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balzer
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Leipzig




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  Billy Quade Datum:10.06.08 14:45 IP: gespeichert Moderator melden


Die Moderkammer des Billy Quade


Jetztzeit; irgendwo in Deutschland


Seit fast 45zig Minuten wartete ich bereits mit meiner Partnerin am vereinbarten Treffpunkt.
Ich tat es nicht von mir aus. Unser Chef hatte uns hierher geschickt. Der Redakteur der „History-Press“ glaubte einer großen Story auf der Spur zu sein.
Woher der Knabe seine Überzeugung bezog, mochten die Götter wissen.
Ich jedenfalls rauchte derweil unzählige Zigaretten.
Zum wiederholten Mal sah ich zur Uhr. 50zig Minuten nach vereinbarter Zeit.
Jede Minute war Geld wert und ich verschleuderte sie an einem fragwürdigen Treffpunkt für einen noch fragwürdigeren Kunden.
Sichtlich nervös sah ich auf Angelika, der Pressefotografin.
Aber, wie zum Hohn, die war die Ruhe selbst. Völlig entspannt spielte sie mit ihrer Kamera.
Ihr Gebaren machte mich nicht eben ruhiger. Zumal ich sie kannte. Seit etwa sechs Jahren arbeitete ich in der Etage. Angelika sogar noch länger. Die Dreißigjährige war ein ungekrönter Star in der Abteilung. Obwohl es ihre Planstelle nicht zu lies, so war doch jedem Anderen in der Redaktion klar, sie kam gleich nach dem Alten.
Ja, sie war gut. Gebe ich zu. Hatte in den letzten Jahren auch hin und wieder mit ihr zu tun. Wie sagten ihre Gönner? Sie hat das mystische Händchen, für die Situation.
Okay ist ja gut. Nicht das jetzt Einer denkt das ich neidisch bin, oder gar in Konkurrenzdenken zu ihr stehe. He, sie macht die Bilder, ich bin für den Text zuständig.
Dennoch hatte ich in ihrer Gegenwart immer so ein unterschwelliges Gefühl der Zweitrangigkeit.
Nein, nein, sie gab mir keinen Anlass. Nie hatte sie so was je nur angedeutet. Angelika war ne attraktive Frau, schlank, dunkelrote volle, lange Locken. Dazu immer dieser schwarze Lederanzug, weil sie Motorrad fuhr.
Na gut Geschmacksache. Bin ja auch mal Motorrad gefahren. Leder ist schon besser. Aber jedes Mal wenn ich mit der Frau zu tun hatte, glaubte ich mich in ein Dominastudio versetzt. Einbildung? Möglich, war ja noch nie da.
Glauben Sie jetzt ja nicht dass ich etwa ein Hagestolz bin. Nur weil meine Scheidung schon 11 Jahre zurück liegt. Aber irgendwie kam ich mit männlichen Fotografen besser zurecht. Nein, nein, bin kein Chauvi! Aber das Mädel war nicht gerade Balsam auf meine nervöse Seele.

Ich sah wieder zur Uhr. Ne Stunde. Die nächste Zigarette.
Verstohlen lächelte mich Angelika an.
„Rauchst ganz schön viel. Bist Du nervös?“
Ich wollte kühl wirken, redete deshalb schon los, als meine Kippe noch die kleine Flamme des Feuerzeugs tangierte.
„Wieso, bist Du es nicht?! Seit ner guten Stunde stehen wir hier. Wüsste was Besseres! Frag mich nur, warum hat der Alte nur so nen Affen an diesem Quade gefressen. Schätze der hat mal wieder einen Tipp bekommen, aus so ner seltsamen Quelle, welche kein Schwein kennt außer ihm. Und für voll würde ich diese „Quelle“ auch nicht nehmen. Ist bestimmt nur ein intimes Hobby vom Chef. Aber was soll man machen?“
Angelika lächelte mich sonderbar an.
„Die seltsame Quelle bin ich.“
Ups, Sch…( Gesäßpastete) wieder mal ein Beweiß für meine Feinfühligkeit!
Ich wollte schon rumdrucksen, die Sache bereinigen, doch Angelika nahm mir sogar diese Chance, indem sie abwinkte.
„An welcher Sache hast Du zuletzt geschrieben?“
Ich sah sie etwas verduzt an.
Das Interesse konnte doch nur ein Trick sein. Dennoch antwortete ich.
„Ne Hexensache aus dem 17. Jahrhundert….“
Sie nahm mir das Wort aus dem Mund.
„Ja war gut! Ging um die Geschichte am Mückensee.“
Ich staunte zwar nicht schlecht, dass sie es überhaupt kannte, nickte aber nur.
Doch Angelika ließ sich nicht beirren und fuhr fort.
„Du hattest doch einige Anhaltspunkte aufgeführt über zwei Frauen? Auch einiges über den damaligen Scharfrichter?“
Ich staunte immer mehr. Sie schien es tatsächlich gelesen zu haben.
Irgendwo, in den Archiven war ich auf mehr gestoßen, als nur die blanken Gerichtsdokumente.
Aber ich sollte aus dem staunen nicht raus kommen.
Angelika sah mich mit ihren grünblauen Katzenaugen fest an.
„Dein Artikel hatte mich inspiriert!“
(Kann ich es glauben?)
Laut sagte ich nur=
„Aha.“
Die Fotografin nickte. Mir dünkte völlig ehrlich.
„Ja! Vor allem die persönliche Tiefe zu Opfer und Täter.“
Ups, hatte ich das? Musste selbst erst mal nachdenken. Ja, ich war auf einige Sachen gestoßen. So das Alter der Frauen und einige Lebensumstände. Fakt war, Beide wurden 1608 öffentlich verbrannt. Die Ältere war 45zig, die Jüngere kaum 18. Beide hinterließen sieben Kinder, zusammen. Waren Nachbarinnen gewesen. Auch über den Henker fand ich was. Er war ein eingeheirateter Bastart. Hätte ohnehin keine andere große soziale Chance damals gehabt. Dennoch wurde in Zeitdokumenten so was wie unübliches Mitleid bei ihm verbirgt. Ein seltenes und seltsames Novum in dieser Zeit. Genau deshalb hatte ich es ja aufgeschnappt.
Doch da, legte Angelika die Kamera aus der Hand und kam auf mich zu.
„Ja, genau Dein Artikel war es und die Schicksale von welchen Du schriebst!“
Als sie ganz nahe war, sah ich das eigenartige Funkeln in ihrem Blick.
„Und ich hatte Erfolg!“
„Erfolg?“,… ich verstand nicht.
„Ja, ich fand einen der letzten Nachkommen einer Henkerfamilie.“
Nun machte der Schalter langsam klack bei mir.
„Du meinst dieser Quade ist so ein…“, ich schluckte kurz“. so ein Nachfahre?“
Angelika nickte.
„Nicht nur das. Billy Quade besitzt auch die letzte original Folterkammer im Privatbesitz. Und er kennt jede Geschichte, welche sich in ihr birgt.“
Es bedurfte einer Weile, bis ich ihre Worte begriff.
Ob ein Ohmen, Zufall,.. oder sonst was. Genau in jenem Augenblick wurden wir Beide angesprochen.
„Sind Sie die Beiden von History-Press?“
Uns stand ein gebeugter Mann gegenüber der die 70zig fast erreicht hatte. Schlohweißes, noch hinten streng gekämmtes Harr. Dazu eine dunkle, große Hornbrille, die dem Greis ein Oberlehreraussehen verlieh.
Angelika war die Erste, die ihre Sprache wiederfand.
„Ja. Und Sie sind Herr Billy Quade?“
Der gebeugte Mann nickte nur wies mit der rechten Hand auf das unscheinbare Gebäude vor uns.
„Folgen Sie mir.“
Ohne ein weiteres Wort, schritt Quade voraus.
Erst jetzt sah ich mir das Gebäude näher an. Es handelte sich um einen alten, verlassenen und herunter gekommenen gelben Backsteinbau. Mal abgesehen von den verrosteten Gittern vor den leeren Fensteröffnungen, wies nichts auf seine ehemalige Bestimmung hin. Jedenfalls nicht von außen.
Als wenn der Mann meine Gedanken erraten hätte sagte er, ohne sich um zudrehen…

„Der traurige Rest der JVA. Seit 15 Jahren außer Betrieb. Bei Adolf war es Zuchthaus, beim Kaiser Besserungsanstalt. Man hätte es längst abgerissen, hätte nicht ich da noch ein paar Rechte.“
Wir hatten die Tür erreicht. Zumindest war das noch ne richtige Tür. Denn die Fenster zum Beispiel, waren nur noch geschwärzte, scheibenlose Öffnungen, die Einem wie das fahle Maul einer Leiche angähnten.
Augenblicklich schlug uns Modergeruch entgegen. Aber damit war zu rechnen.
„Moment!“,… sagte Quade und angelte eine Taschenlampe hervor.
Wie zur Entschuldigung sah er zurück.
„Strom ist leider nicht mehr. Wird zu teuer. Sie verstehen?“
„Gewiss, wir kennen die Preise.“,… gab ich zurück,
„Also bleiben Sie direkt hinter mir. Es ist nicht ganz ungefährlich hier.“
Sagte es und steuerte einer Steintreppe entgegen, welche in die Tiefe führte.
„So, so, nun geht es in den schaurig schönen Keller.“, witzelte Angelika.
Ich fand es weniger witzig, für meine Begriffe stank es ganz einfach.
Hätte vorher Einer Bescheid gegeben, so hätte ich auch ne Lampe mitgebracht.
So waren wir aber auf den Alten und seine einzige Lichtquelle angewiesen.
Unten angekommen führte er uns durch einen Kellergang. Nach etwa gut zwanzig Schritt. Dann tauchte im Lichtkegel der Lampe eine verrostete Feuerschutztür auf.
„Sekunde.“, mahnte Quade und drückte mir seine Lampe in die Hand.
Das olle Blechding von Tür machte keinen vertrauenserweckenden Eindruck. Heimlich sah ich mich schon um, ob ich nicht irgendwo einen Stahl entdecke, welchen man zur Not als Brechstange verwenden kann.
Doch, wieder Erwarten, knirschte es nur kurz, dann war die Tür auf.
Wir betraten eine Art Halle.
Der Alte hatte die Lampe wieder an sich genommen und leuchte nach vorn.
„Wir müssen hier lang.“
Wie Gänse trotteten die Fotografin und ich hinterdrein.
Nach ein paar Metern meinte Quade.
„Vorsicht! Stolpern Sie nicht über Mina.“
Mina? Angelika und ich sahen uns soweit wie möglich um. Nichts war zu erkennen.
Da leuchtete der Mann auf den Boden, zu unseren Füssen.
Jetzt konnte man eine in den Stein eingelassene Stahlplatte erkennen. Aus ihr erhoben sich sechs Bolzen. Die maßen zwar höchstens fünf, oder sechs Zentimeter, doch wenn man im Dunkeln dagegen tritt, merkt man es auch.
Der Alte grinste.
„Ich meine natürlich, was von Mina übrig geblieben ist. Mina war unser gutes, altes Fallbeil. Bis in die Fünfziger in Betrieb. Aber dann….“
Er seufzte.
„Na Sie wissen ja, die neuen Gesetze.“
Wir ahnten zwar mehr, als wir wussten, doch wir sagten kein Wort. Irgendwie merkte man das Quade wohl nicht ganz die gleiche Meinung von Minas notwendiger Demontage vertrat, wie eben das Gesetz.
Es ging noch ein Stück weiter durch diese Halle, welche wohl noch andere Dramen gesehen hatte.
„Nun sind wir gleich da. Dort ist es auch etwas gemütlicher. Auch haben wir ein wenig mehr Licht.“
Tief in mir drin, sagte mir eine Stimme, das Jenes, was Quade unter gemütlich verstand, nicht auch ein jeder Andere so sieht.
Wie Recht ich hatte und über welch makaberen Geschmack unser Gastgeber verfügte, sollte ich bald erfahren.
Wieder waren wir an einer Tür angelangt. Diesmal überließ er mir nicht seine Lampe, sondern schloss ganz einfach auf.
Der Raum dahinter schien erst mal genauso dunkel, wie die Halle zuvor. Aber im Tanz des Lichtbogens, wurden dann doch Gegenstände sichtbar.
Es dünkte ein heilloses Durcheinander zu sein.
Da entzündete der Alte zwei Laternen.
Ja, etwas mehr Licht hatten wir jetzt, doch das tat dem Towoh wabowo keinen Abbruch.
Im Gegenteil als wir mehr sehen konnten, nahm das Durcheinander ungeahnte Ausmaße an.
Die Größe des ganzen Raumes war schlecht zu schätzen. Vielleicht 100Quadratmeter.
Aber hier sah es aus, als hätte man sämtlichen Müll des ehemaligen Knastes zusammen getragen, um ihn hier zu lagern.
So richtig verstand ich nicht, was wir hier sollten. Fragend sah ich auf Angelika. Aber die zuckte auch nur mit den Schultern.
Ich schnappte nach Luft und sah mich um. Alte Spinde konnte ich erkennen. Ein paar Möbelstücke. Dazwischen, und überall, Papiere, Stoffe, was wohl mal Kleider, oder Gardinen gewesen sind und,…und jede Menge olle Ketten. Dazu Schmutz ohne Ende.
Aber Quade schien das gar nicht zu beeinflussen, im Gegenteil, wie ein guter Gastgeber wies er ins Rund und sagte.
„Sehen Sie sich erst mal um.“
Ich nickte und tat ihm den Gefallen. Mit ner Laterne bewaffnet versuchte ich einen Vorstoß zur linken Seite der Müllkammer.
„Sie müssen die Laterne etwas höher halten! Damit Sie sich nicht selbst blenden.“
Der Einwurf des Alten war richtig, kam jedoch den Bruchteil einer Sekunde zu spät. Ich hatte mich nämlich schon schmerzhaft gerammelt.
Einen Fluch unterdrückend grummelte ich noch ein „Danke“.
Dann leuchtete ich nach dem Grund meiner Kollision.
Na Klasse, eine alte Nähmaschine.
Die musste noch aus dem Bastelraum der kaiserlichen Knackis stammen. So alt schien das Ding.
Aber da rief auch schon unser Gastgeber zu sich.
„So, nachdem Sie sich etwas umgeschaut haben, können wir zum Kern des Dackels vorstoßen. Hier geht es lang.“
Mit diesen Worten drängte sich Quade frontal durch den Unrat. Angelika sah mich verwirrt an, aber wir folgten dem Mann.
Bettlacken, alte lange Unterhosen, zerschlissene Stoffhandschuhe und Ähnliches bei Seite stoßend näherten wir uns dem Zentrum des Raumes. Was mir jetzt auffiel waren ein Duzend Spinde welche dort zum Kreis aufgestellt waren. Der Eindruck von Stonhage ließ mich nicht los.
Und tatsächlich als wir zwischen den Spinden hindurch waren konnte man einen weniger zu gemülten Kreis ausmachen. Die Spinde schirmten das Rund separat gegen den Rest ab.
Allerdings stubenrein war es hier auch nicht. Mehrere verstaubte Gegenstände konnte man erkennen, deren wahrer Gebrauch nicht auf den ersten Blick geläufig war.
Quade sah das anders. Zielsicher steuerte er einen uralten Schaukelstuhl an, welcher zum seltsamen Inventar zu zählen schien, und nahm zufrieden Platz.
Genüsslich schaukelte er zwei-drei Mal, dann faltete er die Hände vor dem Bauch und sah uns an.
„Entschuldigen Sie, aber über mehr Stühle verfüge ich nicht. Aber nun können Sie mir Ihre Fragen stellen.“
So richtig wusste ich gar nicht mehr was ich fragen wollte. Es war irgendwie zu verworren, dennoch, um überhaupt etwas zu sagen, fragte ich.
„Wo sind wir hier?“
Lakonisch erwiderte der Alte.
„Sagte ich schon. In einem ehemaligen Straffvollzug. Genauer, im Keller.“
Die Logik der Antwort war erschlagend. Aber mittlerweile hatte ich auch die Faxen dicke. Langsam hielt ich das Ganze für einen saublöden Scherz. Also setzte ich nach.
„War nicht die Rede von einer Folterkammer?! Beziehungsweise einer Privaten gar.“
„Von einer Kammer war nie die Rede! Nur vom Inventar. Aber wenn Sie so wollen. Sie stehen mitten drin.“
„He?!“, entfleuchte es mir.
„Schauen Sie sich um! Alle Gegenstände hier, stammen aus meinem Familienbesitz. Manche haben schon drei-bis vier Jahrhunderte auf dem Buckel. Zum Beispiel links von Ihnen! Das ist eine Streckbank. Einst verrichtete sie ihren Dienst in den Gewölben der Rochsburg. Dort waren zwei Generationen meiner Ahnen tätig.“
Ich sah genauer hin. Der Junge hatte Recht. Jetzt wo ich es wusste, konnte ich es erkennen.
„Und da!“ Quade sprach Angelika an.
„Hinter Ihnen, das ist ein Hackerscher Stuhl. Baujahr 1625zig.“
Dann wandte er sich wieder an mich.
„Heben Sie doch mal ihre Laterne!“
Ich tat es und konnte eine alte Kette erkennen, welche fast bis in Kopfhöhe von oben nach unten hing. Ich leuchtete höher.
Provisorisch hatte man in etwa vier Meter Höhe eine Walze angebracht, über welche die Kette führte.
„Das war mal ein Flaschenzug! Und wenn Sie nach Kleinutensilien suchen, schauen Sie in die Spinde.“
Ja, jetzt war ich doch verblüfft. Mitten in diesem Müll stand ne Ansammlung von Foltergeräten, die man sonst nur im Museum oder einer mittelalterlichen Burg vermutet.
Nun lenkte Quade doch ein.
„Ich bin Ihnen wohl eine Erklärung schuldig. Sehen Sie, es ist mein Erbe. Das Einzige was ich besitze. Ich habe kein Schloss, auch keine Burg, nicht mal ein Haus. Aber das ist Alles was mir meine Ahnen hinterließen. Natürlich denken Sie nun bestimmt= der Alte hat nicht alle Tassen im Schrank. Er hätte das Zeugs ja auch an ein Museum vermieten können. So käme etwas Geld herein. Aber so einfach ist das nicht. Für mich sind die alten Stücke ein Teil meiner selbst. Jedes Gerät, jedes Instrument hat seine eigene Geschichte. Und ich, ich kenne sie Alle. Halten Sie mich ruhig für verrückt. Sie wären nicht die Ersten und werden nicht die Letzten sein. Aber in jedem einzelnen Stück, in meinem bescheidenen Rund, steckt Leben. Vergangenes, zugegeben. Aber eben Leben. Wenn ich einmal gehe, und der Tag wird nicht mehr allzu fern sein, dann kann man die guten Dinger ins Museum stecken. Daran kann ich dann nichts mehr ändern. Nur dann sind sie nur noch altes Holz, oder rostiges Metall. Ohne jede Seele, anonym. Verstehen Sie?“
Eigentlich verstand ich nicht. Doch wie Quade seine Gedanken und Emotionen vortrug, das machte mich stutzig.
Auch Angelika schien berührt. Denn sie trat näher auf den Mann im Schaukelstuhl.
„Aber wenn Sie die Sachen in einem Museum unterbringen, können viele Menschen sie sehen. Dort würden sie auch besser gepflegt.“
Quade schüttelte den Kopf.
„Sie verstehen mich eben nicht! Hören Sie, ich bin der Letzte meiner Familie. Wenn ich gehe, dann verschwimmen die unzähligen Namen und Geschichten mit welchen diese Instrumente behaftet sind. Manchmal sind es nur unscheinbare Details, an welchen manch Besucher arglos vorbei gehen wird. Doch gerade in ihnen schlummern Tragödien, Schicksale, Zeugnisse von Menschen und Geschichten.“
Langsam erhellte sich mein Geist.
„Dann sollten wir sie aufschreiben.“
Der Alte hob seinen Kopf, in den Augen der Ausdruck, na so als = endlich fällt der Groschen.
Fast schon zufrieden seufzte er.
„Ja, genau deshalb bat ich Sie her.“
„Und wo?“, ich stemmte die Arme in die Hüften und sah mich hilflos um.“…wollen wir anfangen?“
Der Alte begann wie ein Kind zu kichern und rieb sich die Hände.
„Keine Bange. Ich habe schon was vorbereitet. Hat ja genug Zeit dazu. Öffnen Sie doch mal den Schrank zu ihrer Rechten.“
Ich tat es. Ein einfacher Blechspind so wie man ihn aus alten Fabriken kennt. Hoch und schmal. Mit der Laterne leuchtete ich hinein Vom Boden bis etwa Schulterhöhe stapelten sich alte Ordner.
Oben, Höhe Gesicht, war ein kleines separates Sonderfach. Dort lagen Utensilien, die ich gar nicht einordnen konnte.
„Nehmen Sie den Hefter, der zu oberst liegt. Und aus dem Hutfach das kleine grüne Tuch.“
Den Hefter fand ich schnell, aber mit einem Tuch hatte ich Probleme. Ja, da war ein Stück Stoff. Nur das dunkle Ding grün zu nennen, war sehr sonderlich.
Ich hielt es hoch.
„Meinen Sie das?“
„Ja, genau! Bringen Sie es her.“
Als ich ihm das Tuch reichte, glitten seine Finger regelrecht versonnen darüber. Doch er legte es erst mal zur Seite und öffnete den Hefter.
„Hier, lesen Sie. Ich hoffe man kann meine Handschrift entziffern.“
Ich schlug das Deckblatt zurück und las.

Prozess gegen Mechthild Baumgart. Belzig 1649.
Fragend sah ich auf Quade.
„Das sind nur die Protokolle. Ich habe sie alle mit der Hand übertragen. Die Originale liegen seit zehn Jahren schon im Archiv des Museums.“
Ich sah zum Spinnt.
„Haben Sie Alle?“
Quade nickte.
„Das grenzt an ein Lebenswerk.“, meinte er.
„Alles in Allen, sind es 1324zig Prozesse in 250zig Jahren. Ich übertrug sie damit man es im neuen deutsch lesen kann. Sie verstehen?“
Alle Achtung, dass muss ja ein immenser Aufwand gewesen sein.
„Und Sie wollen, dass wir die Sache veröffentlichen?“
Wieder erwarten, schüttelte Quade den Kopf.
„Nein, nicht das! Aber Sie können es nebenbei nutzen. Viel wichtiger ist das Ungeschriebene.“
Ungläubig sah ich ihn an.
„Das Ungeschriebene?“
Quade lächelte.
„Ja. Eigentlich wollte ich es ja selbst tun. Weil ich der Letzte bin, der darüber Bescheid weiß. Doch allein das abschreiben der Protokolle war so langwierig, da traute ich mich nicht mehr an den Rest. Und eigentlich ist der Rest, das Wichtigere. Und mir läuft die Zeit davon. Deshalb würde ich es Ihnen gern erzählen und Sie schreiben es dann auf.“
Bei den letzten Worten schaute er uns schon kindlich bittend an.
„Sie meinen die Geschichten, von welchen Sie sprachen?“
„Genau. Sie sind nur mündlich überliefert. Vom Vater auf den Sohn. Generation, für Generation. Und wenn ich sterbe, vergehen sie wie Staub im Wind.“
Ich nickte und holte aus der Tasche mein Diktiergerät. Während ich es in Position brachte, fragte Angelika den Alten, ob sie ein paar Bilder schießen dürfe.
„Natürlich junge Frau! Deshalb bat ich ja auch Sie hinzu. Der Mensch ist nun mal so. Was er sieht ist immer besser zu verstehen. Und wenn er dazu die Geschichte hört, die mit einem Gegenstand verbunden ist, dann hat er ein ganz anderes Gefühl dazu.“
Mit diesen Worten nahm er das Tuch. Er sah auf mich.
„Was, glauben Sie, hat dieses Stück Stoff wohl mit dem Prozess zu tun, welchen Sie gerade in den Händen halten?“
Ich zuckte mit den Schultern. Mittlerweile hatte ich mich etwas durchgeblättert im Hefter.
Daraus ging ein Prozess wegen Kindsmord hervor. Die Angeklagte Baumgart war der Tötung des eigenen Kinds überführt worden. Ungewöhnlich war, dass fiel sogar mir auf, der Prozess zog sich gut drei Monate hin und man zog mehrfach die scharfe Frage hinzu. Und zwar in einer Härte, die sonst nur bei Hexenprozesse verwandt wurde. Die Foltergrade waren akribisch aufgelistet. Die Hinrichtung der Delinquentin erfolgte dann, wieder ganz der Karolina entsprechend, drei Tage vor ihrem 19 Geburtstag, durch ertränken im Katzbach.
Quade hielt mir den alten Stoff vor Augen.
„Sehen Sie mal.“
Ich hatte Mühe überhaupt was zu erkennen. Doch nach näherer Beleuchtung, machte ich gestickte Buchstaben aus. Laut las ich.
„In Liebe Frieder.“
„Richtig!“ Quade grinste.
„Das meine ich, mit den Geschichten die dazwischen stehen. Die man in keinem Protokoll findet. Das Tuch bekam mein Urahn, welcher das Mädel damals durch den Prozess begleitete.“
Begleitet war gut! Folterte und hinrichtete. Aber das verkniff ich mir und schaltete lieber das Diktiergerät ein.
Und Quade begann.

„Dieser Prozess ist eigentlich bezeichnend für diese Zeit. Der 30zig jährige Krieg war gerade vorüber. Aber kurz bevor die Waffen schwiegen, beginnt ihre Geschichte. Mechthild war die Tochter des Müllers der roten Amsel. Keine schlechte Party, doch die Zeiten waren schlecht. Sie war dem ersten Knecht versprochen. Und es muss wahrhaft Liebe gewesen sein. Wie dem auch sei, das Tuch ist ein Geschenk von ihm an sie. Der Friede war greifbar nahe, doch beim Rückzug der Schweden wurden noch einmal einige junge Männer ausgehoben. Ob sie wollten oder nicht. Frieder, so der Name des Knechtes, gehörte dazu. Möglich das es sein letztes Geschenk an Mechthild war. Fakt ist, kurze Zeit danach, kam die junge Frau danieder. Es soll ein Mädchen gewesen sein. Zeit für eine Heirat war den beiden jungen Leuten nicht beschieden gewesen. Heute weiß man gar nicht mehr was ein Bastart bedeutet. Damals war es ein Makel, der auf ewig auf einen haftet. Für das Kind, wie auch für die Mutter. Aber Mechthild hoffte auf Frieders Heimkehr. Dann hätte man es bereinigen können. Doch Frieder kam nicht mehr. Viel später erfuhr man dass ihm das Fieber in einem Lager im Mecklenburgischen dahin gerafft hatte.
Mechthild stand da mit dem Kind. Als unehrlich Weib. Abgesehen davon, dass damals ohnehin ein Überschuss an Frauen vorhanden war, hätte auch so sie Keiner genommen. Sie soll zwar recht hübsch gewesen sein, doch mit nem unehelichem Bastard?! Nicht nur auf ihr lastete die Schmach. Es ging auf den Rest der Familie. Man miet auch den Vater, den Müller.
Mechthild selbst blieb nur noch ein Weg, um zu überleben. Sie hätte ins Frauenhaus gemusst. Als Hure ihren Leib zu Markte tragen müssen. In ihrer Verzweiflung tötete sie ihr Kind. Das blieb nicht lange unentdeckt. Als man sie vor den Richter führte, machte sie den zweiten Fehler. Sie nahm Zuflucht zu einer Ausrede, welche damals weit verbreitet war in solchen Fällen. Sie behauptete ihr Kind beim gemeinsamen Schlaf erdrückt zu haben. Das Gegenteil zu beweisen war fast unmöglich. Der Belziger Richter übergab sie darauf Meister Franz.“

Ich unterbrach.
„Das ist Ihr Ahne?“
„Ja, genau. Er musste das arme Mädchen damals foltern. Manchmal, selten zwar, konnte eine reuige Sünderin mit dem Leben davon kommen. Sie hätte zwar für den Rest ihrer Tage ins Kloster als niedere Magd gemusst, doch es gab eine Chance. Nicht so diese Mechthild. Sie kämpfte, bis zum Schluss. Sie können es den Akten entnehmen. Aber das sind Zahlen, Auflistungen. Dahinter steht der nüchterne Advokat. Wenn Sie zum Beispiel hier lesen,…
man hat sie fünfmal aufgezogen. Dahinter steht viel mehr. Mein Ahne hat das Mädchen vorher völlig entkleidet. Allein schon um erkennen zu können, das ihre Muskulatur und ihr Knochengerüst der Sache standhält. Wissen Sie was es bedeutet, wenn man Ihnen obendrein noch einen Stein von 50zig Pfund an die Füße bindet? Sehen Sie empor!“
Quade wies auf den Flaschenzug.
Hm, ja, er traf meine Fantasie. Und nicht nur Meine. Ich konnte sehr wohl erkennen, wie es auch Angelika fröstelte. Ihre Gesichtsfarbe, zwischen den feurigen Locken und der schwarzen Motorradmontur wirkte noch blasser wie ohnehin, bei der Beleuchtung.
Doch Quade fuhr fort.
„Und das fünf Mal, dürfen Sie nicht wörtlich starr nehmen. Das Mädel musste fünfmal in der Stunde da hoch. Dazwischen kam sie auf den Bock. Leider habe ich den nicht in meiner Sammlung. Aber dort drüben steht der Kegel. Der wirkt so ähnlich.“

Automatisch leuchtete ich in die gewiesene Richtung. Gespenstig erhob sich das Instrument aus dem Grau seiner Umgebung. Auch Angelika reagierte. Sie knipste den Peinstachel von allen Seiten.

„Und nun, nur zur Demonstration, stellen Sie sich vor, man band ihr obendrein Gewichte an die Fußgelenke. Und wenn das noch nicht hilft, schlägt man sie mit Ruten auf die Schultern, den Rücken, das Gesäß. Um nicht das Bewusstsein zu verlieren übergießt man den nackten Leib der Gefolterten mit eiskaltem Wasser. Gesteht sie immer noch nicht, greift der Henker zur Lederpeitsche. Die Riemen klatschen dem Opfer von hinten und vorn auf den Leib.“

Quade sah auf Angelika.
„Wie glauben Sie, was Sie spüren wenn man Ihnen mit voller Wucht die nackten Brüste, den Bauch, die Schenkel geißelt? Versetzen Sie sich mal in die Lage der Mechthild.“

Selten sah ich die Fotografin verlegen. Heute schon. Und Quade setzte noch Eins drauf.
„Sie würden doch versuchen sich den Hieben zu entziehen? Egal ob es Sinn macht, oder nicht. Dabei würden Sie immer tiefer und enger mit Damm, Vagina und Anus in die scharfe Kante kommen.“
Das war mehr als realistisch. Ohne dass Angelika es wollte, schätze reiner Instinkt, aber verstohlen griff sie sich in den Schritt und bis sich auf die vollen Lippen.
Quade seufzte.
„Ja und so ging es Tag für Tag. Mehr als eine Woche lang. Dann holte man sich erst mal Rat bei der Uni Wittenberg. Das brachte dem Mädel, wie auch meinen Ahnen etwas Ruhe. Die Antwort war allerdings niederschmetternd. Wittenberg sah es als sehr sonderbar, das die Mutter ihr Kind erdrückt. Man schlug schärfere Torturen vor.
Also musste Mechthild auf die Streckbank. Als ihr sämtliche Gelenke verrenkt waren und die Sehnen zerrissen, nahm mein Ahne Zuflucht zu einem alten Hausrezept. Man machte in einer kleinen Kanne Blei flüssig. Die Kanne befand sich an einem ehernen Stab. Als Mechthild völlig ausgespannt auf der Reckebank lag, führte man das kleine Gefäß über ihren nackten Leib. Langsam, ganz langsam ließ man ihr Tropfen für Tropfen auf den Bauch fallen. Unmenschliche Schreie müssen es gewesen sein, die aus ihrer Kehle sich bahnten. Dann versengte man ihr die Brüste. Zu guter Letzt die Innenseiten ihrer Schenkel. Das machte ihren Wiederstand brüchig. Zwischen Rauch, Gestank und unmenschlicher Pein, schrie sie ihre Schuld heraus.“

Quade verschnaufte kurz. Wir Zwei standen nur ruhig und leise da. Uns störte weder der Schmutz, noch der Gestank jetzt mehr. Wie benommen, starrten wir den Mann an. Wenige Minuten später, fuhr er fort in seiner Erzählung.
„Mechthild wurde zum Tode verurteilt. Ja die Zeiten waren hart. Aber kurz bevor sie mein Ahne in den Sack schicken musste, soll sie ihm dieses Tuch übergeben haben. Mehr hatte sie nicht.“
Hier endete Quades Geschichte.
Nach einer Weile war es Angelika, die ihre Stimme zurück fand.
„Werter Herr Quade, haben Sie noch mehr, solcher Geschichten?“
Der Angesprochene schreckte regelrecht auf.
„Wieso, interessiert es Sie wirklich?! Ja, noch ne Menge! Aber nennen Sie mich nicht immer Herr Quade! Sagen Sie Billy zu mir.“
Um ein weiteres bedrückendes Schweigen zu umgehen fragte ich.
„Können wir weiter zu Ihnen kommen, Billy?“
„Aber natürlich! Da ist noch so viel zu erzählen. Würde mich freuen.“

Minuten später stand ich mit Angelika auf der Strasse. Endlich wieder frische Luft. Doch benommen waren wir noch immer.
Nach ner Weile sagte Angelika.
„Kommst, oder was?“, dabei wies sie auf ihr Auto.
Ich ging vor. Als ich die Tür aufmachte sagte ich nur.
„Das war ein guter Tipp. Die Story wird ein Renner.“, kaum gesagt, fand ich es selbst blöd.
Angelika nickte nur stumm und stieg ein.







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  RE: Billy Quade Datum:25.06.08 11:21 IP: gespeichert Moderator melden


Sehr gut geschrieben!
Bei der Geschichte kann man wirklich nicht sagen, ob sie Fiktion ist oder ob es eine wahre Geschichte ist.
Letzte Woche habe ich zufällig ein (echt) kleines Museum in Vicosoprano, südlich vom Malojapass in der Schweiz besucht. Da gibt es mitten im Dorf einen Hexenturm mit ein paar Relikten aus dieser Zeit. Das passt hervorragend zu dieser Geschichte und man kann es sich wirklich real vorstellen. Da läuft einem wirklich der kalte Schauer über den Rücken. Ist zwar eher unerotisch; aber doch sehr gut zur Realisierung dessen, was der Mensch an Unmenschlichem fähig war (ist).
Falls Billy Quade noch mehr Geschichten ausplaudert, lass uns daran teilhaben!
Gruß holdmetight
Don´t forget: consensual
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