Restriktive Foren

Thema:
eröffnet von Cyrth am 10.09.05 02:42
letzter Beitrag von Penthesilea am 12.04.05 15:54

1. Wie dehnbar ist die Moral?

geschrieben von Cyrth am 05.04.05 16:36

In den letzten Tage habe ich die Geschichte vom gummifetischisten Peter durchgelesen, und fand diese stellenweise sehr erregend. Daneben kommen darin auch Situationen vor, die meinen moralischen Vorstellungen wiedersprechen. Ich frage seit dem, wie damit umgehen. Das Forum soll doch hort sein, wo „wir“ unsere Wünsche formulieren können, ohne das gleich einer kommt und mit der Normalitätskeule droht. Ich frage seit dem, darf ich hier in diesem Bereich meine Kritik äußern ohne das ich gleich geächtet werde? Ich will den Geschichtenschreiber nicht angreifen oder verletzten, denn er hat schon einige Geschichten geschrieben. die mir gut gefallen haben, aber in mir spüre ich deutlich das ich hier meine Bedenken niederschreiben muss.

Die Geschichte, die Peter erlebt hat steht, für eine ganze Reihe von Stores die, mit Abweichungen, das gleiche Schema wiedergeben. Vorspiegeln falscher Tatsachen, Vertrauensmissbrauch, durch Erpressung Abhängigkeiten schaffen, Eingriff in die Menschenrechte, Verachtung der Menschenwürde, Verletzung der Privatsphäre, Verletzung der körperlichen Unversehrtheit und zu guter letzt Herstellen finanzieller Abhängigkeiten.

Ja ich gebe zu, viele Stellen in der Geschichte haben mich erregt. Dennoch ist nach dem ersten sexuellen Schub, die Moral in mir aufgestanden und hat gesagt: Das kannst Du nicht für gut finden. Ich kann es nicht gut finden (meine?) grundlegende Werte mit den Füssen eines kurzen sexuellen Kicks getreten zu sehen.

Die Demütigungen Peters werden immer wieder mit sexueller Erregung kaschiert. Ich komm nicht umhin hier einen Rassismus zu entdecken, der mir gar nicht gefällt. Für mich hört sich genau so an wie: Schlage täglich Deine Frau, auch ohne Grund, sie wird schon Wissen warum. Muss es immer die Brutalo Methode sein, die oft in den Stories rezitiert wird? Dabei ist es unabhängig ob wir von physischer oder psychischer Gewalt reden. Es kommt beides in ungehemmter Weise zur Darstellung. Selbst die Entmannung nimmt Peter reaktiv gelassen hin. Der Rest von seinem Penis ist ja noch in einer Bauchhöhle vorhanden, also was solls, er wird sich damit zurecht kommen.

Für mich ist diese Geschichte, die stellvertretend für viele steht, ein Verstoß gegen die Menschlichkeit.
Sie ist wie eins dieser Ballerspiele, wo teile der Jugendlichen ihre ganze Freizeit verbringen. S oft virtuell getötet......
Darf ich hier einen Analogie ziehen? Ich für mich, komme hier nicht daran vorbei. Ist die nächste Steigerung ein Snuff?

Ich finde keine Orientierung, was ich noch gut finden darf, und schon nicht mehr tolerabel für mich erscheint.
Stehe ich mit meiner Meinung alleine?

Über antworten würde ich sehr freuen.
2. Re: Wie dehnbar ist die Moral?

geschrieben von living_and_laughing am 05.04.05 18:27



Nun, das Wichtigste für Dich sollte schon Deine eigene Meinung und das Wertbild sein, das Du für richtig und wichtig erachtest. Wenn Du diese Story zu krass empfindest, kannst Du ja mit einer PN die Reaktion des Autors einfordern.
Ich persönlich lese halt nix mehr, wenn ich mich (evtl. sogar mehrmals) von Schilderungen eines Storywriter abgestoßen fühle. Ansonsten glaube und hoffe ich, daß sich Johni und "seine" Staff-sheriffs um Jugendschutz und extreme Grenzen des guten Geschmacks kümmert.
LG
stephan

3. Re: Wie dehnbar ist die Moral?

geschrieben von bluevelvet am 05.04.05 18:51

Hallo Cyrth,

stell dir die Geschichte, die du gelesen hast, einmal ohne die dich sexuell ansprechenden Passagen vor. Wie würdest du den Rest beurteilen? Deinen Ausführungen zufolge würdest du die Geschichte vermutlich ablehnen. Dein Konflikt resultiert wohl daraus, dass die Geschichte dir beides bietet, erotisch-sexuelle Anregung und verabscheuungswürdige Gewalt. M.E. kannst du damit auf zweierlei Weise umgehen: Entweder liest du selektiv, genießt also die erotischen Teile und lässt den Rest weg, oder du lehnst die Geschichte ab mit dem Hinweis, dass du dich nicht durch erotisch-sexuelle Impulse verführen lässt, Problematisches mitzutragen.

Wann ist die Darstellung von Gewalt eigentlich akzeptabel, wann nicht? Wir sehen uns doch auch Western oder Krimis an. Den letzten Bruce-Willis-Film z. B. fand ich klasse, und der war nicht zimperlich! Die Darstellung von Gewalt ist m. E. dann akzeptabel, wenn die moralische Wertung eindeutig ist, also Gut und Böse klar unterscheidbar sind oder problematisiert werden. Wir sind dann, trotzdem es uns zur Gewalt hinzieht - Wir sehen uns einen Western ja vornehmlich nicht wegen der Prärie-Landschaften an - genötigt, auch mit moralischen Maßstäben/Impulsen zu reagieren, ja, wir erwarten die Eindeutigkeit der Verteilung von Gut und Böse geradezu von solchen Filmen. Wenn die Darstellung des Bösen als solches ohne eindeutige moralische Stellungnahme erfolgt, würde ich eine solche Darstellung in Literatur oder Film ablehnen.

Cyrth, ich habe die Geschichte nicht gelesen und möchte daher mit einem Urteil vorsichtig sein; wichtig für die Wertung der Gewaltdarstellung scheint mir zu sein, ob in Gewalt lediglich geschwelgt wird, was ich ablehnen würde, oder sie moralisch eindeutig verurteilt wird. Gewalt schädigt nicht nur das Opfer, sie vergiftet auch den Täter!

Im Bereich des BDSM wird der Schmerz konsensuell und zu erotischen Zwecken eingesetzt, nicht aus Hass und um zu schädigen, daher ja das SSC; wenn nicht, ist es, jedenfalls für mich, abzulehnende Gewalt - und ich denke, dass unabhängig von Moral die Gerichte es im Falle eines Rechtsstreites ebenso sehen würden.

So viel erstmal für jetzt. Vielleicht fällt mir ja später oder an den nächten Tagen noch etwas ein.

Bluevelvet


(Diese Nachricht wurde am 05.04.05 um 18:51 von bluevelvet geändert.)
4. Re: Wie dehnbar ist die Moral?

geschrieben von Why-Not am 05.04.05 20:16

Ich sehe jetzt hier einige dicht nebeneinanderliegende Themen:

(a) Wann überschreitet eine Story gesetzlich zulässige Grenzen.
Dazu gibt es im Thread Gewalt in Storys bereits gute und juristisch weiterführende Antworten.

(b) Darf in einer Story nur Blümchen-SSC-BDSM vorkommen?
Ich denke, es gibt innerhalb des gesetzlich Erlaubten (siehe oben) bei Stories einen größeren Spielraum als im realen Leben. Und es ist eine Frage der persönlichen Vorlieben, wie weit man als Autor und als Leser diesen Spielraum ausnutzt.

(c) Muß ich mich schämen, wenn mich auch Phantasien ansprechen, die ich im realen Leben nie akzeptieren würde?
Meiner Ansicht nach: Grundsätzlich nein. Schämen muß man sich ggf. für Taten (oder Unterlassungen), nicht aber für Gedanken.

(d) Was muß ich tun, wenn mich Teile einer Geschichte erregen und andere mich abstoßen?
Dieses "Problem" muß jeder für sich selbst lösen. Und es hängt sicher entscheidend davon ab, welche "Regung" überwiegt.

Why-Not (der die angesprochene Geschichte nicht gelesen hat)
5. Re: Wie dehnbar ist die Moral?

geschrieben von Billyboy am 05.04.05 22:44

Ich habe die Geschichte auch gelesen, sie war, ja auch erregend, aber auch so abstrakt, dass es für mich einfach nicht mehr real war.

Es ist nur Kopfkino, so wie die "Ballerspiele" die du anführst. Ich spiele sie selber, ich spiele auch dieses Counterstrike und andere 3D Shooter die meist so verdammt werden, aber ich sehe sie ganz genauso, als Kopfkino, als Spiel auf dem PC!

Du wirst weder bei den Geschichten noch bei Spielen auf dem PC ausschließen können, dass irgend eine charakterlich schwache Person das für Ernst und Realität nimmt, aber kannst du das deshalb verbieten?
Wenn mir eine Geschichte hier nicht gefällt, dann lese ich sie nicht zu Ende, ist sie zu extrem, dann plädiere ich für eine Abschiebung in den Memberbereich oder, im schlimmsten Fall, für eine Löschung des Threads.
Das aber ist bei Peter nicht der Fall, wie gesagt, weil ich sie einfach als vollkommen abstrakt finde, irgendwie wie Science Fiction.
Meine Meinung
cu
Tom
6. Re: Wie dehnbar ist die Moral?

geschrieben von Cyrth am 06.04.05 16:39

Hallo,

erstenmal Dank für die Antworten. Nach dem Lesen und setzen eurer Beiträge ist mir ein Begriff eingefallen.

Geistige Brandstifter

Ich will nicht daneben stehen und die Gewaltorgien hinnehmen. Ich empfinde es nicht als genug, nur wegzusehen. (living_and_laughing) Ich will auch dagegen etwas unternehmen. Ich will das diese Geschichte vom Board genommen wird. Zum einem weil Sie das SSC herunterfallen läßt. Das brechen eines Menschen im Vordergrund steht und er physisch, psychisch und finanziell ruiniert wird. (bluevelvet)

Ich will solches Gedankengut nicht in einem öffentlichen Forum verbreitet sehen, vom dem ich sehr viel halte und auch weiter empfehle.

Ich möchte nicht das irgend ein Geistesgestörte(r), dies als Vorlage nimmt um seine Phantasien umzusetzen.
Sicher könnt Ihr mich jetzt DON QUICHOTTE vergleichen, der geben Windmühlen kämpft, aber diese Geschichte, überschreitet das was erlaubt ist.


Zum anderen ist sie ungesetzlich. Hier ein kopierter Beitrag von Surfi


Gewaltpornographie / Gewaltverherrlichung

Ist unter bestimmten Voraussetzungen (s.o.) einfache Pornographie erlaubt, so ist die Gewaltpornographie / Gewaltverherrlichung grundsätzlich verboten.

Zur Gewaltpornographie gehören strenggenommen drei verschiedene Formen der Pornographie.
- die Gewaltpornographie im engeren Sinn (§ 184 a)
- die Tierpornographie (Sodomie – ebenfalls § 184 a)
- die Kinderpornographie (§ 184 b).

Eindeutige Fälle der Gewaltpornographie/Gewaltverherrlichung:
- Vergewaltigungen
- Das Verursachen dauerhafter physischer Schäden, beispielsweise durch Amputationen
- Aktionen, die in der Realität mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Tod führen würden, wie etwa Strangulation.


Ich glaube hier brauche ich nichts mehr hinzufügen.

Es grüßt euch
Cyrth




7. Re: Wie dehnbar ist die Moral?

geschrieben von Billyboy am 07.04.05 00:09

Hmmmm Cyrth, soooo schlimm finde ich die Story nun wirklich nicht, ausser dir fühlt sich ja wirklich keiner auf den Schlips getreten.
Lasst uns die Geschichte in den Memberbereich verschieben, da gehört sie vielleicht hin, aber löschen? Nein, finde ich nicht, ich bin dagegen!
Sorry
cu
Tom
8. Re: Wie dehnbar ist die Moral?

geschrieben von Why-Not am 07.04.05 00:48

Zitat
Hmmmm Cyrth, soooo schlimm finde ich die Story nun wirklich nicht, ausser dir fühlt sich ja wirklich keiner auf den Schlips getreten.
Lasst uns die Geschichte in den Memberbereich verschieben, da gehört sie vielleicht hin, aber löschen? Nein, finde ich nicht, ich bin dagegen!
Sorry

Wenn die Story den Rahmen des gesetzlich zulässigen klar hinter sich läßt, darf sie nicht veröffentlicht werden, auch nicht im Memberbereich. Ob das auf diese Story zutrifft, kann ich nicht beurteilen, da ich sie wie gesagt nicht gelesen habe. Aber Surfis Beitrag in dem anderen Thread enthält einen Link zu einer relativ allgemeinverständlichen Erläuterung der relevanten Strafrechtsparagraphen. Der Autor sollte mal in Ruhe durchlesen, was da steht - schon im eigenen Interesse. (Und, falls nötig, handeln.) Gleiches gilt - spätestens nach diesen Hinweisen - für die zuständigen Moderatoren.

Why-Not (der froh ist, hier kein Mod zu sein)
9. Re: Wie dehnbar ist die Moral?

geschrieben von Billyboy am 07.04.05 13:30

Natürlich hast du da Recht, aber dann kannst du fast alle Geschichten die wir hier haben in die Tonne klopfen. Denn bei sehr vielen geht es doch um irgendeinen Zwang, und Fesselung und und und

Gut diese Operationen sind schon etwas extrem und auch nicht mein Ding, deshalb habe ich auch nicht weitergelesen, aber so mit Sicherheit auch nicht machbar.

Ich bin kein Rechtsanwalt, aber in meinen Augen ist die Geschichte nicht anders als andere die wir hier schon haben.

cu
Tom
(Diese Nachricht wurde am 07.04.05 um 13:30 von Billyboy geändert.)
10. Re: Wie dehnbar ist die Moral?

geschrieben von Herrin_nadine am 07.04.05 13:30

man kann auch die messlatte tiefer legen, wie du es gerne möchtest, aber da hätten wir hier im forum keine geschichten mehr.
die geschichten wo mit dem gesetz in konflikt geraten könnten, werden hier gleich entschärft oder gelöscht.


11. Re: Wie dehnbar ist die Moral?

geschrieben von Penthesilea am 07.04.05 13:39

Cyrth, ich finde Deine Fragestellung sehr interessant.

Die Wünsche zeigen sich in erotischen Texten meist gänzlich unverhüllt, die ästhetische Lust, sie zu vermitteln, hält sich in der Regel dagegen sehr in Grenzen.

Ich habe die Geschichte, die Dich zu Deinen Bedenken bringt, einmal angelesen. Ich glaube, sie folgt einfach typischen Mustern sexueller Fantasien: ein zunächst unbeteiligter Mensch wird zu Handlungen *gezwungen*, wird also dadurch selbst entlastet, von ihm wird alle Schuld genommen und auf diese Weise kann er sich auf seine Neigung einlassen.
Ich denke, das hat weniger mit Gewalt zu tun, als mit dem Überschreiten innerer Barrieren. Wenn jemand in diesem Fall kein guter Autor ist, kommt das mangels Ausdrucksfähigkeit schnell viel zu heftig rüber.
Kastration ist eine andere Geschichte: Eine ohne Einwilligung vorgenommene Kastration ist strafbar als schwere Körperverletzung, könnte also durchaus ein Grund sein, einzelne Passagen dieser Story zu löschen.

Prinzipiell bin ich aber der Meinung: es gibt keine Schutzimpfung gegen abweichende Gedanken oder innere Abgründe.
Einen Großteil ihrer Anziehungskraft bezieht Literatur seit jeher aus der Faszination des Schrecklichen.
Die Bibel, Homers Schlachtenbeschreibungen, die Tragödien der Antike, die auf archaischen Opferritualen gründeten, das Theater des elisabethanischen Zeitalters - überall findet man Exzesse der Gewalt und *böse Lust*.
Der Literaturhistoriker Wertheimer formulierte das einmal so: "Tötung, Verletzung, Folterung, Verstümmelung ... werden zu legitimen und eigenwertigen Gegenständen der Darstellung im Grenzbereich zwischen Spiel und Imitation.*


Wenn Du jedes Buch vom Markt nimmst, in dem jemand physisch oder psychisch gebrochen wird, sexuell ausgebeutet oder finanziell ruiniert ... dann werden wir am Ende alle nur noch Rosamunde Pilcher lesen können ....

Gruß
Penthe

(Diese Nachricht wurde am 07.04.05 um 13:39 von Penthesilea geändert.)
12. Re: Wie dehnbar ist die Moral?

geschrieben von Penthesilea am 07.04.05 13:44

Herrin Nadine,
Ich denke, Dein Einwand trifft Cyrths Fragestellung nicht.
Er ist ja gerade nicht bereit, sich auf die Selbstregulation des Forums zu verlassen (die ja so nahtlos auch nicht funktioniert!), sondern fragt nach geeigneten Wertmaßstäben.
Gruß
Penthe
13. Re: Wie dehnbar ist die Moral?

geschrieben von Cyrth am 08.04.05 06:53

Liebe Penthe,

ich erkannte das Grundprinzip der Geschichte genauso wie Du. Viele Geschichten in diesem Board sind nach dem gleichen Prinzip aufgebaut. Ich glaube das Du Recht hast, wenn Du sagst die Ausschmückung dieser Geschichte ist grob beschrieben.

Ja es stimmt auch wenn Du schreibst:

Wenn Du jedes Buch vom Markt nimmst, in dem jemand physisch oder psychisch gebrochen wird, sexuell ausgebeutet oder finanziell ruiniert ... dann werden wir am Ende alle nur noch Rosamunde Pilcher lesen können ..

Das Interessante ist das Du hier ein „oder“ setzt zwischen den einzelnen Vorgängen, während ich hier ein „und“ setze und das ist für der Entscheidende unterschied. Im dem Fall muss ich sagen die Masse macht’s (leider).

Für mich stellt sich auch die Frage warum etwas Geschrieben und Publiziert wird. Ich lass vor Jahren einen Comic in dem sich ein Lageraufseher im 19. Jahrhundert einen Spaß daraus macht, die Gefangenen zu brechen, damit er sein Lager einfacher Führen konnte. Auch hier war ich sehr betroffen. Der Held hatte verloren. Aber System wurde angeklagt, das Menschen solch ein vorgehen erlaubt. Ich bin froh, dies gelesen zu haben.
Hier ist es doch so, das durch die aufgeführten Handlungen ein kurzer sexueller Reitz geschaffen wird. Aber der Mensch ist ein Gewohnheitstier und stumpfst ab. Was kommt dann als nächstes für den neuen Kick? Im Forum gibt es schon die Tendenz, das die Geschichten härten werden. Wann soll den bitte gegengesteuert werden?

In den meisten Fällen einer (Straf-) Tat liegt doch eine Planung zu Grunde. Erst durch die Vorstellung eines Vorgangs, kann dieser auch zur Wirklichkeit werden. Sicher kommen verschiedenen Menschen auch unabhängig voneinander auf gleiche Gedanken, aber es stellt sich die Frage, soll so etwas gefördert werden oder nicht.

Im Drogenbereich wird so etwas Heißreden genannt. Aus diesen Fall werden dann die Rückfälligen die auch Entziehungskur befinden, ersteinmal von dem Rest der Gruppe getrennt, damit das Drogenerlebnis nicht weiterverbreitet wird und somit der Gefahr weiter Rückfälle minimiert wird.

Bis jetzt bleibe ich dabei: Die Geschichte gehört entschärft oder entfernt.

Ich bin kein großer Schreiber, aber ich würde mal eine Geschichte wünschen aus der das Seelenleben von Dom und Sub hervorgeht. Über eine langsame Annäherung, über eine geschickte Verführung, das finden der neuen Rollen. Dennoch kann einer überredet und überascht werden, denn wie heißt es so schön unverhofft kommt oft, aber muss es gleich immer eine Erpressung sein. Wie wär’s einmal mit sanften Druck und Hingabe.


Es grüßt dich Cyrth
14. Re: Wie dehnbar ist die Moral?

geschrieben von danijelle am 08.04.05 10:14

Hallo @all,

also würde man mich bitten die Moral einem festem Stoff zuzuordnen, würde ich die Moral dem Stoff Gummi zuordnen.

Ich möchte mich auch nicht weiter zu der gesamten Problematik äußern, da ich glaube das jeder meiner Vorredner auf seine Weise , auf irgendeine Art recht hat.

Nur zu den immer wiederkehrenden irgendwann in fast jeder guten Storie vorkommenden Gewaltphantasien möchte ich nur von der Seite des Schreibers einwerfen: Wer liest den die Geschichte noch wenn wir nur noch über wie `Why-Not`so treffend beschreibt, SSC und Blümchensex darin vorkommt.

Liebe Grüße und schon wieder auf dem Sprung in die nächste Sitzung

Danijelle
15. Re: Wie dehnbar ist die Moral?

geschrieben von Penthesilea am 08.04.05 16:19

Zitat

aber ich würde mal eine Geschichte wünschen aus der das Seelenleben von Dom und Sub hervorgeht. Über eine langsame Annäherung, über eine geschickte Verführung, das finden der neuen Rollen


Ich kann das sehr gut verstehen, Cyrth.
Es ist schwer, gute Erotik zu schreiben, denn man muss Lust als Gefühl in Worte fassen können, über sexuelle Details hinaus, sie in Bezug zu Beziehung, Stimmung, Emotionen setzen. Dazu muss man aber schreiben können, das In-Worte-Fassen von Onaniefantasien reicht da bei weitem nicht aus.
Dennoch ist es klasse, auch mal von einem Mann zu lesen, dass er Lust auf mehr als diesen Einheitsbrei hat, aus dem sich im Forum nur wenige Storywriter abheben!
Meistens können nur Frauen mit dieser sehr gradlinigen *Erotik* (*hustet) nichts anfangen...

Gruß
Penthesilea

(Diese Nachricht wurde am 08.04.05 um 16:19 von Penthesilea geändert.)
16. Re: Wie dehnbar ist die Moral?

geschrieben von Why-Not am 08.04.05 20:05

Hallo Cyrth,

ich picke mir nur mal drei Zitate von Dir heraus, zu denen ich etwas loswerden möchte.

Zitat
Aber der Mensch ist ein Gewohnheitstier und stumpfst ab. Was kommt dann als nächstes für den neuen Kick? Im Forum gibt es schon die Tendenz, das die Geschichten härten werden. Wann soll den bitte gegengesteuert werden?

Ich glaube nicht, daß der Mensch durch Lesen von Geschichten abstumpft und immer Extremeres lesen will. Wurde Agatha Christie mit ihren Krimis immer brutaler? Eher nicht. Trotzdem sind nicht nur ihre ersten zwei Werke erfolgreich gewesen. Die "Abstumpf-Theorie" wird immer wieder aufgebracht, wenn jemandem etwas nicht geheuer ist. Mit ihr wurden Vorbehalte gegen das Theater, das Kino, das Fernsehen oder auch gegen das Internet vorgebracht. Im Allgemeinen im Kontext von verfallenden Sitten oder ausufernder Gewalt. Man denke nur an das Gemetzel bei den Nibelungen.

Ich lese hier derzeit nur sehr selten eine Geschichte. Als ich es früher öfter tat, waren allerdings auch schon viele "harte" Stories dabei. Und ich hatte bei meiner ersten Story (Walters neue Welt) ernsthaft Bedenken, als Rosamunde Pilcher des KG-Forums veralbert zu werden.

Zitat
In den meisten Fällen einer (Straf-) Tat liegt doch eine Planung zu Grunde. Erst durch die Vorstellung eines Vorgangs, kann dieser auch zur Wirklichkeit werden. Sicher kommen verschiedenen Menschen auch unabhängig voneinander auf gleiche Gedanken, aber es stellt sich die Frage, soll so etwas gefördert werden oder nicht.

Das ist jetzt eine dieser Annahmen, bei denen sich mir immer die Nackenhaare hochstellen, alle beide. Nicht die Idee ist entscheidend dafür, ob jemand ein (geplantes) Verbrechen begeht. Wenn ein signifikanter Anteil der Leser (bzw. Zuschauer) von Krimis aufgrund des Konsums des Werkes ein Verbrechen begehen würde, hätten wir hier kriegsähnliche Zustände. Ich habe - wie zahllose andere vor und nach mir - als Wehrpflichtiger bei der Bundeswehr das Töten gelernt. Trotzdem ziehe ich nicht mordend durch die Republik. Und ich bezweifle, daß der Prozentsatz mordender Wehrpflichtiger sich von dem jeder beliebigen anderen Bevölkerungsgruppe (z. B. Taubenzüchter) signifikant unterscheidet. Nicht das Wissen um die Möglichkeit eines Verbrechens macht einen Täter, sondern der Wille zur Tat.

Zitat
Ich bin kein großer Schreiber, aber ich würde mal eine Geschichte wünschen aus der das Seelenleben von Dom und Sub hervorgeht. Über eine langsame Annäherung, über eine geschickte Verführung, das finden der neuen Rollen. Dennoch kann einer überredet und überascht werden, denn wie heißt es so schön unverhofft kommt oft, aber muss es gleich immer eine Erpressung sein. Wie wär’s einmal mit sanften Druck und Hingabe.

Du möchtest etwas à la "Rosamunde Pilcher goes SM" lesen? Da kann ich Dir die Geschichte "Falle für Frank" eines gewissen Why-Not empfehlen (siehe Fußzeile).

Why-Not
17. Re: Wie dehnbar ist die Moral?

geschrieben von Cyrth am 11.04.05 11:25

Hallo,

ich muss gestehen eure Antworten entwaffnen mich. Es stimmt, wenn danijelle schreibt, das die Moral nicht eindeutig zu definieren ist. Dies überschneidet sich mit meinem Kredo "Was ist schon normal?" Dennoch bleibt bei mir ein ungutes Gefühl zurück, das sich so gut wie keiner meiner Meinung anschließt, das die Geschichte zu entfernen oder zu modifizieren. Ich muss aber auch gestehen, das meine innere Empörung langsam nachlässt, da viele Mitschreiber kein Gefährdungspotential sehen.
Zu Why-not: Ich glaub ein Gedanklicher Fehler lag bei mir. Bei einer Gewöhnung (Abstumpfung) an bestimmte Vorgänge, muss diese nicht immer mit einer Steigerung kompensiert werden. Ich könnte mir jetzt genauso gut Vorstellen, das hier eine Seitwärtsbewegung stattfinden kann......

Danke für Eure Beiträge

Cyrth

PS: Wäre da nicht eine Herausforderung für Penthesilea?

18. Re: Wie dehnbar ist die Moral?

geschrieben von bluevelvet am 11.04.05 17:32


Zitat
Es stimmt, wenn danijelle schreibt, das die Moral nicht eindeutig zu definieren ist. Dies überschneidet sich mit meinem Kredo \"Was ist schon normal?\"


Ach, weißt du, Cyrth, in Sachen Moral sind wir uns und die Menschen überhaupt sich viel einiger, als es auf den ersten Blick scheint. So ist jedenfalls mein Eindruck. - Und dann kommt uns in einer Geschichte oder auch im wirklichen Leben eine moralisch fragwürdige Sache über den Weg gelaufen und wir müssen dann eine Güterabwägung vornehmen, die durchaus moralische Qualitäten aufweist. Nehmen wir etwa eine wackelige Geschichte vom Board und ziehen den Rahmen dessen, was geschrieben werden darf, immer enger, oder drücken wir auch mal ein Auge zu ...

Bluevelvet


19. Re: Wie dehnbar ist die Moral?

geschrieben von living_and_laughing am 11.04.05 17:34



Lieber Cyrth,
hier ein Zitat von H.G.Wells, das ich irgendwie seeehr passend finde *schmunzel*

"Moralische Entrüstung ist Neid
mit einem kleinen Heiligenschein"

Netten Gruß
stephan

20. Re: Wie dehnbar ist die Moral?

geschrieben von bluevelvet am 11.04.05 17:40


Zitat

\"Moralische Entrüstung ist Neid
mit einem kleinen Heiligenschein\"


Na, L&L, das dürfte sich doch wohl eher auf die viktorianische Sexualmoral beziehen als auf die Empörung etwa über Kindesmissbrauch ...

Meint
Blue

21. Re: Wie dehnbar ist die Moral?

geschrieben von living_and_laughing am 11.04.05 17:44



...also Empörung wegen Kindesmißbrauch geschieht doch hoffentlich nicht wegen moralischen Erwägungen.
Erschrecke mich bitte nicht, Bluevelvet.
Großäugigen Gruß
stephan

22. Re: Wie dehnbar ist die Moral?

geschrieben von bluevelvet am 11.04.05 17:57


Zitat

...also Empörung wegen Kindesmißbrauch geschieht doch hoffentlich nicht wegen moralischen Erwägungen.


Ja, natürlich ist die Empörung in diesem Fall eine moralische Reaktion, was denn sonst? Reaktionen wie

- Das kann doch nicht wahr sein!
- Wie kann jemand so grausam sein!
- Wie kann jemand einem anderen das antun?
- So etwas darf man nicht tun?
- Wie fühltest du dich, wenn jemand dich ... ?

sind doch genuin moralische Reaktionen! Und was ist es, wenn jemand, der im Begriff ist, etwas Schlechtes zu tun, sich dann besinnt und sich sagt: "Was ich tu, ist schlecht! Ich will es nicht!" Natürlich ist das eine moralische Reaktion, was sonst ...

Philosophisch: Die Orientierung am Wahren, Guten und Schönen macht doch gerade das spezifisch Menschliche aus.

So looks it out for
Bluevelvet
23. Re: Wie dehnbar ist die Moral?

geschrieben von Gast surfi am 11.04.05 19:27

@ Cyrth
Die Moral ist dehnbar, und jeder definiert sie etwas anders.

@ Bluevelvet
>> Philosophisch: Die Orientierung am Wahren, Guten und Schönen macht doch gerade das spezifisch Menschliche aus.

Schön gesagt, und ich unterstreiche das nachdrücklich. Aber was ist im konkreten Einzelfall wahr, gut oder schön?

Ich denke, in Ermangelung etwas Besseren sollte man sich an die Formulierungen des § 131 StGB halten. (Gewaltverherrlichungsparagraph)

Er ist flexibel genug, Gewalt bzw. grausame Gewalttätigkeiten in Storys zu tolerieren,
sofern sie nicht seitenlang in einer Art und Weise geschildert werden, die selbstzweckartig eine Verharmlosung zum Ausdruck bringt oder dabei die Menschenwürde allgemein verletzt. Außerdem muss in der Story erkennbar zum Ausdruck gebracht sein, dass es sich dabei um eine temporäre Normverletzung handelt, die von der Mehrheit (den „Guten“) nicht gebilligt wird.
Im klassischen Kriminalroman, der auch im SM-Milieu spielen kann, ist so etwas leicht zu arrangieren: Der Kommissar bringt am Ende den sadistischen Verbrecher zur Strecke, damit die "anständige" Weltordnung wiederhergestellt ist.

Schriften mit pornographischem Inhalt dürfen darüber hinaus Personen unter 18 Jahren nicht zugänglich gemacht werden. (§ 184 StGB)

(Diese Nachricht wurde am 11.04.05 um 19:27 von surfi geändert.)
24. Re: Wie dehnbar ist die Moral?

geschrieben von bluevelvet am 11.04.05 19:55


Zitat

@ Bluevelvet
>> Philosophisch: Die Orientierung am Wahren, Guten und Schönen macht doch gerade das spezifisch Menschliche aus.

Schön gesagt, und ich unterstreiche das nachdrücklich. Aber was ist im konkreten Einzelfall wahr, gut oder schön?


Aristoteles hätte gesagt: "Die Entscheidung liegt bei der Wahrnehmung." (Kant wird in diesem Zusammenhang von "Urteilskraft" sprechen.) Ich sehe es so, surfi, dass Moral immer ein wenig "abstrakt/abgehoben" sein muss, um überhaupt anwendbar zu sein. Dennoch, die Geschichte der Moral fängt ja mit dem Tötungs- und Inzestverbot relativ konkret an. Allerdings ist das natürlich nur eine Minimalmoral; und bis zu einer Maximalmoral wie dem christlichen Agapismus (Nächsten- und gar Feindesliebe) ist es dann noch ein weiter Weg gewesen ...

*blätterblätterblätter*
Mein Lieblingsethiker (W.D.Ross) führt gar eine Reihe relativ konkreter sog. Prima-facie-Pflichten an:
- Wahrhaftigkeitspflichten
- Wiedergutmachungspflichten
- Dankbarkeitspflichten
- Gerechtigkeitspflichten
- Wohltätigkeitspflichten
- Selbstvervollkommnungspflichten
- Nichtschädigungspflichten

Wer würde der Tatsächlichkeit dieser Verpflichtungen widersprechen?

Meint
Bluevelvet

25. Re: Wie dehnbar ist die Moral?

geschrieben von Penthesilea am 12.04.05 09:06

Ich glaube gar nicht, Blue, dass man bei Cyrths Fragestellung so tief in die Moralethik eintauchen muss.
So, wie ich ihn verstanden habe, möchte er einfach sexuell anregende Stories, die dennoch in einen ansprechenden Kontext eingebunden sind, auch Emotionen und Entwicklungen zeigen.
Und er fragt sich, wie weit dieser Wichsermist (pardon...) hier teilweise gehen darf, ob es nicht auch außerhalb der Gesetze moralische Geschmacksgrenzen dafür gibt.
Ich finde das durchaus verständlich.
Dennoch vertrete ich selbst die Meinung, dass ein BDSM-Forum (klar im Rahmen der Gesetze) die Zielsetzung von größtmöglicher Offenheit haben sollte.
Ich verfolge in den Foren, in denen ich mich bewege, derzeit eine zunehmend intolerante Tendenz und bin der Auffassung, dass damit ein bedauernswerter Verlust von Vielfalt verbunden sein ist.

Gruß
Penthe
26. Re: Wie dehnbar ist die Moral?

geschrieben von bluevelvet am 12.04.05 15:33

Hi Penthe,

meine kurzen Ausführungen über Ethik bezogen sich primär auch auf Anmerkungen von L&L und surfi; manchmal kommt man vom Höckschen aufs Stöckschen und Abschweifungen usw. sind ja eine "Stärke" von mir *gg*

Wie du plädiere ich auch grundsätzlich für größtmögliche Offenheit und Toleranz und natürlich entsteht da die Frage, wie weit diese gehen soll - und ich vermute, dass wir immer wieder darüber diskutieren, weil die Balance zwischen noch zu Tolerierendem und rechtlich und/oder moralisch Abzulehnendem in concreto immer wieder neu gefunden werden muss.

Ich fand das Thema von Cyrth wichtig und die Diskussion gedankenreich.

Viele Grüße
Blue
27. Re: Wie dehnbar ist die Moral?

geschrieben von xrated am 12.04.05 15:37

@ Penthe

Zitat
Ich verfolge in den Foren, in denen ich mich bewege, derzeit eine zunehmend intolerante Tendenz und bin der Auffassung, dass damit ein bedauernswerter Verlust von Vielfalt verbunden sein ist.

Kannste das bitte etwas näher in Form von (Fall-) Beispielen erörtern - weil ansonsten erscheint es für mich und vielleicht auch für andere etwas aus dem Freien bzw. aus der Luft gegriffen zu sein, Deine Äusserung(en). Nur so zum besseren allgemeinen Verständnis. Haben hier ja nit alle (Hochschul-) Studium, ABI-Abschluss usw.

Dankende Grüsse
Xrated
(Diese Nachricht wurde am 12.04.05 um 15:37 von xrated geändert.)
28. Re: Wie dehnbar ist die Moral?

geschrieben von Penthesilea am 12.04.05 15:54

Gerne Xrated,
Ich gehöre zur Administration eines anderen Forums. Dort fällt mir immer häufiger auf, dass es Leute gibt, die meinen, die einzig denkbare Form von BDSM zu leben und sie anderen aufdrängen möchten.
Das kann sich um so alberne Fragen handeln, ob eine Sub prinzipiell Overknees tragen darf und bis zu so ernsthaften Dingen gehen, ob Liebe und BDSM zwingend zusammen gehören.
Immer wird es welche geben, die meinen, sie verfügen über DIE WAHRHEIT ... keine andere Sichtweise wird toleriert ... das nervt mich persönlich enorm.
Zufrieden mit der Erklärung?

Penthe (Gruß an Martha *gg)


(Diese Nachricht wurde am 12.04.05 um 15:54 von Penthesilea geändert.)


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