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beitlamed
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sleeping in the midday sun

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  Göttinnenspiel Datum:17.03.12 08:48 IP: gespeichert Moderator melden


1.

Winston, wie er die Treppen hinaufhastet wie jeden Tag: Sein Blick ist gerade nach vorne gerichtet; er vermeidet den Seitenblick, den Blick der Passantinnen auf den Rolltreppen. Er ist nicht zu spät. Winston liebt Ordnung und liebt das Gefühl, wenn er gerade genug Zeit hat. Kurz ist er unachtsam, und sein Blick begegnet dem Blick einer Göttin, die sofort und verächtlich die Augen verdreht. Das Programm läuft. Sofort bestarrt Winston wieder Beton vor den Füßen.

Drüben der Pranger zieht neugierig Blicke auf sich: schon strömt alles hin. In Winston wallt eine Panik hoch; er sucht nach einem Weg zwischen den Anzügen, bunten Röcken und Hosen, aber die Menge zieht ihn mit sich wie ein erbarmungslos reißender Strom, und für Augenblicke keucht er um Luft. Er hat kaum Orientierung, bis er zum Stehen kommt.

Da erhebt sich die Absperrung stark aus Metall, einst ein Provisorium der Interimspolizei, stehengeblieben und zur festen Institution erstarrt. Winston möchte nicht gern auf den armen Kerl hinstarren, der da gefesselt steht, entblößt bis auf den Kittelrock, die Arme nach oben verdreht. Ein rotes Zeichen ist krude auf seine verschmierte Brust getan, das nach unten weisende Dreieck derer, die einer Zugehörigkeitsgöttin öffentlich widersprachen. Immerhin ist sein Gesicht fest unter der Maske verdeckt, und sein Zugehörigkeitsband wurde ihm nicht abgenommen, also wird seine Göttin ihn wieder aufnehmen, wenn er die Strafe gebüßt hat. Auf seinem Leib stehen schon Haarstummeln, auch unter den nach vorne entblößten Achseln sprosst wildes, buschiges Haar. Beim Anblick läuft sofort etwas wie ein uralter Reflex durch Winstons Bauch, eine wühlende Übelkeit, und er hat den Geruch von Schweiß und Dreck in der Nase wie schweres Gift. Sofort ist da auch Wut auf den, der da gestört hat, und Winston denkt, wie der ihm den Tag schwermacht; womöglich wird er jetzt trotz aller Umsicht zu spät kommen, und kann gar nichts dafür. Wenn es schon so beginnt, geht es womöglich noch schlimmer weiter.

Da baut sich hinter ihm eine Sicherheitsgöttin auf; ihre rote Uniform ist so attraktiv, wie sie einschüchtert. An ihrer Seite der Gummiknüppel macht einen tiefen, seltsam beruhigenden Eindruck.

"Na Kleiner", sagt sie zu Winston, der sich versteift. "Hast du nichts zu werfen? Magst du ein faules Ei oder lieber die Spraydose?"

Keins von beiden, denkt Winston kurz, bevor er sich für die Spraydose entscheidet. Sie erscheint ihm irgendwie sauberer. Die Göttin drückt ihm die Dose in die Hand und wendet sich ohne weiteres ab. "Danke", sagt Winston noch. Dann steht er da, seine Spraydose in Händen, und da er sie hält, muss er sie freilich auch nützen. Er zielt auf die Brust und den Bauch, wo sich die juckenden roten Pusteln schnell mehren. Andere zielen zugleich, und während das Männchen sich windet, geht durch die Menge ein Johlen.

Sanft stellt Winston die Spraydose ab: Er fühlt, dass er seiner Pflicht nachkam und frei ist, zu gehen. Ganz kurz geht sein Blick unsicher zurück, dann eilt er zu dem Bürogebäude, das auf ihn jeden Tag wartet, treue, freundliche Seele.

[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von beitlamed am 17.03.12 um 08:48 geändert
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  RE: Göttinnenspiel Datum:17.03.12 08:49 IP: gespeichert Moderator melden


2.

Am Sicherheitstor beglückwünscht er sich: heute ist nicht die schwere, eisengesichtige Sicherheitsgöttin am Tor, die ihn immer mit Lust durchprüft und ihm nach Möglichkeit mit ihrer Tellerhand auf den Unterrücken, zwischen die Beine fasst. Bei der Erinnerung schüttelt er sich. Zu viel Körperkontakt, denkt er, ist ungesund. Dann denkt er an Bernadette, und es ist ein kurzer, schöner Gedanke, während er in die Klangwolke taucht, die der Lift ist mit seiner beruhigenden Schwebemusik.

[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von beitlamed am 17.03.12 um 08:49 geändert
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  RE: Göttinnenspiel Datum:17.03.12 08:49 IP: gespeichert Moderator melden


3.

Den Vormittag verbringen sie, wie sie Vormittage verbringen.

B.S. nimmt die Schachtel aus seiner Lade und zündet sich eine an. Der Rauch steigt in feinen Fäden bis unter die Decke.

"Na, ihr?" fragt B.S. allgemein in die Runde. "Gutes Wochenende gehabt?" Er wendet sich an René: "Gut drangekommen diesmal, mein Blasser? Gabs wieder Kekse zum Tee?"

René wendet sich ab, während ein unverständliches Murmeln ins Zimmer sickert.

"Muss das sein?" murrt Winston an seiner Stelle.

"Ich mach doch nur Konversation", sagt B.S. wohlgelaunt. "Waldorf frag ich nicht mehr, der jammert nur, weil seine Muskeln nicht wachsen und sein Bauch nicht schrumpft."

"Bäuchlein, bitteschön", korrigiert ihn Waldorf. "Und du solltest nicht so viel rauchen."

"Wieso? Ich bin ja fit."

"Arbeitszeit", mahnt Winston mit einem Blick auf die Uhr. B.S. verdreht die Augen, aber immerhin verstummt er. René hat sich hinter seinem heiligen Buchwall versteckt. Man sieht an den Seiten des Buchs kantige Ellbogen sich bewegen. Wenn sein Kopf über dem Buchrücken auftaucht, sieht man auch, wie er sich hoch konzentriert die Lippen leckt. Winston versucht, sich auf den Akt zu konzentrieren, der vor ihm liegt: Klassifikation - 107B, notiert er im Beilageschein. Unfall. Beteiligte: 5. Stichworte: Zahnspange, Rosenkohl, Gartenschlauch, Abwasserkanal, China-Restaurant, Frühlingsrolle. Schuldsprüche: Keine. Und ab nach Abteilung 10b. Er wirft den Akt locker auf den Aktwagen und freut sich über die schnelle Erledigung. Er macht einen forschen Blick in die Runde, aber kein Kollege schaut von seinem Schreibtisch auf. René werkt noch immer an seinem Flieger.

Von seinem vierten, fünften Akt wird Winston aufgeschreckt. "Fertig!" verkündet René stolzgeschwellt. Sie kommen alle an seinem Schreibtisch zusammen, um das Wunderwerk zu bestaunen.

"Was ich an Papierfliegern so liebe", erläutert René, "ist ihre Leichtigkeit, die Fragilität der Konstruktion, das Gleichgewicht zwischen Form und Funktion. Ein echter Papierflieger, meine Lieben, ist pure Perfektion."

"Ja", seufzt B.S. "Das mit der Funktion würde ja stimmen. Wenn du jemals einen von deinen Papierfliegern wirklich fliegen lassen würdest."

"Damit der da ihn wieder ruiniert?" sagt René und erinnert alle an einen unangenehmen Vorfall, den er B.S. nie verzeihen wird.

Ein Quietschen kommt von der Tür. Alle schrecken hoch, als schrillte eine Alarmsirene. "Verzeihung", sagt bloß eine Stimme freundlich leise. Adrian, der Bürobote, blinzelt hinter der runden Brille. Er verträgt keine Kontaktlinsen.

"Wer ist der Dienstälteste?"

"Ich", meldet sich Winston dienstältesteneifrig. "Ich bin das." Als ob Adrian das nicht längst wüsste. Rituale sind gut, um eingehalten zu werden. In einem Büro besteht alles aus Ritualen. Das Aktenschleppen ist ein Ritual. Das Papierfliegerbasteln ist ein Ritual. Das Kaffeetrinken ist eines der wichtigsten Rituale.

Jetzt hält Adrian ihm einen Brief hin, als ob ihn der in der Hand schmerzte. Als wäre das blassgrüne Kuvertpapier mit einem unbestimmbaren Gift eingefettet. Winston nimmt den Brief und versucht, keine Miene zu ziehen. Die andern haben sich an ihre Tische gehockt, schauen erwartungsvoll. Winston unterschreibt den Empfangsvermerk schwungvoll mit kräftiger Tinte. "Keine Ausgänge?" fragt Adrian automatisch. Dann schlurft er davon, ein Rad seines Wagens quietscht wieder im Takt.

Sie sehen ihm nach, bis das Quietschen verklingt. Dann stürzen sie alle herbei, wollen wissen, was los ist.

Winston liest das Schriftstück aufmerksam, dreimal, bis er seine Mannen mit den Händen zur Ruhe bringt: "Ein Meeting", verkündet er. "Im Sitzungssaal 2. Maßnahmen zur Effizienzsteigerung. Vorstellung neue Bereichsleitung. 15:00."

Und plötzlich ist Stille im Großraumbüro.

Sie arbeiten schweigend; es wird nicht geplaudert. Winston erledigt satte vier Akten, jede mit hohem Schwierigkeitsgrad. "Netter Versuch", meldet sich schließlich René.

"Was - dein Papierflieger?" versucht B.S. sich in Scherzen. In eine Kugel geknüllt, liegt das glatte Blatt auf dem Tischholz.

"Neue Bereichsleitung", sagt Waldorf. "Das heißt, sie haben Relmsholst..." Seine Geste am Hals deutet es an.

"War eh ein Versager", sagt Winston, aber sein Hals ist trocken. Er räuspert sich. Er darf nicht vergessen, seine Krawatte zu richten, wenn sie zum Meetingraum gehen.
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  RE: Göttinnenspiel Datum:17.03.12 17:08 IP: gespeichert Moderator melden


4.

Genau fünf Minuten vor halb drei Uhr macht Winston sich frisch. Er kommt zurück, hat die Krawatte gebunden, und alle tun so, als hätten sie nichts bemerkt. B.S. verkneift sich sein Lächeln beinahe, und René steht ein paar Minuten danach diskret auf, um seinerseits ein paar Schritte zu tun.

Wie geschlossen sie durch die Gänge stolzen! Vier kühle Heroen in perfekt sitzenden Anzügen: auch wenn Renés Anzug von der Stange ist und an ihm aussieht, als hinge er immer noch im Geschäft auf dem Kleiderbügel. Winston hat René auch im Verdacht, dass er seine Nägel nicht oft genug macht. Und ganz sicher färbt er seine Haare, um nicht ganz so albinohaft zu wirken mit seinen Sommersprossen und seiner Blasshaut. Es soll aber nicht mein Problem sein, denkt Winston schnell. Wir bringen jetzt die Besprechung hinter uns, nicken ein paarmal brav mit den Köpfen, und dann geht der gewohnte Gang weiter gemütlich dahin. Winston kennt in den lange vertrauten Gängen ein paar Abkürzungen, und so kommen sie zügig voran.

Im Aufzug unter der Dusche aus Sickermusik macht René ein Genießergesicht und schnalzt mit der Zunge. "Jemand hat ein neues Parfum, glaub ich", sagt er.

"Ich nicht", piepst Waldorf. Groß und weich, finden die Göttinnen ihn zumeist männlich sanftlieb.

"Ich weiß", schüttelt sich René. "Etwas mit Hyazinthe, blumig und stark."

"Hyazinthe ist jetzt im Kommen", bekennt Winston sich.

"Das sagst du doch jedes Jahr", kichert René, aber er wirft Winston doch einen bewundernden Blick zu. "Ich finde es jedenfalls gut."

"Danke, mein Freund, danke."
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  RE: Göttinnenspiel Datum:17.03.12 17:10 IP: gespeichert Moderator melden


5.

Dann sind sie da, und sie richten sich ein: Bleistifte spitz, karierte Blocks ausgerichtet am Marmortischrand. Der Meetingraumboden hat ein Schachbrettmuster, dunkelhellgrau eintönig helldunkelgrau.

Dann warten sie, die Schwingtüre geschlossen wie eine reglose Schleuse zu einer anderen Welt. Langsam werden sie unruhig: keiner, den sie kennen, würde sich so lange Zeit lassen. B.S. spitzt einen Bleistift und noch einen. René macht eine Zeichnung auf seinem Block, vielleicht von einem neuen Papierflieger. Winston starrt auf die Tür, als ob er sie damit erweichen wollte.

Dann öffnet die Tür sich, ein stockender Atem geht durch die Menge, und ein frischer Zug aus herzhaft herber Kraft weht herein. So haben sie ihre Augen regungslos hingewandt und wenden den Blick schamhaft ab, als das herbe, kantige Gesicht unter dunklen und festen Augenbrauen jeden der Männer unverwandt anblickt.

Es ist unfair, denkt Winston, dessen Blick interessante Details an den Karos auf seinem Schreibblock ausmacht. Es ist gegen den Brauch. Es ist...

Es ist eine Frau. Sie nimmt den Raum an der Spitze der Tafel ein und nennt ihren Namen mit sicherer Stimme: "Doktor Regina Schreier. Kein Ypsilon. Ich leite ab heute das Amtsgeschäft."

Jedes Wort ist ein indianischer Giftpfeil, ein Samuraidolch. Wenn sie eine Frau schicken, haben sie ernsthafte Änderungen im Auge. In Winston erwacht die Verantwortung, die er als Dienstältester trägt: die Büroehre steht auf dem Spiel. Schließlich arbeiten sie gut, pünktlich, im Regelmaß.

Frau Doktor Schreier erläutert. Als sie die Notwendigkeit nennt, die Effizienz drastisch zu steigern, möchte Winston gern einhaken. Die Zahlen - sie haben doch soundso viel, und das heißt - er weiß, dass er die Zahlen vor einer Minute noch kannte. Frau Doktor Schreier gestikuliert. In seinem Denkapparat, unsichtbar, hat ein Zahnrad ins andre gegriffen; auf einen stählern durchdringenden Blick hin hat ein Schaltkreis aus ersten Momenten sich aktiviert, und Winston vernimmt jetzt ein brennendes, glühendes Ziehen von seinen Lenden an aufwärts bis in den Bauchraum. Ein Bild stellt sich ein, und Frau Doktor Schreiers sinnlicher roter Mund, ihre wogende Brust füllt seinen Gedankenraum. Sogleich fühlt er sich schuldig, solche Gedanken zu denken: diese steinzeitbrutalen Bilder, die die schöne Gewaltfreie und endlich Gerechte Gesellschaft schon längst überwunden hat. Nur er, Winston, er kann sich nicht helfen und braucht noch mehr Kraft, noch mehr Selbstzügelung. Da ist Frau Doktor Schreier natürlich schon längst weiter und nennt konkrete Maßnahmen.

Winston schluckt. Weiter hinten hebt sich eine Hand schüchtern. Waldorf, ausgerechnet der romantische, liebliche Waldorf mit seiner Piepsstimme, wirft ein, japsend: "Aber wir haben... im letzten Halbjahr... die Bearbeitungsrate ohnehin... 20%..."

Frau Doktor Schreier macht nicht einmal eine Pause in ihrem Redefluss. Waldorf betrachtet den Marmor. Rigide Kontrolle der Arbeitszeit. Reduktion der Mittagspause auf 15 Minuten. Kaffeepause höchstens einmal pro Tag, zehn Minuten. "So werden wir unser Team wieder auf Kurs bringen. Alle einverstanden? Gut. Dann, meine Herren, an die Arbeit!"

Frau Doktor Schreier erhebt sich und wallt aus dem Raum. An der Tür dreht sie sich um: "Oh, und eines noch - natürlich herrscht ab jetzt striktes Rauchverbot." Die Tür schwingt hinter ihr nach. Die Männer machen verdutzte Gesichter.
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  RE: Göttinnenspiel Datum:17.03.12 21:09 IP: gespeichert Moderator melden


6.

Wie anders schleichen sie fort, als sie hinstolzten! Die Aufzugsmusik beruhigt sie ein wenig. Trotzdem ist Winston an seiner Ehre gekränkt und in seinem Dienstältestenstolz schwer verwundet. Den Nachmittag beißen sie Zähne, murren einander an, und als Winston Punkt fünf seinen Bleistift an seinen Platz legt, geht er ohne ein Abschiedswort.

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  RE: Göttinnenspiel Datum:17.03.12 21:10 IP: gespeichert Moderator melden


7.

Nahtlos reiht Winston sich in die Menge ein. Der Pranger am Platz ist jetzt leer: Winston wünscht dem Männchen, das dort stand, dass es von seiner Zugehörigkeitsgöttin wieder genommen wurde. Wenn nicht... Winston weiß nicht, was geschieht, wenn Männchen das Unnennbare Halsband bekommen. Das sind die Dinge, die man besser nicht denkt.

Und wie das gestunken hat! Und wie diese Haare sich kräuselten! Zu denken, dass das vor Generationen normal war: Wie müssen die Menschen gestunken haben! Was für ein Ekel muss diese Brutalzeit durchzogen haben. Männchen ohne Ganzkörperwachsung. Behaarte Achseln, behaarte Beine, behaart auch da unten dazwischen... Winston, sagt seine Mutter immer, du grübelst zu viel. Früher hat Winston die Ganzkörperwachsung immer am Montag durchgeführt, aber seit Bernadette ihn am Mittwoch sehen will, hält er das Ritual lieber dienstags ab.

Die Ampel ist rot. Von der Figur in dem Lichtkreis geht eine beruhigende Wirkung aus.

Auf der anderen Straßenseite sieht Winston ein Plakat: ein Halbnackter ist da, mit wunderschön glatter, gerundeter Muskelbrust, und hinter ihm eine riesige Schlange, die das Männchen am Kopf packen wird. Die Schlange bewirkt in Winston sofort einen Reflex aus Ekel und Angst: soweit er es weiß, hat er immer schon Schlangen gefürchtet, wie Spinnen und Hunde. Als wären Bilder von gefährlichen Tieren aus frühester Zeit in ihn eingegraben. Das Männchen auf dem Plakat, hoffnungsvoll hält es den Blick auf die große Parfumflasche in seiner Hand: "Safety" sagt die Marke. Winston spürt einen Impuls, sie zu kaufen. Leider hat er im Augenblick nicht das Geld. Hyazinthe, denkt Winston, hoffentlich ist Hyazinthe drin. Sofort denkt er an Bernadettes Körperduft, der ihn letzten Mittwoch wie vor einer unermesslichen Zeit so heftig und stark umfing; er denkt an den Hauch ihrer Göttlichkeit, den er zur Belohnung in Mund und Nase bekam. Er denkt sich, dass er all das nicht verdient, und er fragt sich, ob dieses warme Gefühl, das er in Bauch und Brust hat, das sich langsam ausbreitet und jede Pore, jede Faser erfüllt, ob das Liebe ist.

Aber ist Winston zu echter, großer, dem Wahnsinn naher Liebe fähig? Zu einer Liebe, die Mark und Bein erschüttert, die durch und durch geht, die ihn Aufewigdein sagen lässt? Ist die Tiefe der Sehnsucht seiner Seele ermesslich? Oder kann er am Ende nur tun, was sein Körper ihm einflüstert?

Er denkt daran, wie Bernadette ihn ansprach.

Sie tat es so sanft, so selbstverständlich. Und doch auch so kraftvoll, so weiblich, so fest. Im Blumengeschäft stand sie hinter ihm, und dann hielt sie ihm eine Rose hin.

"Was...?" fragte er, und er erschrak über die eigene Frechheit.

"Was ich will?" wiederholte sie seine Gedanken, als hätte sie sie gelesen. "Ich werde dir eine Blume schenken - und vielleicht werde ich dich damit verführen. Wer weiß?"

Sie spielte ein Spiel mit ihm, und es fühlte sich so gut an: Gut und entsetzlich und unentrinnbar. Sie sagte ihm, dass er jederzeit Stopp sagen könnte - jetzt jedenfalls noch. Sie fragte ihn, ob sie aufhören sollte. Und dann berührte sie ihn wieder, ein wenig gewagter, und fragte ihn wieder.

Winston sagte nie Stopp. Vielleicht hätte ein gutes Männchen sich ihr verweigert. Vielleicht ist er schmutzig, weil er es nicht tat?

Es ist so verwirrend. Und er sehnt sich so sehr nach Bernadette.

"Warum wollten Sie mich eigentlich?" hat er sie einmal gefragt.

"Viele Göttinnen wollen dich." Sie hat gelacht und ihm einen Nasenstüber versetzt. "Weil du so süß bist. Außerdem hast du den Gehorsam in deinen Augen... und auch den Schalk!"

Winston lächelt, dann seufzt er.

Morgen muss er noch durchstehen, und übermorgen den Tag bis zum Abend - es erscheint ihm im Moment vollkommen unmöglich. Und dass Frau Doktor Schreier jetzt herrscht, macht Winstons Gefühle nicht angenehmer. Er denkt an sie, und er fühlt sich beeindruckt. Und er fühlt wieder die Kribbeligkeit, das heftige heiße Ziehen in seinen Lenden. Nein, denkt Winston, ich bin liebesunfähig. Ich denke an Bernadette, und ich denke gleich wieder an eine andere Göttin. Was bin ich nur für ein Männchen! Er legt alle Verachtung in dieses Wort. Ein Kinderlied fällt ihm ein: "Ein Männchen steht im Walde, dort steht es gut. Dort kann es auch nicht stören in seiner Wut..."

Wenigstens kann er in seinem Kellerabteil ein wenig Ruhe genießen. Das Haus bleibt ruhig und friedlich, seine Mutter hat heute kein Männchen bei sich. Winston putzt sich die Zähne und legt den Zahnkäfig bereit. Er liest noch ein Buch, einen freundlichen Liebesroman über eine Ärztin, die einen Rechtsanwaltsgehilfen heiratet, der zwar nicht sehr klug, aber sehr süß ist. Er geht noch einmal aufs Klo, legt sich den Zahnkäfig an das Peewee, wobei er sorgfältig achtgibt, das Peewee nicht mit der Hand zu berühren. Dann schläft er ein, die Hände brav auf der Decke, voller Sehnsucht und Sorge und Hoffnung.
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  RE: Göttinnenspiel Datum:17.03.12 21:11 IP: gespeichert Moderator melden


8.

Am nächsten Tag fehlen die Aschenbecher. B.S. blickt mürrisch drein. Auf dem Tisch findet Winston eine Stechkarte. B.S. deutet schweigend mit dem Finger den Gang runter, nach rechts. Winston stapft wütend.
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  RE: Göttinnenspiel Datum:17.03.12 21:11 IP: gespeichert Moderator melden


9.

Aber schließlich vergehen auch diese Tage, und es ist endlich so weit.

Leider muss Winston noch in den Supermarkt. Die Musik ist beruhigend, und er kauft auch gern ein - wenn es nur nicht so ein Spießrutenlauf wäre! Überall Göttinnen, die ihm nachstarren, ihm Anzüglichkeiten zuwerfen, und manch eine hat sogar ihr Männchen im Gehörigkeitshalsband hinter sich, das die Handtasche trägt und den Wagen rollt. An der Kassa ist es besonders schwer in der Enge, ein Männchen allein, das von den starken Göttinnen immer wieder zur Seite gedrängt wird.

Draußen im Freien atmet er auf. Bald wird er bei ihr sein. Bald wird er am Herd stehen. Bald.

Winston läutet. Er wartet ruhig, aufmerksam. Bernadette hat ihm drastisch gezeigt, dass er genau einmal läutet, dann wartet. Er fragt sich, ob viele Männchen so warten. Er weiß keine Antwort. Etwas Tiefes und Elementares sagt ihm, dass es nicht möglich ist, darüber zu reden. Er möchte gerne normal sein. Also hört er auf das, was tief elementar brodelt.

Er möchte doch nur ein gesundes und anständiges Leben, wie jedes Männchen, mit einer Zugehörigkeitsgöttin, die ihm die Richtung weist. Was Bernadette ihm tut, ist doch ganz sicher nicht gesund. Wieso hat sie ihm immer noch kein Halsband angelegt? Ist sie gut für ihn? Vielleicht sollte er einfach nicht mehr kommen... Beim Gedanken daran wühlt ihm ein tiefer Schmerz durchs Gedärm. Es ist ja unmöglich. Er möchte ihr zeigen, wie brav er ist. Alles wird gut werden. Er atmet tief ein und tief aus.

Jetzt ist ohnehin keine Zeit mehr für beunruhigtes Denken. Als sie die Tür öffnet, lächelt sie. "Brav", sagt sie knapp. Ihre selbstbewusst sich herbeilassende Stimme zu hören, lässt Wohlsein von unten bis oben durch seinen ganzen Körper zittern. Sie lässt ihn eintreten und die Tasche abstellen. Sie wirft einen Blick auf die Uhr. "Du bist sogar pünktlich. Hast du aus deinen Fehlern gelernt?" Da er nicht antwortet, schnappt sie sein Kinn mit der Hand. "Ja", beeilt er sich zu antworten. "Göttin." Das klang ein kleines bisschen frech, denkt er und senkt vorsichtshalber den Blick.

"Du brauchst eine Dusche", sagt sie, so wie damals, beim ersten Mal. Sie zwinkert ihm fröhlich zu.

Winston nickt schweigend. Damals hat ihn das alles erschreckt; es erfüllt ihn mit Stolz, dass er jetzt schon so leicht geht, so selbstverständlich. Er entkleidet sich, beinahe ohne zu zögern. Sogar ganz nackt kann er schon stehen, ohne zu beben. Er vermeidet den Blick in den Spiegel und steigt eilig in die Duschtasse. Einmal hat er vergessen, dass er nur kaltes Wasser benutzen darf, und dann ließ sie ihn sich nicht abtrocknen, und er musste die ganze Zeit stehen, bis er von selber getrocknet war, und sich dann wieder eiskalt duschen, bis er in Krämpfen war. Winston schüttelt sich; er lernt schnell, und er lernt gern. Das Richtige zu tun, gibt ihm ein gutes, warmes Gefühl. Er springt aus der Dusche, trocknet sich schnell mit dem Handtuch ab und geht zum Wohnzimmer, wo Bernadette ihm bedeutet, dass er die Hände in den Nacken legen und stehen soll.

Automatisch schließt er die Augen. Es fällt ihm immer noch schwer, sich ihr so zu zeigen. Das Bedürfnis, sich von ihren Blicken zu wenden, ist immer noch da. Er kann fühlen, wie sie ihn begutachtet: Wie sie nach Mängeln Ausschau hält oder nach weiteren Möglichkeiten, etwas an ihm zu verändern. Ihr höchst eigenes Kunstwerk, hat sie ihn schon einmal genannt.

Sie sieht ihn gern nackt. Oh, sie sieht ihn so gern nackt! Er versteht das nicht. Die männliche Physiologie ist ein Auswurfprodukt, eine Sekundärstufe, uninteressant und dreckig. Männchenkörper sind dreckstarrende Pfuhle, so sehr sie auch an sich herumwaschen und sich die Haare auspieksen. Eine wütende Welle durchläuft ihn.

Zum Kochen gibt sie ihm eine Schürze in blauer Farbe, mit einem orangebärtigen französischen Koch drauf und einem gelbfarbigen Fisch. Hinten lose zugebunden, bis knapp über die Knie lose herabhängend, entblößt sie ihn mehr, als sie ihn deckt.

Wie zum Beweis, fasst Bernadette ihm von hinten unter die Schürze. Er fühlt kaltes Metall an seiner Brust; es lässt ihn erstarren, versteifen; als könne er etwas verhindern, während es in ihm glühend wird und zerschmilzt. "Was zauberst du uns beiden heute?"

"Milchrisotto mit weißer und dunkler Schokolade... und einem Hauch Chili." Er sagt es mit Stolz. Er weiß, dass sie es gerne süß mag und scharf. Sein Körper schüttelt sich; der Schmerz lässt nicht locker.

"Wow! Das klingt lecker. Aus unserem Buch?" Dankbar sieht er sie an. Das Büchlein in rotem Samt, mit einem Herz drauf, mit Rezepten für romantische Stunden, hat sie ihm geschenkt. Er hält es heilig wie einen Gral, perfekt versteckt, wo seine Mutter es sicher nie findet. "Es ist ein großartiges Rezept. Sie werden es mögen."

"Da bin ich mir sicher", sagt sie. Das Metall an seiner Haut ist wärmer geworden, jetzt kitzelt es ihn. "Motivation", sagt Bernadette und grinst schelmisch. Etwas macht Klick. An seinen Brustwarzen, wohin er nicht einmal sehen kann, bahnt ein weißloderndes Feuer seinen Weg nach innen. Winston geht leicht in die Knie.

Er überwindet sich und beginnt zu kochen. Während er das gemeinsame Essen kocht, wendet er sich ihr zu: "Warum wollen Sie mich immer wieder nackt sehen?"

Sie blickt ihn erst überrascht an, dann lächelt sie wieder dieses überlegene Lächeln, das er so liebt.

"Ich finde dich hübsch, mein Kleiner. Wunderhübsch. Mir ist egal, was die Allgemeinheit sagt. Männerkörper und so. Das war immer schon so. Ich mag alles an deinem Körper... deine kleinen süßen rosigen Brustwarzen, die leichten Sommersprossen auf deinen Schultern... man sollte sie zählen und aufheben und konservieren. Ich mag deinen Bauch mit seiner kleinen Wölbung. Dein Nabel macht mich rasend vor Gier. Wenn ich deine Beine sehe, möchte ich sie küssen und streicheln. Ich mag das, was zwischen deinen Beinen... oh, ich weiß, da wirst du nervös, nicht wahr? Macht nichts, mein Süßer, ich auch. Ich mag an dir einfach alles. Alles." Sie kichert. "Oh, und... ich weiß, dass es dich wahnsinnig macht."

Seine Brustwarzen sind wie zwei Wunden aus hellroter Glut. Es fällt ihm schwer, aufrecht stehenzubleiben. Er stützt sich mit dem Körper gegen die Arbeitsplatte, um nicht umzukippen. Es fällt ihm schwer, sich zu konzentrieren. Zur Ablenkung versucht er an die Akten zu denken, die er heute bearbeitet hat. Beteiligte: 3. Stichworte: Alkohol. Er möchte verhindern, dass eine schmerzreiche Träne in den Topf mit dem Reis fällt. "Warum dauert das denn so lang?" fordert Bernadette hinter ihm an dem Tisch, wo sie an ihrem dritten Whiskey nippt.

"Es ist ein Risotto", murmelt Winston entschuldigend.

"Achso... hmmm... gute Ausrede. Ich frage mich, wie wir dich und dein Risotto noch ein wenig besser motivieren können?" Wieder fährt sie ihm unter die Schürze, gleitet die Fingerspitzen sicher über die glatte Haut bis zur Brust. "Mund auf", befiehlt sie barsch. Ein Kettchen kommt zum Vorschein. Sie steckt es ihm in den Mund. Es spannt sich bis unter die Schürze. Der Druck auf die Brustwarzen vervielfacht sich in einem Sekundenteil. Beteiligte: 3. Stichworte: Alkohol, Reversale, verbotene Erektion. Winston kann kaum atmen vor Schmerz. Schuldsprüche: 1.

Bernadette lehnt neben ihm, schaut ihm genüsslich zu. Beteiligte: 3... Als Beilage hat er warmen, karamellisierten Himbeerschaum geplant. Kurz überlegt er, die Beilage einfach wegzulassen, in der Hoffnung, dass er dadurch schneller von den Schmerzen erlöst wird; aber sie kommt ihm freudig zuvor: "Was ist denn da noch in der Tasche? Himbeeren? Du weißt doch, dass ich Himbeeren liebe, du Süßer du!"

Also bleibt ihm nichts, und er arbeitet unter Schmerz und Pein weiter. Er zwingt sich, den Akt aufzusagen: Beteiligte, Stichworte, Schuldsprüche... Er ist gerade beim Karamellisieren, als sie beginnt, ihre Finger an seinem Bauch gleiten zu lassen, an seinen Beinen, an seinem... Unterrücken. Er braucht alle Konzentration, nur um den genau richtigen Moment nicht zu verpassen, Sekunden bevor der Zucker schwarzbitter anklebt, Bernadette spreizt seine Backen und verteilt etwas Kaltes, das ihn zusammenzucken lässt. Da ist es geschehen: verbrannt stinkt dunkler Rauch durch die Küche.

"Oh", macht Bernadette in spöttischem Mitleid. "Hat mein Kleiner das Essen verdorben?" Etwas dringt in ihn ein, füllt ihn aus, und er gibt einen erschrockenen, unartikulierten Laut von sich. "Macht ja nichts", sagt Bernadette. "Tu einfach Zucker hinein und fertig." Sie klapst ihm kräftig auf den Unterrücken, und er spürt die Erschütterung durch Mark und Bein. "Oh, und... nicht verlieren, ja?" Ihre starken Finger zwingen sein Kiefer auseinander. Sie nimmt ihm die Kette ab, ihre Zunge bewegt sich in seinem Mund. "Du bist wirklich ein Süßer."

Winston weiß nicht, ob er jubeln will oder zusammenbrechen. Als sie unter die Schürze fasst und ihn befreit, ist der Schmerz rasend und bohrend und quer durch den Leib. Als er nachlässt, bleibt immer noch ein Wühlen im Bauch; ein Gefühl, das ihn an seine Schulzeit erinnert, wenn er ein Gedicht aufsagen sollte und die Worte vergessen hatte. So fühlt er sich jetzt: Wie ein Schüler, der dabei ist, bei der wichtigsten Prüfung seines Lebens zu versagen.

Als er ihr ein großes Stück von dem süßen Wunder serviert, zittern seine Hände so stark, dass er den Löffel kaum halten kann.

"Seit wann brauchen Hunde denn eine Schürze?" fragt sie. Er zögert. "Nun?" Er seufzt auf, nimmt die Schürze ab. "Bist du mit irgendetwas unzufrieden?"

Er schüttelt den Kopf.

"Du musst lernen, bei mir immer deine Meinung zu sagen", sagt Bernadette. "Es wird bald die einzige Freiheit sein, die dir bleibt." Sie kostet und schnalzt mit der Zunge, während er die Schürze ordentlich auf den Sessel legt. Auf ein Zeichen hin geht er auf alle Viere. Sie nimmt den Topf vom Boden und tut ein Stück Risotto hinein. Wenn sie mit seiner Küche zufrieden ist, wird sie ihm den Topf einfach hinstellen. Wenn nicht, wird sie ihn vorher versalzen oder... sonst etwas tun.

"Du machst es mir schwer", sagt Bernadette. "Das Essen ist ausgezeichnet. Andererseits - du hast den Topf durchgebrannt. - Augen zu! Soll schließlich eine Überraschung werden." Er hört sie aufstehen, die Kühlschranktür öffnen... etwas klappert. Der Topf wird ihm hingeschoben. Er nähert sich, Nase voran - ein scharfer Geruch schießt ihm in die Nase. "Bon Appetit", säuselt Bernadette. Beim Gedanken, das aufessen zu müssen, wird ihm übel.

Nachher sitzt sie zufrieden auf dem Sofa und lässt sich die Füße waschen und eincremen und massieren. "Darf ich Ihnen eine Frage stellen?"

"Das hast du doch grade getan."

"Göttin, ich habe kein schlechtes Gewissen."

"Ja, und?"

"Und ich sollte ein schlechtes Gewissen haben. Ich habe das Essen verdorben."

Sie streicht ihm sanft über die Haare. "Mein Armes. Sag - als du dein Töpfchen gefressen hast, wie war das?"

Er erinnert sich ungern daran. Süß und scharf, das hat er sich anders gedacht. "Es war... furchtbar." Er muss loskichern. "Tschuldigung."

"Also", beharrt sie und muss selbst lachen. "Wie ist das - hast du deine Strafe bekommen?"

"Ja."

"Eben. Also, wenn du den Fehler gebüßt hast, warum solltest du dann noch ein schlechtes Gewissen bekommen?"

Darüber muss er erst nachdenken. Das fällt ihm nicht leicht. "Armes", sagt sie wieder. Ihr Blick geht in die Ferne, als hätte sie gerade jetzt eine Erkenntnis. "So machen die das", flüstert sie langsam. "Sie enthalten euch eure Strafe vor." Sie seufzt. "Du weißt ja nicht, wie du mein Leben bereicherst."

Er bemerkt, dass sie dabei ist, ihre Hose abzustreifen, und da ein Schaltkreis in ihm heißläuft und seine Scham antreibt, schließt er blitzschnell die Augen und fest wie Schraubzwingen.

Sie führt seinen Kopf sanft an die richtige Stelle. Sie sagt, dass er das sehr gut machen wird, dass sie sich freut, ihn dort zu spüren. Er benutzt seine Zunge, wie er es gelernt hat, denn die Zunge ist das Werkzeug der Sprache und das sauberste, was das Männchen der Göttin darbietet, wie es tuschelnd getratscht wurde auf dem Schulhof, wie sie es ihm beigebracht hat. Die göttliche Feuchte, herb und stark, reinigt den Männchenmund, heilt die Wunden, spendet eine tiefere Freude. Feuchtheiß gleitet die Zunge, wenn das Männchen sich wahrlich vollkommen hingibt, und dadurch kann es seinen Beitrag leisten. Veredelt wird es, während die Göttin sich holt, was ihr gehört. So darf das Männchen den Alltag der Göttin bereichern, erleichtern, versüßen, wenn sie es wil. Er ist stolz, wenn er die Göttlichkeit der Göttin so berühren, schmecken, fühlen, riechen darf. Er lässt sich von dem Geschmack einnehmen, von dem Duft betörend umhauchen. Er findet sich glückerfüllt, schwebend in dieser Welt aus zarter Haut, Feuchte und Liebedienst.

Als ihr Atmen laut wird und in ein Stöhnen übergeht und sein Stolz anschwillt und er sich so unglaublich glücklich fühlt, befiehlt sie ihm zwischen den unartikulierten Lauten, die Augen zu öffnen.

Er zögert. Er weiß nicht, was er jetzt tun soll. Das Herz bis zum Hals schlagend, nutzt  er weiter die Zunge, so tief er kann, und hofft, dass sie die Forderung nicht wiederholt.

"Du sollst..." Wie ungeduldig sie sein kann! "Oh verdammt. Hör auf. Hör sofort auf!"

Sie springt auf und zieht sich die Hose hoch.

Wie sie ihn jetzt ansieht! Zorn funkelt in ihr, heilig und feuerheiß.

Ihre Augen glänzen mit Feuchte, als könnte sie weinen. Enttäuscht muss sie sein, wütend und... verlassen, denkt Winston in einem Moment, und verdrängt es sofort wieder. Ihre Worte sind dringlicher jetzt als seine dummen Gedanken.

"Du musst gehen."

"Aber..."

"Keine Widerrede. Lass mich allein!"

"Ich... kann ich nicht..."

"Mach mich nicht wütend! Wenn du mich wütend machst, darfst du nie wiederkommen, verstehst du mich?"

Während er sich ankleidet, ihre Blicke vermeidend, hastig, steht sie ungeduldig mit einer Zigarette. "Das ist einfach ungesund", hört er sie murmeln. Zum Abschied sieht sie ihn nicht einmal an.

Er irrt durch die Straßen. Er kann nicht zur Ruhe kommen, nicht einmal eine Sekunde. Später sitzt er weinend auf einem Randstein. Später kommen auch keine Tränen mehr, und er sitzt und starrt auf den Asphalt. Als er sich endlich gefasst hat, um nach Hause zu gehen, ist es spätdunkle Nacht.
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