Hallo ackergaul,
alles, was private_lock geschrieben hat, könnte auch von mir stammen, keinerlei Einwände, bis hin zu dem Vorschlag, mit einer Entschuldigung für deinen langen Betrug einzusteigen. Letzteres ist ein guter Rat, denn es wurde mit Sicherheit durch die Heimlichkeiten die Grundlage des Vertrauens zwischen euch wenigstens hart erschüttert, wenn nicht zerstört; die Entschuldigung sollte also von Herzen kommen, unabhängig davon, ob du glaubst, dich bereits entschuldigt zu haben (ich hab den Eindruck, dass dir noch nicht ganz die Tragweite dieser 15 Jahre \"Alleingang\" klar ist). Ich möchte es lediglich noch ergänzen um die Sicht einer (allerdings dominanten) Frau. Du wirst, egal wie du es drehst und wendest, nicht darum herumkommen, dir ein paar grundlegende Dinge zu überlegen:
- Für mich ist Ehrlichkeit wahnsinnig wichtig. Nichts fuchst mich mehr, als - trotz eigener Offenheit - hintergangen zu werden, nichts kann ich schwerer verzeihen. Du kennst deine Frau, ich nicht: Was sind ihre Werte, welche Prioritäten setzt sie? Du schreibst, du bist 15 Jahre lang hinter ihrem Rücken in Domina-Studios gegangen; versuch dir einfach mal vorzustellen, die Rollen wären vertauscht und sie hätte sich so verhalten, wäre also quasi aus deiner Kinder-Ehe-Küche-Heim-Welt ausgebrochen, um nebenher ein eigenes Leben zu leben. Das wäre eine gute Methode, um evtl. doch noch eine Annäherung zu erzielen, und schließlich wünschst du dir von ihr auch, sie möge sich in dich (ehrlich) hineinversetzen. Du klagst, deine Frau käme dir (inzwischen) keinen Millimeter (mehr) entgegen. Versuche ein Argument zu finden, das IHR, aus ihrer Sicht, plausibel macht, warum sie das (noch) tun sollte. Weil sie dich liebt? Mir an ihrer Stelle würde das nicht reichen. Sie hat dir die Chance gegeben, dich wieder in den Mann zu verwandeln, den sie geliebt hat. Den, der solange \"Selbstversorger\" war und so (aus ihrer Sicht) abartige Neigungen verspürt, muss ein Fremder für sie sein. Ihre Forderung nach Therapie verstehe ich als ihren Wunsch, dich wiederzubekommen, wie du (vermeintlich oder tatsächlich?) warst.
Da hast du vollkommen recht
- Plus für dich: Du hast versucht, von deinen Neigungen \"wegzukommen\", wenn du auch dabei registriert hast, dass es dir nicht möglich ist; Du bist also zunächst mal auf ihre Wünsche eingegangen. Vielleicht hast du ihr etwas versprochen im guten Glauben, es halten zu können; wichtig wäre wohl, dass es dir gelingt, ihr zu vermitteln, dass das kein Ablenkungsmanöver war sondern ein Versuch, es ihr letztlich recht zu machen und dass du dich bzgl. der Machbarkeit geirrt hast; andernfalls wird (und muss) sie es als neuerlichen Betrug werten. Wenn du mit ihr zusammenbleiben möchtest, solltest du deinen Standpunkt erstmal für dich selber klar kriegen, dann kannst du ihn besser vertreten. Vor allem solltest du (ihr und auch dir gegenüber) begründen können, warum DU die Ehe fortsetzen möchtest. Keine Begründung wäre z.B.: \"Ich lieb sie halt noch\" - versuch dann rauszufinden, warum du sie liebst und was ihr einander eigentlich geben könnt. Dann kann sie frei entscheiden, ob ihr das ebenfalls a) möglich ist und b) überhaupt wünschenswert erscheint.
Bei uns läuft es ja prima, bis auf meine Neigung
- Wie lange sind deine Brustwarzen schon gepierct? Mir würde eine solche Veränderung an meinem Mann (ok, wir sind erst 4 Jahre verheiratet...) umgehend auffallen, ich schau ihn nicht bloß an, ich kuschle bei jeder Begrüßung und nahezu jedem Abschied mit ihm. Je länger ihr DAS nicht aufgefallen ist, für umso schlechter halte ich deine Karten für eine Rettung deiner Ehe. Je länger es gedauert hat, umso weiter seit ihr m.E. voneinander entfernt. Gut, es gibt Menschen, die Körperkontakte per se meiden. Dennoch, ein Mensch, mit dem man zusammenlebt und ein intimes Verhältnis hat, müsste eigentlich ein Piercing an so einer \"prominenten\" Stelle bald bemerken.
seit ca 7Jahren, ich habe die Ringe halt immer rausgenommen wenn wir zusammen waren oder hatte die kleinen unauffälligen Plexistäbchen drin.
Aber mir war immer klar das sie es irgendwannn entdecken wird. Das es so lange gedauert hat hat mich auch gewundert.
- Du fragst gardenia, was sie dazu veranlasst hätte, ihrem Mann \"nachzugeben\" und sich infolgedessen mit der Rolle einer Domme wenigstens zu beschäftigen und letztlich sogar darauf einzulassen. Deine Frau verlangt, du solltest deine Wünsche aufgeben, du wünschst dir, sich möchte sich auf genau diese Wünsche einlassen. Du hast ihr, als das Thema zum ersten Mal aufkam, als \"Anreiz\" die vielzitierten Seiten von Miss Lori in die Hand gegeben, was sich als Fehlschlag erwiesen hat. Dazu muss ich sagen, auch mir wurde ihr Aufruf als \"Motivation\" angeboten, und das hätte mich fast davon abgehalten, mich weiter mit dem Thema zu beschäftigen, ich fand es nicht nachvollziehbar und viel zu männerverachtend. Mein Mann ist mein Sub, aber ich liebe und achte ihn mehr als jeden anderen Menschen. Ich lebe BDSM MIT ihm und ZU UNSEREM VORTEIL, nicht \"auf seine Kosten\" oder zu meinem Vorteil. An Loris Haltung stört mich eben die Abständigkeit, die ich weiter oben schon für mich abgelehnt habe. Wenn deine Frau Loris Sicht pervers findet, hat sie meinen Beifall. Dieser Text mag das Kopfkino vieler Männer bedienen, mein Fall ist es nicht. Also solltest du einen besseren Grund finden, aus der Sicht deiner Frau, sonst kann sie wohl kaum ihren Standpunkt überdenken, geschweige denn deinem Wunsch \"nachgeben\".
Deshalb suche ich ja auch Publikationen zu dem Thema KG die nicht aus der FemDom Ecke kommen.
- Achtung und Selbstachtung: Achtung voreinander bedeutet m.E. den Andern so zu lieben, wie er ist. Dafür ist es von Vorteil, ihn zunächst mal so wahrzunehmen, wie er ist, denn andernfalls läuft man Gefahr, ein Wunschbild von ihm zu \"achten\" und zu \"lieben\", das nicht zwangsläufig mit der Wirklichkeit und /oder dessen Selbstbild übereinstimmt. Selbstachtung bedeutet, sich selber zur erkennen und anzuerkennen, wie man ist. Das heißt nicht, dass man nicht versuchen soll, die Dinge an sich zu ändern oder mildern, die einen selber stören, vielleicht sogar behindern. Aber grundsätzlich \"ja\" zu sich selber sagen zu können, ist nicht nur lebenswichtig. Es ist zugleich auch die Grundlage dafür, eine andere Person WIRKLICH lieben und achten zu können. Wenn du also eine Therapie machst, ist Selbstachtung ein gutes Ziel. Aber die Aufgabe oder auch nur Unterdrückung deiner Neigungen kann nicht die Basis für den Gewinn von Selbstachtung sein. Es wäre etwas anderes, wenn du unglücklicherweise pädophil wärst oder sonst einen Fetisch hättest, der deinem Partner keine Wahl lässt.
Richtig
- Du hast keine Wahl bzgl. deiner Neigungen. Dasselbe gilt für deine Frau. Wenn sie das Thema also inzwischen \"totschweigt\", immerhin nach anfänglicher Diskussion und Wiederannäherung, ist sie entweder zu verletzt, um es weiterhin zu ertragen - oder sie hat ihrerseits die Entscheidung getroffen, dass es nichts für sie ist. Trifft die Verletzung zu, s.o.; kann und will sie nicht, hast du das ebenso zu achten, wie sie deine Neigungen zu achten hat. Dann müsst ihr - auf jeden Fall gemeinsam - die Konsequenzen ziehen.
Das geht bei uns nicht, da muß ich halt irgendwie zurückstecken.
Deinem Text nach bist du in keiner besonders beneidenswerten Situation. Ich wünsche dir, dass dir (und deiner Frau!) gelingt, das Bestmögliche herauszuholen. Dein Anteil dabei ist derselbe wie ihrer: Kommunikation, erst mit sich selbst, dann mit dem Partner. Viel Glück dabei!
Nachtigall |