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  Das Reich der Megara (Neuauflage)
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prallbeutel Volljährigkeit geprüft
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Licentia poetica

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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:18.06.23 16:00 IP: gespeichert Moderator melden


Die cassandrische Provinz war bis auf den großen Tempel besetzt. Die Imperatorin hatte selbst Truppenunterstützung angefordert. Also sah es vor den Toren der Metropole auch nicht rosig aus, und Cassandria konnte gewisslich nicht auf Hilfe von Megara hoffen, egal wie viel Opfer sie den Alten Göttern darbrachte. Zu spät war die Imperatorin auf den Gedanken gekommen, den tausenden Gefangenen wegen des Hochverrats eine Generalamnestie anzubieten und sie zu rekrutieren. Im ganzen Kontinent waren sie einfach zurückgelassen worden. Nun dienten sie dem Feind. Nur einige hundert Kerkerinsassen innerhalb der Metropole wurden von ihren Ketten und Prangern erlöst und als „von der Hohen Imperatorin auserwählte Befreite“ tituliert, die die Ehre hatten, dem Feind entgegenzutreten und später die Freiheit sowie andere süße Geschenke empfangen sollten.

Nur missmutig ließen sich die meisten der Sklaven darauf ein. Viele warteten wohl nur auf den rechten Augenblick, um zu den Belagerern überzulaufen, und waren nur scheinbar der Imperatorin gewogen. In den Augen der Regierenden waren die Invasoren nur primitive Barbaren. Doch die ehemaligen Leibeigenen erkannten in ihnen die gelobte Erlösung. Mit dem Niedergang Megarias keimte in den Männern die Hoffnung, dass das Westvolk von den Alten Göttern geschickt worden war. Eine Fügung, um sie von ihrem dunklen Joch zu befreien.

Megara stand auf dem Turm des Palastes und starrte auf die feindlichen Reihen weit vor den Stadtmauern hinab. Die Invasoren hatten ihn geöffnet: den Vorhof zur Unterwelt, den Pfuhl der ewigen Verdammnis. Die Imperatorin befand sich hinter den grauen Zinnen, ihr Kleid aus feinster purpurner Seide und ihr Umhang aus edlem schwarzem Samt wehten geschmeidig im Wind. Sollte so ihr Schicksal enden? Würden die ehrlosen Mannsbilder die Macht über den Alten Kontinent erringen? War das der definitive Untergang des Reiches? Megaras Reiches? Ihres Reiches? Das Ende aller Macht und der Anfang einer frevelhaften Welt, in der Männer regierten? Welche absurde Utopie! Das wollte, das konnte sie nicht miterleben.

Wenn es so weit sein sollte, würde sie bereit sein und sich ihrem Kismet stellen wie eine mutige Kriegerin. Megara würde auf die Zinnen steigen und mit ausgebreiteten Armen ihre letzte Reise tun. Schlagartig setzte trommelnder Regen ein, doch die Imperatorin schien nicht zu bemerken, wie ihre Gewänder und ihre Haarpracht durchnässten und an ihr klebten. Auf den verwitterten Steinen des Wehrganges spielte der Glanz der Göttertränen in Myriaden von Tropfen, die aus den tiefhängenden Wolkenschleiern prasselten. Ein Schwarm Krähen flog klagend über den Turm und suchte nach einem trockenen Unterschlupf. Ihre kreischenden Schreie schienen Megara wie höhnische Spottgrüße, die die Despotin aus ihrer Lethargie holten.

Dann vernahm sie weit vor den Toren der Metropole Paukenwirbel; seltsam schneidend hallten sie herauf zu ihr. Dazu gesellten sich metallische Flötentöne. Eine Duxa hatte ihr berichtet, dass die Soldaten verwunderliche Flöten spielten, die sie quer hielten. Megara konnte sie aus der Ferne nicht erkennen, nur ihre grausige Todesmelodie vernehmen. Die feindlichen Linien verschwammen mit dem Nebel zu weißen Wolkenwänden, in denen sich sogar ausgewachsene Drachen hätten verbergen können. Megara versank wieder in tiefe Gedanken. In ihrem Kopf erschienen viele Jahre alte Bilder. Mit Namen Crudelita als Schwester von Tagara geboren, erlebte sie als junge Maid mit, wie ihr Heim und ihre Eltern von marodierenden Plünderern gebrandschatzt wurden. Crudelita und Tagara versteckten sich in einem Gebüsch und sahen mit entsetztem Blick und aufgerissenen Augen, wie der Hof abrannte. Megara klangen noch heute die Schreie ihrer Mutter im Schädel, die verzweifelten Rufe ihres Vaters. Das raue Gelächter der Räuber und Schinder.

Die beiden Maiden konnten flüchten und irrten durch die Lande, in Lumpen und bitteren Hunger leidend. Lange Zeit waren sie auf sich allein gestellt. Eines Tages verliefen sie sich in einem dunklen und wildwüchsigen Tannenwald und waren fortan getrennt. Crudelita rief sich ihre Kehle heiser, doch ihre Schwester Tagara blieb verschollen. Monatelang irrte Crudelita weiter umher. Dunkle Haine, Hügellandschaften und Steppen waren ihr Zuhause, nachts war der schweigsame Sternenhimmel ihre Decke und Nachthaube zugleich. Sie lebte von Beeren, Bettelei und milden Gaben von Wanderern, Mägden, Burschen und ziehendem Volk, denen das arme verlotterte Mädel mit dem verfilzten Haar leid taten. Einige Samariter entpuppten sich als rohe Gesellen, die Crudelita jungen Leib begehrten. Sie verlor den Glauben an das Tugendhafte im Menschen und stahl und betrog, wo sie Gelegenheit fand. Doch nur so konnte sie ihr karges Leben fristen.

Einsam, nur begleitet von gefiederten Sängern, die auf Ästen trällerten, folgte sie dem Rauschen des Waldes immerfort und stets in Sorge, die sich wie eine Schlange in ihren Kopf geschlichen hatte. An einer Felsenschlucht, durch die sich ein kühler Fluss drängte, traf sie auf einen Knecht, der sie zu seinem Lehnsherren brachte. Der Bauer fand Gefallen an der schönen Crudelita und nahm sie auf dem Hof auf. Als Milchmagd mit Tragejoch und als Helferin des Stallburschen verdingte sie sich ihm für Kost und Logis. Ein warmer Platz im Stroh und eine deftige Suppe waren ihr täglich vergönnt. Und auch ein sauberes Kleid mit Schürze schmeichelte ihrem Leib.

Doch dann kam der gallebittere Tag, an dem der Bauer sie des Abends in seine Kammer rief und ihr verdeutlichte, dass er mehr von ihr begehrte, als ihre fleißigen Hände und Beine. Der Hofherr hatte Krüge mit Starkbier gebechert und war in bester Laune. Crudelita erwehrte sich seiner aufdringlichen Avancen, doch schon bald erkannte sie, dass des Bauers Kraft den Stoff ihres Kleides und ihren - obwohl kühnen - Widerstand spielerisch besiegte. Ein fatalistischer Nebel betäubte ihre Sinne, umfangen durch die animalische Begierde des Kerls, die die Reste der Unschuld der Magd verschlang wie ein Leviathan und eine ihr bisher unbekannte Taubheit zurückließ. Keiner ihrer Schreie entkam ihren zitternden Lippen. Die Blume, einst blühend und voll Herrlichkeit, war gerupft und lag nun welkend am Wegesrand.

An jenem Tage schwor sie sich, dass niemals wieder ein Mannsbild ihren Leib ungefragt berührte. Und dass nimmer wieder ein Geschöpf Macht über sie habe. Kurz vor Sonnenaufgang, als der helle Stern das Silberlicht des Mondes überstrahlte, riefen erschrockene Stimmen über den Hof: „Es brennt! Es brennt! Bringt Wasser vom Brunnen!“ Doch die lodernden Flammen fraßen sich ihren Weg unbezwingbar durch das große Gebäude des Bauern und die angrenzenden Schuppen und den Stall. Zu dunkler Pracht fügte sich die schwarze Himmelswand wie eine Wolkenschar der Unterwelt. Später sollte man im nahen Dorf von einem Feuerkobold sprechen, der den Bauern in sein Dämonenreich geholt habe.

Seit dem großen Unglück war die Magd Crudelita wie vom Erdboden verschluckt. Man ging davon aus, dass sie ebenso der Feuersbrunst zum Opfer gefallen war, doch Megara wusste es besser. Noch heute hatte sie die flackernde und fauchende Leidenschaft des Brandes vor Augen – hell wie die Sonne, die Stunden später nur noch schwarz verkohlte Holzbalken und ein wackeliges Gerippe eines Schuppens beleuchtete. Der Fidibus, den sie mit dem Feuerstein entzündet und ins Stroh geworfen hatte, sorgte in Windeseile dafür, dass aus dem schüchternen Flämmchen in heißer Furor ein Flammenmeer wucherte und den Missetäter von seinen Sünden reingewusch.

Crudelita irrte weiter durch die Lande. Schließlich strandete sie in der Hauptstadt des Alten Reiches. König Talos III. regierte damals auf dem Thron. Crudelita lernte behände, wie sie die Kerle um den Finger wickelte, dass sie alles für sie taten. Sie setzte alles daran, das schönste und begehrenswerteste Weib weit und breit zu sein. Bald schon musste sie sich nicht mehr mit stinkenden, ungeschickten Burschen und dunklen Gestalten abgeben, um eine Münze, ein wenig Wegzehrung oder eine Mitfahrgelegenheit auf einem Karren zu erlangen. Vornehme Herren schmolzen bei ihrem Anblick dahin und legten ihr Herz der Schönheit zu Füßen. Sie ahnten dabei nicht, dass sie ihr Herz auf kaltes Eis betteten.

Ihre Verehrer wurden feiner und wohlhabender. Sie trugen edle Stoffe und Schuhe. Crudelita, die schwermutsatt längst ihre Vergangenheit hinter sich gelassen hatte, lenkte die Geschicke bewusst die gesellschaftliche Hierarchie hinauf, so dass sie schon bald am Hofe des Königs bekannt wurde – längst selbst in edler und verführerischer Gewandung. Die Gemahlin des Regenten war jüngst verstorben. Und so suchte Talos III. händeringend eine würdige Nachfolgerin, die ihm einen Erben gebären würde, denn seine verstorbene Gemahlin hatte ihm keinen Sohn geschenkt. Megara erinnerte sich, wie eine ganze Traube Weiber um die Majestät tänzelte, um auf sich aufmerksam zu machen und im besten Licht dazustehen. Alberne Hennen, wie sie gackerten und sich mit Fächern frische Luft zu wedelten. Jede wollte die andere überstrahlen und am hellsten glänzen, doch keine konnte es mit der unbeschreiblichen Schönheit und dem Charme der Crudelita auf sich nehmen.

Sie verleugnete ihre einfache Herkunft, nannte sich fortan geheimnisvoll Megara und machte sich so interessant, dass Talos III. letztlich dieses Weib aus Anmut, Liebreiz und Pracht in einer prunkvollen Hochzeitszeremonie zur Gemahlin erwählte. Ihr missgünstig gesinnte Neiderinnen ließ sie von Schergen des Königs in tiefe Keller stecken, in denen Weh und Leid so sehr wüteten, dass jegliche Menschlichkeit aus den Gemäuern entfloh. Megara hatte den Duft der Macht gerochen und gierte nach noch mehr. Sie wähnte sich fast am Ziel ihrer Wünsche.

Die Imperatorin wischte sich dicke Regentropfen aus dem Gesicht und fröstelte. Vielleicht sollte sie sich doch ins Trockene zurückziehen. Sie stieg die Wendeltreppe des Turmes hinab. Doch Talos ging ihr nicht mehr aus dem Sinn. „Dieser Versager!“, rümpfte sie ihre Nase und schnaubte. Sie erinnerte sich: Ein Thronfolger blieb lange Zeit aus, obwohl sich Megara mühte und in ihrem Leib längst die Frucht für einen Erben hätte heranwachsen können. Aber der König war nicht mannhaft genug. Auf dem Feld, in glänzender ziselierter Rüstung, mit wehenden Bannern im Rücken und einer starken Streitmacht, mag er erfolgreich, würdig und ehrenvoll gewesen sein – doch zwischen den königlichen Laken verkümmerte seine Würde zu einem schwächlichen Fehlgriff, einem Schlappsch****z! Wollte Megara also nicht als unfruchtbare Schuldige dastehen, musste etwas geschehen. Und da kam ihr der königliche Stallknecht gerade recht. Ein stattlicher Bursche, blond und hochgewachsen, der heiß und hungrig seinen Samen in den Bauch der Königsgemahlin pflanzte.

Die Imperatorin rief nach einem Leibsklaven, der ihr aus den nassen Stoffen half. Megara schritt zu einem Badezuber und ließ ihren unbedeckten Körper in den heißen und erquickenden Inhalt sinken, der nach Vanille und Apfel duftete. Einen weichen Schwamm drückte sie über ihren baren Brüsten aus und genoss die Wärme, die sich auf ihrer Haut angenehm ausbreitete. - Der Dritte aus dem Hause Talos! Abwertend gab sie ein „Ta!“ von sich, spuckte über den Rand des Zubers und schüttelte den Kopf, während sie eine Haarspange löste, die ihre Mähne gebändigt hatte. Wie konnte dieser Dummkopf nur denken, dass dieser hässliche und dicke Sprössling sein eigener war!? Megara rätselte noch heute, wie sie diese Missgestalt gebären konnte. Schließlich waren weder sie, noch der Stallbursche unansehnlich. - Im Blute des Gesindes musste ein gar abstoßend hässlicher Fratzenwurm stecken. Megara zuckte mit den Schultern. Einerlei, dachte sie, Talos war zufrieden bis zu seinem Tode, obwohl sein Bastard wahrlich keine Seelengröße, dafür umso mehr fleischliche Perversion gezeigt hatte, die schon früh in ihm Wurzeln geschlagen hatte.

Da der Spross sich als ungeschickt und wahrlich dumm erwies, und seine Mutter sich nicht von diesem Hansel vom Thron drängen ließ, musste sie einen neuen Gemahl erwählen und schickte im gesamten Alten Reich Herolde aus, dass sie um Bewerber freie. Auch Abas, der Blondschopf, gehörte zu den Opfern, die in ihre Honigfalle tapsten. Megara dachte gar nicht daran, einen Recken neben sich auf den Thron zu winken. Stattdessen liebte sie die wilden und teils, so musste sie sich eingestehen, doch recht ausgefallenen und kapriziösen Abenteuer in den Gewölben ihres Palastes, in denen die Freier um ihre Hand endeten. Minenstollen, Kerker, Galeeren oder Harems beherbergten die Jünglinge, die voller Hoffnung am Königsthron vorgesprochen hatten.

Die Imperatorin schüttelte den Kopf und tauchte kurz unter, um sich aus den alten Erinnerungen zu lösen. Wie lange war sie noch sicher in ihrer Festung und vor Gefahren für Leib und Leben gefeit? Wann würden die Invasoren die Metropole überrennen? Sie tauchte wieder auf und wartete, bis sie sich im Spiegel des Wassers bewundern konnte. Megara schnippte mit den Fingern und verlangte nach einem heißen Gewürzwein. Der dampfende Trunk sollte sie auch von innen wärmen. „Und ein wenig Blaubeergebäck“, forderte sie dazu mit befehlsgewohnter Stimme. Der Leibsklave verließ unter zahlreichen tiefen Bücklingen den Raum und hastete den Gang entlang, um das Gewünschte eiligst zu besorgen. Die Imperatorin ließ niemand warten! Furcht, seine Herrin nicht zufriedenstellen zu können, kroch in seine Gebeine wie ein Morgennebel sich auf dem Feld schleichend ausbreitete.

Während Megara in der Metropole dem Ansturm der donnernden Feuerrohre der Invasoren dank der dicken Mauern und hunderter Bogenschützen noch widerstehen konnte, wurde es um die Hohepriesterin Cassandra im Malustempel eng. Nach und nach kämpften sich die Soldaten, großteils abtrünnige Kampfsklaven der megarischen Armee, durch das Mauerwerk und eroberten Raum für Raum. Nur wenige Tage später mussten sich die verbliebenen Priesterinnen in den Kellern des Tempels zurückziehen. Über eigene Wachen verfügten sie kaum noch. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis es zum unvermeidlichen Ende kam. Cassandra hatte die Hoffnung auf Beistand aus der Metropole längst aufgegeben. Die Niederlage war gekommen. Die Westler hatten endgültig gesiegt. Die oberste Robenträgerin grübelte über einen finalen Rettungsplan nach. Konnte sie unerkannt entkommen? Sich als einfache Bedienstete ausgeben, die vor den Herrinnen des Maluskultes flüchtete? Doch wie sollte sie nachweisen, dass sie nichts mit der regierenden Riege zu tun hatte? Sie sah sich in der Kammer um, die ihr als letztes Refugium geblieben war. Die karge Einrichtung bot nicht vielerlei. Sie durchwühlte einen Schrank ohne Erfolg. Dann suchte sie in einer Truhe nach Verwendbarem. Ein alter Keuschheitsgürtel für Damen! Cassandra betrachtete ihn interessiert. Er musste Jahrzehnte alt sein. Seit Ewigkeiten war für so etwas kein Gebrauch mehr. Da schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass sie ihn anlegen und sich als Lustsklavin ausgeben könnte.

Aufgeregt nestelte Cassandra an ihrer Robe und dem Gewand darunter. Vielleicht war der Keuschheitsgürtel ihr letzter Notanker. Sie putzte das Stück und betrachtete es. Mit Freude und Eifer legte sie sich das eiserne Gefängnis um die Lenden. Dann zog sie sich einige alte Lumpen an, die noch von irgendeinem Sklaven stammten. Cassandra nahm all ihren Schmuck ab und versteckte ihn unter einer alten fadenscheinigen Decke. Nun verzauste sie ihr langes Haar. Nichts durfte an ihr noch an die Führerin des Maluskultes erinnern. Die Hohepriesterin spürte die dumpfen Einschläge der Invasorenpest. Lange konnten auch die dicksten Mauern des Tempels nicht mehr halten. Eine Flucht war nur noch jetzo möglich. Sie schritt zu der Holzvertäfelung mit den vielen Schnitzereien und drückte gleichzeitig zwei Punkte. Die Vertäfelung öffnete sich knarrend. Cassandra duckte sich zu einer niedrigen Gittertür, die dahinter erschien. Sie öffnete den Riegel und kroch durch den geheimen Gang. Mühsam schloss sie hinter sich erst die Holzwand, dann das Gitter.

Sie musste sich auf allen Vieren vorwärts bewegen. Ein kleines Flämmchen einer Kerze war ihr einziges Licht. Sie krabbelte den steinernen Tunnel entlang, während der kleine Docht die Wände, Boden und Decke flackernd nur schüchtern beschien. Der Gang würde sie bis in den großen Altarraum des Tempels, und von dort hinaus bis in ein Gebäude führen. Vielleicht konnte sie von dort entkommen. Doch zu ihrem Schrecken hörte sie einen gewaltigen Knall. Der Gang vibrierte wie durch ein Erdbeben. Es rieselte von der Decke. Cassandra horchte auf. Was war da geschehen? Hatten die Soldaten mit ihren Donnerrohren den Tempel gestürmt? Da war sie ja gerade noch rechtzeitig entfleucht. Die Hohepriesterin kroch weiter und weiter und kümmerte sich nicht darum, dass ihre Knie über den harten Boden schrammten und schmerzten. Wenn der Geheimgang einstürzte, war sie verloren, zerquetscht wie eine Kakerlake unter dem Stiefel eines Kriegers.

Als sie sich dem großen Altarraum näherte, vernahm sie seltsame Laute: Männer, die sich vergnügten, aber auch Weiber, die vor Lust stöhnten und schrien. Cassandra erkannte die Stimmen einiger Priesterinnen. Sie trieben es mit den Eindringlingen, um sich so freizukaufen. Sie trieben es frivol wie räudige Hündinnen! Die Robe hochgerissen, die schmierigen Soldaten hinter ihnen... So stellte sich Cassandra die sündige Szenerie vor. Sie kroch langsam auf ihren zerschundenen Knien weiter. Schließlich schon führte ihr Weg direkt unter dem Altar hindurch. Die vielen großen Kerzen, die an diesem Orte brannten, ließen ein wenig von ihrem Licht durch einige Spalten hindurch, die in der Decke des Geheimganges angebracht waren. An den Wänden klebte reichlich altes Wachs, und es floss auch neues nach. Cassandra zog sich ihr Wams über den Kopf und versuchte, das heiße Hindernis wegzuwischen. Bald schon war ihr Lumpen so verklebt und verkrustet, dass sie ihn nur noch liegenlassen konnte. Barbusig kroch sie weiter auf allen Vieren, ihre Wangen puterrot vor Scham, während ihre Brüste dem Takt der Vorwärtsbewegung schaukelnd folgten.

Als sie die Spalten unter dem Opfertisch passierte, tropfte frisches Wachs auf ihren Rücken. Cassandra stöhnte unterdrückt auf, als die Hitze ihre Haut traf. Schnell presste sie sich die Hände vor den Mund, um nicht laut aufzuschreien. Ein gemeiner Spritzer der flüssigen Qual tropfte auf ihren unteren Rücken und bahnte sich seinen Weg zwischen ihre Pobacken. Die Kriechende zwang sich zur Ruhe. War sie gehört worden? Doch so sündhaft und wild, wie es daselbst oben in der Halle vor sich ging, war niemand auf sie aufmerksam geworden. Cassandra krabbelte weiter. Es war noch ein weiter Weg und plötzlich erlosch durch einen Windzug von oben die Flamme ihrer Kerze. Cassandra hockte im Dunkeln. Sie schob sich langsam blind vorwärts, weiter und weiter. Sie musste das Ende des Ganges erreichen. Es gab kein Zurück.





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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:01.07.23 16:28 IP: gespeichert Moderator melden


Die Soldaten hatten den Tempel gestürmt und die letzten Liebessklaven und Bediensteten befreit. Selbst die Hartgesottenen unter den Söldnern waren von den vielen Folterinstrumenten der Priesterinnen beeindruckt und erlösten die Opfer der zahlreichen Reinigungsrituale und Bestrafungszeremonien. Wie Cassandra schon vermutet hatte, wollten die Robenträgerinnen ihr Schicksal besänftigen, indem sie den Eroberern schamlos ihre Liebesdienste anboten. Ordinär. Unsittlich. Anstößig. Ehrlos. Zuchtlos. Anrüchig und beschämend. Die Flüchtige zog sich weiter durch den engen und niedrigen Gang, ihre Brüste hingen unter ihr wie die Zitzen einer Wölfin und schwangen hin und her. Dann erreichte sie endlich mit verschrammten Knien das Ende: Eine Holztür versperrte den Ausgang dort. Cassandra quetsche sich herum und konnte so mit den Füßen voraus gegen die Barrikade treten. Einmal, zwei Mal, drei Mal. Mit aller Kraft, die ihr geblieben war. Wenn es hier kein Weiterkommen gab, so musste die ehemalige Imperatorin umkehren und ihren Schändern in die Arme krabbeln: barbusig, als bettele sie darum, mit festem Griff gemolken zu werden wie eine Ziege und ihr die Schenkel zu spreizen wie eine Dirne.

Endlich sprang die hölzerne Platte auf. Cassandra rutschte aus dem Gang in die kleine Kellerkammer, in die der Tunnel geführt hatte. Als erstes schaute sie sich nach einem Stück Stoff um, um ihre Brust zu bedecken, doch die Kammer war völlig leer. „Ein verdammter Kartoffelsack! Oder irgendein Schmierlaken! Ich will doch kein Seidenkleid mit eingewirkten Goldfäden, verflucht! Oh, ihr Götter! Welche Gottheit rettet mich vor diesen Barbaren? Tausend Sklaven schenke ich ihr, wenn sie mich entrinnen lässt. -Zehntausend!“ Aber niemand reagierte auf ihr Begehr. Sie schlich zur Tür der Kammer, öffnete sie knarrend und horchte furchtsam, ob sie vernommen worden war. Doch nirgends war ein Laut zu vernehmen. Cassandra kletterte eine alte Holzstiege empor. Bald stand sie in einem Schuppen mit Lehmboden und löchrigen Bretterwänden, durch die die Sonne herein schien. Schützend nahm sie ihre Arme vor die bare Brust. Wieder war nirgends ein Fetzen Stoff zu finden.

Langsam näherte sie sich dem Tor der Baracke. Nur in alter schmutziger Hose, deren Beine aufgeschlitzt waren, öffnete sie den Eingang und lugte hinaus. Ferne Rufe und bettelnde Ansinnen schallten hinüber. Die Eroberer waren dabei, die cassandrische Bevölkerung in Ketten zu legen. Vor allem drangen Schreie von Weibern an ihr Ohr. Und dann stieg ihr Brandgeruch in die Nase. Als sie um den Schuppen schlich, erspähte sie die gewaltigen Flammen, die hoch in den Himmel ragten: Der Tempel brannte lichterloh. Es war das größte Feuer, dass Cassandra in ihrem Leben gesehen hatte. Die Luft flirrte. Es prasselte und fauchte. Schwarze Bahnen zogen sich hoch bis zum Gewölk. Sie lief in entgegengesetzter Richtung los. Doch schon bald hörte sie von der Seite Männerstimmen. „Hey, holdes Weib! Wohin so eilig?“ Cassandra drehte sich flüchtig zu den Rufern. Drei Soldaten kamen auf sie zu, ihre Donnerrohre mit den Klingen in der Hand. Cassandra rannte keuchend los.

Die Männer folgten ihr geschwind. Und schon nach einer Pfeilschussweite stolperte Cassandra über eine knorrige Wurzel und fiel ungeschickt auf ihre Brust. Die Soldaten holten sie flugs ein und überwältigten sie. „Was für eine wilde Katze!“, sagte einer der Männer und grinste dabei mit seinem Pferdegebiss. Die Gegenwehr des Weibes gefiel ihm offenbar. Er drehte sie auf den Rücken, setzte sich breitbeinig auf die Flüchtige und drückte ihre Hände neben ihren Kopf zu Boden in den Staub. Alle drei Männer starrten der barbusigen Unbekannten auf ihre Brüste. Cassandra konnte die nur schwer zu zähmende Lust in den begierigen Blicken der Recken sehen. Einer nestelte gar an bereits an seinen Beinkleidern. „Was machen wir mit ihr?“, frug einer des heiteren Trios. Cassandra wollte mit befehlsgewohnter Stimme sprechen, doch aus ihrer Kehle kamen nur heisere Piepstöne. „Ich bin eine Sklavin der Malus-Priesterinnen. Bitte helft mir!“ Der schwer auf ihr sitzende Mann griente. „Und ob wir dir helfen, meine Kleine.“ Seine Kameraden lachten dreckig. Ihr Reiter zerrte sich die Hose auf. Die beiden anderen Kämpen zogen der Liegenden die Beinkleider von den Schenkeln und warfen sie zur Seite. Dann stutzten sie: ein Keuschheitsgürtel.

Sagte das Weib die Wahrheit? Der Reiter packte beide dünnen Handgelenke seines Fangs mit der linken Hand, drückte sie über ihrem Kopf zu Boden und fasste mit der anderen an Cassandras linken Busen, um ihn lustvoll zu kneten. „Wie kannst du es wagen, Mannsbild!?“, keifte Cassandra speiend. Der Söldner lachte rau. „Du bist keine Sklavin, Weib! Mein Auge kann die Spreu vom Korn trennen. So tritt nur eine Herrin auf. Oder eine der Priesterinnen. Diese abartige Dämonenbrut.“ Er stand von der Fasernackten auf und stieß sie einem Kameraden in die Arme. „Das ist eine von den ach so hohen Fräuleins. Fessele sie sorgsam und führ sie zu den anderen ihresgleichen!“ Der Mann salutierte und packte sich die Gefangene wie eine Schweinehälfte über die Schulter. Die Entblößte schlug trommelnd mit ihren Fäustchen auf dem Rücken des Soldaten herum, doch dieser schien dies nicht einmal zu bemerken, obwohl er keinen verstärkten Lederharnisch oder gar eine Panzerung, sondern nur einen Uniformrock aus Stoff trug. Seine Kameraden grinsten ihm frivol zu.

Bald schon fand sich Cassandra bei anderen Priesterinnen wieder. Einige riefen denunzierend: „Das ist Cassandra! Die Hohepriesterin! Sie ist es!“ Die Frauen waren in Leibwäsche und ohne ihre Roben mit den Händen an einer langen Kette gefesselt. Eine der Malusfrauen verhieß einem Wächter beschwörend: „Lasst mich Euch gefällig sein! Ich verspreche Euch höchste Lüste, wenn Ihr mich frei lasst.“ Doch die Männer in den roten Kurzmänteln und den schwarzen Dreispitzen auf dem Haupt ließen sich von keiner Versuchung erweichen. Cassandras Unterarme wurden ihr streng auf den Rücken gefesselt, so dass sich die Hände zwischen den Schulterblättern befanden und die Ellbogen sich fast berührten. Zu ihrer Empörung band ihr ein Soldat ein Seil um ihre einzelnen Brüste, dann nutzte er die Verbindung dazwischen als Zügel und zog daran. „Vorwärts, Weibstück!“ Cassandra keifte und zeterte, drohte, bettelte, warnte, spuckte Gift und Galle, flehte, sprach eindringlich auf den Mann ein, befahl, betete, maulte. „Halt dein dummes Schandmaul, oder ich stopfe es dir!“, rief der Soldat genervt und zerrte kräftig an seinem Zügel.

Und es sollte noch viel schlimmer kommen: Ein Soldat brachte aus dem Tempel eine rostige Spreizstange aus massivem Eisen mit, die er der Gefangenen an die Knöchel band. Nun musste Cassandra mit gespreizten Beinen vorwärts wackeln, gezogen von dem Soldaten, der ihre Brüste geknebelt hatte. Linker Fuß, rechter Fuß, linker Fuß, rechter Fuß. Der Führer zupfte und ruckte an dem Seil und genoss die ächzenden und stöhnenden Laute des Weibes. Der Fußmarsch führte in ein nahes Schlammloch, wo hinein die Gefesselte gestoßen wurde. Sie versank darin und mühte sich wieder auf die Füße, um angestrengt aus dem hüfthohen Dreckpfuhl zu waten. Ihr ganzer Leib war mit Schlick und Morast bedeckt. Zumindest fühlte sie sich nun nicht mehr so nackt wie zuvor, redete sie sich ein.

So, wie sie war, ketteten zwei Soldaten sie zu den anderen Frauen. Anschließend mussten die Weiber hinter einem Ross eines Uniformierten herlaufen, an dessen Sattelknauf die Kette befestigt war. Scheppernd und rasselnd folgte die Schar aus etwa zwei Dutzend Weibern stolpernd und erschöpft dem Pferd. Zumindest hatte man Cassandra die Spreizstange abgenommen. Ihr staubiger und mühsamer Weg führte über eine Flussfurt in Richtung Westen. Dabei wusch sich der Schlamm der Geschundenen und Gedemütigten ab, als einige der Weiber auf dem unebenen Grund des Wasserlaufs umknickten und seitlich ins Nass fielen – vielleicht auch absichtlich, um wenigstens für einen kurzen Augenblick der unerbittlichen Hitze und dem grausamen Durst zu entkommen, doch der hatte sich tief in ihre rauen Kehlen eingenistet.

Viele Stunden mussten die Gefangenen unter diesen harten Bedingungen marschieren. Stöhnend trottete die Gruppe stumpfsinnig und aufgezehrt in zerrissener Bruoch vorwärts. Die Mückenschwärme machten alles nur noch unerträglicher und zerstachen ihre Haut erbarmungslos. Endlich machte der Reiter eine Pause. Vier weitere Kavalleristen eskortierten die kleine Karawane und saßen von ihren Tieren ab. Während der Pause aßen die Männer Dörrfleisch und tranken Wein und Wasser. Für die Weiber blieb der Proviant unangetastet. Einer der Soldaten spielte mit einer Gefangenen ein gemeines Unterfangen: Er hielt ihr den Trinkbeutel hin und verlangte als Gegenleistung ihre Gefälligkeit. Seine Kameraden kümmerten sich nicht darum, als der Soldat das Weib abband und hinter einen Mispelstrauch führte. Er täuschte den galanten Ritter vor wie ein talentierter Mime und verbeugte sich vor dem schmutzigen Fräulein. „Schenkt mir die Ehre, Euch Gesellschaft zu leisten, werte Dame“, sagte er mit sonorer Stimme und gebärdete sich wie ein dandyhafter Gockel dabei und zeigte sich doch ungeschickt wie ein unreifer Fant.

Die Gefangene wusste anfangs gar nicht, wie ihr geschah. Noch vor wenigen Wochen war sie stolze Besitzerin von rund 150 Arbeitssklaven gewesen, die ihre Plantage pflegten. Verspürte sie fleischliche Gelüste, so nahm sie sich den hübschesten der Kerle für eine Nacht zu sich. Und nun? Vor Schmutz und Dreck starrten ihre Lumpen. In Ketten gelegt waren ihre Glieder. Und ein dahergelaufener Soldat benutzte sie nach Belieben. Sitte und Moral waren untergegangen. Die Unterwelt hatte ihre Dämonen ausgespuckt. Was war das Schicksal doch flatterhaft! Er drückte, nun allerdings gar nicht mehr der Kavalier, sondern eher flegelhaft und grob die Schenkel der Lady auseinander und tastete mit seinen Händen unter dem Gewand herum, riss es hoch und betrachtete seine Beute. „Gegrüßt seiest du mir, du süßes Pfläumchen!“ Er zerrte das Gewand bis über den Kopf und starrte auf die blanken Knospen der Maid. „Es wäre doch schade, dich nicht zu ernten, bevor du verblüht bist!“ Dann fiel er über die Wehrlose her. Doch in der Hoffnung auf ein wenig Wasser, zeigte sich das Weib mit ihren mandelförmigen Augen ergeben und willig. Sie fügte sich unterwürfig und schien die gierigen Hände und sogar den eifrigen Rammsporn des Grobians zu genießen, der ihr die Leibesfrucht einpflanzte. Sie bemühte sich trotz des Ekels und der Schmerzen um ein Lächeln.

Die Frau wurde jedoch um ihren Lohn betrogen, denn es bekamen schließlich alle Kettenträgerinnen von den Wasserbeuteln süße Labung und die Überreste des Dörrfleisches zwischen die Zähne. Cassandras Bitte um ein Gewand schlugen die Männer dessen ungeachtet ab. Auf sie aufmerksam geworden, holte einer der Soldaten nun aus einer Satteltasche eine schwere Handfessel aus Eisen hervor. Cassandra musste entrüstet erleben, wie der Kämpe ihr die Schellen anlegte und mit dem Keuschheitsgürtel verband. Nun trug Cassandra noch schwerer an ihrer „Rüstung“, die Hände an den Seiten ihrer Hüften gefangen. Jeglich adliges Gehabe war ihr vergällt. Sie schluckte den Rest ihres Stolzes hinunter und bettelte darum, die Schnüre um ihre Brüste zu entfernen. Schließlich nahm sich einer der Männer ihrem Begehren an. Dabei sparte er jedoch nicht an beherzten Griffen an ihren entblößten Busen. Die Hohepriesterin verging fast in Grimm und Rage, hielt ihren Mund jedoch verbissen verschlossen. Nachdem alle Weiber wieder in Reih und Glied standen, ritten die Soldaten unerbittlich weiter der Westküste entgegen.

Viele Tage war der Trupp unterwegs, bis er die Küste des ehemaligen Ledaniens erreichte. Die Reise war eine Tortur für die Sklavinnen, die entkräftet mit ihren Ketten in einer endlosen Kolonne dahin wankten. Die Hitze nahm zunächst immer weiter zu, bis es endlich etwas akühlte, je näher sie der Küste kamen. Die Luft roch und schmeckte nach salziger See. Die Hitze nahm weiter ab, der Wind frischte auf. Doch obwohl der peinigende Fußmarsch beendet war, konnte Cassandra nicht aufatmen. Was würde nun geschehen? Sollte sie als Galeerensklavin rudern? Mit schmerzenden Füßen und Gliedern fielen sie zu Boden, als endlich eine Rast eingelegt wurde. Einige Schiffe lagen an der Pier und waren am Ufer vertaut. Cassandra wurde von den restlichen Weibern getrennt und auf eine prunkvolle Galeone gebracht. Als ehemalige Hohepriesterin und Fürstin, ja ehemals sogar Königin, hatte sie eine Sonderstellung und sollte zum Admiral geführt werden. Der Kriegsherr wollte seine Beute begutachten, bevor er sie als Trophäe in den Heimathafen auf dem Westkontinent brachte. Der Admiral vernahm schon die Jubelrufe des Volkes, und sah den glänzenden Orden, den ihm der Minister für seine erfolgreiche Fahrt anheftete.

In der Hauptstadt der Provinz Cassandria erstickte auch die letzte Gegenwehr. Das letzte megarische Banner flatterte zu Boden und wurde von derben Stiefeln in den Staub gestampft. Götzenstatuen der Megara und von Cassandra zerbarsten unter den Kanonen, zerbröckelten zu Staub und mehligen Steinkrümeln. Prächtige Mosaike aus Jade und Marmor, auf denen ein Mantikor mit Megaras Antlitz sowie drei Zentauren mit Cassandras, Proditas und Regulas Gesichtern abgebildet waren, wurden dem Erdboden gleichgemacht. Einige Damen, die sich im fürstlichen Palais der Cassandra verbarrikadiert hatten, gaben auf, nachdem auch die letzten Sklaven entweder davon gelaufen oder den Invasoren in die Hände gefallen waren. Nun war die Provinz Cassandria völlig in der Hand des Westvolks. Zur einzigen übrig gebliebenen Bastion des Reiches der Megara war die einst stolz thronende und blühende Metropole mutiert. Die Invasoren hatten sie gnadenlos umringt und in einen Würgegriff gezwungen, wie eine Riesenschlange ein Kaninchen packen würde.

Keine gewaltigen Triböke und andere Wurfmaschinen oder Belagerungsgeräte, wie sie im Alten Kontinent genutzt wurden, um den Gegner in die Knie zu zwingen, waren vor den Toren der Stadtmauer aufgebaut; lediglich die Donnerrohre, die die Westler mit Karren herbeigeschafft hatten, warteten auf ihre Opfer. Doch so unscheinbar die Waffen aussahen, so effizient zeigten sie ihr wahres Gesicht. Wieder und wieder röhrten sie dumpf und laut los und schossen schwere Kugeln aus Eisen gegen die Verteidigungswände, als würden die Alten Götter Felsenstücke vom Himmel schleudern. Megara und Prodita standen auf einem der Türme des Palastes, der außerhalb der Reichweite des fliegenden Donners stand, und sahen verzweifelt auf die feindlichen Reihen der uniformierten Männer, in deren Linien auch mehr und mehr ehemalige Leibeigene ihren Dienst taten.

Nur noch wenige verbliebene loyale Kampfsklaven stürmten dem übermächtigen Feind vor den Toren mit Dreizacken und schartigen Schwerterklingen brüllend entgegen. Doch die wahre Kriegslust war längst gebrochen, und die in die Luft gereckten Fäuste schienen nur von Zorn und Mut zu zeugen. Die Angst lähmte sie. Die Furcht vor dem Verderben. Die Alten Götter waren ihnen nicht mehr hold. Die geschleuderten Blitze der Aggressoren betteten die Sklaven auf der Ebene in das Gras zum letzten Schlaf. Megara verzog ihr Antlitz zu einer bösen Fratze, die so gar nicht zu ihrem lieblichen Diamantendiadem passen wollte. „Wie können mich diese Dreckssklaven nur so hintergehen! Diese erbärmlichen Verräter! Bei aller grenzenloser Zuneigung, die ich meinem Volk entgegengebracht habe! So dankt man mir meine Liebe!“ Prodita stimmte in das Selbstmitleid der Imperatorin ein. Ihre Brust hob und senkte sich aufgebracht unter dem feinen azurblauen Seidenstoff. Die Damen schaukelten sich in ihren gegenseitigen Zustimmungen über die Ungerechtigkeit und den Undank des Volkes schäumend hoch und bedauerten sich voller Anteilnahme.

Als die edlen Ladys den hohen Turm verließen, zogen sie ihre Gerten hervor und peitschten wahllos auf einige Bedienstete in ihren Livreen los. Die Ledergeschirre der Männer boten genügend nacktes Fleisch als Angriffsfläche für die beißende Rute. Ein verängstigter Dienstbote wagte kniend die Frage, was er sich habe zu schulden kommen lassen. Megara schnaubte: „Nichts! Aber es keimt in mir die Leidenschaft!“ Und auch Prodita verausgabte sich mit zahlreichen Schlägen, bis sie außer Atem die Gerte zur Seite warf. „Hat denn niemand eine Idee, wie wir diese Barbaren besiegen? Sprecht frank und frei heraus!“ Stumm schauten die Angestellten zu Boden und schluckten. Alle wussten, dass sie längst besiegt waren. Megara stolzierte durch einen breiten Korridor in ihre Gemächer. Wie lange konnten sie der Belagerung widerstehen? Würden die Mauern halten? Würden ihre letzten Vasallen das Lager wechseln wie Ratten, die das sinkende Schiff verlassen?




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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:16.07.23 12:12 IP: gespeichert Moderator melden


Die Imperatorin riss sich ihr pompöses Kleid vom Leib und schlüpfte in eine einfache Tunika und Beinkleider aus Rehleder, deren Seiten jeweils drei untereinander liegende dünne Metallschichten aufwiesen. Es herrschte Krieg! Sie würde nun als Erste Duxa um ihr Reich kämpfen. Die Despotin stieg auf den höchsten Turm ihrer Zitadelle und blickte mit erhobenem Kinn über die Lande, während der Wind mit ihrem Haar spielte und es zerzauste und die Wolken zu fliehen schienen. Sie würde dafür sorgen, dass die Invasoren und dieses fahnenflüchtige Gewürm nie wieder aufrührerischen Märschen frönten. Persönlich begehrte sie notfalls das scharfe Beil zu schwingen. Megara sah schon die nackten und festgezurrten Füße der Mannsbilder vor sich auf dem Richtklotz. „Ich werde dem Westvolk ihre Schiffe zurücksenden. Mit einem herzlichen Gruß von mir! Die Laderäume werden überquellen mit den Stümpfen“, giftete sie hartherzig, und ein grimmiges Lächeln hatte sich in ihrem Antlitz eingemeißelt.

Prodita dagegen blickte eher pessimistisch in die Zukunft und haderte. In ihre Stirn hatten die düsteren Gedanken Sorgenfalten geschlagen wie Narben. „Ist es wahrlich meine Bestimmung, dem Tode geweiht zu sein? Können die Alten Götter das wollen?“ Sie ertrank in Selbstmitleid wie eine Ratte in einem Wasserfass. Alles sah danach aus, als wollten die Götter sie bestrafen. Am gleichen Tag erreichte ein Briefrabe die Metropole. Eine Zofe hatte den schwarzen Vogel im letzten Moment abgeschickt, bevor sie von Soldaten überwältigt worden war. Drei Mal war der Rabe auf seinem Flug nur knapp dem gefiederten Tod durch einen übergelaufenen Kampfsklaven entkommen, streifte die Wipfel alter Pinien und flatterte davon, und mit letzter Kraft erreichte er die Stadt. Die Hiobsbotschaft, die er brachte: Cassandria war nach wackerer Gegenwehr gefallen. Der Malustempel, der einst blühte, war niedergebrannt. Die Metropole war nun also der letzte Rückzugsort des siechenden Reiches. Und schon bald würden auch ihre Mauern bersten. Megara wollte in ihrem Übermut oder ihrer Verzweiflung gar einen tollkühnen Ausfall wagen, doch ihre sonst verwegenen Kampfsklaven schienen ihr nicht vertrauenswürdig. Sie würden bei erster Gelegenheit das Hasenpanier ergreifen oder sich gar gegen sie wenden. Sie wusste nicht mehr, wem sie trauen sollte. Gerüchte über eine geplante Machtergreifung der Duxas gingen um. Ein bösartiger Komplott schmiedete sich in der Dunkelheit und wucherte wie ein geschürtes Feuer. Die opportunistischen Offizierinnen wollten sich dem Feind ergeben und somit Strafmilderung genießen.

Megara hatte ihren autoritären Einfluss eingebüßt. Als sie herausfand, welcher Zirkel der Duxas den Putsch plante, war es zu spät: Als sie die Verhaftung der verräterischen Personen befahl, wendeten sich die Gardistinnen von ihr ab und hörten auf die Anweisungen der Duxas, die die Imperatorin kurzerhand in eine Kerkerzelle werfen ließen. Das Undenkbare war geschehen. Megaras Herz blieb vor Schreck und Empörung fast stehen ob des Frevels, der sie einhüllte in ihr grausames Geschick. Doch es war kein Albtraum, den sie durchlebte. Es war ihre fatale Entmachtung. Sie zitterte vor Wut und blickte mit flatterndem Blick rastlos umher, doch sie hatte alle Macht verloren. Alles um sie schien wie durch einen brausenden Sturm zu zerbrechen und sie in einen schwarzen Schlund zu ziehen. Schnöde Leere und kalter Tod umschlichen sie wie Hyänen das verletzte Kitz. All ihre Vorhaben waren nur noch leerer Schall in ihrem Schädel, der wie ein Eiswind in Mark und Bein kroch und sie, alle Hoffnung fahrenlassend, zurückließ, alle Pein zu tragen.

Prodita hatte nicht gezaudert, zügig die Seiten zu wechseln und sich Liebkind bei den kollaborierenden Militärs zu machen. Sie mimte die Geläuterte, die um eine friedliche Einigung bemüht war. Einer ausliefernden Kapitulation stand nun keine unbelehrbare Tyrannin mehr im Wege. Die abtrünnigen Offizierinnen hofften auf eine gnädige Behandlung der Unterlegenen, womöglich gar Amnestie. Doch Gerede über die Versklavung sogar edelster Fräuleins überall in den Landen zeugten vom Gegenteil. Allerdings war alles besser, als das Leben im sinnlosen Kampf um eine bereits verlorene Stadt auszuhauchen… Oder?

Die entmachtete Imperatorin schrie gellend durch die Gänge des Palastes, als sie in die tiefen Kellergewölbe gezogen und geschleift wurde. An den kahlen Steinwänden tanzten die Schatten der Fackeln wie zum Hohn und flirrende Lichtblitze schmerzten in den Augen der Gefangenen. Als sie hinter die Gitter ihres neuen Heims gestoßen wurde, keifte sie beschwörend: „Meine Rache wird fürchterlich sein!“ Doch eine Gardistin in verstärktem Lederharnisch und mit einer Lampe in der Hand, erwiderte: „Ach, bevor ich es vergesse… Reißt der Hexe das Kleid herunter! Sie ist nicht würdig, Seide einer Ladyschaft zu tragen.“ Megara raffte ihr edles Gewand und wich eilig zurück. Zwei Gardistinnen in mit Nieten besetzter Uniform und mit harten Gesichtszügen betraten zagend die Zelle, aber dann legten sie grob Hand an, um den zarten Stoff von der zierlichen Gestalt zu zerren. Auch den Schmuck, den sie mit gierigen Augen erspähten, entrissen sie ihr kurzerhand und teilten ihn unter ihresgleichen. Geschwind versanken die kostbaren Juwelen und das filigran gearbeitete Edelmetall in den Lederbeuteln und Taschen der Uniformen.

Erst als Megara splitternackt vor ihnen stand, gaben sie sich zufrieden und verschwanden aus dem Verließ. Die Gardistin leuchtete der Imperatorin ins Gesicht und frug sardonisch: „Seid Euer Hoheit bereit, Eure brünstiglichen Liebesdiener zu empfangen?“ Die Gedemütigte, die mit einer Hand ihr Brust, mit der anderen ihren Schoß zu bedecken versuchte, quiekte: „Was für Liebes… diener?“ Die Gardistin wisperte ihr schmunzelnd zu: „Sind die Sklaven, die ihr für die Liebe habt ausbilden lassen, Euren Sinnen entfleucht? Sie sehnen sich dankschuldig und voller Drang nach einem beglückenden Schäferstündchen mit ihrer Herrin - oder dem, was von der Zier des Venusgartens übrig geblieben ist.“ Megara ächzte. „Wie kannst du Drecksweib es wagen! Ich bin die königliche Imperatorin!“ Spöttisch versetzte die groß gewachsene Gardistin: „Wahrlich königlich bist du, wie du da würdevoll stehst mit schmutzigem Angesicht! Nackt wie eine schleimige Schnecke.“ Sie ging hohnlachend und ließ die Entmachtete mit einer Funzel allein, die von der gegenüberliegenden Wand mit einem diffusen Licht in ihre Zelle leuchtete.

Das bissige Lachen der Uniformierten hallte in dem alten Mauerwerk noch einige Herzschläge lang nach. Aber noch viel länger echote es in Megaras Kopf. - Liebessklaven… In ihrer Erinnerung waberten horrende Bilder aus dem finsteren und feuchten Höhlensystem, in das sie geflüchtet war, als Leda vor den Toren des späteren Stadtstaates stand. Damals. Als die Leibeigenen sie in dem Labyrinth aufgespürt und gepackt hatten und sie die Qualen der Unterwelt erschaut hatte. Sie fühlte auf einmal wieder die zahlreichen schmutzigen Leiber über ihr, neben ihr, auf ihr… Megara keuchte und schnappte nach Luft wie ein Karpfen im Boot eines Fischers. Zu jener Zeit hätte sie ein Königreich für einen Keuschheitsgürtel gegeben. So wäre ihr zumindest ein Teil ihres unheilvollen Schicksals erspart geblieben. Sie roch die Schänder und spürte sie schmierig auf und in ihr. Sie erkannte die lüsternen Stimmen, die grunzenden Mannsbilder, die nach ihr gierten, um Rache einzufordern und zugleich ihren animalischen Trieb zu sättigen und erstickte im Meer der Wollust und Ausschweifung, das über ihr zusammenschlug.

In der kommenden Nacht machte sie kein Auge zu, obwohl ihr Leib nach Schlaf hungerte. Sie hockte in der hintersten Ecke der kahlen Zelle auf dem grob behauenen kalten Boden und zitterte gleich Espenlaub. Ihre Finger streichelten zaghaft über den rauen Stein, der an einigen Stellen mit Flechten und Moos überwachsen war. Alle ihre Reichtümer, die Truhen voller Goldmünzen und Juwelen, hatten ihr letzten Endes nichts eingebracht. Nun sollte sie den wollüstigen Sklaven zum Fraße vorgeworfen werden? Im Morgengrauen nickte sie übermüdet und entkräftet wie eine Ertrinkende ein und wachte kurz darauf schweißgebadet und gellend und spitz schreiend wieder auf. Sie war in ihrem Alptraum in den Flammen ihrer Sünden vergangen wie ein Pergament im Kaminfeuer. Doch der junge Tag stolzierte in warmem Glanz und scheinbar friedlich herbei. Die gemeine Gardistin hatte sich wohl nur einen infamen Jux erlaubt, denn auch in den folgenden Tagen und Nächten kam kein begehrender Mann zu ihr. Nur eine üppige Wachfrau brachte ihr stumm eine schäbige Zinnschüssel mit einer grauenhaften Grütze und eine alte, verbeulte Kanne mit abgestandenem Wasser, in dem Speichel schwamm. Megara harrte ihres grausigen Schicksals. Das Ende war nah… Aber sie würde niemals vor ihren Feinden knien, war sie sich gewiss. Gegen ihren Willen entfleuchte ihr eine Träne und lief über ihre schmutzige Wange hinab, und sie schalt sich wegen ihres Anflugs von Schwäche, der größten Sünde, der sie sich schuldig machen konnte.

Prodita, die mit den verbliebenen Duxas den Invasoren die Metropole übergeben wollte, hatte alle Schuld auf Megara geschoben. Der Kreis der Überläuferinnen schwor die Mannsbilder darauf ein, wie gut sie es unter den Militärs nach Megaras Sturz gehabt hätten. Und als sie die Tore öffneten, schien ihr Plan zunächst aufzugehen: Einige ehemalige Sklavenbesitzerinnen wurden zwar als „Bauernopfer“ in Ketten abgeführt, doch die Putschführerinnen blieben unversehrt. - Zunächst. Prodita atmete erleichtert auf. Sie würde bald gen Norden reiten und eine Weile untertauchen, um eine neue Identität aufzubauen. Einfach ihre Haut abstreifen wie eine Schlange, und unerkannt entkommen. Dann war es ihr möglich, in der westlichen Gesellschaft unbescholten zu leben. „Unter neuem Namen werde ich meine Vergangenheit hinter mir lassen. Und bald schon werde ich wieder reich und mächtig sein“, versprach sie sich stillschweigend. „Dann wird wieder jede Kreatur den Boden küssen, auf dem ich gewandelt bin!“ Dazu fühlte sie sich von Geburt erkoren und ließ sich, trunken von Selbstverliebtheit, von einer Seherin ob ihrer grandiosen Zukunft schmeicheln, die ihr die Worte zuschnurrte, wie ein gut geführtes Spinnrad, und von gescheffeltem Gold und Sklaven schwadronierte.

Doch bald schon sprach sich die unwiderlegbare Wahrheit herum, als die Leibeigenen sich in Sicherheit wähnten. Die Zungen der Männer lösten sich wie von selbst; all die tadeligen Gräueltaten der feinen Frauen mit ihrer Spitze an den Ärmelsäumen kamen ans Licht. Und die Wahrheit stieß wie ein scharfes Messer zu. Die Konquistadoren ließen nun auch Prodita und die Duxas verhaften und in Kerker schleppen, bevor diese untertauchen konnten. Zwei Offizierinnen sträubten sich so wild und entschlossen gegen ihre Gefangennahme, dass man sie in lange Eisenketten einwickeln ließ. „Verräter!“, schrien sie ihre Wachen hasserfüllt an. Aber all wacker Gegenwehr nutzte ihnen nichts. Sie gelangten in einen dunklen Kerker unter dem großen Palast, den einst Fama für aufsässige Sklaven und politische Feinde hatte bauen lassen. Auch die Forderung nach Prügelsklaven, die anstelle der edlen Ladys bestraft werden sollten, fand kein Gehör. Die Westmenschen hatten eine völlig andere Rechtsprechung, die den hohen Damen mehr als fremd war. Die Wünsche der Ladys stießen auf taube Ohren.

Schließlich fand man dort Megara in ihrer schäbigen Zelle. Mehrere Dienstboten bezeugten, dass es sich um die Imperatorin handele. Auch Prodita gehörte zu den „ehrenwerten Gästen“ des Palastes und bezeugte Megaras Identität. Die Regentin spuckte vor ihrer einstigen Fürstin aus, und ihre Wangen erglühten wie Rosenflor. „Du Geschwür von Verräterin! Aus deinem stinkenden Maul wachsen nur Lügen!“ Dann wurde sie vor ein Tribunal im Hof des Palastes gezerrt. Ein Offizier mit auffallend langen rötlichen Koteletten schnalzte mit der Zunge und befahl mit rauer Stimme: „Bringt die Imperatorin zum Admiral!“ Zwei Soldaten packten die Gefangene unbarmherzig und schleiften sie fort wie ein geschächtetes Schaf.

Dieser Tag sollte als Zäsur in die Geschichte des Alten Kontinents eingehen: Die Armada des Westvolks hatte Megaras Reich endgültig besiegt und den Alten Kontinent befriedet. Die Galeeren und anderen Kriegsschiffe der Megara tummelten sich auf dem Meeresgrund. Fortan gehörten die Provinzen zur Nation des Westvolks. Die Donnerrohre auf den vielen Schiffen schossen zur Feier Salut, um danach zu schweigen. Die zuvor an den Verteidigungsmauern züngelnden Flammen, brannten nieder und erloschen. Der Pulverrauch der Kanonen verzog sich. Die ersten Reparaturarbeiten an den Mauern der Stadt und den Gebäuden begannen. In Kürze präsentierte sich die Metropole wieder als pittoreske Siedlung aus hübschen Bauwerken und kleinen Gassen, aber auch mit dem großen Marktplatz, auf dem nun die westlichen Kompanien marschierten und paradierten. Im Stechschritt polterten die schwarzen Stiefel der Soldaten über das Pflaster und zeugten von Kraft und Macht. Die Klingen an ihren Donnerrohren blitzten silberfarben in der Sonne und schärften den Menschen Respekt ein.

Die Namen Ledanien, Cassandria, Metropole und Stadtstaat blieben zunächst erhalten, sollten aber in den Folgejahren denen der höchsten Offiziere der westlichen Eroberer weichen und auch in den Köpfen der Menschen verblassen. Es gab keine Frauenherrschaft mehr. Sie war einem Patriarchat gewichen, wie es das Westvolk kannte. Zwar waren noch harte Strafen für Gesetzwidrige – auch öffentliche Züchtigungen – üblich, doch nutzte man das Kolosseum und die Arenen der Megara nur noch für Theateraufführungen und Pferderennen. Hin und wieder vergnügten sich die Zuschauer auch bei Boxkämpfen und wetteten auf den Sieger.

Nur wenige Weiber führten machtvolle Positionen. Das Gros sorgte sich um Mann und Kinder in der Sippe oder buhlte um das Herz eines Mannes, der gegen eine Konkubine oder Gespielin auch nichts einzuwenden hatte, mit aller Hingabe, der die Weiber fähig waren und spreizten die Schenkel für ihn, angespornt von den Möglichkeiten, die diese ihnen offenbarten. Die Herrschaften zeigten sich fast alle mit geflochtenem Zopf aus eigenem Haar oder gepuderter Perücke. Enge Beinkleider waren bei den Männern die Norm, während die Damen weite Kleider trugen – je nach gesellschaftlicher Stellung imposant oder eher dezent. Sklaven gab es auch in der Neuen Welt, doch war dabei nicht das Geschlecht ausschlaggebend. Personen, die gegen die Gesetze verstießen, verloren die so genannten Bürgerrechte und mussten als Leibeigene eine festgesetzte Zeit dienen. Sie konnten in diesem Zeitraum beliebig feilgeboten und willkürlich für sämtliche Arbeiten eingesetzt werden. Meist wurden Weiber als Zofe oder Faktotum eingesetzt, da sie für schwere Arbeiten nicht kräftig genug waren. Die wenigen männlichen Sklaven schufteten in Minen oder auf Plantagen – denn auch das Westvolk liebte Silber, Gold, Tabak, Baumwolle und Zuckerrohr. Die Peitsche knallte dort ebenso eifrig wie im alten Matriarchat.

Die meisten Edelfräuleins, Duxas und Großgrundbesitzerinnen des Alten Kontinents wurden ohne viel Federlesen in die Leibeigenschaft geführt, denn sie hatten sich der ungenehmigten Sklavenhalterei schuldig gemacht. Ihnen standen zahlreiche entbehrungsreiche Jahre voller Strapazen und Mühen bevor. Statt ihrer wertvollen Gewänder trugen sie fürderhin einfache Leinenröcke oder Beinkleider und Wams, statt der feinen Riemchenstiefel plumpe Magdschuhe oder dicke Arbeiterstiefel. Endgültig vorbei war die Zeit, in der die Damen lustvoll im Takt der Geißeln maunzten und sich erregt an den Züchtigungen ihrer Leibeigenen weideten. Nimmermehr würde es wieder so sein. Nun biss die Peitsche die Weiber bis diese den richtigen Arbeitsrhythmus gefunden hatten und alle Dünkelhaftigkeit war verraucht.

Was aus der ehemaligen Fürstin Prodita geworden ist, ist nicht genau überliefert. Sie soll ihre letzten Tage in einem Steinschlag nahe der Ostküste verbracht und Felsbrocken geschleppt haben, obwohl ihr schmales Kreuz unter der schweren Last ächzte. So wurde ihr Schicksal besiegelt – in einem anonymen Grab. Einen Hauch ihrer Würde hielt sie bis zum bitteren Ende fest. Niemand sah sie je auf den Knien, bis sie schließlich ausgelaugt mit gebrochenem Blicke in den Staub fiel. Die meisten Duxas und auch viele feine Ladys schafften es dagegen mit der Zeit aus der Leibeigenschaft wieder heraus und vermählten sich mit einem Manne, um eine Sippe zu gründen und ihr Auskommen zu haben. Die Sklavenarbeit, von der sie gekostet hatten, lehrte sie Demut und Respekt. Als Eheweiber erging es ihnen viel besser. Zwar mussten sie sich dem Gatten unterordnen, aber Schläge gab es nur in Ausnahmen bei Ungehorsam. Abgesehen davon war ihr Leben in einer Familie das Beste, was sie sich erhoffen konnten und brachte einige Freiheiten mit sich.

Statt der Gerte und dem autoritären Befehlston trugen sie nun mit scheuem Schritte Nähnadel und Fibel, wenn sie wohlhabend geheiratet hatten; war ihr Gemahl jedoch weniger solvent, so waren die meisten dieser Weiber sich nicht zu schade, um die Ziege zu melken, Brennscheite und Reisig im Wald zu klauben oder die Wäsche im Fluss zu schrubben, Kartoffeln zu schälen und am Herd zu kochen, während sich der Rauch der Esse durch den Schlot davonstahl und sich der Duft eines deftigen Eintopfes oder Bratens im Raum ausbreitete. Statt Seidenkleid schmeichelte dann eine Leinenschürze ihren Beinen, aber so war das nun mal im Patriarchat des Westens, egal, ob auf dem Westkontinent oder in der Kolonie des ehemaligen Megarareiches, wo die Kultur der Eroberer triumphierte. Statt vornehme Alabasterhaut zu tragen, hatte die Sonne ihre Leiber nun braun gebrannt. Statt manikürter Fingernägel, mussten sich weniger begüterter Frauen mit kurzen Nägeln zufrieden geben, die bei der Arbeit in Haus und Hof nicht störten.

Die kleinen autonomen Frauenreiche innerhalb des Alten Kontinentes, die sich nach Ledas Niederlage gebildet hatten, wurden genauso aufgelöst wie alle Gemeinschaften im Norden und Süden der Lande. Die meisten der Weiber dort blieben straffrei, sofern sie einen männlichen Zeugen für ihre Unschuld fanden. Wie sie das anstellten, blieb den westlichen Offizieren ein Rätsel, aber zahlreiche Mannsbilder bürgten für die Frauen. Man munkelte, dass sie sich dies bei den Recken mit zarten Versprechungen voll kosender Wonne erkauften. Einige der Paare suchten sich auf dem Westkontinent ein neues Heim, andere zog es noch weiter in den wilden Norden der Kolonie, um daselbst in den Wäldern eine eigene Sippe zu gründen. Wenige wanderten mit Eselskarren und ihrem Hab und Gut in den tiefen Süden, wo nur verdorrtes Land und Wüste auf sie warteten; aber es gab Schilderungen von Reisenden, die dort das Paradies mit fischreichen Seen, Palmen und Obstbäumen gefunden haben wollten.

Cassandra und Megara wurden mit der Galeone des Admirals auf den Westkontinent gebracht und in einem Aufsehen erregenden Prozess vor dem höchsten Strafgerichtshof zu lebenslanger Kerkerhaft verurteilt. Ihre Zellen lagen in einem zoologischen Garten der Hauptstadt der Westnation. Dort konnten die freien Damen und Herren bei einem Flaniergang vielerlei Kreaturen vom Alten Kontinent hinter dicken Gitterstäben betrachten und sich an ihnen ergötzen: So gab es dort zwei Trolle zu bewundern, kletternde Äffchen, fauchende Großkatzen, krächzende Stelzenvögel und auch zwei gewisse Ostweiber, die einst auf dem Thron der neuen Kolonie gesessen hatten. Zwar frönte das Westvolk einem eher biederen Lebenswandel mit hochgeschlossenen Gehröcken und Halstüchern beziehungsweise Kleidern, doch waren die fast nackten Weiber hinter den Gitterwänden längst keine Sensation mehr - schließlich waren dies keine westlichen Damen sondern wilde Ostweiber, und damit waren sie nicht mit zivilisierten Ladys des Westens zu vergleichen oder gar auf eine Stufe zu stellen, so dass die Besucher des Geheges nonchalant auf den Wegen flanierten und die ausgestellten Weibstücke als exotische Kreaturen des Alten Kontinents betrachteten.

Megara hatte man ebenfalls einen Keuschheitsgürtel gegönnt, der ein wenig ihrer Blöße bedeckte. Schon bald merkte sie zu ihrem Leidwesen, wie sehr ihre Weiblichkeit sie quälte und marterte. Sie sehnte sich nach fleischlicher Befriedigung ihres wildlodernen Verlangens, die endlich das unerträgliche Jucken ihrer süßen Knospe beenden würde. Doch sollte sie nie wieder Erlösung finden. Stattdessen war sie gezwungen eine Narrenkrone zu tragen, deren zahlreiche Glöckchen bei jeder Bewegung in unterschiedlicher Höhe klingelten und jeden Versuch von noch so wenig Würde im Keim erstickten. Mit zwei seitlichen Eisenstäben war die Kopfbedeckung mit einem massiven ehernen Halsband verbunden, so dass Megara sie nicht abnehmen konnte. Die Konstruktion war so schwer, dass das Ostweib ihren Kopf kaum aufrecht halten konnte. Darob erinnerte sie zuweilen an ein zweibeiniges Tier mit Geweih, dass zum Angriff ansetzte: Mit tief gesenktem Haupt taumelte Megara umher und gab gar besonderliche Laute von sich, während sich Speichelflüsse von ihren Mundwinkeln auf den Boden des Geheges ergossen und sich die Zaungäste entweder schaudernd abwendeten oder spöttisch lachten und Häme über die Kreatur ausschütteten.








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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:05.08.23 10:46 IP: gespeichert Moderator melden


Epilog

Zu jener Zeit erschien in einem neu errichteten Dorf im schwer zugänglichen nördlichen ehemaligen Ledanien, das direkt an die nördlichen Wälder grenzte, ein verwirrtes und völlig verwildertes Weib mit verfilztem Haar und in Lumpen gekleidet. Die Eremitin wirkte bang und unsicher. Ständig suchte sie mit angstvollen Augen nach Verfolgern und faselte von Meuchelmördern, die ihr die Kehle aufschneiden wollten. Angeblich habe sie in einem Höhlenlabyrinth gelebt.

Ein Pferdezüchter nahm sich ihrer an und brachte sie auf dem Kutschbock seines Planwagens auf seinen Hof. Helena, wie sich die ominöse Frau nannte, durfte sich mit Mistschaufeln Kost und Logis verdienen. Selten wechselte sie mit den Mägden und Waschweibern einige karge Worte. „Ich bin eine Königin“, wisperte sie dabei hin und wieder verstohlen. Die Weiber lachten sie deswegen aus und hänselten sie nur noch „Rossknödel-Königin“. Eine Magd, die einen Kober trug, rief spöttisch: „Nimm deine Mistgabel. Sie ist dein Zepter!“ Das Gesinde wurde aus dieser Irren mit dem fiebrigen Blick nicht schlau, und bald munkelte man von einem Fluch, der auf der Unbekannten lag.

Einige Wochen später lief das obskure Weib flügge davon und kehrte nie wieder zurück. Eine Gruppe Knechte machte sich im Auftrag ihres Herrn auf den Weg, die Verlorene zu suchen, doch ihre Spuren verliefen sich in einem tiefen Moor. Nur ihre Mistgabel schaute noch mit ihren vier Zinken aus dem Sumpf empor. Der Züchter befahl, mit Werg und Zunder ein Feuer zu entfachen und den Stab des Werkzeugs zu verbrennen, und die Metallzinken in einer Esse einzuschmelzen. Alles andere werde Unglück bringen.

Erst viele Jahre später forschte ein Chronist nach und stellte die These auf, dass es sich bei der „Rossknödel-Königin“ um die vor langer Zeit in den Höhlen verschollene Regentin des Stadtstaates gehandelt haben könnte. Helena musste jahrelang in dem unterirdischen Labyrinth und später in der Wildnis als Eremitin gelebt haben, wo sie längst irre geworden war. Doch einen Beweis blieb der Chronist letztlich schuldig, denn Zeugen des damaligen Geschehens konnte er nicht mehr finden. Noch mysteriöser war die Geschichte dadurch, dass der Pferdezüchter ein Jahr nach Helenas Verschwinden in eben dem Moor verschwand, wo die Mistgabel gefunden worden war.

In der Nähe der ehemaligen Metropole tauchte ein sinnliches Weib auf, das behauptete, von den Hohepriesterinnen in einer altertümlichen Katakombe festgehalten worden zu sein. Niemand erkannte den Lug und Trug, die sich die Hand gaben, und erließ der Unbekannten die Leibeigenschaft. Ein Verbrechen an Mannsbildern war ihr nicht nachzuweisen. Insidia, wie sie hieß, heiratete bald darauf einen reichen Kaufmann, der als Siedler vom Westkontinent emigriert war, und gebar ihm zwei starke Söhne. War der Kaufmann nach außen ein strenger und herrischer Mann, so genoss er doch insgeheim Insidias dominante Ader zwischen den Laken ihres Schlafgemachs. Sein Eheweib wusste ihm sehr zu gefallen. Sie band seine Handgelenke gern an die schmiedeeisernen Pfosten des Bettes mit schwarzen Seidenschals fest und ritt ihren Hengst dann zu Fanfarenstößen voll süßer Erfüllung. Für diesen Lohn war sie die insgeheime Herrin, wurde von ihrem Gemahl vergöttert und lebte jetzo in Saus und Braus.

Auch die Schmiedetochter Forma hatte den Machtwechsel unbeschadet überstanden. Sie hatte sich ebenfalls erfolgreich gegen eine Versklavung gewehrt. Früh genug war sie zur westlichen Armee übergelaufen – als Liebchen eines hohen Offiziers. Sie lebte nun als seine Gemahlin auf dem Westkontinent und hatte auch einmal die zur Schau gestellten Megara und Cassandra in dem Tierpark besichtigt. Schockiert über die monströsen Vogelscheuchen, die dort hinter den Gitterstäben in ihrer Tristesse vegetierten, verließ sie in ihrem feinen opalblauen Kleid fluchtartig den Ort des Schreckens und kehrte nie wieder dorthin zurück, doch die grausigen Laute der Hexen klangen ihr noch lange Zeit im Ohr.

Formas Gatte war liebevoll und treu, doch ihre Wollust ließ sie immer wieder nach jungen Mannsbildern gieren. Sie träumte des Nachts von Lustsklaven, obgleich diese Ära für immer vorbei war. Ihre Blicke erwanderten die hübschen Burschen und schließlich spreizte sie für so manchen jungen Soldaten oder Kaufmann willig die Schenkel, wenn ihr Gemahl wieder einmal zu einem Seemanöver aufgebrochen war. Die Mannhaftigkeit ihres Gemahls reichte ihr nicht. Sein Gemächt schwächelte hin und wieder. Und außerdem… Sollte eine kluge und fruchtbare Frau sich gar mit einem einzigen Recken zufrieden geben? Sie war kein solch Weib, das auf beschränkten Wegen wandelte und entfloh daher gern aus der Rolle der fügsamen Gattin, um sich, feucht wie eine Aue, zu verlustieren.

Eines Tages schaffte sie es, ihren Ehemann mit vor Tränen gefüllten Augen davon zu überzeugen, einen Keuschheitsgürtel unter seiner Uniform zu tragen. Als Schmiedetochter konnte sie den ehernen Schmuck selbst klammheimlich herstellen. Ein Seemann, der ständig zu fremden Gestaden segelte, sollte aus reiner Willenskraft keusch und treu bleiben? Forma weinte bitterlich Bäche salziger Tränen über ihre rosig glühenden Mädchenwangen und warf ihm so manchen Fehlgriff, Seitensprünge und lüsterne Gedanken vor in dieser welken Welt. Schließlich willigte der Offizier ein und ließ sich schweren Herzens von seiner geliebten Forma in einem Keuschheitsgürtel sperren und konnte die Contenance so gerade bewahren. Es blieb das Geheimnis der beiden, denn gesellschaftlich war die eiserne Hose seit Megaras Zeiten verpönt – erst recht bei einem uniformierten Kämpen der Marine. Doch die knielange Bundhose und der darüber hängende Waffenrock verbargen das Geheimnis gut und sicher.

Doch so naiv, sie nicht nach ihrer eigenen Treue zu fragen und sie zu bitten, ebenfalls einen Keuschheitsgürtel zu tragen, war er nun doch nicht. Allerdings gab es einen entscheidenden Unterschied zwischen den eisernen Hosen: Forma hatte einen Zweitschlüssel, den sie stets zu benutzen gedachte, sobald ihr geliebter Mann aus dem Hafen fuhr. Schmunzelnd winkte Forma ihm, als er das erste Mal verschlossen auf die Reise ging. Über ihr schrie eine Möwe, als lache sie über das unmoralische Schauspiel, das Forma zum Besten gab, und noch mehr über den närrischen Gemahl.

Mit der Zeit schenkte Forma ihrem Manne vier kraftvolle Söhne und drei allerliebste Töchter. Die Nachbarn munkelten zwar hinter vorgehaltener Hand, dass kein Sprössling dem vermeintlichen Vater ähnlich sehe, doch vielleicht war das ja der Laune der Natur zuzuschreiben. Nie erfuhren der Weinhändler, der Sattler, der Hufschmied, der Barbier, der Korbmacher, der Matrose und der Knecht des Milchbauern von ihrem Nachwuchs, doch einige von ihnen und noch mehr Kämpen kehrten gerne bei Forma in die warme Stube ein und genossen die frohlockende Gattin des Marineoffiziers und ihre heißen Küsse und Liebeskünste mit voller Wonne.

Vidar, ein befreiter Sklave, brachte es auf dem Westkontinent zu einem gewissen Ruhm als Schreiber einer historischen Novelle über Abas, den Königsgemahl der Leda – die schärfste Widersacherin der berüchtigten Megara. Vidar schilderte in der Biographie von seiner gemeinsamen Kerkerzeit mit Abas. Doch nirgends in seinem Buch, das er meist nachts vor einer blakenden Laterne niedergeschrieben hatte, erwähnte er, dass er Abas Vertrauen missbraucht und ihn skrupellos an den Feind verraten und dafür sich die Freiheit erworben hatte. Dieses Geheimnis nahm er schließlich mit ins einsame Grab, als er eines Tages, gebeugt vom Alter, in seinen Pantalons und einem langen Gehrock aus Samt eine Prachtallee entlang schlenderte und sich ans Herz fasste und wenige Lidschläge später tot zu Boden stürzte, wo ihn sein bald kalter Leib nur harter Stein koste.

Weitere drei befreite Sklaven, die früher als Wachleute in Königin Ledas Burg gedient hatten, waren Winand, Bertram und Jeremias. Winand übernahm das alte, fast gänzlich zerstörte Freudenhaus der Hydra, baute die Ruine erneut auf und ließ ein Dutzend Weiber für ihn arbeiten. Er liebte es, die jungen Damen, die bisher nur dekadenten Luxus und Kurzweil gekannt hatten, für ihre neuen Aufgaben auszubilden, teilweise selbst zuzureiten, wie er es nannte. Somit hatte der sadistische Grobian seine Berufung gefunden, die er mit Herz und Leidenschaft als gestrenger Rittmeister ausübte und das Etablissement mit einigem Erfolg führte.

Dann, an einem bedeutungsschweren Tage, geriet er in die Bredouille, als er eines Abends in einer Taverne glaubte, eine Maid für sein Haus der Lüste werben zu können. Die üppige Schönheit gehörte bereits einem Jägersmann, der den ungeduldigen Winand mit seiner Faust in die Schranken wies und ihn kopfüber in ein großes Daubenfass stopfte, um ihm Manieren beizubringen. Die Kampflustigen wurden von dem mächtigen Wirt und seinen drei rüstigen Gehilfen des Gasthauses verwiesen, bevor ein Tumult unter den Gästen ausbrechen konnte. Niemand war Zeuge, was die beiden Raufbolde vor der Schenke „besprachen“; aber seit diesem Tage war Winands Nase schief, und der Grobian behandelte seine „Damen“ mit mehr Respekt.

Bertram erlernte in der früheren Provinz Cassandria das Tischlerhandwerk und siedelte später auf den Westkontinent über, um dort eine Sippe zu gründen und einen kleinen Laden zu eröffnen, in der er Körbe aus geflochtenen Binsen anbot. Doch seine Vergangenheit als Wachsoldat der Regentin Leda vergaß er bis zu seinem Tode nicht und sollte sogar seinen Enkeln noch von dem großen Krieg, den die cassandrischen Truppen angezettelt hatten, erzählen. Gern schmückte er seine Erlebnisse reichhaltig und blumig aus und wurde in seinen Abenteuergeschichten zum heroischen Berserker, der über die Schlachtfelder wütete – voller Rage, schäumender Wut und zornbebender Kampfeslust, die ihm im Blute gärte, beherrschte er die Walstatt. Nur zu der Zeit seiner Leibeigenschaft blieben seine Lippen fest verschlossen, wenn er seinen zahlreichen Abkömmlingen in geselliger Runde aus seinem Leben schilderte. Zu grausam waren die Sklavenzähmerinnen mit ihm umgesprungen, als dass er sie die langsam verlöschenden Bilder sich erneut ins Gedächtnis rufen wollte.

Der dritte ehemalige Wachmann im Bunde, Jeremias, verdiente sich als Seematrose der westlichen Marine seinen Unterhalt. Mehrfach überquerte der mittlerweile verhutzelte und sonnenverbrannte Recke den Westozean zum Alten Kontinent und zurück, doch niemals entdeckte er Spuren des berüchtigten Leviathans, der das weite Meer so lange Jahre unüberwindbar gemacht hatte. Dafür fand er Befriedigung von Fernweh, Frieden, Muße und Stille im Einklang mit dem endlosen Wasser. Doch auch die arg beschwerliche Arbeit erwartete ihn jeden Tag, die ihm von Jahr zu Jahr schwerer fiel.

Er sparte die Heuer viele Jahre und ließ sich dann eines Tages auf dem Westkontinent als Mais-Bauer nieder, um dem harten Drill der Marine zu entkommen, und heiratete ein junges Weib aus der Umgebung, die das Matriarchat des Alten Kontinents nie kennen gelernt hatte. Doch schon nach wenigen Jahren zog es ihn erneut aufs Meer, inzwischen als Kapitän. Inzwischen durfte er sich mit seiner Gattin über einen gesunden Sohn freuen, der sich als kluges Bürschchen erwies und sogar die Schule in der Stadt besuchte, um die Mathematik und Schreiben und Lesen zu erlernen. Als Jüngling studierte er Jahre später sogar auf der ehrwürdigen Fakultät, was seine Eltern vor Stolz strotzen ließ.


Eine Dekade war seit dem Untergang des Reiches der Megara vergangen.

Das Westvolk breitete sich in den Folgejahren auch auf dem Ostkontinent aus und befriedete dort das wilde Amazonenvolk. Gegen Glasperlen und anderen billigen Plunder tauschten sie kostbare Gewürze, Kakao, Kaffee, Jade, Edelsteine und Marmor ein. Der Wohlstand auf dem Westkontinent wuchs von Jahr zu Jahr. Tausende Menschen siedelten auf dem Ostkontinent und trieben die verbliebenen Amazonen immer weiter nach Osten in karge Regionen, wo sie darben mussten und ihre Kultur dräute, zu Grabe getragen zu werden.

Eines Tages verstarb Cassandra röchelnd in ihrem Zwinger an Fieber, Husten und gelbem Auswurf, der sich ihrer Kehle entrang. Sie war ohne Trost und Labe in den Schlund der Unterwelt eingezogen. Doch ihre Knochen und das daran faulende Fleisch hingen noch Wochen lang an einem Haken, den Menschen zur Erinnerung ausgestellt.

Kurz darauf hauchte auch Megara ihr Leben aus und fiel in den ewigen Schlummer. Doch ihr Ableben stellte alle Studierten vor ein Rätsel. Noch absonderlicher wurde der Fall, als die Totengräber die Leichname am nächsten Tag im Morgengrauen mit einem Karren abholen wollten: Megaras Leichnam war verschwunden. Nur ihr Keuschheitsgürtel und die Narrenkrone lagen am Boden der Klause. Beide verschlossen und unversehrt.

Mit den leeren Käfiggehegen der beiden Tyranninnen verblasste mit der Zeit das Entsetzen, das Megaras Schreckensherrschaft einst verursacht hatte, wie ein abgefallenes Rosenblatt. In der Folgezeit brachte man in den Gehegen zwei wilde Trolle unter, die im Norden des Alten Kontinents gefangen worden waren, und die nun zur Belustigung für die Besucher des Parks dienten, die einen Blick auf die Ungetüme erhaschen wollten.


Weitere Jahre waren ins Land gezogen.

Ein junger Magister der größten Fakultät des Landes betrat die ehrwürdige Universitäts-Bibliothek, um sich Lektüre über das Matriarchat der Megara zu besorgen, und fand dort in einem abgelegenen Bereich eine verstaubte Kladde, in Straußenleder eingeschlagen und mit bronzenen Ecken versehen. Es handelte sich um eine Ansammlung von alten Schriften verschiedener Autoren. Die ältesten stammten von einem Alchimisten namens Caduceus, der eine Zeitlang am Hofe der Leda gelebt hatte. Seine Schilderungen reichten bis zu den Zeiten von Talos I. zurück. Als Zeitzeuge der Epoche um Talos III. beschrieb er die Anfänge des Reiches der Megara, den Untergang der Diktatur und die Ära der Kleinstaaten. Andere Chronisten ergänzten die historische Dokumentensammlung mit eigenen Berichten über Megaras erneuten Aufstieg und schließlich ihren endgültigen Untergang.

Viele der historischen Schriften und Aufsätze kannte er bereits, doch einige Details dieser Fibel aus Originalpergamenten waren ihm neu. So war hier eine mit Megaras Siegel versehene Botschaft eines Briefrabens an das Edelfräulein Vesta erhalten, die die Niederlage Ledaniens verkündete. Ebenso fand sich ein Liebesbrief des ledanischen Schultheißen Gladius an eine gewisse Dame namens Forma. Der Magister suchte nach einem Hinweis darauf, wer diese Forma wohl gewesen sei, fand aber keinen Anhaltspunkt. Spielte sie im politischen Gewirr der damaligen Zeit womöglich eine gewichtige Rolle? Er blies über die alten gelben Pergamentseiten, um den dicken Staub aufzuwirbeln, und blätterte vorsichtig weiter.

Noch so vieles war ihm rätselhaft. Warum berichten die alten Dokumente zunächst von einer Tagara als Hohepriesterin des Maluskultes, und dann war von einem Tag auf den nächsten Cassandra die Oberste Robenträgerin des Tempels? Wie wurde aus der einstigen Königin eine Frau des Glaubens? Und die angeblich tote Megara soll eines Tages einfach so erschienen sein und sich selbst gekrönt haben? Der Magister schüttelte ungläubig den Kopf. Die Historiker würden noch viele Jahre daran arbeiten müssen, um Licht in das wirre Dunkel der Geschichte zu bringen. So viele Legenden und Gerüchte rankten in den Landen, so viele Erzählungen ergossen sich kühn von den Lippen der Menschen, die Gehörtes weiter verbreiteten, und pflanzten sich ausgeschmückt immer weiter fort.

Der Gelehrte griff nach einem feinen Teeglas und nippte an dem heißen Kräutertrunk, einer Mischung aus Minze und Himbeere. Als er die Kladde wieder an seinen Platz legen wollte, fiel ein kleiner Gegenstand klimpernd heraus. Der Mann betrachtete ihn und nahm ihn in die Hand: ein flaches Amulett aus Rotgold. Es zeigte Megaras Antlitz mit einem Löwenkörper. Der Magister murmelte: „Ein Mantikor.“ Er wusste, dass Megara sich früher als Göttin hatte anbeten lassen. Mit zitternder Stimme flüsterte er: „Eine wahrlich dunkle Epoche – das Reich der Megara.“ Er legte den Anhänger wieder in die Kladde. Der Magister grübelte noch lange über die ungelösten Fragen nach. Vielleicht würde man eines fernen Tages alle Wahrheiten aufdecken. Oder auch nicht. Eventuell blieb das Reich der Megara zumindest teilweise für immer und ewig in undurchsichtiger Dunkelheit – wie so manch andere Legende aus uralten Epochen ebenso.

Sein Vater, Kapitän Jeremias, hatte ihm auf seinem Sterbebett noch einige Geschichten von Königin Leda erzählt, aber über die Alleinherrscherin Megara wusste er nicht viel zu berichten – oder hatte schließlich nicht mehr die Kraft dazu. Erst diese Worte seines Vaters hatten das flammende Interesse an der Historie des Megarareiches bei dem Sohn geweckt, woraufhin er an der Fakultät die Geschichte des Alten Kontinents studierte. Der Chronist wurde in späteren Jahren ein angesehener Historiker, der sein gesamtes Leben versuchte, Wissen über das Reich der Megara zu sammeln, und sieben in Frakturschrift verfasste wissenschaftliche Abhandlungen über den Alten Kontinent und seine Gesellschaften aufschrieb.

Als die Sonne blutrot unterging, tauchten auch die beiden größten Grabsteine aus Granit auf dem Friedhof hinter der Kirche nach und nach in Finsternis. Um Mitternacht schlug eine Glocke dumpf im aufziehenden Nebel. Trotz lautstarker Diskussionen und Proteste im Parlament, ob die wilden Ostfrauen denn überhaupt als zivilisierte Menschen zu bezeichnen seien, setzte sich der zuständige Geistliche durch und ließ Cassandra auf dem Kirchhof unter einem kleinen Mahnmal beisetzen, auf dem eingemeißelt stand:

Cassandra – Königin Cassandrias und Kultführerin des megarischen Reiches

Neben dem Stein stand ein zweiter, dem ersten nicht unähnlich. Und auch, wenn sich dort keine Gebeine befanden, so sollte er an die große Despotin des Alten Kontinentes erinnern oder mahnen:

Megara – einst Alleinherrscherin des Alten Kontinents. Mit ihr war die böse Saat erwacht. Sie führte die Weiber in sündhafte Versuchung. Sie unterjochte niederträchtig alle Mannsbilder ihres Reiches

Wohin Megara verschwunden war, blieb für immerdar im Dunkeln verschleiert. Doch noch fast hundert Jahre lang erzählte man in vielen Städten, Dörfern und Siedlungen des Westkontinents von einer geisterhaften Erscheinung, die nachts wie ein Nebel durch die Gassen waberte. Und wer dem Geistwesen gewahr wurde und in seine glühenden Augen schaue, verlöre den Verstand. Es sei die tote Megara, die nach Rache giere und im Dunkel Unheil webe.

Eines Nachts wankte ein betrunkener Seemann in seinen blauweiß gestreiften Hosen aus grobem Leinen und dem Matrosenhemd am Hafenkai der Hauptstadt des Westkontinents entlang, eine fast leere Flasche Rum in der Hand; unter den Fingernägeln zeigten sich schwarze Ränder vom Teer, mit dem er seinen kurzen Zopf eingestrichen hatte. Um den Hals baumelte an einem Lederriemen eine Muschel von entfernten Gestaden als Talisman. Das linke Auge des Kerls zierte eine schwarze Stoffklappe, das Gesicht war pockennarbig und unrasiert. Er wirkte fast wie ein Pirat oder anderes lichtscheues Gesindel. Er taumelte von einer anrüchigen Hafenspelunke in das nahe gelegene Bordell, um sich dort mit einer billigen Hure zu vergnügen – die Würze, die seinen Abend abrunden sollte.

Der Neumond erhellte als scharfe Sichel die blauschwarze Nacht nur schwach. Der Mann pfiff eine schräge Melodie und schlurfte auf dem unebenen Pflaster langsam seines Wegs. Jäh blieb er stehen, als sei er gegen eine Wand geprallt, und starrte in die Dunkelheit. Ein Nebel war aufgezogen. In den weißlichen Schwaden glaubte der Saufbold eine Dämonenfratze zu erkennen. Vor Schreck ließ er seine bauchige Flasche fallen, die auf dem steinernen Boden klirrend zerplatzte. Die letzten Tropfen des billigen Fusels versickerten zwischen den Steinen im Erdreich. Waren da in der sich zäh bewegenden grauen Masse nicht zwei lauernde Augen, die ihn wie glühende Kohlen anstierten? Er glotzte in die schwarze Nacht und lauschte dem traurigen Flüstern der laubschweren Baumwipfel.

Von Angst gepackt taumelte der Matrose wie benommen rückwärts. Dabei verlor er das Gleichgewicht und kippte mit den Armen rudernd über die Kante des Kais und stürzte ins Hafenbecken, wo er im schwarzen Nass versank. Einige Luftblasen im Wasser zeugten noch einige Augenblicke von seinem tragischen Unfall, blubberten als wollten sie Hilferufe des Mannes soufflieren, dann war wieder alles still, als sei nichts gewesen.

War das Megaras letzte Schandtat? Niemand würde jemals mit Gewissheit die Wahrheit erfahren.

Nur der einsame Uhu, der auf einem Anlegepfahl gesessen hatte, und sich nun schwerfällig in die Lüfte schwang, war einsamer Zeuge des Vorfalls gewesen. Die Augen des Federviehs schienen in der Finsternis zu glühen. Kurz darauf verschwanden sie mit ihrem Besitzer im Nebel, der sich wabernd wie Brodem über dem trüben Hafenwasser ausbreitete, gleich einer Decke, die ein sinistres Geheimnis verbergen wollte.


Ende










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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:07.08.23 11:59 IP: gespeichert Moderator melden


Ein grandioses Werk höchster schriftstellerischer Leistung hat sein Ende genommen, ich wage für die gesamte Leserschaft hier zu schreiben: Die in kurzer Folge erschienenen Fortsetzungen werden uns fehlen!

Das einzigartige daran sind neben der in den Kommentaren bereits geäußerten Feststellung des geschliffenen Schreibstils auf höchstem Niveau die profunden Kenntnisse im Bereich der Geschichte und Theologie, welche zwischen den Zeilen stehend immer wieder zu erkennen sind, zuletzt in dem Verschwinden von Megaras Leichnam, eine Vorstellung, welche in der Antike ein berühmtes Vorbild hat: Das Grab war leer.

Vielleicht hat ja der junge Gelehrte folgendes in Frakturschrift verfaßt Pergament gefunden, eines der sieben, wieder ist es die kultische Zahl 7, mit dessen Widergabe ich den Verfasser des Historienromans in größter Anerkennung hochachtungsvoll meine Referenz erweisen möchte,
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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:08.08.23 08:20 IP: gespeichert Moderator melden


Herzlichen Dank für deine abschließende Bewertung. Mir hat es auch viel Spaß gemacht, die Geschichte zu schreiben.

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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:08.08.23 09:36 IP: gespeichert Moderator melden


Lieber Prallbeutel....Haach wie werde ich die bis zum Schluss stetig kommenden Fortsetzungen vermissen! Ich habe ja schon oft geschrieben welches Meisterwerk dir da gelungen ist! Mir ist keine ähnliche Geschichte dieser Qualität und Grösse im Internet bekannt! Noch einmal herzlichen Dank dafür! Herrinnen und vor allem männliche Sklaven ...mein favorisiertes Thema! Solltest du irgendwann wieder einmal Lust verspüren zu schreiben : Es gab das Land Kush in Afrika wie du sicher weisst.Dort herrschten grausame dunkelhäutige Königinnen , die Männer (schwarze wie weisse) waren Sklaven ! Meist aus den Grenzgebieten von Ägypten ... Galeeren,Mühlen,Chariots von Sklaven gezogen etc...ein Paradies für Femdom-Liebhaber. Sicher ein lohnendes Thema , schon gar bei deinem Schreibtalent ...
Liebe Grüsse Christian (sheeeep)

[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von sheeeep am 08.08.23 um 09:37 geändert
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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:08.08.23 19:00 IP: gespeichert Moderator melden


Danke dir, für dein Feedback.
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