Restriktive Foren

Thema:
eröffnet von Cyrth am 10.09.05 02:42
letzter Beitrag von Matzinger2 am 17.06.05 10:11

1. Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von Cyrth am 28.04.05 13:21

Hallo,

hier ein Beitrag von spiegel.de zu dem mir echt nix mehr einfällt.

http://www.spiegel.de/politik/deutschlan...,353819,00.html

Cyrth
2. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von nowalic am 28.04.05 15:18


Im Gegensatz zu Cyrth fällt mir dazu eine ganze Menge ein.
Seltsamerweise sind es vorwiegend Begriffe, die mit dem Buchstaben „G“ anfangen:

Großdeutsches Reich
Gulag
Guantanamo
....

nowalic
3. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von bluevelvet am 28.04.05 15:34

Wir leben in einem Zeitalter der schleichenden Faschisierung ...

Bluevelvet

4. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von kedo am 28.04.05 15:37

na ja, ich denke, der kerl hat sich wirklich ungenau bzw. nicht vollständig ausgedrückt. schlimm genug. wirft überhaupt kein gutes licht auf diese "oberen".
mal außen vorlasse, ob man straffällige mit solch geräten ausstatten sollte ...

[ironie an]ja ja ja![ironie aus]

mir würde durchaus eine geeignetere kontrollperson für solche geräte einfallen ...
5. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von xrated am 28.04.05 17:08

Ich dachte auch ich fall um, als ich das heute früh im TV sah, hätt mich fast an mein Tass Kaff verschluckt. Die wirklich phsychisch Kopfkranken sitzen wohl im Bundestag. Bald haben wir auch wieder Arbeitslager & Zwangsarbeit - Sorry, zwar extrem OT, aber das musste raus...

extrem verärgerter
Xrated
6. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von Gast surfi am 28.04.05 18:10

Kieler CDU fordert: Arbeitslose heim in den Reichsarbeitsdienst

Aber mit Hightech (elektronischer Fußfessel)!
»Die elektronische Fußfessel bietet auch Langzeitarbeitslosen und therapierten Suchtkranken die Chance zu einem geregelten Tagesablauf zurückzukehren und in ein Arbeitsverhältnis vermittelt zu werden. Dies ist von besonderer Wichtigkeit, denn viele Probanden haben es verlernt, nach der Uhr zu leben und gefährden damit gerade auch ihren Arbeitsplatz oder ihre Ausbildungsstelle. Durch die Überwachung mit der elektronischen Fußfessel kann eine wichtige Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werden.«
Mit anderen Worten: Arbeitslose und Suchtkranke in den Knast! Der dies fordert ist kein Hinterbänkler, sondern heißt Thorsten Geißler und war bis 2004 justizpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Kieler Landtag und zudem stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Heute ist er Senator für Sicherheit und Ordnung sowie Umwelt und Zweiter stellvertretender Bürgermeister der Hansestadt Lübeck. Und nein, das ist kein verspäteter Aprilscherz. Denn das Papier mit diesen menschenverachtenden und die Menschenwürde verletzenden Thesen ist immer noch auf den Seiten der Kieler CDU-Landtagsfraktion zu finden.

Also: Der hessische Justizminister hat sich nicht ungenau auisgedrückt. Das war eine geplante Provokation.

7. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von Why-Not am 28.04.05 22:21

Zitat
Nach unseren Erfahrungen mit diesen Brüdern kann die Forderung ja nur lauten:

Fussfesseln für Parlamentarier und Regierungsmitglieder!

Ich glaube nicht, daß diese Zeitgenossen ungefährlich und resozialisierbar sind. Von daher wäre Sicherungsverwahrung vielleicht angebrachter, als irgendwelche Formen des offenen Vollzugs.
8. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von bluevelvet am 28.04.05 22:25

Was macht eigentlich "mein" gewählter Abgeordneter gerade?


- Bringt er mal wieder einen Geldkoffer in die Schweiz?

- Oder nimmt er gerade eine Parteispende entgegen?

- Geht er vielleicht gerade einem seiner "Neben"jobs nach?

- Betreibt er gerade "soziale Feldstudien" im Rotlichtmilieu?

- Hat er gerade mal wieder einen Date mit Ehefrau in spe Nr. 7?

- Oder mit seinem Suchtbetreuer aus der letzten Alkoholentziehungskur?

- Ist er eventuell gerade mit dem Bundeswehrjet unterwegs, um seine im Ausland studierende Tochter zu besuchen?

- Oder führt er gerade Prozesse gegen Leute, die seine kosmetischen Bemühungen falsch eingeschätzt haben?

- Ist er gerade auf gesponserter Urlaubsreise in China oder Singapur?

- Oder mit Putin auf Jagd in Russlands Wäldern, um den Bären zu erlegen, den er uns nach seiner Heimkehr aufzubinden gedenkt?


Nach unseren Erfahrungen mit diesen Brüdern kann die Forderung ja nur lauten:

Fussfesseln für Parlamentarier und Regierungsmitglieder!



(Diese Nachricht wurde am 28.04.05 um 22:06 von bluevelvet geändert.)
(Diese Nachricht wurde am 28.04.05 um 22:25 von bluevelvet geändert.)
9. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von SweeTanja am 28.04.05 22:30

D-R-I-N-G-E-N-D !!!


Benötige Bild von Just-Min. Wagner für neue Story!


Handlung vorhanden!



Tanja

(Rechtsassessorin)
10. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von folssom am 28.04.05 22:31

@Gerryxxx

Zitat

...in diesem Zusammenhang wäre doch mal an auszuwandern zu denken!

Wer oder was hält dich davon ab?


Zitat

...aber ein Staat dessen Volksvertreter...


Was sollen solche Verallgemeinerungen?

1.) Es sind es es glücklicherweise nur sehr wenige Volksvertreter
2.) sind sie der gleichen Partei zugehörig (CDU)
3.)wie war das noch in einer Demokratie?


Zitat

...hat mich zumindest als Steuerzahler nicht verdient...


Da zeigst du doch dein wahres Gesicht.....

Ich behaupte mal, dass du als "Fastmediziner" dem Staat, dem Volk, dem Steuerzahler bislang bei weitem mehr Geld gekostet, als du an Steuern gezahlt hast.

Ob der Rechsstaat Bundesrepublik Deutschland mit jungen Leuten deiner "Denkart" große Zukunft hat, muss ich leider bezweifeln.

Nachdenkliche Grüße

11. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von Roger_Rabbit am 28.04.05 22:57

Ich darf die Liste von Bluevelvet mal erweitern:

- bestelle ich mir gerade den Jet der Lustwaffe, um zu meiner Geliebten in Italien zu fliegen?

- lasse ich auf der Rückkehr von einer Familienfeier gerade meinen Fahrer sämtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen auf der Autobahn, noch dazu im Baustellenbereich, ignorieren?

- fliege ich zu 0,99ct mit einem Billigflieger noch nach Brüssel, um mich um 20:50 Uhr noch schnell in eine Sitzung einzutragen, obwohl die doch schon längst vorbei ist/abgesagt wurde, und das EU-Parlament um 21:00 Uhr schließt, damit ich die 1.000,- Euro Pauschale kassieren kann?
12. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von folssom am 28.04.05 23:19

@bluevelvet und Roger-Rabbit

so lasset Euch doch wählen:

-geniesst die Privilegien

-oder besser noch: schafft sie ab


PS: Roger-Rabbit: Obwohl ich ein kostenbewusster Vielflieger bin, einen Tarif zu 0,99ct nach Brüssel (von wo auch immer) habe ich leider noch nicht gefunden; eine 1.000EURO Pauschale je Flug für Europarlamentarier existiert meines Wissens ebenfalls nicht.

Bitte trennen: Storybereich und Tatsachen
13. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von Billyboy am 28.04.05 23:29

Ach Follsom, vielleicht hätte unser Kaninchen noch:
"Sarkasmus on" vor seinen Post setzen sollen?

Unter Umständen hättest du es dann verstanden?

Wer bist du? Unser aller Kanzler, dass du die Politiker so verteidigst? Und Ironie ist einfach erlaubt! Egal bei welcher Partei du auch bist, lach drüber, alles andere ist mehr als albern

Und zu dem Artikel, ein guter Freund von mir ist bei der Agentur für Arbeit beschäftigt, er meint, es gibt genug die wirklich arbeiten wollen, aber leider auch sehr, sehr viele denen diese Fessel nicht schaden würde.
Ohne irgendwelche braunen Gedanken in sich zu haben!!

cu
Tom
(Diese Nachricht wurde am 28.04.05 um 23:29 von Billyboy geändert.)
14. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von Gast surfi am 28.04.05 23:32

@ SweeTanja
Das ist Wagner:
http://kantel.server-wg.de/images/ChristeanWagner.jpg
15. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von Bulli31 am 28.04.05 23:48


@all

Mein Abgeordneter ist auf dem Frühlingsfest irgendeiner Lobbyistenorganisation. Nur Politiker, Lobbyisten, Manager und Banker zugelassen. Jeden Abend gibts eine bis drei davon.
Was er macht? Vermutlich über die doofen Wähler herziehen.




@ folssom,

du fällst IMHO auf einen sehr populären Irrtum herein.

> Ich behaupte mal, dass du als "Fastmediziner" dem Staat,
> dem Volk, dem Steuerzahler bislang bei weitem mehr Geld
> gekostet, als du an Steuern gezahlt hast.

Unser Gerryxxx hätte den Steuerzahler noch viel mehr gekostet, wenn er die ganze Zeit arbeitslos gewesen wäre, anstatt zu studieren. Das ist ein Wissen, das seit den 70ern vergessen wurde. Das Bafög der 70er wurde berechnent aus:
. . . . . . . Kosten eines durchschnittlichen Arbeitslosen pro Monat
minus . Kosten für Universitäten
minus . Werbung für das Studium (in den 70ern warben junge StudentInnen in die Gymnasien für das Studium)
minus . ordentlichen Gewinn für das Staatssäckel
gleich . Kosten für monatliches Bafög

Die Rechnung lohnte sich wirklich enorm.
Anstatt viele einzelne Arbeitslose bezahlen zu müssen, wurden sie zu in Massen unterrichteten Studenten.

Schon damals wussten die Politiker, dass die Arbeitslosigkeit an der fehlenden Menge Arbeit in Deutschland liegt und nicht am faulen Individuum. Jeder, der also studierte verschleierte in der Statistik, dass es auch für ihn keine Arbeit mehr gab.
Immer mehr Menschen konkurrieren um immer weniger Arbeit. Zumindest seit 1967.

Im Jahr 1967 war der Zenit des Wirtschaftswachstums erreicht und das idealerweise bei Vollbeschäftigung. Danach ging es nur noch bergab. Hier ein paar Maßnamen, die seitdem zur Senkung der Arbeitslosenquote getroffen wurden (soweit ich weiss, Fehler bitte melden):

Volksschule/Hauptschule von 4 auf 6 Schuljahre verlängert.
Durchsatz Schüler am Gymnasium in den Klassen 11 bis 13 erhöht.
Fachspezifische Gymnasiale Schulausbildung eingeführt (Elektrotechnik-Abitur seit Anfang 90er usw)
Vollzeitschulische Ausbildung eingeführt (verringert Jungarbeiter)
In den 70ern viele neue Hochschulen und Universitäten gebaut, alte ausgebaut.
Reduktion der Wochenarbeitszeit von 60 auf 40 Stunden
Forcierte Weiterbildung zum Techniker (1 Jahr Vollzeitschule)
Forcierte Weiterbildung zum Meister (1 bis 2 Jahre Vollzeitschule)

All diese versteckten Arbeitslosen müsstest du zu der aktuellen Arbeitslosendiskussion hinzuzählen, um auf die wahre Arbeitslosigkeitsentwicklung seit 1967 zu kommen.

Schon Anfang der 80er Jahre wurden in der Elektronik-Industrie aus lauter Überfluss nur noch Elektronik-Techniker eingestellt, obwohl sie überqualifiziert waren, aber in die gleiche Lohngruppe einsortiert werden konnten (IG-Metall-Tarifstaffelung) wie normale Facharbeiter und in Massen zu bekommen waren.

Was meinst du,
... warum sich die Politiker wehren das Gymnasium auf 12 Jahre zu verkürzen oder Studiengänge zu verkürzen bzw zu streichen?
... oder warum die Studienberatung eine Abteilung des Arbeitsamtes ist?



(Diese Nachricht wurde am 28.04.05 um 23:48 von Bulli31 geändert.)
16. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von Torquemada am 29.04.05 00:09

Alle Politiker ab in nen KG und solange schmoren lassen,bis se wieder klar im Kopf sind.
Wen wunderts wenn kaum mehr jemand wählen geht,
erstmal komm ich (Politiker),dann das Parteibuch und wenn dann noch Zeit ist das Volk....
Armes Deutschland....
PS: Ich hab schon für NRW gewählt,und zwar,daß ich nicht wählen gehe, wen auch?
17. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von Bulli31 am 29.04.05 00:10

An dem Justizminister stört mich z. B., dass er glaubt, es gäbe Arbeit im Überfluss und die Leute sind nur arbeitslos, weil sie zu lange schlafen und zu spät ins Bett gehen oder ihr Badezimmer nicht täglich putzen.

Das ist eine antiquierte Ansicht aus den 50ern.
Da kann man mal sehen, wie alt die Politiker im Kopf sind.

Wie wäre es wenn er so lange kein Gehalt bekommen würde, bis er gedanklich im 21. Jahrhunderts angekommen ist?

Vermutlich wird er eher sterben, bevor er wieder Gehalt bekommt.


Einen "geregelten Tagesablauf" kann man durch eine elektronische Fussfessel nicht sicherstellen, aber das hätte der Justizminister vermutlich geschnallt, wenn er die Betriebsanleitung mal in die Hand genommen hätte, anstatt immer nur die Hochglanzwerbebroschüre zu lesen.
18. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von Roger_Rabbit am 29.04.05 00:59

Lieber Folssom!

Sarkasmus hin, Realität her. Ob 99ct. Tickets gewonnen, oder 19,99 € Tickets bezahlt, ein östereichischer EU-Abgeordneter prangert doch schon seit einem Jahr die Verschwendungsgier des EU-Parlaments an. Und ob als "Aufwandsentschädigung" nun für jeden Flug 219,- Euro Lufthansa gezahlt werden und die Tagespauschale hinzu kommt, ...... du kannst es gerne schön rechnen. Laß es 600€ sein, laß es 700 € sein.

Ich habe gerade eine Idee! Der Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen Vereinigung genehmigte sich doch gerade erst eine Gehaltserhöhung von 350 Prozent. Sein Mandat sei ja nur befristet, keine Absicherung, ans Alter müsse man auch denken, usw.
OK! Das Spielchen mache ich mit. Ja! Wirklich! Schaue bitte nicht so komisch. Ich nehme einen 1-€-Job an, verlange aber die Stunde 100.000,- €!!! Ich muß doch an meine Zukunft denken!!! Es ist doch schließlich nur eine Tagesbeschäftigung!!!

> Da kann man mal sehen, wie alt die Politiker im Kopf sind.

Eigentlich ist es eine gute Generation, die noch zu haushalten wußte. Da mußte man aus Nichts das Doppelte machen. Nur leider haben sich diese hohen Herren einen dicken Bauch angefressen und an den Wohlstand gewöhnt. Kleine Kaiser und Könige, was?
Man sollte den Beamten und Staatsdienern mal wieder beibringen, für wen sie eigentlich da sind. Für die Asylbewerber? Um die Arbeitslosen nur zu verwalten und ihre Akten einzusortieren?

Noch eine Idee! (Die habe ich bereits als Geschichte begonnen) Der Staat entläßt ALLE Angestellten. Sie lassen sich natürlich nicht vermitteln und sind sofort arbeitslos. Sie bekommen aber ein Angebot: Zu 50ct./h behalten sie ihren Arbeitsplatz. Das wäre doch einmal ein Vorschlag...



Sollte mir jemals jemand eine solche Fußfessel anlegen, trage ich sie höchstens bis vor die Tür! Danach landet sie in der Mülltonne und fährt durch die Lande.
19. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von folssom am 29.04.05 01:34

@Torquemada

M.E. ist es der größte Feind jeder Demokratie:

"nicht zu wählen"

Text
20. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von folssom am 29.04.05 04:24

Lieber Roger_Rabit,

Sarkasmus hin, Realität her,

man sollte schon mit realen Zahlen argumentieren um glaubwürdig zu sein.

Deine Idee zur kassenzahnärztlichen Vereinigung erscheint mir hier wenig hilfreich.

Deine Beurteilung der Politiker; wie alt sie im Kopf sind: einerseits lobst du deren Erfolge, andererseits schimpfst du über deren Bäuche

-MACH ES BESSER-

Deine pauschale Kritik über Beamte und andere Staatsbedienstete zeigt wohl dein Unverständnis (oder Unkenntnis) über deren Tätigkeiten.

Du hast zwar teilweise nette Ideen in deinen Stories, aber hier für eine m. E. menschenunwürdige weitere Geschichte Werbung machen zu wollen, entbehrt für mich geglichen Verstständnises.

Gruß

Leider sind wir hier vom ursprünglichem Thema abgewichen, vielleicht sollte man einige Beiträge verschieben, wohin auch immer, aber bitte nicht löschen, nur weil folssom seit langer Zeit mal wieder geschrieben hat
21. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von bluevelvet am 29.04.05 06:34

Die ganze öffentliche Diskussion um die Arbeitslosigkeit krankt m. E. daran, dass man sich eine harte Wahrheit nicht eingesteht, nämlich dass die Industrie (aber natürlich auch Handwerk, Handel, Landwirtschaft und Bergbau) das heutige Niveau an Versorgung mit Waren und Dienstleistungen ohne die - je nach Rechnung - 4 bis 9 Millionen Arbeitslosen erbringen können.

Die Frage ist: Wie gehen wir mit diesem Faktum um, welche Folgerungen ziehen wir daraus? Und natürlich profitiert auch eine gewisse gesellschaftliche Kaste von dem ewigen Gerede, dass die Löhne zu hoch, die soziale Absicherung - die sog. "Besitzstände" - nicht mehr finanzierbar seien. Aber bitte, welche "Besitzstände" hat denn die arbeitende Mehrheit der Menschen? Den noch möglichen Gang zum Arzt, ohne jedesmal 300 € auf den Tisch legen zu müssen?

Die Ansicht, dass steigende Gewinne die Zahl der Arbeitsplätze erhöhen, hat sich doch spätestens mit der Diskussion um die Ackermänner (Entlassungen bei 82 % Gewinnsteigerung) als pure Ideologie entlarvt!

Bluevelvet

22. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von bluevelvet am 29.04.05 07:34

Habe gerade im Radio die DLF-Presseschau gehört. Die unsägliche Fußfesselgeschichte ist den Kommentatoren in den Zeitungen offenbar keine Zeile wert ...

Bluevelvet

23. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von Why-Not am 29.04.05 08:12

@Billyboy
Zitat
Und zu dem Artikel, ein guter Freund von mir ist bei der Agentur für Arbeit beschäftigt, er meint, es gibt genug die wirklich arbeiten wollen, aber leider auch sehr, sehr viele denen diese Fessel nicht schaden würde.
Ohne irgendwelche braunen Gedanken in sich zu haben!!

Solange es weit mehr Arbeitslose als Jobs gibt, ist die Frage unerheblich, wer arbeiten würde, wenn man ihn ließe. Letztlich sind es ohnehin Unterstellungen. Oder das beliebte Beispiel, mit dem mich ein Kollege neulich nervte:

Er meinte, daß es doch offensichtlich sei, daß viele gar nicht arbeiten wollten. Er hätte sich eine Putzfrau leisten wollen, hätte aber nicht mal zuverlässige Ausländer bekommen können. Frei nach dem Motto: Alles faule Säcke. Keiner ist bereit, für ein Stück trockenes Brot einen Tag lang zu arbeiten. Denen geht es noch viel zu gut. <Wie mich diese Idioten nerven!>


@folssom/sarah
Zitat
M.E. ist es der größte Feind jeder Demokratie:

\"nicht zu wählen\"

Zum Wählen gehört nicht nur der Wille, es zu tun und das Recht dazu. Man muß auch eine Auswahl haben. Ich zwinge mich zwar dazu, regelmäßig das kleinere Übel zu wählen, aber es wird von Wahl zu Wahl schwieriger zu erkennen, wer das ist. Und selbst in die Politik zu gehen hieße, sich von den Parteien korrumpieren zu lassen, die - wie es Richard v. Weizsäcker mal ausdrückte - "den Staat als Beute betrachten". Ich bezweifle, daß es in den etablierten Parteien noch integere Menschen schaffen können, dort Einfluß zu gewinnen.


Why-Not
24. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von LordGrey am 29.04.05 17:00

Um mal das Problem zu konkretisieren: Die industielle Fertigung ermöglicht es, immer mehr mit immer weniger Leute zu produzieren. Theoretisch muss man die Geselschaft umkrempeln zu einem Sozialstaat, in dem jeder seiner Grundbedürfnisse wie Wohnung, Nahrung und Unterhaltung vom Staat gestellt bekommt. Um an Luxusartikel oder ausländische Devisen zu kommen muss aber jeder einen Job erfüllen, so das halt die, die eine Arbeit bekommen, sich auch einen etwas besseren Lebensstiel gönnen können. Und dazu müssen die Grenzen in Sachen Asylanten dicht gemacht werden.

Zum Wählen kann ich nur sagen, wirf den leeren Stimmzettel ein. Dann stimmst du für niemanden aber hältst die Stimmbeteiligung hoch und erfüllst deine Bürgerpflicht
25. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von Hasenfuss am 30.04.05 00:38

Grüß´ Euch Gott!

Also ich finde es grundsätzlich gut, daß endlich mal subversive sog. „Langzeitarbeitslose“ ins Vesier der Öffentlichkeit rücken. Klar gibt es viele, denen ihr einstiges Berufsbild mit der Zeit etwas entrückt ist, aber:... es gibt auch leider andere, die dies ausnutzen. Sozialschmarotzer! Diese sagen: „Wir sind eine Solidargemeinschaft!“, und denken auch so. Falsch, so hoffe ich!!
Fußfesseln für Langzeitarbeitslose hingegen, so befinde ich, sind schwachsinnig! Solche sollen Straftätige an ihrem "Auslauf" hindern oder beschränken. Langzeitarbeitslose wollen hingen nichts lieber als tätig werden. Ein Widerspruch in sich!

Ciao, Hasenfuss!
26. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von folssom am 30.04.05 02:19

Hi gerryxxxx,

ich freue mich, dass du trotz deiner Bedenken aufgrund des "billigen Angriffs" geantwortet hast, aber:

-ob dein von dir selbst gewählter Status "Fastmediziner" obsolet ist oder nicht, verschließt sich einem Aussenstehenden wie mir.

M.E. passt diese Statusbezeichnung auch eher nicht in dieses Board. Ich habe mehr Hochachtung vor einem Busfahrer, der für wenige EURO s im Monat pünktlich seiner Arbeit nachgeht, wie vor einem Mediziner, der ggfls. falsch abrechnet und somit die Solidargemeinschaft der Patienten schädigt.

-trotz vieler Worte deinerseits:
die Definitionen der Begriffe Oligarchie und Demokratie scheinen dir wohl nicht hinreichend bekannt zu sein.
Schau doch mal bei Wikipedia nach, dort sind diese Worte m. E. sogar für Nichtakademiker allgemein verständlich erklärt.

folssom

PS:
Zitat aus einem Beitrag von "Elite" zu Fussfesseln für Arbeitslose
Ein Mensch der sich etwas auf seine Intelligenz einbildet, ist wie ein Sträfling, der mit seiner großen Zelle prahlt.
27. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von bluevelvet am 30.04.05 09:15

@ Gerry

Zitat

Wenn also praktisch die gesamte politische Klasse dieses Landes den Willen des Volkes negiert, dann nehme ich mir das Recht heraus, die politische Klasse zu negieren. Ich mache von meinem Recht Gebrauch, nicht zu wählen (bzw. den Wahlschein ungültig zu machen was insofern die bessere Lösung ist, als daß die Stimme als abgegeben aber ungültig zählt und so prozentual nicht extremistische Parteien gefördert werden dadurch).


Ich erinnere mich, dass vor Jahren, als noch Johannes Rau gegen wen auch immer angetreten ist, ein bibelfester Zeitgenosse auf seinen Wahlschein geschrieben haben soll:

"Jesaja 41, 24"

Ein Journalist, der sich in der Lage sah, eine Bibel aufzutreiben, las dann zu offenbar aller Überraschung die folgenden Sätze vor:

"Siehe, ihr seid nichts, und euer Tun ist auch nichts, und euch erwählen ist ein Greuel."
(jetzt zitiert nach Luther 1984)

Das hat von seiner Gültigkeit wohl nichts verloren!

Bluevelvet

(Erstausgabe: 30.04.05 um 06:43)
(Diese Nachricht wurde am 30.04.05 um 09:15 von bluevelvet geändert.)
28. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von xrated am 30.04.05 19:57

@ folssom
Zur Bewusstseinserweiterung schlage ich Dir mal das Studium folgendes Artikel von Albert Einstein vor den er im Jahre 1949 veröffentlicht hat bzw. veröffentlicht wurde, aber bitte von vorn nach hinten intensiv lesen und nicht nur lesen, auch das gelesene verstehen und verinnerlichen, dann kannst dich hier noch mal melden! Obwohl schwer OT - zugeb - aber lehrreich! Vielleicht überdenkst dann noch mal, was bisher geschrieben hast! Ansonsten bekomm ich bei Deinen bisherigen Äusserungen Brechreiz.

***
Zitat

Warum Sozialismus?
Von Albert Einstein - Aus: \"Monthly Review\" (1949)

Ist es ratsam für jemanden, der kein Experte auf dem Gebiet ökonomischer und sozialer Fragen ist, sich zum Wesen des Sozialismus zu äußern? Ich denke aus einer Reihe von Gründen, dass dies der Fall ist.

Betrachten wir die Frage zunächst vom Standpunkt der wissenschaftlichen Erkenntnisse aus. Es mag so erscheinen, als ob es keine wesentlichen methodologischen Unterschiede zwischen Astronomie und Ökonomie gäbe: Wissenschaftler beider Gebiete versuchen allgemein akzeptable Gesetze für eine begrenzte Anzahl von Phänomenen zu entdecken um deren Zusammenhänge so verständlich wie möglich zu machen. Aber in Wirklichkeit existieren solche methodologischen Unterschiede. Die Entdeckung von allgemeingültigen Gesetzen im Bereich der Ökonomie wird dadurch erschwert, dass die beobachteten ökonomischen Phänomene von vielen Faktoren beeinflusst sind, die sich einzeln schwer beurteilen lassen. Außerdem waren die Erfahrungen, die sich seit Beginn der sogenannten \"zivilisierten Periode\" der menschlichen Geschichte angesammelt haben - wie wir wissen - stark von Faktoren beeinflusst und beschränkt, die keineswegs ausschließlich ökonomischer Natur sind. Zum Beispiel verdanken die meisten größeren Staatengebilde der Geschichte ihre Existenz Eroberungen. Die erobernden Völker machten sich selbst - gesetzlich und wirtschaftlich - zur privilegierten Klasse des eroberten Landes. Sie sicherten sich das Monopol an Landbesitz und ernannten Priester aus ihren eigenen Reihen. Diese Priester - die die Macht über das Erziehungswesen hatten - institutionalisierten die Teilung der Gesellschaft in Klassen und schufen ein Wertesystem, das die Menschen von da an - weitgehend unbewusst - in ihrem sozialen Verhalten leitete.

Aber auch wenn diese historische Tradition eigentlich der Vergangenheit angehört, haben wir das, was Thorstein Veblen die \"räuberische Phase\" der menschlichen Entwicklung nannte, nirgends wirklich überwunden. Die wahrnehmbaren ökonomischen Fakten gehören zu eben dieser Phase und selbst diejenigen Gesetze, die wir aus ihnen ableiten können, sind nicht auf andere Phasen anwendbar. Da es das reale Ziel des Sozialismus ist, genau diese räuberische Phase menschlicher Entwicklung zu überwinden und über sie hinauszugelangen, kann die heutige Wirtschaftswissenschaft wenig Licht auf die zukünftige sozialistische Gesellschaft werfen.

Zum Zweiten ist der Sozialismus auf ein sozial-ethisches Ziel ausgerichtet. Wissenschaft kann jedoch keine Ziele schaffen, geschweige denn sie den Menschen einflößen: Wissenschaft kann bestenfalls die Mittel liefern, mit denen bestimmte Ziele erreicht werden können. Aber die Ziele selbst werden von Persönlichkeiten mit hochgesteckten ethischen Idealen erdacht und, wenn diese Ziele nicht totgeboren, sondern vital und kraftvoll sind, werden sie von den vielen Menschen übernommen und weitergetragen, die teilweise unbewusst die langsame Weiterentwicklung der Gesellschaft bestimmen.

Aus diesen Gründen sollten wir auf der Hut sein und keine Wissenschaft und wissenschaftliche Methode überschätzen, wenn es um Probleme der Menschheit geht; und wir sollten nicht davon ausgehen, dass Experten die einzigen sind, die ein Recht darauf haben, sich zu Fragen zu äußern, die die Organisation der Gesellschaft betreffen.

Unzählige Stimmen behaupten seit geraumer Zeit, nun, da die menschliche Gesellschaft eine Krise durchmache, sei ihre Stabilität ernsthaft erschüttert worden. Es ist charakteristisch für solch eine Situation, dass sich Individuen gleichgültig oder sogar feindlich gegenüber der kleinen oder großen Gruppe verhalten, zu der sie gehören. Hierzu eine persönliche Erfahrung: Ich erörterte vor kurzem mit einem intelligenten und freundlich gesinnten Mann die Bedrohung durch einen erneuten Krieg, der meiner Meinung nach die Existenz der Menschheit ernsthaft gefährden würde, und ich bemerkte, nur eine supranationale Organisation könnte Schutz vor dieser Gefahr gewährleisten. Daraufhin sagte mein Besucher, sehr ruhig und gelassen: \"Warum sind Sie so vehement gegen das Verschwinden der Menschheit?\"

Ich bin mir sicher, dass ein Jahrhundert früher niemand so leicht eine derartige Bemerkung gemacht hätte. Es ist die Aussage eines Mannes, der sich vergebens bemüht hat, sein inneres Gleichgewicht zu finden und der die Hoffnung, dies könne ihm je gelingen, mehr oder weniger aufgegeben hat. Es ist der Ausdruck einer schmerzhaften Vereinsamung und Isolation, an der so viele Leute in dieser Zeit leiden. Was ist die Ursache? Gibt es einen Ausweg?

Es ist einfach, solche Fragen aufzuwerfen, viel schwieriger hingegen, sie mit einiger Gewissheit zu beantworten. Doch das muss ich versuchen, so gut ich kann, obwohl ich mir der Tatsache bewusst bin, dass unsere Gefühle und unsere Bestrebungen oft widersprüchlich und obskur sind und dass sie nicht in einfachen Formeln ausgedrückt werden können.

Der Mensch ist zugleich ein Einzel- und ein Gesellschaftswesen. Als ein Einzelwesen versucht er, seine eigene Existenz und die der Menschen zu schützen, die ihm am nächsten stehen, sowie seine Bedürfnisse zu befriedigen und seine angeborenen Fähigkeiten zu entwickeln. Als ein Gesellschaftswesen versucht er, die Anerkennung und Zuneigung seiner Mitmenschen zu gewinnen, ihre Leidenschaften zu teilen, sie in ihren Sorgen zu trösten und ihre Lebensumstände zu verbessern. Allein die Existenz dieser vielseitigen, häufig widerstreitenden Bestrebungen macht den besonderen Charakter des Menschen aus, und die jeweilige Kombination bestimmt, inwieweit ein Individuum sein inneres Gleichgewicht erreichen und damit etwas zum Wohl der Gesellschaft beitragen kann. Es ist gut vorstellbar, dass die relative Kraft dieser beiden Antriebe hauptsächlich erblich bedingt ist. Aber die Persönlichkeit wird letztlich weitestgehend von der Umgebung geformt, die ein Mensch zufällig vorfindet, durch die Gesellschaftsstruktur, in der er aufwächst, durch die Traditionen dieser Gesellschaft und dadurch, wie bestimmte Verhaltensweisen beurteilt werden. Der abstrakte Begriff \"Gesellschaft\" bedeutet für den einzelnen Menschen die Gesamtheit seiner direkten und indirekten Beziehungen zu seinen Zeitgenossen und zu den Menschen früherer Generationen. Der Einzelne allein ist in der Lage, zu denken, zu fühlen, zu kämpfen, selbstständig zu arbeiten; aber er ist in seiner physischen, intellektuellen und emotionalen Existenz derart abhängig von der Gesellschaft, dass es unmöglich ist ihn, ihn außerhalb des gesellschaftlichen Rahmens zusehen und zu verstehen. Es ist die \"Gesellschaft\", die dem Menschen Kleidung, Wohnung, Werkzeuge, Sprache, die Formen des Denkens und die meisten Inhalte dieses Denkens liefert, sein Leben wird ermöglicht durch die Arbeit und durch die Leistungen der vielen Millionen früherer und heutiger Menschen, die sich hinter dem Wörtchen \"die Gesellschaft\" verbergen.

Deshalb ist die Abhängigkeit des Einzelnen von der Gesellschaft eine Naturtatsache, die - wie im Falle von Ameisen und Bienen - nicht abgeschafft werden kann. Doch während der gesamte Lebensprozess von Ameisen und Bienen bis hin zum kleinsten Detail an starre, erbliche Instinkte gebunden ist, sind die sozialen Muster und die engen sozialen Verbindungen der Menschen sehr empfänglich für verschiedenste Veränderungen. Das Gedächtnis, die Kapazität, Neues zu versuchen und die Möglichkeit, mündlich zu kommunizieren, haben den Menschen Entwicklungen möglich gemacht, die nicht von biologischen Gegebenheiten diktiert wurden. Solche Entwicklungen manifestieren sich in Traditionen, Institutionen und Organisationen; in der Literatur; in wissenschaftlichen und technischen Errungenschaften; in Kunstwerken. Das erklärt, weshalb der Mensch in einem gewissen Sinne sein Leben selbst beeinflussen kann, und dass in diesem Prozess bewusstes Denken und Wollen eine Rolle spielt.

Der Mensch erwirbt mit der Geburt durch Vererbung eine biologische Grundlage, die wir als fest und unabänderlich betrachten müssen. Dies schließt die natürlichen Triebe ein, die für die menschliche Spezies charakteristisch sind. Darüber hinaus erwirbt er während seines Lebens eine kulturelle Grundlage, die er von der Gesellschaft durch Kommunikation und durch viele andere Arten von Einflüssen übernimmt. Es ist diese kulturelle Grundlage, die im Lauf der Zeit Änderungen unterworfen ist, und die zu einem großen Teil die Beziehungen zwischen dem Individuum und der Gesellschaft bestimmt. Die moderne Anthropologie hat uns durch vergleichende Untersuchungen der sogenannten \"primitiven Kulturen\" gelehrt, dass das soziale Verhalten von Menschen sehr unterschiedlich sein kann und jeweils abhängig ist von den vorherrschenden kulturellen Mustern und dem in der Gesellschaft vorherrschenden Organisationstyp. Auf diese Tatsache können diejenigen bauen, die das Los der Menschen verbessern wollen: Menschen sind durch ihre biologischen Konstitution nicht dazu verdammt, einander zu vernichten oder auf Gedeih und Verderb einem schrecklichen, selbst auferlegten Schicksal zu erliegen.

Wenn wir uns fragen, wie die Gesellschaftsstruktur und die kulturelle Einstellung des Menschen geändert werden soll, um das menschliche Leben so befriedigend wie möglich zu machen, sollten wir uns immer bewusst sein, dass es bestimmte Bedingungen gibt, die wir unmöglich verändern können. Wie bereits erwähnt, ist die biologische Natur des Menschen praktisch unveränderlich. Des weiteren haben technologische und demographische Entwicklungen der letzten Jahrhunderte Bedingungen geschaffen, die bleibend sind. Bei einer relativ hohen Bevölkerungsdichte und mit Blick auf die Waren, die für ihre Existenz unentbehrlich sind, sind eine extreme Arbeitsteilung und ein hoch zentralisierter Produktionsapparat unbedingt notwendig. Die Zeiten, in denen Individuen oder relativ kleine Gruppen völlig autark sein konnten - und die zurückblickend so idyllisch erscheinen - sind unwiderruflich vorbei. Es ist nur eine leichte Übertreibung zu behaupten, dass die Menschheit schon heute eine weltweite Gemeinschaft in Bezug auf Produktion und Verbrauch bildet.

An diesem Punkt angelangt kann ich kurz aufzeigen, was für mich das Wesen der Krise unserer Zeit ausmacht. Es betrifft die Beziehung des Einzelnen zur Gesellschaft. Der Einzelne ist sich seiner Abhängigkeit von der Gesellschaft bewusster als je zuvor. Aber er erfährt diese Abhängigkeit nicht als etwas Positives, Organisches, Schützendes, sondern eher als eine Bedrohung seiner naturgegebenen Rechte oder sogar seiner ökonomischen Existenz. Außerdem ist seine Stellung in der Gesellschaft so, dass die egotistischen Triebe ständig hervorgehoben werden, während seine sozialen Triebe, die von Natur aus schwächer sind, immer mehr verkümmern. Alle Menschen leiden unter dieser Verkümmerung - ganz gleich, welche Stellung in der Gesellschaft sie innehaben. Als unwissentlich Gefangene ihrer eigenen Ichbezogenheit fühlen sie sich unsicher, einsam und der ursprünglichen, einfachen und schlichten Lebensfreude beraubt. Der Mensch kann seinem Leben, kurz und bedroht wie es ist, nur dadurch Sinn geben, dass er sich der Gesellschaft widmet.

Die ökonomische Anarchie der kapitalistischen Gesellschaft heute ist meiner Meinung nach die eigentliche Ursache des Übels. Wir sehen vor uns eine riesige Gemeinschaft von Erzeugern, deren Mitglieder unaufhörlich bestrebt sind, einander die Früchte ihrer kollektiven Arbeit zu entziehen - nicht mit Gewalt, sondern alles in allem in getreuer Einhaltung der gesetzlich etablierten Regeln. In dieser Hinsicht ist es wichtig, zu realisieren, dass die Produktionsmittel - d. h. die ganze produktive Kapazität, die für das Produzieren von Verbrauchsgütern wie auch zusätzlichen Investitionsgütern erforderlich ist - juristisch Privateigentum von Einzelnen sein können und größtenteils auch sind.

Der Einfachheit halber werde ich im Folgenden all jene als \"Arbeiter\" bezeichnen, die kein Eigentum an Produktionsmitteln besitzen - auch wenn dies nicht ganz der üblichen Verwendung des Ausdrucks entspricht. Der Eigentümer der Produktionsmittel ist in der Lage, die Arbeitskraft des Arbeiters zu kaufen. Mit den Produktionsmitteln produziert der Arbeiter neue Güter, die ins Eigentum des Kapitalisten übergehen. Wesentlich in diesem Prozess ist die Relation zwischen dem, was der Arbeiter produziert, und dem, was ihm dafür bezahlt wird - beides gemessen am wirklichen Wert. Da der Arbeitsvertrag \"frei\" ist, wird das, was der Arbeiter erhält, nicht vom wirklichen Wert der produzierten Waren bestimmt, sondern durch seine Mindestbedürfnisse und durch den Bedarf des Kapitalisten an Arbeitskraft im Verhältnis zur Zahl der Arbeiter, die miteinander um Arbeitsplätze konkurrieren. Es ist wichtig, zu verstehen, dass sogar in der [ökonomischen] Theorie die Bezahlung des Arbeiters nicht vom Wert seines Produkts bestimmt wird.

Privates Kapital tendiert dazu, in wenigen Händen konzentriert zu werden - teils aufgrund der Konkurrenz zwischen den Kapitalisten und teils, weil die technologische Entwicklung und die wachsende Arbeitsteilung die Entstehung von größeren Einheiten auf Kosten der kleineren vorantreiben. Das Ergebnis dieser Entwicklungen ist eine Oligarchie von privatem Kapital, dessen enorme Kraft nicht einmal von einer demokratisch organisierten politischen Gesellschaft gebändigt werden kann. Denn die Mitglieder der gesetzgebenden Organe werden von politischen Parteien ausgewählt, die weitgehend von Privatkapitalisten finanziert oder anderweitig beeinflusst werden und in der Praxis die Wähler von der Legislative trennen. Infolgedessen schützen die \"Volksvertreter\" tatsächlich nicht ausreichend die Interessen der unterprivilegierten Schichten der Bevölkerung. Außerdem kontrollieren unter den vorhandenen Bedingungen die Privatkapitalisten zwangsläufig direkt oder indirekt die Hauptinformationsquellen (Presse, Rundfunk, Bildungswesen). Es ist deshalb äußerst schwierig und für den einzelnen Bürger in den meisten Fällen fast unmöglich, objektive Schlüsse zu ziehen und einen verständigen Gebrauch von seinen politischen Rechten zu machen.

Die Situation in einem Wirtschaftssystem, das auf dem Privateigentum an Kapital basiert, wird somit durch zwei Hauptprinzipien charakterisiert: erstens sind die Produktionsmittel (das Kapital) in privatem Eigentum und die Eigentümer verfügen darüber nach Gutdünken; zweitens ist der Arbeitsvertrag frei. Natürlich gibt es keine rein kapitalistische Gesellschaft. Vor allem sollte beachtet werden, dass es den Arbeitern durch lange und erbitterte politische Kämpfe gelungen ist, bestimmten Kategorien von Arbeitern eine etwas verbesserte Form des \"freien Arbeitsvertrags\" zu sichern. Aber als Ganzes genommen unterscheidet sich die heutige Wirtschaft nicht sehr von einem \"reinen\" Kapitalismus.

Produziert wird für den Profit - nicht für den Bedarf. Es gibt keine Vorkehrung, die dafür sorgen würde, dass all jene, die fähig und bereit sind zu arbeiten, immer Arbeit finden können. Es gibt fast immer ein \"Heer von Arbeitslosen\". Der Arbeiter lebt dauernd in der Angst, seinen Job zu verlieren. Da arbeitslose und schlecht bezahlte Arbeiter keinen profitablen Markt liefern, ist die Warenproduktion beschränkt und große Not ist die Folge. Technologischer Fortschritt führt häufig zu mehr Arbeitslosigkeit statt zu einem Milderung der Last der Arbeit für alle. Das Profitmotiv, in Verbindung mit der Konkurrenz zwischen den Kapitalisten, ist für die Instabilität der Akkumulation und Anwendung des Kapitals verantwortlich, und dies hat zunehmend schwerere Depressionen zur Folge. Unbegrenzte Konkurrenz führt zu einer riesigen Vergeudung von Arbeitskraft und zu dieser Verkrüppelung des gesellschaftlichen Bewusstseins von Individuen, die ich zuvor erwähnt habe.

Diese Verkrüppelung halte ich für das größte Übel des Kapitalismus. Unser ganzes Bildungssystem leidet darunter. Den Studierenden wird ein übertriebenes Konkurrenzstreben eingetrichtert und sie werden dazu abgerichtet, erfolgreiche Raffgier als Vorbereitung für ihre zukünftige Karriere anzusehen.

Ich bin davon überzeugt, dass es nur einen Weg gibt, dieses Übel loszuwerden, nämlich den, ein sozialistisches Wirtschaftssystem einzuführen, begleitet von einem Bildungssystem, das sich an sozialen Zielsetzungen orientiert. In solch einer Wirtschaft gehören die Produktionsmittel der Gesellschaft, und ihr Gebrauch wird geplant. Eine Planwirtschaft, die die Produktion am Bedarf der Gemeinschaft orientiert, würde die notwendige Arbeit auf all diejenigen verteilen, die in der Lage sind zu arbeiten, und sie würde jedem Mann, jeder Frau und jedem Kind einen Lebensunterhalt garantieren. Die Erziehung hätte zum Ziel, nicht nur die angeborenen Fähigkeiten der Einzelnen zu fördern, sondern in ihnen auch Verantwortungssinn für die Mitmenschen zu entwickeln, anstatt, wie in unserer heutigen Gesellschaft, Macht und Erfolg zu glorifizieren.

Dennoch muss daran erinnert werden, dass eine Planwirtschaft noch kein Sozialismus ist. Eine Planwirtschaft als solche kann mit der totalen Versklavung des Individuums einhergehen. Sozialismus erfordert die Lösung einiger äußerst schwieriger soziopolitischer Probleme: Wie ist es angesichts weitreichender Zentralisierung politischer und ökonomischer Kräfte möglich, eine Bürokratie daran zu hindern, allmächtig und maßlos zu werden? Wie können die Rechte des Einzelnen geschützt und dadurch ein demokratisches Gegengewicht zur Bürokratie gesichert werden?

In unserem Zeitalter des Wandels ist Klarheit über die Ziele und Probleme des Sozialismus von größter Bedeutung. Da unter den gegenwärtigen Umständen die offene und ungehinderte Diskussion dieser Probleme einem allgegenwärtigen Tabu unterliegt, halte ich die Gründung dieser Zeitschrift für ausgesprochen wichtig.

***


Solltest Du folssom und alle anderen mal schwer drüber nachdenken - ok?

(Diese Nachricht wurde am 30.04.05 um 19:57 von xrated geändert.)
29. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von folssom am 30.04.05 23:49

@xrated

-zu welchem Zeitpunkt ich mich hier wieder melde, dieses lass ich mir ganz bestimmt nicht von dir vorschreiben

-passe lieber schön auf, dass du dich bei deinem Brechreiz nicht verschluckst

-mein Bewusstsein habe ich übrigens schon rechtzeitig erweitert, denn der Originaltext "Why Socialsm" ist mir aus der Erstausgabe der als "links" geltenden US-amerikanischen Zeitschrift "Monthly Review" schon länger bekannt, obwohl er eigentlich zu den unbekanntesten Arbeiten Albert Einsteins zählt.
Leider wird in vielen bürgerlichen Medien verschwiegen, dass sich Einstein ein Großteil seines Lebens als Sozialist verstand und sich gegen Faschismus und Krieg engagierte.

-was ich jedoch nicht verstanden habe: was wolltest du mit deinem posting eigentlich wirklich aussagen?

30. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von schmidtchen am 01.05.05 10:00

Am Donnerstag, dem 28. April war eine gute Reportage über unsere Sozialsysteme zu sehen:
Die Familienfalle.

Obwohl es darin nicht primär um Arbeitslosigkeit ging, sondern mehr um unvereinbarkeit von Arbeit und Famile, daraus resultierend Geldknappheit und die mangelhafte Möglichkeit für die eigene Vorsorge, scheint mir der Beitrag hier an der richtigen Stelle.

In dem Beitrag wurde Müttern mit mehreren Kindern von Politikern auch unterstellt, sie würden einfach zu wenig arbeiten und hätten letztlich keine bessere Altersversorgung verdient.

Anhand von Fallbeispielen, in denen Mütter mit mehreren Kindern, dadurch bedingter Erwerbslosigkeit oder Teilzeitbeschäftigung, in der heutigen Zeit vermehrt nicht Sozialversicherungspflichtig, einen Rentenanspruch von 200,- bis 300,- Euro im Alter Ende dreißig erreichten, wurde unsere Sozialministerin Ulla Schmidt konfrontiert.

Ihre eindeutige Aussage: Die Mütter müssten schnellstens wieder eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufnehmen und zukünftig mehr arbeiten.

Diese Aussage vor dem Hintergrund der anhaltenden Massenarbeitslosigkeit, ist an Zynismus nicht zu übertreffen.

Ich sehe unseren Staat zunehmend nicht mehr reformierbar. In wenigen Jahren, wenn viele heutige Hartz IV-Empfänger wegen erreichen der Altersgrenze wieder in die Sozialhilfe verschoben werden, wird es Städten und Kommunen nicht mehr möglich sein, diese Lasten zu bezahlen.

Ich schätze, dass unsere Sozialsysteme, und damit meine ich alle, in spätestens 15 Jahren zusammenbrechen und es zu sozialen Aufständen und Bürgerkrieg kommt, weil Menschen wieder hungern und frieren werden in diesem unserem Land.

Die Rente ist sicher wird aber wahrscheinlich bis zum Schluss gepredigt.

Schmidtchen

31. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von Why-Not am 01.05.05 13:27

Zitat
Ich schätze, dass unsere Sozialsysteme, und damit meine ich alle, in spätestens 15 Jahren zusammenbrechen und es zu sozialen Aufständen und Bürgerkrieg kommt, weil Menschen wieder hungern und frieren werden in diesem unserem Land.

Damit gäbe es zumindest einen nachvollziehbaren Grund, warum Schily und Freunde alles daran setzen, mit fadenscheinigen Terror-Begründungen einen totalen Überwachungsstaat einzuführen. Vielleicht fangen unsere lieben Politiker ja bereits an, Angst vor der Wut der Bürger zu entwickeln, die sie in die Verelendung treiben.

Why-Not
32. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von bluevelvet am 01.05.05 16:56

Solange wir von Politikern regiert werden, die von der Großindustrie per leistungslosem Neben-, pardon Haupteinkommen "gesponsert" werden, wird diejenige gesellschaftliche Kaste, die sich seit 25 Jahren immer mehr aus der gesellschaftlichen Verantwortung herausstiehlt, kaum gemäß Leistungsfähigkeit zur Finanzierung der Gemeinschaftsaufgaben herangezogen werden!

Wenn das Kapital meint, es müsse die Lebensbedingungen der Mehrheit der Menschen verunsichern, dann soll es auch für die notwendig werdende soziale Mehrabsicherung aufkommen! Die Menschen brauchen nicht irgendwelche Jobs, sondern langfristig sichere und akzeptabel bezahlte Arbeitsplätze. Hire-and-fire-Arbeitsplätze stellen keine Grundlage etwa für die Gründung von Familien dar!

Meint
Bluevelvet

33. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von bibo am 06.05.05 23:46

Hi et al,

muß ich jetzt loswerden: Wir Haben jahrelang in Süd-Ost Asien gelebt: Tricyle-Driver (Motorrad mit Passagier-Sitzen), Einkommen unter 10,-- EUR/Monat steht dort neben FORD EXPEDITION (V8, weiß nicht wie viel kw/PS, NP ca. 75.000 EUR) an der Ampel.

EXPEDITIONS wurden immer mehr.

Tricycles auch.


In D. gibt es wohl auch bald Tricycles, auch deren drivern.


bibo (ohne Smilys)
34. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von Johni am 09.05.05 17:16

So aktuell das Thema auch ist, spricht was dagegen, diesen Thread ins OT zu schieben?
35. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von xrated am 10.05.05 08:10

Mein Segen hast Du Johni.

VG Xrated
36. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von BRANDO am 27.05.05 00:39

Mich wundert über haupt nichts was so in Deutschland geschied. Ich war lange Jahre in Deutschland bin dort groß geworden , habe vor etwa 22 Jahren die AIDS Problematik verfolgt.
Es gab sogar Bundesländer die sich bereit erkläten ein entsprechendes Lager zu bauen, um dort Posetive und AIDS-Kranke zwangsweise unter zu bringen. Man sprach von einer Schwulenseuche
ich bin selber schwul hab lange jahre in Berlin in einen Projeckt mit gearbeitet. Nun da die Kassen auf Grund von überbezahlten Beamten, Rausgeschmissen Geld für unsinnige Projekte usw usw. geht man auf die los die sich ehe nicht wären können Sozialhilfeemfänger , Arbeitslose und die , die davon möglicher weise betroffen werden. Ich hatte immer gedacht das die G. und die S. demokratich und besonders sozial sind. Na ja in Berlin wurde ich schon vor 20 Jahren des anderen belehrt , ich habe in Kreuzberg gewohnt das Haus so wie viele andere Häuser gehörten Leute von den
S-mokraten die Mieten waren dem entsprechen nicht es gab wenige Wohnungen und schmiergeld musste ich auch zahlen. Wenn man sein Einkommen selbst bestimmen kann so wie die Politiker in Deutschland braucht man natürlich auch nichts abgeben. Ich befürschte jedoch das es in Deutschland wieder eine politische Wende nach rechts kommt, ich hab sehr viel Freunde in Deutschland und hoffe das es nicht so weit kommt.
Einen Gruß an alle aus Israel BRANDO
37. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von Roger_Rabbit am 27.05.05 00:56

Vorab: Wer verschieb uns nun?

@Brando:

Gut gesagt!
38. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von folssom am 28.05.05 01:34

Bravo Brando.

mit solchen Texten kann man toll politisieren: in welche Richtung?? Hetzen und gleichzeitig vor "Rechts" warnen. Na toll!!!

Roger_Rabit,

haben wir nicht ein "t" im Text vergessen

Vielsagend ist m. E. auch dein Kommentar zum Posting von BRANDO:

"Gut gesagt"
39. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von LordGrey am 28.05.05 23:03

Ja, Gerryxxx, es sei dem man zieht wieder eine Mauer hoch und erteilt schiessbefehl...oder schlimmer.
Die Kreativität der Politiker ist erschreckend, wenn es um die Sicherung ihres Lebensunterhalt geht
40. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von Herrin_nadine am 28.05.05 23:30

es gibt heute schon die zweiklassengesellschaft, nur daß in zukunft die kluft immer weiter wird zwischen arm und reich. die armen hungern und die reichen schwelgen im überfluß, nur weil unsere poliltiker nicht in der lage sind arbeitsplätze zu schaffen und die unternehmer die unsere arbeitsplätze ins ausland verlagern, nur weil es dort billiger ist, aber die manager streichen sehrhohe gehälter ein.
zweiklassengesellschaft wie ich es sage.

armes und reiches deutschland.


(Diese Nachricht wurde am 28.05.05 um 23:30 von Herrin_nadine geändert.)
41. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von bluevelvet am 02.06.05 18:46

Meine Ansicht: Der Erwerb und der Besitz von Produktionsmitteln ist nicht das gleiche wie der Erwerb und der Besitz etwa einer Blumenvase. Wer über Produktionsmittel verfügt, übt zugleich Herrschaft über Menschen aus. Und in den letzten Jahren hat schlicht und einfach eine Selbstentmächtigung des Staates, ja geradezu eine Machtübergabe an das Großkapital stattgefunden, verbunden mit einem Abbau sozialer Rechte und Errungenschaften und einer Umverteilung von Unten nach Oben.

Inzwischen leben wir in Verhältnissen eines gnadenlosen ökonomischen Totalitarismus; es existiert eine Koalition zwischen Kapital, Politik und Medien. Kaum eine Nachrichtensendung, in der uns nicht die Lehre des Neoliberalismus um die Ohren gehauen wird: Erst kommt in den Nachrichten die wirkliche oder auch nur vermeintliche ökonomische Katastrophenmeldung und anschließend der Kommentar des Köters, damit wir auch alle wissen, was wir davon zu halten haben.

Das betriebswirtschaftliche Denken hat sich mittlerweile wie ein Krebsgeschwür in alle Bereiche der Gesellschaft hineingefressen, selbst in Bereiche, in denen es nichts zu suchen haben sollte, wie den Bereichen der Kultur, der Bildung und der medizinischen Versorgung. Der Glaube an den Segen von Privatisierung, Liberalisierung und Wettbewerb hat inzwischen geradezu den Charakter einer religiösen Wahnidee angenommen.

Klar dass ich dafür bin, "das Recht der Aktionäre und Konzernleitungen, über ihre Produktion ausschließlich vom Standpunkt des Profits [...] zu entscheiden, drastisch ein[zu]schränken." So von E. Fromm schon 1976 (!) in "Haben oder Sein" gefordert. Konkret hieße das beispielsweise: Keine Produktionsverlagerungen ins Ausland ohne Zustimmung der betroffenen Belegschaft! Drastische Strafen für feindliche Übernahmen!

Einem Unternehmer, der meint, seine Produktion aus Profitmaximierungsgründen nach Tschechien oder China verlegen zu müssen, und d. h. sich seinen Verpflichtungen gegenüber der hiesigen Gemeinschaft zu entziehen, möchte ich dringend an Herz legen, gleich samt Familie und auf Dauer dorthin zu gehen und auch die dortigen preiswerteren Schulen, Straßen, Krankenhäuser etc. in Anspruch zu nehmen. Unsere sind aus guten Gründen etwas teurer und verlangen, dass hier jeder seine Steuern und Sozialabgaben gemäß Leistungsfähigkeit entrichtet.

Bluevelvet

(Diese Nachricht wurde am 02.06.05 um 18:00 von bluevelvet geändert.)
(Diese Nachricht wurde am 02.06.05 um 18:46 von bluevelvet geändert.)
42. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von LordGrey am 02.06.05 22:14

Ein Problem ist die Globalisierung. Europa ist nur für dir Reichen und Mächtigen. Denn sonst könnte Deutschland hohe Zölle auf einzuführende Waren erheben und somit das eigene Land als produktionsstätte interessant gestalten. So ne art merkantilismus.

Das andere Problem ist, das die Produktion immer mehr von Maschienen übernommen wird. Die so eingesparten Leute müssen aber auch weiterleben. Die Firmen sollten verstaatlicht werden und das erwirtschaftete Vermögen gerecht unter den Bürgern verteilt werden. Jeder hat einen Grundbetrag und wer halt einen Job macht bekommt entsprechend mehr
43. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von bluevelvet am 03.06.05 06:18

Da Problem, LordGrey, dabei ist, dass staatliches Wirtschaften sich bisher als wenig produktiv erwiesen hat. Es gibt im Moment überhaupt kein brauchbares Konzept einer nicht-kapitalistischen Industriegesellschaft. Eine andere Wirtschaftsweise müsste mindestens ebenso flexibel, innovativ und produktiv sein wie die gegenwärtige. Ich glaube, wir können schon froh sein, wenn es uns gelingt, einen halbwegs intakten Sozialstaat zu erhalten; längerfristig müsste es das Ziel sein, die großen und übermächtigen Konzerne zu zerlegen - allerdings gibt es für beides zur Zeit wohl keine politische Mehrheit, die wohl auch international sein müsste, und das heißt: Wir haben im Grunde keine wirkliche Opposition. Leider!

Bluevelvet

(Diese Nachricht wurde am 03.06.05 um 06:18 von bluevelvet geändert.)
44. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von xrated am 03.06.05 15:02

@ bluevelvet
Zitat

... und das heißt: Wir haben im Grunde keine wirkliche Opposition. Leider!

Die gibt es in der Tat wirklich nicht. Ich weiss nur was es gibt - Politiker, die in 1. Linie nur an sich selbst und ihre Diätenzahlungen (nicht zu vergessen Erhöhungen) denken - dann kommt eine Weile gar nichts, dann darüber zu befinden, wie man mit immer mehr Arbeitslose umgeht, ohne sich selbst zu gefährenden, desweiteren die nicht gern an ihrem eigenen Stuhl sägen und wenn dann doch mal einer aufmüpfig wird, oder eine geistige Entgleisung (lass ich mal wertefrei) ab- bzw. von sich gelassen hat, muss derjenige garantiert nicht sofort zum JobCenter um Hartz-IV zu beantragen, und schon gar nicht, wenn er es Tatsache geschafft hat mindestens eine Legislaturperiode im was auch immer für ein "Tag", ich meine Landtag/Bundestag durchzuhalten/abzusitzen (wenn überhaupt) - Die Rente/Staatspension scheint dann auf alle Fälle bei denen wenigstens noch sicher zu sein.

meint Xrated
(Diese Nachricht wurde am 03.06.05 um 15:02 von xrated geändert.)
45. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von LordGrey am 03.06.05 19:33

Bluevelvet, das es keinen Staat gibt, der nach diesem System funktioniert heisst noch lange nicht, das es nicht existieren kann. Das einzige Problem sind die Menschen. Es ist eine Frage wie die Kinder grossgezogen werden. Heute werden sie ja nur zum ackern ausgebildet. Kunst, Moral Soziologie kommt viel zu kurz sofern es überhaupt auf dem Stundenplan steht. Es wird stumpf Wissen eingetrichtert und nicht die eigene Kreativität und das eigene Denken gefördert. Die Verbrechen des Staates sind viel tiefgreifender als so mancher denkt. Die Zusammenhänge sind zum teil so komplex, das nicht mal die Politiker die begreifen, und das ist ein Problem
46. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von Herrin_nadine am 04.06.05 00:35

der bundeskanzler und seine minister, alle abgeordneten sollten mal ein halbes jahr nach hartz IV leben, da wäre ich gespannt ob sie es weiterhin mit soviel begeisterung es befürworten wollen.

47. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von xrated am 04.06.05 15:27

@ Nadine
Zitat

der bundeskanzler und seine minister, alle abgeordneten sollten mal ein halbes jahr nach hartz IV leben, da wäre ich gespannt ob sie es weiterhin mit soviel begeisterung es befürworten wollen.

Bin ja nun nicht unbedingt Fan von Dir Nadine, was die meisten hier auch wissen. Aber da hast Du mal was Wahr(es) gschrieben. Solch eine Aktion wäre mal voll unterstützenswert.

Auch im BDSM-Kreisen gilt doch der Grundsatz:
Tue nie jemand was an und mute niemand was zu, was Du selbst nicht am eigenen Leibe erfahren hast. Dieser zumindestens moralische Grundsatz, scheint sich bei unseren Regierenden noch nicht rumgesprochen zu haben. Ich wünsch denen dies auch einmal, mindestens ein halbes Jahr von Hartz IV leben zu müssen, damit sie überhaupt wissen, fühlen und zu spüren bekommen, von was sie da eigentlich Reden und was sie anderen aufdrücken.

@ All
Was hält die werte Leserschaft eigentlich vom Linksbündnis PDS & der WASG - so als wenn überhaupt Wahlalternative? Könnt ja mal hier klicken um den Artikel der Berliner Zeitung Online zu lesen, in Kurzfassung (nein nicht BZ vom Axel Springer-Verlag): Vom linken Einzel zum linken Doppel

Xrated

(Diese Nachricht wurde am 04.06.05 um 15:27 von xrated geändert.)
48. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von bluevelvet am 09.06.05 20:28

Hab mich vor der NRW-Wahl mit WASG-Leuten unterhalten und festgestellt, dass sie ganz vernünftige Ansichten haben. Die Gefahr für unsere soziale Sicherheit und die bürgerliche Freiheit (Stichwort: Überwachungsstaat) geht nicht von WASG oder PDS aus, sondern von den neoliberalen Sozialdarwinisten in den etablierten Parteien.

Gerade habe ich im DLF einen Beitrag gehört über die Katastrophe, in die die Altenpflege per Privatisierung und Kostendruck getrieben wurde. Ich verfluche unsere Politiker!

Bluevelvet

(Diese Nachricht wurde am 09.06.05 um 20:28 von bluevelvet geändert.)
49. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von LordGrey am 09.06.05 20:55

Ja, lass sie uns verfluchen! Mögen sie reiche Männer sein! Der einzige reiche Mann in der Familie
50. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von MadameDura am 10.06.05 20:14

@ all

Mich würde es auch interessieren wie die Meinungen zum Linksbündnis sind.

Mal angenommen die SPD verliert die Wahl (ist wohl schon eher eine Tatsache)

Würde das Linksbündnis die Opposition schwächen oder etwa gar frischen Wind bringen und ein Gegenpol zur dann regierenden Kanzlerin bringen?

Würde die SPD gezwungen eindeutigere Positionen zu beziehen?
51. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von Herrin_nadine am 10.06.05 23:11

die jetztige regierung sollte einen denkzettel nach dem anderen verpaßt bekommen, nach dem mist den sie verzapft haben.

52. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von Bulli31 am 11.06.05 15:16

Hallo,

Wirtschaft ist ein tolles Thema, kann man doch schauen, zu welcher Zeit wer stehengeblieben ist.

Bei den vielen Artikeln in der Tagespresse merke ich immer wieder, dass der Majorität der Leserschaft Honig ums Maul geschmiert wird.
Ich mein , Frauenzeitschriften kommen jedes Jahr wieder darauf, dass der Valentinstag "IN" ist, und jedes Jahr kommen Männerzeitschriften darauf, dass der Valentinstag "OUT" ist.

Darum schaue ich mir die Majorität der Leserschaft an und entscheide, was ich glauben kann und was nicht.

Es ist immer ein leichtes "den anderen" die Schuld zuzuschieben.

Wenn ein Politiker am 1. Mai die Arbeitsplätze schaffenden Investoren als Heuschrecken bezeichnet, so will er nur davon ablenken, dass "der Proletarier" längst eine Heuschrecke ist.

Einerseits will "der Proletarier" in der sozialen Marktwirtschaft leben, auf der anderen Seite kauft er überwiegend Produkte aus menschenverachtenden freien Marktwirtschaften.

Der deutsche Kunde will keine Produkte aus der sozialen Marktwirtschaft mehr kaufen. Selbst dem deutschen Kunden ist die Produkte, die von anderen "Proletariern" in Deutschland hergestellt wurden, zu teuer.

Wenn die Produkte eines Unternehmens nicht vom "Proletariat" gekauft werden, geht die Firma Pleite, oder wird aufgekauft. Ganz einfach.
Es ist ja nicht so, als ob die Firmen nur für "die Reichen" produzieren. Das war vielleicht mal so, ist aber nicht mehr.

Das ist, was mir zu denken gibt.

Die Verweigerungshaltung gegenüber den Produkten aus der sozialen Marktwirtschaft hat natürlich auch politische Konsequenzen. Die indirekte Verweigerung "des Proletariats" gegenüber den Errungenschaften der sozialen Marktwirtschaft, die an der Kasse sichtbar wird, kann auch als demokratische Entscheidung gegen die sozialen Errungenschaften in der Bundesrepublik Deutschland gesehen werden.

Politiker haben die Aufgabe das Volk zu vertreten.
Das Volk ist gegen soziale Marktwirtschaft.
Der Politiker hat diesem demokratischen Votum zu folgen.
Statt dessen haben die Politiker die soziale Marktwirtschaft seit dreißig Jahren durch Verschuldung am leben gehalten. Meist indirekt durch Forschung an Hochschulen anstatt in Firmen. Ein Hersteller von mechanischen Prüfständen hat vor kurzem in Interview zugeben müssen, dass er Pleite wäre, wenn die Produktentwicklung nicht von diversen Universitäten und Instituten auf Staatskosten gemacht würde.

Ich lebe in einem Land, in dem nationale Firmen über Jahre Weltmarktführer oder europäische Marktführer sind, aber trotzdem, noch mit dem Titel in der Tasche, Pleite gehen.

Nach den 70er-Jahre-Theorien eigentlich unmöglich, aber seit den 80ern leider real.


Lange Rede kurzer Sinn. Sind nicht diejenigen die Heuschrecken, die in einer sozialen Marktwirtschaft leben, aber Produkte aus freien Marktwirtschaften konsumieren?

Zumindest sollte sich jeder vor dem Kauf eines Produktes klar machen, woher es kommt und welches Marktwirtschaftssystem dahinter steht, damit man nicht unbewusst immer weiter ein Sozialdarwinist bleibt.

Das Volk entscheidet an der Kasse, ob es das "soziale Add-On" zur freien Marktwirtschaft weiterhin haben will.
Auch wenn es nur durch eine Tüte Weingummi zwischen Zucker aus Zuckerrohr (freie Marktwirtschaft mit miesen Arbeitsbedingungen) oder Zucker aus Zuckerrüben (soziale Marktwirtschaft mit Vergiftungs- und Missbildungsrate von null) entscheidet.

Die Politiker können nur dem Willen des Volkes folgen.

Mein TV-Tip:
Phoenix, Karmingespräch, Erstausstrahlung 04.06.2005, 22:15 Uhr
Zwei Wiederholungen sind schon gelaufen.
Wiederholung im Sommer-Sonderprogramm voraussichtlich am 23.07.2005 um 22:15 Uhr
Videobestellung möglich 15,20 Euro DVD oder VHS




> Mich wundert über haupt nichts was so in Deutschland geschied
> Es gab sogar Bundesländer die sich bereit erkläten ein entsprechendes
> Lager zu bauen, um dort Posetive und AIDS-Kranke zwangsweise unter
> zu bringen. Man sprach von einer Schwulenseuche
Kein Landtag hat nach meiner Erinnerung ein solches Gesetz gebilligt. Sowas wurde mal gegenüber Journalisten gesagt, ist nach meiner Erinnierung aber noch nicht einmal zu einem Gesetzentwurf geworden.
Sowas wäre nie realisiert worden.
Zum Vergleich: Es gibt einen Konsens in der Bevölkerung, dass pädophile Straftäter nach dem Gefängnis in geschlossene psychiatrische Anstalten sollen. Dumm nur, dass diese Anstalten erst noch gebaut werden müssen, denn die gleichen Bürger, die solche Anstalten fordern, sind gegen den Bau derselben. Gerade wurde nach ca. 10 Jahren der erste Neubau seit Jahrzehnten endlich durch die Instanzen gebracht.
Mit der "Schwulenseuche" wäre das sogar noch schlimmer gewesen, weil man damals (gerüchteweise) dachte, dass alle Körperflüssigkeiten die Viren enthalten.


> Ich schätze, dass unsere Sozialsysteme, und damit meine ich alle,
> in spätestens 15 Jahren zusammenbrechen
Ohne Staatsverschuldung wäre es vermutlich schon unter Helmut Schmidt soweit gekommen. Zumindest haben "die Erbsenzähler" schon 1976 vor dem baldigen Zusammenbruch der Sozialsysteme gewarnt. Zu der Zeit begann die BRD sich massiv zu verschulden. Ein Schelm, der böses dabei denkt.


> hohe Zölle
Das ist ein Bummerang. Die Firmen in den betroffenen Ländern werden den wirtschaftlichen Schaden berechnen und ihre Regierung dann Zölle auf deutsche Waren erheben, deren Schaden in Deutschland dem durch deutsche Zölle angerichteten entsprechen.
Wenn du dich in die Thematik der Handelsprobleme zwischen der EU und den USA einliest, dann geht es im Kern immer um die gegenseitige Aufrechnung der wirtschaftlichen Schäden, sowie die Berechnungsformeln dafür.
In der EWG und in der EU wurden Zölle im Innenhandel und aber auch im Außenhandel abgebaut und durch EU-weite Subventionen ersetzt. Das hat die Erhöhung der Löhne von ca 20 bis 30 % möglich gemacht.
Wenn du also wirklich Zölle wiedereinführen möchtest, müssten alle Löhne, Gehälter und auch Harz VI um 30 % gesenkt werden.
Das kann keine Partei durchsetzen.

> die Produktion immer mehr von Maschienen übernommen
Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als wütende Gewerkschaftler den Einsatz von Robotern und Computern wehement forderten, damit die Mitglieder als besser qualifizierte Mitarbeiter in eine höhere Tarifgehaltsklasse kamen und dadurch mehr Tariflohn bekamen.
So ändern sich die Zeiten. Ich gehe davon aus, dass jeder Arbeitsplatz ersetzt wird, wenn ein Computer oder Roboter billiger wird.
In diesem Zusammenhang ist es für mich wichtig zu erwähnen, dass im Dacia-Werk in Rumänien keine Industrieroboter eingesetzt sind. Sie sind im monatlichen Unterhalt teurer als die Löhne der Arbeitnehmer, die den Roboter ersetzen.
Der Grad der Computerisierung und Roboterisierung hängt also von den Lohnforderungen der Mitarbeiter ab.


> Ein Problem ist die Globalisierung.
Eigentlich hatten wir 16 Jahre Zeit, um die Löhne auf die Konkurrenz aus Polen oder China einzustellen.
Wie haben die Gewerkschaftsfunktionäre in den 80ern noch getönt?
Sie wollten die Arbeiter im Ausland zu Arbeitskämpfen um mehr Lohn anstacheln, damit die hohen Lohnforderungen in Deutschland gerechtfertigt werden können. (Aussage entweder der IG Metall oder vom DGB-Dachverband)
Die Autobauer in Bochum haben damals gejubelt. Noch. Heute, nach 16 Jahren ohne Ostblock liegen die Löhne in Polen bei ca 15 % des BRD-Niveaus. Tolles Versprechen der Gewerkschaften. Wenn sie die Löhne im Ausland nicht hoch bekommen, vielleicht sollten wir sie dann in der BRD vorübergehend senken?
Eine Forderung von -20 % ? Das wäre doch mal eine Überraschung.


> im BDSM-Kreisen gilt doch der Grundsatz
> Tue nie jemand was an und mute niemand was zu, was Du selbst nicht
> am eigenen Leibe erfahren hast.
> scheint sich bei unseren Regierenden noch nicht rumgesprochen zu haben

Ein fader Nachgeschmack bleibt bei mir.
Also darf ein kinderloser Politiker nicht über die Erhöhung des Kindergeldes oder Kindergärten/KiTas abstimmen?
Ein Politiker aus Brandenburg darf nicht über die Kürzung der Steinkohlesubventionen abstimmen?
Eine schöne Idee die Politiker Harz VI durchmachen zu lassen, aber für einen solche Gesetzesvorlage benötigte man eine 2/3 Mehrheit im Bundestag.

> PDS & der WASG
Ich glaube nicht, dass der Ost-West-Konflikt in einer vereinigten Partei belastbar überbrückt werden kann. Es fängt IMHO damit schon an, dass der Herr von der Saar noch nicht mal aus der SPD heraus war, als er schon anfing, der PDS zu sagen, wie ihre Zukunft aussehe. Die Reaktion von der PDS war nur "Listenparteien sind in der BRD nicht möglich". Sehr sympathisch.

> "Die Rente ist Sicher"
Nur weil der Satz auf die erste Seite der Regenbogen-Presse passte, sollte man nichts hineininterpretieren, was nicht drin steht.
Die Rente war berechnet für eine Arbeitslosigkeit von unter 1 Mio, für ein Wachstum im Bruttosozialprodukt von 3 % (Wachstum wird heutzutage anders berechnet), einer gewissen Geburtenrate, die seit den 70ern schon unterschritten wurde. Das ganze auch noch unter der Annahme, dass die Arbeitslosigkeit bei 0% Wachstum Bruttosozialprodukt konstant bleibt. Heute wissen wir, dass die Arbeitslosigkeit nur bei 6 % Wirtschaftswachstum konstant bleibt. Mit anderen Worten braucht die Rente ein jährliches Wirtschaftswachstum von ca 9 %. Es sind immernoch Ideen gesucht, wie wir auf die 9 % Kommen können.
Zum Vergleich: Der Bereich um Leningrad hat 17 %, China 8-9 %, Indien 6-8 %.
Wer die Aussagen von Herrn Blüm weiter verfolgt hat, der hat sicherlich auch folgendes gelesen oder gehört:
"Ich habe Sicherheit nie so verstanden, dass man sich zufrieden zurücklehnen könnte [ ... ]."
Damit hat er ja auch Recht. Sicherheit bei Computern ist nur so lange gegeben, bis die nächste Sicherheitslücke gefunden wird. Bei Bauwerken endet die Sicherheit schon häufiger mal nach 20 Jahren, die Sicherheit vor Augenschäden durch Bildschirme veränderte sich auch immer weiter von 50 Herz über 60 Herz dann 80 Herz und gipfelte schließlich in der Empfehlung TFT-Bildschirme zu kaufen.
"Sicher" ist ein zeitlich eingeschränkter Begriff, auch wenn es die Regenbogenpresse anders sagt.


(Diese Nachricht wurde am 11.06.05 um 15:16 von Bulli31 geändert.)
53. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von nowalic am 13.06.05 09:19


@ MadameDura

So ganz sicher bin ich mir da gar nicht, ob die SPD wirklich die Wahl verlieren wird.

Ich glaube viel mehr daran, dass sich sowohl die SPD, als auch die CDU darüber einig sind, dass keine von beiden Parteien eine Wahl gewinnen kann. Also dürfte es jetzt wohl darum gehen, bei der nächsten Wahl die lästigen „Pünktchen-„ und „Sonnenblümchen-„Parteien auszuschalten und deshalb denke ich, dass das Ganze bereits ein abgekartetes Spiel ist, um letztlich eine komfortable Große Koalition bilden und in Ruhe nach bisherigem Gusto weiter regieren und dem Stimmvieh das Geld aus der Tasche ziehen zu können.
Und das noch dazu gegen eine handlungsunfähige (weil nicht konsensfähige) Mini-Opposition, die sich vermutlich die Zeit damit vertreiben wird, sich gegenseitig die Haare vom Kopf zu reissen.

Wetten, dass das zwischen dem Trio Merkel / Stoiber / Kandesbunzler längst ausgemachte Sache ist?

So wie Helmut Kohl vor der Einführung des (T)Euro bestimmt hat: „Die Straße wird nicht gefragt“, so wird jetzt die Parole ausgegeben: „Lasst das Stimmvieh ruhig wählen, wir tun hinterher doch, das WIR wollen.“
54. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von xrated am 13.06.05 17:03

@ nowalic
Hiermit könntest Du mal schwer Recht behalten und haben - leider. Aber ich pers. unterstütze das nicht mit meiner Stimme.

VG Xrated
55. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von bluevelvet am 13.06.05 17:15

... und doch sollte man denen die eigenen Stimme geben, von denen man meint, dass sie der eigenen Meinung am nächsten stehen, denen, von denen man meint, sie sollte Verantwortung tragen.

Und genügt keine der angetretenen Parteien diesen Kriterien, was dann? Vor einigen Jahren bin ich dann zu einer Bundeswehr-Waffenschau gegangen und hab mir Kampfpanzer und Haubitzen angesehen. Ich wusste wirklich nicht, wem ich meine Stimme geben konnte, ohne anschließend mit dem Gefühl des Selbstverrats herumlaufen zu müssen.

Bluevelvet

56. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von Matzinger2 am 15.06.05 18:26

Zwar stehen die Politiker an vorderster Front (Bühnenrand), sind es aber über kurz oder lang nicht auch die Staatssekretäre, welche die eigentlichen Fäden ziehen?
So gesehen wäre die Parteiwahl egal?!

Somit käme nur in Frage, alle Politiker raus aus den Ämtern....ebenso das Beamtenklüngel.
Völlig neu gestalten, keine Lobyisten mehr.

Klare Linie, wenn ein Politiker ein Amt bekleidet, keine Nebenjobs (Vorstand etc.)

( Mich würde mal interessieren, wieviel Geld nur alleine die Beamten, die 2-4 oder Langepriodigeren Politiker erhalten, nach verlassen des Amtes.
Da müßte doch schon ein Irrsinnsberg für die letzten
50,40,30 oder 20 Jahre draufgehen.
Wieviele Politrenter haben wir? Die aber meist nach der Amtsabgabe noch reichlich dazuverdienen?!

Oder wieso zahlen wir, wenn auch vertraglich geregelt immer noch rund 1 Mrd. Reperation jährlich bis 2018 an Frankreich für den ersten Weltkrieg?

usw usw usw......... die krummgebuckelten dusseligen Deutschen....kann man ja so gut aussaugen...)

Gebe zu, sicher alles etwas engstirnig besehen, aber mal ehrlich, wo bald kein Geld mehr ist....da kann man auch nicht die Taschen leersaugen....oder?
57. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von nowalic am 16.06.05 08:26


Hallo Matzinger2,
gut gebrüllt, Löwe. Aber zumindest im letzten Satz falsch gedacht.

Man kann sehr wohl auch da noch weiter saugen, wo nichts mehr ist. Man muss demjenigen nur einen Kreditrahmen einräumen, aus dem man dann fröhlich weiter saugt. Und den man sich dann auch noch gut verzinsen lassen kann, um noch ein bisschen kräftiger zu saugen.

Ansonsten stimme ich dir zu. Es sind nicht so sehr die Politiker, die uns zu schaffen machen (die haben ohnehin keine Ahnung von ihrem Job), sondern die Polit-Beamten und die Partei-Lobbyisten, die hintenrum an den Fäden ziehen.
Viel wäre ja schon mal geholfen, wenn das Bundesverfassungsgericht den Parteien endlich mal auf die Finger klopfen würde, weil diese ständig gegen die Verfassung verstoßen.
So weit mir bekannt ist, steht in Artikel 21 (1) des Grundgesetzes: „Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit.“
Ich habe noch keinen Artikel gefunden, der es ihnen erlaubt, bei der Willensbildung des Volkes über die Mitwirkung hinaus diktatorisch zu bestimmen, was Volkes Wille zu sein hat bzw. uns permanent ihre eigene, häufig ausschließlich parteipolitisch und polit-taktisch begründete und nur in den seltensten Fällen dem Wohl des Volkes dienende Willensbildung aufzuzwängen.
Meiner Meinung nach ein klarer und permanenter Verstoß gegen das Grundgesetz. Aber wir Deutschen sind ja so träge und desinteressiert, dass wir uns selbst das über Jahrzehnte hinweg gefallen lassen, so lange man uns nur unser Auto, unsere 4 Urlaubsreisen pro Jahr, unser täglich’ Stückchen Brot mit Leberwurst und unser Recht, am Stammtisch kräftig zu schimpfen, noch lässt.
Blicken wir mal nach Frankreich oder Italien und werden wir nachdenklich: Was muss noch alles passieren, bis wir Deutschen endlich mal wieder den Arsch aus dem Sessel hoch kriegen?

Gut - gut, ich hör’ ja schon auf, bevor ich mich noch vollends in Rage bringe.
Kopf hoch, Matzinger2 - in Kürze kommen noch ein paar teure Polit-Rentner mehr dazu.

Viele Grüße
von Nowalic
58. Ein kleines Märchen

geschrieben von Roger_Rabbit am 16.06.05 11:21

Ein kleines Märchen…

Es begab sich, daß Dieter seine Arbeit tat. Diese verrichtete er in seiner Branche gut. Dieter ist, war und bleibt Computer-Spezialist. Er war sogar so gut, daß er gar nicht mehr zu seiner eigentlichen Aufgabe kam. Obwohl er eigentlich Rechner einrichten oder reparieren sollte, wurde Dieter immer mehr zur Beratung von Kunden heran gezogen. Seine Arbeit blieb in der Zeit liegen. Dennoch machte er unbezahlte Überstunden, weil er sich seinen Versprechungen verpflichtet fühlte. Die defekten Rechner mußten repariert werden.

Aber alle Bemühungen halfen nicht. Der Chef rechnete nach. Man konnte sich wesentlich billiger einen „Ostler“ nach der Wiedervereinigung einstellen, als einen teuren „Wessi“ zu beschäftigen. Auch wenn der „Ossi“ bisher nur an ‚Robotron-Rechnern’ gelötet hatte, von ‚IBM-kompatiblen’ Computern schon etwas gehört hatte, so war er dennoch eine „Fachkraft“ im Geschäft. Schließlich kam die neue Kundschaft nun aus dem anderen Teil der bisher geteilten Stadt. Da trafen „Landsleute“ aufeinander und keine „Fremden“.
Prompt bekam Dieter die Papiere.

Dieter hat aber Freunde. Er war noch nicht entlassen, als er schon einen Tag nach seiner offiziellen Kündigung einen neuen Job hatte. Er sollte sich für ein paar Jahre körperlich bewegen. Mit ungewissen Einkommen. Er müßte sich selbständig machen und als Fahrer und Monteur arbeiten. Er tat es. Warum auch nicht? „Vater Staat“ auf der Tasche liegen wollte er auch nicht. Nur die Miete mußte gesichert sein. Der Rest würde sich dann schon von selbst ergeben.

Die Gewerbeanmeldung war schnell beschafft, dann floß das Geld. Dieter war stolz. Er hatte nicht einen Tag ‘Vater Staat’ auf der Tasche gelegen. Es war nur ein prophylaktischer Gang zum Arbeitsamt. Eigentlich unnötig.

Quartal für Quartal trafen die Rechnungen vom Finanzamt ein. Ob Dieter verdiente, oder nicht. Dieter jedoch sparte, hob sich immer etwas Geld auf und zahlte pünktlich seine Steuern. Um so mehr war er erfreut, wenn davon auch wieder etwas zurückkam.

Doch dann sanken die Einnahmen. Die Rezession hatte eingesetzt. Die Kosten blieben aber. Die Politiker erhöhten sich gerade ihre Diäten. Langsam gehrte es in Dieter. Pro Monat konnte er zusehen, wie 1.000 DM auf seinem Konto fehlten. Am Jahresende fehlte sogar ein fünfstelliger Betrag. Das Finanzamt forderte aber hochgerechnet immer noch die alten Beträge, die mit diesem Einkommen nicht mehr zu bezahlen waren. Das Finanzamt nahm die Zahlen der Vorjahre und berechnete danach die Steuern.

Plötzlich stand der erste Gerichtsvollzieher vor der Tür. Eine Pfändung konnte nur abgewendet werden, weil der Steuerberater nach den Unterlagen von Dieter keinen Eingang auf dem Konto untermauern konnte.

Dieter mußte das Gewerbe abmelden und meldete sich arbeitslos. Es kamen ja keine Aufträge mehr. Nunmehr waren es nicht mehr die „Ossis“, die ihm die Arbeit billiger wegnahmen, sondern Portugiesen, Spanier, Iren und in erster Linie Polen.

Jetzt aber begann eine Odyssee, die Dieter nur durch die Hilfe seiner Eltern und seinen Ersparnissen überbrücken konnte. Andere diskutierten in gleicher Zeit, wieviel mehr Geld sie sich pro Monat zubilligen müßten. Sie erhöhten sich die Diäten, während Dieter um sein Existenzminimum kämpfte.

Das Arbeitsamt sicherte ihm schnelle Bearbeitung zu. Unter „SCHNELL“ versteht man aber bei den Ämtern eine Bearbeitung unter einem halben Jahr. Zuerst gab es für Dieter völlig falsche Auskünfte, danach bekam er auch noch falsche Arbeitsangebote und zum Schluß war Dieter nach FÜNF noch nicht gezahlten Monaten vom Arbeitslosengeld, die er aus eigener Tasche überbrücken mußte, noch nicht einmal für das Arbeitsamt mehr zuständig. Dieter wurde ans Sozialamt überwiesen. Er war zu lange selbständig gewesen. Das sagte man ihm aber erst nach fünf vergeblichen Besuchen innerhalb von 3 Monaten. Jeder wußte es besser. Eigentlich.

Doch beim Sozialamt begann eine erneute Odyssee. Das Antragsdatum war für die Beamten unwichtig. Durch den Jahreswechsel, wurden persönliche Gespräche verschoben. Bis sich Dieter nicht vorgestellt hatte, wurde nicht gezahlt. Rückwirkend zahlt das Sozialamt nicht. Bislang sind aber schon SIEBEN Monate vergangen, bevor ‘Vater Staat’ den ersten Pfennig zahlt!

In dieser Zeit fliegen Minister mit der Bundesluftwaffe zu ihrer Freundin nach Italien, müssen ihren Rücktritt erklären, bekommen aber eine stattliche Fortzahlung ihrer Bezüge.
In der Zeit beschließen die Politiker, daß sie sich ihre Diäten NICHT erhöhen wollen. (Ein paar Jahre später holt man dieses Einkommensdefizit gleich doppelt nach…)
In der Zeit decken findige Reporter auf, wie sich Europa-Abgeordnete, durch eine (teilweise gefälschte) Unterschrift zu Sitzungen in Straßburg oder Brüssel noch ein sattes Taschengeld dazu verdienen.
In der Zeit wird aber auch der Druck auf die Arbeitslosen immer stärker. Sie müssen Absagen von Bewerbungen vorweisen, ohne die es keine weitere Unterstützung gibt.

Dann kommt endlich die Wende. Die wird Dieter jedenfalls im November 2004 versprochen. „Mit Hartz-IV wird alles besser“, sagt man ihm. Jetzt sind alle gleich, keiner bekommt mehr etwas dazu und Faulpelze werden nicht mehr unterstützt. Ein Faulpelz war Dieter noch nie. Den Schuh wollte er sich nicht anziehen. Er ließ diese Bemerkung des Sachbearbeiters deshalb auch unkommentiert.

Aber ein anderes Problem machte sich im Leben von Dieter breit. Die GEZ forderte ihre Gebühren ein. Solange Dieter arbeitete, zahlte er gleich einen Jahresbeitrag. Als er aber zum Sozialhilfeempfänger wurde, versäumten es manchmal die „Sachbearbeiter“, ihm eine Freistellung auszustellen. Da halfen auch keine Ermahnungen oder Briefe an das Sozialamt, die GEZ forderte unermüdlich die Gebühren ein. Selbst Schreiben an die GEZ wurden mit Mahnungen und einen Säumniszuschlag beantwortet.
Mit Hartz-VI wird ja alles besser, hatte man Dieter gesagt. Ja! Mittlerweile kennt Dieter auch den Namen des Vollziehungsbeamten vom Finanzamt. So lernt man Leute kennen. Die GEZ jedoch ließ sich durch das Protokoll der ‚fruchtlosen Pfändung’ nicht beeindrucken. Sie schrieb ein paar Wochen später gleich noch einen Brief, natürlich mit einer zusätzlichen Mahngebühr, in dem Dieter weitere Zwangsmaßnahmen angedroht wurden.
Prima!
Dann können aus Dieter und dem Vollziehungsbeamten noch Duzfreunde werden. Alle Vierteljahre lädt Dieter den freundlichen Herren vom Finanzamt zum Kaffee ein, der sich im Vorfeld sowieso schon mit einem Gebührenbescheid plus Aufschlag für seine Dienstleistung angekündigt hat, er schaut sich gar nicht weiter um, sondern will sich nur die Unterschrift der fruchtlosen Kündigung bei Dieter abholen.

Super!
Alle haben etwas davon.
So haben wenigstens die Beamten und die Angestellten der Behörden und Institutionen einen gesicherten Arbeitsplatz. Sie dürfen sich um die Fälle kümmern, um die sie sich eigentlich nicht kümmern müßten. Und auch die Post verdient mit.

Was wären wir doch ohne die korrekten Beamten?
Wo kämen wir denn hin, wenn Deutschland das Geld nur so zum Fenster hinaus schmeißen würde?
59. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von Herrin_nadine am 16.06.05 13:28

@roger_rabbit.

ein märchen? mitnichten würde ich sagen. das ist die traurige wahrheit in deutschland. in einzelnen passagen habe ich mich wiedergesehen, nur daß der gerichtsvollzieher bei mir noch keinen besuch abgestattet hat. gott sei dank. aber wenn man pech hat kann das auch noch kommen.

da kann man nur sagen "armes deutschland" und ihre politiker, die von ihrem job nichts verstehen.

60. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von Matzinger2 am 16.06.05 14:00

Naja, zumindestens läßt sich ersehen, daß wir alle nur an den ersichtlichen Dingen rumdümpeln. Möchte nicht wissen, was da noch so im verborgenen rumschmort. Sind halt alles nur Dinge von der Spitze des Eisberges, welche wir sehen.

Resume ist wohl, bevor die noch weiter Verschlimmbessern wäre eher eine komplette Reform vonnöten.
Politisch, behördlich und gesetzlich.

Sicher ergibt es ersteinmal Chaos, aber die gesunde Neuortnung wäre sicherlich erfrischend.
Träum.....
61. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von LordGrey am 16.06.05 19:49

Passagen aus dieser Geschichte kommen mir nur zu bekannt vor, und ich bin nicht mal Deutscher. Ich frage mich schon lange: Warum bewaffnet ihr euch nicht, organisiert euch, und beended diese Farce? Als einzelne Amokläufer habt ihr keine chance, als Meute schon. Tut es bevor ein zweiter Hitler es tut. Muss zuerst die Sozialhilfe gestrichen werden bevor ihr endlich aus dem Sesel kommt? Wie viele Familien müssen noch durch erweiterten Suizid sterben weil der Vater keine Zukunft mehr sieht?
Ich fürchte, Europa braucht einen Krieg um wieder auf den Boden der Realität zu kommen. Dann werden die Leute wieder vernünftig.
62. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von bluevelvet am 16.06.05 21:08

Zitat

Ich fürchte, Europa braucht einen Krieg um wieder auf den Boden der Realität zu kommen. Dann werden die Leute wieder vernünftig.


Das wollen wir doch nicht hoffen! Im Moment empfinde ich allerdings nur eine ohnmächtige Wut über das Tun der regierenden Wirtschaftslobbyisten und die Dummheit der Leute bei ihren Wahlentscheidungen. Wahrscheinlich werden letztere erst aufwachen, wenn sie ihre Kinder nicht mehr zum Arzt schicken können, weil "wir uns das nicht mehr leisten können", pardon die Aktionäre gefüttert werden müssen oder andernfalls die Produktion ins Ausland verlagert würde - als ob man das nicht, etwa über eine Erweiterung der Mitbestimmung, verhindern könnte!

Was man konkret tun könnte, weiß ich allerdings auch nicht. Marx meinte mal sinngemäß, die Waffe der Kritik könne die Kritik der Waffen nicht ersetzen. Damit meinte er wohl, das man einen Weg finden müsse, um die Kritik praktisch werden zu lassen. Nur wie, um Himmels willen?

Bluevelvet

(Diese Nachricht wurde am 16.06.05 um 21:08 von bluevelvet geändert.)
63. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von nowalic am 17.06.05 09:31

Zitat
Ich fürchte, Europa braucht einen Krieg um wieder auf den Boden der Realität zu kommen


Ich denke nicht, dass Europa dafür einen Krieg braucht - schließlich sind wir ja nicht Amerika, das sich alle naselang durch einen Krieg irgendwo auf der Welt selbst bestätigen muss, was für ein wunderbares Land es ist.
Wir müssten nur endlich mal dafür sorgen, dass wir uns aus dem seit 60 Jahren andauernden Würgegriff unserer "befreundeten Nationen" befreien und dass das Geld, das in diesem unserem Lande verdient wird, auch wirklich für dieses unser Land zur Verfügung steht. Dann wäre schon viel geholfen.

Ausserdem wollen wir doch nicht vergessen, dass insbesondere Amerika mit seiner „die ganze Welt gehört uns“ - Politik einschließlich einem dieser Parole entsprechenden Wirtschaftsgebaren an der ganzen Misere nicht ganz unschuldig ist.
Wer kauft schließlich vorwiegend unsere Unternehmen auf, um sie platt zu machen?
Aber jetzt hör ich ganz schnell wieder auf; mein Blutdruck haut mir schon wieder fast das Sicherheitsventil raus.

nowalic
64. Re: Fussfesseln für Langzeitarbeitslose

geschrieben von Matzinger2 am 17.06.05 10:11

Ich mutmaße ja auch schon eine ganze weile, daß das ausland, bevorzugt USA sich hier in D immer mehr einkauft. Speciell bei der USA sicher aus dem Grund weil der euro zu gut stand. wahrscheinlich ist in erster linie die technik interessant aber zudem kann man ja noch die wirtschaft verschlimmbessern.

ehrlich gesagt verstehe ich auch nicht so recht, wieso zB in HH die E-Werke verscherbelt wurden. dies war doch ein part, welcher plus eingespielt hat.

mit dem wasser haben die des auch vor.

ich könnte mir vorstellen, daß die USA schon sehr stark daran interessiert ist, einen keil in die EU zu treiben.

der nächste schritt sind die neuwahlen. die USA möchte merkel und die Russen Schröder.
Frage: wer hat mehr Macht/Beziehungen/Einfluß seine Sache zu bestärken.
Mein Tenor wäre, sich mehr auf den Osten zu fixieren, dies sind die Zukunftsmärkte, auch wenn diese uns ersteinmal zu schaffen machen.
Denn wenn da einigermaßen stabilität drinne ist, wird die neu aufstrebende wirtschaftsmacht China
nicht zu dominant.
Mit der USA zusammen hätten wir eh verspielt, meiner ansicht nach.
Aber so bewandert bin ich nun auch nicht, um diese komplexen dinge im rechten licht zu durchschauen.


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