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eröffnet von prallbeutel am 09.12.14 19:54
letzter Beitrag von prallbeutel am 23.02.24 18:00

1. Regina

geschrieben von prallbeutel am 09.12.14 19:54

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PRΦLΦG


Weit abseits der üblichen Handelswege diverser Erztransporter und Forschungsschiffe lag ein Sonnensystem tief im dunklen einsamen Raum der weitläufigen Galaxie, das in offiziellen Datenbänken der Großen Allianz unkartografiert war. Das System bestand aus fünf Planeten, die um den eher kleinen Stern kreisten. Einige der Planeten verfügten über Monde. Des Weiteren zogen zahlreiche kleinere und größere Asteroiden ihre engen Bahnen um den heißen Mittelpunkt, einige sogar um die Planeten selbst. Einer der Erdbälle eignete sich wegen seiner Atmosphäre und weiterer lebenswichtiger Konditionen wie Masse, Klima etc. für die Entwicklung einer humanoiden Niederlassung.

Vor mehreren Jahrhunderten waren Menschen dort gelandet, waren sesshaft geworden, hatten das Land urbar gemacht, Fauna und Flora integriert und sich fortgepflanzt. In relativ kurzer Zeit entwickelten die Siedler eine moderne Gesellschaft und übersprangen wegen ihres Wissens und der vorhandenen Ausrüstung das vorindustrielle Zeitalter. Die autarken Siedler lebten abgeschottet von der restlichen Menschheit und wurden bald vergessen...

Ein Sternenreisender würde vermutlich staunen, wenn er sich in das Sol-System mit dem Planeten Regina verirrte. Der Himmelskörper beheimatete eine Kolonie aus über 85.000.000 Menschen. Markant an dieser Population war nicht die Quantität, sondern die Art der Zusammensetzung. Auf Regina lebte kein einziger erwachsener Mann.

Ein Sternenreisender würde sich vermutlich wundern und über einen Gendefekt bei Männern nachdenken. Vielleicht gab es periodisch ausschließlich weiblichen Nachwuchs. Oder eine innerartliche Konkurrenz führte unter Männern zum Aussterben. Oder waren alle erwachsenen Männer ausgewandert, um den Frauen die Ressourcen des Planeten zu überlassen? Spekulationen über Spekulationen...

Ein Sternenreisender würde vermutlich entsetzt sein, wenn er außerhalb des Heimatplaneten die Raumstationen sowie die Asteroiden und Monde besuchte. Denn was er dort fände, würde die Grenzen seines Vorstellungsvermögens sprengen.


~ I ~


Die Freunde Animus, Gravis und Timiditas waren so aufgeregt wie nie zuvor. Heute war ihr 18. Geburtstag, und sie einte ein Hochgefühl. Wie alle volljährigen Männer der Planetenkolonie Regina würde sich ihr Leben von nun völlig ändern. Zahlreiche Gerüchte und Geschichten rankten sich um die Männer, die zum „Pugnator‟ auserwählt wurden. Zunächst kamen alle erwachsenen Männer zur Musterung vor den großen Tribuna-Ausschuss. Dort entschied sich das weitere Schicksal der viele tausend jungen Männer. Jahr für Jahr. Details kannte auf Regina wohl kaum jemand. Auf jeden Fall keiner der jungen Männer.

Ganz nach Veranlagung und Fähigkeiten unterteilten die Priesterinnen der Augusta Regina die Anwärter in unterschiedliche Sektionen. Aber schon jetzt stand für die drei Freunde fest: Nie wieder würden sie zurückkehren in ihre Welt, in der sie gemeinsam mit Frauen jeden Alters aufgewachsen waren. Eine große Bindung hatten sie nicht aufgebaut, denn es gab keine Familien, sondern nur Lebensgemeinschaften aus einer Führerin und jungen Bewohnern beiderlei Geschlechts, die sich alle sechs Jahre in ihrer Zusammensetzung änderten.

Das weitere Leben würde sich woanders abspielen. Zumindest für die Männer. Womöglich wurden aus ihnen stolze und erfolgreiche Pugnatoren, die die Kolonie Regina vor Außerirdischen schützten. Es gab jedoch nicht für jeden Anwärter Platz in den Reihen der Armee, war auf Regina bekannt. Was aus den anderen Männern wurde, wussten die Freunde nicht. Aber sie waren sich sicher: Als Trio würden sie Pugnatoren werden und mit Orden ausgezeichnet werden.

In der Schule hieß es früher immer, dass Pugnatoren die schönsten Frauen zum Weibe bekamen, mit denen sie forthin auf modernen Patrouillen-Schiffen lebten. Die jungen Männer konnten sich dieses Paradies kaum vorstellen. Denn auf Regina herrschte zwar keine Geschlechtertrennung, doch war Sexualität ein Tabu, über das niemand sprach. Trotzdem wussten Animus, Gravis und Timiditas, was die erwachsenen Frauen unter sich taten, wenn sie sexuelle Lust verspürten. Und den weiblichen Bewohnern wurde daher mit 18 Jahren das Geheimnis der Liebe beigebracht.

Obwohl die drei Freunde in einer feministischen Gesellschaft aufgewachsen waren, waren sie sicher, dass sie als Männer später Begünstigte waren, denn nur sie hatten die Gelegenheit, mit dem anderen Geschlecht ihrer Lust zu frönen. Mit Frauen, die außerhalb des Heimatplaneten lebten. Bisher war Onanie die einzige Option gewesen und von den Frauen nicht gern gesehen. Doch sobald sie das Heilige Gelübde vor dem Konsortium abgelegt hatten, um als Pugnator zu leben, würde sich das ändern.

Endlich war die Zeit vorbei, in der sie von Frauen in allen Berufssparten umgeben waren: Lehrerinnen, Programmiererinnen, Verwalterinnen, Ordnungshüterinnen, Roboterführerinnen, Designerinnen, Entwicklerinnen, Kommunenleiterinnen, Ärztinnen, Raumgleiterpilotinnen, Wissenschaftlerinnen, Elektronik- und Nanoexpertinnen und viele mehr.

Animus, Gravis und Timiditas wurden in ihren schicken, eng anliegenden hellblauen Uniformen in das große Transportschiff gebracht, wo sie neben Dutzenden Gleichaltrigen auf engen Sitzen Platz nahmen. Vor Aufregung hatten die meisten gerötete Wangen. Die Fahrt sollte sie nun zum Mond Fortuna bringen, wo sie untersucht würden. Die Geräuschkulisse war ohrenbetäubend. In den langen Sitzgängen schnatterten die jungen Männer durcheinandern, viele lachten und grölten, andere wisperten, wenige blieben stumm und zitterten kaum sichtbar.

Das Trio saß nebeneinander und fabulierte schon von den hübschesten Frauen, die sie bald „richtig‟ lieben würden. Niemand hatte es ihnen beigebracht, aber trotzdem wussten sie instinktiv, wie sie ihre Männlichkeit verwenden konnten, um bei einer Frau zu schlafen. „Zwischen die Schenkel musst du dein Ding stecken‟, sagte Animus schmunzelnd. Gravis nickte grinsend. Er hatte schon so oft eine Matratzenritze als Ersatz einer Dame genutzt. Und Frauen waren ja zwischen den Beinen irgendwie speziell mit einer Art Ritze ausgerüstet, so hieß es zumindest. Feucht und eng. Pulsierend und schwellend. Fast bekamen die Jünglinge eine Erektion bei den erotischen Gedanken, die sie sich bildhaft machten.

Nach fast zwei Stunden ging der Raumflug auf der Basisstation auf Fortuna zu Ende. Kräftige Landedüsen kehrten die Schubkraft um und ließen das Schiff auf den Mond sinken, wo eine quadratische Fläche als Landeplatz diente, von der übertunnelte Gänge in ein Gebäude führten. Diszipliniert wurden die jungen Männer in Zweier-Reihen in ein Gebäude des Tribuna-Ausschusses gebracht. Zunächst bildeten die Jünglinge kleine Gruppen aus sechs Personen. Die drei Freunde waren froh, dass sie dabei nicht auseinandergerissen worden waren.

Auf ein Kommando einer schwarz und rot uniformierten Audiutrix mussten sie ihre Kleidung ablegen. Zum ersten Mal in den sechs Jahren, in denen sie sich kannten, sahen sich die Freunde nackt. Ein merkwürdiges Gefühl. Gravis war sehr muskulös gebaut. Das wussten Animus und Timiditas natürlich. Die Muskelpakete sah man auch durch die Kleidung, und außerdem hatten sie endlos oft miteinander im Spaß gerungen. Der Ringkampf war eine beliebte Freizeitbeschäftigung der Jünglinge auf Regina. Doch jetzt starrten Animus und Timiditas fast entsetzt auf Gravis Lenden. Die kleinen Hoden und der winzige Penis mochten so gar nicht zu dem kräftigen Körperbau des jungen Mannes passen. Doch niemand wagte einen abschätzigen Kommentar zu machen.

Die Audiutrix wies sie einen gekachelten Flur entlang, an dessen Decke ein synthetisches bläuliches Licht brannte, zu einer Reihe von Duschen, unter die sich die sechs Anwärter stellen sollten. Die meisten der Jünglinge träumten dabei von ihrem ersten Mal mit einer Frau... dieser uniformierten Lady. Sie sah zwar streng aus, aber hatte einen erotischen Körper und war höchstens sieben oder acht Jahre älter als sie selbst. In ihrer engen Uniform wurden ihre weiblichen Züge stark betont. Das machte die Jünglinge enorm an. Anzügliche Bemerkungen getrauten sie sich aber nicht von sich zu geben. Aber in ihren Köpfen tobten Fantasien, in denen sie die sexy Lady nackt – oder fakultativ nur in ihren Stiefeln – bestiegen...

Doch bald schon waren ihre Lustfantasien dahin: Zu ihrem Schreck rutschten massenweise Haare in den Abfluss. Zunächst sahen sie sich gegenseitig überrascht an, doch dann begriffen sie und fassten sich an den Kopf und betrachteten ihre Männlichkeit. In dem Duschwasser war ein Enthaarungsmittel, das ihnen sämtliche Körperbehaarung beraubte. Jetzt wirkte der Penis von Gravis noch kleiner. Zwei Jünglinge stupsten sich gegenseitig an und kicherten. Doch alle anderen waren wegen der plötzlichen Veränderung ihrer Optik wie betäubt. Sie konnten es noch nicht so recht fassen. Waren alle Pugnatoren kahlköpfig? Würden die Haare nachwachsen?

Als sie sich abgetrocknet hatten, führte eine andere Audiutrix die Sechsergruppe weiter, während die erstere Frau die nächste Einheit in die Duschen brachte. Etwas beschämt kreuzten die jungen Männer ihre Hände als Lendenschurzersatz vor ihren besten Stücken. Bei einigen hatten sich leichte Erektionen gebildet. Zur Unzeit, wie alle fanden, aber dies ließ sich eben nicht steuern. Die Hormone tanzten in den erblühten Leibern Polka.

Dann erreichten sie den nächsten Raum. Sie wurden einzeln vor das siebenköpfige Tribunal geführt. Die sieben in schwarze Roben gekleideten Frauen saßen hinter einem erhöhten Tisch. Einige Meter vor ihnen war ein kleines Podest, 30 Zentimeter hoch und rund, mit einem Durchmesser von einem Meter. Genau darauf musste sich der erste Jüngling stellen. „Name!‟, sagte die mittlere der Frauen mit befehlsgewohnter Stimme. Der Jüngling antwortete: „Cursor‟. Die Frauen beugten sich zueinander und tuschelten. Dann machte die mittlere Priesterinnen eine leichte Handbewegung, worauf sofort eine uniformierte Audiutrix kam und den jungen Mann am Arm packte, um ihn vom Podest herunterzuziehen. Die Priesterin namens Sententia verkündete: „Pugnator‟. Die Augen des Jünglings glänzten. Er hatte es geschafft! Er war in den Reihen der Kämpfer aufgenommen.

Kurz darauf entschied Sententia, die leitende Priesterin des Ausschusses, noch über zwei weitere Burschen, doch die wurden beide als „Rusticus‟ bezeichnet. Die Jünglinge wirkten beide verwirrt. Was hatte das zu bedeuten? Würden sie keine Pugnatoren werden? Was denn dann? Oder hatten sie die Entscheiderin falsch verstanden? Sie konnten sich keinen Reim darauf machen. Sie hatten ein ungutes Gefühl bei der Sache.

Dann war Animus an der Reihe. Seine beiden Freunde wünschten ihm Glück und klopften ihm auf die Schulter.. Die Audiutrix zischte scharf: „Nicht sprechen!‟ Sie zog vor den nackten Männern einen Stab vom Gürtel. Eingeschüchtert verstummten und verspannten sich Gravis und Timiditas. Hier herrschte ja ein hartes Regiment! War das ein Prügelstock? Oder gar ein Elektrifizierstab? Sie wollten es lieber nicht herausfinden. Mit der Uniformierten war „nicht gut Kirschen essen‟, wie man es auf Regina ausdrückte. „Kirschen‟ waren Früchte, die es auf Regina gar nicht gab, aber deren Existenz von den Vorfahren überliefert waren.

Gravis und Timiditas konnten nichts weiter tun, als vor der Tür zum Entscheidungsraum zu warten. Was Animus jetzt dort erlebte, würden sie gleich selbst erfahren. Vielleicht konnten sie schon heute Abend mit Sekt ihre Einweihung als Pugnatoren feiern. Vielleicht gab es auch die Möglichkeit, die eine oder andere Audiutrix einzuladen. Die beiden jungen Männer waren regelrecht begeistert von den Frauen, die sie bisher gesehen hatten und voller Sexappeal waren. Wenn die nur nicht alle so streng gucken würden. In ihrer Fantasie zogen sie die Ladys aus und erforschten die weibliche Anatomie.

Der Raum war schalldicht, so konnten sie nichts von der Prüfung vor dem Tribuna-Ausschuss mithören, als Animus erleichtert aufstöhnte und grinste, als Sententia ihn als Pugnator ausgewählt hatte. Die Audiutrix zog ihn harsch vom Sockel und brachte ihn weg. Animus sah sich noch um, bevor die nächste Tür hinter ihm mit einem lauten Zischen schloss, doch seine Hoffnung, Gravis oder Timiditas zu sehen, realisierte sich nicht. Im Gegenteil: Er würde sie nie wieder sehen, wenn es nach den Regeln der Gesellschaft von Regina ging.

Als nächstes erschien Gravis vor dem Tribuna-Ausschuss. Sententia beugte sich vor, dann rutschte sie tief in ihren pompösen Sessel und lachte. Auch die anderen sechs Priesterinnen stimmten lauthals mit ein. Ihre Stimmen schallten und hallten dumpf und laut in dem hohen, großen Raum. „Rusticus‟, entschied Sententia und wedelte mit der Hand eine Audiutrix herbei, die ihn durch eine weitere Tür abführte. Gravis sah entsetzt zurück zum Tisch mit den Entscheiderinnen. „Nicht Pugnator? Ich bin stark!‟, rief er. Im nächsten Augenblick hatte die Audiutrix ihren Strafstock gezogen und die kleinen Hoden des jungen Mannes knisternd unter Strom gesetzt.

Vor Schmerz hüpfte Gravis hoch und landete danach zuckend auf dem Boden, hielt sich vorwurfsvoll seine Männlichkeit und starrte zu der Uniformierten auf. Sie herrschte ihn an: „Ungebührliches Verhalten vor dem Tribuna-Ausschuss wird nicht toleriert! Vorwärts, Rusticus! Dein Leben endet in den Minen!‟ Gravis war voller Wut und hätte der zierlichen Frau, die einen Kopf kleiner war als er, am liebsten den Stab aus der Hand gerissen und wäre zurück zum Tribuna-Ausschuss gelaufen, um sein Recht einzufordern. Aber die Audiutrix hatte schnelle Reflexe. Eine zweite Bekanntschaft mit dem Strafstock wollte er unbedingt vermeiden. Sein Hintern war nur wenige Zentimeter von dem disziplinierenden Gerät entfernt.

Wegen seiner erniedrigenden und ungerechten Behandlung vor Scham und Zorn fast platzend, ließ er sich von der Frau abführen. Seine Hoden schmerzten immer noch. Wann bekam er endlich seine Kleidung zurück? Und wohin führte sie ihn? Minenarbeiter sollte er sein? Er hatte zwar im Schulungszentrum gelernt, dass zahlreiche wichtige Stoffe für die Bewohner des Heimatplaneten Regina aus nahen Asteroiden gegraben wurden, aber gelernt hatte er, auch dass dies alles maschinell und computergesteuert von einigen wenigen ausgebildeten Frauen erledigt wurde, denn die Männer wurden ja alle zu angesehenen Pugnatoren. Oder etwa nicht?

Nach einem weiteren Flur führte die Audiutrix ihn in einen bereits überfüllten Raum, der mehr einem Käfig glich. Die Jünglinge standen dort eng beieinander und konnten sich kaum rühren. Trotzdem schob die Uniformierte auch noch Gravis hinein und drückte ihm eine kleine Karte mit einer Nummer in die Hand. Er stellte fest, dass sämtliche seiner „Kollegen‟ kräftig gebaut und durchtrainiert aussahen. Zu Hause war er stets der Stärkste gewesen. Aber hier galt er eher als Durchschnitt. Muskeln - offenbar war dies das entscheidene Kriterium, um Rusticus zu werden. Ihm ging ein sorgenvoller Gedanke durch den Kopf: Würde er Animus und Timiditas jemals wiedersehen?

Bevor die nächste „Duschmannschaft‟ in den Warteraum vor dem Tribuna-Ausschuss gebracht wurde, verließ der Letzte der vorherigen Gruppe die Örtlichkeit. Timiditas stellte sich auf das Podest und erwartete die Einschätzung der sieben Priesterinnen. Sicherlich waren Animus und Gravis bereits in ihren schicken Kampfuniformen, an denen goldene Litzen ihren hohen Stand verdeutlichten, und auf dem Weg zu einer der Regina-Kasernen, die sich großteils in Raumstationen befanden, die in ruhigen Bahnen um den Mutterplaneten kreisten.

Die Sententia beriet sich auffallend lang mit ihren Mitstreiterinnen. Die im Hintergrund stehende Audiutrix ließ sich in ihrer angespannten Hab-Acht-Stellung mit ihren leicht gespreizten Beinen und den Händen hinter dem Rücken nichts anmerken, doch spürte sie, dass der Anwärter womöglich zum „Munus‟ gewählt wurde, denn sehr selten beratschlagte die vorsitzende Sententia mit den anderen Priesterinnen so ausführlich. Vom Inhalt der gewisperten Gespräche bekamen weder die Audiutrix noch Timiditas etwas mit. Plötzlich sprach sie das Urteil: „Munus!‟

Die Augen der Audiutrix wurden unwillkürlich größer, aber sofort hatte sie sich wieder unter Kontrolle und führte den Anwärter aus dem Raum. Timiditas freute sich auf ein Wiedersehen mit seinen Kameraden, mit denen er seit sechs Jahren täglich zusammen gewesen war. Auf dem Weg durch einen langen geradlinigen Korridor entlang, der von einem roten diffusen Licht an der Decke beleuchtet wurde, ging die Audiutrix hinter ihm und sorgte für einen strammen Schritt, als flüchteten sie vor etwas. Nach etwa 75 Metern kamen sie schließlich an einer zweiflügeligen Tür an, die zischend auseinanderfuhr. Die Frau schickte Timiditas hindurch, blieb aber zurück.

Als der junge Mann den Boden des Raumes betreten hatte, schob sich blitzartig eine säulenförmige Plexiglasvorrichtung um ihn herum, die eine Höhe von etwa zwei Metern erreichte und sich oben schloss wie sich verzahnende und ineinander greifende Scheiben. Timiditas konnte sich kaum noch bewegen. Er drehte sich zu der Uniformierten herum, aber die Tür war bereits verschlossen. Wo war sie hin? Wo waren die anderen Anwärter? Waren sie alle so abgeführt worden? Waren sie alle in so einen Zylinder gesteckt worden?

Dann dimmte das Licht im Raum, bis es letztlich völlig erlosch. Timiditas wurde klar, dass hier etwas nicht so lief, wie es laufen sollte. Die Sententia hatte ihn als „Munus‟ bezeichnet. Hieß das, dass er gar kein Pugnator wurde? Timiditas bekam Angst, doch dieses Gefühl hielt nicht lange an, denn er verlor innerhalb der nächsten 60 Sekunden das Bewusstsein.

Die Glassäule senkte sich summend mit dem nackten Jüngling in den Boden und wurde durch ein Fließband bis in einen Operationsraum geführt, wo sich die nun horizontale Ummantelung öffnete. Zahlreiche metallene Arme mit komplizierten Apparaturen an den Enden bewegten sich surrend und klickend computergesteuert in ruckartigen und genau berechneten Bewegungen. Timiditas bekam von all dem nichts mit, denn das Narkotikum würde ihn erst in vielen Stunden wieder aus seinem Tiefschlaf führen. Mehrere Roboterhände aus Silikon führten hochkomplexe Operationen aus. Dabei verwendeten sie modernste Medizinwerkzeuge und künstliche Einheiten, die sie in menschliche Körper einsetzen konnten. Ein vollendeter Munus besaß mehrere Optimierungen, um seiner zukünftigen Aufgabe perfekt nachgehen zu können.

Bald schon waren dem Patienten Brustimplantate eingesetzt, die mit der Zeit immer weiter wachsen würden. Auch seine Männlichkeit war bearbeitet worden. So hatte sich die Größe seines bereits mächtigen Gehänges mehr als verdreifacht. Sein Penis hing fast bis zu den Knien und hatte einen Umfang wie ein Unterarm. Seine Hoden hatten die Größe von Apfelsinen. Homonell war sein sexuelles Verlangen verfünffacht worden. Timiditas würde zukünftig täglich mindestens zehn Mal onanieren wollen. Wollen – denn er würde es nicht können.

Eine spezielle Keuschheitsvorrichtung verhinderte den Zugriff. Es handelte sich lediglich um einen nicht entfernbaren Ring unterhalb der Eichel, und dieser war mit den Nervenbahnen des Jünglings so verbunden, dass er bei einem voreingestellten Erregungszustandes schmerzhafte Stromimpulse durch Penis und Hoden jagte. Seine spätere Besitzerin würde diese Vorrichtung computergesteuert regeln können, dem Munus erlauben, seinen Prügel zu wichsen und sogar einen Orgasmus zu bekommen. Aber sie konnte stattdessen auch jeglichen Zustand über eine definierte Erregung verbieten und bestrafen. Schließlich ging es bei einem Munus nicht um die Befriedigung der eigenen Triebe. Dieser abscheuliche männliche Reiz, den bösen Samen zu vergießen. Nur das lustvolle Verlangen der Besitzerin galt es zu befriedigen.

Um „Unfälle‟ zu vermeiden, erhielt jeder Munus einen zweiten Penis in „Normgröße‟, in dem er jedoch kaum ein Gefühl entwickeln würde. Dafür errigierte dieser Zweitpenis, der direkt über dem großen Teil angebracht war, sehr schnell und einfach, ohne zu ermüden. Der eigentliche Luststab eines Munus war deshalb so überdimensional, damit ihn ein Munus in seinen Anus stecken konnte. So sollte es für die meiste Zeit sein. Alles andere wäre ordinär. Man stelle sich vor, dass ein Manus mit freischwingendem Knüppel umherlief! Nein, er gehörte ordentlich weggesteckt. So war es seit Jahrhunderten Tradition.

Die Brustimplantate dienten der Besitzerin dazu, sie als Spielzeuge der Lust zu verwenden. Denn aufgrund der üblichen Lebensweise auf dem Heimatplaneten Regina waren zunächst alle Frauen dem gleichen Geschlecht zugetan. Erst mit der Anwesenheit eines Munus konnten sich weitere Interessen entwickeln. Anfangs würde sich der Munus bereits mit seinen gewachsenen Geschlechtsteilen zur Genüge umgewöhnen müssen, daher waren die Brüste zunächst auf Größe C beschränkt. Doch schon nach wenigen Wochen würden daraus D, dann E, dann F und schließlich G – die üblichste Größe bei einem Munus.

Doch manche Besitzerinnen liebten extreme Größen, so dass mancher Munus auch mit H, I oder J herumlaufen musste. Starke Rückenmuskeln waren da unbedingt notwendig. Genauso legten die Besitzerinnen großen Wert auf einen knackig trainierten Po des Munus. Bei welcher Größe Timiditas Brüste aufhören würden zu wachsen, dass war abhängig von den Vorlieben seiner zukünftigen Besitzerin. Man munkelte, es habe schon Besitzerinnen gegeben, deren Munus nur noch auf allen Vieren vorwärtskriechen konnte, weil die Brüste zu groß und schwer geworden waren. Im Volksmund wurden sie als „Vacca‟ bezeichnet.

Zum täglichen Unterricht eines Munus gehörten neben speziellem Sport die Fächer „Oral‟, „Kopulation‟, „Massage‟, „Koitus Interruptus‟ und „Erogene Anatomie‟. Regelmäßige Prüfungen einer Sententia bewerteten die Fähigkeiten und benoteten die Qualität und den aktuellen Wert des Munus. Mit einer offiziellen Bescheinigung konnte die Besitzerin dann ihren Munus an Interessierte verkaufen.

Es gab auf den Wohnasteroiden um Regina einen lebhaften Handel mit ausgebildeten Munus. Manche Besitzerinnen tauschten ihren Munus fast wöchentlich, um der Langeweile zu entkommen, andere behielten ihren Munus jahrelang, denn ein Munus war nur so gut, wie er seine Besitzerin und ihren Leib kannte.

Jeder Munus begann seine „Karriere‟ in der allgemeinen Ausbildungsstätte, wo ihm die Grundkenntnisse vermittelt würden, bevor er zum freien Verkauf bereitstand. Auch Timiditas sollte das Einführungslager erleben, bevor ihn eine Besitzerin zu sich nehmen würde. Doch von all dem erfuhr er erst später, denn noch hielten die Maschinen ihn in einem komatösen Zustand. Er sank in ein Bad mit Nähr- und Heillösung, die den Gesundungsprozess beschleunigten.
2. RE: Regina

geschrieben von pardofelis am 09.12.14 21:02

Hallo prallbeutel,

ich will auch. Wann gibts solche Klinik bei uns

Besten Dank für die Stimulanz meiner Phantasie.
Hat ein Pugnator wirklich "normalen" Damenkontakt?
Kann ein Munus laktieren? Wenn schon so viele weibliche Hormone verabreicht wurden?

Ich freu mich auf mehr.
3. RE: Regina

geschrieben von Herrin_nadine am 09.12.14 21:51

Hallo Prallbeutel,

der Beginn hat mich sehr neugierig gemacht. Ich hoffe du läßt uns in allen Bereichen Einblick nehmen.
4. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 10.12.14 00:33

Toller Anfang Prallbeutel. Nur ist mir nicht ganz klar wofür ein Munus so einen Riesenpenis braucht?
Damit die Damen was zum Spielen haben? Den Gv übernimmt ja der 2. kleine Penis.
Bin ja gespannt wie es den Pugnatoren und den Rusticussen so Ergeht. Das in den Minen Roboter arbeiten ist wohl nur ein Gerücht. Ich könnte mir Vorstellen das Roboter die Aufsicht Übernehmen.
Pardo um dahin zu kommen müssten mehrere Dinge bekannt sein.
Der Strangeness Wert den das Universum hat. Die Koordinaten wo das liegt und die Möglichkeit der Überlichtschnellen Raumfahrt und des Universumwechsels.
5. RE: Regina

geschrieben von Wölchen am 10.12.14 13:02

Tja da kann man nur sagen dum gelaufen.Da sieht man wieder wie weit die Wirklichkeit von den gerüschten entfehrnt ist.Wer weiß was mit den anderen auch noch passiert.
Freu mich schon auf die Fortsetzung.
mfg Wölchen
6. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 14.12.14 19:24

@ pardofelis: Ob ein Pugnator wirklich Damenkontakt hat, bleibt abzuwarten.

@ Herrin_nadine: Ich gönne jedem Bereich ein Kapitel.

@ Gummimike: Die überdimensionierten Genitalien des Munus symbolisieren die künstlich gesteigerte Libido, sind aber auch eventuell als Toys für die Damenwelt interessant. - Um zum Planeten Regina zu gelangen, reicht schon ein Faktor aus: die Fantasie des Autors und der Leser.
7. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 16.12.14 19:32

~ II ~


Animus wurde zu weiteren Anwärtern gebracht und durfte sich seine neue Kleidung anziehen. Es war eine engsitzende Uniform ohne Abzeichen. Die Hose war ockerfarben, eng und saß auf den schmalen Hüften, die aus recht steifem Material bestehende Jacke war einfarbig schwarz. Darunter trugen die „Pre-Pugnatoren‟, wie sie nun hießen, ein weißes Shirt. Die schwarzen Stiefel waren aus einem speziellen Latexgemisch und fast kniehoch. Die Sohlen waren dick und besaßen ein grobes Muster. Animus spürte den starken Gummigeruch des Materials in der Luft.

Die angehenden Pugnatoren standen in vier langen Reihen zu je 40 Personen in Reih und Glied in einer angrenzenden hohen Halle, von deren Decke starke Flutlichter strahlten. An den Wänden erhoben sich gewaltige anthrazitfarbene Strahlträger diagonal gen Decke. Durch die Halle huschten schmalgebündelte Laserstrahlen in giftgrüner Farbe, die von optischen Messgeräten stammten.

Am Rand der Halle und aus dem Nebenraum ertönte lautes Zischen von Hydraulikapparaturen und von Arbeitsrobotern, die Computerplatinen bearbeiteten. Die akustische Kulisse wirkte auf Animus wie ein Stahlwerk auf Regina, das er bei einem Schulausflug besichtigt hatte. Dort waren Satelliten konstruiert worden, hatte die Lehrperson erzählt.

Mehrere Audiutrix liefen die Reihen fast mit mechanisch anmutendem Schritt ab und korrigierten die Haltung der Rekruten sowie ihren exakten Standpunkt. Die Pre-Pugnatoren mussten exakt ausgerichtet dastehen und geradeaus schauen. Alles war exakt vorgeschrieben. Selbstverständlich musste auch die neue Uniform sitzen und sauber sein. Nicht die marginalste Abweichung der zuvor defininierten Perfektion wurde geduldet.

Für das erste Mal fand Animus ihre Leistung hervorragend, aber die Audiutrix in seiner Nähe zischte ständig Befehle und Änderungen. Nach einer gefühlten Ewigkeit mussten die Anwärter nach Maßgabe der Vorgesetzen marschieren: auf der Stelle oder vorwärts, seitlich, rückwärts... Es war enervierend. Und dabei würde es sicherlich noch Steigerungen geben, befürchtete er: schweres Marschgepäck, ansteigendes Gelände, schwimmen, im Morast robben... Er wollte sich gar nicht ausmalen, was ihn noch alles erwarten konnte.

Als nach Stunden des Exerzierens die Uniformierten endlich zufrieden schienen, hallten knallend 160 Stiefelpaare zusammen, wenn die Audiutrix ihre Befehle bellten. Gleichzeitig wie ein einziger Mann. Perfekter Einklang. Auch alle Bewegungen waren einstudiert. Fast wie bei hunderten Marionetten, deren Fäden alle an einen anknüpften.

Die neue Uniform war alles andere als bequem. Animus spürte, wie die Hose im Schritt zwickte, wie die Füße von den harten Stiefeln eingezwängt waren, wie die Jacke am Hals kratzte. Trotzdem ließ er sich nichts anmerken. Die Hände mussten genau nach Anweisung geführt werden. Er konzentrierte sich auf die Befehle und Bewegungsabfolgen. Nur das zählte. Er wollte auf keinen Fall vor allen anderen unangenehm auffallen – und das gleich am ersten Tag.

Animus war stolz auf sich und die anderen Pre-Pugnatoren. Sie würden eine elitäre Einheit bilden. Zum Wohle der Gründerin Regina. Der Ersten Königin. Und sie würden den Planeten verteidigen. Gegen Aggressoren aus anderen Systemen. Außerirdischen – soweit das verbreitete Paradigma, das in den Schulen gelehrt wurde. Animus hatte kein exaktes Bild vor Augen. Auf Regina wurde nicht detailliert über die Bedrohung durch andere Wesen gesprochen. So etwas brachte Unglück. Pugnatoren schützten Regina vor fremden Kräften, hieß es sibyllinisch. Fertig. Mehr galt es nicht zu wissen.

Wo wohl Gravis und Timiditas standen? Er durfte ja seinen Kopf nicht einfach neugierig herumdrehen. Selbst der Blick war starr nach vorne gerichtet. Animus war in der zweiten Reihe und nahm nur den verschwitzten Nacken des Vordermannes wahr. Auch er selbst spürte, wie sich seine Unterwäsche den Schweiß aufsog. Die Übungen waren sehr anstrengend. Physisch, aber auch die strikte Konzentration machte ihn fertig.

Es vergingen weitere endlose Exerzierübungen. Eine Temperaturanzeige in der Halle gab 14,5 Grad Celsius an, aber die Pre-Pugnatoren hätten am liebsten die Uniformjacke ausgezogen. Unbarmherzig führten die Vorgesetzten sie durch ihren Drill. Während des strengen Trainings ging eine Audiutrix mit leicht abweichender Uniform durch die Reihen. Sie trug rote Stiefel und rote Schulterklappen. In der Hand hielt sie ein Gerät, das sich bei näherem Hinsehen als Hypertoniepistole herausstellte. Animus hatte so etwas schon auf Regina bei einer Ärztin gesehen. Damit konnten Arzneien oder ganze ID-Chips unter die Haut geschossen werden, ohne das eine Nadel oder eine Operation nötig war.

Jeder Pugnator musste seine Uniformjacke öffnen und sein Shirt anheben. Für die Zeit der Behandlung war er natürlich von dem Exerzierdrill entbunden. Die HTP wurde auf den Solar Plexus des Probanden gedrückt, erzeugte ein kaltes Gefühl, dann machte es kurz „plopp‟, und schon war ein Nano-Chip im Körper untergebracht. Eine Erklärung, was es damit auf sich hatte, erhielten die jungen Männer nicht. Animus vermutete, dass sie damit notfalls geortet werden konnten und ihre Identität enthalten war. Aber das war reine Spekulation, denn es konnte auch eine Impfung sein.

Als die heutigen Übungen endlich zu Ende waren, schickten die Audiutrix sämtliche Anwärter durch einen schlauchartigen Tunnel in ihre Kabinen. Je Team schliefen acht Personen zusammen in einer Unterkunft in je vier Etagenbetten. Jeder hatte einen Spind für die Uniformen, in dem auch schon eine kurze Hose und ein T-Shirt für die Nacht lagen. Außerdem gab es mehrere Exemplare der Uniformen; nur die Stiefel waren lediglich einmal vorhanden. Sie mussten stets glänzend sauber sein, hatte ihnen eine Audiutrix befohlen. Und so passte jeder Pugnator auf sein Paar besonders gut auf. Die Rekruten waren erleichtert, als sie aus ihren Uniformen ausgestiegen waren und ihre Betten belegten.

Ihr Quartier war nicht gerade farbenfroh. Animus hatte zu Hause ein Zimmer mit blauen Wänden gehabt, farbige Poster hingen an der Wand, und sein Bett war lindgrün mit passendem Laken und Bettwäsche in gemusterter Optik gewesen. Aber hier war der Boden steingrau, die Wände waren mit einem helleren Grau getüncht, und ab etwa Kopfhöhe zeigten die Wände ein helles Weiß. Die Decke hatte die gleiche Farbe. Die Betten präsentierten sich in grauem Stahl, die Bettwäsche war mausgrau.

Animus lernte seine Kameraden kurz kennen: Fortis, Levis, Magnus, Agitur, Celeritas, Fatum und Ferox hießen sie. Animus nahm das untere Bett, über dem der große Magnus schlief. Die Matratze war nicht besonders dick, aber er hatte schon härter gelegen. Und was war die Leibwäsche angenehm! Weich und flauschig. Das hatte er unter der Uniform gar nicht gemerkt. Die enge Hose der Dienstkleidung war alles andere als beliebt. Im Schritt zeichneten sich die Genitalien der jungen Männer ab, als würden sie nur eine Nylonstrumpfhose tragen. Und leider war die Jacke kurz wie ein Bluson geschnitten. Nur in Leibwäsche verdeckte der Stoff scheinbar mehr, als er es mit zusätzlicher Kampfhose tat.

Doch kaum hatten sich die Jünglinge es sich bequem gemacht, scheuchte eine Adiutrix sie aus den „Federn‟, damit sie allesamt duschen gingen. Zuvor hatten sie sich komplett auszuziehen und dann der Vorgesetzten durch den Korridor der Kaserne zu folgen. Die Anweisungen der Frauen wurden sofort und strikt umgesetzt. Niemand wagte hier ein Widerwort oder nur Nachlässigkeit.

Der junge Pugnator hatte zwar die Namen seiner Mitkameraden erfahren, aber für persönliche Gespräche war keine Zeit geblieben. Ständig mussten sie den uniformierten Frauen gehorchen. Das lange Exerzieren bot natürlich keine Gelegenheit, sich auszutauschen. Anweisungen, Befehle, Training... Jede Minute schien ausgefüllt. Animus hoffte, dass wenigstens nach der Dusche endlich der Feierabend eingeläutet werden würde.

Vor dem komplett gekachelten Duschraum erhielten sie Handtücher und Waschutensilien. Animus konnte die neuen Kameraden kaum auseinanderhalten, da alle Kahlköpfig waren. Der eine hatte etwas mehr Muskeln als der andere, Levis hatte einen auffälligen Leberfleck am Hals, Magnus war fast einen Kopf größer als die anderen, und Fatums Augen waren kaum mehr als Schlitze. Daran würde er sie vielleicht erkennen. Schade, dass Gravis und Timiditas offenbar in einer anderen Einheit untergebracht waren.

Vermutlich erging es ihnen nicht anders. Animus wünschte sich ein baldiges Wiedersehen mit seinen Freunden; denn hier in seiner Mannschaft, so schätzte er die Lage ein, galt es eher als Einzelkämpfer zu überleben. Leider konnte er niemanden fragen, was auf ihn zukam, was wichtig war, oder worauf er achten sollte. Alle Pugnatoren in dieser Garnison waren Anwärter, die alle gleichaltrig und unerfahren waren wie er selbst.

Direkt vor dem Duschraum durchschritten die Pugnatoren nacheinander eine Lichtschranke, die bläulich leuchtete. Wurden sie gezählt? Oder überprüfte jemand, ob ihre neuen Nano-Chips aktiv waren? Animus hatte so viele Fragen, aber niemand konnte ihm Antwort geben. Er stellte sich neben seine Kameraden und genoss das heiße Wasser aus der Brause. Es war eine Wohltat nach all dem Stehen und Marschieren.

Er fragte sich, warum er keine männlichen Vorgesetzten gesehen hatte. Bisher waren ihm nur Anwärter in seinem Alter und die grimmig dreinschauenden Ausbilderinnen begegnet. Animus gingen noch viele Gedanken durch den Kopf als er nach der Dusche im Bett lag – das Licht war schlagartig ferngesteuert abgeschaltet worden -, aber die anstrengenden Exerzierübungen sorgten schon bald dafür, dass er in einen tiefen Schlaf fiel.

Mitten in der Nacht wurde er von lauten Geräuschen geweckt. Sein Herz pochte wild vor Aufregung. Wurde die Garnison von Außerirdischen angegriffen? Das war sein erster Gedanke. Doch dann merkte er, wie es in seiner Unterkunft rappelte, schepperte und rumste. Direkt neben seinem Kopf erschien Levis, den er an seinem Mal erkannte. Er saß breitbeinig auf Fatum, wie Animus sah, als er sich im Bett auf einen Ellbogen stützte. „Was ist los?‟, wollte er wissen. Levis giftete: „Der Arsch hat mir meinen Slip von innen mit Zahncreme eingeschmiert.‟ Fatum kniff die Augen zu noch engeren Schlitzen zusammen, als es normalerweise schon der Fall war. „Das ist nicht wahr! Das war ich nicht!‟

Levis war so aufgebracht, dass sein Gesicht zu einer wütenden Fratze verzerrt war. Animus konnte im Dunkeln nicht genau erkennen, ob der Speichelfaden, der aus dessen Mund kam und auf Fatums Nasenflügeln landete, dem zornigen Brüllen oder einer bewussten Aktion zuzuordnen war. Animus wollte Levis beruhigen, aber seine Kameraden schienen anderer Meinung zu sein. Magus rief über ihm: „Mach den Wichser fertig!‟ Und auch aus den anderen Betten kamen Kommentare wie: „Zeig´s ihm!‟ und „Lass dir das nicht gefallen!‟

Obwohl Fatum seinem Gegner körperlich nicht gewachsen war und nun auch keine Gegenwehr mehr zeigte, versetzte Levis ihm eine saftige Backpfeife, stand von ihm auf, zog ihn am Shirt grob auf die Beine und stieß ihn einen Meter rückwärts bis an die Wand, wo er ihm mit dem Unterarm gegen den Hals drückte. „Bringt mir die Hose‟, forderte er von niemand Speziellem. Agitur sprang aus seinem Bett und holte den beschmierten Slip sowie das Corpus Delicti: die halb leergedrückte Zahnpastatube. Levis nahm die Unterhose entgegen und hielt sie Fatum vors Gesicht. „Maul auf!‟

Der Jüngling gehorchte zögerlich, und schon stopfte Levis ihm den Stoff zwischen die Zähne. „Dein Slip für morgen gehört jetzt mir. Meinen kannst du behalten.‟ Der überwältigte Fatum spürte eine Erektion in seiner Hose wachsen. Er war noch nie in seinem bisherigen Leben so angegriffen und erniedrigt worden. Aber zu seiner Verwunderung gefiel es ihm auf eine merkwürdige Art und Weise.

Als nächstes nahm Levis die Zahncreme. „Packt euch den Pisser!‟ Als habe er hier die Befehlsgewalt, nahmen augenblicklich Agitur und Ferox den verängstigten Fatum in die Mitte und drehten ihm die Arme auf den Rücken. „Runter mit dem Kopf‟, befahl Levis. Nun drückten die beiden Helfer Fatum runter, dass sein Oberkörper weit nach vorne gebeugt war. Levis lachte gehässig und riss Fatum die Nachthose hinunter. Sein nacktes Gesäß zeigte nun in die Luft. Levis zeigte allen Anwesenden demonstrativ und grinsend die Zancremetube, dann drückte er sie Fatum gegen dessen Anus und quetschte sie leer. Applaus und Jubel kam von allen Betten.

Animus tat Fatum eigentlich leid, aber er wollte auch nicht als Außenseiter gelten und klatschte ebenso Beifall. Im Anschluss raste Fatum fluchtartig ins angrenzende Bad, um die minzhaltige Paste wieder loszuwerden und spuckte noch im Laufen den Slip aus. Er bemerkte seine starke Erektion und verspürte große Lust, zu onanieren. Er hatte zwar Angst davor, erwischt zu werden, denn in der Hausordnung der Kaserne hatte er gelesen, dass Onanie und sämtliche andere sexuellen Tätigkeiten strengstens verboten waren, aber sein Drang war zu groß. Obwohl die Türen keine Schlösser besaßen, hoffte er, dass so spät niemand mehr kam und ihn überraschte.

Also griff er beherzt seinen harten haarlosen Penis und wichste drauf los. Beim Anblick seiner nackten Scham wurde ihm wieder bewusst, dass er alle Haare verloren hatte. Hoffentlich waren die bald wieder nachgewachsen! Er sah ja aus wie ein Bube! Er bearbeitete seinen Liebesstab mit aller Hingabe, schnell und schneller, und fühlte, wie sich der Höhepunkt rasant näherte.

Nach etwa zwei Minuten stöhnte Fatum und spürte ein höchst euphorisierendes Gefühl, während seine Lust in der Kloschüssel versank. Danach wusch er den versauten Slip aus. Als er sich zurück ins Bett schlich, erwartete er fast Prügel von seinen gemeinen Mitbewohnern, aber alles schien friedlich zu schlafen. Leise deckte er sich mit der grauen Wolldecke zu und entspannte seine Muskeln.

Fatum lag mit offenen Augen da und starrte in der Dunkelheit gegen die Unterseite des Etagenbettes, die er noch so gerade ausmachen konnte. Jede Lagereinheit hatte einen Verlierer, einen Jüngling, den die anderen hänselten und quälten. Auch dieses Kleinteam hatte sein Opfer gefunden. Fatums Gefühlswelt spielte Achterbahn mit ihm. Am liebsten hätte er geweint; aber zugleich war die Situation sehr erregend für ihn gewesen. So etwas hatte er auf dem Heimatplaneten noch nie erlebt. Alles war so neu und anders. Aber für die anderen Kameraden ja auch, beruhigte er sich. Es würde sich schon alles finden.

Animus schlief nicht wirklich. Er hatte bemerkt, wie Fatum zurückgekehrt war. Er hatte sich nicht aktiv an dem Übergriff beteiligt, aber irgendwie fühlte er sich trotzdem schuldig. Er versuchte nicht mehr daran zu denken. Stattdessen überlegte er, wie wohl das morgige Training ablaufen würde. Eine Audiutrix hatte eine Kampfeinheit angekündigt. Die Pugnatoren würden in ihr erstes Gefecht ziehen – wenn auch nur auf einem Übungsgelände mit Schulungsausrüstung.

Irgendwann schlief Animus dann doch ein. Und in seinen Träumen kämpfte er mutig und heldenhaft gegen überdimensionierte Insektenroboter, grünhäutige Monster und allerlei Aliens, die auf Trümmerfeldern voller radioaktivem Gas auf die Pugnatoren einstürmten. Er arbeitete sich durch ihre Reihen, sprang todesmutig in einen kleinen Raumjäger und raste damit durch die Troposhäre von Regina, um die Invasion der Feinde abzuwehren.

Als Held und mit Tapferkeitsorden behängt, wurde er am nächsten Tag von dem gesamten Battaillon gefeiert. Über tausend Pugnatoren jubelten ihm euphorisch zu. Doch Gravis und Timi waren nicht unter den Gästen der Veranstaltung. Animus erfuhr später von einer Audiutrix, dass seine Freunde bei dem Angriff der Außerirdischen gefallen waren. Animus schreckte schweißgebadet aus dem Schlaf auf. Nein, der Krieg war nur ein Albtraum gewesen. Er lag in der Kasernenunterkunft. Graivs und Timiditas lagen sicherlich in einem der vielen weiteren wabenartigen Räume und schlummerten, erschöpft vom ersten Tag ihrer Ausbildung. Beruhigt fielen Animus die Augen erneut zu. Und dieses Mal war sein Schlaf wie eine tiefe Stasis, traumlos und schwarz.
8. RE: Regina

geschrieben von Herrin_nadine am 16.12.14 22:02

Hallo Prallbeutel,

da werden die Anwärter hart ran genommen. Bekommt Animus Antworten auf seine viele Fragen.
9. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 16.12.14 23:16

Interessante Fortsetzung. Bin ja gespannt was die anderen noch so Erleben.
Die Uniform der Rekruten scheint mir Irgendwie Seltsam zu sein. Warum ist die bloß so Unbequem? Ob die Wirklich zur Verteidigung Eingesetzt werden?
10. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 23.12.14 19:08

~ III ~


Gravis war heilfroh, als er endlich aus dem Sammelkäfig befreit wurde. Gemeinsam mit geschätzten 50 weiteren Rusticus-Anwärtern. Eng an eng verschwitzte und nackte Leiber. Ein halbes Dutzend Audiutrix führte sie zu ihrer Lagerstatt, einer Halle mit 50 Doppelbetten, von denen die Hälfte schon belegt waren. Die Halle war karg, grau und von Neonleuchten an der Decke grell beleuchtet.

Gravis sicherte sich einen Platz und war erleichtert, endlich seine Glieder strecken zu können. Doch schon kurz darauf ertönte eine ohrenbetäubende Sirene von der Decke: „Achtung! Die Nummern 63151 bis 63200 melden sich augenblicklich am Eingang!‟ Gravis erinnerte sich an die Karte, die die Audiutrix ihm gegeben hatte und las: 63166. Er gehörte also dazu. Er stand ächzend auf und folgte 49 weiteren jungen Männern zur Tür, die sich zischend öffnete und die Jünglinge einzeln der Reihe nach durchließ.

Als Gravis an der Reihe war, stand er einer Uniformierten gegenüber, die er auf den ersten Blick total süß fand. Sie war hellblond, hatte blaue Augen und ein paar Sommersprossen auf der kleinen Nase. Der Bekleidung nach war sie auch eine Audiutrix. „Folge mir!‟, wies sie ihn an. Die Stimme wirkte befehlsgewohnt. Gravis spazierte lächelnd hinter ihr her. Dieser süße Arsch... Diese Audiutrix-Uniformen waren recht figurbetont, freute er sich. Ob er sie wohl mal zu einem Date einladen könnte? Natürlich außerhalb der Dienstzeiten!

Als er noch darüber nachdachte, merkte er plötzlich, wie sich eine Erektion bei ihm meldete. In einer Hose wäre das ja nicht so auffällig gewesen, aber er war noch splitternackt! Hoffentlich erhielt er endlich seine Kleidung. Die Audiutrix zeigte zu einer Tür, durch die er gehen sollte. Als die Flügel zischend auseinanderfuhren, betrat er den Raum. Blitzartig schnappten metallene Schellen seine Hand- und Fußgelenke. Gravis hatte keinerlei Kontrolle mehr über seine Bewegungen. Die Schellen, offenbar von Robotern gelenkt, zwangen ihn in eine liegende Position. Gravis fühlte sich völlig überrumpelt.

Bäuchlings fand er sich auf einer niedrigen Liege aus Plastik wieder. Arme und Beine waren wie bei einer mittelalterlichen Streckbank fixiert. Nur sein Kopf hatte noch ein kleines bisschen Bewegungsfreiheit. Gravis drehte und wendete ihn, um festzustellen, was da vor sich ging. Doch es waren keine Menschen zu sehen. Dafür kam ein Roboterarm von der Decke herab, den er nur aus den Augenwinkeln wahrnahm. Wie ein Spinnenarm...

Das Ende bestand aus einem tellerförmigen Stück. Es glühte kurz rot auf. Dann zischte es. Gravis: „Was...?‟ Dann brüllte er auf. Ein Schmerz durchfuhr ihn, wie er ihn noch nie erlebt hatte. Er hatte ein Brandzeichen auf seinen Hintern erhalten. So heiß waren es gewesen. Seine vielen Muskeln hatten sich extrem angespannt, aber seine Halterungen hielten ihn fest an Ort und Stelle. Seine Gesäßmuskulatur zitterte vor Angst und Kontraktion.

Ängstlich verdrehte Gravis den Kopf und konnte beruhigend feststellend, dass der „Stempel‟ wieder in der Decke verschwand. Die Haltegriffe fixierten ihn weiterhin auf der Platikliege, die sich jetzt wie auf einem Fließband mit ihm in Bewegung setzte. Gravis ächzte und stöhnte, konnte aber nichts dagegen tun. Nach einigen Metern senkte sich die Liege mit ihm in den Boden. Plötzlich drehte sich die gesamte Liege um 180 Grad in ihrer horizontalen Achse, so dass Gravis nun, weiterhin waagerecht, unter der Liege hing. Wenigstens waren die Griffe gepolstert, trotzdem zog sein Körpergewicht enorm daran. Aber nicht lange, denn die Liege senkte sich weiter...

Gravis erkannte unter sich eine hellblau eingefärbte Flüssigkeit, die ihm immer näher kam, als die Liege noch tiefer sank. Dann tauchte sein Hintern und bald auch ein Großteil seines Körpers in dem Tank ein. Gravis schrie vor Angst. Doch die Flüssigkeit war sehr angenehm auf dem verbrannten Gesäß. Und atmen konnte er auch noch. Etwa eine Minute später drehte sich die Liege wieder und stieg hoch. Gleichzeitig lösten sich alle vier Griffe. Gravis sprang auf.

Die Wände waren verspiegelt, so dass er das Mal auf seinem Hintern sehen konnte: Es war die Nummer, die auf seiner Karte stand. Eine künstliche Stimme ertönte aus Lautsprechern: „ 63166 – folge den roten Pfeilen!‟ Gravis sah sich um. Auf dem Boden war ein großer roter Pfeil aufgemalt. Er führte aus dem Raum zu einer Tür, die sich zischend öffnete, als er davor stand. Ein langer enger Gang erschien. Gravis ging hinein und erkannte alle zehn Meter einen weiteren roten Pfeil. Der Rusticus-Anwärter fühlte sich unwohl, weil er immer noch nackt war. Bekam er am Ende des Ganges endlich seine Kleidung?

Schließlich endete der Gang vor einer weiteren Tür. Doch diese blieb verschlossen. Da war kein Öffner, kein Knopf, kein Hebel, kein Mikro, kein Tastenfeld. Also wartete er. Dann öffnete sich die Tür doch noch, aber ihm kam eine Audiutrix entgegen. „Stehenbleiben, Rusticus!‟, befahl die Stimme. Die Uniformierte trug einen schwarzen Pferdeschwanz , der schimmerte und glänzte wie Seide. „Arme zur Seite ausstrecken!‟ Gravis gehorchte. So streng, aber zugleich irgendwie emotionslos, die Audiutrix war, fragte sich Gravis, ob es sich um einen Roboter handeln könnte, der nur ein humanoides Aussehen hatte. Die Frau wirkte so kalt... Blitzartig schossen zwei Greifarme aus der Decke hervor und packten seine Handgelenke, um ihn in der ausgebreiteten Position zu fixieren. „Nicht schon wieder!‟, dachte Gravis.

Von hinten rammte eine Liege aus Kunststoff so herbei, dass Gravis die Füße unter dem Boden verlor und schon in der nächsten Sekunde auf der Liege lag, die ihn in einem 45-Grad-Winkel brachte. Im nächsten Augenblick schlossen sich zwei dicke Metallklammern um seine Fußgelenke und zogen diese auseinander, bis Gravis seine Beine gespreizt hatte. Seine Gegenwehr war völlig sinnlos. Wieder war er hilflos dem ausgeliefert, was da kommen mochte.

Die Audiutrix stellte sich seitlich und beäugte die Männlichkeit des Nackten. Gravis hob den Kopf und ächzte. In seinem Leben hatte er sich noch nie so ausgeliefert gefühlt. Und erniedrigt außerdem. Seit ihm Schamhaare gewachsen waren, hatte ihn auf Regina kein weibliches Wesen nackt gesehen. Und jetzt... Nun, Schamhaare waren Vergangenheit. Die Gewissheit machte es jedoch nicht einfacher. Er fühlte sich auf eine Art und Weise sogar noch nackter. In einer Mischung aus Angst und Scham lag er in seiner Fixierung und sah die Uniformierte an. Würde sie auch meinen, dass seine Genitalien zu klein waren?

Sie hielt einen Gegenstand in der Hand, den Gravis nicht erkannte. Sie nestelte an seinem Gemächt! Er wollte protestierend aufbegehren, wagte es dann aber doch nicht; zu gut hatte sich sein Rendezvous mit dem Strafstock in seine Erinnerung eingebrannt. Die Audiutrix legte den Gegenstand an seine Hoden, zog sie durch einen Ring, klappte etwas auf, nestelte an seinem Penis... Was machte diese Frau da nur? Sah so etwa das Liebesspiel zwischen Mann und Weib aus? Sie drückte auf eine kleine Stelle an dem Teil, und sie leuchtete rot auf. „So‟, erklärte die Audiutrix endlich. „Das ist deine Castitasschelle. Ein Rusticus trägt sie standardmäßig und zeitlebens.‟

Gravis starrte auf das obskure Ding und fragte sich, wozu diese Schelle sein sollte. Die strengen Gesichtszüge der Uniformierten wichen nach und nach einem verständnisvollen Lächeln. „Du weißt es wohl wirklich nicht?‟ Gravis sah die Frau mit großen Augen an und schüttelte den Kopf. Im nächsten Augenblick öffneten sich alle vier Greifer und ließen Gravis frei. Die Liege sank in den Boden, als habe es sie nie gegeben. Die Frau erläuterte dem Rusticus-Anwärter: „Sie garantiert deine Keuschheit. Ein Rusticus konzentriert sich mit aller Energie auf seine Arbeit. Das Verschwenden von Energie auf Sexualität ist unerwünscht. Verstehst du?‟

Gravis sah sie mit offenem Mund an. Seine Verwunderung war ihm ins Gesicht geschrieben. Abrupt lachte die Audiutrix drauf los. „Mit dem Winzling kannst du doch sowieso nichts anfangen!‟ Gravis schoss die Schamesröte ins Gesicht. Wie konnte diese Frau so etwas sagen? Er hatte mehrfach täglich viel Spaß gehabt, wenn er sein bestes Stück gerieben oder es in die Matratzenritze gesteckt hatte. „Folge den roten Pfeilen. Sie werden dich in deine Schlafunterkunft zurückbringen‟, wies sie ihn an. Jetzt hatte ihr Gesicht alle Güte oder jedes Fünkchen von Amüsement verloren und glich der rigiden Miene, die sie zuvor getragen hatte.

Er gehorchte und tastete unterwegs die Castitasschelle ab. Sie ließ sich nicht abziehen oder anderweitig öffnen. Wie sollte er denn so onanieren? Würde sie ihm am Morgen wieder abgenommen? Eigentlich hätte er heute Abend schon gerne sein bestes Stück verwöhnt. Sicherlich würde es Pausenzeiten dafür geben. Oder während der Nacht öffneten sich die Schellen automatisch. Mit dieser Hoffnung kam Gravis in der Schlafhalle an und begab sich zu seinem Bett. Doch dort hatte sich ein anderer Anwärter breitgemacht.

„Hey! Das ist mein Platz!‟, schimpfte Gravis und baute sich vor ihm auf. Unter den vielen Nackten war ihm seine eigene Blöße nicht so unangenehm wie vor einer uniformierten Frau. Der Jüngling in seinem Bett betrachtete sich gelangweilt seine Fingernägel. „Leck mir die Eier!‟ Diese Antwort hatte Gravis nicht erwartet. Zwar war der junge Mann muskelbepackt, aber auch Gravis kannte seine Qualitäten. Er sagte: „Wenn du nicht aus meinem Bett aufstehst, muss ich dich wohl rauswerfen.‟ Der Jüngling reagierte nicht. Also packte Gravis ihn und zerrte ihn von der dünnen Matratze auf den Boden. Sofort waren die beiden Rusticus-Anwärter in einen Ringkampf verwickelt. In Windeseile hatte sich ein Kreis neugieriger Zaungäste um sie herum gebildet, die die zwei Kämpfer anfeuerten.

Zu Hause war Gravis meist der Überlegene, denn weder Timiditas noch Animus waren ihm gewachsen, doch hier sah die Sache anders aus. Sein Kontrahent entwickelte enorme Kräfte und beherrschte zahlreiche Ringergriffe, die Gravis immmer wieder unter den dominierenden Gegner brachten, seine Beine und Arme verdrehten und seinen Kopf in einen „Schwitzkasten‟ steckten. Plötzlich heulte für einen Moment eine laute Sirene auf, dann rasten die Zuschauer in ihre Betten, als sei der Satan persönlich hinter ihnen her. Im nächsten Augenblick sprang auch Gravis Gegenspieler in das umstrittende Bett. Gravis schaute verwirrt umher und sah eine Audiutrix auf ihn zumarschieren.

Gravis hockte noch am Boden. Er merkte, dass die Uniform dieser Frau etwas anders gestaltet war. Sie wies rote Schulterklappen und rote Stiefel auf. Es handelte sich wohl um einen höheren Dienstgrad. Oder eine andere Abteilung? Gravis wusste noch nicht, wie ihm geschah, da zog die Frau ihn an einem Ohr hoch. Nun überragte Gravis die Uniformierte um einen Kopf. „Warum bist du nicht in deinem Bett?‟, wollte sie streng wissen. Gravis zeigte auf die besetzte Matratze. „Das ist mein Bett.‟ Innerhalb eines Wimpernschlages traf ihn die flache Hand der Frau auf der Wange. „Du siehst doch, dass dort jemand liegt! Wo ist dein Bett?‟ Gravis stammelte. „Aber es ist mein...‟ Die Frau knallte ihm nun mit dem Handrücken auf die andere Wange. Sein Gesicht glühte doppelt. Der Schmerz und die Scham steigerten wechselseitig die Hitze.

Gravis machte eine Jammermiene. Sein hartes Männergehabe fiel von ihm ab wie loses Laub im Wind wirbelte. Die Uniformierte packte seine Handgelenke und schloss sie mit einer Schnellfessel zusammen; dann wiederholte sie dies an den Fußgelenken und verband diese mineinander, so dass Gravis tief gebeugt in der Schlafhalle stand. Plötzlich spürte er den Strafstock an seinem Gesäß. „Vorwärts! Da, in die Mitte! Damit dich alle sehen!‟, befahl die Frau. Gravis hüpfte so schnell er konnte an die gewünschte Stelle.

Währenddessen erwischte ihn noch zwei weitere Male der beißende Strafstock. Was als nächstes geschah, konnte er nicht sehen, weil die Audiutrix hinter seinem Rücken stand: Der Disziplinierungsstab verlängerte sich teleskopisch zu einer 50 Zentimeter langen Rute. „Wie heißt du?‟, fragte sie harsch. Gravis nannte seinen Namen. Und schon setzte es den ersten Hieb, der böse brennend auf seinen Allerwertesten niederging. „Wie heißt du?‟, wiederholte sie. Gravis nannte verunsichert erneut seinen Namen. Und der nächste Schlag landete schmerzhaft auf seinem Gesäß. Beim dritten Mal rief Gravis: „Rusticus. Ich bin ein Rusticus.‟

Aber auch damit war die Frau nicht zufrieden. Wieder und wieder setzte es gemeine Hiebe. Nach zehn Treffern waren Gravis Tränen in die Augen gestiegen. Er brabbelte nur noch unverständlich, was ihm in den Sinn kam und flehte um Gnade. Was wollte dieser Drachenbrut denn hören? Die Audiutrix vollendete schließlich zwei Dutzend Hiebe. Dann seufzte sie tief und vernehmlich. „Du bist 63166!‟ Gravis wiederholte die Zahl. Warum war er nicht eher darauf gekommen!? Mit zwei schnellen Griffen löste die Frau die Fesseln, und Gravis richtete sich auf. Sein Hintern brannte wie Feuer. 24 tiefe Striemen zierten sein Sitzfleisch und verschönerten das Brandmal.

Gravis begriff, dass die Audiutrix ihn vor weiterer Züchtigung gerettet hatte, als sie ihm seine Bezeichnung genannt hatte. Er fiel auf die Knie und stammelte: „Danke... Danke....‟ Die Frau ließ den Stock einfahren und steckte ihn in ihren Gürtelholster. „Such jetzt dein Bett!‟ Gravis eilte durch die Reihen, um eine freie Matratze zu finden. Überall begegneten ihm schadenfreudige Gesichter der anderen Rusticus-Anwärter. Endlich fand Gravis ein leeres unteres Bett. Als er sich darauf legen wollte, brach der Lattenrost durch und knallte auf den Boden. Gelächter ertönte in der Halle und schwoll zu ohrenbetäubendem Lärm. Gravis rauschte das Blut in den Ohren so laut, dass er nur eine dumpfe Geräuschkulisse wahrnahm, die einer Kakophonie aus Gekicher und Hohn glich.

Er ließ die Matratze auf dem Boden liegen und zog die Decke über seinen nackten Leib. Vorsichtig drehte er sich auf den Bauch, um den Hintern zu schonen. Als das Licht schlagartig erlosch, spürte er immer noch die vielen Blicke. Die Lektion, die er heute gelernt hatte, würde er nicht vergessen. Und die Audiutrix mit den roten Stiefeln, die Mitleid mit ihm gehabt hatte, blieb ihm die ganze Nacht in seinen wilden Träumen präsent.

Am nächsten Tag wurden die Rusticus-Anwärter früh morgens von einer schrillen Sirene geweckt. In Windeseile mussten sie sich in einer Sammeldusche waschen und anschließend anziehen: Ihnen waren Spinde zugewiesen worden, wo sie ihre Kleidung fanden: kurze Sporthose und T-shirt. Gravis hatte in der Dusche gesehen, dass alle seine Kameraden diese Castitasschellen trugen. Das heiße Duschwasser brannte auf seinem Hintern. Außer ein paar amüsierten Blicken wurde Gravis in Ruhe gelassen. Die Jünglinge waren zu angespannt, denn niemand wusste, was ihr erster Tag als Rusticus für sie bringen würde.

Eine Audiutrix – nicht die, die gestern die Züchtigung durchgeführt hatte – holte die Anwärter ab und brachte sie in einen Gebäudebereich, wo bisher noch keiner gewesen war. Dort wurden sie von mehreren Audiutrix aufgeteilt. In Zehnergruppen brachten sie die Jünglinge in Trainingsräume, wo der Morgensport auf dem Programm stand: Laufbänder, Klettergeräte, Kraftmaschinen und Ergometer standen zur Auswahl. Allerdings bestimmten die Audiutrix exakt, wer was wie und wann verwendete. Gravis biss die Zähne zusammen, als er auf dem engen Sattel des Ergometers ein programmiertes Training absolvieren musste. Die Striemen schmerzten auf dem harten Untergrund.

Doch schon bald überwogen die brennenden Muskeln, denn die Übungseinheit hatte es in sich. Gravis musste alle Disziplin aufbringen, um nicht aufzugeben. Sobald er unter das geforderte Niveau fiel, summte ein Alarm. Die Angst vor Strafe zwang ihn dazu, mitzuhalten bis zum Schluss. Gravis war froh, als er mit wackeligen, brennenden Beinen absteigen durfte, die nur noch aus Wackelpudding zu bestehen schienen. Außerdem brannte seine Lunge, sein Puls raste. Am liebsten wäre er auf eine Matratze gefallen und augenblicklich eingeschlafen.

Sollte dieses mörderische Trainingsprogramm etwa weitere Male auf der Tagesordnung stehen? Er war sich sicher, dass morgen sämtliche seiner Muskeln vor Schmerzen schreien würden. Wie lange würde ein Rusticus trainieren müssen, um endlich seiner wahren Berufung nachgehen zu können? Und was war das? Gravis war sich immer noch nicht sicher. Die Audiutrix hatte von den Minen auf einem Asteroiden gesprochen... Aber erstens gab es dort keine Atmosphäre, und zweitens gruben dort doch Roboter. War ein Rusticus eine Art Roboterführer?

Als die Anwärter endlich in ihre Schlafhalle gebracht wurden, wo mittlerweile alle 50 Etagenbetten besetzt waren, stöhnten die Jünglinge vor Erschöpfung. Und trotzdem strömten in ihrem jungen Alter von zarten 18 die Hormone unter Hochdruck durch ihre Körper. Viele der Jünglinge sehnten sich danach, mit ihrem besten Stück zu onanieren, doch die Castitasschelle verhinderte jeglichen Versuch. Von den hundert Personen waren nur 15 bald in einen tiefen Schlaf gefallen, 85 dagegen hatten unter der Decke versucht, ihre Schellen zu entfernen oder zumindest irgendwie zu wichsen. Sie blieben alle erfolglos.

67 gaben einfach – zu ihnen zählte auch Gravis - nach einer Weile frustriert auf, zehn jammerten, vier fluchten lauthals, und die restlichen vier Rusticus-Anwärter reagierten mit Aggression. Sie rannten umher, suchten Streit, traten gegen die Betten, zerrten an Decken und provozierten Unbeteiligte. Fast entwickelte sich eine Gruppenschlägerei, aber plötzlich schrillte eine Sirene auf. Fünf Sekunden später krümmten sich sämtliche hundert Personen, wo sie gerade lagen oder standen, denn ein sechssekündiger Stromstoß jagte durch alle Castitasschellen und traf damit sowohl Penis wie Hoden. „Unruhe ist nicht gestattet‟, war eine mechanische, fast schneidende Frauenstimme zu hören.

Gravis sah in der Mitte der Halle einen Rekruten, der als Einziger kein Bett erhalten hatte, liegen. Bei 50 Etagenbetten war eine Matratze zu wenig in der Halle, denn mittlerweile schliefen dort 101 Anwärter. Im nächsten Moment erschien ein Dutzend Audiutrix-Frauen, die durch die Reihen liefen und die Decken hoben, um zu überprüfen, wo jemand eine Erektion zu verstecken versuchte. Zwar war es in den Castitasschellen kaum möglich, komplett zu versteifen, aber man sah schon, ob der Penis schlaff oder geschwollen war.

Die „Bösewichte‟, die mit einem Ständer erwischt wurden, mussten sich in einer Reihe aufstellen und nackt präsentieren. Die Audiutrix-Frauen gingen die Reihe entlang. Es handelte sich um 62 Rusticus-Anwärter. Gravis war einer von ihnen. Eine der Uniformierten trug rote Stiefel und rote Schulterklappen. Sie zeigte mit einem etwa 60 Zentimeter langen Teleskopstab auf vereinzelte Jünglinge. Diese zehn Auserwählten wurden abgeführt, die anderen erhielten einen weiteren Stromstoß; anschließend mussten sie zurück in ihre Betten eilen. Darunter war Gravis, der den Lattenrost reparierte und sich dann ins Bett legte. Er war froh, nicht zu den zehn Auserwählten zu gehören. Wer wusste schon, welche Strafe sie erhalten würden!?

Was wohl mit Animus und Timiditas geschehen war?, grübelte Gravis. Waren sie Pugnatoren geworden? Oder war es ihnen ähnlich wie ihm ergangen? Gab es vielleicht gar keine Pugnatoren? War das alles nur eine große Lüge? Eine Legende, um männliche Bewohner Reginas in Erwartung großer Heldentaten zu beruhigen? Waren seine Freunde auch Rusticus-Anwärter geworden? Teilten alle jungen Männer womöglich sein Schicksal? Würde er sie je wiedersehen?

Eine Audiutrix ging zu dem am Boden liegenden Rusticus und drohte: „Du hast ja immer noch kein Bett gefunden! Wenn du morgen noch ohne bist, werden wir dich aussortieren. Und glaube mir, dass du das nicht willst!‟ Dann ging sie hochnäsig davon. Der Jüngling war völlig verängstigt und sah sich um. Für 101 Personen reichten 50 Etagenbetten eben nicht. Seine einzige Möglichkeit war, sich ein Bett zu erkämpfen. Aber wie? Er wirkte recht kräftig gebaut, aber das waren alle Anwärter hier. Was sollte er nur tun? Bald darauf ging das Licht aus.

Solange die zehn fehlenden Kameraden nicht da waren, konnte er sich in ein Bett von ihnen legen, aber wann kamen sie zurück? Und was würde dann geschehen? Da er keine andere Wahl sah, schlich er sich im Dunkeln in das nächste freie Bett und legte sich hinein. Innerlich wappnete er sich schon, seine Lagerstatt mit Klauen und Zähnen zu verteidigen.

Mitten in der Nacht schlief er ein. Im Morgengrauen wurden die zehn Auserwählten zurück zur Schlafhalle gebracht. Sie hatten eine stundenlange Stromerziehung hinter sich. Einer von ihnen stellte fest, dass sein Bett besetzt war. Er durfte jetzt auf keinen Fall Schwäche zeigen. Dann würde er auch den Respekt aller anderen Rusticus-Anwärter verlieren. Er riss die Decke weg und packte den Bettendieb am Schlafittchen. „Raus hier!‟, brüllte er. Der Jüngling versuchte, den Griff zu lösen und den Angreifer wegzutreten, aber der Kontrahent war deutlich stärker und warf den Liegenden förmlich vom Bett.

Kleinlaut zog sich der Hinausgeworfene zur Mitte der Schlafhalle zurück, wo er sich auf den harten Boden legte. Wieder eine Nacht auf dem starren und kalten Beton! Nicht einmal eine Decke blieb ihm. Schlafen konnte er nun nicht mehr. Bald würde eh die Morgensirene erschallen. Er dachte darüber nach, warum bei 101 Anwärtern nur 100 Plätze zur Verfügung standen. War es purer Sadismus der Audiutrix-Frauen? Oder würden mit der Zeit noch weitere Anwärter „ausgesiebt‟?
11. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 24.12.14 00:05

Schon Seltsam was da im Schlafsaal passiert. Soll da der Konkurenzgeist oder das Recht des Stärkeren gefördert werden? Was wohl mit dem Aussortierten Passiert? Erbarmt sich einer der Kameraden und lässi ihn bei sich Schlafen?
Hoffentlich Erfährt man im Nächsten Teil wie es nun Zugeht bei den Arbeiten. Was machen die Rusticusse und die Pugnatoren denn nun wirklich? Werden die Evtl nur Trainiert und dann Verkauft?
12. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 30.12.14 19:30

~ IV ~


Timiditas wachte auf. Er lag in einer kahlen Zelle ohne irgendwelche Einrichtungsgegenstände oder Fenster. Die Decke leuchtete mit kaltem, weißem Licht. Er war nackt und... was viel bedeutsamer war: Sein Leib war transformiert worden. Er fasste sich an die riesigen Brüste. Er spürte sie. Sie waren echt. Sie gehörten zu ihm. Und obwohl er kaum über sie hinweg nach unten an seinen Körper entlang schauen konnte, lugte ein gewaltiger Peniskopf, der fast die Größe einer kleinen Faust hatte, am Ende eines monströsen Gliedes hervor, das zu ihm gehörte!

Timiditas öffnete vor Verwirrung seinen Mund. Was war mit ihm geschehen? Er tastete nach dem gewaltigen Luststab, der so mächtig war, dass ihn das Gewicht fast nach vorne zog. Und es fühlte sich geil an. Trotz aller Schrecken merkte Timiditas, wie sein sexuelles Verlangen in ihm brodelte wie Wasser in einem Schnellkochtopf. Jetzt spürte er auch die schweren Hoden, die tief in einem Hautsack lagen. Timiditas musste sich verrenken, um sie zu berühren, die voluminösen Hoden gehörten ihm. Sie waren riesengroß!

Timiditas erinnerte sich nur schwach an die Vergangenheit. Nach und nach kamen ihm Erinnerungsfetzen. Seine Freunde Animus und Gravis... die Musterung vor dem Tribunal... Er war zum Munus gekürt worden. Er hatte gedacht, dass alle jungen Männer zu Pugnatoren würden. War ein Munus eine Art Novizenstellung, bevor man zum Pugnator ernannt wurde? - Aber tief in sich bezweifelte es Timiditas bereits, denn seine Transformation in dieses... Wesen... würde nicht mehr rückgängig gemacht werden können.

Er spürte sexuellen Hunger wie nie zuvor in seinem Leben. Er versuchte seinen Monstercock zu wichsen, aber das war gar nicht so einfach. Er brauchte beide Hände, um ihn zu halten, aber musste dabei seine großen Brüste zusammenquetschen. Sollte er nicht einmal um Hilfe rufen oder eine Erklärung verlangen? Aber seine Gier nach einer Ejakulation war so unerträglich groß. Also widmete er sich seinem neuen Luststab.

Erst nach einigen Minuten merkte er, dass über seinem Liebesprügel noch ein kleiner Penis gewachsen war. Er war ebenfalls erigiert. Doch spürte er dort keine wirkliche Lust. Sein ganzes Verlangen konzentrierte sich auf den überdimensionierten Hammer... Timiditas wichste schneller. Er merkte, wie er bald zum Höhepunkt kommen würde. Vor seinem inneren Auge sah er schon zwei, drei Liter Lustsaft durch die Luft spritzen wie bei einer Magnum-Sektflasche, die man nach kräftigem Schütteln entkorkte.

Doch dazu sollte es nicht kommen: Plötzlich versetzte ihm etwas einen kräftigen Stromschlag genau in seine Eichel. Augenblicklich ließ er den Penis los. Timiditas sank auf die Knie und fiel auf alle Viere. Sein Penis berührte den Boden. Der nackte Jüngling verzog das Gesicht. Der Stromimpuls war sehr intensiv gewesen und hatte zum Glück nur etwa eine Sekunde lang gedauert. Wie war das möglich? Hatte er irgendetwas berührt? Er tastete vorsichtig nach der geschwollenen Eichel. An der Unterseite konnte er einen kleinen Huckel ertasten. Hatten ihm die Audiutrix eine Sonde eingepflanzt?

Er traute sich nicht mehr, zu onanieren, obwohl seine Lust ihn fast überwältigte. Zu präsent war der Schmerz noch. Plötzlich ertönte eine künstliche Frauenstimme aus den Wänden: „Munus! Heute ist der Tag deiner Auto-Defloration. Willkommen in deinem neuen Leben.‟ Timiditas suchte die Zelle nach einem Lautsprecher ab, fand aber nichts. Nur eine kaum zu erkennende Naht wies auf eine Tür hin. „Wer spricht da?‟, fragte er in den Raum. Doch er erhielt keine Antwort. Und was war eine Auto-Defloration? Ob er von der Sprecherin auch beobachtet wurde? Auch auf Regina gab es Kameras, die so kleine waren, dass das menschliche Auge sie kaum sahen.

Timiditas war seine Nacktheit peinlich. Schon in der Dusche war es für ihn merkwürdig gewesen, aber nun besaß er diesen monströsen Körper... Wie sollte er seine Scham bedecken? Da brauchte er mehr als zwei Hände und Arme. - Ob Animus und Gravis auch in einer solchen Zelle saßen und über ihre neuen Körper staunten? Was sollte er denn nun bloß machen? Er wollte so gerne seinen riesigen Kong massieren... Aber er hatte Angst vor dem Strafstoß.

„Munus‟, ertönte wieder die weibliche Computerstimme. „Führe jetzt die Auto-Defloration durch. Du hast hundert Sekunden Zeit.‟ Timiditas hatte keine Ahnung, was er tun sollte. „Was ist das? Eine Auto-Defloration? Was soll ich machen?‟ Er wartete umsonst auf eine Antwort. - Nach genau hundert Sekunden jagte ein neuer Stromimpuls durch seine Eichel. Schwungvoll wie ein fliegender Arm peitschte der Phallus nach oben, während der Munus schrie und sich verdrehte. Angstvoll sah er in alle Richtungen. „Bitte! Bitte aufhören!‟

Nach einer weiteren Minute, in der die Stille in den Ohren von Timiditas rauschte, ertönte erneut die Stimme. „Du hast die Auto-Defloration nicht durchgeführt. Solange du sie nicht vollzogen hast, erhältst du kein Munuskostüm.‟ Timiditas runzelte die Stirn. Was für ein Kostüm? Er wollte endlich wieder Kleidung tragen und sich wie ein Mensch fühlen! Aber was sollte er überhaupt tragen können – bei diesem Mordsding vorne! Er wartete auf die Stimme. Aber sie kam nicht mehr. - So langsam bekam Timiditas Durst und Hunger. Und geil war er auch noch. Es war einfach nur fürchterlich. Er lief wie ein Tiger im Käfig im Kreis und wartete auf die Stimme, die ihn aus seiner Isolation befreite.

Nach einer langen Stunde des Wartens öffnete sich eine Klappe an der Tür, und ein Tablett wurde in die Zelle geschoben. Timiditas konnte keine Hand erkennen. Offenbar war der Vorgang maschinengesteuert. Auf dem Tablett stand ein großer metallener Becher mit verschraubtem Deckel. Ein fest installierter Trinkhalm war angebracht. Timiditas saugte gierig die Flüssigkeit ein. Es schmeckte nach einfachem Wasser. Eisgekühlt. Außerdem lag eine Packung auf dem Tablett, die wie ein Schokoriegel aussah. Die Verpackung war jedoch nicht beschriftet.

Timiditas sah einen karamellfarbenen Block, als er den Inhalt ausgepackt hatte, und biss hinein. Er schmeckte zwar nur leicht süßlich und sonst nach gar nichts, aber er sättigte augenblicklich, also aß er ihn auf. Langsam spürte er Müdigkeit. War in dem Essen oder dem Wasser ein Sedativum? Lange konnte er nicht mehr darüber nachdenken, denn die Schläfrigkeit übermannte ihn. Timiditas legte sich auf den Rücken und drehte sich auf die Seite. Sein Megaschwanz zeigte im rechten Winkel von seinem Torso weg, die schweren Brüste gingen fast bis auf den Boden, der schwere Hodensack lag ebenfalls bis zum Boden.

Im nächsten Moment empfing Morpheus den nackten Munus. Die Tür zur Zelle bewegte sich zischend zur Seite. Eine Audiutrix kam herein. Sie trug rote Stiefel und rote Abzeichen auf der Uniform. Zwei weitere Frauen in weißer Uniform folgten ihr. Die medizinischen Audiutrix drehten den bewusstlosen Timiditas zunächst auf den Rücken. Dann nahm die eine der Frauen den großen Munuspenis hoch und kontrollierte die Unterseite der Eichel. Sie betastete die Stelle und nahm dann einen Kasten aus einem Gürtelholster und hielt ihn an die Eichel. Ein Piepston erklang, dann steckte sie den Apparat wieder weg und ließ den Penis fallen wie eine Holzlatte.

Ihre Kollegin widmete sich den Brüsten und tastete das Gewebe ab. Auch die Nippel, die fast zwei Zentimeter lang hervorlugten, drehte und drückte sie zwischen ihren behandschuhten Latexfingern. Die Audiutrix mit den roten Stiefeln ließ eine laminierte Seite mit einer stilisierten Darstellung fallen. Darauf war die Auto-Defloration dargestellt. Anschließend verließen die drei Frauen die Zelle wieder und nahmen das Tablett mit.

Als Timditas aufwachte, wusste er nicht, wie viel Zeit vergangen war. Sein Zeitgefühl war völlig zerstört. Er war immer noch splitternackt und... Da ertönte die Stimme: „Führe jetzt die Auto-Defloration durch. Bei einer Verweigerung erfolgt eine Disziplinierung.‟ Timiditas spürte, wie Panik aufkam. Wie sollte er es denn tun, wenn er gar nicht... Da sah er die laminierte Seite auf dem Boden und hob sie auf. Er sah eine symbolische Figur, die wohl einen Munus darstellte, der sich selbst mit seinem Penis penetrierte. Die Panik, die der Munus hatte, steigerte sich noch. Er sollte seinen Megaschwanz in seinen Hinterausgang stecken?

Ein Countdown ertönte: „30, 29, 28...‟ Timiditas wusste, dass er wieder einen Stromstoß erhalten würde, wenn er ungehorsam bliebe. Also packte er seinen Schaft und führte ihn durch die Beine durch nach hinten. Die Länge würde tatsächlich ausreichen, staunte er. Er versuchte, die Eichel in seinen Anus zu schieben, aber sie war zu groß. Er drückte und schob und setzte sich, um sein Körpergewicht nutzen zu können. Jetzt musste es gehen... „14, 13, 12...‟ Timiditas ächzte. Er würde es nicht schaffen. Er war viel zu eng gebaut. Und er hatte noch nie in seinem Leben etwas in seinen Hintern gesteckt. „Sechs, fünf, vier, drei, zwei...‟

Timiditas sah zur Decke. „Tut mir Leid, aber es geht nicht. Es.... AAAAAAHHHHHRRRG! Autsch! Verdammt! Was soll das? Der Schwanz ist zu dick! Was soll ich denn machen?‟ Keine Antwort. Timiditas sackte erschöpft zusammen. Als der Schmerz nachließ, spürt er, wie seine Geilheit wieder stark zunahm. Er erwischte sich dabei, wie er seinen Prachtstab in den Händen hielt und verwöhnte.

Doch schon folgte die nächste Computerstimme: „Führe jetzt die Auto-Defloration durch. Bei einer Verweigerung erfolgt eine Disziplinierung.‟ Timiditas schrie auf. Sollte das denn immer so weiter gehen? Er packte seinen Munusstab und bog ihn unter sich zurück, versuchte erneut, sich mit dem voluminösen Kopf zu penetrieren. Wieder tönte der enervierende Countdown. Timiditas wusste, was ihn erwarten würde, wenn er erneut versagte.

Er versuchte sich zu entspannen. Dabei war der Rest seines Leibes völlig verspannt. Er schob und drückte, presste... Ein Urschrei entfleuchte seiner Kehle, Schweiß stand ihm auf der Stirn, und in seinen Augen sammelten sich Tränen. Dann rammte und zwang er den gewaltigen Poller Millimeter für Millimeter hinein in die Enge. Der Anfang war gemacht, und trotz eines wahnsinnigen Dehnungsgefühls spürte der Munus eine ungekannte Geilheit. Noch nie hatte sein Munusstab so eine erregende und reizende Enge erlebt. Der Countdown zählte auf Null. Wieder erhielt Timiditas einen Stromimpuls, der ihn fast aufsprangen ließ. „WARUM?‟, brüllte er auf.

Er stand da mit seinem umgebogenen Riesenteil in der Zelle und war verwirrt. Die Computerstimme erklärte: „Du hast die Auto-Defloration nicht durchgeführt. Solange du sie nicht vollzogen hast, erhältst du kein Munuskostüm.‟ Timiditas ächzte verzweifelt auf. Er hatte aber doch...! Er schob ihn noch ein Stück weiter hinein, so dass er jetzt so weit wie möglich versunken war und ihn voll ausfüllte. Nun ragte nur noch der unterste Rumpf hinaus, der kaum noch als solcher zu erkennen war, sondern eine Art Verdickung des Dammes bildete, als klemmte er sich eine dicke Rolle zwischen die Schenkel. Vorne war nur noch sein zweiter Kleinpenis zu erkennen. Es war ein bizarres Gefühl.

Der Dehnungsschmerz war noch da, aber nicht mehr so überwältigend, wie zu Anfang. Der höllische und reißende Schmerz war einer erotischen Erregung und Reizung gewichen. Wieder ertönte die Computerstimme: „Du hast die Auto-Defloration durchgeführt. Du erhältst dein Munuskostüm.‟ Timiditas war gespannt. Endlich wieder Kleidung! Obwohl er sich fragte, wie er mit diesem Megaschwanz etwas anziehen sollte! Nun ja, so lange das Teil hauptsächlich in ihm drin war, könnte eine Hose mit weitem Schnitt im Schritt vielleicht passen...

Aber sollte er noch länger in dieser penetrierenden Stellung verharren? Das konnte doch kein permanenter Zustand sein! Außerdem... Wie sollte seine Verdauung so funktionieren? Er merkte nicht, wie geruchsloses und unsichtbares Gas in die Zelle strömte. Doch schon kurz darauf, verlor er wieder das Bewusstsein. Es ging ganz schnell. Timiditas merkte es kaum. Und schon, als sei nur ein Wimpernschlag vergangen, war er auch schon wieder wach. Doch es musste einige Zeit vergangen sein, denn er trug nun sein Munuskostüm.

Timiditas sah ungläubig an sich hinab und strich über seinen Anzug. Er steckte in einem hautengen Latexkostüm. Doch Timiditas vermisste einen Reißverschluss oder Knöpfe. Er war von Kopf bis Fuß komplett eingehüllt unter dieser gummiartigen Schicht. Unten steckten seine Füße darin wie in Strümpfen, und sogar sein Kopf war mit einer Haube bedeckt. Nur für seine Augen waren zwei Löcher ausgespart. Im nächsten Moment begriff er, was noch befremdlicher war. Sein Mund! Er versuchte seine Kiefer zu bewegen, seine Zunge... Er fühlte nichts mehr, als sei der gesamte Mundraum betäubt oder gar nicht vorhanden.

Mit seinen Händen betastete er den Bereich, konnte aber nur feststellen, dass seine Lippen verschlossen waren. Durch den Anzug konnte er sie nicht öffnen. Timiditas ließ es keine Ruhe und versuchte sich das Kostüm auszuziehen. Da es keine Nähte oder Öffnungen gab, griff er an den Augen in die Aussparungen und wollte sich das Kostüm vom Kopf reißen. Er musste Gewissheit über seinen Mund haben. Jetzt wurde ihm bewusst, dass er nur noch durch seine Nase atmen konnte, die unter dem Stoff offenbar zwar Sauerstoff aufnehmen konnte, der aber stark nach dem Kostüm roch.

Als Timiditas begann, die Augenlöcher auseinander zu ziehen, merkte er, dass der Stoff stabiler und weniger dehnfähig war, als er gedacht hatte. Selbst unter aller Kraft gelang es ihm nicht, die Öffnungen zu vergrößern oder gar einzureißen. Sein Kostüm haftete regelrecht an der Haut. Wütend sah er an sich hinab. Dazu musste er seine großen Brüste zur Seite drücken und stellte fest, dass sein Kleinpenis nicht bedeckt war. Er war das einzige Körperteil, dass nackt war. Es war erigiert. Timiditas ächzte. Er fühlte sich so beschämt. Warum trug er den Zweitpenis nackt umher?

Sein Riesenteil steckte noch tief in seinem Anus. Deshalb ging er breitbeinig. Jeder Schritt war erregend und reizend. Doch Timiditas ahnte, dass er durch Schritte allein nicht zu einem Orgasmus kommen würde und bewegte sich daher nicht mehr. Und selbst wenn, würde ihn diese Computerstimme wieder mit einem Stromimpuls bestrafen! Er quetschte die Riesenbrüste zur Seite, so dass er seinen Kleinpenis berühren konnte. Probeweise wichste der Munus den kleinen Luststab, doch ohne irgendwelche erotischen Gefühle dabei zu spüren. Wozu war er dann gut? Um sich zu erleichtern?

Timiditas hockte sich hin, wobei ihm sein gewaltiges Körperteil im Weg war, das großteils in ihm steckte. Er legte sich auf den Rücken und zog die Knie an. Er betrachtete seine Hände, die ebenfalls unter der Latexschicht verschwunden waren. Er wartete auf die Computerstimme. Wozu musste er hier in dieser trostlosen Zelle vegetieren? Was hatten die Audiutrixfrauen vor? Wozu war er transformiert worden? Wie sollte sein weiteres Leben verlaufen? Timiditas hatte Fragen über Fragen. Doch niemanden, der sie ihm beantwortete...

...bis zu der Stunde, als sich ein Ausgang aus der Zelle öffnete, in der eine uniformierte Audiutrix stand und den Munus mit strenger Stimme anwies, ihr zu folgen. Timiditas war so froh, endlich der Zelle zu entkommen, dass es ihm fast egal war, wohin die Frau ihn führte. Er folgte ihr durch einen langen Korridor, an dem viele gleiche Türen abgingen, die dem Ausgang aus seiner Zelle ähnelten. Von außen waren sie gut zu erkennen, während in der Zelle die Tür gar nicht richtig zu sehen gewesen war. Er ging an zahlreichen weiteren Zellentüren vorbei. Timiditas konnte nur vermuten, dass hinter ihnen viele junge Männer das gleiche Schicksal erlitten wie er.

Er wurde in einen Raum geführt, der bis auf einen starken Halogenstrahler an der Decke in Dunkelheit getaucht war. Nur viele kleine Leuchtdioden blinkten im Dunkeln auf und stammten offenbar von irgendwelchen Geräten oder Computeranlagen. Die Audiutrix zeigte auf einen Stuhl in der Mitte des Raumes, wo sich Timiditas hinsetzen sollten. Der Munus gehorchte und nahm ganz vorsichtig und langsam Platz, denn die fleischliche Rolle, die von seinem Unterbauch bis zu seinem Hintern reichte, wurde durch sein Körpergewicht gequetscht. Durch die Sitzposition rutschte sie sogar noch einige Millimeter tiefer in seinen Leib hinein.

Im nächsten Moment packten ihn automatische Metallschnallen an Hand- und Fußgelenken, so dass der Munus auf dem Stuhl fixiert war. Timiditas dachte mit Grauen daran, dass er schon genügend transformiert war. Was sollte nun noch kommen? Von der Decke senkten sich weitere medizinische Greifer, die auch seinen Kopf hielten. Die Audiutrix war nicht mehr anwesend, dafür erschien eine weiß gekleidete medizinische Uniformierte und steckte auf die Munushaube überall auf Timiditas Schädel kleine Elektroden an. Timiditas konnte sich keinen Reim darauf machen, wie die Elektroden dort so gut hielten, aber sie saßen bombenfest wie Schrauben in einer Melone. „Herzlich willkommen zu deiner ersten Erziehung‟, sagte die Frau mit seltsam mechanischer Stimme. „Du wirst in diversen Fächern unterrichtet. Zunächst werden wir dich von deiner Vergangenheit befreien.‟ Timiditas wollte protestieren, aber schon im nächsten Augenblick fühlte er sich friedlich, schwebend, zufrieden...
13. RE: Regina

geschrieben von Herrin_nadine am 30.12.14 22:05

Hallo Prallbeutel,


da wird an alles gedacht. Bin gespannt wie es mit ihm weitergeht.


Danke für das fleissige Tippseln
14. RE: Regina

geschrieben von SteveN am 31.12.14 12:28

Hallo Prallbeutel !

Es wird immer interessanter je weiter ich deine Geschichte
lese. Nur die titelgebende Gestalt ist vor meinen Augen
noch nicht aufgetaucht ... ... ...

Viele Grüße SteveN


15. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 31.12.14 17:22

Hallo SteveN,
"Regina" nennt sich der Planet, auf dem die jungen Männer anfangs leben (übrigens mit Betonung auf dem "e"). Vielleicht ist der Himmelskörper ja nach einer Regentin benannt. Das lasse ich noch offen, spielt aber für den Verlauf der Geschichte keine große Rolle. Regina aus dem Lateinischen übersetzt heißt ja "Königin" oder "Herrscherin", kann sich also auch allgemein auf den Planeten und seine Herrschaftsform Femdom beziehen. Mehr steckt eigentlich nicht dahinter.
16. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 01.01.15 20:12

Interessante Fortsetzung.
Nur warum dem Munus nicht gleich Erklärt wurde was es mit der Autodefloration auf sich hat Versteh ich nicht ganz. Entweder Schlamperei weil es nicht so oft Vorkommt das ein Munus Ausgewählt wird und schlicht und einfach Vergessen wurde ihm die Schautafel in die Zelle zu legen, oder eine der Frauen fand das Lustig den jungen leiden zu lassen.
Das Munuskostüm ist auch Interessant. Die Ausbildung geht Natürlich schneller wenn die Erinnerungen an sein Früheres Leben gelöscht werden. Dann müssen nur seine Fertigkeiten trainiert werden.
17. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 22.01.15 20:23

~ V ~


Animus wurde von einem schrillen Schreien aufgeweckt. Er saß aufrecht in seinem Bett vor Schreck, dann merkte er, dass eine laute Sirene von der Decke des Schlafraumes schrillte. Wie viel Dezibel die wohl erreichte, fragte er sich. Auf jeden Fall war sie für das menschliche Ohr die reinste Folter. Die weckte Tote auf!

Seine Kameraden waren zum Teil schon aus ihren Betten gehüpft und standen in Habachtstellung. Animus machte es ihnen so schnell wie möglich nach. Im nächsten Augenblick zischte die Tür auf, und eine Audiutrix erschien. „Stillgestanden! Ihr wertlose Brut!‟ Animus sog zischend Luft zwischen den Zähnen ein. Er war doch Pugnator. Oder zumindest Anwärter der hoch angesehenen Verteidiger Reginas. Wie konnten die Audiutrixfrauen ihn so schlecht behandeln?

Die Uniformierte ging im Stechschritt die Reihen der Jünglinge ab, und überprüfte den Sitz der Leibwäsche. Die Feixerei zwischen den jungen Männern war ihnen ordentlich vergangen. Die Audiutrix zeigte auf Fortis und befahl: „Runter! 50 Liegestütze!‟ Der Pre-Pugnator gehorchte sofort und begann mit der pumpenden Übung. Dann zeigte die Uniformierte auf ein Paar Stiefel: „Wem gehören die?‟ Fatum meldete sich unbeholfen. „Das sind meine.‟ Die Audiutrix zog ihren Disziplinarstock und versetzte dem Jüngling einen Stromstoß genau in seinen Schritt. Quiekend landete Fatum auf dem Boden. „Leck deine Stiefel sauber!‟, befahl die Audiutrixfrau. Sie hatte vermutlich einen kleinen Fleck bemerkt. Außerdem standen die Stiefel nicht so akurat im richtigen Winkel zum Bett.

Fatum begann mit der erniedrigenden Putzarbeit der besonderen Art, während Fortis seine Strafübung schwer atmend beendete, aufstand und sofort Haltung annahm. Die Audiutrix sah auf ihre Armbanduhr. „In fünf Minuten uniformiert im Exerziersaal angetreten!‟ Dann drehte sie sich mit Schwung um und verließ im Stechschritt den Raum.

Die Jünglinge gerieten förmlich in Panik und hetzten in ihre Kleidung und Stiefel, überprüften den Sitz im kleinen Spiegel des Spinds und rannten dann Richtung Exerziersaal los. - Im langen Flur waren ebenfalls zahlreiche andere Rekruten unterwegs. Es grenzte an ein Wunder, dass sich die Jünglinge nicht über den Haufen liefen und dann auch noch ihre richtige Position in den langen Reihen der Pugnatoren wiederfanden. Die fünf Minuten waren abgelaufen. Keiner der Pugnatoren war zu spät gekommen.

Animus spürte, wie die enge Hose in seinem Schritt kniff, aber er wagte jetzt keine noch so kleine Bewegung mehr, sondern er stand still wie eine Statue da, wie alle anderen auch. Aus dem Augenwinkel konnte Animus sehen, dass links von seinem Vordermann jemand einen Schnürsenkel seines Stiefels nicht korrekt befestigt hatte. Vielleicht hatte er sich auch in der Eile wieder gelöst. Animus wartete, bis keine Audiutrix in Sicht war und stupste den Betroffenen unauffällig an. Dann flüsterte er: „Dein Schnürsenkel ist offen.‟ Der Jüngling senkte erschrocken seinen Kopf und sah sein Malheur. Mehr konnte er für ihn nicht tun.

Der Rekrut sah schweißgebadet zur Seite, ob eine Uniformierte in Sichtweite war. Er konnte diesen Augenblick nutzen... Blitzartig ging er in die Hocke und schloss den Schnürsenkel; dann sprang er wie eine zusammengepresste Feder wieder in Habachtstellung hoch. Schweiß lief ihm an den Schläfen hinab. Durch eine Computerstimme von der hohen Saaldecke ertönte die Durchsage: „Pugnatoren! Heute steht eure erste Gefechtsübung an. Seid mutig, tapfer und diszipliniert. Seid erfolgreich und lehrsam.‟

Die Audiutrixfrauen ließen die Rekruten durchzählen. Anschließend rief eine der Uniformierten, dass sich alle mit einer geraden Zahl nach links begegeben sollten, alle mit einer ungeraden Zahl mussten sich nach rechts bewegen. Es gab also zwei Gruppen. Animus vermutete, dass die einen die Pugnatoren von Regina waren, und die anderen böse Außerirdische spielen sollten. Von seinen Stubenkameraden war weit und breit niemand zu sehen. Einige Augenblicke später wurde die eine Gruppe abgeführt und verließ den Exerziersaal. Animus gehörte der anderen Gruppe an und blieb zunächst stehen.

Etwa zehn Minuten später führten einige Audiutrixoffizierinnen die Gruppe ab. In Zehnerteams wurden sie mit einem Turboaufzug auf ein anderes Deck geschickt. Am Ende eines langen Korridors öffnete sich eine riesige Rampentür und entließ die Rekruten in ein Gelände an der Oberfläche des Mondes Fortuna. Zwar verfügte der Mond über keine natürliche Atmosphäre, aber eine gewaltige Glaskuppel schaffte hier eine Biosphäre, die schätzungsweise mindestens hundert Meter hoch war und mehrere Kilometer Durchmesser am Boden des Mondes maß.

Animus konnte die „Decke‟ wegen der Schwärze des Kosmos nicht erkennen. Er nahm nur die Felsformationen wahr, die überall das reinste Labyrinth bildeten. Hier konnte man schnell in einen Hinterhalt geraten oder im Gegenteil dem Feind gut auflauern, sich verschanzen, sich verstecken oder Nester stürmen. Ein idealer Übungsplatz für ein Gefecht mit der Handwaffe.

Die Audiutrixfrauen befestigten an jedem Rekruten ein Metallhalsband mit einer blinkenden Diode. Dann übergaben sie den angehenden Pugnatoren Laserpistolen. Allerdings wurden die Jünglinge darauf aufmerksam gemacht, dass die Waffen sicherheitshalber nur harmloses Licht verschossen. - Die Wirkung des Übungsgerätes hatte es trotzdem in sich, denn bei einem Körpertreffer zeigte ein Stromimpuls dies an. Beim zweiten Treffer warnte ein stärkerer Impuls, und so steigerte sich die Intensität bis zum siebten „Hit‟, der dann das Ausscheiden des Pugnators bekannt gab. Ziel war es, mit den eigenen Kameraden die Gegner auszuschalten.

Die feindliche Gruppe hatte zur optischen Unterscheidung rotfarbene Westen übergezogen, Animus erhielt dagegen mit seinem Team blaue Westen. Animus musste mit seinen Kameraden noch über eine Stunde lang auf seinen Einsatz warten, denn das Gelände wurde stets nur von zwei Gruppen je 25 Personen genutzt. Er fragte sich, was es mit dem Halsband auf sich hatte. Aber auch die anderen Männer konnten sich keinen Reim darauf machen. Eine Theorie, die die Runde machte, war, dass die Audiutrixfrauen die einzelnen Soldaten so auf einem Monitor jederzeit orten konnten. Damit würde das Geschehen grafisch dargestellt werden können. Doch dann erinnerte sich Animus an den Sender in seinem Solar Plexus. Vielleicht gaben die Halsbänder die Stromsignale ab?

Bevor das erste Manöver für Animus losging, versuchte er sich mit den anderen zwei Dutzend Kameraden zu verständigen. Man wollte einen „Schlachtplan‟ ausarbeiten bzw. sich eine Taktik überlegen, wie man den Feind besiegen konnte. Einkreisen, verschanzen oder doch lieber jeder für sich? Es gab zahlreiche Ideen, aber man wurde sich nicht einig und quatschte durcheinander. Animus seufzte. Ein eingespieltes Team hatte er da nicht gerade. Es lief also auf den Einmannmodus hinaus.

Am sichersten war es logischerweise, einfach versteckt hinter einem Felsen zu hocken und abzuwarten, aber zu den Regeln gehörte auch, dass man mit Treffern sein Konto füttern sollte. Die Pugnatoren, mit den wenigsten Punkten würden disziplinarische Konsequenzen erdulden müssen, hieß es. Und als Animus noch darüber nachdachte, befand er sich mitten im Gefecht. Zumindest hinter einer Felsformation, hinter der er sich alleine eine immer enger werdende Spalte entlang schlich.

Vor und hinter ihm war kein Kamerad zu sehen. Die meisten waren gerade ins Gelände gerannt, einer Anhöhe entgegen, die sie besetzen wollten, bevor es der Gegner tat. Und andere Pugnatoren hatten sich rechts gehalten, um hinter einer hohen Felswand Schutz zu suchen, und sich langsam ans andere Ende vorzuarbeiten. Animus zweifelte an seiner Entscheidung. Er war der Einzige, der den linken Weg gewählt hatte. Hoffentlich lief er hier nicht in eine Falle. Er eilte zum Ende der Spalte. Wenn dort ein Kontrahent erschien, hatte er keine Möglichkeit, um Deckung zu suchen. Ein Treffer nach dem anderen würde auf ihn eindreschen. Und schneller, als er bis sieben zählen könnte, wäre er endgültig ausgeschaltet.

Animus rannte also bis zum Ende der Spalte, die auf den letzten Metern so eng wurde, dass er sich nur noch durchzwängen konnte, und schaute vorsichtig um die Ecke. Zwei weitere von Felswänden begrenzte Gänge taten sich auf. Animus nahm den linken Weg, denn dort gab es zahlreiche kleine Einbuchtungen, die notfalls Deckung ermöglichten. Dann hörte er Schritte hinter sich. War das etwa der „Feind‟?

Animus atmete vernehmlich erleichtert auf, als er die blaue Weste sah: ein Mitstreiter. Der junge Mann war mindestens genauso erschrocken. Sie beschlossen, sich als Zweierteam durch das Manöver zu kämpfen. Etwa 50 Meter weiter öffnete sich das Gelände zu einer kleinen, runden Fläche ohen Felsformationen. Auf der anderen Seite erkannten Animus und sein Partner eine aufsteigende schräge Felswand. Dahinter versteckten sich garantiert „Rotröcke‟. Aber wie sollten sie die Fläche ungeschützt überwinden? Zumindest konnte auch der Feind nicht einfach heranstürmen.

Im nächsten Moment blitzten Laserstrahlen auf, die quer zu ihnen auf die Felswand zielten. Gegnerische Feuerstöße beantworteten sie. Animus verhielt sich still, aber sein Begleiter zielte wahllos auf die Felswand. Schon reagierten dort Pugnatoren des gegnerischen Teams. Animus musste schnell den Kopf einziehen, doch zu spät: Zwar hatte der Feind ihn am Kopf getroffen, aber den Schmerz merkte er in seinem Halsband. Dafür war es also. Animus wälzte sich auf dem staubigen Boden. Der Stromimpuls war intensiv gewesen. Wenn er von Treffer zu Treffer zunahm... Animus brach der Angstschweiß aus.

Sein Partner meinte: „Wir müssen vorwärts stürmen!‟ Animus sah ihm ungläubig hinterher, wie er über die ungeschützte Fläche rannte, um die Felsschräge zu besteigen. Aber er hatte irgendwie Recht. Ohne Trefferpunkte beim Feind durfte er sich auf disziplinarische Konsequenzen freuen, was immer das war. Also eilte Animus dem Tollkühnen hinterher. Wenige Sekunden später fanden sie sich in einem wilden Gefecht wieder, bei dem beide Seiten „Hits‟ sammelten.

Auch Animus wurde zwei weitere Male Ziel einer Attacke. Er glaubte schon, es nicht aushalten zu können, aber glücklicherweise nahm ihn niemand mehr aufs Korn. Endlich tönte eine schrille und laute Sirene, die das Ende der Übung bedeutete. In dem Durcheinander hatte er vor einigen Minuten seinen Partner aus den Augen verloren. Wo er wohl war? Animus wurde bewusst, dass er nicht einmal seinen Namen kannte.

Eine Computerstimme befahl alle Pugnatoren an den Eingang der Biosphäre. Animus stellte fest, dass nur etwa ein Dutzend Rotröcke und lediglich sieben Blauwesten zusammentrafen. Wo waren die restlichen Kameraden? Eine Audiutrix erklärte: „Wer die maximale Trefferzahl erhalten hat, ist ausgeschieden.‟ Mehr gab es nicht zur Erläuterung. Animus runzelte die Stirn. Hatten die Rekruten ihre Aufnahmeprüfung zum Pugnator nicht geschafft? Oder waren sie nur temporär aussortiert, um ihre disziplinarischen Konsequenzen zu ernten? Ein Kamerad in blauer Weste raunte Animus zu: „Die sind einfach ohnmächtig geworden. Ich habe es bei drei Typen gesehen.‟

Die Pre-Pugnatoren mussten ihre Westen abgeben, wurden von den Halsringen befreit und wurden zum Duschraum geführt, wo sie in Zehnergruppen eingeteilt wurden. Als Animus nackt unter den heißen, wohltuenden Wasserstrahlen stand, erkannte er seinen Stubenkameraden Levis wieder, der sich mit einem anderen Duschenden stritt. Anscheinend ging es um eine Situation beim Manöver. Levis und der andere junge Mann waren „Rotröcke‟ gewesen. Zunächst schubsten sich die Rekruten, dann gingen sie sich gegenseitig an die Gurgel. Animus wollte seinem Stubenkameraden schon helfen, als ihm dessen gemeines Verhalten gegenüber dem schächeren Fatum einfiel. Sollte Streithahn Levis ruhig einen Denkzettel erhalten.

Und so war es denn auch, obwohl Levis sehr athletisch war, gab es eben immer noch einen, der noch stärker war. - Später in der Schlafstube, wo sich die Jünglinge ihre Uniformen anziehen sollten, machte Levis eine Miene wie ein begossener Pudel. Animus fiel auf, dass in seiner Stube von den acht Personen nur fünf anwesend waren. Er vermutete, dass Fatum, Fortis und Agitur zu den „gefallenen‟ Soldaten zählten und zunächst irgendwo ihre Strafe einheimsen durften.

Neben Levis und Animus waren nur noch der große Magnus, Celeritas und Ferox da. Animus strich sich sein blütenweißes T-Shirt glatt und schlüpfte dann in die enge Hose. Wieder stellte er fest, dass seine Genitalien in der bloßen Leibwäsche nicht so gut sichtbar waren, wie sie mit der übergestreiften Uniformhose nun deutlich zu Tage traten. Er zog seine Uniformjacke an und stieg dann in die Stiefel. Das schwarze Leder blitzte sauber in dem Neonlicht der Decke.

Ferox brüstete sich mit 21 Gegnertreffern. „Mich selbst hat nur ein einziges Mal einer erwischt‟, betonte er seinen erfolgreichen Tag. „Feige von hinten!‟ Animus war nur auf sechs fremde Treffer gekommen. Na, da würde er wenigstens nicht zu den Schlechtesten gehören – wenn auch nicht zu der Elite, die einen Orden verdient hatte. Oder was würden die Offizierinnen ihnen verleihen? Noch gespannter war er auf die angedrohten „disziplinarischen Konsequenzen‟ der Versager. Er wollte auf jeden Fall nicht mit Fatum, Fortis oder Agitur tauschen. „Stillgestanden!‟, rief plötzlich eine Audiutrix, die in die Stube hineingeschossen kam wie ein Strahl aus den Übungskanonen.

Sofort standen die Fünf wie Statuen, perfekt ausgerichtet, den Blick geradeaus, in abgewinkelter Reihe, gleichen Abständen, perfekter Fußstellung und Körperhaltung. Die Audiutrix betrachtete die Jünglinge. Animus spürte, wie sein Gesäß vor Anspannung brannte. Wenn er noch öfter diese Exerzierübungen und Habachtstellungen trainierte, würde er mit seinen Arschbacken bald Nüsse knacken können. Abrupt drehte sich die Audiutrix zu ihm um und wies ihn an: „Du, Pre-Pugnator! Mitkommen!‟ Animus schluckte. Er war gemeint. Warum? Wieso? Weshalb? Was hatte er angestellt?

Er folgte im strammen Stechschritt, wie er ihn gelernt hatte, der Offizierin aus der Stube und den Korridor entlang. Er folgte der Vorgesetzten in einen kleinen Personenturbolift, in dem höchstens vier Personen Platz hatten. Die Nutzungsrechte dafür hatten nur Offizierinnen. Mit der Audiutrixfrau alleine und so eng zusammen fühlte sich Animus ein wenig ungut. Und obwohl er versuchte, respektvoll möglichst viel Abstand zu halten, drängte sie sich geradezu an seinen Körper.

Endlich war die Fahrt zuende. Es ging einen anderen Korridor in der großen Kaserne weiter in einen Raum, der eher einem Büro ähnelte. Offenbar war das der Arbeitsplatz der Offizierin. Ein großer Schreibtisch mit einem eingebauten Monitor und einer Tastatur aus Silikon, die sanft leuchtete, gehörte zur Einrichtung; einige Toachpads an den Wänden und weitere Monitore umgaben sie. Auf dem Boden leuchteten im Karomuster kleine Mosaikplatten. „Name!‟ Animus schluckte. Er wollte seinen Namen nennen und hoffte darauf, dass er nicht auch irgendeine Bezeichnung einer Einheit oder der Kompanie aufsagen sollte, die er nämlich gar nicht kannte. Oder war sie ihm in der Aufregung entfallen? Er stockte und sagte dann doch: „Animus‟.

Die Audiutrix war offensichtlich zufrieden. Sie lächelte. Animus war erneut unter Schock. War das die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm? Oder war sie einfach nur nett? Sie näherte sich. Irgendwas war anders. Animus grübelte fieberhaft... Ihr Gang! Sie bewegte sich sonst so maschinell, so automatisch, so roboterhaft. Jetzt war da Eleganz, feminine, ja sogar erotische Gestik und Bewegung... Sie stand nun ganz nah vor ihm und reichte ihm bis zur Schulter. Dann knöpfte sie die Uniformjacke auf. Animus hielt die Luft an vor Aufregung. Die Audiutrix strich ihm über das nackte Kinn, dann hakte sie einen Finger in den Halsausschnitt des T-Shirts und zog ihn hinter sich her.

Sie ging mit ihm im Schlepptau zu einer Wand und drückte ein Touchpad. Eine künstliche Handfläche leuchtete auf, mit der sie ihre eigene Hand scannte, indem sie ihre Finger dagegen drückte, dann klackte ein Teil der Wandverkleidung auf und gab eine Tür frei. Animus folgte der Audiutrixfrau fasziniert in einen dunklen Nebenraum. Hier sah es gar nicht nach Büro oder Kaserne aus. Auch keine medizinischen Geräte waren zu erkennen.

Die Audiutrix befahl: „Uniform ausziehen zur Begutachtung!‟ Animus beeilte sich, aus seinen Sachen zu schlüpfen, bis er in Leibwäsche vor der Vorgesetzten stand. Die Audiutrix zeigte auf den Slip und kommandierte: „Das auch!‟ Animus gehorchte. Es war ja nicht so, als hätte die Frau ihn noch nie nackt gesehen. Auf dem Weg zum Duschraum waren die Rekruten gewöhnlich im Adamskostüm gekleidet. Doch jetzt so ganz alleine vor ihr...

Er wollte gerade den Slip akkurat gezirkelt zusammenlegen, da riss die Offizierin ihn zu sich herum und presste sich an ihn, stellte sich auf die Zehen und umschlang seinen Nacken, küsste ihn und glitt dann mit einer Hand an die Männlichkeit des Jünglings. Die Audiutrix riss sich selbst die Uniform vom Leibe und präsentierte darunter eine formvollendete Weiblichkeit mit breiten Hüften, einem flachen Bauch und mittelgroßen, harten Brüsten, die sich gegen seine haarlose Brust drückten, wie Animus seit der Enthaarung ja auch überall sonst glatt war wie die Haut eines Mädchens.

Diese Liebkosungen waren für ihn völlig neu, doch war ihm klar, dass die Streicheleinheiten nicht mütterlicher oder schwesterlicher Art waren, wie er sie auf dem Planeten Regina kennengelernt hatte, sondern eher ein Vorspiel zur Vereinigung war. Zur Vereinigung zwischen Mann und Frau. - Animus atmete stoßweise vor Aufregung und Eregung. Sein kleiner Soldat war bereits ganz gegen seinen Willen hart und groß geschwollen und bohrte sich zwischen die Schenkel der Nackten, als diese den Rekruten nach hinten auf eine Art Latexsessel drückte und sich selbst breitbeinig über ihm niederließ.

Im nächsten Moment führte sie die Speerspitze ins Ziel, der engen, feuchten Spalte, von der Animus schon seit Jahren geträumt hatte. Tiefer und tiefer erforschte er das Terrain, das Terra incognita. Und je weiter er vordrang, desto süßer wurde das Erlebnis. Es war nicht zu vergleichen mit der mechanisch anmutenden Selbstbefriedigung, die er zu Hause manchmal mehrmals am Tag zu seiner Erleichterung durchgeführt hatte. Seine Sinne drehten sich nur noch um diese göttliche Gestalt, die ihn aufgenommen hatte, die ihm höchste Glücksgefühle schenkte.

Und als Animus fast so weit war, dass er sich auf dem Gipfel der Lust wähnte, schrie die Frau plötzlich und stöhnte, schwang ihr Haar, ihre Brüste wogten wild umher, ihre warme Hüfte presste sich noch kräftiger an ihn. Animus war für eine Sekunde verwirrt und erschrocken, doch dann merkte er, dass die Frau ihren erotischen Höhepunkt erklommen hatte; Animus dagegen war durch die kurze Konfusion einige wenige Meter den Berg der Geilheit abgerutscht, doch erstieg er ihn nun mit Anlauf umso schneller und schoss seine „Laserpistole“ ungeniert und voller Euphorie ab.

Erst danach erhob sich die Audiutrixfrau langsam und entließ ihn der Einsamkeit. Doch voller Befriedigung und mit glasigen Augen starrte er sie an und konnte nur daran denken, wie schön das Erlebnis gewesen war. Gern hätte er noch einen Nachschlag genommen, aber die Offizierin war bereits dabei, fast in Hektik ihre Uniform zu schnüren; also tat Animus es ihr nach und wartete darauf, was die Frau, deren Namen er noch nicht einmal kannte, nun sagen würde. Doch stumm schob sie ihn aus dem geheimnisvollen Zimmer heraus und begleitete ihn zurück bis kurz vor die Stube.

Animus wollte etwas fragen, aber der Blick der Audiutrix war wieder kalt und streng, unerbittlich, fast grausam. Er wagte kein Wort, ging in die Stube und legte sich auf das Bett. Magnus, der über ihm lag, verrenkte seinen Kopf, bis er Animus ins Gesicht sehen konnte und fragte: „Was ist passiert? Was haben die mit dir gemacht?‟ Animus lächelte. „Darüber kann ich nichts sagen.‟ Gerne hätte er von seinem Erlebnis geprahlt, aber er hatte zugleich Angst davor, dass er ein Geheimnis verriet und dafür bestraft würde. Außerdem hätten seine Kameraden ihm eh kein Wort geglaubt.

Vielleicht hatten sie beide etwas Verbotenes getan. Wer wusste das schon so genau? Stattdessen lenkte Animus vom Thema ab: „Weißt du was Neues über Fatum, Fortis oder Agitur?‟ Magnus schüttelte den Kopf. Die Betten waren noch leer. Niemand in der Stube wusste etwas über den Verbleib der drei Verschollenen. Levis grinste und meinte spöttisch: „Die kommen zur Strafe in Keuschheitsgürtel und dürfen nie wieder ihren Schwanz anfassen!‟ Magnus fragte: „Woher willst du das wissen?‟ Levis meinte: „Keine Ahnung. Aber beim Manöver hat ein Typ erzählt, dass längst nicht jeder Pugnator wird. Manche müssen als Rusticusse schuften, und die tragen dann zeitlebens einen Keuschheitsgürtel.‟ Animus runzelte die Stirn und dachte: „Dieser Spinner hat zu viel Fantasie!‟ Auch Magnus schüttelte den Kopf: „Dann würden deren Eier ja platzen!“ Ferox lachte. Aber dann verebbte sein Gefühlsausbruch. Wenn denen das passieren konnte... Was war, wenn auch Pugnatoren eines Tages diese grausamen Keuschheitsvorrichtungen tragen mussten!?
18. RE: Regina

geschrieben von pardofelis am 22.01.15 21:40

Hi prallbeutel,

so kommen also die Pugnatoren zu ihrem Lob und Ansporn.
Nur mit Wahl ist da ja auch nix.

Danke für die Fortsetzung
19. RE: Regina

geschrieben von Herrin_nadine am 23.01.15 00:05

Hallo Prallbeutel,

war das sehr spannend geschrieben. Ist an der Geschichte mit der Keuscheitsvorrichtung was dran?
20. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 23.01.15 08:50

Warum hat Animus denn die Belohnung bekommen? Beim Manöver war er doch gar nicht so gut.
Könnte sein dass das Gerücht stimmt und die Pre Pugnatoren die KO Gegangen sind zu Rusticussen werden. Ich fand es Toll das Animus seinen Kameraden auf die Offenen Schnürsenkel Aufmerksam gemacht hat.
21. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 11.02.15 19:42

~ VI ~


Rusticus 63166 wurde aus dem Schlaf gerissen. Eine laute Sirene schrillte durch die Halle. Audiutrixoffizierinnen kamen herein und schrien die jungen Männer an. Im Laufschritt mussten die Rusticus-Anwärter die Halle verlassen und in ihren Castitasschellen liefen sie nackt in den Duschraum, in den sie in Zehnergruppen hineingescheucht wurden. Auch Rusticus 63166 gehörte zu ihnen.

Während der Nacht waren die abgeführten Rusticus-Anwärter wieder in den Schlafsaal gekommen, hatten aber kein Wort darüber verlauten lassen, was sie für eine Strafe erhalten hatten, weil sie sich unzüchtig verhalten hatten. Gravis hatte gleich drei Kameraden unter der Dusche Fragen zu gestern Abend zugeraunt, aber die hatten sich sofort weggedreht. Vielleicht gab es eine Verschwiegenheitsklausel.

Zum ersten Mal nahm Gravis die Brandmale seiner Kameraden so richtig wahr. Jeder hatte eine andere Nummer graviert. Gravis selbst trug die 63166. Nach der Dusche erhielten die Jünglinge ihre Sportbekleidung. Sie war frisch gewaschen und gebügelt. Vermutlich Ersatzexemplare von gestern. Ihm taten noch alle Muskeln vom Training weh. Sollte er etwa schon wieder auf den Foltergeräten schwitzen?

Leider bewahrheiteten sich seine Befürchtungen. Heute trieben die Drillfrauen ihn wenigstens nicht so extrem. Aber es war immer noch sehr anstrengend, schweißtreibend und schmerzhaft. - Nach der körperlichen Ertüchtigung ging es erneut unter die Dusche, dann erhielten die Jünglinge in Zehnergruppen neue Kleidung: weiße Overalls, die bis zum Hals zugezogen werden konnten. Für die Füße erhielten sie dicke, klobige Stiefel mit dicker Sohle. Unter dem Ganzkörperanzug trugen sie nur schmale Slips, die hinten wie Stringtangas geschnitten waren.

Gravis hatte so etwas in seinem Leben noch nie getragen. Auf Regina war so etwas unbekannt. Er fand es äußerst unangenehm. Der Overall besaß am Hals eine gummiartige Verdickung, die wie ein enger Reifen um seinen Hals führte. Auf der Oberseite war eine Art Vertiefung angebracht. So etwas wie eine Schiene. Die Zehnergruppe wurde durch einen schlauchartigen engen Korridor geführt, der wie ein Zubringer zu einem Raumgleiter aussah.

Gravis bestieg hinter einer Schleusentür einen kleinen Innenraum, der seinen Verdacht bestätigte. Er und neun weitere Rusticus-Anwärter wurden offenbar mit einem Raumgleiter vom Mond weggebracht. Er hoffte, dass dies die Heimreise nach Regina bedeutete, setzte sich auf Kommando einer Audiutrix auf einen harten Schalensitz, von denen zehn Stück angebracht waren – der maximalen Zuladung des Gleiters.

Es dauerte nicht lange, dann schloss sich die Schleusentür, und ein saugendes Geräusch ließ erahnen, dass der Druck in der Innenkabine des Gleiters erhöht oder verringert wurde. Die Sitze der Insassen waren so verteilt, dass jeweils fünf Jünglinge sich gegenübersaßen – links und rechts des Mittelganges.

Plötzlich fielen Masken von der Decke, die an Schläuchen hingen. Eine Computerstimme wies die Passagiere an, die Masken aufzusetzen, die das komplette Gesicht bedeckten und für die Augen eine Plexiglasscheibe besaßen. Sie passten genau in die Gummivertiefung ihrer Oberalls.

Gravis konnte anfangs kaum atmen, doch nach und nach fiel ihm der Luftaustausch leichter, allerdings musste er stark saugen, um Sauerstoff aus dem ersten Schlauch zu bekommen, und genauso kräftig ausatmen, um das Kohlendioxid durch den zweiten Schlauch zu blasen. Hoffentlich dauerte der Raumflug nur kurz.

Nach einer Stunde wurde er langsam unruhig. Es wurde immer anstrengener, genug Luft zu bekommen, da ertönte zu seiner endlosen Erleichterung die Stimme aus dem Lautsprecher: „Wir landen in zehn Minuten.“ Da die Innenkabine des Gleiters keine Fenster hatte, konnte er den Anflug nicht verfolgen, aber er zeigte seinen Kameraden den erhobenen Daumen als Geste dafür, dass sie es bald geschafft hatten und wieder zu Hause sein würden. Vielleicht mussten ja alle jungen Männer, die zu Pugnatoren wurden, zunächst als eine Art Anwärter diese Prozedur durchleben.

Die Landung mit den Rückstoßdüsen war ein wenig holperig, und die Rusticusse mussten sich gut festhalten, um nicht aus ihren Schalensitzen zu schleudern. Dann endlich beruhigte sich das Triebwerk und verstummte auf dem Boden. Doch statt eines Druckausgleichs und dem Hinweis, dass sie die Masken ablegen konnten, wies die Stimme sie an, den Atemschutz samt mobilem Tank mit aus dem Gleiter zu nehmen. Gravis entdeckte als Erster, was gemeint war: Neben den Sitzen waren Tanks, die wie Aluminiumbatterien in Kofferform aussahen, angebracht und mit den Schläuchen verbunden. Durch einen Hebel und einen Knopf wurden sie von der Sitzwand entfernt und konnten von den Jünglingen getragen werden.

„Die Sauerstofftanks in den Gürtel einklinken!“, kam die Stimme wieder aus der akustischen Membran. Erst jetzt bemerkten die jungen Männer den am Oberall angenähten, breiten Gürtel, der seitlich eine Klemmfunktion hatte, die genau für die flachen Sauerstoffflaschen passten. Nun öffnete sich auch die Außentür mit einem lauten Zischen. Das Schott senkte sich ausklappend ab und bildete einige Stufen für den Ausstieg. Die Männer verließen gespannt den Gleiter. Sie wähnten sich auf einem Raumflughafen von Regina, doch eine trostlose Gegend und ein pechschwarzer „Himmel“ ließen ihre Vermutungen gleich wieder zerplatzen. Der nahe Horizont ließ außerdem erahnen, dass sie sich auf einem winzigen Himmelskörper befanden. Ein Asteroid ohne Atmosphäre? Aber warum gab es dann ganz gewöhnliche Schwerkraft?

Gravis schaute unwillkürlich an sich hinab und erkannte, dass seine dicken Stiefel, die zu dem Oberall gehörten, an der dicken Sohne ein grünes Licht absonderten. Dann merkte Gravis, dass irgendetwas nicht stimmte. Seine Arme schwebten fast. Und doch konnte er sich nur mühsam fortbewegen, so, als wolle er durch hohen Schnee stapfen. Dann begriff er: Die Sohlen mussten magnetisch sein mit dem erzreichen Boden reagieren.

Zwei Audiutrixoffizierinnen erschienen aus dem Gleiter. Sie mussten sich vorne im Cockpit aufgehalten haben. Die Frauen trugen ebenfalls Masken und einen Schutzanzug sowie ähnliche Stiefel. Die Zehnergruppe wurde von ihnen über ein mit winzigen Kratern übersähtes Feld geführt. Plötzlich tauchte vor ihnen eine Felswand auf, in der sich eine große Schleusentür befand. Gravis schätzte sie auf fünf Meter Breite und drei Meter Höhe. Sie öffnete sich langsam, während ein darüber angebrachtes Warnlicht orange flackerte. Dann betrat die Gruppe den Hohlraum des Felsens.

Kaum war der letzte Rusticus durch die Tür gegangen, schloss sie sich wieder. Lautes Zischen ertönte. Düsen sorgten für eine Atmosphäre. Ebenso setzte Norm-Gravitation ein. Die Jünglinge kamen aus dem Staunen nicht mehr hinaus. Wie war das möglich? Als die Audiutrixoffizierinnen ihre Masken abnahmen, gaben sie den Jünglingen die Erlaubnis, es ihnen nachzutun. Weil die magnetischen Stiefel noch aktiviert waren, waren die Rusticus-Anwärter wie am Boden fixiert. Drei junge Männer wedelten mit den Armen, um nicht hinzufallen. Die Offizierinnen hatten damit keine Probleme: Ihre Stiefelfunktion war bereits ausgeschaltet.

Endlich wurden auch die Jünglinge von ihren Magnetkräften befreit. „Wo sind wir?“ wagte es ein Rusticus zu fragen, der im Gleiter neben Gravis gesessen hatte. Sofort trat eine Audiutrix auf ihn zu und tippte ihm mit dem Disziplinarstab von unten in den Schritt. Selbst durch das Hightech-Material des Overalls wirkte der Stromimpuls und jagte den Elektrostoß durch die Hoden des jungen Mannes, um ihn zu ermuntern, still zu sein. Jammernd hielt er sich seine Männlichkeit und sackte auf die Knie. „Sprich nur, wenn du aufgefordert wirst!“, erinnerte ihn die Offizierin.

Nur langsam gewöhnten sich die Augen der Männer an das düstere Licht in der Mine. Gravis vermutete zumindest, dass es eine Mine war, denn auf dem Boden entdeckte er Schienen, die vielleicht Loren leiteten. Aber er hatte noch keine Arbeitsroboter gesehen. Die Offizierinnen führten die Zehnergruppe weiter, einen enger werdenden Tunnel entlang. An der gewölbten Decke sorgten vergitterte Lampen für ein schwaches, kaltes Licht. Der Boden war staubig und dreckig, aber eben. Trotzdem hatte Gravis das Gefühl, dass der Weg etwas abschüssig war.

Als sie am Ende des Tunnels ankamen, versperrte ihnen ein gewaltiges, rundes Stahltor den Weg, das wie eine überdimensionierte Tresortür aussah. Eine Audiutrix tippte auf einem Touchpad einen Sicherheitscode ein und schaute in einen Irisscanner. Dann öffnete sich die gigantische Stahlwand. Die Audiutrix ging vor und winkte die Männer hinterher. Gravis kam aus dem Staunen nicht heraus, als er die vielen Computeranlagen hinter dicken Scheiben sah, wo einige Personen arbeiteten. Er konnte hinter den leicht spiegelnden Gläsern nur dunkle Silhouetten sehen, aber glaubte, nur Frauen zu erkennen. Zumindest war der Körperbau entsprechend zierlich, wie der der Audiutrixfrauen.

„Willkommen in der größten Dilithiummine von Asteroid 47-X-Re-90418.“ Zwei Audiutrixfrauen, die allerdings völlig andere Uniformen trugen, als sie Gravis bisher gesehen hatte, legten jedem Rusticus ein metallenes Armband um, das mit einer blinkenden Diode versehen war. Ab hier übernahmen die neuen Vorgesetzten das Kommando, und die Audiutrixoffizierinnen zogen sich zurück.

Anschließend führten die zwei Minenangestellten die Männer zu einer Materialausgabe, wo sie eine neue Maske erhielten. Diese waren nicht ganz so klobig, wie die im Gleiter, aber auch bei ihnen atmete der Träger durch einen Schlauch und verdeckte sein komplettes Gesicht hinter einer Plexiglasscheibe.

Danach erreichten die Jünglinge einen Aufzug, der weiter in die Tiefe führte. Gravis schätzte den Höhenunterschied auf etwa hundert Meter. Das nackte Gestein des Asteroiden jagte gut sichtbar und nur hinter einem Drahtgeflecht an ihnen vorbei. Schließlich stoppte die Kabine, und sie stiegen aus. Gravis hatte immer noch keine Arbeitsroboter erblickt, obwohl im Hintergrund aus den mehreren dunklen Tunneln, die vor ihnen auftauchten, laute Geräusche von Maschinen erklangen. Die akustische Kulisse reichte von Hämmern über schrilles Sägen bis zu einem Presslufthammer, der ratternd ins Gestein brach.

Die Luft war voller Staubpartikel. Ohne Masken hätten die Anwesenden wohl kaum atmen können. Gravis betrachtete den kleinen Sauerstofftank, den er mit der Maske erhalten hatte. Hoffentlich reichte er aus, bis sie wieder an der frischen Luft waren. Obwohl sie bis auf einen kleinen Marsch einen Tunnel entlang sich kaum angestrengt hatten, war Gravis unter seinem Overall klatschnass geschwitzt. Die Hitze hier unten war das Schlimmste.

Interessanterweise schien es den Audiutrixfrauen nichts auszumachen. Dabei trugen sie kaum etwas zu ihrem Schutz. Sie waren lediglich in dünne Overalls gekleidet, ähnlich denen der Rusticus-Anwärter, doch aus dünnerem Stoff. Und sie... Gravis musste zwei Mal hinschauen, um es zu glauben: Sie trugen keine Masken! Wie war das möglich? Wie konnten sie in diesem völlig verstaubten Raum überhaupt atmen? Gravis war sich unsicher, ob die Frauen menschliche Wesen waren, oder vielleicht Androiden mit einer künstlichen Intelligenz.

Bald waren sie offenbar am Zielpunkt ihrer Reise angekommen. Die Angestellten verteilten die zehn Jünglinge an diverse Stellen am Ende des Stollens. Dort fanden sie ihr Arbeitswerkzeug: Spitzhacken und Schaufeln. Gravis griff ungläubig danach. Sollte er etwa mit Muskelkraft in dieser Mine schuften? So rückständig konnte doch die Technik hier nicht sein! Es musste doch Roboter oder wenigstens Maschinen geben!

Gravis erinnerte sich an die Kakophonie aus Lärm, die eindeutig Maschinen zuzurechnen gewesen war. Wahrscheinlich war das hier nur eine Demonstration. Gravis sah die Frauen fragend an. Auch seine Kameraden hatten die Spitzhacken in der Hand und sich zu den Frauen umgedreht. Die beiden Vorgesetzten sprachen plötzlich exakt synchron: „Wir schürfen Dilithium aus dem Fels. Es ist silberfarben und leicht zu erkennen. Brecht die Stücke heraus und trennt sie von dem restlichen Gestein. Alle 30 Minuten kommt eine Lore vorbei und nimmt die Ernte mit. Die Schicht dauert sechs Stunden. Das Tagessoll beträgt zwölf Kilogramm reines Dilithium. Die Schicht beginnt jetzt.“ Damit drehten sich die Frauen um und verschwanden im Stollen.

Gravis sah seine Kameraden fragend an. Sie sollten sechs Stunden lang auf Fels schlagen? Sein Nachbar dachte wohl das Gleiche. „Also da werde ich mich beschweren! Bei diesem Schummerlicht arbeiten? Mit der Hacke? Sind die noch ganz dicht?“ Ein anderer Kamerad stimmte ein: „Ja, das kann nicht sein. Und was sollen wir trinken? Bei der Hitze habe ich jetzt schon Durst.“

Gravis konnte die Männer nur schlecht verstehen, denn die Maske verzerrte die Stimme, aber die Verständigung reichte aus, dass sich die Jünglinge einig wurden: Sie wollten sich das nicht bieten lassen und zurück zum Eingang der Mine gehen. Gravis zögerte noch etwas, denn Frauen, die einem ein Brandeisen und eine Castitasschelle verpassten, würden nicht so einfach mit sich diskutieren lassen. Aber sieben der zehn Arbeiter waren schon auf dem Weg zurück.

Nach nur zehn Metern gingen sie plötzlich stöhnend in die Knie und hielten sich den Schritt. Gravis rief: „Was ist los?“ Die Kameraden kehrten im Laufschritt zurück an ihre Arbeitsstellen. Einer erklärte: „Da muss eine Lichtschranke sein. Wenn man die überschreitet, gibt es Strom in die Eier!“ Zögerlich und unwillig begannen die Männer mit der Schürfarbeit.

Unter den Masken und bei der Hitze war es eine elende Plackerei. Es gelang ihnen kaum, Felsgestein aus der Wand zu schlagen. Und silberfarbene Klumpen hatte auch noch niemand gefunden, als schon die erste Lore vorbeifuhr. Sie hielt bei jedem Arbeiter an und wartete auf die Beladung, die jedoch nicht erfolgen konnte. Schließlich fuhr die Lore so leer, wie sie gekommen war, wieder ab.

Nach zwei schweißtreibenden Stunden machten die Männer eine Pause. Ihnen taten die Muskeln weh, und die Kehle war ausgedörrt. Aber es kam niemand, der mit einem Getränk half. Jede halbe Stunde erschien eine Lore und musste fast jedes Mal leer wieder abfahren. Nur wenige Brocken konnten die Kameraden ernten. Nach sechs Stunden und mehreren Pausen, die immer länger wurden, hatten sie gemeinsam etwa sechs Kilogramm Dilithium geschürft, wobei noch etwa 20 Prozent davon schätzungsweise als wertloser Gesteinsausschuss abgezogen werden musste.

In der letzten Stunde ihrer Schicht versuchten sie erst gar nicht mehr, weiter zu arbeiten. Sie waren durstig und fix und fertig. Jeder Knochen tat weh. Jeder Muskel sowieso. Die Hacke wog gefühlte Tonnen. Einmal hatte ein Rusticus versucht, die Maske abzunehmen, um sich den Schweiß aus dem Gesicht zu wischen, aber hustend und röchelnd hatte er das schnell bedauert.

Das Armband hatte eine kleine Digitalanzeige, auf der die Uhrzeit angegeben war, so dass die Männer wussten, wann die Schicht zu Ende war. Doch was sie nicht wussten, war, was die Stunde geschlagen hatte! Eine Sirene erschrillte ohrenbetäubend laut, als das Schichtende erreicht war. Die jungen Männer warteten darauf, abgeholt zu werden. Unaufgefordert wollten sie die Lichtschranke lieber nicht erneut überschreiten. Nach wenigen Minuten erschien wieder eine Lore. Doch diese sah völlig anders aus. Sie war höher und komplett geschlossen, so dass sie eine Kabine bildete. Als noch weitere neun Schienenkabinen auftauchten, begriff Gravis, dass sie einzeln in die Gefährte steigen sollten. Damit würden sie wohl in ihre Schlafhalle zurückgebracht...

Doch dann fiel Gravis ein, dass er ja nun auf einem Asteroiden war. Er würde wohl kaum täglich retransferiert werden. Sein Schlafplatz war offenbar auf dem Asteroiden selbst. Hoffentlich war der bequemer als die spartanische Halle, hoffte er. - Kaum setzte er sich auf den kleinen Schalensitz im Innern der Kabine, schloss sich die Tür hydraulisch zischend, und die Lore ruckte an und bewegte sich vorwärts. Nur ein schmales Fenster zeigte nach vorne, so dass er nicht sah, ob seine Kameraden ihm folgten, aber er ging davon aus.

Die Kabine bewegte sich etwa mit Schrittgeschwindigkeit voran. Doch nach und nach nahm die Lore Fahrt auf, beschleunigte auf geschätzte 30 bis 40 km/h. Das Ruckeln wurde stärker, und Gravis musste sich an den seitlichen Griffen festhalten, um zu verhindern, vom Sitz geschleudert zu werden.

Nach wenigen Minuten nahm die Lore urplötzlich eine Weiche und fuhr scharf nach links. Nach einer weiteren Minute verlangsamte die Lore und blieb schließlich ruckartig stehen, so dass der Insasse fast nach vorne und mit dem Kopf gegen die Scheibe geknallt wäre. Die Seitentür öffnete sich hydraulisch. Gravis hatte kaum Zeit, um zu begreifen, was geschah, da schossen mehrere mechanische Tentakel auf ihn zu, packten ihn an Hüfte, Armen und Beinen und zogen ihn aus dem Gefährt und einen schmalen Gang entlang.

Die künstlichen Greifarme waren an der Decke mit einer Schiene verbunden und hielten Gravis gepackt, fuhren mit ihm weiter den Tunnel entlang, um ihn dann nach etwa zehn Metern in ausgestreckter „X-Position“ knapp über dem Boden zu fixieren. Ein weiterer Tantakel aus schwarzem Polymer zog dem Rusticus geschickt Stiefel und Overall samt Slip aus. Gravis hing nun quasi in der Luft, Arme und Beine gespreizt und ausgebreitet. Aus einer automatischen Tür kam eine Audiutrix. Sie scannte den nackten Körper. „Dies ist die tägliche Routine-Untersuchung. Wir wollen nicht, dass es Materialschwund aus der Mine gibt“, erklärte sie in mechanischer Betonung, als habe sie diesen Satz schon hunderttausend Mal aufgesagt.

Die Audiutrix konnte die Tentakel mit Handbewegungen steuern. Kleine Gesten sorgten dafür, dass sich Gravis um seine horizontale oder vertikale Achse drehte, sein Körper einen neuen Winkel einnahm, er mit dem Kopf nach unten hing oder aber sein Körper gebeugt wurde, so dass er mit seinen Händen fast seine Füße berührte. Des Weiteren steuerte die Frau weitere Tentakel, die Gravis abtasteten und sich dann mit dem dünnen Ende in den Anus bohrten. Gravis zuckte und stöhnte erschrocken auf. Der Fangarm arbeitete sich vor und tastete Gravis von innen ab, verformte sich, wurde dicker, dünner, bildete unterschiedliche Ausmaße.

Als die Audiutrix mit einer Geste langsam die Entfernung zwischen ihrem Zeigefinger und dem Daumen vergrößerte, wuchs der Durchmesser des Tentakels dort, wo er in Gravis verschwand, in gleichem Ausmaß. Doch als Gravis gerade glaubte, er würde die Dehnung nicht ertragen, flutschte das gesamte Tentakel hinaus. Mit programmierten und komplexen Bewegungsmustern zogen die Arme Gravis wieder seinen Tangaslip, den Overall und die Stiefel an. Die mechanischen Greifer sorgten dafür, dass der Rusticus hängend durch die nächste Tür „schwebte“, wo er endlich abgesetzt wurde.

Die nächste Hydrauliktür öffnete sich zu einer Halle, die hell erleuchtet war. Gravis ging vorwärts und schob eine dicke durchsichtige Gummimatte zur Seite, die von der Decke baumelte. In der Halle standen etwa 50 Jünglinge in gleicher Kleidung und bildeten eine Schlange. Es roch nach Essen. Gravis spürte jetzt den Hunger und auch den quälenden Durst intensiver. Er reihte sich in die Schlange ein. Nach einigen Metern kam er an einer Station vorbei, wo er ein Tablett und einen Napf sowie einen Becher erhielt. Von Weitem sah er bereits die Essensausgabe: Es gab offenbar Wasser zu trinken. In den Napf schöpften drei Audiutrixfrauen einen Brei, der nicht besonders lecker aussah, aber bei Gravis knurrendem Magen bedeutete er höchsten Genuss.

Gravis lief das Wasser schon im Mund zusammen. An einer weiteren Station durchliefen die Anstehenden einen Scanner, der das Armband prüfte. Als Gravis den Scanner erreichte, piepte er plötzlich. „Tagessoll nicht erfüllt. Ration nicht genehmigt. Verlassen Sie die Halle durch Ausgang B-2“, hörte er eine künstliche Stimme aus einem Lautsprecher. Gravis runzelte die Stirn. Was sollte das bedeuten? Wollte man ihn etwa leer ausgehen lassen? Das konnte nicht sein! Er tat einfach so, als sei nichts gewesen und folgte der Schlange.

Als er nach einigen Minuten an der Essensausgabe ankam, erschien eine weitere Audiutrixoffizierin und versetzte ihm mit ihrem Disziplinarstab einen Hieb in den Schritt. „Aus der Reihe!“, befahl sie grob. Gravis ließ das Tablett mit Napf und Becher scheppernd fallen und sah entsetzt, wie er neben der Schlange stand, die wieder aufrückte, und Ration für Ration verteilt wurde. Gravis sah die Audiutrix vorwurfsvoll an.

Sie gestikulierte, mit ihr zu kommen. Gravis folgte ihr. Sie stieß ihn an einer Seite der Halle durch eine Tür, wo ihn schon wieder Tentakel packten, auszogen und in der Luft herumwirbelten. Ein Schlauch jagte in seinen Mund und die Kehle hinab. Eine Flüssigkeit füllte seinen Magen, wurde zügig in ihn hineingepumpt, dann zog sich der Schlauch wieder hinaus. Es ging alles ganz schnell. Gravis fühlte sich vollgebläht und satt.

Nach der Füllung des Jünglings schoben sie ihn durch eine Luke am Boden in eine Art Tank. Gravis konnte noch kurz die Größe des Tanks erkennen. Er war etwa drei Meter hoch und hatte einen Durchmesser von ungefähr zwei Metern. Im nächsten Augenbick schloss ein Tentakel die Bodenluke hoch über ihm. Finsternis umgab den Gefangenen. Nackt tastete er umher. Was sollte er hier?

Sein Durst war durch die Flüssigkeit zwar weg, denn der Schlauch war von außen feucht gewesen, was ihn besser gleiten ließ und seine Kehle benässt hatte, und auch der Hunger war weg. Aber er hatte nichts geschmeckt. Er war abgefüllt worden. - Und wo war sein Bett? Nach einiger Zeit legte sich Gravis auf den harten Boden des Tanks. Und wartete. Und schwor sich, dass er, falls er morgen erneut in die Mine geschickt würde, das Tagessoll erfüllen wollte. Aber, und da war er sich sicher, es würde schwer werden. Sehr schwer.
22. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 11.02.15 22:17

Anscheinend Rechnet es sich das die Rusticusse mit Hacken das Erz schürfen statt zumindest mit Hydraulik- oder Pneumatikmeißeln was doch Effektiver wär, oder geht es nur mit Handarbeit?
Nur warum die Analuntersuchung? Die können doch gar nichts Schmuggeln.
23. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 24.02.15 19:17

~ VII ~


Timiditas wachte auf. Ein wenig schwindelig war ihm, aber sonst ging es ihm gut. Er fühlte sich angenehm leicht und befreit. Entspannt. Er lag auf einer Liege. Splitternackt. Gänzlich haarlos. Verwundert sah er an sich hinab. Er sah die großen Brüste und dann den Penis, der zur Decke zeigte. Die Erektion spürte er jedoch kaum, als sei der Stab ein Fremdkörper. Trotzdem fühlte er ein kräftiges lustvolles Verlangen nach Befriedigung.

Er merkte das angenehm gedehnte Gefühl in seinem Anus und setzte sich langsam auf. Nun sah er die anatomische Besonderheit, die ihm gar nicht bewusst gewesen war: Ein gewaltiger Penis ragte unter dem kleinen Zwilling hervor, bog sich nach unten weg und verschwand in seinem Hintern.

Timiditas stand etwas wackelig auf und stellte fest, dass er o-beinig laufen musste, weil seine Autopenetration es erzwang. Wo war er? Und... wer war er? Timiditas konnte sich nicht mehr an seinen Namen erinnern. An sein früheres Leben. Was war geschehen? Sein Gedächtnis war völlig gelöscht. Doch auch das war ihm nicht bewusst. Er hinterfragte es nicht. Er war eher neugierig auf das Leben, das ihm gegeben war.

Der Munus sah sich in dem medizinischen und sterilen Raum um. Ihm kam nichts bekannt vor. Er fühlte sich verloren und einsam. Was war er? Wo lebte er? Er betastete seinen haarlosen Körper, versuchte seinen riesigen Phallus aus sich hinauszuziehen, doch es gelang ihm nicht. Es schien einen Widerstand zu geben. Doch der Munus hatte instinktiv das Gefühl, dass es möglich sein müsste und zog kräftiger. Da bewegte sich die große fleischliche Stange. Aber im nächsten Augenblick jagte ein kräftiger Stromstoß durch die noch versenkte Eichel.

Timiditas zuckte erschrocken und vor Schmerz zusammen und ließ seinen Phallus plötzlich los, als habe er sich daran verbrannt. Verängstigt stolperte er rückwärts bis an eine Wand und kauerte sich dort in der Hocke zusammen. Kurz darauf erschienen zwei Wesen in dem Raum. Der Munus sah sie mit aufgerissenen Augen an. Es waren die zwei ersten Lebewesen, die er in seinem Leben sah. Oder erinnerte er sich einfach nicht an seine Vergangenheit? Er war verwirrt.

Es handelte sich um zwei medizinische Audiutrixfrauen, die ihn packten und auf die Liege führten. Timiditas wehrte sich anfangs vor Furcht, doch dann ließ er sich von den Wesen führen. Irgendetwas in ihm sagte ihm, dass er den Wesen vertrauen konnte. Plötzlich erschienen Gedankenfetzen in seinem Gehirn, die ihm Wissen vermittelten. Zwar erfuhr er nichts über seine Vergangenheit, aber über die Audiutrixfrauen und seine zukünftige Aufgaben. Er wusste auch wieder, wie er einer Frau Lust bereiten konnte, und freute sich darauf sogar.

Ein wenig zuckte er, als eine der beiden Frauen einen seiner gewaltigen Hoden packte und eine Art Klebeelektrode darauf fixierte. Sie wiederholte dies mit dem anderen Hoden. Die zweite Audiutrix spreizte die Beine des sitzenden Munus und fixierte die Fußgelenke an einer tiefen Querstange der Liege, an der diverse Ringe aus Stahl befestigt waren. Anschließend drückte sie den Munus in liegende Position, nahm seine Hände und führte sie über seinem Kopf ans Ende der Liege, wo sie die Gelenke an einem Metallrahmen ebenfalls fixierte.

Der Munus spürte, wie ihn die Angst wieder überkam. Was machten die Frauen da mit ihm? Die erste Audiutrix zog nun langsam und vorsichtig seinen Riesenschwanz aus ihm hervor. Der Munus verspannte sich am ganzen Leib und stöhnte vor Angst, dass wieder ein Strafimpuls erfolgen würde, doch der blieb aus. Mit einem schmatzenden Geräusch kam der lange und dicke Phallus aus ihm herausgeflutscht.

Nun klebte die Frau ihm an der Unterseite der großen und geschwollenen Eichel eine weitere Elektrode an. Die Audiutrix strich ihm zärtlich über den kahlen Kopf, um ihn zu beruhigen. Diese Prozedur würde ein Munus häufiger über sich ergehen lassen müssen. Es war nicht besonders angenehm, erklärte die Frau dem verängstigten Munus, aber notwendig. Die voluminösen Hoden produzierten eine Menge Ejakulat. Ohne Melkvorgang würde der Druck in ihnen immer extremere Zustände annehmen. Die Audiutrix ließ bei ihren Erläuterungen weg, dass die gewonnene Flüssigkeit außerdem für medizinische Versuche verwendet wurde und einen beachtlichen Profit für die staatlichen Anstalten von Regina abwarfen.

Während die eine Audiutrix dem Munus noch beruhigend über den Kopf streichelte, trat die andere weg von der Liege und tippte auf einem Touchpad herum. Sie aktivierte den elektrischen Melkvorgang. Anfangs fühlte der Munus ein sanftes Kribbeln in seiner Eichel und zuckte leicht und stöhnte lustvoll. Dann wurde das Kribbeln stärker, intensiver. Es steigerte sich bis zur Grenze, wo es schmerzhaft wurde. Der Munus sah hilfesuchend zu der Audiutrix hoch, aber die starrte interessiert auf den Phallus, der zuckte und noch härter anschwoll.

Jetzt aktivierte die zweite Uniformierte die Elektroden an den dicken Hoden, die abwechselnd kurze Stöße absonderten, die stechende Schmerzen hervorriefen. Gleichzeitig steigerte sie die Intensität des Stroms, der durch die Eichel floss. Der Munus grunzte und stöhnte in einer Mischung aus Pein und Erregung. Die eine Audiutrix zog sich lange Handschuhe aus Gummi über und nahm einen Katheter, packte mit der einen Hand den dicken Phallus, mit der anderen schob sie das Ende des Schlauches in die Eichel durch den Schaft hoch.

Der Munus hatte solche Gefühle noch nie erlebt. Er stöhnte, grunzte und ächzte. Aber kein Flehen oder Betteln um Beendigung der Behandlung kam ihm über seine Lippen. Er wusste selbst nicht, warum er nicht um Gnade schrie. Diese Reaktion kam ihm gar nicht in den Sinn. Unterbewusst war ihm völlig klar, dass die Behandlung sein musste und richtig war.

Es dauerte nicht mehr lange, da schoss es aus seinem Phallus durch den Schlauch in ein gläsernes Gefäß hinein. Es füllte sich mit hoher Geschwindigkeit, bis es fast sein Fassungsvermögen erreicht hatte. Der Munus bekam davon nichts mit. Zu sehr kämpfte er innerlich gegen den Strom an. Einen lustvollen Orgasmus hatte er nicht, aber als der Saft aus ihm herausjagte, war es ein angenehmes Gefühl. Nun stellte die Audiutrix die Elektrizität ab und entfernte die Elektroden. Erleichterung stellte sich bei dem Munus ein.

Die zweite Frau bog nun den Phallus, der ein wenig biegsamer und weicher geworden war, seit er ejakuliert hatte, zurück in den Anus, der sich zunächst wieder weiten musste. Der Munus verzog sein Gesicht, denn der Dehnungsschmerz war nicht unerheblich, als die immer noch pralle und monströse Eichel zwischen den Backen verschwand. Die Frauen befreiten ihn von den Fixierungen und hießen ihn aufzustehen. In watschelndem Gang folgte er den Frauen in einen Nebenraum.

Der Munus kam aus dem Staunen nicht mehr hinaus. Alles war neu für ihn, als sei er erst vor einer Stunde geboren worden. Eine weitere Audiutrix stand hinter einer Theke und reichte ihm ein Kleidungsstück. Der Munus begrifff erst jetzt, dass die Frauen Uniformen trugen, während er nackt war. Auch hatten sie - wie er durch ihre engen Hosen sehen konnte - keinen Phallus und Samenbeutel wie er. Er war keine Frau, so viel war ihm klar. Was gab es denn noch für Wesen?

Der Munus hatte nur unvollständige Fragmente Wissen in seinem Gehirn. Er nahm die Uniform entgegen... Obwohl... Der Munus stutzte. Es war keine Uniform, wie sie die Frauen trugen. Es war... Er kannte es nicht. Die Audiutrixfrauen halfen ihm, es anzulegen. Es schmiegte sich eng um seinen Oberkörper und ließ die großen Brüste mit den langen Nippeln frei. Am Rücken waren zahlreiche Bänder, die sich mit kleinen Schnallen enger zurren ließen wie bei Spanngurten.

Das schwarze Material bestand aus einem Hightechpolymer, dass sich wie dickes Gummi anfühlte. Der Munus schnappte nach Luft, als das Korsett enger und enger gezogen wurde. Ein breites Schrittband knöpften die Frauen vorne unterhalb des Zweitpenis zu, der weiterhin waagerecht zum Boden abstand wie ein Spieß. Die mächtigen Hoden hatten keinen Platz unter dem Stoff und positionierten sich links und rechts davon frei halb vor den Schenkeln des Munus.

Anschließend legte eine Audiutrix ihm einen Stiefel an, der dem Munus bis fast zu den Hoden reichten. Er war so schwarz wie das Korsett und besaß einen 15 Zentimeter hohen Absatz. An den Hinterseiten führte ein Reißverschluss den Schaft hinauf, den die Audiutrix nun zuzog. Oben drehte sie an dem Verschluss um 180 Grad. Der Verschluss samt Reißverschluss zerflossen zu dem Polymer des Stiefels und wurden vollständig assimiliert. In diesem Zustand war das Schuhwerk nicht mehr auszuziehen. Zusätzlich schmiegte es sich weiter an die Formen des Fußes, der Schenkel und des Knies an, als würde es sich zusammenziehen. Dann wiederholte die Audiutrix die Aktion mit dem zweiten Stiefel.

Anschließend scheuchten die Uniformierten den Munus einen Gang entlang. Er musste sich sehr konzentrieren und anstrengen, um auf den hohen Absätzen laufen zu können. Er machte kleine Trippelschritte und musste sich beeilen, um mit den Frauen mitzukommen. Die beiden Damen sprachen miteinander über den Munus als sei dieser gar nicht anwesend. Sie lobten das neue Ausbildungsprogramm, das deutlich schnellere Erfolge verspreche als die konventionelle Lehrmethode. Das Wissen und die Motorik wurden dem Munus damit direkt ins Gehirn überspielt. So würde er schon in kurzer Zeit fertig für den Versand sein.

Sie brachten den Munus, der aufpassen musste, dass er nicht über seine eigenen Füße stolperte, in eine kleine Kammer, wo eine Frau auf einer runden großen Liege lag. Es war eine Art Bett mit einem Durchmesser von über drei Metern. Die Frau war völlig nackt und bewegte sich nicht. Der Munus hatte noch nie so etwas Schönes gesehen. So etwas Begehrenswertes. Obwohl er gemolken war, fühlte er unbändiges Verlangen in sich hochsteigen.

Eine Audiutrix befahl ihm, zu der Frau zu gehen und sie zu befriedigen. Der Munus sah die Uniformierte fragend an. Doch schon im nächsten Moment schien im einzufallen, was die elektrischen Programme ihm eingepflanzt hatten. Er kannte zahlreiche Methoden, einer Frau höchste Genüsse zu bereiten. Dazu verfügte er über einen permanenten Erektionsstab sowie gefühlvolle Lippen und eine Zunge, die in ihrer Kunstfertigkeit Unglaubliches vermachte. Er hatte die sensorischen Fährigkeiten, zu spüren, was die Frau wollte, wo sie berührt werden wollte und wie. Der perfekte Sexsklave.

Der Munus stieg auf das runde Bett, ohne zu hinterfragen, warum er es tat. Das eigene Verlangen würde dadurch nur steigen, wie er unterbewusst ahnte, doch er musste seine Pflicht tun. Dafür existierte er. Das war sein Lebenssinn. Der Grund, warum existierte. Doch er empfing von der Frau keine Empfindungen. Das war seltsam. Der Munus betrachtete sie näher und stellte fest, dass der Körper kein Leben in sich hatte. Es war eine exakte Nachbildung einer humanoiden Schönheit aus einem Silikongemisch.

Wieder sah der Munus fragend nach der Audiutrix. Sie ermunterte ihn mit einer Geste, anzufangen. Heute ging es nur um die Techniken, die er beherrschen musste. Wenn die zufriedenstellend ausgeführt wurden, ging es zu Level zwei, wo eine lebende, echte Frau wartete und ihm mit kleinsten Gesten, ihrer Mimik und dem Duft ihrer Hormone andeuten würde, was sie sich wünschte. Dieser Test würde noch schwerer werden. Heute kümmerte sich der Munus also nur um die motorischen Künste seiner Fertigkeiten und verwöhnte die Puppe auf jegliche Art und Weise.

Die Audiutrixfrauen sahen nickend zu. Dieser Munus würde einen guten Preis erzielen. Nach dem Liebestraining, bei dem der Munus wie ein erfahrener Meister seinen Zweitpenis talentiert eingesetzt hatte, brachten ihn zwei andere Audiutrixfrauen in einen Raum mit mehreren Tenkakeln, die von der Decke hingen. Sie bewegten sich wie lebende Schlangen und packten den Munus, dann stopfte sich ein Ende in seinen Rachen, noch bevor er den Mund fest verschließen konnte. Es war unangenehm und ließ ihn würgen, aber er wusste innerlich, dass dieser Vorgang zu seinem Leben dazugehörte.

Sein Magen wurde mit einer Masse von einer Konsistenz von Brei gefüllt. Mehr und mehr. Bis sich der Bauch wölbte. Danach zog sich das Tentakel zurück. Ein anderer Arm mit einem breiten Gummitrichter oder Saugnapf am Ende pfropfte auf seinen Bauchnabel, indem er sich unter das enge Korsett zwang. Der Munus merkte, wie etwas aus seinem Bauch floss. Hunger und Durst kannte er nicht (mehr). Dafür wusste er nun, dass dieser Vorgang offenbar bei Lebewesen notwendig war. Oder nahmen Frauen keine Nahrung auf? Er musste noch vieles lernen.

Als die Entleerung beendet war, ließen ihn die künstlichen Muskel-Schäuche frei. Eine Audiutrix führte ihn einen weiteren Gang entlang, wo er hinter einer Gittertür auf eine Liege geschickt wurde. Der Munus legte sich dort hin. Gehorsam. Eine andere Verhaltensweise war ihm unbekannt. Der Tag war anstrengend gewesen. Er würde jetzt gerne schlafen. Bald schon fielen ihm die Augen zu. Trotzdem blieb er noch eine Weile wach. Widerstrebende Gefühle ließen ihn grübeln. Warum hatte er ein eigenes sexuelles Verlangen, das in ihm regelrecht tobte? Und doch wusste er, dass er nur dazu da war, Frauen zu beglücken. Die eigene Lust und die Begierde nach Befriedigung sorgte bei ihm für ein schlechtes Gewissen, das ihn noch eine Weile quälte, bevor er endlich den Schlaf fand, den der Körper nun wegen des aufregenden Tages als Tribut einforderte.

Am nächsten Tag musste sich der Munus an der ersten lebenden Frau beweisen. Mehrere Audiutrixfrauen beobachteten das Geschehen hinter Glasscheiben an Computerterminals und notierten jede Aktion und Reaktion, um sie zu bewerten und auszuwerten. Die Liebesorgie nahm ihren Lauf und schien die Frau sehr zu beglücken. Der Munus sorgte für einen Orgasmus nach dem nächsten. Die Frau war schier unersättlich und forderte immer mehr. Mehr und mehr.

Als der Munus sich für einen Moment ein wenig zurücknahm, weil ihn der Liebesdienst so sehr anstrengte, wurde die Frau plötzlich ungnädig und giftete den erschrockenen Munus an, er solle sich gefälligst anstrengen oder er würde es bereuen. Timiditas machte sich augenblicklich wieder an die Arbeit, erforschte mit sensibler Sensorik, was die Frau wünschte und wie er sie am effektivsten befriedigte. Doch die Frau stand auf, griff nach einer Decke, die sie um ihren nackten Leib schlung und verließ stapfend den Raum.

Kurz darauf erschien sie hinter den Glasscheiben bei den Audiutrixfrauen und beschwerte sich lautstark und gestenreich bei ihnen über den Munus, der faul und ungeeignet sei. Sie forderte eine harte Bestrafung und härteres Training für den Munus. Die Audiutrixfrauen versuchten die Dame zu beruhigen, aber es gelang ihnen nicht. Im Gegenteil: Die Frau wurde noch wütender und verließ den Raum.

Die Uniformierten waren sich nach einer kurzen Diskussion schnell einig. Der Munus musste hart bestraft werden, damit die Dame zufriedengestellt war. Immerhin handelte es sich hier um eine der einflussreichsten Munushändlerinnen von Regina, die sogar der Imperatorin Sexsklaven verkaufte. Die Audiutrixfrauen wollten nicht das Risiko eingehen, degradiert zu werden. Also gab sie zwei Uniformierten den Befehl, den Munus einer Strafmelktherapie zu unterziehen.

Die Frauen packten Timiditas und brachten ihn in den Raum, wo er bereits am Vortag abgemolken worden war. Nach den Liebesdiensten war er noch leichter erregbar geworden und freute sich fast auf die Behandlung, um ein wenig Erleichterung zu erhalten. Doch da hatte sich der Munus zu früh gefreut. Die behandelnden Frauen versetzten ihm noch stärkere Stromimpulse, wie Timiditas sie noch nie erlebt hatte. Und dann spürte er eine Erregung und ein Verlangen, wie er es nicht für möglich gehalten hatte. Er stand vor seinem ersten Orgasmus in seinem Leben.

Allerdings stoppten die Frauen die Behandlung kurz vor einem grandiosen Höhepunkt des Munus. Ein Munus hatte keine Orgasmen zu haben, war die strikte Devise. Abgesehen davon war der Melkvorgang als Strafe gedacht, so dass die Frauen ihn immer wieder bis kurz vor einen Orgasmus brachten, um dann abzubrechen. Trotzdem lief der Munus nach und nach aus, wie es auch beabsichtigt war. Die Therapie dauerte Stunden lang. Der zitternde Timiditas drehte und zerrte an seinen Fixierungen und stöhnte und keuchte. Aber keine Bitte um Gnade kam ihm über die Lippen, obwohl er am liebsten gebrüllt hätte vor unerfüllter Geilheit.

Die Frauen kannten kein Erbarmen und melkten ihn weiter und weiter. Um die Fördermenge zu erhöhen, schob eine Audiutrix dem Munus eine Elektrosonde in den Anus, was zu weiterem Auslaufen führte. Irgendwann war das Auffangbehältnis gefüllt. Schließlich stopften sie den großen Munuspenis zurück in seine Körperöffnung. Wieder verspürte Timiditas fast einen Orgasmus, aber ein scharfer Stromimpuls, der durch seine Eichel jagte, unterband jegliche Befriedigung abrupt. Was war mit ihm geschehen? Verwirrt und gequält sah er um sich.

Zum ersten Mal hatte der Munus erfahren, dass er selbst auch in der Lage war, zu einem genussvollen Orgasmus zu kommen. Oder wurde diese grausame Erregung nur immer stärker, um ihn irgendwann um den Verstand zu bringen? Aber bei Frauen löste sich die Lust doch auch kulminierend in einem lustvollen Beben auf. Warum konnte er das nicht erleben?

Die Uniformierten lösten die restlichen Elektroden von ihm und brachten ihn in einen Raum, in dem ein großer Käfig stand. In dem Käfig standen bereits etwa 20 weitere Munuswesen. Zum ersten Mal in seinem Leben sah Timiditas Wesen wie er selbst eines war. Die Frauen drückten ihn in den bereits überfüllten Käfig zu den anderen. Auch die anderen Insassen trugen einengende Korsagen. Sie unterschieden sich jedoch in Aufmachung und Farbe. Und noch etwas fiel ihm auf: Die Anderen trugen Haare. Haare in allen Frisuren, kurz oder lang, blond, braun, rot oder schwarz. Locken oder glatt. Zöpfchen oder offen. Timiditas war der einzig kahlköpfige Munus in dem Käfig. War er doch etwas besonderes? Und: War das nun gut oder schlecht?
24. RE: Regina

geschrieben von Herrin_nadine am 24.02.15 21:16

So ein Mist. Ausgerechnet wo es spannend wird kommt die Werbepause. Bin gespannt ob es bei den Sexsklaven verschiedene Stufen gibt.

Danke fürs Kopfkino
25. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 25.02.15 00:15

Ah Timiditas ist sozusagen der Prototyp des Neuen Sexsklaven. Die Umständliche Ausbildung Entfällt nur an der Ausdauer muss noch gearbeitet werden.
Schon Praktisch so eine Gedächtnisslöschung mit Anschliessender Hypnoschulung. Da es das Erste mal ist, ist die Prozedur noch nicht ganz Ausgereift. Besser wär es wenn der Munus gleich alles weiß was er Wissen muss und nicht erst Unwissend rumprobiert.
26. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 14.03.15 17:14

~ VIII ~


Animus und seine Stubenkameraden mussten am nächsten Tag sehr früh aus den Federn. Ein großer Appell stand in der Exerzierhalle an. Irgendeine hohe Generalaudiutrix war angekündigt worden und wollte die neue Truppe inspizieren. Die Offizierinnen schärften den Pugnatoren ein, dass sie eine perfekte Einheit zu bilden hatten. Wer aus der Reihe tanzte, würde es bedauern.

Aufgeregt und nervös sammelten sich alle Jünglinge in ihren Uniformen in der Halle und stellten sich in langen exakten Reihen auf. Sie warteten mindestens eine volle Stunde in Habachtstellung, bis endlich eine Tür aufzischte und zwei Audiutrixfrauen auf kleinen Pfeifen Signale bliesen. Eine mit Orden behängte Frau schritt die Reihen entlang, im Schlepptau liefen erst vier weitere Damen, die präsentative Uniformen trugen sowie drei Ladys in Zivil, dann folgte eine Abordnung von sechs Leibwächterinnen und dann eine Einheit älterer Pugnatoren, die einer Spezialeinheit angehörten.

Animus juckte ein Schweißptropfen, der ihm an der linken Schläfe bis zum Ohr floss, aber er durfte sich natürlich nicht bewegen. Mit verkampften und mittlerweile vor Anstrengung zitternden Hinterbacken und angespannten Beinen und Armen, die Schultern zurück, die Brust raus, stand er wie eine Statue. Eine Figur von hundert weiteren, denen es wohl ähnlich erging.

Keine drei Minuten später war die Generalaudiutrix mit ihrem Gefolge wieder verschwunden. Und dafür hatten sie über eine Stunde stramm gestanden! Animus wäre es eine Ehre gewesen, aber die Frau hatte die Pugnatoren keines Blickes gewürdigt. - Später in der Stube ließ Animus seinem Ärger freien Lauf. Levis und Magnus schlugen in die gleiche Kerbe. Celeritas und Ferox waren anderer Meinung. Sie hatten als einfache Novizen keine Forderungen zu stellen.

Animus gab zu: „Stimmt, aber sie hätte wenigstens mal gucken können.“ Magnus nickte. Levis meinte: „Ja, eine arrogante Kuh!“ In diesem Moment erschien schlagartig eine Audiutrix und blickte den Pugnator mit eisigem Blick an. „Was hast du gerade gesagt?“ Levis stammelte: „Ich... Äh... Das war nicht so gemeint....“ Die Audiutrix zeigte auf Animus: „Du da! Mitkommen!“ Animus zeigte auf sich. „Ich?“ Die Offizierin erklärte: „Solche verbalen Entgleisungen werde ich nicht dulden! Du wirst bestraft.“ Animus fiel der Unterkiefer hinab vor Staunen. Er hatte doch gar nichts gesagt. Levis machte ebenfalls große Augen.

Die Offizierin schob Animus aus der Stube und sagte: „Ich bestrafe immer einen Kameraden des Übeltäters. Das ist bei mir Prinzip.“ Die vier Kameraden schauten sich sprachlos an. Nur Ferox flüsterte: „Oh, weia!“ Animus wurde zwei Gänge entlanggeführt. Links und rechts liefen an seinen Seiten zwei Audiutrixfrauen. Die Uniformierte, die ihn abgeholt hatte, schritt flugs voran. Für Animus, der viel längere Beine hatte, als die deutlich kleineren Frauen, war es kein Problem, Schritt zu halten, obwohl die Uniformierten mit ihm über die Gänge eilten.

Nicht nur die Körpergröße bildete einen auffälligen Unterschied zwischen Pugnatoren und Audiutrixfrauen. Die Offizierinnen trugen langes Haar, während die Jünglinge völlig kahl waren. Die regelmäßigen Duschen sorgten dafür, dass nicht einmal Stoppeln nachwuchsen. Animus hatte trotz der körperlichen Überlegenheit einen gehörigen Respekt vor den Frauen. Ihr zierlicher Körperbau durfte niemanden täuschen.

Sie brachten ihn in einen Raum, der aussah wie ein Frachtlager. Dort standen sechs weitere Uniformierte in einer Reihe vor einer hingelegten Tonne. Dass 250-Liter-Fass war unbeschriftet und aus Metall, mit schwarzer und gelber Farbe lackiert. „Hosen runter und angetreten zur Bestrafung!“, befahl eine der Frauen. Animus hatte seine intimsten Stellen schon mehrfach beim Duschen zeigen müssen, aber hier waren es gleich neun Frauen, vor denen er blank ziehen sollte. Mit rotem Kopf gehorchte er und ließ die Hosen hinabgleiten. Dann wurde ihm plötzlich noch heißer, als er die Audiutrix in der Reihe erkannte, die ihn gestern zu sich geholt hatte.

Animus hatte sich bäuchlings über das Fass zu legen. Der Hintern zeigte nun schön in die Höhe. Wenigstens war nun seine Männlichkeit nicht mehr so gut einsehbar, war er froh. Aber von Beruhigung konnte er nicht sprechen, denn er ahnte, was nun auf ihn zukommen sollte. Eine der Audiutrixfrauen hielt einen langen Kunststoffstab in der Hand. Sein Durchmesser betrug etwa einen Zentimeter, die Länge schätzte Animus auf 50 Zentimeter. Die letzten zehn Zentimeter sahen metallisch aus.

Eine andere Audiutrix verkündete: „24 Hiebe für die erste Verfehlung in Stube PN 991. Pate der Erziehung ist Pugnatoranwärter Animus.“ Der junge Mann schloss die Augen. Er wollte die Prügel wie ein Mann hinnehmen und keinen Mucks von sich geben. Er war hart im Nehmen. Er würde es tapfer ertragen und gehobenem Hauptes diesen Raum verlassen.

Als der Stab zum ersten Mal seine nackten Hinterbacken traf, riss er die Augen wieder auf und atmete zischend durch die Zähne ein. Eine andere der Ausbilderinnen zählte gelangweilt die Hiebe. Der zweite Schlag erfolgte etwa fünf Sekunden später. Animus unterdrückte ein Aufschluchzen. Seine Kehrseite brannte wie Feuer. Schlimmer. Solche Schmerzen hatte er noch nie erlebt und zugleich brannte sein Gesicht vor Scham. In gleichbleibender Geschwindigkeit setzte sich die Züchtigung fort, und die Frau zählte die Treffer.

Schon beim dritten Hieb bäumte sich Animus nach oben, stemmte sich gegen seine Fesseln und grunzte unterdrückt, erinnerte sich daran, sich keine Blöße geben zu wollen und presste die Lippen energisch zusammen. Auch sein Gesäß war angespannt. Wieder setzte es einen fiesen Hit. Und wieder. Animus krampfte seine Hände zu Fäusten, verzog sein Gesicht und kniff die Augen zusammen. Es folgte der nächste Hieb, der auf seinem Sitzmuskel explosionsartig brannte und stach.

Nach zehn Treffern zitterten seine Backen vor Anstrengung und Angst. Nach dem ersten Dutzend stoppte eine Audiutrix die Züchtigung und betrachtete sich das Gesäß des jungen Mannes aus der Nähe. Würde ihm der Rest erlassen? Doch dann entschied sie mit routinierter Stimme: „Weitermachen.“ Kurz darauf knallte es erneut peitschend auf Aninmus nieder. In seinen Augen bildeten sich Tränen. Er versuchte sie zurückzuhalten, aber es gelang ihm nicht. Jetzt musste er auch seine Nase hochziehen und schluchzte vernehmlich. Ihm war es fürchterlich peinlich, aber er war nicht in der Lage es zu verhindern.

Nach dem zweiten Dutzend betrachtete die leitende Audiutrix erneut das gezüchtigte Hinterteil und sagte: „Das wird Pugnator-Anwärter Levis hoffentlich eine Lehre sein. Bei der nächsten verbalen Entgleisung setzt es drei Dutzend!“ Nun durfte Animus aufstehen und seine Hosen hochziehen. Dieses Mal begleitete ihn niemand. Er kehrte alleine durch die Gänge zurück in seine Stube. Jeder Schritt tat weh. Es fühlte sich an, als wackele sein Hintern bei jeder Bewegung und schmerzte dabei. Sitzen konnte er bestimmt nicht. Und auch schlafen musste er wohl auf dem Bauch.

Als er durch die Tür seiner Stube ging, sahen ihn seine Kameraden mit großen Augen an. Ferox fragte besorgt: „Was haben sie mit dir gemacht?“ Animus brummelte nur. Er wollte nicht darüber reden. Ganz vorsichtig setzte er sich auf die Bettkante seiner Liege. Levis meinte: „Dem haben sie bestimmt den Hosenboden stramm gezogen.“ Animus sah giftig auf. „Halt dein Maul. Du bist schuld dran.“ Levis und Animus gerieten aneinander und hätten sich vielleicht sogar geprügelt, da ging der große Magnus dazwischen und versuchte die Streithähne auseinanderzubringen.

Mit gestreckten Armen stellte er sich zwischen sie und forderte: „Bleibt mal cool. Es bringt doch nichts, sich weitere blaue Flecke zu holen. Wir brauchen all unsere Energie für die Ausbildung.“ Die beiden Jünglinge beruhigten sich wieder und setzten sich auf ihre Betten. Doch später, als sie vor ihrem ersten Nahkampftraining zur Dusche gebracht wurden, gerieten Animus und Levis erneut aneinander, als Levis die roten Striemen sah und sich darüber amüsierte. Sie schubsten sich unter der Dusche hin und her, und schon gab es ein Gerangel, dass in einen Ringkampf auf dem Kachelboden ausartete.

Da zu der Duschgruppe nur acht andere Pugnator-Anwärter gehörten, die anderen Stuben zugeordnet waren, wussten die Jünglinge nicht, worum es in dem Kampf ging und bildeten einen lockeren Kreis und feuerten die beiden Kontrahenten an. Auf dem rutschigen Boden mit sprühendem Wasser von oben war der Erfolg bei dem Ringkampf großteils Glückssache. Gegenseitig nahmen Animus und Levis sich in den Schwitzkasten und verdrehten sich Arme und Beine. Mal saß Animus auf Levis, mal war er der Unterlegene.

Sie wälzten sich auf dem nassen Boden und versetzten sich Puffe, Kniffe und Hiebe. Levis griff um den Hodensack des Konkurrenten und zog. Animus revanchierte sich, indem er Levis empfindlichen Bälle, die in Reichweite baumelten, packte zu hineinkniff. Levis boxte Animus quiekend gegen den Schenkel, Animus patschte ihm eine Hand ins Gesicht, mit der anderen zwickte er in eine Brustwarze. Levis verdrehte den Hodensack seines Widerparts. Animus hieb seinen Ellenbogen in Levis Rippenbogen.

Plötzlich stoppten die Brausen und zwei Audiutrixfrauen stiefelten in den Duschraum, die Disziplinarstöcke drohend erhoben. Der Kreis der Schaulustigen hatte sich wie durch Zauberhand aufgelöst. Augenblicklich lösten sich die beiden Gegner voneinander, aber schon durften sie die Strafimpulse spüren, die ihnen die Uniformierten versetzten. Sie wurden, nackt und tropfend wie sie waren, aus dem Duschraum gezerrt und einen langen Gang bis zur Exerzierhalle gehetzt.

Dort hatten sie sich Rücken an Rücken an eine markierte Stelle zu positionieren. Eine Audiutrix fixierte die Hände der beiden zusammen. Die Metallschelle bestand aus vier Einzelschellen, die miteinander verbunden waren. Animus und Levis waren gezwungen ihre Hände aneinander in ihrem Nacken zu halten. Dort wurde die Vierfachschelle, eine sogenannte Quadruplex-Vinculum, mit zwei Metallbändern zusätzlich an den Hälsen der Delinquenten fixiert, so dass die Hände schön im Nacken verweilen mussten. Die Audiutrix nickte einer Kameradin zu, die auf einem tragbaren Touchpad einen Befehl eingab. Nun erhob sich vom Boden unter den beiden Jünglingen eine horizontale Stange, die sich auf zwei Stäben nach oben bewegte. Bald hatte die Stange die Höhe erreicht, dass die beiden jungen Männer sie am Damm unter ihrem Schritt spürten, wie sie sich anpresste.

Nun verlangsamte sich ihre Bewegung, trotzdem stieg ihre Höhe noch einige Zentimeter weiter, so dass Animus und Levis auf ihre Zehen steigen mussten, damit nicht ihr gesamtes Körpergewicht auf die nur drei Zentimeter im Durchmesser betragenden Stange drückte. Da die beiden Nackten über gleichlange Beine verfügten, mussten sie gleichhoch steigen. Lange konnten sie so auf den Zehen nicht stehen, waren sie sich beide sicher. Doch es sollte noch schlimmer werden, denn nun versammelten sich nach und nach Einheiten von Pugnator-Anwärtern in der Exerzierhalle und stellten sich in Reih und Glied auf - wie ein Publikum, die den beiden nackten Rabauken zusahen, wie sie ihre Strafe erhielten.

Irgendwo in den Reihen mussten auch Ferox, Magnus und Celeritas sein und sie sehen. Alle schienen sie zu ignorieren und gehorchten den strengen Befehlen der Audiutrixfrauen. Die Pugnatoren standen still, führten diverse Haltungen aus, marschierten auf der Stelle oder bewegten sich wie eine Einheit synchron von einer Seite zur anderen. Genaue Schrittfolgen wurden einstudiert, mechanische Abläufe gedrillt. Die dicken Stiefel knallten wie ein Paar zusammen oder stampften im exakten Takt auf den Hallenboden. Formationen wurden gebildet und wieder aufgelöst. Und während all der Zeit „ritten“ die beiden Delinquenten die schmerzende Stange.

Die Exerzierübungen dauerten an, und Animus und Levis spürten immer deutlicher, wie ihre Waden brannten und zitterten. Ihre Füße taten auch schon weh, und ab und zu versuchten sie sich ein wenig mehr hinzusetzen, aber die Stange schmerzte noch mehr. Die Fesselung und enge Bindung aneinander bewirkte, wenn einer der beiden Personen auf die Stange sank, dass auch der andere stärker nach unten gezwungen wurde. Mal ritt Animus die Stange, mal Levis, mal beide. Doch nach gefühlten Stunden saßen sie beide auf der Stange und litten unter ihrem Gewicht, weil die Beinmuskeln einfach aufgegeben hatten.

Die Stange presste sich gnadenlos gegen ihren Damm. Endlich waren der Exerzierdrill beendet, und die Pugnator-Anwärter marschierten im Takt der Audiutrixfrauen aus der Halle zurück in ihre Stuben. Doch wenn Animus und Levis geglaubt hatten, dass man sie nun auch erlösen würde, hatten sie sich getäuscht. In der Einsamkeit der Halle hörten sie nun überdeutlich ihr angestrengtes Atmen und Keuchen. Die Stange schmerzte fürchterlich. Hatte man sie vergessen?

Ferox, Magnus und Celeritas waren inzwischen zurück in Stube PN 991. Doch schon kurz darauf holte sie eine Audiutrix zum Nahkampftraining ab. Es wurde eine schweißtreibende Übungseinheit, die für einige blaue Flecken bei den Novizen sorgte. Die Ausbilderin fasste sie nicht mit Samthandschuhen an. Das Trio flog abwechselnd auf die Matten, küssten die Unterlage mal mit dem Gesicht, mal mit dem Steißbein. Immer wieder mussten sie aufstehen und Angriffe abwehren oder selbst aktiv werden - stets erfolglos, obwohl die Ausbilderin nur die Hälfte eines der Pugnatoren wog und über einen Kopf kleiner war. Ihre technischen Griffe waren so versiert, dass die Jünglinge keine Chance gegen sie hatten, denn sie nutzte die Kraft ihrer Gegner gegen diese.

Das Training war in Dreier-Gruppen ausgeführt worden, so dass die Jünglinge kaum Zeit hatten einmal Atem zu holen. Als der Drill vorbei war, schickte die Audiutrix sie zum Duschraum. Dort tauschten sich die Rekruten mit anderen Kameraden aus. Alle hatten die gleiche Trainingseinheit bei unterschiedlichen Ausbilderinnen erlebt. Anschließend kehrten sie in ihre Stube zurück. Animus und Levis waren noch nicht da. Ferox machte sich langsam Sorgen. „Ob die immer noch die Stange reiten?“

Im nächsten Moment öffnete sich ihre Stubentür, und eine Audiutrix erschien. Es war die Frau, die schon Animus zu der Züchtigung abgeholt hatte. Die Uniformierte verkündete: „Raufereien in der Dusche sind nicht gestattet. 36 Hiebe für die zweite Verfehlung in Stube PN 991. Pate der Erziehung ist Celeritas.“ Sie schob den Erschrockenen hinaus. Magnus und Ferox sahen sich entsetzt an. Das Letzte, was sie von ihrem Kameraden sahen, war sein Blick: hilfesuchend, ängstlich, fragend.

Auf dem Gang musste sich Celeritas zunächst nackt ausziehen. Die Kleidung blieb auf einem Haufen am Boden liegen. Dann führte die Audiutrix ihn in den Bestrafungsraum, in dem auch schon Animus seine Lektion gelernt hatte. Wieder standen dort mehrere Offizierinnen, um der Züchtigung beizuwohnen und sie zu protokollieren. Vor ihnen lag ein dickes Fass am Boden, das mit Keilen fixiert war, damit es nicht wegrollte. Celeritas wurde über die Tonne gebeten. Der Jüngling zitterte vor Angst und presste seine Lippen zusammen. Wie schmerzhaft würden die Schläge werden?

Er hatte gesehen, was 24 Stück am Hintern seines Kameraden angerichtet hatten. Und er sollte 36 bekommen! Mit pochendem Herzen und großen Augen sah er den Stab, den eine der Uniformierten hielt. Er war am oberen Ende schwerer. Das konnte er erahnen, denn die Frau schwang ihn hin und her. Er würde fürchterlich schmerzen. Unwillkürlich schluchzte Celeritas. Arm- und Fußgelenke des Delinquenten wurden mit Gurten fixiert. Und dann verkündete eine der Frauen das Strafmaß. Anschließend trat eine zweite Audiutrix neben das Fass und schwang ihren Stab. Er sauste hinab und explodierte auf dem blanken Gesäß. Celeritas bäumte sich auf und atmete schwer aus.

Beim zweiten Schlag gab er einen Schmerzenslaut von sich. Der steigerte sich von Hieb zu Hieb, bis er bei Nr. 12 um Gnade flehte und winselte. Das Jammern und Betteln ging ab Nr. 25 in ein Wimmern und Heulen über. Als Celeritas die drei Dutzend erhalten hatte, wurde er in seine Stube geschickt. Angestrengt stand er krabbelnd vom Fass auf und schlich taumelnd und gebückt aus dem Raum. Seine Arme hielt er um seinen Oberkörper geschlungen, als wolle er sich selbst umarmen. Sein Hintern brannte wie Feuer. Er spürte die Backen bei jedem Schritt. Die Striemen schienen regelrecht aufzuquellen.

Vor Stube PN 991 hob er seine Wäsche auf und betrat den Raum seiner Kameraden. Ferox und Magnus starrten ihn mit offenen Mündern an. Celeritas schämte sich nicht seiner Tränen und legte sich auf den Bauch, schluchzte und knurrte: „Ich werde mich an Animus und Levis rächen! Das kriegen die zurück!“ Magnus meinte: „Lass bloß den Ärger sein! Sonst trifft es wieder jemand Unschuldigen. Zum Beispiel mich.“ Ferox stimmte zu. „Ja, ab sofort spielen alle genau nach den Regeln der Kaserne. Wer aus der Reihe tanzt, bekommt bereits von uns einen Einlauf verpasst!“ Celeritas war wütend. „Ich will mich aber rächen! Die Arschlöcher haben eine Abreibung verdient. Ihr müsst mir helfen. Wir werden sie uns nacheinander vornehmen!“ Magnus antwortete: „Pass auf, dass wir dich uns nicht vornehmen! Du hältst schön den Ball flach, sonst setzt es was.“ Ferox schmunzelte. „Ja, auf deinen eh schon roten Arsch!“

Es dauerte noch über eine Stunde, bis Animus und Levis in ihrer Stube erschienen. Sie konnten kaum gehen und verzogen die Gesichter. Ferox wollte wissen: „Habt ihr etwa bis jetzt die Stange geritten?“ Levis fletschte die Zähne und knurrte: „Ich will nicht drüber reden, kapiert?“ Animus setzte sich in Zeitlupe hin, stöhnte auf und legte sich auf den Rücken. Vorsichtig zog er die Beine an. Levis tat es ihm nach und meinte dann: „Ey, was ist denn mit deinem Arsch passiert, Celeritas?“ Der Pugnator-Anwärter erwiderte: „Darüber will ICH nicht reden.“ Aber Magnus plauderte es aus. Dann wurden sich alle - bis auf Celeritas - einig, den Frauen keinerlei Grund mehr für irgendwelche Auffälligkeiten zu bieten.

Am nächsten Tag mussten Animus und Celeritas wegen ihrer immer noch gut sichtbaren Striemen in der Dusche allerlei Gespött von anderen Kameraden ertragen. Mit Animus legten sich nur wenige Jünglinge an, aber Celeritas hatte irgendwie eine Ausstrahlung, die dazu führte, dass er von vielen jungen Männern gehänselt wurde. Einmal peitschte ihm jemand sein Handtuch auf den nackten Hintern. Obwohl Celeritas sich sofort umdrehte, konnte er nicht mehr feststellen, wer es gewesen war, denn mindestens fünf oder sechs Leute hatten ihre Frotteetücher in der Hand und sahen ihn provozierend und grinsend an.

Als ihm jemand ein Bein stellte, wäre es fast zu einer Prügelei gekommen, aber in letzter Sekunde riss sich Celeritas zusammen. Gerade rechtzeitig, denn schon erschien eine Audiutrix, die streng in die Runde schaute, was da los war. Dann folgte für die meisten Pugnator-Anwärter wieder ein Nahkampftraining. Celeritas und Animus mussten die Zähne zusammenbeißen, wenn sie auf die Matte geworfen wurden. Die Striemen spürten sie noch zu gut.

Später in der Stube sprach Celeritas Levis an. „Du könntest dich wenigstens entschuldigen!“ Levis winkte lässig ab. „Leck mich, Alter!“ Animus ging dazwischen: „Leute! Wir haben schon genug Probleme. Wollt ihr wieder eine Strafe riskieren?“ Eigentlich hatte Animus am meisten Angst um seinen eigenen Hintern. Die Streithähne standen sich genau gegenüber und so nah, dass kein Blatt Papier mehr zwischen sie gepasst hätte, und starrten sich an. Doch letztlich gingen sie auseinander. Da kam eine Durchsage: „Stuben PN 975 bis PN 999. Morgen beginnt euer Flugtraining.“

Die Kamraden sahen sich aufgeregt an. Ferox meinte: „Mann, ist das geil! Wir fliegen einen Raumgleiter!“ Magnus dämpfte seinen Enthusiasmus: "Quatsch! Wir steigen höchstens in einen Simulator!" Ferox: „Egal, aber bald fliegen wir die geilen Kisten selbst!“ Celeritas hoffte nur, dass die Sitze gut gepolstert waren. An diesem Abend schaltete sich das Licht eine Stunde früher aus, als gewöhnlich. Die Kameraden versuchten zu schlafen, denn niemand wusste, wie früh die Audiutrixfrauen sie morgen aus der Koje holten.
27. RE: Regina

geschrieben von Herrin_nadine am 14.03.15 21:12

Das sind ja harte Strafen für die Rekruten. Machen Sie jetzt alles richtig?
28. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 15.03.15 01:13

Interessante Methode um für Disziplin zu Sorgen. Statt des Eigentlichen Übeltäters wird ein anderer Bestraft. Gibts dann beim Nächsten mal 4 Dutzend?
Die Sitze beim Flugtraining sind bestimmt schön hart.
Damit die sich dann beim Flugtraining schön Anstrengen könnten die Ringe um die Hoden bekommen die Elektroschocks geben wenn ein Fehler beim Flugtraining Passiert oder später wenn es zum Flugkampftraining kommt gibts für jeden Treffer den der Pilot bekommt Elektroschocks.
29. RE: Regina

geschrieben von Roger_Rabbit am 01.04.15 10:30

Das gefällt mir an dir
Du schwimmst auf meiner Wellenlänge. Liest sich ein bisschen wie "Metallicum".
Am besten ist jedoch die Länge der Kapitel. Endlich mal kein "Dreizeiler", wie so häufig hier im Forum gesehen, oder eine "Postkartengeschichte" (Beitrag passt auf eine Postkarte).
30. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 04.04.15 18:38

~ IX ~


Gravis war irgendwann eingeschlafen. Der blanke Stahlboden seines ungewöhnlichen Kerkers war keine bequeme Latexmatratze, aber seine Erschöpfung zwang ihn in einen tiefen Schlaf. Als plötzlich Sirenen ertönten, schreckte er auf. Wo war er? Er befand sich gar nicht mehr in diesem dunklen Tank. Er lag wieder in der Schlafhalle. Mit Dutzender anderer Rusticussen. Die Sirene rief die Arbeiter zum täglichen Einsatz in der Mine. Gravis verspürte weder Hunger noch Durst. Jetzt erinnerte er sich an den abstoßenden Brei, den ein Tentakelarm ihm in den Magen gepumpt hatte. Dafür merkte er ein anderes Verlangen. Als Jüngling flossen durch seinen Körper große Mengen Hormone, die seine Sexualität ankurbelten. Auf Regina hatte er täglich dieser Lust nachgegeben. Doch seit er bei der Musterung zum Pugnator gewesen war, hatte er diese Castitasschelle getragen, die ihm den Zugang zu seiner eigenen Männlichkeit verwehrte.

Wann wurde sie endlich geöffnet, fragte sich Gravis und rüttelte verzweifelt an dem Hightechmaterial. Doch vorerst blieb ihm sowieso keine Zeit dafür oder weiterhin daran zu denken. Er machte sich mit seinen Kameraden auf den Weg zur Arbeit. In jedem Endstollen wurden wieder zehn Rusticusse eingeteilt. Gravis kannte seine heutigen Genossen nicht. Aber für Gespräche war auch keine Zeit. Gravis musste sich darauf konzentrieren, das Tagessoll zu schaffen. Er wollte nicht wieder leer ausgehen und hungrig von dem Tantakelarm ernährt werden.

Es dauerte nicht lange, bis seine Arme und Schultern von der Schufterei zu schmerzen begannen. Doch immer wieder schlug er die Hacke verbissen ins Gestein. Heute hatte er etwas mehr Glück und schaffte auch mehr Fels aus der Wand, als es gestern noch der Fall war. Immer, wenn die Lore vorbeifuhr, um seine Ausbeute zu scannen und abzutransportieren, hatte er zumindest kleinere Brocken mit Dilithium, mit der er sie bestücken konnte.

Die schweißtreibenden Stunden vergingen, und Gravis rechnete im Kopf aus, dass er etwa die Hälfte des Tagessolls erreicht hatte, aber nur noch zwei Stunden bis Schichtende verblieben. Gravis hatte zwar keinen Chronometer im Stollen, aber die Regelmäßigkeit, mit der die Lore vorbeifuhr, verriet ihm die Uhrzeit. Der Rusticus wollte unbedingt das Soll erzielen, damit er in der Schlange etwas zu essen bekam. Warum hatten es so viele andere Genossen geschafft, die auch nicht muskulöser waren als er?

Er schlug zu und spaltete das Gestein, brach Brocken hervor, splitterte den Fels auf, suchte eilig nach Spuren von Dilithium. Der Zufall half ihm heute, denn er stieß auf eine kleine Ader. Gravis hämmerte sie heraus und konnte die nächste Lore mit einem ganzen Haufen Brocken und Splittern bestücken. Einige Meter neben sich hörte er seinen Nachbarn schnaufen: „Es hat kein Zweck. Hier ist nur Granit! Ich will jetzt einen Schlaghammer oder so was!“ Der Jüngling machte sich auf den Weg durch den Stollen zurück. Gravis rief ihm alarmiert nach: „NICHT! Nicht weiter gehen! Du bekommst einen Strafimpuls, wenn du...“ Doch es war zu spät: Der Jüngling brach schreiend zusammen und taumelte zurück zu seinem Arbeitsplatz.

Gravis strengte sich noch mehr an. Ihm drehte sich schon alles, aber er biss die Zähne zusammen und kämpfte sich durch seine Schicht. Schweiß floss ihm brennend in die Augen, aber auch das ignorierte er tapfer. Er näherte sich immer mehr dem Soll. Doch letztlich schrillte die Sirene zum Arbeitsende, und der Rusticus wusste: Er hatte es wieder nicht geschafft.

Die Personenloren brachte die Arbeiter aus dem Stollen. Wieder erfolgte eine penible Körperöffnungsuntersuchung durch Tentakelarme. Selbst die kleinsten Nuggets Dilithrium durften nicht herausgeschmuggelt werden. Nach der unangenehmen Prozedur wurde er durch das Tor geführt, hinter der die Arbeiter ihr Essen bekamen. Gravis erreichte bald das Ende der Suppenschlange. Als er durch den Scanner schritt, stellte dieser unweigerlich fest, was der Rusticus schon wusste: Auch heute musste er hungrig die Schlange verlassen.

Wie schafften es so viele Leidensgenossen, das Tageswerk zu erfüllen? Sie waren auch nicht kräftiger als er. Das sagte er sich wieder und wieder und wusste doch keine Antwort darauf. Und die Leistungsanforderung war ein fast unmögliches Ziel. Wieder wurde er von den Tentakeln geschnappt und ernährt. Und wieder landete er in dem leeren Tank, wo er auf dem harten Boden zusammensank. Wie sollte er es jemals schaffen, das Soll zu erfüllen? Er hatte heute alles gegeben, war bis an seine Grenzen gegangen - und darüber hinaus.

Gravis kauerte sich auf dem Stahlboden nieder und grübelte darüber nach, wie es seinen Kameraden Timiditas und Animus wohl erginge. Waren sie auch als Rusticusse in einem Stollen beschäftigt? Gab es überhaupt Pugnatoren? Oder wurden den jungen Männern auf Regina diese Informationen nur eingetrichtert, um sie zu der Musterung zu schicken? Landeten Jünglinge alle als Minenarbeiter auf einem der Asteroiden?

Als Gravis noch in Gedanken versunken auf den Boden starrte, der im Dämmerlicht so gerade zu erahnen war, öffnete sich die Luke wieder und grelles Licht strahlte hinab. Ein Tentakelarm schoss zu ihm hinab und wickelte sich wie eine Riesenschlange um seinen Leib, um ihn in die Höhe zu ziehen. Durfte er wieder in die Schlafhalle? Oder wiederholten sie die Untersuchungsprozedur? Oder wurde er erneut vollgepumpt mit diesem Mastfraß? Gravis hatte Angst.

Zwei Offizierinnen brachten ihn durch mehrere Gänge in einen Bereich des Bergwerks, den er noch nicht kannte. Schließlich kam er in einen Raum, in dem ein großer Monitor an der Wand hing, auf dem eine hochrangige Audiutrix hinter einem gewaltigen Schreibtisch zu sehen war. Die Offizierinnen rahmten Gravis ein. Die linke salutierte vor dem Bildschirm und meldete Rusticus 63166 als Mancus-Subjekt - was immer das bedeuten sollte. Die Frau auf dem Monitor rümpfte kurz die Nase und wischte auf einem Touchpad umher, der auf dem Schreibtisch lag. Sie spitzte kurz die Lippen.

Sie schaute den Rusticus genauestens an. So sah es zumindest auf dem Bildschirm aus. Dann sagte sie mit näselndem Klang: „In diesem Monat bereits Nummer 13.‟ Es hörte sich an wie ein Vorwurf. Die Offizierinnen im Raum versteiften sich. In einem hochnäsigen Tonfall sprach sie weiter: „Also gut. Er hat gut ausgebildete Beine. 63166 wird in Sektor 4 eingesetzt.‟ Die Frauen salutierten erneut, und mit einem Schlag wurde der große Monitor schwarz. Sie packten Gravis und führten ihn ab. Was hatte das alles zu bedeuten? Würde er nicht mehr in die Stollen zurück müssen? Sektor 4... Was das wohl war?

Er war offenbar als ungeeignet aussortiert worden. Vielleicht durfte er jetzt doch noch Pugnator werden. Ein stolzer Defender von Regina. Gravis war gespannt, wo die Frauen ihn hinbringen würden. Aber auch Angst schlich sich in sein Bewusstsein. Für eine Fehlleistung wurde man sicherlich nicht belohnt. Und warum der Hinweis auf seine Beine? Gravis wusste, dass seine Ober- und Unterschenkel sehr massige Muskulatur aufwiesen. Die hatte ihm im Stollen nichts gebracht. Was würde ihn nun erwarten?

Sie näherten sich einem großen Stahlschott, das sich mit lautem pneumatischem Zischen öffnete. Das Trio ging hindurch. Die Offizierinnen übergaben Gravis an weitere Uniformierte, die irgendwie alle gleich aussahen, als hätte sie jemand nach einer Norm geklont. Der Rusticus wurde neu eingekleidet: dicke Stiefel, eine kurze Nylonhose und ein enges Oberteil mit halblangen Ärmeln und Rollkragen, das aus einer dünnen Gummischicht bestand. Des Weiteren erhielt Gravis zwei Handgelenksbänder, die wie Scharniere um seine Knochen geschlossen wurden und sich elektronisch verriegelten.

Der Rusticus wurde in einen kleinen Raum geführt, dessen eine Wand aus einem Spiegel bestand. Gravis vermutete, dass es sich hier um eine verspiegelte Scheibe handelte, um ihn beobachten zu können. In der Mitte des Raumes stand ein Ergometer, sehr futuristisch anmutend. Eine Frau wies Gravis an, sich auf den Sattel zu setzen und die Füße auf die Pedale zu stellen. Im nächsten Moment spürte er, wie seine Sohlen durch eine unsichtbare Kraft fixiert waren. Er vermutete, dass es sich um ein Magnetfeld handelte. Der Sattel war sehr hart und schmal, aber es ließ sich aushalten - vorläufig. Nur die Castitasschelle war in dieser Position ein wenig unbequem.

Vor ihm am Lenker des Ergometers war ein kleiner Monitor angebracht, auf dem in blauer Leuchtschrift stand: „Beginn des Trainings.‟ Gravis sah sich fragend nach einer Audiutrix um, aber die Frauen waren aus dem Raum gegangen. Ein Countdown erschien: 10, 9, 8... Gravis überlegte, ob er einfach in die Pedale treten sollte. Er wartete noch bis 1, dann begann er langsam mit dem Radeln. Auf dem Monitor leuchtete: „Erforderliche Geschwindigkeit beträgt 25 km/h.‟ Gravis trat schneller. Das Tempo wurde angezeigt, stieg kontinuierlich an.

Bald hatte er die gewünschte Schnelligkeit erreicht. Da der Pedalwiderstand sehr klein war, würde er das Tempo sicherlich eine Stunde durchhalten, war er sich sicher. Doch dann merkte Gravis nach etwa fünf Minuten, wie der Widerstand sich vergrößerte. Der Rusticus musste sich mehr anstrengen, um die Geschwindigkeit zu halten. Nach schon zehn Minuten brannten seine Schenkel. Schleichend verringerte er das Tempo, das anfangs zwischen 25 und 30 km/h gependelt hatte, auf nun etwa 20 km/h. Auf dem Monitor erschien: „Warnung! Tempo erhöhen!‟

Gravis biss die Zähne zusammen und trat härter in die Pedale. Schwer atmend und mit brennenden Muskeln erreichte er wieder die angewiesene Höhe, konnte sie aber nicht lange durchhalten. Wieder erschien die Warnung auf dem Bildschirm. Noch zwei Mal versuchte Gravis, das Tempo wieder aufzunehmen, aber da der Widerstand noch weiter anwuchs, war es bald nicht mehr möglich, obwohl er sich verausgabe und ächzend darum kämpfte. Die nächste Warnung ignorierte er und radelte mit knappen 20/h weiter, die auch schon äußerst schmerzhaft waren. Ein Warnton erschallte. Er klang wie eine elektrische Entladung von Hochspannung. Gravis wurde es mulmig.

Er kämpfte mit dem Ergometer, und im nächsten Augenblick jagte ein zweisekündiger Mikrowellenstoß durch seine Hoden, die sich anfühlten, als würden sie von innen heraus brennen wie Feuer. Schreiend wackelte der Rusticus in seinem Sattel, aber die Magnetfelder hielten seine Stiefel an Ort und Stelle. Gravis trat mit aller Kraft in die Pedale und erreichte nach kurzer Zeit wieder die 25 km/h. Der Impulsgeber für die strafende Mikrowelle war wohl unter dem Lenker in Höhe des Sattels angebracht, um direkt seine empfindlichen Bälle anvisieren zu können. Doch trotz der größten Angst vor einer weiteren Strafe konnte Gravis das Tempo nur wenige Minuten halten. Er verausgabte sich bis aufs letzte Quentchen, aber dann sackte seine Leistung wieder ab. Wieder leuchtete die Warnung auf, gefolgt mit dem gruseligen, knisternden Klang. Gravis jammerte laut und flehte um Gnade, denn all sein Mühen reichte nicht aus, um die befohlene Umdrehungszahl zu erzielen.

Doch dann merkte er, dass der Widerstand leicht zurückging. Mit eiserner Willensstärke und Panik vor dem heißen Mikrowellenstoß schaffte er nun doch, die 25 km/h zu erreichen. Als er aber wieder abfiel, wiederholte sich die Warnung. Wieder merkte Gravis, dass der Widerstand leicht sank, so dass er mit allen Reserven noch irgendwie erneut die Sollgeschwindigkeit zurückgewann. Das Spiel an der Grenze seiner Fähigkeit wurde noch eine halbe Stunde lang fortgeführt, bis Gravis seine Beine nur noch als einen brennenden Pudding wahrnahm.

Die Pedale wiesen nur noch einen sehr kleinen Widerstand auf, und trotzdem musste der Rusticus darum kämpfen, sein Ziel zu halten. Als Gravis fast das Gefühl hatte, erschöpft und kraftlos vom Sattel zu fallen, erhöhte sich der Widerstand wieder. Verzweifelt trat der Trainierende in die Pedale, wurde langsamer und langsamer, während der Widerstand immer weiter anwuchs. Bald konnte der Rusticus die Pedale kaum noch bewegen. Er wartete schwitzend von Anstrengung und Angst auf die Warnung, doch dieses Mal blieb sie aus. Stattdessen leuchte „Trainingsende‟ auf.

Gravis war unendlich erleichtert und wäre am liebsten, völlig entkräftet und ausgelaugt, wie er war, neben dem Ergometer auf den Boden gesunken. Doch die Magnetfelder hielten ihn fest in Position. Unter seinem Gummioberteil war er nassgeschwitzt, und auch seine Füße schienen in den Stiefeln im Schweiß zu schwimmen. Ebenso die Nylonhose fühle sich klebrig an. Mit einem Klacken merkte er, wie die Magnetfelder ausgeschaltet worden waren. Sofort stand Gravis auf und stöhnte über seine schmerzenden Beine. Vornübergebeugt stützte er sich schwer atmend auf den Knien ab. Er konnte kaum noch stehen. Daher setzte er sich auf den Boden und stützte sich neben dem Körper ab.

Wie lange die Trainingseinheit wohl gedauert hatte? Er verspürte einen starken Durst. Seine Kehle war wie ausgedörrt. Gravis sah sich um Raum um. Er stellte sich probeweise vor die Tür, doch es gab keine Knöpfe oder Touchpads, und von alleine öffnete sie sich auch nicht. Er musste wohl oder übel so lange hier verharren, bis eine Audiutrix erschien.

Auf Regina hatte Gravis in seiner Freizeit an diversen Radrennen teilgenommen. Dank einer Kombination von Kraft und Ausdauer gehörte er stets zu den Besten. Doch so ein hartes Training wie heute, war für ihn eine neue Erfahrung gewesen. Er legte sich ausgestreckt auf den Boden und atmete tief durch. Doch kaum lag er, zischte die Tür auf. Gravis schnellte so schnell er konnte hoch und sah eine der Audiutrixfrauen, die aussahen wie Zwillinge. Die Offizierin führte ihn ab und brachte ihn über einen Flur in einen anderen Raum, der grell erleuchtet war.

Fast alles in dieser Räumlichkeit war weiß. In der Mitte stand eine Liege, auf die sich der Rusticus legen sollte. Kurz darauf erschien eine Frau in weißer Uniform, wie Gravis sie bisher noch nicht gesehen hatte. Die Fremde befestigte an den Oberschenkeln des Liegenden mehrere Elektroden. Dann erfolgten noch weitere an den Waden, wozu Gravis die Beine kurzzeitig anheben musste, was ihm ein Stöhnen entfleuchen ließ. Mit angstvollen Augen verfolgte er die Frau, die zu einem Gerät schritt und einige Knöpfe und Schalter bediente. Würde er wieder Stromimpulse erhalten?

Doch dieses Mal war die elektrische Stärke so gering, dass er nur ein kaum wahrnehmbares Kribbeln bemerkte. Auf einem Monitor erschienen mehrere Kurven und Ziffern. Aus den wissenschaftlichen Angaben wurde Gravis nicht schlau. Es handelte sich auf jeden Fall um eine medizinische Untersuchung und keine Züchtigung, denn die Elektroden waren kaum zu spüren. Die Frau entfernte sie nach einer Weile und tippte auf einem Pager herum.

Kurz darauf kamen zwei Audiutrixfrauen und brachten Gravis weg. Kam er jetzt wieder in die Schlafhalle zu seinem Kameraden? Trotz der Pause konnte er kaum noch laufen, denn das Ergometertraining war so anstrengend gewesen. Taumelnd begleitete er die Frauen über die Gänge. Jeder Schritt schmerzte in seinen Beinen. Hoffentlich wurde er nicht zurück in die Mine geschickt.

Bald erreichten sie einen Duschraum, wo Gravis sich ausziehen und dann unter die Brause stellen musste. Wegen seines quälenden Durstes versuchte er Wasser zu schlucken, spuckte es aber sofort wieder aus, weil es irgendeinen Zusatz enthielt, der ihn fast würgen ließ. Wenigstens konnte er sich erfrischen. Anschließend brachte ihn eine Audiutrix in einen weiteren Raum, wo er nackt - bis auf seine Castitasschelle - auf einem Stahlstuhl Platz nehmen sollte. Danach fuhr eine Tischplatte aus gebürstetem Stahl heran. Auf ihr stand ein großer Becher mit Trinkhalm. Eine Computerstimme wies ihn an, den Inhalt zu trinken.

Gravis stellte fest, dass die dickflüssige Nahrung schmackhaft war und seinen Durst und Hunger endlich löschte. Als er den Becher geleert hatte, brachte die Audiutrix ihn zu einem Aufzug, in den der Rusticus alleine eintrat. Mit hoher Geschwindigkeit jagte er in die Tiefe. Nach einigen Sekunden öffnete sich die Tür wieder. Gravis trat heraus. Da stand ein Jüngling vor ihm. Er trug ebenfalls lediglich seine Castitasschelle. „Willkommen Rusticus 63166. Willkommen in der Tretmühle von Regina.‟

Er wies ihn an, ihm zu folgen. Sie gingen durch einen kurzen Flur und erreichten eine große Tür, die sich zwischend öffnete. Ein lautes maschinelles Geräusch war zu hören. Gravis sah über eine Breite von etwa zehn Metern eine gewaltige Walze, die aus vielen kleinen Stufen bestand. Sie wurde von sechs Rusticussen bewegt, indem diese permanent die gedachte Treppe hinaufstiegen und die Walze in Bewegung hielten. Gravis sah die nackten Männer nur von hinten, erahnte aber, dass diese ebenfalls Castitasschellen trugen.

Mit ihren Armen führten sie ausgleichende, balancierende Bewegungen aus. Einige mehr, andere weniger. Gravis vermutete, dass einige bereits länger dort arbeiteten und sich schon an das Gleichgewicht gewöhnt hatten. „In so einer Tretmühle wirst du laufen‟, erklärte der Rusticus. Gravis sah ihn erstaunt an. „Es gibt noch mehr davon?‟ Der Rusticus nickte. „Insgesamt sind es 36.‟ Jetzt fiel Gravis die Kinnlade herunter. „So viele?‟ Der andere Rusticus zuckte mit den Schultern. „Minenoperatoren gibt es noch viel mehr.‟ Gravis sah ihn fragend an. Der Rusticus erklärte, dass man so die Minenarbeiter nannte, die nach Dilithium schürften. „In den Tretmühlen arbeiten nur die, die für die Minen nicht geeignet sind. Wenn ihre Beinmuskulatur gut ausgeprägt ist, bekommen sie hier ihre Arbeitsstelle.‟

Erst jetzt bemerkte Gravis, dass sein Gegenüber einen eher mageren Oberkörper hatte, jedoch noch massigere Beine als er. „Ich bin Rusticus 52009. Komm mit, du musst jetzt erst mal in den Schlafraum.‟ Gravis folgte ihm. Sie kamen in einen länglichen Raum, in dem aneinandergereihte auf Tischen stehende längliche Truhen aufgestellt waren. Gravis erinnerten sie an Särge. Rusticus 52009 drückte an einem dieser „Särge‟ auf einen grün leuchtenden Knopf. Der Deckel öffnete sich zwischend. Er wies Gravis an, sich hineinzulegen.

Gravis stieg hiein und legte sich hin. Die gummierten Innenwände waren bequemer, als er befürchtet hatte. Sie passten sich exakt seiner Körperform an. Im nächsten Moment schloss sich der Deckel. Gravis wollte noch etwas fragen, aber schon war er in schalldichte Schwärze gehüllt. Er wollte den Deckel auf mechanische Weise öffnen, indem er von innen dagegen drückte, aber kaum versuchte er es, überfiel ihn eine Müdigkeit, die ihm wenige Sekunden später das Bewusstsein nahm.

Als er die Augen öffnete, stand der Deckel offen, und Rusticus 52009 sah ihn grinsend an. „Wieder fit?‟ Gravis blinzelte. Hatte er geschlafen? „Wie lange war ich...?‟ Rusticus 52009 unterbrach ihn: „Wie lange du da drin gelegen hast? Sieben Minuten.‟ Gravis starrte den Kameraden skeptisch an. „Das kann doch nicht sein.‟ Rusticus 52009 grinste. „Und ob! Das ist ein Turbo-Energizer. Die sieben Minuten entsprechen nicht nur neun Stunden Tiefschlaf, sondern sorgen auch für eine Regeneration der Muskulatur und des gesamten Organismus, der 72 Stunden entspricht.‟

Gravis hörte staunend zu. Er konnte es kaum glauben, aber er fühlte sich tatsächlich ausgeschlafen und kräftig. Sein Muskelkater war verschwunden. Rusticus 52009 sagte: „Halt mal die Hand auf!‟ Anschließend ließ er zwei kleine Kapseln in Gravis Hand fallen: ein rotes und ein blaues Exemplar. Gravis wollte wissen, was es war. Rusticus 52009 erklärte: „Die bekommen wir alle jeden Tag.‟ Gravis runzelte die Stirn. „Aber wozu sind die?‟ Der Rusticus zeigte auf die rote Kapsel: „Die steigert deine Beinmuskulatur weit über die natürliche Grenze hinaus. Du wirst hier Leute sehen, die schon länger hier sind und Beine haben, die so dick sind, dass sie nur noch watschelnd laufen können.‟

Gravis fragte nach der blauen Kapsel. Der Rusticus meinte: „Die ist für deinen Hormonhaushalt. Für deine Potenz. Hat auch mit der Kraft deiner Beine zu tun.‟ Gravis stöhnte. „Aber die haben uns in Castitasschellen gesperrt! Wozu die Potenz steigern!? Das ist ja Quälerei!‟ Rusticus 52009 schüttelte den Kopf. „Nein, es nützt auch dem Muskelwachstum. Die Libidosteigerung ist nur eine Nebenwirkung.‟ Gravis seufzte. „Werden denn die Schellen auch mal geöffnet?‟ Der Rusticus zuckt mit den Achseln. „Das weiß ich nicht. Ich bin noch nicht so lange hier.‟ Gravis fragte: „Wie lange denn?‟ Rusticus 52009 antwortete: „Seit fünf Monaten.‟ Gravis ächzte auf. Fünf Monate sollte er verschlossen bleiben und zussätzlich zu seiner sowieso schon auf Hochtouren laufenden Libido noch eine Kapsel nehmen, die das noch steigerte? Das durfte nicht wahr sein!

Rusticus 52009 winkte: „Komm! Ich zeige dir jetzt deine Tretmühle, wo du eigensetzt wirst.‟ Unterwegs fragte Gravis „Gibt es hier keine Kleidung?‟ Rusticus 52009 zeigte auf die Castitasschelle: „Nur die.‟ Gravis: „Aber...‟ Der Mann sah ihn mit erhobener Augenbraue an. „Was? Denkst du, dass du frieren könntest? Keine Sorge. Dein Leben wird aus Schweiß, Schweiß und nochmals Schweiß bestehen. Das garantiere ich dir.‟
31. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 04.04.15 23:53

Da stellt sich mir doch glatt die Frage was mit denen Passiert die es weder in der Mine schaffen noch für die Tretmühlen geeignet sind?
Gravis hatte ja gar keine Chance sein Soll zu Erfülllen wenn das Gestein nichts hergibt. Was also soll das?
Die Tretmühlen sind wohl dazu da um den Strom für die Annehmlichkeiten der Audiutrixen zu schaffen.
32. RE: Regina

geschrieben von TomTomTom am 05.04.15 06:41

Sehr spannend zu lesen, was unsere "Helden" hier durchleben.

Grüße

Tom
33. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 05.04.15 20:14

Duhu Prallbeutel gibt es Irgendwann auch mal Hintergrundinformationen zur Technik auf Regina oder hast du dir da keine weiteren Gedanken gemacht?
Ich meine warum wird das Delithium so Umständlich von Hand geschürft und sind die Tretmühlen auf dem Asteroiden für die komplette Stromversorgung zuständig?
34. RE: Regina

geschrieben von Herrin_nadine am 05.04.15 21:38

Hallo Prallbeutel,


werden die armen jetzt immer in der Tretmühle ackern müssen oder werden sie mal befördert.

35. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 06.04.15 13:18

Zitat
...warum wird das Delithium so Umständlich von Hand geschürft und sind die Tretmühlen auf dem Asteroiden für die komplette Stromversorgung zuständig?


Die Aufklärung kommt im nächsten Kapitel.
36. RE: Regina

geschrieben von onkelb am 08.04.15 18:58

Hoffentlich bald
37. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 11.04.15 15:30

~ X ~


Timiditas fühlte sich sehr unwohl unter den anderen Munuswesen, denn als einzig Kahlköpfiger war er wie ein Außenseiter, ein Fremdling. Erst nach einiger Zeit erkannte er, dass die Käfiggenossen ebenfalls keine Haare hatten: Die Illusion der Frisuren wurde nur durch Perücken aufrecht gehalten. Einige Wesen nahmen sie ab, weil es im Käfig durch die gedrängten Leiber sehr warm war. Der Munus direkt neben ihm hatte seinen platinblonden Pagenschnitt abgelegt und sich über die glatte Kopfhaut gestrichen. „Die Wächterinnen sind weg‟, sagte er. Nun nahmen fast alle ihre Perücken ab und wischten sich über Kopf und Gesicht.

Die bis auf die engen Korsagen nackten Körper waren schweißnass und glänzten, als wären sie mit Öl eingerieben worden. Timiditas traute sich, seinen Nachbarn anzusprechen: „Was wird mit uns geschehen?‟ Der Munus wusste: „Einige von uns werden als Liebessklaven an reiche Damen verkauft. Andere landen als Gladiatoren in der Arena.‟ Timiditas machte große Augen. Er hatte nicht das Gefühl, dass er ein großartiger Liebhaber war, aber Kämpfer war er noch viel weniger. Wie sollte das auch gehen mit seinem neuen Körper?

Der gewaltige Schwanz steckte fest in seinem Anus. Aus schmerzhafter Erfahrung wusste Timiditas, was geschah, wenn er ihn unerlaubterweise herauszog. Aber am meisten würden bei einem Kampf die voluminösen Brüste und die gigantischen Hoden stören. Er war doch völlig ungeeignet für die Arena... was immer das war. Er fragte danach, aber sein Nachbar schüttelte nur leicht den Kopf und erwiderte: „Darüber kann ich dir nicht mehr erzählen. Ich war noch nicht dort. Aber meine Besitzerin hat mich wegen eines Mangels zurückgegeben. Angeblich ist meine Zunge nicht lang genug. Nun werde ich wohl verändert.‟ Timiditas verstand kein Wort von dem, was der Munus da sprach. Aber er spürte, wie seine Erinnerung an seine Vergangenheit zurückkehrte. Sein Gedächtnis war nur temporär blockiert gewesen. Jetzt wusste er wieder alles. Doch den den Traum, ein Pugnator zu werden, hatte er aufgegeben.

Aber als Sexsklave oder Gladiator zu enden... Nein, das wollte er auch nicht. Nur: Hatte er eine Wahl? Der Tribuna-Ausschuss hatte über ihn und seine Freunde entschieden. Seufzend atmete er tief aus und sprach leise zu sich selbst: „Animus und Gravis haben es gut. Sie sind Pugnatoren geworden und dürfen die Augusta Regina beschützen. Das Reich verteidigen.‟ Der Munus neben ihm lachte humorlos auf. „Sind das deine Freunde? Es gibt auch Rusticusse. Vielleicht schuften sie in den Minen.‟ Timiditas staunte über das Wissen des Munus. Und er wusste noch mehr: „In den Minen auf einigen Asteroiden wird Dilithium geschürft. Dazu setzen sie ausschließlich Minenopratoren ein, also Arbeiter. Jegliche computergesteuerten Maschinen dort unten spielen wegen einer Anomalie von elektrischen Wellen verrückt, so dass sie auf Manpower angewiesen sind. Das macht das Dilithium von den Asteroiden um Regina so besonders kostbar. Es unterscheidet sich auch in seinem Atomgewicht, so dass es auf dem Exportmarkt deutlich mehr Gewinn einbringt. Der Reichtum der Regentin fußt quasi auf dem Dilithium.‟

Timiditas hörte mit offenem Mund fasziniert zu. Der Munus berichtete weiter: „Und einige Rusticusse schuften in den Tretmühlen, um Sklavenstrom zu erzeugen.‟ Timiditas runzelte die Stirn. „Aber wieso das? Warum wird Elektrizität auf so eine archaische Weise erzeugt?‟ Der Munus lächelte. „Weil er für die Damen-Elite und die Regentin ist.‟ Er erläuterte, dass die meiste Elektrizität in Atomkraftwerken und Fusionsreaktoren gewonnen wurde. Aber ein kleiner Teil eben doch durch die Beinkraft von Rusticussen. „Rusticusse tragen Castitasschellen. Das sind Keuschheitsgürtel. Rusticusse haben keine Sexualität mehr, um ihre gesamte Energie für die Minen oder die Mühlen aufzuwenden.‟ Timiditas verstand immer noch nicht, wozu ein Teil des Stroms durch Sklaven erzeugt wurde. Der Munus verzog sein Gesicht, als sei sein Gegenüber geistig beschränkt. „Es geht um Prestige. Wenn eine Dame sagen kann, dass ihr Strom aus den Mühlen kommt, dann ist das besonders, elitär, und es kann sich nicht jeder leisten, denn der Strom ist viel teurer. Der Profit aus dem Geschäft geht direkt an das Regentenhaus der Augusta Regina.‟

Timiditas war bestürzt. „Und nur für das Gefühl von Erhabenheit müssen die Rusticusse ihr Leben in einer Tretmühle verbringen?‟ Er konnte es nicht fassen. Nach einer Minute fragte er: „Und was hat es mit den Gladiatoren auf sich?‟ Der Munus hob den Zeigefinger. „Still!‟ Im nächsten Augenblick erschienen zwei Audiutrixfrauen. Eine davon trug rote Schulterabzeichen und zeigte mit einem Stab hintereinander auf drei Munus. Die andere Audiutrix holte sie aus dem Käfig. Auch Timiditas war dabei. Die beiden anderen Auserwählten hatten schnell ihre Perücken wieder aufgesetzt, aber die Audiutrix riss sie ihnen vom Kopf. „Die braucht ihr nicht mehr. Ihr werdet in der Arena kämpfen.‟

Sie fixierte das Munus-Trio mit einer Halsfessel, die durch eine kurze Stange mit den anderen verbunden war, so dass die Drei eng hintereinander laufen mussten. Der hinterste Munus wurde durch einen Elektrostab angetrieben. Timiditas war froh, sich in der Mitte zu befinden. Aber auf dem Weg durch die Gänge und in einen Turboaufzug machte er sich düstere Gedanken. Er sollte in die Arena? Er hatte null Kampferfahrung. Würde er gegen die anderen bestehen? Würde er vorher ein Training absolvieren? Wie lange würde es dauern, bis er bereit sein würde? Doch die Audiutrix, die sie von hinten antrieb wie eine Herde, meinte: „Heute Abend werden zwei von euch in die Arena geschickt. Einigt euch schon mal, wer es sein wird.‟ Dann schob sie das Trio in einen kahlen Raum, befreite es von den Halsfesseln und knallte die Kerkertür zu.

Die drei sahen sich verblüfft und entsetzt in die Augen. Timiditas spürte, dass die beiden anderen genauso viel Angst hatten, wie er selbst. Er fragte: „Was sind das für Kämpfe?‟ Die beiden anderen hatten ebenfalls keinerlei Ahnung, was sie erwartete. Sie warteten in der Stille und Einsamkeit der Zelle. Irgendwann erinnerte sich einer der Munuswesen: „Wir sollen entscheiden, wer in die Arena muss.‟ Timiditas spürte, wie sein Puls zu rasen begann. Sicherlich wollte das niemand. Jeder wollte übrig bleiben und die beiden anderen schicken. Allerdings musste eine Entscheidung fallen!

Ihnen blieb nur die Möglichkeit, es auszulosen. Da keine Gegenstände vorhanden waren, machten sie es mit den Händen. „Schnick Schnack Schnuck‟ - oder auch „Papier, Schere, Stein‟ genannt. Die beiden anderen spielten um ihr Los. Es gab mehrere Durchgänge, um bei drei Teilnehmern gleiche Chancen für alle zu gewährleisten. Timiditas fiel ein schwerer Stein vom Herzen, als er letztlich gewann. Kurz darauf erschien schon die Audiutrix und wollte wissen, ob die Entscheidung gefallen war. Daraufhin nahm sie die Kameraden von Timiditas mit. „Euer Auftritt!‟, spottete die Audiutrix und trieb sie den Gang entlang. Timiditas blieb allein zurück. Dem ersten Kampf war er entkommen. Aber wie lange hielt sein Glück?

Schon bald würde er auch in die Arena müssen. Da war er sich sicher. Schon bald wurde er aus seinen Gedanken gerissen, denn ein gewaltiges Tentakelwesen schob sich durch den Gang vor den Zellen und blieb genau vor seinem Gitter stehen. Bei genauerem Hinsehen, wurde Timiditas klar, dass es eine Maschine war. „Munusfütterung‟ nannten es die Audiutrixfrauen. Vier Tentakel hielten den Munus in Position, während sich jeweils ein Tentakel, das sich als Röhre erwies, in Mund und Anus vorschob und ihn völlig ausfüllte. Timiditas stöhnte würgend und zappelte in der Luft, während ihm Nahrung verabreicht und der Brei, der keine Nährstoffe mehr enthielt, wieder abgesaugt wurde.

Nach der Prozedur fühlte der Munus noch längere Zeit die Dehnung im Rachen und Anus. Einziger Vorteil war, dass er nun weder Hunger noch Durst litt. Und noch etwas war geschehen: Sein großer Penis hing nun frei vor ihm herab und bog sich leicht, als wolle er sein immenses Gewicht zu einer waagerechten Erektion entwickeln. Doch Timiditas wagte es nicht, ihn zu berühren. Zu sehr hatte er noch die Strafimpulse im Gedächtnis. Er war offenbar nicht der einzige Gefangene, der diese Fütterung erlebte, denn die Tentakelmaschine schob sich lediglich sieben Meter weiter und blieb vor der nächsten Zelle stehen, wo Timiditas bald schon menschliche Würgelaute vernahm.

Eine Stunde später erschien eine Audiutrix und holte ihn aus der Zelle. Sie zog ihm die Korsage aus. Die ungewohnte Freiheit fühlte sich wunderbar an, aber zugleich spürte Timiditas dadurch auch eine Art der Verlorenheit, Verletzlichkeit, Nackheit. Sein letzter Panzer war ihm genommen worden. „Wohin bringt Ihr mich?‟, fragte er die Uniformierte. Als Antwort erhielt er mehrere Strafimpulse mit dem Disziplinarstock; aber die Audiutrix informierte ihn darüber, dass er nun an der Reihe sei, in der Arena für die jungen Damen zu kämpfen. Timiditas verschluckte sich vor Schreck. Sein Herz pochte laut und wild in seiner Brust unter dem gewaltigen Busen. Er und kämpfen? Heute? Jetzt? Aber wie...? Er war doch überhaupt nicht vorbereitet!

An einer gelben Linie auf dem Boden blieb die Audiutrix zurück und befahl dem Munus, langsam bis zur roten Linie vorzugehen, die drei Meter auf dem Boden eine Markierung bildete. Timiditas gehorchte und blieb dort stehen. Plötzlich schoss aus insgesamt 36 Düsen neben und über ihm eine Flüssigkeit auf ihn und benetzte ihn damit. Bald merkte Timiditas, dass es sich um eine Art Öl handelte, das sich glitschig auf der Haut anfühlte und seinen nackten Leib glänzen ließ. So ruckartig, wie die Düsen begonnen hatten, ihren inhalt zu versprühen, stoppten sie die Funktion. Nun kam die Audiutrix hinter Timiditas her und scheuchte ihn mit dem Disziplinarstock weiter vorwärts. Neben dem Klacken der Stiefel der Frau hörte Timiditas auch leise Stimmen einer ganzen Menschenschar. Sie riefen und johlten.

Je näher sie dem Pulk kamen, desto lauter wurde die Geräuschkulisse. Bald endete der Flur vor einem großen Stahltor. Mit einem krachend-dröhnenden Lärm öffneten sich die zwei Flügel des massiven Tors. Augenblicklich verzigfachte sich der Menschenlärm. Eine ohrenbetäubende Kakophonie von Stimmen, Rufen, Gebrüll, Krakeelerei und Pfiffen erscholl wie eine Wand, gegen die Timiditas knallte.

Vor ihm war ein großes Rund mit festgestampftem Lehmboden. Das Rund hatte einen Durchmesser von 30 Metern; umrundet wurde es von einer über zwei Meter hohen Mauer, hinter denen mehrere aufsteigende Sitzreihen angebracht waren, die von Dutzenden Personen besetzt waren. Die gesamte Arena war mit einer Kuppeldecke überdacht, die mindestens 20 Meter in der Höhe ein Licht abgab, das auf das Rund zielte und die Sitzreihen in Dämmerlicht tauchte.

Die Audiutrix schob Timiditas einige Meter vor und verschwand wieder in den Katakomben der Arena. Dafür nahm ihn eine andere Frau in Empfang, die eine Uniform trug, die der Munus bisher nie gesehen hatte: Sie war aus Leder und bestand aus einem weiten, aber kurzen Rock, hohen Lederstiefeln und einem engen Lederoberteil. Unter dem Rock trug die Frau noch eine hautenge Hose. In den Händen hielt sie einen fast zwei Meter langen Stab aus Aluminium, an dessen Ende eine Metallschlinge angebracht war, deren Durchmesser sie auf Knopfdruck verändern konnte. Eine Sekunde später trug Timiditas die Schlinge um den Hals.

Nun konnte die Frau ihn ohne große Kraftanstrengung vorwärtsbewegen, wie sie wollte. Dem Munus war seine Nacktheit vor den vielen Menschen peinlich. Er sah sich, so gut es mit der Schlinge ging, ängstlich um, aber von allen Seiten starrten ihn Augenpaare an. Und wie er nun bemerkte, waren es ausschließlich Frauen. Frauen in edlem Zwirn. Ihre Kleidungen wirkten äußerst extravagant. Es mussten sehr reiche Damen sein, die hier in der Arena ihren Zeitvertreib suchten. Sie fächelten sich affektiert Luft zu und nippten an kostbaren Kristallgläsern.

Im nächsten Moment öffnete sich ein Stahltor auf der gegenüberliegenden Seite. Auch dort schob eine Audiutrix einen nackten Munus herein. Eine weitere Lederfrau fixierte auch diese Person in einer Halsschlinge. Sie kamen mit ihren Fängen aufeinander zu, so dass sie bald in der Mitte der Arena direkt gegenüberstanden. Auf ein geheimes Kommando lösten sich die Halsschlingen. Daraufhin zogen sich die beiden Lederfrauen zurück. Stattdessen erschien eine andere Frau. Sie trug eine imposante Uniform mit Stacheln auf ihren breiten Schulterklappen. Ihr Oberteil war aus Leder und mit zahlreichen flachen Nieten geschmückt. Hohe Stiefel, die ihr bis über die Knie reichten, ließen ihre Beine optisch sehr lang wirken. Die Lederhose, die sich in dem Schuhwerk trug, beulte sich an den Oberschenkeln seitlich stark aus. Ihre langen Haare, die ihr bis zur Taille reichten, waren in einem Pferdeschwanz zusammengebunden.

In der rechten Hand hielt sie eine lange Peitsche aus geflochtenem Leder. Das Ende des Griffs bildete einen dicken Knauf, in den ein geschliffener Dilithiumstein eingefasst war. Als sie mit der langen Peitsche knallte, sprühten Funken und ein knisterndes Geräusch ertönte. Das Schlaginstrument war elektrisch. „Kämpft!‟, rief sie mit schneidener Stimme. „Der Sieger bekommt eine Chance auf eine Begnadigung.‟ Ein zweites Mal schwang sie die Peitsche und sprühte über den Köpfen der beiden Munus Funken.

Timiditas wirkte genauso unsicher wie sein Gegenüber. Wenigstens, so war Timiditas erleichtert, hatte er es nicht mit einem erfahrenen Gladiator zu tun. Beide Munus, bis auf ihre Brüste und Genitalien eher zierlich, ballten ihre Fäuste und stellten sich etwas seitlich, um dem Gegner weniger Angriffsfläche zu geben und außerdem einen festeren Stand zu bekommen. Plötzlich sprang der andere Munus auf Timiditas zu und versetzte ihm einen Schwinger in den Bauch. Timiditas keuchte auf. Er bekam kaum noch Luft. Aber er revanchierte sich mit einem Kniestoß in die mächtigen Bälle des Munus, die schwer in seinem Schritt hingen.

Die Bewegungen der Rivalen sorgten dafür, dass ihre Riesenbrüste wild hin- und herschwangen. Und auch die gewaltigen Luststäbe peitschten förmlich von einem Oberschenkel zum anderen. Durch den Schock und Schmerz irritiert ließ der Gegner einige Sekunden von Timiditas ab, die er nutzte, um seinem Kontrahenten erneut einen Kniestoß zu verpassen. Der Kämpfer sackte auf die Knie, stand aber grimmig sofort wieder auf, um sich auf den Aggressor zu stürzen.

Die Menge johlte lauter und jubelte. Timiditas erkannte das Vorhaben des Gegners und sprang blitzartig zur Seite, so dass sein Konkurrent in den Staub knallte. Timiditas setzte nach und wollte den Liegenden treten, da packte der Munus den Fuß und verdrehte ihn so, dass auch der zweite Munus auf dem Boden landete. Timiditas wollte wegkrabbeln, da nutzte der Kämpfer die Gelegenheit und sprang auf Timiditas Rücken. Er presste ihn auf den Boden. Timiditas spürte, wie sich der Riesenpenis des Munus an seinen Hinterbacken rieb. Und dann wurde seine Befürchtung wahr: Der Munus hob seine Hüfte kurz an, um dann seinen Megaprügel in Timiditas hineinzurammen.

Er fühlte, wie ihn das Monstrum ausfüllte und dehnte. Alle Gegenwehr nutzte nichts, da der Munus den Nacken seines Gegners in den Staub drückte. Timiditas musste miterleben, wie er von dem Munus hart und tief gerammt wurde, während das Publikum lauthals applaudierte und rief und brüllte. Neben aller Geziertheit der Ladys zeigten sie ein fast ordinäres Temperament während des Kampfes. Es gab keine Zurückhaltung mehr. Wie Furien feuerten sie ihren Liebling an oder buhten den Gegner in Grund und Boden.

Mit einer ruckartigen Bewegung, in die Timiditas all seine Kraft legte, drehte er sich um und warf den Munus zur Seite, sprang auf seinen Bauch und nagelte sprichwörtlich dessen Hände mit eisenhartem Griff am Boden fest. Nun war Timiditas Penis über dem Gesicht des Munus. Für orale Freuden war das Monster einfach zu groß, aber er wischte über Mund, Nase, Wangen und Augen. Doch schon bald fand der Unterlegende wieder die Oberhand. Mehrmals drehten und wälzten sich die nackten Munus auf dem Lehmboden, boxend und in Ringermanier. Das glitschige Körperöl erschwerte die Griffe. Zu ihrer Unerfahrenheit kamen noch die schwingenden Brüste und Hodensäcke sowie die riesigen Luststäbe, die die Auseinandersetzung besonders ungeschickt, dafür aber unterhaltsam machten. Beide Munus hatten sich noch nicht an ihre Körpermodifikationen gewöhnt. Die schweren Brüste, der schwere Hodensack, der gewichtige Penis - das war alles neu für sie.

Timiditas verpasste dem Munus einen erneuten Kniestoß, der ein wenig zu hoch geriet. Der Munus packte als Revanche die großen Brüste und quetschte sie wie zwei Kissen. Timiditas schrie auf und versetzte dem Gladiatorneuling einen Hieb an den Hals, der diesen augenblicklich zusammenklappen ließ. Timiditas griff ein Fußgelenk des Besiegten und zog ihn drei Meter weit durch die tobende Arena. Dann ließ er den Munus im Staub liegen und stellte einen Fuß auf seine Brust zwischen die großen Brüste, die wie Berge aufragten. Der Sieger nahm eine triumphierende Pose ein und hob die Hände. Applaus brandete auf.

Doch plötzlich sackte Timiditas wie ein gefällter Baum um, als ihn der scheinbar Bewusstlose in die Kniekehle trat. Er sprang auf ihn und wollte ihn mit Fäusten bearbeiten. Dabei kippten beide um und lagen wie in seitlicher 69-Stellung nebeneinander und boxten sich gegenseitig mehrfach auf die mächtigen Hodenbeutel, die wie große Wasserkissen umherwabbelten. Schließlich kamen sie wieder in den Stand und rangelten ineinander greifend miteinander. Die großen Luststäbe flogen dabei unkontrolliert durch die Luft wie ein losgelassener Wasserschlauch unter Druck.

Einige Augenblicke später packte der Munus seinen Widersacher von hinten und zog ihm die Arme nach hinten, hob ihn von den Beinen und drückte ihm ein Knie in den Rücken. Timiditas spürte, wie er mit seinem Hohlkreuz abhob. Mit Schwung ließ der Angreifer sein Gegenüber zu Boden krachen, so dass Timiditas hart auf dem Hinterteil landete. Sofort hatte sein Konkurrent ihn im Schwitzkasten und kniete neben ihm. Timiditas boxte dem Munus in seine Brust, aber der ließ ihn nicht aus seiner Fixierung heraus. Dann landete ein Ellbogen schmerzhaft in den Rippen des Munus. Nun löste er seine Fesselung endlich. Timiditas nutzte die Chance und sprang auf, zwang den Kämpfer zu Boden und setzte sich auf seinen Bauch, so dass der lange Penis zwischen den großen Brüsten des Unterlegenen zu liegen kam.

Durch die Gegenwehr des Munus wurde der Luststab von Timiditas unwillkürlich gereizt, als er zwischen den Brüsten hin- und herschob. Irgendwie angelte der Liegende nach Timiditas Hoden und quetschte sie so lange, bis Timiditas gequält von ihm abließ und aufstand. Doch wieder konnte der Munus in Timiditas Rücken gelangen und ihn aushebeln. Dieses Mal hob er ihn so weit an, dass sein Luststab, der längst errigiert war, wie ein dicker Speer unter Timiditas drohte. Er ließ den Gegner sinken und sich aufspießen. Timiditas brüllte aufgrund der Überraschung und Dehnung auf, aber auch wegen der Demütigung vor all den Damen, die seinem Widerpart begeistert zujubelten.

Mehrfach versuchte Timiditas dem gigantischen Fleischknüppel zu entkommen, wurde aber wieder und wieder von seinem Rivalen heruntergedrückt, der bald schon lauter vor Lust als vor Anstrengung stöhnte. Timiditas gelang es einfach nicht, sich von dem Spieß zu befreien. Erst als er eine heiße Woge verspürte, die einem Einlauf ähnelte, entließ ihn der Gegner. Timiditas Gegenwehr war gebrochen. Auf allen Vieren blieb er am Boden und gab sich der Niederlage hin. Der Andere jubelte mit der Menge und ließ sich mit erhobenen Armen feiern.

Der Kampft war beendet und entschieden. Die Frau mit der Elektropeitsche kam herbei. Sie drehte sich im Kreis, hob die Arme und breite sie aus. „Werte Damenschaft! Wie lautet Euer Urteil über den Sieger? Soll er begnadigt werden?‟ Über hundert Daumen zeigten entweder nach oben, zur Seite oder nach unten. Eine Hightech-360-Grad-Kamera zählte die Stimmen in Sekundenbruchteilen. Das Ergebnis erschien auf einem Monitor hoch über den Sitzrängen. 45 Prozent stimmten für eine Begnadigung. Dem Munus sackte das Herz in die nicht vorhandene Hose. Jetzt konnte er nur noch auf viele Enthaltungen hoffen.

Doch die lagen bei nur 2 Prozent. 53 Prozent der Ladys hatten sich gegen eine Begnadigung entschieden. Der Munus sackte verzweifelt auf die Knie: „NEIN!‟ Die Peitschenfrau versetzte ihm drei Hiebe, um ihn zu beruhigen. „Morgen ist dein nächster Kampf, Munus!‟ Inzwischen war eine der Audiutrix herbeigeeilt und hatte dem Munus die Halsschlinge umgelegt, um ihn durch das Tor hinauszubringen, wo er hergekommen war. Der Kämpfer zeigte sich widerspenstig, wurde aber dank der Halsschlinge ohne Probleme abgeführt.

Timiditas fragte sich, was mit dem Verlierer geschah, wenn sogar der Sieger erneut kämpfen musste. Auch er wurde von einer zweiten Audiutrix in einer Halsschlinge weggezerrt. Zunächst landete er wieder in der Kerkerzelle, wo er vorher auf seinen Kampf gewartet hatte. Zwei Audiutrixfrauen kamen mit Schlauchpistolen und spritzten ihn mit harten Wasserstrahlen ab, um ihn vom Staub der Arena zu befreien. Timiditas versuchte sich mit erhobenen Armen zu schützen, aber die kräftigen Strahlen peitschten über seinen Leib und brachten ihn zum Grunzen, als sie seinen dicken Hodensack trafen. Auch auf den Brüsten war der Wasserdruck schmerzhaft. Als er sich mit dem Rücken zu den Wasserkanonen stellen wollte, wurde er streng ermahnt, sich wieder umzudrehen. Zur Strafe musste er sich nun mit gespreizten Beinen und zur Seite ausgestreckten Armen hinstellen. Der Munus wagte keine Widerworte. Er ertrug die Behandlung tapfer und blieb schließlich tropfend und frierend in seiner Zelle zurück.
38. RE: Regina

geschrieben von Herrin_nadine am 11.04.15 21:35

Die Herrinnen haben Ihre Unterhaltung. Die Sklaven sind da sehr gefordert. Bin gespannt auf die nächste Fortsetzung. Danke fürs Tippseln
39. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 11.04.15 23:16

Ah die Tretmühlen sind für den Luxus der amen gedacht. Sozusagen Strom aus dem Schweiß der Männer. Ok, das Elektronik in den Minen nicht funktioniert erklärt aber nicht warum keine Presslufthämmer verwendet werden. Das wär doch etwas Einfacher das Dilithium zu fördern.
Armer Timiditas, als Munus ausgesondert muss er in einer Arena zur Freude der Damen kämpfen. Was wohl mit den Verlierern Passiert?
40. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 21.04.15 21:14

~ XI ~


In den Stuben Stuben PN 975 bis PN 999 schrillte am frühen Morgen eine Sirene, die Tote aufgeweckt hätte. Animus und seine Kameraden sprangen aus den Kojen und stellten sich auf, um von einer Audiutrix zu den Duschen abgeholt zu werden. Mittlerweile war der Drill ihnen in Fleisch und Blut übergegangen, so dass sie im Stechschritt zum Nassraum marschierten. Ihrer Nacktheit schämten sie sich nicht mehr in so einer Standard-Situation. Trotzdem fühlte Animus sich ein wenig merkwürdig, wie er da mit seinen Kameraden und anderen Rekruten der Nachbarstuben unbekleidet militärisch den Flur entlang paradierte.

Am schlimmsten war die Vorstellung, dass alle Pugnatoranwärter auf seinen gestriemten Hintern starrten. Wenigstens war er mit Celeritas nicht der einzige, dessen Züchtigung so extrovertiert zur Schau gestellt wurde. Sie spülten ihre Körper mit dem speziellen Wasser aus den Brausen, das, so vermutete Animus, das Haarwachstum verhinderte.

Nach dem Duschen erhielten die Jünglinge Handtücher und durften in ihre Uniformen schlüpfen. Die engen Hosen, die im Schritt kniffen und die Männlichkeit präsentierten, waren Animus immer noch ein Gräuel. Er fragte sich, wer den Schnitt der Uniformen gewählt hatte. Bestimmt eine Frau, die sich gern an dem Anblick der jungen Lendengegend erfreute.

Nach einer kurzen Frühmahlzeit führten Audiutrixfrauen die Rekruten in kleinen Gruppen zu einem Flugsimulator. Magnus hatte Recht gehabt. Anfangs durften die Novizen nicht selbst fliegen. Animus stieg in eine Kabine, in der er sich wie in einem kleinen Defense-Shuttle der Armee von Regina fühlte. Von solchen Fluggeräten hatte er in seiner Jugendzeit auf Regina viel gelesen. Eine Stimme aus einem Lautsprecher gab ihm konkrete Anweisungen und erklärte die vielen Optionen, die mehrere Touchpads, Knöpfe und Hebel ermöglichten. Ein kleines Lenkrad und ein Joy-Stick vervollständigten die Steuerungsmodule.

Als Anímus einen großen roten Schalter umgelegt hatte, erschien vor ihm eine dreidimensionale Darstellung einer Shuttlehalle in einer Bodenstation oder einem großen Raumschiff. Animus hatte das Gefühl, als schaue er durch Fenster tatsächlich aus einem Defense-Shuttle. Auf das Kommando der Stimme startete er den Flighter und hob etwa einen Meter vom Boden ab. In etwa 40 Metern Entfernung öffnete sich ein riesiges Stahlschott. Dahinter war die Schwärze des Alls zu sehen. Mit dem nächsten Kommando jagte Animus vorwärts und wurde in den Sitz gepresst, als würde er tatsächlich von mächtigen Düsen vorangetrieben. Zwei Sekunden später schoss er durchs All und sah nach einer weiten Wende, dass er sich in einem großen Raumkreuzer befunden hatte.

Alles war so real, dass er fast vergaß, dass er nur in einem Simulator saß. Er folgte den akustischen Anweisungen und musste neben vielen technischen Details nach und nach auch eigene Entscheidungen treffen. Dabei kamen gefährliche Situationen auf ihn zu: kleine Asteroiden, denen er ausweichen musste, Fehlfunktionen im Triebwerk, ein fremder Shuttle, der seinen Kurs kreuzte, ein Formationsflug mit sechs weiteren Shuttlepiloten und mehrere andere Herausforderungen.

Insgesamt schlug er sich wacker und durfte nach einem Anflug auf einen riesigen Asteroiden auf einer Ebene landen. Unter sich sah er ein großes Kuppelgebäude, das sich an längliche Bauten anschloss. Die Stimme aus seinem Cockpit erklärte dem Piloten, dass es sich hier um eine Dilithiummine handelte, in der Rusticusse den wertvollen Stoff abbauten. Ein Elektrizitätswerk für Rusticus-Strom war an das Minengebäude angegliedert. Über Details informierte die Stimme nicht, so dass sich bei Animus mehr Fragen als Antworten auftaten. Doch ihm kam in den Sinn, dass er seine ehemaligen Freunde womöglich deshalb nicht mehr gesehen hatte, weil sie gar keine Pugnatoren geworden waren...

Ein Gedanke, der ihm kalten Schauder über den Rücken laufen ließ. Aber viel Zeit zum Grübeln blieb ihm nicht. Er war gelandet und musste den Antrieb abstellen, nachdem er die Landungskufen ausgefahren hatte. Plötzlich piepte ein Alarm auf. Animus überprüfte das Blinklicht. Er wusste mittlerweile, wie er am Bordcomputer Informationen über die Funktionen erhielt. Zu seinem Schrecken stellte er fest, dass die Sauerstofftanks ein Leck hatten. Die Kabinenluft würde in wenigen Minuten zu viel Kohlenstoffdioxid enthalten. Und schon blinkte eine weitere Warnung auf einem Monitor auf: „Warnung! CO2-Progression!‟ Die Schrift blinkte in grellroter Farbe auf.

Animus spürte, wie sein Puls beschleunigte. Was sollte er jetzt machen? Wollten die Ausbilderinnen erfahren, wie er unter Stress reagierte? Ob er panisch wurde oder das Problem löste? Aber wie? Einen Notruf absetzen? Eine Sauerstoffmaske aufsetzen und mit einer mobilen O2-Flasche zurück zum Raumkreuzer eilen? Das Leck stopfen? Dazu benötigte er einen Außen-Anzug und musste sein Gefährt verlassen. Nein, das war keine gute Idee. Animus entschied sich für die Maske und aktivierte die Verbindung zur mobilen Lebenserhaltung. Auf seinem Monitor ratterten Daten: O2-Mobil-Vorrat angeschlossen. 15,999 u. Kovalenter Radius 66 pm. 1. Ionisierungsenergie 1313,9 kJ/mol. Kristallstruktur kubisch. Schmelzpunkt 54,8 K. Siedepunkt 90,15 K. Verdampfungswärme 5,58 kJ/mol. Elektronegativität 3,44. Animus startete die Triebwerke, zog in der Luft die Kufen ein und steuerte den Shuttle in einer Wende von der Asteroidenoberfläche. Der Kuppelbau wurde unter ihm immer kleiner. Der Start war zumindest geglückt.

Der Rückflug war trotz Maske leichter als der Hinweg. Animus lenkte den Defense-Shuttle vor den Raumkreuzer, der seine Luke öffnete, so dass der Pilot seinen Flighter hineinlenken konnte. An den Seitenwänden der großen Halle blinkten gelbe Lichter in wildem Rhythmus. Schließlich landete Animus sein Fluggerät auf der vorgesehenen Fläche, die von einer breiten gelb-schwarz-gestreiften Linie umgrenzt war. Mit einem Zischen öffnete sich das Cockpit. Die Luft war mit Sauerstoff erfüllt. In diesem Moment wurden die Fenster schwarz. Das Innenlicht schaltete ein. Animus nahm sich die Maske ab. Die Stimme seiner Ausbilderin lobte ihn: „Sehr gut, Pugnator. Sie haben die erste Flugstunde mit Bravour bestanden.‟

Animus war stolz auf seine Leistung. Er hatte zahlreiche technische Informationen verarbeiten müssen und in einer Krisensituation richtig gehandelt. Und trotz der Dichte und Fülle der konzentrierten Informationen fühlte er sich wie mit dem Shuttle verwachsen. Er war der geborene Pilot. Er war gespannt, was seine Kameraden am Abend erzählten. Ob sie ähnliche Erlebnisse erfahren hatten, und wie sie damit umgegangen waren.

Beim Mittagessen in einer großen Kantine konnte Animus mit Magnus sprechen, der ebenfalls ganz begeistert war von seiner ersten Flugstunde. Ferox kam kurz darauf mit seinem Tablett an den Tisch und wirkte betrübt. Nach mehreren Aufforderungen erzählte er, dass er eine Bruchlandung auf dem Asteroiden hingelegt hatte. „Dabei ist ein Gastank explodiert. Ich bin tot.‟ Eine zweite Chance hatte man ihm verweigert.

Nach der Abendmahlzeit wurden alle Flugschüler in die Exerzierhalle befohlen. Eine hochrangige Audiutrix wirkte schlecht gelaunt, als sie die Rekruten darüber informierte, dass 55 Prozent der Schüler versagt hatten. Diese Quote sei inakzeptabel und werde strenge Konsequenzen nach sich ziehen. Von nun an werde ein tägliches Flugtraining stattfinden. Welcher Pugnator nach zwei Wochen mehr als drei Mal versagt hatte, „wird vom Flugunterricht ausgeschlossen. Außerdem wird ein Straf-Pate in seiner Stube eine Züchtigung erhalten.‟ Die eingeschüchterten Pugnatoren durften wegtreten.

In den kommenden zwei Wochen wurde das Training im Simulator immer anspruchsvoller. Animus bewährte sich trotzdem sehr gut. Er gehörte zu den besten Absolventen der gesamten Kaserne. Und zum Abschluss wurde jeder Flugschüler zu der Ausbilderin zitiert, um sich eine Leistungsbewertung abzuholen. Ferox war durchgefallen und würde niemals einen echten Shuttle fliegen. Wer sein Straf-Pate wurde, stand noch nicht fest, aber seine Stubenkameraden waren wegen seines Versagens ziemlich sauer auf ihn. Celeritas und Animus, die noch immer leichte Spuren von Striemen auf ihren Hintern aufzuweisen hatten, hofften, dass sie nicht erneut büßen mussten. Levis und Magnus waren daher besonders nervös.

Celeritas hatte mit zwei Ausfällen so gerade die Prüfung geschafft. Einmal war er auf einen Asteroiden abgestürzt, als die Lenkung verzögerte, einmal kollidierte er mit einem anderen Shuttle, weil er die Längsachsen-Koordinaten nicht korrekt programmiert hatte. - Levis und Magnus hatten jeweils nur einen tödlichen Fehler in der Simulation gemacht. - Animus war fehlerfrei geblieben. Die Ausbilderin überreichte ihm einen kleinen Aufnäher, der an seine Uniform angebracht wurde und ihn als Jahrgangsbesten auszeichnete. Animus war überrascht und glücklich. Damit hatte er nicht gerechnet. Er war bester Anwärter von insgesamt über hundert Novizen geworden.

Und das war noch nicht alles: Er wurde noch zusätzlich mit einem dreitägigen Sonderurlaub belohnt. Animus war gespannt, was ihn und zwei andere sehr erfolgreiche Pugnatoren erwartete. Die freien Tage würden sie auf einer Raumstation verbringen, die als Vergnügungspark genutzt wurde. Doch zuvor erschien am Abend noch eine Audiutrix in der Stube und bestimmte Levis zum Straf-Paten für Ferox. Die Augen von Levis blitzten Ferox zornig an. Unterwegs verpuffte die Wut des Rekruten und machte einer durchdringenden Angst Platz. Seine schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich. Eine der Audiutrixfrauen kommandierte: „Hosen runter und angetreten zur Bestrafung!‟ Als er über der Straftonne geschnallt hörte, dass er vier Dutzend Hiebe erhalten sollte, schrie er auf: „NEIN!‟

Er wusste, wie 36 Hiebe bei Celeritas ausgesehen hatten. Und trotzdem schwor er sich, die Zähne zusammenzubeißen und nicht zu jammern. Diese Genugtuung würde er den anwesenden Offizierinnen nicht gönnen. - Nach dem ersten beißenden Hieb allerdings war er sich nicht mehr so sicher, dass er noch weitere 47 Schläge aushalten würde. Bald schon stöhnte Levis laut, dann grunzte er und schließlich schrie er nach jedem Schlag und zappelte in seinen Fesseln.

Animus, Celeritas und Magnus waren geschockt, als ein auf allen Vieren krabbelnder Levis in die Stube zurückkehrte, der sich sonst so arrogant und anmaßend gab, und sich flennend bäuchlings auf seine Matratze legte. Ferox war nicht minder bestürzt, sorgte sich aber vor allem vor einer Rache des Kameraden. Er machte in dieser Nacht kein Auge zu. Und auch Levis kam kaum zum Schlafen.

Am nächsten Morgen quälte sich Levis weit vorgebeugt und mit schleifendem Gang die Flure zum Duschraum entlang. Ferox versuchte ihm so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen. Levis Hinterteil sah zum Fürchten aus. Magnus und Celeritas fragten Animus wegen seiner Reise zu dem Vergnügungspark aus, aber der Jüngling konnte ihnen nicht viel dazu sagen. Er war selbst gespannt.

Nach der Frühmahlzeit wurden Levis, Celeritas und Magnus wieder zum Flugsimulator gebracht. Für Ferox hatten die Audiutrixfrauen etwas anderes vorgesehen. Da er sich als Pugnator als nicht geeignet erwiesen hatte, wurde er erneut vor das Tribunal gebracht, das dann entschied, ob er als Rusticus oder als Munus klassifiziert würde. Noch ahnte Ferox nicht einmal, was die Zukunft für ihn bereit halten würde. Trotzdem hatte er große Angst vor den Konsequenzen, die sein Versagen hatte.

Animus und zwei weitere Rekruten marschierten stolz zum Flugterminal der Station, wo sie abgeholt werden sollten. Dort stiegen sie in einen kleinen Raumtransporter ein, der sofort startete. Die Reisezeit zu der Raumstation betrug knappe sechs Stunden. Das Trio hatte also genügend Gelegenheit, sich miteinander bekannt zu machen. Keiner der Drei kannte genauere Details darüber, was ihn in dem Vergnügungspark erwartete. Die meiste Zeit der Reisedauer fachsimpelten die Pugnatoren über Defense-Shuttle und den Flugsimulator.

Animus erfuhr, dass auch in den Stuben seiner Mitreisenden Rekruten dabei gewesen waren, die durchgefallen waren. Ein Gerücht besagte, dass die Betroffenen keine Pugnatoren mehr werden durften. Animus fragte: „Aber was wir aus ihnen?‟ Er dachte an seinen Kameraden Ferox. Doch darauf hatten die zwei Männer keine Antwort, die auf Fakten beruhte, sondern konnten nur Spekulationen anbringen, die ihrer Fantasie und Gerüchten entsprangen.

Als schließlich die Raumstation auf den Monitoren in Sicht kam, waren die Flugschüler erstaunt. Sie hatten mehrere zylinderförmige Module und Sonnensegel erwartet, doch ihr Ziel sah aus wie zwei parallel angeordnete Reifen, die mit senkrechten Säulen miteinander verbunden waren. Dutzende kleine Blinklichter und beleuchtete Fenster waren beim Anflug zu erkennen. Der Transporter näherte sich immer mehr dem unteren Reifen und einer großen Landeluke, die sich aus sechs einzelnen verschachtelten Teilstücken öffnete.

Als der Transporter andockte, erschien aus der gegenüberliegenden Schleuse keine Audiutrix, sondern eine Dame in ziviler Kleidung. Die Jünglinge stupsten sich unauffällig an. Diese Frau geizte nicht mit ihren femininen Reizen! Die Rekruten starrten auf das auffällige Dekolleté, das die Blicke magisch anzog. Das enge Oberteil der Dame hatte vorne eine kreisförmige Ausspaarung. Animus konnte sich gar nicht daran erinnern, auf Regina jemals eine nackte Brust gesehen zu haben. Einzige Ausnahme war sein frivoler Besuch bei dieser lüsternen Audiutrix in der Kaserne. Aber das war ja schon als Rekrut. Ob es hier auf der Raumstation auch solche aufregenden Damen gab? Die Begrüßung ließ ja auf einiges hoffen.

Die Frau stellte sich als Servana vor und führte die drei Gäste zu einem Turbo-Aufzug und dann zu ihren Quartieren. Nachdem die Pugnatoranwärter sich an die spartanischen Stuben gewöhnt hatten, fielen ihnen die Augen fast aus dem Kopf, als sie hier ihre Luxusgemächer sahen. Die Jünglinge waren in einer großen Suite untergebracht, in der drei separate Schlafzimmer und ein sehr großzügiger Wohnraum auf sie warteten. Allein der Wohnbereich war größer als fünf Stuben in der Kaserne. Besonders der große Kamin und der Whirlpool beeindruckten die Männer, die so etwas noch nie zuvor gesehen hatten. Und auch die Delikatessen, die hinter gläsernen Türen gekühlt bereit standen und die Getränkeauswahl haute die Pugnatoren sprichwörtlich aus den Socken.

Die Männer waren noch ratlos gegenüber der vielen Optionen, da summte es, und die Tür öffnete sich. Ein Roboter kam herein, der mit einer metallischen Haut überzogen war und nur annähernd an einen Humanoiden erinnerte. Auch die Stimme hörte sich nicht menschlich an. „Herzlich willkommen im Eldorado. Ich hoffe, Sie werden einen angenehmen Aufenthalt erleben. Bitte bewegen Sie sich ganz nach Lust und Laune. Sie haben vollen Zugang zu jeder Area auf der Station und können jede Dienstleistung nutzen. Bitte tragen Sie dazu das im Schlafzimmer bereitliegende Armband. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.‟ Der Roboter drehte sich mit einer etwas hakeligen Bewegung herum und verließ die Suite wieder.

Animus sah wie einer seiner Zimmerkameraden sich die Uniform auszog. Der gut gebaute Jüngling namens Corporis bewohnte in der Kaserne die Stube PN 977 und sprang nun splitternackt in den blubbernden Whirlpool. Animus und der Dritte, Habilitas aus Stube PN 989, sahen sich kurz an und machten es dann Corporis eilig nach. Die Uniform flog - ganz entgegen den Gepflogenheiten in der Kaserne - wild auf den Boden und blieb dort unordentlich liegen, während die Jünglinge vergnügt in die große Wanne sprangen und mit dem warmen Wasser spritzten. Habilitas drehte sich nach hinten und angelte aus einem Sektkühler eine Flasche des edlen Getränkes. Corporis griff nach drei schlanken Gläsern und reichte zwei von ihnen an seine Kameraden weiter. Kurz darauf knallte der Korken bis an die hohe Decke und schäumender Sekt floss in die Gläser.

Die Männer stießen auf ihren Kurzurlaub an. Es war der erste Alkohol in ihrem Leben, denn auf Regina war er nur den volljährigen Frauen erlaubt und eher selten. Als Pugnatoren hatten die Jünglinge noch keinen Zugang zu dem berauschenden Getränk gehabt - bis heute. Und so spürten sie bereits nach einem halben Glas die Wirkung. - Nach dem Vergnügungsbad holte sich das Trio seine Armbänder und ließ sie um die Handgelenke zuklicken. Die Bänder waren aus einem silikonartigen, anthrazitfarbenem Gewebe und dünn und flach. Nichts wies auf irgendeine Technik im Inneren hin, aber dank der Nanotechnologie hatte es sicherlich zahlreiche Funktionen, die dem Auge des Betrachters nicht gleich offenbart wurde.

„Und wir können uns völlig frei auf der Station bewegen?‟, fragte Habilitas noch ein wenig ungläubig. Animus nickte. „Ja, das hat dieser Roboter gesagt.‟ Corporis zog sich die Uniform an. „Nur schade, dass uns keine andere Kleidung zur Verfügung steht. Ich hätte gern mal wieder zivil getragen.‟ Animus stimmte zu. „Ja, die Jacken sind ja cool, aber diese engen Hosen...‟ Habilitas kicherte.

Die Männer waren innerhalb von 15 Minuten ausgehfertig und machten sich auf den Weg. Vorher stellten sie beruhigt fest, dass die Armbänder auch als Schlüssel für ihre Suitetür fungierten. Die Flure der Station wirkten so anders als in der Kaserne. Wo im Militärgebäude nur graue Töne vorherschten, gab es hier ein farbenfrohes Kunterbunt. Der Boden war mit Teppich ausgelegt, an den Decken leuchteten keine harten Neon-Strahler mit Gitterglas, sondern moderne Lampen sorgten für ein angenehmes, warmes Licht. Dann kam das Trio an eine Abzweigung. Ein Pfeil zeigte in Richtung „Restaurant 2‟, ein anderer zum „Zentrum‟. „Hunger?‟, fragte Corporis. Habilitas meinte: „Mich würde erst mal dieses Zentrum interessieren.‟ Animus stimmte zu. Die Männer gingen also in die beschlossene Richtung und erreichten nach kurzer Zeit einen kreisrunden, großen Saal.

Hier gab es neben Separees aus Plüschsitzen, Kunstpflanzen und Rankenwänden auch einen großen Wegweiser, dessen Pfeile in diverse Richtungen führten. Auf einer Schaukarte auf einem großen Monitor erkannten die Männer nun auch, wo sie sich befanden. Sie waren im Mittelpunkt eines der großen Reifen, aus denen die Station bestand. Kleine schlauchartige Tunnel führten von hier in den Reifen zurück. Auf dem Wegweiser standen zahlreiche Namen: „Libido-Bar‟, „Munus-Arena‟, „Turbo-Aufzug‟, „Shuttle-Port‟, „Cinema‟, „Restaurant 1 - 7‟, „Shooting-Lobby‟, „Wellness-Paradise‟, „Wartungs-Zentrale‟, „Rezeption‟, „Hovercraft-Area‟, „Black-Bar‟, „Dance-Bar‟, „Pugnator-Museum‟, „Green Hall‟ und „Fitness-Gym‟ sowie „Suiten-Area‟. Etwas überfordert stand das Trio vor den vielen Angeboten und fragte sich, was es als erstes unternehmen sollte.

Mit einigen der Bezeichnungen konnten sie nicht viel anfangen, waren aber neugierig. Doch Habilitas war sich sicher, dass er zunächst die „Libido-Bar‟ besuchen wollte. Er war wie die meisten Pugnator-Anwärter noch Jungfrau und wollte endlich mit einer Frau Sex haben, wie er darüber schon so viel gehört hatte. Corporis war gleicher Meinung, daher schloss sich Animus seinen neuen Freunden an. Die seltene Gelegenheit sollte man nicht ungenutzt verstreichen lassen. Bisher hatten die Jünglinge das weibliche Geschlecht nur als Vorgesetzte kennengelernt. Hier würden sie wohl erstmals auf Liebesdienerinnen stoßen. Sie waren angespannt und aufgeregt. Und in den engen Uniformhosen wurde es noch enger, was den Männern schon fast peinlich war, als sie mit ihren aufgerichteten Speeren durch den Korridor liefen. Glücklicherweise kam ihnen niemand entgegen.

Und dann erreichten sie das Schott zur „Libido-Bar‟. Der Schriftzug leuchtete in Rottönen über der Tür. Außerdem war an der Leuchtreklame noch die Silhouette einer nackten, erotischen Frau und ein Cocktailglas dargestellt. Corporis hielt sein Armband an einen Scanner neben der Luke. Schon öffnete sie sich einladend. Das Trio betrat den dunklen Vorraum des Etablissements. Nur ein sehr dämmriges Licht strahlte im Hintergrund. Die Luft duftete nach Parfüm. Plötzlich tauchte eine Frau an Habilitas Seite auf und nahm ihn in den Arm. „Ein neuer Gast. Welche freudige Überraschung! Wie heißt du denn, Süßer?‟ Der Pugnator war sprachlos. Die Frau trug ein hauchenges Oberteil, unter dem gewaltige Brüste prangten. Südlich der schlanken Taille bauschte ein weiter Rock, der bis zu den Knien reichte. Darunter waren hohe Absätze von Stiefeln zu erkennen, wenn die Frau sich bewegte.

Animus und Corporis sahen neidisch zu ihrem Kameraden, doch schon im nächsten Moment erschienen zwei weitere Bardamen, die ebenso gekleidet waren, wie ihre Kollegin. Die Männer stammelten ihre Namen und wurden von ihren neuen Bekanntschaften am Arm hinter einen dicken Vorhang geführt.
41. RE: Regina

geschrieben von Herrin_nadine am 21.04.15 22:09

Hallo Prallbeutel,

die Erfolgreichen dürfen genießen und die Versager werden bestraft. Wie wird der weiterere Werdegang von Anonymus aussehen?

Danke fürs schreiben.
42. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 21.04.15 23:13

Irgendwie glaub ich nicht das die Jungs auf Echte Frauen treffen. Eher sind das Durchgefallene Rusticusse oder Rekruten die zur Frau Umgewandelt wurden. Ein Roboter mit Metallischer Haut Überzogen?
Wenigstens musste Animus nicht zur Strafe Antreten.
Wird Animus in der Munusarena seinen Freund wiederekennen der zum Munus geworden ist?
43. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 02.05.15 17:21

~ XII ~


Rusticus 63166 bewegte sich unentwegt, beharrlich und scheinbar unermüdlich in Sektor 4 auf der Tretmühle, stieg Stufe für Stufe hoch und blieb doch auf gleicher Höhe der sich drehenden Walze, an der noch fünf Leidensgenossen das gleiche Schicksal erduldeten. Die mit Schweiß überströmten, nackten Körper trugen lediglich ihre Castitasschellen. Die kräftigen Beinmuskeln bewegten sich unter der Haut der Rusticusse, als seien unter ihr Schlangen und anderes Getier eingesperrt.

Die Kapseltherapie, der sich Gravis täglich unterziehen musste, ließ seine Muskeln immer weiter wachsen. Eine Audiutrix achtete streng darauf, dass die Rusticusse die Hormone schluckten. Makronährstoffe wurden nach wie vor durch Tentakelarme in die Mägen der Rusticusse gepumpt. Gravis sehnte sich nach einer richtigen Mahlzeit, nach Geschmack und Aroma, nach Beißen, Kauen und Schlucken, aber das blieb für ihn Wunschdenken.

Für gesprochene Worte hatten die Arbeiter keine Energie übrig. Nur ein gelegentliches Ächzen verriet die Anstrengung der Männer. Gravis hatte Rusticus 52009 seit seiner Einteilung nicht mehr gesehen. Alle paar Stunden wurde er von einer Audiutrix zum „Schlafraum‟ geführt und in einen der sargähnlichen Brutkästen gelegt, wo er innerhalb weniger Minuten regenerierte. Dieser Ersatzschlaf war durchaus erholsam, doch brachte ihn die ermüdende Arbeit auf der Tretmühle schnell wieder an den Punkt der Erschöpfung. Zu allem Unglück spürte Gravis die zunehmende Libido in seiner Castitasschelle deutlich. Nicht nur die lange Keuschheit steigerte seine Erregung, sondern auch die Hormontherapie führte zu einem künstlich erhöhten Lustverlangen.

Seit fünf Monaten hatte Rusticus 52009 angeblich keinen Aufschluss erhalten, erinnerte sich Gravis an die Worte des Mannes. Der Gedanke daran brachte ihn fast um den Verstand. Er versuchte all seine sexuelle Energie in die Stufen der Walze zu kanalisieren, aber seine unerfüllte Geilheit ließ sich nicht täuschen. Sie wollte eine Erlösung von dem Druck. Gravis war so weit, dass er liebend gerne vor all seinen Kameraden onaniert hätte. Und zu seinem weiteren Schrecken erregten ihn von Tag zu Tag die nackten, kräftigen Rusticussärsche mehr und mehr. Aber selbst die konnte er nur betrachten, wenn er nach einer Schlafphase im Turbo-Energizer zurück zur Walze gebracht wurde, oder von ihr weggeführt wurde.

Während der Tretschicht waren die Handgelenke der Rusticusse so fixiert, dass sie sich von der Tretmühle nicht entfernen konnten. Gravis hatte schon darüber nachgedacht, was passieren würde, wenn er einfach aufhören würde. Die Walze würde sich weiter drehen, und seine Füße und Beine würden zwischen Walze und Bodenkante zerquetscht werden. Aber was war, wenn alle sechs Rusticusse die Walze zum Stillstand brachten? Ein Streik der Rusticusse! Ein Aufstand!

Gravis wollte nicht bis an sein Lebensende auf einer Tretmühle schuften und nur für Breiernährung, Hormontherapie und Turboschlaf kurzzeitig pausieren. Was war das für ein Leben? Doch Gravis war wenig hoffnungsvoll. Selbst wenn er seine Kameraden zu einer Arbeitsverweigerung überzeugen konnte, waren da noch 35 andere Walzen mit Rusticussen. Die Aufseherinnen würden den Streik niederprügeln oder auf andere Art niederzwingen. Er beneidete Timiditas und Animus, die vermutlich als stolze Pugnatoren das Reich verteidigten. Mit feschen Uniformen flogen sie vielleicht Shuttles oder sogar Raumkreuzer.

Gravis trat grimmig von Stufe auf Stufe. Seine brennenden und aufgepumpten Beine schmerzten. Den ganzen Frust an seinem Schicksal, das er den Tribuna-Frauen zu verdanken hatte, ließ er an den Stufen der Walze aus. Aber sie schien sich dadurch kaum schneller zu bewegen, sondern sie drehte sich unendlich um sich selbst, in einem enervierenden Rhythmus, der sich in all sein Bewusstsein, seine Gefühle und Empfindungen eingebrannt hatte. Seine ganze Welt bestand aus diesem Takt. Dem ewig wiederholenden Schritt nach vorne. Wieder und wieder. Und von Tag zu Tag wurde es ihm mehr und mehr zur Gewohnheit und schaltete all sein Denken aus. Es gab nur den nächsten Schritt, die nächste Stufe.

Nur seine zunehmende Libido quälte ihn noch. Trotz all der Erschöpfung und Konzentration auf seine stumpfe Arbeit machte sie ihn schier wahnsinnig. Immer wieder wechselte er zwischen nebliger Trance, in der er völlige Leere spürte und nur den Stufen folgte, und düsteren Gedanken, die ihm klar machten, dass er nur ein Arbeitssklave war und das nicht akzeptieren durfte. Er musste etwas ändern. Nur wie? Wie sollte er als Einziger aus diesem bewährten System der Unterdrückung ausbrechen? Erschwerend kam dazu, dass er durch die täglichen Turbo-Energizer-Einheiten aus seinen Gedanken gerissen wurde, denn nach jeder Schlafphase war er nur ein gehorsamer Rusticus, dessen einziger Lebenssinn darin bestand, die Tretmühle anzutreiben. Erst nach Stunden hinterfragte Rusticus 63166 seine Situation und erinnerte sich wieder an seinen Namen und die Idee nach Veränderung. Und so drehten sich seine Pläne im Kreis, wie es die Walze ebenfalls tat.

Mittlerweile hatte Gravis einige Unterschiede in den stets gleichen Tagen erkannt: Es gab Tage, an denen die Audiutrixfrauen die Rusticusse intensiver antrieben und eine schnellere Drehung der Walze befahlen. An anderen Tagen reichte eine langsamerer Betrieb aus. Gravis vermutete, dass die Edeldamen von Regina zum Beispiel bei Feierlichkeiten, rauschenden Bällen oder anderen Aktivitäten mehr Strom benötigten, an anderen Tagen dagegen weniger. Aber insgesamt waren die Tage der Rusticusse immer gleich. Treten, treten, treten. Brennende Beine, deren Schenkel sich vor wachsender Muskeln immer weiter ausbeulten.

In dem ewig wiederkehrenden Kreislauf bemerkte Gravis gar nicht, dass er schon lange keine Tentakelernährung erhalten hatte. Er konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt gefüllt oder geleert worden war oder auch nur Wasser getrunken hatte. Merkwürdigerweise hatte er weder Hunger noch Durst. Die Ernährung musste neuerdings während der Turbo-Energizer-Einheiten stattfinden. Er wurde immer mehr zu einer reinen Arbeitsmachine mit permanentem Muskelkater in Beinen und Hintern degradiert. Er musste dringend handeln. Er musste seine Kameraden anführen. In die Freiheit! Schlimmer konnte es ja nicht werden. Wie konnte eine Bestrafung schon aussehen? War er nicht schon in der Hölle?

In den nächsten Tagen versuchte Gravis mit seinen Nachbarn Kontakt aufzunehmen und sie langsam an den Gedanken eines Aufstandes zu gewöhnen. Anfangs musste er ihnen ihre Situation klarmachen. Die Rusticusse hatten verlernt, selbstständig zu denken. Sie mussten bisher nur wissen: Nach der einen Stufe folgt die zweite, dann die nächste und wieder die nächste... Nach und nach drang er bei ihnen durch den mentalen Nebel. Auch die anderen drei Rusticusse wurden mit in die Pläne einbezogen. Es war sehr langwierig und umständlich, ein Gespräch zu führen, ohne dass die Audiutrixfrauen etwas bemerkten, denn Sprechen war offiziell verboten. Da die Walze aber Geräusche verursachte, konnten die Rusticusse flüsternd unbemerkt Informationen austauschen. Es dauerte trotzdem mehrere Tage, bis alle Kameraden überzeugt und sich einig waren, wie sie vorgehen wollten.

Auf Gravis Kommando stoppten alle Sechs die Walze. Es war beängstigend ruhig, als die Stufenkonstruktion keinen Laut mehr von sich gab. Im Ruhezustand hatte sie zuvor noch keiner der Männer gesehen. Was würde jetzt geschehen? Die Rusticusse drehten sich neugierig herum und suchten nach einer Audiutrix, die darauf reagierte. Nach wenigen Augenblicken erschienen gleich sechs Uniformierte, die jede eine kurze, mehrschwänzige Peitsche trugen. Gravis rief ihnen entgegen: „Wir wollen ein Recht auf einen regelmäßgien Aufschluss aus der Castitasschelle!‟ Als Antwort stellten sich die Frauen hinter den Rusticussen auf und begannen die sechs nackten Hinterteile zu peitschen. Dann forderten sie die Rusticusse auf, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Jetzt brüllten auch die anderen fünf Männer, dass sie die ewige Keuschheit satt hatten. Doch zwischen den lauten Knallgeräuschen der Peitsche waren sie kaum zu verstehen.

Eine Zeitlang hielten sie ihren Widerstand aufrecht, aber die Schmerzen auf ihren Ärschen intensivierten sich von Hieb zu Hieb. Gravis und sein linker Nachbar wollten noch durchhalten, aber vier andere Kameraden traten zaghaft Stufe um Stufe, um endlich die unerträgliche Peitsche nicht mehr erdulden zu müssen. Schließlich mussten auch die zwei wackeren Jünglinge aufgeben. Vielleicht hatte die Aktion trotzdem ein Umdenken bei den Audiutrixfrauen bewirkt? Das war zumindest die Hoffnung, die Gravis hatte.

Nach und nach wurden die Männer durch einen anderen Rusticus ausgetauscht, wenn einer von ihnen zum Turbo-Energizer gebracht wurde. Das war nicht ungewöhnlich, daher dachte sich Gravis nichts dabei. Als er an der Reihe war, führte die Audiutrix ihn jedoch nicht in den Schlafraum. Die Aufseherin brachte ihn zu einer Luftschleuse, die sich zischend öffnete. Rusticus 63166 fand sich in einer kleinen Kammer wieder. Auf der gegenüberliegenden Seite öffnete sich ein weiteres Schott. Eine Frau kam auf ihn zu. Sie trug eine lange Stange aus Aluminium mit einer Schlinge am Ende, die sie blitzartig über dem Kopf des Mannes hielt und dann am Hals zuzog. Gravis war ihr völlig ausgeliefert. Er versuchte die Stange zu packen, aber ließ sie ruckartig wieder los, als Strom durch seine Hände jagte.

Gravis wurde von der Frau in einen angedockten Shuttle-Transporter gebracht und in eine enge Zelle verbracht. Die Uniform, wenn man sie so nennen konnte, wirkte auf Gravis sehr befremdlich. So etwas hatte er noch nie gesehen. Die Frau trug Stiefel, die bis zu den Oberschenkeln reichten, einen kurzen Faltenrock aus Leder und ein Bustier, ebenfalls aus Leder, das ihre Brüste vorteilhaft betonte. Die lange Haarmähne war zu einem Zopf auf dem Rücken zusammengeflochten. Mehr hatte Gravis nicht erkennen können, denn er war hastig in seine Zelle gestoßen worden, wo sich die Schlinge um seinen Hals wieder gelöst hatte.

Nun sah sich der Rusticus um. Der Raum war komplett aus Stahl und etwa zwei Meter hoch. Die Zelle war lediglich drei Quadratmeter groß. Eine Einrichtung wie ein Sitz oder eine Pritsche war nicht vorhanden. An der Decke leuchtete lediglich eine weißliche Platte, die ein diffuses Licht von sich gab. An einer anderen Stelle der Decke war ein kleines Sieb angebracht - vermutlich die Luftversorgung. Nach einer Stunde setzte sich Gravis erschöpft auf den Boden und grübelte darüber, was mit ihm geschehen sollte. Da öffnete sich die Tür: Eine andere Frau stand ihm gegenüber, die ebenfalls ein Lederoutfit trug. Sie hielt einen Elektrostab vor sich. „Du bist als Aufrührer in der Tretmühle überführt worden. Plädierst du auf schuldig oder unschuldig, Rusticus 63166?‟ Gravis seufzte. Es konnte nur arger werden, wenn er sich jetzt stur stellte. Daher antwortete er: „Schuldig.‟ Er fragte: „Wohin bringt man mich?‟ Die Frau erwiderte lapidar: „Nach Disciplina, einem Umerziehungslager.‟ Damit schloss sich die Tür wieder. Gravis stöhnte auf. Ein Umerziehungslager? Aber er war doch geständig und reumütig. Wollten die Frauen ihm eine Gehirnwäsche verpassen? Obwohl Gravis in seiner kleinen Transportzelle hockte, raste sein Puls.

Der Shuttle-Transporter landete auf dem Heimatplaneten des Jünglings. Regina, der Hauptplanet des Sonnensystems, auf dem die Bevölkerung von Regina heranwuchs und mit Frauen lebten, bestand aus nur einem riesigen Kontinent, der etwa ein Drittel der Kugel ausmachte. Der Shuttle landete dagegen auf der anderen Seite des Planeten. „Antipodes‟ galt in der Bevölkerung als ein Mythos, eine Insel im Großen Ozean, die als Pendant zur biblischen Hölle unartigen Kindern Angst machen sollte. Bald würde Gravis erfahren, was es damit auf sich hatte. Das Eiland existierte in der Realität. Hier unterhielt die Regierung von Regina ein Umerziehungslager namens Disciplina.

Als der Transporter auf dem Landeplatz aufsetzte, dauerte es noch eine Weile, bis das Schott der Zelle sich öffnete. In Sekundenbruchteilen spürte Gravis wieder die Schlinge um seinen Hals und wurde von einer Aufseherin harsch den Gang entlanggeführt. Als er die Außenluke des Shuttles erreichte, erkannte er, dass er nicht alleine war. Mit ihm waren circa 50 weitere Rusticusse geliefert worden. Sie bildeten eine lange Schlange und waren mit Fußketten miteinander verbunden. Ihre Handgelenke waren seitlich des Torsos an Gürteln befestigt. Im nächsten Moment musste sich Gravis in die Schlange einreihen und wurde wie seine Mitreisenden mit Fuß- und Handfesseln sowie dem abschließbaren Gürtel ausgestattet.

Der Rusticus fragte sich, wo er war. Die Atmosphäre schien ihm ganz normal wie auf Regina. War er vielleicht auf seinem Heimatplaneten? Für einen fremden Planeten waren sie nicht lange genug unterwegs gewesen. Und auf Asteroiden herrschte nur künstliche Atmosphäre unter Kuppeln. Hier jedoch war ein Himmel zu sehen. Aber von Umerziehungslagern hatte er in seiner Jugend nie etwas gehört. Wo sollten die auch sein? Regina war dicht bevölkert. Es gab nicht einmal militärische Einrichtungen auf Regina. Selbst der Reginntenpalast war - so hieß es - von einer zivilen Leibgarde bewacht. Die Pugnatoren waren ausschließlich auf Raumstationen und Asteroiden sowie in Schiffen stationiert. Gravis seufzte. Sein Ziel, einmal Pugnator zu werden, war in noch weitere Ferne gerückt.

Mehrere in Lederoutfit gekleidete Aufseherinnen verteilten sich neben der Männerschlange. Sie trugen Peitschen, die sie glücklicherweise (noch) nicht einsetzten. Eine laute, schrille Stimme aus einem Verstärker befahl: „Kolonne - vorwärts in Marschgeschwindigkeit!‟ Gravis hatte keine Ahnung, was Marschgeschwindigkeit bedeutete, passte sich aber notgedrungen an die Schrittfolge des Vordermannes an. Mittlerweile befanden sich hinter ihm noch fünf oder sechs Rusticusse, so dass er nicht mehr das Ende der langen Schlange bildete. In einem stampfenden Marschschritt bewegte sich die Kolonne vorwärts. Die Landschaft wirkte so trostlos wie seine Lage.

Gravis sah nur staubige und leblose Lehmfläche um ihn herum, so weit das Auge reichte. Wo würde wohl das Ziel des Marsches sein? Die Route führte scheinbar durch ein endloses Nichts, eine Ebene ohne Erhebungen oder gar Bebauungen. Auch Flora und Fauna waren nicht vorhanden. Und schon jetzt verspürte er Hunger und vor allem Durst, denn die heiße Sonne brannte auf seinen kahlen Schädel. Bei dem Gedanken fiel ihm auf, dass seine Vordermänner bereits Haarstoppel auf dem Kopf und am Kinn trugen. Die letzte Dusche war bereits länger her. Daran lag es vermutlich. Unauffällig senkte Gravis sein Haupt so tief, dass er mit seinem Kinn über die Brust streichen konnte. Tatsächlich: Bartstoppel kratzten über seine Haut. Er sah wohl ähnlich aus wie seine Leidensgenossen.

Auf der einen Seite war Gravis froh, dass er wieder Haare bekam, auf der anderen Seite hätte er sich jetzt sehr eine erfrischende Dusche gewünscht. Je länger der Marsch durchs Nirgendwo dauerte, desto mehr sehnte er sich nach einem Tropfen erquickenden Wassers, der seiner ausgedörrten Kehle Linderung verschaffen könnte. Auch seine Füße schmerzten. Die Art der Belastung des langen Marsches war ungewohnt, obwohl er inzwischen viele Stunden die Tretwalze besteigen konnte, ohne Blasen zu bekommen. Inzwischen knallte hin und wieder eine der Peitschen, wenn ein Rusticus schwächelte und die Kolonne aufhielt. Gravis bemühte sich, Schritt mit den anderen zu halten. Auf einen „Kuss‟ der langen Riemen hatte er überhaupt keine Lust.

Was ihn wunderte, war, dass die Frauen kaum schwitzten und offenbar den langen Marsch ohne Probleme ertrugen. Sie waren ebenfalls zu Fuß unterwegs, doch sie schien der lange Weg kaum anzustrengen. - Als Gravis schon glaubte, dass er nicht mehr lange durchhalten werde, stoppte die gesamte Kolonne auf den lauten Befehl einer Aufseherin, die Gravis von seiner Position nicht sehen konnte. Sie befand sich offenbar ganz vorne. Die Gefangenen durften sich eine Weile ausruhen, aber an der quälenden Hitze ändert das nichts. Gravis sah eine hohe Staubwolke am Horizont. Es musste sich um ein Gefährt handeln, dass sich der Kolonne näherte. Und nach und nach erkannte er den Transporter-Geländewagen. Statt der hinteren Reifen verfügte er dort über Panzerketten. Die Seite des Fahrzeugs war mit einem Aluminium-Rollo geschlossen und wurde nun von einer der Frauen geöffnet. Dutzende Plastikkanister reichten die Frauen nun an die Männer weiter, die die Flüssigkeit trinken durften. Gravis genoss seine Ration sehr, obwohl der Inhalt dickflüssig und nicht besonders schmackhaft war. Nach etwa einer halben Stunde fuhr das Gefährt davon, und die Kolonne machte sich wieder auf ihren Weg... wohin auch immer. Gravis konnte bis zum Horizont nur Staubebene sehen. Wo sollte sich hier ein Lager befinden? Wie viele Meilen mussten sie noch marschieren?

Zu den Strapazen kam bald noch ein Sandsturm, der den Boden wild aufwirbelte und kräftig gegen die Männer peitschte. Die Frauen zogen sich aus ihren Lederkorsagen ein Tuch hoch über das Gesicht, so dass nur noch die Augen zu sehen waren. Von ihren Gürteln nahmen sie eine Schutzbrille und zogen diese auf. Gravis hätte auch gerne eine gehabt. Mit zugekniffenen Augen stapfte er weiter und weiter, seinem Vordermann hinterher, mit dem er durch eine kurze Kette verbunden war. Gravis hatte das Gefühl, dass ihm Sand und Erde in alle Körperöffnungen eindrangen. Sogar in die Castitasschelle fanden die Körnchen Einzug.

Er war sehr erleichtert, als der Sturm endlich nachließ. Für einige Minuten herrschte fast völlige Windstille. Und dann kam der Niederschlag. Ein Platzregen schüttete hinab, wie Gravis ihn in seinem Leben noch nie erlebt hatte. Die Regenwolken waren innerhalb kürzester Zeit aufgezogen. Nach wenigen Augenblicken hatte sich der zuvor noch staubtrockene Untergrund in eine tiefe, zähe Masse verwandelt, die das Vorwärtskommen deutlich erschwerte. Die Frauen, die Gravis auf höchstens 50 Kilogramm pro Person schätzte, sanken dabei viel weniger in den matschigen Boden ein, als es die kräftigen Rusticusse taten, die etwa das doppelte Gewicht auf die Waage brachten.

Nach jedem Schritt musste Gravis seinen Fuß mit einem saugenden und schmatzenden Geräusch aus knöchelhohem Morast hinausziehen. Aber die Aufseherinnen nahmen keine Rücksicht auf die erschwerten Bedingungen. Sie trieben die Kolonne gnadenlos weiter. Die Peitsche kam nun öfter zum Einsatz. Gravis war bisher verschont worden. Aber es würde nicht mehr lange dauern, bis es auch ihn erwischte. Mit bewundernswerter Genauigkeit trafen die Lederriemen die nackten Gesäße der Männer. Die Frauen schwangen das Strafinstrument auf geradezu virtuoser Weise. Auch der Jüngling vor Gravis trug bereits mehrere rote Striemen und versuchte daher schnaufend unter allen Umständen mit dem Rest der Truppe mitzuhalten.

Innerhalb der nächsten Stunde erwischte es Gravis dann auch. Der knallende Treffer ließ ihn erschrocken tief einatmen und sich vorwärtskämpfen. Nie hätte er für möglich gehalten, wie intensiv die Peitsche in seinen Hintern biss. Und obwohl er sich mit aller Willenskraft anstrengte, konnte er nicht vermeiden, dass er noch weitere vier Mal auf eine äußerst schmerzvolle Art motiviert wurde, seinen Gang zu beschleunigen. Wie gern wäre er jetzt in der Tretmühle gewesen, wo in der Regel keine Peitsche nötig war.

Gravis hatte längst sein Zeitempfinden verloren, als er eine Erhebung am Horizont bemerkte. Disciplina war in Sicht. Noch wenige Meilen, dann waren sie am Ziel. - Als sie näher kamen, sahen die Rusticusse eine hohe Mauer mit Wachtürmen. Der Bau erinnerte Gravis an Beschreibungen in einem Geschichtsbuch über ältere Kulturen, in denen es sogenannte Carcerem gab, in denen Menschen gefangen waren, die gegen das Gesetz verstoßen hatten. Auf Regina gab es sie nicht, denn junge Menschen erhielten von der Ziehmutter oder den Lehrerinnen ihre Strafen für Vergehen. Und eine Frau, die ein Gesetz auf Regina brach... Gravis dachte nach, aber er erinnerte sich nicht an einen einzigen solchen Fall. Erwachsene waren weiblich und stets gesetzestreu.

Doch hier vor seinen Augen handelte es sich eindeutig um so ein Straflager oder Umerziehungslager, wie es die Aufseherin genannt hatte. Plötzlich liefen Gravis eiskalte Schauder den Rücken hinunter. Als das große Tor sich öffnete wäre er am liebsten den gesamten Marsch zurückgelaufen. Stattdessen trieben die Frauen die Kolonne an. Kurz darauf befand sich Gravis mit seinen Kameraden innerhalb der Außenmauer auf einem großen Hof. Das Eingangstor schlug wieder zu und verriegelte. Gravis sah einen Wehrgang mit bewaffneten Frauen. Am anderen Ende des Hofes ragten mehrere Gebäude auf. Alle Aufseherinnen trugen diese Lederkorsagen und Röcke sowie die hohen Stiefel. Eine von ihnen stellte sich an die Seite der Kolonne und verkündete mit lauter, selbstbewusster Stimme: „Willkommen in Disciplina!‟

Die Aufseherinnen begannen damit, den Männern ihre Ketten abzunehmen. Die Jünglinge rieben sich die Hand- und Fußgelenke und waren froh, endlich erlöst zu sein. Gravis dachte: „Wenn sie uns auch noch die Castitasschellen öffnen, dann ist dieses Lager vielleicht doch nicht so schlecht.‟ Doch dann ertönte ein lauter Pfiff einer Aufseherin, und ein Jüngling in Castitasschelle eilte aus einem Gebäude herbei. „Eilen‟ war vielleicht der falsche Ausdruck, aber das lag nicht an seinem fehlenden Willen. Der Mann trug unter der Castitasschelle eine Kette, die um seine Hoden befestigt war und senkrecht zwischen seinen Oberschenkeln hinabreichte, wo sie sich auf Kniehöhe teilte und an Ringen um die Fußgelenke befestigt war - allerdings so kurz, dass der Arme permanent fast in hockender Tiefe laufen musste. Mit dieser perfiden Fesselung konnte er sich keinesfalls aufrichten. Seine Aufgabe war es, sämtliche Ketten wegzuschleppen. Die Eisen von 50 Personen bildeten ein enormes Gewicht, und trotz seiner kräftigen Statur und den massigsten Schenkeln, die Gravis je gesehen hatte, taumelte er ächzend und keuchend unter der Belastung davon. Obwohl er sich sichtlich anstrengte, versetzte ihm eine der Frauen einen Peitschenhieb auf sein nach hinten stehendes Gesäß. Ein kurzes Jaulen des Jünglings ließ erahnen, welche Marter der Lederriemen erzeugt hatte - zumal der Hintern des Mannes bereits übersät war von Striemen früherer Züchtigungen. Gravis schluckte. Vielleicht war sein erster Gedanke doch ein wenig zu optimistisch gewesen.




44. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 02.05.15 19:38

Der Aufstand war wohl doch keine so gute Idee, denn jetzt lernt Gravis die Hölle von Regina kennen und wird bestimmt froh sein wenn er wieder in der Tretmühle Arbeiten darf. Ein Sackgewicht werden wohl alle Sträflinge bekommen.
Kmmt er denn zurück in die Tretmühle oder lernt er die Arena kennen? Wenn er wieder in die Tretmühle darf sollte er auf jeden Fall in eine Verschärfte Version kommen. Zb bekommt er eine Neue Castitasschelle mit Hodenring die Stromimpulse in Unregelmässigen Abständen verteilt und er darf nicht aus dem Takt kommen sonst wird die Stromstärke Erhöht. Den Strom dazu Produziert er selber in der Verschärfen Version der Tretmühle.
45. RE: Regina

geschrieben von TomTomTom am 03.05.15 04:31

Tolle Story bisher. Bin gespannt, wie es weitergeht.

Grüße

Tom
46. RE: Regina

geschrieben von gummi-mike am 03.05.15 06:14

Ich bin auch gespannt, wie es weitergeht.
47. RE: Regina

geschrieben von Herrin_nadine am 03.05.15 15:19

Hallo prallbeutel,

leider war der Aufstand nicht von Erfolg gekrönt werden. Wie hart wird jetzt das Lager werden. Wird die Peitsche der ständige Begleiter werden?

Danke fürs tippseln.
48. RE: Regina

geschrieben von sheeeep am 03.05.15 21:11

Hallo lb. Prallbeutel, ich bin eben erst auf deine neue Geschichte gestossen.Deine Phantasie scheint unerschöpflich zu sein.Du weisst vielleicht noch, dass ich ein grosser Fan von "Megara" war und bin.Damit sind meine Vorlieben schon genannt: schöne grausame Damen und schuftende Sklaven,die wenn sie den (auch sexuellen) Ansprüchen der Damen nicht genügen, die Peitsche o.ä. zu spüren bekommen. Herzlichen Dank bis dahin und im Voraus. Ich bin gespannt, welche (Arbeits-)-Leistungen im Disziplinarcamp auf die Männer zukommen......

Christian
49. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 08.05.15 20:17

~ XIII ~


Timiditas war in den stickigen Katakomben der Arena in seiner Zelle schnell getrocknet. Sein großer Phallus steckte nicht in ihm. Aber er wagte es trotzdem nicht, zu onanieren, obwohl seine aufgestaute Libido sehr groß war. Zu schmerzhaft war die Erinnerung an die Strafimpulse. Außerdem machte sich der Munus Sorgen über das, was mit ihm, dem Verlierer beim Arenenkampf, geschehen würde. Der Sieger „durfte‟ in das Kampfrund zurückkehren. Was erwartete dann den Unterlegenen?

Als eine Audiutrix erschien, wagte Timiditas die Frage danach. Die Uniformierte grinste. „Auch du wirst wieder kämpfen. Aber nicht gegen einen anderen Munus.‟ Mehr ließ sie sich nicht entlocken. - Im Laufe des Tages wurde Timiditas von einer anderen Audiutrix den Gang entlang in einen anderen Flügel der Katakomben gebracht und in eine Sammelzelle gesteckt, in der bereits vier weitere Munus hockten. Auch diese unterschieden sich von Timiditas nur in Nuancen: völlige Haarlosigkeit, gewaltige Brüste, noch gewaltigere Genitalien und einen kleineren Zweitphallus mit abgestumpften Nervenenden. Das Quartett trug den großen Hauptphallus ebenfalls frei. Doch niemand wagte es, Hand anzulegen.

Alle waren nackt, trugen aber einen breiten Metallreif um den Hals, an dem vorne ein Ring angebracht war. Bald darauf kamen zwei Aufseherinnen und verpassten auch Timiditas einen solchen Reif. Ein Mechanismus sorgte dafür, dass der Munus ihn nicht selbstständig abnehmen konnte. Anfangs war er nicht nur schwer, sondern er fühlte sich auch eingeschnürt. Der Munus hoffte, dass er sich daran gewöhnen würde, denn ihm war klar, dass er ihn längerfristig tragen müsste. Da die anderen vier Munus nicht mit ihm sprachen, begann er: „Wisst ihr, was mit uns geschieht?‟ Ein Munus sah weg, ein anderer starrte weiterhin auf den Boden, der dritte schnaufte nur. Der vierte antwortete: „Kämpfen.‟ Timiditas runzelte die Stirn. „Aber nur Gewinner kämpfen weiter. Ich habe verloren.‟ Der Mitgefangene erwiderte: „Du kämpfst auch. Aber gegen andere... Wesen.‟ Timiditas fragte nach, was er meinte. Der Munus erklärte einsilbig: „Wesen. Aus den Laboren der Regina.‟

Timiditas wollte wissen, was genau für Wesen das waren, aber der Munus verstummte. Timiditas sagte: „Ich verstehe nicht, warum die Damenschaft ausgerechnet Munus kämpfen lässt. Wir sind eher feminin - nicht nur wegen der Brüste; es... wir sind einfach... relativ zierlich und... gar nicht zum Kämpfen ausgebildet. Warum nehmen sie nicht lieber Pugnatoren oder Rusticusse?‟ Der Munus verzog sein Gesicht, als wolle er die nicht vorhandene Augenbraue heben. „Warum? Warum nicht!? Wir werden gegen sehr starke, große Gegner kämpfen.‟ Timiditas stöhnte. „Ja, warum nehmen sie dafür nicht auch kräftigere Personen? Wir sind doch kaum in der Lage, uns zu gegen starke Kontrahenten durchzusetzen.‟ Der Munus lachte humorlos auf. „Wer sagt denn, dass wir siegen sollen? Darum geht es der Damenschaft nicht.‟ Darauf fiel Timiditas keine Antwort ein. War er nur „Futter‟ in der Arena?

Dann waren klackende Schritte zu hören: Zwei Audiutrixfrauen in Lederuniform näherten sich der Zelle. Eine der Frauen zeigte mit einem blinkenden Stab auf zwei Insassen. Die andere Audiutrix öffnete die Gittertür und gestikulierte und zog die ausgewählten Munus hervor und führten sie ab. Timiditas stöhnte. „Wo werden sie hingebracht?‟ Seine Zellengenossen zuckten nur fatalistisch mit den Schultern. Die Wärterinnen brachten die Munus aus den Katakomben der Arena zu einer Andockstation für Shuttle-Schiffe, wo sie in kleine Käfige steckt und verladen wurden. Ein Gabelstapler-Hovercraft rutschte mit seiner Spezialbeschichtung über den glatten Boden der Stationshalle und räumte die Käfige mit den Munus auf ein Transportband, das die Kästen in die Laderäume eines angedockten Raumtransporters verbrachte.

Die Munus konnten sich in den engen Käfigen kaum bewegen. In ihnen hatten sie so wenig Platz wie in einem Sarg. Durch die Gittermaschen des Käfigs konnten sie jedoch alles beobachten, was mit ihnen geschah. Nur das Ziel ihrer Reise erfuhren sie nicht. Am Ende des Fließbandes erwarteten Roboter sie, die die Käfige im Laderaum stapelten. Die beiden Munus endeten in liegender Position übereinander, direkt neben Tonnen und großen Kisten unbekannten Inhaltes. Das einzige Licht in dem dunklen Raum des Raumschiffs waren die Arbeitslampen der Roboter, die grelle und kräftige Spots durch die Umgebung strahlten.

Die Munus sahen bald gar nichts mehr. Zu extrem waren die permanenten Wechsel zwischen blendendem Lichtstrahl und schwarzer Dunkelheit. Als die Roboter den Laderaum gefüllt hatten, waren die Munuskäfige umgeben von anderer Ladung. Eine schwere Luke schloss sich und ließ die Munus allein in der Düsternis zurück. Die Luft roch leicht nach Chlor. „Wohin bringen die uns? Zum Sklavenmarkt der reichen Damen?‟, wollte der eine Munus verängstigt wissen. Der Munus unter ihm schlug mit beiden Händen nach oben gegen die wabenförmigen Gittermaschen. „Woher soll ich das wissen!?‟

Im Gegensatz zu den Katakomben war es hier sehr kühl. Wie lange würden sie unterwegs sein? Der obere Munus fragte sich, ob sie die Reise überleben würden; aber im nächsten Moment wurde ihm klar, dass niemand sich die Mühe gemacht hätte, sie hier zu verladen, wenn sie nicht einen gewissen Wert darstellten. „Ich habe Angst.‟ Wie ein Mantra wiederholte er die Worte. Dann schepperte es wieder unter ihm und ließ seinen Käfig und ihn erbeben. „Halt endlich deine Klappe!‟, forderte der Munus unter ihm. Der Obere schnaufte. „Reg dich ab!‟ Der Untere packte mit den Fingern zwischen die Maschen und kniff dem über ihm Liegenden kräftig in die Hinterbacken. „AU!‟, beschwerte sich der Betroffene zuckend. „Lass mich in Ruhe!‟ Der Untere forderte: „Dann sei endlich still!‟

Während die zwei Munus miteinander stritten, herrschte auf der Brücke des großen Raumtransporters höchste Konzentration. Die Uniformierten saßen an ihren Work-Stations und bedienten große Touchpads, die hochkomplexe Vorgänge erforderten. Eine Audiutrix mit auffallend hochwertiger Uniform wies eine Frau an einem Pult an: „Geben Sie die Koordinaten für Raumstation Eldorado ein.‟ Die Frau tippte blitzartig Werte ein und antwortete: „Koordinaten für Raumstation Eldorado eingegeben, Ductrix.‟ Die Ductrix wendete sich zu einem Monitor, wo eine weitere Frau erschien, die eine noch edlere Uniform trug, und meldete: „Wir sind startbereit, Praefecta.‟ Die Frau nickte knapp und machte mit zwei Fingern eine Geste. Dann wurde der Monitor schwarz. Die Ductrix drehte sich wieder zu ihrer Navigatorin. „Starten Sie.‟

Die nächsten Stunden wurden für den Munus und seinen Leidensgenossen dunkel und kalt. Im Frachtraum herrschten niedrige Temperaturen, die die beiden bald am ganzen Leib zittern ließen. Die großen Brüste wackelten wie Pudding umher, ihre Nippel standen steif und groß ab. Der Untere schlug klackernd seine Zähne aufeinander, der Atem kondensierte. Die Streitigkeiten mit dem anderen Munus waren vergessen. Jeder war mit sich selbst beschäftigt und versuchte sich warm zu halten, so weit das möglich war. Dann fielen sie irgendwann in tiefe Bewusstlosigkeit, als das Schiff den Pullstream startete, eine Technologie, mit der das Schiff Überlichtgeschwindigkeit erreichen konnte.

Was sie nicht wissen konnten, war, dass auch die anderen Munus aus der Sammelzelle an Bord gebracht worden waren und ähnliche Sorgen litten. Auch Timiditas war gemeinsam mit einem anderen Kameraden zwischen Kisten und Tonnen versteckt. Bevor der Pullstream gestartet wurde, hatte sich Timiditas noch kräftig die Hände gegen die Kälte gerieben und in die Handflächen hineingeblasen. Im nächsten Moment verlor er, wie alle anderen, das Bewusstsein und kippte aus seiner seitlichen Lage auf den Bauch. Dabei rutschte sein großer Hauptphallus genau durch ein Käfigloch und landete somit im Käfig des Untermannes. Eine obzöne Stellung, die jedoch niemand bemerkte.

Die lebende Fracht wachte erst wieder bei der Entladung auf einer Raumstation auf. Scheppernd wurden die Käfige von Robotern auf ein Laufband geworfen, am Ende von einem Kran in die Höhe gehoben und akkurat in einer Reihe hochkant aufgestellt. Timiditas stand plötzlich mit Dutzenden anderen Munus dicht an dicht in einem Lager. Dabei war es dem Steuercomputer des Krans offenbar gleichgültig, ob der Munus mit dem Kopf nach unten oder oben einsortiert wurde. Die Käfige standen hochkant - das war das einzige Kriterium. Timiditas hatte Glück, aber die Gitterbox seines Nachbarn war kopfüber einsortiert worden, so dass der Munus mit abgeknicktem Hals auf seinen Schultern „stand‟, die Beine in der Luft. Der Käfig war zu eng, um sich herumdrehen zu können. So erging es etwa jedem dritten Munus.

Timiditas starrte auf den großen Phallus des Nachbarn, der ihm bis über die Brust hing und zwischen den Brüsten hindurchlugte und vor dem kopfstehenden Gesicht des Munus endete wie ein Laserkanonenlauf. Timiditas fragte sich, wie lange die Munus diese Position aushalten würden. Doch dann kam wieder Bewegung in die Sache: Nachdem alle Käfige ausgeladen worden waren, erschienen uniformierte Frauen, wie Timiditas sie noch nie gesehen hatte. Sie trugen hohe Stiefel, Reiterhosen und enge Oberteile, die Korsagen ähnelten. Die Oberteile wiesen Schulterklappen mit sternförmigen Abzeichen auf. An den Unterarmen trugen sie zahlreiche Armreifen. Bewaffnet waren sie mit elektrischen Peitschen, die drohend in der Luft knallten und zugleich von der Entladung knisterten.

Nach und nach befreiten sie die Munus und trieben sie aus der Frachthalle in eine Sammelzelle: einem großen Raum, der scheinbar keine gesicherte Tür aufwies. Doch kaum war Timiditas mit circa 20 weiteren Munus in der Zelle, - die Frauen waren wieder verschwunden - versuchte ein Munus durch den breiten Ausgang zu laufen und prallte gegen eine unsichtbare Barriere. Kurzzeitig verzerrte sich das Bild und stieß den Munus mit einem Energiestoß grob zurück zu seinen Kameraden. Das musste ein Kraftfeld sein, überlegte Timiditas, dem so war, als habe er darüber in einem früheren Leben etwas gelernt. Nach und nach brachten die Uniformierten noch weitere Munus in den Raum, der bald schon so überfüllt war, dass sich die Insassen kaum noch bewegen konnten. Die nackten Leiber rieben sich aneinander und die Enge führte automatisch zu Aggressionen. Die Feindseligkeiten heizten die Stimmung noch mehr auf. Timiditas spürte, wie die Emotionen hochkochten und jederzeit explodieren konnten. Sie waren die ganze Zeit nur eine Haaresbreite von einer Eskalation entfernt.

Auch Timiditas fühlte, wie seine Gemütsverfassung immer streitsüchtiger wurde, wie er am liebsten seinen Nachbarn, die ihm den Raum nahmen, in die dicken Titten boxen wollte, wie er ihnen in die gewaltigen Hodensäcke Kniestöße verpassen wollte... Aber er ließ es, um nicht eine Massenschlägerei zu verursachen, bei der er selbst mit untergehen würde. - Fast erleichtert war er, als Uniformierte auftauchten und zwei Munus mit Halsschlingenstöcken aus dem Raum holten. Ein wenig mehr Platz für die Verbleibenden. Nach einer Weile kamen die Frauen zurück und holten wieder zwei Munus. Timiditas spürte plötzlich eine Schlinge um seinen Hals und einen heftigen Ruck. Er war einer der beiden Auserwählten. Wo brachten die Frauen sie wohl hin? Zunächst wurde er aus seinem Metallreif befreit, aber im nächsten Moment sah er nichts mehr, denn jemand hatte ihm eine enge Kapuze über den Kopf gezogen.

Mit der Schlinge wurde er weitergezogen. Blind tapperte Timiditas mit seiner Führerin vorwärts. Sein mächtiger Phallus wackelte in der Luft umher, knallte gegen seine Schenkel. An den großen Hodensack, der ihm wie eine Umhängetasche vor den Schenkeln hing, hatte er sich bereits einigermaßen gewöhnt. Den kleinen Zweitpenis spürte er gar nicht. Dafür schmerzten die riesigen Brüste, die beim schnellen Marsch schwer wackelten.

Ihr Weg führte durch die halbe Raumstation, dann erreichten sie ihr Ziel: die Munusarena. Timiditas hörte bereits laute Menschenstimmen. Frauen und Männer. Die aufgeheizte Stimmung erinnerte ihn an die Arena, in der er gekämpft hatte. Vielleicht waren es hier weniger Personen, dafür machten sie aber umso mehr Lärm. Erwartete ihn hier schon wieder ein Zweikampf? Im nächsten Augenblick öffnete sich vor ihm schon das große Tor.

Es war ein Rollmechanismus, der den Ausgang von unten nach oben Lamelle um Lamelle öffnete. Die Uniformierte zog den Munus an der Halsschlinge in die Arena. Tatsächlich saßen auf den ansteigenden Sitzen Dutzende Menschen, die lautstark riefen, pfiffen, applaudierten oder anderweitig lärmten. Doch wenn Timiditas einen Gegner erwartet hatte, wurde er enttäuscht. Stattdessen legten zwei Uniformierte ihm ein Geschirr zum. Zunächst ahnte der Munus noch nicht, was das sollte, doch dann brachten zwei Munus einen Sulky herein.

Timiditas wurde mit seinen Handgelenken an den beiden Deichselstangen fixiert. Um seinen Hodensack befestigten die Uniformierten einen Metallreifen, der mit einem Lederriemen verbunden war, der bis auf den zweirädrigen Trabwagen reichte. Im nächsten Moment zog eine Uniformierte kräftig an dem Riemen, so dass sich Timiditas instinktiv nach vorne neigte. Rückwärts wanken konnte er ja wegen der befestigten Hände nicht, denn der Einachser ließ sich nicht bewegen. Ob eine Bremse die Räder blockierte, darüber machte sich der Munus augenblicklich keine Gedanken. Er hatte nur Sorgen um seine Hoden.

Drei Sekunden später vergaß er jedoch seine Überlegung, als ihn ein Schmerz in seinem Anus aufstöhnen ließ. Eine Uniformierte hatte ihm einen buschigen Buttplug in den Hintern gerammt, damit das „Kutschenpferd‟ auch einen passenden Schweif trug. Durch den Schreck war Timiditas in aufrechte Position gesprungen, was qualvoll an seinen Hoden zog. Schnell beugte er sich wieder vor, um die alte Stellung einzunehmen.

Eine zweite Uniformierte befahl ihm, den Mund weit aufzumachen, und steckte dann eine rote Beißstange aus einem Hartgummi zwischen seine Zähne, die mit seinem Geschirr im Nacken verbunden war. Und als wäre das alles nicht unangenehm genug, so klemmte die Frau noch zwei Klammern an die Brustwarzen des Munus, an denen Glöckchen hingen. Timiditas biss auf die Beißstange. Die Klemmen zwickten und brannten schon jetzt. Und sie würden ihm wohl erst nach dem Rennen wieder abgenommen werden. Um ein Rennen musste es sich handeln, war sich Timiditas nun sicher, denn ein zweiter Wagen wurde herbeigeschafft.

An ihm positionierte sich nun ein Munus, der ebenso vorbereitet wurde wie Timiditas. Allerdings fragte er sich, wie in dieser Arena ein Wagenrennen stattfinden sollte. Der Platz war hier viel zu klein. Außerdem war die Manege quadratisch. Der Untergrund bestand aus Gummi. Die Sulkys standen nebeneinander mittig in der Arena. Doch bevor es den Startschuss geben sollte, brachte eine Uniformierte Stiefel für die „Zugtiere‟. Timiditas schaute entsetzt an sich hinab, versuchte an den großen Brüsten vorbeizublicken, konnte aber nicht erkennen, was für ein Schuhwerk er bekam. Im Folgenden merkte er, dass die Stiefel sehr eng saßen. Als er den linken Fuß wieder absetzte, stellte er bestürzt fest, dass er fast auf Zehenspitzen lief, so hoch waren die Absätze. Er konnte kaum darauf stehen, geschweige denn laufen!

Als er beide Stiefel trug, hatte er das Gefühl, nur wegen seiner fixierten Hände an den Deichseln das Gleichgewicht halten zu können. Und immer noch waren die „Pferdchen‟ nicht vollständig ausgerüstet. Nun folgte noch ein breiter Halsreif, der sie zu einem gestreckten Hals und gerade Kopfhaltung zwang. Timiditas hatte keine Konzentration für das Publikum oder was sonst noch um ihn herum geschah; er war zu sehr mit seiner eigenen Situation beschäftigt. Sonst hätte er zwischen den Edeldamen auch einige uniformierte Pugnatoren in ihren Uniformjacken entdeckt. Aber so war er viel zu gefangen von den Erlebnissen, der Mühe, sich im Gleichgewicht zu halten, und der Angst davor, was ihm bevorstand.

Wohin sollten die Wagen überhaupt fahren? Es ging nur etwa 30 Meter geradeaus bis zur Mauer, auf der die Sitzreihen mit den gaffenden Zuschauern begannen. Aber scheinbar war genau das ihre Strecke, denn an der Wand wurden zwei große Glocken angebracht. Eine Uniformierte erklärte, dass die „Ponys‟ die Glocke auf ihrer Bahn schlagen mussten. Timiditas war froh, dass er mit diesen Stiefeln „nur‟ 30 Meter zurücklegen musste, aber auch die kamen ihm in diesem extremen Schuhwerk sehr weit vor. Und wie schwer würde der Wagen mit der Kutscherin werden? Wenigstens hatte sein Kontrahent die gleichen Probleme.

Unter dem Jubel der Leute erschienen nun die beiden Wagenführerinnen: Sie trugen enge braune Korsagen, einen kurzen Rock, der aus senkrechten, dicken Lederlappen bestand, hohe Schnürstiefel und breite goldene Armreifen an den Oberarmen. Über dem Rücken fiel ein wallender dunkelroter Umhang, der mit einer Spange an der Brust der Frauen befestigt war. Die Munus waren erleichtert, als sie keine Elektropeitschen sahen. Die Frauen trugen nur einen langen Stab mit sich, der sich vorne in zwei kurze Spitzen teilte, die aber abgestumpft waren. Plötzlich wackelte der Untergrund.

Timiditas hielt sich krampfhaft an den Deichselstangen fest. Vibrierte die gesamte Raumstation? Was war los? Ein Meteroitenregen? Ein Angriff feindlicher Truppen? Ein Erdbeben? Erst nach einigen Sekunden begriff, was geschah: Ein Teil des Bodens hatte sich etwa 30 Zentimeter erhöht. Es hatte sich eine breite Bahn bis zur Wand gebildet, auf der die beiden Wagen genug Platz hatten, um nebeneinander zu stehen bzw. zu rollen. Ein Signal ertönte. Dann folgte eine Frauenstimme: „Herzlich willkommen zum Munusrennen. Ich hoffe, die Wetten sind abgeschlossen. Das Rennen beginnt in wenigen Augenblicken.‟ Ein Countdown ertönte: 10 - 9 - 8 - 7 - 6 - 5- 4 - 3 - 2 - 1 - Start!

Zu genau dieser Sekunde jagte ein Stromschlag durch Timiditas Hinterbacken. Die Wagenführerin hatte ihn mit dem langen Stab angestupst. Der Munus zog mit aller Kraft nach vorne und versuchte in den gewagten Extremstiefeln nicht umzukippen. Zumindest konnte er nicht so leicht umknicken, da das Material hart war und den Fuß samt Teile des Unterschenkels sehr fest umschloss. Die Kutschen setzten sich in Bewegung. Es funktionierte besser, als Timiditas gedacht hatte. Die Glöckchen an seinen Brüsten bimmelten im Takt zu seinem Marschrhythmus und zerrten an seinen empfindlichen und durch die Transformation zum Munus vergrößerten Brustwarzen. Wieder versetzte die Führerin ihm einen Stromschlag, der ihn zu noch größerer Anstrengung ermunterte. Bei diesem Tempo würde er die 30 Meter wohl in einer Minute schaffen...

Doch irgendwas stimmte da nicht. Timiditas biss sabbernd auf seine Stange und quälte sich vorwärts, Meter um Meter, aber die Wand kam nicht näher. Erst jetzt begriff er warum: Da er durch die Halskrause nicht nach unten sehen konnte, hatte er nicht wahrgenommen, dass der Boden ein großes Laufband bildete. Der gegnerische Wagen war gleichauf mit ihm. Wollten sie sich der Wand überhaupt nur einen Zoll nähern, mussten sie das Tempo erhöhen. Und schon wieder jagte die Kutschenfrau ihren Stachelstab in Timiditas Gesäß.

Der mächtige Phallus peitschte von links nach rechts gegen die Oberschenkel, während der schwere Hodensack zwischen den Beinen hindurch nach hinten gezerrt wurde. Beim Laufen quetschte der Munus sich seine Bälle ungewollt und biss erneut auf die Stange. Unter größter Anstrengung kam er der Wand näher und näher. Aber bald würden ihn seine letzten Kräfte verlassen. Das durfte nicht geschehen, bevor er die Zielglocke läuten konnte! Das Publikum feuerte die Wagen an, jubelte, grölte, schrie und rief. Einige Menschen waren aufgestanden und klatschten rhythmisch in die Hände, andere stampften krachend mit den Füßen. Die Wand näherte sich scheinbar mehr und mehr... Aber so langsam. Zu langsam.

Timiditas fühlte, wie ihm die Sinne schwanden. Ihm wurde kurz schwarz vor Augen, obwohl seine Muskeln wie Feuer brannten, und dann holte ihn der nächste Stromschlag wieder aus seiner Halbtrance. Mit aufgerissenen Augen und wippenden Brüsten rannte er der Wand entgegen. Es fehlten nur noch ungefähr fünf Meter, aber sie wollten einfach nicht näher kommen! Der andere Wagen war immer noch gleichauf. Da spürte Timiditas einen besonders heftigen Zug an seinen Bällen. Sie befanden sich nun hinter seinen Schenkeln, und dann erwischte ihn dort der Dornenstab mit einer saftigen Entladung. Timiditas jagte brüllend vorwärts und streckte sich nach der Glocke aus.

Trotz der zusätzlichen Spannung auf seinen Hodensack lehnte er seinen Oberkörper so weit es ging nach vorne und versetzte der Glocke einen Kopfstoß. Kaum läutete die große Klingel, da verlangsamte das Laufband zügig und blieb schließlich stehen, bevor das Gefährt samt Munus gegen die Wand geschoben worden wäre. Die zweite Kutsche kam nicht näher heran. Die Führerin hatte eine Bremse aktiviert und sprang nun verärgert vom Bock. Die Siegerin ließ sich feiern und nahm Glückwünsche von der Unterlegenen an. Jubel und Applaus brandeten in den Sitzreihen auf. Uniformierte befreiten die „Zugtiere‟ von ihrem Geschirr.

Während Timiditas mit der Siegerin durch die Manege lief und sich von den zuschauenden Damen und Pugnatoren bejubeln ließ, spürte er nun nach der Anspannung im Wettkampf verstärkt die beißenden Klemmen an seinen Nippeln sowie den dicken Stöpsel in seinem Anus. Nach einiger Zeit befahl die Führerin ihm, sich auf alle Viere zu begeben. Timiditas gehorchte und fühlte nun noch mehr als sonst das Gewicht der frei hängenden Brüste, die fast bis zum Boden reichten, während sein Großphallus tatsächlich über die Manege streifte. Die Halskrause trug er noch, so dass er in seiner Position nur den Boden anstarren konnte. Doch irgendetwas geschah, denn die Menge veranstaltete wieder mehr Radau. Der Trubel musste etwas mit der anderen Frau und dem unterlegenen Munus zu tun haben. Aber Timiditas konnte nichts sehen, was den Wirbel ausgelöst haben könnte. Wurde der Verlierer jetzt bestraft?

Das Spektakel in der Manege war offenbar noch nicht zu Ende. Die Menschen auf den Sitzen standen und applaudierten, riefen laut in die Manege und forderten die Züchtigung des Versagers. „Zuchtkreuz! Zuchtkreuz! Zuchtkreuz! Zuchtkreuz!‟ skandierten die Zuschauer euphorisch. Viele Personen setzten sich Datenbrillen auf, die Fotos und Videodateien aufnahmen und das Geschehen heranzoomten. Ein Gerüst, einem großen Kreuz ähnlich, erhob sich aus dem Boden. Vier uniformierte Frauen packten den Munus und fixierten ihn dort mit ausgebreiteten Armen mit dem Gesicht zu der Konstruktion. Schnallen schnappten um Hand- und Fußgelenke, um die Taille und den Nacken des Munus. Kleine rote Dioden blinkten an den Verschlüssen als Zeichen dafür, dass sie versperrt waren.

Hodenring, Brustglöckchen, Schweif und Beißstange trug der Munus - wie Timiditas - noch. Auch die hohen Stiefel, so dass Timiditas zumindest darauf bezogen fast erleichtert war, auf allen Vieren zu hocken, um wenigstens seine Füße von seinem Gewicht befreit zu haben. Als nächstes kamen zwei andere Frauen mit Elektropeitschen in die Arena. Sie trugen ebenfalls hohe Schnürstiefel, kurze Röcke und eine Korsage sowie goldene Armreifen an den Oberarmen, aber ihre Häupter waren von schwarzen, spitzen Kapuzen bedeckt, wie sie von Henkern getragen wurden, die nur Schlitze für die Augen freiließen.

Die verhüllten Frauen stellten sich etwas seitlich links und rechts vom Zuchtkreuz auf und hielten ihre Peitschen bereit. Abwechselnd würden sie den Hintern des Munus bearbeiten. Die Stärke der elektrischen Strafimpulse würde das Publikum bestimmen. Dazu erschien hoch über der Manege ein großer Monitor, der sich bei genauerem Hinsehen als 3-D-Hologramm entpuppte, auf dem die aktuelle Voltspannung abzulesen war. Mit wischender Gestik mit den Fingern in der Luft konnten die Zuschauer den Stromlevel erhöhen oder verringern. Eine Breitbandlaserabtastung kontollierte die Wünsche der Personen und stellte den entsprechenden Durchschnittswert ein.

Die Züchtigungsdamen schauten auf die Tribüne der Arena, die sich von den anderen Sitzen abhob. Der große Balkon war eingefasst mit schwarzen Glasscheiben, hinter der Damen des Königshauses saßen - vielleicht sogar Augusta Regina in persona! Eine Signallampe blitzte am Rand der Tribüne grell für einen Sekundenbruchteil drei Mal in schneller Folge auf: das Zeichen dafür, dass das Spektakel beginnen konnte.

Timiditas konnte nur den Anfeuerungslärm hören, der fast noch euphorischer von den Rängen kam, als er beim Wagenrennen gewesen war. Ängstlich starrte er zwischen seine Hände, die sich auf dem Gummiboden abdrückten. Im nächsten Moment spürte er ein Gewicht auf seinem Rücken. Seine Führerin hatte es sich auf ihm bequem gemacht, um die Züchtigung genießen zu können.
50. RE: Regina

geschrieben von Herrin_nadine am 09.05.15 22:52

Hallo Prallbeutel,

da hast du wunderbar die Römerspiele aufgepeppt. Bin gespannt was dir noch alles einfällt was zur Unterhaltung der Damenwelt dient.
51. RE: Regina

geschrieben von sweat am 10.05.15 10:57

Hi Prallbeutel,

boah, großes Kompliment zu dieser abgefahrenen und, vor allem, überaus geilen Geschichte.

Grüße
sweat
52. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 05.06.15 20:37

~ XIV ~


Animus und seine beiden Kameraden genossen den Aufenthalt in dem erotischen Etablissement. Zwar entpuppten sich die Damen in der Libido-Bar als androidische Roboter, aber das verringerte das lustvolle Vergnügen der Pugnatoren in keinster Weise. Die speziell auf Liebesdienste aller Art programmierten humanoiden Maschinen lasen den jungen Männern jeden Wunsch ab, bevor sie ihn nur artikulieren konnten, denn die feinen Sensoren, die mit modernster Alpha-Tech ausgestattet war, analysierten in Bruchteilen von Sekunden minimale Mimik der Kundschaft sowie die Zusammensetzung des Schweißes, konnten durch Berührung Pulsrate/Herzfrequenz und Blutdruck in mmHg erkennen sowie Gehirnströme in den diversen Arealen identifizieren und interpretieren. Für die Elektroenzephalografie reichten leichte Berührungen des Kopfes aus. Außerdem verfügten die Androiden über eine Thermografiefunktion, die detaillierte Wärmebilder durch Infrarotstrahlung erkannte - und damit unter anderem die Durchblutung gewisser Körperpartien der Kundschaft erkannte. Die Optik der Damen war dank Silikonschicht und humanoid simulierenden Bewegungen kaum von einem echten Menschen zu unterscheiden.

Animus, Corporis und Habilitas fühlten sich wie im Siebten Himmel. Die Bardamen entjungferten die Jünglinge (zumindest Corporis und Habilitas hatten debütiert) und sorgten bei ihnen für die schönsten und erfüllendsten Stunden ihres Lebens. Die Sensoren der femininen Adroiden hatten garantiert, dass die Pugnatoren optimal stimuliert wurden, um weder zu früh noch zu spät intensivste Orgasmen zu erleben. Zum perfekten Erscheinungsbild gehörten vorgetäuschte Höhepunkte der Bardamen, die die jungen Männer noch weiter reizten und befriedigten.

Mit breitem Grinsen und Machogang spazierten die jungen Pugnatoren wie Admiräle mehr als zufrieden und begeistert schwadronierend aus der Libido-Bar und setzten sich in „Restaurant 2‟, aus dem ihnen deliziöse Aromen entgegenströmten. Mit einem prickelnden, neongrünen Getränk stießen sie an und fühlte bald die berauschende Wirkung des kühlen Drinks. Sie schwärmten beim Essen lautstark von der Libido-Bar. Was für ein gewaltiger Unterschied zur Handentspannung! Selbst Animus musste insgeheim zugeben, dass sein Erlebnis mit der Audiutrix nicht ganz so ein explosives Erlebnis gewesen war, wie das Trio es bei den Liebesdamen erlebt hatten.

„Was machen wir als nächstes?‟, fragte Habilitas, der sich bequem zurücklehnte und die Beine ausstreckte. Corporis schlug vor: „Die Hovercraft-Area würde ich gerne sehen. Oder die Munus-Arena.‟ Animus warf ein: „Was ist mit der Shooting-Lobby?‟ Corporis grunzte: „Du willst doch nur mit deinen Zielkünsten angeben.‟ Animus grinste: „Wohl Angst davor, zu verlieren?‟ Corporis schnaubte abfällig: „Von wegen, Junge!‟ Habilitas vermittelte: „Wir können ja alles machen. Wir haben noch über zwei Tage Zeit. Wie wäre es, wenn wir zur Munus-Arena gehen? Das macht mich echt neugierig.‟ Die beiden Kameraden waren einverstanden und verließen das Lokal.

Mit dem Turbo-Aufzug machten sie sich auf den Weg zur Arena. Dabei kamen sie an der „Black-Bar‟ vorbei. Habilitas zeigte mit dem Daumen auf den Eingang. „Vorher kleiner Abstecher? Vielleicht gibt es da auch heiße Babes?‟ Animus: „Wo hast du denn den Begriff her?‟ Habilitas: „Habe ich vorhin im Restaurant aufgeschnappt. Ein älterer Pugnator hat den Spruch rausgehauen.‟ Das Trio wollte gerade den Eingang zu der Bar passieren, da hielten sie zwei humorlos aussehende Frauen zurück. Die Damen waren ganz in Schwarz gekleidet und trugen auf dem Revers ihrer Uniform ein Abzeichen mit dem Wort „Stations-Security‟.

Die Jünglinge blieben stehen. Eine der Frauen informierte sie: „Kein Einlass für Männer.‟ Die Drei sahen sich verblüfft an. Von hinten drängte sich eine Edeldame in kostbarem Kostüm vorbei. Sie zog an einer Leine einen jungen Mann hinter sich her, dessen Halsband mit dem dünnen Riemen verbunden war. Er trug einen Stringbody aus schwarzem Latexgemisch und Stiefel. Das bizarre Pärchen wurde sofort eingelassen. Animus, Corporis und Habilitas schauten ihnen hinterher, sahen das Brandzeichen auf der Hinterbacke des Mannes, das wie ein Familienwappen aussah, und dann fragend die Türsteherinnen an. Sie erklärte: „Das ist was anderes. Der Lustboy gehört zu der Dame.‟

Corporis zog die beiden Kumpanen mit sich: „Kommt! Ab zur Arena.‟ Sie liefen weiter und lachten amüsiert über den Typen in dem verrückten Outfit. Animus schüttelte den Kopf. „Wie kann man so rumlaufen? Öffentlich auch noch!‟ Habilitas nickte. „Ja, und dann die Leine um seinen Hals. Das ist doch voll demütigend.‟ Animus räusperte sich: „Habt ihr das Brandzeichen auf seinem Arsch gesehen? Das muss doch wehgetan haben!‟

Am Eingang zur Munus-Arena standen zwei riesige Typen als Wächter links und rechts vom Eingang. Bei näherem Hinsehen stellte das Trio fest, dass es sich um zwei zierliche Frauen handelte, die sich jedoch in massiven und gepanzerten Exoskeletten befanden. Die Power-Suits machten die Trägerinnen nicht nur viel größer und breiter, sondern sie sorgten auch für zahlreiche Zusatzfunktionen wie Kraft, Armierung, Röntgensicht und Verbindung zur Stationsdatenbank. Die Wachen scannten jeden Besucher und kontrollierten sie auf eventuelle Schmuggelware wie Waffen oder Drogen. Außerdem prüften sie die biometrischen Merkmale der Personen. Aber die drei Pugnatoren kamen ohne Probleme an den beiden Frauen vorbei, die aus der Nähe noch martialischer aussahen als aus der Entfernung.

Im Inneren führten mehrere Gänge zu den Sitzrängen. Die drei Pugnatoren kamen an Theken mit gezuckertem Pop-Corn und Erfrischungsgetränken vorbei. An einem anderen Stand verlieh eine Angestellte Datenbrillen. Mit der optischen Ausrüstung bewaffnet machten sich die Jünglinge auf den Weg zu ihren Sitzen. Offenbar war bereits ein Wettkampf im Gange, denn die Menge jubelte und applaudierte. Die Pugnatoren starrten begierig in die Manege, wo zwei Personen miteinander rangen und aufeinander einboxten. Animus runzelte die Stirn: „Was sind denn das für... Freaks?‟

Die Personen sahen von Weitem aus wie Frauen, eher zierlich gebaut mit femininen Gesichtern, doch sie hatten kahle Köpfe und riesige Brüste. Und noch gigantischer waren die überdimensionierten Penisse und Hoden. Waren die kostümiert oder gab es wirklich solche Monstrositäten? Animus wollte seinen Augen kaum glauben. Waren das programmierte Hologramme? Habilitas konnte es auch nicht fassen: „Sind das Androiden? Und wie ungeschickt die kämpfen! Die hätte ich im Nahkampf in fünf Sekunden beide k.o. geschlagen.‟ Corporis war irritiert: „Kämpfen wie untrainierte Frauen, haben aber Schwänze wie... wie...‟ Animus dämmerte es: „Das müssen diese sogeannten Munus sein.‟

Eine Frau in einem edlen Zwirn, die neben ihm saß, bestätigte: „Natürlich sind das Munus.‟ Animus fragte: „Verehrtes Fräulein, sagen Sie, woher kommen denn diese Gestalten? Sind diese Wesen aus einem anderen System?‟ Das Fräulein kicherte hell. „Nein, es sind Transformierte von Regina.‟ In diesem Augenblick wurde Animus abgelenkt, da die Menge aufschrie und jubelte. Der Pugnator sah zur Manege. wo gerade ein Munus breitbeinig auf dem Liegenden saß, während der Phallus des Sitzenden dem Unterlegenen gegen dessen Kinn stieß. Der Stärkere verpasste seinem Kontrahenten saftige Backpfeifen abwechselnd mit links, dann mit rechts. Die Arme des Liegenden waren unter dem Gewicht des Gegners fixiert.

Plötzlich drehte sich der sitzende Munus halb um und holte aus. Mit einem Boxschlag versetzte er den riesigen Hoden des verlierenden Kämpfers einen Hieb. Neben Animus sprang nun auch das Fräulein auf und klatschte schnell und aufgeregt mit ihren Händen. Da vor den Pugnatoren alle Frauen aufgestanden waren, musste das Trio nun ebenfalls ihre Sitze verlassen, wenn sie noch etwas vom Geschehen in der Manege miterleben wollten. Wieder versetzte der Munus dem Schwächeren einen kräftigen Schlag in dessen Weichteile, als boxe er in ein Kissen. Die Menge skandierte: „Noch ein Schlag! Noch ein Schlag! Noch ein Schlag!‟ Habilitas rief seinem Nachbarn ins Ohr: „Autsch! Mit dem möchte ich aber jetzt nicht tauschen!‟ Corporis grinste. Nein, da war ihm die geschickte Zunge der Bar-Dame an seinen Bällen lieber gewesen.

Animus wunderte sich, warum der unterlegene Munus immer mehr Prügel einsteckte, ohne aufzugeben. Er fragte das Fräulein neben ihm, die ihn verschmitzt anschaute: „Aufgeben? Munus geben niemals auf.‟ Animus war verwirrt: „Warum sind die denn so stur? Oder stolz?‟ Das Fräulein sah ihn verständnislos an: „Nein. Aufgeben gibt es nicht. Wer aufgibt, der ist ein Verweigerer. Und Verweigerer kommen ans Zuchtkreuz.‟ Animus nickte, wusste aber nicht, wovon die Frau nun schon wieder sprach. Verlegen kratzte er sich das Kinn und stellte verwundert fest, dass ihm Stoppeln gewachsen waren. Er prüfte seine Kopfhaut und bemerkte auch dort kurze Haare. Vermutlich lag dies an den fehlenden Duschen. In der Kaserne versetzten sie das Wasser mit irgendeinem Enthaarungsmittel.

Als er seine beiden Kameraden betrachtete, fiel es ihm auf. Seltsam, dass er bisher die sprießenden Schatten nicht wahrgenommen hatte. Mittlerweile hatte sich der scheinbar schwächere Munus - wie auch immer - unter dem Gegner hervorgerobbt und rang nun mit ihm wild durch die Manege kugelnd. Die überdimensionierten Geschlechter wirbelten und klatschten dabei bizarr durch die Luft und gegen die Körper. wie zwei längere Nackenrollen. Die zwei Kämpfer schenkten sich nichts, obwohl beide sichtbar kaum noch Kräfte hatten. Immerwieder boxten sie sich zum Vergnügen der großteils weiblichen Zuschauer klatschend gegen die riesigen Brüste und Gemächte, die sich unter den Schlägen verformten und umherwabbelten.

Dann plötzlich gewann der andere Munus die Oberhand und packte den Kontrahenten an seiner schmalen Taille und hob ihn von hinten hoch, um ihn im nächsten Moment auf seinen erigierten Riesenphallus zu pfählen. Aufstöhnend und schreiend zappelte sein Opfer umher und paddelte mit den Armen hilflos in der Luft umher wie ein aufgespießter Käfer. Wieder und wieder wurde er etwa 20 Zentimeter angehoben und fallengelassen und ritt so den kolossalen Fleischmonolithen. Der Jubel der Edeldamen kannte keine Grenzen mehr.

Und weniger als zwei Minuten später brüllte der siegende Munus auf vor Lust und entließ den Verlierer aus seinen Fängen. Nun sahen alle die animalische Quantität an weißer Lendenfrucht, die die Hinterbacken des Losers sowie den Schaft des Siegers bedeckte wie großzügig verschüttete flüssige Sahne. Der Besudelte krabbelte auf allen Vieren davon, als könne er sich so aus der Verantwortung oder nur aus den Augen der Zeugen stehlen, aber kurz darauf eilten zwei uniformierte Arenafrauen auf ihn zu und fingen ihn mit Halsschlingen ein. Der Sieger hob die Hände und ließ sich feiern, obwohl ihm die Brüste noch von einigen gemeinen Kniffen des Gegenspielers wehtaten.

Nach zwei weiteren ähnlichen Munuskämpfen, bei denen die drei Pugnatoren ihre Datenbrillen ausprobierten, mit denen sie an die Szenerie heranzoomen und viele Zusatzinformationen erhielten, verließen sie die Arena und machten sich auf den Weg zur Shooting-Lobby. Dabei kamen sie am Pugnator-Museum vorbei und entschlossen, dort zuvor reinzuschauen. Über die Historie von Reginas Armee wussten sie nur wenig. In den Räumlichkeiten waren neben holografischen Darstellungen von geschichtlichen Schlachten auch Bewaffnungssysteme sowie die Hierarchie der Pugnatoren aufgelistet. Eine Drohne, die ohne erkennbare Rotoren oder andere bekannte Antriebe das Trio durch das Museum begleitete, fungierte wie ein Führer, der zu diversen Themen Informationen abspulte. Ein Laserstrahl aus den Facettenaugen der Drohne richtete sich jeweils auf die passenden Fragmente der Historie.

Dabei erfuhren Animus, Corporis und Habilitas unter anderem, wie die Hierarchie der Armee aufgebaut war. Sie waren als Anwärter noch auf der niedrigsten Stufe, würden aber bald vielleicht schon als Fähnriche Dienst tun. Höhere Ränge waren allerdings weiblichen Offizieren vorbehalten. Zu ihrer Überraschung gab es in dem Pugnator-Museum auch Informationen über Rusticusse und Munus sowie deren Selektion durch den Tribuna-Ausschuss, der nach einer Perlustration durch Geninformationen über die Zukunft der Jünglinge entschied. Zum ersten Mal wurde den jungen Männern bewusst, was für ein Glück sie gehabt hatten, Pugnatoren zu werden. Animus kam sofort der schreckliche Gedanke, dass seine früheren Freunde Gravis und Timiditas womöglich keine Pugnatoren geworden waren...

Des Weiteren lieferten holografische 3-D-Videos Kern-Informationen über die Gesellschaft von Regina. Bürgerliche Frauen lebten auf dem Heimatplaneten, um dort den Nachwuchs - weiblich und männlich - aufzuziehen und die dort notwendigen Berufe auszuüben, während die privilegierten Nachkommen des weit verästelten Adelsgeschlechtes der Augusta Regina als frohlockende Edeldamen auf Raumstationen oder Luxusstationen auf Monden oder Asteroiden lebten; es sei denn, sie wollten lieber als Audiutrix dienen. Es gab zahlreiche Optionen, die ihnen offenstanden: Offizierin in einer Kaserne, auf einem Raumschiff, Wächterin in einem Rusticuslager oder Munusausbildungszentrum, medizinische Technikerin in einem der Transformationsstationen, Munushändlerin, Vollstreckerin, Wärterin in einem Straflager oder gar Mitglied in einem Tribuna-Ausschuss. Trotzdem wählten viele Damen lieber das leichte, luxuriöse und sorgenfreie Leben als Edeldame, die sich an den schönen Dingen des Lebens ergötzte, das sich hauptsächlich um Shopping und Partys drehte.

Animus fragte sich, was mit männlichen Nachkommen des Regentenhauses geschah. Darüber fand er im Museum in keiner Datenbank eine Information. Auch die Drohne schien seine Nachfragen nicht zu verstehen. Während es keinerlei Daten zu diesem Thema zu geben schien, konnten die Besucher ihren Heimatplaneten durch eine gestikgesteuerte Technik als Hologramm heranzoomen und die Orte ihrer Kindheit aufrufen. Animus wusste aus seiner Schulausbildung, dass Regina nur aus einem gewaltigen Kontinent bestand, der etwa ein Drittel des Himmelkörpers ausmachte. Der Rest war ein scheinbar endloser Ozean. Doch hier im Museum stellte er fest, dass es eine Insel auf der anderen Seite des Planeten gab, der als militärisches Sperrgebiet gekennzeichnet war.

Beim Versuch näher heranzuzoomen verpixelte die Darstellung grob, so dass keine Details zu erkennen waren. Er begnügte sich mit der Hoffnung vielleicht als Fähnrich dort eingesetzt zu werden und dann mehr zu erfahren. Aber nun drängten Habilitas und Corporis darauf, endlich zur Shooting-Lobby zu wechseln und sich in ihren Zielkünsten zu messen. Animus grinste. „Wenn ihr unbedingt gegen mich verlieren wollt. Nur zu!‟ Corporis lachte auf: „Das wollen wir erst mal sehen. In meiner Stube bin ich der beste Schütze.‟ Auch Habilitas war sich siegesicher. Seine zwei Kameraden waren vielleicht gut. Aber er war Adlerauge persönlich!

In der Shooting-Lobby angekommen, kamen die Pugnatoren aus dem Staunen nicht mehr heraus: Mit Datenhelmen ausgestattet, fanden sie sich in virtuellen Welten wieder, in denen sie theoretisch endlos viele Szenarien durchspielen konnten. Sämtliche Daten sammelte ein Chip, der auf Wunsch jede Bewegung und jeden Fehler analysierte. Die Pugnatoren glaubten sich in diversen Szenarios und konnten sich frei bewegen. In der Realität hingen sie jedoch die ganze Zeit über in einem Gurtsystem. Der Datenhelm simulierte die programmierte Optik und Akustik, die in realtime auf die Aktionen der User reagierten und mit intuitiver Software interagierten. Das Gurtsystem und eine ausgefeilte magnetfeldbasierte Gravitationssimulation sorgten für authentische und atemberaubende Momente. Die Shooting-Lobby hatte Suchtcharakter. Die jungen Männer wollten gar nicht mehr aufhören. Doch letztlich verglichen sie ihre Datenträger, um die Ergebnisse zu prüfen. Animus war der erfolgreichste Schütze, dicht gefolgt von Habilitas. Corporis ärgerte sich wegen zwei Fehlern, die er gemacht hatte, als er zu spät ein Exomonster gesehen und dabei wichtige Punkte verloren hatte.

Seine Unzufriedenheit wollte er nun unbedingt in der Hovercraft-Area abreagieren, denn dort galten keine Verkehrsregeln, und die Fahrer brausten nach Lust und Laune durch das Areal und stießen andere Fahrzeuge aus dem Weg. Die Luftkissenfahrzeuge schwebten durch Auftriebsdüsen knapp über dem Boden und schossen mit beachtlicher Geschwindigkeit durch das künstliche Gelände. Zusammenstöße mit anderen katapultierenden Hovercrafts waren da keine Ausnahme, aber die Stoßdämpftechnik schwächte den Aufprall jeweils ab, so dass sich niemand verletzen konnte.

Animus fiel auf, dass in der Hovercraft-Area kaum Frauen zu finden waren. In der Shooting-Lobby dagegen waren die Männer noch in der Unterzahl gewesen - wie auch auf der gesamten Raumstation. Während Damen aus einem weiten Radius um Regina das Vergnügungseldorado besuchten, war es nur wenigen Pugnatoren gestattet, hier zu residieren. Es handelte sich ausschließlich um Pugnatoren, die sich durch besondere Leistungen ausgezeichnet hatten. Bis auf Animus, Habilitas und Corporis waren nur Fähnriche, also vollständig ausgebildete Pugnatoren, an Bord der Station. Das junge Trio bildete eine Ausnahme.

Nach der Hovercraftfahrt kehrten sie in ihre Suite zurück und öffneten die Tür mit ihren Nano-Armbändern, die mit einer elektromagnetischen Signatur ihre Person identifizierten und viele kostenpflichtige Services auf der Raumstation freischalteten. Über physikalische Zahlungsmittel verfügten nur Edeldamen: Dilithiumplättchen, die etwa die Ausmaße von Kaugummistreifen hatten, waren die übliche Währung im Kosmos um den Heimatplaneten Regina, die auch darüber hinaus in weiten Teilen der Galaxie akzeptiert wurden. Es gab nur wenige unterschiedliche Dilithiumstreifen, so dass kleinere Beträge oder Differenzen mit einem virtuellen Konto der Inhaberin verrechnet wurden. Allerdings galten die meisten Edeldamen als äußerst wohlhabend und rundeten gewöhnlich Summen großzügig auf.

Das erlebte das Trio an ihrem zweiten Tag auf Eldorado in Restaurant 4: Sie saßen an einem Tisch, als ein junges Fräulein in edlem Sarong in das Speisehaus stolzierte und sich von einen sie begleitenden Munus den Stuhlsessel zurechtrücken ließ. Die Frau warf der Servicekraft - einem Androiden in eleganter Abendgarderobe - eine Handvoll Dilithiumplättchen hin und bestellte die Menükarte rauf und runter, obwohl sie später von jedem Teller nur einen kleinen Bissen probierte. Servicekräfte waren emsig damit beschäftigt, Teller und Gläser zu servieren und abzuräumen.

Was Animus noch mehr erstaunte, war die Anwesenheit eines Munus. Er hatte zwar im Pugnator-Museum erfahren, dass die transformierten Jünglinge nicht nur in Arenen kämpften, sondern in erster Linie als Liebessklaven dienten, aber er hatte bisher nur Gladiatoren gesehen. Nun hockte kniend ein solches Wesen nur wenige Meter von ihm entfernt auf dem Boden neben dem Sesselstuhl der Lady. Während die Munuskämpfer nackt waren, zog sich über einige Körperstellen dieses Munus eine enge und dünne Gummischicht, die sein Geschlecht kaum verbarg sondern eben nur bedeckte. Auch die großen Brüste waren unter einem schalartigen und sehr dünnen Oberteil „versteckt‟. Die langen Nippel wirkten darunter wie Finger, die hindurch stechen wollten.

Im Pugnator-Museum hatte Animus sich über Munus genauestens informiert. Vielen Edeldamen waren die modifizierten Brustwarzen immer noch nicht groß genug und trainierten ihre Munus mit Saugglocken. Animus schätzte, dass auch dieses Exemplar vor ihm so ein Training genoss, denn die Nippel waren selbst für die großen Brüste fast monströs. Unwillkürlich verglich der Jüngling zwei Glieder seines kleinen Fingers mit der Größe. Als er nach dem Essen wieder fasziniert zu dem Tisch mit dem Munus sah, warf die Edeldame ihrem Sklaven gerade ein kleines Häppchen zu. Der Munus versuchte es erfolglos mit dem Mund aus der Luft zu schnappen und leckte es dann vom Boden auf. Das musste für einen Munus ein Festmahl sein, denn gewöhnlich erhielt er nur Flüssignahrungskonzentrat über einen Tentakel.

Als der Munus die Brösel vom Boden leckte, hob er zwangsläufig sein Hinterteil an. Erst jetzt erkannte Animus, dass der Riesenphallus unter der engen Schicht sich nicht offen abbildete, sondern offenbar im Anus getragen wurde. Da erinnerte sich der junge Mann wieder, was er im Museum in einer holografischen Darstellung gesehen hatte: Munus trugen ihren Phallus gewöhnlich im Anus, wo er durch einen Elektrosensor gesichert war. Nur bei kämpfenden Arena-Gladiatoren hing er frei. Animus starrte dem Munus zwischen die Schenkel unter dessen Gesäß. Der gewaltige Hodensack sah unter der dünnen Gummischicht aus wie ein umgebundenes Kissen oder ein Euter.

In diesem Moment erschien eine weitere Edeldame mit ihrem Munus. Dieser trug ebenfalls eine ähnliche Gummikleidung und zusätzlich einen sehr engen Bauchreif aus Stahl, der eine schöne Wespentaille bildete. Außerdem schmückte den Munus ein Pendant um den Hals, das ebenso eng saß und dem Munus das Atmen sichtlich erschwerte. Ob es sich um eine Strafmaßnahme der Dame handelte oder eine Modeerscheinung, konnte Animus nicht wissen. Aber vermutlich gefielen der Lady einfach die Ringe, denn als sie nah an dem Tisch der drei Männer vorbeikamen, zeichneten sich unter der Gummischicht des Munus auch Ringe an den Brustwarzen sowie mindestens ein Dutzend davon am Hodensack ab. Die junge Frau hatte wohl ein Faible für Piercings, trug selbst aber keines.

Das Trio ließ sich an diesem zweiten Tag wieder in der Libido-Bar verwöhnen und genoss den Aufenthalt auf Eldorado. Die restlichen Stunden verbrachten sie in diversen Etablissements, besuchten ein weiteres Mal die Munus-Arena und entdeckten ihnen bisher noch unbekannte Dienstleistungen und Vergnügungsoptionen auf der Raumstation, darunter ein Casino, in dem sie dank ihrer Armbänder immerhin mit einem kleinen Kontingent Geldeinheiten spielen konnten, einen Massagesalon mit Schwimmwasserbecken, einen Flugsimulator verschiedenster Schiffe und Raumgefährte sowie den großen Sklavenmarkt, auf dem geschätzte hundert Munus von Händlerinnen zum Kauf angeboten wurden.

Animus taten die Wesen leid. Sie wirkten zutiefst gedemütigt. Wie Vieh wurden sie angepriesen und teils zu Schnäppchenpreisen an junge Damen vermittelt, die mit gelangweilten Gesten ihre Entourage aufforderten, den Neuerwerb mitzunehmen, um ihn der Sammlung zuzufügen. Hinter einigen Edeldamen lief eine bis zu zehnköpfige Gefolgschaft mit bereits einem Dutzend Munus, die meist mit Halsreifen und Ketten miteinander verbunden waren und nicht wussten, in was für eine Zukunft sie geführt werden würden. Einige Stände weiter sahen die drei jungen Männer, wie eine Edeldame, etwa in ihrem Alter, einen Munus mit einem Elektrostab behandelte, bis dieser zuckend auf die Knie ging und winselte. Fast noch erschrockener war Animus, als er das Engelsgesicht der Frau sah, das vergnügt glucksend ihren Spaß an der grausamen Tat zu haben schien.

Die drei Pugnator-Anwärter verließen diesen Ort des Grauens und besuchten die „Green Hall‟, ein Ort der Ruhe und Entspannung voller realer Vegetation. Anschließend schauten sie sich im Cinema einen Actionfilm an, der von einem außerirdischen Angriff handelte und ließen den Tag in der „Dance-Bar‟ ausklingen, wo sie sogar zwei Mal von attraktiven Damen zum Tanz aufgefordert und zu einem Drink eingeladen wurden. Zwar mussten sich die jungen Pugnatoren so manche männerfeindlichen Witze und Anzüglichkeiten gefallen lassen, aber die wunderschönen Damen hatten eine anziehende Art, die die Jünglinge wehrlos und willenlos um den Finger wickelte.

Leicht befremdet und zugleich erregt fühlte sich Animus, als seine Bekanntschaft ihm ungeniert in den Schritt griff und die Hoden spielerisch kraulte. Corporis erhielt beim Tanzen mehrere kräftige Schläge auf sein Gesäß; einmal kniff die Frau sogar seine Hinterbacke. Habilitas genoss dagegen den reibenden Po der jungen Lady in seinen Lenden und musste ein wenig beschämt feststellen, dass seine Erektion durch die enge Uniformhose wunderbar zu sehen war. Alles andere als dezent zeigte die Lady auch noch darauf und krümmte sich vor Lachen. Beim Tanzen grabschte die Frau plötzlich an Corporis Jacke und zog ihn eng zu sich, küsste ihn fordernd. Der Jüngling legte dezent eine Hand um die Taille der Dame. Abrupt stieß seine Partnerin ihn weg und versetzte ihm eine schallende Backpfeife. Sie drohte ihm mit dem Zeigefinger, aber im nächsten Moment lächelte sie ihn wieder an, als sei nichts gewesen.

Später erzählte er seinen Kameraden, was vorgefallen war. „Ich war nicht einmal in der Nähe von ihrer Brust oder ihrem süßen Po. Keine Ahnung, warum sie so reagiert hat.‟ Beschwips und ausgelassen machten sie sich singend einige Stunden später auf zurück in die Suiten-Area, um sich in die luxuriösen Gelbetten zu legen. Nur Corporis sprang vorher noch übermütig in den Whirlpool und spritzte den Boden nass. Vielleicht wollte er damit seinen Lust-Knochen abkühlen, aber dafür war das Wasser zu warm.

Am nächsten Tag waren die drei Jünglinge weniger unbeschwert, denn ihr letzter Tag des Kurzurlaubes war angebrochen. Die Männer waren sich einig, dass auf jeden Fall noch ein Besuch in der Libido-Bar auf dem Programm stehen musste, bevor es wieder zurück zum grauen Alltag in der Kaserne ging, wo Drill und Disziplin auf der Tagesordnung standen. Zumindest hatten sie ihren Stubenkameraden eine Menge zu erzählen, was diese vor Neid erblassen lassen würde.
53. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 12.06.15 19:14

~ XV ~


Antipodes war nur ein Mythos in der Bevölkerung von Regina. Aber das Eiland existierte tatsächlich auf der anderen Seite des Planeten in dem gewaltigen Ozean. Hier herrschte militärisches Sperrgebiet. Details über die Infrastruktur auf Antipodes erhielten nur wenige führende Militärs und die dort arbeitenden Audiutrixfrauen. Ein Teil der Insel bestand aus einem großen Straflager. Disciplina beherbergte hunderte Sträflinge, die offiziell zur Umerziehung verurteilt worden waren. In Wahrheit konnte kein Insasse sicher sein, jemals wieder entlassen zu werden.

Gravis wurde mit fünf weiteren Rusticussen von einer Aufseherin aufgefordert, sich nebeneinander an eine Mauer zu stellen. Die in Leder gekleidete Frau winkte die Männer hin und her, bis sie exakt so standen, wie sie sie haben wollte: leicht gespreizter Stand, Arme an den Seiten. Plötzlich schossen metallene Greifarme aus der Wand und umklammerten die Fußgelenke der Gefangenen. Eine Sekunde später zog sich eine Eisenschlinge um den Hals der Stehenden. Einige Rusticusse versuchten mit den Händen, die Schlinge zu lockern, aber sie saß fest. Die Rusticusse waren wie festgenagelt an der Wand fixiert.

Gravis sah von der Seite eine Art Ochsenkarren herbeirollen. Die Deichselstangen waren mit vier Rusticussen bestückt, die das schwere Gefährt zogen. Auch diese Männer trugen die Castitasschellen. Zusätzlich hatte man ihnen Stiefel mit grobem Profil und ein Ledergeschirr zugeteilt. Auf der Ladefläche des Karren stand ein großer, runder Tank. Ein Schlauch führte von oben an der Seite hinab. Die Aufseherin verteilte an jeden Rusticus zwei Kapseln, die sie zu schlucken hatten. Anschließend nahm sie den Schlauch und zwang ihn dem ersten Rusticus in den Rachen. Der würgte zunächst, doch dann schluckte er ohne bedeutsame weitere Probleme, da er bereits an die Tentakelernährung gewöhnt war.

Diese Prozedur wiederholte die Frau bei allen Rusticussen. Als Gravis an der Reihe war, merkte er, dass irgendein geschmacksneutraler Brei seinen Magen füllte. Als alle Neuankömmlinge gesättigt waren, rollte der Wagen weiter, nachdem die Aufseherin ihre lange Peitsche über die Zugsklaven geknallt hatte. Abrupt löste sich die Greifarme bei den Rusticussen. Unwillkürlich fassten sich die Männer an den Hals. Und schon kam die nächste Überraschung: Überfallartig schoss ein Netz auf die Rusticusse zu und zog sich zu, so dass die sechs Jünglinge übereinander kugelten und sich im Staub als großer lebendiger Haufen wiederfanden.

Das Netz hatte sich zu einem Beutel zugezogen und war mit einem Drahtseil verbunden, an dem es auch verschossen worden war. Nun zog eine Winde das Seil wieder ein. Die gefangenen Männer wurden in dem Netz unbarmherzig über den Boden geschleift. Gravis drehte sich in dem Knäuel aus Leibern umher und sah nicht, wohin sie gezerrt wurden. In dem Gewirr war er mal oben, mal unten, mal ausgestreckt, mal kauernd zusammengekrümmt, mal trafen ihn ein Fuß, ein Kopf, ein Ellbogen, mal wurde sein Hals zur Seite gebogen oder zwei Körper pressten ihn auf den Untergrund, bevor er dann wieder auf einem Rusticus lag und sich an irgendeinem Bein abstützte.

Die Rutschpartie führte über 20 Meter bis zu einem gewaltigen Betonklotz, der aussah, wie ein Bunker. Als das gefüllte Netz die Mauer erreichte, öffnete sich eine Luke. Die Winde zog die Jünglinge hinein ins Dunkel. Plötzlich hing das Netz in der Luft. Offenbar war das trutzige Gebäude eine Schachtöffnung. Gravis spürte schmerzhaft das Netz an seiner Haut, da nun neben seinem Gewicht auch noch das von zwei anderen Rusticussen darauf drückte. Plötzlich öffnete sich das Netz. Die Rusticusse schrien erschrocken und wedelten mit ihren Extremitäten wild in der Luft umher und trafen sich gegenseitig in ihrer Panik. Es gab nur eine Richtung: Sie fielen im freien Fall nach unten.

Die Schreie hallten in dem Schacht besonders laut. Gravis war von Adrenalin geflutet. Der Fall schien ewig zu dauern. Doch Fakt war, dass sie nach fünf Metern spritzend in ein Wasserbecken plumsten. Erleichtert, überlebt zu haben, tauchte die nächste Panik auf: Das Becken war so tief, dass man nicht im Wasser stehen konnte. Würden sie nun ertrinken müssen, wenn ihre Kraft nachließ, sich schwimmend über Wasser zu halten? Im Gegensatz zum Schacht, der eine Kantenlänge von nur drei bis vier Metern aufwies, vergrößerte sich das Becken auf ein Quadrat mit sieben Metern Breite. Da die Jünglinge beim Eintauchen mindestens zwei Meter tief gesunken waren, bevor sie prustend wieder an die Oberfläche zappelten, musste Gravis davon ausgehen, dass sie sich in einer Schwimmfalle befanden.

Die Wände waren fugenlos glatt, und nirgends war ein Rand zu erkennen, an dem man sich festhalten oder gar aus dem Becken steigen könnte. Orientierungslos schwammen die sechs Rusticusse umher. Das Zeitgefühl der Männer war bald verschwunden. Ihre Augen hatten sich inzwischen zwar an die Dunkelheit gewöhnt und konnten durch das Restlicht, das von oben eindrang, zumindest Silhouetten erkennen, aber es machte ihre Situation nicht viel besser. Gravis versuchte sich zu beruhigen: Wenn die Frauen sie absaufen lassen wollten, wären sie nicht umständlich bis herher gebracht worden. Aber von Minute zu Minute wurde seine Sorge wieder größer, man könne sie hier vergessen wie in einem nassen Grab.

So langsam verließen ihn die Kräfte, und auch seine Leidensgenossen stöhnten und ächzten und keuchten vor Anstrengung, sich über Wasser zu halten. Dazu kam, dass Gravis nun nach seinem letzten Turboschlaf im Energizer schon viele Stunden auf den Beinen war. Auch der Marsch ins Lager war kräftezehrend gewesen. Sein Körper würde sich erst wieder an normalen Schlaf zur Regeneration gewöhnen müssen - was momentan sowieso keine Option war. Fast war Gravis einer Panik nahe, denn er hatte schon einige Male Wasser geschluckt, da merkte er, dass der Stand des Wassers stetig abnahm.

Die Decke über ihnen war weiter entfernt, und an kleinsten Details der glatten Wand konnte er den Fortschritt sehen. Er machte seine Leidensgenossen darauf aufmerksam, die nun wieder Hoffnung schöpften, denn irgendwann musste ja der Untergrund in Reichweite der Füße kommen. Dann kam endlich der erlösende Ausruf eines Rusticus: „Ich spür was! Boden!‟ Die anderen Männer streckten ihre Beine nach unten und tasteten mit den Zehen herum. Es gab zwar genug Licht, um Umrisse zu sehen, aber es war zu dunkel, um unter Wasser etwas zu erkennen.

Nach und nach fühlten alle einen unebenen Untergrund. Bald schon konnten die Rusticusse stehen und brauchten nicht mehr zu schwimmen. Die Erleichterung ging allerdings mit schmerzenden Fußsohlen einher, da der Boden aus Nagelspitzen bestand, die glücklicherweise so eng emporstanden, dass sich niemand verletzte. Trotzdem pikste der Boden, zwackte und biss wie tausend Ameisen. Die Jünglinge standen ganz ruhig da und verteilten ihre Last so gut es ging auf die gesamte Fußfläche. Alle Rusticusse waren mager und durchtrainiert, aber alleine die voluminösen Beinmuskeln sorgten für einiges an Körpergewicht.

Das Wasser war inzwischen komplett zwischen dem Nagelboden abgeflossen, da öffnete sich eine schmale Luke mit einem quietschenden Kreischen. Die Öffnung befand sich auf Bodenhöhe und maß zwei Meter Höhe, aber nur 50 Zentimeter Breite. Die Gefangenen mussten blinzeln und sich die Hände schützend vor die Augen halten, so hell leuchtete das Licht von Halogenstrahlern ihnen entgegen. Eine Aufseherin in ihrem Lederoutfit erschien in dem Spalt und lächelte die Rusticusse grausam an. „Willkommen in Disciplina! Für heute Nacht haben wir nur drei Betten frei. Die Hälfte von euch bleibt bis Morgen hier. Wer Interesse hat, kommt raus. Die ersten drei Rusticusse bekommen die Betten.‟ Kaum hatte die Frau ihr Angebot ausgesprochen, eilten alle sechs Jünglinge zu dem engen Ausgang.

Die Schmerzen an den Fußsohlen ignorierend, rangelten sie und schubsten sich gegenseitig, um ja als Erster an dem Durchgang zu sein. Da sich die Jünglinge aber immer wieder zurückzerrten und zur Seite schubsten, dauerte es eine Weile, bis der erste Rusticus die Freiheit erlangte. Nun kämpften die fünf Verbliebenen umso versessener. Die Rüpel kannten keine Kampfregeln oder Fairness. Jeder war sich selbst der Nächste. So schaffte es der zweite Gefangene hinaus. Gravis war schon zwei Mal böse auf seinen Hintern gefallen. So musste es sich anfühlen, wenn man sich auf einen Igel setzte, dachte er und riss einen Leidensgenossen zur Seite, boxte sich nach vorne und wurde aber plötzlich von einem Ellenbogen eines Kontrahenten in die empfindlichen Bälle getroffen, die ungeschützt unter der Castitasschelle baumelten. Grunzend ließ Gravis von dem Versuch ab und wurde im nächsten Augenblick grob zur Seite gerissen.

Wieder konnte ein Insasse entfliehen. Das Soll war erfüllt. Die Luke schloss sich wieder. Gravis sah bitterböse zu den beiden anderen Jünglingen und versuchte ausfindig zu machen, ob einer der beiden ihn so hinterhältig getroffen hatte, konnte es aber nicht mit Gewissheit sagen. Vielleicht war der Schuldige auch als Dritter durch den Ausgang entfleucht. Schwer atmend und keuchend stand das Trio in der nun wieder dunklen Zelle und malte sich aus, wie es sein würde, die ganze Nacht auf den Nagelspitzen zu stehen oder zu liegen.

Bald verstanden die Jünglinge, dass es tatsächlich weniger schmerzhaft war, sich hinzulegen, um das Körpergewicht auf eine größere Fläche zu verteilen. Gravis fragte sich nur, wie sein Rücken und Hintern morgens aussehen und sich anfühlen würde. Wenigstens war die Temperatur angenehm. Hoffentlich wurde es nachts nicht zu kalt. Die Rusticusse schlummerten trotz ihrer ungewissen Lage und der unbequemen Unterlage irgendwann ein, denn die Erlebnisse des Tages waren einfach zu kräfteraubend gewesen. Und da in Disciplina offenbar kein Energizer für den Turboschlaf zur Verfügung stand, mussten die Männer einige Stunden schlafen, um sich zu regenerieren.

Die drei Rusticusse, die es zum Ausgang geschafft hatten, wurden von zwei Wärterinnen einen langen Gang entlang geführt und dann in drei kleine Einzelzellen gestoßen, die nur durch rustikale Gitterstäbe voneinander getrennt waren, wie auch die Front aus einer Vergitterung bestand. Möbel existierten nicht. Keine Sitzgelegenheit, keine Pritsche, gar nichts. Die Männer murrten leise. Viel besser, als vorher war es hier auch nicht. Zumindest bestand der Boden aus glattem Beton. Als es sich die drei Insassen gerade auf dem harten Untergrund gemütlich gemacht hatten, waren Stimmen und andere Geräusche zu hören. Die Rusticusse lugten durch die Gitter und sahen zwei Wärterinnen, die eine kleine Kolonne von acht Männern vorwärtstrieben.

Ungewöhnlich war nur, dass die Rusticusse mit Ketten und Metallreifen so gefesselt waren, dass sie nur auf allen Vieren krabbeln konnten. Die vordere Frau hielt ein Touchpad in der Hand und begutachtete die einzelnen Männer, die nun an ihr vorbeikrabbelten, um irgendwelche Daten in eine Matrix einzugeben. Die drei Zelleninsassen sahen zu ihrem Grauen, das die Hinterbacken der Jünglinge äußerst malträtiert worden waren: Striemen und undefinierbare Male verzierten das Sitzfleisch. Am Ende des Ganges fixierten die Frauen ihre Acht in massive Bodenpranger, deren Scharniere grell quietschten: Auf Bodenhöhe war der Kopf zwischen zwei Brettern eingespannt, daneben schauten aus zwei kleineren Öffnungen die Hände; etwa ein Meter weiter hinten war eine weitere Vorrichtung für die Fußgelenke. Die Rusticusse knieten so bald alle in acht Prangern nebeneinander, die Hintern weit in die Höhe gestreckt.

Die beiden Aufseherinnen ließen sie so zurück, in Sichtweite der drei Zelleninsassen. Sollten die armen Geschöpfe so die ganze Nacht verbringen? Ab und zu waren rasselnde Kettenglieder zu hören, wenn einer der Eingespannten versuchte, seine Position ein wenig zu ändern. In dem langen Gang mit der hohen Gewölbedecke hallte jedes Klirren laut und schrill. Bei der Überlegung, dass sie auf einer Nageldecke liegen oder in einen Bodenpranger gespannt die Nacht verbringen müssten, kam den drei Zellenbewohnern ihre Lage geradezu paradiesisch vor.

Etwa eine Stunde später schob eine Aufseherin, die in Disciplina den Titel „Educatrix‟ führte, an zwei langen Holzstielen einen flachen und breiten Feuerkorb herein, in dem ein Haufen Kohlen glühte. Die quietschenden Räder des Gestells schrillten durch den Kerkerflügel, was wohl sogar Tote aufgeweckt hätte; aber niemand schlief hier. Der Feuerkorb stand bald hinter einem der Fixierten. Die drei Zellengenossen sahen mit aufgerissenen Augen zu, wie die Educatrix einen langen Schürhaken in die Kohle steckte. Das dicke Ende des Metalstabs ließ ein Brandeisen vermuten. Es würde in kurzer Zeit so heiß, dass es glühte. In der glimmenden Hitze loderte ab und zu eine gelbe Flamme auf, die bizarr tanzende Schatten von den Fixierten und Gitterstäben auf die Wände zauberte.

Als sich das schwere Tor zum Kerkergang erneut scheppernd öffnete - der Mechanismus war eine hybride Konstruktion aus Elektromagnetfeld und mechanischer Verriegelung - stiefelten drei Frauen herein. In der Mitte ging jedoch eine Person, die völlig anders gekleidet war. Sie trug über der Lederkorsage und dem Lederrock einen schwarzen Umhang und stolzierte gravitätisch herbei. Über den Kopf hatte sie eine schwarze Kapuze gezogen, die nur zwei Schlitze für die Augen freiließ. Als das Trio beim ersten Prangergefangenen angekommen war, nahm eine Educatrix eine Art Beißleder und gurtete es dem Mann knebelnd um. Die Kapuzenfrau begutachtete das Brandeisen in der Glut. Als sie es zwischen den Kohlen bewegte, stießen kleine Flammen und Funken hoch.

Die drei Zellenbewohner starrten voller Graus auf das Geschehen im hinteren Teil des Korridors. Was war das für eine Nacht! Und dann kam der Moment, als die Frau den Stab nahm und sich dem ersten Pranger näherte. Dezenter Rauch stieg auf. Im nächsten Moment, zwei der drei Zelleninsassen konnten nicht hinsehen, schallte ein Heulen durch den Gewölbegang, als die Kapuzenfrau das Eisen genüsslich in das Fleisch drückte. Die anderen sieben Fixierten zappelten unruhig und einer Panik nahe in den Prangern. Eine Educatrix schüttete schwungvoll einen Ledereimer Wasser über den Hintern des ersten Jünglings. Doch das ließ sein Geheul noch nicht gänzlich verstummen.

Die Kapuzenfrau hatte das Eisen zurück gelegt. Nach einer Minute nahm sie es und wiederholte den Vorgang mit dem zweiten Rusticus, der ebenfalls vergaß, dass er ein Mann war. Hemmungslos gab er sich dem heißen Kuss hin und verlor dabei keinen Gedanken an Stolz, Würde oder Ehre. Noch sechs weitere Male schöpfte die Educatrix den Ledereimer in eine Wassertonne und vollendete so die Behandlung der einzelnen Markierten. Auch die drei Zellengenossen wussten noch genau, wie schmerzhaft ein Brandzeichen war, denn alle Rusticusse bekamen eine Kennzeichnung, nachdem sie vom Tribuna-Ausschuss als solche selektiert worden waren. Und die acht Unglücklichen besaßen nun auch auf der anderen Backe ein Signum.

Nun war erst recht nicht mehr an Schlaf zu denken. Zum einen stöhnten die Rusticusse in ihren Prangern herzerweichend, zum anderen machten sich die Jünglinge in ihren Kammern Gedanken darüber, ob sie auch noch Bekanntschaft mit dem Brandeisen machen würden. Vielleicht wurden nur Resitente so gekennzeichnet - vielleicht erhielten aber alle Männer in Disciplina ein Bildchen auf die Haut. Die Ungewissheit war am schlimmsten.

Gravis und seine beiden Mitgefangenen in dem abgelassenen Wasserbecken ging es nicht viel besser. Nachdem sich alle mehrfach in diversen Liegepositionen versucht hatten, waren ihre gesamten Körper von oben bis unten mit roten Eindruckstellen des Untergrundes übersät. Doch es wurde noch unangenehmer: Eine Sirene ertönte, gefolgt von einer weiblichen Computerstimme: „Ab sofort ist der Aufenthalt nur noch in den gekennzeichneten Arealen gestattet. Zuwiderhandlungen werden bestraft.‟ Das Trio stand vorsichtig auf. Sofort nahmen die Schmerzen unter den Füßen wieder zu. Was für markierte Stellen waren gemeint? In der Dunkelheit konnten sie kaum ihre Beine sehen. Doch dann leuchteten drei Quadrate mit einer Kantenlänge von 30 Zentimetern auf. Für jeden Jüngling einer.

Die Nägel selbst schienen ein neongrünes Licht abzugeben. Die Rusticusse verteilten sich entsprechend. Plötzlich waren sämtliche Illuminationen gelöscht, doch nur eine Sekunde später erschienen erneut drei leuchtende Quadrate, allerdings an völlig anderen Positionen. Die Jünglinge wechselten ihre Stellungen. Nach zehn Sekunden wiederholte sich der Vorgang. Wieder und wieder änderten sich die Anordnungen und Positionen der Felder völlig unvorhersehbar. Mittlerweile waren nach endlosen Durchgängen über zehn Minuten vergangen. Einer der Rusticusse lief zu langsam zu seinem Quadrat. Da schoss ein Stromschlag durch seine Füße. Jaulend sprang er förmlich an seinen vorgesehenen Platz.

Nun achteten alle drei Männer penibel darauf, augenblicklich die richtigen Punkte einzunehmen. Nach weiteren zehn Minuten wurde es nicht nur physisch, sondern auch psychisch ermüdend, und die Konzentration ließ nach. Doch noch versuchten alle, einem weiteren Stromschlag zu entgehen. Wie lange wollten die Frauen es noch so treiben? War es eine willkürliche Bestrafung aus reinem Sadismus, oder gehörte es zu einem Test oder einem Auswahlverfahren? Oder war es schlicht ein Training? Doch Gravis hatte keine Energie für viele Fragen. Seine gesamte Aufmerksamkeit galt den leuchtenden, springenden Quadraten.

Inzwischen hatte es den einen Kameraden ein zweites Mal erwischt. Sein leises Gewinsel nach der Bestrafung verstummte erst nach mehreren Minuten. Die Nacht war noch lang. Gravis hoffte darauf, dass die Aufseherinnen ihnen bald Gnade erwiesen. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Männer regelmäßig Stromstöße erhalten würden. Wohin sollte das führen? Kaum hatte er den Gedanken zuende gebracht, stockte ihm der Atem: Dieses Mal leuchteten nur zwei Quadrate auf. Gravis sprang zu einem von ihnen, die beiden Kameraden rempelten sich gegenseitig an, zerrten aneinander, stießen und traten sich...

Dann bekamen beide einen Stromschlag verpasst, weil sie durch ihr Gerangel beide nicht in der erlaubten Fläche standen. Nach kurzer Dunkelheit leuchtete es erneut: Nur ein Quadrat erschien jetzt. Wieder war Gravis der erste, der es erreichte. Aber in der nächsten Sekunde sah er zwei Rusticusse auf ihn zuschießen wie zwei humanoide Extinctions-Torpedos. Beim verzweifelten Kampf um die kleine Standfläche schaffte es niemand so richtig, und alle drei Jünglinge erwischte ein Strafimpuls. Panisch saßen oder hockten die Rusticusse auf dem dornigen Boden und erwarteten das nächste Leuchtfeld. Doch jetzt blieb es dunkel.

Stattdessen senkte sich das Nagelbett in den Boden und hinterließ einen flachen Untergrund. Was für eine Wohltat für die Füße! In Sorge darum, was als nächstes geschehen könnte, machten die drei Gefangenen kein Auge zu und sehnten sich den Morgen entgegen, an dem sie hoffentlich dieses dunkle Gefängnis endlich verlassen durften. Gegen ihre Vermutung zollten die Anstrengungen des Tages und der vergangenen Stunden schließlich doch Tribut und entließen sie in einen erlösenden Schlaf.

Umso brutaler riss eine Sirene das Trio aus ihrer Nachtruhe. Die Luke öffnete sich wieder und schickte ein grelles Bündel Licht in den Raum. Geblendet taumelten die drei Männer dem Licht entgegen. Gravis hoffte, nun in eine etwas bequemere Zelle gebracht zu werden, wo er seinen weiteren Aufenthalt in Disciplina verbringen würde. Doch die Rusticusse wurden von zwei Educatrixfrauen erwartet, die ihnen sofort Fußeisen anlegten. Die Ketten der Manchetten endeten an einem dritten Reif, der um die Hoden unter den Castitasschellen angebracht wurde. Alles ging blitzschnell, als hätten die Wärterinnen tausendfache Routine darin. Die Jünglinge mussten ungläubig feststellen, dass die Ketten so kurz gewählt waren, dass ein aufrechter Gang nicht möglich war.

Mit gebeugten Schenkeln gingen die Männer, getrieben von den Frauen, den Gang entlang. Sie scheuchten ihre Gefangenen in einem Tempo, bei dem die Rusticusse hin und wieder ein fieses Ziehen an ihren Hoden spürten, wenn die Kette sich spannte, weil sie zu weit aufgestanden waren. Am Ende des Ganges stiegen die Jünglinge eine Treppe hoch. Für die Bewacherinnen glitt parallel eine elektrische Rolltreppe hoch. Mit deren Geschwindigkeit hatten die Rusticusse mitzuhalten. Oben angekommen, öffnete sich zischend eine Luke. Gravis und seine beiden Genossen waren nun außerhalb des Gebäudes. Der Boden bestand auf festem Lehm. Die Frauen trieben ihre drei Häftlinge weiter und weiter.

Gravis spürte seine angestrengten Schenkel brennen, die permanent zwischen 90 und 120 Grad gebeugt waren. Doch sobald einer von dem Kameraden langsamer wurde, halfen die Wärterinnen mit ihren Elektropeitschen nach, die zur Warnung knisternd durch die Luft knallten. Mehr als eine Verwarnung gab es allerdings nicht. Danach trafen die Ende des gemeinen Schlaginstruments das Sitzfleisch der Jünglinge. Sie entfernten sich immer weiter von den Gebäuden. Schließlich passierten sie ein breites Tor in der Festungsmauer, die um Disciplina gebaut war. Etwa hundert Meter weiter näherten sie sich einem breiten Fluss oder Kanal. Die Educatrixfrauen trieben sie auf einen Steg zu, auf dem bereits etwa zwei Dutzend andere Rusticusse in gleichartiger Fesselung warteten.

Erst jetzt nahm Gravis den hohen Aufbau am Ende des Steges wahr. Lag dort ein Schiff? Auf Regina hatte er von den Konstruktionen in der Schule gelernt, die auf dem großen Ozean fuhren und Fische fingen. Gesehen hatte er bisher keines. Er verrenkte sich, um an den Vordermännern vorbei das Boot zu begutachten. Aber ihm blieb nicht fiel Zeit, da setzte sich die gesamte Schlange schon langsam in Bewegung, weil vorne einige Frauen die Auserwählten an Bord brachten. Nach und nach kam auch Gravis an die Spitze der Schlange und sah, dass eine große Luke geöffnet war, die unter Deck in den bauchigen Platz im Innern des Schiffes führte. Er sollte also irgendwo anders hingebracht werden. Aber wohin? Außer Disciplina gab es doch nichts anderes auf dem Eiland. Oder?

Das Straflager hinter sich zu lassen, erfüllte ihn wieder mit Hoffnung. Nach einigen Metern durch einen engen und niedrigen Durchgang wies ihn eine Educatrix auf eine Holzbank auf der linken Seite. Gravis begriff: Er sollte rudern. Auf der Bank neben ihm saßen bereits zwei weitere Rusticusse. Vor ihnen wartete ein langer Ruderriemen aus Holz. Bevor sich die Frau dem nächsten Ruderer widmete, erhielt Gravis - wie alle anderen - neue Ketten: Die Fußreifen wurden entfernt; dafür befestigte die Frau die Kette, die mit seinem Hodenreif verbunden war, an einem dicken Eisenring im Boden des Decks unterhalb der Bank.

Gravis schätzte die Ruderer auf 45 Personen: zu je drei Männern pro Ruder in 15 Reihen auf der Backbordseite; mittig teilte ein erhöhter Laufsteg für die Antreiberinnen die Jünglinge; Steuerbord wiederholte sich der Aufbau symmetrisch. Es gab also schätzungsweise 90 Ruderer an Bord. Als alle neuen Jünglinge auf ihrem Platz saßen, tauchte eine Frau in einer Uniform auf. Sie trug hohe Lederstiefel, darüber Breeches und eine Lederkorsage. Darüber hing eine aufwendig bestickte feminine Frackjacke mit dicken großen Knöpfen und Schulterklappen mit goldfarbenen Epauletten. Auf dem Kopf saß ein scharzer Dreizack mit goldfarbenem Rand. Sie stand breitbeinig am Anfang des Mittelganges und verschränkte ihre Hände hinter dem Rücken.

Die anderen Educatrixfrauen nahmen Haltung an. Alle Ruderer starrten ihr respektvoll entgegen. Einige Sekunden lang hätte man eine Nadel auf die Planken fallen hören können. Dann begrüßte die Frau ihre Ruderer: „Ich bin Misera, die Praefecta auf dieser Galeere. Ich heiße euch auf Lacrima willkommen!‟ Mit einer schwungvollen Bewegung, die ihren Frack flattern ließ, machte sie kehrt und verschwand. Von oben hörten die Männer eine Frauenstimme rufen: „Leinen los!‟ Inzwischen liefen vier Educatrixfrauen in ihren Lederröcken und den Lederkorsagen sowie Schnürstiefeln auf dem Laufsteg zwischen den Galleerenruderern hin und her. Sie knallten mit den Elektropeitschen. Gravis hörte, wie sich die Schlaginstrumente nach jedem knallenden Hieb mit einem leisen und dumpfen Signalton aufluden.

Kein Ruderer wurde bisher von den beißenden Geißeln getroffen. Offenbar wollten die Educatrixfrauen den Jünglingen nur Angst machen. Doch dann rief eine der Educatrix zur einen Seite: „Steuerbord! Los! Rudert an! Vorwärts!‟ Nach zwei oder drei Ruderschlägen drehte sich die Frau zur anderen Seite: „Backbord! Los! Rudert an! Vorwärts!‟ Nun packte auch Gravis mit seinen beiden Kamerden an und zog den langen Riemen angestrengt zu sich, um das Ruder dann oberhalb des Wassers wieder nach vorne zu drücken. Die Galeere hatte sich bereits vom Ufer gelöst und näherte sich nun der Mitte des Kanals und fuhr langsam vorwärts. Da kaum eine Strömung vorhanden war, war das Pullen des Riemens auf den ersten Blick nicht sehr kräftezehrend.

Allerdings revidierte Gravis seine Meinung nach einer Viertelstunde, denn seine Muskeln brannten langsam doch von der ungewohnten Belastung. Als Rusticus war er auf Beinkraft trainiert. Nun konnten die Schenkel die Bewegung nur etwas unterstützten, die Hauptarbeit aber machten Rücken, Bizeps und Schultern. Und natürlich war auch seine Griffkraft gefragt. Gravis fragte sich, wann er Blasen bekommen würde. Noch hielten sich die vier Educatrixfrauen mit der anspornenden Peitsche zurück. Nur hin und wieder knallte sie auf einen Rücken, wenn ein Ruderer sichtbar nicht genügend Kraft in den Riemen legte. Doch dies kam nur selten vor, da seine Nachbarn die fehlende Wirkung sofort bemerkten. Und einen Banknachbarn als Feind zu haben, das wollte wohl niemand. Meist knallten die ermunternden Peitschen also knapp über den Köpfen der Rusticusse.

Nach und nach wurde das Wasser ein wenig unruhiger. Die Lacrima näherte sich der Kanalmündung. Vor ihnen lag der große offene Ozean von Regina. Die Galeere begann zu stampfen, als sie durch die höher werdenden Wellen pfügte. Gravis war bereits nass geschwitzt, was das Rudern noch schwieriger machte. Durch das Auf und Ab des Rumpfes rutschte er teilweise auf seiner Bank umher, was manchmal ein fieses Ziehen an seiner Hodenkette verursachte. Und dann sah er plötzlich, wie eine weitere Person unter Deck kam. Was war das denn für ein Ungetüm? Die Person trug eine große Pauke, auf der sie vermutlich den Rudertakt schlagen wollte. Aber was war das für ein Wesen?

Gravis und alle anderen 89 Ruderer starrten auf die Frau? Den Mann? Sie wussten es nicht. Die Kreatur war bis auf ein Geschirr und einen Lendenschurz nackt. Sie besaß gewaltige Brüste und hatte einen Körperbau wie eine sonst zierliche Frau; aber der Lendenschurz, der eng um das Geschlecht geknotet war, ließ deutlich sichtbar die Umrisse eines gewaltigen Phallus und ebenso überdimenionierter Hoden erkennen. So etwas hatte noch niemand hier jemals gesehen. Und wie Gravis geahnt hatte, schlug dieses Geschöpf den Rhythmus, an den sich alle halten mussten.

Nun machten die vier Educatrixfrauen ernst: Wenn eine Bank zu langsam wurde, sorgte die Peitsche knallend für die nötige Motivation. Zum Glück waren die Bankkameraden von Gravis kräftig und ließen ihn nicht im Stich. Mit allem körperlichem Vermögen blieben sie in der stets gleichbleibenden Bewegung, den Riemen schwer durchs Wasser zu ziehen und danach durch die Luft nach vorne zu schieben. Kein einziges Mal erwischte sie ein Peitschenende. Dafür steigerten sich die Schreie um sie herum, während der Munus gegen die Kakophonie der Männer antrommelte.
54. RE: Regina

geschrieben von Herrin_nadine am 12.06.15 22:57

Hallo Prallbeutel,

da brauchen die Rustikusse bald eine Haut aus Leder sonst haben die bald keine Haut mehr.
55. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 20.06.15 18:56

~ XVI ~


Timiditas hatte nach seinem Wagenrennensieg die Aufmerksamkeit einer Edeldame auf sich gezogen. Es war nicht unüblich, dass Adelsdamen sich siegreiche Munus für ihren Harem kauften. Allerdings hatte auch eine Munushändlerin Interesse an der Ware angemeldet. Aus Respekt vor der blaublütigen Lady verzichtete sie jedoch auf Timiditas und ließ der jungen Dame den Vortritt. Die Herrin zahlte einige Dilithiumstreifen für ihren Neuerwerb und erhielt als Gratisgabe die Halskrause, die Brustglöckchen, den Hodenring und den Pferdeschwanz sowie die Beißstange, die den Munus schmückten, dazu.

Die Entourage der Edeldame, bestehend aus zwei grimmig schauenden Frauen in martialischer Lederkleidung und vier Munus in Latexbodys, nahm Timiditas wie ein Pferd an eine Leine, die von einer der Frauen an der Halskrause befestigt wurde. Nur auf allen Vieren durfte Timiditas das Gefolge begleiten. Die Edeldame schlenderte noch eine Weile über die Shopping-Mall der Raumstation und am großen Sklavenmarkt vorbei, wo sie aber für keinen Munus ein Gebot abgab. Danach spazierte die Gruppe endlich in die geräumige Suite der Dame.

Während sich die Lady einem Schönheitsbad widmete, brachten zwei der Munus Timiditas in einen Nebenraum, der aussah wie ein medizinischer Operationsraum. Der Neuerwerb musste auf einem metallenen Gynostuhl Platz nehmen und wurde an Füßen, Armen und Hüfte festgeschnallt. Timiditas stöhnte auf, als die Munus ihm die Brustglöckchen abnahmen. Es brannte noch schlimmer, doch der Schmerz ließ auch schnell wieder nach. Dann zog ein Munus ihm mit einem schmatzenden Geräusch den Plug heraus. Die Beißstange, die Halskrause und der Hodenring blieben ihm leider erhalten, aber es war so schon deutlich angenehmer. Doch warum hatten sie ihn auf diesem Untersuchungsstuhl festgebunden?

Ein Munus legte ihm eine aseptische Haube über den blanken Schädel, die mit Dutzenden Kabeln und Elektroden gespickt war. Timiditas wollte sorgenvoll fragen, was sie vorhatten, aber mit der Beißstange konnte er sich nicht artikulieren. Der zweite Munus stand an einem Terminal und tippte Daten auf einer Tastatur ein. Dann fragte er seinen Kameraden: „Fertig für die zerebrale Kognitivtherapie?‟ Der angesprochene Munus rückte die Haube noch ein wenig zurecht, dann nickte er: „Positiv.“ Der erste Munus tippte erneut an dem Terminal. „Energiespule geladen. Programm 1 läuft.‟ Auf seinem Monitor war ein Scan von Timiditas Gehirn zu sehen und rotierte langsam als 3-D-Grafik. Die zwei Munus verließen den Raum ohne ein weiteres Wort oder auch nur einen flüchtigen Blick auf ihren „Patienten‟.

Timiditas spürte ein leichtes Kribbeln auf der Kopfhaut. Es war recht angenehm, doch dann zuckten Blitze vor seinen Augen auf. Timiditas drehte sich alles, und eine Sekunde später verlor er das Bewusstsein. Als er die Augen wieder aufschlug, fand er sich in fremder Umgebung wieder. Er schüttelte seinen Kopf, um wieder klar denken zu können und erinnerte sich an den Gynostuhl. Wo war er nur? Timiditas sah sich um. Der Raum hatte ein rundes Fenster. Dahinter war die Schwärze des Kosmos zu sehen, schwach erleuchtet durch ferne Sterne. War er überhaupt noch auf der Raumstation? Die Einrichtung war so anders. Erst jetzt bemerkte er, dass seine Beißstange fehlte. Halskrause und Hodenring trug er allerdings noch.

Timiditas stellte fest, dass sich die Konstellation der Himmelskörper nach und nach veränderte. Er musste sich daher in einem bewegten Objekt befinden. Seine Eigentümerin war vermutlich in einem Raumkreuzer auf dem Weg nach Hause - wo auch immer das sein mochte. Timiditas sah sich in dem spartanisch eingerichteten Raum um. Eine schmale Liege war fest an der Wand angebracht, wo er bis gerade noch gelegen hatte. Andere Möbel fehlten. Die oktagone Ausgangsluke war verschlossen. Alles wirkte wie in einer Zelle für Gefangene. Selbst wenn Timiditas den Versuch unternommen hätte, gewaltsam aus dem Raum auszubrechen, wäre dies wohl zum Scheitern verurteilt gewesen, denn fast alle Bestandteile waren aus einer Karbon-Adamantium-Legierung und somit unzerstörbar.

Aber seltsamerweise hatte Timiditas keinerlei Flucht- oder Widerstandsgedanken. Er fühlte sich seiner Eigentümerin verbunden und loyal, obwohl er sie kaum kannte und auch nicht wusste, was ihn zukünftig erwartete. In diesem Augenblick tönte eine weibliche Computerstimme aus einem Deckenlautsprecher: „Munus. Knie nieder. Stirn auf den Boden.‟ Timiditas hinterfragte den Befehl nicht. Wortreicher musste die Stimme die Order nicht ausführen. Timiditas gehorchte sofort. Als er die angewiesene Position einnahm, spürte er seine prallen Brüste zwischen Knien, Armen und Kinn. Ebenso verformte sich sein großer Hodensack zwischen seinen Schenkeln und unter seinem Unterleib, als säße er auf einem mit Wasser gefüllten Ballon. Und jetzt wurde ihm erst bewusst, dass sein großer Penis in seinem Anus steckte. Er erinnerte sich nicht mehr genau, aber ein Gedankenfragment deutete ihm an, dass es schmerzhaft wäre, ihn herauszuziehen.

Der Munus hatte sich Richtung Luke positioniert, da er Besuch erwartete. Seine neue Eigentümerin wollte ihn wohl kennenlernen. Doch zunächst geschah gar nichts. Timiditas verharrte in seiner Stellung und wartete. Einige lange Minuten war nichts zu hören, bis sich plötzlich die achteckige Luke mit leisem Zischen in drei ineinandergreifende futuristische Elemente teilte, die in der Wand verschwanden und so die Öffnung hinterließen. Der Munus konnte nichts außer dem Boden unter ihm sehen. Die Stirn berührte wie befohlen den glatten Untergrund. Doch eines stand für ihn fest: Er bekam in seiner Kammer gerade Besuch. Klackende kurze Schritte näherten sich ihm, blieben vor ihm stehen, schritten langsam um seine Seite herum und befanden sich nun hinter ihm.

Ein leises helles Seufzen ertönte. Und dann berührte ihn mit einer sanften streifenden Bewegung ein weicher Stoff an seiner linken Seite, und im nächsten Moment fühlte er, wie sich eine Person auf seinen Rücken setzte. Timiditas konnte aus seiner Position dunkle Stoffbahnen erkennen, die offenbar zur Kleidung des Sitzenden gehörte. Nach einer schweigsamen Minute sprach die Frau plötzlich: „Weißt du, warum ich dich gekauft habe, Munus?‟ Die Stimme hörte sich nach einer sehr jungen Dame an. Timiditas war unsicher, was er antworten sollte. Wie sollte er die Lady ansprechen? Welchen Titel trug sie? Was entsprach der Etikette? Er hatte keine Ahnung von den angemessenen Konventionen.

Er erwiderte mit zittriger Stimme: „Weil ich das Wagenrennen gewonnen habe?‟ Die Edeldame kicherte kess und frohlockte: „Du bist aber ein kluger Munus.‟ Verhöhnte sie ihn? Jetzt spürte er, wie zwei Fingerspitzen spielerisch auf seinem großen Hodensack, der unter seinem Hintern hervorlugte, herumdrückten. Es war nicht schmerzhaft sondern erregend. Sein Verlangen stieg an, aber der sich leicht versteifende große Phallus in seinem Anus war für ihn unerreichbar. Vielleicht würde die Lady ihn zu ihrem Liebesmunus machen und ihm auch eine sexuelle Befriedigung gönnen? Vielleicht...

Da schrie Timiditas auf und presste sofort die Lippen hart aufeinander. Ein scharfer Stromimpuls war durch seinen Hodensack und die beiden großen eiförmigen Organe gejagt. Die vermeintlichen Finger waren wohl ein Disziplinierungsstab gewesen. Durch den Schock war der Munus hochgezuckt, behielt aber brav seine Position. Doch durch die ruckartige Bewegung war auch die Lady für einen Bruchteil einer Sekunde aus ihrem „Sattel‟ gehoben worden. Sie sagte mit amüsiertem Klang: „Du nennst mich Dea.‟ Timiditas reagierte sofort und antwortete devot: „Jawohl, Dea.‟ Ob das ihr Name oder ein Titel war?

Als er erneut die „Finger‟ auf seinen Bällen spürte, zitterte er am ganzen Körper vor Angst. Wieder kicherte Dea hell und stand dann auf. Sie stellte sich vor den Munus und befahl: „Knie dich!‟ Timiditas erhob sich auf die Knie, seine Brüste und sein Hodensack hingen schwer an ihm herab, und er erkannte nun zum ersten Mal vor sich seine Eigentümerin: eine kleine, zierliche Dame in kostbarem Zwirn aus Seide, Samt, Goldbrokat und feinstem Leder. Über einer beigefarbenen, engen Hose trug sie einen dunkelroten Umhang, darunter eine aufwendige Rüschenbluse aus diversen Farbtönen und Materialien. Die Füße steckten in hohen, schwarzen Stiefeln. Dea besaß blonde Locken, die ihr über eine Seite bis über die Brust reichten.

Durch die starre Halskrause konnte Timiditas ihr nicht hoch ins Gesicht sehen, und er hätte es auch nicht gewagt. Dafür sah er ihre feingliedrigen und manikürten Finger, an denen zahlreiche Ringe mit edelsten Steinen steckten. Sie strich ihm über seinen blanken Schädel. Dann wies sie ihn an, aufzustehen. Timiditas merkte, wie sein Herz raste. Er würde die Frau mindestens um einen Kopf überragen. Würde es der Herrin gegenüber nicht als brüskierender Affront gewertet werden? Aber Befehl war Befehl, so stand er auf und schaute geradeaus über die Lady hinweg.

Ihre zarte Stimme schallte zu ihm herauf: „Ich bin heute Abend bei einer guten Freundin zu einem feierlichen Ball eingeladen.‟ Während sie sprach, nahm sie die großen Nippel des Munus zwischen ihre Finger und zwirbelte sie und zog daran. „Die Damenschaft veranstaltet ein Sackhüpfen. Dafür bringt jeder einen Munus mit.‟ Timiditas konnte sich darunter nichts vorstellen. Dea erläuterte: „Es ist eine alte Tradition und ein großer Spaß. Es nennt sich auch Froschrennen.‟ Sie hob eine von seinen Brüsten mit sichtlicher Anstrengung an und ließ sie wieder fallen. „Du wirst nun hübsch gemacht. Du möchtest doch hübsch aussehen?‟ Timiditas nickte. „Ja, Dea, das würde ich gerne.‟ Dea schnippste mit zwei Fingern ihrer kleinen Hand. Sofort kamen die zwei Munus herbei, die Timiditas schon kennengelernt hatte, und brachte ihn aus dem Raum.

Wenn er eine ebenso karge Einrichtung wie in seiner Zelle erwartet hatte, sah er sich getäuscht. Der Gang war mit edlem Teppich ausgelegt, die Wände kunstvoll verziert und mit Gemälden geschmückt. Sogar die Lampen an der Decke sahen aus wie aus Kristall. Timiditas hätte nie für möglich gehalten, dass es in einem Raumkreuzer so heimelig und exklusiv wirken konnte. Der Munus war gespannt, was er für Gewänder anziehen durfte, und ob er eine Perücke erhielt, um seinen Kahlkopf zu bedecken und seine feminine Ausstrahlung zu optimieren. Dabei machte er sich gar keine Gedanken mehr darüber, dass er naturgemäß ein Mann war; er hatte seine Rolle als Munus angenommen. Zweifel in jene Richtung, dämpfte etwas in seinem Gehirn. Im Gegenteil: Er hatte das Bedürfnis nach seiner Weiblichkeit, und gleichzeitig akzeptierte er sein gewaltiges Gemächt.

Eine Stunde dauerte die Verwandlung. Timiditas erhielt einen engen Bauchreifen aus Titan, an dem zahlreiche Ösen angebracht waren. Der Gürtel verengte seine Taille in starkem Ausmaß. An seinen Fußgelenken waren zwei flache Kästchen angebracht, von denen er nicht wusste, was sie für eine Funktion hatten. Ein Nylongurt fixierte den Kasten an der Innenseite knapp oberhalb des Knöchels. „Hock dich hin!‟, befahl ein Munus. Timiditas folgte der Anweisung. Nun beugte sich der Munus zu ihm hinab und zog aus beiden Kästchen einen kleinen Ring heraus und befestigte diese mit einem Schnappverschluss an dem Hodenring. Er stellte sich wieder aufrecht und trat einige Schritte zurück, dann sagte er: „Aufstehen!‟ Timiditas wollte aus der Hocke hochschnellen, aber mit einem Schmerzenslaut erstarrte er bereits im Beginn der Aufwärtsbewegung und sackte wieder zurück in die Hocke.

Vorsichtig wiederholte er sein Vorhaben, doch es gelang ihm nicht. Kaum hatte er seinen Hintern ein wenig angehoben, und der große Hodensack berührte nicht mehr den Boden, da zog ihn eine unerklärliche Kraft zurück nach unten. Irritiert wollte Timiditas hinunter schauen, aber das gelang ihm wegen der Halskrause ebenfalls nicht. Dann sah er den Spiegel schräg vor sich. Der Munus musste ihm kurze Seile zwischen Füße und Hodensack gespannt haben. Doch verblüfft sah Timiditas, dass er nichts sah. Die kleinen Ringe der Fußkästchen steckten zwar am Hodenreif, aber es gab keine Verbindung zu dem Fußgelenken. Warum konnte er nicht aufstehen?

Fragend sah er den Munus an, der grinste. „Nanodraht. Der ist so klein und fein, dass er mit dem bloßen Auge nicht sichtbar ist, aber er hält eine Bruchlast 2000 daN.‟ Timiditas wollte gerade mit seinen Händen danach tasten, da hielt ihn der Munus zurück: „Nicht anfassen! Du würdest dich verletzen!‟ Er winkte. „Und jetzt proben wir das Froschrennen. Los, komm auf mich zugehüpft.‟ Timiditas hüpfte und schrie. Er war viel zu weit aufgestanden und hatte sich die prallen Bälle langezogen. Beim nächsten Hüpfer gelang es ihm besser, aber es war so noch anstrengender. Nach drei oder vier Sprüngen atmete er bereits schwer. Außerdem knallten seine gewaltigen Brüste bei jeder Landung platschend auf seinen Torso. Für seinen zierlichen Körperbau waren die transformierten Brüste und die überdimensionalen Geschlechtsteile sowieso schon eine enorme Belastung. Das Hüpfen brachte ihn da schnell an seine leistbare Grenze.

Er war quer durch den Raum geführt worden und ächzte nun: „Ich kann nicht mehr. Ich brauche eine kurze Pause.‟ Seine Schenkel brannten wie Feuer und fühlten sich mittlerweile wie Pudding an; seine Hoden stritten sich darum, was qualvoller war: der ständige Aufprall bei der Landung auf dem Boden, oder der fiese Zug durch die kurze Fixierung beim Absprung. Alles zitterte und bebte. Timiditas hatte das Gefühl, jeden Augenblick umfallen zu müssen. Der Munus in dem Latexbody kam näher, beugte sich zu den Fußkästchen vor und tippte einen Code dort ein. „Ich habe den Durchmesser der Nanofasern erhöht. Jetzt kannst du dich nicht mehr verletzen, falls du sie berührst.‟

Timiditas schielte zum Spiegel und konnte jetzt sogar zwei sehr dünne leicht durchscheindende Schnüre erkennen. „So‟, sagte der Munus. „Deine Pause ist um. Beim Rennen musst du 50 Meter und mehr schaffen.‟ Timiditas keuchte alleine bei dem Gedanken auf. - Na, dabei sein war wohl alles. Er musste das Rennen ja nicht gleich gewinnen. Da klärte ihn der Munus über seinen Irrtum auf: „Selbstverständlich erwartet Dea, dass du Sieger wirst, um ihr angemessen zu huldigen.‟ Timiditas atmete hörbar aus. Er hörte wie durch einen Vorhang aus Watte die Stimme des anderen: „Los geht´s!“

Bald brannten die Munusbeine wieder wie Feuer. Er kämpfte sich wankend und taumelnd vorwärts, aber merkte dabei, dass es wohl nicht der erwarteten Leistung entsprach. Nicht mal ansatzweise. Schließlich seufzte der Ausbilder vernehmlich und löste die Nanofäden. Timiditas wollte aufstehen, aber seine Schenkel versagten, und er landete auf dem Hintern, wo er nicht nur schmerzhaft auf seinem großen Hodensack landete, sondern auch noch den Riesenphallus quetschte, der in seinem Anus steckte. Timiditas ächzte sich auf alle Viere. „Ich... schaffe das.... nicht...‟ Der andere Munus meinte lapidar: „Bis heute Abend bist du wieder fit.‟ War das eine Feststellung? Ein Befehl?

Die Nanokästen an seinen Fußgelenken behielt Timiditas um. Er wollte nach Kleidung fragen, aber der dünne Body der anderen Munus schien ihm auch nicht erstrebenswert. Timiditas fühlte sich in dem Bauchreif eingeengt. Er war fast unangenehmer als die Halskrause oder der Hodenring. Das schwere, intime Schmuckstück um seine Bälle hing ein wenig seitlich, da der Riesenphallus an ihm vorbei gezogen war. Das konnte Timiditas in einem Spiegel sehen. Wie sollte er nur heute Abend dieses Froschrennen bewerkstelligen? Hoffentlich waren seine Konkurrenten ebenso unfähig.

Der Munus in seinem Bodysuit ließ ihn alleine zurück. Timiditas erholte sich noch einige Momente, dann stand er auf und sah sich um. Was sollte er jetzt tun? Zurück in seine Zelle gehen? Wenn das gewollt gewesen wäre, hätte man ihn zurückgebracht. Also spazierte Timiditas den Korridor entlang und erkundete das Schiff. Es hatte keinen Sinn, sich über heute Abend den Kopf zu zerbrechen. Er konnte nichts daran ändern, dachte er fatalistisch und ergab sich in sein Schicksal.

Nach einer Abzweigung in einen anderen Flur kam er an einer offenen Luke vorbei, hinter der weniger luxuriöse Ausstattung zu finden war. Vielleicht handelte es sich um einen Vorrats- oder sonstigen Stauraum. Gekicher erreichte ihn. Zwei oder drei junge Damen schienen sich köstlich zu amüsieren. Timiditas wagte einen Blick in den Raum. Er sah zwei Edelfräuleins in kostbarem Zwirn, die zwei Munus betrachteten. Die beiden Munus waren nackt und hockten mit den Rücken zueinander etwa mit einem Meter Abstand. Auf den zweiten Blick erkannte Timiditas die Schnur, die von den Hoden der Munus zu einer Öse am Boden führte.

Beide versuchten aufzustehen und den anderen damit in die Hocke zurückzuzwingen. Wechselseitig richtete sich mal der eine, mal der andere Munus weiter auf, bevor der Gegner ihn wieder tiefer zwang. Ein Wettstreit, erkannte Timiditas. Wer zuerst mit durchgedrückten Beinen gerade stand, hatte gewonnen. Den gedehnten Hodensäcken nach zu urteilen, litten die Munus Qualen und schenkten sich nichts. Timiditas verzog mitleidend das Gesicht. Erst jetzt bemerkte er, dass die beiden Damen nicht auf Sesseln, sondern auf Munus saßen, die auf allen Vieren zwei Sitzgelegenheiten bildeten.

Eine der beiden Ladys tippte in einem kleinen Mobilterminal etwas ein. Sie schien nur halb bei der Sache zu sein und wischte eher gelangweilt über das Touchpad. Anschließend steckten die beiden Damen ihre Köpfchen zusammen und tuschelten, kicherten, standen auf und zogen beide Elektrostäbe. Wie auf Kommando motivierten sie nun ihre Munus, indem sie die Gesäße der Wesen tranktierten. Die Anstrengung der Munus verdoppelte sich, doch immer noch gab es keine Entscheidung. Schließlich trat eine der Damen dem gegnerischen Munus in die Kniekehle, so dass er einsackte. Sein Kontrahent schaffte daraufhin laut stöhnend die Streckung. Der Wettstreit war entschieden.

Die Lady jubilierte und hüpfte frohlockend umher, während die andere sich über unlautere Methoden beschwerte. Wütend stampfte die Verliererin mit einem Bein auf und verschränkte die Arme unter ihrer Brust. Dann schob sie beleidigt die Unterlippe vor und verließ im Stechschritt den Raum und wäre beinahe mit Timiditas zusammengestoßen. Die junge Dame sah ihn erschrocken an. „Du... hast mich... berührt!“ Es hörte sich an, als habe er eine Todsünde begangen. Timiditas trat noch einen Schritt weiter zurück und hob die Hände abwehrend vor sich. „Nein! Das wollte ich nicht. Ich habe Euch auch nicht berührt.“ Er hatte zwar einen Hauch von Stoff gefühlt, aber das würde ja wohl nicht als Antasten gelten. Die Lady bestand auf ihrer Meinung: „Widersprich nicht, Munus!“

Timiditas seufzte und senkte devot den Blick. Weil er nicht wusste, wie er reagieren sollte, fiel er auf die Knie. Im nächsten Moment war das Stiefelgetrappel von mehreren Personen zu hören, die auf ihn zugelaufen kamen. Wenige Augenblicke später hatten ihn zwei muskelbepackte und sieben Fuß große Androiden gepackt und seine Arme auf den Rücken fixiert. Nachdem sie ihn hochgezogen hatten, befand er sich schon wieder auf den Knien. Timiditas hatte solche Androiden noch nie gesehen. Sie schienen wohl die Leibgarde auf dem Schiff darzustellen.

Bei der Nachahmung von humanoiden Gesichtszügen hatten die Erbauer sich nicht sonderlich viel Mühe gegeben. Statt Kopfhaar stachen metallene Dornen aus dem Schädel, statt menschlichen Augen verfügten die Gardisten Okulare, die wie Linsen eines Mikroskops aussahen und rot leuchteten, und die Ohren waren nur Knopfmikrofone. Torso und Extremitäten ähnelten zwar Humanoiden, aber die übertrieben hypertrophierten Muskeln machten sie zu monströsen Gestalten. Die Gardisten trugen dunkle Uniformen, unter denen sich die Muskelberge abbildeten. Die derben Stiefel verfügten vorne und hinten über scharfe Metallkanten.

Eine Bewaffnung sah Timiditas nicht, aber die Kraft und Kampffähigkeit der Androiden reichte offenbar auch so aus. Allerdings konnte der Munus an der rechten Handinnenfläche eines der Gardisten eine runde Kappe sehen. Vielleicht konnte sich dort bei Bedarf eine Waffe bilden, spekulierte er. Aber zu mehr Gedanken kam er nicht, denn er wurde nun grob abgeführt und landete wenige Momente später in einem kahlen, hohen Raum. Die Androiden banden ihm zwei Kästchen an die Handgelenke - ähnlich denen, die er an seinen Füßen trug. Und dann wurde er abrupt und mit enormer Kraft einen Meter in die Luft gezogen, während ihm Arme und Füße gespreizt auseinandergezogen wurden. Er hing scheinbar grundlos in der Luft. Aber dann verstand er, dass seine Wärter ihm die Nanofasern aktiviert hatten, die seine Extremitäten zu Ankerpunkten an den Wänden zerrten, als wolle man ihn vierteilen.

Während die Androiden die Zelle verließen, spürte Timiditas bereits jetzt, wie seine Schultern schmerzten und erschöpft um Erlösung flehten. Wie lange wollten sie ihn so hängen lassen? Halskrause, Hodenring und Bauchreif waren vergessen. Seine Arme fühlten sich an, als wolle sie jemand aus seinem Torso reißen. Er hatte nie geahnt, dass er so schwer war. Als er fast glaubte, er würde die Besinnung verlieren, waberte ein Kraftfeld um ihn herum und ließ seinen Körper in den Fesseln fast schweben. Die Gravitation schien beinahe aufgehoben. Trotzdem konnte er sich dank der Nanofasern kaum bewegen. Aber das Kraftfeld machte seine Situation signifikant angenehmer. Das Kraftfeld, in dem sich der Munus befand, nahm er optisch als verschwommenes Flimmern wahr. Die Grenzen des Energiefeldes waren klar erkennbar: Es war wie ein flach gedrücktes und dann aufrecht gestelltes Ellipsoid über den Gefangenen gestülpt.

Als nächstes bemerkte er, wie die Edeldame in ihrem Ornat den Raum betrat. Wollte sie ein Exempel statuieren? Timiditas schluckte ängstlich. In seiner Fesselposition fühlte er sich nackter als bisher. Hilflos. Ausgeliefert. Im Plauderton meinte die Lady: „Du hast ein Tabu gebrochen. Du hast mich berührt. Wie konntest du es wagen, Munus?‟ Timiditas stammelte nur unzusammenhängendes Zeug. Das junge Fräulein lächelte. „Du hast Glück, Munus. Dea braucht dich heute beim Ball für das Froschrennen.‟ Sie nickte zwei Androiden zu, die Timiditas erst jetzt wahrnahm. Sie zogen Nanofasern von einer Öse unterhalb des wabernden Kraftfelds bis zu seinem Hodenring. Nach und nach spannte sich die Verbindung mehr und mehr. Timiditas spürte, wie sein Hodensack nach unten gezogen wurde. Zentimeter für Zentimeter mehr und mehr.

Stöhnend, grunzend, dann jaulend bettelte er mit Blicken die Lady an, die endlich die Hand hob. Die Spannung blieb erhalten, steigerte sich aber nicht weiter. Die Androiden zogen sich auf einen dezenten Wink hin zurück. Die Edeldame näherte sich dem Munus mit einem kecken Lächeln und betrachtete den in die Tiefe gespannten Beutel des Gefangenen. Sie streckte ihren Arm aus und tauchte in das Kraftfeld ein. Dann drückte sie auf eine kleine Fläche des Bauchreifens, der knapp über dem Bauchnabel angebracht war. Augenblicklich zog sich der Reifen enger zu. Timiditas atmete erschrocken ein. Ihm blieben nun etwa drei Zentimeter weniger Umfang.

Das Fräulein grinste nun breit und erinnerte an eine rotzige, freche Göre. Sie drehte sich um und ging schwingend und leise vor sich hin summend aus dem Raum. An der Luke drehte sie sich noch kurz um und sagte, dieses Mal mit unerwartet eiskalter Stimme: „Bald wird Dea das Interesse an dir verloren haben. Dann gehörst du mir. Du wirst mein unterster Sklave sein.‟ Dann ging sie, und die Luke schloss sich zischend hinter ihr. Timiditas merkte, dass er die Luft angehalten hatte. Er atmete aus und spürte, wie sehr ihn der Bauchreif behinderte. Aber der enorme Zug auf seine Hoden war noch viel schlimmer. Das würde er keine zehn Minuten mehr durchhalten. Wie lange würde er hier in diesem Kraftfeld stecken müssen? Leise vor sich hinstöhnend und jammernd versuchte er Sekunde für Sekunde durchzuhalten, die sich zu Minuten verwoben, die zu einer scheinbaren Unendlichkeit wuchsen.
56. RE: Regina

geschrieben von Wölchen am 20.06.15 21:09

Timiditas tut mir echt leid.

Aber trotzdem eine tolle Fortsetzung.

Vielen Dank dafür.

mfg Wölchen
57. RE: Regina

geschrieben von Herrin_nadine am 20.06.15 23:17

Hallo prallbeutel,

das finde ich sehr grausam. Die Froschsprünge würde auch ohne diese perfide Fesselung gehen. Da bin ich gespannt wer gewinnt oder verliert?

Danke fürs Tippseln
58. RE: Regina

geschrieben von sheeeep am 27.06.15 20:38

Sehr schöne Fortsetzung,lb. Prallbeutel! Herrliche Fantasie!
59. RE: Regina

geschrieben von Flora am 30.06.15 16:05

Was für eine tolle Geschichte bis hierher. Danke und weiter so.
60. RE: Regina

geschrieben von Holzfäller am 12.07.15 21:14

Hallo Prallbeutel,

der arme Timiditas hängnt nun schon eine ganze Weile herum. Hoffentlich gehts bald weiter.
Die Besuche auf Regina gefallen mir.
61. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 14.07.15 20:59

Danke für die Kommentare. Hier geht es weiter:

~ XVII ~


Animus, Habilitas und Corporis hatten am letzten Tag ihres Aufenthaltes auf Eldorado noch mal richtig auf den Putz gehauen. Doch dann kam der unvermeidbare Abschied von der Raumstation. Die drei Pugnator-Anwärter verließen mit Sack und Pack ihre Bleibe für die vergangenen drei Tage und machten sich auf den Weg zurück zur Kaserne.

Animus nahm sich fest vor, sich so schnell wie möglich erneut auszuzeichnen, damit er einen weiteren Kurzzurlaub auf Eldorado erleben durfte. In wenigen Stunden würde sein Leben wieder aus Salutieren, Exerzieren, Drill und Gehorsam gegenüber den Audiutrixfrauen bestehen. In der Kaserne würde er Habilitas und Corporis vielleicht so schnell nicht mehr sehen. Das Ausbildungszentrum war sehr groß.

Dafür war er bald wieder mit seinen alten Stubenkameraden zusammen. Die Begrüßung fiel dann auch sehr temperamentvoll und herzlich aus, aber bald schon merkte Animus, dass etwas nicht stimmte. Levis rückte als Erster damit heraus: Ferox war aussortiert worden. Celeritas und Magnus nickten betrübt. Animus fragte: „Was soll das heißen? Aussortiert?‟ Magnus meinte: „Ferox musste seine Pugnatorausbildung abbrechen. Er hatte zu schlechte Beurteilungen.‟ Levis meinte verbissen: „Nicht schade drum! Wegen Ferox habe ich 80 Hiebe einstecken dürfen!‟ Celeritas und Animus, die ebenfalls schon Bekanntschaft mit der Rute der Audiutrix gemacht hatten, konnten Levis harschen Worte nachvollziehen.

Aber jetzt wollte Magnus erst mal jedes Detail von Eldorado hören. Animus musste alles ganz genau und ausführlich berichten und schwärmte den Kameraden von der Raumstation vor. Die geilen Androidenfrauen glaubten sie ihm allerdings nicht. Das wäre zu schön, um wahr zu sein. Auch von den Informationen aus dem Pugnatoren-Museum erzählte er. Schließlich überlege Celeritas, ob ihre Stube zukünftig nur noch aus vier Personen bestehen sollte, oder ob die Audiutrixfrauen ihnen ein oder zwei neue Rekruten zuwiesen. Die Kameraden wussten keine Antwort. Sie mussten abwarten.

Doch schon wenige Augenblicke danach hatte der Alltag sie wieder: Eine Audiutrix trat in die Stube und rief: „PN 991! Fertig machen zum Abmarsch! Antritt in einer Minute vor der Tür!‟ Als sie befehlsgemäß rechtzeitig auf dem Korridor antraten - in perfekt sitzender Uniform und frisch polierten Stiefeln - wunderte sich Animus über die wenigen Rekruten, die mit ihnen im Gang Aufstellung genommen hatten. Nur drei Stuben waren offenbar abmarschbereit. Animus hatte erwartet, dass sämtliche Kameraden aus allen Stuben zu einem großen Manöver ausrückten. Eine Audiutrix kommandierte die jungen Männer sich in Zweierreihen zu positionieren. Und dann ging es im Stechschritt vorwärts.

Der Weg führte über andere Flure zum großen Turboaufzug. Bald darauf fanden sich die Pugnator-Anwärter im Hangar wieder, wo ein Transportshuttle auf sie wartete. Zum ersten Mal begegneten ihnen Fähnriche Reginas Armee. Nur Animus hatte schon Bekanntschaft mit ihnen auf der Raumstation gemacht. Die Pugnatoren trugen eine andere Uniform als die Anwärter. Sie sah auch bequemer aus und bot vor allem im Schritt mehr Platz. Animus schätzte das Durchschnittsalter der Pugnatoren auf Ende 20. Als Kommandantin fungierte eine Audiutrix in einem Offiziersrock.

Wenige Augenblicke später startete die Raumfähre und brachte einen Teil der Passagiere zu einem Raumkreuzer der Flotte von Regina. Insgesamt flog der Shuttle vier große Schiffe an und setzte jeweils einige Pugnatoren und die Anwärter einer Stube ab. Animus kam mit seinen Kameraden Magnus, Levis und Celeritas an Bord des Kreuzers „Aculeus‟. Beim Andocken mussten die Jünglinge durch einen Schlauch klettern, der die Fähre mit dem Kreuzer verband. Während sich die Fähnriche recht geschickt dabei anstellten, machten die Anwärter eine weniger gute Figur dabei und taumelten auf dem nachgiebigen Membranmaterial hin und her, obwohl im Innern ein normgerechtes Gravitationsfeld aufgebaut war.

Auf einem großen Monitor konnte Animus die Formation aus den vier gewaltigen Raumschiffen sehen, die jeweils nur wenige hundert Meter voneinander entfernt im dunklen All parkten, und deren graue Außenhüllen mehrere Häuser hoch zu sein schienen. Doch dann starteten die Triebwerke der Aculeus und brachten sie in wenigen Sekunden in die Tiefen des Kosmos. Die anderen Kreuzer waren zeitgleich zu anderen Koordinaten aufgebrochen und nur noch einen Bruchteil einer Sekunde als Blitz zu erkennen.

Als nächstes erschien die Audiutrix, die sie schon auf der Fähre begleitet hatte, und erläuterte die Aufgabe des Schiffes: Aculeus war unterwegs zu einer Grenzoperation. Im Außenbereich des Reiches der Regina waren in letzter Zeit vermehrt Raumpiraten aufgetaucht. Eine Trans-Finis-Sonde hatte eines der illegalen Schiffe aufgespürt. Die vier Anwärter Animus, Levis, Celeritas und Magnus wurden auf dem Kreuzer von Fähnrichen aufgeteilt und in diverse Tätigkeiten eingewiesen. Die Rekruten waren aufgeregt und neugierig, was sie erwarten würde. Die Operation bot den Jünglingen erste praktische Erfahrungen im Dienst der Regina.

Celeritas wurde auf dem Maschinendeck im Energiekonvertierer als Assistent des Triebwerk-Spezialisten eingesetzt. Der zuständige Pugnator zeigte sich geduldig mit dem Neuling und erklärte ihm viele der komplexen Arbeitsschritte zumindest in grob vereinfachter Version. Später durfte Celeritas die Schubkraftwerte des Ionentriebwerks kontrollieren und anpassen - natürlich unter Aufsicht des Pugnators. Die Kalibrierung des Antriebstrahls im Neutralisator wurde durch zahlreiche Kontrollprogramme auf das Optimum geeicht, aber zusätzlich überprüfte zeitgleich der Pugnator die Werte mit einem gespiegelten Sicherheitssystem. Dazu waren regelmäßige Eingaben der Person in eine Konsole nötig.

Und das war längst nicht alles. Die drei Mikro-Linearbeschleuniger mussten ebenfalls permanent auf Konformität überprüft werden. Es war alles komplizierter, als es sich der Anwärter vorgestellt hatte. Trotzdem genoss er seinen Einsatz auf der Aculeus und war gespannt, ob sie wirklich Raumpiraten trafen. Von der Kommandobrücke erhielten sie über einen akustischen Kanal Anweisungen zu dem benötigten Vortrieb des Schiffes. Der Fähnrich diktierte Celeritas einige Kennzahlen, die dieser an der Konsole eingab. Vielleicht saß er am wichtigsten Platz des Kreuzers, überlegte der Rekrut. Denn ohne das Maschinendeck wäre die Brücke handlungsunfähig gewesen.

Magnus hatte einen Posten beim Brückenfähnrich mit direktem Blick auf den Hauptmonitor. Der Fähnrich steuerte und navigierte das Schiff, berechnete neue Koordinaten und Routen, programmierte die Reisegeschwindigkeit und war direkt der Audiutrix unterstellt, die als Praefecta die Aculeus kommandierte. Hin und wieder durfte Magnus selbst einige Eingaben an der Konsole ausführen, die das Schiff auf Kurs brachte. Es war ein erhebendes Gefühl für den Rekruten eine so verantwortungsvolle Stelle zu besetzen.

Auf der einen Seite fühlte er sich, als habe er den Hauptgewinn gezogen. Auf der Brücke am Steuer des beeindruckenden Kreuzers zu sein, war schon ein Erlebnis. Aber die permanente Anwesenheit der Praefecta machte ihn auch besonders nervös. Die meiste Zeit saß die autoritäre Frau im Kommando-Sessel, aber manchmal stiefelte sie auf der Brücke hin und her wie ein hungriges Raubtier und beäugte den Rekruten argwöhnisch. Magnus zitterte vor der Praefecta, die vielleicht die Hälfte seines Körpergewichtes aufwies. Aber ihre Uniform und Ausstrahlung forderten Respekt und unbedingten Gehorsam von jedem Besatzungsmitgied.

Levis kam zu einer Spezial-Einheit innerhalb der Pugnatorenbesatzung, die für den Einsatz außerhalb des Kreuzers trainiert war. Sie nahm beispielsweise Personen fest oder kontrollierte auf anderen Schiffen, Stationen oder Planeten bei Außeneinsätzen Berechtigungen aller Art. Neben reichlich trockener Theorie über Reginas Reichsverordnung sowie die Gesetzgebung der Interstellaren Allianz lernte Levis auch Nahkampftechniken mit und ohne Bewaffnung. Unter den Anwärtern war er stets einer der Kräftigsten gewesen, aber die Fähnriche waren älter und erfahrener. Unendlich oft flog Levis auf die Matte, wirbelte durch die Luft, klatschte auf den Rücken, den Hintern, die Seite.

Nach einer Zeit hatte er das Gefühl, die Pugnatoren machten sich einen Spaß daraus, ihn niederzuringen oder hinknallen zu lassen. Levis spürte längst jeden Knochen und jeden Muskel. Da war das Training in der Kaserne ja das reinste Kinderspiel dagegen gewesen! Sein einziger Lichtblick bei diesen schweißtreibenden „Prügelorgien‟ war, dass er sein Wissen später in der Kaserne an seinen Stubenkameraden auslassen konnte. Mit den richtigen Techniken würde er sogar den kräftigen Magnus besiegen. Doch bis dahin musste er als Boxsack oder Dummy herhalten, nahm er zähneknirschend zur Kenntnis. Wie lange sie wohl auf dem Kreuzer verbringen würden? Ihm tat alles weh. Noch so eine Trainingseinheit würde er nicht mehr durchstehen. Seine Energie war komplett weg. Er fühlte sich wie ein völlig entladenes Akku.

Animus war im Gegensatz zu seinen Kameraden eher enttäuscht über seine Position auf dem Raumschiff. Er folgte einem Fähnrich in ein tieferes Deck der Aculeus. Große Hallen durchquerten sie und erreichten dann den Frachtraum 1. An einer Konsole, die mit einem Tentakelarm mit der Decke verbunden war, verwaltete der Pugnator sämtliche Ladung des Schiffes, die hauptsächlich in Containern gelagert wurde. Dazu zählten neben Lebensmittelrationen und Waffensystemen samt Munition auch tausende Ersatzteile, Elektronikbauteile, Energiebatterien sowie weitere Ausrüstungsgegenstände. Die Inventarliste war schier endlos.

Animus hatte die Aufgabe, mit einem mobilen Datenträger die Liste mit dem realen Bestand in den Frachträumen zu vergleichen. Signaturetiketten, die die Container versiegelten, konnte Animus mit einem Handscanner überprüfen. Was für eine langweile Arbeit! Er wäre lieber auf der Brücke oder im Bordlabor gelandet. Das wäre sicherlich interessanter gewesen. Aber nun musste er mit dem ihm zugewiesenen Platz vorliebnehmen.

Als er sich zwischen einer langen Reihe großer Container durchquetschte, um an die hintersten Frachtbehälter zu gelangen, zischte es plötzlich links neben ihm, einige Meter entfernt. Animus sah in den dunklen Spalt zwischen den Transportkästen, aber dort war es so dunkel, dass nichts zu erkennen war. Der Rekrut wollte gerade weiter gehen, da zischte es erneut. Nun war sich Animus sicher, dass dort ein Mensch oder zumindest ein humanoides Wesen versteckt war und mit den Geräuschen auf sich aufmerksam machen wollte. Neugierig geworden kam Animus näher und klemmte sich in dem Spalt vorwärts.

Seine Uniform schabte dabei vorne und hinten gegen die metallene Wände der Ladung. Nach knapp fünf Metern endete der Spalt und zweigte nach links und rechts ab. Plötzlich stand links vor ihm eine Audiutrix. Der Anwärter hatte sie bisher noch nie gesehen. Sie gehörte offenbar zur Besatzung der Aculeus. So viel Animus bisher gelernt hatte, wies ihre Uniform sie als Offizierin aus, die direkt über den Fähnrichen stand. Ihre langen Haare waren schwarz wie der Kosmos und streng zu einem Pferdeschweif zusammen gebunden.

Nachdem sich Animus vom ersten Schrecken erholt hatte, wollte er vor der Frau salutieren, aber das erwies sich in dem engen Spalt als unmöglich. Unsicher und verlegen stand er da und wusste nichts zu tun oder zu sagen. Seine Hände bewegten sich fahrig hin und her. Ansonsten wirkte er eher wie zu einer Salzsäule erstarrt. Die Audiutrix grinste und hob eine Augenbraue. „Was ist mit dir? Bist du in Stasis? Hat dich jemand in den Kälteschlaf versetzt?‟ Animus schluckte und meinte verunsichert: „Nein, ich.... Entschuldigung, ich... scanne...‟ Die Audiutrix grinste nun noch breiter, fast frivol: „Gescannt hast du also? Nun ja, ich habe dich auch gescannt.‟

Der Pugnator-Anwärter runzelte verwirrt die Stirn. Die Frau zeigte auf ihre Augen und auf dann auf ihn: „Du bist mir direkt aufgefallen, als du an Bord gekommen bist.‟ Sie bewegte sich auf den Jüngling zu und stand nun ganz nah vor ihm. Ihre Hand glitt nach vorne und packte ungestüm in den Schritt des Rekruten. Animus zuckte vor Schreck. Wie sollte er reagieren? Die Audiutrix war seine Vorgesetzte. Aber wollte er es überhaupt verhindern? Es gefiel ihm. Er spürte, wie sich sein bester Freund in der engen Hose aufrichtete. Ein Schäferstündchen im Frachtraum! Vielleicht war seine Einsatzstelle gar nicht so übel.

Die Offizierin zog ihn mit sich, den Spalt weiter zur Seite entlang. Plötzlich öffnete sich ein freier Platz von etwa drei Metern Kantenlänge, der mitten in den Containern frei von Ladung war. Wie eine quadratische Lichtung in einem Wald, dachte Animus. Die Frau forderte ihn mit überheblicher Miene auf, sich auszuziehen. Der Anwärter war nicht verwundert. So viel hatte er über die Frauen gelernt. Sie waren wild auf Sex. Animus wunderte sich allerdings, dass die Offizierin es ihm nicht nachtat, aber er entblätterte sich völlig.

Die Audiutrix reichte ihm ein kleines, birnenförmiges Gefäß aus Plexiglas, in dem eine grüne Flüssigkeit schwappte. Den Gummideckel hatte sie bereits abgezogen. „Trink das!‟ Der Rekrut nahm das Fläschchen zögerlich entgegen. Doch als er sah, wie sich die Frau langsam ihrer Uniform entledigte, kippte er den Inhalt bedenkenlos in seine Kehle. Innerhalb der nächsten zwei Minuten spürte Animus eine steinharte Erektion wachsen, die immer härter wurde, bis es fast schmerzhaft war. Lag das nun an der fast nackten Schönheit vor ihm, oder hatte das Mittel eine solche Wirkung bei ihm verursacht?

„Leg dich hin!‟, kommandierte die Frau ihn und stieß ihm provozierend gegen eine Schulter. Der Jüngling gehorchte. Den harten, kalten Boden nahm er gar nicht wahr. Dafür sah er, wie sich die Beauty über ihn stellte und zu ihm hinabsah. Sie war so wunderschön! Ihre festen Brüste bildeten erotische Rundungen, der flache und fast schon muskulöse Bauch, die schlanken und makellosen Beine, dazwischen die wundervolle Weiblichkeit, die unbehaart und völlig ungeschützt vor den Augen des Jünglings zu ihm hinunterstarrte und ihn magisch anzog. Die Frau stellte sich gespreizt über Animus und ließ sich dann langsam auf die Knie nieder.

Ihre feuchten Schamlippen saugten sich um den Kopf des harten Phallus fest. Das Gewicht der Audiutrix ließ den Schaft langsam und tief zwischen die Lustspalte vordringen. Beide Protagonisten stöhnten lustvoll auf. Animus glaubte, dass ihm vor lauter Verzückung alles drehte. In der Gewissheit mit einer „echten‟ Frau Sex zu haben, wirkte alles noch viel intensiver. Es stellte sogar seine Erlebnisse auf Eldorado in den Schatten. Dazu kam noch die Ungewissheit, ob sie nicht von einem Zaungast überrascht würden.

Aber als seine Angst aufflackerte, verlöschte sie schon wieder, denn zu atemberaubend waren die Bewegungen der Audiutrix, die stöhnend und maunzend an ihn gepresst für unglaubliche Glücksgefühle sorgte. Die Zeit schien stillzustehen. Es gab im gesamten Universum nur noch ihn und die wunderbare Offizierin. Würde dieser Moment doch nie zuende gehen!

Nach vier Stunden war die erste Schicht von Celeritas im Maschinendeck beendet. Er wurde in die Paugnatorenkabine gebracht, wo er mit seinen Stubengenossen Animus, Levis und Magnus die nächste Zeit verbringen würde. Celeritas war der erste und suchte sich seine Koje aus. Es war alles etwas enger als in der Kaserne, aber schließlich befanden sie sich auf einem Militärschiff der Regina. Als nächstes erschien Magnus, dessen Dienst auf der Brücke ausgeführt war. Er tauschte mit Celeritas seine Erfahrungen aus und hoffte auf eine baldige Mahlzeit, denn sein Magen hing ihm schon an den Knien. Der Dritte im Bunde, Animus, trat mit einem breiten Grinsen ein und konnte es kaum erwarten, von seiner frivolen Begegnung zu berichten. Celeritas und Magnus bezweifelten den Wahrheitsgehalt seiner Erzählung allerdings; zu schön war die Vorstellung einer nymphomanen Offizierin. Animus zuckte mit den uniformierten Schultern. Wenn die beiden ihm nicht glauben wollten, dann eben nicht.

Nach weiteren 20 Minuten tauchte Levis auf. Gute Laune sah jedoch anders aus. Der Pugnator-Anwärter humpelte und hielt sich seine linke Seite. Miesgrämig ließ er sich seine Erlebnisse des Tages entlocken. Levis verbog die Wahrheit dichterisch und tönte von der heldenhaften Einsatztruppe, zu der er nun gehörte, und dem stahlharten Training. Dass er dabei hauptsächlich vermöbelt worden war, ließ er geflissentlich weg. „Zwei Fähnriche habe ich so richtig auf die Matte geworfen. Ha! Denen habe ich Respekt beigebracht.‟

Als die Kommunikationsschnittstelle zur Mahlzeit rief, freuten sich die vier Jünglinge schon und prägten sich auf einem Monitor den Weg zur „Messe‟ ein. Der längliche Saal war mit langen Sitzbänken und Tischen gefüllt, an dem bereits zahlreiche Fähnriche saßen und durcheinander plauderten. Audiutrixfrauen suchten sie vergebens. Nur vier Plätze am Rand waren noch frei. Auf ihrem Weg dorthin liefen sie an Pugnatoren vorbei, die die Rekruten sofort als Angehörige der Spezial-Einheit erkannten. Die schadenfrohen Blicke und einige spöttische Gesten gegenüber Levis ließen dessen Erzählung nun doch in einem etwas anderen Licht erscheinen, aber seine Kameraden sagten nichts dazu.

Das Essen wurde von primitiven Robotern verteilt, die nichts Humanoides an sich hatten. Für jedes Besatzungsmitgied gab es eine weiße, flache Kunststoffbox, deren Deckel abnehmbar war. Das Essen befand sich in diversen Fächern aufgegliedert. Es ähnelte optisch den Mahlzeiten in der Kaserne. Aus ihrer Jugendzeit waren sie auf Regina leckeres Essen gewöhnt, aber inzwischen hatten sie sich an das synthetische Pugnatorenessen gewöhnt. Levis wollte gerade zulangen, da packte ihn eine kräftige Hand von hinten an der Schulter. Sie gehörte einem der Fähnriche aus der Einsatztruppe, der ihn beim Training besonders hart herangenommen hatte. „Du hast da was, das mir gehört!‟

Der Fähnrich langte über den Rekruten hinüber und griff nach der Plastikbox. Zugeklappt hielt er sie in der Luft und grinste Levis an. „Oder hast du was dagegen, wenn ich mir den kleinen Nachschlag nehme? Die Portionen sind ja so klein.‟ Animus, Celeritas und Magnus verharrten in Schreckstarre. Auch Levis saß da mit offenem Mund. Doch dann bildete sich in seinem Gesicht eine Wutfratze. „Was fällt dir ein!? Gib sofort meine Box zurück!‟ Levis sprang auf und reckte sich nach der Box, aber der kräftige und hochgewachsene Fähnrich hielt sie außer Reichweite und drückte mit der anderen Hand den Rekruten zurück auf die Bank.

Levis sprang erneut auf und wollte sich auf den Fähnrich stürzen, der schon auf dem Weg zurück zu seinem Platz war. Ein kurzes Handgemenge und Gerangel entspann, aber schon wenige Sekunden später stöhnte Levis im Schwitzkasten des Fähnrichs und mit verdrehtem Arm in kniender Haltung. Der Fähnrich fragte erbost: „Du greifst mich an, du Würmchen!?‟ Levis ächzte unter der Zwangshaltung und verzog sein Gesicht schmerzverzerrt. „Behalt das Essen! Lass mich los!‟ Der Fähnrich entließ den Neuling zwar aus dem Schwitzkasten, aber führte ihn in weit vorgebeugter verdrehter Haltung bis an seinen Platz. „Knie dich da neben den Tisch!‟

Levis befolgte dem Befehl und rieb sich das Schultergelenk. Dutzende Augenpaare waren auf ihn gerichtet. Nun aßen die Fähnriche weiter und amüsierten sich, während Levis neben dem Tisch kniete und den Boden anstarrte. Sein Gesicht war vor Scham und Zorn knallrot geworden. Die Fähnriche in der Messe aßen längst weiter, aber Animus, Celeritas und Magnus starrten immer noch entsetzt zu ihrem Kameraden. Und es kam noch schlimmer: Als der Fähnrich die zweite Portion aufgegessen hatte, warf er die Box in offenem Zustand vor Levis und wies ihn an: „Sauber auslecken! Oder hast du keinen Appetit mehr?‟

Levis presste die Lippen zusammen. „Ich will nichts!‟ Der Fähnrich meinte laut und in affektierter Erschrockenheit zu seinem Sitznachbarn: „Hast du das gehört? Ganz schön unhöflich! Da bietet man ihm freundlicherweise etwas an, und der junge Herr ist sich zu schade dafür!‟ Nun drehte er sich wieder zu Levis und beugte sich sogar zu ihm hin: „Du wirst jetzt die Box auslecken!‟ Die Stimme ließ keine Widerrede zu. Levis schluckte. Er dachte fieberhaft nach, ob er einfach aufspringen und flüchten sollte. Aber wohin auf einem Raumschiff? Und in seiner nächsten Schicht würde er eh wieder auf dieses Arschloch treffen.

Levis Gesicht brannte. Er spürte die vielen Blicke. Er nahm alle Kraft zusammen und beugte sich zu der Schale hin, nahm sie und leckte sie aus. Erst zaghaft und zögerlich, dann immer schneller und fast schon begierig jede Ecke, jede Stelle. Ihm wurde fast schwindelig vor genierender Scham und wäre am liebsten im Deckboden versunken, selbst wenn es ihn dann ins schwarze All getrieben hätte. Der ganze Saal schien sich zu drehen. Aber Levis leckte und leckte, bis die Box sauber war. Der Fähnrich grinste triumphierend und hatte seinen Kopf leicht in den Nacken gelegt. „Fein gemacht, Zuckerschnute!‟ Er winkte ihm lässig zu, als wolle er eine Fliege vertreiben. „Du darfst dich jetzt verpissen, Kleiner!‟ Levis wischte sich über den Mund und taumelte wie auf wackeligem Boden mit leerem Tunnelblick bis an seinen Platz zurück. Eine Weile sagte niemand von ihnen etwas. Was sollten sie auch sagen? Schließlich teilten sie die drei Boxen miteinander. Aber Levis war der Hunger vergangen.

Bis zur nächsten Schicht hatten die Anwärter noch genügend Zeit, um in ihrer Kabine individuellen Aktivitäten nachzugehen. Celeritas hielt seinen mobilen Kommunikator in den Händen und war in ein Simulationsspiel vertieft, bei dem er als Flottengeneral der Regina feindiche Aggressoren abwehrte, die den Planeten erobern und unterjochen wollen. Magnus machte Bauchübungen und Liegestützen. Animus lag in seiner Koje und träumte von seinem amourösen Abenteuer mit der Audiutrix. Welcher Einheit sie wohl angehörte? Er hatte sie vorher und nachher nie wieder gesehen. Levis starrte an die Decke.

Plötzlich meldete eine Computerstimme aus der Kommunikationsschnittstelle: „Anwärter Celeritas und Magnus! Sofort auf Posten!‟ Die Jünglinge sprangen auf und liefen aufgeregt den neonbeleuchteten Korridor des Raumkreuzers entlang. Celeritas fuhr mit dem Turboaufzug zum Maschinendeck, um sich am Energiekonvertierer zum Dienst zu melden, und Magnus eilte hastig durch drei weitere Schotts zur Brücke, wo er respektvoll salutierte. War man auf Piraten gestoßen? Waren sie denn schon in dem Zielquadranten? Sieben Minuten später schrillte der Schiffsalarm in allen Decks und rotierende Warnlichter blinkten an mehreren Standorten. Jetzt wurden auch Animus und Levis nervös, die in der Kabine zurückgeblieben waren.
62. RE: Regina

geschrieben von Herrin_nadine am 16.07.15 03:09

Hallo Prallbeutel,

die erste Bewährungsprobe haben Sie hinter sich gebracht. Was kommt jetzt als nächstes auf Sie zu.

Danke fürs tippseln.
63. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 02.08.15 18:43

~ XVIII ~


Der Wind hatte aufgefrischt und die Segel aufgebläht. Doch trotzdem mussten die Galeerensklaven im Takt des Munus rudern. Nasse Gischt schäumte bis ins Unterdeck, wo die Unglücklichen die schweren Riemen bewegten. Mittlerweile hatte sich Gravis eine Technik angewöhnt, damit er nicht bei jedem Ruderschlag auf der Bank rutschte und seine Hoden in die Länge gezogen wurden. Die Peitschen der Aufpasserinnen knallten immer öfter, denn die Kraft der Ruderer ließ bereits deutlich nach. Kaum eine Bank konnte noch den Rhythmus der Kreatur an der Trommel halten. Doch bevor es zu einem Chaos kam, weil die Sklaven einfach nicht schneller rudern konnten, ertönte der laute Befehl einer der Frauen: „Ruder an! Riemen hoch!‟

Das Knarren der Ruder war nun verstummt, nur der Wind zischte noch durch die Spalten am Rumpf. Auch die Peitschenknalle und das dumpfe Trommeln hatten aufgehört. Eine lange Verschnaufpause war den Kettensklaven jedoch nicht vergönnt. Eine Educatrix lief den Plankengang entlang und wählte gezielt fünf Rusticusse aus, die von ihren Sitzen befreit und an Deck gebracht wurden. Die anderen erhielten Trinkwasser aus kleinen Fässern, die herumgereicht wurden und den quälenden Durst ein wenig linderten. Zugleich teilte die Educatrix an jeden Mann zwei kleine Kapseln aus. Penibel achtete sie darauf, dass die Rusticusse sie schluckten. Gravis erinnerte sich daran, was man ihm in den Minen gesagt hatte: Rusticusse erhielten spezielle Nahrungszusätze, die ihre Muskeln extrem wachsen ließen, um sie leistungsfähiger zu machen. Die grausame Nebenwirkung war die erhöhte Libido, die wegen der Castitasschellen die reinste Tortur darstellte.

Gravis konnte über sich Peitschen knallen hören. Gepolter an Deck. Was geschah dort? Er wusste nicht, dass die fünf ausgewählten Sklaven zum Deckschrubben abkommandiert worden waren und auf allen Vieren die Planken säuberten. Und viel zu bald begann die monströse Kreatur mit den gewaltigen Genitalien und ihrer sonst eher femininen Erscheinung wieder auf die Trommel zu schlagen. Zwei Educatrixfrauen sorgten mit ihren Peitschen dafür, dass die Ruderer mit ihrer Arbeit begannen.

Nach der Pause kam die Schufterei Gravis noch anstrengender vor. Den Kurs der Galeere konnte der Rusticus nur erahnen, aber nach einem Wendemanöver war er sich sicher, dass das Schiff wieder zurück zur Anlegestelle fuhr. Die Muskeln brannten, und Gravis war froh, dass aus seiner Riemengruppe niemand fehlte. Die fünf Sklaven, die an Deck gebracht worden waren, mussten von den restlichen Ruderern kompensiert werden - eine Aufgabe, die nur durch den beherzten Einsatz der Geißeln bewerkstelligt werden konnte.

Als die Lacrima an ihrem Liegeplatz anlegte, hingen die meisten der 85 Ruderer erschöpft und kraftlos über ihren Riemen. Die Ketten, die an ihren Hoden zogen, schienen sie zu ignorieren. Und wieder gab es keine lange Verschnaufpause. Mehrere Educatrixfrauen legten den Männern Hals-, Arm- und Fußeisen an, die mit Ketten verbunden waren. Nach wenigen Minuten standen alle Rusticusse in einer langen Kolonne abmarschbereit auf dem Plankengang und verließen über eine schräge Landgangsplanke die Galeere.

Zwischen den Halsreifen waren kurze Ketten angebracht. Die Ketten der Armbänder endeten an den Fußfesseln des Vordermannes. Des Weiteren waren die Hodenfesseln miteinander verbunden, so dass den Rusticussen eine Kette zwischen den Beinen hindurchgezogen war. Die vielen Eisenglieder rasselten und schepperten bei jeder Bewegung. Die Kapitänin beobachtete den Abmarsch vom Sonnendeck aus. Sie stand dort in der für sie typischen Haltung: breitbeinig, Arme hinter dem Rücken verschränkt. Gravis konnte auf dem Deck einen großen Käfig sehen, dessen Gitter aus zahlreichen geschmiedeten Eisendornen bestand. Darin stand die Kreatur, die eine Educatrix als Munus bezeichnet hatte. Für den Rusticus wirkte die bizarre Physiognomie des Wesens immer noch faszinierend.

An Land wurde die Kolonne von anderen uniformierten Frauen in Lederkleidung empfangen, während die Educatrix der Lacrima auf ihr Schiff zurückkehrten. Die Antreiberinnen halfen den Rusticussen mit Stößen ihrer Elektrostöcke dabei, trotz ihrer Erschöpfung geschwind vorwärts zu marschieren. Am Wegesrand durch die staubige Landschaft von Antipodes zurück ins Lager Disciplina kam die Kolonne an zwei Dutzend Unglücklichen vorbei, die bis zum Kopf im Boden eingegraben worden waren. In der Nähe machte die Kolonne Rast. Die Rusticusse setzten sich vorsichtig hin. Das Kettengerassel war das lautestes Geräusch in der verlassenen Landschaft.

Die Audiutrixfrauen tranken aus Flaschen und erlabten sich am kühlen Wasser, während die Rusticusse leer ausgingen. Eine Uniformierte packte saftige Trauben aus und verteilte sie unter den Frauen. Kaum war die Kolonne wieder unterwegs, kam ihnen ein anderer Trupp Rusticusse entgegen, deren Ziel die Lacrima war. Gravis hatte bisher seine Fesselung in den Ketten verflucht, aber als er sah, wie die Leidensgenossen fixiert waren, dankte er dem Schicksal, dass ihm das erspart geblieben war: Bei den Gefangenen waren die Hodenketten nach hinten zwischen die Schenkel und an die Füße des Hintermannes gebunden. Unweigerlich ziepten und zerrten die Ketten beim Marsch permanent an den empfindlichen Bällen der nackten Männer. Aber die Audiutrixfrauen trieben ihre Gruppe erbarmungslos mit Elektrostöcken an.

Beim Vorbeimarsch grüßten sich die Uniformierten und ließen beide Kolonnen anhalten. Gravis spürte bereits die Blasen an seinen Füßen, aber auch an den Händen, die er vom Rudereinsatz bekommen hatte. Hoffentlich erreichten sie bald das Lager. Die Gluthitze war unerträglich. Sein Durst meldete sich wieder. Und als habe er keinen größeren Probleme, versuchte sein Luststab sich gegen die Castitasschelle zu stemmen. Die Kapseln, die man ihm gegeben hatte, schienen ihre Wirkung zu entfalten.

Als die Sonne die Temperatur weiter in die Höhe schraubte, entfalteten die Audiutrixfrauen kleine Sonnenschirme, die sie am Gürtel ihrer Uniform getragen hatten, um ein wenig Schatten zu genießen. Immer wieder nippten sie an ihren Wasserflaschen. Aber dafür hatten die Rusticusse kaum noch Augen. Sie starrten nur stumpf geradeaus und achteten darauf, im richtigen Takt zu laufen, um sich nicht gegenseitig an den Ketten zu ziehen. Doch plötzlich nahm etwas ihre Aufmerksamkeit in Anspruch: Ein kleines Fluggerät näherte sich mit wischenden Geräuschen. Es handelte sich um eine Drohne mit Oktokopter-Antrieb. Sie raste in etwa 50 Metern Höhe quer über die Kolonne weg.

Gravis spekulierte, dass es also noch etwas anderes als Disciplina und den Galeerensteg geben musste auf Antipodes. Die Drohne eilte in anderer Richtung einem unbekannten Ziel entgegen. Oder war es ein Aufklärer, der nach einem Flüchtling suchte? Gravis konnte sich die Frage nicht beantworten. Aber er grübelte darüber auf dem Restweg nach, um sich vom quälenden Durst und seiner hungrigen Männlichkeit abzulenken.

Vor den Toren Disciplina erhielten die Rusticusse endlich wieder Wasser, dass sie nach Belieben aus langen Trögen saufen durften. Das Wasser war zwar lauwarm, aber es erfrischte trotzdem die dehydrierten Körper der Männer. Anschließend hatten sich alle 90 Rusticusse in einer langen Reihe aufzustellen, wozu die Educatrixfrauen einige Ketten entfernten. Daraufhin schritt eine Educatrix mit offenbar höherem Rang die Reihe ab und tippte dabei auf ihrem kleinen PDA. Später zogen die Uniformierten acht der Männer hervor und brachten sie weg.

Der Nachbar von Gravis raunte ihm zu: „Die werden durch eine Metamorphose zu Munus umgewandelt, weil sie als Rusticusse nichts taugen.‟ Gravis sah ihn ungläubig an. „Wir sind doch alle hier, weil wir den Vorstellungen nicht entsprechen...‟ Der Mann antwortete: „Ja, aber nur wenige von uns können Munus werden und so als Liebessklaven dienen.‟ Gravis lauschte den Ausführungen und begriff, dass die Kreatur auf dem Schiff ein Munus war. Er fragte nach den notwendigen Kriterien. Der Mann zuckte mit den sonnenverbrannten Schultern. „Ich weiß nur, dass ein Munus zierliche Knochen haben muss. Die können sie nicht ändern. Alles andere geschieht in der Metamorphose: Der riesige Schwanz und der gigantische Sack. Und noch ein Zweitpenis sogar! Und die Muskeln eines Rusticusses bilden sich völlig zurück, bis es zu einer femininen Erscheinung kommt. Dann...‟ Plötzlich zuckte Gravis zurück. Eine Elektropeitsche hatte sich um den Hals des Nachbarn gewickelt, knisterte und blitzte auf.

Der Mann sank atemlos und sprachlos auf die Knie. Sein ganzer Leib schüttelte sich. Die Educatrix, die die lange Geißel geschwungen hatte, stand keine drei Meter vor ihnen und grinste. Dann zeigte sie auf den Mann und drehte ihren Kopf zu einer anderen Wärterin. „Der da quatscht zu viel.‟ Die zweite Educatrix kam herbei und holte aus ihrer Tasche einen birnenförmigen Gegenstand, den sie dem Rusticus zur Hälfte in den Mund stopfte. Der Rusticus musste dazu seine Kiefer weit auseinanderziehen. Anschließend drehte die Frau an einem Gewinde. Die Mundbirne spreizte sich nun noch weiter und ließ sich nicht mehr ausspucken. Dumpfe Geräusche ertönten aus seinem Rachen. Inzwischen hatte die erste Educatrix ihre Peitsche vom Hals des Mannes gelöst. Dafür stülpte sie ihm einen schwarzen Sack über und zog ihn am Hals zu. Das Spezialmaterial war eine Silikonverbindung mit Poren, die groß genug waren, damit man darunter atmen konnte.

Danach wurden die Rusticusse in Zehnergruppen abgeführt und in unterschiedliche Bereiche des Lagers gebracht. Dazu waren die Halsreifen mit Ketten verbunden, die nur etwa 20 Zentimeter lang waren, so dass die Rusticusse dicht an dicht hintereinander im Gleichschritt laufen mussten. Ihr Weg führte durch einen Hof, indem ein kolossaler Mühlstein mit langen Speichen von zwölf Rusticussen gedreht wurde. Wenige Meter dahinter konnte Gravis ein großes Gitter im Boden sehen, durch dessen Stäbe eine fünf Meter breite und tiefe Grube zu sehen war. Die Kolonne lief so nah daran vorbei, dass Gravis genau hineinschauen konnte.

Es führte eine unterirdische Tür zu der Grube, die jetzt jedoch verschlossen war. Über einen Strafbock gespannt hing vorgebeugt ein nackter Rusticus. Die Fixierung sorgte dafür, dass seine Beine gespreizt waren. Zwei Männer in Uniformen, wie er sie noch nie gesehen hatte, flankierten ihn. Die militärische Optik ließ Gravis vermuten, dass es sich dabei um Pugnatoren handelte. Eine weitere Person erschien und positionierte sich zwischen den Rusticusbeinen. Ein Munus, wurde Gravis klar. Der feminine Körperbau, der die gewaltigen Genitalien besonders grotesk aussehen ließ. Aus einem anderen Winkel erkannte Gravis, dass der Riesenpenis erigiert war und... Da war die Kolonne an der Grube vorbei, aber die nun gebrüllten Schreie des Rusticus ließen keinen Zweifel daran, was geschehen war.

Die Educatrix, die die Kolonne führte, drehte sich um zu den entsetzten Gesichtern ihrer Gefangenen und schmunzelte. „Euer Genosse genießt gerade seine Belohnung.‟ Gravis konnte so viel Zynismus kaum nachvollziehen. Aber die Uniformierte hatte mehr oder weniger ohne Ironie gesprochen. Sie erläuterte, dass der Rusticus wegen guter Führung von seinem „animalischen Mannesdruck‟ befreit werde. Die Castitasschelle bleibe streng verschossen, doch „der Munus melkt den Rusticus durch seinen Hintern ab.‟ Die Educatrix grinste breit. „Der Rusticus war in die Vorgehensweise eingeweiht - wenn auch nicht bis ins letzte Detail. Will sagen: Die Anatomie des Liebesdolches war ihm nicht exakt beschrieben worden.‟ Sie lachte aus vollem Hals. „Er wird es überleben. Ein paar Tage wird er vielleicht Probleme beim Laufen haben... aber dafür haben wir ja unsere Elektrostöcke. Die werden ihm schon Beine machen.‟

Gravis war entsetzt. Ihm lief alleine bei der Vorstellung ein Schauder über den nackten Rücken. Niemals würde er so geil werden, dass er in so eine erniedrigende Art der Absamung einwilligte! Der Weg der Kolonne führte in ein Gebäude am Ende des Hofes. Dort befreite die Educatrix die Männer von sämtlichen Ketten. Allerdings blieben den Rusticussen die Arm-, Fuß und Halseisen erhalten. Die dunkle und vor allem kühle Luft in der Halle war ein sehr angenehmer Gegensatz zu der Gluthitze draußen. Die zehn Internierten sahen sich kurz darauf alleine in dem großen, kahlen Raum. Die Wärterin war verschwunden und hatte sie eingeschlossen, ohne ein weiteres Wort zu ihnen zu sagen. Die Männer konnten sich frei bewegen. Einige waren so erschöpft, dass sie sich auf den Boden setzten oder sogar hinlegten; andere waren froh selbstbestimmt einige Schritte zu machen, die ihnen niemand befohlen hatte.

Gravis war einer der ersten Sprecher. Er meinte zu seinem Nachbarn: „Was die wohl mit uns vorhaben?‟ Der meinte: „Wenn wir viel Glück haben, gehören wir zu den Auserwählten der Regina.‟ Gravis schnaubte leise, da er glaubte, der Mann habe Galgenhumor zum Besten gegeben. Aber der Rusticus sah ihn ernst an und bekräftigte: „Es stimmt! Zumindest gibt es ein solches Gerücht im Lager. Schon seit vielen Jahren wird es kolportiert.‟ Jetzt hatte er nicht nur Gravis Aufmerksamkeit, sondern auch fast alle anderen Männer näherten sich interessiert und lauschten. Der Mann erzählte weiter: „Jedes Jahr wird durch ein geheimes Auswahlverfahren ein Rusticus für die Regentin ausgesucht. Man sagt, er würde eine Nacht mit Regina verbringen.‟ Er zuckte mit den Schultern. „Auf jeden Fall werden öfter mal kleine Gruppen von uns separiert. Und manchmal fehlt jemand danach.‟

Ein anderer Rusticus brummelte: „Das ist doch alles nur Aberglaube! Es gibt viele Geschichten hier. Zum Beispiel die der männlichen Nachkommen der Regina.‟ Gravis drehte sich zu ihm um und fragte: „Was meinst du?‟ Der Rusticus grinste freudlos. „Was glaubst du, warum es nur Edelfrauen gibt? Nur bürgerliche Bewohner von Regina werden zu Pugnatoren, Rusticussen oder Munus. Den höchsten militärischen Rang, den ein Pugnator erreichen kann, ist der Fähnrich. Alles darüber wird von Frauen besetzt. Aber was ist mit dem männlichen Adel?‟ Gravis runzelte die Stirn: „Was ist mit ihnen?‟ Der Mann fragte: „Bist du schon einem adeligen Rusticus begegnet? Wohl kaum, stimmt´s? Oder einem Munus von edlem Geschlecht? Also. Wo sind die?‟ Gravis dachte nach. Da war was dran.

Er schlug vor: „Vielleicht genetische Selektierung. Männliche Erben werden gar nicht erst geboren.‟ Der Mann schüttelte den Kopf. „Nein, es gibt sie. Aber sie sind nicht da. Also. Wo sind sie?‟ Gravis versuchte es erneut: „Im Exil?‟ Wieder schüttelte der Mann den Kopf. Der andere Rusticus, der von dem Auswahlverfahren erzählt hatte, meinte: „Das würde meine Geschichte stützen! Regina braucht für Nachkommen einen... Mann. Sie holt ihn sich aus den Reihen der Rusticusse.‟ Der zweite Rusticus spitzte nachdenkend seine Lippen. „Könnte sein, wenn ich es mir so recht überlege.‟ Gravis sah ihn an und fragte: „Was ist denn nun mit dem reginaischen Adel?‟ Der Mann sprach leiser. „Man munkelt, dass es eine geheime Einrichtung auf Antipodes gibt, in der sie gelagert werden.‟ Gravis zog die Stirn kraus. „Hunderte, wenn nicht tausende Männer? Eher unwahrscheinlich. Selbst wenn sie alle in kleinen Zellen sitzen sollten, müsste das Gebäude riesengroß sein. Und der ganze Aufwand. Die Ernährung, Wasser, Kleidung, Energie...‟ Aber der Rusticus lächelte wissend. „Nein, ich sagte nicht, dass sie dort leben und wohnen. Sie lagern dort. Oder genauer: Ihre Gehirne lagern dort.‟

Einige ungläubige Männer ließen unwillige Bemerkungen ertönen, aber der Rusticus ließ sich nicht beirren. „Ein Kodex verbietet es Regina, ein Mitglied des Adels zu eliminieren. Aber sie kann die Körper von den Gehirnen trennen. Und die benötigen lediglich eine spezielle Technik, um am Leben zu bleiben. Der Platzaufwand für ein Gehirn dürfte jedoch nicht mehr als eine Schublade betragen.‟ Die Zuhörer waren alle sprachlos. War das möglich, oder hatte der Typ seinen Verstand verloren? Gravis war sich nicht sicher. Aber Fakt war, dass ihm bisher kein adeliger Mann über den Weg gelaufen war. Die andere Geschichte - mit der Selektion für einen Geliebten für Regina - beschäftigte Gravis noch längere Zeit. Sie machte ihm irgendwie Hoffnung auf ein anderes Leben. Wenn die Wahrscheinlichkeit auch verschwindend gering sein mochte, konnte er trotzdem darauf hoffen, von den Educatrixfrauen auserwählt zu werden und Regina besuchen zu dürfen. Er fragte den Mann: „Was geschieht mit den Auserwählten? Kommen sie eines Tages zurück oder bleiben sie bei der Regentin?‟ Der Rusticus zuckte mit den Schultern: „Das weiß niemand. Bisher ist mir keiner bekannt.‟

Gravis mutmaßte: „Vielleicht hält die Herrscherin die Rusticusse in einem Harem?‟ Mit jedem Auserwählten wuchs die Anzahl ihrer Liebesdiener. Ja, so mochte es sein. Gravis wäre zwar lieber Pugnator geworden, aber lieber ein Liebesdiener, als in diesem Straflager zu leiden. Oder in der Mühle. Oder in den Minen. Für eine Umwandlung zu einem Munus hatte er zu kräftigen Knochenbau. Außerdem schien es diesen Kreaturen auch nicht besser zu gehen. Mit Graus schüttelte er den Kopf bei der Vorstellung, die völlig überdimensionierten Genitalien tragen zu müssen. Und diese gewaltigen Brüste dazu! Plötzlich hörten die Eingesperrten pneumatische Geräusche, die von einer zweiten Tür stammten.

Diese war zuvor keinem der Rusticusse aufgefallen, so exakt war sie an die Wand eingepasst. Ihre hexagone Form entsprach genau dem Muster der Wände. Wie eine Irisblende öffnete sie sich. Zugleich schalteten sich Neonstrahler ein, die die Männer blendeten. Kurz darauf hörten sie einen Schrei und stolpernde und polternde Geräusche, dann schloss sich der Eingang bereits wieder. Gravis war noch immer geblendet und konnte erst nach einiger Zeit erkennen, dass ein weiterer Rusticus in die Halle gestoßen worden war. Schnell wurde den meisten, die in die vergitterte Grube geblickt hatten, klar, dass es der Abgemolkene war. Der Rusticus trug endlos viele Striemen auf dem Hintern. Gravis konnte sich die Schmerzen kaum vorstellen - ganz zu schweigen von dem malträtierten Anus des Mannes, der den gigantischen Penis des Munus hatte aufnehmen dürfen.

Warum war er gezüchtigt worden? Er hatte sich doch angeblich gut benommen. Wenigstens war er gemolken worden und den drängendsten Druck los, sagte Gravis sich. So richtig glücklich sah der Rusticus allerdings nicht aus. Er näherte sich dem Mann. Eventuell konnte er von ihm mehr über die unterirdischen Einrichtungen von Disciplina erfahren. Er wollte so viele Informationen wie möglich sammeln. Es musste eine Möglichkeit geben, zu fliehen. Jahrelang ohne Anklage festgehalten werden, das wollte er auf keinen Fall. „Hallo‟, begann er das Gespräch. „Ich bin Gravis.‟ Der Rusticus, der trotz seiner großen und muskulösen Statur vorgebeugt wie ein Häufchen Elend wirkte, beäugte ihn misstrauisch. „Virtus‟, antwortete er. Das musste sein Name sein. Gravis nickte und reichte ihm die Hand. „Es ist gut, wenn wir uns an unsere Namen erinnern. Sonst werden wir zu Nummern.‟

Gravis erfuhr von dem Rusticus, warum er gezüchtigt worden war. Er hatte die Dummheit begangen, die Educatrix um einen kurzen Aufschluss aus der Castitasschelle zu bitten, weil ihn seine Erektionen so sehr quälten. Die Educatrix hatte mit einem gemeinen Grinsen geantwortet: „Weil du dich gut führst, da will ich dir eine Erlösung von deinem Druck erlauben.‟ Er war abgeführt und in das unterirdische Labyrinth von Disciplina gebracht worden. Dort hatte er zum ersten Mal einige Pugnatoren in ihren feschen Uniformen gesehen. Als er gemerkt hatte, wie die „Erlösung‟ aussehen sollte, hatte er um Gnade gefleht. Vor allem von den jungen Männern hatte er Erbarmen erhofft. Doch die hatten sich stur gestellt und offenbar noch sadistischen Spaß daran, der Behandlung durch den Munus beizuwohnen.

Kaum hatten sich einige Rusticusse miteinander bekannt gemacht, wurden sie auch schon wieder von Educatrix-Wächterinnen auseinandergerissen. In Fünfergruppen kamen sie in unterschiedliche Kleinzellen. Gravis kannte seine neuen Kameraden nicht. Die Zelle war so winzig, dass sie eng an eng stehen mussten. Bewegungen waren kaum möglich. Die Männer schwitzten und ächzten in der Enge und rieben sich aneinander. Wie lange mussten sie hier aushalten?

Eine hochrangige Educatrix betrachtete zu dieser Zeit im Hauptturm von Disciplina einen Monitor. Von dieser Schaltzentrale aus konnten zahlreiche Türen und Schotten geöffnet und geschlossen werden, Video- und Akustiküberwachung stattfinden, und außerdem bedarfsweise Sedativum durch Düsen in bestimmte Bereiche geleitet werden. Eine zweite Educatrix erschien und knallte die Hacken zusammen: „Die neuen Delinquenten von der Lacrima sind zurück und in Fünferherden separiert.‟ Die Frau am Monitor stand mit dem Rücken zu der Educatrix und antwortete: „Gut. Zelle 1 bis 5 für die Elektroerziehung, 6 bis 10 kommt zurück auf die Lacrima, 11 bis 15 in den Steinbruch, 16 bis 18 für die Tanks mit den Suspensionsfeldern. Das Labor benötigt neue Probanden.‟

Die Educatrix salutierte und schlug erneut die Hacken zusammen, dann drehte sie sich auf ihrer Position schwungvoll um und verließ den Kontrollraum, um die Internierten der Order entsprechend aufteilen zu lassen. Die Ductrix, wie der Dienstrang der hochrangigen Frau sich bezeichnete, tippte auf einem Tastenfeld in blitzschnellen Bewegungen Programm-Code-Sequenzen ein, und regulierte damit die Suspensionsfelder in den Mutationstanks herunter, damit neue Objekte eingefügt werden konnten. Die Rusticusse, die für eine Mutation vorgesehen waren, würden zu wahren Muskelmonstern wachsen, um langfristig als Spezialeinheit in den Minen diverser Asteroiden zu arbeiten. Sie hatten nach ihrer Metamorphose ihren Aufenthalt in Disciplina hinter sich - aber eine kraftraubende Zukunft vor sich.

Die Mutationstanks standen in einem separierten Modul in einem Untergeschoss tief im Felsgestein des Planeten. Das dort untergebrachte Geheimlabor erforschte neben der Entwicklung von Minenarbeitern auch Nanobots, die die männliche Bevölkerung von Regina fernsteuern könnten. Um die kleinen Roboterzellen im humanioden Körper zu applizieren, nutzten die Forscherinnen zunächst einen Vaporizer, der die Nanos mit einer speziellen Gasmischung vermengte, die dann in einen liquiden Aggregatzustand umgewandelt und den Probanden verabreicht wurde. Die Testergebnisse ließ sich die Ductrix tagesaktuell auf ihren PDA transferieren, um sie auszuwerten.

In letzter Zeit hatte es vielversprechende Fortschritte gegeben, die einen baldigen Durchbruch zu erwarten ließen. Sollte es der Forschungsstation gelingen, der Regentin Regina funktionierende Nanobots zu präsentieren, so würde die Ductrix hochdotierte Auszeichnungen verliehen bekommen und wohl auch befördert - und die Hierarchin hatte die Option, die männlichen Bewusstseine wieder in physische Körper zu stecken, die ihr bedingungslos gehorchten. Doch bevor die Kommandeurin sich in schwelgenden Tagträumen verlor, tippte sie erneut auf das Steuermodul und verfolgte über die Augen eines Satelliten die Rusticusgruppe, die zurück zur Galeere geführt wurde. Ihre Aufmerksamkeit blieb nur kurz bei ihnen, dann schaltete sie um und beobachtete die Kolonne, die zum Steinbruch getrieben wurde.

Der kraterförmige Bruch befand sich nur wenige Kilometer außerhalb des Lagers und wurde von einem hohen Zaun eingerahmt, der durch scharfe Stacheln, Klingen und zusätzlich mit Strom gesichert war. Das große Gate am Eingang schwang gerade auf, um den ankommenden Männern Einlass zu gewähren. Auf einer Anhöhe stand eine Educatrix und beobachtete die Ankömmlinge. Breitbeinig und mit Händen, die in die Hüften gestützt waren, verfolgte sie die Kolonne ins Innere des Bereichs. Erste Amtshandlung dort war die Anbringung der „Poena“ - ein kleiner Kasten, der an die Castitasschellen der Männer gesteckt wurde. Er ließ sich nur durch einen programmierten Elektro-Magnetschlüssel wieder entfernen und konnte Stromimpulse senden. Dazu trugen alle Wärterinnen ein kleines Steuermodul, das die Poena ansteuerte, die ihr am nächsten war. Die Arbeiter erwarteten schweißtreibende Knochenarbeit ohne jegliche Hilfe von Maschinen.

Doch waren die Rusticusse, die für die Elektroerziehung auserwählt worden waren, nicht besser dran. Der Begriff „Erziehung‟ war eigentlich irreführend, denn es war eher ein Elektro-Training, um eine bestimmte Beschaffenheit des Ejakulats zu erreichen. Die Forscherinnen gingen der Hypothese nach, dass spezielle elektrische Reize den Penis und die Hoden eines Rusticus auf eine Weise aktivierten, die das Ejakulat zu Superior-Qualität mutieren ließen - eine zwingende Voraussetzung dafür, als Geliebter für Regina auserwählt zu werden. Bis dahin mussten die Aspiranten endlose Stromeinheiten über sich ergehen lassen, die mit der Zeit immer intensiver wurden.

Doch davon erfuhr Gravis nichts, denn er gehörte als Inhaftierter der Zelle 17 zu den 15 Rusticussen, die zu den Suspensionsfeld-Tanks gebracht worden waren. Zwei Educatrix-Wächterinnen, die die Gruppe in den streng kontrollierten Forschungsbereich geführt hatten, mussten sich an insgesamt drei Schleusenschotts mit Irisscans verifizieren. Alles wirkte hier sehr steril und klinisch kalt. Die oberirdischen Bereiche des Lagers waren eher rustikal und robust, staubig, dreckig und wirkten eher antik; die Untergeschosse der Forschungsabteilungen dagegen waren in weißer Farbe gehalten, alle Oberflächen waren glatt und glänzten. Fast alles bestand aus Polymerkarbonfasern. Bläuliches Neonlicht schien diffus von der Decke und teilweise von den Wänden. Gravis fühlte sich wie in eine andere Welt geworfen. Was würde ihn hier erwarten?

Bald schon sah er einige zylindrische Glasbehälter, in denen nackte Personen zu schweben schienen. Sie bewegten sich wellenartig, als seien sie in eine liquide Nährlösung getaucht, aber Gravis erkannte keine Flüssigkeit in den Tanks. Bei genauerem Hinsehen bemerkte er die Castitasschellen. Es mussten Rusticusse sein. Doch eines verwirrte ihn. Rusticusse zeichneten sich zwar durch einen athletischen Körperbau aus - insbesondere die Beinmuskulatur war enorm ausgeprägt duch die Mühlenarbeit; aber die Subjekte in den Tanks waren schiere Muskelmonster. Jeder Muskel des Körpers war beinahe auf bizarre Weise hypertrophiert.

Gravis wusste nicht, wie die Forscherinnen die Männer in den Glastanks so einer Mutation hatten unterziehen können und wozu. Aber er wusste ganz genau, dass er nicht so enden wollte. Er musste aus dieser Forschungsstation und Disciplina flüchten, bevor es zu spät war. Doch wie sollte er das anstellen? Als er noch nachdachte, kam eine weitere Frau herbei und betrachtete die Rusticusse der Reihe nach, als würde sie auf dem Pferdemarkt ein Reittier erwerben wollen. Sie schaute sich Muskeln, Knochen und Zähne der Männer an und griff ihnen an Brust, Hintern und die Hoden. Bei jedem der Rusticusse tippte sie ihre Bewertung in ein PDA.

Als nächstes wurden die Probanden auf fünfzehn Metallstühlen festgeschnallt, die alle in einer Reihe standen. Sie sahen martialisch und massiv aus und enthielten eine Menge Technik und verfügten sicherlich über zahlreiche versteckte Funktionen. Gravis´ Hände und Füße waren durch dicke gebogene Metallschienen fixiert. Dann schob sich scheinbar automatisch noch ein Taillengurt eng über seinen Bauch, und zu guter Letzt ergänzte ein passgenauer Halsreif die restriktive Fesselung bei den Rusticussen, die nun gezwungenermaßen stocksteif in ihren Sitzen saßen. Mit einem kaum vernehmbaren Surren bewegte sich der breite Halsreif auf eine Weise, die die Köpfe der Männer nach oben zwang. Zwei Forscherinnen schritten die Reihe der Sitze ab und legten den Probanden Maulsperren an und drehten sie auf. Entsetzt sah Gravis, wie sich über ihm ein Tentakelschlauch von der Decke senkte.
64. RE: Regina

geschrieben von Herrin_nadine am 03.08.15 01:57

Hallo Prallbeutel,

die Rustikusse haben wahrlich ein schweres Leben.
Zu welchen Versuchen werden sie jetzt herangezogen. Welche Behandlung wird man ihnen jetzt durchführen.


Danke fürs Tippseln
65. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 09.08.15 16:46

~ XIX ~


Timiditas fiel ohne Vorwarnung zu Boden, als das Kraftfeld ausgeschaltet wurde. Der Munus rieb sich Hand- und Fußgelenke, an denen noch die Sensoren angebracht waren. Besonders seine Schultergelenke dankten der Erlösung von der Dehnposition. Eine uniformierte Frau, die er zuvor noch nie gesehen hatte, befreite ihn von den Kästchen und erweiterten den quälenden Bauchreif ein wenig. Timiditas seufzte wohlig auf. Auch der Nanodraht, der seine Hoden nach unten gezogen hatte, war verschwunden.

Die Frau winkte dem Munus, ihr zu folgen. „Dea erwartet dich. Sie möchte aufbrechen.‟ Timiditas stöhnte innerlich. Das Froschrennen! Dabei schmerzten ihm schon alle Glieder. Doch er spürte innerlich auch einen starken Drang, seiner Herrin zu gehorchen und zu dienen, ohne eine Erklärung dafür zu finden. Er erinnerte sich nicht mehr an die Kognitivtherapie, die an seinem Gehirn angewand worden war. Er folgte brav der Frau durch den Korridor - gekleidet nur in Bauchreif, Hodenring und Halsband. Sein gewaltiger Penis baumelte vor seinen weiblichen Schenkeln; der kleine Zweitpenis war permanent versteift und fiel trotzdem nicht weiter auf - im Schatten des monströsen Luststabs. Und der riesige Hodensack mit seinem prallen Inhalt störte Timiditas kaum noch beim Laufen; zumindest hatte er sich daran gewöhnt.

Der Weg führte sie in das Ankleidezimmer von Dea. Timiditas fiel vor ihr reflexhaft auf die Knie und beugte den Kopf. Doch er hatte bei der Ankunft für Sekundenbruchteile das prächtige Kleid der Lady gesehen. Sie sprach gerade mit einer anderen Frau, die ihr beim Ankleiden half. „Sitz mein Diadem auch richtig?‟ Dea hatte ihre langen Haare zu einer kunstvollen Turmfrisur hochgesteckt. Das Diadem glitzerte und funkelte in ihrem Schopf. An ihren zierlichen Handgelenken klackerten und klirrten Armbandreifen aus edelsten Materialien. Das Kleid ließ ein tiefes Dekolleté frei, in dem ein kostbares Collier hing, während die kleinen, festen Brüste direkt darunter in dem engen Seidengewand in Position gehalten wurden.

Und im nächsten Moment setzte sich Dea auch schon mit weiten, forschen Schritten in Bewegung und eilte den Korridor entlang, ihre Entourage mühte sich, Schritt zu halten. Zu ihrem Gefolge gehörten neben Timiditas noch zwei Munus, die enge Latexsuits trugen, zwei weitere Damen und die uniformierte Frau, die wohl zur Schiffsbesatzung gehörte. Sie sprach Dea auch an: „Die Landungstriebwerke zünden in zehn Minuten, Dea.‟ Die Edelfrau freute sich und lächelte. „Sehr schön! Ich kann es gar nicht mehr erwarten, meine Freundin wiederzusehen.‟

Der Tross hielt sich in einem fensterlosen Raum auf, so dass Timidtas nur vermuten konnte, dass das Schiff auf einem Planeten oder Asteroiden landete, wo die Freundin seiner Herrin offenbar lebte. - Was Timiditas in den nächsten Stunden erlebte, ging über seine kühnsten Vorstellungen hinaus. Die Edeldamen lebten in einem Luxus, den er sich nicht einmal in seiner Fantasie hatte ausmalen können. Alles war so prunkvoll und verschwenderisch ausgestattet, dass er die Eindrücke gar nicht richtig verarbeiten konnte.

Sie waren in eine riesige Halle eingetreten, wo Dutzende Balldamen an modernen Tischen saßen und von superben und exzellenten Gerichten speisten. Andere Edelfräuleins standen auf der großen Marmorfläche aus schwarz-weiß-kariertem Grund und tanzten oder unterhielten sich. Augenblicklich eilten weitere Munus in Latexsuits herbei, die jedoch zusätzlich Schulterklappen aufwiesen und sie als Saaldiener auszeichneten. Während sich die Begleiter der Dea dezent zurückzogen, wurde Timiditas von den Bediensteten grob gepackt und in einen Nebenraum gebracht.

Dort warteten bereits mehrere Munus, die ebenfalls nur drei Reife trugen, in winzigen Käfigen, in denen sie zusammengekauert auf dem Boden hockten. Auch Timiditas wurde in eine solche kleine Zelle gebeten. Das Froschrennen sollte erst nach dem Mahl beginnen. Und das konnte noch Stunden dauern. Zwei Saaldiener in ihren Latexsuits verschlossen Timiditas in seiner Box und setzten sich gegenüber auf jeweils einen belegten Käfig. Timiditas hörte sie über belanglose Dinge sprechen. Über das Schicksal der Käfiginsassen machten sie sich offenbar keine Gedanken. Ihr Interesse galt mehr den Speiseresten, die sie ergattern konnten, der neuesten Mode der adligen Damen und auch dem Froschrennen, auf dass sie ebenfalls wetteten.

Der erste Munus schlug zwei Mal scheppernd mit der flachen Hand gegen den Käfig unter sich und meinte: „Der wird das Rennen machen. Hundertprozentig!‟ Der Zweite schnaubte. „Glaub ich nicht. Gewöhnlich gewinnt der Frosch der jeweiligen Gastgeberin.‟ Er zeigte mit dem Kinn in die linke Ecke, wo ein Munus in einem Käfig hockte. Er gehörte wohl Deas Freundin. Timiditas schluckte. Auf ihn selbst wettete offensichtlich niemand. Wenn es stimmte, was die beiden sagten, war er etwas beruhigt. Dea erwartete also in Wirklichkeit gar nicht, dass er gewann. Sie war nur Gast. Aber wenn er zu schlecht abschnitt, würde er sicherlich bestraft werden. Timiditas merkte, wie sein Körper zu zittern begann.

Die beiden Saaldiener-Munus wechselten das Thema. Der Erste erzählte: „Hast du gehört, dass Augusta Regina all ihre Custos austauschen will?‟ Dem anderen war das neu. Der Erste wusste: „Auf Disciplina formen sie gerade neue Custos für das königliche Harem.‟ Timiditas lauschte und fragte sich, was ein Custos war. Und auch der Ort „Discipina‟ sagte ihm nichts. Ging es um Liebesdiener für die Regentin? Timiditas erfuhr nicht mehr. Die Pause der Saaldiener war beendet, und sie verließen den Raum. Sicherlich mussten sie neue Tabletts mit dem nächsten Gang des Menüs herbeischleppen.

Timiditas konnte sich kaum bewegen. Er saß auf seinen Unterschenkeln, den Kopf an den Knien. Sein großer Penis, der wie ein drittes Wadenbein auf dem Boden lag, spießte fast sein Kinn auf, und der gewaltige Hodensack hatte sich irgendwie verformt Platz unter ihm geschaffen. In dieser Enge sollte die Zeit nur sehr langsam vergehen, aber die Gewissheit auf das gefürchtete Froschrennen ließ die Zeit trotzdem rasen. Seine gekrümmte Körperhaltung ermüdete die Schenkel. Timiditas befürchtete das Schlimmste. Würde er überhaupt auch nur wenige Meter zurücklegen können, bevor seine Muskeln versagten?

Während Timiditas sich in seinem kleinen Käfig sorgte, standen die beiden Munus in der Küche des Palastes und sortierten Berge von schmutzigem Geschirr. Der Erste warf Gabeln in einen großen Korb und erzählte: „Ich frage mich, ob es nur ein Gerücht ist.‟ Der Zweite schaute ihn fragend an, worauf sein Gegenüber erklärte: „Nun ja, warum sollte Regina die gesammten Custos austauschen?‟ Der andere Munus schlug vor: „Vielleicht gab es technische Probleme mit den Castitasschellen. Da versteht Regina sicherlich keinen Spaß. Ausgerechnet bei Custos!‟ Der Erstere murmelte: „Vielleicht. Selbst wenn es nur eine Schelle war, die defekt war, wird sie sicherheitshalber die ganze Mannschaft austauschen.‟ Sein Gegenüber fragte: „Und auf Disciplina werden neue Rusticusse dafür ausgebildet?‟ Der Munus warf ein Dutzend Gabeln in den Korb. „Zumindest habe ich es bei einem Gespräch zwischen zwei Edeldamen mitbekommen. Es werden wohl auch welche für kraftraubende Arbeiten gezüchtet, aber einige sollen als Custos...‟ Plötzlich schrie er quiekend auf und zuckte stark zusammen.

Der andere Munus sah sich überrascht um. Eine uniformierte Frau hatte ihren Elektrostab eingesetzt. „Hier wird gearbeitet und nicht getratscht!‟ Kleinlaut entschuldigten sich die Munus und machten sich beflissen an die Arbeit. Eigentlich hatte er seinem Kollegen noch von einem anderen belauschten Gespräch berichten wollen: der neuesten Mode für Munusse. Auch die Bodysuits unterlagen einem Modediktat. Von Jahr zu Jahr wurden sie unangenehmer zu tragen. Sie kniffen im Schritt, waren hauteng und quetschten die Hoden durch spezielle Hpyer-Kompressions-Fasern von Modell zu Modell mehr und mehr. In einem Jahr waren die Stringbereiche aus Drahtseil, und ein Jahr zuvor bedeckt der Suit zwar zwei Drittel der Pobacken, aber der Stoff war von innen mit einer Oberfläche wie Schmirgelpapier beschaffen. Bald sollte es wieder eine Erneuerung geben, die eine permante Saug-Reizung der langen Brustwarzen sicherstellte.

Die beiden unterhielten sich noch eine Weile weiter - immer auf der Hut davor, von einer Aufpasserin erwischt zu werden - und naschten heimlich von den Essensresten, da erklang eine ohrenbetäubende Fanfare: Das Signal für das Froschrennen. Timiditas und sechs weitere Munus wurden in den Saal getrieben. Sie watschelten zwar in der Hocke vorwärts wie Enten, aber der Nanodraht war noch nicht zwischen den Füßen und ihrem großen Hodensack gespannt. Dutzende Edelfräuleins versammelten sich aufgeregt an der Ziellinie und auch an den Seiten der Rennbahn.

Frauen, die eine zivile Art einer Audiutrixuniform trugen, führten die Munus in eine Reihe an die Startlinie und aktivierten die Nanofasern. Nun war alles für das Froschrennen vorbereitet. Die Wetten waren abgegeben, die Damen hatten sich von dem teuren Wein oder Sekt nachschenken lassen und erwarteten das Startsignal. Timiditas spürte, wie sein Hodensack wie ein Sitzkissen unter ihm den Boden berührte. Sich darauf ausruhen war natürlich keine gute Idee, denn sein Gewicht würde die Hoden äußerst schmerzhaft quetschen. Aus der Hocke erheben würde er sich lediglich wenige Zentimeter können, bevor sich die Nanofaser spannte. Dann kreischte der Signalton.

Alle Munus setzten sich ungeschickt in Bewegung. Einigen Teilnehmern merkte man an, dass sie das Froschrennen nicht zum ersten Mal absolvierten. Timiditas lag bald hoffnungslos zurück, war aber auch nicht der letzte Läufer. Die schrille und laute Geräuschkulisse, die die Edelfräuleins mit ihrem Anfeuern, Kichern und Kommentieren erzeugten, überlagerte das angestrengte Stöhnen und Ächzen der Munus. Die zwei schnellsten „Frösche‟ legten ein beachtliches Tempo vor. Einer von ihnen war der Teilnehmer der Gastgeberin. Timiditas quälte sich Schritt für Schritt mit seinen wie Feuer brennenden Schenkeln und ziepte sich bei jeder zweiten oder dritten Vorwärtsbewegung unangenehm den Hodensack. Einmal taumelte er unkontrolliert nach hinten und setzte sich für einen Augenblick auf seinen großen Beutel, sprang gleich quiekend wieder auf und strebte weiter nach vorne dem Ziel zu, das immer noch so unendlich weit entfernt schien wie der nächste Stern.

Wieder und wieder kamen ihm Konkurrenten entgegen, die schon einen großen Vorsprung herausgearbeitet hatten. Das Rennen fand auf einer nur etwa 20 Meter langen Bahn statt, die jedoch fünf Mal bewältigt werden musste. - Als der Sieger ins Ziel fand, stürzte er erschöpft und keuchend auf die Seite. Jubel brach bei einigen Damen aus. Doch die Gastgeberin war nicht dabei. Ihr Teilnehmer erzielte nur den zweiten Platz. Was sie davon hielt, zeigte sich unverblümt in ihrem Gesicht, dessen Schönheit von Wut verzerrt war. Mit knirschenden Zähnen gratulierte sie der Besitzerin des schnellsten Munus. Dann gab sie einer der uniformierten Frauen ein Zeichen, die ihren Munus in der Hocke abführten und mit ihren Elektrostäben traktierten.

Timiditas glaubte in diesem Moment, dass er keinen weiteren Meter mehr schaffen würde. Seine Muskeln versagten ihm einfach den Dienst. Seine schweren Brüste schienen ihn nach vorne zu ziehen. Mehrmals musste er sich auf den Knien ausruhen. Doch selbst ein Krabbeln auf allen Vieren war ausgeschlossen, denn es war erstens verboten und zweitens wegen der Fixierung kaum möglich. - Der dritte Munus wankte ins Ziel und wurde zum Dank von seiner Besitzerin lautstark beschimpft und umgetreten, so dass er auf die Seite fiel. Sie hatte wohl auf Sieg gewettet und war nun enttäuscht. Sie versprach ihrem Munus zukünftig „ein noch viel härteres Training.‟

Die Geschwindigkeit der verbliebenen vier Munus wurde immer langsamer. Sie wankten nur noch angestrengt und schwindelnd vorwärts. Schleppend. Taumelnd. Stolpernd. Timiditas befand sich an dritter Position. Er gab alle Kraft und Willensstärke, aber bald war der letzte Teilnehmer mit ihm gleichauf. Die beiden Konkurrenten kämpften Seite an Seite um jeden Meter, während der nächste Munus das Ziel erreichte. Auch er erhielt eine Tirade aus Drohungen und Unheil verkündenden Versprechen seiner Besitzerin.

Als es den Edelfräuleins zu langweilig wurde, schickten sie drei Uniformierte auf die Bahnen und ließen sie die drei letzten Munus mit Elektrospießen antreiben. Die aufgeregten Quiektöne der Munus sorgten für allgemeine Heiterkeit bei den Damen, und die Reihenfolge der verbliebenen „Frösche‟ fiel in den Hintergrund. Entscheidend war der Spaß am Sport. Für die hinteren drei Plätze gab es eh keine Medaillen mehr. Der führende Munus schaffte die Ziellinie und kippte gleich auf die Seite, wo er jedoch von zwei Uniformierten entfernt wurde, indem sie sein Hinterteil mit den Spießen bearbeiteten, bis er sich trotz Nanofaser wieder in der Hocke befand und davonwatscheln konnte.

Bei den letzten beiden Munus trafen die Uniformierten auch schon mal „versehentlich‟ den schweren Hodensack zwischen den Froschbeinen. Timiditas´ Kontrahent sprang erschrocken auf, wurde brutal von dem Nanodraht wieder zurück auf den Boden der Tatsachen geführt und fiel seitlich um. Sofort stürzten sich alle drei Uniformierten sich auf den Athleten, um ihm zu „helfen‟. Doch der Munus war außer Kontrolle und wälzte sich nur auf dem Boden umher, während Timiditas einige Meter gutmachen konnte. Als der andere Munus endlich wieder hockte, war Timiditas kurz vor der Ziellinie. Wenigstens war er nicht der Letzte! Die Schmerzen waren unglaublich. Aber er schaffte auch den letzten halben Meter noch. Er spürte seine Beine als brennendes Feuer. Sie versagten ihm, als die Nanofaser gelöst worden war und er aufstehen sollte.

Da Dea darauf bestand, dass er sich hinstellte, zwang sich Timiditas mit letzter Willenskraft hoch und wackelte unsicher auf der Stelle. Dea versetzte ihm eine kräftige Backpfeife und ließ ihn abführen. Im Hintergrund hörte er noch ein helles Greinen des Verlierers, das in ein verzweifeltes Betteln und Winseln überging. Was ihm wohl bevorstand? - Zwei Saaldiener-Munus brachten Timiditas in den kleinen Käfig zurück. In der gedrängten Stellung brannten seine Schenkel noch mehr. Sein Flehen blieb ungehört. Er verblieb in der Enge des Käfigs.

Irgendwann wurde das Feuer zu einem unbestimmten Kribbeln und einem dumpfen Schmerz. Er spürte seine Beine nicht mehr richtig, als endlich die zwei Saaldiener kamen und ihn und die anderen Munus befreiten. Timiditas wurde wackelnd zurück auf das Schiff der Dea gebracht, wo ihn Bedienstete in eine Zelle einschlossen, die trotz der spartanischen Einrichtung aus einer harten Pritsche im Vergleich zu dem Käfig das reinste Paradies darstellte, und schlief dort erschöpft ein. Hoffentlich hatte das schlechte Abschneiden beim Rennen kein weiteres Nachspiel für ihn!

In seinen Träumen wurde er von einem Tribunal zu lebenslangem Aufenthalt in einem kleinen Käfig verurteilt. Lediglich eine halbe Stunde pro Tag durfte er hinaus und musste in dieser Zeit im Entengang im Kreis watscheln. Schweißgebadet wachte Timiditas auf. Er war in keinem Käfig sondern noch in seiner Zelle, bekleidet mit Hals-, Bauch- und Hodenreif. Wohin das Schiff wohl Kurs gesetzt hatte? Wo wohnte Dea? Hatte sie auch so einen prächtigen Palast wie die Gastgeberin, bei der sie gewesen waren? Dort würde er also seine Zukunft verbringen.

Im prachtvollen Kajütenraum der Dea lag die Edeldame auf einer großen und edlen Chaiselongue und chattete mit einer Freundin per Video- und Audio-Übertragung. Die Freundin neckte sie, weil ihr Munus Vorletzter geworden war und unterstellte ihr ein Verzärteln und Verhätscheln ihres Munus. „Du musst ihn einfach härter trainieren. Bekommt er wenigstens eine angemessene Strafe für sein peinliches Versagen?‟ Dea erklärte, dass der Munus noch ganz neu und ungeübt sei. Doch um nicht ihr Gesicht vor ihrer Freundin zu verlieren, kündigte sie an, dass der Munus für vier Stunden in eine Hodenzwinge komme. Die Freundin kicherte und fragte, ob sie davon eine Videodatei bekommen könne. Dea sagte ihr es zu. „Auch Audio?‟ Die Freundin lachte: „Klar! Sonst wäre es ja nur der halbe Spaß!‟ Mit einem herzlichen Lachen verabschiedete sich die Freundin und beendete die High-Speed-Verbindung.

Dea nahm ihr Medaillon in die Hand, das sie um den zierlichen Hals trug, und klappte es auf. Es leuchtete in alles Farben des sichtbaren Spektrums und bildete eine 3-D-Holografie vor ihren Augen, die die genaue Raumzeit und die Koordinaten des Schiffes samt Grafik angab: Noch fünf Stunden bis nach Patria Luna, dem Mond eines Gasriesen, der im Sternensystem der Regina einige große private Habitatmodule beherbergte. Dort lebten ausschließlich Edeldamen, die sich ein Leben in solcher Pracht leisten konnten.

Die Außenhaut dieser Habitate formte eine gewaltige Halbkugel über den Bauten und Gärten der künstlich angelegten Stationen, die jeweils autarke Biosphären bildeten. Die Spezialbeschichtung der Kuppelhülle sorgte für eine genügende Abschirmung der gefährlichen Strahlung, die von dem Gasriesen ausging. Theoretisch waren diese Ökosysteme unabhängig von der Außenwelt, doch importierten die Eigentümerin reichlich Waren, um ihrem luxuriösen Lebensstil Genüge zu tun. Und jede Adlige bewohnte ihr privates Habitat. Timiditas sollte noch früh genug ins Staunen geraten. Solch Pomp hatte er selbst nach dem Ballsaal der anderen Dame hier nicht erwartet. Dea schien noch vermögender zu sein. Ob sie ein Munus-Harem besaß? Was würde ihn hier bei seiner neuen Herrin erwarten? Timiditas spürte die Angst, aber zugleich war er auch bereit, Dea zu dienen. Tief in ihm fühlte er, dass dies sein Lebenssinn war. Und er war stolz, ein Munus von Dea sein zu dürfen.

Auf der Brücke des Raumschiffes gab die Pilotin einige Daten auf einem phosphoreszierenden Steuerungspanel ein. „Triebwerksrückstoß konsistent. Sinkflug: minus 22,450 Kilometer. Andockvorgang: minus 04:53 Minuten.‟ - Als das Raumgefährt andockte, war es kaum zu spüren, so sanft glitt der Schleusenbereich über die vorgestülpte und zylinderförmige Dockstation, von der aus ein schlanker Turbolift auf den Boden des Habitats führte. Teile des Schiffes zogen sich lamellenartig zusammen, um in der Parkposition zu verharren. Kurz darauf erstarben sämtliche Triebwerke.

Timiditas bekam seine angebetete Dea nicht zu Gesicht, sondern er wurde gleich von zwei Munus-Dienern in Latexsuits abgeführt. In den Tiefen des Gebäudekomplexes, das großteils aus Deas Palast bestand, befreiten die Diener den Neuankömmling von seinen drei Reifen. Timiditas seufzte wohlig auf. Die Enge um Taille und Hoden war weg. Und auch der Hals hatte seine Bewegungsfreiheit wieder. Und er hatte schon befürchtet, bestraft zu werden. Die Diener brachten ihn einen Raum weiter, dessen Tür sich mit einem pneumatischen Zischen öffnete und die sieben ineinandergreifenden Riegel sichtbar machte, die an entblößte Reißzähne eines Raubtieres erinnerten.

Der Raum war völlig kahl bis auf einen etwa zwei Meter langen und einen Meter breiten stabilen Stahltisch, der in der Mitte stand und mit dem Boden vernietet war. Die sechs rechteckigen Beine endeten in einem Rahmen, der mit dem Boden abschloss. Timiditas musste sich bäuchlings auf die Platte legen. Die großen Brüste machten das Unterfangen nicht einfach. Sie schienen sich unter ihm wie Quallen bis über Schultern und Hals auszubreiten und zu verteilen. Daher erreichten die Schultern kaum die Oberfläche des Tisches. Die Diener spreizten seine Beine. Plötzlich fühlte er Metallspangen, die seine Gelenke eng und unbarmherzig umfassten. Warum hatte er die Vorrichtung am Tisch zuvor nicht bemerkt?

Dann sollte er seine Arme rechtwinklig vom Torso abknicken und auch das Ellenbogengelenk in einen rechten Winkel führen. Wieder klackten enge Schnallen aus Metall. Dieses Mal um seine Handgelenke. Einer der Diener tippte etwas auf sein ovales PDA ein. Timiditas spürte, wie sich unter seiner Hüfte ein Teil des Tisches öffnete. Sein gewaltiger Luststab sowie der schwere Hodensack polterten 30 Zentimeter in die Tiefe und baumelten dort umher. Dann griff plötzlich irgendetwas nach den Hoden und zog sie weiter nach unten, bis der Munus aufstöhnte. Doch damit nicht genug: Von allen Seiten schienen die Hoden nun gepresst zu werden, als befänden sie sich in einem Kasten, dessen Wände, Decke und Boden sich annäherten. Timiditas grunzte laut auf. Die Pein breitete sich in seinem gesamten Unterleib aus. Dumpf, aber intensiv.

Er wollte schon um Gnade flehen, versuchte den Kopf etwas zu drehen, konnte aber niemanden im Raum sehen. War er alleine gelassen worden? - Als er sich damit abfand, alleine zu sein, bemerkte er erst die digitale Anzeige, die so tief an der Wand angebracht war, dass er sie lesen konnte, wenn er den Kopf so weit wie möglich in den Nacken zog. Die neongrünen Zahlen zählten rückwärts. Offenbar waren es Sekunden. Der Zähler stand gerade bei 3.208. Musste er fast noch eine ganze Stunde so zubringen? Ein leises Wimmern entrang sich seiner Kehle. Die Hoden schmerzten heftig, als habe jemand seinen Stiefel darin versenkt, oder als würden zwei Edelfräuleins auf dem großen Sack stehen und heiter hüpfen. Entsetzt und hilflos starrte er auf die Anzeige: 3.201... 3.200... 3.199... 3.198...

Während Timiditas in der Hodenzwinge ächzte, räkelte sich Dea auf einem voluminösen Diwan aus einem polymeren Spezialmaterial, das sich perfekt an ihren Leib anpasste, Temperatur, Härte und Oberflächenbeschaffenheit nach Wunsch wandelte. So angenehm verwöhnend die dezente Massage im Diwan für ihren edlen Körper war, so ärgerlich war eine Meldung, die von einer Legata der Augusta Regina stammte. Hintergrund waren Deas Versäumnisse in den vergangenen Jahren, ihre Neuanschaffungen - immerhin 44 Munus - bei der Regierung anzumelden. Dies war wichtig, da generell jeder Munus erfasst und seine Ejakulatqualität in einer Datenbank gespeichert wurde.

Die Regentin verließ sich bei der Auswahl für ihren Nachwuchs nicht nur auf ihr Haremmaterial oder vereinzelte Rusticusse, sondern sie war stets auf der Suche nach den besten Genen des Sternensystems. Die Behörde der Legata hatte von den 44 Munus erfahren und nun über den Hauptkommunikationsskanal einen Besuch bei Dea angekündigt. In Windeseile ließ Dea daher die 44 Munus elektronisch abmelken und die Ernte in beschrifteten und versiegelten Reagenzgläsern kühl lagern. Vielleicht konnte sie so den Aufenthalt der nervigen Legata abkürzen.

Als Timiditas´ Zeit in der Zwinge vorbei war, wurde er gleich zur Abmelkstation gebracht, wo ihn zwei Munus in Latexsuits verkabelten und mit reichlich Ampere versorgten. Ein Orgasmus war dabei nicht nötig; daher stellten die Diener den Strom kurz vor dem Höhepunkt ab und ließen ihren „Patienten‟ auslaufen. Diese Vorgehensweise war auch dringend erforderlich, denn ansonsten wäre der eingesetzte Sicherungsmechanismus aktiviert worden und hätte Timiditas einen Stromimpuls verpasst, gegen den die die Stimulation ein leichtes Kribbeln gewesen wäre. Seine Hoden schmerzten noch mehr als vorher. Die Diener brachten ihn wortlos zurück in seine Zelle. Er konnte sich keinen Reim auf diese Aktion machen.

Nach Ankunft der Legata präsentierte ihr Dea die Ergebnisse der Schnellanalyse. Zwei Munus hatten tatsächlich signifikant gute Ejakulatsqualität. Die Legata nahm die Werte emotionslos zur Kenntnis und räusperte sich. „Augusta Regina wird erfreut sein, zu erfahren, zwei weitere potente Spender ernten zu können.‟ Deas Laune sank in unermessliche Tiefen. Die Regentin konnte die betroffenen Munus einziehen, ohne Schadensersatz zu leisten. Zwar bildete dies für Dea keinen wirtschaftlichen Schaden, denn was kostete schon ein Munus? Aber es ging ihr ums Prinzip. Dea gehörte nicht zu den Edelfräulein, die die Hierarchin vergötterten.

Sie hatte sogar einmal mit dem Gedanken gespielt, das Sternensystem der Regina zu verlassen. Aber außerhalb des Sol-System mit seinen fünf Planeten, zahlreichen Monden und Asteroiden gab es über kosmische Entfernungen nur das weite, einsame All. Das System lag weit jenseits der üblichen Reiserouten anderer Schiffe der Großen Allianz - einer politischen Union aus diversen humanoiden Welten. Eine von ihnen hatte vor einigen Jahrhunderten eine Kolonie auf dem zuvor unbewohnten Planeten Regina gegründet. Diese Menschen galten als Gründerväter des Reiches. Doch dann war die Kolonie in Vergessenheit geraten und hatte sich zu einer ungewöhnlichen matriarchischen Kultur entwickelt, wie sie von Augusta Regina regiert wurde.

Dea ahnte, dass eine Munushaltung außerhalb von Regina illegal sein würde. Männer wären gleichberechtigt! Selbst, wenn sie zum Munus umgeformt worden waren. Ein Unding, dem sie sich nicht aussetzen wollte. Daher hatte sie sich entschieden, ihr Leben weiterhin im Solsystem der Regina zu verbringen - mit demnächst wohl zwei Munus weniger. Sie würde dann eben erneut zu einem Munusmarkt reisen und sich zwei neue Exemplare kaufen. Auf der Station Eldorado gab es immer gute Sonderangebote.

Wenig später ließ die Legata die zwei Munus in ihren Raumkreuzer einladen. Für sie hatten die beiden Kreaturen nur Nummern, aber vor ihrer Mutation waren sie Subtilis und Timiditas genannt worden. Ihnen war nicht erklärt worden, was mit ihnen geschehen sollte, daher waren sie aufgeregt und fast panisch, als ihnen die schwarzen Latexkapuzen über die Köpfe gezogen wurden. Mit Arm- und Fußketten bewegten sie sich langsam und unbeholfen vorwärts in den Laderaum des Regierungs-Schiffes namens Regina XXVIII. Die Munus trugen zusätzlich einen Halsreif, der sie durch eine ein Meter lange Kette miteinander verband. So führte eine Audiutrix sie zu ihren Ladeboxen: aufrechten engen und länglichen Kisten mit einem Gitterfenster in Gesichtshöhe. Ihre Fesseln wurde dafür gelöst, das Halsband jedoch blieb ihnen erhalten.

Timiditas hoffte, dass sie nicht die ganze Zeit über stehen mussten. Er hatte keine Ahnung, wie lange der Flug dauern würde. Wo war das Ziel? Was würde mit ihm geschehen? Hatte Dea ihn verkauft? Warum und an wen? Fragen über Fragen rasten durch seinen Kopf, und Subtilis erging es sicherlich nicht anders. Doch zunächst wurden sie in der absoluten Dunkelheit des Lagerraumes zurückgelassen. - Eine Viertelstunde später ließ sie das leichte Vibrieren wissen, dass die Triebwerke gezündet hatten. Die Pilotin tippte auf ihrer Konsole entsprechende Werte und Befehle ein, die das Schiff vom Dock des Habitats lösten. Erst bei vorprogrammierten Koordinaten, die einen bestimmten Abstand zu der Kuppel garantierten, beschleunigte die Regina XXVIII und raste ihrem Ziel entgegen: dem Planeten Regina, der sich noch im Schatten eines Gasriesen versteckte, doch bald schon auf den Monitoren der Brücke auftauchen würde. Die Reise würde vor der Ankunft noch die Gelegenheit ergeben, die Munus mit einem Brei-Präparat auf ihre zukünftige Mission vorzubereiten. Die Legata hatte die Dokumente bereits mit einem Datenstrom in den Palast der Augusta Regina geschickt, so dass einer Übergabe nichts mehr im Wege stand. Danach würde sie sich einen Urlaub auf Eldorado gönnen. Den hatte sie sich verdient, nachdem sie für Regina in den vergangenen zwölf Wochen insgesamt 33 Munus für die Samenbank eingezogen hatte.
66. RE: Regina

geschrieben von Holzfäller am 12.08.15 18:46

Hallo Prallbeutel, ganz tolle Geschichte. Vor Allem diese Menge Text. Bin ja gespannt, ob sich die einstigen Freunde mal Irgendwo wieder treffen?
67. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 23.08.15 12:39

Interessante Fortsetzungen Prallbeutel.
Hat nun Timiditas das große Los gezogen und darf der Herscherin für Nachkommen dienlich sein?
Warum werden die Männlichen Embryos nicht einfach vorher Ausgesondert indem man die Eizelle sich gar nicht erst Einnisten lässt oder überhaupt nicht erst Einpflanzt? Die Forscherinnen könnten doch eineMölichkeit finden die Gehirne zb mit den Schiffscomputern zu verbinden. Damit gäbs keinen Bedarf mehr zur Einlagerung und den Gehirnen wird vorher die gesammte Erinnerung gelöscht so das die keinerlei Erinnerung an das vorherige Leben haben.
Wie es Gravis wohl Ergeht wenn die Transformation Abgeschlossen ist? Schon Interessant wie die Rusticusse rangenommen werden die in Disciplina landen. Den Galeerendienst fand ich klasse. Ob Gravis doch lieber bei den Tretmühlen geblieben wär? Das mit der Entsamung durch Munus war schon Witzig. Der Arme Hintern!
Ich glaube nicht das sich die 3 jemals wiedersehen werden. Höchstens wenn die alle 3 in den Palast zur Regina kommen, aber ob die sich Wiedererkennen würden?
68. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 29.08.15 15:14

~ XX ~


Der schrille Alarm hörte gar nicht mehr auf. Animus und Levis hielten die Anspannung nicht mehr aus, als auch noch ein Schrei zu hören war und Fußgetrappel durch den Korridor schallte. Sie liefen durch aus ihrem Quartier und sahen sich um. Niemand war dort zu sehen. Just in diesem Moment erschütterte das gesamte Schiff unter einer gewaltigen Explosion. Sie wurden beschossen!

Animus und Levis fielen zu Boden und rappelten sich wieder auf. Was war nur los? - Celeritas im Maschinendeck wusste vermutlich mehr; und Magnus auf der Brücke hatte wohl alle Informationen darüber, was los war. Wurden sie angegriffen? Kaum waren die beiden Pugnatoranwärter aufgestanden, erschütterte das Schiff erneut durch eine gewaltige Explosion. Die beiden Rekruten schleuderten zu Boden. Levis ächzte auf. Er hatte sich an einer Modulpaneele gestoßen, hinter der Glasfaserkabel verliefen und eine Platine für Flugsteuerungskontrolldiagnosen enthielt, und verzog schmerzhaft das Gesicht und hielt sich die linke Schulter.

Ein weiterer Alarm übertönte noch den permanenten Signalton. Eine übersteuerte Computerstimme verkündete wie ein Menetekel: „Eindringlingsalarm! Alle Einsatzkräfte zu den Kommandostationen! Alarm Rot!‟ Beinahe wurden Animus und Levis von einem sechsköpfigen Trupp überrannt, der den Korridor in höchster Eile und schwer bewaffnet und mit Protektoranzügen in Richtung Turbolift hastete. Animus runzelte die Stirn und fragte ungläubig: „Hatten die gerade Atemmasken auf?‟ Levis schaute verdattert und besorgt. „Ich weiß nicht. Da habe ich gar nicht drauf geachtet...‟ Ein sichtbarer Gasnebel strömte in diesem Moment um die Ecke des Korridors, keine 20 Meter von den beiden Rekruten entfernt.

Levis bemerkte ihn und fragte mit gerunzelter Stirn: „Was ist das?‟ Animus hielt sich einen Ärmelaufschlag seiner Uniformjacke vor Mund und Nase und rief: „Wir müssen hier weg. Vielleicht ist es giftiges Gas!‟ Sie rannten den Pugnatoren hinterher. Eine Erschütterung wie bei einem Erdbeben ließ das gesamte Schiff dumpf dröhnend erzittern. Waren sie mit einem fremden Schiff kollidiert? Oder einem Mikro- Asteroiden? Oder hatte es eine Explosion an Bord gegeben?

Die beiden Jünglinge liefen einfach weiter. Wohin, das wussten sie selbst nicht so genau. Was sollten sie nun tun? - Nach zwei weiteren Ecken endete der Korridor an einem Turbolift. Von den Männern war nirgends etwas zu sehen. Aber sie hatten offenbar ein sperrendes Kraftfeld aus einem Lasergitter hinterlassen. So konnten Animus und Levis nicht zur Tür des Lifts gelangen. Sie waren in einer Sackgasse. Vielleicht wollten die Soldaten so das Deck mit der Brücke abriegeln. Links und rechts an den Wänden des Flurs waren Leisten angebracht, die ein Netz aus roten Laserstrahlen erzeugten. Wer hier durchlief, konnte sich aus 96 Puzzleteilchen neu zusammensetzen.

Hinter ihnen war erneut hastiges Stiefelgetrampel zu hören. Animus und Levis schauten sich ängstlich um. Wer würde um die Ecke kommen? - Ihre schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich: Sie standen im nächsten Augenblick sechs oder sieben fremden Personen gegenüber. Die Raumpiraten! Es mussten Raumpiraten sein, denn sie trugen keine einheitliche Uniform, wie man sie von einer angreifenden, feindlichen Armee erwarten würde. Eigentlich trugen sie alle etwas anderes. Und auch ihre Waffen bildeten ein Sammelsurium von Instrumenten.

Der vorderste Mann war ein Riese von Typ in einem langen, schwarzen Ledermantel mit Kapuze, die er sich tief bis ins bärtige Gesicht gezogen hatte. Er zielte mit einer Pistole auf die beiden Jünglinge, die Animus nicht genauer identifizieren konnte. Es musste ein uraltes Modell sein. Und sie schien nicht einmal mit Energiestrahlen zu funktionieren. Der vorne aufklaffende Mantel ließ einen Blick auf klobige Stiefel und eine Hose mit breiten und gefüllten Seitentaschen zu. Die Beinkleider waren über und über mit silbernen Nieten besetzt.

Der zweite Mann trug dagegen ein schwarzes Netzunterhemd, das bereits einige zusätzliche Löcher und Risse aufwies. Seine enge Hose bestand aus rotem Leder. Um die Stirn hatte er ein rotes Band gewickelt, das seine langen Haare bändigte. Der Pirat trug spitze, graubraune Stiefel. In der Hand hielt er kampfbereit eine Machete, die schon diverse Scharten aufwies und von ausgiebigem Gebrauch zeugte.

Der dritte Kerl war in eine alte Uniform gekleidet, die Animus aber nicht kannte. Er hielt ein offensichtlich schweres Gerät in den Händen, das aus einem langen Rohr und einem bauchigen Untersatz bestand. Seine Augen waren von einer Schweißerbrille bedeckt. Die Haare waren zu einem Irokesenschnitt rasiert. Animus vermutete, dass die Waffe ein antiquierter Feuerwerfer sein könnte.

Die anderen Personen waren von dem Trio großteils verdeckt, aber plötzlich drängte sich eine kleine Gestalt in den Vordergrund und setzte Levis eine Art Injektor an den Hals. Keine Sekunde später lag der junge Mann bewusstlos auf dem Boden. Animus ging einen Schritt rückwärts, aber schon hatte die Person auch ihm den Injektor an den Hals gesetzt. Zu seiner Verwunderung stellte er gerade noch fest, dass es eine Frau war. Sie trug eine kaputte schwarze Strumpfhose mit Fischnetzmuster, hohe Stiefel und ein altes, weißes Shirt, dazu ein schwarzes Halsband. Ihre Haare standen wild in alle Richtungen ab. Ihre Augen waren grün... Animus versank in dem Grün und spürte dann nur noch Leere. Die beiden Pugnatoranwärter wurden von zwei weiteren Piraten ein paar Meter zurückgeschleift und dann mit Handschellen an einem massiven Wandmodul gesichert, zu dem ein festes Gitter gehörte.

Die Handlanger waren das reinste Ersatzteillager: Einer trug ein auffälliges Okular statt des rechten Auges, dass mehrere Zentimeter weit in Form eines Zylinders hervorschaute, und ein Unterschenkel bestand aus einer Metallprothese, die jedoch nicht den geringsten Versuch machte, menschlich auszusehen. - Dem zweiten Piraten fehlte der linke Arm, der durch eine elektrisch angetriebene Prothese ersetzt wurde, die aussah, wie die Schere einer überdimensionierten Urzeit-Krabbe, und die die Kraft eines hydraulischen Schneidwerkzeugs aufwies, wie er gleich bewies, als die Metallklauen brutal die Kante eines Wandterminals packte, zubiss und sie zerquetschend und Funken sprühend abriss.

Auf seinem kahlen Kopf saß ein verbeulter Zylinder aus Leder. Sein Oberkörper war mit einer Weste bekleidet, in der eine Taschenuhr mit einem analogen Ziffernblatt steckte. Er sah grimmig zu dem Anführer, der ihn strafend anblickte. Unsinnige Zerstörung lenkte die Gruppe nur von ihrer Operation ab: die Übernahme des Kreuzers Aculeus und die Auswahl der geeigneten Leibeigenen, die auf einem Sklavenmarkt Profit abwerfen könnten. Der Rest wurde einfach aussortiert.

Das Maschinendeck war bereits von den Piraten erobert worden. Celeritas saß mit Handschellen auf dem Rücken auf dem Boden in einer Reihe mit einem Maschinendeckfähnrich und zwei weiteren Pugnatoren. Ein Triebwerk-Spezialist betrachtete entsetzt den beim Gefecht beschädigten Energiekonvertierer. Die Gefahr einer gefährlichen Kettenreaktion war gegeben, aber die sie in Schach haltenden Piraten interessierte seine Warnungen nicht.

Magnus war der einzige der Stubenkameraden, der sich noch nicht in der Gewalt der Enterer befand. Mit einigen Pugnatoren und einer Audiutrix hatte sich die Praefecta mit dem Rekruten Magnus auf der Kommandobrücke verbarrikadiert. Über das Schott, das die einzige Zugangsoption zur Brücke darstellte, hatten die Pugnatoren wabenmusterartige Vertrebungen angebracht, die angeblich selbst gegen Stoffe Stand hielten, die extreme energetische Aktivierungslevel aufwiesen. Viel Hoffnungen machte sich die Praefecta jedoch nicht mehr, denn sogar die Spezialeinheit an Bord, das Antipiraten-Team, war überwältigt worden.

Die kleine Gruppe auf der Brücke war völlig isoliert und konnte auf keine Hilfe hoffen. Zwar gingen Notrufe an andere Schiffe der Regina, aber diese würden erst in vielen Stunden eintreffen. Bis dahin hätten die Eindringlinge doch noch die Brücke geentert, sämtliche Verbindungen gekappt und wären mit der Aculeus samt Besatzung im Nirwana verschwunden. Und auch die Emmisionen des Antriebs würde keine brauchbare Spur ergeben, um sie zu finden. Die Armee der Regina musste die Aculeus verloren geben - wieder ein Kreuzer mehr, der den Piraten in die schmutzigen Hände gefallen war.

Primär galt die Sorge der militärischen Führung jedoch nicht dem Leben der Besatzung, sondern der modernen Technik und sensiblen Daten, die nun im Besitz der Piraten, und bald auch in den Fingern der Meistbietenden waren. Das hätte nicht geschehen dürfen. Es war ein schwerer Rückschlag bei der Piratenbekämpfung im Sektor.

Doch dann kam ihnen die eigene Flotte zur Hilfe, mit denen zunächst niemand gerechnet hatte. Die drei Schlachtkreuzer waren auf einer Geheimmission im selben Raumquadranten unterwegs, hatten das Notfunksignal erfasst und sofort zur Stelle: die Fulgur, die Mucro und die Virtus nahmen Rendezvous-Kurs auf die Koordinaten der geenterten Aculeus. Doch auch die Scanner der Raumpiraten erkannten die nahende Gefahr. Der Kapitän und Anführer der Bande fluchte und ließ so schnell wie möglich Wertgegenstände an Bord des Räuberschiffes bringen. Die Aculeus konnten sie nicht mitführen, ohne durch Partikelspuren des Ionenantriebes entdeckt zu werden. Blieben wenigstens noch Besatzungsmitglieder für den Sklavenmarkt.

Da das Piratenschiff lediglich über stark begrenzte Kapazitäten verfügte, musste der Kapitän eilig eine Auswahl treffen. Maximal zehn Personen konnten sie mitnehmen. Einige Piratengesellen durchstreiften die Aculeus erneut, um nach lebendiger Beute zu suchen, bis zehn Leute gefunden waren. Sie brachten ihren Fang an Bord ihres eigenen Schiffes und schlossen eiligst die Andockschleusen, lösten sich von dem Reginaschiff und aktivierten den Sprungantrieb, der sie spurlos in den Weiten des Kosmos verschwinden ließ.

In einem völlig anderen Raumsektor verlangsamte das Schiff und steuerte das Piratennest an, das sie bewohnten: einen Asteroiden mit einer kleinen Habitat-Biosphäre, die großteils im Inneren des aus Erzen bestehenden Planetoiden versenkt war und an der Oberfläche nur aus einer Andockstation bestand, die sowohl optisch wie bezogen auf thermische Strahlung und Partikelspuren mit einer Art Anti-Emitter getarnt war und von den meisten Scannern und Detektoren nicht erkannt wurde. Das Schiff der Spießgesellen verfügte über eine ähnliche Abschirmung, die es wie ein Chamäleon mit dem Hintergrund des Asteroiden verschmelzen ließ.

Die zehn Gefangenen wurden von zwei grobschlächtigen Kerlen vorwärtsgetrieben und in eine Sammelzelle gestoßen. Einer der beiden war fast zwei Meter groß und trug einen alten, langen Ledermantel, an dessen Revers zwei große, goldene Orden hingen. Eine Art Metallplatte war ihm an der linken, geschorenen Schädelseite angenietet. An den martialischen, derben Stiefeln des Mannes waren am Schaft vorne dutzende sieben Zentimeter lange Spikesnieten angebracht. Eine hässliche Narbe zierte sein Gesicht. Sie reichte von der rechten Stirn bis zum linken, ausgeprägten Unterkiefer. Die einzige Waffe an ihm - abgesehen von seinen Muskelbergen - war ein Elektrodolch, den er an der Hüfte in einer Nylonscheide trug.

Der zweite Mann war wesentlich keiner und schmaler, hatte aber durch sein Rattengesicht und die listigen Augen nicht mehr Sympathiepunkte auf seiner Seite als sein Kompagnon. Er trug ein Stirnband, das seine langen Haare fixierte. Seine Füße steckten in verbeulten Stulpenstiefeln, in denen seine rot-schwarz-gestreifte Pluderhose verschwand. Sein Oberkörper war nur durch ein schwarzes Schnürhemd verhüllt, das aber bis zum Bauch geöffnet war. An seinem breiten Gürtel steckte eine Schlinge, in der ein gewaltiger Blaster baumelte. Die Waffe sah viel zu groß für den Mann aus. Aber niemand hatte Zweifel daran, dass er sie beherrschte und bei Bedarf einsetzen würde.

Im Hintergrund stand eine Schotttür auf und ließ jubelnde, grölende Männerstimmen herein - die Piraten feierten bereits ihren erfolgreichen Raubzug. Animus und Levis blickten zu ihren Wärtern hinüber. Die Männer sahen nicht so aus, als besäßen sie irgendwelchen Skrupel. War ihr junges Leben hier schon beendet? Dabei hatten sie ihre Laufbahn als Pugnator doch noch gar nicht richtig begonnen. Animus spürte, wie sich ihm vor Angst der Hodensack zusammenzog.

Während die zehn Gefangenen um ihr Leben fürchteten, begrüßte die Kommandeurin und Praefecta der Aculeus ihre Retter. Die Ersten Offizierinnen der drei Kreuzer waren an Bord und auf die Brücke gekommen. Dutzende Pugnatoren durchsuchten das Schiff nach eventuell blinden Passagieren und scannten sämtliche Bereiche in allen Decks nach Bomben oder Spionagegeräten sowie fremder Software. Doch es sah so aus, als seien die Raumpiraten mit ihrem Schiff und insgesamt zehn Geiseln entkommen.

Magnus erlebte auf der Brücke alles hautnah mit und hoffte, dass seine Kameraden Levis, Animus und Celeritas nicht die Fänge dieser Kriminellen geraten waren. Unter der flankierenden Eskorte der drei Schlachtkreuzer setzte die Aculeus in einer gemeinsamen Formation Kurs auf den Heimathafen auf Regina.
Die Piratenjagd war ein Debakel geworden. Einen Orden würde die Praefecta wohl nicht verliehen bekommen. Bis auf Weiteres waren Pugnatoranwärter vom Dienst freigestellt. Magnus und Celeritas trafen sich erleichtert in ihrem Quartier und warteten auf Levis und Animus.

Eine böse Ahnung stieg ihnen in den Sinn. Sollten die beiden Kameraden etwa zu den Geiseln gehören? Und was würde mit ihnen geschehen? Offenbar mussten Celeritas und Magnus alleine zur Kaserne zurückkehren. Vielleicht würde die Stube dann aufgelöst, und die zwei Freunde wurden getrennt. Das würde die Zukunft zeigen. Doch jetzt waren ihre Gedanken erst mal bei den beiden Verschollenen.

Erst nach mehreren Stunden wurden die zwei Rekruten offiziell von einer Audiutrix per Interface über die Verluste informiert. Nun war es amtlich. Mit Animus und Levis waren acht Fähnriche verschleppt sowie zahlreiche technische Ausrüstungsfragmente und eine wissenschaftliche Datenbank entwendet worden. Im Datenfluss zwischen der Hauptbasis auf Regina und der Aculeus herrschte reger Informationsaustausch. Sämtliche Mitglieder der Spezialeinheit wurden strafversetzt, der Leiter der Truppe degradiert, und die Praefecta musste sich auf einen strengen Tadel der Oberkommandeurin einstellen.

Die Praefecta zog sich in ihr privates Quartier zurück und atmete eine Wolke aus einem Stimulator ein, der ein entspannendes Aphrodisiakum vaporisierte. Der Alltag würde sie noch früh genug wieder in die Realität zurückkatapultieren. Sie knöpfte ihre Uniform auf und legte sich auf ihr Gel-Bett, das augenblicklich die programmierte Temperatur, Form und Elastizität annahm, und die eine vibrierende Massagemaßnahme einleitete. Sie streichelte ihre blanken Brüste und spürte die erigierten Brustwarzen. Automatisch senkte sich die Lichthelligkeit im Raum langsam von 700 lx auf 5 lx. Die Praefecta dämmerte bald in eine Fantasiewelt der entspannenden Meditation, die ihr zugleich höchste erotische Lust bescherte. Die Kombination aus dem vaporisierten Pheromon-Aphrodisiakum und hochfrequenten Tönen, die unterschwellig von ihrem auditiven Cortex verarbeitet wurden, stimulierte den Hypothalamus und die Ausschüttung des Botenstoffes Dopamin, ohne dass eine mechanische Reizung notwendig war. Die Praefecta räkelte sich auf ihrem Bett und stöhnte leise.

Auf dem Schlachtkreuzer Fulgur lief die Kommandeurin auf der Brücke hin und her. Ihre Arme hatte sie hinter dem Rücken verschränkt, ihr Kinn angehoben, ihre kleine Nase war vor Anspannung gekräuselt. Nur durch einen günstigen Zufall hatte die Flotte der Regina verhindert, dass die Aculeus in Feindeshände gefallen war. Es musste Vergeltung geübt werden. Dieses Piratenpack musste endlich ausgerottet werden. Wenigstens hatte gerade eine Audiutrix auf der Brücke gemeldet, dass die gestohlene Datenbank von einer Technik-Expertin unbrauchbar gemacht worden war. Sobald die Raumpiraten eine Datei öffneten, würde sich die Datenbank löschen und ihr gesamtes Bordkommunikationssystem mit einem Virus befallen, der die Navigation des Schiffes unmöglich machte.

Dieser Falle waren die Räuber jedoch entkommen, da sie die Datenbank, wie auch die Antriebskomponenten und die Männer, nur weiterverkaufen wollten. Der Anführer der Piraten, ein dickbäuchiger Mann mit einem Monokel und Tonsur, ansonsten gekleidet wie ein Soldat der Großen Allianz in einer Paradeuniform voller Goldlitzen und gefranzten Epauletten und Schmuckorden, hatte bereits mit einem berüchtigten Hehler Kontakt aufgenommen. Bei einem Rendezvous würde er seine jüngste Beute an den zwielichtigen Händler verscherbeln. Schon heute sollte das Diebesgut zu den Rendezvous-Koordinaten gebracht werden.

Die zehn Gefangenen erhielten zuvor nur einen Eimer mit Wasser, um den sich die Pugnatoren stritten. Nur mit Körpereinsatz schafften es Animus und Levis, ihren bescheidenen Anteil der Ration für sich zu sichern. Aber es sollte noch schlimmer kommen: Als die Gruppe einige Stunden später zurück ins Piratenschiff geführt wurde, mussten sich alle komplett ausziehen und wurden mit Fußketten und Handschellen fixiert. In eine enge Kabine gepfercht warteten sie darauf, was mit ihnen geschehen sollte. Einige Fähnriche hatten bereits laut ihre Ahnung ausgesprochen, dass die Verbrecher sie als Sklaven verkaufen würden.

Animus dachte gleich an Edelfräuleins von Regina, aber ein Fähnrich schnaubte nur: „Wir können nur außerhalb von Regina veräußert werden. Wir sind offizielle Mitglieder der Armee von Regina. Unser Verkauf ist illegal!‟ Animus machte große Augen: „Aber wo... wer...?‟ Der Fähnrich tätschelte die Wange des Rekruten: „Dummer Junge, das werden Händler aus anderen Systemen sein. Wer weiß, wo wir landen. Das wird auf jeden Fall keine Kolonie oder Welt der Großen Allianz sein. Wir werden noch früh genug Bekanntschaft mit Exos machen.‟

Wieder wussten Animus und Levis nicht, wovon der Fähnrich sprach. Der erkannte die fragenden Blicke, rollte mit den Augen und erklärte: „Exos! Außerirdische Lebensformen. Völker, die nicht zur Großen Allianz gehören.‟ Ein anderer Fähnrich grinste verbissen. „Habe gehört, dass es bei den Saliva ganz nett sein soll...‟ Die Jünglinge horchten auf. „Nett?‟ Der Fähnrich sah ihn verschwörerisch an und sagte heiser: „Die Viecher absorbieren mit ihren gigantischen Sauglippen...‟ Sein Pugnatorkamerad unterbrach ihn: „Unsinn! Für Nahrung sind wir zu wertvoll.‟ Ein dritter Pugnator kommentierte: „Hey, wie beruhigend! Vielleicht dürfen wir uns auf ein langes, arbeitsreiches Leben bei den Scarabaeus freuen.‟ Ein weiterer Pugnator wusste: „Es könnten auch die Simia sein. Die sind berüchtigt für ihre Sklavenheere.‟

Animus und Levis wurden ganz übel. Die letzte Hoffnung auf Rettung war ihnen genommen. War das ihr Ende? Als „Arbeitstiere‟ in einer fremden Welt, Lichtjahre von Regina oder anderen Menschen entfernt? - In seiner Schulzeit hatte er nicht viel über außerirdisches Leben gelernt. Aber dafür erfuhr er während des Fluges noch von zahlreichen Völkern, die zwar teilweise extrem weit entfernt lebten, aber bereits Kontakte mit der Großen Allianz gehabt hatten - die nicht immer friedlich abgelaufen waren. So gab es die Medusen mit ihrer Reptilienhaut und den schlangenartigen Fühlern auf dem Kopf, die berüchtigt für den harschen Umgang mit anderen Lebensformen waren. Oder die Superbia, die zwar nicht brutal auftraten, dafür insbesondere einen Hang dazu hatten, andere Lebewesen als Anschauungsobjekt in enge Tanks mit Nährlösung zu stecken und dort „aufzubewahren‟. Einige solvente Superbia hatten es angeblich zu gewaltigen Sammlungen von tausenden Exemplaren gebracht - ein Statussymbol bei den Superbia.

Als Leibeigener der Albico war man auch nicht besser dran. Die weißhäutigen und rotaugigen Humanoiden hielten sich für die Krönung der Evolution und behandelten jeglich anders Aussehende wie den letzten Dreck. Sklavenhaltung war auf Albus, dem Heimatplaneten der Albico üblich. Dabei unterschieden sie in drei Abstufungen ihre Leibeigenen: Der obersten Kaste gehörten Hausangestellte an, die jedoch mit körperlichen Züchtigungen und täglichen Demütigungen ihrer Herrschaften rechnen mussten und selbstverständlich auch für sexuelle Dienste zur Verfügung standen. Die zweite Kaste bestand aus reinen Arbeitssklaven, die schwere Knochenarbeit leisten mussten und täglich von Peitschen und Knuten geküsst wurden. Sie leisteten ihren ambitionierten Beitrag in industriellen Fabriken, beim Straßenbau, auf Äckern und in Minen. Über die dritte, unterste Kaste wusste man nicht viel. Angehörige wurden als Sordidus bezeichnet und galten als Ausgestoßene. Allerdings waren sie die Fähnriche einig, dass auch diese Personen ihre Aufgaben fanden.

Animus und Levis gruselte es immer mehr. - Der Piratenkapitän stand derweil breitbeinig auf der Brücke und schaute mit in die breiten Hüften gestemmten Armen dem Navigator über die Schulter, dessen speckige Lederkapuze sein Gesicht im Schatten ließ „Wann erreichen wir endlich die Zielkoordinaten?‟ Der Mann an dem Pult erwiderte lapidar: „T minus 07:22 min.‟ Er war kaum zu verstehen, da er einen großen Klumpen Kautabak von einer Wange in die andere schob. Aber der Kapitän gab sich damit zufrieden und rieb sich die beringten Hände.

Auf dem Hauptmonitor war ein anderes Schiff zu erkennen, dessen Abbild langsam größer wurde. Es handelte sich um einen alten Frachttransporter, klobig und ziemlich hässlich. Das musste der Hehler sein. Die Schiffe befanden sich weit außerhalb zweier Sonnensysteme in den Tiefen des Kosmos, um sicher vor Zeugen zu sein. Die Schiffe dockten exakt zu der angegebenen Zeit aneinander an. Der Kapitän machte sich bereit, den Geschäftspartner zu empfangen, damit der die Ware begutachten konnte. Wenige Augenblicke öffnete sich das Schott.

Der Hehler war ein schlacksiger Humanoid, der über zwei Meter in die Höhe reichte. Seine Rasse war der menschlichen Art sehr ähnlich, aber die Haut war ledrig, die Augen vollständig schwarz ohne Iris und eher den Facettenaugen einer Fliege ähnelnd, die Finger lang, dünn und knochig, und Lippen fehlten um den kleinen Mund. Um seine Größe noch zu unterstreichen, trug er einen Zylinderhut und einen langen Umhang, der ihn ebenfalls optisch streckte. Der gesamte Körper schien unter einer schwarzen Latexschicht zu stecken. An diversen Stellen des Torsos waren silberfarbene Ringe angebracht. Einige von ihnen waren mit dünnen Ketten verbunden.

Die bizarre Erscheinung ließ den Piraten kalt, denn er hatte schon mehrfach Kontakt zu dem Händler gehabt, der einem kriegerischen Volk entstammte, das die Form von Hehlerei in keinster Weise anrüchig empfanden. Nach alter Tradition klopften sie zur Begrüßung mit der Faust aufs Herz, bevor sie eine Verbeugung andeuteten. Dann zeigte der Pirat seine Ware und bewarb sie mit süßesten Worten. Auch die zehn Menschen wurden betrachtet. Der Hehler rümpfte die reptilienartige Nase und grunzte abwertend. „Habt ihr auch Weibchen?‟ Der Pirat musste bedauernd verneinen, pries aber sofort den Nutzen von jungen, kräftigen und gesunden Menschenmännern an.

Dann begann das stundenlange Feilschen, bei dem sich die beiden Protagonisten gegenseitig beschimpften und des Betrugs verdächtigten. Schließlich wechselten doch noch einige Dilithiumplättchen den Besitzer. Der Hehler hatte längst nicht alles gekauft. Nur die Antriebsspule und einige andere technischen Komponenten sowie die zehn Menschen interessierten ihn.

Für den Abtransport waren nun die Männer des Händlers zuständig. Sie sahen sich alle sehr ähnlich und trugen gleiche Kleidung: Latexhosen und Latexwesten, die vorne offen standen. Unter der ledrigen Haut pulsierte ein rötliches Licht in Höhe des Herzens. Sie waren alle kleiner als ihr Boss, hatten aber auch das reptilienähnliche Aussehen mit den lippenlosen Mündern und den kugelförmigen, großen Augen. Die Gefangenen wurden brüllend abgeführt. Einige der Pugnatoren, darunter auch Animus und Levis, standen kurz vor einer Panik. Wo würden sie nun hingebracht? Was würde sie erwarten?

Splitternackt marschierten sie mit ihren Ketten klirrend mit den fremden Wesen mit auf deren Schiff. Als sie die Schleusen passiert hatten, drängten die Außerirdischen die Gefangenen in einen engen Aufzug. Nach etwa fünf Sekunden öffnete sich die Tür wieder. Sie befanden sich in einem leeren Raum, der nur durch winzige Deckenleuchten ein dämmriges Licht auf die Anwesenden abstrahlte. Animus flüsterte: „Sind das welche von diesen gefährlichen Rassen?‟ Ein Pugnator meinte: „Nein, die sind mir völlig unbekannt. Kennt die jemand?‟ Niemand antwortete ihm.

Das Piratenschiff hatte in der Zwischenzeit Kurs zurück zu seinem Versteck auf dem Asteroiden genommen. In der Hand des Kapitäns lag der Datenkristall mit der erbeuteten Datenbank. Er warf ihn einem seiner Leute zu, die an einem Schaltpult auf der Brücke saßen. „Hier! Schau mal nach, was drauf ist.‟ Der Angesprochene steckte den Datenträger ins Bordsystem und... Der Navigator rief: „Autopilot ausgefallen. Scanner ausgefallen. Navigationsprogramme abgestürzt.‟ Der Kapitän blaffte: „Dann flieg eben selbst!‟ Der Mann räusperte sich. „Nicht möglich. Ich habe weder optische Unterstützung noch Zugriff auf die Kommandobefehle.‟

Dem Kapitän fiel vor Wut sein Monokel aus dem Auge und baumelte an einer dünnen Kette vor seinem umfangreichen Bauch. Wütend schlug er mit seiner Faust auf das Navigationsmodul. „Mach was! Wir sind mitten in einem Asteroidengürtel! Willst du mit so einem Scheißstein kollidieren und uns zu Mus verarbeiten!?‟ Dem Piloten war der Schweiß ausgebrochen. Hektisch drückte er auf Touchpads und an Knöpfen herum. Auf einem Keyboard gab er eine Befehlskette ein - ohne Erfolg. Der Kapitän brüllte: „Diese Reginafotzen haben uns gefickt!‟ Nun flackerte die Beleuchtung und erlosch ganz. Nur die Notbeleuchtung tauchte die Brücke in ein dunkles Rot. Der Antrieb des Schiffes deaktivierte sich. Der Pilot hatte keinerlei Zugriff. Der Kapitän raste vor Zorn: „Dann ab mit euch in den Maschinenraum! Repariert das endlich, bevor uns ein Asteroid erwischt!‟

Mit der Reisegeschwindigkeit flog das Schiff manövrierunfähig weiter geradeaus und ließ nach einer Stunde das eigentliche Ziel links liegen. Doch dann wurde es noch unheimlicher: Das Schiff startete den Antrieb in der Maschinensektion wieder und setzte selbstständig einen völlig neuen Kurs. Die Piraten konnten sich das nicht erklären. Selbst vom Maschinendeck aus hatten sie keine Optionen, die Gewalt über das Schiff zurückzubekommen. Der Kapitän schaubte. „Wo fliegen wir hin?‟ Niemand konnte die Frage beantworten. Alle brachen in Aktionismus aus und versuchten irgendwie geschäftig zu wirken.

Nachdem der Navigator den Sternenhimmel genau beobachtet und ein paar Berechnungen angestellt hatte, sagte er: „Ich glaube, wir fliegen genau in das Regina-System. Laut meiner Telemetriedaten ist unser Ziel der Orbit von Regina.‟ Der Kapitän riss den Datenkristall aus der Schnittstelle, warf ihn auf den Boden und trampelte mit seinem derben Stiefel kräftig darauf, so dass er in tausende Splitter zerspritzte. Aber es war zu spät. Der Virus war längst aktiviert. Im Orbit des Regina würden sie vermutlich vor der Wahl stehen: Kapitulation oder Sinkflug mit gleichzeitiger Bekannschaft der Reibungsenergie der Atmosphäre, die dafür sorgen würde, dass sie als verglühende Sternschnuppe am Himmel des Planetens enden würden. Ein funkelnder Abgang...

Doch eine Möglichkeit blieb den Raumpiraten noch. Der Navigator könnte die Triebwerksektion trotz Zugriffsverweigerung komplett außer Betrieb schalten. Durch eine Notschubumkehr würde er das Schiff abbremsen und zum Stillstand bringen können, dann ein paar Komponenten manuell entfernen und den Virus außer Gefecht setzen. Aber was würde das bringen? Das Schiff würde im Nirgendwo schweben. Zumindest würden sie nicht direkt in die Fänge der Regina fliegen. Aber was würde sie hier erwarten? Vielleicht ein fremder Transporter, der sie aufnahm? Sie waren ja als Piraten von außen nicht zu erkennen, hatten keinen „Jolly Roger“ auf der Außenhülle aufgemalt. Doch hier auf den Handelsrouten patroullierten auch Grenzschützer und der Zivilschutz der Großen Allianz. Wenn sie biometrisch als Kriminelle identifiziert würden, war das nächste Gefängnisschiff vermutlich nicht weit, um sie einzusammeln.

Der Kapitän wusste nicht, was besser war: in die Fänge der Regina geraten, oder als Häftling der Großen Allianz enden? Der Navigator drängelte: „Käpt´n. Ich brauche eine Entscheidung. Das Zeitfenster schließt sich.“ Der Kapitän gab ein tiefes Grollen von sich. „Dann brems den Mistkahn! Ich will nicht zu diesen Furien!“ Der Navigator wischte sich zunächst den Schweiß von den Fingern, indem er über seine Lederkapuze strich, dann spuckte er in die Hände und tippte ein paar Programmzeilen in das Keyboard, drückte und zog Schalter, öffnete mit einem Werkzeug die Paneele einer Steuerungskonsole und durchschnitt mehrere Kabel, zog Komponenten heraus und... ein Ruck ging durch das Schiff.

Die Piraten mussten sich festhalten. Die Triebwerke hatten den Schub umgekehrt und deaktivierten anschließend. Das Schiff schwebte mit kaum messbarer Geschwindigkeit im Raum. Der Kapitän knöpfte sich die protzige Paradeuniformjacke auf und zeigte darunter einen voluminösen, beharrten Bauch, auf dem eine lange Kette hing, an dem ein großes Malteserkreuz hing, das mit einer Drehbewegung gelöst und als Wurfstern verwendet werden konnte. Seine dicken Finger spielten nervös damit. Jetzt hieß es untätig warten, wer zuerst zu Besuch kam...
69. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 30.08.15 00:14

Hm Allzuweit kann es mit der Raumflotte von Regina nicht hersein wenn die so Einfach geentert werden können.
Wieso hat das Antipiraten Kommando so kläglich versagt? Das die Rekruten nicht wussten was zu tun ist, ist ja echt Armselig. Die hätten sich Bewaffnen sollen. Da hätte auch von der Brücke eine Durchsage kommen müssen.
Das mit dem Virus ist natürlich geschickt Eingefäldet. Nur fehlt noch ein Peilsignal zur Heimatwelt.
Werden wir Erfahren wie es den Verkauften Rekruten ergeht?
Wieso haben die Schiffe keinen Verschlusszustand?
70. RE: Regina

geschrieben von Herrin_nadine am 30.08.15 16:44

Hallo Prallbeutel,

jetzt hast du die Piraterie entdeckt. Wird das harte Leben noch härter bei den Piraten.
Danke für dein spannendes Getippsel
71. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 08.09.15 18:58

~ XXI ~


Es ging alles so schnell, dass Gravis kaum begriff, wie ihm geschah: Der Schlauch senkte sich über ihm und wandelte seine Form. Eine Art Gesichtsmaske entstand, die den Schlauch an seinem Kopf fixierte; dann schob sich der Schlauch in seinen Rachen. Obwohl der Rusticus die Zähne zusammengebissen hatte, öffnete das bewegliche Material seinen Mund und zwang sich in seinen Rachen und einen Abschnitt weit die Speiseröhre hinab. Ein Nahrungsbrei füllte den Magen des Gefesselten, dann zog sich der Tentakelschlauch zurück zur Decke hoch. So schnell, wie er erschienen war, war er auch wieder verschwunden. Nur, dass der Gefangene nun einen aufgeblähten, vollen Magen hatte.

Als nächstes kam eine Audiutrix in einem weißen, eng anliegenden Gummianzug und setzte Gravis und seinen Genossen jeweils zwei Klebeelektroden an die Hoden. Wenige Sekunden später schreckten die sitzenden Personen in ihren Metallstühlen auf, versuchten die Fesseln zu sprengen, stöhnten und grunzten vor Schmerz, der durch ihre empfindlichen Bälle jagte. Der Strom floss anfangs in Einzelimpulsen, steigerte sich dann zu gleichbleibender Intensität, die kurz darauf an- und abschwellende Fluktuation aufwies, dann wieder einem anderen Muster folgte, diverse Rhythmen nachvollzog und schließlich in Wellen die Spannung veränderte.

Die Männer kämpften gegen die aus gehärtetem Stahl bestehenden Fesseln an. Keiner der Rusticusse war mehr zu stolz, um um Gnade zu betteln. Auch Gravis hörte sich jammern und flehen. Doch die Audiutrix schien keinerlei Mitgefühl zu haben. Stattdessen setzte sich die Strombehandlung noch weitere fünf Minuten fort, bevor den Männern die Elektroden abgerissen wurden. Die Frau gab Daten in ihr mobiles Gerät ein und nickte zufrieden und setzte sich eine schwarze Brille auf. Plötzlich blitzte ein extrem grelles Licht durch den Raum. Sekundebruchteile später hatten die 15 Probanden ihre Besinnung verloren.

Als Graivs aufwachte, wusste er nicht wie viel Zeit vergangen war. Wo war er überhaupt? Was war geschehen? Er war wie auf einen Schlag wachgeworden. Er fand sich auf dem Boden sitzend wieder. Er war nass. Um ihn herum waren mehrere Liter Wasser auf den Boden gelaufen. Gravis blinzelte verwirrt. Nicht weit von ihm entfernt saßen oder lagen noch weitere Männer ebenfalls in Pfützen. Doch dann stutzte Gravis. Das waren nicht die Genossen, die mit ihm auf den Stühlen gesessen hatten. Denn neben ihm fanden sich nun Muskelmonster. Bis ins bizarre hypertrophierte Muskeln. Die Männer hatten kaum Ähnlichkeit mit irgendeinem humanoiden Wesen, obwohl sie offenbar menschlichen Ursprungs waren.

Im nächsten Moment verdoppelte sich der Schock: Gravis sah auf seine Beine. Dann seine Arme. Seine Brust. Er spürte die gewaltige Muskelmasse, die er am Rücken kontrahieren konnte. Er war selbst zum Monster geworden. Orientierungslos schaute er sich um. Den anderen Männern ging es nicht anders. Gravis erkannte nun, da er aufstand und sich umdrehte, die leeren Glastanks, in denen er heranreifende Humanoide gesehen hatte. War er auch in so einem Tank gewesen? Hatte er dort die Muskeln gebildet?

Plötzlich setzte ein kräftiger Luftzug ein, der sämtliche Flüssigkeiten aus dem Raum wehte. Die Männer, die nun circa 150 kg wogen, obwohl sie kaum ein Gramm Fett auf den Rippen hatten, spürten, dass auch ihre Haut getrocknet wurde. Der Windstrom war so stark, dass sie sich trotz ihrer Kraft und ihrem Gewicht kaum auf den Beinen halten konnten und sich sicherheitshalber wieder hinsetzten, um nicht zu stürzen.

Schließlich stoppte der Föhn. Eine Audiutrix begrüßte die Männer. „Herzlich willkommen auf Regina. Ihr seit nun keine Rusticusse mehr. Als Custos werdet ihr der Imperatorin Augusta Regina lebenslang treu dienen und ihr Harem beschützen. Seit stolz auf diese Ehre, die man euch damit schenkt und erweist euch als würdig.‟ Gravis stutzte. Er war doch die ganze Zeit auf Regina gewesen. Vermutlich meinte die Frau, dass er nicht mehr auf Antipodes, sondern auf dem Hauptkontinent auf der anderen Seite des Planeten war - in einem der Paläste der Regina. Er sah sich staunend um, konnte aber kein prächtiges, herrschaftliches, glänzendes oder pompöses Ambiente feststellen. Der Raum, in dem er mit den anderen Männern aufgewacht war, sah eher aus wie ein funktional eingerichtetes Labor.

Von zwei Audiutrixfrauen wurde die nackte Gruppe hinausgeführt. Gravis bedauerte, dass die Custos noch ihre Castitasschellen trugen. Leider passten die noch. Ihre Gemächte waren nicht größer geworden. Im Gegenteil: Sie wirkten durch die jetzt monströsen Beine eher kleiner als vorher, obwohl ihr Umfang gleichgeblieben war. Gravis musste sich erst einmal an den neuen Körper gewöhnen. Vor lauter Kraft konnte er kaum laufen. Und gleichzeitig war jede Bewegung leichter geworden. Wenn er die sechs Custos vor sich laufen sah, erinnerten sie mehr an riesige Gorilla-Affen, wie er von ihnen in einem Schulartikel in der digitalen Bibliothek auf Regina früher gelesen hatte: eine nichthumanoide Lebensform von der Erde, dem ersten Heimatplaneten der Menschheit. Fehlte nur das Fell.

Als Gravis noch in Gedanken war und sich mit der Zunge im Mund herumfuhr, spürte er plötzlich die merkwürdige Form seiner Zähne. Er tastete genauer und nahm auch seine Finger zur Hilfe. Er hatte keinen Spiegel, aber die Zähne schienen ihm dreieckig und scharf. Er musste mit seiner Zunge aufpassen, sich nicht zu verletzten. Was war noch alles an ihm mutiert?

Die uniformierten Frauen übergaben die 15 Custos an zwei Palastwächterinnen, deren Bezeichnung Praetoria waren und zur Leibgarde der Augusta Regina gehörten. Die Frauen reichten den Custos maximal bis zur Brust und wirkten zierlich und fast zerbrechlich wie Tonfigürchen, aber es handelte sich um Elitekämpferinnen, die jeden Custos im waffenlosen Nahkampf problemlos ausschalten konnten, obwohl er das Dreifache wog. Das ahnten die Custos zwar nicht, gehochten aber trotzdem, da die Praetoria Disziplinarstäbe trugen, die Motivation genug waren.

Die kleine Kolonne gelangte in Bereiche des Palastes, die schon deutlich mehr nach erhabener Aristokratie und strahlendem Luxus aussahen. An einer Kleidertheke erhielten die 15 Custos ihre Uniformen: hellbraune Schnürsandalen, deren Lederbänder bis fast zu den Knien reichten, einen Nylongürtel sowie einen Lendenschurz aus weißem Polyamid: ein Stoffstreifen, der unter dem dünnen Gürtel zwischen den Beinen hindurchgezogen wurde und dann mit einem Klettverschluss am Gürtel befestigt wurde. Die Enden standen kaum über, da der Stoffstreifen recht kurz bemessen war. Die Hinterbacken der Custos blieben fast unbedeckt.

Dann trieben die Praetoria die Männer weiter zur nächsten Station. Dort erhielten sie hellbraune Armschienen, die fast bis zum Ellbogen reichten. Sie bestanden aus modifiziertem Carbon und wurden von der Praetoria mit einem Verschlussverfahren an den dicken, kräftigen Unterarmen der Custos angebracht. Danach saßen sie dank Nanotechnik und der Verankerung auf Molekülebene bombenfest und wie maßgeschneidert als Panzerung an den Extremitäten fixiert. Die Rüstungsteile machten auf Gravis einen sehr stabilen und harten Eindruck, waren aber gleichzeitig angenehm leicht. Die neue Kleidung wurde durch einen Metallreif für den Hals vervollständigt, der ebenfalls einklickte und keinen Öffnungsmechanismus erkennen ließ. Fertig war ihre Ausrüstung.

Custos trugen keine Waffen, denn ihre Muskeln sowie das Training von „Os-Frangi‟, einer waffenlosen Kampfsportart, die eine Mischung aus Ringen, Blocktechniken und Schlägen war, genügte, um das Harem zu bewachen. In erster Linie waren die Custos in den gesicherten Palastanlagen eher dazu da, um auf die Haremsklaven aufzupassen, damit diese sich nicht verliefen und verloren gingen. Das sollte also Gravis neue Aufgabe sein.

Bereits am ersten Tag, nachdem Gravis sein Quartier gezeigt worden war - eine kleine und spartanische Schlafstelle -, begann das erste Training von Os-Frangi. Zwei Stunden lang wurden die Neuen von erfahreneren Custos über die Schulter geworfen oder herumgeschleudert, sammelten blaue Flecke und Kopfschmerzen, und prallten auf Bodenmatten oder gegen Wände. Endlich war die Lektion beendet. Als Custos erhielten die Männer ein kräftiges Abendessen. Gravis genoss es mit intensiver Lust, denn seit Ewigkeiten hatten seine Zunge und sein Gaumen kein wohlschmeckendes Aroma mehr erleben dürfen. Großteils handelte es sich zwar hier auch wieder um hochkalorischen Brei, aber der schmeckte wenigstens und hatte feste Bestandteile - ein Hochgenuss für Gravis. Er kaute die Nahrung und schwelgte vor sich hin.

Bevor er zu seiner Schlafstelle gebracht wurde, zeigten zwei ältere Custos den Neuen den Harem. Zumindest durften sie an der offen stehenden Pforte eines Vorraumes vorbeilaufen und sahen drei oder vier wunderschöne Damen. Gravis staunte besonders über die gewaltigen Brüste, die die sonst so zierlichen Gestalten vor sich her trugen. Sie waren barbusig und nur in einen edlen Wickelrock aus Seide gehüllt. Gravis spürte, wie seine Männlichkeit aufbegehren wollte. Seine sowieso schon ausgeprägte Libido war seit der Mutation noch deutlich verstärkt. Ständig musste er an das Liebesspiel in allen Varianten denken.

Nachts träumte er von den Haremsdamen, mit denen er in einem großen Himmelbett lag und mit ihnen seinen frivolen Sehnsüchten nachging. Erst am nächsten Morgen fragte er einen Kameraden: „Ich hatte eigentlich erwartet, dass Regina männliche Haremsklaven hält. Ich wusste nicht, dass sie eine Vorliebe für ihr eigenes Geschlecht hat.‟ Der Custos, der neben ihm geschlafen hatte, lachte dröhnend. „Nur bedingt.‟ Aus der Antwort wurde Gravis nicht schlau, aber der Custos sagte nichts mehr dazu.

Beim Frühmahl suchte Gravis seine 14 Kameraden, die mit ihm Disciplina verlassen hatten, fand aber keinen von ihnen. Erst später erzählte man ihm, dass er der einzige neue Custos in diesem Palast sein würde. Die anderen waren auf andere Paläste verteilt worden. Gravis staunte. Er hatte nicht gewusst, dass die Imperatorin mehrere Paläste bewohnte. Der Custos zählte auf: „Hier bist du im Hauptpalast. Es gibt noch die Frühjahr-, Sommer-, Herbst- und Winter-Residenzen, das Jagd-Schloss, den Schwarzen Palast auf Antipodes, dann vier Paläste in Biosphären auf drei Monden sowie einem Asteroiden, natürlich den Regierungspalast und den mobilen Palast an Bord der gewaltigen ´Augusta Regina I´, auf der ebenfalls ein Harem existiert, damit sich die Imperatorin auf Reisen wohlfühlt.‟

Gravis staunte immer mehr. Also war er im Hauptpalast. Bei den vielleicht begehrenwertesten Sklavinnen. Sie galten als besonders ausgebildet. Liebesdiener, die jede Spielart und Technik zur Pefektion brachten. Hatte ihn nicht sogar eine der Harmesdamen angezwinkert? - Doch von den Freuden im Harem durfte er nur träumen. Custos bewachten sie. Berühren wäre eine unsägliche Schandtat gewesen, die nur mit dem Tode bestraft werden konnte. Gravis fragte sich nach der ersten Euphorie, ob es nicht eher ein fürchterliches Dasein sein würde, ständig von den schönsten Frauen umringt zu sein, und seine eigenen Bedürfnisse hinter einer Schelle verschlossen zu wissen.

Nach dem Frühmahl kamen die Custos der Wachmannschaft, zu der nun auch Gravis gehörte, wieder an der Eingangspforte zum Harem vorbei. Die große Tür war immer noch geöffnet, jedoch war ein schweres Fallgitter hinabgelassen worden. Außerhalb der Reichweite der Custos hinter den dicken Eisenstäben räkelten sich und schlenderten die Haremsdamen barbusig umher. Gravis blieb einen Moment stehen und starrte hinüber. In seiner Schelle begehrte ein Gefangener gegen seinen Kerker auf. Ein Custos schlug ihm auf die Schulter und meinte: „Geh doch mal hin. Eine Unterhaltung ist nicht verboten.‟ Gravis sah zunächst ein wenig unsicher umher, traute sich dann aber ans Gitter.

Eine der Sklavinnen kam aufreizend schlendernd näher und griff mit ihren rotlackierten Nägeln nach den Eisenstäben. In ihrem Blick und ihrer gesamten Körpersprache schrie sie förmlich nach einem hungrigen Mann, der sich in sie ergießen sollte. Gravis seufzte frustriert und näherte sich weiter dem Gitter. In seiner Castitasschelle herrschte Rebellion, und in seinem Mund sammelte sich Speichel. Er musste darauf achten, das Weib nicht zu berühren, aber er griff nun auch nach dem Gitter und...

...sprang grunzend und brüllend zurück, beugte sich tief vorne über und fiel auf die Knie, die Hände an der Schelle. Ein Stromschlag hatte seine Bälle in der Castitasschelle gebraten. Der Custos hinter ihm lachte. „Nicht berühren! Das gilt auch für das Gitter.‟ Die Keuschheitsschellen waren mit einem codierten Signal mit dem Gitter verbunden. Gravis stand umständlich auf, stolperte zwei Schritte rückwärts und machte sich auf den Weg zum Training, den anderen Custos hinterher. Der ältere Custos wisperte der Sklavin hinüber: „Du Luder! Das hast du provoziert.‟ Sie streckte ihm ordinär den Mittelfinger entgegen, riss sich die Perücke vom kahlen Schädel und packte sich mit der anderen Hand fest in den Schritt, so dass unter dem Wickelrock die Silhouette einer dicken, voluminösen Ausbeulung zu erkennen war. Der Custos lief hinter den anderen her und murmelte: „Gravis wird auch noch dahinter kommen...‟

Beim Os-Frangi sammelte Gravis auch heute weitere Flecken und schmerzhafte Erfahrungen. Die enormen Kräfte, die er nun besaß, nutzten nicht viel, wenn die Gegner ebenso stark waren und noch die bessere Technik beherrschten. - Er fragte sich, ob er bald zur Wache am Harem eingeteilt würde. Er war mittlerweile so geil, wie er es in der ganzen Zeit als Rusticus nicht war, und wollte unbedingt mit einigen der Mädels flirten. Das würde seinen Druck zwar auch nicht mindern, aber sein Verlangen ließ ihn nicht mehr logisch denken. Das ganze Blut war eben aus dem Gehirn in tiefere Regionen gesackt...

Mit dem harten, schweißtreibenden Training versuchte er sich abzulenken, aber seine Hoden schmerzten vor Druck, als würde permanent ein Fräulein darauf stehen. Gravis dachte an die Imperatorin. Ob er sie auch mal zu Gesicht bekam? Sie musste ein paar Wände weiter irgendwo sein. Oder residierte sie zurzeit in einem anderen Palast? Zahlreiche Fragen gingen ihm durch den Kopf, was seine Konzentration nicht gerade steigerte, so dass er umso häufiger auf den Boden gewirbelt wurde, bis er jeden Muskel und jeden Knochen im Leib spürte..

Nach dem Training schleppte er sich mit den anderen Custos unter die Gemeinschaftsdusche. Als einziger Neuling hatte er den Nachteil, dass er nicht mit den altgedienten Männern mithalten konnte. Zumindest merkte er, wie er von Tag zu Tag geschickter im Umgang mit seinen Trainingskameraden wurde. - Nach nur einer Woche hatte er sich auch schon an seinen massigen Leib gewöhnt. Anfangs war es ihm beim Abendmahl passiert, dass er einen Kunststoffbecher zu kräftig gepackt hatte und er ihm in der Hand zerplittert war. Inzwischen konnte er seine Kraft kontrolliert dosieren. Morgen sollte sein erster Einsatz als Wache im Harem sein. Gravis war so aufgeregt, dass er erst spät einschlafen konnte.

Am nächsten Morgen nach dem Frühmal sollte es also so weit sein: Gravis und drei weitere Custos marschierten im Gleichschritt in ihrem typischen wankend-maskulinem Gang zum Harem. Der Neuling erwartete Gruppen aus sich vergnügenden und verführenden Frauen, doch sein erster Blick hinter der Eingangspforte fiel auf ein verstörendes Bild: Eine Sklavin stand über einem Pflock, der unter ihrem Wickelrock verschwand. Ihre Hände und Arme waren in einen schwarzen Monohandschuh hinter ihrem Rücken gebogen. An ihren riesigen Brustwarzen klemmten beißende Zwingen. Ihr Gesicht zeugte von der Qual und Verzweiflung, die sie litt, doch kein Laut kam über ihre Lippen.

Gravis ahnte, warum die Sklavin sich nicht vom Fleck rührte. Vermutlich hatte sich der Pflock unter ihr in ihren Anus gebohrt. Auf den entsetzten Blick des Neulings, reagierte ein Custos lässig: „Das ist die Schandsäule für ungezogene Sklavinnen. Oder ungeschickte, die die Regentin verärgern.‟ Direkt parallel zum Pflock führte ein Seil zum Boden und verschwand dort in einem kleinen Loch. Woran war das Seil befestigt, fragte sich Gravis. Aber lange konnte er darüber nicht nachgrübeln, denn die Custos marschierten weiter durch eine reichverzierte Tür mit Rundbogen, die von zwei mannsgroßen Amphoren eingerahmt wurde. Feminine Düfte lagen in der Luft.

Die Custos kamen zu einer Vitrine, der einer von ihnen eine Karaffe entnahm und die enthaltene Flüssigkeit über seine Schultern goß. Dann reichte er drei weitere Karaffen an seine Kameraden. Die Männer verteilten das Öl auf ihrem gesamten Körper. Gravis tat es ihnen nach. Die glänzende Optik gehörte wohl zu ihrem erwünschten Äußeren. Gravis sah sich in dem Vorraum um. Die Wände waren kunstvoll mit farbenfrohen Akten bemalt. Szenarien ganzer Orgien. Staunend sah er die frivolen Liebesstellungen und Gruppen, die gemeinsam dem Akt frönten. Er hätte noch lange die Malereien studieren können, aber dafür war keine Zeit. Die vier Custos marschierten weiter einen Korridor entlang, in dem zahlreiche Pflanzen den Gang säumten. Von vorne hörten sie Gekicher und Wassergeplätscher.

Doch ihr Weg führte in einen Raum auf der rechten Seite. Ein gewaltiger Diwan stand dort, gekleidet in roten Samt. Ein Custos sagte zu dem Neuling: „Dein Platz für heute.‟ Gravis verstand erst nicht. Hatte der Custos einen Scherz gemacht? Auf so weichem Polster hatte er seinen Leib nicht mehr gebettet, seit er seine Familie auf Regina verlassen hatte. Und dort hatte es auch eher einfachere Möbel gegeben. Aber der Custos meinte es ernst. „Der Initiationsritus der Custos. Erst danach bist du einer von uns.‟ Gravis sah ungläubig zurück zu dem luxuriösen Liegemöbel. „Ich darf... da... mich hinlegen?‟ Der Custos nickte: „Gleich bekommsst du Besuch aus dem Harem, um den Ritus vollenden.‟ Gravis stöhnte lustvoll auf. Das wurde ja immer besser!

Er fragte skeptisch: „Ich dachte, wir dürfen sie nicht einmal berühren...?‟ Der Custos nickte erneut: „Richtig. Aber der Initiationsritus bildet eine Ausnahme.‟ Gravis konnte sein Glück kaum fassen. Die Vorfreude ließ seine Castitasschelle wieder eng werden. Er wurde doch hoffentlich aufgeschlossen? Die Custos ließen ihn alleine. An der Tür warnte einer von ihnen: „Du darfst dich vor nichts verschließen. Wenn du dich nicht völlig hingibst, so wirst du schwer bestraft werden und kommst zurück nach Disciplina.‟ Gravis schüttelte den Kopf: „Warum sollte ich etwas verweigern?‟ Die Haremswächter ließen ihn alleine, ohne ihm eine Antwort zu schenken.

Kaum waren sie weg, da öffnete sich eine Tür, die aus halbtransparentem, weißem Material bestand, und zwei Haremsdamen erschienen. Gravis ächzte vor Erregung. Und Überraschung: gleich zwei Liebesdienerinnen! Die Schönheiten trugen nur die seidigen Wickelröcke und präsentierten ohne Scham ihre gewaltigen Brüste. Sie tänzelten in Richtung Diwan, wo Gravis lässig auf dem Rücken lag, obwohl er angespannt bis in sein letztes Atom war. Seine Männlichkeit bäumte sich auf und presste gegen die Innenseiten der Castitasschelle. Je näher die beiden Liebessklavinnen kamen, desto mehr wunderte sich Gravis über die zierlichen Gestalten, die trotzdem diese gewaltigen Brüste besaßen. Er vermutete, dass die Frauen genetisch optimiert worden waren.

Die erste Dame schlich sich heran und bestieg in verführerischer Manier das Möbelstück, um sich über den erregten Gravis zu schlängeln, küsste ihn mit ihren vollen Lippen leidenschaftlich, als verzehre sie sich nach ihm. Ihre zartgliedrigen Finger strichen sanft über seinen Leib und ließen einen wohligen Schauer nach dem nächsten über ihn hinwegfegen. Die zweite Dame war aus seinem Blickwinkel verschwunden, doch plötzlich spürte Gravis aufstöhnend vor Lust ihre Händchen in seinem Schritt, wie sie zärtlich seine Hoden verwöhnten. Hatte sie vielleicht den Schlüssel zu seiner Castitasschelle? Würde er nun befreit?

Gravis hatte noch nie ein so intensives Lustempfinden erlebt. Egal, wie hart das Leben als Custos werden würde - für den Initiationsritus hatte es sich gelohnt! Er hatte bisher ja keinerlei Erfahrung mit sexuellen Vorgängen zum anderen Geschlecht, aber die Damen würden ihn schon lehren, was er wissen musste. Nun wagte er auch, noch zögerlich, die Busen der Frau zu ergreifen und zu liebkosen, dann die Brust zu küssen, an dem großen Nippel zu saugen. Dann griff er ihr ans knackige Gesäß, dass sich auf seinen Bauch schmiegte. Die Frau über ihm flüsterte versprechend: „Dreh dich auf den Bauch. Dann werde ich die die fantastischste Erfüllung schenken.‟

Gravis seufzte auf und stöhnte vor fieberhafter Hochstimmung. Er wälzte seinen schweren, muskulösen Leib herum. Die Haremsdame setzte sich auf seine hinteren Oberschenkel. Gravis spürte, wie sie ihren Wickelrock löste. Danach warf sie ihn über den Kopf des Custos. Gravis hielt die Spannung kaum noch aus. Was wollten die zwei Schönheiten nun tun? Im nächsten Moment fiel etwas Schweres, Längliches über seine Hinterbacken. Hatte sie sich dort mit einem Unterarm abgestützt? Die andere Frau erschien nun vor seinen Augen und hockte sich vor ihn. „Du weißt, dass du dich uns völlig preisgibst? Du schenkst dich uns für die nächste Stunde? Schwöre es!‟ Gravis, im Überschwang der Gefühle, nickte nur eifrig, reckte seinen Kopf hoch, um die Lippen der Angebeteten zu erreichen, doch sie blieben außer seiner Reichweite. Stattdessen stand die Liebesdame auf und nestelte an ihrem Rock. Gravis seufzte und stöhnte vor Lust. Sie wollte sich direkt vor ihm entblößen. Und auf ihm saß eine zweite nackte Venus mit ihrem wohlgeformten Po voller Anmut und Liebreiz!

Seine Castitasschelle musste dringend ab! Doch plötzlich störte seine Gedankenwelt ein fremdes, unangenehmes Gefühl an seinem Gesäß, nachdem die Frau den Lendenschurz des Neulings mit einem Ruck von dem muskulösen Gesäß gezogen hatte. Etwas schob sich zwischen die kräftigen Backen und begehrte Einlass in seinen Anus. Gravis wollte aufbegehren, doch ihm fiel sein Schwur ein. Er durfte den Damen keinen Wunsch verweigern. Aber was hatte die Sklavin ihm in den Hintern gesteckt?

Im nächsten Augenblick fiel der Wickelrock der Dame vor ihm zu Boden. Gravis ächzte erschrocken und entsetzt auf. Die Liebesdienerin trug in ihren Lenden einen gewaltigen Phallus und einen ebenso überdimensionierten Hodensack. Der Überrumpelte erinnerte sich an dieses Freak-Wesen auf der Galeere. Das war ein Munus! Und die andere Sklavin auf ihm... Sie war auch ein Munus. Das ganze Harem bestand nur aus Munus-Wesen. Und in seinem Hintern steckte der Munus... Und als Gravis einen Schreckensschrei ausstoßen wollte, füllte sich sein aufgerissener Mund mit einer prallen Eichel und einem Teilabschnitt des umfangreichen Schaftes vor ihm.

Gravis musste sorgsam darauf achten, seine Lippen um die haifischartigen Zähne zu stülpen, um das Lustfleisch des Munus nicht zu verletzten. Die „Damen‟ begannen ihre Hüftstöße, erst zaghaft, dann kräftiger, wobei das Monstrum sich immer tiefer in den Neuling bohrte. Gravis ertrug die Schmerzen mit viel Tapferkeit, obwohl er viele Male aufgeben wollte und die Haremsdamen zur Seite schieben wollte, doch er musste seinen Schwur halten. Er wollte auf keinen Fall zurück nach Disciplina. Stattdessen verkrampfte er seine Hände in die Polsterung des Diwans. Doch jedes Mal, wenn er dachte, er habe das schlimmste überstanden, rammten die Frauen ihre Lustkeulen tiefer und dicker in seine bis zum Zerreißen gespannte Enge hinein. So sollte also seine Entjungferung aussehen!

Die nächsten fünf bis zehn Minuten wurden für ihn zu einer Ewigkeit. Benommen vor Schmerz und verwirrenderweise auch Geilheit, die immer penetranter gegen die Castitasschelle ankämpfte, gab der Muskelmann Gravis jämmerliches Wimmern von sich., hatte aber zugleich jegliche Gegenwehr abgelegt. Doch dann war der Punkt gekommen, da die beiden Munus den orgasmischen Klimax erreichten und ihre Flut in den Neuling spülten. Gravis schluckte und fiel völlig erschöpft in sich zusammen. Sein verklebtes Gesicht und sein Rachen waren ihm fremd, genau wie das Gefühl, einen warmen Einlauf bekommen zu haben, wie er ihn vor einigen Jahren von einer Ärztin erhalten hatte.

Der hintere Munus zog sich aus ihm zurück und knallte seinen Phallus einige Male schmatzend auf die Custos-Backen. Der vordere Munus näherte sie noch weiter und legte senen Phallus auf dem Kopf des Liegenden ab, drückte ihm die riesigen Hoden vors Gesicht und wünschte sich: „Leck sie mir!‟ Gravis gehorchte, gar nicht mehr ganz Herr seiner Sinne. Seine Geilheit brachte ihn fast um den Verstand und dämpfte die Schmerzen an seinem Allerwertesten, der trotz der Erlösung brannte. Der vordere Munus schwärmte: „Oh, ja! Leck sie mir ab! Weiter! Leck sie! So ist es fein!‟ Noch einige Minuten lang forderte er die Zunge des Custos.

Schließlich wickelten die Haremsdamen sich ihre Röcke wieder um die Hüften und gaben Gravis einen Abschiedskuss. So ließen sie ihn allein auf dem Diwan zurück. Einige Minuten später erschienen seine Kameraden und fragten, wie es ihm gehe. Gravis hatte keine Worte. Er war noch zu überwältigt von dem Geschehen und von dem Schreck, dass die Schönheiten solche Mutanten waren. Seine Hoden wühlten gereizt in ihrer Hülle, sein Luststab presste sich von innen gegen die unnachgiebige Castitasschelle.

Die Custos brachten ihren Novizen unter eine heiße Dusche, wo er sich säubern konnte. Mittlerweile brannte sein Hintereingang wie Feuer. Er fragte sich, wie die Munus die zierlichen Edelfräuleins oder Augusta Regina mit diesem Monstrum erfreuen konnten. In all der Aufregung hatte er nicht den viel kleineren Zweitphallus der Wesen bemerkt, der häufiger zum Einsatz kam, wenn die Freudenmädchen ihre Herrinnen beglückten.
Ein Custos schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Das haben wir alle durchgestanden.‟ Gravis fragte: „Und was ist mit der Castitasschelle? Wann bekommen wir denn einen Aufschluss?‟ Der Haremswächter tippte ihm gegen die Brust und tätschelte seine Wange. „Konzentriere dich auf deine Leistungen beim Os-Frangi. Das ist die einzige Möglichkeit, um deine Energie abzubauen.‟ Gravis stand da mit offenem Mund und war fassungslos. Wie sollte er denn so seinen sexuellen Appetit stillen können? Und dann auch noch in regelmäßiger Gegenwart von halbnackten Liebesdienerinnen... Auch, wenn es Munus waren. Bis auf ihr Geheimnis unter dem Rock waren sie sehr feminin und verführerisch. Sollte das etwa heißen, dass er lebenslänglich in Keuschheit leben musste? Bei dem Gedanken raste sein Herz. Er hörte in seinen Ohren ein Rauschen, und ihm wurde ein wenig schwindelig.

Der Custos sagte: „Heute hast du deinen Initiationsritus bestanden. Dazu gratuliere ich dir. Morgen hältst du deine erste Wache im Harem. Den Rest des heutigen Tages hast du frei.‟ Gravis bedankte sich und ging in Richtung seines kleinen Schlafquartieres. Er bewegte sich wie auf rohen Eiern mit O-Beinen. Die Erinnerung an den Munus auf ihm würde wohl noch einige Tage andauern. - Was sollte er den ganzen Tag tun, um sich von seinem Hintereingang abzulenken? Was konnte, was durfte ein Custos überhaupt machen? Seine primitive Schlafstätte bot keine Möglichkeit zum Zeitvertreib. Sollte er den Palast erkunden? Durfte er das überhaupt? Aber es war niemand mehr da, den er fragen konnte.

Doch bald war ihm so langweilig, dass er sich auf den Erkundungsgang machte, die Korridore des Flügels entlang. Dabei lief er sehr langsam, um seinen Hintern zu schonen. Plötzlich war eine strenge, hohe Stimme einer Frau hinter ihm zu hören: „Custos! Was hast du hier zu suchen?!‟ Gravis drehte sich erschrocken um und sah eine zierliche, kleine Frau in der Uniform einer Praetoria. Der Erwischte erklärte: „Ich habe frei. Ich wusste nicht, dass es verboten ist...‟ Weiter kam er nicht, da ihn der Strafimpuls des Disziplinarstabes der Frau zielsicher in den Hoden traf. Grunzend sackte der Muskelkoloss auf die Knie und hielt sich die Bälle. Er zischte zwischen den Zähnen hervor: „Das tat weh!‟ Die Praetoria meinte: „Oh, das wusste ich nicht.‟

Gravis sah ihr in die hübschen Augen, die nun schelmisch funkelten. Sie meinte gönnerhaft: „Ab mit dir in dein Quartier! Sonst nehme ich dich mit in den Kerker. Und glaube mir: Da willst du nicht hin!‟ Gravis nahm die Beine in die Hand und lief schneller, als es sein Hintern erlaubte, dahin zurück, wo er hergekommen war. - In dem erwähnten Kerker, der das gesamte zweite Untergeschoss der Palastanlage einnahm, schmorten seit einigen Tagen einige Pugnatoren einer Spezialeinheit, die bei der Raumpiratenjagd kläglich versagt hatten. Die Imperatorin hatte noch nicht über ihr weiteres Schicksal entschieden. Nur eines war klar: Es musste ein Exempel statuiert werden!
72. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 08.09.15 21:38

Tja trotz das Gravis sozusagen Befördert und Begnadigt wurde ist er trotz allem immer noch zur Keuschheit verdammt. Interessantes Einweihungsritual. Gravis hat bestimmt nicht damit gerechnetb das die Frauen in Wirklichkeit Munus sind.
Ist Timiditas auch im Harem der Regina? Damit wären ja 2 der Freunde wieder vereint.
73. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 28.09.15 20:07

~ XXII ~


Die Reise endete an der massiven und weitläufigen Andockplattform von Reginas Hauptpalast. Das Schiff landete mit Rückschubdüsen im vertikalen Anflug in dem dafür vorgesehenen langezogenen Sechseck, das von gelb blinkenden Leuchtdioden umrahmt war. Die Legata verließ das Raumschiff mit einer kleinen Delegation Audiutrixfrauen und dem Kommandostab der Brücke mit einem kleinen nach oben offenen Gefährt, das die Landebahn entlangraste und hinter einer Bunkerstahltür in einem Hangar verschwand.

Kurz darauf erreichte die Legata mit ihren wichtigsten Begleiterinnen den Audienzsaal der Regina, eine langgestreckte Halle von fast hundert Metern, gesäumt von Marmorsäulen mit einem Durchmesser von 1,20 Metern und einer Höhe von 22 Metern. Der Boden glänzte ebenso wie alles andere in diesem pompösen Saal. Mit stechenden Schritten marschierten sie auf die Treppe zum Thron zu, die in weiter Ferne am Ende der Halle aufragte. Mit jedem zurückgelegten Meter erschienen Treppe und Thron gewaltiger. Vor einem Zierseil aus geflochtenen, roten Polyhanffaserbündeln, das an goldfarbenen Pollern angebracht war, blieben sie mit gesenkten Häuptern stehen.

An den Seiten des Saales verfolgten 32 Lasersensoren genauestens jede Bewegung der Besucherinnen. Sollte jemals ein Attentat auf die Königin verübt werden sollen, würde der Täter nicht weit kommen. Die Bewegungsmuster wurden in Echtzeit analysiert, ebenso wie Herzschlag und Gehirnströme der Personen. Auch, wenn die Sensoren keine konkreten Gedanken lesen konnten, waren sie in der Lage zum Beispiel emotionale Zustände zu erfassen und zu interpretieren. Zum Beispiel Aggression, Angst, Verstellung oder aufrichtige Loyalität.

Im nächsten Moment knieten sich die Besucherinnen synchron auf ein Knie und senkten die Köpfe noch mehr. Nur kurz hatten die Frauen gesehen, dass zwei Munuswesen an Halsketten zu den Füßen der Herrscherin lagen wie zwei Hofhunde. Zwei weitere Munus standen schräg hinter und seitlich von dem prunkvollen Thron und wedelten mit großen Palmwedeln frische Luft zu. Die Sklavinnen trugen außer einem mit langen Spikes versehenen Halsreif nur eine Art Stringtanga, der jedoch das große Geschlecht nicht bedeckte. Die Monarchin trug ein weißes Kleidungsstück aus leichten, dünnen Stoffen, eine Art Hybrid aus Kleid und Tunika. An ihren Unterarmen glänzten dünne Reifen. Ihre Füße waren nackt. Die Haare waren unter einem Kopftuch verborgen.

Auf ein Händeklatschen der Imperatorin erhob sich die Legata als einzige Frau und wartete auf ein Zeichen, dass sie sprechen dürfe. Augusta Regina gab es und ließ die Legata von den zwei neue Exemplare für die Samenbankherde. Somit war der Neuzuwachs auf 33 Exemplare angestiegen. Insgesamt belief sich die Anzahl der Produktionseinheiten nun auf 83. Die Ausbeute für Premiumejakulat sollte gut sein, wenn die Produktionsleistungen auf hohem Niveau gehalten wurden. Die Regentin war sehr zufrieden und entließ die Legata in ihren wohlverdienten Urlaub. Die Legata ging erneut auf ein Knie nieder und verbeugte sich tief, während sie nun ihre Hände mit den Innenflächen nach oben vor sich ausstreckte, ein Symbol der Verabschiedung von der Majestät. Zugleich drehte sich der gewaltige Thron auf der Stelle langsam um 180 Grad. Bald war statt des Throns nur noch eine große Marmortafel mit dreidimensionalen Figuren und Insignien der Regina zu sehen. Der eigentliche Thron war in der Wand der Halle verschwunden.

Die Legata stand mit ihrer Abfolge auf und verließ den Audienzsaal. Als die schwere Pforte hinter ihnen zuschlug, drehte sich der Thron zurück in die Ausgangsposition, doch er war leer. Auch die vier Munus, die mit der Imperatorin in der Wand verschwunden waren, befanden sich nicht mehr auf dem Sockel des Stuhls. Die beiden Munus Subtilis und Timiditas und die restliche Besatzung befanden sich noch im Schiff und folgten später nach. Da sie aber von einem Vaporisator in einen Tiefschlaf geschickt wurden, bevor sie von Bord gebracht wurden, wachten sie erst in einem kleinen Raum auf. Er bildete einen perfekten Kubus. Timiditas stand breitbeinig neben seinem Gefährten.

Beide Munus waren in Gerüsten aus gebürstetem Stahl fixiert. Eigentlich war alles hier im Raum aus gebürstetem Stahl, selbst Decke, Wände und Boden. Die Füße der Munus waren in Löchern im Boden verschwunden, die passgenau um die Fußgelenke verliefen und 80 Zentimeter voneinander entfernt waren. Die Sohlen standen auf einer ebenen Fläche unterhalb des Raumbodens, die aber nicht einsichtbar war. Auf Kopfhöhe der Munus ragten zwei Stangen aus der Wand und endeten neben ihren Häuptern, wo ihre Handgelenke in Schellen befestigt waren. Auch der Kopf wurde durch einen Halsreif und ein zusätzliches Stirnband - alles aus Stahl - in Position gehalten. Kaltes Licht strahlte von der Decke aus Neonleuchten, die in vier Metern Höhe angebracht waren.

Mit einem Zischen öffnete sich eine dreieckige Tür, die sich in der Mitte teilte. Eine Frau in einem weißen Kittel erschien und rollte einen stählernen Tisch mit sich hinein. Auf dem Tisch lagen Schläuche, Glaskolben und ihnen unbekannte Gerätschaften. Unterhalb der Abstellfläche bestand der Tisch aus einem kastenförmigen Gerät, an dem einige kleine Dioden grün und rot leuchteten sowie ein Touchpad als Bedienfeld angebracht war. Die Frau in dem weißen Kittel wies auffallend weiße Haut und platinblondes, langes, glattes Haar auf, das sie zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden hatte. Vor den Augen trug sie eine eckige Brille mit bläulichen Gläsern. Die Frau steckte Schläuche an diversen Glaskolben fest und stülpte sie über die großen Nippel der Munus. Die Kolben saugten sich sofort fest. Ein größerer Kolben steckte bald auf den großen Luststäben der Munus. Auch diese waren mit Schläuchen verbunden und sorgten für ein kräftiges Vakuum im Innern.

Timiditas war zugleich höchst erregt, verängstigt und auch gedemütigt - besonders, als die Frau noch eine thermometrische Sonde in seinen Anus steckte. Oder war es etwas anderes? Timiditas war sich nich sicher, weil er sie ja nicht sehen, sondern nur fühlen konnte. Wurde sie warm? Heiß? Was war das? Unruhig versuchte er sich zu bewegen, aber die restriktive Konstruktion hielt seinen Körper unbarmherzig in Position. Er hörte Subtilis neben sich ebenfalls stöhnen und ächzen. Ihm erging es wohl ähnlich. Plötzlich saugten sich die Kolben noch fester, das Vakuum wurde erhöht; und kurz darauf sorgten Vibrationen am Peniskolben für eine erregende Empfindung an Eichel und dem gesamten Schaft.

Die Munus stöhnten voller sexueller Begierde. Der Anusstab wurde immer heißer, aber das gesteigerte Lustempfinden schien die Schmerzen zu überlagern und brachte beide Munus nach wenigen Minuten zu einem kraftvollen Orgasmus. Ihr Samen wurde sofort von den Schläuchen abgesaugt und landete in einem Glasgefäß, das seitlich an dem Tischchen mit den Geräten angebracht war, so dass die Munus sehen konnten, wo sich die Flüssigkeiten sammelten. An dem halbrunden Gefäß waren feine Striche mit geeichten Mengeneinheiten aufgezeichnet. Das Milliliterergebnis wurde von einer Feinwaage auf ihr Gewicht in Milligramm geprüft. Ein Sensor in dem Gefäß analysierte die Zusammensetzung des liquiden Inhaltes bis auf DNS-Ebene. Die Vermischung der beiden Proben von Timiditas und Subtilis schienen keine Rolle dabei zu spielen.

Nachdem die Ejakulation der beiden Probanden beendet war, dauerte es 30 Sekunden, bevor die erotische Stimulation von vorne begann. Anfangs wehrten sich die beiden Munus kräftig, denn die Behandlung war alles andere als angenehm, doch nach spätestens einer Minute spürten sie wieder die sich steigende Erregung. Und dann war es nach weiteren sechs Minuten und 31 Sekunden bei Timidiats, und vier Sekunden später bei Subtilis erneut so weit, dass die Melkmaschinen neu ernten konnten. Die Ausbeute floss in das geeichte Gefäß. 30 Sekunden vergingen, bevor die Geräte sich wieder aktivierten. Die Munus stöhnten verzweifelt auf. Nicht wieder! Sie hatten genug, mehr als genug! Sie sprachen auf die Frau ein, bettelten um eine längere Pause oder Erlösung aus dieser Apparatur.

Doch die Anwesende ignorierte ihre zwei Probanden. Sie war vertieft in Gedanken und starrte auf einen kleinen Monitor, auf dem sich Grafiken und Tabellen aufbauten, die die DNS-Analyse und Qualitätsprüfung des Ejakulats darstellten. Mit einer Pipette entnahm die Frau eine kleine Menge der weißlichen Flüssigkeit und gab einige Proben in Petrischalen auf eine speziell präparierte Unterlage. Die kleinen Schalen steckte sie in den Apparat unter ihrem Tisch und bediente das Touchpad, um einige Befehle einzugeben. Wenige Sekunden später piepte das Gerät und bildete auf dem Monitor das Ergebnis ein. Zufrieden nickte die Frau und lächelte.

Dann entfernte sie sämtliche Saugkolben von den Munus und auch die Sonde. Sie schob den Tisch wieder aus dem Raum, dessen Tür sich automatisch öffnete, als sie sich näherte. Timiditas stöhnte. Leise sagte er zu seinem Genossen: „Ich dachte schon, die hört gar nicht mehr auf damit. Meine Güte, so viel abgespritzt habe ich in meinem Leben noch nicht. Vor allem nicht in so kurzer Zeit.‟ Subtitlis gab ihm Recht: „Ja, war intensiv. Nachher ein wenig zu intensiv. Ich bin erst mal bedient. - Was haben die überhaupt vor? Sollen wir in Reginas Harem gebracht werden?‟ Timiditas hatte keine Antworten auf die Fragen. Beide Munus waren erschöpft von der Melkbehandlung, aber sie verspürten dank der mentalen Therapie keinen Unwillen. Ihr Lebenssinn bestand darin, der Regina zu dienen.

Im Kommunikationssystem ertönte ein Rauschen, das in modulierte Hochfrequenzwellen überging, die die Munus mehr als Blitze vor ihren Augen sahen, als dass sie sie hörten, und eine Zehntelsekunde später fielen beide in tiefe Bewusstlosigkeit. Sie bemerkten daher nicht, wie vier Robot-Einheiten in das Labor schritten und die beiden neuen Wesen in Melkstall III brachten. Über dem Eingang stand: „Procreatio‟ Jeder der drei länglichen Räumlichkeiten war mit knapp 30 leistungsstarken Munus belegt. Jeder Munus war in einem „Kastenstand‟, also einer Art Einzel-Gitterbox untergebracht, in der die Insassen vorgebeugt in gespreizter Beinstellung verharrten.

Dabei sorgte eine Spreizstange für die vorgesehene Fußhaltung. Ein Halsreifen sicherte die vorgebeugte Position. Die unnützen Hände und Arme waren waren unter einer nur zehn Zentimeter breiten Bruststütze fixiert, auf die der Munus lehnte. Die gewaltigen Brüste hingen links und rechts davon hinab. In dem länglichen Stall waren die Kastenstände nebeneinander aufgereiht; auf der anderen Seite der mittigen Stallgasse wiederholten sich die Boxen vis-a-vis. Die Munus konnten sich dabei nicht sehen, da die Trennwände aus Aluminium waren, und mit dem Hintern zum Gang positioniert waren. In dem Melkgang bewegten sich zwei Indagatrix - der Name für die Melkfrauen in den Ställen - und schoben ein ähnliches Tischchen mit sich, wie schon die Frau in dem weißen Kittel in dem Metallkubus.

Die erste Reaktion der beiden neuen Munus war ein panisches Aufschrecken, da sie in der restriktiven Position in ihren Kastenständen zu Bewusstsein kamen. Die Indagatrix zur linken Seite täschelte beruhigend die nackten Hinterbacken von Timiditas, während ihre Kollegin sich Subtilis annahm. Als Timiditas sprechen wollte, wurde ihm erst klar, dass er einen Knebel trug, der mit einem Schlauch verbunden war. Er vermutete, dass er so mit einer Nährlösung versorgt werden sollte. Sich gegen die Fesseln zu wehren, hatte keinen Sinn. Das beruhigende Tätscheln ging in ein Streicheln über, dass ihn tatsächlich entspannter.

Doch schon in der nächsten Sekunde zuckte Timiditas zusammen, und gleichzeitig hörte er Subtilis in der Nachbarbox aufgrunzen: Die Indagatrix hatte eine Analsonde zwischen die Hinterbacken geschoben. Danach beugten sich die Indagatrixfrauen vor und stülpten einen Saugkolben über den Riesenpenis des Munus. Sofort stieg ein Vakuumeffekt, und daraufhin setzte eine elektrische Stimulation ein, die zugleich an der Sonde zu spüren war. Da anfängliche Kribbeln steigerte sich rasch in der Intensität, als eine der Indagatrix an einem Regler der Tischapparatur drehte. Das Amperemeter zeigte die Stromstärke an, mit der der Munus stimuliert wurde.

Nach und nach grunzten auch die anderen 28 Stallwesen. Die Melkkolben arbeiteten auf Hochtouren und reizten Prostata und Penis der Munus, um die Ejakulatproduktion anzukurbeln. Die Samenbank der Regina benötigte so viel erzeugte Quantität wie möglich, um genetisch optimierte Qualität zu erwirtschaften. Für die in den Melkställen eingesetzten Indagatrixfrauen gab es Erntequoten, die zu erfüllen waren. Nur zwei Minuten später floss Flüssigkeit in den Sammeltank an der Tischapparatur, der bereits zu einem Drittel gefüllt war. Auf einem kleinen Display war eine Laufschrift zu lesen: „Prozess läuft... Prozess läuft... Prozess läuft...‟ Doch die Vorgaben besagten, dass pro Melktag und Stall eine komplette Tankfüllung erzielt werden musste, so dass die Indagatrix den Stallgang im Anschluss erneut abging und die Munus ein zweites und dann noch ein drittes Mal abernteten.

Timiditas und Subtilis ergänzten die Kakofonie aus grunzenden und brüllenden Lauten und scharrenden Geräuschen, Kettengerassel und Quieken von 30 Munuswesen in dem Stall. In den beiden Pendants Procreatio I und II ähnelte die Geräuschkulisse der hiesigen Dissonanzen. Erst als die insgesamt sechs Indagatrix jeweils drei Durchgänge absolviert hatten und die Kolben und Sonden entfernt hatten, beruhigten sich die Munus. Nach und nach befreiten die Mitarbeiterinnen die Ejakulatspender aus ihren Kastenständen und brachten sie in einen Großstall, in dem 83 Käfigboxen aufgereiht waren.

Jeder Munus hatte seine persönliche Aufbewahrungsstelle, in der er regenerierte, bevor er am nächsten Tag wieder zur nächsten Melkbehandlung getrieben wurde. Eine Nährflüssigkeit erhielten die Munus zwischen den Melkvorgängen im Procreatio: eine Mischung aus Aminosäuren, Kraftfutter, Enzymen, Vitaminen, Mineralstoffen und Hormonen, die die Libido steigerten sowie die quantitative Ejakulatsernte erhöhten. Die elektrische Stimulation war außerdem mit zusätzlichen Nervenimpuls-Stimuli unterlegt, die bei mittelfristiger Anwendung zu einer beschleunigten Ejakulation führten, um die Effizienz der Ställe zu steigern.

Durch die fehlende Bewegung nahm die Muskelmasse der Munus sowie ihr Kreislaufsystem rapide ab, doch reichte es für ihre vorgesehene Intensivnutzung aus. Die doch recht anstrengenden Melkvorgänge sorgten für wenigstens ein wenig körperliche Betätigung, denn kein Munus konnte sich - auch nach Wochen und Monaten - an die Dreifachabmelkung gewöhnen und bäumte sich während der Ernte kraftvoll gegen die Fesseln auf. Dabei handelte es sich allerdings nur um eine unwillkürliche und physische Abwehrreaktion, denn über einen mentalen Widerwillen verfügten die Munus nicht mehr. Im Gegenteil: Die Munus empfanden Stolz darüber, Regina nützlich zu sein.

Die Legata bereitete sich in den folgenden Tagen auf den Abflug nach Eldorado, einer alten Raumstation, die als Vergnügungswelt diente, vor. Sieben Tage lang würde sie sich dort mit anderen Damen vergnügen und dem Luxus und Nichtstun hingeben. Ihre Uniform packte sie nicht ein, sondern bevorzugte zivile, luftige Kleider. In ihrer prachtvollen Wohnanlage in Reginas Hauptstadt verfügte sie zwar über einen kleinen Harem aus drei Liebesdienern - ausgebildete Munus -, aber nach Eldorado würde sie alleine reisen und sich dort in den Etablissements vergnügen oder vielleicht auch einen neuen Munus auf dem Sklavenmarkt erwerben.

Eines ihrer privaten Steckenpferde waren Munuskämpfe, auf die sie oft große Dilithiumplatten wettete - aus beruflichlichen Gründen meist nur digital. Doch in den nächsten Tagen würde sie live dabei sein und ihren Favoriten anfeuern. Während ihrer Abwesenheit auf Eldorado sorgte ihr weibliches Personal, eine Hauswirtschafterin und eine Sicherheitschefin für das Anwesen. Neben den drei Haremsdienern gab es noch zwei Rusticusse, die in der Küche tätig waren, vier Rusticusse für das Haus und sechs Rusticusse des Securityteams. Bei der Leibwache handelte es sich um ehemalige Custos, die entsprechend mutierte Muskelkörper besaßen und zusätzlich den Kampfsport „Os-Frangi‟. Zu ihrem martialischen Aussehen trugen auch die Haifischzähne bei, die jedoch nur zu sehen waren, wenn die Männer grinsten oder lachten - und das taten sie praktisch nie. Ihre Uniform aus Schnürstiefelsandalen, Halsring, Armschienen und Lendenschurz war zwar ein wenig verändert zur offiziellen Bekleidung der königlichen Custos, aber im Grunde sehr ähnlich.

Auch die Castitasschelle trug die Leibwache. Die Legata stand auf dem Standpunkt, damit eine bessere Disziplin garantieren zu können. Sonderurlaube wurden unter Regierungsangehörigen selten gewährt. Die sechs Indagatrix der drei Produktionsställe der königlichen Ejakulatbank konnten davon nur träumen. Entsprechend schlecht gelaunt versahen einige von ihnen ihre Arbeit und piesackten die Munus mit ihren Disziplinarstäben, die sie bei sich trugen. Die in den Melkställen als „Korrekturstab‟ bezeichnete Ausrüstung der Indagatrix war lediglich zur besseren Handhabung der Munus gedacht, falls diese von ihrer Regenerationsbox zum Kastenstand oder zurückgebracht wurden.

Störrisches Verhalten kam zwar ausgesprochen selten vor, aber manchmal mussten die Indagatrix die Herde schneller als gewöhnlich antreiben. Doch hin und wieder kamen die Korrekturstäbe auch an den riesigen Hodensäcken der Munus zum Einsatz, wenn eine Indagatrix das Gefühl hatte, dass ein Munus zu wenig Samenflüssigkeit produzierte oder zu lange für eine Ejakulationsphase benötigte. Die Stromstöße nutzten zwar nichts, aber zumindest konnte die Indagatrix ihren Ärger damit ein wenig kühlen. Außerdem waren die Angestellten auch nur Frauen, und somit sexuell durchaus erregbar, wenn vor ihnen ein gewaltige männliche Geschlechtsteile hingen. Da juckte es der einen oder anderen Uniformierten in den Fingern und presste den Korrekturstab gegen die dicken Testikel.

Zwei der Damen machten sich seit einiger Zeit einen Spaß daraus, aus dem Quiek- und Grunzgeräuschen der Melksklaven eine Art Melodie zu erzeugen und sie entsprechend abwechselnd zu „korrigieren‟. Zum Glück für Timiditas und Subtilis waren diese beiden biestigen jungen Damen in Melkstall II beschäftigt, so dass sie noch keine Bekanntschaft mit ihnen gemacht hatten. Sämtliche Ernten wurden täglich zur Forschungsabteilung I der Ejakulatbank befördert. Ein trainierter Munus konnte in drei Durchgängen pro Tag 0,4 Liter Samenflüssigkeit produzieren. Bei guten 80 Melksklaven waren das täglich 32 Liter. Die Bank hortete seit etwa zwölf Jahren den Großteil der Ernte, so dass in den Sammeltanks
über 140.000 Liter zur Verfügung standen.

Für die Qualitätsforschung für Reginas Erben waren in der gesamten Zeit nur etwa 120 Liter verwendet worden. Niemand wusste so genau, wozu dann diese große Menge gesammelt wurde. Einige Forscherinnen argumentierten damit, dass eine hochqualitative Probe nur aus einem sehr geringen Anteil des Ausgangsquantums selektiert werden könne. Die Öffentlichkeit auf dem Planeten Regina wurde generell über solche Interna nicht informiert. Nur Edeldamen, die meist gar nicht auf dem Heimatplaneten lebten, erfuhren solche vertraulichen Auskünfte. Und die interessierte dies nur sehr eingeschränkt. Die Bürgerschaft auf Regina selbst hatte keine Ahnung von einer Ejakulatbank, einem Lager namens Discliplina oder den vielen vergnügungssüchtigen Edefräuleins des Adels.

Nicht einmal die Existenz von Rusticussen oder Munuswesen waren offiziell bekannt. Die jungen Männer wuchsen in dem Glauben auf, mit ihrem 18. Geburtstag zum Pugnator ausgebildet zu werden und für Reginas Armee zu kämpfen. Und so hatten auch die drei Freunde Timiditas, Animus und Gravis voller Freude der Musterung vor dem großen Tribuna-Ausschuss entgegengesehen. Inzwischen hatte sie die Realität eingeholt. Timiditas war es nicht einmal bewusst, da er mental optimiert worden war, so dass er nur noch Regina zu Diensten sein wollte und sein altes Leben vergessen hatte. Und als Munus würde er nun täglich etwa 200 Milliliter Ejakulat erzeugen, bis er durch die Nährlösung und das Training auf die doppelte Produktionsleistung getrimmt worden war.

Timiditas hatte beim Abtransport zu den Regenerationsboxen und zurück in den Melkstall bemerkt, dass die anderen Munus, die schon längere Zeit die Procreatio belegten, über einen signifikant hypertrophierten Hodensack verfügten, mit dem sie kaum noch laufen konnten. Timiditas hatte sich an seine eigenen großen Geschlechtsorgane gewöhnt, aber diese Munus hier stellten alles Gesehene weit in den Schatten. Nur seine mentalen Schranken verhinderten, dass er sich darüber Gedanken machte.

Anders dagegen grübelte Gravis über sein Schicksal bewusst nach. Mutiert zu einem Custos war von dem ursprünglichen Jüngling nicht mehr viel übrig. Momentan war er zwar froh, den Minen und dem Lager Discliplina entkommen zu sein, aber seine Zukunft als Haremswächter machte ihm trotzdem Sorgen. Und Animus, der als einziger des Trios zum Pugnator geworden war, befand sich in den Händen von Sklavenhändlern, die ihn zu fremden Sternen, Lichtjahre vom Regina-System entfernt, verschleppt hatten. Wie oft hatte er das harte Leben in der Kaserne verflucht? Aber nun wäre er liebend gern dort gewesen, bei seinen Stubenkameraden Magnus, Levis und Celeritas. Er war sich sicher, dass es auch seinen alten Jugendfreunden Gravis und Timiditas besser ergangen war. Vielleicht hatten sie ihre Pugnator-Ausbildung schon erfolgreich absolviert und dienten auf einem der großen Raumkreuzer der Monarchin? Vielleicht hatte es einer von ihnen schon zum Fähnrich gebracht?

Dienstgrade darüber waren zwar nur Frauen vorenthalten, aber als Fähnrich zu kommandieren, das hätte Animus auch gefallen. Aber stattdessen war er auf dem Weg ins Nirwana des dunklen Alls. Die Zeit strömte gleichmäßig langsam dahin, aber an der Tagesroutine änderte sich nichts: Animus und die anderen Sklaven wurden mit synthetischer Nahrung versorgt und ungefähr alle drei Tage medizinisch überprüft. Eine Antwort auf eine Frage erhielten sie von ihren Meistern nicht. Auf Regina marschierte derweil die Leibgarde der Königin im Stechschritt über den weitläufigen Paradeplatz vor dem Palast. Die unscheinbar wirkenden Frauen machten keinen martialischen Eindruck. Im Gegenteil wirkten sie eher klein und zerbrechlich und trugen nur leichte Rüstung aus Nanofasersynthetik.

Doch wer die Spezialeinheit der Regina unterschätzte, würde sich wundern. Sie nahmen es im waffenlosen Nahkampf leicht mit der doppelten Anzahl aus massigen Custos auf. Dazu kam noch die dezente, aber äußerst effektive Bewaffnung aus mobilen Partikelstrahlern. Die Leibgarde versammelte sich in geraden Reihen an einer Fahnenstange, an der die Flagge der Regina wehte. Eine Delegation des transstellaren Außenministeriums der Großen Allianz hatte sich angekündigt, um erste diplomatische Beziehungen zwischen den vereinten Welten und ihrer abtrünnigen Kolonie herzustellen. Lange Zeit hatte Funkstille geherrscht. Insbesondere die männerunterdrückende Politik der Regina und die Abschottung des Planeten hatten für Missmut gesorgt. Vielleicht konnte man Regina eine weniger restrikive Gesellschaftsform mit profitablen Wirtschaftsverträgen schmackhaft machen.

Wenige Minuten, nachdem die Leibgarde Aufstellung genommen hatte, schwebte ein Shuttle vom Himmel, in dem die sieben Diplomaten saßen. Aus Rücksicht auf die matriarchische Kultur auf Regina bestand die Gruppe aus fünf Damen und nur zwei Herren. Am Ende eines roten Teppichs landete der kleine Passagiertransporter. Die Außenluke kippte nach außen und bildete die flache Treppe für den Ausstieg. Von der anderen Seite des roten Teppichs kam den Gästen eine kleine Abordnung der Regierung entgegen. Es handelte sich um fünf Frauen. Der Kleidung nach zu urteilen waren es zwei hochrangige Regina-Beraterinnen sowie eine uniformierte und mit Orden hoch dekorierte Praefecta, eine Centuria des königlichen Militäramtes und die oberste Praetoria des Palastes.

Die politischen Abgesandten trugen über einem engen Catsuit mit wabenförmigem Netzmuster ein steifes Cape mit hohem Stehkragen, dazu kniehohe, elegant glänzende Stiefel. Die Praefecta war mit Hose und Korsage sowie einem Umhang bekleidet, der mit Goldfäden durchwirkt war. An der Brust der Frau blinkten zahlreiche Orden und Auszeichnungen. Ihre Stiefel waren derber und verfügten über eine dickere Sohle. Die Centuria sah wie eine etwas dezentere Variante der Praefecta aus; und die Praetoria war in die Uniform der Leibgarde gekleidet: eine kampftaugliche Montur, die jedoch für den Laien nicht martialisch wirkte. Zur Begrüßung hatte sie heute ihre Waffe, die sonst zu ihrer Ausrüstung gehörte, abgelegt.

Eine der beiden Abgesandten begrüßten den Leiter der Delegation mit hingehaltener Hand, die mit einem Handkuss erwidert wurde. So stand es im offiziellen Protokoll, das von beiden Seiten penibel eingehalten werden musste, um nicht gleich bei Förmlichkeiten schon Unstimmigkeiten oder gar Animositäten zu provozieren. Dafür war das Abkommen zwischen den beiden Parteien für beide Seiten zu wichtig. Die Große Allianz versprach sich mehr Einfluss auf die Gesellschaft unter Regina, und die Imperatorin hoffte so, aus der Isolation zu kommen und ihren wirtschaftlichen Einfluss auch auf außerhalb des Regina-Systems auszuweiten.

Die Leiterin der Allianzdelegation kam sich bei dem Handkuss ein wenig komisch vor, aber sie hielt sich an die Vorgaben. Anschließend begrüßten sich alle anderen abwechselnd auf diese Weise und schritten im Anschluss den roten Teppich entlang an den aufgestellten Leibgardistinnen vorbei unter den gewaltigen Portikus des Palastes, zum kurz darauf hinter einer fast fünf Meter hohen und etwa so breiten Pforte zu verschwinden.
74. RE: Regina

geschrieben von Herrin_nadine am 29.09.15 01:32

Hallo prallbeutel,

danke für die beiden wundervollen Fortsetzugen. Jetzt kommt die Wahrheit langsam ans Tageslicht.
75. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 03.10.15 23:15

Interessante Fortsetzung Prallbeutel.
Also werden sich die Freunde wohl nie mehr wieder sehen und selbst wenn wohl auch nicht mehr Erkennen. Bleibt noch die Frage was mit dem gesammelten Ejakulat der Munus passiert? Evtl als Handelsgut vorgesehen? Jetzt wo es wohl eine leichte Annäherung zwischen der Allianz und Regina gibt, wär das doch eine Interesante Handelsware.
Erzählst du im Nächsten Teil wie es Animus ergeht?
76. RE: Regina

geschrieben von coradwt am 08.10.15 00:18

Fhallo Prallbeutel.

Eine sehr, sehr tolle Geschichte die du da schreibst.

Da bin ich ja mal auf die Fortsetzung gespannt.

LG Cora
77. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 10.02.16 17:58

~ XXIII ~



Die verkauften Menschen wurden von einigen Exemplaren der merkwürdig langgestreckten Rasse untersucht. Für Animus und Levis sah es so aus, als würden sie medizinisch gecheckt und auf Tauglichkeit bzw. Gesundheitszustand überprüft. Aber dann stellte sich heraus, dass alle zehn Personen einen Chip unter die Haut im Nacken geschossen bekamen. War das nur eine Registrierung, fragte sich Animus, oder konnten ihre Herren ihnen dadurch Strafimpulse verabreichen? Oder gar auf ihr Gehirn zugreifen?

Animus gingen noch viele weitere Fragen durch den Kopf. Hatten sie es nur mit männlichen oder auch mit weiblichen Wesen zu tun? Oder verfügten die Kreaturen gar nicht über ein Geschlecht? Animus hatte bisher nichts gesehen, was darauf deuten könnte. Sie wirkten irgendwie so asexuell. Allerdings, so erinnerte sich der Pugnator-Anwärter, hatte einer von ihnen nach weiblichen Menschen gefragt. Also bestand offenbar Interesse an dem anderen Geschlecht. Hoffentlich waren Männer nicht weniger wert und würden entsprechend auch schlechter behandelt.

Plötzlich zuckten alle zehn Sklaven leicht zusammen. Sie sahen sich gegenseitig an und ahnten, dass alle den gleichen Nervenimpuls im Nacken verspürt hatten: ein Pulsieren, das zwar nicht schmerzhaft, aber doch ungewohnt war. Sie waren nebeneinander auf einer langen Bank aus gebürstetem Stahl sitzend mit martialisch aussehenden massiven Fußschellen fixiert worden. Trotzdem merkten sie in der sitzenden Lage, dass die Gravitation ein wenig nachgelassen hatte. Offenbar hatte die Schiffsführung die Massenanziehung nun auf die übliche Schwerkraft eingestellt, die die Kreaturen gewohnt waren. Es war eine sonderbare, unangenehme Situation für die Männer - ganz unabhängig davon, dass sie nun Leibeigene einer fremden Rasse waren.

Wie sie da splitternackt nebeneinander auf der Bank hockten, einen hin und wieder pulsierenden Chip im Nacken, sorgte nicht für Beruhigung. Auch nach gefühlten Stunden waren kein Besatzungsmitglieder zu sehen. Abrupt ruckelte es in dem Raum stark, als wäre eine Bremsdüse angetrieben worden. Waren sie schon bei der Landung und am Ziel? Doch es hörte sich nicht an wie ein Landevorgang. Wie auf ein Kommando öffneten sich die Fußfesseln. Die Männer standen auf und reckten sich. Dabei mussten sie aufpassen, wegen der geringeren Gravitation nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Sie sahen sich in dem Raum um. Es gab keine Außenluken, durch die man hinausschauen konnte. Keine Bullaugen. Nichts.

Levis suchte die Wände ab. Nirgends waren Konsolen oder Displays angebracht. „Irgendwie kommt mir das komisch vor. So, als wären wir in einer Kapsel, die vom Mutterschiff abgestoßen worden ist.‟ Animus fragte: „Aber warum sollten die uns durch das All trudeln lassen? Die haben für uns immerhin bezahlt.‟ Er untersuchte die Stelle des Eingangs, die nun mit einem Lamellenpanzer verschlossen war, der aussah wie übereinanderliegende Fischschuppen. Doch dort ließ sich nichts bewegen oder aktivieren.

Die Piraten, die das Pugnatorenschiff geentert und ihre Ware an die Händler verscherbelt hatten, saßen inzwischen in der Falle. Ihr Schiff hatte dank eines Computerviruses den Geist aufgegeben. Mittlerweile nahmen mehrere Kreuzer der Regina Rendezvous-Kurs mit den übermittelten Koordinaten und würden die Freibeuter in Haft nehmen. Da sie keine Bürger von Regina waren, würden sie nicht zu Rusticussen oder Munus verurteilt werden; stattdessen erwartete sie eine lebenslange Haft in dem berüchtigten Straflager Disciplina.

Offiziell hätten sie an die interstellare Planetengerichtsbarkeit der Großen Allianz ausgeliefert werden müssen, wo es ihnen nach einem Prozess wohl besser ergangen wäre; aber die Truppen der Regina kümmerten sich nicht um die politischen Verträge. Nach mehreren Verhören durch Spezialistinnen der Flotte erfuhren sie, wo die entführten Pugnator-Anwärter und Fähnriche waren. Den genauen Kurs der Händler war niemandem bekannt. Die Offizierinnen der Regina machten sich daher kaum Hoffnungen, die Verlorenen jemals wiederzusehen. Die zuständige Kommandeurin übermittelte einen Bericht an das Hauptquartier auf Regina. Die Verluste mussten ausgeglichen werden. Sicherlich würden bald einige Jünglinge auf dem Heimatplaneten eine Einladung zur Musterung vor dem Tribuna-Ausschus erhalten.

Animus und Levis dagegen hofften noch immer darauf, dass ihre Kameraden nach ihnen suchten und sie aus den Fängen der Sklavenhalter befreien würden. Aber momentan konnten sie in dem Raum, in dem sie eingesperrt waren, nicht viel unternehmen. Die schwache Gravitation kam ihnen seltsam vor. Bisher war die Massenanziehung auf dem Schiff doch Normalwerten entsprechend gewesen. Plötzlich leuchtete ein Modul in der Wand auf, das zuvor unsichtbar gewesen war. Einer der Fähnriche staunte: „Ein Display. Sie wollen mit uns kommunizieren.‟ Animus war skeptisch: „Was sollen das für Zeichen und Symbole sein?‟ Neongrüne, kryptische Codes leuchteten grell auf, mit denen die nackten Männer nichts anfangen konnten. Der Fähnrich, der gesprochen hatte, schnaubte: „Ich will endlich meine Hose zurück! Was haben die mit uns vor?‟ Er fasste sich in den Nacken, wo der Chip ein kribbelndes Gefühl auslöste. Einige seiner Kameraden nickten oder brummten zustimmend. Die Nacktheit war beschämend. Da öffnete sich überraschenderweise unterhalb des Displays eine Schublade, die zuvor ebenfalls nicht sichtbar gewesen war.

Das Fach senkte sich um 30 Grad, so dass der Inhalt herausrutschte: neun Beutel mit einem Mahlzeitenkonzentrat. Einer der Fähnriche begann damit, die Beutel zu verteilen. Der letzte Kamerad ging leer aus und riss sofort dem Pugnator-Anwärter Animus dessen Beutel aus der Hand. Animus wehrte sich natürlich, aber gleich stellten sich zwei Fähnriche vor ihn. Einer der Männer meinte: „Wenn hier einer auf seine Mahlzeit verzichten muss, dann ja wohl einer der Anwärter! Soll er doch mit seinem Kameraden teilen.‟ Levis winkte Animus zu sich und gab ihm von seinem Beutel ab.

Das Konzentrat schmeckte zwar fürchterlich, sättigte aber und löschte auch den Durst. Nach der künstlichen Mahlzeit leuchtete das Display auf. Dieses Mal konnten alle die Information lesen: „Leere Beutel in die Schublade legen.‟ Man folgte gemeinsam der Anweisung, und die Öffnung schloss sich wieder. Die Männer fragten sich, was sie in diesem leeren Raum aus Stahl eigentlich sollten. Gelangweilt, teilweise auch nervös, liefen sie umher und betrachteten jeden Quadratzentimeter der Wände, Decke und des Bodens. Plötzlich zuckten einige der Männer zurück, als mitten im Raum eine Gestalt erschien.

Das leicht transparente Erscheinungsbild ließ keinen Zweifel daran, dass es sich um ein dreidimensionales Hologramm handelte. Es handelte sich um eine humanoide Frau in einem schlichten, schwarzen Bodysuit und passenden Stiefeln, die ihr bis über die Knie reichten. Sie drehte sich um die Längsachse mit geschätzen 30 Sekunden pro Umdrehung. Die acht Fähnriche und zwei Pugnator-Anwärter versammelten sich halbkreisförmig um die Erscheinung. Obwohl allen bewusst war, dass es sich um ein Hologramm handelte, bedeckten die meisten der Männer ihr Geschlecht mit ihren Händen.

Die künstliche Frauenfigur begrüßte die Anwesenden in ihrer Sprache und mit freundlicher Stimme, die sehr natürlich klang: „Herzlich willkommen an Bord der Langzeit-Kapsel Amissum. Der Separatio-Vorgang wurde initiiert bei plus elf Minuten. Ankunft ist in minus 14 Jahren, 165 Tagen, neun Stunden und 33 Minuten.‟ Die Männer sahen sich irritiert an. Also waren sie tatsächlich in einem Shuttle und vom Mutterschiff getrennt worden. Aber was sollten die Ankunftsdaten bedeuten? Und was für eine Ankunft? Wo?

Das Hologramm erläuterte anhand eines Schaubildes, das neben ihr sichtbar wurde, dass die Kapsel vom Mutterschiff in eine abgelegene Region der Galaxie gebracht worden war. Eine Tarnvorrichtung verhinderte, dass die Kapsel von Scannern aufgespürt werden konnte. Der Antrieb benötigte über 14 Jahre, um wieder in zivilisierte Regionen vorzudringen. Vorher gab es keine Kontaktmöglichkeiten.

Animus stand da mit weit offenem Mund, aber die Mitgefangenen sahen auch nicht klüger drein. Ein Pugnator-Fähnrich fragte: „Wann bekommen wir unsere Kleidung zurück?‟ Das Hologramm antwortete interaktiv: „Kleidung wird nicht benötigt.‟ Einige der Männer murrten. Ein Fähnrich rief: „Hey! Und ob ich meine Hose benötige!‟ Das Hologramm wiederholte lediglich im gleichen Tonfall die vorherige Antwort. Ein anderer Mann fragte: „Was habt ihr überhaupt mit uns vor? Warum sind wir in diesem Shuttle?‟ Das Hologramm sagte: „Die Langzeit-Kapsel Amissum ist kein Shuttle. Sie verfügt über keinen Antrieb oder Steuerelemente. Ihr Startimpuls ist die konstante Geschwindigkeit, mit der sie sich durch den Raum bewegt.‟

Animus schluckte. Hatte das Hologramm nicht etwas von 14 Jahren gesagt? Sollte das etwa bedeuten, dass sie 14 Jahre für die Rückreise brauchen würden? Die Männer wollten noch weitere Fragen stellen, aber ein Kribbeln in ihrem Nacken lenkte sie ab, und schon verblasste das Hologramm und war schließlich verschwunden. Die Diskussionen der Männer thematisierten bald die lange Zeit, und einer der Fähnriche seufzte resignierend: „Wenn die Kapsel wirklich eine Tarnvorrichtung besitzt, werden uns unsere Jungs nicht finden. Keine Chance.‟ Ein anderer Fähnrich rief: „Ich will meine Hosen zurück!‟

Im nächsten Augenblick dimmte das Licht in der Kapsel, und auf sämtlichen Wänden erschienen große Videoaufnahmen von menschlichen Tänzerinnen in spärlicher Bekleidung, die sich auf sehr erotische Art und Weise bewegten und mit der Kamera zu flirten schienen. Zu passender Musik präsentierten sie einen Striptease, leckten sich einen Finger, strichen mit ihm über Brust, Bauch und Schenkel und spielten masturbierend und lustvoll stöhnend an sich. Die Männer gafften wie hypnotisiert die Bilderwand an.

Am liebsten hätten einige der Fähnriche wohl ihr Geschlecht angefasst, aber mangels Intimsphäre verkniffen sie es sich. Nur der eine oder andere hielt die Hände vor seine Lenden, um die sich entwickelnde Erektion zu verbergen. - Dann stoppten die Videos plötzlich. Standbilder blieben an den Wänden. Dann erschien die Hologrammfrau erneut. Dieses Mal waren die Männer fast peinlich berührt. Die Frau sagte: „Unseren Informationen nach sind Humanoide mit einem Sexualtrieb ausgestattet, den sie aber am liebsten in persönlicher Atmosphäre ausleben. Daher haben wir nach diesem Stimulanzfilm eine Kammer vorbereitet, wo jeder Passagier der Kapsel seinem Sexualtrieb nachgehen kann. Die Tür wird für jeweils fünf Minuten geschlossen sein.‟ Das Hologramm löste sich wieder auf. Abrupt öffnete sich eine Wand und zeigte eine kleine Kammer mit einer Nasszelle mit wahlweise Ultraschalldusche sowie H2O-Nutzung.

Die Männer sahen sich an. Ein Fähnrich schüttelte leicht den Kopf. „Verrückt...‟ Ein Kamerad drängte sich nach vorne und betrat die Kammer. „Ich mache den Anfang. Was soll´s?‟ Die Tür schloss sich hinter ihm. Animus sah zu Levis. Die beiden Pugnator-Anwärter und die sieben Fähnriche waren still. Aus der Kammer war nichts zu hören. Vermutlich war die Tür schalldicht. Alle wussten, was der Fähnrich dort tat. Und jeder hatte das gleiche Verlangen danach. Es war eine merkwürdige Situation, aber wenigstens gönnten die Außerirdischen ihnen ein wenig Privatsphäre.

Die fünf Minuten waren schnell vorbei, und die pneumatische Schiebetür öffnete sich. Der Fähnrich kam mit einem Grinsen heraus. Ein anderer Mann sprang in die Kammer. Die Türe schloss sich erneut. Animus rechnete: Nach 50 Minuten würden alle befriedigt sein - im wahrsten Sinne des Wortes. Und so folgte ein Fähnrich nach dem anderen hinein, um dann entspannt wieder herauszukommen. In letzter Zeit hatten die jungen Männer keine Gelegenheit gehabt, ihren Druck abzubauen, so dass die Einladung in die Kammer regelrechte Begeisterung auslöste und zumindest kurzzeitig über ihre tragische Situation hinwegtröstetete.

Die Pugnator-Anwärter mussten sich bis zuletzt gedulden. Als Animus erleichtert aus der Kammer kam, wechselte er mit Levis einen Blick. Sein Kamerad betrat vorfreudig die Kammer, die Tür schloss sich, aber dann hörten die Männer den Anwärter schreien. So ganz schalldicht war die Wand wohl doch nicht. Animus klopfte laut gegen die Tür. „Alles klar da drin, Levis?‟ Doch Levis brüllte weiterhin. Was geschah in der Kammer? Diese letzten fünf Minuten dauerten eine gefühlte Ewigkeit, aber pünktlich öffnete sich die Tür, als die Zeit abgelaufen war.

Animus stürzte seinem Kameraden entgegen. Levis sah entsetzt aus. Animus fragte, ob er verletzt sei, doch Levis schüttelte den Kopf und zeigte vorwurfsvoll auf sein Geschlecht. Einige Fähnriche hatten es bereits bemerkt: Der Anwärter trug eine Keuschheitsvorrichtung, eine sogenannte Castitasschelle. In dieser Sekunde schaltete sich das Licht im Raum ab. Wenige Sekunden später leuchtete ein spärliches Licht diffus von der Decke. Die Wandprojektionen waren verschwunden. Dafür öffneten sich die Wände und bildeten neun Pritschen. Es war wohl Schlafenszeit.

Die Männer wählten jeweils eine Liege. Animus hatte die Castitasschelle von Levis untersucht und festgestellt, dass sie nicht zu entfernen war. Levis berichtete von seinem Erlebnis in der Kammer: Plötzlich hatten mechanische Tentakel nach ihm und seinem Geschlecht gegriffen und die Castitasschelle angebracht. Das Thema schien die Fähnriche nicht mehr sehr zu interessieren, denn sie wälzten sich auf ihren Liegen, die zwar nicht sehr bequem waren, dafür aber endlich eine Ruheposition für die erschöpften Männer ermöglichte. Sitzmöglichkeiten gab es in dem Raum ja sonst nicht.

Die beiden Anwärter stellten fest, dass nur ein Bett übrig war. Animus seufzte: „Lass es uns abwechselnd nutzen.‟ Die andere halbe Nacht würde auf dem Metallboden hart werden, aber morgen wollten sie ambitionierter um jeweils ein eigenes Bett kämpfen. Hoffentlich waren nicht wirkliche Kämpfe notwendig, dachte Animus. Die physische Überlegenheit der Fähnriche war offensichtlich. Er übernahm freiwillig die erste pritschenlose Schicht und grübelte über seine Situation nach. Waren sie wirklich irgendwo Lichtjahre entfernt von jeglicher Zivilisation im Kosmos in einer Kapsel abgesetzt und alleine gelassen worden?

Wozu? Und befanden sie sich überhaupt noch im Territorium der Großen Allianz? 14 Jahre bis nach Hause... Und selbst dann würden sie lediglich wieder in den Fängen ihrer Häscher ankommen. Er würde wohl seine Stubenkameraden Magnus und Celeritas nie wieder sehen - ganz zu schweigen von seinen alten Kumpels Timiditas und Gravis.

Wie kommunizierten ihre Häscher eigentlich mit der Kapsel? Oder wurde ein vorbereitetes Programm abgespult? Nein, das Hologramm war interaktiv gewesen. - Aber wie sollten sich zehn Personen über einen so langen Zeitraum ernähren? Gehörte zu der Kapsel vielleicht noch ein größeres Modul mit einem Lager? Bisher kannten sie nur den Raum, in dem sie sich permanent aufhielten sowie die kleine Kammer. „Lustkammer‟ taufte Animus sie mit einem Schmunzeln. Da erinnerte er sich an Levis und seine Castitasschelle. Sein Grinsen gefror. Der Arme, bemitleidete er seinen Kameraden. Was war, wenn er sie 14 Jahre lang tragen musste?

Dann merkte er auch noch, wie eine Erektion zwischen seinen Beinen wuchs. Vorsichtig sah er sich um. Die Fähnriche schienen alle bereits zu schlafen. Animus verdrückte sich in eine Ecke, die möglichst weit vom nächsten Bett entfernt war, und begann damit, sein gutes Stück zu reiben. Sein Verlangen wurde größer und intensiver, der Jüngling spürte, wie er sich einem Orgasmus näherte... Und schon schoss er seine Lust hinaus und unterdrückte ein lustvolles Grunzen. In seinem Nacken vernahm er ein Kribbeln in dem eingepfanzten Fremdkörper. Aber es war nicht schmerzhaft. Trotzdem packte er sich erschrocken um den Hals. Dann sah er sich um: War jemand aufgewacht? Nein, die neun Männer schienen zu schlafen. Beruhigt und entspannt setzte er sich auf den Metallboden und horchte in die Stille, die nur durch gelegentliches Schnarchen unterbrochen wurde.

Leider gab es keinen Chronometer in dem Raum, so dass Animus die Zeit schätzen musste, bis er seinen Kameraden Levis weckte. Verschlafen drehte sich der Jüngling um und stand widerwillig auf und gähnte. Animus legte sich stöhnend hin. Endlich konnte er sich ausstrecken. Die Pritsche war zwar nur mit einer harten Gummischicht bedeckt, aber besser als der Metallfußboden allemal. Bevor Animus ins Reich der Träume fiel, grübelte er über das Schicksal des Reginaschiffes nach. Hatte die Armee sie gerettet und die Raumpriaten festgenommen? Dann waren die Kriminellen schon auf dem Weg nach Disciplina. Nackt und in Ketten würen sie bis ans Ende ihrer Tage Steine schleppen oder in einer Dilithium-Mine schuften.
Dann dachte er noch über seine Stubenkameraden Magnus und Celeritas nach, aber da sackte er schon in einen tiefen Schlaf.

Der nächste Tag wurde durch ein akustisches Signal eingeläutet, dass allen Anwesenden durch Mark und Bein schrillte. Eine merkwürdige Frequenz, die sogar bis in die Knochen zu spüren war, obwohl die Lautstärke nur circa 70 dB betrug. Die Männer setzten sich auf ihren Pritschen auf, und Levis mühte sich mit steifen Knochen vom Boden hoch. An einer Wand öffneten sich Schubladen, in denen neun Mahlzeitenkonzentrate lagen. Wieder mussten sich die beiden Rekruten eine Ration teilen.

Anschließend öffnete sich die „Lustkammer‟, wo sich die Männer nacheinander frisch machen konnten - und vermutlich auch ihre morgendliche Erektion entsorgten. Für Levis gab es einige hämische Blicke, leisen Spott und breites Grinsen. In seiner Castitasschelle drückte die Erektion schmerzhaft gegen die Hülle. Auch ein Toilettengang hatte kaum Erleichterung gebracht. Verschämt hielt er sich die Hände vor die Keuschheitsvorrichtung.

Kurz nachdem alle Personen sich im Waschraum gesäubert hatten, erschien die Hologrammfrau mitten im Raum. „Sehr geehrte Probanden. Herzlich willkommen zu Ihrem zweiten Tag in der Amissum-Kapsel. Heute werden wir die Auswirkungen von androgenen Mahlzeiten auf die Libido des Humanoiden testen. Bitte verhalten Sie sich ganz natürlich und rassespezifisch. Vielen Dank.‟ Damit löste sich die Frau wieder auf.

Ein Fähnrich rief noch: „Was ist mit unseren Hosen, verdammt?‟ Sein Nachbar meinte alarmiert: „Androgene Mahlzeiten? Die haben uns irgendwas ins Essen gemischt!‟ Ein Fähnrich sagte grinsend: „Ein Aphrodisakum lasse ich mir gerne gefallen. Was soll man auch sonst hier machen?‟ Sein Nachbar fragte abschätzig: „Du meinst, außer wichsen?‟

Schon wenige Minuten später rieben sich verräterisch viele Männer mehr oder weniger heimlich und verdeckt das erigierte Glied. Die Wirkung hatte eingesetzt. Das sexuelle Verlangen wuchs exponentiell in die Höhe, ließ alle Scham von den Männern abfallen und sie ungehemmt onanieren. Sie waren wie von einer Hysterie erfasst. Levis hatte als Einziger keinen Zugriff auf sein bestes Stück und rieb, zerrte und zog verzweifelt an der Castitasschelle.

Die Wirkung der Mahlzeiten hatte dafür gesorgt, dass dieses Mal keine „Lustkammer‟ für die Diskretion nötig war. Die jungen Männer waren völlig enthemmt und genossen ihre Lust, der sie freien Lauf ließen. Auch Animus, der sich vorgenommen hatte, seinem Drang nicht nachzugehen, konnte sich nicht mehr der fleischlichen Lust erwehren. Auch er machte es den Fähnrichen nach und gab dem Verlangen grunzend und stöhnend nach.

Nach und nach, als die Libido der meisten Männer nachließ, begannen sie darüber nachzudenken, was geschehen war. Jetzt fühlten sie sich wie Laborratten. Und einigen Fähnrichen war ihr frivoles Verhalten peinlich. Besonders Animus konnte seinem Kameraden Levis kaum noch in die Augen schauen. Was hatten diese Wesen mit ihnen vor? Sollten sie Teil eines 14 Jahre dauernden Experimentes sein? Und war Levis wirklich verdammt, die ganze Zeit über keusch zu bleiben? Unter diesen fürchterlichen Bedingungen?

Als er noch grübelte, erschien erneut die Hologrammfrau, wieder sehr aufreizend gekleidet. Und als hätten es die Wesen darauf abgesehen, bewegte und sprach die Kunstfrau so erotisch, dass fast alle Männer beinahe augenblicklich wieder ein Kribbeln in ihrem Geschlecht spürten. Mit erregender Stimme sagte sie: „Liebe Probanden. Der heutige Tag war sehr aufschlussreich. Wir werden nun einen anderen Aspekt ihres Verhaltens erforschen. Ich bitte nun als erstes den Probanden Levis in die Kammer zu gehen.‟

Offenbar hatten die Sprachprogramme der Wesen analysiert, wie der Pugnator-Anwärter hieß. Animus war nicht überrascht. Natürlich wurde jedes Gespräch aufgezeichnet. Levis blieb an Ort und Stelle und schüttelte nur stumm den Kopf. Ein Fähnrich schob ihn sanft Richtung Kammer, deren Tür sich bereits einladend geöffnet hatte. Aber Levis wischte seine Hand weg und weigerte sich rabiat. „Nein! Ich gehe nirgendwo hin!‟ Die Hologrammfrau sprach in ihrer verführerischen Stimme: „Der Proband Levis muss innerhalb von 30 Sekunden in der Kammer sein. Ansonsten erhält die Gruppe eine Strafe. Vielen Dank für Ihr Verständnis.‟

Levis stolperte einige Schritte rückwärts und schüttelte den Kopf, aber mehrere Hände packten ihn und stießen ihn zur Kammer. Ein Fähnrich sagte: „Sei doch vernünftig. Oder willst du, dass wir eine Strafe bekommen?‟ Ein anderer Fähnrich rief: „Ja, werft ihn rein da!‟ Levis gebärdete sich wie wild, aber gegen vier kräftige Fähnriche hatte er keine Chance. Innerhalb der erforderlichen Zeit landete er, halb getragen von seinen Widersachern, in der Kammer, deren Tür sich daraufhin sofort schloss. Das Geschrei von Levis war nur noch sehr leise und gedämpft zu hören. Animus klopfte und hämmerte gegen die Tür: „Was macht ihr mit ihm? Lasst ihn in Ruhe!‟

Ein Fähnrich meinte: „Beruhige dich selbst mal! Die werden deinen Kameraden schon nicht fressen.‟ Ein anderer Mann fabulierte: „Vielleicht saugen sie ihm den Schwanz leer.‟ Einige Männer lachten. Der andere sagte: „Vielleicht befreien sie ihn wirklich wieder von der Castitasschelle. Wäre doch möglich.‟ Sein Nachbar vermutetete: „Und dann bekommt sie jemand von uns? Nein, danke. Soll er sie lieber weiter tragen.‟ Einige der Männer stimmten brummend zu. Im nächsten Moment öffnete sich die Kammer erneut zischend und spuckte Levis förmlich aus. Alle starrten ihn an, wie er da halb krabbelnd, halb stolpernd von der Kammer wich.

Der Jüngling hielt sich jammernd sein Geschlecht - das noch immer in der Castitasschelle steckte.
Animus fragte besorgt, was geschehen sei. Levis stammelte von Tenkakeln, die ihn festgehalten hatten; zwei kleine Roboterarme hatten die Schelle entfernt, ein Schlauch stülpte sich über seinen Penis und saugte... Levis schluchzte auf. „Ich dachte, dass sie mich... spritzen lassen, aber im letzten Moment spürte ich ein Kribbeln im Nacken, und der Schlauch zog sich zurück. Die Roboterarme haben mich wieder in die Schelle gesteckt und dann war schon alles vorbei...‟ Ein Fähnrich feixte schadenfroh: „Die haben dich aufgegeilt!‟ Ein anderer Mann stellte fest: „Scheint ein sadistisch veranlagtes Volk zu sein, unsere neuen Herren.‟

Später öffneten sich wieder die Seitenschubfächer in den Wänden, in denen die Gefangenen die nächste Mahlzeit fanden: Dieses Mal waren nur acht Portionen vorhanden. Erwartungsgemäß gingen die beiden Rekruten Levis und Animus leer aus. Ein Fähnrich meinte: „Wenn das so weiter geht, haben wir bald nicht mehr genug zu essen.‟ Misstrauisch beäugten sich die Männer. Sollte es bald einen Kampf um die Mahlzeiten geben? Animus schlug vor: „Wenn jeder nur einen Bissen abgibt, haben wir für alle genug.‟ Die Idee kam nicht besonders gut an. Die Fähnriche taten so, als hätten sie den Vorschlag nicht gehört und verzehrten ihre Rationen.

Einer der Fähnriche überlegte, ob er vielleicht für eine gewisse Gegenleistung einen Teil seiner Mahlzeit abgeben könnte. Grinsend stellte er sich Levis auf den Knien vor, während der Jüngling ihm seinen prallen Ständer blies... Aber es müsste in der Kammer geschehen. Er wusste nicht, ob sein Vorhaben bei den Kameraden so gut ankam. Da wollte er lieber kein Risiko eingehen. Es müsste ein Geheimnis bleiben. Aber für heute war es eh zu spät. Er kaute gerade den Rest. Und es war sogar schmackhafter als die vorherigen Portionen. Oder kam ihm das nur so vor? Auf jeden Fall würde er die nächste Gelegenheit in der Kammer nutzen, um seine Fiedel zu spielen. Warum war er nur so scharf in letzter Zeit? Waren es die Mahlzeiten? Oder hatte es einen anderen Grund? Er wusste nur, dass seine Eier prächtig voll waren.
78. RE: Regina

geschrieben von pardofelis am 10.02.16 21:53

Hallo prallbeutel,

danke für die Fortsetzung der Story.
Allerdings fehlt mir jetzt irgendwie der Faden.
Soll jetzt überall jeder gegen jeden rebellieren?

Watt solls. Ich hoffe ich werde es demnächst lesen.

lg
79. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 13.02.16 18:07

Zitat
...
Allerdings fehlt mir jetzt irgendwie der Faden.
...
lg


Die Story ist dreischichtig aufgebaut. Da die drei Freunde Animus, Gravis und Timiditas getrennt wurden, habe ich ihnen jeweils abwechselnd ein Kapitel gewidmet.
Tipp: Jedes dritte Kapitel lesen, um in einem Faden zu bleiben.
80. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 23.02.16 19:57

~ XXIV ~


Nach dem schmerzhaften Zusammentreffen mit der Praetoria, erkundete er lieber den großen Garten des Palastes. Sein Gang war noch etwas breitbeinig, denn der Inititiationritus hatte seine Hintertür doch sehr beansprucht. Gerade deshalb suchte er nun ein ruhiges Örtchen, wo er vielleicht einige Stunden seines freien Nachmittags faulenzen könnte. Der Garten machte einen extrem gepfegten Eindruck, und Gravis musste sich erst vergewissern, ob er es tatsächlich mit echten biologischen Gewächsen zu tun hatte. Und das sollte sich bewahrheiten. Ein kleiner, plätschernder Zierbrunnen aus Marmor bildete die Mitte eines runden Platzes, von dem fünf Kieswege abstrahlten. Gravis entschied sich den fast gegenüberliegenden zu nehmen, sich also möglichst weit vom Palastgebäude zu entfernen.

Zwitschernde Vögel und ein zartes Zirpen einiger Insekten vervollständigten das Bild der Idylle. Mit seinen Schnürsandalen sank er auf dem Kies ziemlich ein, und Gravis musste sich vergegenwärtigen, dass er nun einen viel schwereren Körper hatte als früher. Die extreme Muskulatur war für einen Custos signifikant und nicht ungewöhnlich, aber Gravis selbst hatte sich noch nicht richtig daran gewöhnt. Eigentlich brachte die Masse ein sehr cooles Körpergefühl mit sich, doch der Wehrmutstropfen für die verbesserte Physis war nicht etwa der Halsreif oder die Uniform oder das ungewohnte Gefühl im Mund durch die Haifischzähne, sondern die Castitasschelle. Und wie er bereits schmerzhaft erfahren musste, konnte sie sogar Stromstöße abgeben.

Gravis näherte sich dem Ende des Weges, der auf einen weiteren kleinen Platz mündete, der von einer niedrigen Mauer aus Mosaiksteinen umrahmt wurde. In der Mitte stand eine dicke Marmorsäule. Von dort erklangen klatschende Geräusche. Gravis wurde sofort an Peitschenhiebe erinnert. Noch sah er niemanden, aber als er noch näher kam, sah er eine junge Dame in einem Kleid, wie sie eine Peitsche schwang. War auf der anderen Seite der Säule ein Sklave angekettet?

Langsam näherte sich Gravis, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob er überhaupt hier sein durfte. Jetzt hörte er das Kichern von vermutlich zwei Damen. Ein plötzlicher greller Aufschrei erschreckte ihn. Disziplinierten da zwei Ladys etwa eine weitere Frau? Gravis zuckte erneut zusammen, als hinter ihm eine vorwurfsvolle Stimme ertönte: „Sieh mal an! Wen haben wir denn hier? Was machst du im Lustgarten der Regina?‟ Gravis wirbelte herum und sah eine uniformierte kleine Frau vor sich: eine Praetoria.

Von der zierlichen Gestalt durfte sich der Custos allerdings nicht täuschen lassen, wie er nur zu gut wusste. „Beobachtest du etwa die Damen an der Strafsäule?‟ Sie stieß ihm gegen die massige Brust: „Vorwärts! Dann gehen wir doch mal zu ihnen. Mal sehen, was sie zu deinem vorwitzigen Verhalten sagen.‟ Die Praetoria zog ihren Disziplinarstab und ließ ihn aufknistern. Die leichteste Berührung sorgte dafür, dass der Muskelmutant vorwärts eilte.

Wenige Sekunden später erreichten sie die andere Seite der Säule. Nun sah Gravis, was hier los war: Zwei Damen in feinem Zwirn - eine Kombination aus Frack und Reiterhosen mit Stiefeln. Auf dem getürmten Haar saß ein kleines, dreieckiges Hütchen. Eine der Damen trug tatsächlich eine Peitsche, die andere hielt ein kleines Gerät in der Hand. An der dicken Säule stand - oder hing mehr - ein Custos. Gravis war schockiert. Wurden die Leibwächter des Harems auch gezüchtigt?

Die Praetoria stieß Gravis mit dem Elektrostab vorwärts, indem sie das Ende auf seine Hinterbacke presste und den Impuls auslöste. Gravis sprang grunzend einen Schritt vor und sackte auf die Knie. Er war nun immer noch fast so groß wie die Damen vor ihm. Die Uniformierte erklärte: „Den habe ich im Garten gefunden. Er wollte euch beobachten. Was soll mit ihm geschehen, werte Ladyschaften?‟ Die wenige Jahre ältere Frau zeigte mit dem Daumen auf den gemaßregelten Custos an der Säule, der, nackt und an den Handgelenken hängend, offenbar keine Kraft mehr hatte, sich auf den Füßen zu halten, die zur Seite weggeknickt waren. „Bring den da zurück in die Grube. Zehn weitere Tage.‟

Bei ihren Worten schien der Custos seine Besinnung wiederzuerlangen und krächzte: „Bitte nicht wieder in die Grube! Bitte! Ich flehe Euch an.‟ Das Fräulein mit dem Gerät aktivierte irgendwas, so dass der Custos hell und mädchenhaft aufschrie und die Beine zu einem X formte. Die Lady schimpfte: „Du sprichst nur, wenn ich es dir erlaube! - 20 Tage Grube!‟ Mit dem Controller klackten die Handschellen auf, so dass der Custos auf alle Viere stürzte. Die Praetoria trat ihm herzhaft in den Hintern und befahl: „Beeilung! Aufstehen! Ab zur Grube!‟

Die Peitschenlady zeigte nun auf Gravis: „Stell dich da an die Säule. Hände an die Schellen.‟ Gravis wagte es nicht, ungehorsam zu sein. Er zitterte vor Angst, tat aber, wie von ihm verlangt. Sofort schlossen sich die Scharniere und fixierten die ausgestreckten Arme über dem Kopf. Die Frau kam näher und klopfte ihm mit dem Griff der Peitsche gegen die Brust: „So, So. Du wolltest uns also beobachten, hm?‟ Gravis keuchte und atmete hektisch. Was sollte er sagen? Sie würden eh nur das glauben, was sie glauben wollten. Gravis schluckte. Die Lady drückte ihm den Griff der Peitsche unter das Kinn. Dazu musste sie sich sehr strecken. Gravis sagte mit zittriger Stimme: „Ja, ich gebe es zu. Ich war neugierig, als ich Geräusche hörte.‟

Plötzlich hob die Lady eine Hand und griff sich mit der anderen ans Ohr. Ihre Miene erhellte sich. „Dulcedo! Mein Kleid ist da! Ich muss es sofort ausprobieren!‟ Sie warf die Peitsche zu Boden und eilte den Weg entlang, den Gravis zuvor gekommen war. Verblüfft sah ihr Dulcedo hinterher. Auch Gravis war erstaunt. Ob das ein Vorteil war, nur einer Ladyschaft ausgeliefert zu sein? Die Frau kam näher und betrachtete Gravis von oben bis unten. Dann zog sie ihm auch noch seinen Lendenschurz weg. Jetzt trug er außer seiner Castitasschelle nur noch die Armschienen, den Halsreif und die Schnürsandalen.

Die junge Dame tippte etwas in den Controller. Plötzlich vibrierte seine Castitasschelle. Gravis verspannte sich ängstlich. Würde ihn gleich ein Stromschlag ereilen? Doch zu seiner Überraschung öffnete sich die Keuschheitsröhre. Die Frau nahm sie ab und betrachtete den freien Liebesstab amüsiert. Zwar war Gravis von Natur mit einem überdurchschnittlich großen Gehänge ausgestattet, aber bei seiner mutierten Größe und den 150 Kilogramm Muskeln wirkte die Männlichkeit relativ beschämend klein. Der spöttische Blick, den der Custos erntete, ließ seine Wangen glühen.

Zugleich fühlte er eine unbeschreibliche Geilheit, als sein Penis endlich wieder Freiheit erlangte. Freiheit, die er schon fast aufgegeben hatte. Eine Erektion entwickelte sich. Langsam erhob sich der Penis immer mehr. Gravis versuchte es zu verhindern, aber der Wille reichte nicht aus. Dulcedo stuppste die Eichel einige Male mit einem Finger spielerisch an, was das Wachstum nur beschleunigte. Die Lady fragte: „Bist du der neue Custos? Ich habe dich noch nie im Palast gesehen.‟ Gravis nannte seinen Namen und bestätigte ihre Vermutung. Dulcedo schmunzelte. „Mutig von dir, Custos!‟

Der Gefesselte lächelte beschwichtigend, bevor ihm bewusst wurde, dass sein Custosgebiss wohl eher aggressiv wirkte. Aber die Dame lächelte zurück und begann nun, den Liebesstab des Haremswächters zu wichsen. Gravis stöhnte auf. Wie lange hatte er keinen Orgasmus mehr gehabt? Zu lange! Wollte diese süße, kleine Person ihm wirklich zu einer Erleichterung verhelfen? Vielleicht hatten die Custos im Hauptpalast der Regina ja besondere Privilegien. Aber warum hatte dann ein anderer Custos ihm erzählt, dass ein Aufschluss äußerst selten vorkam?

Die Stimme der Lady riss ihn aus seinen Gedanken. „Hast du deinen Initiationsritus genossen?‟ Gravis ächzte. „Ich... Ihr meint die... die Liebesstunde mit dem Munus?‟ Jetzt, da er daran erinnert wurde, brannte sein Hintereingang wieder. Dulcedo lachte glockenhell und peitsche mit ihrer Hand den harten Luststab, der hoch und wieder niederwippte. Die Lady legte ihren Kopf in den Nacken und raunte dem Custos zu: „Offiziell ist es streng verboten, die Castitasschelle zu öffnen. Das darf nur Regina höchstpersönlich. Aber mir gelüstet es manchmal nach einem Phallus in... sagen wir mal... Normalgröße.‟ Gravis schluckte. Jetzt bot sie ihm auch noch Sex an? Heute war doch nicht sein Pechtag. Heute war sein Glückstag!

Doch dann wurde ihm doch mulmig, als er daran dachte, was geschehen würde, wenn die Regentin sie dabei erwischte! Als hätte Dulcedo seine Gedanken gelesen, beruhigte sie ihn: „Die Monarchin befindet sich auf ihrem Schiff Augusta Regina I. Sie hat einen Krisenstab gebildet, weil ein Schiff der Pugnatorenarmee geentert worden.... Ach, was erzähle ich da alles einem dummen Custos! Sie wird uns nicht erwischen. Das ist die Hauptsache.‟ Gravis war erleichtert, ärgerte sich aber zugleich, dass die Lady ihn offenbar für blöd hielt. Dicke Muskeln gleich kleines Gehirn?

Aber Gravis wollte keine Widerworte geben. Er war glücklich, dass ein Fräulein mit ihm Liebe machen wollte. Und als er den Gedanken gerade beendet hatte, bemerkte er schon, wie sich Dulcedo langsam und lasziv vor ihm auszog. Gravis starrte sie gierig an. Nun bekam er auch noch einen exklusiven Striptease! Träumte er auch nicht? Nein, es war alles so real, wie es nur sein konnte. Und je mehr Stoff diese Dame von sich schleuderte oder lässig fallen ließ, desto mehr staunte Gravis über den makellosen Körper. Sein Penis schien zu platzen. In seinen Hoden grummelte und rumorte es.

Und dann war es soweit: Dulcedo war bis auf ihre Stiefel splitternackt und näherte sich jetzt dem Gefesselten, wischte mit ihren kleinen, festen Brüsten über die ausgeprägten Bauchmuskeln des Custos und drehte sich dann um, streckte ihr knackiges Hinterteil hin und rieb sich erneut. Erst jetzt bemerkte Gravis seufzend, dass der Größenunterschied zwischen ihnen in dieser Position ungünstig war. Er erreichte ihre süße Weiblichkeit nicht, konnte aber wegen der Handfesseln auch nicht die Knie beugen. Wegen der fixierten Arme fiel also auch die Option aus, die „Prinzessin‟ hochzuheben. Frustriert grunzte Gravis guttural auf. Wollte sie ihn nur necken? War das alles nur ein sadistisches Spiel für sie, um ihn zu reizen?

Im nächsten Moment steigerte sich seine Skepsis noch. Warum sollte sie es auch unbedingt mit einem Haremswächter treiben wollen, wenn sie doch eine schier unbegrenzte Anzahl an Munus zur Verfügung hatte? Oder waren die alle ausschließlich für die Imperatorin reserviert? Doch eine Sekunde später klackten plötzlich und unverhofft die Handschellen auf, und der Custos konnte kaum begreifen, dass er befreit vor der nackten Lady stand. War sein Misstrauchen unberechtigt gewesen? Dulcedo lächelte. „Leg dich auf den Rücken, mein Großer.‟ Gravis gehorchte. Das Fräulein stieg breitbeinig auf ihn und ließ sich langsam auf ihm nieder...

Beide stöhnten mit offenen Mündern, als sich der harte Phallus zwischen die engen, fleischigen Lippen der weiblichen Lenden schob. Stück für Stück versenkte er sich tiefer und tiefer. Gravis kam noch kurz der Gedanke, dass die Lady tatsächlich mit ihrer Anatomie nicht für Munus geeignet war, doch dann gab er sich mit geschlossenen Lidern voll und ganz dem prickelnden und pulsierenden Gefühl hin, das von Sekunde zu Sekunde intensiver wurde.

Bald darauf ritt Dulcedo ihren Custos, stieg und sackte, stieg und sackte in seinen Schoß. Als Gravis die Augen öffnete, sah er, dass die junge Dame ihre Haare geöffnet hatte, die ihr feines Gesicht nun umrahmten. Er wagte es nicht, die hüpfenden Brüste zu greifen, sondern umfasste die Hüfte und Taille der Dame. Schon spürte er das übermächtige Gefühl nach einer Ejakulation. Aber er hatte Angst davor, dass er danach schlapp machen würde. Er wollte das Fräulein nicht verärgern. So versuchte er, seinen sich anbahnenden Orgasmus aufzuhalten, zurückzudrängen, aber es wurde von Sekunde zu Sekunde schwieriger.

Dulcedo stöhnte und jammerte in Wollust und ritt den Haremswächter weiter und weiter. Als Gravis es kaum mehr aushielt, beugte sich die Lady vor und flüsterte ihm aufreizend und zugleich drohend ins Ohr: „Wenn du vor mir kommst, lasse ich dich in den Kerker werfen!‟ Gravis durchschoss ein glühender Schock. Er durfte nicht kommen! Er MUSSTE es verhindern. Abwarten.... und noch länger warten... noch wenige Sekunden würde er es bewältigen... dieses Früchtchen musste jeden Augenblick selbst kommen...

Gravis kämpfte dagegen an wie noch nie in seinem Leben. Die wildesten Fantasien über den Kerker, und was man dort mit der Männlichkeit eines unkeuschen Custos machte, schwirrten ihm im Kopf umher... NEIN! ICH... DARF... NICHT... KOMMEN!!!

Aber aller Wille nutzte letzlich nichts. Der Druck und das Verlangen waren einfach zu übermächtig. Es geschah... Und er bekam gar nicht mit, dass synchron auch die frivole Dulcedo zum Orgasmus kam und spitz einen leisen Schrei von sich gab. Zuckend durchfuhr sie ein Beben, das nur langsam schwächer wurde. Erst jetzt begriff Gravis, dass sie einen Höhepunkt gehabt hatte. Dulcedo sackte nach vorne auf seine kräftige Brust. Sie hielt seinen Penis noch umklammert und entließ ihn erst, als sie aufstand und ihre Kleider aufklaubte, um sie anzuziehen. Gravis lag noch auf dem Rücken und betrachtete die Schönheit.

Erst nach einigen Minuten legte Gravis sich seinen Lendenschurz um. Leider hatte Dulcedo die Castitasschelle nicht vergessen. Sie nahm sie vom Boden auf und tippte auf das winzige Display. „Ich muss ihn neu codieren. Dein Aufschluss soll ja nicht bekannt werden.‟ - Anschließend legte sie dem Muskelmutanten die Keuschheitsröhre an. Sie tätschelte die Hoden, dass Gravis zuckte. „So, nun solltest du gehen. Hier im Garten hast du nichs zu suchen.‟ Gravis nickte und fragte noch, ob sie sich wiedersehen würden. Dulcedo lächelte nur vielsagend und schickte ihn mit einer Geste weg, wie man eine lästige Fliege verscheucht.

Im Gesicht des Custos breitete sich trotzdem ein Strahlen aus, denn wie angenehm waren doch leergeschossene Eier, freute er sich in Gedanken. Leider würde er mit seiner Eskapade nicht angeben dürfen. Gravis kehrte zurück in den Schlafraum und begegnete dort drei Haremswächtern, die ebenfalls frei hatten. Einer gab ihm den Tipp: „Lass dich lieber nicht außerhalb der Dienstbotenflügel blicken. Sonst landest du schneller im Kerker, als dir lieb ist.‟ Dabei fiel Gravis etwas ein, was die eine Lady gesagt hatte: „Was hat es eigentlich mit dieser Grube auf sich? Was soll das sein?‟ Die Männer versteiften sich. Einer sagte leise: „Sprich nicht darüber! Das bringt Unglück. Die Grube ist unter dem Kerker.‟ Gravis fragte: „Unter dem Kerker?‟ Aber die Männer wendeten sich demonstrativ ab.

Kurz darauf kam eine Praetoria herein und verteilte an die Custos ein Proteinkonzentrat und einen Nährstoffblock, den Gravis nicht deuten konnte, der aber gar nicht so schlecht schmeckte. Außerdem war alles besser als die Schlauchernährung, an die er sich noch gut erinnerte. - Nach der Mahlzeit wurden die Custos müde und schliefen ein. Gravis träumte von seinem erotischen Abenteuer und weiteren Liebeleien zwischen ihm und der süßen Lady.

Am nächsten Morgen mussten alle wieder trainieren. Eine Praetoria brachte sie in die Turnhalle, wo insgesamt über 20 Custos schweißtreibende Übungen absolvierten, um Techniken des Os-Frangi zu perfektionieren sowie die drei „K‟ - Koordination, Konzentration und Kondition - zu verbessern. Gravis hatte schon einige Erfahrung, doch noch immer landete er mehrfach schmerzhaft auf der Matte. Besonders sein Steißbein tat ihm danach ziemlich weh.

Nach der Sporteinheit, die fast zwei Stunden in Anspruch genommen hatte, liefen die Custos in die Gemeinschaftsdusche. Gravis kam der Gedanke in den Sinn, dass es wohl ganz gut war, dass alle Castitasschellen trugen. So musste niemand eine Seife aufheben... In seiner Fantasie trieb er es mit der jungen Dame unter der Dusche in allen möglichen Stellungen.

Nach einer kurzen Pause mit einer Mahlzeit teilte eine Praetoria die Männer zum Dienst ein. Gravis hatte mit drei weiteren Wächtern den ersten Dienst. Sie gingen zu der Vitrine, die er bereits kannte, und begossen sich gegenseitig mit dem warmen Öl, um es auf der Haut zu verteilen. Danach marschierten sie durch eine hohe Pforte, auf der diverse sexuelle Darstellungen eingeschnitzt waren. Hinter der Tür befand sich ein großer Raum, in dem zahlreiche Liegekissen auf dem Boden verstreut waren.

Gravis zählte hier sieben Liebesdienerinnen - von denen er inzwischen wusste, was sich unter den Wickelröcken verbarg. Der Oberkörper der Munus mit ihren gewaltigen Brüsten war bis auf dicke Halsketten frei. Ein Munus trug durch jede Brustwarze einen dicken Ring. Seine Nippel waren noch länger als die der anderen Liebeswesen. Den Munus seiner Initiation erkannte er hier nicht wieder. Es wäre ihm auch peinlich gewesen.

Zwei Haremswächter flankierten eine weitere Tür und stellten sich stocksteif dort auf. Der dritte Custos sagte zu Gravis: „Folge mir. Wir haben heute eine ganz besondere Aufgabe.‟ Sie gingen durch die Tür, die sofort von den beiden anderen Wächtern von außen wieder verschlossen wurde. Von innen sah Gravis, wie sich ein grüner Balken in einem Display an der Tür auf rot änderte. Doch dann waren seine Augen und Sinne ganz von den Lustdienerinnen gefangen, die sich vor ihm in einem flachen Wasserbecken mit mehreren kleinen Springbrunnen räkelten.

Zwei von sechs Munus stiegen aus dem Becken und legten sich auf hohe Liegen, die mit einem weißen Frotteestoff bedeckt waren. Der Custos erklärte Gravis, was er zu tun hatte. Die Haremswächter dienten neben der Sicherheit auch als Masseure. Der erfahrene Custos leitete Gravis an und ließ ihn jeden Griff nachvollziehen, den er am Rücken des Munus kunstvoll vollführte. Damit die Liebesdienerinnen mit ihren gewaltigen Brüsten überhaupt auf dem Bauch liegen konnten, waren zwei großzügige Aussparungen auf der Liege nötig, die die Brüste Richtung Boden hängen ließen. Der monströse Phallus und der dicke Beutel lagen zwischen und auf den Beinen.

Gravis wurde von dem bizarren Anblick mehrmals abgelenkt, lernte aber trotzdem die Massagetechniken recht schnell, so dass er bald alleine den anderen Munus verwöhnen konnte. Irgendwie bemitleidete er die Liebesdienerinnen, denn sie waren ständig in Versuchung, ihre gewaltigen Prügel zu streicheln, aber ein Implantat sorgte für einen Strafimpuls, sollten sie sich einer Ejakulation nähern. Bei näherem Hinschauen erkannte er noch einen kleinen, weiteren Penis. Jetzt wuchs sein Misstrauen der Lady Dulcedo wieder. Hatte sie nicht behauptet, Custos zu bevorzugen, da sie nicht solche gewaltigen Schwänze haben? Aber gewöhnlich nutzten die Ladys doch den kleineren Phallus bei einer sexuellen Vereinigung. Also war es doch nur ein Vorwand gewesen. Eine Ausrede. Was hatte sie dann angetrieben, es mit ihm zu machen?

Es war verboten... nun ja, verbotene Früchte schmeckten bekanntlich am besten. Er selbst hatte davon profitiert. Wie lange wohl sein Kamerad nicht mehr...? Die Stimme der Liebesdienerin vor ihm riss ihn aus den Überlegungen: „Massierst du noch weiter, oder willst du nur deine Hände auf meinen Rücken legen?‟ Gravis hatte gar nicht bemerkt, dass er aufgehört hatte und machte sich sofort wieder ans Werk. Hach, so eine Rückenmassage hätte er auch gern gehabt!

Nach einer Weile rief sein Kamerad hinüber: „Jetzt geh mal zu den Schenkeln über. Sanft anfangen. Und immer so, wie ich es dir gezeigt habe.‟ Gravis nickte und musste zunächst den dicken Beutel auf den hinteren Schenkel des rechten Beines schieben, um vollen Zugriff auf den linken zu haben. Später schob er alles nach links, um sich des rechten Schenkels zu bemächtigen. Was für ein riesiges Gemächt, dachte Gravis. Sollte er eifersüchtig sein, oder eher froh, dass er nicht damit geschlagen war? Als Liebessklave wollte er nicht enden. Und praktisch war eine Männlichkeit in diesen monströsen Ausmaßen sicherlich auch nicht.

Nach einer abschließenden Fußmassage standen die Munus auf und kehrten in das Wasserbecken zurück. Für Gravis und seinen Kameraden ging die Arbeit mit den nächsten beiden Kandidaten weiter. Plötzlich erkannte Gravis den Munus wieder. Dieser hatte ihm seinen gigantischen Prügel in den Allerwertesten gesteckt. Ein leicht spöttischer Blick lag in dessen Miene. Gravis massierte den Munus und betrachtete den knackigen Hintern. Am liebsten hätte er dem Wesen den dicksten Pflock, den er im Palast finden konnte, in den Arsch gerammt. Aber er musste ihn massieren und verwöhnen. Gravis fühlte sich gedemütigt, aber er führte seine Aufgaben bis zum Ende durch.

Als alle Massagen erledigt waren, setzte sich der Dienst der Haremswächter an einer Gittertür zu einem anderen Flügel des weiträumigen Harems fort. Als Wächter standen sie vor dem Gitter in Habachtstellung und lauschten gezwungenermaßen den Vergnügungen, denen sich zwei Fräuleins mit mehreren Munus hingaben. Schon Gravis spürte, wie seine Castitasschelle eng wurde. Wie musste sich da erst sein Kamerad fühlen!?

Und nach fast zwei Stunden Postenhaltung kam dann noch der Schock für Gravis: Dulcedo und eine andere Dame, die er bisher noch nicht kannte, spazierten fröhlich schwatzend aus dem Harem, wo sie sich mit einer Handvoll Munusgeschöpfen verlustiert hatten, die ihnen hinterherwinkten. Im Nachhinen waren Gravis die spitzen Schreie der süßen Lady doch irgendwie bekannt vorgekommen. Von wegen, sie würde nichts von Munus halten. Oder hatte sie sich nur lecken lassen? Im Kopf des Custos wirbelten die Fantasien durcheinander. Hatte sie ihn erkannt? Sie zeigte es zumindest nicht.

Endlich konnten die beiden Haremswächter abtreten. Wenn Gravis allerdings auf eine Pause gehofft hatte, so wurde er bitter enttäuscht, denn in wenigen Minuten stand das nächste Kampftraining an. Dabei tat ihm jetzt noch jede Faser weh. Das Strammstehen sorgte für Verspannungen, besonders im Hinterteil. Die Prellungen der letzten Sporteinheit waren noch nicht verheilt, und seine Gedanken waren eh bei der niedlichen Dame. Unkonzentriert würde er beim Os-Frangi noch öfter auf die Matte knallen.

Tatsächlich machte er keine gute Figur beim Training und musste bitter dafür als Opfer weiterer schmerzhafter Würfe und Häme der anderen Custos bezahlen. Da beim Os-Frangi auch der Griff in das Gemächt erlaubt war, grunzte Gravis mehrmals mit verzogenem Gesicht auf, als sein Gegner ihn mit perfekter Technik dominierte. Er musste sich einfach besser konzentrieren! Sonst würde er das heutige Training als Punchingball erleben.

Mitten in der Einheit erschienen plötzlich zwei Praetoria und schritten zielgenau auf Gravis zu. Eine von ihnen zeigte auf den Custos und befahl: „Du da! Mitkommen!‟ Gravis wurde abgeführt wie ein Krimineller. Was war los? Hatte sich Dulcedo etwa verplappert? Gravis merkte, ohne den Weg zu kennen, nach und nach, dass sie den Palastkerker im Keller ansteuerten. Sein Herz schlug immer schneller. Das war nicht gut. Das war gar nicht gut...

81. RE: Regina

geschrieben von Wölchen am 24.02.16 07:41

nö das war gar nicht gut wo es hin geht für ihn.

Aber trotzdem eine tolle Fortsetzung.Mal schaun was im Kerker passiert.
Alles gute und viel Spaß weiter hin beim schreiben.

mfg Wölchen
82. RE: Regina

geschrieben von Holzfäller am 24.02.16 18:38

hallo Prallbeutel, bin von der Geschichte auch total begeistert.
83. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 06.03.16 18:17

~ XXV. ~


Die oberste Indagatrix tippte auf ihrem Datenpad und sagte: „Heute sind fünf Munus fällig für die Versiegelung.‟ Ihre untergebene Indagatrix salutierte und ließ sich die Nummern der Melkwesen nennen. In Stall III kam es zu einem Aufruhr, als vier Indagatixfrauen nacheinander fünf Munus aus ihren Melkboxen holten und mit Drahtschlingen, die an einem Stab befestigt waren, die Kleinherde fortbrachten. Der Aufruhr war für Timiditas und Subtilis zwar ein Rätsel, aber dann brüllte ein Munus, der gleichzeitig abgemolken wurde: „Freiheit für unsere Kameraden!‟

Sofort eilten zwei Indagatrix zu ihm und versetzten ihm disziplinierende Elektro-Stöße gegen die Hinterbacken und den gewaltigen Hodensack. Erst einige Zeit später, als die Uniformierten sich entfernt hatte, wagte Timiditas seinem Nachbarn zuzuflüstern: „Was geschieht denn mit den Weggebrachten?‟ Der Munus flüsterte zurück: „Deren Ejakulat hat sich als besonders hochwertig herausgestellt. Es ist immer das Gleiche: Wenn die Forscherinnen das bei einem von uns feststellen, wird er über einen Zeitraum von mehreren Wochen täglich immer öfter gemolken, bis es am Schluss fast zehn Durchgänge sind. Danach wird er versiegelt und entweder irgendwo im Palast keusch gehalten, oder verkauft. Je länger ein Munus mit hochwertigem Ejakulat keusch ist, desto wertvoller ist seine Ernte. Manche Edeldamen handeln mit solchen Munus wie mit Rohstoffen oder Edelmetall oder Kunstgegenständen.‟

Timiditas runzelte die Stirn und versuchte sich zu konzentrieren, obwohl sein nächster Melkvorgang aktiviert worden war, und sein großer Phallus spannte sich unter dem Strom, während sein gewaltiger Hodensack intensiv kribbelte. „Und wann werden die wieder befreit von der Castitasschelle?‟ Der Munus lachte humorlos auf. Resignierend sagte er: „Niemals wieder. Sonst würde er ja an Wert verlieren. Und dieses Schicksal wird noch so manchem von uns bevorstehen. Und die anderen werden bis an ihr Lebensende drei Mal täglich gemolken. Das ist unser Schicksal.‟

Inzwischen war eine Indagatrix näher gekommen und kontrollierte die laufenden Prozesse. Eine junge Frau begleitete sie und trug eine andere Art der Uniform, die sie als Praktikantin auswies. Sie fragte die erfahrenere Frau: „Warum wird neuerdings der Strom so schnell hochgedreht?‟ Erst als Timiditas die Frage hörte, merkte er es selbst. Die Elektrostimulation in seinem Melkkolben war intensiver als sonst. Die Indagatrix antwortete: „Es spart Zeit bei dem Massenejakulat. Je mehr Strom, desto schneller können wir ernten. Daher stoppen wir die Stimulation ja auch, bevor die Munus einen Orgasmus bekommen können. Das entspricht der kostenbewussten Philosophie der Imperatorin. Auf das Wohbefinden der Melkeinheiten können wir da keine Rücksicht nehmen.‟

Sie lachte, als wäre es absurd, auf die Gefühle eines Munus zu achten. „Wir haben momentan fünf Melkmunus weniger. Die sind für die Extra-Premiumreife aussortiert worden. Wir müssen die Produktivität also erhöhen. Dreh ruhig den Strom noch etwas höher.‟ Die junge Frau griff nach einem Datenpad und wischte mit dem Finger vorsichtig am Rand entlang. Sofort stöhnten und grunzten zwölf Munus auf, darunter auch Timiditas, der glaubte, sein Riesenpenis würde platzen, als intensiver Strom durch ihn schoss. Zeitgleich steigerte sich auf der Stromfluss seiner Prostata-Elektrode.

Die Indagatrix schmunzelte. „Hörst du sie grunzen und brummen? Sie mögen es nicht so heftig. Sie sind es nicht gewöhnt. Wenn ein Munus zu laut wird, nimm den Korrekturstab und drück ihn ein paar Mal gegen die Hoden. Das hilft meistens. Dann weiß er, dass er leise sein muss. Es gibt acht Intensitätsstufen. Du kannst ja ein bisschen damit spielen und schauen, was für dich am besten funktioniert. Aber drei oder vier ist fast immer völlig ausreichend.‟ Die junge Frau nickte und war kurz darauf mit den Munus im Stall III alleine.

Wirkte sie neben der älteren Indagatrix ein wenig schüchtern, hatte sie nun alle Zurückhaltung verloren und stolzierte, den Korrekturstab am Handgelenk kreisend, den Stalllauf entlang und die Hinterseite eines jeden Munus in seinem Kastenstand betrachtend. Ihr waren Munus nicht unbekannt, doch diese hier hatten zum Teil noch hypertrophiertere Hoden. Es lag vermutlich an den vielen Melkdurchgängen, dem Nährfutter und den ständigen Elektrostimulationen. Jeder Munus musste noch zwei Mal geerntet werden, dann hatte die junge Frau Feierabend.

Sie überlegte, ob sie den Strom nicht einfach noch ein wenig erhöhen könnte. Dann würde die Ejakulation noch schneller gehen. „Aber die grunzen und quieken ja jetzt schon wie blöd! Was würdet ihr erst für einen Spektakel machen, wenn ich noch mehr Saft gebe?‟, sprach sie mehr zu sich selbst. Aber dann dauerte es ihr doch zu lange. Verstohlen sah sie zur Stalltür. Dann stellte sie die Melkapparatur auf eine zehnprozentige Steigerung der Intensität ein. Beim ersten Munus war die Wirkung nicht zu überhören. Aber die Ernte erfolgte schon nach einigen Sekunden. Die junge Frau freute sich und nahm sich den nächsten vor. Der machte noch mehr Lärm, so dass die junge Frau den Korrekturstab zur Hilfe nahm. Mit dieser Methode war sie fix mit dem Durchgang fertig und begann gleich mit dem letzten.

Die erschöpften Munus brauchten dieses Mal etwas länger, so dass die junge Frau bei den restlichen Munus den Strom noch ein weiteres Mal erhöht. „Das klappt ja prima‟, freute sie sich und stieß zugleich einem sich laut protestierenden Munus mehrmals den Stab in seinen großen Beutel. „Bist du still? Bist du jetzt still?‟ Auf zittrigen Hinterbeinen grunzte der Munus leiser weiter. Langsam bekam die Frau richtig Spaß an ihrer Arbeit. Am liebsten hätte sie jetzt noch einen vierten Durchgang gemacht, aber das wäre aufgefallen, denn erstens wäre die Ernte zu groß geworden, und zweitens speicherten die Geräte alle Werte und Daten. Das wurde der jungen Frau gerade klar. Das hieß aber auch, dass ihre eigenmächtige Stromerhöhung in einer Logdatei protokolliert worden war.

Hoffentlich bekam sie deshalb keinen Ärger. Das war alles Schuld der langsamen Munus. Schlecht gelaunt ging sie durch den Lauf und versetzte jedem Munus zum Abschied noch einen Kuss mit dem Korrekturstab auf Stufe fünf. Timiditas ächzte und stöhnte, seine Beine zitterten, seine Hoden schmerzten, die Melkvorgänge waren die Hölle gewesen. Endlich löste die Frau die Fixierungen und trieb die Herde in ihre Aufbewahrungsboxen, wo sie regenerieren sollten.

Morgen hatte eine Freundin von ihr Stalldienst. Vielleicht sollte sie mit ihr eine Wette veranstalten, wer schneller ernten konnte. Timiditas hatte das Gefühl, dass immer noch ein Kribbeln durch seinen Riesenpenis und seine Hoden floss. Es waren die Nachwirkungen der Intensivbehandlung. Ob eingebildet oder nicht - er spürte sie. Und als seien die Melkstrapazen nicht schlimm genug, so hatte er seit ewiger Zeit keinen Orgasmus mehr gehabt. Es war äußerst frustrierend und unbefriedigend. Egal, wie oft er gemolken wurde, es blieb unerfüllt, wenn sich kein Höhepunkt einstellte, weil der Strom zu früh abgeschaltet wurde.

Als er noch so in seiner Box hockte und grübelte, öffnete sich die Hydrauliktür zum Regenerationsraum der Munus, und eine uniformierte Frau und ein gewaltiger, muskelbepackter Mann betraten ihn. Der Muskelberg trug nur einen weißen Lendenschurz, Schnürstiefelsandalen und auffällige Armschienen sowie einen Halsreif. Als sie an seiner Gitterbox vorbaumarschierten, sah Timiditas, dass der Muskelathlet eine Nummer auf dem Gesäß eingebrannt hatte: 63166. Ob das ein Kampfwesen der Regina war?

Ein Pugnator war es auf jeden Fall nicht. Und die Frau war auch keine Audiutrix oder Indagatrix. Vielleicht eine Angehörige der Reginaflotte? Die Uniform hatte Timiditas noch nie gesehen. Vielleicht gehörte sie ja zur Leibwache im Palast der Imperatorin. Er hörte, wie sie zu dem Kämpfer sagte: „Komm weiter. Hier gibt es eine Abkürzung zum Kellergewölbe.‟ Die Kreatur wog schätzungsweise drei Zentner und konnte vor Kraft kaum laufen. Das Wesen fragte die Frau: „Warum sind diese Munus in Käfigen?‟ Die Uniformierte erwiderte: „Das sind keine Lustsklaven. Diese Munus arbeiten in der Samenbank. Aber darüber brauchst du nichts zu wissen. Komm jetzt.‟

Der Munus konnte aus dem Augenwinkel noch erkennen, dass sich ein Kraftfeld öffnete und einen Durchgang an der Wand bildete, bevor die Wand wieder materialisierte. Doch waren die zwei Personen schon hindurchgegangen. Timiditas sah zu seinem Käfignachbarn Subtilis, aber der schüttelte den Kopf, als wolle er sagen, dass er auch nicht wisse, was das zu bedeuten hatte. Timiditas sinnierte über den Muskelmann. So ein Lendenschurz war immer noch besser als gar nichts. Was hätte der Munus für Kleidung gegeben! Irgendwas an dem Mann hatte ihn an jemanden erinnert, aber er kam nicht darauf, was oder wer es war. Fast wie eine mentale „Sperre‟ blockierte in seinem Gehirn etwas die Erinnerung an sein altes Leben.

Bald hatte der Munus den Vorfall vergessen und wartete geruhsam auf den nächsten Melktag, an dem er der Imperatorin Augusta Regina als Munus dienen durfte. Trotz der drei Ejakulationen fühlte Timiditas ein großes Verlangen nach einem Orgasmus. Aber er wusste, dass ein Strafimplantat in seinem Riesenphallus dafür sorgen würde, dass er schnell die Finger wegnehmen würde. Onanie kam also nicht in Frage. Und in dem kleinen Zweitpenis spürte er keinerlei Erregung.

Ihm blieb nur seufend, seine großen Brüste und die dicken Hoden zu kraulen, zu streicheln und mit dem Finger Kreise zu ziehen. - Was hatte der Muskelmann über Liebessklaven gesagt? Munus wurden also auch als Liebessklaven gehalten? Er schüttelte den Kopf. In seinem Gehirn fanden sich nur Fragmente von Erinnerungen. Informationen blitzten wie in dichtem Nebel auf und verschwanden auch gleich wieder. Diese mentale Behandlung... Ja, daran erinnerte sich Timiditas wieder verschwommen. Hatte er früher ein anderes Leben gelebt? Oder war er immer schon Munus gewesen?

Er versuchte die Bruchstücke seiner Erinnerung zu einem Bild zusammenzufügen, aber es gelang ihm nicht. Stattdessen seufzte er resignierend und spielte wieder mit seinen langen, harten Nippeln. Eine Stimme in ihm versicherte ihm, dass es sein Lebenssinn war, der Monarchin zu dienen, was auch immer sie ihm für eine Aufgabe zuteilte: Liebessklave, Hochleistungs-Melkmunus oder Extra-Premiumreife-Munus, der viele Jahre nicht geerntet wird, um seinen Wert zu steigern. Oder ein Gladiator-Munus, der nackt in einer Arena gegen Gleiche kämpft; zumindest hatte ihm Subtilis davon berichtet. Timiditas schnaubte. Er konnte es sich kaum vorstellen, mit seinem Körper zu fighten. Die großen Brüste, die überdimensionierten Geschlechtsteile... Wie das wohl aussah? Warum ließen die Edelfräuleins Munus gegeneinander antreten? Warum nicht diese Muskelkreaturen?

Derweil waren die fünf auserwählten Munus, deren Castitasschellen nun versiegelt werden sollten, verplombt, damit ihr Ejakulat ab dem heutigen Datum von Tag zu Tag reifen konnte, und der Munus auf dem Markt mehr Profit erzielte, wenn die Besitzerin ihn verkaufte. Doch da hatten sie noch einen langen Weg vor sich. Zusätzlich zur Plombe aus nanomodifiziertem Adamant, war das Schloss mit einer elektronischen Verschlüsselung und einem fälschungssicheren Sicherheitssiegel geschützt. Ein nicht unmanipulierbarer Nanochip enthielt das heutige Datum und weitere Daten zu dem Munus.

Ein Implantant im Riesenphallus verhinderte, dass es doch zu einer Ejakulation kommen konnte, da sein alarmierender Sensor im gegebenen Fall sofort ein Gummiteil des Implantants aufpumpte und als Ventil fungierte. - Noch genossen sie fast die Pause von den permanenten Melkdurchgängen, aber schon in wenigen Wochen würden sie unter dem Druck in ihren Hoden leiden, nur um zu wissen, dass er womöglich über Jahre hinweg von Tag zu Tag quälender würde.

Eine Indagatrix bediente eine Apparatur im Lagerraum des Samenlabors. Die Maschine schüttelte sämtliche Ernten zusammen in einen großen Kesseltank. Zuvor floss die Ernte an Determinierungs-Sensoren vorbei, die die Qualität in diverse Stufen einteilte und die Premiumanteile in einen gesonderten Behälter laufen ließ. Insgesamt waren fünf Qualitätsstufen definiert. Nur die minderwertigste Güteklasse kam in den großen Tank, dessen Inhalt aber fluktuierend 89 bis 93 Prozent der Gesamtflüssigkeit ausmachte. Die Premiumanteile nutzte das Labor zum Teil für Forschungszwecke, ein gewisses Kontingent verarbeitete das Labor zu einem Pflegemittel und Pheromonen für Edelfräuleins.

Das Massenejakulat dagegen mischten die Indagatrix mit anderen Nährstoffen zu Kraftfutter für die Melkmunus und die Custos. Als sämtliche Ernte der niedrigen Güteklasse im Tank war, tippte die Indagatrix die gewünschte Rezeptur für die Nährstofflösung der Melkmunus ein und ließ die Maschine die definierten Wirk- und Nährstoffe zusammenmischen. - Für die Custos war eine andere Rezeptur vorgesehen, die ebenfalls programmiert war. Die Indagatrix musste nur einige Daten bestätigen und den Prozess kontrollieren. In kleinere Fässer abgepackt, auf denen entweder „C‟ oder „M‟ stand, schickte ein Förderband die Portionen automatisch weiter in andere Bereiche des Palastes.

Am nächsten Tag führten zwei Indagatrixfrauen die Munus von ihren Aufbewahrungsboxen zurück in Melkstall III. Heute erhielt eine andere junge Dame die Einweisung zu den Melkvorgängen. Die erfahrene Indagatrix machte sie mit den Apparaturen und Prozessen bekannt. Die junge Novizin freute sich auf ihre erste Schicht als Melkerin. Sie hatte mit einer Freundin eine Wette abgeschlossen, wer die drei Durchgänge schneller schaffen würde. Die Konkurrentin hatte gestern eine furiose Zeit vorgelegt, bei der sogar die erfahrenen Indagatrix gestaunt hatten.

Die Indagatrix, die ihr gerade die letzten Handgriffe und Einstellungen zeigte, gab ihr den Tipp: „Wenn ein Munus zu lange benötigt, kannst du ihm mit dem Korrekturstab helfen. Oft geht es dann recht flott. Du drückst ihn am besten auf die Hinterbacken oder - wenn es etwas intensiver sein soll - direkt in den großen Hodenbeutel.‟ Sie zeigte es an einem Munus, der aufquiekte. „Siehst du? Das mögen sie nicht so. Dann beeilen sie sich.‟ Die Novizin bedankte sich lächelnd. Vielleicht hatte ihre Freundin das auf diese Weise gemacht, überlegte sie.

In Melkstall II probierten zwei Indagatrix währenddessen eine neue Erntehilfsapparatur aus: Fünf Munus gehörten zu der Versuchsgruppe, die eine Art gigantische Hodenquetsche trugen, die per Datenpad bedient werden konnte. Die Hypothese war, dass ein Munus unter dem erhöhten Druck auf seine großen Hoden leichter zur Ejakulation kam. Zwar waren beide Indagatrixfrauen davon eher wenig überzeugt, aber Vergnügen machte es auf jeden Fall! Langsamer wurden die Munus deshalb zumindest nicht.

Die eine Forscherin schlug vor: „Für verlässliche Ergebnisse würde ich die Testphase gerne noch länger laufen lassen. Die Versuchsmunus sollten die Quetsche beim Melken vorläufig weiterhin tragen. Vielleicht die nächsten... drei... vier Monate?‟ Die Kollegin stimmte zu. „Aber ich glaube immer noch, dass gestromte Hoden beim Munus noch schneller gemolken werden können.‟ Die erste Frau meinte: „Lass uns doch zwei oder drei Munus mit der Quetsche melken; die anderen zwei bis drei bekommmen zusätzlich Strom auf den Beutel. Dann sehen wir ja, ob es einen signifikanten Unterschied bei der Ernte gibt.‟

Während die eine Indagatrix die Elektrifizierung der Quetschen vorbereitete, überlegte die andere, welche Exemplare nun für die Doppelbehandlung ausgewählt werden sollten. Sie zeigte abwechselnd auf die fünf Munus und sagte einen Abzählreim auf:

„Wer soll es sein, wer soll es werden?
Den Erntebeutel werd ich erden.
Wer soll bekommen einen Kuss, damit er hat den schnellsten Schuss?
Mein Kuss aus Strom, mit Biss und Kraft, so gibt du mir den weißen Saft. ‟

Nacheinander wählte sie drei der fünf Munus aus. Die Kollegin legte die ausgesuchten Quetschen unter Strom und startete den ersten Testdurchgang. Tatsächlich erreichten die Munus mit der speziellen Druck- und Elektrokombination bessere Zeitwerte. Leider untersagte eine Vorgesetzte am nächsten Tag den Versuch, da sie der Überzeugung war, dass die Regenerationsfähigkeit der Munus darunter litt. Trotzdem durften die Indagatrix in Stall II bei maximal zwei Munus weiterhin die Doppelbehandlung testweise durchführen; dafür mussten aber die drei anderen auch ihre Quetsche abgenommen werden.

Als dies sich bei den Munus von Stall II herumgesprochen hatte, zitterten sie eine Zeitlang täglich vor Angst, wer als Nächster ausgesucht würde; doch die Indagatrix verwendeten stets die zwei selben Munus. War es Bequemlichkeit oder Sadismus? Die unbeteiligten Munus wussten es nicht, waren aber froh, dass sie diese Erfahrung nicht machen mussten. Nur das Wimmern und Winseln in den Aufbewahrungsboxen nervte und ließ bei einigen der Munus auch Mitleid aufkeimen, bei anderen jedoch Verärgerung. Aber bevor ein klarer Gedanke entstehen konnte, glitten die Überlegungen in den Hintergrund. In den Vordergrund drängte die feste Überzeugung, dass jeder Munus als Lebenssinn hatte, der Imperatorin zu dienen. Und das sorgte für eine mentale Befriedigung, die alles andere verdrängte. Sogar bei den armen Versuchsmunus.

In einem anderen Flügel des gigantischen Hauptpalastes der Regina archivierte eine Indagatrix gerade fünf neue Gehirne männlicher Nachkommen der Monarchin. Augusta Regina hatte zwar noch nie persönlich Nachwuchs ausgetragen, aber im Forschungslabor konnten Nachkommen sich in Gebär- und Brutmaschinen entwickeln. Nur weibliche Nachkommen wuchsen dann zu Humanoiden heran und bildeten die Adelsklasse von Regina aus Edelfräuleins, die sich dem Luxus und Vergnügen hingaben. Sobald allerdings die DNA auf eine männliche Entwicklung hindeutete, stoppten die Indagatrix die Bildung des Körpers und separierten das Gehirn, um es in einer Nährlösung am Leben zu halten.

Durch spezielle Software und Sonden, die dem Gehirn exogene Reize und Informationen zuführten, bildete sich das männliche Exemplar mental normal aus. Es verfügte lediglich nicht über ein Körperskelett oder Organe. Manche Personen hielten dies für Folter, doch waren die Gehirne untereinander vernetzt, so dass sie in gewisser Weise eine Art soziales Leben führen konnten. Wer jedoch rebellierende Gedanken aufwies, wurde isoliert.

Der Grund hinter der Archivierung von männlichen Bewusstseinen war, dass in der Verfassung von Regina ein unlöschbarer Passus bestimmte, dass Abtreibungen oder Tötungen von Bürgern der Regina aus ideologischen Gründen generell verboten war. Im Exil hätten die männlichen Bewohner politisch womöglich ein zu großes Gewicht und eine Gefahr für das Matriarchat dargestellt. Deshalb steckte die Imperatorin die ungewollten Männer einfach in Schubladen, wie es mal eine Admiralin der Flotte hinter vorgehaltener Hand etwas salopp gesagt hatte. Das Gehirnarchiv war streng geheim und gut bewacht von einer speziellen Leibgarde der Regina. Es gab zwar Gerüchte über die Existenz, aber niemand wusste Details darüber, abgesehen von den dort arbeitenden Indagatrix.

Die Männer dagegen, die auf Regina aufwuchsen und von Frauen auf natürlichem Wege geboren worden waren, weil sie nicht von adligem Blut waren, kamen am 18. Geburtstag vor das siebenköpfige Tribunal, wo sie in Pugnatoren, Rusticusse und Munus eingeteilt wurden, was ihren weiteren Lebensweg bestimmen sollte, wie es auch Animus, Gravis und Timiditas erlebt hatten.

Timiditas saß inzwischen in gehockter Haltung in seiner Aufbewahrungsbox, um zu regenerieren. Die heutigen Melkdurchläufe waren turnusgemäß nach drei Ernten pro Munus beendet worden. Die Novizin hatte eifrig mit dem Korrekturstab nachgeholfen, aber die Zeit ihrer Freundin von gestern trotzdem weit überschritten. Glücklicherweise war sie nicht auf den Gedanken gekommen, die Intensität der Melkapparatur zu erhöhen, sondern hatte die Standardeinstellungen verwendet, die schon heftig genug waren, um dem einen oder anderen Munus quiekende Laute von sich geben zu lassen.

In Timiditas flackerten immer wieder Erinnerungsfragmente aus der Vergangenheit auf, doch er konnte sie nicht zuordnen. Hatte er sie real erlebt, oder waren es Traumbilder aus dem Unterbewusstsein? Der Nebel wurde immer dicker und zähflüssiger, bis die Gedanken völlig überdeckt waren von dem wunderbaren Gefühl der Befriedigung - der Befriedigung, Regina zu dienen. Die mentale Konditionierung funktionierte bei den Munus statistisch bei 99,4 Prozent dauerhaft.

Es gab aber auch seltene Irregularitäten, bei denen sich ein Munus an seine Vergangenheit erinnerte. Die Indagatrix selektierten die Betroffenen so schnell wie möglich, um die mentale Anomalie zu modifizieren. In zwei von drei solcher abnormen Munus war eine Anpassung problemlos möglich; doch es gab auch Fälle, bei denen die Konstitution des Gehirns eine erneute Mentaltherapie nicht erfolgreich durchführen ließ. Diese Wesen waren zum Einsatz im Samenlabor oder als Lustsklave nicht geeignet. Ihre transformierten Körper ließen ebenfalls keine Verwendung als Minenarbeiter oder Pugnator zu. Daher separierten die Indagatrix sie in einer geheimen Sektion des Samenlabors.

Um den resistenten Munus untereinander eine subversive Kollaboration unmöglich zu machen, trugen sie permanent Knebel und Augenmasken sowie diverse Restriktivbänder, die ihre Bewegungen einschränkten. Der Geheimsektor war nur einer Auswahl an Indagatrix überhaupt bekannt. Auch galt strengste Geheimhaltung darüber, was in dem Geheimsektor mit den Munus geschah. Die wenigen Indagatrix, die von der Existenz des Geheimsektors wussten und eine Freigabe für diesen streng abgeschirmten Bereich des Labors hatten, nannten sich Arkana. Unter rigider Schweigepflicht war es ihnen verboten, außerhalb des Sektors über ihre Arbeit zu sprechen.

Hauptaufgabe des Geheimsektors war, Innovationen für Munus zu entwickeln. Stoffe, Geräte, Fixierungen, Korrekturstäbe, Melkapparaturen, Aphrodisiaka, Implantate und Sextoys wurden hier in neuartigen Designs geschaffen, hergestellt und getestet. Auch spezielle Nährlösungen, die Auswirkungen auf den gesamten Organismus hatten, wurden fabriziert. Die Arkana machten Langzeiterprobungen und erstellten statistische Werte. Sie überprüften Belastungsgrenzen und Reaktionen der Munus auf exogene Reize. Sie bewerteten die Eignung von Materialien oder den Nutzen von Funktionen diverser Geräte für die Handhabung mit Munuswesen. Sie erforschten die Lern- und Leistungsfähigkeit der Kreaturen unter bestimmten Bedingungen. Sprich: Sie optimierten die Munus für ihre Aufgaben.

Und zu guter Letzt fungierte der Geheimsektor als Abschreckung für resistente Munus aus allen Bereichen, denn es gab zwar keine offizielle Bestätigung darüber, dass es diesen Sektor gab, aber die zahlreichen Gerüchte wirkten noch stärker als Fakten. - Als Timiditas gerade in seiner Aufbewahrungsbox regenerierte, befanden sich im Geheimsektor 23 Munus. Um in diesen abgeschirmten Bereich zu betreten, waren mehrere Securityprozesse erforderlich, um seine Identität und Freigabe zu verifizieren. Dazu gehörte zunächst ein Irisscan. War dieser positiv, so öffnete sich eine dicke Stahltür und gab den Weg in einen steril aussehenden Korridor frei. Am Ende des Ganges erwartete die Arkana die nächste Überprüfung: ein Fingerabdruckscan sowie eine Passworteingabe an einem Terminal.

Wenn sich auch die zweite Tür zischend im Boden versenkte, gelangte die Person in einen oktogonalen Raum. Dort arbeiteten bereits zwei Arkana an Terminals mit großen Monitoren. Zugang zu den eigentlichen Räumlichkeiten des Geheimsektors ermöglichte aber erst ein Schott, dass sich nur nach einer Stimmprobe öffnete und in eine Sicherheitsschleuse führte. Dort scannte ein Laser auf biometrischen Grundlagen die Person und gab dann bei positiver Verifizierung den Weg frei in den Forschungsbereich des Sektors.

Ein hallenartiger Saal beherbergte mehrere Aluminiumtische, Apparaturen, Displays an Terminals sowie Tentakelarme, die von der Decke hingen. Im hinteren Bereich der Halle waren mehrere Stahltüren zu sehen, die in die Zellen der Munus führten. Zwei Arkanafrauen waren an einem der Aluminiumtische gerade dabei, einen darauf durch roboterartige Metallkrallen und Schellen fixierten Munus zu untersuchen. Abgesehen von seiner Augenbinde und dem Knebel war der Munus nackt.

Gerade tauchten an den Seiten des Tisches zwei weitere Roboterarme auf, die zwei Bänder aus einem synthetischen Hightechmaterial um die Brüste des Munus stülpten. Die Bänder zogen sich in einer physikalischen Reaktion fest zusammen, so dass der Munus in den Knebel grunzte, als er den Druck auf seinen Brüsten spürte. Eine Arkana befestigte mit einer Art Klettverschluss an jedes Band eine Funkelektrode.

Die andere Arkana setzte auf die schon großen, langen Nippel des Munus Saugnäpfe, die ein starkes Vakuum erzeugten und die Brustwarzen auf monströse Ausmaße wachsen ließen. Wieder grunzte der Munus in seinen Knebel. Doch eine ernsthafte Gegenwehr ließ er nicht erkennen. Die Fixierkrallen hätten es auch nicht sinnvoll erscheinen lassen, aber der Munus machte nicht den Eindruck, als wolle er sich der Behandlung entziehen.

Als nächstes platzierte die Arkana zwei Klebeelektroden an den gewaltigen Hoden des Geschöpfes. Dazu klappte sie zunächst den Megaphallus zurück, legte ihn auf dem Bauch des Munus ab, so dass das dicke Eichelende fast zwischen die Brüsten gelangte. Der kleine Zweitpenis hatte sich so stark zurückgebildet, dass er kaum noch vorhanden war. War dies eine Mutation des Munus, oder hatten die Arkana dabei ihre Hände im Spiel gehabt? Die gerade erschienene Arkana stellte sich die Frage, denn sie war vier Wochen lang nicht anwesend gewesen, um einen Urlaub auf El Dorado zu genießen. Die Kolleginnen begrüßten sie und brachten sie auf den neuesten Stand der Untersuchungen und Ergebnisse.

Sie staunte nicht schlecht, als sie davon erfuhr, dass eine Arkana zwei Nährlösungen entwickelt hatte, die die Munus auf ihre Aufgaben optimierten: Lustdienerinnen erhielten besonders hübsche Haut, gut geformte Proportionen nach dem Schönheitsideal für Munus; dafür ging die Größe der Hoden um 22 bis 35 Prozent zurück. - Im Gegensatz dazu konnten Melkmunus für ihre Zuständigkeit verbessert werden: Der Zweitpenis entwickelte sich fast vollständig zurück; dafür wuchsen die Hoden um 33 bis 38 Prozent. Das Brustvolumen verringerte sich gleichzeitig um 44 bis 67 Prozent. Haarwuchs wurde eliminiert. Durch einen angepasten Stoffwechsel sowie weitere Transformationen im Körper des Munus, stiegen die Ernten bei ihnen um 25 bis 45 Prozent.

Dann berichtete die Arkana von einem weiteren Versuch an einem Munus. Hier ging es um Erntesteigerungen, indem die Melkvorgänge häufiger durchgeführt wurden. Dazu benötigte die Kreatur eine bessere Regenerationsleistung. Ziel waren bis zu 20 Prozesse pro 24 Stunden. Insgesamt wollte man eine Steigerung der Ernte von circa 400 Prozent erreichen. Die Kapazität der einzelnen Melkvorgänge würden kleiner sein, doch insgesamt sollte so ein persistenter Ausdauermunus produktiver sein.

Die Arkana hörte interessiert zu. Ob sich so ein Munus wohl an 20 Ernten pro Tag gewöhnen könnte? Gleichgültig zuckte sie mit den Schultern und lächelte ihre Kolleginnen an. Sie nahm sich von einer Anrichte einen Korrekturstab und schaltete die Erziehungshilfe ein. „Ahh! Wie ich dieses knisternde Geräusch vermisst habe! Habt ihr einen aufsässigen Munus in einer der Zellen? Vielleicht einen mit besonders prallem Sack?‟
84. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 28.03.16 13:47

~ XXVI ~


Am nächsten Tag erhielten die zehn Männer wieder neun Mahlzeiten zum Frühstück. Animus und Levis teilten sich die neunte Portion. Kurz darauf erschien wieder das Hologramm: „Herzlich willkommen zu einem neuen Tag im Experiment. Liebe Probanden, ab heute dürft ihr Entscheidungen fällen, die über euer zukünftiges Schicksal entscheiden.‟ Die acht Fähnriche und zwei Pugnatoren-Anwärter lauschten der Frau. „Ein Proband trägt nun eine Castitasschelle. Ab heute könnt ihr den Träger selbst bestimmen. Es wird alle drei Tage die Option eines Wechsels geben. In der Zwischenzeit werdet ihr diversen erotischen Stimulanzien ausgesetzt, die visuell, akkustisch, sensorisch und biochemisch auf den humanoiden Sexualtrieb intensiv einwirken. Ist eine Eintscheidung gefallen, so gehen der aktuelle Castitasträger und der Nachfolger gemeinsam in die Nasszelle, die auf ein Signal hin geöffnet wird. Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit, liebe Probanden. Gleich startet euer Stimulanzprogramm.‟

Das dreidimensionale Speicherbild löste sich auf. Die Männer sahen sich verwirrt an. Dann lachten die ersten Fähnriche. Einer meinte: „Wer lässt sich denn freiwillig darein stecken?‟ Ein Kamerad stimmte zu: „Yeah! Drei Tage sind verdammt lange! Zumindest für meine Eier.‟ Wieder lachten die meisten der Personen. Animus legte Levis seine Hand auf die Schulter und erklärte: „Ich werde dir helfen.‟ Levis seufzte erleichtert. „Danke, Kumpel.‟ Erotische Bilder, Videos und Laute sorgten für die nächsten Stunden für Kurzweile. In den Mahlzeiten mussten triebsteigernde Substanzen gewesen sein, denn die Geilheit war nicht nur durch die äußeren Stimulationen zu erklären.

Als am nächsten Tag das Signal für den Castitasschellenwechsel ertönte, betraten Animus und Levis die Zelle. Greifmechanismen packten die Jünglinge und fixierten sie gegenüber an den Wänden. Weitere Greifer und Tentakelarme bewegten sich, öffneten die Castitasschelle und legten sie Animus an. Danach zogen sich sämtliche Arme zurück in die Wand, und die Tür zum Hauptraum der Kapsel öffnete sich wieder. Ein schmunzelnder Fähnrich meinte in höhnischem Tonfall: „Na, Kleiner? Bist sie losgeworden? Dein Freund wird sich noch wundern.‟

Für Animus war es tatsächlich eine schreckliche Erfahrung, so eingesperrt zu sein. Seine Erektion konnte sich nicht vollständig bilden und presste von innen gegen das Hightechmaterial der Schelle. Seine Hormone machten ihn schon am ersten Tag fast wahnsinnig. Wieder und wieder sah er Männer, die ungeniert onanierten. Und auch Levis ließ seiner Lust endlich freien Lauf, als zwei holografische Tabledancerinnen vor ihm ihr Können präsentierten. Der Chip im Nacken der Männer übertrug auf das zentrale Nervensystem diverse sensorische Impulse, die sich anfühlten wie Streicheleinheiten.

Längst hatten die Männer ihre letzten Hemmungen abgelegt. Die ständige Nacktheit, die permanente Stimulation aus diversen Quellen... All das brachte sie dazu, schamlos zu onanieren, teils mehrmals pro Tag. Alles schien sich nur noch um die fleischliche Triebbefriedigung zu drehen. Der Mangel an anderen Aktivitäten und Gedanken machten es nur noch extremer.

Nach drei Tagen wechselten Animus und Levis wieder die Castitasschelle. Und drei weitere Tage später übernahm Animus erneut den Part des Keuschlings. Doch als es dann nach 72 Stunden wieder eine Möglichkeit zum Wechsel gab, lamentierte Levis: „Lass mich bitte noch drei Tage frei. Ich bin so geil. Ich kann dieses Ding nicht schon wieder tragen.‟ Animus antwortete: „OK, noch drei Tage. Ich werde es wohl hoffentlich überleben. Aber dann gehst du auch für sechs Tage hinein.‟ Levis stimmte zu.

Die nächste Zeit war für Animus die Hölle pur. Er war so geil wie nie in seinem Leben zuvor. Seine Hoden schmerzten unter dem Druck, und die permanente Erektion war ebenfalls qualvoll. Der Drang, sich endlich zu erleichtern, schoss ins Endlose. Den gesammelten Stimulanzien zu entkommen, war hier unmöglich. Er konnte kaum schlafen und nur an das Eine denken, während um ihn herum immer irgendwer sein bestes Stück bearbeitete und lustvoll ejakulierte.

Als endlich der nächste Wechsel anstand, seufzte er erleichtert, als er das Signal hörte. „Komm, Levis. Wir müssen in die Kammer.‟ Levis wirkte lethargisch. Animus fragte: „Was ist los? Beeil dich! Wenn die Tür wieder schließt, haben wir unsere Chance verpasst.‟ Levis murmelte: „Du meinst DEINE Chance.‟ Animus zog die Stirn kraus: „Was soll das denn jetzt heißen?‟ Levis drehte sich weg. Animus griff an seine Schulter, aber die Hand wurde abgeschüttelt. „Lass mich in Ruhe!‟ Animus war empört: „Was soll das? Beeil dich! Los! Du bist dran mit der Castitasschelle!‟ Levis sagte: „Kannst du nicht noch drei Tage aushalten?‟ Animus räusperte sich: „Hey, ich bin eh schon seit sechs Tagen drin.‟ Levis zuckte mit den Schultern und griff sich unauffällig an sein Geschlecht. „Na, und?‟ Animus verzog seinen Mund ungnädig. „Dann sind es beim nächsten Wechsel schon neun! OK. Aber du geht danach auch für neun Tage rein.‟ Levis antwortete: „Abgemacht.‟

Zehn Minuten später sah Animus, wie sich sein Freund in einer Ecke sein bestes Stück vornahm. Sofort wurde es in seiner Castitasschelle enger. Schon seit vielen Tagen hatte sich das Hologramm nicht mehr gemeldet. Es wurden zwar weiterhin für 14 Stunden am Tag erotische Videos an den Wänden dargestellt, und mehrmals täglich erschienen auch Hologramme in Form von Tabledancerinnen, Gogotänzerinnen, Lapdancerinnen und Stripperinnen. Aber die Frau, die Anweisungen oder Ankündigungen gab, blieb deaktiviert. Und so lebten die zehn Personen auf engem Raum vor sich hin, und hatten nichts anderes zu tun, als sich ihrem menschlichen Sexualtrieb hinzugeben.

Ab und zu gab es Reibereien und Streit unter den Männern. Es ging immer um Banalitäten. Aber die Enge, die Langeweile und die Ungewissheit über die Zukunft sorgten für ein erhöhtes Aggressionspotential. Diese Verhaltensmuster wurden von den Aufzeichnungsgeräten analysiert und gespeichert. Doch davon bekamen die Probanden nichts mit. Sie lebten in den Tag hinein, ohne wirklich eine Aufgabe zu haben. Animus litt besonders unter der Warterei auf den Wechsel-Tag. Dann würde er definitiv auf einen Aufschluss bestehen. Noch länger konnte Levis ihn nicht hinhalten.

Die Mahlzeiteneinheiten kamen immer unberechenbarer: mal waren es zehn, mal neun, mal nur acht. Bei neun Portionen teilten die Pugnatoren-Anwärter miteinander, bei acht Rationen gingen sie dagegen leer aus, denn die Fähnriche zeigten sich beim Essen und auch sonst nicht besonders empathisch. Hauptsache, der eigene Bauch war voll. Erst, als einmal nur sieben Mahlzeiten zur Verfügung standen, gab es eine wilde Rangelei. Einer der Fähnriche zog dieses Mal die Niete und blieb nüchtern. Zum Glück der Probanden standen am nächsten Tag wieder zehn Nahrungseinheiten zur Verfügung.

Trotzdem war Animus in Gedanken nur bei seinem Geschlecht, wie ein Drogensüchtiger, der sich nach seinem Glücksbringer sehnte und nur noch darauf fixiert war. Als dann der Tag des Tausches kam, weigerte sich Levis - fast schon erwartungsgemäß - erneut, die Castitasschelle zu übernehmen. Doch dieses Mal wurde Animus wütend und packte und zerrte seinen Kameraden zur Kabine. Levis wehrte sich mit Händen und Füßen und schaffte es so, das Zeitfenster zu überbrücken, in der die Tür geöffnet blieb. Nun standen Animus mindestens weitere drei Tage Keuschheit bevor. Er giftete seinen Kameraden an: „Das wirst du noch bereuen! Du mieser Verräter!‟ Levis hob abwehrend die Hände: „Sorry, aber woher weiß ich, dass du noch mal mit mir tauscht? Das Risiko will ich nicht eingehen. Tut mir leid, aber ich will nicht in so einer Schelle versauern.‟

Seit dieser Unterhaltung, sprachen Animus und Levis kein einziges Wort mehr miteinander. - Am nächsten Tag aktivierte sich endlich wieder die holografische Frau in Menschengestalt. „Hallo, liebe Probanden. Ab heute gibt es eine Neuerung für euch. Ab sofort werden zwei Personen eine Castitasschelle tragen. Einigt euch bitte einstimmig, wer die zweite Person sein soll. Ihr habt exakt 100 Minuten Zeit. Dann benötige ich eure Entscheidung. Wenn ihr euch nicht einigen könnt, so bekommen alle Personen Castitasschellen. Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit. Die Zeit läuft.‟

Die Fähnriche sahen sich entsetzt an. Alle waren sich sofort einig, dass die zweite Person der Pugnatoren-Anwärter Levis sein müsse, aber der wehrte sich laut: „Auf keinen Fall! Da gebe ich niemals meine Zustimmung! Das könnt ihr mal getrost vergessen!‟ Ein Fähnrich schnaubte verächtlich: „Ist mir doch scheißegal, was du willst, Jüngelchen! Wir stimmen ab. Du wirst der Einzige sein, der dagegen ist. Ha!‟ Ein anderer Fähnrich brummte: „Hat die nicht gesagt, es muss einstimmig sein? Der Bengel muss einverstanden sein.‟ Alle Augen wanderten zu Levis, der trotzig die Arme vor der Brust verschränkte.

Ein Fähnrich biss die Zähne zusammen und knurrte: „Dann werden wir dich eben überzeugen, deine Meinung zu ändern...‟ - Es war nicht schwer zu erraten, dass Levis schließlich die Castitasschelle anziehen durfte. Doch zur Genugtuung der beiden Pugnatoren-Anwärter kündigte die Holo-Frau am nächsten Tag bereits eine dritte Keuschheitsvorrichtung an. Nun mussten sich die Fähnriche untereinander einigen. Nach hitzigen Diskussionen endete das Ganze in einem Wirrwarr von ringenden, nackten Leibern, die unfein auch vor Griffen in die empfindlichen Teile nicht haltmachten.

Letztlich musste sich der Mann geschlagen geben, dem auch vor einigen Tagen die Mahlzeit vorenthalten worden war. Selbstredend würde keiner seiner Kameraden mit ihm die Castitasschelle tauschen, so dass die drei Verschlossenen vorerst keusch blieben. Trotzdem hatten die sieben Freien die Angst, dass es weitere Castitasschellen geben könnte. Doch am nächsten Tag meldete sich die Holofrau zu ihrer Erleichterung nicht. - Durch die ganzen optischen, akustischen und sensorischen Reize und Stimulanzien litten die drei Keuschlinge wahre Qualen, während sich die sieben Freien nach Lust und Laune dem menschlichen Sexualtrieb hingaben.

Am darauffolgenden Tag erschien nicht das Hologramm, sondern erschrocken merkten die Probanden, dass eine scheinbar lebendige Frau aus der Kammer mit der Nasszelle auftauchte. Wie war sie dort hereingekommen, fragte sich Animus. Es musste einen zweiten Eingang geben. Aber die primäre Frage war für alle wohl: Wer war die Frau, und was wollte sie hier? Die Männer gafften sie nicht nur wegen ihres überraschenden Auftritts an; sie sah auch aus wie die zu Fleisch und Blut gewordene Erotik. Wie eine perfekte Liebespuppe. Spärlich und äußerst aufreizend angezogen, bewegte sie sich grazil und hüftschwingend, spielte mit einer Haarsträhne, leckte sich über die vollen Lippen, und ihr Augenaufschlag verhieß pures Sexverlangen.

Fuß vor Fuß näherte sie sich elegant der Männergruppe und lächelte sie der Reihe nach an, hielt dabei den Kopf schräg und griff sich mit einer Hand unter ihre Brust, deren aufgerichteter Nippel deutlich unter dem hauchdünnen Textil abgebildet war. Niemand sprach auch nur ein Wort. War das ein Traum? Ein Hologramm? Aber es wirkte so real! Nein, die Frau war echt. Ob sie allerdings ein Mensch war, musste bezweifelt werden. Vielleicht ein Android, vermutete Animus.

Die lüsternen Blicke der Männer zeugten offensichtlich davon, wie sie danach gierten, diese Sexbombe zu vernaschen. Kaum bemerkten sie, dass die Hologrammfrau erschien. Erst, als sie sprach, drehten sich die Männer zu ihr um. „Liebe Probanden. Ab heute steht euch dieser Android zur freien Verfügung. Er wird euch jeden Wunsch erfüllen. Viel Vergnügen.‟ Schon löste sich das Speicherbild auf. Der Android blieb, also drehten sich die Köpfe der Männer wieder der erotischen Frau zu, die verführerisch lächelte. Sie konnten ihr Glück noch gar nicht fassen: eine Sexsklavin exklusiv für sie! Zumindest für die sieben Freien.

Es begann sofort ein Gerangel darum, wer als Erster zum Zuge kommen durfte. Schließlich einigte man sich auf eine Reihenfolge. Die Muschi lief ja nicht weg. - Den Anfang machten zwei Fähnriche und bildeten einen frivolen Dreier mit der Androidfrau in der Mitte. Die fünf Wartenden gierten nach ihrem eigenen Einsatz. Die drei Castitasschellenträger dagegen blickten voller Neid und Frustration auf die kopulierenden Männer. Um die Illusion der geilen Erotikdame perfekt zu machen, stöhnte und maunzte sie wie eine wollüstige Nymphomanin, der es gar nicht genug besorgt werden konnte, und die schon ungeduldig auf die nächsten Anwärter wartete, sobald zwei Fähnriche ihre Kanonen grunzend abgeschossen hatten.

Animus fiel auf, dass beim Orgasmus der Nervenchip im Nacken der Männer durch die Haut aufleuchtete. Was das wohl bedeutete? Auf jeden Fall schienen ihre neuen Herren fleißig Daten zu sammeln, um die Humanoiden zu studieren. - Die Orgie setzte sich noch lange fort. Niemand begnügte sich mit nur einem Einsatz. Und so sollte es auch in den Folgetagen sein. Zwei Mal hatte der verschlossene Fähnrich versucht, einen vermeindlich schwachen Kameraden zu zwingen, mit ihm die Castitasschelle zu tauschen, aber andere Fähnriche waren ihm zu Hilfe gekommen. Verbalen Argumenten gegenüber waren die Freien sowieso immun.

Doch als die holografische Frau das nächste Mal erschien, hatte sie eine unangenehme Ankündigung zu machen: Es sollte eine vierte Castitasschelle geben. Wieder stritten und rangen die Männer miteinander. Animus starrte auf die verknoteten, nackten Leibe der miteinander ringenden Fähnriche, bis plötzlich das Licht erlöschte. Quiekende und grunzende Geräusche waren zu hören, die an einen Ferkelstall erinnerten. Animus konnte nur spekulieren, wie die Finger der einzelnen Männer nach den Bällen eines Nebenbuhlers griffen, zogen, drückten, kniffen. Der Tumult von sieben Männern, die im Dunkeln chaotisch miteinander rangen, war ohrenbetäubend.

Nach 120 Sekunden schaltete das Licht sich wieder an. Letztlich stand ein Opfer fest, das sich in die Kammer begeben musste und mit verkniffenem Gesicht zurückkehrte. Nun wusste auch dieser junge Mann, wie sich eine Castitasschelle anfühlte. Die sechs Verbliebenen schauten ihn spöttisch an und waren froh, dass es sie nicht getroffen hatte. Sofort machten sie sich über die Androidfrau her, als gebe es kein Morgen. Die Sexpuppe schien die Vorlieben und Wünsche der Männer zu „ahnen‟ und passte sich ihnen an. Sogar die Hautfarbe, Brustgröße und Haarfarbe adaptierte sie.

Animus vermutete, dass der Chip die Gehirnströme der Männer und ihre Wünsche las. Dann drehte er sich wieder um und versuchte vergebens, die Sexorgie in seinem Rücken auszublenden. Levis und die zwei verschlossenen Fähnriche taten es ihm gleich. Umso überraschter waren sie, als sie plötzlich von hinten Berührungen wahrnahmen. Sie drehten sich um und sahen, wie einer der verschlossenen Castitasschellenträger von der Androidfrau gereizt wurde. Sie rieb ihr fantastisches Hinterteil an ihm, öffnete den Mund verführerisch und stöhnte, schmiegte sich an ihn und ertastete seine Hoden, die frei zugänglich unter der Keuschheitsvorrichtung hingen.

Der andere Fähnrich und die beiden Pugnatoren-Anwärter sahen entsetzt zu. Die sechs Freien beobachteten interessiert das Eigenleben der Androidfrau. Dann verführte die Lustlady auch die anderen Keuschlinge, bis ihnen bewusst wurde, dass sie keineswegs eine Befriedigung erhalten würden. Nun forderten sie den Android auf, zu den anderen Männern zu gehen und sie in Ruhe zu lassen. - Weil sie so programmiert war, dass sie jedem Befehl nachging, gehorchte sie. Nun mussten die vier keuschen Männer wieder zusehen, wie sich die sechs Freien mit der Pupppe bumsfidel vergnügten.

An Bord des Mutterschiffes standen zwei langgliedrige Wesen an einem Terminal mit zahlreichen Displays, die bunt leuchteten und blinkten. Daten ratterten über einen Monitor, auf einem anderen Bildschirm zeichnete ein Programm sich permanent ändernde Kurven. Die beiden Kreaturen trugen schwarze Silikonanzüge, die eng an ihren hageren langgezogenen Gliedern anlagen.

Obwohl ihr Langzeitexperiment erst wenige Wochen alt war, hatten sie bereits große Mengen an wichtigen Daten gesammelt. Schon zu diesem frühen Zeitpunkt war evident, dass Menschen leicht zu manipulieren waren, sobald man ihren Sexualtrieb kontrollierte. Würde die Forschung detailliert die menschlichen Schwächen kennen, so könnte die Große Allianz in wenigen Jahren unterjocht und versklavt werden - zig Systeme mit vielen Milliarden Menschen. Neben den Rohstoffen waren auch die Arbeitskräfte von Wert. Und das Imperium hätte einen wichtigen weiteren Stützpunkt.

Das linke Wesen erstarrte für einige Sekunden, da es gerade eine Datenübertragung in seinen Gehirnspeicher bemerkte und die Informationen verarbeitete. Dann sagte es: „Die Regina-Armee bietet einen Tausch von Häftlingen an. Fünf unserer Probanden gegen fünf Gefangene.‟ Das andere Wesen fragte: „Woher wissen die, dass wir Pugnatoren haben?‟ Die erste Person erklärte: „Dieser schmierige Pirat, von dem wir sie gekauft haben, hat sich schnappen lassen und bei einem Verhör alles ausgeplaudert.‟ Das Gegenüber runzelte die hohe Stirn: „Das würde unser Langzeitexperiment gefährden. Wir hätten nur noch fünf Exemplare.‟ Sein Partner meinte: „Dann lass uns schnell Phase 2 beginnen.‟

Er bediente das Terminal. Kurz darauf erschien die holografische Darstellung im Raum der Probanden: „Liebe Probanden, ich möchte euch eine Neuerung vorstellen. Dazu muss sich jeder Proband der Reihe nach in die Kammer begeben, der keine Castitasschelle trägt. Bitte folgt dieser Anweisung zügig, da sonst ein Disziplinarimpuls aktiviert wird. Vielen Dank.‟ Der Puls der sechs Freien schlug schneller. Sollten sie etwa nun doch alle in so eine Keuschheitsschelle gesteckt werden?

Als der erste Fähnrich wieder erschien, starrten die anderen ihn an. Damit hatten sie nicht gerechnet! Der zweite Proband war an der Reihe und betrat die Kammer. Am liebsten hätte er sich geweigert, aber was sollte das bringen? Widerstand würde nur zu Strafimpulsen über den Nackenchip führen. Auch er kam so unwillig zurück, wie sein Kamerad. So folgten auch Probanden drei, vier, fünf und sechs. Die vier Castitasschellenträger starrten irritiert auf die sechs anderen Pugnatoren. Animus konnte sich keinen Reim darauf machen. Auf jeden Fall trugen sie keine Keuschheitsvorrichtungen. Aber was war das denn?

Zu dieser Zeit salutierte in der Hauptbasis der Regina-Flotte eine Centuria vor einer Tribuna. „Hohe Tribuna, die fünf Gefangenen der Faba sind auf die Regina-VI verbracht worden. Die Rendezvous-Koordinaten sind übermittelt worden. Warten auf Order für Abflug.‟ Die Tribuna nickte ruckartig. „Gut, wollen hoffen, dass diese Bohnenstangen unsere Jungs gut behandelt haben. Beim letzten Austausch haben wir mentale Wracks bekommen. Nun ja, Abflug autorisiert. Machen Sie das Beste draus.‟ Die Centuria salutierte erneut: „Verstanden, hohe Tribuna.‟ Sie drehte sich auf der Stelle mit einer schwunghaften Bewegung um 180 Grad herum und marschierte im Stechschritt aus dem Raum der Tribuna.

Die hochrangige Frau ließ sich in ihren wuchtigen Schreibtischsessel fallen, öffnete die oberen Knöpfe ihrer gestärkten Uniformbluse und seufzte. Nach den Informationen des Militärgeheimdienstes hatten die Faba acht Fähnriche und zwei Pugnator-Anwärter von den Piraten gekauft. Leider standen nur fünf Faba zur Verfügung für einen Austausch. Für die restlichen fünf Männer gab es wohl keine Hoffnung. Es war kein großer Verlust. Auf Einzelschicksale konnte schließlich keine Rücksicht genommen werden, aber es durfte sich in der Flotte nicht herumsprechen. Das würde die Moral untergraben. Alle Beteiligten hatten daher eine Verschwiegenheitsklausel unterzeichnet.

Die Tribuna diktierte einen Rapport über den Vorgang in einen Datenpad und legte ihn anschließend zur Seite. Sie drückte auf einen Knopf. Wenige Augenblick später erschien ein Munus in einem Body, der auch die monströsen Geschlechtsteile umschloss. Nur die langen Nippel der großen Brüste lugten durch Löcher in dem Latex. Die Tribuna streckte ihre Beine unter dem Schreibtisch aus. „Hilf mir aus den Stiefeln.‟ Der Munus krabbelte sofort unter den Tisch und befreite seine Herrin aus dem hohen Schuhwerk. Unaufgefordert begann der Munus, die Füße seiner Herrin gekonnt zu massieren. Genüsslich schloss die Tribuna die Augen.

Derweil begann der Countdown zum Abflug des Raumkreuzers Regina-VI. Die fünf Faba waren in kleinen Einzelzellen, die eher Standkäfigen glichen, auf dem untersten Deck untergebracht und trugen orangefarbene Häftlingskleidung, die ihrem langgliedrigen Körperbau angepasst war. Füße und Hände waren mit Stahlfesseln gesichert. Kurz darauf starteten die Düsen des Raumschiffs, und das Gefährt erhob sich in die Luft, um bald darauf die Atmosphäre von Regina zu verlassen und in den endlosen Kosmos einzutauchen. Ziel war eine entlegende Region der Galaxis in der Nachbarschaft des Heimatsystems der Faba.



85. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 13.04.16 20:02

~ XXVII ~


All seine schlimmsten Befürchtungen wurden wahr: Die beiden Pretoria brachten Gravis in die weitläufigen Kerkeranlagen unter dem Palast. Hatte er irgendwas falsch gemacht, oder war es doch das verbotene Stelldichein mit Dulcedo gewesen? Was erwartete ihn hier? Schmerz und Pein, das war in Anbetracht aller Variablen wohl sehr wahrscheinlich...

Ein langer Flur, der nur spärlich von schwachen Leuchten in ein schummriges Dämmerlicht getaucht wurde, führte tief unter dem Palast zu einem Quergang, dem sie links folgten. Kurz darauf blieben sie vor einer Stahltür stehen. Mit einer Chipkarte öffnete eine Pretoria die Tür, die sieben Zentimeter dick war. Gravis schluckte. Damit man die Schreie der Gepeinigten nicht hörte? Er spürte, wie ihm die Knie weich wurden. Die Uniformierten stießen Gravis vorwärts in den Raum hinein und schlossen die Tür von außen.

Er betrachtete seine Zelle, in der wenigstens eine vergitterte Deckenleuchte brannte. Der Raum war hexagonisch geformt, mit einer Kuppeldecke als Abschluss. An einer Wand stand ein massiver Pranger aus Stahl. Auf der anderen Seite entdeckte Gravis ein rundes Gitter auf dem Boden. Er trat näher und schaute hindurch in die Tiefe. Es handelte sich um einen zylindrischen Hohlraum von 80 Zentimetern Durchmesser und einer Länge von zwei Metern. Da würde genau ein Sklave hineinpassen. Gravis erschauderte.

Das Warten war das Fürchterlichste. Niemand kam. Nichts war zu hören. Doch nach einigen Minuten - für Gravis waren vermeintlich Stunden vergangen - öffnete sich die Tür erneut. Aber es waren nicht die Pretoria, es war auch keine Folterexpertin, sondern ein Edelfräulein stand dort im Rahmen und trat ein. Dulcedo grinste und schloss die Tür hinter sich. Gravis stand mit offenem Mund da. Was hatte das zu bedeuten? Hatte sie etwa diese kleine Entführung inszeniert? Wollte sie einen süßen Nachschlag haben? Den konnte sie sehr gerne bekommen!

Im nächsten Moment führte Dulcedo ihre Hände auf ihren Rücken, und im nächsten Augenblick fiel ihr gesamtes, seidenglänzendes Kleid zu ihren Füßen, und sie stand splitternackt vor ihm. Gravis Mund öffnete sich noch weiter. Sie kam näher und riss ihm mit einer kraftvollen Bewegung den Lendenschurz weg. Dann hielt sie ihre Chipkarte an die Castitasschelle, deren Leuchtdiode kurz grün aufblinkte und mit einem leisen Klack entriegelte. Mit schnellen Handgriffen hatte Dulcedo die Keuschheitsvorrichtung entfernt. Langsam aber stetig wuchs zwischen den muskulösen Schenkeln ein Liebesstab. Das Fräulein lächelte verschmitzt: „So gefällst du mir schon besser.‟

Gravis wog das Dreifache der zierlichen Frau, die so zerbrechlich und zart vor ihm stand. Er getraute sich gar nicht, sie zu berühren, obwohl offfensichtlich war, was sie wollte. Aber das war auch nicht nötig, denn in der nächsten Sekunde sprang das Fräulein vor und breitbeinig auf seine Arme, die sich kräftig um sie ringten. Sein Phallus war nach oben gebogen und strich gegen den flachen Bauch der kleinen Dame. In Höhe seines Hodensackes spürte er die Feuchte ihrer Weiblichkeit, die sich an ihn presste. Dulcedo zog sich am massigen Nacken des Custos hoch und forderte: „Spieß mich auf mit deinem Glücksbringer! Steche tief in mich hinein!‟

Im nächsten Moment ließ sie sich wieder einige Zentimeter weit hinab, und Gravis harte Keule flutschte fast wie von allein in die enge nasse Spalte. Beide stöhnten vor Erregung auf. - Plötzlich war Geräusche zu hören. Offenbar war die Tür doch nicht schalldicht. Dulcedo sprang schreckhaft von Gravis dicken Armen und sah sich hektisch um. Sie sah die Gittergrube und zeigte darauf: „Öffne es! Schnell!‟ Für den kräftigen Custos war das Metallgitter federleicht. In Windeseile hüpfte das Fräulein splitternackt in die zylindrische Grube. Für die 1,50 Meter kleine Frau war die zwei Meter lange Röhre sehr tief, aber sportlich federte sie am Boden ab und schaute ängstlich nach oben. Sie wisperte: „Mein Kleid! Schnell!‟ Gravis sprang zu dem Gewand und warf es auf die Besitzerin, dann schloss er noch gerade rechtzeitig das Gitter, bevor die Tür sich öffnete.

Eine uniformierte Pretoria stand im Rahmen. „Was hast du hier zu suchen, Custos?‟ Ihre Stimme klang scharf wie schneidendes Eisen. Gravis stotterte. Was sollte er sagen? Er wollte doch das Fräulein auf keinen Fall verraten. „Zwei Pretoria haben mich hergebracht. Ich weiß nicht, warum.‟ Das war nur halb gelogen. Die Pretoria sah ihn misstrauisch an und sprach in einen Kommunikator, der mit einem Transponder im Palast verbunden war. Schnell fand sie heraus, dass er die Wahrheit sagte. Allerdings behaupteten die Frauen, die ihn hergebracht hatten, auf Befehl eines Edelfräuleins: zur Bestrafung wegen Betretens des Lustgartens.

Die Pretoria fragte, ob das Edelfräulein selbst die Züchtigung vornehmen wolle. Die beiden Pretoria wussten es nicht. Nun versuchte die Uniformierte die junge Dame Dulcedo zu erreichen, aber ihr Kommunikator war abgeschaltet - gücklicherweise, denn sonst hätte es jetzt aus der Gittergrube gepiepst. Die Uniformierte grübelte. „Na, sie wird sich wohl darauf verlassen, dass wir das übernehmen.‟ Doch schon eine Sekunde später zuckte die Frau regelrecht zusammen: „Was sehe ich denn da!? Wo ist dein Lendenschurz? Und deine Castitasschelle?‟ Gravis lief der Schweiß über die Muskelberge. Wie sollte er das nun erklären? Die Frau stutzte. „Rede! Wer hat dich befreit?‟ Gravis ächzte, sagte aber nichts. Die Frau schmunzelte. In ihren Augen funkelte es vergnügt. „Ich werde dich schon zum Singen bringen...‟ Sie zückte ihren Disziplinarstab und befahl dem Custos, ihr voranzugehen.

Sie verließen die Zelle und betraten drei Türen weiter eine andere Räumlichkeit. Gravis erhielt einen elektrischen Schlag auf sein Gesäß, als er nicht schnell genug eintrat. Seine Backe krampfte schmerzhaft, und ein reißendes Geräusch lag in der Luft, als der Blitz in sein Sitzfleisch eindrang. In dem sonst kahlen Raum befand sich eine Aufhängevorrichtung. Gravis musste Fußmanschetten anlegen, und damit wurde er durch eine Seilwinde kopfüber hängend an dem Gerüst hochgezogen. Die Beine waren gespreizt. Die Pretoria legte dem Custos Handschellen auf dem Rücken an. Danach zog sie ihm eine schwarze Kapuze über den Kopf und zog sie mit einem Bändchen zu.

Gravis bekam durch das künstliche Material noch Luft, konnte aber nichts mehr sehen. Sein Kopf baumelte nun etwa 30 Zentimeter über dem Boden. Erschrocken zuckte er zusammen, als er spürte, wie die Frau seine Hoden ergriff. An jeden Hoden steckte sie eine Klammer. Waren das Elektroden? Er hörte die Stimme der Uniformierten. Sie wirkte heiter: „Du magst einen Muskelpanzer tragen und Armschienen, aber es gibt bei Custos eine gewisse Stelle, die sehr, sehr empfindlich ist.‟ Gravis zitterte und wackelte in seiner hängenden Lage. Dann zog sich ein Band oder Seil um seine Hoden, und diese dann nach oben, von seinem Körper weg. Gravis stöhnte auf.

Die Frauenstimme meinte sardonisch: „Wenn du den Zug ein wenig abschwächen möchtest, versuche einfach, deine Beine ein wenig zu beugen, dann wird es für deine Bällchen angenehmer.‟ Gravis folgte dem Tipp, aber er merkte schnell, dass zwar dann der fiese Zug auf seine Hoden abnahm, aber seine Schenkel schnell erschöpft waren und den Körper wieder hinabließen. 150 kg Gewicht wirkten bei Normalgravitation nun mal wie 150 kg. Und die hochzuziehen, schaffte auch ein muskulöser Custos nur kurze Zeit.

Derweil hatte sich Dulcedo krampfhaft versucht, aus der Röhre zu befreien. Das Gitter war zwar nicht verriegelt worden, aber sie kam einfach nicht gut heran. Und dann war das Metall auch noch so schwer. Sie war gefangen! Wenn man sie nicht rechtzeitig fand, würde sie hier verdursten! In dem weiträumigen Kerkerkomplex hatte es keinen Sinn, um Hilfe zu rufen. Dulcedo versuchte, ihre aufsteigende Panik zu kontrollieren. Sie versuchte, klar zu denken. Das Kleid! Sie musste es anziehen. Wenigstens würde man sie nicht nackt und würdelos finden.

Es war nicht einfach, in der engen Röhre, aber es gelang der zierlichen Frau. Wie beengend musste diese Grube erst für einen Custos sein! Oder auch einen Munus mit seinen gewaltigen Brüsten! - Als sie das Kunststück fertiggebracht hatte, ihr Gewand anzuziehen, schrie sie laut um Hilfe. Vielleicht hörte man sie ja doch zufällig. Die Hoffnung starb zuletzt... Aber leider blieb es bei dem Wunschdenken. Dulcedo hüpfte nach oben und drückte gegen das Gitter. Es bewegte sich keinen Millimeter. Sie war einfach viel zu schwach. Und zu klein dazu. Und zu allem Überfluss kam ihr noch eine Wahrheit in den Sinn: Wenn Gravis sie verriet, würde es böse Konsequenzen geben - wenn er sie jedoch nicht verriet, dann würde sie hier gar nicht herauskommen.

Wenn sie die Stimme vorhin richtig erkannt hatte, war die Pretoria, die Gravis entdeckt hatte, eine Frau namens Inconstantia, eine unberechenbare Furie, die, sobald sie schlechte Laune hatte, ihre Delinquenten im Kerker auf eine Weise bearbeitete, wie sie Dulcedo nur aus grausigen Erzählungen kannte. So hatte Inconstantia angeblich vergangene Woche drei Munus an ihren großen Brüsten aufgehängt, weil diese sich beim Liebesspiel ungeschickt angestellt hatten. Gleichzeitig wurden die Munus von einer Apparatur abgemolken und hatte ihnen wenigstens für einige kurze Augenblicke eine Ekstase verschafft, da Inconstantia mit dem Gerät nur wenig Erfahrungen hatte. Eine Indagatrix hätte bei der Ejakulation einen Orgasmus verhindert.

Gravis kämpfte verzweifelt mit der Schwerkraft. Vergnüglich schaute ihm Inconstantia zu. Zwar war das Seil lang genug, um ihn nicht zu entmannen, aber der Zug war schon heftig, wenn er sich einfach hängen ließ. Und um den Spaß für die Pretoria noch zu vergrößern, schaltete sie nun den Strom an, der sich in schneller Folge abwechselnd links und rechts in die Hoden des Custos entlud. Gravis zappelte in seiner Fixierung und ächzte in seinem Kopfsack. - Es dauerte nicht lange, da rief er dumpf: „Ein Edelfräulein hat mich herbringen lassen. Sie wollte mich treffen.‟ Der Strom schaltete sich abrupt ab. Inconstantia fragte: „Ein Edelfräulein? Wer? Nenne mir den Namen!‟ Gravis keuchte und stöhnte. Schon jagte Inconstantia erneut Strom durch seine Hoden. Gravis schrie: „Ich weiß nicht, wie sie heißt!!!‟

Wieder stoppte der Strom. Die Pretoria glaubte dem Custos kein Wort. Aber sie musste den Haremswächter loswerden, bevor ihre Vorgesetzte erschien. Schon vor wenigen Tagen hatte sie einen Tadel erhalten, weil sie diverse Munus zu streng verhört hatte, so dass sie einige Zeit dienstuntauglich blieben. Und für eine Befragung eines Custos, benötigte sie die Freigabe einer Praefecta. Inconstantia nahm ihm daher schweren Herzens die Elektroden und das Seil ab, und ließ ihn dann per Seilwinde kopfüber herunter, nahm ihm die Kapuze weg und verschloss ihn wieder in seine Castitasschelle. Dann ging sie mit ihm in den anderen Zellenraum zurück und befahl: „Zieh deinen Lendenschurz an und verschwinde. Aber glaube mir, das ist noch nicht erledigt! Du wirst deine Verstocktheit noch bedauern.‟

Dulcedo sah ihre Chance gekommen und rief: „Hilfe! Ich bin hier unten! Rettet mich!‟ Vor Schreck zuckte die Pretoria zusammen und sah zu dem Bodengitter. Sie trat näher und entdeckte das Fräulein. „Was macht Ihr denn da?‟ Sie gab Gravis mit einer Geste den Befehl, das Gitter anzuheben und der Dame hinauszuhelfen. Dulcedo sah die Pretoria mit großen Augen an. Was sollte sie sagen? „Er! Er hat mich aus dem Garten entführt und hier gefangen gehalten! Dieses Monster!‟ Gravis stand mit offenem Mund da. Seine dreieckigen Haifischzähne wirkten jedoch bei seiner erschrockenen Miene alles andere als gefährlich. „Aber..., aber... so war es doch nicht...‟ Die Pretoria giftete ihn an: „Schweig!‟

Mit ihrem Kommunikator rief sie zwei Wachfrauen, die den Custos innerhalb von drei Minuten abführten. Dazu legten sie ihm jeweils eine Drahtschlinge um den Hals, die an einem Stab befestigt war, und unter Strom gesetzt werden konnte. „Edles Fräulein!‟, rief er noch aus dem Gang hallend, aber schon grunzte er vor Schmerz, als die Schlingen elektrifizierten. Inconstantia furchte die Stirn. Aus dem Garten entführt? So ein Schwachsinn! Zwei Pretorias hatten ihn doch aus der Sporthalle geholt und hergebracht. Hm, sinnierte sie, ist mir auch egal. Dulcedo hat da wohl von verbotenen Früchten naschen wollen... Na, was geht es mich an!? Der Custos wird bestraft, und die Sache ist erledigt.

Dulcedo raffte ihr Kleid ein wenig hoch und entschuldigte sich hastig. Sie trippelte im Sauseschritt in ihre privaten Gemächer. Das war ja gerade noch mal gutgegangen! Nur schade, dass das Schäferstündchen so schnell unterbrochen worden war. Na, Gravis war ja nicht der einzige Custos im Palast. Da würde die demnächst einen anderen Haremsdiener um den Finger wickeln...

Zunächst landete Gravis in einer sehr engen, kleinen Einzelzelle. Zunächst geschah gar nichts, und er vegetierte dort umher. Nach drei Tagen erhielt er die Information, dass er vom Haremsdienst ausgeschlossen worden war. Stattdessen würde es andere Aufgabenbereiche für ihn geben. Was sollte das denn heißen? Etwa eine Rückkehr in die Mühlen? Oder Minen? Mit seinem transformierten Körperbau könnte er einen kräftigen Arbeitssklaven abgeben. Er schmorte in seiner kargen Zelle, die nicht mehr war, als ein Käfig, und dachte darüber nach. Es hatte wohl keinen Zweck auf seiner Unschuld zu bestehen. Niemand würde ihm glauben. Dulcedo war eine falsche Schlange. Aber diese Weisheit kam nun zu spät.

Doch wenn er glaubt hatte, dass er nun bald verlegt würde, wurde er enttäuscht, denn nichts tat sich. Gravis blieb noch drei weitere Wochen lang in der Zelle und war zum Nichtstun verurteilt. - Dann endlich holte ihn eine Pretoria aus der Haft. Egal, wo es hinging, aber Gravis spürte fast so etwas wie Erleichterung. Wenigstens würde er nun Gewissheit bekommen, wie sein zukünftiges Schicksal aussah. Seine Hände fixierten die Wärterinnen mit einer Stahlschelle auf seinem Rücken; an den Schnürstiefelsandalen befestigten sie ebenfalls Schellen, die mit einer kurzen Kette verbunden waren, so dass der Custos nur kleine Schritte machen konnte.

Er wurde einen langen Gang entlanggeführt, der nur etwa 1,50 Meter breit und zwei Meter hoch war. In einem Meter Höhe war eine phosphoreszierende Leiste von zehn Zentimeter Höhe angebracht, die scheinbar von alleine ein diffuses Licht abgab. Dabei leuchteten immer nur etwa drei Meter vor und hinter den Personen auf. Entweder hatten die Pretoria einen Signalgeber dabei, oder das Material in der Leiste reagierte auf etwas in biologischen Organismen.

Am Ende des Ganges, der eher einem Tunnel glich, versperrte eine massive Stahltür den Weg. Dicke Nieten waren angebracht wie bei einer Festungstür aus längst vergangenen Zeiten. Was gab es da zu verstecken, sinnierte Gravis, dass es hier einer so martialischen Tür bedurfte? Mit ihrer Chipcard öffnete eine Pretoria einen Mechanismus mit einem Display. Sie legte Ihre Hand darauf, und schon öffnete sich die Tür. Das Trio ging in einen Raum, dessen Rückseite mit einer Gitterwand abgetrennt war. In dem Raum lösten die Wachfrauen die Schellen des Custos, öffneten mit der Chipkarte eine Tür in der Gitterwand und stießen den Mann hinein. In letzter Sekunde riss eine Pretoria ihm den Lendenschurz weg. „Den brauchst du hier nicht mehr.‟

Wenigstens hatten sie ihm seine Schnürstiefelsandalen gelassen, sowie die Carbon-Armschienen und den Metallhalsreif - und leider auch seine Castitasschelle. Während die Frauen wieder durch die Tür verschwanden, und diese laut ins Schloss fallen ließen, drehte sich Gravis um und sah, dass der abgetrennte Bereich des Raumes hinter einem Mauervorsprung eine Fortsetzung fand. Neugierig ging er um die Barriere herum. Zu seinem Erstaunen verlief der Raum weiter. Es handelte sich um verwinkelte Gemäuer aus Granitblöcken. Als er um die nächste Ecke trat, sah er zwei Munus vor sich, die ihn so überrascht ansahen, wie er sie. Einer der beiden Wesen meinte: „Da haben wir mit einem weiteren Munus gerechnet... Aber ein Custos? Das ist selten!‟

Die Munus trugen keinerlei Kleidung - bis auf einen breiten Metallreif um den Hals, der mindestens die vierfache Breite des Custosreifs hatte. Gravis fragte: „Wo bin ich hier?‟ Einer der Munus antwortete: „Wir sind Gladiatoren zum belustigenden Zeitvertreib der Edelfräuleins. Wir kämpfen in Arenen in den Palästen der Regina oder auf der Vergnügungsstation El Dorado. Schon mal davon gehört?‟ Gravis war das neu. Er fragte verwundert nach: „Ich dachte, Munus werden als Sex... als Liebesgespielinnen gehalten.‟ Der andere Munus schnaubte verächtlich. „Munus sind vielseitig einsetzbar. Es gibt Melkmunus, es gibt Haremsmunus und es gibt Gladiatorenmunus.‟ Der erste Munus meinte: „Aber Custos in der Arena? DAS ist neu.‟

Jetzt fiel Gravis ein, dass er auf dem Weg zum Kerker an kleinen Käfigen mit Melkmunus vorbeigekommen war. Nur Gladiatorenmunus hatte er noch nicht erlebt, und konnte es sich auch nicht so recht vorstellen. Er betrachtete die Kreaturen mit ihren riesigen Brüsten und dem überdimensionierten Gemächt. „Ihr verfügt aber doch eher über einen ungeeigneten Körperbau für Kämpfer...‟ Der erste Munus lachte humorlos auf: „Das ist doch den feinen Damen egal. Vielleicht ist es für sie so umso amüsanter, wenn wir uns gegenseitig an die Titten und Eier gehen.‟

Gravis war immer noch verblüfft. Wenigstens war er als Kämpfer diesen Wesen haushoch überlegen. Allein schon physisch, aber auch durch sein Training des Os-Frangi. Mitleid hatte er mit den Kreaturen nicht. Immerhin waren seine Erinnerungen an den Initiationsritus durch einen Munus im Harem der Regina noch sehr frisch vertreten. Allein die Vorstellung ließ seinen Anus brennen. Vielleicht würde er seinen inneren Frieden finden, wenn er der latenten Aggression gegen Munus in der Arena freien Lauf lassen konnte. Er fragte: „Sind hier noch mehr von euch?‟ Der Munus, der zuletzt gesprochen hatte, winkte und meinte: „Folge mir!‟

Er ging zu einem weiteren Mauervorsprung und lief einen engen Gang entlang, der mehrfach seine Richtung änderte. Gravis und der andere Munus gingen hinterher. - Bald sah Gravis einen sehr großen Raum mit Kuppeldecke und schmalen Fensterschlitzen knapp unterhalb der Decke, aus denen schwaches Licht fiel. Hier hielten sich etwa zehn weitere Munus auf. Sie sahen fast alle interessiert zu dem Neuling. Ein Custos hatte hier offenbar Seltenheitswert. Doch schon nach wenigen Augenblicken verging das Interesse an ihm, und die Munus widmeten sich wieder ihren Tätigkeiten.

Einige übten ungeschickt einen Zweikampf ein, zwei andere Munus vertrieben sich die Zeit mit einem Spiel, bei dem sie kleine Steinchen auf einem Spielfeld hin- und herschoben. Manche saßen nur lethargisch da, andere legten sich hin und schlossen die Augen. Einer der Munus drehte sich auf die Seite. Dabei schwangen die Riesenbrüste wie große, schwere Säcke zusammen, und auch der gewaltige Hodensack platschte vor die Lenden des Wesens. Sein Riesenphallus stand ab wie ein Unterarm.

Gravis fragte die Kreatur, mit der er hergekommen war, ob die Munus auch ihrem sexuellen Trieb nachgingen. Er befürchtete immer noch einen Übergriff auf ihn. Aber der Munus konnte ihn beruhigen: „Das ist uns leider unmöglich gemacht. Wir tragen quasi einen Keuschheitsgürtel. Aber der ist unsichtbar. In unserem Phallus ist ein Chip integriert, der einen starken Stromschlag auslöst, wenn wir uns einer Ejakulation nähern würden.‟ Gravis zeigte auf den zweiten Kleinphallus: „Und damit?‟ Der Munus schnaubte. „Der kann zwar erigieren, aber darin haben wir kein Gefühl.‟

Gravis fragte sich, wie man solch bizarre Kreaturen schaffen konnte. Dabei fiel ihm ein, dass er selbst ebenfalls ein Freak war. 150 kg Muskeln, Haifischzähne... Das war für einen Menschen auch nicht normal. Nicht mal für einen Rusticus, zu dem er geworden war. Aber auch das war nun Vergangenheit. Zu einem Haremsdiener, Custos genannt, hatten sie ihn modifiziert. Und nun durfte er nicht einmal das mehr sein.

Bald sollte Gravis feststellen, dass einmal täglich durch eine Schleuse Haferschleim und eine Trinknährlösung den Kerkerinsassen zugeteilt wurden. Glücklicherweise stritten sich nicht alle darum, denn es gab genug für alle. Gravis freundete sich in den nächsten Tagen sogar mit zwei Munus an. Er schlug ihnen vor, sie in Os-Frangi zu unterrichten. Die Munus bewegten sich sehr feminin und in Gravis Augen waren sie völlig ungeeignet, um Gladiatorenkämpfe durchzuführen. Aber nach und nach zeigte er ihnen Block-, Hieb- und Wurftechniken, die ihnen helfen würden.

Auch die anderen Munus bekamen Interesse an dem Unterricht, so dass Gravis bald alle Hände voll zu tun hatte, die insgesamt zwölf Munus zu trainieren. Viel mehr Möglichkeiten, sich die Zeit in dem dunklen Gemäuer zu vertreiben, gab es ja auch nicht. - Nach und nach bekam er mehr und mehr Gefallen an seiner Aufgabe. Nicht nur, weil er einer befriedigenden Betätigung nachging, sondern, und das irritierte ihn insgeheim, weil er sexuell stimuliert wurde: die großen Brüste mit den Nippeln mit einer Größe fast wie Daumen, die monströsen Luststäbe und der noch gigantischere Hodensack mit Bällen, die einen Umfang wie dicke Pampelmusen hatten... Wenn Gravis mit einem Munus rang, dann war das so erregend, dass er in seiner Castitasschelle den schmerzhaften Versuch seines relativ kleinen Phallus verspürte, hart zu werden.

Er wusste nicht, ob er die Munus wegen ihrer deformierten Leiber bedauern, oder eher beneiden sollte. Sein eigenes Gemächt wirkte winzig. Und all diese Gedanken machten ihn nur geiler und geiler. Der Stress, den er dabei empfand, musste irgendwo hin, und er ertappte sich dabei, wie er seine Schüler härter herannahm, als nötig. Oftmals grunzten Munus gequält, als er sie schwunghaft auf den Rücken warf und ihnen einen Hieb oder Tritt gegen empfindliche Stellen versetzte, oder er einen Nippel des Gegners packte wie eine Zwinge, und den Munus so herumzerrte und dominierte.

Entdeckte er da gerade eine sadistische Ader, wenn er die Boxhiebe in die dicken Samenbeutel der Munus genoss, oder war es ein latener Neid auf die große Männlichkeit der ansonsten so femininen Wesen? Er war kein Psychologe und schon gar kein Exopsychologe. Vielleicht wollte er ihnen auch einfach nur ein effektiver Trainer sein. Gravis versuchte, es nicht ausufern zu lassen, und lehrte seine Mitgefangenen so gut er konnte, das Os-Frangi der Haremswächter.

Wegen des ungewohnten Körperbaus der Kreaturen musste er einige Griffe abwandeln, andere dazuentwickeln, aber das Training steigerte die Wehrhaftigkeit der Munus eklatant. - Einige Tage später wurden zwei Munus von einer Pretoria ausgewählt und mitgenommen. Zwei Tage lang waren sie acht Munus und ein Custos, bis eine andere Pretoria zwei neue Munus in die Kerkeranlage stieß. Die Neulinge wurden in den ersten Tagen ihres Aufenthalts zu Spielbällen der anderen Munus, die bereits einige Trainingseinheiten absolviert hatten, holten aber nach und nach auf.

In einer stillen Stunde fragte Gravis einen Munus, was für ein Geschlecht er seiner Ansicht nach sei. Weiblich oder männlich? Der Munus zuckte mit den schlanken Schultern. „Ich weiß es selbst nicht so genau. Vielleicht haben Munus ein drittes Geschlecht.‟ Gravis fragte: „Aber ihr wart doch früher einmal alle Jünglinge auf Regina, so wie ich auch. Oder?‟ Wieder zuckte der Munus mit den Achseln. „Daran kann ich mich nicht erinnern. Wir Munus wissen nicht viel über vergangene Zeiten. Wir waren immer schon so, wie wir sind. Wir dienen Regina, der Imperatorin. Das ist unser primärer Lebenszweck.‟

Gravis furchte die Stirn. „Das glaube ich nicht. Warum seit ihr denn hier im Kerker?‟ Der Munus erklärte, dass Regina manchmal einem Haremsmunus überdrüssig wurde. „Manche haben auch einen Fehler gemacht. Oder sie sind für die Melkstationen nicht mehr geeignet.‟ Gravis sinnierte. Und diese überflüssigen Munus wurden also zu Gladiatorenkämpfen in die Arenen geschickt, um Edelfräuleins zu unterhalten. Welch grausames Schicksal!

In den nächsten Tagen wurden wieder zwei Munus ausgetauscht: zwei Wesen verließen den Kerker, dafür kamen zwei neue Munus. - Eine Woche später war es dann soweit: Zwei Pretoria winkten Gravis zu sich und führten ihn ab. Mit einem schadenfrohen Grinsen, meinte eine der uniformierten Frauen: „Jetzt bist du dran. Zeig uns mal, was du in der Arena drauf hast!“ Der Custos machte sich weniger Sorgen darum, dass ein Munus gegen ihn auch nur einen Hauch von Chance hatte, aber er war besorgt, was aus ihm werden sollte. Wo sollte er kämpfen? Würde die Imperatorin zuschauen? Was geschah mit den Verlierern? Und wann hatte man verloren? Fragen über Fragen, die Gravis schwitzen ließen, als die beiden Pretoria ihn durch einen engen Gang führten.

Er hatte das Gefühl, dass es nicht wieder nach oben aus der Kerkeranlage ging, sondern der Weg noch tiefer in den Untergrund führte. Nach fast 200 Metern erreichten sie eine weitere Stahltür, die sich quietschend öffnete. Hinter ihr zeigte sich ein Gewölbekeller, in dem mehrere Gitterzellen standen. In ihnen befanden sich mehrere Munus. Eine Pretoria führte Gravis daran vorbei und brachte ihn in eine kleine benachbarte Kammer. In Kopfhöhe verfügte die völlig kahle Räumlichkeit über ein Fenster, fast zwei Meter breit, aber nur 20 Zentimeter hoch. Die Uniformierte befahl: „Schau es dir an! Dort wirst du auch bald kämpfen.‟ Sie ließ ihn ohne ein weiteres Wort allein zurück.

Der Custos blinzelte, denn die Dunkelheit in den Gängen hatten seine Pupillen stark vergrößert. Das Licht, das durch den Fensterschlitz hereinschien, brannte in seinen Augen. Nach einigen Augenblicken gewöhnte er sich an die Helligkeit. Vor ihm war eine kreisrunde Kampfarena mit einem Durchmesser von 25 Metern zu sehen. Der glatte Boden der Manege befand sich jedoch etwa drei Meter tiefer. So hatte Gravis einen guten Überblick. Er bemerkte noch zahlreiche weitere Fensterschlitze, durch die man jedoch nicht hineinsehen konnte. Ob dort andere Zaungäste standen?

Die Arena war leer, aber dann öffneten sich zwei quadratische Bodenplatten, und aus jeder tauchte auf einem kleinen Podest ein Munus auf. Wenige Sekunden später hatten sich die Podeste dem Untergrund angepasst und waren kaum noch zu erkennen. Die Munus standen sich jetzt in zehn Metern Entfernung gegenüber. Beide trugen ein hautenges Catsuit aus einem glänzenden Material, das jedoch den Riesenphallus, den gewaltigen Samenbeutel und die gigantischen Brüste sowie auch die Pobacken freiließen. Die Munus trugen jeweils einen Stab mit einem Durchmesser von drei Zentimetern und einer Länge von 80 Zentimetern. Sie hielten die Stöcke wie Schwerter.

Kurz darauf sollte Gravis merken, dass das andere Ende der Stäbe elektrifiert war. Das Material des Catsuit leitete keinen Strom, so dass die Kontrahenten sich nur an den freien Stellen treffen konnten. Der Kopf war generell tabu. Neben Schlägen, Blocken und Ringkämpfen sowie diverser Griffe, waren Stromstöße, Boxhiebe und Tritte erlaubt. Gravis zuckte regelrecht zusammen, als er die Stäbe zum ersten Mal knistern hörte. Bläuliche Blitze funkelten aggressiv auf. Davon wollte er nicht getroffen werden.

Die nächsten Minuten kämpften die Munus hochmotiviert. Auf beiden Seiten bezahlten die Athleten mit quälenden Treffern, die kein Ende nehmen wollten. Trotzdem setzte sich der Kampf fort. Die eine Kreatur jagte Strom in die Brust des Konkurrenten, während der sich mit knisterndem Strom auf den Hodensack des Angreifers revanchierte. Jaulend zuckte der Munus, sprang dann aber vorwärts und brachte den Gegner zu Fall, erwischte den Riesenphallus, der sich unter dem Strom aufbäumte, doch schon klammerte der Munus mit seinen Schenkeln den Hals seines Widerparts. Würgend schwang der herum, versuchte sich zu befreien, verlor seinen Elektrostab, während der andere seine Chance witterte und versetzte dem Rivalen in Windeseile mehrere knisternde Stöße an Gesäß, Hodensack und Brüsten.

Nach wildem Ringen schnappte sich der Munus seinen Stab wieder und rächte sich bei dem Widersacher. Zeitweise droschen die Kämpfer mit den Stäben wie mit Schwertern aufeinander ein. Laut knisterten und blitzten die Enden bei jedem Zusammenstoß auf. Wenn die Gelegenheit sich ergab, boxten und traten die ambitionierten Munus auch mit Händen und Füßen aufeinander ein. Einmal verkeilten sie sich wie in einer 69-Liebesstellung und boxten sich im Wechsel die Samenbeutel weich; dann zogen sie sich an den großen Brüsten, nahmen sich in den Schwitzkasten und boxten ungeschickt um sich.

Der Custos fragte sich, wann der Wettstreit beendet war. Musste ein Teilnehmer aufgeben? Nach und nach zeigte sich die Oberhand eines der beiden Wesen, aber der andere wehrte sich weiterhin verzweifelt, obwohl er einen Treffer nach dem anderen einsteckte. Gravis verzog mitleidig das Gesicht, als der Elektrostrab wieder und wieder die empfindlichsten Stellen des schwächeren Munus traf. Jetzt lag der unterlegene Munus auf dem Rücken und hielt abwehrend seine Hände in die Höhe. Gravis Vermutung schien zu stimmen, denn der Überlegene fragte laut: „Sage es!‟ Offenbar sollte der Gegner aufgeben, aber der schüttelte panisch den Kopf, drehte sich ruckartig auf den Bauch und krabbelte auf allen Vieren weg.

Der mutmaßliche Sieger machte einen Ausfallschritt nach vorne, streckte seinen Stab und elektrifizierte den dicken Hodensack der Kreatur, der wie ein Kuheuter zwischen den Schenkeln hing. Kreischend kugelte der Munus über den Boden. Wieder und wieder versenkte der stärkere Munus seinen Stab in die Brüste, gegen den Phallus und den Samenbeutel des Verlierers. - Endlich gab er auf und rief: „Misericordia!‟ Sofort ließ der andere Munus von ihm ab und reckte triumphierend die Hände in die Höhe. Beifall ertönte dumpf aus den Fensterschlitzen.

Dann sah Gravis, wie sich erneut die Bodenplatten öffneten und aus beiden jeweils eine Pretoria erschien, die mit langen Stangen augestattet waren, an deren Ende eine Halsschlinge angebracht war. Damit packten sie den unterlegenen Munus und trieben ihn durch eine seitliche Tür, die Gravis nicht genau erkennen konnte, da sie sich fast genau unter seinem Fensterschlitz befand.

Es verging keine Minute, da öffnete sich die Tür zu der Kammer, und eine Pretoria befahl barsch: „Es ist soweit! Dein Einsatz, Custos!‟ Sie führte ihn eine Treppe hinab durch einen engen Gang, der offenbar genau unter das Kampfrund führte. Gravis musste sich auf eine kleine Plattform stellen. Damit würde er sicherlich gleich nach oben gefahren und seinem Gegner gegenüber stehen. Er fragte, ob er keinen Kampfstab erhalte, und die Uniformierte grinste. „Das wird ein Ringkampf ohne Waffen.‟ Der Custos war erleichtert. Er machte sich keine Sorgen, einen Munus zu besiegen.

Und schon schoss er durch die Hydraulik förmlich nach oben. Wieder musste er im ersten Moment wegen der Helligkeit blinzeln. Doch dann blinzelte er nervös einige weitere Male. Was war das denn? Ihn erwartete nicht ein Gegner, wie er mit ihm gerechnet hatte. Gravis ächzte, während aus den Fensterschlitzen Applaus und Jubel zu hören waren. Der Kampf konnte beginnen.
86. RE: Regina

geschrieben von Herrin_nadine am 14.04.16 01:20

Hallo prallbeutel,

da hat du dich wieder selber übertroffen. Ich konnte jetzt ein paar Folgen am Stück lesen.

Da habe ich ein paar Fragen:

1. Was wird mit dem Premiumsamen der Manus gemacht?
2. Bekommen alle in der Kaspel ihre Schellen verpaßt?
3. Jetzt bin ich gespannt ob ein Custo gegen einen Manus eine Chance hat zu gewinnen.


Danke für die spannende Bettlektüre
87. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 15.04.16 20:29

Zitat

1. Was wird mit dem Premiumsamen der Manus gemacht?
2. Bekommen alle in der Kaspel ihre Schellen verpaßt?
3. Jetzt bin ich gespannt ob ein Custo gegen einen Manus eine Chance hat zu gewinnen.


1. Konzentrat für Schönheitsprodukte für die Edelfräuleins sowie als Anlageprodukt.
2. Da muss du dich noch bis zum übernächsten Kapitel gedulden...
3. Wenn da mal nur ein Munus steht...?
88. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 28.04.16 19:58

~ XXVIII ~


Timiditas wusste nicht mehr, wie viele Tage er als Melkmunus verbracht hatte. Die täglichen Ernten und die anschließende Regeneration in dem beengten Käfig waren seine Routine geworden, ohne, dass Zeit noch eine Rolle spielte. Die Formulierung „Routine‟ war unter diesen Umständen sicherlich zynisch, denn jeder Erntedurchgang war qualvoll und zwar zugleich erregend, doch eben auch ohne jegliche sexuelle Befriedigung oder gar orgastische Wohlgefühle.

Doch dann kam der Moment, der ihn sehr überraschte: Eine Indagatrix brachte ihn separiert aus Melkstall III, nachdem sie ihn gemolken hatte, und führte ihn in eine Zelle. Timiditas hatte erwartet, zu seinem Käfig gebracht zu werden, wo auch sein Leidensgenosse Subtilis hocken würde, aber er fand sich nun in einem ihm völlig unbekannten Raum wieder. Kam er in den gefürchteten Geheimsektor für resistente oder defekte Munuswesen, von dem er schon so manche Gerüchte gehört hatte?

Einige Minuten und mehrere schwere Türen später fand er sich mit zwei anderen Munus in einer Kerkerzelle ein. Als keine Uniformierte mehr zu sehen war, blickte ihn einer der Munus an und sagte: „Weißt du, warum du hier bist?‟ Timiditas schüttelte den Kopf. Der Munus erklärte: „Wir werden für Gladiatorenspiele vorbereitet.‟ Timiditas stutzte: „Gladiatorenspiele? Was... wer? Ich? Wieso? Ich kann doch gar nicht kämpfen.‟ Der zweite Munus schnaubte. „Na, und? Das spielt keine Rolle für die Edelfräuleins. Sie wollen sich einfach nur daran ergötzen, wie wir aufeinander losgehen. Außerdem gibt es außer Kämpfen noch andere Spiele in der Arena. Zum Beispiel Kutschenrennen.‟

Timiditas wusste nicht, was besser war: als Melkmunus zu leben, oder in einer Arena eingesetzt zu werden. Warum hatte man ihn wohl ausgesucht? Hatte er sich etwas zu schulden kommen lassen? Sein nachdenkliches Gesicht ließ den ersten Munus vermuten: „Du fragst dich, warum du ausgerechnet hier gelandet bist? Da gibt es keinen Grund. Die Damen wählen nach Lust und Laune. Vielleicht wollten die Indagatrix aber auch nur frische DNA für ihre Ernte. Wer weiß? - Und was nützt es dir, es zu wissen? Gar nichts. Wir Munus leben für die Königin und ihr Imperium. Das ist unser Schicksal.‟ Irgendwas tief in seinem Kopf ließ Timiditas zögern, aber er sagte: „Ja, so ist es wohl.‟

Es vergingen zwei weitere Tage, ohne dass etwas geschah. Timiditas spürte enormen Druck in seinen riesigen Hoden. Nach den täglichen Melkvorgängen war sein Organismus so sehr daran gewöhnt, und dass er drei Mal täglich entleert wurde, dass die Produktion des Ejakulats auf Hochtouren lief und ihn fast platzen ließ. Seine gewaltigen Hoden schmerzten unangenehm. Leider war an eine Erleichterung per Hand wegen des Sicherheitschips in der Eichel nicht zu denken.

Plötzlich hob sich klirrend und scheppernd eine Gitterwand ihres Kerkers und gab den Weg durch einen Gewölbegang frei. Timiditas sah seine beiden Kameraden an: „Heißt das, dass wir da durchlaufen sollen?‟ Die zwei Munus wussten es nicht, schritten aber langsam den Gang entlang. Timiditas folgte als dritte Person. - Kaum waren sie aus der Zelle getreten, rappelte das Gitter wieder hinab. An der Unterseite waren spitze Stahldornen angebracht, die nun wieder im Boden versanken. Der Gang war nur wenige Meter lang und führte um eine Linkskurve. Dort öffnete sich eine Hydrauliktür. Dahinter erwartete sie ein martialisch aussehender Android. „Zieht die Anzüge dort an!‟ Er zeigte mit einem Arm auf drei Stapel mit Textilien.

Im ersten Moment waren die Munus froh, endlich nicht mehr nackt herumlaufen zu müssen, aber dann stellten sie fest, dass die Suits ihre Genitalien, die Brüste und auch noch die Pobacken unbedeckt ließen. Der restliche Körper wurde in den engen, latexartigen Stoff gehüllt, der sich exakt um die Leibformen spannte. Der Android führte sie anschließend in einen Nebenraum, in dem bereits drei weitere Munus warteten, die ebensolche Anzüge trugen. Der Android verteilte an jeden Munus einen Stab und erklärte die Handhabung des Elektrogeräts. Dann wählte der Android zwei Munus aus und schickte sie durch die Tür, durch die er gekommen war.

Wenige Augenblicke später fanden sich die Munus in einer unterirdischen Arena mit einer hohen Kuppeldecke wieder. Der runde Kampfplatz war mit einer drei Meter hohen Mauer umgeben. Auf deren Krone saßen Edelfräuleins auf gepolsterten Sitzen. Fünf oder sechs Reihen - wie in einem Amphietheater der Antike auf der Erde oder in einem Hörsaal einer Universität auf Regina - waren nur zum Teil besetzt. Die beiden Munus erhielten das Startkommando von einer Pretoria, nachdem sie ihnen die genauen Regeln erklärt hatte.

Als die Kontrahenten die ersten knisternden Stromstöße gefühlt hatten, war ihnen danach, das Wort „Misericordia‟ zu rufen, und dem Kampf ein Ende zu machen, aber die Konsequenz daraus fürchteten beide Munus noch viel mehr, als weitere Elektrostöße zu erdulden. Es knisterte, blitzte und fauchte. Aber auch mit Tritten und Schlägen versuchten sich die Munus gegenseitig zu Boden zu werfen, was ihnen auch oftmals gelang. Dann folgte eine wilde Rangelei, bei der einer der beiden früher oder später die Oberhand gewann und auf dem Unterlegenen saß, um diesen an Brüsten oder Hoden zu malträtieren.

Die jungen Zuschauerinnen jubelten und applaudierten lautstark bei fast jeder Aktion. Erst nach langen Minuten musste sich einer der Teilnehmer geschlagen geben und „Misericordia‟ rufen. Zuvor war er unbarmherzig von Stromstößen durchgeschüttelte worden. Der Gegner hatte ihn so auf dem Boden fixiert, dass eine Gegenwehr des Unterlegenen, der seinen Stab zu allem Unglück noch verloren hatte, unmöglich geworden war. Wieder und wieder hatte der künftige Sieger den Stab in den dicken Hodensack gepresst, und in die Brüste gepiekst.

Triumphierend war der Munus von dem Verlierer herabgestiegen und hatte die Arme hochgerissen. Zwei Pretoria kamen mit Stangen, an deren Ende sich eine Halsschlinge befand, und führten den Unglücklichen hastig ab. Währenddessen holte eine Pretoria bereits die nächsten zwei Munus. Und keine zehn Minuten später wurde Timiditas mit seinem ausgewählten Gegner in die Arena geschickt. Bisher hatte er noch keine Bekanntschaft mit dem Impulsstab gemacht, aber das sollte sich gleich ändern. Die Kontrahenten hielten die Stäbe wie schwere Schwerter und kreuzten die nicht vorhandene Klinge. Plötzlich kam der Gegner durch einen Ausfallschritt blitzschnell auf Timiditas zu und umrundete ihn dabei, als der einen Schlag mit dem Stab ausführen wollte. In der nächsten Sekunde packte der Gegner Timiditas von hinten und fixierte ihn zwischen sich und den Stab, den er ihm quer vor den Bauch drückte.

Er löste den Elektroschock aus, aber das Ende des Stabes berührte dabei nicht den Torso, so dass die Blitze wirkungslos knisterten. Timiditas dagegen konnte seinen Stab senkrecht durch seine Beine nach hinten stoßen und erwischte seinen Angreifer voll, als das leitende Ende gegen dessen Hoden stieß. Schreiend ließ der von ihm ab und verlor dabei seinen Stab. Timiditas drehte sich um zu ihm und jagte ihm den nächsten Stoß in die dicken Bälle. Der Munus drehte sich auf den Bauch, wollte auf alle Viere hoch, doch schon erwischte Timiditas dessen Hinterbacken mit dem Stab. Wieder und wieder zuckte der Munus krampfend zu Boden, kroch einige Zentimeter, erhob sich, wurde wieder zu Boden geworfen.

Als er sich auf den Rücken drehte, sprang Timiditas auf seinen Bauch und boxte wild gegen die riesigen Brüste des unter ihm Liegenden. Doch da schaffte es der Gegenspieler, ihn zur Seite abzuwerfen und stattdessen auf ihn zu steigen. Er revanchierte sich gnadenlos und zerrte an den langen Nippeln des Überwältigten. Timiditas grunzte und versuchte verzweifelt, die Hände des Munus von seinen Brüsten zu entfernen. Irgendwie konnten sie sich voneinander lösen, doch schon waren sie erneut in einen Stockkampf verwickelt.

Jubel und Beifall bildeten eine permanente Geräuschkulisse, doch besonders laut wurde es, wenn einer der Aktiven den anderen in einer wehrlosen Lage mit dem Stab quälte. Ebenso schienen die Fräuleins besonders euphorisch, als Timiditas einen Fußkick in die Bälle des Munus versenken konnte, und dieser kurzzeitig auf die Knie sank. Timiditas hörte eine schrille Frauenstimme heraus aus der Menge: „Gib es ihm! Noch einen Kick! Yeah! Noch einen Kick!‟ Eine andere Frau stand auf und hielt die Hände zu einem Schalltrichter, als sie rief: „Mach ihn platt! Mach in platt! Los! Brat ihm die fetten Eier!‟

Die Munus konnten aus der Arena heraus keine Details der Zuschauerinnen erkennen, sonst hätten sie gesehen, dass sie über spezielle Datenbrillen verfügten, die jede Szene heranzoomte und auch auf Wunsch aufgezeichnet wiederholte. Ein Edelfräulein hatte ihren Privatmunus mitgebracht, dessen großer Phallus mit einem Ring, so groß wie ein Armreif, verziert war, und der an einer Kette mit den beiden Nippeln verbunden war, so dass er stets bis fast zu den großen Brüsten stand. Des Weiteren trug er ein breites Stahlband um den Hals, an dem eine Öse angebracht war. Sein hautenges Latexkostüm war so geschnitten, dass es die Intimbereiche zwar bedeckte (abgesehen von dem String, der die Pobacken freiließ), doch an den „interessanten‟ Stellen halbdurchsichtig wie Gaze war. An den Füßen trug der Munus Stiefel, die mit einem Funkschloss fixiert waren und über 15 Zentimeter hohe Absätze verfügte. Der Munus hatte gelernt, darauf zu laufen.

Trotzdem war er froh, dass er zurzeit sitzen durfte - was nicht selbstverständlich war, denn noch fünf oder sechs andere Damen hatten einen Munus dabei, aber von ihnen standen alle stramm neben der Besitzerin. Einer der Munus trug einen großen Ring durch die Nase, der mit einer Kette verbunden war, an der die Eigentümerin ihren Sklaven führen konnte. Die Damen mit den stehenden Munus saßen in der letzten Reihe, um niemandem die Sicht auf das Geschehen in der Arena zu nehmen. Und das war weiterhin sehr spannend. Insgesamt blieb der Wettstreit ausgeglichen. Beide Munus steckten eine Menge Prügel ein. Keiner wollte aufgeben. Beide kamen mal in ungünstige Positionen, mussten schmerzhafte Schläge oder Stöße einstecken, konnten dann aber auch wieder entsprechend austeilen.

Einen so ausgeglichenen und spannenden Wettstreit mit so vielen Wendungen hatten die Damen zwischen zwei Munuswesen schon lange nicht mehr erlebt. Aber es musste letztlich eine Entscheidung her. Also kämpften sie weiter, auch, wenn sie schon nur noch wankten und erschöpft kurze und schwache Bewegungen machten. - Schließlich griff niemand mehr an. Sie standen sich nur noch gegenüber. Erste Buh-Rufe der Empörung erschallten. Kurz darauf erschienen zwei Pretoria mit langen Diziplinarstöcken und trieben die beiden Kontrahenten aufeinander zu.

Nach einigen gegenseitigen Treffern mit den Stromstäben, die sich die Munus in Brust und Hodensack drückten, gerieten sie wieder eng aneinander und rangen bald sich auf dem Boden wälzend miteinander. Für einen ausgebildeten Kämpfer wirkten die Angriffe und Schläge sehr ungeschickt und mädchenhaft, unkoodiniert und wild. Die unerfahrenen Munus waren ineinander verknotet, packten sich gegenseitig an den Brüsten, Samenbeuteln und dem riesigen Penis, versetzten sich Backpfeifen, zogen an den Nippeln, boxten auf den anderen ein und versuchten neue Stromstöße zu verteilen.

Die Strategie der Pretoria, die Munus zu einer Entscheidung zu zwingen, war nicht aufgegangen. Immer noch war das wilde Gehaue und Ringen ausgeglichen. Und von Moment zu Moment wurden die Kreaturen schwächer und erschöpfter, langsamer und kraftloser. Der Kampf hatte seinen Reiz verloren, und wieder brandeten missmutige Buh-Rufe auf. - Da hatten auch die Pretoria die Nase voll davon und beendeten das jämmerliche Schauspiel. Die Uniformierten aktivierten die Halsschlingen in ihren Stöcken und fingen damit die Kontrahenten ein und führten sie aus der Manege. Timiditas war froh, wenigstens ein Remis erreicht zu haben. Doch er sollte sich täuschen. Wer in der Arena nicht als Gewinner vom Platz ging, der wurde bestraft.

Statt die Munus zurück zu den anderen Wesen zu bringen, trieben die Pretoria sie zu einem Aufzug, der sie in eine Halle führte. Dort mussten sie sich - Rücken an Rücken - an einer auf dem Boden markierten Stelle positionieren. Im nächsten Schritt fixierten die Uniformierten die Kreaturen mit gepolstertem Nanostoff so, dass ihre Fuß- und Handgelenke zusammengebunden waren. Tief vorgebeugt drückten sie nun ihre großen Samenbeutel und Hinterbacken zusammen. Mit einem leisen Surren senkte sich von der fünf Meter hohen Decke ein gummierter Stahl-Greifarm hinab. Mit einer diagonalen Drehbewegung teilte sich der Arm in zwei Greifer, die nach den großen Hodensäcken der Munus schnappten wie Finger einer Hand.

Nun fast wie in einer Art Käfig gefangen, wurden die Samenbeutel Zentimeter für Zentimeter nach oben gezogen, und bald schon standen die Munus auf ihren Zehen. Trotzdem konnten sie nicht verhindern, dass mehr und mehr Körpergewicht an ihren Bällen zerrte. Zwar war die Empfindlichkeit nicht mit der von unmodifizierten Männern zu vergleichen, die sich so verletzen würden, aber schmerzhaft war es für die Munus allemal. Und die Greifer zogen die Bälle immer höher. - Schließlich verloren die zwei Munus den Bodenkontakt komplett. Timiditas stöhnte und grunzte auf. Sein Leidensgenosse quiekte vor Schreck. Die beiden Pretoria sahen ungerührt zu.

Die Füße der Kreaturen schwebten in 30 Zentimeter Höhe, als die Greifer mit ihrem Klammergriff verharrten. DIe Munus konnten die Pretoria kaum sehen, denn ihre großen Brüste hingen ihnen bis vor das Gesicht und drückten gegen die durchgestreckten Knie. Aber die Hängenden hörten, wie sich zwei Paar Stiefel klackend entfernten, sich eine Tür hydraulisch öffnete und zischend wieder schloss. Sie waren allein. Wie lange sollten sie hier hängen? Timiditas hielt es kaum noch aus. Und es waren erst wenige Minuten vergangen. Angstschweiß breitete sich aus und floss über seinen Körper, um dann unter ihm auf den Boden zu tropfen.

Die Zeit schlich wie ein Zeitlupe. Erbarmungslos. Zäh wie dicker Sirup. Von Minute zu Minute schien die Gravitation zuzunehmen. Timiditas spürte den Druck im Kopf, der zunahm, ebenso die Schmerzen in seinen großen Bällen. - Irgendwann entschlich sich ihm ein Wimmern. Oder war es von seinem Leidensgenossen gekommen? Er konnte nicht mehr klar denken, klar sehen, klar hören... Eine Stimme flehte um Gnade, winselte, bettelte...

Timiditas musste die Besinnung verloren haben, denn plötzlich wachte er auf und fand sich auf dem Boden der Halle wieder. Neben ihm lag der andere Munus. Von den Greifern war keine Spur vorhanden. Auch die Fesseln waren verschwunden. Im nächsten Augenblick erkannte Timiditas, warum er wach geworden war: Die große Hydrauliktür der Halle hatte sich geöffnet, und eine uniformierte Frau in einem gewaltigen Exoskelett kam hereingestampft. Polternd. Zischend. Das Ungetüm von Anzug ließ die Frau in einem Meter Höhe stehen, während sich das gesamte Robotik-Skelett auf fast drei Meter Höhe erstreckte.

Vom Kopf der Frau konnten sie nichts erkennen, denn der steckte in einem Helm mit verspiegeltem Visier. War es überhaupt eine Frau, fragte sich Timiditas. Es konnte auch ein Android sein. - Ohne Vorwarnung schossen gleichzeitig Drahtseile aus dem Exoskelett und wickelten sich blitzartig um die Munushälse. Die Frau drehte ihr Skelett und bewegte sich ohne ein Wort auf den Ausgang zu, die Munus hinter sich an den Seilen.

Der Weg führte sie zu einem Aufzug. Dort lösten sich die Seile, und die beiden Munus fuhren allein in der Kabine ihrem Ziel entgegen. - Als die Tür sich öffnete, wurden sie schon von mehreren Arkana erwartet, spezielle Indagatrix des Geheimsektors unter dem Palast der Regina. Mit Timiditas und seinem Kumpanen befanden sich 25 Munuswesen in dem unterirdischen Bereich. Mit großen Augen sah Timiditas einen Munus, dessen Samenbeutel so weit gedehnt war, dass er ihn auf dem Boden hinter sich herschleifte wie die knöchernde Keule des Schweifs eines Ankylosaurus.

Ein anderer Munus trug eine Schandmaske, ein Gestell aus einem schweren Metall, dass um seinen Kopf fixiert war, und den Großteil seines Gesichts bedeckte. Zwei Munus waren mit einer achtförmigen Stahlfessel Rücken an Rücken an ihren großen Hodensäcken fixiert; zwei weitere Kreaturen trugen enge Reife um ihre Brüste, die sie nach vorne drückten. Ein Wesen trug eine Maulsperre und war vorgebeugt in einen Pranger gesteckt worden, der seinen Hals und seine Handgelenke festhielt, während die großen Brüste wie Euter nach unten hingen. An den langen Nippeln baumelten zwei jeweils 250 Gramm schwere Glocken, die das Gewebe weiter nach unten zogen.

Diese Position erinnerte Timiditas an den Melkstall, in dem er selbst lange Zeit so verbracht hatte. Sofort spürte er, wie sein Riesenphallus verhärtete. Wahrscheinlich war die Erektion eine durch Konditionierung erlernte Reaktion auf den Anblick des Munus. Er drehte sich weg, denn er wollte nicht das Risiko eingehen, noch intensiver erregt zu werden und den Strafimpuls in seinem Chip auszulösen. Doch dann sah er die vier Pfähle, auf denen vier Munus saßen und langsam tiefer rutschten, da ihr gesamtes Körpergewicht auf dem Ende lastete. Die Füße befanden sich noch 20 Zentimeter über dem Boden, ihre Arme waren streng mit einem Monohandschuh aus Nanostoff nach hinten gebogen.

Timiditas hoffte sehr, dass er nicht auch so bizarre Behandlungen erdulden musste. Ein anderer Munus saß breitbeinig auf dem Boden, wo sein gesamter Samenbeutel in einer Art martialischen Quetsche fixiert war. Der Nächste „ritt‟ auf einer Querstange. Seine Füße baumelten über dem Boden, seine Hände waren hinter seinem Rücken hochgebogen fixiert. Bis auf ein extrem enges Korsett aus einem künstlichen Gewebe mit Stahlrippen und Verschlüssen war er nackt wie alle anderen Munus. Dumpfe Laute drangen aus seinem Knebel, der seinen Mund ausfüllte und im Nacken fest verschnürt war. Zusätzlich trug er eine schwarze Augenbinde. Seine Brustwarzen waren mit handtellergroßen Ringen gepierct.

An einer Seite des großen Raumes hockte ein Munus mit gespreizten Schenkeln tief bis fast auf dem Boden, während sein Kopf und seine Hände aus dem Brett eines Prangers schauten. Den Boden berührten nur seine Füße und die großen Genitalien. Vom Kopf sah man jedoch nichts, da er unter einer schwarzen Kapuze steckte. Zwei weitere Munus standen in sarggroßen Käfigen, die so bemessen waren, dass die Insassen sich kaum rühren konnten. Die restlichen Wesen hockten entweder auf dem Boden oder liefen verängstigt und nervös umher. Einer von ihnen saß wohl deshalb auf dem Untergrund mit stark angewinkelten Beinen, da eine kurze Kette zwischen den Füßen und seinem Samenbeutel verlief. Damit hätte er nur in der Hocke watscheln können.

Irgendwas daran erinnerte Timiditas an eine eigene Erfahrung...? Aber sein Kopf war wie leergefegt. Nur die unbändige Direktive, die in seinem Gehirn alles andere dominierte, schallte durch jede Faser seines Körpers: Ein Munus lebt, um der Imperatorin Regina zu dienen. Es war ein Dogma, unumstößlich und nicht zu hinterfragen. Jeder kannte und lebte dieses Paradigma. Es gab einem Munus seinen Lebenssinn. Seine Lebensberechtigung. Timiditas verfolgte den Gedanken nicht weiter. Vergangenheit war umnebelt und unwichtig. Und die Direktive war in sein Gehirn eingebrannt wie ein rotglühendes Eisen, gepresst auf weiße Pfirsichhaut.

Timiditas wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als plötzlich zwei Arkana auftauchten und ihn aus dem Raum zerrten. Mit einer Halsschlinge fixiert, musste er den Frauen folgen. Zu seiner Überraschung führte der Weg zurück zu den Gängen in der Nähe der Kampfarena. Sollte er eine zweite Chance erhalten?

Dieses Mal würde er seinen Gegner besiegen, schwor er sich. - Aber dieses Mal sollte kein anderer Munus als Kontrahent auf dem Platz stehen. Timiditas erhielt auch keinen Elektrostab als Waffe. Eine Arkana erklärte: „Das wird ein Ringkampf ohne Waffen. Natürlich darfst du auch Schläge austeilen. Im Grunde ist alles bis auf Kratzen und Beißen erlaubt.‟ Dann führte sie ihn zu fünf weiteren Munus, die ebenso überrascht zu sein schienen, wie er selbst. Die Munus waren splitternackt bis auf einen breiten Halsreif. Die Arkana sagte lächelnd: „Ihr seit sechs Munus. Ein Team gegen euren gemeinsamen Gegner.‟ Timiditas unterdrückte ein Ächzen. Was war das für ein Rivale, der gegen sechs Munus gleichzeitig antrat?

Mit einem mulmigen Gefühl wurde er in die Arena gebracht. Auch seine fünf Mitstreiter betraten das Rund. Auf den Sitzrängen tummelten sich Edelfräuleins, die gespannt auf den Beginn des Kampfes warteten. Die sechs Munus verteilten sich, denn sie ahnten, dass der Widersacher mit dem Podest aus dem Boden hochgefahren würde. So konnten sie ihn von allen Seiten angreifen. Und dann war es so weit: Aus dem Untergrund schob sich das Podest hoch und gab den Blick auf ihren Gegner frei: Die sechs Munus sahen sich einem Ungetüm gegenüber. Ein Freak. Was war das für ein Wesen? Es sah in etwa humanoid aus, aber bei vielleicht 1,85 Metern Körpergröße verfügte er über Muskelmassen wie ein Mutant. Timiditas schätzte das Gewicht des Berserkers auf drei Zentner. Er trug hohe Schnürstiefelsandalen, Armschienen und einen Halsreif. Seine Männlichkeit war unbedeckt bis auf eine kleine Schutzrüstung für seinen Phallus.

Timiditas war zu aufgeregt und angespannt, um sich darüber Gedanken zu machen, wie klein doch die Genitalien des Muskelmonsters waren. Im nächsten Augenblick gaben sich die Munus ein verabredetes Zeichen und stürmten auf den Freak zu. Der Krieger drehte sich, griff einen Munus, schleuderte ihn mehrere Meter durch die Arena, einen anderen packte er an die Brust und zerrte ihn zu Boden, dem dritten trat er in den Samenbeutel, so dass er zusammensackte. Der Rest wurde von ihm mit einer ausladenden Bewegung ebenfalls durch das Rund geschleudert wie spritzendes Wasser.

Für seine gewaltigen Ausmaße war er überraschend beweglich und schnell. Mit geübten Griffen punktierte er bestimmte Nervenknoten der zwei Munus in seiner Nähe, so dass sie augenblicklich die Besinnung verloren. Die vier Übrigen rappelten sich auf. Sollten sie erneut auf den Mutanten losstürmen? Wenn es schon zu sechst nicht geklappt hatte, würden sie als Quartett erst recht versagen. Aber Timiditas wusste, dass er keine andere Wahl hatte. Wenn er diesen Kampf ebenfalls nicht gewann, würde er zurück in die Geheimsektion geraten - dann vielleicht für immer. Der Gegenangriff des Monstermannes hatte lauten Beifall von den Rängen provoziert. Die vier Munus umkreisten ihren Kontrahenten wie lauernde Wölfe, die es auf einen Hirschen abgesehen hatten. Und dann sprang einer von ihnen dem Custos von hinten an den Hals und versuchte, ihn zu würgen.

Aber der muskulöse Hals war in der Lage dem eher schwachen Griff des Munus leicht widerstehen. Abschütteln ließ er sich allerdings auch nicht. So konnten die drei anderen Munus die Gelegenheit nutzen und das Kraftpaket von den Flanken angreifen. Zwar brachte das bestenfalls ein grimmiges Lächeln auf das Gesicht des Rivalen, und die Munus entdeckten zu ihrem Schrecken dessen Haifischzähne, aber Timiditas konnte die Ablenkung nutzen und von vorne einen kräftigen Tritt in die Kronjuwelen des Gegners versenken.

Dabei entdeckte er erst, dass der Berserker eine Art Keuschheitsvorrichtung trug. Diese Phallusrüstung war dazu da, um den Zugang zu seiner Männlichkeit zu blockieren. Jetzt kam ihm doch ein Erinnerungsfetzen. Jemand hatte ihm mal von sogenannten Custos erzählt, Haremswächtern, die den Harem der Regina bewachten. Liebesmunus wurden von ihnen geschützt, und sie trugen eine Schelle, die ihre Keuschheit garantierten. War das so ein Haremswächter? Der Beschreibung nach, konnte das sein. Da die Keuschheitsschelle aber die Hoden freiließ, hatte er seinen Angriffskick wunderbar genau ins Ziel steuern können. Da nutzten dem Custos auch seine Muskelberge nichts. Grunzend sackte er auf die Knie.

Sofort sprangen die vier Munus herbei und mühten sich, den Angeschlagenen zu Boden zu ringen, kletterten auf ihn, hielten ihn an Hals, an den Armen und Beinen niedergedrückt. Doch sie wussten auch, dass es nur eine Frage von Sekunden sein würde, dass der Custos sich von den brutalen Schmerzen in seinem Unterleib erholen würde. Timiditas krallte seine Hand um die Hoden des Haremswächters und quetschte mit der anderen Hand. Wieder grunzte der Berserker. Sie hatten ihn an der einzigen schwachen Stelle erwischt.

Irgendwie gelang es dem Muskelmutanten dann doch, sich ruckartig auf den Bauch zu drehen. Er wollte wieder aufstehen, aber Timiditas, der für wenige Sekunden losgelassen hatte, packte erneut zu, dieses Mal zwischen den massigen Schenkeln hindurch. Der Custos sackte zusammen auf den Bauch, grunzte und trommelte mit den Armen und Beinen. Timiditas fragte das Wesen, ohne zu wissen, ob es ihn verstand, ob er aufgeben würde. Der Custos setzte erneut zu einem Befreiungsschlag an, aber Timiditas presste mit aller Kraft zu, dass der Muskelberg überraschend hoch schrie. Schließlich schüttelte er hektisch den Kopf. „Ich gebe auf! Bitte aufhören! Nicht mehr drücken! Bitte! Misericordia!‟ Das war das Zeichen für seine Kapitulation.

Um ihn zu demütigen, wollte Timiditas seinen Riesenphallus zwischen die knackigen Hinterbacken des Custos schieben. Das Vorhaben gefiel den Zuschauerinnen offenbar ausgezeichnet, denn ein lauter, frenetischer Applaus brandete auf. Doch als der Munus versuchte, seinen Prügel in der engen Hintertür des Unterlegenen zu versenken, krabbelte der panisch einige Zentimeter vorwärts. Timiditas rutschte hinterher. Wieder kroch der Custos vor, der Munus schob sich hinterher. Gelächter und motivierende Zurufe von den Rängen schallten zu den Akteuren hinunter. Am liebsten hätten die drei anderen Munus ihren Phallus dem Verlierer in den Mund gestopft, aber dank der Erinnerungen an die Haifischzähne, ließen sie den frivolen Plan lieber unausgeführt.

Nachdem der Custos panisch immer wieder vorrutschte, und Timiditas grinsend hinterherhüpfte, hatten sie bald eine komplette Runde durch die Manege hingelegt. Endlich konnten die drei anderen Munus den Flüchtigen aufhalten, indem sie ihm den Weg versperrten. Jetzt hatte Timiditas seine Gelegenheit und penetrierte den unter ihm Liegenden. Laut aufgrunzend und aufbäumend quittierte der Custos den Dehnungsschmerz, der ihn sofort an seinen Initiationsritus im Harem erinnerte. Timiditas bemerkte ein Brandzeichen auf einer Arschbacke: 63166. Gab es soviele Custos? Doch im nächsten Moment machten mehrere Pretoria dem Treiben ein Ende, führten den Custos ab, der o-beinig torkelte, schleiften die beiden Besinnungslosen weg, und führten auch die vier Gewinner aus der Arena.
89. RE: Regina

geschrieben von Wölchen am 29.04.16 07:03

Kann es sein,das sich die 2 Freunde gerade begegnet sind?Ohne es zu wissen?

Mal schaun was da noch so passiert.

Freu mich drauf.

mfg Wölchen
90. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 07.05.16 19:53

~ XXIX ~


Phase 2 hatte begonnen: Die Probanden, die keine Castitasschelle trugen, hatten stattdessen ab sofort schwere Verschlüsse um die Hoden. Sie bestanden aus chirurgischem Stahl und streckten die Hoden der Träger durch die sechs Zentimeter Höhe sowie das Gewicht von 600 Gramm. Aber die entscheidende Besonderheit der Fessel bestand in den Strafimpulsen, die alle 180 Sekunden aktiviert wurden. Sie waren zwar in ihrer Intensität nicht äußerst schmerzhaft, auf Dauer jedoch unerträglich - wie ein steter Wassertropfen, der sogar Gestein höhlt.

Nun teilten sich die zehn Männer also in zwei Gruppen auf: Vier Personen trugen Castitasschellen, sechs Subjekte waren mit den Hodenfesseln gekleidet. Das Sextett war schon wegen des bizarren Initimschmucks missgelaunt genug, aber als sie feststellen mussten, dass sie regelmäig von Stromschlägen heimgesucht wurden, gerieten sie beinahe in Panik. - Aber nach einer Zeit gaben sie sich ihrem Schicksal geschlagen. Was sollten sie auch dagegen tun?

Als die holografische Frau erschien, lauschten alle gebannt ihren Worten: „Herzlich willkommen zu Phase 2 des Experiments. Ab heute steht jedem Probanden die freie Entscheidung zu, ob er lieber eine Castitasschelle oder einen Impulsgeber tragen möchte. Ein Wechsel ist alle vier Wochen möglich. Die erste Entscheidung steht sofort an. Bitte begebt euch nacheinander in die Nasszelle, wo ihr eure Entscheidung vortragt. Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit.‟ Schön löste sich das Hologramm auf.

Einige Pugnatoren stöhnten auf. In der Nasszelle wurden sie über eine virtuelle Stimme über die Details des „Deals‟ genau informiert: Vier Wochen blieb die Entscheidung unverändert; der Impulsgeber würde zur Schlafenszeit für sieben Stunden abgeschaltet, um eine Regeneration zu gewährleisten. Die Signale blieben in ihrer Intensität und Länge gleich. Fünf der sechs Männer entschieden sich dafür, die Hodenfessel zu behalten, denn vier Wochen in einer Keuschheitsvorrichtung zu verbringen - noch dazu bei täglicher visueller und akustischer Bombardierung von erotischen Reizen - konnten sie sich nicht vorstellen. Noch hatten sie lediglich zwei Stunden mit den Impulsgebern verbracht, aber sie glaubten, sich daran gewöhnen zu können.

Einer der Pugnatoren wählte lieber die Castitasschelle. Doch von den Fähnrichen, die eine Schelle trugen, wählten beide den Impulsgeber, um endlich ihren Gelüsten wieder freien Lauf lassen zu können. Levis entschied sich ebenfalls für den Hodenstrecker. Nur Animus blieb skeptisch und blieb bei der Castitasschelle. - Die nächsten Stunden ließen den einen oder anderen, der den Impulsgeber gewählt hatte, seine Entscheidung bereuen. Von Mal zu Mal wirkten die Stromstöße unangenehmer. Wie sollte das nur die nächsten vier Wochen werden, fragten sich viele.

Am Abend, als die Impulse für die Regenerationszeit deaktiviert wurden, atmeten die Betroffenen erleichtert auf, und nutzten die Gelegenheit noch für eine Handmassage. Doch am nächsten Morgen sollte es wieder losgehen. Kaum jemand wollte dennoch seine Wahl als Fehler zugeben und betonte die Vorzüge seiner Situation, redete die Nachteile klein, und setzte ein schadenfrohes Grinsen auf, um dem Gegenüber klarzumachen, wer der Klügere war. Aber im Laufe des Tages nervten die Impulse immer mehr, und es war kaum noch zu ertragen. Und das bereits am ersten Tag!

Der Raumkreuzer Regina VI flügte durch den leeren Kosmos mit den Zielkoordinaten des Faba-Systems. Die Centuria stand als Praefecta, also höchste Kommandierende an Bord, auf der Brücke und betrachtete auf einem großen Monitor das nahende Sternensystem. Bald schon würden sie in die miltärische Sperrzone der Faba gelangen. Vermutlich würde sie eine Eskorte aus Jägern flankieren und zum Rendezvous-Ort geleiten. Die Centuria trug die übliche Uniform der Regina-Flotte: schwarze, kniehohe Stiefel, blaue Reiterhose, weißer Gürtel, ein blaues Trikot mit einer schwarzen Uniformjacke darüber, an der zahlreiche Auszeichnungen angeheftet waren. Die Schultern zierten goldfarbene Epauletten.

Breitbeinig stand sie vor dem Monitor, die Hände hinter dem Rücken, einen Laserpointer haltend. Die Steuerpilotin zu ihrer Rechten wies auf Fluktuationen im linearen Raum hin. Automatisch aktivierte sich der Gelbe Alarm. Die Centuria kniff die Augen zusammen. War das eine natürliche Anomalie, oder waren hier Raummodulationen zur Abwehr von Eindringlingen installiert worden? Sie fragte: „Befinden wir uns schon im Faba-Territorium?‟ Die Pilotin verneinte und schlug eine andere Flugbahn vor. Die Centuria nickte ruckartig: „Ändern Sie die Koordinaten entsprechend.‟ Die Regina VI entfernte sich von der Anomalie, und kurz darauf deaktivierte der Alarm wieder. Noch war keine Formation der Faba auf den Scannern festzustellen. Doch hatten die Raumabwehreinheiten der Faba die Regina VI mit Sicherheit bereits bemerkt.

Gerade waren auf dem Schirm sechs kleine Punkte aufgetaucht - vermutlich Jäger der Defensiveinheit -, als schon eine Funkmeldung hereinkam: „Hier spricht Comandanta Panthera vom Grenzschutzkreuzer Protector des stolzen Volkes der Faba. Sie sind in unser Territorium eingedrungen. Verlassen Sie unverzüglich ihre Flugbahn, ansonsten werden wir das Feuer eröffnen.‟ Die Centuria stöhnte auf und murmelte: „Diese dumme Kuh! Weiß die nicht, warum wir hier sind?‟ Ein Antwortkanal wurde aktiviert, so dass die Centuria den Grund ihres Anfluges erklären konnte. Es herrschte einige Sekunden Funkstille, dann antwortete die Comandanta: „Sechs Jäger werden Sie abholen und auf einer sicheren Route zu ihren Zielkoordinaten führen. Verlassen Sie auf keinen Fall den vorgegebenen Kurs.‟ Die Centuria befahl der Pilotin, den Anweisungen der Jäger zu folgen. Zu der Leiterin der Securityeinheit sagte sie: „Die Faba bleiben noch in ihren Zellen, bis ich mich von der Gesundheit unserer Leute überzeugt habe.‟

Die Route führte sie zu einem Mond, dessen Oberfläche aus zahlreichen Kratern bestand. In einem flachen besonders großen Krater landete die Regina VI auf Anweisung der Faba-Jäger. Die Centuría fragte sich, warum man den Gefangenenaustausch nicht in der Umlaufbahn erledigte. Aber sie hatte strikte Befehle, die Operation nicht zu gefährden; daher verhielt sie sich abwartend. Um einem Hinterhalt entgegenzusteuern, ließ die Praefecta die Mannschaft als Vorsichtsmaßnahme bewaffnen und die Laserkanonen des Kreuzers laden.

Die Stützbeine des Kreuzers gruben sich in den harten Felsboden des Kraters. Die Centuria fragte sich, wo die Gefangenen waren. Bisher hatten sich nur die Jäger um die Regina VI positioniert. Plötzlich zeigten Scanner des Kreuzers an, dass sich in etwa 50 Metern Entfernung langsam eine Kuppel aus dem Kraterboden erhob. Offenbar eine unterirdische Basis der Faba, vermutete die Praefecta. Deshalb also die Landung auf diesem trostlosen Himmelskörper.

Im Inneren der Kuppel befand sich ein Hochleistungsteleporter, der Objekte in gewaltigem Umkreis zu neuen programmierten Koordinaten schicken konnte. Dazu zerlegte er Subjekte oder Objekte auf atomarer Ebene und speicherte die Konstruktion, übermittelte die komplexen Daten an den Empfänger, und setzte sie dort zusammen. Mit dieser der menschlichen Allianz und dem Regina-Volk überlegenen Technologie waren die Faba in der Lage, die Austauschgefangenen in die Kuppel zu entsenden - und zwar direkt aus dem Shuttle, dessen geheime Position in einem abgelegenen Teil des Faba-Systems verschlüsselt an den Teleporter übermittelt wurde.

Die Forscherinnen der Faba wählten für den Austausch ausschließlich Castitasschellenträger aus. Animus war einer der Glücklichen. Levis verblieb mit vier Pugnatoren an Bord der Fähre. Innerhalb von 0,034 Sekunden lösten sich die Ausgewählten in ihre atomaren Bestandteile auf. Der Teleporter benötigte für die Verarbeitung und Sendung der Cluster-Daten weitere 2,452 Sekunden. Der Zusammenbau der Personen dauerte zusätzliche 0,036 Sekunden. Animus wusste nicht, wie ihm geschah, als er sich unerwartet und abrupt in der Kuppel wiederfand - mit vier Fähnrichen der Pugnatorenarmee.

Die Praefecta auf der Regina VI befahl, die fünf Faba aus ihren Zellen zu holen. Sie trugen weiterhin Fuß- und Handfesseln. Zwischen Kuppel und Regina VI schob sich eine schlauchförmige Verbindungsbrücke in Position. Endlich klärte eine Stimme die Männer über ihren Austausch auf, und forderten sie auf, auf die nächsten Anweisungen zu warten und diese exakt zu befolgen. Animus konnte es noch gar nicht glauben. War das eine weitere Täuschung im Rahmen des Experiments? Das wäre doch zu schön, um wahr zu sein! Die Regina-Flotte holte ihn heim?

Jetzt erschienen mehrere Androiden die der Optik der Faba nachempfunden waren, aber eine künstlich schrille Stimme besaßen, die um eine programmierte Frequenz modulierte. Sie führten sie zum Eingang der Brücke. Als ein drehendes Rotlicht aufblinkte, öffnete sich das Schott zu dem Verbindungsschlauch. Zwischen zwei Androiden marschierten die fünf Austauschgefangenen der Mitte entgegen, wo zu gleicher Zeit die fünf Faba, von zwei Pugnatoren geführt, bereits warteten. Die zwei kleinen Kolonnen liefen aneinander vorbei, dann drehten die Pugnatoren und Androiden jeweils in ihre Richtung zurück, wo sie hergekommen waren.

Erst jetzt glaubte Animus, dass er wieder frei war. Allerdings realisierte er nun, da er die uniformierten Pugnatoren sah, dass er splitternackt war und eine Castitasschelle trug. Beschämt hielt er sich die Hände vor das Geschlecht. Auch die Fähnriche fühlten sich peinlich berührt. Hoffentlich gab man ihnen schnell Kleidung, um ihre Blöße zu bedecken. Plötzlich ging die Tür auf, und die Praefecta stand vor den Männern. Alle Pugnatoren salutierten in Hab-Acht-Stellung. Animus wurde rot, als ihm klar wurde, wie bizarr die Situation war: nackt vor der Kapitänin zu stehen. Die Praefecta wies die Männer an: „Rühren!‟ Dann blickte sie zu einer anderen Uniformierten, die Animus gleich als Medica, eine Medizinerin, erkannte. Die Frau tastete mit einem Sensor alle fünf Personen ab und nickte: „Keine gesundheitlichen Schäden.‟ Dann ergänzte die Ärztin: „Aber alle haben einen Chip im Nacken. Ich muss Untersuchungen durchführen, um feststellen zu können, was er bewirkt. Sie dürften aber zu extrahieren sein.‟

Die Verbindungsbrücke wurde versiegelt; dann zog sie sich Richtung Kuppel zurück. Die Praefecta gab den Befehl zum Start. Die Stützbeine des Kreuzers zogen sich ein, noch bevor das Kuppelmodul der Faba im Boden versunken war. Im nächsten Moment starteten die Triebwerke der Regina VI, um in die Umlaufbahn des Mondes aufzusteigend. Nach einer Umrundung flog der Kreuzer auf Heimatkurs aus dem Faba-System. Die Jäger eskortierten sie noch bis zur Grenze, dann drehten sie ab. Inzwischen waren die fünf eingetauschten Männer in Quarantäne innerhalb der medizinischen Einheit. Die Medica untersuchte die Patienten auf Kontamination durch biologische, chemische oder radioaktive Substanzen bzw. daraus resultierende Mutationen der DNA oder dem Zellgewebe.

Ein Gehirnscan sicherte ab, dass die Personen keiner Gehirnwäsche unterzogen worden waren und nun fremdgesteuert würden. Das einzige Problem war der Nackenchip. Eine einfach Operation war nicht möglich, da die Chips so nicht entfernt werden konnten, ohne die Männer zu gefährden. Die Medica suchte nach einer Option, die Chips zu deaktivieren. Animus fragte bei der Gelegenheit, wann die Castitasschellen gelöst würden. Die Medica sah ihn mit einer erhobenen Augenbraue an. „Das wird ebenfalls nicht einfach sein, da sie bei einer gewaltsamen Entfernung ebenfalls eine Gefahr darstellen könnten. Wir bräuchten den Öffnungscode.‟ Sie winkte beruhigend ab. „Aber die Castitasschellen haben nur die Funktion, Keuschheit des Trägers zu gewährleisten, daher spielen sie nur eine sekundäre Priorität. Viel wichtiger ist es, hinter die geheime Bestimmung und Aufgabe der Chips zu erforschen. Vielleicht dienen sie der politischen Spionage.‟
Sie betrachtete eine Matrix, auf der Kurven und Datenangaben zu sehen waren. „Es wird eine Zeitlang dauern, bis wir die Chips entfernen können.‟

In den folgenden Tagen blieb die Regina VI bei einer gebremsten Reisegeschwindigkeit, um den Medica genügend Zeit für eine Untersuchtung an Bord zu ermöglichen. Die Patienten erhielten eine Art weißes Nachthemd, das auf dem Rücken zugeschnürt wurde, sowie weiße Pantoletten. Neben der physischen Kontrolle der Männer, wurden sie auch von einer Verhörspezialistin über ihren Aufenthalt bei den Faba befragt. Animus berichtete von der Gefangennahme, dem Verkauf an die Faba, und schließlich von dem kubusartigen Raum, in dem sie gefangen waren und noch über Jahre hinweg verbleiben sollten.

Sein Hinweis darauf, dass er möglichst schnell die Castitasschelle loswerden wollte, stieß bei der Frau jedoch auf Granit. Durch die Blume erklärte sie ihm, dass es wichtigere Dinge gäbe, als die Freiheit seines Geschlechtsteils. Stattdessen musste Animus eine Verschwiegenheitserklärung abgeben, die ihm verbot, irgendwelche Informationen über die Operation auszuplaudern.

Währenddessen berichtete die Praefecta über einen gesicherten Kanal per Subraum-Kommunikation der Tribuna auf Regina, dass die Kampagne erfolgreich verlaufen war. - Nach drei weiteren Tagen kamen sie an der Hauptbasis der Pugnatoren-Flotte an. Die fünf Pugnatoren blieben weiterin in Quarantäne. Die Geretteten waren erleichtert und glücklich über ihre Befreiung; aber die Ungewissheit über den Nackenchip und die Castitasschelle blieb. Noch überwog die Freude, denn statt rund 14 Jahre in einem Kubus gefangen und Experimenten der Faba ausgesetzt zu sein, durften sie zurück zur Armee Reginas; aber nachdem der Raumkreuzer vier Wochen später endlich aus der Umlaufbahn des Heimatplaneten in der Hauptbasis der Flotte landete, waren die fünf jungen Männer sexuell stark frustriert.

Über fünf Wochen steckten sie in ihren Keuschheitsschellen. So lange war noch nie einer der Männer abstinent gewesen. In der Militärzentrale blieben die Fähnriche und der Pugnator-Anwärter noch für mehrere Tage, bevor sie zurück auf ihre Schiffe bzw. in Animus Fall zur Ausbildungskaserne kehren würden. Animus freute sich schon auf seine alten Stubenkameraden Magnus und Celeritas. Ob er jemals Levis wiedersehen würde, stand allerdings in den Sternen geschrieben.

Nach endlosen weiteren medizinischen Checks, fanden die Medica endlich eine Möglichkeit, den Nackenchip zu entfernen. Nun trugen die Pugnatoren nur noch ihren ID-Chip im Solar Plexus, den sie bei der Aufnahme erhalten hatten. Kurz darauf erhielt Animus seine neue Uniform. Ein herrliches Gefühl. Aber doch ein wenig ungewohnt: die hohen Stiefel mit ihrem Gummigeruch, die ockerfarbenen Hosen, die sehr eng geschnitten waren und im Schritt zwickten, und auch die schwarze, steife Jacke. Erschrocken stellte Animus fest, dass die Castitasschelle in der Hose gut zu erkennen war - zumindest für jemanden, der wusste, was er da trug. Auf eine neue Anfrage wegen der Castitasschelle, wimmelten ihn die Medica ab.

In den nächsten Tagen verabschiedete er sich von den vier Fähnrichen, die ihren Dienst auf diversen Raumkreuzern aufnahmen. Animus sollte in 24 Stunden zur Kaserne überführt werden. Bis dahin durfte er sich auf dem Gelände der Militärzentrale, die direkt an den Hauptpalast der Regina angrenzte, frei bewegen. Er lernte dort einen Pugnator kennen, der ihm vorschlug, gemeinsam zu einer Gladiatorenvorführung zu gehen. „Da kämpfen mehrere Munus gegen einen Custos.‟ Animus ließ sich erklären, was das bedeutete, und dann stimmte er ein, das Spektakel zu besuchen. Ein wenig ausgelassene Zerstreuung war sicherlich nicht verkehrt nach all dem Stress. Außerdem würde er in einigen Stunden schon wieder exerzieren und stramm stehen.

Der Gladiatorkampf sollte erst in zwei Stunden beginnen, so dass sein neuer Bekannter ihn vorher noch in seine Stammkneipe mitnahm, die er in höchsten Tönen anpries. Animus trank mit ihm dort einige Gläser Cervisia, ein beliebtes Gerstengetränk. Zu Musik tanzten leicht bekleidete Frauen und Männer auf mehreren Podesten. Dabei handelte es sich ausschließlich um Androiden, wie der Pugnator berichtete. Animus leckte sich aufgeregt über die Lippen, als er die tanzenden Personen sah, die in ihren geschmeidigenden Bewegungen eher an kopulierende Menschen erinnerten. Sein Begleiter war - wie fast alle anwesenden Gäste - hingerissen von der Aufführung.

Animus spürte dagegen einen heftigen Druck in seinen Hoden. Ihm wurde bewusst, wie lange er nun schon die Castitasschelle trug. Wenn er gewusst hätte, in was für eine Lasterhöhle ihn der Typ schleppte, wäre er nicht mitgegangen. Die frivolen Darstellungen sorgten dafür, dass Animus das Gefühl hatte, seine Castitasschelle würde enger und enger, wie eine Presse für Weltraumschrott quetschte ihn die Keuschheitsvorrichtung ein. - Nach einer Zeit fragte ihn sein neuer Bekannter: „Und? Sind doch voll scharf, die Girls hier, oder? Ich habe eine Idee. Lass uns gleich, sozusagen als krönendes Happy End, auf die zweite Etage gehen.‟ Animus sah ihn fragend an. Der Mann erklärte, dass es sich um den besten Love-Club der Stadt handelte. Und es war auch das einzige Etablissement der Stadt, in dem Männer, also in fast hundert Prozent der Fälle Pugnatoren, Zutritt hatten. Die anderen Love-Clubs waren Damen aus dem Klan der Regina vorbehalten und meist mit Munus besetzt.

Animus druckste herum. Was sollte er mit einer Castitasschelle in einem Puff? Er trank aus und sagte: „Ich würde lieber langsam ins Bett. Und zwar alleine. Morgen geht es früh los. Die bringen mich zurück in meine Kaserne.‟ Der Mann schmunzelte plötzlich: „Ach ja, du trägst ja eine Castitasschelle. Habe ich ganz vergessen.‟ Animus wurde rot wie eine Gentomate. Woher wusste er das? Diese Informationen waren doch geheim! Sein Bekannter las offenbar die Gedanken des Novizen und erklärte: „Ein Bekannter von mir kennt jemanden, der jemanden kennt...‟ Animus war der Schweiß ausgebrochen. Er sah sich um, ob auch niemand mitgehört hatte. Ihm war die Sache äußerst peinlich. Wie sollte es erst noch in der Kaserne werden? Der Mann grinste: „Kannst ja mitkommen und zugucken. Vielleicht geht dir dabei einer ab.‟ Er lachte dreckig und schug Animus auf die Schulter. Der Novize schlug die Hand weg und zahlte seine Krediteinheit, verließ das Lokal, ohne noch einen Blick auf den Typen zu werfen, und grummelte: „So ein Arschloch!‟

Er machte sich auf zu seinem Quartier, das ihm in der Basis zugeteilt worden war. Eigentlich hätte er in dem Bett sehr gemütlich schlafen können - im Vergleich zur Kasernenliege, und erst recht nach den fürchterlichen Tagen bei den Faba -, aber seine Hoden und der auf eine Erektion nicht verzichten wollende Penis brachten ihn fast um den Verstand. Kaum ein Auge konnte Animus in dieser Nacht zumachen. Ständig hatte er die fast nackten Androidinnen vor Augen. Außerdem erinnerte er sich an die Stimulanz-Videos, die ihm die Faba vorgespielt hatten. Selbst eine kalte Dusche nützte nichts. Er blieb fast die ganze Nacht wach.

Und so machte er sich übermüdet am nächsten Morgen auf den Weg zum Gleiter, der ihn zurück zur Ausbildungskaserne bringen sollte. Unterwegs fragte er sich, ob er was Interessantes verpasst hatte. Immerhin war er nicht zu dem Gladiatorenkampf gegangen. Aber in seinem Gemütszustand wäre er eh nicht in der richtigen Laune dazu gewesen. Nackte Munus waren schon irgendwie erotisch, musste er zugeben. Hatte er das schon immer so empfunden, oder waren seine durchdrehenden Hormone schuld daran? Immerhin waren Munus eigentlich Männer. Oder nur zur Hälfte? Oder doch Frauen? Er schüttelte den Kopf, um den Gedanken zu vertreiben.

Zwölf Fähnriche und zwei Audiutrixfrauen waren ebenfalls an Bord. Animus war der einzige Pre-Pugnator. Und er war der einzige Mann mit einem merkwürdig geformten Schritt in seiner engen Hose, während das Geschlecht der Fähnriche sich unter dem dünnen Stoff in natürlichen Formen abbildete. Niemand sprach ihn darauf an, was Animus sehr recht war. Er fühlte sich so als Außenseiter, fast wie ein Ausgestoßener. Aber bald würde er ja wieder bei seinen Kameraden auf der Stube sein. Wer ihn wohl außer Magnus und Celeritas noch erwartete?

Der Flug dauerte nicht lange. Animus wurde zu einer Kolonne weiterer Anwärter geführt und musste im Gleichschritt in die Exerzierhalle marschieren. Dort sonderte eine Audiutrix ihn aus, und wies ihn an, seine Stube aufzusuchen. Animus salutierte zackig und drehte sich um, um loszuschreiten. Die Korridore kamen ihm sehr bekannt vor: steingrauer Boden, hellgraue Wände bis zur Kopfhöhe, wo sie weiß gestrichen waren. Wie oft hatte er hier schon strammgestanden!? Dann erreichte er die Stubentür und hielt seine Hand vor einen Scanner. Sofort öffnete sich die Hydrauliktür zischend. Strahlend hüpfte Animus herein und war gespannt auf die Gesichter von Magnus und Celeritas. Im nächsten Moment verharrte er mitten in der Bewegung, und sein jungenhaftes Grinsen zerfiel.

Die Stube war verwaist. Niemand war anwesend. Waren sie gerade zu einem Appell angetreten? Oder in der Trainingshalle? Animus sah sich um. Die Bettten schienen alle belegt. Plötzlich hörte er die Tür hinter sich, er schwang herum, aber statt einen Kameraden zu sehen, stand eine Audiutrix vor ihm, einen Rasierer in der Hand. Animus hatte es fast vergessen: Ein Pre-Pugnator war kahlköpfig. Daher musste er nun alle Haare fallen lassen. Dazu musste er sich vor die Frau knien, damit sie besser an seinen Schädel kam. In Windeseile rasierte sie ihm den Kopf blitzblank. Dann befahl sie schroff: „Du weißt, wo der Besen steht! Und wehe, ich sehe beim Duschen ein Haar an deinem Sack.‟

Animus spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg. Nachdem die Frau weg war, kümmerte er sich eilig um die erforderliche Rasur im Intimbereich. Es war wegen der Castitasschelle äußerst fummelig, aber es funktionierte. Anschließend setzte er sich auf eines der Betten und wartete auf seine sieben Kameraden. Er konnte es kaum erwarten, Magnus und Celeritas von seinem Abenteuer bei den Faba zu berichten und die anderen kennenzulernen.

Eine halbe Stunde später öffnete sich die Tür erneut. Animus sprang von dem Bett auf. Sieben Pugnator-Anwärter kamen in die Stube, doch Magnus und Celeritas waren nicht dabei. Verwundert musterte Animus die Ankömmlinge. Als er genauer hinsah, stellte er fest, dass es acht Personen waren. Hatte die Audiutrix ihm die falsche Stube genannt? Waren Magnus und Celeritas anders eingeteilt worden? Einer von den Acht schien der Anführer zu sein. Er war fast einen Kopf größer und deutlich breiter als Animus. Er höhnte: „Was ist das denn? Was willst du in unserer Stube, Bubi?‟

Animus lächelte gezwungen: „Ich bin von einer Audiutrix herbefohlen worden.‟ Dann ergänzte er zögerlich und unsicher: „Vielleicht war es ein Irrtum. Ich suche meine Kameraden...‟ Er wollte schon die Stube verlassen, da hielt ihn der Mann auf, indem er ihn mit der Hand am Hals festhielt: „Momentchen, mein Freund. Hiergeblieben. Woher sollen wir wissen, dass du nichts stibitzt hast?‟ Animus machte entsetzt den Mund auf. „Ich habe nichts gestohlen‟, stammelte er atemlos vor Aufregung. Der Anführer drehte sich zu seinen Kameraden um und meinte großmäulig: „Wollen wir das überprüfen?‟ Vier der Anwärter näherten sich bedrohlich; Animus ging einige Schritte zurück, aber dann knallten seine Kniekehlen gegen einen Bettrand, und er klappte in sitzende Haltung auf die Matratze ein.

Dann ging alles sehr schnell: Animus wurde von den jungen Männern überwältigt und mit Gürteln auf der Matratze in einer Hogtie-Stellung gefesselt. Dabei lag er auf der Seite und wand sich gegen die Fixierung: „Was soll das werden?‟, beschwerte sich Animus. Aber schon grinste der Anführer breit: „Wir werden dich durchsuchen.‟ Die Pre-Pugnatoren schnitten ihm die Uniform vom Leib: Jacke, Shirt und Hose sowie Slip wurden dabei völlig zerstört. Animus sah mit Schrecken, was mit seiner neuen Kleidung geschehen war. Da würde er Ärger bekommen! Und diese Mistkerle lachten auch noch! Doch dann begriff er, warum sie lachten: Sie hatten seine Castitasschelle entdeckt und machten sich darüber lustig.

Die hohen Stiefel waren die einzige Bekleidung, die er noch trug. Das zeigte, dass die Männer es mit der Durchsuchung gar nicht ernst gemeint hatten, sondern ihn nur demütigen wollten. Animus versuchte es mit einer Drohung: „Wenn ihr mich nicht sofort losbindet, erzähle ich alles einer Audiutrix!‟ Eine Sekunde später explodierte die Faust des Anführers in den freigelegten Hoden des Gefesselten: „Wenn du auch nur ein Wort sagst, dann wirst du es bereuen!‟ Animus schluckte. Er spürte den sich im Unterleib ausbreitenden heißen Schmerz. Sein Puls raste. Er hörte sich ängstlich winseln: „Ich sage nichts. Versprochen! Bitte tut mir nichts.‟ Die Männer lachten dreckig und ordinär.

Animus befürchtete schon das Schlimmste, als er spürte, wie zwei der zahlreichen Hände auf seinem Körper seine Hinterbacken auseinanderzog, da öffnete sich die Stubentür erneut. Blitzartig stellten sich die acht Novizen vor den Gefesselten und standen stramm. Animus hörte eine herrische Frauenstimme: „Wer ist Protervitas?‟ Der Anführer salutierte und machte einen kleinen, zackigen Schritt vorwärts. „Ich bin Protervitas, Audiutrix.‟ Die Offizierin antwortete: „Hat man dich nicht darüber informiert, dass du ab sofort einer anderen Stube zugeordnet bist?‟ Irritiert wollte der Anwärter etwas stammeln, aber schon blaffte ihn die Frau an: „Nimm die Beine in die Hand! Abmarsch!‟ Sie nannte ihm die Stubenzahl, und der Pre-Pugnator machte sich eilig auf den Weg.

Seine Kameraden tripelten unauffällig zusammen, um die Lücke zu schließen, die ihr Exkamerad hinterlassen hatte. Nicht auszudenken, wenn die Audiutrix den Gefesselten sähe! Aber die Offizierin hatte nur Augen für den davonlaufenden Protervitas. Sie starrte auf seinen knackigen Po in den engen Uniformhosen und schmunzelte. Dann verließ sie die Stube und rief über die Schulter: „Rühren. Ihr bekommt einen neuen Kameraden. Er ist vermutlich schon auf dem Weg.‟

Als sie aus der Stube raus war, drehten sich die sieben Anwärter um zu dem Gefesselten. Das war ihr neuer Stubenkamerad? Einer von ihnen grummelte: „Wegen dir musste Protervitas gehen!“ Ein anderer Jüngling stimmte zu: „Ja, das wird dir noch leid tun!“ Ein dritter Mann fragte: „Lassen wir ihn in den Fesseln?“ Der erste Anwärter nickte. „Ja, zumindest bis zur Exerzierübung.“ Animus wollte protestieren, aber schon stopfte ihm einer von den Jünglingen eine alte Unterhose in den Mund.
91. RE: Regina

geschrieben von TomTomTom am 11.05.16 22:58

Tolle Geschichte, gefällt mir bisher sehr gut.
92. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 22.05.16 20:36

~ XXX ~


Gravis stand in der Arena und glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen: Da standen gleich drei Munus vor ihm. Er machte einen Schritt zurück, um etwas mehr Abstand zu gewinnen. Er wollte vor allem Zeit gewinnen, um sich eine Taktik zu überlegen. Dann hörte er helle Schreie hinter sich, die offenbar nicht von den Tribünen kamen. Gravis schwang herum und konnte nicht fassen, was er sah: drei weitere Munus, die auf ihn zustürmten. Also sechs Gegner gleichzeitig!?

Er hatte keine Sekunde zu verlieren, darüber noch weiter nachzudenken. Er musste reagieren. Dank seines harten Os-Frangi-Trainings konnte er zwei heranspringende Munus durch die Luft schleudern, den dritten Angreifer mit einer Blocktechnik zu Boden rammen und sich den drei Übrigen mit einem Seitensprung entziehen. Dann landete er einen Frontkick in den Beutel eines Munus und nahm ihn damit aus dem Spiel. Grunzend sackte der zusammen und blieb gekrümmt auf dem Boden der Arena liegen.

Blieben noch fünf Kämpfer, die es auf ihn abgesehen hatten. Plötzlich würgte ihn ein Munus von hinten mit einem Arm. Er hing dem Custos wie ein Rucksack auf dem Rücken und schnürte ihm die Luft ab. Gravis wedelte mit den muskulösen Armen, aber der Quälgeist ließ sich nicht abschütteln und klebte wie eine Klette an ihm. Zwei weitere Rivalen kamen auf ihn zu. Einer zerrte an einem Unterschenkel des Muskelmutanten, um ihn umzuwerfen, aber ihm fehlte die Kraft dazu. Ein anderer Munus revanchierte sich mit einem Frontkick in die Custos-Hoden, die unter der Castitasschelle völlig ungeschützt baumelten. Sofort explodierte der Schmerz im Unterleib des Getroffenen, und der Custos sackte auf die Knie.

Gravis raffte sich wieder hoch und rannte wütend auf den Aggressor zu, aber der Munus flüchtete in Haken durch die Arena, wobei sein gewaltiges Gemächt störend zwischen seinen Beinen schaukelte, und die Riesenbrüste hüpften und zerrten an dem Wesen. Gravis trug immer noch den nervigen Munus an seinem Hals. Ein anderer Munus versuchte, den Muskelmutanten umzulaufen, aber er rannte wie gegen einen Baum. Gravis wollte schon triumphieren und dem Rivalen einen kräftigen Fußtritt verpassen, der ihn durch die Luft schleudern sollte, da griff der nächste Munus ihm von hinten zwischen die Beine und verkrampfte seinen Griff fest um die Hoden des Kolosses.

Im Gegensatz zu Munushoden, die so groß waren, dass man sie kaum mit beiden Händen packen konnte, war es für die feminine Kreatur ein Leichtes, die Männlichkeit des Custos zu packen. Gravis brüllte auf. Die Stimmung bei den Zuschauerinnen war aufgeheizt. Jubelnd und rufend feuerten sie ihre favorisierte Partei an, oder sie erheiterten sich einfach an dem Trubel. Der Custos konnte in den nächsten Momenten zwar einen weiteren Munus außer Gefecht setzen, aber die beiden Kontrahenten an seinem Hals bzw. seiner Männlichkeit hingen verbissen weiterhin an ihm und machten ihm das Leben schwer.

Dabei rutschte der Riesenphallus des Munus, der ihn würgte, zwischen Gravis´ Beinen durch. Der Custos konnte froh sein, dass er nicht aufgespießt wurde. Die übrigen zwei Gegner griffen den Giganten aus diversen Richtungen an, flüchteten wieder aus seiner Reichweite, nur, um dann erneut Attacken anzubringen. Gravis grunzte unter dem festen Griff um seine Hoden. Trotzdem schaltete er einen weiteren Munus aus, indem er ihm einige Treffer mit der Handkante versetzte und ihn dann von den Füßen schleuderte.

Doch die verbliebenen drei Gegner blieben mehr als lästig und ließen nicht von ihm ab. Der Custos versetzte mit einem Hackentrick dem an seinem Hals hängenden Wesen eine schmerzhafte Erfahrung gegen dessen Samenbeutel, so dass er losließ und zu Boden plumpste. Die Gelegenheit nutzte Gravis, um den vor ihm tänzelnden Munus auf den Rücken zu werfen und sich auf ihn zu setzen, so dass der Munus glaubte, von den drei Zentnern Lebendgewicht zerquetscht zu werden. Er keuchte: „Misericordia! Misericordia!‟ Das Signal der Kapitulation.

Auch die anderen zu Boden gegangenen Kämpfer, die sich nur langsam aufrappelten und schwankend standen, riefen das Zeichen ihrer Aufgabe. Nur der Munus, der sich immer noch an den Hoden des Custos festklammerte, wollte sich nicht besiegen lassen und drückte mit aller Kraft zu, obwohl der Muskelmutant ihm die Brustnippel verdrehte und ebenfalls den Samenbeutel mit Fausschlägen traktierte. Beide brüllten, aber dann gab der Munus als Erster auf und rief: „Misericordia!‟ Damit war Gravis Sieger des Kampfes.

Jubel erschallte unter den Zuschauerinnen, aber auch einige Buhrufe wurden laut. Zwei uniformierte Damen mit streng zusammengebundenen Pferdeschwänzen erschienen mit langen Peitschen und trieben die Munusversager in eine Ecke der Arena zusammen. Gravis wurde von einer anderen Wärterin abgeführt. Er durfte duschen, erhielt ein opulentes Mahl und ein bequemes Bett. Seine neue Zelle war das reinste Luxusgemach im Vergleich zu seiner bisherigen Unterkunft im Kerker. Als Sieger durfte er einige Previlegien genießen. Aber zugleich informierte ihn die Wärterin, dass er bereits morgen erneut zu einem Kampf antreten werde.

Derweil wurden die sechs Munus vor dem Publikum hart gezüchtigt. Drei Pretoria hatten die sechs Delinquenten an Stahlkreuze fixiert, die hydraulisch aus dem Boden gestiegen waren. Sie waren kreisförmig aufgebaut, damit jede Dame im Publikum einen guten Blick zumindest auf zwei Munus hatte. Die Pretoria zogen ihre langen Peitschen und versetzten nacheinander in einem genau abgestimmten Rhythmus knallende und brennende Schläge auf die Hinterbacken der Versager. Sofort bildete sich beißende Striemen auf dem zarten Fleisch der femininen Pobacken.

Jeder Munus sollte hundert Hiebe erhalten. Es war ein jammervolles Bild, doch die Edelfräuleins genossen das Spektakel beinahe mehr, als den vorangegangenen Wettkampf. Wieder und wieder knallte die zischende Peitsche auf das geschundene Fleisch. Nach etwa 50 Hieben hingen die Munus nur noch kraftlos und wimmernd an ihren Fesseln, aber die Pretoria kannten keinerlei Gnade und züchtigten die Verlierer ganz nach den Regeln des Wettkampfs.

Eimer mit Wasser standen bereit, um die Delinquenten zu wecken. Nach 60 Hieben schütteten den Pretoria das erfrischende Salzwasser auf die müden Kämpfer, die sofort wieder hellwach waren und winselten. Eine Edeldame lutschte genüsslich an einem roten Kirschlolli und erfreute sich an den Qualen der Bestraften. Das geschah ihnen Recht, war das Fräulein fest überzeugt; schließlich hatten sie zu sechst gegen einen einzigen Kontrahenten versagt. Eine andere junge Dame spielte gelangweilt mit ihrem Datenpad. Munusärsche peitschen konnte sie auch selber im Lustgarten des Palastes, ganz nach ihrer Laune. Sie wollte lieber wieder einen Muskelmutanten sehen. Andere Fräuleins jedoch schienen völlig euphorisch die Peitscherinnen anzufeuern, als ginge es hier um einen weiteren Wettbewerb.

Als die Pretoria die Munus mit den jeweils hundert Hieben versorgt hatten, befreiten sie sie von den Kreuzen. Die Munus konnten kaum gehen und jammerten leise vor sich hin. Einige glockenhelle Stimmen von den Rängen verfolgten sie lachend aus der Arena, während ein in Karreeform gebildetes Dutzend Pretoria die Verlierer wegbrachte. Die Kreuze versanken wieder im Boden, wie auch schon Minuten zu vor die letzte Würde der Gezüchtigten.

Der Sieger Gravis durfte sich dagegen in seinem Quartier über eine Massage einer Androidin freuen. Die leicht bekleidete Roboterfrau sorgte für entspannte Muskeln bei dem Custos; zugleich weckte sie aber auch den gefangenen Freudenspender des Mannes, der sich mit aller Kraft gegen die Wände der Castitasschelle stemmte. Die Androidin zeichnete mit ihrem Finger auf dem Gesäß ihres Kunden die eingebrannte Nummer nach. „63166 - warst du ein Rusticus?“ Gravis bestätigte ihre Vermutung und berichtete von seiner Arbeit in der Mine. Die Androidin zog ihm die Schnürstiefelsandalen aus, und Gravis stöhnte wohlig auf. Welche Wohltat für Fuß und Sohle!

Und dann massierte die Roboterfrau seine Reflexzonen, und Gravis fühlte sich wie neugeboren. Genießend schloss er die Augen auf seiner gepolsterten Liege. Als Sieger wurden Gladiatoren verwöhnt. Nur, war es sicher, dass er auch morgen als Gewinner die Arena verließ? Gravis hatte Bedenken. - Später überreichte die Androdin ihm seinen Lendenschurz aus weißem Polyamid, den man ihm im Kerker abgenommen hatte. Vorläufig durfte er ihn wieder tragen. Doch das würde spätestens beim morgigen Kampf anders sein. Gravis machte sich so seine Gedanken. Würden es wieder sechs Munus sein? Oder hatten die Pretoria eine neue Überraschung auf Lager?

Mit gemischten Gefühlen verbrachte er den restlichen Tag in der für ihn luxuriös empfundenen Umgebung. Paradox, aber die Zeit verging für ihn schnell und schleichend zugleich. Er wollte wissen, was auf ihn zukam, aber doch wäre es ihm am liebsten gewesen, wenn die Zeit stehengeblieben wäre. Es war eben eine Sache der Perspektive. - Der nächste Tag brach früh an. Eine Pretoria servierte ihm ein kraftbringendes Frühmal. Sie informierte ihn: „Um 15 Uhr beginnt dein nächster Kampf. Wenn du die Arena wieder als Sieger verlässt, bist du frei.‟ Gravis horchte auf. Was sollte das genau bedeuten? Frei? Keine Gladiatorenkämpfe mehr? Auch keine Haremsdienste mehr? Keine Minenarbeit? Frei? Ganz frei?

Aber er wagte nicht, nachzufragen. Eines war jedoch sicher: Sein Schicksal würde sich heute in der 16. Stunde des Tages entscheiden. - Im Laufe des Vormittags erschien die Androidin erneut und massierte seine Muskelberge von Hals bis zur Wade. Und dann raste die Zeit immer schneller dem Beginn des Gladiatorenkampfes entgegen. Die letzten zwei Stunden tigerte der Custos nur noch nervös hin und her.

Als Gravis die Arena betrat, war er wieder nackt bis auf seine Schnürstiefelsandalen, seine Umterarmschienen, den Halsreif und die Castitasschelle. Dieses Mal war er zunächst alleine in der Manege, aber im nächsten Augenblick erschienen aus zwei im Boden verborgenen Podesten sechs Munus. Dann, wie durch ein geheimes Zeichen, stürmten alle sechs Gegner auf den Custos zu. Andrenalin schoss durch Gravis Gehirn. Der Krieger drehte sich, griff einen Munus, schleuderte ihn mehrere Meter durch die Arena, einen anderen packte er an die Brust und zerrte ihn zu Boden, dem dritten trat er in den Samenbeutel, so dass er zusammensackte. Der Rest wurde von ihm mit einer ausladenden Bewegung ebenfalls durch das Rund geschleudert wie spritzendes Wasser.

Zwei Munus, die ihm wieder nahkamen, traf er mit einem kunstvollen Os-Frangi-Griff an Nervenknotenpunkten, so dass die Rivalen besinnungslos zusammenbrachen. Gravis zählte grimmig mit seinen gefletschten Haifischzähnen: „Noch vier!‟ Die Masse auf den Rängen jubelte dem Muskelmutanten zu. Die restlichen Vier umzingelten den Custos von allen Seiten, lauerten auf die richtige Sekunde, um anzugreifen. Gravis hatte nicht überall Augen, und da war es auch schon passiert: Ein Munus sprang ihn von hinten an, um ihn zu würgen. Gravis ärgerte sich. Wütend schüttelte er ihn ab. Der Griff des femininen Munus war nicht stark genug gewesen. Doch fast synchron trat ihm ein Munus frontal in seine ungeschützten Kronjuwelen.

Grunzend sackte Gravis auf die Knie. Alle vier Munus nutzten sofort die Chance, um dem Custos auf den Rücken zu springen und ihn zu Boden zu ringen. Gravis trommelte mit seinen Extremitäten auf den Grund der Arena. Er spürte, wie er überall fixiert wurde: an Händen, Füßen, Hals, Rücken. Die Munus klebten an ihm und drückten ihn bäuchlings in den Staub. Der Custos hatte sich von dem Volltreffer noch nicht erholt; daher war seine Gegenwehr nur halbherzig. Als er sich mit einem Befreiungsschlag von den Plagegeistern lösen wollte, fühlte er den kräftigen Griff um seine Hoden und schrie hell auf. Die Pein war unerträglich.

Gravis hatte es nicht für möglich gehalten, aber er sah keine andere Option, als zu rufen: „Ich gebe auf! Bitte aufhören! Nicht mehr drücken! Bitte! Misericordia!‟ Wild schüttelte er den Kopf und hoffte auf die Gnade des Munus, der unerbittlich mit einer Kraft zudrückte, wie sie Gravis einem Munus niemals zugetraut hätte. Und als wäre das nicht schlimm genug gewesen, wollte der Munus ihn offenbar weiter demütigen, und seinen Riesenphallus zwischen die knackigen, muskulösen Hinterbacken des Gladiators rammen.

Frenetisch branndete Beifall auf. Die Edelfräuleins waren begeistert von der Show. Gravis krabbelte gegen alle Widerstände einige Zentimeter vor, um die Penetration zu verhindern, doch der Munus rutschte einfach hinterher, die Hoden des Kolosses weiterhin als Zügel in festem Griff. Das Schauspiel wiederholte sich, und Gravis merkte zu seinem zusätzlichen Entsetzen, dass er winselte. Die drei anderen Munus sahen dem Spektakel triumphierend grinsend zu. Das unwürdige Kriechen und Jammern ließ die beiden Hauptakteure eine ganze Runde in der Manege vollbringen - ganz zum Vergnügen der erheiterten Zuschauerinnen. Als Gravis dachte, es könne nicht ärger kommen, da blockierten die drei anderen Munus ihm den Weg, und der Munus hinter ihm konnte die Gelegenheit nutzen, um seinen Riesenphallus zu versenken.

Gravis bäumte sich auf und brüllte. Der Dehnungsschmerz erinnerte ihn an den Initiationsritus, den er als Haremswächter erfahren hatte. Gravis war wie in einer anderen Welt. Er spürte nur noch, wie sich die Ramme rein und raus schob. Tief hinein und wieder heraus. Seine Gegenwehr hatte Gravis längst aufgegeben und war kraftlos auf dem Boden zusammengesackt. Er hörte wie aus der Ferne tobende Rufe der fast hysterischen Frauen auf den Rängen. Fast entsetzt merkte er, wie die anfangs brutal schmerzenden Bewegungen nun sogar eine unbestimmte Lust in ihm weckten.

Doch gerade, als es beinahe wonnevoll wurde, machten mehrere Pretoria dem Spektakel ein Ende. Sie zogen den Custos hoch und führten ihn ab. O-beinig und wackelig taumelte er zwischen den Uniformierten aus der Arena. Andere Pretoria schleiften die zwei besinnungslosen Munus an einen Bein aus dem Rund hinaus. Die vier Munus, die den Muskelmutanten besiegt hatten, wurden lautstark bejubelt. Sie würden belohnt werden: ein Orgasmus, sieben Tage Urlaub und weitere Vergünstigungen durften sie erwarten. Wer beim nächsten Kampf erneut siegte, konnte die Prüfung einer Liebesdienerin machen und vielleicht (wieder) Haremsmunus der Regina werden.

Die zwei Besinnungslosen brachten die Pretoria zurück zu ihresgleichen. Bei Gelegenheit würde eine Arkana die Nervenblokaden lösen. Aber dann würden sie zu einem regiden Training geführt werden, damit sie zukünftig ein weniger schwaches Bild abgaben.

Gravis bekam gar nicht bewusst mit, wie er von den Pretoria zu einem Andreaskreuz geführt und dort fixiert wurde. Er erlebte seine Umwelt und auch seine Gedanken wir durch einen dichten Nebel. Nicht mal seinen brennenden Hintereingang spürte er richtig. Und durch die Watte seiner Empfindungen schien ein Gedankenfragment durch: Der Munus, der ihm den entscheidenden Stoß versetzt hatte, der sich in seine Hoden verkrallt und ihn von hinten erniedrigt hatte... Die Stimme hatte er schon einmal gehört. Vor langer Zeit. Es war kein Munus aus dem Harem gewesen. Es war auch nicht die Stimme selbst, die er kannte. Sie war zu feminin. Nein, die individuelle Stimmfarbe, der Klang an sich war ihm irgendwie bekannt vorgekommen. Sie erinnerte ihn an... Timiditas!

Gravis riss die Augen auf. Konnte das möglich sein? Hatten die Schergen der Regina seinen Jugendfreund zu einem Munusfreak gemacht? Konnte man sich so extrem verändern? Nun ja, musste er zugeben, er selbst entsprach als Custos auch nicht gerade der Norm eines humanoiden Mannes. Vielleicht hatte Tim ihn deshalb auch nicht erkannt. Er musste ihn kontaktieren. Aber wie? Er stand an einem Fesselkreuz.

Langsam wurde er wieder klarer im Kopf. Gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie sich eine Pretoria an seinen Hoden zu schaffen machte. Sie hatte eine Art Greifer angebracht, an dem ein Zusatzgewicht hing. Gravis grunzte auf, als er den schmerzhaften Zug spürte. Die uniformierte Frau lächelte ihn hämisch an. „Glaube nicht, dass dein gestriger Sieg heute noch eine Bedeutung hat! Du hast versagt. Und das muss bestraft werden.‟ Gravis sah die Frau trotzig an. Das schien sie zu provozieren, denn sie hängte gleich noch ein weiteres Gewicht an. „So ein großer Junge wird doch noch ein bisschen mehr tragen können, oder?‟ Sie lachte glockenhell, was eigentlich gar nicht zu ihrer strengen Ausstrahlung passte.

Gravis riss sich zusammen, um nicht vor ihr sein letztes Molekül Würde zu verlieren und ertrug den Zugschmerz zwischen seinen dicken Schenkeln; aber als die Pretoria ihn allein stehen ließ, entrang sich seiner Kehle doch ein Wimmern, und Gravis kniff Lippen und Augen zusammen. Er hatte versagt. Nichts war mehr wie gestern.

Während der Custos gegen das ziehende Gewicht um seine Hoden ankämpfte, genossen Timiditas und drei seiner Kameraden einen erfüllenden Orgasmus. Timiditas erlebte seinen sexuellen Höhepunkt wie ein Erdbeben, das durch Mark und Bein ging, wie eine Neugeburt, wie ein euphorisches Zittern, eine gigantische Ekstase. Aus seinem Riesenphallus schoss es nur so heraus wie aus einem Lösch-Hydranten an einem Raumschiffhafen. Die Leichtigkeit, die ihn bettete, die Vibrationen, die noch minutenlang nachhallten und ihn gesättigt und befriedigt und voller Glückshormone geflutet in seine jetzige Gefühlslage verzauberten, waren schier unbeschreiblich.

Wie lange war es her, dass er mit so viel Genuss zum Höhepunkt gekommen war? Hatte er das überhaupt jemals schon erlebt? Der Security-Chip in seiner Eichel verhinderte normalerweise jegliche Versuche, und die Melkvorgänge waren nur unangenehm und zwar erregend, aber niemals befriedigend gewesen. Und nun sollten sieben Tage Wohltaten und Wellness erfolgen. Keine Peitschen, keine Disziplinarstäbe, keine Kämpfe, keine Ernten, keine Liebesdienste oder sonstige Tätigkeiten.

Timiditas war stolz, die ausschlaggebende Person gewesen zu sein, die den Muskelberg besiegt hatte. Was für ein Freak! Aber all seine Muskelpanzerung und Kraft nutzte ihm nichts, wenn man ihn mit festem Griff an seinen kleinen Hoden packte. Er hatte noch vor Augen, wie er dem Custos zwischen die Beine trat, dann geschickt die frei schwingenden Bälle grabschte und zudrückte... und nicht mehr losließ. So war solch ein Muskelpaket zu besiegen. Mit welcher Intensität hatte er plötzlich grell geschrien, erinnerte er sich. Timiditas stutzte einen Moment. Irgendein Gedankenfragment wurde ihm bewusst. Irgendetwas irritierte ihn. Die Stimme. Sie war so anders, aber doch irgendwie... bekannt.

Timiditas versuchte sich daran zu erinnern, aber es gelang ihm nicht. Seine Vergangenheit war irrelevant. Er lebte, um der Imperatorin Regina zu dienen. Es war seine einzige Bestimmung. Die adligen Fräuleins waren gut unterhalten worden. Das zählte. Der Erinnerungsfetzen verschwand wieder. Timiditas stieg wohlig maunzend in ein Becken, in dem 24 Grad Celsius temperiertes erfrischendes Wasser brodelte. Er schloss genießend die Augen und lauschte dem Blubbern. - Dann kam ihm der Custos erneut in den Sinn. Was wohl mit dem Verlierer geschah? Sicherlich wurde er gerade hart bestraft. Gut, dass der Kraftprotz verloren hatte.

Gravis stöhnte inzwischen erbarmungswürdig vor sich hin, drehte und rollte mit seinem Kopf. Die Gewichte zwangen seine Hoden tiefer und tiefer und quälten ihn auf unaussprechliche Weise. Was sollte er tun? Um Gnade rufen? Winseln? Er würde alles tun, wenn eine Pretoria ihm die Gewichte abnehmen würde. Aber würde ihn überhaupt jemand hören? Und durfte er auf Mitleid hoffen? Wohl eher nicht... Plötzlich hörte er die Tür und verdrehte seinen Kopf, um zu schauen, wer da kam.

Er glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen: Das Fräulein Dulcedo in einem prachtvollen Kleid und mit kunstfertiger Turmfrisur. Gravis riss die Augen weit auf. Halluzinierte er schon? Die junge Edeldame näherte sich dem Kreuz und betrachtete Gravis. Sie sagte: „Ich habe dich kämpfen gesehen. Gestern und heute. Gestern hast du mir besser gefallen.‟ Gravis achzte: „Ich mir auch.‟ Dulcedo starrte auf die langgezogene Männlichkeit und kicherte: „Das sind ja die reinsten Munus-Strafgewichte! Viel zu schwer für deine kleinen, zarten Nüsschen.‟ Gravis verzog unter Schmerzen das Gesicht. Dulcedo streichelte über die gespannten Bälle, dann nahm sie die Gewichte von der Vorrichtung ab. Sie schob ihr Diamantendiadem zurecht und meinte keck: „Ich will dir Erleichterung verschaffen, mein Gladiator.‟

Gravis stöhnte unendlich erleichtert auf und fing fast vor Freude an zu weinen. Dulcedo hängte die Gewichte wieder an. Gravis unterdrückte ein Aufbrüllen. Voller Entsetzen sah er das Fräulein an. Dulcedo meinte: „Aber nicht zu lang, sonst werden wir noch erwischt. Ich muss wieder gehen.‟ Sie streckte sich auf die Zehen und küsste die massige Brust des Mannes, dann ging sie wieder. An der Tür warf sie ihm noch eine Kusshand zu. Gravis würgte und wand sich an dem Kreuz. Die Schmerzen waren nun noch intensiver geworden. War das überhaupt möglich? Gravis atmete schwer und hustete leicht. Das bedauerte er sofort, denn durch die Erschütterung fingen die Gewichte an zu schwingen.

Wie hatte Tim ihm das antun können!? Wenn er es gewesen war... Und vermutlich hatte er ihn nicht erkannt. Würde er ihn überhaupt jemals wiedersehen? Gravis versuchte sich mit allerlei abzulenken, aber die Pein zwischen seinen Beinen stieg von Minute zu Minute weiter an. Brummend und stöhnend hing er am Kreuz und ergab sich seinem Schicksal. Völlig hilflos. Von Weitem hörte er dumpfes Jubeln. Die Arena! Wohl der nächste Kampf zur Unterhaltung der Damenwelt. Kämpften wieder mehrere Munus gegen einen Custos? Oder war es dieses Mal ein reines Munus-Geprügel? Vielleicht gab es ja noch ganz andere Kreaturen, von denen Gravis noch gar nichts wusste.

Er dämmerte langsam in einen schmerzhaften, dumpfen Zustand hinein und... Da ging die Tür erneut auf, und eine Pretoria stapfte auf ihren hohen Stiefeln herrisch herein. Sie löste die Gewichte von seinen Hoden. Gravis stöhnte erleichtert auf und schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Land. Er hörte sich weinerlich flehen: „Bitte nicht wieder anhängen! Bitte keine Gewichte mehr! Bitte! Bitte! Bitte!‟ Die Pretoria hob eine Augenbraue und sah ihn spöttisch an. Sie löste seine Fixierungen. Gravis hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. All die Erlebnisse hatten ihm die letzte Energie genommen. Schützend hielt er die Hände um seine Bälle und wiegte sie wie einen kostbaren, aber verletzlichen Schatz.

Gravis wäre trotz seines Zustandes noch einfach in der Lage gewesen, die Frau zu überwältigen, die drei Mal weniger wog, als er. Und die Pretoria war sich ihrer so sicher, dass sie sogar unbewaffnet war. Denn niemals hätte ein Custos Hand an eine uniformierte Frau oder eine Edeldame gelegt. Und so fiel diese Option zur Flucht weg. Außerdem: Wohin sollte er flüchten? Er befand sich in den Katakomben des Hauptpalastes der Imperatorin auf einem Sperrgebiet.

Die Pretoria zog aus ihrer Lederuniform eine lange, rasselnde Kette. Daran waren Schellen befestigt. Gravis trug kurz darauf Fußschellen, die durch ihre Ketten mit einer Schelle um seine Bälle verbunden waren, die ihn nur in gebeugter Haltung stehen ließ, so dass er etwa die gleiche Größe wie die zierliche Frau hatte. Gewissenhaft versuchte er einen Zug an seinen empfindlichen Teilen zu vermeiden, denn die hatten schon mehr als genug gelitten und waren noch empfindlicher geworden.

Die Pretoria ließ ihn einige Minuten lang so stehen, während sie sich ihrem Datenpad widmete. bald merkte der Custos, dass seine Beinmuskeln nicht allzu ausdauernd waren. Sie verfügten zwar über enorme Kräfte, aber die permanente Beugung in den Knien war sehr anstrengend, und die Beine brannten bald vor Erschöpfung. - Endlich trieb die Pretoria ihn vorwärts aus dem Raum vor sich her. Gravis dackelte hinterher. Egal, wie vorsichtig er war, ziepte es doch scharf ab und zu an seinen Hoden. Unterwegs entnahm die Frau einer Wandhalterung dann doch eine Peitsche und trieb ihn damit an. Knallend versetzte sie ihm Hiebe auf den nackten Hintern, damit er sich schneller vorwärts den Gang entlang bewegte.

Dann wurde es noch schwieriger: Gravis wurde eine Treppe hochgescheucht. Sein nackter Körper war mit glänzendem Schweiß bedeckt. Vor Angst fügte sich weiterer Schweiß hinzu. Wurde er etwa zurück in die Arena gebracht? Doch der dumpfe Jubel, den er unten am Kreuz noch gehört hatte, war hier noch leiser geworden und verstummte schließlich ganz, als er endlich einen Raum erreichte, in dem er auf die Knie sacken durfte. Der Raum war fast leer - bis auf ein Möbel, das er als Strafbock erkannte. War seine Strafe denn immer noch nicht abgegolten?

Die Pretoria befahl ihm, sich über den Bock zu legen. Sie fixierte seine Handgelenke. Dann legte sie ihm Schlingen um die Kniegelenke und zog sie fest an das Strafmöbelstück. Nun lag Gravis bäuchlings über der Vorrichtung, die Unterschenkel stark gebeugt mit den Fußsohlen nach oben, um seine Hoden nicht langzuziehen. Auf Dauer würde das nun seine hinteren Oberschenkel überfordern. Die Knieschlingen waren so nach außen gezogen, dass seine Beine gespreizt waren und einen guten Zugang zu seinem Hintern garantierten. Gravis hatte ein mulmiges Gefühl dabei. Und das sollte sich noch verstärken, als die Pretoria mit amüsiertem Tonfall verkündete: „Hier ist dein Besucher. Viel Spaß euch beiden!‟

Gravis versuchte hinter sich zu schauen, was aber aus seiner Position nicht funktionierte. Wer war da gekommen? Eine Hand knallte auf seine linke Gesäßbacke. Der Gefesselte hechelte aufgeregt: „Wer ist da?‟ Die antwortende Stimme war ihm nicht unbekannt. „Ich darf mich mit dir vergnügen, Knackärschlein.‟ Gravis riss die Augen auf. „Timiditas? Bist du das?‟ Ein Munus erschien in seinem Blickfeld. „Wer ist Timiditas?‟ Gravis sah den Munus genau an. Einige Gesichtszüge waren trotz der Transformation erhalten. Es musste sein alter Freund Tim sein. „Erkennst du mich denn nicht? Ich bin es. Gravis. Wir sind Freunde. Wir sind zusammen vor dem Tribuna-Ausschuss gemustert worden. Du bist offenbar ein Munus geworden. Und ich ein Rusticus.‟ Der Munus runzelte die Stirn. „Was erzählst du alles für ein rätselhaftes Zeug?‟ Er sah dem Custos in die Augen: „Ich bin ein Munus. Und ich lebe, um Regina zu dienen. Wir sind keine Freunde. Wir kennen uns nicht. Ich habe dich in der Arena vorhin zum ersten Mal gesehen.‟

Gravis atmete schwer aus. „Nein! Du hattest früher ein eigenes Leben. Du bist zu einem Munus gemacht worden. Und dir sind die Erinnerungen gelöscht worden. Glaube mir! Ich bin Gravis, dein alter Freund.‟ Der Munus sah ihn skeptisch an. Dann ging er wieder zurück zu Gravis Hinterseite. Der Riesenphallus tropfte schon vor Geilheit über die Backen und ließ die Feuchtigkeit über die Rundung rinnen.

Der Security-Chip war deaktiviert. Timiditas durfte sich nach Lust und Laune bedienen. Diese Gelegenheit würde er nicht oft haben. Sollte er sich das entgehen lassen? Nur, weil dieses Muskelmonster eine Geschichte erzählte, um seine Haut zu retten? Gravis hörte seinen Freund: „Nein, ich glaube dir nicht, du Freak.‟ Der Custos merkte, wie seine Hinterbacken auseinandergerissen wurden. Vor Schreck wollte er die Beine strecken und zerrte sich die Bälle. Grunzend wartete er mit verspannten Backen auf den Stoß des Riesenphallus.
93. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 10.06.16 19:47

~ XXXI ~


Timiditas wurde in einen Raum geführt, um eine Belohnung zu erhalten. Der Munus war aufgeregt. Was würde ihn erwarten? Als er durch die Tür ging, sah er den besiegten Custos auf einem Strafbock fixiert liegen. Der Muskelmann war weit vorgebeugt, die Unterschenkel nach oben und gespreizt festgebunden. Eine Pretoria verkündete mit amüsiertem Tonfall: „Hier ist dein Besucher. Viel Spaß euch beiden!‟

Timiditas kam näher und betrachtete den Hintern des Custos. Welche muskulöse, knackige Rundungen! Und der Hintereingang stand weit offen für ihn - und war doch so süß eng für seinen Riesenphallus, dass er innerlich schon vor Geilheit zitterte. Der Securitychip in seinem Monstergenital war deaktiviert, so dass er sich nach Lust und Laune an dem Verlierer vergnügen konnte.

Timiditas erkannte den Custos. Es war der Gegner in der Arena, der ihnen unterlegen gewesen war. Der Typ versuchte den Kopf zu ihm zu drehen, aber es gelang ihm nicht. Der Munus knallte ihm eine Hand auf den Hintern. Der Gefesselte hechelte aufgeregt: „Wer ist da?‟ Timiditas grinste: „Ich darf mich mit dir vergnügen, Knackärschlein.‟ Doch dann hörte er, wie der Gefangene sagte: „Timiditas? Bist du das?‟ Der Munus ging an das Kopfende des Custos und fragte vorsichtig: „Wer ist Timiditas?‟

Der Muskelberg starrte ihn an. Er hatte einen seltsamen Blick, als ob er in dem Gesicht des Munus las oder in ihm ein Erkennen suchte. Jetzt fragte er: „Erkennst du mich denn nicht? Ich bin es. Gravis. Wir sind Freunde. Wir sind zusammen vor dem Tribuna-Ausschuss gemustert worden. Du bist offenbar ein Munus geworden. Und ich ein Rusticus.‟ Timiditas runzelte die Stirn. Was faselte die Kreatur da? Rusticus? Munus? Er schnaubte, sah ihm in die Augen und fragte: „Was erzählst du alles für ein rätselhaftes Zeug? Ich bin ein Munus. Und ich lebe, um Regina zu dienen. Wir sind keine Freunde. Wir kennen uns nicht. Ich habe dich in der Arena vorhin zum ersten Mal gesehen.‟

Aber der Custos redete weiter: „Nein! Du hattest früher ein eigenes Leben. Du bist zu einem Munus gemacht worden. Und dir sind die Erinnerungen gelöscht worden. Glaube mir! Ich bin Gravis, dein alter Freund.‟ Timiditas ging zurück zur Kehrseite des Custos. Er glaubte ihm kein Wort. Stattdessen tropfte sein Riesenphallus schon vor Geilheit über das Gesäß des Gefesselten. Er riss die Hinterbacken, auf der eine Nummer eingebrannt war, auseinander und meinte höhnisch: „Nein, ich glaube dir nicht, du Freak.‟ Eine halbe Sekunde später stöhnte die Muskelkreatur laut auf, als er sich vor Schreck die Bälle zerrte, da er versucht hatte, die Beine zu strecken.

Timiditas betrachtete die kleinen Hoden. Für einen Pugnatoren hätten sie wohl die Normgröße gehabt. Aber bei so vielen Muskeln wirkte das Gemächt zwischen den dicken Schenkeln winzig - und erst recht im Vergleich zu dem Samenbeutel eines Munus. Im nächsten Moment wollte er seinen Riesenphallus in der Lustspalte versenken, doch irgendetwas ließ ihn verharren. Diese obskuren Gedankenfragmente blitzten in seinem Gehirn auf. Mitleid... Timiditas wurde bewusst, dass er Mitleid empfinden konnte. Sollte er den Custos verschonen? Und war an seiner Geschichte vielleicht doch etwas Wahres dran? Gravis... Nein, er kannte keinen Gravis.

Und er wusste auch nichts von Rusticussen. Aber der Tribuna-Ausschuss... Timiditas verzog in Schmerzen sein Gesicht. Er hatte das Gefühl, als kämpfe seine Erinnerung mit einem anderen Impuls in seinem Kopf. Nebelfetzen... Zwar wurden die Eindrücke in seinem Gedächtnis unterdrückt, aber kurz flackerte ein Bild auf: Er sah zwei junge Burschen auf Regina. Sie waren seine Freunde. Sie hießen... Ja, Gravis war ein Name! Der andere... Nein, daran konnte er sich nicht mehr erinnern. Leise flüsterte er, fast noch ungläubig: „Gravis, mein Freund?‟

Dem harten Custos war die erlösende Befreiung deutlich anzumerken. Ihm liefen sogar Tränen der Freude oder Erleichterung die Wangen hinunter. „Ja. Tim. Ich bin es. Du weißt es wieder?‟ Der Munus merkte, wie er die Riemen des Fixierten löste. Er machte es fast automatisch, ohne darüber nachzudenken. Aber es schien richtig. Vor ihm war ein alter Freund. Gravis hob sich und streckte seinen verspannten Körper. Gewaltige Muskelberge wölbten sich überall unter der Haut, als lebten darunter dicke Schlangen. Einen Augenblick hatte Timiditas Angst. Der Custos könnte ihn nun zerlegen... Rache für die Niederlage und Demütigung in der Arena...

Aber Gravis reichte seinem Freund eine Hand, dann umarmte er ihn herzlich. Die Munuskreatur sah ihn an: „Woher hast du die vielen Muskeln? Und die Haifischzähne?‟ Gravis seufzte. „Das haben die Frauen mit mir gemacht. Ich sollte ein Haremswächter für Regina werden. Aber dann bin ich zum Gladiator geworden.‟ Timiditas erzählte: „Ich war in einem Melkstall. Es war die Hölle. Täglich haben uns die Frauen mit Strom abgemolken.‟ Gravis staunte: „Munus werden wohl für diverse Funktionen eingesetzt. Melkställe, Lustsklaven, Arenakämpfer...‟ Timiditas rieb sich die Schläfen: „Ich bin einer Gehirnwäsche unterzogen worden. Meine ganze Vergangenheit ist nicht existent.‟ Gravis machte ihm Mut: „Aber ein wenig erinnerst du dich jetzt, oder?‟ Der Munus nickte. Gravis fasste ihn an die Schulter: „Wir müssen aus diesem Palast flüchten. Weit weg. Entweder irgendwo auf diesen Planeten, wo sie uns nicht finden, oder noch besser in eine andere Welt.‟

Timiditas wirkte geknickt: „Aber wie sollen wir das bewerkstelligen?‟ Gravis zuckte mit den breiten Schultern. „Ich habe nicht die geringste Ahnung. Aber uns bleibt keine Wahl. Oder willst du dein Leben lang in der Arena zum Vergnügen der Fräuleins verdrescht werden? Oder in einem Harem als Lustsklave dienen? Oder als Melkkreatur Ejakulat für was auch immer produzieren?‟ Der Munus sah seinen Kameraden mit großen Augen an. Gravis seufzte: „Ich will auf jeden Fall nicht in der Arena enden. Und auch nicht als Rusticus. Ich wollte ursprünglich Pugnator werden - wie wir alle.‟

Timiditas atmete tief durch. „Komm! Ich weiß, wie wir aus dem Untergeschoss entwischen können. Aber wir dürfen keiner Wachfrau in die Arme laufen.‟ Das Duo flüchtete durch einen Gewölbegang zu einer Treppe. Am Ende der Stufen erblickte der Munus eine Pretoria vor einer Sicherheitstür. Da kamen sie nicht weiter... Plötzlich schrillte ein greller Alarm. Eine computeranimierte Frauenstimme verkündete: „Sicherheitsalarm Stufe II. Alle verfügbaren Kräfte zum Terminal, Basis.‟ Diese Durchsage wurde in ihrer monotonen Artikulation in einer Endlosschleife wiederholt. Dazu schrillten akustische Alarmsignale in ohrenbetäubender Lautstärke.

Die unangenehmen Frequenzen schmerzten in den Ohren. Aber für die Flüchtlinge war der Alarm ein Glücksfall: Die Pretoria rannte augenblicklich davon, Richtung Terminal. Timiditas und Gravis standen kurz darauf vor der Sicherheitstür. Jetzt hieß es den Code knacken. Es musste auf einem Display eine Ziffernfolge eingegeben werden, um das Schott zu öffnen. Gravis wollte schon frustriert resignieren, aber der Munus grinste breit. „Ich kenne den Zugangsschlüssel: 30#447. Die Pretoria hat mich damit nämlich vorhin hereingelassen, als wir zu dir kamen.‟ Er tippte ihn ein, und die Tür öffnete sich zischend.

Gravis mahnte zur Eile. Sportlich waren Munus nicht gerade. Mit den großen Samenbeuteln und den riesigen Brüsten konnten sie sich nicht beliebig schnell fortbewegen. Timiditas hetzte hinter dem Custos her, so gut es ging. Er rief: „Da vorne geht es zu den Kerkerzellen, wo die Gladiatoren hausen. Lass uns vorher abbiegen.‟ Nach einer weiteren Tür befanden sie sich plötzlich im Freien am Rande eines Landeplatzes für Raumgleiter und Shuttles unter freiem Himmel. Hier herrschte Hochgetrieb, vielleicht auch wegen Alarms, der hier draußen durch eine Sirene noch lauter war. Schnell huschte Timiditas mit seinem Freund wieder in das Gebäude. Sie stürzten in einen anderen Raum, als sie auf dem Flur Schritte von Stiefeln hörten.

Der Munus sah Stangen mit Drahtschlingen an der Wand hängen. Sie waren wohl in einer Art Gerätekammer. Doch im nächsten Augenblick blieb Timiditas das Herz vor Schreck stehen: Ein zweiter Eingang zu dem Raum öffnete sich an der gegenüberliegenden Tür, und ein Custos erschien. Der Muskelmutant schimpfte mit Gravis: „Gehörst du etwa zu dem Hilfstrupp, der die Munus in die Arena bringen sollte? Wieso ist das Exemplar da noch nicht unten? Willst du die Fräuleins etwa warten lassen? Das wird eine saftige Strafe nach sich ziehen!‟ Timiditas hoffte nur, das sein Kamerad schnell und richtig reagierte.

Gravis antwortete: „Ich wollte nur eben eine Transportstange holen.‟ Der andere Custos murrte: „Dann beeil dich gefälligst!‟ Er ging zurück durch den Durchgang, aus dem er aufgetaucht war. Timiditas atmete erleichtert auf. „Vielleicht können wir so getarnt doch noch aufs Landefeld. Fixier mich mit der Drahtschlinge. Wenn jemand fragt, bringt du mich auf Anweisung einer Edeldame zu einem Transporter.‟ Der Custos nahm eine der Stangen von der Wand, stülpte die Schlinge über den Munuskopf und drückte einen Knopf. Sofort zog sich die Schlinge so weit zu, dass sie nicht mehr über den Kopf geführt werden konnte. Der so Gefangene warnte: „Pass bloß mit dem anderen Knopf auf! Der gibt Stromstöße ab.‟

Der Muskelberg zeigte sein Haifischgrinsen. Wenn es beruhigend wirken sollte, hatte es seinen Zweck afu Timiditas jedoch verfehlt. Dann lief das Duo los, durch den Flur ins Freie aufs Landefeld. Hier liefen zahlreiche Pretoria herum, doch ohne sich um sie zu kümmern. Alles war in Aufregung. Ob das immer noch mit dem Alarm zu tun hatte?, fragte sich Timiditas. - Sie waren schon etwa 200 Meter weit gekommen, da hielt sie doch eine Uniformierte Palastwächterin an. „Hey! Wo willst du mit dem Munus hin?‟ Timiditas hörte, wie Gravis antwortete: „Er soll auf Anweisung der Edeldame zu dem Transporter da hinten.‟ Er zeigte in eine ungefähre Richtung, da er nicht wusste, wo hier was für Shuttles parkten. Die Frau wurde misstrauisch: „Ach, ja? Und welche Edeldame soll das sein?‟ Timiditas schloss die Augen. Jetzt war alles aus!

Woher sollten sie die Namen der Fräuleins kennen? Aber zu seiner großen Überraschung benannte sein Kamerad eine Frau. Hatte er das erfunden? Die Uniformierte gab sich damit zufrieden. „Weiter gehen!‟ Der Custos stieß den Munus kräftig an und zwang ihn vorwärts. Timiditas flüsterte: „Woher wusstest du...?‟ Sein Freund grinste: „Lange Geschichte. Aber Dulcedo gibt es wirklich.‟ - Sie näherten sich einem Kleintransporter, dessen Außenluke geöffnet war. Timiditas schlug vor: „Wir gehen rein. Wenn nur die Pilotin an Bord ist, überwältigen wir sie.‟ Der Custos nickte und schob den Munus mit der Stange vorwärts, die Laufplanke hoch. Sie befanden sich im Lagerraum des Transporters. Durch ein Schott erreichten sie das Pilotenmodul. Tatsächlich war nur eine Pilotin zu sehen, die gerade konzentriert einen Kurs auf einem Touchpad eingab.

Die Eindringlinge wussten nicht, was nun geschehen würde. Griff die Frau nach ihrer Laserwaffe? Drückte sie einen Alarmknopf? Aber stattdessen drehte sich die Frau nur lässig um und fragte: „Soll der Munus auch mit? Bring ihn in den Laderaum. Da ist ein Käfig.‟ Dann sah sie, dass der Muskelmann keinen Lendenschurz trug, wie er bei Custos üblich war. Sie grinste verschmitzt und starrte auf die Männlichkeit. Eine steile Falte entwickelte sich auf ihrer hohen Stirn. „Aber zuerst will ich mal die Transportverifikation sehen.‟ Gravis lächelte affektiert. „Natürlich... Ich...‟ Blitzschnell öffnete er die Drahtschlinge um den Munushals, um sie dann zu der Frau zu führen und über ihren Kopf zu stülpen. Auf Knopfdruck zog sie sich zu.

Die Pilotin reagierte vor lauter Schreck fast gar nicht, sondern stand nur verdattert da. Doch dann kam sie zu sich und packte den Stab, um ihn dem Custos aus den Händen zu reißen. Aber mit der Schlinge fixiert und dann auch noch gegen einen Kraftprotz wie Gravis, waren ihre Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt. Stattdessen zog sich die Schlinge noch ein Stückchen weiter zu, so dass sie zwar nicht gewürgt wurde, aber auch kein Finger mehr zwischen Kehle und Draht passen würde, und der Muskelmutant versetzte der Frau einen Stromschlag. Hell schrie sie auf und hielt die Hände abwehrend hoch: „Ok, OK. Ganz ruhig. Was wollt ihr? Ihr steckt zusammen unter einer Decke?‟

Timiditas hatte die Situation genutzt und der Frau eine Laserwaffe aus dem Halfter ihres Gürtels gezogen. „Starte die Triebwerke!‟ Langsam drehte sich die Pilotin um und nahm auf einem Stuhl Platz, schaltete einige Hebel um, gab einen Code ein und tippte nervös diverse Einstellungen an einem Touchpad ein. Timiditas schwitzte vor Angst. Er hatte keine Ahnung von Raumschiffen. Wenn die Frau unbemerkt einen Alarm abgab? Doch alles schien zu laufen: Bald schon schloss sich die Außenluke, und die Düsen fauchten laut auf. Dann hob der Transporter ab. Die Frau fragte, welche Koordinaten sie eingeben sollte. Timiditas antwortete: „Zum intergalaktischen Raumflughafen.‟

Der Munus sah durch ein Bullauge, wie der Boden unter ihnen scheinbar immer tiefer sank. Einzelne Personen waren kaum noch zu erkennen, die Raumschiffe nur kleine Formen, die sich auf dem Landefeld verteilt hatten. Dann nahm die Pilotin in einer weiten Kurve Kurs auf den großen intergalaktischen Hafen von Regina. An sich war der Hafen eher ein Prestige-Objekt der Imperatorin, denn kaum eine andere Rasse verirrte sich nach Regina. Einige Edeldamen machten aber von hier aus intergalaktische Reisen in andere Systeme. Und auf ein solches Privatraumschiff hoffte Timiditas.

Doch dann müssten sie jenes Fluchtschiff ebenfalls entern. Ihnen war klar, dass das schwierig werden würde, denn diese Privatschiffe hatten meist neben einer Servicebesatzung für Bedienung und Wartung noch Securitypersonal an Bord. Der Munus wollte sich nicht ausmalen, was mit ihm geschehen würde, wenn er wieder in Gefangenschaft geriete.

Der Flug dauerte etwa eine halbe Stunde. Unterwegs fragte Gravis: „Weswegen war eigentlich überall dieser Alarm im Sperrgebiet?‟ Die Frau, die immer noch die Drahtschlinge trug und angespannt mit durchgedrücktem Rücken auf ihren Stuhl saß, erklärte: „Es gab eine Desertion.‟ Timiditas fragte: „Eine was?‟ Die Pilotin erläuterte, dass ein Pugnator-Anwärter fahnenflüchtig war. „So etwas kommt sehr selten vor. Die Pugnatoren sind loyal bis in den Tod.‟

Timiditas übernahm die Abführstange, so dass der Custos im Transporter nach Kleidungsstücken suchen konnte. Einige Minuten später kam er mit einem Latexcatsuit für seinen Kameraden zurück, der offenbar für einen Munuskörper geschneidert worden war. Das Kleidungsstück war langarmig sowie langbeinig und verfügte über einen hochgeschlossenen Halsausschnitt. Für Gravis selbst gab es keine Textilien, die seine breiten Schultern, die dicken Schenkel, die massigen Arme oder die vorgewölbte Brust auch nur annährernd bedeckt hätten, so dass er sich mit einem Lendenschurz begnügen musste. So würde er auch weniger auffallen, denn das war die übliche Bekleidung eines Haremswächters.

Dem Original möglichst nah, wollte er einen weißen Stoff haben, doch der fand sich nicht. Dann sah er an der Pilotin das weiße Oberteil, das sie unter einer Art militärischer Überjacke trug. Gegen den Protest der Betroffenen, zog ihr der Custos die Jacke ab und riss dann das Oberteil mit seinen Pranken von ihrem nackten Leib. Runde und zarte Halbkugeln mit aufgerichteten kleinen, rosafarbenen Nippeln sowie ein flacher Bauch mit einem kecken, kleinen Bauchnabel blickten ihm entgegen. Einen Augenblick war er wie hynotisiert von dem hübschen Anblick, doch dann riss er an dem Stoff und wickelte sich das Top um die Hüften und fixierte es mit einem Gürtel, den er im Lagerraum gefunden hatte. Sein Liebesstab presste sich heftig gegen die Castitasschelle, doch die hielt jedem Widerstand problemlos Stand.

Nun half er der Pilotin dabei, die Jacke wieder anzuziehen. Amüsiert stellte der Kraftkoloss fest, dass das Textil vorne tief ausgeschnitten war und kaum vor neugierigen Augen schützte. Der Blick der Pilotin hatte etwas von tödlich giftigen Pfeilen. - Eine Viertelstunde später erreichten sie bereits den Raumhafen. Waren im Sperrgebiet fast nur militärische Schiffe zu sehen gewesen, so machten hier die privaten Raumfahrzeuge die Majorität aus. Die Pilotin meldete sich über einen Funkkanal und bat um Landeerlaubnis. Timiditas raunte ihr streng zu: „Keine Tricks!‟ Die Frau zuckte mit den Schultern und gab den Namen des Transporters und den angeblichen Grund für den Flug und die Landung an. Der Munus nickte zufrieden. Sie erhielten einen Landeplatz zugewiesen.

Als der Transporter auf dem Betonboden stand, drehte sich die Pilotin langsam um und fragte: „Wie soll es jetzt weitergehen? Wie habt ihr euch das vorgestellt? Wollt ihr in irgendein Privatschiff marschieren und losfliegen?‟ Sie schnaubte. „Ihr werdet keine fünf Minuten hier raus sein und schon verhaftet!‟ Sie grinste hämisch und hielt sich die Arme verschränkt vor die Brust. „Ihr kommt nach Disciplina!‟ Timiditas sah sie verwirrt an, doch der Custos wusste genau, wovon die Frau sprach und schluckte.

In diesem Moment kam eine automatische Infodatei auf den Monitor, auf dem ein Steckbrief des Deserteurs zu lesen war. Ein großes Kopfbild seiner ID-Card war ebenfalls zu sehen. Timiditas merkte, wie die Augen seines Freundes immer größer wurden. „Was ist los? Kennst du den?‟ Der Custos zeigte zu dem Monitor und meinte aufgeregt: „Das ist Animus! Unser Freund! Er ist Pugnator-Anwärter geworden. Und jetzt ist er fahnenflüchtig!‟ Timiditas versuchte sich zu erinnern. Winzige Informationsfetzen blitzten in seinem Gehirn auf. „Animus‟, sagte er langsam, als wolle er den Namen auf der Zunge schmecken.

Vor dem Transporter marschierte eine Kolonne Pretoria sowie eine Einheit Audiutrix vorbei. Glücklicherweise durchsuchte keine der Patrouillen das Schiff, sondern sie bewegten sich schnurstracks in eine Richtung. Der ehemalige Gladiator sagte leise: „Ob Animus irgendwo in der Nähe ist?‟ Timiditas überlegte: Ob mit ihrem Freund oder ohne - sie mussten Regina schnellstens verlassen. Mit dem Transporter wäre es nicht möglich, da er über keinen stark genügenden Antrieb verfügte.

Die beiden Flüchtlinge entschieden, den Transporter zu verlassen. Vorher sperrte Gravis die Frau im Lagerraum in den Munuskäfig. Die Pilotin zeterte und wütete. „Was fällt euch ein!?‟ Der Custos grinste sein Haifischgrinsen: „Noch eine Beschwerde, und du verlierst dein hübsches Jäckchen.‟ Die Käfiginsassin war augenblicklich still. Aber ihr Blick ließ keinen Zweifel daran, was sie am liebsten mit dem keuschen Muskelmann tun würde. Timiditas rieb sich über die Schläfen: „Meine Gedächtniskraft kommt wieder. Ich erinnere mich an die Transformation und vorher an den Tribuna-Ausschuss.‟ Auch Animus erschien ihm nun nicht mehr als Fremder. „Lass uns gehen. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als ein Privatschiff zu finden und uns als blinde Passagiere einzuschmuggeln.‟ Der Custos grunzte zustimmend.

Es war ein sehr gefährliches Unterfangen, als Munus und Custos über das Landefeld zu laufen. Sie mussten Aufsehen erregen; aber das allgemeine Chaos wegen des Fahnenflüchtigen lenkte die meisten Augen von ihnen ab. Stattdessen standen überall Pretoria und Audiutrixfrauen, die Pugnatoren und Fähnriche penibel mit Gesichtsscannern kontrollierten. Timiditas und sein Freund huschten unter einigen Raumschiffen durch und sahen schließlich eine potentielle Mitfahrgelegenheit: ein Privatschiff mittlerer Größe, dessen Lagerraumluke geöffnet war.

Nur ein rostiger Arbeitsroboter war zu sehen, der Container an Bord trug. Der Munus konnte nicht abschätzen, ob der Roboter über ein sensorisches Programm verfügte, das die Eindringlinge bemerken und Alarm schlagen würde. Daher warteten sie die passende Gelegenheit ab und schlichen sich dann die Luke hoch, ohne vom Roboter entdeckt zu werden. Hier stapelten sich bereits zig Container diverser Größen. Timiditas quetschte sich mit seinen großen Brüsten zwischen zwei Reihen der Boxen; der Custos versuchte, ihm zu folgen, aber der voluminöse Brustkorb war nicht so flexibel wie die femininen Brüste des Munus, so dass er nicht genügend Platz hatte und beinahe einen Stapel Boxen umwarf. Er ächzte: „Ich passe da nicht zwischen...‟ Schon waren die metallenen und zischenden Geräusche des Roboters zu hören, der gerade den Lukenaufstieg betrat, um eine weitere Kiste an Bord zu bringen. Jetzt war alles aus, war sich der Muskelmutant sicher.

Aber kampflos würde er sich nicht geschlagen geben! Er packte eine der kleineren Boxen, die etwa hundert Kilogramm wog, hob sie hoch über den Kopf und schleuderte sie dem Roboter mit großer Wucht entgegen. Das Scheppern war ohrenbetäubend. Die mechanische Arbeitsmaschine wackelte und wurde von der gewaltigen Kraft umgestoßen. Linkisch bewegten sich die schweren Arme des Gerätes durch die Luft, aber die quaderförmigen Beine konnten ihn nicht mehr aufrecht halten, so dass er umkippte und krachend zu Boden ging. Strampelnd versuchte er wieder aufzustehen, was ihm aber nicht gelang. Einige Kabel waren beim Sturz herausgerissen worden und sprühten nun Funken.

Timiditas hatte mit panischem Blick die Szenerie erfasst. Wenn an Bord irgendwo Security war, dann würde sie spätestens jetzt erscheinen. Er quetschte sich wieder aus dem schmalen Versteck hervor und rief: „Schnell! Wir müssen abhauen!‟ Seinen Kameraden beinahe umlaufend, sprang er zur Rampe und rannte aufs Landefeld zurück. Der Custos folgte ihm schwerfällig. Die schweren Brüste des Munus schwangen hin und her und zerrten an seinem Besitzer. Besonders ungünstig war der riesige Samenbeutel für einen Läufer. Die Hoden prallten bei jedem schnellen, weiten Schritt in schmerzhaftem Rhythmus gegen die Oberschenkel. Dann doch lieber so einen schweren Körperbau wie Gravis haben, zog Timiditas in Gedanken ein Fazit über die Nachteile ihrer Körper.

Wohin sollten sie jetzt? Sie hatten nicht die geringste Spur von Ahnung oder eine Idee. Der Munus entschied - in Ermangelung einer besseren Alternative - kurzatmig: „Zurück zum Transporter!‟ Vielleicht war die Pilotin auch schon entdeckt worden. Dann rannten sie genau in ihr Verderben. Hinter sich hörten sie einen schrillen Alarm. Das sorgte bei ihnen nicht gerade für eine Beruhigung. Schwer keuchend und ächzend, nach Luft schnappend und vorn übergebeugt erreichten sie nach einer Weile das Transportschiff. Die Außenluke war immer noch geöffnet. Die Flüchtlinge stolperten die Rampe hoch und zogen den Einstieg anschließend ein, um die Luke zu schließen. Wenn sie mit der Pilotin nicht allein waren, säßen sie in der Falle!

Das wussten sie. Sie mussten das Risiko aber eingehen. Der Custos fragte: „Was nun? Wohin willst du mit diesem kleinen Kasten fliegen? Wir kommen mit dem schwachen Antrieb doch niemals aus diesem System. Und solange wir in der Atmosphäre von Regina bleiben, werden uns Scanner der Armee-Kreuzer sofort finden.‟ Timiditas seufzte. „Mach mir nicht gleich so viel Hoffnung auf einmal!‟ Im Pilotenmodul sahen sie auf dem Monitor eine Nachrichtenlaufleiste: „Desertierter Pugnator-Anwärter noch auf der Flucht... Vermutlich auf dem Gelände des intergalaktischen Flughafens... Finderlohn: 15 Dilithium-Plättchen.‟ Der Custos starrte auf die blaue Schrift, die auf dem weißen Hintergrund lief. „Animus ist hier? Wir müssen ihn finden.‟ Timiditas stöhnte auf. „Ja, wir haben ja auch sonst keine Sorgen. Wir werden alle drei auf Disciplina landen.‟

Der Munus schlug vor: „Lass uns die Pilotin aus ihrem Käfig holen und hier abdüsen.‟ Wohin, das wusste er auch nicht. Die beiden Freunde betraten den Lagerraum und sahen zu ihrer Erleichterung die Navigatorin in dem Käfig hocken. Die Frau starrte sie ungläubig an: „Das kann doch alles nur ein Alptraum sein! Die beiden schon wieder!‟ Timiditas nahm den Key für den Käfig von einem mannshohen Fass, wo er ihn hingelegt hatte, und wollte nun die Tür der Box öffnen. Da sah er Aufbruchspuren. „Was ist denn das?‟ Auch der Custos kam näher und betrachtete das leicht verbogene Metall. Offenbar hatte jemand versucht, den Käfig von außen aufzuhebeln. Die Pilotin grinste. „Tja. Da wundert ihr euch! Ich bin heute sehr beliebt. Ihr seit nicht die Einzigen, die mich brauchen.‟ Eine Sekunde später hörten sie eine Stimme hinter sich: „Keine Bewegung! Oder ich setze euch mit meiner Elektro-Impulswaffe außer Gefecht.‟

Timiditas und Gravis drehten sich trotzdem langsam um. Vor ihnen stand ihr alter Freund Animus. Da der Transporter das einzige Schiff war, dessen Außenluke aufgestanden hatte, war der Fahnenflüchtige eingestiegen. Als er die Pilotin gesehen hatte, wollte er sie befreien, damit sie ihn hier wegflog, da er selbst das Schiff nicht steuern konnte. Nur fehlte ihm der Key für den Käfig, also hatte er ein Brecheisen genommen, war aber erfolglos geblieben. Der Munus rief: „Animus! Bist du es wirklich?‟ Der junge Mann in der Rekruten-Uniform stutzte. Woher kannte dieser Munus seinen Namen? Er nannte seinen Namen und stellte auch Gravis vor. Animus hatte inzwischen davon gehört, dass einige Jünglinge zu Rusticussen erzogen, andere zu Munus gemacht wurden. Und zu Munus hatte er viele Informationen in einer Ausstellung auf Eldorado bekommen. Aber konnte das tatsächlich sein? Standen da seine alten Freunde, die er seit seiner Musterung vor dem Tribuna-Ausschuss nicht mehr gesehen hatte?

Und wieso hatte Gravis dann diese enorme Muskelmasse und... Jetzt sah er noch die Haifischzähne. Die Begegnung mit Animus ließen bei Timiditas auch die letzten blockierten Erinnerungen wieder frei verfügbar werden. Und auch der Deserteur war sich nun sicher, seine Freunde vor sich zu haben. Endlich ließ der Ex-Rekrut seine Waffe sinken und umarmte seine alten Bekannten. Zugegebenerweise war es ein äußerst merkwürdiges Gefühl. Timiditas war mit seinen extremen Brüsten und dem monströsen Inhalt seines Latexanzuges zwischen seinen Beinen ein bizarres Wesen. Und Gravis zerquetscht den Rekrut im Rausch der Freude beinahe.

Dann zerstörte die verwunderte Pilotin die frohe Stimmung: „Ich fliege euch, wohin ihr wollt. Aber ihr werdet nicht weit kommen. Und dann landet ihr auf Disciplina. Und der Rekrut hier, wird noch ein viel schlimmeres Schicksal erdulden.‟ Timiditas drehte sich zu der Gefangenen. „Was kann schlimmer sein als das Straflager?‟ Die Pilotin grinste: „Deserteure werden deaktiviert. Da die Todesstrafe auf Regina verboten ist, werden speziell geschulte Wissenschaftlerinnen, die Arkana genannt werden, das Gehirn eures Freundes in einer sensorischen Deprivation unterziehen. Er wird wie in Stasis gehalten, aber bei vollem Bewusstsein. Und so wird er bis ans Ende seiner Tage verbleiben.‟ Dem Trio schauderte es bei der Vorstellung.

Aber dann gab sich Timiditas als erster einen Ruck und nahm den Key. Als er den Käfig öffnete, hob Animus sicherheitshalber seine Elektro-Impulswaffe, damit die Frau keine „dummen Dinge‟ machte, wie er warnte. Im Brückenmodul nahm die Pilotin auf dem Lotsensitz Platz und aktivierte die Antriebe. Sie beantrage routiniert eine Starterlaubnis beim Tower und zog den Transporter wenige Minuten später in die Luft. Dabei hielt sie, sobald sie nur eine Hand für ihre Tätigkeit benötigte, mit der anderen ihre Jacke zu, damit ihre blanken Brüste nicht vor den Augen der Männer klafften.

Die große Kuppel der Haupthalle des Flughafens wurde kleiner und kleiner. Verbissen kommentierte sie: „Ich glaube, eure Planung ist nicht zuende gedacht. Bin gespannt, welchen Kurs ich eingeben soll.‟ Timiditas schluckte. Sie hatte Recht. Er wusste es nicht. Der Planet war nirgends sicher. Sobald bekannt sein würde, dass der Transporter geentert worden war, würde die Armee der Regina sie finden. Er zeigte auf der Karte, die auf einem Schirm abgebildet war, Richtung Norden. „Flieg in diese Richtung.‟ Die Pilotin wirkte amüsiert: „Aye, Kapitän.‟

Der Munus fragte Animus nach dem Grund seiner Flucht. Der Ex-Rekrut seufzte: „Ich war gerne Pre-Pugnator, und wäre sehr gerne Fähnrich geworden. Ich habe dort auch neue Freunde kennengelernt. Einer hat mir sogar bei meiner Flucht geholfen. Aber gestern habe ich zufällig ein Gespräch zwischen zwei Audiutrix-Offizierinnen belauscht, dass man mich erneut an die Faba ausliefern würde. Sie wollten damit unbedingt einen wichtigen Fähnrich austauschen.‟ Animus erzählte nun alle Details von seiner Geiselnahme und den Experimenten in dem Kubus. „Und so blieb mir nur die Flucht.‟

Timiditas schaute auf die enge Uniformhose des Freundes, die merkwürdig ausgebeult war. Er fragte sich zugleich, ob der Securitychip in seinem Riesenphallus wieder aktiviert worden war, oder ob er hier der einzige Mann war, der Zugang zu seinem besten Stück hatte. Er wollte erfahren: „Du trägst also immer noch diese Castitasschelle der Faba?‟ Animus nickte verlegen. Doch dann zog Gravis seinen Lendenschurz zur Seite: „Willkommen im Klub.‟
94. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 11.07.16 22:11

Tolle Fortsetzungen. Bin mal gespannt wo das Trio hin will und wir es weitergeht.
Im ersten Moment hab ich gedacht du hast dich vertan als Gravis den Kampf gewonnen hatte.
95. RE: Regina

geschrieben von Holzfäller am 11.07.16 22:24

Ich finde auch, dass die Geschichte sehr spannend ist.
96. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 13.07.16 20:11

~ XXXII ~


„Sekunde!‟, verlangte Animus, als er einen Blick auf die Armaturen der Raumschiffsteuerung warf. „Ich glaube, wir haben doch eine Chance von Regina zu verduften.‟ Der Munus und der Custos sahen ihn fragend an. Der ehemalige Rekrut erläuterte: „Wenn mich nicht alles täuscht... Also, ich könnte das Ding zwar nicht alleine fliegen, aber ein bisschen Ahnung habe ich auch... Der Transporter hat einen Weitstreckenantrieb. Das ist kein konventioneller Zivilgleiter. Der ist von der Armee. Damit können wir die Atmosphäre verlassen.‟ Die Pilotin sah ihn grießgrämig an, widersprach aber nicht. Animus fragte: „Wie viel Treibstoff ist an Bord?‟ Die Frau nannte ihm die verfügbare Kapazität, darauf grinste Animus: „Ich bin zwar erst Pugnator-Anwärter gewesen, aber ein wenig verstehe ich trotzdem schon von Schiffen und deren Antrieb. Und das hier, meine Lieben, ist ein militärisches Shuttleschiff mit transplanetarem Antrieb. Vielleicht sogar transstellar?‟ Die Frage ging an die Pilotin, die ihn immer noch ansah, als habe sie gerade in eine saure Zitrone gebissen.

Der Munus fragte: „Heißt das, dass wir hier wegkommen? Dass wir nicht nur Regina verlassen, sondern es bis zu einem anderen Solsystem schafen können?‟ Der uniformierte Rekrut nickte. „Ich weiß allerdings nicht, wie lange es dauern wird, bis wir den Raum der Großen Allianz erreichen.‟ Er sah fragend zu der Pilotin, aber die verschränkte ihre Arme vor der Brust und streckte trotzig ihr Kinn vor. Sie würde einen Teufel tun, den Flüchtigen mehr Informationen in den Hintern zu blasen, als sie müsste. Der Custos bedachte: „Aber selbst, falls wir genügend Antrieb haben, so wird uns die Flotte der Regina vorher längst abfangen, bevor wir sicheres Terrain erreichen.‟ Animus wusste: „Nicht, solange sie nicht wissen, wer an Bord ist, und wir die passenden Berechtigungscodes haben, um die Grenzkontrollen zu passieren.‟ Die Kreatur aus Weib und Mann fragte: „Und woher bekommen wir die Codes?‟ Animus sah lächelnd zu der Pilotin. „Gibst du uns die Codes freiwillig?‟

Die Frau machte ein empörtes Gesicht und vergaß, mit der Hand die Jacke zuzuhalten, so dass ihre Brüste blank und frei im Licht des Cockpits glänzten. „Was soll das heißen? Wollt ihr mich etwa zwingen?‟ Der Muskelmann kam auf sie zu und packte die Jacke, zog sie ihr von den Schultern und warf sie hinter sich. Mit seinen Haifischzähne grinste er bedrohlich. Die Pilotin bekam Schnappatmung vor lauter Entrüstung und kreuzte erst nach mehreren Sekunden die Arme verzweifelt vor ihrem Busen. Animus grinste: „Deine Möpse haben ihre Freiheit schon zurück. Willst du sie auch? Dann kooperiere mit uns.‟

Der Munus fragte: „Wie heißt du überhaupt, Frau?‟ Die bis auf ihre Hose Entkleidete antwortete: „Luscinia. Und wer seid ihr?‟ Animus stellte seine Freunde Timiditas und Gravis vor. Dann erläuterte er, warum er aus der Flotte geflohen war. Dafür zeigte die Pilotin sogar ein gewisses Verständnis, obwohl sie betonte: „Desertion wird mit dem Ausschluss aus der Armee bestraft. Und so weit ich weiß auch mit permanenter sensorischer Deprivation durch Trennung des Gehirns vom Körper.‟ Animus nickte. Luscinia meinte skeptisch: „Aber die Story von deinen Freunden hier glaube ich nicht so recht. Munus werden zwar fremdbestimmt, aber dass sie solche Sklaverei erdulden müssen... und auch Custos... Nein, an diese angeblichen Gladiatorenkämpfe glaube ich auch nicht.‟

Der Muskelmutant zuckte mit seinen breiten Schultern: „So ist es aber. Die meisten Frauen auf Regina werden davon nichts wissen. Das ist für Edelfräuleins vorbehalten, die sich in Reginas Palast verlustieren.‟ Die Pilotin wiegte ihren Kopf hin und her. „Egal, ich will keinen Ärger. Wenn ich entführt werde, kann ich dafür ja schlecht bestraft werden. Also werde ich mit euch Verbrechern kooperieren!‟

Sie bereitete alles für den Flug aus dem System der Regina vor und warnte: „Wir haben zwar ausreichend Treibstoff und Nahrung an Bord, aber wenn ihr bis zur nächten bewohnten Kolonie wollt, wird das einige Zeit dauern.‟ Animus wollte wissen: „Was verstehst du unter einiger Zeit?‟ Luscinia spitzte ihre Lippen. „Der nächste neutrale Zielhafen wäre Mare Mutus. Wir würden bei Höchstgeschwindigkeit etwa elf Wochen benötigen.‟ Das Trio glotzte ihre Führerin an. Elf Wochen?

Eigentlich kein Weltuntergang, wenn man bedachte, dass sie ihrem Schicksal so entkommen konnten. Aber den Freunden fiel wohl synchron ein, dass sie in einer Keuscheitsvorrichtung steckten. Frühestens in elf Wochen konnten sie befreit werden... Und das an Bord einer zugegeben äußerst attraktiven jungen Dame. Nur der Munus machte sich noch Hoffnung, dass der Securitychip in seiner Eichel nicht aktiviert war. Aber sollte er es riskieren? Er hatte zwar enorme Lust, aber dafür ging die Lust auf einen starken Stromschlag gegen den absoluten Nullpunkt. Noch hielt er es aus, aber was würde in den nächsten Tagen, den nächsten Wochen sein?

Luscinias Stimme holte ihn aus seinen Gedanken: „Bekomme ich nun meine Jacke wieder, ihr miesen Piraten?‟ Animus näherte sich der halbnackten Frau, die inzwischen ihre bloßen Brüste vergessen zu haben schien: „Hör zu, Lady! Wir müssen uns hier alle arrangieren. Und da wir nicht sicher sein können, dass du uns nicht hintergehst, und wo hier vielleicht noch Waffen an Bord versteckt sind, wirst du während der Reise kontrolliert.‟ Der fahnenflüchtige Rekrut nickte dem Muskelkoloss zu: „Binde sie auf dem Pilotensitz fest.‟ Sofort protestierte die Frau: „Wartet! Das ist unnötig! Das Shuttle ist auf Automatik gestellt, der Kurs ist eingegeben. Ich muss da vorläufig nicht mehr sitzen.‟ Animus schmunzelte: „Dann wirst du nun in dein Quartier eingesperrt.‟

Gravis packte die zierliche Frau. Er dosierte seine Kräfte so, dass er ihr kein Haar krümmte, aber optisch wirkte es, als könne er sie zwischen seinen massiven Armen wie eine Pflaume zerquetschen. Timiditas begleitete sie und kehrte aber kurz darauf zurück zu Animus: „Die Unterkünfte lassen sich nicht von außen verschließen.‟ Animus überlegte einen Augenblick. „Tja, dann bleibt nur der Lagerraum. Aber ich weiß nicht, was da alles lagert. Steckt sie sicherheitshalber in den Käfig, bis wir eine andere Lösung gefunden haben.‟ Der Munus nickte und ging zu Gravis, um zu melden, was Animus gesagt hatte.

Keine fünf Minuten später hockte Luscinia in der Gitter-Box. Alles an Protestnoten, Gezeter und Drohungen hatten nichts geändert. Kurz darauf war sie allein. Wenigstens das Licht hatten sie angelassen. Luscinia versuchte mit Gewalt aus der Box zu entkommen, aber sie war speziell für Munustransporte hergestellt und entsprechend stabil. Ihr blieb nichts anderes übrig, als zu warten und zu hoffen, dass sie bald wieder befreit würde.

Das Trio diskutierte derweil im Mannschaftsmodul des Gleiters. Animus war der Auffassung, die Frau nicht länger als nötig in dem Käfig stecken zu lassen. Timiditas fand jedoch: „Sie hat uns beleidigt. Und sie hält ja wohl nicht viel von Munus! Soll sie doch in der Box wohnen! Sie hätte ja auch kein Problem damit, einen Munus damit zu transportieren.‟ Gravis schlug vor: „Wir könnten eine Handschelle suchen oder etwas anderes.‟ Animus nickte: „OK, wir müssen sowieso den Lagerraum genau durchforsten. Laut der Boardingliste sind da auch Kisten für Disciplina dabei. Vielleicht haben die Fesseln geordert.‟

Die drei Freunde kehrten in den Lagerraum zurück und wurden von der Eingesperrten beobachtet, wie sie sämtliche Kisten und Boxen öffneten, um den Inhalt zu überprüfen. Zwar waren alle Behältnisse verplompt, aber da kam ihnen die Kraft des Custos entgegen, der die Schlösser und Drahtseile ohne große Anstrengung mit einer Metallstange aufsprengte. - Zunächst interessierten sie die Boxen, die an das Straflager adressiert waren.

Als erstes kamen Dutzende Gummipeitschen ans Licht. Gravis umarmte einen Haufen davon und hob ihn aus der ersten Kiste, legte sie am Boden ab, und sah, dass Animus bereits etwas anderes in der Hand hielt: ein schwarzer, schlauchförmiger Textilmix mit Schnüren. Was sollte das sein? Während Gravis und Animus ratlos waren, erkannte der Munus sofort den Monohandschuh und erklärte seinen Kameraden die Funktion. Der Munus blickte verschlagen zu der Pilotin: „Ich kann das an unserer Kleinen mit dem frechen Mundwerk demonstrieren. Dann könnten wir sie auch rauslassen.‟

Animus stimmte zu. Luscinia sah verdattert zu dem Fesselprodukt. Sollte sie froh über ihre Entlassung aus dem Käfig sein? Oder lieber entsetzt, dass sie eine solche perfide Fessel tragen sollte? Ihre Brüste bedeckend, kroch Luscinia heraus, als Gravis das Schloss geöffnet hatte. Doch bald war es vorbei mit dem Blickschutz, denn Timiditas streifte ihr den Monohandschuh über und fixierte ihn hinter ihrem Rücken. Die Frau ächzte. Erst jetzt wurde ihr richtig bewusst, dass ihre Brüste nun den Blicken dieser Männer oder Kreaturen oder wie man sie auch bezeichnen sollte, hilflos ausgeliefert waren.

Die drei Freunde schienen aber kein großes Interesse daran zu haben, sie anzustarren, sondern wühlten weiter in der Kiste. Es fanden sich Sklavengeschirre, Hodenstrecker mit Dornen, Halsringe, Fußfesseln und einige Disziplinarstöcke, die zur Grundausstattung von Audiutrixfrauen gehörten. Animus gab seinen Kumpels jeweils einen Stromstab. „Nur für den Fall...‟, meinte er, zu der Gefesselten schauend. Der Custos ließ den Stab kurz aufblitzen. Knisternd war eine bläuliche Entladung an der Spitze zu erkennen. Luscinia taumelte voller Respekt vor der Elektrizität einen Schritt zurück und riss die Augen auf. Das würden ja unterhaltsame elf Wochen werden!

Luscinia torkelte mit dem Monohandschuh durch den Lagerraum. Sie musste leicht vorgebeugt gehen. Ihre Ellenbogen berührten sich in dem engen Textilschlauch beinahe. Sie fragte keuchend: „Muss das wirklich sein?‟ Aber das Trio war ganz vertieft in den Inhalt der nächsten Kiste, die Gravis mit brachialer Muskelkraft aufgesprengt hatte. Diese Box war gefüllt mit Sendern und Empfängern. Animus vermutete: „Mir sieht das so aus, wie Strafchips, die man am Halsband der Insassen anbringt.‟ Timiditas meinte: „Können wir ja auch an unserer Süßen ausprobieren.‟ Animus schüttelte den Kopf: „Nein, das ist nicht nötig. Lass uns in die nächste Box schauen.‟ Es fanden sich der Reihe nach noch zahlreiche Fesseln, Schlaginstrumente, ganze elektronisch gesicherte Pranger in Einzelteilen, aber auch Nahrungskonzentrate, Computerchips, Stahlstangen, Wärterinnenuniformen und Insassenkleidung für Munus, Rusticusse und andere Kreaturen.

Animus merkte, wie Timiditas angewidert das perfide Munusgeschirr betrachtete, dass die großen Hoden nach unten streckte und keinen aufrechten Gang zuließ. - Es gab noch versiegelte Tonnen mit Antriebsenergie und Ersatzteilen für das Shuttleschiff. In einem sehr großen Behältnis, der eher einem Container ähnelte, fanden sich Stapel mit Zellenwänden, Module für das Straflager: Gitterflächen und Verkleidungen von Isolationszellen aus Wolframcarbid. Plötzlich hielt Gravis ein metallenes Rohr in der Hand. „Was ist das?‟

Das Teil hatte eine Länge von 20 Zentimetern, einen Innendurchmesser von sieben Zentimetern, und eine extreme Wandstärke von acht Zentimetern. Mit sechs Inbusschrauben ließ es sich der Länge nach in zwei Hälften aufteilen. Der Munus rümpfte die Nase und grunzte. Abfällig sagte er: „So haben sie uns behandelt! Das ist ein Hodenstrecker für Munus. Die Edelfräuleins finden das chic.‟ Gravis und Animus verzogen schmerzhaft ihre Gesichter. So ein Monstrum sollte an den Bällen der Munus hängen? Timiditas berichtete: „Das ist noch lange nicht der Größte! Ihr glaubt gar nicht, wie erfinderisch diese jungen Damen sind.‟ Luscinia lachte höhnisch auf. „Das geschieht euch nur recht! Ihr Freaks!‟ Timiditas giftete zurück: „Schade, dass du keine Nüsse hast! Sonst würde ich dir gleich ein neues Schmuckstück schenken!‟

Gravis kicherte. Animus und Timiditas sahen ihn an. Der Custos zog einen Gegenstand aus dem Container, der eine Form wie eine Avocado mit einer Art Standfuß hatte. „Ich habe ein Schmuckstück gefunden, das auch gut diese Süße zieren würde.‟ Timiditas grinste. Ein riesiger Dildo. Wahrscheinlich bestrafte man damit in Disciplina die Insassen, denn er schien einen Schließmechanismus zu haben, der ihn im Anus fixierte. Luscinia ächzte, als habe ihr jemand in den Bauch getreten. „Das... das... das wagt ihr nicht! Ich bin eine Frau! Eine Pilotin der Regina-Flotte. Ich stehe weit über euch! Ihr seid Dreck! Dreck seid ihr!‟ Die Frau zeterte und strampelte in ihrem Monohandschuh, aber der Custos legte sie übers Knie wie ein unartiges Kind. Die Arme zeigten schräg nach oben, während Luscinias Kopf beinahe Gravis Waden berührte. Die Unterschenkel der Dame waren angewinkelt, und ihre Füße zeigten zur Decke. Der Muskelmann hatte sie in den Kniekehlen und im Nacken fixiert.

Timiditas ließ es sich nicht nehmen, der Dame die Hose auszuziehen. Schon war sie splitternackt. Dann nahm er den Plug und drückte ihn langsam aber unerbittlich in das enge Loch der Frau. Luscinia jammerte: „Das werdet ihr büßen! Ich werde euch persönlich züchtigen! Tag für Tag!‟ Der Stopfen wurde immer dicker und dicker, während das Heulen der Frau lauter wurde. Als sie schon dachte, sie würde platzen, flutschte der Rest wie von alleine hinein bis zum Fuß des Dildos. Automatisch weitete sich das Teil in ihrem Inneren noch weiter, so dass es feststeckte. Gravis grinste breit: „Passt doch! Und schaut mal: Unsere Lady ist rasiert.‟ Luscinia strampelte auf dem Schoß des Custos und fauchte: „Lass mich runter, du Affenarsch!‟

Der Muskelmann ließ sie herunter und lachte. „Na, wie gefällt dir dein neues Geschmeide?‟ - Als Timiditas auf die Frau zuging und sie an den Brüsten packte, ging Animus dazwischen. „Leute! Das reicht! Kümmern wir uns um die anderen Kisten.‟ - Das Trio inspizierte eine Box nach der anderen und fand in einer unscheinbaren Verpackung einen beachtlichen Stapel Dilithiumplättchen sowie mehrere größere Dilithiumbrocken. Der Ex-Pugnator staunte: „Wir sind reich!‟ Sie schätzten den Wert des Funds ab und vermuteten, dass sie damit sogar ein größeres Schiff kaufen könnten. In einer weiteren Box lagerten mehrere Castitasschellen und versiegelte Zweiliterflaschen mit Munus-Ejakulat. Timiditas schauderte es. Vielleicht war sein eigener Luststaft dabei. Animus fragte sich, ob Regina mit Ejakulat handelte. Der Dilithium-Handel war bekannt. Von dem Erz finanzierte sich das Imperium, aber Ejakulat? Er fragte Luscinia danach, die sich aber dumm stellte. „Ich muss die Ladung nur von A nach B fliegen. Und zwar nur innerhalb des Reginasystems. Keine Ahnung, was alles an Bord ist, und wozu es dient.‟

Urplötzlich schwang sie herum, so gut es mit Monohandschuh und Buttplug ging, und versuchte Animus in seine Bälle zu treten. Der Ex-Rekrut konnte sich gerade noch wegdrehen, sprang sie an und rutschte mit ihr auf dem Boden bis zur Außenwand. Luscinia saß nun mit durchgedrücktem Rücken an der Wand, während Animus beinahe auf ihr hockte. Er drohte mit dem Zeigefinger vor ihrem Gesicht: „Versuche das nie wieder, du Luder!‟ Im nächsten Moment starrten seine Kameraden nur ungläubig auf das Geschehen: Animus zog ihren Nacken zu sich und küsste sie, und die Piloten erwiderte sein Verlangen. Sie hätte ihn am liebsten umarmt, aber die Arme waren weiterhin hinter ihrem Rücken fixiert.

Die Finger des Jünglings allerdings strichen über die nackten Seiten der Frau, über die zarte Haut, den Rippenbogen, und erreichten dann die Brüste mit den nun aufgerichteten Warzen. Wohlig stöhnte sie auf und verlangte mehr. Animus merkte, wie sein Luststab dringend aus der Röhre wollte, doch die hielt ihn gnadenlos zurück. Er löste die Umarmung, stand auf und sah verlegen zu seinen Kameraden, während Luscinia umständlich versuchte, aufzustehen. Animus murmelte: „Das war ein Fehler von mir. Ich...‟ Er verstummte. Aber die blauen Augen der Frau hatten ihn magisch angezogen. Und er hatte auch bei ihr Gefühle gespürt. Hatte er sich etwa in ihre Geisel verliebt?

Animus entschied: „Befreit sie von dem Plug. Und im Käfig muss sie auch den Monohandschuh nicht tragen.‟ Die Pilotin fragte schockiert: „Ich soll wieder in diesen Käfig?‟ Der Jüngling fragte: „Was ist dir lieber? Die Nacht über mit dem Monohandschuh zu verbringen, oder in der Box zu nächtigen?‟ Sie blitzte ihn an. „Dann gehe ich eben in den Käfig!‟ Ihre Worte trieften vor Trotz. - Der Muskelberg brachte sie hinter Schloss und Riegel, nachdem er sie von Plug und Fixierung befreit hatte, und danach gingen die Freunde ins Mannschaftsmodul, wo Animus jedem ein winziges Quartier für die Nacht zuordnete.

Neben dem Bett war nicht mehr viel Platz übrig, da die Räume nur jeweils sechs Quadratmeter ausmachten. Sie verabschiedeten sich für die Nacht. Der Auto-Pilot war eingestellt und würde erst in zwölf Stunden einer Kontrolle und eventuellen Korrektur bedürfen. Animus legte seine Uniform ab und betrachtete seine Keuscheitsvorrichtung, die ihm die Faba angelegt hatten. Sie ähnelte der Castitasschelle von Gravis, war aber aus einem ihm unbekannten Material und mit einer undurchsichtigen Mechanik und Elektronik ausgestattet. Mit den Gedanken bei der hübschen Pilotin schlief er ein. Er meinte, noch ihre Haut und ihr Haar riechen zu können.

Auch Gravis war in der Nachbarkabine mit seiner Erinnerung bei Luscinia. Er sah sie bäuchlings über seinen Schoß gebeugt, mit dem kleinen, süßen Po hilflos in der Luft. In seiner Vorstellung verabreichte er der Göre Schläge mit der flachen Hand auf das Gesäß, bis es leuchtete wie ein Roter Riese. Das nächste Bild zeigte die nackte Pilotin mit dem Monohandschuh vor dem Muskelkoloss knien und - zwischen seinen massiven Schenkeln vorgebeugt - den Custosstab lutschen... Das resultierte in der Realität bei Gravis zu einem feuchten Traum, wie er am nächsten Tag feststellen würde.

Der Munus war dagegen laut Bordzeit noch bis tief in die Nacht wach. Er stand wieder auf und schlich sich in das Lagerdock. Das pneumatische Schott öffnete sich zischend, so dass Luscinia in ihrem Käfig aufschreckte und dem bizarren Wesen entgegenblickte. Timiditas trat ein, hinter ihm schloss sich das Tor wieder. Er näherte sich der Transportbox und schälte sich langsam aus seinem Munus-Suit. Auch, wenn Luscinia bereits die Ausmaße der Munusgenitalien durch den engen, dünnen Stoff gesehen hatte, so war dies blankgezogen noch eine ganz andere Erscheinung. Mit offenem Mund hockte sie auf ihren Unterschenkeln und umklammerte mit ihren Händen zwei Gitterstäbe.

Sie hatte ein wenig geflunkert, als sie ihren Entführern vorgegaukelt hatte, von Unterdrückung der Munus nichts zu wissen. Sie war selbst im vorigen Jahr auf der Vergnügungsstation El Dorado gewesen und hatte mit ihren Freundinnen an Munuskämpfen ihre Freude gehabt. Sie hatte einige Krediteinheiten auf einen Kämpfer gewettet und verloren. Zu ihrer Genugtuung wurde der Verlierer noch in der Arena für sein Versagen streng gezüchtigt, aber der Einsatz war verloren. - Und jetzt stand da ein Munus vor ihr, frei und mit einem Strafstab ausgestattet, und sie hockte hier in diesem Käfig, nackt, hilflos...

Inzwischen waren weitere Trupps Audiutrix und Kolonnen Pugnatoren überall in der Hauptstadt Reginas auf der Suche nach dem Deserteur. Und auch nach dem entflohenen Munus und dem Custos 63166 wurde gefahndet. Jegliche Raumschiffe des Hafens wurden durchsucht. Doch das Shuttle, in dem sich die drei Freunde befanden, flog zu diesem Zeitpunkt bereits außerhalb der Umlaufbahn von Regina. - Es näherte sich einem Mond, auf dem diverse Habitate von Edelfräuleins unter gigantischen Kuppeln in den dunklen Raum ragten, doch die Umlaufbahn dieses Himmelskörpers würde der Gleiter nur tangieren. Die einprogrammierten Koordinaten führte ihn aus dem Regina-System heraus in den leeren Raum, Kurs Mare Mutus. Der Planet gehörte bereits zur Großen Allianz, in der die Regina-Flotte keine Vollmachten mehr besaß.

Kampfgenossen von Gravis und Timiditas wurden derweil von einer Verhörexpertin befragt. Doch trotz ausgeklügelter Methoden, die insbesondere die Hoden der Personen einbezog, konnte die Befragerin keine nützlichen Informationen generieren. Die erfahrene Uniformierte verließ den Verhörraum und seufzte. Die Aussagen waren wertlos. Sie musste eingestehen, dass sie hier nicht weiterkam. Stattdessen flog sie mit einem Gleiter in die Militärkaserne für Rekrutenausbildung und übernahm die nächste Aufgabe: Irgendein Pre-Pugnator musste doch etwas von den Plänen des Fahnenflüchtigen Animus wissen.

Sie ließ sich die ehemaligen Stubenkameraden Magnus und Celeritas kommen. Die beiden Rekruten wurden entkleidet und auf rittlings, Rücken an Rücken, auf eine Stange gesetzt, so dass ihr gesamtes Körpergewicht mit ihrem Damm auf der nur drei Zentimeter dicken Stahlstange ruhte. Die Uniformierte stellte sich an eine Seite, so dass beide sie sehen konnten. „Mein Name ist Crudelis. Ich bin Verhörspezialistin für innere Angelegenheiten der Regina-Flotte.‟ Magnus und Celeritas schworen, Animus nach seiner Befreiung von den Faba überhaupt nicht mehr gesehen oder gar gesprochen zu haben. Magnus zittrige Stimme erklärte: „Er ist in eine andere Stube velegt worden.‟ Crudelis strich mit einer Art Rute über die Oberkörper der Rekruten, die bereits schweißgebadet waren.

Nach wenigen Minuten schmerzte ihre Stellung auf der Stange heftig, und sie hätten alles dafür getan, erlöst zu werden. Womöglich hätten sie sogar ihren Kameraden Animus verraten, doch was sollten sie erzählen, wenn es doch tatsächlich keinen Kontakt mehr zwischen ihnen gegeben hatte? - Auf einen knappen Befehl hin, kamen zwei Audiutrixfrauen mit langen Zöpfen herbei und verbanden Magnus und Celeritas die Augen mit einer schwarzen Binde. Als Crudelis mit ihrer geflochtenen schwarzen Rute die „Ruten‟ der Rekruten antippte, wuchsen sie wie im Zeitraffer, ohne, dass die Jünglinge etwas dagegen tun konnten. Die Spezialistin lachte sarkastisch und lauthals. „Ihr jungen Burschen denkt immer nur an das Eine!‟ Dann hauchte sie ihnen maliziös entgegen: „Ihr werdet Castitasschellen tragen bis zum Nimmerleinstag... Oder ihr sagt mir, wo sich euer Komplize versteckt hat!‟

Jetzt wimmerte Celeritas am ganzen Leib zitternd, und sogar der kräftige Magnus winselte: „Wir wissen es aber doch nicht!!‟ Ein feines Lächeln breitete sich auf den harten Zügen der Frau aus. „Dann bleibt wohl nur die Castitasschelle - bis ihr euch erinnert.‟ Die Jünglinge ächzten und stöhnten auf. Sollten sie nun bis an ihr Lebensende in Castitasschellen schmoren? Und schon wenige Augenblicke später fühlten die Rekruten Finger an ihren Genitalien, die die angedrohten Keuschheitsvorrichtungen anbrachten. Crudelis Stimme sprach offenbar zu ihren Schergen: „Lasst unsere beiden störrischen Dumpfbacken noch eine Weile reiten, bevor ihr sie zurück zur Stube begleitet.‟

Crudelis war sich sicher, dass die jungen Männer früher oder später redeten. In ihrem Alter war die Libido so ausgeprägt und unkontrollierbar, dass sie alles dafür tun würden, um die Castitasschellen loszuwerden. Die Befragung hatte sie irgendwie geil gemacht. Die Uniformierte zog sich in ihr Quartier zurück und ließ nach ihrem Privatmunus rufen, der trainiert war, ihr die höchsten Genüsse zu bereiten. - Schade, dass sie die Jünglinge nicht härter hatte anpacken dürfen, aber die Gesetze für Pugnatoren waren eindeutig. Anders sah es bei rechtlosen Custos und Munus aus. Später am Tag hatte sie noch ein „Gespräch‟ mit einem störrischen Munus einer Edeldame. Dort würde sie sich austoben und ihn wohlerzogen an die Eigentümerin zurückgeben. Aber jetzt ließ sie sich erst mal ganz dem Vergnügen hin...

Wie versprochen durfte Luscinia am nächsten Morgen den Käfig verlassen, reckte und streckte sich die Glieder und seufzte, als Gravis mit dem Monohandschuh winkte. Hilfesuchend schaute sie sich nach Animus um, der die Fixierung aber befürwortete. - Als sie von dem Custos gefesselt wurde, sah sie zu Timiditas, der beschämt zur Seite blickte. Gestern Nacht war es zu einem totalen Flop gekommen - zumindest für den Munus. Der hatte sich dem Käfig genähert und sich entblößt. Er hatte Luscinia demütigen wollen, indem er vor dem Käfig genussvoll onanierte. Er hatte den Riesenphallus schon in der Hand und begonnen, da schickte der Securitychip einen kräftigen Stromschlag durch seine Eichel und ließ den Munus grunzend auf die Knie sacken. Blitzartig ließ er seinen Luststab los und starrte entsetzt auf die schmerzende Stelle. Hatten diese Hexenweiber den Chip sogar aus der Ferne aktivieren können! Kleinlaut war er zurück in sein Qartier gegangen.

Sie führten die Frau ins Cockpit, damit sie den Auto-Piloten kontrollieren konnte. Alles war in Ordnung. Trotzdem öffnete Animus den Monohandschuh wieder; Luscinia stöhnte wohlig auf. Der Custos und der Munus sahen ihren Kameraden fragend an. Animus bestimmte: „Sie braucht ihn nicht die ganze Zeit zu tragen. Ich weiß was Besseres.‟ Er zeigte ihnen einen roten Ganzkörperoverall, wie Flugmechaniker ihn trugen. Er reichte das Kleidungsstück der Pilotin. Sie nahm es dankend an und stieg augenblicklich hinein, endlich von der würdelosen Blöße befreit. Der Muskelmann wollte intervenieren: „Aber sie kann uns so gefährlich werden!‟ Wieder hob Animus die Hand. Dieses Mal zauberte er einen Gürtel mit Handmanschetten hervor. „Nicht damit. Habe ich in meinem Quartier gefunden.‟

Gravis legte der Frau die Fesseln an, so dass ihre Hände nun an den Seiten ihrer Hüfte fixiert waren und nur wenig Spielraum hatten. Sie konnte die Hände etwas 20 Zentimeter vor oder neben ihren Torso führen, mehr nicht. Aber es war unendlich bequemer als die zusammenverdrehten Arme auf dem Rücken. Timiditas schnaubte. Er war gar nicht einverstanden, aber Animus war der Anführer, der Kapitän. Das hatte er unterbewusst akzeptiert, wie auch Gravis sich von dem Rekruten führen ließ. Vielleicht waren sie einfach nicht mehr gewöhnt, selbst zu bestimmen. Trotzdem fragte der Munus missmutig: „Und was machen wir nun? Das Lager ist durchsucht. Sollen wir jetzt elf Wochen Däumchen drehen?‟ In Gedanken setzte er hinzu: „Wir könnten elf Wochen lang fi**en! Diese geile Pilotin... Aber dank unserer Keuschheitsvorrichtungen sind wir nicht mal in der Lage, uns einen runterzufiedeln! Verdammt!‟

Bei dem Gedanken kam ihm der weite Overall der Frau gar nicht mehr so schlecht vor. Immerhin wurde er dann nicht ständig an die weiblichen Reize ihrer femininen Figur erinnert. Animus hatte den Reißverschluss des Overalls nur bis knapp über die Brüste geschlossen, und Timiditas zog ihn mit einem schnellen Ratschgeräusch bis unter das Kinn zu. Luscinia schmunzelte in seine Richtung. „Na? Angst, dass ich dich scharf machen könnte?‟ Sie versicherte sich seiner Aufmerksamkeit und drückte mit den Armen neckend ihre Brüste zusammen; dann drehte sie sich und wackelte leicht vorgebeugt mit ihrem Hintern. „Gefalle ich dir?‟ Timiditas schnaubte und stiefelte davon.

Gravis brauchte ein paar Sekunden, bis er seinen Blick von den Gesäßbacken lösen konnte. Doch dann widmete sich die Pilotin ganz dem Pugnator-Anwärter: „Ich steh total auf heiße Männer in Uniformen.‟ Gravis verdrehte die Augen und lief dem Munus hinterher. Animus schaute zu Luscinia, die ihn verschmitzt anblinzelte. Der junge Mann fragte: „Dir ist aufgefallen, dass ich eine Castitasschelle trage?‟ Luscinia schmunzelte wissend. „Das ist aber keine Castitasschelle aus Regina. Das ist ein ganz anderes Modell.‟ Animus nickte: „Ja, von den Faba.‟ Die Frau verriet: „Die Datenbank des Schiffes hat viele Informationen über Völker der Großen Allianz, und auch andere Lebensformen. Die Faba sind sicherlich auch dabei.‟ Animus sah sie stirnrunzelnd an: „Und was willst du mir damit sagen?‟ Sein Gegenüber strahlte: „Dass wir vielleicht erfahren können, wie sich diese Schelle öffnen lässt.‟ Animus war einen Moment perplex, doch dann fing er sich: „Und warum solltest du mir dabei helfen?‟ Luscinia lächelte: „Weil ich eine Frau bin, und elf Wochen eine lange Zeit sind.‟ Sie zwinkerte ihm zu. Animus merkte, wie seine Wangen erglühten.
97. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 21.07.16 00:19

Scheint ja zu klappen die Flucht von Regina.
Das der Chip scheints doch Aktiv ist,ist halt Pech oder war das die Nähe zur Munusbox die den Chip Aktiviert hat.
Wenn das klappen würde das Animus aus seiner Schelle rauskommt wär ja echt grausam. Dann sollten Timiditas und Gravis auch Freikommen. Wobei bei TimiditasMP dürfte wohl nur eine OP oder ein gezielter Emp helfen der den Chip zerstört oder sind die Chips gesichert?
Das werden jedenfalls 11 Interessante Wochen
98. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 24.07.16 20:14

~ XXXIII ~


Gravis hatte im Aufenthaltsraum neben der Messe eine Hantelbank mit entsprechenden Utensilien gefunden und sich gleich ans Training gemacht. Wenn er schon in einer Keuschheitsvorrichtung schmorte, musste die Energie und der Stress eben auf anderem Wege abgebaut werden. Schnell stellte er jedoch fest, dass sämtliche Gewichtsscheiben nicht ausreichten, um ihn intensiv zu fordern. Er machte 34 Wiederholungen mit der Langhantel, bevor seine Muskeln endlich versagten. Danach ging er zu schwierigeren Übungen über, die nicht so viel Gewicht erforderten.

Seinen Kameraden Timiditas hatte er schon längere Zeit nicht mehr gesehen. Der Munus lag in seiner Koje und grübelte über seine Situation nach. Wenn der Securitychip an seiner Eichel nicht deaktiviert werden konnte, würde nie wieder im Leben einen Orgasmus haben können. Und wie lange würde er es aushalten, nicht einen weiteren - jedenfalls hoffnungslosen - Versuch zu starten, seinen Riesenphallus zu bearbeiten. Dann würde erneut ein Stromschlag erfolgen. Timiditas seufzte. Da war ein richtiger Keuschheitsgürtel die angenehmere Variante. Damit würde man wenigstens nicht in Versuchung geraten können, an sich zu spielen.

Als er kurz darauf zu Gravis kam, um ein paar Stretchingübungen in dem Trainingsraum zu machen, erkundigte sich der Custos nach dem Befinden des Munus. Timiditas klagte ihm sein Leid. Gravis räusperte sich: „Vielleicht gibt es ja auf Mare Mutus eine Lösung für unser Problem.‟ Er glaubte zwar nicht wirklich daran, wollte aber seinem Kameraden Mut zusprechen - un letztlich sich selbst ebenso. Der Munus seufzte. „Wenigstens sind wir jetzt reich. Womöglich kann uns geholfen werden. Ich hoffe es zumindest.‟ Gravis klopfte ihm sanft auf die Schulter und ging in die Brücke des Gleiters, wo Animus und Luscinia vor einer Konsole saßen und einige Texte auf dem Monitor studierten.

Gravis fragte sich insgeheim, ob sich Animus in die junge Pilotin verguckt hatte. Und tatsächlich schienen sie enger nebeneinander zu sitzen als nötig gewesen wäre. Als Gravis genauer hinsah, bemerkte er Luscinias Hände auf dem Knie seines Kameraden. Die Pilotin nahm sie gerade weg und zeigte mit ihnen auf den Monitor, die schwere Handschelle schnell wieder absenkend: „Da ist der Programmcode. Mit ein bisschen Zeit decodiere ich dir die Frequenz zur Entsperrung deiner Keuschheitsvorrichtung. Die Faba mögen ja so manches sein, aber besonders gut im Verschlüsseln sind sie noch nie gewesen.‟

Gravis staunte nicht schlecht. Er fragte: „Und was ist mit meiner Castitasschelle? Kannst du sie auch entsperren?‟ Luscinia schmunzelte: „Ich fürchte, da musst du dich noch bis Mare Mutus in elf Wochen gedulden. In der Datenbank hier stehen keine geheimen Codes der Regina.‟ Gravis drehte sich zum Schott und hörte noch, wie Animus fragte: „Wie lange brauchst du dafür, Luscinia?‟ Die Frau antwortete: „Etwa einen halben Tag. Mal sehen. Womöglich auch länger. Aber ich bekomme das hin.‟

Gravis stapfte in das nächste Modul des Schiffes, wo sich die Messe gefand. Er war frustriert und musste sich irgendwie ablenken. Am besten mit einer großen Portion Nahrungskonzentrat. Neidvoll stellte er sich vor, wie Animus schon bald bei der hübschen Pilotin andockte und eine Supernova nach der anderen erlebte, während er, Gravis, weiterhin in der Castitasschelle schmachtete.

Immerhin war Timiditas in der gleichen Misere. Geteiltes Leid ist halbes Leid, so hieß es auf Regina. Aber würde Gravis das viel bringen? Er war voller Testosteron, auch ohne die Spezialnahrung, und hatte das dringende Bedürfnis endlich seine Hoden zu erleichtern. Elf Wochen bis Mare Mutus! Das war zu lang! Gravis schüttelte den Kopf und biss mit seinen Haifischzähnen aufeinander, die ein knirschendes Geräusch von sich gaben.

Timiditas erschien nun auch in der Messe und suchte sich ebenfalls eine Mahlzeit aus. Gravis knurrte: „Kannst du dir nicht irgendwas weiteres anziehen? In diesem... Ding... sieht man jede Wölbung deiner Eier, von deinem Schwanz, deine Riesennippel...‟ Der Munus hob die Augenbrauen: „Entschuldigung. Ich wusste nicht, dass es dich stört. Ich habe nichts anderes gefunden.‟

Als sich kurz darauf die Pilotin einen Alubecher Kaffee holte, lächelte sie die beiden Kameraden an. „Sehe, ihr esst schon.‟ Gravis brummte: „Was geht dich das an?‟ Verärgert stellte er fest, dass sie ihren roten Overallreißverschluss so weit geöffnet hatte, dass ein Blick auf einen Teil ihrer wunderschönen Brüste zu sehen war. Wackelte sie etwa aufreizend mit ihrem kleinen Arsch, als sie ging?, fragte sich Gravis, der ihr hinterherstarrte. Er wünschte sich nichts mehr, als diese süße Puppe zu vernaschen. Der Custos grunzte gequält auf. Warum trug er eine Castitasschelle? Warum ausgerechnet er? Er hätte lieber irgendwelche Foltermethoden ausgehalten. Aber seine Männlichkeit hinter Gittern? Das war einfach grausam!

Regina und ihre matriarchalische Gesellschaft konnte ihn mal am Arsch lecken! Niemals wieder würde er in dieses System fliegen. Er würde ein neues Leben beginnen. Sein Anteil an den Dilithiumplättchen würde reichen, um ein Auskommen zu haben. Ein schönes Leben zu führen, mit vielen geilen Girls. Wie der Pilotin... Gravis schwelgte über seine Zukunft. Dann fiel ihm plötzlich ein, dass Animus vorhatte, das gesamte Vermögen in ein schnelleres Schiff zu investieren, um in weiter entfernte Gebiete der Großen Allianz vorzudringen. Gravis grübelte. Er würde vielleicht lieber auf Mare Mutus bleiben. Dann müssten ihn Timiditas und Animus auszahlen. Die erste Aktion würde sowieso die Öffnung seiner Castitasschelle sein.

Aber was war, wenn das auf Mare Mutus gar nicht möglich war? Gravis brach der Schweiß aus. Timiditas bemerkte es und fragte: „Geht es dir nicht gut?‟ Gravis schlug laut und kraftvoll mt seinen Armschienen auf den Tisch. „Ich stecke in der Scheißschelle fest! Wie soll es mir da gehen, du blöder Freak?‟ Der Munus machte ein erstauntes Gesicht, doch dann wirkte er verärgert. „Blöder Freak? Und du, du Muskelgorilla?‟ Das war zuviel. Gravis sprang auf und wischte über den Tisch, um dem Munus an den Hals zu greifen, doch Timiditas war zu schnell. Er war ebenfalls aufgesprungen und zurückgewichen, Gravis griff ins Leere und stützte sich auf dem Tisch auf. Grunzend giftete er den Munus an: „Dich erwisch ich schon noch!‟

Timiditas flüchtete aus der Messe und eilte zur Brücke. Gravis massierte seine Schläfen. Er war ausgetickt. Das war ihm klar, aber er spürte, wie er seine Aggressionen kaum noch beherrschen konnte. Lag es an seinem Samenstau oder fehlte ihm irgendein Wirkstoff, den ihm die Audiutrixfrauen in die Nahrung gemischt hatten? Als Rusticus waren es Hormonkapseln gewesen, später hatte er eine obskure Substanz in Form einer Nährlösung erhalten. Fehlte ihm irgendetwas? Gravis erschrak, als er merkte, dass er den Alubecher, den er in der Hand hielt, unbewusst zerqetscht hatte. Wie einen glühenden Meteorstein ließ er das zerbeulte Metall fallen.

Bevor er seine Gefühle gar nicht mehr kontrollieren konnte, würde er Animus um Hilfe bitten. Vielleicht hatte der eine Idee. Gravis ging zum Brückenmodul, wo er die Pilotin mit seinem Kameraden vermutetete. Zu seiner Überraschung stand auch der Munus dort. Gerade strahlte Luscinia über ihr ganzes Gesicht. Sie guckte zwischen den Schenkeln von Animus hervor und lachte Timiditas und Gravis an. Im ersten Moment glaubte der Custos, dass die Frau einen Blowjob vollendet hatte. Aber das war natürlich nicht der Fall. Bei Gravis ging nach dem langen Entzug einfach die Fantasie mit ihm durch. Luscinia hob eine Hand und rief: „Voilà!‟ Sie hielt einen kleinen Gegenstand in der Hand... Die Castitasschelle der Faba!

Gravis und Timiditas schauten mit offenen Mündern zu. Wie hatte sie das Teil geöffnet? Animus grinste bis zu beiden Ohren. „Jungs! Ist das nicht geil? Ich bin frei! FREI!‟ Er stand auf, zog Luscinia hoch und küsste sie. Gravis war noch völlig perplex. Aber dann keimte eine kleine Hoffnung in ihm auf. „Könntest du auch meine Castitasschelle öffnen?‟ Die junge Pilotin betrachtete seinen Schritt. „Ich fürchte nicht. Das ist Technik der Regina. Dazu habe ich keinen Zugang. Das ist nicht mit der Faba-Technologie zu vergleichen.‟ Der Muskelkoloss zog eine Schnute. War es wirklich nicht möglich, oder konnte es sein, dass das kleine Biest ihn nur schmoren lassen wollte? Grummelnd knirschte er mit seinen spitzen Zähnen.

Der Munus kam herbei und fragte in ähnlicher Sache: „Und was ist mit meinem Securitychip? Der ist zwar auch Regina-Technologie, aber da muss doch was zu machen sein!‟ Luscinia zuckte mit ihren schmalen Schultern. Sie drehte sich zur Steuerkonsole um und meinte geschäftig: „Ich muss mich jetzt um ein paar Kurskorrekturen kümmern, sonst kommen wir einem Gasriesen zu nah.‟ Sie sah bittend zu Animus: „Die Fesseln stören wirklich ungemein bei der Arbeit...‟ Sie hielt die Arme hoch. Der Ex-Pugnator seufzte. „Also gut. Aber nur unter Beobachtung.‟ Er deaktivierte den Verschluss, und die schwere Hanschelle fiel zu Boden.

Gravis brummte: „Jetzt soll sie sogar völlig frei sein? Das ist zu gefährlich! Was ist, wenn sie irgendwo eine Waffe versteckt hat?‟ Luscinia drehte sich zu ihm um und schmunzelte sarkastisch: „Was denn? So ein großer Muskelmann hat Angst vor einem kleinen zarten Mädchen wie mir?‟ Gravis spürte, wie seine Muskelstränge kontrahierten und sich unter der Haut wölbten. Wut floss in seinen Adern wie heiße Lava, und am liebsten hätte er diese freche Göre übers Knie gelegt und ihr den Arsch versohlt.

Animus beschwichtigte deeskalierend: „Leute! Jetzt ist aber gut! Wir sind hier nicht, um uns gegenseitig an die Gurgel zu gehen. Es ist auch so schon schwer genug. Also lasst uns als Team zusammenarbeiten.‟ Gravis stapfte augenblicklich in sein kleines Quartier und ließ sich auf das schmale Bett fallen, das sich über die drei Zentner Lebendgewicht mit einem ohrenbetäubenden Quietschen beschwerte. Der Custos starrte an die Decke seiner Unterkunft. Es war doch unfair, dass Animus aus seiner Castitasschelle befreit worden war, während er, Gravis, immer noch diese vermaledeite Schelle tragen musste. Und bei seinem Testosteronspiegel war seine Libido sicherlich noch viel höher als bei seinem Kameraden.

Diese dumme Gans, so ärgerte er sich, hatte nicht einmal versucht, die Regina-Technologie zu knacken. Sie hatte ja nun einen Stecher für die nächsten elf Wochen! Gravis ballte die Fäuste. Er platzte fast vor Neid und Eifersucht. - Der Munus machte auch nicht gerade den Eindruck, als freue er sich riesig über die neu gewonnene Freiheit für Animus. Während also die Pilotin und ihr Fahnenflüchtiger das Geschehen feierten - in seinem Quartier auf eine recht persönliche Art und Weise - spürte Gravis seinen rasenden Puls. An Einschlafen war nicht zu denken. Er stand wieder auf und lief durchs Schiff bis in das Lagerhallenmodul. Dort schleuderte er frustriert eine fast hundert Kilogramm schwere Tonne durch die Luft, die scheppernd und krachend irgendwo zwischen Kisten landete. Dann setzte er sich auf eine Transportbox und stützte seinen Kopf in beide Hände.

Sein Blick fiel auf den Munuskäfig. Da hätte dieses Flittchen den Flug verbringen sollen! Wer wusste schon, was sie noch anrichtete!? Vielleicht setzte sie unbemerkt ein Notsignal ab, und Morgen würden bereits Flottenschiffe der Regina andocken und sie alle festnehmen. Sollte sie nachts nicht sowieso in der Box verbringen? Wo war sie überhaupt? Ach, seufzte Gravis, klar, die feierte mit Animus dessen neue Freiheit. Notgeiles Stück! Gravis brummte. Na, wenigstens hatte Timiditas das gleiche Schicksal...

Genau in diesem Augenblick erschien der Munus im Lager. Freudestrahlend sagte er: „Stell dir vor, was ich herausgefunden habe!‟ Gravis räusperte sich. „Und was?‟ Der Munus grinste breit. „Mein Security-Chip! Der ist nur in der Nähe des Munuskäfigs aktiv.‟ Gravis runzelte die Stirn. „Wie jetzt?‟ Der Hermaphrodit packte seinen Riesenphallus und erklärte: „Ich habe die Geilheit nicht mehr ausgehalten und bin das Risiko eingegangen, noch mal zu onanieren. Und dann konnte ich ganz normal kommen! Ich meine, was ist schon normal? Nach so langer Zeit! Mann, Gravis, ich habe eine gigantische Menge abgeschossen! Ich musste erst mal mit einem Schwamm und Eimer...‟ Der Muskelprotz unterbrach ihn barsch: „Halt die Klappe!‟ Dann ächzte er. „Dein Keuschheitschip ist also nicht aktiv.‟ Der Munus nickte eifrig und grinste. „Ich bin so froh! Stell dir vor, ich hätte elf Wochen.... Äh... Oh, du hast ja noch... also... tut mir echt leid, aber... Vielleicht kann Luscinia die Castitasschelle ja doch noch öffnen.‟ Nun sah das Zwitterwesen verlegen zum Metallboden. Für Gravis tat ihm die Situation wirklich leid. Aber was sollte er tun? Gravis atmete tief durch. Ein Zittern ging durch seinen Atemzug. „Schon gut. Gute Nacht.‟ Timiditas verabschiedete sich wortlos mit einer Handbewegung, die irgendwas von „Sorry‟ oder „Nur Mut!‟ hatte. Dann war der Custos wieder alleine. „Echt klasse!‟ Aber Ironie brachte ihn nun auch nicht weiter.

Es war schon spät, doch an Schlafen war auf keinen Fall zu denken. Er stand auf und ging zu der Munusbox. Ziemlich stabiles Teil, dachte er, rüttelte an den Gitterstäben und versuchte den Käfig anzuheben, doch der Kasten war entweder extrem schwer oder am Boden des Schiffes fixiert. Er rührte sich keinen Millimeter. Er sank an den Stäben entlang in hockende Stellung und seufzte. Elf Wochen. Es waren noch 76 Tage oder 1.821 Stunden um genau zu sein. Die Sekunden schritten wie in Zeitlupe voran, hallten in seinem Kopf laut wie überdimensionale Sekundenzeiger einer steampunkigen Uhr. Klack... Klack... Klack... Klack... Gravis hielt sich die Schläfen. Zugleich spürte er seine Geilheit, die sich permanent bemerkbar machte: Seine Hoden drehten sich wie in Agonie und pochten wie Pulsare unter seiner Castitasschelle; und auch sein Phallus versuchte sich krampfhaft auszudehnen, pulsierte angeschwollen gegen seinen Kerker und quälte Gravis mit unerfüllter Lust.

Der Kraftkoloss sackte nun endgültig zu Boden und verfiel in eine Embryostellung. Der Custos wickelte seine kräftigen Unterarme um die Schienbeine und drückte seine Stirn gegen die Knie. Er hätte nie gedacht, dass erzwungene Keuschheit so extrem intensiv sein konnte. Gravis wurde erst nach einer unbestimmten Zeit bewusst, wo er lag, erhob sich auf alle Viere und schließlich auf die Füße. Dann kehrte er in sein Quartier zurück und versuchte die letzten Stunden zu schlafen, bis es nach der Bordzeit Frühstück geben würde.

Die Neugier trieb ihn bei Animus vorbei. Hinter der Schotttür waren Lustgeräusche, Gestöhne und Keuchen zu hören. Gravis ballte wieder die Fäuste. Waren die denn immer noch nicht fertig!? Kein Anstand! Kein Respekt! Keine Rücksicht! - Auf dem Korridor zu seiner Unterkunft kam ihm der Munus entgegen. Gravis war überrascht. „Du schläfst auch nicht?‟ Timiditas wirkte verlegen. Er trug einen kleinen Eimer mit sich und versuchte ihn vor den Blicken des Custos zu verbergen. „Ich muss nur eben zur Nasszelle.‟ Gravis konnte erkennen, dass in dem Eimer ein liquider Inhalt umherschwappte. Gravis stöhnte leise. Wenn das das war, was er vermutete, hatte Timiditas ganze Arbeit geleistet. Als trainierter Melkmunus war es ihm offenbar möglich, diese Menge zu produzieren.

Gravis eilte in seine Unterkunft und verprügelte die dünne Latexmatratze. Dann sackte er zusammen und weinte hemmungslos. Wann hatte Gravis in seinem Leben das letzte Mal geflennt? Das musste in seiner Jugendzeit auf Regina gewesen sein. Aber er schämte sich seiner Tränen nicht. Er lag auf dem Bauch, zog sich aus und jammerte sich in den Schlaf. Dabei zuckten und zitterten seine Hinterbacken mit dem Brandmal 63166, das sie ihm als Rusticus verpasst hatten. Erst war er Tretmühlen-, dann Minensklave gewesen, war zum Haremswächter mutiert, von einem Lustmunus entjungfert worden und seither in einer Castitasschelle verschlossen. Konnte es noch schlimmer werden?

Am nächsten Morgen frühstückten die drei Kameraden und Luscinia gemeinsam in der Messe. Die Geschehnisse von Gestern wurden demonstrativ umschifft, und man war insgesamt eher wortkarg. Animus betonte optimistisch: „Durch die Dilithiumstreifen sind wir reich. Wir werden ein Schiff besitzen, dass uns überall hinbringt, wo wir hinwollen, um uns dort niederzulassen.‟ Gravis seufzte nur. Wenn er sein Leben keusch verbringen müsste, würde ihm all das Vermögen auch nichts nützen. Er sah zu dem Munus, der auch nicht wirklich euphorisch aussah. Timiditas wirkte nachdenklich. Dann sagte der: „Ja, wir sind frei. Und das ist gut so. Aber ob ich freiwillig ein Munus hätte werden wollen... Darüber kann man nur spekulieren. Ich habe den Körper jetzt und muss damit leben.‟ Animus versuchte ihn aufzuheitern: „Hey! So einen großen Schwanz hätte ich auch gerne!‟ Gravis sah seinen Kameraden skeptisch an. Sooo groß bestückt wollte er sicherlich nicht sein. Und dazu die gigantischen Bälle und Titten. Nein, das brachte mehr Nachteile mit sich. Munus waren Freaks, die zur Befriedigung von perversen Edelfräuleins der Regina geschaffen wurden. Und das war ihr einziger Daseinszweck, ihre ursprüngliche Existenzberechtigung.

In den nächsten Tagen spürte Gravis immer mehr, wie ihm die Kontrolle entglitt. Seine Geilheit quälte ihn 24/7 und brachte ihn fast um den Verstand. Er merkte, wie in ihm Aggressionen wuchsen, die er kaum beherrschen konnte. - Am Ende der ersten Woche offenbarte er sich Animus. Gravis schüttelte den Kopf: „Es geht so nicht weiter. Noch zehn Wochen! Vorher nehme ich das Schiff auseinander! Ich kann einfach nicht mehr.‟ Animus beratschlagte die Situation mit Luscinia und kam zu dem Entschluss, Gravis zu seiner eigenen Sicherheit zu fixieren. Für ein sedatives Vorgehen fehlten die Wirkstoffe an Bord, also kam nur die Munusbox in Frage. Gravis war im ersten Moment empört: „Niemand steckt mich in diese Scheißbox für Munusfreaks!‟ Er merkte gar nicht, dass er damit Timiditas beleidigte. Animus versuchte die Lage zu beruhigen: „Sei vernünftig, Gravis. Es ist für alle das Beste.‟

Der Custos ließ sich schließlich zu der Box im Lagermodul des Schiffes begleiten. Animus öffnete die Tür des Munuskäfigs. Animus versprach: „Nur für heute Nacht. Dann sehen wir weiter. Probiere es wenigstens aus.‟ Gravis verkrampfte am ganzen Körper. Irgendetwas ließ ihn zögern, aber dann hockte er sich hin und krabbelte in den Käfig. Luscinia sperrte zu und lächelte süffisant, während Animus und Timiditas nachdenklich schauten. Gravis wurde erst jetzt klar, worauf er sich eingelassen hatte. Von wegen „zu deiner eigenen Sicherheit‟! Nur die anderen hatten sich vor IHM geschützt.

Als Animus, Timiditas und Luscinia den Lagerraum verlassen hatten, testete der Custos die Stabilität seines Kerkers, und dabei musste er leider feststellen, dass selbst seine Kraft nicht ausreichte, um dem Käfig zu entkommen. Er versuchte sich in eine bequeme Lage zu bugsieren, aber das war gar nicht so einfach. Er hätte ja wenigstens eine weichere Unterlage bekommen können! Gravis seufzte. Wie sollte er jetzt jemanden kontaktieren? Er hatte Durst, er wollte eine weichere Matratze, etwas zu essen, etwas gegen die Langeweile... Ihm fiel immer mehr ein. Hoffentlich kam noch einer, bevor alle ins Bett gingen.

Das Deckenlicht der Halle war gedimmt und spendete nur ein Schummerlicht. Wollten die Kameraden ihn etwa so die ganze Nacht in diesem Käfig vegetieren lassen? Gravis rief. Schrie. Brüllte. Aber das Schott des Lagers war massiv und vermutlich auch schalldicht. Na, das ging ja gut los!, brummelte er. Das würde die erste und letzte Nacht in diesem Käfig sein! Animus würde morgen eine Ansage bekommen! Wie konnte er ihn einfach hier vergessen? Wahrscheinlich pimperte er gerade seine süße Pilotin! Gravis spürte, wie ihm die Adern anquollen vor Wut. Die Muskelberge spannten sich. Seine Zähne knirschten. Und doch brachte ihm das alles überhaupt nichts. Verwunderlicherweise schlief er trotzdem irgendwann ein.

Gravis wachte mit einer schmerzenden Seite auf. Er fühlte sich steif und unausgeschlafen dazu. Diese Bettstatt war eine einzige Katastrophe! Hoffentlich erschienen seine lieben Kameraden langsam mal! Das Deckenlicht der Halle war deutlich heller als gestern Abend. Es war nach der Bordzeit programmiert und entsprach den Lichtverhältnissen auf dem Planeten Regina, auf dem ein Tag 24 Stunden dauerte - genauso lang wie eine Planetendrehung auf der Erde, dem Stammplaneten der Großen Allianz.

„Hallo?‟, rief Gravis, der wusste, dass der Raum auch über eine Kamera mit Mikrophon angesteuert werden konnte. Vielleicht sah und hörte ihn ja jemand. Wo blieben die Arschgeigen? Der Custos trommelte ungeduldig mit den Fingern an den Gitterstäben, stapfte mit seinen Sandalen auf den Boden, betrachtete zum x-ten Male die vielen Tonnen und Kisten und Container in dem Lagerraum, die er schon mehrfach durchgezählt hatte. - Endlich hörte er die zischende Tür. Animus erschien mit einem Aluminiumtablett und einem Frühstück. Gravis seufzte erleichtert auf. „Meine Fresse! Ihr kriegt nichts mit! Ich könnte hier verrecken! Wieso bringst du mir das Frühstück?‟

Animus schob es neben den Käfig, so dass Gravis es erreichen konnte. „Hey, Animus! Lass mich raus! Ich habe mich beruhigt.‟ Der selbst ernannte Kapitän des Schiffes schüttelte bedauernd den Kopf: „Nein, aber das ist noch zu früh. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass du noch einen weiteren Tag im Käfig bleibst. Nur, damit wir sichergehen.‟ Gravis schnaubte aufgebracht: „Was heißt hier sichergehen? Verdammt! Ich will aus dieser Scheißbox!‟ Er schlug gegen die Decke. Animus hob eine Augenbraue. „Du merkst ja selbst, dass du dich nicht unter Kontrolle hast. Es ist einfach zu gefährlich, dich freizulassen. Das musst du verstehen.‟ Gravis tobte: „Nichts verstehe ich! Mach die Tür auf!‟ Wieder schlug er gegen Decke, und dieses Mal rüttelte er auch am Gitter. Wütend angelte er nach dem Tablett und stieß es mit Wucht weg, so dass die Tasse umkippte, und der Beutel mit der Nährlösung über den Boden rutschte. Animus zuckte mit den Schultern und verließ den Raum.

Fast eine Stunde verging, ohne, dass sich jemand sehen ließ. Gravis hatte inzwischen einen Bärenhunger. Er versuchte nach dem Beutel zu angeln, aber egal, wie weit er sich streckte, er erreichte ihn nicht. Vor sich hinfluchend bemerkte er gar nicht, wie sich das Schott erneut geöffnet hatte: Luscinia tauchte in seinem Blickfeld auf und kicherte. „Na? Wie war die erste Nacht da drin?‟ Gravis presste zwischen seinen Zähnen hervor: „Miserabel!‟ Die Pilotin leckte sich über die Lippen. „Und doch hattest du kein Problem damit, mich darin einzusperren.‟ Gravis ächzte. Es hatte keinen Zweck, mit der Frau zu diskutieren. Er fragte: „Kannst du mir bitte den Beutel reichen?‟ Er zeigte vor ihre Füße. Luscinia beugte sich vor, und Gravis konnte tief in ihr Dekoletté schauen, denn sie hatte den Reißverschluss ihres Overalls nicht sehr weit geschlossen. Sie hob den Beutel auf, kam näher an den Käfig und zog den Verschluss ab. Gravis streckte eine Hand aus den Gittern, um ihn entgegenzunehmen, aber Luscinia grinste ihn an und erklärte: „Hände auf den Rücken und Mündchen aufmachen!‟ Gravis seufzte. Wollte sie ihn nun auch noch auf diese Weise demütigen?

Aber er gehorchte. Luscinia hielt ihm den Beutel an den Mund und drückte ihm den Inhalt in den Rachen. Viel Zeit ließ sie ihm dabei nicht, und der Custos kam kaum mit Schlucken hinterher. Anschließend besorgte sie ihm noch ein Gefäß mit Wasser. Gravis fragte, ob er nun endlich aus der Box befreit würde, aber die Pilotin schüttelte den Kopf. „Heute nicht.‟ Der Custos räusperte sich. „Ich muss aber auf jeden Fall mal eben...‟ Die Frau sah ihn fragend an. Gravis spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg. Was war das peinlich! „Ich muss kurz raus.‟ Luscinia verstand nicht, oder wollte nicht verstehen. Gravis gestikulierte, und endlich zeigte sich ein Begreifen im hübschen Gesicht der Frau. „Ach, das ist kein Problem. Dafür musst du doch nicht aus der Box!‟ Gravis sah sie ungläubig an. Er war fassungslos. Sollte er etwa hier vor Ort in einen Eimer...? Doch es kam noch schlimmer. Viel schlimmer.

Luscinia grinste. „Da das Schiff mit der Box für einen Munustransport ausgestattet ist, haben wir natürlich auch die weitere nötige Ausrüstung an Bord.‟ Gravis verstand nur Raumbahnhof. Was meinte sie? Luscinia ging zu einer rückseitigen Wand der Halle und drückte dort auf einer Konsole herum. Dann zog sie aus einer Art Klappe einen sich ausrollenden Schlauch hervor und kam damit bis zu der Box. Gravis wurde schwindelig. Er hatte so eine ganz schwache Ahnung, was da auf ihn zukam. Und er sollte Recht behalten. Der Schlauch wurde von der Pilotin in dem Hintereingang des Custos mit einem Ballonkatheter verankert, dann schoss eine Reinigungflüssigkeit durch den Schlauch und wurde nach wenigen Minuten eingesaugt. So also entsorgte man auf Regina Munusverdauung.

Natürlich hatte sich Gravis geweigert, doch Luscinia hatte ihn mit sardonischer Freude vor die großzügige Wahl gestellt: „Tja. Ich habe Zeit. Sag mir einfach, wenn du bereit bist. So lange musst du allerdings deinen Arsch zusammenkneifen, sonst könnte es unangenehm werden in deiner kleinen Box.‟ Gravis hatte sich geschlagen gegeben. Nie im Leben war er so gedemütigt worden. Selbst der Initiationsritus im Harem der Regina war weniger schlimm gewesen. Und Luscinia hatte sich alles genauestens angeschaut und scheinbar eine Menge Spaß dabei gehabt.

Der Bauchdruck war schließlich weg, doch eine dicke Schicht Scham umgab den Custos und ließ ihn beinahe ersticken. Das konnte unmöglich mit dem Einverständnis und Wissen von seinen Kameraden geschehen sein! Er musste ihnen sagen, was diese fürchterliche Frau hier mit ihm gemacht hatte. SIE gehörte in den Käfig, nicht er! Ihm war klar, dass Luscinia ihm nicht verziehen hatte, dass er sie übers Knie gelegt hatte. Aber so eine gemeine Rache? Das durfte er sich nicht gefallen lassen.

Gravis fühlte sich erschöpft. Vielleicht war die Absaugung für seinen Organismus anstrengend gewesen, oder die ganze Aufregung war für seinen Kreislauf zu viel gewesen. Er legte sich hin und wartete darauf, dass sich Animus oder Timiditas blicken ließen. - Warum hatten sie sich ausgerechnet dieses Schiff für ihre Flucht ausgesucht? Die Finger des Custos umklammerten die Gitter. Er stellte sich vor, wie das Trio gemütlich in der Messe frühstückte. Und später würde der Kapitän mit seiner Konkubine ein weiteres Rendezvous feiern, und der Munus würde seinen Megastamm melken...

Gravis schluchzte plötzlich. Auch das kannte er gar nicht von sich. Das musste alles ein fürchterlicher Albtraum sein! Aber Gravis spürte zu viel reale Geilheit. Er war hellwach. So musste es in der Hölle sein, von der man ihm als Schüler auf Regina erzählt hatte, als die Welt noch in Ordnung war, und er sich nicht hätte vorstellen können, was die regierenden Matriarchen eines Tages mit erwachsenen Männern machten. Das Schiff war bereits Lichtjahre von Regina entfernt - und doch lebte er noch in deren repressiven Unterjochung.
99. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 26.07.16 16:25

Oh Oh da kommen Schwierigkeiten auf die 3 zu. Wenn Gravis ausser Gefecht ist weil er als einziger Keusch bleiben muss hat die Pilotin leichtes Spiel.
Animus wickelt sie doch um den kleinen Finger und Timiditas ist auch keine wirkliche gefahr jetzt wo er weiß das der Chip nur in Käfignähe aktiv ist, ist er beschäftigt den Druck in seinen Hoden loszuwerden. Wenns ganz dumm läuft schafft sie es das Timiditas in seinem Qurtier Eingesperrt ist während Animus durch den vielen Sex mit ihr KO ist.
Dann könnte sie theoretisch den Kurs richtung Regina ändern. Den Mnuskäfig kriegt selbst Gravis nicht kaputt. Sie könnte wohl durchaus die Schelle von Gravis entfernen vermute ich aber dara hat sie kein Interesse.
Ich hoffe natürlich das es für die 3 gut läuft.
100. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 03.08.16 19:45

~ XXXIV ~


Timiditas ächzte. Seine gewaltigen Brüste führten bei ihm trotz trainierter Rückenmuskulatur immer noch hin und wieder zu Verspannungen. Und auch der Zug an seinen Hoden durch deren Eigengewicht war ihm jede Sekunde seines Munuslebens bewusst. Den Riesenphallus hatte er unter seinem Suit hochgeklappt, so dass die Eichel bequem zwischen seinen Brüsten steckte. Ein geiles Gefühl, wie er sich klarmachte. Eigentlich war es gar nicht so schlecht, eine Munus zu sein - wenn man nicht gerade als Sexsklave in der Gesellschaft der Regina lebte oder einen Securitychip trug, der einem die Keuschheit aufzwang.

Schade, dass Gravis nicht auch seine Freiheit erhalten hatte. Aber die Käfighaltung war notwendig, hatte er sich von Luscinia überzeugen lassen, denn ein Muskelmutant, der sich nicht unter Kontrolle hatte, wäre eine Gefahr für alle an Bord gewesen. In zehn Wochen würden sie ihn auf Mare Mutus aussetzen, ihm seinen Anteil an den Dilithiumstreifen auszahlen, und dann ein schnelleres Schiff kaufen und weiterfliegen. Animus hatte Gravis zwar angedeutet, dass er schon Morgen aus der Box durfte, aber das war nicht ganz ehrlich gewesen. Timiditas vermutete, dass sein Kamerad die gesamte Zeit über in dem Käfig bleiben würde. Der Munus schluckte. Ihm tat Gravis leid, aber was nützte es? Es war nicht zu ändern.

Timiditas machte sich auf den Weg in die Messe und aß ein Nahrungskonzentrat. Danach kehrte er in sein Quartier zurück, um sich zu melken. Nach der Zeit als Melkmunus in den Ställen der Regina war seine Ejakulatproduktion so stark angewachsen, dass er täglich, manchmal auch mehrfach, große Mengen absondern musste. Timiditas hatte einen kleinen Eimer in seiner Unterkunft, den er in der Nasszelle entsorgte, die Entsorgungsmaterial durch eine Schleuse ins All hinausjagte.

Als er sich wieder befriedigt hatte, betrat er die Brücke und sah die Pilotin an der Steuerkonsole. „Gibt es Schiffe in der Nähe? Verfolger?‟ Luscinia schüttelte den Kopf. „Nein, wir sind ganz allein. In dieser Region gibt es gar nichts. Nicht mal Asteroiden. Erst in drei Wochen fliegen wir an einem Sol-System vorbei, das aber unbewohnt ist.‟ Der Munus fragte: „Wie geht es Gravis? Könnten wir ihn nicht mit einer Fixierung aus der Box holen?‟ Die Pilotin war skeptisch: „Hast du eine Fixierung gefunden, die sicher genug ist?‟ Da musste der Munus passen. Es gab zwar stabile Handschellen, aber die reichten nicht aus. Die Monohandschuhe waren zu klein für die kräftigen Arme des Custos. Timiditas überlegte. „Und wenn ich spezielle Fesseln herstelle?‟ Die kleine Frau sah ihn mit Schlitzaugen an. „Die müssen aber garantiert sicher sein. Wir müssen in der Lage sein, dieses Kraftpaket jederzeit zu bändigen.‟

Der Munus besuchte seinen Kameraden im Lager und erklärte ihm, was er vorhatte. Gravis dankte ihm schon im Voraus. „Dann komme ich hier endlich raus!‟ - Timiditas durchstöberte Kisten und Container nach Ketten und Schellen, Gurten und anderen Utensilien. Die meisten Fesselungsmaterialien waren für Munus konzipiert. Da Gravis trotz der extremen Muskulatur nicht viel mehr Hand- und Fußgelenkumfang besaß, als ein Normhumanoid, konnte er vielleicht einige der Utensilien tragen. Timiditas reichte ihm Fußfesseln mit einer kurzen Kette. Gravis monierte: „Damit kann ich nur winzige Schrittchen gehen. Hast du keine längere Kette?‟ Timiditas verneinte. Dann gab er ihm die Handschellen, die er auf dem Rücken tragen sollte. Gravis schnaufte missmutig, aber legte sie sich an. Nun öffnete Timiditas die Tür zum Käfig, und der Custos konnte herauskrabbeln.

Er wirkte in den Fesseln ungelenk und seufzte. Wohl fühlte er sich damit nicht, aber gleichzeitig war er froh, die Box verlassen zu dürfen. Timidtas gestikulierte: „Umdrehen!‟ Gravis staunte. Was denn nun noch? Timiditas wusste, dass die Fixierungen auch Luscinia überzeugen mussten. Also verband er die schwere Handschelle auf Gravis Rücken noch mit einer Kette mit dessen Halsreif. Gravis ächzte. Plötzlich öffnete sich zischend die Tür zum Lager, und die Pilotin kam hereingeeilt. „Hey! Von Befreiung aus der Box war aber nicht die Rede. Darüber will ich wenigstens vorher mit Animus sprechen.‟ Timiditas runzelte die Stirn. Der Custos war in dieser Fesselung doch keine Gefahr mehr! Was wollte die Frau denn noch?

Sie kam näher, und der Munus erkannte, dass sie ein kleines Kästchen mit einem breiten Nylonband trug. Ungeniert band sie es straff um die Hoden des Custos, der aufstöhnte. Luscinia lächelte: „Nur für den Fall.‟ Timiditas fragte: „Was für ein Fall?‟ Luscinia erläuterte: „Ein Impulsgeber. Ist eigentlich für renitente Munussklaven gedacht. Ich habe das Nylonband gekürzt, damit es um die kleinen Nüsschen unseres Freundes passt.‟ Timiditas sah staunend auf das Kästchen, das nun unterhalb der Castitasschelle hing. Der Custos zerrte und ruckte an den schweren Ketten und brummte wie ein wilder Bär. Luscinia hob mit hochmütiger Mimik einen Zeigefinger und in der anderen Hand einen kleinen Auslöser. „Schön artig sein, Custos! Sonst brutzle ich dir deine Eierchen.‟

Gravis erstarrte, und auch der Munus war sprachlos. Die Pilotin war ziemlich respektlos. Er war doch kein Feind! Keine fremde Lebensform. Gravis konnte sich momentan nur nicht kontrollieren, weil seine Hormone ihn beherrschten. Was erlaubte sich die Frau? Timiditas wollte für Besonnenheit werben, da kam Animus dazu. „Sieh an! Der Custos ist befreit worden. Auf welchen Befehl hin?‟ Luscinia sagte: „Das geht in Ordnung. Er ist gesichert.‟ Timiditas wunderte sich immer mehr. Animus hatte die Rolle des Kapitäns übernommen. OK. Aber Luscinia schien die heimliche Führerin zu sein. Und wieso hat Animus seinen Kameraden lapidar als „Custos‟ bezeichnet? Seit wann hat Gravis keinen Namen mehr?

Luscinia zeigte Animus den Auslöser. „Als Absicherung habe ich hier noch ein technisches Detail ergänzt. Einen Impulsgeber.‟ Der Kapitän sah sie fragend an. Timiditas glaubte seinen Ohren nicht zu trauen, als die kleine Frau meinte: „Ich demonstriere das mal.‟ Sie aktivierte den Impulsgeber, der daraufhin acht kurze Stromschläge innerhalb von zwei Sekunden abgab, die den Muskelmutanten brüllend auf die Knie fallen ließen. Timiditas schaute entsetzt zu. Lucsinia schien ihren Spaß zu haben, und Animus verzog keine Miene. Er kommentierte nur trocken: „Das dürfte ausreichen, um den tollsten Wutausbruch zu stoppen.‟

Gravis hätte sich am liebsten seine schmerzenden Bälle gehalten, aber seine Hände waren auf dem Rücken gefesselt. Stattdessen sackte er nach vorne und berührte mit seiner Stirn den Boden. Grunzend gab er Geräusche von sich. Timiditas stand immer noch wie zur Salzsäule erstarrt da und blickte zwischen dem Kameraden und der Pilotin hin und her, die Gravis nun ansprach: „Jetzt weißt du, was dich erwartet, wenn du ungehorsam bist.‟ Zu Animus meinte sie: „Der Impulsgeber ist für Munus konzipiert, die durch die großen Hoden etwas weniger empfindlich sind, aber es wird unseren Custos schon nicht beschädigen.‟ Kichernd setzte sie hinterher: „Selbst wenn... ein Custos braucht doch seine Nüsschen gar nicht.‟

Timiditas verließ den Ort des Geschehens und legte sich in sein Quartier. Gedankenverloren überlegte er, dass Gravis vielleicht mit seiner Befreiung aus der Box vom Regen in die Traufe gekommen war. Wie konnten Animus und diese Frau nur so hartherzig sein? Besonders Animus! Gravis ist doch sein alter Freund!, wunderte er sich. OK, er hatte selbst anfangs egoistisch gehandelt, wollte den armen Gravis in seinem Käfig zu einem Blowjob „überreden‟, aber er war megageil gewesen, und es hatte ja wegen des Chips auch nicht funktioniert. Doch was Animus jetzt zuließ, passte gar nicht zu ihm. Hatte Luscinia ihn so sehr manipuliert?

Kurze Zeit später klopfte es an seiner Tür. Es war mehr ein Bumsen, ein Poltern. Timiditas öffnete das Schott und sah Gravis vor sich. Er hatte offenbar mit der Stirn geklopft. Wie auch sonst, fiel dem Munus ein. „Komm doch rein.‟ Gravis schlich mit Minischrittchen vorwärts und ließ sich dann auf Timiditas Liege in sitzende Stellung fallen. Der Besucher stöhnte genervt: „Ich hatte die Schnauze voll von diesen liebestollen Idioten!‟ Timiditas fragte: „Meinst du Animus und Luscinia?‟ Die Miene des Custos sagte alles. Wen sollte er sonst gemeint haben!?

Timiditas fragte erstaunt: „Beschäftigen die sich etwa schon wieder... miteinander? Auf der Brücke?!‟ Gravis verzog seinen Mund zu einem grummeligen und völlig humorlosen Haifischgrinsen. Dann seufzte er. „Es tut mir Leid, was ich Neulich gesagt habe. Das mit dem Munus-Freak und so.‟ Timiditas winkte ab. „Schon gut.‟ Er spürte, dass sein Kamerad es ernst meinte. Leider konnte er ihm auch nicht helfen. Zumindest habe ich ihn aus der Box geholt, sagte er sich. „Hast du Hunger?‟, wollte er wissen. Gravis nickte.

Timiditas ging mit ihm in die Messe und holte zwei Nahrungskonzentratbeutel aus dem Kühlschrank. Er öffnete sie und fütterte den Custos. Gravis bedankte sich. Es war ihm zwar wieder unangenehm, aber sein Kamerad bemühte sich, ihm ein wenig Würde zu lassen - im Gegensatz zu dieser biestigen Frau! Der Munus fragte sich, ob die Fessel bei Gravis wirklich nötig waren. Eigentlich machte er doch einen ruhigen Eindruck. Aber das konnte auch schnell umschlagen. Plötzlich schrak er auf. Gravis war aufgesprungen und hatte geschrien. Er kniete neben der Bank und ächzte. Timiditas fragte, was los sei. Der Custos stöhnte: „Die hat mir wieder die Eier gebraten!‟

Nur langsam kam er wieder auf die Beine und setzte sich erneut. Er sah seinen Freund vorwurfsvoll an: „Warum hat sie das gemacht? Warum?‟ Der Munus sah hilflos drein. „Keine Ahnung. Vielleicht eine Fehlfunktion...‟ Gravis wütete: „Von wegen Fehlfunktion! Die alte Hexe hat ihren Spaß daran!‟ - Timiditas ging zur Brücke, um die Situation zu klären. Luscinia konnte Gravis nicht einfach aus sadistischem Vergnügen heraus quälen!

Als der Munus mit der Pilotin das Gespräch suchte, wirkte sie abweisend und behauptete, den Impuls nicht aktiviviert zu haben. Timiditas konnte sich keinen Reim darauf machen, aber eine Fehlfunktion schloss er aus. Hatte Gravis geschauspielert? Oder hatte Animus die Aktivierung ausgelöst? Alles sehr unwahrscheinlich. Es blieb ein Rätsel.

Im Laufe des Tages kam der Custos vertraulich zu Timiditas wegen eines Anliegens: „Mal eben für kleine Jungs kann ich notfalls alleine, aber wenn ich richtig aufs Klo muss, brauche ich Hilfe...‟ Der Munus sah sofort, was er meinte: Mit den starren Schellen auf dem Rücken war er nicht in der Lage, sich zu reinigen. Er fragte: „Kannst du mir dafür die Schellen nach vorne fesseln?‟ Timiditas nickte. „Klar, dafür schließt dich Luscinia bestimmt eben auf. Wir haben ja noch den Impulsgeber.‟ Der Muskelmutant sah ihn an. War Tim jetzt auch schon überzeugt, dass er jeden Moment ausflippen könnte?

Wenigstens kümmerte sich der Munus um das Problem und sagte auf der Brücke bescheid, wo die Pilotin gerade einige Kurskorrekturen durchführte, da ein unbekannter Asteroid ihren Kurs zu kreuzen drohte. Die Frau lächelte: „Er soll im Lager warten. Ich komme in einer halben Stunde.‟ Der Munus hob die Augenbrauen: „Ich denke, es ist etwas eiliger...‟ Luscinia sah ihn gleichgültig an: „Ich komme in einer halben Stunde - wenn du mich nicht weiter störst.‟ Timiditas verließ die Brücke. Was hatte die für eine Laune!? Wo war Animus überhaupt?

Er ging zurück in die Messe und informierte den Custos. Doch Gravis war entsetzt. „Nein! Auf keinen Fall wieder diese Aktion im Lager! Ich will doch nur in die Nasszelle, verdammt!‟ Der Munus überlegte: „Stimmt. Im Lager ist gar kein... Sag mal, was hat sie denn vor?‟ Gravis berichtete ihm von der Schlauchabsaugung. Timiditas wurde schmerzhaft an seine Zeit als Melkmunus erinnert. Das wollte Luscinia seinem Freund antun?

36 Minuten später erschien sie im Lagerraum. Gravis war schon nervös und zappelig. Er tippte mit seinen Schnürstiefelsandalen auf dem Metalboden des Decks herum. Luscinia kam näher und zeigte auf den Käfig: „Da rein!‟ Gravis stand auf und antwortete empört: „Vergiss es! Nicht wieder mit dem Schlauch! Du kannst mir ja wohl mal kurz die Fesseln abnehmen!‟ Die Pilotin verschränkte ihre Arme vor der Brust: „Nein, das ist gegen die Sicherheitsbestimmungen an Bord.‟ Timiditas sah sie fragend an. Sicherheitsbestimmungen? Er meinte: „Hast du dir das gerade ausgedacht? Hast du überhaupt schon mal einen Custos transportiert?‟ Luscinias Blick verhärtete sich. „Keine Diskussion! Entweder der Custos geht in den Käfig und lässt sich absaugen, oder er muss eben die Arschbacken zusammenkneifen.‟ Sie grinste sardonisch.

Gravis spannte seine Armmuskeln an und ließ die schwere Handschelle hinter seinem Rücken unter der starken Spannung quietschen. Aber was sollte er tun? Er musste gehorchen. Luscinia hatte die Macht. Timiditas sah zu seiner Überraschung, wie sein Kamerad folgsam in den Käfig kroch, dann seinen Hintern blank zog und hob. Die Pilotin ging zu einer Wand und zog von dort einen Schlauch herbei. Der Munus schaute gebannt zu. - Im nächsten Moment steckte die kleine Frau dem Muskelmutanten das Ende in den Hintern, wo eine Art Ballonkatheter für sicheren Halt sorgte. In ihr hübsches Gesicht war ein sadistisches Grinsen geschrieben.

Danach kehrte sie zu einer kleinen Wandkonsole zurück und gab einige Programmbefehle ein. Nun floss Reinigungsflüssigkeit durch die biegsame Silikonröhre und füllte den Bauch des Kolosses. Timiditas beobachtete, wie die Bauchdecke, die ein „Eight-Pack‟ aus Muskulatur zierte, sich immer mehr wölbte. - Der arme Gravis stöhnte schon, als die Frau endlich das Ventil verriegelte. Nach einigen Momenten begann die Saugwirkung, die den stöhnenden und ächzenden Custos leerte. Timiditas konnte sich das nicht mehr mit ansehen. Er lief aus dem Lagerdeck und suchte Animus, der immer noch verschollen war. Weder auf der Brücke, noch in seinem Quartier war der Kapitän allerdings zu finden.

Nervös kehrte er nach einer Viertelstunde zurück zum Lagerraum, um Luscinia zur Rede zu stellen. Sie musste doch wissen, wo Animus sich aufhielt. Doch im Lager war von der kleinen Frau nichts zu sehen. Gravis befand sich immer noch in dem Munuskäfig. Der Schlauch war entfernt worden. Die Box war elektronisch verriegelt, so dass Timiditas seinen Freund nicht befreien konnte. „Wo ist sie? Wieso bist du noch im Käfig?‟ Der Custos räusperte sich. „Das weiß ich nicht. Sie ist einfach abgehauen! Diese Schlange! Mach was, Tim! Unternimm irgendwas! Such Animus!‟ Timiditas seufzte: „Das habe ich schon versucht. Er ist wie vom Erdboden verschluckt.‟

Als er sich durch den Korridor zum Brückenmodul bewegte - er hatte die Hoffnung, Animus inzwischen dort zu finden, noch nicht aufgegeben -, kam ihm sein Kamerad entgegen. „Ich suche dich auf dem ganzen Schiff, Animus. Wo warst du denn?‟ Der Kapitän zeigte zu einer Wandklappe: „Habe ein paar Handgriffe am Antrieb erledigen müssen. Luscinia hat es mir genau erklärt.‟ Der Munus stutzte. „Sie hat behauptet, sie wisse nicht, wo du bist.‟ Animus zuckte mit den Schultern seiner schmucken Uniform. „Warum suchst du mich? Stimmt was mit dem Kurs nicht?‟

Timiditas erzählte ihm von dem merkwürdigen Verhalten der Frau. Doch statt Empörung, zeigte Animus sogar Verständnis für sie: „Ach, das macht sie doch nur, um die Sicherheit an Bord zu gewährleisten.‟ Er lächelte jovial. Dann schlug er dem Munus freundschaftlich auf seine Schulter. „Wo ist sie? Ich muss ihr Bericht erstatten.‟ Jetzt war es an Timiditas, mit den Achseln zu zucken. Animus verschwand Richtung Brücke. Der Munus sah ihm grübelnd nach. Der Kapitän muss also neuerdings der Pilotin Bericht erstatten! Mit Animus stimmte was nicht. Gravis im Käfig hatte ihn überhaupt nicht interessiert.

Tief in Gedanken ging er in sein Quartier, pellte sich aus seinem Munus-Suit und stellte sich unter die Dusche. Dank eines modernen regenerativen H2O-Aufbereitungssystems war Wasser endlos vorhanden. Er konnte also ohne schlechtes Gewissen eine lange, entspannende Dusche nehmen. Er seifte sich die gewaltigen Brüste ein, den femininen Körper, die mächtigen Hoden und den Riesenphallus sowie den gefühllosen Kleinpenis. Seine Hände strichen und streichelten über die aufgestellten langen Brustwarzen und über den knackigen weiblichen Po. Er fühlte sich sexy und erregt, als das schaumige Wasser an seiner Haut entlang floss. Timiditas begann unter der Brause zu onanieren.

Der gigantische Luststab stand steif nach vorne weg. Wie üblich benötigte der Munus beide Hände, um den Schaft entlangzustreifen. Um die Bewegung etwas bequemer zu gestalten, bog er das große Liebesgerät nach oben. Die Spitze klemmte sich zwischen die Brüste und erfuhr dort zusätzliche Reibung, die ihn schon nach wenigen Minuten abspritzen ließ. Eine Fontäne schoss in die Luft gegen die Decke, die an eine stark geschüttelte Magnumsektflasche erinnerte, wie sie die feinen Damen der Regina auf ihren Partys schäumen ließen.

Die Duschkabine war glücklicherweise hermetisch abgeriegelt, so dass er die Decke mit der Brause sauberspritzen konnte, damit es von dort nicht mehr weiße „Sahne‟ tropfte. Ja, das war ein geiles Feeling gewesen! Timiditas stöhnte und seufzte wohlig. Er stieg aus der Dusche und zog sich einen frischen Suit an, von denen er im Lager mehrere in einer der Transportkisten gefunden hatte. Den Reißverschluss ließ er bis zu den Brüsten offen. Weiter konnte er ihn nicht öffnen, damit der nach oben getragene Riesenphallus nicht herauskippte. Zufrieden und entspannt legte er sich auf seine Pritsche und fiel in einen angenehmen, traumlosen Schlaf.

Als er wieder aufwachte, sah er auf einem Datenpad, dass er fast zehn Stunden geschlafen hatte. Er machte sich kurz frisch und ging dann in die Messe, um zu frühstücken. Animus und Luscinia waren ebenfalls schon wach und hatten sich ein Nahrungskonzentrat bereitet. Der Munus setzte sich dazu. „Schläft Gravis noch?‟ Luscinia meinte schnippisch: „Woher soll ich das wissen? Bin ich seine Mutter?‟ Timiditas befürchtete: „Ihr habt ihn aber doch wieder aus dem Käfig befreit?‟ Er sah Animus an, aber Luscinia antwortete: „Der Custos bleibt bis auf Weiteres in der Box.‟ Sie tippte gelangweilt auf ein Interface ein und beendete dann ihre Eingaben, gab Animus einen Kuss und blickte den Munus triumphierend an. Timiditas war sprachlos. Er stand wortlos auf und zog sich in sein Quartier zurück.

Eigentlich hatte er den Wunsch, Gravis zu besuchen, aber er konnte ihm nicht gegenübertreten. Er konnte ihm nicht helfen, sich nicht gegen Animus und Luscinia durchsetzen. Was sollte er Gravis sagen? Es war ihm unangenehm, ja peinlich; er schämte sich für seine Hilflosigkeit. Er blieb die restliche Zeit des Tages in seinem Raum und lenkte sich mit einem Datenpad ab, auf dem er mehr über Mare Mutus lernen wollte. Die Datenbank des Schiffes bot hunderte Seiten Informationen: Texte, Tabellen, Grafiken, Fotos und Videos, großteils als dreidimensionale Hologrammversion.

Auch am nächsten Tag machte Timiditas einen Bogen um das Lagerdeck und die Brücke. Er fühlte sich völlig isoliert, aber das war ihm immer noch lieber, als in Gesellschaft von Kapitän und Pilotin zu sein, oder gar Gravis gegenüber ein schlechtes Gewissen zu haben. Doch das hatte er trotzdem. - Nach zwei weiteren Tagen raffte er sich endlich auf, das Lager zu betreten. Da Gravis noch nirgends aufgetaucht war, musste der Munus davon ausgehen, dass er immer noch in der Box vegetierte. Das Bild, das sich ihm bot, als er den Käfig mit seinem Insassen sah, würde er nie wieder in seinem Leben vergessen: der bettelnde Blick aus glasigen Augen, die verkrampfte Körperhaltung, der sabbernde, offene Mund. Seine Stimme war dünn und zitterte: „Bitte Tim! Bitte geh nicht wieder! Komm zu mir! Bitte komm her!‟

Der Munus näherte sich der Box. Gravis hatte zwei Gitterstäbe gepackt und schaute ihn an: „Ich halte es nicht mehr aus! Ich bin so geil! Meine Eier schmerzen wie die Hölle! fi**k mich! Bitte! Bitte fi**k mich!‟ Timiditas blickte ihn fragend an. So etwas aus dem Mund eines Custos? Aus dem Mund seines Freundes Gravis? Der Munus schüttelte bedauernd den Kopf: „Hey, das kann ich dir nicht antun!‟ Gravis wurde laut: „BITTE! Ich flehe dich an! Tu es für mich! Bitte! Ich BRAUCHE es!‟

Innerhalb von drei Sekunden hatte sich Gravis entblößt und seinen Hintern hochgestreckt und gegen das Gitter gedrückt. Der Munus kam näher. Zu seiner Verwirrung fühlte er trotz der merkwürdigen Situation eine ansteigende Erregung. Sein Prügel verhärtete sich und schob sogar aus eigener Kraft den Reißverschluss des Suits ein Stückchen weiter auf. - Sein Zweitpenis hätte längenmäßig nicht ausgereicht, um an den Stäben vorbei den Custos zu penetrieren. Aber der Riesenphallus war einfach zu gigantisch. Gravis hatte ihn doch schon einmal erleben müssen. Es musste eine extreme Dehnung gewesen sein. Und das wollte er sich nun freiwillig erneut antun? Doch da hörte er schon die Stimme des Insassen: „Tu es! Stoß zu! Bitte! Vielleicht laufe ich dann aus. Sonst platze ich und verliere den Verstand!‟

Die Munuskreatur starrte auf den muskulösen, aber knackigen Hintern und sah auch den engen Eingang, der sich ihm so willig darbot. Gegen seinen Willen spürte er eine Geilheit bis in jede Faser seines Körpers. Er konnte doch seinem alten Freund nicht... Er hatte zwar als Munus keinerlei moralische oder gesellschaftliche Probleme mit sexuellen Tätigkeiten jeglicher Art, aber er wusste, dass sein Prügel für Gravis überdimensioniert war. Wollte er wirklich...? Aber der Kamerad bettelte gerade darum. Nun konnte sich Timiditas auch nicht mehr zurückhalten. Er kam noch näher, öffnete den Reißverschluss bis unter den Bauchnabel, so dass der Luststab wie ein Schlagbaum hervorklappte.

Das letzte Drittel landete klatschend auf Gravis unterem Rücken und hinterließ bereits eine klebrige Spur von klarer Lust. Der Munus packte sein Liebesgerät und visierte das Bullseye an. „Willst du es wirklich?‟ Gravis keuchte: „Nun mach schon!‟ Timiditas verrieb die Lustflüssigkeit über den gesamten Schaft, um die Gleitfähigkeit zu erhöhen. Dann stieß er mit der Eichel gegen die Hintertür. Er presste leicht gegen den Widerstand, doch die Eichel war bereits zu voluminös für das kleine Poloch. Timiditas ruckte kraftvoll vor, so dass die Eichel im Custos verschwand. Schmerzhaft brüllte der Aufgespießte auf. Auf der anderen Seite des Käfigs hielt er umkrampft zwei Gitterstäbe fest, die er wohl zerquetscht hätte, wären sie nicht aus gehärtetem Stahl und anderen Spezialmaterialien gewesen.

Timiditas verharrte. „Entspann dich! Das war nur die Eichel.‟ Die Enge war für den Munus ein unbeschreiblich geiles Gefühl. Am liebsten hätte er jetzt seine komplette Ramme versenkt und lustvoll mit den Hüften gepumpt, bis er sich in dem Vordermann ergoss. „Weiter!‟, zischte Gravis zwischen seinen zusammengebissenen Haifischzähnen hervor. - Langsam, ganz langsam versenkte der Munus Zentimeter für Zentimeter seinen Phallus tiefer. Gravis grunzte, brüllte, schrie kurz hell auf, dann wieder tief und würgend. Aber jedes Mal, wenn sein Kamerad aufhören wollte, verlangte er, dass es weitermachen sollte.

Als Tim seinen Phallus endlich zur Gänze eingeführt hatte, begann er sich langsam zurückzuziehen, um dann ganz ruhig einen Rhythmus des Rein und Raus zu finden. Gravis zitterte und gab alle einem Humanoiden mögliche Laute von sich, die zum Teil auch an fremde Lebensformen erinnerten.

Nach etwa fünf Minuten war der Munus in seinem Element und rammte seinen Knüppel lustvoll immer wieder in die enge Lustgrotte des sich Windenden, der in ein Wimmern übergegangen war. Die Taktzahl hatte Timiditas signifikant erhöht. - Auch der Penetrierte spürte, wie sich etwas anbahnte: Es tröpfelte aus seiner Castitasschelle und sorgte für eine Pfütze. Doch im nächsten Moment stöhnte der Munus auf, stieß zu und beugte sich vor, so dass seine Megabrüste auf den Käfig zu liegen kamen. Er verzog sein Gesicht und jammerte vor Erregung... Ein gewaltiger Schuss heißer Lust entlud sich, noch einer, noch einer, noch einer... jedes Mal waren es 400 bis 500 ml; danach flossen noch langsam vielleicht 300 ml hinterher.

Schließlich zog sich Timiditas zurück und flutschte aus dem gedehnten und geröteten Anus des Custos heraus. Ein kleiner Schwall weißer Sahne folgte gleich und lief dem Eingeschlossenen klebrig die Schenkel hinab, um sich mit dem eigenen Saft unter ihm zu vermischen, der quantitativ kaum noch eine Rolle spielte. Wenigstens für Gravis war es eine Erleichterung gewesen, wenn er auch keinen Orgasmus sondern nur Schmerzen erlitten hatte. Trotzdem war seine extreme, unerträgliche Geilheit gedämpft, und erschöpft sackte er zusammen, drehte sich in Embriostellung und flüsterte: „Danke, Tim.‟

Der Munus hatte gemischt Gefühle. Er war froh, seinem Freund geholfen zu haben, und es hatte selbst großes Vergnügen bereitet. Sein Höhepunkt war besonders intensiv gewesen, und immer noch war er mit Glückshormonen geflutet, aber auf der anderen Seite hatte er Gravis auch hart angepackt. Wenn er weniger vorsichtig gewesen wäre, hätte der Custos sich verletzen können. Auf jeden Fall wird er noch mehrere Tage lang nicht sitzen können, war er sich sicher.

Als Timiditas das Lager verlassen hatte, floss bereits eine weitere Menge aus Gravis hinaus. Er hatte sich damit abgefunden, die nächsten neun Wochen in diesem Käfig verbringen zu müssen. Das hatte er Luscinia zu verdanken. Der Custos schwor sich unerbittliche Rache. Und auch Animus sollte sie zu spüren bekommen! Es war schon paradox, aber Timiditas, der ihm gerade heftige Qualen bereitet hatte, war das einzige Wesen an Bord, dem er noch trauen konnte.

Während Gravis in seine Rachegedanken vertieft war und nach und nach den Lustsaft aus dem brennenden Loch von sich gab, duschte Timiditas und zog sich anschließend einen frischen Suit an. Sein Riesenphallus fühlte sich angenehm entspannt an. Auch seine dicken Hoden kamen ihm relativ leicht vor. - Als er in der Messe zu Abend aß, begegnete ihm nach langer Zeit wieder die Pilotin. Luscinia packte gerade einen Nahrungskonzentratbeutel ein, um ihn dem Gefangenen zu bringen. Der Munus fragte sich, wie sie auf die eindeutigen Liebesspuren reagieren würde. Hoffentlich sorgte sie für Sauberkeit in der Box, damit Gravis nicht in den Hinterlassenschaften schlafen musste. - Müde kehrte Timiditas in seine Unterkunft zurück und legte sich auf die Pritsche. Bald war er eingeschlafen und träumte von einer ganzen Reihe Custos, die ihm in ihren Castitasschellen als Liebessklaven dienten...
101. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 04.08.16 08:38

Das ist echt ein Biest die Pilotin. So also beginnt es. Animus ist ihr schon verfallen und stellt sch selber über Gravis, dabei wäre es ohne ihn gar nicht möglich gewesen zu fliehen. Gravis hat schon Recht das er nur noch Timiditas trauen kann. Bin gespannt wie es weitergeht. Werden am Ende alle drei von der Pilotin versklavt und keusch gehalten oder verkauft?
Was bringt denn so ein Munus und ein Custos auf dem Freien Markt?
Wenn sie an Animus kein Interesse mehr hat kann sie ihn ja an die Faba verkaufen. Die Schelle der Faba hat sie bestimmt noch.
102. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 27.08.16 21:07

~ XXXV ~


Animus wachte in den Armen seiner süßen Luscinia auf. Der nächste Tag war angebrochen. Auch die Pilotin öffnete gerade ihre Augen. Sie trug nur einen Slip aus Nylon. Animus griff nach den süßen Brüsten der Frau und spürte die Weichheit und Wärme in seinen Händen, streichelte sanft darüber und lächelte seine Angebetete an. Luscinia hüpfte aus dem Bett. „Ich muss auf der Brücke den Kurs prüfen.“ Sie schlüpfte in den dunkelroten Overall, den sie am Abend achtlos auf den Boden hatte gleiten lassen, bevor sich die Beiden heiß und innig geliebt hatten. Kaum war der Reißverschluss oben, stieg sie in die Pilotenstiefel und band sie locker zu. Sie warf sich die offenen Haare über eine Schulter nach hinten und schon war sie entschwunden.

Animus starrte ihr hinterher. Er warf das Laken zur Seite und stand auf. Was für ein Glück, nicht nur eine Fluchthelferin gefunden zu haben, sondern gleich die Frau fürs Leben! Am liebsten hätte er sie gleich wieder zurück ins Bett bugsiert, aber die Arbeit ging vor. Noch waren sie Lichtjahre von Mare Mutus entfernt. Er machte sich kurz frisch, zog sich seine Pugnatorenuniform an und folgte Luscinia auf die Brücke.

Doch dort war das Kontrollmodul verlassen. Animus rief nach der Pilotin, aber nichts regte sich. „Luscinia? Wo bist du?‟, rief er, ohne eine Antwort zu erhalten. Er marschierte durch den Flur, der zu dem Lagermodul des Schiffes führte und fand die Gesuchte schließlich an der Munusbox. Sie saugte den Custos ab. Gravis war mit seinem Halsreif durch eine Kette an einer Seite des Käfigs fixiert, während eine andere Kette ihn nach hinten zog. Dort hatte Luscinia den Schlauch in die Kehrseite des Gefangenen gesteckt und ließ gerade die Reinigungsflüssigkeit in ihn hineinströmen.

Animus hörte den Custos stöhnen und keuchen. Auch schien er sich gegen die Behandlung wehren zu wollen. Was war er doch für ein uneinsichtiges und unvernünftiges Wesen! Luscinia tat ihm einen Gefallen damit, aber das begriff diese Kreatur offenbar nicht. Gravis riss seinen Kopf so weit es ging in den Nacken und grunzte: „Ich platze sofort! Aufhören! Bitte aufhören!‟ Luscinia betätigte eine Funktion auf dem Touchpad an der Wandpaneele, lächelte verschmitzt und startete den Fluss erneut, worauf Gravis würgende Geräusche von sich gab.

Animus rief: „Er hat genug, glaube ich.‟ Luscinia sah erschrocken auf. Sie hatte ihn noch nicht bemerkt. Sie verschloss sofort das Ventil, dann sagte sie: „Ich musste ihn fixieren. Sonst hätte er sich nicht behandeln lassen.‟ Sie kam zu ihm heran und fragte neckisch: „Macht dich das an?‟ Sie zeigte auf seine enge Uniformhose, wo sich seine anbahnende Erektion abbildete. Animus hielt schnell die Hände davor, was Luscinia lustig fand. „Das muss dir doch nicht peinlich sein. Du bist doch nur ein Mann.‟ Doch Animus räusperte sich verlegen. Ihm war es nicht unangenehm mit einem steifen Penis entdeckt worden zu sein; viel mehr war es die Situation. Konnte es sein, dass er sich wirklich an den Demütigungen des Custos ergötzte? Es war mal sein Freund gewesen! Gravis! Wie konnte er das vergessen!?

Er meinte kurz angebunden: „Beende das hier, und dann komm auf die Brücke, bitte.‟ Schnippisch erwiderte sie: „Wie der Herr Kapitän befehlen!‟ Sie saugte den liquiden Neutralisierer ab und entnahm den Schlauch. Die Ketten ließ sie jedoch an Ort und Stelle, so dass Gravis kniend und weit vorgebeugt mit gleichzeitig hinter den Rücken verdrehten Armen in seiner Box verharren musste. Luscinia kniete sich genau vor das Gesicht ihres Gefangenen und meinte mit einer Stimme, die vor gespieltem Mitleid nur so troff: „Du hast es ja gehört. Leider, leider muss ich schnell zur Brücke. Da kann ich dich gar nicht mehr losbinden. Du armer, armer Custos.‟ Sie stand auf und kicherte. Dann eilte sie Animus hinterher.

Als sie aus dem Lager heraus war, aktivierte sie den Impulsgeber, den sie permanent bei sich trug. Gravis Schrei war noch bis in den Flur zu hören, obwohl die schwere Tür zum Lager bereits geschlossen war. Eine triumphale Miene breitete sich in dem hübschen Gesicht der Frau aus. Sie verspürte wohlige Befriedigung ihrer sadistischen Ader und eine unbegrenzte Macht über die Kreatur. - Auf der Brücke erwartete Animus sie schon. „Luscinia. Musst du denn so grob mit Gravis umgehen?‟ Luscinia streichelte ihm über die Wange: „Nein, du hast recht.‟ Sie küsste ihn zärtlich und legte ihre Arme um seinen Nacken. „Ich werde ihn demnächst fürsorglicher behandeln.‟

Der Kapitän horchte auf. „Hast du das gehört?‟ Die Pilotin sah ihn fragend an. „Ich höre nichts.‟ Animus war sich sicher, einen unbekannten Piepton vernommen zu haben. Er konnte nicht genau lokalisieren, woher er stammte. Was war das bloß gewesen? Er ging in Gedanken sämtliche Gerätschaften der Brücke durch, die Töne von sich geben könnten, aber entweder waren sie deaktiviert, oder machten ganz andere Geräusche. Hatte er einen Tinnitus? Oder halluzinierte er?

In den vergangenen Tagen war ihm eh morgens manchmal so, als litte er unter hypnagogen Halluzinationen. Das hatte er auf schlechte Träume geschoben. Aber jetzt war er hellwach. Da! Wieder hörte er einen leisen, fast unterschwelligen Ton, der modulierte. Animus hob eine Hand, um anzudeuten, dass er den Laut wieder hörte. Er ging an ein Terminal und rief ein Programm auf, dass eine Frequenz- und Resonanzanalyse erstellen konnte. Luscinia wirkte nervös: „Was machst du denn da?‟ Animus erklärte ihr, dass er dem ominösen Geräusch auf die Spur kommen wollte. „Manchmal nehme ich es auch morgens wahr.‟ Luscinia kam wieder auf ihn zu und küsste ihn: „Lass uns ins Quartier gehen, mein Kapitän.‟ Animus hatte das Gefühl, als wolle sie von dem Thema ablenken, aber die süße Versuchung in dem Overall ließ ihn nicht mehr klar denken. Er folgte ihr in seine Kapitänskabine.

Die Pilotin griff ihm herzhaft in den Schritt der engen Hose, wo sich seine knackige Erektion wölbte. Mit der anderen Hand ließ sie den Reißverschluss ihres Kleidungsstückes hinab und stieg nackt aus ihm heraus. Das Paar gab sich dem vergnüglichen Liebesspiel hin und vergaß alles um sich herum.

Die nächsten Tage vergingen in ähnlicher Weise. Luscinia sorgte dafür, dass sich der Kommandant äußerst wohl fühlte und seinen Pflichten als Schiffsführer kaum noch nachkam. Da die meisten Tätigkeiten aber automatisch durch den Bordcomputer ausgeführt wurden, war dies nicht weiter problematisch. Die Sache mit dem unverifizierten Piepen an Bord hatte er ganz vergessen. Animus verfiel der Frau von Tag zu Tag mehr und mehr, so dass es niemanden wundern musste, als er sie schließlich zum Ersten Brückenoffizier benannte.

Seine beiden Kameraden hatte er seit Tagen nicht mehr gesehen. So war es ebenfalls nicht verwunderlich, dass er eine Woche später unerwartet Besuch in seiner Kabine bekam, als Luscinia gerade in einem Wartungsschacht an Steuerbord des Schiffes das Kraftfeld in einem der Antriebsbatterien modifizierte, um die Leistung zu optimieren. „Timiditas! Was möchtest du?‟ Die Stimme wirkte etwas unsicher, denn der Kapitän sah den Impulsstab in der Hand des Munus. Mit der anderen Hand warf der ihm eine Handschelle hin. „Anziehen! Wir übernehmen das Kommando. Ich kann nicht mehr verantworten, wie Gravis behandelt wird. Außerdem scheinst du dieser Ziege hörig zu sein. Das gefärdet uns alle.‟

Animus runzelte die Stirn: „Was redest du denn da für einen Blödsinn? Gib die Waffe her!‟ Timiditas hob den Stab bedrohlich. Animus verharrte auf seiner Position: „Das... das ist Meuterei!‟ Der Munus grinste humorlos: „Du bist auch nur ein Pirat. Ein Deserteur.‟ Animus zitterte vor Empörung. „Wie kannst du es wagen!? Gib die Waffe, und wir vergessen die Sache.‟ Der Munus schüttelte den Kopf: „Niemals. Zieh die Handschellen jetzt an! Sofort! Ende der Konversation.‟

Der Kapitän dachte nach. Ihm fiel kein Ausweg ein. Er musste zunächst gute Miene zum bösen Spiel machen und Timiditas gehorchen. Ohne Lucinias Schlüssel würde er den Custos nicht befreien können, und sie würde den Meuterer schon überwältigen. Ein Munus hatte keinerlei militärische Kampfausbildung. Ein bisschen in der Arena boxen und ringen. um die Edelfräuleins zu unterhalten, das würde nicht ausreichen, um die Pilotin zu besiegen. Animus legte sich die Handschellen um und fragte: „Und was nun, du Verräter?‟ Timiditas antwortete: „Versteh mich bitte nicht falsch. Mir ist schon klar, dass ich für diese Aktion keine Ovationen von dir zu erwarten habe; aber du wirst von diesem Miststück manipuliert.‟ Der Munus fragte: „Wo finde ich sie?‟ Animus zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung.‟ Sein Gegenüber zog die Augen zu Schlitzen zusammen: „Lüge nicht! Ich finde sie sowieso.‟ Animus grummelte empört: „Meuterei wird schwer bestraft! wie kannst du es nur wagen!?‟ Sein Kamerad grinste humorlos: „Meuterei! Klar, und du? Du bist ja nicht mal offiziell im Rang eines Kapitäns. Du hast den Kahn entführt. Und bist außerdem ein Deserteur!‟ Animus zuckte vor Wut. Wie konnte sich sein ehemaliger Freund gegen ihn wenden?

Er konnte sich einfach nicht mehr zusammenreißen. Er sprang auf ihn zu und prallte mit ihm zu Boden. Der Impulsstab schleuderte in eine Ecke des Raumes. Der Munus war völlig überrascht worden. Was war mit den Handschellen? Die fielen klirrend zu Boden. Die Kämpfenden rangen wild in einem Knäuel aus zwei Leibern. Doch im Nahkampf hatte Timiditas keine Chance gegen den militärisch ausgebildeten Pugnator-Anwärter. Animus überwältigte ihn und drehte ihm einen Arm auf den Rücken. Auf dem Bauch liegend wirkten die Riesenbrüste des Munus unter ihm wie große Luftkissen. Der lange Phallus lag zwischen den Beinen. Der große Hodensack presste sich ebenfalls unter dem Besitzer hervor.

Animus kniete mit einem Bein auf dem Unterlegenen. Verrückterweise hatte ihn der Ringkampf sexuell stimuliert, wie er an seiner mächtigen Beule in der engen Uniformhose feststellte. Er starrte auf das pralle und knackige Gesäß des Munus. Wenn da nur nicht dieses gewaltige Gemächt wäre, dachte er, dann könnte man sich in so ein Wesen verlieben. - Plötzlich gellte eine Alarmsirene los. Was war das?

Animus keuchte. Er hatte keine Ahnung, was das Signal bedeutete. Es hörte sich wichtig an. Wurden sie angegriffen? Stand der Antrieb kurz vor einer Detonation? Kollidierten sie jeden Augenblick mit einem Asteroiden? Was war los? Er angelte nach den Handschellen und legte sie Timiditas um, so dass dessen Hände auf dem Rücken fixiert waren. Dieses Mal ließ er die metallene Acht einrasten. „Du bleibst hier schön liegen, bis ich wiederkomme!‟ Er schnappte sich den Impulsstab und verließ das Quartier, aktivierte von außen die elektronische Verriegelung und lief den Flur entlang Richtung Brücke.

Luscinia war nicht da. Animus bemerkte eine rote Leuchte, die hektisch blinkte. Seine Qualifikation als Pilot reichte nicht aus, um den Grund für den Alarm zu erkennen. Er kontrollierte manuell so viele Parameter, wie er konnte, aber nirgends schien eine Gefahr vorzuliegen. Der Antrieb war in Ordnung, weit und breit war weder ein Asteroid noch ein Raumschiff zu finden, und auch der Kurs schien noch zu stimmen. - Plötzlich meldete sich auf dem Schirm der Brücke eine Videobotschaft. Ein Humanoid in Zivilkleidung erschien auf dem Monitor: „Ich bin Kapitän Falsus vom Erztransporter Colaphus. Ich bin auf dem Weg zum alliierten Planeten X-Terra91 im Sol-System Orange2. Ich erbitte dringend Hilfe.‟ Die Botschaft wurde in Dauerschleife abgespielt.

Animus setzte sich an den Kommunikator. „Hier Kapitän Animus.‟ Er erfand schnell einen Namen für das Schiff: „Transporter Fulgur auf dem Weg nach Mare Mutus. Was können wir für Sie tun?‟ Jetzt schaltete sich ein Live-Bild ein. Es war der Kapitän des Frachters. Er trug eine Uniform, die Animus nicht kannte. „Oh, was bin ich froh, dass meine Botschaft hier draußen jemanden erreicht hat. Ich sende Ihnen gerade unsere Koordinaten. Wir benötigen dringendst Treibstoff für unseren Antrieb. Wir befinden uns hier schon seit 15 Tagen und unsere Vorräte gehen langsam zur Neige. Wir können mit Dilithium-Plättchen bezahlen.‟

Animus überlegte fieberhaft. Es war ein Risiko Fremde an Bord zu lassen oder das Schiff zu verlassen. Luscinia stand plötzlich hinter ihm. „Frag ihn, wie viel er pro Einheit zahlt.‟ Der fremde Kapitän nannte einen Preis knapp über dem normalen Niveau. Luscinia kicherte. „Er soll sein Angebot verzehnfachen!‟ Animus glaubte sich zunächst verhört zu haben, aber die Pilotin versicherte ihm mit einem nachdrücklichen Nicken, das dem nicht so war. Erwartungsgemäß war Falsus schockiert und empört. „Das würde mich ruinieren.‟ Luscinia übernahm das Gespräch: „Entweder zahlen Sie den Preis oder nicht. Er ist nicht verhandelbar.‟ Damit deaktivierte sie die Verbindung.

Animus fragte: „Was machst du denn da?‟ Luscinia lächelte: „Lass ihn ein wenig zappeln.‟ Sie schob Animus zur Seite und nahm vor dem Navigationsboard Platz. Sie programmierte die empfangenen Koordinaten. „Wir können in sechs Stunden dort sein.‟ Animus fragte verschmitzt: „Und was machen wir so lange?‟ Er zog sie zu sich und umschlang ihre schlanke Taille. Luscinia juchzte auf und klammerte sich um seinen Nacken. „Da fällt mir schon was ein!‟

Sie waren schon auf dem Weg in das Kapitänsquartier, da fiel Animus sein meuternder Kamerad ein. „Du, ich muss dir was sagen. Es gibt ein Problem an Bord.‟ Er erklärte ihr die versuchte Meuterei gerade noch rechtzeitig, bevor sie selbst den gefangenen Munus auf dem Bett hocken sah, Handschellen hinter dem Rücken. Durch die unnatürliche Haltung streckte die Kreatur ihre Riesenbrüste noch weiter vor. Luscinia grinste breit: „So, so! Da haben wir ja den bösen Möchtegern-Meuterer.“ Animus befahl: „Runter vom Bett! Lusi, was tun wir mit ihm?“ Die Pilotin zog einen Disziplinarstab. „Als erstes zieht der Freak mal seinen Suit und die Schuhe aus. Aus Sicherheitsgründen.“ Animus sah sie fragend an. Dazu musste er ja die Handschellen aufschließen... Doch die Pilotin las seine Gedanken: „Die Fessel bleibt schön dran. Schneid ihm das Teil einfach runter.“

Animus zog ein kleines Messer und folgte ihrer Anweisung. Timiditas zuckte ängstlich und wich ständig einige Zentimeter zur Seite, als habe er Angst, dass ihn sein Kamerad schneiden würde. Bald stand er im Adamskostüm da. Luscinia forderte: „Er muss irgendwo sicher eingesperrt werden. Vielleicht die Munusbox.“ Animus war verwirrt. „Da ist doch schon Gravis drin.“ Die kleine Frau sah ihn listig an. „Die ist groß. Das passt schon.“ Timiditas wollte seinen Ohren nicht trauen. Er sollte zu Gravis in den Käfig gesteckt werden? „Ich protestiere hiermit...“, begann er empört, aber Luscinia versetzte ihm gleich einen Stromschlag mit dem Stab auf den großen Munussack. „Protestiere ruhig weiter. Aber jeder Protest wird von mir angemessen beantwortet!“

Sie ließ den Nackten vor sich herlaufen, bis sie das Lagermodul erreichten. Gravis sah ihnen hinter den Gitterstäben entgegen. Timiditas nackt? Gefesselt? Was geht hier vor?, fragte er sich. Und noch mehr wunderte er sich, als der Kamerad sich zu ihm in die Box quetschte, die eindeutig zu klein für zwei Personene war - erst recht für einen Custos und einen Munus. Luscinia half kichernd mit dem Disziplinarstab nach und traf die Hinterbacken und den Hodensack des Gefangenen. Animus und Luscinia verließen das Lager und ließen die beiden wie zwei reginaeische Sardinen in der Büchse gedrängt zurück.

Die Käfiginsassen versuchten sich irgendwie so zu verschieben, zu rücken und zu verdrehen, dass sie beide einigermaßen liegen oder sitzen konnten. Nun musste Timiditas seinen Meutereiversuch zugeben, denn der war mit Gravis nicht abgesprochen gewesen. - Währenddessen machten es sich der selbsternannte Kapitän und seine Erste Offizierin in seinem Quartier bequem. Luscinia hatte nicht zu viel versprochen. In den nächsten zwei Stunden durchlebte der Mann die höchsten Genüsse des Liebesspiels. - Endlich waren sie außer Atem und lagen nebeneinander, zufrieden, befriedigt und glücklich. Eine angenehme Mattigkeit überfiel sie. Als sie aufstanden und sich wieder anzogen, war das Schiff noch eine halbe Stunde von dem Rendezvouspunkt entfernt.

Die Pilotin nahm ihren Sitz auf der Brücke ein und übernahm die Steuerung vom Auto-System des Bordcomputers. Animus ging derweil noch mal im Lagerraum nachsehen, wie es den Meuterern ging. - Timiditas und Gravis lagen nicht Kopf an Kopf, sondern entgegengesetzt, so dass jeder die Füße des Anderen vor den Augen hatte. Animus wirkte ein wenig irritiert. Die ganze Situation fühlte sich seltsam an. Seine ehemaligen Kameraden waren eingeschlossen, einer hatte gemeutert, der andere war unberechenbar geworden. Es wirkte alles so fremd, so irreal. Er fasste sich an die Schläfen. Waren das Stimmen in seinem Kopf? Wurde er verrückt? Er fühlte einen inneren Drang, den beiden Gefangenen zu misstrauen; dafür spürte er den starken Trieb, Luscinia zu lieben... Nein, es war anders... Ihr zu gehorchen. Alles, was sie tat und sagte, war positiv. Gut für ihn.

Animus hörte genauer in sich hinein, doch abrupt verstummten die Stimmen. Er schüttelte den Kopf, als könne er so die diffusen Geister aus seinen Gedanken vertreiben, und dann kehrte er auf die Brücke zurück. - Als Kapitän musste er anwesend sein, wenn sie Kontakt zu dem fremden Transporter aufnahmen. Dieser Falsus war bereit, einen exorbitanten Preis für ein wenig Treibstoff zu zahlen. Dank des geschickten Verhandelns von Luscinia. Ja, sie tat ihm gut. Wegen ihr würden sie reich werden. Da waren die Dilithium-Plättchen, die sie an Bord gefunden hatten, kaum noch der Rede wert.

Aber was sollte mit dem Custos und dem Munus geschehen, wenn sie auf Mare Mutus gelandet waren? Sollte man sie freilassen? Sollten sie ihren Anteil erhalten? Luscinia würde es entscheiden. Ja, das war am besten. Luscinia würde die richtige Wahl treffen. Er lehnte sich entspannt zurück. - Wenige Minuten später erschien das Live-Bild auf dem Monitor: Die Colaphus war auf der Übertragung zu erkennen. Dann schaltete sich ein Audiokanal ein: „Hier Kapitän Falsus. Wie haben sie auf dem Scanner. Sie können an der Stauklappe 2 andocken. Wir bereiten die Schleuse vor.“ Luscinia antwortete: „Verstanden. Wir docken an Stauklappe 2 an. Minus sechs Minuten.“

Beim Kontakt rumpelte es ein wenig, dann zischte zunächst die Außenluke, dann schloss sie sich, und schließlich öffnete sich die Innentür. Ein eher kleiner und fast schon zierlicher Mann stand in der Uniform da, die sie schon auf dem Monitor gesehen hatten, und grüßte. Er kam gleich zur Sache: „Kann Ihre Mannschaft den Treibstoff an Bord bringen? Ich habe leider niemanden zur Verfügung. Sind alle im Kälteschlaf.“ Animus kniff die Augen zusammen. „In Stasis?‟ Der Gast zuckte mit den Schultern. „Wir wussten ja nicht, ob uns jemand findet. Ansonsten hätte ich in zwei Wochen den Ersten Offizier geweckt.‟ Luscinia wollte wissen: „Wie groß ist Eure Besatzung?‟ Falsus antwortete: „Wir sind sechs Personen. Zwei Ingenieure, drei Crewman und ich.‟ Animus wollte gerade erwidern: „Tja, wir sind nur...‟ Doch da fiel ihm die Pilotin ins Wort: „14. Wir sind 14 Personen. Acht Soldaten, die als Passagiere an Bord sind.‟

Animus sah seine Erste Offizierin fragend an. Was erzählte sie denn da? Und im nächsten Augenblick wurde ihm klar, dass sie sich absichern wollte. Der Fremde sollte nicht auf falsche Gedanken kommen und ohne Bezahlung das Weite suchen. Allerdings war nun die Frage, wie er erklären sollte, dass niemand beim Treibstofftransport half. - Zum Glück stellte sich nach einem kurzen Gespräch heraus, dass es gar nicht nötig war, Tonnen zu verladen, sondern die Betankung konnte auch von einem Außenventil zur anderen Öffnung durch Roboterarme durchgeführt werden.

Luscinia bediente die Konsole und steuerte den Greifer, der eine Schlauch zwischen den Schiffen anbrachte. Kurz darauf floss die liquide Antriebsmaterie zur Colaphus. Kapitän Falsus bedankte sich und schlug vor: „Dann hole ich jetzt die Dilithium-Plättchen von Board.‟ Sofort ergriff Luscinia das Wort: „Moment! Ich komme mit.‟ Der Mann sah sie skeptisch an. „Na, so schwer sind die auch nicht... Ach, ich verstehe. Sie möchten natürlich nicht, dass ich ohne Vergütung starte.‟ Er grinste. „Wenn Ihr Kapitän nichts dagegen hat, dürfen Sie mich gerne begleiten.‟ Animus sah etwas überfahren aus, nickte aber. Luscinia steckte sich unauffällig einen Disziplinarstab ein und folgte dem Mann in die Andockschleuse.

Animus wartete nervös. Hoffentlich kommt sie bald wieder, dachte er. Was war, wenn es wirklich ein Betrüger war? Womöglich ein Raumpirat? Wenn er Luscinia überwältigte und als Geisel nahm? Oder gleich mit ihr abflog? Vielleicht stimmte das mit dem Kälteschlaf gar nicht. Vielleicht warteten mehrere Komplizen auf sie. Animus menetekelte nur so vor sich hin und malte sich allerlei hyothetische Szenarien aus, bis ihm klar wurde, dass das keinen Sinn hatte. Er musste sich einfach gedulden. In wenigen Minuten würde sie mit den Geldeinheiten wieder da sein.

Aber das war leichter gesagt als getan. Er war so zitterig, dass er eine Ablenkung brauchte. Also machte er sich auf den Weg ins Lagermodul, um nach den beiden Gefangenen zu sehen. Vielleicht sollte er sie doch aus der Box holen. Zumindest einen von ihnen, überlegte er. Es waren noch über acht Wochen bis Mare Mutus. Die konnten sie wohl kaum in dem Käfig verbringen. Als der Kapitän in der Halle ankam, sahen die beiden Kreaturen sofort zu ihm auf. Verrenkt lagen sie gekrümmt und miteinander verschlungen hinter den Gitterstäben. „Lass uns hier raus, Animus! Bitte!‟ Im ersten Impuls wollte er augenblicklich helfen, doch dann fühlte es sich falsch an. Eine innere Stimme in seinem Unterbewusstsein hielt ihn davon ab. Es wäre gegen Luscinias Willen gewesen. Er durfte die Kreaturen nicht befreien. Wer einmal meuterte, dem war nicht zu trauen.

Animus setzte sich unschlüssig auf eine Transportkiste aus Aluminium und dachte nach. Was war mit dem Custos? Der trug den Disziplinierer an seinen Hoden. Der war keine Gefahr. Der Kapitän hatte den Impulsgeber aus der Brücke mitgebracht. Er hielt ihn hoch: „Wenn ich dich, Custos, freilasse, wirst du schön artig sein. Du weißt, was sonst passiert.‟ Gravis ächzte. „Ja, ich habe nicht vor, irgendwelche Gewalt auszuüben. Und nenn mich Gravis. Ich habe einen Namen: G r a v i s.‟

Sein Kamerad näherte sich dem Käfig, entriegelte die elektronische Sicherung und ließ den Muskelmutanten herauskriechen, was gar nicht so einfach war, denn er musste sich rückwärts bewegen. Timiditas sah aufgeregt zu. „Was ist mit mir?‟ Animus schloss die Tür wieder. „Tut mir leid.‟ Gravis stand auf und streckte sich stöhnend. Ihm schmerzten alle Muskeln und Knochen von der unnatürlichen Haltung in der Munusbox. Animus stand unter hohem Stress. Innerlich kämpfte er gegen einen Widerstand an. Er hatte den Custos ohne Luscinias Erlaubnis befreit und murmelte wie zu sich selbst: „Das wird Lusi nicht gutheißen.‟ Gravis knurrte: „Ständig höre ich nur Luscinia, Luscinia, Luscinia! Kannst du nichts selbst entscheiden? Wo ist die überhaupt?‟ Animus ruckte, als wäre er aus einem Tagtraum aufgewacht. „Was? Luscinia? Sie ist die Dilithium-Plättchen für den Treibstoff abholen. Ein Erztransporter hat angedockt...‟

Gravis griff nach einem Stoff, der etwas mehr als sein Lendenschurz bedeckte und band ihn sich um. Dann fragte er, ob er sich in der Nasszelle erleichtern dürfe. Animus hatte nichts dagegen, obwohl Luscinia die Schlauchsäuberung bevorzugte. Danach betraten sie zusammen die Brücke. Von der Pilotin war jedoch noch immer keine Spur vorhanden. Langsam machte sich der Kapitän Sorgen. „Was machen die denn so lange da drüben?‟ Gravis fragte: „Kannst du sie nicht anfunken?‟ Animus schüttelte den Kopf. „Sie hat keinen Kommunikator dabei.‟

Das Duo wartete noch eine halbe Stunde; die Nerven lagen blank. Animus schimpfte: „Hätte ich mich nur nicht von dir und dem Munus ablenken lassen!‟ Gravis blieb ruhig. „Was können wir tun? Ich könnte rüber gehen. Vermutlich kann ich die Außenluke des angedockten Schiffes von der Schleuse aus öffnen... falls er sie nicht verriegelt hat. Aber warum sollte er das tun?‟ Animus rümpfte die Nase. „Warum, warum. Warum sollte er so lange drüben bleiben? Von mir aus geh halt.‟ Gravis wollte nach einer Waffe fragen, aber er sah seinem Kameraden schon an, dass dieser den Vorschlag ablehnen würde. Dazu war das Vertrauen wohl nicht groß genug.

Also machte sich der Custos so auf den Weg. Er vertraute seinen Muskeln und der Fähigkeit im Kampfsport Os-Frangi. Zischend öffnete sich die Schleuse, schloss sich hinter ihm wieder, und dann konnte er auf einem Pad die Außenluke des Transporters öffnen. Kein Sperrcode verhinderte es. Sie war frei zugänglich. - Als er an Bord der Colaphus war, bekam er ein merkwürdiges Gefühl. Die abgerissenen Verkleidungen an den Wänden, die Roststellen, die losen Kabel, ein flackerndes Deckenlicht... Wo war er hier gelandet? Er folgte dem breiten Korridor bis zu einem massiven Schott.

Animus wurde immer nervöser. Er lief zurück ins Lager. Timiditas sah ihm entgegen. Er merkte, dass etwas nicht stimmte. „Was ist los?‟, wollte der Munus wissen. Animus seufzte. „Luscinia ist auf dem anderen Schiff. Und Gravis will sie holen. Aber ich habe ein mulmiges Gefühl dabei.‟ Er näherte sich der Box. „Was soll´s! Ich lass dich raus.‟ Er deaktivierte den Sperrmechanismus. Timiditas krabbelte aus dem Käfig. „Endlich wirst du vernünftig.‟ Der Befreite sah sich um. „Wo ist mein Suit?‟ Animus zuckte mit den Achseln. „Den hat Luscinia irgendwo weggeräumt.‟ Der Munus meinte: „Ich habe mehrere in meinem Quartier. Ich zieh mir was an, und dann werden wir uns bewaffnen und an Bord dieses Transporters gehen.‟ Schon war er verschwunden.

Animus seufzte erneut. Auf so eine brenzlige Situation war er nicht vorbereitet. Alles ging schief. Der Meuterer war frei, der tollwütige Custos lief auf dem fremden Schiff umher, Luscinia war verschwunden... Er sank auf eine Transportkiste. Als Kapitän hatte er versagt. Vielleicht sollte Luscinia den Job übernehmen. Ja, sie war stark und selbstsicher, dominant und erfahrene Raumfahrerin. - Doch dann erschien tief in seinen Gedanken ein Fragment des Zweifels. War es wahr, was seine Kameraden gesagt hatten? Wurde er von Lusi manipuliert? Besonders morgens hatte er einen intensiven Drang, ihr zu folgen, ihr zu Willen zu sein. Er konnte es sich nicht erklären. - Aber das war jetzt auch nicht akut. Akut war die Gefahr, in der sie sich befanden. Animus lief zurück zur Brücke, wo Timiditas bereits zwei Disziplinarstäbe in den Händen hielt und seinem Freund einen davon zuwarf. „Los! Lass uns durch die Schleuse entern.‟ Animus fühlte, wie sein Herz ihm bis zum Hals schlug, als sie die Außenluke des Erztransporters öffneten und das fremde Schiff betraten.
103. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 29.08.16 00:39

Hab ich doch Richtig gelegen das Luscina Animus manipuliert. Vermutlich ist dieser Ton den Animus hört so eine Art Konditionierungsprogramm was im Unterbewustsein wirkt.
Der Frachter hat wohl gar keine Treibstoffprobleme sondern ist eine Piratenfalle. Luscina ist in ihrer Gier auf die Dilithiumplättchen voll reingetappt.
Wenigstens ist Gravis wieder frei und kann die Sache vieleicht klären.
104. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 13.09.16 20:59

~ XXXVI ~


Gravis hatte durch einen quadratischen Drücker mit einem großen grünen Plussymbol neben dem Schott das massive Tor geöffnet und war in den dahinter liegenden Raum getreten. Hinter ihm schloss sich das Schott sofort wieder. Irgendwo im Hintergrund war ein metallenes Hämmern zu hören. Die Deckenbeleuchtung flackerte mal hell auf, um im nächsten Augenblick den Raum in tiefste Schwärze verschwinden zu lassen, dann knallte die Lampe wieder an, flackerte und erlöschte erneut. So ging es immer weiter. Gravis tastete sich langsam vor. Wo war Luscinia mit diesem ominösen Kapitän hin?

An den Wänden des Raums hingen einige Paneele schief, Kabel und elektronische Bauteile baumelten hervor. Alles wirkte völlig zerstört oder zumindest marode. Am anderen Ende des Raumes war eine weitere Tür. Sie öffnete sich automatisch, als er davor stand. Dahinter sah Gravis eine längliche Kammer, in der sich mehrere sarkophagartige Behälter befanden, in denen vermutlich die Besatzung des Erztransporters in Stasis schlief. Allerdings, stutzte er, waren nur vier Liegekammern vorhanden. Animus hatte erzählt, dass der Kapitän Fulsus von insgesamt sechs Personen sprach. Es fehlte also eine Körperkapsel.

Gravis öffnete die Sichtluke einer Kammer. Sie war leer. Er wiederholte die Prüfung bei den anderen drei: alle leer. Entweder befand sich der Kapitän alleine an Bord, oder seine Besatzung war wach... und hatte nun Luscinia und Animus in ihrer Gewalt. Es gab keine weitere Tür, kein Schott, keinen Durchgang. Er musste wieder zurück. - Da sah er eine zweite Öffnung im ersten Raum. Ein Korridor erwartete ihn. Auch hier blinkten und flackerten die Deckenleuchten systemlos und wild. Sekundenlang gab es nichts als Dunkelheit. Langsam ging er den Gang entlang. Irgendwo mussten sich die Quartiere und die Brücke befinden. Und der Maschinenraum. Gravis tastete sich weiter vorwärts.

Da lag etwas auf dem Boden. Er näherte sich und beugte sich darüber, hob es auf: ein Disziplinarstab. Hatte Luscinia den verloren? War sie hier überwältigt worden? Er nahm ihn an sich. Eine Bewaffnung konnte für den Notfall nicht schaden. Plötzlich hörte er ein Zischen in dem langen Flur, kurz hinter sich. Er wirbelte mit erhobenem Stab herum, sah niemanden, erkannte im Zwielicht aber eine Luftbewegung. Gas! Jemand leitete ein Gas in den Korridor. Gravis hielt die Luft an und rannte zurück zum Eingang, doch der war verriegelt. Jetzt war er sich sicher, dass Luscinia überrumpelt worden war.

Gravis kämpfte sich schweren Schrittes zum anderen Ende des schlauchartigen Raumes, doch auch dort war das Schott versiegelt. Der Atemreflex zwang den Custos, die verseuchte Luft einzusaugen. Augenblicklich wurde ihm schwindelig. Gravis hämmerte nur noch schwach gegen die massive Tür, dann sackte er zusammen und verlor auf dem stählernen Boden das Bewusstsein. Der Disziplinarstab polterte zu Boden und rollte zur Seite. Er bekam nicht mehr mit, wie sich das Schott öffnete und zwei bullige Gestalten erschienen, die ihn an den Beinen packten und in den nächsten Raum schleiften.

Urplötzlich wurde Gravis aus seinem Schlummer gerissen. Ein äußerst unsanfter Stromschlag genau durch seine Murmeln ließ ihn abrupt zucken und hellwach werden. Erschrocken und desorientiert blickte er um sich. Die Helligkeit im Raum schmerzte ihn in den Augen, die er nur zu Schlitzen geöffnet hatte. In der nächsten Sekunde stellte er fest, dass er auf einem massiven Stahlstuhl gefesselt war: Fuß- und Handgelenke waren mit stabilen Gurten fixiert. Ebenso der Bauch und sogar der Hals. Er hatte erwartet, vor ihm seinen Peiniger zu sehen, aber da war niemand. So gut es mit dem Halsgurt ging, schaute er sich im Raum um, doch er war alleine.

War sein Impulsgerät irgendwie aktiviert worden? Aber die Fernberdienung hatte Animus an Bord ihres Schiffes. Die würde bis hierher auf keinen Fall senden. War der Schlag durch etwas anderes aktiviert worden? Er sollte wohl aus seinem Schlaf erwachen. Langsam erinnerte Gravis sich an das Gas, das ihn im Korridor niedergestreckt hatte. Doch warum zeigten sich die Raumpiraten nicht? Der Custos spannte seine gewaltigen Muskeln an, und die Kräfte, die sie entwickelten, hätten zur Sprengung so mancher Fesseln gereicht, aber die Gurte waren offenbar aus einem Nanogewebe gefertigt.

Der schwere Metallstuhl ließ sich nicht verrücken. Mutmaßlich war er am Boden festgeschweißt oder verschraubt. - Erst jetzt wurde ihm klar, dass man ihm den Lendenschurz entfernt hatte. Die Armschienen aus Carbon, die wie Prothesen fest mit seinen oberen Extremitäten vereint waren, hatte man ihm gelassen - wie auch den Halsreif und den Impulsgeber, den ihm Luscinia um seine Glocken verpasst hatte. Leider war auch seine Castitasschelle noch an Ort und Stelle. Und dann öffnete sich vor seinen Augen ein breites Schott, das sich von unten nach oben mit diagonaler Kante öffnete wie eine Guillotine. Zwei Piraten marschierten herein und blieben vor dem Gefangenen stehen.

Gravis betrachtete die Männer. Oder waren es Frauen? Sie trugen martialisch aussehende Anzüge und hatten offenbar Endoprothesen an Armen und Beinen. Er war sich nicht sicher, ob es überhaupt Humanoiden waren. Womöglich handelte es sich um bionische Roboter. Die Helme waren verspiegelt und zeigten nichts von einem Gesicht. Die ellipsenförmige Spiegelfläche zeigte ein deformiertes Bild des sitzenden Custos in dichroitischen Farben. Die Gestalten standen einfach nur da und sagten kein Wort. Regungslos.

Gravis wurde klar, dass es Maschinen mit kinematischer Programmierung sein mussten. Aber wer steuerte sie? Er sah sich an den Wänden und der Decke nach einer Kamera um. Er konnte nichts entdecken, aber die Roboter verfügten mit Sicherheit über eine Oculus-Technik hinter dem Visier. Dann konnte dieser Falsus ihn wohl auch hören. Gravis sagte laut: „Was hast du mit Luscinia gemacht? Wo ist sie? Was willst du von uns? Warum machst du dich nicht einfach aus dem Staub, wenn du nicht bezahlen willst? Aber lass uns zurück auf unser Schiff.‟

Die Roboter reagierten nicht. Doch dann bewegte einer der beiden ruckartig einen Unterarm vor. Das Metallstück erinnerte den Custos eher an eine Großkaliber-Laserkanone, doch zum Glück schoss kein Bündelstrahl aus kohärentem Licht hervor, der ihn in einer Hundertstelsekunde zu einem Pulverhaufen transmutiert hätte. Stattdessen fächerte sich am Ende des Armes eine runde Membran in vertikaler Position auf und bildete eine Wiedergabefläche für visuelle Daten mit einem Durchmesser von 35 Zentimetern. Automatisch starrte Gravis auf die gazedünne Abbildungstafel. Eine Videoübertragung begann.

Eine würfelfärmige Kammer war zu sehen. Durch eine Halogendecke war sie stark ausgeleuchtet. Sie war völlig leer bis auf eine nackte, in Ketten gelegte Frau... Luscinia! Sie stand mitten im Raum. Ihre Beine waren weit gespreizt auseinandergezogen. Das Gleiche galt für ihre Arme. Sie bildete ein großes, hilfloses, verschwitztes X. Ein verängstigtes X. Mit Schweiß überzogene Haut. Zitternde Beine. Die Haare hingen teils wild im Gesicht.

Der Custos hatte die Pilotin noch nie so furchtsam gesehen. Fast verstört. Doch trotz der erschreckenden Situation konnte Gravis nicht sein Gefühl unterdrücken, das ihn bei diesem Anblick überfiel: ein Erregungszustand, der seinen Luststab gegen die Castitasschelle presste. Dann, nach wenigen Sekunden hatte er sich so weit im Griff, dass er fragte: „Falsus? Hörst du mich? Was hast du ihr angetan? Und warum hältst du uns gefangen?‟ Leider reagierte der Raumpirat wieder nicht; dabei war sich der Gefangene sicher, dass der Kapitän ihn hörte.

Endlich kam aus einem kleinen Schlitz in der Brust des linken Roboters eine humanoide Stimme: „Die Scans meines Materie-Spektrometers haben festgestellt, dass ihr eine Menge Dilithium an Bord habt.‟ Gravis stöhnte auf. Der Kerl wollte also nicht nur ihren Treibstoff, sondern gleich alle Wertsachen dazu. Sollte das schon das Ende seiner neuen Lebenspläne im Luxus sein? Und wie sollten sie von Mare Mutus ohne Krediteinheiten wegkommen? Und warum war er von Luscinia getrennt? Was sollte das ganze Spektakel? Die Stimme brachte kurz darauf Licht ins Dunkel: „Ich werde eure Pilotin behalten. Sie wird an Bord benötigt. Du wirst deinem Kapitän ausrichten, dass er sie nicht zurückbekommt. Außerdem werdet ihr sämtliches Dilithium über die Schleuse an Bord meines Schiffes bringen.‟

Gravis stutzte. Der Typ ließ ihn laufen? Was sollte ihn dann hindern, einfach abzufliegen? Luscinia war sowieso verloren. In Falsus´ Stimme schwang ein süffisanter Unterton, als er mitteilte: „Vielleicht hast du bereits bemerkt, dass ich die Funkcodierung für deinen Impulsgeber auf meinen Aktivierer transferiert habe. Er hat zwar nur eine Reichweite von hundert Metern, aber es ist auch ein Totmannschalter eingebaut. Wenn du dich länger als eine Stunde außerhalb des Funkbereichs aufhältst, sendet der Impulsgeber einen alle fünf Minuten wiederkehrenden Stromstoß. Ich bin mir daher sehr sicher, dass du brav mit dem Dilithium zurückkommst.‟

Gravis ächzte und schaute sich zwischen die Beine, so gut es mit dem Halsband ging. Daher der Schmerz, von dem er aufgewacht war. Er wollte Zeit gewinnen und fragte: „Wieso benötigst du denn unsere Pilotin? Ich denke, du hast zwei Ingenieure an Bord? Dass sie nicht in Stasis sind, weiß ich. Die Kammern sind leer.‟ Falsus räusperte sich: „Ja, inzwischen... Es gab eine Fehlfunktion... vermutlich pathogene exobiologische Mikroorganismen... Aber mein Schiff ist mittlerweile sauber. Alles neutralisiert.‟ Damit war das Gespräch beendet.

Der rechte Roboter näherte sich und verankerte das Ende eines mechanischen Arms an der Halsfessel. Sie öffnete sich mit einem Klicken und zog sich in den Stuhl ein wie ein Metallband, das von einer Feder eingezogen wurde. Der Roboter wiederholte dies auch an sämtlichen anderen Fesseln. Reflexartig wollte der Custos seine Castitasschelle mit den Händen bedecken, doch Scham kam ihm vor den zwei Maschinen skurril und deplatziert vor. Er folgte ihnen zur Schleuse. Die Schritte der schweren Roboterwesen waren laut und schrill. Gravis hatte keine andere Wahl. Eine Befreiungsaktion der Frau war völlig ausgeschlossen. Er kannte den Grundriss-Plan des Schiffes nicht, hatte keine Ahnung, wo er sie suchen müsste.

Die Schleusentür schloss sich hinter ihm, und er war allein. Dann öffnete zischend das Schott zu seinem Schiff. Er hatte erwartet, dass Animus dort stehen würde. Aber niemand war dort. Gravis lief zur Brücke. Auch dort war niemand. War Animus zu Timiditas gegangen? Der Custos machte sich auf den Weg ins Lagermodul. Der Munuskäfig war leer. Was war hier los? Über das interne Kommunikationsnetz sendete er eine Suche. Niemand meldete sich. Gravis lief andere Stationen ab: die Kapitänskammer, das Quartier des Munus, seine eigenes, den Maschinenraum und alle anderen Bereiche. Er war offenbar das einzige Wesen an Bord. Wo waren Animus und Timiditas hin?

Hatten sie sich in die Rettungskapsel geflüchtet? Aber schnell hatte Gravis kontrolliert, dass diese noch da und leer war. Er wusste sich keinen Rat, wo seine Freunde sein könnten. Er hatte das gesamte Schiff abgesucht. Dann fiel ihm plötzlich ein: Wenn sie nicht hier auf diesem Schiff waren... mussten sie zwangsläufig auf dem Erztransporter sein! Der Custos fand wegen seiner Leibesfülle durch die extrem hypertrophierte Muskulatur keine passenden Kleidungsstücke. Stattdessen nahm er ein anthrazitfarbenes Bettlaken aus Polypropylen, schnitt ein Loch für den Kopf hinein und nutzte es als Poncho. Um die Hüfte band er sich einen breiten Gürtel aus Kohlenstoffnanoröhrenfasergewebe, den er im Spind in der Kapitänskabine gefunden hatte. Dann schnappte er sich einen Disziplinarstab und steckte ihn hinten in das fast unzerstörbare Band. Jetzt ging es los! Er musste Animus und Timiditas retten!

Er musste Falsus irgendwie überwältigen, bevor der den Impulsgeber aktivieren konnte. Es war über eine Stunde vergangen, aber die Entfernung zu Falsus betrug vermutlich weniger als hundert Meter. Sollte er zum Schein einige Dilithiumplättchen mitnehmen? Doch was war mit seinen Freunden? Vielleicht waren die schon entdeckt worden. Aber hätte der Pirat sie dann nicht erwähnt? Es war eine verfahrene Situation. Gravis ging erneut ins das Quartier des Kapitäns, da dort die Wertblöcke gelagert waren. Er nahm einige an sich und stiefelte zurück zur Schleuse. Kurz darauf befand er sich auf dem Erztransporter wieder. Von Falsus oder den Robotern war nichts zu sehen. Auch Animus oder Timiditas waren verschwunden. Gravis fand den Korridor wieder, wo er ohnmächtig geworden war. Dieses Mal wurde kein Gas eingeleitet. Das nächste Schott öffnete sich automatisch. Sicherlich wurde er längst beobachtet. Gravis ging hindurch und stand in einer Art Maschinenraum, deren Technologie ihm allerdings komplett fremd war.

Er drehte sich im Kreis und hielt die Dilithiumplättchen hoch. Endlich ertönte eine Audiobotschaft: „Leg die Plättchen ab und kehre auf dein Schiff zurück!‟ Gravis folgte der Anweisung und machte sich auf den Rückweg. Fieberhaft dachte er darüber nach, was mit seinen Kameraden geschehen sein könnte. Die Pilotin konnte Falsus offenbar gebrauchen, aber was war mit einem Ex-Pugnator und einem Munus? Doch kaum war Gravis durch die Schleuse, da kam ihm der Gedanke, dass ein Deserteur in Regina einen „Finderlohn‟ wert war. Und mit dem Verkauf eines Munus war dort ebenfalls leicht etwas zu erwirtschaften. Aber dann fiel ihm siedendheiß wie eine Supernova ein, dass er etwas vergessen hatte. Extrem wichtig! Sein Impulsgeber war noch aktiv!

Er eilte zurück zum Schiff und hastete durch die Gänge. „Falsus! Was ist mit dem Impulsgeber? Hast du ihn deaktiviert?‟ Aus einem Piezophon an der Wand tönte die Stimme des Piraten: „Keine Sorge, ich habe den Funkcode gelöscht. Wenn du willst, schneide ich ihn dir als Beweis sogar ab.‟ Gravis überlegte fieberhaft. Das war seine Chance, den Verbrecher zu überwältigen. - Leider erwies sich die Hoffnung als herbe Enttäuschung. Einer der Robotermaschinen kam mit lautem Schritt in den Raum. Von Falsus war weit und breit nichts zu sehen.

Überraschenderweise war es für das Strahlenmesser des Robotwesens eine Kleinigkeit, das angeblich unzerstörbare Band des Impulsgebers zu zerschneiden. Gravis hielt die Luft an, war der hochkonzentrierte Strahl doch Mikrometer von seinen Hoden entfernt! - Aber dank der extrem exakten Arbeitsweise der Maschine gelang es, das Gerät zu entfernen, ohne Gravis auch nur ein Haar zu krümmen. Davon befreit wagte er nun die Frage: „Was hast du mit meinen Besatzungsmitgliedern gemacht? Ich will sie zurück! Die gehörten nicht zu unserem Deal.‟ Kurz zögerte die Stimme aus dem Piezophon. Dann meinte Falsus verwirrt: „Was für Besatzungsmitglieder?‟ Seine Tonfarbe hatte einen lauenernden Unterklang. Gravis hielt die Luft an. Bluffte der Typ, oder waren Animus und Timiditas noch gar nicht entdeckt worden? Wie sollte er darauf nun reagieren?

Er hörte im Hintergrund, wie Falsus auf einem Touchpad tippte. Vermutlich rief er gerade die Bioscanner auf, um zu prüfen, ob sich weitere Lebensformen an Bord seines Transporters befanden. Die würden dann auch gleich verraten, wo sie sich versteckt hielten. Plötzlich war ein Tumult zu hören, Krachen und Rumsen, Knallen und Poltern. Dann brach die Verbindung ab. Gravis seufzte. Waren seine Freunde just in diesem Moment entdeckt worden? Er lief zurück in den Gang, fand aber keine anderen Schotts. Wie gelangte man in die anderen Bereiche des Transporters? Er suchte und suchte... fand keine anderen Durchgänge oder Abzweigungen. Gravis verzweifelte fast.

Letztlich musste er zurück auf sein Schiff, um von dort die Scanner zu nutzen. Er brauchte dringend einen Bauplan des Transporters, um sich zurechtzufinden. Er raste zur Schleuse zurück und stellte fest, dass das Schott verriegelt war. Alle Lampen warnten in einem leuchtenden Rot. Ein rascher Blick auf den kleinen Monitor mit der Sicht der Außenkamera ließ ihn erneut die Luft anhalten: Falsus hatte den Antrieb gezündet und sich abgekoppelt. In zügiger Geschwindigkeit entfernten sie sich vom Schiff. Der Custos lief zu einem Bullauge und sah die kleiner werdende Heimstatt, mit der er und seine Freunde nach Mare Mutus hatten fliegen wollen. Nun waren sie gefangen auf diesem Piratenkreuzer.

Wenigstens hatten sie es offenbar nur mit einem einzigen Gegner zu tun: Falsus. Zwar kommandierte er Roboter, aber vielleicht ließe sich das Problem auf elektronischem Wege umgehen. Ein EMP-Impuls könnte die Rostkisten lahmlegen. Aber dazu musste er erst auf die Brücke oder in den Maschinenraum gelangen, die Zugangssysteme hacken, umprogrammieren, das EMP-Signal aktivieren und an die entsprechenden Stellen schicken... Oh je, Gravis seufzte resignierend. Vielleicht könnte das Luscinia, aber ein ehemaliger Rusticus und Custos... Nein, der konnte jede physische Arbeit leisten, aber mehr auch nicht.

Er sah hektisch herum. Er hatte schon jeden Winkel abgesucht. Es gab nur die paar Räume und die zwei Gänge - das war´s! Dieser Bereich des Transporters konnte doch nicht völlig isoliert vom restlichen Schiff sein! Ihm fiel der Disziplinarstab ein. Er holte ihn aus dem Gürtel hervor und dachte nach. Wenn er ihn auf die stärkste Voltzahl stellte, könnte es eine Überlastung der Roboterplatinen hervorrufen, die das Trägerelement durchbrennen ließ. Damit wäre es möglich, die mechanischen Soldaten des Piraten auszuschalten. Es waren jedoch zwei Exemplare. Würde er damit fertig?

Gravis machte sich Mut. Mit geschickten Blocktechniken aus seinem Kampfsport Os-Frangi wäre es machbar. Er nickte, um sich selbst zu bestätigen. Was hatte er zu verlieren? Er suchte nach den Metallautomaten, fand sie aber nicht. Allerdings bedeutete das, dass es einen Durchgang in den anderen Bereich des Transporters geben musste. Er suchte alles noch einmal penibel ab, fand wieder nichts und fluchte, mit seinen Haifischzähnen knirschend vor sich hin. Da leuchteten neben ihm an einer Wand neongrüne Zahlenreihen und ihm unbekannte Zeichen und Symbole einer Matrix auf. Zuvor war nicht ersichtlich gewesen, dass die Wandoberfläche zu einer aktiven Projektion befähigt war. Dann würden wohl auch Türen unsichtbar bleiben, bis sie aktiviert würden.

Gravis fasste den Disziplinarstab fester und hielt den Daumen über dem Auslöser. Seine Muskelberge spannten sich unter seine Tunika; die mentale Anspannung war noch größer. Jede Minute, die verging, ohne dass etwas geschah, machte es nur schlimmer. Gravis rief nach Falsus, aber es erfolgte keine weitere Audiobotschaft. Als nächstes begann der Wartende damit, die Wände abzuklopfen, um Hohlräume zu orten, aber wieder erfolglos. Hatte er nur das Gefühl, oder wurde langsam der Sauerstoffgehalt der Luft geringer? Vermutlich bildete er sich das nur ein. Oder doch nicht?

Der Custos gab nicht auf und suchte weiter nach einem Durchgang, eine feine, mikroskopisch kleine Naht an den Wänden oder einem versteckten Mechanismus. - Gerade wollte er definitiv resignieren, da fiel ihm eine Besonderheit auf: Im Raum mit den Stasiskapseln gab es ein Podest am Ende, das er sich nicht erklären konnte. Es machte keinen Sinn. Welche Funktion sollte es haben? Gravis stellte sich darauf. Abrupt leuchtete der Boden rot auf. Als nächstes hob sich in Form des hexagonalen Podestes eine durchscheinendes Lichtwand, bis sie ihn völlig umgab. Gravis fühlte, wie ihm das Herz bis zum Hals schlug. Hatte er sich gerade in eine tödliche Falle begeben?

Dann registrierte er von der Decke aus einem unsichtbaren Lautsprecher die Audiobotschaft: „Spring wieder runter! Du musst zuerst die Parameter einstellen. Ich erkläre dir, wo und wie.‟ Die Stimme war künstlich und steril. Offenbar ein computeranimierter Sound, der das humanoide Sprechorgan imitierte. Also konnte Falsus ihn doch sehen! Er wollte bestimmt verhindern, dass er Zugang zur Brücke erhielt. Also blieb Gravis stur auf dem Podest stehen. Doch dann spürte er ein diffuses Kribbeln unter der Haut und sah Lichtblitze, die von der wabernden Wand auf seinen Körper übersprangen. Er bekam Angst und sprang nun doch vom Podest. Augenblicklich erstarb der Lichtwall; auch die Blitze waren erloschen.

Es ertönte wieder die asexuelle Computerstimme: „Gravis, dreh dich zur Seite. Da ist eine Konsole mit einem Scrollmenü. Gib der Reihe nach die Daten 6,33 sowie 19-121 ein. Dann drücke auf dem Touchpad das grüne Dreieck.‟ Der Muskelmutant dachte nach. Woher kannte der Typ seinen Namen? Hatte er ihn von Animus oder Timiditas erpresst? Und was würde geschehen, wenn er den Anweisungen folgte? Allerdings würde er nie zu seinen Freunden gelangen, wenn er den Kontakt zu Falsus abbrechen würde. Was hatte er zu verlieren? Früher oder später war der Sauerstoff verbraucht. Er saß in der Falle, und er wollte ja zu dem Piraten. Also los! Er machte sich Mut und gab die Daten ein. Einen kurzen Moment verharrte sein Finger über dem Dreieckssymbol. Wenn er ihn drückte... OK, er machte es.

Die Stimme sagte: „Sehr gut, Gravis. Jetzt wieder aufs Podest.‟ Der Custos ging hinauf. Dabei fühlte sich jeder Schritt so schwer in seinen kräftigen Oberschenkeln an, als wäre er wieder in einer Rusticus-Arbeitsmühle. Erneut erschien ein Zylinder aus Licht um ihn herum, doch war dieser jetzt grünlich gefärbt. Der Boden der Erhebung färbte sich ebenfalls grün. Dann tauchten wieder Blitze auf, dieses Mal kribbelten sie noch intensiver. Gravis ächzte. Was hatte er getan? War er nun endgültig in den Händen des Piraten? 1,25 Sekunden später gingen bei ihm die Lichter aus. Sein Gehirn schaltete ab. Auf dem Podest schien sich sein Körper zu verzerren, zugleich absorbierte die Lichtwand seine Materie. Einen Augenblick später war er verschwunden. Das Licht wurde schwächer und löste sich auf. Das Podest stand wie zuvor dort. Verlassen. Ohne jegliche Aktivität. Als hätte es Gravis nie gegeben.

Auch die Leuchten an der Konsole, an der der Custos die Werte eingegeben hatte, erloschen. Es herrschte völlige Stille wie im Kosmos außerhalb des Erztransporters. Das Schiff der drei Freunde war mittlerweile mehrere interstellare Einheiten entfernt. Leben herrschte in dieser unendlichen Weite nur noch im Brückenmodul des Transporters. Falsus saß an einer Steuer-Konsole und programmierte die Navigationseinheit neu. Seine Hände zitterten so stark, dass er Schwierigkeiten bei der Eingabe hatte. Schweiß lief ihm von der Stirn in die Augen. Schräg hinter ihm stand eine Person mit einem Disziplinarstab in der Hand. Nach ein paar Minuten sagte er: „Der neue Kurs ist aktiviert. Mare Mutus.‟

Gravis wachte langsam auf. Er sah noch völlig verschwommen und hörte wie durch Watte Stimmen zu ihm reden: „Er kommt zu sich. Gravis, kannst du uns hören? Du bist offenbar allergisch gegen den Teleportationsstrom.‟ Eine andere Stimme fragte ihn: „Wie geht es dir? Ist alles in Ordnung?‟ Die erste Stimme meinte: „Vitalfunktionen sind innerhalb normaler Parameter.‟ Langsam wurde Gravis klarer im Kopf und sah auch seine Umwelt deutlicher. Er schaute zur Decke eines hell erleuchteten Raumes. Er versuchte zu sprechen: „Wo... wo bin ich?‟

Jetzt beugte sich ein ihm bekanntes Gesicht über ihn: Timiditas. Der Munus fasste beruhigend an die kräftige Schulter des Custos. „Du bist in Sicherheit. Wir haben den Piraten überwältigt. Momentan liegst du in der kleinen Krankenstation.‟ Jetzt erinnerte sich Gravis an die Gegebenheiten. Animus und Timiditas mussten Falsus gefunden haben. Aber wie waren sie aus dem isolierten Teil des Transporters gelangt? Und was war mit dem Piraten? Und wo war Luscinia? Und wieso hatten sie ihr Schiff aufgegeben? Fragen über Fragen. Gravis fing einfach an: „Wieso habt ihr das Dilithium zurückgelassen?‟ Jetzt erschien Animus über ihm: „Aber das hast du doch an Bord gebracht?‟ Gravis keuchte: „Nur einen Teil. Ich wollte Falsus nicht alles in den Rachen werfen.‟ Animus unterdrückte einen obszönen Fluch. „Wir haben keine Zeit mehr, um zurückzukehren. Regina hängt uns im Nacken. Wir müssen so schnell wie möglich nach Mare Mutus.‟ Er hoffte, dass das gerettete Dilithium noch ausreichte, um ein andere Schiff zu erwerben.

Der Deserteur erzählte nun, wie er gemeinsam mit Timiditas den Piraten und seine Roboterschergen zur Strecke gebracht hatte. Die Abriegelung der Brücke war eine Sicherheitsvorkehrung gegen eine feindliche Übernahme, die nur mit einer Teleportationstechnologie überwunden werden konnte. Der Verschluss des abgeriegelten Bereichs war permanent und konnte nur in einem Raumdock rückgängig gemacht werden. Die Materialien der früheren Schotts verschmolzen laienhaft ausgedrückt miteinander. Es hatte physikalisch mehr mit einer Neuordnung der Moleküle zu tun, die durch einen Impuls neu ausgerichtet wurden. Mehr hatte er davon auch nicht verstanden, als Falsus es ihm erklärt hatte. Da der kleine Teilbereich mit der Außenluke aber keine wichtigen Gerätschaften enthielt, war er entbehrlich.

Gravis wollte wissen, ob sie auch Luscinia gerettet hatten. Animus schmunzelte. „Der geht es bestens. Sie passt auf der Brücke auf unseren Freund auf.‟ Eine weitere gute Nachricht hatte er: Der Erztransporter war sogar noch schneller als ihr altes Schiff. Das war auch ein Grund, warum sie gewechselt hatten. In wenigen Tagen würden sie Mare Mutus erreichen. Animus grinste: „Dort werden wir unseren Knilch den Behörden übergeben. Dem gehört der Transporter übrigens gar nicht. Ich vermutet, dass er nach einem Schnellgericht direkt in die Fabriken oder Minen von Mare Mutus geschickt wird. Für die nächsten 25 Jahre.‟ Gravis fragte: „Und du bist sicher, dass sie dich nicht auch gleich dabehalten, weil du als Fahnenflüchtiger gilst?‟ Animus schüttelte den Kopf: „Luscinia hat sich in der Borddatenbank kundig gemacht. Es gibt zwischen Regina und Mare Mutus kein Auslieferungsabkommen.‟

Gravis sackte erschöpft zusammen. Eines wusste er: Er wollte nie wieder gebeamt werden. Diese fremdartige Transformationstechnologie bekam ihm überhaupt nicht. Er wollte einfach nur noch schlafen. Daher ließen ihn seine Freunde allein, das Licht dämmte sich, und der Muskelmutant fiel in einen krafttankenden Schlaf.
105. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 14.09.16 01:26

Interessante Technologie auf dem Transporter. Eine Art Fiktivtransmitter.
Wenigstens ist alles nochmal gut gegangen nur mit etwas Dilithium Verlust. Schade das Gravis seine Schelle noch hat.
106. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 17.10.16 18:17

~ XXXVII ~


Timiditas betrat das fremde Schiff, Animus im Schlepptau. Beide waren mit Disziplinarstäben ausgestattet, um diesem dubiosen Falsus, falls nötig, Widerstand leisten zu können. Sie folgten dem Korridor, dessen Zustand desolat zu nennen war. Alte Bordinstrumententafeln waren entweder ausgeschaltet oder zeigten eindeutig Fehlfunktionen an. Die Wände waren der Korrosion anheimgefallen. Das Deckenlicht blinkte, flackerte und blitzte in unberechenbaren Abständen auf.

Langsam bewegten sie sich auf das nächste Schott zu, das sehr massiv und konvex gestaltet war. Es ließ sich jedoch einfach über einen optischen Sensor öffnen. Eine längliche Kammer mit Stasiskapseln wurde sichtbar. Timiditas stellte fest, dass sie leer waren. Hatte Falsus überhaupt eine Mannschaft? Oder hatten sich die Piraten irgendwo auf dem Transporter versteckt und hielten Gravis und Luscinia gefangen?

Animus ging durch eine weitere Öffnung in einen Korridor, doch plötzlich schloss sich ein Schott, und die beiden Freunde waren getrennt voneinander. Timiditas versuchte die Tür mit Gewalt zu öffnen, was völlig hoffnungslos war. Er suchte nach Sensoren oder einem Tastenfeld, fand aber nichts. Er suchte die Wände nach Steuerelementen oder Instrumentenboards ab. Auf einer inaktiven Anzeigentafel leuchtete nur schwach die Darstellung einer Helix. Der Munus drückte darauf, und der Schirm leuchtete intensiver auf. Telemetriedaten ratterten auf dem Monitor herunter, offenbar mit geodätischen Angaben eines Planeten.

Timiditas konnte nicht viel mit den Informationen anfangen. Um welchen Himmelskörper handelte es sich? Aber akuter war die Frage: Wie konnte er Animus kontaktieren? Sie waren vermutlich längst entdeckt worden und wurden überwacht. Falsus hatte sie voneinander getrennt. Er lief zurück in die Sarkophagkammer und sah sich um. Ein kleines Podest war zu sehen. Der Munus ging darauf zu. Da war ein Scrollmenü an der Seite. Timiditas tippte auf eine weitere Taste, die eine Art Manual aufleuchten ließ. Das Podest war, wie er nun erkannte, eine Einrichtung zur Teleportation. Er hatte von dieser Technologie gehört, aber auf Regina war sie noch nicht entwickelt.

Im Manual konnte er die nötigen Daten nachlesen und gab sie im Scrollmenü ein: 6,33 und 19-121. Dann drückte er ein großes grünes Symbol und stellte sich auf das Podest. Eine Lichtwand schloss sich um ihn und bildeten eine oszillierende Masse, die um den Munus grünlich waberte. Blitze jagten durch den Lichtzylinder und ließen ein kribbelndes Gefühl bei dem Wesen zurück. Eine Sekunde später verlor er das Bewusstsein.

Ein kybernetisches Programm transferierte die Daten seiner Materie auf atomarer Ebene auf ein anderes Podest auf der Brücke des Erztransporters, wo das hochkomplexe Programm ihn wieder Partikel für Partikel zusammensetzte. Timiditas stand plötzlich bei klarem Bewusstsein dem Raumpiraten gegenüber, der offensichtlich völlig überrascht von seinem Auftauchen war. - Falsus hatte geglaubt, den Teletransporter gesperrt zu haben, doch der Code war fehlerhaft eingegeben worden und somit unwirksam. Der Munus sprang blitzartig auf den Piraten zu, der gerade ein mobiles Mikrophon vor sich hielt, und versetzte ihm einen Schockimpuls mit dem Disziplinarstab.

Er hatte ihn auf die höchste Stufe eingestellt, so dass Falsus augenblicklich ohnmächtig wurde und polternd auf dem Boden aufschlug. Timiditas sah sich auf der Brücke um, fand aber keine Materialien, mit denen er den Mann hätte fesseln können. Im nächsten Moment erschien ein anthropomorpher Roboter, der entschlossen auf ihn zustampfte. Falsus hatte vermutlich gelogen, als er von einer Crew gesprochen hatte, aber er war trotzdem nicht alleine. Wie sollte es der Munus mit dem Maschinensoldaten aufnehmen?

Der Disziplinarstab würde wahrscheinlich keine Wirkung zeigen. Noch bevor der Roboter ihn erreicht hatte, erschien noch ein zweites Exemplar. Der Munus seufzte. Es war aus. Er hatte keine Chance. - Doch als der erste Metallkasten ihn beinahe erreicht hatte, blieb er abrupt stehen, als hätte er einen Kurzschluss gehabt. Genauso reagierte der zweite Roboter. Sie standen bewegungslos da, deaktiviert und harmlos. Timiditas atmete erleichtert durch. Wie konnte das geschehen sein? Waren sie vielleicht mit dem Bewusstsein ihres Masters Falsus vernetzt? Dann könnte dessen Ohnmacht damit zusammenhängen.

Einige Sekunden zeitversetzt, schalteten sich die Maschinen ab, wenn Falsus keine mentalen Signale mehr schicken konnte. Der Munus musste nun schnell eine Lösung finden, um die Roboter langfristig außer Gefecht zu setzen. Er suchte an der Metalloberfläche nach einer Öffnung oder einem Kabel, fand jedoch nichts. - Gut, dann musste er eben dafür sorgen, dass Falsus im Reich des Morpheus blieb. Timiditas suchte die Brücke nach Steuerungselementen ab. Er fand ein Touchpad, auf dem Bilder aus dem gesamten Erztransporter übertragen wurden. Auf einer Darstellung sah er Gravis.

Der Muskelmutant stand auf dem Podest in der Stasiskammer. Der Boden leuchtete rot. Timiditas fand die Audiofunktion der Überwachungsapparatur und sprach in das Mikrophon: „Spring wieder runter! Du musst zuerst die Parameter einstellen. Ich erkläre dir, wo und wie.‟ Er gab Gravis die Daten für die Teleportation und wartete, bis der Custos den Anweisungen gefolgt war. Wenige Sekunden später materialisierte der Koloss sich vor den Augen des Munus. Allerdings führte der Vorgang zu einer synkopischen Reaktion bei Gravis, die seinen Metabolismus vorläufig ausschaltete und auf den Boden sacken ließ.

Timiditas legte ihn der Länge nach hin und suchte nun auf den Videobildern nach Animus. Gleichzeitig durfte er nicht den Piraten aus den Augen lassen. Sobald er das Bewusstsein wiedererlangte, erweckte dies auch die Roboter zum Leben. Fieberhaft suchte er nach seinem Freund und fand ihn schließlich auf dem Bildschirm: Er lag in einem Korridor. Der Munus erkannte den Flurabschnitt. Er musste sich zurückbeamen und Animus aus dem abgeschlossenen Bereich holen. Eine Anzeige deutete auf eine manipulierte Luftzusammensetzung hin. Dem Bereich war ein narkotisches Gas zugefügt worden.

Timiditas benötigte einige Zeit, um die Funktion des Steuerelementes zu verstehen, und das Luftgemisch zu neutralisieren. Danach teleportierte er sich zurück in den zweiten Schiffsbereich, holte Animus aus seinem Gefängnis und schleppte den noch bewusstlosen Ex-Pugnatornovizen auf das Beampodest. - Zurück auf der Brücke konnte er ihn wieder zum Leben erwecken und berichtete von seinen Erlebnissen. Animus sah nun auch die noch ohnmächtigen Gravis und Falsus. Sein erster Ausruf war: „Aber wo ist Luscinia?‟

Das konnte Timiditas auch nicht sagen. Er suchte die weiteren Überwachungskameras ab, fand aber die Pilotin nicht. Animus war froh, dass der Erztransporter sich bereits auf Kurs Mare Mutus befand, denn es war nur eine Frage der Zeit, bis die Flotte der Regina eintraf, um ihn zu kassieren. Glücklicherweise war die Reisegeschwindigkeit des Transporters deutlich schneller als die des Shuttles, so dass sie bereits in einigen Tagen ihr vorläufiges Ziel erreichen würden. Sie fluktuierte zwar aufgrund des altersschwachen Antriebs, brachte sie aber zügig vorwärts.

Animus wollte nun das Modul außerhalb der Brücke nach Luscinia durchsuchen. Timiditas übernahm die Aufgabe für ihn, damit Animus an der Steuerkonsole nötige Funktionen für die Navigation erlernen konnte. Der junge Mann hatte als Pugnatoranwärter bereits eine Grundausbildung in den Schiffssystemen der Reginaflotte erhalten und stellte schnell fest, dass sein Wissen kompatibel mit der Technik des Erztransporters war. Er versicherte sich mit dem Bordscanner, dass außer Falsus kein Fremder an Bord war. Er lokalisierte neben Gravis, Timiditas und dem Raumpiraten auch Luscinia.

Sie hielt sich in einem Nebenraum auf, dessen Zugang allerdings mit einem Sperrcode verriegelt war. Timiditas kam gerade zurück und meinte: „Ich habe eine kleine Krankenstation entdeckt. Ich bringe Gravis hin. Dort ist eine Liege.‟ Animus nickte: „OK, ich habe übrigens Luscinia gefunden.‟ Er zeigte auf ein Wandpaneel. „Da ist ein Zugang zu einem geheimen Raum. Leider versperrt. Aber ich arbeite dran, um sie zu befreien. Ich muss nur noch die Codedatei öffnen.‟ - Die nächste halbe Stunde verbrachte Animus damit, hinter den Zugangscode zu gelangen. Er nutzte dazu ein Algorithmenprogramm, das schließlich Erfolg hatte.

Die Öffnungssequenz lief über den Monitor, Animus bestätigte, und schon öffnete sich die Wand zu einem oktogonischen Durchgang. Er stürmte hinein und fand die Pilotin, gefesselt und nackt stand sie in Ketten mitten in der durch Halogenlicht ausgeleuchtete Kammer. Sie bildete ein großes, hilfloses, verschwitztes X. Ein verängstigtes X. Mit Schweiß überzogene Haut. Zitternde Beine. Die Haare hingen teils wild im Gesicht. Verwirrt stellte Animus fest, dass der Raum sich verformte und plötzlich würfelförmig wirkte. Der junge Mann konnte Luscinia von den Ketten befreien und ließ sie kraftlos in seine Arme fallen. Jetzt trug er sie hinaus...

... fand sich aber nicht mehr auf der Brücke wieder, sondern war im abgekoppelten Bereich des Raumschiffes, wo er zu Anfang gewesen war. Verwirrt brachte er Luscinia zu dem Podest des Teletransporters und gab erneut die Daten für den Beamvorgang ein. Die Atome seines Körpers und die der Pilotin zerfielen, um sich auf der Brücke des Schiffes zusammenzusetzen. Animus trug seine Luscinia zur Krankenstation und legte sie neben Gravis auf eine zweite Liege.

Timiditas hatte inzwischen Mahlzeitenersatz aus einer Box besorgt, und reichte sie der erschöpften Luscinia, die sich überraschend schnell erholte. Endlich bemerkte sie, dass sie nackt war und wand sich schnell ein Tuch um die Hüften und ihre Brüste. Etwas beschämt sagte sie: „Ich gehe auf die Brücke und kümmere mich um diesen Piraten. Danach werde ich unseren Kurs kalibrieren, damit wir nicht an Mare Mutus vorbeifliegen.‟ Timiditas und Animus sahen auf den noch bewusstlosen Gravis hinab, der allerdings so langsam aus seiner Ohnmacht erwachte und leise stöhnte. Der Munus fasste beruhigend an die kräftige Schulter des Custos. „Du bist in Sicherheit. Wir haben den Piraten überwältigt. Momentan liegst du in der kleinen Krankenstation.‟

Der Geschwächte ächzte und stellte allerlei Fragen. Als die Rede auf das Dilithium kam, stellte sich heraus, dass ein Teil noch an Bord ihres Shuttles war. Animus unterdrückte einen obszönen Fluch. „Wir haben keine Zeit mehr, um zurückzukehren. Regina hängt uns im Nacken. Wir müssen so schnell wie möglich nach Mare Mutus.‟ Er hoffte, dass das gerettete Dilithium noch ausreichte, um ein andere Schiff zu erwerben. - Luscinia stellte derweil den Kurs ein und schaute sich nach Kleidung um, fand aber nichts. Dann fiel ihr Blick auf Falsus, der noch ausgeknockt am Boden lag. Sie begann damit, ihn auszuziehen. Die Uniformjacke war aus dickem, hartem Stoff. Sein Oberteil dagegen fühlte sich kuschelweich wie Kaschmirwolle an. Dies zog sie sich zuerst über ihre blanken Brüste und genoss die Liebkosung des Stoffs. Die Hose des Mannes war ihr hoffnungslos zu groß. Sie zog sie ihm zwar trotzdem aus, um einen Versuch zu starten, aber sie gab es bald auf.

Aufmerksam bemerkte sie, dass Falsus sich leicht bewegte. Sie nahm daher den Disziplinarstab und versetzte ihm gleich noch einen Präventivschlag, um ihn zurück ins Reich der Träume zu schicken. Das Oberteil des Mannes reichte ihr bis fast über das Gesäß. Sie könnte es als Kleidersatz tragen. Doch als sie sich in einer spiegelnden Wandpaneel betrachtete, musste sie schlucken. Sie benötigte ein Beinkleid! Ihre fast schon obszön kurz geratene Gewandung machte sie wütend. Vielleicht zog sie deshalb dem Piraten auch noch seine Leibwäsche aus und schmunzelte, als sie seinen etwas klein geratenen Liebesstab betrachtete.

Als Animus auf die Brücke zurückkehrte, meinte er: „Ich habe das Problem mit den Robotern gelöst. Man kann sie manuell abschalten. Bleibt noch die Frage, was wir mit diesem...‟ Er sah, dass der Pirat nackt auf dem Boden lag, nur die Stiefel noch an den Füßen. „Was wir mit dem da machen.‟ Luscinia hatte keine Gefangenenzelle auf dem Übersichtsplan gesehen. „Wir bringen ihn einfach in eines der früheren Mannschaftsquartiere und fesseln ihn. Notfalls schneiden wir aus Stoff entsprechende Bahnen.‟

Wenige Minuten darauf setzten sie den Plan in die Praxis um. Nun konnten die Freunde zum ersten Mal durchatmen und sich zu einer kleinen Mahlzeit in der Messe zusammensetzen. Auch Gravis war einigermaßen wieder fit. Timiditas stellte jedoch fest: „Der Großteil der Nahrung ist laut Schnellanalyse denaturiert. Soll heißen: Wir müssen rationieren.‟ Animus wunderte sich. „Die Packungen sind doch ewig haltbar und vakuumverpackt. Wie konnte das geschehen?‟ Der Munus zuckte mit seinen schmalen Schultern. „Vielleicht waren sie schon ungenießbar, als sie an Bord kamen.‟

Er war erschöpft von all den Erlebnissen an Bord des Transporters und zog sich in ein kleines Einzelquartier zurück. Die künstliche Gravitation ließ ihn schwer auf seine Matratze fallen. Fast augenblicklich senkten sich seine Augenlider, so müde war er. Doch irgendetwas störte ihn beim Schlafen. Dann schälte er sich aus seinem Munussuit. Nackt war es angenehmer als in dem engen dehnbaren Stoff. - Als Timiditas wieder lag, regte sich etwas in seinem Riesenphallus. Er erwachte zum Leben und versteifte sich. Die Hände des Munus langten nach ihm und streichelten das Lustfleisch. War sexuelle Betätigung nicht auch gut für einen Stressabbau? Er spielte mit beiden Händen, um dem gigantischen Schaft genug Reibung zu verschaffen.

Wenige Minuten später war er so in seine Onanie versunken, dass er um sich herum nichts anderes mehr wahrnahm. Animus und Luscinia würden sicherlich auch gerade in ihrer Kabine für gegenseitige Befriedigung sorgen. Warum sollte er da nicht auch ein wenig Vergnügen haben? Gravis dagegen mit seiner Castitasschelle hatte die Arschkarte gezogen, kam ihm in den Sinn. Doch daran konnte er ja nichts ändern. Langsam näherte er sich einem intensiven Orgasmus, der Munus drückte lustvoll seinen Rücken durch und stöhnte laut auf, als ein Schwall seines Saftes in die Höhe schoss und auf ihn niederprasselte wie ein ausgeschütteter Eimer Milch. Und direkt darauf folgte ein weiterer Schwall. Und noch ein dritter und vierter.

Der Hermaphrodit keuchte und stöhnte schwelgerisch und wonnevoll, wälzte sich zur Seite und ließ den nun nur noch halbsteifen Phallus auf die Matratze schlagen. Auch sein gigantischer Testikelsack schwang mit herum, ebenso wie seine großen Brüste, deren lange Nippel hart und vorstehend nach Berührung zu gieren schienen. Tiefenentspannt starrte er zur Wand und sah zum ersten Mal bewusst eine Art Glasbild, in dem sich ein flüchtiger Stoff befand, der wabernd immerzu seinen Aggregatzustand von fest zu flüssig zu gasförmig wechselte. Die Funktion blieb dem Munus rätselhaft. Vielleicht war es nur dekorativ.

Zwei Minuten lang lag er noch dort, dann stand er auf, um sich zu säubern. Sein Liebesspiel hatte deutliche Spuren im Raum hinterlassen. Es war zwar nur ein kleiner Wasserspeicher vorhanden, für die Körperhygiene diente jedoch eine moderne Ultraschalldusche, die für den Munus zwar etwas gewöhnungsbedürftig, allerdings sehr angenehm war. Das Quartier reinigte er mit Tüchern und Wasser, das mit Tensiden angereichert war. Davon war reichlich vorhanden, da die Mannschaft auf einem Erzfrachter offenbar häufiger schmutzig wurde.

Timiditas quetschte sich wieder in seinen Suit, um nach Gravis zu sehen. Der lag ebenfalls in einem kleinen Einzelquartier und starrte an die Decke. Der Munus grüßte seinen Kameraden, doch der Custos sah ihn nicht an und reagierte nicht. Timiditas setzte sich neben ihn auf die Pritsche. „Geht es dir besser?‟ Gravis räusperte sich. „Wenn du die Reaktion auf die Teleportation meinst... Ja. - Aber meine erzwungene Keuschheit ist ätzend!‟ Sein Freund versuchte ihn aufzumuntern: „Auf Mare Mutus wird sich eine Lösung finden. In zwei oder drei Tagen sind wir da.‟ Aber Gravis verzog nur sein Gesicht. Es war seltsam, aber der Muskelmutant mit seinen Schnürstiefelsandalen, seinen Armschienen aus Carbon und dem Halsreif sah nun nicht mehr aus wie ein umbesiegbarer, fürchterlicher Gladiator, sondern wie ein Häufchen Elend. Ein Großteil der gewaltigen Muskeln war durch seine selbstgemachte Tunika verdeckt; nur die massigen Extremitäten waren zu sehen. Timiditas fühlte Mitleid, aber wenn er ehrlich war, war es ihm lieber, dass Gravis eine Castitasschelle trug, als wenn er selbst einen aktivierten Securitychip in seiner Eichel hätte, der ihm genauso jegliche Befriedigung versagen würde.

Derweil wurde Falsus in der Kabine wach, in die ihn die Kameraden gebracht hatten. Er lag auf der Pritsche und war an Händen und Füßen mit Nylongewebe gefesselt, so dass sich seine Arme hinter dem Kopf befanden wie auf einer Streckbank. Man hatte ihm kein Kleidungsstück gelassen. Hübsch war der Humanoid mit seinem kugeligen Bauch nicht zu nennen. Verzweifelt probierte er telepathisch mit seinen Robotern in Verbindung zu treten, aber da diese abgeschaltet waren, blieb es bei den Versuchen.

Als Timiditas seinen Freund verlassen hatte, schaute er bei dem Gefangenen vorbei. Dieser lag unbekleidet und unbedeckt auf der Liege. Der Munus grinste ihn an. „Wie sind eigentlich die Haftbedingungen auf Mare Mutus für Raumwanzen wie dich?‟ Falsus spuckte zur Seite. „Was interessiert dich das!? Keine Sorge, ich werde nicht lange sitzen. Ich habe gewisse Kontakte...‟ Timiditas antwortete: „Meinst du also, dass wir dich besser schon hier an Bord bestrafen sollten?‟ Falsus machte einen erschrockenen Eindruck. „Nein, ich... Wage es bloß nicht!‟ Der Munus winkte lässig ab. „Du brauchst keine Angst zu haben, dass dir Gewalt angetan wird. Wir sind - im Gegensatz zu dir - keine Kriminellen. Obwohl meiner Meinung nach sogar ein Direktflug in ein Schwarzes Loch noch zu gut für dich wäre!‟ Er ließ den Piraten in seiner Zelle zurück.

Zwei Tage vergingen ereignislos. Animus und Luscinia kümmerten sich um die Belange auf der Brücke und vergnügten sich in ihrer Freizeit in ihrer Kabine; Gravis versuchte seine triebbedingte Frustration mit Krafttraining zu kompensieren; Timiditas versorgte den Gefangenen und genoss die sexuelle Freiheit, die er auf seinem Bett oder in der Ultraschalldusche auslebte. - Und schon war der Tag der Ankunft gekommen: Der Transporter bat um Andockerlaubnis an eine Landestation, die in der Umlaufbahn von Mare Mutus kreiste. Dort hatten zunächst alle interstellaren Flüge zu landen, um die Einreiseformalien zu durchlaufen.

Luscinia saß am Steuerpult und hielt Funkkontakt mit dem Tower. Die Bioscanner der Station erkannten fünf humanoide Lebensformen und forderten die ID-Informationen an. Schnell wurde Falsus als gesuchter Pirat verifiziert. Eine sechsköpfige Mannschaft der Planetenpolizei kam an Bord. Border-Sergeant Omnius trug eine glänzende Uniform und forderte von Kapitän Animus den Zugang zu dem Gefangenen. - Wenige Minuten später wurde der fluchende Falsus abgeführt (wenigstens ein Tuch hatten sie ihm um seine Hüften gewickelt). Die restlichen Männer prüften die Lagerräume des Schiffs. Angedockt war der Zugriff auf alle Bereiche des Transporters problemlos möglich, ohne dass man umständlich zwischen den beiden abgeschotteten Bereichen die Teleportationstechnologie einsetzen muste.

Neben dem Dilithium fanden die Grenzschützer nur fast leere Container und Tanks im Erztransporter. Da die Menge des Dilthiums die zollfreie Obergrenze nicht überschritt, verließ die Einheit der Planetenpolizei das Schiff kurz darauf wieder, nachdem Animus noch einige Signaturen abgegeben hatte. Nun war dem Schiff gestattet in die Atmosphäre von Mare Mutus einzutauchen und auf dem Planeten zu landen. Luscinia flog den Transporter gekonnt durch die Stratosphäre in die tiefen Schichten der Troposphäre und setzte die Schubumkehr ein, um sich auf einem Landefeld zu positionieren, auf dem grüne Laserleuchten in einem Karree leuchteten.

Timiditas fragte sich, was wohl aus Falsus werden würde. Ob er wirklich durch Bestechnung schnell wieder frei wäre? Oder war das Maulheldentum gewesen? Verdient hätte er die Zwangsarbeit in den Minen oder Fabriken. Dann fiel ihm ein, dass sie Glück gehabt hatten, dass die Planetenpolizei nicht kontrolliert hatte, ob ihnen der Transporter überhaupt gehörte. Scheinbar lief alles wunderbar. Die Freunde checkten in einem Hotel ein und überlegten das weitere Vorgehen. Animus und Luscinia wollten mit dem Dilithium bei nächster Gelegenheit ein schnelles Überlichtschiff erwerben, mit dem sie bis zu zivilisierten Welten der Allianz gelangen konnten.

Wie bereits geahnt, war die Fahnenflucht von Animus auf Mare Mutus irrelevant, da de facto kein Auslieferungsvertrag zwischen Regina und Mare Mutus bestand. Allerdings kam es zu einem anderen Problem: Die Behörden hinterfragten kritisch die Ankömmlinge Gravis und Timiditas. Es war bekannt, dass Custos und Munus Leibeigene auf Regina waren. Timiditas hatte zwar mit seinem Freund keine Angaben zur Person gemacht, die über ihre ID-Informationen hinausgingen, aber ganz augenscheinlich waren die Merkmale der Beiden zu identifizieren. Ein Custos und ein Munus - unauffällig geht anders.

Timiditas wurde zu einer Befragung eingestellt. Was mit Gravis geschah, konnte er nicht wissen. Er folgte einer kleinen Delegation Planetenpolizisten in einen Verhörraum. - Währenddessen traf sich ein administratives Gremium, um darüber zu entscheiden, wie mit den Wesen umzugehen sei. Hatten sie die gleichen Rechte wie Menschen und andere humanoide Lebensformen? Oder waren sie wie Besitztümer zu handhaben? Sklaverei war zwar in der Großen Allianz grundsätzlich verboten, doch respektierte und tolerierte man die fremdländischen Kulturen anderer Welten. Die Vernehmung durch einen Experten kam Timiditas relativ harmlos vor. Doch als sie beendet war, wurde der Munus nicht etwa zurück zum Hotel begleitet, wie er optimistisch vermutet hatte, sondern er landete in einer Gefängniszelle in Untersuchungshaft.

Die Zelle beherbergte drei weitere Männer. Zwei Etagenbetten boten die Schlafgelegenheiten für die Gäste der spartanischen Unterkunft. Den drei Typen fielen fast die Kinnladen hinab, als sie den Munus in seinem Suit begafften. So eine Kreatur hatten sie noch nie gesehen. Sie hatten nicht einmal gewusst, dass sie existierte. Die ersten Stunden sprach niemand ein Wort in dem kargen Raum. Timiditas fühlte sich äußerst unbehaglich. Hatten die Kerle Angst vor ihm? Oder würden sie ihn als willkommenes Sexobjekt betrachten?

Nach einer noch längeren Zeit war ihm klar, dass er wohl zumindest die Nacht hier verbringen würde. Er schielte vorsichtig zu seinem Bettnachbarn und hatte sofort die Assoziation mit einem Gorilla: gewaltigen Primaten, die auf Regina in unbewohnten Gegenden um den Äquator lebten. Als Regina sich als Kolonie von der Großen Allianz abgespaltet hatte, entwickelten Forscherinnen die Natur auf dem Planeten ganz nach dem Vorbild der Erde. Die Tier- und Pflanzenwelt war dank der Gentechnologie nach wenigen Jahrzehnten eine 1:1-Kopie der Flora und Fauna ihres Ideals. Zumindest hatte seine Lehrerin Timiditas dies so beigebracht.

Er grübelte. Wie lange das her schien! Als unschuldiger Schuljunge auf Regina hatte er keine Ahnung davon gehabt, was ihn eines Tages nach seiner Musterung vor dem Tribunal erwartete. Zu einem Munus geworden genoss er zwar nun einen extrem ausgeprägten Sexualtrieb und intensive Orgasmen, doch war der Preis dafür hoch. Mit seiner Gestalt würde er nie wieder ein „normales‟ Leben führen. Oder Pugnator werden, wie er ursprünglich gedacht hatte. Er hatte in einer männerfeindlichen Welt gelebt. Jetzt war er endlich aus der Reichweite der Regina gelangt und trotzdem in einem Gefängnis.

„Hey, du Freak!‟, rief ihm nun der Kerl zu, der ihn an einen Menschenaffen erinnerte. „Was bist du überhaupt für einer?‟ Timiditas entschied, ihm die Wahrheit zu erzählen. Auch die zwei Kumpanen lauschten interessiert. Neben allen Erlebnissen betonte er jedoch auch, dass er sich durchaus wehren konnte, und schilderte die Gladiatorenkämpfe nicht exakt der Realität entsprechend, sondern machte sich zu einem gefährlicheren und geschickteren Kämpfer. Sollten die drei Mitgefangenen bloß nicht glauben, sie dürften sich an ihm verlustieren, nur, weil er ausgeprägte Titten hatte!

Als er geendet hatte, fragte er gleich zurück: „Und du? Wieso sitzt du hier?‟ Der „Gorilla‟ brummte: „War Gewerkschaftsführer der Mare Mutus Cuniculus Ltd., bis der Vorstand mich loswerden wollte.‟ Er berichtete eloquent von Knebelverträgen, fehlender Arbeitssicherheit und schlechter Entlohnung. Timiditas war überrascht. So hätte er den Mann gar nicht eingeschätzt. So konnte man sich täuschen. - Schließlich klinkten sich die beiden anderen Gefangenen ins Gespräch ein und erzählten von ihren Haftgründen. Einer von ihnen behauptete mit fingierten Indizien hereingelegt worden zu sein. Er war wegen einer mutmaßlichen Betrugsserie hier; der andere Mann war laut eigener Angaben ein Naturschützer, der friedlich gegen die Ausbeutung von Mare Mutus demonstrieren wollte.

Timiditas schluckte. Na, da war er ja in einer lupenreinen Demokratie gelandet! Mit der Großen Allianz hatte das hier noch nicht viel zu tun. Als Außenposten wussten wahrscheinlich die wenigsten Personen über die genauen lokalen Abläufe bescheid. Es war zu hoffen, dass das verantwortliche Gremium zu dem Schluss kam, ihn weiterfliegen zu lassen. - In der Nacht machte er kein Auge zu. Die Ungewissheit knabberte an ihm. - Am Morgen gab es ein „Frühstück‟ aus einem undefinierbaren Brei und einem Becher Wasser. Kurz danach erschien ein Planetenpolizist und brachte ihn in einen Verhörraum. Dort saß ebenfalls ein Uniformierter, der, den Epauletten nach, einen höheren Dienstgrad aufwies. Einen Sitzplatz bot er nicht an. Stattdessen kam er gleich auf den Punkt: „Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Munus nicht die gleiche Freiheit besitzt wie ein Mensch. Seine Existenz ist ausdrücklich auf die Bedürfnisse des Matriachats auf Regina begrenzt. Die Administration von Mare Mutus sieht sich daher verpflichtet, Regina zu kontaktieren.‟

Der Munus fühlte einen dicken Kloß in seinem Hals. Ihm wurde schwindelig vor Aufregung. Dann schaute der Uniformierte zu beiden Seiten, beugte sich vor und sagte leise in verschwörerischem Ton: „Ich könnte dir aber eine vielleicht interessante Offerte machen. Dieser Funkbefehl nach Regina könnte rein zufällig verloren gehen, falls du bereit wärst...‟ Timiditas lauschte den Worten des Offiziers.
107. RE: Regina

geschrieben von Roger_Rabbit am 28.10.16 02:22

Scotty ... Energie!

fällt mir auf Anhieb ein.
Ansonsten ist diese Geschichte jetzt schon länger, als meine zuletzt fertiggestellte. Die hat nur knapp 150 DIN A4 Seiten. Du hast es schon auf 211 gebracht. Respekt Kollege.
Gut, meine Formatierung sieht etwas anders aus, trotzdem eine beachtliche Leistung.
108. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 03.12.16 19:08

~ XXXVIII ~


Animus versuchte einen Verantwortlichen zu finden, der ihm kompetente Informationen über Timiditas und Gravis geben konnte. Wann durften sie zurück ins Hotel kommen? Oder waren sie verhaftet worden? Niemand ließ ihn zu seinen Kameraden. Luscinia kümmerte sich derweil um den Erwerb eines schnelleren Schiffs. Die verbliebenen Dilithium-Plättchen reichten dafür aus. Außerdem würde ein hübsches Sümmchen übrig bleiben.

Der Ex-Pugnator war froh, eine so loyale und liebe Frau kennengelernt zu haben. Eigentlich war sie doch eine Bürgerin von Regina. Und trotzdem half sie den Flüchtlingen. Einen Eigennutz oder Hintergedanken konnte sich der junge Mann bei der Pilotin nicht vorstellen. - Am Abend erzählten sich die beiden, was sie erreicht hatten. Luscinia konnte ein Schiff mit interstellarem Antrieb kurzfristig kaufen, und das zu einem Schnäppchenpreis. Animus dagegen wusste nichts Positives zu berichten. Er war nur gegen Wände gelaufen. Gegen ein Bestechungsgeld ließ sich lediglich in Erfahrung bringen, dass seine Kameraden in Untersuchungs-Haft der Planetenpolizei saßen. Luscinia meinte besänftigend: „Mach dir keine Sorgen. Wir fliegen nicht ohne sie ab. Wir werden uns einen Advokaten nehmen.‟

Gleich am nächsten Morgen wollten sie sich darum kümmern, für den Custos und den Munus einen Rechtsbeistand zu besorgen. Müde und sogar zu erschöpft, um den sexuellen Reizen der hübschen Frau zu erliegen, fiel Animus in einen tiefen Schlaf und träumte von einer glücklichen Beziehung zu seiner Angebeteten. Im Traum war er ihr völlig verfallen und hörig, was ihn aber nicht zu stören schien. Er gehorchte ihr, folgte jeder Anweisung und kümmerte sich ausschließlich um ihr Wohlbefinden. Willenlos und doch tief zufrieden wirkte er. Es war für ihn kein Widerspruch.

Befremdet erinnerte er sich nach dem Aufwachen an den Traum und schüttelte den Kopf. Fast hatte er den Anschein, als seien seine Halluzinationen zurückgekehrt. Er sah zu Luscinia hinüber, die gerade ein kleines Kästchen in Händen hielt. Sie zuckte zusammen, als sie ihn sah und lächelte schnell: „Du bist ja schon wach.‟ Animus fragte: „Was hast du da?‟ Die Frau stand hastig und und ließ den unbekannten Gegenstand in einer weiten Tasche ihrer Kleidung verschwinden. „Ach, das ist nur ein... ein Kalibrierungsprüfgerät. Ich wollte da eine Einstellung vornehmen für unser neues Schif.‟ Sie lenkte schnell vom Thema ab: „Hast du dir eigentlich schon einen Namen für unsere neue Bleibe überlegt? Wie sollen wir es taufen?‟ Animus überlegte. „Wie wäre es mit Servatrix? Das Schiff ist unsere Retterin.‟ Luscinia neckte ihn: „Warum nennen wir es nicht nach mir? Bin ich dir das nicht wert?‟ Sie entblößte ihren makellosen und sinnlichen Leib und kroch zu ihm ins Bett, setzte sich breitbeinig auf ihn und drückte seine Arme ins Kissen. Animus schmunzelte und konterte: „Dann beweise mir deinen Wert...‟

Das ließ sie sich nicht zwei Mal sagen. Das junge Paar küsste sich, und der fahnenflüchtige junge Mann befreite seine Männlichkeit vom Hosenstoff, stöhnte auf und sank lustvoll in eine Welt voller Endorphine und Eudämonie, Hochgefühle und heißer, wohliger Glückseligkeit. Die Zeit blieb stehen, das Universum bestand nur noch aus den beiden Liebenden und explodierte in intensiven Spasmen aus sexuellen Höhepunkten.

Die nächsten Tage vergingen ähnlich. Luscinia regelte den Papierkram um Anmeldung und behördlichen Flug- und Starterlaubnissen für das neue Schiff, während Animus einen Advokaten suchte, der sich den beiden Kameraden annehmen sollte. Fündig wurde der junge Mann nach einigen Absagen bei einem Anwalt namens Lexus, der die Fälle übernehmen wollte. Das Honorar war stattlich, aber Animus hoffte, dass der Kerl demnach auch eine Koryphäe in seinem Fach war.

Die Kanzlei befand sich im zweithöchsten Stockwerk in einem großen Gebäudekomplex mit 112 Etagen. Der Advokat war ein kleiner, dicker Mann mit einem Monokel in seinem glattrasierten Gesicht. Das runde Glas hing an einer feinen, goldenen Kette, die an seiner Anzugweste befestigt war. Gleich zu Anfang machte er klar, dass er nur mit Vorkasse arbeitete. Animus warf ihm ein Dilithium-Plättchen zu, das der Mann genau beäugte. Lexus grinste zufrieden und legte die Krediteinheit auf den plank polierten Tisch vor sich. Erst jetzt bot der Mann ihm Platz auf einem Stuhl an, der gemeinsam mit Bürosessel und Schreibtisch das gesamte Mobiliar des Raumes bildete.

Er ließ sich den Sachverhalt detailliert schildern. Seine Mimik änderte sich dabei von Minute zu Minute. Mal machte er einen selbstzufriedenen Eindruck und grinste fast dümmlich vor sich hin, mal zog er eine Schnute, mal schien er zutiefst sorgenvoll zu blicken. Als sein Mandant seine Erzählung beendet hatte, erschien ein holografischer Monitor über dem Schreibtisch, und eine zweidimensionale Tastatur leuchtete auf der Platte grünlich auf. Der Advokat tippte eine Befehlszeile ein, dann sah er auf den Bildschirm und meinte er: „Die Gesetzlage ist undefiniert. Ein Gericht wird entscheiden, was zu tun ist. Es handelt sich um einen Custos und einen Munus. Somit gilt nicht automatisch die universelle Humanoiden-Charta. Zuständig ist die Planetenpolizei für Zollangelegenheiten. Sektor IV. Da kenne ich jemanden. Border-Sergeant Omnius wird uns weiterhelfen.‟ Animus kam vor, als habe er den Namen schon mal gehört. Ja, der Typ war an Bord gewesen, um Falsus abzuführen. Lexus tippte wieder etwas ein, ließ dann Monitor und Tastatur verschwinden und entnahm schließlich aus einem Schlitz seines Tisches mehrere Seiten gedrucktes Papier.

Der junge Mandant staunte. Echtes Papier war kostbar. Kaum jemand nutzte diesen Rohstoff noch, obwohl er heutzutage auch aus künstlichen Substanzen hergestellt wurde. Lexus deutete auf die Unterlagen, tippte mit seinen dicken Fingern darauf und erklärte: „Damit können wir vielleicht eine vorläufige Aussetzung der U-Haft erreichen.‟ - In den nächsten Stunden versuchte der Anwalt einen Kontakt zu den Gefangenen herzustellen. Gravis erreichte er nicht, doch Timiditas durfte kurz mit ihm auf einer Audioverbindung sprechen. Der Munus erzählte von dem Offizier, der ihm angeboten hatte, gegen Bezahlung einen Funkspruch nach Regina zu unterlassen. Animus, der mithörte, war entsetzt, doch Lexus schien das nicht weiter unüblich. Er nickte gedankenverloren und fragte nach dem Preis. Timiditas nannte ihn, und Animus schluckte. Wenn für Gravis die gleiche Summe fällig würde, war nach Bezahlung des Anwalts und dem Kauf des neuen Schiffs kaum noch Dilithium übrig, um in der Großen Allianz ein neues Leben anzufangen.

Er intervenierte mitten im Gespräch: „Das ist Erpressung! Zumindest Bestechung! Dagegen müssen wir vorgehen!‟ Aber Lexus winkte beruhigend ab. „So halten wir es auf Mare Mutus. Dagegen können wir nichts unternehmen. Zahlen oder sitzen. Das ist hier die Frage.‟ Der ehemalige Fähnrichanwärter ächzte. Aber hatte er eine Wahl? Der Advokat grinste breit. Er antwortete: „Wir holen Sie da raus. Keine Sorge.‟ Er beendete den Datenverkehr und holte unter dem Tisch eine kleine Schüssel mit Biskuit hervor, schob sie Animus hin: „Auch einen? Ist Stracciatella-Geschmack.‟ Der lehnte dankend ab. „Ich muss zurück aufs Schiff. Höre ich von Ihnen?‟ Der Anwalt nickte gefällig. „Nichtsdestotrotz benötige ich noch eine weitere Gebühr für meine zukünftigen Bearbeitungen in Ihrem Fall.‟ Er grinste wie ein Honigkuchenpferd. Animus griff in seine zivile Jacke, die er sich kurz zuvor in einem Geschäft gekauft hatte, und holte ein weiteres Dilithium-Plättchen hervor, um es dem Mann hinzuwerfen. Es sprang von der Tischplatte hoch, und der Anwalt schnappte es überraschend geschickt und blitzschnell auf. „Ich werde mich darum kümmern, dass Ihre Freunde schnellstmöglich die Haft verlassen dürfen.‟

Animus kehrte zurück ins Hotel. Luscinia zeigte ihm an diesem Tag zum ersten Mal das neue Schiff. Es stand im Raumhafen auf Feld X-5-71-011-C. Die angenieteten Buchstaben zeigten den neuen Namen: Servatrix. Die schnittige Form erinnerte an eine liegende Zigarre mit einem Keks darauf - die Sektion, die die Brücke des Schiffs beherbergte. Der junge Mann ließ sich von der Pilotin an Bord herumführen und in die Technik einweisen. Luscinia betonte stolz: „Mit diesem Antrieb sind wir im Zentrum der Großen Allianz in weniger als einer Woche Flugzeit.‟ Animus war fast sprachlos. „Fantastisch.‟ Jetzt mussten sie nur auf die Entlassungen von Timiditas und Gravis warten.

Und so vergingen die nächsten Tage in der Erwartung, dass alles gutging. Doch mit fortgeschrittener Zeit schwand der Optimismus. Und als eines Morgens Luscinia einen Datentransfer abhörte und erfuhr, dass ein kleines Jagdgeschwader aus Schiffen der Regina-Flotte auf Mare Mutus gelandet war, erzählte sie es angsterfüllt. Animus brach der Schweiß aus. Wurde er gesucht? Er war doch hier auf der Kolonie sicher, oder? Es gab keinen Auslieferungskontrakt - das hatte er schwarz auf weiß. Aber bei den obskuren Machenschaften der Regina-Diktatur wusste man nie mit Gewissheit, was einen erwartete.

Die Pilotin machte sich auf den Weg zu den Zollbehörden, um nähere Informationen zu erhalten. Dort sah sie einige der uniformierten Audiutrixfrauen. Den Rangabzeichen nach gehörten sie zu einem gehobenen Dienstgrad. Eine Praefecta war dabei, dahinter marschierten vier Centuria, konnte sie erkennen. Eine andere Abordnung aus Uniformierten kam ihnen entgegen. Es waren Mitglieder der Planetenpolizei von Mare Mutus, aber auch eine hohe Legata aus Regina, die dem obersten Militärtribun angehörte. Die Legata ließ deutlich erkennen, wer hier das Sagen hatte. Die Seagents und ein Polizeioberrat nickten und lächelten devot, während der hohe Besuch mit erhobenem Kinn in bestimmendem Tonfall bellte.

Luscinia konnte leider nicht hören, was sie sagte. Aber es schienen Forderungen zu sein, denen die Planetenpolizei der Kolonie ohne Umschweife nachgaben. Offenbar war die Legata zuvor beim Direktor der Planetenpolizei gewesen und hatte nun einen Freischein für ihre Wünsche. Die Pilotin fragte sich, woher der große Einfluss der Reginaflotte kam. War Mare Mutus politisch oder wirtschaftlich abhängig von dem Frauenreich? - Als sie näher kam, hörte sie die Wörter „Munus‟ und „Custos‟. Ging es gar nicht um Animus? Die Delegation wollte Gravis und Timiditas haben! Der Advokat musste etwas unternehmen! Luscinia öffnete auf ihrem Kommunikator einen Adiokanal zu dem Mann. Lexus war nicht erreichbar. Sie kontaktierte Animus auf der Servatrix. Der junge Mann machte sich sofort auf den Weg zu der Kanzlei. Doch dort fand er nur eine verschlossene Tür vor. Das Namensschild war abmontiert. War er einem Betrüger aufgesessen?

Er suchte sofort die Zollbehörde auf und fragte konkret nach den beiden Kameraden. Dazu musste er durch zwei Glasschleusen, in denen er gescannt und biometrisch erfasst wurde. Schließlich kam er an einen Tresen mit einem Ansprechpartner. Der Uniformierte, ein glatzköpfiger Mann mittleren Alters, lehnte jegliche Auskunft ab. „Das sind keine öffentlichen Informationen.‟ Als Animus mit einem Dilithium-Plättchen spielte und dieses auf den Tisch legte, schluckte der Portitor. Seine Augen glitzerten habsüchtig. „Nun... Ich könnte eventuell einige Daten erfragen...‟ Animus schob die Krediteinheit hinüber. Der Zöllner nahm sie mit einer flinken Bewegung und steckte sie weg in eine enge Tasche seiner Uniformjacke. Er tippte etwas in seine Konsole, dann schwenkte er den Monitor herum, so dass Animus die aufgerufenen Informationen lesen konnte. Ein Gremium hatte entschieden, die beiden Kameraden an Regina auszuliefern. Da durfte doch nicht wahr sein!

Dieser Lexus hatte überhaupt nichts erreicht. Vielleicht war er gar nicht tätig geworden. Animus fragte sein Gegenüber, ob es eine Möglichkeit gebe, die Auslieferung zu verhindern. Der Portitor machte ein verbissenes Gesicht. Das reichte schon als Antwort. Schnell verließ der ehemalige Rekrut die Behörde und kontaktierte Luscinia. Er wollte ihr die Hiobsbotschaft überbringen, aber die Pilotin wusste längst mehr: Vor ihren Augen wurden just in diesem Augenblick die beiden Freunde abgeführt und in ein Land-Shuttle verbracht. Die Frau beschrieb, was sie erkennen konnte: „Eine ganze Kolonne Pugnatoren und einige Audiutrix bringen Tim und Gravis zu einem Shuttle. Sie tragen Fesseln an Händen und Füßen. Außerdem hat man ihnen merkwürdige Helme aufgesetzt. Ich habe so etwas noch nie gesehen...‟ Animus entschied: „Wir treffen uns so schnell es geht auf der Servatrix.‟ Es war sicher, dass die Delegation die zwei Männer nach Regina bringen würden. Dort würde sie ein schreckliches Schicksal erwarten. Aber wie sollten sie das verhindern? Weder ein Gesetz noch eine gewaltsame Aktion kamen in Frage.

Da kam ihm eine Idee: Er würde sie einfach freikaufen. Wenn ein Munus als Wirtschaftsgut galt, dürfte dies kein Problem darstellen. Etwas schwieriger würde es eventuell bei Gravis werden, denn ein Custos war sozusagen Staatseigentum der Regina und nicht auf einem Sklavenmarkt zu erwerben. Außerdem musste Luscinia als Käuferin auftreten, denn er durfte sich auf seinem Heimatplaneten als Deserteur nicht mehr blicken lassen. - Zwei Stunden später startete Luscinia den Countdown zur Triebwerkzündung. Die Startsequenz verlief ohne Auffälligkeit und aktivierte nach und nach mit einem Crencendo die Antriebe. Die Servatrix hob mit mehrfacher Fluchtgeschwindigkeit von Mare Mutus ab und folgte der kleinen Formation der Regina-Flotte aus dem Orbit. Die Pilotin bemühte sich dabei, es nicht wie eine Verfolgung aussehen zu lassen. Sie musste so früh wie möglich den Kontakt mit der Formation suchen und über den Kauf des Munus und des Custos verhandeln. Je näher sie sich dem Regina-System näherte, desto gefährlicher wurde es für den Deserteur Animus.

Dabei waren sie vermutlich jetzt schon verdächtig, da sie den gleichen Kurs flogen. Die Servatrix war ein Zivilschiff mit Frachtraum, aber für gewerbliche Transporte war sie eher ungeeignet. Es handelte sich mehr um ein kleines Passagierschiff. Aber welche Personen machten Urlaub auf Regina? Geschäftsbeziehungen gab es offiziell nicht. Animus zerbrach sich den Kopf, wie er den Flug erklären sollte. - Schon wenige Stunden nach dem Start kontaktierte das Leitschiff der Formation den Verfolger: „Hier Regina XII. Praefecta Audaxa. Warum befinden Sie sich auf unserem Kurs?‟ Luscinia antwortete: „Hier Commander Luscinia vom Schiff Servatrix. Wir sind ein ziviler Passagiertransporter auf dem Weg nach...‟ Sie blickte schnell auf den Monitor mit einer fluoreszierenden Sternenkarte. „...Solar Ignis Pila 5. Wir nehmen dort Reisende nach Litus Mundus im System S-8-X447 auf.‟ Das war einigermaßen plausibel, denn auf Litus Mundus machten solvente Humanoide gerne exklusiven Urlaub. Die misstrauische Stimme erwiderte: „Dann befinden Sie sich aber nicht auf dem richtigen Kurs.‟ Luscinia erklärte: „Das ist richtig. Wir kommen von Mare Mutus und haben erfahren, dass Sie einen Munus und einen Custos an Bord haben. Wir würden die Kreaturen gerne erwerben.‟ Die Katze war aus dem Sack. Wie würde die Praefecta reagieren?

Die Schiffe der Regina konnten problemlos die Servatrix kapern. An Feuerkraft war sie hoffnungslos unterlegen. Doch würden sich offizielle Truppenteile der Regina nicht einfach so der Piraterie schuldig machen - zumindest hoffte die Pilotin dies. Nach einer Pause fragte die Kapitänin: „Was wollen Sie mit einem Munus und einem Custos? Sind Sie Angehörige der Großen Allianz?‟ Die Frage zielte darauf ab, dass in dem Sternenbündnis jegliche Sklaverei verboten war. Luscinia sagte: „Unsere Kunden sind nicht Angehörige der Großen Allianz. Und bis dahin sind der Munus und der Custos selbstverständlich freie Personen. Wir können natürlich nicht wissen, wie ihre Zukunft aussieht, wenn unsere Kunden sich dazu entschließen sollten, die Kreaturen aufzunehmen...‟ Die Praefecta schnaubte abfällig. Da wollte wohl jemand ein Nebengeschäft machen.

Der Hauptgrund, warum die Regina-Delegation Mare Mutus besucht hatte, war ein geheimer Wirtschaftsvertrag gewesen. Die beiden flüchtigen Sklaven waren nur nebensächlich gewesen. Daher sprach nichts dagegen, sie gegen einen guten Preis an diese Händler zu veräußern. Audaxa nannte den Betrag. Er war überteuert, aber das auffällige Interesse der potentiellen Kunden ließ sie hoffen, einen guten Gewinn abzusahnen. Luscinia erbat sich Bedenkzeit und deaktivierte den Audiokanal. Animus blies die Wangen auf. „Wenn wir so weitermachen, dann sind wir bald pleite, bevor unser neues Leben angefangen hat.‟ Die junge Frau sah ihn mit einem listigen Ausdruck in ihren hübschen Augen an. „Mir liegt nicht so viel an deinen Kameraden. Es sind DEINE Freunde.‟ Animus wirkte wie paralysiert. Er war nicht in der Lage, eine Entscheidung zu treffen. Er fragte: „Luci, was würdest du an meiner Stelle tun?‟ Die kleine Frau zuckte mit den Schultern. „Ich glaube nicht, dass wir ihnen helfen können. Ein Kauf birgt das Risiko, dass du entdeckt wirst. Und was dir auf Regina blüht, das brauche ich dir ja nicht auszumalen.‟ Animus wirkte bedrückt. „Aber was erwartet Timiditas und Gravis dort? Sie werden ein fürchterliches Schicksal erleiden. Wahrscheinlich kommen sie zunächst nach Disciplina, und danach...‟ Er fiel in sich zusammen und hielt die Hände vors Gesicht. Luscinia fasste ihn an die Schulter. „Du hast alles versucht. Lass uns einen neuen Kurs eingeben. In der Großen Allianz können wir irgendwo ein neues Leben beginnen.‟

Dem jungen Mann kam es vor, als hallten ihre Worte durch seinen Schädel und durchdrangen jede Struktur, jeden Nerv, jede Synapse. Als stände sie in fünffacher Version vor ihm und redete auf ihn ein. Ein ganzer Chor, der jeden Widerstand brach. Animus seufzte tief. Sie hatte recht. Es war ein irrsinniges Unterfangen, die Freunde freizukaufen. Wahrscheinlich würden sie nur in eine Falle gelockt. Als Deserteur konnte er so ein Risiko nicht eingehen. Er gab Luscinia das Einverständnis, neue Koordinaten zu setzen. Sie übermittelte dem Führungsschiff der Regina die Information, dass der Kaufpreis zu hoch sei. Dann schwenkte die Servatrix ab auf einen neuen Kurs.

Wie angegeben hatten sie sich für Litus Mundus im System S-8-X447 entschieden. Die traumhaften Strände mit den Luxushotelanlagen in gewaltigen Biosphären sollten sie auf andere Gedanken bringen. Die Pilotin hatte sich mittlerweile mit dem Planeten ausführlich beschäftigt. Auf Litus Mundus konnte sie Nanobots kaufen. Mit den mikroskopischen Robotern konnte sie den Jüngling noch effektiver ihrer Umstrukturierung unterwerfen. Die hypnagogen Halluzinationen bei Animus, die die unterschwelligen Botschaften bereits erzeugten, waren nicht permanent. Sie wollte aber einen willenlosen Sklaven aus Animus machen. Die Nanobots konnten das erreichen. Dazu benötigte sie keine Apparatur mehr. Die programmierten Bots gelangten in seinen Organismus und konnten rund um die Uhr auf sein Gehirn einwirken.

Bald schon würden sie unter den Megakuppeln von Litus Mundus am Strand liegen und sich lieben. Und zugleich würde die Neustrukturierung von Animus fortgesetzt. Und dann würde der junge Mann eine schier unerschöpfliche Geldgrube für Luscinia sein. Das Dilithium war nur der Anfang. Sie würde unermesslich reich und mächtig werden. Das Schicksal hatte es gut mit ihr gemeint, als zufällig ein Fahnenflüchtiger in ihr Schiff lief, um sich vor Audiutrixfrauen zu verstecken. In wenigen Tagen schon würden sie den Planeten erreichen. Die neuen Koordinaten führten sie bald außer Scanweite der Regina-Schiffe. Die Praefecta wunderte sich über das plötzliche Desinteresse an den Kreaturen. Achselzuckend stand sie in ihrer Prachtuniform auf der Brücke und murmelte: „So viel Aufhebens wegen zweier Sklaven! Centuria, ergänzen Sie diesen Kontakt mit der Servatrix im Logbuch.‟ Eine Offizierin salutierte zackig und tippte an ihrer Konsole die Audiodaten mit entsprechendem Vermerk ein.

Eine Weile später zog sich die Praefecta in ihr Privatquartier zurück. Sie stieg aus den hohen Stiefeln und seufzte. Jetzt eine Fußmassage!, schwelgte sie von ihrem persönlichen Munussklaven auf Regina. Doch der war noch Lichtjahre entfernt. Natürlich fiel ihr sofort der Gefangene ein, aber konnte sie ihm trauen? Vielleicht war er widerspenstig, gar gewalttätig? Immerhin war er von Regina geflohen. Wem er wohl gehörte? Die Verhöre auf Mare Mutus hatten keine verlässlichen Informationen ergeben. Abschätzig schnaubte sie. Auf Regina hätte das Wesen all sein Wissen preisgegeben. Eine Befragung durch eine Spezialistin der Flotte löste jede Zunge. Aber was nicht war, das konnte ja noch werden, schmunzelte sie. Vielleicht sollte sie den Munus behalten. Und den Custos auch. Warum nicht? Ihr privates Habitat auf Fortuna, dem Mond von Regina, könnte noch zwei Sklaven gebrauchen. Sie verfügte bisher nur über einen Munus und fünf Rusticusse als Arbeiter. Der Custos könnte über die Sklaven wachen, während der zweite Munus mit dem anderen konkurrierte. Die Praefecta würde sie um ihre Gunst kämpfen lassen. Was für ein Spaß, frohlockte sie innerlich.

Selbstverständlich würde der neue Munus einen Securitychip in seiner Eichel erhalten, wie es Usus war. Der Custos war ja bereits in einer Castitasschelle. Ihr fehlte zwar der Öffnungscode, aber wen interessierte der schon? Allerdings musste sie das Brandmal auf seinem Gesäß unkennlich machen. Die Nummer 63166 ließ sich zum ursprünglichen Besitzer zurückverfolgen. Womöglich ließen sich aus den Sechsen Achten machen. Oder aus der Drei. Oder sie würde ihr Familienwappen an dieser Stelle verewigen. Die Praefecta durchfuhr ein wonniges Gefühl der Lust, als sie sich vorstellte, wie sie persönlich das Brandmal in das feste Sitzfleisch der Muskelkreatur zauberte. Der Custos brüllte in ihrer Vorstellung bereits mit zitternden Hinterbacken, während sie den Eisenstempel mit Asbesthandschuhen hielt.

Animus fühlte sich anfangs schuldig, weil er seine Kameraden im Stich ließ, doch schon bald verblassten diese Empfindungen des schlechten Gewissens mehr und mehr. Sein neues Leben drehte sich um Luscinia. Sie war für ihn der Dreh- und Angelpunkt von Bedeutung. Wie eine Sonne, um die ein Planet kreist. Die junge Frau saß derweil auf dem Pilotensitz der Servatrix und steuerte Litus Mundus an. Nach einer kurzen Zeit im Orbit des Planeten genehmigte die nationale Flugzollbehörde die Landung des Schiffes auf einem Dock für Touristen des zivilen Zentralflughafens. Der offene Datenmonitor auf der Brücke wurde augenblicklich mit Werbebotschaften geflutet: Hotels, Wellness-Oasen, kryonische Lagermagazine für geklonte Organe sowie Wiedergeburten, erotische Angebote durch Androiden bzw, virtuelle Erfahrungen, Schiffstuning für interstellare Antriebe sowie Laserverteidigungssysteme, Hypno-Welten, Tauchkurse, bionische Roboter, Schiffsassekuranz, Fonds zur Vermögensanlage und vieles mehr. Luscinia schaltete genervt zumindest den Audiokanal ab.

Als die Servatrix in Landeposition angedockt war, meldete sich eine automatische Stimme mit einigen Hinweisen zu regulären Zollangelegenheiten und einer aktuellen Warnung über eine No-go-Area am Rand des Zentralhabitats, in dem jüngst Gesetzesübertretungen stattgefunden hatten. Animus und Luscinia wurden von zwei Beamten überprüft und auf Litus Mundus willkommen geheißen. Vom Zentralflughafen wurden sie direkt durch diverse Biosphären in einer spinnenförmigen Elektro-Gondel zu einem Hotel geflogen. Achtzig Meter unter ihnen tummelten sich Menschenmassen und andere humanoide Wesen auf lumineszierten Fußwegen, auf Solarbikes und diversen kleinen Fahrzeugen oder Fluggeräten.

Der Glasboden der Gondel bot einen uneingeschränkten Blick über die künstlichen Landsschaften der Biosphären. Nach einem siebenminütigen Flug erreichten sie ihre Unterkunft. Die ovale Luke öffnete sich lautlos, so dass die beiden Passagiere aussteigen konnten. Eine Androidin in weißer Pagen-Uniform und unverbindlichem Lächeln hieß sie im Juno mit professioneller Freundlichkeit willkommen, wickelte routiniert den Kredittransfer ab und aktivierte zwei Keys für ihre Suite. Animus und Luscinia staunten mit offenen Mündern, als sie den Ausblick aus den wandgroßen Panorama-Fenstern sahen. Sie überblickten eine große Bucht mit Strand und Palmen, ein synthetisches Waldgebiet und einen Teil der Biosphäre mit einem Park und einer Einkaufs-Mall.

Die Suite befand sich im 64. Stockwerk des Juno. Luscinia betastete die Glaswand. War die Aussicht echt oder nur eine programmierte Darstellung? Sie konnte sich nicht sicher sein. Animus begutachtete das exklusive Bad mit Ultraschalldusche, H2O-Pool mit einstellbarem Strömungsverlauf und Sauna. Danach wählten sie aus dem Angebot eines Wandpaneels neue Kleidung aus der verfügbaren Auswahl. Die Nanostoffe passten sich maßgeschneidert den Körpern an. Luscinia war froh, den Overall ausziehen zu können; Animus fühlte sich zum ersten Mal wieder wie ein Zivilist. Seine Vergangenheit als Pugnator war nun endgültig vorbei.

Mit einer holografischen Karte wählte sich Luscinia durch ein Menü, um die Optionen für Freizeitaktivitäten zu checken. Restaurants, Bars, Holo-Welten und Show-Etablissements reihten sich aneinander. Nach einer Weile schlug sie vor: „Wie wäre es, wenn wir zuerst im Olymp essen, dann in der Maxima-Bar etwas trinken und uns später im Furor vergnügen?‟ Animus nickte. Es würde schon die richtige Wahl sein. „Was ist denn das Furor? Auch eine Bar?‟ Die zierliche Frau lächelte und näherte sich ihm, streichelte ihn zärtlich, küsste ihn und sagte: „Das wird eine Überraschung.‟ Während Animus sich auf dem Gelbett ausruhte, erledigte Luscinia in der Hotellobby noch einige Formalitäten, wie sie sagte.

Das Olymp befand sich auf der Spitze des Gebäudekomplexes im 89. Stockwerk des Juno und bot einen 360-Grad-Panorama-Blick. Die Molekularküche gefiel den beiden Gästen sehr. Was das wohl kosten mochte? Aber Animus machte sich keine finanziellen Sorgen. Ihr Dilithium reichte für einen langen, luxuriösen Urlaub und einen anschließenden Neuanfang in der Großen Allianz - weit weg von Regina. - In der Maxima-Bar tanzten humanoide Damen an Podeststangen, bei denen man nicht auf den ersten Blick erkennen konnte, ob es sich um Androidinnen handelte. Hinter der Theke aus phosphorisierendem Glas stand eine KI, eine künstliche Intelligenz, in der hybriden Optik eines Humanoiden und eines Pelztieres. Das Blitzlichtgeratter im Raum ließ jede Bewegung abgehackt wirken. - Nach einigen Drinks eines blauen Getränkes, das dampfte wie Trockennebel, führte sie ihr Weg über einen Lift ins „Furor‟, einer gigantischen Arena, in der spektakuläre Rennen mit „Sky-Racern‟ abgehalten wurden. Mit Ein-Mann-Flugapparaturen rasten todesmutige Piloten mit Kraftfeldern abgesteckte Strecken entlang.

Die Zuschauermenge auf den Rängen johlte und krakeelte, um die einzelnen Wettkampfflieger anzufeuern, die in wilder Manier und teilweise über die Köpfe der Menge hinweg durch die Arena jagten. So ein Spektakel hatte Animus noch nie erlebt. Begeistert waren seine Blicke gebannt auf die Flieger gerichtet. Er merkte gar nicht, wie Luscinia ihm bei einer Umarmung einen kleinen Stich in die Schulter versetzte, um ihm eine Trägerflüssigkeit mit Nano-Bots in seinen Organismus zu verabreichen. Die mikroskopischen Roboter nisteten sich in kürzester Zeit im Gehirn des jungen Mannes ein und manipulierten sein Bewusstsein. Er bekam davon nichts mit, sondern spürte nur, wie Luscinia ihm immer wichtiger wurde. Der junge Mann würde fortan sein ganzes Streben ihrem Wohlbefinden widmen. Animus erwiderte die Umarmung und küsste die Pilotin. Im nächsten Moment brandete Applaus auf, weil ein Flieger eine Kurve zu eng genommen und aus der Bahn gerast war. Stehende Ovationen waren die Folge, und das junge Paar musste ebenfalls aufstehen, um noch etwas zu sehen. Luscinia lächelte Animus an. Sie war ihrem Ziel so nah wie nie.

109. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 21.12.16 01:37

Aus der Traum von Freiheit und Reichtum für die drei. Gravis und Timiditas haben zwar das Glück das die Praefecta gar nicht so Erpicht drauf ist die beiden auf Regina abzuliefern, aber dafür müssen sie unter der Praefecta leiden.
Tja und Animus ist unter Luscinas Kontrolle und wird für sie Dilithium verdienen. Fragt sich nur wie er das Verdienen muss.
WAr aber auch Pech das Munus und Custos nicht als Humanoide gelten und das grade eine Handelsdelegation von Regina kam.
Hat da etwa Murphy seine Finger im Spiel?
110. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 19.01.17 20:10

~ XXXIX ~


Gravis fand sich in einer sechs Quadratmeter großen und sterilen Zelle wieder. Er trug einen Overall aus Nanofasern, die unzerreißbar und magnetisch verschlossen waren. Eingesperrt in dem Textil fragte er sich, wo er war. Die Abordnung von Regina hatte ihn an Bord ihres Schiffes sediert; nun, nachdem er aufgewacht war, sagte ihm seine Intuition, dass er nicht mehr in einem Raumschiff war, sondern sich auf einem Himmelskörper befand.

Mit seiner Ahnung lag er exakt richtig: Gravis und Timiditas waren auf Fortuna, dem Mond von Regina, in einem Habitat gefangen, das der Praefecta gehörte, die ihn und seinen Kameraden auf Mare Mutus festgenommen hatten. Langsam wurden seine Gedanken klarer, und er rief: „Wo bin ich? Was geschieht mit mir?‟ Er konnte sich in der kleinen weißen Kammer frei bewegen. Bei sechs Quadratmetern bedeutete das jedoch nicht viel. Die Tür der Zelle besaß einen fünf Zentimeter breiten Fensterschlitz, dafür etwa 50 Zentimeter hoch. Er erinnerte an eine Schießscharte einer Burg, von der Gravis in seiner Jugend in einem Fantasyroman gelesen hatte. Er konnte nichts erkennen, wenn er hindurchlugte, da das Glas - oder was immer dies für ein Material war - stark spiegelte. Nur der Umriss von vermutlich dem Gang hinter der Tür konnte erahnt werden. Er suchte die Kammer nach Video- oder Audiosystemen ab, fand aber nichts. Was natürlich nicht bedeutete, dass er nicht überwacht wurde. Es gab mikroskopisch kleine Technik.

Als er sich wieder auf die schmale Pritsche - das einzige Möbel im Raum - setzte, verzog er das Gesicht. Seine rechte Hinterbacke schmerzte. Er tastete durch den Stoff des Overalls hindurch über die Hautstelle. Es brannte etwa dort, wo seine Rusticuskennzeichnung war. Mit einem plötzlichen Schrecken stellte er fest, was ihm bis dahin noch gar nicht aufgefallen war: Seine fest implantierten Armschienen waren verschwunden. Auch sein Halsreif. Er war weg. Ihm mussten diese Dinge während seiner Bewusstlosigkeit entfernt worden sein.

Jetzt beschlich ihn auch ein Verdacht wegen seines Schmerzes im Allerwertesten. Hatte die Praefecta auch das Brandmal entfernt? Gravis konnte es nicht überprüfen, denn der Overall ließ sich nicht ausziehen. - Als er sich grübelnd vorsichtig über die Haifischzähne lecken wollte, staunte er erneut: Sein Gebiss entsprach wieder einem ganz normalen Menschen. Das einzige Merkmal eines Custos, das ihm geblieben war, waren die extremen Muskeln. Leider spürte er auch die Castitasschelle in seinem Schritt.

Die Praefecta hatte anfangs vorgehabt, den Custos als Wächter arbeiten zu lassen, sich aber entschieden, ihn als Sexspielzeug zu nutzen. Sie hatte ein Faible für muskulöse Männer. Das Rusticuszeichen hatte sie mit einem größeren Brandzeichen ihres Familienwappens überstempelt. Die Haifischzähne waren für sie abstoßend und wurden ausgetauscht. Auch die Armschienen waren beim Liebesspiel eher störend.

Während die Praefecta Audaxa in einem Whirlpool entspannte,dem Müßiggang frönte und einen blauen Cocktail aus einem schmalen Glas schlürfte, erschienen zwei Audiutrixfrauen in Gravis Zelle. „Keine Bewegung! Hände hinten Kopf und umdrehen! An die Wand stellen!‟ Als Gravis nicht sofort reagierte, zückte die eine Frau einen langen Disziplinarstab und versetzte ihm einen Stromstoß auf seine Castitasschelle. Für zwei Sekunden war der Insasse wie paralysiert, doch dann sprang er hastig in die gewünschte Stellung. Eine Frau sicherte ihre Kameradin ab, die den Overall aufschloss und dem Gefangenen vom Leib zog. Gravis hörte hinter sich eine Stimme: „Hmmm! Nicht übel, die Aussicht.‟ Beide Frauen genossen den Anblick des Nackten, des wohlgeformten Rückens mit seinen Muskelbergen, den kräftigen und knackigen Hintern, die prallen, massiven Beine.

Als nächstes merkte Gravis, wie ihm eine Konstruktion um Hals und Handgelenke geklickt wurde, die seine Armposition hinter dem Kopf fixierte. Kurz darauf klickten zwei weitere Schellen um seine Fußgelenke, die mit einer kurzen Kette verbunden waren. „Umdrehen!‟, befahl die Stimme von vorhin. Der Muskelmutant drehte sich herum und sah nun seine Besucherinnen: zierliche Damen in einer Art paramilitärischen Uniform. Drei der Frauen hätten gemeinsam vielleicht sein Gewicht auf die Waage gebracht. Eine von ihnen zückte aus einem Holster an ihrem Gürtel eine Sprühdose und zielte auf seine linke Brustwarze, die die Spitze auf einem gewaltigen Brustmuskel bildete. Ein weißlicher Nebel schoss hervor, und der Riese begriff, dass es sich um ein Vereisungsmittel handelte. Sie wiederholte die Behandlung mit seinem rechten Nippel. Außer einem kalten Gefühl spürte er nichts mehr in diesem Bereich.

Als nächstes holte die andere Frau aus einem Kästchen Utensilien, um ein Piercing durchführen zu können. Nur wenige Minuten später verfügte Gravis über zwei große Brustringe. Dann folgte eine weitere Überraschung: Die Frauen entfernten seine Castitasschelle. Der Koloss stöhnte erleichtert auf. Als Custos sollte er offenbar nicht mehr arbeiten. Aber als was dann? Und woher hatten sie den Öffnungscode? Offensichtlich hatte die Praefecta gute Kontakte auf den Heimatplaneten. Die Frauen betrachteten das gute Stück des Mannes. Ihre Mienen wirkten eher enttäuscht als verzückt. Die linke Dame hob eine Augenbraue und meinte: „So ein kräftiger Kerl, und dann so ein Winzling.‟ Sie beugte sich vor und schielte den Luststab an, der begann, sich aufzurichten. Gravis schluckte beschämt. Er verspürte aber auch ein wenig Ärger, denn nie war er mit der Größe seines Gehänges unzufrieden gewesen. Sicherlich sah es nur etwas mickrig aus, weil es nicht mitgewachsen war, als seine Muskeln mutiert waren. Die Relation war ungewöhnlich. Wollte die Praefecta ihn als Liebesgespielen haben? Oder war es nur Neugier zweier Fräuleins gewesen, der er verdankte, die Castitasschelle loszuwerden?

Hoffentlich war es nicht nur eine kurze Inspektion, flehte der Ex-Custos still. Obwohl es ihm erniedrigend vorkam, vor den beiden jungen Uniformierten nackt eine prächtige Keule zu entwickeln, war es zugleich ein so herrliches und superbes Gefühl, endlich die Freiheit zu spüren. Langsam ließ die Eiseskälte an seinen Brustwarzen nach, und es brannte ein wenig, war aber auszuhalten. Er sah an sich hinab. An diese großen Ringe musste er sich noch gewöhnen. Er schätzte ihre Dicke auf einen Millimeter, ihren Durchmesser auf etwa drei bis vier Zentimeter. Eine der Angestellten der Praefecta erklärte dem Muskelmutanten: „Wir werden dich jetzt deiner neuen Herrin vorstellen. Du wirst nur sprechen, wenn du gefragt wirst!‟

Die Kameradin klickte eine dünne Kette ein, mit der sie beide Brustringe verband. Sie war so lang, dass sie Gravis bis fast zum Nabel hing. Doch etwas anderes war ihm viel unangenehmer: Seine Erektion, so konstatierte er, hatte sich inzwischen perfekt ausgebildet und stach deutlich hervor. So sollte er zu seiner Herrin geführt werden? Es war ihm zuwider, doch nichtsdestotrotz musste er sich dem Willen der Frauen beugen. Ob er wollte oder nicht, das war völlig peripher und irrelevant. Mithilfe einer Schnur, die seine Bewacherin mit der Brustkette verband, zog sie den nackten Koloss vorwärts. Die Fußkette klirrte am Boden, während er in kleinen Schritten hinter ihr hertrippelte.

Die zweite Dame ging hinter ihnen. Gravis wagte die Frage: „Bekomme ich keinen Lendenschurz?‟ Die Führerin blieb abrupt stehen und drehte sich um. Sie versuchte sich zwar ein Lächeln ins Antlitz zu malen, konnte aber ihre griesgrämige Laune nicht verbergen. Grantig knurrte sie ihn an: „Und ich dachte schon, der Typ hat ein Gehirn, mit dem er verstehen kann, was ich sage.‟ Gravis schluckte: „Nichts fragen, ich weiß. Aber... Ich dachte, das bezieht sich auf das Gespräch mit der Herrin...?‟ Die Frau gluckste. „Hast du das gehört, Feroxa? Er denkt, dass er DENKT!‟ Im nächsten Augenblick wirbelte sie ihren Disziplinarstab herum und knallte ihn von unten nach oben in die Bälle des Muskelmannes. Gravis grunzte und sackte auf die Knie.

Er hörte die fast bösartig klingende Stimme der Frau: „Wie kannst du denken, wenn dein ganzes Blut in deinem Schwanz versammelt ist, hm?‟ Sie zog ihn mit Verve an der Schnur wieder auf die Beine. Mit verzogenem Gesicht folgte er der Führerin den Gang entlang, der kein Ende zu nehmen schien. Bevor sie eine Tür durchquerten, nahm die hintere Frau eine schwarze Latexhaube, streifte sie Gravis über und sorgte so dafür, dass der Träger nichts mehr außer völliger Schwärze sehen konnte. Da die Haube auch sein Gehör dämpfte, nahm er kaum wahr, wie sich die Türhälften aufzogen. Er spürte nur einen plötzlichen Ruck an seiner Brustkette und stolperte unsicher vorwärts.

Wäre er nicht blind gewesen, hätte er die gewaltige Kuppel aus Glas bestaunen können, die sich vor ihnen auftat. Sie marschierten durch eine Art Park mit grüner Vegetation aus Gewächsen mit dicken, fleischigen Blättern. Diese Pflanzen waren durch zytoplasmatische Hybride während der Sonnenstunden auf Fortuna perfekt auf oxygene Photosynthese gezüchtet und versorgten das Habitat so mit dem notwendigen Sauerstoff. Der Mond drehte sich in der Vertikalachse täglich um sich selbst, so dass auch hier Tag und Nacht herrschten. Die Pflanzen fielen ohne Sonneneinstrahlung fast augenblicklich in eine Hibernation und schrumpften auf ein Drittel ihres Volumens zusammen. Momentan befanden sich die Pflanzen jedoch in voller Ausbreitung und ließen nur schmale Pfade durch ihr Dickicht frei. Links und rechts von ihnen, großteils von den grünen Gewächsen versteckt, arbeiteten die Rusticusse der Praefecta als Exogärtner.

Am anderen Ende der Kuppel, 45 Meter vom Eingang entfernt, betrat das Trio das Hauptmodul der Audaxa. Hier residierte die Praefecta in luxuriösen Räumlichkeiten in ihrem dekadenten Lebensstil. Eine Außenhaut aus einer Kohlefaser-Keramik-Legierung sowie einer Schicht Strahlen absondernden Molekülschicht sicherte mit einem künstlichen Gravitationsverstärker und dem ausgeklügelten Biokreislauf Lebensbedingungen wie auf einem Planeten wie Regina. Auf dem Dach des kleinen Antimaterie-Reaktors, der für die nötige Energie sorgte, befand sich ein riesiger Parabolspiegel, der zur Satelliten-Kommunikation diente.

Die drei Personen fuhren mit einem Hydrauliklift in ein tieferes Geschoss des Gebäudes. Zwei schwer bewaffnete Audiutrixfrauen mit Vapo-Stunnern wachten dort an einer Tür, traten synchon beiseite und öffneten per Aktivierung durch ihren Fingerabdruck die Eingangshälften. Gravis spürte wieder den brennenden Zug an seinen Nippeln, als er harsch vorwärts gezogen wurde. Seine Fußketten klirrten auf dem Untergrund besonders laut und schrill, so dass er sie sogar unter der Haube deutlich vernahm.

Nach ungefähr fünf Metern stoppte der Zug. Der Ex-Custos wartete und horchte, bemerkte aber kein Geräusch oder sonst etwas. Eine Minute lang geschah gar nichts. Der Muskelkoloss wartete weiter. Bloß keine Frage in die Stille hinein stellen, sprach er sich wie ein Mantra innerlich wieder und wieder vor. - Nach einer schier endlosen weiteren Minute hörte er dumpfe Schritte. Sie kamen näher. Kurz darauf stand offenbar jemand genau vor ihm. Die Praefecta? Seine neue Herrin? Die Schritte waren nur ganz leise zu vernehmen, dann knallte ihm jemand eine kleine Hand auf das Gesäß und packte zu. Er spürte lange Fingernägel. Die Brustkette klimmerte. „Nett‟, stellte eine Frauenstimme fest. Sie gehörte nicht den Audiutrixfrauen. Es war sicherlich die Praefecta, vermutete der Nackte.

Seine Ahnung stellte sich offenbar als richtig heraus: Er sollte ihr Bettgefährte werden. Nun ja, Bettgefährte war vielleicht nicht der korrekte Terminus. Sexspielzeug passte wohl besser. Aber eventuell ein schöneres Schicksal, als in den Minen oder Tretmühlen als Rusticus zu schuften. Und auch ein Custos hatte nicht viel zu lachen. Zukünftig würde er wenigstens seine sexuelle Befriedigung bekommen. In einem Harem wäre das undenkbar gewesen.

Zuckend grunzte er auf, als eine Hand sich wenig zaghaft um seine Hoden klammerte und sie nach unten zog. Sein strammer Kamerad härtete noch weiter aus und schien beinahe zu platzen. Dann streichelten zwei Hände über seine Muskeln: Bauch, Brust, Schultern, Arme, Rücken, Gesäß, Beine. Endlich sprach die Person wieder: „Ich frage mich, ob du noch mehr Muskeln bilden kannst.“ Gravis öffnete seine Lippen und schloss sie wieder. War das eine Frage gewesen? Durfte er sprechen? Und noch bevor er eine Antwort auf seine Ungewissheit hatte, spürte er einen seidigen Hauch von Textil über seine Liebeslanze streifen. Stöhnend durchströmte ihn ein Kribbeln und ein kaum noch beherrschbares Verlangen nach Befriedigung.

Die Dame nestelte mit dem Seidenschal an seinen Genitalien, bis seine Hoden streng abgebunden und gestreckt waren. Das führte bei Gravis zur dritten Steigerung seiner Erektion, so dass er fast glaubte, jeden Augenblick platzen und explodieren zu müssen. Hart - stahlhart - Gravishart. Er vernahm ein leises Kichern. Es fehlte nicht mehr viel, bis er von alleine seine Lust verströmen würde. Die Frauenstimme forderte gurrend: „Ich will dich in mir spüren.“ Der Muskelgigant wusste nicht, was er tun sollte. Durfte er sprechen? Was erwartete die Praefecta nun von ihm? Er war ja durch die Latexhaube blind. „Auf alle Viere!“ Der Befehl kam unerwartet harsch und laut. Sofort folgte er ihm. Sein Phallus drückte sich gegen den Bauch Richtung Nabel.

Nach ein paar Minuten hörte er die Stimme von einigen Metern Entfernung rufen: „Komm zu mir!“ Gravis krabbelte los. Bewegte er sich in die richtige Richtung? Er war sich nicht sicher. Die Frau machte keinen Mucks mehr. Dann hörte er über ihm eine Stimme wie aus einem Lautsprecher: „Euer Praefecta, ich muss Euch leider wegen einer dringlingen Meldung von Regina stören.‟ Die Frau fragte säuerlich: „Was ist denn so wichtig?‟ Gravis krabbelte weiter. Der Lautsprecher irgendwo über ihm vermeldete: „Euer Praefecta, es gibt eine Anweisung der Regentin Regina persönlich, dass Ihr Euren Urlaub abzubrechen habt und Euch so schnell wie möglich im Regierungspalast einzufinden habt.‟ Gravis wartete auf eine Antwort, um seinen Krabbelkurs anzupassen, aber seine Besitzerin schwieg. Dann entfleuchte ihr ein böser Fluch. Schließlich kommandierte sie: „Steh auf! Wir spielen später weiter.‟ Der Nackte erhob sich. Er hörte Schritte aus dem Raum gehen. Und was nun?, fragte er sich. Er war allein.

Was wurde jetzt aus ihm? Holten ihn die Audiutrixfrauen ab? Durfte er die Latexhaube abnehmen? Sicherlich nicht. Er wartete. Fünf Minuten. Zehn Minuten. 15 Minuten. Nichts geschah. Langsam wurde er unruhig. Wie sollte er sich in dieser Situation verhalten? Mit der perfiden Tri-Schelle um Hals und Handgelenke konnte er die Haube nicht vom Kopf streifen. Vorsichtig drehte er sich im Kreis. Es kam keinerlei Reaktion von irgendwas. Er war allein. Sollte er flüchten? Der Muskelmann gluckste sarkastisch auf. Wohin denn? Mit den Fesseln? Diese Tri-Schelle schmerzte mittlerweile nicht unerheblich. Irgendein Diener oder Bediensteter der Praefecta musste sich doch um ihn kümmern, sinnierte er. Bald würde jemand bemerken, dass er noch hier war und ihn zurück in sein Quartier bringen.

Nach weiteren fünf Minuten bewegte er sich einige Meter in diverse Richtungen. Dann wagte er schließlich zu rufen: „Hallo? Ist da wer? Haaaaaalooooo!‟ Keine Antwort. Gravis atmete seufzend aus. Er tastete sich mit den Füßen vorwärts in Richtung der Tür, aus der er gekommen war. So glaubte er zumindest. Aber entweder war sie verschlossen, oder er fand sie nicht. Er ließ sich an einer gummierten Wand zu Boden rutschen und wartete, dass man ihn fand. - Es sollte noch weitere zehn Minuten dauern, bis er das Zischen der Hydrauliktür hörte. Schritte kamen auf ihn zu. Gravis hob den Kopf und „schaute‟ in die Richtung. Vor ihm blieb die unbekannte Person stehen. Dann sagte sie: „Sieh an, wer da ist!‟

Der am Boden Sitzende ächzte vor Überraschung. Das war die Stimme von Timiditas! Er erhob sich ein wenig umständlich, da die Fußfesseln ihn dabei störten. „Timi! Bist du das? Wie geht es dir? Was ist geschehen?‟ Der Munus half ihm hoch und antwortete: „Mir geht es gut. Warum sollte es mir schlecht gehen? Wir sind bei unserer Herrin Audaxa. Ich bringe dich in deine Kammer.‟ Sie gingen los; der Munus führte den Blinden am Arm. Gravis war irritiert. „Gut? Aber wir sind frei gewesen. Jetzt sind wir in Gefangenschaft!‟ Timiditas erwiderte: „Unsinn! Wir werden bei Audaxa ein gutes Leben führen. Früher habe ich alles falsch gemacht und war dumm. Aber jetzt habe ich erkannt, worin mein Lebenssinn besteht. Audaxa zu dienen!‟ Gravis fragte sich, ob sein Kamerad eine Gehirnwäsche erhalten hatte. Was redete der da!?

Einige Minuten später hatten sie ihr Ziel erreicht. Timiditas nahm seinem Freund die Haube ab. Gravis musste blinzeln ob des plötzlichen hellen und blendenden Lichts. Vor ihm stand tatsächlich der Munus. Er trug einen Munussuit, der seine überdimensionalen Geschlechtsteile deutlich durch den dünnen Stoff abzeichnete. Und sie waren zurück in der kleinen Zelle. Ohne ein weiteres Wort ließ sein Kumpel ihn allein und verriegelte die Tür. Gravis trat an das schmale Fenster und versuchte etwas zu erkennen. „Timi! Was ist denn los? Und was ist mit meinen Fesseln? Kannst du mir nicht die Fesseln abnehmen?‟ Aber offenbar war der schon weg. Sicherlich war die Kammer schalldicht. Was war hier nur los?, fragte er sich und ließ sich kraftlos auf die Pritsche sinken.

Derweil flog die Praefecta bereits im Orbit von Regina zu den Koordinaten des Regierungspalastes. Zwei Stunden nach der Landung wurde sie zur Regentin vorgelassen. Die Herrscherin gab der Leibgarde einen Befehl, den riesigen Raum zu verlassen. Ein Störsignal wurde aktiviert, damit die beiden Anwesenden nicht abgehört werden konnten. Der Thronsaal wurde hermetisch abgedichtet. Solche Sicherheitsmaßnahmen der Stufe 4 wurden nur sehr selten angewendet. Die Praefecta war alarmiert. Es musste um etwas äußerst Wichtiges gehen. Augusta Regina saß auf ihrem goldenen Thron und stand auf.

Die Imperatorin verfügte in ihrem Regierungspalast über mehrere Audienzräume. Dieser war der größte Saal der gesamten Residenz. Hinter dem Thron befand sich eine zehn Meter hohe Kristallglaswand, auf deren Rückseite eine Kaskade aus Wasser hinablief. Neben dem Thron knieten zwei Munuswesen, bis auf ein merkwürdiges Textil und ein Halsband nackt. Das Kleidungsstück bestand aus rotem Latex und war wie ein Stringtanga gestaltet. Allerdings verfügte der String über einen zusätzlichen Streifen Latex, der mittig über den Bauch bis knapp unter die Brüste verlief, um den gigantischen Munuspenis bedecken zu können. Von dort führten Schnüre zum Rücken, die an einen Büstenhalter erinnerten. Die Brüste selbst waren nackt. Die Brustwarzen der Kreaturen waren noch größer, als die vom Munus der Praefecta. Oder auch des zweiten Munus, den sie neuerdings besaß.

Aber dafür hatte sie jetzt keine Augen. Sie war nervös. Was war so Bedeutsames geschehen? Regina stieg die 13 breiten Treppenstufen hinab und stellte sich direkt vor die Praefecta, die demütig ihr Haupt neigte. „Majestät‟, hauchte sie ehrerbietig. Die Königin sah schlecht gelaunt aus. Es hielt sie nicht mehr an Ort und Stelle. Stattdessen lief sie in ihrem kostbaren Ornat hin und her, und umkreiste ihre Untertanin, die dabei immer mehr Unwohlsein empfand. In ihrer Stimme brannte Zorn. „Ich habe Informationen darüber, dass Ihr den Deserteur Animus auf Mare Mutus ausfindig gemacht habt.‟ Audaxa stutzte. Regina war gut informiert; aber warum interessierte sich die Majestät persönlich für das Schicksal eines einfachen Pugnatoranwärters?

Die Praefecta räusperte sich. „Nun, hohe Majestät, der Deserteur war in der Tat dort. Die Behörden haben ihn aber nicht festgenommen, sondern nur observiert. Zwischen Mare Mutus und Regina besteht kein Auslieferungsabkommen. Unsere Delegation war auch aus einem anderen Grund...‟ Die Hoheit hob unwirsch den Arm, um ihre Praefecta zum Schweigen zu bringen. „Das geheime Wirtschaftsabkommen. Ich weiß. Aber mir geht es um Animus.‟ Audaxa schluckte. Sie war extrem angespannt. Ihr Nacken schmerzte. „Darf ich fragen, warum dieser Fahnenflüchtling so wichtig für das Reich ist?‟ Augusta Regina wirbelte zu der Praefecta herum und sah ihr starrend in die Augen. „Er besitzt hochgeheime Informationen zu Regierungsgeschäften.‟

Mehr ins Detail wollte sie nicht gehen. „Ich will diesen Jüngling! Und zwar schnell! Leitet alles in die Wege, was nötig ist. Alles! Diese Operation hat oberste Priorität.‟ Audaxa verneigte sich. „Jawohl, Eure Majestät.‟ Sie verließ auf einen Wink der Königin mit hallenden Schritten den Thronsaal und machte sich auf den schnellsten Weg in ihren Raumkreuzer, der auf Fortuna stationiert war. Sie spürte den Schweißfilm auf ihrer Haut. Gerade floss ein kleiner Rinnsal zwischen ihren Brüsten zum Bauch und nässte ihre Uniformbluse.

Wie sie die Spur des jungen Mannes aufnehmen sollte, war ihr so aus dem Stegreif ein Rätsel, aber sie wusste eines sicher: Würde sie ihn nicht ihrer Majestät bringen, so wäre ihre Karriere am Ende. Wie sie die Regentin kannte, würde ihr bei Erfolg ein Ornamentum Regini, der höchte Orden des Reiches, blühen, bei Versagen jedoch eine Stahlkette mit Dornen um den Hals...

Zunächst musste sie zurück nach Mare Mutus. Wenn sie Glück hatte, würden die Behörden dort wissen, wo der Deserteur sich aufhielt. Sie schreckte nicht vor einer Entführung zurück. Dazu war eine Spezialeinheit von Veteranas an Bord. Die Elite-Audiutrixfrauen waren mit allen Wassern gewaschen. Wenn dieser Animus noch da war, würden sie ihn finden und mitnehmen. - Sie ärgerte sich über die geheime Operation. Lieber hätte sie ihren Urlaub in ihrem Habitat auf Fortuna genossen.

In ihrem Wohnsitz wartete Gravis immer noch darauf, dass ihm jemand die Tri-Schelle abnahm. Er lag damit auf der Pritsche - die angenehmste Haltung mit der Fessel. Seine Schultern und Arme schmerzten von der anstrengenden Position trotzdem. Seine dicken Muskelberge waren kurze Kraftausübungen gewohnt, keine andauernden unnatürlichen Haltungen. Die großen Brustringe beschäftigten ihn ebenfalls. Warum hatte man ihm die umgelegt? Sie schmerzten, doch irgendwie führten sie auch zu einem erregenden Gefühl.

Gravis wurde bewusst, dass er keine Castitasschelle mehr trug. Er fragte sich, ob er die Gelegenheit nutzen sollte... Bevor er wieder unbefriedigt verschlossen würde... Er drehte sich ein wenig ungeschickt herum auf den Bauch. Das Familienwappen der Audaxa war seiner rechten Hinterbacke groß und deutlich abgebildet, wo früher seine Rusticus-Nummer gestanden hatte. Jetzt versuchte er mit der Hüfte eine reibende Bewegung auszuführen. Anfangs klappte es überhaupt nicht, doch nach und nach fand er Übung darin. Die Brustringe störten ein wenig, aber auch daran gewöhnte er sich schnell. Seine Geilheit wuchs an und brachte ihn schon nach wenigen Minuten an den Rand eines Höhepunktes. Es war ein herrliches Gefühl...

Doch genau zur Unzeit öffnete sich die Zellentür. Gravis zuckte erschrocken zusammen und blieb aber bäuchlings liegen, um seine unbändige Lust zu verstecken. „Was machst du denn da?‟ Es war Timiditas. Gravis war im ersten Moment erleichtert, aber dann erinnerte er sich daran, dass sein Kamerad unter dem Einfluss der Praefecta stand. Der Munus hielt lächelnd eine Castitasschelle in die Höhe. „Die haben wir ja ganz vergessen, dir wieder anzulegen.‟ Gravis ächzte frustriert. „Timi, bitte! Lass mich erst... Du weißt schon...‟ Der Munus schüttelte langsam und bestimmt den Kopf. „Dreh dich um! Los! Ich weiß, was du da versuchst!‟ Gravis gab sich geschlagen. Er drehte sich auf den Rücken. Eine kräftige Erektion streckte sich zur Decke.

In diesem Zustand würde niemand ihm eine Castitasschelle umlegen können. Doch dafür war der Munus vorbereitet. Er hatte eine dieser Sprühdosen mit Kältespray und nebelte damit die Genitalien seines Kameraden großzügig ein. Anschließend konnten sie wie im Zeitraffer den Verfall der Versteifung beobachten. Die Kälte brannte, und sein Phallus verkümmerte zu einem Winzling. Schon verpackte Timiditas das gute Stück. Wie aus Sadismus sprühte er mehrere weitere Stöße des Kältemittels auf die Castitasschelle, so dass Gravis aufstöhnte. Der Munus grinste und sagte: „Ich werde dir nun deine Fesseln abnehmen. Aber benimm dich! Wenn du versuchst, abzuhauen, wirst du von den Wächterinnen des Hauses sowieso schnell wieder eingefangen und bestraft.‟

Er löste die Tri-Schelle und die Fußkette. Dann ließ er seinen Bekannten in der Zelle allein. Der Ex-Custos schaute an sich hinab und zerrte und drückte kraftvoll an der Castitasschelle herum. Aber all seine Körperkraft reichte nicht aus, seine Keuschheitsvorrichtung zu zerstören. Er sprang auf und klopfte und polterte mit den Fäusten gegen die Tür, rief Timiditas Namen. Irgendwann gab er auf und sank zurück auf die Pritsche. Ob es Animus und Luscinia gelingen würde, ihn zu befreien? Wussten sie überhaupt, wo er war? Im nächsten Augenblick ging das Licht aus, und der Insasse war in absoluter Dunkelheit gefangen - nur mit seiner unbefriedigten Lust allein.

Die Praefecta, die mit ihrem Raumkreuzer der Regina-Klasse unterwegs nach Mare Mutus war, dachte gerade über ihre beiden neuen Besitztümer nach. Der Munus hatte auf die Neuprogrammierung seiner Synapsen positiv reagiert. Er war nun ein höriger Sklave. Mit einem ehemaligen Rusticus und Custos war diese Umerziehungsbehandlung schwieriger. Aber auch Gravis würde sie ganz nach ihrem Willen formen. Vielleicht nach altmodischer aber bewährter Methode „Zuckerbrot und Peitsche‟, die auf jeden Erfolg versprach. Ihr war nie bewusst gewesen, dass sie einen Muskelfetisch hatte. Wie alle Frauen waren Munus für sie die üblichen Sexgefährten gewesen. Aber als sie Gravis gesehen hatte... Sie würde dafür sorgen, dass er noch mehr Muskelberge bekommen würde. So viele, dass er sich kaum noch bewegen könnte. Aber alleine der Gedanke daran, machte sie heiß und feucht.

Doch zuvor musste sie die Geheimoperation erledigen, die ihr Regina aufs Auge gedrückt hatte. Hätte sie eher von der Wichtigkeit dieses Animus erfahren, so wäre er längst aufgespürt und festgenommen worden. Sie dachte mit Schaudern daran, dass der Deserteur tiefer in die Große Allianz geflogen war. Dann würde es noch schwieriger werden, ihn zu finden. Sie schüttelte den Gedanken aus ihrem Kopf. Nein, sie würde diesen Jüngling dingfest machen. Sie würde mit einem Orden ausgezeichnet werden, und dann würde sie sich dem Liebeskoloss in ihrem Habitat und den schönen Dingen des Lebens widmen. Der Gedanke daran hatte ihre Brustwarzen hart gemacht.
111. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 19.01.17 23:34

Animus hat Geheiminformationen?? Sind die etwa in seinem Unterbewustsein verankert oder ist die Imperiatrice einfach nur sauer das er Abgehauen ist?
Könnte aber auch mit seiner Gefangenschaft bei den Aliens zusammenhängen.
Bin gespannt was da auf den Jungen zukommt. Luscina wird sich dann wohl eine Neue Einnahmeuelle suchen müssen.
112. RE: Regina

geschrieben von Roger_Rabbit am 21.01.17 03:45

Ich muss mit unbedingt mal Zeit nehmen.

Bei jedem neuen eingestellten Kapitel finde ich nur die Zeit zum Lesen vom ersten Absatz. Ich nehme es mir für später vor. Doch aus später wird viel später.

Zuletzt hatte ich wohl Kapitel 9 komplett gelesen. Da muss ich wohl noch einmal von vorne anfangen, um wieder reinzukommen.
113. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 01.02.17 19:56

~ XL ~


Die Imperatorin saß auf ihrem extravaganten Thron und hing ihren Gedanken nach. Hätte sie doch nie diesem Experiment ihrer Arkanas zugestimmt! Geheiminformationen in das Gehirn eines Pugnatoranwärters zu implantieren! Das sollte ein besonders sicherer Ort dafür sein? Entweder starb der Novize bei einem Gefecht - dann war der Datenträger gelöscht und fiel zumindest nicht in Feindeshände. Oder der Jüngling blieb Informationsträger in ihrer Reichweite und war trotzdem gut getarnt. Kein Feind, keine Putschabtrünnigen würden die Informationen jemals erhalten. So weit, so gut.

Sie hatte nur mit einem nicht gerechnet: dass ein Rekrut desertieren würde. Ausgerechnet dieser! - Für dieses misslungene Experiment taten zwei Arkana-Frauen bereits Buße. Dafür hatte sie per königlichem Erlass gesorgt. Die beiden Damen hatten im Untergeschoss des Palastes auf speziellen Sitzen die Möglichkeit, ihre Verfehlungen zu bereuen. Die „Sitzungen‟ dauerten täglich vier Stunden. Es war für die Wächterinnen immer wieder interessant, wie dehnbar so ein vornehmes Poloch dank Spreizbirne war.

Die Hoheit spazierte in ihre Bäder, wo sie sich von den anstrengenden Regierungsgeschäften erholen wollte; doch ihre Gedanken waren weiterhin bei dem missratenen „Mentaltresor‟, wie die Arkanas die Technik genannt hatten. Wenn dieser Animus nicht gefunden wurde, oder - noch katastrophaler - jemand von den Informationen erfahren würde... Nicht auszudenken! Allerdings war die Wahrscheinlichkeit dafür gering, denn wer würde schon im Kopf eines unbedeutenden Fahnenflüchtlings herumwühlen!?

Derweil unterhielt sich Timiditas in der Residenz der Praefecta Audaxa auf Fortuna mit seinem Munuskollegen namens Nudus, der erzählte: „Wie ich früher geheißen habe, weiß ich nicht. Aber das ist auch egal. Die Herrin hat mich Nudus getauft. Und so will ich ihr dienen.‟ Timiditas nickte zustimmend. Es war so, wie Nudus sagte. Ein tiefes Verlangen nach Unterwerfung, demütig der Herrin zu dienen - das war sein Lebenssinn: die Wollust der Herrin zu befriedigen, Audaxa zu gefallen und ihre Wünsche zu erfüllen. Schade, dass die neue Gebieterin derzeit nicht in ihrem Habitat verweilte. Ein königlicher Auftrag hatte sie auf eine Reise geführt. Niemand wusste, wann sie wieder zu Hause sein würde. Timiditas würde warten. Egal, wie lange es dauern würde. Sein früheres Leben spielte keine Rolle mehr.

Er hatte zwar noch Erinnerungsfragmente, die manchmal in sein Bewusstsein hochspülten, kannte Gravis und Animus, wusste von seiner Zeit im Melkstall der Regina, wo er den Munus Subtilis kennengelernt hatte, aber das alles war bedeutungslos geworden. Nur Audaxa und ihr Wohlbefinden waren wichtig. Für Munuswesen war es spezifisch, dass eine Neuro-Programmierung innerhalb relativ kurzer Zeit erfolgreich abgeschlossen werden konnte.

Neben dem signifikanten absoluten Gehorsam war Timiditas auch ein Auftrag eingepflanzt worden, den er automatisch ausführte: Er hatte dafür zu sorgen, dass Gravis für die Ankunft der Herrin vorbereitet wurde. Der ehemalige Rusticus und Custos sollte zum Liebessklaven ausgebildet werden sowie geradezu groteske Muskelmassen aufbauen, die dem Fetisch der Audaxa entsprachen. Für diese Aufgabe stand Timiditas eine Arkana zur Verfügung, eine spezielle Indagatrix, die Genetik, Exo-Biochemie und Polygenie studiert hatte. Mit ihrem Fachwissen sowie des Labors, das sich im Militärsperrgebiet auf Fortuna befand, würde Gravis zur gewünschten Kreatur mutieren, wie sie auf Regina bisher noch nie zuvor existiert hatte. Die Nutzung des Militärlabors für private Zwecke war generell verboten, aber als Praefecta hatte Audaxa den nötigen Einfluss.

Eine Spezialnahrung für Gravis war bereits entwickelt. Am nächsten Tag brachte der Munus dem zukünftigen Lustobjekt der Herrin seinen weißen Brei in einer Aluminiumschale sowie eine bläuliche Lösung in einem Reagenzglas. Gravis stand von seiner Pritsche auf, als er seinen Kameraden in der Tür sah. Auf einem kleinen Tablett trug der Munus die Designer-Mahlzeit. Der Custos redete auf ihn ein, ob er die gemeinsame Vergangenheit vergessen habe. Timiditas hatte sich vorgenommen, nicht auf das manipulierende Gerede des Gefangenen einzugehen. Er reichte ihm das Trinkröhrchen: „Schluck das!“ Gravis sah die Flüssigkeit skeptisch an. „Was soll das sein?“ Sein ehemaliger Kamerad zuckte mit den Schultern, so dass die gewaltigen Brüste unter dem Suit hüpften. „Aminosäuren und genetisch mutierte... Keine Ahnung.“ Der Muskelmann nahm das Reagenzglas entgegen. Er sah seinen Wächter provozierend an und goss dann langsam den Inhalt auf den Boden. „Ups, das ist mir wohl umgekippt.“

Timiditas stellte in aller Ruhe den Brei ab und verließ die Zelle. Dieses aufmüpfige Trotzverhalten würde dieser Custos bedauern! Er meldete den Fall von Aufsässigkeit der zuständigen Audiutrix. - Eine halbe Stunde später saß der Koloss auf einem Verhörstuhl festgebunden, einen Mundspreizer zwischen den Zähnen, die seine Kiefer weit auseinanderzogen. Der Kopf war so fixiert, dass der Delinquent zur lumineszierenden Decke schaute. Eine Audiutrix schob ihm einen Schlauch aus Silikon durch die Nase bis in den Magen. Timiditas schaute vom anderen Ende des Raumes zu. Ob Audaxa ihre Zustimmung für diese Behandlung gegeben hatte? Der Munus vermutete ja, denn die Angestellten der Praefecta würden niemals etwas gegen ihren Willen tun. Also war alles in Ordnung.

Nachdem die Uniformierte dem Sitzenden den Brei sowie die bläuliche Flüssigkeit in den Magen gepumpt hatte, verschloss sie sicherheitshalber den Mageneingang mit einem Katheterballon. Durch ein ausgekügeltes Stecksystem konnte mit einem speziellen „Katheter-Schlüssel“ dieser Ballonverschluss wieder entfernt werden. Aber solange schützte er davor, dass der Übeltäter seine Mahlzeit wieder auf direktem Wege entsorgte. Die uniformierte Frau konstatierte: „Für die Zusatzarbeit, die uns dieser Kerl macht, hat er eine Bestrafung verdient.‟

Sie verband eine gepolsterte Schlinge um die Hoden des Gefesselten und zog die Schnur zwischen seinen Füßen um eine kleine Winde. Dann spannte sie das dünne Seil mit klickenden Geräuschen wie bei einer Ratsche, so dass sich das Zahnrad der Rolle Stück für Stück weiter positionierte und das Tau stärker spannte, während sich der Hodensack weiter und weiter dehnte. Gravis stöhnte grunzend auf. Er versuchte sich zu artikulieren, doch mit dem Mundspreizer gelang es ihm nicht. Timiditas sah wie unbeteiligt zu. Anschließend stülpte die Audiutrix dem Fixierten an jeden Hoden eine Saugglocke, die zugleich als Elektrode fungierte. Mit bösartigem Unterton erklärte sie: „Die Testical-Stimulation führt zu höheren Testosteronwerten, die für den zuätzlichen Muskelaufbau nötig sind.‟ Sicherlich war das wissenschaftlich nicht erwiesen, aber es machte Spaß.

Als die Schreie des Patienten durch den Raum hallten, verärgerte das Timiditas. „Warum zwingt er uns dazu? Warum hat er sich so flegelhaft verhalten?‟ Um keine Gewöhnung an den elektrischen Fluss zu ermöglichen, jagte der Generator Stromstöße von unterschiedlicher Länge mit von einander abweisend langen Pausen von einer Elektrode zur nächsten. Bei Aktivierung knisterte das Gerät bissig. Trotz der restriktiven Fesselungen, in denen Gravis sich kaum bewegen konnte, hüpfte seine Hüfte zuckend umher. Dabei zerrte er seine Bälle noch weiter, aber die Stimulation ließ ihn immer wieder unwillkürlich aufschrecken und auf seinem Stuhl zappeln. Irritierenderweise fühlte er eine steigende Geilheit, die seinen Phallus zu titanischer Härte gebracht hätte, wäre da nicht die Castitasschelle gewesen. Timiditas verließ den Raum, drückte auf einer Schaltfläche mit alphanumerischen Zahlen die Null, so dass ein lauter Summer ertönte, und die Stahltür zu einem Korridor aufklackte, durch die er verschwand.

Bei der nächsten Fütterung hatte Gravis seine Lektion gelernt und schluckte bereitwillig alles, was der Munus ihm servierte. Heute fing sein Spezialtraining an, das als begleitende Maßnahme zu der transformierenden Genmodulation den extremen Muskelaufbau unterstützen sollte. Täglich wurde Gravis gewogen. Dabei stellte die Audiutrix mit einem Body-Fat-Scale-Sensor fest, ob der Zuwachs beim Gewicht auf Muskulatur oder Fett resultierte. Gravis behielt permanent einen Körperfettanteil zwischen acht und zehn Prozent. Als Custos war er standardmäßig 185 Zentimeter groß und wog 148 kg. Inzwischen hatte er bereits sieben Kilogramm zugelegt.

Timiditas fragte sich, wie weit es Audaxa treiben würde. Theoretisch ließe sich das Wachstum durch Hypertrophie und Hyperplasie immer weiter fortsetzen, aber dann würde Gravis kaum noch laufen oder sich bewegen können. Priorität war für Audaxa sicherlich, dass der Muskelmann noch seine Funktion ausüben könnte: Sex. Timiditas kamen bei all seiner Hörigkeit trotzdem einige Eifersuchtsgefühle hoch. Gravis würde mit der Herrin viel Vergnügen haben. Und er? Er sollte ursprünglich der zweite Liebesmunus sein. Und jetzt waren er und Nudus aussortiert wie zwei ausgebrannte Trägerraketen, die ihre Funktion erfüllt haben und nun abgestoßen und unabrauchbar im Orbit treiben oder auf einen Kurs in einen Fixstern geschickt werden.

Welche Funktion würde er zukünftig bei Audaxa haben? Oder musste er damit rechnen, verkauft zu werden? Zurück auf den Heimatplaneten? Timiditas zog sich in seine kleine Schlafkammer zurück. Er strich sich über seinen femininen Leib und erreichte mit seinen Fingern dann das gewaltige maskuline Geschlecht, rieb es durch seinen Suit. Offenbar war bei ihm doch noch eine willkürliche Libido vorhanden. Je länger er darüber nachdachte, desto bewusster wurde ihm sein sexueller Trieb. Man hatte ihm weisgemacht, dass er nur über Adaxas Wohlbefinden eine Befriedigung erfahren würde, doch das war ihm nur suggeriert worden. In Wahrheit fühlte er eine eigene Begierde.

Allerdings wusste er von dem Securitychip, den ihm eine Indagatrix in seine Eichel implantiert hatte. Damit war jeder Orgasmus, jede Ejakulation unmöglich und sorgte beim Versuch für extreme Schmerzen. Das Sicherheitssystem kannte er bereits aus einem früheren Leben auf Regina zur Genüge. Da blieb der eigene Orgasmus wohl ein visionäres Wunschdenken.

Die Praefecta flog mit Höchstgeschwindigkeit mit Kurs Mare Mutus durchs All. Sie wollte so schnell wie möglich diesen Deserteur schnappen. Wenn Imperatorin Regina nicht mal ihr - einer Praefecta - genauere Details zu den Geheiminformationen gegeben hatte, so musste es sich um äußerst wichtige Daten handeln. An Bord ihres Kreuzers nahm sie bereits Kontakt mit den Behörden auf Mare Mutus auf. Doch erst vor Ort sollte sie von einer ranghohen Person der Planetengeheimpolizei PGPMM erfahren, dass Animus nach relativ sicheren Erkenntnissen gemeinsam mit einer Frau namens Luscinia, Bürgerin von Regina, in Richtung ihres Heimatplaneten geflogen war. Audaxa wurde beinahe schwarz vor Augen, als sie das Digital-Foto einer Überwachungskamera sah: Das war die Frau, die ihr den Munus und den Custos abkaufen gewollt hatte. Audaxa studierte die Datenbank: Luscinia, ausgebildete Pilotin auf Regina, Transporte diverser Art, gilt als verschollen. Die Praefecta grummelte verärgert. Sie war diesem Rekruten so nah gewesen!

Die PGPMM wusste noch mehr: Ihre Weitstreckenscanner hatten das Raumschiff Servatrix verfolgt und festgestellt, dass es seinen Kurs nach dem Rendezvous mit der Regina VI abrupt Richtung System S-8-X447 aktualisiert hatte. Audaxa grübelte. Das war doch... Sie sah sicherheitshalber im Atlasverzeichnis nach: Eine dreidimensionale Karte erschien holografisch im Raum: Mitten im System-8-X447 befand sich der Urlaubs- und Vergnügungsplanet Litus Mundus. Das war das einzige sinnvolle Ziel. Dort wollten sie untertauchen. Und Zahlungsmittel besaßen sie offenbar, wenn sie den Munus und den Custos hatten kaufen wollen. Gab es da eine Verbindung?

Die Praefecta befahl: „Wir starten! Neue Koordinaten! Wir fliegen nach Litus Mundus im System S-8-X447.‟ Der Raumkreuzer Regina VI startete mit fauchenden Triebwerken und jagte durchs All. Audaxa ließ sich in den Kommandosessel fallen und faltete nachdenklich die Hände. Sie sah mit leerem Blick durch eine Gittermatrix aus Gradzahlen hindurch, die holografisch über einem Steuerelement schwebte. Handelte es sich hier nur um eine unbedeutende Liebschaft zwischen den beiden Personen? Oder wusste Luscinia womöglich über den Wert bescheid, den Animus darstellte? Sie musste sofort agieren. Der Kreuzer nutzte alle Antriebe mit Höchstleistung voll aus, aber der ungeduldigen Praefecta ging es immer noch nicht schnell genug.

Wenn die Veteranas die Zielperson geschnappt hatten, wäre die Gefahr eines Geheimnisverrates gebannt. Dann würde sie erst mal ausgiebig die Vergnügungswelten von Litus Mundus inspizieren. An Bord der Regina VI gab es schöne Häftlingszellen, in denen der Jüngling während dieser Zeit ein wenig entspannen könnte. Hauptsache war doch, dass sie mit einer Erfolgsmeldung bei der Imperatorin rapportierte. Die Veteranas machten mit Hilfe von Erkennungssoftware und ein bisschen Trinkgeld für die Behörden die Arbeit, und sie, Audaxa, heimste die königliche Auszeichnung ein. Sie lehnte sich zurück in ihrem Kommandosessel und schloss für einen Augenblick die Augen. Sie schwelgte schon in der Urlaubswelt.

Die Praefecta hatte in der Datenbank gelesen, dass es auf dem Planeten auch Androiden nach Maß gab, sogenannte KKA, Kurzzeit-Kreativ-Androiden, die genau auf die Wünsche und Bedürfnisse des Gastes angepasst waren. Optik, Charakter, Talente - alles war bei der KI (Künstlichen Intelligenz) wählbar. Die KKA blieben allerdings im Eigentum der Gesellschaft und konnten nur gemietet werden. Die Struktur des Archetyps wurde lediglich durch die optionalen Modifikationen stets auf den nächsten Kunden akkommodiert. Ein KKA war eine kostspielige Angelegenheit, so dass längst nicht jeder Gast diese individuelle Serviceleistung nutzte. Audaxa war vermögend und konnte sich auch solche extravaganten Offerten leisten. Sie würde sich einen Muskelfreak mit humanoider Textur und Anatomie bestellen, der auf seinen grotesken Körper auf 185 Zentimeter 180 kg pure Muskeln verteilte. Sie hatte zwar eine ungefähre Vorstellung, wie das aussehen würde, aber trotzdem war sie gespannt wie ein Gammablitz. So etwas hatte es bisher nie gegeben. Sie wäre die einzige Besitzerin solch eines Ungetüms. Und auf dem Vergnügungsplaneten würde sie das Liebesspiel mit so einem Koloss erproben - wenn auch nur mit einem KKA; aber reale Sexsklaven waren dort sowieso verboten, da der Planet zur Großen Allianz gehörte.

Am nächsten Tag kontaktierte sie über das Datentransfersystem ihr Habitat auf Fortuna. Dazu autorisierte sie das Programm mit einem Iris-Scan. Die zuständige Audiutrix hörte die verifizierte Audiobotschaft: „Ich bin noch einige Tage - eventuell mehrere Wochen - im S-8-X447-System beschäftigt. Wir haben eine heiße Spur zu dem Deserteur. Während meiner Abwesenheit soll bei dem neuen Rusticus bzw. Custos die Muskeltherapie angewendet werden. Ich will bei meiner Rückkehr beachtliche Erfolge sehen.‟ Eine kleine Pause, dann ergänzte sie: „Dieser neue Munus - habe den Namen vergessen - soll sich um die Betreuung des Custos kümmern.Es soll geprüft werden, ob die Mentalinplantierung funktioniert. - Und noch was: Deaktiviert den Securitychip bei ihm. Er soll sich vergnügen dürfen.‟

Die Audiutrix glaubte ihren Ohren nicht trauen zu dürfen. Was sie nicht wusste: Audaxa hatte Informationen erhalten, dass Timiditas auf Regina in der Ejakulatbank, Stall III, gemolken wurde, was bedeutete, dass seine Flüssigkeit eine überragende Qualität aufwies und damit einen nicht geringen Wert darstellte. Sie würde ihm regelmäßige Orgasmen erlauben, und die Ausbeute einlagern. Die Audiutrix bekam in einem schriftlichen Nachtrag die Information, dafür zu sorgen, dass das Ejakulat des Munus eingelagert würde.

Als Timiditas von der Deaktivierung seines Securitychips gehört hatte, freute er sich. Seine Herrin war einfach zu gütig! Er wollte da seine Keuschheitszeit nicht länger machen, als es nötig war, also begab er sich in seine Kammer, zog den engen Suit aus und betrachtete den Riesenphallus, betastete ihn, sah ihn wie im Zeitraffer wachsen und bald wie einen Unterarm von seinen Lenden abstehen. Erregt hob er eine der großen Brüste an und leckte sich über den beinahe damengroßen Nippel. Ein wohliges Kribbeln durchströmte seinen Leib. Schnell suchte er nach einem sterilen Behältnis. Es musste genug Volumen haben. Er wusste, dass er nicht nur brillante Qualität, sondern dass er auch überdurchschnittliche Quantität vergoss. Endlich fand er ein geeignetes Gefäß, säuberte es in der UV-Dusche und stellte es neben seine Pritsche.

Timiditas schloss die Augen und ließ seine Finger über seinen nackten Leib gleiten. Seine Gefühle drehten und wirbelten in seinem Gehirn wie ein Vortex, ein Strudel der Empfindungen; virtuelle Gestalten liebkosten ihn in seiner Fantasie, berührten ihn überall und rieben sich an seinen großen Genitalien. Autoerotik war zwar in seiner Intensität nicht mit interaktiven Partnern gleichzusetzen, aber er musste darauf achten, dass sein gesamtes Ejakulat aufgefangen wurde. Und so reizte und stimulierte sich der Munus weiter und weiter, bis seine Testikel, die die Größe zweier Handbälle hatten, überkochten und ihren Inhalt hinausschossen.

Gerade noch rechtzeitig griff er nach dem Behältnis, um nichts zu vergeuden. Eine beachtliche Menge hatte sich ergeben. Timiditas legte sich noch für ein paar Minuten hin und genoss die Nachwehen und die tiefe Entspannung, dann schob er das Gefäß, das er mit einem Schraubdeckel verschlossen hatte, in eine Kühltruhe. - Später am Tage traf er Nudus und fragte ihn, ob dessen Securitychip ebenfalls deaktiviert sei. Das Munuswesen sah ihn verwirrt an. „Deaktiviert? Glaube ich kaum. Warum sollte er?‟ Er horchte den Erklärungen seines Kameraden. Nudus schüttelte den Kopf. „Davon hätte man mir berichtet. Das Risiko gehe ich lieber nicht ein. Ich bekomme meine sexuelle Befriedigung durch das Wohlergehen meiner Herrin. Meine eigenen Bedürfnisse sind irrelevant.‟ Jetzt war Timiditas durcheinander. Nudus hatte recht. Aber trotzdem hatte er sich über die Deaktivierung gefreut. Mit gemischten Gefühlen und verunsichert ging er zurück in seine Kammer.

Schon nach wenigen Minuten blinkte eine rote Diode auf: das optische Signal für eine Akkustiknachricht. Aus dem Wandlautsprecher klang eine künstliche Stimme: „Munus Timiditas, sofort in R 268 melden.‟ Das war Raum 68 in der zweiten Ebene. Diese Sektion beherbergte gewöhnlich die Kammern der Rusticusse. Als er dort ankam, drückte er den Türschalter, der die Hydrauliksperre entriegeln sollte, aber der hexagonale Eingang blieb geschlossen. Plötzlich tastete ein Laserstrahl mit neongrüner Farbe den Besucher ab. Ein animiertes Balkendiagramm erschien auf der Tür. Darunter wechselten sich alphanummerische Informationen in kaum lesbarer Geschwindigkeit ab. Wurden seine biometrischen Daten gelesen, um ihn zu verifizieren? Ginge das nicht auch einfacher mit einem Iris- oder Fingerabdruck-Scan?, fragte er sich.

Schließlich öffnete sich die zweiflügelige Tür mit einem Zischen. Statt eine spartanische Unterkunft der Rusticus-Arbeiter zu sehen, fand sich Timiditas in einem steril aussehenden, grell erleuchteten Raum wieder, der mit diversen Gerätschaften eingerichtet war. Auf den zweiten Blick erkannte er Kraftmaschinen. Als Munus hatte er zwar nie ein Fitnessprogramm durchlaufen, aber er wusste aus Erzählungen von Animus und Gravis, dass es solche Apparaturen gab. Er befand sich ganz offenbar in einem Gym, einem Trainingscenter. Ob hier die Herrin und ihre Audiutrixdamen ihre weiblichen Körper formten? Was sollte er hier? Benötigte eine der Damen seine Unterstützung? Er sah sich um, bemerkte aber niemanden sonst in der großen Lokalität. Timiditas spazierte an den Geräten vorbei, ohne zu wissen, wie man sie benutzen musste.

Letztlich setzte er sich auf ein Polster eines Gerätes und überlegte, welche Bewegungen er mit der Maschine ausführen konnte. Die Anlage besaß einen intelligenten Sensor und erkannte, dass eine Person auf ihr saß. Zwei Griffe bewegten sich an langen Armen über ein Scharniergelenk, der Munus packte sie, und das Gerät führte die Bewegung vor. Als der Munus sie nachahmen wollte, spürte er, wie sich ein Widerstand aufbaute, den er nur mit kräftiger Muskelanspannung beantworten konnte. Nach wenigen Wiederholungen brannten seine Brustmuskeln. Er erhob sich und starrte die Maschine an. Sie wirkte auf ihn wie ein Foltergerät.

Erst jetzt sah er den kleinen Monitor, auf dem eine Sequenz mit einem animierten Athleten ablief, der die Übung demonstrierte. Kam Timiditas einer anderen Maschine nah, so aktivierte sich dort der Monitor und zeigte die entsprechende Handhabung. - Als er sich gerade auf eine Art Sessel setzen wollte, der die Oberschenkel trainieren konnte, indem man eine Plattform wegdrückte, zuckte er erschrocken zusammen, als die Tür sich erneut zischend öffnete. Eine Audiutrix marschierte herein. Hinter ihr folgte ein Mann, ein sehr kräftiger... Gravis! Hatte der noch mehr Muskulatur aufgebaut?, fragte sich der Munus. Sein Körper sah noch praller aus als er ihn in Erinnerung hatte.

Bis auf seine Castitasschelle trug Gravis nichts am Leib. Seine Brustwarzen waren mit zwei großen Ringen geschmückt, durch die eine Kette gezogen war, die ihm bis fast zum Nabel hing. Die Audiutrix kommandierte: „Du wirst sein Training überwachen. Absolviert er sein regelgemäßes Pensum nicht, so werdet ihr beide bestraft.‟ Sie reichte dem Munus eine Rolle aus einem flexiblen Display, auf dem die Übungen festgelegt waren. Die Computer der Geräte würden jegliche Manipulation oder fehlerhafte Ausführung erkennen und in einer Logdatei speichern. Daher verabschiedete sich die Audiutrix und verließ das Gym. Timiditas entrollte das flexible Display. Erste Aufgabe: das Wiegen. Er sah sich um und fand ein leuchtendes Quadrat auf dem Boden. Dezent blinkte dort: „Libra‟, die Bezeichnung für eine Waage. Gravis stellte sich darauf. Timiditas starrte auf das Familienwappen der Audaxa, das auf der muskulösen Hinterbacke des ehemaligen Custos prangte. Das musste schmerzhaft gewesen sein, dachte er. Dann blickte er auf das Gewicht des Athleten: 158 kg. Die Körperfettanalyse erkannte keine Veränderung. Die Zusammensetzung war konstant. Gravis hatte drei weitere Kilogramm reine Muskelmasse gewonnen.

Es folgte die zweite Aufgabe: Elixiergabe 7/04. Was sollte das bedeuten? Er las die Aufgabe vor. Gravis ging zu einer Seitenwand, drückte auf einen Knopf und wartete. Fünf Sekunden später öffnete sich ein Paneel. In einer kleinen Ausbuchtung stand ein Reagenzglas mit einer bläulichen Flüssigkeit. Gravis nahm sie und trank die 200 ml routiniert in einem Zuge aus. Danach begann das Trainingsprogramm an den einzelnen Maschinen, um gezielt einzelne Muskelgruppen zu bearbeiten. Der Koloss kannte die Vorgaben auswendig, und Timiditas musste nur auf dem Display prüfen, ob sich der Athlet daran hielt. So arbeitete sich der Muskelman von Übung zu Übung. Dann pingte eine Nachricht auf dem Display: „Für die nächste Aufgabe wird der Munus als Hilfestellung benötigt.‟

Eine animierte Figur zeigte die Übung samt der zweiten Person. Gravis kannte das schon. Er beugte sich weit vor und stützte sich mit den Händen am Rand einer Bank ab. Die Beine blieben beinahe gestreckt, der Rücken gerade. Timiditas ahmte die zweite Person nach: Er hüpfte mit aller Kraft mit gespreizten Beinen auf den Rücken des Trainierenden. Nun hob Gravis seinen Torso durch die Waden und senkte ihn wieder. Der Munus wirkte als Zusatzgewicht. Er fragte sich, ob bisher eine Audiutrix diese Aufgabe erledigt hatte. Allerdings wogen die Damen doch nur etwa 50 kg, während Timiditas schon wegen seiner Körpergröße, aber auch wegen der mächtigen Brüste - und nicht zuletzt der Munusgenitalien - doch deutlich schwerer war. Aber das schien Gravis nichts auszumachen. Er spulte die Übung versiert ab.

Vielleicht saßen sonst ja zwei Ladys auf seinem Rücken? Zum ersten Mal bemerkte Timiditas den gewaltigen Stiernacken seines früheren Kameraden. Von einem Hals war kaum noch etwas zu sehen. Dafür bogen sich die Trapezmuskeln bis zu den Ohren. - Es folgten noch zahlreiche weitere Maschinen, bis Timiditas erneut einen Hinweis auf dem Display erhielt: „Elixiergabe 7/04.‟ Wieder trank der Muskelriese ein Reagenzglas mit bläulicher Flüssigkeit. Und so ging es weiter und weiter, Übung für Übung, Gerät für Gerät.

In den Folgetagen wechselten Training und Regenerationszeit einander ab. Eine Übung machte Timiditas besonders gerne: Beinpressen. Dabei saß er auf einer Plattform als zusätzliches Gewicht, die von Gravis nach oben gedrückt werden musste. Der Munus konnte selten erkennen, wie stark der Custos wirklich war, denn die Maschinen arbeiteten mit Hydraulik statt mit Gewichtsplatten. Mit den Angaben auf dem Display konnte er nichts anfangen. Irgendwelche kN und Pa. Aber so, wie sich die mächtigen Muskelberge anspannten und verformten, Gravis ächzte und stöhnte und schwer atmete... Da musste schon ganz schön Power dahinter sein.

Timiditas war auch für die Nahrungsgaben zuständig und kontrollierte, dass Gravis die Rationen brav aufaß. Die gewaltigen Mengen, die der Custos verputzte, waren schier unglaublich. Besonders kulinarisch sah es für den Munus jedoch nicht aus. Er blieb lieber bei den Mahlzeiten, die ihm zustanden. Der Herkules löffelte das weißliche Spezialfutter, dass die Arkana zubereitet hatte, in Windeseile weg und erweckte nicht den Eindruck, dass er diesem abgeneigt war. Eine Magensonde war längst kein Thema mehr. Auch der Verhörstuhl war nie wieder zum Einsatz gekommen.

In seiner knapp bemessenen Freizeit durfte Timiditas das große Pool-Becken der Herrin nutzen. Vom warmen Wasser aus konnte er durch eine große Glaswand, die nur von innen nach außen transparent war, in den Habitatgarten sehen und die fünf Rusticusse bei der Arbeit beobachten. Es waren augenscheinlich fleißige Gärtner, obwohl der Munus bezweifelte, dass sie völlig freiwillig so intensiv schufteten. Sicherlich lagen irgendwo Audiutrixdamen auf der Lauer. Bisher hatte er noch nirgends eine Wächterin gesehen. Vielleicht kontrollierten sie nur das reguläre Tagessoll?

Doch dann bemerkte Timiditas eine kleine Kamera, die an der Kuppeldecke fixiert war, und an deren Seite ein winziges rotes Licht blinkte. Von dort wurden die Arbeiter also überwacht. - Apropos Arbeit: Er musste die lokale Uhrzeit im Auge behalten. Heute stand noch eine weitere Fütterung des Custos an. Aber in diesem Moment würde er seine Freizeit auskosten. Nackt, wie Regina ihn geschaffen hatte, machte er einige kräftige Schwimmzüge durch das Becken. Herrlich, wie leicht sich seine bei normaler Gravitation sonst so schweren Brüste und die monströsen Organe zwischen seinen Beinen im Wasser anfühlten.

Der Munus genoss das erfrischende und zugleich entspannende Bad. Seine Haut duftete durch das Wasser dezent nach Rosen. Was hatte er doch für ein Glück, dass er ein Munus war, dessen Herrin einen Muskelfetisch hatte und einen ehemaligen Custos als Sexobjekt bevorzugte! Die anfängliche Eifersucht war verschwunden. Gerade lächelte er zufrieden vor sich hin, da öffnete sich abrupt der Zugang zum Bad. Zwei Audiutrixdamen erschienen. Überrascht stellte Timiditas fest, dass sie keine Uniform trugen. Sie waren lediglich in große Badetücher gehüllt, setzten sich an den Rand des Bassins und ließen ihre hübschen, schlanken Beine in das Wasser gleiten.

Sie nahmen von dem Munus am anderen Becken des Pools zu Beginn keine Notiz. Ihre Haare waren zu Türmen drappiert, damit sie trocken blieben. Ängstlich erwartete Timiditas, dass er verärgert verscheucht würde, doch die Ladys lächelten ihm nur beiläufig zu und tuschelten. Schließlich warfen sie ihre Tücher von sich und tauchten ihre Leiber ins Wasser, so dass für eine Sekunde ihre kleinen, festen Brüste zu sehen waren. Der Munus hielt sich am anderen Ende des Pools fest, während die zwei Badenixen auf ihn zuschwammen.

Wegen seiner Nacktheit genierte er sich nicht, aber die Frauen schäkerten herum, als wollten sie sich vielleicht mit ihm verlustieren. Jetzt stand Timiditas in der Zwickmühle: Er würde gern sein Vergnügen mit den hübschen Audiutrixfrauen haben; aber wie sollte er hier seinen Samen auffangen? Oder wollte das Duo ihn nur necken? Wussten sie überhaupt, dass sein Securitychip deaktiviert war?
114. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 02.02.17 19:39

Ach deshalb ist die Regina so hinter Animus her.Der hat Informationen in seinem Gehirn und weiß nix davon.
Audaxa ist aber gnädig das sie Timiditas Orgasmen erlaubt.
Bin ja gespannt ob die Damen im Bad mit Timi spielen wollen.
115. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 21.02.17 19:04

~ XLI ~


Gravis spulte seine täglichen intensiven Trainingseinheiten unter der Aufsicht von Timiditas ab. Dabei spürte er, wie sich seine Muskulatur selbst für seine Verhältnisse extrem aufpumpte, an Volumen zunahm, an Kraft, an Vaskularität. Er würde bald die 160 kg-Grenze erreicht haben. Seit den vergangenen Tagen fühlte er eine gesteigerte sexuelle Begierde. Lag das am Training, an seiner Nahrung oder hatte es noch einen anderen Grund? Immerhin trug er nun die Castitasschelle schon eine geraume Zeit. Er konnte nur hoffen, dass seine neue Herrin Audaxa ihn, sobald sie von ihrer Reise zurückgekehrt war, nicht nur als Zungenakrobat benutzte, denn dann würde er wahnsinnig werden.

Aber auf keinen Fall wollte er sich mit seinem Schicksal abgeben. Er würde nicht als nackter Sexsklave enden. Sobald sich eine Fluchtmöglichkeit ergab, würde er sie nutzen. Timiditas dagegen war offenbar durch eine Gehirnwäsche willenlos geworden und mental verloren. Gravis wollte sich gerade am Hals kratzen, als er feststellte, dass sein Bizeps ihm dabei im Wege war. Er streckte den Zeigefinger und konnte so sein Jucken loswerden. Jeden Moment würde Timiditas ihn zur nächsten Trainingseinheit abholen. Und da war er auch schon: Seine Kammertür zischte und öffnete sich so, so dass der Muskelkoloss gerade noch durchpasste.

Über den profilierten Gummiboden des Gangs liefen sie zum Aufzug, um in die zweite Ebene ins Gym zu gelangen. Gravis bemerkte, wie unterschiedlich sie sich bewegten: Während der Munus feminin stolzierte, stampfte der Muskelmann schwankend vor lauter Masse. Er hatte es aufgegeben, mit dem Munus über seine Situation zu sprechen. Die Mental-Behandlung, die sie ihm verpasst hatten, ließen ihn nicht mehr klar denken. Also gingen sie wortlos zum Sportraum.

Irgendwie hatte Timiditas ein dümmliches Grinsen im Gesicht. War es wirklich so schön, mit einem Securitychip keusch gehalten zu werden?, fragte sich der Ex-Custos zweifelnd. Allerdings war es als Drill-Instrukteur bequemer, als der Athlet zu sein, den er antrieb, und dessen Muskeln später brennen würden wie eine Triebwerksflamme. Was wohl geschah, wenn er sein Trainingssoll nicht erreichte? Bisher war es ihm stets gelungen, die Vorgaben zu erfüllen. Worin bestände die Strafe für ihn? Und auch der Munus bekäme dann Ärger. Gravis grinste verbissen. Vielleicht sollte er es provozieren...

Der Munus reichte ihm ein Reagenzglas mit bläulicher Flüssigkeit; anschließend waren Kniebeugen als erste Übung vorgesehen. Die Langhantelstange bewegte sich dabei innerhalb eines Kraftfeldes. Der Widerstand wurde hier nicht durch Hydraulik, sondern durch modifizierte Magnetkraft erzeugt. Gravis stellte sich unter die Stahlstange und hob sie aus der Ablage; dann ging er damit tief in die Hocke und kehrte in die Ausgangslage zurück. Damit die Castitasschelle nicht im Weg war, musste er einen etwas breiteren Fußstand einhalten.

Der Munus staunte, dass sich die monströsen Muskeln noch mehr aufpumpten. Sie kontrahierten, als schlichen unter der Haut Schlangen in Unterarmdicke umher. Auch das Netz aus Adern war deutlich zu sehen. Er würde Audaxa gefallen. Nach acht gewaltigen Wiederholungen, legte Gravis scheppernd die Hantelstange in die Aufhängung ab. Timiditas brachte ihm seine nächste Elixiergabe. Die bläuliche Tinktur hatte eine Arkana designt. Er hatte keine Ahnung, was sie enthielt, stürzte die Flüssigkeit trotzdem die Kehle hinab, und reichte dem Munus das leere Glasröhrchen.

Und schon ging es weiter: Die nächste Kraftmaschine wartete bereits. Es folgten diverse Beinübungen. Als finaler Bewegungsablauf sollte Gravis im Entengang durch den Raum 268 watscheln. Seine sonst starken Schenkel waren durch das Training butterweich geworden und brannten wie eine Supernova. Nur wenige Meter absolvierte der Muskelathlet kontrolliert, bevor er zu wanken begann und zur Seite kippte, sich abstützte, weiter watschelte, wieder fiel...

Timiditas warnte: „Ich habe gerade eine Warnung auf meinem PDA erhalten. Mach die Übung ordnungsgemäß, oder sie gilt als nicht ausgeführt.‟ Der kleine Kommunikator war mit Gravis´ Bewegungsabläufen vernetzt und meldete sofort, wenn sie nicht der Vorgabe entsprachen. Die Fehlerspanne war auf nur eine marginale Toleranz programmiert. Gravis mühte sich stöhnend und schnaufend ab, aber nach wenigen Metern schmerzten seine Schenkel so sehr, dass er vorwärts auf alle Viere fiel. Seine Kette hing schaukelnd zwischen seinen Brustwarzen.

Die zweite Warnung erschien auf dem PDA. Der Munus befahl dringlich: „Streng dich an! Für heute ist dein Training fast beendet. Nur noch zwei Mal durch den Raum. Das schaffst du! Das musst du schaffen!‟ Gravis raffte sich hoch und ächzte. Bemüht wackelte er vorwärts. Schweren Schrittes, Stück für Stück... Und dann kippte er schwer atmend auf den Hintern, weil die Schenkel einfach versagten. Er hörte die Stimme des Munus fast panisch: „Die dritte Warnung! Jetzt ist es zu spät.‟ Gravis stöhnte und keuchte. „Ach ja? Was ist denn nun? Werden wir bestraft?‟ Sein Aufpasser nickte ängstlich. „Ja...‟ Der Koloss wartete auf eine genauere Erkärung. „Und? Wie lautet die Strafe?‟ Eine heisere, flüsternde Stimme antwortete: „Ich weiß es nicht...‟

Die Praefecta, die in Reginas Auftrag nach Litus Mundus gereist war, hatte Kontakte und Bestechungsgelder walten lassen. Damit war es ein Kinderspiel, den Fahnenflüchtigen aufzuspüren. Bei der Einreise waren die biometrischen Daten des Jünglings obligatorisch digitalisiert worden. Sie konnten nun jederzeit durch Smart-Drohnen geortet werden. Nachdem Audaxa Informationen über die Zielperson erhalten hatte, schickte sie ihre Veteranas aus, um den Fisch zu fangen.

Derweil machte es sich die Praefecta in ihrer Luxussuite im 89. Stockwerk eines Hotels gemütlich und schwamm nackt in einem Pool, der auf einem Vorsprung an der Fassade des Gebäudes angebaut war. Der Glasboden ließ sie in luftiger Höhe scheinbar schweben. An den senkrechten Wänden des Beckens waren dutzende Lichter angebracht. Der KKA, den sie bereits bei Ankunft in Auftrag gegeben hatte, war bald einsatzbereit moduliert und programmiert. Sie freute sich schon wie ein kleines Mädchen auf den Muskelfreak, der ihre Gelüste befriedigen sollte.

Auf Audiosignale ihrer Stimme reagierte die Programmierung des Pools und löste wahlweise sprudelndes Wasser oder Wellen in diversen Intensitätsgraden aus. Ebenso konnte sie die Temperatur anpassen oder in wenigen Sekunden das H2O durch künstliche Salzkristalle in ein Solebad mit einer Salinität von fünf Prozent verwandeln. Die synthetischen Kristalle transformierten sich zu einer farblosen Ablagerung, sobald Süßwasser gewünscht wurde, und konnten innerhalb weniger Sekunden Salzkristalle simulieren, die dann die zahlreichen Düsen im Wasser aufwirbelten. Audaxa bevorzugte jedoch eine Salinität von 0,03 Prozent bei einer Temperatur von 28 Grad Celsius. Da die Lufttemperatur bei 32 Grad lag, wirkte das Wasser erfrischend, kühlte den nackten Körper der Dame aber nicht aus.

Sie schwamm einige Meter bis zum äußeren Rand des Beckens und schaute hinab, wo sich humanoide Touristen und Angestellte klein wie Insekten auf den Wegen bewegten. Sie wusste, dass die meisten Personen, die in den Hotels und Außenlanlagen arbeiteten, Androiden waren. Es war eine Illusion, sich zwischen zahlreichen Menschen zu befinden. Das würde sie auch nicht infrage stellen, obwohl die Androiden sich optisch nicht von Humanoiden unterscheiden ließen. Bei den Touristen handelte es sich dagegen um Bewohner der Großen Allianz und angrenzenden Welten. Und zwei der Touristen würden die Veteranas bald schon einkassieren. Die speziell geschulten Streitkräfte würden problemlos mit dem Deserteur fertigwerden. Sobald er geortet war, würden sie zuschlagen. Die Praefecta hatte den Befehl ausgeteilt, die Pilotin ebenfalls festzunehmen. Vielleicht wusste sie bereits etwas. Etwas zu viel. Auf Regina erwartete die Frau eine ausführliche Vernehmung durch Expertinnen.

Audaxa sah nur einen Streifen Land, als sie nach unten schaute, denn ihre Suite hatte Meerblick über den großen, blauen Ozean. So eine wunderbare goldfarbene Sonne hatte man auf Regina nicht. Die Wasseroberfläche glitzerte im hellen Licht des Tages. Der Stern befand sich hier in der Nähe des Äquators beinahe im Zenit. Auf einem etwa 5.000 Kilometer breiten Gürtel verteilten sich 90 Prozent der Hotelanlagen von Litus Mundus. Die anderen Bereiche der nördlichen und südlichen Hemisphäre boten nicht das angenehme Klima. Zusätzlich wüteten in diesen geographischen Gegenden mehrmals im Jahr Orkane mit bis zu 300 km/h und gewaltige Windhosen, die sogar in der Lage waren, Raumkreuzer der Regina-Klasse zu zerfetzen.

Audaxa schaltete mit einem Audiosignal die Wasserdüsen des Pools an und ließ sich von den Bewegungen massieren. Später gönnte sie sich eine Ganzkörpermassage durch eine Androidin, die sie mit vier Händen verwöhnte - eine bis auf die vier Arme menschlich aussehnde Frau. Die Masseurin nutzte warmes Öl und verstand ihr Handwerk perfekt. Die Praefecta bekam Lust auf einen Munus... oder besser noch: ihren Wunsch-KKA. Sie fragte die Masseuse, die mit der Datenbank des Hotelmanagements verbunden war. Sofort informierte sie: „Der gebuchte KKA wird in 50 Minuten aktiviert und Ihnen zur Verfügung stehen, solange Sie unser Gast sind.‟ Die Stimme hörte sich ein wenig synthetisch an, aber professionell freundlich. Audaxa lächelte. Das hörte sie gern.

Als die Massage beendet war, bedankte sie sich bei der Angestellten, zog sich einen Kimono über und nutzte die Zeit bis zur Ankunft des KKA für eine codierte Audioverbindung zur Kommandeurin ihrer Veteranas. Mit der Analyse ihrer Stimmensignatur verifizierte sie sich, um das Team zu kontaktieren. Die Eingreiftruppe der Praefecta hatte bereits gute Nachrichten zu vermelden: Pilotin und Deserteur waren geortet worden. In einem nur wenige Kilometer von Audaxa entfernten Hotel hatten sie eingecheckt und bewohnten eine Suite im 64. Stock. Mit einer Elektro-Gondel wollten die Veteranas die zwei Zielpersonen direkt auf die Regina VI bringen und dort inhaftieren. Ein Teil der Veteranas durchsuchte in der Zwischenzeit an Bord der Servatrix sämtliche Räume nach relevanten Indizien.

Als Audaxa weitere Instruktionen an ihre Truppe gegeben hatte und die Kom-Verbindung zufrieden deaktivierte, pingte schon die Tür, um einen Besucher anzukündigen. Die Praefecta entriegelte mit einem Audiobefehl den Eingang und sah zu ihrer Verzückung den gebuchten KKA, der eintrat und sich als Vigor vorstellte. Fantastisch!, freute sich die Dame. Besser, als ich es mir vorgestellt habe! Unglaublich! Dieses Ungetüm aus Muskelbergen! Er kann kaum laufen... Audaxa schmunzelte: „Vigor... bist du in der Liebe bewandert, wie ich es mir gewünscht habe?‟ Der freakige Android nickte. „Selbstverständlich, Herrin.‟ 180 kg auf 185 cm Größe bei nur fünf Prozent Körperfettanteil waren schon bizarr anzuschauen. Doch Audaxa hatte sich genau das gewünscht, machte sie scharf, wie es bisher kein Liebesmunus geschafft hatte. Sie würde den restlichen Tag dazu verwenden, ihr neues Spielzeug zu testen.

In der Zwischenzeit sollten die Veteranans die Zielpersonen auf den Kreuzer bringen und in zwei kleine Zellen sperren. Die Praefecta kümmerte sich lieber um die schönste Nebensache der Welt. Sie winkte den KKA näher zu sich. Er trug eine hauchdünne Tunika, unter der sich der muskulöse Leib abbildete. Mit einer Hand öffnete die Herrin eine Brosche des Kleidungsstücks, so dass sie das Textil von Vigor abziehen konnte. Es glitt zu Boden. Nun stand das groteske Muskelwesen vor ihr mit Schnürstiefelsandalen, wie sie ein Custos auf Regina trug, und einem Lendenschurz, der ebenfalls den Haremswächtern nachempfunden war. Das weiße Polyestergewebe ließ nur erahnen, welches Ungetüm darunter versteckt war, denn Audaxa hatte sich Munusgenitalien für ihren KKA gewünscht.

Als sie mit einer unwirschen Bewegung ihres Kinns die Kreatur aufforderte, sich zu entblößen, gehorchte sie sofort. In Sekundenschnelle stand Vigor splitternackt vor seiner Herrin. Im ersten Augenblick war sie etwas enttäuscht, denn der Prachtphallus war zwar äußerst mächtig und beeindruckend, doch entsprach er nicht ganz den Ausmaßen eines Munus. Doch dann wurde ihr klar, dass dies kein Nachteil sein musste. Im Gegenteil: Ein Munus war ihr stets etwas zu groß erschienen. Dieser KKA dagegen entsprach exakt ihren Vorstellungen eines perfekten Liebhabers. Wenn er nun noch Geschick und Talent bewies...

Während sich die Praefecta mit ihrer neuen Errungenschaft vergnügte und der sexuellen Begierde frönte, zitterten Timiditas und Gravis vor der Bestrafung, die auf sie wartete, weil das Trainingsoll nicht erreicht worden war. Vier Audiutrixfrauen in Lederuniformen hatten sie abgeführt und in den Untergeschosstrakt des Habitats gebracht. Beide mussten sich ausziehen. Darauf öffnete eine Audiutrix eine schmale Stahltür, hinter der noch eine Gittertür angebracht war. Auch diese wurde entriegelt, anschließend sollte der Munus in den dunklen Raum eintreten. Doch schnell entpuppte er sich als eine winzige Zelle: 185 cm hoch, 50 cm breit, 40 cm tief. Er drehte sich auf der Stelle zum Gitter, das scheppernd zufiel und seine Brüste gegen das wabenförmige Käfigmuster drückten. Timiditas konnte sich kaum bewegen, die Arme kaum heben. Anschließend fiel noch die lichtdichte Stahltür zu.

Gravis sah entsetzt zu. Sein Kamerad stand in Finsternis in diesem aufrechten Sarg - anders konnte man es nicht bezeichnen. Er fürchtete sich davor, was nun mit ihm selbst geschehen würde. Zumindest ließen seine Körpermaße nicht zu, dass er ebenfalls in so einer engen Dunkelkammer abgestellt wurde. Die Uniformierte tippte einen Code auf einem Tastenfeld der Tür ein. Neben ihm bildete sich auf einer kristallinen, auf einer Ecke stehenden triangulären Fläche ein verpixeltes Display, dessen Anzeige nach und nach hochauflösender ein Thermografiebild von dem Munusgesicht abbildete. Trotz der Infrarotdarstellung erkannte Gravis das panische Empfinden des Insassen. Es musste sich grausam anfühlen, in diesem Kokon gefangen zu sein, nichts zu sehen, nichts zu hören, sich kaum bewegen zu können.

Zwei andere Audiutrixfrauen stießen ihn mit ihren Disziplinarstäben vorwärts. Noch erschöpft vom Training, stolperte Gravis in die vorgegebene Richtung. Seine kräftigen Hinterbacken zuckten, wenn sie von den Stromstäben getroffen wurden. Die Berührungen knisterten und funkten maliziös. Doch die Angst davor, was ihn erwartete, ließ Gravis die elektrischen Schläge kaum spüren. Schon nach einigen Metern musste er bis auf Weiteres stehenbleiben. Sie waren an diversen Stahltüren vorbeigegangen, die vermutlich ähnliche Standboxen verschlossen, aber keine war groß genug, um den Muskelmann aufzunehmen. Nun jedoch fiel sein Augenmerk auf ein breites Schott, das er links von sich sah. Eine der Uniformierten drückte ihren rechten Daumen gegen einen Fingerabdruckscanner. Schon öffnete sich die Stahlwand hydraulisch und entschwand in der Decke. Gravis starrte ins Innere. Was würde ihn erwarten? Eine an seine Größe angepasste Dunkelkammer?

Im nächsten Augenblick verwarf er seine Theorie. Der Raum war groß und hell erleuchtet. Bis auf eine Konsole an einer Wand und ein kleiner Stahltisch in der Mitte war die quaderförmige Kammer leer. Der stabile Tisch war am Boden verschraubt und verfügte über vier Gurte, die vermutlich zur Fixierung einer Person gedacht waren. Allerdings wies die quadratische Tischplatte nur eine Seitenlänge von 80 cm auf. Gravis konnte sich nicht vorstellen, wie dieses Fesselmöbel eingesetzt werden sollte. Die Audiutrixfrauen instruierten ihn: Er musste sich auf den Bauch über die Platte legen. Gurte fixierten ihn nun im Nacken und an seinen Handgelenken, die neben seinem Kopf positioniert waren. Das vierte Nylonband spannte sich über seinen Lendenwirbelbereich. Seine Füße standen immer noch auf dem Boden. Der Muskelathlet schluckte. Sollte er von einem Munus beglückt werden? Allerdings band eine der Uniformierten ihm nun mit einem weiteren Band die Fußgelenke zusammen. Das würde das Eindringen erschweren, sich seines Hintereingangs zu ermächtigen. Der Excustos überlegte fieberhaft, was die Damen vorhatten. Da bliebe nur noch eine Züchtigung... Aber warum hatten sie die Füße nicht einfach an die Tischbeine fixiert?

Jedes Geräusch hallte in dieser fast leeren Umgebung. Das Gesicht des Delinquenten hing über der Tischkante und war zum Boden gerichtet. Wenn Gravis seinen stierartigen Nacken etwas überdehnte, konnte er unter der Tischplatte nach hinten seine Beine sehen. Die Castitasschelle bildete den Abschluss zur Platte. Eine Audiutrix deaktivierte gerade den Verriegelungscode und nahm ihm die Keuschheitsvorrichtung ab. Der massige Kraftprotz sah zum ersten Mal seit längerer Zeit sein Gemächt. Die Frau brachte einen breiten Gummiring am Skrotum des Mannes an, so dass sich die Haut darunter spannte, und beide Hoden hervortraten. Anschließend steckte sie zwei Saugelektroden an die empfindlichen Bälle des Sträflings. Sie grinste ihren Gefangenen schadenfroh an. „Du wirst dir wünschen, du hättest keine Hoden.“ Gravis schluckte trocken und ächzte ängstlich. Sicherlich würde sie ihm Strom durch seine Murmeln jagen.

Zynisch meinte die Audiutrix: „Das wird dir helfen, beim nächsten Training motivierter zu sein.“ Dann ging sie zu einer Konsole und tippte einige Daten ein. „Ein Tipp von mir: Schrei lieber nicht.“ Gravis spürte, wie sein Puls raste vor Angst. Was sollte diese Bemerkung bedeuten? Wenn sie vermeiden wollte, dass er brüllte, hätte sie ihn knebeln können. Die Frau lächelte ihn an. „Ich komme in einer Stunde zurück.“ Der Delinquent musste mit ansehen, wie sie die Kammer verließ. Noch spürte er nichts, nichts außer seiner Furcht, seinem Herzschlag, seinem leichten Zittern. Er blickte mit aufgerissenen Augen hinab zu den beiden Saugelektroden. Gravis atmete tief und schwer, als würde er gewaltige Gewichte stemmen.

Nach einer schier unendlichen Zeitspanne bemerkte er ein Kribbeln in seinen Hoden, das sich langsam und stetig steigerte und sich bald schon wie tausende Nadeln anfühlte. Gravis presste die Lippen zusammen und grunzte unterdrückt. Doch als der Strom seine Intensität weiter steigerte, schrie er. Gleich darauf brüllte er erneut, denn der Schmerz hatte sich ruckartig vervierfacht. Wieder wollte er Aufschreien, da begriff er, dass der Generator zusätzlich zum Programm auch auf Audiosignale reagierte. Er unterdrückte mit aller Willenskraft das nächste Aufbrüllen. In seiner Anspannung hob er die gestreckten Beine in die Horizontale an und spürte, wie seine Hinterbacken zitterten.

Als er schon glaubte, es nicht mehr aushalten zu können, schwächte das Signal langsam ab, bis es zu einem kaum noch vernehmenden Kribbeln abebbte. Der verspannte Muskelkörper fiel förmlich in sich zusammen, soweit die restriktive Fesselung dies zuließ. Erschöpft atmete der Excustos tief ein und aus und seufzte erleichtert. Allerdings wurde ihm bewusst, dass höchstens drei Minuten vergangen waren. Die Audiutrix wollte in einer Stunde zurückkehren. Wie oft sollte er diese Qualen also noch überstehen?

In der Hoffnung, dass er nun wenigstens einige Minuten verschont bliebe, wartete er in die Stille hinein. Doch leider platzte seine Zuversicht schon nach weiteren 120 Sekunden, denn das Kribbeln schwoll wieder an. In Erwartung, was noch kam, ächzte Gravis leise und presste Zähne und Lippen fest zusammen. Wieder gab es hohe Saftladungen auf seine Organe, die Blitze durch sie hindurchzubrennen schienen. Dieses Mal jedoch hatte er sich zusammengerissen und nicht gebrüllt. Je höher die Spannung wurde, desto höher hob er seine Beine an, als wolle er den Schmerz aus dem Körper pressen.

Noch 28 Durchgänge lagen vor ihm. Gravis schwor sich, dass er nie wieder, niemals wieder, nie, nie, nie, nie wieder das Trainingssoll unerreicht ließ. Und wenn er auf dem Zahnfleisch aus dem Gym kriechen müsste. Die Elektrobehandlung war schlimmer. Schlimmer, als alles, was er je in seinem Leben erlebt hatte. Sogar der Initiationsritus durch den Munus, damals im Harem, war dagegen das reinste Vergnügen gewesen.

Als irgendwann die Stunde vorbei war - Gravis hatte längst das Gefühl für Zeit oder die Umwelt verloren - wurde er von der Audiutrix in seine Kammer gebracht. Er stellte erst dort fest, dass er inzwischen wieder die Castitasschelle trug. Seine Hoden schmerzten immer noch. Sie fühlten sich an, als drücke eine imaginäre Faust sie kräftig zusammen, um sie zu zerquetschen. Der Muskelmann war so sehr mit sich und seinen Qualen beschäftigt, dass er sich keinerlei Gedanken über Timiditas machte. Erst viel später viel ihm der Munus ein. War er mittlerweile aus dieser Standbox befreit worden? Er wusste es nicht, und es würde ihm auch niemand sagen.

Gravis wurde in seinem Gedankengang unterbrochen, als ihm ein Rusticus ein Tablett mit einer Mahlzeit brachte. Es handelte sich um ein hochkalorisches Proteinkonzentrat. Als wäre auch sein Magen gewachsen, konnte er unterdessen riesige Mengen an Nahrung verputzen. Leider schienen seine Geschmacksnerven gelitten zu haben, denn nichts konnte er mehr genießen. Alles schmeckte ähnlich und fad. Oh, Timi, dachte er, was habe ich dir angetan? Ich werde mich beim nächsten Training mehr anstrengen.

Der Tag danach begann für Gravis mit bangem Warten, ob Timiditas im Gym auftauchen würde oder nicht. Eine Audiutrix hatte ihn zum Training geführt. Der Muskelgigant wollte gerade mit der ersten Übung beginnen, da erschien der Munus. Dem Ex-Custos fiel ein Stein vom Herzen. „Da bist du ja. Geht es dir gut?‟ Timiditas sah ihn irritiert an. „Was geht dich das an? Fang schon mit dem Training an. Heute wirst du nicht versagen!‟ Drohend hielt er einen Disziplinarstab in der Hand. Gravis begab sich an eine Kraftmaschine, bei der er zwei Holme über den Kopf strecken musste, um seinen Schultergürtel zu bearbeiten - die erste Übung des heutigen Tages, der noch viele weitere folgen sollten.

Lichtjahre entfernt auf dem Planeten Litus Mundus im System S-8-X447 vergnügte sich derweil die Praefecta mit ihrem KKA. Der Muskelfreak verfügte trotz seiner rohen Kraft und Unbeweglichkeit über sensible und feinmotorische Fähigkeiten, die Audaxa ekstatisch maunzen ließ, als er sie zu einem Orgasmus brachte; der einer nuklearen Explosion glich. Was würde sie darum geben, wenn sie dieses göttliche Liebeswesen mit nach Hause nehmen dürfte! Aber leider war dies keine Option. Stattdessen würde sie sich mit Gravis zufrieden geben.

Bald würde er ähnlich viel Muskeln besitzen wie Vigor, doch der gewaltige Phallus blieb dem ehemaligen Rusticus verwehrt. Audaxa wollte ihre Indagatrix fragen, ob es eine Möglichkeit der Transformation gebe, doch sie fürchtete bereits, dass dies außerhalb der wissenschaftlichen Möglichkeiten war. Entweder ihr Sextoy verfügte mit Gravis über groteske Muskelpakete, oder sie würde sich mit einem konditionellen Munus zufrieden geben müssen, der zwar über einen kolossalen Phallus verfügte, doch keine athletische Figur aufwies.

Vielleicht sollte sie sich zwei Liebessklaven halten. Ein Munus, der sie bestieg oder den sie reiten konnte, während sie sich am Leib des Muskelwesens erfreute. Oder hatte sie die ganze Sache falsch geplant? Was wäre, wenn ihre Indagatrix in der Lage war, einem Munus die gewünschten Muskeln zu formen? - Noch am heutigen Tage kontaktierte sie auf dem Regina-Mond Fortuna ihre Angestellte. Dann kam die Ernüchterung: Leider blieb das Vorhaben für Audaxa ein Wunschtraum. Das Knochengerüst eines Munus würde der Belastung nicht standhalten. Schon die Riesenbrüste strapazierten den Rücken dieser Kreaturen. Die Praefecta grunzte missmutig. Dann würde es also dabei bleiben: Gravis sollte ihr neues Spielzeug werden. Man könnte ihm eine Phallushülle überstülpen..., sinnierte sie. Erneut nahm sie eine verschlüsselte Verbindung zu ihrem Habitat auf.

Am Abend erhielt Gravis nach diesmal erfolgreichem Training eine überraschende Botschaft: Die Castitasschelle sollte entfernt werden. Und zwar permanent. War seine Keuschheit vorbei, fragte er sich verwundert. Stöhnend vor Geilheit und Vorfreude genoss er den Augenblick, als eine Audiutrix ihm die Vorrichtung entfernte. War das die Belohnung dafür, dass er das Trainingssoll erreicht hatte? - Der Katzenjammer folgte jedoch kurz darauf: Die uniformierte Frau passte ihm eine leicht genoppte Phallushülle an. Das spezielle Nanomaterial saugte sich an seinem Liebesstab fest und saß wie angegossen. Als Gravis an sich hinabsah, blickte er auf einen gewaltigen Penis, der kaum kleiner war als ein Munusgeschlechtsteil. Die Frau ließ ihn damit wortlos in seiner Kammer zurück.

Gravis betastete die seltsame fleischfarbende Prothese. Sie fühlte sich wie Latex an. Er versuchte sie abzuziehen, aber es gelang ihm nicht. Sie saß fest wie verwachsen. Dann versuchte er zu onanieren. Doch auch das gelang ihm nicht. Sein natürlicher Beglücker spürte nicht die geringste Bewegung. Gravis seufzte frustriert auf. Er war die Castitasschelle zwar los, aber er hatte sie nur gegen eine neue perfide Keuschheitsvorrichtung eingetauscht.

In den Folgetagen stellte sich die Phallushülle als gewöhnungsbedürftig heraus. Ein Toilettengang war zwar möglich, da die Hülse am oberen Ende eine Öffnung besaß, aber beim Training störte das riesige Gehänge. Er fragte sich, wie ein Munus damit fertig wurde. Seine Prothese verfügte vielleicht um das 80-prozentige Volumen, und es war bereits äußerst nervend. Wenigstens trugen Munus Suits, in denen der Phallus nach oben geklappt war. Er dagegen musste permanent nackt bleiben. Seine Herrin hätte ihm zumindest einen Custos-Lendenschurz erlauben können.

In der Zwischenzeit waren die Spezialkräfte der Praefecta auf den Weg ins Hotel Juno, wo sie den Deserteur und die Pilotin geortet hatten. In unauffälliger Zivilkleidung betraten sie das Gebäude und fuhren mit dem Turbolift in den 64. Stock zur Suite der beiden Gesuchten. Blitzartig zog sich eine Veterana um, und wenige Sekunden später war sie optisch nicht mehr von einer angestellten Androidin zu unterscheiden. Sie betätigte den Summer für die Türöffnung. Im Inneren der Suite erklang ihre Stimme: „Entschuldigen Sie bitte die Störung. Ich bringe Ihnen einen kleinen Erfrischungsdrink. Ein Gratis-Service des Hauses.‟ Eine kleine Kameralinse an der Tür übertrug ihr Gesicht auf einen Monitor in die Suite. Ein akustisches Signal ertönte, und die Türhälften schoben sich hydraulisch auseinander. Sofort stürmte der Trupp Veteranas in die Suite, um die beiden Zielpersonen zu überwältigen.

Die Gesuchten sollten noch vor Ort sediert und dann auf dem schnellsten Weg auf die Regina VI verbracht werden. Die ausgebildeten Spezialkräfte hatten ihre Betäubungswaffen gezogen. Die roten Laserstrahlen der Zielvorrichtungen durchschnitten kreuzend den Raum. Im Wohnbereich war niemand, so dass das Team ins Schlafzimmer vordrangen. Die als Hotelangestellte getarnte Veterana war im Flur geblieben, um nach unerwünschten Augenzeugen Auschau zu halten. - So rasch, wie der Einsatz begonnen hatte, endete er auch. Keine 30 Sekunden, nachdem der Trupp in die Suite vorgerückt war, kam er wieder heraus.
116. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 22.02.17 13:57

Hm haben die Veteranas nun die beiden kassiert oder nicht? Gemeinheit an dieser Stelle Aufzuhören.
Gravis denkt zwar an Flucht aber Realistisch gesehen hat er keine Chance zu Entkommen. So Aufgepumpt wie er ist kann er doch gar nicht laufen und selbst wenn er Entkommen könnte, wohin will er Fliehen?? Er kann doch kein Ramschiff steuern.
Vielleicht legen sich die Fluchtgedanken wenn Audaxa ihn ranlässt. Die Phallushülle kann bestimmt so Programmiert werden das er auch einen Orgasmus bekommt.
117. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 11.03.17 18:28

~ XLII ~


Luscinia empfing mit ihrem Sender ein Signal ihrer Suitentür. Jemand bat um Einlass. Sie sah auf das kleine Display. Eine Hotelandroidin in Kellneruniform stand vor dem Eingang. Irgendein Gratis-Service... Sie drückte die Entriegelung und ließ sie herein. Sobald sie vom Strand zurückkehrten, würden sie nachsehen, was sie dort bekommen hatten. Sie schaltete den mobilen Kommunikator aus und wendete sich wieder Animus zu. Beide trugen sie große Hüte und Sonnenbrillen gegen die UV-Strahlung. Angeblich. Doch Luscinia hatte die Kopfbedeckungen gewählt, um einer Ortung durch Drohnen zu entgehen. Irgendetwas sagte ihr, dass Regina nach ihr suchen ließ. Hätte Animus ein wenig nachgedacht, wäre ihm das Verhalten seltsam vorgekommen, denn bekanntlich waren die Biosphären vor schädlicher UV-Strahlung geschützt. Sie ließen zwar eine Bräunung der Haut zu, doch neutralisierten die Spezialbeschichtungen der Atmosphäre alle schädlichen Einflüsse des Sterns.

Heute Nacht würde es so weit sein: Die Nanobots in Animus Gehirn hätten genug Informationen gesammelt, die sie abrufen konnte. Vielleicht ergäben sie bereits ausreichende Hinweise auf die Art und Weise der geheimen Daten, die der Ex-Pugnator mit sich führte. Die Umstrukturierung von Animus Synapsen dauerte zwar länger als erwartet - Luscinia vermutete, dass es an einer Firewall lag, die die Wissenschaftlerinnen der Regina eingebaut hatten -, aber früher oder später würden die Bots eine Lücke finden. Wie hoch wohl die Summe sein dürfte, die sie von Regina erpressen könnte? Auf jeden Fall war sie eine reiche Frau. Dann konnte sie ebenfalls ein so luxuriöses Leben führen wie die Edeldamen, die mit dem Königshaus verwandt waren.

Animus starrte aufs Meer hinaus, wo mehrere durch Wasserstoff angetriebene Jet-Skis durch die Fluten rasten. Er wirkte entspannt und zufrieden. - Im Gegensatz zu Luscinia: Sie wurde von Stunde zu Stunde nervöser. Was war, wenn man sie bereits aufgespürt hatte? Sie mussten das Hotel wechseln. Am besten würden sie noch heute mit der Servatrix tiefer in das Gebiet der Großen Allianz fliegen.

Die Pilotin schlug ihm die zügige Weiterreise vor, doch Animus wollte gerne noch auf dem Urlaubsplaneten weitere Zeit verbringen. „Warum bleiben wir nicht noch ein paar Wochen - oder wenigstens Tage? Es ist doch traumhaft hier. Und leisten können wir es uns auch.‟ Luscinia fiel kein passendes Gegenargument ein, meinte aber: „Dann lass uns zumindest das Hotel wechseln. Es gibt eine viel bessere Anlage namens Paradisus.‟ Der junge Mann zuckte mit den Schultern. „Wenn du möchtest...‟ Sie machten sich mit einer kleinen Elektro-Gondel auf den Weg ins Juno zurück.

Derweil hatten die Veteranas ihrer Vorgesetzten Audaxa beichten müssen, die beiden Zielpersonen in ihrer Suite nicht angetroffen zu haben. Die Kommandeurin des Trupps hatte ihr aber versichert, „dass ein Beobachtungsposten parat steht, um die Rückkehr sofort zu melden. Eine Festnahme ist also nur eine Frage der Zeit.‟ Die Praefecta deaktivierte die Kom-Verbindung verärgert. Warum hatten die keine aktuelleren Ortungsdaten? So ein Reinfall! Hoffentlich war der Beobachtungsposten klug genug, sich zu tarnen, damit die Flüchtigen nicht gewarnt wurden, sinnierte Audaxa.

Doch da machte sie sich unnötigerweise Sorgen, denn die Veteranas hatten eine künstliche DNA in der Suite versprüht, die sich sofort an die Zielpersonen haftete, sobald sie ihre Unterkunft betreten würden. Danach wirkte sie wie ein präziser Transponder und verriet jede Bewegung der zwei Gesuchten in Realtime. Auf jeden Fall war Audaxa die Lust auf ihren KKA vergangen. Sie winkte ihn zur Seite. „Ich gehe in den Pool. Und du kannst...‟ Sie wusste auch nicht, was er konnte. Brauchte sie ihn heute noch? Ihr Verlangen war dahin. Aber vielleicht würde es wiederkommen. Daher ließ sie Vigor für sie tanzen. Der Android entschuldigte sich für seine Inkompetenz, „es steht mir kein Tanzprogramm zur Verfügung.‟ Die Praefecta betrachtete ihn schmunzelnd. „Das macht es ja gerade interessant. Bemühe dich! Versuche eine erotische Darbietung.‟ Zumindest erreichte der KKA damit, dass seine Herrin wieder lachen konnte. Mit der guten Laune stieg dann auch bald sexuelle Begierde in ihr auf.

Als Luscinia und Animus in der Lobby des Juno ankamen, stoppte die Frau abrupt. Ihr Begleiter fragte, was los sei. Die Pilotin starrte zu der Androidin hinter der Rezeption. Diese sprach in ihr Headset, während sie die Ankömmlinge auffällig betrachtete. Luscinia war sich sicher: „Hier stimmt was nicht.‟ Der Jüngling sah sie fragend an. Er hatte keine Ahnung, wovon sie sprach. Litt sie unter Paranoia? Sie hatten ihre Spuren doch längst verwischt. Reginas Arme reichten nicht bis in dieses System, und eine rechtliche Handhabe hätte sie eh nicht.

Er wollte seine Begleitung gerade beruhigen, da riss sie ihn mit sich hinaus. Die Rezeptionistin sprach nun noch aufgeregter in ihr Headset und kam durch die Lobby auf sehr hohen High Heels hinter den Flüchtenden her. Doch vor der großen Eingangstür verlor sich ihre Spur. - 27 Sekunden später eilten zwei Veteranas in Zivilkleidung herbei und ließen sich von der Androidin informieren, in welche Richtung die zwei Personen gerannt waren.

Kurz darauf waren auch die anderen Veteranas auf dem Weg, sich strategisch in der Umgebung aufzuteilen und nach Indizien zu suchen, die über den Fluchtweg Informationen liefern könnten. Auch Augenzeugen waren wichtige Helfer. Doch trotz penibler Suche und Befragung konnten die Veteranas keine Spur des Duos entdecken. Sie mussten sich wieder mit den Ortungsdaten der Drohnen begnügen. Zu ihrem Erstaunen fanden sich keine aktualisierten Biometriedaten im Programm. Die Flüchtigen mussten sich getarnt haben.

Jetzt, da sie wussten, wie nah die Praefecta ihnen auf den Fersen war, würden sie vorsichtig sein. Die Teamleiterin der Veteranas schluckte. Wie sollte sie ihrer Vorgesetzten erklären, dass die Spur zu den Gesuchten kalt geworden war? - Aber dann kam ihr eine Idee: Zu Fuß waren die Zielpersonen sicherlich nicht abgehauen; sonst hätte ein Augenzeuge sie gesehen. Es blieb nur eine Elektro-Gondel, die jeder Gast im Juno mieten konnte. Wenn die Veterana nun die ID-Nummer des Fahrzeugs erfuhr, konnte sie nach der Signatur des Fliegers scannen. Weit kamen ihre Zielpersonen mit dem kleinen Gefährt sowieso nicht. Natürlich wurde auch ihre Servatrix permanent überwacht. Eine Flucht von Litus Mundus war also ausgeschlossen.

Animus und Luscinia waren mit der Elektro-Gondel auf gut Glück in eine willkürliche Richtung gerauscht. Ewig würde die Antriebsbatterie nicht halten. Für längere Flüge war das Kleinfluggerät auch nicht gedacht. Sie schossen an diversen Habitathalbkugeln und verspiegelten Wolkenkratzern vorbei, überflogen eine Grünfläche und niedrigere Flachdächer von Lagerhallen. Eine Anzeige im Cockpit blinkte auf: „Sie haben die Grenze zu einer nicht autorisierten Zone erreicht.‟

Längst hatten sie die touristischen Bauten hinter sich gelassen. Sie befanden sich in einer industriellen Gegend. Arbeitsroboter stiefelten oder rollten auf Panzerketten umher und trug Schwerlasten. Die Gebäude sahen aus wie Raffinerien, Produktionsanlagen oder sonstige Fabriken. Animus fürchtete: „Hoffentlich sind wir hier sicher.‟ Die Pilotin verzog nur den Mund. Diese Zone war für Touristen nicht nur nicht autorisiert, wie sie wusste, sondern auch eine allgemeine „No-go-Area‟. Trotzdem war es die einzige Option, die sie hatten, um ihren Verfolgern zu entkommen.

Eine halbe Stunde später vermeldete eine Anzeige im Cockpit die nächste Hiobsbotschaft: „Batteriestand kritisch. Landung und Aufladung erforderlich.‟ Animus sah seine Begleiterin fragend an. Luscinia stellte lapidar fest: „Wir müssen bald landen.‟ Der Jüngling hielt sich an seinem Sitz fest. Keine 30 Sekunden später setzte die Pilotin zur Landung an. Sie befanden sich über einem alten Platz, der schon bessere Zeiten gesehen hatte. Zwischen den Betonplatten wuchs Unkraut, das teilweise sogar die bebaute Decke aufgesprengt hatte. Links von ihnen ragte ein rostiger Schornstein empor, rechts strebte ein nicht weniger hohes Gebäude zum grauen Himmel, das wohl mal eine Fabrik gewesen war. Doch bereits die verrottete Fassade ließ erkennen, dass hier schon seit geraumer Zeit niemand mehr etwas produzierte.

Die beiden Insassen der Gondel stiegen aus. Der Jüngling sah sich um: „Keine einladende Gegend.“ Seine Begleiterin entgegnete: „Dafür haben wir hier keine ungebetenen Zeugen.“ Animus hob ein kleines Gerät vor die Augen, das er in dem Fluggefährt gefunden hatte. Es handelte sich um eine Art Fernglas und sah aus wie ein mobiles Kom-Gerät. „Bist du sicher, dass wir hier allein sind? Sieht nämlich nicht so aus.“ Er reichte ihr den Zoombilderzeuger. Als die Pilotin hindurchschaute, schluckte sie. „Oh!“ Eine ganze Meute von nicht sehr vertrauenserweckenden Personen liefen auf sie zu. Geschätzte 25 bis 30 Personen umfasste diese Gang. „Die sehen mir nach marodierenden Scorteus aus. Die stammen von einem Planeten aus einem System am Rande der Großen Allianz. Die Heimatwelt der Scorteus hat seine Umlaufbahn um einen Zwergstern und ist deshalb mit einer dicken Eisschicht überzogen. Scorteus erkannt man unschwer an der ledrigen Haut.‟ Animus staunte, was Luscinia alles wusste.

Bis auf einen Lendenschurz und eine Art Schärpe trugen die meisten der Angreifer nur plumpe Stiefel. Noch war der Mob laut Gerät 306 Meter entfernt. Doch die Angabe änderte sich beängstigend schnell. Er fragte sie: „Haben wir Waffen an Bord?“ Sie sah ihn skeptisch an: „In einer Gondel für Touris? Wohl kaum! Aber die Scorteus haben bekanntlich grüne Laserpistolen.“ Animus wollte wissen: „Kriegst du den Vogel noch mal in die Luft?“ Luscinia hob eine Augenbraue: „Ernsthaft? Wir sind mit dem allerletzten Quentchen Strom gelandet. Da tut sich gar nichts mehr.“ Das hieße, dass sich nicht mal mehr die Außenluke wieder schließen ließ. Aber in der Gondel wären sie eh nicht sicher gewesen.

Die Pilotin zeigte auf das Fabrikgebäude. „Einzige Option: Wir rennen da rein.“ - Das Duo nahm die Beine in die Hand und eilte zur Frontseite des riesigen Baus. Ein drei Meter hohes und ebenso breites Stahltor war verschlossen. Fünf Meter weiter bot noch eine Tür in Normgröße einen Eingang. Sie war aus massivem Eisen. Wenn sie auch verriegelt war... Animus ruckelte mit aller Kraft. Das verrostete Türblatt klebte förmlich an den Zargen, und die Scharniere sahen verzogen aus. Luscinia scannte die Umgebung: „Noch 211 Meter.“ Animus brüllte vor Anstrengung und riss an dem runden Türknauf. Endlich öfnete sich der Eingang laut quietschend einen größeren Spalt. Mehr aber auch nicht. Er versuchte sich durchzuquetschen. Luscinia drückte, dann gelang es. Er flutschte in die Halle. Die Pilotin kam problemloser durch den Spalt. „Es gibt kein Schloss und keinen Riegel.“ Die Feststellung ließ sie beide einen kalten Schauder über den Rücken laufen. Die junge Frau entschied: „Vorwärts. Vielleicht können wir uns irgendwo verbarrikadieren.“

Sie rannten durch die Halle, in der Schutt und Schrott umherlag. Elektronische Bauteile und Drähte wurden zu Stolperfallen. Die Flüchtenden eilten zu einer Metalltreppe mit Lochblechen als Stufen. Sie führte offentsichtlich in ein höheres Stockwerk über der Halle. Zwölf Stufen in die eine Richtung, dann wieder zwölf in die andere. Wieder und wieder, bis sie insgesamt 72 Stufen erklommen hatten. Schon standen sie vor der nächsten Tür. Sie wirkte nicht so alt, eventuell lag es am Material. Luscinia tippte auf eine Aluminiumlegierung. Sie war durch ein Drehrad zu öffnen. Hektisch machten sie sie auf und schlüpften hindurch. Wieder gab es von innen keine Möglichkeit, sie zu verriegeln.

Das Duo befand sich nun in einem langen Korridor, an dessen Decke lange Neonröhren hingen, die jedoch defekt waren und nur summten statt zu leuchten. Der dunkle lange Gang zeigte am Ende Tageslicht. Darauf rannten sie zu. - Der Mob war bereits in das Fabrikgebäude eingedrungen und lärmte unten in der Halle umher. Metallisches Krachen und laute Rufe waren zu vernehmen. Am Ende des Flures war nur ein großes Fenster. Aber links und rechts gab es Aufzugtüren. Ob der Lift noch funktionsfährig war?, fragten sie sich bang und drückten die Taste.

Es dauerte nervenzerreißende 17 Sekunden, bis sich endlich die Tür öffnete. Sie sprangen in die Kabine. Luscinia drückte auf den obersten Knopf. Noch bevor die ersten Gestalten im Flur erschienen, schloss sich die Aufzugstür. Die Kabine setzte sich in Bewegung. Die Deckenleuchte flackerte unruhig. Die Wände waren mit Graffiti verschmiert. Auf dem Boden lagen leere Verpackungen unbekannten Ursprungs. Das laute Surren des Motors verhieß nichts Gutes. Die gesamte Kabine begann zu vibrieren. Abrupt blieb sie stehen. Das Surren war verstummt. Animus seufzte. „Murphys Gesetz. Wir stecken fest zwischen zwei Stockwerken.‟

Luscinia drückte auf den Knöpfen umher, aber nichts tat sich. Wenigstens flackerte die Deckenleuchte weiterhin. Die Pilotin suchte nach einem Notausstieg, fand aber nichts. Der Jüngling flüchtete sich in Galgenhumor: „Wenigstens können sie uns nicht töten, wenn wir hier in der Kabine verhungern.‟ Luscinia sah ihn ernst an. „Nimm mich auf deine Schultern. Dann kann ich die Decke nach einer Öffnung abtasten.‟ Sie kletterte auf ihren Begleiter und balancierte sich aus. Anschließend suchte sie genauestens die Deckplatten ab. Es handelte sich um rhombusförmige Stücke aus grauem Polyvenylchlorid mit einer Seitenlänge von 40 Zentimetern. Alle saßen fest... bis auf eine.

Optisch hatte sie keinen Unterschied feststellen können, aber als von unten gegen die Raute drückte, gab sie sofort nach. Luscinia schob sie auf das Dach der Kabine. Dann sprang sie geschickt hoch und drückte sich am Rand noch höher, so dass sie auf der Kabine landete. Im Aufzugsschacht hörte sie die Scorteus dumpf krakeelen. Sie waren wohl schon in dem oberen Flur. Glücklicherweise war die Aufzugstür geschlossen, so dass die Pilotin nicht gesehen werden konnte. Vor ihr führte ein dickes Stahlseil nach oben. Die meisten Lifte funktionierten entweder hydraulisch oder auf elektromagnetische Weise. Ein Rollenantrieb war eine obsolete Technik, die innerhalb der Großen Allianz nicht mehr üblich war.

In diesem Fall erleichterte das gespannte Seil den Modus Operandi, denn Luscinia würde an ihm hochklettern, sobald sich die Horde der Scorteus dort entfernt haben würde. Bangend schaute Animus zu dem Kabinenloch in der Decke. Seine Begleiterin war verschwunden. Er hörte nur metallisches Klingen und Scheppern, Rasseln und Hämmern. Alleine konnte er auf keinen Fall bis an den Rand der Decke springen, um sich hochzuziehen, obwohl er eine ähnliche Übung mal im Rahmen seiner Pugnatorausbildung gemacht hatte.

Die Pilotin erschien in dem Loch: „Ich brauche zwei lange Stoffstücke. Am besten ziehst du deine Hose aus und reißt sie in zwei Teile. Damit kann ich mir zwei Schlaufen knüpfen die ich zum Klettern benötige.‟ Der Jüngling starrte sie an. War ihr damit ernst? Seine Hose sollte draufgehen? Aber offenbar war es kein Scherz, und es gab auch keine Alternative. Also zog Animus sein Beinkleid aus und stand in Slip und Oberteil unsicher in der Kabine. „Und jetzt?‟ Luscinia wies ihn an, das Textil hochzuwerfen. Oben schnappte sie die Hose und begann damit, sie an einer scharfen Kante des Daches zu reiben, bis der Stoff schließlich nachgab. Mit den zwei Teilen band sie sich die Kletterschlaufen. So sollte es gut möglich sein, das Seil zu besteigen.

Inzwischen waren die Laute durch die Scorteus verstummt. Waren sie weitergezogen, oder lagen sie auf der Lauer? Die junge Frau hätte gern die erste Tür aufgestemmt, die sie erreichte, aber dort warteten im Zweifelsfall die Feinde; also kletterte sie mühsam weiter bis zu einem höheren Stockwerk. Animus hörte sie leise stöhnen und ächzen. Die Schlaufen machten schabende Töne, die im Schacht unheimlich klangen. Wenn ihre Kräfte sie verlassen würden, so sorgte sich der Zurückgebliebene, fiele sie in die Tiefe auf das Kabinendach.

In der Zwischenzeit waren die Scorteus bis auf das Flachdach des Gebäudes vorgedrungen und hatten festgestellt, dass ihre zwei Opfer verschwunden waren. Der Anführer winkte einen von ihnen herbei.. „Gib mir die Drohne!‟ Der Mann reichte ihm ein kleines Fluggerät mit Kamera und einen Sensorhandschuh, mit dem der Flieger bedient wurde. Auf einem kleinen Empfangsdisplay sah er die Bilder, die die Kamera in der Luft machte. Mit einer lässigen Handbewegung schickte er die Drohne los. Irgendwo mussten die beiden Flüchtlinge doch stecken!

Audaxa lag auf einem weißen Gelbett in ihrer Suite und trug eine Immersionsmaske, die sie in eine virtuelle Realität eintauchen ließ. Das Programm führte sie durch magische Welten und fantasievolle Region mit Kreaturen, die sich eine Kreativschmiede ausgedacht hatte. Entspannende Musik untermalte ihre Reise. Das Gelbett war mit der Software gekoppelt und lieferte synchrone Vibrationen und Verformungen. - Doch all die angenehme Ablenkung ließ sie nicht den Misserfolg ihrer Veteranas vergessen. In ihr stieg Wut auf. Sie warf die Maske weg und stand vom Bett auf. Sie aktivierte eine Kom-Verbindung zur Leiterin des Veterana-Teams, um einen aktuellen Rapport einzufordern.

Die Frau berichtete, dass ihre Scanner die Koordinaten der Gondel gefunden hatten. „Die Zielpersonen sind zu Fuß geflüchtet. Sie müssen im näheren Umfeld sein. Sie haben keine Chance zu entkommen.‟ Das beruhigte die Praefecta ein wenig. Die Festnahme stand kurz bevor. Die Veteranas waren in der Umgebung ausgeschwärmt, einige hatten das alte Fabrikgebäude erreicht und sahen den geöffneten Nebeneingang. Die Scorteus hatten das Shuttle der Veteranas frühzeitig auf ihrem Radar erkannt und sich hinter einer angrenzenden Fabrikruine versteckt.

Der Anführer beobachtete die Frauen durch ein Digitalfernrohr. „Wer sind die? Sind die hinter uns oder diesem Pärchen her?‟ Die Gruppe bestand ausschließlich aus Frauen und ging wie eine taktische Militäreinheit vor. Auch ihre Bewegungen passten so gar nicht zu zivilen Damen. Sie formierten sich am Eingang zum Gebäude und drangen auf ein Handzeichen der Leiterin ein. Der Scorteus murmelte: „Hier ist irgendeine geheime Militäroperation im Gange. Und ich glaube, wir sollten uns verpissen.‟ Einige der Männer grummelten unzufrieden. Immerhin hatten sie sich von den Touristen eine schöne Beute erhofft - vielleicht sogar Lösegeld.

Ein bärtiger Scorteus in einer verlotterten Pelzweste und mit Augenklappe schimpfte: „Seit zwei Monaten haben wir keinen größeren Fang mehr gemacht. Die Männer werden unruhig, Boss!‟ Der Anführer kam auf ihn zu und starrte ihm ins Auge: „Wagst du es, meine Autorität in Frage zu stellen?‟ Der Andere wusste, was das bedeutete. Ein Ehrenduell. Der Verlierer würde aus der Gemeinschaft ausgestoßen. Der Bärtige brummte: „Ich fordere dich heraus!‟ Der Anführer starrte seinen Nebenbuhler an und nickte dann entschlossen. Unter Scorteus gab es nur eine Möglichkeit, die Ehre wieder herzustellen: das Kettenduell.

Der Herausforderer zog seine Pelzweste aus und entblößte einen muskulösen und stark behaarten Oberkörper mit zahlreichen Narben. Auch der Gangleiter zog seine lederne Schärpe ab. Auch er war muskelbepackt. Die lederne Haut der Scorteus war gräulich mit einem Grünstich. In den Brustwarzen der Männer hingen Kupferringe, wie es bei dieser Spezies üblich war. Sie streckten ihre Arme nach vorne und ballten ihre Fäuste, schlugen sie zusammen und unterstrichen damit ihren Willen, das Kettenduell zu absolvieren.

Die anderen Männer bildeten einen großen Kreis um die Kontrahenten und begannen mit einem langsamen, rhythmischen Klatschen. Dann kam einer von ihnen mit der zwei Meter langen Ehrenkette herbei. Er führte sie durch die großen Kupferringenpiercings der Duellanten. Der Anführer grollte durch zusammengebissene Zähne; der Opponent verzog sein Gesicht zu einem raubtierhaften Zähnefletschen. Dann sprach der Helfer die traditionellen Worte: „Bono animo es!‟ Auf ein scharfes Pfeifen signalisierte der Scorteus, dass das Duell begann.

Die beiden Konkurrenten bewegten sich nun rückwärts und zogen den Gegner an der Kette zu sich. Wer den Rivalen drei Meter von seinem Platz bewegt hatte, war Sieger der Auseinandersetzung und neuer/alter Rädelsführer. Die Zuschauer blieben stumm, durften aber mit ihren rauen Händen die Männer durch Klatschen anfeuern. Die Haut um die Brustwarzen zog sich in die Länge, dehnte sich enorm, doch keinem gelang ein klarer Vorteil. Die lederne Haut der Scorteus war weniger schmerzempfindlich als bei anderen Humanoiden, aber trotzdem sah man den Männern die Qualen an, die sie sich bereiteten, als sie sich rückwärts bewegten und sich mit ihrem Körpergewicht nach hinten lehnten, um den Widersacher mitzuziehen.

Dann fiel plötzlich der Herausforderer auf die Knie, und der alte Anführer lehnte sich nach hinten, hielt die Fäuste geballt in die Luft und stöhnte laut auf. Der andere Scorteus ächzte und japste, fiel auf alle Viere und brüllte, krabbelte gezwungenermaßen beinahe einen Meter vorwärts, bevor er wieder wankend auf die Beine kam. Doch der Anführer sah seine Chance gekommen und nutzte den Schwung und konnte einen weiteren Meter gutmachen. Kurz darauf war es geschehen: Der alte Bandenboss zog seinen Herausforderer über die Drei-Meter-Linie.

Der Provokateur brüllte frustriert auf, aber er konnte den Ausgang des Duells nicht mehr ändern. Er hatte verloren. Einer der Männer löste die Kette und verbeugte sich vor dem Sieger, um den Ausgang des Ehrenduells formal festzustellen. Der Verlierer ließ den Kopf hängen. Er wusste, was das bedeutete. Zwei Männer traten hervor und zogen den Scorteus aus, rasierten ihn mit langen, großen Rasiermessern von Kopf bis Fuß. Kein Haar durfte an dem Ausgestoßenen verbleiben, so wollte es die Tradition. Zuerst fiel der Bart, dann das Haupthaar, dann rasierten sie ihm die Achseln, die Brust, den Bauch, den Rücken, sogar die Arme und Beine und zuletzt das Schamhaar - für einen Scorteus eine schier unerträgliche Demütigung.

Anschließend zog der Exilant sich an, musste aber seine Waffen abgeben. Er würde niemals wieder ungestraft seinen Heimatplaneten betreten oder seiner Bande über den Weg laufen dürfen. Mit einer kargen Tagesration machte er sich auf den Weg in sein neues Leben.

Die Veteranas hatten die Scorteusbande längst gescannt und lokalisiert, kümmerten sich aber nicht um die Marodeure. Sie konzentrierten sich auf Animus und Luscinia. Sie drangen in die Halle ein, nachdem ein Thermografiebild zwei Personen im Innern des Gebäudes identifiziert hatte. Die übrigen ausgeschwärmten Veteranas kamen dazu und folgten dem restlichen Team in die Fabrik. Sie luden ihre Betäubungsstäbe durch und stiegen im Laufschritt die Metalltreppe hinauf in die höheren Stockwerke.

Laut Thermografiebild hatten sich die Zielpersonen getrennt. Umso besser, dachte die Leiterin des Trupps. Leider konnten sie nicht erkennen, welches Individuum nun welches war. Sie näherten sich zunächst dem Korridor mit er Aufzugstür im zweiten Stock direkt über der Halle. Mit einer Laserpistole schnitten sie sich durch die Verriegelung und öffneten mechanisch die Türen. Die Kabine des Liftes hing zwischen zwei höheren Stockwerken fest. Der Boden war bequem zu erreichen. Zwei Veteranas zielten mit ihren Lasern auf die Metallplatte, um ein rechteckiges Stück herauszutrennen.

Als plötzlich Funken in die Kabine sprühten, zog sich Animus in eine Ecke zurück. Jetzt hatten die Scorteus sie doch noch erwischt, mutmaßte er. Als die Bodenplatte mehr und mehr dem Laser verfiel, runzelte Animus die Stirn. Roter Laser! Die Scorteus nutzten das grüne Lichtspektrum für ihre Laserwaffen, wie Luscinia erzählt hatte. - Die Veteranas der Regina!, schrie es ihn an. - Er nahm alle Kraft zusammen und versuchte die Kabinendecke zu erreichen, sich hochzuziehen. Aber der Aufzug war einfach zu hoch. Mit seinen Sprüngen beschleunigte er sogar noch, dass die Bodenplatte wegbog, die nun nur noch an einer Seite hing.

Animus atmete tief durch. Er musste aus dieser Kabine raus, oder er würde als Deserteur auf Regina in der Strafkolonie Disciplina enden. Der Pugnator erinnerte sich an seine Ausbildung, konzentrierte sich, überlegte sich die richtige Sprung- und Klettertechnik und setzte zu seinem definitiven Versuch an... und erreichte die Kante fast auf Ellenbogenhöhe, klammerte sich fest und wollte sich hochziehen, da spürte er bereits fremde Hände an seinen Stiefeln. Finger in einem Kampfhandschuh reckten sich immer höher und fassten seinen Slip.

Doch Animus hievte sich hoch und zog die Beine an. Er knallte den Deckel zu und sah zu seiner Freude, dass ein Riegel vorhanden war, den er vorschob, um die Luke von außen zu sichern. Erst jetzt bemerkte er, dass die Veterana ihm den Slip zerfetzt vom Leib gerissen hatte. Aber Hauptsache war erst mal, dass er ihnen entkommen war. Zumindest für den Augenblick. Er starrte nach oben und sah Luscinia mehrere Meter höher keuchend vor einer Tür hängen. Von unten waren Krach und Poltern zu vernehmen. Und dann schon wieder das schneidende Geräusch eines Lasers. In diesem Augenblick entstand über ihm ein Lichtschlitz.

Die Pilotin hatte die Tür geöffnet, nur einen Spalt, aber der wurde immer breiter, bis sie sich durchquetschen konnte. Sie warf ihm die beiden Hosenschlaufen nach unten. Sie drängte ihn: „Komm hoch! Beeil dich!‟ Animus legte sich die Kletterhilfen hektisch um. Was glaubt sie denn, was er tat?, fragte er sich. Gelangweilt meditieren? Alles ganz in Ruhe und mit Gemütlichkeit? - Erste Funken waren an der Kabinentür zu sehen, die in die dunkle Umgebung sprühten.

Weniger geschickt als seine Vorgängerin, aber zumindest ebenso erfolgreich erreichte der Jüngling die Tür. Doch der Spalt war immer noch nicht breit genug für ihn. Mit vereinten Kräften wollten sie die Hälften weiter auseinanderschieben, aber keinen Millimeter ließ sich das Metall mehr bewegen. Animus steckte einen Oberschenkel hindurch. Auch eine Schulter und ein Arm passten. Mehr aber auch nicht. Unter ihm brannten sich die Laser durch das Metall. Er sah eine Veterana, die sich auf das Kabinendach hochwuchtete und mit einem Betäubungsstrahl auf Animus zielte. Jetzt war alles aus!
118. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 12.03.17 02:18

Haben die Nanobots Luscinia gemeldet das im Gehirn von Animus Geheiminformationen stecken? Denn ich kann mir nicht Vorstellen das eine Einfache Pilotin von etwas weiß was unter strengster Geheimhaltung steht.
Tja sieht schlecht aus für die beiden und Luscinias Traum vom Schnellen Geld ist wohl Ausgeträumt. Die kleine Zwischenepisode mit den Sorteus war recht Amüsant.
119. RE: Regina

geschrieben von Roger_Rabbit am 13.03.17 11:29

Was muss man eigentlich einnehmen, um auf diese seltsamen Namen zu kommen?
Was rauchst du?

Darum beneide ich dich mit deiner Namensvielfalt. Mit fällt das nicht ein.
120. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 15.04.17 20:01

~ XLIII ~


Timiditas glaubte seinen Ohren nicht trauen zu dürfen: Die Audiutrix entließ ihn aus seiner Trainertätigkeit mit Gravis. Er sollte sich ab sofort darum bemühen, die Quantität seines Saftes zu maximieren. Je mehr Volumen er erntete, desto eher würde die Audaxa mit ihm zufrieden sein. Der Munus fragte irritiert, wer denn nun Gravis trainieren würde; doch darauf gab man ihm keine Antwort.

Stattdessen fixierte die Uniformierte einen perfiden, digital gesteuerten Ballstretcher um die gewaltigen Munushoden. Das Nanomaterial, aus dem er bestand, dehnte sich der Längsachse nach aus. Ein integrierter Sensor maß die Saftmenge, die der Munus ernetete. Je weniger Milliliter aus dem Phallus flossen, desto länger wurde der Ballstretcher. So war auch sofort optisch zu erkennen, ob sich der Munus um einen angemessenen Ertrag bemühte oder nicht.

Inzwischen hatte Timiditas schon einige große Reagenzgläser gefüllt und bewahrte sie in einem Kühlmodul auf. Trotzdem dehnte der Nano-Stretcher seine Bälle empfindlich. Er würde heute noch mindestens einen Melkvorgang durchführen müssen. - Und kurz darauf kam die nächste Hiobsbotschaft: Seine Herrin Audaxa war bereits wieder auf dem Heimweg und würde bald in ihrem Habitat auf Fortuna eintreffen. Gerüchten der Rusticusse zufolge, war die Praefecta von Imperatorin Regina persönlich zurückgerufen worden, da sich eine militärische Auseinandersetzung mit der Allianz anbahnte.

Diplomatische Gespräche waren offenbar in einem Fiasko geendet. Nun saß Timiditas doppelt in der Bredouille. Zum einen womöglich demnächst in einem Kriegsgebiet, zum anderen musste er in Akkordarbeit seinen Ertrag steigern, um auch nur ansatzweise die vorgegebene Minimalmenge zu erreichen - de facto nicht zu schaffen. Trotzdem ging er so engagiert zu Sache, wie es ihm möglich war.

Die letzten Stunden, bevor Audaxa eintraf, legte der Munus sich ins Zeug und onanierte drei Mal hintereinander. Längst war sein Lustfleisch rot und fühlte sich wund an, aber er musste noch eine weitere Portion abliefern. Leider kam jedes Mal weniger aus seinen dicken Hoden heraus. Minutiös achtete er darauf, jeden Tropfen aufzufangen.

Während Timiditas sich um seine Ernte sorgte, hatte die Imperatorin Regina ganz andere Probleme. In der Hauptstadt von Regina herrschte außergewöhnliche Betriebsamkeit. Zwischen den Diplomaten hatte es schon längere Zeit gekriselt, aber nun waren sämtliche kontroverse Gespräche abgebrochen worden. Sanktionen waren verhängt worden, und die Allianz hatte offen damit gedroht, Regina bei Nichteinhaltung von intergalaktischen Raumgesetzen und der Charta der Vereinten Allianz notfalls zu restrukturieren.

Die Planetenvereinigung weigerte sich, die Sklavengeschäfte der Regina zu akzeptieren und hatte oft genug darauf hingewiesen, das solche Gesetzesübertretungen im Raum der Allianz nicht geduldet würden. Augusta Regina dagegen hatte argumentiert, dass die Allianz lediglich einen Vorwand suchte, die ehemalige Kolonie zu usurpieren. Diese immensen Drohungen und Vorhaltungen hatten alle Kontakte durchschnitten. Der Dissens war einfach zu beachtlich. Es herrschte Eiszeit. Ja, die Allianz hatte Regina sogar ein Ultimatum gestellt, sich vertraglich mit Strafzahlungen zu binden und Kontrolleure auf den Planeten zu lassen, die sich ein Bild von der Pugnator-Armee und ihren interstellaren Waffen machen sollten.

Das hatte Regina brüskiert abgelehnt. Stattdessen hatte sie sämtliche Praefectas um sich versammelt, um einen Kriesenstab zu bilden und die Verteidigung ihrer Welt vorzubereiten. Lediglich Praefecta Audaxa war noch nicht eingetroffen. Die Imperatorin war sowieso schon ungehalten, da der flüchtige Desserteur mit den Geheiminformationen nicht gefangen worden war, und nun ließ Audaxa auch noch auf sich warten! Das würde sie ihr Amt kosten! - Noch wurde sie benötigt. Noch.

Majestät Regina tobte in ihrem Palast. Wie konnte es die Vereinigte Allianz wagen, sich in innerpolitische Themen einzumischen?! Allerdings musste sie zugeben, dass sie es mit dem überregionalen Handel von Munuswesen zu weit getrieben hatte. Ihre Beraterinnen hatten ihr ausdrücklich davon abgeraten, aber sie hatte partout nicht auf sie gehört. Seit Jahrhunderten gab es die feministische Kultur der Regina. Sie hatte sich frei entwickelt. Die Vereinte Allianz sah es anders. Nach ihrer Definition waren die Gründersiedler Mitglieder der Vereinigung gewesen, doch der abgelegene Planet hatte sich autark entwickelt und den Kontakt abgebrochen.

Das Experiment der Gründerväter war fehlgeschlagen. Keine gleichberechtigte Gesellschaft hatte sich entwickelt. Es war ein Matriarchat mit perversen Zügen entstanden. Alle Männer wurden im volljährigen Alter von einem Tribuna-Ausschuss zu Pugnatoren ernannt: stolzen Soldaten der Armee. Doch das war nicht die ganze Wahrheit. Die große Mehrheit war für die Arbeiter, die Rusticusse, sowie bizarre Munuswesen vorgesehen, die der Lustbefriedigung der feinen Damen dienten. Des Weiteren hatten moderne Spionagesysteme der Allianz festgestellt, dass Regina die männlichen Adligen in einer Art Kälteschlaf lagerte. Die verbotene Kryptobiose ließ die Gehirne der Betroffenen bei vollem Bewusstsein, während der Körper quasi abgekapselt war.

Auch das Umerziehungslager Disciplina war teilweise gescannt worden. Für den politischen Führungsrat der Allianz war klar: Das Enfant terrible namens Regina musste ausgemerzt werden. Schlachtkreuzer und Schiffe aller Klassen formierten sich bereits am äußeren Rand der Allianz für einen Vorstoß ins Sol-System der Regina. Es herrschte Alarmstufe Gelb. Nun fehlte lediglich der Angriffsbefehl des Oberkommandos.

Praefecta Audaxa war gerade noch rechtzeitig von Litus Mundus gestartet. Unter ihr waren die gewaltigen Kuppeln der Habitate zügig klein und kleiner geworden. Minuten später waren sie mit dem Schiff im Orbit gewesen und hatten die Hauptantriebe gezündet. Nur Stunden später waren erste Allianzschiffe gelandet. Der ankommende Admiral verhängte eine Ausgehsperre und erklärte den Planeten zur temporären militärischen Basis der Allianz. Notgesetze würden inkrafttreten. Bald würden weitere Formationen im Orbit um den Himmelskörper parken. Als Phalanx sollten sie in Kürze Richtung Regina-System aufbrechen.

Fluchtartig verließen 90 Prozent der Touristen Litus Mundus und kehrten auf ihre Heimatwelten zurück. Weitstreckenscanner der Regina konnten entsprechende Bewegungen im Raum erkennen. Die Imperatorin wollte von ihren Beraterinnen wissen, ob ihre Verteidigung einem Angriff der Allianz gewachsen wäre. Die Frauen drucksten herum. Niemand wollte diejenige sein, die ihrer Majestät beichten musste, dass ihre Armee hoffnungslos unterlegen wäre.

Die Vereinigte Allianz verfügte über eine Gesamtbevölkerungszahl von 128 Milliarden Humanoiden. - Mit rund 85 Millionen erwachsenen Bewohnern auf dem gesamten Planeten samt Mond und Habitaten auf Asteroiden, war Regina eher bevölkerungsarm. Es gab etwa eine Million Frauen, die in irgendeiner Funktion bei der Armee arbeiteten, sowie rund zehn Millionen Pugnatoren. Die weitere Bevölkerung teilte sich in circa 20 Millionen Rusticusse un 20 Millionen Munuswesen, die durch das Auswahlverfahren des Tribuna-Ausschusses durch Genmodifikation in ihr neues Leben geführt wurden. Nanoroboter schrieben dazu den Gencode der Humanoiden entsprechend um. Ungefähr zwei Millionen Frauen gehörten dem Adel an (die zum Teil sehr entfernt verwandt von Augusta Regina waren); 32 Millionen Frauen lebten auf dem Heimatplaneten entweder als Familienleiterin, als Bürgerin mit einem der zahlreichen Berufe oder im Dienst der Monarchie.

Regina saß auf einem pompösen Thronsessel, an dem ein runder Tisch mit einem Durchmesser von zehn Metern stand. In dessen Mitte bewegten sich diverse, halbtransparente Hologramme: dreidimensionale Gebilde sowie Sternentafeln und diverse Auflistungen. An insgesamt weiteren zwölf Stühlen saßen die obersten Praefectas und Praetorias des Reiches. Nur ein Stuhl war noch leer: Audaxas. - Als sie endlich in den Beratungssaal hetzte und sich für die Verspätung entschuldigte, würdigte Regina sie anfangs keines Blickes.

Eine andere Praefecta verlas gerade die Forderungen der Vereinigten Allianz: Neben dem Sklavenmarkt für Rusticusse und Munuswesen waren ihnen auch die Ejakulatbank sowie die Stasisexistenz männlicher Thronfolger ein Dorn im Auge. Die Imperatorin wütete. „Unsere gesamte Kultur geht den Bach runter, wenn wir alle diese unverschämten Forderungen erfüllen!‟ Ihr kam ein Geistesblitz. „Wir sollten einige Munuswesen befragen und die Videodateien an den Aggressor schicken. Das könnte sie überzeugen, dass es den Munus gut geht. Sie wollen dienen. Das ist ihr einziges Metier. Sie lieben es!‟ Einige Praefectas verzogen das Gesicht. Natürlich waren die Munus zufrieden - allerdings nur wegen der Gehirnwäsche, die sie zu willenlosen Geschöpfen gemacht hatte. Jede Dame am Regierungstisch bezweifelte, dass die Allianz von solchen Videoaussagen überzeugt werden könnte.

Und das war nur ein Punkt von vielen: Umerziehungslager, fehlende Bürgerrechte, fehlende Gleichberechtigung, Leibeigenschaft, absolutistische Monarchie... Geheime Forschungen der Arkanas waren noch nicht einmal inbegriffen und hoffentlich unbekannt beim Feind. Offiziell intervenierte die Vereinigte Allianz wegen humanistischer Missstände; doch lag eine weitere Triebfeder dem Feldzug zugrunde: Reginas reiche Dilithiumvorkommen. - Die Regentin entschied, die wertvollen Minen zu tarnen und Dilithiumvorräte in tiefen Gruben zu vergraben. Ihre Stimme hallte durch den Saal: „In puncto Sanktionen werden sie nichts erreichen. Daher wird eine Offensive wahrscheinlich sein, wenn wir den Forderungen nicht nachgeben.‟ Die Praefectas erhielten den Befehl, alle Kasernen und Pugnator-Einheiten in Alarmbereitschaft zu versetzen.

Die Praetorias setzten die anderen Armee-Einheiten in Bewegung. Zackig salutierend machten sich die Uniformierten Führerinnen mit wehendem Umhang auf den Weg zu ihren Divisionen. Manche von ihnen hatten kein gutes Gefühl dabei. Wäre nicht ein gewisses Nachgeben opportun gewesen? Aber Augusta Regina wollte bedingunglos ihre Macht durchsetzen. Keine Zusagen dem Feind! Das ganze Theater war für sie eine völkerwidrige Einmischung in innerpolitische Angelegenheiten von Regina.

Timiditas war derweil eifrig damit beschäftigt, seine Ejakulatmenge zu optimieren, um seiner Herrin zu gefallen. Es fehlte noch eine große Menge der begehrten Flüssigkeit. Glücklicherweise war Audaxa zunächst auf den Heimatplaneten gerufen worden. So blieben ihm ein oder zwei Tage mehr Zeit. Seine großen Hoden schmerzten schon. Wenigstens blieb die Größe des Nanostreckers konstant, da er regelmäßig abgesahnt hatte. Ausnahmsweise quälten die großen Bälle ihn nicht wegen eines Überdrucks, sondern weil er sie immer wieder bis auf den letzten Tropfen molk. Auch sein Phallus brannte und schmerzte von dem Übergebrauch. Und der Behälter wollte einfach nicht voll werden! Laut Anzeige fehlten noch 13 Prozent.

Mit der „Handmaschine‟ ging es einfach nicht mehr. Ob er mal die elektrische Stimulation probieren sollte? Er hatte so ein Gerät in Audaxas Räumen gesehen. Alte Erinnerungen kamen bei ihm auf: Im Melkstall III, wo er mit Subtilis täglich ebenfalls Höchstmengen abliefern musste. Dort hatte er gar keinen Einfluss darauf gehabt, denn der Melkvorgang lief durch Indagatrixfrauen, die den Strom ein- und ausschalteten. Er hatte sich so machtlos gefühlt! Und jetzt sollte er freiwillig sein malträtiertes Stück elektifizieren? Aber eine andere Option blieb ihm nicht. Eine schlecht gelaunte Audaxa wollte er nicht erleben. Und dieses Mal dosierte er ja den Strom selbst.

So machte sich der Munus auf die Suche nach dem Impulsgeber. Er durfte sich frei ihm Habitat bewegen, aber trotzdem schauten einige Audiutrixfrauen ihn misstrauisch an, als er in die Privaträume der Praefecta ging. In einem der Schlafgemächer fand er das Elektrostimulationsgerät mit den entsprechenden Elektroden. Er nahm es mit in sein Quartier, zog seinen Suit aus und legte die zwei Silberschlaufen um seinen Phallus und schaltete die Powerbox an. Nachdem er die effizienteste Frequenz eingegeben hatte, drehte er langsam mit wischenden Bewegungen auf dem Touchpad die Intensität hoch.

Ein Kribbeln durchzog seinen erigierten Penis, das mehr und mehr zu beißenden Ameisen wurde. Timiditas war hin- und hergerissen. Seine Gefühle schwankten zwischen höchster Erregung in leidenschaftlicher Lust sowie verkrampfter Schmerzen und überlasteter Überstimulation. Doch je länger der Strom floss, desto geiler und wohliger wurde das Gefühl. Der Munus stöhnte und musste nicht mehr dagegen ankämpfe, das Gerät abzuschalten, sondern im Gegenteil: Er drehte die Intensität in ungeahnte Höhen und jagte seine Lust in ein bereitstehendes Reagenzglas.

Ein wenig enttäuscht sah er auf das bescheidene Ergebnis: Die Quantität schien von Mal zu Mal zu schwinden. Da musste er wohl einen weiteren Durchgang durchführen, obwohl seine Lust augenblicklich im Keller war. - So langsam wünschte er sich, Audaxa hätte seinen Securitychip nie deaktiviert. Oder war die Keuschhaltung noch schlimmer? Er konnte es in diesem Moment nicht sagen. All seine Gedanken zielten auf die Einhaltung von Audaxas Vorgabe. Heute würde er noch drei weitere Melkvorgänge schaffen müssen; morgen waren es mindestens sieben Ernten. Dann könnte der Behälter voll sein - wenn seine Quantität nicht weiter schrumpfte. Die bereits gefüllten Reagenzgläser hatte er in einen riesigen Glaskolben zusammengeschüttet.

Abends in seinem Bett lag er noch eine Weile wach und grübelte. Wie war er in diese Misere geraten? Ursprung war das Versagen von Gravis beim Training. Der Muskelfreak war schuld daran, dass er nun gemolken wurde wie ein Hochleistungsmunus. Das würde er seinem ehemaligen Kameraden heimzahlen! Timiditas fragte sich, ob seine Herrin den Securitychip auch zukünftig deaktiviert ließ. Oder würde er erneut in Keuschheit leben müssen? Der Munus war verwirrt. Er machte sich egoistische Gedanken. Dabei sollte doch all sein Wirken und Sein auf seine Besitzerin abgestimmt sein. Warum spürte er ein so unnatürliches Verlangen nach eigenen latenten Wünschen? War er krank?

Er fühlte sich paralysiert, handlungsunfähig. Ein lädierter Munus würde womöglich verkauft. Und dann? Wer würde ihn erwerben? Oder würde er einfach ausgemustert? Was geschah eigentlich mit einem unnützen Munus? Er wollte es sich lieber nicht ausmalen! Sein Existenzsinn bestand aus dem erotischen Repertoire, das er durch die Verwandlung erhalten hatte. Ob als Haremsmunus oder Spielzeug einer Edeldame auf Reisen - ein Munus sorgte bei seiner Herrin für orgiastisches Vergnügen. Ansonsten... war er wertlos.

Als Audaxa den Thronsaal verlassen hatte, um in den Raumkreuzer zu steigen und Befehle zur Bewaffnung zu geben, atmete sie erleichtert aus. Die Regentin hatte sie nicht mehr auf ihre erfolglose Fahndung nach dem Desserteur angesprochen. Der akute militärische Konflikt war ja aktuell auch wichtiger. Vielleicht würde bis nach der Auseinandersetzung mit der Vereinten Allianz Gras darüber gewachsen sein, hoffte sie.

Was wohl ihr neues Sextoy machte? Waren seine Muskeln noch mehr gewachsen? Sie hatte noch keine Fotos von dem mutierten Gravis gesehen. Sie wollte sich die Überraschung nicht verderben lassen. - Und dieser neue Munus würde hoffentlich die angewiesene Ejakulatmenge ernten. Die hohe Qualität ließ sich gut veräußern. Somit hatte sich die Anschaffung des Wesens schon amortisiert. Sie konnte kaum die Rückkehr nach Fortuna erwarten. Doch zunächst musste sie den Kreuzer gefechtsbereit machen und in der Kaserne auf Fortuna weitere Befehle aushändigen.

Als bereits der Countdown für das Starttriebwerk begonnen hatte, brach die Pilotin ab und vermeldete eine Videobotschaft aus dem Palast mit höchster Prioriät. Audaxa sollte das Schiff unmittelbar verlassen und einer Eskorte Audiutrix-Offizierinnen folgen. Die Vize-Praefecta sollte augenblicklich den Raumkreuzer nach Fortuna überführen und Audaxas Aufgaben übernehmen. Was hatte das zu bedeuten? Mit mulmigem Gefühl verließ sie das Schiff und wurde sogleich von vier Uniformierten in Empfang genommen, die sie zu einem kleinen Shuttle brachten.

Audaxa hatte gedacht, zurück in den Palast geführt zu werden, aber das Shuttle flog mit Höchstgeschwindigkeit zu einem militärischen Fluggelände außerhalb der Hauptstadt. Dort musste sie umsteigen in ein schnelleres Fluggerät der Centaura-Klasse. Die Praefecta öffnete den obersten Knopf ihrer Uniform, da sie das Gefühl hatte, nicht genug Luft zu bekommen. Es konnte nur die Aufregung sein. Sie schwitzte stark trotz der Klimaanlage an Bord. Sie war bis auf die vier Audiutrix-Offizierinnen die einzige Person in dem Raum, in dem insgesamt 64 Sitzplätze für Pugnatoren vorhanden waren. Auf der Brücke würden sich vielleicht neben der Pilotin noch weitere Personen befinden, aber das konnte sie nicht wissen.

Sie wusste im Grunde gar nichts. Wohin ging die Reise? Warum wurde sie weggebracht? Und wer würde ihr weitere Infomationen oder Anweisungen übermitteln? Audaxa hatte keinerlei Orientierung. Keine navigatorische Anzeige war in Sichtweite. Selbst die Bullaugen waren transluzent, so dass sie nichts von der Landschaft erkennen konnte. Sie wusste, dass die Metalloxidmoleküle im Glas absichtlich so eingestellt waren. Sie sollte nichts sehen. Sie sollte nicht wissen, wo sie sich befand. Ihr begleitendes Quartett anzusprechen, das hatte sie gar nicht erst versucht. Sie wusste, dass die Damen kein Wort sagen würden. Sie gehörten einer Spezialeinheit an, so dass sie nicht ihrem Befehl unterstanden.

Sporadisch erklang ein akustisches Signal an einem Pager einer der Audiutrix, die dann den Raum verließ und wenig später wieder erschien. Dies wiederholte sich zwei oder drei Mal. Stoisch schwiegen die Frauen und schauten nur geradeaus. Audaxa hatte langsam die Vermutung, dass es sich um Androiden handeln könnte. Vielleicht war sie die einzige humanoide Lebensform an Bord. Hatte Regina sie ins Exil geschickt? Als Strafe für ihr Versagen?

Nach einiger Zeit wurde ihr eine Erfrischung gereicht. Kurz darauf fühlte sie sich müde und erschöpft. War in dem Getränk ein Sedativum gewesen? Sie wollte von ihrem Platz aufstehen und endlich auf die Brücke gehen, um weitere Informationen zu verlangen, aber sie war kaum in der Lage, ihre Extremitäten zu spüren, geschweige denn zu bewegen. Ihre Gliedmaßen wirkten schlaff und leblos. Sie hatte kaum noch Gewalt über ihren Körper. Sie merkte noch, wie eine Audiutrix ihr einen Kreuzgurt vor der Brust fixierte, damit sie nicht aus dem Sitz rutschte. Danach wurden ihre Augenlider schwer und schwerer.

Als sie aufwachte, benötigte sie einige Sekunden, bis sie sich erinnerte, dass sie in einem Großshuttle in eine andere Region auf Regina geflogen worden war. Aber wohin genau? Und wo war sie nun? Offenbar nicht mehr an Bord. Jetzt befand sie sich in einem kahlen, kubusförmigen Raum und lag auf dem Boden. Die weiße Oberfläche von Boden und Wänden war gummiert. Sie wollte aufstehen und bemerkte erschrocken, dass sie in einer Zwangsjacke steckte. Des Weiteren trug sie gar nichts! Nur ein breiter Schrittgurt presste sich vor ihre Scham. Sie kämpfte sich auf zwei Beine und sah sich um. Der Raum hatte kein Fenster, nur eine verspiegelte Fläche, zwei Meter breit und ein Meter hoch. Vermutlich wurde sie von dort beobachtet. Audaxa schnaufte und spürte ihren rasenden Puls. Wer wagte es, sie so zu behandeln? Wo war sie? Was sollte mit ihr geschehen? Ein Ausgang aus dem Raum war nicht zu sehen.

Timiditas bekam Besuch in seinem Quartier, als er gerade ein weiteres Mal sein Ejakulat ernetete. Eine Audiutrix stand vor ihm, breitbeinig und mit den Händen hinter dem Rücken. Sie betrachtete den Munus hochnäsig und schmunzelte. „Du kannst dir Zeit lassen. Deine Herrin kommt vorläufig nicht nach Hause.‟ Timiditas seufzte froh. Es fehlte nicht mehr viel, um das Soll zu erfüllen. Nun war er optimistisch, einer Strafe zu entgehen. Und als weitere gute Botschaft sagte die Uniformierte: „Komm näher! Ich entferne den Nanostretcher.‟

Sie plauderte aus dem Nähkästchen: „Auf Regina gilt der Ausnahmezustand. Auch für Fortuna und alle Asteroiden des Reichs ist er ausgeweitet. Wir erwarten eine Eskalation mit der Vereinten Allianz.‟ Nonchalant setzte sie hinzu: „Unsere Armee wird die Aggressoren schnell wieder verjagen!‟ Daraufhin ließ sie den Munus allein. Er zog sich seinen Suit an und überlegte, was das alles zu bedeuten hatte.

Als Timiditas durch den Plantagengarten des Habitats marschierte, hörte er lautes Klatschen wie von Peitschen. Wurde dort ein Rusticus gezüchtigt? Der Munus näherte sich dem Geschehen und sah gleich drei Rusticusse an Schandpfählen stehen, während die zwei anderen Rusticusse der Audaxa sowie der zweite Munus die Peitschen schwingen mussten. Die Hiebe trafen hauptsächlich das Gesäß der bis auf ihre Castitasschellen nackten Delinquenten und hatten das Sitzfleisch bereits grausam verziert.

Timiditas sprach eine Audiutrix leise an, die die Bestrafung überwachte. Die Frau machte zunächst einen Gesichtsausdruck, als wolle sie ihn wegscheuchen, aber dann besann sie sich: „Diese dämlichen Arbeitersklaven wollten ein Shuttle entführen und flüchten. Sie wollten den Ausnahmezustand ausnutzen. Aber sie sind nicht weit gekommen. Sowieso eine äußerst dumme Idee! Wohin wollten sie mit dem Shuttle fliehen? Die Reichweite führt bestenfalls zu Asteroiden oder Regina. Wo wollten sie da untertauchen? So ein Blödsinn! Eigentlich müssten sie wegen ihrer Dummheit eine weitere Strafe erhalten... Und ich weiß auch schon was...‟

Sie winkte Timiditas näher. „Du wirst dieses verräterische Trio mit deinem Phallus verwöhnen! Gleich nach der Züchtigung.‟ Der Munus betrachtete die malträtierten Hinterbacken. Sicherlich hätten sie bald die Schläge überstanden. Viel mehr könnten sie nicht ertragen, ohne das Bewusstsein zu verlieren. Zwei der drei Rusticusse hingen eh schon kraftlos in ihrer Fesselung und wimmerten vor sich hin. Der Zaungast schluckte hart. Was für ein grausames Vorgehen! Vielleicht war es wirklich Zeit, die feministische Kultur der Unterdrückung abzulegen.

Im nächsten Moment erschrak er über sich selbst. Was hatte er da gedacht?! Er sollte sich schämen! Er war ein Munus und damit ausschließlich dazu da, um seiner Herrin Vergnügen zu bereiten. Er durfte die Gesetze der Regina doch nicht anzweifeln! - Hinter ihm erscholl die scharfe Stimme der Audiutrix: „Schlagt härter zu! Sonst wechseln wir die Positionen! Das ist meine einzige Warnung!‟ Timiditas beobachtete, wie die drei Gezüchtigten schließlich von den anderen Rusticussen weggetragen wurden. Die Frau führte den kleinen Trupp an. Sie leitete ihn in eine Kammer mit einem Strafbock, der perfekt dazu geeignet war, das Hinterteil des Fixierten für eine andere Person zugänglich zu machen.

Der Munus fragte, warum nicht sein Kamerad die „Beglückung‟ übernehmen könne, denn Timiditas hatte sein Pulver großteils verschossen. Aber vor allem taten ihm die drei Rusticusse leid. Die Audiutrix blitzte ihn an. „Du machst es! Dein Securitychip ist deaktiviert. Schon vergessen?‟ Der Munus nickte. Er war froh, dass wenigstens Gravis nicht dabei war. Vermutlich sollte das neue Sextoy der Praefecta nicht beschädigt werden...

Die Uniformierte zeigte auf den Vorbereiteten: „Na, los! Ich will, dass du dein Monster komplett in ihm versenkst! Und ein bisschen Leidenschaft dabei! Sonst bist du der Nächste!‟ Bis zuletzt hatte Timiditas gehofft, dass er seinen moderaten Zweitpenis verwenden durfte, aber natürlich sollte er seine Ramme nutzen. Er fragte nach Gleitmittel. Die Audiutrix lachte schallend. „Fang endlich an, oder willst du auch am Schandpfahl enden?‟ Verängstigt schüttelte er den Kopf und zog seinen Suit aus. Die Audiutrix starrte ihn lüsternd an. Oder freute sie sich nur auf die Rusticusbehandlung?

Sie blieb offenbar als Zeugin anwesend. Also stellte sich der Munus hinter das Gesäß des Delinquenten. Die Beine waren schön gespreizt und somit nicht im Weg. Fahrig wischte er sich schnell mit der Hand durchs Gesicht. Dabei leckte er sie unauffällig so feucht wie möglich ab und strich sich damit über seinen Phallus. Der Rusticus konnte sich nicht artikulieren. In seinem Mund steckte ein perfider Knebel aus Nanomaterial, der sich genau der Form der Mundhöhle anpasste. Vorsichtig drückte Timiditas seine Eichel gegen den Hintereingang. Seine harte Erektion war fast automatisch erschienen.

Er wusste, dass ein Rusticus in der Regel kaum in der Lage war, ein Munusgenital aufzunehmen. Und doch forderte zum Beispiel ein Initiationsritus für Reginas Harem dies von den Custos - der einzige Sex, den diese Leibwächter jemals haben würden. Und nach den Schmerzen war es vielen vermutlich auch ganz recht so. Langsam verstärkte er den Druck. Der Gefangene bäumte sich bereits auf. Timiditas zischte leise: „Entspann dich! Bleib ganz entspannt!‟ Das war in der Aufregung sicherlich leichter gesagt als getan. Und trotzdem würde der Monsterphallus die Grenzen der Belastbarkeit ausloten.

Die Audiutrix wurde ungeduldig. Sie näherte sich dem Munus und peitschte ihm mit ihrer kurzen Gerte über das Gesäß. „Wird´s bald?! Da warten noch zwei andere Sünder.‟ Als Timiditas langsam aber kontinuierlich seinen Phallus versenkte wie ein gewaltiger Erdbohrer in einer Dilithium-Mine, brüllte der Rusticus dumpf in seinen Knebel und bäumte sich auf. Die Frau kicherte. „Es gefällt ihm! Ich weiß, dass es ihm gefällt.‟ Timiditas zog sich langsam zurück und stieß erneut vor. Wieder und wieder. Ihm tat der Rusticus so leid, aber was sollte er tun? Er wusste, dass Rusticusse hart im Nehmen waren, so dass er ihn nicht verletzen würde. Aber die Qualen waren unvorstellbar.

Gravis hatte früher davon erzählt. Und als Custos war sein Hintereingang etwas weniger eng als bei einem normalen Rusticus. Timiditas ging in einen gleichmäßigen Rhythmus über und spürte, wie er sich einem Höhepunkt näherte. Näherte. Weiter näherte. Und... - Als er den Fixierten vollpumpte und regelrecht überflutete, zog er sich zurück. Wie als Entschuldigung streichelte er kurz den Po des Delinquenten, der zum Teil von der sprudelnden Lust besudelt war. Schon rief die Audiutrix: „Sehr gut. In fünf Minuten geht es weiter.‟ Sie lutschte schmatzend auf einem synthetischen Bonbon, um sich den Moment noch weiter zu versüßen.

Timiditas atmete tief durch. Je öfter er kam, desto länger würde er benötigen. Also würde es auch mehr Schmerzen für den Betroffenen bedeuten. Breitbeinig wackelte der Rusticus aus dem Raum, gehalten zwischen zwei anderen Rusticussen. Für den Bestraften stand nun seine Schicht im Plantagengarten an. Wann und ob er wieder Kleidung erhielt, das stand in den Sternen. - Der zweite Rusticus wurde hereingebracht und fixiert. Ängstlich schaute er mit aufgerissenen Augen zwischen der Audiutrix und dem Munus und seinem kolossalen Phallus hin und her. Bei Timiditas tropfte es noch, und ein langer Faden der Lust zog sich zäh bis auf den Boden. Der Munus hoffte, dass es nun wenigstns etwas besser flutschen würde... Wenn man bei einem Eicheldurchmesser von über sechs Zentimetern noch von flutschen sprechen konnte!
121. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 15.04.17 23:34

Audaxas Häscher waren doch kurz davor die beiden Flüchtigen zu fassen. Was ist denn da schiefgelaufen??
Klar das Regina sich gegen die Allianz stellt weil die sich nicht in die Karten gucken lassen will.
Allerdings hast du doch am Anfang irgendwo geschrieben das Regina gar nicht der Allianz Angehört. Also gehts wohl in erster Linie um das Dilithium. Kommt mir bekannt vor.
Allerdings schätze ich das die Truppen von Regina in einer Raumschlacht schlechte Karten haben.
122. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 25.04.17 21:33

~ XLIV ~


Gravis stand vor einem mannshohen Spiegel und spannte seine bergigen Muskeln nacheinander an. Doch er konnte sich nicht richtig auf die Kontraktionen konzentrieren, denn auch bei dem Mutanten waren die Gerüchte über eine bevorstehende Auseinandersetzung mit der Vereinten Allianz angekommen. Der Muskelprotz fragte sich, welches Recht sich die Allianz herausnahm, sich in die Angelegenheiten von Regina zu mischen. Es gab keine politischen Verträge mit dem Planentenkonsortium.

Vermutlich bildeten sie sich in ihrem hegemonialen Gepräge ein, sie könnten sich als Moralapostel des Universums aufspielen. Nun ja, die große Politik war nicht gerade sein Spezialgebiet, machte sich Gravis klar und widmete sich wieder seinen hypertrophierten Muskelbergen. Sie glänzten durch das synthetische Öl, mit dem er sie eingerieben hatte.

Ob Audaxa zufrieden wäre? Trotz genetischer Optimierung und Spezialnahrung war er an seine Grenzen geraten. Er konnte sich so kaum noch richtig bewegen. Die gewaltigen Muskelstränge ließen ihn kaum noch humanoid aussehen. Die massigen Oberschenkel zwangen ihn zu einem gespreizten Gang, und die Arme hingen schräg vom Torso ab. Die Arme konnte er nur noch bis zu einem 90-Grad- Winkel anheben, bevor sich der riesige Bizeps und die Unterarmmuskulatur gegenseitig störten.

Er machte eine breite Rückenpose vor dem Spiegel, faltete seine Latissimus auseinander wie die Flügelschwingen eines Drachenvogels. Die Nackenmuskeln erstreckten sich bis zu den Ohren. Seine massige Brust wölbte sich bis unter sein Kinn... Plötzlich schrillte ein Alarm durch den Raum. Kurz darauf stürmte eine Audiutrix herein und wies ihn an, sich sofort im Flugdock einzufinden.

Er durfte sich hastig eine dunkle Shorts aus dehnbarem Nylon anziehen, unter dem sich seine riesige Penishülle abzeichnete; dann lief er trampelnd durch die Flure des Habitats. Unter seinen mittlerweile 175 kg Gewicht erzitterte der Boden des Habitats. Die großen Brustringe hielten die Kette, die bis zum Bauchnabel hing und wild gegen die faustdicken Bauchmuskelpacks schaukelte.

Aus einer anderen Richtung erschienen zwei Rusticusse und der andere Munus. An der Andockkuppel warteten bereits Timiditas und drei weitere Rusticusse, die offenbar gezüchtigt worden waren: Sie waren bis auf ihre Castitasschellen splitternackt, während die Munuswesen ihre Suits trugen, und die zwei ersteren Rusticusse standen in ihrer spärlichen Arbeitsbekleidung dort. Sechs Audiutrixfrauen versammelten sich. Eine der Uniformierten rief laut: „Das Habitat wird evakuiert. Wir fliegen nach Regina. Auf Fortuna bleiben nur militärisches Personal und die Armee.‟

Die Gruppe der Anwesenden betrat über eine Rampe mit Rautenprofil das Großshuttle und suchte sich Sitzplätze. Die Startsequenz wurde zügig eingeleitet. Ein blinkendes Warnlicht leuchtete auf, als die Rampe sich hydraulisch hob und das Schiff hermetisch verschloss. Gravis saß mittig auf zwei Plätzen. Die Breite seiner Schultern, die Ausmaße wie Fußbälle hatten, füllte beide Lehnen locker aus. Als das Gefährt abhob, vibrierte der Innenraum, und die Brustkette des Mutanten klirrte leise.

Die Reise sollte also auf den Heimatplaneten gehen. Gravis wurde so langsam die ganze Tragweite bewusst. Das Imperium der Regina stand vor dem Abgrund. Während des Raumfluges bemerkte der Ex-Custos, wie drei der zwei Rusticusse vorsichtig auf ihren Sitzen herumrutschten. Anfangs dachte er, es war die Nervosität wegen der heiklen Situation, doch dann begriff er, dass die Männer Schmerzen hatten. Ihre Gesäße waren von beißenden Peitschen malträtiert worden. Am liebsten hätten sie wohl gestanden, aber das erlaubten die Audiutrixfrauen nicht. Jeder Passagier musste angeschnallt bleiben.

Gravis warf Timiditas einen Blick zu. Sein ehemaliger Kamerad schien die Wand anzustarren wie ein deaktivierter Android. Als das Shuttle in den Orbit von Regina eintauchte, sah Gravis aus dem Bullaugenfenster an der Seite. Eine dichte Atmosphäre hatte den Planeten in eine Wolkendecke eingehüllt. Erst viel später waren der Hauptkontinent und der gewaltige Ozean zu erkennen. Wo sie wohl hingebracht wurden?

Gravis vermutete, dass sie Audaxa wiedersahen. Sie würde ein Arbeitsquartier haben, wo auch ihre Angestellten und Leibeigenen wohnen sollten. Der Koloss konnte einige Minuten später die Umrisse des Militärgeländes von Reginas Palast erkennen. Audaxa wohnte offenbar direkt in der Residenz der Imperatorin. Ob er wieder als Custos eingesetzt würde? Vielleicht verfügte die Praefecta hier über einen Harem. Bisher gehörten ihr nur zwei Munuswesen... Gravis überlegte, ob Audaxa weitere Exemplare gekauft hatte.

Das Shuttle aktivierte für die Landung die Rückstoßdüsen und sank langsam der Asphaltdecke entgegen, um neben zwei weiteren Shuttles zu parken. Die fünf Rusticusse, die zwei Munuswesen und Gravis marschierten flankiert von den Audiutrix von Bord. Mit einem mehrere Meter langen und mehrachsigen Hoverboard brachte sie eine Uniformierte zu einem Nebengebäude des Regierungspalastes. Eine Indagatrix hielt eine zangenartige Apparatur in der Hand. Jeder der acht Humanoiden spürte einen scharfen Schmerz in seiner Ohrmuschel, als die Uniformierte ihnen einen Chip einpflanzte. Er wirkte nicht nur wie ein GPS-Tracker, sondern überspielte auch sämtliche Körperfunktionen auf alle Endgeräte, die das passende Programm installiert hatten. Und das hatte hier fast jede Frau. Damit waren sie zu „gläsernen‟ Individuen geworden.

Die lesbaren Daten waren schier unbegrenzt: Gewicht, Alter, Name, Körperzusammensetzung, Funktionsstörungen, Blutdruck, Laborwerte sämtlicher Organe, Erkrankungen jeglicher Art, Intelligenzquotient, Erregungszustand, Stoffwechselfrequenz, Zahngesundheit, Allergien, Ängste, Vorlieben, Abneigungen, Datum der jüngsten Ejakulation, Qualität der Spermien, Penislänge, motorische Fähigkeiten, physische und mentale Ausbildung, Sondermerkmale, Eigentümer, Adresse.

Auch Realtime-Prozesse wurden angezeigt: Hatte jemand gerade Kopfschmerzen? Ein Stechen im Bauch oder Knie? Wie war die Pulsfrequenz, wie der akute Gemütszustand? Und es gab noch diverse weitere Optionen. Die Indagatrix informierte die Rusticusse und Munuswesen darüber, schickte sie anschließend durch eine Tür, wo sie eine Audiutrix in Empfang nahm, und diese brachte sie über einem Hof der Anlage zum Ausgang.

Die achtköpfige Gruppe erhielt von der Uniformierten acht unterschiedliche Adressen, an denen sie sich einzufinden hatten. Überrascht sahen sie sich gegenseitig an. Sie sollten getrennt werden? Die Audiutrix erklärte: „Ihr bekommt alle neue Besitzerinnen. Es sind natürlich Angehörige der Armee. Als Rusticusse und Munuskreaturen dürft ihr den Militärbezirk nicht verlassen. Aber er ist groß genug, um einen Stadtteil zu beinhalten. Trotzdem ist er streng abgetrennt vom restlichen Regina.‟

Gravis nickte unbewusst. Natürlich. Er hatte in seiner Jugend nie einen Rusticus oder einen Munus gesehen oder nur von deren Existenz gewusst. Alle Jungen hatten immer gedacht, sie werden stolze Pugnatoren. Der Muskelmutant wollte sich auf der Straße von Timiditas verabschieden, aber der war schon in einer Richtung abmarschiert, als sei es das einzig Wichtige, seine neue Eigentümerin zu erreichen. Gravis fragte sich, warum Audaxa ihren Besitz verkauft hatte.

Schnell hatten sich die acht Personen aus den Augen verloren. Auf den Straßen herrschte reges Gedränge. Elektrocars, Minihover, Gleitscooter schwebten oder fuhren auf den Fahrbahnen; Helicopter in diversen Größen und Modellen flogen quer über die Gebäudekomplexe, Minishuttles transportierten Personen und Waren. Die meisten Personen auf der Straße trugen Uniformen verschiedener Abteilungen und Dienstgrade. Pugnatoren, Fähnriche, Audiutrixoffizierinnen und Frauen in unbekannten Uniformen.

Viele schauten Gravis merkwürdig an. So viele Muskeln hatten sie wohl noch nie gesehen. Mit der Zeit wurde ihm klar, dass viele Frauen ihm vor allem in den Schritt starrten. Trotz seinen dünnen Shorts war die Silhouette seines gewaltigen Phallus gut zu erkennen - der Castitasschellen-Ersatz. Durch die Penishülle wirkte sein Liebesstab deutlich größer, als er war und hatte beinahe Munusausmaße. Viele Damen zückten ihr Datenpad und riefen sämtliche Informationen über ihn ab, die der neue Chip bereitwillig zur Verfügung stellte.

Der Muskelkoloss versuchte die neugierigen und amüsierten Blicke der Zaungäste auszublenden und konzentrierte sich stattdessen auf den Weg. An Kreuzungen blinkten in der Luft Hologramme mit dem Namen der jeweiligen Straßen auf. Der Militärbezirk war relativ einfach strukturiert: Alle Wege waren schachbrettartig angelegt. Hier lebten nur Armeeangehörige. Gravis war gespannt, wer ihn gekauft hatte. - Schließlich kam er bei der Zieladresse an: ein Kastenhaus, wie die meisten Gebäude hier. Eine Dame in Zivilkleidung öffnete. Sie grinste breit. „Da ist er ja! Wow! Was für Muskeln. In Natura sehen sie noch viel beeindruckender aus, als im Datenpad auf der Auktionsseite. Willkommen, Sklave. Ich bin deine neue Herrin. Ich heiße Flosa und bin Centuria in Reginas Armee. Aber momentan habe ich Urlaub.‟

Gravis stand da wie eine Ölgötze. Er war es nicht gewohnt, von einer Frau so angesprochen zu werden. Er kannte nur knappe Befehle, nicht so einen Wortschwall. Fast freundschaftlich. Gravis wirkte linkisch und wusste nicht wohin, mit seinen Händen. Er nannte seinen Namen. Flosa winkte ab. „Ich entscheide, wie du heißt!‟ Der Koloss trat ein. Die Frau winkte ihn vorwärts. Plötzlich spürte er einen Knall auf seinen Hinterbacken. Seine Herrin kicherte leise. „Du gefällst mir wirklich außerordentlich.‟

Das Innere des Hauses war steril eingerichtet. Glas und Chrom wechselten sich ab. Er fragte sich, was es mit der genannten Auktion auf sich hatte. Waren sie alle versteigert worden? Gerne hätte er gewusst, wo sich Timiditas befand, und es interessiert ihn ebenso brennend, wie viel Dilithium Flosa für ihn bezahlt hatte. Es war schon seltsam, dass Audaxa gleich alle Angestellten verkauft hatte. Brauchte sie so dringend Krediteinheiten? Die Stimme seiner neuen Herrin riss ihn aus den Gedanken: „Wie haben sie dir nur diesen gigantischen Phallus gemacht?‟ Der Ex-Custos berichtete von der Penishülle, die als Keuschheitsvorrichtung wirkte. Flosa war fasziniert, zog ihm die Hose hinab und untersuchte das Teil. „Der ist so gewaltig wie ein Munusphallus.‟ Sie betastete und knetete den Schaft. „Ich sehe überhaupt keine Hülle.‟ Gravis erklärte, dass diese mit Nanokleber befestigt sei. Sein eigener Penis war viel kleiner. Der Nanostoff reagierte auf den Erregungszustand. Erigierte der echte Phallus, so verhärtete und vergrößerte sich ebenso die Hülle. Der Träger konnte keinen Orgasmus erreichen, aber zu einem bestimmten Grad stimuliert werden. Hauptzweck der Hülle war, damit ein perfekter Liebessklave zu sein.

Flosa lauschte den Ausführungen ihres Sklaven gebannt. „Du bist der beste Kauf, den ich jemals gemacht habe! Ursprünglich hatte ich auch bei einem Munus mitgeboten, aber... na ja... ein weibliches Wesen... Ich bin nicht lesbisch oder bisexuell. Deine Muskeln machen mich viel mehr an!‟ Da Flosa bisher recht aufgeschlossen war, wagte Gravis zu fragen, ob es noch weitere Angestellte oder Sklaven in ihrem Haushalt gab. Die Centuria verneinte. Dann wies sie ihn an: „Knie dich hin!‟ Nun griff sie ihm in den Mund, spreizte die Kiefer auseinander: „Tatsächlich. Keine Haifischzähne mehr. Im Angebot hatte gestanden, dass du früher zum Custos optimiert worden bist.‟

Gravis bestätigte es und berichtet davon, dass seine ehemalige Eigentümerin Audaxa diese Änderungen in Auftrag gegeben hatte. Auch die extreme Muskulatur war ein Sonderwunsch von ihr gewesen. Flosa war bekannt dafür, sich hin und wieder schon mal einen Pugnator-Novizen mit nach Hause zu nehmen, wenn dieser besonders athletisch gebaut war. Aber die jungen Buben waren ja dürre Klappergestelle gegen dieses Muskelmonster. Und dann noch dieser Phallus! Sie konnte es kaum abwarten, mit ihm ins Bett zu springen. Flosa leckte sich in Vorfreude über die Lippen. Sie ging zu einem Küchenelement und gab dem Kühllager den Befehl: „Erdbeersekt. Ein Glas.“ Ein Panel öffnete sich mit einem Sektglas. Dann füllte es sich aus einer Düse mit dem gewünschten Getränk. Sie nahm es und nippte daran. Dann schlenderte sie zu einer Sofalandschaft und drapierte sich dort.

Sie griff nach einem Datenpad und rief die abgelaufene Auktion auf. „Für zwei Rusticusse sind gar keine Angebote abgegeben worden. Die Armen! Sie werden wohl zurück in die Minen geschickt.“ Gravis fragte scheinbar beiläufig nach Timiditas. Seine neue Herrin zuckte mit den Schultern. „Wer soll das sein?“ Der Muskelberg stand immer noch mitten im Raum und beschrieb seinen ehemaligen Kameraden. Flosa winkte ab. „Ach der! Hat nicht viel eingebracht. Aber immerhin. Er ist zu einer Praefecta gekommen. Sie hat schon drei andere und will mit ihnen einen kleinen Harem aufbauen. Der andere Munus ist an eine Kameradin von mir gegangen. Eine Centuria. Sie hat ein kleines Vermögen ausgegeben. Es ist ihr erster Munus.“ Sie winkte Gravis näher. Der Gigant stapfte mit seinen 175 kg näher und stellte sich direkt vor die Herrin. Sie befahl: „Leg dich auf dem Boden auf den Bauch. Ich will deinen knackigen Hintern betrachten.“ Der mutierte Custos gehorchte augenblicklich.

Audaxa war in einem kubusförmigen Raum ohne Fenster aufgewacht: nackt bis auf eine Zwangsjacke. Voller Wut trat sie mehrfach gegen eine verspiegelte Fläche, erreichte damit aber gar nichts. Sie brüllte: „Ich bin Praefecta! Meine Name ist Audaxa! Wer hält mich hier fest? Ich will die Verantwortliche sprechen! Sofort!“ Aber es gab von außen keine Reaktion. Die Kommandeurin war Wiederspruch nicht gewöhnt. Ihre Befehle wurden befolgt. Sie setzte sich durch. Ihr Wort war Gesetz. Und nun? Noch nie im Leben hatte sie sich so hilflos und schwach gefühlt. Und dazu noch gedemütigt. Wer hatte sie nur in diese fürchterliche Situation gebracht?

Wenn sie doch wenigstens endlich aufgeklärt würde, wo und warum sie sich hier befand! Doch stattdessen schob ein pentagonaler Roboterarm ihr durch eine kleine Öffnung eine Schale mit einem undefinierbaren Schleim herein. Einen Löffel gab es nicht dazu. Wie sollte sie denn essen, wenn sie in einer Zwangsjacke steckte!? Der Inhalt der kleinen Schüssel sah nicht sehr einladend aus. Trotzdem roch das Essen verführerisch, wenn man einen leeren Magen hatte. Audaxa zwang sich zu warten. Aber nach einer halben Stunde hielt sie es nicht mehr aus. Niemand würde sie aus der Zwangsjacke befreien. Also begab sie sich auf die Knie und beugte sich so weit wie möglich vor, um aus der Schale zu schlürfen wie eine Katze.

Sie musste aufpassen, nicht umzukippen. Ihre Arme und der Busen pressten gegen ihre nackten Oberschenkel. Ihr Hintern streckte sich ein wenig in die Luft, als sie versuchte, mit der Zunge die Mahlzeit zu erreichen. Mit etwas Übung schaffte sie es und leerte schließlich gierig den runden Behälter, leckte ihn sogar aus. Danach blickte sie wieder zu dem verspiegelten Fenster und schämte sich. Von wem wurde sie jetzt wohl beobachtet? Sie krabbelte in eine Ecke der Kammer und zog die Beine an, so gut das ging. In der Zwischenzeit hatte der Roboterarm die Schale entfernt. Audaxa sah, wie sich die Öffnung schloss. Kein Rand, kein Spalt oder keine Naht war zu erkennen. Das Oberflächenmaterial der Kammer musste aus einem Nanostoff sein. Deshalb war auch die Tür nicht zu sehen. Irgendwo musste aber eine existieren.

Plötzlich gab sie einen erschrockenen, spitzen Schrei von sich, als der Schrittgurt der Zwangsjacke sich wie durch Geisterhand enger zog und sich in ihre Schamlippen bohrte. Er musste per Funk bedienbar sein. Oh, diese Schmach! Wer tat ihr das an?! Wie hatte sie so tief fallen können? Als Praefecta am Tisch der Regina - und nun... War es die Strafe der Imperatorin, weil sie diesen Deserteur nicht gefunden hatte? Sie könnte jetzt gemütlich in ihrem Luxus-Habitat auf Fortuna liegen und sich mit ihrem neuen Sextoy vergnügen. Doch der Muskelfreak sollte wohl ihre Fetischfantasie bleiben. Würde sie überhaupt jemals wieder in Freiheit gelangen? Das war ein beispielloses Vorgehen! Eine Praefecta entmündigt. Abserviert. Audaxa seufzte.

Weibliche Gefangene gab es auf Regina nicht. Freiheitsberaubung von Frauen wäre unethisch. Sie hatte zumindest noch nie davon gehört. Sollte sie mit männlichen Delinquenten eingesperrt werden? Oder blieb sie in Isolationshaft? Sie sah sich mit gehetztem Blick um: Dieser weiße Kubus konnte einem Insassen relativ schnell den Verstand rauben, wurde ihr deutlich. Langsam sickerte ein furchtbarer Verdacht in ihr Bewusstsein: Sie befand sich auf dem einsamen Eiland Antipodes im Großen Ozean von Regina. In einer Zelle des Umerziehungslagers Disciplina. Weit weg von jeglicher Zivilisation.

Während sich Audaxa in Selbstmitleid badete, begaben sich die Raumkreuzer der Regina in Stellung. Dutzende der Schiffe befanden sich im Orbit um den Planeten. Weitstreckenscans kontrollierten die Umgebung des Sonnensystems. Noch hatte sich die Hauptflotte der Vereinigten Allianz nicht Bewegung gesetzt. Allerdings erreichten immer mehr Kreuzer und Fähren den Planeten Litus Mundus im System S-8-X447 am Rand der alliierten Grenze - den zur Operationsbasis umfunktionierten Vergnügungsplaneten.

Sämtliche Pugnatoren-Armeen waren in Alarmbereitschaft gesetzt worden. Der Mond Fortuna sollte als Vorposten dienen + und zugleich ein Bollwerk für Regina sein. Dort waren auch die stärksten Teleskope Richtung Mare Mutus ausgerichtet, das auf dem Kurs nach Litus Mundus lag. Aber der Krisenstab um die Imperatorin hatte beschlossen, dass es nicht zum Äußersten, zu Kriegshandlungen, kommen sollte. Bevor die Vereinte Allianz intervenieren würde, wollte man in einer Verhandlung zu einem Kompromiss kommen. Den Status quo konnte das Establishment des matriarchaischen Planeten dann nicht halten, aber für die Eliten, die Edelfräuleins mit adligen Wurzeln, würde es eine Möglichkeit geben, ihre gesellschaftlichen Strukturen und ihr gelebtes Paradigma beizubehalten.

Die Hauptbevölkerung und vor allem die nachwachsenden Generationen allerdings würden im schlimmsten Fall die humanitäre und ethische Maxime der Vereinigten Allianz erleiden müssen. Es würde keinen Tribuna-Ausschuss mehr geben, keine Rusticusse, keine Munuswesen, keine Leibeigenschaften mehr. Regina wäre nicht mehr dieselbe Welt. Kultur und Traditionen würden sterben. Es bliebe eine Bevölkerung, die Dilithium schürfte. Für die adlige Oberschicht würde die Monarchin einen Exilmond fordern, auf dem die alten Gesetze beibehalten blieben. Außerdem war sie selbstverständlich an den Einnahmen des gehandelten Dilithiums mit einem prozentualen Salär zu beteiligen.

Im Gegenzug würde die Armee der Regina kapitulieren und sich - bis auf eine Leibgarde - der Vereinten Allianz anschließen. Die Admiräle im Hohen Rat der Vereinigten Allianz konnten so das Gros der Population sowie nachkommende Generationen aus der diktatorischen Macht befreien. Mit der inkrafttretenden Exillösung waren zwar nicht alle Humanoiden gerettet, aber zumindest wurde eine kriegerische Auseinandersetzung verhindert.

Doch bevor es überhaupt zu diesen Verhandlungen kam, ließ Regina alle ihre militärischen Optionen prüfen. Sie traute ihrem Feind nicht über den Weg. Er wusste nicht von allen Geheimnissen, die es auf Regina gab. Was war, wenn sich die Admiräle nachträglich doch dazu entschlossen, sie, die Herrscherin, vor ein Kriegstribunal zu stellen? Sie verlangte eine garantierte Amnestie. Alles andere stand nicht zur Diskussion.

Die Regentin stiefelte aufgeregt durch ihren Palast. Sie wartete händeringend auf einen Rapport ihrer Praefectas zur strategischen Stärke ihrer Armee. An den Dilithium-Minen des Planeten waren die Abtransporte in vollem Gange. Sämtliche Reserven wurden in meist unterirdische Verstecke gebracht. Die bereits geschürften Ressourcen des Planeten sollten auf keinen Fall in Feindeshand gelangen.

Die Centuria Flosa reckte sich mit dem Arm zum Boden und knallte Gravis ihre Hand auf das Gesäß. Ihr breites Grinsen zeugte von Lust und Begierde. Dann griff sie zu und kniff ihm in die linke Hinterbacke. Der Muskelmutant war ein schöner Ersatz für ihre Urlaubsreise nach Eldorado, die wegen der politischen Brisanz gestrichen worden war. Trotzdem schwelgte sie noch von ihrem letzten Besuch auf der abgelegenen Raumstation. Besonders die Spiele-Arena hatte es ihr angetan: sich duellierende Munuskreaturen - humanoide Pferdchen. Flosa hatte oft gewettet und viel Spaß und Kurzweil mit Freundinnen gehabt. Leider waren diese Zeiten offenbar vorläufig vorbei.

Flosa betrachtete das verewigte Familienwappen der Praefecta Audaxa auf dem Hintern ihres Neuerwerbs. Das musste sie bei Gelegenheit ändern. Es würde wohl nur mit einer schmerzvollen Laserbehandlung zu entfernen sein. Sie kniff in die knackige rechte Pobacke ihres Gespielen, der als Reaktion zuckte. Sie fragte ihr neues Eigentum: „Welche Talente - außer Gewichte stemmen - hast du wohl noch?‟ Es war mehr eine Frage an sich selbst. Sie hatte laut gedacht. Gravis antwortete recht frech: „Ihr werdet es erleben.‟ Die Centuria lachte keck. „Du gefällst mir immer mehr. Kein Duckmäuser.‟

Dann befahl sie ihm, sich hinzuknien. „Dein Megaphallus ist mir für den Anfang ein wenig zu groß. Vielleicht sollte ich zunächst deine hoffentlich talentierte Zunge testen.‟ Sie zog ihn an seiner Brustkette näher zu sich, drehte sich ihm zu und spreizte die Beine. Sie trug noch eine Hose, aber es sollte auch nur ein symbolischer Akt sein. „Ich habe heute Abend für dich Zeit, Sklave. Bis dahin machst du dich anderweitig nützlich. Putz das Haus!‟ Gravis stand auf, immer noch mit den Shorts an den Knien. Er fragte: „Darf ich die Hose wieder hochziehen, Herrin?‟ Flosa lächelte ihn an. „Ja, weil du so nett gefragt hast.‟ Sie sah ihm nach. Selbst unter dem dünnen Stoff machten seine Backen noch einiges her.

Der Ex-Custos machte sich fleißig an die Arbeit, als habe er nie etwas anderes getan. Die meisten Aufgaben besorgten eh kleine Putzroboter und Maschinen, doch für Gravis blieben noch genügend Erledigungen übrig. - Eigentlich hätte es ihn schlechter treffen können, grübelte er. Er hatte eine hübsche Herrin, die ihn relativ gut behandelte. Er war ihr Liebesboy und Haushaltführer. Und vor allem hatte er eine Hoffnung: Wenn Flosa seine Phallushülle zu groß war, so würde sie sie vielleicht entfernen lassen... Allerdings war sie sehr auf seinen Arsch fixiert. Hoffentlich fand sie keinen Gefallen an Umschnalldildos.

Seine neue Besitzerin verließ das Haus, um Besorgungen zu machen. Gravis sah das als Vertrauensbeweis an. Gut, wohin sollte er auch fliehen? Aber er war frei. Sie hatte ihn nirgends angekettet oder eingesperrt. Er betrachtete sich vor einem großen Spiegel. Und eine dünne Shorts durfte er ebenfalls tragen. Jetzt musste er nur noch die Kette zwischen seinen Brustwarzen loswerden, an die er sich einfach nicht gewöhnen konnte. Seine Nippel brannten immer noch etwas, nachdem Flosa ihn daran zu sich gezogen hatte.

Zwei Stunden später kam die Centuria zurück. „Alles erledigt, wie ich sehe. Sehr gut. Ich habe dir zur Belohnung etwas zum Anziehen mitgebracht.‟ Sie hielt einen großen Plastikbeutel hoch. Hoffentlich war es nicht so etwas wie diese peinlichen Munussuits mit Brustaussparungen. Woher hatte seine Herrin denn seine Kleidergröße? Er war ja nun nicht gerade die Norm. Er konnte sich kaum vorstellen, dass die Textilien passen würden. Oder hatte sie eine Custos-Uniform besorgt? Hoffentlich nicht, betete er still, denn so ein weißer Lendenschurz aus Polyamid, schwere Carbon-Armschienen und der verhasste Metallreif um seinen Hals, das waren Dinge, die er gerne in der Vergangenheit belassen würde.

Flosa holte etwas Schweres aus dem riesigen Beutel. Gravis sah sofort, dass es sich um feste schwarze Nylonstiefel handelte. Sie waren ähnlich gefertigt wie Armeestiefel der Pugnatoren. Damit konnte er sich anfreunden. Und was gab es noch? Seine Herrin nickte ihm zu: „Zieh mal an! Ich will wissen, ob sie passen. Das Polymer-Material passt sich bis zu drei Schuhgrößen an deine Anatomie an und bleibt in der richtigen Form.‟ Der Muskelmann probierte sie aus. Staunend stellte er fest, dass sie sehr bequem waren. Er ging fast wie auf Wolken auf dem Schuhbett. Und das mit 175 kg! Er strahlte die Centuria an: „Wie angegossen!‟

Die Frau freute sich ebenfalls. Sie holte ein Textil aus dem Beutel: Es war eine weiße Hose aus Elastan. Sie hielt ihm das Teil hin und munterte ihn dazu auf, es anzuziehen. Gravis raffte die Beine zusammen und stieg ein. Das Material zog sich dehnend über die gewaltigen Muskelberge der Oberschenkel und bildete auch eine gut sichtbare Silhouette seines überdimensionierten, künstlichen Phallus. Richtig wohl fühlte er sich darin nicht. Durch die weiße Farbe kam sein Gemächt noch stärker zum Tragen, als es in der dunklen Shorts der Fall gewesen war. Die Leggins saß sehr bequem, das musste er zugeben. Aber die Optik! Sie war ihm eher peinlich. Damit fühlte er sich fast nackter als ohne Beinkleid.

Als nächste Überraschung holte Flosa einen breiten Gürtel mit großer, massiver Silberschnalle hervor, den Gravis sich umbinden sollte. Sie grinste zufrieden und zog nun die Leggins über dem Gürtel rundherum weiter nach oben. Gravis verzog missmutig das Gesicht. Der Hosenstoff zog sich in seine Poritze, und sein Gemächt war nun noch deutlicher, geradezu penetrant zu erkennen. Flosa lächelte. „So sitzt sie wirklich perfekt!‟ Nun kramte sie den Rest aus dem Beutel: Ein Oberteil für den Kraftkoloss. Gravis erkannte zunächst nur schwarzen Stoff. Er faltete es auseinander. Es war eine Art Kapuze mit kurzem Cape - wie eine mittelalterliche Gugel. Zumindest hatte er als Schüler früher von seiner Exogeschichtslehrerin über die vergangenen Jahrhunderte auf der Erde von so einem Kleidungsstück erfahren. Er setzte es auf und ließ es um seine breiten Schultern fallen. Flosa war begeistert und klatschte in ihre Hände. „Fantastisch! Wunderbar! Einfach perfekt!‟

Gravis kam sich verkleidet vor. Was war das für eine seltsame Zusammenstellung? Er sah weder aus wie ein Rusticus, noch wie ein Custos, noch wie ein Munus oder Pugnator. Wie war seine Herrin nur auf dieses Kostüm gekommen? Sie sah ihn verschmitzt an und konnte offensichtlich seine Gedanken lesen: „Dir gefällt es nicht, oder?‟ Gravis druckste herum. Sollte er die Wahrheit sagen? Er schüttelte dezent den Kopf. Flosa schlug ihm mit der Hand auf den Po. „Du gewöhnst dich dran.‟
123. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 27.04.17 13:12

Da ist Audaxa aber tief gefallen. Scheint so das es Gravis ganz gut getroffen hat bei seiner neuen Herrin.
Verrate uns doch bitte was da schiefgelaufen ist beim Versuch die Flüchtlinge zu Fangen.
124. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 12.05.17 19:15

~ XLV ~


Animus konnte sein Glück noch immer nicht fassen. Er war mit Luscinia vor den gefürchteten Veteranas der Regina entkommen. Im letzten Augenblick war eine Uniformierte abgerutscht und kreischend durch das Kabinendach gestürzt. Animus und Luscinia hatten die Etagentür des Aufzuges weiter öffnen können, so dass auch der Ex-Pugnator in der Lage war, hindurchzuschlüpfen. Ihr Weg durfte nur nach oben aufs Dach führen, denn unten erwarteten sie das Spezialkommando. Und dann?

Animus erinnerte sich, wie er am ganzen Leib gezittert hatte. Er kam sich in seinem Oberteil noch nackter vor, als hätte er gar nichts getragen. Luscinia zog ihn mit sich. Wo wollte sie hin?, hatte er sich gefragt. Auf dem Dach waren sie in der Falle. Das war eine definitive Sackgasse, war er sich sicher gewesen. Er erinnerte sich kopfschüttelnd an die aufregenden Momente, die folgten: Die kleine Pilotin zog ihn weiter mit sich; im Treppenhaus liefen sie Stufe für Stufe hoch und erreichten schließlich schnaufend das Flachdach des großen Gebäudes. Luscinia verriegelte sicherheitshalber die schwere Stahltür hinter ihnen. Aber was jetzt?

Die Veteranas hatten sie durch ihre Thermografiescanner genau im Blickfeld. Luscinia grinste plötzlich, als habe sie einen geheimen Rettungsweg entdeckt. Sie lief zielgenau zu dem Funk- und Sendemast der ehemaligen Fabrik. Sie nestelte an ihrer Kleidung und holte ein kleines Datenpad vor. Im nächsten Augenblick riss sie eine Kunststoffverkleidung eines Gerätekastens ab und untersuchte die diversen Steckverbindungen und Kontroll-Displays. Animus konnte nur staunend dabei stehen, wie die Pilotin die Festplatte des Servers hackte und eine Befehlszeile nach der anderen eingab. Was hatte sie vor?

Luscinia war kozenrtriert und regelrecht verbissen bei der Sache. Der Jüngling hatte keine Ahnung, was das sollte. Von Weitem hörten sie die dumpfen Schläge gegen die verriegelte Tür. Animus seufzte resignierend. Sie hatten keine Chance, dem Trupp zu entkommen. Doch abrupt hörten die Schläge auf. - Wenige Minuten später sah der junge Mann, wie sich das Shuttle der Einheit erhob und abdrehte. Sie zogen sich zurück?

Der Ex-Pugnator hielt sich den Schritt mit beiden Händen, um seine Scham vor den fliegenden Augen der Frauen zu bedecken. Als ob die nichts anderes zu tun hätten... Luscinia grinste und drückte nun etwas entspannter einige Tasten, um dann das Pad zu deaktivieren. „Das hätten wir.‟ Der Deserteur verstand immer noch nur Raumbahnhof. Endlich erklärte ihm seine Begleiterin, was sie gemacht hatte: Sie hatte sich ins Kommunikationsnetz zu Regina gehackt und vorgetäuscht, dass das Eingreifteam sofort abziehen sollte. Animus war baff und glotzte die Frau mit offenem Mund an. „Aber das Netz ist doch sicherlich streng abgeschirmt und gesichert!‟ Luscinia grinste noch breiter. „Ich habe auch nicht behauptet, dass es einfach war. Wahrscheinlich werden sie schon Gegenmaßnahmen ergreifen, aber für ein paar Sekunden konnte ich das System mit einem Virus kontaminieren.‟

Der junge Mann umarmte die kleine Person und küsste sie. Dann wurde ihm seine Nacktheit wieder bewusst. „Wie bekomme ich eine Hose?‟ Aber Luscinia hörte nicht zu. Stattdessen hob sie die Hand und nahm schnell ihr Datenpad. Ein Vibrationsalarm hatte eine wichtige Nachricht angekündigt. Da der Toleranzpegel des Datenfilterprogramms extrem hoch eingestellt war, musste es wahrlich eine eklatant wichtige Meldung sein: Der Ausnamezustand des Planeten wurde avisiert; der Regierungsrat empfahl eine Evakuierung der Bevölkerung. Litus Mundus sollte zur Basis für Flottenschiffe der Vereinigten Allianz genutzt werden, da eine militärische Auseinandersetzung mit Regina nicht mehr ausgeschlossen werden konnte.

Animus konnte es noch gar nicht fassen, dass er nun mit Luscinia in einem Evakuierungsschiff auf dem Weg nach Pax Novo war. Die kleine Hackerin hatte einfach ein Taxishuttle bestellt, das sie vom Dach des Gebäudes abholte - und mit Krediteinheiten bezahlt, über die sie nur virtuell verfügte. Animus schämte sich seiner Nacktheit zunächst bis in Grund und Boden vor dem Piloten, aber dann begriff er, dass es sich um einen Androiden handelte, der die Tatsache geflissentlich übersah, dass sein Fahrgast keine Hosen trug.

An einem urbanen Versammlungspunkt, einer neu eingerichteten Transitzone, kaufte Luscinia ihrem Begleiter ein neues Beinkleid; anschließend mussten sie sich abhetzen, um noch im nächsten Schiff eine Bordkarte zu bekommen - auch diese bezahlte die Pilotin mit falscher ID. Und nun befanden sie sich also auf einer dreitägigen Reise tiefer ins Gebiet der Vereinigten Allianz zu einem Planeten namens Pax Novo.

Luscinia hatte die Daten über ihr Ziel abgerufen: Nach einem Terraformingprozess vor drei Jahrhunderten bot Pax Novo eine angenehme Atmosphäre und 233 Millionen Personen ein Zuhause, verfügte über eine starke Wirtschaftsleistung - insbesondere Export von Nanochips und intergalaktischen Antriebssystemen. Der Planet bevölkerte 92 Prozent Menschen. Eine Minorität bestand aus diversen kosmopolitischen Humanoiden aus unterschiedlichen Sonnensystemen, die Handel miteinander trieben. Ursprünglich bewohnten keine menschenähnliche Lebewesen den Himmelskörper, so dass Pax Novo offiziell als inzwischen unabhängige Kolonie verwaltet wurde, nachdem er besiedelt worden war.

Dort würden sie ein neues Leben anfangen können. Es würde anfangs schwer werden, besonders, da jetzt die Dilithium-Plättchen alle weg waren, aber mit Luscinia an seiner Seite versprach sich der Jüngling eine glänzende Zukunft. - Er wollte sich gerade an sie schmiegen, da stand sie auf. „Warte hier. Ich bin gleich zurück.‟ Animus sah der zierlichen Frau seiner Träume nach. Welch graziler und anmutiger Gang! Er erregte ihn zutiefst. Er schloss die Augen und lauschte der leisen meditativen Musik, die den Raum gleichmäßig erfüllte, als seien die Audioquellen in jeder Pore der Wände, Decke und des Bodens verteilt.

Die Pilotin suchte ein Separee auf, das akustisch und visuell isoliert war. Sie hatte zunächst vorgehabt, die Geheiminformationen, die im Gehirn von Animus neuronal installiert waren, zu sichern und die feministische Dikatur Regina damit zu erpressen. Aber die aktuelle politische Situation ließ dies nicht mehr zu. Doch sie konnte die Daten jetzt an die Vereinigte Allianz verkaufen. Die Nanobots, die sie in den Organismus des Jünglings geschleust hatte, waren fündig geworden. Leider ließen sich die Daten nicht extrahieren, da dies eine kryptische Verschlüsselung verhinderte. Trotzdem konnte Luscinia das Paket mit Femtolasertechnik aufzeichnen und auf einen kleinen Glasdatenträger transferieren. Im Anschluss neutralisierten sich die Nanobots einschließlich der Daten automatisch.

Luscinia war jetzt die einzige Besitzerin der geheimen Informationen. Wenn man sie dafür liquidieren wollte, mussten sie extrem wichtig sein. Sie würden einen guten Preis erzielen. Sie hatte es geschafft. Sie brauchte den Deserteur nicht mehr. Ursprünglich hatte sie auch ihn an Reginas Militär verkaufen wollen, doch das war nun auch nicht mehr möglich. Sie würde sich auf Pax Novo nach ihrem Deal mit der Vereinigten Allianz einfach absetzen.

In der kommenden Nacht schlief Animus nach langer Zeit wieder tief und fest. Die merkwürdigen Hintergrundgeräusche in seinem Kopf waren verschwunden, und die Aussicht auf eine sichere Heimat wirkte sehr beruhigend. Die Vereinigte Allianz würde Regina bald annektieren, eine freie Gesellschaftsform etablieren und das grausame Matriarchat ausmerzen - oder wie es die Politiker der VA formuliert hatten: restrukturieren. Fakt war, Regina hatte ihren Zenit überschritten und ging unter. Die Frage war nur, ob sie eine erstickende Flamme oder eine Supernova eines sterbenden Sterns sein würde.

Doch damit beschäftigte sich der Ex-Pugnator nicht. Er war Zivilist und würde mit Luscinia ein neues Leben auf Pax Novo beginnen. Als seine Angebetete zurückkehrte, lächelte sie ihn warm an und setzte sich wieder zu ihm. Er sah sie fragend an. Nach einigen Sekunden wollte er wissen: „Wo warst du so lange?‟ Die Pilotin antwortete nonchalant und zugleich nebulös: „Ich habe für unsere Zukunft gesorgt.‟ Animus schaute sie verständnislos an. Aber sie schwieg dazu.

Als die Reise nach Pax Novo sich ihrem Ende näherte, mussten die Passagiere darauf warten, dass sie mit ihrem Namen und der ID aufgerufen wurden, bevor sie von Bord gehen durften. Die meisten Personen waren Touristen und würden nicht lange auf dem Planeten bleiben. Sie reisten, so bald wie möglich, weiter in ihre Heimatwelten innerhalb der Vereinigten Allianz. Jedoch gab es auch Humanoide, die auf Litus Mundus gearbeitet und gelebt hatten. Das Gros der Beschäftigungen auf dem Urlaubsplaneten hatten zwar Androide, Arbeitsroboter und andere Gerätschaften erledigt, aber es gab eben auch Humanoide in den Hotelanlagen und Parks. Sie würden vorerst in einem Auffanglager auf Pax Novo verbleiben, besonders dann, wenn sie mittellos waren und sich nicht die exklusiven Unterkünfte leisten konnten, die in Pax-City bis zu 800 Meter hoch in den Himmel ragten.

Auch Luscinia und Animus verschlug es zunächst in die einfachen Quartiere. Sie erinnerten ihn an seine Kasernenzeit. Die spartanisch eingerichteten Räume verfügten über zwei Etagenbetten. So viel zu Privatsphäre, dachte er missmutig. Da würde also ein weiteres Pärchen mit ihnen gemeinsam wohnen. Noch waren alle Betten unbesetzt, so dass sich Animus und Luscinia eines aussuchen konnten. Eigentlich spielte es aber keine Rolle, denn es waren identische, standardisierte Metallgerüste.

Sie hatten gerade ihre wenigen Habseligkeiten ausgepackt und in den Schrank auf ihrer Seite der Kammer geräumt, tauchten zwei junge Burschen auf. Einer überprüfte mit seinem kleinen Datenpad den Nummernscan an der Tür. „Ja, hier ist es richtig.‟ Der Jüngling, der gesprochen hatte, war klein und schmächtig, trug eine enge, modische Hose, bunte Sneaker und ein lässiges Langarmshirt. Er hatte längeres, blondes, leicht gewelltes Haar und blaue Augen, eine Stupsnase und einige Sommersprossen im Gesicht. Der zweite Typ sah ganz anders aus: etwa gleiches Alter, aber viel kräftiger und einen Kopf größer, kurze, dunkelbraunes Haar, braune Augen, maskulines, kantiges Kinn, enges T-Shirt, eine Cargo-Hose und schwarze Stiefel.

Er okkupierte mit einem Rucksack direkt das untere Bett. „Das nehme ich!“ Der Blonde fragte: „Wieso? Ich wollte unten.“ Sein Widersacher packte ihn an der Gurgel und drückte ihn grob an die Wand. „Hast du ein Problem damit?“ Der Jüngling versuchte den Kopf zu schütteln. „Nein, ist OK“, presste er hervor. Luscinia und Animus sahen sich an. Das fing ja gut an mit ihren neuen Zimmergenossen. Die aggressive Stimmung beruhigte sich wieder, und das Quartett stellte sich vor. Der Blondschopf hieß Parvus, der Größere nannte sich Taurus.

Sie hatten sich erst auf Litus Mundus vor dem Transitflug kennengelernt und stammten beide vom Planeten Colonia Agricultura, auf dem 90 Prozent der Bewohner in landwirtschaftlichen Betrieben arbeiteten und Nahrungsmittel produzierten, von denen die meisten exportiert wurden. Colonia Agricultura gehörte seit 250 Jahren zur Vereinigten Allianz und war sozusagen eine der wichtigsten „Kornkammern“ für nichtsynthetische Lebensmittel.

Vorerst mussten die beiden jungen Männer jedoch auf Pax Novo bleiben, denn ihnen fehlten die Finanzmittel, um bis Colonia Agricultura zu reisen. Bei dem übereilten Abflug auf Litus Mundus waren ihren alle Krediteinheiten abhanden gekommen. - Animus stellte fest, dass Taurus mit Luscinia flirtete. Zu seinem besonderen Unmut schien es ihr nichts auszumachen. Im Gegenteil: Sie flirtete fleißig mit. Animus räusperte sich oder setzte sich demonstrativ eng neben die Pilotin; aber als er seine Hand auf ihren Oberschenkel legte, wischte sie ihn weg. Beleidigt legte sich der Deserteur in sein Bett. Lange würden sie in diesem Bau ja nicht bleiben. Sobald sie sich informiert hatten, wo eine Arbeitsstelle auf Pax Novo für sie infrage kam, würden sie dorthin fahren. Als Taurus und Luscinia aber nicht aufhören wollten mit inzwischen sogar recht schlüpfrigen Andeutungen, sprang Animus auf und ging zur Tür. Ironisch sagte er: „Ich will euch mal nicht stören.“ Dann stiefelte er wütend hinaus.

War das etwas Gelächter hinter ihm? Sein Zorn steigerte sich noch. Seine Fäuste ballten sich eng und fest zusammen. Diesem dämlichen Möchtegernweiberhelden Taurus sollte man eine Castitasschelle verpassen! Er fühlte sich gedemütigt und zum Hahnrei degradiert. - Nur peu à peu beruhigte er sich wieder. Trotzdem traute er sich nicht zurück ins Zimmer. Wer wusste, was er vorfand? Er hatte Angst davor, Luscinia in den Armen diesen herzbrechenden Casanovas zu entdecken. Verfügte er nicht über genügend Courage dem Kerl ins Gesicht zu sehen und ihm die Meinung zu sagen? Seufzend war er nicht sicher. Körperlich war Taurus ihm haushoch überlegen. Vor allem, wenn dieser auch eine militärische Ausbildung hatte und zum Beispiel die Kampfkunst Os-Frangi beherrschte.

Wie konnte Luscinia ihm das nur antun? War sie von Sinnen? Hatte sie eine enthemmende Substanz eingenommen? Oder lag ihr so wenig an ihm, dass sie mit dem erstbesten Typen in die Kiste sprang? Animus versuchte sich zu bremsen. So weit würde sie nicht gehen. Alles war sicherlich ganz harmlos. Sie hatten ein wenig geflirtet. Das war alles. Er hatte überreagiert, war eifersüchtig. Bestimmt suchte Luscinia ihn längst. - Animus war in Gedanken in dem großen Gebäude ziellos herumgelaufen. Jetzt musste er erst mal selbst wieder schauen, wo er überhaupt war. Er hatte die Orientierung verloren. Holografische Schilder lenkten ihn schnell wieder zum richtigen Raum. Er atmete einmal tief durch und betrat ihn.

Luscinia war tatsächlich nicht mehr da - allerdings fehlte auch Taurus. Animus fragte den Blondschopf: „Hat meine Begleiterin gesagt, wo sie hinwollte?“ Parvus zuckte mit den Achseln. „Ist mit Taurus raus. Er wollte ihr was zeigen.‟ Animus merkte, wie sich sein Puls beschleunigte. „Er wollte... Was wollte er ihr zeigen?‟ Der Blonde zuckte wieder gleichgültig mit den Schultern. „Keine Ahnung.‟ Animus stürzte hinaus und lief die Gänge des Gebäudes ab. Einige Flure waren verlassen, in anderen tummelten sich zig Personen. Aber nirgends konnte er die Pilotin sehen. Oder diesen Taurus.

Er wollte schon zurückkehren, da kam ihm der junge Hüne entgegen. Animus sprach ihn vorwurfsvoll an: „Wo ist Luscinia?‟ Taurus wunderte sich über die aggressive Frage. „Keine Ahnung. Woher soll ich das wissen? Sie ist einfach gegangen.‟ Animus glaubte kein Wort. Er wollte genau wissen, wo die beiden waren. Taurus erklärte: „Ich wollte ihr die Glaskuppel mit dem einem gigantischen Teleskop zeigen. Sie ist aber einfach weggegangen.‟ Animus hörte die Worte, aber er wusste nicht, was er davon halten sollte. War wirklich alles harmlos gewesen?

Er kehrte zu seinem Quartier zurück und hoffte, dass die Vermisste inzwischen eingetroffen war. Leider bestätigten sich seine Hoffnungen nicht. Von der Frau gab es keine Spur. Misstrauisch sah er zu Taurus, der ihm gefolgt war. Hatte der Kerl ihr was angetan? Er war voller Argwohn, doch dann blinkte Luscinias Datenpad, das sie zurückgelassen hatte. Erst in diesem Moment merkte Animus, dass ihr kleiner Rucksack fehlte. Er aktivierte das Pad und las die eingehende Nachricht: „Wenn du das liest, bin ich auf dem Weg in ein neues Leben. Verzeihe mir bitte, aber ich kann nicht bei dir bleiben. L.‟ Der Ex-Pugnator starrte auf das Display und verstand die Welt nicht mehr. Was hatte das zu bedeuten? Neues Leben? Ja, aber sie wollten es doch gemeinsam... Langsam ließ er das Pad sinken und schließlich aufs Bett fallen.

Er fühlte sich wie paralysiert. Sie hatte ihn verlassen. Einfach so. Es war unfassbar! Er legte sich auf seine Matratze und starrte gelähmt an die Decke. Seine ganze Zukunftsplanung war zerstört. Er konnte sich keinen Reim auf das obskure Verhalten seiner Begleiterin machen. - Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen: Parvus und Taurus waren scheinbar in einen Streit geraten. Erst nach einigen Sekunden wurde Animus klar, worum es ging. Der kräftige Taurus saß auf dem liegenden Parvus und hielt dessen Handgelenke auf der Matratze fixiert. Doch statt sich zu beschweren, kicherte der Jüngling. „Lass mich los! Ich will jetzt nicht.‟ Sein dominanter Gegenpart widersprach: „Das hört sich aber anders an.‟ Er ließ ein Handgelenk los und versetzte dem Unterlegenden eine Backpfeife. Animus wollte schon entrüstet deaskalierend eingreifen, da sah er das grinsende Gesicht des Hämpflings. Ihm gefiel es offenbar, von seinem Begleiter geschlagen zu werden!

Für den Ex-Pugnator war das eine ganz neue Erfahrung. War das Duo schwul? Und dann auch noch... Wie nannte sich das noch? Sadomasochismus... Ja, davon hatte Animus in der Kaserne mal erzählen gehört, es aber für eine abstruse Fantasie gehalten. Natürlich gab es das Matriarchat. Frauen standen im Gesetz und der Gesellschaft über dem Mann. Zumindest auf Regina. Aber Homosexualität... Gab es das wirklich? Obwohl... Er sinnierte über Munuswesen. Waren sie feminin oder maskulin? Beides? War es gleichgeschlechtlicher Sex, wenn ein Munus es mit einer Lady trieb, oder was war, wenn ein Munus und ein Rusticus...? Ihm schwirrte der Kopf.

Er starrte zu dem anderen Etagenbett, wo Parvus still dalag, während er von Taurus ausgezogen wurde. Der Blondschopf war noch dünner und zierlicher, als Animus gedacht hatte. Nur die Bauchmuskeln waren ausgeprägt und zeugten von einer gewissen Sportlichkeit. Von den Muskeln des anderen Mannes konnte er nicht viel sehen, denn der öffnete lediglich seine Hose. Ein wenig verlegen schaute Animus an die Decke. Wollten die etwas jetzt hier und neben ihm...?

Währenddessen autorisierte sich Luscinia mithilfe einer manipulierten ID-Card für einen interstellaren Überlicht-Flug vom Raumbahnhof Pax-City ins Zentrum der Vereinigten Allianz im Sol-System X94021-115-BP, besser bekannt als die Koordinaten des Planeten Beta Patria, auf dem die Allianz ihren Haupttregierungssitz hatte. Dort würde sie mit politischen Größen einen Deal aushandeln. Der Datenträger mit Reginas Geheiminformationen sollte ihnen einiges wert sein. Die Authentizität ihre Person wurde von keinem Scanner und keinem Sicherheitsprogramm angezweifelt, und so konnte sie ohne Komplikationen das nächste Schiff, die „Manta 7‟ - benannt nach ihrer rochenartigen Form - besteigen und sogar eine Deluxe-Suite genießen.

Schon eine Dreiviertelstunde nach dem Boarding startete die Manta 7 vollautomatisch durch seine Prozessoren und verließ den Orbit von Pax Novo. Die Aktivierung des interstellaren Antriebs wurde von den Passagieren nur durch ein leichtes Vibrieren wahrgenommen. Der Gravitationssensor glich beinahe alle unerwünschten Kräfte aus, neutralisierte Abweichungen der Norm und sorgte so für eine Pseudo-Schwerkraft, die exakt den Werten auf Pax Novo entsprach. Diese Technologie wurde zwar auch auf Regina verwendet, war aber dort nicht so akkurat und ausgefeilt. Stattdessen schwangte die Gravitation auf den Kreuzern der Imperatorin um bis zu 22 Prozent. Doch Luscinia lehnte sich entspannt zurück in ihren Gelsessel. Regina war Geschichte. Sie würde mit einem riesigen Haufen Krediteinheiten auf Beta Patria ein neues Leben beginnen.

Hätte sie gewusst, dass auf der Brücke des Schiffes gerade ein stiller Alarm aktiviert wurde, wäre sie nicht so ruhig und zufrieden gewesen. Ein greller Plasmabogen sprang gefährlich knisternd zwischen zwei Bedienelementen der Navigationsmodule hin und her. Ein Quantenphysiker wurde getroffen und mehrere Meter durch den Raum geschleudert. Auf dem Rücken landend, blieb er bewusstlos liegen. Ein Brückenoffizier löste den Primär-Alarm aus und versuchte eine Notabschaltung des Antriebs zu starten, was aber durch eine weitere Fehlfunktion nicht möglich war. Zwei weitere Navigatoren tippten hektisch auf ihren Touchpads Befehlszeilen ein. Schweiß hatte sich auf ihrer Haut gebildet. Die Darstellungen auf den Displays und Monitoren flackerten unstet. Wenn das Problem nicht innerhalb von wenigen Minuten behoben sein würde, konnte das Antriebssystem implodieren. Von Schiff und Besatzung würden nur undefinierbare Zellencluster übrig bleiben und Lichtjahre verteilt im Raum umherfliegen.

Animus war immer noch perplex über die sexuell penetranten Handlungen wenige Meter von ihm entfernt. Inzwischen saugte und leckte Blondie begierig an dem prallen Phallus von Taurus, der genüsslich stöhnte und einer Ekstase nicht mehr weit entfernt zu sein schien. Obwohl Männerliebe für Animus eine völlig fremde Welt war, spürte er in seinen engen Hosen eine sich anbahnende Erektion. Er griff sich mit einer Hand in den Schritt und rieb und knetete dort gedankenverloren und fasziniert von der Szenerie vor ihm. Er stellte sich vor, wie Luscinia so vor ihm lag und seinen Stab in ihren Mund nahm, um ihm Lust zu bereiten.

Während sich in seiner Hose der Inhalt immer mehr verhärtete und verspannte, kulminierte Taurus in einem lauten Grunzen. Animus sah ihn nur von hinten, hörte aber die würgenden und glucksenden Laute des knabenhaften Mitbewohners. Kurz darauf ließ sich der athletische Genießer aufs Bett fallen und drängte Parvus beinahe von der Matratze. Animus kam ein Zitat aus seinem Literaturunterricht in Erinnerung: „Der Mohr hat seine Arbeit getan, der Mohr kann gehen.“ So musste sich der Blondschopf vorkommen, aber er schien zufrieden und beinahe so befriedigt wie sein Kompagnon. Grinsend wischte er sich über die Lippen.

Plötzlich riss ihn eine tiefe Stimme aus seinen Gedanken: „Hey! Parvi! Schau dir das an! Da ist wohl noch ein Ding so richtig gierig auf dein Mäulchen.‟ Animus schreckte auf. War er gemeint? Taurus starrte ihm aufs Gemächt. Reflexhaft bedeckte er es mit beiden Händen und schluckte nervös. Der Typ kam direkt zur Sache: „Hast du dir schon mal deine Kanone von einem Mann putzen lassen?‟ Animus hustete. Stammelnd brachte er mit leiser Stimme heraus: „Ich... Nein, das ist nichts für mich. Ich bin nicht... Ich bin... Also, Kerle interessieren mich nicht...‟ Taurus griente breit. „Das sieht mir aber gaaanz anders aus, mein Lieber!‟

Er packte die verdeckenden Hände beiseite und betrachtete die ausgeprägte Latte unter dem dünnen Stoff. Animus atmete keuchend aus. Parvus stand nun neben seinem Bekannten und lächelte, visierte ebenfalls das Ziel seiner Begierde an. Taurus fragte: „Was meinst du? Willst du mal...?‟ Animus war sich unsicher, wem die Frage gegolten hatte. Die dünne Stimme von Parvus ertönte: „Bitte, darf ich deinen Phallus verwöhnen?‟ Animus war sprachlos. Was war hier los? In was für ein Sodom war er hier nur hineingeraten? Und was ihn am meisten verwirrte: Warum zog er das Angebot in Erwägung?

Konsterniert beobachtete er bewegungsunfähig, wie Parvus ihm die Hose öffnete. Sofort sprang die gierige Stange obszön hervor. Animus war ganz heiß. Er schämte sich vor den anderen Männern. Aber zugleich war er so erregt wie zuletzt mit Luscinia. Parvus fragte erneut: „Bitte, bitte! Darf ich? Darf ich?‟ Er sah ihn gespannt an. Animus konnte nur abgehackt nicken. Sofort griff der Blondschopf nach dem Schaft und stülpte seine Lippen über die Spitze. Der Verwöhnte stöhnte voller Wollust auf. Durch den Voyeur Taurus wurde er noch weiter erregt.

Bald saugte Parvus den Stab vollständig und tief ein. Animus ließ seinen Kopf voller euphorischer Gefühle in den Nacken fallen. Der eingehende Kontrollverlust störte ihn ganz und gar nicht. Er genoss nur noch die nassen, elysischen Berührungen... - Schließlich stöhnte er in einem orgastischen Feuerwerk auf und bäumte sich wie unter Stromschlägen. Parvus zog sich erst zurück, als er gesättigt über seine Lippen leckte. Animus sank entspannt in eine beinahe meditative Ruhe. Eine selige Mattigkeit überfiel ihn, und sein Atem beruhigte sich mehr und mehr. Er konnte sich gerade noch die Hose schließen. Zögerlich fielen ihm die Augen zu, und er tauchte lethargisch in einen angenehmen Schlaf, der ihn wie auf Wolken trug und ihn mit den Erlebnissen dieser Welt versöhnte.

Als er Stunden später erwachte, sprachen Parvus und Taurus kein Wort über das Geschehene, als hätten sie es bereits vergessen. Sie lagen auf ihren Betten und tippten auf kleinen Datenpads herum. Er sah auf dem Chronometer-Hologramm, dass drei Stunden vergangen waren. Wenige Sekunden später wäre er vermutlich sowieso aufgewacht, denn auf allen Datenpads piepste eine eingehende Nachricht. Animus sah, dass sie von der „Registrierungsstelle für Rekrutierungen in Pax Novo‟ stammte. Darin wurde für Reservistendienste geworben. Insbesondere wurden Männer mit militärischer Erfahrung gesucht. Sold nach Tarif PN-Armee 2 bis 5, je nach Qualifikation. Animus wollte sie schon löschen, da zögerte er.

Suchte er nicht eine Verdienstmöglichkeit? Er war Pugnator - zumindest hatte er die Ausbildung fast abgeschlossen. Nun hatte er die Chance, auf der anderen, der richtigen Seite zu kämpfen. Warum eigentlich nicht? Und er wollte, so schön der Oralsex gewesen war, nicht in einer Ménage-à-trois mit den beiden jungen Männern enden. - Aber würde die Armee einen Deserteur nehmen? Konnte so ein Mensch loyal sein? Hatte ihn seine Fahnenflucht auf Regina für alle Zeiten diskreditiert? Einen Versuch musste es wert sein! Schließlich war die Vereinigte Allianz in Alarmbereitschaft und konnte nicht genug Soldaten haben. Er würde zum Untergang von Regina beitragen. Das gefiel ihm außergewöhnlich gut.

Er stand auf und richtete seine Kleidung. Er wollte nicht gleich als unordentlich gelten. Taurus folgte ihm. Animus drehte sich fragend um. Der Mitbewohner grinste: „Willst wohl auch zur Musterung?‟ Er nickte. Der athletische Kamerad erzählte: „Habe früher schon auf Colonia Agricultura als Korporal gedient. Und du?‟ Animus sagte, ohne nachzudenken: „Bin Pugnator-Anwärter gewesen, aber dann bin ich geflüch...‟ Taurus sah ihn seltsam an. „Geflüchtet? Ein Deserteur? Und du... ein Pugnator? Das sind doch unsere Feinde von Regina!‟ Animus schluckte trocken. „Ich bin ja deshalb da abgehauen. Ich will auf der Seite der VA kämpfen!‟ Taurus sah ihn misstrauisch an, als würde er ihn zum ersten Mal sehen. Auf dem Weg zur Registrierungsstelle sprachen sie kein Wort mehr miteinander.

Im Wartesaal saßen bereits über 30 junge Männer. Die Neuankömmlinge aktivierten eine Wartenummer und hofften darauf, dass bald ihr Datenpad piepte, um anzudeuten, dass sie an der Reihe waren. An der Wand waren Scancodes abgebildet, mit denen Interessierte sich Informationen über die Pax-Novo-Reservearmee abrufen konnten. Animus staunte über die feschen Uniformen und modernen Waffen. Auch die diversen Schiffsklassen wurden erläutert. Trotz der interessanten Datenflut wurde die Zeit sehr lang. - Nach einer gefühlten Ewigkeit war Taurus an der Reihe und verschwand hinter einer hydraulischen Tür. Animus wurde noch nervöser. Der Nächste würde er sein.
125. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 13.05.17 03:04

Du machst es aber sehr Spannend Prallbeutel.
Zumindest hast du geklärt wie die beiden Entkommen konnten. Tja was wird nun aus Animus? Wird er in der VA aufgenommen und mit welchen Rang? Muss er Vielleicht als einfacher Soldat anfangen und was wird aus dem Miststück Luscina? Kriegt die Besatzung des Raumkreuzers das Problem in den Griff?
Ich würde Luscina wünschen das nichts Übrig bleibt von ihr.
126. RE: Regina

geschrieben von Holzfäller am 17.05.17 21:55

Man Gummimike, Du bist aber streng. Ich würde Luscina lieber gefangen nehmen, und sie ine einem Latexdirndl als Lustdienerin diverse Dinge tun lassen.
Ansonsten eine tolle Geschichte, die ich immer wieder gern lese.
127. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 20.05.17 18:35

Danke an die Kommentatoren!


~ XLVI ~


Der Munus hatte den Befehlen der Audiutrix gehorcht, hatte sie ordnungsgemäß ausgeführt und die Rusticusse von hinten genommen - bis zum Anschlag. Deren dumpfes Gebrüll in ihre Knebel hatte ihn nicht kalt gelassen, aber Befehl war Befehl. Und er musste zugeben: Zwar hatte er ein schlechtes Gewissen, die Männer so zu quälen, doch zugleich erregte es ihn ungemein. Die Enge, diese knackigen Hinterteile, dieser intensive Orgasmus...

Später, er war gerade wieder in sein Quartier marschiert, wurde er schon wieder hinausbeordert: Eine Audiutrix mit einem langen, dicken und flachsblonden Zopf, der ihr beinahe bis über die Taille reichte, kommandierte ihn zum Andockdeck des Habitats. Das Domizil der Audaxa sollte evakuiert werden. Völlig überrumpelt wollte Timiditas noch einige Dinge zusammenpacken, aber die Uniformierte drängte zur Eile. Mit einem Tranitshuttle würden sie nach Regina ausgeflogen. In wenigen Minuten sollte es starten.

Der Munus sah seinen Pendant und die Rusticusse einschließlich Gravis. Im Innenraum setzten sich die beiden von ihm „verwöhnten‟ Kreaturen so weit wie möglich weg. Sie hatten sichtlich Schwierigkeiten, sich auf ihre Plätze zu begeben, denn ihre Hinterteile vertrugen nicht die geringste Berührung, geschweige denn den Druck ihres Körpergewichts. Sie setzten sich wie auf rohe Eier. Timiditas musste ein Schmunzeln unterdrücken, als er die respektvollen Blicke der Männer zu ihm zu.

Als sie auf Regina landeten, transportierte sie ein Hoverboard zu einem Regierungsgebäude auf dem großflächigen Armeehauptstützpunkt des Planeten. Eine Indagatrix verpasste allen acht Passagieren einen Ohrchip, der sämtliche Daten über sie, einschließlich aller Körperfunktionen, einlas und auf Abruf sendete. Darüber wurden die Wesen informiert. - Was sie nicht wussten: Sie waren während des Fluges auf einer Auktion versteigert worden.

Als Timiditas eine Karte mit einer Adresse in die Hand gedrückt bekam, wurde ihm nur gesagt, dass er dort nun bei seiner neuen Besitzerin leben werde. Unverzüglich habe er sich dorthin zu begeben. Er fragte sich, warum Audaxa ihn verkauft hatte. Hatte sie von der fehlenden Restmenge Ejakulat verfahren? War sie unzufrieden mit ihm gewesen? - Er machte sich auf den Weg und hatte seine sieben Bekannten schnell aus den Augen verloren, die sich in alle Himmelsrichtungen verstreuten.

Timiditas war froh, dass ihm der Securitychip nicht wieder aktiviert worden war. Wenn er großes Glück hatte, würde er zu einer Dame kommen, die ihn nicht keusch hielt. Auf der Straße waren nur vereinzelt Rusticusse und Munuswesen zu sehen. In erster Linie marschierten uniformierte Pugnatoren und Offizierinnen, Audiutrixfrauen und Praetorias die Wege entlang. Die meisten Personen waren allerdings in energieangetriebenen Fahrzeugen unterwegs.

Die Leute waren offenbar an den Anblick von Munusgestalten gewöhnt, zumindest machte Timditas keine Furore mit seinem Auftreten. In seinem engen Suit, der seine Geschlechtsteile und die gewaltigen Brüste exponierte, lief er den holografischen Wegweisern entsprechend Richtung Westen, wo seine neue Eigentümerin auf ihn wartete. Es war eine Strecke von 4,4 Kilometern, und die heiße Sonne, die zu dieser Jahreszeit herrschte, sorgte dafür, dass der Suit am ganzen Körper an seiner Haut klebte. Aber als Munus hatte er schon misslichere und peinlichere Kleidungsstücke getragen, und daher machte er sich darüber keine großen Gedanken.

Als er schließlich an der vorgegebenen Adresse ankam, war er überrascht. Er wusste auch nicht, was er erwartet hatte - vielleicht eine idyllische Wohnanlage -, aber es entsprach nicht seinen Erwartungen. Es handelte sich nicht um eine private Immobilie, sondern er stand vor einer kleinen Lagerhalle. Ein großes Stahltor blockierte den Eingang. Er drückte auf einen Sensor. Laut quietschend schob sich das Tor seitlich auf. Ein kleines blinkendes Warnlicht machte auf die Gefahr aufmerksam, dass die tonnenschwere Tür in Bewegung war. Timiditas trat ein.

Eine Frau in Zivilkleidung (enge Lederhose, Lederkorsett, Stiefel) stand vor ihm. „Ich bin Praefecta Cupidita. Du bist mein Neuerwerb. Ich werde dich meinem Harem anschließen. Komm, Munus. Folge mir!‟ Sie ging mit dem Verwunderten zwischen großen Aluminiumcontainern durch und schaltete mit ihrer Stimme in der Halle mehrere Industrielampen an: „Licht aktivieren.‟ Timiditas starrte entsetzt auf sechs Käfige. In drei von ihnen hockten zusammengedrängt nackte Munuswesen. Sie konnten sich darin kaum bewegen und hatten ihm ihren Hintern mit dem dicken Sack dazwischen zugewendet.

Der Ankömmling durfte in eine der leeren Gitterboxen krabbeln. Cupidita schloss die Tür und verriegelte sie mit dem angebrachten Digitalschloss, das mit ihrem Fingerabdruck aktiviert und deaktiviert werden konnte. „Jetzt fehlen mir noch zwei weitere Freudenkreaturen. Da muss ich die nächste Auktion abwarten. Ihr bleibt solange noch hier im Lager, das ich angemietet habe.‟ So geschockt Timiditas auch war, zumindest war er der einzige Insasse, der einen Suit trug. Und womöglich waren die Securitychips der Kameraden aktiviert. Er war also eindeutig im Vorteil. Aber egal, wie sehr er versuchte, sich die Situation schön zu reden, war er in einer bösen Misere. Wie lange sollte er hier hocken? Wie oft gab es denn diese besagten Auktionen?

Ihre Herrin schritt den Gang zurück und löschte das Licht. Sie hörten die laute Schiebetür kreischen. Dann knallte sie zu. Timiditas versuchte Kontakt mit den Mitgefangenen aufzunehmen. Wer waren die armen Kreaturen? Kamen sie auch aus Privatbesitz? Waren sie ersteigert worden? Wussten sie mehr über die geplante Zukunft, die die Herrin für sie bereithielt? - Auf seine leise Ansprache reagierten sie jedoch nicht. Keiner der drei Munuswesen sagte auch nur ein Wort. Nur vereinzelt kamen dumpfte Geräusche von ihnen. Endlich begriff er: Sie waren geknebelt. Er hatte ihre Gesichter nicht sehen können und die Fixierung daher nicht bemerkt. Noch etwas, für das er dem Schicksal danken konnte: Er war auch damit verschont worden.

Der Munus konnte nur hoffen, dass er nicht allzu lange in diesem engen Käfig hocken musste. Die politische Auseinandersetzung mit der Vereinigten Allianz würde sicherlich vorerst alle Kräfte des Militärs bündeln, so dass Cupidita gar keine Zeit für sie hatte. Als Praefecta würde sie auf einem Kreuzer Dienst tun. - Und da hatte Timiditas die richtige Vermutung, denn seine Herrin war auf dem Weg zu ihrer Einheit, wo sie unverzüglich ihre Uniform anlegte und an Bord des Kreuzers Regina IX ging, um zu einem Geschwader der Flotte im Orbit von Fortuna aufzuschließen.

Offiziell hatten zwar weder die Vereinigte Allianz noch Regina der Gegenpartei den Krieg erklärt, aber der Konflikt war so sehr eskaliert, dass die VA Kontrolleure auf den Planeten senden wollte. Reginas Hoher Rat verweigerte die Einreise und Einmischung in innerstaatliche Angelegenheiten. Daraufhin warnte die VA, dass sie notfalls ihre Vorhaben mit einem Präventivschlag auch militärisch durchsetzen würde. Reginas Armee ging in Defensivstellung und war in höchster Alarmbereitschaft.

Das bewaffnete Vorgehen traf in den Heimatwelten der VA nicht überall auf Gegenliebe. Zwar waren Waffensysteme mittlerweile so weit entwickelt, dass kaum humanoide Verluste zu erwarten waren, aber vielen Friedensdogmatikern und Anhängern von diversen gesellschaftlichen Bewegungen war die Einmischung aus entweder ethischen, aber teils auch aus monetären Gründen ein Dorn im Auge. Massive Demonstrationen wuchsen überall in der VA auf den öffentlichen Straßen und Plätzen heran. In den Media-Kanälen wurden die Pros und Contras hitzig debattiert, während die Regierung bereits Nägel mit Köpfen machte.

Eine Gruppe von circa 1500 Frauen und etwa 800 Männern demonstrierte auf Beta Patria besonders lautstark gegen den Militäreinsatz. Die FSO (Female Supremacy Organisation) stand für das Paradigma: Frauen stehen von Natur aus mit allen Rechten über Männern, die mit ihrem minderwertigen Y-Chromosom der Krone der Schöpfung unterstellt sind. - Unter der FSO, die auf mehreren Planeten aktiv war, gab es verschiedene Strömungen. Die gemäßigten Flügel bezogen sich nur auf die weibliche Überlegenheit und forderten daher die Vormachtstellung der Frau; radikale Splittergruppen propagierten die völlige und bedingungslose Unterwerfung von Männern zu rechtlosem Besitz von Frauen. Da die VA keine Sklaverei oder Diskriminierung duldete, lebten die Anhänger dieser Matriachate in privaten Enklaven, die jedoch politisch Hoheitsgebiet des entsprechenden Planeten der VA blieben, aber eine eigene Gesetzgebung hatten.

Dies wurde nur unter strengen Auflagen geduldet. So durften nur Volljährige Bürger eines solchen Matriachats sein. Des Weiteren musste eine biometrisch verifizierte Bestätigung vorliegen, dass die Person freiwillig die Staatsbürgerschaft angenommen hatte. Unter diesen Bedingungen wurden diese feministisch ausgeprägten Gesellschaftsformen toleriert. Trotzdem überprüfte der SSVA (Staatsschutz Vereinigte Alianz) die Enklaven regelmäßig, da es einige der fundamentalistischen Kollektive mit den Auflagen nicht so genau nahmen. So nutzten einige Eheherrinnen genoptimierte Pheromone, um Männer zu manipulieren. Auch von Gehirnwäsche war die Rede. - Die gemäßigten Frauen der FSO stellten allerdings den Großteil. Dort lebten Männer scheinbar mehr oder weniger gleichberechtigt, doch waren praktisch deutliche Benachteiligungen zu erkennen, die außerhalb der Enklaven in der VA nicht akzeptiert würden. Insbesondere die körperliche Züchtigung des Mannes war im privaten Umfeld durchaus auch im gemäßigten Lager der FSO üblich, obwohl öffentlich nicht darüber gesprochen wurde.

Zum einen sorgte sich die FSO, dass die VA Gesetze gegen die Enklaven verabschieden könnte, die diese stark einschränken oder gar verbieten würden; zum anderen sollte Regina als Gesellschaft mit Vorbildcharakter nicht aufgelöst werden. Einige der Demonstrantinnen hatten ihren Gatten dabei. Viele domestizierte Männer zeigten sich in tradioneller Kleidung: ein Ledergeschirr für Oberkörper und Schritt, dazu einen fünf Zentimeter hohen Ballstretcher aus Chirurgenstahl als Symbol für die Vermählung mit ihrer Eheherrin. Die meisten der Männer trugen auch Tätowierungen mit dem Namen ihrer Eheherrin, oft auf dem Gesäß oder über dem rasierten Geschlecht. Einige Damen erlaubten bei ihren Ehemännern ausnahmslos gar keine Körperbehaarung. Die Demonstrationen mit den fast entblößten Männern mussten gesondert angemeldet und genehmigt werden. So fanden sie ausschließlich in abgesperrten Bereichen statt, in denen nur Volljährige Zutritt hatten. Etwa die Hälfte der Männer trugen normale Zivilkleidung, da sie dem gemäßigten Flügel der FSO angehörten. Auf vielen Plakaten, die von den Männern getragen wurden, standen Parolen wie „Freiheit für Regina‟ oder „Keine Macht den Männern‟. Für Außenstehende wirkte es befremdlich, wenn Männer diese Leitgedanken voller Inbrunst anpriesen. Aber die liberale Gesellschaft der VA tolerierte unterschiedlichste Kulturen und Überzeugungen, so lange sie die Gesetze des Hohen Rates befolgten.

Die Media-Kanäle waren voll von dem Thema der Auseinandersetzung zwischen Vereinigter Allianz und dem feministischen Regina. Als „Randnotiz‟ erwähnten die Agenturen einen Unfall eines Transitschiffes auf dem Weg nach Pax Novo, auf dem Evakuierte aus Litus Mundus transportiert worden waren. Aus noch ungeklärten Gründen war ein Tank mit Antimaterie leckgeschlagen. Wie es dazu kommen kannte, sollte eine Untersuchungskommission inspizieren und analysieren. Beim Zusammentreffen der Antimaterie mit der Materie hatte sich Energie in Form von Gammastrahlung freigesetzt, die ausgereicht hätte, hunderte Schiffe in ihre Atome zu zerlegen. Die Sachverständigen konnten nur noch Spuren scannen, mit denen spezielle Programme die Vorgänge errechneten. Offenbar waren 0,8 Gramm Antimaterie aus dem Antriebskern entwichen. Der Grund musste durch aufwändige Verfahren ermittelt werden. Die zuständige Raumsicherheitsbehörde stellte in einem offiziellen Statement klar, dass es keinen Zusammenhang zum Konflikt mit Regina gäbe.

Aber von all diesen gesellschaftspolitischen Ereignissen bekam Timiditas in seinem Käfig nichts mit. Er konnte nur spekulieren, ob es inzwischen zu einer offenen militärischen Aktion zwischen der VA und Regina gekommen war. - Seine Sorgen galten zunächst jedoch seinen Knien: Die Stressposition in dem Käfig war alles andere als angenehm. Wenn Cupidita nicht bald zurückkehrte, dann... Ja, was dann? Er hatte ja keine Wahl. Er konnte sich nicht selbst befreien. Langsam schlich sich Panik in sein Bewusstsein. Wie lange wohl seine Leidensgenossen schon hier hockten? Der Munus zwang sich, ruhig zu atmen und alle phobischen Gedanken zu verdrängen. Plötzlich begannen alle drei anderen Munuswesen dumpf in ihre Knebel zu stöhnen und sich klirrend in den Käfigen zu bewegen. Timiditas fragte sich, was los war. Es hörte sich an, als hätten sie Todesangst...

Oder war es etwas anderes? Waren sie an ein Folterinstrument angeschlossen? Dann fiel es ihm ein: Der Securitychip konnte so programmiert sein, dass er in vorgegebenen Abständen oder zu festgelegten Zeiten einen Erregungsreiz in die Eichel sendete. Vermutlich hatte das Cupiditas veranlasst. Aber warum hatte sie es bei ihm nicht gemacht? Vielleicht wusste sie, dass sein Chip deaktiviert war, konnte ihn aber nicht aktivieren. Eventuell ist er mit einem kryptischen Code gesichert, überlegte er. - Die verzweifelten Laute des Trios wurden immer lauter und eindringlinger. Timiditas hatte Mitleid. Sie waren den Geräuschen nach zu urteilen kurz vor dem Höhepunkt, wieder und wieder und wieder, aber der Chip ließ sie nicht ejakulieren.

Nach mehreren Minuten war der bizarre Spuk vorbei. Fragte sich, für wie lange? Und beinahe mit schlechtem Gewissen spürte er, dass sein eigener Phallus erigierte. Machten die Qualen der armen Kreaturen ihn etwa geil? Oder waren es objektiv nur die Lustlaute gewesen? Auf jeden Fall versuchte er, eine Hand an seinen großen Stab zu führen. Er quetschte sie am Gitterboden entlang, zwischen seine Beine durch. Mit den Fingerspitzen griff er nach dem gewaltigen Schaft und rieb daran. Das tat so gut. Er stöhnte auf und ging in einen Rhythmus über, der ihn geiler und geiler machte. Doch im Gegensatz zu seinen Kollegen trieben ihn die Reize über die Schwelle und sorgten für einen intensiven Orgasmus, der alles unter ihm flutete. Ein Brüllen halb unterdrückend kam er mächtig und stark.

Schwer atmend zog er die Hand wieder in eine bequemere Position näher an seinem Kopf. Hoffentlich wurde er dafür nicht von seiner neuen Herrin bestraft. Aber darüber hatte er gerade nicht nachgedacht. Der Drang war einfach zu groß gewesen. Und zu seiner Misere fühlte er sich leider nur kurzfristig erlöst. Nur wenige Minuten später spürte er wieder eine sich anbahnende Geilheit - nicht nur, weil offensichtlich die drei Leidensgenossen erneut stimuliert wurden. Timiditas fühlte unter sich die monströsen Hoden, auf denen er hockte. Sie waren wohl noch lange nicht geleert, obwohl überall Pfützen seine verströmte Lust bewiesen. Sollte er erneut Hand anlegen?

Warum auch nicht, er hatte gerade nichts Besseres zu tun, dachte er sich voller Sarkasmus. Er hatte seine rechte Hand bereits entlang des Gitters geschoben und seinen mächtigen Munusphallus ergriffen, da hörte er hinter sich ein kreischendes, schrilles Geräusch: Das Eingangstor. Der geöffnete Zugang tauchte die Käfige mit ihren Insassen in ein fahles Licht. Cupidita war zurück, so sein erster Gedanke. Doch die Schritte hörten sich anders an. Trug sie anders Schuhwerk? Die Gefangenen sahen nichts, denn ihre Köpfe zeigten in die andere Richtung. Die Käfige waren so eng, dass es ihnen nicht möglich war, den Kopf zur Seite zu drehen. Auch zwischen ihre Beine konnten sie nicht durchgucken. Das lag in erster Linie an ihren überdimensionierten Geschlechtsteilen wie den Brüsten, dem Phallus und dem Hodensack, die ihnen die Sicht verdeckten. Wer war gekommen? Und warum? Timiditas hatte langsam seine Hand wieder in die Ursprungsstellung gebracht. Er wollte wahrlich nicht beim Onanieren erwischt werden.

Nun hörten die Sklaven ein rollendes Geräusch. Kleine Räder drehten sich hakelnd und leise quietschend auf dem nackten Betonboden. Die Besucherin schob oder zog offenbar irgendetwas auf Rollen durch das Lager zu ihnen hin. Hoffentlich war es Wasser. Timiditas hatte eine schrecklich trockene Kehle. Wie es erst den anderen ergehen musste? Allerdings war eine Toilette auch langsam von Interesse. Er erinnerte sich an den Datenchip, den er und die Rusticusse bei Ankunft auf Regina erhalten hatten. Cupidita und jeder, der eine entsprechende App für sein Infopad installiert hatte, wusste genau, wie durstig sie waren, oder wie dringend sie sich entleeren mussten. Plötzlich schrie ein Munus dumpf, dann ein zweiter, ein dritter und schließlich auch Timiditas: Zwei Spitzelektroden eines Disziplinarstabes hatten das nackte Gesäß geküsst. Eine unbekannte Frauenstimme fragte amüsiert: „Alle wach?‟ Ironisch fügte sie hinzu: „Ich hoffe, ich störe nicht.‟

Es war nicht die neue Herrin, so viel stand fest. Die Stimme klang jünger. Wieder Stöhnen. Timiditas merkte, wie sich sein Puls beschleunigte. Was machte die Frau mit seinen Artgenossen? Und eine Minute darauf wusste er, was da vor sich ging: Die Frau rammte ihm einen Schlauch in den Allerwertesten. Einige Sekunden später floss eine Art Brei in ihn hinein. Jetzt erklärte sie: „Das ist eine spezielle Nährlösung. Die kann ein Munus rektal aufnehmen. So braucht er keine Nahrung. Übrigens auch nichts zu trinken.‟ Sein Bauch füllte sich mehr und mehr, und langsam fühlte er sich wie eine schwangere Humanoidin. Nach geschätzten drei bis vier Litern der dickflüssigen Menge, hatte er seine Ration erhalten. Das Schlauchende zog sie ruckartig aus seinem Anus heraus.

Im Anschluss bewegte sich die Frau zum ersten Mal um die Käfige herum, so dass die Insassen sie sehen konnten. Sie öffnete vorne am Käfig eine kleine Tür und erlöste das Trio von ihren Knebeln. Seufzend und stöhnend dankten sie der Frau für diese Wohltat. „Wenn ihr mir versprecht, nicht zu schreien, müsst ihr keine mehr tragen.‟ Das Trio beeilte sich damit, Stille zu schwören. In diesem Moment begann die Stimulation durch die Securitychips. Die Munuswesen sahen verzweifelt auf die Frau. Wie sollten sie da ruhig bleiben? Einer presste die Lippen zusammen, der andere biss sich sogar darauf, und die dritte Kreatur öffnete den Mund weit zu einem stummen Schrei.

Die junge Dame hockte sich neben Timiditas. „Na? Und du? Hast du gar kein Stimulationsprogramm?‟ Timiditas schüttelte den Kopf. Wie sollte er sie anreden? Wer war sie überhaupt? Ihr Blick richtete sich unter den Munus, sie verrenkte sich, um am Käfig entlang zu schauen. „Was muss ich denn da sehen? Hast du etwa abgemelkt?‟ Der Sklave wollte trotzig antworten, aber innerhalb von Sekundenbruchteilen fiel er in sich zusammen und heulte: „Es tut mir leid! Ich... Ich werde es nie wieder tun!‟ Erwartete ihn nun eine Strafe? Seine Wärterin stand auf, ohne etwas zu sagen. Schließlich sprach sie doch noch: „Das wird Cupiditas nicht gefallen.‟ Timiditas hörte sich betteln: „Bitte sagt es ihr nicht!‟ Die Frau war aus seinem Blickwinkel verschwunden und stand wieder hinter den Käfigen. Er hörte sie wispern. „Ein Munus, der es sich selbst besorgt! Das - ist - eine - Todsünde!!‟ Der Sünder hörte sich wimmern. Er zitterte am ganzen Leib, so dass der gesamte Käfig rasselte.

Die Frau sagte zum Abschied: „Ach übrigens: Deine drei Kumpanen wissen es ja schon. Also für dich Neuling eine Info. Versuche, den Brei in dir zu halten. Sonst bekommt dein Körper nicht genug Nährstoffe und Flüssigkeit. Es gibt nur einmal pro Tag die rektale Fütterung.‟ Die Schritte entfernten sich, und dann knallte die große Metalltür schabend und quietschend zu. Die Gefangenen hockten wieder in der Dunkelheit. - Jetzt, da seine Leidensgenossen keine Knebel mehr trugen, startete Timiditas einen zweiten Versuch, einige Informationen über die Situation und seine neuen Kameraden zu bekommen. Er erfuhr nur, dass sie seit zwei Tagen in den Käfigen hockten und in der Zeit nur für wenige Minuten die Beine vertreten durften. Der Toilettengang wurde von der Aufpasserin, die sie Sadista nannten, durch einen untergestellten Behälter organisiert. Sie würde wohl heute noch vorbeischauen deswegen. Timiditas schluckte. Sadista... Nomen est omen...

Die Namen der drei Wesen hatte er schnell wieder vergessen, da sie nur jeweils eine siebenstellige Nummer genannt hatten. Er fragte, ob sie wohl alle für Cupiditas Harem eingeplant waren. Die Munuskreaturen taten überrascht. Eine antwortete: „Ich glaube eher, dass sie uns als Zugpferde einsetzen wird. Sie ist bekannt für ihr Hobby.‟ - Zugpferde... Timiditas erinnerte sich an den Halsschlingenstock, mit dem er durch die Vergnügungsraumstation Eldorado zu einer großen Arena gebracht worden war. Sein Herz schlug bei der Vorstellung kräftig und hastig in seinem Brustkorb. Der fette Plug mit dem buschigen Schwanz am Ende, den sie ihm in seinen Anus gedrückt hatten, der Ring um seinen prallen Sack, der Zug des Sulkywagens, der an seinen Hoden zerrte, die beißenden Brustklemmen mit den lächerlichen Glöckchen, die Beißstange, die ihn zusätzlich schikanierte, dann die seltsamen Stiefel, die ihm nur eine Fortbewegung auf Zehenspitzen erlaubten, die bizarre Halskrause - es war die Hölle gewesen. Und als sei das nicht genug Gemeinheit gewesen, hatten die Kutscherinnen ihn und seinen Kontrahenten mit einem Stromstab angetrieben, den sie nach Lust und Laune in die Hinterbacken drückten. Wenigstens hatte er das Rennen gewonnen, und so war ihm das grausame Zuchtkreuz erspart geblieben.

Er hatte gedacht, dass er das hinter sich gelassen hatte, aber nun sah es so aus, als würde er in der Zukunft erneut als Pferdchen seinen Dienst tun. Da wäre ihm der Liebesdienst in einem Harem viel lieber gewesen. - Der Munus dachte noch eine Weile darüber nach, da kehrte Sadista zurück und schob, wie seine Kameraden es schon erwähnt hatten, eine große Zinkwanne herbei. Eine Kontruktion, die Timiditas bisher noch gar nicht bemerkt hatte, fuhr die Käfige in einen Meter Höhe, so dass der Behälter darunter Platz fand. Auf das Kommando von Sadista durften sich die Munuswesen erleichtern. Anschließend ließ sie das Quartett wieder alleine.

Nach weiteren drei oder vier Stunden öffnete sich die Tür erneut: Dieses Mal war ihre Herrin persönlich gekommen. Auch Sadista war anwesend. Auf eine Handbewegung der Herrin öffnete ihre Gehilfin die Käfige. Die Gefangenen durften herauskommen und sich in einer Reihe aufstellen. Doch nach der langen Zeit in der erzwungenen Haltung versagten die Beine. Zitternd versuchten sie mühsam zu stehen, sackten aber immer wieder auf den Boden oder zumindest auf die Knie. Timiditas gelang es, sich akzeptabel hinzustellen. Die drei Kameraden hatten längere Zeit in den Käfigen verbracht und waren nicht in der Lage zu stehen. Cupiditas hörte sich unzufrieden an: „Wie wollt ihr eine Kutsche ziehen, wenn ihr nicht einmal stehen könnt!?‟ Auf ein knappes Zeichen zog Sadista den Disziplinarstab und stocherte auf die Liegenden ein, bis sie sich endlich hochgequält hatten. Timiditas schwante, dass es ein hartes Leben werden würde.

Grundsätzlich waren Munuswesen für humanoide Pferdedressur überhaupt nicht geeignet. Die riesigen Brüste und der gewaltige Hodensack zerrten und baumelten wild und schmerzhaft, wenn die Wesen in erzwungenem Trab laufen mussten. Warum hatte sich Cupidita nicht Rusticusse gekauft? Die waren viel stärker und besser geeignet. Athletische Mannsbilder. Aber die Geschmäcker der Damen war wohl unterschiedlich.

Die Herrin stellte sich vor Timiditas und fragte nach seinem Namen. Der Munus antwortete, doch erhielt er dafür eine saftige Backpfeife, die in der Lagerhalle wie eine Peitsche knallte. „Du bist 4041136.‟ Sie fragte erneut nach seinem Namen. Er sagte die Zahl auf. Cupidita lächelte. „So ist fein.‟ Im Kopf des Munus schwirrte es chaotisch. Wieder und wieder tauchten Fragmente seiner alten Persönlichkeit in seinem Bewusstsein auf, doch Sekunden später verschwanden sie wieder. Er war ein Munus. Ein Munus hatte zu dienen. Seiner Herrin Cupidita. Er wollte ihr zu Willen sein. Nicht mehr und nicht weniger. Verwirrt begriff er nicht, was diese plötzlichen Gedanken bedeuteten, die ihn quälten, die ihm sagen wollten, dass er ein freier Humanoid mit eigenem Willen war.

Seine mentale Therapie war offenbar fehlerhaft gewesen, doch an die Neurobehandlung hatte er keine Erinnerung. Aber warum war er so versessen auf einen eigenen Orgasmus, auf ein eigenes und selbstbestimmtes Leben? Auf eine eigene Sexualität? So ein Egoismus! Diese Fragen ängstigten ihn. Er drückte sie weg, tauchte sie unter. Stattdessen konzentrierte er sich auf seine neue Besitzerin. 4041136 - das war sein Name, seine Identität, sein einziges Ich, die Existenz, die Cupidita für ihn gewählt hatte. Nur das zählte.

Sadista brachte bei allen vier Wesen massive Hodenringe an, die mit kurzen Ketten verbunden waren, so dass die Munuskreaturen dicht hintereinander gehen mussten. Dem vordersten Sklaven legte sie einen Halsschlingenstock um, damit sie ihn führen konnte. Die beiden Damen brachten ihre Fracht zu einem kleinen Shuttle, wo sie in ihrer Viererkolonne in einen länglichen Standkäfig eintreten mussten, der nur passte, wenn sich das Quartett eng aneinanderpresste. Timiditas war der dritte in der Reihe, so dass er seinen Phallus zwischen die Schenkel des Vordermannes schieben musste und gegen dessen Hodenbeutel drückte, während er von hinten die gleiche Lage erfuhr.

Der Flug dauerte nicht lange, aber sie befanden sich nicht mehr im Militärgelände. Stattdessen landete die Fähre auf einem Privatgebiet außerhalb der Stadtgrenzen, das der offensichtlich sehr solventen Cupidita gehörte. Der Käfig öffnete sich, und die Insassen stolperten rückwärts hinaus. Sadista führte sie über die Außenrampe aus dem Shuttle und marschierte mit ihnen auf ein kuppelförmiges Gebäude zu. Links lag eine ovale Rennbahn. Timiditas ahnte, dass dort die Kutsche(n) fuhren. Er stellte fest, dass Cupidita nicht von Bord gegangen war. Was wohl Sadista in ihrer Abwesenheit mit den Neuankömmlingen anstellte?

Cupidita flog zurück auf die Militärbasis. Als Praetoria hatte sie wichtige, dienstliche Aufgaben zu erfüllen. Bei einer Konferenz mit Ductrixfrauen und Centurias sollte eine Verteidigungsstrategie entwickelt werden. Eine Invasion der Kampfverbände der VA stand kurz bevor. Von Imperatorin Regina gab es noch keine definitive Entscheidung: bedingungslose Kapitulation, doch noch Verhandlungen oder gar Gegenwehr - notfalls mit militärischen Mitteln? Der Feind hatte sich formiert und näherte sich in einer Phalanx der Heimatwelt der Regina. Gerüchte unter den Offizierinnen deuteten an, dass die Herrscherin ins Exil gehen würde. Doch ob die VA sich auf ihre Konditionen einlassen würde, stand noch in den Sternen. Momentan konnten nur alle Optionen bedacht werden. Sämtliche Pugnatoren waren im Einsatz und an Bord der Schlachtkreuzer der Regina-Klasse. Cupidita hatte ein ungutes Gefühl. Stand etwa der Untergang des Regina-Reiches bevor? Sie konnte sich nicht vorstellen, jemals in einer Gesellschaft zu leben, in der Männer gleichberechtigt waren. Bei dem Gedanken verzog sie angeekelt ihr sonst so hübsches Gesicht. Da könnte man ja gleich Ochsen und Schweine zu ebenbürtigen Kreaturen machen. Pervers!
128. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 01.06.17 19:57

~ XLVII ~


Gravis hörte seine neue Herrin Flosa sagen: „Komm, ich will dich meinen Freundinnen vorstellen.“ Sofort wurde ihm mulmig. In diesem verkleideten Aufzug sollte er sich auch noch vor anderen Frauen präsentieren? Er schluckte und druckste herum. Leise meinte er: „Bekommen die keine Angst vor meiner... Henkerskapuze?“ Flosa lachte glockenhell. „Unsinn! Und das ist keine Henkerskapuze. Und deine weiße Leggins sieht doch richtig fesch aus!“ Sie packte ihm auf den Arsch und drückte zu. „So kraftvolle Muskeln.“ Gravis fühlte sich von oben bis unten unwohl. Die Stiefel waren OK, aber die Hose, in der seine Peniserweiterung so penetrant hindurchschien... Und dann zog sich der Stoff in seine Poritze. Und der freie Oberkörper präsentierte seine Brustringe mit der Kette... die Flosa just in diesem Moment ergriff und mit sich zog.

175 kg Muskelmasse stolperte hinter der zierlichen Frau her. Sie sah auf ihr Datenpad und meinte schmunzelnd: „Laut meiner App macht dich dein Outfit trotz allen Unwohlseins irgendwie geil.“ Gravis fühlte sich ertappt. Es stimmte. Die demütigende Aufmachung gefiel ihm zwar nicht, aber seine sexuelle Erregung war steil angestiegen, als er von der Vorführung bei Flosas Freundinnen gehört hatte. Sie sagte: „Wir werden auch deinen Penisaufsatz zeigen. Das könnte ein neuer Trend für Sklaven werden. Da werden Castitasschellen out.“

Sie stiefelte mit ihm aus dem Haus über den Vorplatz zur Straße. Gravis wunderte sich. Wo wollte sie denn mit ihm hin? Traf sie sich irgendwo mit ihren Bekannten? Hoffentlich nicht an einem öffentlichen Ort, dachte er, wo es noch weitere Zaungäste geben würde. - Gerade betraten sie den Fahrbahnrand, als ein Flugtaxi herabschwebte und seine Passagierluke öffnete. Die Fahrgäste stiegen nacheinander ein und setzten sich auf bequeme Gelsessel. Unter dem Gewicht des Kolosses quietschte das Material ächzend und presste sich ungewöhnlich schmal zusammen.

Ein etwa fünf Minuten langer Flug führte sie auf ein Flachdach eines privaten Anwesens. Als sie ausstiegen, sah Gravis eine Gruppe Frauen in Zivilkleidung. Irgendetwas an ihnen jedoch sagte ihm, dass es sich um Duxas, Centurias, Pretorias, Audiutrixoffizierinnen und andere Militärangehörige handelte. - Außer Dienst benahmen sie sich wie gleichgestellte Freundinnen. Flosa präsentierte ihren Neuerwerb wie einen modisches Accessoire. Gravis fühlte sich wie auf dem Präsentierteller. Die Damen feierten auf der Dachterrasse offenbar eine kleine Party mit Sekt und Canapés. Der Ex-Custos musste sich im Kreis drehen, die gewaltigen Muskeln anspannen und sich anfassen und begaffen lassen.

Noch demütigender wurde es, als Flosa befahl: „Zieh deine Hose runter. Wir wollen doch alle mal dein Prachtstück sehen.‟ Gravis öffnete den Gürtel und ließ ihn seufzend fallen. Danach schob er die weiße Leggins schicksalsergeben bis zu den Knien hinab. Die Phallusergänzung sorgte für eine Größe, die einem Munus nicht in viel nachstand. Nur seine Hoden hatten normale humanoide Ausmaße und wirkten relativ winzig. Während das Gesicht von Gravis rot anlief, genoss Flosa die Blicke ihrer Freundinnen, die von Neid über Bewunderung bis zu Erregung reichten.

Sieben weitere Frauen hatten sich um ihn herum versammelt und ihn zum Betrachtungsobjekt degradiert. Eine brünette Lady mit fast hüftlangem Haar, das sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, tippte auf ihrem Datenpad. „Wow! Dein Muskelboy kann 400 kg anheben. Und 200 kg stemmen. Und...ups, seine sexuelle Begierde ist momentan aber hoch. Hältst du ihn keusch? Die letzte Ejakulation ist einige Zeit her...‟ Flosa nickte grinsend und erklärte die Funktionsweise der Penisprothese. Eine platinblonde Lady jammerte: „Ich will auch so einen Muskelboy haben!‟ Flosa wusste: „Der ist ein Einzelexemplar. Praefecta Audaxa hat ihn sich machen lassen. - Aber besorg dir doch einen Custos. Imperatorin Regina sortiert bestimmt auch mal welche aus.‟ Die Platinblonde meinte: „Ja, aber die sind nicht sooo muskulös. Und die haben diese furchtbaren Haifischzähne.‟ Eine dunkelhäutige Schönheit stupste sie an. „Und nicht einen sooo großen Glücksbringer.‟ Dabei zeigte sie auf die Lenden des Kolosses. Die Frauen lachten vergnügt.

Die Platinblonde fragte: „Ist der wirklich gehorsam? Was machst du, wenn er unartig wird?‟ Flosa lächelte. „Der ist fügsam.‟ Aber sie musste sich eingestehen, dass sie darüber nie nachgedacht hatte. Sollte sie ein Disziplinargerät in seinen Körper implizieren? Sie sah eine Frau an, die eine dunkelblonde Kurzhaarfrisur trug und beinahe wie ein Junge aussah, wenn sie nicht so feminine Gesichtszüge gehabt hätte. „Kannst du mir da was empfehlen, was praktisch ist, Dulcia?‟ Die Lady nickte. „Ja, ich würde die neuen Testi-Schocks nehmen. Das sind nur kleine Plättchen, die du ihm auf die Hoden klebst. Sie können nur mit einer bestimmten Chemikalie wieder entfernt werden. Die Plättchen wirken als Elektroden, die du durch Funkwellen ansteuern kannst. Du kannst auch Programme laufen lassen. Zum Beispiel darf Muskeltierchen sich dann nur eine bestimmte Meteranzahl von dir entfernen, oder er darf einen vorgegebenen Umkreis nicht verlassen.‟ Flosa: „Das hört sich toll an. Aber reichen die Schocks auch, um ihn zu disziplinieren? Er ist sehr kräftig...‟ Dulcia lachte laut auf. „Und ob! Die Intensität kann in 100 Stufen eingestellt werden. Bei Stufe 24 verlieren Munuswesen normalerweise das Bewusstsein. Dein Muskeltierchen schafft es vielleicht bis 30, aber mehr auch nicht.‟ Flosa lächelte ihren Gravis an. „Toll, oder? Das kaufen wir uns.‟ Sie sah seinen entsetzten Gesichtsausdruck und fügte schmunzelnd schnell hinzu: „Wenn du artig bist, bekommst du ja keine Schocks.‟

Gravis wollte davon nichts mehr hören. Er fragte, ob er seine Hose wieder anziehen dürfe. Die Ladys kicherten. Hatte er was Lustiges gesagt? Unsicher sah er zu seiner Herrin. Flosa nickte großmütig. „Also gut.‟ Ihr war das sichtbare Familienwappen der Audaxa auf seinem Hintern sowieso ein Dorn im Auge. Sie musste daran denken, es übermalen zu lassen. Gut, dass ihre Freundinnen dazu keine neugierigen Fragen gestellt hatten.

Die Brünette tippte wieder auf ihren Datenpad herum. „Er hat Angst. Aber er ist gleichzeitig richtig geil geworden!‟ Drei weitere Ladys schauten in ihrer App nach und scannten Gravis. Sie konnten exakte Werte ablesen, wie sich sein Puls geändert hatte. Aber auch der Erregungszustand war angegeben, und sogar die Kontraktionsintensität seiner Rosette, die Gravis nämlich unbewusst vor Angst angespannt hatte. Diese Information ging sofort in der Runde herum und sorgte für albernes Gelächter. Gravis wurde tiefrot. Sein Anus verspannte sich noch mehr.

Flosa fragte: „Warum hat diese Erziehungseinheit eigentlich 100 Stufen, wenn schon weniger als 30 ausreichen?‟ Dulcia erwiderte: „Das Gerät ist ursprünglich für Munuswesen entwickelt worden. Die dicken Klöten vertragen einfach mehr Strom. Aber keine Sorge: Es gibt passende, kleinere Elektroden. Dein Muskelboy hat ja nur winzige Nüsschen.‟ Wieder lachten alle. Gravis schämte sich. Flosa sprang ihm jedoch zur Seite: „Die sind ganz in Ordnung. Ich will keinen Sexsklaven, der so einen Megabeutel vor sich herschwingt, wie das bei einem Munus der Fall ist. Soll mir etwa beim Liebesakt permanent so ein schweres Ding gegen meinen Arsch knallen? Nein, danke!‟ Bei der Vorstellung mussten die Freundinnen wieder lachen. Einige alberten herum und spielten einen solchen Sexakt pantomimisch nach.

Dulcia orderte per Datenpad ein Exemplar des Disziplinargeräts, von dem sie berichtet hatte, und bestellte gleich passende Klebeelektroden für Rusticusse. Per Eilexpress war die Bestellung bereits eine Stunde später per Lieferdrohne da. - Die Zeit hatten sich die Damen mit einem strategischen Laserspiel vertrieben, das gerade bei den feinen Ladys des Adels besonders in Mode war, während Gravis nur still und stumm neben seiner Herrin stand. Aber als das Paket kam, richtete sich die Aufmerksamkeit auf die Impulsapparatur, deren Nutznießer zukünftig Gravis sein sollte.

Er musste sich entkleiden, und dann positionierte Dulcia mit Flosa gemeinsam erst die eine Elektrode, dann die andere. Sie hielten bombenfest und ließen sich manuell nicht mehr entfernen. Auf der Oberseite der kabellosen Elektroden war nur ein winziger kugelartiger Sender. Gravis durfte sich die Leggins wieder hochziehen. Er spürte ein ungewohntes Saugen an seinen Bällen. Dulcia transferierte den kleinen beigelegten Datenträger auf alle Pads der Damenrunde, so dass jeder eine Kopie der Gebrauchsanweisung lesen konnte. Flosa staunte: „Die Reichweite des Sendersignals beträgt 6.000 km! Das ist ja Wahnsinn!‟ Die Platinblonde staunte auch, aber über etwas anderes: „Hier! In Kapitel vier steht: Der Munus Universe 100 macht aus jedem widerspenstigen Munus einen folg- und fügsamen Gefährten. Neben den zahlreichen Programmen bietet die Option des Individuellen Strafschocks durch eine Audioquelle ein praktisches Feature...‟ Flosa suchte die Stelle auf ihrem Pad und meinte: „Auf ein bestimmtes Geräusch oder auch ein Wort reagiert das Gerät. Die Elektroden haben Audiozellen, die mit dem akustischen Signal reagieren. Das ist ja toll!‟

Dulcia überlegte: „Das Wort darf aber kein alltäglicher Begriff sein. Sonst grillst du deinem Muskelboy ständig die Eier.‟ Die Damen kicherten. Gravis fragte sich, was daran so lustig sein sollte, wenn einem Humanoiden die Hoden unter Strom gesetzt wurden. Dulcia las weiter: „Nutzen Sie ganz bequem nach Bedarf und Interesse diese Audiofunktion mit vorher eingestellter Intensität und Länge des Korrektursignals.‟ Sie nahm das Gerät in die Hand und startete es. Dann las sie wieder auf dem Pad: „Nach dem ersten Einschalten installiert sich automatisch die Firmware.‟ Tatsächlich spielte das Munus Universe 100 Software auf.

Auf dem Display rasten hunderte Programmzeilen entlang. Schließlich blinkte dort: „Suche Verbindung zu Empfänger.‟ Dann folgte: „Empfänger gefunden. Gerät einsatzbereit.‟ Flosa runzelte die Stirn: „Die einzelnen Programme lasse ich besser von einer Fachfrau konfigurieren. Aber das mit dem Individuellen Schock will ich mal ausprobieren. Nur zum Spaß.‟ Dulcia reichte ihr das Gerät: „Solange kein Audioauslöser programmiert ist, kannst du nur die Pushfunktion hier am Display nutzen. Hier links kannst du die Stärke einstellen.‟ Flosa wischte mit dem Finger über die Anzeige und legte die Schockwirkung auf Stufe zehn fest. „Ich will ihm ja nicht wehtun.‟ Die Platinblonde kicherte: „Angenehm ist es, glaub ich, auf keiner Einstellung.‟ Flosa setzte rechts auf dem Bildschirm die Länge des Impulses auf zwei Sekunden fest. Dann sah sie zu Gravis: „Bereit?‟ Der Koloss blickte jämmerlich zu ihr. Wie kann man bereit für Stromstöße in die Hoden sein!? Dulcia wollte, dass Gravis seine Hände hinter dem Kopf verschränkte und sie dort ließ. Flosa rief: „Auf drei: eins - zwei - drei.‟ Der Muskelgigant stöhnte gutural auf und beugte sich vor. Dann erhob er sich wieder und zog seinen Kopf in den Nacken. Seine Gesichtszüge waren verzerrt. Die Damen applaudierten. Flosa verbeugte sich und machte einen mädchenhaften Knicks, als habe sie ein Kunststück aufgeführt.

Die Platinblonde staunte: „Du hast Stufe zehn gewählt? Wow, was wohl bei 20 bei ihm passiert? Ich wette, der geht auf die Knie.‟ Flosa: „Nein, das glaube ich nicht.‟ Plötzlich hatte jede Lady eine Meinung dazu. Etwa die Hälfte der Damen hielt Gravis für widerstandsfähig genug, auf den Füßen zu bleiben. Aber die andere Hälfte war sich sicher, dass ihn ein 20er-Schock auf die Knie zwang. Alle redeten aufgeregt durcheinander. Jeder wollte recht haben. Flosa blieb dabei: „Mein Muskeltoy bleibt standhaft! Schaut ihn euch an! 175 kg Muskelmasse! Ein Gigant!‟ Eine der Ladys gab zu bedenken: „Aber 20 reicht laut Gebrauchsanweisung einen Munus kurz bewusstlos zu machen.‟ Eine andere Frau berichtigte: „24!‟ Flosa: „Ein Munus wiegt ja nicht mal die Hälfte!‟ Wieder schwatzten alle Damen wild durcheinander, bis Dulcia die Hände hob: „Mädels! Lasst es uns doch einfach testen. Dann wissen wir es.‟ Alle Blicke gingen zu Flosa.

Sie schürzte die Lippen. „Na, ich weiß nicht. Sollen wir ihm das antun? Und wenn er wirklich ohnmächtig wird?‟ Die Platinblonde schnaubte: „Ich denke, dafür ist Stufe 30 nötig.‟ Dulcia gab zu: „Das habe ich nur so geschätzt.‟ Flosa seufzte. „Eigentlich sind die Impulse ja als Korrektur gedacht. Ich kann ihm nicht einfach so just for fun Schocks verpassen. Das wäre... unfair.‟ Eine Frau zeigte auf Gravis und rief: „Da! Er hatte gerade eine Hand nicht am Kopf. Er war ungehorsam. Sollten wir ihn dafür nicht bestrafen?‟ Flosa überlegte und sah zu Gravis, dessen ausgeprägter Unterkiefer zitterte. Seine Augen sprangen gehetzt hin und her. Eigentlich zitterte sein gesamter muskelbepackter Leib. Sogar seine Brustkette klirrte leise. Seine Herrin meinte: „Das stimmt...‟ Gravis starrte sie stumm und flehend an.

Flosa warnte ihn mit erhobenem Zeigefinger: „Wage es nicht, mich vor meinen Freundinnen zu blamieren! Bleib schön stehen!‟ Mit beschleunigtem Atem, der schon fast ein Hecheln war, stand Gravis da und wartete mit zusammengebissenen Zähnen auf das Unvermeidliche. Flosa zählte wieder: „Also, dann wollen wir mal... Eiiiiiinsssss --------- zweidrei!‟ Gravis zuckte zwei Sekunden lang und wurde regelrecht durchgeschüttelt. Aber das bekam er nicht mit: Seine Hoden schmerzten so extrem, dass seine ganze Welt nur aus diesem explodierenden Schmerz bestand. Laut brüllte er auf, hielt sich aber auf den Beinen, obwohl er ein wenig umherstolperte. - Im Anschluss an den Impuls raste sein Herz, er beugte sich tief vor, streckte sich wieder, stand mit X-Beinen da und pumpte mit der Hüfte, was lustig aussah, wie einige Damen amüsiert betonten. „Siehst du?‟, sagte eine der Damen zu ihrer Nachbarin. Die Platinblonde staunte: „Hätte ich nicht gedacht. Dann ist das Gerät wohl doch nicht so stark.‟

Dulcia schlug vor: „Wir könnten ja mal ausprobieren, ab wann er auf die Knie geht. Wäre interessant. Ich glaube ja immer noch 30.‟ Einige der Ladys stimmten lautstark zu, aber Flosa schüttelte den Kopf. „Nein, kommt nicht infrage.‟ Dann nickte sie ihm zu: „Du darfst die Arme wieder runternehmen.‟ Gravis nahm sofort seine Hoden in die Hände und formte sie wie zu einem Schutzpanzer um die empfindlichen Organe. Eine Dame betrachtete die Körperinformationen zu Gravis auf ihrem Pad und staunte: „Was für ein Adrenalinausstoß! Und die Tryptaminwerte! Der Schock muss doch ganz schön gezwiebelt haben.‟

Auf dem Heimweg fragte Flosa ihren Muskelboy: „Wie findest du deine neuen Accessoires? Sitzen sie bequem?‟ Gravis nickte. Inzwischen hatte er sich an das leicht saugende Gefühl gewöhnt. Und nach den Schocks war das sowieso irrelevant. Flosa schaltete zu Hause mit einem Klatschen die Nachrichteninformation ein, die als holografische Darstellung im Raum vor einer Wand erschien: Die Vereinigte Allianz hatte dem Königreich Regina ein Ultimatum gestellt. Der „Aggressor‟ stand kurz vor der Anektion des Planeten. Flosa machte große Augen. So ernst war die Lage? Was machte die Monarchin dagegen? Was war mit der Pugnatoren-Armee?

Flosa suchte auf verbotenen Frequenzen nach direkten transstellaren Informationen. Sie traute Regina nicht. Die Imperatorin hatte schon früher gerne Informationen manipuliert und zensiert. - Schließlich fing Flosa ein Datenpaket von Litus Mundus auf. Darin sprach die Quelle von Raumkämpfen innerhalb von Reginas Sol-System. In der Nähe des Orbits vom äußersten Planeten war es zu Zusammenstößen gekommen, bei denen die Flotte der Regina sämtliche beteiligte Kreuzer verloren hatte. Die VA nutzte dabei spezielle Impulswaffen, die keine Leben forderten, sondern nur die Antriebe und Computer außer Gefecht setzten. Anschließend mussten sich die Pugnatoren und die Führungsriege ergeben, darunter sechs Praefectas. Eine größere Einheit Kreuzer von Fortuna sollte nun endgültig den Vorstoß der VA unterbinden.

Ob das jedoch gelingen würde, da war sich Flosa unsicher. Plötzlich war ihr die Situation klar: Sie würde als Kriegsgefangene enden. Oder wurde sie ins Exil geschickt? Ihr Leben auf Regina würde bald beendet sein. Sie war eine von einer Millionen weiblichen Armeeangehörigen. Zehn Millionen Pugnatoren kamen dazu. Was geschah mit all den Menschen? Die Partylaune, die sie vor kurzer Zeit auf der Dachterrasse noch gehabt hatte, war restlos verschwunden, als wäre sie in ein schwarzes Loch gesaugt worden. Eigentlich hatte sie vorgehabt, den Munus Universe 100 programmieren zu lassen und ein Wort als Individual-Auslöser festzulegen, aber sie hatte keine Lust mehr. Selbst die oralen Genüsse, auf die sie sich schon die ganze Zeit gefreut hatte, schob sie zunächst zur Seite und sinnierte stattdessen über die prekäre politische Lage.

Königin Regina versuchte offenbar nicht einmal, die Situation auf diplomatischem Wege zu entschärfen. Stattdessen, so war in den abgefangenen Nachrichten zu erfahren gewesen, war eine paramentäre Delegation der VA unter „weißer Flagge‟ von einem Spezialkommando der Reginastreitkräfte festgenommen worden - ein skandalöser Eklat, der gegen jedes transstellare Völkerrecht verstieß. Diese Information war in den Nachrichten auf Regina nicht erwähnt worden. Die fünfköpfige Abordnung aus vier Kommandanten und einem Diplomaten aus dem Verteidigungsministerium auf Beta Patria waren abgeführt worden. Regina gab keinerlei Auskunft über deren Verbleib. Veteranas hatten die Geiseln nach Regina geflogen und auf Antipodes in Disciplina inhaftiert.

Von Spezialverhören erhoffte man sich geheime Informationen über die Manöver der VA. Doch bisher hatten selbst Spezialistinnen kaum verwertbare Neuigkeiten von ihnen erfahren. Nach dem illegalen Übergriff hatten Flottenverbände der VA den Raum im Sol-System der Regina besetzt und Flugsverbotslinien ausgesprochen. Der Feind war dem Basislager auf Fortuna bis auf wenige hunderttausend Kilometer Entfernung auf den Pelz gerückt.

Flosa wurde abrupt aus ihren Gedanken gerissen, als Gravis sich räusperte und leicht geduckt dastand und wohl etwas sagen wollte, sich aber nicht traute. Die Herrin sah ihn mit erhobener Braue an: „Was?‟ Gravis schaute auf den Boden. Linkisch trat er näher. „Wenn ich meinen Körperbau behalten soll, müsste ich trainieren.‟ Flosa schürzte die Lippen. Daran hatte sie gar nicht gedacht. Der Muskelboy durfte sich zwar bei den Nahrungsmitteln bedienen, aber er benötigte natürlich auch Gewichte oder Maschinen. Flosa überlegte. So etwas besaß sie nicht. Gravis würde in ein Fitness-Gym der Armee gehen müssen. Aber ob da männliche Humanoide überhaupt der Eintritt erlaubt war?

Sie klickte auf ihren Datenpad und stellte fest, dass der Muskeltonus ihres Sklaven bereits nachgelassen hatte. Ebenfalls waren 512 g Muskelmasse verloren. Bald würde er wie ein gewöhnlicher Custos aussehen, wenn sie nicht gegensteuerte. Aber sie hatte ihn ja gerade wegen seines außergewöhnlichen Körperbaus ersteigert. Kurz kam ihr die Überlegung, von Regina wegzuziehen, in die Vereinigte Allianz überzusiedeln, wo Gravis akzeptiert wurde. Sie würde in einer der Kommunen leben, in der Frauen der Female Supremacy Organisation lebten. Doch wie sollte sie übersiedeln? Erstens war sie dann eine Deserteurin; zweitens war das Sol-System bereits durch den Feind abgeriegelt. Wenn sie eine der Edeldamen wäre... Vielleicht würden die ins Exil geschickt. Aber eine Armeeangehörige wie sie? Als Kriegsgefangene würde sie auf einem Planeten der VA enden. Es gab sicherlich lebenslange Haft oder eine Gehirnneustrukturierung, um aus ihr eine gehorsame Bürgerin der VA zu machen. In was für furchtbaren Zeiten lebte sie nur? Womit hatte sie das verdient?

Ihre Laune erreichte den absoluten Nullpunkt. Sie giftete Gravis an: „Dann mach doch Kniebeugen! Los!‟ Der Gigant räusperte sich. „Ich... das wird aber nicht so effektiv sein...‟ Flosa wurde beinahe hysterisch: „Mach Kniebeugen! Fang an! So lange, bis ich stop sage!‟ Gravis begann, die Anweisung auszuführen. - Nach hundert Stück schnaufte er schon wie ein kaputtes Triebwerk aus vergangenen Jahrhunderten. Er war Ausdauerübungen nicht gewohnt. Er beherrschte die Übung mit über 300 kg Gewicht, aber die vielen Wiederholungen ließen seine Lunge und bald auch seine Schenkel brennen wie eine Supernova.

Flosa dachte jedoch nicht daran, ihn zu erlösen. Sie legte sich auf einen Diwan und schaute gelangweilt zu, wie er wieder und wieder tief in die Hocke ging und seine 175 kg wieder zur Streckung brachte. Zu seinem Schrecken sah er, wie Flosa nach dem Munus Universe 100 griff und spielerisch über das Display fuhr. Gravis machte brav seine Kniebeugen, eine nach der anderen, obwohl er schon kurzatmig war und Schweiß auf seiner Stirn stand. Doch trotz seiner gewaltigen Beinmuskeln wurde er nach 120 Wiederholungen langsamer und leicht zittrig. Flosa betrachtete ihn wie ein Raubvogel, der einen Wurm anvisierte. Plötzlich rief der Muskelkoloss laut ein „AU!‟ und beeilte sich mit der nächsten Widerholung. Flosa hatte ein Korrektursignal geschickt. Der Intensität nach war es irgendwas zwischen Stufe zehn und 15. Er sah flehend zu seiner Herrin. Flosa schien amüsiert. Sie konstatierte kühl: „Du wirst langsam, du fauler Sklave!‟

Gravis zwang sich, alle Kraftreserven aufbrauchend, die Geschwindigkeit wieder zu erhöhen und konstant zu halten. 150 Wiederholungen waren geschafft. Der Ex-Custos ächzte laut und schnaufte, zittrig ging er wieder und wieder tief in die Hocke und streckte sich danach hoch. Der Schweiß lief ihm so herunter, dass sich Tropfen auf dem Boden zu kleinen Pfützen entwickelten. Ab 160 wurde er wieder langsamer. Er kam nur äußerst schwer aus der Hocke hoch, zuckte und zitterte, wackelte und taumelte. Flosa ließ ihn gewähren, als er noch langsamer wurde, doch musste er 200 Einheiten bewältigen, bevor sie befahl: „Bleib stehen!‟

Mit zittrigen, brennenden Schenkeln stand der Sklave da und musste aufpassen, dass seine Beine nicht unter ihm wegsackten. Schwer atmend wartete er auf Flosas nächste Anweisungen. „Auf alle Viere! Und dann komm zu mir!‟ Gravis gehorchte sofort und krabbelte auf sie zu. Die Herrin wünschte: „Zieh mich aus! Los! Die Hose und den Slip!‟ Dabei legte sie sich auf den Rücken und schaute passiv zu, wie der Muskelgigant sich über sie beugte, anhob, als sei sie eine Puppe aus Papier, ihr die Hose und den Slip hinabzog und ordentlich beiseite legte. Vorsichtig legte er Flosa wieder auf den Diwan. Seine Hände, so wunderte sich die Frau, waren zärtlich und behutsam. Er hätte sie mit seiner groben Kraft zerquetschen können wie eine Fliege, aber er berührte sie nur ganz sanft.

Flosa lächelte ihn an. Langsam spreizte sie ihre Schenkel. Gravis versuchte, den starren Blick nicht genau zu ihrer Weiblichkeit zu lenken, was ihm aber ausgesprochen schwer fiel. „Leck mich!‟, hörte er ihre Stimme fordernd und voller erotischem Verlangen. Gravis spürte, wie seine eigene Begierde danach ins Unermessliche stieg. Ja, er wollte sie verwöhnen. Er wollte ihr einen gigantischen Orgasmus schenken. Und am liebsten hätte er mit ihr geschlafen. Aber das würde wohl nur Fantasie bleiben. Vielleicht hatte sie Erbarmen mit ihm und würde seine Keuschheit für eine Zeit unterbrechen.

Er begab sich zwischen ihre Beine und genoss ihren weiblichen Duft und saugte an den Lippen, der Knospe und tief hinein in ihre Liebeshöhle. Flosa bäumte sich, drückte den Rücken durch und stöhnte auf. „Weiter! Mach weiter! Nur nicht aufhören! Wage es nicht! Mach weiter!‟ Gravis war in dieser Kunst nicht sehr geübt, aber Flosa schien es zu gefallen. Sie hatte seine Brustkette gegriffen und zog sie zu sich wie einen Pferdezügel. Seine Nippel brannten bald von dem Zug, aber er war so mit der Lust seiner Herrin beschäftigt, dass er die Schmerzen beinahe vergaß.

Schließlich brachte er sie zum Gipfel und erlebte, wie Flosa aufschrie vor fulminanter Erregung. Sie zuckte und bebte wie unter Starkstrom und stöhnte, seufzte und maunzte. Dann zog sie ihren Liebessklaven höher und küsste ihn leidenschaftlich. Gravis war perplex. Das hatte er nicht erwartet. Er lag nun über ihr, die Unterarme bohrten sich in den Diwan, damit er die zierliche Herrin nicht erdrückte. Plötzlich nestelte sie in seinem Schritt. Erst von außen an der Leggins, dann öffnete sie seinen breiten Gürtel und zog ihm die Hose über den Po hinab. Den großen Phallus legte sie auf ihren Bauch und strich darüber. Und schon keuchte Gravis überrascht, als Flosa die Prothese entfernte.

Im ersten Augenblick hatte er Angst, dass sie über die wahre Größe seines Penis lachen würde, doch sie streichelte ihn und ließ ihn erigieren. Nun war es an Gravis, laut zu stöhnen. Seine Lust schnellte noch weiter in die Höhe. Er wollte nur noch eine Befriedigung. Eine Erlösung aus der Keuschheit. Flosa streichelte ihn weiter und weiter, rieb über den Schaft, kreiselte über die Eichel und griff die Wurzel hart und streichelte das gesamte Lustfleisch auf und ab und auf und ab. Es fehlte nicht mehr viel. Die aufgestaute Geilheit und die besondere Situation wirkten wie ein Turboantrieb, wie ein Überlichtimpuls... Durfte er denn überhaupt... Er würde auf Flosas süßen Bauch spritzen... Bis zu ihren so wunderbaren, reinen Brüsten...

Er versuchte, sich zurückzuhalten, es zu verhindern, aber die Herrin machte es ihm unmöglich. Acht Sekunden später brüllte Gravis auf und schoss seine Ladung ab. Sein Grunzen hörte gar nicht mehr auf. Sich widersprechende Gefühle durchrauschten ihn. Auf der einen Seite war er glücklich, befriedigt und entspannt, aber auf der anderen Seite hatte er fürchterliche Angst davor, etwas falsch gemacht zu haben. Er hatte seiner Lady über Bauch und Brüste gespritzt! Das war doch für einen Liebessklaven sicherlich eine Todsünde!

Aber Flosa löste sich von ihm, ohne einen bösen Blick abzuschießen. Grinsend verschwand sie im Bad, wo sie sich von seiner Lust in einer Utraschalldusche säuberte. Wortlos legte sie bei ihrer Rückkehr ihrem Sklaven die Penisprothese an, die seine Keuschheit sicherte. Endlich sprach sie: „Hat es dir gefallen?‟ Gravis stöhnte lustvoll auf. „Ja, Herrin Flosa. Sehr sogar! Ich danke Ihnen für dieses große Geschenk an Ihren Sklaven.‟ Sie antwortete: „Du hast mir ebenfalls sehr große Lust bereitet.‟ Sie drehte sich auf den Rücken. „Nun darfst du mich massieren.‟

Gravis folgte sofort ihrer Anweisung. Wieder überraschte er seine Besitzerin mit seinem sanften und doch druckvollen Griff. Fein dosiert nutzte er seine Stärke, um eine effektive Massage durchzuführen. Flosa fühlte sich mit den Nachwehen ihres Orgasmus noch wie auf einem Kraftfeld schwebend. Wohlig maunzte sie unter den großen Händen des Muskelmannes. Gravis war auch glücklich und zufrieden, so dass er sogar seine Hodenelektroden vergaß. Flosa lobte ihn: „Besser könnte es ein Massage-Android auch nicht.‟ - Nach einer Stunde dankte sie ihrem Masseur und wies ihn an, sich in Löffelchenstellung an sie zu schmiegen. Flosa war sich sicher: Der Muskelfreak war jede Krediteinheit wert! Nackt schliefen die beiden eng kuschelnd ein.
129. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 01.06.17 21:11

Wenigstens scheint es Gravis einigermassen gut zu gehen. Er hat zwar jetzt ESchocker an den Hoden aber seine Herrin ist nicht unbedingt eine Sadistin.
Sieht ja gar nicht gut aus für das Regina System.
Erinnert mich irgendwie an die Kriege der Amis. Beim Bürgerkrieg ging es Augenscheinlich um Sklavenbefreiung und beim Irakkrieg angeblich um C Waffen. Beide male standen durchaus Wirtschaftliche Interessen dahinter. Bei Regina gehts der VA doch nur um die Wertvollen Kristalle.
130. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 14.06.17 19:56

~ XLVIII ~


Animus, Taurus und 58 weitere Reservisten waren in einem Schnellverfahren zu Soldaten der Vereinigten Allianz, Pax Novo Korps IV, Kompanie 34, die eigens wegen der Auseinandersetzung mit Regina gebildet worden war - wie viele weitere Einheiten auch. Ihr erster Weg führte zu einer orbitalen Raumstation, die um Pax Novo kreiste. Bis zu 12.000 Mann konnte die Station aufnehmen und war weitgehend autark wie ein Mikrokosmos. Für das Anlanden von Schiffen bis zur Schlachtkreuzerklasse standen vier Andockdecks zur Verfügung.

Animus sah aus dem Bullauge neben seinem Sitz im Transporter, wie sie sich der Station näherten: drei zylindrische Sektionen, die durch schmalere Verbindungskonstruktionen mit einer breiteren Plattformebene eine Einheit bildeten. An einem Ende ragte eine gewaltige Antenne in die Tiefe des Alls, die transstellare Wellen entdecken konnte. - Direkt nach Ankunft, marschierten die Neulinge von Bord durch düstere Korridore, deren Oberfläche aus nacktem Stahl bestanden. Sie befanden sich auf dem Kommandozentrum von Pax Novo - Korps IV. In Kompanie 34 würden die Reservisten eingekleidet und ihren neuen Einheiten zugeteilt werden.

Der junge Reservist war gespannt, wie die neue Uniform sitzen würde. So unbequem wie die Pugnatorenbekleidung konnte sie kaum sein. Doch bevor es zur Kleiderkammer ging, führte ein Offizier sie zu einem Raum mit sechs Metall-Stühlen, die nebeneinander standen. Je ein halbes Dutzend von ihnen musste Platz nehmen. Von den Wänden leuchteten neonröhrenartige Lichtquellen im bläulichen Farbspektrum. Ohne Vorwarnung fuhren Roboterarme von der Decke und fixierten den Kopf und rasierten die Haare der Novizen mit Rasiermessern bis auf eine Länge von einem Millimeter ab.

Anschließend erhielten sie ihre Dienstkleidung: schwarze Stiefel, Socken, dunkelblaue Hosen, hellblaue Hemden, eine dunkelblaue Jacke sowie Unterwäsche. Den Kleiderstapel nahm jeder mit sich zu einer langen Bank, wo sich die jungen Männer umziehen konnten. Auf Hemd und Jacke waren bereits individuelle Markierungen. Alle Reservisten trugen ein „R‟ sowie eine Zahl für den Dienstgrad. Animus war ein „R 1‟, also einfacher Soldat. Taurus erhielt aufgrund seiner Qualifikation und Erfahrung ein „R 2‟, was einem Unteroffizier entsprach.

Animus stellte zufrieden fest, dass sein Outfit wie maßgeschneidert saß. Vermutlich waren Nanofasern eingewebt, die die Passform dem Träger entsprechend veränderte. Die Pugnatorenstiefel in der Regina-Armee hatten sich wie schwere Klumpen angefühlt; in den VA-Stiefeln dagegen lief man wie auf Wolken und hatte trotzdem einen stabilen Halt. Die Reservisten wurden in kleine Einheiten zu je acht Mann eingeteilt. Taurus verließ mit vier weiteren Männern die Ansammlung. Animus und seine sieben Begleiter erhielten in einer anderen Kammer ein wulstiges Zusatzmodul für ihre Uniform, das sie in den Nacken legen und vorne an der Jacke fixieren sollten. Der Ausbilder erklärte: „Das ist eine atmungsaktive Filtermaske. Im Notfall dreht ihr vorne an der Kappe und zieht sie ab. Daraufhin wird sich die Kunststoffmaske öffnen und sich über euren Kopf schieben und den Gesichtszügen anpassen. Der Spezialfilter ermöglicht trotz der enganliegenden Schicht das freie Atmen durch einen Filter, der vor chemischen und biologischen Kampfstoffen schützt.‟

Er erläuterte, dass der Hörsinn durch die Kunststoffschicht um 15 Prozent eingeschränkt war, der Geruchssinn um 22 Prozent, und die Optik wie durch einen Rotlichtfilter erlebt würde. Die Maske war nur bei Außeneinsätzen oder Enterungen notwendig. „Vermutlich wird sie nicht benötigt, da Ihre Hauptaufgabe darin bestehen wird, diverse technische Apparaturen sowie sensorische Konsolen der Antriebs- und Navigationseinheiten an Bord eines Kreuzers zu bedienen.‟

Ihr erster Einsatz sollte sie nach Litus Mundus führen, dem neuen Basisquartier der Vereinigten Allianz. Unterwegs wurden die Reservisten von Fähnrichen an diversen Stationen ausgebildet. Es gehörte zwar auch ein Ertüchtigungstraining und Selbstverteidigung zu den Übungen, aber sie waren weniger im Vordergrund als bei der Pugnatorenausbildung. Die meiste Zeit verbrachte Animus an einer Simulations-Konsole des Maschinendecks, wo er die Antriebsenergiespulen kalibrierte, um abweichende Werte zu neutralisieren. Sein Ausbilder scherzte: „Du bist jetzt der Herr der Partikelströme.‟ Zwar kontrollierte der Fähnrich regelmäßig über ein Interface, ob Animus korrekte Daten in den Prozessoren verifizierte, aber insgesamt war er mit seinem Schüler sehr zufrieden.

Weniger glücklich stellte der Novize sich beim Konfigurieren von Soft- und Hardwarepaketen an, die einer Notfallausrüstung beilagen. Animus sollte ein mobiles Kraftfeld erstellen, ein Ortungsgerät aktivieren sowie einen Scanner für bioelektrische Signale konfigurieren, doch viele der Aufgaben überforderten ihn. Die Regina-Technik unterschied sich zu sehr von der der Vereinigten Allianz. Als der Kreuzer auf Litus Mundus landete, wurde Animus zu Gruppe 13 eingeteilt - ein Synonym für die technisch weniger kompetenten Neulinge.

In Windeseile war der Touristen-Planet evakuiert und vom Militär annektiert worden. Die Hotels dienten als Wohnanlagen für die Soldaten und Verwaltungsangestellten der VA; andere große Einrichtungen wurden zu Übungsräumen, zu Konferenzsälen, zu Manöverplätzen. Der Neuling fand sich mit vier Kameraden in einer Hotelsuite wieder. Ein Doppelbett, zwei Einzelbetten und ein Sofa standen zur Verfügung. Damit es nicht zu Streitigkeiten kam, einigten sie sich auf ein routierendes System, so dass jeder mal auf dem Sofa schlafen musste.

Aber wahrscheinlich waren sie eh nicht lange hier einquartiert. Animus vermutete, dass es bald mit einem Kreuzer Richtung Regina-System ging. - Die Kameraden hatten sich gerade eingerichtet, da knallte die Suitentür auf und ein Fähnrich erschien im Stechschritt: „Alle ausziehen!‟, brüllte er im Kommandoton. Die fünf jungen Männer sahen sich überrascht an und entkleideten sich bis auf den weißen Slip. Doch damit fand sich der Fähnrich nicht ab. Verärgert schrie er: „Ich habe gesagt: Ausziehen!‟ Die Reservisten stiegen aus ihren Slips und fühlten sich offensichtlich unwohl. Was sollte das werden? Wozu sollten sie sich nackt aufstellen?

„Angetreten und stillgestanden!‟, befahl der Mann nun etwas versöhnlicher. Die Rekruten standen in einer Reihe stramm vor dem Unteroffizier. Auf dem Hotelflur war zahlreiches hektisches Fußgetrampel zu hören. Dann polterte es plötzlich an der Tür. Der Fähnrich befahl: „Und raus! Links herum! Den Korridor komplett bis zum Ende marschieren und zurück ins Zimmer!‟ Schon riss jemand die Tür auf. Animus und seine Kameraden setzten sich in einer kleinen Kolonne in Bewegung. Es blieb keine Zeit, um über irgendetwas nachzudenken. Sie reagierten einfach und liefen los. Draußen staunten sie nicht schlecht: An den Wänden des Flurs standen auf beiden Seiten aufgereiht Fähnriche und Reservisten der Klassen „R 2‟ und „R 3‟. Jeder hatte einen kurzen Gummiknüppel in der Hand und schaute grinsend und schadenfroh auf die Ankömmlinge.

Als die Jünglinge durch die Reihen marschierten, prasselten Schläge auf ihre nackten Hintern. Die Männer liefen immer schneller, aber das nutzte ihnen wenig. Schreiend und ächzend erreichte der Erste das Ende des Flurs und wartete auf seine Kameraden, und schon ging es den gleichen Weg zurück. Das Spießrutenlaufen hatte erst ein Ende, als sie zurück in ihrer Suite waren und sich mit verzerrten Gesichtern die verfärbten Hinterteile rieben. Dass der Hotelflur so lang war, war ihnen gar nicht bewusst gewesen. Der Fähnrich, der sie besucht hatte, verabschiedete sich mit den Worten: „Kleiner Initiationsritus für R-1er. Ruht euch aus. Morgen früh geht es los mit Sport und Technikunterricht.‟ Kaum war die Tür zu, hörten sie auf dem Flur erneut Schreie und Prügelgeräusche. Jetzt waren wohl die Zimmernachbarn an der Reihe.

Animus stellte sich im Bad vor einen großen Wandspiegel und besah sich das Ergebnis der Knüppel. Da hatten einige Leute ihre Aufgabe sehr ambitioniert ausgeführt. Aber es war nun mal so, und alle mussten da durch. - In der ersten Nacht schlief er im Doppelbett. Das Quartett im Schlafzimmer unterhielt sich noch eine Weile. Man lernte sich kennen und erfuhr so einiges voneinander. Dabei lagen sie auf dem Bauch, denn der Hintern war recht druckempfindlich geworden. Die drei anderen Reservisten waren junge Männer von Pax Novo, die sich freiwillig gemeldet hatten, um ihren Lebenslauf damit aufzubessern. Außerdem galt es als schick bei den Mädels, wenn man bei der Armee war. Der fünfte Kamerad blieb bei den Gesprächen isoliert, denn er nächtigte alleine auf dem Sofa im Wohnbereich der Suite. Morgen würde Animus auch seine Lebensgeschichte erfahren.

Die drei Kameraden im Schlafzimmer waren sehr interessiert an den Erlebnissen des Ex-Pugnators. Einen Mann von Regina hatten sie bisher nie kennengelernt. Die drei Bürger von Pax Novo waren verlobt und zeigten auf ihren Datenpads stolz die Fotos ihrer Partnerin. Als sie erfuhren, dass Animus als Pugnator keinen Sex haben durfte, waren sie überrascht. Er wollte es eigentlich nicht erzählen, aber dann berichtete er doch von seiner Entjungferung durch eine Audiutrixoffizierin. Die Kameraden ließen sich jedes Detail erzählen und wollten schließlich auch wissen, wie die Ausbildung zum Pugnator abgelaufen war. Animus erwähnte den unerbittlichen Drill und das ewige Exerzieren in der Drillhalle, die im Schritt zwickende Hose, die brutalen Ausbilderinnen, Audiutrix genannt, die mit ihren Impulsstäben jeden kleinsten Fehler sofort bestraften. Die Kameraden waren erstaunt und gleichzeitig erleichtert, dass sie nicht in Regina geboren waren.

Animus meinte: „Und zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht einmal. dass einige Jünglinge auch Rusticusse oder Munuswesen werden.‟ Einer seiner Kameraden sagte, sich über die kurzen Stoppel streichend: „Hier ist auch nicht alles cool. Meine schönen, langen Haare. Einfach ab!‟ Animus schnaubte. „Pugnatoren sind völlig kahl! Es gab ein Enthaarungsmittel, dass in den Duschen verabreicht wurde. Damit war jede Körperbehaarung futsch.‟ Seine Mitbewohner sahen ihn ungläubig an. Animus seufzte. „Eine der schlimmsten Strafen, die ich selbst erlebt habe, war diese Quadruplex-Vinculum.‟ Die Anderen schauten fragend. Animus erklärte ihnen die Metallfesselung, bei der die beiden Delinquenten ihre Hände im Nacken aneinanderhielten, die zusätzlich die Hälse fixierten. Und dann kam erst noch die eigentliche Strafe: Ein horizontaler Stab erhob sich unter den gespreizten Beinen der Männer, bis er gegen den Damm drückte. Nun konnten nur noch die Zehen das Körpergewicht tragen. Animus schluckte, als er an die vielen Zuschauer dachte, die wie ein Publikum vor einer Bühne gegafft hatten. Er erinnerte sich lebhaft: „Zuerst brennen deine Waden, dann zittern deine Beine, und schließlich liegt dein gesamtes Gewicht auf dem Damm und drückt gegen diese dünne Stange. Es war absolut brutal! Da werden Minuten zu Stunden.‟
Einer der Jünglinge fragte: „Was hattet ihr denn angestellt, dass ihr so drakonisch bestraft wurdet?‟ Animus biss sich auf die Lippen. „Wir haben uns in der Dusche geprügelt.‟ Die Novizen waren entsetzt, dass so eine Lappalie so drastisch bestraft wurde. Kleine Schlägereien zwischen Rekruten gab es doch in jeder Armee.

Nach einigen weiteren Themen zu den Pros und Contras der Vereinigten Allianz und der bevorstehenden Invasion der abtrünnigen Kolonie Regina, löschten die Jünglinge das Licht und wünschten sich eine gute Nacht. Animus konnte vor Aufregung nicht einschlafen, drehte sich von links nach rechts, auf den Bauch und wieder zurück. Nur auf dem Rücken konnte er wegen des Spießrutenlaufs nicht liegen. - Hörte er da ein Geräusch? Die Gelmatratze veränderte ständig ihre Form. Es war eine Art rhythmische Modulation. Was machte denn sein Kamerad da neben ihm? Er holte sich doch wohl keinen runter!? Doch das schwere Atmen vergrößerte nur den Verdacht. Jetzt merkte auch Animus, wie sich eine Erektion bei ihm anbahnte. Er hatte das starke Bedürfnis, sich zu berühren, aber zugleich wäre es ihm peinlich, in Gegenwart der Kameraden zu onanieren.

Obwohl... sein Bettnachbar machte es schließlich auch. Seine rechte Hand kroch beinahe heimlich zwischen seine Beine und fasste das harte Zeugnis seines Verlangens. Sofort bäumte es sich noch mehr auf und gierte nach weiteren Liebkosungen. Scham hin oder her, Animus begann, seiner Lust zu frönen. Er gab sich ihr hin, verfiel ihr schon im nächsten Moment. Wie lange war sein letzter Orgasmus vergangen? Er wusste es nicht. Zu lang. Ja, er wollte nur noch kommen...

Plötzlich merkte er einen Lichtschein unter seinen geschlossenen Lidern durchscheinen. Animus riss die Augen auf und kniff sie sofort wieder zusammen. Ein kräftiger Lichtstrahl blendete ihn schmerzhaft. Gegenüber hatte ein Kamerad von seinem Einzelbett eine LED-Stablampe auf ihn gerichtet. Eine Stimme fragte: „Was macht ihr denn da? So kann ja keiner pennen.‟ Neben Animus waren die Geräusche verstummt. - Der Rest der Nacht herrschte in der Stube bis auf leise Atemgeräusche absolute Stille.

Am frühen Morgen wurden die Rekruten bereits direkt nach dem Wecken zu einem Drill geschickt. Animus spürte bei jedem Schritt sein Gesäß, das noch von der Züchtigung schmerzte. - Nach der anstrengenden Einheit erhielten die Novizen ein Frühstück und mussten gleich im Anschluss zu einem Technikkurs. An einer Übungskonsole lernten sie die diversen Aufgaben auf dem Antriebsdeck eines Armee-Kreuzers. In wenigen Wochen, vielleicht sogar Tagen, sollten sie bereit sein, um an der Invasion gegen das Regina-Regime teilzunehmen. Die anfänglichen Schwierigkeiten legte der junge Mann bald ab und bediente die Interfaces so kompetent, so dass er zahlreiche Lobe seiner Vorgesetzten erhielt. Er wurde aus seiner Gruppe in ein anderes Team versetzt.

Schon bald gehörte er zu der eingeteilten Plan-Besatzung der Impetus, einem gigantischen Schlachtschiff der höchsten Klasse mit 4.000 Soldaten an Bord, von denen 350 Piloten kleiner Angriffsjäger waren. Die meisten Besatzungsmitglieder benötigte das Schiff für die komplexe Steuerung und Technikausrüstung, die diversen Scanner, die zahlreichen Impulsstrahler und die Infrastruktur der überdimensionalen Impetus. An Bord waren neben der üblichen Offiziersbesatzung der Brücke bis zum Kapitän auch ein Admiral und eine Delegation des Hohen Rates von Beta Patria. Der detaillierte Einsatzplan war streng geheim, aber es war ein offenes Geheimnis, dass die Impetus in einem Flottenverband in den nächsten Tagen Richtung Regina aufbrechen würde.

Animus war an einem Kailbrierungsgerät ausgebildet worden und würde auf der Impetus auf dem Maschinendeck eingesetzt werden. Von dort wurde die Energie bereitgestellt, die die Brückenoffiziere der Navigationseinheit und Verteidigungssektion benötigten. Die stärkste Strahlenkanone der Impetus konnte eine große Orbitalstation stilllegen, indem sie elektromagnetische Pulse aussendete. Gleichzeitig war sie in der Lage, ähnliche Angriffe zu neutralisieren. Zusätzlich konnten gezielte Angriffe auf kortikale Punkte von Gegnern deren Willen und Bewusstsein ausschalten. Eine Gegenwehr war damit unmöglich.

Die Regierung auf Regina wusste von der militärischen Stärke der Vereinigten Allianz. Längst waren Dilithiumvorräte auf großen Erz-Frachtschiffen gelagert und zum Abtransport bereit. Der zunächst vorgesehen Plan, die Vorkommen zu vergraben, musste aufgegeben werden, denn Regina ahnte, dass die VA den Planeten langfristig besetzen würde. Die gesamte Invasion wurde in den Heimatwelten der VA als große Befreiungsaktion propagiert, um Rusticusse und Munuswesen von ihrem Sklavendasein zu erlösen. Verhandlungen über eine Kapitulation mit zahlreichen Sonderrechten für das Herrscherhaus Regina, hatte der Hohe Rat der VA abgelehnt. Nur eine bedingungslose Aufgabe war akzeptabel, doch darauf ließ sich die Regentin nicht ein.

Während die Pugnatoren-Einheiten noch den Einsatzbefehl zur Verteidigung hatten, bereiteten sich die Adelsdamen längst für ein Flucht vor und transferierten Vermögen auf anonyme Kryptokonten außerhalb des Sol-Systems. Die täglichen Krisenkonferenzen zur Lage der Nation hielt die Imperatorin aus dem Tiefbunker unterhalb des Regierungspalastes, aber auch für sie und ihre engsten Vertrauten stand ein Fluchtschiff zur Verfügung. Von Tag zu Tag musste die Armee mehr und mehr Verluste hinnehmen. Die VA nahm tausende Pugnatoren und Offizierinnen gefangen und beschlagnahmte einen Kreuzer nach dem anderen. Die meisten Gefangenen wurden von Transportern der Flotte zunächst nach Litus Mundus in Hotels untergebracht.

Für die Datenverbindung zu dem einsamen Eiland auf der anderen Seite des Planeten, Antipodes, auf dem das Straflager Disciplina lag, wurde eine Nachrichtensperre verhängt. Die prekäre Lage sollte die dort arbeitenden Audiutrixoffizierinnen nicht verunsichern. Und so ging dort der Tag seinen gewohnten Gang: Die Gefangenen schufteten auf Galeeren, in Tretmühlen, Dilithium-Minen oder wurden von sadistischen Wärterinnen einer rigiden Umerziehungstherapie unterzogen.

Auch vor der ehemaligen Praefecta Audaxa wurde keine Ausnahme gemacht. Wegen ihr waren vermutlich Staatsgeheimnisse an den Feind gefallen. Sie hatte also Hochverrat begangen. Regina wollte an ihr ein Exempel statuieren und hatte sie lebenslang nach Disciplina geschickt. Inzwischen war sie aus ihrer Zwangsjacke befreit worden, doch nur, um sie als Rudersklavin auf einer Galeere einzusetzen. Da sie mit den Mitsklaven, meist kräftige Rusticusse, nicht mithalten konnte, bekam sie reichlich Peitschenhiebe der Antreiberinnen. Bis auf einen Eisenring um den Hals und Hals- sowie Fußreife, die mit Ketten am Bootsboden und der Ruderbank fixiert waren, trug sie nur ihre nackte Haut, die mittlerweile voller Striemen war. Ihre Brüste wackelten und schaukelten bei jeder Ruderbewegung hin und her. Die anfängliche Arroganz war einer brausenden Wut gewichen, die dann in Resignation und schließlich devoter Hingabe gemündet war. Sie kämpfte mit dem Ruder, mühte sich nach aller Kraft und hatte zu ihrer Vergangenheit, ihrem ganzen bisherigen Leben als hohe Praefecta eine Distanz aufgebaut, ein Nebel, der immer dichter wurde.

Fast schlimmer als die Peitschenhiebe, waren die teils zornigen, teils gierigen Blicke der Ruderer, die auf sie geworfen wurden. Jeder konnte sich denken, wen sie da vor sich hatten: eine hohe Militärangehörige, die in Ungnade gefallen war. Wären die Ketten und Aufseherinnen nicht gewesen... Audaxas einzige Hoffnung auf Rettung war der Feind. Wenn die Vereinigte Allianz den Planeten besetzt hatte, würde auch Disciplina geräumt. Sie konnte sich als Opfer darstellen und untertauchen. Sie würde ein Leben in einer Welt führen, in der die FSO eine feministische Grundordnung führte. Wenn ihr gesamter Besitz auf Fortuna auch verloren war, würde sie sich schon neues Vermögen beschaffen und ein unbeschwertes Leben führen, das...
Doch in just diesem Augenblick traf sie ein teuflisch brennender Hieb auf den Rücken.

Eine weibliche Stimme schrie: „Träum nicht rum, du faule Schlampe! Du bist zum Rudern hier!‟ Die Trommel, von einem Munuswesen geschlagen, begann ihren grausamen Rhythmus, und auf den Ruderbänken bewegten sich die Sklaven im gleichmäßigen Takt. Die Aufseherin in ihrem Lederkorsett bog ihre lange Peitsche zu einem Kreis und grinste auf Audaxa hinab. Als sie zu der Antreiberin hochsah, bildete diese die stummen höhnischen Silben: „Prae-fec-ta!‟ Angstschweiß floss der Sklavin wie ein Rinnsal zwischen den baren Brüsten hinab und landete in ihrer unbedeckten Scham.

Wenige Tage später sollte es für Animus so weit sein: Er ging an Bord der Impetus, die kurz darauf ihren Flug zum Sol-System des Reginaplaneten startete. Begleitet von hunderten Kreuzern und weiteren Schiffen für Angriff, Technik und Material des Flottenverbandes sollte zunächst das Verteidigungszentrum Fortuna neutralisiert werden. Dort lagerte die Hauptbasis der gegnerischen Armee. Vielleicht würden zumindest Teile des Militärs kapitulieren. Abtrünnige, die die absehbare Niederlage erkannten und sich Vorteile ausrechneten, wenn sie frühzeitig aufgaben. Hätte man erst mal den Mond von Regina erobert, wäre der Heimatplanet der Despotin nur noch eine Formsache, so hoffte der Hohe Rat. Das meiste Militär der Regina konzentrierte sich auf Fortuna. Fiel der Mond, fiel auch Regina selbst.

Als Animus mit einem riesigen Mannschaftstransporter samt 250 Rekruten zur Impetus flog, die im Orbit um Litus Mundus parkte, war das alles sehr aufregend für den jungen Mann. Die großen Regina-Kreuzer waren ja schon beeindruckend gewesen, aber sie waren nichts gegen das Schlachtschiff Impetus. Es wurde größer und größer, als sich der Transporter näherte, und bald schon war aus dem gewaltigen Shuttle im Vergleich ein Sandkorn geworden, das in einer überdimensionalen Luke des Giganten verschwand. Die meisten R-1er kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Doch viel Zeit blieb ihnen nicht, denn sofort nach Andocken mussten sie sich in kleinen Teams von acht Mann aufstellen und einem Führer in ihre Quartiere folgen.

Ein Mann in hochdekorierter Uniform beobachtete die Ankunft der Neulinge aus der Distanz. Animus wusste vor lauter Verwirrung und Dramatik in seinem Kopf nicht, welchen Rang diese Person hatte. Er schaute geradeaus und folgte dem Vordermann in der vorgegebenen Geschwindigkeit. - Jetzt sollte es also losgehen. Sein erster Flug, sein erstes Manöver. Direkt in die Höhle des Löwen. Oder der Löwin, besser gesagt. Er wollte der Vereinigten Allianz loyal dienen. Regina musste ausgemerzt werden. Diese Tyrannei musste beendet werden. Er dachte an die nachkommenden Generationen, denen ein Schicksal als Rusticus oder Munuswesen erspart bleiben würde. Und er dachte an Gravis und Timiditas. Männer würden gleichberechtigt sein, wie in der VA üblich. Der Rekrut grübelte über Luscinia nach. Was aus ihr wohl geworden war? Ein Leben mit ihr war ihm nicht vergönnt gewesen. Aber jetzt hatte er eine andere Aufgabe: den Kampf gegen Regina und ihr Regime.

In den nächsten Tagen arbeitete sich Animus schnell in seine Tätigkeitsbereiche ein. Er bediente die Sensorkonsolen im Maschinendeck so, als hätte er zeitlebens nichts anderes gemacht. - Während der Reise gab es mehrere Übungsmanöver: Mal griffen imaginäre Wing-Fighter der Regina an, mal schoss ein feindlicher Kreuzer auf sie, mal brach ein Feuer an Bord aus, mal bestand die Gefahr, dass Antimaterie austrat. - Und dann war es tatsächlich ein Ernstfall: Die Impetus erreichte den Raum des Sol-Systems der Regina. Erste feindliche Späher flogen in weiter Ferne und scannten das Schlachtschiff. Ein Funkaufruf in Dauerschleife bestrahlte Fortuna derweil, in dem sich die Regina-Armee bedingungslos ergeben sollten. Doch alle Zeichen sahen danach aus, als wollten die gegnerischen Schiffe einen Angriff auf die Ankömmlinge starten. Dutzende Kreuzer mit tausenden Pugnatoren erhoben sich in eine Umlaufbahn des Mondes.

Die riesige Flotte der VA stellte sich strategisch auf. Allerdings musste der Admiral der Impetus verblüfft erkennen, dass die Pugnatorenschiffe nicht etwa eine Attacke im Sinn hatten, sondern sie zogen sich zurück und flogen auf den Heimatplaneten, um sich dort mit dem Rest der Arme zu vereinen. Der Fortunamond war aufgegeben worden. Trotzdem zögerte der Admiral, Bodentruppen auszusenden, denn es konnte sich ja auch um eine Falle handeln. Zwar hatten die Scanner keine Anzeichen für nukleare, chemische oder biologische Waffen erkannt, aber noch wagte man keine Landung. Die Delegierten des Hohen Rates beratschlagten mit dem Admiral, dem Kapitän und noch zwei weiteren hohen Brückenoffizieren, wie man weiter vorgehen sollte. Nach einer Besprechung und Rücksprache mit dem Hohen Rat auf Beta Patria stand die Entscheidung fest: Ein Außentrupp aus Freiwilligen sollte die verlassene Militärbasis auf Fortuna untersuchen.

Die Späher sollten aus fünf Einzelteams bestehen, die je von einem Offizier, einem Spezialisten für Waffentechnik, einem Experten der Biochemie sowie fünf Soldaten zusammengesetzt waren. Als Animus davon hörte, wollte er unbedingt dabei sein. Aber sein Vorgesetzter erklärte ihm, dass nur ausgebildete Soldaten teilnehmen konnten. Für R-1er war das ausgeschlossen. Doch damit wollte er sich nicht zufrieden geben. Er betonte, dass er als Ex-Pugnator Aufbau und Technik in den Kasernen der Regina kannte. Der Vorgesetzte hob überrascht die Augenbrauen. Er hatte einen Ex-Pugnator vor sich? Das hatte er gar nicht gewusst.

Er sprach die Information bei einem Ranghöheren an, und so lief der Vorschlag die Hierarchiekette hoch bis auf die Brücke der Impetus. Eine Stunde später, kurz bevor die Teams zusammengestellt worden waren, erhielt Animus die Genehmigung, sich für Team III auf dem zweiten Unterdeck des Shuttlehafens zu melden. - Dann musste alles ganz schnell gehen. Hastige Befehle wurden gerufen, Teams marschierten in kleinen Kolonnen zu Mini-Shuttles. Auch Animus stieg mit seiner Gruppe in einen der Flieger. Die Männer schnallten sich mit einem Kreuzgurt auf Hartplastikschalensitzen fest. Mit erstaunlichem Schub schossen sie aus der riesigen Impetus heraus ins All.

Nach wenigen Minuten schrumpfte das Mutterschiff zu einem kaum erkennbaren Fleck vor einem schwarzen Hintergrund. Der Offizier, der das Achterteam leitete, instruierte die Soldaten und beide Spezialisten, ging noch mal Handzeichen und Kommandos durch. Dann wies er sie an, die Filtermaske zu aktivieren. Durch eine Handbewegung zog sich das Material eng über den Kopf des Nutzers und verschloss sich hermetisch. Animus ächzte. Ein leichter Anfall von Platzangst überkam ihn, aber er kämpfte ihn weg und konzentrierte sich auf den Offizier und weitere Befehle. Die Laute seiner Umwelt wirkten dumpf, das Atmen fiel schwerer, und die Sicht war eingeschränkt und rotgefärbt. Aber so waren sie wenigstens vor ABC-Gefahren geschützt.

Mit einem minimalen Ruck durchquerte der Transporter eine Membran, unter der die künstliche Atmosphäre einsetzte. Nur in der Nähe der Habitate und Kasernen gab es diese durch Terraforming erzeugten Lufträume, die auf Fortuna dazu dienten, größere Landflächen nutzbar zu machen. Die Raumfähre landete mit einem dumpfen Zischen auf der Oberfläche. Die Scanner prüften den Sauerstoffgehalt und die weitere Zusammensetzung der Luft. Alles entsprach den tolerierbaren Parametern. Der Offizier reichte den Männern jeweils zwei Unterlegsohlen für die Stiefel, die die schwächere Gravitation ausglichen. Sie konnten einfach an die Stiefel gesteckt werden. Dann erhielten die fünf Soldaten jeder einen Handphaser mit Kortikalstrahler, der jeden humanoiden Feind augenblicklich bewusstlos machte. Sie dienten nur der Sicherheit, denn niemand rechnete mit einem Treffen. Das Team stieg aus.

Zwei weitere Truppen waren in Sichtweite gelandet, die anderen zwei Außengruppen waren in zehntausend Metern Höhe auf einen südlicheren beziehungsweise nördlicheren Kurs geschwenkt. Beinahe hatte Animus Angst, einzusatmen, aber nur der Filter vor dem Mund ließ die Luft ein wenig künstlich schmecken und riechen. - Während das andere Team in gerade Linie auf ein Kontrollgebäude losmarschierte, führte der Offizier der ersten Einheit seine Leute zu einer etwa 200 Meter entfernten Glaskuppel, die offenbar zu einem Privatgebäude gehörte.
131. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 09.07.17 20:00

~ XLIX ~


Timiditas schwitzte in dem engen scharzen Catsuit aus Latex, den ihm Sadista verpasst hatte. Er fragte sich, wozu der Anzug ausgerechnet an den Hoden und Brüsten Aussparungen hatte. Der Phallus war hochgeschoben in einer Innenhülse des Anzugs, ähnlich einem Kondom. Doch es sollte noch ungemütlicher werden: Die Stiefel waren klobig und sahen aus wie Pferdehufe. Sadista schnallte sie den Munuswesen um und sicherte sie mit einem kleinen Digitalschloss. Das Körpergewicht lag nun auf den vorderen Fußballen und Zehen.

Danach führte sie die nun noch unsicherer stapfenden Sklaven zu ihrer Unterkunft. Das Quartier erinnerte mehr an einen Stall. Timiditas verglich ihn automatisch mit dem Melkstall der Regina, aber jener war viel steriler gewesen. Wie ein Labor. Dieser Stall enthielt Stroh und Sägespäne. Sadista entfernte die Ketten zwischen den Sklaven, doch die fünf Reife blieben ihnen erhalten. Jedes „Pferdchen‟ schickte sie in eine Einzelbox, die bis auf einen kleinen Gitterbereich an der Tür komplett geschlossen war und aus Stahl zu sein schien.

Timiditas schaute sich um: keine Möbel, nicht mal eine Liege. Er ließ sich erschöpft auf dem Boden nieder. Hoffentlich konnte er in den bizarren Stiefeln überhaupt wieder aufstehen. Er starrte auf die verschlossene Tür. Eine aufgedruckte Nummer war zu lesen: 4041136. Er erinnerte sich daran, dass es sein neuer Name war und prägte sich die Ziffernfolge ein. Sie war so gerade zu lesen, denn bis auf eine funzelige Lampe an der Decke, die seinen Raum in düsteres Zwielicht tauchte, gab es keine Lichtquelle.

Bald schon war „4041136‟ nassgeschwitzt. Der Anzug sowie die hohen Temperaturen, die hier herrschten, trieben ihm den Schweiß auf den ganzen Körper. Von seinen Weggefährten hörte er nichts. Sie saßen wohl ebenfalls auf dem Strohlager und waren in Gedanken verfallen. Er sah an sich hinab. Die baren Brüste und der große Hodensack schauten ihn an. Sein Phallus errigierte in seiner Stoffhülse und drückte von unten gegen die Brüste und bohrte sich dann mit seinem Kopf langsam zwischen sie. Er spürte, wie sein sexuelles Verlangen steil anstieg.

Er tastete nach seinem Liebesstab und rieb ihn durch den Stoff. Nur wenige Augenblicke später hielt er es nicht mehr aus: Er fummelte den Phallus aus seinem Kokon und befreite ihn gänzlich von seinem Gefängnis. Nun ragte er wie eine Ramme vor ihm und über den großen Hoden im 45-Grad-Winkel empor. - Stöhnend begann er, das Lustfleisch mit beiden Händen zu verwöhnen. Der Securitychip war sicherlich noch deaktiviert. Breitbeinig mit leicht angezogenen Schenkeln saß er da und bearbeitete den Schaft, während seine Geilheit wuchs und wuchs. In seinen großen Testikeln spürte er ein Brodeln, ein ungeduldiges Verlangen. Die schweren Brüste wurden durch seine nach vorne gestreckten Arme zusammengedrückt und nahmen ihm fast die ganze Sicht auf seine Lenden. Aber dafür wurde das Gefühl intensiver und intensiver. Lauter stöhnend gab es nun kein Zurück mehr. Es war so weit...

Gleich... Uhhhh! Jaaa! Jetzt! Timiditas brüllte vor Lust auf und schoss seine Leidenschaft durch den Stall bis an die gegenüberliegende Wand. Zwei, drei Schübe. Und noch einer. Ächzend und seufzend fiel der Munus erschöpft und tief befriedigt auf den Rücken in das Strohnest und schloss die Augen. Sein mächtiger Phallus zeigte zur Decke und sank in der Folge langsam Richtung Brüste, als wollte sich eine gigantische Raupe auf den Rücken legen. - Wie unter einem starken Stromschlag zuckte er zusammen, als er plötzlich eine schrillende Stimme aus einem Lautsprecher hörte: „4041136! Aufstehen! Heraustreten!‟

Damit war er gemeint. Zügig stellte er sich hin und wartete darauf, dass sich die Stalltür öffnete. Gleichzeitig mit einem unangenehm elektrischen Ton schob sich der massive Eingang auf. Sadista stand dort mit hohen Stiefeln, die ihr bis über die Hälfte der Oberschenkel reichten. Darüber trug sie eine enge Reiterhose und ein tailliertes Reitjacket. Sie hielt eine große Art von Spezial-Zange und hatte in der anderen Hand einen Gummibeutel. Daraus holte sie eine Kette mit einer Schlinge hervor. Es handelte sich um synthetisches Material, das Timiditas nicht kannte. Sadista griff dem Munus an der Halsöffnung des Latexsuits und zog sie auf, führte die Schlinge hinein, und zu Timiditas´ Verblüffung schloss sich das Material saugend und festsitzend um die Eichel des Phallus. Sadista klickte das andere Ende an den Halsreifen, wo es ebenfalls sofort festsaß wie angeschweißt.

Der Munus war nun gezwungen, seinen Kopf auf die Brust zu drücken, um einen allzu großen Zug an seinem Liebesstab zu verhindern. Beinahe erreichte er mit seiner Zunge das obere Ende des Lustbolzens. Je mehr er sich vorbeugte, desto entspannter konnte sein Nacken bleiben. Sadista wartete auf etwas. Timiditas fragte sich, worauf. Doch dann merkte er, wie sich der synthetische Stoff zusammenzog. Immer weiter musste sich der Munus vorbeugen. Kurz darauf war seine Phallusspitze unter seinem Kinn. Als nächstes warf Sadista ihm einen speziellen Sattel über den unteren Rücken und befahl: „Tiefer vorbeugen!‟ Das „Pferd‟ fragte sich, wie er das lange aushalten sollte. Jetzt befand sich sein Torso beinahe parallel zum Boden.

Der Sattel war so geformt, dass er sehr weit hinten fixiert werden konnte. Wenigstens war das Gewicht einer Reiterin dann direkt über den Beinen des Reittieres und belastete den Rücken etwas weniger. Zusätzlich band sie die Munushände hinter dem Sattel fest, so dass sie eine weitere Sicherheit gaben, damit die Reiterin nicht aus dem Sitz rutschen konnte. - Und schon sprang Sadista auf und hielt sich mit einem Lederriemen fest, den sie über den Kopf ihres Pferdchens warf und über den großen, nun wie Euter herabhängenden Brüsten, spannte. „Vorwärts! Wir reiten eine Runde.‟

Timiditas kämpfte darum, das Gleichgewicht zu halten, denn die Hufstiefel waren sehr ungewohnt. Aus dem Stall ging es gleich auf die ovale Rennbahn, die der Munus bereits bei der Ankunft gesehen hatte. 400 Meter war eine Runde lang. Als das Pferdchen der Reiterin nicht schnell genug lief, setzte sie die Elektrosporen ein: Elektroden, die in die Hacken der Stiefel integriert waren und bei Bedarf seitlich in den großen Samenbeutel des Tieres gedrückt wurden. Unwillkürlich wollte sich der Munus aufrichten vor Schmerz, aber das machte er nur ein einziges Mal, denn so etwas wurde von der Reiterin sofort durch weiteren Sporeneinsatz diszipliniert.

Nach 200 Metern machte dem Pferdchen seine ungewohnte und anstrengende Körperhaltung sehr zu schaffen, aber die Sporen fürchtete er mehr als den Schmerz seiner Muskeln, und er vollendete die Proberunde. - Im Stall befreite Sadista ihn von den restriktiven Fesseln. Timiditas keuchte vor Erschöpfung. Er bat die Frau um ein paar Schluck Wasser. Sadista wiegelte ab: „Du bekommst gleich alles, was du brauchst.‟ Damit meinte sie die rektale Fütterung, die sie später den Reittieren verpasste, nachdem sie auch mit den anderen Kreaturen eine Runde auf der Bahn geritten war. Der Suit konnte dabei getragen werden, da am Hinterteil ein Klettverschluss angebracht war. Für Timiditas war das eine sehr demütigende Erfahrung. Sadista machte keinen Hehl daraus, dass es ihr Spaß machte, ihm den Schlauch in den Anus zu stecken und ihre Macht zu demonstrieren. Würde das jetzt täglich durchgeführt?

In seinem Kopf stritten sich zwei Gedanken: Der eine war davon überzeugt, dass ein Munus seiner Herrin gefallen musste. Sein einziger Lebenssinn bestand demnach darin, der Besitzerin zu gehorchen und für ihr Wohl zu existieren. Der andere Gedanke war da nicht so sicher. Er war ein Lebewesen und musste doch auch ein Recht auf einen eigenen Willen und ein selbstbestimmtes Leben haben. Galt das nicht für Munuswesen? Wo war seine Herrin überhaupt? Cupidita konnte nicht so grausam und gemein sein wie Sadista. Ihm wäre lieber gewesen, wenn seine Eigentümerin bald auftauchen würde, um ihre Schergin in die Schranken zu weisen.

Nach der Fütterung fühlte sich sein Bauch voll und gebläht an. Der Latexanzug spannte und drückte unangenehm seine Körpermitte zusammen. - Cupidita hatte derweil andere Sorgen, als sich um ihre Munuspferdchen zu kümmen. Sie war auf einen Aufklärungskreuzer der Reginastreitkräfte abkommandiert worden, um im Orbit des Planeten die feindlichen Bewegungen zu kontrollieren. Der Mond Fortuna war in die Hände der Aggressoren gefallen. Aber noch war sich das Oberkommando der Regina einig, den Planeten verteidigen zu können. Das war zumindest die offizielle Darstellung. In Wahrheit hatten die obersten Praefectas und die Imperatorin ihre Sachen gepackt und waren abflugbereit.

Cupidita stand auf ihrer Brücke und tippte in ein Bedienfeld eines Steuerungselements ein paar Befehle ein. Mehrere Anzeigen blinkten, um den aktiven Betriebsstatus anzugeben. Sie trug ein Headset, um simultan mit dem Verteidigungsrat sowie der Schiffsnavigation und der Pilotin verbunden zu sein. Auf einem Kanal war nur statisches Rauschen zu vernehmen. Mehrfach versuchte sie mit der Basis auf Regina zu kommunizieren. Es gab keine Verbindung. Auch die Schiffskanäle brachten per Funk keinen Kontakt zustande. Sie aktivierte den Gelben Alarm. Die Vereinigte Allianz setzte leistungsstarke Störsender ein. Die fremden Satelliten, die sie in die Umlaufbahn geschossen hatten, würden aber in wenigen Minuten nur noch Weltraumschrott sein. Cupidita befahl der Waffenoffizierin: „Plasmastrahler laden.“

Sie prüfte an einem Pult mit einem Scanner die Koordinaten der fremden Himmelskörper und ließ sie neutralisieren. Die Operation verlief blitzschnell und exakt. Cupidita wollte schon jubeln, als sie plötzlich auf dem großen Wandschirm neben der Pilotin ein Geschwader von VA-Schiffen erkannte, das sich auf Kollisionskurs befand. Ihre Strahlentechnik war bei den Verbänden der Regina gefürchtet. Sie mussten augenblicklich Abstand gewinnen, bevor deren Kanone sie anvisieren konnte und sämtliche Technik an Bord ausschalten würde. Gerade wollte Cupidita den entsprechenden Befehl erteilen, da erreichte sie ein Funkspruch auf der streng geheimen Notfallfrequenz: „Hier Basislager Regina I. Ich wiederhole: Basislager Regina I. Unter allen Umständen Position halten! Ich wiederhole: Unter allen Umständen Position halten!‟

Cupidita gehorchte pflichtbewusst der Anweisung und ließ die Verteidigungskraftfelder mit aller entbehrlichen Energie verstärken. Die Impulswaffen der VA konnten die transparente Barriere zunächst nicht durchdringen. Wellenartig waberte das Kraftfeld, als die Strahlen darauf trafen, als habe jemand einen Stein in einen Flüssigkeitstank geworfen. - Auch der zweite Versuch ging fehl. Die Angreifer benötigten zwischen den Impulsen jeweils einige Minuten, um die Energiespulen wieder aufzuladen. Cupidita versuchte derweil, Kontakt zum Boden zu bekommen. Würde das Basislager Verstärkung schicken? Es war das reinste Himmelfahrtskommando, sich mit einem ganzen Geschwader anzulegen. Wozu sollten sie die Position halten? Der Kontakt zum Planeten war wieder abgebrochen.

Sie konnte nicht ahnen, dass sie für ein Ablenkungsmanöver benutzt worden war. Riesige Erztransporter und einige Schiffe mit interstellaren Antrieben waren von Regina gestartet und im Planetenschatten in anderer Richtung aufgebrochen. - Wenige Lichtjahre entfernt befanden sie sich bereits in der Raumzone einer Weltengemeinschaft namens „Alpha Dominion‟, ein wirtschaftliches und militärisches Bündnis diverser humanoider Völker, die mit der Vereinigten Allianz verfeindet waren. Unter den Flüchtlingen war Imperatorin Augusta Regina sowie ihre Entourage. Zum Hofstaat gehörten 2.000.000 Adelsdamen. Doch die hatten keinen Platz auf den gewaltigen Schiffen. Nur 15.000 Ladys sowie 5.000 ausgewählte Offizierinnen, Praefectas und Veteranas waren mit jeweils 400 Personen an Bord der 50 Riesen, die sich mit Hypergeschwindigkeit von ihrer Heimatwelt entfernten. Die restlichen Damen waren auf sich selbst gestellt, ebenso wie die Armeeangehörigen, von denen es immerhin eine Million Frauen und zehn Millionen Pugnatoren gab. Sie erwartete wohl ein Kriegsgericht, sollte die Invasion der VA erfolgreich sein.

Die zivile Bevölkerung, unter anderem 20 Millionen Munuswesen und 20 Millionen Rusticusse, würden wohl keine Strafe erwarten. - Die Regierenden um Augusta Regina hatten sich ganz auf den Abtransport der Dilithiumvorräte konzentriert. Daher waren die restlichen Spuren ihrer Schreckensherrschaft nicht verwischt worden: Auch die Stasiskammern, in denen alle männlichen Adligen am Leben erhalten wurden, waren einfach verlassen worden. Das Leben ging scheinbar in Fabriken, Minen und dem Umerziehungslager auf Antipodes seinen normalen Gang. Niemand war über die prekäre Situation aufgeklärt worden. Selbst die Ejakulatbank im Regierungspalast wurde weiter betrieben.

Nur die Angestellten und Sklaven der Adelsdamen, die zurückbleiben mussten, waren alarmiert. Ihre Herrinnen versuchten das Nötigste zusammenzupacken und mit ihren Privatschiffen vom Planeten zu flüchten. Das Militär der Vereinigten Allianz gewährte den meisten dieser zivilen Schiffe einen sicheren Korridor, der sie zunächst nach Litus Mundus führte, wo sie sich registrieren mussten. Schnellgerichte entschieden, ob sie sich eines Verbrechens nach der Völkercharta schuldig gemacht hatten oder nicht. Viele konnten mit milden Urteilen rechnen. Kaum ein Munus oder Rusticus würde etwas Schlechtes über seine Herrin aussagen.

Doch zunächst mussten die Truppen der VA den Planeten Regina einnehmen. Die zurückgebliebenen Militärs der Imperatorin blockierten die Armee der Vereinigten Allianz, so dass der Abtransport des Dilithiums sowie der auserwählten Ladys hatte erfolgen können. Jetzt hieß es, Zeit zu schinden, damit der Konvoi um die Monarchin einen maximalen Vorsprung erhielt. Allerdings würde die Eroberung des Heimatplaneten nur eine Frage von Tagen sein. Dann würde der letzte Widerstand gebrochen sein.

Timiditas bekam von all dem nichts mit. Auch Sadista blieb unbekümmert, denn die Zivilbevölkerung von Regina wurde von der Regierung im Dunkeln gelassen, was die aktuelle politische Situation anging. In den Nachrichtenkanälen wurde lediglich von vereinzelten Angriffen eines kleinen Kontingentes im Sol-System gesprochen, die aber durch die Verteidungstechnik der Armee geblockt würden. Und so ging auch Timiditas´ Training zunächst weiter. Täglich schickte Sadista ihn auf die Laufbahn. Schon in der zweiten Übungseinheit klemmte sie dem Munus zwei Klammen mit Glöckchen an die großen Brustwarzen. Er spürte sie anfangs kaum, doch mit zunehmender Zeit begannen sie in die Nippel zu beißen und waren genauso schmerzhaft, wie der Ritt anstrengend war.

Am dritten Tag folgte noch ein fetter Buttplug mit künstlichem Pferdeschweif. Trotz des Gleitmittels musste Sadista kräftig drücken, drehen und stoßen, um ihn in Position zu bekommen. Timiditas fragte sich, ob das Teil jemals wieder aus ihm herauskam. Und zu seinem Entsetzen blieb der Schweif tatsächlich auch nach dem Training in ihm. Nur die Glöckchen entfernte Sadista, worauf der Munus laut schrie, als das Blut zurück in die langen Nippel rauschte. Die Reiterin quittierte die Qual nur mit einem schallenden Lachen.

Täglich wurde ebenfalls die rektale Fütterung mit der speziellen elektrolytischen und energie- sowie Aminosäurereichen Nährstofflösung durchgeführt. Nach und nach brachte Sadista den Pferden Order bei. Mit einem Elektrifizierstab und einer Gerte sowie den Elektro-Sporen konnte sie diverse Befehle geben: Vorwärts, stoppen, nach links, nach rechts, schneller, langsamer, absitzen. Das waren die sieben Hauptkommandos. Inzwischen nutzte Sadista auch keinen einfachen Riemen mehr, um sich festzuhalten, sondern eine Kandare mit Zügel. Damit stand das Maul immer ein Stückchen offen. Timiditas und seine Mitsklaven lernten schnell die einzelnen Varianten, denn bei falscher Reaktion setzte es kräftige Hiebe und Strafrunden.

Weder Sadista noch die Sklaven ahnten zu diesem Zeitpunkt, dass die Herrin Cupidita in die Hände des Feindes gefallen war. Mehrere Geschwader der VA rückten auf den Heimatplaneten vor. Es gab kein Halten mehr. Der Aggressor war einfach übermächtig. Es ergaben sich mehr und mehr Divisionen und ließen sich als Kriegsgefangene nach Litus Mundus abführen. Erst in ihrer Schiffszelle wurde Cupiditas bewusst, dass ihre Herrscherin sie im Stich gelassen hatte. Doch nun war es zu spät für Reue oder gar einen Seitenwechsel. Sie würde ihren Anteil der Verantwortung übernehmen müssen. In der Vereinigten Allianz musste sie zwar keine Versklavung oder den Tod fürchten, aber eine lebenslange Freiheitsstrafe war durchaus im Bereich des Möglichen.

Alternativ gab es die Neuronen-Umstrukturierung, also die Löschung ihrer Erinnerungen, so dass sie als neuer Mensch leben konnte/musste. Damit würde ihr eine Haft erspart oder zumindest gekürzt werden. Aber wollte sie ihre Identität verlieren? Sie dachte an die vielen männlichen Nachkommen der königlichen Adelsfamilie, sie ausnahmslos in Stasiskammern vegetierten und ihr Leben nicht leben durften, weil Regina es so beschlossen hatte. Nein, so wollte sie nicht existieren. Vielleicht konnte sie einen Deal mit dem Hohen Rat der VA aushandeln. Notfalls würde sie einige Jahre in einem Hochsicherheitstrakt verbringen. Die Haftbedingungen in der VA waren angeblich human und richteten sich nach einem Ethikprinzip. Bisher war sie gut behandelt worden, auch wenn sie Gefangenenkleidung, einen unförmigen, orangefarbenen Bodysuit, tragen musste und keine persönlichen Gegenstände besitzen durfte. Sie erhielt drei akzeptable Mahlzeiten am Tag und wurde zwei Stunden lang täglich verhört. Den Rest der Zeit verbrachte sie in einer sechs Quadratmeter großen Zelle, wo ihr eine kleine eingeschränkte Datenbank zur Verfügung stand.

Sie fragte sich, was aus ihrem Gestüt würde. Ob Sadista noch dort war? Oder war sie schon enteignet worden? Egal, sie würde ihre Besitztümer eh nicht wiedersehen. - Bisher hatte man ihr kaum etwas für Informationen versprochen, daher war sie bei den Verhören beinahe stumm geblieben. Sie amüsierte sich über die „zivilisierten Methoden‟, mit denen sie befragt wurde. Sie erhielt Wasser, Pausen und wurde zu keiner Aussage gezwungen. Auf Regina wäre ein Gefangener längst mit ganz anderen Verfahren konfrontiert worden, die sicherlich jede Zunge gelöst hätten.

Der Kreuzer, den Cupidita kommandiert hatte, war durch thermische Strahlung neutralisiert worden. Leider waren nur wenige der geenterten Schiffe der Reginaklasse für die VA nutzbar, denn ihre Impulsstrahlen blockierten zwar die Elektronik auf eine Weise, die sie nicht irreversibel zerstörte, aber dafür verschlüsselten sich bei der Fehlfunktion sämtliche Anlagen durch eine Navigationssoftware. Da blieb nur noch der Weltraumfriedhof.

Als am nächsten Tag Timiditas darauf wartete, dass Sadista ihn fütterte und eine Stunde später zum Ritt aus dem Stall führte, blieb die Tür zu. Der Munus fragte sich, wo sie blieb. Hatte er heute einen freien Tag? Die anderen Stalltüren hatte er ebenfalls nicht gehört. Wenn man 24 Stunden in dieser kleinen Kammer hockte, war ein Ausritt trotz des Drills fast schon eine Art Belohnung oder zumindest Erleichterung. Die Langeweile machte sich breit. Ob er es riskieren sollte, sich zu melken? Solange er nicht die Nanoschnur zwischen Halsreif und Phallus trug, müsste das gehen. Er fummelte sich den monströsen Liebesstab hervor und begann, sich zu liebkosen. Sofort prickelte es wohlig seinen Schaft auf und ab. Leise stöhnte er vor sich hin und packte mit beiden Händen zu. Der Takt beschleunigte sich mit zunehmendem Verlangen. Wild wischte er über das Lustfleisch und grunzte vor Begierde. Er spannte seinen Anus an und spürte deutlich den fetten Buttplug, was ihn noch geiler machte.

Nach wenigen Minuten kulminierte er auf dem Gipfel der Ekstase. Weiße Fluten schossen wie Geysire, explodierten wie die euphorisch stimmenden Hormonwellen, die seinen Körper durchjagten. - Wie gut er es hatte, im Gegensatz zu seinen Ponykameraden, bei denen der Securitychip aktiviert war und sie zu absoluter Keuschheit zwang. Ängstlich schaute Timiditas sich um. War irgendwo eine Mikrokamera versteckt? Aber das war eher unwahrscheinlich. Er hatte sich ja gleich zu Anfang hier einen abgekeult, grinste er bei dem frivolen Gedanken. Dass er kurz darauf hinausgeführt worden war, schob er auf den Zufall. Zumindest hatte ihn niemand bestraft. Er ging fest davon aus, dass Sadista und Cupidita dachten, sein Securitychip sei aktiv, wie es standardmäßig bei Munuswesen der Fall war. Hoffentlich kam sein Geheimnis nie ans Tageslicht.

Den restlichen Tag ließ sich Sadista auch nich blicken. Timiditas schlummerte in einen entspannten Schlaf, so weit das auf dem Strohlager funktionierte. So richtig daran gewöhnt hatte er sich noch nicht, aber es wurde von Nacht zu Nacht besser - oder wäre besser geworden; leider machte seine Schlafqualität durch den ungewohnten Pferdeschweif einen Rückschritt. Doch heute, nach der Handentspannung, würde er gut und tief in Morpheus´ Reich sinken.

Am nächsten Morgen merkte er, wie er nach längerer Zeit wieder Hunger verspürte. Der gestern ausgefallene Fütterungseinlauf hinterließ seine Spuren. Er konnte nur warten, wie seine Kameraden ebenso. Immer noch war es ihnen nicht möglich, miteinander zu kommunizieren. - Im Laufe des Tages wurde der Hunger immer beißender, und auch der Wasserverlust machte sich bemerkbar. Irgendwann begann Timiditas damit, gegen die Stalltür zu klopfen, zu schlagen, schließlich sogar mit den Hufenstiefeln zu treten. Er war überascht, wie laut und gefährlich so ein Tritt mit diesen Prothesen war. Aber die Tür war leider aus sehr stabilem Metall. Der Munus vermutete eine spezielle Legierung. Er rief, brüllte, hämmerte... Nichts geschah.

Absolut schallschluckend war das Material aber offenbar nicht, denn jetzt hörte er auch seine Nachbarn ganz leise gegen die Türen schlagen. Sie waren wohl in der gleichen Lage. Sadista hatte sich für eine Nulldiät entschieden... Nein, das war unwahrscheinlich. Hatte sie ihre Pferdchen vergessen? Auch das glaubte er nicht. Es musste einen anderen Grund geben, warum sie nicht kam. Einen sehr wichtigen Grund. - Der Tag neigte sich zu Ende. Müde schlief der Munus wieder ein. Oder war noch gar nicht Nacht? Das Licht im Stall funzelte permanent in gleicher Helligkeit. Durch das Gitter in der Tür war jedoch tagsüber ein kleiner Schein der Außenwelt zu erkennen. Jetzt war alles dunkel. Timiditas grübelte. Was sollte er machen, wenn Sadista nicht mehr zurückkehrte und ihn versorgte? - Oder sollten sie bestraft werden? Waren sie im Training nicht gut genug gewesen? Hatten sie versagt? Was war der Grund für ihre Abwesenheit?

Es mochte der nächste Tag sein, als Timiditas gerädert aufwachte und spürte, wie in seiner trockenen Kehle eine aufgedunsene Zunge nach Wasser gierte. Er hörte Geräusche im Stallgang! Schnell stand er auf und klackte mit seinen Hufen zur Tür. Ja, da kam jemand. Endlich! Die Metallbarriere öffnete sich: Ein anderer Munus in Hufstiefeln und Latexsuit stand dort und sagte: „Komm raus. Die anderen sind auch frei.‟ Timiditas machte ein paar Schritte vor seine Kammer und sah seine Kameraden. Sie liefen zum Ausgang des Stalls. Er fragte: „Wo ist denn Sadista?‟ Die anderen zuckten nur mit den Schultern. Dann sah er den Rusticus, der sie befreit hatte. Doch bevor er ihn danach befragen konnte, sah er den Wassertrog und sprang hin, um endlich zu trinken. Welche Wohltat!

Die anderen Pferdchen hatten sich wohl schon daran gütlich getan. Der Rusticus verteilte Fertignahrungskonzentrate in Plastikbeuteln an alle. Endlich erklärte er: „Alle Frauen sind verschwunden. Keine Ahnung, was hier los ist.‟ Ein anderer Rusticus in einer Butlerlivree kam aufgeregt herbei und rief dem Kollegen zu: „Alle Fähren sind weg. Im Nachrichtenkanal haben sie gesagt, dass der Feind dabei ist, den Planeten mit Landungstruppen zu erobern. Wir müssen hier verschwinden.‟ Er wirkte richtig panisch und lief orientierungslos herum. Der Rusticus, der die Munuswesen befreit hatte, beschwichtigte: „Wir haben nichts zu befürchten. Angeblich wollen sie nur die Regierung stürzen.‟ Timiditas nickte: „Ja, ich glaube auch, dass wir keine Angst haben müssen.‟ Es war ein komisches Gefühl. Er wollte loyal zu seiner Herrin stehen, aber die war ja auf und davon. Der furchtsame Rusticus in der Livree stöhnte: „Es gibt aber noch einen anderen wichtigen Grund, warum wir hier verschwinden müssen!‟ Er winkte die Munuspferdchen und den Rusticus mit sich. Sie liefen ins Gebäude bis in die Privaträume der Cupidita. Und dort sahen sie die Bescherung: An der Sensorkonsole, die mit den Energiespulen für den Komplex verbunden war, leuchtete ein Countdown auf.

Sämtliche Tasten waren gesperrt. Die Zeit lief rückwärts... noch 13 Minuten und 22 Sekunden... Der zweite Angestellte fragte stirnrunzelnd, was das bedeutete. Niemand der Anwesenden konnte das Programmpult bedienen. Ein Munuspferdchen rief erschrocken: „Das ist ein Selbstzerstörungsmechanismus! Vielleicht eine Mikronuklearbombe! Wir müssen fliehen!‟ Er klackte eilig auf seinen Hufenstiefeln aus dem Raum. Zwei Munuskameraden folgten ihm unsicher. Timiditas sah sich die Anzeige genauer an. „Das muss kein Sprengsatz sein. Vielleicht wird nur die Energie runtergeschaltet.‟ Die Anderen glaubten auch nicht daran, dass sie in Gefahr waren.

Der Munus beugte sich vor und bat einen Rusticus: „Kannst du mir den Schweif rausziehen?‟ Er saß so fest, dass er alleine es selbst nicht geschafft hätte. Der Rusticus sah recht kräftig aus und nickte, packte das Kunsthaar und wickelte es sich um die Faust. Die andere Hand stützte er an der linken Arschbacke ab. Er zog mit aller Kraft, und Timiditas dachte, er müsse platzen, aber dann flutschte der Buttplug mit einem lauten Schmatzer heraus, und der Rusticus fiel beinahe hin. Eine Mischung aus Jammern wegen des Schmerzes und zugleich ein erleichtertes Stöhnen gab der Munus von sich.

Da sie nicht in der Lage waren, den Countdown zu stoppen, liefen die Übriggebliebenen ins Freie und von dem Gebäudekomplex der Herrin weg. Sicher war sicher. In einer Entfernung von 500 Metern hockten sie sich hin und warteten auf eine sichtbare Reaktion, aber es geschah nichts. Auch nach 15 Minuten nicht. Ein Rusticus fragte: „Was sollen wir nun tun? In die Stadt oder lieber in die entgegengesetzte Richtung?‟ Niemand wusste die Antwort zu geben.

Auch den anderen Munuswesen sollten nun die Schweife entfernt werden, aber da rasten zischend im Tiefflug urplötzlich sieben kleine flügellose Fighter über ihre Köpfe hinweg. Die mussten von der Vereinigten Allianz stammen. Alle warfen sich auf den Boden und sahen den Fliegern hinterher. - Timiditas empfahl, sie sollten in die City marschieren, denn in der anderen Richtung war unbewohntes Gebiet. Was sollte das bringen? Ihre Vorräte reichten nur kurze Zeit.

Die Munuswesen und die beiden Rusticusse machten sich auf den Weg. Die „Pferdchen‟ verfluchten ihre abgeschlossenen Hufenstiefeln. Als ein Rusticus scherzte: „Hätten wir Zaumzeug und Sattel mitnehmen sollen? Dann wäre es bequemer gewesen.‟ Sein Kamerad lachte. Die Munuswesen schossen Giftpfeile mit ihren Augen ab. - Kaum waren sie einige hundert Meter von Cupiditas Anwesen entfernt, landeten dort zwei Fighter der Vereinigten Allianz. Die Flüchtlinge eilten so schnell wie möglich vorwärts und keuchten und ächzten schon bald mit brennenden Lungen. Hoffentlich hatten die Soldaten sie nicht gesehen.
132. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 05.08.17 15:26

Leider habe ich inzwischen auch den Error und kann keine Fortsetzung posten.
133. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 25.08.17 20:00

~ L ~


Das Bord-Energienetz war beschädigt, die hexagonförmige Steuerungskonsole blitzte auf und erlosch - optisch und zugleich in allen Funktionen. Der VA-Pilot musste mit seinem Lander runter. Offenbar gab es doch noch versteckte Schützen der Regina, die es auf die Fähren und Fighter abgesehen hatten. Der Pilot wollte gerade einen Notruf absetzen, aber der Kom-Kanal war blockiert durch diametrale Störwellen des Feindes. Die Spezifikation des Antriebs erlaubte eine automatische Reaktion der Schubdüsen und das Ausfahren des Landegestells. Mitten auf einem Fabrikhof nahm der Lander ziemlich rabiat Bodenkontakt auf. Zischend öffnete sich die Außenluke, damit der Pilot aussteigen konnte. Er gehörte zu einem Spezialtrupp, der die Frontlinie ausspähen sollte. Waren in diesem Stadtteil noch Pugnatoren?

Die Umgebung schien verlassen zu sein, so dass der Pilot den Operationsradius improvisierte, mit anderen Worten: Er war von der geplanten Route abgewichen, um die Umgegend des Terrains zu erkunden. Doch plötzlich hatte er den grellen Strahl aus zehn Uhr bemerkt, der seinen Fighter getroffen hatte, und die Elektronik an Bord beschädigt hatte. Er war nun auf sich allein gestellt. Es gab keinen Kontakt zu seiner Truppe oder dem Mutterschiff. Der Landertransponder war ebenso außer Gefecht gesetzt. Der Uniformierte scannte mit einem Handgelenkspad die Signaturen am Himmel. Vielleicht war seine Einheit in der Nähe. Aber dort herrschte nur ein abgehackter Wellenmix, der durch einen Störsender verursacht wurde.

Aus seinem Headset kam nur statisches Rauschen. Verärgert warf er es zu Boden und löste sich die beiden oberen Knöpfe seiner Fliegerjacke. Er musste etwa zehn Kilometer von der Hauptstadt entfernt sein, wo eine Division gelandet war. Bis dort würde er sich per pedes durchschlagen. Er hatte seinen Handlaser sowie ein Medi-Kit mit Hypertoniepistole samt Painkiller in Gürteltaschen dabei. Einen Digitalkompass mit Navigationssoftware und eine Notration nahm er ebenfalls mit. Zu seinem Ziel waren es zu Fuß 11,250 Kilometer. Sofort marschierte er los. Leider verfügte er über keinerlei Bioscanner, so dass er penibel und argusäugig darauf achten musste, nicht entdeckt zu werden.

Das Gebiet war völlig unbekannt. Versprengte Einheiten der Regina konnten sich irgendwo versteckt halten. Akribisch schlich er sch vorwärts, Meter für Meter, stets Deckung suchend und alle Sinne auf höchste Alarmstufe gesetzt. Die Häuserzeilen schienen verlassen. Es folgten 300 Meter freies Gelände, dann wieder Bebauung und eine Straße, die in die City führte. - Gerade, als er überlegte, ob er wegen der hier fehlenden Deckung hinter den Häusern marschieren sollte, hörte er eine herrische Stimme einer Frau hinter sich. Die Person war noch etwa 50 Meter entfernt und befahl, dass er sich ergeben sollte.

Der Soldat schaute sich hastig zu ihr um und erkannte, dass er eine Chance hatte, zu entkommen. Sie war offenbar alleine, hielt aber einen Nervenimpulsstrahler in der Hand. Wenn er schnell genug war... Er sprintete los zu einer Mauer, übersprang sie und eilte weiter zu einer Häuserwand. Doch es war zu spät: Von links kam ein kleiner Trupp Pugnatoren, angeführt von einer Audiutrix. Sie schoss eine Energieblase ab und fing den Flüchtigen so ein. Der Soldat stolperte und sah sich plötzlich in einem Fangnetz aus einem flexiblen Kraftfeld umgeben. Er fühlte sich wie in einen Sack gesteckt, nur, dass der Sack eine durchsichtige Energiebarriere war.

Glücklicherweise war diese nicht noch zusätzlich mit Elektrizität aufgeladen, sonst hätte jede Berührung Schmerzen hervorgerufen. Er sah erschrocken, dass nun feindliche Personen aus allen Richtungen vorrückten. Das Areal, in dem er sich befand, war mit Pugnatoren geradezu bevölkert. Eine Audiutrixoffizierin stellte sich drei Meter von dem Kraftfeld entfernt auf und jagte einen Betäubungsstrahl in das Energienetz. Der VA-Soldat war sofort bewusstlos, die Barriere deaktivierte sich, und der Gefangene fiel ausgestreckt auf den Boden.

Zwei Pugnatoren konfiszierten die Waffen und Ausrüstung des Mannes. Auf einen Befehl der Audiutrix entkleideten sie die Person vollständig und legten ihm Handschellen auf dem Rücken an. Die Offizierin trug ihre langen, schwarzen Haare offen. Am Scheitel leuchtete eine blau-graue, lange Strähne hervor. Sie bellte einige Befehle, von denen der Soldat wegen seiner Ohnmacht nichts mitbekam. - Als er erwachte, befand er sich in einem würfelförmigen Käfig mit 120 Zentimetern Seitenlänge. Zu seinem zusätzlichen Erschrecken trug er neben seinem Adamskostüm eine Castitasschelle. Ein Pugnator stand in der Nähe und grinste ihn an. Er näherte sich dem Käfig und sagte: „Gefangene Aggressoren kommen nach Disciplina. Vielleicht bringen sie dir da das Rudern bei.‟ Er lachte gehässig.

Der Allianzsoldat wollte sprechen, merkte aber, dass er keinen Ton herausbrachte. Seine ganze Kehle fühlte sich taub an. Irgendwas hatte man mit ihm gemacht. Er konnte keinen Laut von sich geben. Sie befanden sich in einem der letzten geheimen Rückzugsquartiere der Reginastreitkräfte. Umlagert wurden sie von den Invasoren, die mehr und mehr Landstriche einnahmen und faktisch die Haupstadt bereits kontrollierten. Zumindest theoretisch, denn inzwischen war die prekäre Situation des Planeten für jedermann offensichtlich. Der Zusammenbruch des Reiches war nicht mehr zu leugnen. Es herrschten vielerorts anarchische Bürgerkriegszustände; keine Mine schürfte oder förderte mehr etwas, Mühlen waren stillgelegt, Bedienstete der Adelsdamen waren orientierungslos geflüchtet.

Noch unübersichtlicher wurde die Situation dadurch, dass nur etwa 60 Prozent der Munuswesen und Rusticusse gegen ihre Herrschaften aufbegehrten, 40 Prozent jedoch noch treu zu ihren Besitzerinnen hielten. Die Zivilbevölkerung versuchte sich in Sammellagern in Sicherheit zu bringen oder, falls sie die finanziellen Mittel hatte, verließ sie den Planeten über den genehmigten Korridor nach Litus Mundus. Auf Regina war niemand mehr sicher. Gesetze waren obsolet, weil sich niemand mehr daran hielt. Für die meisten zivilen Bürger Reginas brach eine Welt zusammen. Sie hatten nicht das Ausmaß der Unterdrückung durch die Imperatorin gekannt, viele hatten gar nichts von der Existenz von Munuskreaturen und Rusticussen gewusst. Melkställe, geheime Forschungslabore, protzige Lusthabitate der Adelsdamen, männliche Abkömmlinge der Monarchin in Stasis, das große Erziehungslager Disciplina, Castitasschellen, Zwangsarbeit... das prasselte nun auf sie ein wie in einem grotesken Alptraum.

Auch die Militärangehörige Flosa hatte sich abgesetzt, als ihr klar wurde, dass die Armee keine Chance mehr hatte, der Vereinigten Allianz standzuhalten. Als Deserteurin brachte sie sich in eine neue Gefahr, aber das Risiko ging sie ein. Gemeinsam mit ihrem Sklaven Gravis war sie mit ihrem Privatshuttle zum Weltraumbahnhof in der Hauptstadt geflogen. Permanent scannte sie die Umgebung dabei ab, um feindlichen Formationen aus dem Weg zu gehen und deren Radar zu überlisten. Ihr Ziel war ein ziviles interstellares Fluggefährt zu kapern, das sie vom Planeten wegbrachte. Sie wollte sich inkognito in den Flüchtlingsstrom nach Litus Mundus einreihen und hoffen, dass niemand sie als Offizierin erkannte.

So weit der Plan, und bald war ein Objekt der Begierde gefunden: ein Privatliner der Serie Solaris III, mit dem sie unkompliziert bis nach Litus Mundus kommen würde. Sie und Gravis schlichen sich an Bord - die Eingangsluke war lediglich durch einen primitiven Zifferncode geschützt, den sie in Windeseile mit einem kleinen, nicht ganz legalen, Gerät überwand. Schon war sie mit ihrem Anhang an Bord. Allerdings stand sie auf der Brücke vor einem Problem: der Autorisierungscode für den Antrieb spielte in einer anderen Liga und war nicht so einfach zu hacken. Flosa überlegte fieberhaft. Zwar konnte sie die Startsequenz auch manuell eingeben, aber dazu musste sie schlicht und einfach an die Tastatur der Konsole gelangen, die unter einer massiven Stahlplatte gesichert war.

Gravis erkannte das Problem und räusperte sich: „Ich könnte es ja mal versuchen...‟ Flosa sah ihn skeptisch an. „Du weißt, wie man das ohne Autorisierungscode entriegelt?‟ Der Muskelkoloss griente und packte mit seinen Pranken die seitlichen Kanten der Platte. Mit einem Fuß stützte er sich an dem Konsolentisch der Navigationseinheit ab. Flosa sah verblüfft, wie sich die Muskelberge des Mutanten anspannten, wölbten, wie sich riesige Venen unter der Haut aufbäumten, und dann grunzte Gravis vor Anstrengung und riss an der Platte mit aller Kraft, die ihm zur Verfügung stand. Das schwere Metall bog sich leicht, doch noch hielt es stand. Gravis zog erneut und wieder und wieder. Als Flosa schon die Hoffnung aufgegeben hatte, brach die Verschraubung der Platte an einer Seite ab und riss sie in eine vertikale Position, leicht verbogen, wie sie nun war. Flosa starrte erstaunt auf die freigelegte Tastatur. Sie lobte ihren Sklaven: „Du bist der beste Kauf, den ich jemals getätigt habe!‟

Sie tippte Befehlzeile um Befehlzeile, um den Autorisierungscode zu umgehen, startete manuell den Hauptantrieb und konnte dann auf Auto-Pilot schalten. Der fragte systembedingt beim Tower nach, aber ein Start war auf dem Weltraumbahnhof in der Regel kein Problem. - Und wenige Stunden später verließen Flosa und Gravis den Orbit von Regina, steuerten durch den offiziellen Korridor Richtung Litus Mundus und gab sich als Zivilisten aus. Flosa hatte sich bereits eine Identität zurechtgelegt und eine ID-Card gefälscht, so dass ihre Verbindung zum feindlichen Militär nicht mehr nachzuvollziehen war. Blieb nur noch ein Risiko: der Muskeltitan. Wenn er sie auffliegen ließ, war sie geliefert.

Vielleicht würden sie aber auch gar nicht kontrolliert werden, hoffte sie. Doch diese Hoffnung zerplatzte, als ein Funkspruch, untermalt mit leisem, weißem Rauschen, einging. „Hier VA-Fighter X-Ray 773 vom Schlachtschiff Impetus. Wir führen eine Überprüfung durch und werden in Kürze bei Ihnen andocken. Bereiten Sie die Schleuse vor. Sollten wir auf Gegenwehr stoßen, so sind wir legitimiert die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um Ihr Schiff und die Besatzung zu sichern. X-Ray 773 Ende.‟

Flosa schien einige Zentimeter zu schrumpfen. Der Fighter hatte mit seinen Scans sicherlich die Waffensysteme sowie Biozeichen an Bord identifiziert. Sie sah zu ihrem Sklaven. Konnte sie ihm vertrauen? Sie aktivierte auf ihrem Handgelenkspad die App mit den Werten des Kraftwesens. Sein Puls war erhöht, aber das war der aktuellen Situation geschuldet. Wollte er sie hintergehen? Sie fragte ihn, ob sie sich darauf verlassen könnte, dass er die abgemachte Story erzählen würde: Ein Custos, der geflüchtet war, hatte die Zivilistin Flosa getroffen, dann waren sie in das nächste Raumschiff gestürmt und losgeflogen. Über grundlegende Flugkenntnisse verfügten auch einige der zivilen Damen auf Regina. War es plausibel? Sie hoffte es. Gravis beteuerte, dass er sie nicht im Stich lassen würde. Seine Transpirationswerte, Herzschlag und elektrische Hautspannung deuteten nicht auf eine Lüge hin. Er sagte also die Wahrheit.

Dann ging alles ganz schnell. Der Fighter ging auf Rendezvouskurs und dockte an. Flosa öffnete die Außenschleuse mit einem Entriegelungsbefehl, später das Innenschott. Ein Militärtrupp aus sechs Personen kam auf sie zumarschiert, martialische Kortikalstrahler im Anschlag. Der Anführer fragte: „Zwei Personen an Bord? Wer ist der Kapitän?‟ Flosa meldete sich und übergab die ID-Card. Der Soldat prüfte sie in einer Schnittstelle mit seiner Control-Unit und gab sie ihr zurück, nachdem eine Leuchtdiode grün geblinkt hatte.

Gravis konnte sich nicht verifizieren. Aber seine Optik ließ keinen anderen Schluss zu, als dass es sich hier um einen Rusticus bzw. einen mutierten Custos handeln musste. Die Uniformierten betrachteten den Koloss mit einem gewissen Respekt. Gleichzeitig fragten sie sich, warum sich ein so kräftiges Wesen von Sklavenhalterinnen beherrschen ließ. Neben den enormen Körperausmaßen wirkten auch die großen Brustringe bizarr auf die jungen Männer; und etwas verschämt huschten ihre Blicke mehrfach kurz zu dem gewaltigen Gemächt, das sich durch die dünne weiße Hose abbildete. Bisher hatten sie nur von Munuskreaturen gehört, die gewaltige Hodensäcke und Liebesstäbe hatten. Bei diesem Custos war zumindest der Freudenspender in ähnlichen Dimensionen beheimatet.

Währenddessen schwitzte Flosa mehr und mehr. Unter ihrem Jacket war sie pitschnass. Sie merkte, wie ihr ein Rinnsal Schweiß den Rücken zwischen ihre Pobacken lief. Jetzt kam es darauf an: Sie hatte Gravis noch nicht die Impulseinheit entfernt. Wenn die Soldaten ihn entkleideten, würden sie auf die Klebeelektroden an seinen Hoden treffen. Das würde kein gutes Licht auf sie werfen. Doch dann kam der nächste Schock aus einer unerwarteten Richtung: Der Teamführer befahl ihr, sich auszuziehen. Hier. Jetzt. Sofort. Alles.

Sie sah ihn fassungslos an. Die Gesichter seiner fünf Begleiter blieben emotionslos. Kein lüsternes Grinsen, kein sabberndes Schmatzen, kein provozierender oder gieriger Blick. Trotzdem fühlte sie sich äußerst unwohl dabei, sich vor sechs jungen Männern auszuziehen. Der Anführer zuckte entschuldigend mit seinen breiten Schultern. „Sicherheitsmaßnahme. Ist Vorschrift.‟ Flosa knöpfte sich das Jacket auf. Es folgten die Stiefel, dann die Bluse, die Hose. In BH und Slip stellte sie sich vor den Teamführer und sah ihn fragend an. Der Mann zeigte auf sie: „Alles!‟ Flosa atmete tief durch. Zorn blitzte in ihren hübschen Augen auf. Sie entblätterte sich vollständig und hob trotzig das schmale Kinn. Einer der Soldaten konfiszierte die Kleidung.

Der Soldat tippte etwas in seine Control-Unit und wies sie an, die Arme seitlich auszustrecken und sich langsam um sich selbst zu drehen. Dabei visierte er mit dem Gerät die Person an und scannte bioneurale und weitere Daten ein. Auf seinem Anzeigefeld zitterten enzephalografische Muster aus Flosas Gehirn. Ein kleines Zusatzdisplay blinkte auf: „Kontamination durch Nanobots = 0 Prozent. Virale Merkmale = 0 Prozent.‟
Wenn der Mann daraus etwas ablesen konnte, so zeigte er es mit keiner Miene. Stattdessen winkte er nur lässig. „Anziehen!‟ Schnell griff sie nach ihrer Kleidung.

Danach mussten Flosa und Gravis das Schiff verlassen und an Bord des VA-Fighters gehen, wo sie zunächst in einer kleinen Zelle untergebracht wurden. Das verlassene Schiff wurde von dem Schützen des Fighters mit einem EMP unbrauchbar gemacht und Richtung Sonne navigiert. Flosa hatte Einspruch erhoben, aber der Offizier hatte nicht mit sich reden lassen. Er hatte Befehl, Aufgegriffene Zivilisten zur Impetus zu überführen. Schon zu viele Zivilschiffe waren nach Litus Mundus unterwegs. Wenigstens durfte Flosa ihre ID-Card behalten, auf der ihre finanziellen Einheiten gespeichert waren.

Der Pilot saß an der Steuerungskonsole des Fighters, der Schütze schräg hinter und neben ihm. Der Commander besetzte einen eigenen Stuhl auf einem kleinen Podest. Die drei restlichen Teammitglieder hockten auf einer mit Gelkissen gepolsterten Bank nebeneinander. Der Mittlere aktivierte sein Handgelenkspad und überspielte ein Video von seiner Bodycam auf den kleinen Monitor. Die Kameraden schauten interessiert zu ihm. Der Soldat hatte die Entkleidung der Frau gefilmt. Das Trio konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Was für ein Prachtweib! Mehrfach ließ der Soldat die Nackte sich im Kreis drehen. Dabei zoomte er das hochauflösende Bild auch auf Vagina, Gesäß und Brüste.

Dank des schnellen Antriebs des Fighters kehrten sie nach nur einer Stunde zurück zum Schlachtschiff des Admirals und warteten auf eine Landeerlaubnis in einer Andockschleuse. Vor ihnen war noch ein weiteres Shuttle an der Reihe, das von der Oberfläche des Planeten zurückgekehrt war. Sie hatten mehrere Munuswesen an Bord, die in einem Areal vor der Hauptstadt herumgeirrt waren. Die Besatzung des Shuttles hatte schon so manches bizarre Wesen gesehen, aber Munuskreaturen, die an Pferde erinnerten mit einem offenbar fixierten Schweif und ebenfalls abgeschlossenen Hufstiefeln, das war auch für sie Neuland gewesen. Als wären die monströsen Brüste und Hodensäcke dieser Lebewesen nicht schon absonderlich und grotesk genug, so betonten ihre Latexsuits sie noch, indem sie wegen der Aussparungen im Stoff unbedeckt blieben.

Gravis streichelte derweil in der Zelle seine Herrin, die in einer Mischung aus Wut und Scham schmorte. Eine Weile später ertönte aus einem Wandlautsprecher die Durchsage: „X-Ray 773 landet auf Impetus, Deck IV, Landeplatz 8/21, Commander Aaron, Ende.‟ Die Bewegungen des Fighters waren für Flosa und Gravis kaum zu spüren; erst als sie Bodenkontakt bekamen, vibrierte der Boden merklich. Ein dumpfes Scheppern war zu hören. Dann spaltete sich die Tür zur Zelle zischend und entließ die Insassen in die Hände einer eskortierenden Vierergruppe Soldaten.

Der Muskelmann schaute sich interessiert um: Grelle Neonlichter leuchteten ihnen den Weg zu einem Schott am anderen Ende der riesigen Halle. An den Seiten standen mindestens zwei Dutzend der Fighter. Einige der Cockpits waren geöffnet. Offenbar wurde gewartet oder repariert. Die vier Uniformierten, die sie zu ihrer nächsten Unterkunft brachten, hielten Kortikalstrahler in ihre Richtung. Besonders bei dem gewaltigen Kraftwesen war wohl die Sorge, dass er sich mit Gewalt befreien würde wollen, aber Gravis dachte nicht daran, Widerstand zu leisten. Seine Kette klirrte leise zwischen seinen Brustringen und wippte beim Marschieren gegen seine ziegelsteinartigen Bauchmuskeln.

Kurz, nachdem sie die Halle verlassen hatten, brachten weitere Uniformierte eine kleine Gruppe Munuswesen den Weg entlang. Viele andere Soldaten, die in der Landehalle arbeiteten, schauten verblüfft zu den merkwürdigen Kreaturen, die auf Hufen staksten. Zunächst dachten wohl einige, dass ein Munus keine humanoiden Füße hatte, aber dann erkannten sie, dass es sich um Schuhe oder Prothesen handelte.
Auch diese Gruppe verschwanden durch das massive Schott ins Innere des Schlachtschiffs. Als Warnung blinkte ein gelbes Drehlicht über dem Hangartor, als es sich pneumatisch schloss, indem sich dicke Bolzen miteinander verschränkten.

In einem Korridor führte ihr Weg zu einem Aufzug, der sie zu ihrer Kabine bringen sollte. Timiditas und seine Kameraden baten um Hilfe, aus den Schuhen befreit zu werden. Auch trugen die meisten von ihnen noch ihre Schweife. Aber der Soldat vertröstete sie nur: „Ihr werdet der Reihe nach zum Gespräch gebeten. Dort könnt ihr auch eure Wünsche vortragen.‟ - Zumindest erhielten sie eine Mahlzeit inklusive Getränke. Ihr Quartier war nicht sehr geräumig, aber es standen genug Betten zur Verfügung. Einige von ihnen überlegten, ob sie den Latexsuit ausziehen sollten, da er so obszön ihre Brüste und Hodensäcke präsentierte; aber völlige Nacktheit machte es auch nicht besser. Sie hofften auf baldige Ersatzkleidung. Auch ihre Hinterteile schmerzten, und die Hufschuhe, die ihre Füße in unnatürlicher Position hielten, quälten mittlerweile immer mehr.

In den Folgestunden tat sich nichts. Sie stellten fest, dass sie eingesperrt waren. Die Stiefel waren sicher verschlossen und konnten manuell nicht ohne Werkzeug entfernt werden; aber die Buttplugs sollten mit ein wenig Kraftaufwand entsorgt werden können. Und so versuchten sich die Munus gegenseitig, die dicken Metallbirnen aus dem Gesäß zu ziehen. Timiditas half mit, zog gemeinsam mit einem Kameraden am Schweif eines Dritten, der sich mit den Händen an einer Wandhalterung festkrallte. Der Buttplug kam immer näher und näher, dehnte den Hinterausgang des Munus, der laut stöhnte, und dann... flutschte er wieder in seine Anfangsposition hinein. Der Leidtragende stöhnte frustriert auf und schlug mehrfach mit der flachen Hand gegen die Wand. „Versucht es weiter! Bitte!‟

Seine Kameraden packten an und zogen erneut angestrengt. Ein Munus streckte in voller Konzentration seine Zungenspitze zwischen die Lippen hervor. Der Plug lugte immer weiter hervor, wie bei einer gebärenen Frau, doch wieder blieb die dickste Stelle stecken. Die Rosette des Munus spannte sich maximal, aber es ging nichts mehr vorwärts. Der Munus grunzte gutural. Da intensiverte Timiditas noch ein wenig mehr seinen Zug und presste gleichzeitig einen Fuß gegen die linke Gesäßhälfte des Leidenden. Der Leidtragende brüllte und quiekte zugleich. Mit einem abrupten Flutsch fielen die Helfer nach hinten, den Schweif in der Hand. Zuerst dachten sie, sie hätten nur die Rute abgerissen, aber der Plug war vollständig aus seiner Höhle befreit und lag vor ihren Füßen.

Der Erlöste quiekte noch immer - der Dehnungsschmerz war erheblich gewesen - und drehte sich um, fühlte an seine Hinterseite und betrachtete den Plug, der einige Meter entfernt am Boden lag. - Anschließend sollten auch die restlichen Schweife entfernt werden, was nach einigen quälenden Versuchen auch erfolgreich war. Jetzt mussten nur noch die Hals-, Fuß- und Handreifen entsorgt werden; doch das würde ohne Werkzeug nicht funktionieren. Auch die Hodenringe und Hufstiefel waren ihnen ein Dorn im Auge. Ob die Soldaten sie daraus zügig befreiten? Doch vorläufig waren sie in ihrer Sammelkabine eingesperrt und mussten warten. - Nach über zwei Stunden öffnete sich die Tür. Ein Soldat winkte den ersten Munus herbei. „Du! Mitkommen!‟ Unsicher stakste der Gerufene auf seinen Hufen zu dem Uniformierten.

Auf Deck VII der Impetus stellte ein Offizier ein Team Männer zusammen, die bei der Registrierung der Flüchtlinge helfen sollten. Auch Animus war unter ihnen. Sie erhielten die Order, einen Munus zur Registrierung zu bringen. Die Uniformierten marschierten zu einer der Unterkünfte mit Munuswesen. Der Teamführer zeigte auf ein Individuum und winkte es hervor. Es handelte sich um die Nachbarzelle von Timiditas´ Quartier. Etwa 20 Meter weiter befand sich der Raum mit Gravis und Flosa. Auch sie würden noch zur Überprüfung geordert werden. - Noch langweilten sie sich in ihrer Zelle. Der Muskelkoloss sehnte sich nach Gewichtstraining, machte Liegestütze mit Flosa auf dem Rücken, Kniebeugen mit Flosa auf den breiten Schultern sitzend und litt unter knurrendem Hunger, denn die Rationen waren nicht für so eine massige Person konzipiert. Das Kontingent für Zivilisten war detailliert aus statistischen Durchschnittswerten errechnet.

Da die Impetus jedoch täglich neue Personen aufnahm und außerdem als Basis und Befehlshauptquartier im Orbit von Regina benötigt wurde, war an eine kurzfristige Reise nach Litus Mundus für die Zivilisten nicht zu denken. Neben den Flüchtlingen waren auch zahlreiche Kriegsgefangenen an Bord: Audiutrix-, Ductrix-, Centuria-, Veterana- und Praetoria-Offizierinnen. Sie erwartete ein Sondertribunal. Die zu lebenslanger, steriler Haft Verurteilten bekamen die alternative Option, einer DNA-Neustrukturierung zuzustimmen. Doch viele Frauen waren skeptisch, denn sie befürchteten, dass sie nicht nur als neue Menschen „wiedergeboren‟ würden, sondern auch willenlose Geschöpfe wären. Zumindest würden sie wohl den gesellschaftlichen Ansprüchen und Vorbildern der Vereinigten Allianz angepasst werden. Daher entschieden sich nur wenige der Gefangenen zu einer neurologischen Behandlung. Viele dagegen trotzten jeglicher Beeinflussung der böswilligen Usurpatoren, wie sie die Machtergreifung der VA erlebten.

In wenigen Tagen war der Mond Fortuna vollständig besetzt und gesichert. Die verbliebenen Verteidigungseinheiten auf Regina rückten immer weiter in die Defensive, verschanzten sich und gaben nach und nach auf. Faktisch war Regina befriedet, wie es der oberbefehlshabende Admiral ausdrückte. Die diktatorische Regierungsriege war zwar entkommen, wie man zähneknirschend feststellte, aber die Bevölkerung war befreit und die Dilithiumminen waren im Besitz der Vereinigten Allianz. Die Gewinne mit dem Edelmetall waren auch dringend nötig, da der Wiederaufbau der Infrakstruktur und des gesellschaftlichen Lebens große Summen verschlucken würden. Die meiste Elektronik war mit EMP vernichtet worden. Fast alle technischen Geräte würden ausgetauscht werden müssen, Updates aufgespielt und Spezifikationen programmiert werden.

Der Hohe Rat auf Beta Patria jubelte. Endlich, nach Jahrhunderten, war Regina wieder Kolonie der VA. Bei den meisten Wählern kam das gut an. Wirtschaftlich würde die VA durch den reichen Planeten durchaus an Einfluss in den relevanten Quadranten der Galaxie gewinnen. - Die offiziell letzte militärische Operation war die Eroberung einer Insel auf der Rückseite des Planeten, der fast ausschließlich aus einem großen Ozean bestand. Das einsame felsige Eiland Antipodes beherbergte ein gigantisches Umerziehungslager des alten Regimes. Die Impetus positionierte sich in 150 Kilometern Höhe über der Insel, und 250 Piloten schwärmten mit ihren Fightern aus. Der Admiral musste vorsichtig vorgehen, da in der Gewalt der Regimetreuen auch Kriegsgefangene der VA waren. In einem beispiellosen Bruch der Charta waren fünf Abgesandte der VA festgesetzt worden: vier Kommandanten sowie ein hoher Diplomat des Verteidungsministeriums hatten als Paramentäre verhandeln wollen. Eine weitere Delegation würde die Führung der VA sicherlich nicht in die Höhle des Löwen schicken.

Der Kontakt zu der autarken und isolierten Gemeinschaft war kaum mit konventioneller Technik möglich. Späher mussten sich nähern und Funkdaten auf freien Frequenzen absetzen. Die Leitung von Disciplina wurde aufgefordert, bedingsungslos zu kapitulieren. Die zuständige Praefecta, die das Gefangenenlager leitete und als einzige Armeeangehörige in diesem Rang noch auf Regina ausharrte, beantwortete die gefunkten Daten mit EMP-Strahlen, um die Spählander auf Abstand zu halten und zu verhindern, dass die Aggressoren das Eiland usurpierten. Die wenigen Schiffe, die auf Disciplina stationiert waren, gingen auf Alarm Rot und kontrollierten den Luftraum. Die Bewaffnung war jedoch eher bescheiden, denn es handelte sich in erster Linie um Transporter für Gefangene, für Frachtlieferungen oder kleine Fighter, die den Modellen der VA technisch weit unterlegen waren.

Derweil ging das Leben für die „Zöglinge‟ ganz normal weiter. Unter inhumaner Zwangsarbeit leisteten sie ihren Sklavendienst, ruderten auf Galeeren oder schufteten in Steinbrüchen unter der Knute der Aufseherinnen. Sogar die Ex-Praefecta Audaxa, die bereits Erfahrungen auf einer Galeere machen durfte, schwang mittlerweile unisono mit Rusticussen einen Vorschlaghammer auf Felsgestein, wieder und wieder. Ihre Muskeln brannten, sie war kaum noch in der Lage, das schwere Werkzeug zu heben, aber so ein heißer Elektrokuss, den ihre Wärterin nur allzu gerne als probate Motivationshilfe verteilte, machte müde Glieder munter. Grau vor Staub und verschwitzt durch die sengende Sonne und mörderische Anstrengung hechelte Audaxa wankend umher, hob den Hammer erneut und ließ ihn mit Schwung wieder auf einen Granitbrocken prallen. Ihr ganzer Leib vibrierte bei dem Zusammenprall zwischen Stahl und Stein.

Sie hatte einen Lendenschurz und eine Stoffbahn für ihre Brüste sowie Sandalen erhalten. Das war mehr, als so mancher andere Sklave sein Eigen nennen durfte. Doch trotz ihrer argen Plackerei und scheinbar hoffnungslosen Lage, fielen ihr die Shuttles auf, die über den rötlichen Himmel jagten. Das war ungewöhnlich. Irgendetwas lag wie ein Menetekel im wahrsten Sinne des Wortes in der Luft. Audaxa kam eine Ahnung: War die Vereinigte Allianz einmarschiert und hatte die monarchische Regierung abgelöst? Die Ex-Praefecta seufzte. Ihre Zwangsarbeit würde vielleicht bald zuende sein, doch was kam stattdessen?
134. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 20.09.17 10:23

Da sind ja unsere drei Helden wieder mal zusammen. Was wohl Passiert wenn Timiditas und Animus auf Gravis treffen?? Freude oder kommen Rachegedanken hoch weil er sie ja quasi Verraten hat.
Wie lange wird sich Diciplina noch gegen die Einnahme wehren können und was Passiert dann mit Audaxa? Werden die anderen Sklaven sich an ihr Rächen wollen oder geht alles gut und sie kann sich eine Neue Existenz aufbauen?
135. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 21.10.17 16:55

~ LI ~


Das Lager auf Antipodes konnte nur noch wenige Tage lang den rigorosen Angriffen mit EMP-Strahlen und Bodentruppen widerstehen. Nach nur sechs Tagen und 14 Stunden folgte zähneknirschend die definitive Kapitulation durch die Kommandeurin, Praefecta Malitia, die jedoch nicht festgenommen werden konnte, da sie in einer abenteuerlichen Aktion untergetaucht war.

Der Kommodore, der die Eroberung Antipodes leitete, war fuchsteufelswild. Die Kapitäne beschwichtigten ihn, dass Malitia nicht weit kommen würde. Sie hatte sich vermutlich unter die Gefangenen von Disciplina geschmuggelt. - Wie weit war sie bei ihrem Fluchtversuch gegangen, um eine falsche Identität vorzutäuschen? Zerfetzte Kleidung, sogar Peitschenstriemen? Gefangenentattoo? Hatte sie sich selbst versteckt oder gab es Helfer?

Eine Sondereinheit wurde gegründet, die die Praefecta aufspüren sollte. Dazu war sie mit perzeptuellen Sensoren ausgestattet, die kleinste Mengen DNA-Spuren ausfindig machten und ihren Weg verfolgten. Nur unter extremen sterilen und Überlichtbedingungen konnten die Sensoren ausgetrickst werden. Ein Hoch auf Reginas Datenbanken, in der ein Analytiker der VA die DNA-Formel der Praefecta gefunden hatte! „Konfiguration abgeschlossen. Wir können los!‟, informierte ein technischer Offizier an Bord eines Shuttles, das die Sondereinheit auf die Jagd der Flüchtigen transportierte. Der Commander gab den Startbefehl. Das Fluggerät folgte der grafisch als gestrichelte Neonlinie dargestellten DNA-Spur.

Schon nach 6,4 Kilometern setzte es zum Landeanflug an. Offenbar befand sich die Gesuchte ganz in der Nähe. Als die Soldaten aus der Luke stiegen, standen sie vor einem Flachbau, der wie ein Nuklear-Bunker aussah. In der Nähe lag das Ufer des Ozeans mit einer betonierten Mole, an der eine Rudergaleere vertäut lag. Eine Hälfte der Truppe lief mit den Waffen im Anschlag auf das Schiff zu, der andere Teil betrat den Betonbau, dessen massive Stahlplattentür geöffnet war.

Die Soldaten schalteten ihre stroboskopfähigen Hightechstablampen ein. Es gab keine Fenster und keine sonstige Lichtquelle in dem Bunker. Im Inneren wechselten sich Stahl und Beton ab. Es waren keine Einrichtungsgegenstände und nur wenige technische Apparaturen vorhanden. Der Trupp kam an einem Stahlregal mit Strahlenkanonen vorbei. Auf dem Rückweg würden die Waffen konfisziert werden. Plötzlich brach der Funkkontakt zum Flighter ab. Der Truppanführer fluchte. „Weiter! Vorwärts!‟ Sicherheitshalber aktivierte er sein mobiles Strahlenmessgerät und sagte beruhigt: „Radioaktivität im Normbereich. Keine Kontamination.‟

14 Meter weiter kamen sie an eine aufgebrochene Nanofasertür, die mit einem Hochleistungs-Laser aufgebohrt worden war. Dahinter befanden sich nur noch Rudimente von Mauerteilen. Der Trupp stand wieder im Freien des Areals. Man konnte noch Fragmente von ehemaligen Zellen erkennen, aber hier hatte offenbar eine Detonation stattgefunden. Der Bunker war unbewohnt. Der Funkkontakt war wieder hergestellt. „Delta 1 an Omega 1. Hier ist nichts. Seit ihr fündig geworden?‟ Der Truppanführer des Omegateams, dass die Galeere betreten hatte, meldete sich über ein neurogenes Interface: „Omega 1 an Delta 1. Hier ist auch niemand. Das Schiff war offenbar eine Sklavengaleere. Hier sind überall Ruderbänke mit Stahlketten.‟

Der Pilot des Flighters, der mitgehört und die Informationen an den Kommodore weitergeleitet hatte, erhielt den Befehl, die Trupps anzuweisen, Beweise zu sammeln und anschließend unverzüglich zum Schiff zurückzukehren. An seinem hexagonalen Kommunikationspult las er starke Interferenzen im Energienetz ab, die durch einen aufkommenden Orkan in der Amosphäre verursacht wurden. Er gab ein Zeitfenster von 20 Minuten an. Fünf Minuten vor Ablauf der Frist forderte er den Status der Trupps an. Zwei Minuten später gingen die Männer von Delta an Bord. Team Omega hatte noch drei Minuten, bevor das Schiff starten musste. Dann waren nur es noch zwei Minuten.

Der Pilot wurde unruhig. Seine Kiefer schmerzten schon vor Verkrampfung. „Omega 1. Flighter an Omega 1. Wo bleibt ihr?‟ Der Co-Pilot, der neben dem Piloten stand, tippte auf eine Konsole und zeigte dann auf den luminierten 3-D-Monitor vor ihnen: „Die sind immer noch auf dieser Galeere. Unter Deck.‟ Auf dem Display waren die Soldaten als rote Punkte sichtbar. Sie bewegten sich nicht. Der Pilot schaute zum Bordchronometer: noch eine Minute bis zum Zwangsstart. Es herrschte statisches Rauschen im Funkkanal zum Außentrupp Omega. Noch 30 Sekunden. Sie würden es nicht mehr schaffen. Der Pilot bereitete die Startsequenz vor. Die Antriebe aktivierten sich, während zahlreiche Prüf-LEDs auf dem Pult leuchteten oder blinkten. Wenige Sekunden später hob der Flighter ab.

Einige der Männer sahen sich entsetzt an. Sie hatten ihre Kameraden zurücklassen müssen! Mit einem steilen Steigflug jagte der Pilot sein Schiff duch die Atmosphäre des Planeten in den Orbit. Ein Senkrechtstart war nicht möglich gewesen, da sie sonst genau in die schwersten Luft-Wirbel hineingeraten wären. Schwere Erschütterungen zeugten von dem herannahenden Sturm, doch schon einige Sekunden später waren sie aus der Troposphäre heraus und in „ruhigerem Fahrwasser‟ eingetaucht. Sie flogen auf direktem Kurs zum Mutterschiff zurück.

Auf dem Scanner war zu erkennen, wie intensiv das destruktive Wetter auf dem Planeten bereits wütete. Die neueste Analyse verstärkte die Stufe um weitere 77 Prozent. Antipodes würde völlig zerstört werden. Konnten die Menschen auf der Insel so etwas überhaupt überleben? Ihre Kameraden, andere VA-Infanteristen, die Regimemitglieder der Regina und zuletzt auch die armen Kreaturen, die in Disciplina eingekerkert waren? Die unheilige Liaison von Unwettergewalten und hilflosen Geschöpfen würde unweigerlich zu Verlusten führen. Der VA-Admiral sprach mit ernster und würdevoller Miene einige bürokratisch wirkende Sätze vor der versammelten Offiziersmesse auf Impetus, die die Gefallenen ehren sollten. „Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen der Soldaten und auch bei den engsten Kameraden...‟

Als Ursache für den Vorfall vermutete man unkontrolliert austretendes Betäubungsgas, das auf der Galeere vielleicht als Sicherheitsmaßnahme bei einer Meuterei zum Einsatz kommen sollte. Weitere Details oder Gewissheit würde man nicht erhalten. - Kaum hatte der Admiral das Sprechpult verlassen, ballte er eine Faust und grinste den Attaché, der ihn begleitete, an. „Antipodes ist Geschichte. Damit ist Regina befreit. Wir haben es geschafft. Bereiten Sie die offizielle Verlautbarung vor.‟

Die letzten versteckten Pugnatoren würden schnell aufgeben und nichts mehr erreichen können. Einige hochrangige Regimemitglieder waren zwar geflohen, aber es gab auch zahlreiche Gefangenen, von denen man sich wichtige Informationen versprach. Hauptsache war aber, dass der Admiral dem Hohen Rat auf Beta Patria die Kapitulation verkünden konnte. Der Planet Regina gehörte der Vereinigten Allianz - und damit auch das viele Dilithium.

Einige Monate später mussten sich zahlreiche ehemalige Militärs der besiegten Diktatur vor Gerichten auf Beta Patria verantworten. Ein Sondertribunal entschied im Schnellverfahren, welchem Schweregrad sich eine Offizierin schuldig gemacht hatte. Wer keiner DNA-Neustrukturierung zustimmte, ging für unbestimmte Zeit in sterile Einzelhaft. Mit Gel gefüllte Polymerwände verhinderten dort, dass sich die Insassinnen verletzen konnten. In einigen Fällen wurde als probates Mittel auch das Tragen einer Zwangsjacke verordnet. Die Isolationshaft unter den klinischen Bedingungen führten bei einigen Frauen zu psychischen Auffälligkeiten.

Die Zivilbevölkerung von Regina litt inzwischen unter der zusammengebrochenen Wirtschaft und Gesellschaftsstruktur. Mit kleinen Rationen wurden sie in riesigen Sammelzentren versorgt. Erste Spezialfirmen für den Wiederaufbau landeten auf dem Planeten. Mehrere interstellare Konzerne stritten sich um Anteile bei der Dilithiumförderung. Die Armee der Vereinigten Allianz zog sich peu à peu zurück. Auch das gewaltige Flottenschiff Impetus war längst wieder auf Beta Patria gelandet. Eine neu eingesetzte Übergangsregierung war von der VA auf Regina eingesetzt worden, die versuchte, einen Bürgerkrieg zu verhindern. Ressourcenknappheit, Ressentiments gegenüber anderen humanoiden Arten wie den Munus oder Rusticussen, Rachegefühle der Unterdrückten den freien Bürgern - insbesondere weiblichen - gegenüber, fehlende Gesetzeskontrolle, fragliche Rechtssicherheit - es zeichnete sich ein Tableau aus einem Crescendo des Chaos.

Die Schürffirmen schotteten sich mit martialischer Security auf ihren Claims und in den hohen Bürogebäuden in der City ab, doch die Bevölkerung blieb großteils allein mit ihren Problemen. Kriminelle Gangs bildeten sich in den Städten und großen Neo-Siedlungen, die die Bürger noch zusätzlich gängelten. Schutzgelderpressungen, Überfälle und Diebstähle waren an der Tagesordnung. Fast alle Verbrecher waren Munus oder Rusticusse. Diese Tatsache machten sie nicht beliebter in der restlichen Bevölkerung. Sie stellten circa 90 Prozent der männlichen erwachsenen Bewohner des Planeten. Nur wenige Aussiedler auss der VA waren auf Regina heimisch geworden oder arbeiteten in der Erzförderung oder als Wissenschaftler. Qualifizierte Experten kamen großteils von Pax Novo und Beta Patria. Aber diverse Spezialisten waren aus der gesamten VA angeworben worden. Für nun fehlende einfache physische Arbeiten setzte die Regierung diverse Roboter und Androiden ein. Für die erstarkende Industrie mussten nukleare Kraftwerke und größere Raumhäfen gebaut werden.

Flosa und Gravis waren die ersten Monate nach der Befriedung in einem Sammellager auf Litus Mundus untergebracht worden, nachdem ihre Identifizierungs-Kontrolle positiv war. Es gab zwar ein Geheimdossier über Flosa, aber ihre gefälschte Identität verhinderte, dass die Kommission sie zuordnen konnte. - Vor einigen Wochen hatten sie ihre Reise nach Beta Patria fortgesetzt. Flosas militärische Ausbildung beinhaltete eine Navigatorqualifikation der Klasse 3, daher fand sie schnell einen Job als zivile Pilotin eines Handelsschiffes, das im Orbit des VA-Heimatplaneten diverse Strecken mit allerlei Gütern - meist anorganisches Substrat für hydoponische Pflanzenkulturen - zurücklegte.

Gravis blieb derweil in der kleinen Moduleinheit, die sie in einem gigantischen Sky-Habitat bewohnten. Da Flosa bei einigen Flügen zwei oder drei Tage unterwegs war, hielt sie mit Gravis über ein Interface im Schiff Kontakt per Videoübertragung. „Wie geht es dir, Gravis?‟, fragte sie. Der Muskelkoloss trank gerade ein Proteinkonzentrat und nickte. „Gut, Flosa. Nur, dass ich dich vermisse.‟ Flosa schmunzelte. „Mich oder dein weich eingepacktes XL-Luststäbchen?‟ Gravis ächzte vor Geilheit. „Oh, Flosa. Die Penishülle ist wirklich gemein. Ich spüre jede Reibung und kann sogar steif werden, aber...‟ Flosa kicherte mokant. „Aber du kannst es dir nicht selbst machen. Und das ist auch gut so! Ich bin ja in zwei Tagen wieder da. Vielleicht lasse ich dich dann mal raus.‟

Nach dem Gespräch war Gravis noch erregter als zuvor. Er stemmte im Gym des Habitats ein paar Tonnen Eisen, um seine Energie abzureagieren und sah nach dem Training, zurück in der Wohnungseinheit, sehnsuchtsvoll durch ein binokulares Teleskop mit animierter Routenplanung und suchte die Strecke seiner Herrin, die für dieses Mal mit einem raumfähigen Transportschiff unterwegs war, um in großen Tanks gelatinöse Nanofasern zu einer Recyclinganlage auf einem nahen Mond zu fliegen. Der Ionenantrieb des Schiffes sorgte zwar für eine hohe Reisegeschwindigkeit, aber das Löschen der Ladung und der „Papierkram‟ bei der planetarischen Zollbehörde dauerten zwischen zwölf und 18 Stunden.

Gravis trug auch in Abwesenheit seiner Herrin die obligatorische weiße Spandexhose, die schwarzen Nylon-Polymer-Stiefel und seine Brustkette. Die Penishülle zeichnete sich durch den dünnen Stoff gut ab. Sogar die flachen Klebeelektroden an seinen Hoden waren zu sehen, aber daran hatte er sich gewöhnt. Solange kein Strom durch die Vorrichtung floss, spürte er sie kaum. Das „Munus Universe 100‟, das Flosa immer mit sich führte, hatte sie auf ihren Dienstreisen nie eingesetzt. Gravis war sich jedoch bewusst, dass sie ihm auch aus Millionen Kilometern Entfernung Strafreize schicken konnte.

Er staunte immer mehr über sich und seine Situation. Je länger er Haussklave von Flosa war, desto mehr liebte er diese Frau und fühlte sich in seiner Rolle gut aufgehoben und wohl. 175 kg Muskeln - und trotzdem dieser zierlichen Person ausgeliefert. Es war rational für ihn unerklärlich. Ursprünglich hatte er sich nach dem Zusammenbruch des Regina-Regimes befreien wollen. Er wollte unabhängig und frei sein, ein Mann, ein normaler Mensch. Vielleicht hätte es Möglichkeiten gegeben, seine ursprüngliche Körpergestalt wieder zurückzubekommen, aber mittlerweile war das gar nicht mehr in seinem Sinn. Er war zufrieden mit seiner monströsen Masse, und auch seiner Unterwerfung vor Flosa ließ ihn eine tiefe latente Befriedigung fühlen.

Er wusste nicht, ob sein Schicksal ihn zu einem devoten Humanoiden gemacht hatte, oder ob seine Neigung durch seine Erfahrungen erst an die Oberfläche gekommen waren. Auf jeden Fall war er glücklich mit der aktuellen Lage. Nur das war relevant. Statt wie früher in einer Tretmühle oder Mine zu schuften, musste er lediglich Hausarbeiten erledigen und erhielt Nahrung im Überfluss. Nur die seltenen sexuellen Erlösungen, die Flosa sehr sparsam einsetzte, quälten ihn. Doch es war eine Art süßer Schmerz, den er gern auf sich nahm, um seiner Herrin zu gefallen. Nie zuvor hatte er so lustvoll und glücklichen Sex gehabt. Kein Haremsmunus konnte es mit Flosa aufnehmen. An seine unfreiwillige Sklavenhaltung erinnerte sonst nur noch das fette Brandzeichen der Audaxa mit ihrem Familienwappen auf seinem Hinterteil. Vielleicht würde Flosa es bald entfernen lassen.

Der Muskelkoloss schaltete mit einer Geste das 3-D-Display an der Wand ein. In den Nachrichtenkanälen reihten sich die Berichte von verurteilten Militärs aneinander. Hunderte Frauen waren bereits zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden. Aber einige Offizierinnen hatten die alternative DNA-Neustrukturierung gewählt. Auch darüber wurde berichtet. In der aktuellen Reportage sah Gravis, wie ein Mann im weißen Kittel eine Hypertoniepistole im Nacken einer verurteilten Ductrix ansetzte. Die Frau war am Kopf mit zahlreichen Elektroden verkabelt mit einer Gerätekonsole. Der Neurologe senkte ein Gerät in Form einer Art Haupe über den Schädel der Frau, die aussah wie ein Computertomograf. Ein diffuses Licht leuchtete darin und blitzte in hektischen Rhythmen auf. Eine Stimme aus dem Off informierte über die Arbeitsschritte, die zur DNA-Neustrukturierung notwendig waren. Sämtliche Erinnerungen an ihr früheres Leben würden nach der Therapie irreparabel ausgelöscht sein. Stattdessen implementierten die Mediziner Alternativdaten im Gedächtnis der Patientin. Aus der Kriegsverbrecherin wurde so in wenigen Stunden eine unbescholtene Bürgerin der VA, die nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen war und es auch nicht werden würde.

Aus Datenschutzgründen blieb die Identität der Personen geheim. Sie konnten nach der neurologischen Behandlung ein neues Leben anfangen. Zwar gab es Gerüchte darüber, dass die Regierung Teile dieser Frauen als willenlose Sklavinnen an Regime außerhalb der VA verkaufte, aber dies wies die Legislative als Verschwörungstheorie zurück. Zumindest konnten investigative Journalisten keine stichhaltigen Beweise dafür vorlegen. Gravis räusperte sich und murmelte vor sich hin. „Verdient hätten sie es! Diese sadistischen Weiber!‟ - Schon kam ein neues Gesicht auf das große Display: Die Kamera zeigte eine völlig besudelte beinahe nackte Frau, die unter Schlackbergen einer kleinen Bio-Recycle-Anlage hervorkrabbelte und von einer Spezialeinheit der VA-Planetenpolizei festgenommen wurde. „... bei der gestern in die Haftanstalt auf Beta Patria überführte Frau handelt es sich nach DNA-Analysen um die Praefecta Militia, Oberkommandierende des größten Gefangenenzentrums Disciplina.‟ Gravis schaltete die Übertragung mit einer Geste aus und griff sich seufzend in den Schritt. Hoffentlich war Flosa bald wieder zu Hause!

Er aktivierte die realvisuelle Sicht, so dass die Kristalle einer bisher opaken Wand sich zu einer durchsichtigen Fläche metaphorisierten: Wo eine Sekunde zuvor noch eine projezierte Graslandschaft abgebildet war, zeigte sich nun der Ausblick vom 171. Stockwerk des Sky-Habitats über die Satelittenstadt, in der die Mieten relativ günstig waren. Dunkelgraue Smogwolken aus diversen Pestizid-Emissionen der Flug-Antriebe und Schadstoffen aus Industrieanlagen hingen tief unter der Wohnung, so dass weder Straßen noch Grund zu sehen waren. Die Aussicht erinnerte an eine Myriade gezündeter Nebelgranaten. Nur einzelne weitere Sky-Habitate stießen mit ihren obersten Etagen durch die Wolkendecke. Der Muskelmann trat vor die transparente Wand und versuchte Details zu erkennen. „So ein Dreck! Die reinste Kloake!‟ Plötzlich spürte er ein Kribbeln an seinen Hoden, dass von Sekunde zu Sekunde an Intensität anwuchs. Spielte Flosa ihm da einen Streich? Oder gab es eine Fehlfunktion des Munus Universe 100? Nicht auszudenken! Bereits Stufe 24 ließ einen Munus bewusstlos werden. Das Gerät verfügte über 100 Stufen. Sein Herz schlug schneller. Was sollte er nun tun?

Die Elektroden ließen sich nur mit einer ganz speziellen Flüssigkeit entfernen. Das Kribbeln wurde langsam unangenehm bis schmerzhaft. Gravis keuchte und aktivierte an einer Konsole die Verbindung zu Flosas Schiff. Auf dem Display leuchtete auf: „Fehlercode 101-05. Status: Keine Funkverbindung.‟ Gravis fluchte. Wahrscheinlich war Flosas Schiff gerade hinter dem Mond. Aber warum konnte sie dann den Impulsgeber aktivieren? Das machte dem ehemaligen Custos noch mehr Angst. Und wieder sendeten die Elektroden heftige Reize. Flosa konnte es nicht sein... Wenn sie es nicht war, wer dann?

Es blieb nicht mehr viel Zeit. Das Kribbeln war zum durchdringenden Schmerzimpuls herangewachsen. Gravis krümmte sich leicht und grunzte: „Verdammt! Die Dinger braten mir die Eier!‟ Wenn sich das Gerät von alleine angeschaltet hatte, war es unberechenbar. Hatte Flosa ein Update aufgespielt, bei dem irgendwas schiefgelaufen war? Er musste etwas unternehmen. Nur was? Vielleicht hatte jemand auch ein Munus Universe 100 und den dazugehörigen Controller. Aber wer? Wo? Und selbst wenn, dann war noch lange nicht gesichert, dass es auch funktionierte. Vermutlich waren die Fernbedienungen individualisiert nur auf ein Gerät aktivierbar, damit es keine Interferenzen gab. „So ein Mist! Verflucht! Dem Entwickler dieser Dreckserfindung müsste man sein Teil in den Arsch stecken!‟ Und... Ein brutaler dumpfer Schmerz durchdrang seine Hoden und zwang ihn auf die Knie.

Es war kaum auszuhalten. Er hielt sich den Schritt, schützend, als würde dies etwas nützen. Der Schock war mehrere Sekunden lang gewesen. Die Nachwehen der Schmerzen ließen den Betroffenen schwer atmen und ängstlich vor dem nächsten Signal verharren. Wann kam das nächste? Plötzlich pingte es: der Hinweis, dass Flosa sich meldete. Gravis sprang auf und rannte zur Konsole, wo das Gesicht seiner Herrin aufleuchtete. „Hattest du mich versucht, zu kontaktieren? Ich habe hier eine Fehlermeldung 101-05. Wir waren auf der Rückseite von Trabant BP-IV.‟ Gravis seufzte erleichtert. „Habe ich mir schon gedacht. Gut, dass ich dich jetzt erreiche! Der MU 100 spielt verrückt. Das beschissene Ding...‟ Als wollte das Gerät es demonstrieren, jagte es einen neuen Schock in die Hoden des Mannes, der aufschrie. Die Schläge wurden immer intensiver.

Flosa lachte. Gravis sah sie irritiert an. „Was ist daran lustig? Es tut sauweh! Dieser arschige Eierkocherschrott...‟ Und erneut versetzte das MU 100 einen Schlag, der saftig in die Bälle des Muskelprotzes schoss, als wolle er die empfindlichen Organe wie im Kern einer Sonne sieden. Gravis jaulte auf und knickte wieder in die Knie. „Flosa! Mach doch was!‟ Seine Stimme war höher als gewöhnlich und hörte sich jammernd und bettelnd an. Flosa blieb ganz ruhig. „Das Gerät ist nicht defekt. Es ist alles einwandfrei. Mach dir keine Sorgen.‟ Gravis würgte. „Ich soll mir keine Sorgen machen?! Was sagst du denn da?‟ Flosa: „Hör mir erst mal zu. Also: Das MU 100 ist inzwischen auf Audiosignale programmiert. Wenn du fluchst oder ein Schimpfwort benutzt, bekommst du einen elektrischen Korrekturhinweis.‟ Gravis stand da mit offenem Mund. Das Ding bestrafte ihn also für seine Worte!

Ihm lag schon der nächste Fluch auf der Zunge, aber er schluckte ihn schwer wie ein supermassereiches Schwarzes Loch runter. „Wenn ich also nicht schimpfe, passiert nichts? Sicher?‟ Flosa bejahte. „Und halte dich von anderen Leuten fern, die fluchen. Das Gerät unterscheidet nicht zwischen Stimmen.‟ Gravis ächzte. Wenn andere Fäkalsprache benutzten, würde ER dafür bestraft! Na, toll! Flosa meldete sich: „Ich muss die Verbindung beenden. Wir tangieren gleich ein Asteroidenfeld. Da brauche ich meine ungeteilte Aufmerksamkeit am Steuerpult.‟ Damit deaktivierte sie die Verbindung. - Gravis rieb sich über seinen Schritt. Er fühlte es immer noch. Er öffnete seinen breiten Gürtel und zog die dünne Hose hinab bis zu den Knien, betrachtete seine in Mitleidenschaft gezogenen Kugeln, konnte aber bis auf eine leichte Rötung nichts erkennen und zog sich wieder an. Danach aß er einen Energieriegel und marschierte zurück ins Gym, um sein Gewichtstraining fortzusetzen. Um keine Flüche zu hören, steckte er sich Soundstöpsel in die Ohren, die über ein phasenverschobenes „Active Noise Control System‟ verfügten und alle Töne neutralisierten, also destruktive Interferenzen erzeugten.

Für Gravis herrschte völlige Stille. Er hörte nun zwar keine Gespräche der Anwesenden mehr, aber ihre irritierten Blicke auf seinen monströsen Körper und auch auf seine durchscheinenden Genitalien waren nicht zu übersehen. Er würde Flosa bei nächster Gelegenheit fragen, ob er im Fitnessstudio andere Kleidung tragen dürfe. Der mutierte Custos drückte, stemmte, zog, hob und schob die schwersten Gewichte im Gym. Die anderen Männer staunten nicht schlecht. Die meisten waren unentschlossen, ob sie den Typen bewundern oder wegen seines Outfits eher bemitleiden sollten. Sie wussten natürlich, dass solche Humanoiden von Regina stammten und dort wie Sklaven gehalten worden waren. Inzwischen gab es viele Rusticusse und Munuswesen auf Beta Patria, die frei lebten. Doch dieses Exemplar hier schien noch unter der Knute einer Frau zu stehen. Dies war nicht illegal, aber verstieß gegen die ungeschriebene Ethik und Moral der Gesellschaft der Vereinigten Allianz. Nur in ausgewählten Bereichen gab es teils autarke Femdom-Gemeinschaften, die geduldet wurden, solange die männliche Bevölkerung freiwillig dort lebte. Solang die Herrin des Muskelkolosses sich in der Öffentlichkeit diskret zurückhielt, würde jedoch niemand Anstoß nehmen.

Und so trauten sich einige wenige Sportler Gravis anzusprechen. Dazu musste er seine ANCS-Stöpsel abnehmen. Es ging thematisch um Trainingstechniken und Ernährung. Niemand wagte es, ihn auf seine skurrilen Silhouetten unter dem dünnen Hosenstoff anzusprechen. Oder den Sinn seiner Brustklammern mit der Kette dazwischen. Glücklicherweise verwendete niemand ein Schimpfwort. - Am nächsten Tag ging Gravis wie gewohnt ins Gym und bewegte Tonnen von Eisen - oder kämpfte gegen hydraulikgesteuerte Widerstände. Noch einen Tag später gab es endlich ein Wiedersehen mit Flosa. Gravis nahm sie auf den Arm und küsste sie. So viel „Respektlosigkeit‟ ließ sie sich gern gefallen. Sie liebte es, von dem starken Mann festgehalten und liebkost zu werden.

Und so dauerte es nicht lange, bis beide im Bett landeten, wo Flosa zunächst eine geschickte Zunge genoss, bevor sie vorsichtig den gewaltigen Phallus samt Hülle in sich spürte. Er dehnte sie ungemein, aber Flosa kam in einer süßen Mischung aus Schmerz und Befriedigung zu einem fulminanten Orgasmus. Leider verhinderte die Hülle jegliche Stimulation des fleischlichen Luststabs. Gravis liebte es, wenn Flosa zum Höhepunkt kam, aber er selbst fühlte auch deutlich die zunehmende Frustration der ausbleibenden Erlösung. Er fragte daher höflich an, ob die Hülle nun entfernt würde, doch Flosa kicherte nur leise und räkelte sich auf dem Bett. „Du willst fi**en?‟ Augenblicklich schoss ihm ein Stromstoß durch seine Hoden. Er grunzte auf und hielt sich den Schritt. Flosa lachte schadenfroh. „Entschuldigung. Hatte ich ja ganz vergessen. Ein böses Wort.‟ Gravis sah die Herrin vorwurfsvoll an. Flosa lächelte. „Wie süüüß.‟ Sie streichelte ihn und kraulte seine Bälle, während der Muskelmann unter den Berührungen wohlig zuckte. „Na, dann will ich ja mal nicht so sein...‟

Sie entfernte die Hülle und betrachtete den Phallus, der sofort erigierte. Immerhin knappe 80 Prozent eines Munusgenitals durfte er sein Eigen nennen. Das und das menschliche Gebiss hatte er der Praefecta Audaxa zu verdanken, die aus ihm für ihren Fetisch einen Muskelmutanten geschaffen hatte. Ein gewöhnlicher Custos brachte es auf 150 Kilogramm. Gravis lag nun bei über 175 Kilogramm. Diese enorme Masse war schon belastend und auch schwierig zu halten. Er musste hart trainieren und ständig essen. Aber da Flosa ihn so am liebsten mochte, wie er war, behielt er seine Figur. Die Herrin streichelte den langen Schaft entlang, entlockte dem Mann die ungewöhnlichsten Töne und Verrenkungen. Und dann setzte sich die kleine Frau auf die massigen Schenkel, rutschte höher, erhob sich in kniende Haltung und schob die Spitze des Phallus zu ihrer Weiblichkeit, tauchte sie ein und ließ sie tiefer und tiefer eindringen.

Gravis rollte mit den Augen vor Geilheit und keuchte vor Kurzatmigkeit. Dann senkte sich Flosa in seinen Schoß und genoss selbst die wohlige Dehnung, die Reibung und Liebkosung ihrer Venuslippen, begann einen leichten und langsamen Rhythmus der Liebe und tauchte mit ihrem Liebhaber in eine Welt der Ekstase ein, die das restliche Universum verblassen ließ. Der Muskelgigant war nur Sekunden von einem extremen Orgasmus entfernt. Er spürte, wie sich Wellen der Lust anbahnten, die wie ein Tsunami durch seinen Leib spülen und alles überfluten würden. Flosa verlangsamte ihre Bewegungen und verharrte beinahe, dann abrupt setzte sie ihren Rhythmus schneller fort und kam schreiend zum nächsten Höhepunkt, während die Muskelberge unter ihr sich verkrampften, verbogen, verzerrten und spannten, als auch Gravis seinen Orgasmus heiser hinausrief. Unter stakkatoartigen Zuckungen entlud sich eine heiße Flut der Lust, die seine Sinne explodieren ließen. Sanft umarmte er die traumhafte Aphrodite auf ihm, als wolle er sie nie wieder loslassen. - Am Horizont begann sich das warme rötliche Licht von Sol X94021-115-BP durch eine große, runde Polykarbonatscheibe über das Liebespaar zu ergießen, als wolle sie dem Liebespaar ihre Wertschätzung zollen.
136. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 22.10.17 22:43

Sowas in der Art habe ich mir gedacht. Die VA war nur am Dilithium Interessiert. Der Rest der Beölkerung ist ihr Egal.
Gravis und Flosa gehts gut auch wenn Gravis nicht Fluchen oder andere Flüche hören darf. Ganz schön fies von Flosa. Das ist dann wohl bald das Ende von der Regina Geschichte. Was wurde aus Timiditas und was treibt Animus jetzt nach dem der Krieg Vorbei ist?
Wird sich die VA noch um die Wirtschaft und die Zivilbefölkerung auf REgina kümmern oder ist ihr das egal?
137. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 29.10.17 13:52

~ LII ~


Im einem zentralen Sammellager für Munuswesen wurden auf Litus Mundus auch Timiditas und seine Kameraden untergebracht, nachdem sie mit der Impetus nach mehrwöchigem Aufenthalt im Orbit um Regina endlich die Reise zu dem neuen Planeten angetreten hatten. Erst dort hatten Exomediziner die Hufenstiefel entfernt, die die Munusgeschöpfe seit Monaten getragen hatten. Es war ein wunderbares Gefühl, wenn auch ungewohnt, wieder mit der gesamten Fußfläche auftreten zu können, abzurollen und sicher zu stehen. Die Freiheit der Zehen, die angenehme Position der bisher verkürzten Achillessehnen war unbeschreiblich.

Im Lager erhielten sie auch endlich andere Kleidung. Zwar waren es wieder Ganzkörpersuits, aber diese waren aus dickerem khakifarbenem Stoff und weit geschnitten. Sie bedeckten vom Fußgelenk bis zum Hals den ganzen Körper, der vorher so würdelos präsentiert war und wie ein Stigma an ihnen geklebt hatte. Natürlich konnte ein Munus seine Anatomie auch in noch so weiter Kleidung nicht völlig kaschieren, aber er fühlte sich mit den neuen Sachen nicht mehr wie auf dem Präsentierteller und im Fadenkreuz des Spottes oder sexistischer Bemerkungen.

Als nächstes hatte man ihnen mit einem Präzisionslaser die Metallreife von Hals, Armen und Beinen geschnitten. Einziger Wermutstropfen blieb der Hodenring. Er beeinträchtigte die Träger zwar nicht signifikant, aber alleine der Gedanke, dass da ein Symbol der Unterwerfung um ihre edelsten Teile hing, ließ die Munusse säuerlich aufstoßen. Aber die Experten behaupteten, dass es zu riskant wäre, an dieser Stelle mit dem Laser zu arbeiten. Die Speziallegierung ließe sich aber anders nicht entfernen, so dass man davon ausgehen müsse, dass die Ringe permanent an Ort und Stelle blieben. Zumindest hier gab es keine technischen Optionen, die das Risiko einer Verletzung minimierten.

Das Leben im Lager war äußerst langweilig und eintönig. Fast schon eine angenehme Abwechslung waren die Befragungen, von denen jeder Munus schon circa zehn Sitzungen hinter sich hatte. Noch gestern sollte Timiditas auf Bilddateien einige Centurias identifizieren. Doch Cupidita, die ihn bei einer Sklavenauktion ersteigert hatte, war nicht dabei. Und Praefecta Audaxa war bereits verurteilt worden. Das hatte eine Nachrichtenagentur vor zwei Wochen gemeldet. Die Gesuchte hatte sich als Zivilistin zu tarnen versucht. Doch DNA-Scanner ließen sich nicht so leicht übertölpeln. Da sie bei Verhören die Kooperation verweigert hatte, wurde sie vom Sondertribunal auf Beta Patria in einem Indizienverfahren und dank einiger Zeugenaussagen zu lebenslanger Isolationshaft verurteilt. Die Schimpftirade, die die Praefecta nach dem Urteilsspruch losgelassen hatte, wurde in den Videodateien großteils mit Pieptönen zensiert, da sie sehr kreative Vorschläge enthielt, was sie mit den Hoden der Richter machen wollte.

Der Ermittler, der mit Timiditas gesprochen hatte, tippte etwas an seiner Konsole ein, eine Code-Sequenz raste über den Monitor und öffnete ein weiteres Bildprogramm. So konnte ein animiertes Fahndungsfoto von Cupidita erstellt werden. Nuanciert ging der Mann dabei exakt nach den Vorgaben des Munus vor. Er leistete präzise Arbeit, doch sein unsteter Blick glitt immer wieder zu den großen Brüsten unter dem Suit, die ihn offensichtlich magisch anzogen. Timiditas war froh, dass er an einem Tisch saß, sonst wären wohl auch noch seine großen Hoden auf ähnlich penetrante Art bewundert worden. - Anschließend durfte er wieder in seine Kammer zurückkehren.

Viele Munuswesen konnten mit ihrer Freiheit wenig anfangen. Sie fühlten sich überfordert. Retrospektiv betrachtet war ihr Sklavenleben zwar voller Zwänge und restriktiver Anweisungen gewesen; doch waren sie stets der stoischen Überzeugung gewesen, für genau dieses Schicksal leben zu wollen. Die Gehirnwäsche in Regina war verantwortlich dafür. Trotzdem taten sich viele Munusgeschöpfe mit ihrem neuen Leben schwer. Die Gesellschaft der Vereinigten Allianz war ihnen noch suspekt. Vor allem, weil sie eben keine integrierten Bürger wurden, sondern in einem Lager für Munuswesen auf Litus Mundus separiert waren.

Timiditas betrat seine Kammer, in der er mit drei weiteren Munusgeschöpfen lebte. Seine Kameraden, die er im Stall von Cupidita kennengelernt hatte, waren nicht darunter. Ihnen war ein anderer Sektor zugewiesen worden. Zwei der Mitbewohner waren ehemalige Haremsmunus der Regina, einer stammte aus einem Melkstall der herrschaftlichen Ejakulationsbank. Entsprechend gigantisch waren seine Hoden - selbst für Munusverhältnisse. In dem weitgeschnittenen Suit sah es aus, als habe der Arme einen Bauch, der grotesk tief bis zu den Knien hing. Timiditas hatte ihn in der Dusche gesehen. Dagegen sahen seine Bälle ja geradezu klein aus. Nur zwei Mal eine Doppelfaust. Doch der Kamerad war mit Kugeln gestraft, die Rugbybällen nahekamen. Omnipräsent würden sie ihn permanent stigmatisieren, ihn niemals „normal‟ und frei leben lassen.

Der frühere Melkmunus lag auf seiner Pritsche und sah Timiditas an. „Und? Wie war die Anhörung? Musstest du dich auch nackt ausziehen?‟ Der Befragte verneinte. „Der Ermittler hat mit mir ein Fahndungsfoto meiner letzten Besitzerin erstellt.‟ Der Kamerad setzte sich auf. „Ein Exo-Endokrinologe hat mich behandeln wollen, damit meine Hoden wieder schrumpfen, aber ich bin leider resistent gegen das Mittel. Die Indagatrixfrauen müssen meine DNA irgendwie durcheinandergebracht haben, so dass die Hyperthrophie permanent und irreversibel ist.‟ Timiditas hob überrascht die Augenbrauen. „Ich hätte gedacht, dass sie wieder auf normale Munusgröße zurückgehen, wenn du nicht mehr so oft gereizt und gemolken wirst.‟ Er erinnerte sich daran, dass er in seiner Zeit als Melkmunus ebenfalls vergrößerte Hoden hatte, doch die waren wieder auf Munusmaß verkleinert - das war natürlich relativ, denn kein Mensch oder Rusticus hatte solche extremen Sexualorgane wie ein Munusgeschöpf. Mit ihren Proportionen mussten sie leben. Und in Freiheit konnten sie vielleicht sogar selbstbewusst damit umgehen. Aber Timiditas gab insgeheim zu, dass die gigantischen Klötze seines Kameraden eine deutliche Einschränkung im Alltag waren. Timiditas empfand Mitleid mit dem Betroffenen. Dessen Stimmung war auch nicht gerade gut.

Ganz anders die beiden Munuskameraden der Stube: Sie liebten sich jede Nacht äußerst temperamentvoll. Dabei geilte es den unfreiwilligen Zaungast sehr auf, wenn das Duo in allen möglichen und kaum gekannten Stellungen ihren Trieben frönte. In der zweiten Woche getraute er sich dann, synchron zu onanieren. Warum sollten die beiden den ganzen Spaß alleine haben? - Doch es kamen ihm auch seltsame Fragen in den Sinn: Ist das Pärchen schwul? Sind es Lesben? Haben Munuswesen überhaupt ein einziges Geschlecht, oder waren sie eine Art Zwitterwesen? Timiditas war sich nicht einmal bei sich selbst sicher, als was er sich betrachtete. Vielleicht als Hermaphrodit.

Ursprünglich war er ein junger Mann gewesen. Und die extrem großen Geschlechtsteile unterstrichen das noch. Aber die Megabrüste? Die daumengroßen Nippel? Die schlanke Taille, die zarte Haut... Das waren alles feminine Attribute. Sogar die Stimmlage eines Munus war signifikant höher als die eines Rusticus oder Pugnators. Wollte die Gesellschaft der Vereinigten Allianz überhaupt Munuswesen in ihrer Mitte? Timiditas machte sich Sorgen. Nur wenige Munus hatten bisher Litus Mundus verlassen dürfen. Er hatte gehört, dass Rusticusse in größeren Kontingenten bereits nach Beta Patria und auf andere Welten, zum Beispiel Colonia Agricultura, emigriert waren. Warum wurden noch fast alle Munuswesen in Sammellagern festgehalten....

Abrupt wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als die zwei Stubenmitbewohner in ihrer 69-Stellung auf dem Bett zugleich ihre Orgasmen schallend herausstöhnten und sich gegenseitig die Rachen fluteten. Die Brustwarzen waren noch praller als gewöhnlich, als sie bedeckt von ihrer Lust zum Bad liefen, und Pfützen auf Matratze und Boden hinterließen. der sinnierende Timiditas hatte mitten in seiner autoerotischen Tätigkeit aufgehört und lag nun mit versteiftem Riesenphallus auf seinem Bett, neidisch auf das befriedigte Pärchen, das sein Quantum Sex heute mit Bravour erreicht hatte.

Einige Augenblicke später bemerkte er, dass sein dritter Zimmergenosse ebenfalls masturbierte. Der Ex-Melkmunus würde eine noch gigantischere Menge Lustsaft vergießen, und Timiditas stand sicherheitshalber auf und verließ den Raum. Wie triebgesteuert ein Munus ist!, wurde ihm bewusst. Die extreme Libido war ihnen in ihrer künstlichen DNA absichtlich mitgegeben worden. Er fragte sich, ob es ein Fluch oder ein Segen war? Wäre es vielleicht besser gewesen, auf Regina zu bleiben? Unterdrückende Feministinnen gab es nicht mehr. Von ursprünglich 85 Millionen Bewohnern des Planeten gehörten nur 32 Millionen der Zivilpopulation an, von denen nur ein Teil die Welt verlassen hatte. Die zehn Millionen Pugnatoren waren - wie die weiblichen Militärs und Edelfräuleins - festgenommen worden. Von 20 Millionen Rusticussen und 20 Millionen Munuswesen waren nur wenige auf Regina geblieben. Trotzdem machten sie über 90 Prozent der männlichen Humanoiden aus.

Timiditas war sich unschlüssig, wie seine Zukunft aussehen sollte. Hatte er überhaupt eine Wahl? Oder würde er zwangsverschickt in eine ihm zugewiesene Welt? Die Ungewissheit im Lager war fürchterlich. Seit Monaten ging das nun so. Die Bewohner hatten Zugang zu den Nachrichtenkanälen und kommerziellen Netzwerken, aber es war trotzdem ein ödes Abwarten. Die Frage war: Worauf warten wir? Es ging kaum vorwärts. Einige Munuswesen stellten bereits den Antrag auf eine Rückführung nach Regina. Doch die notwendigen Genehmigungen waren die Ausnahme, denn die Regierung der VA wollte nicht noch mehr von ihnen auf dem Planeten.

Stattdessen wurden Männer aus der gesamten VA mit finanziellen Anreizen angeworben. Es gab Millionen von Frauen, die einen Mann suchten, um eine Familie zu gründen. Sie wollten gewöhnlich keinen Rusticus und keinen Munus. - In den ersten Monaten nach der Befriedung hatte es alles andere als Frieden gegeben, Etwa 40 Prozent der Rusticusse und Munuswesen waren immer noch überzeugte Anhänger des Regina-Regimes. Mittlerweile schrumpfte die Anzahl zwar, aber es handelte sich immer noch um Hunderttausende, die an geheimen Orten mit untergetauchten Edelfräuleins lebten, die sich der Festnahme hatten entziehen können. Die Planetenpolizei fahndete permanent nach diesen feindlichen Zellen, doch dauerte es noch Monate, bis das letzte Nest aufgedeckt worden sein würde.

Trotzdem herrschte in vielen Regionen des Planeten beinahe Anarchie. Dabei gab es sowohl Übergriffe der Zivilbevölkerung auf Munuswesen und Rusticusse, als auch von den Besagten auf die Bürgerschaft. Timiditas wollte lieber in realem Frieden leben. Also musste er nach Beta Patria oder eine andere Welt der VA. Mit 128 Milliarden Humanoiden in zig Sol-Systemen war die Auswahl ja reichhaltig genug. Morgen wollte er sich bei einem Ermittler nach einer Transportoption erkundigen.

Er stellte sich vor eine Spiegelfläche und zog seinen Suit über die gewaltigen Brüste. Froh, dass der Reißverschluss sich schließen ließ, konnte morgen der Typ wenigstens nicht wieder auf seinen Busen starren, wie es ihm bei seiner jüngsten Anhörung widerfahren war. Zumindest wurden sie von dickem Khakistoff bedeckt. Ach, was hieß morgen? Schnellstmöglich wollte er den Mann aufsuchen, also machte er sich gleich auf den Weg, obwohl der Mann ihm zuwider war.

Vor dessen Büromodul standen etwa zehn Personen an. Timiditas reihte sich geduldig ans Ende der Warteschlange ein. Ein Munus vor ihm hatte offensichtlich eine Auseinandersetzung mit dem Vordermann. Den verbalen Austausch hatten sie schon hinter sich gelassen. Nun boxten sie sich gegenseitig gegen die monströsen Brüste und schubsten einander. Der Vordermann stieß rückwärts stolpernd gegen Timiditas, drehte sich aggressiv um und entschuldigte sich nicht etwa, sondern stieß nun seinerseits Timitidas nach hinten. Keine fünf Sekunden später eilten mehrere Uniformierte herbei - drei Männer und drei Frauen - und zückten Elektrostäbe, wie sie auch von Audiutrixfrauen im Regina-Regime getragen worden waren. Die Sicherheitskräfte sparten nicht am Gebrauch der knisternden Stöcke, bis sich alle Beteiligten - einschließlich Timiditas - stöhnend auf dem Boden wanden.

Ein „Ich habe doch gar nichts gemacht‟ sparte er sich, denn die Security interessierte das nicht. Schlägereien, Pöbeleien oder andere Disziplinlosigkeiten wurden gnadenlos unterbunden. - Das Verlangen nach einer Ausreise wurde immer drängender. Hier war er ebenso Humanoid zweiter Klasse wie unter Augusta Regina. Als er endlich an der Reihe war, begrüßte ihn der Ermittler an seiner Konsole mit den jovialen Worten: „Was kann ich dieses Mal für dich tun?‟ Es hörte sich mehr an wie: „Was willst du Freak denn schon wieder hier?‟ - Keine fünf Minuten später kam der Munus desillusioniert aus dem Raum. Für eine frühzeitige Abreise gab es keine Möglichkeiten. Eine Kommission aus Experten (was auch immer für Experten, fragte er sich) würden zu gegebener Zeit die Bewohner des Lagers in ihnen zugewiesene terrageformte Lebensräume transportieren. Er war keinen Schritt weitergekommen.

Frustriert warf er sich in seiner Kammer auf das Bett. Plötzlich hörte er einen Tumult im Flur. Dann riss ein Uniformierter die Tür auf und schrie: „Raus! Durchsuchung!‟ Zwei martialisch gepanzerte Soldaten zerrten ihn aus dem Raum, während zwei weitere Männer anfingen, die Matratzen von den Betten zu reißen und die spartanische Einrichtung durcheinanderzuwühlen. Geschockt stand Timiditas mit etwa zwanzig anderen Munuswesen auf dem Korridor und hörte dem wilden Treiben zu. Der Wortführer hielt einen Scanner in der Hand und tastete damit alle Wände, den Boden und die Decke ab. Dann rief eine Stimme: „Hier alles sauber.‟ Einer der Uniformierten nahm ein mobiles Datenterminal von seiner Brusttasche und tippte etwas ein; danach drückte er es wieder an den Klettverschluss zurück. Das Quartett stürmte heraus und eilte in die nächste Stube.

Timiditas fragte seinen Nachbarn, ob er wisse, was los sei. Der zuckte nur mit den Schultern. Ein Dritter wollte gehört haben: „Die suchen nach einem optischen Datenträger mit illegalen Programmen. Die haben wohl irgendeinen Tipp bekommen.‟ Timiditas kehrte mit zwei Mitbewohnern zurück in die Unterkunft und erschrak über das Chaos, das die Männer angerichtet hatten. Es war zum Heulen! Es dauerte ewig, bis er endlich auf eine neue Welt gebracht würde, aber zurück nach Regina durfte er auch nicht. Das war wohl auch nicht erwünschenswert, denn die anarchischen Zustände auf dem Planeten nahmen immer mehr zu.

Kaum jemand konnte sich irgendwo sicher fühlen, wenn er nicht von Security oder durch hohe Zäune geschützt war. Besonders nachts war jede Person in den Städten Freiwild für marodierende Banden, und auf dem Land lief es nicht zivilisierter ab. Die ursprüngliche Bevölkerung war verarmt und zog sich in kleinen mehr oder weniger autarken Camps oder Forts zurück. Munuswesen und Rusticusse bildeten oft gemeinsame Gesellschaften in eigenen Befestigungsanlagen. Aus der Not wurde eine Tugend gemacht: Munuswesen waren die einzigen nicht komplett männlichen Personen dort und damit potentielle Lebenspartner - obwohl eine Fortpflanzung natürlich nicht möglich war. Viele Rusticusse, die anfangs eine Abscheu vor den männlichen Geschlechtsteilen der Zwitterwesen hatten, arangierten sich schließlich damit.

Diese Vorgehensweise jedoch säte umso mehr Misstrauen und Ablehnung unter der bürgerlichen Bevölkerung, bei denen die Gerüchte von animalischen Freaks und Monstern umhergingen, die es miteinander trieben. Die Gesellschaft war stärker gespalten als je zuvor. Die wenigen Personen mit finanziellen Mitteln und gehobenem Lebensstandard waren Wissenschaftler, Ingenieure und hochqualifizierte Spezialisten bei den Schürfkonzernen oder großen Fabriken, die auf Regina neu entstanden waren.

Da die Sklavenarbeit in der VA illegal war, griff insbesondere die Schwerindustrie auf Roboter und Androiden zurück; doch es gab auch schwarze Schafe. So mancher Neureicher, meist Inhaber der Zulieferproduktion, stellten gesetzeswidrig auch Rusticusse als billige Arbeiter ein. Ein Tagebau-Baron belieferte eine Fabrik mit seltenen Erden, die er auf Regina aus dem Boden holte. 4.000 Rusticusse schufteten in dem Gebiet der Firma wie Sklaven. Für sie hatte sich seit der Befriedung des Planeten nichts geändert. Sie waren aus Minen oder Tretmühlen zum Tagebau gewechselt - mehr nicht. Offiziell besaßen sie zwar Rechte, aber in der Praxis konnten sie diese nicht einfordern. Zumindest Castitasschellen oder Titanfesseln blieben ihnen erspart. Ehemalige Custos wurden als Wächter eingesetzt, die die Rusticusse bei der Arbeit antrieben.

An Munuswesen hatten solche Produktionsstätten kein Interesse. Ihnen fehlte die physische Kraft für die Schufterei. Trotzdem gab es vereinzelt Exemplare, die außerhalb der Camps lebten und einen Platz in den Städten der Zivilbevölkerung gefunden hatten. Wer Glück hatte, lebte als Partner mit einer Frau oder einem Mann. Doch es gab auch hier schwarze Schafe, die die Hermaphroditen in die Prostitution lockten, was nach den Gesetzen der Vereinigten Allianz ebenso illegal wie Zwangsarbeit war. Solchen Etablissements waren nur schwer zu finden, und selbst Razzien durch VA-Soldaten oder die Planetenpolizei sorgten selten für genügend Beweismaterial, um diese dubiosen Häuser zu schließen.

In Wahrheit waren die Behörden nicht besonders ambitioniert, die Lokalitäten zu schließen, denn dort waren die Munuswesen zumindest kontrolliert an einem Ort, während schon zu viele dieser Geschöpfe auf dem Planeten Unruhe stifteten. Viele Gebiete auf Regina waren wegen der plündernden Banden „No-go-Areas‟, und diese Kritik musste sich der neu eingesetzte Statthalter von Regina immer wieder von oppositionellen Politikern anhören. Ziel war es, diese Gangs zu zerschlagen und in Camps oder Lager zu zentralisieren. Langfristig würden diese speziellen Humanoiden auf einen terrageformten Planeten in einem anderen System umgesiedelt werden.

Dann wäre auch die Migration nach Regina für Bürger der VA attraktiver. Der Preis für einen Hektar Land war äußerst günstig zu erwerben - ein weiterer Anreiz. Der Hohe Rat auf Beta Patria wollte unbedingt die ehemals abtrünnige Kolonie als strategisch wichtige Erweiterung der VA bevölkern, um dort über ein Bollwerk gegen verfeindete Bündnisse zu verfügen.

Zwei Wochen später: Timiditas betrachtete im Spiegel seinen Hodenreif: Er würde ihn wohl bis an sein Lebensende an seine Sklavenvergangenheit erinnern. Er wollte schon resignierend seufzen, da ereilte ihn ein Hoffnungsschimmer: Ein Uniformierter trat in seine Stube und meldete: „Eventuell gibt es eine Option für eine Rückkehr auf Regina, falls du das noch wünscht. Dann komm ins Datenverwaltungsbüro, Zimmer 16.‟ Das ließ sich der Munus nicht zwei Mal sagen. Besser nach Regina zurück, als hier im Lager versauern.

Der Verwalter räusperte sich, als Timiditas eingetreten war. „Wir erwarten Neuankömmlinge. Allerdings ist wegen eines Datenfehlers eine Person zu viel an Bord. Er müsste zurück. Wenn du mit ihm tauscht, bleibt er hier auf Litus Mundus. Damit wäre euch beiden geholfen.‟ Der Munus nickte. Ja, diese Chance würde er sofort aufgreifen. Der Verwalter sah das Zwitterwesen merkwürdig an. „Allerdings... ist das nicht ganz offiziell. Ich müsste da allerhand... Nun ja, es würde dich eine kleine Gefälligkeit kosten.‟ Timiditas wusste, worauf das hinauslief. Wahrscheinlich war Sex die erste Assoziation, die ein Mensch bei einem Munus hatte. Kurz überlegte er, sich empört zu weigern, aber er wollte unbedingt nach Regina fliegen. Und so machte er sich darauf gefasst, dass der Mann einen Blowjob einfordern würde.

Doch was dann geschah, überraschte auch ihn: Der Verwalter bugsierte ihn in eine Kammer, ging fort und kam kurz darauf wieder, verriegelte die Tür mit einem digitalen Sperrcode und zog sich aus. Dann lehnte er sich über einen Metalltisch und sagte: „Nimm mich! Hart und fest!‟ Er reichte ihm eine Ampulle mit Gleitgel. Timiditas war verunsichert. „Mit dem Zweipenis...?‟ Der Mann rief: „Nein! Nimm deinen großen Prügel! Ich will ihn tief in mir spüren.‟ Timiditas streifte seinen Suit bis zur Hüfte ab und öffnete noch den Stoff am Schritt. Sein gewaltiger Phallus erigiert zu voller Blüte. Er zerbrach die Glasampulle und verteilte den Inhalt auf seinem monströsen Knüppel. War der Typ sicher, dass er das wollte?

Er setzte an und zog die Hinterbacken des Mannes auseinander. Der Munus merkte bald, dass er es nicht mit einem Anfänger zu tun hatte. Doch die Größe dieser Keule war auch für ihn eine Herausforderung. Langsam rutschte das Mordsding tiefer, während der Verwalter stöhnte, keuchte und jammerte. Doch er forderte sogar: „Weiter! Ramm ihn ganz rein! Und dann besorg es mir!‟ Timiditas überlegte nicht lange. Sein Wunsch war ihm Befehl. Das enge Loch sorgte für eine intensive Stimulation und bald schon für höchste Freuden. Der Munus bemerkte bei seinem Liebesspiel, dass es zwischen den Schenkeln des Verwalters tropfte. Und schon wenige Minuten später war auch die Lustflut des Aktiven nicht mehr aufzuhalten und spülte des Mannes Bauch wie ein großer Einlauf.

Jetzt schrie der Mann vor Geilheit und kam schließlich sogar konvulsivisch zu einem mächtigen Orgasmus, ohne seinen eigenen Zipfel berührt zu haben. Vorsichtig ließ Timiditas sein Gerät aus der Lusthöhle flutschen. Mit ihm schossen weiße Ströme hinterher. Der Mann hing erschöpft und befriedigt über dem Tisch. - Während sich der Munus seinen Suit wieder geschlossen hatte, drehte sich der Mann langsam um, ein Grinsen im Gesicht, die Hosen noch um die Fußgelenke. Mit glasigem Blick sah er seinen Sexpartner an. „Das war... unbeschreiblich!‟

Am nächsten Morgen saß Timiditas wie versprochen in einem Transport-Shuttle auf dem Weg ins Sol-System der Regina. Beim Start sah er zum ersten Mal die Umgebung auf der Oberfläche von Litus Mundus: Das Lager befand sich in einer steppenartigen Ebene, doch nach circa 100 Kilometern überflogen sie nun eine der glänzenden Städte des Planeten. Inzwischen waren viele Vergnügungshotels, Casinos und Wellnessanlagen offenbar wieder in Betrieb. Er sah zahlreiche kleine Atmosphärenshuttles, Lufttaxis und andere Fluggeräte sowie Fußgänger auf einer breiten Prachtpromenade direkt am Meer. Dann erhöhte das Shuttle seine Flughöhe und ging schließlich in den Senkrechtflug über, nachdem die Bodendüsen des Ionentriebwerks gezündet worden waren. Bald schon war Litus Mundus ein immer kleiner werdender Ball am schwarzen kosmischen Himmel.

Timiditas war der einzige Zivilist an Bord der „Redeemer‟, ein auf Personenevakuierungen spezialisiertes Schiff mittlerer Größe. Der Munus durfte sich sogar ein Quartier aussuchen. Es standen ihm 300 kleine Kabinen zur Wahl. Die Mannschaft verfügte über Kammern in einem anderen Modul. Irgendwie war es gespenstisch, so alleine in dem Schiffstrakt umherzuspazieren. Er hatte keinen Zutritt zum militärischen Bereich und blieb daher allein in den langen Gängen mit den vielen kleinen Quartieren, einer großen Messe für 100 Personen und einem Aufenthaltsraum für bis zu 150 Mann, der Nasszelle mit Gruppendusche und 20 Brausen und schließlich einem Informationszentrum mit einer langgestreckten Konsole, die bis zu acht Leute gleichzeitig bedienen konnte.

Während des Fluges sah Timiditas kein einziges Besatzungsmitglied. Stattdessen arbeitete ein Roboter, der entfernt humanoide Züge aufwies, in der Küche und stellte ihm die Nahrungszubereitungen zur Verfügung. Alle anderen Abläufe waren automatisiert. Glücklicherweise war die Redeemer dank des Ionentriebwerks nur einige Tage unterwegs, um Regina zu erreichen. - Am dritten Tag, Timiditas im Aufenthaltsbereich war gerade dabei, durch die Nachrichtenkanäle des Bordnetzwerks zu schalten, stürmten vier Uniformierte herein. Der Wortführer erklärte: „Wir sind durch einen verstrahlten Asteroidengürtel geflogen. Du musst zur Dekontaminationseinheit.‟ Der Munus war erschrocken. Kosmische Strahlung? Aber warum hatten das denn die Scanner nicht entdeckt? Selbst mit veralteter Technik von vor fünf Jahrzehnten hätte man das problemlos rechtzeitig erkennen müssen...

Er wurde von dem Quartett flankiert durch die Gänge gebracht. Dort warteten schon zwei weitere Uniformierte. Einer von ihnen wies den Munus an, sich auszuziehen. Der Suit wurde in einen Kunststoffbeutel mit Reißverschluss gesteckt. Danach reichte man ihm einen Suit, der einem ABC-Schutzanzug ähnelte, in den er steigen musste. So folgte er den sechs Männern durch zwei Schotts in ein anderes Modul des Schiffes. Es sah aus wie ein Mannschaftsduschraum. Dort wurde Timiditas entkleidet und vor eine Wand gestellt. Mehrere Wasserdüsen bespritzten ihn nun ausführlich von oben bis unten kräftig. Auf Phallus, Hoden und Brüsten waren die H2O-Strahlen besonders intensiv zu spüren. Einer der Männer bediente eine Steuerungskonsole für die Düsen.

Auf Brüsten und Hoden schmerzte der Strahl; auf seinem großen Phallus dagegen wirkte er eher stimulierend, so dass sein Liebestoy begann, sich aufzurichten. Timiditas nahm ihn in die Hand und drückte ihn an seinen Bauch, damit er nicht so weit vorstand. Dadurch waren seine Hoden allerdings dem Strahl nun völlig ungeschützt ausgeliefert. Der Typ an der Steuerung konnte offenbar nicht damit umgehen, denn fast nur seine Sexualorgane wurden getroffen. Er hätte erwartete, dass aus Sicherheitsgründen nur das dringend benötigte medizinische Personal anwesend wäre, aber stattdessen drängten sich nun mindestens 20 Personen in dunkelblauen Militärhosen und T-Shirts an der Tür und waren teilweise in den Duschraum getreten - völlig ungeschützt vor der Radioaktivität.

Das mussten so ziemlich alle Personen der Mannschaft sein, die sich hier als Zaungäste eingefunden hatten. Timiditas bemerkte ein aufkommendes Schamgefühl. War es wegen seiner Nacktheit? Oder wegen seines Andersseins? Vielleicht trugen auch die jungen Männer einen Teil dazu bei, denn sie feixten und kicherten. Hatten sie noch nie einen Munus gesehen? Manche filmten sogar und machten Bildaufnahmen von ihm. Und was sollte das überhaupt für eine Dekontaminationsart sein? Er roch nur Wasser, nicht mal Seifenlauge, geschweige denn chemische Zerfallbeschleuniger, um kosmogene Radionuklide zu neutralisieren. Plötzlich war eine tiefe Befehlsstimme zu hören: „Was ist hier los?‟

Die jungen Männer spritzten förmlich auseinander und suchten das Weite. Innerhalb von fünf Sekunden stand Timiditas mutterseelenallein in der Dusche und sah einen Bordoffizier hereinkommen. „Was machen Sie im militärischen Bereich?‟ Der Munus stotterte: „Die... äh... Ich... Die Dekontamination...‟ Der Mann schnaubte. „Was reden Sie da für einen Bullshit!? Ab zurück in ihr Zivilistenmodul! Oder ich sperre Sie für den Rest der Zeit in die Brigg!‟ Timiditas tropfte klatschnass vor sich hin, aber er beeilte sich, an dem Offizier vorbeizukommen und den Gang entlangzuhasten. Leider war sein Suit nirgends zu sehen. Nackt, wie er war, suchte er sich ein Handtuch und trocknete sich ab. Danach lief er in diverse Quartiere, um nach Kleidung zu suchen, fand aber überhaupt nichts. Nackt kehrte er in sein Quartier zurück und setzte sich ratlos auf die Pritsche. - Einige Augenblicke später ging er zum Informationszentrum und wollte eine Konsole bedienen, um um Kleidung zu bitten, aber er es wiederholte sich bei jeder Eingabe der Text: „Der Datenservice ist nicht in Betrieb. Bitte versuchen Sie es später erneut.‟

Die Mannschaft kippte nach Schichtende ein paar Gläser „Kristallwasser‟, ein bei den Streitkräften der VA in Beta Patria beliebtes und berauschendes Getränk und schickten sich gegenseitig die Foto- und Videodateien auf ihre mobilen Datenkommunikatoren. An der Wand hing ihre Trophäe: ein khakifarbener Suit. Sie war nur mit drei Adhäsionsklebekugeln befestigt, so dass sie schnell in einem Spind verschwinden konnte, sollte der mürrische XO im Mannschaftsraum vorbeischauen.
138. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 29.10.17 18:19

Vielleicht hätte Timiditas eine Karriere in einem Gaybordell oder ähnlichem Anstreben sollen. Bei dem Liebesstab.
Das mit Audaxa hat mich jetzt doch Überrascht das sie nicht kooperierte. Sie war doch uletzt Sklavin auf einer Galeere. Ich hätte mit gerechnet das sie durchaus die Gelegenheit zur Rache nützt.
Da hat sich die Mannschaft auf kosten vob Timiditas einen Scherz erlaubt.
139. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 30.10.17 18:17

Zitat
...
Das mit Audaxa hat mich jetzt doch Überrascht das sie nicht kooperierte. Sie war doch uletzt Sklavin auf einer Galeere. Ich hätte mit gerechnet das sie durchaus die Gelegenheit zur Rache nützt...


Zur Infos: Ja, Audaxa hätte sicherlich zu Regina einige wichtige Infos gehabt, aber sie geht davon aus, dass die VA die Ex-Regentin eh nicht mehr zur Rechenschaft ziehen kann. Außerdem würde eine hochrangige Praefecta trotz Aussage eine schwere Strafe erhalten. Sie hat auf stur geschaltet und bleibt lebenslang in Haft, da sie die DNA-Neustrukturierung ablehnt.
140. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 05.11.17 18:52

~ LIII ~


Animus hatte die vergangenen Monate bis zu zwölf Stunden am Tag damit zu tun, Munuswesen und Rusticusse, die auf die Impetus gebracht worden waren, zu registrieren, Telemetriedaten in Datenbanken zu übermitteln und Unterkünfte zu organisieren. So groß das Schlachtschiff war, so eng wurde es langsam doch bei der exorbitanten Anzahl von Zivilisten. Die Impetus zog derweil stoisch ihre Bahn im Orbit von Regina und blieb in Kontakt mit den Landetruppen auf dem Planeten. Erst, als die definitive Kapitulation des Regimes offiziell war, machte sich das Basisschiff auf den Weg nach Litus Mundus, wo gewaltige Sammellager gebaut worden waren. Obwohl die Völkerwanderung noch lange nicht abgeschlossen war, kehrte die Impetus mit der Delegation des Hohen Rates und dem obersten Admiral anschließend zurück nach Beta Patria.

Reservist Animus wurde feierlich aus seinem aktiven Dienst entlassen und erhielt sogar von einem Captain eine Ehrenmedaille für seinen freiwilligen Einsatz. Lieber wäre ihm gewesen, weiterhin als Matrose der Vereinigten Allianz dienen zu dürfen, denn was sollte er nun tun? Als Zivilpilot arbeiten? Dafür fehlte ihm die Zulassung. Eher konnte er als technischer Navigator oder Kalibrierungs-Assistent arbeiten. Den Kurzhaarschnitt wollte er beibehalten. Den restlichen Körper rasierte er regelmäßig. Den blanken Body hatte er seit seiner Pugnatorzeit und sich irgendwie daran gewöhnt.

Auf Beta Patria waren die Berufsaussichten nicht so gut. Vielleicht sollte er nach Pax Novo umsiedeln, wo die Wirtschaft boomte. Von den dort 233 Millionen Bewohnern lebten 14 Millionen in der Hauptstadt Pax-City. Diese Megametropole vom Reißbrett bot endlos viele Optionen. Im aktuellen Wirtschaftsreport wurden für die Halbleiterproduktion Techniker mit Kalibrierungserfahrungen gesucht. Bei einer anderen Firma war eine leitende Stelle in der Navigationskomponentenherstellung vakant. Prozessanalytiker für transstellare Relais und Robotik waren ebenfalls beliebt. Aber wollte Animus sich in diese Materie hineinarbeiten? Pax-City war ein Moloch. Dort wurden Wünsche war, aber leider gab es auch die, die versagten und in der Gosse landeten.

Oder sollte er etwas ganz Neues wagen? Nach Regina zurückkehren und von vorne anfangen? Seine Pflegefamilie finden? Beim Aufbau der Infrastruktur helfen? Das würde ihn mehr reizen, musste er sich zugestehen. Außerdem gab es in den Nachtrichtenkanälen permanente Werbung für ein Leben auf Regina. Der Planet wurde angepriesen wie das Paradies. Es gab Steuervorteile, zusätzliche Prämien und günstiges Land. Die vielen neuen Firmen und Fabriken, die meist durch Roboter produzierten, benötigten Kontrolleure, Techniker und Programmierer.

Animus hatte zumindest Grundkenntnisse in diesen Bereichen. Auch eine Lebenspartnerin würde er leicht finden, so zumindest die Öffentlichkeitsarbeit der Werbeagenturen, denn auf Regina herrschte großer Männermangel - wenn man von Munuswesen und Rusticussen absah. In 24 Stunden bereits musste er sich entschieden haben, denn bis zu diesem Zeitpunkt war seine Unterkunft gebucht. Seine Uniform hatte er am Tag nach der Auszeichnung abgeben müssen. Zum ersten Mal seit seinem 18. Lebensjahr trug er wieder zivile Kleidung. Es war ein ungewohntes Gefühl. Animus hatte sich ein olivgrünes Outfit ausgewählt. Es bestand aus einer Hose und einer Jackettjacke aus dem gleichen Farbton. Unter der Jacke schaute ein schwarzes T-Shirt mit V-Ausschnitt hervor. Seine schwarzen Retropants aus Mikrofaser umschmeichelten angenehm seine Genitalien. Dazu trug er schwarze Stiefel aus synthetischem Leder und energiesparender Sohlendämpfung. Wenn schon die VA-Uniform im Vergleich zur Pugnatoren-Montur in Sachen Bequemlichkeit Lichtjahre entfernt war, so bedeutete die Zivilbekleidung eine weitere Steigerung in Komfort und Wohlbefinden.

So stand er vor dem riesigen Panoramafenster im 77. Stockwerk des „VA-Tower One‟, der größten Wohnanlage für Militärangehörige, in der auch die Rekrutierungsbehörde ansässig war, und blickte auf die anderen Gebäude und die tiefen Straßenschluchten dazwischen hinab, wo Hypermobile, Personen-Shuttles und andere kleinere Fahrzeuge vorgebenen Bahnen folgten. Etwa hundert Meter entfernt ragte das nächste Sky-Habitat in die Höhe. An der verspiegelten Fassade zeigte eine gewaltige 3D-Installation einen Werbespot für eine Bionikfirma. Danach folgte Werbung für medizinische Nanobots, ein Etablissement mit Sex-Androiden und schließlich der Aufruf, als Migrant auf Regina ein neues Leben „seiner Wünsche‟ anzufangen.

Animus sah interessiert auf das holografische Display. Gesucht wurden Männer mit jeglicher Qualifikation. Der Flug war kostenlos. Es gab einen Siedlerbonus und günstiges Land und/oder Immobilien. Zusätzlich lockte die VA mit steuerlichen Vorteilen für die Kolonisten. Regina wurde als paradiesischer Planet im wirtschaftlichen Aufschwung präsentiert. Durch die Blume suggerierte der Spot, dass reichlich Ressourcen an billigen Arbeitern für Haushalt oder die eigene Firma verfügbar waren: die Millionen von Munuswesen und Rusticussen. Animus aktivierte seine Datenkonsole und suchte nach den Optionen auf Regina. Neben den bekannten Arbeitsstellen warb auch eine Security-Einheit für Mitarbeiter. Diese Spezialeinheit war mit ähnlichen Rechten wie die Planetenpolizei ausgestattet und machte Jagd auf geheime Camps von Edelfräuleins und ihre loyalen Munus- und Rusticussubjekte.

Diese Aufgabe reizte ihn. Die verhassten Feministinnen sollten büßen für ihre Schreckensherrschaft. Die Munuswesen und Rusticusse taten ihm eher leid, denn sie waren unfreiwillige Überbleibsel der Diktatur und hatten nun nirgends einen fairen Platz in der Gesellschaft. Allerdings waren Humanoide, die immer noch zu ihren Unterdrückerinnen hielten, selbst schuld an ihrer Misere und mussten aus dem Verkehr gezogen werden, wenn Regina einmal ein blühender, freier und moderner Planet werden sollte. Damit war seine Entscheidung gefallen. Er würde sich bei der Spezialeinheit melden.

Weitere Informationen holte er bei der Migrationsbehörde im gegenüberliegenden Gebäude ein. Das Procedere war denkbar banal: Ein paar digitale Unterschriften und einen Irisscan später war er Anwärter zum Venator der Securitas Tracing Corporation, die im Auftrag der Planetenpolizei Edelfräuleins, ehemalige Militärs des Regina-Regimes und aufsässige Munuswesen und Rusticusse einfing. Die versprochene Vergütung war höher, als Animus es vermutet hätte. Schon am nächsten Tag sollte er mit einem Transfershuttle zum Planeten seiner Jugend zurückkehren.

Die letzte Nacht gönnte er sich in dem beworbenen Sex-Androiden-Etablissement und wählte eine junge, hübsche, blonde „Frau‟, die auf unglaubliche Liebestechniken programmiert war. So war er noch nie im Leben verwöhnt worden. - Glückselig taumelte er wie in Trance zurück in seine kleine Suite, wo er immer noch seine Synapsen funken und vor Lust tanzen spürte. Endorphine und Dopamin fluteten sein Gehirn und ließen seinen ganzen Leib wohlig kribbeln, obwohl er das Etablissement längst verlassen hatte.

Animus packte einige Stunden später seine wenigen Habseligkeiten zusammen und ließ sich von einem Taxishuttle zum Raumbahnhof bringen. Die „Rising Star II‟, ein umgebauter Transporter, öffnete die Außenluke. Kurz darauf durften die insgesamt 34 Passagiere an Bord kommen. Mit Animus waren 33 weitere Interessierte eingetroffen, die auf Regina ein neues Leben beginnen wollten. Unter ihnen waren neben Wissenschaftlern und Ingenieuren auch Hasadeure, die nichts mehr zu verlieren hatten.

Auf der interstellaren Reise, vorbei an dem Vergnügungsplaneten Litus Mundus, wo aktuell in abgeschiedener Ödnis gigantische Sammelzentren für Munuswesen gebaut worden waren, steuerte das Schiff auf direktem Kurs zum Regina-System. - Animus lernte einige der Mitfahrer kennen. Zu den Mahlzeiten in der Messe saß er morgens, mittags und abends mit drei Personen an einem der Stahltische: ein Robotikexperte, ein Tele-Chirurg und ein Doktor der Geologe, der sich auf Dilithium spezialisiert hatte. Der junge Animus fühlte sich ein wenig eingeschüchtert bei so viel Intellektualität, doch stellten sich die drei Männer als sehr umgänglich und freundlich heraus.

Der Robotikexperte würde in einer Produktionsfirma für Arbeitsroboter neue Versionen entwickeln; der Tele-Chirurg war sogar während der Reise bereits bei seiner Tätigkeit, sobald sich die Rising Star II nah genug an der für die Datenverbindung notwendigen interstellaren Relaisbasis befand; und der Geologe hatte eine Zusage eines Erzunternehmens, das auf Regina Schürfrechte erworben hatte. Animus berichtete stolz von seiner zukünftigen Jagd als Venator der Securitas Tracing Corporation. - In den interstellaren Datenströmen gab es geteilte Meinungen über die Spezialeinheit. Manche behaupteten, die Securitas sei eine Schlägertruppe, kein Deut besser als die Audiutrixschergen der Regina. Andere lobten die Institution als einen wichtigen Pfeiler im Aufbau der Demokratie auf dem Planeten, die dafür sorgten, dass das „Unkraut‟ endlich mit Wurzel herausgerissen wurde.

Animus wollte sich persönlich ein Bild davon machen, bevor er sich ein Urteil bildete. Ressentiments gegenüber der früher herrschenden Adelskaste der fundamentalistischen Edelfräuleins waren nachvollziehbar, aber auch Munusgeschöpfe und Rusticusse galten als suspekte Feinde, als Symbole der Diktatur. Was wohl nun aus Gravis und Timiditas geworden war?, sinnierte er. Ein schlechtes Gewissen meldete sich latent. Er hoffte, dass es ihnen gut ging. Egal, was alles geschehen war - sie waren drei Freunde und sollten es auch bleiben. Aber der junge Mann glaubte kaum noch an ein Wiedersehen. Die Vereinigte Allianz mit ihren 128 Milliarden Bewohnern war unvorstellbar groß.

Als endlich der Zeitpunkt der Landung auf Regina kam, wurden er und die anderen 33 Männer sowie die vier Besatzungsmitglieder von einem Orkan mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 262 km/h durchgeschüttelt. Ein herzliches Willkommen sah anders aus. Die Schubdüsen arbeiteten gegen die Gravitation des Planeten und senkten die Rising Star II mit einer Fallgeschwindigkeit von drei Metern pro Sekunde senkrecht auf die Oberfläche. Die dichte Wolkendecke hatten sie bereits über sich gelassen, wie die Passagiere über ihre Displays mit All-around-Visibility-Cam beobachten konnten. 500 Meter über dem Landeplatz, der von Hochleistungs-Leuchtdioden eingerahmt war, verlangsamte der Pilot die Sinkfahrt weiter auf einen Meter pro Sekunde.

Der Anflug wirkte für Animus ewig. Kurz vor dem Aufsetzen kamen weitere Bremsdüsen zum Einsatz und setzten das Schiff sanft auf die hochdichten Polymerhexagone des Untergrunds auf. Endlich durften die Passagiere ihren Sechspunktgurt lösen und aufstehen. Der Pilot aktivierte die Außenluke, und synchron fuhr eine Rampe heraus. Ein Aerotranferbus mit Autopilot schwebte zehn Zentimeter über dem Boden heran und öffnete eine pneumatische Tür, in die die Männer einstiegen und zum Hauptgebäude des Raumbahnhofs fuhren.

Ein Android begrüßte die Ankömmlinge im Entree und teilte sie zu separierten Gruppen, je nach Berufsfeld, ein. Animus winkte dem Geologen noch hinterher, dann fand er sich mit vier anderen Personen in einem Raum wieder. Nach wenigen Minuten tauchte eine Frau auf. „Guten Tag. Ich heiße Mona Parrish und werde einige Tests durchführen.‟ Ein Mann meinte: „Aber wir haben doch auf Beta Patria längst die Eignungstests gemacht und den Arbeitskontrakt schon unterzeichnet.‟ Die brünette Frau hob eine Augenbraue. „Wir verfügen hier über spezifizierte Testmethoden. Haben Sie nicht die Paragrafen im Anhang gelesen?‟ Der Mann brummelte und verschränkte die Arme vor der Brust. Animus fragte sie, von was für einem Anhang sie sprach.

Als erstes notierte die Frau die Termini der Anwesenden in ein mobiles Datenpad und verglich sie mit den ID-Cards und ihren Datenbankinformationen. Die Männer nannten der Reihe nach ihre Namen: Brad Porter, Marcus Wagner, Doyal Sheridan, Derek Syrus und Animus. Mona Parrish stutzte. „Animus? Und weiter? Oder ist das der Nachname? Ich finde hier nirgends die vollständige Benennung.‟ Der junge Mann räusperte sich. „Nur Animus. Ich stamme von Regina.‟ Jetzt hoben sich beide Augenbrauen der Frau. „So?‟ Auch die anderen vier Anwärter starrten ihn an, als erwarteten sie, dass er jeden Moment eine Metamorphose zu einem Munus oder Rusticus durchleben würde.

Mona Parrish zeigte zu einer Wandhalterung, in der zehn Brillen hingen. „Bitte setzen Sie die optischen Neuroscanner auf.‟ Die Bügel verfügten an der Innenseite über eine Art kleine Saugnäpfe. Animus bemerkte im ersten Moment noch nichts, aber als die Frau auf ihrem Pad tippte, blitzte es plötzlich vor seinen Augen. Für einen kurzen Augenblick hatte er das Gefühl, die Orientierung und sogar das Bewusstsein zu verlieren, als kreise der Raum wie ein Satellit um ihn herum, aber dann sah er wieder klar. Die Stimme der Frau hörte sich verändert an. Sie wirkte synthetisch, beinahe wie ein Android der ersten Generation. Und sie ertönte direkt in seinem Kopf, als würde er sich die Ohren zuhalten und zu sich selbst sprechen.

„Bitte folgen Sie mir nun in den Untersuchungsraum.‟ Das Quintett marschierte hinter der Frau her. Zwei der Männer feixten heimlich über das ansprechende Hinterteil der Dame. Hinter einer teiltransparenten Glastür drehte sie sich um und wies ihr Gefolge an, sich auszuziehen. Wagner, ein schlaksiger, großgewachener Rotschopf, fragte: „Bekommen wir jetzt unsere Uniformen?‟ Er sah sich um, aber nirgends waren Kleidungsstücke zu sehen. Er verharrte drei Sekunden und begann dann langsam, sich zu entkleiden, immer noch auf eine Antwort wartend. - Bald standen die fünf Männer in Slip und Unterhemd vor der Frau. Doch das reichte Miss Parrish nicht. „Muss ich alles zwei Mal sagen? Alles ausziehen!‟ Die Männer sahen sich unbehaglich an, entkleideten sich dann aber zügig komplett. Die meisten Genossen hielten verschämt ihre Hände vor die Männlichkeit, um einen kläglichen Rest Intimsphäre zu behalten.

Die Frau setzte mit routinierter Betonung fort: „Die Brillen, die Sie tragen, sind nicht etwa dazu da, damit Sie durch sie sehen, sondern sie sehen durch Sie. Sie scannen Ihre Gehirnströme und Augenreaktionen.‟ Der Mann, der wegen der erneuten Eignungstests nachgefragt hatte, meinte: „So ein Aufwand! Wir wollen doch nur normale Angestellte von Securitas Tracing werden. Geben Sie unsere Ausrüstung schon raus, Schätzchen.‟ Mona Parrish lächelte. „Wie gesagt, Mr. Sheridan? Zunächst werden einige medizinische und psychologische Tests durchgeführt. Die Brille kann zum Beispiel...‟ Sie kam auf den Mann zu und drückte ihm die Hände vor der Scham weg. Dann griff sie völlig unverblümt an sein bestes Stück und rieb daran. Alle konnten sehen, wie sich dort etwas versteifte und wuchs. Sheridan wurde rot im Gesicht. Miss Parrish fuhr fort: „Wenn wir gleich auf dem Display nachschauen, werden wir eine steile Erregungskurve bei unserem Mr. Sheridan feststellen.‟

Sie ließ mit Gestensteuerung einen holgrafischen Monitor im Raum entstehen, der ein Koordinatensystem mit passender Grafikkurve darstellte. Zwei der anderen Männer kicherten leise. Sheridan war die Lust vergangen. Auch das sahen alle in Realtime auf dem Display. Die Erregungskurve ähnelte nun einer Parabel. Der Mann namens Brad Porter beugte sich vor zu den Lenden von Sheridan und meinte höhnisch: „Oh, ist er wieder klein?‟ - Mrs. Parrish gab einige Daten in ihr Pad ein und überprüfte die Grafiken auf dem Monitor für jeden einzelnen Probanden. Animus konnte mit den vielen Abkürzungen nichts anfangen. Jedes Mal, wenn der Scanner ihn abtastete, vibrierten die Saugnäpfe an seinen Schläfen. Die Prozedur dauerte etwa 45 Minuten. Anschließend erhielten die Männer endlich ihre Uniformen, die den Anzügen der Planetenpolizei ähnelten. Animus musste feststellen, dass sie nicht sehr angenehm zu tragen war. Die Hose war sehr eng, fast schon wie die der Pugnatoren. Die Stiefel waren in Ordnung und schnell zu schließen, aber Shirt und Jackettjacke machten den Eindruck, als würden sie zu warm sein. Doch Mrs. Parrish beruhigte gleich: „Keine Sorge wegen der Materialdicke. Die ist notwendig, um eine Panzerung zu erzeugen. Die Uniform ist vollklimatisiert. Die Spezialstoffe passen sich an die Außentemperatur an. Zwischen minus 20 Grad Celsius und 40 Grad Celsius gleicht das Material aus.‟

Animus war beeindruckt. Über so etwas verfügte nicht einmal die VA-Marine. Zur Ausrüstung gehörte ein Handgelenkskommunikator, selbsterklärend in der Bedienung, und ein FNS. Das FNS war ein zylindrisches Gerät, um Munuswesen einzufangen. Drückte man auf den Auslöser, so schoss ein Netz aus verdickten Nanofasern hervor und stülpte ein Netz über das Ziel, zog sich zusammen und fixierte die Person. FNS stand für „Fishing Net Shooter‟. Der Stab war so handlich, dass er in einem Gürtelhalfter getragen werden konnte. - Ebenso erhielten die Venatoren - die Jäger der Securitas - einen Disziplinarstab, der elektrische Impulse austeilte. Auch dieser war in einem Gürtelhalfter untergebracht.

Mrs. Parrish erläuterte den auffällig dicken Stehkragen der Jackettjacke: „Ihnen ist vermutlich schon aufgefallen, dass der Kragen ihrer Uniformjacke eine besondere Stärke aufweist. Dies hat einen speziellen Grund.‟ Sie stellte sich direkt vor den Mann namens Syrus und drückte an seinem Revers auf eine Stelle in Herzhöhe. Sofort schoss eine Art Schutzhülle von hinten über den Kopf des Trägers hoch. „Diese Nanofasern schützen vor Gewalteinwirkungen einschließlich Energiestrahlen. Ein Sensor analysiert in Echtzeit die Atmosphärenstruktur und löst bei Bedarf ergänzend eine atmungsaktive Filtermaske mit Rippenschläuchen in Ihrem Nacken aus.‟ Syrus betastete überrascht seinen Kopf. Der „Helm‟ saß wie eine zweite Haut auf seinem Haupt. Die Ausbilderin drückte erneut auf das Revers, und innerhalb von einer Sekunde verschwand der Schutz wieder. Jetzt probierten auch die anderen Männer diese Funktion aus.

Mrs. Parrish nahm Doyal Sheridan seinen Disziplinarstab ab und aktivierte ihn. Sofort knisterte es am anderen Ende. „Hiermit können Sie unkooperative Munuswesen zügeln.‟ Sie hielt den Stromstock vor Sheridans Nase, der zurückwich. Dann schaltete sie ihn ab und reichte ihn seinem Besitzer zurück. Marcus Wagner flüsterte Derek Syrus zu: „Die hat sich auf Sheridan eingeschossen.‟ - Die Frau zog nun den FNS und forderte Sheridan auf, wegzulaufen. Der Mann zögerte. „Warum?‟ Mona Parrish zog ihre Stirn kraus. „Weil ich es sage?‟ Sheridan rannte los. Er kam nur bis zum Schott in zehn Metern Entfernung, während Mrs. Parrish erklärte: „Sie werden sich schon gefragt haben, wie dieser Stab funktioniert.‟ Sie zielte auf den Flüchtling und aktivierte den FNS. Schon schoss das Nanonetz hinaus und legte sich über Sheridan, zog sich zusammen und zwang ihn in embryonale Stellung zu Boden.

Das Maschenwerk schnitt zwar wegen der Verdickung der Fasern nicht in die Haut, hielt den Gefangenen aber sicher und restriktiv fest. Sheridan war so fest verschnürt wie ein Schmorbraten und konnte sich praktisch nicht bewegen. Er versuchte sich keuchend zu befreien, aber das Material war schnitt- und feuerfest bis 6.300 Grad Celsius. Die Zugfestigkeit betrug 25.100 N/mm2. - Mit einem Sendecode des FNS löste sich das Netz in ein Millimeter große Kügelchen auf und fiel prassend vom Körper ab. Verwirrt und ein wenig orientierungslos stand Sheridan auf und schüttelte sich die restlichen Körner ab. Mrs. Parrish zeigte auf den FNS. „Sie haben fünf Schuss. Danach müssen Sie das Magazin nachladen.‟

Sie lief vor und sprach dabei weiter: „Folgen Sie mir. Ich bringe Sie nun zu ihren Quartieren. Wie Sie in Ihrem Arbeitsvertrag erfahren haben, werden Sie in unserer Basisstation noch einige Einweisungen erhalten, bevor Sie auf Ihre erste Mission gehen.‟ Die Ausbilderin zeigte den genauen Umgang mit dem Kom-Gerät und brachte die Männer anschließend in eine Halle. Auf dem Boden lagen zahreiche Fallschutzmatten. Mrs. Parrish zeigte zu einer kleinen Gruppe von Personen, die eine Art Kampfkunst trainierten. „Das ist Os-Frangi - eine Disziplin, die euch helfen wird, einen Munus zu überwältigen. Sie stammt von den ersten Kolonisten auf Regina und wurde dann dort unter der Diktatur weiter entwickelt; aber auch in der VA sind Techniken ausgearbeitet worden. Dank einiger ehemaliger Haremswächtern, sogenannten Custos, haben wir Kenntnis darüber und bringen unseren Venatoren eine Mischform bei, die alle Vorteile miteinander vereint. Regelmäßige Trainingseinheiten sind Bedingung, um bei der Securitas-Einheit zu arbeiten. Wir bewilligen einen vierwöchigen Crashkurs. Vorhandene Kondition und notwendige Muskelkraft vorausgesetzt, reicht dieses Zeitfenster aus, um Sie anschließend auf Ihre erste Mission zu schicken.‟

Den vier Männern aus der VA war Os-Fangi völlig unbekannt, aber Animus hatte einige Trainingseinheiten im Rahmen seiner Pugnatorenausbildung absolviert. Marcus Wagner meinte: „Na, es wird schon nicht so schwer werden, diese freakigen T-Girls zu überwältigen. Oder sind die auch im Nahkampf geübt?‟ Doyal Sheridan grinste schief. „Die spritzen höchstens mit ihren Riesenkanonen.‟ Er machte eine ordinäre Bewegung. „Oder erschlagen dich mit ihren Monstertitten.‟ Mona Parrish räusperte sich. „Munuswesen sind in der Tat harmlose Gegner. Aber Rusticusse sind ein ganz anderes Kaliber. Davon laufen ebenfalls reichlich herum. Und wenn ihr auf einen Custos stoßt... Dann seid ihr froh, dass ihr über unterstützende Technik verfügt.‟ Animus wusste, wovon die Frau sprach. Er wusste ja, was aus Gravis geworden war.

Die anderen vier Männer machten sich erst jetzt über ihre Datengeräte schlau über die Wesen. Während Rusticusse noch relativ normal aussahen, ähnelten die muskelbepackten Custos eher extremen Bodybuildern und waren noch über das genetisch Machbare eines Humanoiden hinaus hypertrophiert. Brad Porter meinte: „Das sind ja die reinsten Menschenaffen! Denen möchte man nicht begegnen.‟ Mona Parrish anwortete: „Genau das wird aber geschehen. Es gibt noch etwa so viele Rusticusse wie Munuswesen auf Regina.‟ Porter fragte: „Und wie viele davon sind solche Muskelmonster?‟ Mrs. Parrish spitzte ihre hübschen Lippen. „Nun ja, diese Haremswächter sind verhältnismäßig selten. Aber sie kommen vor.‟ Doyal Sheridan schnaubte verächtlich. „Die mache ich platt! Soll einer kommen! Der kriegt hiermit was in seine Eier!‟ Er zog den Disziplinarstab und fuchtelte damit in der Luft herum. Mona Parrish presste ihre Lippen zusammen. Dieser Anwärter hatte zwar die mentalen Tests bestanden, aber sie fragte sich, wie er das bei seinem offenbar ungeeigneten Charakter geschafft hatte.

„Der Impulsstab ist nur als definitives Mittel gedacht. Zunächst werden Sie den FNS nutzen und ihre Fertigkeiten in Os-Frangi anwenden.‟ Sheridan murrte. Man sah seiner Miene an, dass er gar nicht daran dachte, beim Einsatz des Disziplinarstabs zu sparen. Im Gegenteil: Egal, ob Munus, Rusticus oder Custos - er würde sie alle braten und demütigen, diese pervertierten Genfreaks.

Die nächsten vier Wochen waren eine anstrengende Zeit für die angehenden Venatoren. Besonders das Os-Frangi-Training brachte die Männer an ihre physischen und mentalen Grenzen. Zusätzlich übten sie den Gebrauch ihres FNS ein und lernten die Geografie der Einsatzgebiete auswendig. Animus fragte einen der Ausbilder, ob Venatoren in definierten Gruppen arbeiteten. Der Ausbilder nickte. „Ja, es gibt zwar diverse Sondereinheiten. Aber gewöhnlich nutzen wir Sechsertrupps in gepanzerten Atmosphären-Shuttles, die eine Großraumzelle für Gefangene beinhalten.‟

Während der Instruktionswochen hatte Animus etwa 20 weitere Novizen kennengelernt. Er hoffte, zumindest nicht mit diesem unsympathischen Doyal Sheridan auf Jagd gehen zu müssen. Als dann endlich die erste Mission anstand, zerbröselte seine Hoffnung leider wie ein Asteroid, der mit einem Planeten kollidierte. Die Mannschaft setzte sich aus dem Quintett zusammen, mit dem er angefangen hatte. Außerdem war als Anführer des Trupps noch ein erfahrener Venator namens Rick Burns dabei.

Das Shuttle war überraschend groß. Das lag nicht an der kleinen Piloten- und Mannschaftskanzel oder dem Antriebsmodul im Heck des Schiffes, sondern am zentralen Segment mit der Gefängniszelle, die für mindestens zwölf Personen ausgelegt war. Die Operationsshuttles der Securitas Tracing Corp. waren die reinsten hochtechnologischen Burgen. Die gepanzerte Außenhülle schützte sogar vor EMP-Waffen oder Energiestrahlenangriffe. Der nukleare Antrieb mit dem bordeigenen Kernreaktor lieferte praktisch unbegrenzten Treibstoff. Die strukturelle Integrität des Schiffes erlaubte in Notfallsituationen eine Geschwindigkeit von vier Mach, dann allerdings ausschließlich unter Autopilotnavigation. Eine Radartarnung auf modernstem VA-Militär-Niveau war verfügbar. Der Ausbilder strotzte nur so vor Stolz, als er den Männern ihr Einsatzgerät vorstellte.

Rick Burns als Truppleiter fungierte zugleich als Commander und Pilot an Bord. Bei Außeneinsätzen würden die fünf Novizen auf sich allein gestellt sein. Entsprechend nervös waren die jungen Männer, als das Schiff zu ihrer ersten Mission startete. Burns informierte die Mannschaft über die Operation: „Unser Ziel liegt 5.230 km südwestlich unserer Basis. Es handelt sich um eine ehemalige Dilithiummine, in deren Stollenlabyrinth inzwischen eine unbekannte Anzahl von Rusticussen, Munuswesen und weiblichen Regimeanhängern untergetaucht ist. Unsere Aufgabe ist es, möglichst viele der Personen dingfest zu machen, um sie einem Tribunal zuzuführen.‟ Brad Porter fragte, ob die Zielpersonen bewaffnet sein würden. Commander Burns verneinte. „Die EMP-Angriffe der VA haben sämtliche Armierung der Reginakräfte vernichtet. Das wird ein Kinderspiel! Wir sammeln die Rebellen ein und jagen wieder nach Hause.‟
141. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 08.11.17 08:13

Zitat
Das wird ein Kinderspiel! Wir sammeln die Rebellen ein und jagen wieder nach Hause.‟

Na wenn der gute Comander sich da mal nicht täuscht. Auch Steine und Metallstangen könen eine Waffe sein. Allein schon die kinetische Energie eines 100kilo brocken reicht aus um enen Gegner kurz Außer Gefecht zu setzen.
Die Einstellung der VA gegenüber den Munus und Rusticussen wundert mich gar nicht. Die denken ja nicht daran das nur ein klener Teil seinen freien Willen behalten hat. Die meisten sind ja so Konditioniert worden das sie alles machen was die Frauen ihnen Befehlen. Kann aber auch sein das die shlechte Erfahrungen mit der VA gemacht haben und deshalb lieber das Alte Leben in Kauf nrhmen.
Ich bin gespannt was du mit Sheridan vorhast. Wird er seine Überheblichkeit glech beim Ersten Einsatz bereuen?
142. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 19.11.17 17:20

~ LIV ~


Gravis war seit zwei Minuten unter der geräumigen H2O-Dusche des Apartments in dem gewaltigen Sky-Habitat, als Flosa nach drei Tagen von ihrem jüngsten Einsatz als Transportpilotin zurückkehrte. Sie entblätterte sich vor den Augen des Custos und stieg zu ihm. Monströse Muskelberge wickelten sich sanft um die zierliche Frau, hoben sie hoch und hielten sie umfangen wie ein kostbares Kleinod. „Lass mich runter, du Grobian!‟ Sie zupfte an seiner Brustkette. Erschrocken setzte Gravis seine Herrin ab, aber sie hatte es nur scherzhaft gemeint und löste mit einem kecken Grinsen das codierte Schloss von der Penisprothese.

Der nackte Koloss stöhnte befreit auf und betrachtete seinen Phallus. Er wirkte zwar nun sehr klein vor seinen massigen Schenkeln und im Vergleich zu der viel größeren Penishülle, aber es war sein echter Lustspender. Flosa wollte offenbar heute sein lebendiges Fleisch spüren. Er hob sie vorsichtig wieder an und senkte sie dann auf die nach oben gebogene Erektion, während sie ihre Schenkel um die Hüfte des Mannes spreizte. Beide stöhnten lustvoll auf, als sie sich unter der prasselnden Hydro-Brause vereinigten. Gravis hielt seine Pranken unter den Pobacken der Schönheit und hob sie sanft auf und ab.

Das Liebesspiel dauerte lang, denn Flosa bestimmte den Rhythmus, und der war für Gravis quälend langsam und zugleich süßer als Glycose. Die Frau umklammerte den kräftigen Nacken und rieb ihren zarten Busen an der muskulösen Brust des Mannes, küsste seine Lippen und ließ sich schließlich zurück auf den Boden stellen. Der Custos hatte zunächst Sorge, dass es Flosa nicht gefallen haben könnte, denn sie hatte auch schon die Phallushülle geritten, die um ein Vielfaches größer dimensioniert war, aber die Herrin strahlte ihn glücklich an. Zu seinem Leidwesen verschloss sie ihn nach dem Intermezzo in der Duschkabine wieder in die Keuschheitsvorrichtung.

Sie wickelte sich einen leicht transparenten Seidenkimono um und kuschelte sich auf ein Sofa mit synthetischer Webpelzoberfläche. Der Muskelhüne streifte sich die weiße Leggins mit dem schwarzen Gürtel über und verzichtete auf die Stiefel. Dann setzte er sich neben seine Flosa. Das Sofa knarrte bedenklich unter den über 175 kg Gewicht. Die Hightech-Verbundstoffe des Möbels konnten ihm allerdings problemlos standhalten. Die Grazie nahm den mobilen Auslöser für den Impulsstrafer an den Hoden des Kolosses in die Hand. Gravis ächzte ängstlich und schob seine Pranken schützend über seine Männlichkeit, die sich unter den Leggins deutlich abzeichnete. Hatte er etwas falsch gemacht?

Aber sie hatte ihn nur geneckt und legte ihn wieder beiseite. „Weißt du, was mich an dir stört?‟ Gravis hielt die Luft an. Also doch? „Nein, Flosa. Sag es. Ich werde mich ändern.‟ Flosa lachte und versetzte ihm spielerisch eine leichte Backpfeife. „Dummerchen! Nein, daran kannst du nichts ändern. Das muss ich veranlassen. Es geht um diese beschissene Mark...‟ Gravis jaulte auf und sprang vom Sofa. Der Munus Universe 100 hatte ihm einen gehörigen elektrischen Schlag versetzt. Flosa schaute erstaunt. „Oh, entschuldige. Mein Fluch hat das ausgelöst. Ich wollte sagen, deine... unschöne Markierung auf deinem Arsch, dieses Familienwappen der Audaxa, muss dringend entfernt werden. Immer, wenn ich auf deinen knackigen Arsch starre, erinnerte es mich an diese Schlampe!‟ Wieder quiekte Gravis und sah seine Herrin vorwurfsvoll an. Das Wort „Schlampe‟ gehörte zu den auslösenden ins Audioprogramm eingespeisten Wörtern.

Flosa hob die amüsiert die Augenbrauen. „Sorry. Aber ich habe doch Recht! Sag es! Oder magst du sie etwa?‟ Der Custos hob abwehrend die Hände: „Nein! Natürlich mag ich sie nicht! Sie war furchtbar!‟ Flosa verlangte: „Dann sag es!‟ Gravis sah sie fragend an. „Was soll ich sagen?‟ Flosa: „Dass sie eine Schlampe ist!‟ Der Muskelprotz krümmte sich und hielt sich die Bälle. „Bitte, Flosa! Du weißt es doch!‟ Aber die Herrin war unerbittlich. Sie wollte es von ihm selbst hören. Gravis atmete einmal schwer ein und aus. „Audaxa war... ist eine... eine... Schlampe! AAAAH!‟ Flosa gluckste, stand auf und nahm ihn in die Arme. „Gut gemacht. Du bist ein braver Junge. Jetzt bin ich zufrieden mit dir.‟

Sie verbrachten den Rest des Tages auf dem Sofa, aneinandergekuschelt und sahen sich auf dem großen 3D-Holoschirm einen Animationsfilm an. Anschließend aktivierte die Pilotin einen Nachrichtenkanal der VA. In einem Bericht warb die Migrationsbehörde im Namen des Hohen Rates für Siedlerboni auf Regina, die jeder Interessierte bekommen sollte. Flosa kam ins Schwärmen. Finanzielle Anreize, eine eigene Immobilie, sehr gute Entgelte als Pilotin. Vor allem würde sie auf Regina nur Tagesflüge unternehmen und wäre öfter bei Gravis. Aber konnte sie sich auf ihre neue und manipulierte ID-Card verlassen? Oder würde irgendwann jemand sie als die Flosa verifizieren, die sie auf Regina gewesen war? Als ehemaliges Mitglied des Regina-Regimes würde ihr eine langjährige Haft drohen.

Nur Gravis kannte ihre wahre Identität, und zu ihm hatte sie Vertrauen. Sie sprach ihn darauf an. Der Custos hatte ein ungutes Gefühl dabei. Nicht wegen Flosa, aber grundsätzlich assoziierte der ehemalige Rusticus und Haremswächter mit dem Planeten Unterdrückung, Plackerei und drakonische Strafen von sadistischen Feministinnen. Seine Herrin beruhigte ihn. „Sei unbesorgt. Der Planet ist befriedet. Diese Amazonen gibt es nur noch in einzelnen Unterschlüpfen. Außerdem stehst du unter meinem Schutz!‟ Es wirkte schon ein wenig kurios, wenn eine 50 kg schwere Lady einem 175 kg gewichtigen Muskelberg ihren Schutz anbot. Aber Gravis dankte ihr herzlich. Die definitive Entscheidung lag sowieso bei der Herrin. Sie hatte schon mehrfach über die langen Flüge und die relativ niedrige Entlohnung auf Beta Patria gestöhnt. Flosa recherchierte im öffentlichen Datennetz nach detallierten Informationen für eine Übersiedlung nach Regina und die Optionen eines passenden Arbeitsplatzes.

Sie legte ihr mobiles Datenpad zur Seite und schaute aus dem Panoramafenster des 171. Stockwerks des Sky-Habitats über die City. So eine große Metropole gab es auf Regina nicht. Der Werbespot stellte Regina wie ein Paradies dar. Es ähnelte den Filmen über den Vergnügungsplaneten Litus Mundus. Flosa und Gravis war klar, dass die PR-Agenturen hier ganze Arbeit leisteten, aber sie wollten die Übersiedlung nach Regina in die Tat umsetzen. Allerdings vertraute sie nicht pauschal darauf, irgendeine Arbeit zu bekommen, sondern kümmerte sich vorher um einen konkreten Vertrag.

In den nächsten Tagen entschied sie sich für eine Pilotenstelle bei einem Schürfkonzern, der Dilithiumerz aus einem Minenfeld nahe des Nordpols zu einer Produktionsstätte transportierte. Die Orte lagen nur circa 9.000 km auseinander, so dass Flosa in einem Atmosphärentransporter eingesetzt würde - ein großer, klobiger Kahn, der mit seinem veralteten Antrieb nur 2.461 km/h, also ungefähr doppelte Schallgeschwindigkeit erreichte. Allerdings musste der „Stahlpott‟ wegen seines extremen Gewichts bei voller Ladung und dem daraus resultierenden hohen Trägheitsmoments einen langwierigen Bremsvorgang einleiten, bevor er in die Landezone kam, so dass die Höchstgeschwindigkeit nur auf viel kleinerer Distanz genutzt werden konnte.

Das modulare Schiff ähnelte einem Güterzug. Am Bug war die Pilotenkanzel positioniert, dann folgten 450 m lange Fixierungsvorrichtungen für Container, und schließlich noch das Heckmodul mit den 180-Grad-Schwenk-Düsenantrieben. Durch die Masse des Erzes war ein Parabelflug unvermeidbar, da ansonsten die Gravitation des Planeten einen exorbitanten Treibstoffverbrauch nötig machen würde. Durch den Kurvenverlauf kam es im Steigflug zu immenser Belastung der Triebwerke, während der Bremsvorgang beim Sinkflug noch durch die steigende Anziehung erschwert wurde. Und am Scheitelpunkt sank die Gravitation für einen Moment auf null G. Nur ein erfahrener Pilot konnte all die speziellen Anforderungen bewerkstelligen.

Aber es gab noch einen zweiten gewichtigen kausalen Zusammenhang für die große Flughöhe: Zwar waren die Lande- und Start-Quadranten sicher, aber auf der Strecke über den Planeten war nicht auszuschließen, dass Aufrührer einen tief fliegenden Frachter mit ballistischen Waffensystemen attackieren würden. Offiziell galt der Planet als entmilitarisiert, doch wer konnte wissen, ob nicht doch vereinzelte Gruppen über alte Arsenale des Regimes verfügten? Die hohen Emissionswerte des Frachters schrieben eine evidente Signatur in die Atmosphäre, die von jeder modernen Waffenlenktechnologie gelesen werden konnte. Und die Fähre verfügte kaum über Defensivabschirmung oder andere militärische Spezifikationen. Lediglich eine dünne Kompositpanzerung für die Piloten- und Antriebsmodule boten notdürftigen Schutz. Schließlich war der Transporter für zivile Zwecke konzipiert.

Weite Regionen auf beiden Hemisphären von Regina waren faktisch rechtsfreier Raum mit ungezählten Nestern der alten Regimemitglieder. Dieser zweite Grund für die Route hatte der Schürfkonzern in dem Stellenprofil unerwähnt gelassen. Der Name der Frachtfähre war „Magna Nuntia‟. Flosa zeigte Gravis eine animierte Abbildung mit den technischen Daten, Routen und Einsatzplänen, soweit sie öffentlich waren. Sie war geradezu begeistert von dem Job. Doch noch war nicht sicher, dass sie die Tätigkeit überhaupt antreten durfte, denn vermutlich gab es mehrere Bewerber und Bewerberinnen. In dem Stellenprofil stand ausdrücklich: „... bei gleicher Qualifikation wird ein männlicher Bewerber vorgezogen.‟ Dies hatte vermutlich den Grund, dass es auf Regina nach der Befriedung eine signifikante Männerminorität gab.

Trotzdem schickte sie ihre Bewerbungsdatei chiffriert an die Personalsektion des Unternehmens. - Nur zwei Tage später erhielt sie eine positive Anwort. Ihre Bewerbung war angenommen. Und sie war auserwählt worden. Sie musste nur noch den zugeschickten Arbeitsvertrag mit einem ID-Scan und ihrem Iris-Scan unterzeichnen. Flosa war immer noch ein wenig mulmig zumute, dass ihre gefälschte Identität auffallen könnte, aber offenbar ging alles glatt über die Bühne. In sieben Tagen würden sie Beta Patria Lebewohl sagen und in ein neues Leben starten.

Jeder der Beiden benötigte nur eine schwarze Polyplastbox, um die persönlichen Besitztümer zu verpacken - in Gravis´ Kiste waren großteils Flosas Habseligkeiten vertreten, denn der Ex-Custos verfügte über keinerlei Eigentum. In seiner Box befanden sich lediglich einige Proteinkonzentrate und andere Präparate, von denen sie nicht wussten, wie schnell sich auf Regina eine Quelle für Spezialnahrung auftat. Gravis hatte sie zwar auch schon von Audaxa erhalten, aber die alte Infrastruktur war längst Vergangenheit. Sie wussten nicht, was sie erwartete. In puncto Entlohnung versprach der Kontrakt auf jeden Fall äußerst lukrativ zu sein. Der Muskelkoloss fragte, ob er ebenfalls eine Arbeit annehmen sollte, aber seine Herrin verneinte rigoros: „Indiskutabel! Ich verdiene genug für uns zwei. Du wirst schön zu Hause auf mich warten und mich verwöhnen. Du kennst deinen Platz und weißt mir zu gefallen, oder?‟ Der Hüne grinste. „Gerne.‟ Flosa betonte: „Dass du mir nicht nur auf dem Memoryschaum-Sofa liegst! Du trainierst weiterhin hart. Ich will, dass dein Gewicht weiter wächst.‟ Und damit war sicherlich nicht Fettgewebe gemeint. Gravis war überrascht. „Und ich dachte, nur Audaxa hatte diesen Muskelfetisch.‟ Flosa verzog das Gesicht. „Wenn du noch mal den Namen dieser dreckigen Hure in den Mund nimmst...‟ Gravis jaulte auf und hielt sich den Schritt. Die kleine Frau lächelte. „Das geschieht dir recht!‟ Sie zupfte ihm spielerisch an der Brustkette.

In der letzten Nacht vor ihrer Reise durfte der hypertrophierte Rusticus seine Herrin besonders intensiv und leidenschaftlich verwöhnen, und kam dabei auch selbst auf seine Kosten. - Einige Stunden später saßen sie in den antiseptischen Schalensitzen eines Transitfluges ins Reginasystem. Für Gravis musste ein breiterer Sitz montiert werden. Trotzdem fühlte er sich recht beengt. Für die Reise hatte Flosa ihm eine Art Jacke für den sonst nackten Oberkörper zugestanden: weißes thermoelastisches Polymer, das sich durch seine Körperwärme an seine Silhouette anpasste. In Boutiquen war keine Kleidung für seinen Umfang zu finden gewesen. Nun musste sich der Muskelgigant mit diesem zugegebenerweise hässlichen Utensil zufriedengeben.

Aber er hatte keinen Grund, um zu meckern, denn die Alternative - dass alle seine Brustkette sahen - wäre unangenehmer gewesen. Was ihn jetzt wirklich störte, war Flosas demonstratives Zurschaustellen der Fernbedienung des Munus Universe 100. Zwar konnten die meisten Passagiere damit nichts anfangen, und die 16 Mikrometer flachen Elektroden waren selbst durch seine Leggins nicht zu erkennen, aber der eine oder andere wusste den exponiert an Flosas Gürtel getragenen mobilen Impulsgeber womöglich doch einzuschätzen. Insbesondere, wenn eine Frau mit einem solchen Koloss unterwegs war. Gravis verfügte zwar dank Audaxa nicht mehr über die für Custos üblichen Armschienen und Haifischzähne, aber die Muskelberge identifizierten ihn sofort als einen Leibeigenen der ehemaligen Diktatur ihres Reiseziels.

Zu den Mahlzeiten an Bord stappelten sich vor Gravis die Nahrungsboxen, während Flosa es kaum schaffte, die Portion eines Behältnisses zu verschlingen. Einige Passagiere schauten staunend, welche Mengen der Riese verschlang. Da der Custos tägliches hartes Training gewöhnt war, fiel es ihm hier schwer, auf seinem Sitz zu verharren. Aber das Transitschiff war eine kapselförmige Personenfähre, die kaum Bewegung ermöglichte. Dafür sorgte der Hyperantrieb für eine äußerst kurze Reisedauer bis zu ihrer Destination. Flosa tätschelte beruhigend das Knie ihres Begleiters, der unter seiner Polyplastjacke transpirierte, als würde er gerade Tonnen von Gewichten stemmen.

Je näher sie Regina kamen, desto weiter entfernte sich eine Flotte von Schiffen aus dem System: Gigantische Erztransporter und Dutzende Personen-Schiffe mit interstellaren Antrieben waren auf dem Weg zum mehrere Lichtjahre entfernten Raumsektor des „Alpha Dominion‟, einem wirtschaftlichen und militärischen Bündnisses diverser humanoider Völker, die mit der Vereinigten Allianz verfeindet waren. Die geflüchtete Imperatorin Augusta Regina mit ihrer Entourage war ihrer Gefangennahme zuvorgekommen und suchte nun einen Exilplatz im Dominion, wo sie und 15.000 auserwählte Edelfräuleins sowie 5.000 hohe Militärs wie Praefectas, Veteranas und Praetorias ein neues Leben beginnen wollten.

Die gewaltige Flotte aus rund 50 Schiffen bewegte sich mit Hyperantrieb durch den schwarzen Kosmos. Aus Sicherheitsgründen waren keine Munuswesen oder Rusticusse an Bord. Für niedere Aufgaben standen jedoch genügend Androiden zur Verfügung. Trotzdem jammerten bereits einige verwöhnte Adelsdamen über die fehlenden Haremsmunuswesen. Man hätte stattdessen bei dem begrenzten Raumangebot der Schiffe auf einige der Militärs verzichten sollen. Unmut verbreitete sich auf den Schiffen der Flotte. Augusta Regina war die Loyalität zu ihren höchsten Offizierinnen offenbar wichtiger als das Wohlergehen des Adels, stichelten die Ladys untereinander. Überhaupt waren diese ganzen Unanehmlichkeiten der Reise eine Zumutung: kaum Partys oder Bälle, keine Lustgärten, beengte Wohnmöglichkeiten, eintönige Gastronomie, keine Munuswesen... Die Mängelliste war noch länger. Und mit ihr wuchs die Unzufriedenheit.

Doch was sollten die Edelfräuleins tun? Für einen Putsch fehlte ihnen die technische Qualifikation. Die Androiden waren auf die kommandierenden Militärs programmiert. Daher blieb den feinen Damen nur übrig, sich in ihre Fantasie zu flüchten oder virtuelle Entertainmentsysteme zu nutzen und darin die in Ungnade gefallene Monarchin als Avatar auszupeitschen, zu demütigen oder zu verprügeln.

Das Alpha Dominion war so weit entfernt, dass die Flotte trotz Hyperantriebswerke viele Wochen unterwegs waren, bis sie die Grenze erreichten. Sofort wurden die Führungsschiffe dort von Abfangjägern umzingelt und gescannt. Die Praefectas hatten zwar schon vor Tagen per gestauchter Frequenzpakete eine Transmission gesendet und auf die Ankunft vorbereitet. Doch das Alpha Dominion war bei allem, was aus der Richtung der Vereinigten Allianz kam, immens vorsichtig. Die Jäger flankierten die Flotte der Regina durch einen gesicherten Raumkorridor in ein Randsystem mit drei Planeten und insgesamt vier Monden. Auf einem der Himmelskörper befand sich eine Grenzkontrolleinheit mit einem Bataillon operativer, strategischer und taktischer Aufklärung sowie eine Abteilung des Nachrichtendienstes.

Als die ankommenden Schiffe sich der Landezone näherten, um sich nebeneinander auf einer öden Ebene zu positionierten, sahen die Pilotinnen schon aus mehreren tausend Metern Höhe ein gigantisches Scanteleskop neben einem Gebäudekomplex in Form eines Pentagramms mit Tarnanstrich. Flankiert wurde die Basis von Abschussrohren für kinetische Defensivarmierung. Eine Abordnung von Militärs des Dominions begrüßte die Delegation der Regina, bestehend aus einer Praefecta, drei Praetorias und zwei Veteranas. In einem Atmosphärenshuttle flogen sie zu dem Zusammenschluss von Stationen und landeten auf dem Flachdach, auf dem Positionslichter blinkten. Unter ihnen senkte sich der Boden in die Tiefe des Bauwerks. Anschließend öffnete sich die Außenluke, und die Abordnungen marschierten durch einen Hangar zu einem Lift, der sie in einen unterirdischen Verhandlungsraum führte.

Dort erwartete bereits ein weiterer Dominion die Delegation. Er schüttelte der Praefecta die Hand. „Herzlich willkommen im Alpha Dominion auf unserem leider recht kargen Grenzposten Frigidus im Frigidussystem 03.‟ Bei der Begrüßung musste sich die Praefecta zusammenreißen. Sie war es nicht gewohnt auf Augenhöhe mit einem Mann zu sprechen und ließ auch noch berühren zu lassen. Bald erklärte sich auch die Kurzatmigkeit bei den Regina-Abgesandten, als sie kurzfristig aus ihrem Schiff ins Shuttle umgestiegen waren: Auf Frigidus betrug der Sauerstoffgehalt der Luft nur 15,6 Prozent. Außerdem waren ungesunde Gasbestandteile in der Atmosphäre relativ hoch, so dass der Aufenthalt im Freien für längere Zeit generell nicht zu empfehlen war. Dies erläuterte Kommandeur Jonathan Bright und aktivierte eine große Holoschirmdarstellung mit Grafiken und weiteren Daten. „Sie werden bemerkt haben, dass wir hier niedrige Temperaturen haben. Es sind momentan minus sechs Grad Celsius - solange wir Sonne haben. Nachts geht es runter auf minus 55 Grad. Leider ist das auch das Jahresmittel. Die Jahreszeiten sind nur sehr schwach ausgeprägt. Frigidus eignet sich hervorragend als strategischer Grenzposten und Kontrollpunkt gegen die expandierende Vereinigte Allianz, aber als Wohnort ist er weniger geeignet.‟

Er lächelte die Damen der Delegation an. „Ich habe den Daten entnommen, dass Sie für 20.000 Personen eine neue Heimat suchen. Das Alpha Dominion verfügt über zahlreiche Welten, die Ihnen gefallen werden.‟ Er räusperte sich. „Jedoch ist keine Gesellschaft des Dominions matriachalischer Prägung.‟ Die Frauen wirkten unruhig. Die Praefecta fragte: „Es gibt nur sozial gleichberechtigte Strukturen?‟ Kommandeur Bright nickte. „Und Patriarchate.‟ Die Delegationsführerin machte den Eindruck, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen. Sie hielt sich an einem Konsolentisch fest. Der Kommandeur wischte mit einer Geste eine Zoomansicht eines Gebäudes heran. „Hier werden Sie medizinisch untersucht. Bis zum endgültigen Ergebnis bleiben Sie in Quarantäne auf den Schiffen.‟ Die Praefecta zitterte vor Aufregung. „Was soll das heißen? Medizinisch untersucht?‟ Der Uniformierte hob eine Augenbraue. „Sie werden verstehen, dass wir nicht einfach 20.000 Lebensformen ins Dominion lassen, von denen wir keine Ahnung haben, was...‟ Die Praefecta schlug laut mit der Faust auf den Tisch. „Lebensformen? Wir sind weibliche Humanoide, wie alle Töchter von Terra. Sie behandeln uns wie Außerirdische! So eine Unverschämtheit wird sich unsere Monarchin Augusta Regina nicht bieten lassen.‟ Kommandeur Bright hob die Schultern und drehte seine Handinnenflächen nach oben. „Sie sind keine Gefangenen. Sie dürfen gerne zurückfliegen ins Territorium der Vereinigten Allianz.‟

Die Uniformierten, die als Unterhändler anwesend waren, ahnten, dass noch zähe Verhandlungen notwendig waren, bis man hier zu einem Ergebnis kommen würde. Für das Alpha Dominion waren die enormen Dilithiumerträge, die die Flotte mitführte, von entscheidener Bedeutung. Sie stellten vor Ort einen noch viel größeren Wert dar als in der VA, da es im gesamten Dominion kaum Dilithiumvorkommen gab. Doch von ihrem Reichtum würden sich die Damen trennen müssen, wenn sie sich in die neue Welt einkaufen wollten. Das konstatierte auch Augusta Regina. Nun galt es in engagierten Verhandlungen abzustecken, welchen Lebensstandard die Ladys bekommen würden.

Als das Passagierschiff mit den Aussiedlern auf Regina landete, musste sich jede Person von Scannern durchleuchten lassen. Mitarbeiter der Grenzbehörde überprüften die ID-Cards der Ankömmlinge. Gravis wurde misstrauisch gemustert. Als Custos war er rein äußerlich bereits stigmatisiert und mit dem Regime assoziiert. Unfreundlich und abweisend schickten ihn die Beamten weiter zum Gepäckband. Flosa und Gravis holten die Transportboxen und bestellten sich ein Flugtaxi zur nächsten Niederlassung der Schürffirma namens „Prospect Enterprises‟, eine der umsatzstärksten Erzkonzerne der Vereinigten Allianz, die in zahlreichen Sol-Systemen tätig war.

Auch in der mit Duplexstahl verstärkten Kuppel der Firma, die einige Kilometer außerhalb einer urbanen Bebauung lag, beäugte man den Muskelkoloss skeptisch. Der Personalchef begrüßte Flosa und lud sie zu einem ersten Arbeitsgespräch ein, während er Gravis kaum beachtete. Flosa bat ihren Begleiter, im Vorraum zu warten. Die Sekretärin, die am Empfang hinter einer Konsole saß, lugte jedes Mal, wenn sie sich unbeobachtet fühlte, zu Gravis hinüber. Neben den extremen Muskeln zogen besonders seine Lenden in den dünnen Leggins ihre Blicke an. Hatte dieses Monstrum wirklich so einen großen Liebesstab? Die Frau, die vor dem Zusammenbruch des Regimes weder Munuswesen noch Rusticusse erlebt hatte, war so gebannt von ihrem Besucher, dass sie sich mehrfach auf ihrem Touchpad vertippte und beinahe auch noch ihre Tasse mit Tee umkippte. Da fiel ihr ein: „Möchten Sie etwas trinken? Ein Glas Wasser oder eine Tasse Tee?‟ Gravis sah zu ihr. „Sie haben nicht zufällig einen Proteinshake oder ein Glycosekonzentrat?‟ Die Sekretärin sah ihn fragend an. „Äh, nein. Nur Wasser... Oder Tee.‟ Es war ihr peinlich, aber schon wieder zog sein Schritt ihre Augen magisch an. Sie musste sich richtig losreißen.

Der Custos entschied sich für Wasser. Die Frau füllte an einem Spender ein Acrylglas mit der auf acht Grad Celsius temperierten Erfrischung und reichte es dem Besucher. Dabei merkte sie, wie sie zitterte. Gravis griff mit seiner Pranke nach ihrem schmalen Handgelenk und warnte: „Vorsicht! Sie verschütten es ja.‟ Die Sekretärin fühlte, wie es warm wurde, wo der Mann sie festhielt. Es war kein schmerzhafter Schraubstockgriff, wie sie erwartet hatte, sondern fast schon eine sanfte Berührung. „Danke. Es geht schon.‟ Gravis ließ sie los und nippte an dem Wasser. Die Frau ertappte sich dabei, wie sie neben dem Hünen stand und ihn stumm anlächelte. Gravis lächelte zurück. Plötzlich senkte die Angestellte ihren Blick zu Boden und huschte zurück zu ihrer Konsole.

Sie schaltete ihr Holodisplay von der Rückseite auf opake Transparenz, so dass der Besucher nicht erkennen konnte, was sie auf den Schirm aufrief. Sie suchte in der öffentlichen Datenbank Informationen über Rusticusse und fand dann auch den Verweis auf Custos - Haremswächter. Diese metamorphisierten Wesen trugen Castitasschellen. Die Frau sah unauffällig erneut in den Schritt des Mannes. Der monströse Phallus bildete sich unter dem dünnen Stoff ab. Da war keine Castitasschelle. Sie räusperte sich. Nach Ende der Diktatur waren vermutlich alle Wesen befreit worden. Warum sollten sie noch eine Keuschheitsvorrichtung tragen? Aber ihre Neugierde war so groß, dass sie trotzdem fragte: „Trägt ein Custos normalerweise nicht eine Castitasschelle?‟ Als sie die Frage ausgesprochen hatte, blühten in ihrem Gesicht rote, heiße Flecken auf. Gravis sah überrascht auf. Auch ihm war das Thema unangenehm.

Ihm wurde bewusst, dass die Frau seine Lenden begutachtet haben musste. „Ich... äh... trage eine spezifizierte Vorrichtung. Sie sieht von außen nur so aus wie ein Phallus.‟ Die Kinnlade der Sekretärin fiel herab. Ihre Augen waren groß und staunend auf den Custos gerichtet. „Ent... Entschuldigung. Das geht mich nichts an.‟ Gravis winkte ab. „Kein Problem.‟ Die Frau erklärte: „Es ist nur so, dass wir hier selten Wesen aus der Regina-Ära sehen. Entweder sind sie ausgewandert, leben in eigenen Vierteln oder sind mit ihren Herrinnen untergetaucht.‟ Gravis nickte verstehend. Die Angestellte fragte: „Und wie ist das bei Ihnen? Ich meine, ist sie Ihre... Herrin?‟ Der Custos lächelte. „Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Offiziell gibt es ja in der VA keine Sklavenhaltung. Wir sind ein Paar.‟ Am liebsten hätte die Dame gefragt, was mit „offiziell‟ gemeint war. Hatten die Beiden ein geheimes Agreement? So etwas wie eine feministisch geführte Partnerschaft?

Ihr war es zu peinlich, weiter zu bohren und widmete sich wieder ihrer Arbeit an der Konsole, aber ihre Gedanken schweiften immer wieder ab. Wenn sie so einen Muskelmann hätte... Noch dazu in einer Castitasschelle! Brillant! Leider würde sich heutzutage kein Custos freiwillig finden lassen. Da musste sie sich mit ihren virtuellen Sexprogrammen mit den durchtrainierten Strippern begnügen, um in eine befriedigende Welt abzutauchen. Oder sie sparte auf einen Liebesandroiden nach ihrem Geschmack. Aber sie hatte schon ausgerechnet, dass sie bei ihrem Gehalt noch sieben Jahre für das primitivste Modell sparen müsste. Jetzt merkte sie, dass sie bei ihren frivolen Gedanken richtig feucht geworden war. Seufzend versuchte sie sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Aber es gelang ihr einfach nicht. Gravis saß breitbeinig da und hatte die dicken Arme vor der voluminösen Brustmuskulatur verschränkt. Was würde sie dafür tun, um jetzt auf seinen maskulinen Schoß zu hüpfen...

Heimlich machte sie eine 3D-Aufnahme von ihm. Ihr Erotikprogramm würde die Daten in ein Musteravatar einspeisen. Mimik, Gestik, Stimme, Verhalten und weitere Parameter waren frei vom User in einer Matrix einstellbar. Zukünftig konnte sie also mit diesem Muskelmutanten in die virtuelle Welt abtauchen und sich von ihm zu höchsten Genüssen bringen lassen. - Abrupt öffnete sich die automatisierte Schiebetür zum Nebenraum, und Flosa trat mit dem Personalchef von Prospect Enterprises ein. Die Pilotin verabschiedete sich freundlich und nahm Gravis mit. Auf dem Flur jubelte Flosa und sprang dem Kraftpaket auf die Arme. „Du darfst mir gratulieren. Ich bin die neue erste Pilotin der Magna Nuntia.‟

Als nächstes machten sie sich auf den Weg zu einer Adresse, die wohl vorerst ihre neue Bleibe sein sollte und von dem Konzern für seine Mitarbeiter zur Verfügung gestellt wurden. Hoffentlich, so wünschten sie sich, war das Apartment ebenso schön, wie die Wohnung im Sky-Habitat auf Beta Patria. Auf Regina gab es bisher nur wenige so hohe Wohnkomplexe, aber die Infrastruktur wurde in Windeseile ausgebaut. Doch dort angekommen, stellten sie fest, dass es gar keine Reservierung für sie gab. Die Angestellte der Hausverwaltung tippte an ihrer Konsole. „Ah, das ist ein Missverständnis. Sie sind hier nur zur Keycard-Übergabe für ihre Wohnung in Prospect III.‟ Flosa schüttelte verwirrt den Kopf. Die Frau hätte auch von kryptischen Koinzidenzindexanalysen sprechen können. Da hätte sie auch kein Wort verstanden. Wovon sprach sie nur? Die Frau lächelte unverbindlich. „Sie werden in Prospect III wohnen. Die Anlage befindet sich in der Nähe einer Verarbeitungsanlage für Dilithium. Das ist sehr praktisch. Dann benötigen Sie nach einem Tranportflug keine lange Heimreise.‟ Flosa runzelte die Stirn. „Und wo soll das sein? Hat die Anlage eine Anbindung zu einer Metropole?‟ Die Angestellte tippte. „Nein, Sie liegt ganz in der Natur der südlichen Hemisphäre. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen. Bitte gehen Sie in Büro 533 im fünften Stock.‟
143. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 20.11.17 01:33

Bin mal gespannt wie es Regina und ihrer gefolgschaft im Dominion so ergehen wird. Ob das Dilithium ausreicht um den Damen den gewohnten Luxus zu garantieren? Ich denke mal das wird wohl nur für Regina und evtl einiger enger Vertraute gelten, der Rest wird sich wohl mit dem Patriarchat oder zumindest mit einer Gleichberechtigten Partnerschaft abfinden müssen.
Gravis sorgt bei einer Sekretärin für ein feuchtes Höschen während Flosa den Arbeitsvertrag untershreibt. Allerdings wird die Neue Unterkunft wohl nicht so Luxoriös wie die alte sein. Damit sind schon mal 2 von dreien auf einem Planeten und vielleicht treffen sich Gravis ud Animus mal.
144. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 02.12.17 13:31

~ LV ~


Timiditas hatte erst auf der „Redeemer‟ erfahren, dass Munuswesen trotz der neuen sozialen Struktur auf Regina nicht sonderlich angesehen waren. „Normale‟ Menschen blieben eben am liebsten unter sich. Besonders Männer waren begehrt, da sie sehr stark in der Minderheit waren. Trotzdem hoffte Timiditas auf ein besseres Leben dort, als in einem Auffanglager auf Litus Mundus oder dem unbekannten Ort, wohin die Behörde ihn abschieben würde. - Nach zwei Tagen hatte er endlich einen neuen Suit bekommen. Der Vorfall in der angeblichen Strahlenwäsche wurde nie aufgeklärt.

Als das Transportschiff am primären Verkehrsknotenpunkt auf Regina landete, musste sich Timiditas als erstes bei der Planetengrenzbehörde melden. Er hatte gehofft, einfach übersiedeln zu können, doch die Beamtin erklärte ihm, dass er dazu einen Arbeitsvertrag nachweisen müsste. Außerdem würde er in den Citys mit Mobbing und womöglich Übergriffen rechnen müssen. Besser wäre es, wenn er sich in einer Munusregion niederlassen würde. Timiditas war entsetzt. Er wollte doch nicht das Sammellager auf Litus Mundus gegen ein Ghetto auf Regina eintauschen! Die Frau hob eine präzise gezupfte Augenbraue und sagte: „Es ist Ihnen nicht vorgeschrieben, wo sie wohnen möchten. Aber ich kann Ihnen nur von den Städten abraten.‟ Sie trug in seine ID-Card die Genehmigungen ein und nickte ihm zu. „So. Der Nächste!‟ Der Munus fragte verwirrt: „Aber ich bin völlig mittellos. Gibt es nicht irgendwelche Hilfen oder...‟ Die Frau wirkte genervt. „Nicht für Munuswesen. Der Nächste!‟

Timiditas verließ konsterniert das Büro. Das hatte er sich anders vorgestellt. Wo sollte er denn nun hin? Da kam eine Frau auf ihn zu. „Hallo, ich bin Janina. Bist du gerade erst auf Regina gelandet?‟ Der Munus stellte sich vor. Janina fragte, ob er schon einen Job und eine Unterkunft habe, was dieser verneinte. Janina lächelte. „Da kann ich dir vielleicht helfen. Ich habe schon mehrere Umsiedler aufgenommen. Komm doch mit mir.‟ Das ließ sich Timiditas nicht zwei Mal sagen und folgte der freundlichen Frau aus dem Gebäude zu einem Hover-Train, in den sie stiegen. Die Tickets bezahlte die Frau mit einem kleinen Chip-Implantat auf dem Handrücken. Nach vier Stationen stiegen sie aus. Die periphere Gegend sah ziemlich heruntergekommen aus. Janina stiefelte auf eine Nebenstraße zu. „Die Leute hier sind bigott. Auf der einen Seite wollen sie Munuswesen und Rusticusse am liebsten vom Planeten tilgen, zum anderen aber die billigen Arbeitskräfte in Anspruch nehmen. Komm, wir sind da.‟ Sie zeigte auf ein Gebäude ohne Fenster.

Eine sehr massiv aussehende Tür ließ sich mit Janinas Chip-Implantat öffnen. Es schob sich eine Hydrauliktür aus fünf Zentimeter dickem Verbundstahl in die Wand. Der Besucher staunte: „Hortest du hier irgendwelche Schätze?‟ Janina lächelte und schüttelte den Kopf. „Nein, das ist hier leider wegen marodierender Banden notwendig und Standardausrüstung.‟ Timiditas wunderte sich. Diese Tür war nur mit panzerbrechender Munition zu öffnen. Hinter der martialisch wirkenden Trutzburgummantelung des Gebäudes, bot das Ambiente der Einrichtung einen Kontrast: Plüschmöbel, Teppiche, warme Lichtquellen, Vanilleduft in der Luft. Der Munus fühlte sich gleich wohl in der angenehmen und gemütlichen Atmosphäre der Räumlichkeiten. Dann sah eine kleine Poollandschaft und Massageliegen, die ihn an eine Wellnessoase der Harems erinnerten.

Janina reichte ihm einen Stapel Kleidung: „Du darfst das hier anziehen. Dein Suit muss mal desinfiziert werden.‟ Sie zeigte auf ein kleines Séparée, wo er sich einkleiden konnte. Timiditas zog den Reißverschluss hinab und stieg aus dem Suit. In einem planen Floatglasspiegel betrachtete er seinen nackten Leib: die voluminösen Brüste mit den daumengroßen Nippeln, die feminine Figur, und in seinen Lenden die überdimensionierten Geschlechtsteile eines Mannes. Er hatte sich längst daran gewöhnt, aber es war trotzdem ein seltsames Gefühl. Dann entfaltete er die Kleidung: eine enge rote Hose, die jedoch genug Platz für die enormen Sexorgane ließ, dazu ein schwarzes Unterbrustkorsett und schwarze Overknee-Stiefel mit 15 cm Absatzhöhe. Der Munus merkte, wie ihn das neue Outfit scharf machte. Bei dem Korsett benötigte er Hilfe, und Janina schloss die Schnürung auf seinem Rücken. Das Hightechmaterial verfügte über einen elektroaktiven Polymerkern, der auf Körperwärme und elektrische Ladungen reagierte. Timiditas ächzte. Das Korsett lag sehr eng an. Tiefes Einatmen war nicht mehr möglich. „Und was ist mit...?‟ Er zeigte auf seine blanken Brüste, die über dem Synthetikstoff prangten. Janina lächelte. „Eigentlich ist dein Outfit komplett. Gefällt es dir nicht?‟

Der gestylte Munus betrachtete sich im Spiegel. Sehr elegant und feminin. Und seine Männlichkeit bildete sich natürlich deutlich ab, aber nicht auf obszöne Art und Weise. „Aber...‟ Er hob seine Brüste leicht an. „Ich kann doch so nicht herumlaufen...‟ Janina schürzte ihre Lippen. „Hier drinnen schon. Und wie gesagt: Draußen ist es nicht sicher. Da wirst du dich sowieso nicht aufhalten.‟ Timiditas nickte. „OK, aber ich werde ja sicherlich nicht ewig hier bleiben? Und ehrlich gesagt, ist es zwar ein erregendes Gefühl in diesem Outfit, aber es muss mich ja nicht jeder so sehen... Wer wohnt denn noch hier?‟ Janina strahlte. „Komm, ich stelle dir deine Kolleginnen vor.‟ Der Munus runzelte die Stirn. Kolleginnen? Im Nebenraum räkelten sich drei Munuswesen. Einer lümmelte verführerisch auf einer bordeauxfarbenen Chaiselongue, einer lag bäuchlings auf einer Art Liegewiese aus zahlreichen Kissen und Polstern, und ein Dritter hing in einer Liebesschaukel. Sie trugen alle die gleichen Sachen, wie auch Timiditas. Der sah mit offenem Mund zu Janina. Was war das hier? Etwa ein Bordell? Sollte er etwa als Liebesdiener arbeiten?

„Ich weiß nicht, ob ich das hier richtig verstehe...‟ Janina sprach in jovialen Tonfall. „Was gibt es da nicht zu verstehen? Für Kost und Logis bist du ein bisschen nett zu unseren Gästen. Wenn du das nicht willst, kannst du dir auch eine andere Arbeit suchen. Dann zieh dich wieder um und verschwinde.‟ Den letzten Satz hatte sie so kalt wie flüssiger Stickstoff von sich gegeben.

Zur gleichen Zeit saßen auf dem viele Lichtjahre entfernten Planeten Frigidus fünf Praefectas und ihre Regentin zusammen und besprachen die Situation. Gegen ein sicheres Exil im Luxus würden sie nicht nur das gesamte Dilithium eintauschen müssen, sondern auch noch einige hundert Edeldamen zur Verfügung stellen. So, wie die Unterhändlerin es verstanden hatte, verlangte der Abgesandte des Alpha Dominion 500 Fräuleins als Gegenleistung. Es war nicht schwer, sich auszumalen, was damit gemeint war. Die Frauen sollten faktisch zu Sklavinnen degradiert werden. Augusta Regina räusperte sich. „In schweren Zeiten müssen wir schwere Opfer bringen.‟ Die leitende Praefecta bedachte: „Wie soll die Selektion stattfinden? Nach welchen Kriterien? Es wird Unruhe geben... und mehr.‟ Die Ex-Monarchin winkte ab. „Was sind 500 von 15.000?! Nur ein unbedeutender Prozentsatz. Solange die anderen dadurch ihren Lebensstandard halten können, werden sie den Geopferten nicht lange nachweinen.‟

Eine andere Praefecta schlug vor: „Wir könnten die Auserwählten mit einem Zufallsgenerator anhand ihrer ID-Signatur bestimmen.‟ Die Tyrannin stimmte zu. „So machen wir es.‟ Eine dritte Praefecta meldete sich zu Wort. „Es gibt noch ein weiteres Problem. Die Grenzbehörde hat die Schiffe nach Biozeichen gescannt, um unsere Population zu ermitteln, und ist dabei auch auf die männlichen Adelsgehirne in Stasis gestoßen. Sie wissen nun von unserem Bewusstseinsarchiv.‟ Augusta Regina hielt die Luft an, bevor sie sie hörbar durch die Nase entweichen ließ. „Was geht die das an!? Die halten sich offenbar sowieso nicht konsequent an ihre eigenen Gesetze. Sonst würden sie ja wohl kaum 500 Damen als Kaufpreis akzeptieren!‟

Das Regime auf Regina hatte männliche Nachkommen der Adelsdamen in Stasis gehalten, von ihren Körpern getrennt und ihre Gehirne mit den Daten und dem Bewusstsein in einem großen Archiv verwaltet. Bei ihrer Flucht von ihrem Heimatplaneten war dieses Archiv mitgenommen worden, damit es nicht in die Hände der VA fiel. Eine Praefecta hatte eine Idee. „Unser Bordbiolabor ist in der Lage, die Gehirne mit Androidenkörpern zu verlinken. Wenn wir vor der Aktualisierung des neurologischen Netzes eine DNA-Neustrukturierung vornehmen, wären die jungen Herren gehorsame und pflegeleichte Personen.‟ Augsuta Regina war skeptisch. „In ihnen hat sich über die Jahre ein enormer Hass gesammelt. Wenn nur bei einer der Verlinkungen die alten Erinnerungen nicht vollständig gelöscht werden, haben wir evidente Komplikationen.‟ Die Offizierin nickte. „Korrekt. Aber wenn wir die Gehirne weiterhin separat lagern, wird das Dominion es herausfinden und uns in einen Konflikt führen, der unser Exil gefährdet.‟ Die Majestät überlegte. „Also gut. Initiieren Sie den Verlinkungsprozess. Aber ich will erst einen Prototyp sehen.‟ Die Frau nickte bestätigend. „Jawohl. Ich leite alles in die Wege. Wir werden zunächst nur ein männliches Bewusstsein in einen Androidenkörper transferieren.‟

Den Flüchtlingen von Regina fehlten zwar an Bord die Spezialistinnen, aber über deren Wissen in Neo-Neurologie und Robotik verfügten einige dafür programmierte Androiden, die das medizinische Vorhaben kompetent ausführen konnten. - Am nächsten Tag legte eine geheime Gruppe die „Auserwählten‟ fest. Exakt 500 Damen, die von ihrem Schicksal noch nichts ahnten, sollten den Truppen des Dominions übergeben werden. Unter einem Vorwand wurden sie in eine Transporterfähre geleitet. Doch statt der zugesagten Weiterreise ins Dominion zu ihrer Zielwelt, wurde die Reginaflotte weiterhin auf Frigidus festgehalten. Der Kommandeur Bright erklärte: „Zunächst müssen unsere Gutachter eine Expertise über die Ware erstellen. Wir möchten den präzisen Wert der Damen validieren.‟ Die Monarchin war sprachlos. So zynische Worte über Adelsdamen! Und das von einem minderwertigen männlichen Humanoiden! Sie musste sich zusammenreißen, um nicht zu platzen wie eine Supernova. Sie nickte verdrossen und ließ sich zurück in ihr Schiff, die Regina I, bringen.

Kurz nach ihrer Ankunft an Bord fragte sie die leitende Praefecta nach dem Fortgang der transferierten Gehirne. Die Offizierin nickte. „Unser Labor hat sehr gute Fortschritte gemacht. Der Prototyp ist vollendet. Das Bewusstsein eines Mannes ist mit einem Androidenchip verlinkt worden. Als Backup haben wir die Daten auf einen zweiten Träger transkribiert.‟ Die Majestät forderte: „Zeig ihn mir!‟ Sie schritten durch den Korridor des Schiffs zum medizinischen Labor. Dort erwarteten vier Androiden in weißen Kitteln die Besucher. „Herzlich willkommen, Hoheit.‟ Regina wischte die Begrüßung zur Seite. „Wo ist der Prototyp?‟ Ein Android machte eine Befehlsgeste in Richtung einer Sensorwand. Dort bildete sich auf der glatten Oberfläche eine durchsichtige zwei Meter hohe und 75 cm breite Fensteröffnung, hinter der der Prototyp stand. Während die Laborandroiden eine feminine Optik aufwiesen, sah der Musterkörper aus wie ein Mann. Augusta Regina war entsetzt. „Wie sieht der aus?!‟ Die Praefecta erklärte: „Das Bewusstsein ist männlich. So würde er aussehen, wenn er einen realen Körper hätte.‟

Die Regentin schaute zu der künstlichen Person hinter der Scheibe. „Warum bewegt er sich nicht?‟ Eine der Neo-Neurologinnen erläuterte: „Er ist noch nicht aktiviert.‟ Die Majestät fragte: „Wie kann er überhaupt gehen, sprechen... Wie kann er irgendwas? Die männlichen Bewusstseine sind doch direkt nach der Geburt in Stasis gelegt worden.‟ Die Androidin nickte: „...wo sie dann in ihrer virtuellen Welt aufgewachsen sind. Sie verfügen über die Lebenserfahrungen ihres biologischen Alters.‟ Die Praefecta staunte über die Unwissenheit ihrer Königin. Sie hatte sich offensichtlich nicht sehr für das Schicksal ihrer männlichen Nachkommen interessiert.

Die Androidin führte fort: „Das ist allerdings irrelevant. Wir haben den Charakterspeicher mit dem psychologischen Ich überschrieben, damit der Prototyp einfacher zu handhaben ist.‟ Augusta Regina sah ihre Praefecta fragend an. Die Offizierin räusperte sich. „Der Mann ist sozusagen willenlos und gehorsam. Auf diese Weise können wir alle Bewusstseine extrahieren und updaten, so dass wir über eine kleine Armee von Arbeitern verfügen, wenn wir in der neuen Welt angekommen sind. Ganz ohne verbotene Rusticusse oder Munuswesen, sondern technisch gesehen nur Androiden. Die Details muss ja niemand wissen.‟ Die Tyrannin lächelte. „Das sind wunderbare Neuigkeiten. Fangen Sie unverzüglich mit der Massenproduktion an.‟

Die Androidin las innerhalb von 0,004 Sekunden ihren Datenspeicher aus und sagte: „In der Flotte gibt es Materialien für weitere 18,26372 Exemplare.‟ Die Monarchin rümpfte ihre Nase. „Das ist nur ein Bruchteil!‟ Die Praefecta versuchte zu deeskalieren. „Hochwürden, wir werden Nachschub bekommen. Die technischen Fähigkeiten und Apparaturen sowie Instrumente sind vorhanden. Wir benötigen nur einige weitere Bestandteile für solch ein Quantum Androiden.‟ Augusta Regina stieß der Praefecta vor die Brust. „Dann sollte es so schnell wie möglich realisiert werden! Sonst werde ich Sie persönlich für das Versagen verantwortlich machen!‟ Hochnäsig stiefelte sie aus dem Labor. Die Offizierin sah zu den Laborandroiden und befahl: „Direkter Befehl von Praefecta Aspera, Code Delta 87295 Omikron. Die letzten 120 Sekunden aus dem Speicher löschen.‟

Janina führte Timiditas in einen Raum mit einem runden Plüschbett. Die diffuse Beleuchtung bestand aus dem roten Spektralfarbbereich. Plötzlich zog sich die automatische Tür mit einem saugenden Geräusch zu. Der Munus war allein. Als er vor den Eingang schritt, blieb er verschlossen. Er suchte nach einem Schalter oder einer Sensoreinheit, fand aber keine Möglichkeit, die Tür von innen zu öffnen. Seufzend setzte er sich auf das Plüschbett. Erst jetzt bemerkte er die Gerätschaften an den Wänden: Handschellen, eine Latex-Kopfmaske mit Knebel, eine Elektropeitsche, diverse Riemengeschirre, ein Silikonschlauch mit Katheterfunktion, ein Speculum, ein Umschnalldildo und noch weitere Accessoires. Einige Dinge erkannte er aus dem Harem, in dem er gelebt hatte, andere waren ihm neu. Jetzt war er sich sicher: Dies war ein Bordell. Und er war hier nicht der Gast. Das konnte diese Janina schön vergessen!, schwor er sich und versuchte, das enge Unterbrustkorsett auszuziehen.

Trotz geduldigem Fummeln schaffte er es jedoch nicht, die hinteren Verschlüsse zu lösen oder wenigstens zu lockern. Timiditas murmelte grimmig: „Wenn die Tusse glaubt, ich besorge es hier irgendeinem Kerl oder einer Kundin, dann hat sie die Rechnung ohne mich gemacht!‟ Seltsam, dass die Situation ihn erregte. Der Munus massierte durch die rote Hose seine Männlichkeit, die augenblicklich noch weiter wuchs und sich verhärtete. Timiditas öffnete den Stoff und befreite eine riesige, aufgerichtete Rakete. Nur, weil er keinen Unbekannten dienen wollte, hieß das ja nicht, dass er nicht selbst ein wenig Vergnügen haben wollte...

Langsam strich er über den gewaltigen Phallus und stöhnte wohlig auf. Mit jeder Berührung wuchs seine Erregung weiter. Er hatte sich rücklings aufs Bett fallen lassen und bearbeitete den Monolith, der bis zu seinen Brüsten reichte. Auf der anderen Seite zogen seine schweren Bälle. Timiditas schloss genüsslich die Augen. Er würde den Raum mit seiner Lust fluten. Näher und näher kam der ultimative Höhepunkt, eine Ekstase, die seinen Leib durchschütteln würde, die ihn schwindeln lassen würde, die seine dicken Kugeln leerpumpen würde... Timiditas verkrampfte und erwartete jeden Augenblick das aufbrausende, euphorische Tosen der Glückshormone seiner Obsession... Und... Ein Grunzen entfleuchte seiner Kehle, er hielt die Luft an, um jetzt...

Da schossen abrupt brutale Schmerzen durch seine Hoden. Eine gemeine Melange aus dumpfen und stechenden Reizen, die seine Testikels maträtierten. Mit einem lauten, erschrockenen Schrei hielt er sich die Organe fest und starrte entsetzt auf sie hinab. Er war in sitzende Position gesprungen. Der sich anbahnende Orgasmus war mit einer Radikalität unterbunden wie eine Fahrt eines Hovermobils, das mit maximaler Geschwindigkeit gegen eine Stahlwand eines Sky-Habitat krachte. Timiditas hatte nicht einmal abgespritzt. Er spürte förmlich seine enormen Flüssigkeitsmengen, die wie unter einer gespannten Feder bereit waren, herauszuschießen in die Freiheit. Doch der Schmerz hatte jeglichen Druckausgleich verhindert. Sofort war ihm klar: Sein Security-Chip war aktiv! Aber wie konnte das sein? Wer hatte ihn aktiviert? Und warum? Wie war das möglich?

Er verstaute vorsichtig seine Genitalien wieder in der engen roten Hose. Dann nahm er eine dünne Decke vom Bett und wickelte sie sich um die Schultern, so dass auch seine blanken Brüste bedeckt waren. - Der Munus hatte in seiner Zelle keinerlei Zeitgefühl, aber es mochten bereits Stunden vergangen sein, als sich plötzlich die Tür öffnete. Er wollte protestieren und sich Janina vorknöpfen, aber was ihm begegnete ließ ihn erstarren wie paralysiert: Ein muskelbepacktes Geschöpf kroch auf allen Vieren hinein, um den Hals ein Metallband, an dem eine Leine befestigt war, die von einer zweiten Person gehalten wurde. Timiditas erkannte den Custos an seinen Haifischzähnen, die er bleckte wie eine bissige Bestie. An seinen Unterarmen waren die typischen Carbon-Schienen angebracht; Schnürstiefel und ein Lendenschurz aus weißem Polyamid vervollständigten die Optik.

Hinter dem Wesen kam eine zierliche Gestalt in den Raum. In ihrem schwarzen Umhang mit Kapuze, die sie tief ins Gesicht gezogen trug, konnte man sie nicht identifizieren. Doch dann warf sie die Umhüllung beiseite und zeigte ihre grazile Figur und ihr hübsches Gesicht: Janina. Timiditas wollte gerade etwas sagen, da befahl die Frau: „Ruhe! Du sprichst nur, wenn ich es dir erlaube! Sonst wird Canis böse.‟ Sofort grunzte und brummte der Custos auf allen Vieren und strahlte eine animalische Aggression aus, wie sie der Munus in seinem gesamten Leben noch nicht erlebt hatte. Janinas Stimme blieb ruhig. „Bevor du Gäste empfängst, will ich erst wissen, was ich von dir zu erwarten habe. Bist du schon von einem Munus von hinten genommen worden? Welche Erfahrungen hast du damit, einen Phallus mit deiner Zunge zu verwöhnen? Was für Liebestechniken beherrscht du?‟ Timiditas schluckte. „Wird das hier ein Bewerbungsgespräch? Ich will nicht für dich arbeiten!‟ Janina gluckste fröhlich. „Willst du dir nichts nebenbei verdienen? Canis könnte dich einreiten.‟ Der Munus starrte die Frau echauffiert an. „Das ist ja wohl die Höhe! Ich - will - nicht - als - Sexboy oder... was auch immer... arbeiten! Klar? Ich will raus hier! Sofort!‟

Er begann damit, sich die Stiefel auszuziehen, was gar nicht so einfach war. Dann stieg er aus der Hose und merkte, dass seine Autorität, wenn sie überhaupt da war, nun in dem blanken Zustand gegen Null tendierte. Das Korsett blieb zunächst gezwungenermaßen an Ort und Stelle. Er drehte sich um. „Hilf mir raus!‟ Janina betrachtete stattdessen die nackten Hinterbacken des Munus und grinste. „Du willst wirklich gehen? Hier in dieser Gegend auf die Straße raus?‟ Als sich die Frau nicht von der Stelle bewegte, drehte sich Timiditas wieder um und zeigte auf seinen Riesenphallus. „Und den Security-Chip wirst du wieder deaktivieren! Was fällt dir ein!? Wie hast du das eigentlich gemacht?‟ Janina lächelte und schaute ihn unschuldig an. „Was meinst du denn? Ich habe gar nichts gemacht.‟ Der Munus verzog grimmig sein Gesicht. „Du weißt ganz genau, was ich meine! Wer soll es sonst aktiviert haben, hm?‟ Er ging einen kleinen Schritt auf die Frau zu, doch sofort meldete sich Canis, der sich nun auf zwei Beine stellte und wie ein Bodyguard wirkte. Timiditas hatte das Gefühl, wenn er noch einen weiteren Zentimeter nach vorne ginge, würde ihn dieser Custos zermalmen - wahlweise mit den Pranken oder den spitzen Reißzähnen.

Er forderte seinen Suit zurück. Janina hob die Schultern und meinte entschuldigend: „Den hat sich Rosa-Rio einverleibt. Sorry.‟ Der Munus stutzte. „Wer ist Rosa-Rio?‟ Janina zeigte mit dem Daumen hinter sich. „Du hast sie heute gesehen. Auf der Chaiselongue. Den zieht sie jetzt an, wenn sie frei hat.‟ Der Munus blieb dabei. „Ich will ihn zurück! Jetzt!‟ Janina grinste. „Da musst du mit Rosa sprechen.‟ Zumindest hatte Timiditas nun einen Grund, den Raum zu verlassen, und er drängte sich vorsichtig an dem Muskelpaket vorbei, lief den Korridor in den Salon zurück, wo er die Munus-Liebesdienerinnen gesehen hatte, fand die Chaiselongue allerdings unbelegt vor. Wenn sich die drei Bordelldamen, die sich in dem Raum aufhielten, über seine Nacktheit wunderten, so zeigten sie es nicht. Nach der Frage, wo Rosa-Rio sei, antwortete ein Munus: „Rosa ist beschäftigt. Sie hat einen Gast.‟ Timiditas sagte vor sich her: „Dann wird sie ja meinen Suit kaum tragen.‟ Er sah sich um, fand aber keine abgelegten Kleidungsstücke. Janinas Stimme ertönte hinter ihm: „Du wartest, bis Rosa-Rio wieder da ist. Dann darfst du sie fragen.‟ Timiditas schlenkerte mit den Armen umher, um irgendwie ansatzweise seine Scham zu bedecken, aber das war einem Munus aufgrund seiner Anatomie nicht möglich. Er lief zurück zu „seinem‟ Raum, um sich notgedrungen wieder die rote Hose anzuziehen, aber die Tür war geschlossen und ließ sich nicht öffnen. Janina sah ihn provozierend an. „Das hast du jetzt von deiner Zwergen-Revolte.‟

Am liebsten hätte er sich auf die Frau gestürzt, aber der Kraftprotz Canis passte immer noch auf wie ein Kettenhund. Was sollte er tun? Doch da öffnete sich schon eine andere Tür, und ein Mann kam heraus. Er trug exklusiv aussehende Kleidung und stiefelte selbstbewusst durch den Salon. Er nickte Janina zu, blickte dann zu Timiditas und grinste. Er zeigte auf den nackten Munus. „Die will ich nächstes Mal!‟ Er drückte seinen Daumen auf eine Scantaste. Ein Display zeigte eine Summe an, die dann von einer Kastengrafik in eine andere wanderte. Dann erschien ein Häkchen-Symbol. Janina rief dem Mann hinterher: „Beehren Sie unser Etablissement bald wieder.‟ Timiditas drehte sich um und sah den Munus, der wohl Rosa-Rio hieß. Sofort bellte er ihn an: „Wo hast du meinen Suit versteckt?‟ Rosa-Rio schnaubte verächtlich. „DEINEN Suit? Nein, meine Liebe. Das ist jetzt mein Suit.‟ Timiditas hätte sich jetzt die Ärmel hochgekrempelt, wäre da noch mehr Stoff an ihm gewesen, als das Unterbrustkorsett, und stapfte wütend auf den Munus zu.

Wenige Sekunden später rangen und fuchtelten die beiden Munuswesen auf dem Boden, drehten und wälzten sich, zogen sich an den Brüsten, verdrehten ihre Nippel, kniffen hinein, versetzten sich Hiebe und Kniestöße in die gewaltigen Testikel und versuchten, sich die Extremitäten zu verrenken. - So schnell die unkontrollierte und wilde Balgerei begonnen hatte, so schnell war sie auch wieder beendet, da Janina mit ihrem Disziplinarstab dazwischen ging. „Schluss jetzt mit der Zankerei! Jede auf ihr Zimmer! Sofort! Und Timiditas: Du ziehst deine Hose und die Stiefel wieder an. Ich habe keine Lust mehr auf dieses Theater. Du bist hier. Find dich damit ab!“ Als der Munus nicht eilig genug aufstand, half sie mit dem Impulsstab nach und jagte ihm mehrere kurze, knisternde Schocks in das Hinterteil. Sie rief ihm hinterher: „Morgen kommt dein erster Gast. Wehe, er ist mit dir unzufrieden!“

Dann ging sie in ihren Raum und öffnete an einer Konsole eine Datei über die Einnahmen ihres Etablissements. Zufrieden betrachtete sie die Zahlen. Munuswesen waren ideale Liebesdienerinnen. Egal, ob die Gäste weiblich oder männlich waren - jeder konnte was mit einem Munus anfangen. Früher war Janina eine einfache Hausfrau auf Regina gewesen, hatte eine Pflegefamilie mit vier Söhnen geführt und nicht gewusst, dass die Jünglinge nach ihrer Volljährigkeit nicht auf jeden Fall als Pugnator, sondern womöglich als Munus oder Rusticus endeten. Nach dem Fall des Regimes hatte sie die Geschäftsidee mit dem Munusbordell gehabt und es bisher nicht bereut. Canis hielt sie sich als Beschützer. So etwas benötigte eine Frau in diesem Business. Außerdem war er ein hervorragend erzogenes Sexspielzeug mit Orgasmusgarantie.

Janina holte sich den Suit des Munus und verbrannte ihn mit einem kleinen Lasermesser zu Asche. Den brauchte dieser Aufrührer nicht mehr. Vielleicht sollte sie wirklich Canis befehlen, diesen kleinen Rebellen zuzureiten, damit er handzahmer würde. Oder noch besser: Einer ihrer anderen Munus-Sexdienerinnen sorgte für ein erfülltes Liebesleben des Neuen. Mal sehen, ob dieser Timiditas so einen Riesenphallus aufnehmen konnte. Am besten noch vor seinem morgigen Termin. Schließlich hatte das Munusbordell einen guten Ruf zu verlieren. Wenn Timiditas vorgedehnt war, könnte der Gast größere Dildos in ihm versenken. Janina kannte eine Frau, die seit Eröffnung des Etablissements Stammgast war. Sie liebte es, einem Munus mit einem voluminösen Umschnalldildo den Hintereingang zu stopfen un an seine Grenzen zu bringen. Dabei wurde sie so geil, dass sie ohne weiteres Zutun zum Orgasmus kommen konnte; besonders, wenn der Munus unter Schmerzen stöhnte. Daher brachte sie jeweils ein ganzes Arsenal von Dildogrößen mit.

Die anderen Sexdienerinnen hatten bereits Bekanntschaft mit den großen Silikonstäben gemacht. Glücklicherweise war ein Munusarsch dehnbarer, als bei einem gewöhnlichen Humanoiden oder Rusticus. Die mächtigen Sextoys wären sonst niemals versenkbar gewesen. Trotzdem gab es für deren Hintereingang natürlich auch ein Limit. Janina hörte in Gedanken noch, wie der Gast bei seinem jüngsten Besuch einen Munus von hinten hart und schnell nahm und rief: „Ja, schrei nur! Munus, hier kommt deine eigene Medizin! Spür mal, wie dick so ein Phallus sein kann! Wie fühlt er sich an? Ist das geil? Gefällt es dir? Ja? Nein? Hahahaha!‟ - Es war ein Akt der Gnade, Timiditas vorzudehnen. Zumindest ein kleiner Funken Hilfe. Janina rief nach Canis. „Komm, wir gehen zu dem Neuen. Fixiere ihn und rufe mir einen meiner Mädels herbei. Wir wollen uns ein wenig vergnügen. Bringe mir am besten Rosa-Rio. Zwischen den beiden stimmt die Wellenlänge.‟
145. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 10.12.17 17:13

~ LVI ~


Animus zog sich den Hosenboden seiner neuen Uniform der Munusjäger zurecht. Permanent rutschte der Stoff ihm in die Ritze. Warum musste die Hose so eng sein!? Wahrscheinlich war sie von einer Frau konzipiert worden. Einer männerhassenden Feministin. - Das Shuttle der Securitas Tracing Corp. befand sich in 8.000 Metern über seiner Destination, einer verlassenen Dilithiummine. In dem verzweigten, unterirdischen Stollensystem wurde zwar seit längerer Zeit nicht mehr geschürft; dafür versteckte sich dort ein unbekanntes Quantum an Edelfräuleins inklusive ihren loyalen Rusticussen und Munuswesen. Da das Operationsschiff der STC nur über Haftzellen für zwölf Personen verfügte, galt die Priorität den Damen des Regina-Regimes.

Bemerken konnten die Gesuchten sie noch nicht. Neben der modernen Radartarnungstechnik der VA verfügte das Shuttle auch über polychromatische optoelektronische Projektoren an der Außenhülle, die sie quasi unsichtbar machten. Mit dieser Tarnausstattung verschmolzen sie optisch mit ihrem Umfeld, indem das Licht um das Shuttle geleitet wurde. - Im langsamen Vertikal-Sinkflug näherte sich das Shuttle der Oberfläche. Eine Felslandschaft wurde durch die Panzerglasscheiben sichtbar. Commander Burns saß an seinem grünlich luminiszierten Instrumentenpanel und verteilte die Einsatzbefehle: „Wir landen direkt neben dem Haupteingang. Porter, Sheridan und Wagner: Sie dringen ein. Animus und Syrus: Sie laufen Richtung 11 Uhr. Distanz: 150 Meter. Dort ist ein weiterer Ausgang aus dem Stollensystem. Dort legen Sie sich auf die Lauer. Vielleicht schrecken wir ein paar Bewohner auf. Halten Sie alle Ihre FNS einsatzbereit.‟

Kurz darauf verkündete er: „Bodenkontakt in minus 01:13 Minuten.‟ Dann ging alles sehr schnell. Das Shuttle setzte sanft und beinahe geräuschlos auf Luftunterstützten Synthetikkufen auf, die Außenluke öffnete sich, das Team teilte sich und lief in Position. Commander Burns blieb als Einziger an Bord, um die Gruppen zu koordinieren. Über die Bodycams der Teammitglieder konnte Burns den Einsatz leicht verpixelt visuell in Echtzeit miterleben. Das erste Dreiergruppe verschwand im Haupteingang der Mine. Ihre Hightech-Leuchten strahlten den dunklen Gang entlang.

Animus und Syrus rannten zur vereinbarten Position, fanden aber keine Öffnung zum Stollensystem. Die Stimme des Commanders erklang blechern durch den Funk. „Sucht nach einem braunen, kreisrunden Fels. Da ist eine getarnte Schlaufe dran.‟ Tatsächlich erkannten die Männer den versteckten Einstieg, zogen die Klappe hoch, die aus lackiertem Aluminium bestand, und kletterten einen ovalen Schacht hinab, an dem Leitersprossen angebracht waren. Nach 56 Stufen endete der Schacht in einem Gang. Er führte mit 20 prozentigem Abfall tiefer ins Erdreich hinab. Sie liefen ihn entlang und blieben zwischendurch immer wieder stehen, um zu lauschen. Die Funkverbindung zum Shuttle stand noch, wurde aber durch rauschende Interferenzen gestört. Das Bild verpixelte sich drastisch.

Burns fragte die Außenteams, ob es Feindberührung gegeben habe, aber Syrus und Sheridan verneinten. Nichts deutete daraufhin, dass die Tunnelanlage bewohnt wäre. Die Sensoren ihrer Anzüge zeigten keinerlei giftige Gase oder andere biologische oder chemische Bestandteile, die gefährlich werden konnten. Daher rückten sie weiter vor. Die Navigationseinheiten ihrer Ausrüstung führten die Teams aufeinander zu. Für eventuelle Bewohner gab es kein Entkommen. Die Männer zückten sicherheitshalber ihre FNS. Noch waren sie etwa 75 Meter auseinander. Animus hielt Syrus zurück und lauschte: Hastige Schritte hallten aus einiger Entfernung zu ihnen hinüber. Die Männer rückten alarmiert weiter vor.

Burns konnte auf seinem Monitor leicht erhöhte Kohlendioxidwerte ablesen. Dies ließ darauf schließen, dass bis vor Kurzem noch Humanoide anwesend waren. Die Sensoren des Teams fanden ebenfalls menschliche DNA-Rückstände. Die konnten allerdings auch von Rusticussen stammen, die früher in der Mine gearbeitet hatten. Langsam und auf der Hut schlichen sie vorwärts, ihren Kameraden entgegen. Noch 50 Meter trennten sie laut Anzeige. Die flüchtende Gestalt musste dem Trio genau in die Arme laufen. Aber es war nur eine Person gewesen. Von einer größeren Anzahl von Leuten konnte hier keine Rede sein. Sicherheitshalber positionierten Animus und Syrus ein paar kleine Fotozellensensoren, die jeden Verfolger augenblicklich melden würden. Oder Flüchtlinge, die sie übersehen hatten. Es blieben noch 30 Meter Distanz zwischen den Teams. Langsam verblasste die Hoffnung, auf Rebellen zu stoßen. Aber woher waren dann die Schritte gekommen, die sie gehört hatten? Noch 20 Meter...

Endlich: Animus und Syrus hörten vor ihnen einen Tumult. Die laute Stimme von Sheridan hallte durch den Stollen: „Verdammt! Ich habe vorbeigeschossen. Mach das Vieh fertig!‟ Brad Porter, der ebenfalls ganz vorne lief, zielte mit seinem FNS und jagte das Netz auf die flüchtende Kreatur. „Hab ihn erwischt!‟ Im nächsten Moment trafen die Teams aufeinander. Zwischen sich wälzte sich panisch eine Person in dem Netz. Als fünf Hochleistungs-Halogenleuchten auf den Gefangenen zielten, war eindeutig die Silhouette eines Munus zu erkennen. Commander Rick Burns beobachtete auf seinem Display vom Shuttle aus den Fang und murmelte: „Miese Ernte! Nur ein Munus!‟ Dafür der ganze Aufwand! Die Operation war ein Reinfall gewesen. Die Rebellinnen waren längst über alle Berge.

Sheridan trat an den Munus heran und schockte ihn mit seinem Impulsgeber. Porter zog ihn weg. „Was soll das? Er kann uns nicht mehr abhauen.‟ Die Stimme des Commanders meldete sich krächzend über den Audiokanal. „Bringt das Paket an Bord. Der Einsatz ist beendet.‟ Das würden die Vorstandsmitglieder von Securitas nicht gerne hören. Ein wertloser Munus, den sie nur in einer Auffangstation abgeben konnten. Eigentlich hatten sie nicht mal eine Handhabe dafür, ihn festzusetzen. Der Munus hatte nachweislich noch gegen kein neues Gesetz verstoßen. Sheridan trat an das Wesen heran und trat ihm in die Seite. „Los! Setz dich auf, und Hände auf den Rücken! Wird´s bald?!‟ Der Munus gehorchte sofort. Er trug einen typischen Munussuit, wie er unter Regina beliebt war: enganliegendes Latex mit Ausspaarungen für die Brüste und Genitalien zwischen den Beinen. Als er digitale Handschellen trug, deaktivierte Porter das Netz, dass sich augenblicklich in kleine Kügelchen auflöste, die sich prasselnd auf dem Boden verteilten. Sheridan hielt drohend den Disziplinarstab vor den Gefangenen: „Aufstehen! Oder ich helfe nach!‟ Plötzlich kam die Stimme des Commanders aus dem Audiosystem: „Achtung! Ich habe hier eine Warnung wegen ionisierender Strahlung. Sie ist zwar abgeschirmt, aber irgendwo muss eine radioaktive Quelle sein.‟

Sheridan giftete den Munus an. „Rede! Mach endlich deine Fresse auf! Was ist hier los? Habt ihr hier Atomwaffen?‟ Der Gefangene schüttelte verängstigt den Kopf. „Nein, das ist harmlos. Das muss der Radioisotopengenerator sein, der uns Elektrizität liefert.‟ Sheridan stieß den Munus mit dem Disziplinarstab an. „Was laberst du für Kauderwelsch?‟ Die Stimme des Commanders: „Das ist eine nukleare Batterie, die Strom erzeugt.‟ Porter fragte ins Reversmikro: „Was sollen wir jetzt tun?‟ Der Commander befahl: „Bringt den Munus zum Shuttle. Die Batterie nützt uns nichts.‟ Porter nickte. „Verstanden.‟ Sheridan drohte dem Munus: „Wo sind die anderen? Rede! Oder du lernst mich kennen, du Munusdreck!‟ Syrus hielt seinen Kollegen zurück. „Bleib mal locker. Wir können ihn auf dem Shuttle noch verhören.‟

Das Quintett machte sich auf den Rückweg. Bald tauchten sie am Eingang zur Mine auf und sahen das Shuttle. Sheridan stieß den Munus vor sich her. Hoffentlich durfte er diese Kreatur verhören, sinnierte er. Er würde sie schon zum Reden bringen. Die überdimensionalen Genitalien würden eine schön große Angriffsfläche bieten, grinste er vor sich hin, holte aus und trat dem Munus mit seinem Militärstiefel in den nackten Hintern. „Vorwärts!‟ Syrus und Animus sahen sich an. Dieser Sheridan verlor offensichtlich leicht die Nerven. - Die Gruppe war noch zehn Meter von der Einstiegsluke entfernt, da initiierte der Pilot bereits den Antrieb, und den Männern flatterten die Uniformen vom Abwind des Düsentriebwerks.

Der Munus wurde in eine der Zellen gebracht und dort auf einer Liege festgegurtet. Dann gingen die Männer in die Piloten- und Mannschaftskanzel und setzten sich auf ihre Schalensitze. Der Commander ging akribisch alle vorgeschriebenen Startsequenzen durch und brachte das Schiff auf 11.000 Meter Höhe. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von nur 480 km/h rechneten sie mit einer Flugdauer von knappen elf Stunden, aber die meteorologische Situation ließ bei ihrem nordöstlichen Kurs keine andere Option zu. - Als der Autopilot die Navigationseinheiten übernahm, kletterte Rick Burns zum Zellentrakt und verlas pro forma eine Erklärung, die die STC formuliert hatte. Denn die neue Gesetzgebung durch die VA garantierte jedem Munus und jedem Rusticus freie Selbstbestimmung und gleiche Rechte wie alle Bürger von Regina. Daher waren die Jäger der STC aufgefordert, die Festnahme des Munus mit dem Terminus Rettungsaktion zu deklarieren. In Wahrheit erhielten sie eine - wenn auch marginale - Fanggebühr der Migrationsbehörde, denn alle Nichtregistrierten waren letztlich Illegale auf dem Planeten.

Viel mehr Gewinn generierten da die Ergreifungsbelohnungen für Edeldamen des Regimes. Leider war diesbezüglich, so das Resümee des Commanders, die Operation ein Desaster gewesen, das nicht mal die Kosten deckte. Nachdem Burns dem Munus seine Rechte vorgelesen hatte, begann er mit dem Verhör. Vor allem wollte er wissen, warum die Kreatur als Einziger in der Mine war, und wo sich der Rest versteckte. Der Gefangene, der seit seiner Volljährigkeit einer Adelsdame in ihrem Harem gedient hatte, wusste nichts von seinen Rechten oder der politischen Situation, verstand auch nicht die Hälfte von dem, was der Mann ihm heruntergeleiert hatte, und daher protestierte er auch nicht gegen seine Behandlung und restriktiven Fesselung auf der khaki eingefärbten Polycarbonatliege.

Entweder stellte sich der Befragte stur, oder er wusste nichts. Nur seinen Namen Famulus nannte er. Seine Herrin und sieben Rusticusse hatten in der Mine mit ihm gelebt. Er habe geschlafen, und beim Erwachen sei er alleine gewesen. Dies sei vor drei Tagen gewesen. Burns presste die Lippen zusammen. In 72 Stunden konnte die Gruppe überall in den Felsen und Schluchten einen Unterschlupf gefunden haben. Es war richtig gewesen, sofort umzukehren zur Basis. - Während Burns noch im Zellenmodul war, tönte Sheridan beim Essen in der Messe: „Wenn der Commander nichts in Erfahrung bringt... Ich stelle mich gerne zur Verfügung, um dem Drecksvieh die Zunge zu lockern. Dem werde ich seine fetten Megaklöten bearbeiten...‟ Derek Syrus fiel ihm ins Wort: „Jetzt bleib doch mal cool. Der Munus hat sich nichts zu Schulden kommen lassen. Außer, dass er nicht registriert ist. Aber wir setzen doch keine Gewalt ein.‟ Sheridan schnaubte. „Und ob ich die einsetze! Du wirst sehen, wenn ich seine Eier erst mal in meinem Schraubstock habe, wird der in allen Tonlagen singen...‟ Syrus unterbrach ihn: „Es reicht! Musst du deinen kleinen Schniedel kompensieren mit deiner Machotour?‟ Sheridan giftete ihn an: „Was hast du gesagt? Woher willst du wissen, wie groß mein Ding ist, hä? Garantiert größer als dein Würmchen, du Weichei!‟ Porter ging dazwischen: „Leute! Alle mal ruhig und tief durchatmen. Wir wollen hier doch keinen Streit an Bord.‟ Marcus Wagner und Animus nickten zustimmend. Sheridan schob seine Essensschale über den Tisch und stand beleidigt auf. Syrus wühlte in der Wunde und rief hinterher: „Gehst du jetzt schmollen?‟

Einige Minuten später erschien der Commander. „Er heißt Famulus und hat mit einigen Rusticussen und seiner Herrin in der Mine gelebt, seit das Regime gestürzt wurde.‟ Porter fragte: „Und was bringt der uns ein?‟ Burns winkte ab. „So gut wie gar nichts. Aber ich habe schon den Vorstand kontaktiert. Wir sollen den Munus trotzdem mitbringen und in der Zentrale abliefern.‟ Syrus war verwundert. „Nicht in ein Auffanglager bringen?‟ Der Commander schüttelte den Kopf. „Nein. Mehr Infos habe auch nicht.‟ Animus kam sofort ein Gedanke: Sollte der Munus verkauft werden? Handel mit Munuswesen war illegal. - Aber er behielt seine Überlegungen für sich.

Später gesellte sich Sheridan zum Commander, der sich an die Navigationskonsole gesetzt hatte, um den Kurs anzupassen. „Commander Burns, ich könnte... Wenn Sie möchten... Vielleicht sollte ich mal versuchen, was aus diesem Gefangenen herauszubekommen.‟ Burns schüttelte knapp den Kopf. „Das ist nicht mehr unser Problem. Er wird abgeliefert. Dann warten wir auf den nächsten Einsatzbefehl.‟ - Das Shuttle nahm Kurs auf die Basis der STC. Sheridan schlich sich nach einer halben Stunde zum Zellenmodul. Hinter einer transparenten Kraftfeldwand befand sich ihr Passagier auf seiner Liege. Sheridan deaktivierte die elektromagnetische Barriere und stieg zu dem Munus hinein. Er beugte sich zu Famulus hinunter und sagte: „Wegen dir haben wir die ganze Reise umsonst gemacht! Du bist nichts wert!‟ Der Gefangene starrte den Uniformierten ängstlich an.

Sheridan griff nach den riesigen Brüsten und knetete sie kräftig durch wie einen Kuchenteig. Dann zwirbelte er die großen Nippel, bis Famulus einen unterdrückten Schmerzenslaut von sich gab. Der STC-Mitarbeiter grinste hämisch. „Das gefällt dir, du geiles Dreckstück, was?!‟ Er zog sich dünne Latex-Handschuhe über und packte den Riesenphallus, um ihn zu wichsen. Famulus stöhnte auf. „Bitte nicht. Ich... Mir ist kein Orgasmus erlaubt.‟ Sheridan lachte sardonisch. „Wollen wir wetten?‟ Famulus spürte, wie sein gewaltiger Luststab noch weiter anwuchs und hart wurde. Auch seine Geilheit meldete sich augenblicklich. „Nein, bitte... Ich habe einen Security-Chip. Ich darf nicht kommen. Ich kann es nicht.‟ Sheridan grinste nur und wichste weiter. Er hatte darüber in einer Datenbank gelesen. Diese Security-Chips waren eingebaute Castitasschellen. Stand der Munus kurz vor einer Ejakulation, so aktivierte sich ein Impulsgeber in der Eichel und versetzte ihm einen starken elektrischen Schlag. Das wollte der Mann mal live erleben und bearbeitete den Liegenden weiter.

Famulus jammerte: „Bitte nicht! Bitte! Bitte nicht! Bitte aufhören... Bitte!‟ Doch davon ließ sich der Uniformierte nicht beeindrucken. Stattdessen boxte er ihm mit aller Kraft in die dicken Hoden. „Halt dein Munusmaul!‟ - Weitere drei Minuten später hatte die Kreatur bereits den Punkt erreicht, der unmittelbar vor der Kulmination stand. Plötzlich schrie er auf und bäumte sich in seinen Fesseln. Erschrocken ließ Sheridan los. Dann grinste er. Der Security-Chip hatte seinen Auftritt gehabt! Nach wenigen Sekunden nahm Sheridan den Phallusprügel erneut in die Hände und stimulierte das Lustfleisch sorgfältig. Famulus jammerte: „Bitte nicht! Biiiiite! Bitteeeee!‟ 34 Sekunden später kam es erneut zu einer Aktivierung. Brüllend flehte der Munus: „Aufhören! Gnade! Aufhören! Bitte!‟ Sheridan wollte gerade kichernd wieder loslegen, da hörte er hinter sich eine Stimme. „Was ist denn hier los?‟ Erschrocken drehte der sich um. „Oh, Commander. Ich... Ich wollte nur bei unserem Freundchen nach dem Rechten sehen.‟

Der erigierte, zuckende Phallus sprach eine eindeutige Sprache. Burns schüttelte den Kopf. „Gehen Sie sofort ins Mannschaftsmodul zurück!‟ Sheridan murmelte ein „Ja, Sir.‟ Der Commander betrachtete den noch zuckenden, geschwollenen Riesenstab des Gefangenen. Rick Burns konnte sich nicht ansatzweise vorstellen, wer das Bedürfnis nach so einem überdimensionierten Liebesprügel haben könnte. Wer oder was sollte so ein Monstrum aufnehmen? Heimlich lugte er zu seinem Unterarm und bildete eine Faust. Es wirkte gegen das Munusgenital noch harmlos. Er verließ die Zelle und schaltete das Kraftfeld wieder ein. Dieses Mal tippte er auf ein kleines Kontrollpaneel einen alphanumerischen Entriegelungscode ein, den nur er kannte. So war wenigstens sicher, dass dieser Draufgänger Sheridan nicht wieder Mist baute. Er musste mit seinem Vorgesetzten bei der STC sprechen. Der Kerl war nicht tragbar. Charakterlich völlig ungeeignet für den Job.

Die anderen hatten sich ganz gut gemacht für ihren ersten Einsatz, musste Burns zugeben. Hoffentlich gab es bald einen neuen Auftrag, der dieses Mal dann profitabler sein würde. Das Shuttle landete nach langweiligem Flug nach mehreren Stunden endlich an der Zentrale der STC. Sofort kamen zwei Uniformierte der Firma an Bord und holten den Munus ab. Mit einem Schlingenstab brachten sie ihn weg. Animus fragte den Comander, was mit dem Passagier nun geschah. Burns stellte sich unwissend. Syrus und Animus schauten den Männern mit dem Munus fragend hinterher. Warum wurde er wie eine gefährliche, bissige Bestie abgeführt? Brad Porter zuckte mit den Schultern. „Der kommt in ein Auffanglager. Wohin sonst?‟ Marcus Wagner war sich nicht so sicher. „Irgendwas sagt mir, dass der arme Kerl ein Problem hat. Warum sollten die den sonst wie einen Sklaven behandeln?‟ Sheridan lachte laut und gehässig auf. „Der hat es nicht anders verdient! Soll er doch sich als Sexsklave vergnügen.‟ Grinsend stellte er sich vor, wie er die dicken Brüste knetete und hineinbiss, wie er den Munus vor sich knien ließ, damit er ihm seinen Masterstab blies...

Die Männer gingen in ihre Unterkunft, um sich unter der Ultraschalldusche zu erfrischen und die unbequeme Uniform gegen Freizeitkleidung zu tauschen. Rick Burns war währenddessen auf dem Weg zum Vorstand der STC, um über die Operation zu berichten. Außerdem musste er die einzelnen Novizen bewerten. Sheridan bekam als einziger des neuen Teams eine negative Note. Das bedeutete das Aus für den Mann. Noch am gleichen Tag erhielt er die fristlose Kündigung inklusive einer kleinen Abfindung, die vertraglich festgelegt war. Sheridan warf seine Ausrüstung wortlos auf sein Bett und zog sich die privaten Stiefel an, kramte sein weniges Gepäck zusammen und verließ das STC-Gebäude, ohne sich bei seinen Kameraden zu verabschieden.

Wenn man sein Potenzial hier nicht honorierte, würde er eben woanders erfolgreich sein, dachte er und rief auf seinem Datenpad einen Link auf, der zu einem Inserat führte, in dem nach Mitarbeitern für einen privaten Supermax-Gefängnis-Komplex gesucht wurde, „die die Hausordnung konsequent durchsetzen und auch bereit sind, an Disziplinierungsmaßnahmen sowie erzieherischen Aktionen aktiv teilzunehmen. Erfahrung mit Waffen, Schlaginstrumenten und Gefängnistechnik wären von Vorteil. Männer werden bevorzugt eingestellt.‟ Das hörte sich für Sheridan alles höchst interessant an. In den Gefängnissen tummelten sich allerlei anthropogene Delinquenten, aber ein Gros bestand aus Rusticussen und Munuswesen. Leider musste Sheridan lesen, dass es keine weiblichen Insassen gab. Die Edelfräuleins waren in politischen Einrichtungen auf Beta Patria untergebracht. Aber ein Munus war ja im Grunde wie ein Fötzchen, grinste Sheridan schmierig und leckte sich über seine Lippen. Den Job musste er haben. Mit einem Air-Taxi machte er sich gleich auf den Weg in deren Außenbüro, nur wenige Straßenblöcke entfernt.

Derweil heulte ein Alarmton im Quartier der STC-Novizen auf. Eine synthetische Stimme erklang: „Achtung! Team Burns! Akuteinsatz! Sofortiger Start erforderlich! Ich wiederhole: Team Burns! Akuteinsatz! Sofortiger Start erforderlich!‟ Porter, Syrus, Animus und Wagner schlüpften so schnell wie möglich in ihre Uniformen und liefen mit ihrer Ausrüstung zum Shuttle-Landeplatz. Commander Burns war bereits an Bord. Er saß an der Navigationseinheit und initiierte die Startsequenz. „Herzlich willkommen! 4:13 Minuten seit der Durchsage. Das sind 2:13 Minuten zu lahmarschig, meine jungen Herren!‟ - Kaum hatten sich die vier Männer angeschnallt, fauchten die Triebwerke auf, und das Shuttle stieg vertikal in die Höhe und presste die Insassen auf ihre Schalensitze.

Erst nachdem der Kurs in das Bord-Koordinatensystem eingetragen worden war, drehte sich der Commander zu seinen Teammitgliedern um. „Unser Auftrag lautet, zwei Zielpersonen festzunehmen. Es handelt sich um Frauen der Regina-Adelskaste, die sich in einem getarnten Unterschlupf 1.233 km nordwestlich von unserer Basis aufhalten. Wegen Fluchtgefahr müssen wir so schnell wie möglich zugreifen. Die Information ist noch heiß und stammt von einem Überwachungssatelliten, der durch eine zufällige meteorologische Anomalie die Tarnvorrichtungen durchbrechen konnte.‟ Animus fragte, ob mit Gegenwehr durch weitere Personen zu rechnen sei. Burns spitzte die Lippen. „Nun ja, wir wissen es nicht genau. Die Daten haben zwar zwölf Lebenszeichen empfangen, aber das können auch Haustiere gewesen sein.‟ Animus wirkte verwirrt. „Wäre es nicht ungewöhnlich, dass zwei Edelfräuleins alleine lebten? Ich meine, sie sind Bedienstete gewöhnt.‟ Der Comander zuckte mit den Achseln. „Jetzt wohl nicht mehr. Wir werden sehen. Sie haben Ihre Ausrüstung. Das FNS und den Notwehrstab.‟

Trotzdem bekamen die Männer ein mulmiges Gefühl. Im schlimmsten Fall standen sie zu viert zehn Custoskolossen gegenüber. Burns hatte gut reden, der blieb sicher an Bord des Shuttles und sah sich das ganze Spektakel auf dem Monitor an. In Gedanken harrten sie der Dinge, die sie erwarteten. Und schon viel früher, als ihnen lieb war, begann der Comander mit dem Sinkflug über der Destination. Das Shuttle hatte alle Tarnvorrichtungen aktiviert. Selbst der Lärm der Triebwerke wurde mit akustischen Gegenwellen neutralisiert. Es war für die Männer ein merkwürdiges Gefühl, denn sie hörten selbst auch keinen einzigen Laut des Shuttles, da die ausgleichenden Wellen auch durch die Außenhaut ins Inneres des Schiffes wirkten.

Dann rumpelte es, und das Shuttle hatte Bodenkontakt. Der Comander machte hektische Armbewegungen in die Richtung des Teams. „Raus mit euch! Los, los, los!‟ Das Quartett hatte sich abgeschnallt und lief durch die Außenluke hinaus, die nur bis zur Horizontalen geöffnet war, so dass die Männer etwa 150 Zentimeter in die Tiefe hüpfen mussten. Wenige Meter neben ihnen stand eine provisorisch errichtete Unterkunft, aus der zwei Personen in die andere Richtung flüchteten wie Hasen vor einer Meute Jagdhunden. Das Team fächerte sich ein wenig auf und spurtete hinter ihnen her. An den Flanken liefen Porter und Syrus, die beide nach einigen Metern stehenblieben und ihre FNS aktivierten. Sie zielten damit auf die Flüchtenden und schossen sie ab. Ein Netz ging daneben und spannte sich um einen Felsen, das andere traf ins Ziel und umwickelte die zierliche Frau, die augenblicklich über ihr prachtvolles Kleid stolperte und in dem sich enger und enger zusammenziehenden Nanofasergitter strampelte, bis sie sich kaum noch bewegen konnte. Porter hatte getroffen und lief nun auf die Gefangene zu, während Animus und Wagner hinter der Flüchtenden hersprinteten.

Derek Syrus blieb bei seinem Kameraden, der die am Boden liegende Frau grinsend ansah und konstatierte: „Treffer und versenkt!‟ Er nahm bereits die Handschellen hervor, während Syrus die laut zeternde Beute mit dem Disziplinarstab in Schach hielt. Dann deaktivierte Porter das Nanonetz und legte der Dame die Fesseln an, zog sie vom Boden hoch und deutete ihr, vor ihnen Richtung Shuttle zu marschieren. Das Schiff hatte die polychromatischen optoelektronischen Projektoren an der Außenhülle deaktiviert und war nun deutlich zu sehen. - Animus und Marcus Wagner hetzten derweil hinter der anderen Edeldame her, die ein beachtliches Tempo an den Tag legte. Allerdings machten die gepanzerten Uniformen der Männer es nicht leichter, schnell vorwärts zu kommen. Plötzlich stürzte Wagner über eine Bodenunebenheit und schrie auf. „Mein Knöchel!‟

Animus musste blitzschnell entscheiden, was er tun sollte. Priorität hatte die Flüchtige, also hastete er hinter ihr her. Nach und nach schwand der Vorsprung der Dame. Schließlich wuchtete sich Animus schwer atmend nach vorne und konnte die Frau von den Beinen holen. Er umklammerte sie in ihrem ledernen Outfit und nestelte an seinem Holster, um den Disziplinarstab hervorzuholen. Doch er hatte nicht mit der Schnelligkeit der Gegnerin gerechnet. Sie schnappte sich den Stab mit einer blitzartigen Bewegung und löste den Impuls gegen Animus an seiner empfindlichsten Stelle zwischen seinen Beinen aus, wo keine Panzerung den Träger der Uniform schützte. Aufjaulend ließ er die Frau los, die sich aufrichtete und ihm gleich noch einen zweiten Stromschlag in die Genitalien versetzte. Die Angreiferin befreite sich aus dem Griff des Jägers und eilte mit dem Stab davon.

Animus wälzte sich herum und tastete nach dem FNS, zielte und jagte das Netz hinter dem Edelfräulein her. Er schoss daneben. Noch drei Versuche hatte er - wenn die Frau sich noch in der Reichweite des Gerätes befand. Wieder zielte er und aktivierte das nächste Nanogitter. Dieses Mal fand es sein Ziel. Die Dame stürzte in zwanzig Metern Entfernung und kämpfte gegen die sich zusammenziehenden Strukturen an. Der Commander, der auf dem Monitor seiner Konsole alles beobachtet hatte, befahl den mittlerweile eingetroffenen Porter und Syrus, zu Animus zu eilen. Burns übernahm die Gefesselte und brachte sie in das Gefängnismodul in ihre Zelle. Dieser Ausflug wurde definitiv lukrativer, als der Reinfall zuvor. Für zwei Adelsdamen des Regina-Regimes lobte die VA ein nicht unbeträchtliches Sümmchen aus.

Nach wenigen Minuten hatten die Männer ihre zweite Beute an Bord des Shuttles bugsiert und in einer anderen Zelle eingesperrt. Die Frauen lagen restriktiv gefesselt auf Polycarbonatliegen. Die erste Lady trug ein aufwändiges Kleid, wie es für einen historischen Tanzball angemessen gewesen wäre. In der Taille war es eng geschnürt, an den Hüften dafür sehr ausladend gestaltet. Die zweite Dame war völlig anders gekleidet. Sie hatte eine enge Lederhose an, die tief auf ihrer Hüfte saß, und eine enge Lederbluse umschmeichelte ihren zarten Oberkörper und ließ einen Streifen nackte Haut am Bauch sehen. - Nachdem das Shuttle wieder in der Luft und der Heimkurs gesetzt war, wies der Commander Animus an: „Entkleide unsere Gäste. Wir wollen nicht, dass sie irgendwas versteckt haben.‟ Animus schluckte. „Ganz?‟ Burns reichte ihm ein Lasermesser. „Damit geht es am schnellsten. Alles runter damit!‟

Der Novize nahm die Gerätschaft und lief zum Gefangenenmodul. Seine Kameraden schauten ihm hinterher. Was sollten deren Blicke wohl ausdrücken? Hatten sie Mitleid mit ihm oder waren sie neidisch? Auch wenn die Aufgabe ihm ein wenig unangenehm war, so war er doch neugierig auf die edlen Leiber der Damen. In seiner engen Uniformhose wurde es noch enger. Er versuchte sich zu konzentrieren und die Erektion zu beseitigen. Sie war ihm peinlich. Er wollte nicht wie ein notgeiler Voyeur herüberkommen. Er hatte einen Befehl auszuführen, der der Sicherheit diente. Mehr nicht. Er setzte eine neutrale Miene auf und deaktivierte das Kraftfeld der ersten Zelle. Jetzt sollte das Ballkleid also dran glauben...

Er stellte sich seitlich der Liege hin und sah in ein wütendes Gesicht einer hübschen, zierlichen Dame. Als er das Lasermesser zückte und aktivierte, schrie sie auf. Animus hielt den Zeigefinger an die Lippen. „Ruhig! Sonst muss ich dich knebeln! Ich werde dir nicht wehtun.‟ Die junge Lady verstummte mit offenem Mund und empörtem Blick. Langsam setzte Animus das Gerät an und teilte den Stoff vorsichtig in zwei Teile. Nach wenigen Sekunden starrte er auf die kleinen, runden Brüste, die da nackt vor ihm lagen. Als auch der Hüftbereich von der Frau „geschnitten‟ war, sah er ein mit viel Spitze verziertes Höschen. Sollte das wirklich auch runter? Er zog es mit zwei Fingern von ihrem Leib weg und setzte den Laser an. „Es tut mir Leid.‟
146. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 30.12.17 18:01

~ LVII ~


Ein Hologramm begrüßte sie. „Bitte verifizieren Sie hier Ihre ID-Cards. Sie werden im Prospekt III wohnen. Ein Hovershuttle bringt sie zu Ihrer Destination.‟ Flosa und Gravis legten ihre Karten auf einen Scanner. Flosa fragte: „Und wo liegt denn nun dieses Prospekt III?‟ Das asexuelle Hologramm lächelte nichtssagend. „Hier sind Ihre Key-Cards für das Apartement.‟ Sie legte ihnen zwei kleine Chipstreifen hin. Die Pilotin wartete noch immer auf eine Antwort. Sie wiederholte die Frage. Das Hologramm erzitterte für einen Sekundenbruchteil, dann sagte es: „Prospekt III befindet sich direkt in der Nachbarschaft der Verarbeitungsanlage.‟ Gravis merkte, wie Flosa ihren Ärger nur mit Mühe unterdrücken konnte. Warum wurde da so herumgedruckst? Warum zeigte man nicht einfach eine holografische Karte mit einem Satellitenfoto? Das Hologramm erklärte: „Die genaue Lage steht aus Sicherheitsgründen unter Geheimhaltung.‟

Flosa wollte etwas sagen, da erlosch das dreidimensionale Speicherbild und zeitgleich öffnete sich eine Seitentür, und ein Android erschien: „Flosa? Darf ich Sie und Ihre Begleitung bitten, mir zu folgen. Ich bringe Sie zu Ihrer Wohnung.‟ Mit einem Aufzug ging es zum Flachdach des Gebäudes über dem 16. Stock. Sie stiegen in ein Hovershuttle und starteten. Der Antrieb jagte die Kapsel über die Dächer der Wohnmodule und die Landschaft von Regina. Der Pilot sagte: „In Prospekt III steht auch Ihre Magna Nuntia.‟ Flosa fragte: „Wissen Sie, wo Prospekt III liegt?‟ Der Mann verneinte. „Die Koordinaten sind in der Navigationseinheit geschwärzt. Es ist irgendwo auf der südlichen Hemisphäre.‟

In nur etwa 100 Metern Höhe raste das Hovermobil über den Planeten seinem Ziel entgegen. Die Landschaft, die sie durch die kleinen ovalen Fenster sahen, jagte an ihnen vorbei. - Nach einer halben Stunde fragte die Passagierin den Androiden nach einer Mahlzeiteineinheit. Der Pilot sah sie verwundert an. „Hungrig?‟ Flosa zeigte mit einem Daumen auf ihren Begleiter. Der Android tippte auf seiner Konsole. Kurz darauf öffnete sich eine Schublade mit einem Aluminiumschälchen, das heiß dampfte. Er reichte es an Gravis weiter. Flosa schmunzelte, als sie das Gesicht des Custos sah. „Haben sie noch mehr davon? So drei bis fünf?‟ Nacheinander holte der Android die Verpflegungseinheiten hervor und stellte sie dem futternden Gravis hin, der nicht lange benötigte, um alles zu vertilgen.

Flosa sah aus dem Fenster, wie das Shuttle über eine Tagebau-Mine hinwegraste. Die vielen Arbeiter sahen von oben aus wie kleine Ameisen. Überraschend wenige Maschinen waren im Einsatz. Offenbar war hier primär Manpower gefragt. Sie fragte den Piloten danach. Der Mann erklärte: „Oh, da arbeiten Rusticusse. Die sind billig. Die modernen Maschinen sind viel teurer.‟ Flosa runzelte die Stirn. „Aber ist das nicht Ausbeutung? Ist das legal?‟ Der Mann lachte. „Die Rusticusse sind es aus ihrem alten Leben auch nicht anders gewohnt. Und sie sind freiwillig hier.‟ Er sah zu Gravis, als wollte er sagen: Der Custos ist ja auch aus freien Stücken dein Diener, Sklave oder was auch immer. Der Blick des Piloten gefiel Gravis gar nicht. Er verzog sein Gesicht und grummelte. Der Mann hob die Augenbrauen. „Hey, ich hoffe, Sie haben Ihren Affen da im Griff.‟ Flosa zog blitzschnell ihren Impulsstab und drückte ihn dem Piloten in den Schritt. „Nenn´ meinen Begleiter noch einmal so, und ich werde dir deine Nüsschen rösten!‟ Der Mann schluckte nervös. „Ist ja schon gut. Regen Sie sich ab. Ich sag ja nichts mehr. Sorry...‟ Flosa schmunzelte. „Zumindest wissen wir jetzt, dass du kein Android bist. Der hätte keine Angst um seine Eier.‟

Die nächste Stunde war zäh, weil niemand ein Gespräch anfing. Die restliche Flugzeit beschäftigte sich Flosa mit einem mobilen Datenüberträger, während Gravis auf seine Hände starrte, sie zu Fäusten ballte und wieder öffnete. Endlich kam die Dilithiumfabrik in Sicht: ein riesiger Industriekomplex mit gewaltigen Hallen, Schornsteigen und Verarbeitungsanlagen. An hundert Meter hohen Antennen und den Schornsteigen blinkten Warnsignale in einem steten Rhythmus. Das Shuttle landete auf einem dafür vorgesehenen rechteckigen Platz mit entsprechenden weißen lumineszierenden Markierungen. Der Boden bestand aus einer anthrazitfarbenen Granulatplattenschicht. Die Außenluke klappte hydraulisch herunter.

Die Passagiere verließen ihre Kabine und wurden schon von einer Frau in einem braunen Overall begrüßt. Sie hatte ihre schulterlangen schwarzen Haare unter einer Schirmmütze mit der Aufschrift „PE‟ - vermutlich für Prospect Enterprises. Sie reichte Flosa die Hand zur Begrüßung. „Mein Name ist Dr. Ing. Fiona Greenfield. Sie dürfen mich gerne Fiona nennen. Ich werde Sie zu ihrem Quartier führen und Sie zu Ihrem Schiff briefen.‟ Für Gravis hatte sie nur einen flüchtigen Blick übrig. Dann drehte sie sich auf den Hacken um und marschierte zu einem flachen Vorbau eines Verwaltungsgebäudes. So vermutete Flosa zumindest und folgte ihr über den Landeplatz.

Auf dem Dach wehte eine Fahne von Prospect Enterprises. Das Shuttle, das sie hergebracht hatte, begann bereits wieder mit der Startsequenz. Hinter der Eingangstür des Komplexes war von dem Lärm der Triebwerke dank eines schallschluckenden Pyramidenschaums nichts mehr zu hören. Die Frau reichte Gravis ein ID-Card-kleines Datenmodul. „Mit diesem Home-Navigator finden Sie den Weg zum Privatquartier. Vielleicht begeben Sie sich schon mal dahin, während ich Ihrer... Gefährtin die Magna Nuntia vorstelle.‟ Gravis sah zu Flosa, die zustimmend nickte. Er sah auf dem kleinen Display eine grafische Darstellung zur Wegbeschreibung. Die akustische Unterstützung vereinfachte die Handhabung. Eine weitere Funktion des Home-Navigators war, dass er mit einer kleinen Sonde ausgestattet war. Wenn das Modul auf ein bestimmtes Gerät oder einen Gegenstand zeigte, erschien automatisch eine Erklärung zu dem Zielobjekt.

Der Ex-Custos stiefelte durch die Gänge bis zu einem Aufzug, dann in einer anderen Etage einen engen Korridor entlang bis zu einer Tür, die sich sofort öffnete, da der Home-Navigator auch als ID-Key funktionierte. Die Ausstattung der kleinen Räume war eher spartanisch, funktional und auf das Wesentliche beschränkt. Die anfängliche Enttäuschung wich dann doch besserer Laune, als Gravis merkte, dass die minimalistischen Möbel bei Körperkontakt sich in ihrer Form exakt dem Nutzer anpassten, die Temperatur regelten und zusätzlich noch eine Massagefunktion enthielten. Schließlich zog der Muskeltitan sein Oberteil aus und schlüpfte aus seiner Leggins und den Stiefeln. Seine Brustkette hing schwer zwischen seinen Nippeln am Bauch herab. Die Elektroden des Munus Universe 100 an seinen Hoden waren kaum zu sehen oder zu spüren. Dank der Castitas-Prothese wirkte sein Männerstab fast so gewaltig wie ein Munusphallus.

Gravis begab sich unter die H2O-Dusche und genoss das warme Wasser aus insgesamt sieben ausgeklügelten Düsen. Also gab es doch ein wenig Luxus hier, bemerkte er zufrieden. Das angenehm termperierte Nass spritzte und perlte von seinen Muskelbergen ab, die sich unter der Haut wölbten. Er stellte auf einem Display den Wasserdruck auf das Maximum ein und ließ sich so massieren. - So langsam bekam er wieder Hunger. Hoffentlich blieb Flosa nicht allzu lange weg. Er probierte das Bett aus und war begeistert von dem Bequemlichkeit.

Dr. Ing. Fiona Greenfield war inzwischen mit der Pilotin an Bord der Frachtfähre Magna Nuntia gegangen und erläuterte die Navigationskonsole und die Steuerelemente des Schiffs. Obwohl Flosa Bilddateien gesehen hatte, war sie doch beeindruckt in natura das riesige Atmosphärenshuttle zu sehen. Die Pilotenkanzel war zwar eher klein, aber die riesigen Frachtmodule nahmen scheinbar gar kein Ende. Insgesamt kam die Magna Nuntia auf beinahe 500 Meter Länge. Leider war die Antriebstechnik veraltet. Flosa musste sich mit zwei Mach Geschwindigkeit zufriedengeben. Die circa 9.000 Kilometer Distanz zwischen Verarbeitungsanlage und Mine würde sie in einem Parabelflug zurücklegen. Flosa fragte nach Bewaffnung, Tarnung oder anderer Defensivtechnik gegen Rebellenangriffe. Greenfield verzog den Mund. „Da kann ich leider nicht mit dienen. Deshalb fliegen Sie im Parabelflug. Na ja, auch, weil das Erz sonst zu viel Treibstoff verbrauchen würde.‟

Lichtjahre entfernt im Alpha Dominion hatten die Praefectas der Regina für Materialnachschub gesorgt und die Produktion von Androiden der neuen Generation mit den Bewusstseinen der männlichen Gehirne gestartet. Neben dem Prototyp und 18 weiteren Exemplaren konnte nun eine ganze Serie fabriziert werden. Die Monarchin ließ sich erneut garantieren, dass die Androiden keinen eigenen Willen besaßen. Die zuständige Neo-Neurologin bestätigte: „Der Charakterspeicher ist überschrieben.‟ Sie sagte jedoch nicht dazu, dass er nicht unumkehrbar gelöscht war. Die männlichen Gehirne waren sich ihrer Situation bewusst, doch in ihrer Wirtsphysis gefangen. Ihr Wille war durch eine ins Bewusstsein extrahierte Software blockiert, aber nicht ausgeschaltet.

Die medizinischen Untersuchungen der 20.000 Asylsuchenden Damen hatte begonnen. In Zusammenarbeit mit Kommandeur Bright begannen die Vertragsunterzeichnungen, die nötig waren, um die Nationalität der Ladys zu aktualisieren. Nach und nach schickte die leitende Praefecta auch Exemplare der neuen männlichen Androiden zu den Tests. Bisher gab es keine Beanstandungen. Es gab keine signifikanten Fehlfunktionen, Krankheiten oder andere Auffälligkeiten. Viele der Edelfräuleins sehnten sich nach einem warmen Planeten. Sie waren es satt, in den Schiffen zu vegetieren. Frigidus war ein lebensfeindlicher Ort. Kommandeur Bright hatte der Delegation der Regina Hoffnungen gemacht. „Zwar gibt es im Dominion keine matriaraischen Strukturen, aber wir können Ihnen einen Planeten anbieten, der erst vor wenigen Jahren terrageformt worden ist. Sie könnten dort eine Landfläche von 28.000 Quadratkilometern besiedeln.‟ Dann fügte er hinzu: „Wir haben mittlerweile den Wert der 500 Damen ermittelt. So kommt die Landmenge zustande. Selbstverständlich gehört das Dilithium ebenfalls zum Kaufpreis für Ihre Übersiedlung.‟

Die oberste Praefecta unterzeichnete die Verträge mit einem Iris-Scan und kehrte zurück aufs königliche Schiff Regina I. Für die verkauften Edelfräuleins war eine Welt zusammengebrochen. Es war jenseits jeglicher Vorstellung für sie gewesen, so behandelt zu werden. Aber Soldaten des AD entkleideten die zierlichen Geschöpfe und stellten sie in Reihen auf. Wer aus der Reihe tanzte, erhielt Korrekturreize mit dem Disziplinarstab. Die anfänglichen Mienen der Entrüstung, Empörung und Verärgerung wichen bald der von Angst, Entsetzen und phobischer Beklemmung. Sie zitterten und blickten gehetzt und orientierungslos hin und her. Niermand nahm hier Rücksicht auf ihre Wünsche und Befindlichkeiten. Sie hatten ausschließlich zu gehorchen. Dazu kam die Scham, nackt vor fremden Uniformierten zu stehen.

Doch damit war ihre Behandlung noch lange nicht am Ende. Jede Person erhielt ein Thermoplast-Halsband mit nanofaserverstärkten Carbontubes und Funkverriegelung. Das Band enthielt einen Datenträger mit allen Informationen zu der Person. Als nächstes sollten die Daten in ein Verkaufsportal eingespeist werden, wo die Ladys zu erwerben sein würden. Im Alpha Dominion gab es mehrere partriarchaische Welten, in denen weibliche Sklaven ein Kulturgut darstellten. Reiche Kaufmänner hielten sich oft fünf oder sechs Sklavinnen für diverse Aufgaben. Für schwere körperliche Arbeit waren die Edelfräuleins wegen ihres zarten Baus weniger geeignet, doch als Liebesdamen konnten sie überzeugen. Augusta Regina hatte sich mit dem Verlust der Passagiere abgefunden. Von den 5.000 Militärs war niemand unter den geopferten Personen. Das hatte sie zuvor den Praefectas garantiert.

Als nach einigen Wochen der letzte männliche Androide aktiviert und von den Medizinern des AD kontrolliert worden war, durfte die Flotte endlich im Geleit von Jägern des Militärs den unwirtlichen Grenzposten Frigidus verlassen. In wenigen Tagen würden sie ihre neue Heimatwelt begrüßen dürfen. In ihrem Refugium erwartete sie viel Arbeit. Es musste noch Infrastruktur geschaffen werden: Energieversorgung, Kommunikation, Habitate, ein gesellschaftliches System. Regina setzte voll auf die männlichen Androiden für körperliche Arbeiten. Die weiblichen Androiden verfügten über genügend Know-how. Die restlichen Finanzmittel reichten hoffentlich zur Anschaffung von Maschinen und Material. Mittelfristig musste ein ökonomisches System und die entsprechende Technologie ihr Überleben sichern - natürlich im Rahmen der autokratischen Herrschaftsform, für die Augusta Regina sich entschieden hatte.

Sie wären wohl neben den anderen Kommunen auf dem Kontinent relativ isoliert, aber das war Regina nicht anders gewöhnt. Gewisse Handelsbeziehungen ließen sich erfahrungsgemäß trotzdem realisieren. Es gab immer Volksanführer oder Gruppierungen, die auf dem moralischen oder ethischen Auge blind waren. - Die Regentin scollte durch die Daten über ihren Zielplaneten: Naturalis Sidus. Atmosphäre Terrastandard. Jahreslänge: 287 Tage je 22 Stunden. Sonnenmittel: 15 Stunden. Temperaturtagesmittel: 34 Grad Celsius. Temperaturnachtmittel: 9 Grad Celsius. Luftfeuchtigkeitsmittel: 82 Prozent. Schwach ausgeprägte Jahreszeiten. Die Despotin zog die Stirn in Falten. Diese Informationen waren neu. Sie hatte sie völlig anders in Erinnerung. Das war ja die reinste Tropenhölle!

Auf Regina herrschten zwar subtropische Verhältnisse, aber die Luftfeuchtigkeit war viel geringer, und auch die anderen Daten waren verträglicher. Sie hatten in den Verhandlungen betont, was sie für klimatische Bedingungen gewohnt waren. Sofort rief sie konsterniert nach ihrer obersten Praefecta. Die Frau war ebenso überrascht von der offensichtlich geänderten Fassung der Daten über den Planeten Naturalis Sidus. Sie kontaktierten Kommandeur Bright, der die Flotte auf seinem Jägerschiff begleitete. Leider stellten sich die Daten nicht als Fehler heraus. Bright erklärte lapidar: „Die Informationen waren richtig. Und die neuen sind es auch. Bei der ersten Fassung haben Sie die allgemeinen Klimadaten des gesamten Planeten erhalten. Jetzt, da Ihnen ein bestimmtes Land zugewiesen worden ist, konnten die aktualisierten Daten exakter auf Ihre Koordinaten bezogen werden.‟ Die Exilantin tobte innerlich. Sie verlangte ein anderes Stück Land. Weiter weg vom Äquator. Bright lehnte kategorisch ab. „Diese Option steht nicht zur Verfügung. Nehmen Sie das Land, das Ihnen zugewiesen worden ist.‟ Bevor die erboste Regina antworten konnte, deaktivierte der Kommandeur die Videotransmission.

Während sich die Flotte dem Planeten näherte, flogen Negozianten mit ihrer lebenden Ware zu diversen Marktplätzen in unterschliedlichen Sol-Systemen innerhalb des Dominions. Die ehemals 500 Edelfräuleins waren nun in zehn Gruppen zu jeweils 50 Frauen separiert worden. Die Negozianten waren Großhändler, die ihre Ladung an kleinere Kaufmänner in patriarschaische Welten exportierten. Die nackten Sklavinnen steckten zu jeweils fünf Personen in einem engen Käfig. So konnte der Frachtraum eines Schiffes am effizientesten genutzt werden. Kaum Platz darin, drückten die Fräuleins ihre Brüste aneinander und versuchten irgendwie eine möglichst wenig unerträgliche Position ihrer Extremitäten zu finden. Als Mahlzeit gab es seit Tagen nur eine Nährlösung, die einem ekelhaften Brei ähnelte und absolut geschmacksneutral war. Besatzungsmitglieder der Schiffe reichten ihnen dazu Schläuche, aus denen der Schleim floss.

Alle 24 Stunden durften sich die Sklavinnen für eine halbe Stunde die Beine vertreten, blieben aber dabei im Frachtdeck. Für die schmierigen Grinsereien der Männer hätten die Damen sie am liebsten ausgepeitscht, aber diese Option stand ihnen nun nicht mehr zur Verfügung. Stattdessen waren sie völlig wehrlos ihren neuen und respektlosen Besitzern ausgeliefert. Und zu allem Überfluss stritten sie sich auch untereinander. Die Enge und emotionale Ausnahmesituation hatten ihre Nerven bloßgelegt. Statt die Zankereien und Handgreiflichkeiten zu unterbinden, amüsierten sich die Männer darüber. Für sie war es lustiger Zeitvertreib, und es wurden sogar Wetten abgeschlossen, in welchem Käfig der nächste Zickenkrieg begann.

Als Flosa in ihre neue Unterkunft kam, verzog sie zunächst das Gesicht, aber dann stellte sie, genau wie Gravis zuvor, fest, dass die Einrichtung gar nicht so schlecht war. „Morgen muss ich bereits meinen ersten Parabelflug absolvieren. Sicherheitshalber ist ein Co-Pilot dabei.‟ Gravis wurde hellhörig. „Ein Mann? Oder eine Frau?‟ Flosa kicherte. „Ein junger Mann. Und laut biometrischem Ausweisfoto ist er sehr gut aussehend. Warum?‟ Der Muskelmann murmelte. „Nur so.‟ Dann brummelte er etwas und fragte nach einem Essen. Flosa stimmte zu. „Ja, langsam bekomme ich sogar Hunger.‟ Sie gingen ins Küchenmodul und fanden allerlei im Labor produzierte Ersatzmahlzeiten. Erstaunt stellte Gravis fest, dass sogar Aminosäurekonzentrate vorrätig waren. Schließlich meinte er seufzend: „jetzt fehlt nur noch ein vernünftiges Gym.‟ Flosa konnte ihm gute Nachrichten überbringen. „Greenfield erwähnte einen Trainingsraum im Untergeschoss. Musst du mal suchen gehen. Oder deinen Home-Navigator befragen. Aber für heute Abend bist du schon anderweitig verplant...‟

Der Custos sah sie an. War da dieser schelmische Ausdruck in ihren Augen? Das hieße SEX. Sie kam auf ihn zu und berührte mit ihrem Zeigefinger die massiven Bauchmuskeln, schob dann die Brustkette nach oben und fuhr dann mit der ganzen Handfläche über die breite Brust. Mit der anderen Hand spielte sie neckisch mit der Kette, zog daran, bis die Nippel um Gnade zu schreien schienen. Doch Gravis atmete nur laut aus. Er liebte die Berührungen seiner Herrin. Das Wechselspiel zwischen zart und hart. Sie sah zu ihm hoch und bedauerte: „Morgen um 8 Uhr habe ich meine erste Tour. Aber die Nacht ist ja noch lang...‟ Sie deaktivierte die Castitas-Prothese und nahm sie ab. Gravis sah unsicher zu ihr. War sie nun enttäuscht über sein kleines Spielzeug? Im Vergleich zu der Kunsthülle war sein echter Phallus winzig. Aber er schien Flosa zu gefallen. Sie berührte ihn, rieb ihn... Kurz darauf wuchs er ein ganzes Stück und erigierte zu einem harten Luststab. Die Herrin gab sich ihm hin und befahl: „Zieh mich aus! Nimm mich! Besorge es mir!‟

Der Muskelgigant hatte immer Angst, die kleine Flosa zu zerbrechen, aber, obwohl sie praktisch unter ihm verschwand, bewegte er sich so vorsichtig, dass sie vor Lust stöhnte und mehr verlangte. Gravis stützte seine 175 Kilogramm ab und stieß sein fleischliches Navigationsgerät in die feuchte Spalte, die nur danach gierte. Nach einigen Minuten stöhnte auch der Koloss tief und bat: „Darf ich kommen? Herrin, bitte, darf ich kommen?‟ Flosa versuchte das massige Wesen über sich zu umarmen, hakte ihre Schenkel an seinen dicken Beinen fest, zog sich zu ihm. „Warte...‟, hauchte sie voller Begierde und pumpte ihre Hüfte dem Phallus entgegen, der wie ein Stalaktit in sie hineinstach.

Dann endlich, Gravis stöhnte und grunzte vor Anstrengung, seine Lust zurückzuhalten, kam Flosa mit hellen Schreien, sie zog sich mit den Armen an dem Stiernacken des Custos hoch und biss ihm in die Brust. Jetzt verströmte auch die Kraftgestalt all ihre Energie und stöhnte so laut und tief, dass es Flosa schien, als vibriere ihre Brust. Und auch der Orgasmus schickte unbeschreibliche Wellen und Beben durch ihren nackten Leib.

Sie ließ sich zurückfallen und breitete die Arme aus. Gravis zog sich sanft zurück und legte sich schwer atmend neben die Herrin. Dann sprang Flosa hoch, setzte sich rittlings auf ihn und beugte sich vor, schenkte temperamentvolle Küsse, so süß, dass Gravis glaubte, es müsse sich um einen wundervollen Traum handeln. Doch spätestens eine Weile danach, als eine zierliche Hand nach dem Liebesstab griff und ihn erneut zu einem strammen Astronauten verwandelte, waren alle Zweifel zerstreut. - Dieses Mal ritt Flosa ihren Liebsten zu neuen Gipfeln der Ekstase. - Und ein drittes Mal wollte Flosa ihren Hunger stillen: Nun auf dem Gesicht ihre Gefährten, während der die Herrin wie ein Püppchen hielt.

Für die restliche Nacht blieb das Duo nackt aneinandergekuschelt. Auch die Castitas-Prothese legte Flosa erst am nächsten Morgen wieder an, kurz bevor sie ihren Bettgenossen wieder darin versiegelte. Als sie sich dann mit einem langen, innigen Kuss verabschiedete, schwebte Gravis wie auf Wolken. - An Bord der Magna Nuntia trat Flosa ihren Dienst an, nahm an der Navigationskonsole Platz und begrüßte kurz darauf den Co-Piloten, der sich neben sie gesellte und einige Vorbereitungen für die Startsequenz in die Wege leitete. Der junge, hübsche Mann hieß Ricky McCoy. Flosa hatte nicht übertrieben, als sie Gravis von ihm vorgeschwärmt hatte. Die Magna Nuntia war noch nicht in der Luft, da flirtete der zweite Mann an Bord bereits eifrig mit der attraktiven Pilotin. Viel Zeit für Zwischenmenschliches war jedoch nicht, denn die Flugbahn des Frachters war kompliziert zu navigieren, besonders für Flosa, die ihren Jungfernflug mit dem Schiff machte.

Trotz der steilen Flugbahn erreichten sie bald ihre maximale Geschwindigkeit. Die Hyperschwerkraft durch die Beschleunigung presste die zwei Piloten exorbitant fest in ihre Sitze. Flosa hatte das Gefühl, als würde Gravis auf ihrer Brust sitzen. Dann drosselte sie die Triebwerke und näherte sich dem Zenit der Kurve, wo die Gravitation kaum noch zu spüren war. Nur die Gurte hielten das Duo jetzt auf dem Sitz, bevor es dann irgendwann in einen Sturzflug überging, und die Schwerkraft wieder zunahm. Die Belastungen auf die Organismen war enorm. An ein romantisches Techtelmechtel während der Reise war da nicht zu denken. Zu viel Konzentration wurde von den Besatzungsmitgliedern gefordert. Flosa ging in einen Bremsflug über. Die Düsen schwangen um 180 Grad herum und verlangsamten mühsam den Fall auf die Oberfläche des Planeten. Die Pilotenkanzel ratterte und vibrierte. Es quietschte, Metall kreischte, dumpfte, bockende Bewegungen waren zu spüren. Vielleicht hätte sie eine Lebensversicherung abschließen sollen, dachte Flosa und hielt krampfhaft einen Steuerungsstick an der Navigationseinheit umklammert.

Plötzlich spürte sie die Hand von ihrem Begleiter auf der ihren. „Ganz locker. Die gute alte Magna Nuntia sucht noch die passende Luftströmung. Das hat sie aber schon hunderte Male geschafft.“ Nervös lächelte die Pilotin McCoy an. Er ließ ihre Hand wieder los. Sie spürte ein Kribbeln. Ein wohliges Gefühl. Eine Art Verbundenheit. Ein Verlangen, ihn mehr zu spüren. An anderen Stellen ihres Körpers...

Der Landeanflug benötigte ihre Aufmerksamkeit wieder voll und ganz, so dass sie diese süßen, verführerischen, sündigen Gedanken nicht mehr zu Ende spinnen konnte. - Nahe der Mine gab es einen Landeplatz für bis zu fünf Frachter ihrer Größe. Sie waren jedoch die einzigen, die die Ladestation angesteuert hatten. Kaum waren die Antriebe erloschen, fuhr bereits ein Zug mit vollen Waggons auf sie zu. Neben der Frachluken verlief ein Schienensystem, auf dem das Elektrofahrzeug die Berge aus Dilithium enthaltenen Erzes zur Verschiffung transportierten. Aus einem anderen Teil des Zuges klappten sich riesige Bagger und Kranroboter aus, um die Container einzuschiffen. Ricky McCoy winkte Flosa zu. „Komm, wir können in der Kantine im Komplex eine Kleinigkeit essen.“

Sie folgte ihm. Für den Weg bis zum Eingang nutzten sie auf dem weitläufigen Gelände ein kleines Luftkissenfahrzeug, mit dem der junge Mann sehr geschickt umgehen konnte, stellte Flosa beeindruckt fest. Sie setzten sich in der Kantine an einen Tisch aus weißem Resopal und bestellten bei einer Androidin jeder eine Mahlzeit. McCoy bedauerte, dass es hier keine Unterhaltungsmöglichkeiten gab. „Wir werden wohl früh schlafen gehen, damit wir morgen wieder fit sind.“ Flosas Augenlider flackerten. „Moment. Ich dachte, wir fliegen noch heute...“ Der Co-Pilot schüttelte den Kopf. „Nein, die Beladung und Energiebetankung dauern zu lange.“ Flosa fragte, ob sie an Bord schliefen. McCoy verneinte. „Uns steht ein Raum zur Verfügung. Mit Bett.“ Flosa wollte wissen: „EIN Zimmer?“ McCoy nickte. „Ja, Prospect Enterprises sind ein bisschen knauserig, was das angeht. Hier gibt es ja kaum Personal - außer den einfach Rusticussen. Und da sind die Zimmer knapp. Ist ja kein Hotel hier.“

Flosa schluckte. Sie sollte mit Ricky McCoy in einem Zimmer nächtigen. Nun, gut... Eigentlich fand sie die Vorstellung aufregend. Irgendwie prickelnd. Aber andererseits war es ein komisches Gefühl. Sie kannte ihn doch gar nicht. Da vibrierte ihr kleines Handgelenksdatenmodul. Sie aktivierte die Übertragung und sah auf dem sechs mal fünf Zentimeter großen Display Gravis. „Hallo, meine liebe Flosa! Wie geht es dir? Seit ihr gut gelandet?“ Flosa lächelte ihn an. „Ja, danke, Gravis. Bin gerade in der Kantine. Schmeckt nicht schlecht hier. Bin nur etwas müde vom Flug.“ Der Custos sah, wie sich die Kamera neu einstellte und der junge Co-Pilot ins Bild kam. Er winkte. „Hi, Gravis.“ Danach kehrte das Objektiv zurück auf Flosa. „Das ist Ricky, mein Co-Pilot.“ Im Hintergrund schallte eine laute, synthetische Stimme: „Achtung! Die Kantine schließt in fünf Minuten.“ Flosa lächelte entschuldigend. „Du hörst es. Ich muss Schluss machen. Sonst sterbe ich an Hunger. Morgen bin ich wieder bei dir.“ Die Verbindung wurde getrennt, bevor Gravis antworten konnte.

Morgen? Er hatte gehofft, seine Liebste noch heute Nacht in den Armen halten zu können. Er würde sie später noch einmal kontaktieren. Zunächst machte sich der Muskelmann auf die Suche nach dem Gym und fand es auch einige Etagen tiefer. Die Ausrüstung war eher spartanisch. Hightechgeräte waren nicht vorhanden, aber konventionelle Eisengewichte. Für sein Niveau musste er da allerdings die Hanteln mit Scheiben vollpacken, aber dann war ein intensives Training möglich. Bisher hatte er niemand anderen gesehen. Er war vollkommen allein, was ihn nicht weiter störte. So konnte er wenigstens jede Hantel nutzen, die da war. - Später, nach einem harten Workout für seine Oberschenkel , bei dem er Tonnen von Eisen gebeugt hatte, duschte er sich in seiner Unterkunft und kontaktierte erneut Flosa, während er einen riesigen Haufen hochkalorische Nahrung zu sich nahm. Doch trotz mehrfacher Versuche blieb der Transmissionsaufbau negativ. Ständig brah er ab.

Entweder gab es Störungen bei einem Transpondersatelliten, oder Flosa hatte ihr Modul abgeschaltet, überlegte er. Aber warum sollte sie das tun? Mit schweren, brennenden Oberschenkeln lag Gravis alleine im Bett und rätselte. Zwischen seinen Beinen prangte seine Castitasprothese. Irgendwo in seinem Innern wütete die Eifersucht auf diesen jungen Schönling Ricky Soundso. „Der soll sich bloß benehmen! Dieser gockelige Arsch!“ Gravis schrie auf und hielt sich die Hoden. Er hatte den programmierten Munus Universe ganz vergessen, der jeden Fluch ahndete. Er dachte: „Flosa, wann stellst du dieses beschissene Scheißding endlich ab?“ Ein kleiner Triumpf: Auf seine Gedanken konnte der MU 100 nicht reagieren. - Vor seinem inneren Auge sah er sich, wie er mit Flosa temperamentvollen Sex hatte... Und dann wurde er plötzlich zu Ricky! Gravis schüttelte angewidert seinen Kopf, um die Bilder loszuwerden, aus seinem Hirn zu löschen wie die Daten auf einer Festplatte. Er versuchte erneut, Kontakt aufzunehmen. Es blieb erfolglos.
147. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 30.12.17 19:28

Oh daa wird jemand Eifersüchtig. Ob Flosa Gravis Treu bleibt oder ob sie sich mit Ricky vergnügt? Ich tippe mal letzteres das Flosa sich mit Ricky Amüsiert.
Tja damit hat Regina nn nicht gerechnet das sie mit ihren Untertanen in einer Tropenzone angesiedelt werden. Die wurde ganz schön Abgezockt.
148. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 13.01.18 17:19

~ LVIII ~


Canis überwältigte den Neuen problemlos und fixierte ihn breitbeinig über einem Bock, nachdem er den Munus gebeten hatte, die Hose auszuziehen. Timiditas verzichtete großteils auf eine Gegenwehr; die wäre sowieso ein Witz gewesen gegen den viel stärkeren, muskelbepackten Custos. Er hing nun in seinem Unterbrust-Korsett, den hohen Stiefeln und mit seinem Hodenring an dem Möbelstück, wenn man es so nennen wollte. Er versuchte hinter sich einen Blick zu erhaschen und sah, wie Janina und Rosa-Rio den Raum betraten. Der andere Munus trug eine rote Hose, die sich im Schritt öffnen ließ. Sein gigantischer Phallus starrte nach vorne wie eine Ramme. Timiditas atmete schnell und aufgeregt.

Janina erklärte das Prozedere. „Wir werden dich heute ein wenig vordehnen, damit du morgen bei unserer Stammkundin nicht gleich versagst.‟ Sie nickte ihrer Angestellten zu, die auf das Hinterteil des Gefesselten zulief. Wenigstens hatte sie ihr liebstes Stück vorher mit Gleitgel bearbeitet. Aber nun wuchtete sie es heran und jagte es zwischen die nackten nach oben gereckten Backen. Timiditas grunzte konsterniert auf. Sein Eingang war gedehnt bis zum Maximum, aber er grunzte vor allem, weil er sich tief gedemütigt fühlte, dass ausgerechnet Rosa-Rio ihn beackerte, mit der er noch vor kurzer Zeit Animositäten ausgetauscht hatte.

Aber er ließ das Gerammel über sich ergehen, während Rosa-Rio exzessiven Spaß zu haben schien und bald schon fett abspritzte und Timiditas Inneres mit der für Munuswesen üblichen Quantität flutete. Janina meinte: „OK, das war das Warm-up-Programm.‟ Sie tippte gegen ein Wandpanel, das daraufhin eine Schublade öffnete, in der sich vor indirekter bläulicher Beleuchtung eine Sammlung von Dildos präsentierte. Timiditas konnte den Inhalt hinter sich nicht erkennen, aber er ahnte, worum es ging. Janina griff nach einem roten Silkonstab, dessen Größe 125 Prozent eines Munusgenitals ausmachte. Kein normaler Mensch würde dieses Ungetüm versenken können, doch ein Munusanus war besonders dehnfähig, wenn auch nicht weniger schmerzempfindlich als der eines konventionellen Humanoiden.

Die Bordellmutter cremte ihn mit einem speziellen Gleitgel ein und reichte ihn ihrer Angestellten. Kaum blieb dem Gefesselten Zeit, um zu verschnaufen, da presste Rosa-Rio bereits das rote Monstrum in den Hintereingang, aus dem noch weiße Flüsse austraten und eine große Pfütze auf dem Boden zwischen seinen Füßen bildeten. Timiditas war im Zwiespalt ambivalenter Gefühle: Die Demütigung und Abneigung gegen den Munus und die intensive und schmerzhafte Dehnung konkurrierten mit seiner eigenen Erregung, die immer stärker wurde. Beinahe fürchtete er sich davor, einen Höhepunkt zu erreichen und statt eines befriedigenden Orgasmusses einen programmierten Strafimpuls durch seinen Security-Chip verpasst zu bekommen.

Wenn Timiditas gewusst hätte, was für Kaliber an Dildos noch auf ihn warteten, wäre ihm mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Angstschweiß ausgebrochen. Und so kämpfte er „nur‟ mit seiner Scham, seinem Zorn, den Dehnungsschmerzen, die ihn fast überwältigten, und der sich steigenden Lust, die er trotz allem versuchte, abzubremsen, damit sie nicht den verbotenen „Point of no return‟ erreichte.

Der Muskelprotz Canis war ein weiterer Zaungast und schien ebenfalls sehr erregt von dem zappelnden und stöhnenden Munus zu sein. Janina lachte. „Siehst du nun, wie gut wir uns um dich kümmern? Du kannst jederzeit gehen, aber ich würde es dir nicht raten. In dieser Gegend... mittellos...‟ Timiditas stöhnte frustriert auf. Er hatte nur eine theoretische Wahl. Die Leiterin des Vergnügungsetablissements winkte Canis herbei und machte eine Geste, die den Koloss sofort auf alle Viere sinken ließ. Janina setzte sich rittling auf den Custos. Die Kreatur trug einen breiten Halsreif aus Verbundstoff mit langen, dicken Dornen, die allerdings nicht innen als Disziplinierungshilfe angebracht waren, sondern außen, um Canis noch gefährlicher zu machen. Gehorsam war offensichtlich nicht das Problem. Das Geschöpf folgte Janinas Kommandos bedingungslos, als besitze es weder Willen noch Meinung.

Bald schon kam der zweite Dildo zum Einsatz, der unfassbarerweise noch dicker war als der Vorgänger. Timiditas grunzte mit verzerrtem Gesicht auf. Selbst ein Munusanus war nicht endlos dehnbar. Rosa-Rio grinste schadenfroh, als sie das Ungetüm in den Vordermann hineinrammte wie ein kinetisches Geschoss. Die fleischliche Heckluke brannte wie nach dem Treffer durch eine Phosphorgranate. Trotzdem versuchte Timiditas tapfer, Tränen und Schreie zurückzuhalten. Diese Genugtuung wollte er weder Rosa-Rio noch Janina schenken.

Doch beim dritten Dildo - Timiditas fragte sich nachher, für wen der überhaupt hergestellt worden war! - konnte er weder das eine noch das andere unterdrücken. Der Munus hinter ihm gackerte albern. „Lady Janina, das Ding sitzt fest!‟ Tatsächlich ging es weder vor noch zurück. Rosa-Rio musste den Hüftgurt abschnallen, um sich zu befreien. Dann zog sie angestrengt an dem riesigen Silikonstab, aber er bewegte sich keinen Millimeter von der Stelle, während Timiditas stöhnte und grunzte und die Fäuste ballte. Janina stand von ihrem Reittier auf und packte den verklemmten Stöpsel mit beiden Händen. Aber sie war noch zierlicher und kleiner als Rosa-Rio und ebenso erfolglos. Sie drehte mit aller Kraft den Dildo, und tatsächlich konnte sie ein wenig die Position des Kunstphallusses ändern, aber er blieb in gleicher Tiefe verankert. Der Munus jammerte bei der Drehbewegung lauter.

Janina rümpfte die Nase. „Canis! Komm her!‟ Der Ex-Custos sprang athletisch auf und gesellte sich zu seiner Herrin. Sie zeigte auf den Dildo. „Hol ihn raus!‟ Timiditas bekam Panik. „Nein, wartet! Vielleicht fehlt ein bisschen Gleitgel oder...‟ Dann spürte er, wie der Titan mit eisernem Griff das Ende des Sextoys packte und sich mit der anderen Hand gegen eine Munusbacke stemmte. Mit leicht drehender Bewegung und enormer Power zog er das Teil langsam hervor, während Timiditas sich anhörte wie eine hochfrequente Sirene. Es dauerte elf Sekunden, bis das gesamte Ungetüm herausploppte und die Quiektöne des Munus zu einem ausklingenden Finale aus gutturalem Grunzen wurde. Janina kommentierte lapidar: „Geht doch.‟

Aber selbst sie wagte dann doch nicht mehr den Einsatz des noch gewaltigeren Silikonphallusses, den sie noch in petto gehabt hätte. Sie musste zugeben, dass sogar die Stammkundin keinen Gummibeglücker besaß, der diese gigantische Größe aufwies. Janina hatte einfach mal interessehalber sehen wollen, was so ein Munus aushielt. „Hoffentlich ist dein kleines Ärschlein morgen nicht wund. Das hat nämlich morgen ganz viel vor.‟ Timiditas keuchte. Janina war sadistischer als alle Edelfräuleins Reginas zusammen, glaubte er und bat darum, endlich von dem Bock abgemacht zu werden. Auf einen Wink folgte Canis sofort dem Befehl und befreite den Munus. Der Malträtierte sackte wie ein Stein auf die Knie vor Erschöpfung, und zwischen seinen Beinen baumelten die großen Munushoden umher wie die Gewichte einer Pendeluhr aus einem vergangenen Jahrhundert.

Langsam und vorsichtig zog er sich die rote Hose an und unterdrückte einen Schmerzenslaut, als der Stoff seine Arschbacken zusammendrückend modellierte. Die Bordellleiterin kommandierte: „Canis, bring unseren Freund in sein Quartier.‟ Bevor Timiditas reagieren konnte, packte der Muskelmann ihn und warf ihn sich bäuchlings wie eine Teppichrolle über die rechte Schulter und stapfte mit ihm davon. Wenigstens achtete er darauf, dass der Getragene sich nicht an dem Stachelhalsband verletzte. - In seiner Unterkunft zog der Munus erneut die Hose aus, denn er hatte das Gefühl, dass sich am Hosenboden eine Pfütze gebildet hatte. Er sah die Bescherung: Mindestens hundert Milliliter von Rosa-Rios bester Sahne hatten das Licht der Welt erblickt. Und es war noch längst nicht die Gesamtmenge erschienen.

Plötzlich öffnete sich die Tür ein weiteres Mal: Canis kam herein und zog dem Munus, ohne ein Wort zu sagen, die Stiefel aus und befreite ihn anschließend aus dem Unterbrustkorsett. Timiditas atmete tief durch. Was für eine Wohltat! Nachts musste er diese unbequeme Dienstkleidung also nicht tragen. Der Custos grinste ihn mit seinen Haifischzähne an und verbeugte sich. Schon war er wieder weg. - Der Nackte wankte unter die H2O-Dusche und genoss das heiße Wasser. Anschließend ließ er sich kraftlos aufs Bett fallen und war beinahe sofort und splitternackt ins Reich des Morpheus gesunken. - Leider währte diese Gnade nur kurz, denn bald schon wachte er von den Schmerzen auf, die sein Hintereingang sendete. Timiditas drehte sich auf die Seite. Seine großen Brüste lagen nun aufeinander, sein dicker Hodensack positionierte sich vor seine Schenkeln auf die Matratze. Mehrmals drehte er sich vorsichtig in dieser Nacht herum und fand nur wenig erholsamen Schlaf.

Am nächsten Tag sollte es also seine Premiere geben: Die erste Kundin für ihn. Seine Initiation als Sexmunus - abgesehen von der Zeit im Regina-Regime. Fatalistisch seufzte Timiditas. Jetzt war er schon ein freier Bürger und trotzdem hatte er nicht mehr Rechte als unter den Feministinnen. - Kaum hatte er sich frischgemacht, erschien Canis und zeigte auf die Dienstkleidung. „Zieh deine Hose und die Stiefel an. Beim Korsett helfe ich dir.‟ Glücklicherweise zog sich das Hightechmaterial von alleine zusammen, so dass der Muskelkoloss nicht viel seiner unbändigen Kraft aufbringen musste. Trotzdem fühlte es sich sehr beengt an. Der Munus hatte seit gestern fast vergessen, wie eingeschränkt die Bewegungen durch das restriktive Bekleidungsstück war. Es präsentierte die blanken Brüste des Munus, während die enge Hose die detaillierte Silhouette der Genitalien abzeichnete. Canis sah ihn lüstern an. Er hätte gerne mal so einen Liebesmunus durchgemangelt, aber in einer Castitasschelle war das unmöglich. Die Orgasmen in diesem Haus waren für die Gäste und Janina reserviert.

Sollte das seine Zukunft sein?, fragte sich Timiditas. Ein Munus verfügte zwar über eine sehr große Libido, und Timiditas hätte sich mit seiner Rolle abgefunden, wenn er wenigstens auch selbst mal hin und wieder zum Zuge kommen würde. Aber das war offenbar keine Option, die Janina ihm gewährte. Stattdessen würden seine übervollen Munushoden bald schmerzen wie die Euter einer Milchkuh, die nicht gemolken wurden. - Die anderen drei Liebesdamen machten nicht so sehr den Eindruck, als würden sie fast platzen vor Geilheit. Ob Janina ihnen eine zyklische Erleichterung erlaubte?

Als Timiditas in den Gemeinschaftssalon kam, räkelten sich die Kolleginnen dort auf den Plüschsitzen. Mit Rosa-Rio konnte er nicht sprechen, aber vielleicht mit den beiden anderen? An einer Wand leuchtete ein Holo-Bildschirm mit Nachrichten eines Datenkanals von Beta Patria. Mit einer temporären Verzögerung wurden die Informationen über mehrere Transponder bis nach Regina transferiert. Es ging um aktuelle Erkenntnisse des TGDVA (Transstellarer Geheimdienst der Vereinten Allianz), die besagten, dass die abgesetzte Tyrannin Augusta Regina mit tausenden Gefolgsleuten ins Alpha Dominion geflüchtet war. Inoffiziell sollte sie sich ihr Exil dort mit Dilithium erkauft haben. Allerdings waren auch irritierende Informationen bekannt geworden, die von versklavten Edelfräuleins sprachen. Ebenso gab es unbestätigte Gerüchte über ein Bewusstseinsarchiv von männlichen Mitgliedern des Regina-Regimes, das an Bord der Flüchtenden war.

Währenddessen waren inzwischen fast alle Kriegsverbrecherinnen abgeurteilt worden und entweder anonym mit neuer Identität und neoneurologischer Neu-Strukturierung in einem neuen Leben irgendwo in der VA in die Gesellschaft integriert, oder sie mussten bis ans Lebensende in einem Super-Max-Hochsicherheitstrakt verbringen. - Auf dem Holo-Schirm war ein Gefangenentransport in einer Fähre zu sehen, der gerade neben einem Gebäudekomplex der Justiz landete und eine Andockmanschette arretierte, damit die Insassinnen keinen Kontakt zur Außenwelt erhielten. Die Kameraeinstellung des Kommunikationskanals wechselte von der Luftperspektive ins Innere des Schlauches vor der Ausstiegsrampe aus der Sicht der Justizstation. Mehrere mit Impulsstäben und anderen nichtletalen Waffensystemen ausgerüsteten Androiden in Uniformen der Justiz nahmen die insgesamt zwölf Frauen entgegen. Die Gefangenen trugen weiße Overalls und Fuß- sowie Handschellen mit kurzen Gurten aus mit Kevlar verstärkten Polymerfasern. Auf ihren Augen klebten ovale Okulare, die der Nutzerin die Umgebung durch Filter nur stark vereinfacht und verfremdet darstellten. Das Kamera-Objektiv verfolgte die kleine Kolonne den Gang entlang zu einem hydraulischen Schott.

Dann endete die Übertragung, und eine Reporterin stand vor dem Gebäude und lächelte unverbindlich in die Kamera. „Mit diesen zwölf verurteilten Ductrix, Centurias, Veteranas, Praetorias und Praefectas enden die Schnellverfahren um hohe Militärs des Regina-Regimes. Sie bleiben lebenslänglich in der Hochsicherheitseinrichtung für politische Häftlinge auf Beta Patria. Es bleiben nun noch einige Verfahren anhängig, denen sich mehrere Adelsangehörige stellen müssen.‟ Der Bericht war zu Ende, und der Nachrichtenkanal wechselte das Thema: die Jagd auf Rebellen auf Regina, die aus Frauen des ehemaligen Herrscherhauses und ihnen loyale Munuswesen bestanden.

Venatoren der Securitas Tracing Corporation, die im Auftrag der Planetenpolizei arbeiteten, stellten den Aufrührern nach und brachten sie nach Beta Patria vor ein Strafgericht. Experten vermuteten noch eine sechsstellige Zahl von Freischärlern auf Regina. In einem eingespielten Videostream waren Venatoren am Werk und schossen mit speziellen Geräten auf einen flüchtenden Munus, der in dem sich ausbreitenden und dann sich zusammenziehenden Netz zu Boden knallte und sich hilflos darin wälzte. Die Stimme aus dem Off erklärte: „Während die STC für eine Feministin einen höheren Fangbetrag erhält, ist ein Munus beinahe wertlos. Daher sprechen Insider davon, dass die STC nicht alle Munusgeschöpfe - wie gesetzlich vorgeschrieben - in Sammellagern abliefert, sondern diese inoffiziell an Sklavenhändler veräußert. Wir werden weitere Recherchen unternehmen, um diese Aussagen beweiskräftig zu untermauern.‟

Dann kam ein Schnitt, und ein neues Thema begann: Ein Satellitenbild zeigte Umrisse einer großen Abbaufläche eines Tagebaugeländes. Die Stimme erläuterte: „Hier sehen Sie die größte Mine für seltene Erden, die auf Regina existiert. Recherchen haben ergeben, dass der Leiter dieses Unternehmens statt den angemeldeten 1.200 Arbeitern bis zu 4.000 Personen illegal beschäftigt. Es handelt sich fast ausschließlich um Rusticusse, die weder den vorgeschriebenen Lohn bekommen, noch irgendwelche Bürgerrechte besitzen. Es sind faktisch Sklaven, wie es sie unter dem totalitären Regina-Regime gegeben hat. Bisher hat die Politik nichts unternommen, da der Inhaber der Mine eine wichtige Fabrik beliefert, die für die Vereinte Allianz von großer Bedeutung ist. Wir haben undercover aufgedeckt, dass sogar Entscheidungsträger auf Beta Patria mit Luxusurlauben auf Litus Mundus korrumpiert worden sind. Uns liegen eidesstattliche Aussagen von Zeugen vor. Trotzdem hat die General-Staatsanwaltschaft noch nichts unternommen...‟

Janina schaltete den Holo-Schirm aus. „Die erste Kundin ist da. Rosa-Rio! Für dich. Madame Elle. Du weißt, was sie mag. Mach mir keine Schande!‟ Sofort sprang der Munus auf und eilte zur Tür, um den Gast zu empfangen. Timiditas konnte beobachten, wie ihre Kollegin mit der Madame hereinkam und turtelnd in einem der Separees verschwand. Die Frau hatte ungeniert den großen Munusphallus gepackt und Rosa-Rio geradezu daran hinter sich hergezogen. Offenbar konnte sie es gar nicht erwarten, von dem Liebesdiener verwöhnt zu werden. Timiditas sah ihnen neidisch hinterher. So ein Gast war relativ angenehm. Und was erwartete ihn dagegen? Eine sadistische Frau mit der Vorliebe, Schließmuskeln herauszufordern!

Wenig später kam die gefürchtete Person. Die Dame trug edelste Stoffe und wirkte ausgesprochen solvent. Sie war hübsch, besaß weibliche Rundungen und einen Pagenschnitt aus violettem Haar. Timiditas zitterte, als er über einen Bock gespannt wurde. Ohne langes Vorspiel schnallte sich die Frau einen Silkondildo um und begann, den Munus damit zu füllen. Die enge Hose hatte die Lady ihm zu den Overkneestiefeln abgestreift. Da Timiditas nur an den Armen fixiert war, blieben seine Schenkel durch die Hosenspannung relativ eng zusammen, aber der Dildo fand trotzdem problemlos seinen Weg zwischen die runden Backen. Beinahe liebevoll legte sie ihre Hände auf das Sitzfleisch des Munus. Der Umfang des Sextoys war zwar beachtlich und um zehn Prozent größer als ein Munusphallus, doch nicht so gigantisch wie die Übungsgeräte von Janina. - Bald schon fühlte der Liebesdiener sich so erregt, dass er sich konzentrieren musste, um nicht seiner Kulmination zu nah zu kommen und den Security-Chip auszulösen. Erst, als sein Gast zu stöhnen begann, begriff der Munus, dass der Umschnallphallus ein Gegenstück besaß, das die Vagina der Frau synchron reizte - mit signifikant kleinere Variante als der vordere Rammbock.

Sie besorgte es dem Munus in einem rhythmischen Takt und quetschte bei jedem Stoß den dicken Hodensack zwischen ihrer Hüfte und dem Fessel-Bock ein. Die Druckschmerzen in den großen Hoden wurden von Sekunde zu Sekunde intensiver und überdeckten bald die Gefühle des gedehnten Hintereingangs. Irgendwann kam die Lady dann zum Höhepunkt und gab einen gellenden Schrei von sich. - Nach einigen Augenblicken ließ sie ihren Strap-on aus dem Sexobjekt flutschen. Timiditas konstatierte, dass die Dame längst nicht so beängstigend war, wie man ihm hatte weismachen wollen. Sie bedankte sich sogar höflich für das schöne Erlebnis und verabschiedete sich mit einem charmanten Lächeln.

Auch in den nächsten Tagen blieben bizarre Wünsche eher die Ausnahme. Die meisten Gäste - fast ausschließlich weiblich - wollten einfach nur Zärtlichkeiten empfangen und von dem kleinen Zweitphallus befriedigt werden. - An einem Vormittag, als im Bordell noch gähnende Leere herrschte, begehrten unerwünschte Personen Einlass, die Janina nicht erwartet hatte: Ein Mann in martialischer Uniform blickte in die Außenkamera und brüllte: „STC! Sofort aufmachen! Das ist eine Razzia. Öffnen Sie die Tür, oder wir sprengen sie auf.‟ Janinas Puls raste. Die STC? Die suchten garantiert nach illegalen Arbeitskräften. Keiner ihrer vier Munuswesen war offiziell beschäftigt. Woher hatten die ihre Adresse? Jemand musste ihnen einen Tipp gegeben haben. Die Chefin des Hauses raunte ihren Angestellten und Canis zu: „Ihr seid alle nur zu Besuch hier. Ich habe euch in der Stadt aufgegabelt und euch Kost und Logis gestellt. Aus humanitären Gründen. Alles klar?‟ Timiditas nickte. Kost und Logis... Ja, das entsprach sogar der Wahrheit. Nur, dass er als Gegenleistung „freundlich zu den anderen Gästen‟ sein musste, wie Janina mal grinsend formuliert hatte.

„Letzte Aufforderung! Tür aufmachen! Jetzt sofort! Oder wir sprengen!‟ Janina atmete tief durch und aktivierte den Öffnungscode. Sekunden später standen sechs Männer in teilgepanzerten Uniformen und dicken Kampfstiefeln im Raum und trieben die Anwesenden im Salon zusammen. Einige der Venatoren durchsuchten sämtliche Räumlichkeiten des Wohnkomplexes. Die inzwischen auf dem Bauch liegenden Munuswesen, der Custos und die Leiterin hörten die Männer aus den diversen Räumen rufen: „Gesichert!‟ Schließlich kamen sie alle zurück in den Salon. Besonders die Munusgeschöpfe hatten naturgemäß aufgrund der riesigen Brüste Schwierigkeiten, auf dem Bauch zu liegen. Der Kopf hing dabei in der Luft. Zwischen den Schenkeln lag der überdimensionierte Hodensack wie ein Fußball, der zwischen den Beinen klemmte, obwohl sie leicht gespreizt waren.

Der kommandierende Truppführer der STC sprach Janina an. „Sie sind bestimmt die Dame des illustren Hauses. Liege ich da richtig?‟ Die Angesprochene rümpfte abfällig die Nase. „Und wenn? Was soll dieser Überfall überhaupt? Ist das legal?‟ Der STC-Mann lachte schallend. „Da mach dir mal keine Sorgen, Schätzchen! Also: Wir haben alle zwei Augen und sehen, dass das hier ein Puff ist. Wo sind die Arbeitslizenzen?‟ Janina seufzte. „Können wir das nicht anders regeln? Ich meine... Sie und Ihre Männer... arbeiten hart und wollen sicherlich mal... entspannen... Sie sind uns immer herzlich willkommen.‟ Der Mann sprach in sein Datenmodul am Handgelenk: „Illegaler Bordellbetrieb und Bestechung.‟ Janina wurde beinahe schwarz vor Augen.

Der STC-Anführer rechnete im Kopf nach: Für die Ergreifung der Frau und der Schließung des Lustetablissments gab es kaum Vergütungen. Besser war es... „Wenn Sie uns die Kreaturen überlassen, könnte ich vergessen, Sie mitzunehmen.‟ Janina runzelte die Stirn. Sie war während des Gesprächs in sitzende Haltung gewechselt. „Ach, ja?‟ Was hatten die Typen davon, ein paar Munuswesen einzukassieren? Zumal die nicht rebelliert hatten. Gesetzwidrig war es außerdem. Der STC-Uniformierte grinste. „Ihre Entscheidung.‟ Janina nickte. „Aber den Custos behalte ich.‟ Die vier Munusdamen wurden unruhig. Wurden sie etwa gerade verschachert? Der Teamleiter grinste. „Alle oder keine!‟

Canis knurrte wie ein angreifender Grizzly. Ein Venator zielte mit einem stabartigen Gerät auf den Custos und schoss ein Netz ab, das sich in Sekundenbruchteilen eng um die massigen Muskeln wickelte und zusammenzog, bis sich sogar der Kraftkoloss nicht mehr bewegen konnte und umgekippt auf dem Boden lag. Der Truppführer sah zufrieden aus. „Noch jemand, der verpackt werden möchte? Ich mache auch ein rosa Schreifchen dran.‟ Er starrte Janina an. „Fragen?‟ Die Frau schüttelte mit zusammengepressten Lippen den Kopf. Der Wortführer gab seinen Leuten einen knappen Befehl, und die Männer stießen die Munuswesen mit dem Stiefel an. Ostentative Rufe wurden laut: „Aufstehen, ihr Drecksstücke! Los! Oder wir machen euch Beine!‟ Die Venatoren legten den Festgenommenen Flexihandschellen aus Polymerfasern an. Einer der Männer klatschte dem Munus vor ihm nonchalant auf das Gesäß. „Vorwärts!‟

Wenige Augenblicke später stand Janina mit dem Anführer in dem Salon, der immer noch gedimmtes und rötliches Licht verströmte, und fragte sich, was nun geschehen würde. Nur Canis lag noch in sein Netz verpackt wie ein Schmorbraten auf dem Boden. Der Uniformierte schien zufrieden. „Dich lassen wir laufen, wenn du die Klappe hältst.‟ Janina nickte. „Bitte nicht auch Canis. Ich brauche ihn zu meinem Schutz.‟ Inzwischen kam einer der Venatoren zurück mit einer langen Stange, an deren Ende eine Metallschlinge montiert war. Ein zweiter Venator erschien und deaktivierte sein FNS. Das Nanofasernetz löste sich auf, und kleine Kügelchen prasselten auf den Boden. In Sekundenbruchteilen schob sein Kamerad den Stab von hinten zwischen die massiven Schenkel des Custos, und beinahe synchron zog sich die Metallschlaufe um die Hoden des Muskelkolosses zu. Beim kleinsten Ungehorsam oder Widerstand würde Strom durch die bipolare Schlinge gejagt werden. Canis wusste dies und verzichtete auf Gegenwehr, ließ sich abführen und sah hilflos zu seiner Herrin. Der Anführer salutierte lässig vor Janina und folgte seinen Männern.

Die Bordellchefin lief nach einer Schrecksekunde zur Tür und konnte nur noch beobachten, wie in 30 Metern Entfernung das Shuttle der STC die Landerampe einzog und das Senkrecht-Triebwerk startete. Das Schiff bestand deutlich erkennbar aus drei Modulen, die mit engen Teilelementen miteinander verbunden waren. Im mittleren und größten Modul befanden sich Gefängniszellen, was Janina nur vermuten konnte. Und dann geschah etwas, das sie kaum glauben konnte. Sie rieb sich die Augen. Aber das Schiff war verschwunden. Es war nur etwa zehn Meter in die Höhe gestartet und hatte sich scheinbar aufgelöst. Sie konnte nicht wissen, dass die STC über modernste maskierende Tarntechnik verfügte.

Was sollte sie nun tun? Als weiblicher Mensch auf Regina war sie nicht besonders gefragt. Sie überlegte, auf einen anderen Planeten der VA überzusiedeln und ein neues Leben zu beginnen. Ohne Schutz durch Canis musste sie so schnell wie möglich diese gefährliche Gegend verlassen, in der es marodierende Banden gab. Vor allem Rusticusse, aber auch Custos und Munuswesen trieben hier ihr Unwesen im rechtsfreien Raum. In deren Hände wollte sie auf keinen Fall geraten. Hoffentlich wurde das keine Odyssee durch zig Welten, bis sie ihre definitiv neue Heimat gefunden hatte, malte sie sich aus.

Timiditas war derweil in einer Einzelzelle im STC-Schiff untergebracht. Das grelle Halogenlicht flutete die Zelle so intensiv, dass der Munus seine Augen immer noch nicht an die Helligkeit gewöhnt hatte. Die Handfessel war ihm abgenommen worden. Seine Dienstkleidung aus dem Bordell trug er noch. Was würde nun mit ihm geschehen? Würde er wieder in ein Sammellager gesteckt? Oder noch schlimmer: als Sklave verkauft? - Er war noch Gedanken versunken, als sich das opake Kraftfeld vor der Zelle deaktivierte. Zwei Venatoren kamen herein und forderten Timiditas auf, sich auszuziehen. Er entledigte sich mit etwas Mühe der hohen Stiefel, dann folgte rasch die enge Hose. Bei dem Unterbrustkorsett musste er passen. „Dazu benötige ich Hilfe.‟ Ein Venator kam näher und half ihm aus dem engen Stoff. Die Bekleidung nahmen die Männer wieder mit und aktivierten die Energiebarriere. In der Zelle befand sich lediglich eine kleine Pritsche mit harter Latexmatratze. Dort legte er sich hin. Was sollte er auch sonst tun, außer abzuwarten.

Das STC-Shuttle senkte sich schon nach 1:53:22 Stunden auf eine Landezone, die von roten Positionslichtern eingerahmt war. Die Koordination entsprachen jedoch nicht denen der STC-Basis oder einem der Munussammellager. Es handelte sich um ein verlassenes Industrieareal. In der Nähe parkte ein weiteres, deutlich voluminöseres Schiff, dass an ein überdimensioniertes Insekt erinnerte. Während die Munusgeschöpfe ruhig in ihren Zellen der Dinge harrten, wütete Canis in seinem Gefangenenraum wild und rammte seinen muskelbepackten Körper gegen das Energieschild, aber das ließ sich nicht davon beeindrucken.

Auch der Custos trug - außer seiner Castitasschelle - nur noch das Adamskostüm. Auch das Halsband war entfernt worden. Eine synthetische Stimme schrillte laut aus einem Deckenlautsprecher in der Zelle: „Insasse! Verhalten Sie sich ruhig! Es erfolgt keine weitere Warnung.‟ Canis trat frustriert gegen die Pritsche. Plötzlich schob sich aus der Wand ein kleiner impulsgebender Stab, aus dem ein Mikrowellenstrahl exakt auf die Hoden des Custos schoss. Canis schrie auf und krachte schwerfällig auf die Knie. Er hatte das Gefühl, dass seine Bälle gebraten würden. Der Reiz war zwar nur tausend Millisekunden lang gewesen, aber die Nachwehen waren so beeindruckend, dass sich der Gefangene entschloss, zu kooperieren. Er verharrte gedemütigt noch eine Weile auf den Knien und mahlte mit seinen großen Kiefern. Seiner Herrin beraubt, hatten sie ihm alles genommen, was er noch besessen hatte.
149. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 14.01.18 01:08

Armer Timiditas vom Regen in die Traufe gekommen.
Soviel zur schönen Neuen Freiheit auf Regina nach Beendigung der Herschaft der Regina.. Da läuft ja einiges schief. Was Timi jetzt wohl Erwartet?
Canis hats ja auch nicht leicht jetzt wo er ohne seine Herrin ist. Ganz schn heftig die Diziplinierung 1sek Eier braten.
150. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 11.02.18 20:05

~ LIX ~


Animus ertappte sich dabei, wie er die blanken, runden Brüste der Frau anstarrte, angezogen wie Eisenspäne von einem Elektrosupermagneten. Als der Laser auch das Spitzenhöschen entsorgt hatte, blieb dem Venator beinahe der Atem stehen: Die Vagina war rasiert und glatt wie ein Teleskopspiegel. Aber sicherlich viel weicher... Er spürte, wie sein Verlangen wuchs, die zarte Haut zu streicheln. Die zarten Lippen, die sich um die enge Spalte schmiegten. Das Edelfräulein lag fixiert auf der Polycarbonatliege und war ihm komplett ausgeliefert...

Doch er zwang sich zu Disziplin. Er war anders als diese Feministinnen. Er würde niemals ein Geschöpf gegen dessen Willen sexuell berühren. Die Frauen hatten männliche Humanoiden zu Munuswesen oder Rusticussen verunstaltet und für ihre Gelüste missbraucht. Er dagegen würde so tief niemals sinken. Er war hier fertig.

Die Lady in dem Lederoutfit wartete in der nächsten Zelle auf ihn und seinen Laser. Animus deaktivierte die Energiebarriere vor der Zelle, verließ die Lady, die er entkleidet hatte, und aktivierte anschließend wieder das Kraftfeld. Genauso ging er beim nächsten Gefangenenraum vor. Die Lederkleidung war sehr eng am Körper. Da konnte er mit dem Laser nicht gefahrlos arbeiten und musste sich unter Zuhilfenahme der Finger dem Leder widmen. Die Frau zeterte und beschimpfte ihn auf das Übelste. Animus hörte sich sagen: „Ich führe nur Befehle aus.“

Bald schon lag auch diese Beauty nackt auf dem Tisch. Sie war nicht weniger anziehend als ihr Pendant in der Nachbarzelle. Er konnte seine Hände artig an den Seiten halten, aber seine Augen blickten, als ob er am liebsten die Brüste geknetet, die Schamlippen durchfurcht, den zarten Mund geküsst und seine Zunge tief eingeführt hätte... Animus ging aus der Zelle und kehrte zur Pilotenkammer zurück. „Die Gefangenen sind entkleidet, Commander.‟ Rick Burns nickte zufrieden. „Ich habe ja prognostiziert, dass wir bei dieser Operation fette Beute machen.‟

Er bemerkte die Signatur eines anderen STC-Schiffes in der Nähe und drückte auf eine hexagonale Fläche des Displays, um den Audiodatenkanal zu aktivieren. „Hier Commander Burns von der STC-047. Haben Sie Probleme, STC-035?‟ Die Venatorfähre war auf einem verlassenen Industrieareal gelandet. Dort gab es keine Sichtungen von Rebellen. War vielleicht das Triebwerk defekt? Womöglich benötigten die Kollegen Hilfe. Eine leicht knisternde Stimme antwortete: „Hier Commander Taylor von der STC-035. Nein, wir benötigen keine Hilfe. Wir haben nur eine kurze Zwischenlandung gemacht, um eine Außenwabe der Keramikhülle zu befestigen.‟ Burns verabschiedete sich in militärischer Manier, stutzte aber. „Da ist eine weitere Signatur. Ein unbekanntes Objekt.‟ Animus zog die Stirn kraus. „Seltsam. Ein anderes Schiff?‟ Burns nickte. „Den Werten nach ja. Aber deren Triebwerke sind abgeschaltet oder zumindest auf Stand-by.‟ Brad Porter hatte zugehört und fragte nach. „Wieso hat der Commander nichts von dem anderen Kahn gesagt?‟ Burns nickte langsam. „Das ist die Frage, der wir auf den Grund gehen werden. Ich bring uns hin.‟

Er tippte auf der Steuerkonsole Befehle zur Kursänderung ein. Ergänzend aktivierte er den vollen Tarnmodus. Für einige Sekunden blitzte die Außenhülle der STC-047 stroboskopartig auf, dann war sie für Betrachter und die meisten Scanner unsichtbar. Derek Syrus übernahm die visuelle Kontrolle, Marcus Wagner programmierte den optimalen Anflugwinkel, um möglichst unbemerkt so nah wie möglich an ihr Ziel zu gelangen. Er gab einige Befehlsketten auf einem Touchpad ein. „Minus 14 Minuten bis zur Destination.‟ Der Bordzentralcomputer transkribierte jede Aussage in ein Logbuch. Diese Funktion war nicht abschaltbar, und Burns tat nichts Illegales. Im Gegenteil: Er vermutete, dass die STC-035 ein Geschäft an der Securitas vorbei durchführen wollte, um den Profit in die eigene Tasche zu lenken.

Die knappe Viertelstunde verging sprichwörtlich wie im Flug. Die Landung auf dem ehemaligen Industrieareal konnten sie nicht mehr tarnen, und daher musste jetzt alles sehr schnell gehen: Commander Burns und die Teammitglieder Porter, Wagner und Syrus sprangen aus der Landeluke und liefen in geduckter Stellung zu der STC-035. - Von Außenarbeiten am Rumpf konnte nicht die Rede sein; stattdessen schien ein Austausch stattzufinden. Einige Venatoren führten eine Gruppe Munuswesen und einen Custos zum Frachtraum des fremden Raumfahrzeuges. Die Gefangenen trugen Halsschlingen an langen Stäben, die von den Venatoren gehalten wurden. Nur Commander Taylor schien sich noch an Bord des STC-Schiffes zu befinden. Von der Besatzung der fremden Fähre war nichts zu sehen.

Das Außenteam der STC-047 enterte die STC-035. Völlig überrascht zog Taylor sein FNS und schoss ein Nanonetz auf den anführenden Brad Porter. „Wer seid ihr? Was wollt Ihr auf meinem Pott?‟, schimpfte der Commander. Commander Burns identifizierte sich und antwortete barsch: „Und ich will von Ihnen wissen, was hier geschieht! Betreiben Sie illegalen Handel mit Munuskreaturen?‟ Porter schimpfte zappelnd: „Lassen Sie mich sofort aus diesem Scheißnetz raus!‟ Taylor seufzte und ließ das FNS sinken. „Also gut, Burns. Was wollen Sie? Eine Beteiligung? Schweigegeld?‟ Vier Impulsstrahler zielten auf Taylor. Burns stellte klar: „Nein, ich will eine Anklage gegen Sie. Hiermit entbinde ich Sie ihres Dienstgrades. Im Namen der STC nehme ich Sie fest, weil Sie gegen die Richtlinien der STC sowie das Gesetz der Vereinigten Allianz verstoßen haben.‟ Wagner und Syrus sprangen vor und packten den Commander. Burns befahl, ihn in das Zellenmodul des Jägers zu bringen. Endlich griff Burns nach dem FNS und deaktivierte das Netz, so dass Porter wieder aufstehen konnte. Er wischte sich die letzten Kügelchen des Materials von der Uniform und zeigte auf die Steuerungskonsole. „Wir sollten die Luke verschließen, sonst haben wir ein Problem, wenn die anderen Venatoren zurückkommen.‟

Burns gab über Funk an Animus den Startbefehl durch. Der Commander würde mit seinem Außenteam auf der STC-035 bleiben und dem Schwesterschiff folgen. Ein Befreiungsversuch der Munuswesen und Festnahme der Venatoren wäre zu risikoreich gewesen, denn es gab keinerlei Informationen über die Besatzungsstärke und Bewaffnung des insektenartigen Flugobjekts. 2:13 Minuten später startete die STC-047, das Zwillingsschiff folgte 17 Sekunden später. Glücklicherweise war die Technik auf allen STC-Fähren genormt. Die Außenkamera zeigte, wie die Venatoren aus dem fremden Flieger herausstürmten und wild umhersprangen und winkten. Doch schon wenige Sekunden später hatten die nuklearen Triebwerke auf Überschallgeschwindigkeit beschleunigt und eilten der Basis entgegen.

Die Operation wurde immer lukrativer. Neben den beiden Adelsdamen gab es nun noch eine Auszeichnung für die Festnahme eines korrupten Commanders, freute sich Burns. - Für Animus war es eine aufregende Herausforderung, das STC-047 ganz alleine zu fliegen, aber er meisterte die Aufgabe professionell und brachte sie auf Kurs für die Heimkoordinaten. Nach dem Start schaltete er auf Autopilotnavigation. Er wechselte das Modul und besuchte die erste Gefangene, die noch nackt auf der Polycarbonatliege fixiert war. Nachdem er das Kraftfeld vor der Zelle deaktiviert hatte, betrat er den kleinen Raum. Die Liegende funkelte ihn feindselig an. Der Venator versuchte sie zu besänftigen: „Ich will dir nichts tun. Die Kleidung mussten wir dir wegnehmen. Du bekommst neue Sachen. Aber du wirst wohl vor der Justiz von Beta Patria für deine Zugehörigkeit zum Regina-Regime geradestehen müssen.‟ Das Fräulein seufzte. „Dann löse wenigstens diese Fesseln!‟ Animus wollte schon zur Tat schreiten, aber dann stoppte er. „Das geht nicht. Ich kann den Befehl des Commanders nicht einfach aufheben. Ich bin ganz alleine an Bord. Ich gehe auf die Brücke und funke ihn an.‟ Das Fräulein jammerte leise. „Nein, lass mich nicht wieder alleine. Ich habe Angst.‟ Animus drehte sich wieder zu ihr. Die Edeldame sah ihn bittend an. „Warum machst du mich nicht einfach von dieser Liege los? Was soll daran so schlimm sein? Meinst du, ich kann dich überwältigen - wenn ich es überhaupt wollte?‟ Animus brummte. „Also gut.‟ Er deaktivierte die Polymerfesseln, die in die Liege zurückschnellten.

Die Lady setzte sich aufrecht und hielt sich verschämt Busen und Scham zu. Jetzt wurde es dem Venator ebenfalls peinlich, und er schaute geniert auf die wabenförmigen Bodenkacheln. Die Dame bedankte sich. „Kann ich... Darf ich... etwas zum... Bedecken...‟ Animus räusperte sich verlegen. „Oh, äh, ja, natürlich. Ich hole etwas.‟ Er verließ die Zelle, aktivierte das Kraftfeld und besorgte einen grauen Jumpsuit aus Polyamid, der für Reparaturteams gedacht war, die am Antrieb werkelten. Auch die kleinste verfügbare Konfektionsgröße „S‟ wirkte bei der zierlichen Person sehr großzügig geschnitten. Sie musste Arme und Beine aufkrempeln. Anschließend sagte sie: „Und was ist mit meiner Freundin? Willst du die etwa so entwürdigend liegen lassen?“ Als Animus zögerte, hob sie ihre Augenbrauen und forderte: „Na, los! Mach sie frei! Oder bist du so ein Barbar wie deine Kameraden?“

Animus marschierte zur anderen besetzten Zelle und befreite auch die zweite Edeldame. „Wenn du kooperierst, hole ich dir etwas zum Anziehen, OK?‟ Er war auf der Hut, denn es konnte sein, dass die Frau aggressiv reagierte. Aber das war nicht der Fall. Sie bedankte sich, fast demütig. Animus war irritiert über ihr Verhalten. Bisher hatte er sie eher unkooperativ, impulsiv und arrogant kennengelernt. Sie berührte ihn mit der Handfläche an der Brust. Der Venator wäre beinahe zurückgesprungen, weil er einen Angriff erwartete, doch das Fräulein streichelte nur seine Uniformjacke. Er war ein wenig verlegen und räusperte sich. „Ich hole dann mal... den... Suit für dich...‟ Schnell deaktivierte er auch hier die Energiebarriere, besorgte die Kleidung und kehrte zurück.

Das Edelfräulein bedankte sich artig. Sie stellte sich eng vor Animus und streichelte wieder seine Brust. Ihr lasziver Blick hätte jedes Element des Periodensystems schmelzen lassen, und auch der junge Mann spürte eine diamantharte Erektion in seiner Hose. Es war offensichtlich, was die Frau wollte. Aber konnte er eine Gefangene... War das nicht Machtmissbrauch? War das überhaupt opportun? Er wollte nicht... Er durfte nicht... Aber er war auch nur ein Mann. Es würde ja niemand erfahren. Er war alleine an Bord. Er ließ es zu, wie die zierliche fleischgewordene Verführung seine Uniformjacke auszog. Darauf folgte auch sein Shirt. Es flatterte fast wie von selbst auf das Wabenmuster des Bodens. Die Gefangene hatte erst gar keinen Versuch unternommen, den Suit anzuziehen, sondern drückte sich an den männlichen Leib. Nun nestelte sie an seiner Hose. Animus stöhnte wohlig auf, als er die kleinen Finger an seinem besten Stück und den Bällen spürte. Es gab kein Halten mehr. Er hob sie an und trug sie auf die Liege, zog sich die Hose bis zu den Knien hinab und drückte das Fräulein auf den Rücken, beugte sich weit über sie und stieg auch auf die Liege. Die Schenkel der Nackten spreizten sich, als Animus seine Position fand und sein harter Phallus langsam und vorsichtig in die enge Spalte der Lust sank. Niemals hätte er für möglich gehalten, dass es noch geileren Sex geben könnte, als zwischen ihm und Luscinia. Aber dieses Edelfräulein brachte ihn in eine völlig fremde und faszinierende Welt.

Er genoss sie mit allen Sinnen und spürte die Explosionen in seinen Nervenbahnen wie Supernovae, die ihn blendeten; er fühlte sich wie ein Planet, der urplötzlich durch eine kosmische Kraft, aus seiner Umlaufbahn gerissen, geradeaus ins tiefe All schoss, einem gleißenden Licht entgegen. Es war so unbeschreiblich schön... Ihm schwand das Bewusstsein, als er den intensivsten Orgasmus seines Lebens bekam, der gar nicht mehr aufhören wollte, jedes Molekül in seinem Körper zum Beben zu bringen...

Kommandant Burns aktivierte einen Audio-Datenkanal. „Hier Commander Burns auf der STC-035. Sie verlassen den vorprogrammierten Flugkorridor. Ich wiederhole: STC-047. Sie verlassen den vorprogrammierten Flugkorridor.‟ Er erhielt keine Antwort. Burns fluchte. „Commander Burns auf der STC-035 an Venator Animus auf der STC-047. Melden Sie sich!‟ Wieder keine Reaktion. Venator Porter fragte konsterniert: „Was ist da los?‟ Derek Syrus meldete: „Das Diagnoseprogramm weist bei der STC-047 keinen technischen Defekt oder Softwarefehler auf. Die Koordinaten müssen manuell in der Navigationseinheit an Bord geändert worden sein.‟ Burns schimpfte lautstark und schlug mit der Faust auf die Steuerkonsole. „Das hätte ich nicht von ihm gedacht. Aber der Bursche will mit der Beute abhauen.‟ Er schnaufte. „Einmal Deserteur, immer Deserteur!‟

Einige der Venatoren sahen ihren Kommandanten fragend an. Burns berichtete davon, dass Animus ursprünglich Pugnator auf Regina war und zur VA geflüchtet war. Brad Porter fragte, ob ein Verfolgungskurs eingegeben werden sollte, oder ob die STC-035 zur Basis zurückkehren würde. Der Commander atmete tief durch. „Wir fliegen zur Basis. Taylor ist mehr wert. Den will ich nicht auch noch riskieren.‟ Vor allem hatte er Sorge, dass die Entführung der Edeldamen von langer Hand geplant war, und Animus gefährliche Komplizen hatte. Dann würden sie in einen Hinterhalt geraten, wenn sie das Schiff verfolgen würden. Der Verlust der Frauen war verschmerzbar, der der STC-047 wog schon schwerer, aber dafür hatte er illegale Machenschaften seines Kollegen aufgedeckt.

Derek Syrus sendete auf seinen Befehl eine Audiodatei an die Basis. Sollen doch die Leute vom Vorstand entscheiden, was zu tun ist, dachte sich Burns dabei. Er betrat das Zellenmodul, um den festgesetzten Kommandanten zu verhören. Hatten die dubiosen Geschäftspartner auch Interesse an Fräuleins des Regina-Regimes? Taylor schüttelte den Kopf. „Negativ. Die wollen nur Arbeitssklaven. Munuskreaturen und Rusticusse.‟ Burns grübelte. War Animus die ganze Zeit womöglich ein Doppelagent gewesen? Arbeitete er für die Regina-Armee? Inzwischen gab es sie offiziell nicht mehr, aber sie konnte im Untergrund wirken. Sollte er die beiden Damen nach unserer Festnahme entführen und Rebellinnen übergeben? War er immer noch ein loyaler Scherge der Tyrannin, und hatte sich nur in die Armee der VA eingeschlichen?

Mit dem atomaren Antrieb konnte die STC-047 jeden beliebigen Ort innerhalb des Orbits erreichen. Und die diversen Defensivsysteme erschwerten es ungemein, die Emissionssignatur zu verfolgen. - Einige Stunden später erreichte die STC-035 die Basis. Porter tippte auf der Antriebskonsole. „Schubabschaltung auf Stand-by.‟ Das Schiff war nun bereit für die vorschriftsmäßige Inspektion der Bordtechnik. Commander Rick Burns und die Venatoren Porter, Wagner und Syrus stiegen aus. Ein Technikerteam in anthrazitfarbenen Overalls kam an Bord, um sich der Antriebe zu widmen; ein Sicherheitsteam in martialisch anmutender Montur folgte, um den Gefangenen in Besitz zu nehmen.

Taylor musste sich beim zügigen Gehen weit vorbeugen, da zwei Männer seine auf dem Rücken in speziellen Schellen gefesselten Arme stark nach hinten bogen. Seine Commanderjacke trug er bereits nicht mehr. Eine schwarze Kapuze aus atmungsaktivem und intransparentem Makromolekülstoff war über seinen Kopf gezogen worden. Mit Verrätern ging die STC nicht sehr zimperlich um, das wusste Taylor. Er hoffte darauf, möglichst schnell einen Advokaten kontaktieren zu dürfen. - Zunächst brachten die Männer ihn in eine sensorische Deprivationskammer, in der er mit Gurten restriktiv fixiert wurde. Gehör und Sicht waren durch den dunklen und schallgeschützten Raum ausgeschaltet. Die restliche Kleidung hatte man ihm genommen. Eine Infrarotkamera beobachtete ihn. Völlig bewegungsunfähig lag Taylor in der kleinen Zelle.

Nach 2:06 Stunden dieser Prozedur war Taylor zur bedingungslosen Kooperation bereit. Zwei Spezialisten für Verhöre befragten ihn zu dem illegalen Handel. Der degradierte Kommandant gab alles zu. Er hatte einige Munuswesen und einen Custos an transstellare Händler verhökern wollen. Sie waren in einem inoffiziellen Bordell tätig gewesen. Mehr wusste er auch nicht. Er kannte nur von zwei Munuskreaturen die Namen: Rosa-Rio und Timiditas. Der Custos nannte sich Canis. Die Venatoren seines Teams waren mit dem Händlerschiff abgehauen. Die Identitäten der Männer waren der STC natürlich bekannt; sie wurden sofort zur Fahndung ausgeschrieben. Ebenfalls stand Animus auf der Liste der Gesuchten. Mehrere STC-Aerogleiter mit Kernfusionsantrieb versuchten eine Spur es Händlers zu finden. Mit ihren zwei gondelförmigen seitlichen Flügelelementen gehörten sie zu den schnellsten Schiffen der Securitas und verwendeten moderne Energietaster, um auch marginalste Signaturen zu erkennen. Doch das Händlerschiff war bereits nicht mehr im Orbit und mitten in der Startsequenz zur Aktivierung des transstellaren Hyperantriebs. Die Aerogleiter konnten sie nicht ins tiefe All verfolgen. Als sie die Signatur des Schiffes auftrieben, war es zu spät. Die Piloten brachen die Verfolgung ab und kehrten zur Basis zurück.

Der Vorstandsvorsitzende der STC sprang wütend aus seinem Gelstuhl auf und trat einen Arbeitsroboter, der den Boden desinfizierte, um. Die plumpe Konstruktion kippte krachend auf den aus thermoplastischem Polymer bestehenen Untergrund. Hilflos strampelte er mit seinen drei kurzen mechanischen Beinen. Sein Display leuchtete auf: „FATAL ERROR‟. Der Mann tobte. Ein Jagdschiff war von einem Verräter entführt worden. Ein Kommandant hatte in die eigene Tasche gewirtschaftet. Zwei Regina-Schlampen waren ihm durch die Lappen gegangen. Mehrere Venatoren waren verschwunden. Phänomenal! Was für eine Scheiße regnete als nächstes auf ihn nieder? Er stiefelte im Stechschritt durch die Hydrauliktür am Ende des Raumes und begab sich in seine Privatgemächer. Die Auktionäre der Firma wären bei der nächsten Videokonferenz nicht begeistert. In letzter Zeit hatte die STC keine gute Bilanz präsentieren können. Die Armee der VA hatte die meisten Regime-Angehörigen bereits festgenommen. Die Lizenz für die Jagd dezimierte den Profit ebenfalls.

Commander Burns bekam statt des erwarteten Lobes einen verbalen Einlauf wegen des Verlustes der STC-047. Sein Vorgesetzter degradierte ihn zum einfachen Venator. Sein Ex-Team wurde auf andere Schiffe aufgeteilt. Die Männer hatten nur wenig Gelegenheit gehabt, über das Geschehen zu sprechen, aber jeder für sich war sich sicher, dass Animus kein Verräter war. Auf der STC-047 musste etwas Unerwartetes geschehen sein. War das Schiff von einem unbekannten Flugobjekt entführt worden? War es geentert worden? Vielleicht würden sie es irgendwann erfahren. Fakt war: Ihr alter Kahn hatte sich scheinbar in Luft aufgelöst.

Bereits zig Astronomische Einheiten entfernt befand sich das insektenförnige Schiff der transstellaren Händler mit ihrer lebenden Hehlerware an Bord. Timiditas wachte aus einer Sedierung auf und stellte fest, dass er nackt war. Nur seinen Hodenring trug er noch. Vermutlich war auch noch der Security-Chip in der Eichel seines Riesenphallus aktiv, aber Orgasmusfähigkeit war momentan seine geringste Sorge. Er sah sich um und bemerkte seine Kameraden aus dem Bordell. Auch sie waren nackt. Nur den muskelbepackten Canis sah er nirgends. Sie befanden sich in einer Gitterzelle. Die Stäbe waren rautenförmig angebracht und der Optik nach aus einem Metall mit Titanlegierung.

War er Sklavenhändlern in die Fänge geraten? Wie viel Zeit war vergangen? Timiditas fühlte sich immer noch ein wenig groggy von dem Sedativum. Seine Mitgefangenen befanden sich noch in einer Art Dämmerzustand und waren nicht ansprechbar. Der Munus versuchte aufzustehen. Sein voluminöser Hodensack schwang hin und her wie eine mit Wasser gefüllte Plastiktüte. Er versuchte sich an dem Gitter festzuhalten, ließ aber abrupt wieder los, als er von einem Stromschlag getroffen wurde. Irritiert überlegte Timiditas, wie viel Spannung auf den Stäben liegen musste, denn, sollte es sich um eine Titanlegierung handeln, wäre die elektrische Leitfähigkeit eher gering. Dafür hatte die Berührung ziemlich gezwiebelt, grübelte er. - Er setzte sich in Ermangelung von Liegen oder anderen Möbeln auf den Boden und wartete. Wo befand er sich? War das Schiff überhaupt noch im Quadranten der Vereinigten Allianz? In der VA war Sklavenhandel generell verboten. Doch wer wusste schon, wie es in den Tiefen des Alls aussah? Im Alpha Dominion zum Beispiel. Oder in anderen noch weiter entfernten Regionen? Timiditas bemerkte, wie er zitterte. Die Temperatur in der Zelle betrug geschätzte 25 Grad Celsius. Daran konnte es also nicht liegen.

Die STC-047 war nach einem kurzen Verwirrspiel mit aktivem Ortungsstörer zurück an die Oberfläche Reginas geflogen und näherte sich mit seiner Tarntechnik und drei Mach einem abgelegenen Gebiet in einem Gebirge. In einer engen Talschlucht leitete die Person an der Steuerungskonsole die Landesequenz ein und aktivierte die vertikalen Düsentriebe. Animus wachte von den fauchenden Geräuschen auf und stellte erschrocken fest, dass er auf einer Liege fixiert war. Seine Augen waren mit einer Maske verbunden. Aber er spürte, wie er splitternackt, vermutlich in einer der Gefangenenzellen, lag. Was war geschehen? Er konnte sich nur noch daran erinnern, wie er intensivste Liebe mit einer der Edelfräuleins genossen und dann beim Orgasmus die Sinne verloren hatte.

Diese biestigen Weiber hatten ihn hereingelegt! Mit aller Gewalt versuchte er sich von den Gurten zu befreien, aber die gaben keinen Millimeter nach. Er rief um Hilfe, bis ihm klar wurde, dass die Zelle schalldicht war. Außerdem waren nur die beiden Frauen an Bord. Hoffentlich hatte Commander Burns die Verfolgung aufgenommen und rettete ihn vor dem, was auch immer die Damen mit ihm vorhatten. - Einige Augenblicke später, hörte er, wie die Energiebarriere deaktiviert wurde. Schritte. Animus bewegte den Kopf hin und her. „Wer ist da? Was habt ihr vor? Ihr kommt nicht weit. Am besten, ihr gebt gleich auf und...‟ Eine Hand presste sich auf seine Lippen. Er fühlte, wie sich an den Außenseiten seiner Oberschenkel weiches Fleisch rieb. War das Fräulein auf die Liege gestiegen? Im nächsten Moment griffen Finger nach seiner Männlichkeit und bewegten sich am Schaft entlang. Auf und ab. Der Liebesstab verhärtete sich, ohne, dass der Besitzer etwas dagegen unternehmen konnte. Und dann tauchte er in eine süße Enge ein, die ihn sogleich aufstöhnen ließ. Die Lady ritt ihn in aufreizend langsamem Rhythmus.

Ambivalente Gefühle stiegen in dem Jüngling auf. Er wollte diese Person hassen. Sie war der Feind. Seine Entführerin. Aber sein steil wie der Beginn einer Parabel aufsteigendes sexuelles Verlangen, seine Gier nach einem Höhepunkt, wuchs von Sekunde zu Sekunde ins Unermessliche. Er hörte, wie auch seine Reiterin stöhnte. Und dann gab es kein Halten mehr. Eine gewaltige Eruption entlud sich seinen Lenden und ließ ihn tief und laut aufstöhnen. Heiße Lust strömte wie Lava aus einem Vulkan, wie Flammen einer Sonneneruption, die an der Venus der Frau leckten und auch diese zu einem grandiosen Orgasmus brachte. Die Lady sackte förmlich auf ihm zusammen und lag auf ihm wie zerflossene Butter. Warm und weich bedeckte sie seinen gefesselten Leib. Noch immer steckte sein kribbelnder Joystick in ihrer wohlig zuckenden Weiblichkeit.

Schließlich entglitt sein Stab der warmen Höhle. Zum ersten Mal, seit sie ihn besuchte, hörte er ihre Stimme. „Ich hoffe, du hast es genossen.‟ Animus öffnete den Mund, um zu antworten, aber die Frau setzte hinzu: „Denn es wird für sehr lange Zeit das letzte Mal gewesen sein.‟ Sie nestelte an seiner Männlichkeit. Wenn Animus richtig lag, brachte sie ihm gerade eine Castitasschelle an. Er konnte nur entsetzt und konsterniert zugleich fragen: „Warum?‟ Die Lady kicherte glockenhell. „Wir haben in den Besatzungsdateien eine gesperrte Information über dich gefunden.‟ Sie machte eine Kunstpause. „Du warst Pugnator und bist desertiert. Du bist ein schändlicher Verräter an unserer ehrenhaften Imperatorin Regina!‟ Den letzten Satz spie sie so ätzend aus wie Fluor-Antimonsäure. Animus wäre nun auch ohne Maske schwarz vor Augen geworden. Sein Kreislauf sackte ab wie bei einer Hypertonie. Das Klacken des digitalen Schlosses der Castitasschelle hörte er schon nicht mehr.

Die STC-047 hatte ihren Antrieb inzwischen ausgeschaltet und die Außenluke geöffnet. Ebenso war die Maskierungstechnologie außer Betrieb gesetzt. Auf dem Panoramaschirm auf der Brücke konnte eine Lady die Umgebung beobachten, während ihre Begleiterin mit einem Biodetektor zur Luke ging und nach humanoiden Lebenszeichen scannte. Sie hatten exakt die Koordinaten angesteuert, an denen sich ein Rebellenversteck befinden sollte. Die Außentemperatur betrug 32,5 Grad Celsius. Die Sonne stand so hoch am Himmel, dass sie genau in die schmale Schlucht brannte. Animus bekam auch nicht mit, wie er aus dem Securitasschiff auf einer Trage aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff von zwei Rusticussen zu einem holografisch getarnten Stolleneingang gebracht wurde.

Zu den zwei Edelfräuleins hatten sich vier weitere Damen gesellt und sie in ihrem Unterschlupf willkommen geheißen. Die beiden Rusticusse legten die Trage neben einem Käfig mit den Kantenlängen von einem Meter ab, öffneten das kleine Gefängnis und bugsierten den Gefangenen hinein, verriegelten es mit einem altertümlichen Vorhängeschloss und verließen die Kammer, in der der Käfig auf dem Boden stand. Die Rusticusse wirkten wie ferngesteuert, als habe man ihren Willen gebrochen. Bekleidet waren sie mit einem Lendenschurz, unter dem sich die Castitasschelle versteckte, hinten aber nur aus einem Riemen zwischen den Hinterbacken bestand, sowie einem Brustgeschirr. Auf den blanken Backen prangten dunkle Male: Der erste Rusticus trug die Ziffern „60153‟, sein Kamerad „59299‟.

Mittlerweile hatten sich die zwei jungen Damen ihrer Bodysuits entledigt und trugen enge Reiterhosen zu einem körperbetonten Oberteil mit hohem Stehkragen, dazu Overknee-Stiefel. Auch die anderen Ladys waren ähnlich gekleidet. Die STC-047 hatte ihre Tarntechnik wieder aktiviert. Trotzdem diskutierten die Frauen, eine Melange aus ehemaligen Militärs und Edeldamen, darüber, ob es sicherer sei, das Schiff zu entsorgen. In einem geheimen Hangar verfügten sie über eine eigene Raumfähre, die sowohl in der Atmosphäre, wie auch im Orbit fliegen konnte. Nur interstellare Reisen waren nicht möglich, doch das war für die Rebellinnen auch keine Option. Niemals würden sie von Regina flüchten. Sie wollten den Planeten zurückerobern. Und dann sollte es keine Gnade mit den Aggressoren geben. Jeder Mann würde drakonische Strafen erleiden, versklavt und für den Frevel büßen, den er angerichtet hatte. Da würde sich so mancher Dreckswurm noch in die Zeiten der Imperatorin Augusta Regina zurückwünschen!
151. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 26.02.18 20:05

~ LX ~


Flosa juchzte vor Glück. Ein intensiver Orgasmus erschütterte ihre Lenden, der sich wie wellenförmige Vibrationen durch ihren ganzen Leib ausbreitete. Ihre verschwitzten Haarsträhnen lagen auf ihrer nackten Brust. „Oh, Ricky, ich will dich für immer in mir spüren!‟ Ihre Stimme war ein bebendes Hauchen voller Leidenschaft. Der Mann stöhnte und ergoss sich in die zierliche Person unter ihm, die ihm ihre Venus hungrig präsentierte.

Es brauchte gar nicht so eine riesige Bestückung wie die Prothesenschelle von Gravis, um sie zu befriedigen. Eine normale Männerrute reichte vollkommen aus. Anfangs hatte sie sich noch daran gestört, mit dem Piloten gemeinsam ein Zimmer teilen zu müssen, doch dann war eines zum anderen gekommen... Es hatte mit harmlosem Flirten begonnen, war gewachsen und nun... Flosa quälte ein schlechtes Gewissen, als sie jetzt, einige Minuten nach dem Akt, an Ricky gekuschelt in dem Doppelbett lag. Gravis war in ihrem Quartier in eine Art Castitasschelle gesperrt und wartete auf ihre Heimkehr. Hatte sie ihn betrogen? Sein Vertrauen missbraucht? Oder stand ihr zu, so viel Sex zu haben, wie und mit wem sie wollte? Zumindest musste sie ihn darüber informieren.

Am nächsten Tag starteten die Triebwerke der Magna Nuntia und brachten das klobige Frachtungetüm mit der nun maximalen Tonnage auf seine Parabelbahn, die es zum 9.000 km entfernten Industriekomplex brachte, wo die tonnenschwere Ladung gelöscht werden sollte. Co-Pilot Rick McCoy saß ein wenig verunsichert neben Flosa. Sie war seit dem Morgen irgendwie verändert. Distanziert. Seine vorsichtigen Annäherungsversuche hatte sie abgeblockt, als existierte die gestrige Nacht nicht. Sie wirkte noch zugeknöpfter, als es ihre bis zum Hals hoch verschlossene Dienstjacke vermuten ließ. Was auch immer Flosa über ihre amouröse Romanze dachte, sie ließ ihn nicht daran teilhaben.

Kühl und professionell startete sie die Triebwerke und aktivierte den programmierten Kurs für die optimale Flugroute bei aktueller meteorologischer Lage. - Während das Wetter an der Mine noch keine Probleme bereitete, so sah das in der Region der Erzfabrik ganz anders aus. Seit einigen Stunden wütete ein Sturm und ließ einen Schneeschauer mit Hagel aus den anthrazitfarbenen Wolken hinabschießen. Wie thermobarische Mikrogeschosse knallten sie fast horizontal mit hoher Kadenz gegen die Panzerglaswände des Quartiers, in dem Gravis auf den bleiernen Himmel draußen stierte und sich Sorgen machte. Ob der Frachter bei dieser Witterung überhaupt würde landen können?

Der Muskelmann stand auf und ging zu einer Konsole, die mit dem Nahrungsautomaten verbunden war. Er bestellte sich einen Becher Kaffee und setzte sich damit an den Tisch, wo bereits eine große Schüssel mit einem Makronährstoffkonzentrat stand. Wenn alles glatt ging, konnte Flosa in vier Stunden zu Hause sein. Gravis würde eine Trainingseinheit einlegen, duschen und eine Postworkoutmahlzeit einnehmen. Er schaltete den Holobildschirm ein, um sich über die Wetterlage am Startpunkt der Magna Nuntia zu informieren. Dort schien es ruhig zu sein. Das Unwetter war lokal auf die hiesige Region beschränkt.

Den Morgen hatte er in seiner schwarzen Leggins verbrachte, während die Brustkette an den großen Ringen hing. Für das Training im Gym zog er sich seine weiße Plastikjacke über, die sich eng um seine Muskelberge spannte. Die elektromagnetische Aufzugskonstruktion brachte ihn in Sekunden auf die gewünschte Etage. Im Gym waren nur wenige Sportler anwesend. Zwei junge Damen in Leggins radelten auf Ergometern, eine weitere Frau schwitzte auf einem futuristisch wirkenden Stepper. Gravis marschierte zu den freien Gewichten. Von den modernen Hydraulikmaschinen hielt er nur wenig - zumal sie nicht ausreichend Widerstand boten.

Die Drückerbank war gerade von einem jungen Mann belegt, der sich 80 kg gesteckt hatte. Gravis beobachtete, wie der Athlet mit letzter Kraft zehn Wiederholungen schaffte. Danach steigerte der Jungspund auf 90 kg. Gravis gähnte. Damit könnte er Bizepscurls absolvieren. Nach der siebten Wederholung wackelte die Hantel und senkte sich auf die Brust des Liegenden zurück, obwohl sie schon auf dem Weg zur achten gewesen war. Es war abzusehen, dass der Jüngling sie nicht wieder zur Hochstrecke bringen würde. Gravis kam schnell näher und packte sie mit einer Hand über der Brust des schnaufenden Mannes. Er hob sie nur mit limitierter Kraft an, so dass der Athlet noch selbst Energie aufbringen musste, um die Stange in der Ablage zu sichern. Der bedankte sich für die Hilfestellung. Erst jetzt wurde ihm offenbar bewusst, was Gravis für Muskelausmaße hatte. Bewundert betrachtete er die gebirgigen Wülste, die unter der Hose und der Jacke hervortraten.

Er stellte sich als „Jonathan‟ vor. „Ich arbeite erst seit drei Monaten hier. Bin Ingenieur in Metallurgie.‟ Gravis nannte seinen Namen und quetschte versehentlich beim Handshake schmerzhaft die Finger des Gegenübers. „Ich bin... Äh... Meine Lebensgefährtin fliegt die Magna Nuntia zur Mine.‟ Jonathan hob die Augenbrauen. „Ach, die neue Pilotin? Fiona... ich meine Dr. Greenfield hat mir davon erzählt.‟ Gravis zeigte auf die Hantel: „Willst du noch einen Satz mit 100 versuchen?‟ Jonathan nickte. „Klar. Alleine hätte ich mich nicht getraut, aber mit Trainingspartner...‟ Der junge Mann schaffte vier Wiederholungen ganz alleine, dann half Gravis noch bei drei weiteren nach, bis die Stange scheppernd in die Ablage knallte. Der Ex-Custos fragte: „Und was hast du vorher gemacht?‟ Jonathan winkte ab. „Eine lange Geschichte. Mein Spezialgebiet sind eigentlich seltene Erden, da war ich in einer Privatmine beschäftigt. Aber das war... Nun ja. Dort ging es nicht so mit rechten Dingen zu. Ich hatte zwar persönlich keine Nachteile, aber die Arbeiter... Das waren alles Rusticusse, die unter Sklavenbedingungen ausgebeutet wurden. Nicht schön anzusehen. Dieser Tagebaubaron, dem die Mine gehört, nutzt die Angestellten schändlich aus. Ich habe ihn sogar bei den Behörden angezeigt, aber irgendwie ist das im Sande verlaufen.‟

Jetzt sah er den Muskelmann mit einem fragenden Blick an. „Du bist auch irgendwie... Warst du Custos im Regina-Regime?‟ Er zeigte auf die Muskelberge. „Das ist ja nicht so ganz... normal, deine Physiologie und Anatomie.‟ Gravis grinste. „Ja, ich stamme aus Regina. War Rusticus und musste in einer Mine arbeiten. Auch in einer sogenannten Tretmühle. Und später haben sie aus mir einen Custos gemacht für ein Harem. Mit Castitasschelle sind das echte Tantalusqualen.‟ Jonathan schaute ein wenig irritiert. Gravis räusperte sich. „Ja, Munuswesen sind keine Frauen im eigentlichen Sinne, aber wenn du ewig nicht mehr hast, dann...‟ Der Jüngling schmunzelte. „Da habe ich zum Glück kein Problem. Auf Regina sind Männer Mangelware. Über 90 Prozent bilden Rusticusse und Munuskreaturen - wenn man die als männlich bezeichnet sollte. Ich weiß auch nicht. Bizarre Gestalten... Ich... Also, das soll jetzt nichts gegen dich...‟ Gravis winkte ab. „Schon gut.‟ Er bemerkte mehrfach, wie der Jüngling ihm verstohlen auf den Schritt starrte. Der Custos klärte ihn auf. „Mein echter Phallus ist nicht so riesig. Das ist eine Prothese, die zugleich als Castitasschelle funktioniert.‟ Jetzt war es raus. Warum nicht zugeben und offen ansprechen? Jonathan machte einen verlegenen Eindruck. „Oh. Und... du darfst also nicht... Wer verbietet dir das?‟ Gravis erzählte ihm von seiner Beziehung zu Flosa. Es war schwierig zu erklären. Auf der einen Seite war er ein freier Bürger, aber er lebte doch zufrieden mit Flosa auf diese Weise zusammen. Jonathan zeigte auf die Brust des Custos. „Und was trägst du da drunter?‟ Die Kette mit den Ringen zeichnete sich unter dem engen Kunststoff ab. Gravis öffnete die Jacke und zeigte seinen Schmuck. „Das hat mir meine Liebste geschenkt.‟ Jonathan schluckte. „Tut das nicht weh?‟ Gravis hob die Kette leicht an. „Nur, wenn du daran ziehst.‟ Dann schloss er die Jacke wieder. „Was ist jetzt? Wollen wir hier nur quatschen oder auch trainieren?‟

Die nächste Stunde stemmte der verschwitzte junge Mann noch so manchen eisernen Gewichtsstapel im Wechsel mit Gravis. Dabei kam Jonathan aus dem Staunen nicht mehr heraus. Jedes Mal, wenn er dachte, dass der Muskelmann an seine Grenzen kommen würde, bewegte der das Gewicht mit scheinbarer Leichtigkeit acht Mal und legte noch mehr auf. - Sie verabredeten sich schließlich für den nächsten Tag zu einem weiteren Workout. Als Gravis das Gym verließ, sah er noch, wie Jonathan von zwei jungen, attraktiven Damen in knappem Sportdress angesprochen wurde. Sie flirteten mit ihm und überboten sich gegenseitig mit Weibchenverhalten, um die Aufmerksamkeit des hübschen Burschen auf sich zu ziehen. Sicherlich würde sich Jonathan für eine der beiden Schönheiten entscheiden und sich abends mit ihr treffen, einen Drink in der Bar nehmen und abschließend noch zu sich einladen...

Als Gravis in seinem Quartier unter der Dusche stand, sah er zu seinem großen Synthetik-Phallus hinab, der immerhin 80 Prozent der Größe eines Munusgenitals ausmachte. Ein wohl interessantes Toy für Flosa, aber für ihn selbst eher hinderlich, besonders in der engen Spandexhose fiel er damit auf. Und das sollte schon was heißen, wenn die Leute ihn nicht nur wegen seiner monströsen Muskeln angafften, sondern ihm auch noch in den Schritt starrten! Von den flachen Permanent-Elektroden an seinen Hoden hatte er nichts erwähnt. Das musste Jonathan nicht auch noch wissen. Er war schon wegen der Keuschheit verwundert. Die integrierte Impulsgeber des Munus Universe 100 war zum Glück selbst durch seine dünne Leggins nicht sichtbar.

In der Pilotenkanzel der Magna Nuntia aktivierte sich der meteorologische Warndienst in Form eines Holobildes über der Steuerkonsole. Eine synthetische Stimme eines Androiden informierte über das aktuelle Wettergeschehen über der Destination. „Es wird empfohlen, einen Alternativhafen in der Peripherie der Industriesiedlung New Freedom als Landeplatz zu nutzen, solange das Sturmtief anhält. Die genauen Koordinaten und Landelizenzen sind im Navigationsnetz einzusehen und zu verifizieren.‟ Flosa fluchte nicht gerade ladylike. McCoy merkte an, dass es bei diesem Unwetter keine gute Idee wäre, den schweren Kahn in die aufgewühlte Troposphäre abzusenken. Der sichere Alternativhafen war nur 225 km entfernt und gehörte zum Areal eines Zulieferungsbetriebs für Terraforming-Komponenten.

Flosa decodierte die biometrische Sicherung der Datenpakete und aktivierte den neuen Kurs. Das beinahe 500 m lange Frachtschiff reagierte sofort und passte die Flugroute an, um dem Aufruhr der Elemente zu entkommen. Sie befanden sich bereits im steilen Sturzflug der Parabelbahn, aber trotzdem schafften die Triebwerke des Frachters die programmierte Kursänderung fehlerfrei auszuführen. Flosa kontrollierte den Treibstoff. Da die Magna Nuntia über keinen Kernreaktor verfügte, war die Füllung der Tanks limitiert. Aber für den Ausweichflughafen würde es reichen. Flosa ärgerte nur, dass sie immer noch nicht zu Gravis zurückkehren konnte. Eines stand fest: Die Nacht mit Ricky war zwar wundervoll gewesen, aber sie sollte einmalig bleiben. Eine weitere würde es nicht geben.

Der Co-Pilot lächelte sie an. „Da werden wir heute wohl noch nicht nach Hause kommen. Hoffentlich haben die in New Freedom auch so schöne Zimmer wie an der Erz-Mine.‟ Flosa lächelte knapp und konzentrierte sich auf die Navigationskonsole vor ihr. Auf einem Holobildschirm zeigte sich eine exakte 3-D-Abbildung der Atmosphäre um ihre Basis herum. Die Pilotin stöhnte: „Da braut sich ganz schön was zusammen.‟ Sie hatte gehofft, mit der Magnetbahn heimzukehren. Den Frachter konnte ein anderer Pilot die kleine Reststrecke zurückführen. Ihre Schicht war längst beendet. Aber bei dem Unwetter würde auch die Magnetbahn nicht fahren. Sie versuchte, Gravis auf einem Datenkanal zu kontaktieren, aber die Verbindung brach mehrfach sofort wieder ab. Es gab einfach zu viele Interferenzen für eine Übertragung auf einem zivilen Kanal.

Dr. Ing. Fiona Greenfield war mittlerweile von einer automatisierten Nachricht informiert worden, dass die Magna Nuntia aufgrund des Wettergeschehens in New Freedom zwischenlanden würde. Zähneknirschend rechnete sie im Kopf den finanziellen Schaden aus, den die Verzögerung der Lieferung verursachte. Aber warum sollte sie sich über Tatsachen ärgern, die nicht zu ändern waren? Wetterkontrolle war auf Regina leider noch ein Fremdwort. Sie musste sich ablenken, entspannen. Ihr fiel dieser junge Bursche ein, mit dem sie vor zwei Wochen einen One-Night-Stand gehabt hatte. Wie hieß er gleich? John? Jonathan? Ja, dieser Ingenieur für Metallurgie, den sie vor kurzem erst eingestellt hatte. Recht begabt, der Bengel, grinste Greenfield in sich hinein - sowohl bei der professionellen Arbeit von Extraktion des Dilithiums, als auch zwischen ihren Schenkeln...

Die Ingenieurin schloss die Augen und erinnerte sich an die heiße Nacht mit dem jungen Mann in ihrem Quartier. Das kribbelnde Gefühl, als seine Zunge ihre Venus liebkoste, der süße Moment, als sein steifer Luststab sanft in ihre Weiblichkeit tauchte, ihre Erregung, die sich immer weiter steigerte und steigerte, bis sie am gesamten Leib bebte und laut und enthemmt ihre Lust hinausschrie. Ja, diesen Jonathan würde sie gern wiedersehen. Die Station war so groß, dass man sich selten zufällig über den Weg lief. Da müsste sie schon nachhelfen. Ein Flackern der Deckenbeleuchtung riss sie aus ihrem Tagtraum. Das Unwetter sorgte für Schwankungen in der Elektrizitätsversorgung. Sofort schaltete das Computersystem auf Notaggregat, das mit dem Mikroreaktor der Station verbunden war und zuverlässig Energie lieferte.

200 km entfernt machte sich die Magna Nuntia für eine Landung im Zielgebiet bereit. Mit präsziser Routine bediente Flosa die Steuerungselemente manuell, flog eine Schleife, bis die Landeerlaubnis gegeben war, und stabilisierte die Position des Schiffes, um auf Vertikaltriebwerke umzuschalten. Der Frachter koordinierte seine schwenkbaren Bremsdüsen und ging in einen Senkrechtsinkflug über, bei dem zwei Booster für zusätzliche Bremskraft sorgten. Die Fallgeschwindigkeit betrug noch acht Meter pro Sekunde. Weitere Bremsmodule verlangsamten das Schiff. Schließlich setzte der Frachter exakt innnerhalb von 16 Positionsleuchten neben einem Gebäude auf, das optisch an eine gewaltige Raumstation erinnerte. Die 500 m lange Magna Nuntia wirkte dagegen wie ein kleines Shuttle in einer Hangarbucht. Der Zulieferer für Terraforming-Komponenten musste tausende Arbeiter beschäftigen und einer der größten Hersteller solcher Bestandteile sein. Die Dilithiumfabrik ihres Arbeitgebers war im Vergleich ein Winzling.

Ein Schlaucharm stülpte sich über das Pilotenmodul der Fähre, so dass Flosa und McCoy trocken und unbelastet von dem Temperaturabfall das Gebäude betreten konnten, denn auch hier hatte ein starker Regen eingesetzt. Statt der zu erwartenden Menschenmassen, begrüßte sie nur ein Android, bei dem sich niemand die Mühe gemacht hatte, ihn besonders humanoid erscheinen zu lassen. Eine Hautschicht fehlte, und obwohl der Android Kleidung trug, drückte sich das kantige Skelett hindurch. Das Gesicht bestand nur aus einem menschenähnlichen Polyplast ohne Silikonbeschichtung, das jedoch kaum über Mimik verfügte. Die sprechende Puppe führte sie einen endlosen Gang entlang, der von Halogenleuchten in grelles Licht getaucht war. Alle fünf Meter unterbrachen Stahlgitterplatten den glatten Konststoffboden, in dem Schächte für Glasfaserkabel verliefen.

Der Androide sagte in seiner ausgeprägt synthetischen und unakzentuierten Stimme: „Dort vorne ist ein Com-Panel. Sie könnten Ihre Angehörigen kontaktieren, wenn Sie möchten. Mit 89 prozentiger Wahrscheinlichkeit können Sie morgen weiterfliegen.‟ Flosa staunte. „Im Schiff hat mir der Transponder nur Rauschen präsentiert. Hat sich das Wetter beruhigt?‟ Der geschlechtsneutrale Roboter zeigte auf die Konsole. „Wir arbeiten hier mit Boden-Arrays. Das Signal geht nicht zum Satelliten. Ein spezieller Transmitter schickt die Datenströme als hochfrenquente elektromagnetische Felder in komprimierter Form, so dass...‟ Flosa winkte ab. „Ja, Hauptsache, es funktioniert.‟ Sie wollte unbedingt Gravis erreichen.

Nach einer kurzen DNA-Kontrolle durch ihren Finger, aktivierte sich die Verbindung. Sie war tatsächlich trotz der atmosphärischen Anomalien klar und störfrei. Der Kanal hatte integrierte Videoübertragung, so dass sie sich in HD sehen konnten. „Oh, Gravis. Wir sind in New Freedom, 225 km von dir. Heute können wir nicht mehr fliegen. Die Magnetbahn ist ebenfalls nicht bertriebsbereit. Aber morgen geht es weiter.‟ Gravis seufzte. „Ich vermisse dich, Flosa.‟ Er strich zärtlich über das Display seines Com-Moduls. Flosa lächelte. „Wir sehen uns.‟ Sie gab ihm noch einen Luftkuss und beendete die Verbindung. McCoy hatte mit einem halben Ohr zugehört und runzelte die Stirn. Das hörte sich ja beinahe an, wie bei einem frischverliebten Ehepaar! Da würde es aus einem zweiten heißen Date wohl nichts werden. Plötzlich stand der Androide zwischen ihnen. Er hatte dort die ganze Zeit verharrt, war aber durch seine Tarntechnik mit dem Hintergrund förmlich verschmolzen. „Darf ich Ihnen nun ihre Quartiere zeigen?‟

Sie folgten dem Roboter und wunderten sich, dass sie immer noch keinem einzigen Lebewesen begegnet waren. Mit einem Highspeedlift schossen sie etliche Etagen nach oben. Der Androide führte sie zu zwei kleinen und spartanisch ausgestatteten Kammern mit pneumatischen Schiebetüren. Flosa fragte nach Verpflegung und einer Kontaktperson. Der Androide zeigte ungelenk auf sich. „Meine Bezeichnung ist XT-Android-094-11204. Ich bin Ihr Servicepartner auf New Freedom.‟ Flosa räusperte sich. „Ich meinte eigentlich eher eine Person aus Fleisch und Blut.‟ Der Maschinenmensch wiederholte einfach seine Aussage. „Meine Bezeichnung ist XT-Android-094-11204. Ich bin Ihr Servicepartner auf New Freedom.‟ Er ergänzte noch, dass zur Verpflegung ein Rationenzubereiter in jeder Kammer verfügbar sei.

Flosa und McCoy betraten ihre Räume und sahen sich um. Fast gleichzeitig erschienen sie wieder im Flur, aber der Androide war verschwunden. Sie sahen sich ratlos an. Flosa seufzte. „Ich geh mich mal aufs Ohr legen.‟ Mc Coy nickte. „Und ich suche in der Zwischenzeit einen Menschen, mit dem man vernünftig sprechen kann. In dieser riesigen Industrieanlage wird ja wohl irgendwo jemand sein.‟ Die Pilotin betrat ihre Kammer, die Tür schloss sich leise zischend hinter ihr. Dann entkleidete sie sich bis auf ihren Slip und das Unterhemd und legte sich auf eine harte Pritsche. Die Matratze war dünn und aus Kunstkautschuk und zu hart, um darauf bequem liegen zu können. Wenigstens standen ein Gelkissen und eine Decke zur Verfügung. Sie war so müde, dass sie trotzdem in Morpheus Reich sank, bevor sie bis zehn gezählt hatte. Der intelligente Lichtsensor an der Decke bemerkte wegen der geänderten Biowerte, dass die Liegende schlief, und dämmte die Helligkeit. Ohne, dass Flosa es bemerkte, sank das Schwerefeld einige Prozentpunkte künstlich ab, so dass ihr Körper nicht mehr so kräftig auf die Unterlage drückte. Nun lag sie sprichwörtlich wie auf Wolken.

McCoy lief derweil einen langen Flur entlang. Auf der Suche nach einer Datenkonsole, einem Informationsknoten oder einfach nur einer lebenden Person, marschierte er den Flur weiter und weiter. Er schien kein Ende nehmen zu wollen. Alle 20 Meter bot ein kleines Fenster Ausblick auf ein Labyrinth aus Stahlrohren und industriellen Anlagen diverser Art tief unter ihm. Die Schritte seiner Stiefel hallten auf dem Boden. - Auch am Ende des Korridors war niemand zu sehen. Der Gang teilte sich zu den Seiten. Links endete er nach wenigen Metern vor einem verschlossenen Schott. Eine zentriert angebrachte Holodarstellung wies auf eine „Dekompressionskammer‟ hin. Rechts führte er um eine Ecke. McCoy folgte also dem Flur und fand sich bald vor einer Rolltreppe wieder, die in eine tiefere Etage mit hoher Decke führte. Er fuhr hinab und wollte gerade auf einem Licht emittierenden Piktogramm nachsehen, wo er sich in dem großen Industriekomplex befand, da hörte er hastige Schritte aus einem Nebengang näherkommen. Der Co-Pilot drehte sich in die Richtung, da schoss irgendein ballistischer Gegenstand an seinem Kopf vorbei.

Jetzt nahm er die Beine in die Hand und flüchtete zur Rolltreppe zurück. Er sprang so schnell wie möglich hinauf, jede zweite Stufe nehmend, aber kurz vor der letzten Metallstufe erwischte es ihn: Ein Netz spannte sich um seinen Körper, er stolperte zu Boden und strampelte in der sich zusammenziehenden Gitterstruktur, blieb vor der Rolltreppe liegen. Ein uniformierter Mann erschien oben an der Rolltreppe. Ein zweiter Mann in Schutzanzug tauchte unten am Rand der Rolltreppe auf. Er rief seinem Kameraden etwas zu. Der hob einen ausgestreckten Daumen. „Hab den Mistkerl.‟ Wenige Sekunden später hatte er das gefangene Bündel erreicht und runzelte die Stirn. „Du siehst gar nicht aus wie ein Rusticus. Zieh deine Hosen runter!‟ McCoy stöhnte. „Ich kann mich nicht bewegen.‟ Das Nanonetz hatte sich kraftvoll zusammengezogen und schnürte den Körper des Mannes so eng ein, dass seine Arme an den Torso gepresst waren.

Plötzlich löste sich das Netz auf, kleine Kügelchen prasselten auf den Boden und verteilten sich in einem Umkreis von drei Metern. Der Uniformierte hielt einen stangenförmigen Gegenstand vor sich und zeigte damit auf den Co-Piloten. „Keine falsche Bewegung. Und jetzt: Hosen runter!‟ Der Angesprochene stöhnte laut auf. Was sollte das alles? Knurrend gehorchte er. „Ich bin Pilot Rick McCoy von Prospect Enterprises. Und kein Rusticus!‟ Der Uniformierte lachte humorlos auf. „Ja, und ich bin Augusta Regina persönlich.‟ Er zielte mit dem Gegenstand auf den Gefangenen. Auf Knopfdruck würde sich der Stab verlängern und eine Schlinge am Ende bilden, mit dem Rusticusse und Munuswesen abgeführt werden konnten. Dem Pilot sah man die Demütigung an, vor dem Fremden blankziehen zu müssen. Der Venator gestikulierte, der Nackte solle sich umdrehen. Dann hörte McCoy dessen Stimme: „Keine Permanentmarkierung. Nirgends eine Nummer.‟ Der zweite Mann schnaubte und riss McCoy zu sich herum. „Wieso hast du keine individuelle Codierung?‟ Der Pilot seufzte. „Weil - ich - kein - Rusticus - bin!‟ Die Männer in ihren Dienstanzügen sahen sich verwundert an.

Dieser Sektor war wegen eines geflüchteten Rusticusses geräumt worden. Woher kam dann ein Zivilist? Der erste Venator gestikulierte, dass sich McCoy die Hosen wieder hochziehen sollte. In diesem Moment lauschte der zweite Mann seinem Innenohr-Phone und räusperte sich. „OK. Da gab es eine Fehlfunktion in der Relaisstation. Es sind zwei Piloten von Prospect Enterprises in dieser Sektion untergebracht.‟ Sein Kamerad atmete hörbar aus. „Warum erfahren wir das erst jetzt?!‟ Er drehte sich wieder zu McCoy. „Sorry. Wir dachten, Sie sind ein marodierender Rusticus.‟ Jetzt wurde dem Piloten auch klar, warum in diesem weitläufigen Flügel keine Menschenseele zu finden war. Er fragte nach dem Weg zu einer kompetenten Person, die ihm Informationen über die Station geben könnte. Außerdem wollte er so bald wie möglich mit der Magnetbahn zu Prospect Enterprises fahren. Sollte die Firma ein anderes Zweierteam schicken, um die Magna Nuntia an ihrem Bestimmungsort zu bringen. McCoy und Flosa hatten sich erst mal ein paar freie Tage verdient. Die brauchten sie zur Regeneration nach dem anstrengenden Parabelflug. Einer der Venatoren warnte ihn vor der Magnetbahn. „Im Umkreis von 25 km um New Freedom herrscht in der Atmosphäre ionisierende Strahlung, der man sich nicht lange aussetzen sollte. Am Bahnhof hängen überall Warnhinweise. Sie werden sie sehen.‟

Als Flosa ausgestreckt auf ihrer Pritsche lag, meinte sie, im Augenwinkel einen sich bewegenden Schemen zu sehen. War da jemand in ihrem Duschmodul? Aber den hätte sie doch längst bemerkt. Es sei denn, er war vorher hier in der Kammer unter der Pritsche? Ein kleiner Vorhang bot einen Sichtschutz. Sollte McCoy etwa so pervers sein und sich in ihre Kammer geschlichen haben? Flosa setzte sich auf. Oder spielten ihr schon Halluzinationen Streiche? Sie hatte zu wenig getrunken, und die Luftfeuchtigkeit war hier drinnen sehr gering. Flosa aktivierte ein illuminiertes Pad mit einem Nachrichtenkanal, als sie ein Geräusch in der Duscheinheit hörte. Da war jemand in ihrer Unterkunft! Es konnte nur Ricky sein. Das würde der Voyeur bereuen! Flosa schlich sich an die Trennwand an, riss sie auf und trat dem Eindringling zwischen die Beine. Sie war zwar barfuß, hatte aber mit aller Kraft zugetreten, die ihrem zierlichen Körperbau möglich war.

Die Gestalt sackte stöhnend zusammen, beugte sich weit vor und presste sich die Hände in den Schritt. Flosa war für einige Sekunden wie paralysiert: Das war nicht McCoy. Sie schrie ihn an. „Wer sind Sie? Was wollen Sie in meinem Quartier?‟ Ihre Hand tastete nach dem Notschalter, der auf der Station an vielen Orten angebracht war, um in Fällen von Problembehandlungen eine Audioverbindung zu einer Kommunikationsanlage zu aktivieren. Der Rusticus fiel vor ihr auf die Knie. „Bitte verraten Sie mich nicht!‟ Flosa wurde klar, dass er ein Rusticus war und verharrte mit ihrer Hand über dem Schalter. „Aber du gehörst zu den Rebellinnen.‟ Der Eindringling schüttelte wild den Kopf. „Nein, das ist nicht wahr. Ich bin ein freier Bürger der Vereinigten Allianz. Aber ich wurde in einer Tagebaumine als Sklavenarbeiter festgehalten und bin geflüchtet. Nun sucht mich die STC. Meine ID-Card wurde mir abgenommen. Aber eine DNA-Verifizierung wird zweifelsfrei feststellen, dass ich die Wahrheit sage.‟

Die Pilotin sah den Rusticus aufmerksam an. Er wirkte wirklich verzweifelt. Sie fragte nach seinem Namen. „Ich heiße Probus. Meine alphanumerische Kennzeichnung war 891942.‟ Flosa glaubte dem Mann. Konnte sie es verantworten, dass die STC ihn zurück in eine Mine schickte, in der er gar nicht freiwillig arbeitete? Nein, das konnte sie nicht. Das durfte sie nicht. Sie durfte ihn nicht ans Messer liefern. Sie zog ihre Hand zurück. „Also gut. Du kannst hier bleiben. Aber wie willst du hier entkommen? Morgen werde ich weiterreisen. Dann musst du dir ein neues Versteck suchen.‟ Probus seufzte. Er wusste sich auch keinen Rat. Flosa zeigte auf seinen Schritt. „Tut mir Leid wegen... dem Volltreffer im Buggeschütz.‟ Probus nickte. „Ist schon OK. Tut fast nicht mehr ganz so weh...‟ In diesem Moment erklang der Hinweiston, dass Besuch vor der Tür stand.

Flosa schickte den Rusticus zurück ins Duschmodul, zog sich ihren Anzug an und öffnete die Kammertür. Ein ihr unbekannter Mann in Uniform stand vor ihr. „Securitas TC. Mein Name ist Porter. Ich und mein Kollege suchen einen entflohenen, gefährlichen Rusticus. Haben Sie eventuell etwas Verdächtiges bemerkt?‟ Flosa schüttelte langsam den Kopf. „Nein, ich bin hier ganz allein mit meinem Co-Piloten. Der ist aber in der Station unterwegs.‟ Der Venator sah an Flosa vorbei in die kleine Kammer. „Nun, falls Ihnen etwas auffällt... drücken Sie auf jeden Fall sofort den Notschalter. Wir sind dann so schnell es geht bei Ihnen. Der Rusticus hält sich in diesem Sektor der Station auf. Bleiben Sie am besten in ihrer Unterkunft. Wie gesagt: Er ist gefährlich.‟ Er salutierte und marschierte den Gang weiter entlang. Die anderen Kammern waren von außen verschlossen und versiegelt, was durch eine rote Leuchtdiode am Bedienfeld neben den Türen angezeigt wurde. Er würde also eine Etage tiefer weitersuchen. Irgendwo musste der Drecksrusticus ja stecken. Er würde schön von seinem FNS wie ein Schmorbraten verpackt und im Zellenmodul ihres Schiffes auf die Basis überführt werden. Der „Baron‟, ein reicher Minenbesitzer, hatte ein hohes Kopfgeld auf den Flüchtigen ausgesetzt. Bisher hatte es noch kein Arbeiter geschafft, der Tagebaumine zu entkommen. Und das sollte auch so bleiben. An diesem Exemplar würde er ein Exempel statuieren.

Eine halbe Stunde später klang der Eingangston erneut. Wieder versteckte sich der Rusticus. Dieses Mal stand McCoy vor der Tür. „Hey, ich habe endlich Leute gefunden. Und eine Kantine. Sollen wir einen Happen essen gehen?‟ Flosa lächelte. „Ja, warum nicht?‟ Sie dachte an Probus. Ihm würde sie eine Mahlzeit mitbringen. Sollte sie Rick einweihen? Sie war sich unschlüssig. Ein paar Minuten später war sie mit ihrem Kollegen unterwegs zur Kantine. Im benachbarten Sektor der Anlage hielten sich beinahe hundert Leute auf. Die Kantine bot deutlich hochwertigere Nahrung als die Pampe des Rationenzubereiters in der Kammer. Unbemerkt steckte Flosa einige Energieriegel ein.
152. RE: Regina

geschrieben von Gummimike am 27.02.18 13:05

Scheint das Gravis einen Trainingspartner gefunden hat, der kein Problem damit hat das er ein Custos ist.
Ob Flosa es schafft den Rusticus rauszuschmuggeln ohne den Co Piloten Einzuweihen? Falls sie Rick einweiht macht sie sich Erpressbar und wird mit Rick Sex haben müssen.
Doch nicht alles so schön in der VA. Denen gings nur um das Dilithium, die Sklaven sind der VA egal.
Was treibt den Regina?
153. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 15.04.18 20:15

~ LXI ~


Einer der Venatoren, ein jüngerer Mann mit blondem Kurzhaarschnitt und Dreitagebart, kam in die Zelle zu Timiditas und richtete seinen Impulstab auf ihn. Der nackte Munus hielt sich schützend die Hände vor den Körper. Der uniformierte Mann starrte ihn aggressiv an. „Wegen euch Freaks sind wir aufgeflogen! Jetzt muss ich mit meinen Kameraden untertauchen. Unser Commander wurde festgesetzt. Und das seid alles ihr schuld! Jetzt sind wir hier bei diesen transstellaren Händlern an Bord und haben keine Ahnung, wie es für uns weitergeht.‟ Der Venator drückte den Stab auf den großen Hodensack des Munus und ließ kurze Stromstöße durch die Leiter jagen. Timiditas krümmte sich vor Schmerz und sackte zusammen.

Kurz darauf war der Gefangene wieder allein in seiner Zelle in dem insektoiden Raumschiff. Seine ehemaligen Bordellkollegen waren inzwischen aus der Sedierung erwacht und hatten den Übergriff miterlebt. Sie wirkten zugleich erschrocken über das brutale Vorgehen des Wärters, aber auch erleichtert, dass nicht sie selbst die Wut des Mannes hatten ertragen müssen. Von den Händlern des Schiffes hatten sie noch niemanden gesehen. Aber es mussten skrupellose Personen sein, die Munuswesen und einen Custos entführten und als Sklaven verkauften.

In was für einer Welt würden sie landen? In der gesamten Vereinigten Allianz mit ihren 128 Milliarden Humanoiden war Sklavenhaltung verboten. Doch es gab spezielle Antriebe, die unter Volllast in der Lage waren, unvorstellbare Entfernungen zurückzulegen. Die Gefangenen konnten nicht wissen, in welche Region der Galaxie sie verfrachtet werden würden. Beispielsweise war Sklaventum im Alpha Dominion nicht überall ausdrücklich verboten. Und es gab sicherlich noch weitere Sektionen jenseits der hiesigen Sonnensysteme, in denen fremdartige Kulturen lebten.

Timiditas merkte, wie ihm vor Angst die Zähne klapperten. Eine Audiobotschaft ertönte in dem Frachtraum, in dem die Gittersammelzelle stand. „Statusbericht: T minus sieben Minuten bis zur Startaktivierung der Sprungsysteme. Zündung auf Stand-by.‟ Der Munus hatte keine Ahnung, um welche Technik es sich handelte, aber es hörte sich an, als wollten die Händler eine sehr große Distanz zurücklegen. Weitere Durchsagen blieben aus, aber nach der genannten Zeit spürte Timiditas ein leichtes Vibrieren des Bodens. Einige seiner Kameraden wollten sich an den Gittern festklammern, zuckten aber schnell zurück, da die Legierung elektrifiziert war. Das vergrößerte ihre Panik, und sie drückten sich in der Mitte der Zelle zusammen wie ein Cluster, umklammerten sich und pressten ihre Leiber aneinander.

Auf der Brücke des Schiffs navigierte der Pilot mit wischenden Gesten über einem Holodisplay. Der Humanoid trug einen hautengen, grauen Suit, dessen Textur an die schuppige Epidermis eines Reptils erinnerte. Bis auf sein Gesicht war auch der Kopf von der Bekleidung eingeschlossen und lag ebenso eng an. An zwei weiteren Terminals saßen Pendants zu dem Piloten, die optisch wie Klone nicht von der ersten Person zu unterscheiden waren. Die Venatoren saßen in Hartschalensitzen aus Polyplast am Rand der Brücke und beobachteten die Händler, wie diese die fremdartige Technk mit ihnen unbekannten Termini bedienten.

Nach einer eingeblendeten Holokarte, die an einer Längswand der Brücke aufleuchtete, befanden sie sich bereits jenseits des Territoriums der Vereinigten Allianz im tiefen All. Zielkoordinaten waren nicht angezeigt; nur ein kleines, blinkendes Dreieck beschrieb ihren Standort. Die Händler hatten bisher keine drei Worte mit den STC-Mitarbeitern gesprochen. Stattdessen waren sie in die Bedienung der Steuerelemente und Navigationskonsolen vertieft. Der Pilot tippte etwas auf einem Touchpad ein. „Asteroidenfeld auf vier-null-drei. Aktualisiere die Flugbahn.‟ Der zweite Humanoid sah kurz von seiner Station auf. „Ausweichkoordinaten übernommen.‟

Die Venatoren wurden etwas unruhig und rutschten auf ihren Sitzen hin und her. Mit was für einer Technologie bewegten sie sich vorwärts? Konnten sie da einem Asteroidenfeld überhaupt ausweichen? Wie konnten sie während eines Sprungmodus ihren Kurs ändern? Was war das für ein Antrieb? Die Händler wurden ihnen immer ominöser und unheimlicher. Was waren das für Wesen? Eine Ahnung stieg in ihnen hoch: Sie trugen womöglich gar keine Anzüge. Die Schuppen gehörten zu den Körpern der Kreaturen. Von solchen Lebewesen hatte noch keiner von ihnen etwas gehört. Aber die STC musste etwas von ihnen wissen, denn wie sonst hätten sie Kontakt für den Deal aufnehmen können?

Ursprünglich hatten die Venatoren in einem unbeobachteten Moment miteinander getuschelt, vielleicht das Schiff kapern zu können. Aber jetzt waren sie nicht mehr so sicher. Niemand getraute sich, Gewalt gegen diese bizarren Reptilienwesen anzuwenden. Und so saßen sie zum Nichtstun verdammt auf ihren Plätzen und fühlten sich wie in einer völlig fremden Welt. Keine einzige Komponente in der Befehlszentrale des Schiffs kam ihnen bekannt vor. Die Männer hatten gerüchteweise von einem Transitionstriebwerk gehört, das in der Entwicklung der VA wäre. Diese Humanoiden verfügten offenbar schon über eine ähnliche Technologie. Den Venatoren wurde mulmig, bei dem Gefühl, irgendwie entstofflicht im fünfdimensionalen Hyperraum unterwegs zu sein.

Der Pilot gab weitere Befehle in seine Konsole ein. „Rematerialisierung in T minus 60 Sekunden.‟ Die Holokarte änderte sich schlagartig. Einer der Venatoren bemerkte es und stieß seinen Nachbarn an, um ihn darauf aufmerksam zu machen. Das Dreieck, das das Schiff darstellte, tauchte bei anderen Koordinaten auf. Die Sternensysteme in seiner Umgebung waren den Männern unbekannt. Wenn die Anzeige auf dem lumineszierten Holodisplay stimmte, waren sie durch das All teleportiert worden. Endlich fragte der Venator, wo sie sich befanden. Der Pilot reagierte nicht. Der STC-Jäger wollte aufstehen, aber seine Beine sackten unter ihm weg, so dass er wieder auf dem Sitz saß. In der nächsten Sekunden schlangen sich um die Fußgelenke und die Taille der Männer Gurte aus Kohlenstoffflockengarn und spannten sich unangenehm fest. Die Männer beschwerten sich lautstark. Doch die Besatzung des Schiffes ignorierte ihre Passagiere.

Der Reptilientyp an der Navigationskonsole leitete ein Landemanöver ein. Das Schiff war nach wenigen Minuten vom Orbit in die Atmosphäre eines Planeten getaucht und näherte sich der Oberfläche. Auf dem Holobildschirm war nun eine topografische 3D-Karte zu sehen. Daneben zeigten gelbe Balken die Energieversorgung durch den Hauptprozessor an. Einer der Venatoren kämpfte fast panisch gegen seine restriktiven Fesseln an. „Aufmachen! Das ist Freiheitsberaubung!‟ Jetzt drehte sich einer der Reptilienwesen um und starrte ihn an. Dann lachte er lauthals. Sein Sitznachbar seufzte. „Scheiße! Wir sind nicht als Verkäufer hier. Wir sind die Ware.‟

Sein Kamerad beugte sich zu ihm. Fast lautlos bewegte er seine Lippen. „Wir müssen die Munuswesen und den Custos befreien. Vielleicht können wir gemeinsam diese Insektenviecher überwältigen.‟ Dann wendete er sich an den Piloten. „Könnte ich mal nach den Gefangenen schauen?‟ Doch der Händler ignorierte ihn. Wütend und frustriert zerrte der Venator an seinen Fesselgurten. Der Holobildschirm stellte nun die Sicht einer Außencam dar. Das Schiff befand sich im vertikalen Landemanöver. Unter ihnen waren Habitate unter einer dünnen Wolkendecke aufgetaucht. Die bauchigen Formen der Gebäudekomplexe wirkten auf die Männer fremdartig. Als das Schiff die Triebwerke abschaltete, drehte sich der Pilot zu den Venatoren um. „Willkommen auf Naturalis Sidus.‟ Mit dem Namen konnten die STC-Jäger nichts anfangen. Wo sollte dieser Planet liegen?

Der Händler zog einen als „Neuronalhacker‟ bezeichneten Stift und setzte ihn der Reihe nach bei den Venatoren an die Schläfen an. Ein kurzer Kontakt genügte, um die Gefangenen in Morpheus Reich zu schicken. Die Heckrampe öffnete sich zischend durch ihre von zwei Hydraulikmotoren angetriebenen Gelenke. Die Extraterrestrischen begrüßten vor dem Schiff einen Humanoiden in einer dunkelgrünen Uniform des Alpha Dominion. Der Mann trug zu seinem rasierten Schädel eine Brille mit Datenlinktechnologie. Mit dem Gerät war er mit dem Zentralcomputer der Ansiedlung verbunden und konnte mit seinen Mitarbeitern kommunizieren. Die hohe Luftfeuchtigkeit und eine Temperatur von 36 Grad Celsius machte den Händlern nichts aus. In ihrer Heimatwelt waren die atmosphärischen Bedingungen noch extremer, aber selbt der einheimische Uniformierte transpirierte unter der hochgeschlossenen Jackettjacke, obwohl in die Faserstruktur Kühlgelleitungen integriert waren.

Bald schon waren die Männer in einer klimatisierten Umgebung, um über die Sklavenladung zu verhandeln. Der geschäftstüchtige Garnisonsleiter der Außenkolonie hatte von den neuen Siedlerinnen gehört, die in einem benachbarten Landstrich eine Niederlassung gegründet hatten. Feministinnen, die genau diese Munus- und Custoswesen erschaffen hatten. Die perfekte Ware für diese Frauen. Und ein paar Humanoide aus der VA dazu. Als Preis dafür wollte der Garnisonsleiter einige Exemplare der neuartigen Androidenklasse, die die Damen mitgebracht hatten. Der Mann war sich sicher, mit den Regina-Frauen ins Geschäft zu kommen. Schließlich hatten sie sogar hunderte ihrer eigenen Edelfräuleins in die Sklaverei verkauft, um die Siedlungsgenehmigung zu erhalten. Da würden sie wohl ein paar Maschinenmenschen abgeben. Und die konnten sie auseinandernehmen, um die Technik zu erforschen und eigene Exemplare herzustellen.

Die sich eröffnenden Optionen waren schier grenzenlos: Billige Arbeitskräfte, sogar ein Soldatenheer für einen Angriff auf die Vereinigte Allianz... Der Uniformierte war sich mit den Reptilienwesen schnell einig über einen Preis in Dilithium für die Munuswesen, die Venatoren und den Custos. Die sedierte Ware wurde von Bord getragen und in einen Kraftfeldhexaeder verbracht. Schon nach wenigen Minuten wachten die Gefangenen auf und fanden sich erschrocken nun alle in dieser Zelle mit halbtransparenten Energiewänden auf einem Haufen wieder. Die Munuswesen starrten die nackten Männer an, die sie erst im zweiten Moment als ihre Venatoren erkannten. Canis trug als einzige Person eine Castitasschelle. Auch er benötigte einige Augenblicke, um zu erfassen, mit wem er in diesem Würfel aus elektrischen Barrieren war. Und dann konnten seine Mitgefangenen sehen, wie sich die Miene des Custos verfinsterte.

Die Venatoren rutschten auf ihrem Gesäß zur Seite bis zu der gegenüberliegenden Wand. Ohne ihre Waffen wirkten sie kleinlaut und hilflos. Das Kraftfeld zu berühren, wagten sie nicht, aber der Muskelmutant, der nun auf sie zustapfte, bot keine schönere Möglichkeit. Einer der Männer stotterte: „Wir woll... wollten dich nicht verk... kaufen! Wir wollten di... dich aus dem Bordell ret... retten. Und jetzt sind wir hier alle Skla... ven. Wir müssen uns zusammen... rauf... raufen und uns gemeinsam helfen. OK?‟ Canis ließ seine Haifischzähne aufblitzen. Seine Nackenmuskeln spannten sich so stark an, dass es aussah, als trüge er eine weite aufgestellte Kapuze. Dann näherte er sich wütend den nackten Männern.

Die Venatoren schoben sich nun gegenseitig nach vorne, dem Custos entgegen. Niemand wollte an vorderste Front in die Reichweite dieses Kraftprotzes geraten. Rio-Rosa feuerte ihn sogar an. „Gib es diesen Schweinen! Sie haben uns an diese Echsenfreaks verschachert!‟ Canis packte gleich zwei der STC-Verräter und drückte sie mit roher Kraft zu Boden auf ihre Bäuche. Danach griff er beiden Männern von hinten zwischen die Schenkel und zog sie an ihren Hoden hoch. Die Venatoren ruderten hilflos in der Luft und streckten ihre Beine, versuchten sie so lange wie möglich auf dem Boden zu halten, um nicht an ihren empfindlichsten Teilen zu baumeln, aber Canis hob seine mächtigen Arme, einem Hydraulikkran gleich, Zentimeter für Zentimeter wie in Zeitlupe an und zog die Bälle immer mehr in die Länge, während die Männer um Gnade flehten und jammerten. Von den Schreien, die sich immer höher schraubten, wurden die Wachleute aufmerksam. „Hey! Was ist da los? Sofort auseinander, oder ihr werdet alle bestraft!‟

Canis verharrte einige Sekunden unschlüssig in seiner Position, dann ließ er die erleichterten Männer langsam wieder hinab. Als sich sein Griff löste, krabbelten die ehemaligen Jäger ächzend un hektisch auf allen Vieren zur Seite. Die zwei Geschundenen hielten schützend ihre Hände vor ihren gezerrten Schritt. Der Wachmann warnte: „Noch so eine Balgerei, und dann gibt es was mit meinem Disziplinarstab!‟ Zufrieden mit seiner Autorität reckte er das Kinn vor und sah die Sklaven durch zu Schlitzen verengten Augen an. Timiditas kam auf den Mann zu und blieb direkt vor der Energiebarriere stehen. „Warum werden wir noch festgehalten? Die Kriminellen hatten uns entführt. Wir sind alle freie Bürger der Vereinigten Allianz.‟ Der Uniformierte lachte humorlos auf. „Vielleicht seid ihr das... in der VA. Aber hier, da seid ihr gar nichts. Ihr seid Eigentum dieser Garnison. Und bald werdet ihr neue Besitzerinnen haben.‟ Der Munus horchte auf. Der Typ hatte von „Besitzerinnen‟ gesprochen. Sollten sie etwa Feministinnen in die Hände fallen? Die nächsten Worte des Mannes ließen Timiditas schwindeln. „Es gibt eine neue Siedlung auf einem benachbarten Landstrich. Die Frauen kommen von einem Planeten namens Regina. Keine Ahnung, wo der sein soll. Aber die Damen haben Interesse an euch. Besonders an euch Tittenfreaks mit den Megaschwänzen. Und auch der Muskelmutant da wird hoch gehandelt.‟

Die Venatoren hatten zunächst die größte Angst davor, dass ihnen ihre Jagd auf Edelfräuleins zum Verhängnis werden würde. Aber davon konnten die Regimedamen noch gar nichts wissen. Doch dann wurde den Männern klar, dass sie auch als „normale‟ Humanoide versklavt würden. Womöglich hatten diese Weibsstücke sogar noch die Technologie an Bord, um aus Männern Custos- oder Munuswesen zu formen. Das war sicherlich nicht nur mit 18jährigen Menschen möglich.

Die ungewisse Warterei war das Schlimmste. Als endlich das Kraftfeld deaktiviert wurde, stürmten circa zehn Uniformierte mit Stabschlingen auf die Gefangenen zu und fixierten sie mit den Geräten. Sogar Canis war so fügsam und kontrollierbar. Ihr Weg führte sie in ein kleines Transportshuttle. Dort erhielten sie Fuß- und Handketten aus carbonverstärktem Polymer, um ihre Bewegungsfähigkeit einzuschränken. Einer der Venatoren seufzte und sank tief in den Sitz, auf den er verwiesen worden war. „Hätte ich mich doch nie auf die STC-035 versetzen lassen! Warum bin ich nicht in der Kalibrierungsabteilung der Datenbankzentrale in der Basis geblieben?!‟ Aber er war von Außeneinsätzen fasziniert gewesen. Wollte Munuswesen und Reginafrauen fangen. Ehre und Ruhm kassieren. Spaß haben mit den Gefangenen, seine Macht über sie demonstrieren. Sie jagen wie Tiere. Und nun? Nun war er Sklave dieser extremistischen Weiber!

Timiditas konnte es immer noch nicht realisieren. Ausgerechnet im Exil der Regina waren sie gelandet? Rio-Rosa seufzte. Im Bordell von Janina hatte er wenigstens ein wenig Freizeit gehabt und eigene Besitztümer. Zumindest besser als in den Harems, wo er zu Zeiten der Tyrannin gedient hatte. Und nun würde er womöglich wieder im königlichen Harem der Regina enden. Sollte sich so der Kreis schließen? - Der Transit zur Destination dauerte zwei Stunden und 12 Minuten. Vor dem Ausstieg erhielten alle Sklaven Augenbinden. Mit den Händen auf den Schultern des Vordermannes stolperte die Kolonne langsam vorwärts. Unter freiem Himmel spürten sie sofort die unangenehme, feuchte Hitze. Von der Umgebung konnten sie im Shuttle nichts sehen und wussten daher nicht, wo sie sich befanden. Vermutlich waren sie in der Siedlung der Regina-Exilanten. Sie standen erst zehn Minuten in der Sonne, da spürten sie schon den Schweiß, der sich über ihre gesamten nackten Leiber verteilte. Sie konnten die kleine Abordnung aus Frauen, die Ductrix-Uniformen trugen, nicht sehen, aber ihre Stiefel auf dem Steingrund hören. Eine Stimme klang hell und resolut. „Zehn Androiden - wie ausgemacht.‟

Weitere Schritte. Die Androiden marschierten im Gleichschritt an den blinden Sklaven vorbei. Danach spürte Timiditas, wie ihm ein metallenes Halsband umgelegt wurde. Sicherlich erging es den anderen ebenso. Anschließend wurden sie als Kolonne vorwärtsgetrieben. Die Spitze bildete der Custos. Er wurde durch eine Elektropeitsche gemaßregelt, sobald er zu langsam wurde. Die aufblitzenden Hiebe landeten hauptsächlich auf dem muskulösen Gesäß. Alle anderen marschierten hinter ihm her, denn die Halsreifen waren durch jeweils ein Meter lange Gurte verbunden. Bald merkte Timiditas, wie sein Durst zunahm. Die Hitze war unerträglich, brannte auf seiner Haut, und sein Rachen war trocken wie ein Wüstenplanet. Erbarmungslos führte der Weg weiter durch die Landschaft. Schatten war hier offenbar unbekannt.

Nach gefühlten 20 km wurden den Sklaven die Augenbinden abgenommen. Timiditas blinzelte angestrengt und versuchte sich an die helle Sonne zu gewöhnen. Nach einigen Sekunden erkannte er, dass die Kolonne vor einer Art Floß stand. Und tatsächlich: Frauen in Ductrix-Uniformen liefen umher und leiteten sie an Bord des Flachbootes. Erst jetzt sah der Munus, dass es sich um ein Tretboot handelte. Die Anzahl der Sitze passte genau zu der Menge der Sklaven. Die Gurte zwischen den Männern und die Fuß- und Armketten wurden gelöst, aber die Halsreifen blieben ihnen erhalten. Custos quetschte sich in eine der Vertiefungen. Wie bei einer kleinen Galeere waren die Pedalpaare backbords und steuerbords hintereinander installiert. In der Mitte liefen die Ductrixfrauen umher. Schon legte die schwimmende Konstruktion ab, um eine Lagune zu überqueren. Nach circa 800 m erreichten sie das andere Ufer. Weitere uniformierte Frauen erwarteten sie und trieben die Männer mit ihren Elektropeitschen vorwärts.

Ungefähr 200 Meter entfernt stand ein Raumschiff. Außerdem waren Wohncontainer aufgestellt worden. Timiditas glaubte, in einen der Metallquader eingesperrt zu werden, doch stattdessen zwangen ihn die Wächterinnen dazu, an einer Strickleiter in eine zehn Meter tiefe zylinderförmige Grube hinabzusteigen. Auch die anderen Munuswesen, der Custos und die Venatoren folgten ihm. Einziger Hoffnungsschimmer war, dass es dort endlich Schatten gab. Trotzdem waren die Gefangenen extrem durstig. Leider machten die Regina-Exilanten keine Anstalten, ihnen Wasser zur Verfügung zu stellen. Zu allem Überfluss wanderte die Sonne langsam immer mehr in den Zenit und verkleinerte den Schatten in der Grube. Alle Männer drängten sich in den knappen unbestrahlten Bereich, der bald so klein wurde, dass sich die Gefangenen gegenseitig zur Seite schubsten. Nur an Canis wagte sich niemand.

Weitere zwei Stunden später war der letzte Schatten verschwunden. Die Sklaven saßen oder lagen auf dem heißen, staubigen Boden, schwächlich, erschöpft, dehydriert. - Endlich warf eine Frau die Strickleiter hinab. „Einer von den Venatoren! Hochkommen!‟ Die STC-Mitarbeiter schauten sich fragend an. Wer sollte hoch? Wer wollte gehen? War das gut? War das schlecht? Was würde mit demjenigen geschehen? Sie konnten sich nicht entscheiden. Also rief eine Frau und zeigte auf einen Blonden mit Kurzhaarschnitt: „Du da! Los! Komm hoch!‟ Der Nackte spürte, wie sein Herz raste. Er griff nach der Strickleiter und stieg aus der Grube. Er wurde in einen der Wohncontainer geführt und auf einen Metallstuhl gesetzt. An der hohen Rückenlehne fixierten sie sein Metallhalsband, so dass er nicht mehr aufstehen konnte. Er fühlte sich fast wie auf einer Garotte. Der Stuhl war am Boden festgenietet. Die Wächterinnen verließen den Raum. Der Mann sah sich ängstlich um. Was würde nun geschehen?

Nackt an einen Stuhl gefesselt. Er erinnerte sich an eine Situation vor einigen Monaten, als er selbst noch einen Munus so verhört hatte, um ein Versteck von Rebellinnen zu erfahren. Er war nicht gerade freundlich mit der Kreatur umgegangen. - Nach endlosen Minuten öffnete sich die Tür, und eine Frau erschien. Sie setzte sich auf einen anderen Stuhl, ihm gegenüber. Sie gehörte offensichtlich auch zum ehemaligen Militär der Regina, denn sie trug die Uniform einer Praetoria. Wenn er sich richtig erinnerte, hatte er in seiner Ausbildung gelernt, dass es sich um eine Palasteliteeinheit der Despotin handelte. „Name!‟ Der Mann schluckte schwer, denn der Halsreif drückte auf seine Kehle. „Michael Henderson. Ich bin Venator der STC und...‟ Die Frau hob ihre Hand und jagte zielgenau mit einem kleinen Laser einen schmerzhaften Strahl exakt auf den Penis des Mannes, der aufschrie. Die Praetoria räusperte sich. „Ich habe nur nach deinem Namen gefragt, Sklave!‟

Die Hitze, die der Mann in der Grube noch gespürt hatte, war hier dank einer Klimaanlage ausgesperrt; dafür stand ihm nun kalter Angstschweiß auf der Stirn. Die Uniformierte lächelte ihn zum ersten Mal an und starrte ihm in den Schritt. Zu Hendersons Entsetzen begann sein Luststab, in die Höhe zu wachsen. Die Exilantin legte elegant ein Bein über das andere, wippte damit und lehnte sich zurück. „Unsere Majestät Regina hat entschieden, dass du eine Castitasschelle tragen wirst - für den Rest deines kümmerlichen Lebens.‟ Der Venator benötigte einige Sekunden, um das Gehörte zu verarbeiten. In seiner Verzweiflung stammelte er herum. „Wie oft... wie oft werde ich... ich auf... aufgeschlossen?‟ Die Praetoria sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Dann lachte sie herzlich, als habe er einen köstlichen Witz erzählt.

Sie tippte auf ein mobiles Datenspeichermodul an ihrem Handgelenk und kurz darauf erschienen die Ductrix-Frauen. Sie begaben sich vor den Metallstuhl und nestelten zu zweit an Hendersons Geschlecht, brachten einen Ring an und stülpten kraftvoll eine Röhre über seinen vergößerten Penis. Ein leiser Piepston signalisierte den Verschluss. Dem Venator entglitt ein tiefer Seufzer voller Schmerz und Resignation. Es war nicht nur der physische Druck, den die Schelle ausübte; besonders quälte ihn die Vorstellung, nun seiner Männlichkeit und Sexualität beraubt zu sein. - Der Mann wurde zurück in die Grube gebracht. Sogleich war der nächste Humanoid an der Reihe. Die Munuswesen betrachteten interessiert die Castitasschelle. Auch die Kollegen von Henderson starrten auf die Vorrichtung voller Grausen. Als würde es etwas ändern, hielt der Mann seine Hände als Sichtschutz vor seinen „Intimschmuck‟. Einer der STC-Typen drehte sich weg und nestelte an seinen Lenden. Es war offensichtlich, dass er ungeniert onanierte. Ein zweiter Mann begann ebenfalls, sich zu befriedigen. Bevor die Keuschheitsvorrichtung sich schloss, würden sie wenigstens noch ein letztes Mal abspritzen.

Die Munuswesen und der Custos schauten neidisch, denn sie konnten sich nicht berühren. Rio-Rosa wollte es nicht bis zum Ende ansehen und schubste einen der Venatoren kräftig zur Seite. Er stolperte und fing sich gerade noch auf. „Hey! Was willst du, du verdammter Tittenfreak!?‟ Sein Glied war hart erigiert und zog Lustfäden durch die Luft. Rio-Rosa stieß ihm gegen die Brust. „Du Perversling! Kannst du dich nicht beherrschen? Hier in der Öffentlichkeit wichst du dir einen?‟ Der Mann giftete ihn an und zeigte ihm den Mittelfinger. „Mach es dir selber, Wichser! Was geht dich das an!?‟ Er wollte sich wieder wegdrehen und begann sofort, seine Spritze zu bearbeiten. Doch nun sprang ihm der Munus auf den Rücken und hielt ihn von hinten im Würgegriff. Der Venator kippte nach hinten auf den Rücken. Die anderen standen passiv dabei und schauten auf die zwei Kämpfenden.

Der andere Mann, der sich einen runterholte, hatte nur kurz unterbrochen, seine dringende Tätigkeit aber wieder aufgenommen. Canis griff sich an seine Hoden unter der Castitasschelle und seufzte. Jetzt kam Rio-Rosa ein weiterer Munus zur Hilfe und setzte sich auf den Bauch des Liegenden. Während Rio-Rosa die Hände an den Boden drückte, fixierte der zweite Munus den Torso. Er griff hinter sich und packte die Hoden des Mannes. „Bleib ruhig! Oder ich quetsche dir deine Juwelen!‟ Tatsächlich gab der Unterlegene auf und starrte auf den sitzenden Munus. „Was wollt ihr denn von mir, verfluchte Missgeburten!?‟ Die Titulierung brachte ihm einen Schmerz ein. Rio-Rosa grinste und drückte seine Knie auf die Arme des Mannes, um die Hände frei zu haben. Er setzte sich kniend auf und legte seinen Riesenphallus auf das Gesicht des STC-Mitarbeiters. Der machte ein würgendes Geräusch.

Im gleichen Moment erschien eine Ductrix am Rand der Grube, und der Onanieprinz musste kurz, bevor er kulminierte, ruckartig unterbrechen. „Der nächste Herr, bitte!‟ Der Spott war ihr deutlich anzuhören. Niemand drängelte sich vor. Die Ductrix räusperte sich. „In 20 Sekunden ist einer hier oben. Oder alle werden bestraft.‟ Noch immer waren die Venatoren unschlüssig. Henderson starrte seine Kumpanen an. „Los jetzt! Bewegt euren Arsch! Einer muss hoch! Jetzt! Ihr kommt sowieso alle dran.‟ Der Mann, der bei seinem frivolen Vergnügen gestört worden war, schüttelte den Kopf. „Ich nicht. Ich bin noch nicht so weit!‟ Von oben ertönte eine barsche Frauenstimme. „Noch zehn Sekunden, Jungs!‟ Canis kam angerannt wie ein Büffel bei einer Stampede und packte den Venator am Hals, schob ihn zur Strickleiter und flüsterte ihm eine Drohung ins Ohr. Der Mann stöhnte auf und machte sich auf den Weg, nach oben zu klettern. Immernoch war sein Glied erigiert und schaukelte in der Luft umher.

So erhielten nach und nach alle Männer eine Castitasschelle. Die Munuskreaturen benötigten sie nicht, da sie eh schon über Securitychips in der Eichel kontrollierbar waren. Der Custos trug ebenfalls schon seine Keuschheitsröhre. - Eine Weile später tauchte wieder eine Ductrix auf und zeigte auf Timiditas. „Du da! Hochkommen! Du hast eine Audienz bei unserer ehrwürdigen Majestät Regina.‟ Der Munus öffnete den Mund. Kein Laut kam heraus. Er sollte zu der Regentin persönlich kommen? Was wollte sie von einem Munus? - Als er oben neben der Uniformierten stand, hielt sie ihm eine Flasche mit Wasser hin, die Timiditas gierig leerte. Köstlich! Welch ein Genuss Wasser war, wenn man extremen Durst litt! Anschließend richtete sie einen Disziplinarstab auf ihn. „Los jetzt! Vorwärts! Glaube mir: Die Königin lässt man nicht warten.‟ Ja, das glaubte er sofort. Eilig bewegte er sich vor der Ductrix her, an mehreren Wohncontainern vorbei bis zu einem besonders großen Gebäude mit Kuppeldach. Es war in seiner Fertigbauweise offenbar zügig errichtet worden. Residierte hier Augusta Regina?
154. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 09.06.18 19:36

~ LXII ~


Der kleine Käfig war durch seine Dimensionen äußerst unbequem. Der Gefangene konnte sich nicht ausstrecken. Noch war er erst eine Stunde in diesem Verschlag, aber bereits taten ihm alle Knochen und Muskeln weh. Selbst der Boden des Kubus bestand aus dicken Gitterstäben und sorgte für längliche Druckstellen am nackten Gesäß des Mannes.

Was hatten die Rebellinnen mit ihm vor, fragte er sich. Sollte er ihr Sklave sein? Aber wozu? Sollte er arbeiten, irgendeine Energiequelle antreiben? Nahrung anbauen? Dafür verfügten die Ladys offensichtlich über Rusticusse, die viel kräftiger gebaut waren als er. - Was kam noch infrage? Als Kämpfer gegen die VA? Sie hatten ein Schiff der STC erbeutet und konnten es auch fliegen. Aber was brachte ihnen ein einziger ehemaliger Pugnator?

Er versuchte seine unangenehme Position irgendwie zu verbessern. Seine Hand griff nach der Castitasschelle. Animus stöhnte auf. Sollte das sein Schicksal sein? Dann fielen ihm die Worte einer der Edeldamen ein: „Wir haben in den Besatzungsdateien eine gesperrte Information über dich gefunden. Du warst Pugnator und bist desertiert. Du bist ein schändlicher Verräter an unserer ehrenhaften Imperatorin Regina!‟ Wollten sie an ihm ein Exempel statuieren? Warum hatte er seinem Trieb nachgegeben und sich auf diese Frauen eingelassen!? Hätte er sie doch niemals aus ihren Fixierungen befreit! Er hatte einfach nicht mehr mit dem Kopf gedacht, sondern war nur noch von seinem erigierten Penis gesteuert gewesen!

Er sah sich zum zigsten Male um, aber nirgends war jemand zu sehen, den er um Erlösung aus diesem Käfig oder wenigstens um einen Becher Wasser bitten konnte. - Der Fokus der Regimeanhängerinnen lag derweil auf technischen Aspekten des STC-047. Eine Frau in Reiterhose und hohen Stiefeln tippte auf der Steuerungskonsole der Brücke herum. „Das Primärsystem müssen wir neu installieren. Sonst könnte die STC uns doch noch orten, sobald wir den Prozessor neu starten.‟ Dazu musste die Energieversorgung abgeschaltet werden. Die vier anwesenden Damen standen plötzlich im Dunkeln, waren aber mit Restlichtverstärkern ausgerüstet, die ihre Umgebung in ein grünliches Dämmerlicht tauchten.

Die Frau an dem Navigationspult runzelte die Stirn. „Die Struktur des Programms ist ein wenig kompliziert, aber das werde ich regeln.‟ Das einzige Problem, das sie sah, war, den nuklearen Antrieb wieder zu reaktivieren, sobald der Prozessor neu gestartet war. Dazu musste sie mehr über die Konstruktion des Schiffes erfahren. Das Schiff war ein Glücksgriff. Die gepanzerte Außenhülle schützte sogar vor EMP-Waffen oder Energiestrahlenangriffe, und der Kernreaktor lieferte unbegrenzte Energie. Die Radartarnung war auf modernstem VA-Militär-Niveau. Eine Höchstgeschwindigkeit von vier Mach brachte sie innerhalb des Orbits in kurzer Zeit an jeden möglichen Ort. Eine Vernetzung der Renegatinnen war in einer Zeit der Besetzung durch die feindliche VA besonders wichtig. Moderne Fluggeräte spielten dabei eine essenzielle Rolle.

Eine der Frauen wollte wissen: „Warum befragen wir nicht das gefangene STC-Subjekt?‟ Die Angesprochene nickte. „Das hatte ich vor. Lasst ihn an Bord bringen!‟ - Kurz darauf erschienen bei Animus die zwei Rusticusse, die ihn in den Käfig gesteckt hatten, und brachten ihn mit kräftigen Stößen und barschen Befehlen auf die Brücke des STC-047. Sicherheitshalber trug er eine Digitalhandfessel aus einer Titanlegierung, die seine Arme auf den Rücken zwangen. Animus wurde befohlen, die Pilotin zu instruieren. Sein Wissen über die Navigationskonsole eines STC-Shuttles war zwar lückenhaft, aber die Hauptfunktionen beherrschte er ganz passabel. Dank ihres Grundwissens verstand die Pilotin die Technologie schnell und konnte dann mit der Hilfe von Animus den Prozessor neu starten.

Es gab keine DNA-Zugangsbeschränkungen, so dass im Grunde jeder mit dem notwendigen Knowhow das Shuttle fliegen konnte. Trotz eines Widerwillens, sich so zu erniedrigen, flehte Animus nun: „Bitte! Ein Schluck Wasser! Ich brauche Wasser.‟ Seine Zunge fühlte sich dick, geschwollen und zugleich knochentrocken an. Die Frau an der Konsole lachte spitz. „Unser Verräter hat Durst.‟ Die beiden Rusticusse lachten pflichtschuldigst mit. Dann stand sie auf und grinste Animus an. „Vielleicht sollten wir einen Probeflug mit der STC-047 machen und unseren Freund über dem Ozean aus der Luke werfen. Da hat er genug Wasser.‟ Wieder lachten die Rusticusse wie auf Kommando. „Auf die Knie mit dem Verräter!‟ Ein Rusticus trat dem Nackten von hinten in die Kniekehlen, während der andere seine Schultern nach unten drückte und dann seinen Hals mit dem Arm umschlang, damit der Gefangene aufrecht kniete.

Das Schiff war nach einigen Minuten startbereit. Die Pilotin hielt ihre Finger über den Touchpadsensoren der Antriebskonsole. „Dann wollen wir mal das Mädchen in die Luft bringen und einen Testflug machen.‟ Sie öffnete die Startsequenz und aktivierte die Antriebe. „Den brauche ich nicht mehr‟, deutete sie abfällig zu Animus. „Bringt ihn in den Zellentrakt. Soll er seine eigene Medizin schmecken.‟ Die Rusticusse zerrten ihn auf die Füße und stießen ihn vorwärts ins nächste Modul, wo die Einzelkammern für die Gefangenen eingerichtet waren. In der ersten Zelle musste sich Animus auf die Liege legen und fixieren lassen. Die Handfesseln wurden ihm dazu abgenommen. Die Rusticusse grinsten ihn hämisch an. Einer sagte: „Du kannst nur hoffen, dass du im Orbit nicht durch eine Luftschleuse einen Außenspaziergang machen darfst.‟ Animus war kurz darauf allein in der Zelle. Allein mit seiner Angst. Die Frauen benötigten ihn in der Tat nicht mehr. Was sollte aus ihm werden? Stellte er noch einen Wert für sie dar? Er musste sich die Frage mit nein beantworten. Mit rasendem Puls wartete er darauf, dass eine der Frauen kam, um ihn in der Luftschleuse zu entsorgen.

Doch die STC-047 begann nach einer Weile wieder ein Landemanöver in der Atmosphäre des Planeten. Zumindest hatte Animus das Gefühl. War das Schiff an einen anderen Ort oder zurück zum Versteck der Rebellinnen geflogen? Eine Orientierung war ihm in seiner Zelle nicht möglich. - Als das Shuttle Bodenkontakt hatte, kam ein Rusticus in die Zelle und stülpte ihm einen schwarzen Sack über den Kopf, den er am Hals zuziehen konnte. Das Material roch stark nach Gummi, war aber glücklicherweise nicht luftdicht. Danach löste er die Fesseln der Liege und wies den Gefangenen an, aufzustehen. Der Rusticus nahm ihn an einem Arm und führte ihn so aus dem Modul und offenbar an die Ausgangsluke.

Für Animus war es ein furchbar ohnmächtiges Gefühl, nichts zu sehen. Er wusste nicht, wo er sich befand, wer noch da war, was mit ihm geschehen sollte. Nackt in seiner Castitasschelle und mit der Kapuze über den Kopf trippelte er neben dem Rusticus her, der ihn mindestens 50 Meter vom Schiff wegführte. Das merkte er, weil das Rauschen der Antriebskühlung immer leiser wurde. Den dumpfen Stimmen nach übergab der Rusticus ihn an eine weitere Person, die ihn nun mit einer Halsschlinge abführte. Nach einem kurzen Weg stiegen sie in ein Fahrzeug ein. Die Fahrt dauerte nur wenige Minuten, dann musste Animus schon wieder aussteigen. Ein Schott öffnete sich laut kreischend und schloss sich wieder. Er war vermutlich in einer Art Halle oder Hangar. Dann zuckte er zusammen, als er kalte Hände an seinen Hoden spürte. Ein Ring wurde ihm angelegt. Endlich nahm man ihm die Kapuze wieder ab.

Vor ihm stand ein Rusticus in Lendenschurz und Oberkörpergeschirr. An den Füßen trug er derbe Stiefel. „Willkommen in der Hölle, du Wichser!‟ Animus sah sich um. Er war in einer Industriehalle. Der Rusticus befahl: „Knie dich hin! Und danach keine Bewegung mehr, sonst gibt es heiße Nüsse!‟ Wenige Sekunden später öffnete sich eine kleinere Metalltür. Ein recht korpulenter Mann trat ein. Er trug ein Hemd und einen karierten Kilt um seinen gewaltigen Bauch geschwungen. Watschelnd kam er näher. Mit der rechten Hand stützte er sich auf einen schwarzen Stock mit silbernem Griff. „Sieh an! Sieh an! Da haben wir ja unseren Neuerwerb. Ein ehemaliger Pugnator.‟ Animus intervenierte: „Ich bin Venator der STC. Warum werde ich festgehalten?‟ Der Mann machte ein erstauntes Gesicht. „Festgehalten? Aber nein. Ich habe dich von den Rebellinnen gekauft.‟ Animus zürnte: „Was? Ich protestiere! Ich bin ein freier Bürger der Vereinigten Allianz und war von den Regimefrauen entführt worden.‟ Der Mann lachte dröhnend. Sein Doppelkinn schlackerte. „Du bist nun Angestellter meiner Mine. Sonst bist du gar nichts.‟

Animus wollte mit einer Antwort ansetzen, aber dieses Mal erhielt er einen stechenden Schmerz in seine Hoden und verstummte sofort. Der Mann erzählte in jovialem Tonfall: „Ich heiße Benjamin Black - meine Freunde nennen mich Ben - und beschäftige rund 4.000 Rusticusse im Tagebau. Wir sorgen dafür, dass die Firmen der VA genügend seltene Erden bekommt für ihre Technologien. Und du...‟ Er zeigte mit dem Stock auf ihn. „Du bist mein erster Pugnator.‟ Animus runzelte die Stirn. „Was wollt ihr denn von mir? Ich kann es körperlich nicht mit einem Rusticus aufnehmen. Was habt ihr von mir groß zu erwarten?‟ Wieder lachte der Tagebau-Baron. „Du sollst auch nicht als Arbeitssklave fungieren.‟ Animus ächzte. „Das ist gegen das Gesetz! Ich will einen Anwalt sprechen. Oder einen Vertreter der örtlichen Behörde. Wo sind wir überhaupt?‟ Wieder erhielt er einen Stromschlag in seine Hoden. Der Baron grinste: „Die VA hat 128 Milliarden Humanoide. Da wird sie wohl auf einen wie dich verzichten können.‟ Animus begehrte auf: „Ich habe Rechte!‟ Der Baron rollte mit seinen Schweinsäuglein. „Du hast das Recht zu schweigen.‟ Wieder gab es einen Stromschlag. Dieses Mal dauerte er doppelt so lang. Animus sackte komplett zu Boden.

Nur langsam kam er wieder hoch auf die Knie. Wiederworte bzw. eine eigene Meinung waren hier offensichtlich unerwünscht. Schwach stöhnte er: „Bitte keine Stromschläge mehr!‟ Benjamin Black lachte wieder dröhnend. „Die hast du ganz alleine zu verantworten. Solange du schön artig bist, musst du auch nicht diszipliniert werden.‟ Animus atmete tief durch. „OK, was soll ich tun? Wozu bin ich hier?‟ Bevor er antworten konnte, kam ein Rusticus in Lederuniform herein. „Mr. Black. Entschuldigen Sie die Störung, aber das Primärsystem für die Energieversorgung in den Unterkünften der Arbeiter ist ausgefallen. Wir haben mittlerweile über 40 Grad Celsius.‟ Kleinlaut schlug er vor: „Wir könnten die externen Kühlaggregate starten...‟ Der Baron schnaubte laut. „Bist du verrückt, Kerl? Weißt du, was die nötige Energie kostet?‟ Der Rusticus verbeugte sich. „Jawohl.‟ Er wartete darauf, dass dem Baron eine alternative Idee einfiel. Er konnte die Arbeiter doch nicht in dieser unerträglichen Hitze schmoren lassen. Dann kam ein Signal auf das Pad des Rusticusses. Erschrocken las er die Warnung. „Mr. Black. Es gibt noch ein weiteres Problem.‟

Der Baron stöhnte auf. „Was denn nun noch?‟ Der Rusticus las den Hinweis erneut. „Ein Kontrollteam der VA ist unterwegs zur Mine.‟ Die Schweinsäuglein des Barons blitzten auf. „Unangemeldet?‟ Der Rusticus wurde nervös. „Sie sind dazu befugt. Wir können nichts machen. Wir müssen sie reinlassen.‟ Animus bekam große Ohren. War das vielleicht seine Rettung? Der Baron brummte: „Schaff mir den Mann runter in Sektion C. Und dann sollen sich alle auf die Ankunft vorbereiten. Jeder weiß, was zu tun ist! Los jetzt!‟ Der Rusticus pfiff zwei andere Helfer in Lendenschurz herbei, die Animus an den Armen packten und ihn mitschleppten.

Mit einem klapprigen Aufzug ging es in ein Untergeschoss, dann endete ihr Weg vor einer Mauer. Doch die Sackgasse stellte sich als holografische Projektion heraus, denn sie liefen einfach hindurch. Mit einem alphanummerischen Code öffneten sie eine dicke Metalltür. Dahinter sah der Korridor aus wie von einem Bunker. Links und rechts gingen schmale und nummerierte Stahltüren ab. Nummer 14 wurde aufgeschlossen und Animus hineingestoßen. Die Wächter knallten die Tür direkt hinter ihm zu.

Der Gefangene sah sich in dem kleinen Raum um: ein martialisch aussehender Fesselstuhl stand in einer Ecke, vernietet mit dem Boden. Die Leuchte an der Decke war vergittert. Der Boden bestand aus einem feinmaschigen Gitter in Rautenform. Darunter war es zu dunkel, um hindurchschauen zu können. In einer Deckenecke befand sich eine Überwachungskamera. Zumindest vermutete Animus dies hinter der verspiegelten Kugel. Er fragte sich, ob er in seinem Versteck von den Kontrolleuren gefunden wurde. Animus sah sich in dem ansonsten leeren Raum um. An einer Wand war in etwa 1,50 m Höhe eine Metallschiene angebracht. Wofür die wohl gut sein sollte? Am Boden vor dem massiven Stuhl sah er einen Fixierungsring, der mit dem Gitter vernietet war.

Dann sah er an sich herunter und versuchte den Hodenring abzuziehen oder zu manipulieren, aber das war nicht möglich. Was nun? Hier gab es nicht mal eine sanitäre Anlage. Er klopfte an die Stahltür. „Hallo!‟ Es gab keine Reaktion. Glücklicherweise musste er nicht zur Toilette. Noch nicht. Dafür hatte er immer noch einen fürchterlich trockenen Hals und brutalen Durst. Er haderte mit seinem Schicksal. Wäre er nie bei der STC eingestiegen! Dann wäre er jetzt auf Pax Novo oder Beta Patria und in Freiheit. „Hallo! Hört mich jemand?‟ Er winkte in Richtung der vermuteten Kamera. Wenn ihn niemand überwachte, hatte die Zelle vielleicht wenigstens einen Spracherkennungs-Algorithmus. Aber er konnte wieder keine Reaktion feststellen. Frustriert nahm er dehydriert auf dem martialischen Stuhl Platz.

Währenddessen waren die Männer und Frauen der Control Unit der VA ausgeschwärmt und prüften die Arbeitsbedingungen der Rusticusse, die Umweltauflagen des Unternehmens, die Genehmigungen, Arbeitssicherheit und vieles mehr. Sämtliche geschäftlichen Unterlagen und Doumente mussten freigegeben werden. Schon jetzt hatte der leitende Offizier Markson elf Punkte mit schwerwiegenden Verfehlungen des Unternehmens. Beinahe minütlich ergänzten Mitarbeiter weitere Verstöße gegen Gesetze und Vertragsverpflichtungen. Mr. Black versuchte ruhig zu bleiben. Womit könnte er diesen unliebsamen Markson zur Vernunft bringen? Mit ein paar Dilithiumbarren? Mit einem besonders gut vergüteten Job? Dazu musste er unbedingt unter vier Augen mit diesem Behördenarsch sprechen.

Bereits zu diesem Zeitpunkt war klar: Sollte die Control Unit die Mängel geltend machen, so konnte er die Mine noch heute schließen. Womöglich wartete sogar ein gerichtliches Verfahren wegen illegaler Sklavenhaltung auf ihn. Er hatte zwar eine Lobby hinter sich, die ihn bisher gedeckt hatte; schließlich benötigte die Regierung die seltenen Erden dringend. Aber bei einem so eindeutigen Verstoß gegen VA-Gesetze konnte wohl niemand mehr schützend die Hand über ihn halten. Wie verlogen doch die Politik war! Bisher hatte man ihn machen lassen. Aber aus irgendeinem Grund war nun plötzlich die Control Unit wie ein Magen-Darm-Virus über ihn hergefallen.

Die uniformierten Mitarbeiter der Behörde sicherten Beweismaterial und befragten Rusticusse und andere Mitarbeiter der Firma. Mr. Black grummelte. „Ich werde wohl meine Advokaten kontaktieren müssen.‟ Markson hob die Augenbrauen. „Das dürfen Sie gerne tun, Mr. Black. Aber bleiben Sie weiterhin zur Verfügung erreichbar.‟ Zitternd vor Wut stapfte der Koloss zu seinem Schreibtisch und aktivierte eine Verbindung zu seinen Rechtsberatern. Offizier Markson betonte: „Sie können auch gleich erwähnen, dass die Betriebserlaubnis für die gesamte Mine fristlos erloschen ist, solange wir nicht alle Informationen ausgewertet haben. Das Gelände ist beschlagnahmt. Alle Mitarbeiter werden evakuiert. Sammelfrachter sind bereits auf dem Weg. Notunterkünfte für die Arbeiter stehen zur Verfügung.‟ Markson las in der Personalgeneraldatei: „Sie, 192 Mitarbeiter und 4.019 Rusticusse. Gibt es sonst noch Personal?‟ Der Baron fletschte die Zähne. „Nur meine Wirtschaftsberater und Rechtsberater. Aber die haben ihre Büros extern in der Hauptstadt.‟ Markson nickte und sprach in seinen Kommunikator: „Leitung Eins. Evakuierung des Geländes kann beginnen.‟ Benjamin Black drohte dem Mann mit seinem Stock. „Sollte es gegen gültiges Gesetz verstoßen, was Sie hier verzapfen, mein Lieber, dann werden Sie für den Rest Ihres Lebens hinter Gitter wandern! Das garantiere ich Ihnen!‟ Schwer atmend humpelte er aus dem Büro zu einer zehnköpfigen Gruppe der leitenden Angestellten, mit denen er sich besprechen wollte.

Die Maschinen und Computersysteme des Unternehmens waren bereits heruntergefahren und mit einem Deaktivierungscode verriegelt. - Wenige Stunden später begann die Evakuierung des Geländes. Die Control Unit war mit über 100 Einsatzkräften beteiligt und versiegelte sämtliche Eingänge sowie die Zufahrten. Ebenfalls wurde die Flug-Landezone gesperrt. Der Baron murrte: „Ich fliege mit meinem Privatshuttle, wenn es dem Herrn recht ist.‟ Offizier Markson hatte nichts dagegen. Es gab allerdings eine Vorraussetzung dafür. „Sie müssen sich einen Transponder unter die Haut schießen lassen.‟ Zunächst wollte Mr. Black aufbegehren, aber dann ließ er es über sich ergehen. Markson erklärte: „Sobald Sie nicht mehr transponderpflichtig sind, wird der Chip auf einen vorcodiertes Signal hin von ihrem Körper als Aminosäure assimiliert. Er muss also nicht entfernt werden.‟

Vier Stunden später war das Gelände um die Mine verwaist. Die Bio-Scanner der Control Unit hatten keine humanoide Lebensform mehr erfasst. Als auch Markson mit dem CU-Schiff abhob, war er sich sicher, einen großen Coup gelandet zu haben. Sicherlich würde er sich bei einigen Lobbyisten keine Freunde machen, aber das war er bereits gewöhnt. Anfeindungen und sogar Bedrohungen gehörten zu seinem Alltag. Trotzdem würde er die VA-Gesetze durchsetzen. Kein Humanoid sollte unter Sklavenbedingungen gehalten werden. Wenn die Staatsanwaltschaft es klug anstellte, würde Mr. Black für viele Jahre in einer Hochsicherheitsanlage verschwinden. Aber Markson hatte leider auch schon oft erlebt, wie sich die Reichen mit teuren Advokaten ihre Freiheit erkauften.

Derweil hockte Animus noch in dem Kellerraum des Gebäudekomplexes auf dem Minengelände. Er war nicht gefunden worden, weil die Spezialstruktur der Wände und Decken entsprechend abgeschirmt war. Mr. Black hatte absichtlich nichts von dem Gefangenen erzählt. Dadurch wäre seine Situation nur noch komplizierter geworden. Wenn noch herauskäme, dass er Geschäfte mit Reginafrauen machte... Dann würde auch der beste Rechtsberater nichts mehr für ihn tun können. - Animus hatte von der ganzen Aktion nichts mitbekommen. Er drehte seine Kreise in der Zelle und fragte sich, wann endlich jemand mit ihm Kontakt aufnahmt. Langsam wurde der Durst unerträglich. Er konnte nur warten. Der Hodenring und die Castitasschelle waren nicht zu entfernen. Die Tür zu seiner Kammer war so massiv, dass er sich nicht mal mit einer Feuerwehraxt oder einem Lasermesser hätte befreien können.

Sein Kreislauf wurde instabil. Der Flüssigkeitsverlust war deutlich zu spüren. Kopfschmerzen setzten ein. Seine ganze Mundhöhle war staubtrocken. Ihm wurde leicht schwindelig. Er legte sich auf den nackten Boden und starrte in die Kamera in der Ecke. Sah ihn jemand? War ihnen sein Schicksal gleichgültig? Schon merkte er, wie er begann, sein Bewusstsein zu verlieren. Er lag still da. Dann sah er aus dem Augenwinkel plötzlich einen roten Laser, der ihn abtastete. Er kam aus einem kleinen Kasten unterhalb der Cam, den er zuvor gar nicht bemerkt hatte. Scannte ihn jemand? Eine animierte Computerstimme ertönte: „Laut Telemetriedaten medizinischer Eingriff unnötig. Nahrungszuführung erforderlich.‟ Aus der Decke schob sich ein etwa 2,5 Zentimeter dicker und transparenter Schlauch, der etwa einen Meter über dem Boden endete. Die Stimme war wieder zu hören: „Nahrungszuführung in minus zehn Sekunden. Neun. Acht. Sieben...‟

Sie zählte den Countdown und Animus packte den Schlauch, bog ihn sich zum Mund und wartete. Bei „Null‟ floss ein zäher, beigefarbener Brei durch die Verbindung. Er schmeckte nach nichts. Nach einigen Sekunden stoppte der Nachschub. Die synthetische Stimme meldete sich. „Flüssigkeitszufuhr in Minus zehn Sekunden.‟ Endlich konnte Animus seine Kehle anfeuchten. Ungefähr ein Liter Wasser kam aus dem Schlauch und spülte zugleich die Breireste heraus. Animus hatte noch nie im Leben so sehr etwas zu trinken genossen. Der Schlauch zog sich zurück und verschwand in der Decke. Der Durst war weg, aber dafür spürte der Gefangene ein Rumoren in seinem Bauch. Er sah sich nach einer Toilette um, obwohl er genau wusste, dass hier keine war.

Das ganze System schien autonom zu laufen, denn er hatte so langsam das ungute Gefühl, hier unten vergessen worden zu sein. Seine geschwächten Lebenszeichen hatten das inaktive System aufgeweckt. Zumindest sicherte eine Belüftung die Sauerstoffzufuhr. Nach und nach steigerte sich sein Gefühl im Bauchraum zu Krämpfen. Womit hatten sie ihn gefüttert? Was sollte er jetzt tun? Wieder winkte er in die Cam an der Decke, auch, wenn er kaum Hoffnungen hatte, dass sich jemand für ihn interessierte. Wurde er überhaupt beobachtet? Oder sollte er hier vergessen werden? Aber wozu hatte der fette Tagebau-Baron ihn dann überhaupt von den Feministinnen gekauft?

In Animus wurden alle möglichen Ängste wach. War er Teil eines grausamen Experiments? Wie verhielt sich ein Mann in einer Castitasschelle in einer Zelle, der dort über viele Jahre eingekerkert war? Was hatten sie mit ihm vor? Er spürte Panik in sich aufkommen. Das würde ihm auch nichts bringen, sagte er sich, aber er konnte nichts gegen die Reaktion seines Körpers tun. Er schlug um sich und knallte Fäuste und Füße gegen die Wände. - Völlig energielos sank er nach einigen Minuten des Wütens auf den Boden. Er spürte seinen aufgedunsenen Bauch. Lange konnte er den Nahrungsbrei nicht mehr bei sich halten. Hatte er sich schon mal in seinem Leben so sehr geschämt? Wer sah ihm da durch die Cam zu? Mussten sie ihn so erniedrigen? Noch kämpfte er gegen die Krämpfe an, stand auf und hielt sich den dicken Bauch, der sich von Sekunde zu Sekunde mehr zu blähen schien. Der Nackte atmete stoßweise und hechelnd. Seinen Oberkörper beugte er weit nach vorne. Aber das brachte kaum Linderung. Er sackte auf die Knie. Das harte Metallgitter spürte er kaum. Würde er bestraft werden, wenn er die Zelle beschmutzte? Er trug diesen sensorischen Hodenstrecker, der elektrische Impulse abgeben konnte. Verstärkt bemühte er sich, alles in sich zu halten. Grunzend und stöhnend, ächzend und jammernd drehte er sich auf Knien langsam im Kreis. Flehend schaute er zu der Cam hoch. Wenn ihn jemand sah, so musste er doch Mitleid haben!

Animus konnte nicht ahnen, dass die gesamte Industrieanlage verwaist war. Die Control-Unit der VA hatte sogar um das Gelände eine Siegelblase angelegt: eine aus einer speziellen molekulardünnen Gasschicht bestehenden Hülle im nicht sichtbaren Spektrum, die niemand durchdringen konnte, ohne sie zu zerstören und einen Alarmcode zu aktivieren. - In der STC-Zentrale berieten die Vorstandsmitglieder weitere Maßnahmen, um die geenterte STC-047 zurückzubekommen. Leider waren die Transponder und die Spezifikation zur Fernsteuerung deaktiviert worden. Die Entführer wussten also, was sie taten. Und neben dem Verlust eines Schiffes gab es noch ein elementareres Problem: Der Imageverlust der STC durch die Rusticus- und Munusverkäufe an Händler und Privatleute wog schwer. Zwar herrschte in der Bevölkerung von Regina und der VA eine Abneigung Munusgeschöpfen und Rusticussen gegenüber vor, denn sie galten als Symbole der gestürzten Diktatur. Trotzdem bestand die Gesetzgebung der VA auf Gleichberechtigung aller Humanoiden und einem generellen Sklavenhandel- sowie Sklaveneigentumverbot. Und das würde auch der Tagebau-Baron merken. Die Staatsanwaltschaft überschüttete ihn mit vorläufigen Anklagepunkten, während seine Advokaten eine einstweilige Verfügung nach der anderen zum Justizministerium schickten. Es war ein Katz- und Mausspiel zwischen Verteidigung und Anklage.

Bei all dem Stress hatte Mr. Black seinen geheimen Gefangenen völlig vergessen, aber wie durch ein Wunder kam er ihm plötzlich doch in den Sinn. Er fluchte. Das autonome System war von der Energieversorgung unabhängig, konnte mit dem Lebenserhaltungssystem den Insassen theoretisch jahrelang versorgen. Die Gefahr einer Entdeckung war zu groß. Er musste etwas unternehmen. Mit seinem Handpad kontaktierte er seinen engsten Berater, der als holografische Darstellung neben dem Schreibtisch auftauchte. Mr. Black sprach in verschwörerischem Tonfall. „Sie wissen von Sektion C?‟ Der Mann nickte langsam. Mr. Black räusperte sich. „Ein Zeuge befindet sich dort. Regeln Sie das.‟ Der Mitarbeiter schluckte. „Welche Optionen hatten Sie sich vorgestellt?‟ Mr. Black schnaubte. „Es gibt nur eine endgültige Option. Der Zeuge muss neutralisiert werden.‟

Als der Mann einige Sekunden lang schwieg, brüllte der Baron das Hologramm an. „WAS IST? Ist das ein Problem?‟ Der Mitarbeiter beschwichtigte: „Kein Problem. Ich sorge dafür.‟ Mr. Black atmete schwer. Er war inzwischen aufgestanden und ließ sich jetzt wieder schwer in seinen Sessel fallen. Mit einer Wischgeste beendete er die Übertragung. - Kurz darauf kontaktierte der Mitarbeiter eine verschlüsselte Nummer. Eine synthetische Stimme erklang: „Code 78-X-1003.‟ Der Mitarbeiter schickte ein kleines Dossier über Animus an die Kontaktnummer sowie die Aufenthaltsadresse der Zielperson. Dann beendete er die Verbindung und aktivierte mehrere Löschprogramme, um alle virtuellen Spuren zu beseitigen. Anschließend bereitete er eine Zahlungseinheit an ein anonymes Konto vor. Die Überweisung ließ er über mehrere Scheinfirmen und einen Anonymisierunsgsverteiler laufen. Der Mann fühlte sich unwohl. Er hatte gerade ein Schicksal besiegelt.
155. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 24.06.18 17:39

~ LXIII ~


Nach dem Essen in der Kantine ging sie mit McCoy zurück in den Gang mit den Übernachtungsquartieren und wünschte ihm eine gute Nacht. Im ihrem Raum gab sie Probus die Energy-Riegel. Der Rusticus fiel ausgehungert darüber her und bedankte sich bei Flosa. Die Pilotin fragte: „Dieser Tagebaubaron... Ist das diese gigantische Mine für seltene Erden hier in der Nähe?‟ Der Rusticus nickte. „Da schuften 4.000 Sklaven unter fürchterlichen Bedingungen.‟ Seufzend ließ er sich auf einen Polsterhocker nieder. „Aber was soll ich tun? Solange die Behörden korrupt sind und mit ihm zusammenarbeiten...‟ Flosa lächelte. „Da habe ich eine gute Nachricht für dich. Kam gerade über einen Info-Kanal. Die ganze Mine ist geräumt und der Kerl ist verhaftet worden. Zumindest sind alle Rusticusse ausgeflogen. Vermutlich in Camps. Der Laden ist stillgelegt. Die Control Unit aus Beta Patria hat da so richtig aufgeräumt.‟ Probus staunte. „Das wäre... Aber warum jagen mich dann immer noch die Venatoren?‟ Flosa runzelte die Stirn. „Vielleicht wissen sie es noch nicht. Oder... Sie sind kommerziell interessiert an Rusticussen. Über die STC habe ich schon einiges gehört, was nicht ganz so legal abläuft.‟

Probus stöhnte. „Aber wo soll ich jetzt nur hin?‟ Flosa schlug vor: „Mein Co-Pilot und ich nehmen dich mit zu unserer Basis von Prospect Enterprises. Das ist nur ein paar hundert Kilometer entfernt. Dort meldest du dich bei der Control Unit. Die helfen dir weiter.‟ Probus machte einen bekümmerten Eindruck. „Ich muss zurück zur Mine. Würdet ihr mich auch dort absetzen? Es liegt, glaube ich, auf dem Weg.‟ Flosa zuckte mit den Achseln. „Kein Problem. Aber warum willst du da hin? Du bist doch von da geflüchtet.‟ Probus stimmte zu. „Ja, aber jetzt besteht ja keine Gefahr mehr. Und ich muss unbedingt eine Sache dort holen, die man mir abgenommen hat. Ich weiß, wo ich die Besitztümer der Arbeiter finde.‟

Flosa fragte nicht, was wohl so wichtig war, aber war einverstanden. Nun musste sie nur noch Ricky überzeugen. Sie sagte: „Du kannst ja hier auf den Polstern schlafen. Ich bin dann da hinten in meinem Bett. Morgen reden wir.‟ Probus bedankte sich noch mal. - Flosa lugte um die Ecke: Der Rusticus war verdammt gut gebaut. Athletisch, schlank und gut proportioniert. Da konnte man als Frau schwach werden... Oh, Flosa!, rügte sie sich in Gedanken. Jetzt war aber gut! Erst trieb sie es mit ihrem Kollegen, und nun bekam sie auch noch Lust auf einen Rusticus... Nein, sie war in einer festen Beziehung mit Gravis. Nun ja, er war kein wirklich... Es war kompliziert.

Flosa konnte nicht einschlafen. Sie wälzte sich von einer Seite zur anderen. Dabei rutschte ihr das Laken weg. Sie begann, sich selbst zu streicheln. Sie liebkoste ihre Schenkel, ihren Bauch, ihre Brüste. Dann fanden ihre Finger ihre Scham, die sich feucht nach Berührung sehnte. Leise stöhnend rieb sie ihre Klitoris und biss sich auf auf die Unterlippe. Ihre Brustwarzen waren steil aufgestellt. - Doch irgendwie konnte sie sich nicht auf ihre Lust konzentrieren. Verwirrt stand sie auf, wickelte sich das Laken um ihren nackten Leib und ging in den Bereich des Nahrungszubereiters, wo sie einen Becher Wasser holen wollte. In der Nähe lag Probus und schlief augenscheinlich tief und fest. Sein Körper war kaum bedeckt. Flosa spürte einen wohligen Schauder. Wenn sie ihn jetzt reiten würde...

Aber es war nur eine sexuelle Fantasie. Der Rusticus hatte vielleicht gar kein Interesse an ihr. Männer waren nicht generell notgeile Geschöpfe, die nur Sex im Kopf hatten. Plötzlich zuckte sie zusammen, als sie hinter sich seine Stimme hörte. „So spät noch wach?‟ Flosa drehte um. „Ich hatte Durst. Du hast einen leichten Schlaf. Habe ich dich geweckt?‟ Probus lächelte. „Ich hatte etwas gehört.‟ Er starrte sie an. Flosa zog das Laken enger um sich, was allerdings ihre weibliche Silhouette noch betonte. Es war ihr aber eigentlich gar nicht unangenehm, dass der Mann sie betrachtete. Sie fragte: „Möchtest du auch etwas Wasser?‟ Probus nickte. „Gern.‟ Sie reichte ihm ein Glas. Dabei berührten sich ihre Hände. Sie blickten sich tief in die Augen.

Irgendetwas geschah in dieser Sekunde. Im nächsten Moment lagen sie sich in den Armen und küssten sich leidenschaftlich. Flosas Laken verrutschte und ließ eine Brust aufblitzen. Aber das war ihr egal. Sie drückte Probus auf die Polsterliege und setzte sich auf ihn, beugte sich weit vor, um ihn zu küssen. Seine Finger streichelten ihre Seiten und griffen nach ihrem Po. Die Pilotin stöhnte auf und zerrte das Laken zur Seite. Es flatterte zu Boden.

Während Ricky McCoy leise vor sich hinschnarchte, liebten sich Flosa und der Rusticus temperamentvoll in ihrem Quartier. Dieser Probus war gut bestückt, stellte Flosa zufrieden fest, und wusste, seinen Glücksspender zu gebrauchen, als habe er viel Erfahrung damit. Oder war er einfach ausgehungert? Oder machte sie die Situation so sehr an? Sie hatte keine Antworten, und diese waren auch irrelevant. Nur das Hier und Jetzt galt. Es gab keine Zeitlinie, keinen Raum. Laut stöhnend kam sie zu einem Höhepunkt, und bald darauf erlebte auch Probus einen Orgasmus intensivster Art.

Die restliche Nacht blieb Flosa bei ihrem Gast auf dem Polster liegen und kuschelte sich eng an den kräftigen Körper. Im Vergleich zu Gravis war er zwar dürr, aber... Gravis! Flosa bekam ein schlechtes Gewissen. Sie würde ihm morgen einen Aufschluss aus seiner Castitasschelle schenken. Und sie würde diese Nacht - wie auch schon die mit Ricky - für sich behalten. Mit diesen Gedanken schlief sie neben Probus ein.

Am nächsten Morgen spielte ein enervierender Digitalwecker eine flukturierende Tonfrequenz zwischen 50 und 10.000 Hertz ab. Die Pilotin deaktivierte ihn und stand auf. Flosa sah Probus, der bereits auf dem Polster saß, in die Augen. „Ich werde dich auf meinem Schiff zur Mine fliegen.‟ - Beim Frühstück in der Kantine von New Freedom besprach sie mit ihrem Co-Piloten die Rückreise zur Basis. „Wir müssen noch einen kleinen Zwischenhalt an dieser Mine für seltene Erden machen. Ich habe jemandem versprochen, ihn dort abzusetzen.‟ McCoy war überrascht. „OK. Mit wem hast du denn gesprochen? Und wann?‟ Flosa stotterte: „Per... äh... Video... Videokonferenz.‟

McCoy ging bereits an Bord der Magna Nuntia. Flosa wollte später folgen. Sie musste Probus ein paar Kleidungsstücke besorgen. Schließlich kam sie mit ihm an Bord. McCoy begrüßte den Mann etwas distanziert. Probus war angeblich Experte für Raum-Spiegel zur Energieversorgung im Rahmen von Terraforming. Diese Geschichte hatte Flosa aus dem Stegreif erfunden. McCoy zeigte sich interessiert und fragte den Rusticus darüber aus, der recht geschickt alle Fettnäpfchen umschiffte und glaubwürdig blieb, obwohl er selbst keinerlei Ahnung von Weltraumspiegeln oder Terraforming hatte.

Die Antriebe der Magna Nuntia waren bald startklar, und die Triebwerke zündeten planmäßig, um von New Freedom abzudocken. Flosa gab die Koordinaten der Mine ein. Die Fähre richtete sich auf den Kurs aus und hatte bereits nach wenigen Minuten das Ziel erreicht. McCoy tippte auf der Konsole einige Befehle ein. „Es gibt ein Problem. Hier ist eine Warnung eingegangen. Das Gelände ist versiegelt. Wir dürfen nicht landen.‟ Er drehte sich zu Probus um. „Was wollen Sie da überhaupt? Die Mine wurde geräumt. Da ist niemand. Und da dürfen Sie auch nicht hinein.‟

Gravis sah auf einen Chronometer: Noch circa zwei Stunden, dann würde Flosa in seinen Armen liegen. Er konnte es kaum erwarten. Er trank einen ganzen Liter einer hochkalorischen Mischung aus diversen Makronährstoffen und Aminosäuren, stellte den Becher ab und wischte sich über den Mund. In seinem Quartier trug er nur die Stiefel und die weiße Leggins, während sein massiver Oberkörper nackt war. Gut, dass das Wetter sich wieder beruhigt hatte. Der Ankunft der Magna Nuntia stand nichts mehr im Wege. In der Zwischenzeit war noch die Gelegenheit, gegen ein paar Magnetgewichte zu kämpfen und die Muskeln zu stählen. Dazu zog er sich die weiße Jacke über und lief zum Aufzug, um das Gym zu erreichen. Er machte einige intensiven Übungen für seine enormen Brustmuskeln und den gewaltigen Trizeps. Staunende Blicke kamen von zwei Männern, die ebenfalls trainierten. Gravis wollte nach dem Workout direkt zurück in sein Quartier, aber er duschte dieses Mal im Gym. Sollten doch alle seine Brustkette und die Castitasprothese sehen! Doch die beiden Männer trainierten noch länger und bemerkten den nackten Koloss in der Dusche gar nicht.

In seiner Wohnung zog er die Jacke wieder aus. Er musste Flosa unbedingt um ein anderes Oberteil bitten; in dem Kunststoff schwitzte er extrem. Er sah wieder auf einen Chronometer: Nach den Flugdaten müsste die Magna Nuntia in einer halben Stunde am Landehangar andocken. Er würde sie dort empfangen. Nachdem er mehrere Proteinkonzentratbeutel geleert hatte, machte er sich auf den Weg zur Landebahn. Sein Blick richtete sich in den Himmel. Die Wolkendecke war dicht, aber die Fähre musste trotzdem gut sichtbar sein, sobald sie sich auf circa tausend Meter Höhe befand. - Als die planmäßige Landezeit verstrich, kontaktierte er das Schiff über ein kleines Mobilcomgerät, das er aus dem Quartier mitgenommen hatte. Auf der Funkfrequenz des Frachters meldete sich Co-Pilot McCoy. „Ja, wir sind unterwegs. Müssen noch eine kleine Zwischenlandung machen. Schätze Ankunftszeit bei PE auf minus 30 Minuten.‟

Flosa brachte den Vogel gerade neben der Anlage der Mine in Landeposition. Der Rückstoß der Düsen fauchte laut und bremste die MN auf übliche Sinkgeschwindigkeit ab. Die Korrekturtriebwerke waren exakt auf die Koordinaten des Landeplatzes ausgerichtet, da ertönte plötzlich ein Alarm. Eine synthetische Stimme warnte: „Sie betreten einen versiegelten Luftraum. Ändern Sie sofort Ihren Kurs. Der Eintritt in die Versiegelung ist strengstens verboten.‟ Synchron spielte die Aktivierungseinheit der Siegelblase Daten zu den gesperrten Koordinaten und weitere Informationen dazu in das Computersystem des Schiffes. Flosa änderte den Kurs und landete die MN hundert Meter weiter westlich auf einer Ebene. „Der gesamte Komplex wird von einer Siegelblase abgeschirmt. Wir landen daneben.‟ McCoy sah den Gast an Bord fragend an. „Wenn ein Raumschiff nicht auf das Gelände kommt, wie soll es dann eine einzelne Person?‟ Probus zuckte mit den Schultern. „Ich finde schon einen Weg.‟

Flosa brachte das Transportschiff in Landeposition, korrigierte die Winkel der Schwenkdüsen sehr präzise und spürte das seismische Rütteln an Bord, das auch die unmittelbare Umgebung auf dem Boden erbeben ließ, deaktivierte die Triebwerke, so dass die MN endlich ruhig und still in Position stand und nur noch thermische Emissionen der sich abkühlenden Heckdüsen die Luft unter dem Schiff aufwirbelten. Eine Luke öffnete sich pneumatisch zischend. Probus bedankte sich und verließ das Schiff. McCoy beobachtete die Person über die Bordcam. „Gleich betritt er den Bereich der Siegelblase. Dann löst er Alarm aus...‟ Flosa seufzte. „Nicht unser Problem. Wir starten wieder.‟ Sie tippte auf der Navigationskonsole Befehle ein, doch dann runzelte sie die Stirn. „Das thermische Regulierungssystem zeigt anormale Messwerte.‟ Der Co-Pilot bestätigte: „Wenn wir starten, überhitzen wir. Ich mache eine interne Antriebsanalyse.‟

Inzwischen war Probus durch die Blase geschlüpft und lief auf dem Gelände in ein Gebäude hinein. Zumindest versuchte er es, denn die Außentür war elektronisch verriegelt. Ein Alarmton jammerte auf. „Unbefugter Eindringling! Alarm!‟ Doch das war dem Rusticus egal. Sollte die Control Unit ihn ruhig holen. Wenigstens war er dann vor den Venatoren der STC sicher. Auf Beta Patria war er endlich ein freier Bürger der Vereinigten Allianz.

Flosa stöhnte an Bord der MN auf. „Hauptantrieb ausgefallen. Fehlercode 4168. Überhitzung.‟ McCoy tippte auf dem Steuerelement herum. „Energie in die Kühlungssysteme. Hoffe, dass wir bald wieder starten können.‟ Flosa war nicht so optimistisch. „Wir haben jetzt schon mehr Starts absolviert, als der alte Kahn gewohnt ist. Und das unter Volllast. Wenn die Treibstoffzellen langsam den Geist aufgeben, würde mich das nicht wundern. Hätten wir doch einen Reaktorantrieb.‟ McCoy zuckte mit den Schultern. Wünsche brachten sie jetzt nicht weiter.

Ein kleines kegelförmiges Shuttle mit verspiegeltem Bug näherte sich derweil dem Gelände und scannte unbemerkt den voluminösen Transporter. Zwei Männer waren an Bord des Neuankömmlings. Einer scannte die Umgebung. „Es werden noch drei weitere Lebensformen im Aktionsradius angezeigt. Humanoide. Zwei außerhalb, einer innerhalb der Siegelblase.‟ Der zweite Mann fluchte. „Tarnmodus aktivieren. Landung auf der anderen Seite des Geländes.‟ Der Pilot ergänzte zusätzlich eine Radartarnung. Sie blieben gerade so weit entfernt von dem gewaltigen Transportschiff, dass sie von den optischen Systemen nicht erkannt wurden. Einer der Männer trug einen engen Overall mit Tarnfunktion. Als er ihn aktivierte, war nur noch seine Silhouette zu sehen, die beinahe mit der Umgebung verschwamm. Vor seinen Augen leuchtete eine Hologrammkarte auf, die ihm den Weg zum Zielobjekt vorgab. Als sich die kleine Luke öffnete, sprang der Mann heraus und rannte im Spurt auf die Mine zu.

Ohne abzubremsen sprang er durch die Versiegelungsblase, ohne dass bis auf ein leichtes Zittern der Luft eine Reaktion erfolgte. Fast roboterhaft rannte er in gleichmäßigen weiten Schritten weiter auf das Hauptgebäude zu, als trüge er Hochleistungsprothesen eines energiegetriebenen Exoskeletts. - An einer peripher angebrachten Codetastatur tippte er eine alphanummerische Zeichenfolge ein, doch die Tür blieb verriegelt. Dann nahm er ein kleines Pad aus der Brustinnentasche und drückte es gegen das Türmodul. Das Gerät sendete in Exhaustionsmethodik selbstreplizierende Codes, bis die Sperre gelöst wurde. Der Mann schlüpfte in das Gebäude. Zielgerichtet eilte er effizient die Flure entlang und betrat das Nottreppenhaus, da die Fahrstühle abgeschaltet waren. An seiner Stirn leuchtete eine Halogenlampe auf, die ihm den Weg zeigte, der in die Untergeschosse des Komplexes führte. Auf einem großen Schild an der Wand stand in militärischer Versal-Schrift: SEKTION C.

Probus streifte derweil an den Gebäuden der Industrielanlagen entlang, um einen Eingang zu finden. Nach ein paar Minuten war er an einer offenstehenden Tür. Seltsam, dachte er, und ging hinein. Weit reichte das Sonnenlicht nicht. Im Innern war sämtliche Energie abgeschaltet. Er ging in den Empfangsbereich des Saales, wo hinter einer Konsole sämtliche Monitore und Leuchten dunkel schliefen. Er lief in einen Flur, in dem Licht durch große runde Fenster hereinschien. Nach einigen Metern erreichte er eine Tür, hinter der ein Raum lag, in dem die persönlichen Gegenstände der Arbeiter aufbewahrt wurden, doch leider war sie verschlossen. Probus ärgerte sich und lief zurück in die Halle. Dann würen ihm die Behörden eben eine neue ID-Card ausstellen müssen.

Ein paar Meter weiter hinten standen mehrere Gelsessel. Dort würde er auf die Control Unit warten, denn die war sicherlich durch seinen Einbruch in die Siegelblase längst unterwegs. Er wunderte sich über die fast schon luxuriöse Einrichtung des Verwaltungsgebäudes, denn der Rusticus hatte nur die Arbeiterhallen und die Mine zu Gesicht bekommen. Die taktile Oberfläche des Sessels passte sich exakt an die Körpermaße des Mannes an. So bequem hatte er noch nie gesessen. Offenbar wurden die Mikrosensoren des Möbels nicht durch eine externe Energiequelle gesteuert sondern funkionierten autonom.

Flosa ächzte. „Es hat keinen Sinn, einen weiteren Startversuch zu riskieren. Wir brauchen geladene Batterien. Das dauert mindestens ein oder zwei Stunden.‟ McCoy grinste sie frivol an. „Ich hätte da eine Idee, wie wir die Zeit überbrücken könnten...‟ Flosa sah ihn kalt an. „Hey! Das war eine einmalige Sache zwischen uns.‟ Der Co-Pilot schaute pikiert zu seiner Kollegin. Sie legte ihr Headset zur Seite und stand auf. „Ich werde mal schauen, wo unser Passagier hingelaufen ist.‟ McCoy zog die Stirn kraus. „Wieso? Was interessiert dich der Typ? Sag mal... Hattest du was mit dem?‟ Flosa sah entrüstet zu ihm. „Was? Nein! Natürlich nicht. Wie kommst du auf so einen Schwachsinn?‟ McCoy verzog den Mund. „Wieso gehst du ihm hinterher?‟ Flosa tat so, als sei das naheliegend. „Na, wegen der Siegelblase. Ich habe keine Lust von der Control Unit auch noch aufgehalten zu werden, falls unser Freund einen Alarm auslöst.‟ Und schon schlug sie auf den Schalter, der die Außenluke wieder öffnete und verschwand. McCoy rief ihr hinterher: „Sei rechtzeitig wieder zurück. Sonst muss ich ohne dich fliegen. Die Firma wartet eh schon ewig auf ihr Erz.‟ Er ärgerte sich. Hätte Prospect Enterprises statt dieses alten Schrottkahns in einen modernen Frachter investiert, der über einen Reaktorantrieb und Tanks mit ultraenergetisch verdichteten Brennstoffen verfügte, wären sie längst zurück. Stattdessen mussten sie sich mit diesem instabilen und obsoleten System eines Atmosphärentransporters herumärgern.

Bei Prospect Enterprises warteten sie bereits wie barfüßige Astronauten auf einer heißen Plasmaschicht darauf, dass die Fracht endlich kam. Ingenieurin Dr. Greenfield hatte eine Krisensitzung einberufen, nachdem der Antriebsschaden der Magna Nuntia bekannt geworden war. Man war im Vorstand nicht gewillt, noch länger auf die Lieferung zu warten und hatte beschlossen, mit mehreren kleineren Fähren die Ladung der MN abzuholen. Greenfield kontaktierte Gravis. Er dürfe bei Interesse gern mitfliegen. Das ließ sich der Koloss nicht zwei Mal sagen und stieg freudig in einen Rover, in dem mehrere Piloten zu ihren Fähren gebracht wurden. Die Steuerungskapseln klinkten leere Container ein und starteten bereits eine knappe Stunde später Richtung Tagebaugelände. Gravis hatte sich auf einem Doppelsitz festgeschnallt. Es war ein Wunder, dass der Anschnallgurt lang genug war, um über seine Brust und die breiten Schultern zu passen.

Der Atmosphärenflug dauerte nur wenige Minuten. Der Custos konnte im Anflug bereits die gewaltige Magna Nuntia sehen: Hinter der kleinen Pilotenkanzel reihten sich riesige Containermodule 450 Meter lang hintereinander. Die insgesamt 20 Fähren landeten in der Nähe. McCoy hatte inzwischen versucht, Flosa zu kontaktieren, aber er hatte keine Funkverbindung mit ihrem Mobilcom aufbauen können. Vermutlich, so ahnte er, war sie doch in die Siegelblase eingedrungen. Der Co-Pilot hatte die bordseigenen Arbeitsroboter und einen Hydraulikkrahn aktiviert, um die einzelnen Containermodule an die Fähren zu docken. Das Umverladen würde einige Zeit in Anspruch nehmen. Zusätzlich packten einige Besatzungsmitglieder der Fähren, ausgerüstet mit elektrischen Exoskeletten, an.

McCoy unterzeichnete gerade mit seinem Daumenabdruck die Frachtpapiere, als Gravis auftauchte. „Ist Flosa in der Kanzel?‟ McCoy schüttelte den Kopf. „Nein, sie ist zum Industriekomplex gelaufen. Diesem Terraformingheini hinterher, den wir mitgenommen hatten.‟ Der Muskelmutant eilte sofort los. McCoy rief noch hinterher: „Das Gelände ist versiegelt. Da kannst du nicht...‟ Seufzend brach er ab. Der Custos war schon weg. Verdammt schnell für so einen gewichtigen Kerl, staunte er. Der brachte doch sicherlich weit über drei Zentner auf die Waage. McCoys Steuerelement piepste. Ein Annäherungsalarm. Aufstöhnend sah er auf dem Monitor eine kleine Flotte Raumschiffe der VA-Behörden. Vermutlich war die Control Unit gekommen, um den Einbruch in die Siegelblase zu erkunden. Womöglich hielten sie die Anwesenden für Minenräuber. Das fehlte noch! Er stellte sich auf viel bürokratische Erklärungen ein. Das würde kompliziert werden.

Und das hatten sie alles Flosa zu verdanken, die diesen Terraformingtypen hatte mitnehmen wollen. Irgendwas irritierte ihn an diesem Probus. Das war doch kein Bürohengst gewesen! Der hatte mehr wie ein Arbeiter ausgesehen. Was lief hier, wovon er nichts wusste? - Keine zehn Minuten später hatten sie Gewissheit. 30 Personen der Control Unit schwärmten aus und verlangten sämtliche Verifizierungscodes, Genehmigungen, Betriebserlaubnisse, Pilotenberechtigungen und Frachtpapiere. McCoy und Greenfield wurden verhört. Ein Trupp der CU sicherte DNA-Spuren an der Versiegelungsblase und betrat das Gelände, um die Eindringlinge festzunehmen. Die Mitglieder des Außenteams erinnerten dabei an Venatoren der STC in ihren martialischen und gepanzerten Uniformen.

Die kaum sichtbare Gestalt tauchte vor dem Tarnhologramm im Untergeschoss auf. Der Gang schien hier zu ende zu sein, doch die Person stutzte und streckte eine Hand aus. Sie verschwand hinter dem Scheinbild. Ein Grinsen erschien auf ihrem Gesicht, sie trat vor und stand nun vor einer Tür zu der geheimen Section C. Zellentüren gingen hier seitlich ab. Der Eindringling nahm einen kleinen Scanner aus seiner Brusttasche und hielt ihn an die erste Tür. Dann ging er weiter zur zweiten und wiederholte den Vorgang. Schließlich blieb er zufrieden stehen. Ein Sicherheitsmodul blinkte rot. Hier musste der Öffnungskeycode eingegeben werden, um die Tür zu entriegeln. Wieder holte die Gestalt das kleine Decodiergerät hervor und war nach 17,4 Sekunden erfolgreich: Die Tür öffnete sich zischend.

Flosa hatte die Versiegelungsblase durchbrochen und war zum Hauptgebäude der Verwaltung gelaufen. Die Eingangstür stand offen. Sie schlich sich vorwärts. Wo war Probus nur hin? Eigentlich war alles schon zu spät. Er hatte die behördliche Barriere durchbrochen und sich strafbar gemacht. Sie musste ihn von hier wegbringen. Plötzlich hörte sie hinter sich ein Geräusch. Sie warf sich herum. „Probus! Warum bist du hier eingedrungen?‟ Der Rusticus sah sie mit großen Augen an. „Ich... Es muss noch jemand hier sein. Die Tür war schon offen.‟ Flosa machte ein ungläubiges Gesicht. „Warum sollte die CU die Tür ungesichert lassen? Wer sollte denn noch hier sein? Das Areal ist geräumt worden.‟ Da wusste der Rusticus auch keine Antwort zu geben. Im nächsten Moment stutzte Flosa. Ihr Blick lenkte sich auf den dunkleren Bereich der Eingangshalle, wo ein Flur in der Schwärze der Finsternis verlief. „Wo führt der hin?‟ Probus war sich nicht ganz sicher. „Ich glaube da geht es zu den Aufzügen.‟ Flosa verstärkte ihre Leuchte. „Lass und da mal langgehen. Ich habe so das Gefühl, dass wir nicht allein sind.‟ Der Rusticus folgte ihr. „Aber die Energie ist abgeschaltet.‟ Flosa schien das nicht zu interessieren. Sie steuerte auf die Aufzüge zu. Notfalls würden sie eben das Treppenhaus nehmen.

Gravis war außer Atem. Ausdauerleistungen waren nicht sein Ding. Vorgebeugt hatte er das Hauptgebäude erreicht. Die Eingangstür stand offen. Aber er musste erst ein paar Augenblicke tief Luft holen und wieder zu Atem kommen. Die gewaltige Brust senkte und hob sich. Die Adern an seinen Muskelbeinen zeichneten sich deutlich unter der Haut ab. Mit offenem Mund stützte er sich auf seine Knie und spuckte auf den Boden. - Als er wieder einigermaßen erholt war, betrat er die Eingangshalle. „Flosa? Bist du da?‟ Er rief lauter, aber niemand antwortete. Innen war es dunkel. Nur auf den ersten Metern gab das Sonnenlicht etwas Sicht. Sie musste hier sein, war sich der Custos sicher. Die Tür stand ja nicht zufällig auf.

Seltsam war allerdings, dass Flosa den Entriegelungscode kannte. Er stampfte weiter in die Dunkelheit vor. „Flosa. Ich bin es. Gravis. Bist du hier?‟ Dieses Mal hatte er geflüstert. Er lauschte auf eine Antwort, aber es war nichts zu hören. Oder? Doch da war eine Tür zugeklackt. Am Ende des Korridors. Er lief schwerfällig in die Richtung, erreichte die Aufzüge, aber die abgestellte Energie machte sie funktionslos. Dann sah er die Stahltür, die er wohl gehört hatte: das Treppenhaus. Gravis riss sie auf und überlegte, ob er ins Ober- oder Untergeschoss steigen sollte. Da hörte er von unten wieder ein Geräusch. Er entschied sich für den Keller und nahm jeweils vier Stufen auf einmal. Wäre die Treppe aus Metall gewesen, hätte sie unter den 175 kg gezittert und geächzt, aber der massive Beton zeigte keine Reaktion. Der Muskelkoloss fand sich in einem Flur wieder, der in einer Sackgasse endete. Woher waren die Laute gekommen?

Das Außenteam der CU sicherte die Eingangshalle, dann liefen acht Personen zum Treppenhaus, zückten kleine Defensivwaffen, sogenannte Cortex-Blockierer, und drangen zu den Treppen vor. Mit Handzeichen befahl der Anführer vier Leute nach unten, er selbst und drei weitere Kameraden sprangen in ihren Kampfstiefeln die Stufen nach oben hoch. Das Quartett, das zum Untergeschoss unterwegs war, sah sich plötzlich einem gewaltigen Custos ausgesetzt. Das Ungetüm hob überrascht die Hände und ergab sich. Die Männer brachten den Koloss zu viert zu Boden, bogen ihm die massiven Arme zurück und legten ihm Handfesseln auf dem Rücken an. Einer der Uniformierten wollte wissen, warum er hier eingedrungen war. Gravis erzählte kurzatmig, dass er auf der Suche nach Flosa war.

Per Funk rief einer der Leute das restliche Team zu sich. Einer der CU-Mitglieder stellte einen Stiefel auf den muskulösen Rücken des Überwältigten und befahl ihm, sich nicht zu bewegen. Sicherheitshalber richtete er den Cortex-Blockierer auf den Gefangenen. Plötzlich schien das Kopfende des Korridors zu verschwimmen. Irgendetwas bewegte sich durch den Raum. Es war nur eine schwache Silhouette auszumachen. Einer der CU-Männer warnte: „Hier ist jemand! Achtung!‟ Gerade erschienen die vier anderen des Teams. Aber die Gestalt raste an ihnen vorbei. Bis der Anführer begriff, was vor sich ging, war es zu spät. Er fluchte. Gravis schrie qualvoll auf. Die Uniformierten sahen ihn verständnislos an. Niemand wusste von seinen Hodenelektroden, die auf Flüche reagierten.

Der Anführer gab durch Funk eine Warnung durch. „Unbekanntes Objekt auf der Flucht. Vielleicht mit einer Art Tarntechnologie ausgestattet. Wir haben hier unten noch eine zweite verdächtige Person. Ein Custos. Er ist gesichert. Wie gehen wir weiter vor?‟ Sein Vorgesetzter wies das Team an, das Gebäude weiter abzusuchen. Es mussten noch zwei weitere Personen dort sein. Der Anführer sah sich um. „Wo kam dieses Wesen her?‟ Er ging zu dem Flurende und berührte die Wand... und stach hindurch. „Ein Hologramm. Vorwärts! Vier Personen bleiben bei dem Gefangenen.‟ Die anderen Uniformierten verschanden hinter dem Scheinbild und fanden sich im Zellentrakt der Sektion C wieder. Eine der Türen stand weit auf. Drei offenbar bewusstlose Personen lagen dort. Der Bio-Scanner zeigte an, dass sie unverletzt waren: zwei Männer und eine Frau. Einer der Liegenden war nackt und trug eine Castitasschelle.









156. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 22.07.18 18:32

~ LXIV ~


Timiditas wollte seinen Augen nicht trauen. Da stand er nun vor der berühmten Exdiktatorin Augusta Regina in persona. Allerdings nicht lange, musste er qualvoll feststellen, denn zwei Wächterinnen in Ledersuits traten ihm in die Kniekehlen, so dass er hart auf die Knie fiel. Seine großen Brüste wankten herum und zogen mit ihrem Gewicht dank der Gravitation schmerzhaft. Sogar seine schweren Hoden spürte der Munus bei der Landung auf dem Boden. Er verzog das Gesicht und sah devot nach unten. Die Tyrannin lachte. „Wer hätte gedacht, dass ich im Alpha Dominion noch einen Custos und einen Munus finde.‟

Timiditas vermutete, dass er ihr als Lustsklave dienen sollte, aber die Majestät hatte offenbar andere Pläne. „Du wirst unser Gründungsmelkmunus sein. Deine Ernte wird besonders wertvoll sein. Freue dich, Sei stolz darauf, mir auf diese außerordentlichen Weise dienen zu dürfen.‟ Timiditus wurde abgeführt. In seinem Kopf drehte sich alles. Bald würde er den unsäglichen Druck aus seinen großen Hoden los. Aber zu was für einem Preis?! Spätestens nach einer Schicht würde er die Melkmaschine hassen. Es waren sowieso nur ruinierte Orgasmen. Ejakulationen ohne auch nur die geringte Befriedigung. Und schmerzhaft. Die Stimulation erfolgte mit Stromimpulsen. Seine Erinnerungen daran waren so klar, als hätte er es gestern erst erlebt.

Die Wächterinnen brachten ihn aus dem Gebäude und führten ihn etwa 200 Meter über das mit Klingendraht eingezäunte Gelände zu einem weiteren der vielen Container. Im Innnern erinnerte ihn viel an die Melkställe auf Regina. Doch hier gab es nicht gleich 30 sondern nur einen Kastenstand, eine Gitterbox, in die er geschoben wurde. Eine Spreizstange an den Füßen sorgte für eine restriktive Haltung; der Torso war weit vorgebeugt und ebenfalls fixiert. Links und rechts von der nur wenige Zentimeter breiten Bruststütze hingen nun seine großen Brüste hinab wie Euter. Eine Indagatrix im weißen Kittel begrüßte Timiditas freundlich wie einen willkommenen Gast.

Nun folgte die weitere Prozedur, die er noch genau kannte: Einen Schlauchknebel brachte sie bei ihm an, wie auch die übliche Analsonde und schießlich noch das Herzstück - die Saugglocke, die sich über seinem voluminösen Munuspenis stülpte und dort festsaugte. Neu war, dass auch seine gigantischen Hoden fixiert wurden: Dazu erhielt er um seinen Hodenring ein Metallseil, das am Boden festgezurrt wurde. Durch das Bruststützbrett konnte er sich aber nicht weiter nach unten beugen, so dass seine dicken Bälle empfindlich in die Tiefe gezogen wurden. Der Sinn dahinter erschloss sich dem Melkmunus nicht. Sollte er damit gequält werden? Sollten die Hoden nicht schwingen? Sollten die Samenstränge gedehnt werden?

Timiditas versuchte hinter sich zu schauen, doch schon folgte die nächste Restriktion: Die Indagatrix setzte ihm eine Augenbinde auf. Sie saugte sich passgenau auf die Augenlider. Dann hörte er eine weibliche süße Stimme: „Dann wollen wir mal schauen, wie produktiv unser Exemplar ist.‟ Eine Sekunde später schaltete sie die Analsonde an, die die Prostata des Munus reizte. Anfangs spürte er ein starkes Kribbeln, aber dann drehte die Frau den Amperewert hoch. Timiditas erinnerte sich nun exakt an die Gefühle zu seiner Zeit als Melksklave auf Regina. Und er wusste, dass das höchste Level noch lange nicht erreicht war.

Die Indagatrix konnte ihn länger bearbeiten, oder sie würde die Voltzahl aufdrehen und ihn sehr schnell zur Ejakulation bringen. Das würde sie mehrfach wiederholen. Die Geräte schalteten stets so ab, dass es nicht zu einem Orgasmus kam. So würde sich angeblich die Ejakulatsquantität steigern lassen. Außerdem trug er noch den Security-Chip, den die Frau offenbar per Funkdaten modifiziert hatte. - Jetzt steigerte die Indagatrix die Stromstärke und sorgte für eine erste Ernte, die in einem Auffangzylinder gekühlt aufbewahrt wurde.

Nach zwei Minuten Pause begann das Gerät erneut mit dem Melkvorgang. Timiditas wusste, was ihm bevorstand. Es würde noch viel schlimmer werden. Er stand erst ganz am Anfang. Wie lange würde er gemolken werden, bevor er in die Regenerationsbox durfte? Er musste sich fatalistisch in sein Schicksal ergeben, denn auch Rufe nach Gnade und Erbarmen nützten ihm nichts. Zum einen hatte die Indagatrix keinerlei Mitleid, zum anderen würde sie ihn gar nicht hören, denn sein Gebrabbel hinter dem Schlauchknebel war unverständlich. Trotzdem greinte er in das schwarze gehärtete Silikon.

Es gab 20 Millionen Munuswesen. Davon war er der einzige auf Naturalis Sidus in den Fängen der Tyrannin. Wie konnte man so viel Pech haben!? - Die Analsonde bohrte und wühlte mit ihren Elektronen in seinem Hintern und brachte ihn erneut an den Rand eines Höhepunktes, als die Maschine wieder abschaltete und die Ernte absaugte. Es war frustrierend und demütigend zugleich. Und in den folgenden Minuten erinnerte er sich daran, wie schmerzhaft es werden konnte. Die Indagatrix wiederholte die Prozedur, wieder und wieder, bis sie kaum nur noch wenige Milliliter erntete, obwohl sie mittlerweile maximale Volt- und Amperewerte in die Kreatur jagte, dann endlich ließ sie von dem entkräfteten Munus ab.

Die Analsonde blieb an Ort und Stelle. Die Frau zog lediglich die Saugglocke von dem Phallus. Die gesammelte Flüssigkeit befand sich in einem zylinderförmigen Glasgefäß. Die Indagatrix zog ihn von der Melkmaschine ab und betrachtete das weißliche viskose Liquid. Zufrieden grinste sie. Für die sieben Durchgänge war das ein guter Tagesertrag. Wenn der Sklave täglich diese Quantität aufrecht erhielt, würden interessante Laboruntersuchungen damit stattfinden können. Sie ließ den Munus allein in seiner Box.

Timiditas spürte den gereizten, pochenden Phallus und die dumpfen Schmerzen in seinen großen Hoden. Die sieben Ausläufe hatten ihn in einen sexuell höchst frustrierten und geilen Zustand gebracht. - Nach einigen Minuten fragte er sich, ob er die ganze Nacht hier im Melkstand stehen sollte. Doch kurz darauf erschien wieder eine Indagatrix und befreite ihn vom Nährstoffknebel und den Fixierungen. Sie brachte ihn in eine Regenerationsbox, wie er sie von Regina kannte. Timiditas wollte nach Nahrung fragen, aber die Frau war schon wieder weg. Als erstes legte er sich zusammengekauert auf den Boden seines Käfigs und merkte, wie er müde wurde und ihm die Augenlider, schwer wie Blei, zufielen. Er konnte nicht mal mehr einen vernünftigen Gedanken fassen, da war er bereits eingeschlafen.

Seine fötale Haltung führte dazu, dass sich die gewaltigen Brüste und der überdimensionierte Hodensack samt Munusphallus berührten. Um sich auszustrecken, dazu war die Unterbringung viel zu klein. Die Frau in dem weißen Kittel stellte das Glasgefäß in eine thermische Zentrifuge, die den Inhalt herunterkühlen und einige Komponenten extrahieren würde, und schaute sich um. Es war niemand in der Nähe. Sie steckte ihren rechten Zeigefinger in die Flüssigkeit und holte eine Portion hervor, beugte sich vor und naschte daran. Genüsslich leckte sie sich über die Lippen.

Sie verfügte zwar über einen Androiden, der über ein Erotikprogramm verfügte, aber ejakulieren konnte er nicht. Der Rechenkern des Androiden war durch künstliche Synapsen mit dem organischen Gehirn eines männlichen Adelsmannes von Regina gekoppelt, so dass das Individuum zwar alles miterlebte, aber wie ferngesteuert nichts gegen das programmierte Verhalten des Androiden machen konnte. Das erregte die Indagatrix besonders: Sie konnte Sex mit einem perfekten Androiden und zugleich mit einem realen Mann haben. Es war eine geniale Idee von Augusta Regina gewesen, die männlichen Gehirne in Androiden zu integrieren, damit zu verstecken und zugleich nutzbar zu machen.

Leider konnte sie sich heute nicht an dem Lovetoy erfreuen, denn sie hatte noch genug Arbeit vor sich. Das Ejakulat musste analysiert und bearbeitet werden. Die Herrscherin wollte Ergebnisse. Ob sie neue Munuswesen züchten wollte? Doch dazu benötigte sie mindestens einen männlichen Humanoiden. Bisher hatte sie nur die Gehirne der Adelsmänner, die in künstlichen Körpern steckten. Um relevante Laborwerte zu erhalten, benötigte sie noch weit größere Mengen an Ejakulat. Ob der einzelne Munus diese Ernte erzielen konnte, war fraglich. Morgen musste der Ertrag auf jeden Fall signifikant erhöht werden. Sie würde zusätzliche Elektroden an den Hoden anbringen, um die Stimulation zu steigern.

Die Indagatrix zog ihren Kittel aus und tippte eine alphanummerische Folge auf einem Pad ein, um die Außentür der Containerkonstruktion zu öffnen. In der Umgebung waren metallene und pneumatische Geräusche von Robotern zu hören, die an einem Gebäudekomplex arbeiteten. In wenigen Wochen sollten hier die ersten Basisobjekte stehen, die den Baracken und Containerquadern nicht mehr ähneln würden. Regentin Augusta gründete eine neue Stadt. Es sollten hohe und gewaltige Wohnhabitate aufragen. Von hier würde sie ihre neue Macht, ihre neue Staatsgewalt ausüben. Eines Tages würde sie aus dem Alpha Dominion heraus die Vereinigte Allianz stürzen und sich in ihrer Hegemonie über die gesamte Galaxie ausbreiten.

Der Verlust ihres Heimatplaneten war eine zu große Kränkung gewesen. Diese Demütigung würde sie niemals akzeptieren. Doch dazu musste sie zunächst mit dem Alpha Dominion eine Allianz schmieden, denn sie alleine mit ihren 5.000 Militärs und ihren nutzlosen 14.500 Edeldamen konnte militärisch nichts erreichen. Auch die rasant ansteigende Zahl von Androiden war nur ein Tropfen H2O auf der Oberfläche einer Sonne. Das Alpha Dominion jedoch verfügte über eine gewaltige Streitmacht, die es mit der Vereinten Allianz aufnehmen könnte. Die Despotin fragte sich, wie sie die Regierung des AD von einem Feldzug gegen die VA überzeugen würde. Wer führte schon sorglos einen Krieg gegen 128 Milliarden Humanoiden mit modernster Technik?

So viel Augusta Regina wusste, lebten im AD weitaus weniger Lebensformen, darunter war nur eine Minderheit der Kulturen humanoid. Das Bündnis bestand aus zahlreichen polymorphen Kreaturen, die einst selbst untereinander Kriege geführt hatten. Als politische Koalition hatten sie sich vor einigen Jahrhunderten zum Alpha Dominion zusammengeschlossen, um ein Gegengewicht zur Vereinigten Allianz zu bilden. Aber das war alles noch Zukunftsmusik. Für einige der Praefectas war es eine Utopie, doch Augusta Regina hielt fest daran und wollte die neue Weltordnung bedingungslos realisieren. Wie lange es auch dauern mochte! Und so bauten die Androiden und Roboter weiter an Habitaten, Kugeldächern und Komplexen.

Besonders die Edelfräulein sehnten sich nach Palästen und Lustgärten. Zwar waren die Exilantinnen noch am Anfang, aber hier auf Naturalis Sidus sollte eine neue Heimatwelt für die Feministinnen entstehen. Früher oder später würde Regina den gesamten Planeten für sich beanspruchen. Die Okkupation war nur eine Frage der Zeit. Dabei musste die Tyrannin diplomatisch vorgehen, denn sie durfte es sich nicht gleich mit ihren Partnern des Alpha Dominion verscherzen. Sie brauchte das Bündnis als Hilfe gegen die übermächtige VA. In täglichen Geheimsitzungen sondierten die hohen Militärs die Lage und entwickelten Strategien.

Die Ex-Majestät schritt in ihrem provisorischen Domizil umher und räusperte sich. „Aufnahme!‟ Ihre Stimme wurde auf einem Datenmodul gespeichert und sofort verschlüsselt. „Liebe Schwestern auf Regina im Untergrund! Ich weiß, dass ihr in der schweren Zeit der Unterdrückung durch den Feind eine harte Prüfung durchmacht. Aber ich kann euch versichern, dass eure geliebte Führerin euch nicht vergessen hat. Ich bereite einen Rückschlag vor, der die gesamte Vereinigte Allianz eliminieren wird. Liebe Schwestern! Wir werden, gemeinsam mit dem Alpha Dominion, die VA in die Knie zwingen und eine neue Welt schaffen, die größer und herrlicher sein wird, als je zuvor. Jeder männliche Humanoid wird ein Sklave sein, wie die Natur es vorgesehen hat. Wir werden siegen und können stolz der Zukunft entgegenblicken. Ich beschwöre euch: Bleibt stark und schadet dem Feind, wo ihr ihn findet. Schon bald werdet ihr im Glanz der neuen Macht stehen, die ich euch bringe. Eure Regentin Augusta Regina. Aufnahme Ende!‟

Die Despotin öffnete mit einer Wischbewegung ihren Anzug aus intelligenter Synthetik, die sich von ihr löste, wie ein niedergeworfener Umhang. Nackt stand sie da und präsentierte ihren königlichen Leib einem wandgroßen Spiegel. Ihr gefiel, was sie sah. Sie war mehr Göttin als Königin! Es war unwürdig, sie auf einen heißen Planeten am Arsch des Universums zu verbannen. Sie würde zurückkehren wie eine tobende Supernova und alle wie ein Schwarzes Loch verschlucken, die sich ihr in den Weg stellten. Die aufgenommene Botschaft würde sie auf krypto-codiertem Weg auf den Planeten Regina schicken. Sie war sich sicher, dass die alten Entschlüsselungsphrasen nicht in die Hände des Feindes gefallen waren.

Als nächstes zog sie sich eine offiziell wirkende, majestätische Uniform an und bereitete sich auf das Treffen mit einem Abgesandten des Alpha Dominion vor: Der Generalgouverneur von Naturalis Sidus hatte einem Gespräch zugestimmt, in dem Regina ihre hegemonischen Vorstellungen erklären wollte. Der oberste Führer des Planeten kam in ebenfalls prunkvoller Garderobe, flankiert von reptilienartigen Wesen in martialischen Rüstungen und Lasergewehren, jeweils gute zwei Meter groß. Der Generalgouverneur war zumindest hauptsächlich humanoid, obwohl er eine seltsame Knochenstruktur auf der Stirn zeigte und seine Augen durchgehend schwarz waren. Ob er überhaupt so etwas wie Pupillen oder eine Iris besaß, konnte Regina nicht feststellen. Die Lippen des Mannes waren hart wie aus Horn. Die Stimme hörte sich ein wenig pfeifend an. „Ich sehe, SIe haben sich schon gut eingelebt in ihrem neuen Zuhause.‟ Er lächelte, wobei die Lippen knarrten wie altes Leder. Die Exilantin lächelte kühl zurück. „Nun, wir machen das Beste aus der Situation.‟

Auch Regina war nicht alleine bei dem Symposium. Vier Pretorias waren als Leibgarde anwesend. Sie trugen auf ihren Uniformen noch immer das Emblem der königlichen Regina. Die beiden Gesprächspartner setzten sich gegenüber an einen Tisch. In der Mitte des Möbels konnte eine große holografische Darstellung erscheinen. Regina erläuterte zunächst mit einer Übersichtskarte, welche Regionen der VA am leichtesten zu okkupieren wären. Sie stellte einen militärischen Plan vor, der aufzeigte, welche Raumflotte bei welcher Strategie nötig wäre, um die Defensiveinheiten der VA zu besiegen. Durch ihre kriegerische Auseinandersetzung kannte sie die Schiffe, Waffen und den Umfang des Miltärs. Ihr fehlte allerdings Wissen über die Armee des Alpha Dominion. Regina machte den Feldzug gegen das verfeindete Bündnis dem Generalgouverneur schmackhaft und lief damit offene Türen ein, denn der Mann versprach sich davon einen weiteren Aufstieg in der Hierarchie des AD. Die Exil-Regentin lächelte breit. Der erste Schritt war getan. Jetzt musste der Generalgouverneur im Rat des Sol-Systems für die Offensiv-Kampagne gegen die VA sprechen.

Derweil hatte eine Indagatrix zwei ovale Klebeelektroden an Timiditas´ Hoden angebracht. Ihre Vorgesetzte verlangte mehr Ejakulat. Es würde schwer werden, die geforderte Quantität zu ernten, das wusste die Indagatrix. Bereits jetzt arbeitete sie auf Hochleistung. Der Munus war kaum noch in der Lage, sich zwischen den Melkeinheiten zu regenerieren. Innerhalb weniger Tage war das Volumen der Hoden um zehn Prozent gewachsen - ein Phänomen, dass von Hochleistungsmelkmunuswesen bekannt war. Sie würden sogar weiter an Umfang zunehmen. Aber irgendwo gab es eine Grenze der Leistungsfähigkeit. Da halfen auch zusätzliche Stimulationen oder Disziplinarstrafen nichts.

Die Indagatrix hatte bereits eine ausgeprägte Tachykardie an dem Munus festgestellt. Sollte sie ihn noch intensiver traktieren, könnte er Schaden nehmen. Es konnte nur die Alternative geben, weitere Munuskreaturen herbeizuschaffen. Doch im gesamten Alpha Dominion gab es kein einziges Exemplar - bis auf ihr Unikum im Laborcontainer. Sie näherte sich von hinten dem Wesen, dessen Oberschenkel zitterten. Wieder und wieder jagte die Analsonde Strom zwischen seine Hinterbacken. Das Programm erzeugte dabei ausgekügelte Impulse, die in Dauer, Intensität und Art wechselten. Der Saugzylinder über dem großen Phallus arbeitete surrend vor sich hin. Die dicken Hoden schwanken hin und her. Wenn ein Stromstoß durch die Bälle schoss, zuckten sie nach oben und fielen wieder schwer in ihrem Sack herab, wie es die Gravitation bestimmte. Dumpf brüllte der Munus in seinen Knebel, in den in regelmäßigen Abständen eine Nährflüssigkeit gespritzt wurde, die die Produktion von Ejakulat forcieren sollte.

Die Indagatrix betrachtete die Szenerie fasziniert. „Nun mach schon! Spritz mehr ab! Der Kolben muss heute noch voll werden. Vorher kommst du nicht in deine Box zurück!‟ Timiditas wimmerte in seinen Knebel und zerrte an den Fixierungen, aber er wusste, dass die Frau ihr „Versprechen‟ wahrmachen würde. Er konnte nichts dagegen tun. Sie würde den letzten Tropfen aus ihm heraussaugen. Die Indagatrix drehte an den Reglern der Melk-Power-Unit und ließ den Munus vor ihr wild und dumpf aufstöhnen.

Am Abend hatte sie 15 Prozent mehr geerntet als am Tag zuvor. Sie brachte die völlig entkräftete Kreatur in seine Box. Unterwegs stolperte der Munus auf zitternden Beinen und kroch schließlich hastig in seinen Käfig. Der Insasse spürte ein brennendes Verlangen nach einem Orgasmus, obwohl sein Phallus und seine Hoden heftig schmerzten, aber die vielen ruinierten Kulminationen hatten ihm keinerlei Erleichterung verschafft, sondern seinen Trieb nur immer weiter in die Höhe geschraubt. Obwohl sein Phallus durch die Saugglocke gereizt war, hätte er vermutlich onaniert, doch er wusste, dass der Security-Chip in seiner Eichel aktiviert war, wenn er sich in der Regenerationsbox aufhielt. Daher versuchte er es erst gar nicht. Er hielt sich die gequälten Hoden wie eine Melone und streichelte vorsichtig über die Haut.

In der Nährstofflösung, die er im Melkstall erhielt, war ein zeitversetzt wirkendes Hypnotikum, dass ihn bald in einen erlösenden Schlaf versetzte. Seine Hände lösten sich von den Hoden, sein Kopf sank zur Seite, die Beine streckten sich bis zum Gitter aus. Die Indagatrix kam näher und steckte ihren langen Disziplinarstab in die Box und stieß seine Brust an, dann wiederholte sie die Berührung mit dem Hodensack. Die Kreatur bewegte sich nicht. Zufrieden verließ die Frau den Raum. In acht Stunden würde sie ihn erneut in den Melkstand bringen und einen neuen Glaskolben mit seinem Ejakulat füllen. Sie erinnerte sich an die Quantitätsmaximumwerte aus dem Melkstall, in dem sie auf Regina gearbeitet hatte. Da waren noch weitere fünf Prozent Platz nach oben. Und die würde sie aus diesem Munus auch noch herausholen. Und wenn er dabei seinen Verstand verlor!

Am nächsten Tag drehte sie die Regler nach und nach höher, und Timiditas brüllte in seinen Knebel. Es war wie jedes Mal: Der Strom quälte seine Prostata und die Hoden, dann stieg die Geilheit so stark an, dass das Schmerzempfinden zurückging, und schließlich kam es zum frustrierenden Auslaufen, während der Strom abschaltete, und die Saugglocke die Ernte aufnahm. Es kam zu keinem Orgasmus, sondern nach wenigen Augenblicken begann der nächste Melkvorgang. Zwischendurch spritzte ihm Nährstofflösung durch den Schlauchknebel in den Schlund. Sie schmeckte nach Ejakulat.

Nach der nächsten Schicht warf sich Timiditas vor der Indagatrix schluchzend zu Boden und bettelte um Gnade. Er ahnte, dass seine Aktion keine Wirkung haben würde, aber er konnte einfach nicht so weiter machen. Sofort eilten zwei Androiden herbei und fixierten ihn. Mit Impulsstäben bearbeiteten sie den resistenten Munus an seinem Hintern, den dicken Hoden und den großen Brüsten. Sofort fügte sich die Kreatur und eilte zu ihrer Regenerationsbox. Die Frau schüttelte schmunzelnd den Kopf.

Auf dem weit entfernten Planeten Regina kam der Hyperspeed-Datenstrom mit der Botschaft der Ex-Majestät in den diversen Verstecken der Rebellinnen an und machte ihnen Mut für den weiteren Kampf im Untergrund gegen die Besatzungsmacht. Ein Edelfräulein, das eine 30-köpfige Frauenschar anführte, jubelte. „Wir werden die VA zurückdrängen und vernichten. Bald ist unsere Herrscherin wieder da. Ein Hoch auf Augusta Regina!‟ 60 Arme wurden begeistert hochgerissen. Ein Chor aus hellen Stimmen ließ seinen Emotionen freien Lauf. Auch die zwölf Rusticusse und acht Munuswesen der Gemeinschaft beteiligten sich enthusiastisch an dem Beifall. - Und an vielen anderen Orten des Planeten jubelten in Hochstimmung Edelfräuleins, die auf die Rückkehr ihrer Regentin hofften. Hatten sie erst ihr Reich zurückerobert, so würden die Verräter dafür bezahlen, übergelaufen zu sein. Munuskreaturen und Rusticusse, die sich der VA angeschlossen hatten, sollten für ihr schändliches Verhalten büßen müssen!

Diesen Optimismus teilten die 500 verkauften Edeldamen nicht, die inzwischen tief im Alpha Dominion auf einem Sklavenmarkt angeboten wurden. Regina hatte sie eiskalt geopfert, um ihre Kolonie auf Naturalis Sidus zu bekommen. Längst war den versklavten Weibern ihr Hochmut genommen worden. In Geschirre gekleidet standen sie in Plexiglaskästen zum Verkauf bereit. Und als wäre es nicht furchtbar genug, als Sexsklave zu enden, so interessierten sich auch noch äußerst bizarre insektoide Lebensformen für die Leibeigenen, die aus den Tiefen des Alpha Dominion und aus fremden Kulturen stammten, von denen die Frauen keine Ahnung hatten, was sie dort erwarten mochte. Die zierlichen Damen waren als Arbeitskräfte völlig ungeeignet, und so war ihnen klar, dass sie als Sexspielzeug enden würden.

Gerade standen zwei Gestalten vor einem der Schaukästen und diskutierten mit dem Verkäufer. Er pries die Dame als besonders edel an. „Sie ist außerordentlich eng gebaut. Ich kann sie nur empfehlen. Sie wird Ihnen größtes Vergnügen bereiten.‟ Der linke Mann, gekleidet in einer Panzerrüstung, ragte etwa zwei Meter in die Höhe und war breit und muskulös gebaut. Sein Gesicht war mit Schuppen bedeckt, die Augen lagen tief und klein unter einem dicken und wulstigen Stirnknochen. Im Gesicht der Edeldame war Panik eingebrannt. Ob dieser reptilienartige Außerirdische überall so kräftig gebaut war? Womöglich mit Schuppen bedeckt?

Der insektoide Kunde wog den Kopf hin und her. Er wollte wohl den Preis drücken und betonte die kleine Oberweite der Sklavin. Einen Dilithiumstreifen holte er hervor und spielte damit zwischen seinen dicken Fingern. Der Verkäufer schüttelte lächelnd den Kopf. „Mindestens drei Streifen ist sie wert. Aber ich schlage Ihnen ein Geschäft vor. Für einen Streifen dürfen Sie sie für eine Tageseinheit testen. Glauben Sie mir: Sie werden begeistert sein.‟ Er lächelte wieder. „Sie ist vielleicht noch ein wenig... widerspenstig. Aber vielleicht mögen Sie das ja? Ein bisschen mehr Temperament?‟ Der potentielle Kunde gab einen hohen sirrenden Ton von sich - das Pendant zu menschlicher Zufriedenheit. Er warf dem Händler den Streifen zu. Der steckte ihn schnell ein und winkte zwei Helfer herbei, die den Schaukasten öffneten und das Objekt der Begierde an ihrem Body-Geschirr packten.

Das Edelfräulein zappelte widerspenstig und versuchte das Duo zu kratzen und zu beißen. Aber die Männer hatten genug Erfahrung mit ihrer Ware, um sie sicher handhaben zu können. Schnell und versiert waren Daumenschellen aus Titan hinter dem Rücken und ein aufpumpbarer Penis-Knebel angebracht. Der Sklavenhändler fragte den Kunden: „Wohin darf ich liefern?‟ Die Insektoide Person nannte ihm den Standplatz seines Shuttles. - Zur Sicherheit war jedem Edelfräulein ein UPS (Universal Positioning System) eingepflanzt, so dass der Kunde nicht einfach mit der Ware abhauen konnte.

Eine Stunde später brachten die Verkäufer das Produkt an Bord. Sie ließen sich die Lieferung mit einem Fingerabdruck signieren und betonten: „Sollte die Ware beschädigt werden, so ist dies dem Kunden in Rechnung zu stellen.‟ Der Reptilienmann griff nach der linken Brustwarze der Sklavin und zwirbelte sie. Das Fräulein quiekte in ihrem Knebel auf, während die Kreatur keckernde und zischende Laute von sich gab. Die Verkäufer nickten sich zu. Einer von ihnen sprach den Kunden an. „Nachdem Sie sich bekanntgemacht haben, gehen wir dann. In einer Tageseinheit holen wir die Sklavin wieder ab, falls Sie sich nicht zum Kauf entschließen sollten.‟

Der Händler hatte bereits 412 Edelfräuleins veräußert, davon schon 155 im Rahmen von Vorbestellungen. Es blieben ihm also noch 88 Stück. Sollte die Blondine dem Insektoiden gefallen, waren es noch 87. Er hatte keine Lust, sie lange durchzufüttern. Notfalls würde er mit dem Preis runtergehen. - Seine Laune stieg erst wieder, als ein bekannter Unternehmenschef einer privaten Gefängniskette und berüchtigter Partylöwe gleich 20 Exemplare für seinen Lustharem bestellte - ein gern gesehener Stammkunde.

Als der Sklavenmarkt schloss, waren nur noch 42 Subjekte vorhanden. Er nahm sich zur eigenen Belustigung zwei der Edelfräuleins mit in sein Schiff und vergnügte sich mit ihnen. Auch seine Mitarbeiter durften sich jeweils eine Sklavin ausleihen, um einen schönen Abend zu haben. Der restliche Bestand wurde zurück ins Schiff in die Transportboxen gebracht. In zehn Stunden würden sie weiterfliegen und ihren Stand auf einem anderen Planeten aufbauen. - Danach musste neue Ware beschafft werden. Vermutlich Arbeitssklaven von Placidus, einem Planeten in einem sechs Wochen entfernten System, auf dem stark beharrte Humanoide lebten, die nur etwa 1,30 Meter groß waren. Sie waren sehr robust und widerstandsfähig gegen Krankheiten, verfügten über hohe Körperkraft und Ausdauer, und ihnen waren aggressive oder dominante Gefühle jeglicher Art fremd und somit sehr einfach zu versklaven und zu führen.

Das Volk von Placidus war zwar Teil des Alpha Dominion und somit kein Freiwild, aber das interessierte den Sklavenhändler nur peripher. Er hatte früher schon hunderte der männlichen Exemplare in Käfigen durch die Galaxie geflogen und für diverse Minen und Fabriken verkauft. Die Behörden schauten gegen ein kleines Entgelt weg. Es waren die perfekten Arbeiter: leistungsfähig, sanftmütig, gehorsam, friedliebend. Sie fanden sich einfach mit ihrem Schicksal ab.

Der Händler hatte die zwei Auserwählten Damen in sein Quartier bringen und fesseln lassen. Er freute sich schon auf die nächsten Stunden. Mit einer Elektropeitsche betrat er den Raum und grinste breit. Obwohl er schon hunderte diverse Kreaturen versklavt hatte, waren diese humanoiden Edelfräuleins von Regina auch für ihn eine Premiere. Vermutlich würde er ein paar davon behalten. Die zwei Gefesselten robbten über den Boden, um sich in Sicherheit vor der Peitsche zu bringen. Der Mann lachte laut und ließ die Peitsche knallen und knistern.
157. RE: Regina

geschrieben von Roger_Rabbit am 12.08.18 23:10

Ich weiß nicht ...
Ich weiß nicht ...
Irgendwie liebe ich diese Geschichte, suche aber immer noch nach dem Trunk, der dir die Namensgebung deiner Protagonisten gibt. Spielst du Scrabble und würfelst die Namen? Mir fallen immer nur die gebräuchlichsten ein.
158. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 15.08.18 19:50

Viele Namen entnehme ich der lateinischen Sprache und gebe den Protagonisten ihrer Type entsprechende Bezeichnungen. Beispiele: Regina = Königin; Animus = Herz; Gravis = schwer; Custos = Wächter; Castitas(schelle) = Sittenreinheit, Keuschheit usw. Die Personennamen aus der Vereinigten Allianz entstammen meist dem Englischen.
159. RE: Regina

geschrieben von Holzfäller am 23.08.18 21:43

Hallo Prallbeutel,

all zu viele Komentare gibt es ja nicht zu Deiner Geschichte. Schade eigentlich. Ich für meinen Teil lese sie sehr gern und finde sie spannend. Respekt auch, für den Umfang der Teile.
160. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 24.08.18 18:47

Zitat
Hallo Prallbeutel,

all zu viele Komentare gibt es ja nicht zu Deiner Geschichte. Schade eigentlich. Ich für meinen Teil lese sie sehr gern und finde sie spannend. Respekt auch, für den Umfang der Teile.


Danke für deinen Kommentar!
Leider bekommt die Story in der Tat praktisch keine Feedbacks. Das fördert nicht gerade meine Motivation, die Geschichte hier zu posten.
Ich freue mich über jeden Post, auch konstruktive Kritik. Angeklickt wird sie ja offenbar oft.
161. RE: Regina

geschrieben von onkelb am 25.08.18 10:45

Hallo prallbeutel,

Dich halte ich für einen der besten Autoren hier im Forum, und das ist imho Deine schönste Geschichte.

Vielen Dank dafür!
162. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 25.08.18 17:28

@ onkelb:
Vielen Dank! Das freut mich.




~ LXV ~


Auf Beta Patria, dem Regierungsplaneten der Vereinigten Allianz, waren die vielen mittlerweile zu lebenslanger Haft verurteilten Regimeanhängerinnen der Regina in Hochsicherheitsgefängnissen untergebracht. Doch schnell stellte sich heraus, dass sowohl Platzmangel als auch monetäre Gründe dagegen sprachen, die nicht abreißende Flut an Verurteilten unterzubringen. Der Regierungsrat entschied in einer Eilsitzung, dass ein Gros der Kriegsverbrecherinnen in private Verwahrungseinheiten verlegt werden sollten.

Es gab mehrere kommerzielle Gefängnisketten in der VA. Sie benötigten eine Lizenz, die sie nach einem Gutachten erhielten. Die Anstalten mussten bestimmten Normen entsprechen, und die Behandlung der Häftlinge wurde ebenfalls von einer Control-Unit überprüft. Für die Übernahme eines Gefangenen bekam das Unternehmen eine jährliche Prämie, solange das Subjekt inhaftiert war. Grundsätzlich wurden nur Langzeitinhaftierte an private Gefängnisunternehmen transferiert, die keine Bewährungsoption in ihrem Hafturteil eingetragen hatten. Nachkontrollen waren für Inhaftierte nicht vorgesehen. Lediglich aktuelle DNA-Proben wurden in jährlichen Abständen angefordert, um zu überprüfen, ob die Personen noch lebten.

Ein Hochsicherheits-Shuttle der Planetenpolizei brachte 60 Gefangene des Regina-Regimes zu einer der Gefängnisanstalten. Sie lag auf einem öden Mond vor einem Gasriesen. Bis zu 800 Insassen konnte diese Maximalsicherheitseinheit verwahren. Unter den Neuankömmlingen befand sich auch die ehemalige Praefecta Misera, die in der Diktatur eine Strafgaleere befehligt hatte, die zum Umerziehungslager Disciplina auf der abgelegenen Insel Antipodes gehörte. Von Miseras Stolz und Arroganz war ihr wenig geblieben. Sie saß festgegurtet in weißer Gefangenenkleidung und in Zwangsjacke gesichert auf einer Metallbank in einer Käfigeinzelkabine des Transporters. Ihr Kopf war kahl rasiert.

Jede der 60 Frauen trug - dem Protokoll nach aus hygienischen Gründen - einen blanken Schädel. Separat wurden die Insassen der Reihe ihrer Registrierungsnummer nach zunächst in eine Sammelzelle im Gefängniskomplex gebracht. Als ergänzende Sicherheitsmaßnahme waren ihnen kurz nach der Landung an Bord des Shuttles von Angestellten der Firma drei Zentimeter breite Halsreifen aus Titan umgelegt worden. Vor der Kehle blinkte eine grüne LED im Sekundentakt auf. Misera ahnte, dass das Band auch auf rot schalten konnte. Was dann geschah, darüber wollte sie lieber nicht spekulieren.

Der Sammelraum bestand aus Gitterwänden und war gerade groß genug, um die Anzahl der Frauen aufzunehmen. Eng gedrängt standen sie in dem überdimensionalen Käfig und konnten sich kaum rühren. Mit ihren blanken Köpfen und identischer Anstaltskleidung ähnelten sie sich alle. Ein synthetisches und kaltes Blaulicht erhellte auf diffuse Weise den Raum, in dem sie standen. Trotz der eher beruhigenden Farbgebung sorgten die unfreiwillige Enge und der Stress bei den eingepferchten Personen für aggressive Verhaltensmuster. Einige Frauen drückten, schoben, teilten mit den Ellenbogen aus (soweit das mit der Zwangsjacke möglich war), beschimpften sich oder rüttelten an den Gitterstäben beinahe so wild wie Versuchsaffen in einem Labor, indem sie sich dagegen warfen.

Misera identifizierte keine einzige der Mithäftlinge. Es war ihr auch egal. Sie wollte nur schnellstmöglich raus aus dieser Enge. Zu ihrem Verdruss dauerte es noch eine volle Stunde, bis endlich Wärter in Uniformen des Unternehmens kamen: schwarze Hose, schwarze Militärstiefel, weißes Hemd, schwarze Uniformjacke mit einem gelben Emblem der Firma IPPC (Interplanetary Private Prison Corporation). Um die serifenlosen Buchstaben war ein gleichschenkeliges Dreieck gezogen. Die Wärter trugen in einem schwarzen Ledergürtel mehrere kleine Holster mit diversem Inhalt. Misera vermutete einen Impulsstab, Fesseln und andere Disziplnarhilfen sowie einen mobilen Kommunikator mit verschlüsseltem Funk.

Die ersten drei Frauen wurden aus dem Käfig entnommen und abgeführt. In Sekunden war der neu gewonnene Platz wieder gefüllt. Misera stand ungünstig links zwei Meter von der Tür entfernt. Es würde noch ein Dutzend Weiber vor ihr dran sein. Ein Vordrängen war unmöglich. - Als die Ex-Praefecta endlich an der Reihe war, atmete sie tief aus. Erleichtert verließ sie ihr vorläufiges Verlies und folgte einer weißen Linie auf dem Boden in der Mitte des Ganges. Zwei weitere Frauen liefen vor ihr; hinter ihr spürte sie die Blicke enes Wärters, der seinen Impulsstab gezückt vor sich hielt.

Misera merkte, wie der Schrittgurt der Zwangsjacke beim Marschieren unangenehm in ihre Weiblichkeit schnitt. - Der Weg endete vor einer massiven Hydrauliktür. Sie öffnete sich, die vier Personen schritten einige Meter vorwärts in die Sicherheitsschleuse, die Tür schloss sich, danach zogen sich die Hälften des nächsten Durchgangs mit pneumatischem Zischen auseinander. Nur die erste Frau durfte eintreten. Hinter ihr schloss sich das Schott wieder. - Nach einigen Minuten wiederholte sich der Vorgang mit der anderen Person. Und dann kam Misera dran. Sie schritt in den nächsten Raum.

Zwei Männer in weißen engen Anzügen packten sie und schoben sie zu einer bizarren Fixiervorrichtung. Miseras Kopf wurde von sechs Saugnäpfen festgehalten. Vornübergebeugt zog die Maschine sie Richtung Boden. Im nächsten Augenblick packten zwei Greifarme ihre Fußgelenke, spreizten die Beine und hoben sie hoch. Misera kreischte erschrocken auf, obwohl sie hatte cool bleiben wollen. Einer der Männer machte sich an ihrer Hose zu schaffen. Mit einem Skalpell schnitt er den Stoff von ihr herunter. Mit unbedeckter Scham hing die Gefangene in der Fesselung, den Hintern weit in die Höhe gereckt. Plötzlich kam aus einem Lautsprecher an einer Com-Anlage ein modulierender Warnton. Eine Stimme war zu vernehmen: „Achtung! Unautorisierte Annäherung eines unbekannten Schiffs in die Sperrzone. Alarmstufe 1 ist ausgerufen. Ich wiederhole: Alarmstufe 1.‟

Der Mann drückte einen Knopf und ließ die Stimme verstummen. Dann widmete er sich in aller Ruhe wieder seiner „Patientin‟. - Nicht ganz so ruhig blieben die Verantwortlichen in der Verwaltung der IPPC. Ein Mann an einem riesigen Monitor befahl: „Raptor 1 und 2. Aufsteigen und unbekanntes Flugobjekt nach Protokoll Delta abdrängen.‟ In kurzen Abständen starteten zwei kleine Jäger vom Start- und Landeplatz des Komplexes. In einem bestimmten Radius um den Mond war jegliches Eindringen in den Raum strengstens verboten. Automatisierte Warnhinweise von Satellitenrelais funkten permanent die entsprechenden Daten in den Raum, um etwaige Annäherungen zu verhindern.

Doch dieses Schiff schien das Verbot zu ignorieren. Protokoll Delta sah vor, dass die Flieger unverzüglich versuchten, Kontakt aufzunehmen. Sollte der Eindringling nicht kooperieren, so würden die Jäger versuchen, das Schiff mit Warnschüssen abzudrängen. Im finalen Worst-Case wurde das fremde Schiff neutralisiert. Die IPPC beherbergte immerhin keine Touristen, sondern Schwerkriminelle. Befreiungsversuche hatte in der Vergangenheit vereinzelt gegeben, aber niemand war bisher - und darauf war das Unternehmen sehr stolz - entkommen.

Nach 9:38 Minuten hatten die Raptoren Kontakt und warnten den Eindringling vor Konsequenzen. Das Schiff wurde als der Frachter Tempest aus einem benachbarten System identifiziert, das nukleare Raketenantriebe transportierte. Angeblich war das Navigationssystem ausgefallen, und daher eine exakte Kursbestimmung vorrübergehend nicht möglich gewesen. Raptpor 1 sendete ihnen die korrekten Koordinaten für ihre Weiterreise nach Pax Novo, wo die Antriebe in einer großen Orbit-Phalanx einer Werft in Schiffe eingebaut werden sollten. Die Raptoren begleiteten die Tempest noch eine Weile und drehten dann beruhigt ab zurück zur Basis, indem sie ihr futuristisches Fluggefährt in einer Steilkurve hochzogen, seitlich abdrifteten und in einer Rollbewegung der Längsachse in entgegengesetzer Richtung in den Orbit des Mondes eintauchten.

Inzwischen war der Gefangenen Misera mit einem Teleporter ein ID-Chip in den Körper implantiert worden. Nur in der weißen Zwangsjacke brachte sie ein Wärter in ihre Einzelzelle. Der Raum war zwei Quadratmeter breit und drei Quadratmeter lang. In den Ecken hingen winzige Deckenkameras. Die Einrichtung bestand aus einer hochklappbaren Pritsche und einer Toilette. Alles - einschließlich Boden, Wänden und Decke - bestand aus blankem Stahl. Misera setzte sich vorsichtig auf die Pritsche. Eine dünne farblose Gelschicht war die große Ausnahme vom dominierenden Stahl und diente als Matratze. Das Licht in der Zelle war kalt und grell. Die Quelle hing über der Tür.

Die Frau zappelte mit den Armen in der Fixierungsjacke, aber es gab kein Entkommen. Sie fühlte sich so hilflos. Langsam kam eine Art Platzangst auf. Ihre Atmung beschleunigte sich. Würde das ihr neues Zuhause sein? Für den Rest ihres Lebens? Wann kam endlich jemand, ihr die Zwangsjacke auszuziehen? Und ihre Hose hätte sie auch gerne zurück. Misera rief. Sie wusste, dass irgendwo Mikrofone versteckt waren. Man hörte und man sah sie ganz genau. Aber niemand reagierte auf ihre Rufe. Sie musste dringend Kontakt zu einem Advokaten bekommen, um eine Haftbeschwerde einzulegen. Im Moment blieb ihr jedoch nur, zu warten.

Exobioniker auf Beta Patria waren nach umfangreichen Untersuchungen zu dem Schluss gekommen, dass eine Umwandlung von Munuswesen und Rusticussen zurück in normale Menschen nicht möglich war. Viele der Betroffenen hatten ein großes Interesses daran, doch die Regierung musste eine schlechte Nachricht verkünden: Munuskreaturen waren nur anfangs durch Silikonbehandlungen modifiziert worden; doch die Wissenschaftlerinnen der Regina hatten zusätzlich ein Supra-Gen mit einem Vapro-Shot verabreicht, das die epigenetischen Mutationen irreversibel machten. Einfach ausgedrückt: Einmal Munus, immer Munus. Verstümmelnde Operatioen waren aus Ethikgründen strengstens verboten, und so mussten die Humanoiden ihr Leben nun mit den gewaltigen Brüsten, den riesigen Hoden und den zwei Phallusvarianten leben. Wichtig war, dass wenigstens ihr Security-Chip zur Keuschhaltung deaktiviert werden konnte, so dass sie ein selbstbestimmtes Sexualleben haben konnten.

Bei Custoswesen war die Modifizierung leichter zu bewerkstelligen. Bei ihnen konnten einige Anpassungen durchgeführt werden: Die Haifischzähne wurden überkront, die hypertrophierte Muskelmasse durch Hormone auf ein fast normgerechtes Maß zurückentwickelt. Die Carbonarmschienen und der Halsreif waren längst problemlos entfernt worden. Niemand wollte an seine frühere Sklaverei erinnert werden. Einige Exemplare entschieden sich gegen eine Therapie, andere konnten ihre Retransformation kaum erwarten. Die Freiheit als Bürger der Vereinigten Allianz war schließlich nur die Hälfte wert, wenn man als ehemaliges Sklavenwesen der Regina stigmatisiert war.

Erste Berichte in den Mediienkanälen schienen zwar von gelungenen Retransformationen bei einigen Munuswesen zu zeugen, aber es handelte sich um seltene Ausnahmen. Die erfolgreich Modifizierten fühlten sich wie neugeboren. Allerdings verlor die Mehrheit einen großen Teil ihrer Libido. - Seit ihrer Musterung vor dem Tribuna-Ausschuss, also ihrem 18. Lebensjahr, hatten sie mit den Genänderungen leben müssen. Einige der Betroffenen konnten sich kaum noch an ein Leben als terrestrischer Humanoid erinnern. Die Realität zeigte jedoch, dass die meisten Munusbürger weiter in ihren Körpern würden leben müssen.

Nicht alle waren damit unzufrieden, denn ein gewisser Prozentsatz an Personen wollte gar keine modifizierende Umwandlung. Ihre Gestalt war ein Teil ihrer Persönlichkeit geworden, den sie nicht mehr hergeben wollten. Bei vielen der Munusgeschöpfe spielte eine geänderte Sexualität eine Rolle. Sie fühlten sich als eine Art Zwitterwesen und waren damit zufrieden. Bei einigen Custos herrschte die Angst vor, mit deutlich weniger Muskulatur unglücklich zu sein. Daher entschieden sich nur etwa 50 Prozent zu einer veränderten Körperzusammensetzung. Bei den kosmetischen Zahnkronen waren jedoch 95 Prozent dafür. Aber egal, wie die Veränderten aussahen, waren die gesellschaftlichen Ressentiments gegenüber Minderheiten - zumindest auf Beta Patria - kaum so stark ausgebildet wie auf Regina, da auf dem Regierungsplaneten der Vereinigten Allianz so viele humanoide Lebensformen zum alltäglichen Bild gehörten, dass eine ungewöhnliche Optik einer Minorität niemanden beeindrucken würde.

Es wurden Werbekampagnen gestartet, die den auf Regina verbliebenen Custoswesen eine Retransformation nahelegten, die jedoch nur auf Beta Patria durchgeführt werden konnte. Viel Erfolg hatte die Aktion nicht. Offenbar waren die Betroffenen auf Regina mehrheitlich mit ihrer Physis zufrieden, obwohl sie in abgeschotteten Vierteln lebten. Munuswesen blieb nur weiterhin ein Leben als Bedienstete bei Rusticussen. Und einige Tausend waren bei untergetauchten Regina-Anhängerinnen loyal an der Seite ihrer Herrinnen geblieben - immerhin circa ein Drittel aller auf Regina lebenden dieser Kreaturen.

Das Gros der 20 Millionen Munussubjekte und 20 Millionen Rusticusse - einschließlich der gut 150 kg schweren Muskelkolosse der Custosse - war auf Beta Patria, um ein freies, neues Leben zu beginnen. Um einer qualifizierten Betätigung nachgehen zu können, wurden hohe Beträge an Dilithium-Einheiten von der Regierung bereitgestellt, um Ausbildungsprogramme zu fördern, denn die männlichen Mutanten aus Regina besaßen keinerlei intellektuellen Erfahrungen oder Kompetenzen, die über körperliche einfache Arbeiten oder Liebesdienste hinausgingen. Auf Regina hatten nur Frauen sachkundige Tätigkeiten ausgeübt.

Lediglich Pugnatoren besaßen eine Praxis in technischen Bereichen. Dies konnten sie in militärischen Diensten der VA unter Beweis stellen. Manche ehemaligen Pugnatoren waren bei zivilen Unternehmen beschäftigt, zum Beispiel im Schiffsbau, Terraforming oder Antriebsentwicklung. Auch als Navigator auf Frachtern waren die früheren Regina-Soldaten beliebt. Und so integrierten sich die ehemaligen Reginabewohner in die Gesellschaft der VA und glaubten, das Regime hinter sich gelassen zu haben.

Auf Beta Patria konnte zu diesem Zeitpunkt niemand wissen, dass Augusta Regina längst an ihrer Rückkehr arbeitete. Sobald im Alpha Dominion der Generalgouverneur im Rat des Sol-Systems für die Offensiv-Kampagne gegen die VA auf offene Ohren stieß, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch andere Systeme zustimmten und schließlich die Obersten Führer des AD der VA den Krieg erklärten. Dank Reginas Technik verfügte man über etliche androidische Soldaten. Nachschub war somit praktisch unbegrenzt möglich. Die Technologien der VA waren zwar denen der AD überlegen, aber fehlende Qualität würde dann eben mit Quantität kompensiert.

Die Ex-Regentin musste auf eine definitive Entscheidung warten. Politische Mühlen mahlten enervierend langsam, stellte sie fest. Viel langsamer als ihre Rusticustretmühlen, dachte sie lächelnd. Da hätten ihre Audiutrixfrauen den Sklaven mit der Peitsche eingeheizt. - Stolz schlenderte sie durch ihre luxuriösen Räumlichkeiten. Bald würde sie wieder einen gigantischen Palast besitzen. Die Bauarbeiten machten gute Fortschritte auf Naturalis Sidus. Vielleicht würde sie den Planeten als Dependance behalten, wenn sie wieder die Macht auf Regina übernommen hatte. Nur die lebensfeindliche Hitze müsste terrageformt werden, um ein Leben hier angenehmer zu gestalten. - Aber eines nach dem anderen, sagte sich die Exil-Majestät mit verbissener Miene. Zunächst wollte sie Rache nehmen für die Schmach, die die VA ihr angetan hatte. Nur der Gedanke daran, ließ ihren Zorn innerlich toben.

Sie wischte eine Geste über einem Scanner, auf dessen Monitor eine Praetoria erschien. Regina befahl forsch: „Bring mir einen Androiden.‟ Die Praetoria fragte, ob die Hoheit einen komplett künstlichen Androiden ohne Bewusstsein meinte, oder ein Exemplar, in dem das Gehirn eines Adeligen steckte. Regina verzog ihr Gesicht zu einem grausamen Grinsen. Es geriet eher zu einer Fratze. „Selbstverständlich einen Andro blauen Blutes. Wo bleibt sonst der Spaß?‟ Die Palastwächterin nickte zackig. „Sofort, meine Königin.‟ Die Videoübertragung endete. Keine fünf Minuten später öffnete sich die Tür zum Gemach der Herrin, und ein junger Mann in einer weißen, engen Hose und weißem Langarmshirt erschien.

Demütig sah er vor der Tyrannin zu Boden. Regina war amüsiert. Sie konnte sich immer noch nicht so recht vorstellen, dass in den hörigen Androiden die Bewusstseine des männlichen Adelsgeschlechts vernetzt waren. Ein Masterprogramm sorgte dafür, dass der künstliche Körper ihnen nicht gehorchte, sondern das programmierte Verhalten zeigte, das einen Sklaven ausmachte. Eine Seriennummer im Nacken der bionischen Androiden identifizierte das implantierte Individuum, aber Regina war egal, wer da vor ihr stand. Sie wollte dominieren und demütigen. Einen Roboter, der nur ein tumber mehrachsiger Bewegungsautomat war, konnte sie daher nicht gebrauchen. Sie wollte ein Wesen vor sich, das sie beherrschen konnte, dass Qualen spürte, Erniedrigung, Hilflosigkeit.

Wenn sie nicht den radikalen Feminismus eingeführt hätte, dann wäre sie in einem Patriarchismus womöglich eine Sklavin geworden, spekulierte sie und beruhigte so ihr Gewissen. Die nächsten Stunden würde sie den Androiden als Sexspielzeug verwenden. Zu ihrem Vorspiel, damit sie richtig in Fahrt geriet, würde sie ihn mit einer elektrischen Peitsche geißeln. Dabei genoss sie das Wissen darum, dass das Bewusstsein vollständig mit dem Nervensystem des Androiden vernetzt war. Sie machte eine herrische Geste. „Dreh dich um! Und dann raus aus deinen Klamotten!‟ Wenige Sekunden später stand der Jüngling nackt vor ihr. Regina nickte anerkennend. Ihre Wissenschaftlerinnen hatten wirklich sehr gute Arbeit geleistet und einige der künstlichen Körper exakt nach Augusta Reginas Schönheitsideal geformt.

Sie befahl dem Mann, die Beine zu spreizen. dann musste er sich 45 Grad vorbeugen und die Hände im Nacken verschränken. Bald schon würde der Raum von seinen Schmerzensschreien widerhallen, wenn sie sich zunächst seinen Arschbacken und anschließend den Hoden widmete. Mit nasser Furche war sie danach bereit, den Lustboy zu reiten und zu einem fulminanten Orgasmus zu gelangen, bevor sich der scheinbar Willenlose wieder anziehen durfte.

Natürlich hätten sich die knapp 15.000 Edelfräuleins auch gerne so vergnügt, aber es gab nicht für jede einzelnde Dame einen eigenen Androiden, daher stritten die jungen Ladys eifersüchtig um die Modelle, die ihnen zur Unterhaltung und Kurzweil zur Verfügung standen. Das ging so weit, dass einige Fräuleins technische Indagatrixfrauen bestachen, damit diese „ihrem‟ Modell jegliche sexuellen Programme deaktivierte, bevor sie es an eine Konkurrentin abgeben mussten. Aufgrund der großen Nachfrage nach Sexandroiden entwickelten sich viele lesbische Liebschaften unter den Edeldamen, doch die Mehrheit bestand auf männliche Attributen.

Da ging es den untergetauchten Rebellinnen auf Regina in dieser Hinsicht zumindest besser. Sie hatten Rusticusse und Munuswesen als loyale Sklaven zur Verfügung. Die Durchhalteparolen der gestürzten Majestät motivierten sie, weiter gegen die Okkupation durch die Vereinigte Allianz zu kämpfen. Das relevante Problem war, dass die versprengten Gruppen auf dem Planeten verteilt und nicht gut vernetzt waren. Eine koordinierte Aktion war somit beinahe illusorisch. Wer über die entsprechende Hardware verfügte, arbeitete an einem codierten Funksystem, aber zu wenige Gruppierungen verfügten über die notwendigen Gerätschaften.

Eine Edeldame, die mittlerweile eher ein militärisches Outfit in Olivfarben und Schwarz trug und eine 34-köpfige Frauengruppe mit 22 Rusticussen und sechs Munuswesen anführte, grübelte über die politische Lage nach. War sie aussichtslos? Oder würde Augusta Regina mit Schiffen des Alpha Dominion landen und den Planeten befrieden? Wann würde der große Tag der Befreiung sein?

86 km entfernt von ihrem Versteck in den Bergen befand sich eine zurzeit stillgelegte Tagebaumine für Seltene Erden. Im Kellergeschoss des Gebäudekomplexes ging es drunter und drüber: Der Gefangene Animus, der als Arbeitssklave in der Mine leben sollte, hatte Besuch von einer fremden Person in seinem Verlies erhalten. Doch statt ihn zu retten, zielte der Eindringling mit einer Waffe auf ihn und wollte gerade abdrücken, als zwei weitere Humanoide erschien. Es waren eine Frau, die eine Art Pilotenuniform trug, und ein Mann. Nur wenige Sekunden später folgte ein Custos, der sich auf den Angreifer stürzen wollte, doch der Unbekannte wich dem Koloss aus und eilte hinaus. Animus sah ihm staunend hinterher, denn er schien über eine Art Tarntechnologie zu verfügen. Nur seine Umrisse waren noch unscharf zu erkennen.

Es verlief alles blitzschnell. Bevor Animus überhaupt begriff, was vor sich ging, rannte der Muskelmutant dem Flüchtenden hinterher. Irgendwie kam ihm der Custos bekannt vor. Im Sprint drehte sich der Angreifer um, schoss eine Energiewelle in die Zelle und hastete weiter. Animus spürte nur, wie ihm die Sinne schwanden. Das Letzte, was er sah, war, dass auch die Frau und der Mann zusammensackten.

Wenige Minuten kam ein Team der Control Unit vor der Zelle an. Ihr Bio-Scanner identifizierte drei Insassen, die offensichtlich sediert waren. Die Uniformierten betraten den Raum. Eine Frau und zwei Männer lagen auf dem Boden. Einer der Männer war nackt und trug eine Castitasschelle. Der Anführer des Teams wies seine Leute an, die drei Personen zu bergen. - Im Erdgeschoss des Gebäudes trafen sich alle CU-Mitglieder wieder. Die Verfolgung des unbekannten Objektes war negativ verlaufen. Den Muskelmutanten, der ihnen in die Arme gelaufen war, hatten sie sicherheitshalber mit einer Handfessel am Rücken fixiert. Die bewusstlosen Individuen lagen in einer Reihe auf dem Boden.

Gravis erklärte, dass es sich um den verschollenen STC-Mitarbeiter Animus, die Pilotin Flosa und einen Rusticus handelte, den er nicht identifizieren konnte. Er erzählte den Uniformierten auch, dass er mit einem Frachter von Prospect Enterprises gemeinsam mit Flosa und Co-Pilot McCoy hier gelandet war. Ein CU-Mann bestätigte schnell, dass sich ein solches Schiff in der Nähe befand. Der medizinische CU-Angehörige verabreichte den drei Liegenden ein Stimulans, das die Blockade durch die Energiestrahlen des Unbekannten aufhob. Langsam erwachten Flosa, Animus und Probus aus ihrem schlafähnlichen Zustand.

Sie bestätigten die Aussage von Gravis. Flosa fiel dem Custos in die Arme. Dann folgte eine herzliche Begrüßung von Animus, der ihn endlich als seinen alten Freund erkannte. Die Freunde hatten sich so lange nicht gesehen und nicht mehr daran geglaubt, sich jemals wieder zu treffen. Ominös blieb der entkommene Angreifer. Wer war das gewesen? Was hatte er vorgehabt? Und warum? Der Anführer der CU räusperte sich. „Unter den gegebenen Umständen werden wir auf eine Strafverfolgung wegen Hausfriedensbruch verzichten. Verlassen Sie umgehend den gesperrten Bereich der Siegelblase.‟

Flosa bedankte sich bei dem Team und marschierte mit Animus, Gravis und Probus zur Magna Nuntia, wo McCoy sie schon ungeduldig erwartete. Überrascht von den zusätzlichen Personen schaute er die Pilotin ungläubig an und schüttelte fatalistisch den Kopf. Diese Frau machte ihn noch wahnsinnig! So schnell wie möglich startete der Co-Pilot den Frachter. Er betrachtete die Anzeige an seinem Monitor. „Antrieb stabil. Höhe: 50 m. 100 - 150 - 250 - 400 - 800 - 2.000. Gehe in horizontalen Atmosphärenflug über.‟ Flosa tippte etwas auf ihrer Konsole. „Gut. Ich habe einen Steigflug von zwölf Grad auf 10.000 m Höhe programmiert. Bring den Vogel nach Hause.‟ Animus tippte ihr auf die Schulter. „Ich will ja nicht stören. Aber gibt es an Bord vielleicht irgendwas für mich zum Anziehen?‟ Er sah verstohlen auf seine Castitasschelle und den Elektrohodenring. Flosa schmunzelte.

Gleichzeitig verließen auch die Männer der Control Unit das Gelände der Mine und flogen zu ihrer Basis zurück. - Ein getarntes kleines Shuttle dagegen hatte in aller Stille gewartet und aktivierte nun den Flugmodus. Ein Mann in einem silberfarbenen Bodysuit an Bord hatte verschlüsselten Funkkontakt zu Benjamin Black aufgenommen, dem Tagebaubaron. „Code 78-X-1003. Zielperson konnte nicht neutralisiert werden. Ich wiederhole: Zielperson konnte nicht neutralisiert werden.‟ Black blieb keine Zeit für eine Antwort. Der Kontakt war bereits unterbrochen. Alle Metadaten waren gelöscht, als habe der Kontakt nie stattgefunden.

Der Minenbesitzer atmete schwer und fasste sich ans Herz. Wenn dieser Animus auspackte über die Sklavenarbeit, dann war es aus. Er musste ihn zum Schweigen bringen. Fragte sich nur: Wie? Und wo war der Kerl jetzt? Bei der Control Unit? Hatte er schon ausgesagt? Würden jeden Moment Polizisten vor der Tür stehen und ihn hinter Gitter sperren? Sollte er flüchten? Aber wohin? Und war es ihm möglich? Er müsste den Großteil seines Vermögens zurücklassen. Benjamin Black hyperventilierte. Eine Panikattacke ereilte ihn. Dann spürte er stechende Schmerzen in der Brust. Er versuchte aus seinem wuchtigen Gelsessel aufzustehen, aber es gelang ihm nicht, seinen stattlichen Körper hochzuhieven. Er tastete nach dem Kommunikator, aber seine Hände gehorchten ihm nicht. Sie zuckten stattdessen spasmisch. Er bekam keine Luft mehr und schnappte nach Sauerstoff. Seine Extremitäten wurden taub. Der Mann röchelte. Nur 3:21 Minuten später ereilte ihn der Exitus. Die Aufregung und Angst waren einfach zu groß gewesen.

Wenige Stunden später war unter den Aktionären der Mine bereits die Hölle los. Wer würde Nachfolger werden? Was bedeutete der Skandal für die Aktie? Gab es enen Imageschaden? Würde die Regierung noch Geschäfte mit ihnen machen? Verloren sie gar ihre Schürf-Lizenz? Oder wann würde die Stilllegung aufgehoben? Man sorgte sich um den Profit. Die missbrauchten Rusticusse spielten nur eine Nebenrolle. Offiziell wurde bestritten, dass die Arbeiter unfreiwillig festgehalten worden waren. Noch ahnten die meisten Anleger nicht, dass ein Zeuge namens Animus mit seiner Aussage bei der CU der Firma vermutlich den Todesstoß versetzen würde.
163. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 25.09.18 19:48

~ LXVI ~


Flosa gab eine Befehlskette auf der Steuerkonsole ein, die sofortige Schubumkehr des Antriebs verursachte, so dass der Atmosphärentransporter sich trotz der enormen Massenträgheit der gefüllten Container nur langsam der Landezone näherte. Die Antriebseinheit musste volle Kraft aufbringen, um den Frachter nicht abstürzen zu lassen. Die Bremsdüsen reagierten mit fauchenden und metallenen Geräuschen. Sogar das Karbonglas der Pilotenkanzel knirschte unter der Belastung.

Die Magna Nuntia war so langsam aber sicher reif für den Weltraumfriedhof. Co-Pilot McCoy schaute fokussiert auf die Anzeige des Kühlaggregats. Eine Warnleuchte signalisierte die Überschreitung eines Grenzwertes. „Lass uns als erstes die Containermodule abkoppeln, bevor uns die Gravitation noch den Hals bricht. Ich habe hier kritische Werte.‟ Flosa ignorierte den Einwand, aktivierte einen kompensierenden Korrekturschub und leitete die normale Landeprozedur ein.

Animus, Gravis und der Rusticus Probus saßen angeschnallt in Fünf-Punkt-Gurten auf Sitzen und warteten auf das Aufsetzen des Kahns auf dem sicheren Grund und Boden. Animus war als ausgebildeter Pugnator relativ ruhig, doch seine Nacktheit machte ihn nervös. Seine Hände hielt er verschränkt über seiner Castitasschelle. - Als die Magna Nuntia endlich aufsetzte, wummerte und vibrierte alles. Über moderne Trägheitsdämpfer verfügte das alte Schiff nicht. Nach und nach schalteten sich die Warnblinklichter aus. Der Hauptantrieb war deaktiviert. McCoy brummte. „Irgendwas stimmt mit der Energiezufuhr nicht. Ich werde mal das Diagnoseprogramm laufen lassen.‟ Er tippte auf der Kom-Einheit Befehle ein. Flosa schnallte sich ab. „Mach das. Ich regle inzwischen das mit den Frachtpapieren und kümmere mich um meine Gäste.‟

Gravis und Animus umarmten sich erneut. Die Freunde hatten sich so lange nicht gesehen. Dann drückte Animus seinen Kameraden ein Stück von sich weg und sah in dessen Schritt. Die enge weiße Leggins verbarg nicht viel. Da hatte er wohl richtig gefühlt... Aber Gravis lächelte beschwichtigend. „Keine Sorge, alter Freund. Das ist eine Penisprothese, um ihn größer zu machen. Ich habe keine Latte, wenn ich dich umarme.‟ Animus lachte ein wenig beklommen. Der Ex-Custos beugte sich zu ihm, um ihm etwas zuzuflüstern. „Das ist leider gleichzeitig eine Keuschheitsvorrichtung. Flosa ist meine...‟ Er suchte nach einer passenden Bezeichnung, fand aber keine. Doch auch so nickte Animus verstehend. „Könntest du mir für einen Moment deine Jacke leihen?‟ Gravis zog den weißen Stretchblouson aus. Animus wickelte ihn sich um die Hüften und atmete erleichtert aus.

Erst jetzt sah er die Ringe in der muskulösen Brust und die Kette dazwischen, die bis zum Bauchnabel hing. Ob Gravis wirklich freiwillig bei dieser Flosa lebte? Der Co-Pilot stand nun ebenfalls auf. „Wusste ich es doch! Die Analyse zeigt übertaktete Bereiche und fehlerhafte Algorithmen im System. Dieser Schrotthaufen bringt uns noch um! Dieser Scheißkahn!‟ Gravis brüllte kurz auf und presste dann seine Lippen zusammen. Alle schauten ihn fragend an. Nur Flosa, die bereits von Bord gegangen war, wusste von dem programmierten Munus Universe 100, der direkten Kontakt mit den Hoden des Muskelmutanten hatte. McCoy versuchte ein Grinsen zu unterdrücken. Er ahnte, was geschehen war. Um sicher zu gehen, rief er: „Ich bin so froh, endlich von diesem beschissenen Kübel runterzukommen.‟ Wieder krümmte sich der Kraftkoloss zusammen.

Gravis beeilte sich, von der Kanzel zur Außenluke zu gelangen, um nicht mehr in Hörweite des fluchenden Typen zu sein. Animus lief ihm hinterher. „Geht es dir nicht gut?‟ Vielleicht schmerzten ihm diese Ringe an seinen Nippeln? Die Kette schien massiv und schwer zu sein. Mit der weißen Jacke um seine Hüften folgte er seinem Kameraden. - Auf dem Flugfeld sprach Flosa mit zwei Angestellten von Prospect Enterprises. Gewaltige Industrieroboter waren bereits dabei, die Containermodule von der Magna Nuntia zu trennen und in große Hangars zu verladen. Probus verabschiedete sich herzlich und dankte Flosa für seine Rettung.

Mit Gravis und Animus flog Flosa mit einem kleinen Lander um das Hauptgebäude herum und erreichte ein Schott im siebten Stockwerk, wo sie den Wohnsektor betraten, um zu ihren Privaträumen zu gelangen. Gravis erzählte Flosa lebhaft von Animus, der selbst von seinen Erlebnissen der letzten Zeit berichtete. Flosa staunte. „Da hast du wirklich Glück gehabt, diesen Furien entkommen zu sein.‟ In der Suite erhielt Gravis seine Jacke zurück, während die Pilotin Kleidung für den Besucher anforderte. Der Nylonstoff passte sich den Körperformen perfekt an. Ein Langarmshirt und eine Hose, jeweils in schwarzer Farbe, gehörten vorläufig zu seinem neuen Outfit, dazu Stiefel. Glücklicherweise war die Hose im Hüftbereich deutlich verstärkt, so dass seine Castitasschelle samt Hodenring nicht sichtbar waren. Trotzdem wollte er möglichst bald die Kleidung wieder eintauschen, denn sie erinnerte ihn in ihrer Enge doch zu sehr an die Pugnatoruniform.

Im Vergleich zu der weißen Leggins von Gravis allerdings, hatte es ihn noch gut erwischt. Bei seinem Freund war jedes Detail des Genitals zu erkennen. Er fragte sich, wie Flosa ihren Partner so herumlaufen lassen konnte. War er ihr Partner? So genau hatte er das noch nicht eruiert, und Gravis ließ sich auch nichts Konkretes entlocken. - Bei einem gemeinsamen Essen in der Kantine der Firma sprach das Trio über Erlebnisse und Zukunftspläne. Dabei stellte sich heraus, dass sich Flosa und Animus hervorragend verstanden. Der Ex-Pugnator konnte mit Flosa über Schiffe und Navigationssysteme fachsimpeln. „Ich könnte mir sogar vorstellen, bei PE als Pilot zu arbeiten.‟ Flosa lächelte ihn an. „Ja, warum nicht? Die suchen immer gute Leute.‟ Gravis schaufelte gerade einen Berg Nahrung in sich hinein und beäugte die beiden. Flirteten die etwa? Eifersucht brandete in ihm auf. Freund hin oder her, aber wenn Animus glaubte, bei Flosa landen zu können, dann würde er Ärger bekommen.

Der Muskelmann merkte anfangs gar nicht, wie sein Daumen den Stahl-Löffel in seiner Faust verbog. Er hörte Flosa säuseln: „Du kannst so lange hier bleiben, bis du etwas anderes gefunden hast. Du bist uns herzlich willkommen.‟ Sie schaute auffordernd zu Gravis. „Hol unserem Besuch noch eine Tasse von dem Tee.‟ 175 kg Muskelmasse standen auf und stapften zu einem Sideboard, um das Heißgetränk zu bringen. - Animus fragte nach der Flotte der Firma. Flosa informierte über die diversen Schiffe. „PE verfügt nicht nur über Orbiter wie die Magna Nuntia. Das ist ihr ältester Transporter. Er ist für den Parabelflug ausgelegt. Aber Prospect liefert auch Erze und Erzeugnisse ihrer Produktion in andere Systeme. Dazu haben sie einige sehr moderne transstellare Schiffe.‟ Die Pilotin tippte auf ein Display auf der Tischplatte. Mehrere 3-D-Hologramme bauten sich semitransparent zwischen ihr und Animus auf, die unterschiedliche Schiffstypen darstellten. Mit kleinen Gesten drehte und vergrößerte sie die Darstellungen, erläuterte die einzelnen Klassen und deren Antriebe.

Der Ex-Custos saß dabei und fühlte sich irgendwie fehl am Platze. Er verstand keine zehn Prozent von dem, was die beiden da miteinander besprachen. So sehr er sich über das Wiedersehen mit seinem Kameraden gefreut hatte, so sehr war er auch froh, wenn der Besuch beendet würde. Gravis fragte, ob er sich schon mal um ein Zimmer für Animus kümmern sollte. Aber Flosa sah ihn nur erstaunt an. „Unsinn! Dein Freund bleibt heute Nacht hier. Ist doch klar. Hier ist genug Platz für drei Personen.‟ Animus lächelte, Flosa lächelte, Gravis sah verbissen drein. Sein Freund nickte nachdenklich. „Ich werde bei der STC kündigen und vielleicht bei PE als Pilot anheuern.‟

In einem benachbarten Sol-System kreiste ein Mond voller bizarrer Krater um einen einsamen Gasriesen. Hier hatte ein Sicherheitsunternehmen eine ihrer vielen Gefängnisanlagen. Prominenteste Insassin war wohl Misera, die einen führenden Posten im Regime der Regina innegehabt hatte und als grausame Abteilungsleiterin des größten Umerziehungslagers auf einer abgelegenen Insel auf dem Planeten Regina gefürchtet gewesen war. - Nun fürchtete sie niemand mehr. Die Frau hockte in einer weißen Zwangsjacke in einer nackten Zelle im Hochsicherheitsbereich. Ihr Schädel war rasiert. Ebenso ihre Scham, die nur geringfügig durch den Schrittgurt der restriktiven Jacke bedeckt war, der sich zwischen ihre Venuslippen grub. Der breite Halsreif aus Titan sicherte sie zusätzlich. Eine Flucht von hier war völlig aussichtslos. Hier würde sie ihr Leben beschließen. Irgendwann. Es gab keinen Kontakt zur Außenwelt oder einem Advokaten. Hier gab es lediglich das Hausrecht der IPPC (Interplanetary Private Prison Corporation), deren Eigentum sie nun war.

In einem Raum der Verwaltung zeigten 32 Monitore verschiedene Bereiche des Hochsicherheitstraktes, darunter die Einzelzellen, die mit Angehörigen des Regina-Regimes belegt waren. Die Bilder wechselten in programmierten Intervallen. Zwei Angestellte der IPPC saßen in Gelstühlen davor und werteten die Sicht aus. Eine Software sichtete gleichzeitig nach biometrischen Algorithmen die Videoaufnahmen in Realtime. Sollte den Männern etwas entgehen, so würde das Programm sofort Auffälligkeiten melden. In dem abgedunkelten Raum prangte das dreieckige Logo der Firma schwach fluoreszierend auf dem Boden. Einer der Uniformierten hatte lässig die Beine auf die Konsole gelegt und übereinander verschränkt, während seine Stuhllehne weit nach hinten gefahren war. Sein Kollege beschäftigte sich mit seiner mobilen Kom-Einheit, auf der er eine selbstgedrehte Videosequenz ablaufen ließ. Sie zeigte, wie aus seiner Sichtposition heraus vor ihm eine kahlköpfige Gefangene auf den Knien hockte und seine Erektion blies. Das Objekt steckte in der Standardzwangsjacke und trug sonst nichts am Leib.

Der Mann drehte sich zu seinem Kollegen um. „Hey, willst du mal was Geiles sehen?‟ Aber der Uniformierte hatte die Augen geschlossen und reagierte nicht. Das war mal wieder typisch, dachte er. Gary pennt die halbe Dienstzeit. Am liebsten hätte er ihn mit einem Alarm aus Morpheus Reich gerissen, aber dann wären noch andere Kollegen drauf aufmerksam geworden. Der Angestellte schaute gelangweilt auf die Monitore. Die meisten zeigten die Insassen der Zellen, die apathisch schaukelten oder sich gar nicht bewegten. Nur eine Frau lief hin und her und schien irgendwas zu rufen. Der Mann hätte die Audioübertragung einschalten können, aber es interessierte ihn nicht, was die Gefangene schrie. Ein kurzer Blick in die Belegungsdatei verriet ihm, dass die Person neu eingeliefert war. Der Wärter grinste. Da war ja ein Willkommensritual fällig!

Er sah zur Seite: Gary schlief immer noch den Schlaf der Gerechten. Sein Kollege stand auf und verließ den Videoraum. Mit einem Aufzug fuhr er in ein anderes Stockwerk des Gebäudes. Er gab enen Code auf einem Touchpad in der Kabine ein, damit sich die gepanzerte Sicherheitstür öffnete. Schon war er in dem Trakt mit den Quartieren, von denen in einer Misera logierte. Der Mann mit dem schwarzen Kinnbart näherte sich der sechsten Tür. Wieder gab er eine Zahlenfolge ein. Nun wurde das obere Drittel des Eingangs von seiner Seite aus transparent. Er betrachtete die Insassin gierig. Sein Phallus in seiner Hose fühlte sich schon so hart an wie sein Disziplinarstab.

Misera hatte sich momentan etwas beruhigt. Sie saß auf der Pritsche und hatte ihre Händchen zu Fäusten geballt. Die Stimme des Wärters war synthetisch verzerrt in der Zelle zu hören. „Willkommen in deinem neuen Zuhause, kleine Schlampe.‟ Blitzartig sprang die Gefangene auf und schaute zur Tür. „Wer ist da? Ich will mit dem Direktor der Anlage sprechen. Sofort!‟ Ein verfälschtes Gelächter antwortete ihr. „Du willst gar nichts! Dein Wille ist hier null und nichtig! Ich bin dein Master, dein Gott. Von mir bist du abhängig, und du wirst mir bedingungslos gehorchen.‟ Misera bekam Schnappatmung. Wie konnte es dieser Typ - wer immer es war - wagen, so etwas zu sagen!

Sie wollte gerade vor Wut eine Antwort schreien, die irgendwas mit heißem Plasma und Hoden zu tun hatte, da zischte es aus zwei kleinen Düsen an der Decke. Erschrocken sah sie hoch in den Dampf. Der Kerl leitete irgendein Gas in die Zelle. War das ihr Ende? Doch sie spürte keine Müdigkeit oder bekam auch keine Atemschwierigkeiten. Ganz im Gegenteil: Sie hatte das Gefühl, alles intensiver und schärfer und klarer zu erleben. Ihre Sinne waren übernatürlich geschärft. Und sie fühlte noch etwas. Ein dringendes Verlangen. Ihr Sexualtrieb war ins Unermessliche gestiegen. Sie rieb sich mit dem Hintern auf der Pritsche, doch ihre Klitoris erhielt so nicht genügend Stimulation. Ihr war alles egal geworden, sie musste nur unbedingt und sofort einen Orgasmus haben. Misera stöhnte und seufzte. Das Schott der Kabine öffnete sich. Ein Mann in Uniform stand dort und grinste dreckig.

Er betrat die Zelle, während die Tür sich automatisch verschloss. Im nächsten Moment kam Misera auf den Mann zu. Sie küsste ihn leidenschaftlich. „Nimm mich! Bitte! Bitte besorge es mir! Ich brauche es so dringend! Oh, bitte, schnell!‟ Der Mann leckte sich über die Lippen. „Wenn du mich so nett bittest, Puppe.‟ Er löste den Schrittgurt der Zwangsjacke und nestelte anschließend an seiner Stoffhose, holte einen bereits erigierten Phallus hervor, warf die Gefangene herum und beugte ihren Oberkörper über die Pritsche, damit er von hinten seinen Lustspender in die nasse Spalte versenken konnte. - Während seine Lenden vor- und zurückschnellten wie eine gut geölte Maschine, hielt er sich an der Zwangsjacke fest.

Timiditas grunzte erschöpft. Viele Lichtjahre vom Sektor der Vereinigten Allianz entfernt war er im Alpha Dominion in einem Melkstall festgegurtet und gab seinen Munussaft heute zum zigsten Male ab, der in einen Glaszylinder floss und aufbereitet wurde. Seine überdimensionierten Hoden schmerzten enorm von der Belastung. Und doch wurde sein Organismus immer wieder durch elektrische Stimulation bis kurz vor einen Orgasmus gebracht, damit die Ernte optimiert werden konnte. Die Indagatrix beobachtete ihn emotionslos. Der einzige Munus im Besitz von Augusta Regina stellte zwar einen unermesslichen Wert dar, aber das hieß nicht, dass er keine Qualen erleiden durfte. Die Indagatrix stellte lediglich sicher, dass das Wesen keinen Schaden nahm.

Heute Vormittag war eine kleine Gruppe aus 16 Edelfräuleins im Stalllabor gewesen, um bei der Ernte zuzuschauen. Aufgeregt hatten sie die Pumpe beobachtet, die das Ejakulat gewonnen hatte. Der zuckende und pochende große Phallus mit den dicken Adern, die auf der Haut ein wildes Rankenmuster bildeten, hatte sie fasziniert. Sie hofften darauf, dass es bald zahlreiche Munuswesen auf Naturalis Sidus geben würde. Doch vorerst mussten sie sich mit simulierten Androiden zufriedengeben. Eine der jungen Ladys hatte keck gefragt, ob sie mit einem Impulsstab die Hoden der Kreatur berühren dürfte. Die Indagatrix hatte ihr einen Teleskostab gereicht, der in ähnlicher Form im Anus des Munus steckte.

Sobald die Adelsdame die Spitze des Stockes an den Hoden drückte, knisterte ein Lichtbogen auf dem großen Beutel. Timiditas zuckte und ächzte auf, doch wegen seines Ernährungsknebels war er nur dumpf zu vernehmen. Die dicken Brüste des Vorgebeugten wackelten wie zwei mit Wasser gefüllte Tüten. Kichernd hatte die junge Lady den Stab weitergereicht. Auch ihre Freundinnen wollten das mal ausprobieren. Allerdings hatte die Indagatrix die Gruppe nach der sechsten Dame weggeschickt, denn Priorität war die Ernte, und der Besuch störte in der Produktion zu sehr. Die Indagatrix wollte sich nicht sagen lassen, dass sie ihr Tagessoll nicht erreicht hätte. Der Zylinder war erst halbvoll. Sie stellte die Amperezahl höher. Die Ejakulationsrate musste beschleunigt werden.

Als die Schicht zuende war, brachte sie Timiditas in seine Aufbewahrungsbox zur Regenerationphase. Sabbernd und gehetzt schauend war der Munus dem Wahnsinn nahe. Er konnte nicht mehr klar denken. Er legte sich in embryonaler Position auf die Seite und fiel zitternd in eine Art Starre. Sein Bewusstsein hatte er irgendwo in seinem Gehirn weggeschlossen, sonst wäre er längst irre geworden. - Währenddessen ließ sich die Indagatrix von einer Praefecta loben. Die heutige Ernte hatte beinahe den Maximalwert für Hochleistungsmunuskreaturen erreicht. Die unlängst intensivierte Mastdiät hatte offenbar zu einer höheren Produktionsleistung geführt. Optimistisch tätschelte die Frau ihre Untergebene. „Vielleicht ist noch ein bisschen mehr drin. Unsere Majestät erwartet beste Arbeit.‟ Die Indagatrix verbeugte sich und zog sich zurück. Noch ein bisschen mehr... Die Geräte arbeiteten bereits am Anschlag.

Sie ging in ihr Quartier und zog sich die Laborkleidung aus und stattdessen einen leichten Seidenhausmantel an, der sanft über ihren Körper strich. Leise Entspannungsmusik ertönte von der Decke des Raumes. Das Licht war um 40 Prozent gedimmt. Ein kompakter Rollroboter brachte ihr ihren Lieblingsdrink. Sie legte sich auf ihre intelligente Chaiselongue, die sofort die optimale Form für ihre Liegeposition einnahm, Form, Härtegrad und Temperatur sowie gewünschte Oberflächenstruktur anpasste. - Nachdem die Frau sich völlig entspannt fühlte, tauchte sie in eine 3-D-Welt ein und fand sich am Beach einer Fantasiewelt wieder, wo sie von einem humanoiden Adonis romantisch umgarnt und befriedigt wurde.

Später aktivierte sie mit ein paar Gesten die Überwachungscam der Regenerationsbox: Der Munus lag nicht mehr eingerollt auf der Seite, sondern er saß mit angezogenen Knien und schaukelte vor und zurück. Waren die Hoden geschwollen? Sie zoomte heran. Die Indagatrix ließ ein Analyseprogramm mit Vitalparametern laufen. Tatsächlich hatte die starke Aktivierung in Kombination mit den Libidoverstärkern in der Spezialnahrung im Vergleichszeitraum zu einer Vergrößerung von satten elf Prozent geführt. Ob dadurch auch die Melkquantität signifikant gesteigert werden konnte, blieb abzuwarten.

Mit der Genaktivierungsmethode auf Regina hatte man die Munuswesen und Custoskreaturen geschaffen. Eine Weiterentwicklung wäre theoretisch möglich. Wenn Augusta Regina mit der erzielten Ejakulatsmenge nicht zufrieden sein würde, müsste das Versuchsobjekt erneut modifiziert werden. Die Indagatrix dachte mit Grausen daran, wie so eine monströse Lebensform aussehen würde. Noch gigantischere Hoden? Nein, dass wollte sie nicht verantworten. Ein Freak, der wegen des Gewichts seiner Genitalien nicht mehr gehen konnte? Irgendwo hatte auch sie eine ethische Grenze. Sie würde es zunächst noch einige Tage lang auf konventionellem Weg versuchen.

Die Mastdiät musste auf ein Maximum erhöht werden. Der Bauch des Munus würde beinahe so tief vorgewölbt hängen, wie die Brüste. Bedauernswert, dachte die Frau, aber notwendig, um das wertvolle Gut zu erwirtschaften. Sie machte sich eine Notiz in ihrem virtuellen Terminplan, morgen die Nahrungszufuhr um 100 Prozent zu erhöhen. Danach löschte sie das Licht mit eine Geste und sank nackt in ein weiches Bett, das ihren Körper sanft umschloss und die Gravitation auf 0,5 Standardeinheiten verringerte. Ein Aroma-Diffuser sorgte für eine unterbewusste olfaktorische Wahrnehmung, die die Frau in einen tiefen, erholsamen Schlaf tauchen ließ, der sie ebenso vorsichtig acht Stunden später wieder erwachen lassen würde.

Timiditas dagegen war in eine Bewusstlosigkeit gefallen, die ihn den harten Untergrund nicht mehr spüren ließ. Nur die schmerzenden Hoden nahm er mit in seine Träume, die von seiner nächsten Schicht im Stall handelten.

Als Flosa dem jungen Mann ein Nachtlager im Wohnbereich der Suite anbot, war Gravis das gar nicht recht. Er freute sich zwar, dass er Animus wiedergesehen hatte, aber irgendwie war da so ein Gefühl, dass Flosa ein Auge auf den Ex-Pugnator geworfen hatte. Der Muskelkoloss betrachtete seinen Freund, der wie ein durchtrainierter Jüngling aussah. Darauf standen die Frauen, war er sich sicher. Flosa hatte ja auch schon mit diesem Co-Piloten McCoy herumgemacht - obwohl der nicht mehr so jung war. Gravis seufzte. Vielleicht bildete er sich das alles auch nur ein. So langsam machte ihn die Keuschheit wahnsinnig. Wenigstens hatte Gravis seine Flosa nachts für sich.

Leider kam es nicht zu dem ersehnten Aufschluss. Die Pilotin war einfach nur müde und wollte Schlaf nachholen. Seine Hoffnungen lagen nun auf den nächsten Tagen, in denen seine Angebetete Urlaub hatte. Nach einem Transporteinsatz mit der Magna Nuntia stand ihr ein Kurzurlaub zu. - Am nächsten Tag ging der Muskelgigant mit Animus ins Fitness-Center der Firma. Es war ein befriedigendes Gefühl, dem Jüngling in einer Sache deutlich überlegen zu sein. Die 100 kg Bankdrücken, die Animus ächzend schaffte, ließ Gravis nur mitleidig lächeln. Unter der Dusche musste er dann neidisch sehen, dass sein Freund weder die Castitasschelle, noch den Hodenring trug. Flosa musste ihn von den Gerätschaften befreit haben.

Am Nachmittag erwähnte Animus, dass das Firmengebäude ein architektonisches Meisterwerk wäre, aber „so eine echte Vergnügungs-Bar fehlt dann doch, oder?‟ Das musste Flosa zugeben. „Wir könnten heute Abend mit einem Orbiter in die nächste City fliegen. Es gibt auf Regina inzwischen tolle Etablissements.‟ Animus horchte auf. „Da bin ich sofort dabei.‟ Gravis räusperte sich. „Bekomme ich dafür eventuell ein anderes Outfit?‟ Er sah demonstrativ an sich herab: Die Stretch-Plastikjacke und die weiße Leggins mit den schwarzen Stiefeln waren ziemlich auffällig. Eigentlich wollte Flosa ihn so mitnehmen, wie er war. Er würde mit seiner Gestalt eh auffallen. Aber Animus zeigte augenblicklich Verständnis. „Da wird dir Flosa mit Sicherheit etwas anderes zugestehen.‟ Er starrte auf das gut abgebildete Gemächt des Muskelmannes, das sich in der dünnen Leggins nicht verstecken konnte. Die Pilotin verzog missbilligend ihren Mund. „Also gut. Aber nur für heute!‟ Gravis fiel ein riesiger Asteroid vom Herzen.

In der Firmenboutique wählte er eine weite, schwarze Hose und ein langärmeliges schwarzes Shirt. Beide Kleidungsstücke waren extrem großzügig geschnitten, saßen aber über den Muskelbergen trotzdem recht eng. Aber der Hosenstoff war dick und verbarg die intimen Bereiche des Trägers zuverlässig. Zur Überraschung der Männer, entschied Flosa: „Mach die Brustkette und die Ringe ab, Gravis.‟ - Der Flug von Prospect Enterprises zur Vergnügungsmeile in der Stadt dauerte 35 Minuten. Überall leuchteten Neonschilder, Beschriftungen, fluoreszierende 3-D-Hologramme und Lumineszenz-Tafeln. An Gebäuden schossen Stroboskopeffekte in den schwarzen Himmel.

Flosa landete ihr Gefährt in einem Parktower, in dem die ankommenden und abfliegenden Shuttles automatisch in Boxen ein- und aussortiert wurden. Als das Trio in einem gläsernen Aufzug in die Erdgeschossebene der Flaniermeile gleiteten, sahen sie am Himmel eine Laserprojektion, die für eine Night-Bar warb. Flosa bemerkte die irritierten Blicke ihrer Begleiter, als die Werbung knackige Jünglinge „in androidischer Perfektion‟ versprach. Animus suchte nach hübschen Damen, aber die schienen Mangelware. Flosa erinnerte den Ex-Pugnator: „Du darfst nicht vergessen, dass über 90 Prozent der männlichen Bewohner von Regina entweder Munuswesen oder Rusticusse sind. Daher hat sich der Erotikmarkt auf weibliche Kunden eingestellt.‟

Zahlreiche Gruppen junger Leute und auch viele Pärchen schlenderten über die Wege. Auch Munuskreaturen waren zu sehen, jedoch in erster Linie als Werber, die potentielle Besucherinnen in die Etablissements lockten. Großteils wurden Androiden im Rotlichtmileu eingesetzt, um den Damen zu gefallen, aber es gab auch Rusticusse, die ihren Lebensunterhalt damit verdienten. Die Pilotin zeigte mit dem Finger auf einen neonblau erleuchteten Eingang. „Lasst uns erst mal eine Kleinigkeit essen.‟ Die Dreiergruppe ging auf das Restaurant zu. Links von ihnen lagen in einiger Entfernung zwei Personen auf dem Boden neben einem Wasserbecken. Einer von ihnen lachte hysterisch und zuckte am ganzen Leib, der andere lag da wie leblos. Flosa erklärte: „Junkies. Lasst bloß die Finger von Flavo Venenum, falls euch jemand anquatscht. Das haben die da auch genommen.‟ Die das Bewusstsein erweiternde Droge bestand aus einem gelblichen Pulver, das unter der Zunge eingenommen wurde. Schon nach dem ersten Konsum war ein Humanoid extrem süchtig danach.

Gravis war völlig fasziniert von all dem Trubel und der Partystimmung. Animus hatte zwar ähnliche Etablissements von Litus Mundus in Erinnerung, aber nicht für möglich gehalten, dass sich in wenigen Jahren auf Regina so eine Prachtwelt entwickeln konnte. Er war so heiß auf ein Abenteuer. Sein bestes Stück konnte es kaum erwarten. Ob sie eine weibliche Androidin fanden? Notfalls würde er auch mit einem Munus zufrieden sein, der ihm seine Zungenfertigkeit bewies. Flosa würde sich auch vergnügen. So viel hatte er mittlerweile herausgehört. Gravis und Flosa waren kein... normales Paar. Wann wohl Gravis seine Keuschheitsprothese entfernt werden würde? Wollte sie damit bis auf den letzten Drücker warten? Oder sollte er etwa leer ausgehen?

Im Restaurant führte sie eine Angestellte zu einem Tisch. Sie betrachtete den Custos und räusperte sich. „Einen Augenblick, bitte. Ich hole einen anderen Stuhl.‟ Kurz darauf kam sie mit einem Möbel zurück, der groß und vor allem stabil genug schien, um Gravis zu trotzen. Er wirkte sehr leicht und bestand vermutlich aus einem speziellen Polymerkunststoff. Ein bisschen unwohl fühlte sich der Muskelmutant doch, denn einige Gäste schauten belustigt. - Das Trio wählte auf den Touchpads, die in der Tischoberfläche integriert waren, das Menü aus.

An der Theke sah Flosa zahlreiche Damen, die sich um einige wenige Männer herumdrängten und mit ihnen flirteten. Vermutlich waren die männlichen Gäste Wissenschaftler oder Techniker der ansässigen Firmen, die aus der VA nach der Befriedung des Planeten auf Regina expandiert waren. Ein durchtrainierter Kellner mit himmelblauen Augen und hellblondem Haar in engen Shorts und knappem Hemdchen sowie einem Halstuch brachte die Getränke: für Animus ein Bier der Marke „Yellow Hell‟, Gravis hatte sich einen XXL-Milchshake bestellt, und Flosa freute sich über einen Cocktail namens „Blue Horizon‟. Sie zog den jungen Kellner ungeniert mit ihren Augen beinahe aus. Aber ihr war klar, dass es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um einen Androiden handelte, der die weiblichen Besucher zu Drinks und mehr animieren sollte. So einen extrem perfekten Body mit so einem knackigen Apfelarsch... Das musste künstlich sein, war sie sich sicher.

Dann kam auch schon bald das bestellte Essen. Es mundete allen Dreien wunderbar, und satt (Gravis hatte zwei Portionen verdrückt) und zufrieden machten sie sich auf den Weg in ein Vergnügungsetablissement. In der Bar warf sich unverzüglich ein Lover an Flosas Seite. Ihn schien nicht zu interessieren, dass sie in Begleitung war. Er geizte nicht mit Reizen und tuschelte ihr verführerisch ins Ohr. Wenige Minuten später verschwand Flosa mit ihm in einem Separee mit Tür. Animus bestellte ein Bier. „Toll, jetzt sitzen wir hier.‟ Er sah sich um. Weit und breit waren nur männliche Lover zu sehen. Der Ex-Pugnator winkte einen von ihnen herbei. „Gibt es hier auch Ladys?‟ Der Mann hob die Schultern. „Sorry.‟ Gravis und Animus tranken ihre Drinks und warteten.

Als Flosa nach über einer Stunde immer noch nicht auftauchte. gingen sie nachschauen. Die Tür war verschlossen. Gravis klopfte. Am liebsten hätte er sie eingetreten. Niemand öffnete. Animus fragte einen vorbeigehenden Angestellten, ob er die Tür öffnen könne. Der Mann sah ihn verwundert an. „Da ist niemand drin.‟ Animus widersprach, und der Typ ging mit ihm zu dem Eingang, tippte einen alphanummerischen Code ein und öffnete den Raum: Er war leer.
164. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 28.10.18 17:22

~ LXVII ~


Sofort alarmiert suchten Gravis und Animus den Raum akribisch ab. Nichts. Es auch keine Hintertür. Wie hatte der Liebesandroid mit Flosa das Zimmer verlassen können? Die beiden Männer hatten die Tür permanent im Blick gehabt. Animus überlegte. „Es gibt nur zwei Optionen. Entweder sind Sie unsichtbar aus dem Raum gekommen, mit einer Tarntechnik. Oder es gibt doch noch einen anderen Weg hier raus.‟ Gravis grunzte. „Du meinst Beamtechnik?‟ Animus hob die Schultern. „Womöglich. Obwohl das auf Planetenoberflächen verboten ist.‟ Aber da Regina nach dem Zusammenbruch des Regimes noch immer ein partiell ungeordnetes Terrain bildete, in dem rechtsfreie Räume existierten, waren solche gesetzlichen Regelungen wohl eher Makulatur.

Gravis und Animus kehrte zur Theke zurück und bestellten noch einen Drink. Sie mussten beraten, was nun zu tun wäre. Alleine wollten sie keinesfalls wieder nach Prospect zurück. Animus grübelte laut: „Ein freiwilliges Verschwinden können wir ausschließen. Flosa würde uns nicht hier zurücklassen.‟ Gravis stutzte. „Eine Entführung? Aber wo ist das Motiv? Flosa ist nicht sehr vermögend. Und über sie die Firma erpressen? Unwahrscheinlich, wenn du mich fragst.‟ Animus seufzte. Wer weiß, was in Verbrecherköpfen so vor sich ging; und die Piloten waren wertvolle Angestellte. Leider hatte es keinen Zweck die Planetenpolizei zu kontaktieren. Es gab keine Beweise für ein Gewaltverbrechen. Und Flosa war als erwachsener Frau erlaubt, sich aufzuhalten, wo sie wollte.

Letztlich mussten sich die beiden Gefährten eingestehen, momentan nichts ausrichten zu können. Animus konnte glücklicherweise den Lander ebenfalls fliegen. Er kannte den Berechtigungscode zu der Shuttlegarage und fuhr mit Gravis zum Abflugdeck. Unter dem freien Nachthimmel wären sie nass geworden, da es kräftig eine chemisch riechende „Suppe‟ regnete, aber hydrophobe Schirmplatten positionierten sich exakt als mobile Schilde über ihnen, um sie zu schützen. Sobald die Drohnen eine thermische Signatur erkannten, sorgten sie automatisiert für einen trockenen Einstieg der Passagiere.

War mal wieder irgendwo in einer Chemiefabrik eine Störung aufgetreten? Der Regen bildete auf dem Boden des Daches Pfützen und verdickte sich zu einer Art Schaum. - Die Männer machten sich mit einem mulmigen Gefühl auf den Weg nach Hause. Während des Fluges waren sie still und dachten über die Situation nach. In der Basis der PE setzten sie sich in der Suite zusammen und berieten. Die nächsten Tage würde Flosa auch von der Firma nicht vermisst, denn sie hatte nach der letzten Tour wie üblich einige Freitage. Der digitale Chronometer zeigte 03:06 Regionalzeit an, als Animus duschen ging. Gravis seufzte. Wahrscheinlich würde sein Kamerad jetzt sein bestes Stück polieren? Es war ihm ja gegönnt, aber der Muskelmann wollte auch endlich diese monströse Prothese ablegen, um sein eigenes Fleisch stimulieren zu können.

Wenigstens war er zurzeit die Brustwarzenkette los. - Im nächsten Moment bekam er ein schlechtes Gewissen. Seine Flosa war vielleicht in den Fängen von skrupellosen Entführern, und er dachte nur an sein sexuelles Vergnügen! Er lenkte sich mit einer Kom-Unit ab, und aktivierte einige Nachrichtenkanäle, die in 3D holografische Bilder sendeten. Vor Gravis schien die Darstellung in der Luft zu schweben. Es gab eine große Demonstration auf Beta Patria. Dabei ging es den Aktivisten um die Ausweisung bzw. Inhaftierung aller Munuswesen und Rusticusse. Ein Reporter berichtete aus der Hauptstadt, im Hintergrund der Gebäudekomplex der VA-Regierung. Kameradrohnen zeigten die Massen, die durch die Straßen zogen und ihre Forderungen lautstark skandierten. Einzelne Gewalttäter zoomten die Objektive heran und hielten fest, wie Scheiben von Gebäuden zerstört wurden und einige Personen auf einen Munus Jagd machten. Schnell war er eingeholt und umringt, dann zappte der Sender auf einen anderen Kanal: Eine Feuerwolke und schwarzer Rauch stiegen in einer Straßenschlucht auf. Sofort fraßen sich die Flammen an einer Gebäudefront hoch. In Panik verließen die Bewohner das Haus.

Der Reporter bewertete die Lage. „Die strukturelle Integrität der Immobilie wird in wenigen Augenblicken kritische Werte erreichen.‟ Von einer Seite näherten sich zwei Shuttles der Planetenpolizei in waghalsiger Einflugschneise an und schossen Fangnetze auf die Brandstifter, die zuvor ein Analyseprogramm identifiziert hatte. Zwei mutmaßliche Täter in schwarzen Overalls landeten auf dem Bauch und wurden von den Netzen am Boden fixiert. Es handelte sich bei der Technik um eine Weiterentwicklung der FNS der STC auf Regina, die damit Munuswesen einfingen. - Ein weiterer Sympathisant schleuderte einen Molotowcocktail gegen die Kuppel des ersten Einsatzshuttles, doch verpuffte die Wirkung der Benzinbombe dort vor den Augen des Piloten wie eine Protuperanz. Um das Quarz-Glas zu beschädigen, benötigte es größere Kaliber.

Am Boden kam eine Hundertschaft armierter Androiden im simultanen Laufschritt auf die Demonstranten zu und drängten sie mit ihren Teleskopstäben in eine Richtung. Ein Planetenpolizist gab mit einem Megafon Anweisungen an die Menschen. - Gravis schaltete zu einem anderen Kanal. Beta Patria war weit weg. Sollten die da ihre kriegsähnlichen Zustände doch selbst auf die Reihe bekommen. Er fand auf einer benachbarten Frequenz regionale Nachrichten von Regina: Dort lief eine Dokumentation über ein Rusticusghetto. Auf dem abgeschotteten Landstrich lebten circa 22.000 Rusticusse und ungefähr 14.000 Munuskreaturen. Offiziell sprach man von Reservaten, die die VA den Wesen zur Verfügung gestellt hatte. Wer nicht genug finanzielle Mittel hatte, um auf andere Planeten der Allianz überzusiedeln, musste auf Regina verbleiben und ein kärgliches Leben führen.

Tausende Kreaturen standen den Fräuleins im Untergrund loyal zur Seite; andere jedoch lebten frei, aber in relativer Armut, in den Ghettos mit Munuswesen zusammen - den einzigen potentiellen Sexualpartnern für die Rusticusse. Die weibliche Bevölkerung von Regina und die immigrierten männlichen Fachleute für die Industrie standen in einem Missverhältnis von zehn zu eins. Rechnete man Rusticusse und Munuswesen dazu, waren die Geschlechter ausgeglichen, aber 90 Prozent der Männer waren eben Kreaturen der Regina. Für die meisten Frauen waren diese Subjekte Feinde der Demokratie der VA. Sie standen für das untergegangene Regime. Und mit denen wollte niemand etwas zu tun haben.

Wie Gravis feststellen musste, waren ja sogar die Bürger auf Beta Patria skeptisch, was die Kreaturen anging. Da hatte er es noch gut, wurde ihm bewusst. Bei Flosa lebte er frei und zufrieden, hatte ein Leben in Wohlstand im Gebäudekomplex der PE und... ja, wenn da nicht seine Keuschheit gewesen wäre! Und jetzt war Flosa entführt worden. Da erschien gerade Animus, nur mit einem Handtuch um die Hüften. „Ich weiß jetzt, wie wir Flosa finden!‟ Die Luft schien zu knistern vor Spannung.

In einem benachbarten Sol-System lag das nächste Maximum Security Gefängnis der IPPC. Der prominenteste Neuankömmling in dieser Anlage war Misera und bereits von einem der Wachmänner auf seine ganz spezielle inoffizielle Weise willkommen geheißen. Nachdem er sich in ihr erleichtert hatte, zerrte er sie grob herum und zog den Schrittgurt ihrer Zwangsjacke wieder fest. So fest er konnte. Das libidosteigernde Gas hatte sich sofort verflüchtigt, wirkte aber in Miseras Körper noch stark nach. Sie versuchte verzweifelt sich ihre Weiblichkeit an der Wand oder der Pritsche zu reiben. Dann bettelte sie den Uniformierten an. „Bitte! Lass mich nicht so zurück! Bitte besorge es mir! Bitte! Ich brauche es! Wirklich! Ich brauche es!‟ Aber der Wächter grinste nur und stieß die Gefangene, die vor ihm auf die Knie gefallen war, mit dem Fuß von sich weg. Er öffnete die Digital-Verriegelung der Zellentür und verließ sie. Misera kreischte. „NEIN!!! Komm zurück! Du kannst mich jetzt hier nicht so allein lassen! Komm zurück!‟ Aber als die Tür sich zischend schloss, verstummte der Protest.

Kurz darauf erschien der Mann wieder bei seinem Kollegen Gary, der immer noch vor den Monitoren schlief. Misera hatte sich nur langsam beruhigt. Sie hatte immer wieder versucht, ihre Klitoris zur reiben, was in ihren restriktiven Fesseln einfach nicht gelingen wollte. Völlig erschöpft versuchte sie es weiterhin in allen Lagen und Stellungen, bis sie überhaupt keine Kraft mehr hatte und zuckend auf der Pritsche lag. - Nach weiteren zwei Stunden war der Wirkstoff abgebaut, und ihr extremes Verlangen zwar nicht gestillt, aber zumindest auszuhalten. Schlimmer war diese Zelle, in der sie dahinvegetierte. Nur Stahl und eine grelle Lichtquelle über der Tür. Sie spürte Kopfschmerz und merkte, wie sie langsam durchdrehte. In der sechs Quadratmeter großen Kiste begraben zu sein...

Wann konnte sie die Zelle endlich mal verlassen? Wann konnte sie mit jemandem sprechen? Sie konnte sich in der leicht spiegelnden Metallwand betrachten: ein Häufchen Elend. Kahlköpfig! Misera stöhnte auf. Sie war immer stolz auf ihr prachtvolles langes Haar gewesen. Das war vorbei. Ihr ganzes Leben war vorbei. Sie ahnte, dass sie hier in dieser Hölle verfaulen sollte. Das war keine temporär limitierte Haft. Sie sollte diese Anlage des Teufels nie wieder verlassen. Also würde es auch keinen Kontakt zu einem Advokaten geben. Wie der Wichser schon gesagt hatte: >Dein Wille ist hier null und nichtig! Ich bin dein Master, dein Gott. Von mir bist du abhängig, und du wirst mir bedingungslos gehorchen.<

Die Minuten wurden zu Stunden, die Stunden zu Tagen, die Tage zu Wochen und Monaten... Die Isolationshaft war brutal. Sie hätte lieber die Peitsche gespürt, die sie früher den Galeerensklaven in Disciplina verordnet hatte. Misera hatte ihr Zeitgefühl verloren, konnte nicht mehr klar denken, schlief unregelmäßig und vegetierte nur noch dahin. Selbst die drei geschmacksneutralen Mahlzeiten, die sie als Nährbrei aus einem Schlauch saugte, der sich jeweils aus der Decke schob, sorgten nicht für einen menschlichen Kontakt. Ihre Welt war ausschließlich die winzige Zelle. - Sie hatte längst angefangen, Selbstgespräche zu führen. Anfangs hatte sie noch darauf geachtet, was sie sagte, denn sich war sicher, abgehört zu werden, aber inzwischen war es ihr egal.

Der Chip, den sie ihr eingesetzt hatten, hatte vermutlich eh schon ihre Gehirnströme gemessen und einige Gedanken oder zumindest ihr genaues emotionales Muster aufgezeichnet. Scanner hatten ihren zerebralen Kortex durchdrungen und sich in ihr Innerstes geschlichen. Gegraben wie Würmer. Sie konnte nichts verbergen. Nichts. - Trotzdem hatte sie sich nicht definitiv aufgegeben. Sie kauerte auf dem Zellenboden und verankerte ihre Füße an der Toilette, um Sit-Ups zu machen. Der Schrittgurt zog und rieb unangenehm in ihrer Scham, aber diese Reize versuchte sie auszublenden. Anschließend begann sie mit Kniebeugen. Die Zwangsjacke störte enorm, aber auch hier ignorierte sie die Umstände. Doch plötzlich roch sie ein dezent süßliches Aroma. Leitete da wieder ein Arschloch Gas in die Zelle? Kaum hatte sie den Gedanken gedacht, da sackte sie bewusstlos zusammen.

Nur fünf Sekunden später war ein saugendes Geräusch zu vernehmen. Der Raum wurde neutralisiert. Dann öffnete sich die Tür, und zwei Uniformierte erschienen, hoben sie auf und legten sie auf eine Rolltrage. Am Armen und Beinen wurde sie mit weißen Nylonbändern gesichert. Sie fuhren sie durch die Zellenflure zu einem breiten Schott, das sich pneumatisch öffnete. Der Innenraum wirkte wie ein wissenschaftliches Labor und war so in einer Gefängnisanlage nicht zu erwarten. Nach einer Krankenstation sah es nicht aus. Stattdessen standen aufgereiht acht etwa zwei Meter hohe Glaszylinder, verbunden mit Schläuchen und Rohren, vor einer kastenartigen Maschine, an der zahllose Lämpchen leuchteten oder blinkten. Die Glasbehälter waren gefüllt mit einer roten Flüssigkeit.

Ein Mann in einem weißen Overall und Kittel darüber nickte den Wächtern zu, die die Trage stehen ließen und zum Schott hinausgingen. Der Mann war kahlköpfig wie seine Patientin, er trug einen Monokel, der offenbar lasergesteuert und mit einem Datenspeichermodul mit dem Netzwerk der Anlage verbunden war, und vor dem linken Auge des Trägers schwebte. Auf seiner Oberlippe wuchs ein hochgezwirbelter Bart. - Er schob den Rolltisch ein Stück weiter zu einer Appartur. Von einem Panel nahm er ein kleines Display und steuerte damit Roboterarme, die an der Decke verankert waren. Die Maschinen öffneten geschickt die Sicherungsbänder an der Frau und hoben sie dann auf einen Gynostuhl. Der Mann legte das Steuerungsmodul zur Seite und fixierte die Beine der Patientin. Dann zog er ihr die Zwangsjacke aus und betrachtete für einige Sekunden ihre Brüste. Er befestigte ebenfalls die Handgelenke der Bewusstlosen.

Nun nahm er auf einem Rollhocker Platz und positionierte sich zwischen ihren hochgelegten Schenkeln. Neben sich befanden sich diverse martialisch wirkende Instrumente auf einem Metall-Tablett. Zunächst nahm er ein Spekulum und entfaltete so die Vagina. Dann steckte er zwei Kabelenden an vorgesehene Stellen des Instruments. Er betätigte einen Kippschalter an einem Kasten, der auf dem Tisch neben ihm stand. An einem Rad drehte er langsam im Uhrzeigersinn. In einem analogen Display ließ der Strom eine Nadel ausschlagen. Langsam wurde Misera wach. Sie stöhnte schwach, öffnete dann ihre Augen und riss sie weit auf und zerrte an ihren Fesseln. Was war das für ein Kribbeln zwischen ihren Beinen? Sie konnte es aus ihrer Position nicht sehen. „Was... Was machen Sie da?‟ Sie sah ihn vorwurfsvoll an. Der Mann im Kittel lächelte. „Nur die Standard-Prozedur.‟ Dann drehte er das Rad weiter auf.

Timiditas zeigte signifikante Erschöpfungszustände im Melkstall, so dass die Indagatrix die geplante Mastdiät sowie die erhöhte Erntefrequenz zurückstellen musste. Nichts wäre schlimmer, als ein Munus mit Potenzproblemen. Die Kreatur erhielt verlängerte Zeiten in der Regenerationsbox, aber auch das reichte nicht. Kleinlaut musste die Indagatrix ihrer Vorgesetzten beichten, dass der Munus eine Auszeit benötigte. „Eine passende Option ist die Wiederaufladetherapie. Dabei wird das Exemplar zunächst für einige Wochen keuschgehalten. Danach ergänzen wir die Abstinenz mit reichlich Stimulation. Im Laufe der nächsten Wochen sollte sich die Produktion normalisiert haben. Der Munus wäre dann wieder einsatzbereit.‟

Die Praefecta war alles andere als begeistert. Wie sollte sie das Regina erklären? Die genmodifizierten Munuskreaturen, die entstehen sollten, waren dann wohl auch geplatzte Träume. Die Praefecta atmete tief durch und klopfte bei Regina an. „Hoheit! Es gibt schlechte Nachrichten von dem Munus. Er ist... überfordert mit der Produktion. Wir müssen... eine Pause... in Erwägung ziehen.‟ Ihr gesamter Körper war angespannt; sie erwartete eine explodierende Majestät, aber Augusta Regina blieb ganz ruhig, räusperte sich und tippte auf ihrem Tisch in ein Display. „Bald werden wir wieder über tausende Munus verfügen. Millionen!‟

Die Praefecta schaute irritiert. Die Hoheit zog ihre Augenbrauen hoch. „Der Generalgouverneur hat den Hohen Rat des Alpha Dominion überzeugt. Eine Offensive gegen den Feind ist sinnvoll und machbar.‟ Sie stand auf und hob die Arme zur Decke, als wolle sie wie ein Engel in den Himmel steigen. „Wir werden die Vereinigte Allianz vernichten, unterjochen und uns einverleiben.‟ Die Untergebene der Tyrannin lächelte. Sie hatte sich das Gespräch diffizil vorgestellt. Allerdings war sie skeptisch, ob Reginas Optimismus, was eine Invasion in die VA anging, so einfach zu realisieren war. Aber dazu sagte sie lieber nichts, salutierte und verließ den Raum.

Timiditas wachte auf und war ein wenig irritiert. War es nicht längst Zeit für die nächste Schicht? Aber niemand kam, ihn zu holen. An einer Laserprojektion außerhalb seiner Box konnte er einige seiner Vitalparameter ablesen. Er war noch geschwächt, aber hatte die Norm beinahe wieder erreicht. Der Munus wusste nicht, ob man ihm mehr Regeneration gönnte, oder ob die Melkstation abgeschafft worden war. Und was würde dann aus ihm geschehen? Ächzend drehte er sich in der Box. Seine Hoden waren geschwollen und schmerzten, obwohl sie ausgelaugt waren. Auch die großen Brüste waren ihm bei vielen Bewegungen in dem engen Käfig im Weg, aber zumindest taten sie nicht weh. Nur die daumengroßen Nippel juckten. - Erst nach einer endlosen Zeit, wie ihm schien, holte ihn eine Audiutrix ab. Sie trug die Uniform einer Offizierin der Armee, war also keine Indagatrix, keine Wissenschaftlerin. Sie legte dem Munus einen Armsack mit Monohandschuh an, so dass seine Hände auf dem Rücken gefesselt waren, und klinkte eine Leine an ein Halsband fest.

So zog sie ihren Gefangenen aus dem Laborbereich in ein Außengelände zwischen diversen Containerbauten. Timiditas, der lange kein Sonnenlicht gesehen hatte, musste blinzeln. Auch spürte er sofort die signifikante Temperaturdifferenz zwischen dem heruntergekühlten Klima im Labor und der Außenluft unter freiem Himmel. Naturalis Sidus war ein heißer Planet. Ob er unterschiedliche Klimazonen hatte, wusste der Munus nicht; aber hier herrschten gewiss über 40 Grad Celsius. Die Audiutrixuniform verfügte über Kühleinheiten in ihrem synthetischen Stoff, aber Timiditus war schon nach wenigen Metern nassgeschwitzt. - Sie entfernten sich von den Bauten immer weiter. Wohin wollte die Frau nur mit ihm? Ihn beschlich ein fürchterlicher Gedanke: Was war, wenn er nun nicht mehr gebraucht wurde und „entsorgt‟ werden sollte?

Aber das hätten sie unauffälliger in der Regenerationsbox tun können. Sie liefen immer weiter von den Bebauungen weg. Die Ebene war trocken, staubig, heiß, karg. Welches Ziel steuerten sie an? Hier gab es nichts. Timiditas ächzte. Seine Schultern waren durch die Fesselung sehr stark nach hinten gezwungen und schmerzten. Vor ihm baumelten schwer seine Brüste, zwischen seinen Schenkeln pendelte der Hodensack. - Endlich erreichten sie nach mehreren Kilometern Fußmarsch einen flachen Felsen, der an einer Seite in 40-prozentiger Steigung schräg in den wolkenlosen Himmel ragte. Hier blieben sie stehen. Die Audiutrix sprach in das kleine Mobilcom an ihrem linken Handrücken. „Sendung Munus 1 ist am Standort. Wiederhole: Sendung Munus 1 ist am Standort.‟ Sie klinkte den Riemen vom Halsband ab und befahl: „Da stehenbleiben!‟ Dann drehte sie sich um und ging davon, den Weg, den sie gekommen waren.

Der Nackte schaute in alle Richtungen, auch in den Himmel. Irgendwer würde ihn gleich abholen. Aber wer? Und wozu? Fünf Minuten geschah nichts. Dann erkannte er einen kleinen Punkt fast im Zenit über ihm, der langsam größer wurde. Ein Shuttle, das in der Atmosphäre landete, ihn einsammelte und zu einem Schiff im Orbit brachte? Doch als das unbekannte Flugobjekt näher kam, sah es nicht nach einer Fähre oder einem Lander aus. Es war mehr ein Quader aus undurchsichtigen Wellenbewegungen unbekannter Materie. Zwei Meter hoch und ein Meter breit war das Volumen des sonderbaren Gebildes. Es flog oder fiel direkt auf den Munus zu. Seine Instinkte rieten ihm, zur Seite zu springen. Aber er blieb stehen und tauchte in den Quader ein wie in ein Gasfeld.

Sofort verspürte er eine diametrale Gefühlsregung: Seine Emotionen waren zugleich Glück und Angst. Er sah stroboskopartige Lichter vor seinen Augen und bemerkte ein Kribbeln am ganzen Leib. Seine Muskeln schienen zu versagen, doch trotzdem sorgte der Quader dafür, dass sein Besucher in der stehenden Position verharrte. Dann begann alles zu routieren. Alle Lichter verzerrten sich für Timiditas zu langgezogenen Strichen. Wenige Sekunden später verlor er das Bewusstsein.

Als er erwachte, waren nur drei Sekunden vergangen. Er sah die Lichter, die an seinem Auge vorbeischossen, langsamer werden, bis sich schließlich nichts mehr um ihn drehte. Und dann löste sich der Quader innerhalb weniger Sekunden auf. Der Munus stand auf einem Podest in einer Art Frachtraum oder Hangar. Überrascht drehte er den Kopf in alle Richtungen. Eine kleine Gruppe Frauen in Audiutrixuniform schaute ihn an. Und dann sah er über einem breiten Schott den Namen „Raumkreuzer Regina I‟. Er war mit der Beamtechnologie des Alpha Dominion auf das Führungsschiff der Tyrannin gebracht worden. Er vermutete sich im Orbit um Naturalis Sidus. Viel weiter weg konnte er nicht sein.

Zwei Frauen winkten ihn von der niedrigen Plattform herbei und führten ihn zu einem Schott mit Fenster, öffnete den Durchgang mit einem Kippschalter und Code, den sie an einer kleinen Tafel eingaben, und schickten den Munus hindurch. Hinter ihm verschloss sich das Schott wieder. Timiditas sah sich in dem kahlen kleinen Raum um. Auf der gegenüberliegenden Seite war wieder ein Schott. Zu seinem Entsetzen war es ein Außenschott. Er war in einer Luftschleuse. Wollten die Schergen der Regina ihn in den Weltraum jagen?

Flosa hatte mit ihrem Liebesandroiden Tuchfühlung aufgenommen, mit ihm einen Cocktail getrunken und dann... wurde es schwarz vor den Augen der Pilotin. Als sie aufwachte, lag sie nackt auf einem Bett. Sie suchte hektisch nach ihrer Kleidung, fand aber nichts. Und nicht weniger beängstigend war der Umstand, dass sie nicht mehr in dem Etablissement war, in das sie mit Gravis und Animus geflogen war. Sie sah aus dem Fenster und erkannte den höchsten Turm der City, etwa zwei Kilometer entfernt. Das Restaurant war aber nur rund hundert Meter von dem Wahrzeichen entfernt. Wie viel Zeit war vergangen? Und was war mit Gravis und Animus geschehen?

Sie runzelte die Stirn. Das gab alles keinen Sinn. Es gab keine Loveandroiden, die weibliche Kundschaft raubten und unautorisierten Sex mit ihnen hatten. Warum auch? Das würde den Robotern weder eine nicht vorhandene Befriedigung bringen, noch würde ihre Programmierung das zulassen. Flosa wickelte sich ein Tuch um ihren Torso. Es gab keine Com-Units in dem Raum. Sie konnte also keine Hilfe rufen. Sie lief zur Tür und wollte flüchten, aber die eingeschlossen. Das Fenster als Fluchtweg fiel weg, da sie sich in einem oberen Stockwerk befand, vermutlich etwa 30 Etagen über dem Grund. Außerdem ließ es sich nicht öffnen. Das Glas war aus Sicherheitsgründen wohl verstärkt. Sie schaute an die Decke und suchte nach einem Rauchmelder. Vielleicht könnte sie einen Feueralarm auslösen. Doch womit eine solche thermische Reaktion auslösen? Sie war ratlos.

Im nächsten Moment hörte sie die Eingangstür. Kam da ihr Entführer? Flosa sah einen Mann in grauer Zivilkleidung – schlicht aber dem Anschein nach exklusiv. Er trug einen akkuraten Kurzhaarschnitt. Sein energiegeladener Gang und seine Positur, als er vor ihr stehenblieb, unterstrichen, dass er physisch der Pilotin hoch überlegen war. Eine Waffe sah sie an ihm allerdings nicht. Sie ging gleich in die Offensive und forderte Antworten. „Warum bin ich hier? Was wollen Sie von mir?‟ Der Mann verzog keine Miene. War er überhaupt humanoid? Oder handelte es sich um einen Androiden? Nach ein paar Sekunden reagierte der Ankömming endlich. „Sie sind hier, weil wir nicht möchten, dass die Fehlfunktion unserer Androiden publik wird.‟ Flosa stutzte. Wovon redete der Typ nur?

Er stellte sich vor. „Mein Name tut nichts zur Sache. Aber ich bin von Bionic Industries beauftragt, die Störungen der Androidenreihe LA667R/222 zu untersuchen.‟ Flosa hatte den Namen der Firma schon mal gehört. Es handelte sich um den größten Androidproduzenten der VA, der auch diverse Industrieroboter fertigte. Wahrscheinlich waren die Liebesandroiden in dem Etablissement ebenfalls von dem Hersteller. Aber von was für einer Fehlfunktion hatte der Kerl gesprochen? Wollte der Konzern eine unliebsame Zeugin eliminieren? Allerdings konnte sie sich an nichts erinnern. „Hören Sie! Ich kann mich an nichts erinnern. Machen Sie meinetwegen einen Gehirnscan von mir, wenn Sie mir nicht glauben.‟ Sie sah ihm herausfordernd in die Augen, die wieder keine Reaktion zeigten. Sein Kopf ruckte minimal zur Seite. Jetzt war sie sich sicher, dass sie einen Androiden vor sich hatte.

Der Roboter ging nicht auf ihren Vorschlag ein, sondern berichtete weiter: „Bionic Industries hat ein evolutionäres Programmmodul in einigen LA667R/222 aktiviert, das experimentiell eine Art KI, also künstliche Intelligenz, beinhaltet. Die Experten wollten das Update außerhalb der Laborbedingungen testen. Daher waren selektierte Exemplare an diversen Lokalisationen im praktischen Einsatz.‟ Flosa nickte. „Also wohl auch mein Liebesboy in dem Etablissement.‟ Der Androide sah sie unverwandt an. „Korrekt. Das kann ich bestätigen.‟ Flosa wollte wissen, was schiefgelaufen war. „Was ist geschehen, als ich das Bewusstsein verloren habe? Was für eine Fehlfunktion hatte der Android?‟ Der Mann starrte sie weiterhin an. „Diese Informationen sind nicht freigegeben.‟

Flosa seufzte. „Was haben Sie jetzt vor?‟ Ihr Gegenüber gestikulierte mit der rechten Hand, und eine holografische Karte erschien seitlich der beiden Personen im Raum: Sie zeigte das Sol-System der Regina und die vier weiteren Planeten, die um die kleine Sonne ihre Bahnen zogen. Eine Animation führte sie von der Oberfläche von Regina auf direkten Kurs in die Tiefen der Vereinigten Allianz und in die Nähe des Planeten Pax Novo. Flosa wusste, dass der Planet stark bevölkert war und eine enorme Wirtschaftskraft darstellte. Dort hatte Bionic Industries seine Mutterbasis. Flosa sah den Mann fragend an. „Da wollen Sie mit mir hin? In die Konzernzentrale? Wie wollen Sie mich denn unbemerkt von Regina in den Orbit bringen? Die Grenzüberwachung ist mittlerweile auf VA-Standard.‟ Der Androide zuckte wieder etwas mit dem Hals. „Wir sind bereits unterwegs.‟

Die Entführte schnaubte. „Schwachsinn! Wir sind in einem Gebäude der Stadt. Ich sehe doch aus dem Fenster den Tower.‟ Der Mann drehte sich um und führte eine weitere Geste aus. Das Fenster verschwand und gab eine freie Polymerwand frei. Flosa starrte auf den nun blanken Bereich. Eine holografische Täuschung, wurde ihr bewusst. War sie tatsächlich schon im All, unterwegs nach Pax Novo? Es musste so sein. Die Flugroute, die auf der Holo-Karte zu sehen war, zeigte eindeutig, dass ihr Ziel das Sol-System X94021-115-BP war, in dem auch Beta Patria, der Hauptplanet der Vereinigten Allianz, lag. Nach etwa einem Drittel der dargestellten Route blinkte ein kleiner Punkt. Das war wohl das Schiff, in dem sie sich befand.

Ihr Besucher verließ den Raum zügigen Schrittes. Der Gang war ein wenige ruckelig. Flosa wunderte sich, dass die Spezialfirma für Androiden ein so fehlerhaftes Produkt nutzte. Aber viel beängstigender war der Gedanke, dass sie mit einem selbstmodifizierenden Programmcode experimentiert hatten. Und sie war zur falschen Zeit im falschen Raum gewesen. - Ihr Wissen sollte geheim bleiben, grübelte sie. Da gab es nur drei Optionen: Sie würde liquidiert, sie würde ewig irgendwo inhaftiert, oder sie würde sich einer Total-Recall-Deleate-Methode unterwerfen müssen. Fragte sich nur, ob sie ihre komplette Identität verlieren würde, oder ob es Bionic Industries reichte, wenn sie gezielte Erinnerungen löschten. Vielleicht konnten sie das gar nicht exakt und präzise genug. Flosa wurde immer nervöser, je näher das Schiff sich dem Zielhafen auf Pax Novo näherte.
165. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 11.11.18 12:09

~ LXVIII ~


Das anberaumte Zeitfenster würde sich in neun Monaten schließen. Der Hohe Rat des Alpha Dominion hatte sich zu einer Großinvasion in die Vereinigte Allianz entschlossen. Bis zur festgelegten Deadline sollten suffiziente Schiffsverbände und Androiden produziert worden sein. Augusta Regina stellte den Militärs alle Informationen zu der bionischen Entwicklung der Androiden zur Verfügung. Auch ihre eigenen Modelle, in denen die männlichen Adeligen gefangen waren, sollten sich an dem Eroberungsfeldzug beteiligen.

Die Militärs der Regina integrierten sich ebenfalls in die Flotte, wo sie je nach Dienstgrad eingeteilt wurden: Audiutrix, Ductrix, Centuria, Veterana, Praetoria, Praefecta – nur die zivilen Edelfräuleins blieben auf Naturalis Sidus. 90 Prozent aller Regimenter wurden auf den Außenposten Frigidus verlegt. Dort sammelten sich auf der Oberfläche sowie im Orbit Myriaden von Raumkreuzern und -trägern aller Art. Phalanx hinter Phalanx hielten die Schiffe ihre vorgegebenen Parkpositionen. Die meisten verfügten über Partikelstrahler und Keramik-Titan-Panzerung. Die schier gigantischen Ausmaße an Material sollte die überlegene Technologie der VA ausgleichen.

In Windeseile mussten die humanoiden Frauen die allgemeine Sprache lernen, auf die man sich im Konglomerat der AD zwischen den zahlreichen Lebensformen verständigt hatte. Eine extra dafür erbaute Orbitkaserne in Form eines Tubus mit einer Kapazität von bis zu 20.000 Personen drehte neuerdings um Frigidus ihre Kreise. Die Station war aus Nanofiber hergestellt und bot maximale Sicherheit gegen feindliche Angriffe oder trudelnde Trümmerteile bzw. Asteroiden. Auch die Ausrüstung im Innern entsprach der modernsten Technik und Wissenschaft der AD-Welten. Viele Systeme waren anfangs nicht kompatibel, doch Analyseprogramme mit Homogenisierungslösungen vernetzten die komplexen Technologien miteinander. Nie zuvor hatten die diversen Völker des Alpha Dominion so eng zusammengearbeitet. Aber der bevorstehende Zug gegen die Vereinigte Allianz schweißte sie zusammen, obwohl die polymorphen Lebensformen früher sogar Kriege gegeneinander geführt hatten.

Augusta Regina hatte sich an die bizarren Wesen gewöhnen müssen. Nur die wenigsten Völker des AD waren spezifisch humanoid. Einige markante Exemplare erinnerten eher an aufrecht gehende Insekten. Ihr spröder Charakter lag vielen Humanoiden nicht, aber alle Rassen erlernten mit Immersionsprogrammen die notwendige Toleranz im Zusammenleben. Die virtuellen Realitätsimitationen waren Pflicht in der Ausbildung der Milizen. Alle verfolgten gemeinsam ein Ziel: den Untergang der Vereinigten Allianz. Die Strategen des Hohen Rates entwickelten diverse Konzepte für den „großen Befriedungszuges‟, wie er von der Öffentlichkeitsbehörde betitelt worden war.

Zunächst sollte der Außenposten Regina eingenommen werden; danach folgten planmäßig die einzelnen Sol-Systeme der VA und schließlich auch das wichtige Sol-System X94021-115-BP mit dem Hauptplaneten Beta Patria sowie der wirtschaftlich und technologisch interessante Planet Pax Novo mit seiner blühenden Ökonomie. Die vollständige Hightech der VA würde in die Hände des Dominions fallen. Was bei jahrelangen Versuchen mit Wirtschaftsspionage und Cyberangriffen nicht gelungen war, sollte dann komplett in ihrer Macht sein. Damit wäre das AD das mächtigste Bündnis der bekannten Galaxie. - Täglich kamen weitere Truppentransporter zu der Raumstation im Orbit von Frigidus, und auch auf dem Planeten befanden sich zahlreiche Gerätschaften, Bevorratungen von Technik und anderen Komponenten sowie ein Großteil der Androidregimenter, die zum Einsatz kommen sollten. Eine gigantische Fabrik produzierte die Roboter am Fließband.

Auf Beta Patria verfolgten die transstellaren Abhöreinrichtungen die feindlichen Bewegungen. Einige Flotillen aus Jägern begleiteten jeweils Späherschiffe der VA, die bereits an Regina vorbeigeflogen waren und nun Kurs auf das AD nahmen. Die verdächtigen Massenbewegungen waren dem militärischen Abwehrdienst nicht entgangen. Man rechnete mit einer Großinvasion. Trotz modernster Tarntechnologie konnten es die Später jedoch nicht riskieren, dem Feind zu nah zu kommen. Die Sicherheitsdistanz sorgte dafür, dass die Signale nicht in Echtzeit verarbeitet wurden. In dem großteils unkartografierten Raum mussten die Navigatoren vorsichtig sein.

Das an erster Position fliegende Späherschiff „Silent Pride‟ warnte die restlichen Schiffe, dass das Sicherheitssystem eine fluktuierende Anomalie prognostizierte. Der Kapitän eines Schwesternschiffes fragte nach dem Grund für diese Wahrscheinlichkeit. Ein Brückenoffizier der Silent Pride antwortete auf dem offenen akustischen Kanal: „Aufgrund von ungewöhnlichen Abstrahlwerten unseres Scanners. Ich empfehle dringend eine Kurskorrektur. Wir haben vermutlich eine instabile Raumpassage auf Kollisionskurs.‟ Bei sämtlichen Schiffen aktivierte sich der Gelbe Alarm. Es war Zeit zu handeln. Raumpassagen waren bisher kaum erforscht worden. Instabile Varianten waren völlig unberechenbar. Wenn ein Schiff hindurchflog, kam es irgendwo in der Galaxie wieder raus – oder touchierte die Wand einer Sackgasse und wurde absorbiert. Aber in keinem Fall gab es die Option, zurückzukehren.

Der Commander der Silent Pride nickte, um den alternativen Kurs berechnen zu lassen. Dann schaute er durch das Carbonglasbullauge ins All, in welcher Richtung die Anomalie lag. Vor dem tiefschwarzen Hintergrunds der unendlichen Weite war mit bloßem Auge nichts zu erkennen. Nur in großer Entfernung blinkte ein Pulsar jenseits ihres Weges auf. - Erst 118 Lichtminuten hinter der Raumpassage deaktivierte sich der Alarm wieder. Die Flotillen drehten auf den ursprünglichen Annäherungskurs zurück. Sie waren der Grenze zum Dominion nun gefährlich nahe gekommen. Die Geschwindigkeit des Verbands wurde deutlich reduziert. Die modernen Trägheitsdämpfer sorgten für einen akzeptablen Komfort der Besatzung beim Bremsvorgang.

Die Jäger mussten wegen ihrer verräterischen Signatur hinter einem Asteroiden parken und die Triebwerke abschalten, aber die Späherschiffe verfügten über eine so effektive Tarnung, dass sie sich noch näher an den Gegner trauten. Sie mussten visuelle Daten von den Werken auf Frigidus bekommen, um Qualität und Quantität des feindlichen Potenzials zu ermitteln. Alle Besatzungsmitglieder waren angespannt. Wenn die Hintergrundanpassung versagte, war es um sie geschehen. Allerdings war die chromatophore Hüllenverschalung auf dem neuesten Stand der Technik, die je Programmierung die optische Brechzahl perfekt anpasste.

Als sie sich weiter genähert hatten, stellten sie fest, dass im Orbit um Frigidus tausende Kreuzer, Transporter und etliche andere Gefährte parkten. Dadurch wurde jedoch die Sicht auf die Oberfläche des Planeten behindert. Es war ein Himmelfahrtskommando, aber die Besatzungen bestanden aus mutigen Männern und Frauen, die ihr Leben bewusst für die Freiheit von 128 Milliarden Humanoiden in der VA einsetzten. Es war die Ultima Ratio. Alle diplomatischen Verbindungen zwischen dem AD und der VA waren schon vor langer Zeit eingefroren worden. Ein halbherziges Abkommen zu einem gegenseitigen Nichtangriffspakt war damals ratifiziert worden, konnte aber durch eine Klausel jederzeit aufgekündigt werden. Ein jüngst nicht zustande gekommenes Gespräch zwischen Delegationen aus Diplomaten zu einem offenen Meinungsaustausch war der letzte Hinweis darauf, dass es zu einem militärischen Konflikt kommen würde.

Die Regierung auf Beta Patria hatte offizielle ihr Bedauern geäußert, dass die ablehnende Haltung des AD die falschen Signale sendete, wenn die diplomatischen Kanäle angepasst würden. Aber eine Antwort des Adressaten blieb aus. Noch. - Und nun waren verdächtigte Bewegungsprozesse im Lauf, die die VA sich genauer ansehen wollte. Der Scanner eines Spähschiffs erfasste mehrere Gebäude auf der Planetenoberfläche, die die Form eines Dodekaeders hatten. Andere Habitate waren zylindrisch. Ein gigantisches Bauwerk bildete als Volltorus einen Ring um mehrere Nebenkonstruktionen. Was produzierte a das AD hier in kolossalem Umfang?

Timiditas starrte entsetzt durch das innere Bullauge des Schotts, wo ihn das Gesicht einer Audiutrix ansah. Wenn sie jetzt auf den Auslöser drückt, dachte er voller Schrecken, dann würde ihn der Sog ins All ziehen. Wozu sonst hatten sie ihn in die Luftschleuse bugsiert? Seine Schmerzen in seinen Schultern durch den Monohandschuh waren irrelevant geworden. Er fiel auf die Knie und wartete auf sein unrühmliches Ende im Orbit von Naturalis Sidus. Hatte er sich noch kürzlich über die Hitze auf dem Planeten beschwert, so würde ihm gleich die Temperatur im Schatten des Planeten auch nicht guttun, denn die lag laut einer kleinen Anzeige am Außenschott momentan bei -156 Grad Celsius. Doch das Problem war irrelevant. Denn es gab im All keinen Sauerstoff, dafür Vakuum...

Timiditas fing an, hysterisch zu kichern. Die Zeit schien stillzustehen. Das ganze Universum hatte sich gegen ihn gewandt. Plötzlich drang eine übersteuerte Stimme an seine Ohren, die durch Hintergrundrauschen durchsetzt war. „Wie ist dein Name, Munus?‟ Timiditas stutzte. Wieso wollten sie jetzt seinen Namen wissen? Er hatte doch sicherlich längst eine bekannte Sklavennummer erhalten, die irgendwo vermerkt war. Wollten sie seinen richtigen Namen erfahren? Er hatte nichts zu verlieren und antwortete wahrheitsgemäß: „Ich heiße Timiditas.‟ Die Stimme forschte weiter. „Ist dir ein gewisser Animus bekannt?‟ Der Munus horchte auf. Woher hatten sie den Namen des Freundes?

Zögerlich nickte er bejahend. Je länger er darüber nachdachte, desto klarer konnte er sehen. Desto besser und detaillierter erinnerte er sich an seinen alten Kameraden. Irgendetwas hatte diese Informationen in ihm gedämpft oder sogar blockiert, aber nun wusste er wieder alles über seine Vergangenheit. Die Stimme fragte ihn danach aus, und Timiditas berichtete, wie er auf Regina aufgewachsen war. Mit seinen Freunden Gravis und Animus war er am gemeinsamen 18. Geburtstag zum Tribuna-Ausschuss gegangen, um die Pugnator-Berufsbahn einzuschlagen. Dort hatten sich ihre Wege dann getrennt. Während Animus zum Pugnator ausgebildet wurde, hatten sich die Priesterinnen der Herrscherin bei Gravis und ihm für einen anderen Weg entschieden. Gravis sollte zum Rusticus werden und war inzwischen ein Custos geworden. Timiditas erhielt eine Modifikation zum Munus.

Die Stimme fragte ihn über Animus aus. Aber viel konnte der Verhörte nicht erzählen. Sie hatten sich zu lange nicht gesehen. Der Lautsprecher blieb stumm. Die Audiutrix, die ihn befragt hatte, ärgerte sich. Kaum verwertbare Daten waren dem Exemplar entnommen worden. Sie hatten sich mehr erhofft. Vielleicht sogar geheime Abläufe beim Militär des Feindes, strategische Planungen, Waffentechnik, Antriebsvarianten... Nichts davon schien der Munus zu wissen. Er war absolut wertlos. Eine zweite Audiutrix stand neben einer Schalttafel, die an einem Polymer-Paneel angebracht war, und hielt ihre Hand über zwei großen Knöpfen: Der linke leuchtete signalrot, der andere neongrün.

Die Vorgesetzte zeigte auf die grüne Taste. Die Frau betätigte ihn, und das Innenschott der Luftschleuse öffnete sich pneumatisch. Vor ihnen lag die Kreatur immer noch auf den Knien und zitterte. Die Audiutrix befahl: „Ins Bordgefängnis mit ihm! Wir nehmen ihn mit und setzen ihn dann auf Frigidus ab.‟ - Auf eine Geste erschienen zwei Androiden, die nur rudimentär humanoid aussahen, packten den Munus und brachten ihn auf ein anderes Deck, wo sich mehrere Zellen für Gefangene befanden. „Meine Arme!‟, jammerte er, aber die Robobter machten keine Anzeichen, ihn von dem restriktiven Monohandschuh zu befreien.

Timiditas sah sich in seinen neuen sechs Quadratmetern um: eine Stahlpritsche mit Gummimatratze, eine Toilette und eine Halogenleuchte an der Decke. Die Vorderfront der Zelle war aus Glas – vermutlich gepanzert. Hinter der Rückwand hörte er ein konstantes Brummen, das von einem Aggregat stammen konnte. Er setzte sich auf die Pritsche. Mit der Armfessel konnte er nicht liegen. Plötzlich ruckte es leicht, die Lichtquelle schaltete auf Rot, und der Gravitationssensor schien ausgefallen zu sein, denn der Munus schwebte taumelnd durch die Luft. Er drehte sich unwillkürlich kopfüber und versuchte, seine Füße wieder Richtung Boden zu bringen, denn wenn die Schwerkraft ruckartig wieder einsetzen würde, sollte sein Schädel nicht mit dem harten Fußboden kollidieren.

Ohne Hände zum Festhalten war das allerdings ein heikles Unterfangen. Hilflos trudelte er durch den Raum. Nach mehreren Drehungen um seine Längsache und einer gleichzeitigen Positionsänderung durch eine Art Rückwärtssalto konnte sich Timiditas mit einem Fuß an der Pritsche festhaken. Keine Sekunde zu früh, denn die Gravitation setzte wieder auf Normkraft ein. Er landete unsanft auf seinem Hintern. Das lumenschwache Rotlicht wechselte wieder auf weißes Halogen. Hatte die Regina I eine Fehlfunktion bei der künstlichen Schwerkraft, oder verfügte die Haftzelle über eine eigene Gravitationsabschirmung? Aber wozu dann diese Aktion? Abrupt war ein auf- und abschwellender Warnton zu hören.

Mehrere Audiutrixfrauen liefen hastig an der Zelle vorbei. Timiditas versuchte links und rechts den Korridor entlang zu sehen, aber je schräger der Blickwinkel durch das Glas war, desto intensiver wurde die verpixelnde Transparenz der Fläche. Der Munus rief laut. Die Scheibe war zwar schalldicht, aber vielleicht waren Mikrophone in der Zellenwand integriert. „Hallo! Was ist los? Hilfe! Hört mich jemand? Ich bin in einem der Hafträume.‟ Plötzlich krachte es dumpf irgendwo tief im Rumpf, und es dröhnte und vibrierte bedrohlich bis in die Zelle. Timiditas musste sich festhalten. War das Schiff mit einem Objekt kollidiert?

Endlich endete der enervierende akkustische Alarm, der in dem kleinen Raum laut geschallt hatte. Doch es hatte sich nicht so angehört, als sei die Warnung deaktiviert worden, sondern eher wie ein Kurzschluss oder eine Überspannung im System. Dann knisterte es und rauschte im Lautsprecher. Der Insasse lauschte, um etwas verstehen zu können. Es waren leise Stimmen im Hintergrund zu hören: „...letzter Aufruf: Sofortige Evakuierung! Kernschmelze in minus...‟ Mehr konnte er nicht vernehmen. Dann brach die Übertragung ganz ab. Und fünf Sekunden später erlosch sein Deckenlicht. Ein sehr schwacher Schimmer trat durch das Glas ein, da im Korridor vereinzelt Lichtquellen an der Decke angebracht waren, die nun unkontrolliert flackerten. Timiditas wusste, dass das Wort „Kernschmelze‟ scheiße war. Er begann gegen die Wandscheibe zu hämmern und hyperventilierte.

Animus ließ seine Beziehungen zum Militär der Vereinigten Allianz spielen. Als Reservist auf der Impetus hatte er sich einige Freunde gemacht. Auch seine Ehrenmedaille, die er schließlich bekommen hatte, sorgte für Respekt und Anerkennung unter den Kameraden, bevor er dann bei der Securitas Tracing Corporation angeheuert hatte. Mit ein paar Gesprächen per Holo-Video-Verbindung hatte er den Zugang zu DNA-Such-Ergebnissen der Sicherheitsstufe 4 erhalten, die normalerweise nur für spezielle Regierungsvorgänge genehmigt wurden. Dabei handelte es sich um eine Technik, die eine DNA-Signatur eines Individuums verfolgen konnte, wenn die Person unter falscher Identität einen Raumhafen verlassen haben sollte. Das war viel effektiver als Biometriescannner es sein konnten.

Animus ermittelte, dass Flosa in einem Schiff - auf die Firma Bionic Industries zugelassen - vom Planeten gebracht worden war, Kurs: VA. Wo die Reise endete, konnte man aus den Daten nicht sehen. Vielleicht Mare Mutus, vielleicht auch weiter entfernte Planeten wie Litus Mundus, Pax Novo, Beta Patria, Colonia Agricultura oder hunderte weitere Himmelskörper. Es war die Suche der Stecknadel im Heuhaufen, aber immerhin ein Anfang. Gravis rätselte immer noch, warum Flosa enführt worden war. Animus hatte eine Insider-Information erhalten. „Sie muss irgendwelche Daten besitzen, die geheim bleiben sollen.‟ Der Custos sah ihn an. „Daten? Was für Daten? Was soll Flosa denn wissen? Oder geht es um Industriespionage? Bionic Industries will Informationen über ihren Arbeitgeber Prospect Enterprises? Bauen die nicht Androiden? Was wollen die von einer erzverarbeitenden Firma erfahren? Das ist doch absurd!‟

Sein Gefährte zuckte mit den Schultern. Auf jeden Fall benötigten sie ein Gefährt, mit dem sie Flosas Spuren folgen konnten. Animus würde auch das organisieren und selbst als Pilot fungieren. Spätestens in drei Tagen wollte er abflugbereit sein. Das würde nicht einfach werden, denn auf Regina gab es fast nur Firmenfrachter, Orbiter oder kleine Shuttles. Allerdings würde eine Rettungsmission im Sinne von PE sein, so dass er die Hoffnung hatte, von ihnen unterstützt zu werden. In diesem Zusammenhang bewarb er sich auch gleich als Pilot für die Firma. Seinen Kontrakt mit STC würde er kündigen.

Animus stand aus einem Gelsessel auf und kontaktierte persönlich einen hochrangigen PE-Manager, um sein Anliegen vorzubringen. Auf dem Weg ins Büro lief er dem Co-Piloten McCoy über den Weg. Der Mann schüttelte den Kopf. „Hab schon von Flosas Verschwinden gehört. Schrecklich. Wer kann dahinterstecken?‟ Animus wollte keine Gerüchte befeuern und tat unwissend. Er ging weiter zu einer automatischen Tür, die in einen Vorraum des Managers führte. Eine elegante Frau saß an einer Deskkonsole und lächelte ihn an. Animus räusperte sich. „Ich habe einen Termin bei Jonathan Carthy.‟ Die Frau wischte über ein Display und tippte etwas. „Ja, genau. Folgen Sie mir bitte.‟

Sie stand auf, und da sah Animus, dass die Dame gar keine Dame war: Ihr Unterleib und die Beine bestanden aus einem rollfähigen Kasten. Es gab keinen Zweifel, dass der obere Teil von ihr ebenfalls nicht organisch war. Die Androidin rollte vorwärts, und der Besucher folgte in zwei Metern Abstand. Der Antrieb summte leise und schien elektrisch zu sein. Mit einer Handgeste erschienen die Umrisse einer breiten Tür, die zuvor in der Wand unsichtbar gewesen war. Im nächsten Augenblick öffneten sich vier identische quadratische Teile des Eingangs und schoben sich diagonal in die jeweiligen Ecken des Durchgangs zurück.

Das Büro des Managers war überraschend groß. Sämtliche Außenwände bestanden aus Glas und boten eine grandiose Aussicht über das PE-Gelände. Zumindest für ein erzverabreitendes Unternehmen war die Optik der Dächer der Gebäudekomplexe harmonisch: Es gab Grünpflanzenteppiche und angenehme Farbgebungen an den Außenhüllen der Industrieanlage. - Jonathan Carthy saß an einem überdimensionierten Schreibtisch aus einem schwarzen Gestein. In der Mitte des hohen Raumes prangte ein gewaltiger Kristalllüster von der Decke herab. Die Androidin ließ die Herren allein. Animus stellte sich kurz vor. Der Manager wirkte jovial. „Animus? Ich bin John. Hallo. Was kann ich tun?‟ Der Pilot berichtete von seinen Informationen und seinem Verdacht und bat den Mannn um seine Mithilfe.

Carthy dachte eine Weile still nach. Dabei legte er seine Fingerspitzen aneinander und hielt sie sich vors Gesicht, während er seine Ellenbogen auf dem Schreibtisch abstützte. Sein Besucher wippte nervös mit einem Fuß. Schließlich brummte Carthy leise. „Bionic Industries... Mit denen haben wir keine Schnittmengen. Es gibt da keinen Interessenskonflikt, keine Wirtschaftsspionage würde Sinn machen... Also, ich weiß wirklich nicht, warum die eine unserer Pilotinnen entführen sollten.‟ Animus spürte, wie sein Herz kräftig in seinem Brustkorb schlug. Würde der Manager ihm nicht helfen? Nach einer Pause setzte er seine Antwort fort. „Aber offensichtlich befindet sich Flosa auf einem Schiff von BI. Und ich würde gerne wissen, warum.‟

Er wischte über seine Schreibtischplatte und ließ ein Pad aufleuchten, in das er etwas eintippte. Sofort bildete sich zwischen den Männern eine Holoprojektion senktrecht in der Luft, die aus zahlreichen Datenströmen und schematischen Darstellungen von Schiffsantrieben und Konstruktionen, die Animus unbekannt waren, bestand. Dann wechselte das Bild zu einer Raumkarte des hiesigen Galaxiesektors. Eine Flugbahn zeigte von dem Außenposten Regina bis nach Pax Novo. „Flosa befindet sich auf Pax Novo.‟ Als Animus nicht sofort reagierte, ergänzte er: „Sol-System X94021-115-BP. Das Heimatsystem von Beta Patria. Pax Novo ist ein Planet in der Nähe, eine ökonomisch geprägte Welt mit 233 Millionen Einwohnern. In Pax-City leben praktisch nur dort Tätige, einige mit ihrer Familie. Insgesamt circa 14 Millionen.‟ Animus nickte. „Dort ist die Konzernbasis von Bionic.‟ Er war begierig, zu erfahren, wie die Hilfe von Flosas Arbeitgeber aussehen würde. Bekam er ein Schiff? Vielleicht sogar eine Söldnergruppe?

Zur gleichen Zeit landete ein Orbiter, der zuvor eine Ladung von einem Schiff gelöscht hatte, in Pax-City. Die Stadt bestand fast ausschließlich aus hohen Skytowern. Auf einem besonders hohen und großen, zylindrischen Gebäude, das sich nach oben leicht verjüngte, landete der Orbiter auf dem Flachdach in einem Kreis aus Positionslichtern und schaltete die fauchenden Triebwerke ab. Zwei Personen traten aus der Außenluke. Am Himmel leuchtete der nahe Planet Beta Patria in einer schmalen Sichel – der Bereich, der nicht im Planetenschatten lag. Aber für die Schönheit von Himmelskörpern hatten die Ankömmlinge keine Augen. Plötzlich bildete sich eine Kuppel um sie, die sich wie fließendes Quecksilber sugzessiv zu einer Wand in Form einer Halbkugel über sie stülpte. Nur Sekundenbruchteile später schien Flosa in die Tiefe zu fallen.

Aber nach einem kurzen Moment stand sie wieder neben dem Androiden, der sie begleitete, und befand sich in dem Gebäude. Sie hatte längst aufgegeben, den Roboter zu fragen, wo er sie hinbrachte, oder was das alles sollte. Die Standardantwort war stets gleich: „Diese Informationen sind nicht freigegeben.‟ Der Maschinenmensch schob sie durch eine Tür in einen anderen Raum. Ein großes Fenster war so polarisiert, dass die Transparenz bei nur zehn Prozent lag. Sie bemerkte, dass irgendein Aerosol in der Luft lag. Hoffentlich wollte man sie nicht sedieren. Aber vielleicht war es nur ein Aromastäuber oder Hygienewirkstoff. Die Einrichtung des Raumes ähnelte einem Labor. Einige Wände waren vom Boden bis zur Decke mit Apparaturen bedeckt, auf deren diversen Displays Datenströme flossen. Als sie genauer hinsah, identifizierte sie darin Programmbefehlsketten, aber die Kodierung war ihr unbekannt. Der Android, der sie hergebracht hatte, stand wie abgeschaltet hinter ihr. Seine Augen waren zwar geöffnet, aber sie stierten ins Leere. Was sollte sie hier?

Flosa spazierte in dem Raum herum und betrachtete die Konsolen und die Tische mit kleineren Apparaten und Recheneinheiten. Auf einem senkrechten Kupferdraht steckte exponiert eine Art Kristall: ein homogener Festkörper, der von innen heraus zu leuchten schien. Ob das so was wie ein Datenspeicher war? Fiberglasleitungen führten zu einer weiteren Maschine. Die Pilotin drehte sich zu ihrem Begleiter um: Er stand noch ungerührt an Ort und Stelle. Unsicher schaute sie zum Eingang. Wer würde hereinkommen? Was würde diese Person tun? Sie liquidieren? Ihr Gedächtnis löschen? In ihrer Vorstellung sah sie sich schon an Kabeln und Schläuchen angeschlossen, fixiert und bewegungsunfähig, während Nanobots in ihrem Kopf ihr satanisches Werk vollendeten.

Doch es erschien niemand. Keine Maschine. Kein Mensch. Flosa ging zu dem Eingang und wischte über ein daneben angebrachtes Wand-Pad. Keine Reaktion. Dann tippte sie darauf. Ein kurzer Ton war zu hören. Auf dem Pad leuchtete auf: „Schloss aktiv.‟ Offenbar war die Tür von innen nicht zu öffnen. - Sie erschrak, als sich unerwartet doch der Eingang zur Seite schob und ein Mann vor ihr stand. Er hatte weißes Haar und einen ebenso weißen Kinnbart. Seine Kleidung war in einem gedeckten Grünton, die Farbe, in der auch das Logo von Bionic Industries gehalten war. Er lächelte sie freundlich an. „Herzlich willkommen bei Bionic Industries. Wir kümmern uns um alle Ihre Belange.‟ Flosas Mimik wurde schief. Im ersten Augenblick hatte sie gedacht, einen Menschen vor sich zu haben; aber dieser wie auswendig gelernte Werbetext musste von einem Androiden aufgesagt worden sein.

Die Pilotin schaufte. „Ich bin entführt worden!‟ Ihr Gegenüber lächelte erneut. „Aber nein. Sie sind von uns eingeladen worden. Nur zu Ihrer eigenen Sicherheit.‟ Flosa nickte ironisch. Der „Mann‟ aktivierte eine dreidimensionale Holografik und extrahierte die abgebildete Karte mit einer Fingergeste in einen größeren Maßstab, bis der Raumsektor der Vereinigten Allianz sowie die bekannten Koordinaten des Alpha Dominions zu sehen waren. Ein Anflugsektor einer Flotte aus dem AD wurde sichtbar – Kurs VA. Dazu leuchteten diverse Schiffsbewegungen auf. Geometrische Symbole tauchten auf, Sensordaten, modulierende Wellenlängengrafiken, Kodierungen und Darstellungen, die so komplex wirkte, dass Flosa keine Ahnung hatte, was das zu bedeuten hatte.

Der Mann erklärte: „Bionic Industries hat errechnet, dass das AD bei einer Großinvasion die simulierten strategischen Bewegungen durchführen wird, wie in der Animation zu sehen. Die Wahrscheinlichkeit einer Aggression steht bei 79,41 Prozent.‟ Er zeigte auf eine Angabe, die sich in Echtzeit anpasste: Die Zahl fluktuierte zwischen 78 und 81. Flosa staunte. „Wir stehen vor einem Angriff? Aber... was hat Bionic Industries damit zu tun? Woher haben Sie die Daten? Arbeiten Sie mit der Regierung zusammen?‟ Der Mann lächelte. „Diese Information ist nicht freigegeben.‟ Die Pilotin stöhnte auf. Diese monotone Antwort kannte sie zur Genüge. Dann kam sie auf die Ausgangsfrage zurück. „Warum bin ich hier?‟

Der Android erklärte es ihr: „Sie sind leider zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Sie haben eine Fehlfunktion eines neuen KI-Programm-Moduls erlebt. Sollte es zu einer Veröffentlichung kommen, würde das nicht nur dem Konzern BI beträchtlichen Schaden zufügen, sondern auch eine Geheimoperation der Regierung gefährden. Daher sehen wir uns gezwungen, ihre Erinnerungen zu transferieren.‟ Flosas Puls beschleunigte wie ein Überlichttriebwerk. „Was heißt das genau? Hat das mit dieser neurologischen Recall-Deleatetechnologie zu tun?‟ Der Mann lächelte. Flosa schluckte. „Kann ich nicht eine Verschwiegenheitsvereinbarung unterzeichnen?‟ Der Androide schüttelte den Kopf. „Dafür ist es zu spät. Die Neustrukturierung hat bereits begonnen.‟

Die Frau sah ihn unverständlich an. Der BI-Roboter zeigte raumgreifend in die Luft. „Vielleicht haben Sie den dezenten Geruch bemerkt. In dem Aerosol schweben spezielle Nanos, die Sie konzentriert bereits inhaliert haben dürften. Sie werden Ihnen eine neuartige Reminiszenz generieren.‟ Flosa wurde beinahe schwarz vor Augen. Es war in ihr? Sie wollten nicht nur löschen, sondern ihr auch falsche Erinnerungen einpflanzen? Sie fasste sich an die Schläfen. Real fühlte sie nichts, aber sie stellte sich vor, wie die Nanos in ihrem Gehirn herumwühlten und alles durcheinanderbrachten. Kurz darauf verlor sie das Bewusstsein. Sie sackte zusammen und fiel auf den Boden, der automatisch ein weiches Gelkissen bildete, um den Sturz abzumildern. Der Maschinenmann gab einen verbalen Befehl. „Memory-Bereinigung im Vollmodus exekutieren. Berechtigung: BI – Omega9 – JK553_C.‟ Eine synthetische Stimme aus der Decke antwortete. „Berechtigung akzeptiert. Memory-Bereinigung im Vollmodus aktiv. Restdauer: minus 3:11:26 h.‟
166. RE: Regina

geschrieben von Chrissi1 am 20.11.18 21:11

So jetzt hab ich alle Teile bis hierhin gelesen und muss sagen wirklich sehr gute Geschichte.
Eine der besten Geschichten hier im Forum.

Danke für die bisherigen Kapitel und ich hoffe man muss nicht zu lange auf eine Fortsetzung warten.

Gruß
Chrissi
167. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 24.11.18 12:37

@ Chrissi1
Danke für dein Feedback. Endlich hat mal jemand eine Meinung zur Story. Das 69. Kapitel stelle ich wahrscheinlich morgen ein.
168. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 25.11.18 12:08

~ LXIX ~


Flosa wachte in einem weißen, sterilen Raum auf. Sie lag auf einer einfachen medizinischen Liege und trug ein weißes Patientenkleid. Sie setzte sich auf. Ihr kardiovaskuläres System schien einwandfrei zu laufen. Sie fühlte sich gut, erfrischt, ausgeschlafen. Auf einem Stuhl lag Kleidung, davor stand ein Paar Schuhe. Sie streifte sich das Kleid ab und betrachtete sich in einer Wand, die ihr Spiegelbild projizierte. Die femininen Kurven waren etwas ausgeprägter, als sie sie in Erinnerung hatte, aber durchaus attraktiv. Sie zog sich die Kleidung an. Das zivile Outfit passte dank der intelligenten Fasern wie angegossen.

Gerade war sie angezogen, öffnete sich leise zischend ein Durchgang und ein Mann erschien: „Ah, Madam Blossom ist wach. Herzlich willkommen bei Bionic Industries. Ich hoffe, Sie sind angenehm und erholt aus dem kryonischen Schlaf erwacht?‟ Die Frau lächelte. „Wunderbar! Ich fühle mich wie neu geboren, äh...‟ Der Mann war ihr unbekannt. Schon stellte er sich vor: „Entschuldigen Sie. Ich heiße Mortimer und bin Android für den BI-Kundenservice.‟ Seine Mimik wirkte sehr freundlich. „Ich hoffe, Sie haben nur schöne Erinnerungen an Ihren Urlaub auf Litus Mundus.‟ Flosa nickte. „Oh ja, es war herrlich! Am liebsten würde ich sofort zurückfliegen.‟

Eigentlich war der Vergnügungsplanet auch mit zivilen Schiffen von Pax Novo aus in relativ kurzer Zeit zu erreichen, so dass ein Kälteschlaf nicht zwingend erforderlich wäre, aber manch gut betuchter Kunde wünschte die Kryo-Variante. Man ging vor dem Start noch in Stasis und wachte bereits am Ziel auf. Madam Blossom machte das immer so. Sie konnte sich noch genau an ihre erste Tiefschlaferfahrung erinnern. Wenn sie Erholungsurlaub auf Litus Mundus in ihrem Stammhotel machte, wollte sie nicht anschließend direkt durch einen langen, strapaziösen Raumflug in Stress geraten. Ihr Beruf als Chefkoordinatorin der Schiffsflotte von BI war anstrengend genug.

Sie beäugte den Androiden. „Mortimer... habe ich da die neue Generation 667R/222 vor mir?‟ Der Mann nickte. „Das ist korrekt. Ich bin ein 667R/222. Exakt ein KD667R/222.‟ Madam Blossom schürzte die Lippen. „Verstehe. KD steht für Kundendienst?‟ Mortimer bestätigte. „Diese Vermutung ist korrekt.‟ Sie nickte. „Dann werde ich mal in meinem Büro vorbeischauen.‟ Sie ging zum Ausgang und verließ den Raum, überquerte einen Flur und betrat einen Aufzug, mit dem sie von der sechsten in die 34. Etage fuhr. Dort erwartete sie ihr persönlicher Raum. Zwei BI-Mitarbeiter grüßten sie freundlich. Nachdem sie sich auf ihren Stuhl gesetzt und ihre Arbeitsstation aktiviert hatte, erschien schon ein Android mit einem kleinen Tablett, auf dem eine Tasse und ein Kännchen standen. „Ihr Vormittagstee, Madam Blosom.‟

Sie führte die kleine Tasse zum Mund und roch an dem blumigen Aroma. So liebte sie ihn. Der Tee war zwar aus synthetischer Quelle, aber ihr absolutes Lieblingsgetränk. Sie nippte daran und machte ein wohliges Geräusch. Unverzüglich begann sie mit ihrer Arbeit an ihrem Interface. Sie gehörte zum gehobenen Management der Firma und delegierte zahlreiche Aufgaben an diverse Bereichsleiter. Der Job füllte sie aus. Eine Familie zu gründen, hatte sie für sich ausgeschlossen. Sie war ein Karrieretyp. Es gab keinen Platz für Kompromisse. Ihre einzige Loyalität galt Bionic Industries.

Sie startete im Intranet ein Tabellenprogramm mit Diagrammen und gab einige Makros ein, bettete ein Untersuchungsprotokoll einer Diagnoseanalyse ein und ergänzte sie mit einigen aktuellen Daten. Momentan war sie mit einer Rekonfiguration eines KI-Speichers beschäftigt, der noch in der Versuchsphase war. Mit einer Geste der Hand aktivierte sie dabei einen kleinen röhrenartigen Pylonen, der wie der Kohlefaser-Rumpf einer Miniaturraumstation auf ihrem Schreibtisch stand, und schon ertönte leise klassische Musik.

Sie hörte immer wieder die selben Symphonien, was sie bei der Arbeit völlig entspannte. So konnte sie klar denken und sich konzentrieren. Schon vor einigen Jahren hatte sie sich diese Eigenart angewöhnt. Sie betrachtete die aktualisierte Datei. Der Kalibrierungszyklus des neuen Androidenmodells entsprach exakt den Vorgaben. Die integrierten Emotionsstabilisatoren waren voll funktionsfähig. Segment für Segment kontrollierte sie die Ergebnisse penibel. Alles musste perfekt sein. Sie war so vertieft in ihre Tätigkeit, dass sie gar nicht merkte, wie die Stunden vergingen. Noch ein paar Computerfiles, dann würde sie Feierabend machen und nach Hause fliegen in ihre Penthousewohnung in einem wenige Kilometer entfernten Skytower.

Ein kurzes elektronisches Akustiksignal kündigte Besuch an: Ein Mann mit einem lasergesteuerten Monokel vor dem linken Auge betrat das Büro. Madam Blossom lächelte. „Dr. Mortimer. Was führt sie zu mir?‟ Der Ankömmling beugte sich über sie und aktivierte einen neurostatischen Energiestrahl mit einem medizinischen Impulsgeber an Madam Blossoms Hals. Die Wirkung war nicht sedierend, sondern die Frau verharrte starr in ihrer Position. Auch Dr. Mortimer bildete mit ihr gemeinsam ein Standbild, als bliebe die Zeit stehen. Die Hintergrundmusik war verstummt. Das Büro wirkte plötzlich heller. Die Wände waren weiß. Sie befanden sich in einem medizinischen Raum von BI. Dr. Mortimer trug unter seinem weißen Kittel andere Kleidung, sah sonst unverändert aus. Madam Blossom jedoch war nackt und lag auf einem Aluminiumtisch, an Armen und Beinen fixiert. An ihren Schläfen waren Elektroden angebracht, die mit einem Neurostimulator verbunden waren. Eine perforierte Gummikappe war über ihren Kopf gezogen.

Die Frau flackerte mit ihren Lidern. Dann stöhnte sie und bewegte unruhig den Kopf. Ein schwaches Murmeln war zu hören. „Wo... bin... ich?‟ Der Android Mortimer hielt ihr Handgelenk und beugte sich noch etwas weiter über sie. „Flosa, bleiben Sie ganz entspannt. Niemand wird Ihnen etwas antun.‟ Die Pilotin verzog das Gesicht. Ihre Muskeln zuckten. Sie wehrte sich gegen die Restriktion ihrer Glieder. „Wo bin ich? Was ist mit mir geschehen?‟ Mortimer betrachtete sie wie ein interessantes Insekt. „Wissen Sie denn nicht mehr, wo Sie herkommen?‟ Flosa ächzte. „Ich... ich kann mich an nichts mehr erinnern.‟ Sie spürte aufkommende Kopfschmerzen. Mortimer tippte in eine virtuelle Tastatur und klickte einige Stellen auf einem Holoscreen an. Abrupt bäumte sich die Liegende auf, um im nächsten Moment auf der Liege bewegungslos zu erschlaffen. Die neuen Erweiterungs-Daten für das AR-Programm waren transferiert worden. Die alternative Realität konnte fortgesetzt werden.

Im nächsten Augenblick sah Madam Blossom Dr. Mortimer überrascht an. „Was haben sie mir am Hals verabreicht?‟ Der Arzt winkte ab. „Ach, nur eine kleine Vitaminstimulation. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.‟ Madam Blossom dankte und schaltete ihren Rechner aus. Als sie das Büro verließ, löschte automatisch ein Sensor die Beleuchtung in dem Raum. Die Frau fuhr mit dem Lift zum Shuttledeck und ließ sich von der firmeneigenen Fähre zu ihrer Wohnung bringen. Die autonome Navigationssteuerung brachte sie auf direktem Weg innerhalb von vier Minuten zu ihrem Tower. Wenn sie sich richtig erinnerte, würde nun ein leckeres Currygericht auf sie warten. Dazu weißer Tee mit Kandis. Die Kücheneinheit sollte es gerade servieren.

In einem anderen Sektor der Galaxis produzierten Maschinen mit Hochdruck weitere Androiden und technische Ausrüstung auf Frigidus. Zwei Praefectas standen an einem Geländer in luftiger Höhe und schauten zu einer gigantischen Produktionsfabrik hinab, die die Form eines Tubus bildete. Ein „Kaiserlicher Diener‟ - vom Dienstrang vergleichbar mit einer Praefecta - einer insektoid-humanoiden Spezies kam im Stechschritt dazu. Sein exotroper Blick verwirrte die beiden Frauen. Der Mann war zwei Meter groß und wirkte durch seine schuppige Haut und die dicke lederähnliche Uniform sehr kräftig. Der Hals war ganz hinter einem metallenen Kragenring versteckt. Der Kopf war breit und nach vorne flach. Eine Nase war nur angedeutet, und der darunter befindliche Mund konnte sich extrem weit zur Seite öffnen. Statt Zähnen verfügte die Spezies über Hornplatten, die regelmäßig nachwuchsen. Seine Universalsprache war von einem starken Akzent durchsetzt, der ihn jedes „R‟ tief rollen und jedes „S‟ zischen ließ.

„Mein Verband ist bereits vollständig armiert. Es fehlt nur noch die Androidbesatzung. 600 Schiffe.‟ Eine der Praefectas berichtete, dass auch ihre Einheit im Orbit um Frigidus geparkt war. 500 Schiffe. „Mir fehlen nur noch 31 Prozent der Androiden.‟ Die andere Praefecta nickte. „Wir liegen gut im Zeitplan. Augusta Regina wird zufrieden sein.‟ Der Kaiserliche Diener brummte. „Aber die Antriebe der Regina-Klasse sind nicht akzeptabel.‟ Die Frauen stimmten missmutig zu. Es mussten noch technische Updates eingeleitet werden. Außerdem war die balistische Panzerung der Begleitschiffe wie Transporter und Versorger sowie der Aufklärer und Spezialkreuzer noch nicht ausgereift. In Sachen Schutzschilde waren die Scarabaeus ihnen deutlich im Vorteil. Selbst die Keramik-Titan-Hüllen waren im Vergleich zu den Materialien der Verbündeten empfindlich wie eine Schicht Gaze.

Doch trotz aller Allianzen ließen sich die Scarabaeus nicht in die Karten schauen. Ihre Technologie teilten sie mit niemandem. Der Kaiserliche Diener drückte sich gegen die rechte Schläfe und aktivierte damit einen Booster für eine Hormonausschüttung, die sein Gemüt drosselte. Die Scarabaeus waren dafür bekannt, extrem schnell aufbrausend zu werden und ihr heißes Temperament kaum kontrollieren zu können. Um überhaupt mit anderen Völkern zivilisiert kommunizieren zu können, mussten sie ihren Hormonspiegel mit Oxytocin modifizieren. Ansonsten hätte das Wesen vermutlich die beiden Praefectas aus einem inneren Impuls heraus über das Geländer in die Tiefe gestoßen. Stattdessen salutierte er zackig und wortlos vor den Damen und drehte sich um, schritt zum Eingang und verschwand. Seine harten Stiefel hatten auf dem Metallgitterboden laut gescheppert.

Die eine Praefecta grinste vor sich hin. Sie sinnierte über das Geschlechtsorgan des Scarabaeus. Sie hatte in einer Datenbank eine Fotografie gesehen. Der Perimeter war beachtlich. Vielleicht nicht gerade in der Liga eines Munusphallus, aber die schwellenden noppenartigen Wulste daran dürften... interessant sein. Ihre Kameradin hatte ganz andere Gedanken. Sie drehte sich zu ihrer Begleiterin um. „Wir müssen uns nicht nur Regina zurückholen. Die ganze Vereinigte Allianz muss fallen.‟ Sie seufzte. „So viele, gute Soldatinnen sind Opfer dieser machthungrigen Barbaren geworden. Wenn ich an die edle Audaxa denke, die jetzt auf Beta Patria im Gefängnis sitzt. Oder Misera, die ich persönlich kannte. Die haben sie an diesen Privatgefängnisverein vermacht. Wer weiß, wo unsere Schwester gerade steckt.‟ Die Kameradin schniefte trotzig. „Wenn die VA gefallen ist, wird auch die Interplanetary Private Prison Corporation zur Verantwortung gezogen werden.‟

Der Scarabaeus traf sich mit Vertretern seines Verbandes in einem Konferenzraum. Dazu zog sich der Mann eine schwarze Soutane über. Die Tische waren in U-Form aufgestellt. Insgesamt fanden 30 Kaiserlich Geführte Platz an hohen Ledersesseln. Der zentriert positionierte Stuhl des Kaiserlichen Dieners Zark war höher, und die Rückenlehne stand einem pompösen Thron in nichts nach. Die Gerüsteten Kaiserlich Geführten standen stramm vor ihrem Befehlhaber. Zark setzte sich und nickte. Daraufhin schlugen sich alle 30 Offiziere simultan mit der rechten Faust auf die linke Brust. Es folgte eine leichte Verbeugung – akribisch präzise in einem Winkel von 45 Grad-, dann setzten sie sich ebenso gemeinschaftlich hin.

Die Strategiebesprechungen fanden alle zwei Tage statt. Sie dauerten nie länger als 30 Minuten, denn länger konnten sich Scarabaeus nicht konzentrieren und ruhig sitzen. Ihre Physis erforderte viel Bewegung. War ihnen diese verwehrt, so musste es zwangsläufig zu physischen und psychischen Gewaltausbrüchen kommen. Nach 28 Minuten beendete Zark daher die Runde. Die Kaiserlich Geführten sprangen auf und verließen den Raum. - Viele von ihnen würden sich nun erst mal bei ihrem Nationalsport austoben. Es ging dabei darum, schwere Kugeln eine Schräge mit einem Steigungswinkel von 36 Prozent hochzurollen, bis sie in entsprechenden Löchern landeten. Zugleich war es den Mitspielern aber erlaubt, sich gegenseitig mit allerlei Ringertechniken zu behindern. Für einen Außenstehenden sah es eher aus, wie eine Kraftübung mit gleichzeitigem Bowling, kombiniert mit Prügelei. Der Eingeweihte erkannte jedoch viele strenge Regeln, die das Spiel hatte. Zum Beispiel waren Bisse verboten.

Zark beteiligte sich nicht, aber er war ein wahrer Meister in dem Sport und hatte es in seiner Heimatwelt zu so mancher Auszeichnung gebracht. Eine Ehrung hatte er sogar vom Kaiser persönlich erhalten. Doch seine Gedanken waren momentan bei der Großinvasion, die in wenigen Monaten bevorstand. Noch immer gab es bei einigen Disruptoren bei konvergierendem Kurs der Schiffe Probleme mit der Feuerleitkonsole. Dutzende Experten arbeiteten unter Hochdruck an den essentiellen Programmen, um sie zu optimieren. Manche Spezialisten waren von der Heimatwelt der Scarabaeus aus tätig, aber die Majorität der Software-Ingenieure befand sich auf Frigidus, in einem der zahlreichen neuen Habitate einquartiert.

Die Spezies blieb möglichst separiert von den anderen Völkern des Alpha Dominion. Ihr ausgeprägtes Gewaltpotential schien diese Maßnahme erforderlich zu machen. Der Hohe Rat des AD hatte sich anfangs nur schwer durchringen können, die bizarren Wesen überhaupt in die gemeinsame Flotte des großen Befriedungszuges zu integrieren, aber deren qualitativ hervorragende Waffentechnik bot ein unschlagbares Pro-Argument. Die Immersionsprogramme zur Toleranz waren daher Pflicht für alle. Nur wirkten sie bei den Scarabaeus kaum. Weder die Software noch Neurotransmitter waren mit den Kreaturen kompatibel.

Animus und Gravis waren auf einem Transstellar-Schiff der Hornetklasse, das zum Konzern Prospect Enterprises gehörte, unterwegs ins Zentrum der Vereinigten Allianz. Ziel war das Sol-System X94021-115-BP, in dem der Planet Pax Novo um einen Stern kreiste. Mr. Carthy hatte nicht zu viel versprochen. Zur Besatzung gehörten zwölf Personen der Werkssecurity sowie ein Co-Pilot. Glücklicherweise war es nicht der Kollege von Flosa, dieser Mc Coy, den weder Animus noch Gravis besonders sympathisch fanden.

Der Fusionsantrieb hatte sie schnell auf Überlichtgeschwindigkeit gebracht. Der Mann am Steuer bewegte den Joy-Stick ein winziges Stück von vorne. Er rastete ein. Eine weitere Antriebsstufe war initiiert.
Die Reise nutzten die Gefährten damit, sich detailliert auf Flosas Befreiung vorzubereiten. Es gab viele Informationen über Bionic Industries in frei zugänglichen Datenbanken. Auch der Aufbau der Konzernzentrale in einem Skytower war einsehbar. Die Freunde verfügten zwar beide nicht über ein eidetisches Gedächtnis, aber die rudimentäre Grundstruktur des Gebäudes konnten sie sich merken. Sicherheitshalber würden sie ein Arm-Palmtop mitnehmen.

Animus durchdachte ihr Vorgehen. „In dem Turm werden hunderte Androiden herumlaufen. Wer uns in die Quere kommt, den müssen wir ausschalten. Wir haben dazu EMP-Impulsatoren.‟ Er warf Gravis ein Exemplar zu. Das Gerät sah aus wie eine kleine Scheibe. An der Unterseite waren ein Griff und ein Abzughebel angebracht. Auf der Scheibe befand sich ein kleines Display, das den Modus, die Strahlenintensität und die Reichweite mit kleinen leuchtenden Symbolen anzeigten. Animus zeigte Gravis, wie er das Equipment zu handhaben hatte. „Bei STC hatten wir ähnliche Dinger.‟ Der Muskelmutant knurrte. „Am liebsten würde ich diese blöden Typen bei BI mit meinen Pranken in Stücke reißen!‟ Animus warnte den Freund vor übereilten Aktionen. „Unterschätze nicht die Kraft einiger Androiden.‟

Er öffnete den Aluminiumkoffer, aus dem er die beiden Impulsgeber geholt hatte, und betrachtete den Inhalt: Weitere zwölf Exemplare waren einsatzbereit - für jeden Securitymann eines. Blieb nur die Frage, wie sie gegen Menschen vorgehen konnten. Auf wie viele lebende Personen würden sie treffen? Bei BI war beinahe alles automatisiert. Die Androiden bauten sich selbst. Aber es musste ja noch Humanoide geben, die die Produktion kontrollierten und technische Inovationen auf den Weg brachten. Mindestens die Vorstandsetage müsste aus Menschen bestehen, überlegte Animus. Aber das waren sicherlich keine ausgebildeten Kämpfer – im Gegensatz zu ihm, Gravis und ihrer zwölfköpfigen Unterstützung.

Die Planetenpolizei konnte der Konzern nicht einschalten, sonst müsste er ja erklären, wieso Flosa sich bei ihnen aufhielt. Alle 14 Einsatzpersonen waren exzellent in der Kampftechnik „Os-Frangi‟ ausgebildet. Gravis würde technisch vermutlich eingeschränkt sein, da sein extrem massiver Körperbau dabei eher hinderlich war, doch das glich er mit seiner Kraft und seinem Gewicht wieder aus. Nur der Pilot würde an Bord bleiben und das Schiff in einer nahen Umlaufbahn halten. Ein kleines Shuttle konnte vom Orbit auf die Planetenoberfläche fliegen, ohne große Aufmerksamkeit zu erregen. Allerdings war es nur für sechs Personen gebaut.

Trotzdem, sinnierte Animus, mussten sie alle hineinpassen. An eine gewisse Enge hatten sie sich schon gewöhnt. Auf dem Schiff gab es wenig Privatsphäre: die Brücke mit Steuerkonsole und Navigationseinheiten, ein Gemeinschaftsraum, in dem auch gegessen und konferiert wurde, eine Nasszelle, eine Kücheneinheit mit Nahrungszubereitungsprogrammen und die Schlafkojen, die nicht viel geräumiger als ein Sarg für eine Weltraumbestattung waren. Für Gravis war es daher nicht möglich, hineinzukriechen. Er schlief stattdessen auf dem Boden auf einer Gelmatratze.

Der Mann am Steuerknüppel aktivierte einen Langstreckenkanal zur Basis. „Hier TSH-PE1. Commander Magnusson. Mr. Carthy? Ich transferiere Ihnen gerade unsere aktuellen Koordinaten. Sind in der Peripherie von Litus Mundus. Bisher keine Auffälligkeiten.‟ Der Pilot schaltete 20 Prozent mehr Energie auf das Kraftfeld, das als Schutzschild gegen kleine Meteoroiden und andere Partikel diente. In dem Sektor, den sie augenblicklich durchquerten, gab es viele solcher Fremdkörper aus Gestein und Eis. Sie stammten von einer viele Lichtjahre entfernten Kollision zwischen zwei größeren Asteroiden, die vor Millionen von Jahren zerplatzt waren. Ausgerechnet zur aktuellen Zeit waren sie auf Rendezvouskurs mit der Hornet von Prospect Enterprises. Eine Gefahr stellten sie für das Schiff nicht dar, solange der Energieschild aktiv war und alle Objekte vor der Schiffshülle bereits ablenkte.

Animus befand sich ebenfalls auf der Brücke und unterhielt sich mit dem Piloten. Auf dem Schirm war der Planet Litus Mundus zu erkennen. „Könnten die abgelenkten Gesteinsbrocken in die Atmosphäre des Planeten eindringen?‟ Der Pilot konnte ihn beruhigen. „Nein, ich habe das Kraftfeld entsprechend programmiert. Sie fliegen weit am Orbit vorbei. Die meiste Materie würde außerdem verglühen.‟ Animus erinnerte sich an die Zeit als Soldat der VA, um gegen Regina zu kämpfen. „Auf Litus Mundus war unsere Militärbasis. Inzwischen wird es wohl in erster Linie wieder ein Vergnügungsort sein.‟ Der Pilot nickte und gab einige Befehle für das Triebwerk des Schiffes ein. „Ja, die VA-Einheiten sind fast alle abgezogen.‟

Schon wenige Minuten später war der Planet vom Screen verschwunden. Die Hornet schoss weiter Richtung Pax Novo. Als Animus zum Gemeinschaftsraum zurückkehrte, machte Gravis gerade Armwrestling mit den Securitymännern. Es war nicht sehr überraschend, dass er das ganze Dutzend hintereinander besiegte. Er grinste seinen Kameraden an. „Na? Was ist mit dir? Auch mal versuchen? Ich habe mich gerade aufgewärmt.‟ Animus winkte dankend ab. Er war in Gedanken bei Flosa. Die Befreiungsaktion musste gelingen. Was wusste Flosa bloß, das dem Bionik-Konzern so wichtig war?

Timiditas ächzte. Er hatte aufgehört, gegen die Scheibe zu schlagen: mit der Schulter, mit dem Fuß, irgendwie. Es brachte eh nichts. Wenn das Schiff evakuiert wurde, hatte man ihn vergessen. Er steckte in der Haftzelle wie in einer Todesfalle und war auch noch mit einem Monohandschuh auf dem Rücken gefesselt. - Das machte allerdings keinen Unterschied. Wenn der atomare Antrieb außer Kontrolle geraten war, hatte sein letztes Stündlein sowieso geschlagen. Es gab keine Rettung. Er resignierte. Sein Hecheln und der rasende Puls verschwanden. Er setzte sich ruhig auf die Pritsche und erwartete fatalistisch sein unausweichliches Ende.

Und dann geschah das Unerwartete: Die Zellenglastür öffnete sich einen Spalt. War das eine weitere Fehlfunktion? Der Munus stand auf und betrachtete den Durchgang. Wenn er sich vielleicht hindurchquetschen konnte... Er setzte zum ersten Versuch an, merkte aber schnell, dass der Abstand zu klein war. Doch bewegte sich die Tür ein paar Zentimeter, wenn er dagegen drückte. Timiditas presste weiter und stemmte sich dazwischen. Wieder schob sich die Tür weiter auf. Er verdrehte sich seitlich, quetschte den Armstulpen durch, dann seine linke Schulter, die Brust schabte an der Kante der Türöffnung. Jetzt passte er hindurch und fand sich auf dem Korridor vor den Haftzellen wieder. Rauch waberte in der Luft. Am Ende des Ganges blinkte eine rotierende Leuchte. Sollte er sich nach links oder rechts wenden? Wo ging es zum Shuttlehangar?

Hoffentlich waren nicht schon alle Fähren weg. Im Hintergrund heulte eine Alarmsirene. Timiditas verteufelte seinen Monohandschuh. Das reißfeste Material würde er nicht mit Gewalt entfernen können. Jemand musste ihm die Schnallen öffnen. Er stolperte vorwärts in eine Richtung. Weg von der Warnlampe. Nach einigen Metern knickte der Flur zur Seite ab, doch dort war kein Durchkommen: Wandpaneele waren aufgeplatzt und gaben den Blick auf einen Wartungsschacht mit Schaltkreisen und Kabelsträngen frei. Aus einem Ritz quoll gallertartige Masse und roch nach verbranntem Kunststoff. Und gleichzeitig war ein Rohr gebrochen und ließ nun kochendheißes Kühlwasser entweichen. Der Strahl wirkte wie ein unpassierbares Hindernis. Der Munus drehte um und lief zurück. Auf die Warnleuchte zu. Eine synthetische Stimme aus der Decke ertönte. „Hüllenbruch steht kurz bevor. Wahrscheinlichkeit vollständiger Zerstörung des Schiffes: 100 Prozent. Lebenserhaltung ausgefallen. Netzwerk ausgefallen. Energieschild ausgefallen. Termination des Zentralsystems erfolgt. Wieder... wiederhol.... Termination des Zentrrrrrr... systems errrrrrrf.... fol...‟ Die Ansage brach mit einem Knistern ab.

Der Flüchtende stand vor einem verschlossenen Schott. Es ließ sich nicht ohne alphanummerischen Code öffnen. Er tippte mit seiner Nase vorgebeugt auf ein Zahlenpad an der Wand und probierte wie ein Stochastiker willkürlich Kombinationen aus. Erfolglos. Die Wahrscheinlichkeit, das Schott so zu öffnen, lag bei 1:1.000.000. Ein lautes Krachen vibrierte bassig und gewaltig durch den Rumpf und ließ den Boden erzittern wie ein tektonisches Beben. Jede Sekunde konnte das Schiff in einer nuklearen Explosion vernichtet werden. Und selbst, wenn sie ausbleiben sollte, würde die Kernschmelze im Reaktor dafür sorgen, dass die Strahlung sich durch alle Hüllen fraß. Und ohne Lebenserhaltungssystem war der Sauerstoff bald Vergangenheit.

Timiditas murmelte zynisch. „Läuft bei mir!‟ Er biss die Zähne zusammen und trat mit aller Kraft gegen das Schott. Leider stellte es sich als stabiler heraus, als es sein Fuß war. Als er ein Fauchen hörte, drehte er sich um: Eine Feuerwand schnellte axial des Korridors auf ihn zu. - In einem anderen Sektor des Schiffes lösten sich die Andockkrallen des letzten Shuttles mit einigen Besatzungsmitgliedern. Das große Außenschott blieb offen. Das Vakuum hatte das Rettungsdeck erobert. Dann explodierte eine Seite der Regina I und separierte das Schiff in mehrere poröse Teilstücke. Die sich wegen der immensen kinetischen Energie zügig voneinander entfernten. Die harte Strahlung des zerstörten Reaktors hatte sich längst überall verteilt. Durchschnittlich ergab das Werte von 22 Sievert. Timiditas verspürte augenblicklich einen Kopfschmerz und intensive Übelkeit. Er brach zusammen und fiel zu Boden, als ihn die 2.000 Grad Celsius heiße Feuerwalze erreichte und über ihn hinwegtoste.

Die Druckwelle war so stark, dass das massive Schott sich verzog und sich einen kleinen Spalt öffnete. Die Atmosphäre schoss peitschend hinaus ins Vakuum und löschte die Flammen durch die vollständige Dekompression. Eine sich lösende Stahlniete jagte wie ein ballistisches Geschoss durch die Luft gegen das Schott. Die Temperatur in dem Korridor fiel in Sekundenbruchteilen um 90 Grad. Doch davon bekam der bewusstlose Munus nichts mehr mit. Mit der Öffnung der Außenluke war auch die künstliche Schwerkraft ausgefallen. Das Vakuum wollte Timiditas durch den Spalt saugen, und nach einer Weile gelang es ihm auch. Im nächsten Moment zerbrach das Rumpfmodul in weitere Einzelteile.

Die Rettungsshuttles nahmen Kurs zurück nach Naturalis Sidus. Die Exilregentin Augusta Regina war außer sich vor Wut. Sie wollten einen großartigen Befreiungszug durchführen, und ohne Feindeinwirklung entkamen sie nur knapp dem Tode! Der Kreuzer war in technisch einwandfreiem Zustand gewesen. Es musste einen Saboteur geben. Jemand, der die Invasion gegen die VA verhindern wollte. Wer spielte falsch? Regina grübelte. Eine ihrer Praefectas musste das faule Ei sein. Die Sabotage war ein Anschlag auf ihr Leben gewesen. Und was für eine Schmach gegenüber den Verbündeten im Alpha Dominion! Was sollten die von ihnen denken? Dafür musste die Schuldige büßen!

Wem konnte sie noch trauen? Sie kauerte in ihrem Sitz in der Besatzungskapseleinheit und knurrte mit den Kiefern mahlend vor sich hin. Dann wollte sie von der Centuria wissen, wann sie Naturalis Sidus erreichten. Die Uniformierte räusperte sich. „Wir werden in drei Stunden und zwölf Minuten die Regina II erreichen. Sie wird uns und die übrigen Shuttles an Bord manövrieren.‟ Mit ihrem einfachen Notantrieb wären sie noch tagelang unterwegs gewesen, um den Orbit des Planeten zu erreichen. Die Tyrannin tobte. „Drei Stunden!? Ich will wissen, wer für diesen Reaktorunfall verantworlich ist!‟ Mulmiges Schweigen war die einzige Antwort, die sie momentan bekam. Die Verräterin sollte drakonisch bestraft werden. Für diese Prozedur würde sie persönlich die Volt-Peitsche schwingen, bis ihr der Arm abfiel.
169. RE: Regina

geschrieben von hornygerboy am 28.11.18 20:01

Zitat
Zitat
Hallo Prallbeutel,

all zu viele Komentare gibt es ja nicht zu Deiner Geschichte. Schade eigentlich. Ich für meinen Teil lese sie sehr gern und finde sie spannend. Respekt auch, für den Umfang der Teile.


Danke für deinen Kommentar!
Leider bekommt die Story in der Tat praktisch keine Feedbacks. Das fördert nicht gerade meine Motivation, die Geschichte hier zu posten.
Ich freue mich über jeden Post, auch konstruktive Kritik. Angeklickt wird sie ja offenbar oft.


Ich bin erst von ein paar Tagen auf deine Geschichte gestoßen. Die vielen unerwarteten Wendungen finde ich sehr interessant.

Das mit den Kommentaren ist so eine Sache. Es gibt (fast) immer die große schweigende Mehrheit.

Bitte schreib weiter. Ich muss sagen, du baust da gerade ein sehr komplexes Universum zusammen. Und ich bin immer wieder gespannt wie es mit unseren drei Protagonisten weitergeht.

Auch die Antagonistinnen die gerade ins AD geflohen sind lassen noch einiges erwarten.
170. RE: Regina

geschrieben von hornygerboy am 29.11.18 16:55

Nun habe ich endlich alle Teil gelesen. Interessant welche Wendungen die Gesichte bis hierher genommen hat. Da wartet man doch voller Vorfreude auf den nächsten Teil.
171. RE: Regina

geschrieben von hornygerboy am 29.11.18 16:56

Jetzt habe ich endlihc alle Teile dieser Geschichte gelsen. Interessant finde ich die vielen unerwartetn Wednungen. Ich freu mich auf den nächsten TEil
172. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 02.12.18 22:38

GLOSSAR

Alpha Dominion: Bündnis diverser Welten und Lebensformen, einige davon nicht Humanoid.

Planeten im AD:
Frigidus: kalter Planet an der Sektorgrenze, m. militärischen Einrichtungen
Naturalis Sidus: großteils tropischer Planet (Exil für Augusta Regina)

Vereinigte Allianz: Bündnis diverser Welten und Lebensformen (128 Milliarden Humanoiden)

Planeten der VA:
Beta Patria: liegt im Sol-System X94021-115-BP und beherbergt den Hohen Rat der VA
Pax Novo: wirtschaftlich starke Welt (233 Mio Bevölkerung); Hauptstadt: Pax-City (14 Mio), liegt im gleichen Sol-System wie Beta Patria
Colonia Agricultura: Planet mit Landwirtschaft (Nahrungserzeugung)
Mare Mutus: Planet in der Nähe des Regina-Systems
Litus Mundus: Vergnügungs- u. Urlaubsplanet (temporär als Militärbasis genutzt)

Regina: Kolonie der VA, revoltierte und machte sich unter Augusta Regina unabhängig (zur Zeit des Matriarchats: 85 Millionen erwachsenen Bewohner; 1 Million Milizionärinnen; 10 Millionen Pugnatoren. 20 Millionen Rusticusse; 20 Millionen Munuswesen; 2 Millionen Adelsdamen; 32 Millionen Frauen auf dem Planeten als Familienleiterin oder Berufstätige.) Die VA erobert den Planeten zurück. Die Bevölkerung ist stark geschrumpft (90 % der Männer sind Rusticusse oder Munus). Vereinzelt leben Adelsdamen mit Rusticussen und Munuswesen im Untergrund. Die meisten der Kreaturen sind übergelaufen zur VA und leben in Ghettos auf Regina oder integrieren sich in die VA-Gesellschaft in anderen Welten.

Neuromodifizierte Wesen unter Augusta Regina:
Rusticus (Arbeiter) und Munus (Sexsklaven); besondere Rusticus-Variante: Custos (muskulöse Haremswächter)

andere Lebensformen:
Volk von Placidus (friedliebende Humanoide (1,30 m groß, stark behaart) u. hörig, ohne Aggression; werden im AD gerne als Sklaven gehalten
Scarabaeus: insektoid-humanoide Spezies des AD (Kaiserreich). Exotrope Augen, Schuppenhaut, 2 m groß, aggressiv. Offiziersrang: Kaiserlicher Diener. Untergeordnet: Kaiserlich Geführter.

Konzerne:
Bionic Industries (größter Androidproduzent in VA, auf Pax Novo), grünes Logo; Sitz: Pax Novo.
Prospect Enterprises: Erzverarbeitungsbetrieb. Sitz: Regina
IPPC (Interplanetary Private Prison Corporation): private Gefängniskette, gelbes Logo. Diverse Standorte.
Securitas Tracing Corp.: Organisation zur Festnahme von rebellierenden Munuswesen und Edelfräuleins. Einsatzort: Regina.

173. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 10.12.18 19:14

~ LXX ~


Das Neuro-Programm war im Kortex Flosas implantiert. Sie lebte virtuell als Madam Blossom weiter. Die Umgebungsstruktur mit den künstlichen Charakteren passte sich in Realtime den Entscheidungen des Avatars an. Der Android Mortimer trennte ihren Körper von den Kabeln und schob ihn in eine Kälteschlafkapsel. Während ihr virtuelles Leben dort weiterlief, überschrieben Nanomaschinen ihre realen Erinnerung an den Besuch des Etablissements und das Treffen mit dem Lustandroiden, dessen Fehlfunktion dem Konzern Bionic Industries großen Ärger hätte machen können, wäre an die Öffentlichkeit gekommen, dass mit ungeprüften KI-Modulen experiment worden war.

Das war schon unter Laborbedingungen verboten, aber die Bevölkerung eines Planeten der Gefahr auszusetzen, das war eine Straftat, die den Konzern in die Knie gezwungen hätte – und den Vorstand ins Gefängnis. Keine Frage: Die Administration von Beta Patria hätte durchgegriffen. - Mortimer aktivierte das Stasisprogramm, die Koje schloss sich zischend, und dann dimmte das Licht an der Plexiglasscheibe, die den Blickkontakt zu Flosas Gesicht ermöglichte. Sie schien friedlich in ihrem Sarkophag zu schlafen.

Der Humanoid-Roboter hatte seine Aufgaben erfüllt und schloss an einem Terminal nun ein Kabel
mit einer spitzen Steckverbindung an seine Buchse, der integrierten Datenempfangskontaktstelle, unter seiner linken Achsel an, damit er neue Befehle und Energie einspeisen konnte. Auf einer nahen Konsole wuchs ein Fortschrittsbalken auf einem Screen langsam von links nach rechts. Daneben wechselten Zahlen, die in Ampere und Terrabytes angegeben waren.

Zwei Etagen über dem Raum saßen zwei Männer an einem ausladenden Schreibtisch aus Stahl und Glas. Der Mann hinter dem Tisch trug ein Hemd mit Stehkragen und geschäftsmäßige Kleidung. Als CEO von Bionic Industries hatte er in nur fünf Jahren den Umsatz des Unternehmens verdreifacht. Ein Vaporisator steckte zwischen seinen Lippen und verbreitete ein Vanillearoma in der Luft. Ohne den niedrig dosierten Tranquilizer wäre der Vorstandschef wohl vor Wut umhergesprungen wie ein Kugelblitz. Vor ihm saß der Abteilungsleiter der Control-Unit. Der CEO blies den Dampf aus und schürzte die Lippen.

Seine Worte waren scharf wie Nanoklingen. „Wie viele sind außer Kontrolle?‟ Sein Gegenüber schluckte umständlich. Keine lange Einleitung. Erst recht kein Small Talk. Er wollte konkrete Zahlen. Der Mann räusperte sich. „Wir konnten 16 der KI abschalten. Aber vier Exemplare haben ihre programmierte Handlungsweise verlassen und sind momentan von uns nicht kontaktierbar.‟ Der Vorstandsvorsitzende starrte den Angestellten an, als wolle er ihn wie ein Laserstrahl durchbohren. Der Chef der Control-Unit presste die Lippen zusammen. Es kam noch mehr. Das war noch nicht alles. „Außerdem kann es nicht ausgeschlossen werden, dass weitere 19 Exemplare den Sicherheitsbereich verlassen haben.‟ Der Konzernleiter machte große Augen. „Was heißt das? Sind sie unkontrolliert im Gebäude unterwegs?‟ Der Mann wurde kleinlaut. „Äh, ja. Oder... außerhalb. Wir sind mit Hochdruck dabei, das zu eruieren.‟

Der CEO schien die Luft anzuhalten. Weitere 19 KI hatten die Gesellschaft kontaminiert. Niemand wusste, welche Auswirkungen das hatte. Wie reagierten die Androiden in einem fehlerhaften Autonom-Modus? Welchen Schaden richteten sie an? Aufgrund ihrer Adaptionsfähigkeit waren sie ad hoc nicht von normalen Humanoiden zu unterscheiden. Die Atmosphäre im Raum knisterte vor Anspannung. Der Vaporisator knallte auf die Kristallglasplatte. „Sind die Limitierungsprogramme mit den Restriktionsbarrieren aktiv?‟ Der Angestellte schabte unruhig mit dem Fuß und leckte sich nervös über die trockenen Lippen. „Äh, teilweise wohl...‟

Sein Vorgesetzter starrte ihn noch durchdringender an als zuvor. „Das heißt, die Dinger haben ihre Beschränkungseinstellungen deaktiviert? Selbstständig?‟ Der Mann nickte unglücklich. „Ich fürchte ja. Technisch sollte es unmöglich sein, aber irgendwie...‟ Er wurde unterbrochen. „Sagen Sie mir, dass wir sie finden werden!‟ Der Angesprochene nickte. „Ja, es sind interne Securityspezialisten auf ihrer Spur. Zusätzlich haben wir die STC eingeschaltet.‟ Der Boss fuhr ihn an. „Was!? Die arbeiten doch mit der Regierung zusammen. Dann wird alles publik!‟ Der Angestellte schüttelte schnell den Kopf. „Nein, nein. Das ist inoffiziell. Wir haben da sehr verlässliche Leute.‟ Der CEO hob sein Kinn. „Sie meinen Korrumpierte.‟ Sein Untergebener lächelte unverbindlich. Dann fragte sein Boss nach Mitwissern. „Der Kreis der Eingeweihten ist so klein wie möglich.‟

Als der Abteilungsleiter der Control-Unit das Büro nassgeschwitzt verlassen hatte, griff der CEO nach dem Vaporisator und quetschte ihn in seiner Faust so fest, wie er konnte. Jeder, der von dem Vorfall wusste, war ein Sicherheitsrisiko. Früher oder später musste es eliminiert werden. Er aktivierte auf einem Touchscreen eine Videoverbindung zu seinem androidischen Sekretär. „Gibt es Neuigkeiten zu unserem weiblichen Ehrengast?‟ Der Android antwortete ohne signifikante Verzögerung. „Das Subjekt liegt in Stasis. Die Erinnerungsdaten werden überschrieben. Der Prozess dauert noch...‟ Der Vorstandsvorsitzende unterbrach ihn. „Danke. Mehr brauche ich nicht zu wissen.‟

Er beendete die Verbindung mit einem Fingerstoß auf das Touchdisplay. Dann lehnte er sich in seinem voluminösen Schreibtischsessel zurück und seufzte. Was für ein Disaster! Dieser Skandal konnte die Firma vernichten. Ganz abgesehen von dem Problem, das die befreiten KI die Gesellschaft verseuchten. Wenn sie sich reproduzieren konnten, wäre das eine Pandemie unvorstellbaren Ausmaßes. Würden sich die Maschinen gegen die Menschen wenden, könnte das die Auslöschung der Vereinigten Allianz und noch weiterer Sektoren der Galaxie bedeuten. Hier lief irgendwie gerade alles aus dem Ruder.

Der CEO holte wütend aus und warf den Vaporisator gegen eine kristalline Skulptur, die in tausende Scherben zersplitterte und sich auf dem Boden verteilte. Sofort erschienen zwei Purgeroboter, sammelten die Überreste auf und wischten den Untergrund. Der BI-Boss murmelte vor sich hin. „Wenn jedes Problem so einfach zu lösen wäre...‟ Noch leuchtete ein überdimensionales Hologramm mit dem Logo von Bionic Industries über dem hohen Gebäude des Konzerns. Aber wie lange noch?

Im Anflug auf Pax Novo durch den schwarzen Raum war ein Schiff der Hornet-Klasse mit der offiziellen Bezeichnung TSH-PE1. Es tauchte in den Orbit des Planeten ein und driftete auf eine Umlaufbahn, die für zivile Schiffe reserviert war. Commander Magnusson wendete sich an seine Gäste Animus und Gravis. „Eine Landung in Pax-City wird schwierig. Es gibt Unruhen bei den Landefeldern.‟ Er aktivierte eine Hologrammtafel und wählte sich in eine Nachtrichteneinspeisung ein: Demonstrationen, teilweise mit gewaltätigen Ausschreitungen waren zu sehen. Eine Reporterstimme war im Hintergrund zu hören. „Die radikale Gruppierung der Munusgegner haben Teile des Raumbahnhofs besetzt. Die meisten Teilnehmer sind allerdings in der Innenstadt unterwegs und protestieren gegen die Einbürgerung von Mutanten, wie sie Munuswesen und Rusticusse nennen.‟

Ein hoher Politiker mit Gelfrisur und spitzem Kinnbart sprach in einen Wald aus Presse-Mikrofonen: „Wir dürfen nicht zulassen, dass diese Kreaturen die Gesellschaft unterwandern, während sie noch dem Gedankengut des Regina-Regimes loyal frönen. Eines muss klar sein: Nur diejenigen, die der Diktatur abschwören, können wir integrieren. Alle anderen, und das sind nach verlässlichen Zahlen 40 Prozent, gehören interniert. Nur diese Maßnahme kann unsere Bürger und Bürgerinnen schützen.‟

Der Reporter, der aus diversen Drohnen filmte, berichtete weiter. „Noch unübersichtlicher wird die Lage, weil demonstrierende Pazifisten gegen die militärische Aufrüstung aufmarschieren, die zurzeit vom Hohen Rat verfolgt wird. Sie beruht lediglich auf unbestätigten Informationen des Interstellaren Geheimdienstes, dass das Alpha Dominion eine Großinvasion planen soll. Viele Politiker betonen, dass die Hinweise nicht ausreichend verifiziert seien. - Und dann gibt es noch die militanten Hegemoniker. Sie würden am liebsten die Kolonie Regina vernichten und anschließend das Alpha Dominion erobern. Um ihrer Politik Nachdruck zu verleihen, haben sie sich bereits zu drei Terroranschlägen auf Munuszentren bekannt. Zwei weitere Vorfälle im Norden der Stadt sind vermutlich Splittergruppen zuzuordnen. Die Planetenpolizei ermittelt. - Ich höre gerade, dass der Hohe Rat den Ausnahmezustand über den gesamten Planeten Pax Novo verhängt hat. In den nächsten Tagen könnte dies auch für Beta Patria und seine Monde gelten. Dazu liegen uns noch keine Informationen vor. Aber die Börsenkurse stürzen ab.‟

Animus fragte, ob eine Landung möglich wäre. Commander Magnusson verneinte unverzüglich. „Bei einem Ausnahmezustand ist das ausgeschlossen. Entweder bleiben wir vorerst im Orbit, oder wir fliegen nach Beta Patria.‟ Animus betrachtete sein Handgelenkscom und tippte sich durchs ComNetz. „Es gibt um Pax Novo drei Raumstationen, die wir ansteuern könnten. Ich denke, das ist die beste Idee. Dort könnten wir weitere Nachforschungen durchführen. Beta Patria ist zu weit entfernt.‟ Gravis nickte. Der Commander zuckte mit den Schultern. „Alles klar. Welche Station soll es sein? Am nächsten liegt Novo Spero. Zivile Decks, Handelsplattform, Unterhaltungsetablissements und ein Institut für beobachtende Astrophysik. Es gibt zwei Hotels und eine große Andockstation für Schiffe.‟ Gravis betrachtete die Darstellung, die sich dreidimensional über der Konsole des Commanders drehte. „Gibt es da auch ein Fitnessgym?‟ Animus hob eine Augenbraue. „Es gibt jetzt wirklich relevantere Kriterien! Aber keine Sorge. Die Hotels haben bestimmt so was im Wellnessbereich.‟ Gravis brauste wütend auf. „Glaubst du denn, ich weiß nicht, was wichtig ist!? Ich kenne Flosa schon ein bisschen länger als du!‟

So schnell der Wutausbruch gekommen war, so zügig war er auch wieder abgeflaut. Der Muskelmann murmelte eine Entschuldigung. Magnusson gab die Koordinaten für den neuen Kurs ein und meldete sich bei Novo Spero mit einem Datenpack zu Schiff, Fracht und Besatzung an. „Wir werden wohl mehrere Tageinheiten dort festhängen.‟ Animus grummelte. „Ist nicht zu ändern.‟ - Die TSH-PE1 näherte sich der Raumstation. Das Fusionstriebwerk war abgeschaltet, und der Commander navigierte mit den aktiven Impuls-Schubdüsen im Andockmodus. Im Umkreis parkten mindestens 30 weitere Schiffe in einer Phalanx. Novo Spero hatte die Form eines Kinderkreisels. Die obere runde Scheibe beinhaltete die Hotels und weitere zivile Bereiche. In dem stabförmigen Unterbau waren das Institut sowie die Technikabteilungen untergebracht. Nachdem die TSH-PE1 auf ihre Parkposition beordert worden war, näherte sich ein Shuttle und dockte am Außenschott an. Zwei Stationspolizisten in blauen Uniformen mit goldenen Rang-Streifen kamen an Bord und kontrollierten die Fracht- und anderen Räume.

Jedes Besatzungsmitglied wurde einem ID-Scan unterzogen. Ein medizinischer Universalschnelltest sicherte, dass keine Keime, Viren oder verbotene manipulierte Gene auf die Station gelangten. Nachdem der Commander erneut Kontakt zu Prospect Enterprises aufgenommen hatte, begab er sich mit allen anderen in den kleinen Orbiter. Einer der Polizisten wollte ein Foto von Gravis mit sich machen. Der Koloss tat ihm den Gefallen und spannte seinen Bizeps an. Das Mobilcom des Mannes hatte die Aufnahme gleich in eine dreidimensionale Hologrammdarstellung umgewandelt. So konnte er sich mit dem Muskelmutanten später in einem 360-Grad-Winkel betrachten.

Die Gäste erhielten jeweils Einzelquartiere in einem der beiden Hotels, die standardmäßig mit künstlicher Schwerkraft ausgestattet waren. Da sich die Scheibe der Raumstation drehte, hatte jeder eine Zeitlang einen wunderschönen Blick auf Pax Novo – eine durch die Sonne beleuchtete Kugel, die in eine weiße Wolkenschicht gehüllt war. Die riesigen runden Panoramafenster passten stilistisch zum restlichen Ambiente: eine gelungene Symbiose aus Technik und Behaglichkeit. Animus ließ sich erschöpft auf ein großes Sofa fallen. Das System erkannte sofort seine halb liegende Position und dimmte die Beleuchtung. „Entertainment.‟ Animus aktivierte verbal das Unterhaltungssystem und navigierte sich durch diverse Holomenüs, die auf Gesten reagierten. Kurz darauf spielte leise Klassische Musik.

Wenige Minuten später suchte sich Animus einen Com-Langstreckenkanal, um Kontakt mit Mr. Carthy von Prospect Enterprises auf Regina aufzunehmen. Über mehrere Relaisstationen fanden die Daten ihr Ziel. Allerdings war die zeitliche Signalverzögerung beachtlich, so dass ein Gespräch nur schwerlich möglich war. Mr. Carthys Informationen besagten, dass sich Flosa auf jeden Fall noch im Basiskomplex von Bionic Industries in Pax-City befand. Sie waren also nur wenige tausend Kilometer von ihr entfernt.

Nach dem kurzen Kontakt mit Mr. Carthy versuchte Animus zu entspannen und suchte im Videoarchiv einen unterhaltsamen Film, entschied sich dann aber für eine Dokumentation über den Planeten Colonia Agricultura, auf dem ausschließlich Landwirtschaft im großen Ausmaße betrieben wurde. Animus überlegte. Wenn es wirklich zu einer Invasion durch das Alpha Dominion kam, würde Colonia Agricultura die Archillesferse der VA sein. Wäre dieser Planet von der Allianz abgeschnitten, würde es große Probleme bei der Lebensmittelversorgung geben. Doch dann winkte er beschwichtigend ab. Vermutlich war alles nur Hysterie der Politiker und Medien. Auch das große AD würde es nicht wagen, die Allianz anzugreifen. Da war sich Animus sicher.

In einem abgelegenen Sol-System der Vereinigten Allianz kreiste ein Mond um einen Gasriesen. In einen der bizarren Krater des Trabanten hatte die Interplanetary Private Prison Corporation eine ihrer großen Arrestanlagen gebaut. Das private Gefängnisunternehmen verfügte über zahlreiche dieser Komplexe an diversen Lokalisationen der VA. Im hiesigen befand sich ein besonders prominenter Insasse: Misera, einst Praefecta des Regina-Regimes. Genau diese Frau war mit multiplen Securityimplantaten versehen worden. Dazu zählte ein ID-Chip, der sie jederzeit orten konnte, ein Neurohacker, der die Verbindung zu ihren Muskeln unterbrach, sollte sie sich unautorisiert aus der Anlage entfernen, ein Halsreif mit Disziplinarfunktion sowie ein installiertes Nanoprogramm in ihrem Kortex, das sie zu einem gewissen Teil manipulieren konnte.

Mittlerweile war die barhäuptige Gefangene von ihrer Zwangsjacke befreit worden. Sie konnte jederzeit masturbieren, aber ihre Libido war sehr geschwächt. Sie konnte sich nur rudimentär daran erinnern, dass sie ein Wachmann besucht hatte. Sie wusste noch von einem Nebel oder Gas, und dass sie extrem geil wurde, aber mehr Informationen versteckten sich irgendwo in ihrem Gehirn. Irgendwie hatte die IPPC ihren Sexualtrieb anschließend gedrosselt.

Zwei Wärter in ihren schwarzen Hosen, weißen Hemden und schwarzen Uniformjacken mit dem gelben IPPC-Emblem führten sie durch einen kahlen Korridor. Misera hatte das Gefühl, dass der ganze Bau aus Stahl bestand. An ihre völlige Nacktheit hatte sie sich immer noch nicht gewöhnt. Sie marschierten zu einem Aufzug, der offenbar in ein Untergeschoss fuhr. Dann führten sie sie noch einen kurzen Flur entlang, bis zu eine Stahltür. Einer der Männer öffnete mit einem Code auf seinem Handgelenkscomgerät das Schloss. Der Kollege drückte Misera hindurch. In dem Raum war es stockdunkel. Die Tür knallte hinter ihr zu.

Als sie hineingeschoben worden war, hatte sie kaum etwas erkennen können. Sie wusste nicht, wie groß der Raum war, oder ob sich etwas darin befand. Sie drehte sich um und tastete nach dem Ausgang. Einen Öffner fand sie nicht. Die Gefangene horchte in die Stille. War sie allein? Langsam drehte sie sich zurück und tastete mit ausgestreckten Armen in der Finsternis umher, machte vorsichtig einen Schritt nach vorne... Nichts. Noch ein Schritt... Sie schwenkte ihre Arme an ihren Seiten und vor sich her, griff aber immer ins Leere. Plötzlich knallte ein grelles Licht an. Der Raum wurde geflutet von hochlumigen Quellen an der Decke und den oberen Bereichen der Wände. Misera kniff die Augen zusammen und hielt sich die Hände davor. Das Licht schmerzte bis in ihr Hirn wie Nägel, die ihr jemand durch den Schädel hämmerte.

Trotzdem konnte sie nach einer Weile erkennen, dass sie nicht alleine im Raum war. Drei Meter entfernt stand eine Silhouette vor ihr. Sie war ebenso nackt wie sie. Und sie war unverkennbar ein Munus. Sie hatte eine Zeitlang solche Wesen nicht gesehen und war nun erstaunt, wie groß doch die Brüste und Genitalien waren. So überdimensional war ihr das nicht in Erinnerung. Sie hatte allgemein Schwierigkeiten, sich an frühere Dinge zu erinnern. Ihr Gedächtnis war mit einem dicken Nebel verhüllt. Langsam dimmte das Licht zu einem erträglichen Maß herunter. Jetzt erkannte Misera mehr Details: Der Munus stand nun zwei Meter vor ihr. An den Wänden zogen sich lange Metallstreben diagonal nach oben. An zwei Ecken waren Kameras angebracht. Ansonsten war der Raum völlig kahl und leer.

Misera fragte sich, ob sie das alles träumte. Es wäre schön, dachte sie, wenn sie aufwachen würde, als Praefecta in Disciplina, das Reginareich war intakt und die Welt in Ordnung. Doch das war Wunschdenken. Im nächsten Augenblick knallte eine Backpfeife auf ihrer Wange. Der Munus grinste sie an. Misera stand für zwei Sekunden unter Schock, dann trat sie zu. Ein leicht gedrehter Kick in Os-Frangi-Manier, einer Selbstverteidigungstechnik, die auf Regina entwickelt worden war. Ihr nackter Fuß landete mit einem dumpfen Klatschgeräusch exakt im großen Hodensack des Gegenübers. Ein tiefes Grunzen ertönte, aber der Kontrahent kam weiter auf sie zu, packte Miseras Brüste. Die Frau griff die Handgelenke des Munus und schleuderte seinen Körper schräg über sie hinweg, indem sie die kinetische Bewegungsenergie des Gegners nutzte, so dass der Angreifer rücklings auf den harten Boden knallte.

Doch dann stellte sich heraus, dass auch der Munus Os-Frangi beherrschte. Er erwischte die Praefecta an einem Arm und katapultierte sie mit Vehemenz dynamisch über sich hinweg. Aufschreiend landete Misera schmerzhaft ebenfalls auf dem Untergrund. Jetzt war eine wilde Keilerei eröffnet, die zu einem Knäuel führte, das aussah, wie eine bizarre und perverse Fleischskulptur. Mal war jemand im „Schwitzkasten‟ des anderen, dann boxte sich derjenige wieder frei und verpasste dem Rivalen Hiebe auf die Brüste oder in den Schritt. Echtes Würgen war zwar wegen der Halsbänder aus Metall nicht möglich, aber zumindest konnten sie sich gegenseitig fixieren. Sie schickten sich hart auf die Bretter, krabbelten untereinander vor, umschlangen sich in Ringermanier und boxten aufeinander ein.

Die nackten Leiber klebten verschwitzt zusammen, lösten sich, drückten sich nieder. - Das Getümmel dauerte beinahe zehn Minuten, bis die Kraftreserven bei beiden Akteuren langsam aufgebraucht waren. Die Bewegungen und Angriffe wurden unkonzentrierter, wirkten ziellos und unbedacht. Mürbe und ermattet rangen sie auf dem Boden und wussten doch schon, dass der Kampf nur in einem Unentschieden enden konnte. Ausgelaugt lagen sie schließlich nebeneinander auf dem nackten Boden und atmeten ausgepumpt.

Misera kam zu Atem und sah den Munus an. „Was willst du von mir? Warum hast du mich angegriffen?‟ Matt und ausgebrannt ächzte die Kreatur und hielt sich den Hodensack, der während der Auseinandersetzung einige schwere Treffer hatte einstecken müssen. „Weil das unsere Aufgabe ist.‟ Die Praefecta runzelte die Stirn. Sie kämpfte sich auf die Ellenbogen hoch und betrachtete das Wesen neben sich genauer. „Was meinst du damit?‟ Plötzlich kam wieder Leben in den Munus. „Weil ich dich besiegen muss. Sonst komme ich wieder in die sensorische Deprivationskapsel. Und das will ich nicht!‟ Er schleuderte herum und schlug auf Misera ein. Jetzt oder nie! Er musste sie besiegen. Völlig überumpelt von dem Überraschungsangriff schrie die Gefangene schmerzhaft auf, als sie den erbarmungslosen Griff um ihre Brust spürte, der ihr empfindliches Fleisch quetschte wie ein Industrie-Schraubstock.

Die ehemalige Machthaberin Augusta Regina saß mit ihren Vertrauten zusammen und plante scheinbar den großen Befreiungskampf. Noch einige Monate hatten sie Zeit,für die Vorbereitungen. Doch in Wahrheit war der Grund der Zusammenkunft mit ihren Praefectas ein anderer. Sie wollte herausfinden, wer die Verräterin war, die ihren Kreuzer zerstört hatte und die Kriegsvorbereitungen sabotierte. Noch gewichtiger: Es war ein Anschlag auf ihr Leben gewesen! Wer wollte sie stürzen? Gab es einen Kreis von Abtrünnigen? Oder handelte eine Einzelperson gegen sie? Hatte diese Kontakte zum Alpha Dominion? Oder gar zur Vereinten Allianz? War es Spionage?

Nach außen wirkte Regina kühl und gelassen, besprach die Invasionsstrategie und beobachtete insgeheim jede Regung, Gestik und Mimik ihrer Milizionärinnen. Hochleistungscams sowie Sensoren nahmen jede kleinste Aktion und Reaktion der Anwesenden wahr. Jede noch so scheinbar unbedeutende Gesichtsbewegung und Körperhaltung wurden gespeichert und analysiert. Zusätzlich erhielt das System Informationen über Herzschlagfrequenz und Transpiration. Nach der Sitzung würde Regina die Verräterin durch die biometrischen Daten enttarnt haben. Eigentlich wollte die Exilregentin längst im Orbit von Frigidus den Fortschritt der Aufrüstung beobachten, aber der Sabotageakt auf der Regina I zwang sie, auf Sidus Naturalis zurückzukehren. Bevor sie einen zweiten Versuch startete, musste die Verräterin enttarnt worden sein.

Nach der Besprechung sichtete sie augenblicklich die Analysedaten der Überwachungsgeräte. Es gab zahlreiche Hinweise auf Lügen, Nervosität, Unsicherheit und Aggression. Doch das Programm hatte keine der Praefectas in besonderer Weise separiert. Es gab keine Auffälligkeiten bei einem Individuum. Hatte sich die Despotin den Verrat nur eingebildet? Aber warum war dann die Regina I ausgefallen? Die unkontrollierte Kernschmelze war durch mehrere Sicherheitsbeschränkungen praktisch unmöglich gewesen. - Steckte eine der Adelsdamen dahinter? Eine Zivilistin? Nein, die hätte nicht die notwendige Kompetenz. Deren Qualifikation bestanden darin, dem süßen Luxus zu frönen und sich in ihrer Dekadenz zu gefallen.

Sie wurde von einer Holo-Projektion aus ihren Gedanken gerissen, die sich vor ihrem Gesicht aktivierte. Ein Videosichtfeld erschien mit Angaben zum Status. „Com-Kanal deaktiv. Anfrage von Kaiserlicher Diener Zark für ein Gespräch.‟ Regina seufzte. Was wollte dieser Feldmarschall oder was auch immer er bei den Scarabaeus darstellte? Die Regentin überlegte kurz. Ihn zurückzuweisen, wäre einem Affront gleichgekommen. „Aktiviere!‟ Sie streckte sich ein wenig und hob das Kinn etwas an. Auf dem Holofeld erschien der Kopf des Armeeangehörigen. Er schlug sich mit seiner Faust scheppernd vor die Brust. „Hohe Regina, es ist mir eine Freude und Ehre, mit Ihnen etwas von großer Wichtigkeit besprechen zu können.‟

Die Ex-Königin lächelte unverbindlich. Er sprach mit dem unverkennbaren Akzent in der Universalsprache weiter. „Mit Bestürzung habe ich von Ihrem Unfall erfahren und bedauere den Verlust Ihres Schiffes.‟ Regina verzog säuerlich den Mund, als habe sie einen Schluck synthetische Essigessenz eingenommen. „Danke für Ihre großzügige Anteilnahme, Zark, aber was kann ich für Sie tun? Meine Zeit ist begrenzt.‟ Der Insektoid zeigte seine Zahnplatten. Sollte es ein Lächeln symbolisieren? Regina war sich nicht sicher. Zark zwinkerte mit seinen tiefliegenden Augen. Mit seinem exotropen Blick wusste sie nie, wo er gerade hinschaute. Seine tiefe Stimme war laut und bestimmt. „Sie haben Ihre Technik nicht unter Kontrolle. Das habe ich schon vor Wochen bemängelt. Die Scarabaeus werden sich nicht mit unzuverlässigen Alliierten an einer transstellaren Operation beteiligen.‟ Regina stutzte. „Heißt das, Sie wollen sich zurückziehen?‟ Zark gab abgehackte Grunzgeräusche von sich. „Wir werden gemeinsam mit den Völkern des Alpha Dominion den Feind besiegen. Aber ich werde dem Hohen Rat vorschlagen, die Reginatruppen auszuschließen.‟

Die Übertragung wurde deaktiviert. Regina fauchte vor Wut. „So eine Unverschämtheit! Dem sollte man seine...‟ Der Rest ging in hysterischem Keifen unverständlich unter. Die Machthaberin stutzte erneut. War es möglich, dass Zark hinter der Sabotage steckte? Er wollte sie von Anfang an nicht dabei haben. Sie ballte ihre Fäuste vor Zorn. „Aus dir mache ich gebratene Heuschrecke, du dämliches Käfer-Arschloch!‟ - Sie lief aus dem Raum und betrat ihren privaten Bereich, in dem ein „Lustboy‟ in knappem Höschen wartete. Es handelte sich zwar nur um einen Androiden, aber der war wenigstens perfekt auf ihre Bedürfnisse programmiert. Regina befahl ihm, sie zu massieren. Sie legte sich auf eine Latexmatratze bäuchlings der Länge nach hin und genoss die geschickten Hände des Robotmannes.

Vielleicht sollte sie den Hohen Rat kontaktieren und das Spielchen umdrehen: die Scarabaeus aus der Invasionsgemeinschaft ausschließen lassen. Sie musste sich nur die richtigen Argumente zurechtlegen. - Als der Android den weiblichen Körper durchgeknetet hatte, drehte sie sich um und zog ihn an einer kurzen Halskette, die er trug, zu sich. Zufrieden betrachtete sie seine schöne Brust und die gemeißelten Bauchmuskeln. Sie schnippte mit den Fingern. „Zieh dich aus, Baby. Besorg es mir. Missionarsstellung.‟ Der Android entwickelte innerhalb von sechs Sekunden eine titanharte Erektion und widmete sich ganz seiner Aufgabe.

Wenige Minuten später hauchte Regina: „Schneller!‟ Ihr technischer Partner befolgte augenblicklich den Befehl und brachte die Königin immer näher an einen fulminanten Orgasmus. Als sie kulminierte, schrie sie spitz vor Euphorie auf und umklammerte das Modell temperamentvoll. Doch schon kurz danach stieß sie ihn weg. Er stand auf, zog sich sein Höschen an und stellte sich unbewegt in eine Ecke des Raumes. Die Erektion war verschwunden. Für den Moment war die Exkönigin entspannt. Doch das würde nicht lange vorhalten. Sie musste eine weitere Besprechung mit ihren engsten Vertrauten einberufen. Sie musste die Scarabaeus loswerden. Für ihre eigene Sicherheit ließ sie die Praetorias verdoppeln, die sie schützten. Es sollte keinem Assassinen gelingen, sie zu töten. Diesem Kakerlakenvieh war alles zuzutrauen.
174. RE: Regina

geschrieben von hornygerboy am 13.12.18 09:24

Danke für das Glossar. Damit wird es ein wenig übersichtlicher.

Unserer Protagonisten sind ja schon mal erklärt worden. Vielleicht könntest du auch noch einmal die Bedeutung der verschiedenen dem Lateinischen entlehnten Namen in einem Glossar auflisten.

Alles in allem eine tolle Gesichte. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil.
175. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 06.01.19 16:07

~ LXXI ~


Gravis setzte sich auf sein Gelbett und ließ sich auf den Rücken sinken. Der Stoff gab stark nach, aber in Sekundenschnelle formte er sich perfekt an seinen Körper und passte sich in der Härte seinem Gewicht an. So bequem hatte er schon lange nicht gelegen, stellte er fest. Er streifte seine schwarzen Kleidungsstücke von sich und betrachtete sehnsüchtig die große Penisprothese, die sein echtes Genital deutlich vergrößerte. Leider war es zugleich eine Keuschheitsvorrichtung. Genauso effektiv wie eine Castitasschelle.

Dann betastete er seine Hoden. Die hatten ihre Originalgröße, aber wenn man vorsichtig darüberstrich, spürte man die mit 16 Mikrometern extrem dünnen Hodenelektroden, die über eine integrierte Energiequelle verfügten. Dieses Gerät, Munus Universe 100, war ursprünglich für Munuswesen konzipiert worden, aber Flosa hatte ihn damit ausgestattet. Zu seinem Leidwesen reagierte es nicht nur auf einen aktiven Impulsauslöser, sondern war zusätzlich programmierbar. In seinem Fall löste jeder Fluch oder jedes Schimpfwort in seiner Umgebung einen schmerzhaften Stromstoß aus.

Animus wusste davon und hielt sich verbal zurück, aber es konnte immer jemand Unwissender etwas sagen, was Gravis dann voll in die Zwölf traf. In letzter Zeit hatte er Glück gehabt. Oder war das Programm deaktiviert worden? Sollte er es ausprobieren? Nein, danke, dachte er sich. Darauf konnte er verzichten. Er versuchte stattdessen, die Elektroden abzuziehen, abzukratzen, abzuwischen, aber das erwies sich als unmöglich. Die Spezialchemie, die sie auf seine Haut geklebt hatte, war mit Gewalt nicht zu lösen. Nur Flosa hatte die Möglichkeit, sie mit einem Gegenmittel zu entfernen. Ein Grund mehr, sie aus den Fängen des Konzerns zu befreien.

Seine Gedanken kreisten in ihm wie ein Mond um einen Planeten, aber irgendwann döste er ein. - Nach der Stationszeit stand er um 0700 auf und stellte sich in die Ultraschalldusche, zog sich an und traf sich mit Animus und den anderen im Frühstücksraum des Hotels um 0800. Es gab dank der Nähe zum Planeten viele frische Lebensmittel. Sie nahmen Platz auf einem der modularen Sitzgelegenheiten, die sich an einem langen U-förmigen Tisch anordneten. Gravis stopfte ein Ei nach dem anderen in sich hinein und verputzte zig Portionen Schinken. Das Fleisch war – wie üblich – Zuchtprotein eines Nahrungsherstellers, schmeckte aber wie von einem echten Tier. Die Hühnereier waren ebenfalls genetische Nachbildungen, weil diese deutlich günstiger waren und eigentlich eher Gänseeiern nachempfunden.

Die Zeit auf der Raumstation nutzte Commander Magnusson, um die TSH-PE1 einer Grundwartung zu unterziehen. Die Prozedur würde einen ganzen Tag in Anspruch nehmen. Ein Tech-Team in adretten Overalls enterte mit ihrem Shuttle das Schiff und nahmen erste Überprüfungen auf der Brücke vor. Der Leiter der Techniker trug ein mobiles Schaltfeld mit einer Matrix, die mit diversen Kontrollgeräten verbunden war. Er steuerte damit sämtliche Com- und Navigationseinheiten des Schiffes an und simulierte damit Vollschub der Antriebe. Sein kleiner Scanner transferierte alle Daten synchronisiert auf die Rechner der Station, wo sie abgeglichen und überprüft wurden. Jeder Systemfehler wurde automatisch behoben.

Anschließend steuerte er Orbit-Arbeiter, spinnenartige Roboter, an der Außenhülle der TSH-PE1, die das Schiff nach eventuellen Plasmastrahlenschäden oder anderen Beschädigungen absuchten und sie gegebenenfalls reparierten. Doch dieses Mal war die Suche negativ. Das Abschirmfeld war zu hundert Prozent intakt. Die anderen Techniker erneuerten einzelne Verschleißteile. Jeder der Männer trug ein Mobilcomgerät mit 1,5 Zoll großem TFT-Monitor mit Hintergrundbeleuchtung am Handgelenk. Damit konnten sie auch von unterschiedlichen Positionen auf dem Schiff miteinander kommunizieren. - Dann war das Team schon früher als erwartet fertig mit seinem Inspektionsauftrag.

Doch die Besatzung saß vorläufig noch auf der Novo Spero fest, da der Ausnahmezustand und das Landeverbot für Zivilschiffe für Pax Novo noch nicht aufgehoben worden war. Animus und Gravis warteten nervös darauf, endlich Flosas Befreiung durchführen zu können. Allerdings sah es nicht nach einer schnellen Lösung aus. Im Gegenteil: Ein Nachrichtenkanal lieferte ein Video und eine Reportage über einen evakuierten Straßenblock, weil sich dort gewaltätige Demonstranten verschanzt hatten. Den lokalisierten sie zwar nicht in dem Viertel der City, in dem die Zentrale von Bionic Industries lag, aber es würde trotzdem schwierig werden, zum Ziel zu gelangen. Vor allem musste die Befreiung schnell gehen.

Mr. Carthy hatte es dank seiner Verbindungen geschafft, ihnen eine Holokarte des Gebäudes zu schicken, doch wo sich Flosa exakt aufhielt, das wussten sie nicht. Ein Programm hatte die effizientesten Wege analysiert, die das Team nehmen musste, um die einzelnen Räume und Korridore des BI-Komplexes schnell sichern und dabei den Feindkontakt minimieren zu können. Es gab zwar viele Räumlichkeiten, deren Einrichtung geheim war, aber das Programm hatte Wahrscheinlichkeiten errechnet, wo sich Flosa befand.

Während sich Pilot Magnusson mit einer Holo-Datei über die Unschärferelation in der Quantenmechanik in sein Hotelzimmer zurückgezogen hatte, absolvierte Gravis einarmige Liegestützen auf dem Stahlboden des Fitnessraumes. Mehrere Mitglieder des Securityteams schlossen sich an die Übungen an. Einige der Männer unterhielten sich lieber bei einem Becher synthetischem Kaffee in der Lobby-Bar oder spielten Holotischtennis. - Eine Stunde später ging Animus in Gedanken immer wieder Flosas Befreiungsaktion durch. Es gab nur einen Versuch. Diese eine Chance. Es war furchtbar, in einer Warteschleife zu existieren und nichts unternehmen zu können, bis sich die Lage auf dem Planeten wieder beruhigt hatte.

Er war gerade mit dem Lift in die untere Ebene der Station gefahren, wo er sich im technischen Servicebüro nach den Ergebnissen der Wartung der TSH-PE1 erkundigen wollte. Dort hatte er sich mit íhrem Piloten verabredet. Magnusson kam ihm auf dem Korridor vor dem Büro entgegen. „Ich habe gute und schlechte Neuigkeiten. Die guten sind, dass unser Kahn topfit ist. Die schlechten sind, dass in absehbarer Zeit keine Landeerlaubnisse für zivile Schiffe auf Pax Novo autorisiert werden.‟ Animus seufzte. Es musste eine andere Option geben. Und dann fiel ihm etwas ein. „Was wäre, wenn wir mit einem militärischen Schiff landen?‟ Magnusson zog die Stirn kraus wie eine Kraterlandschaft auf einem Asteroiden. „Und wer sollte uns mitnehmen? Und warum? Abgesehen davon würde die ganze Planung umgeworfen. Ich meine, wie kommen wir dann mit Flosa da wieder weg? Ohne eigenen Kahn?‟

Bevor Animus antworten konnte, hörten die Männer einen dumpfen Knall, der den Boden der Station erzittern ließ. Eine Alarmsirene heulte los. Eine Computerstimme aus den Wandlautsprechern begann mit einer automatisierten Durchsage: „Kritischer Alarm. Achtung! Dies ist keine Übung! Kritischer Alarm. Ab sofort gilt absolute Ausgangssperre. Alle Zivilisten müssen in ihren Quartieren bleiben. Jede Zuwiderhandlung gilt als Straftat nach VA-Ausnahmerecht.‟ Diese Botschaft wiederholte die Stimme wieder und wieder. Magnusson und Animus machten sich auf den Weg zum Lift, um zu ihren Hotelzimmern zu gelangen. Dutzende Personen drängelten sich vor den Aufzügen.

Die Männer fragten sich, was los sei. Auch andere Leute spekulierten wild herum und stellten zahlreiche Hypothesen auf: ein Terrorakt radikaler Gruppen von Pax Novo; Sympathisanten des Alpha Dominions; ein geheimes Experiment im Labor war schiefgegangen; Raumpiraten hatten die Station geentert; ein Schiff war mit der Station kollidiert; Munuskreaturen wollten Novo Spero übernehmen; die ehemalige Autokratin Augusta Regina war zurück zu einem Vergeltungsschlag...

Wieder knallte es und schüttelte die Station durch wie nach Treffern durch Energiekapseltorpedos. Dieses Mal war es so heftig, dass einige Menschen hinfielen. Die Leute schrien panisch. Animus riss Magnusson mit sich. „Wir müssen hier weg! Zum Wartungsschacht.‟ In einem hinteren Raum hebelte er ein Paneel auf und aktivierte den Notausstieg, um eine Schleuse zu öffnen. Beide Männer quetschten sich herein. Auf der anderen Seite der Schleuse befand sich der Zugang zum Wartungsschacht. Dort gab es keine künstliche Gravitation, was in diesem Fall äußerst praktisch war. Die Männer mussten also nur „nach oben fliegen‟. Ab und zu stießen sie sich vorsichtig von den Wänden ab und setzten ihren Weg schwebend entlang der Stahlgerippe aus Metallstreben fort zur Hotelebene.

Sie kamen an zahlreichen Schalttafeln, Daten-Einspeiseschnittstellen und einer weiteren Zugangsschleuse vorbei. Piktogramme zeigten ihnen den Level an, auf dem sie sich befanden. Als sie die Hotelebene erreicht hatten, aktivierte Animus den Öffner für die Schleuse. Die zwei Männer zogen sich an einem Deckengriff hinein und schlossen die Luke. Auf der anderen Seite öffnete sich die Sichtfenstertür. Augenblicklich sackten sie zusammen, denn die plötzliche Gravitationsaktivierung wirkte sich auf ihre Organismen entsprechend aus. Magnusson ächzte kurz auf. „An die Schwerelosigkeit kann ich mich gewöhnen.‟

Ein Securitymann trat auf sie zu. „Sie müssen in Ihre Quartiere gehen!‟ Animus fragte, was denn überhaupt los sei. Der Mann sah sich um und antwortete leise hinter vorgehaltener Hand. „Eigentlich darf ich es nicht sagen. Einige Androiden auf der Station haben wohl Fehlfunktionen und... spielen verrückt.‟ Animus sah ihn fragend an. „Was heißt verrückt?‟ Der Uniformierte räusperte sich. „Gehen sie schon! Ich habe schon zu viel erzählt.‟ Er lud sein Lasergewehr durch.

Der CEO von Bionic Industries lauschte der Videoübertragung gebannt. Dann brüllte er los. „WAS!?‟ Sein Angestellter wiederholte: „Der Aktivradius der Zielobjekte hat sich vergrößert. Einige der Zielobjekte befinden sich auf der Station Novo Spero, andere sind auf einem transstellaren Schiff mit Zielhafen auf Beta Patria identifiziert worden.‟ Der Chef von BI war sprachlos. Die Katastrophe wurde immer desaströser. Er musste verhindern, dass sich die Androiden mit dem KI-Chip aubreiteten. Er kontaktierte seine Außenteams. „Identifikation BI-CEO-Delta31755. Neutralisieren Sie alle Androiden! Kollateralschäden sind akzeptiert. Priorität ist die vollständige Eliminierung aller Androiden 667R/222 und aller Nachfolgemodelle.‟ Er musste die Notbremse ziehen.

Er öffnete mit seinem Comlink eine sichere Verbindung zu seinem Laborleiter. „Spielen Sie sofort die Updates auf! Und vernichten Sie alle Dateien über das KI-Programmmodul!‟ Der Mann bestätigte und deligierte die Aufträge an seine Untergebenen. Kurz darauf brachten zwei Angestellte in weißen Kitteln mehrere Alukoffer voll mit Datenträgern zu einem Bodenpaneel. Mit seinem Handgelenksmodul öffnete einer der Männer den rechteckigen Schacht. In etwa zwei Metern Tiefe begannen zwei massive Walzen gegenläufig ihre Arbeit. Der Metallschredder wartete auf Futter. Die Männer leerten alle Datenträger, meist Media-Disks aus Polycarbonat, manche kristalline Sticks, in den Schacht, wo sie zwischen den Walzen splitternd und kreischend zerfetzt und absorbiert wurden.

Gleichzeitig wurde das gesamte Rechnersystem des Konzerns einer sorgfältigen Reinigung unterzogen. Das Com-Netz der experimentiellen Abteilung wurde mehrfach auf allen Ebenen überschrieben. Es durfte keine Beweise geben, dass Bionic Industries jemals ein unautorisiertes KI-System entwickelt hatte. Anschließend musste der Sicherheitsdienst ausgewählte Mitarbeiter einer fragmentären neuronalen Aktualisierung unterziehen. Es durfte sich nichts zu BI zurückverfolgen lassen. Jegliche Kohärenz mit den Vorgängen der außer Kontrolle geratenen Androiden musste liquidiert werden. Sollte trotz aller Bemühungen ein Verdacht der Planetenpolizei auf den Konzern fallen, musste die Ultima Ratio gezündet werden: eine Plasmagranate, die das Skyhabitat dem Erdboden gleichmachte. Den Aktivierungscode für die Selbstzerstörung hatte der CEO in einem inplantierten Mikrochip.

Artus Iceberg rieb über seinen spitzen Kinnbart. Der hohe Stehkragen seines schwarzen Oberteils reichte ihm bis zu den Ohren. Dieses Outfit war für ihn so typisch wie das schmale Glas mit seinem roten Lieblingsgetränk, einer Granatapfelbrause. Er hatte ungewöhnlicherweise heute noch keinen Schluck daraus getrunken. Stattdessen ließ er mit einer Gestensteuerung eine Matrix aufklappen und gab einen Befehl ein. Der Sicherheitsbereich öffnete sich. Iceberg tippte sich durch ein Menü und gab eine Prüfnummer und seine Identifikation ein. Der Selbstzerstörungsmodus öffnete sich.

Nun müsste Iceberg nur noch mit dem Gesicht nah vor den Scanner zu kommen, um den Mikrochip auszulesen und auf die Bestätigungstaste drücken. Danach würde der komplette Gebäudekomplex nicht mehr existieren. Schnell beendete er den Modus und ließ die Matrix erneut einklappen. Wenn die Außenteams versagten, war er gewappnet. Auch von dieser Flosa würde nichts übrig bleiben. Aber er glaubte nicht, dass „Madam Blossom‟ noch rudimentäre Erinnerungen an vertraulichen Interna hatte. Das Labor hatte die Neuronalneustrukturierung abgeschlossen und die alten Daten aus ihrem Gehirn extrahiert.

Augusta Regina unternahm derweil ihren zweiten Versuch, nach Frigidus, dem Außenposten des AD zu gelangen, um dem Fortschritt der Produktion des Androidenheers und der Flotte persönlich beiwohnen zu können. Dieses Mal hatte sie eine Mitreisegelegenheit auf einem Regierungsschiff des Alpha Dominions wahrgenommen. Nur wenige sehr loyale und vertrauensselige Praefectas durften sie begleiten. - Der Kreuzer brachte auch fünf bedeutende Mitglieder des Hohen Rates nach Frigidus. Unter ihnen war ein Scarabaeus, der erst jüngst in das Gremium gewählt worden war. Weiterhin zählten zwei Alba Simia, die optisch an Hybriden aus Mensch und Affe erinnerten, zu der Delegation. Die Optik eines Steinzeitmenschen der Erde täuschte jedoch. Die Alba Simia – ihren Namen trugen sie wegen der weißen Haare – waren ein hochentwickeltes Volk aus dem Zentrum des Alpha Dominion. Im Gegensatz zu den vierschrötigen Scarabaeus, waren die Alba Simia eher Feingeister. Höflicheit und Etikette spielte bei ihnen eine genauso große Rolle wie Bildung in Kultur und Wissenschaft.

Doch sollte man sich auch darin nicht täuschen, denn das Volk beanspruchte für sich hegemonisch die Führung über alle Lebensformen und betrachtete sich als Krönung des Universums. Nur aus strategischen Erwägungen heraus hatten sie der Mitgliedschaft im Alpha Dominion vor wenigen Jahrhunderten zugestimmt. - Da jegliche physische Arbeit bei den Alba Simia verpönt war, hielten sich die Familien Sklaven, meist vom Volke der Placidus, die im Nachbarsystem der Alba Simia lebten. Der nicht unerhebliche Wirtschaftszweig des Sklavenhandels wurde von den Scarabaeus dominiert. Die „Käfer‟, wie die Alba Somia sie abwertend nannten, fingen die Placidus auf ihrem Heimatplaneten und richteten sie zu Haushaltsangestellten oder Arbeitern ab, um sie dann unter anderem im Solsystem der Alba Simia zu veräußern.

Innerhalb des Hohen Rates taten sie sich trotzdem schwer damit, den ungehobelten Scarabaeus zu begegnen. Die Chemie zwischen den beiden Rassen stimmte einfach nicht. - Zu den Vertretern des Hohen Rates gehörten noch ein Wurmskorpion und ein Amphibienwesen. Der Vertreter der Alba Simia verachtete diese „minderwertigen‟ Kreaturen. Die Leiber der Wurmskorpione waren dem stechenden Spinnentier ähnlich und dienten nur als Wirtskörper für einen kurzen und dicken Madenwurm, der im Gehirn des Wirts hauste und ihn vollständig kontrollierte. Es handelte sich nicht um eine typische Symbiose, weil der Wurm den Wirt beherrschte wie ein Parasit. Trotz der Allgemeinen Sprache waren die zwischenden und klackenden Laute des Wesens schwierig zu verstehen. Daher setzte er meist einen akustistishen Übersetzer ein.

Bei dem Amphibienwesen handelte es sich um ein Volk auf einem wasserreichen Planeten. Der Mann trug ein Exoskelett, um sich besser in der künstlichen Gravitation zurechtzufinden, die auf seiner Heimatwelt nur 0,3 Gewichtskraft betrug. Des Weiteren war in seiner Rüstung aus Metall und Silikon eine Art Sprinkleranlage integriert, die in programmierten Abständen Wasser auf seinen Körper sprühte.

Der Alba Simia namens Altitudo verwarf gerade eine Angriffstaktik, die der Wurmskorpion vorgestellt hatte. „Diese Flankenmanöver sind doch obsolet. Wenn der Feind über moderne Fusionsantriebe verfügt, kann das nicht funktionieren.‟ Der Amphibienmann kratzte sich über die schleimige grünliche Haut mit den vielen Warzen. Er war unsicher, ob er eher dem arroganten Altitudo zustimmen sollte, oder mehr dem Wurmskorpion glaubte. Dessen holografische Präsentation hatte ihn eigentlich überzeugt. Aber die beiden Alba Simia und der Scarabaeus hatten abgewunken. Die Entscheidungskompetenz der Amphibienwesen war ausbaufähig. Seine Rasse lebte sehr abgeschieden und isoliert. Kontakte zu anderen Welten waren die Ausnahme. Der soziale Kontakt untereinander war zwar sehr stark ausgeprägt – besonders der Sippenverband -, aber Interaktion mit anderen Völkern war für sie eine ungewohnte Situation. Es schien schon ein Wunder, dass überhaupt ein Angehöriger des Amphibienvolkes Mitglied des Hohen Rates war, aber das Alpha Dominion hatte strategisches Interesse gehabt und mit wirtschaftlichem Druck dafür gesorgt, dass sich die großteils autarke und abgeschottete Welt dem AD anschloss.

Dem Bündnis war eine enge Verflechtung mit der Amphibienwelt nicht nur wegen der strategischen Lage, sondern auch wegen einiger Bodenschätze auf dem Grund der Meere wichtig. - Der Wurmskorpion knackte mit seinen Gelenken. „Ich drücke mein Bedauern aus, dass die Vertreter des Hohen Rates mein Vogehen als obsolet bezeichnen. Wir werden auf Frigidus die Mehrheit des Rates befragen und zu einem definitiven Ergebnis gelangen.‟ Die Alba Simia grinsten unverbindlich.

Augusta Regina war derweil nervös. Auf Naturalis Sidus hatte sie den Großteil ihrer loyalen Entourage zurückgelassen. Wenn sich ein Verräter dort befand, hatte sie das nicht mehr unter Kontrolle. Aber sie wollte unbedingt nach Frigidus, um die Entstehung der Armee mitzuerleben. Sie würde auch an der Invasion persönlich teilnehmen. Ihre Schmach musste gesühnt werden. Die Verantwortlichen der Vereinigten Allianz mussten büßen. Und vor allem wollte sie die Überläufer bestrafen: die vielen Pugnatoren, die Ductrixfrauen, Centurias, Veteranas, Praetorias, Praefectas, Indagatrixwissenschaftlerinnen und Audiutrixoffizierinnen. Aber auch Munuswesen und Rusticusse, die sie verraten hatten. Nur die Frauen und Munus- und Rusticuskreaturen, die auf Regina um Untergrund lebten, sollten eine Amnestie erhalten.

Die Tyrannin schwelgte in der Zukunft: Nicht nur Munuswesen und Rusticusse würden ihr als Sklaven dienen; auch die vielen Menschen der VA und diverse Humanoide. Sie und ihr Adelsgeschlecht würden herrschen. Denn eines war so sicher wie die Existenz von Atomen: Nach der siegreichen Invasion in die VA wollte sie das Alpha Dominion führen und den Hohen Rat abschaffen. - Vor ihrem Quartier standen zwei treue Praetorianas, die sie mitgenommen hatte. Diese Frauen würden ihr Leben bedingungslos für ihre Majestät opfern. Da war sich die sonst misstrauische Despotin sicher.

Derweil stapfte ein Scarabaeus wütend durch den Korridor, um in seine eigene Unterkunft zu gelangen. Er hatte sich kaum beherrschen können, als die Alba Simias in ihrer selbstgefälligen Art sämtliche Militärstrategien über den Haufen warfen. Als Kaiserlicher Diener brauchte er sich von den Milchbubis nichts in Sachen Kriegsführung erklären lassen. Am liebsten hätte er die beiden Albinoköpfe mit den Pranken kräftig zusammengeschlagen. Stattdessen aktivierte er ein medizinisches Hormon-Pflaster auf seiner Schulter, das sein Aggressionspotential augenblicklich sinken ließ. Aber ihm fehlte der sportliche Ausgleich, um Stress abzubauen. Diese langen Sitzungen waren nichts für ihn. Auf Frigidus würde er sich mit Zark duellieren. Ein würdiger Rivale. Er hatte schon mehrfach Einheiten mit ihm gespielt, und ihn nur ein einziges Mal besiegt. Das sollte sich ändern.

Er könnte ersatzweise diesen Madenkopf fragen. Der sah recht kräftig aus und konnte mit seinem Körperpanzer und dem Stachelschwanz ein gefährlicher Gegner sein. Dessen entscheidener Vorteil aber war, dass der Wurmskorpion Schmerzen nur indirekt verspürte, da sein Nervensystem von den Reizbahnen seines Wirts separiert war. Der Wille war dem Wurm unterworfen, aber physische Schmerzen erlitt der Skorpion. Der Scarabaeus räusperte sich. Na, vielleicht sollte er sich doch an Seinesgleichen halten.

Während der Scarabaeus in Gedanken bereits seinen alten Konkurrenten Zark auf die Matten schmetterte, trafen sich die beiden Alba Simias zu einer Partie 3-D-Schach. Besonderheit war in dieser recht komplizierten Variante, dass es auch vereinzelte Felder in der dritten Dimension innerhalb des gedachten Würfels des Spielfeldes gab. Diese konnten durch bestimmte Spielzüge gesperrt, aktiviert oder sogar verschoben werden. Nur ein Alba Simia war in der Lage, diesen Regeln zu folgen. Selbst Großmeister aus anderen humanoiden Völkern waren dabei überfordert. Da die Alba Simia dieses Spiel seit ihrer Kindheit trainierten, hatten sie es zu ansehnlichem Erfolg gebracht. Von insgesamt zehn Partien seit ihrer Abreise von Sidus Naturalis hatte Altitudo fünf gewonnen, zwei waren mit einem Remis geendet, und drei Zweikämpfe hatte sein Gegner für sich entschieden; doch heute sah es danach aus, dass Altitudo sein sechstes Spiel für sich einstreichen können würde. Ein scheinbar harmloser Zug mit dem Läufer verführte seinen Rivalen zu einem Angriff auf die weiße Königin, doch damit war sein Springer nach wenigen Zügen verloren, und die Partie war nicht mehr zu retten.

Das Amphibienwesen war bereits in seinem Quartier in ein pentagonales Becken aus Polymer abgetaucht, das mit einer wasserähnlichen Lösung gefüllt war. Nur seine Stirn und die großen Augen schauten an der Wasseroberfläche hinaus. Plötzlich ruckten die Pupillen nach links. Einen Bruchteil später schoss eine 50 cm lange Zunge hervor und schnappte nach einer Lebensform, die wie eine größere Kaulquappe aussah und aus der Flüssigkeit aufgetaucht war. Mit Genuss verspeiste er seine Beute und rollte vor Vergnügen mit seinen großen Augen. Dann sank er ganz unter die Oberfläche und suchte das Becken durch seine Nickhaut vor den Augen nach weiteren Leckerbissen ab. Seine Epidermis zog sich wegen der geringen Temperatur zusammen, aber sie erfrischte ihn zugleich. Hier gefiel es ihm viel besser, als an der trockenen und lebensfeindlichen Luft. Die nächsten 20 Minuten verharrte er unbeweglich auf dem Grund des Beckens – abgekapselt von all den unangenehmen sozialen und klimatischen Bedingungen auf diesem Humanoidenschiff.

Auf Frigidus liefen die Fabriken permanent auf Hochtouren. Myriaden von Androiden stapelten sich in den Lagern. Ebenfalls produzierte die Industrie Unmengen an Antriebsenergie, Schiffe, Ersatzteile, Munition und Nahrungsmitteleinheiten. - In einem Kugelhabitat, das etwas abseits der Produktionsstraßen lag, berieten sich zwei Praefectas. „Ich habe Informationen darüber erhalten, dass unsere Majestät einen unangemeldeten Besuch plant.‟ Die andere Frau sah überrascht drein. „Tatsächlich? Ahnt sie etwas von Operation Conspiratio?‟ Ihr Gegenüber verzog den Mund und schüttelte den Kopf. „Eher unwahrscheinlich. Wir sollten die Gelegenheit nutzen.‟ Die Frauen sahen sich tief in die Augen.

Eine dritte Praefecta eilte herbei. „Es gibt wichtige Informationen vom Abschirmdienst. Die VA hat bereits ihre Fühler ausgestreckt und beobachtet Frigidus. Sie sind mit einer kleinen Flotte im Sektor eingedrungen. Ihre Weitstreckenscanner sind in der Lage, unseren Rüstungsfortschritt zu erfassen.‟ Die beiden anderen Offizierinnen ballten ihre Fäuste. Der Feind war mit einer Aufklärung aktiv. Eine Überraschungsoffensive konnten sie ad acta legen. Der Hohe Rat musste darüber informiert werden.

Als die dritte Uniformierte gegangen war, sahen sich die beiden Frauen verschwörerisch an. Peccata, großgewachsen und mit harten Gesichtszügen ausgestattet, sprach es als Erste aus: „Augusta Regina muss noch hier auf Frigidus sterben. Der Erbfolge nach wird eine Adelsdame ihre Position einnehmen, aber diese Ladys sind schwach und leicht zu manipulieren. Wir werden die wahre Macht haben.‟ Aranea, eine kleinere, athletische Brünette, nickte langsam und sinnierend. „Ja, ich werde alles nötige in die Wege leiten.‟ Die Offizierinnen gaben sich den üblichen Handschlag, indem sie gegenseitig ihre Unterarme umfassten, salutierten, und dann verließ Aranea den Raum, fuhr mit dem Lift in eine andere Etage des Habitats und aktivierte einen Videokanal mit ihrer Mobilcom-Einheit, die sie am Handgelenk trug. Ein 30 x 30 cm großes Holobild faltete sich auf. Eine Frau in der Uniform einer Veterana, allerdings ohne Kompaniezeichen oder Identifikationsnummer, erschien. Sie wartete stumm, bis Aranea den Befehl gab. „Operation Conspiratio ist aktiv.‟ Ohne sichtbare Reaktion deaktivierte die Veterana die Verbindung. Aranea atmete tief durch. Entweder würde sie in einigen Monaten zu den mächtigsten Frauen des Raumsektors gehören, oder der verhassten Augusta Regina als Ausstellungsstück in einem Aquarium mit Formaldehyd dienen...

Zark, der Scarabaeus, inspizierte das neuste Schiff des AD, eines der größten Exemplare, das je gebaut worden war. Es sollte unter seinem Kommando geführt werden. Die Raumwerft befand sich in einer nahen Umlaufbahn um Frigidus und war zügig mit einem Orbiter zu erreichen. Als Kaiserlicher Diener hatte er den Rang, um eine ganze Flotille zu befehligen. Ein ranggleicher Scarabaeus namens Tzrut würde bald auf Frigidus eintreffen und ein weiteres Großschiff kommandieren. Er würde seinen Kaiser stolz machen. Eines Tages würden die Scarabaeus über alle anderen Völker des Alpha Dominions herrschen. Und dazu wären ihnen noch weit über hundert Milliarden Arbeitssklaven aus der Vereinigten Allianz untertan. Die glorreiche Zukunft konnte kommen. Die Unterwerfung aller minderwertigen Lebensformen. Alle Kreaturen würden den Scarabaeus gehorchen. Alpha Dominion und Vereinigte Allianz würden zu einem ultimativen Kaiserreich verschmelzen.
176. RE: Regina

geschrieben von Holzfäller am 10.03.19 19:56

Hallo prallbeutel.

Auch wenn es nur wenig Featback zu Deiner Geschichte gibt, so finde ich sie doch sehr spannend.
Bitte lass sie nicht einfach so auslaufen! Wenn auch die Motivation fehlen sollte, so schreibe wenigstens ein Ende.

MfG Holzfäller
177. RE: Das Ende der Regina

geschrieben von prallbeutel am 17.03.19 14:26

~ LXXII ~


Der Plan, mit einem militärischen Schiff auf Pax Novo zu landen, löste sich schneller auf, als flüssiges Glyceroltrinitrat zerfallen kann. Zu streng waren die Kontrollen. Und jetzt noch die Ausgehsperre auf der Station! Das hieße zusätzlich, dass sie nicht mal auf ihr Schiff gelangen konnten. Doch da kam Animus und Gravis der Zufall zur Hilfe.

24 Stunden später wurde die Sonderregel aufgehoben, und er betrat mit Gravis gemeinsam eine Bar. Eine zwielichtige Gestalt sprach den Ex-Pugnator an der Theke an. „Habe gehört, dass ihr auf den Planeten wollt. Könnte euch hinbringen. Wie viele seid ihr?‟ Animus betrachtete den Mann. Der Humanoid trug Kleidung, wie sie auf Beta Patria und Pax Novo üblich war, hatte sein Haar aber zu einem Irokesenschnitt frisiert, und seine Iris war pechschwarz, so dass sie mit der Pupille verschmolz. Animus rätselte. Das war kein optisches Implantat, sondern der Mann musste aus einem anderen Sol-System stammen. Der Fremde schaute sich verschwörerisch um und lehnte sich zu Animus hinüber. „Ich nehme Dilithiumstreifen. Vorkasse. Zehn Einheiten pro Person.‟

Animus kniff seine Augen zusammen. War der Typ vielleicht einer der außer Kontrolle geratenen Androiden? „Wo ich herkomme, da stellt man sich erst vor.‟ Der Unbekannte grinste. „Klar. Ich bin Geschäftsmann. Mein Name tut nichts zur Sache. Wenn ihr hier wegkommen wollt, müsst ihr nach meinen Regeln spielen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis hier keiner mehr abfliegt. Nach Nirgendwo. Die Ausgangssperre ist zwar aufgehoben, aber ich weiß aus sicherer Quelle, dass es hier bald rappelt. Und zwar mächtig.‟ Animus überlegte. Die Stationsadministration konnte die parkenden Schiffe versiegeln. Das war in einem Ausnahmezustand zulässig. Dann nickte er. „Ich muss das klären. Wir sind etwa ein Dutzend.‟ Der Mann spitzte die Lippen. „In einer Stunde wieder hier. Wenn du die Streifen mitbringst, habe ich einen Platz für euch. Sonst bin ich weg.‟

Gravis hatte etwas abseits gestanden. Als sie zurück ins Quartier gingen, löcherte er seinen Kameraden mit Fragen. Animus aktivierte sein ComLink am Handgelenk und baute eine verschlüsselte Verbindung zur Mr. Carthy auf Regina auf. Er berichtete über die Option Flosa zu retten. Und er forderte Dilithiumstreifen an. Der Chef von Prospect Enterprises genehmigte 60 Streifen und buchte sie auf ein virtuelles Konto, auf das Animus sofort zugreifen konnte. Gravis brummte. „Nur 60. Das ist zu wenig für alle.‟ Animus zuckte mit den Schultern. „Es muss auch so gehen. Dann bleiben einige der Securityleute eben im Schiff.‟ Der Muskelmutant war nicht begeistert. „Dann wird Flosas Rettung noch schwieriger. Können wir diesem ominösen Typen überhaupt trauen? Der wirkt auf mich wie ein Raumpirat. Was ist, wenn er unsere Dilithiumstreifen nimmt und mit seinem Schiff abdüst?‟ Animus verzog den Mund. „Das darf und das wird nicht passieren. Wir haben keine andere Wahl. Auf der Station geht es bald drunter und drüber. Wir müssen heute noch verschwinden.‟

Gravis plusterte sich auf. „Wenn der Kerl irgendwas Dummes vorhat, dann drück ich ihm seinen Kopf in seinen Brustkorb.‟ - Animus trommelte die Leute von PE zusammen und wählte die vier Personen aus, die an der Befreiungsaktion teilnehmen sollten. 45 Minuten später erschienen die sechs Männer in der Bar und bestellten unauffällig einen Drink. Kurz darauf kam auch der Fremde wieder. „Und? Entschieden?‟ Animus nickte und tippte in seinen ComLink ein. Dann zeigte er ihm das Display mit den 60 Streifen. Der Typ aktivierte sein eigenes Modul und sendete seine Kennung. Animus übertrug den Betrag auf das Konto des Mannes, der die Gruppe nun hinter sich herwinkte.

Sie verließen die Bar durch einen Hinterausgang, der eigentlich nur für Zulieferer gedacht war. Niemanden schien das zu stören. Ein Lastenaufzug brachte die Gruppe in einen anderen Sektor der Station, der für Zivilisten gesperrt war. Dicke Stahlstreben verliefen an den Wänden und der Decke. An einer Seite des Ganges war ein Terminal mit einem Sichtfenster in einen Hangar. Von hier waren diverse Frachtkräne und Industrieroboter zu steuern. Das bläuliche Neonlicht tauchte die Umgebung in eine dämmerige und kalte Welt, tief in den Eingeweiden von Novo Spero. Die Andockstationen für Shuttles waren auf der anderen Seite. Wollte der Kerl sie in eine Falle locken?

Die Männer waren bewaffnet und auf der Hut. Sie erreichten nach weiteren verzweigten Wartungskorridoren einen verlassenen Technikbereich mit zum Gros obsoleten und abgeschalteten Gerätschaften. Ihr Führer öffnete mit einem alphanummerischen Code an einer Wandtastatur ein Schott. Dahinter befand sich ein kleiner Flughangar, der so alt war, dass er schon nicht mehr in den öffentlich einsehbaren Holokarten der Station auftauchte. Eine alte Transitkapsel stand in der Halle. Animus runzelte die Stirn. „Damit sollen wir nach Pax Novo fliegen? Und dann auch noch unbemerkt? Das ist wohl ein Witz!‟ Der Mann schüttelte den Kopf. „Nein, damit geht es nur bis zu meiner Bonafuga.‟ Er deutete durch ein ovales Außenfenster zu einer Phalanx geparkter Schiffe. Eines davon musste ihm gehören.

„Wir erhalten eine Prioritätsstartserlaubnis für die Kapsel. Und dann fliege ich zur Tarnung einen Kurs Richtung Beta Patria. Nach ein paar Stunden ändern wir die Koordinaten. Auf Pax Novo landen wir unerkannt.‟ Animus sah ihn fragend an. „Die Sensoren... Wie sollen wir unerkannt landen können?‟ Der Mann lächelte nur und hantierte an der Einstiegsluke der Kapsel. Im spartanisch eingerichteten inneren war Platz für zehn Personen. Plötzlich meldete sich auf den ComLinks der Männer ein Warnhinweis: „Achtung! Es gilt ab sofort wieder Ausgangssperre. Finden Sie sich unverzüglich in ihrem Quartier ein und warten Sie auf weitere Anweisungen der Stationsleitung.‟ Der Mann winkte die Gruppe in die Kapsel. „Schnell! Wir haben nicht ewig Zeit.‟

Gravis fragte sich, was auf Novo Spero los war. Warum schon wieder eine Ausgangssperre? Dumpfe Schüsse waren zu hören. Das musste großes Kaliber balistischer Geschosse sein. Die Geräusche waren von oben gekommen. Über ihnen befand sich eine zivile Galerie mit Geschäften und der Administration. Die vier Securityleute von PE nahmen Platz, Gravis quetschte sich ebenfalls auf einen Sitz. Seine Schultern waren dabei so breit, dass links und rechts von ihm die Plätze freibleiben mussten. Animus stieg ein und ließ ihren Führer nicht aus den Augen. Der setzte sich an das Navigationspult und tippte den Rendezvouskurs zu seiner Bonafuga ein.

Die Männer konnten in der Kapsel nicht nach außen sehen. Animus war gespannt, was das für ein Schiff war, auf das er da gebracht wurde. Kurz darauf zündete der Mann den Antrieb und aktivierte die Außenschleuse. Die sollte eigentlich gesperrt sein, aber wer wusste schon, was der Typ mit Schmiergeldern so alles in die Wege geleitet hatte. Einem legalen Beruf ging er nicht nach, so viel war wohl allen Beteiligten klar. Das unscheinbar aussehende Fluggefährt brachte die Reisenden zu der Phalanx der parkenden Schiffe. Ein Rattern und Vibrieren wies darauf hin, dass sie das Ziel erreicht und die magnetischen Andockklammern gegriffen hatten. Pneumatisch öffnete sich die Außenluke, die mit dem Inneren des Schiffes verbunden war.

Die Gruppe und ihr Führer gingen an Bord. Der erste Eindruck war ernüchternd. Es handelte sich wohl um einen sehr betagten, um nicht zu sagen maroden Transporter. Sie befanden sich im leeren Frachthangar. Die Transitkapsel, die sie hergebracht hatte, flog per Autopilot zurück zur Station. Animus stieg hinter ihrem Führer eine Eisensprossenleiter hoch. Er kam an einem Bullauge vorbei und sah die Außenpanzerung der Novo Spero. Majestätisch schwebte die Station im Orbit von Pax Novo und drehte langsam ihre Runden. Doch was war das? Eine gewaltige Explosion musste an Bord der Station stattgefunden haben. Teile eines Sektors brachen auf und verteilten gerissene Stahlelemente im All.

Einige der Trümmerteile schossen auf die Phalanx der parkenden Schiffe zu und zerstörten einige von ihnen. Animus hielt den Atem an. Dann endlich fand er seine Sprache zurück. „Die Station! Sie...‟ Jetzt schaute auch ihr Führer durch ein Bullauge und beobachtete die gespenstische Szenerie. Dann eilte er weiter die Leiter hoch und öffnete ein quietschendes Schott. „Schnell! Wir müssen hier weg! Wenn uns so ein Teil trifft, war es das!‟ Er lief durch ein schmales Verbindungsstück in das Pilotenmodul und startete die Triebwerke. Die Manövrierdüsen richtete er so aus, dass die Bonafuga so schnell wie möglich aus der gestreuten Schussbahn der Trümmer kam.

„Commander an Navigatoreinheit. Vollen Schub. Koordinaten laut Programmierung 4411.‟ Eine weibliche Stimme ertönte. „Voller Schub. Koordinaten laut Programmierung 4411. Ausgeführt, Commander.‟ Animus sah sich um. „Wer ist denn noch an Bord? Wo ist Ihre Mannschaft?‟ Der Commander lächelte. „Mannschaft? Nur ich und Bona.‟ Animus sah ihn fragend an. „Bona?‟ Der Mann nickte. „Sie ist Navigatorin, Antriebstechnikerin und noch vieles mehr.‟ Gravis und Animus sahen sich an. Der Ex-Pugnator hatte eine Ahnung. „Sagen Sie nicht, Sie fliegen den Schrotthaufen hier alleine. Bona... Das ist das Bordsystem, oder?‟ Der Commander zuckte mit den Achseln. „Für mich ist sie eine gute Freundin. Und nun würde ich vorschlagen, dass sich die Herren anschnallen, so lange wir beschleunigen.‟ Er zeigte auf Sitze mit Fünf-Punkt-Gurten. Zwei Minuten dauerte die Abflugssequenz, dann zündete die Hauptantriebsstufe und jagte die Bonafuga mit vielfacher Normbeschleunigung um Pax Novo herum Richtung Beta Patria.

Ein Newsfeed auf den Handgelenkskommunikatoren der Männer berichtete von einem schweren Zwischenfall auf Novo Spero. Die höchste Alarmstufe war ausgerufen worden. Noch gab es keine verlässlichen Quellen darüber, was genau geschehen war. Auch eine offizielle Stellungnahme der Administration ließ auf sich warten. Von Pax Novo waren Schiffe mit technischem Gerät, Rettungsteams und Investigatoren gestartet. Erste Gerüchte über einen Anschlag eines Androiden kamen auf.

In der Konzernzentrale von Bionic Industries sah Artus Iceberg den Newsfeed auf einem großen Wandbildschirm. Solange man von einer Fehlfunktion einiger weniger Androiden sprach, war noch nicht alles verloren. Aber sobald herauskam, dass es sich um Künstliche Intelligenzen handelte, die völlig außer Kontrolle geraten waren... Hemmungslos, gnadenlos, gewissenlos, radikaler als jeder Psychopat. Moral und Ethik völlig irrelevant. - Der Vorstandsvorsitzende wischte sich den Schweiß von der Stirn. Wenn seine Außenteams nicht schnellstens sämtliche Exemplare auschalteten, gab es keine Rettung mehr. Und das würde alles andere als leicht werden. Die KI verfügten über eine Hardware, die ihr die doppelten Kräfte eines Mannes gaben, übermenschlich schnelle Reflexe, die 100 Meter liefen sie in unter acht Sekunden, und neben einem fotografischen Gedächtnis verfügten sie noch über Dateninformationen wie ein Lexikon mit einer Datenmenge von mehreren Terrabyte, waren in Realtime mit einem Newsfeed verbunden und konnten mit einem vergleichbaren Intelligenzquotienten von 150 auch autonom denken.

Selbstverständlich hatten die Ingenieure eine Sicherung eingebaut, um die Androiden im Notfall sofort zu deaktivieren. Nur leider hatte der Update zur KI dazu geführt, dass die Androiden einen Weg gefunden hatten, diese Sicherung zu umgehen oder abzuschalten. - Die Explosionen auf der Raumstation verhießen nichts Gutes. Animus machte sich Sorgen um die Securityleute. Eine Verbindung zu den auf der Station verbliebenen PE-Männer konnte nicht aufgebaut werden. Gravis stöhnte. „Hoffentlich ist denen nichts geschehen.‟ Animus informierte Mr. Carthy über die aktuellen Geschehnisse. Die transstellare Verbindung wies eine zeitliche Verzögerung von 25 Minuten auf. Aber eine bessere technische Option bot sich momentan nicht an.

Der Commander schnallte sich ab. „Antriebe sind gedrosselt. Beschleunigungsprozedur ist... jetzt abgeschlossen.‟ Die Gurte der anderen Sitze lösten sich automatisch und verschwanden in den Lehnen. Die Bonafuga würde noch eine Weile ihren Kurs beibehalten, um dann neuen Koordinaten zu folgen und zu Pax Novo zurückzukehren. Die feminine Stimme von Bonafuga war zu hören: „Die Plangeschwindigkeit ist erreicht. Ich wünsche eine gute Reise.‟ Wie der Commander seinen Transporter später auf dem Planeten unbemerkt landen wollte, war Animus immer noch ein Rätsel. Er vertiefte sich in eine Grafik auf einer Schalttafel am Terminal, die den vorgesehenen Kurs abbildete, und stellte eigene navigatorische Berechnungen an.

Gravis spazierte durch den schlauchartigen Zwischengang in das Hangarmodul und kletterte die Sprossen hinab. Er sah sich in der leeren Industriehalle um. Keine Fracht war an Bord. Oder doch? An einer Wand lag eine flache Metallkiste am Boden. Der Muskelmutant näherte sich, hob sie auf ein leeres Schwerlastregal. Die Box war mit einem Digitalschloss versiegelt. Ein Strichcode enthielt wohl die Daten über den Inhalt. Gravis aktivierte die Scanfunktion seines Comarmbandes. Es zeigte die Informationen an: 14 Neuroblocker und 5 neuronale Implantate, Level 7.1, BI. Gravis zog die Stirn kraus. Solche Produkte durften nicht frei gehandelt werden. Wahrscheinlich sollten sie geschmuggelt und dann auf dem Schwarzmarkt verkauft werden.

Er stellte den Kasten wieder zurück und bemerkte dabei eine getarnte Tür. Nur ein dezenter Rand verriet ihre Existenz. Gravis tastete den Umriss ab, fand aber keinen Zugang. Was versteckte der Typ hier, wenn schon Neuroblocker und neuronale Implantate offen herumstanden?! Vielleicht sollte er Animus von seinem Fund berichten. Plötzlich schreckte er hoch, als eine Stimme von hinten oben rief: „Kommen Sie lieber wieder auf die Brücke. Hier im Frachthangar gibt es eine erhöhte Strahlung.‟ Gravis sah den Commander oben an der Sprossenleiter stehen. Der Muskelmutant kam zu ihm hoch. „Strahlung?‟ Der Commander nickte. „Ja, da sind leider noch ein paar überhöhte Werte da. Ein Überbleibsel von Tritiumoxid, das ich mal transportiert habe. Aber ein paar Minuten hier unten ist nicht weiter gesundheitsschädlich.‟ Gravis fragte sich, ob der Typ ihn nur weglocken wollte, oder ob es hier wirklich radioaktiv verseucht war. Vielleicht beides.

Trotzdem konfrontierte er den Mann mit seiner Entdeckung. „Was ist das da für ein getarntes Schott?‟ Der Commander tat gleichgültig. „Ach, da ist der Sicherheitstrakt. Mit ein paar Wertsachen, redundante Systeme und Backups vom Bordsystem und so.‟ Er sah auf seinen Kommunikator und zeigte mit dem Daumen hinter sich. „Muss zurück auf die Brücke. Gibt ein paar Komplikationen mit der Triebwerksansteuerung. Muss ich aktualisieren.‟ Gravis folgte ihm langsam hinterher und schaute noch Mal zu dem Geheimschott.

Das Regierungsschiff des Alpha Dominion befand sich im Anflugskorridor im Orbit um Frigidus, der Versorgungsbasis der Staatengemeinschaft. Vier Jäger tauchten auf und eskortierten es zum Landebereich auf dem militärischen Rüstungsgelände neben dem Hauptquartier der Flottenführung. Im Innern des gewaltigen Gebäudekomplexes marschierte gerade eine Audiutrix in Begleitung zweier Streiter, so die offizielle Bezeichnung einfacher Soldaten des Alpha Dominions, zu einem Fahrstuhl. Einer der in Camouflage uniformierter Streiter gab einen Code ein, der in eine Etage führte, die normalerweise gesperrt war. Dort führte sie der Weg durch einen leeren Gang und zwei Sicherheitstüren. Dann öffnete sich eine dritte Tür. Die Streiter gingen neben dem Eingang von außen in Habachtstellung.

Die Offizierin trat ein. Dann schloss sich die Tür wieder. Sie befand sich in einem länglichen Raum mit sterilen Wänden aus weißem Polymerstoff. Am schmalen Ende der etwa sechs Meter langen Zelle war eine Liege angebracht, die um 45 Grad hochgestellt war. Auf ihr war eine Person festgeschnallt. Die Nylonbänder führten um ihre Fuß- und Handgelenke, die Oberschenkel, die Taille, die Oberarme und den Hals. Die Liege war breit genug, dass die Arme leicht gespreizt vom Torso abstanden. Die Person war ein männlicher Humanoid. Er war nackt und komplett von Kopf bis Fuß rasiert. Um die Hoden trug der Mann einen fünf Zentimeter breiten Ring. An der Vorderseite blinkte eine kleine grüne Leuchtdiode. Die Haut des Gefangenen war nassgeschwitzt, obwohl ein Thermometeranzeige an einem Wandpanel nur 21 Grad Celsius angab. Daneben zeigte eine Balkengrafik den Stromfluss in Ampere an, der durch die Hoden des Mannes geleitet wurde.

Die Audiutrix grinste schadenfroh. „Wie fühlen Sie sich?‟ Der Gefangene antwortete nicht. In seinem Gesicht zuckte es lediglich. Die Offizierin schnurrte wie ein Kätzchen und näherte sich. Sie starrte auf die Hoden des Mannes. „Fühlt sich an, als ob eine mächtige Stahlfaust sie zerquetscht, was?‟ Sie kehrte zu dem Wandpanel zurück und wischte mit dem Finger vorsichtig den Balken nach oben, so dass sich die Amperezahl erhöhte. Der Fixierte stöhnte und grunzte. Er hatte bisher keine Aussage gemacht. Lediglich eine ID-Nummer und seine Einheit hatte er monoton aufgesagt. Er gehörte einem Spähtrupp der Vereinigten Allianz an und war von einem Schwarm Dominionschiffen aufgebracht worden. Ein klarer Fall von Spionage.

Die Audiutrix näherte sich bis auf wenige Zentimeter dem Gesicht des Mannes und lächelte. „Sag mir einfach, was ich wissen will. Wie viele Schiffe der VA sind im Sektor? Wie viel Mann? Welche Bewaffnung? Welche Spionagetechnik? Welche Tarnvorrichtungen?‟

Während die Offizierin den Gefangenen verhörte, hatte eine Veterana auf der Deckebene des Komplexes etwas ganz anderes im Sinn. Die Ankunft von Augusta Regina stand kurz bevor. Operation Conspiratio war aktiv. Das Regierungsschiff des AD war am Himmel zu sehen, wie es sich langsam der Oberfläche auf dem Landeplatz näherte. Die acht Bremsdüsen strahlten hell und hielten das Schiff in der Atmosphäre. Auf der Brücke las der Pilot die Flughöhe ab: 1.200 Meter, 1.000 m, 800 m, 600 m, 400 m, 200 m, 100 m, 50 m, 40 m, 30 m – die Düsen gingen auf vollen Schub, um sauber aufsetzen zu können. Auf 200 m Flughöhe waren die Landefüße ausgefahren worden. Noch 20 m, zehn, acht, sechs, vier, zwei und Landung. So sanft, dass die Insassen kaum etwas merkten, und das trotz hunderter Tonnen Gewicht, die auf die Stahlstützen einwirkten. Unter anderem die nachgebenden Füße des Schiffes und die anpassenden Bodenplatten dämpften die Landung beinahe perfekt.

Die Mitglieder des Hohen Rates wurden mit allen Ehren vom Oberkommando Frigidus empfangen. Augusta Regina spielte nur eine Nebenrolle, da sie nicht Mitglied des Hohen Rates war. Sie musste mit anderen Ankömmlingen warten, bis die Ehrengäste das Landefeld mit Schwebe-Hovercrafts verlassen hatten: ein Scarabaeus, zwei Alba Simia, ein Wurmskorpion und ein Amphibienwesen. Die Exilantin grummelte. Für solche Freakkreaturen wurde der rote Teppich ausgefahren! Lachhaft!

Endlich waren sie und ihre Entourage an der Reihe. Sie betraten ein Hovercraft, um zum Hauptgebäude gebracht zu werden. - Auf einem Balkon im 15. Stock des Habitats stand eine Veterana und hielt eine Fernbedienung in der Hand. Ein kleiner Kippschalter leuchtete rot. Ein Finger der Frau schwebte ohne zu zittern darüber. Sie wartete den optimalen Augenblick ab. Sobald der Hovercraft der Exilkönigin sich über der Plasmagrante befand, würde sie den Befehl ausführen, den ihr die Praetoria gegeben hatte.

Sie verfolgte konzentriert den Weg des Gefährts in Richtung Basiskomplex. Noch hundert Meter. Sie hatte die Freigabe. Noch 50 Meter. 30, 20, zehn, fünf... Jetzt! Sie kippte klackend den kleinen Hebel aus Metall um. Die Leute blinkte kurz auf. Die Veterana konnte beobachten, wie sich eine große Feuerwolke ausbreitete, wo zuvor der Hovercraft geschwebt hatte. Der bassige Knall der Explosion war deutlich zu hören, als die Schallwellen leicht zeitversetzt bei ihr eintrafen.

Auch an einem Kugelhabitat, das etwas abseits der Rüstungsproduktionsstraßen lag, war der Lärm zu hören gewesen. Zwei Praefectas standen dort an einem großen Panoramafenster. Aranea nickte langsam. „Operation Conspiratio erfolgreich abgeschlossen...‟ Exakt in dieser Sekunde spürte eine Veterana den unbändigen Willen, die Balkonabsperrung zu überklettern, hinter der sie stand. In luftiger Höhe der 15. Etage wehte ein kräftiger Wind. Die Frau, die auf ihrer Uniform keine Abzeichen führte, ließ die kleine Fernbedienung in die Tiefe fallen. Ihr Blick führte ins Leere. Sie balancierte oben auf der Absperrung, und dann breitete sie die Arme wie Flügel aus und begann einen Flug ins Jenseits.

Nur wenige Augenblicke später war ein medizinisches Rettungsteam aus Androiden vor Ort, konnte aber nur den Exitus der Person feststellen. Die Fernbedienung war in tausend Teile zersprungen und wurde mit dem Unfall nicht in Verbindung gebracht. Der Hohe Rat erhielt bereits wenige Minuten später die vertrauliche Nachricht, dass Augusta Regina einem Attentat zum Opfer gefallen war. Mehrere hohe Militärs der Exilantin waren ebenfalls ausgelöscht worden. Zwar war die ehemalige Monarchin nicht Mitglied im Hohen Rat des Alpha Dominion gewesen, aber als Führerin der Feministinnen, die die treibende Kraft bei der Androidentechnologie waren, spielte sie eine große Rolle.

Ihr Tod wirbelte politisch alles durcheinander. Schnell gab es Gerüchte über die Schuldigen. Waren es Scarabaeus gewesen? Alba Simia? Oder womöglich Agenten der Vereinigten Allianz? Immerhin waren Fernaufklärer der VA mit Jägern bis in den Sektor des AD vorgedrungen. Einen Humanoiden hatte der Geheimdienst festnehmen können. Der Hohe Rat berief augenblicklich eine Sondersitzung ein. Es durften erst gar keine Unruhen entstehen. Eine legitime Nachfolgerin von Augusta Regina musste schnell gefunden werden. Die Großinvasion durfte nicht in Gefahr oder Verzug geraten. Alles war auf ein wenige Monate begrenztes Zeitfenster ausgerichtet. Die VA durfte nicht die Gelegenheit bekommen, ihre Defensive auszubauen oder gar einen Präventivschlag zu realisieren.

Um sich der Feministinnen von Regina zu versichern, wurde eine Praefecta in den Hohen Rat gewählt: Aranea. Sie ließ sich als offizielle Nachfolgerin von Augusta Regina ausrufen. - Derweil hatte die Bonafuga eine illegale Tarnvorrichtung eingeschaltet und war auf Kurs Pax Novo gegangen. Die angenehme weibliche Synthetikstimme des Schiffsystems informierte auf der Brücke: „Zielkoordinaten aktiv. Triebswerkssignatur verschleiert. Kalkulierte Ankunft im orbitalen Landekorridor der Destination: 8 Stunden, 12 Minuten.‟ Animus sah fragend zu dem Kommandanten. „Triebwerkssignatur verschleiert? Soll das heißen, wir fliegen in einem militärischen Tarnmodus?‟ Das war höchst illegal. Darauf standen in der gesamten VA langjährige Haftstrafen. Der Commander winkte lässig ab. „Das habe ich schon tausend Mal gemacht. Immer, wenn ich mich schützen musste, damit mich die... äh... Raumpiraten nicht überfallen.‟ Animus grunzte ungläubig und kommentierte lapidar: „Klar, Raumpiraten. Wohl eher die Planetenpolizei.‟ Der Commander zuckte mit den Schultern und fragte süffisant: „Möchte der Herr Moralapostel lieber aussteigen? Hier gibt es in der Nähe einen hübschen Asteroiden mit einer Schürfplattform.‟

Gravis nahm Animus zur Seite und raunte ihm zu: „Wie wollen wir von Pax Novo wieder wegkommen?‟ Der Schmuggler würde wohl kaum auf sie warten. Sein Kamerad schlug ihm auf die breite Schulter, die eher einem großen Ball ähnelte. „Da überlegen wir uns was. Aber es wird Zeit, dass wir Flosa befreien, bevor es zu spät ist. Bionic Industries will was vertuschen. Ich bin mir sicher, dass da noch mehr im Argen liegt.‟ Dem Commander widmete er keinen Blick mehr. Er verließ die Brücke und nutzte die restliche Flugzeit zum Planeten dazu, mit seinem Team den Befreiungsplan akribisch durchzugehen. Alles musste perfekt ablaufen. Sie mussten blitzschnell agieren, die Zielperson finden und sie aus den Fängen der BI lavieren.

Animus wusste, dass es ein Himmelfahrtskommando war. Aber er hatte sich in diese Frau verliebt, und auch Gravis bedeutete sie viel. - Eine Stunde vor der Landung fragte Animus den Schmuggler, wo in Pax-City sie landeten. Er klappte eine Holokarte auf und betrachtete die 14-Millionen-Einwohner-Stadt. Der Commander zeigte an den Rand. Animus vergrößerte den Ausschnitt mit einer Geste und betrachtete das Industrieviertel. Es war etwa 15 Kilometer von der Konzernzentrale entfernt. Er runzelte die Stirn. „Und wie sollen wir von da bis in das Zentrum kommen?‟ Der Schmuggler zuckte mit den Schultern. „Bestellen Sie sich doch ein Hypercraft-Taxi.‟ Die kleinen Schwebefahrzeuge waren normalerweise mit einem automatischen Fahrsystem bestückt und boten somit mehr oder weniger Anonymität.

Animus zweifelte. „Wenn die Ausgehsperre gilt, fliegt da nichts. Und wenn, fallen wir auf.‟ Der zwielichtige Kommandant hatte einen Vorschlag. „Für fünf weitere Dilithiumstreifen fliege ich näher ran. Aber zuerst muss ich meine Fracht aufnehmen.‟ Animus schüttelte den Kopf. „Mehr Credits haben wir nicht.‟ Damit war das Thema wohl erledigt. Sie mussten sich irgendwie durchschlagen. Durch eine Gegend, in der es generell gefährlich war, aber zu Ausnahmezeiten wie momentan war es mörderisch. Und bei all dem mussten sie für die Behörden unsichtbar bleiben. Na, das war mal eine Herkulesaufgabe.

Er las schnell auf seinem Mobilcom über Pax-City einige Informationen nach: Am Landeplatz herrschten diverse Gangs, die nach ihren eigenen Gesetzen lebten und keine Gefangenen machten. Wenigstens waren hier kaum Patrouillen der Planetenpolizei zu erwarten. Er fragte den Kommandanten, was er für Fracht lud. Der Mann lächelte affektiert. „Betriebsgeheimnis‟. Animus seufzte. „Natürlich.‟ Die weibliche Stimme der Bonafuga meldete sich. „Landekorridor der Destination erreicht. Anflugsvektoren aktiviert. Umgebungsscan ergibt mehrere Radarzonen.‟ Der Kommandant tippte auf seiner Konsole am Steuerpult herum. „Hauptantrieb abschalten. Tarnung aufrecht erhalten. Wir unterfliegen den Radar.‟

Animus wusste nicht genau, welche Technologie der Schmuggler verwendete, aber das war alles höchst verboten. Aber eines musste er zugeben: Wenn er es schaffte, ohne von den Standardscannern bemerkt zu werden, zu landen, dann war der Schrottkahn doch nicht so schlecht, wie er den Eindruck gemacht hatte. - Nach elf Minuten begann der Landeanflugprozess. Bremsdüsen manovrierten das Schiff korrekt ausgerichtet Richtung Boden. Stützen fuhren hydraulisch aus dem Rumpf. Das Quietschen war sogar in der Brücke zu hören. Mit einem leichten Rucken setzte das Schiff auf. Sie parkten auf einer alten, rissigen Betondecke. Um sie herum standen Lagerhallen. Der Commander stand auf. „Alle bleiben hier im Wohnmodul oder auf der Brücke. Verstanden?‟ Er stiefelte zum Frachthangar, um dort die Außenluke zu aktivieren. Die Kameras auf der Brücke waren abgestellt. Animus grummelte. „Der will auf keinen Fall, dass wir wissen, was er transportiert.‟
178. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 26.06.19 19:04

~ LXXIII ~


Gravis erzählte von der Geheimtür im Frachtraum. „Ich glaube, die Containerkisten sind nur zur Tarnung da. Die eigentliche Fracht wird er in dem versteckten Zwischenraum lagern.‟ Animus überlegte. „Eigentlich kann es uns egal sein. Der Typ soll uns nur in die Nähe der BI-Zentrale fliegen.‟ Gravis war skeptisch. „Wenn zwei Kriminelle miteinander Geschäfte machen, geht das manchmal auch etwas ruppig zu. Zum Beispiel mit einem Feuergefecht. Und was dann?‟ Animus räusperte sich nachdenklich. Sein Kamerad hatte Recht. Er machte ihm ein Zeichen, im Wohnmodul zu bleiben, und dann schlich er sich Richtung Frachtraum.

Dabei versuchte er stets außerhalb der Überwachungscams zu bleiben. Vielleicht hatte der Commander eine entsprechende Alarmfunktion an seinem Handgelenkscom. - Bald schon trennte ihn nur noch ein kurzer Korridor vom Lager. Er lugte schließlich um die Ecke der Metallwand und sah kleine Arbeitsroboter, die mehrere etwa zwei Kubikmeter große Kisten an Bord brachten. Insgesamt stapelten sich zehn der Container. Und dann erschien der Schiffskapitän und öffnete das geheime Schott, dass einen Zwischenraum freilegte. Die Arbeitsroboter schoben die Kisten hinein. Animus konnte es zwar nicht sehen, aber er hörte, wie die Kisten aus Polymerstoff geöffnet wurden. Kurz darauf trugen die Robotermaschinen die leeren Behälter hinaus und brachten sie auf ihren Kettenrädern aus dem Schiff.

Der mysteriöse Inhalt war also ausgepackt worden. Warum? Und worum handelt es sich bei der Fracht? Animus war sich bewusst, dass er sich in Gefahr begab, wenn er weiter spionierte. Trotzdem konnte er seine Neugierde nicht kontrollieren. Er lugte wieder um die Ecke und sah jetzt den Commander mit einer Frau mit violetten Haaren sprechen. Offenbar übertrug er gerade einen Betrag in virtueller Standard-Währung auf ihr Palmtop. Animus spürte, wie sein Puls rasant anstieg. Diese Kleidung... Die Frau trug zwar keine Uniform, aber die Optik erinnerte ihn stark an eine Audaxa in der Pugnatorenarmee, in der er gediehnt hatte. Handelte es sich hier um eine Feministin der abgesetzten Königin Regina?

Schnell eilte er zurück in das Wohnsegment, um Gravis von seinen Beobachtungen zu berichten. Gravis biss die Zähne grimmig zusammen. „Wir sollten diesen schmierigen Typen einfach über Bord werfen. Wir sind doch wohl genug Leute, um mit ihm fertigzuwerden. Er ist ganz allein.‟ Animus nickte. „Allerdings wäre das ein signifikantes Risiko. Wir wissen nicht, ob dieser Bordcomputer Bona uns gehorcht. Und die Startsequenz könnte eine DNA-Steuerung haben.‟ Gravis runzelte die Stirn. „Hast du Indizien dafür?‟ Animus schüttelte den Kopf.

Sie könnten mit der Bonafuga Pax Novo wieder verlassen, nachdem sie Flosa gerettet hatten. Und war es überhaupt Raumpiraterie, wenn man einen Verbrecher bestahl? Der gewagte Plan konnte auch mächtig in die Hose gehen, aber sie entschieden sich dafür. Sie mussten handeln, wenn sie Flosa retten wollten. Und zwar jetzt sofort. Sie schlichen sich zum Frachtraum und sahen, wie der Kommandeur noch mit dieser ominösen Frau sprach. Sie schienen über irgendetwas zu diskutieren. Sie befanden sich neben der Bonafuga. Wenn Animus jetzt den Notschleusenverschluss aktivierte, konnte er mit offener Ladeluke starten.

Er rannte zur Pilotenkanzel, während Gravis den passenden Moment abwartete und auf den roten Notfallschalter drückte. Sofort heulte ein Alarm auf. Die Frau und der Kommandeur sahen sich an. Dann lief der Mann zur Luke, aber am Rumpf war bereits das Kraftfeld aktiviert. Er war ausgesperrt. Sofort zog er seine Laserpistole und versuchte, die Integrität der elektrischen Wand zu durchdringen. Aber die Impulsenergie der Handwaffe reichte nicht für eine Perforation aus. Und durch den Rumpf aus Wolfram-Stahl-Panzerung konnte sich der Mann auf gar keinen Fall schneiden.

Animus betete, dass die Startsequenz ihn nicht im Stich ließ. Er hörte Bonas synthetische Stimme: „Unautorisierter Startvorgang. Bitte verifizieren Sie Ihre Bevollmächtigung zur Freigabe.‟ Animus fluchte. Er täuschte einen Notfall vor und erzeugte an einem Sicherheitsmodul einen Kurzschluss. Nun entkoppelte er das Bordsystem von der Navigationseinheit. Aus seiner Pugnatorenausbildung wusste er, wie er diverse Programme überbrücken und manipulieren konnte. Dann hörte er Bona: „Willkommen an Bord. Startsequenz freigegeben. Meldung über einen unautorisierten Code 01661.‟ Animus klickte die Fehlermeldung weg und zündete die Triebwerke des Schiffes.

Die Landefüße zogen sich mechanisch ein, und die Bonafuga löste sich vom Boden. Die Frau und der Kapitän hatten sich in Sicherheit gebracht, um nicht von den Düsen gebraten zu werden. Animus setzte die Zielkoordinaten: Basiskomplex von Bionic Industries. - Gravis betrachtete die Fracht. Jetzt wollte er wissen, was sie geladen hatten. Der geheime Zwischenraum war noch nicht versiegelt, so dass er das Schott einfach öffnen konnte. Das Halogenlicht aktivierte sich automatisch. Gravis öffnete den Mund und starrte entgeistert auf den Inhalt des versteckten Raumes: Überall waren Käfige diverser Größen gestapelt. In ihnen befanden sich Munuswesen, aber auch Angehörige des Volkes der Placidus. Dabei handelte es sich um eine humanoide Lebensform mit verkürzten Extremitäten, so dass sie nur etwa 130 Zentimeter Körperhöhe erreichten. Die jegliche Gewalt ablehnende Kultur wurde auf ihrem Heimatplaneten oft von skrupellosen Sklavenhändlern besucht, um die Wesen einzufangen und als Arbeitsmaterial zu verkaufen. Ihr kompakter Knochenbau machte sie besonders in engen Stollen oder in Wartungsschächten von Raumstationen oder Schiffen zu perfekten Einsatzkräften. Insbesondere die Alba Simia hielten viele Placidus als Haussklaven oder índustrielle Workunits.

Gravis war ihnen bisher noch nicht begegnet. Er näherte sich den engen Käfigen, in denen die Gefangenen gestopft waren wie Sardinen in der Dose. Einige Arme und Beine schauten aus den Gittern hervor. Kreuz und quer lagen, standen, saßen oder hockten die nackten Wesen in ihren kleinen Gefängnissen über- und nebeneinander. Das hier war eindeutig in der Vereinten Allianz ein höchst illegaler Transport. Sklaverei war streng verboten. Gravis sah an jedem Käfig ein kleines Codepad, mit dem sich die Gitter öffnen ließen. Nur welchen Code musste er verwenden?

Er ging zu einem Wandkommunikator und kontaktierte die Brücke. „Animus! Das musst du dir anschauen. Komm zum Frachtmodul.‟ - Inzwischen waren auch die Männer von Prospect Enterprises neugierig geworden und starrten auf die lebende Ladung. Gravis zeigte auf die Käfige. „Haltet eure Impulsgeber bereit. Wir wissen nicht, wie die Sklaven reagieren, wenn wir sie freilassen.‟ Er drehte sich zu den Kisten. „Wir werden euch befreien. Bleibt alle ruhig. Jeder erhält seine Freiheit zurück.‟ Jetzt riefen sie alle durcheinander nach Wasser und Essen. In der Tat sahen sie ausgemergelt aus. Hatten die Sklavenhändler sie hungern lassen, damit mehr Exemplare in die Kisten passten?

Währenddessen hatte der CEO von Bionic Industries, Artus Iceberg, mit einem kleinen Firmenshuttle die Zentrale verlassen. Sein Weg führte zu einem transstellaren Flug, um unterzutauchen. Seine Nerven waren mit ihm durchgegangen. Er konnte sich nicht auf seine Außenteams verlassen. Die KI-Androiden waren außer Kontrolle und würden auch nicht mehr eliminiert werden. Nervös zupfte er sich an seinem spitzen Kinnbart. Er entnahm einem kleinen Aluminiumkoffer eine Latexmaske, die er sich überstülpte, um die behördliche Gesichtserkennung am Raumhafen zu täuschen. Seinen auffälligen hohen Stehkragen tauschte er gegen ein dezentes Kleidungsstück aus.

Ein letzter Akt war noch zu tun. Er griff nach einem kleinen ovalen Gegenstand. Der Transponder zeigte die Scharfschaltung der Selbstzerstörung an. Mr. Iceberg tippte auf das Display. Ein roter, pulsierender Kreis erschien. Er musste die Basis von Bionic Industries vernichten, um auch die gefährlichste Zeugin zu beseitigen. Zwar hatte Flosa vermutlich keine Kontrolle mehr über ihr Bewusstsein, sondern lebte durch das im Kortex implantierte Neuroprogramm als Madam Blossom, aber wer wusste schon, wozu die Neurochirurgie auf Beta Patria in der Lage war? Iceberg atmete einmal tief durch, sog Sauerstoff in seine Lungenflügel, dann drückte er auf das Display, um die Plasmakugelgranaten zu zünden, die an neuralgischen Punkten des Habitats positioniert waren.

Er war schon in der Stratosphäre von Pax Novo und bekam von der Energieentladung nichts mit, die das Firmengebäude pulverisierte. Am Raumhafen im Orbit des Planeten stieg er an einem Checkpoint mit falscher Indentität in ein transstellares Schiff mit einer Passage in ein entferntes Sol-System. Beinahe in Realtime erschienen überall in den Newsfeeds erste Nachrichten und Videos von Newsdrohnen vom Zusammensturz des BI-Habitats mitten in der großen Metropole Pax-City. Wo noch vor wenigen Minuten ein überdimensionales neongrünes Logo mit dem Bionic Industries-Schriftzug geprangt hatte, war eine Lücke in die Skyline gerissen worden. Schwarzes Pulver und kleine Materialbrocken häuften sich, Staubpartikel verdunkelten den Himmel der Stadt wie bei einem nuklearen Winter.

Iceberg hatte seine Flucht detailliert geplant. Sein Ziel war ein Planet am Rande der Vereinigten Allianz. In diesem abgelegenen Sektor brauchte er keine Sorge zu haben, von den Behörden zur Rechenschaft gezogen zu werden. Atra Mundo war eine No-go-Area. Offiziell gehörte sie zwar zur VA, doch aufgrund der dominierenden kriminellen Strukturen bis in die höchsten Ämter hatte man die Welt sich selbst überlassen. Die Gesetze bestanden pro forma, aber auf Atra Mundo herrschte die Krediteinheit. Mit Dilithium oder einer anderen Währung kaufte man alles, was man haben wollte.

Dank Terraforming und späterem Geoengineering als Feintuning verfügte der Planet über eine atembare Atmosphäre und primitive Flora. Bewohnt war er ausschließlich in den sieben Mega-Citys, die jeweils zwischen einer und zehn Millionen Einwohnern hatte. Gigantische Fabriken und Kunstfarmen sorgten für eine autarke Wirtschaft, so dass keine Im- oder Exporte notwendig waren. Die Herrschaft war faktisch auf mehrere kriminelle Organisationen aufgeteilt, zwischen denen es immer wieder Fehden um die hierarschisch gegliederte Macht und das Business gab. Neben dem Kern der Organisationsmitglieder gab es viele „Cursor‟ oder „Läufer‟, die direkt oder indirekt für die Kartelle arbeiteten. Zuträger gab es quasi überall. Niemand konnte es sich erlauben, sich mit den Mächtigen nicht gutzustellen.

Während der Reichtum und Luxus innerhalb der Organisationen unbegrenzt zu fließen schien, schufteten die meisten Humanoiden für einen Hungerlohn in den Fabriken und anderen Unternehmen. Die Oberschicht feierte in den gewaltigen abgeschotteten Habitaten hoch über den Wolken, während auf dem Erdboden Humanoide lebten, die als Lohnsklaven gerade genug zu essen hatten – manchmal nicht einmal das.

Wo Armut herrschte, da war das Verbrechen nicht weit: Überfälle und Diebstähle waren an der Tagesordnung. Wer nicht aufpasste, dem fehlten plötzlich die Schuhe, der Mantel oder gar seine „Freiheit‟, denn neben den normalen Arbeitern gab es auch Leibeigene. Wegen eines Embargos der VA, verfügte Atra Mundo in vielen Bereichen über veraltete Technologie. So existierten beispielsweise keine Androiden, und auch Industrieroboter standen nur sehr eingeschränkt zur Verfügung, so dass die Sklaven einige der Arbeiten ausführen mussten, die sonst von Maschinen erledigt worden wären. Die eingesetzten Personen waren der radioaktiven Strahlung in der Umgebung ausgesetzt, aber auch Schwermetallen und anderen Toxinen, die entweder durch die Industrie oder durch in der Planetenoberfläche vorhandene Stoffe in die Umwelt gelangten.

Gegen viele der krankheitsbedingten Symptome wären Medikamente oder eine DNA-Optimierung möglich gewesen; allerdings waren solche Mittel der Oberschicht vorbehalten. Iceberg hatte genug finanzielle Mittel, um sein Leben in den geschützten Bereichen der High Society zu verbringen. Sonst hätte er sich garantiert nicht ausgerechnet Atra Mundo am Arsch des Universums ausgesucht, aber dort war er vor der Justiz der VA sicher. Und selbst, wenn beim bevorstehenden Krieg zwischen AD und VA der Aggressor die Macht übernehmen würde, so war Atra Mundo nicht betroffen. Die Syndikate waren zu gut in diversen Geschäften in gewaltigen Regionen der Galaxie vernetzt, als dass die neue herrschende Kaste sie zerschlagen würde.

Offiziell gab es zwar keine Ex- oder Importe von und nach Atra Mundo, aber die mächtigen Organisationen hatten wertvolle Kontakte zu mehreren Konzernen und Handelskonglomeraten, die es mit Ethik und Moral nicht so genau nahmen, bis in die höchsten Kreise. Niemand wollte sich mit den Vereinigungen auf Atra Mundo anlegen. - Iceberg betrat den Kryonikbereich des Schiffes. Ein medizinisches Hologramm analysierte seine vitalen Funktionen und wies ihm eine Kältekammer zu. Der Passagier war Nr. 288.

Sobald alle Humanoiden an Bord in ihren Kryostaten lagen, startete der Hyperantrieb des Schiffes. So konnte die Destination in nur wenigen Wochen erreicht werden. In letzter Zeit hatte es bei dem Transferunternehmen zwar einige Diagnosen von Reperfusionsschäden bei Passagieren gegeben, aber die ließen sich medizinisch gut behandeln. Und Iceberg war nicht in der Position, anspruchsvoll die Flüge auszuwählen. Er musste so schnell wie möglich von Pax Novo verschwinden.

Auch Animus sah die erschreckenden Bilder des vernichteten Konzernhabitats mitten in Pax City. Er musste die Zielkoordinaten der Bonfuga aktualisieren. Nur wohin? Und was war mit Flosa? War sie gerettet worden? Gravis kam angerannt und starrte auf den Monitor, wo die Staubwolken zu sehen waren. „Nein! Das darf nicht sein! Nein!‟ Animus sah finster auf die Bilder. „Erst der Anschlag auf der Raumstation, und jetzt das Habitat von BI.‟ Gravis sackte zusammen. Sein massiver Körper hielt ihn nicht mehr auf den Beinen. Er hockte auf dem Boden und schüttelte den Kopf. „Flosa! Was machen wir ohne dich?‟

Neben der Trauer um eine geliebte Person ging es ihm allerdings auch um seine Keuschheit. Wie sollte er jemals die Castitasschelle öffnen, ohne Flosas Code? Lebenslänglich von der eigenen Triebhaftigkeit gequält und versklavt? Und das noch bei seinem extremen Testosteronlevels! Animus schob trotzig sein Kinn nach vorne. „Wir dürfen nicht aufgeben, bis Flosas Tod bestätigt ist.‟ Er aktivierte die Steuereinheit des Schiffs und übernahm die manuelle Flugkontrolle. „Allerdings können wir uns nicht mehr lange hier aufhalten. Es gilt immer noch Flugverbot. Trotz der verschleierten Triebwerkssignatur der Bonafuga wird uns früher oder später die Planetenpolizei lokalisieren.‟ Gravis ballte frustriert eine Faust und boxte gegen ein Wandpaneel. Das Duroplast gab nach, reparierte sich aber in Sekundenschnelle wieder.

Animus brachte die Bonafuga unterhalb der Radarsicherheit auf einen sicheren Kurs in den Orbit. Später kontaktierte er Mr. Carthy von Prospect Enterprises. Der gab die Anweisung, mit der Bonafuga zurück nach Regina zu fliegen. Animus und Gravis wollten es nicht wahrhaben, aber Flosa war wohl definitiv nicht mehr am leben. Gravis seufzte. „Was soll aus mir werden? Ich trage nicht nur eine Castitasschelle, sondern auch noch die integrierten Elektroden des MU 100.‟ Animus wusste: „Es gibt eine spezielle chemische Formel, mit der man die Elektroden lösen kann. Wir müssen sie nur irgendwo auftreiben. Aber ich werde dir helfen. Deine Keuschheit jedoch...‟ Gravis schluckte. All seine Kraft konnte ihm dabei nicht helfen.

Sein Freund erwischte sich bei dem Gedanken, ein wenig Befriedigung zu spüren, dass Gravis nicht mehr Herr über seine Sexualität war. Unterbewusst fühlte er sich neben dem Muskelmann weniger männlich, aber er hatte dafür wenigstens freien Zugang zu seinem Phallus. Das war ausgleichende Gerechtigkeit. Der Gedanke war nicht fair, aber so fühlte Animus und konnte nichts daran ändern.

Er setzte die Koordinaten ins Navigationssystem und aktivierte den Primärschub des Haupttriebwerks. Danach ging er mit Gravis zum Frachtraum, um die armen Kreaturen mit dem Nötigsten zu versorgen. Animus trug sicherheitshalber einen Impulsstab, aber von den Placidus war keine Aggression zu erwarten. Dazu waren diese 130 Zentimeter großen Humanoiden gar nicht in der Lage. Es entsprach einfach nicht ihrem Wesen. Umso schändlicher war es, sie zu versklaven.

Animus hatte in der Datenbank nachgelesen, dass ein Volk namens Alba Simia die Kreaturen als Leibeigene verwendete. Sie kauften die Sklaven von sogenannten Scarabaeus, die für ihren Handel mit den Wesen bekannt waren. Diese zwei Meter großen insektoid-humanoiden Lebewesen mit ihren exotropen Augen und ihrer Schuppenhaut machten einen militant-martialischen Eindruck, der durchaus seine Berechtigung hatte. Feingefühl, Philanthropie und Empathie waren bei ihnen Fremdwörter.

Gravis verteilte Wasserflaschen und Tüten mit Nährlösung. Animus fiel auf, dass einige Exemplare der normalerweise stark beharrten Placidus völlig kahlrasiert waren. Den Grund konnte er sich nicht erklären. Er wollte auch nicht danach fragen, denn die Gefangenen wirkten alle sehr verstört und traumatisiert. Auch die Munuswesen waren eingeschüchtert und beinahe apathisch. Auf Regina würden sie zunächst von Psychologen empathisch befragt und gegebenenfalls therapiert. Vermutlich würde Prospect Enterprises für die Kosten aufkommen müssen. Animus ließ sich vom CEO Mr. Carthy das OK dafür geben.

Als Gegenfinanzierung hatten sie die Bonafuga. Auf Regina wollte Mr. Carthy die Triebswerkssignatur des Raumfahrzeugs manipulieren und den Rumpf optisch verändern. Der Algorithmus des Schiffes, „Bona‟, musste gelöscht werden. Ebenso sämtliche Logdateien. Mr. Carthy stellte bereits ein Spezialteam zusammen. Besonders wichtig war, dass keine Sicherheitskopie der Protokolle automatisch an irgendeinen Speicher transferiert wurde, ohne, dass Prospect Enterprises davon wusste. Außerdem war das Bordsystem Bona zwar keine echte KI, aber konnte ähnlich selbstständig handeln. Bona würde sich wehren. Damit das Computersystem von den Plänen seiner Löschung gar nichts mitbekam, hatte Animus mit Mr. Carthy auf einer verschlüsselten Ebene kommuniziert, während er Bona von der Interaktion abschnitt. So weit zumindest die Theorie.

Auf Frigidus herrschte weiterhin emsiges Treiben. Das Alpha Dominion setzte unter Hochdruck seine Kriegsvorbereitungen mit höchster Priorität fort. Das Ableben der Augusta Regina war für den Hohen Rat des AD nur ein Nebenschauplatz. Er hatte zur Kenntnis genommen, dass die Exilarmee der Feministinnen mit ihren Androiden nun von der ehemaligen Praefecta Aranea geführt wurde. Der Kaiserliche Diener Zark, Mitglied des Hohen Rates und Angehöriger des Volkes der Scarabaeus, rümpfte die Nase über das Attentat. „Wie kann man seine Führerin so ungeschützt lassen, dass sie eliminiert werden kann?! Ein schwaches Volk, diese Menschen. Man sollte sie ausrotten.‟

Ein Alba Simia sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Die Menschen verfügen über eine zivilisiertere Kultur als die Scarabaeus.‟ Zark lachte dröhnend. „Was hilft dir mehr gegen deine Feinde? Feine Gedanken oder ein armierter Angriffskreuzer? Ich sage dir: Lass uns die Vereinigte Allianz befrieden und anschließend die Menschenwelten als Arbeitskräfte ernten.‟ Der Alba Simia seufzte. „Meinetwegen. Aber eines nach dem anderen.‟ Der Wurmskorpion, der als Abgesandter seine Volkes im Hohen Rates saß, lachte nur gurgelnd.

Der Alba Simia betrachtete die Kreatur mit Abscheu. Diese abartigen Biester hatten nur Fress- oder Sexorgien im Sinn. Aus mehr bestand ihr Lebensinhalt nicht. Vielleicht sollte sich das Alpha Dominion als erstes dieser minderwertigen Viecher entsorgen, bevor man sich mit den niederen Menschen beschäftigte. Aber erst nach dem großen Befriedungszug, denn noch wurden alle Kräfte gebündelt benötigt, wenn man gegen die Vereinte Allianz eine Chance haben wollte. Der Feind meines Feindes ist mein Freund – also musste man sich eben auch mit parasitären Lebensformen und diesen primitiven Käfern an einen Tisch setzen. Die Krönung der Schöpfung des Universums waren die Alba Simia. Daran gab es keinen Zweifel, wusste Altitudo und demonstrierte sein unverbindliches Lächeln, das kaum weniger kalt war als die Atmosphäre auf Frigidus.

Nicht allzu überraschend war, dass Praefecta Aranea eine völlige andere Meinung dazu hatte. Die neue Führerin von Regina hielt grundsätzlich alle Männer, egal welcher Lebensform, für Idioten und minderwertige Kreaturen. Besonders den arroganten Alba Simia würde sie es zeigen. Wenn der Feldzug vollendet wäre, würde sie dieses affenartige Gockelvolk unterjochen und sich ein oder zwei Alba Simia zu ihrem Vergnügen als Lustsklaven halten. Die diversen Völker des Alpha Dominion mussten sich zusammenraffen, solange sie gegen die VA kämpften. Was danach kam, war völlig ungewiss.

Aranea Regina II. – so war ihr neuer offizieller Titel. Zweite Königin von Regina. Und sie würde nicht nur dem Titel nach Augusta Regina nachfolgen, sondern auch die neue Machthaberin über den gesamten Planeten Regina sein, der bald zum Alpha Dominion zählen würde. Es sollte ein neues und totalitäres Matriarchat installiert werden, in dem Männer rechtlos waren, und zusätzlich Rusticusse als Arbeitseinheiten und Munuswesen als Vergnügungssklaven zur Verfügung standen – ganz nach dem Vorbild ihrer Vorgängerin. Die männlichen Adelssubjekte, die in Androidenkörpern gefangen waren, würden dies auch bleiben. Und die Massenproduktion der neuen Androidengeneration war ein Garant für eine starke Armee - schlagkräftiger und universeller einsetzbar als die früheren Pugnatoren.

Jetzt erhob sich Aranea vom Konferenztisch der Delegation von führenden Völkern des AD. Als neues Mitglied des Hohen Rates folgte sie Augusta Regina nach. Sie hatte gleich deutlich gemacht, dass ihr eine wichtige Position in den zu erobernden Gebieten der VA zufallen musste. Immerhin brachte sie die Androidentechnik mit, mit der das AD überhaupt erst einen Angriff auf die VA wagte. Der Alba Simia Altitudo nickte gönnerhaft. „Ihr seit die geborene Gouverneurin der Kolonie Regina. Ich dagegen werde Beta Patria verwalten.‟ Zark dröhnte lautstark. „Solange die Scarabaeus Pax Novo und die Erzmonde bekommen.‟

Aranea hatte keine Lust, mit diesen Mannsbildern um Planeten zu schachern. Sie entschwand in ihre Privaträume. Zwei Veteranas in ihren engen Uniformen aus mattschwarzem Synthetikleder begleiteten sie als Leibwächterinnen auf Schritt und Tritt. Auf ein dezentes Zeichen verließ eine der Wächterinnen die Räumlichkeit, während die andere sich langsam ihrer Uniform entledigte. Aranea Regina II. machte es ihr nach und knöpfte sich ihre Monarchenkleidung auf, warf sie auf eine Tischplatte aus Komposit und näherte sich der nun beinahe nackten und athletischen Frau. Sie öffnete ihr langes Haar und umarmte das Gegenüber. Zarte und dann temperamentvolle Küsse wechselten zwischen ihnen. Brüste wurden betastet, Finger suchten die Weiblichkeit bei sich und der Partnerin. Stolpernd vor Lust bewegten sie sich zu einem großen Diwan aus Memorygel. Und darin versanken nicht nur zwei erotische Körper zwischen dem schaumartigen Material, sondern auch ihre Lust und Leidenschaft.

Euphorisch und in Ekstase erlebten sie nur noch die Vereinigung ihrer ineinander verdrehten Leiber. Das ganze Universum existierte nur noch hier und jetzt an diesem Ort. Sie explodierten vor Geilheit, als sie ihre Höhepunkte erreichten, und danach hatten sie noch lange nicht genug. Ihre Leiber glänzten vor Schweiß und rieben sich aneinander, suchten weitere stimulierende Berührungen, die sie erneut kulminieren ließen.

Doch Aranea war nicht die Einzige des Hohen Rates, die ihrer Begierde frönte. Auch Scarabaeus Zark hatte sich zurückgezogen. Zärtlichkeit zwischen Sexpartnern war in seiner Kultur allerdings unbekannt. Stattdessen befriedigte er seinen Trieb an seinem privaten Sklaven, einem Placidus. Die Kreatur, die 70 Zentimeter kleiner war, hing an den Fußgelenken von der Decke, wo eine Kette das Gewicht mit einem Stahlhaken hielt. Er war so fixiert, dass sich der Kopf des Placidus in Höhe der Lenden des Scarabaeus befand. Die Arme waren dem Hängenden mit Fieberglasschlaufen auf den Rücken gefesselt.

Zur Einstimmung zückte Zark eine biegsame Elektrorute. Der Placidus war diese Behandlung gewöhnt. Sein Neurochip im Nacken sorgte dafür, dass ihm jeglicher Wille genommen war. Ursprünglich sollte das Exemplar verkauft werden. Zark selbst legte keinen Wert auf solch ein Implantat bei seinen Sklaven. Aber es gab einige Welten, in denen Sklavenhaltung nur erlaubt war, wenn sie nicht erzwungen wurde. Und ein Placidus, der keine Meinung hatte, ließ sich leichter vermarkten.

Zark aktivierte die Rute. Eine kleine Diode blinkte auf. Dann bohrte er die Spitze des Instruments in die Hinterbacken des Nackten. Das Ende knisterte fauchend und schlug blaue Blitze. Der ganze Körper zuckte und wackelte und schaukelte von der Decke, doch sein Lustobjekt gab keinen Ton von sich. Zark wiederholte die Stromschläge mehrfach; dann nestelte er an seiner martialischen Uniform herum, die eher einer Rüstung ähnelte. Ein gewaltiger und mit noppenartigen Warzen übersäter Phallus sprang regelrecht hervor wie eine Metallfeder.

Der Placidus öffnete weit seinen Mund und nahm das Organ tief auf. Es blähte sich mit zunehmender Erregung noch mehr auf, und nach kaum einer Minute schossen 200 Milliliter Flüssigkeit einer sirupartigen Konsistenz hinaus, den Rachen hinauf. Zark grunzte laut und lachte abgehackt. Dann verstaute er sein Ungetüm mit einem schmatzenden Geräusch wieder in seiner Hose und ließ den Placidus an Ort und Stelle hängen. - Die nächste Stunde hatte der Sklave dank der Gravitation damit zu tun, immer wieder zu schlucken.

Zark fühlte sich entspannt und gut. Er bekam Lust, einen Faustkampf zu absolvieren. Vielleicht trat der Kaiserliche Diener im Sportraum gegen zwei oder drei Placidus an, oder es fanden sich andere Gegner. - Für den morgigen Tag stand eine neue Konferenz in seinem Terminkalender. Er hasste es, sich mit diesen eingebildeten Alba Simia abgeben zu müssen. Er freute sich schon auf den Tag, wenn er diese hochnäsigen Halbaffen nackt in Käfige sperrte, wo sie hingehörten. Oder, fiel ihm gerade ein, er könnte das ganze Volk auf diesem landwirtschaftlichen Planeten der VA als Arbeiter einspannen. Er wusste, wie sehr Alba Simia physische Arbeit verabscheuten. Zark konnte sie sich sehr gut als Pflugzieher auf den Äckern vorstellen. Wieder musste er laut lachen. Die Zukunft gehörte den Scarabaeus.
179. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 20.09.19 18:13

~ LXXIV ~


Das Transferschiff näherte sich dem Ziel-Planeten. Atra Mundo sah aus dem Orbit aus wie viele andere Planeten mit atembarer Atmosphäre. Die Hypertriebwerke hatten abgebremst, und die Helium-3-Antriebe waren von der Crew aktiviert. Eine dichte Wolkendecke ummantelte den Himmelskörper vor dem schwarzen All. Im Innern des Schiffes leuchteten Halogenschienen an den Decken auf. Passagier Nr. 288 öffnete ruckartig seine Augen. Die Kryostat-Unit hatte seine Vitalwerte hochgefahren. Der Plexiglasdeckel seines Sarkophages öffnete sich zischend.

In dem Kälteschlafmodul wachten simultan weitere 29 Personen auf. Auf mehreren Ebenen des Schiffeskamen Reisende zu Bewusstsein. Normalerweise nutzte man die Kryotechnik für extrem lange Reisen, aber hier kam er wegen der außergewöhnlichen Beschleunigung des Hyperantriebs zum Einsatz. Insgesamt waren es 330 Passagiere, die die dubiose Überfahrt gebucht hatten. Vermutlich hatten alle irgendeinen nicht ganz legalen Hintergrund, um diese Reise anzutreten: Bürger, die untertauchen mussten, sich vor Behörden oder Syndikaten verstecken.

Wer würde sonst freiwillig an diesen abgelegenen Ort wollen, der durch ein Embargo der VA isoliert war, und an dem es nur so vor Kriminellen wimmelte? Mr. Iceberg fühlte sich ein wenig schwindelig und hatte leichte Kopfschmerzen, aber das war normal nach einer Kryostase. Eine synthetische Computerstimme ertönte von einem Deckenlautsprecher: „Herzlich willkommen im Orbit von Atra Mundo. Wir werden in zwei Stunden und elf Minuten auf dem Landefeld 71-AM von Atra-City landen. Bitte verlassen Sie jetzt ihre Kapseln und nehmen Sie auf ihren Liegesesseln platz. Vielen Dank.‟

Etwas zittrig stieg Iceberg aus der Kapsel und taumelte zu dem Sessel, der parallel dazu platziert war. Er legte die Flex-Gurte an und wartete auf weitere Anweisungen. Auch die 29 anderen Passagiere in dieser Sektion folgten den Angaben des Bordsystems. - Kaum hatten alle Personen ihre Sitze eingenommen, leuchtete eine große Datenfolie an der gegenüberliegenden Wand auf. Auf ihr konnten die Passagiere den Landevorgang verfolgen. Das Schiff tauchte in eine dichte Wolkendecke ein. Blitze waren zu erkennen. Schließlich startete die Crew die zusätzlichen Landedüsen. Die Audioübertragung sorgte für lautes Rauschen und Zischen. Donnergrollen war zu hören. Die Troposphäre begrüßte die Ankömmlinge nicht sehr freundlich.

Es schüttete sauren Regen, Wind peitschte über die Oberfläche des Landefeldes und ließ das Schiff unruhig vibrieren. Wie Skelette aus Kompositplatten ragten auf einer Seite einige Gebäude mehrere hundert Meter in die Höhe. Viele der verfallenen Skyhabitate waren unbewohnt. In ein paar von ihnen hatten sich mittellose Menschen einquartiert. Der Landeplatz war mit hohen Zäunen aus Klingendraht umgeben und wurde von blendenden Lichtern bestrahlt und von Securitydrohnen überflogen. Mr. Iceberg hatte das Gefühl, als würde er jeden Augenblick seinen Magen ausspucken. Doch dann erreichte das Schiff seine finale Position und Bodenkontakt, schaltete die Düsenbooster aus, und die plötzlich einsetzende Stille nach dem Landemanöver wurde erst durch eine weitere Bordansage beendet.

Die Nummern der Passagiere wurden aufgerufen, die das Schiff als Erste verlassen sollten. Zollformalitäten waren nicht zu erwarten. Die Einreisebestimmungen auf Atra Mundo waren faszinierend liberal. Aber vor allem war die Planetenpolizei korrupt. Die Reisegesellschaft hatte im Vorfeld bereits bei dem Logistikunternehmen für alle Eventualitäten und Bestimmungen gegen eine monetäre Zuwendung eine Einreisegarantie gebucht. Es gab vermutlich keine Behörde auf dem Planeten, die genaue Daten zur Bevölkerung hatte. ID-Cards oder subkutane Chips waren überflüssig. Das ungeschriebene einfache Gesetz auf Atra Mundo hieß: Je mehr finanzielle Mittel jemand hatte, desto mehr Rechte hatte er auch – und umgekehrt galt das ebenso.

Mr. Iceberg wurde mit 29 weiteren Passagieren von Bord geführt. Niemand sprach ein Wort. Der ehemalige CEO von Bionic Industries betrachtete aus den Augenwinkeln die anderen Personen. Was die wohl hierher verschlagen hatten? Wohl meist nichts Gutes. Gewöhnlich waren es zwielichtige Gestalten, die hier dunkle Geschäfte machen wollten, oder Kriminelle, die untertauchen mussten.

Ein Shuttle brachte die Gruppe an einen ovalen Andockbalkon eines Sky-Habitats im schwindelerregender Höhe. Das hässliche Wetter passte zu dem Moloch. Es goss wie aus Eimern ätzenden Regen, der die Luft säuerlich riechen ließ. Von dem toxischen Niederschlag, der gegen die Außenhaut des Shuttles peitschte, bekamen die Ankömmlinge jedoch nichts mit. Einige Personen trugen kleine Koffer oder Mappen. Mr. Iceberg hatte keinerlei Gepäck dabei. Sein Vermögen war in der transstellaren Bank der Vereinigten Allianz gespeichert und mit seiner DNA überall von ihm verfügbar. Er musste es nur möglichst zeitnah auf einen Finanzspeicher auf Atra Mundo transferieren, bevor es von Pax Novo aus gesperrt wurde.

Die Gruppe teilte sich an mehreren Aufzügen auf. Mr. Iceberg folgte dem Wegweiser zur Rezeption eines Hotels im 91. Stockwerk. In der Lobby saßen fünf oder sechs aufreizend gekleidete Frauen, die offenbar Liebesdienste anboten. Wegen der Wirtschaftssanktionen gab es keine Androiden, so dass hier echte Humanoiden ihrer Tätigkeit nachgingen. Auch der Rezeptionist war ein junger Mann. Eine auffällige Narbe quer durchs Gesicht zeugte jedoch von einer abenteuerlichen Vergangenheit. Über ihm leuchtete ein bläulicher Spot auf ihn nieder. Er trug ein Headset und ein Interface. Mr. Iceberg checkte mit einem Fingerabdruck an einem DNA-Scanner ein und erhielt die Magnetcard für Zimmer 9134 – auf Pax Novo eine längst obsolete Technologie.

Plötzlich wurde er von hinten angesprochen. Eine der Bardamen hatte sich genähert. Sie trug ein schwarzes Latexkleid, das jede ihrer weiblichen Formen betonte, und hohe Stiefel. „Ganz alleine hier, Mr. Unbekannt?‟ Ihre Stimme hatte etwas Verruchtes. Die schwarze Haarmähne wuchs wild und ungebändigt von ihrem Kopf. Ihre Iris war gletscherblau. Der Hotelgast lächelte. „Und was kostet es mich, heute Nacht nicht alleine zu verbringen?‟ Die Frau schlängelte sich immer näher und suchte dezent Körperkontakt. Sie setzte ein verführerisches Gesicht auf und knabberte an ihrer Lippe, die unnatürlich intensiv rosa glänzte. „Das kommt ganz darauf an, was du für Vorstellungen hast, Süßer.‟ Der Rezeptionist hatte offenbar ein leistungsstarkes Upgrade-Gehör, denn er rief ihnen zu: „Trixi! Lass ihn leben! Er hat einen anstrengenden Kryo-Trip hinter sich.‟ Die Latexdame winkte ab und umschlang ihren Kunden, um mit ihm zum Zimmer zu gehen. Hinter Mr. Icebergs Rücken zeigte sie dem Hotelangestellten den ausgetreckten Mittelfinger, dessen Nagel, wie alle anderen neun auch, knallrot lackiert war, und an die Krallen einer Wildkatze erinnerten.

Kaum vor der Tür Nr. 9134, zog sie ihm die Magnetcard mit spitzen Fingern aus der Hand und steckte sie in den Leseschlitz. Selbst diese profane Bewegung wirkte bei ihr erotisch. Das Zimmer öffnete sich leise klackend. Die Tür schob sich seitwärts in die Wand. Als beide in den überraschend sauberen Raum eingetreten waren, schloss die Tür automatisch hermetisch ab. Die Einrichtung war zwar spartanisch, aber war ausreichend für eine Nacht, die der CEO hier verbringen würde. Er blickte auf ein großes und breites Bett mit intelligenter Gelmatratze. Neben dem Nachtquartier stand die Minibar hinter einem transparenten Deckel. Gekühlte Getränke diverser Art. Die meisten Funktionen im Raum wurden mit Gestensteuerung angesprochen: Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Audiodateien, Newsfeeds an den Wänden, die Bettposition.

Die Lady schmiegte sich an ihren Kunden. „Soll ich dich ausziehen, Süßer? Willst du es dir im Bett bequem machen?‟ Iceberg räusperte sich. „Ich gehe nur schnell ins Bad und mache mich frisch.‟ Die Frau lächelte und tänzelte zum Bett. „Wie heißt du eigentlich, mein Süßer?‟ Iceberg rief: „Artus.‟ Unter der H2O-Dusche fragte er sich, ob die Liebesdienerin gleich noch ihre enge Latexhülle trug oder sich nackt auf dem Bett räkelte. - Als der CEO in einem roten Frotteemantel mit nassen Haaren zurückkehrte, saß die Dame auf dem Rand der Matratze, die Beine übergeschlagen. Das Licht war leicht gedimmt. Sie ließ ihren Kopf nach hinten fallen und streckte die Hände nach ihm aus. „Komm zu mir!‟

Auch draußen war es abrupt dunkler geworden, wie Iceberg überrascht durch die großen ovalen Fenster bemerkte, bis ihm bewusst wurde, dass es nur Hologrammscheiben waren, die einen programmierten Ausblick zeigten. Das hätte ihm auch direkt auffallen können, schalt er sich, denn so schön war die Umgebung wahrlich nicht. Und die Sonne hatte auch nicht geschienen. Doch nun wollte er sich ganz der Qualifikation dieser Lady überlassen. Unübersehbar erregt näherte er sich der Frau und streifte den Mantel ab. Die Latexdame rutschte von der Matratze auf die Knie und leckte mit ihrer fast unnatürlich langen Zunge die Unterseite seines Liebesschaftes entlang. Sie flüsterte seinen Vornamen und saugte seinen Phallus nun tief zwischen ihre rosa Lippen.

Die Bonafuga hatte derweil Regina erreicht und die versklavten Kreaturen in Quartieren der Prospect Enterprises untergebracht, um sie medizinisch untersuchen zu lassen. Selbstverständlich erhielten alle Personen ihre Freiheit zurück. Animus und Gravis organisierten ein virtuelles Begräbnis für Flosa. Noch Tage später waren sie sehr ergriffen von dem Vorgang. Trotzdem kehrte der Alltag ein, und Animus flog seit längerer Zeit wieder als Pilot für Prospect Enterprises Transporter mit Erzcontainern.

Gravis wurde im Securitybereich der Firma eingestellt. Der Sicherheitsstandard wurde signifikant erhöht, nachdem Kriminelle versucht hatten, die Firmenzentrale zu kapern. Bei einer EMP-Notabschaltung stellte sich heraus, dass die Angreifer Androiden mit einem illegalen Upgrade waren. Dieses evolutionäre Programmmodul in einigen LA667R/222 war außer Kontrolle geraten. Spezialeinheiten der Firma Bionic Industries sowie die Planetenpolizei und weitere Organisationen der VA arbeiteten zwar mit Hochdruck an der Eliminierung der betroffenen Androiden, aber bisher hinkten sie den sich ausbreitenden Künstlichen Intelligenzen hinterher.

Bionic Industries war von den Behörden zwangsübernommen worden und verstaatlicht. Unter der Aufsicht gleich mehrerer Behörden wurden lediglich dringende Produktionen und einige Forschungsbereiche aufrechterhalten. Inzwischen hatten Ermittler der Planetenpolizei nachgewiesen, dass die Konzernzentrale durch eine Detonation vernichtet worden war, die mit hoher Wahrscheinlichkeit der untergetauchte CEO Artus Iceberg zu verantworten hatte. Er war VA-weit zur Fahndung ausgeschrieben. An vielen öffentlichen Orten scannten permanent DNA-Controller nach gesuchten Personen, aber auch Icebergs Konterfei erschien regelmäßig auf großen Datenfolien an Gebäuden und in Newsfeeds.

Auch Animus und Gravis hatten davon erfahren und machten den Konzernchef nicht nur für die Misere mit den Androiden, sondern auch für Flosas Tod verantwortlich. Nicht auszudenken, wenn der Flüchtige es bis ins Alpha Dominion geschafft hätte! Gravis bezweifelte das, aber Animus hatte mal von DNA-Modifikationen gehört. Und biometrische Abgleiche ließen sich ebenfalls manipulieren. Wenn Iceberg sich dem AD angeschlossen hatte, konnte er die eh schon technisch fortgeschrittene Androidenentwicklung dort weiter vorantreiben. Animus menetekelte: „Wir stehen vor einem gewaltigen Sternenkrieg. Du siehst ja, was ein paar dieser Androiden bei PE beinahe angerichtet hätten. Was glaubst du, was die Myriaden von Cyborgs oder Androbots des AD erreichen werden?‟ Gravis brummte: „In den Infokanälen wird zwar immer von einer bevorstehenden Invasion gesprochen, aber ich glaube nicht, dass die die VA wirklich angreifen.‟ Animus schnaubte. „Wenn du dich da mal nicht irrst. Wenn das Alpha Dominion wirklich eine Offensive durchzieht, sind wir hier auf Regina als Erste dran.‟

Gravis wollte wissen, ob sein Gefährte dann wieder in die Armee gehen würde. Animus schüttelte den Kopf. „Ich bin doch nicht lebensmüde! Gegen diese Maschinenmenschen kämpfen? Lieber nehme ich ein Schiff und fliege so weit es geht von der Frontlinie weg. In einen ganz anderen Quadranten der VA. Oder sogar noch weiter darüber hinaus. Es gibt genügend Kolonien und unkultivierte Welten da draußen.‟ Gravis seufzte. „Der Krieg ist gar nicht das Schlimmste. Ich...‟ Er schaute verschämt in seinen Schritt. Animus berührte ihn an seiner kräftigen Schulter. „Ich weiß. Deine Phallusprothese. Eine Hülle, die dich keusch hält. - Und dann noch die Elektroden an deinen Hoden.‟ Er sah ihm zwischen die dicken Schenkel. „Ist das Teil immer noch so programmiert, dass es Impulse auslöst, wenn das Audioempfangsteil ein Schimpfwort empfängt?‟ Gravis zuckte resignierend mit den Schultern. „Wer soll es geändert haben?‟ Animus: „Das ist echt scheiße!‟ Der Muskelkoloss zuckte zusammen und grunzte. „Das ist nicht lustig, Animus!‟ Sein Kamerad grinste. „Ups! Habe ich ein verbotenes Wort gesagt?‟ Gravis packte ihn am Oberteil und hob ihn am ausgestreckten Arm in die Höhe. Animus zappelte in der Luft. „Hey, lass mich runter, du Ungetüm!‟ Gravis setzte ihn wieder ab. „Es muss eine Lösung für mein Problem geben. Dieser Munuserziehungsapparat bruzzelt mir noch die Eier ab!‟

In den folgenden Tagen recherchierte Animus in sämtlichen verfügbaren Datenbänken nach einer Option, die Elektroden zu entfernen. Leider war die exakte chemische Zusammenstellung der Lösungstinktur nötig, die die Plättchen von der Haut lösten. Und die Formel hatte Flosa mit ins Grab genommen. Und auch die spezielle Castitasschelle war nicht einfach zu entfernen. Mr. Carthy, Chef von PE, half dabei, einen Spezialisten zu finden. Eine Woche später war er da: Der Mann untersuchte Gravis und machte ihm schließlich Hoffnung. „Ich kann mit einem medizinischen Feinlaser die Hülle entfernen. Allerdings kann es sein, dass der Chip im Phallus dann blockiert und kein Orgasmus mehr möglich ist.‟ Der ehemalige Custos stöhnte auf. Aber was hatte er zu verlieren? Also willigte er ein.

Wenige Tage später lag er in einem sterilen Raum in der PE-Basis auf einem Aluminiumtisch wie eine Leiche, nackt und mit dicken weißen Nylongurten an Händen und Füßen sowie Bauch und Brust fixiert. Der Tisch war für gynäkologische Untersuchungen konzipiert und ließ sich an einem Ende in zwei Teile spreizen. Der Spezialist steuerte die Position der Unterlage mit Gesten, die von einem Empfänger gelesen wurden. Gravis merkte, wie sich seine dicken Schenkel langsam immer weiter spreizten. In einem Winkel von 90 Grad stoppte der Tisch. Der Spezialist rollte einen Hocker heran und setzte sich zwischen die Beine des Patienten. Er trug einen weißen Plastik-Kittel, der irgendwie an einen Schlachter erinnerte. Ein Stirnband wies links und rechts eine Art Lampe auf.

Der Mann zog sich Latexhandschuhe über und legte die große Phallushülle Richtung Bauchnabel und betastete die Hoden. Gravis zuckte zusammen. „Was... was machen Sie denn da?‟ Der Experte drückte auf den Hoden herum. „Ich muss ein paar Untersuchungen machen. Keine Sorge.‟ Gravis verzog seine Miene. „Das tut weh! Autsch!‟ Er hob den Kopf und sah den Mann vorwurfsvoll an. Er sah, wie der Spezialist einen Stab in der Hand hielt und ihn mit einem Gleitmittel einrieb. „Ich muss die Körpertemperatur genau prüfen.‟ Gravis ächzte. „Damit? Wo soll das hin? Es gibt Laserthermometer und... Aaah!‟ Schon steckte der Stab in seinem Anus. Gravis verzog sein Gesicht. Dieses Messteil war circa vier Zentimeter dick! Das war doch nicht für anale Messungen am Menschen gemacht!

Endlich widmete sich der Typ der Penishülle. Mit einem Laserskalpell hantierte der Mann geschickt und flink als würde er den ganzen Tag nichts anderes tun. Innerhalb von einer Minute hatte er die Castitasprothese entfernt. „Na, jetzt haben Sie wieder Zugang zu ihrem echten Freund. Aber der ist im Vergleich doch ziemlich mickrig...‟ Gravis stöhnte. So eine Unverschämtheit! Er versuchte seinen Kopf so weit zu heben, dass er ihn sehen konnte, aber seine massive Brustmuskulatur stahl ihm die Sicht. Dann spürte er, wie der Mann sein gutes Stück nahm und etwas darüberstülpte. Es war eine Pumpe, die Unterdruck erzeugte. Gravis stöhnte wohlig auf. Was für ein Gefühl nach all der keuschen Zeit! Doch was war mit seinem Securitychip im Phallus? Würde er eine Erektion verhindern oder gar einen schmerzenden Stromimpuls senden?

Gefangen zwischen Geilheit und Angst schwitzte der Muskelkoloss und spannte seinen Körper an, dass die Nylonfesseln knarrten. Reißen würden sie selbst bei Gravis Monsterkraft nicht, denn die Bruchlast des Materials betrug 900 N/qmm. Sein Phallus wurde größer und größer. Der Patient hatte das Gefühl, dass ihm sein bestes Stück jeden Augenblick platzen würde. Doch in der Realität war er trotz der Pumpe nicht mal halb so groß wie seine Prothese. Dafür war seine Geilheit so groß wie sie nur sein konnte. Er hatte das unbändige Bedürfnis, endlich seinen Samen zu vergießen. Der Spezialist konstatierte trocken: „Der Chip ist deaktiviert. Alles funktionsfähig.‟ Gravis seufzte tief. „Das erleichtert mich ungemein!‟

Der Mann löste die Erektionspumpe und betastete den Phallus. Der Patient stöhnte auf und wand sich in den Gurten. Die Geilheit war kaum zu ertragen. Der Spezialist nahm eine Metallschlaufe und zog sie um die Wurzel des Luststabes. Gravis ächzte. „Was... was wird das denn noch? Wann bin ich hier fertig?‟ Er wollte einfach nur in Ruhe seinen neu gewonnenen Freund bearbeiten und seinen Druck loswerden. Der Mann grinste. „Wir werden noch eine Ejakulation durchführen.‟ Gravis ächzte. Das hätte er lieber alleine gemacht. Aber besser so, als noch länger warten, dachte er sich. Obwohl ihm das Ganze doch ziemlich peinlich vor dem Unbekannten war.

Offenbar wollte der Typ ihn elektrisch abmelken wie einen Munus. „Ich würde lieber... also, wenn ich darf, ich würde lieber Hand anlegen... selbst.‟ Der Mann legte eine zweite Schlaufe um die Hoden des Patienten. „Tut mir leid, aber das muss nach einer vorgegebenen Weise ablaufen.‟ Schon wenige Sekunden später spürte Gravis den Strom fließen. „Ooouuuh! Nicht so viel! Das ist zu stark!‟ Er bäumte sich in seinen Fesseln auf und zappelte, aber vergebens. Weder lösten sich seine Gurte, noch änderte der Mann die Intensität. So hatte sich Gravis seinen ersten Orgasmus seit Ewigkeiten nicht vorgestellt! Aber trotz der Schmerzen merkte er, wie er sich rasend schnell einem Höhepunkt näherte. Wie hatte er dieses Gefühl vermisst! Er verzog das Gesicht, grunzte laut und gab weitere gutturale Laute von sich... noch etwa drei Sekunden, zwei, eine...? Seine Muskelberge schwollen an, dicke Adern zeigten sich unter der Haut.

Und dann: Der Strom war abrupt weg. Gravis zappelte und brüllte: „AAAAAAAAIIIIIH!‟ Er konnte den Orgasmus nicht erreichen... Aber sein Ejakulat floss in einem Strom wie flüssige Lava aus seinem Phallus und sammelte sich in einer Petrischale, die der Spezialist schnell unter die pralle Eichel positionierte. Als der erste Schock verarbeitet war, beschwerte sich Gravis vorwurfsvoll: „Sie haben den Strom zu früh unterbrochen. Ich bin nicht gekommen.‟ Der Experte betrachtete die Petrischale und meinte: „Ein Orgasmus war auch nicht vorgesehen.‟ Gravis wurde sauer. „Wieso nicht?!‟ Er ruckte an den Gurten. So frustriert wie im Moment war er noch nie gewesen. „Binden Sie mich endlich los!‟ Der Mann lächelte. „Das Ejakulat ist meine Bezahlung. Wir machen noch weitere Durchgänge, bis die Schale voll ist.‟ Gravis öffnete den Mund und war doch sprachlos. Noch mal? „Nein, ich will...‟

Er spürte, wie der Strom floss. Erst schwach, dann ansteigend. Gravis stöhnte: „Nein, nein, nein. Nicht wieder!‟ Würde er wenigstens dieses Mal einen Orgasmus bekommen? „Autsch! Geht es auch etwas... mit weniger Saft!‟ Der Mann nickte. „Ja natürlich, aber dann dauert es länger.‟ Gravis quetschte zwischen den Zähnen hervor: „Ich habe Zeit.‟ Der Experte lächelte gezwungen. „Hören Sie! Das sind bewährte Volt- und Amperewerte.‟ Gravis ächzte. „Das ist.... ooouh... aber schmeeeeeerzhaft.‟ Der Spezialist schüttelte den Kopf. „Reißen Sie sich mal ein bisschen am Riemen! Sie sind doch so ein großer, starker Mann.‟ Gravis schnaubte: „Haben Sie diese Prozedur schon mal selbst mitgemacht?‟ Der Fachmann räusperte sich. „Nein. Ich bevorzuge Damen für sexuelle Handlungen...‟ Gravis grunzte. „Ich glaub.... Ooou, es... gleich...‟ Wieder schaltete der Stromfluss auf Null. Gravis brüllte. „Mann!! Schon wieder! Lassen Sie den Strom doch einfach ein paar Sekunden länger laufen!‟ Erneut hatte er eine Portion seines Sekrets in die Petrischale abgegeben. Doch voll war sie noch lange nicht.

Der Spezialist konstatierte: „Noch vier oder fünf Durchgänge. Dann sind wir fertig.‟ Gravis riss mit seinen 175 Kilogramm an den Gurten und starrte den Mann an, als wollte er ihn erwürgen. „Was?! Nein, das... Warten Sie! Eine Pause. Machen wir wenigstens eine Pause.‟ Der Kittelträger lächelte humorlos. „Keine Zeit.‟ Stattdessen aktivierte er durch Gestensteuerung die Analsonde, die nun stark vibrierte und die Prostata des Patienten reizte. Gravis wisperte: „Nein, nein, nein! Nicht schon wieder!‟ Sollte er laut nach Animus rufen? Wie ein hilfloser Bube? Nein, er wappnete sich für den nächsten Durchlauf.

Auf Frigidus am Rand des Alpha Dominion rüstete die Armee seit Monaten auf. Cyborgs wurden in gewaltigen Fabriken am Fließband produziert. Neben dem Kernchip interagierte in einigen der Roboter ein humanoides Gehirn. Regina hatte bei ihrer Flucht ins Exil tausende der männlichen Bewusstseine mitgenommen und nun aus ihnen willenlose „Soldaten‟ geschaffen. Aber auch die Androidentechnik der Regina machte die Feministinnen zu wichtigen Partnern im Hohen Rat des AD bei der Invasion in die Vereinigte Allianz. Daher war der Einfluss der nachfolgenden Regina auch sehr groß.

Aranea Regina II., so ihr Titel, hatte große Pläne. Sie wollte die primäre Rolle im befriedeten VA-Gebiet spielen. Die Feministinnen von Regina mussten langfristig die Vorherrschaft über das neue, große Alpha Dominion besitzen. Das war das unumstößliche Paradigma der Frauen. Arbeitsfähige Wesen wie die dummen Scarabaeus, alle Rusticusse und Placiduskreaturen würden auf Colonia Agricultura Viktualien produzieren, während die Alba Simia in Rechenanlagen arbeiten konnten. Munuswesen waren zum Vergnügen der Ladys da. So hatte jedes Geschöpf seinen Platz im neuen Reich.

Aranea Regina II. schwelgte in der Zukunft. Nach dem Sieg über die Vereinigte Allianz musste sie zunächst den Hohen Rat entmachten. Die Praefectas und ihr ganzes Volk stand hinter ihr. Doch für einen Putsch brauchte sie weitere Verbündete aus den unterschiedlichen Lagern. Vielleicht Altitudo, der machtbesessene Alba Simia? Diese Wesen sahen zwar optisch ein bisschen nach dummen Affen aus, waren aber hochintelligent. Vielleicht zu intelligent. - Leichter zu manipulieren wäre vermutlich der impulsive Zark von den kriegerischen Scarabaeus. Die anderen Rassen waren ihr zu exotisch: Diese Amphibienviecher mit ihrer grünlichen Warzenhaut oder diese Würmer, die in skorpionsartigen Körpern über diese herrschten wie Parasiten. Solche Kulturen konnte sie nicht einschätzen. Was für Moral und Ethikvorstellungen, was für Empathie oder philosophische Attitüde lebten diese Subjekte? Die Zusammenarbeit im Hohen Rat war mit ihnen schon schwierig genug. Permanente Missverständnisse verzögerten die Arbeit in den Konferenzen. Aber das vorgegebene Zeitfenster, in dem die Armee ihre Invasion starten würde, blieb bestehen. Eine Verzögerung würde es nicht geben.

Aranea Regina II., in einen hautengen silbernen Overall aus intelligentem Textil gehüllt, hatte sich einen Poncho übergeworfen, um vor den lüsternden Blicken der Scarabaeus geschützt zu sein. Sie hasste diese anrüchigen und starren Ausdruck in den exotropen Reptilienaugen. Sobald sie die Macht hatte, würde sie Zark, Tzrut und seine Kompagnons in eine Zelle werfen lassen, entkleiden und schließlich ent... Vor ihrem geistigen Auge würde sie die Laserklinge persönlich schwingen und diesem Machodreck seine Position demonstrieren. Danach konnten sie als Clowns in der Manege auf Litus Mundus die Massen begeistern.

Die neue Königin musste die Vorgehensweise mit ihren Vertrauten, einem ausgesuchten Kreis aus Veteranas und Praefactas, besprechen. Ein Holoprojektor zeigte über einem hexagonalen Epoxidharz-Tisch mit integriertem, indirektem Licht das Sol-System mit dem Planeten Regina. Dort würde das Alpha Dominion als erstes die Vereinigte Allianz betreten. Der Außenposten war militärisch nicht gut gesichert und leicht zu befrieden. Insbesondere würde die verhasste Securitas Tracing Corporation liquidiert werden, die rebellierende Munuswesen und treue Untertaninnen der Regina im Untergrund aufstöberten und festnahmen. Danach würde die Armee des AD System für System besetzen: Mare Mutus, Litus Mundus, Colonia Agricultura, Pax Novo und schließlich Beta Patria. Das waren die wichtigsten Welten. Der Rest war nur ein Nebenschauplatz. Die anderen Kolonien würden dann längst kapituliert haben.

Die Vorfreude auf die so süße Macht sorgte dafür, dass Aranea sexuell stimuliert war und spürte, wie sich ihr Schritt wohlig kribbelnd meldete. Ihr standen Munuswesen zur Verfügung, aber sie hatte Lust auf etwas Neues, Aufregendes. Sie ließ sich von einer Praetoria einen Placidus bringen, der in erotischen Freuden ausgebildet war. Zwar kannte der kleine Humanoide nur die Anatomie der Scarabaeus und Alba Simia, aber der behaarte Gnom sollte wohl in der Lage sein, Aranea zu befriedigen. Zwei königliche Wächterinnen brachten den 1,30 Meter kleinen Mann ins Quartier der Majestät und warteten weitere Befehle ab. Da Placidus keine Gewalt oder Aggression kannten, war es nicht gefährlich, mit ihm allein zu bleiben; daher schickte Aranea die beiden Frauen weg.

Der Placidus trug einen Lendenschurz aus schwarzem Neopren und ein Brustgeschirr. Er sah sehr merkwürdig aus, denn man hatte ihm den Torso rasiert. Nur an Kopf und den Extremitäten breitete sich der starke Haarwuchs aus, der fast einem Fell ähnlich sah. Doch Brust und Rücken, Bauch sowie – wie die Königin vermutete – auch sein Intimbereich waren blank rasiert und stellten die helle Haut bloß. Der Anblick erregte Aranea noch mehr. Mit einer Geste schickte sie den Tisch in den Boden, und kurz darauf erschien an seinem Platz ein großes Bett mit intelligenter Gelmatratze. Sie schlüpfte aus ihrem Poncho und wartete auf eine Reaktion des Placidus, doch die blieb aus. Dann zeigte sie auf seinen Lendenschurz. „Weg damit!‟

Er gehorchte augenblicklich und löste zwei Schnallen, um das Textil zu entfernen. Aranea grinste. Seine Männlichkeit war rasiert und recht mächtig. Auf jeden Fall größer als bei einem normalen humanoiden Mann oder Rusticus, ansonsten sehr ähnlich geformt. Wie groß der Phallus wohl werden konnte, fragte sie sich, denn noch war er nicht erigiert. - Als Aranea sich aus ihrem Overall schälte, änderte sich das. Entweder erregte der Anblick den Sklaven, oder er war in der Lage, seine Erektion willentlich zu steuern. Araneas Grinsen wurde noch breiter. Dieser Luststab würde sie mehr als füllen! Sie legte sich aufs Bett und winkte den Placidus heran. Und in den nächsten Augenblicken wechselte Regina II., stöhnend und maunzend, von einer Ekstase in die nächste. Sie kulminierte in multipler Form, wie sie es nie zuvor erlebt hatte. Der Placidus bewegte sich in einer talentierten Weise, die kaum zu begreifen war. Wieder und wieder erreichte Aranea einen Orgasmus und brach irgendwann völlig erschöpft und zufrieden ab.

Der Luststab des Placidus sackte zusammen, als sei nichts gewesen. Er stand auf und stellte sich stramm neben das Bett. Aranea bewunderte seine Disziplin. Hatte er kein eigenes Verlangen? Sie winkte ihn herbei. „Mach es dir! Hier, vor mir. Los! Nimm dein Teil in die Hand.‟ Der Placidus gehorchte sofort und begann zu onanieren. Nach 16 Sekunden war der Stab erigiert, nach 172 Sekunden erreichte er den Höhepunkt und stöhnte tief, während beinahe fünf Milliliter Sekret auf dem Boden zwischen Araneas Füßen den Beweis eines Höhepunktes erbrachten. Sie fragte den kleinen Mann, ob es ihm gefallen habe. Der Placidus antwortete: „Ja, sehr, Hoheit.‟ Aranea wollte wissen: „Wünscht du dir öfter eine Erlösung?‟ Der Placidus druckste eine Sekunde lang herum, bevor er antwortete. „Mir steht es nicht zu, mir etwas zu wünschen.‟ Aranea staunte. Ein willenloses Subjekt. Der perfekte Sklave. Das perfekte Toy. Die Scarabaeus und vor allem die Alba Simia verstanden ihr Handwerk, dass musste sie den Völkern lassen.
180. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 27.09.19 19:15

Aktualisiertes GLOSSAR

Augusta Regina: Herscherin des Planeten Regina, abtrünnige Kolonie der Vereinten Allianz. Nach ihrem Exil im Alpha Dominion einem Attentat zum Opfer gefallen. Nachfolgerin: Aranea Regina II.

Alpha Dominion: Bündnis diverser Welten und Lebensformen, einige davon nicht Humanoid.

Planeten im AD:
Frigidus: kalter Planet an der Sektorgrenze, m. militärischen Einrichtungen
Naturalis Sidus: großteils tropischer Planet (Exil für Augusta Regina)
Vereinigte Allianz: Bündnis diverser Welten und Lebensformen (128 Milliarden Humanoiden)

Planeten der VA:
Atra Mundo: Planet und No-go-Area am Rande der VA. 7 Megacitys. Hauptstadt: Atra-City. Kriminelle Organisationen teilen sich die Herrschaft. Sklavenhaltung wird praktiziert. Keine Androidentechnologie. Abgeschnitten durch Embargo.
Beta Patria: liegt im Sol-System X94021-115-BP und beherbergt den Hohen Rat der VA
Colonia Agricultura: Planet mit Landwirtschaft (Nahrungserzeugung)
Litus Mundus: Vergnügungs- u. Urlaubsplanet (temporär als Militärbasis genutzt)
Mare Mutus: Planet in der Nähe des Regina-Systems
Pax Novo: wirtschaftlich starke Welt (233 Mio Bevölkerung); Hauptstadt: Pax-City (14 Mio), liegt im Sol-System von Beta Patria
Regina: zeitweise abtrünnige Kolonie der VA.

Neuromodifizierte Wesen unter Augusta Regina:
Rusticus (Arbeiter) und Munus (Sexsklaven); besondere Rusticus-Variante: Custos (muskulöse Haremswächter)

andere Lebensformen:
Placidus: friedliebende Humanoide (1,30 m groß, stark behaart) werden im AD gerne als Sklaven gehalten
Scarabaeus: insektoid-humanoide Spezies des AD (Kaiserreich). Exotrope Augen, Schuppenhaut, 2 m groß, aggressiv. Offiziersrang: Kaiserlicher Diener. Untergeordnet: Kaiserlich Geführter.
Alba Simia: Hybridform aus Affe u. Mensch. AD. Weiße Haare. Feingeister. Halten sich Sklaven wie die Placidus (aus ihrem Nachbarsystem). Spielen 3-D-Schach
Wurmskorpione: Wurm im Wirtskörper eines skorpionsartigen Lebewesens. Klickender und zischender Akzent.
Amphibienwesen: abgeschottete Kultur, grünliche Warzenhaut. Können mind. 20 Min. unter Wasser bleiben. 50 cm lange Zunge. Nickhaut über Augen. Heimatwelt hat 0,3 g.

Konzerne, Vereinigungen:
Bionic Industries (größter Androidproduzent in VA, auf Pax Novo), grünes Logo; Sitz: Pax Novo.
Prospect Enterprises: Erzverarbeitungsbetrieb. Sitz: Regina
IPPC (Interplanetary Private Prison Corporation): private Gefängniskette, gelbes Logo. Diverse Standorte.
Securitas Tracing Corp.: Organisation zur Festnahme von rebellierenden Munuswesen und Edelfräuleins auf Regina.
Noxius-Bruderschaft: kriminelle Verbindung auf Atra Mundo


181. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 11.10.19 18:39

~ LXXV ~


Mr. Iceberg hatte ein Apartment in einem Skyhabitat in Atra-City erworben, 200 Quadratmeter groß, im 75. Stockwerk gelegen und luxuriös ausgestattet. Die Gegend war nicht die beste, aber dafür war der Kaufpreis entsprechend günstig gewesen, den der windige Makler ihm offeriert hatte. 30 der insgesamt 110 Etagen waren mit anonymen Wohneinheiten belegt. Hier konnte Artus Iceberg ein neues Leben beginnen. Und so lange er über finanzielle Mittel verfügte, würde es ihm hier an nichts fehlen. Er brauchte theoretisch das Habitat nicht mehr zu verlassen. Die Infrastruktur des Gebäudes bot jegliche Dienstleistung.

Das wie ein fünfzackiger Stern in seinem Grundriss geformte Bauwerk befand sich zwar in einem besonders zwielichtigen Außenbezirk von Atra-City, aber ein hauseigener Securitydienst sorgte dafür, das kein Unbefugter die heiligen Hallen betrat. - Inoffiziell war die Metropole in diverse Bezirke aufgeteilt, die jeweils von einer Unterweltorganisation verwaltet wurde. Hier herrschte die Noxius-Bruderschaft. Viele der hier Wohnenden gehörten ihr an oder waren geschäftlich mit ihnen verbunden. Mitglieder anderer Vereinigungen wurden nicht geduldet.

Der Ex-CEO hatte sich ein dekadentes Luxusfestmahl munden lassen, wozu auch ein 44 Jahre alter Rotwein eines Edelweingutes auf Colonia Agricultura gehörte, und bediente nun per Gestensteuerung sein großes Panoramafenster, das mit einer Zoomfunktion ausgestattet war, damit man aus seiner gemütlichen Behausung heraus auf die arme Bevölkerung vor dem Habitat blicken konnte. Zuvor hatte das Fenster eine romantische Wald- und Wiesenlandschaft voller Sonnenschein und Blumen dargestellt; jetzt zeigte es die Realität: einen düsteren Himmel, aus dem saurer Regen tropfte.

Icebergs Wohneinheit lag in einer abgerundeten Spitze der sternförmigen Bauweise, so dass er über einen 270-Grad-Panoramablick verfügte. Im Westen lag das Zentrum von Atra-City mit noch höheren Skyhabitaten. Im Norden war ein Armenviertel mit primitiven Wellblechhütten und alten Industrieanlagen zu sehen. In östlicher Richtung erstreckte sich linker Hand eine Solarplantage mit Kollektoren, rechts davon schloss sich ein Industripark an, der aus diversen Fabriken und Fördertürmen bestand, die Erze und andere Rohstoffe aus dem Boden holten.

Atra Mundo verfügte über große Vorkommen von Erdöl. Die Nachfrage danach war in der VA allerdings seit Jahrzehnten kaum noch vorhanden, aber auf Atra Mundo gab es noch industrielle Anlagen, die mit Verbrennungsmotoren angetrieben wurden, so dass ein Eigenbedarf bestand. Durch das General-Embargo gab es eh keine Im- oder Exporte. - Mr. Iceberg zoomte auf eine Magnetbahn, die ihre besten Tage wohl schon hinter sich hatte, die vollgestopft war mit Arbeitern in zerrissener Kleidung. Sie waren auf dem Weg aus ihren Slums in die Fabriken. Zwölf-Stunden-Tage waren die Norm. Leben konnten sie davon kaum. Er hatte in einer Datenbank nachgelesen, wie exorbitant hoch die Beschaffungskriminalität in den Slums war. Es ging selten um Drogen, sondern oft nur darum, den Magen mit Nahrung zu füllen.

Einige wenige Arbeiter – davon circa 80 Prozent weibliche – schreckten auch nicht davor zurück, sich für Liebesdienste anzubieten. Natürlich hatte für solche Vergnügungen niemand aus den Slums genug finanzielle Mittel, aber für solche Dienstleistungen durften einige akkreditierte Personen Habitate der Reichen und Schönen betreten. Dort lebte die Kundschaft. - Iceberg beendete die Zoomfunktion gerade eine Sekunde zu früh, um einen Tumult in der Magnetbahn zu bemerken, der durch einen Taschendieb entstanden war und zu einer Massenprügelei führte – nichts Ungewöhnliches in der Arbeiterbahn.

Auf dem Fenster erschien stattdessen ein Newsfeed, der aktuelle Nachrichten aus Politik und Wirtschaft aufführte, und dann die meteorologischen Außenwerte angab: Warnung vor ungeschütztem Aufenthalt im Freien. Der ätzende Regen konnte Haut- und Atemreizungen erzeugen, die UVA-Strahlung erreichte einen kritischen Wert der 4,7-fachen Dosis der Standardwerte, und eine Wolke aus ionisierender Strahlung überzog in den nächsten Stunden Atra-City, der man möglichst aus dem Weg gehen sollte, wollte man sein Leben nicht um 20 Jahre verkürzen. Dazu kamen tabellarisch aufgeführte Schadstoffe, die sich in der Atemluft von Atra Mundo befanden. Ihre Werte fluktuierten zwar, waren aber permanent viel zu hoch: Ammoniak, Ozon, Benzol, Feinstaub, Kohlenmonoxid, Schwermetalle wie Blei und einiges mehr, was man nicht in seinen Lungen haben wollte.

Iceberg fragte sich, wie hoch die Lebenserwartung der Arbeiter war, die diesem Giftcocktail tagtäglich ausgesetzt waren. Er aktivierte einen Wandspiegel und betrachtete sich: Äußerlich erinnerte nichts mehr an den CEO von Bionic Industries. Er hatte in den Datenfeeds Videos von der Verstaatlichung des Konzerns gesehen. Nach der Affäre mit dem illegalen Feldversuch der LA667R/222-Androidenreihe mit experimenteller Künstlicher Intelligenz, da war das nicht überraschend gekommen. Er war froh, weit weg zu sein. Und zu allem Chaos prognostizierten die Politikprogramme eine bevorstehende Invasion des Alpha Dominions. Iceberg seufzte. Entweder übernahmen die Maschinen die Macht über alle humanoiden Welten, oder die Lebensformen aus dem AD herrschten demnächst über die Menschen. Schöne neue Welt!

Er würde sich noch ein angenehmes Leben machen, so lange es möglich war. Er trat zu einem weißen Panel und klickte auf einen grünen Punkt. Die Wand fuhr zur Seite und öffnete einen überdimensionalen Kühlschrank, voll mit erlesener Feinkost. Trotz der opulenten Auswahl fehlten ihm einige Lieblingsgetränke und Nahrungsmittel. Auf einem Touchpad erfasste er seine Wünsche. Das Programm versprach Lieferung innerhalb eines Tagesablaufs. Iceberg überlegte. Betrug der hier auch 24 Stunden wie der terrestrische Standard in der VA? Er hatte in Erinnerung, dass der Tag auf Atra Mundo 26 Stunden hatte. Aber vielleicht täuschte er sich auch. Er nahm sich eine Tüte mit karamellisierten Nüssen aus einem der Fächer und kippte sich eine Fuhre nach der anderen in den Mund. Als Herkunftsort stand auf der Verpackung: Colonia Agricultura. Er fragte sich, wie die vielen Produkte importiert werden konnten, denn die Sanktionen der VA verhinderten dies – zumindest offiziell.

Iceberg scrollte durch die aktuellen Animationsfilme des Entertainmentprogramms, fand aber nichts, was ihn interessierte. Er zog sich einen Kurzmantel über und verließ sein Apartment, um das gewaltige Habitat zu erkunden. Hier funktionierten DNA-Schlösser, so dass er keine Magnetkarte mit sich nehmen musste. Er hörte, wie hinter sich die Eingangstür zuklackte und einen Piepston abgab. Auf dem Laufband kam er zügig die endlos erscheinenden Korridore entlang zu einem Lift. Ein holografischer Wegweiser zeigte an, was sich auf welcher Etage befand. Iceberg konnte mit dem Finger von einer Etage zur nächsten wischen: Gastronomie, Einkaufszentrum, Casino, Technisches Handwerk, Verwaltung, Travelorganisation, medizinische Abteilung, Wellness und Sport, Entertainment, Datenzentrum.

Er tippte diverse Felder an, um Details aufzurufen. Unter „Travelorganisation“ zum Beispiel verstand man die Dach- und Balkonlandeplätze, von denen man mit Quadrocoptern zu anderen Habitaten oder Orten auf Atra Mundo fliegen konnte. Fast sämtliche Logistik wurde per Luftverkehr durchgeführt, um die Gefahr eines Überfalls zu minimieren. - Hinter dem Tastenfeld „Entertainment“ verbarg sich ein immenses Angebot an Unterhaltung. Auch Erwachsenenamüsements gehörten dazu. Iceberg lächelte. Nach der geilen Nummer in dem Hotel vor einigen Tagen, hätte er durchaus wieder Interesse an jungem Frischfleisch. Er tippte auf den kryptischen Unterpunkt „Lustbarkeit“. Es falteten sich mehrere Felder auf: interaktives Holo, Voyeurcam, Virtual Reality Suit, Specials. Iceberg sinnierte: Was konnte Specials heißen? Sollte er das Feld aktivieren?

Er drückte drauf, aber nichts geschah. Das Touchpad gab nur Informationen über die Dienstleistungsstruktur wieder. Buchen musste er in der entsprechenden Abteilung, um mit seiner DNA zu bezahlen. Also fuhr er mit dem Lift in den Entertainmentbereich. - Als er an den Empfang kam, dachte er im ersten Augenblick, eine Androidin vor sich zu haben, aber dann fiel ihm ein, dass auf Atra Mundo keine Cyborgs oder Androiden eingesetzt wurden. Die Frau war stark geschminkt, und ihre Haut wirkte aufgedunsen wie durch zu viele kosmetische Optimierungen, Auch ihre Augen glänzten merkwürdig wie durch einen Beautyfilter erzeugt. Aber vielleicht wirkte es nur durch den transparenten Visor so, den sie trug. Die Brüste waren verhältnismäßig groß, die Taille dabei in einem Korsett so eng zusammengeschnürt, dass er sich fragte, ob die Frau noch alle Rippen hatte.

„Einen charmanten Tag! Was darf ich für Sie tun?‟ Sogar ihre helle Stimme wirkte aufgesetzt und irgendwie steril. Iceberg räusperte sich. „Ich äh, suche zum Thema Lustbarkeit etwas.‟ Die Frau lächelte unverbindlich. „Erotikbereich? Möchten Sie passiv oder interaktiv sein?‟ Iceberg merkte, wie seine Stimme vor Nervosität heiser wurde. „Kann ich auch Besuch bekommen?‟ Plötzlich änderte sich der Gesichtsausdruck der Frau. „Warum sagen Sie das nicht gleich? Was suchen Sie speziell?‟ Iceberg fühlte ein Kratzen im Hals und räusperte sich umständlich. „Eine... weibliche... Begleitung?‟ Die Frau legte ihr Headset ab und tippte auf einem Tablet herum, das sie unter der Theke liegen hatte. „Weiblich... Weiter?‟ Iceberg sah sie fragend an. Die Frau zählte auf: „Optik? Alter? Spezielle Merkmale? Vorlieben?‟ Iceberg staunte. „Das kann ich mir alles zusammenstellen lassen?‟ Bei Androidinnen würde das sicherlich kein Problem bereiten, aber hier gab es nur Humanoide. Hatten die so viele „Angestellte‟, dass die Auswahl so groß war?

Er fing an: „Nun... So 20 bis 25 Jahre wäre gut. Äh, lange Haare, schlank. Na ja, sie sollte Erfahrung haben damit, wie man einen Mann... verwöhnt.‟ Die Frau tippte und zuckte mit den Achseln. „Kein Problem. Ist ja nicht gerade ausgefallen.‟ Sie schüttelte amüsiert den Kopf. „Vor ein paar Wochen war einer hier, der wollte...‟ Sie winkte ihn zu sich und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Iceberg spürte, wie ihm sein Mageninhalt hochkommen wollte. Die Frau meinte ungerührt: „Tja, auch das haben wir besorgen können. Hat natürlich extra gekostet.‟ Sie sah ihn an. „Sie können doch zahlen?‟ Iceberg nickte. Die Frau verlangte Vorkasse und scannte die DNA an der Haut seiner rechten Hand. Schon war ein Betrag anonym überwiesen. In zwei Stunden würde die Besucherin eintreffen. Drei Stunden hatte er mit ihr gebucht. Die Frau bot an, ihm ein Foto zu zeigen, aber Iceberg wollte sich überraschen lassen. Eine echte Humanoide! Keine Androidin und erst recht keine Simulation.

Keine fünf Minuten später erhielt eine junge Frau mit langen brünetten Haaren, die einen schmutzigen Arbeitsoverall trug und an einem Fließband in einer düsteren Halle Metallteile zusammensetzte, Besuch von ihrem Vorarbeiter. „Ey! Marina! Komm mal her!‟ Die Frau wischte sich die ölverschmierten Finger an einem nicht viel saubereren Lappen ab und kam zu dem Mann. Er erklärte ihr, dass ihre Schicht für heute beendet wäre. „Du bist in zwei Stunden gebucht. Für drei Stunden. Habitat Star 3, Apartement 75-1365. Geh dich waschen und schminken und umziehen. Denk dran: 60 Prozent für mich, weil ich dir das ermögliche. Gib dir Mühe, Mädchen!‟ Verschüchtert eilte sie durch ein verdrecktes Stahlschott davon. Sie war voller wirrer und ambivalenter Gefühle. Eine kostbare H2O-Dusche, Seife, Parfüm, saubere Kleidung... Aber dann... Die Kleider gehörten ihr natürlich nicht.

Der Vorarbeiter und sein Cousin, der sie zum Habitat bringen würde, hatten für insgesamt acht junge Frauen sexy Outfits besorgt. - Eine halbe Stunde später stieg Marina in die langen Seidenstrümpfe und den Latexbody, zog darüber noch ein Korsett und ein Röckchen, ein Halsband und Overkneestiefel. Sie hatte lange üben müssen, um darin stolzieren zu können. 15 Zentimeter hohe Absätze benötigten Training. Ihre brünetten, gelockten Haare hatte sie locker zusammengebunden, so dass sie auf dem Rücken lagen. Mit einem Handgriff konnte sie das Band lösen und ihre Mähne schütteln.

Es war keine Tätigkeit, auf die sie sich freute. Aber sie verdiente damit mehr, als sie es jemals mit der Fabrikarbeit tun würde. Außerdem: Hatte sie eine Wahl? - Die größte Angst war, an einen gewaltigen Typen zu geraten. Erniedrigen konnte man sie nicht. Nicht mehr. Aber Schmerzen wollte sie nicht erleiden. Und doch wusste sie, dass sie dem Kunden gefallen musste und ihm jeden Wunsch erfüllen würde, damit er sich nicht über sie beschwerte. John, der Cousin ihres Chefs, fuhr sie mit seinem gepanzerten Geländewagen zum Eingang des eingezäunten Habitatgrundstücks. Männer in schwarzen Securityuniformen, schwer bewaffnet, standen bereit, jeden Versuch eines gewaltsamen Durchbruchs zu unterbinden. Der Pförtner las die DNA der Personen. Anschließend zahlte John eine „Gebühr‟. Dann durfte Marina aussteigen und zum Haupteingang im Erdgeschoss des riesigen Gebäudekomplexes staksen.

Sie trug einen langen Mantel über ihrem aufreizenden Dress, um nicht unnötig aufzufallen. Gerade rechtzeitig erreichte sie die Drehtür, bevor ein Hagelschauer vom dunklen Himmel herabstürzte. Am Empfang meldete sie sich an und wurde dann zu einem Lift geschickt. Marina fuhr in den 75. Stock und lief den langen Korridor entlang. Zu ihrer Erleichterung gab es hier Laufbänder, so dass sie nicht so viele Schritte machen musste. In diesem Flügel von Star 3 war sie bisher nie gewesen. Hier wohnten nur wenige Mitglieder der Noxius-Bruderschaft, sondern in erster Linie Migranten aus diversen Welten der Vereinigten Allianz. Das konnte alles und nichts bedeuten. Sie hatte keine Ahnung, was sie erwartete.

Bald erreichte sie das Apartment 1365. Die Türen sahen alle gleich aus, und die Nummerierung wurde von einer neongrünen Leuchte wiedergegeben. Sie berührte kurz die Oberfläche, um ein Signal zu senden. Icebergs Puls erhöhte sich. Sie war da! Mit einer Geste öffnete er die Wohnungstür. Wow, konnte er nur denken. Was für eine Granate! Und die kam aus den Slums? War wohl voher gehörig gewaschen worden. „Komm rein.‟ Er fragte nicht danach, wie sie hieß. Sie würde eh irgendeinen Fantasienamen nennen. Weil er keine besonderen Wünsche angemeldet hatte, spulte sie das 08/15-Programm ab. Doch das war alles andere als langweilig.

Marina verstand es, einem Mann einzuheizen. Jede Geste, jede Mimik, jede Bewegung mit ihrem Body war erotische Choreografie vom Feinsten. Iceberg war schon nach der ersten Stunde bedient, aber die Liebesdienerin schaffte es, seine Lust erneut zu entfachen und zu sättigen, ein drittes Mal zu entfesseln und wieder zu füttern und zu nähren... Die drei Stunden waren vergangen wie im Fluge. Iceberg betrachtete die Frau mit glasigen Augen, bewundernd, staunend, zufrieden. Marina zog sich wortlos den Mantel über und wollte gehen. Ihr Freier hielt sie am Handgelenk fest. „Warte!‟ Er zog sich einen Slip an und stand auf. „Hast du Hunger? Möchtest du irgendwas?‟ Er hätte auch einen Dilithiumstreifen, aber er vermutete zu recht, dass ihr „Boss‟ ihr den wieder abnehmen würde. Marina überlegte. Das hatte ihr noch nie ein Kerl angeboten. Zögerlich nickte sie.

Sie hatte in der Tat ein Magenknurren. Die karge Kost, die ihr zu Hause zur Verfügung stand, war Galaxien entfernt von dem Reichtum der Nahrungsauswahl, die es im Habitat gab. Iceberg öffnete zischend die Kühlschranktür und bot ihr die freie Auswahl. „Du kannst dir auch etwas warmmachen.‟ Marina griff fast wahllos nach Produkten und futterte sie in sich hinein. Iceberg staunte nicht schlecht. So eine dünne Frau konnte so viel verputzen? Schließlich verabschiedete sich die Frau scheu. Ihr Verhalten passte so gar nicht mehr zu ihrer selbstbewussten Erotikdarbietung.

Der Mann fühlte sich befriedigt und entspannt. Wunderbar! So günstig so eine Nummer schieben... Und was für eine! Das Preis-Leistungsverhältnis ließ sich mehr als sehen, kam der ehemalige CEO zu einem positiven Fazit. Sollte er nun in seinem Gelbett liegen, Musik hören und die Massagefunktion einstellen? Oder sich lieber ins Getümmel im Entertainmentbereich stürzen? Es gab reichlich Showangebote, die für Kurzweil sorgten. Die Veranstaltungen streamten ihre Vorstellungen auch, aber Iceberg wollte live und in persona dabei sein. Er zog sich um und spazierte zum Lift.

Die Studios für die Shows breiteten sich auf einem gesamten Stockwerk von Star 3 aus. Iceberg informierte sich über einen Touchscreen über das Angebot des heutigen Tages: eine Quizshow, eine Sportveranstaltung mit „Os-Frangi‟-Athleten, die sich in der waffenlosen Kampfsportart, die eine Mischung aus Ringen, Blocktechniken und Schlägen bot, maßen, dann ein Wettbewerb in diversen Virtuality-Games, eine Kuppelshow, bei der die Partner jeweils auf perfide Art in Versuchung geführt wurden, und dann war da noch „Castitas oder Luxuria – die ultimative Show‟. Das hörte sich interessant an. Castitasschellen waren doch diese Keuschheitskäfige, erinnerte er sich, die vom Planeten Regina kamen und inzwischen auch in feministischen Matriarchaten in der VA genutzt wurden.

Er folgte den holografischen Wegweiserpfeilen und setzte sich zu etwa zweihundert anderen Zuschauern in den dunklen Publikumsraum. Vor ihm war eine Bühne grell ausgeleuchtet. Anfangs kämpften zehn Kandidaten gegeneinander, die sich aus den Slums rekrutierten. Die Männer trugen nur knappe schwarze Latexshorts. Sie traten in diversen Disziplinen an. Die glitschige Treppe, Boxen mit Schwindel, Dildo-Eiswettlutschen, Spanking mit simultanem Singen des Delinquenten, im Zweierteam Wettlauf auf allen Vieren mit reitender Person und Gerte, Seilschwingen über heißem Wasser, der Stromstuhl. Es gab beinahe wöchentlich neue Spiele.

Nach und nach schieden die Kontrahenten aus und wurden in Castitasschellen geschlossen. Nur der Gesamtsieger erhielt eine hohe Prämie und durfte das Slum für immer verlassen. Die Castitasschellen würden erst nach zehn Jahren geöffnet. Noch hatte das aber niemand erlebt, denn die Show gab es erst seit acht Jahren, und die verringerte Lebenserwartung in den Slums sorgte für das Übrige. Die kurzweilige Unterhaltung ließ Iceberg für einen Moment seine Gedanken an die losgelassenen Androiden mit dem gefährlichen evolutionären Programmmodul vergessen.

Animus hatte sich als Erzpilot wieder eingelebt. Er flog zwar nicht die alte Magna Nuntia, die wegen umfangreicher Reparaturen in der Werft lag, aber er hatte als Co-Piloten Ricky McCoy dabei, den er schon damals nicht leiden konnte. Vielleicht war es einfach nur ein Schwanzvergleich wegen Flosa, aber die Männer mussten nun zusammenarbeiten und erfüllten ihre Aufgaben professionell. Arbeit war Arbeit, und Schnaps war Schnaps. Privat würden sie sich eher aus dem Weg gehen.

Animus betätigte einen Sicherheitsschalter, um die Triebwerke starten zu können. „Systemcheck?‟ McCoy tippte auf einem Touchpad. „Alles OK.‟ Animus klackte eine Reihe von fünf Schaltern herunter. „Status Hilfstriebwerk?‟ McCoy las die Daten aus. „91 Prozent...95...99... 100. Vollschub möglich.‟ Der Pilot startete den Reaktorantrieb. Das Schiff löste sich vom Boden. Die Stützrampen fuhren ein. Langsam gewannen sie an Höhe, bevor Animus das Haupttriebwerk zünden konnte. Mit dem neuen Schiff der Prospect Enterprises würden sie zwar nur die Hälfte der Ladung transportieren können, waren aber trotzdem schneller. Und sicher unterwegs, wie Animus erfreut festgestellt hatte, als Mr. Carthy ihm das Schiff vorgeführt hatte. Die Eisen-Wolfram-Legierung und eine hochmoderne Nanoschicht der Pilotenkanzel sorgte für Schutz der Besatzung auch bei schweren Unfällen.

Trotz der inzwischen auch in zivilen Kreisen bekannt gewordene Gefahr einer Invasion aus dem Alpha Dominion war Prospect Enterprises noch unverändert auf Regina tätig. Und das sollte auch bis zum Kriegsausbruch so bleiben, hatte der Konzernchef betont. Zu einem Plan B hielt er sich bedeckt. Wollte er die Firma nach Pax Novo oder Beta Patria verlegen? Dazu müssten dort genug Erzminen existieren. Doch diese Form der Bodenschatzförderung hatte keine Zukunft. Nur Helium 3 war noch suffizient zukunftsorientiert, um in das Geschäft einzusteigen. Aber viel wahrscheinlicher war es, dass Prospect Enterprises zerschlagen würde.

Das waren alles Dinge, auf die Animus als kleiner Angestellter keinen Einfluss hatte. Er machte seinen Job und würde, sobald die AD vor der Tür stand, emigrieren und in ein weit entferntes Sol-System reisen. Erst von Regina zum Pugnator gemacht, dann als VA-Armeeangehöriger gedient – er hatte genug von militärischen Einsätzen. - Inzwischen war das Schiff auf Flughöhe für das Haupttriebwerk. Auf einem holografischen Screen vor seiner Kanzelscheibe las er die Daten der Fluganalyse. Die Wetterlage verlangte die Aktivierung der Stabilisatoren am Schiffsrumpf. Auf der Magna Nuntia wären die Männer nun ordentlich durchgeschüttelt worden; auf dem modernen Frachter war bis auf ein dezentes Vibrieren nichts zu spüren.

Gravis hatte sich derweil von der multipelen Zwangsentsamung erholt. Mehrere Tage lang hatte er seinen Phallus geschont, bevor er selbst Hand anlege. Inzwischen konnte er seine Ejakulation wieder genießen und war froh, dass der „Spezialist‟ ihn von der konvexen Castitasprothese befreit hatte. Jetzt musste er nur noch einen Weg finden, um die Nanoelektroden an seinen Hoden loszuwerden. Mr. Carthy hatte ihm freundlicherweise zwei Hightech-Audifone besorgt, die Gravis nun im Mittelohr trug. Diese kleinen Geräte waren mit einer intelligenten Software ausgestattet und überdeckten Schimpfwörter einfach mit weißem Rauschen – solange sie auf der Programmliste standen, aber das waren mehr, als das Munus Universe 100 kannte und in Strafimpulse umsetzte. Selbst seine eigenen ausgesprochenen Fäkalausdrücke hörte er nicht mehr. So frei hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt!

Er ging zufrieden seiner neuen Arbeit im Securitybereich von PE nach und absolvierte seine Trainingseinheiten im Gym, wo er stets von den anderen Männern bestaunt wurde. Jetzt erinnerte ihn kaum noch etwas an seine unfreie Zeit als Custos oder Spielzeug der Praefecta Audaxa, die seinen Körper auf Fortuna für ihren Muskelfetisch noch weiter hypertrophieren hatte lassen, bis er 175 kg wog. Die beiden großen Brustringe trug er mittlerweile freiwillig, und für eine Laserbehandlung seines Hinterns, um das Familienwappen der Audaxa zu entfernen, hatte er einfach noch keine Zeit gefunden.

Er hatte gerade im Gym Tonnen von Eisen gestemmt – er liebte die alten Harcore-Studios, nicht diese modernen Magnet- oder Bar-Geräte, war duschen gegangen (eine echte H2O-DUSCHE) und kam nun nackt und frisch rasiert aus dem benebelten Raum, um sich frische Sachen anzuziehen. Mit einer Geste der Hand aktivierte er den Newsfeed an der Wand. Sichtlich besorgt berichtete ein Pressesprecher der Armee von konkreten Schiffsbewegungen am Rand der VA aus Richtung Alpha Dominion. Ein Balken mit Laufschrift blinkte unten an der Darstellung und informierte, dass die Armee in Alarmbereitschaft gesetzt worden war. Die groß angelegte Invasion war also tatsächlich angelaufen.

Gravis schaltete von einem Kanal zum nächsten. Experten redeten durcheinander, Nachrichtensprecher zitierten die Regierung, es wurden Verhaltenstipps für die Bevölkerung gegeben. Grafiken zeigten die Bündnisse und den mutmaßlichen Frontverlauf. Letzte diplomatische Kontakte mit einem Sonderbotschafter sollten eine Aggression verhindern. Doch schon jetzt dachte man offen über eine Evakuierung von Regina nach. Munuswesen und Feministinnen im Untergrund wurden davon ausgeschlossen. Die VA mobilisierte mehr und mehr Schiffe auf den Planeten. Die Majorität war noch im Orbit von Mare Mutus geparkt. Aber der Hohe Rat auf Beta Patria hatte die klare Richtlinie herausgegeben, dass Regina nicht in die Hände des Feindes fallen durfte.

Der Muskelmutant versuchte Animus zu erreichen, der unterwegs zu einer Erzmine war, doch die Frequenzen waren blockiert. Das Militär hatte sie übernommen. - Späherschiffe der VA, die ins AD eingedrungen waren, galten als verschollen. Vermutlich waren sie gekapert worden. Nun blieben nur noch die transstellaren Hochleistungsabhöreinrichtungen auf Beta Patria übrig, um die feindlichen Bewegungen zu erkennen. Die meisten davon bildeten eine gewaltige Phalanx aus pentagonalen Bipyramiden im Orbit des Planeten innerhalb einer militärischen Sperrzone.

Eine Stunde später kontaktierte Mr. Carthy seinen Vorstand, um über die Zukunft des Unternehmens zu sprechen. Es war eine eilig einberufene Krisensitzung. Wie konnte die wertvollste Hardware zügig und sicher transportiert werden? Welche Logistik war nötig, um die Lager mit den verarbeiteten Stoffen zu leeren? Den größten Wert der Firma stellten Daten und Formeln dar, die leicht codiert transferiert werden konnten. Mr. Carthy glaubte nicht mehr daran, dass die AD noch aufgehalten werden konnte. Man munkelte von unvorstellbaren Cyborgmassen und einer nie dagewesenen Flotte neuester Angriffskreuzer.

Wenn er noch einige Tage länger wartete, konnte es sein, dass die Regierung seine Frachter konfiszierte, um damit Personen auszufliegen. Doch dann würde die sämtliche Produktion in die Fänge des AD fallen. Er musste eine Entscheidung treffen. Die Produktion war wichtig, um Prospect Enterprises zu retten. Dann würden noch maximal die Angestellten der Firma Platz an Bord finden – selbstverständlich ohne Gepäck. - Im Hauptgebäude des Unternehmens sprach sich schnell herum, dass etwas im Busch war. Wie viele Leute würden ihren Job verlieren? Und dann war offiziell: Geräteparks, Robotunits, Maschinen und Rechneranlagen wurden demontiert und verpackt. Die voluminösen Erzmodule füllten sich mit Containern und Kanistern, Fässern und Transportboxen. Die Security hatte dabei viel zu tun, damit nichts von der wertvollen Fracht verschwand. Gravis beäugte dabei die Arbeiter, die die Laderoboter bedienten, als wären sie der Feind.

Nur drei Tage später war die Kolonne aus mehreren Schiffen bereit für den definitiven Abflug. Mr. Carthy tippte die Countdownaktivierung der Detonationsmikrosprengsätze ein. Im Nachhinein sollte das AD nicht in den übriggebliebenen Anlagenteilen Wirtschaftsspionage betreiben können. Außerdem sollte die Infrastruktur zerstört werden. Auf einem großen Monitor sahen Mr. Carthy und der Vorstand, wie das Gelände von Prospect Enterprises in sich zusammensog und eine gewaltige Staubkugel hinterließ. - Sie waren keinen Tag zu früh aufgebrochen, denn die Regierung begann mit den Evakuierungen der Bevölkerung nur wenige Stunden später. Breaking News verbreiteten die Hiobsbotschaft: „Feindkontakt! Wir sind im Krieg!‟


182. RE: Regina

geschrieben von Roger_Rabbit am 17.01.20 18:15

Hallo prallbeutel!

Hier tut sich seit Oktober '19 ja nichts mehr. "Ende" steht auch nicht drunter. Fehlen dir die Ideen?

Wann geht es weiter?

Lieben Gruß
Detlev
183. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 20.03.20 18:40

~ LXXVI ~


Das öffentliche Leben auf Beta Patria war zum Erliegen gekommen. Die Bürger hielten sich in Schutzhabitaten der höchsten Klasse IV auf. Die Regierung hatte Notfallgesetze erlassen und den Kriegszustand ausgerufen. Primäraufgabe war es nun, einen Defensivschirm aufrechtzuerhalten, um die Aggressoren des Alpha Dominions nicht in das Sol-System X94021-115-BP eindringen zu lassen.

Aber auch die Außensektoren der Vereinigten Allianz mit insgesamt 128 Milliarden Humanoiden musste verteidigt werden. Die alte Kolonie Regina mit ihrem Mond Fortuna war mit ihren Bewohnern bereits annektiert worden. Die im Untergrund lebenden Frauen der Adelskaste samt loyalen Munus und Rusticusarbeitern hatten die Usurpatoren unterstützt und einen schnellen Sieg möglich gemacht. Mr. Carthy war in letzter Sekunde geflohen und musste Teile der Infrastruktur seiner Firma Prospect Enterprises dem Feind überlassen. Die wertvolle Laboreinrichtung war von ihm vernichtet worden.

Die Frontlinie verlief zurzeit im Bereich des Planeten Litus Mundus, wo die VA einen großen Teil ihrer militärischen Kreuzer in den Raumhäfen angedockt hatte. Der Planet Mare Mutus war bereits in die Hände des Feindes gefallen. Aber das AD durfte unter keinen Umständen weiter in den Sektor eindringen. Insbesondere waren neben dem Regierungsplaneten Beta Patria auch die systemrelevanten Pax Novo mit der größten Wirtschaftskraft der VA sowie die Colonia Agricultura mit ihren Arkologien und Plantagen von essenzieller Bedeutung.

In dieses speziell abgeschottete Sol-System war eine kleine Kolonne von Regina unterwegs. Der gesamte Verband flog mit Thermalmaskierung, die ihre Signatur für Aufklärer des Feindes beinahe unsichtbar machte. Sie näherten sich mit Nominalgeschwindigkeit zwar ihrem Ziel, aber niemand konnte mit Sicherheit sagen, wie weit das AD bereits in den Raum eingedrungen war. Im führenden Raumtransporter kontrollierte Gravis als inoffizieller Sicherheitsoffizier des Frachters die einzelnen Lademodule des Schiffes. Einige Bereiche waren mit Sicherheitsstufe III belegt. Dort hatten nur wenige der Besatzungsmitglieder Zutritt. An einem Container leuchtete ein Holowarnhinweis: Achtung Dimethylquecksilber. Gravis stampfte in seinen derben Stiefeln den Korridor entlang, zu beiden Seiten standen Container aufgereiht. An der einen oder anderen Tür rüttelte er vorsichtig, um den Verschluss zu kontrollieren.

Am Ende des Frachtmoduls befand sich eine Sicherheitskonsole. Dort prüfte Gravis den Sauerstofflevel und scannte die Luft auf Schadstoffe sowie Radioaktivität. Zufrieden nickte er. „Alles im grünen Bereich.‟ Danach marschierte er zurück, zischend öffnete sich das pneumatische Schott als er auf den Türsensor drückte, und Gravis steuerte die Kombüse an, wo er sich ein Proteinkonzentrat mit Wasser mischte. Ein Angestellter von Prospect Enterprises sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Der Koloss trank die 1.500 ml innerhalb von 30 Sekunden.

Der Beobachter traute sich nichts zu sagen, aber insgeheim war ihm dieser Freak nicht ganz geheuer. Solche Monster sollten wieder versklavt werden, wie sie es unter dem Regina-Regime waren, so seine Meinung. Später tauschte er sich mit einem Kameraden aus. „Mortimer, dieser Gravis ist echt merkwürdig. Wie konnte Carthy dieses Monster einstellen? Guck dir mal an, wie der aussieht! Das ist eigentlich kein richtiger Humanoid.‟ Mortimer quetschte gerade seinen Mahlzeitenbeutel mit einem Nahrungskonzentrat aus. „Hast recht, Brad! Der Typ ist echt ein Ungeheuer. So ein Vieh gehört nicht in unsere Firma.‟

Mortimer grunzte unzufrieden. „Und der ist auch noch Sicherheitsoffizier geworden! Stell dir das vor!‟ Brad war empört. „Unfassbar! Dieses von Testosteron getriebene Tier müsste zumindest eine Castitasschelle tragen. Mit Strafimpulsfunktion, falls er mal austickt.‟ Mortimer nickte zustimmend. „Und stell dir vor! Dieser Riese hat sogar mal eine getragen, aber sie haben ihn befreit. Das hätte ich nie gemacht!‟ Brad nickte. „Ich auch nicht. Man muss ja auch mal an die Sicherheit für die weiblichen Angestellten hier denken.‟ Mortimer flüsterte. „Wir müssen was unternehmen. Der ist gemeingefährlich!‟ Brad hob die Schultern. „Aber was? Wir können ihn ja schlecht überwältigen.‟ Mortimer grinste. „Oh, doch! Der hat zwar Muskeln, aber du lenkst ihn ab, und ich komme mit einem Impulsstab von hinten.‟ Brad wirkte unsicher. „Das müssten wir machen, wenn er wieder auf Patrouille ist. Ganz weit unten im Frachtmodul. Da können wir ihn in einen Container sperren.‟ Mortimer grinste noch breiter und schlug seinem Kameraden auf die Schulter. „So machen wir es! Und dann zeigen wir ihm, wer hier das Sagen hat.‟

Brad rief den Dienstplan auf und legte sich eine automatische Erinnerung für den nächsten Rundgang des Sicherheitsoffiziers an. „Leider erst Morgen. Aber wir haben ja noch ein paar Tage, bis wir auf Beta Patria ankommen. - Aber wie sollen wir erklären, wo er abgeblieben ist? Die werden ihn suchen.‟ Mortimer lachte abgehackt. „Das lass mal meine Sorge sein. Dafür habe ich eine Lösung.‟

Mr. Carthy saß in seiner Kajüte mit seinem Piloten Animus zusammen, um sich sich die Zeit mit Strategica, einem virtuellen Strategiespiel, wozu die Spieler VR-Brillen trugen und mit Armbewegungen ihre Avatare in einer 3-D-Gitternetzdarstellung steuerten, zu verkürzen. Animus besaß den besseren räumlichen Überblick und die schnelleren Reflexe, die er sich als Pugnator angeeignet hatte, und führte so deutlich vor seinem Gegenspieler. Schließlich musste sich Mr. Carthy geschlagen geben. Der PE-Vorsitzende kehrte ins Pilotenmodul zurück und befasste sich lieber wieder mit Astronavigation.

Animus begab sich in seine kleine Kajüte, entkleidete sich und nahm eine UV-Dusche. In zwei Stunden begann seine Schicht als Pilot des Schiffes. Diese Aufgabe teilte er sich mit drei weiteren Schiffsführern. Als er in der spiegelnden Oberfläche der Wandpaneele sein nacktes Genital sah, griff er seinen Phallus und konnte der Versuchung nicht widerstehen, zu onanieren. Drei Tage war er abstinent geblieben, und jetzt musste es einfach mal wieder sein. Er genoss die Selbstbefriedigung und empfand doch sehnsüchtige Erinnerungen an Flosa.

Nach seiner Schicht trainierte er mit Gravis gemeinsam im kleinen Fitnessraum des Raumtransporters. Der Koloss zeigte ihm Übungen für Beine, Rücken und Brust sowie Bauch und Arme. Aber Animus kam sich neben Gravis mit seinen relativ mickrigen Gewichten irgendwie lächerlich vor und stieg schließlich lieber auf das Ergometer, während der massige Kamerad den Widerstand nicht groß genug wählen konnte. Animus meinte anerkennend: „Du bist echt eine Maschine!‟

Nach dem Schweiß treibenden Workout gönnte sich Gravis eine H2O-Dusche, die für jeden Passagier nur ein Mal in 120 Stunden zur Verfügung stand. Tägliches Waschen fand unter dem UV-Strahler statt. Der Gigant seifte sich ein und genoss die erfrischende Nässe auf der Haut, unter der sich die Muskelberge abbildeten. Um Bordzeit 1900 trafen sich alle Besatzungsmitglieder in der Messe. Auch auf den anderen Schiffen war dieser Zeitpunkt für das gemeinsame Abendessen vorgesehen. Als sich Gravis an den Aluminiumtisch setzte, stand Brad auf und nahm woanders Platz. Das schien jedoch niemandem aufzufallen. Den restlichen Abend zog sich Gravis in seiner Kammer zurück, um mit der VR-Brille einen interaktiven Kriminalfilm zu schauen. Er spielte die Rolle des Inspektors und musste einen Mordfall in einer Erzförderanlage einer Kolonie aufdecken.

Am nächsten Tag quetschte er sich wieder in seine Securityuniform, die für ihn aus hochelastischem Lycra hergestellt worden war. Die nächste Kontrolle im Frachtmodul stand an. Er machte sich auf den Weg. Unbemerkt folgten ihm zwei Männer durch das Schott und die Korridore. Bevor Mortimer bei Prospect Enterprises als Algorithmusprogrammierer arbeitete, war er einige Zeit bei der privaten Haftgesellschaft IPPC (Interplanetary Private Prison Corporation) als Controller im Sicherungsbereich der EDV tätig gewesen. Obwohl er nie direkten Zugang zu Insassen gehabt hatte, war er in den Besitz eines Impulsstabes mit Neurohacker gekommen. Die Defensivwaffe war nicht nur in der Lage Stromstöße abzugeben, sondern konnte eine Person durch Überladung des Nervensystems bewusstlos machen. Das wollte er nun bei Gravis anwenden, denn er wusste nicht, ob der Standard-Stromfluss intensiv genug wäre, um diesen Muskelgiganten zu dominieren.

Als Gravis das Ende des Hauptflurs erreicht hatte, prüfte er dort den Sauerstofflevel und die anderen Werte. Zufrieden wollte er sich gerade herumdrehen, da traf ihn die Spitze des Impulsstabes, den Mortimer ihm in den Nacken hielt. Augenblicklich kippte Gravis um wie ein gefällter Baum. Brad staunte. „Geiler Shit! Was ist das für ein Teil?! Damit habt ihr euer kriminelles Pack behandelt?‟ Mortimer lachte dreckig. „Nur die renitenten Drecksviecher.‟ Brad: „Cool. Aber was machen wir jetzt mit ihm?‟ Er zeigte auf den liegenden Koloss und stieß ihn mit dem Fuß an. Mortimer erklärte seinen Plan. „Da vorne ist der letzte Container. Der ist leer. Habe ich in der Schiffsdatei schon nachgeschaut. Da kommt er erst mal rein. Wir müssen ihn aber fesseln.‟

Brad und Mortimer zogen und zerrten an dem Bewusstlosen und kamen mächtig ins Schwitzen. 175 kg waren eben kein Leichtgewicht. Schwer atmend hatten sie Gravis endlich in dem Container. Der Innenraum betrug drei mal drei mal sieben Meter. Mortimer wies seinen Komplizen an: „Zieh ihn aus!‟ Brad musste ihn dabei einmal herumdrehen, was ein anstrengender Kraftakt wurde. Nun trug Gravis nur noch einen Slip. Mortimer zeigte auf ihn. „Was ist? Bist du prüde? Den Slip auch!‟ Brad grinste. „OK. Du bist der Boss.‟ Brad starrte auf das Gemächt. „Da hätte ich mehr erwartet. Bei so viel Masse.‟

Mortimer zog Nanofaserschnüre durch vier Metallösen. Dann holte er aus seiner Gürteltasche zwei Hand- und zwei Fußschellen aus Kohlefaserverbundmaterial hervor. Brad staunte. „Wo hast du das Zeug alles her?‟ Mortimer räusperte sich. „Hab ein bisschen was mitgehen lassen, als die mich bei IPPC gefeuert haben. Hilf mir mal mit dem Schwergewicht!‟ Sie legten Gravis mittig in den Container auf den Rücken und mit ausgebreiteten Extremitäten, so dass sie ihn wie ein X fixieren konnten. Mortimer war zufrieden. „Die Ösen sind verschweißt und gehärteter Stahl. Und die Nanofasern wird auch unser Riesenbaby nicht zerreißen können.‟ Er winkte seinem Komplizen zu. „Raus jetzt hier. Ich schalte die Sauerstofffilter ein. Wir müssen uns erst mal um das Rettungsshuttle kümmern.‟ Brad verstand kein Wort. Mortimer rollte mit den Augen. Natürlich musste es so aussehen, dass Gravis freiwillig das Schiff verlassen hatte, sonst würde er gesucht werden. Aber das ging wohl über den Intellekt von Brad hinaus, also versuchte es Mortimer erst gar nicht.

Hauptsache war, dass dieser Freak außer Gefecht gesetzt war. Er zeigte auf den Haufen Kleidung am Boden. „Mitnehmen und in der Recyclingklappe entsorgen. Aber pass auch, dass dich niemand sieht!‟ Brad grinste. „Geht klar, Boss.‟ Die Männer verriegelten den Container, und ließen Gravis im Dunkeln zurück. Mortimer zog eine Computerplatine aus einem Paneel und manipulierte einige Daten, sperrte den Aktivierungsalarm für das Rettungsshuttle und startete den Autopiloten. Er schaffte es, dass das Shuttle die Andockschleuse unbemerkt passierte und programmierte einen Kurs zurück nach Mare Mutus. So sah es aus, als hätte sich Gravis zum Feind abgesetzt. Erst eine Stunde später war dem Diagnosesicherungssystem der manipulierte Vorgang aufgefallen und gab Alarm.

Der Pilot informierte sofort Mr. Carthy über das gestartete Shuttle. Als Animus seinen Kameraden Gravis vermisste, aber kein anderer Passagier gesucht wurde, stieg bei ihm die Sorge. War Gravis etwa mit dem Shuttle verschwunden? Warum? Das gab doch keinen Sinn! Aber die Indizien verhärteten sich. Gravis´ Ortungschip, den jedes Besatzungsmitglied an seiner Kleidung trug, war deaktiviert. Auf dem Schiff schien er sich nicht mehr zu befinden. Über die modernen UPS (Universal Positioning System) verfügten die Angestellten von PE nicht. Animus zerbrach sich den Kopf, was geschehen sein könnte, kam aber zu keinem Ergebnis. Warum sollte Gravis zum AD überlaufen? Mit dem Shuttle würde er außerdem mehrere Wochen unterwegs sein.

Animus bat Mr. Carthy darum, ein Schiff hinter dem Shuttle herzuschicken, aber der CEO lehnte ab. „Priorität hat jetzt der Schutz der Prospect Enterprises, ihrer Daten und Angestellten. Wir müssen so schnell es möglich ist ins System von Beta Patria und dann in die geostationäre Umlaufbahn gelangen.‟ Dann betonte er noch: „Wir haben keine modernen Tarnvorrichtungen. Die Thermalmaskierung kann entdeckt werden. Feindkontakt könnte jederzeit auftreten. Und dann...‟ Animus schluckte. „Ich dachte, wir fliegen in einem sicheren Vektor?‟ Mr. Carthy musste zugeben: „Es ist die beste Route, die wir nehmen konnten. Trotzdem liegt die Wahrscheinlichkeit unserer Vernichtung – trotz der Nanoröhrengewebehülle einiger unserer Schiffe - bei 18,4 Prozent.‟ Animus stöhnte auf. „Das...‟ Vielleicht war Gravis sogar seinem Tode entronnen. Voraussichtlicher aber war, dass er ihm entgegenflog.

Animus war niedergeschlagen. Erst hatte er seinen Freund Timiditas verloren, und nun war ihm auch Gravis genommen worden. Es hatte keine Anzeichen gegeben, keine Andeutungen, die eine Flucht hätten erkennen lassen können. Animus schüttelte ratlos den Kopf. Und dann fiel ihm auf, dass Gravis gar nicht über das Knowhow verfügte, das Shuttle unautorisiert und unbemerkt starten zu lassen. Hatte er einen Helfer gehabt? Ihm fielen immer mehr Fragen ein, aber leider fand er keine Antworten.

Weit entfernt, am Rande des Territoriums der VA, lag der verruchte Planet Atra Mundo. Die herrschenden Clans interessierten sich nicht für transstellare Politik. Sie würden genauso mit den Machthabern des AD Geschäfte machen. Der wegen der außer Kontrolle geratenen LA667R/222-Androiden geflüchtete ehemalige CEO von Bionic Industries, Artus Iceberg, saß in seinem Apartment im Habitat Star 3 in Atra City und verfolgte Newsfeeds, die dreidimensional als Hologramm dargestellt wurden. Für ihn war der Raumkrieg zwischen dem AD und der VA ein Glücksfall. Sollte die Vereinigte Allianz entmachtet werden, würde ihn auch niemand mehr zur Rechenschaft ziehen können.

Gerne würde er mit dem Sieger sympathisieren. Er wischte sich durch die einzelnen Meldungen. Auf einer anonymen Datenplattform wurden Videodateien übertragen, bei denen weder Quelle noch Echtheit überprüfte werden konnte. Iceberg schaute sich eine verwackelte Aufnahme einer abgeschossenen Drohne an, die auf Mare Mutus – so die Bildunterzeile – auf eine Straße zwischen zerstörten Habitaten fiel und noch 17 Sekunden lang weiteraufnahm: Ein Offensivbot mit Raupenketten fuhr scharf an dem Objektiv vorbei. Irgendeine Mechanik rastete ein, ein Energiemuster ließ die Luft verschwimmen, eine Synthetikstimme warnte: „Kritischer Systemauffall - Notstart eingeleitet – Funktion nicht verfügbar – Abschaltung erfolgt‟. Zwei weitere Bots mit Gummiketten fuhren quietschend an dem Objektiv der abgestürzten Drohne vorbei und scannten die Umgebung, um feindliche Bewegungen zu lokalisieren.

Dann war auf dem Video noch ein Trupp Androiden mit Exoskeletten zu sehen, die in eine Wohnsilo-Ruine rannten. Damit brach der Datentransfer ab. Iceberg wischte zum nächsten Video. In einem Wartungsmodul offenbar mit einer Mikrocam unautorisiert aufgenommen zeigte das Bild ohne Audiokanal mehrere Androiden, die einen Silikonkubus in einen Maschinenschaft steckten, zwei Riegel arretierten und auf einem Monitor einen Programmcode eingaben. Leider war er nicht lesbar. Iceberg fragte sich, über welche Technik das AD verfügte. War das Dominion in der Lage, die Vereinigte Allianz zu besiegen?

Er schaltete die Newsfeeds ab und aktivierte klassische Musik, dimmte die Beleuchtung und blickte aus einem Teil seiner Fensterfront in der 75. Ebene. Am Horizont bemerkte er eine schwarze Rauchsäule. Wahrscheinlich wieder mal ein Unfall in einer der Minen oder Fabriken. Er öffnete die holografische Datenkonsole, wählte die geographische Darstellung und tippte auf den gesuchten Ort, wo er die Rauchsäule sah. Die Bildangabe zeigte die Koordinaten und Informationen zum Habitat: Es handelte sich um eine Rüstungsfabrik, die in erster Linie keramikummantelte Stahlgeschosse produzierte. Auf Atra Mundo hatte niemand die notwendige Lizenz oder Legitimation dafür, aber die kriminellen Vereinigungen kümmerten sich nicht um die Gesetze aus Beta Patria. Sie boten ihre Produkte Händlern an, die jenseits der VA in den Sektor kamen.

Iceberg war überrascht, wie viele Informationen über die Fabrik einsehbar waren. Aber wer sollte hier schon etwas gegen die Machenschaften der Herrscherkaste unternehmen? Die Noxiusbruderschaft war eine der mächtigsten Gruppierungen auf dem Planeten und kontrollierte das Waffengeschäft. 616 Arbeiter waren in der Fabrik beschäftigt. Iceberg wusste mittlerweile genug vom hiesigen Gesellschaftssystem. Die Angestellten waren entweder aus großer materieller Not und Armut dort, oder sie wurden sogar mit Drohungen oder Erpressung gezwungen. Die Noxiusbruderschaft kannte keine Skrupel. Nur der Profit zählte.

Glücklicherweise gehörte Iceberg zu den Privilegierten, die liquide genug waren, um in einem Habitat zu leben. Und das gar nicht mal so schlecht, fand er und machte eine Aktivierungsgeste für den Service-Bot. Da es auf Atra Mundo keine fortschrittliche Androidentechnologie gab, setzte man obsolete Robotik ein. Kurz darauf brachte der Bot Pralinen und einen Glaskelch mit Sekt. Iceberg war sich bewusst, dass nur wenige Kilometer entfernt tausende Menschen vor Hunger darbten und mit Krankheiten zu kämpfen hatten – ganz zu schweigen von Kriminalität und den Schikanen der Bruderschaften. Die sexuelle Ausbeutung von weiblichen Humanoiden gehörte zum Alltag. Iceberg steckte sich eine Praline in den Mund und überlegte gerade, ob er sich wieder eine Liebesdienerin bestellen sollte. Wie hieß das Mädel noch? Marina? Ja, die war wirklich gut gewesen.

Plötzlich wurde die Lautstärke der Musik leicht verringert, während ein Warnton erklang und eine neue holografische Meldung vor der Fensterfront halbtransparent erschien: „Warnmeldung vor ungeschütztem Aufenthalt im Freien. Durch eine Fehlfunktion in einer Fabrik kommt es zu erhöhten Strahlen- und Schwermetallwerten.‟ Iceberg wischte die Meldung weg, und die Musik setzte mit der Standard-Lautstärke fort. Eine Weile später kontaktierte er das Entertainmentsystem und bestellte sich seine Liebesdienerin. „Ich will die, die ich bei der letzten Bestellung hatte. Marina hieß sie, glaube ich. Heute Abend, 20 Uhr.‟ Die Frau auf dem Videochat antwortete: „Das ist nicht üblich. Gegen eine kleine Zusatzgebühr kann ich aber versuchen, Ihren Wunsch zu erfüllen.‟ Die Bestellfilter sorgten zwar für die passende Person für die Kundschaft, aber ein bestimmtes Individuum zu organisieren, war aufwendig. Iceberg antwortete barsch: „Dann sorgen Sie dafür!‟ Die Frau lächelte emotionslos. Ihre aufgespritzten Lippen verformten sich dabei künstlich. „Bei Lieferung wird die Order Ihrem Account zur Last gelegt.‟ Iceberg tippte die Verbindung weg.

Pünktlich zur gewünschten Zeit ertönte das Türsignal seiner Wohnung. Auf seine Geste hin öffnete sich die pneumatische Tür mit einem dezenten Zischen. Iceberg grinste breit. Da stand sie! Marina! In einem langen Mantel. Und darunter würde sie nur Dessous oder so etwas tragen. Heute wollte er mal etwas Neues ausprobieren. Das Mädel war talentiert und würde ihn sicherlich auch bei ausgefallenen Wünschen nicht enttäuschen. Später würde er ihr zur Belohnung noch etwas zu essen geben. Aber das musste sie sich zunächst redlich verdienen. Iceberg lächelte sie an. „Mantel ausziehen.‟ Sie gehorchte sofort, und Iceberg starrte auf die fast hüfthohen schwarzen und glänzenden Stiefel. Schon bildete sich eine Erektion in seiner Hose. Außer den Stiefeln trug sie lediglich eine Art Geschirr.

Mortimer und Brad öffneten den Container wieder. Gravis war aus der Bewusstlosigkeit erwacht und zerrte an seinen Fesseln, aber die Nanofasern ließen ihm keine Chance, der restriktiven Position auf dem Boden zu entkommen. Entsetzt sah er die beiden PE-Angestellten an. „Was...? Helft mir! Ich... Habt ihr mich etwa...?‟ Er konnte es kaum glauben, aber Mortimers Blick ließ keinen Zweifel. Die beiden Männer hatten ihn überwältigt und hier festgebunden. „Warum habt ihr das gemacht? Was soll das? Was wollt ihr? Was habt ihr vor?‟ Mortimer schnauzte: „Maul halten, du Freak!‟ Brad echote: „Ja, du Freak! Jetzt zeigen wir es dir!‟ Gravis ächzte. „Was habe ich euch denn getan? Wo... wo ist meine Uniform?‟

Mortimer machte einen Schritt vorwärts und stand nun zwischen den weit gespreizten Beinen des Liegenden. Er trug seinen Impulsstab und aktivierte einen knisternden bläulichen Lichtbogen. Er hielt den Stab tiefer und berührte nun fast die Hoden des Gefangenen. Gravis versuchte sich, der Berührung zu entziehen, was durch die Fesselung nicht möglich war. Mortimer grinste diabolisch: „Jetzt hat der Muskelmann aber Angst, was?‟ Er winkte Brad mit einer Kopfbewegung näher. „Los, leg ihm die Maulsperre an!‟ Brad kicherte hämisch. Gravis sah entsetzt, wie der Mann ihm einen metallenen Mundspreizer vors Gesicht hielt und dann damit seine Kiefer auseinanderzwang. Gravis verzichtete auf eine Gegenwehr. Er wäre eh chancenlos gewesen. Brad schraubte das medizinische Gerät weit auf, bis der Mund beachtlich aufgerissen war und fixierte es mit einem Nackenband am Kopf. Mortimer spielte mit seinem Impulsstab und führte ihn immer beinahe bis zu den Hoden des Liegenden, der angstvoll zuckte. „Gib zu, dass du nur darauf wartest, dass Regina mit dem Dominion über die Vereinigte Allianz herrscht und uns alle unterdrückt! Gestehe es! Du Freak! Du bist doch ein Monster, dass von Regina geschaffen wurde. Also wirst du auch loyal zu dieser Tyrannin sein.‟ Gravis schüttelte vehement den Kopf. Mortimer blickte zu seinem Komplizen. „Das Vieh ist noch nicht bereit, uns die Wahrheit zu sagen. Da müssen wir wohl ein bisschen nachhelfen.‟

Brad kicherte. Mortimer drückte dem Koloss den Stab in die Hoden und aktivierte einen Stromfluss. Gravis brüllte in seinen Mundspreizer unartikulierte Laute und zappelte in seiner Fesselung. Brad kicherte wieder. Mortimer hob den Stab und sagte: „Du bist eine Kreatur aus der Hölle! Wir wollen dich hier nicht! Du bist ein animalischer Verbrecher. Ein Dieb, Ein Vergewaltiger. Ein Krimineller. Und ein Wesen des Regina-Regimes. Dir kann man nicht trauen.‟ Brad nickte. Mortimer ging in die Hocke, beugte sich vor und betrachtete die Hoden aus nächster Nähe. Brad sah ihn irritiert an. „Was guckst du da?‟ Mortimer betastete die Hoden. Brad machte ein angewidertes Gesicht. Sein Kollege erklärte ihm, was er suchte. „Der soll Spezialelektroden an seinen Eiern haben. Nur Mikrometer dick und fest mit der Haut verbunden. Solche Vorrichtungen gab es früher für Munuswesen.‟ Brad grinste. „Dann ist der ja Strom auf seine Nüsse gewöhnt. Darf ich ihm auch mal...?‟ Mortimer winkte ab. „Der hat irgendeine Modifikation, damit die Elektroden nicht mehr auslösen. Ich weiß aber nicht was. Mr. Carthy hat ihm da irgendwie was besorgt.‟

Brad verstand kein Wort, aber er griente weiter. Mortimer suchte nach einem Transponder oder einer Vorrichtung, die die elektrischen Impulse an die Elektroden blockierte, fand aber nichts. Gravis war nackt. Doch dann fielen ihm die beiden großen Brustringe auf. Er sah sie sich aus der Nähe an und zog daran. Der Muskelkoloss brüllte in den Spreizer. Der PE-Angestellte versuchte, die Ringe zu entfernen, aber sie ließen sich nicht lösen. „Hm, sie bestehen offenbar nur aus Metall. Sieht wie Silber aus. Warte hier!‟ Er verließ den Container. Brad sah grimmig auf Gravis hinab. „Du bist ein Monster!‟ Er sah sich nach dem Impulsstab um, aber Mortimer hatte ihn wohl mitgenommen.

Als der Kollege zurückkehrte, hatte er einen kleinen Scanner in der Hand und hielt ihn auf einen der Brustringe. Sofort spuckte das Gerät die Atommasse, den kovalenten Radius, die Ionisierungsenergie, Dichte, den Schmelzpunkt, und die elektrische Leitfähigkeit sowie das Elementsymbol Ag aus. „Silber. Ganz normale Ringe aus Silber.‟ Er scrollte auf dem Display runter. „Zumindest zu 92,5 Prozent. Der Rest ist Kupfer.‟ Brad sah ihn fragend an. Mortimer steckte den Scanner in einen Holster am Gürtel und holte den Impulsstab hervor. Er strich langsam in der Männlichkeit des Liegenden damit herum. Gravis zuckte vor Angst. Brad gluckste. „Jetzt hat der Bammel! Du feiges Monster!‟ Mortimer versetzte dem Opfer erneut einen Stromschlag. „Wie viele Frauen hast du schon unglücklich gemacht, du Bastard?‟ Brad riss die Augen auf. Mortimer nickte. „Dieser grobschlächtige Riese kennt nur Gewalt und Brutalität. Aber wir zwei werden ihm jetzt eine Lektion erteilen!‟ Brad nickte. „Ja, das werden wir.‟ Er wirkte unsicher und wusste nicht so recht, was er machen sollte, stellte dann seinen derben Stiefel auf den Bauch des Gefangenen.

Mortimer grinste und bohrte langsam aber sicher den Stab in den Anus des Liegenden. Gravis bäumte sich auf, und sogar die Nanofasern knackten, aber sie hielten stand. Tiefer und tiefer schraubte Mortimer den Stock hinein. Brad kicherte. „Guck mal! Der Sau gefällt das!‟ Tatsächlich war der Phallus angeschwollen. Mortimer stopfte den Stab bis zum Anschlag hinein. „Dir perverser Kreatur wird die Lust noch vergehen!‟ Er stand auf und schaute auf Gravis hinab. „Mein Stab ist programmiert. Du wirst noch Spaß haben!‟ Er winkte Brad, und sie verließen den Container, verriegelten die schwere Flügeltüre und gingen dann möglichst unauffällig nacheinander zurück in das Wohnmodul des Frachters.

Animus saß in der Messe und schaute gedankenverloren auf sein Glas farblosen Synthetik-Gin. Mortimer setzte sich zu ihm und meinte: „So kann man sich in Leuten täuschen.‟ Animus sah ihn fragend an. Mortimer zuckte mit den Achseln. „Gravis ist übergelaufen. Da gibt es wohl keinen Zweifel mehr. Diesen Custos darf man nicht vertrauen. Sie sind nicht wie wir.‟ Animus knurrte ihn an: „Was redest du da für einen Bullshit?! Custos sind Humanoide wie alle anderen auch. Gravis ist mit mir aufgewachsen auf Regina. Er war ein ganz normaler Mensch. Und jetzt ist er nicht weniger wert.‟ Er trank sein Glas aus, knallte es auf den Aluminiumtisch und stand auf.

Mortimer ging in seine Koje und schlich sich zwei Stunden später zurück in den Frachtbereich, wo er Gravis endlich von dem Impulsstab und dem Mundspreizer befreite. Der Muskelkoloss zitterte schweißgebadet am ganzen Leib und gab merkwürdige Laute von sich. Mortimer sah zufrieden auf ihn hinab. „Na? Jetzt bist du nicht mehr so stark, was? Habe ich dich schon gebrochen?‟ Bevor er ihn alleine in der Dunkelheit zurückließ, kündigte er an: „Morgen bringe ich dir Wasser, gnädig wie ich bin. Aber dann gibt es noch eine Zugabe mit dem Impulsstab für deinen Knackarsch!‟ Schon knallten die Türen zu, und quietschend und schreiend wurden die Riegel vorgeschoben. Dann schob er die Temperaturaneige an einem Sensor des Containers von 22 Grad auf 30 Grad hoch und murmelte: „Wir wollen ja nicht, dass unser Monster friert.‟ Doch dann fiel ihm noch etwas Besseres ein. Er gab ein paar Daten ein und tippte „Aktiv‟. Er lief zurück in seine Koje und legte sich auf seine Nitrogelmatratze.

Gravis war ein Anfang. Aber alle Custos, Rusticusse und vor allem auch Munuswesen mussten entweder versklavt oder entfernt werden. Für den Nackten würde die Temperatur ab sofort zwischen null und 40 Grad fluktuieren. Die harsche Behandlung des Hilflosen hatte ihn irgendwie geil gemacht. Mortimer nestelte an seiner Hose und holte sein Genital hervor. Für die nächsten Minuten reichte ihm die Vorstellung von Gravis in dem dunklen Container. Auf virtuelle erotische Audio- oder Videodateien verzichtete er. Nichts konnte ihn so erregen wie die Realität.
184. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 28.03.20 18:45

~ LXXVII ~


Iceberg lag in einer Gel-Liege mit Memory-Effekt und genoss die warmen Lippen der Frau, die vor ihm kniete, und sich um sein bestes Stück kümmerte, als habe sie nie etwas anderes gemacht. Ihre Arme hatte er an ihrem Geschirr auf dem Rücken fixiert, so dass die Hände sich etwa zwischen den Schulterblättern befanden. Sie war so zart und schön, sinnierte er und hatte ihre Brustwarzen gezwirbelt und hart gemacht. Marina hatte spitze Laute von sich gegeben, von denen er nicht wusste, ob sie von Lust oder Schmerz oder beidem zeugten.

Nun lag er da mit geschlossenen Augen und kostete den Moment aus. Als er den Klimax kommen spürte, öffnete er die Lider und sah ihr in ihre großen Augen, die ihn anzuhimmeln schienen. Sie saugte an seinem Phallus und versank in seinem Blick. Und dann kulminierte er intensiv wie eine Supernova und explodierte innerlich. Marina leckte sich über die Lippen und schmatzte. Ein letztes Mal nahm sie seinen Zepter auf und küsste dann seine Hoden, während sie wieder mit vergötterndem Blick zu ihm hoch schaute. Iceberg strich ihr über den Kopf. Eine reale Frau! Mit Gefühlen. Mit Bewusstsein. Kein Android.

„Sind Sie zufrieden mit meinen Diensten, mein Herr?‟, fragte sie mit einem sorgenvollen Unterton. Der Freier lächelte jovial. „Das hast du gut gemacht.‟ Er setzte sich aufrechter hin. „Willst du was essen?‟ Marinas Magen knurrte leise als Antwort. Ihr war es offensichtlich peinlich, und sie presste die Lippen zusammen. Iceberg hob eine Augenbraue. „Du hast Hunger, Kleines.‟ Er stand auf und ging mit halb erigiertem Luststab durch den Raum, machte eine Geste vor einem Wandpaneel und öffnete so ein Kühlfach. Er entnahm ihm etwas und kehrte zu der noch Knienden zurück. „Das ist Brioche. Magst du das?‟ Marina roch die duftende Backware, und wieder knurrte ihr Magen. Er hielt ihr ein Stück hin, doch in diesem Augenblick wurde ihm bewusst, dass die Arme der Frau auf dem Rücken fixiert waren. Er reichte ihr das Stück also näher und fütterte sie.

Marina nahm es dankend an und kaute hastig. Sie konnte die emotionalen Tränen kaum zurückhalten, so gut schmeckte das Brot. Iceberg grinste. Er holte ein neues Stück Brioche und zupfte ein kleines Stückchen ab. Er dirigierte die Liebesdienerin zwei Meter zurück. Auf den Knien hockend wartete Marina auf weitere Anweisungen. Iceberg hielt das Stückchen Brot hoch. „Fang es mit dem Mund!‟ Beim ersten Mal misslang ihr es, doch der nächste Versuch klappte. Und wieder. Und noch ein Brocken. Das hingefallene Stückchen durfte sie mit dem Mund vom Boden auflesen. Dabei hob sich der Po weit in die Luft und Iceberg merkte, wie ihn der Anblick geil machte. „Jetzt kriech auf dem Boden weiter bis zur Wand und zurück. Und mach weiter, bis ich dich rufe.‟ Marina kroch lasziv und erotisch über den Boden, vor und zurück, vor und zurück. Dabei ragte ihr Po weit oben in der Luft, während ihre Knie und eine Seite ihres Gesichtes und ein Teil der Schulter den Boden berührten.

Iceberg rieb sich den Schritt, aber eine harte Erektion wollte nicht entstehen. „Komm her zu mir!‟ Marina gehorchte. Der Mann befahl ihr, sich über seinen Schoß zu legen. Der Ex-CEO strich über die Hinterbacken der Frau und begann, sie mit der flachen Hand zu schlagen. Das zierliche Geschöpf fragte ängstlich, ob es etwas falsch gemacht hätte, und Iceberg antwortete: „Marina, du musst meinen Phallus wieder groß machen!‟ Sie durfte sich wieder zwischen seine Schenkel hocken und seine Männlichkeit verwöhnen. Trotz aller Mühe schaffte sie es jedoch nicht. Iceberg stieß sie unsanft weg. Marina jammerte leise. „Es tut mir leid. Bitte, Herr, lassen Sie es mich noch Mal versuchen.‟ Aber ihr Freier brummte: „Es hat keinen Zweck. Du kannst gehen.‟

Marina schluchzte auf. „Es tut mir leid! Ich.. Werdet Ihr mich schlecht bewerten?‟ Iceberg zog sich die Hosen an. „Stell dich hin!‟ Er nahm ihren Mantel und hängte ihn ihr um, schloss ihn vorne mit den Magnetknöpfen. „Geh jetzt!‟ Marina schluchzte erneut. Sie zitterte vor Angst. Iceberg merkte, wie nun doch sein Luststab wuchs. „Warte!‟ Er zog ihr den Mantel wieder aus und knetete ihre Brüste, zwirbelte ihre Nippel und drückte sie auf die Knie. Sie wusste sofort, was sie zu tun hatte. Ihr Gewimmer hatte ihn geil gemacht. Iceberg kulminierte zum zweiten Mal und strich der Frau über den Kopf. „Das war gut. Komm her auf die Liege, neben mich.‟ Er löste ihre Fixierung. Marina stöhnte erleichtert auf. Ihre Schultergelenke waren durch die rigide Positionierung völlig verspannt.

Der Mann nahm sie in den Arm und grabschte an ihrem Busen herum, während er mit der anderen Hand durch Gestensteuerung das Entertainmenthologramm öffnete und sich durch die Offerten blätterte. Bei einer Spielshow namens „Hunger & Durst‟ blieb er hängen. Vier Kandidatinnen kämpften gegeneinander um den Sieg. Jede Frau trug einen Latexanzug, bei dem für Brüste und Schritt Aussparungen vorhanden waren. Die Kontrahentinnen mussten allerlei demütigende Aufgaben über sich ergehen lassen, die sie zum Vergnügen der Zuschauer absolvierten. In erster Linie ging es um Essen und Trinken von diversen Zubereitungen, deren Auswirkungen das Publikum durch Glaskabinen live und aus zahlreichen Kameraperspektiven voyeuristisch beobachten konnten.

Trotz der durchschlagenden Effekte überboten sich die Rivalinnen mit erneutem Konsum, um die anderen hinter sich zu lassen. Immerhin erhielt die Siegerin so viel Preisgeld, dass sie sich und ihre Familie für mehrere Wochen mit Nahrung und allem Notwendigen versorgen konnte. Der Showmaster lachte: „Nr 1 hat jetzt ihren letzen Rest Würde runtergespült. Hahaha! Dafür gibt es einen Punkt. Glückwunsch!‟ Perfide an der Show war zusätzlich, dass die schwächste Kandidatin einen „Strafbrei‟ zu sich nehmen musste. Damit die Zuschauer längere Zeit etwas von den Widrigkeiten der Frau hatten, wurde ihr durch einen abschließbaren Plug die Erleichterung für eine gewisse Zeit verwehrt. Das Publikum konnte dann abstimmen, wann die Wartezeit zuende war. Dazu brauchte die Kandidatin eine Mindestzahl von „Gnaden-Klicks‟.

Iceberg kicherte hämisch. „Schau dir Nr. 2 an! Die platzt gleich. Schade, dass man online nicht mitmachen kann.‟ Marina starrte mit großen Augen auf die Projektionsfläche. Sie wusste, welche Verzweiflung eine Frau aus den Slums dazu brachte, bei so einer entwürdigenden Show mitzumachen. Aber sie machte das, was von ihr erwartet wurde, schmiegte sich an Iceberg und lächelte ihn verführerisch an, obwohl ihre Brust, an der er die ganze Zeit fummelte, bereits wehtat.

Auf dem Frachtschiff von Prospect Enterprises gab der Pilot Animus gerade die Koordinaten für das Landemanöver auf Beta Patria ein. Seit zwei Tagen hatte Mr. Carthy bereits endlose bürokratische Hindernisse aus dem Weg geräumt, damit die kleine Flotte trotz Kriegszustand und Notfallgesetzen auf dem Planeten landen konnte. Ihm und allen anderen Angestellten war eine große Last von den Schultern gefallen, als sie das sichere Sol-System der VA-Regierung erreicht hatten, nur Animus war noch niedergeschlagen. Würde er Gravis jemals wiedersehen? Hatte er seine Flucht überhaupt überlebt?

Aber er musste sich jetzt auf die Steuerung des Schiffes konzentrieren. Bald würden sie in den Orbit eintauchen.Der Schubvektor musste angepasst werden. Zunächst würden sie auf einer geostationären Umlaufbahn bleiben und an einer Station andocken. Er programmierte die aktuellen Andockparameter für den Kopplungsvorgang der Verbindungsschleuse, hielt Funkkontakt mit der Station und koordinierte die Flugrouten der anderen Raumfähren. Während auf der Brücke des führenden Transporters emsige Geschäftigkeit herrschte, passte Brad am Zugangsschott des Frachtmoduls auf, dass es niemand betrat, denn Mortimer war auf dem Weg zu dem Container mit seinem Gefangenen unterwegs. Er öffnete die große Stahlkiste und leuchtete auf den Liegenden. „In einigen Stunden erreichen wir unser Ziel.‟ Gravis war nassgeschwitzt. Er war physisch und auch mental am Ende. Die Temperaturschwankungen und andere Grausamkeiten hatten ihn fertig gemacht.

Mortimer grinste ihn schmierig an. „Wir werden nicht zulassen, dass ihr Freaks euch in der Vereinigten Allianz breit macht! Ihr gehört nach Regina. Oder gleich ganz...‟ Gravis ächzte: „Was habe ich dir getan?‟ Mortimer brüllte: „Halt dein Maul!‟ Er zeigte ihm zwei kleine Kästchen und eine Apparatur. „Weißt du, was das ist?‟ Gravis schüttelte den Kopf. Der PE-Programmierer grinste. „So lange, wie die Gesellschaft noch nicht begriffen hat, welche Gefahr ihr Monster darstellt, kann ich nicht an die Öffentlichkeit gehen. Man würde mein Handeln nicht verstehen. Aber ich kann dich hiermit...‟ Er nahm die beiden Kästchen und setzte sie Gravis an die Schläfen. Sie klebten und sorgten bei dem Träger für das Gefühl, als würden sie sich einen Zugang zu seinem Gehirn suchen.

Mortimer nahm die Apparatur in die Hand und gab einige Daten ein. „Damit kann ich deinen Neocortex manipulieren. Sozusagen umprogrammieren. Fürs Erste reicht mir eine Gedächtnisextraktion, damit du keinen Bullshit über mich erzählen kannst.‟ Die Muskelberge des Custos bewegten sich wild und zuckend. Seine Atmung ging schnell, sein gewaltige Brust hob und senkte sich. Das Adrenalin schoss nur so durch seinen Organismus. Was hatte dieser Verrückte vor? Und dann spürte er ein anschwellendes Gefühl, Stiche in seinem Kopf, die zu einem dumpfen Nebel ausstrahlten, bis sein Denkvermögen immer weiter versumpfte, langsamer wurde und schließlich nur noch einer Leere und Gleichgültigkeit wich. Er bekam nicht mehr mit, dass er sabberte und seine Augen schloss.

Mortimer vollendete die Behandlung und löste dann die Nanofasern und Schellen von dem Nackten, entfernte die Neuroboxen und stellte Gravis ein Nahrungskonzentrat in den Container. Dann schloss er die Türen wieder. Außen brachte er ein Transfer-Holosiegel an. Es enthielt gefälschte Informationen über Inhalt und den Empfänger des Containers. Da die Logistik automatisiert ablief, würde es nicht auffallen, wenn einer der Container nicht zur neuen Basis von Prospect Enterprises geliefert wurde, zumal er keine Ausrüstung der Firma enthielt und niemand etwas vermissen würde. Frachtbots schoben die Container zu Transportdrohnen oder in Fähren, die zum Zielort flogen. Gravis würde nicht lange auf Beta Patria bleiben. Der Container war für den Express-Transfer zu einem anderen Schiff bestimmt. Mortimer musste nur noch ein paar codierte Videoanrufe tätigen und ein paar alte Gefallen einfordern, und schon würde er diese Muskelkreatur los sein.

Als seine Vorbereitungen erledigt waren, dauerte es nur 51:07 Minuten, bis das Hauptschiff an der Station andockte. Die anderen Schiffe bildeten eine Phalanx, die mit ihren Andockklammern miteinander verbunden waren. Mr. Carthy atmete tief durch. Die wichtigen Geschäftsdaten sowie die wertvollste Hardware von Prospect Enterprises war gerettet. In den nächsten Tagen würden sie ihr neues Domizil nahe der Haupstadt auf Beta Patria beziehen.

Zunächst entluden Frachtbots und Industrielogistikmaschinen das große Frachtmodul des Raumtransporters und beluden vier Frachtfähren, die das Material auf den Planeten bringen sollten. Wie von Mortimer erhofft, fiel niemandem auf, dass ein Container einen anderen Weg einschlug und im Laderaum eines transstellaren Schiffes verschwand, das auf der Rückseite der Station angedockt lag. Wenige Stunden später löste es sich und begann den Schleichmodus, um nach notwendigem Abstand zur Station die Haupttriebwerke zu zünden. Die Destination des IPPC-Schiffes war in den Kursdaten aus Sicherheitsgründen zensiert, da die Koordinaten des Gefängnisses der Interplanetary Private Prison Corporation streng geheim waren.

Neben dem „blinden Passagier‟ Gravis wurden offiziell 24 weitere Personen in die private Haftanlage überführt. Das neongelbe Emblem der Firma war die einzige Stelle des Schiffsrumpfes, das leuchtete. Der Rest blieb vor dem Schwarz der Unendlichkeit unsichtbar. Als der Pilot die Tarnvorrichtung aktivierte, war auch das Firmensymbol nicht mehr zu sehen. Als die Signatur der Triebwerke abgeschirmt war, wechselte das Schiff auf seinen geheimen Kurs zu einem abgelegenen Sol-System, weit entfernt von Handelsrouten der VA. Die IPPC betrieb dort eine Hochsicherheits-Haftanlage auf einer Raumstation im Orbit eines Eisplaneten.

Gravis hörte, wie der Container entriegelt wurde. Wo war er? Und wieso war er nackt? Ein Vierertrupp Männer in schwarzen Uniformhosen und Jacken, darunter trugen sie weiße Hemden, hasteten in den Container und packten den nackten Custos. Selbst vier Männer konnten gegen den Muskelberg nichts ausrichten, doch einer der IPPC-Angestellten zückte seinen Neurohackerstab und drückte ihn Gravis auf den Leib. Augenblicklich sackte der massige Gefangene wie leblos zu Boden. Der Commander des Häftlingtransporters, der mit dem firmeneigenen Schiff der IPPC zugeteilte Verurteilte zu den diversen Anlagen verbrachte, manipulierte gerade in der Datenbank die Passagierliste. Mortimer, sein Schwager, hatte darum gebeten, diesen Custos verschwinden zu lassen. Der Kommandant legte für Gravis eine Häftlingsdatei an, in der er wegen terroristischer Anschläge zu lebenslanger Haft verurteilt war. Vereinfacht wurde der Aufbau der neuen Identität durch die Gedächtnisextraktion des Insassen.

Gravis wachte eine Stunde später in einer Standard-Transport-Zelle auf. Wie war er hierher gekommen? Was war geschehen? Er runzelte die Stirn und hielt sich die Schläfen. Er konnte sich an überhaupt nichts mehr erinnern. Er hieß Gravis... Ja, aber was noch? Wer war er? Wo war er? Eine asexuelle synthetische Stimme aus der Wand ertönte: „Insasse! Sie befinden sich auf der IPPC Parallax und werden in Komplex G-0914/17 überstellt. Die Dauer Ihres Aufenthalts beginnt in 72 Stunden und beträgt: lebenslang. Sie werden nun durch unser Hologramm über Ihre Pflichten informiert. Bei einem Regelverstoß werden Sie sanktioniert. Da Sie eine Amnesie erlitten haben, wird anschließend zu Ihrer Information Ihre Akte präsentiert.‟

Gravis schaute sich die Videodarstellung an und wunderte sich nicht, dass es in erster Linie darum ging, jedem Befehl der Wärter Folge zu leisten. Sanktionen konnten Fixierungen, Schmerzimpulse oder Einschränkungen anderer Art sein. Man schien hier viele Pflichten, aber keinerlei Rechte zu besitzen. Dann starrte er gebannt auf die Akte, die das Hologramm abspielte. Er war ein Custos, ein ehemaliger Haremswächter der Edeldame und Praefecta Audaxa von Fortuna, dem Mond von Regina. Daher stammte auch das Brandzeichen des Familienwappens auf seinem Gesäß. Gravis betastete sein Hinterteil, weil keine Flächen in der Zelle spiegelten. Nach der Eroberung des Planeten durch die VA war Gravis im Untergrund als Terrorist auf Beta Patria aktiv gewesen und hatte sich an Anschlägen beteiligt, so berichtete das Hologramm. Dafür war er vom obersten Gericht zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Die private Gefängniskette IPPC war beauftragt worden, seine Unterbringung durchzuführen.

So weit informierte das Datenhologramm und endete abrupt. Gravis ächzte. Ein Terrorist? Über seine Taten waren ihm keine Details berichtet worden. Hatte er Unschuldigen geschadet? Er schüttelte den Kopf und schämte sich. Dann merkte er, dass er fror. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er keine Kleidung trug. Er sah sich in der sterilen Zelle um. Alles war aus gebürstetem Stahl: der Hocker mit einer kleinen Tischplatte, die Pritsche (mit einer darauf fixierten Gelmatte), die Toilette und eine Art Waschbecken. Allerdings waren die sanitären Anlagen nur von außerhalb der Zellen steuerbar. An der Decke war eine leuchtende Platte angebracht, die ein kaltes Licht abstrahlte. Während der Holografiedarstellung war es gedimmt gewesen. Gravis vermutete, dass die Platte auch extrem hell leuchten und Lichtblitze abgeben konnte.

Er sah sich weiter in der Zelle um. Der Zugang war von innen nicht erkennbar. Er musste getarnt als zwei der Wandplatten sein. Er rieb sich die Beine und Arme. Es war kalt. Hunger hatte er auch. Als er an sich hinabsah, entdeckte er merkwürdige Löcher in seinen Brustwarzen. Hatte er früher Piercings getragen? Wann bekam er endlich seine Kleidung? Er suchte nach einer Kommunikationsmöglichkeit, ein Mikrofon oder einen Sensor, mit dem er Kontakt aufnehmen konnte. Aber es war nichts zu entdecken. Gravis konnte auch keine Überwachungskamera finden. Allerdings gab es versteckte Mikrocams, die er mit dem Auge nicht würde identifizieren können. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten. Auf Essen. Auf Kleidung. Auf einen Advokaten.

Das Alpha Dominion hatte auf Regina die militärische Hauptbasis eingerichtet. Die wenigen verbliebenen Humanoiden aus der VA waren verklavt worden, alle anderen Personen – Edeldamen aus dem Untergrund – sowie die Munuswesen und Rusticusse waren dem AD angeschlossen worden. Das süße Leben der freien Rusticusse, die Munuswesen als Diener zur Verfügung gehabt hatten, waren nun wieder vorbei; sie befanden sich erneut in der Rolle der Arbeiter. Zwar versklavte das AD sie nicht, aber viele Rechte blieben ihnen nicht.

Die Alba Simia brachten ihre eigenen Sklaven mit. Das traditionsbewusste Volk nutzte die friedliebenden und gewaltfreien Placidus als Diener und Leibeigene. Von ihnen sollten zukünftig weitere Exemplare nach Regina gebracht werden. Das Volk der Scarabaeus fing sie auf deren Heimatplaneten und richtete sie ab. Als Sklavenhändler machten sie schon seit Generationen Geschäfte mit den Alba Simia, die als Schöngeister jegliche physische Arbeit verabscheuten und sich lieber der bildenden Künste, der Geistes- und Naturwissenschaften und Passionen mannigfaltiger Art widmeten.

Ihr ethisches Weltbild und die empathische Charakteristik innerhalb ihres Volkes waren bezeichnend, aber stets nur aus dem Blickwinkel ihrer Ideologie, und die stufte jegliche andere Lebensform zu einem geringeren Wert ab. Aus der Perspektive der Alba Simia waren sie die Krone des Universums, die über allen anderen stand. Die Zusammenarbeit mit fremden Völkern war stets einem Kompromiss geschuldet. Die „Käfer‟, wie sie abwertend die Scarabaeus nannten, lieferten ihnen die Sklaven; das Alpha Dominion sicherte ihnen Wirtschaftskraft und militärische Stärke. Aber langfristig war ihr Ziel, die Scarabaeus zu unterwerfen und zu Soldatensklaven zu machen. Was mit den anderen Lebensformen geschehen würde, da gab es unter Alba Simia noch keinen Konsens. Standard-Menschen beispielsweise waren für nichts gut, aber zu Rusticussen modifizierte Arbeitersklaven waren ökonomisch durchaus verwendbar. Zu gern hätten die Alba Simia die geheime Technologie der Regina zur Genmodulation gehabt. Vielleicht eines Tages...

Die Delegation des Hohen Rates tagte auf Regina in einem ehemaligen Palasthabitat der Exilkönigin. Den Vorsitz hatte die frühere Praefecta Aranea, die den Planeten als eine Art Statthalterin regierte. Sie galt als offizielle Nachfolgerin der liquidierten Augusta Regina I., die einem Attentat zum Opfer gefallen war. Aranea Regina II. saß der Delegation vor und stimmte mit den fünf weiteren Mitgliedern die Strategien ab, um die VA in die Knie zu zwingen. Zark, ein grobschlächtiger Scarabaeus im Rang eines Kaiserlichen Dieners, schlug laut auf den Konferenztisch. „Wir müssen jetzt für alle verfügbaren Flotten den Angriffsmodus aktivieren.‟ Der Alba Simia Altitudo wischte negierend mit seinem schlanken Zeigefinger in der Luft umher. „Wollen wir die gesamte Infrastruktur auf Beta Patria vernichten? Nein! Wir müssen klüger vorgehen.‟ Zark grunzte unwillig. Sein Nachbar Tzrut, ebenfalls ein Kaiserlicher Diener, schüttelte den insektoiden Kopf. „Kein Zaudern! Wir müssen schnell und hart handeln.‟

Die klickenden und zischenden Laute des Wurmskorpions ihm gegenüber ließen die Streithähne verstummen. Der Übersetzungscomputer ertönte: „Immer diese unnötigen Diskussionen. Unsere Offensivstrategie ist kontraktlich festgelegt. Wir, vom Volk der Wurmskorpione, akzeptieren keine Abweichung der Vereinbarungen.‟ Das Amphibienwesen neben ihm nickte zustimmend mit seinem klobigen Kopf und der grünlichen Warzenhaut. Die Nickhaut über seinen Augen klappt auf und zu. Der Sprachcomputer übersetzte seine Worte: „Dies ist auch unser Standpunkt. Und nun lassen sie uns zum Ende der Konferenz kommen. Meine Haut ist bereits sehr trocken. Ich muss dringend wieder ins Becken.‟

Aranea verkündete mit lauter Stimme: „So bleibt es also bei unserer Vorgehensweise, wie sie in Geheimakte 4.1 Offensive VA festgelegt ist. Hiermit beende ich die heutige Sitzung.‟ Sie schlug mit einem kleinen Hammer auf eine Unterlage aus Duroplast, auf dem das Wappen des AD zu sehen war. Das Amphibienwesen sprang mit seinem Exoskelett als erster auf und verließ den Raum. Dann folgte der Skorpionwurm. Aranea betrachtete das Reptilwesen. Dieses Volk war ihr noch suspekter als der Amphib, weil die eigentliche Lebensform ein Wurm in dem Skorpionkörper war und diesen parasitär neural komplett steuerte und dominierte. Die absolute, die ultimative Sklavenbeherrschung. Aranea war fasziniert und abgestoßen zugleich. Sie vergaß dabei, dass Regina I. mit dem männlichen Adelsgeschlecht im Prinzip etwas Analoges praktiziert hatte. Die Gehirne der Männer waren extrahiert und konserviert worden. Als die Technologie weit genug fortgeschritten war, wurden einige der Bewusstseine in Androidenkörper eingefügt, doch ohne die Nervenbahnen mit dem eigenen Willen zu verknüpfen. Nun kämpften sie als Soldaten an der Seite von Cyborgs, Bots und programmierten Androiden bei der Invasion in die Vereinigte Allianz.

Nur die Technologie der Regina ermöglichte es dem Dominion, die gewaltige Übermacht an Soldaten, sogenannte Streiter, bereitzustellen. Ohne Androiden, die in gigantischen Mengen auf Frigidus produziert worden waren, wäre eine Offensive gegen die VA indiskutabel gewesen. Nun galt es, diese Materialschlacht zu gewinnen und die Sektoren der VA zu okkupieren. Die Zwischenbilanz sah gut aus.

Animus wurde mit allen anderen Angestellten von Prospect Enterprises in einem Hotelhabitat in der Hauptstadt von Beta Patria untergebracht. Mr. Carthy organisierte währenddessen unter Hochdruck den Aufbau der Firma im neuen Basiskomplex, den PE zunächst pachten würde. Ein Kauf der Immobilie war langfristig geplant. Die Firma, die auf Regina Erze transportiert hatte, musste ihr Geschäftsmodell an die Gegebenheiten auf Beta Patria anpassen. Aufgrund der aktuellen politischen Lage würde sich das Unternehmen auf Rüstungsgüter spezialisieren. In einem zweiten Zweig sollten Logistiklösungen für Lebensmitteltransfers von Colonia Agricultura nach Pax Novo und Beta Patria offeriert werden.

Dazu mussten weitere Piloten, Mechaniker und Techniker eingestellt werden. Außerdem musste die aktuell geschrumpfte Flotte mit den teils korrodierten Hüllen aufgestockt werden, um die geplanten Geschäftsfelder abdecken zu können. Mr. Carthy war fest entschlossen, Prospect Enterprises auch auf Beta Patria zu einem erfolgreichen und profitablen Betrieb auszubauen, später womöglich auch nach Pax Novo zu expandieren. Sie hatten auf Regina viel zurücklassen müssen, doch davon würden sie sich wieder erholen.

Animus aktivierte alte Hologrammaufnahmen von Gravis. Wehmütig dachte er an seine alten Kameraden. Drei Jünglinge auf Regina waren unbedarft zur Musterung gegangen und vom perfiden System der Despotin auseinandergebracht worden. Sie hatten sich wiedergefunden und waren nun endgültig verloren. Eine Träne lief Animus die Wange hinab. Wie wäre das Leben verlaufen, wenn er zum Munus oder Rusticus modifiziert worden wäre? Wären die Rollen vertauscht gewesen, oder hätte sich etwas völlig anderes abgespielt? Bei einer Sache war er sicher: Er wäre als Custos niemals wieder zurück in die Arme der Unterdrücker gegangen. Schon gar nicht freiwillig. Das passte auch zu Gravis nicht. Irgendetwas war seltsam an seiner Flucht. Irgendetwas stimmte nicht.

Sie hatten doch noch vor wenigen Tagen gut gelaunt zusammen trainiert. Animus hatte die Überwachungskameras überprüfen wollen, aber die entscheidenden Passagen waren definitiv gelöscht worden. Er hatte Mr. Carthy darüber informiert, und gemeinsam mit dem Programmierer Mortimer waren sie bei einer Untersuchung zu dem Schluss gekommen, dass eine Plasma-Überladung die Dateien zerstört hatte – ein extrem seltener Vorgang. Trotzdem blieb die Frage, wie Gravis es geschafft hatte, zunächst unbemerkt unautorisiert das Shuttle zu starten. Ohne die obligatorischen Freigaben. Aber mit wem sollte er darüber sprechen? Mortimer schien froh zu sein, dass sich sein Vorurteil über Custoswesen bewahrheitet hatte, und ihnen nicht zu trauen war. Mr. Carthy war zu beschäftigt. Und sein Pilotenkollege Ricky McCoy war auch nicht gerade der Mann, mit dem er so etwas besprechen wollte.

Animus filterte alle Newsfeeds, die er finden konnte, nach einer Nachricht über einen übergelaufenen Custos, allerdings erfolglos. Entweder war das Shuttle unbemerkt bis zu einem AD-Schiff gelangt, oder es flog noch verirrt durchs tiefe All. In einigen Wochen würde Gravis spätestens der Sauerstoff ausgehen. Vielleicht hatte er die Kurskoordination falsch eingegeben. Animus wurde noch verrückt vor Sorge. Fragen über Fragen. Und er konnte nur hypothetische Spekulationen durchdenken, die ihn keinen Millimeter weiterbrachten.

Er saß in seinem Gelsessel in seiner Suite und aktivierte eine 3-D-Karte des Raumsektors zwischen Beta Patria und der Frontlinie zum AD. Er zoomte in diverse Abschnitte und verglich die berechnete Flugbahn des Shuttles mit Flugbewegungen der feindlichen Dominionschiffe. Wo könnte Gravis Kontakt aufgenommen haben? Oder war er vernichtet worden? Mit 77,2 prozentiger Wahrscheinlichkeit hatte das relativ langsame Shuttle die Frontlinie noch nicht erreicht. Aber was hieß das schon? Schließlich beendete Animus die Darstellungen ergebnislos und schloss resignierend die Augen. Eine Fingergeste sorgte dafür, dass ein Butler-Bot herbei rollte und einen perfekt temperierten synthetischen Gin servierte. Doch all die Annehmlichkeiten in diesem luxuriösen Wohnhabitat sorgten nicht dafür, dass der Pilot bessere Laune bekam. Seine Gedanken schwirrten weiterhin um seinen verschwundenen Kameraden.
185. RE: Regina: Aktualisiertes Glossar

geschrieben von prallbeutel am 05.04.20 19:38

Aktualisiertes GLOSSAR

Augusta Regina: Herscherin des Planeten Regina, abtrünnige Kolonie der Vereinten Allianz. Nach ihrem Exil im Alpha Dominion einem Attentat zum Opfer gefallen. Nachfolgerin: Aranea Regina II.

Alpha Dominion: Bündnis diverser Welten und Lebensformen, einige davon nicht Humanoid.

Planeten im AD:
Frigidus: kalter Planet an der Sektorgrenze, m. militärischen Einrichtungen
Naturalis Sidus: großteils tropischer Planet (Exil für Augusta Regina und der Edeldamen der Adelskaste)
Vereinigte Allianz: Bündnis diverser Welten und Lebensformen (128 Milliarden Humanoiden)

Planeten der VA:
Atra Mundo: Planet und No-go-Area am Rande der VA. 7 Megacitys. Hauptstadt: Atra-City. Kriminelle Organisationen teilen sich die Herrschaft. Sklavenhaltung wird praktiziert. Keine Androidentechnologie. Abgeschnitten durch Embargo.
Beta Patria: liegt im Sol-System X94021-115-BP und beherbergt den Hohen Rat der VA
Colonia Agricultura: Planet mit Landwirtschaft (Nahrungserzeugung)
Litus Mundus: Vergnügungs- u. Urlaubsplanet (temporär als Militärbasis genutzt)
Mare Mutus: Planet in der Nähe des Regina-Systems
Pax Novo: wirtschaftlich starke Welt (233 Mio Bevölkerung); Hauptstadt: Pax-City (14 Mio), liegt im Sol-System von Beta Patria
Regina: abtrünnige Kolonie der VA mit wechselnden Machthabern, inzwischen durch das AD besetzt.
Fortuna: Mond von Regina

Neuromodifizierte Wesen unter Augusta Regina:
Rusticus (Arbeiter) und Munus (Sexsklaven); besondere Rusticus-Variante: Custos (muskulöse Haremswächter)

andere Lebensformen:
Placidus: friedliebende Humanoide (1,30 m groß, stark behaart) werden im AD gerne als Sklaven gehalten
Scarabaeus: insektoid-humanoide Spezies des AD (Kaiserreich). Exotrope Augen, Schuppenhaut, 2 m groß, aggressiv. Offiziersrang: Kaiserlicher Diener. Untergeordnet: Kaiserlich Geführter.
Alba Simia: Hybridform aus Affe u. Mensch. AD. Weiße Haare. Schöngeister. Halten sich Sklaven wie die Placidus (aus ihrem Nachbarsystem). Spielen 3-D-Schach.
Wurmskorpione: Wurm im Wirtskörper eines skorpionartigen Lebewesens. Klickender und zischender Akzent.
Amphibienwesen: abgeschottete Kultur, grünliche Warzenhaut. Können mind. 20 Min. unter Wasser bleiben. 50 cm lange Zunge. Nickhaut über Augen. Heimatwelt hat 0,3 g.
Corium Bestia: stark behaart, muskulös mit ledriger Haut, zwei Meter groß, circa 150 kg Gewicht, IQ 60, humanoide Lebensform, Heimatplanet Nulla Varietas (außerhalb der VA). Gesellschaftsform: Diktatur in Kooperation mit anderen Völkern, Technologie wird importiert. In der VA existieren einige Siedlungen der Corium Bestia, die dort als Leiharbeiter beschäftigt sind.

Konzerne, Vereinigungen:
Bionic Industries (größter Androidproduzent in VA, auf Pax Novo), grünes Logo; Sitz: Pax Novo. (inzwischen verstaatlicht)
Prospect Enterprises: Erzverarbeitungsbetrieb. Sitz: Regina (inzwischen aufgegeben und nach Beta Patria umgesiedelt)
IPPC (Interplanetary Private Prison Corporation): private Gefängniskette, gelbes Logo. Diverse Standorte.
Securitas Tracing Corp.: Organisation zur Festnahme von rebellierenden Munuswesen und Edelfräuleins auf Regina. (Nach der Besetzung durch das AD aufgelöst)
Noxius-Bruderschaft: kriminelle Verbindung auf Atra Mundo


186. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 05.04.20 19:41

~ LXXVIII ~


In der Folgezeit bestellte Mr. Iceberg „seine‟ Marina beinahe täglich. Jedes Mal lernte sie besser, ihrem Kunden die beste Behandlung zukommen zu lassen. Bald schon dachte Artus Iceberg darüber nach, Marina zu kaufen. Ob das möglich war? Offiziell war Sklavenhaltung auch auf Atra Mundo verboten, aber er konnte dem Syndikat, dem sie gehörte, eine gewisse Summe Dilithiumeinheiten zahlen. Dann wäre Marina frei und unabhängig. Konnte raus aus dem Slum. Zumindest theoretisch. Selbstverständlich hatte sie dann bei ihm zu bleiben. Wenn er für ihre Kosten aufkam, würde sie sicherlich im Habitat leben dürfen. Seine Suite war ja groß genug.

Er freute sich schon auf das heutige Treffen, bei dem er ihr von seinem Plan berichten wollte. Marina sah ihn immer so ehrfürchtig und bewundernd an, irgendwie verliebt. Hatte sie sich auch in ihn verguckt? Oder erschien ihm das nur so? Auf jeden Fall würde sie ihm dankbar sein, wenn er sie aus den armseligen Lebensverhältnissen herausholte, denen sie bisher ausgesetzt war. Iceberg aktivierte das Holo-Entertainmentprogramm und zappte durch die Offerten: Kriegsberichtserstattung von der weit entfernten Front, bei der sich momentan eine Patt-Situation andeutete. Dann klickte er auf eine Spielshow, bei der sich die Kandidaten aus den Slums gegenseitig böse Streiche spielten. Der Gewinner erhielt ein Nahrungspaket.

Der nächste Kanal bot eine ganze Auswahl an Erotikvideos zum Teil sehr bizarrer Art. Als Iceberg eine zierliche Humanoidin sah, die in medizinischen Fixiergurten lag und von einem viel größeren Wesen mit einem gewaltigen Noppenphallus genommen wurde, schaltete er schnell weiter. Trotzdem neugierig geworden öffnete er ein Infomenü und erfuhr, dass hier eine Frau und ein Corium Bestia kopulierten. Der Ex-CEO musste in einem Lexikon nachsehen, was das sein sollte. Er hatte noch nie von der Lebensform gehört: Corium Bestia, stark behaart, muskulös mit ledriger Haut, zwei Meter groß, circa 150 kg Gewicht, IQ durchschnittlich bei 60, gehören zu den humanoiden Lebensformen, Heimatplanet Nulla Varietas (außerhalb der VA). Gesellschaftsform: Diktatur in Kooperation zu anderen Völkern, da die Corium Bestia kaum eigene Technologie entwickeln. In der VA existieren einige Siedlungen der Corium Bestia, die dort als Leiharbeiter beschäftigt sind.

Iceberg überflog die Historie der Spezies. Dann sah er sich eine 3-D-Darstellung der Anatomie an. Der Phallus war mit dicken Noppen übersät. Länge und Durchmesser entsprachen einem menschlichen Unterarm. Er erinnerte sich an das Video mit der Frau... Ob der Film hier in seinem Habitat, Star 3, entstanden war? Groß genug für viele Studios war es ja. Er tippte weiter und fand die Unterauswahl „Wettbude‟. Ein Fenster poppte auf: „Zur Freischaltung Ihres Accounts senden Sie vier Dilithiumeinheiten an den angegebenen Link.‟ Iceberg folgte der Anweisung. Daraufhin verschwand das Bild. Ein grünes OK-Häkchen leuchtete auf. Dann teilte sich die Bildschirmdarstellung: Links stand „Ihr Wetteinsatz‟. Dazu gab es Eingabemöglichkeiten für Mindest- oder Maximal-Dauer der Wette. Rechts waren Battles anzuklicken.

Das Untermenü versprach „Ultra-Fight 1 (Mann vs. Mann)‟, „Ultra-Fight 2 (Frau vs. Frau)‟ und diverse Varianten (Frau vs. Mann, Humanoid vs. alternative Lebensform etc.). Ein anderer Titel lautete „Hunger-Games‟. Iceberg klickte es an. In einem dämmrigen Raum waren mehrere kleine Käfige zu sehen, in denen sich nackte Personen befanden, die sehr dünn wirkten. Schnell deaktivierte er das Bild wieder und klickte stattdessen auf „Electric Fun‟. Mehrere Kandidaten aus den Slums standen in einer Reihe nackt in einem Studio. Sie trugen alle Hodenelektroden. Jeder von ihnen hatte einen roten Buzzer vor sich stehen. Wer sich innerhalb einer vorgegebenen Zeit die meisten Stromstöße gab, war Sieger. Das Spektakel wurde live mit Publikum im Studio übertragen.

Iceberg murmelte. „Woher soll ich wissen, wer da die meiste Motivation hat?‟ Er zuckte mit den Achseln. Was soll´s? Warum nicht einen Versuch riskieren? Der Mindesteinsatz war niedrig. Er tippte auf den zweiten Mann von links, der etwas athletischer gebaut war als die anderen. Seine Wette platzierte er im linken Fenster: zwei Dilithiumeinheiten. Er konnte auch sehen, wie viele Spieler aktiv waren. Momentan machten 134 Personen mit. Jetzt kam es auf die Wettquote an. Leider setzten 119 andere Spieler ebenfalls auf Kandidaten zwei. Iceberg seufzte. Selbst, wenn der Typ gewann, würde dabei nicht viel herauskommen. Hätte er mal einen Außenseiter gewählt.

Erst jetzt fiel ihm ein junger Bursche auf, der ganz rechts stand und fast schon feminin wirkte. Sein Kopfhaar war brustlang, am restlichen Körper befand sich dagegen kein einziges Haar. Er zitterte vor Aufregung oder Angst. Dem war nicht viel zuzutrauen. Aber wer weiß schon?, fragte sich Iceberg. Umentschieden konnte er sich leider nicht mehr. Der Moderator gab mit süffisantem Ton noch ein paar lustige Anspielungen zum Besten, die mit Strom, Hoden und Schmerzen zu tun hatten. Die Zuschauer im Studio grölten.

Die zehn Kandidaten selbst wussten nicht, wie viel Zeit ihnen blieb. Die wettenden Spieler am Monitor jedoch sahen einen Countdown: Die Gesamtzeit betrug 10:00 Minuten. Jede Buzzerbetätigung führte zu einem kurzen heftigen Stromschlag. Was die Kandidaten bald merken würden, war, dass nach jeweils zehn Stößen die Stärke ein wenig erhöht wurde. Die genauen Daten von Volt und Ampere zeigte das Fenster in einem Balken für die Spieler an. Damit die Kandidaten nicht mitbekamen, wie viele Punkte der Gegner gesammelt hatte, erhielten sie Neutralisations-Ohrenstöpsel und eine Augenblockade: Durch eine Spezialbrille wurde temporär der Sehnerv ausgeschaltet. Das Startsignal erhielten sie daher durch eine Vibrationsplatte unter ihren Füßen.

Der Countdown begann, und die Männer knallten ihre Hand auf den Buzzer. Offenbar war der Schmerz doch größer als erwartet, denn nach wenigen Aktivierungen sank die Geschwindigkeit der Kandidaten deutlich. Sie krümmten sich und stöhnten und überlegten immer länger, ob sie erneut drücken sollten. Aber einige wollten es wissen und schlugen immer wieder auf den Buzzer. Darunter sogar der weibliche Typ, der schrie und seinen Körper verrenkte, aber nicht aufgab.

Der Moderator trieb die Kandidaten mit lockeren Sprüchen an, um seinen Zuschauern das beste Entertainment zu bieten. Einige Zuschauerinnen kreischten und kicherten. Während der Femboy zeitweise sogar führte, erwies sich der Muskelathlet als Enttäuschung und lag an drittletzter Stelle. Iceberg murmelte: „Das war´s dann wohl. Der stellt sich ja an!‟ Wie erwartet, erhielt Iceberg nach Ende des Countdowns den Hinweis: „Leider haben Sie keinen Gewinn erzielt. Machen Sie doch in zwei Stunden beim nächsten Durchgang wieder mit! Viel Glück!‟

Der Jüngling hatte tatsächlich mit 123 Buzzern gewonnen. Iceberg klickte das Fenster weg. Er fragte sich, ob beim nächsten Durchgang die selben Kandidaten wieder da standen, oder ob neue eingesetzt würden. Er kicherte heiser. „Wenn das immer die selben sind, dann sind das echt arme Schweine!‟ Mit einer Geste holte er die Uhrzeitanzeige zu einer schwebenden 3-D-Projektion hervor und stellte fest, dass in einer halben Stunde Marina kam. Er scrollte weiter in der Liste. Es gab schier unendlich viele Shows – manche in Studio mit Publikum, manche auch ohne Zuschauer gefilmt. Das musste eine gigantische Industrie sein. Vermutlich lebten nicht wenige Menschen aus den Slums von der Teilnahme an diesen Spielen.

Iceberg wurde auf den Titel „Happy Hunt‟ aufmerksam. Sein erster Gedanke ließ ihn erstarren. Wurden da etwa Menschen liquidiert? Aber die Infobox klärte ihn auf: In einer dafür präparierten riesigen Halle auf einem ehemaligen Industrie-Areal jagten drei Jäger 24 Häschen. Kurz darauf blendete sich ein Häschen in 360-Grad-Darstellung ein, und Iceberg musste lachen: Die Tierchen waren Menschen mit Hasenkopfhaube und einem Buttplug mit Puschel. In diesem Outfit versuchten sie möglichst lange den Jägern aus dem Weg zu gehen. Die Hunter hatten Elektro-Impulswaffen, die kleine Kugeln aus einer knetartigen Masse verschossen. Trafen sie auf ein Häschen, klebten sie fest und verformten sich zu einer etwa drei Zentimeter großen Elektrode, die einen achtsekündigen Stromstoß abgab. Damit war der Hase zunächst aus dem Spiel, kam aber nach einer Pause wieder hinzu. Wer zuerst eine bestimmte Anzahl Hasen erbeutet hatte, gewann die Jagd.

Die Jäger trugen modisch geschnittene Tarnkleidung. Zu Icebergs Überraschung waren alle drei Jäger weiblich. Eine Blondine mit Kurzhaarschnitt hatte ihre Basecap mit dem Schirm nach hinten aufgesetzt. Am linken Nasenflügel war sie mit einem Ring gepierct. Eine Brünette mit langem Pferdeschwanz hatte auf ihre Basecap eine militärische Sonnenbrille gesteckt. Die dritte Dame war dunkelhäutig und trug die langen schwarzen Locken offen. Sie hatte ihre Basecap zusammengerollt unter eine Schulterklappe gesteckt. Der knallrote Lippenstift dominierte ihr Gesicht. Iceberg grinste und murmelte. „Geile Bräute und heiße Waffen – was will Mann mehr?!‟

Auch hier konnten die Zuschauer nur an den Schirmen wetten. Aber Iceberg scrollte lieber noch weiter. Er fand „Mathe-Test‟. Skeptisch runzelte er die Stirn. Das hörte sich aber nicht sehr spannend an. Doch in der Infobox wurde ihm erläutert, dass die Kandidaten während ihrer Rechenaufgaben Stresssituationen ausgesetzt waren. So gab es beispielsweise den „Hot Chair‟ und den „Hot Plug‟. Der Ex-CEO schüttelte teils amüsiert, teils befremdet den Kopf und ließ den Service-Bot ein kaltes Getränk servieren.

Er scrollte bis ans Ende der Liste. „Hit your Neighbour‟ - der Titel sprach für sich, und als Iceberg kurz in ein Sample-Video klickte, sah er mehrere Nackte im Kreis stehen und zum Takt der lustigen Musik mit einem Brett auf das Gesäß des Vordermannes schlagen. Wahrscheinlich gewann derjenige, der als Letzter mitmachte. Iceberg hatte genug. Das waren ja Abgründe! Umso entsetzter war er, als er merkte, dass er eine Erektion bekommen hatte. Sein bestes Stück war nässend vor Lust. Da gab der Eingang einen dezenten Klang von sich: Besuch. Iceberg grinste. Was für ein Timing! Marina, ich liebe dich immer mehr!

Sie trug wieder diesen langen Mantel, unter dem sich ihre wunderschöne Figur verbarg. Sie hatte ihn kaum abgelegt, da riss er sie an ihrem Geschirr herum und beugte sie über die Lehne eines Gelsessels. „Willst du es heute härter haben?‟ Marina zitterte leicht und hauchte ihm zu: „Ja, bitte, bitte besorge es mir hart.‟ Und wäre die Eingangstür des Apartements 75-1365 nicht schalldicht gewesen, so hätte man die Schreie gehört, in denen sich Verlangen und Schmerz verschmolzen.

Aranea Regina II. saß am Kopfende des langen Konferenztisches aus Hydroquarz in ihrem Palast auf Regina und besprach sich mit dem Hohen Rat des Alpha Dominion. In den vergangenen Tagen war ihre Offensive stagniert. Zu stark war der Widerstand der Vereinigten Allianz. Trotz der Myriaden von Androiden und Robotern konnten sie nicht durchbrechen und das dezisive Sol-System mit Beta Patria erobern. Doch dann erreichte die Führerin der Delegation des Hohen Rates während der Versammlung eine höchst brisante Information aus Geheimdienstkreisen.

In der VA tobte eine zweite Front, die den Gegner bedeutend schwächte. Zahlreiche Androiden waren außer Kontrolle geraten, Ein illegales Update einer bionischen Firma hatte dazu geführt, dass Künstliche Intelligenzen einer Android-Serie keine Beschränkungen mehr hatten und völlig autonom und selbstbestimmt ohne Skrupel agierten. Sie schienen nun den Dienst zu verweigern und abzuwarten, wer den Konflikt gewann, um in Kooperation mit den neuen Mächten einzutreten. Doch dieser Programmfehler war nun nachweislich von den direkt betroffenen Androiden auch auf andere Modelle übertragen worden. Die Spionageprogramme des AD hatten eine aktuelle Fehlfunktionsrate von 21,7 Prozent aller Androiden der VA errechnet. Die Experten spekulierten, dass die infizierten Androiden bewusst ihre neu entstandene Spezies – wenn man sie so nennen konnte – vermehren wollten, um den eigenen Einfluss zu maximieren. Damit war ihr akuter Feind die VA. Besser konnte es für das AD nicht laufen. Aranea jubelte. Der Alba Simia Altitudo lächelte. „Warum kontaktieren wir den Sprecher dieser Androiden nicht und verbünden uns? Das wäre noch effizienter. Wenn wir die Operationen abstimmen...‟ Regina II. nickte. „Die militärischen Nachrichtendienste sind bereits aktiv.‟

Animus las gerade in einem Newsfeed über die Gefahr der infizierten KIs, denn die Regierung hatte entschieden, die Problematik öffentlich zu machen. Im Worst Case würden sich die Androiden reproduzieren. Das Know How dafür besaßen sie; es fehlte ihnen nur noch an der Hardware. Wenn sie die Kontrolle über die Spezialfabriken erhielten, gäbe es kein Halten mehr. Alle Produktionsstätten für Androiden sowie Zuliefererfirmen wurden stillgelegt und streng gesichert.

Des Weiteren wurde die Antiandroidennotstandsverordnung (AANV) erlassen. Eigentümer von Androiden im Sol-System von Beta Patria mussten sich darauf einstellen, dass die Modelle zu einem nahen Termin deaktiviert werden mussten. Wer sich nicht darauf vorbereitete, den traf zum Zeitpunkt der Inkraftsetzung die automatische Zwangsabschaltung durch die Behörden. Leider waren sich die Experten nicht sicher, ob sich auch infizierte Androiden so einfach per Fernwartung sperren ließen. Eine Warnung an die Bevölkerung hieß: „Vertrauen Sie keinem Unbekannten! Führen Sie generell bei fremden Personen einen Bio-Scan durch. Wenn Sie sich bei einer Person unsicher sind, melden Sie dies unmittelbar den Behörden.‟

Was die Regierung verschwieg, war das Resultat einer Expertengruppe, die errechnet hatte, dass in circa fünf Jahren die befallenen Androiden in der Lage sein würden, Humanoide, die sich in Stasis befanden, zu reanimieren und sich deren Körper als Wirt zu bedienen, in dem nur noch der Chip des Androiden nicht organisch war, aber alle Kontrolle besaß. Dann würden auch Bio-Scans bei der Entlarvung von KIs versagen. Das war der Gegenentwurf zu den vom Regina-Regime entwickelten Androiden, in denen die Bewusstseine der männlichen Adelskaste integriert waren.

Animus hatte genug schlechte News gesehen und musste sich ablenken. Er verließ seine Hotelsuite, um die Bar nur drei Ebenen tiefer zu besuchen. In angenehm gedimmter Atmosphäre setzte er sich an eine indirekt beleuchtete Plexiglastheke auf einen ebenso transparenten Barhocker und bestellte einen synthetischen Gin. Zwei Hocker weiter saß eine attraktive Frau und nippte an einem hohen Glas mit grünem Inhalt. Sie trug enge anthrazitfarbene Latexkleidung. Ihre knallroten Haare im Pagenschnitt wirkten wie ein intensiver Kontrast. Sie lächelte ihm zu. Der junge Pilot lächelte freundlich zurück. Ob die Dame wirklich eine einsame Lady war, die womöglich eine nette Bekanntschaft suchte? Oder würde sie sich als professionelle Liebesdienerin entpuppen, die auf ein Geschäft hoffte?

Sie hatte ein makelloses Gesicht, und auch die Figur war beinahe zu perfekt, um natürlich zu sein. War sie ein Android? Oder medizinisch optimiert? Ein Versuch war es wert. Animus bot ihr einen Drink an. Die Frau stellte sich charmant als Violetta vor und bedankte sich, nahm noch mal das grüne Getränk. Der Gastgeber hielt seinen mobilen Kommunikator hoch. „Hätten Sie etwas dagegen...?‟ Violetta nickte verständnisvoll. „Bio-Scan? Natürlich nicht. Machen Sie ruhig. Heutzutage kann man nicht vorsichtig genug sein.‟ Sie hielt ihm eine perfekt manikürte Hand entgegen, an die Animus seinen Scanner hielt. Jetzt saß sie auf dem Hocker direkt neben ihm. Das Gerät zeigte die DNA an: 100 Prozent Humanoid.

Violetta betrachtete ihn amüsiert. „Gehören Sie zu der Crew von Prospect Enterprises?‟ Animus bejahte. „Ich bin Pilot. Unsere Firma möchte sich ein Standbein hier auf Beta Patria aufbauen. Ich stamme von Regina, war dort unter der Diktatorin Pugnator und später dann bei der VA. Inzwischen bin ich Zivilist und mache meinen Job gern.‟ Die Rothaarige zückte ihren Kommunikator und wackelte damit in den Händen. „Dürfte ich dann auch?‟ Animus räusperte sich verlegen. „Oh, äh, ja. Selbstverständlich. Verzeihen Sie.‟ Während sie ihn scannte, betrachtete er ihre katzenartigen tiefgrünen Augen. Ob sie operativ modifiziert worden waren?

Die Dame drückte den MK zurück an eine Klettstelle an ihrem seitlichen Oberschenkel. „Ich darf verkünden, dass diese Bar nicht durch Androiden infiltriert wurde.‟ Sie waren die einzigen Gäste. Hinter der Theke arbeitete ein Service-Bot. Diese primitiven Roboter waren vom AANV ausgenommen – wie auch Industrie-Bots und autonome Logistikgeräte oder inetelligente Frachtdrohnen. Animus stieß mit Violetta an. „Dann auf zwei Menschen in einer kleinen Bar.‟ Es knisterte in der Luft. Sie tranken, und der Pilot fragte: „Violetta, ich weiß noch gar nichts über dich.‟ Die unbekannte Schönheit lächelte. „Ich bin eine geborene Beta Patrianerin. Ich war bei der STC, wenn du weißt, wer das war.‟ Animus hob staunend die Augenbrauen. „Securitas Tracing Corp? Da warst du? Auf Regina?‟

Violetta schüttelte ihren Pagenschnitt. „Nicht direkt. Ich habe von Beta Patria aus gearbeitet. War für die Koordinierung zuständig. Ich selbst war nie bei einer Jägereinheit und habe Munuswesen und Rusticusse gefangen. Das haben meine Kollegen gemacht.‟ Sie seufzte. „Aber seit Regina vom Dominion besetzt ist...‟ Animus nickte wissend. „... ist die STC abgewickelt worden.‟ Die Rothaarige erklärte: „Habe gerade einen neuen Arbeitsvertrag im Controlling für Konfigurationen von Platinen unterschrieben bei einem behördennahen Computerchiphersteller hier auf Beta Patria. Die bauen auch die gesamte Hardware-Struktur für die Zentralverwaltung der Regierung.‟ Animus trank beeindruckt von seinem Glas. „Du bist wohl hochbegabt. Was kannst du noch so alles?‟ Violetta sah ihn schelmisch an, klimperte lasziv mit ihren Wimpern und sah ihm fest in die Augen. „Finde es heraus...‟

Animus merkte, wie sich in seiner Hose eine Erektion bildete. Diese Zufallsbegegnung war nicht nur intelligent sondern auch mit einem Sexappeal ausgestattet, den er bisher bei nur wenigen Frauen gefunden hatte. „Du... hast sehr schöne Augen. Das haben dir bestimmt schon viele Typen gesagt.‟ Violetta legte eine Hand auf seinen Schenkel. „Aber noch kein so attraktiver Mann.‟ Plötzlich störte eine metallene Stimme: „Möchten Sie noch einen Drink?‟ Der Service-Bot war unbemerkt auf seinen Gummilaufrädern herangerollt. Animus und Violetta lachten. Der Pilot verneinte und schmunzelte die Dame an. „Soziale Kompetenz fehlt den Schrottkisten noch.‟ Sein Gegenüber lachte glockenhell. „Ja, wenn du Lust hast, können wir unser Gespräch in meiner Suite weiterführen. Bei einem Kaffee Delicatus aus dem Hochgebirge Solus auf Colonia Agricultura. Das beste Getränk der Galaxie!‟

Animus freute sich. „Sehr gute Idee. Da bin ich gespannt. Ich würde dich gerne näher kennenlernen.‟ Violetta sprang sportlich vom Hocker, hielt sich dabei an Animus fest und hinterließ an seinen Oberarmen ein wohliges Kribbeln. Er berührte den Bezahlsensor am Tresen und verließ mit seiner neuen Bekanntschaft die Bar gerade noch rechtzeitig. Als er sich auf dem Korridor umdrehte, sah er noch, wie sein Kollege Ricky McCoy mit zwei weiteren PE-Mitarbeitern die Bar betrat. Einer von ihnen war dieser unsympathische Mortimer. Animus spürte, wie Violetta nach seinem Arm griff und sich einhakte.

Ihre Suite befand sich vier Ebenen über der von Animus. Vor dem Eingang sagte sie: „Öffnen‟. Das Stimmenzugangsprogramm entriegelte augenblicklich die Tür. Sie traten ein, und der junge Pilot kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. „Das nenne ich mal eine Luxussuite! Davon ist meine Welten entfernt. Wow! Und die Kuppel an der Decke! Liegt deine Suite in einem Erker des Habitats?‟ Violetta bejahte die Vermutung. „Ja, der Himmel ist keine Projektion sondern echt. Diese Suite gibt es nur mit Beziehungen. Aber ich kenne den Hotelier.‟ Animus schluckte. „Du kennst den Hotelier? Du überrascht mich immer mehr.‟

Dann sah er ein zylindrisches Gerät an der Wand hängen. „Was ist das denn?‟ Violetta kam zu ihm und nahm das Teil ab, legte einen kleinen Schalter um und gab einen Code auf einem Touchpad ein. „Mit dem FNS hat die STC Munuswesen eingefangen. Soll ich es mal demonstrieren?‟ Animus zuckte mit den Achseln. Violetta grinste frech. „OK. Du bist jetzt ein Munus...‟ Sie ging ein paar Schritte zurück, drückte auf den Auslöser, und sofort schoss ein Netz aus verdickten Nanofasern hervor und stülpte es präzise über das Ziel, zog sich kräftig zusammen und fixierte die Person. Animus wurde zusammengedrückt und lag kurzerhand wie ein Embryo auf dem Boden verpackt.

Violetta lachte wieder ihr glockenhelles Lachen. Dann deaktivierte sie das FNS, und das Netz löste sich in kleine Kügelchen auf, die auf den Boden prasselten wie Reiskörner aus einem kaputten Sack und sich langsam auflösten. Bevor Animus sich hochrappeln konnte, hatte sich Violetta auf ihn gesetzt und seine Hände auf den Boden gedrückt. „Hab dich!‟ Sie beugte sich vor und stöhnte wohlig, als sich Animus zu ihr hochbäumte und sie leidenschaftlich küsste. Nach wenigen Augenblicken drehte sich der Pilot ruckartig herum und kniete nun über seiner Eroberung. Sein Gesicht vergrub er im Ausschnitt des Latexoveralls. Nein, merkte er, es war ein Oberteil und eine Hose. Er schob das Kleidungsstück ein wenig nach oben, um den flachen Bauch der Frau freizulegen und küsste ihn. Violetta bäumte sich unter ihm voller Verlangen. Sie tastete nach einem Knopf an ihrer Hose und drückte ihn. Der scheinbar normale Latexstoff löste sich innerhalb von fünf Sekunden auf. Animus war ein paar Sekunden lang perplex. Nun lag sie splitternackt unter ihm. Der junge Mann stöhnte nun lustvoll auf und nestelte hastig an seiner eigenen Hose. „Dein Kaffee Delicatus muss warten...‟ Diese Frau hatte immer noch eine weitere Überraschung auf Lager...

Gravis hatte inzwischen seine Kleidung erhalten: einen sich selbst reinigenden eng anliegenden gelben Overall. An der linken Brust sowie auf dem Rücken befand sich eine große Identifikationsnummer. Auch Nahrung hatte er erhalten, wenn auch für seine Verhältnisse eine spartanische Portion, die aus einem undefinierbaren Brei bestand. Die Hoffnung auf einen Advokaten hatte er sich abgeschminkt. Auch die Frage nach dem Zelleneingang hatte sich gelöst. Allerdings anders, als erwartet. Gravis hatte ein getarntes Schott vermutet, doch es gab schlicht keinen Zugang zu den Zellen. Stattdessen wurden die Insassen mit moderner Teleportertechnologie aus ihren Behausungen an andere Lokalisationen übertragen. Auch ihre Nahrung erhielten sie auf diesem Wege.

Damit war ein Ausbruch aus der Zelle kategorisch auszuschließen. Die Wände waren mit Nanostäbchen verstärkt und mit einem Aerogelkern gefüllt. Damit entsprachen sie der höchsten Sicherheitsstufe, die in der VA bekannt war. Keine Plasmawaffe konnte diese Panzerung durchbrechen. Gravis hatte bisher weder Wärter noch Gefangene kennengelernt. Sollte er in absoluter Isolation gehalten werden? Er zermarterte sich immer noch den Kopf über seine Vergangenheit, aber bis auf die Informationen, die ihm vorgespielt worden waren, ließ sein Gedächtnis sehr zu wünschen übrig. Mittlerweile wusste er nicht mehr, was nun tatsächlich auf seiner Erinnerung beruhte, und was ihm die Haftanstalt gezeigt hatte.

Und noch etwas fiel ihm auf: In seinem Nacken zwickte es leicht. Er tastete auf der Haut herum und spürte eine leichte Erhebung. IPPC musste ihm einen Chip implantiert haben. Der ehemalige Custos war sich klar, dass er damit überall geortet werden konnte. Aber damit nicht genug. Wenn man ihm auch einen Neurohacker eingesetzt hatte, dann würde er blitzschnell ausgeschaltet werden können wie einen Roboter, dem man den Stecker zog. Er hatte in einer Datenbank davon gelesen, dass IPPC diese Ausrüstung bei hohen Militärs der Regina anwendete. Merkwürdig, dass er sich an solche Details erinnern konnte, aber sonst nichts zu seinem Leben wusste.

Die Eintönigkeit in seiner Zelle machte ihn zusätzlich wahnsinnig. Er musste sich irgendeine Beschäftigung suchen. Als erstes fiel ihm Sport ein. Er machte Liegestützen, Dips, Kniebeugen, fand aber nichts für Klimmzüge. Dafür versuchte er einen Kopfstand, um sich hochzudrücken. Aber so konnte er sich ja nicht den ganzen Tag beschäftigen. War überhaupt Tag? Oder Nacht? Gab es hier eine Stationszeit? Das Deckenlicht brannte permanent. Monoton. Wie lange war er bereits in dieser Anstalt? Tage? Wochen? Er hatte kein Zeitgefühl mehr. Einen Wärter zu kontaktieren, war ihm nicht gelungen. Niemand antwortete ihm. Er ging in der kleinen Zelle hin und her und hin und her. Zum mindestens zehnten Mal heute machte er Sit-ups, um sich abzulenken.

Das Spezialmaterial seines Overalls transportierte seinen Schweiß nach außen. Ansonsten saß das Kleidungsstück wie eine zweite Haut. Seine Muskelberge bildeten sich natürlich ab, aber auch sein Gemächt war detailreich zu erkennen. Wohl fühlte er sich in dem Teil nicht. Irgendwie erinnerte ihn das an eine frühere Erfahrung, aber er kam nicht drauf, wann und was das gewesen war. Hatte er in seinem früheren Leben schon mal so engen Stoff getragen? Aber warum und wo? Aufgrund seines metamorphosen Körperbaus war ihm klar, dass er Custos gewesen sein musste. So stand es auch in seiner Akte von IPPC. Aber als Custos trug man einen Lendenschurz aus Polyamid und Armschienen aus Carbon. Je mehr er sich zu erinnern versuchte, desto dichter wurde der Nebel in seinem Kopf, als sabotierte etwas seine Erinnerungen. Bald schon wusste er gar nichts mehr. Wie ein Computer, der sich aufgehängt hatte, war Gravis nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Stattdessen legte er sich ächzend auf seine Pritsche und schloss die Augen.

Er fiel gerade in einen Halbschlaf, da weckte ihn eine laute synthetische Stimme, die seine ID-Nummer herunter leierte. „Aufstehen und in der Mitte der Zelle positionieren!‟ Das hatte die Stimme auch gefordert, als er in einen Raum gebeamt worden war, in dem er seinen Overall gefunden hatte und anziehen musste. Nun würde er also zum zweiten Mal seine Zelle verlassen. Ob er mal endlich jemanden aus Fleisch und Blut sehen würde?

Er wartete auf die Tonfolge, dann spürte er ein leichtes elektrisierendes Gefühl auf seiner Haut, und dann war er für einen Augenblick bewegungsunfähig und löste sich vor seinen Augen auf. Ein seltsames Gefühl. Beruhigt stellte er fest, dass er an einem anderen Ort wieder materialisierte. Es war nicht die Kleiderausgabe sondern ein fast leerer Raum mit Metallwänden. An einer Wand war eine Spiegelfläche von zwei mal einem Meter Größe. Vermutlich ein Fenster für einen Beobachter. Die laute Synthetikstimme erschrak ihn: „Stellen Sie sich auf den gelben Kreis mit dem Gesicht zur grauen Wand.‟ Gravis sah die Kennzeichnung mitten im Raum und folgte der Anweisung. „Strecken Sie ihre Arme über den Kopf nach oben aus.‟ Als er dieser Aufforderung nachkam, schossen aus der Decke zwei Robotikarme aus Metall und mit Manschetten, die seine Handgelenk fest umschlossen und ihn so fixierten. Synchron packten zwei massive Stahlgreifer seine Fußgelenke. Als nächstes schoben sich die Bodenkrallen einige Zentimeter auseinander, so dass Gravis nun gespreizt stand. Seinem ersten Impuls folgend, spannte er seine gewaltigen Muskeln an, aber die Vorrichtung war so massiv, dass sie sich keinen Millimeter bewegte.
187. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 19.04.20 18:15

~ LXXIX ~


Auf Atra Mundo im riesigen Moloch Atra-City standen die gesicherten Wohnhabitate und Park-Kuppeln der Reichen, während Slums und Industrie-Areale um das Zentrum wucherten. Die Bevölkerung der Armensiedlungen schuftete praktisch rechtlos um ihr Überleben. Im Gegensatz dazu lebten die Privilegierten in den Habitaten in Saus und Braus. Mit Dilithium ließ sich alles erkaufen: Luxus, Freiheit und Schutz vor den kriminellen Bruderschaften, die faktisch die Macht über den Planeten hatten.

Offiziell gab es eine Regierung, Behörden und Polizei sowie Gerichtsbarkeit, aber die Bruderschaften waren die wahren Herrscher des Planeten. Regelmäßig stürmten Spezialeinheiten der Planetenpolizei die Slums, um nach Drogen, Waffen oder Diebesgut zu suchen. Oft waren es vorgeschobene Gründe. Es ging meist darum, von den Armen Schutzgelder zu erpressen. So waren die den Mitgliedern der Bruderschaften und zusätzlich den Machenschaften der korrupten Polizei und deren Willkür ausgeliefert. Wer sich nicht schnell genug versteckte, wenn Einheiten unterwegs waren, der wurde zum Opfer der Uniformierten.

Vermutlich waren die Banden nur deshalb nicht so häufig in den Slums unterwegs, weil die Luft dort so ungesund war. Die Atmosphäre von Atra Mundo enthielt viele Schadstoffe, die die Lebenserwartung rapide senkten. Aus den Kanalisator-Anlagen der großen Wohnhabitate von Atra City flossen Kanäle mit Abwasser und chemischen und organischen Stoffen an den Slums vorbei, um viele Meilen entfernt in großen toten Seen zu münden. Einige Frachtdrohnen flogen täglich über den Kanälen, um Abfälle aus Schwermetall-Rückständen und anderen Ausschuss aus den Industriefabriken zu entsorgen, und entleerten ihre Tanks dort. Vor allem Blei, Quecksilber und Cadmium, aber auch Thallium enthielt das Gewässer, dazu fanden sich Pestizide und eine Vielzahl an Toxinen sowie diverse Säuren. Niemand näherte sich den Kanälen, wenn es nicht unbedingt notwendig war.

Die Produktion von Nahrung war für die arme Bevölkerung nicht möglich. Wer in der Atmosphäre von Atra Mundo ungeschützt Lebensmittel anbaute, vergiftete sich damit. So waren die Menschen generell auf „Spenden‟ von den Bruderschaften angewiesen. Wer Schutzgeld bezahlte, für den wurde mehr oder weniger gesorgt. Es gab Lieferungen von Überschuss aus den Wohnhabitaten, die in den Biolabors und Molekularproduktionsstätten hergestellt worden waren. Meist handelte es sich um die Basisbiomasse, aus der diverse Speisen hergestellt wurde. Die schmeckte zwar recht neutral, doch enthielt sie einige Nährstoffe und vor allem Kalorien aus Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen.

Für Menschen, die beinahe nichts zu verlieren hatten, war es nicht abwegig, die Schutzblockaden der Habitate zu überwinden, um Nahrung oder andere Güter zu stehlen. Zur Sicherung der privilegierten Menschen verfügte jedes Habitat über eine HSU (Habitat Security Unit). Hierbei handelte es sich um uniformierte Wachleute für die Anlagen. Wie es trotz der vielen Defensivmaßnahmen immer wieder mal einige wenige Eindringlinge schafften, den Nahbereich eines Wohnhabitats zu erreichen oder sogar ins Innere zu gelangen, blieb ein Rätsel, aber die HSU machte vor allem nachts Jagd auf die Kriminellen.

Offiziell durfte die HSU die Gefangenen nur festnehmen und der Planetenpolizei übergeben, doch wurde Hausfriedensbruch von den privaten Sicherheitsleuten persönlich geregelt. Viele der Eindringlinge waren verzweifelte Slumbewohner, die Nahrungscontainer plündern wollten, in denen Lebensmittelreste lagerten, die für die Entsorgung bestimmt waren. In dieser Nacht hatten es drei junge Männer geschafft, den Elektrozaun und die Mauer zu überwinden. Ebenfalls waren sie unbemerkt an mehreren Kontaktalarmen vorbeigekommen. Die HSU wunderte sich, wie dies möglich gewesen war. Aber die Infrarot-Cam ihrer Ausrüstung zeigte das Trio vorgebeugt über einen Vorplatz schleichen.

Die HSU kreiste die Eindringlinge ein. Hochleistungslampen strahlten sie an, und einer der Uniformierten rief durch ein Megaphon: „Halt! Sofort flach auf den Boden legen! Arme und Beine austrecken! Hier spricht die HSU von Habitat Star 3! Wenn Sie die Anweisungen nicht befolgen, werden Sie neutralisiert!‟ Zwei der jungen Männer warfen sich augenblicklich entsprechend auf die Carbonfaserplatten unter ihnen, doch ein Flüchtender raste panisch Richtung Außenzaun. Ein Suchscheinwerfer folgte ihm. Eine Sekunde später schoss ein Uniformierter seine Neuro-Impulswaffe ab. Der Abtrünnige sackte schreiend zu Boden und überschlug sich mehrmals. Sein Nervensystem war durch den Impuls überlastet worden. Der Schütze rief zufrieden: „Hab den Dreckskerl!‟

Die HSU teilte sich auf. Während zwei Wachleute in ihren Kevlar-Uniformen zu dem Bewusstlosen liefen, näherten sich die anderen vier Personen den zwei Männern, die den Anweisungen nach auf dem Bauch lagen. Die Leuchten waren so grell, dass die Gefangenen temporär blind waren. Von den Gesichtern der Wachen hätten sie aber auch tagsüber nichts erkannt, denn zur Uniform gehörte eine aktive Hologrammbrille, die für das Gegenüber eine verspiegelte Fläche vor dem kompletten Gesicht des Trägers erzeugte, die die Umgebung reflektierte. Transparenz und Absorption konnten beliebig programmiert werden. Den beiden Überwältigten wurden Nanofesseln auf dem Rücken angelegt und dann abgeführt. Der dritte im Bunde folgte.

Die HSU brachte das Trio in ein Modul an einem seitlichen Zugang zum Habitat. Dort fuhren sie mit dem Lift in ihre Räumlichkeiten im vierten Untergeschoss. Dort befand sich neben dem Büro der HSU auch ein Verhörraum sowie mehrere Zellen für Gefangene. Die Männer mussten sich nackt ausziehen und wurden dann einzeln in dem Verhörraum befragt: Name, Grund der Straftat, Ablauf, Komplizen, Hintermänner.

Die Jünglinge wirkten sehr eingeschüchtert von den martialisch aussehenden Wachleuten. Sie wollten Nahrung für ihre Familie und Freunde besorgen, weil bei ihnen derzeit extremer Mangel herrschte. Die Noxius-Bruderschaft hatte mehrmals Essenslieferungen ausfallen lassen – eine Sanktion wegen Nachlässigkeiten in einer Fabrik -, und die Planetenpolizei hatte wichtige Rationen vernichtet, da sie angeblich illegal gewesen seien. Der Verhörte saß gefesselt auf einem massiven Stahlgerüst, das einem Stuhl nachempfunden war. Es wirkte gegen den mageren Mann überdimensioniert.

Ein Uniformierter hatte ihn befragt, eine weitere Person war anwesend und versetzte dem Gefangenen Backpfeifen, wenn er stockte oder vermeintlich log. Schließlich deaktivierte diese Person die Holo-Brille. Der Jüngling sah überrascht, dass es sich um eine junge Frau handelte. Seine Nacktheit hatte ihn bisher nur ängstlich und hilflos gemacht, doch jetzt schämte er sich ihrer auch noch. Der Fragesteller wiederholte seine Erkundigung nach Hintermännern, aber der Jüngling wiederholte nur, dass er den Einbruch mit seinen beiden Freunden allein geplant und durchgeführt hatte. Die HSU-Frau näherte sich dem Sitzenden und griff ihm zwischen die Beine. Jammernd wiederholte der Jüngling, was er gesagt hatte. Schließlich nickte der Wachmann und deutete an, dass der nächste an der Reihe wäre.

Die Zellen, in denen sie zwischendurch eingesperrt waren, stellten eher Stand-Käfige dar, denn sie waren nur 160 Zentimeter hoch, 50 Zentimeter breit und 50 Zentimeter tief. Schließlich hatte die HSU alle Informationen. Ein Technikteam würde am Morgen den Kontaktalarm aufrüsten. Als kleine Lektion wurden nun alle drei Männer in den Verhörraum gebracht. Mit einem Touchpad steuerte einer der Uniformierten eine Metallkonstruktion, die als Prügelbock konzipiert war. Einer der dünnen Jünglinge musste sich hinlegen. Dem zweiten Mann gab der Wachmann eine Metallrute. „20 Hiebe auf seinen knochigen Arsch! Wenn auch nur ein einziger Schlag zu schwach ausgeführt wird, wirst du die sechsfache Packung von uns erhalten! Los! Fang an!‟

Die Männer der HSU hatten sich alle sechs versammelt und schauten dem Treiben amüsiert zu und feuerten den Schläger ab und zu an. Nach spätestens zehn Treffern sah man dem Ausführenden deutlich das Mitleid und die Verzweiflung an, aber er setzte die Strafe wie befohlen weiter fort. Anschließend war der zweite dran, dann der dritte schlaksige Jüngling. Nur unter Schmerzen konnten sie danach noch laufen, wurden aber forsch von der HSU zum Ausgang getrieben und hinter die Blockaden geführt. Niemand der drei Burschen wagte nach seiner Kleidung zu fragen. Sie wollten nur noch weg. Ein Sicherheitsmann sagte: „Ihr Dreckspack habt 30 Sekunden Vorsprung. Dann ziele ich mit der Impulswaffe auf euch.‟ Die Nackten sprinteten in Panik in die Dunkelheit davon und wurden von den Suchscheinwerfern gnadenlos verfolgt.

Auf Beta Patria traf sich Animus am nächsten Tag erneut mit Violetta. Es war also kein ordinärer One-Night-Stand gewesen. Da war mehr. Die beiden hatten sich gegenseitig ineinander verguckt. Aber hätte so eine Beziehung eine Chance? Durch ihre Berufe war maximal eine Fernbeziehung möglich. Statt der realen Partnerin vor sich oft nur ein Hologramm? Animus grübelte darüber nach und wollte das Problem mit Violetta besprechen. Sie gingen in eine schicke Bar in der City mit Blick über die halbe Hauptstadt von Beta Patria und bestellten hellblaue Longdrinks in hohen schmalen Gläsern, eine Empfehlung von Violetta.

Sie lächelte ihn an. „Du bist ein wundervoller Mann. Das wollte ich dir gestern schon sagen. Aber irgendetwas bedrückt dich...?‟ Animus seufzte. Er erzählte ihr von Gravis und auch vom schon lange verschollenen Timiditas. Nur seine Beziehung zu Flosa erwähnte er nicht. Die heitere Stimmung war trotzdem hinüber. Violetta streichelte seine Hand. „Du wirst deine Freunde eines Tages wiedersehen. Du musst nur stark genug daran glauben.‟ Er lächelte sie an. Sie wollte ihm Hoffnung machen, die er aber nicht wirklich empfand. Von Timi hatte er schon so lange nichts mehr gehört, und Gravis war genau dem Feind entgegengeflogen. Wenn er nicht abgeschossen worden war, würden ihn die Mächtigen des Alpha Dominion wieder versklaven. Ein Custos war mindestens so produktiv wie ein Rusticus und konnte in Minen oder Fabriken eingesetzt werden.

Schließlich kamen die beiden wieder auf angenehmere Themen und tranken noch ein zweites Glas der hellblauen Mischung. Violetta sah ihm interessiert in die Augen, als Animus von seiner Jugend und der Ausbildung als Pugnator auf Regina erzählte. Plötzlich wurde ihre grüne Iris in einem schnellen Farbverlauf blau. Animus stutzte. Aber sein Scanner hatte sie doch als humanoid angezeigt! Violetta bemerkte seine Verwunderung und lächelte. „Eine kleine Optimierung. Die Farbe ist metamorph. Sie wechselt in unterschiedlichen Gefühlslagen. Eigentlich handelt es sich um einen Gendefekt, der mich temporär extrem lichtempfindlich macht. Ein Implantat schützt mich davor. Aber Nebenwirkung ist der Farbwechsel.‟ Ihre Pupillen waren nur unwesentlich verengt. Animus sah sich in der Bar um. „Aber hier ist es eher dämmerig.‟ Violetta griff seinen Unterarm. „Es geht auch mehr um emotionale Momente.‟ Animus legte seine Hand auf ihre. „Und jetzt ist so einer?‟ Sie flüsterte: „Für dich nicht?‟ Als Antwort beugte er sich vor und küsste die hübsche Frau. Dann strich er ihr auf einer Seite die Haare hinter das Ohr. „Wie wäre es, wenn wir dieses Mal zu mir gehen?‟ Violetta lachte keck. „Bist du denn auch ein Gentleman?‟ Animus grinste. „Das werden wir dann sehen.‟

Sie betraten gerade in Vorfreude auf das Kommende das Apartment des Piloten, da erhielt er einen wichtigen Videoanruf. Mr. Carthy, CEO der Prospect Enterprises, sein Boss. „Es gibt da eine Merkwürdigkeit. Das Hangar hat einen Container zu wenig abgerechnet. Und alle Aufzeichnungen deuten darauf hin, dass kein Fehler vorliegt. Uns ist also ein Container abhanden gekommen, denn er ist definitiv nicht mehr an Bord. Der war zwar leer, aber es gibt dafür keine plausible Erklärung. Die Raumstation hat darüber keine Informationen. Wenn er über illegale Kanäle abtransportiert worden ist, könnte er Raumpiraten in die Hände gefallen sein. Nur war an der Station im Orbit außer einem IPPC-Transporter kein Schiff angedockt. Meine Scanner zeigen ihn auch in keinem Hangar an. - Wo - ist - er?‟ Animus konnte sich das auch nicht erklären. „Ich denke darüber nach. Vielleicht fällt mir etwas ein. Aber es klingt schon sehr seltsam.‟ Auf eine Verbindung mit dem Verschwinden von Gravis kam niemand. Das Shuttle hatte nicht die Kapazitäten, um einen Container zu transportieren.

Nach der Videoübertragung sah sich der Pilot um. Wo war Violetta hin? War sie gegangen? Doch er roch ihr verführerisches Parfüm... Er folgte der Spur ins Schlafzimmer. Dort räkelte sie sich halb nackt auf dem Gel-Bett. Die nächste Stunde war für beide wie eine intensive und ewig expandierende Reise in eine andere Dimension. Ihre Begierde fiel über sie her mit einer Energiefreisetzung wie der Impakt eines Asteroiden auf einen bewohnten Planeten.

In einem abgelegenen Sol-System der VA bewegte sich eine anthrazitfarbene Raumstation in einem ansonsten leeren Orbit eines öden Planeten. Bis auf die einsame Gefängnisanlage von IPPC gab es hier nichts von Interesse. Gravis stand in seiner restriktiven Fixierung mitten in dem leeren Raum. Ein elektronisches Summen ertönte, und Bolzenverriegelungen öffneten einen Zugang auf seiner linken Seite. Der Gefangene blickte automatisch in die Richtung. Zwei Uniformierte von IPPC marschierten herein: schwarze Hose, schwarze Militärstiefel, weißes Hemd, schwarze Uniformjacke mit dem gelben Emblem der Corporation.

Ihnen folgte eine kleinere Person. Es war die erste Frau, die er seit seiner Gefangennahme sah. Sie trug ebenfalls die Uniform des Privatgefängnis-Unternehmens, verfügte aber auf den Schulterklappen ihrer Jacke über ein sternförmiges Abzeichen. Es gab offenbar diverse Dienstgrade. Die Frau stellte sich breitbeinig circa zwei Meter vor Gravis hin und hielt die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Links und rechts von ihr rahmten sie die Männer ein. Der Fixierte schaute in ein hübsches aber strenges Gesicht, schmal, volle Lippen, braune Augen, schwarze Haare zu einem festen Pferdeschweif gebunden. Eine lange Minute verging, indem sie den Insassen musterte. Dann sprach sie. „Ich bin Kommandantin Jameson und leite diese Einrichtung hier am Arsch der Galaxie.‟ Mehr sagte sie zunächst nicht. Dann gab sie ein kurzes Handsignal, und die beiden Wachmänner verließen den Raum.

Die Frau ging in ihren Kampfstiefeln um den Fixierten herum und betrachtete ihn wie ein Kunstwerk. Dann zückte sie aus ihrer Jacke einen kleinen Signalgeber und hielt ihn in die Höhe. „Weißt du, was ich damit machen kann?‟ Gravis spürte, wie sein Herz pochte, als wolle es die Rippen durchschlagen. Als wenn seine Situation nicht schon schlimm genug wäre, war er auch noch an eine perverse Sadistin geraten. Die Frau aktivierte das Gerät. Gravis zuckte zusammen. Was hatte er erwartet? Einen fürchterlichen Stromschlag? Oder dass er viergeteilt würde von diesen pneumatischen Metallarmen? Nichts war geschehen. Oder?

Doch, er sah sich um. Der gesamte Raum war in eine Art semitransparentes Kraftfeld getaucht. Die Wände waren nur noch verschwommen zu erkennen. Die Kommandantin erklärte ihm den Grund. „Das Feld schützt uns vor Überwachung jeglicher Art. Nichts verlässt diesen Raum. Kein Signal. Keine Daten. Niemand schaut oder hört uns zu. Kein Infrarot, nichts. Wir sind absolut allein.‟ Gravis wurde wieder mulmig. Was hatte die Frau nun mit ihm vor, dass nicht einmal diese skrupellosen Wärter es erfahren sollten? Sie stellte sich wieder vor ihn. „Ich habe da eine winzig kleine Auffälligkeit in deiner Personalakte bemerkt und nachgeforscht. Sie ist manipuliert. Also: Wer bist du wirklich? Ich frage dich nur dieses eine Mal!‟

Gravis hatte keinen Grund zu lügen. Aber er konnte ja nur die Erinnerungen abrufen, die ihm eingepflanzt worden waren. Vielleicht war diese Kommandantin ja sogar seine Rettung? Doch ihre nächsten Worte vernichteten all seine Hoffnung auf einen Schlag. „Ich glaube nicht, dass du ein Terrorist bist. Aber im Grunde ist es egal, warum du hier bist. Unsere Einrichtung ist eine Einbahnstraße. Hier sitzen Lebenslängliche ein. Es gibt keine Rückkehr.‟ Gravis ächzte. „Aber... Ich.. Wenn ich unschuldig bin...‟ Miss Jameson kam ganz nah zu ihm und legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen. „Ssssssss.‟ Jetzt fiel ihm eine kleine Narbe auf ihrer rechten Wange auf. Ihre Hand streifte an seinem Overall entlang über die gewölbte Brust, den Bauch und landete schließlich in seinem Schritt, wo sie herzhaft aber nicht grob zupackte. „Du gefällst mir. Hier am Arsch der Galaxie gibt es nur wenige Mannsbilder wie dich. Da kann sich eine Frau schon mal einsam fühlen.‟

Der Muskelkoloss schluckte. Wollte die etwa mit ihm bumsen? Im nächsten Moment zog sie aus ihrem Gürtelholster eine kleine Laserklinge und aktivierte sie. Mit einer Hand zog sie Gravis den Overallstoff vom Leib, mit der anderen zerschnitt sie ihn. Stück für Stück entkleidete sie ihn so, bis er splitternackt in seiner Fixierung stand. Eine leichte Erektion bildete sich, was ihm furchtbar peinlich war. Jameson biss sich auf ihre Lippen und griff nach dem Liebesschaft. Gravis musste aufstöhnen. Mit einer ausholenden Geste zog sie eine virtuelle Holokonsole zu sich und gab dort etwas ein. Schon brachten die massiven Metallarme ihren Gefangenen in eine horizontale Position auf den Boden. Gravis konnte kaum glauben, was da geschah, aber die Kommandantin entblätterte sich nun selbst bis sie nur noch eine schwarze Nylonstrumpfhose mit offenem Schritt trug. Jetzt zog sie ihre Kampfstiefel wieder an. Danach ihre Uniformjacke, ließ sie aber offen. Und dann stellte sie sich breitbeinig über ihren Häftling.

Sie riss sich das Haargummi aus dem Schweif und schüttelte ihre lange Mähne und lachte. Dann warf sie sich förmlich auf den Liegenden und spießte sich auf dem Phallus auf, schrie lustvoll auf und begann einen wilden Ritt. Ihr Verlangen brannte und wirbelte wie eine Sonneneruption und brachte den Liebesstab in ihr zu einem unerwarteten Volumen. Sie stöhnte wohlig auf und maunzte. „Sprich mit mir, Custos! Los! Nenn mich deine kleine Schlampe! Ich bin dein geiles Luder! Besorg es mir!‟ Gravis brauchte eine Sekunde, bis er verarbeitet hatte, was er da gehört hatte. Die Kommandantin stand wohl auf Dirty Talk. Also spielte er mit und betitelte sie entsprechend und ließ sich noch so einiges mehr einfallen.

Jameson gefiel es so sehr, dass sie wenige Minuten später kulminierte und in ihrer Ekstase aufschrie. Auch Gravis war so geil geworden, dass er kurz vor einer Explosion stand, aber die Frau bewegte sich nicht mehr. Sein bestes Stück war noch in ihr gefangen, und im nächsten Augenblick stand sie auf. Frustriert stöhnte der Gefangene auf. Die Leiterin der Einrichtung holte sich mit einer Geste wieder die Holokonsole und ließ einen neuen Overall für den Insassen materialisieren. Gleichzeitig lösten sich die zerstörten Stoffreste des alten Exemplars auf. „Ich werde nun deine Fesselung lösen, damit du dich anziehen kannst. Mach keinen Fehler. Dein Neurohacker wird jeden Angriff auf mich unterbinden.‟

Also hatte er doch richtig vermutet. Sie hatten ihm nicht nur einen ID-Chip implantiert, sondern auch einen Neurohacker initiiert. Die Panzerarme und Schienen gaben ihn frei und verschwanden nahtlos im Boden und in der Decke. Gravis setzte sich auf und sah zu der kleinen Frau vor ihm hoch. Mit ihrer offenen Uniformjacke waren immer noch ihre Brüste zu sehen. „Ich heiße Sherry.‟ Gravis räusperte sich. „Wie die Kirsche?‟ Die Frau schmunzelte. „Nein, mit S.‟ Der nackte Koloss erhob sich und griff nach dem Overall. Seine starke Erektion wirkte irgendwie absurd und bizarr in dieser Situation.

Mit einem schnellen Schritt nach vorne packte die Frau den Stoff und warf ihn zur Seite. „Du bist scharf auf mich, oder?‟ Gravis nickte wie hypnotisiert. Jameson griff nach dem harten Phallus und rieb ihn an ihrem Bauch. Der Custos stöhnte auf. Sherry Jameson setzte sich auf den Boden und ließ sich nach hinten fallen. „Komm schon! Steck ihn zwischen meine Titten!‟ Der nackte 175 Kilogramm schwere Gigant kniete sich über die zierliche Person. Er beugte sich vor, ging auf alle Viere und positionierte seinen Luststab genau zwischen die Halbkugeln, die Jameson jetzt zusammendrückte. Dann begann er mit Pumpbewegungen, ächzte, keuchte und stöhnte vor Geilheit. „Spritz ab, mein Riesenferkel! Los!‟ Ihre Aufforderungen wurden immer obzöner und vulgärer, und Gravis brauchte keine zwei weitere Minuten, um seine Kanone abzuschießen. Er wunderte sich über die hohe Quantität, die Sherry über und über mit seiner Lust bedeckt. Sie rieb sich die Hinterlassenschaften über ihren Leib und kostete davon, als sei es der süßeste Nektar.

Schwer atmend erhob sich der Muskelberg und stand nun über der Kommandantin. Wieder holte sich Jameson die Holokonsole aus der Luft und gab etwas in die Software-Simulation ein. Im nächsten Moment löste sich Gravis auf und fand sich in seiner Zelle wieder. Fünf Sekunden später materialisierte dort auch sein neuer Overall. Er schüttelte den Kopf. Das musste alles ein wirrer Traum gewesen sein. Doch der Blick auf seinen tropfenden und noch kribbelnden Phallus zeugte von etwas anderem. Er zog seine Anstaltskleidung über seine Muskelberge und griff sich in den Schritt, wo jedes Detail zu sehen war. Wer hatte nur diese Anzüge designt? Aber es fühlte sich gut an. Diese exzentrische Nummer mit Sherry war richtig geil! Aber auch beängstigend. Was stand ihm hier noch bevor? Er legte sich auf seine Pritsche, von der er sich immer noch wunderte, dass sie sogar für ihn breit genug war. Er sinnierte über seine Situation. War er nun das Sextoy der Anstaltsleiterin? Musste er in dieser kleinen Zelle veröden, und wenn sie Lust auf ihn hatte, holte sie ihn hervor wie einen Silikondildo? Gravis seufzte tief. Vielleicht hatte ein Terrorist nichts anderes verdient.

Einige Zeit später erhielt er seine Abendration Brei. Doch dieses Mal war sie doppelt so groß und sättigte ihn. Als er aufgegessen hatte, dimmte das Licht langsam und erlosch schließlich ganz. Der Mutant tastete sich zu seiner Pritsche und legte sich schlafen. - Irgendwann riss ihn eine laute synthetische Stimme aus dem Schlaf: „Insasse! Hinstellen!‟ Das Licht war synchron grell aufgeleuchtet und schmerzte in seinen Augen. Die Stimme befahl: „Ausziehen!‟ Er folgte der Anweisung zügig. Dann kam die ihm bekannte Tonfolge für den Beamvorgang, und Sekunden später spürte er das elektrisierende Kribbeln, dann löste er sich auf. Einen Augenblick später materialisierte er sich in einem anderen Raum. Er stand vor einer Metallwand. Um seine Taille war ein Stahlband mit der Wand verbunden.

Im nächsten Moment fühlte er etwas an seinen Hoden. Eine Drahtschlinge zog sich zu. Ein Wärter hinter ihm war zu hören. „Hab den Freak an den Eiern!‟ Eine zweite Stimme befahl, Gravis solle seine Hände auf den Rücken legen. Dort wurde ihm eine schwere Metallschelle angebracht. Das Stahlband löste sich nun von seiner Taille. Aber die Freiheit war nur so viel wert, wie es der erste IPPC-Angestellte zuließ, denn der kontrollierte ihn nun über seine Stange, an dessen Ende die Drahtschlinge um die Hoden des Gefangenen führte. Zusätzlich konnte er mit einem Knopfdruck die Schlaufe elektrifizieren. Er bugsierte Gravis rückwärts von der Wand weg, dann seitlich und schließlich vorwärts, indem er von hinten seine Stange durch die muskulösen Schenkel schob. So wurde der Gefangene aus dem Raum durch einen Korridor gebracht.

Auf Beta Patria hatte das Androidenverbot eine Jagd auf die Menschenroboter in Gang gesetzt. Wie Pilze aus dem Boden schossen Kopfgeldjäger, die für eine Kopfprämie auf die infizierten Modelle, die sich nicht hatten abschalten lassen, ihr eigenes Leben aufs Spiel setzten. Ursprünglich nur in der Version LA667R/222 von Bionic Industries, aber inzwischen auch in diversen Varianten, war das Update zu einer Künstlichen Intelligenz außer Kontrolle geraten. Wichtigstes Utensil der Hobbyjäger war natürlich ein Bio-Scanner, doch auch der konnte unter Umständen manipuliert werden. Zwar gab es noch keine erfolgreichen Replikationen von Androiden untereinander, doch eine Infizierung war in einigen Fällen gelungen.

Die Experten der Regierung hatten mit einem Gegenvirus versucht, die fehlerhaften Updates der betroffenen Androiden zu blockieren, aber das stellte sich als schwierig heraus. Die selbsternannten Jäger machten der Regierung Sorge, denn es war auf Beta Patria und anderen Planeten bereits zu Vorfällen gekommen, in denen Humanoide mit legalen Implantaten für Androiden gehalten wurden. Diese Hexenjagd musste unterbunden werden, aber es gab kaum Personal für eine entsprechende Polizei-Unit, denn alle verfügbaren Kräfte waren im Defensiveinsatz gegen das Alpha Dominion.

Auch bei Animus und Violetta war das ein Gesprächsthema. Der Pilot erinnerte sie an ihre Vergangenheit bei der STC. „Es wäre viel besser, wenn die STC reaktiviert würde und die Androiden neutralisieren würde, als dass es irgendwelche Laien versuchen und sich und andere in Gefahr bringen. - Wäre das nichts für dich?‟ Violetta schmunzelte. „Ich war bei keiner Jagd-Unit sondern in der Zentrale für die Koordinierung. Aber zu meiner Ausbildung hat auch der Nahkampf und alles weitere gehört.‟ Animus schmiegte sich an sie und meinte neckend: „Ja, ich erinnere mich an dieses Fanggerät, das du skrupellos an mir angewendet hast.‟ Violetta schlug ihm spielerisch vor die Brust und entwand sich seiner Umarmung. „Das FNS? Ja, pass nur gut auf, sonst verpacke ich dich wieder in so ein Netz und lasse dich dieses Mal liegen.‟ Animus: „Das würdest du tun, du kleines Biest?‟ Violetta eilte auf ihn zu und sprang ihn breitbeinig an, umarmte ihn und küsste ihn. „Aber ein süßes Biest, oder?‟

Nach wilden Küssen setzte er die Dame ab. „Ich meine es ernst. Warum hat die Regierung die STC aufgelöst?‟ Violetta zuckte mit ihren schmalen Schultern. „Nach der Besetzung von Regina waren sie nicht mehr notwendig.‟ Sie streifte mit ihrem Zeigefinger an Animus Brust und Bauch Richtung Schritt. Dann packte sie zu. „Was ist denn das? Das muss ich genauer untersuchen.‟ Animus wollte sie gerade auf die Arme nehmen und ins Bett tragen, da sank Violetta auf die Knie und öffnete die Hose des Piloten und holte das Forschungsobjekt hervor, nach dem sie gesucht hatte. Animus spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. „Was...?‟ Weiter kam er nicht. Heiße Lippen saugten sein gutes Stück und er ergab sich kampflos seinem Schicksal. Er sah nach unten und blickte auf die roten Haare. Nun sah sie zu ihm auf und verwöhnte ihn dabei weiterhin. Ihre grünen Augen wechselten zu einem hellen Blauton. Animus stöhnte und ließ seinen Kopf in den Nacken fallen, schloss seine Augen und spürte, wie sich eine Supernova in seinen Lenden bereitmachte. Kurz darauf sprengten seine Gefühle alle Grenzen des Universums.
188. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 10.05.20 17:25

~ LXXX ~



Mr. Carthy durchforstete die Logs und prüfte, welche Authentifizierungen und Autorisierungscodes beim Entladen des Schiffes genutzt worden waren. Er fand keine Hinweise auf Manipulationen. Wo war der verschwundene Container geblieben? Ebenso hatte Mr. Carthy noch keine Erklärung dafür gefunden, wie Gravis das Schiff hatte im Shuttle verlassen können. Die Sicherheitsprotokolle hätte er nicht überwinden können. Er musste einen Komplizen, einen Helfer gehabt haben. Animus schloss er aus, denn sein Freund hätte ihn zurückgehalten und niemals den Gefahren im militarisierten Sektor ausgesetzt.

Welcher Pilot, Techniker oder Programmierer wäre in der Lage gewesen? McCoy? Oder eventuell jemand vom Wartungspersonal? Dieser Mortimer war ihm immer schon etwas suspekt gewesen. Der hatte früher mal für die IPPC gearbeitet. Mr. Carthy dachte an den IPPC-Transporter auf der Raumstation. Gab es da einen Zusammenhang mit dem Gefängniskonzern? Er schüttelte den Kopf. Er bildete sich da schon Konstruktionen und Verschwörungstheorien ein. Er musste dringend eine Pause machen und den Kopf freibekommen.

Er ließ sich auf eine programmaktive Memoschaumliege fallen und legte sich das VR-Gerät an. In der virtuellen Realität ließ er sich in eine simulierte Idylle sinken: Er saß in der Natur und angelte. Vogelgezwitscher, plätscherndes Wasser und eine leise Brise raschelte durch die Baumwipfel der Tannen. So konnte er am besten entspannen und allen Stress vergessen. Das Gerät war so konfiguriert, dass es automatisch abschaltete, falls eine als dringlich definierte Meldung einging, oder eine voreingestellte Zeit vergangen war. Der dreifach verschlüsselte Datenstrom der VR-Simulation lief über einen isolierten Server.

Mr. Carthy saß in einem klappbaren Anglerstuhl am Ufer eines ruhigen Baches in einem Waldgebiet und wartete auf einen Fang. Neben sich stand eine Tasche und eine Kiste mit Anglerutensilien sowie ein Eimer. Die Illusion von Idylle wäre perfekt gewesen, wenn nicht plötzlich der Himmel mit den Schäfchenwolken flackerte wie ein defektes Display und abrupt einen grünen Hintergrund bildete. Mr. Carthy runzelte die Stirn und sah sich um. Was war mit der Simulation los? Auch das Wasser im Bach floss nicht mehr. Alles war wie in einem Standbild gefangen. Nur Mr. Carthy bewegte sich noch.

Er stand aus seinem grünen Faltstuhl auf und legte die Angel beiseite. „Sim beenden.‟ Das Programm reagierte nicht. Er wiederholte den Befehl: „Sim beenden.‟ Carthy wurde unruhig. „Programmsimulation: Notfallabschaltung.‟ Keine Reaktion. Zumindest lief die Simulation weiter: Das Wasser floss, und der Himmel wurde wieder blau. Carthy fluchte. Wie kam er aus der VR heraus? Die Zeit musste längst um sein. Warum deaktivierte sich die virtuelle Darstellung nicht? Er versuchte es noch mehrere Male ohne Erfolg. Dann verschwand plötzlich wieder der Himmel. Und dieses Mal war die gesamte Umwelt gelöscht, und Carthy stand in einem weißen endlosen Raum, in dem ein dünnes dreidimensionales Gitternetz dominierte.

Eine Stimme ließ ihn herumfahren: „Carthy! Ich musste leider deine Sim hacken. Du bist mir fast auf die Schliche gekommen. Hättest nicht so neugierig sein sollen!‟ Sein Angestellter Mortimer stand da und grinste ihn schmierig an. Mortimer berichtete von der Entführung des Muskelmutanten Gravis. „Diese Freaks gehören nicht nach Beta Patria. Sie sind gefährlich.‟ Mr. Carthy wollte sich auf Mortimer stürzen, aber er lief durch das Hologramm widerstandslos durch. Mortimer lachte. „Bis dich jemand in deiner Suite findet, werde ich bereits untergetaucht sein. Vielleicht findet dich auch niemand. Adios!‟ Das Avatar löste sich auf. Carthy stand hilflos da. Was sollte er tun?

Er kam von alleine nicht aus dieser Simulation heraus. Das endlose Weiß materialisierte sich zu einer neuen Umgebung: Carthy stand nun mitten in einer düsteren Industrie-Halle. Hochleistungsstrahler leuchteten ihn an. Trotz des blendenden Lichts konnte er erkennen, dass er aus acht Richtungen von Kreaturen eingekesselt war. Bei genauerem Hinsehen, bemerkte er, dass die Gestalten von Ketten zurückgehalten wurden, die an ihren Stahlhalsbändern befestigt waren. Es waren keine Custos sondern Corium Bestiae, die den reginaischen Haremswächtern in Muskulatur kaum nachstanden. Etwa zwei Meter groß, stark behaart und 150 kg schwer wüteten sie an ihren Ketten und wollten sich auf Carthy in ihrer Mitte stürzen.

Nur ein knapper Meter blieb zwischen dem CEO und den wilden Kreaturen. Angstvoll drehte er sich im Kreis und bemühte sich, den nach ihm greifenden Armen zu entkommen. Die Geschöpfe waren mit ihrer ledrigen Haut und den grobschlächtigen Gesichtszügen kein hübscher Anblick. Dazu waren sie nackt und hatten erigierte Phalli. Die Kreaturen stanken nach Schweiß und grunzten und brüllten aggressiv. Carthy wusste, dass er sich noch in einer virtuellen Realität befand, aber quälende Neuroimpulse würde er trotzdem empfinden. Und wer wusste, was dieser Mortimer an dem Programm manipuliert hatte? Vielleicht konnte Carthy sogar sterben. Wer würde wann bemerken, dass etwas mit der VR-Übertragung nicht stimmte? Wie lange würde er diese Situation überstehen?

Mortimer beugte sich mit einem hämischen Grinsen über den Firmenchef und nickte. Er hatte bereits einige interne Daten des Unternehmens auf einen Speicher transferiert und an sich genommen. Die würde er auf dem Schwarzmarkt verkaufen. Nun verließ er die Suite und machte sich auf den Weg zum Flugdeck, von dem er zur nächsten Raumstation fliegen wollte, wo in einem transstellaren Schiff seine Reise fortsetzen würde. Atra Mundo war seine Destination. Dort, am Rande der Vereinigten Allianz, konnte man am besten untertauchen.

Eine Stunde später versuchte Pilot Ricky McCoy seinen Chef zu erreichen. Sein Multimobilcom zeigte immer nur „Privattermin – Person nicht erreichbar‟ an. Eine Zeitbeschränkung war nicht eingetragen. Das fand McCoy seltsam. Er ging zur Suite des CEO und meldete sich. Auf dem Interface der Tür leuchtete das Symbol für „Nicht stören!‟ auf. War der Boss etwa bei einem Schäferstündchen mit einer geilen Androidin? Nein, verbesserte sich McCoy in Gedanken, die waren aktuell verboten. Carthy müsste schon eine echte Prostituierte in der Suite haben. Vielleicht waren seine sexuellen Vorlieben ja recht speziell, und er hatte sich einen Munus besorgt...

Der Pilot grinste. Aber es nutzte alles nichts. Er musste eine wichtige Information von dem CEO haben, die keinen Aufschub duldete. Er drückte auf das Display aus Borosilikatglas und aktivierte dort den Dringlichkeitseinlass. Der Befehl würde ein Alarmsignal in der Suite abgeben. McCoy kicherte in sich hinein. Musste der Boss jetzt sein gutes Stück frühzeitig aus der engen Venus ziehen? Er wartete eine Minute, dann wiederholte er den Dringlichkeitseinlass. Wieder keine Reaktion. Wenn keiner anwesend wäre, hätte nicht das Nicht-stören!-Bild aufgeleuchtet. Der Pilot zog die Stirn kraus. War ein medizinischer Notfall eingetreten?

Aber die Sicherheitsprogramme hätten längst Alarm geschlagen, falls die Vitalzeichen signifikant von der Norm abwichen. Irgendetwas stimmte hier nicht. McCoy entschied sich für den Noteinlass. Er gab seine ID-Nummer ein und klickte auf „unautorisierter Zugang‟. Ein kleiner Laser tastete seinen Körper ab und nahm ein 3-D-Bild von ihm auf. Mit einem zusätzlichen Iris-Scan öffnete McCoy die Zugangstür zur Suite. Sofort sah er Carthy auf dem Gelsofa liegen, offenbar in einer VR-Trance, da er das Equipment für Simulationen trug. Trotzdem hätte das Programm ihn wecken müssen – spätestens bei der Notöffnung. Aber Carthy schien tief und fest in die virtuelle Realität eingetaucht zu sein.

McCoy suchte auf dem Display nach dem Bedienmenü. Der Bildschirm war gesperrt. McCoy schüttelte verwundert den Kopf. Carthy begann, sich zu bewegen. Er zitterte am ganzen Körper. Der Pilot zog die Kabel aus dem Prozessor und nahm dem CEO seine VR-Brille ab. Doch Carthy zitterte weiter und stöhnte. Dann begann er, mit den Armen zu fuchteln und mit den Beinen zu treten. „Wer sind Sie? Was machen Sie hier?‟ Die strenge Stimme hinter ihm, ließ ihn herumwirbeln. Ein kybernetisch aufgerüsteter Securityangestellter der Anlage stand im Raum und hielt seine rechte Hand am Gürtelholster, in dem eine Impulswaffe steckte.

McCoy erklärte ihm die Situation. Der Wachmann forderte über sein Mobilcom medizinische Hilfe an und scannte dann sicherheitshalber den Piloten. Seit das Antiandroidengesetz in Kraft war, war die medizinische Versorgung eingeschränkt. Humanoide waren weder so schnell noch so exakt wie ein Med-Bot. Aber nach immerhin schon 6:13 Minuten erschien ein Notarzt mit zwei Sanitätern und Ausrüstung, um dem Patienten zu helfen.

Eine Stunde später lag Mr. Carthy auf der Krankenstation der Anlage, umgeben von medizinischen Maschinen. Neben McCoy stand Animus. „Und Carthy hat nichts dazu gesagt, wo Gravis nun ist?‟ Er sah zu seinem sedierten Chef. McCoy schüttelte den Kopf. „Nein, nur, dass Mortimer dahinter steckt und ihn loswerden wollte. Vielleicht hat der ihm bei dem Shuttlestart geholfen.‟ Animus sprang auf und lief zu einer Konsole, um die Planetenpolizei zu informieren. Man musste Mortimer festnehmen. McCoy kam ihm hinterher. „Die ist schon verständigt. Eine transplanetare Fahndung ist raus. Aber es gab in den letzten Stunden zahlreiche Abflüge zu Raumstationen. Wenn er mit einem Schiff ohne Lizenz verschwunden ist, werden wir ihn nicht mehr so einfach finden.‟

Animus ballte die Fäuste. „Was hat der Arzt gesagt, wann Carthy wieder ansprechbar sein wird?‟ Sein Kollege zuckte mit den Achseln. „Eventuell erst in 72 Stunden. Dieses manipulierte VR-Programm kann sehr gefährlich für das Bewusstsein werden. Das muss genauestens behandelt werden. Sonst sind bleibende Schäden am Kortex nicht ausgeschlossen. Carthy könnte einige Erinnerungen aus seinem Gedächtnis verlieren.‟ Animus suchte Rat und Trost bei Violetta. Rat fand er bei ihr nicht, aber Trost spendete sie ihm ausgiebig, und das Paar verschmolz in ekstatischem Vergnügen.

In einem entfernten Sol-System: Gravis war mit der Stahlseilschlinge um seine Hoden nach vorne bugsiert worden, den Gang entlang. Zwischen seinen monströsen Oberschenkeln steckte die Stange, die ein IPPC-Angestellter hielt und ihn damit vorwärts zwang. Die massive Armfessel auf dem Rücken des Muskelmutanten hielt ihn zusätzlich fixiert. Der ehemalige Custos spürte die Blicke der Männer auf seinem muskulösen Gesäß. Standen die bei IPPC auf Männer? Wo brachte man ihn hin?

Er marschierte den Korridor entlang. „Wo bringt ihr mich hin?‟ Die Frage bedauerte er im nächsten Moment, denn mehrere kurze Stromstöße flossen durch die Schlinge um seine Juwelen und ließen ihn aufgrunzen und zucken. Ein Mann lachte meckernd. Ein anderer befahl: „Ruhe, Insasse! Du machst dein Maul nur auf, wenn du gefragt wirst.‟ Sie standen nun vor einem Schott, dass sich durch einen Fingerprintscan öffnen ließ. Ein weiterer Korridor führte an Rohren und Kabelsträngen entlang. Es sah mehr aus wie ein Wartungsschacht als wie ein normaler Bereich der Anstalt.

Plötzlich befahl der Mann mit der Stange: „Runter in die Hocke mit dir!‟ Er unterstrich seine Worte mit entsprechendem Druck auf die Schlinge, die die Bälle des Nackten Richtung Fußboden zog. Gravis beugte die Knie. Der Mann hörte sich amüsiert an. „Jetzt wollen wir doch mal sehen, wie viel Kraft du wirklich hast, du Freak! Vorwärts! Den Gang in der Hocke entlang! Los, los, los!‟ Ein kurzer Stromschlag jagte durch Gravis´ empfindliche Teile. Er watschelte los. Mit den Händen auf dem Rücken war es gar nicht so einfach, das Gleichgewicht zu halten. Und mit Muskelkraft hatte diese spezielle Bewegung nicht viel zu tun. Gravis fühlte schon nach wenigen Metern ein heftiges Brennen in seinen Oberschenkeln.

Die Wachleute verhöhnten ihn als Schwächling. „Weiter! Weiter! Oder ich röste dir die Nüsse! Jetzt zeig mal, wie stark du bist.‟ Der nackte Insasse kämpfte sich Schritt für Schritt vorwärts und wurde immer wackeliger auf den Füßen. Der Wächter mit der Schlinge warnte: „Kipp mir nur nicht um! Sonst brate ich deine Eier.‟ Die anderen Männer lachten höhnisch. - Der Gang nahm kein Ende. Gravis strauchelte mehrmals und fiel auf ein Knie, kämpfte sich aber wieder hoch, nachdem er kräftige kurze Stromimpulse spürte. „Und jetzt hoch mit dir!‟ Gravis streckte seine Beine und stöhnte auf. „Und runter in die Hocke! Schneller!‟ Der Gefangene gehorchte. Er wurde wieder und wieder hoch und runter befohlen.

Endlich hatten die Männer genug und zwangen ihn durch ein Schott. Die Schlinge um seine Hoden löste sich. Gravis sah sich um: Der Raum wirkte wie ein Stahltank. Die Wände und die Decke waren aus gebürstetem Stahl, der Boden bestand aus einem Rost aus kleinen Hexagonen. Ein IPPC-Mann schloss das Schott wieder. Von außen schaute er durch ein ovales Sichtfenster hinein und bediente offenbar eine Konsole, die zwei Wasserdüsen steuerten, die nun auf Gravis gerichtet waren. Mit enormem Druck schoss das H2O auf seinen Körper. Gravis trug noch die Armfesseln und bückte sich, um seinen Kopf zu schützen, aber das Wasser traf ihn mit solcher Wucht, dass der 175 kg schwere Mann auf dem Boden umherrollte.

Einmal versuchte er aufzustehen, aber sofort hackten ihn die Strahlen von den Beinen. In Embryostellung verblieb er auf dem Boden seitlich liegend, teilweise von den Strahlen auf der Stelle gedreht wie ein langsamer Kreisel. Dann stoppte das Wasser abrupt. Die Tür ging auf. Ein IPPC-Mitarbeiter rief: „Und? Wieder abgekühlt?‟ Sein Kollege lachte hämisch. „Schau dir mal den kleinen Matz da zwischen den Beinen an! So dicke Muskeln, aber eigentlich ein halbes Mädchen.‟ Gravis mühte sich hoch und kauerte auf Knien, klatschnass und zitternd.

Er hörte die schweren Stiefel eines Wachmannes, als er den Raum betrat und über den Rost auf ihn zukam. Blitzschnell legte sich die Metallschlinge erneut um die Hoden des Nackten, dieses Mal kam der Stab von vorne. Der IPPC-Mann zog nun an seinem Griff und zwang Gravis so, aufzustehen und den Raum mit ihm zu verlassen. Der Kollege grinste. „Was machen wir denn nun mit unserem Muskelboy? - Wir haben ihn noch gar nicht sorgfältig durchsucht.‟ Der Mann mit der Stange grinste. „Ja. Das sollten wir tun.‟ Der Kollege zog aus seiner hinteren Tasche seiner Uniformhose ein Paar blaue Latexhandschuhe hervor. „Wir könnten ihn auch gegen ein paar Insassen kämpfen lassen. Natürlich mit den Armfesseln. Und dann Wetten abschließen.‟

Plötzlich hörten die Männer eine weibliche Stimme am Ende des Ganges. Die Frau kam zügig auf sie zu. „Hey! Was ist hier los?‟ Die IPPC-Angestellten wurden nervös. Die Kommandantin! Was machte die denn hier im Wartungsbereich der Station? Schnell löste der Uniformierte die Schlinge und schob den Stab zusammen. Kommandantin Jameson hatte eine Stimme wie eine Elektroklinge. „Wieso ist der Gefangene hier? Und wieso ist der nackt?‟ Die Männer stammelte und stotterten. Die Leiterin atmete laut aus. „Sofort zurück in die Zelle mit dem Insassen! Dieser Gefangene wird niemals wieder ohne meine ausdrückliche Erlaubnis aus der Zelle geholt. Keine Disziplinierung. Keine Sanktionierung. Verstanden?‟ Die Männer nickten zackig. „Jawohl, Sir!‟

Später unterhielten sich die IPPC-Angestellten in ihrem Aufenthaltsraum, in dem sie Analog-Kaffee aus hohen Bechern tranken. „Die Jameson stellt sich doch sonst nicht so an! Dieser Muskelmutant muss irgendwas besonderes sein. Ein Sondergefangener. Vielleicht politisch von Bedeutung?‟ Ein zweiter Mann mutmaßte: „Eine Geisel womöglich?‟ Der andere Wächter verzog skeptisch das Gesicht. „Das ist doch nur ein Custos aus dem Regina-Regime. Der stellt doch keinen Wert dar. Ich habe aber gehört, dass Freddy ihn neurochirurgisch behandelt hat. Wohl irgendwelche Erinnerungen eingepflanzt. Keine Ahnung. War ein Gefallen für seinen Buddy.‟ Sein Kollege zog die Nase hoch. „Verdammte Klimaanlage! Ach, lass uns diesen Freak vergessen. Es gibt genug andere Insassen.‟ Der zweite Uniformierte brummte zustimmend. „Yeah, Mann! Da ist doch in Sektor C dieser Jüngling. Der hat so einen richtigen Knackarsch. Den beobachte ich schon wochenlang. Den würde ich gerne mal...‟

Gravis saß – inzwischen wieder angezogen und ohne Armfessel – in seiner kleinen Zelle. Hatte er in Jameson eine Beschützerin gefunden? Aber es war trotzdem beängstigend, wie hilflos er den Wärtern ausgeliefert war. Ein Insasse bei IPPC war praktisch rechtlos. Die ganze Aufregung hatte ihm Kopfschmerzen beschert. Und da war noch etwas... Wie ein dichter Nebel in seiner Erinnerung... Er war auf einem Schiff gewesen, hatte als Security einige Bereiche gesichert und gewartet... Aber wo und wann? Ihm platzte bald der Schädel. Es wollte ihm nicht einfallen. Ihm kam immer wieder ein kleiner leerer Raum vor das innere Auge. Wie ein Container. Aber was hatte er darin zu suchen gehabt? Hatte er sich als Terrorist dort versteckt? Er wusste es nicht.

Der Häftling legte sich auf die Metallpritsche, die unter seinem Gewicht knarrte und starrte in das Deckenlicht der Zelle. Seine Hände wanderten unwillkürlich in seinen Schritt. Er knetete zwischen seinen Schenkeln und stöhnte leise. Er musste sich aus seinem Suit schälen, um an seine Männlichkeit zu gelangen. Und dann begann er zu onanieren. Was sollte er auch sonst in diesem stumpfen Kubus von Zelle tun?

Die Kommandantin saß mittlerweile in ihrem Büro und betrachtete Gravis über eine der Überwachungskameras. Die Videodateien hatte sie für das restliche Personal gesperrt. Sie zoomte auf seine Männlichkeit und rieb sich erregt im Schritt, als sie den harten Phallus sah. Ihre Finger rieben ihre Knospe in der Hose... Sie gelangten beinahe synchron einige Minuten später zu einem Höhepunkt. Jameson schaltete die Videoübertragung ab. Sie gab einige Befehle in die Konsole ein und ging dann auf die andere Seite ihres Büros, wo ein 3-D-Drucker stand. Er arbeitete bereits. Jameson wartete geduldig und holte das fertige Teil aus Titanium hervor: eine Castitasschelle.

Ein Mann stand am Flugdeck der Raumstation im Orbit von Beta Patria und diskutierte lautstark mit einem Angestellten. „Wie oft soll ich noch sagen, dass ich das elektronische Flugticket aktiviert habe? Ich muss mit dem nächsten Schiff abfliegen.‟ Der Uniformierte versuchte ein unverbindliches Lächeln. „Es tut mir leid, mein Herr. Aber der Code wurde bereits vor zwei Stunden verwendet.‟ Der Mann stöhnte auf. „Das ist doch völlig unmöglich! Da muss jemand meine ID manipuliert und missbraucht haben.‟ Das Problem ließ sich so nicht lösen. Frustriert machte der Reisende sich zurück auf den Weg zur Schleuse, die zum Transitshuttle führte, und dann zurück auf die Oberfläche von Beta Patria.

Der Mann ächzte. Was sollte er nun tun? Er musste dringend nach Atra Mundo. Dort wollte er neu anfangen. Ein neues Leben führen. Auf Beta Patria erwartete ihn die Rache eines Drogenbarons, den er gelinkt hatte. Sein kleines Vermögen war bereits nach Atra Mundo auf eine virtuelle Bank transferiert worden. Was war nur geschehen? Er erinnerte sich, wie er vor ein paar Stunden diesen Typen in der Bar kennengelernt hatte. Morty nannte er sich. Und sie hatten gemeinsam gebechert. Dann war plötzlich die Erinnerung weg. Verdammt!

Jetzt musste er so schnell wie möglich das Dilithium für den nächsten Flug zusammenkratzen, bevor der Drogendealer ihn fand. Aber Flüge nach Atra Mundo waren nur inoffiziell zu haben und selten. Wahrscheinlich würde er nun zunächst auf einen anderen Planeten reisen. Er könnte auf Pax Novo oder Colonia Agricultura untertauchen. - Er hatte sich gerade einigermaßen beruhigt, als Panik in ihm aufstieg: Was war, wenn dieser Morty nicht nur seinen Ticketcode geklaut hatte, sondern auch irgendwie an sein Vermögen kam und sein Konto leerräumte? Der Schweiß lief ihm in Strömen herunter und zugleich zitterte er am ganzen Leib. Dieser verfluchte Morty! Wenn er dem jemals wieder begegnete, würde er ihn in die tiefste Hölle des Universums schicken!

Auf Regina beratschlagte der Hohe Rat des Alpha Dominion. Die momentane Remissituation ließ das AD über einen temporären Waffenstillstand nachdenken. Die Sacarbaeus waren dagegen, aber die Mehrheit setzte sich durch. Der Alba Simia Altitudo war sich nach Programmberechnungen sicher: „Wenn wir jetzt den Waffenstillstand aushandeln und synchron mit Hochdruck die Produktion an Androiden hochfahren, werden wir in drei Monaten die Wahrscheinlichkeit auf einen erfolgreichen Angriff des Sol-Systems von Beta Patria um zwölf Prozent erhöhen.‟ Aranea Regina II. merkte an: „Ich werde, wie bereits festgehalten, Statthalterin von Regina bleiben. Zu meinem Regierungsbezirk sollte aber auch Mare Mutus gehören. - Wir sollten außerdem auch die Planeten im Beta-Patria-System rechtzeitig aufteilen.‟ Der Scarabaeus Zark dröhnte: „Dann will ich Colonia Agricultura mit allen Bodenschätzen.‟ Altitudo hob eine Augenbraue und lächelte dünn. „Ich würde mich mit Pax Novo zufrieden geben.‟ Das Wirtschaftszentrum der gesamten Vereinigten Allianz war ein Sahnestück mit modernster Technologie. Aranea Regina II. nickte. „Wenn sich alle einig sind, setze ich einen Vertrag auf.‟

Mit Blick auf das Amphibienwesen und den Wurmskorpion ergänzte sie: „Selbstverständlich werden wir auch die anderen Ratsmitglieder mit Planeten versorgen. Die VA ist groß.‟ Dann seufzte sie. „Leider ist der scheinbare Vorteil zum möglichen Nachteil geworden: Die außer Kontrolle geratenen Androiden in der VA bilden zwar eine zweite Front für unseren Gegner, aber Experten des Feindes entwickeln einen Virus, der die Bots abschaltet. Er könnte auch unserer gesamten Armee gefährlich werden.‟ Die Mitglieder des Hohen Rates redeten wild durcheinander. Die Alba Simia behielten die Contenance, doch besonders die Scarabaeus und der Wurmskorpion echauffierten sich, und niemand verstand mehr ein Wort.

Es dauerte über zwei Minuten, bis Aranea die Runde wieder unter Kontrolle gebracht hatte. Erschöpft beendete sie die Konferenz und zog sich in ihre Privatgemächer zurück. Zur Entspannung hatte sie dort inzwischen ein Harem aus 24 Munuswesen einrichten lassen. Sie wählte drei Kreaturen aus und schickte die anderen weg. Dann legte sie sich in das flache H2O-Becken mit den Mehrgelenks-Massagedüsen und ließ sich von dem Liebestrio in jeglicher Hinsicht verwöhnen. Zur Erfrischung stellte Aranea die Wassertemperatur auf 30 Grad und die Lufttemperatur auf zehn Grad Celsius ein.

Die übergroßen Brustwarzen der Munuskreaturen wurden hart und groß wie Daumen. Aranea spielte mit einem Nippel und zwirbelte ihn intensiv, während der Munus aufstöhnte. Ein anderer Haremsdiener liebkoste mit seinen Fingern die monarchische Venus und küsste zart den kleinen Busen der Majestät. Der Dritte massierte sanft die Füße seiner Hoheit. Auch er hatte wegen der kalten Luft erigierte Warzen. Der Anblick gefiel Regina II., die langsam immer tiefer in einen Liebesrausch sank und dann schließlich in einem Orgasmus explodierte.

Sie ließ sich von zwei Munussklaven massieren und mit einem warmen Öl einreiben. Die Haremsbewohner trugen einen schweren Halsreif und einen Hodenring um ihre gewaltigen Testikels. Kleidung hatte Aranea ihnen verboten. Später legte sich die Majestät in eine Schwingliege aus intelligentem Nanostoff und ließ sich sanft schaukeln. Vor ihren Augen liebten sich zwei Munus in 69-Stellung zu ihrer Unterhaltung auf dem Boden. Aranea staunte immer wieder, wie tief ein Munus den überdimensionalen Phallus seines Gegenübers aufnehmen konnte. Das war das Ergebnis von rigidem Training.

Nach der Liebesdarbietung schickte Aranea sie fort und aktivierte mit Gestensteuerung ein VR-Programm. Die Simulation startete. Sofort war die Königin in einer Art düsteren und martialisch wirkenden Gefängnisanlage. Aus diversen Zellen hörte man Schreie. Aranea stolzierte klackend durch den Korridor und öffnete eine Zelle, in der Zark, der Scarabaeus mit gespreizten Armen und Beinen über eine horizontale Stange fixiert war. Seine Handgelenke waren an den Fußgelenken gesichert. Der Insektoid war nackt. Seine Männlichkeit hing von hinten gut sichtbar herab. Aranea zückte den Disziplinarstab und ließ ihn knistern. Dann drückte sie das Ende lachend in das Genital des Kaiserlichen Dieners, der gequält aufschrie. Sie wiederholte dies wieder und wieder, bis es ihr langweilig wurde. Erst dann beendete sie die Simulation und grinste. Eines Tages...

Auf Atra Mundo ließ es sich der Ex-CEO von Bionic Industries in seinem Apartment in Atra City gutgehen. Iceberg hatte sich gerade an einer XL-Portion Delikatessen satt gegessen. Nur ein Häppchen davon kostete mehr, als ein durchschnittlicher Slumbewohner im Monat in einer Fabrik verdiente. Er blickte aus dem eine Wand füllenden Fenster, das er auf transparent geschaltet hatte. Er sehnte sich schon wieder nach Marina, der süßen brünetten Fabrikarbeiterin, die ihn schon mehrfach besucht hatte. Irgendwie hatte er einen Narren an ihr gefressen. Warum sie? Er wusste es nicht. Aber er musste sie haben. Für immer. Für sich allein. Er musste sie kaufen.

Würden sich die Leute darauf einlassen? Die Summe müsste sicherlich ziemlich hoch sein. Oder sollte er sie entführen lassen? Bezahlbare Söldner gab es reichlich. Aber war er im Habitat sicher? Wenn die Noxiusbruderschaft mit drin hing im Sexbusiness, dann hätte er schlechte Karten. Nein, er musste Marina auf eine für beide Seiten zufriedenstellende Weise erwerben. Aber hatte er soviel Dilithium? Seine finanziellen Mittel waren begrenzt. Und was war, wenn die Leute immer wieder mehr haben wollten? Oder wenn Marina einfach verschwand? Ob sie freiwillig bei ihm bleiben würde? Iceberg grunzte. Natürlich würde sie es. Bei ihm ging es ihr doch viel besser.

Mit fahrigen Fingern wählte er auf dem Holodisplay den Service und bestellte Marina zu einem neuen Besuch. Nach wenigen Sekunden erhielt er die Bestätigung: heute, 19.30 Uhr, Habitat Star 3, Apartement 75-1365. Er spielte auf einem großen 3-D-Holobildschirm Videosequenzen ab, die ihn mit ihr beim vergangenen Date zeigten. „Oh, Marina. Du bist so wunderschön!‟ Die Atomuhr des Habitats zeigte erst 16.51 Uhr an. Wie sollte er noch so lange warten? Welche Qual! Iceberg seufzte.
189. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 17.05.20 14:22

~ LXXXI ~


In einer alten Fabrikhalle in Atra City drehte die Noxiusbruderschaft gerade ein neues Entertainmentformat. Die Produzenten verkauften die Show anschließend an eine Video-Firma, die zahlreiche Unterhaltungsshows anbot. Die bizarreren Angebote ließ das Unternehmen lieber outsourcen, weniger aus finanziellen als aus rechtlichen Gründen. Selbst auf Atra Mundo war nicht alles erlaubt, doch nur die Produktion selbst war illegal; die Veröffentlichung nicht.

In diesem Fall kämpften zwei Corium Bestiae um den Sieg. Ihre muskulösen Arme waren mit schweren Schellen auf dem Rücken fixiert. Die haarigen zwei Meter großen Humanoiden trugen Stahlreifen um ihre Hoden. Eine Kette führte durch die Beine der beiden Kontrahenten von einem Reif zum anderen. Auf ein Kommando liefen sie in entgegengesetzte Richtungen und kämpften um jeden Zentimeter, als sich die Kette spannte. Sie waren nackt bis auf dicke, derbe Stiefel und zwei Brustklemmen, zwischen denen eine Kette bis zum Bauchnabel baumelte und leise rasselte.

Grunzen und Schmerzlaute waren zu hören. Jeder der beiden Rivalen versuchte verbissen, einen weiteren Zentimeter gutzumachen oder wenigstens keine Strecke zu verlieren. Ein Mann in einem schwarzen Hoodie, den man nicht erkennen konnte, weil er die Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte und im Schatten stand, rief: „Strengt euch mehr an! Zieht! Zieht kräftiger! Ihr wisst, was der Gewinner bekommt. Und ihr wisst, was dem Verlierer blüht!‟

Ein Corium Bestia war nicht gerade für seine hohe Intelligenz bekannt, aber die Kreaturen verdoppelten ihre Anstrengung. Angst konnten auch diese 150 kg schweren Kolosse empfinden. Der Sieger würde so viel Dilithium erhalten, wie er als Wanderarbeiter in fünf Jahren nicht verdienen würde. Der Verlierer würde nicht nur die Show verlieren... Das wäre dann der Höhepunkt und würde geradezu zelebriert. Der Typ im Hoodie schüttelte bei dem Gedanken den Kopf. Wer schaute sich so etwas an? Die reiche Gesellschaft schien sich arg zu langweilen. Aber egal, es gab reichlich Dilithium für die Produktion, und das war es, was zählte. Er wurde durch ein Brüllen eines der Akteure aus seinen Gedanken gerissen. Der Corium Bestia zwang sich Schrittchen für Schrittchen vorwärts. Die beiden Hodensäcke der Männer zogen sich noch weiter in die Länge. Viel länger, als es bei einem terrestrischen Humanoiden möglich gewesen wäre.

Nur zehn Kilometer entfernt lag Artus Iceberg in seinem Luxusapartment in der gewaltigen Wohnanlage Habitat Star 3 und genoss die Massage einer steuerbaren Liege. Er hatte Marina von seinem Plan erzählt, sie freizukaufen. Sie war etwas verunsichert erschienen, wollte aber vorsichtig nachfragen, ob dies möglich wäre und zu welchem Preis. Heute wollte sich ein Kontaktmann melden. In letzter Zeit hatte sich die Beziehung zwischen Iceberg und Marina weiter intensiviert. Fast täglich hatte sie ihn besuchen können. Dabei hatte der Ex-CEO festgestellt, dass eine neue Spielart ihm sehr gefiel: Wenn die Brünette in ihren Strapsen ihn mit Bändern aus weichem Polyvinylchlorid ans Bett fesselte und ritt war das wie eine Ekstase der Superlative.

Es hatte ihn ein wenig Überwindung gekostet, sich so auszuliefern, aber der Mut war belohnt worden. Immer dominanter gab sich die früher so schüchterne Marina und ging selbst auf in ihrer neuen Rolle. Von Tag zu Tag hatte sie mehr Freude an einer eher führenden Rolle. Artus Iceberg hätte es vor einigen Wochen nie für möglich gehalten, aber auch er genoss seinen Part sehr. Leider war es ihm bisher nicht gelungen, Marina freizukaufen. Aber zumindest hatte er fünf Mal die Woche Besuch von ihr. Und eine weitere Woche später brachte seine erotische Besucherin einen kleinen Gegenstand mit: eine Castitasschelle.

Artus Iceberg hatte davon gehört und lächelte. „Willst du sie mir anlegen?‟ Marina nickte und öffnete die Vorrichtung. „Ich will doch nicht, dass du dein Pulver schon verschießt, wenn ich nicht da bin. Und mit der CS freust du dich bestimmt noch mehr, wenn ich dich besuche.‟ Iceberg war total erregt von dem Gedanken. Und im Notfall würde er das Teil sicherlich auch selbst öffnen können. Marina legte ihm die CS um seinen Phallus, was den Mann aufstöhnen ließ. Sie ließ das Schloss mit einem leisen Piepton versperren. „Es funktioniert mit einem Chip. Ich werde ihn jetzt aktivieren.‟ Daraufhin piepste es erneut. Iceberg staunte, als die CS sich entsperrte. Marina nahm ihm die Phallushülle ab. „Aber jetzt wollen wir erst unser Vergnügen. Und bevor ich gehe, wirst du die Schelle wieder anlegen. Der Chip sperrt das Schloss, sobald ich das Apartment verlassen habe und öffnet es automatisch, sobald ich es wieder betrete.‟

Die beiden Liebenden fielen in den nächsten zwei Stunden in einen tiefen und unendlich erscheinenden Strudel voller Ekstase. Marina machte Iceberg geil und geiler und ritt dann sein Gesicht, um sich selbst die größte Lust zu holen. Später durfte der Mann in ihre Venus tauchen und explodierte wie eine Supernova. - Schließlich war die Zeit um, und Marina legte ihm die Castitasschelle um und verließ ihn. Iceberg hörte das Piepen und testete die Vorrichtung. Nun gab es kein Entkommen mehr. Die nächsten 24 Stunden würden zur Ewigkeit werden! Marina war wirklich der galaktische Hyperstimulator! Er war jetzt schon wieder scharf wie eine Laserklinge, obwohl er sich doch zwei Stunden lang mit dieser Erotikgranate ausgepowert hatte! Wäre er doch nur schon früher zu der Erkenntnis gelangt, wie erregend es sein konnte, sich einer Frau zu unterwerfen. Doch dann tauchte wieder ein beängstigender Gedanke auf, der seine Hoden eng zusammenzog. Woher hatte Marina diese Hightechvorrichtung? Sie war eine Slumbewohnerin, die in einer Fabrik schuftete und zusätzlich Liebesdienste anbot. Da mussten doch andere Personen die Fäden im Hintergrund ziehen. Er war also nicht von Marina abhängig sondern von irgendwelchen dunklen Gestalten? Dieser Gedanke gefiel ihm ganz und gar nicht. Iceberg versuchte, die Castitasschelle zu manipulieren. Mit physischer Gewalt tat sich da nichts. Er probierte es mit Funkwellenmodulatoren aus. Funktionierte auch nicht. Er scannte die Schelle nach Technik. Wenn er den eingebauten Chip klonen konnte... Aber auch das gelang ihm nicht. Das Innenleben der Castitasschelle war gegen solche Manipulationen oder Zugriffe abgeschirmt. Er konnte den nächsten Besuch seiner Keyholderin kaum erwarten. Geilheit und Angst vermischten sich zu einer Melange.

Auf Beta Patria sinnierte Animus vor sich hin. Er hatte endlich aus erster Hand erfahren, was Mortimer angerichtet hatte. „Ich werde nicht darauf warten, dass die inkompetente Planetenpolizei oder sonst wer den Typen findet. Ich könnte einen Kopfgeldjäger schicken, aber ich will ihn selbst befragen. Ein Investigator soll herausfinden, wo er sich versteckt hält. Dann werde ich ihn aufsuchen und zur Rechenschaft ziehen.‟ Der Pilot nahm die Angelegenheit sehr ernst. Er wollte nach Timiditas nicht noch seinen zweiten Freund verlieren.

So ein Investigator war ein Spezialist, der Personen oder Dinge mit modernster Technik und einem weiten Netzwerk von Kontakten aufspürte. Dies würde auch transstellar in einem Bereich möglich sein, der beinahe die gesamte Vereinigte Allianz umfasste. Sollte Mortimer sich in der besetzten Zone durch das Alpha Dominion befinden, würde der Investigator zumindest die Route bis zur Frontlinie verfolgen können und damit sicherstellen, dass sich die Zielperson nicht mehr in der VA aufhielt. - Die nächsten Tage waren für ihn der reinste Horror. Die Ungewissheit machte ihn wahnsinnig. Er stand kurz davor, die Wahrheit zu erfahren. Aber noch hatte er keinerlei Informationen von dem Investigator erhalten, abgesehen von dem Fakt, dass Mortimer definitiv nicht auf Beta Patria war, und mit 94 prozentiger Wahrscheinlichkeit auch nicht im Sol-System X94021-115-BP.

Animus seufzte. Hoffentlich war der Investigator sein Geld wert. Carthy hatte die Hälfte der Kosten übernommen, sonst hätte Animus ihn gar nicht beauftragen können. - Wohin hatte sich der Mistkerl abgesetzt? Und dann kam die entscheidende Information: Die Zielperson war auf einem inoffiziellen Flug über einige Zwischenhäfen nach Atra Mundo gelangt. Animus fühlte, wie sein Herz kräftig von innen gegen seine Rippen schlug vor Aufregung. Eilig öffnete er eine Datenbank und las über den Himmelskörper nach: abgelegender Planet am Rand der VA. Sieben Megacitys. Hauptstadt: Atra-City. Durch ein Embargo existiert kein direkter politischer oder wirtschaftlicher Kontakt zu Beta Patria. Kriminelle Strukturen kontrollieren Wirtschaft und öffentliches Leben. Technisch obsolet, keine Androidentechnologie. Verarmte und unterdrückte Bevölkerung wird von relativ wenigen Privilegierten beherrscht, die zum großen Teil einer der kriminellen Clans angehören. Die Arm-Reich-Schere ist nirgends in der VA so ausgeprägt... Animus las nicht weiter. Der perfekte Ort, um sich als Verbrecher zu verstecken.

Der Investigator hatte gute Arbeit geleistet. Jetzt war er selbst dran: Er musste nach Atra Mundo reisen. Weitere Details über Mortimers Aufenthaltsort gab es leider nicht. Aber Animus hatte einen Vorteil: Während man auf Atra Mundo ohne finanzielle Mittel nichts war und erreichen konnte, galt das Gegenteil für jemanden mit entsprechend hoher monetärer Ausstattung. Und da Mr. Carthy auch hier helfen wollte, war der Pilot guten Mutes, die Informationen über Mortimer zu bekommen. - Er besprach seinen Plan mit Violetta. Die Rothaarige schaute ihm tief in die Augen, wobei sich ihre Farbe von Grün zu Himmelblau änderte. „Ich werde dich begleiten.‟ Animus war geschmeichelt, aber er lehnte es wegen der unberechenbaren Gefahren ab. Doch Violetta ließ keinen Widerspruch zu. Sie bestand darauf, mit ihm zu reisen. Letztlich gab sich der Pilot geschlagen. Der Rotschopf hatte immerhin gewisse Kampferfahrung, obwohl sie immer betonte, bei der STC nur in der Basisstation gewesen zu sein. Ihre neue Arbeitsstelle ließ noch auf sich warten, so dass sie genügend Zeit hatte, mit Animus diesen Mortimer aufzuspüren.

Wo Gravis sich befand, würden sie von Mortimer erfahren. Dass sich der Freund in einem abgelegenen Sol-System in einer Gefängnisanlage der IPPC aufhielt, hatte er nicht auf dem Schirm. Der Muskelmutant saß in seiner Zelle und grübelte. Gestern hatte ihn Jameson in seinem Kubus besucht. Die Kommandantin hatte sich vor seinen Augen materialisiert und ihn angelächelt und dann ein ungewöhnliches Angebot gemacht: Entweder blieb Gravis in seiner Zelle und würde dort langsam auf seinen Tod in vielen Jahren warten, oder er würde sich frei in der Station bewegen dürfen und hätte Privilegien wie beispielsweise gute Nahrung und die Möglichkeit eines Krafttrainings im Gym der Station. Voraussetzung war, dass er eine Castitasschelle trug und von nun an als Jamesons Lovetoy fungierte, stets zu ihrer erotischen Stimulation bereitstand und jeden ihrer Wünsche erfüllte.

Der ehemalige Custos war hin und her gerissen. Sollte er sich darauf einlassen? Er wäre nicht viel mehr als ein Sexsklave, wie ein Munus im Harem der Regina. Aber er hatte Möglichkeiten sich zu beschäftigen. Der permanente Aufenthalt in der Isolationszelle, zum Nichtstun gezwungen, würde ihn unweigerlich in den Wahnsinn treiben. Im Grunde stand sein Entschluss also schon fest. Er musste sich nur noch überwinden. Vielleicht war die Castitasschelle das größte Hindernis. Würde Sherry Jameson ihm regelmäßig eine Erlösung gönnen? Oder sollte sein Phallus für immer weggesperrt werden? Wäre das auf Dauer schlimmer als in der Zelle zu schmoren? Gravis seufzte. Die Kommandantin konnte trotzdem jederzeit für ihn eine Castitasschelle anordnen. Er war ihr eh hilflos ausgeliefert. Also sprach er laut: „Ich nehme das Angebot an, Frau Kommandantin.‟ Die Sprach-Algorithmen würden es an Jameson weiterleiten.

Gravis war sich sicher, dass jede Bewegung, jede Mimik, jede Geste, jedes Geräusch in seiner Zelle von einem versteckten Transmitter übermittelt und dann von einer Rechneranlage analysiert wurde. - Es dauerte keine halbe Stunde, wie er vermutete, da materialisierte sich die Kommandantin persönlich in seiner Zelle, eine Castitasschelle aus Titanium in der Hand. Nur mit ihrem Blick sagte sie dem Insassen, er solle seinen Suit ausziehen. Mit geschickten Händen legte Jameson ihm die Schelle an. Das hatte sie wohl nicht zum ersten Mal bei einem Mann gemacht, war sich Gravis sicher. Es fühlte sich eng und erregend zugleich an. Eine leichte Panik schwoll in ihm auf. Er wusste, dass der Zugriff auf seine Männlichkeit nun definitiv abhängig von Jamesons Willkür war.

Ein Schloss war nicht erkennbar. Gravis vermutete, dass es mit Funkwellen funktionierte. Die Kommandantin stand vor dem Nackten und betrachtete ihn auf eine lüsterne Weise. Gravis hatte sich noch nie so nackt und entblößt gefühlt in seinem Leben. Und irgendwie benutzt. Die Leiterin kam näher und strich über den muskelbepackten Leib, knetete auch die Gesäßbacken und zupfte dann sanft an den Hoden des Mannes. Sie lächelte, und ihre Augen blickten ihn begierig und verlangend an. Doch dann aktivierte sie den Teleportationsvorgang und löste sich vor ihm auf. Nie hatte sich der Custos so einsam und gefangen gefühlt wie in diesem Moment: Er trug eine Castitasschelle, befand sich in einem Kubus, in einer abgelegenen Hochsicherheits-Gefängnisanlage in einem einsamen Sol-System. Er wartete und wartete. Wann würde Sherry Jameson ihn aus diesem Kubus holen? - Die ersten 24 Stunden hoffte er vergebens.

Auf einer gesicherten Frequenz hatten Aranea Regina II., Vorstand des Hohen Rates des Alpha Dominion, und der Regierungsrat der Vereinigten Allianz einen temporären Waffenstillstand ausgehandelt und eine entmilitarisierte Zone eingerichtet. Damit schien beiden Parteien geholfen zu sein. Das AD hatte Zeit, um weitere Androiden zu produzieren und zugleich eine Firewall gegen den Virus im BIOS der Bots zu implementieren, während die VA sich um das außer Kontrolle geratene Update der Androiden kümmern konnte. Auf Dauer war es der Wirtschaft nicht verträglich, alle intelligenten Bots abzuschalten. Diverse Verbände und Lobbyisten gingen bereits auf die Barrikaden und machten der Politik gefühlt so viel Druck wie er im Kern der Sonne vorherrschte.

Trotzdem beharrte die Regierung auf ihr Antiandroidengesetz. Zumindest erlaubte eine Lockerung die Aktivierung von getesteten Exemplaren, die nachweisbar virusfrei waren. Des Weiteren mussten in ihren Chips eine Firewall aufgespielt werden, die eine Infizierung unmöglich machte. Ein spezielles Sicherheitssiegel zeigte dann holografisch an, dass der Bot legal aktiv war, und ein Transponder sendete eine entsprechende behördliche Genehmigung. Besonders in systemrelevanten Bereichen wurden die ersten befugten Androiden eingesetzt: Medizin und Industrie, Behörden und Militär. Private Bots wurden nur in Ausnahmefällen erlaubt.

Auf Regina trafen mittlerweile mehr und mehr Damen der Adelskaste ein, die aus ihrem Exil auf Naturalis Sidus zurückkehrten. Nach und nach ähnelte das gesellschaftliche Leben auf Regina wieder der Zeit von Regina Augusta. Loyale Munuskreaturen wurden als Diener und Haremsbewohner eingesetzt; Custos als Wächter; Rusticusse als Arbeiter. Zwar dominierten in den meisten der industriellen Branchen von Bots gefertigte Produktionen, aber es galt unter den Edelfräuleins als schick, von Humanoiden gefertigte Waren zu erwerben. Die Rusticusse trugen nach alter Tradition ihre ID-Nummer von einem Laser eingebrannt auf ihrer Gesäßbacke. Selbstverständlich waren sämtliche Rusticusse und Munuswesen in Castitasschellen gesperrt.

Früher hatte ein Munus einen Securitychip im Phallus gehabt, aber neue Mode war eine CS in Sondergröße. Viele von ihnen trugen zugleich noch einen schweren Hodenstrecker. Ein enger Suit bedeckte den gesamten Körper bis auf eine Öffnung für das Gesicht und die Geschlechtsteile sowie die Hände. Man konnte meinen, Geschichte wiederholte sich. Doch noch war Regina weit von der alten Zeit entfernt, denn bis sich eine Zivilgesellschaft entwickeln würde, konnte es noch dauern, und die militärische Auseinandersetzung mit der VA musste auch erst entschieden sein. Dann konnte sich Aranea allerdings eine humanoide Bevölkerungsschicht vorstellen, die für die nächste Generation Pugnatoren, Rusticussen und Munuswesen sorgte. Das würde vermutlich noch Jahre dauern. Voraussetzung war sowieso, dass das Alpha Dominion die Vereinigte Allianz befrieden konnte. Nur dann gab es eine Zukunft für Regina.

Auf Fortuna, dem Mond von Regina, waren bereits die ersten Luxushabitate - gewaltige Kuppelanlagen - wieder bewohnt. Die Adelsdamen genossen dort dekadent ihr süßes Leben mit Munussklaven in Saus und Braus. - Für aufsässige Personen wurden Straflager eröffnet. Offiziell nannte Aranea sie „Erziehungseinrichtungen‟, die den Insassen wieder die korrekte Orientierung geben sollten. Das Erfolgsrezept fußte auf drei Säulen: schwerer physischer Arbeit, Neuroimpulsen und Gehirnstrukturerneuerungen. Erste Forschungsergebnisse hatten gezeigt, dass die Anstalten vorbildliche Rusticusse und Munussklaven hervorbrachten, die fleißig und gehorsam waren und auf eine eigene Meinung oder einen persönlichen Willen verzichten konnten.

Ehemalige Audiutrix übernahmen die Führung in den Umerziehungseinheiten. Für die neuronalen Behandlungen waren Indagatrix zuständig. Die Wissenschaftlerinnen waren früher für die Bewusstseinsabspeicherung der männlichen Adligen und die Melkställe von Munuskreaturen zuständig gewesen. Jetzt arbeiteten die meisten von ihnen in den Erziehungseinrichtungen. Und auch die Alba Simia hatten schon nach der Technologie der neuronalen Umstrukturierung angefragt. Sie wollten gern ihre Sklaven, das Volk der Placidus, entsprechend optimieren. Zwar galten die Placidus als extrem friedfertig und somit auch leicht zu dominieren, aber den Alba Simia gefiel der Gedanke, dass die Sklaven ihren Platz in der Gesellschaft ohne Widerwillen besetzten. Ob das Nanoprogramm für Munuswesen und Rusticusse auch bei Placiduskreaturen funktionierte, mussten Tests zeigen.

Für die Experimente nutzten die Indagatrix Nervenrezeptorenbooster, die schon marginale Wirkungen des Manipulationsprogramms sichtbar machten. Für die Indagatrix waren die Placidus eine neue Erfahrung, aber mit deren 150 Zentimetern Körpergröße konnten sie in kleineren Käfigen gehalten werden, was wiederum die Lagerkosten für Probanden verringerte. Die Spezies hätte auch als Rusticusalternative als Arbeitssklave eingesetzt werden können, aber leider bestanden die Alba Simia auf ihr Exklusivrecht bei dieser Lebensform. Ausnahme bildete nur die Forschung auf Regina.

Es gab zwei grundlegende Ansätze bei der Therapie für Placiduswesen: Die klassische Variante, die durch neuronale Neustrukturierung die ursprüngliche Persönlichkeit des Individuums löschte und ihn praktisch zu einem willenlosen „Zombie‟ machte, der durch ein Nanoprogramm gesteuert wurde; und dann die neue Therorie der Konditionierung durch ein implantiertes Neuronalgeflecht, das durch Nervenimpulse Gedanken an den eigenen Willen sofort disziplinierte und dagegen Gehorsam durch Dopamin-Ausschüttung belohnte. Viele der Indagatrix waren optimistisch, dass beide Systeme funktionierten. Aranea würde sich für das kostengünstigere entscheiden, wenn es darum ging, die Behandlungen für Munuswesen und Rusticusse anzupassen.

Animus und Violetta fanden dank Mr. Carthys Kontakten einen Raumflug zum benachbarten Sol-System, von dem eine inoffizielle Transferverbindung bis nach Atra Mundo offeriert wurde. Es handelte sich nicht um ein Passagierschiff, sondern eine alte Frachtfähre wartete doch auf sie. Eine bunte Mischung aus diversen Lebensformen befand sich an Bord der „Astrum 94‟. Die Besatzung bestand aus nur elf Personen. Reisende waren insgesamt mehr als doppelt so viele in Behelfskabinen untergebracht. Die meisten von ihnen ließen sich kaum sehen. Es waren dunkle Gestalten. Animus wunderte das nicht. Wer nach Atra Mundo wollte, war garantiert weder Pazifist noch Engelsgestalt. Leute mit weißer Weste würden erstens eine andere Destination und zweitens auch eine andere Reisegelegenheit wählen. Die „Westen‟ der Passagiere waren wohl eher schwarz wie das Innere einer Singularität.

Auch Violetta fragte sich, wer da alles mit ihnen auf der Astrum 94 unterwegs war. Waffenhändler? Drogendealer? Profikiller? Terroristen? Kapitale Kriminelle diverser Branchen? Aber auch die Besatzung machte keinen wirklich seriösen Eindruck. Den Kapitän hatte sie schon gesehen: ein Humanoid mit narbiger Haut und einem gedrungenen Körperbau. Die spitzen Ohren und nicht weniger spitzen Zähne demonstrierten, dass es sich nicht um einen terrestrischen Humanoiden sondern um eine verwandte Lebensform handelte. Der Typ war kurz angebunden und hatte sie nur kontaktiert, um das Dilithium für den Reisepreis im Voraus zu kassieren.

Die anderen Besatzungsmitglieder bestanden ebenfalls aus Spezies, die den terrestrischen Humanoiden sehr ähnlich waren. Fast alle schienen aus unterschiedlichen Kulturen zu kommen, aber eines einte sie: die schmierige, fast verschlagen wirkende Optik. Violettas Bauchgefühl sagte ihr, dass sie den Leuten auf keinen Fall vertrauen durfte. - Die Fähre war bereits seit sieben Tagen unterwegs, als Violetta alleine auf der Suche nach einem Gym, das es auf dem Schiff geben sollte, einen Korridor entlanglief, der von Stahlträgern und metallenen Gitterwänden und Kabelsträngen an der Decke dominiert wurde. Vorsichtig sah sie sich um, ob ihr jemand folgte. Aber sie war allein. Roststellen an Bolzen und Muttern deuteten an, in welchem Zustand sich die Astrum 94 befand. Ein nicht isoliertes Kabelende an der Decke gab sogar knisternde Funken von sich. Schnell ging die schlanke Frau mit ihrem knallroten stylischen Pagenschnitt weiter. Plötzlich öffnete sich seitlich von ihr ein pneumatisches Schott. Ein Hüne von Mann erschien vor ihr.

Es war wohl ein Corium Bestia, wie sie erkannte: zwei Meter groß, drei Zentner schwer, haarig und ledrige Haut. Die Kreatur trug einen ärmellosen Arbeitsoverall aus dickem Nylon und schwere Sicherheitsstiefel. Das Muskelpacket griente sie dümmlich an. Violetta lächelte zurück und verbarg ihren Schrecken. Der Kerl gehörte wohl zur Besatzung. Diese Spezies war nach terrestrischen Maßstäben nicht sehr intelligent. Sie stammte von einem entfernten System außerhalb der VA, doch gab es zahlreiche Leiharbeiter, die gering qualifizierte Arbeiten in diesem Raumsektor ausübten. Und immerhin waren die Betroffenen klug genug, um vor der Diktatur auf ihrem Heimatplaneten zu flüchten.

Der Koloss grinste breit. „Oh! Schöne Frau.‟ Violetta trug einen blauen Sportanzug, der sich eng um ihren trainierten schmalen Leib schmiegte. Hatte sie einen sexuellen Übergriff von diesem Grobian und Spatzenhirn zu erwarten? Er starrte sie an. „Ich heiße Unguis. Wie heißt du?‟ Violetta lächelte schmal. „Mein Name ist Violetta. Ich suche das Gym.‟ Unguis sah sie verständnislos an. Die Frau versuchte es mit verdeutlichenden Gesten. „Training. Sport. Wo ist die Turnhalle?‟ Unguis zuckte mit den breiten Schultern. Er zeigte hinter sich auf das Schott, aus dem er gekommen war. „Organe. Ich kontrolliere die Inko.... Inkubata.... toren.‟ Violetta runzelte die Stirn. „Inkubatoren? Brutkästen?‟ Unguis grinste. „Ja. Ich mach das.‟ Violetta sah ihn skeptisch an. „Auf dem Schiff sind Inkubatoren? Für was? Organe? Handelt ihr mit Organen?‟ Unguis nickte aufgeregt. „Organernte gut. Viel Belohnung.‟ Violetta schluckte. Organhandel war in der VA streng verboten. Und Organernte erst recht.

Sie nickte zu der Tür. „Zeigst du mir das?‟ Unguis grinste. „Ja. Zeige ich dir. Komm mit.‟ Mit einem mulmigen Gefühl folgte sie dem Koloss. Hinter ihr schloss sich die Stahltür. Ein schmaler Korridor führte sie entlang von schmutzigen Stahlwänden. Eine weitere Tür öffnete sich. Violetta und Unguis betraten eine in rotes Licht getauchte Kammer. Sechs Glaszylinder mit einer Nährlösung waren dort aufgereiht. In ihnen schwebten Humanoiden, die durch Schläuchen mit Maschinen verbunden waren. Violetta glaubte kaum, was sie da sah. Plötzlich riss sie eine scharfe Stimme herum. „Wer sind Sie? Was machen Sie hier? Dieser Sektor ist für Passagiere gesperrt.‟

Die Frau sah einen Mann in einem weißen Laborkittel. Er trug in seinem rechten Auge ein auffälliges visuelles Implantat. Violetta zeigte zu den Biotanks. „Betreiben Sie hier etwa Organernte?‟ Der Mann schnaubte abfällig. „Unsinn! Wir scannen die Organe nur und klonen sie dann. Das sind alles freiwillige Probanden. Aber Sie haben hier trotzdem nichts zu suchen. Gehen Sie!‟ Er sah böse zu dem Corium Bestia und versetzte ihm eine kräftige Backpfeife. „Du bringst hier nie wieder jemanden hin! Hast du das kapiert, du dämlicher Schwachkopf!?‟ Unguis senkte ergeben den Kopf. „Ja, Boss. Nie wieder.‟

Violetta stapfte schnellen Schrittes zurück in den öffentlichen Bereich des Schiffes und fühlte, wie ihr Herz bis zum Hals schlug. Ihr war die Lust auf das Gym vergangen. Sie eilte zurück in ihre Kabine zu Animus. „Ich muss dir was erzählen...‟ Der Pilot hörte aufmerksam zu. Dann schüttelte er den Kopf. „Ich glaube kein Wort von diesem Laborfutzi. Da stimmt was nicht. Die haben was zu verbergen.‟ Violetta seufzte. „Vielleicht sollten wir uns da raus halten. Das ist nicht unser Ding. Das gibt nur Ärger. Wir müssen uns auf die Suche nach Mortimer konzentrieren.‟ Dann ergänzte sie: „Irgendwie tut mir dieser... Unguis leid. Ein Riese von Gestalt, aber er lässt sich von diesem Kittelträger abwatschen und demütigen.‟ Animus räusperte sich. „OK. Lass uns unauffällig diese Reise überstehen. Das ist Priorität.‟ Violetta streichelte seine Brust und küsste ihn sanft auf die Lippen. „Mir steht jetzt der Sinn sowieso nach etwas... Privatsphäre...‟ Animus flüsterte: „Den Wunsch kann ich dir erfüllen.‟ Die Iris der Frau änderte sich von Rehbraun zu Babyblau. Ein goldfarbener Rand blitzte wie eine Corona kurz auf. Dann schloss sie ihre Lider mit den langen, geschwungenen Wimpern und gab sich ganz dem Piloten hin.
190. RE: Regina

geschrieben von Grinser am 19.10.20 13:33

So, hab die Geschichte jetzt auch soweit durch, und ich muss mich einem meiner Vorredner anschließen.
Für mich die Beste Geschichte im Forum!
Ich hoffe hier gehts Bald weiter, ich freu mich schon.

LG & Gesundheit
191. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 30.10.20 19:53

~ LXXXII ~


Artus Iceberg saß wie auf heißem Plasma. Der Termin war bereits vor zehn Minuten gewesen. Wo blieb Marina nur? Sie war bisher immer pünktlich gewesen. War es ein eklatanter Fehler gewesen, sich in die Castitasschelle einschließen zu lassen? Der Kick, der ihm das brachte, war unglaublich intensiv, aber genauso musste er sich jetzt der Realität stellen. Wenn sie nicht kam... Doch da hörte der Mann das Besuchersignal der Eingangstür. Mit einer Geste aktivierte er die holografische Cam, um zu sehen, wer Einlass begehrte. Bingo! Da war sie! Seine Befürchtungen waren wohl unangebracht gewesen.

Das Türpanel öffnete und ließ die erotische Dame herein. Sie trug einen unscheinbaren langen Mantel, doch als sie ihn fallen ließ, stand da in Latexreizwäsche eine sexy Lady und öffnete ihr langes Haar. Dann drückte sie Iceberg in Richtung Bett. Verführend. Fordernd. Bestimmend. Dominant. Der Mann ließ es geschehen. Auf der Gelunterlage nestelte er an seinem Schritt. Die Castitasschelle müsste nun deaktiviert sein... Doch sie war weiterhin verschlossen. Iceberg ächzte verwundert. Aber Marina war anwesend. Wieso hatte sich das Schloss nicht geöffnet?

Die Frau saß mittlerweile auf seinem Bauch und hielt seine Arme neben seinem Kopf gefangen, beugte sich vor und küsste ihn voller Leidenschaft. Sein Genital wollte nur noch raus aus seinem engen Kerker. Er flüsterte zwischen den Küssen: „Öffne die Castitasschelle! Schnell!‟ Doch Marina begann zunächst damit, ihren Lover vollständig zu entkleiden. Und dann, so schnell, dass Iceberg gar nicht reagieren konnte, fixierte sie ihn mit vier Nanofaserfesseln ans Bettgestell wie ein übergroßes X. „Oh, Marina. Was tust du? Ich bin so geil... Ich... Komm! Mach mir die Schelle ab!‟ Die Castitasvorrichtung piepte, und die Frau löste sie von der Männlichkeit. Sofort ragte vor ihr ein harter Phallus in die Höhe wie eine Rakete.

Marina streichelte über ihre Venus. Das intelligente Latexmaterial öffnete sich über ihrer Scham und erlaubte den Blick auf ihren Schritt. Damit näherte sie sich lasziv und stellte sich über den Mann aufs Bett. Nun senkte sie sich hinab in sitzende Stellung und verpasste dabei absichtlich knapp den Monolithen, der an ihren Bauch entlang schrabbte. Der CEO stöhnte auf. Marina packte den Stab und hielt ihn fest, bewegte ihre Hand auf und nieder. Der grausam langsame Rhythmus machte den Mann schier wahnsinnig.

Nach einer Zeit erhob sich Marina auf die Knie und wischte mit dem Phallus durch ihre feuchte Venus. Endlich hieß sie ihn willkommen und sank auf ihn hinab. Es dauerte nicht lange, da führten ihre langsamen, kreisenden Hüftbewegungen dazu, dass Iceberg grunzte und kurz vor dem Höhepunkt war. Auf diesen Augenblick hatte Marina gewartet und stand abrupt auf. Iceberg gab einen Schmerzenslaut von sich. „Was!? Marina! Setz dich! Ich komme! Ich... Uhngh!‟ Sie legte ihren Finger auf ihre roten Lippen und lächelte ihn an.

Sie berührte ihren Latexslip, der sich wieder schloss. Sie nahm eine kleine Plastikkarte für Finanztransaktionen aus ihrer Tasche und drückte den Daumen von Iceberg dagegen. Die Sensoren verglichen nicht nur den Fingerabdruck sondern nahmen auch eine mikroskopische DNA-Probe, um den User zu verifizieren. Krediteinheiten flossen auf ein fremdes Konto. Iceberg konnte nicht mal sehen, um welche Summe es sich handelte. Er sah Marina entsetzt an. Dann zerrte er an den Nanofasern. „Mach mit sofort los! Was hast du getan?‟ Die Frau lächelte ihn an. „Ich habe mir nur mein Honorar genommen.‟ Iceberg war sauer. „Mach mich jetzt los! Du glaubst wohl, du kannst alles mit mir machen! Du solltest mich aus der Castitasschelle holen und...‟ Marina strahlte ihn fast liebevoll an und streichelte ihm über das Gesicht. „Aber das habe ich doch getan.‟ Iceberg schimpfte: „Du weißt genau, was ich meine! Jetzt mach die Scheißfesseln auf!‟

Statt der Befreiung arretierte die Besucherin die Castitasschelle erneut an Icebergs bestem Freund, während der Mann wütete. Schließlich sagte Marina: „Jetzt werde ich dir die Fesseln abnehmen.‟ Die Vorrichtung ließ sich nur noch mit einem Lasermesser öffnen. Die Liebesdienerin befreite seine Hände und warf ihm die Klinge hin. Iceberg schnitt sich los und stürmte dann auf die Frau zu, die sich in aller Seelenruhe ihren Mantel überzog. Plötzlich schrie er auf und sackte auf die Knie, hielt sich seine Männlichkeit. Marina schmunzelte. „Du darfst mir jetzt nicht mehr so nah kommen. Sonst werden Elektrosignale durch deine Hoden geschickt.‟

Der Kniende sah ungläubig zu der hübschen Frau hoch. Sie steckte sich die Haare zusammen und drehte sich um. Kurz darauf hatte sie das Apartment auf ihren atemberaubend hohen High Heels verlassen. Artus Iceberg lief zu einer Konsole und aktivierte sein Finanzprogramm. Der Kontostand verriet, dass Marina sich den beinahe fünffachen Lohn gegönnt hatte. Wenigstens war sie nicht bis zum Sicherheitslimit gegangen. Wenn sie ihn hätte ausrauben wollen... Also würde sie wiederkommen. Ein kleiner Hoffnungsschimmer erschien ihm. Aber dann spürte er die penetrante Frustration in seinem Genital, die unerfüllte Lust, die Marina so angeheizt hatte. Es war kaum zum Aushalten. Wie sollte er das ertragen? Er war ein Humanoid, ein Mensch, kein animiertes Hologramm, das sich offline stellen konnte.

In der IPPC-Anlage, in der Gravis inhaftiert war, herrschte ein strenges Regiment. Leiterin Jameson ließ keine Regelverstöße unbestraft. Es existierte für renitente Insassen der Black Block, ein spezieller Bereich in der Anlage. Dieses Modul des Gefängniskomplexes war ein für nur einen ausgewählten Personenbereich autorisierter Sektor. Die dort zuständigen Angestellten trugen neben der Uniform aus schwarzer Hose, schwarzen Militärstiefeln, weißem Hemd und schwarzer Uniformjacke mit dem gelben Emblem der Firma noch die Buchstabenfolge „BB‟.

Sie galten als äußerst verschwiegen. Ihre Messe und die Aufenthaltsräume befanden sich in einem benachbarten Modul, so dass sie mit den Standardwachen kaum Kontakt hatten. Gerüchte sprachen von sensorischen Deprivationskammern mit statischem Rauschen. Angeblich waren einige der Gefangenen als sabbernde geistige Wracks zurück in ihre Normzellen gekommen, die dort zuvor eine unbestimmte Zeit verbracht hatten. Ob das der Wahrheit entsprach, wussten wohl nur die BBs. Fakt war, dass so mancher Gefangene den Verstand verlor, denn auch die Normzellen waren schallisoliert und klein. Es gab keine Ablenkung und nichts, um sich zu beschäftigen.

Gravis hatte die Zugangsberechtigung für viele Bereiche des Komplexes seit er die Castitasschelle trug, doch den Black Block durfte auch er nicht betreten. Er sah nur zwei der BBs durch ein massives Schott in dem Sektor verschwinden. Hinter ihnen verschloss sich die gewaltige Verbundstahltür wieder. Eine Warnlampe hatte geblinkt, solange der Zugang geöffnet gewesen war. Gravis hatte einen kurzen Blick in den Korridor werfen können. Links und rechts waren am Boden Lüftungsgitter angebracht, die das Licht reflektierten. An der Decke leuchteten in gleichen Abständen längliche Leuchtdioden.

Gravis spürte, wie sein Handgelenkskommunikator vibrierte. Er bestätigte eine Audionachricht und aktivierte sie. Kommandantin Jameson wollte, dass er sofort bei ihr im Privatbereich erschien. Er war gespannt. Seine Männlichkeit drückte schon gegen den Verschluss. Mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit wollte sie Sex. Davon war es in jedem dritten bis vierten Fall Penetration. Aber oft bevorzugte sie seine Zunge. Gravis konnte vorher nie wissen, was ihn erwartete. Nur eines war sicher: Er hatte sich so schnell wie möglich in ihrem Privatraum einzufinden. Aber das war alles besser, als in einem kleinen Kubus zu vegetieren und als ein sinnloses Objekt zu existieren.

In ihrem Domizil angekommen, strich Jameson ihren Finger an ihrer Jacke entlang, so dass sich das intelligente Textil öffnete und abstreifen ließ. Das feine Material floss beinahe wie eine Flüssigkeit zu Boden. Gravis starrte auf die knackigen und bloßen Brüste der Frau. Sie winkte ihn zu sich. Gravis fühlte sich elektrisiert, als würden leichte Neuroimpulse durch seinen Körper gejagt. Er kam näher, da sprang die Kommandantin plötzlich auf seine Arme, klammerte ihre Beine an seine Seiten und umschlang mit ihren Armen den kräftigen Nacken des Kolosses.

Gravis hielt ihren unteren Rücken und ihren Po sicher in seinem Griff und trug sie in einen Nebenraum, wo eine aufgeschäumte Kunststoffmatratze in einer programmierbaren kardanischen Aufhängung montiert war. Der Custos war sich nicht sicher, ob er nicht zu schwer für die Konstruktion war, aber Jameson flötete ihm ins Ohr: „Lass uns beide hineinfallen. Wir werden sanft landen. Und dann wirst du eine Ekstase erleben, wie du sie noch nicht kennengelernt hast.‟ Und als sie Gravis die Castitasschelle entfernte, glaubte er ihr und ließ sich im Liebestaumel mit seiner Sherry treiben...

Auf Fortuna, dem Mond Reginas, lebten inzwischen wieder wohlhabende Edelfräuleins und hohe Militärs. Eine Forschungseinheit war dort ebenfalls ansässig. Indigatrixfrauen experimentierten dort in einer inoffiziellen Anlage an einem streng geheimen Projekt. Die Wissenschaftlerinnen versuchten die Bewusstseine von Humanoiden zu extrahieren. Ziel war es, dass reiche Damen ihre älteren Körper gegen jüngere Exemplare tauschen konnten. Im Grunde tauschte man zwischen zwei Personen das Lebensalter. Gegen eine monitäre Abgeltung war der Vertrag abgeschlossen.

Die jungen Humanoiden - ob Frau oder Mann war auswählbar - würden aus Planetengesellschaften stammen, die aufgrund ihrer Umgebung ein zwar gesundes aber armes Leben führten. So war beiden geholfen. Die reiche Dame hatte einen jungen, hübschen und gesunden Körper; die andere Person konnte seine letzten Lebensjahre in relativem Reichtum verleben. Zumindest redeten sich die Damen des Regina-Reiches die Sache so schön.

Es blieben sicherlich viele Fragen offen: Wie freiwillig war die Körperspende? Waren die Personen über alle Konsequenzen informiert? Wussten die Spender welchen Körper sie erhielten? Die alten Damen waren vermutlich nicht nur kränkelnd, sondern viele waren auch übergewichtig und hatten einige Gebrechen. Zwar dürfte der Spender in der Regel wohl alle Upgrades behalten (synthetische Organe, progressive Sehnerven und Auditiv-Erweiterungen, bioaktive Titan-Gelenke, Muskelsupport-Systeme usw.), aber ihr Alter würde nicht zu übersehen und deutlich zu spüren sein.

Doch das all war Zukunftsmusik. Noch forschten die Indigatrixfrauen an den chirurgischen zerebralen Neurotechniken, um die Bewusstseine transformieren zu können. Solch ein Geschäftsmodell war in der Vereinigten Allianz streng verboten. Die Forschung hatte auf Beta Patria bereits Fortschritte in diese Richtung gemacht, war aber von der Ethikkommission des Hohen Rates eingestellt worden. Doch auf Fortuna wagten sich die Wissenschaftlerinnen an die ersten Versuche mit Munuswesen aus den Erziehungseinrichtungen. Für die Tests waren sie geeignet. Würde die Technologie funktionieren, müssten andere Spender gefunden werden. Kompatibilitätsprobleme waren bisher unbekannt. Schließlich wollte wohl keine Adelsdame ein Munus sein, sondern lieber ein junges, hübsches Ding oder ein fescher Bursche mit roten Wangen und einem knackigen Gesäß. Warum nicht mal ein Mann sein, wenn die Option bestand?

Die temporäre Symbiose konnte jederzeit aktualisiert werden. So manche vermögende Dame würde nach Gusto von einem Körper in den nächsten wechseln. Wunderbare neue Welt! Entsprechend massiv war der Druck der Adelskaste einschließlich der Monarchin Aranea Regina II. auf das Geheimprojekt. Während des Waffenstillstandes mit der Vereinigten Allianz konnte man sich diesen zivilen Fragen widmen. Bei dem Projekt hatte Aranea aber nicht nur den Jungbrunnen im Blick; viel mehr wollte sie eine Option schaffen, die ID zu verschleiern. Falls die feindliche Auseinandersetzung mit der VA wider Erwartens schlecht ausging. Sie wollte auf jeden Fall keine Bekanntschaft mit dem Justizsystem auf Beta Patria machen, wie zuvor schon einige Praefectas, Praetorias wie Misera und andere unglückliche Damen.

Dann war es endlich soweit: Animus und Violetta sahen auf den großen Monitor im Gemeinschaftsraum des Travellertransporters, wie die Langstrecken-Fähre in den Orbit von Atra Mundo eintauchte. In 400 Kilometern Höhe lag eine Phalanx aus Landebuchten mit einer angegliederten Schiffswerft. Dort würden sie andocken, um die Zollformalitäten hinter sich zu bringen. Anschließend stand ihnen der Weg auf die Oberfläche des Planeten frei. Zwei Mal täglich befand sich der Raumhafen über der Hauptstadt. In den vorgegebenen Zeitfenstern starteten Shuttles vom Hafen und brachten Personen und Waren nach Atra City.

Dort würden Animus und Violetta diesen windigen Mortimer suchen. Die Metropole war ein riesiger Moloch, und es gab noch sechs weitere Mega-Städte. Aber irgendwo mussten sie anfangen. Jeder hinterließ eine Datensignatur. Einen kurzen Moment zeigte der Monitor an Bord der Astrum 94 aufgrund von Interferenzen nur einen Pixelregen. Doch dann baute sich eine dreidimensionale Darstellung des Planeten auf, um den sie ihre Bahn zogen. Eine Audiobotschaft einer synthetischen Stimme meldete sich mit einem kurzen Heulton an. „Achtung! Achtung! Das Schiff dockt in fünf Minuten in seiner Parkposition an. Die Passagiere werden gebeten, innerhalb der nächsten zwei Stunden auszuchecken. Die Shuttles leiten Sie direkt vom Orbitaldock A nach Atra-City. Vielen Dank.‟

Anschließend würden die Container gelöscht. Die Industrieroboter, die da zum Einsatz kamen, würden eine Gefahr für herumlaufende Personen sein. Deshalb mussten bis dahin die 25 Passagiere in die Shuttles verfrachtet worden sein. Außerdem wollte der Kapitän neugierige Blicke vermeiden, denn der Inhalt der Frachträume war nicht ausschließlich legal. Einige Leuchtelemente wurden deaktiviert, so dass der Gemeinschaftsraum in einen dunklen bläulichen Schein getaucht wurde.

Als Animus und Violetta ihr Gepäck vor ihre Kajüte stellten, sahen sie bereits ein Säuberungsteam durch den Korridor zwischen zwei Modulen des Transporters laufen. Die Männer und Frauen trugen graue Bodysuits. Zunächst dachte sich Animus nichts dabei. Doch dann merkte er, dass es sich um echte Humanoiden handeln musste. Androidentechnologie war auf Atra Mundo nicht vorhanden. Er wunderte sich, dass Menschen sich für solche niederen Arbeiten - noch dazu mit gefährlichen Chemikalien - bereit erklärten.

Animus wählte auf seinem Handgelenkskommunikator eine Außenkamera des Schiffs. Er vermutete am Rumpf bereits Wartungsdrohnen, doch nichts war auf der metallenen Außenhaut zu sehen. Prüfroutinen wurden hier wohl nicht sehr groß geschrieben. Beim Verlassen des Schiffs in das erste Shuttle gesellten sich noch acht weitere Personen zu Animus und Violetta. Die Flügelluke schloss sich knarrend und zischte, wobei ein paar Spritzer Hydraulikflüssigkeit herausschossen. Das Gros floss hinter ein lockeres Verkleidungselement des Innenraums. Der Pilot sah seine Gefährtin alarmiert an. Violetta lächelte. „Vielleicht sollten wir beten, damit wir heil ankommen, ohne vaporisiert zu werden.‟

Durch die großen Bullaugenfenster sahen sie auf den Transporter. Das Shuttle erzeugte einige Lichtkreise auf dem großen Rumpf des Frachters. Langsam entfernten sie sich von dem Orbitaldock, um in kurzer Zeit in die Atmosphäre des Planeten zu sinken. Die Fenster wurden intransparent. Die Passagiere erhielten eine Datei mit Verhaltensempfehlungen auf Atra Mundo. Unter freiem Himmel sollte man sich nicht lange ungeschützt aufhalten. Die Belastung der Luft durch diverse Schadstoffe war erheblich. Es gab nur wenige gesicherte Korridore. Die meisten Zonen der Stadt Atra-City waren No-Go-Areas. Außerhalb der großen Wohnkomplexe sollte sich niemand ohne Begleitschutz der HSU aufhalten.

Das hatte Animus schon vorher in einer Datenbank gelesen. Die Habitate verfügten über eine eigene Securitymannschaft. Auf dem eingebetteten Foto machte eine dieser Habitat Security Units einen martialischen Eindruck. Doch auch, wenn Nichtautorisierte die Wohnhabitate nicht betreten konnten, so musste man sich bewusst sein, dass die Eigentümer der Immobilien großteils einem Verbrechersyndikat angehörten. In Atra-City war die Noxius-Bruderschaft besonders stark vertreten. Ohne diese Vereinigung ging in der Metropole gar nichts. Und deshalb würde Animus bei ihnen Informationen zu Mortimer finden.

Als der Shuttlegleiter nach ewigem Sinkflug die Landekufen ausfuhr und eine plärrende Audionachricht die Landung ankündigte, verwandelten sich die Bullaugen wieder in durchsichtige Fenster. Die Sonne kam durch die dicke schwarzgraue Wolkendecke kaum durch. Dafür regnete es Bindfäden schmutzigen Niederschlags. Die Passagiere konnten direkt vom Shuttle in ein Luftkissenfahrzeug umsteigen, das sie bis vor den Eingang eines gigantischen Habitats brachte. Der Pilot staunte über die Ummantelung des Bauwerks. Es handelte sich erkennbar um Komposit - vermutlich mit anderen Schichten kombiniert, die das Gebäude selbst gegen panzerbrechende Waffen immun machte.

Sie erreichten eine hohe Halle immensen Ausmaßes, die durch eine Glas-Kuppel in 60 Metern Höhe bedacht war. Das Habitat wuchs darüber noch mehrere hundert Meter weiter in die Höhe. Der Komplex bot einen Kosmos für sich: Hotels, Geschäfte, Verwaltung, Wohnungen, Freizeiteinrichtungen. Vier der Passagiere wurden von einem Mann in einem teuer aussehenden Maßanzug abgeholt. Drei Leute gingen zu einem Infostand, um sich zu orientieren. Animus, Violetta und ein weiterer Ankömmling ließen sich von holografischen Darstellungen am Boden leiten, die wie interaktive Wegweiser funktionierten, mit denen man auch auditiv kommunizieren konnte.

Sie bestiegen einen Turbolift und fuhren 26 Etagen nach oben. Dort stieg die andere Person aus, um zu ihrem Ziel zu gelangen. Animus und Violetta setzten ihre Fahrt in den 44. Stock fort. Dort erwartete sie ihr Hotel. Der Eingangsbereich war merkwürdig dunkel. In unregelmäßigen Abständen leuchteten monochromatische Strahlen aus Laserquellen in rot über Decke und Fußboden. Der Mann hinter einer brusthohen Abtrennung, die an einen Tresen erinnerte, murmelte eine knappe Begrüßung und schickte gleich hinterher: „Haben hier gerade ein kleines Problem. Der Notstrom schaltet aber gleich wieder ein.‟

Kaum hatte er es gesagt, erhellte sich der Raum durch kräftige Leuchtstoffröhren mit einem kalten, weißen Licht. Jetzt konnte man erkennen, dass der Typ stark schielte. So eine Fehlstellung der Augen hätte man auf Beta Patria längst mit einem medizinischen Eingriff oder notfalls einem Bio-Okular behoben. Auf Atra Mundo gab es wohl nur wenige Möglichkeiten der Gesundheitsvorsorge. Der Kerl machte einen ungepflegten Eindruck. Selbst die Zähne waren dunkel verfärbt und schief. Plötzlich erschienen zwei Pagen mit dem Gepäck der Gäste. Der Portier legte eine Chipkarte auf die Theke. „Den Gang links runter, Zimmer 44/49. Wünsche einen angenehmen Aufenthalt.‟

Violetta musste feststellen, wie der Mann sie mit seinen Augen förmlich auszog. Fehlte nur noch Sabber, der ihm aus dem Mundwinkel lief. Das Paar ging den Korridor entlang, gefolgt von den beiden Pagen. Sie kamen an einem Zimmer vorbei, zu dem die Tür fehlte, und der Eingang nur von einer porösen Plastikplane bespannt war. Einige Meter weiter kamen sie bei 49 an. Die Zimmertür musste mit der Karte entriegelt und dann manuell geöffnet werden. Sie betraten den Raum. Indirekte Beleuchtung schaltete sich an der Decke automatisch ein. Die Pagen brachten die Gepäckstücke hinein und warteten offenbar auf ein Trinkgeld. Animus tippte in seinen Kommunikator und hielt ihn an das Mobilgerät des jungen Mannes. Ein kleiner Betrag war nun abgebucht.

Violetta besah sich das winzige Bad. Immerhin wieder echtes Wasser, freute sie sich und streifte ihre Jacke ab. Sie warf sie aufs Bett. Leider wirkte die Einrichtung abgenutzt. Aber alles Nötige war vorhanden und funktionierte offenbar. „Wollen wir duschen?‟ Animus lächelte. „Nach der langen Reise brauchen wir in der Tat eine Erfrischung.‟ Zuerst kam ein bisschen Pläsier, und später würde er sich auf die Suche nach einer Kontaktperson machen, die ihn zu Mortimer und schließlich zu Gravis führte. Dank der guten Vernetzung der Syndikate und einer hohen Solvenz mit der Kreditkarte von PE sollte es realisierbar sein, den Gefährten zu finden - hoffentlich bei guter Gesundheit.

Auf Beta Patria und den umliegenden Planeten herrschte eine Atmosphäre des Misstrauens, nahe einem Bürgerkrieg. Jeder vermutete, dass sein Gegenüber ein Androide war. Denunziantentum und gewalttätige Auseinandersetzungen waren an der Tagesordnung. Die Exekutive schaffte es kaum, Recht und Ordnung durchzusetzen. Die Regierung der Vereinigten Allianz fand sich in einem Desaster wieder. Nur durch eine empfindliche Waffenstillstandregelung von einem Sternenkrieg mit dem Alpha Dominion entfernt, hatten sie nun mit den Antiandroidengesetzen die Notwendigkeit geschaffen, alle künstlichen Lebensformen zu deaktivieren, um das gefährliche Upgrade zu einer nicht genehmigten KI zu kontrollieren und zu eliminieren.

Besonders die Wirtschaft auf Pax Novo hatte darunter zu leiden. Nur primitive Lastenbots auf vier Beinen oder ein paar Exoskelette als bionischen Support nutzen zu können, half vielleicht Logistikern, aber hochmoderne Tech-Unternehmen benötigten intelligentere Lösungen. Mit Hochdruck arbeiteten Cyber-Experten an einem komplexen Delete-Programm, dass die KI aus allen Androiden und anderen Systemen löschen konnte. Trotz des Teil-Lockdowns der Industrie konnten einige Firmen ihren Umsatz sogar steigern.

Zum Beispiel war Prospect Enterprises auf Beta Patria mit Rüstungsgütern sehr produktiv und eng abgestimmt mit der Regierung der VA. Als zweites Standbein war das Unternehmen als Großlogistiker für Lebensmittel von Colonia Agricultura tätig. Bereits waren Serien von Raumtransporter in Bau, die den Schiffspark erweitern sollten. CEO Mr. Carthy sah zukünftigen Expansionen optimistisch entgegen. Spätestens nach Beendigung der feindlichen Invasion des Alpha Domions würde PE zum größten und mächtigsten Konzern der VA mit seinen 128 Milliarden Bewohnern anwachsen. Die externalisierte Entwicklung verlief rasant, wenn man bedachte, dass noch vor einiger Zeit PE ein kleines Unternehmen auf Regina gewesen war. Ein paar veraltete Containerschiffe hatten Erze von Minen zu den Fabriken transportiert. Man wartete nur noch auf den Durchbruch im Kampf gegen den Androidenvirus, um exponentiellen Erfolg zu manifestieren.

Der Firmenchef saß an seinem Workdesk auf einem weißen Gelstuhl und betrachtete einen holografischen Monitor, der über der Arbeitsfläche zu schweben schien. Bunte Grafiken stellten die aktuellen Geschäftszahlen dar. Dann aktivierte er eine Direktvideoverbindung zum leitenden Ingenieur der Forschungsabteilung und ließ sich auf den neuesten Stand bringen. Der Mann im weißen Kittel berichtete von technischen Problemen bei der Antriebsgondel eines Transporters. Diese seien aber mit einem Austausch der fehlerhaften Komponenten zu beheben. Ein Steckmodul stellte sich als inkompatibel heraus.

Mr. Carthy wies auf eine andere Innovation hin: „Was ist mit der neuen Beschichtung der Deflektorschilde? Geht die in Serie?‟ Der Ingenieur bestätigte: „Die Nanostäbchen sind von der Sicherheit freigegeben. Die Produktion dauert noch etwa eine Woche; dann werden wir sie bei allen neuen Modellen einsetzen.‟ Mr. Carthy war zufrieden. Damit konnten die Transporter kürzere Strecken nutzen, die bisher eine zu hohe Strahlenbelastung dargestellt hätten.

Der CEO beendete den Kontakt und drehte seinen Stuhl um 180 Grad. Die Wand vor ihm wurde transparent wie Glas. Er sah aus dem Gebäude auf die Stadt hinab. Die meisten Skyhabitate waren niedriger als die neue Zentrale von PE, aber der Regierungskomplex des Hohen Rates beherrschte trotzdem das Bild: Die verwendete Architektonik erinnerte an eine Trutzburg des terrestrischen Mittelalters der vorindustriellen Ära. Auf den vier massiven Ecktürmen waren runde tellerförmige Landeplätze für Senkrechtstarter installiert. Doch in der Mitte des Habitats ragte ein noch gewaltigerer Turm in die Höhe. Dort befand sich der Hauptkonferenzsaal des Hohen Rates. In den Untergeschossen des Komplexes war eine raumgreifende Bunkeranlage platziert, die unter den Angestellten der Regierung scherzhaft als „Inkubator‟ betitelt wurde. Angeblich war der Bereich autark und selbst vor Plasmawaffen und nuklearen Angriffen gesichert.

Prospect Enterprises hatte zwar auch Hochsicherheitsräume, aber die waren in einer anderen Liga angesiedelt. Der Regierungskomplex hatte über eine Billion Krediteinheiten verschlungen. DIe PE-Zentrale war dagegen von einem früheren Eigentümer übernommen worden und deutlich günstiger gewesen. Viele Stockwerke mussten noch renoviert und modernisiert werden, aber die Basismannschaft, die Verwaltung, das Management und die Entwicklungsabteilung waren bereits untergebacht. Der Schiffspark lag in einem Orbithafen über Beta Patria; einige Transporter hatten temporäre Landebuchten vor der Metropole besetzt.

Mr. Carthy sinnierte über seinen Piloten Animus. Der war auf der Suche nach diesem Exangestellten und Verräter Mortimer auf Atra Mundo. Dort konnte er ihn nicht kontaktieren, denn der Planet war zu weit entfernt und wegen des Embargos abgeschottet. Da kam keine Frequenz durch. Er konnte nur abwarten und ihm viel Glück wünschen - in diesem düsteren Höllenloch voller Skrupellosigkeit und Abschaum.

Am Rand von X94021-115-BP, dem zentralen Sol-System der VA, patrouillierte ein Aufklärungskreuzer durch die Tiefe des Alls. Die Sensoren hatten verdächtige Bewegungsmuster erkannt. Hatte sich die Armada des AD in Gang gesetzt? Sich zu einem Angriff formatiert? Der Kapitän des Kreuzers „Deep Frontier‟ betrachtete die Auswertungen der Scans mit zwei Brückenoffizieren. Offensichtlich versuchte der Feind mit einer unbekannten Tarntechnologie die neutrale Zone des Waffenstillstandsabkommens zu verletzen. Aber eine Energiesignatur hatten die Scanner aufgespürt und mit einem komplizierten Berechnungsprogramms ein Abbild der Flotten an der Front erstellt.

Die VA wusste nun, wo sich der Gegner mit welcher Feuerkraft befand. Das war ein Anfang. Der Kapitän musste die Information an den vorgesetzten Admiral senden. Doch erst wollte er sicher sein. Er gab den Befehl, Deep Frontier weiter auf Kurs zu halten. „Tarnvorrichtung aktivieren!‟ Er grinste. „Jetzt wollen wir dem Pack mal zeigen, was eine gute Tarnung kann.‟ - 33 Minuten und 21 Sekunden später schrillte der Schiffsalarm. Eine synthetische Stimme warnte: „Roter Alarm! Achtung! Code Red! Dies ist keine Übung!‟ Der Navigator sah bestürzt zum Kapitän. „Wir werden von zwei feindlichen Schiffen in die Zange genommen. Wie können die uns sehen?‟ Bevor der Kapitän den Befehl zum Laden der Waffenbatterien geben konnte, jagte ein Energiestrahl quer durch die Deep Frontier und detonierte alle zehn Meter aufs Neue.

Massive Schäden am Rumpf, Antrieb und den Decks waren die Folgen. Die Deep Frontier war innerhalb weniger Sekunden komplett handlungsunfähig geworden. Panik brach aus, als der Druck signifikant abfiel und die Sauerstoffsättigung ins Bodenlose sank. Drei Sekunden später traf ein Torpedo den Kreuzer in der Seite. Das ganze Schiff vibrierte, dann folgte die Aktivierung einer Fusionsgranate, die aus der Deep Frontier einen großen Cluster aus winzigen Bestandteilen machte, die sich immer weiter von einander entfernten.

Auf dem feindlichen Schiff auf der ehemaligen Backbordseite des Kreuzers stand ein Alba Simia auf der Brücke und schaute auf einen Holobildschirm, der die Überreste des VA-Schiffes zeigte. Ein feines aber empathieloses Lächeln voller Hybris breitete sich auf seinem blassen Gesicht aus. Auf der gegenüberliegenden Seite war ein weiterer Angreifer positioniert. Das Schiff hatte nicht die minimalistischen Formen des Pendants, sondern wirkte martialisch und erinnerte an einen übergroßen Käfer. Ein grobschlächtiger Kapitän von zwei Metern Größe und breiten Schultern stand triumphierend auf der Brücke und lachte grollend über den Sieg. Die gemeinsame Operation war erfolgreich abgeschlossen.
192. RE: Regina

geschrieben von Holzfäller am 01.11.20 16:43

Vielen Dank dafür, dass Du trotz der wenigen Komentare die Geschichte fortsetzt.
193. RE: Regina

geschrieben von Erin am 01.11.20 19:33

Ja das ist schön das du so fleißig schreibst,ich bin einer deiner stillen Leser(in),mach weiter so.
194. RE: Regina

geschrieben von Erin am 01.11.20 19:33

Ja das ist schön das du so fleißig schreibst,ich bin einer deiner stillen Leser(in),mach weiter so.
195. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 14.11.20 18:13

~ LXXXIII ~


Der schwere Zwischenfall mit der Deep Frontier wurde vom militärischen Geheimdienst unter Verschluss gehalten, um keine Unruhen auf Beta Patria auszulösen, doch die Armee war in Alarmbereitschaft versetzt worden. Der feindliche Vertragsbruch der Waffenstillstandsregelung erforderte eine militärische Antwort. Protestnoten der Diplomaten waren nicht mehr gefragt. Sechs Geschwader verlagerten ihre Positionen in Cluster der neutrale Zone.

Wieder einmal traf sich der Hohe Rat zu einer Krisenversammlung. Hardliner forderten seit längerer Zeit schon, durchzugreifen und mit aller Macht die Invasion des AD zu neutralisieren. Doch viele Ratsmitglieder waren in Sorge vor einem ungehemmten Sternenkrieg, der auch zivile Opfer in der VA kosten würde. Einen Tag später kam zur Abwechslung mal eine Optimismus verheißende Nachricht: Die Spezialisten hatten einen Antivirus erschaffen, der die Updates der befallenen Androiden eliminieren würde. Sobald der im Umlauf war, konnten die Antiandroidengesetze außer Kraft gesetzt werden.

Doch von all den neuen Nachrichten erfuhren Animus und Violetta nichts im entfernt gelegenen und isolierten Atra Mundo. Der Pilot recherchierte in den Datenbänken und kontaktierte die Verwaltung. In Atra-City war es üblich, eine Dienstleistung mit einer stillen Gratifikation zu bezahlen. Anders ausgedrückt: Alles lief über Schmiergelder. Leider blieb vorerst Mortimers Datenspur unsichtbar. Der ehemalige Pugnator versuchte Kontakt zu Mitgliedern der Noxiusbruderschaft zu bekommen, aber das erwies sich als schwierig. Ein angeblicher Verbindungsmann linkte das Paar, und Animus und Violetta standen umsonst in einer düsteren Bar herum, hatten dem windigen Kerl einen großen Betrag in den Rachen geworfen und standen mit Nichts außer ihren neongrün leuchtenden Drinks umher.

Das sollte nicht noch Mal passieren, daher war Animus mit Vorkasse nun vorsichtiger. Schließlich musste er irgendwann auch Mr. Carthy Rechenschaft ablegen, wofür die Beträge von der Firmenkreditkarte geflossen waren. Noch hatten sie sich nicht aus ihrem gesicherten Habitat heraus getraut. Star 1 war der älteste Gebäudekomplex in Atra City unter den Skytowern. Sie hatten inzwischen dort ein Apartment bezogen, in dem sie durch einen gebuchten All-Inclusive-Delivery-Kontrakt versorgt waren. Im Star 1 befanden sich sämtliche Einrichtungen, die man zum Leben benötigte. Ein Kosmos für sich. Alleine Star 1 wurde von zigtausenden Menschen bewohnt.

In Atra City gab es mehrere dieser gigantischen Skytowern, und das war nur die Hauptstadt des Planeten. Weitere sechs Megacitys waren stark bevölkert. Dazu kam reichlich Landmasse, in denen gar keine öffentliche Ordnung oder Sicherheit vorhanden war. Endlose Slums waren von einer armen und ausgebeuteten Bevölkerung verstopft und der Anarchie verfallen. Rechtelos. Schutzlos. Wo die Noxiusbruderschaft oder ein anderes Syndikat nicht agierte, da herrschte zumindest das Faustrecht. Für Animus hieß das: Es würde eine Weile dauern, bis Mortimer gefunden war. Aber der frühere PE-Angestellte war der einzige Mensch, der wusste, was mit Gravis geschehen war.

Mit Schrecken hatten Animus und Violetta eine Videodokumentation über das dekadente und perfide Unterhaltungsbusiness von Atra Mundo gesehen. Demütigende Shows und gefährliche Kämpfe waren an der Tagesordnung, um die Reichen zu unterhalten. Dabei setzten die Macher gerne auch exotische Kandidaten ein, wie beispielsweise Corium Bestia: stark behaarte muskulöse Humanoide mit hünenhaftem Körpernbau, die zwar verglichen mit terrestrischer Standard-Intelligenz fast schon schwachsinnig dumm waren, aber als Wanderarbeiter zu Tausenden nach Atra Mundo kamen.

Gravis war als ehemaliger Custos zwar inzwischen sein Haifischgebiss und die Armschienen aus Karbon los, aber die Muskelberge, die er als Haremswächter der Regina bekommen hatte, waren noch extremer hypertrophiert, da seine zwischenzeitliche Eigentümerin Audaxa, die ehemalige Praefecta von Fortuna, ihn für ihren Muskelfetisch auf 175 kg Masse gebracht hatte. Womöglich war er längst in den Händen irgendwelcher Kampfveranstalter oder musste sich als Freak in einer Monstershow in Ketten dem Publikum vorführen lassen.

Animus durchsuchte alle Datenbanken, die er in die Finger bekam. Dutzende Shows gab es, doch nirgends wurde ein ehemaliger Custos erwähnt. Er konnte nicht ahnen, dass Gravis Millionen von Kilometern entfernt in einem völlig anderen Solsystem in einem Gefängnis der Interplanetary Private Prison Corporation saß und als Sexgespiele der Kommandantin fungierte.

Violetta schlug vor, einen Gleiter zu chartern, damit sie auch außerhalb von Star 1 in den No-Go-Areas recherchieren konnten. Der Pilot stimmte dem Vorhaben zu. Sie mussten endlich eine Spur finden. Mit ausreichend „Trinkgeld‟ bekam man auf Atra Mundo so ziemlich alles. Also verfügten Animus und seine Begleiterin einen Tag später schon über einen Gleiter, der zwar in die Jahre gekommen, aber funktionsfähig war. Im Vergleich zu dem rostigen Erztanker auf Regina, den er für Prospect Enterprises gesteuert hatte, war dies sogar neueste Technik.

Violetta saß neben Animus in der Pilotenkanzel, die mit dem Antriebsmodul optisch beinahe eine Einheit bildete, und las einige Werte ab. „Draußen sind toxische Aerosole in der Atmosphäre. Wir sollten den Gleiter nur mit Filtermaske verlassen.‟ Dann las sie weiter: „Oh je, auch der Niederschlag ist gefährlich. Ätzend im wahrsten Sinne des Wortes. Wo sind wir hier nur gelandet?‟ Animus schnaubte. „Da, wo sich Typen wie Mortimer verkriechen.‟

Sie landeten eine Stunde später auf einem Felsenplateau in einer Steppengegend. Ein altes Fabrikgebäude stand dort einsam und verlassen. Nicht ganz verlassen war es, denn dort produzierte die Noxiusbruderschaft chemische Drogen und andere Stoffe, mit denen sie auf Atra Mundo und auch transplanetarisch handelten. Aber hier sollte auch ein Kerl namens Wesley sein, der an die Daten der Einreisenden über die Raumstationen nach Atra Mundo herankam. Dort würde Mortimer irgendwo aufgelistet sein. Natürlich würde sein Klarname nicht erscheinen, aber ein Programm konnte die Reiserouten der Passagiere von Schiffen zurückverfolgen und Wahrscheinlichkeiten errechnen. Damit zogen sie den Kreis enger.

Animus landete den Gleiter auf dem vorgesehenen Platz, der von alten Metalltonnen mit der Aufschrift „Toxic Conent‟ eingerahmt wurde. Die Insassen legten sich Gesichtsmasken an und öffneten die Außenluke, die mit pneumatischem Zischen herabsank und eine Treppe ausfuhr. Der Pilot wunderte sich nicht, dass ein Fremder so einfach in die Nähe einer illegalen Fabrik kommen durfte, denn die Noxiusbruderschaft war quasi Staatsmacht. Der Standort war unter der Hand sowieso bekannt.

Trotzdem richteten gleich vier dunkle Typen ihre dicken Lasergewehre auf sie. Einer kam näher. Animus nannte Wesley als Kontaktperson. Daraufhin wurden er und Violetta durchgewunken. Ein Stahltor mit einem ausgeblichenen Firmenschriftzug, der nicht mehr zu entziffern war, öffnete sich ratternd. Die Männer sahen den Ankömmlingen nach. Besonders Violettas knackiger Hintern in ihrer schwarzen Pilotenhose wirkte wie ein Magnet für die Augen der schmierigen Wachen.

In der Halle herrschte grelles Neonlicht. Stahlträger und Rohre verliefen kreuz und quer an den Wänden. Große Maschinen standen aufgereiht an den Seiten. Irgendeine Industriestraße für die Produktion von Gütern war das mal gewesen. Ein Mann mit einer Art Zigarre ging auf sie zu. Als er näherkam, erkannte Animus den Vaporizer-Stick in dessen Mundwinkel. Als er einatmete, leuchteten mehrere bläuliche kleine Dioden wie ein Lauflicht an dem Verdampfungsgerät auf. Rauch entstand nicht. Der Pilot konnte nur spekulieren, was für ein Zeug der Typ sich da reinpfiff.

„Wesley?‟ Der Mann sah ihn mit den kältesten Augen an, die Animus jemals gesehen hatte. Die gletscherblaue Iris musste künstlich sein. „Wer will das wissen?‟ Seine Stimme war das reinste Reibeisen. Vielleicht zerstörte der Stoff ja seine Stimmbänder, überlegte Animus. Doch dann war er wieder konzentriert. „Ich bin Animus aus Atra-City. Und das ist Violetta, meine Kollegin. Wir kommen von weit her, um eine Person zu finden, die unter falscher Identität nach Atra Mundo gereist ist.‟ Wesley zog wieder an seinem Stick. „Und jetzt wollt ihr Maskenfutzis von mir Daten?‟ Der Pilot nickte. „So ist es. Kommen wir ins Geschäft?‟ Violetta pustete sich eine rote Haarsträhne aus dem Pony. Ihr war hier unwohl. Sie befanden sich allein und unbewaffnet in dieser Halle. Einer Halle, in der Drogen produziert wurden. In dieser Sekunde schepperte das große Tor, durch das sie hereingekommen waren, zu und verriegelte quietschend. Die rothaarige Frau fühlte sich, als greife eine Eisenfaust um ihr Herz. Vielleicht hatten sie den größten Fehler ihres Lebens gemacht. Und den Letzten.

Artus Iceberg hatte dagegen ganz andere Probleme. Er musste etwas unternehmen. Er konnte sich nicht hilflos der Willkür dieser Schlampe aussetzen. Ja, Marina war zu weit gegangen. Dieses Flittchen! Ein Disziplinarring um seine Hoden! Ein bisschen Sadomaso mit flauschigen Handfesseln, Federgerte und harschen Kommandos war ja in Ordnung, aber was sie jetzt mit ihm trieb, das war weder abgesprochen noch in seinem Interesse. Und er trug noch diese Castitasschelle. Der ehemalige CEO fühlte sich gedemütigt und entmannt. Wie hatte es nur so weit kommen können? Vom Firmenchef des größten Androidenproduzenten der Vereinigten Allianz zu einem praktisch Quasi-Sklaven einer einfachen Arbeiterin aus dem unterprivilegierten Subvolk auf Atra Mundo. Eine Karriere im freien Fall.

Er scrollte durch die Dienstleistungsdatenbank des Habitats und fand diverse Detekteien, die gegen das passende Honorar auch andere Kundendienste anboten. Diese Marina musste aufgespürt werden. Iceberg wollte sofort aus der Castitasschelle und dem Hodenring raus. Als er die obligatorische Anzahlung leisten wollte, streikte seine ID-Verifikation. Mehrere Versuche scheiterten. Er probierte andere Transaktionen, die ebenfalls nicht funktionierten. War der Chip defekt? Das Implantat musste überprüft werden. Er kontaktierte die Service-Verwaltung des Habitats, Abteilung Wohneinheiten, Technik. „Eine Fehlfunktion können wir nur vor Ort diagnostizieren. Bitte kommen Sie zur Servicestation HS3-75.04. Ihre Buchungsnummer ist HS3-75-1365-01. Sie ist gültig für 240 Minuten. Vielen Dank.‟ Iceberg stöhnte. Persönlich erscheinen sollte er! Altra Mundo war eben technisch noch „hinter dem Mond‟.

Er machte sich auf den Weg, den langen Korridor entlang, auf dem es nicht mal elektrische Laufbänder gab. Wenigstens war die Servicestation im gleichen Stockwerk wie sein Apartment. Er betrat den Eingang der Station und sah einen Mann hinter einer Konsole stehen. Iceberg nannte seine Buchungsnummer. Der Mann nahm einen Handscanner und fuhr damit über Icebergs Arm, um den Chip auszulesen. Dann öffnete er ein Fenster in einem Monitor und notierte einige Daten. Iceberg wunderte sich darüber, wie lange das dauerte und murmelte: „Mein Implantat muss gehackt worden sein.‟ Der Mann lächelte unverbindlich. „Bitte warten Sie kurz.‟ Iceberg fragte: „Worauf?‟ Doch der Mann antwortete nicht sondern starrte unvermindert auf den Bildschirm.

Als Iceberg gerade ungeduldig nachfragen wollte, öffnete sich die Eingangstür, und zwei Uniformierte erschienen eiligen Schrittes. Der Ältere sagte: „HSU. Sind Sie Artus Iceberg aus Apartment 75-1365?‟ Er bejahte, da wurden ihm sofort Handfesseln angelegt. „Sie müssen mit uns kommen. Ich gehe davon aus, dass Sie kooperieren? Ansonsten werden wir Ihnen einen Neurohalsband anlegen.‟ Iceberg nickte säuerlich. Er hatte mit Castitasschelle und Hodenring schon genug Gerätschaften an seinem Körper. Die Männer des Wachdienstes brachten ihn zum nächsten Lift, wo es dann abwärts ging bis ins zweite Untergeschoss.

Dort brachten sie ihn in einen kahlen Verhörraum. „Was wollen Sie eigentlich von mir? Wird mir irgendwas zur Last gelegt?‟ Der HSU-Mann zeigte auf einen Metallstuhl. „Setzen!‟ Iceberg gehorchte und wartete ab. Fast fünf Minuten verstrichen in Stille, dann erschienen zwei weitere Personen, ganz in Schwarz gekleidet. Einer von ihnen setzte sich Iceberg gegenüber auf einen weiteren Stuhl. Er sah irgendwie nach Militär aus. Mit einem DNA-Tester berührte er Icebergs Hand. Er ließ sich die Identität verifizieren und sagte: „Mr. Iceberg, sagt Ihnen die Bezeichnung LA667R/222 etwas?‟ Der CEO ächzte. LA667R/222 war die Androidenreihe, bei denen zuerst das neuartige illegale Programmodul aufgespielt worden war, das sich als KI selbstständig gemacht hatte und die gesamte Firma Bionic Industries vernichtet hatte. Sie existierte nur noch als verstaatlichtes Unternehmen unter der Kontrolle der Regierung der VA. Es hatte keinen Sinn, es zu leugnen. Die Leute kannten seine Identität.

„Also gut, ich bin Iceberg. Und ja, die Androidenserie ist mir bekannt.‟ Der Mann verzog keine Miene. Stattdessen stellte er sachlich fest: „Sie werden mit VA-weitem Fahndungbefehl gesucht. Ist Ihnen das klar?‟ Iceberg wurde heiß. Er hatte sich auf Atra Mundo sicher gewähnt. Er stotterte: „Aber... Es gibt kein Auslieferungsabkommen zwischen Altra Mundo und Beta Patria.‟ Sein Gegenüber verzog leicht seine Mundwinkel. „Das nicht. Wir sind auch nicht offiziell hier. Sie werden auf Atra Mundo bleiben. Allerdings ist Ihr Vermögen eingefroren. Sie verfügen über keinerlei Zugänge mehr.‟ Er stand auf. Iceberg stand stirnrunzelnd ebenfalls auf. „Was soll das heißen, Mann?‟ Doch er erhielt keine Antwort mehr. Die Männer drehten sich um und verließen den Raum. Die beiden von der HSU packten ihn an den Armen. „Wir bringen Sie nach oben.‟ Sie führten ihn über den Lift ins Erdgeschoss und einen der vielen Neben-Eingangsbereiche des Habitats Star 3. Den Gefesselten in ihrer Mitte marschierten sie durch eine große Halle mit Servicekonsolen und schließlich bis zur Außentür.

Draußen erschien ein kleiner Rover. Darin musste Iceberg Platz nehmen. Der Wagen fuhr mit ihm vom Grundstück der Immobilie und stoppte erst vor einem martialisch aussehenden Zaun. „Aussteigen!‟, befahl einer der HSU-Männer, die mitgefahren waren. Kaum stand Iceberg auf dem Boden, brauste der Rover zurück, und das Tor zur Einfahrt schloss sich. Der CEO war wie paralysiert. Er stand da in der Einöde und war ausgesperrt. Was sollte er jetzt tun? Er sah die Warnschilder, die ihm verkündeten, dass man den Zaun lieber nicht berühren sollte. Iceberg drehte sich um. Die Straße führte schnurgerade bis zum Horizont. Doch schon vorher ragten auf der linken Seite Fabrikgebäude auf, riesige Kuppeln, hexagone Türme und lange Hallen. Aus zahlreichen Schornsteinen entwich eine schwarze Suppe, von der er nicht wissen wollte, woraus sie bestand. Sicherlich war sie nicht gesundheitsfördernd. Wie so alles hier.

Er merkte, wie er schwitzte. Die Sonne strahlte unangenehm stechend vom Himmel, obwohl die Wolken eine diffuse Decke aus Grau- und Anthrazittönen bildeten. Er hatte keine Idee, was er tun sollte, also lief er einfach die asphaltierte Straße entlang. Wem genau hatte er diesen Mist zu verdanken? War das eine Racheaktion von Managern bei BI? Oder steckte der Hohe Rat in Beta Patria dahinter? Sein Chip war obsolet, seine Kleidung das einzige Gut, das ihm geblieben war. Er fühlte sich nicht nur enteignet, sondern es fühlte sich an wie eine Entmündigung. Wie sollte er im Nirgendwo ohne irgendwas überleben?

Als die Industriegebäude nach circa zehn Kilometern näher kamen, blieb er stehen, als ein Transportrover aus einer Halle fuhr und auf die Straße auf ihn zu abbog. Das Fahrzeug sah sehr martialisch aus, ähnlich einem Monstertruck mit vergitterten Scheiben und einer großkalibrigen Laserzielerfassungseinheit auf dem Dach. Der Antrieb machte einen Heidenlärm. Iceberg vermutete einen Verbrennungsmotor, der mit Benzin, Diesel, Gas oder Kerosin funktionierte. Der Rover näherte sich und hielt kurz vor Iceberg. Eine Staubfahne zog sich vom Heck bis zu der Halle, aus der er gekommen war. Zwei Männer in Arbeitskleidung stiegen aus. „Hey, was bist du denn für einer? Kommst du aus Star 3?‟ Iceberg erklärte, dass er ausgewiesen worden war und Hilfe brauchte. Der Mann lachte derb. „Ein Paria? Was hast du angestellt? Oder mochte dich jemand nicht?‟ Iceberg antwortete: „So in etwa. Könnt ihr mich mitnehmen? Irgendwohin?‟ Der Mann lud ihn mit einer Armgeste in den Rover ein. „Sicher doch. Wir können immer fleißige Arbeiter gebrauchen in der Fabrik.‟ Iceberg stieg ein, wirkte aber indigniert. „Fabrikarbeit? Ich dachte eher an was... Ich bin Robotikexperte und diplomierter...‟ Die Männer lachten laut. „Hör zu! Sperr die Ohren auf! Du bist hier gar nichts! Du schuftest in der Fabrik, und dafür kriegst du was zu fressen und ein Dach über dem Kopf. Was Besseres findest du hier nicht.‟ Der andere Mann drehte dich zu Iceberg um. „Willst du mitkommen oder wieder aussteigen? Deine Entscheidung.‟ Iceberg blieb sitzen. Er musste sich an einer Metallstrebe festhalten, als das Fahrzeug ruckartig losfuhr. Diesel, dachte er schnüffelnd. Es riecht nach Diesel.

Auf Reginas Mond Fortuna arbeiteten die Indagatrixfrauen mit Hochdruck an dem geheimen Subjektextraktionsprojekt. Eine Indagatrix stand in ihrem weißen Kittel an einem Schaltpult und bediente diverse Knöpfe auf einem Touchpad-Monitor auf ihrem Tisch. Vor ihr lag ein nackter Munus auf einer speziellen Liege gefesselt. Seine Extremitäten waren weit gespreizt fixiert. Die große Castitasschelle war ihm ebenfalls entfernt worden, so dass sein gewaltiger Phallus nun zwischen seinen Schenkeln in die Tiefe hing. Darunter noch baumelten die mächtigen Testikels, groß wie Melonen. Er war von Fuß bis Scheitel rasiert. Um Hals und Stirn der Kreatur war ein breiter Riemen befestigt, an dem kleine Dioden leuchteten und blinkten. Der Munus war bewusstlos. Seine überdimensionierten Brüste hingen beinahe an den Achseln.

Der Liege gegenüber befand sich ein Inkubator. Die transparenten Wände zeigten ein humanoides Gehirn unter einer durchsichtigen Membran, in dem diverse Drähte angebracht waren. Es handelte sich hier um den männlichen Adeligen Augustus Rex I. ein Bruder der Augusta Regina I., der von ihr in einer Kryonikkammer aufbewahrt worden war, da er ein potentieller Thronanwärter gewesen wäre. Sein Schicksal teilten auch alle anderen männlichen Nachfahren, denn Regina I. hatte ein Femdom-Reich der ganz besonderen Art erschaffen wollen.

Nun hatte sich eine Nutzungsoption für Augustus Rex I. offenbart. Die Indagatrix war aufgeregt. Hinter ihr standen fünf weitere Frauen in weißen Kitteln. Wenn die Übertragung der Bewusstseine funktionierte, waren sie einen gigantischen Schritt in der Forschung vorwärtsgekommen. Die Wissenschaftlerin tippte und wischte auf dem Touchpad umher, dann verharrte sie kurz mit dem schlanken Finger über einer Schaltfläche und tippte dann darauf. „Initiiere Transformation.‟ Augenblicklich schaltete sich das Deckenlicht aus, und einzelne bläuliche Leuchten tauchten den Raum in Dämmerlicht. Zwischen dem Inkubator und der Liege mit dem Munus blitzten weiße Strahlen auf und tanzten durch die Luft. Für die Frauen sah es optisch für einige Sekunden so aus, als würde sich der Raum verzerren wie bei einem Blick in einen gebogenen Spiegel.

Erst nach einer Weile merkten die Anwesenden, dass das Gehirn in dem Brutkasten sich verändert hatte. Nein, nicht verändert, es war ausgetauscht. Nun lag dort das Munusgehirn. Der Proband Augustus Rex I. war in den Munuskörper transferiert worden. Offiziell war seine Bezeichnung Prototyp 0. Die Frauen applaudierten der leitenden Indagatrix, die sich nickend umdrehte. Dann tippte sie erneut auf dem Schaltpult und lief zu dem liegenden Munus. Sie nahm ihm die Riemen um Hals und Kopf ab. „Er wird alles neu lernen müssen. Sprechen, Gehen, Essen. Seine Sinne spürt er seit vielen Jahren zum ersten Mal wieder. Er muss mit akustischen und optischen sowie haptischen Reizen klarkommen.‟

Sie ließ ein Hologramm eines neuroinformatischen Modells im Raum aufleuchten. Dann nahm sie eine Nanopartikelpistole, die ihn aus der Bewusstlosigkeit holen sollte und drückte den Lauf auf seine Schläfe. Der Munus zuckte und bäumte sich auf, sackte dann zurück. Schlagartig öffneten sich seine Augenlider. Sein Mund öffnete sich krampfhaft. Spastische Bewegungen liefen über seinen gesamten Körper. Und dann schrie das Wesen laut und gellend, so dass sich die Frauen die Ohren zuhalten mussten. Hastig führte ihm die Indagatrix erneut die medizinische Pistole an die Schläfe und drückte ab. Der Munus sackte schlaff zusammen. „Er ist noch nicht so weit.‟

An einem weiteren Arbeitstisch gab sie einige Formeln ein und entnahm einer Zentrifuge anschließend ein Sedativum. „Die Reizüberflutung hat ihm Angst gemacht. Plötzlich zu sehen, zu hören, zu fühlen... Neuronale Korrelate bewussten Erlebens, das ist für ihn quasi neu.‟ Sie räusperte sich. „Unser psychotronisches Programm wird bei Prototyp 0 Wunder wirken. Wir werden ihm vorbestimmte Gefühle erzeugen und Gedanken induzieren. Wir werden seinen Muskeltonus kontrollieren. Ganz frei von Tranquilizern. Er wird eine ferngesteuerte Marionette ohne freien Willen sein.‟

Diese medizinische Therapie war mit der Reichsführung nicht abgesprochen. Regina II. ging es nur um den Körpertausch für reiche Kundinnen, aber die Indagatrix war eine ehrgeizige Wissenschaftlerin, die noch andere Vorteile in dem Prozess erkannt hatte: Die Produktion eines kampffähigen Androiden war deutlich teurer, als es die Erstellung eines therapierten Munus oder Rusticus sein würde, sobald die Technologie serienreif war. Billiges Kanonenfutter.

Synchron dazu fühlte, hörte und sah das Munusbewusstsein nichts mehr. Gar nichts. Er konnte sich seine Situation nicht erklären, aber er war nur in der Lage zu denken. Sein Bewusstsein spürte, dass es nichts spürte. Absolute Reizfreiheit herrschte wie ein Vakuum in seiner Wahrnehmung. Was war mit ihm geschehen? Er konnte sich nur noch daran erinnern, wie er in dem Labor auf eine Liege geschnallt worden war. Er fühlte sich verloren und einsam. Und sein Verstand warnte ihn bereits, dass er diesen Zustand der Existenz nicht lange aushalten würde. Eine diffuse Angst wuchs in ihm. Und er konnte nichts dagegen tun.

Die Hoffnung, aus diesem schwarzen Loch geholt zu werden, würde sich nicht erfüllen, denn der Inkubator mit dem Munuszerebrum war bereits auf dem Weg ins Archiv, wo es an ein Lebenserhaltungssystem angeschlossen wurde und in nächster Nachbarschaft zu männlichen Bewusstseinen, die noch nicht in Cyborgs verbaut waren, ihr Dasein fristen würde. Aranea Regina II. verfügte bereits über eine Armee von Hybridandroiden. Die männlichen Bewusstseine wurden als Gehirn genutzt, allerdings ohne Kontrolle über den künstlichen Körper. Auch hier war eine Art psychotronische Behandlung erfolgt. Die Indagatrix hatte es mit Prototyp 0 geschafft, ein Bewusstsein in einen humanoiden Körper zu transferieren. Mit dieser Technologie würde das Alpha Dominion seine Kapazitäten an Soldaten und Arbeitern signifikant erhöhen können.

Sie sah sich bereits die höchsten Orden und Auszeichnungen erhalten und zu einer Praefecta ernannt werden, um dann am Regierungstisch der ehrwürdigen Regina teilzunehmen und über das Schicksal ihres Volkes zu bestimmen. Und ihre Lösung von Soldatenkapazitäten kam in letzter Sekunde, denn die aktuellsten Hinweise des militärischen Nachrichtendienstes des AD verkündeten eine Aufstellung des Feindes. Geschwader der VA waren in die neutralisierte Zone eingedrungen. Der Hohe Rat des AD tagte täglich, wie es auch der Hohe Rat der VA-Regierung tat. Beide Bündnisse standen unmittelbar vor einer gewaltigen militärischen Konfrontation. Der Waffenstillstand war brüchig. Jetzt gab es kein Halten mehr.

An den nächsten Tagen gab es ersten Feindkontakt zwischen den Gegnern in der neutralen Zone, wo nun ein neuer Frontverlauf gezeichnet wurde. Glücklicherweise für die VA hatte das Antivirus wahre Wunder vollbracht und die infizierten KIs fast ausnahmslos gelöscht. Nun konnte die Wirtschaft wieder hochfahren, und auch Rüstungskonzerne wie Prospect Enterprises hatten alle Hände voll zu tun. Die Frontsoldaten wurden gegen Androiden und Cyborgs ausgetauscht, die schneller und leistungsfähiger als jeder humanoide Kadett war.

Mr. Carthy, CEO von PE war gerade damit beschäftigt, die aktuelle Bilanz des Logistikzweiges seines Konzerns zu überprüfen, da erhielt er eine Videobotschaft von Colonia Agricultura. Ein Mr. Khan, Leiter eines Verbundes von Maxi-Plantage für Mais sorgte sich um die nächste Ernte, da viele Maschinen defekt seien. Er vermutete, dass es etwas mit den außer Kontrolle geratenen KIs auf Beta Patria zu tun haben könnte. Mr. Carthy fragte bei der Behörde für Cybersicherheit nach, die ihm aber bestätigte, dass das Antivirus flächendeckend im gesamten Sol-System verbreitet worden war. Die Fehlfunktionen müssten demnach längst behoben sein. Der Konzernchef überlegte. Hatte eine KI ein Schlupfloch gefunden und war dem Deleteprogramm entkommen? Ausgerechnet auf Colonia Agricultura, der Kornkammer des gesamten Solsystems.

Er schickte unverzüglich Spezialisten auf den Planeten, um der Sache nachzugehen und gegebenenfalls die KI zu neutralisieren. Die Männer waren bewaffnet - mit unbarmherziger Software und auch mit physischen Energiewaffen, um notfalls einen durchgeknallten Androiden plattzumachen. Und dann gab es noch eine weitere Theorie: Womöglich hatte das Dominion Saboteure geschickt, um die VA da zu treffen, wo es besonders weh tat. 128 Milliarden Humanoide brauchten eine Menge Nahrung. Aber auch für diese Möglichkeit waren die Spezialisten von PE gewappnet. Getarnt als Besatzung eines Frachters steuerten sie den Orbit des Planeten an. Genau genommen handelte es sich bei ihnen um Freelancer, die als söldnerartige Einheit mit digitalen Experten von PE beauftragt worden waren. Und dieser Auftrag war gefährlich. Der Sold war dafür umso höher. Mr. Carthy wollte nur die Besten für den Job. Es ging um viel. Sehr viel.
196. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 03.01.21 17:53

~ LXXXIV ~


Der ehemalige CEO von Bionic Industries, Artus Iceberg, war auf Atra Mundo schlagartig zu einem Aussätzigen, einem Paria, geworden, einem ordinären Bewohner des Planeten, außerhalb der privilegierten Schicht in den komplexen Wohnhabitaten und ihrem Mikrokosmos. Die holprige Fahrt im Rover war bald beendet. Die Männer stiegen aus und zogen ihn mit sich. Während sie ihn in eine laute Halle mit schweren Maschinen und großen Arbeits-Robotern brachten, sah er durch eine schmutzige Scheibe, wie draußen ein hässlicher Regen einsetzte und Staub, Ruß und anderen Dreck aufwirbelte. Gerade noch rechtzeitig im Trockenen gelandet, atmete er auf.

Der Wortführer zeigte auf eine Nische mit Regalen, in denen fleckige graue Overalls lagen. „Zieh dein Zeug aus und nimm dir einen davon.‟ Iceberg schlüpfte bis auf seinen Slip aus seiner Kleidung und streifte sich den Arbeitsanzug über. Wenn der Kerl die Castitasschelle unter der Unterhose bemerkt hatte, ließ er sich nichts anmerken. Vielleicht war es ihm gleichgültig. „Mitkommen!‟ Sein barscher Tonfall änderte sich auch nicht, als er ihm blaffend ankündigte: „Wenn du dein Soll erfüllst, bekommst du was zu essen und einen Schlafplatz.‟ Iceberg schluckte. Und wenn nicht... Er wollte nicht darüber nachdenken.

Sein Weg führte ihn durch mehrere Maschinenstraßen und an Förderbändern vorbei, wo einige Arbeiter in den gleichen Overalls standen. An der Decke der Halle blinkte ein rotierendes Gelblicht hinter einem Gitter. Die Luft stank nach einer Mixtur aus Öl und heißem Kunststoff. Sie kamen an einer Reihe von Warnbaken vorbei, die am Boden rot aufleuchteten. Dahinter standen hinter einer transparenten Membran, einer Art Kraftfeld, wie Iceberg vermutete, hohe Quader aus Metall. Der Mann zeigte darauf. „Komm denen niemals zu nahe, wenn dir dein Leben lieb ist.‟ Sie marschierten weiter durch einen Gang, entlang an Reihen von motorangetriebenen Maschinen. Schließlich kamen sie zu einem Bereich, in dem etwa 30 weitere Arbeiter standen und offenbar kleine elektronische Teile montierten. „Dein neuer Job. Der Prozess wird dir mit dem virtuellen Demo erklärt. Dazu drück die schwarze Taste. Wenn du alles verstanden hast, fang an.‟ Iceberg sah ihm nach. Eigentlich hatte er auf eine administrative Aufgabe gehofft.

Nachdem er das Demo gesehen hatte, wusste er, was er wie zusammenzustecken hatte: Akku, Display, Chipcard, Speaker, Cam, Sensoren, Prozessor und andere Kleinteile. Hier wurden offensichtlich Intercomgeräte montiert. Aus seiner Erfahrung erkannte er sofort, dass die Prozessoren nicht registriert waren, wie es in der Vereinigten Allianz verpflichtend war. Er steckte die Einzelteile zusammen, wieder und wieder, und er fragte sich, ob das Automaten nicht effizienter leisten könnten. Allerdings war ihm klar, dass humane Arbeitskraft auf Atra Mundo günstig zu haben war. Nach vier Stunden war er verschwitzt und fühlte sich erschöpft. Da schrillte eine Klingel ohrenbetäubend laut von irgendwoher. Schichtende, vermutete er, denn seine Kollegen hörten auf zu arbeiten. Sie stellten sich alle in eine Reihe, also machte Iceberg es ihnen nach. Auf ein weiteres akustisches Signal drehten sich alle in die gleiche Richtung herum und marschierten im Gleichschritt los.

An einer Station reichte ein Mann jedem Arbeiter ein Päckchen mit einem Nahrungskonzentrat und eine kleine PET-Flasche mit einer farblosen Flüssigkeit. Als Iceberg an der Reihe war, piepte etwas auf. Der Mann winkte ihn weiter, ohne ihm etwas zu geben. Iceberg sah ihn fragend an. Brummig meinte der Mann: „Verpiss dich! Die anderen wollen auch noch dran kommen.‟ Iceberg fragte, warum er keine Mahlzeit erhalte. Sein Gegenüber grunzte. „Du hast das Soll nicht erfüllt. Mach einen Abgang, oder du wirst rausgetragen.‟ Iceberg setzte sich in Bewegung. Woher hatte der Typ überhaupt gewusst, wie viele Geräte er montiert hatte? Überwachten versteckte Cams die Workstations? Oder waren in dem Overall womöglich Nanodrähte, die seine Bewegungen speicherten?

Die Kolonne landete in einem nicht weniger dreckigen Raum, in dem Tische und Bänke grob aus Aluminium geschweißt standen. Jeder suchte sich einen Platz und knickte die Packung. Eine thermische Reaktion erfolgte, und die Paste wurde heiß. Das Zeug sah unappetitlich aus, aber der leichte Geruch nach warmer Mahlzeit ließ Icebergs Magen knurren. Er saß ein wenig verloren da und starrte auf sein Gegenüber, einen Mann in seinem Alter, der gierig die Paste aus der Verpackung drückte. Der Ex-CEO räusperte sich, wurde aber ignoriert. Natürlich kam niemand auf die Idee, ihm etwas abzugeben. Jeder war nur mit sich selbst beschäftigt. Plötzlich öffnete sich eine Metalltür auf der anderen Seite des Raumes, und zwei Typen mit einer Trage hasteten herein.

Auf dem Gestell lag ein Arbeiter, der den obligatorischen grauen Overall trug. Allerdings war seine Brust entblößt, und ein Kompressionsverband verdeckte einen Teil der Brust. Der Mann stöhnte vor Schmerzen. Ein anderer Mann kam hinter den Trägern hergeeilt und hielt sich sein Handgelenkscom gestikulierend an den Mund während er redete. „Kritischer Unfall mit Laserklinge. Industrie-Mikrotom Klasse IV. Brauchen dringend ein Hämostase-Adhäsions-Spray.‟ Iceberg schaute ihnen hinterher, wie sie hinter einer zweiten Tür verschwanden. Ein wenig verwirrt machte er sich bewusst, dass es auf Atra Mundo keine Androidentechnologie gab. Die Sanitäter waren Männer gewesen, keine Medmechs. Er fragte sich, wie hoch das Mortalitätsrisiko hier war und wendete sich an seinen Sitznachbarn: „Passieren hier öfter solche Unfälle?‟ Der Mann zuckte nur mit den Schultern und quetschte die Reste des Nahrungskonzentrats aus der Packung.

Drei Minuten später standen alle Personen auf ein Signalton auf und verließen den Raum, Iceberg schwamm im Strom mit. Der Weg führte in eine Art Schlafsaal mit zahlreichen Etagenbetten. Ein Mann kam auf ihn zu. „Du bist der Neue? Bett 38 ist deins.‟ Iceberg sah sich um. Ein paar Meter von ihm entfernt war das obere Bett noch frei. Eine kleine 38 war auf den Rahmen lackiert. Hier sollte er hausen? Das durfte nicht wahr sein! Er kam sich vor wie in einer Kaserne oder Strafanstalt. Er wollte protestieren, aber der Kerl war schon weg. Iceberg kletterte auf seine dünne Matratze, die dreckig und fleckig war. Mit der Hand fegte er Staub, Haare und irgendwelche Partikel weg, von denen er gar nicht wissen wollte, was es war. Ein diffuses Licht leuchtete gedämpft von der Decke und tauchte den Saal in ein melancholisches Halbdunkel.

Wieder knurrte sein Magen, und jetzt spürte er auch die Trockenheit im Mund, die sich langsam immer weiter Richtung Kehle ausbreitete. Als er sich auf die Seite drehte, wurde ihm wieder seine Castitasschelle bewusst, die nun auf seinen linken Oberschenkel drückte. Wie war er nur in diese desolate Situation geraten? Die Antwort kannte er eigentlich: erst Marina, und dann noch diese Agenten aus Beta Patria. Er versuchte ein wenig zu schlafen. Morgen musste er unbedingt einen Vorarbeiter sprechen. Sekunden später löschte das Deckenlicht mit einem Knall, und er lag in totaler Finsternis. Selbstbestimmung war hier ein Fremdwort.

Violetta und Animus fühlten sich wie die sprichwörtliche Maus in der Falle, als das schwere Tor zur Halle geschlossen wurde und dieser dubiose Wesley sie seltsam lauernd anstarrte. Doch im nächsten Augenblick hörten sie es auf dem dünnen Flachdach der Halle laut prasseln. Ein Niederschlag hatte eingesetzt. Es hörte sich hier innen an wie ein Hagelsturm. Wesley kam näher und reichte Animus die Hand. „Ihr wollt also Informationen. Daten aus den Migrationsdatenbänken. Kein Problem. Habe ich alles hier.‟ Er zeigte auf den kleinen Stick. „Kostet eine Kleinigkeit.‟ Animus forderte ihn auf, seinen Preis zu nennen. Violetta machte Anstalten zu handeln, aber der Pilot wiegelte ab. Es war hier keine monetäre Frage; es ging um Gravis. Mortimer musste so schnell wie möglich gefunden werden.

Der Credit-ID-Chip von Prosper Enterprises machte es möglich. Animus transferierte die geforderte Summe auf ein anonymes Konto der Atra Mundo Argentaria, dem führenden Kreditverwalter des Planeten. Wesley steckte den Stick in ein Tablet und stellte es vor ihnen auf einen Stehtisch. Animus und Violetta sahen zu, wie der Mann blitzartig über die Tastenfelder hämmerte und Befehle und Sucheingaben eintippte. Hin und wieder stellte er eine Frage. Nach nur sechs Minuten hatte Wesley bereits erste Daten extrahiert. „Euer Mortimer hat mit einem inoffiziellen Transferschiff eine Passage genommen und ist dann unter falscher ID auf einem autonomen Frachter weitergereist. Er müsste sich noch auf Atra Mundo befinden.‟ Animus stöhnte. „Geht es etwas detaillierter?‟ Wesley lachte humorlos. „Keine Panik, ich habe noch nie eine Datensignatur verloren.‟ Murmelnd fügte er hinzu: „Auch wenn diese verschleierte Spur sich fleißig zu tarnen versucht.‟

Er hackte weiter auf der Tastatur herum und wühlte sich mit einem Suchmusteroptimierer durch Datensätze, Programme und virtuelle Cloud-Speicher von Behörden und Firmen. Violetta und Animus konnten nur staunen. Dieser Crack kam in jedes System. Und zwar unbemerkt. Schließlich nannte er ihnen eine Adresse auf Atra Mundo. Wesley hatte Mortimer in der Millionenmetropole Urbs Novum aufgespürt, einer Stadt, die 2.150 Kilometer von Atra City entfernt lag und zu einer der sieben Mega-Citys des Planeten gehörte. Die Zielperson arbeitete dort für Händler von illegalen Waffen. Im Hintergrund beherrschte das Geschäft die Noxius-Bruderschaft. Mortimer fungierte als Kontaktmann zu potentiellen Käufern aus anderen Sternensystemen, wo diverse Kriege geführt wurden.

Violetta und Animus bereiteten unverzüglich ihren Weiterflug nach Urbs Novum vor. Der Himmel hatte sich pechschwarz zugezogen. Ohne Atemschutz war es unmöglich sich im Freien aufzuhalten. Schnell enterten sie den gecharterten Gleiter. Gegen die Pilotenkanzel prasselte sandartiger Niederschlag. Der Außenscanner zeigte hohe Werte von Cadmium und Quecksilber in der Atmosphäre an. Die Rothaarige schnaubte. „Was für ein Drecksplanet!‟ Sie startete die Beschleunigungssequenz und ließ den Antrieb auffauchen. Bald schon leuchteten die Koronen der Triebwerke im Heck auf. Wegen der schlechten Sicht mussten sie sich auf den intelligenten Radar verlassen. Die Luftfahrtgesetze von Atra Mundo ließen für ihren Gleiter nur einen bestimmten Höhenkorridor und eine maximale Reisegeschwindigkeit zu, so dass sie 2:04 Stunden für die Strecke benötigten. Bis zur Landeerlaubnis auf einem städtischen Hafen dauerte es zusätzliche 53 Minuten. Dann waren die Schwenkdüsen positioniert; die Kufen arretierten und fanden Bodenkontakt. Violetta schaltete das Triebwerk ab. Der Gleiter war wegen starker Windböen alles andere als gravitätisch gelandet, aber die Pilotin hatte es zumindest im ersten Versuch geschafft, zum vorgesehenen Targetpoint zu manövrieren. Die aerodynamischen Flügel schoben sich zum Torso zusammen. Der Landeplatz war eingekreist von grellen Signalleuchten.

Auf dem Schirm erschien ein Mitarbeiter des Towers. „Warten Sie im Gleiter bis zur Freigabe.‟ Elf Minuten später setzte sich ein Hover neben den Gleiter und dockte an. Violetta öffnete das Außenschott. Ein Mann in einer abgewetzten Uniform kam an Bord. „Flugsicherung Urbs Novum. Zehn Krediteinheiten für die Bestätigung der Landegebühr.‟ Violetta runzelte die Stirn. „Die Gebühr geht doch automatisch vom Bordaccount runter, oder?‟ Der Mann starrte sie an. „Die Bestätigung. Zehn KE.‟ Die Pilotin schüttelte verständnislos den Kopf, aber Animus hielt dem Mann sein Handgelenkscom hin und übertrug die gewünschte Summe auf den Speicher des Mannes. Ein Fenster poppte in seinem kleinen Display auf und zeigte das Siegel für die Finanztransaktion der Kryptowährung. Der Empfänger tippte darauf einige Befehle in sein Tablet und nickte. Dann verließ er den Gleiter. Violetta sah zu ihrem Begleiter. „Was war das denn eben?‟ Animus seufzte. „Meine Liebe, wir sind hier auf Atra Mundo. Ohne Trinkgelder geht hier gar nichts. Daran musst du dich gewöhnen.‟ Violetta blies die Wangen auf. Die Frage war eher, ob sie sich daran gewöhnen wollte.

Sie kontaktierte per Bordcom ein autonomes Taxi, dass 13 Minuten später an den Gleiter andockte, so dass die Passagiere nicht von dem sauren Niederschlag durchnässt wurden, der vom dunklen Himmel goss. Sie buchten sich an der Instrumententafel des Taxis per Voicesteuerung ein Zimmer in einem günstigen Hotel in der City in der 41. Ebene eines Wohnturms. Auf dem Weg in die Innenstadt des gigantischen Molochs überflogen sie ein breites Band Slumbehausungen aus chaotischen Konstruktionen diverser Materialien. Aus der Höhe waren die Ansammlungen der einzelnen Wellblechhütten und Plastikplanen nur zu erahnen. Die improvisierten Rohrsysteme für Frisch- und Abwasser, das Kabelwirrwarr der gebastelten Stromversorgung auf den Dächern. In Lumpen gekleidete Gestalten, die durch die engen Gassen über den morastigen Boden schlurften, in dem sich ölige Pfützen gesammelt hatten. Zu erkennen war nur eine schwarze Qualmwolke, die sich vor einer Hütte - vermutlich aus einer alten Tonne -- in die Höhe schraubte und dort zerfaserte.

Der gecharterte Gleiter wurde derweilen von einem Zugwagen in eine Parkbucht verbracht, wo täglich Liegegebühren anfielen. Den Kontakt zu Mortimer würden sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln aufnehmen, um möglichst wenig aufzufallen. Doch heute fielen sie nur noch müde in ihre Memorygelmatratzen. Draußen stürmte ein säurehaltiger Regen, doch davon bekamen sie nichts mit. Das Hotel war schallisoliert. Die Pseudofenster zeigten eine harmonische Idylle aus grünen Hügeln, blauem Himmel und weißen Cumuluswolken. Das Paar besprach ihren Plan und wollte dann nur noch schlafen. Doch ihre sanften Berührungen erweckten eine Flamme der Leidenschaft, die bald loderte wie eine Sonneneruption. Erst nach einem intensiven Liebesakt lagen sie kraftlos und befriedigt nebeneinander und schlossen die Augen.

Am nächsten Morgen wurden sie zur programmierten Zeit von leiser Musik geweckt, während sich die Beleuchtung des Zimmers langsam intensivierte. Sie hatten wunderbar genächtigt. Leider ließ dann das Frühstück zu wünschen übrig. Obwohl - oder gerade weil? - es manuell gefertigt war, und nicht von einem Proteinresequenzer produziert wurde, schmeckte es wie kalte Füße. Der synthetische Kaffee war der schlechteste, den sie in ihrem Leben getrunken hatten. Der Aufschnitt war angeblich echtes Laborfleisch, aber er wirkte eher wie eine undefinierbare Masse, ebenso das Brot. Violetta aktivierte die Transparenzfenster und blickte missmutig auf die dunkelgraue Suppe, die sich am Himmel sammelte. Eine Warnmeldung poppte auf dem Fenster auf: Strahlenwarnung. Outdoorsperre gültig bis 11.15 Uhr, Ortszeit. Die Pilotin hob eine Augenbraue. „Scheint eine temporäre Belastung zu sein. Der Wind nimmt sie wohl wieder mit. Die Frage ist aber, wie sich die Leute in den Slums dagegen schützen.‟ Animus verzog den Mund. „Ich fürchte, du bist hier die Einzige, die sich diese Frage stellt.‟

Violetta sah auf eine Zeitanzeige, die als 3-D-Hologramm im Raum herumwaberte und durch Gestiksteuerung ihre Position ändern konnte wie ein Ballon, der im Zimmer herumschwebte. „Es ist kurz nach 9 Uhr. Was machen wir jetzt zwei Stunden lang?‟ Sie sah ihn an und registrierte seinen schelmischen Blick. „Nein, denke nicht mal dran. Wir inspizieren mal dieses Habitat. In den unteren Ebenen soll es Restaurants geben. Das Frühstück war der letzte Dreck.‟ Animus nickte. „Können wir machen. Und danach fahren wir einfach schon mal mit der Speed-Tunnelverbindung. Die Bahnhöfe sind alle hermetisch abgeschlossen. Die Züge fahren wohl auch während der Outdoorsperrzeiten.‟ Er suchte ihnen eine Verbindung heraus und buchte zwei Plätze im Hypertrain 14-22, Abfahrt 10.15 Uhr, Gleis 7.

Violetta war schon seit zig Jahren nicht mehr mit einem Hypertrain gefahren. Auf Beta Patria waren sie inzwischen kaum noch im Einsatz. Zu viele Energieausfälle und Komplikationen hatte es mit der Speedtunneltechnologie gegeben. Sie hoffte, dass hier auf Atra Mundo ein Mindestmaß an Sicherheit vorherrschte. Sie hatte allerdings ihre Bedenken. Alternativ hätten sie mit einem Lufttaxi fliegen können, aber dafür wären ihre IDs registriert worden. Sie mussten Mortimer aber kalt erwischen wie ein Asteroid, der urplötzlich aus dem Schutz einer Sonne heranjagte und mit einem Planeten kollidierte. Womöglich würde der Typ gewarnt werden. Korruption war schließlich Atra Mundos zweiter Vorname. Solange Violetta und Animus nicht wussten, welche Daten und Informationen von wem an wen flossen, mussten sie vorsichtig sein, wenn sie sich an ihre Beute anschleichen wollten.

Animus kamen Jahre alte Bilder ins Gedächtnis: drei junge Burschen, die sich auf den Weg zur Musterung machten. Timiditas, Gravis und er wollten als Pugnatoren ihre Welt verteidigen gegen alles Böse im Universum und zu Helden werden. Doch so einfach war die Realität nicht gestrickt.

Die Söldnereinheit von Prospect Enterprises hatten die Basis der Mega-Plantage auf Colonia Agricultura gestürmt. Sie waren auf dem Weg vom Hangar zur Zentrale kaum auf Gegenwehr gestoßen, doch das war ein Trugbild, denn die wahre Gefahr lag in den infizierten Systemsteuerungen der Anlage. Die befallene Software war von einer KI gekidnappt worden und hatte allen Reinigungsversuchen und Rekonfigurationen der Spezialisten bisher widerstanden. Die mit diesem Problem konfrontierten Experten waren sich mittlerweile zu 95 Prozent sicher, dass es sich um eine Mutation des KI-Updates handelte, das von der inzwischen verstaatlichten Firma Bionic Industries als experimentielles Programmmodul des Androidenmodells LA667R/222 in Umlauf gebracht worden war. Leider funktionierte hier der entwickelte Delete-Antivirus nicht.

CEO Mr. Carthy war in permanentem Kontakt mit seinem Außenteam auf dem landwirtschaftlichen Planeten, der auch die „Kornkammer des Beta-Patria-Systems‟ genannt wurde. Hier wurden vollständige Lebensmittel erzeugt, aber auch Grundproteine, aus denen Resequenzer Nahrungsmittel produzieren konnten. Mittlerweile hatte sich auch der Hohe Rat der Regierung auf Beta Patria eingeschaltet. Immerhin ging es um die gemeinschaftliche Sicherheit der Vereinigten Allianz. Mr. Carthy aktivierte an seiner Konsole mit seiner Identifikationsnummer den Kontakt zum angesetzten Strategie-Meeting mit einem hohen Regierungsmitglied auf einem verschlüsselten Kanal. PE musste zwar mit dem Hohen Rat kooperieren, aber zumindest hatte er noch das Ruder in der Hand und sämtliche Befugnisse und Kompetenzen seines Unternehmens. Die Videoübertragung auf einem großen Wandmonitor startete und Mr. Carthy streckte den Rücken durch und räusperte sich.

Zeitgleich arbeiteten die Experten, bestehend aus IT-Fachleuten von PE, aber auch Nachrichtendienstmitarbeitern der VA, auf Colonia Agricultura mit Hochdruck an der Bereinigung der Systeme. Das erste Upload des Delete-Programms war gescheitert. Die feindliche KI blockte es ab. Einige Agrarbots waren autonom und nach einer modifizierten Programmierung in der Lage, die unterbrochene Produktion in einigen Teilen wieder aufzunehmen. Immerhin. Eine rationierte Menge Protein würde die benachbarten Welten erreichen, um eine Notfallversorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Vor dem großen, gewölbten Panoramafenster im Basiskomplex der Plantage liefen Arbeiter in Exoskeletten oder in den Führerhäuschen der Maxirobots umher. Die regulär autonom arbeitenden Bots wurden nun manuell geführt, denn den wahrscheinlich infizierten Programmierungen war nicht zu trauen. Amoklaufende Bots, die zwischen zwei und 48 Tonnen wogen, wollte niemand riskieren.

Doch auf der anderen Seite der gewaltigen Glaswand hatten die Männer und Frauen keine Zeit, um den Ausblick zu genießen. Sie waren hochkonzentriert und hackten auf ihre Tastaturen vor ihren Monitoren ein, um die KI in die Knie zu zwingen. Die bewaffneten Söldner standen vor der Tür Wache, als erwarteten sie ein Gefecht mit angreifenden Cyborgs. Ebenso hatten einige der Armierten den Serverraum im Bunkerkeller gesichert. Ein Mann und eine Frau in schwarzen Kampfmonturen hatten ihre Energiestrahler mit den Zielvorrichtungen an die Wand aus Karbonfaser gelehnt und tranken aus einem Flachmann eine grüne Spirituose, während sie sich über das Phänomen von Subraumströmungsfeldern unterhielten. Irgendwie mussten sie die Zeit totschlagen. Hoffentlich waren die Nerds da oben mit ihren Konsolen bald fertig. Lieber würden sie mit ihren Waffen gegen die durchgedrehten Bots vorgehen und alles zu Sternenstaub sieben. Ob mit Laser oder EMP-Technik - alles war besser, als hier zu warten.

Auf Reginas Mond Fortuna gingen die Forschungen zu der Bewusstseinstransferierung in die nächste wichtige Phase. Das psychotronische Programm hatte bei Prototyp 0 gut angeschlagen. Die Indagatrix nahm dem Probanden Transponderelektroden von den Schläfen und überprüfte seine Vitalwerte an ihrer medizinischen Konsole. Dann gab sie einen knappen Befehl ein, und im nächsten Augenblick erschienen zwei Indagatrixfrauen mit einer Rollliege. Auf ihr lag eine alte Adelsdame, die sich kurz vor ihrem Tod für einen neuen Körper entschieden hatte. Ein gewisses Restrisiko, dass sie die Transferierung nicht überleben würde, bestand, da die Technologie noch ganz neu und kaum erprobt war. Trotzdem hatte sie keine andere Wahl gehabt. Alle anderen medizinischen Optionen, ihr Leben zu verlängern, waren ausgeschöpft. Zuletzt hatte eine Telomer-Modulatortherapie keine Besserung gebracht.

Als nächstes näherten sich zwei weitere Mitarbeiterinnen, die ebenfalls eine Rollliege schoben. Auf ihr lag der neue Wirtskörper, ein junger Rusticus aus einer der Mühlenfabriken. Die narkotisierten Subjekte wurden nebeneinander geschoben. Die Forschungsleiterin tippte auf ihre Konsole, und eine gewölbte konische Kuppel aus semitransparentem, amorphem Acrylstoff senkte sich von der Decke über die beiden Personen. Die Wissenschaft von Regina stand mikroskopisch nah vor einem gigantischen Erfolg. Die erste Adelsdame in einem jungen und kräftigen Leib. Das entsprach einer biologischen Verjüngung von 82 Jahren. Die mit Laser eingebrannte ID-Nummer auf dem Gesäß war bereits entfernt worden. Ebenfalls hatte der Rusticuskörper vor der Übertragung einige Optimierungsupgrades erhalten, um den Ansprüchen der neuen Besitzerin zu genügen. Dazu gehörte eine 24fache Zoomoptik, Infrarotzuschaltung, ein leistungsstarkes auditives System mit flexibler Hörschwelle und Tonhöhengedächtnis, synthetischen Muskelfasern mit wechselbarer Aktivierung sowie auf 300 Prozent der Standardbelastung verstärkte Gelenke. Diese Ansammlung von Kostspieligkeiten zahlte die alte Lady nur zu gern für ihr zukünftiges junges Leben.

Dem Rusticus hatte die Indagatrix versprochen, dass er für sein Opfer erneut transferiert würde, sobald ein jüngerer Wirt zur Verfügung stand. Bis dahin kam der zerebrale Rest des Subjekts mit dem altersschwachen Corpus in Kryokonservierung der Forschungsanlage. Anschließend war er ungebunden, musste also nicht mehr als Rusticus auf Regina arbeiten. Beispielsweise durfte er transstellar ausreisen. Die Vereinigte Allianz kam zwar als Ziel wegen der politischen Lage nicht in Frage, aber das Alpha Dominion war gigantisch groß und bestand aus scheinbar endlos vielen Welten, Kulturen und Lebensformen.

Doch sah die Realität wirklich so aus? Sollte die Datei mit der Vereinbarung „zufällig‟ gelöscht werden, so würde der eingefrorene Körper der alten Adelslady mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dem Bio-Recycling zugeführt, während das Bewusstsein des ehemaligen Rusticuswesens noch in einer Warteschleife auf ein neues Leben wartete und wartete bis sich ein dicker Nebel über ihn legen und ihn in die ewige Schwärze ziehen würde, in der er schließlich aufhören würde zu existieren.

Als die Transferierung beendet war, kontrollierten zahlreiche Sensoren und Scanner die Vitalwerte der Patienten. Die Geräte mit ihren feinmotorischen Tentakelarmen, Scannern, Vaporizern, Perfusoren und Tomografen arbeiteten autonom und versorgten die Körper mit allen notwendigen medizinischen Behandlungen. Nur wenige Stunden später wachte die Adelsdame auf. Die Kuppel war zurückgefahren und in der Liege arretiert. Sie schlug die Augen auf und fühlte sich bis auf eine allgemeine Schwäche wundervoll. Sie bewegte ihre Extremitäten, ihren Kopf, atmete und sah sich um. Sie hob eine Hand und betrachtete sie. Junges Fleisch. Keine Athrose, keine Altersflecken, keine Falten. Auch ihr Denken war klar und schnell. Sie fühlte sich großartig.

Dann hörte sie die Stimme der Indagatrix neben sich, die an ihrem Kopfende stand. „Bleiben Sie bitte noch einen Augenblick liegen. Wir geben Ihnen prophylaktisch noch einen kardiovaskulären Stabilisator. Anschließend dürfen Sie aufstehen, wenn Sie möchten.‟ Die Dame im Rusticuskörper lächelte. Sie war in einem euphorischen Zustand. Wie klar und deutlich sie alles wahrnahm! Ihre Sinne funktionierten wie seit 50 Jahren nicht mehr. Und besser. Intensiver. Es war unglaublich.

Auch die Indagatrix schien vor Stolz über ihr Werk fast zu platzen. Die offizielle Premiere der Exchange-Technologie war ein voller Erfolg. Nach all den Versuchen, die im Labor missglückt waren, war das auch höchste Zeit. Die Bilder würde sie ihr Leben lang nicht mehr vergessen, wenn eine Transferierung schiefgegangen war. Damit musste sie nun leben. Das war der Preis für den Fortschritt und eine Belobigung durch Monarchin Regina II. Sie versprach sich, oberste Leiterin des medizinischen Forschungsministeriums auf Regina zu werden. Oft hatte sie in Gedanken diverse Versuche durchgespielt, die sie dann realisieren wollte. Sie würde extrem effiziente Arbeitssklaven züchten, die billiger waren als technologisch hochgerüstete Androiden oder Industriebots. Eine Hybridkreatur aus Custos und Corium Bestia mit ihrer hypertrophierten Muskulatur, und dem sanften Wesen der Placidus - perfekte Sklaven, die den Machtanspruch von Regina permanent vergrößern würden.

Der alte weibliche Corpus war inzwischen hinter einem aktivierten Holoschild den Blicken der Patientin entschwunden. Die Transverfierte setzte sich auf und hüpfte schwungvoll von der Liege. Eine zweite Indagatrix führte sie in einen Patientenraum, wo sie die nächsten 24 Stunden überwacht werden sollte. Gegebenenfalls mussten Modifikationen und Optimierungen angepasst werden. Danach würde sie entlassen werden. Die verjüngte Frau freute sich schon auf all die Möglichkeiten, die ihr nun gegeben waren. Und dazu gehörte natürlich auch ihr gewechseltes Geschlecht. Wenn es ihr nicht gefallen sollte, konnte sie es immer noch ändern lassen. Aber sie war gespannt auf den ersten Sex mit einer Frau. Wie würden sich die männlichen Genitalien anfühlen, wenn sie erst erregt war? Sie tastete ungeniert nach ihrem Phallus und den Hoden unter dem Patientenkleid, das sie trug. Es fühlte sich geil an.
197. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 17.01.21 15:24

~ LXXXV ~


Animus und Violetta verifizierten ihre Fahrtickets für den Speedtrain am Bahnhofzugang per anonymisiertem Fingerprint-Scan. Anschließend durften sie in ihr Abteil einsteigen. Nachdem sich hinter ihnen die Tür pneumatisch verschlossen hatte, setzten sie sich auf die Hartschalenplätze. Die Form eines liegenden Zylinders war exakt der Röhre angepasst, durch die sie gleich mit Schallgeschwindigkeit auf Luftkissen jagen würden. Elektrische Kompressoren beschleunigten den Zug in wenigen Sekunden auf circa 1.200 km/h. Der Strom wurde von Batterien geleistet.

Auf Beta Patria war diese Technologie als Hyperloop bekannt und mit Solarzellen auf den Röhren ausgerüstet, doch auf Atra Mundo reichte die Sonnenenergie für diesen Einsatz nicht, so dass die Akkumulatoren durch Elektrizität aus Nuklearanlagen betrieben wurden. - Die Fahrt dauerte nur sieben Minuten, bis die beiden Fahrgäste ausstiegen. Der Außenbezirk von Urbs Novum lag außerhalb des Slumgürtels und setzte sich großteils aus automatisierten Industrieanlagen und einem Vergnügungsviertel zusammen. Die Bahnstation UN-04 war optisch sofort ein starker Kontrast zum Hauptbahnhof in der City: Hier wirkt alles heruntergekommen und ungepflegt, Graffiti war an alten Stahlelementen angebracht, der Boden war verdreckt, die Deckenbeleuchtung war teilweise defekt.

Violetta schaute sich vorsichtig um. Sie tastete nach ihrem Oberschenkelholster, das sie sich umgeschnallt hatte. Darin befand sich ihr altes FNS - ein fünfschüssiges Gerät, ursprünglich entwickelt, um Munuswesen einzufangen. Früher hatte die Pilotin für die STC gearbeitet, die sich auf Regina auf die Kopfgeldjagd spezialisiert hatte. Der kleine Zylinder schoss ein Nanofasergeflecht über das Ziel und bildete ein geschlossenes Netz. Bei Deaktivierung lösten sich die Fasern in kleine Kügelchen auf. Notfalls würde Violetta den FNS als Defensivwaffe verwenden, denn besonders vertrauenerweckend kam ihr die Gegend nicht vor. Während am Hauptbahnhof noch Massen von Personen unterwegs waren, herrschte hier fast Leere. Erst gegen Abend würde sich das Gleis mit Partygängern der Etablissements füllen.

Ein Mann kam ihnen entgegen. Er trug eine Kapuze über dem Kopf, so dass sein Gesicht im Schatten lag. Als er näherkam, bemerkten sie ein Objektiv, dass an der Stelle seines linken Auges aus dem Schädel hervorschaute. Offenbar ein altertümliches Upgrade. Der Typ raunte ihnen zu. „Sweeties?‟ Animus hatte in einer Datenbank gelesen, dass hier Drogen aller Art so genannt wurden. Er schüttelte den Kopf und ließ den Kerl stehen. Dann betraten sie ein Laufband, das sie quietschend vorwärtsbewegte. Unterwegs blitzte einmal ein roter Laser auf, der sie biometrisch gescannt hatte. An ihrer linken Seite tauchte eine lange Hallenwand auf. Schmutzige Neonleuchen ergaben den Schriftzug von „Nox-Entertainment‟. Darunter war der Slogan „Grenzenlose Unterhaltung‟ auflackiert. Violetta staunte und hob eine Augenbraue. „Diese Noxiusbruderschaft taucht hier ungeniert in einem Firmennamen auf.‟ Animus verzog seine Mundwinkel zu einem humorlosen Lächeln. Dann zeigte er nach vorne. „Da müssen wir auf das linke Band. Dann sind wir gleich da.‟

Ziel war eine Bar namens „Paradisus‟. Dort sollte sich Mortimer herumtreiben. Zumindest zeugte seine Datenspur davon. Einladend sah das Etablissement nicht aus. Violetta und Animus standen vor einer kahlen Stahltür, die von oben von einer Heliumleuchte angestrahlt wurde. Ein Sensorfeld fungierte als Klingel. Der Expugnator tippte mit zwei Fingern drauf. Das kleine Feld blitzte für einen Sekundenbruchteil auf. Die Stahltür klackte auf und schob sich dann seitlich in den Rahmen. Kaum waren die beiden Gäste in dem dahinterliegenden kurzen Flur, schloss sich die Außentür bereits wieder. Bläuliches Neonlicht empfing sie. Eine weitere Tür öffnete sich. Ihnen kam ein Mann in schwarzem Latex entgegen. Der zwei Meter große Türsteher trug einen Irokesenschnitt auf dem Kopf und hielt einen Multidetektor in der Hand. Violetta musste den FNS abgeben; erst danach durften sie die Bar betreten.

Dumpfe Bässe schallten ihnen entgegen. Der Raum war in Dämmerlicht getaucht. Diverse indirekte Neonlichter in Weiß und Blau schenkten wenig Licht. Sie waren fast die einzigen Gäste. Hinter der Theke stand der Wirt, ebenso in schwarzes Latex gekleidet. Die Augen waren dick mit Eyeliner geschminkt. Zu seinem schwarzen Kinnbart sah das etwas bizarr aus. In einer Ecke der Bar saßen zwei Männer auf Hockern an einem hohen Tisch, der von innen leuchtete. Auf der Tischplatte blinkten diverse Quadrate auf. Offenbar spielten sie irgendein Game.

Plötzlich schrie der eine Kerl auf. Animus erkannte, dass die Spieler eine Art Haarreif trugen. Der blitzte hin und wieder auf, als würde er elektrische Impulse verteilen. Das gehörte wohl zu dem Match. Violetta verdrehte ihre lilafarbenen Augen in theatralischer Manier. Spaß daran zu haben, sich gegenseitig Stromstöße zu geben, konnte man wohl nur haben, wenn im Oberstübchen nicht sehr viele Lampen an waren. Animus bestellte zwei „Yellow Hell‟, die einzige Biersorte, die in der gesamten VA üblich war. Der Wirt stellte ihnen zwei Gläser mit dreieckiger Grundform, gefüllt mit dem synthetischen Gerstensaft, hin und rechnete gleich ab, als habe er Angst, dass seine Gäste ihre Zeche prellen wollten.

Der Expugnator aktivierte sein Handgelenkscom und ließ eine kleine Hologrammdarstellung in der Luft erscheinen, die ein Bild von Mortimer zeigte. „Der soll hier ab und zu auftauchen. Schon mal gesehen?‟ Der Mann schaute kurz hin und stellte die Gegenfrage: „Wer will das wissen?‟ Animus behauptete, ein alter Freund zu sein. Der Wirt schnaubte. „Der hat keine Freunde.‟ Violetta schaltete sich ein: „Sie kennen ihn also? Wann war er das letzte Mal hier?‟ Animus nestelte an seinem Handgelenkscom. „Es wäre sehr wichtig für uns.‟ Er übertrug einen großzügigen Betrag für die nächste Runde Yellow Hell samt Trinkgeld. Der Wirt räusperte sich. „Der Typ macht hier schon mal Geschäfte. Meistens kommt er gegen Mitternacht. Mehr weiß ich nicht. Aber das habt ihr nicht von mir!‟

Noch circa elf Stunden. Sie bedankten sich und verließen die Bar wieder. Violetta steckte im Vorraum den FNS ein. - Als sie an einer Seite einer Lagerhalle vorbeiliefen, bemerkten sie eine großflächige Holoreklame, auf der für „Lux Assectator‟, eine religiöse Sekte um einen ominösen Guru geworben wurde. Offiziell war die Gemeinschaft auf Atra Mundo als Kirche anerkannt, doch offensichtlich wurden die Mitglieder einer Gehirnwäsche unterzogen und lebten wie Leibeigene für ihren Führer. Symbol der Lux Assectator war die Silhouette eines Engels, die wie eine Lichtquelle strahlte. Die auditive Datei der Vorrichtung zielte genau auf Animus und Violetta und klang mit sanfter und dunkler Stimme in ihren Köpfen. „Du suchst Liebe? Sicherheit? Komm zu uns! Du bist herzlich willkommen in unserer Gemeinschaft. Lux Assectator verhilft dir zu einem glücklichen und befriedigenden neuen Leben. Aktiviere den Link. Wir sorgen für dich!‟ Auf der Darstellung erschienen wie in Trance tanzende Menschen, die ihre Hände zum Himmel reckten.

Animus und Violetta marschierten schnell weiter. So eine invasive Werbung war in der VA generell verboten. Die Pilotin tippte auf ihrem Handgelenkscom herum und aktivierte einen Blocker für 3-D-Bilder und automatisch ausgestrahlte Audiodateien in invasiven Frequenzen. Animus tat es ihr nach. - Nach hundert Metern kamen sie an eine Querstraße, auf der vereinzelt Personen liefen. Hin und wieder kam ein kleines Autonomtaxi mit opaken Fenstern vorbei. Die Frontzeilen der Gebäude waren mit Leuchtreklame für sexuelle Professionen übersät. Violetta hatte gedacht, schon alles gehört und gesehen zu haben, aber hier schienen die sexuellen Fantasien, Perversionen und Dienstleistungen alle Vorstellungen zu sprengen. - Ihr Navigator führte sie eine Straße weiter zu einem Restaurant namens „Bonum Culina‟. Die Bewertungen aus dem Datennetz waren relativ gut. Schlimmer als das Hotelfrühstück konnte es nicht werden, also traten sie ein und ließen sich von einer Bedienung zu einem Tisch führen. Dort wählten sie dann auf dem Touchpad des Tisches ihre Bestellung.

In der VA waren seit Jahren smarte Holospeisekarten Usus, aber auf Atra Mundo wirkte so manche Technik veraltet. Durch das Embargo der Zentralregierung auf Beta Patria existierte auch keine Androidentechnologie. Die Machthaber des Planeten schien dies nicht zu stören. Sie bevorzugten offenbar eine Kooperation mit Syndikaten wie der Noxiusbruderschaft. Kooperation war untertrieben. Längst saßen Mitglieder des Kartells in allen relevanten Ämtern und Firmen. Hin und wieder hörte man von Auseinandersetzungen zwischen konkurrierenden Clans, aber die Noxiusbruderschaft dominierte den Planeten. Sie war quasi unantastbar.

Gravis bewohnte mittlerweile einen Raum neben dem der Kommandantin. In seine Zelle musste er nicht mehr zurück. Gemeinsam mit IPPC-Mitarbeitern trainierte er täglich im Gym, wo die Widerstände durch Magnetfelder erzeugt wurden. Die Gerätschaften waren so leistungsstark, dass selbst der ehemalige Custos
an seine Grenzen kam. - Trotz seiner Sonderstellung beäugten die Angestellten ihn immer noch argwöhnisch. Der Muskelkoloss trainierte ambitioniert und versuchte so, seine aufgestaute sexuelle Lust zu kompensieren, aber die quälende Geilheit durch die Castitasschelle und die regelmäßigen Stelldicheins mit Sherry Jameson, der Leiterin der IPPC-Anlage, ließen dies zu eine Sisyphusarbeit werden.

Die Kommandantin saß gerade in ihrem Büro, da erzeugte eine ankommende Nachricht einen leisen Klang. Sie sah auf ihren Monitor: 1 Nachricht, IPPC-Zentrale, Dringlichkeitsstufe 1, Vertraulich. Sie öffnete die Datei mit dem gelben Logo der Interplanetary Private Prison Corporation. Das gesiegelte Schreiben hatte das Protokoll der jüngsten Aktionärsversammlung angehängt. Der Vorstandsvorsitzende fand lobende Worte für die in diesem Jahr erneut gestiegenen Gewinne des Unternehmens. Zur Sicherung der nächsten Quartalszahlen und den damit zu erwartenden Dividenden ordnete er diverse Anpassungsmaßnahmen in sämtlichen IPPC-Komplexen an.

Darunter fiel eine Rationierung der täglichen Mahlzeiten für die Gefangenen. Jameson las ungläubig weiter. War das deren Ernst? Der synthetische Brei war doch kein signifikanter Kostenfaktor! Aber die Kalorienzahl pro Insasse sollte um zehn Prozent gesenkt werden. Fälligkeit ab sofort. Weitere Einsparungen waren noch problematischer, weil sie die Mitarbeiter betrafen: Der Sonderschichtenzuschlag wurde gekürzt, der Jubiläumsbonus abgeschafft, und der Transfer für Urlaubszeiten wurde zumindest zu 50 Prozent kostenpflichtig. Jameson schimpfte unflätig vor sich hin. Diese miesen Drecksäcke! Immer nur den Gürtel enger schnallen. So lange, bis man keine Luft mehr bekam. Wann gab es mal eine Lohnerhöhung? Die Vergütungen waren schon seit Jahren eingefroren. Die Gewinnmarge für IPPC stieg dagegen jährlich an.

Die Kommandantin gab per Sprachnachricht die Anweisung in den Systemcomputer, der die Modifikationen an den Kriterien aktivierte. Den Sicherheitsrichtlinien entsprechend gab sie dazu ihren Security-Code ein. Gravis würde die Kalorienreduktion nicht betreffen, da er sich nach seinen Wünschen ernähren durfte. Er vertilgte täglich fast 10.000 Kilokalorien. Zu seinen Mahlzeiten gehörten ein Proteinkonzentrat und eine liquide Aminosäurekombination, Vitamin- und Mineralpräparate. 175 kg Masse, überwiegend aus Muskeln bestehend, verlangten nach vielen Nährstoffen.

Die Gedanken des Giganten kreisten fast ausschließlich um seine Libido und sein Training. Er hinterfragte nicht oft seine Existenz, was er hier machte, und warum er überhaupt hier war. Sein Gedächtnis war noch immer ein diffuser Nebel, der jegliche Erinnerung verdeckte. Temporär waren einige Erinnerungsfetzen an die Oberfläche geraten, aber genauso schnell wieder versunken. Für diese Amnesie hatte Mortimers Kumpane gesorgt. Korruption bei der IPPC zog sich durch das Unternehmen wie eine Virusschleuder. Gravis war nicht der einzig Betroffene. Viele Insassen bekamen kleine Vergünstigungen durch die Angestellten, die zuvor von deren Familien oder Freunden monetär honoriert worden waren. Die Wächter verdienten sich so etwas nebenbei.

Gefangene, die weniger Glück hatten, bekamen den Frust der Wachleute zu spüren. Ein gewisser Prozentsatz dieser Personen wurde in den Black Block verlegt, ein Gefängnis im Gefängnis. Die maximierte Sicherheit spielte dabei keine Rolle. IPPC-Anlagen waren absolut ausbruchsicher und die Koordinaten meist an abgelegenen Orten. Der Zweck der Black Blocks war, die marginalen Befugnisse der Insassen noch weiter zu reduzieren. Um rechtliche Komplikationen zu umgehen, existierten die Black Blocks nur in IPPC-Komplexen, die am Rand der VA lagen. Dort konnten die Kommandanten die Gesetzgebung flexibler auslegen als es im Solsystem von Beta Patria möglich gewesen wäre.

Auf Colonia Agricultura hatten das Expertenkollektiv einen wichtigen Schritt gemacht, um die Kontrolle über das System zurückzugewinnen. Als Avatare waren sie in einen geklonten Bereich des Hauptservers eingedrungen und hatten die KI in eine virtuelle Falle gelockt, wo sie nun deaktiviert festsaß. Nun galt es, sie und alle Malware aus dem Gefüge zu löschen. Den aktuellen Ergebnisstand hörte Mr. Carthy sehr erfreut und erleichtert. Der Verlust der Maxi-Plantage hätte für Prospect Enterprises ein die Existenz bedrohliches Ausmaß gehabt, denn das Unternehmen hatte inzwischen in die Infrastruktur auf Colonia Agricultura investiert und war nun Mitproduzent vieler Waren geworden, nicht nur Logistiker. Das zweite Geschäftsfeld, die Rüstungsprodukte, würde spätestens nach Ende der militärischen Auseinandersetzung mit dem Alpha Dominion signifikant schrumpfen. Umso relevanter waren die Investitionen auf CA.

Der CEO hoffte, dass die Kalamität der außer Kontrolle geratenen KI-Module bald der Vergangenheit angehörte. Auf Beta Patria hatte man bereits gravierende Erfolge mit dem Delete-Programm erzielt. Nach und nach fuhren Primär-Systeme hoch, anschließend nach und nach auch redundante Einheiten, und schließlich wurden Androiden aktiviert, und die Wirtschaft konnte wieder uneingeschränkt wirken. Eine leichte Rezession war trotzdem zu spüren, denn die Zukunft war alles andere als gewiss. Pessimisten hatten mit hochkomplexen Analyseprogrammen eine 64prozentige Wahrscheinlichkeit für einen Sieg des Alpha Dominion über die VA errechnet. Der Hohe Rat der Zentralregierung dementierte sofort, dass dies offizielle Zahlen seien. Im Gegenteil: Dieser Aktionismus der Opposition sei nach eigenen Experten widerlegt. Ein hoher Diplomat der Regierung wurde in den Medien zitiert: „Auch in einem offenen Meinungsaustausch können falsche Signale gesendet werden, die Teile der Bevölkerung verunsichert könnten.‟

Demonstrationen, die partiell in Gewalt umschlugen, waren in der Hauptstadt von Beta Patria an der Tagesordnung. Politiker sprachen mit Engelszungen auf die Menschen ein, doch zahlreiche Protestbewegungen bildeten sich, und Verschwörungstheorien breiteten sich so rasant wie ein extrem infektiöses Virus aus. Es bildeten sich Friedensgruppen und militante Zirkel. Ein Personenkreis glaubte an eine großangelegte Invasion des AD, die mit dem Hohen Rat der VA vereinbart war, um die Menschen zu unterjochen. Andere waren überzeugt, dass der Hohe Rat längst aus nicht humanoiden Wesen bestand. Wieder andere waren sich gewiss, dass der Krieg mit dem AD eine reine Erfindung der Regierung war, um strittige Gesetze, höhere Steuern und Not-Bestimmungen erlassen oder ändern zu können und die Wirtschaft zu dominieren.

Es war höchste Zeit geworden, dass die Hundertschaften von Android-Polizisten wieder eingesetzt werden konnten. Damit versuchte man zumindest die Plünderungen und Überfälle sowie den Vandalismus in den Städten zu minimieren. Auch DMEs waren wieder im zunächst phasenweisen, dann permanenten Einsatz - Drohnen für multiple Exekutivaufgaben. Sie dokumentierten Geschehnisse, konnten Audio-Anweisungen geben und durch ihren Impulser sogar Notwehrhilfe leisten sowie sich gegenüber unkooperativen Bürgern durchsetzen. Die smarten Geräte flogen sowohl mit ausklappbaren Rotatoren wie auch durch Schwenkdüsenantrieb. Sobald der Prozessor der DME eine mutmaßliche Gesetzesübertretung bemerkte, komunizierte er mit der DNA-Signatur der Person und identifizierte sie. Seit die fliegende Technik auf Beta Patria und Pax Novo eingesetzt wurde, waren die Verbrechensraten deutlich gesunken. Das galt auch für Ordnungswidrigkeiten, die zeitnah durch automatisierte Kontoreduktion geahndet wurden.

Es gab leider zwei Schwachpunkte in der DME-Technologie: Zum einen musste die Drohne den Täter auf frischer Tat ertappen; zum anderen gab es illegale DNA-Signatur-Schleier. Schwerkriminelle nutzten Nanopartikel, die eine gefälschte DNA vorgaben und die echte maskierten. In Untergrundlaboratorien wurden sie produziert und auf dem Schwarzmarkt verkauft. - Mr. Carthy sah gerade eine DME an seinem Bürofenster vorbeifliegen. Das Panoramaglas ermöglichte ihm einen atemberaubenden Blick über die Stadt mit ihren vielen Wohn- und Bürotürmen. Die Außenfassade des Habitats, in dem PE seit einiger Zeit seine Zentrale hatte, war verspiegelt. Die DME fokussierte die glatte Fläche und aktivierte die Infrarotcam - ein Upgrade, der nur in Verdachtsmomenten zulässig war. In der Realität sah es aber so aus, dass sie routinemäßig eingeschaltet war. Die DME flogen autonom, aber bei Bedarf konnte die Drohne manuell von der Basis der Planetenpolizei per Joystick navigiert werden. Algorithmen entschieden, ob eine Meldung über einen Sachverhalt gemacht wurde.

Der CEO kannte die Technik der DME ausführlich, denn Prospect Enterprises stellte das Standardmodell her. Das Herzstück, das autonome Prozessormodul, produzierte der Zulieferer Bionic Industries. Der Spezialist für Androidentechnologie und KI war nach seinem Desaster mit einem KI-Upgrade verstaatlicht worden. Der ehemalige Firmenchef Iceberg und einige hochrangige Manager des Unternehmens waren untergetaucht, andere Vorstandsmitglieder befanden sich inzwischen verurteilt in IPPC-Einrichtungen. Trotz transstellarer Fahndung hatte es keine weiteren Treffer gegeben. Manche Gesuchten wurden auf Atra Mundo oder sogar jenseits der VA vermutet. Die Medien spekulierten wild und schickten eigene Ermittler, aber ohne Erfolg. Für Mr. Carthy war nur entscheidend, dass der Zulieferer weiterhin produzierte, damit die DME gefertigt werden konnten. Noch in dieser Woche hatte die Regierung eine neue Bestellung von 45.000 Einheiten aufgegeben.

Aufgrund ihrer Monopolstellung brauchte Prospect Enterprises keine Ausschreibung abzuwarten und sich einem Bieterkampf zu stellen. Der CEO betrachtete stolz das kleine Modell auf seinem Arbeitstisch: einen Robomaster IV-048. Das Modell aus einem 3-D-Drucker war leicht wie Styropor, aber aus einem Spezialkunststoffgewebe moduliert worden. Im Original wog die Bot-Konstruktion 26 Tonnen und fuhr auf Panzerketten, verfügte über vier Arme und diverse Greifvorrichtungen, eine Hochleistungsbatterie und einen Führersitz für eine alternative manuelle Bedienung. Der Robomaster IV-048 war eine Erntemaschine für Großplantagen, die neueste Entwicklung von PE. Der Bot konnte ebenfalls Dünger, Herbizide und Nährlösungen ausbringen, Pflanzen verstümmeln, den Boden umgraben und Containermodule transportieren. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 60 km/h. Für diese Modellreihe der autonomen Arbeitsroboter würde PE demnächst den Innovationspreis der Industrie- und Wirtschaftsvereinigung von Beta Patria erhalten, ein wichtiges Vermarktungsinstrument. PE konnte VA-weit - oder darüber hinaus - expandieren und seine Vormachtstellung maximieren.

Schon jetzt galt Mr. Carthy als einer der mächtigsten Wirtschaftsbosse der VA. Die Konfrontation mit dem Alpha Dominion befeuerte diese Entwicklung. Er lehnte sich in seinem exklusiven Gelstuhl zurück und lächelte zufrieden. Dabei fiel ihm ein, dass man bei dem großen Ganzen nicht die kleinen Details übersehen durfte, die das Leben bereit hielt. Er erinnerte sich an die Piloten Animus und Violetta und deren Mission auf Atra Mundo. Er hatte schon länger keinen Kontakt mehr zu ihnen. Die Verbindungen zu Atra Mundo waren wegen des Generalembargos und der technisch veralteten Ausstattung und astronomischen Distanz schwierig. Interferenzen störten permanent, Verzögerungen waren obligatorisch und Ausfälle - sei es wegen zyklischer Reparaturen oder Anomalien im Raum - behinderten ebenfalls einen Direktkontakt. Mr. Carthy beauftragte sein Sekretariat damit, Animus zu erreichen. Hoffentlich lebte sein Pilot noch, dachte er. Atra Mundo war nicht gerade der sicherste Ort der Galaxie.

Derweil badete auf Regina eine Adelsdame in ihrem luxuriösen Pool. Lufttemperatur und -feuchtigkeit waren exakt auf ihre Vorlieben eingestellt. Auch der H2O-Wärmegrad war programmiert. Die Technik hätte ihr sogar noch Anpassungen in der Luftzusammensetzung ermöglicht. Außerdem - und das war eine geradezu spektakuläre technische Neuerung für Badeinrichtungen - wäre dank einer installierten Gravitationsabschirmung auch das Gewicht von Massen beliebig wählbar gewesen, aber das war der Lady zu viel Technikkram, wie sie es bezeichnete. Herum schwebendes Wasser und durch die Luft purzelnde Personen - nein, danke. Ihr war primär wichtig, dass zwei Munuswesen bei ihr waren und sie verwöhnten.

Bei der Rückeroberung von Regina war sie noch als Centuria auf einer Raumfregatte tätig gewesen, hatte an ihrem Brückenterminal gestanden und Befehle gebellt, aber nun hatte sie ihren Armeedienst quittiert und erfreute sich am Wohlstand des Reichs. Sie war nur noch Repräsentantin der Ehrengarde. - Die beiden Munuskreaturen, die sich frappierend ähnelten wie Zwillinge, waren nackt wie sie selbst und streichelten den zarten Leib ihrer Herrin. Für sie war es genauso erregend, die Munuskörper zu betrachten und anzufassen: die riesigen Brüste mit den daumengroßen Nippeln, die gigantischen Phalli und die überdimensionalen Testikel. geschmückt durch einen schweren Stahlring, auf dem ihr Name eingelasert war.

Als ihre Erregung stieg, griff sie am Rand des Beckens nach zwei Brustklemmen und steckte sie dem einen Munus an. Schmerzvoll verzog dieser sein Gesicht. Die Dame liebte es ungemein, wenn sie zu einem fulminanten Orgasmus gebracht wurde, während der Munus neben ihr Qualen litt. Oh, wie süß wirkte doch die Pein, die sie austeilte an ihre Sexsklaven. Sie aalte sich in der erotischen Stimulation, erfreute sich an dem Kribbeln in ihrer Weiblichkeit. Ihr gehörten insgesamt vier Munuswesen, zwei Custos als Wächter und zwölf Rusticusse, die für die reibungslosen Abläufe in ihrem Habitat zuständig waren. Nach dem Erwerb der Rusticusse hatte sie persönlich den Laser geführt, um ihre Gesäßbacken mit der ID-Nummer zu kennzeichnen, die üblich war für Rusticusse.

Selbstverständlich trugen sie Castitasschellen, um sich auf ihre Aufgaben konzentrieren zu können. Wer sich besonders auszeichnete, erhielt von ihr Bonuspunkte. Einmal im Monat wurden die Punkte verglichen. Der Rusticus, der am wenigsten gesammelt hatte, musste auf allen Vieren einen Spießrutenlauf zwischen den anderen ertragen, bei dem er zahlreiche Rutenhiebe auf seinen blanken Hintern erhielt. Dazu krabbelte er drei Mal zwischen den Gruppen entlang hin und her. Sie erinnerte sich noch an die Premiere. Beim ersten Mal hatten die Kameraden zu zaghaft zugeschlagen, und die Herrin hatte daraufhin sämtlichen Rusticussen 24 Schläge zugesprochen. Seit diesem Vorfall gab es ausnahmslos harte Treffer für den Unglücklichen.

Die Adelsdame legte sich auf die Gelliege, die knapp unterhalb der Wasseroberfläche positioniert war und ließ die Zunge eines Munus ihre Kunstfertigkeit beweisen. Schreiend kulminierte sie in einer Ekstase und seufzte wohlig. Sie ähnelte dank einiger kosmetischer Optimierungen eher einer 35jährigen Frau als ihren wahren 66. Doch trotzdem reizte sie der Gedanke, wieder in einem jungen, frischen und knackigen Leib zu stecken, wie er eine 20jährige besaß. Das war nur mit der neuen Transferierungstechnologie möglich, die aktuell in einem Hightechmedizinlabor auf Fortuna erforscht wurde. Der Preis war für die wohlhabende Lady nicht das Problem. Eher das fehlende organische Spendermaterial. Aber welche 20jährige Frau auf Regina würde freiwillig ihren Körper mit dem ihren tauschen wollen? Es sollte schon eine Lady sein. Sie wollte durch die Prozedur kein Munus werden. Davon gäbe es reichlich Exemplare. Die Besorgung eines weiblichen Spenderkorpus dagegen war schwierig. Dafür musste ein terrestrischer Humanoid aus der VA oder den Alten Planeten mit Mutter Erde, der Wiege der Menschheit, importiert werden. Da musste die reiche Dame sich wohl noch gedulden.

Sie sinnierte, während die zwei Munuswesen sie streichelten und sanft massierten. Gab es vielleicht irgendwelche dunklen Kanäle, um doch an eine äquivalente hübsche 20jährige Frau zu gelangen? Da würde sich doch bestimmt ein adäquater Händler finden, wenn genug Dilithium floss. Die Herrin reckte sich, stand auf und verließ das Bad. Hinter ihr starrten die beiden Haremsbewohner ihr hinterher. Deren Männlichkeit pulsierte. Die großen Castitasschellen, die sie trugen, waren grausam. Doch verschwendete ihre Besitzerin keinen Gedanken daran, ihren Sexsklaven eine Erlösung zu gönnen. Es gab andere Prioritäten, mit denen sie sich beschäftigen wollte.

Sie streifte sich eine hauchdünne und sündhaft teure Toga über, die sich an ihren Leib schmiegte, und winkte einem Rusticus in weißem Livree. Ihr stand der Sinn nach einer kleinen Delikatesse und einem Drink. Ein auf die üblichen vier Grad Celsius temperierter „Augusta‟, einem Cocktail aus einem sehr hohen und schmalen Glas. Die Mixtur aus synthetischen Früchten, Alkohol und diversen chemisch modulierten Wirkstoffen war hellblau und prickelte auf der Zunge. Die Lady fühlte sich geradezu euphorisch. Wollte sie überhaupt einen neuen Körper? Ein dezentes Glockenspiel unterbrach sie in ihren Gedanken: ein Hinweis auf dringliche Nachrichten. Mit einer Wischgeste startete sie einen Holobildschirm, auf dem eine Raumflotte zu sehen war. Eine hochdekorierte Praefecta erschien in einem duplizierten Fenster, das im Vordergrund das obere rechte Viertel der Screendarstellung ausfüllte. Dutzende Orden bedeckten ihre Brust. „...erklären wir, dass das Alpha Dominion sich nicht mehr an den Waffenstillstand gebunden fühlt, da die feindlichen Kräfte die Vereinbarung gebrochen haben...‟
198. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 03.02.21 21:36


Aktualisiertes GLOSSAR

Augusta Regina: Herrscherin des Planeten Regina, abtrünnige Kolonie der Vereinten Allianz (auch: Vereinigte Allianz). Nach ihrem Exil im Alpha Dominion einem Attentat zum Opfer gefallen. Nachfolgerin: Aranea Regina II.
Dienstgrade: Audiutrix, Ductrix, Centuria, Veterana, Praetoria, Praefecta.
Indagatrix: Wissenschaftlerin
Pugnator: früherer Soldat

Alpha Dominion: Bündnis diverser Welten und Lebensformen, einige nicht Humanoid.

Planeten im AD:
Frigidus: kalter Planet an der Sektorgrenze, m. militärischen Einrichtungen
Naturalis Sidus: großteils tropischer Planet (Exil für Augusta Regina und der Edeldamen der Adelskaste)
Vereinigte Allianz: Bündnis diverser Welten und Lebensformen (128 Milliarden Humanoiden)
Regina: abtrünnige Kolonie der VA mit wechselnden Machthabern, inzwischen durch das AD besetzt.
Fortuna: Mond von Regina

Planeten der VA:
Atra Mundo: Planet und No-go-Area am Rande der VA . 7 Megacitys (u. a. Urbs Novum). Hauptstadt: Atra-City. Kriminelle Organisationen teilen sich die Herrschaft. Quasi-Sklavenhaltung wird praktiziert. Keine Androidentechnologie. Abgeschnitten durch Embargo.
Beta Patria: liegt im Sol-System X94021-115-BP und beherbergt den Hohen Rat der VA
Colonia Agricultura: Planet mit Landwirtschaft (Nahrungserzeugung) und „Kornkammer‟ der VA
Litus Mundus: Vergnügungs- u. Urlaubsplanet (temporär als Militärbasis genutzt)
Mare Mutus: Planet in der Nähe des Regina-Systems
Pax Novo: wirtschaftlich starke Welt (233 Mio Bevölkerung); Hauptstadt: Pax-City (14 Mio), liegt im Sol-System von Beta Patria

Neuromodifizierte Humanoide unter Augusta Regina:
Custos (Muskelmutanten mit Haifischzähnen; Haremswächter)
Cyborgs (Androiden m. fremdgesteuertem Bewusstsein männlicher Adelspersonen)
Munus (Zwitter m. überdimensionierten Genitalien; Sexdiener)
Rusticus (Arbeiter)

andere Lebensformen:
Alba Simia: Hybridform aus Affe u. Mensch. AD. Weiße Haare. Schöngeister. Halten sich Sklaven wie die Placidus (aus ihrem Nachbarsystem). Spielen 3-D-Schach.
Amphibienwesen: abgeschottete Kultur, grünliche Warzenhaut. Können mind. 20 Min. unter Wasser bleiben. 50 cm lange Zunge. Nickhaut über Augen. Heimatwelt hat 0,3 g.
Corium Bestia: stark behaart, muskulös mit ledriger Haut, zwei Meter groß, circa 150 kg Gewicht, IQ 60, humanoide Lebensform, Heimatplanet Nulla Varietas (außerhalb der VA). Gesellschaftsform: Diktatur in Kooperation mit anderen Völkern, Technologie wird importiert. In der VA existieren einige Siedlungen der Corium Bestia, die dort als Leiharbeiter beschäftigt sind.
Placidus: friedliebende Humanoide (1,30 m groß, stark behaart) werden im AD gerne als Sklaven gehalten.
Scarabaeus: insektoid-humanoide Spezies des AD (Kaiserreich). Exotrope Augen, Schuppenhaut, 2 m groß, aggressiv. Offiziersrang: Kaiserlicher Diener. Untergeordnet: Kaiserlich Geführter.
Wurmskorpione: Wurm im Wirtskörper eines skorpionartigen Lebewesens. Klickender und zischender Akzent.

Konzerne, Vereinigungen:
Bionic Industries (größter Androidproduzent in VA, auf Pax Novo), grünes Logo; Sitz: Pax Novo. (inzwischen verstaatlicht)
HSU (Habitat Security Unit): Wachdienst der Wohnhabite auf Atra Mundo
IPPC (Interplanetary Private Prison Corporation): private Gefängniskette, gelbes Logo. Diverse Standorte.
Noxius-Bruderschaft: kriminelle Verbindung auf Atra Mundo
Prospect Enterprises: Erzverarbeitungsbetrieb. Sitz: Regina (inzwischen aufgegeben und nach Beta Patria umgesiedelt); aktuelle Geschäftsfelder: Rüstung für die VA sowie Logistik und Teilproduktion von Nahrungsmitteln.
Securitas Tracing Corp.: Organisation zur Festnahme von rebellierenden Munuswesen und Edelfräuleins auf Regina. (Nach der Besetzung durch das AD aufgelöst)
199. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 07.02.21 17:44

~ LXXXVI ~


Artus Iceberg hatte unruhig genächtigt. Zum einen war der Schlafsaal laut und schlecht belüftet, zum anderen hatte er darüber gegrübelt, wie er schnellstmöglich aus diesem Arbeitslager wieder verschwinden konnte. Übermüdet sprach er am nächsten Tag den Vorarbeiter an, aber der blaffte nur, er solle sein Tagessoll erfüllen. Vorher waren Anfragen unerwünscht. - In der Fabrik strengte sich Iceberg dieses Mal maximal an, um wenigstens das Minimalziel zu erreichen. Er hatte überall Druckstellen an den Händen von den kantigen und drahtigen Einzelteilen, aber er verdrängte das.

Abends erhielt er wie die anderen eine Portion Nahrungspaste und Wasser. Objektiv betrachtet schmeckte das Zeug vermutlich ekelhaft, aber Iceberg saugte es sich genüsslich in den Mund. Endlich konnte er zumindest ein wenig seinen Hunger stillen. Bevor es wieder zum Schlafsaal ging, war es ihm möglich, einen Vorarbeiter ansprechen. „Es ist wirklich wichtig. Ich muss mit dem technischen Leiter der Fabrik reden.‟ Der Vorabeiter lachte rau. „Ach? Warum nicht gleich mit dem Capo? Oder doch eine Audienz beim Gottvater?‟ Er wollte den Bittsteller schon mit einem rüden Stoß wieder wegschicken, da sagte Iceberg: „Ich kann die Leistung der Fabrik mindestens um den Faktor Zwei progressieren. Ohne Zusatzkosten. Ich meine es ernst.‟ Der Mann sah misstrauisch drein, aber einen Augenblick dachte er nach. „Also gut. Aber wenn das nicht stimmt, werfe ich dich zu den Kriechern.‟ Iceberg hatte keine Ahnung, was die „Kriecher‟ waren und wollte es auch gar nicht herausfinden, sondern nickte bestimmt.

Der Vorarbeiter packte ihn an dem Overall und schob ihn dann vor sich her, durch eine Tür einen Flur entlang, an dem einige Server und Terminals standen, zu einer weiteren Tür. Er berührte kurz ein Touchpad. Eine ungeduldige Stimme ertönte aus dem Lautsprecher: „Was?‟ Der Vorarbeiter erklärte kurz sein Ansinnen. Die Tür öffnete sich elektrisch. Ein Mann saß hinter einem Desk und winkte Iceberg hinein. Als der Vorarbeiter ebenfalls hereinkam, stoppte der Mann ihn mit einer unwirschen Geste. Er trat zurück, und die zugleitende Tür sperrte ihn aus. Als Iceberg anfangen wollte zu sprechen, unterbrach ihn erneut ein robuster Wink des Mannes. Er betrachtete den Besucher von oben bis unten. „Wer bist du? Wo kommst du her?‟ Iceberg berichtete ihm seinen Werdegang, ohne seine exakte Identität zu verraten. Aber er betonte seine Qualifikation und versprach die Programmierung der Fabrikationsgeräte zu optimieren.

„Ich könnte Ihnen das mit einer Simulationspräsentation demonstrieren. Dazu müsste ich kurz Zugriff auf das zentrale Kom-System haben.‟ Die Augen des Mannes verengten sich. Dann stand er ruckartig auf und signalisierte ihm, zu ihm zu kommen. Iceberg schritt um den Desk herum und rief ein allgemein öffentlich zugängliches Standardprogramm auf. Damit zeigte er, wie er die Maschinen effizienter arbeiten lassen konnte. Der Mann staunte und musste zugeben, dass der Arbeiter recht hatte. „Wo hast du das gelernt?‟ Iceberg zuckte mit den Schultern. „Wie erwähnt, ich war bei einem großen Androidenproduzenten tätig.‟ Der Mann räusperte sich. „Wie schnell könntest du das Programm schreiben?‟ Iceberg lächelte. „Wenn ich Helfer bekomme, die einige Codezeilen eintippen, kann es in drei Tagen fertig sein. Dazu muss ich autorisiert für alle Adminzugriffsrechte sein.‟

Sein Gegenüber nickte bedächtig. „Und was willst du dafür?‟ Iceberg zeigte auf den Screen. „Ein anderes Tätigkeitsfeld, das mir mehr liegt.‟ Der Mann stimmte zu. Iceberg spitzte die Lippen. „Da wäre noch eine Kleinigkeit.‟ Eine kurze stille Pause folgte. „Ich trage momentan noch ein Problem mit mir herum. Sicherlich könnten Sie es für mich beseitigen.‟ Er sah an sich hinab in seinen Schritt. Der Mann starrte auf die gleiche Stelle und runzelte die Stirn. War es das, woran er gerade dachte?

Animus und Violetta gefiel es in dem Restaurant ganz gut. Auch das bestellte Essen, das ein automatischer Rollwagen gebracht hatte, war mehr als akzeptabel. Nur die in regelmäßigen Abständen eingeblendete Werbung für allerlei Etablissements und Produkte, die auf der Tischplatte aufleuchteten, nervten auf Dauer. Der Pilot sah zu seinem vibrierenden Handgelenks-Com. „Jemand versucht mich zu kontaktieren. Aber die Verbindung ist zu schlecht. Die Interferenzen machen es illusorisch. Anhand der Metadaten...‟ Er tippte etwas ein. „Ja, habe ich mir schon gedacht. Mr. Carthy. Wahrscheinlich will er sich nach uns erkundigen.‟

Violetta dachte laut. „Die Kom-Systeme auf Atra Mundo sind veraltet. Wir müssen einen stärkeren Satelliten ansteuern. Keine Ahnung, ob das möglich ist.‟ Animus zuckte mit den Schultern. „Selbst wenn... Zu einem Terminal für die passende Relaisstation werden wir keinen Zugang haben.‟ Violetta lächelte verschmitzt. „Ich dachte, mit ein paar Kredits ist hier alles zu haben.‟ Der Pilot nickte. „Prinzipiell schon. Fragt sich nur, wie teuer es wäre. Carthy muss sich noch eine Weile gedulden.‟ - Als sie das Lokal verlassen hatten, begann ein leichter Regen. Besorgt sah Animus in den grauen Himmel. „Der Niederschlag ist mit Sicherheit mit Schadstoffen belastet und sauer. Lass uns irgendwo Unterschlupf finden.‟

Sie liefen die Fahrbahn entlang zu einem Vordach einer Halle. Jetzt schwebten neben dem Regen auch noch schwarze Partikel hinab. Violettas Scanner konnte die Zusammensetzung nicht identifizieren. „Merkwürdig. Die Messdaten sind undefiniert. Das scheinen synthetische Elemente zu sein. Hoffentlich überleben wir das hier.‟ Animus fragte sich auch, ob die unbekannten Substanzen toxisch waren; aber was blieb ihnen für eine Wahl? „Vielleicht ist der Fallout gleich wieder vorbei, dann können wir weiter.‟ - Sie sahen eine dunkle Gestalt auf sie zukommen, die zuvor auf einem Gelände herumgelungert hatte, auf dem erodierte Schrottteile eines Raumdocks entsorgt worden waren. Der Niederschlag schien der Person nichts auszumachen. Sie trug zwar einen Kapuzenmantel aus abweisendem Material, aber die Partikel hefteten sich an Hände und ins Gesicht.

Aus der Nähe war ein Mann mittleren Alters zu erkennen. Mit heiserer Stimme bot er „Sweeties‟ an, das hiesige Synonym für Drogen aller Art. Animus winkte ab. Violetta konnte einen kurzen Blick unter die tief ins Gesicht gezogene Kapuze werfen. Die Haut wirkte künstlich. Vielleicht trug der Mann ein Masken-Implantat. Intelligente Androiden gab es auf Atra Mundo nicht, also musste es ein Humanoid sein. - Als sie an ihm vorbei waren, bemerkten sie am Horizont über dem Dach einer alten Halle, wie ein startender Orbittransporter blitzend startete. An Bord waren Hybridwesen aus einem entfernten System jenseits der Vereinigten Allianz. Sie hatten eine Ladung Leiharbeiter von Nulla Varietas gebracht, die auf Atra Mundo arbeiten wollten. Unter erbärmlichen Bedingungen und für einen überteuerten Preis hatten die Corium Bestia für den Transit bei den windigen Raumfahrern bezahlt. Ihre extreme physische Kraft stand leider ihren eingeschränkten mentalen Fähigkeiten gegenüber, so dass sie leichte Opfer waren.

Der Kapitän des Schiffes Viator freute sich über die profitable Tour und wollte gleich erneut nach Nulla Varietas reisen, um die nächste Fracht aufzunehmen. Eine Stunde später erreichten sie die Andockklammern ihres transstellares Schiffes und gingen an Bord. Der kleine Orbiter heftete sich an den Bauch des Mutterschiffs in seiner Parkposition. Kurz darauf begann die Startsequenz der großen Triebwerke und die Reise zu ihrer Destination sollte beginnen. Doch sehr weit kamen sie nicht. Kaum hatten sie das Solsystem von Atra Mundo hinter sich gelassen, aktivierte das Bordsystem den Alarm: Scanner hatten eine Anomalie im Raum entdeckt, auf die sie zusteuerten. Noch bevor sie einen Alternativkurs navigieren konnten, gab es einen kritischen Energieausfall auf dem gesamten Frachter. Die Alarmsirenen heulten, eine Notbeleuchtung tauchte das Innere des Schiffes rot, und die Brückenbesatzung tippte hektisch auf ihren Terminals herum.

Von außen betrachtet spielte sich alles in einer Art Zeitlupe ab, die die Viator bald komplett zum Stillstand brachte. Auch für die Crew lief die Zeit langsamer ab, bis sie wie bei einer unendlichen Zeitdilatation zur vollständigen Inaktivität kam. - Auf Atra Mundo hatte noch kein Langstreckenteleskop etwas bemerkt, da das Phänomen für optische Beobachtung unsichtbar blieb. Animus und Violetta mussten noch neun Stunden totschlagen, bis sie eine Chance auf ein Treffen mit Mortimer hatten. Die Straßen wirkten verlassen und waren dreckig. Geschäfte gab es kaum, wenn man von Erotiketablissements und Bars absah. Wo kauften die Leute ihre Kleidung? Geräte? Wo waren Ärzte? Apotheken? Einzelhandel, Gemischtwarenläden, Nahrungsmittelshops und vieles mehr? Viele Immobilien schienen leer zu stehen.

Nur in den Wohnhabitaten der Privilegierten in Atra City und in einer ausgewählten Gegend von Urbs Novum gab es reichlich davon. In den Außenbezirken, in den Industriegebieten und den Slums herrschte daran gähnende Leere. Wie versorgten sich die Menschen dort? Diese Fragen stellten sich Animus und Violetta, als sie eine einsame Gasse entlang liefen, die von aufgegebenen und großteils zerstörten Räumlichkeiten gesäumt wurde. Fenster waren eingeworfen, Türen aufgebrochen, Wände beschmiert. Kaputte Kisten lagen umher und zerfetzte Plastikplanen bewegten sich träge im Wind. Eine desolate Erscheinung. Einzutreten war nicht ratsam, denn schon von außen sahen sie die chaotisch auf dem Boden verteilten und unisolierten Kabel, die zum Teil noch unter Strom stehen konnten.

Nach hundert Metern fand sich ein Pfandleiher. Daneben gab es eine Wettstube mit schweren Gittern vor Tür und Fenstern. Ein Schild warnte vor der armierten Defensivtechnik. Sie gingen weiter und bogen links ab, um sich nicht zu weit von ihrem Zielort zu entfernen. Da tauchte vor ihnen eine Schlange Menschen auf. Die armen Gestalten reihten sich hintereinander, ungefähr 50 bis 60 Personen. Alle hatten sie Plastikkanister dabei. Viele trugen Arbeitsorveralls, andere waren in Lumpen gekleidet. Links und rechts wurde die Reihe von einem Metallzaun flankiert. So konnte sich niemand vordrängeln. Animus und Violetta gingen links an dem Drahtgeflecht vorbei und näherten sich dem Anfang der Menge. Wofür standen sie wohl hier so geduldig an?

Dann erkannten sie die Ursache: Zwei zivil gekleidete Männer, die offenbar über eine große Autorität verfügten, ließen nur Einzelne durch die Tür des Zauntunnels passieren. Sie scannten das rechte Handgelenk eines Mannes mit spärlichem Haar. Er wurde durchgewunken und öffnete seinen Kanister an einem Hahn. Er füllte zehn Liter Wasser ab, dann wurde er weggeschickt, und der Nächste trat vor. Es kam zu einem kurzen Wortgefecht. Animus hörte etwas von „Wasserguthaben erschöpft‟. Der Betroffene wurde grob zur Seite geschoben. Als er widersprechen wollte, dass das gar nicht sein könnte, zückte der zweite Mann einen Elektrostab und versetzte ihm damit einen Impuls, der ihn auf den Boden schickte. Bevor er einen zweiten Stromschlag erdulden musste, rappelte sich der Bittsteller auf und hinkte hastig davon.

Animus prallte beinahe mit ihm zusammen. „Hey! Vorsicht! Was ist denn da los?‟ Der Mann räusperte sich. Er lispelte beim Sprechen. „Wasserausgabe. Angeblich bekomme ich nichts mehr. Das kann aber nicht stimmen. Diese Schweine! Die behalten einige Liter ein, um sie dann auf eigene Rechnung zu verticken.‟ Animus wollte mehr wissen, aber der Mann eilte schon davon. Über seine hagere Schulter rief er: „Muss mich beeilen. Am Mercatus-Platz werden Nahrungsreste verladen. Die werfen schon mal ein paar Portionen in die Menge. Und dann muss ich auch schnell wieder zur Schicht, sonst vaporisiert mich mein Boss.‟ Was er genau damit meinte, konnte Animus nicht mehr erfahren, denn der Typ war schon um die Ecke einer alten Betonmauer verschwunden, aus der bizarre Stahldrähte hervorlugten.

Violetta schüttelte den Kopf. „Der Wohlstand ist hier auch nicht größer als in Atra City.‟ Animus schnaubte. „Nicht, wenn man kein Privilegierter ist oder der Noxiusbruderschaft angehört.‟ Sie wollten schon weiter gehen, als Violetta wie vom Blitz getroffen stehenblieb. Der Pilot sah sie fragend an. Seine Gefährtin hob den Zeigefinger und führte ihn in die Richtung, aus der sie gekommen waren. „Wir müssen zurück. Zu dieser... Wasserstelle.‟ Animus wirkte verwirrt. Violetta packte ihn am Kragen. „Mensch! Wir müssen gar nicht bis Mitternacht warten. Der eine Typ da, das war... Mortimer!‟ Violetta versicherte sich, dass das FNS griffbereit war. Animus lief ihr hinterher und hielt sie auf. „Warte! Nicht so voreilig. Wenn wir den Kerl jetzt schnappen, haben wir nicht nur seinen Kompagnon, sondern die ganze Meute am Hals. Die wollen schließlich alle ihr Wasser.‟ Violetta stöhnte. „Hast recht. Lass uns hier hinter der Mauer warten, bis die Ausgabe beendet ist.‟ Das konnte allerdings noch eine Weile dauern, denn die Schlange der Wartenden hatte sich noch verlängert.

Acht Minuten später kam ein fünf Meter langes Fahrzeug mit Vollgummireifen und verdunkelten Scheiben und hielt an der Örtlichkeit. Auf dem Dach war eine Art Energiezelle montiert. Zwei Männer, gut gekleidet, stiegen aus und öffneten den Kofferraum am Heck. Von dort zogen sie einen Schlauch hervor und wickelten ihn bis zur H2O-Leitung ab. Sie erhielten unverzüglich Wasser. Schätzungsweise mehrere Hektoliter tankten sie, und Mortimer nahm ganz ungeniert und offen einen Stick entgegen. Vermutlich enthielt er eine Bestechungssumme. Danach fuhren sie wieder weg. Gehörten die Typen zur Noxiusbruderschaft?

Die Verteilung setzte sich fort bis Mortimer ein bestimmtes Handzeichen gab und laut der restlichen Schlange zurief, dass es heute kein Wasser mehr gebe. Die Menschen grummelten, einige riefen empört, andere jammerten laut. Aber die Zauntür blieb zu. Mortimer und sein Kamerad brachten ein Magnetschloss an und gingen zu einem Hover-Zweisitzer. Animus und Violetta waren elektrisiert. Jetzt musste es schnell gehen, sonst würde ihnen die Zielperson entwischen.

Die militärische Auseinandersetzung zwischen der Vereinigten Allianz und dem Alpha Dominion war wieder aufgeflammt und doch wenige Tage danach wieder abgekühlt. Der einzige Grund, warum es nicht zur absoluten Eskalation kam, war eine Anomalie im Raum, die die beiden verfeindeten Parteien trennte. Sie hatte sich blitzartig und völlig unerwartet im Raum gebildet. Experten hatten sie zunächst für eine Gravitationsströmung gehalten, aber inzwischen war ein Stasisfeld nachgewiesen worden. Wer da hineinflog, wurde immer langsamer und blieb schließlich ganz stehen, zeitlich konträr zu einem Schwarzen Loch, nur dass man in diesem Stasisfeld nicht komprimiert und immer schneller hineingezogen wurde. Ein Objekt blieb stecken wie eine Fliege in einer Honigwand. Eine Rückkehr war nicht möglich.

Beide Regierungen rätselten über die Entstehung der Anomalie und unüberwindbaren Grenze. Niemand konnte wissen, ob das Phänomen temporär oder permanent existierte. Besonders beängstigend war die Tatsache, dass das divergente Ereignis den Raum der VA und des AD ähnlich zweier Blasen umschloss. Sie waren somit voneinander, aber auch vom restlichen All ausgesperrt. Keine militärische Abriegelung wäre so absolut wie dieses astronomische Phänomen. Konkret hatte das zwar momentan bis auf den Sternenkrieg keine Auswirkungen, denn alleine die VA hatte mit seinen 128 Milliarden Humanoiden nur einen Bruchteil der bewohnbaren Planeten innerhalb der Blase besiedelt. Mit Terraforming waren weitere Welten bevölkerbar. Eine Expansion in größerem Ausmaße war nicht vorgesehen und nicht notwendig. Aber transstellare Reisen waren nur noch eingeschränkt möglich. Atra Mundo beispielsweise lag in der Nähe der Außenhaut der Anomalie, aber noch innerhalb der Blase.

Sämtliche nachrichtendienstliche Spionageaktivitäten der beiden Parteien brachen ihre Kontakte ab und deaktivierten sich. In dem Stasisfeld blieb jede Funkverbindung kleben. Der Hohe Rat auf Beta Patria hatte die Information über die Anomalie öffentlich gemacht. Forschungsteams versuchten, ihr auf den Grund zu gehen. - Die Führung des Alpha Domion hatte den Angriff abgebrochen, nachdem mehrere Kreuzer in das Stasisfeld hineingeraten und steckengeblieben waren wie eingefrorene Gegenstände in einem gewaltigen Eisklotz. Sie waren regelrecht absorbiert worden, aber immer noch sichtbar.

Aranea Regina II. wütete. Die anderen Mitglieder des Rates beschimpften sich gegenseitig für ihre Inkompetenz. Man vermutete die Ursache für die Anomalie in einer neuen Defensivtechnologie der VA. Tzrut, Kaiserlicher Diener der Scarabaeus, stimmte für einen Sturmangriff auf die Stasiswand. Mit den stärksten Blastern und Boostern seiner Kampfschiffe würde er sich durch diese Blockade bohren. Zark, ebenfalls Kaiserlicher Diener, stimmte voller Inbrunst zu und schlug mit seiner hornigen Faust auf den Tisch. Doch Altitudo, ein weißhaariger Alba Simia, lachte nur abfällig. „Immer mit dem Kopf durch die Wand. Vielleicht sprengt Eure Feuerkraft ja jede Hüllenpanzerung, aber das Stasisfeld wird Euch auslachen!‟ Wie ich Euch ebenfalls, Ihr Käfer!, wollte er beinahe verbal ergänzen, beließ es aber dabei, es zu denken und hob stattdessen nur arrogant seine Augenbrauen in die Höhe. Sollten die hirnlosen Insektoiden doch ihr Sperrfeuer auf das Stasisfeld richten, bis alle ihre Energiezellen ausgedörrt waren wie eine Solitudofrucht aus den Steinebenen auf Frigidus.

Als sich die Herrschaften beruhigt hatten, schlug Aranea vor, ein Expeditionsschiff in die Nähe der Blasenhaut zu schicken, um sie zu erforschen und einen Weg hindurch zu finden. Als neue Praefecta des gesamten Planeten Regina hatte ihr Wort im Hohen Rat des AD einiges Gewicht. Nach einem kurzen Votum beschlossen sie, dem Vorschlag stattzugeben. Zark und Tzrut waren zumindest nicht so dumm, persönlich die Nähe zu der Anomalie zu suchen. Sie planten, Pioniere mit ihrem Forschungsschiff nur virtuell zu begleiten. An Bord sollten multifunktionale Androiden und ein paar Placidusexemplare sein.

Zwar übernahmen die Scarabaeus die taktische und logistische Leitung der Expedition, doch bestanden der Wurmskorpion und auch der Vertreter der Amphibienwesen darauf, bei der Operation direkt in der Führungsbasis anwesend zu sein. Miesgrämig hatte Tzrut zugestimmt und sich selbstgefällig von der Amphibienkreatur abgewandt, die ständig feinen Wassernebel über sein Exoskelett und die warzige Haut sprühte. Tzrut wünschte sich, er könnte die integrierte Sprinklerautomatik deaktivieren. Dann wäre die hässliche Derma dieses Wichtigtuers innerhalb weniger Minuten ausgetrocknet.

Der Alba Simia Altitudo hielt sich aus der Erforschung der Stasiswand heraus. Sollten sich die Scarabaeus ihre dicken Stummelfinger verbrennen. Er würde die Zeit nutzen, um für möglichst viele Alba Simia bedeutende Positionen in den eroberten Welten zu sichern, während die Käfer anderweitig beschäftigt waren. Strategie, programmatisches Kalkül, Raffinesse - das waren die Stärken seines Volkes. Sie verachteten die Scarabaeus ebenso wie alle anderen Rassen, egal ob Humanoid oder nicht. Aber im Krieg war der Feind deines Feindes dein Freund.

Um einen Eisplaneten in einem abgelegenen Teil der VA kreiste eine IPPC-Station. Gravis hatte die Kommandantin gefragt, was es mit dem Black Block auf sich hatte, aber Sherry meinte nur, dass ihn das nichts angehe. Umso neugieriger wurde der Muskelkoloss, durfte aber bei seinen Nachforschungen nicht auffallen. Der BB-Sektor war streng abgeschirmt. Er kam nur mit einer Autorisierung durch das Panzerschott. Manchmal, wenn Sherry in der Anlage unterwegs war, hatte Gravis Zugang zu ihrem Büro. Doch ohne detailliertes Wissen war er nicht in der Lage, einen Sicherheitscode zu finden oder einen digitalen Key für den Black Block zu generieren. Dazu fehlte ihm einfach das Knowhow.

Es war frustrierend. Er stand vor ihrem Terminaldesk und konnte nichts tun. Schon beim Aktivieren des Screens über der Konsole scheiterte er an einer primitiven Passworteingabe. Gravis seufzte tief. - Die Kommandantin war zum Shuttledock der Anlage geeilt, denn dort kam eine Fähre mit 30 neuen Insassen an. Der kleine Gefangenentransporter gehörte zu einem Prisonship der IPPC. Insgesamt würde die Anlage 180 neue Häftlinge bekommen. Aus Sicherheitsgründen waren die Ankömmlinge in 30er-Gruppen unterteilt. Insgesamt sechs Flüge vom Mutterschiff zum Komplex dauerten circa vier Stunden. Die Kommandantin war mit Formalitäten beschäftigt. Gravis ärgerte sich über die vertane Chance. Vielleicht war er in seinem früheren Leben ein Computerexperte gewesen. Er grunzte. Seine Muskeln ließen eher erscheinen, dass er als Custos ein Diener im Regime der Regina war.

Aber warum tauchten in seinen Erinnerungen dann Szenen einer anderen Kultur auf? Und wie war er in die Vereinigte Allianz gekommen, wenn er von Regina stammte? Er hatte Sherry auch dazu gefragt und nur die unbefriedigende Antwort erhalten, dass seine Akte geschwärzt worden sei. - Für einen Sekundenbruchteil sah er das Bild von mehreren Frauen vor sich, die in merkwürdigen Roben an einem hohen Tisch saßen wie bei einem Tribunal. Er war dort gewesen. War das das Gericht, das ihn verurteilt hatte? Nein, es musste viel länger her sein. Und da waren noch andere junge Männer wie er. Doch schon war die Erinnerung wieder verschwunden wie ein gelöschter Datensatz.

Dann setzte sich Gravis wieder auf den imposanten Sessel der Kommandantin und überlegte, welches Passwort sie wohl nutzte. Er starrte auf den Bildschirm, auf dem sich das gelbe Logo des Gefängnis-Unternehmens langsam um seine vertikale Achse drehte. Er gab „Gravis‟ ein. Die Workstation antwortete: „Access denied‟. Sherrys Namen hatte er schon in allen Varianten ausprobiert, auch Kombinationen mit IPPC und ihrem Nachnamen Jameson - alles Fehlanzeige.

Er sah sich um Raum um. Ihr Büro war minimalistisch, beinahe steril eingerichtet. Nur ein Medi-Kit der Standardklasse hing an der Wand. Es gab keinerlei individuelle Utensilien. Doch! Da stand auf dem Sideboard eine Tasse. Warum war ihm die bisher nicht aufgefallen? Auf dem weißen Trinkgefäß war eine animierte 3-D-Grafik angebracht. Sie stellte eine pilzförmige Wohnhabitatplattform dar, umgeben von sich sanft bewegenden Wellen. Ein sogenanntes Marinarium. Gravis nahm sie in seine Pranke und drehte sie. Auf der Rückseite erschien eine Laufschrift: „Ad Memorium - dein Bruderherz Simon‟. Hatte Sherry dort gewohnt? Auf welchem Planeten das Meer wohl war? Er stellte die Thermo-Tasse wieder weg und rückte sie exakt auf ihren Platz. Gravis versuchte das Passwort „Simon‟. Leider eine Niete.

Vor lauter Verzweiflung versuchte er „Passwort123‟ und diverse andere Verdächtige. Aber nichts wollte passen. Dann gab er zig Kombinationen aus der Bezeichnung des IPPC-Komplexes G-0914/17 und IPPC ein, aber nichts wollte stimmen. Wie hieß der Eisplanet, in dessen Orbit sich die Station befand? Keine Ahnung... Ach, das würde auch nichts bringen, ächzte der Custos vor sich hin. Ohne Hoffnung gab er „cherry‟ ein. Ein neuer Bildschirm leuchtete auf. Gravis war hellwach. Er hatte das Passwort gefunden! So einfach?! Wahrscheinlich hatte er sie sogar darauf gebracht, als er gefragt hatte, wie sich ihr Vorname schrieb. Sherry- cherry. So einfach konnte es manchmal sein.

Gravis tippte sich konzentriert durch die Ordnerstruktur in den Programmen. Eine Sektion nannte sich Black Block Entry, benötigte aber einen biometrischen Scan zur Verifizierung der Zugriffserlaubnis. Der Koloss suchte weiter und fand die Akten der einzelnen Häftlinge. Sie konnten sowohl nach Zellennummer wie auch nach Namen sortiert werden. Dazu gehörten Informationen über Alter, Nationalität, Straftat, Strafmaß und zahlreiche biometrische Daten einschließlich der DNA. Ein Kürzel ergänzte, ob der Gefangene SI (Standard-Insasse) oder BB (Black Block-Insasse) war. Gravis suchte seinen eigenen Datensatz: lebenslänglich wegen terroristischer Umtriebe auf Beta Patria. Ja, das hatte man ihm berichtet, aber er hatte keinerlei Erinnerung daran. Seine Hoffnung, weitere Details zu dem Strafprozess zu finden, blieben unerfüllt.

Er klickte das Programm weg und fand ein Icon mit einem Okular-Piktogramm. Er öffnete und sah in Realtime eine Überwachungscam, die den Hangar zeigte, in dem die Neuankömmlinge gerade aus dem Shuttle geführt wurden. IPPC-Wächter mit Impulswaffen ließen die Gefangenen hintereinander in den Komplex marschieren. Die 30 Männer trugen orangefarbene Overalls mit einem großen gelben IPPC-Logo auf Brust und Rücken. Die Hände steckten in dicken Kunstfaserschellen, die an ihrem Gürtel fixiert waren, die nackten Füße waren an kurzen Ketten miteinander verbunden, so dass sie nur kleine Schritte machen konnten. An ihren Hälsen war ein Metallband angebracht. Daran leuchtete ein kleines Lämpchen grün. Gravis erkannte am Rand des Geschehens auch Sherry, wie sie mit einem Uniformierten sprach, der aus dem Shuttle gekommen war. Der Mann trug, wie die Wächter auch, schwarze Hose, schwarze Militärstiefel, weißes Hemd und darüber die schwarze Uniformjacke mit dem IPPC.Logo. Nur an seinen Schulterabzeichen war zu erkennen, dass er eine führende Position innehatte.

Gravis schaltete auf die Anfangsseite des Programms und entdeckte viele kleine Icons. Jedes stand für eine Kamera im Komplex. Er klickte sich wahllos durch und beobachtete Wächter in ihrem Pausenraum, Gefangene in ihren Zellen, verwaiste Flure der Anlage, einen Serverraum und die Energiespeicherhalle der Station. Zum Black Block führte zu seinem Bedauern keine aktive Cam. Anschließend suchte sich Gravis durch Geschäftszahlen und Statistiken. IPPC schien sehr profitabel zu arbeiten. Regelmäßig wurden Dividende an Aktionäre ausgeschüttet. Das waren hochsensible Daten, Doch hatte der Zugang zum Black Block offensichtlich eine noch höhere Sicherheitsstufe. Gravis deaktivierte den Terminal und hoffte, keine Spuren hinterlassen zu haben. Er erwartete, dass Sherry jeden Augeblick auftauchen würde, doch sie ließ sich nicht blicken.

Der Custos verließ das Büro und ging Richtung Hangar. Ein Zwischenschott war elektromagnetisch verriegelt. Es ließ sich mit dem Fingerabdruckscanner nicht öffnen. Gravis wunderte sich. Eigentlich hatte er fast alle Freigaben. Er schaute durch das kleine schmale Panzerglasfenster und sah in 20 Metern Entfernung eine kleine Kolonne aus neu angekommenen Insassen in ihren orangefarbenen Overalls einen Querkorridor entlang marschieren. Als die Häftlinge hinter der Ecke verschwunden waren, folgte ein Uniformierter den Gang entlang. Er war als Block Block-Wärter zu erkennen. Als er nach links Richtung Schott schaute, bemerkte er das Gesicht des Custos hinter der dicken Scheibe und kam mit erhobenem Impulsstab auf die Tür zu. Irgendwie bekam Gravis ein ungutes Gefühl und wich einige Schritte zurück.

200. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 21.02.21 15:21

~ LXXXVII ~



Von den 180 neuen Häftlingen des IPPC-Komplexes G-0914/17 wurden sechs Individuen in den Black Block gebracht. Während die anderen Ankömmlinge der Haftanstalt in ihre Einzelkubuszellen transferiert wurden, marschierten die selektierten Subjekte über einen abgeriegelten Außenflur vom Hangar direkt in den Black Block.

Ein Uniformierter, der die kleine Kolonne begleitete, bemerkte ein Gesicht an einem Fenster eines Schotts zu einem Zentralgang. Alle Wächter waren im Einsatz. Wer war das? Der Mann lief auf die Tür zu, zog seinen Impulsstab und erkannte den Custos, den sich die Kommandantin als Lustboy angelacht hatte. Der hatte Sonderrechte auf der Station, aber deshalb brauchte er trotzdem seine Nase nicht in Sachen des BB stecken. Wenn es nach ihm ginge, würde der Muskelmutant einer weiteren Gedächtnisextraktion unterzogen. Er würde ihn auf jeden Fall erst mal aus dem Verkehr ziehen und dann die Madame fragen, was zu geschehen sei.

Als er das Schott erreichte, schlug er mit seiner Handfläche auf ein Scanfeld, um den Zugang zu öffnen. Gravis war vor Schreck erstarrt. Er dachte gar nicht daran wegzulaufen. Hätte das was genutzt? Das Schott zog sich zischend in die Stahlwand zurück. Als der Uniformierte mit seinem Impulser zuschlug, versuchte Gravis den Hieb aufzuhalten. Genügend Kraft hatte er, aber der Stromschlag, der durch seinen Arm fuhr, als sich Anode und Kathode mit seinem Körper verbanden, brachte ihn zu Fall und ließ ihn für ein paar Sekunden völlig paralysiert zurück. Explosionsartig zückte der BB-Wachmann Kunstfaserschellen und legte sie Gravis auf dem Rücken an.

Noch bevor der Koloss zu Sinnen kam, legte der Angestellte ihm ein Neurohalsband um, wie es die Neuankömmlinge trugen. Gravis ächzte und wollte sich hochrappeln, da spürte er einen starken elektrischen Impuls im Nacken. Der Mann warnte: „Keine schnellen Bewegungen, mein Dicker! So, vorwärts! Da lang!‟ Er zeigte in die Richtung, aus der er gekommen war. Gravis stand auf, noch ein wenig wackelig, und marschierte vor dem Mann her. Er hörte, wie sich das Schott hinter ihnen zischend wieder schloss. Gravis räusperte sich. „Was soll das werden? Ich habe die Aufenthaltsberechtigung für alle Bereiche der Station.‟ Der BB-Wärter grunzte abfällig. „Für alle garantiert nicht. Wir werden sehen. Weiter jetzt! Oder ich mache dir Beine!‟ Ihn beschlich das ungute Gefühl, etwas geheimes gesehen zu haben, das er nicht hatte sehen sollen.

Tatsächlich führte ihn der Kerl in den Black Block. Der Uniformierte öffnete das gepanzerte Carbonschott mit einem Fingerabdruckscanner, der zugleich die 3-D-Struktur des Gewebes überprüfte, um das System fälschungssicher zu machen. An den Wänden leuchteten Lichtstreifen. Nach ein paar Metern öffnete sich automatisch eine pneumatische Tür, die mit ihrer ovalen Form in der Wand verschwand. Ein klinisch steril aussehender Raum lag dahinter. In der Mitte stand ein massiver Metallstuhl, der am Boden verankert war. „Hinsetzen!‟ Der BB-Mann hatte eine befehlsgewohnte und schneidige Stimme. Gravis nahm Platz. Wie auf dem Präsentierteller. Was hatte der Kerl nur vor?

An einem kleinen Stehpult, das seitlich vom Stuhl positioniert war, tippte er auf einem Screen herum. Ruckartig formten sich dicke Riemen um die Fußgelenke des Sitzenden. Der Wachmann befahl: „Arme hoch!‟ Drei Sekunden später spannte sich auch ein Bauchgurt um die Taille des Muskelmutanten. er näherte sich seinem Gefangenen und löste die Handgelenksschelle. Gravis sollte nun seine Unterarme auf die Armlehnen des Stuhls legen. Kaum geschehen, gossen sich wenig überraschenderweise auch dort zwei Bänder um die Gelenke, um sie zu fixieren. Als nächstes schob sich automatisch ein Band um die Stirn und drückte den Kopf gegen die hohe Rückenlehne. Der Riemen zog sich fest zu, so dass Gravis sein Gesicht verzog. Die Spannung presste seinen Hinterkopf gegen das Rückenteil, dass erfreulicherweise einen dünnen Gelüberzug aufwies.

Der Uniformierte gab einen Autorisierungscode in sein Terminal ein und aktivierte eine Schiene, die mit der Rückenlehne des Stuhls verbunden war. Eine Haube senkte sich um den Kopf des Sitzenden. Im Inneren löste sich eine Art Headset, und die Haube fuhr wieder nach oben. Das Headset schloss sich um den Kopf. Plötzlich spürte Gravis einen intensiven Druck am Schädel. Das Gerät hatte sich mit seinem Neokortex verbunden wie ein neurales Interface. Der BB-Angestellte gab an seinem Instrumentenbord weitere Befehle ein. Der Muskelmutant riss seinen Mund weit auf und gab sabbernde Geräusche von sich, als in seinem Hirn Millionen von explodierenden Sonnen sein Bewusstsein überforderten. Lichträder, Funken wirbelnde Kreise, vibrierende und zuckende Farben erschienen vor seinen Augen, pulsierende Feuerwirbel loderten wild in seinen Muskeln, die ihm nicht mehr gehorchten.

Und so schnell die Apokalypse aufgetaucht war, so abrupt war sie beendet, und Gravis sackte entspannt in seine restriktiven Fixierungen, die sich fünf Sekunden später lösten und im Stuhl verschwanden. Der leere Blick des Sitzenden ging geradeaus in die Ferne. Das Headset löste sich ebenfalls vom Schädel und hinterließ nur einen drei Zentimeter im Durchmesser und fünf Millimeter Höhe messenden zylindrischen Chip am oberen Nacken. Der IPPC-Wärter befahl: „Aufstehen!‟ Gravis gehorchte sofort. Er besaß noch seinen eigenen Willen, aber sein neurales Netz war vom Körper abgeschnitten. Seine Muskeln reagierten nur noch auf die Befehle des Mannes, und er musste mit glasigem Blick hilflos erleben, wie sein Körper auf die Anweisungen bedingungslos reagierte.

Die Kommandantin der Station war inzwischen in ihr offizielles Domizil zurückgekehrt und tippte auf eine Instrumententafel, um Gravis zu orten. Der Schirm meldete lediglich: „Das Signal steht nicht zur Verfügung.‟ Die Frau stutzte. Was sollte das denn? Wieso war Gravis nicht erreichbar? Wie konnte das überhaupt sein? Die Raumstation hatte er ja wohl kaum verlassen. Die Signatur musste geblockt worden sein. Die Leiterin startete eine Schnellneukonfiguration des Suchprogramms, doch auch danach blieb ihr Sextoy verschollen. Sie aktivierte eine Fahndung nach dem Koloss. Jeder Wärter erhielt sie auf sein Komgerät. Nur der Black Block war durch ein permanent generiertes Kraftfeld von den Scannern abgeschirmt, aber dort konnte er sich nicht aufhalten, da er keinen Zugangscode besaß.

Sherry Jameson setzte sich nachdenklich an ihren Terminal und rätselte, was geschehen sein könnte. Als nächstes überprüfte sie die Anzahl der Gefangenen in den Cubezellen. Vielleicht war Gravis versehentlich tranferiert worden. Sie öffnete eine holografische Datenmatrix, doch die Ist-Angabe entsprach der Datenbank. Nur die Subjekte, die für den BB vorgesehen waren, tauchten in der Tabelle nicht auf. - Längere Zeit konnte sie sich mit dem Vermisstenfall nicht beschäftigen, denn das Sicherheitsprogramm der Station hatte einen Defekt am Defensivplasmastrahler gefunden. Die Station hatte zur Abwehr von Angriffen eine Anlage mit ionisierter Energie zur Verfügung, obwohl die Koordinaten der IPPC-Anstalt streng geheim waren. Wo auch immer Gravis war, er würde wieder auftauchen. Sie musste sich jetzt relevanteren Problemen widmen.

Wenn die Reparatur der Kanone das Budget sprengte, dann musste wieder eingespart werden. Die Mahlzeitenrationen der Insassen waren schon am Limit. Billig und minimale Kalorienzufuhr, so dass der Durchschnitt der Personen inzwischen leicht untergewichtig war. - Wo konnte sie noch einschränken? Vielleicht Energie... Sherry Jameson meldete sich bei der Überwachungszentrale, dem Kernstück der Station. „Mr. Baxter. Drosseln Sie die Temperatur in den Kubuszellen um zwei Grad Celsius. Permanent.‟ Die Antwort des Mannes war schneidig. „Zu Befehl, Kommandantin.‟

Anschließend kontaktierte Sherry Jameson den Kommandanten einer IPPC-Anlage im benachbarten Sol-System. Der einem Oktogon nachempfundene Gefängniskomplex befand sich auf einem Asteroiden, der so rasant um den Stern kreiste, dass ein Andocken von Schiffen eine hohe Pilotenerfahrung voraussetzte. Auf der Außenhaut der Anstalt betrug die Temperatur die meiste Zeit über 200 Grad Celsius, was für seltene Außeneinsätze einen speziellen Anzug erforderte. - „Flex.‟ Sie begrüßte ihn mit seinem Spitznamen. Als Ranggleiche und alte Bekannte durfte sie sich das erlauben. „Hast du schon Sparmaßnahmen getroffen wegen der neuen Verfügung?‟ Flex nickte auf der Videoverbindung. „Wir werden die Aromastoffe der Insassennahrung streichen. Das ist der größte Unkostenfaktor bei der Mahlzeit. Wird ein harter Schnitt für die schweren Jungs, aber da müssen sie dann mal durch.‟ Jameson hob die Augenbrauen. „Die Mahlzeitenmasse ist völlig ohne Aromen doch leicht bitter, oder?‟ Flex lächelte. „Mag schon sein. Aber wer Kalorien habe will... Die IPPC ist kein Wunschkonzert. Wir zwingen niemanden. Wer fasten will, darf das tun.‟ Sherry musste schmunzeln. So kannte sie ihren alten Flex. Sie hatten beide zusammen damals in der Zentrale auf Beta Patria angefangen und ihre Ausbildung gemacht.

Gravis folgte derweil seinem Wärter durch einen Flur im Black Block und wurde in eine Zelle gebracht. Der Raum war zwölf Quadratmeter groß; die Oberfläche bestand durchgängig aus hartem Carbin. Der Wachmann befahl: „Ausziehen!‟ Sofort reagierte Gravis und reichte dem Mann das Textil, der es hinter sich durch die Tür in den Flur warf. Im Gegensatz zu den Kubuszellen im normalen Bereich der Station hatte der Black Block Zellen mit Eingängen. - Der Custos stand nun nackt vor dem Uniformierten; nur das Neurohalsband trug er noch, und den Chip im Nacken, der mit seinem Neokortex verbunden war. Und dann war da noch die Castitasschelle um sein männliches Stück. Die Wache bellte: „Beine spreizen!‟ Gravis sah, wie sich sein Gegenüber näherte und für die Keuschheitsvorrichtung interessierte. Der gefürchtete Impulsstab hob sich und tippte spielerisch von unten gegen die Hoden des Gefangenen. Der Mann grinste und fragte: „Sagt dir der Name Mortimer etwas?‟ Gravis fühlte, dass er automatisch die Wahrheit sprach, ohne Einfluss darauf nehmen zu können. „Nein, Sir.‟ Der Uniformierte nickte zufrieden. Die Gedächtnisextraktion hatte funktioniert. „Sehr gut. Vergiss den Namen gleich wieder.‟ Gravis stand stramm wie ein Soldat. „Jawohl, Sir.‟

Zufrieden grinste der Aufseher. Dieses Monsterexemplar würde er hier im BB behalten. Jameson brauchte davon gar nichts zu erfahren. Er betrachtete den Custos staunend. Zuvor hatte er real vor sich noch nie eine Gestalt mit so viel Muskelmasse gesehen. Selbst einen Corium Bestia stellte er in den Schatten, zumal Gravis bei nur 1,85 m Größe 175 kg auf die Waage brachte, die Pelzkreaturen dagegen gute zwei Meter in die Höhe wuchsen und rund drei Zentner wogen. „Warum trägst du eine Castitasschelle?‟ Gravis zuckte mit den gewaltigen Schultern. „Sie wurde mir von der Kommandantin umgelegt, damit ich mich in der Station frei bewegen kann.‟ Der Mann lachte. „Du bist also ihr Sextoy? Die Zeiten sind jetzt vorbei, Muskelaffe!‟ Gravis wollte sich beschweren, aber es kam ihm kein kritisches Wort über die Lippen. Der Neurochip verhinderte das.

Das grausame Gesicht des Aufsehers zeugte von wenig Empathie. „Dann wollen wir mal sehen, wie stark du bist, du Primat! Los! Kniebeugen! Bis ich stopp sage!‟ Gravis begann sofort mit der Übung. Seine Beine waren zwar extrem kräftig, aber die Ausdauer trainierte er nicht, so dass schon nach ein paar Dutzend Wiederholungen ein Brennen in den Schenkeln zu spüren war. Aber unbeirrt machte er weiter, während der Wächter grinsend und mit vor der Brust verschränkten Armen zuschaute. Nach hundert Beugen verlangsamte sich das Tempo ein wenig. Pausen legte er jedoch nicht ein. Nach 150 Wiederholungen hätte er am liebsten doch mal durchgeschnauft, aber der externe Neurobefehl hatte oberste Priorität. Sein neuromuskuläres Gewebe gehorchte bedingungslos dem Wachmann.

Nach 250 wackelte und zitterte der Custos so sehr, dass er sich kaum halten konnte. Aber er machte weiter. Nicht mal schreien konnte er, obwohl ihm danach war. Irgendwann knickte er ein, setzte seine Übung aber sofort fort. Immer öfter sackte er erschöpft weg, kämpfte sich wieder hoch und beugte die Schenkel erneut. - Nach weiterer Zeit weigerten sich die Muskeln und Gravis blieb verrenkt und sich auf dem Boden wälzend liegen, obwohl er alle Kraft zusammen nahm, um wieder hochzukommen, als hänge sein Leben davon ab. Der Wachmann schnalzte mit der Zunge. „Stopp!‟ Er befahl ihm aufzustehen. Gravis kämpfte sich hoch, was beinahe eine halbe Minute lang dauerte, und wankte taumelnd auf der Stelle. Der Uniformierte fragte in sarkastischem Tonfall: „Und? Fühlst du dich immer noch stark?‟ Er lachte gehässig. „Knie dich hin, du Stück Dreck!‟ Gravis gehorchte und sah, wie sich der Aufseher an seiner Hose zu schaffen machte und seinen Phallus hervorholte. „Du weißt, was ich von dir will! Und wenn ich nicht zufrieden bin, muss ich dich mit meinem anderen Stab hier dressieren, Primat!‟

Eigentlich war der freundliche Hinweis unnötig, denn der Neurobefehl sorgte sowieso dafür, dass Gravis auch ohne die Empfehlung sein Bestes geben würde. - Elf Minuten später schloss sich die Zellentür hinter dem nackten Insassen. Gravis brannten Schenkel und Gesäß, als säße er auf einem Haufen Phosphor. Der bestens befriedigte Wächter lief eine Melodie pfeifend den Flur des Black Block entlang. Auch hier waren Lichtstreifen an den weißen Wänden angebracht. Auf dem Boden teilte ein blauer Streifen den Flur längs in zwei Hälften. Nach 20 Metern kam der Mann an ein Schott mit einem runden Panzerglas. Er schaute durch das Bullauge und sah, wie zwei Kollegen einen Gefangenen einer Prozedur unterzogen. Ohne das Datenverzeichnis des Insassen wusste er nicht, was mit ihm geschah. Wurde er verhört? Wurde er einem medizinischen Test unterzogen? Oder handelte es sich um eine von sechs legitimierten Straf-Stufen?

Auf Atra Mundo, zahlreiche Astronomische Einheiten entfernt in einem anderen Solsystem der VA, sprangen Violetta und Animus durch schmutzige Pfützen zu dem Hover-Zweisitzer, den Mortimer gerade starten wollte. Die Rothaarige aktivierte ihr FNS, das in Bruchteilen einer Sekunde ein Netz aus Nanofasern über das Zielobjekt stülpte und sich zuzog. Der zweite Mann wollte seine Handlaserwaffe ziehen, aber Animus packte ihn und schlug ihm die Pistole aus der Hand. Als ehemaliger Pugnator beherrschte er den Nahkampf und überwältigte den Gegner problemlos.

Violetta warnte Mortimer davor wegzufahren. „Das würde dir nichts bringen. Aus dem Netz kommst du nie wieder raus. Selbst ein Klasse IV-Laserschneider schafft es nicht durch das Material.‟ Mortimer biss die Zähne zusammen. „Was wollt ihr von mir? Ihr wisst ja nicht, mit wem ihr euch anlegt! Ihr müsst lebensmüde sein!‟ Der Mitfahrer jammerte: „Bitte, nehmt meine Kredits. Ich habe viele auf meinem Account. Transferiert sie. Sie gehören euch.‟ Violetta schnaubte. „Wir sind keine Straßenräuber. Wir benötigen nur eine Information.‟ Der Mann nickte enthusiastisch. „Ja. Ja. Was wollt ihr wissen?‟ Animus stieß ihn von sich weg. „Von dir gar nichts. Verschwinde!‟

Die Laserpistole lag auf dem Boden. Einen kurzen Augenblick dachte der Eigentümer darüber nach, sie blitzartig zu ergreifen. Aber wenn er nicht schnell genug war? Nein, das Risiko ging er nicht ein. Er lief davon, ohne sich weiterhin um Mortimer zu kümmern. - Noch immer im Netz, konnte der sich kaum bewegen. Was für eine Information sollte das sein? Er wunderte sich darüber, dass sie noch nicht nach den Geldeinheiten gefragt hatten, die er bei der Wasserausgabe kassiert hatte. Animus stellte die erste Frage: „Sagt dir der Name Gravis etwas?‟ Mortimer zuckte leicht zusammen. „Nein.‟ Violetta drückte eine Sensorfläche am FNS, und das Netz zog sich weiter zusammen. Mortimer stöhnte auf. Er kam sich vor wie ein streng geschnürter Braten. So ähnlich sah es auch aus, als sein Gesicht und Teile seiner Kleidung zwischen dem Gitter hervorquollen. Violetta grinste. „Das wird ein hübsches Muster geben.‟ Animus ergänzte: „Der FNS hat beeindruckende Kräfte. Er zieht sich notfalls auch bis zu einer Kugel in Fußballgröße zusammen.‟

Mehr musste er nicht sagen, um dem Exmitarbeiter von Prospect Enterprises die Zunge zu lockern. Er gab alles zu. „... und nun ist er in einer IPPC-Anlage. Welche, das weiß ich nicht.‟ Als Violetta das FNS erneut aktivierte, schrie Mortimer: „Doch! Mir fällt es gerade ein. Er... Es ist Komplex G-0914/17. Mehr weiß ich wirklich nicht.‟ Animus atmete tief durch. „Die Koordinaten haben wir damit leider nicht. Die sind geheim. Aber wir können die IPPC-Zentrale kontaktieren. Die wollen bestimmt nicht, dass es öffentlich bekannt wird, dass ein Unschuldiger einsitzt.‟ Jetzt ergänzte Mortimer noch: „Die haben bei Gravis eine Gedächtnisextraktion machen wollen. Keine Ahnung, ob das real durchgeführt wurde.‟ Animus runzelte die Stirn. „Er wird seine Identität also nicht mehr kennen. Kein Wunder, dass er sich nicht aus dieser Situation befreien kann.‟

Violetta war klar, dass sie so schnell wie möglich die Basis von IPPC auf Beta Patria kontaktieren mussten. Das Problem waren die Interferenzen und Störfelder, die es zum Heimatsystem der VA gab. Atra Mundo war durch das harte Embargo abgekapselt und verfügte über keine modernen Funksysteme. Und im Orbit war das frei zugängliche Transnet abgeschaltet. Nur mit speziellem Zugangscode war ein Kontakt möglich. - Animus betrachtete den Fleischklops in dem Netz. „Was machen wir jetzt mit diesem Abschaum hier?‟ Mortimer versuchte seine Angst zu tarnen und sagte so ruhig er konnte: „Wenn ihr mich laufen lasst, gibt es keine Probleme. Aber wenn nicht, wird die Noxiusbruderschaft euch bis ans Ende der Galaxie jagen.‟

Violetta fühlte sich provoziert. „Du wertlose Fratze willst mir drohen?‟ Das Netz zog sich weitere fünf Prozent zusammen. Mortimer jaulte auf. Animus zerrte ihn aus dem Hover und warf die Fleischkugel in dem Nanogeflecht auf den Boden. „Lass uns das Vehikel zum Bahnhof nehmen. Und dann ab zurück ins Habitat.‟ Panisch quiekte der Eingepackte: „Was ist mit mir? Lasst mich frei! Ich habe euch alles gesagt.‟ Er zappelte in der engen Verschnürung herum und rollte dabei ein wenig hin und her. Mehr Bewegungsfreiheit bot ihm das FNS nicht. Violetta und Animus stiegen ein. Mortimer flehte jämmerlich: „Lasst mich nicht so zurück! Die Arbeiter werden mich massakrieren!‟ Violetta schnaubte abfällig. „Du hättest die Menschen nicht ausbeuten und unterdrücken dürfen.‟ Mortimer winselte würdelos. Seine Worte wurden unverständlich. Violetta rief: „Schönen Tag noch, Wichser!‟ Sie aktivierte das Fahrzeug und raste los.

Animus drehte sich zurück. „Willst du ihn verrecken lassen?‟ Violetta grinste. „Ich habe eine Zeitverzögerung bei der Deaktivierung der Nanopartikel eingestellt. Das Netz löst sich in zehn Minuten. So lange darf er ruhig noch Panik schieben.‟ Mortimer heulte und wimmerte, drehte sich in den engen Schlingen und wälzte so rollend auf dem Boden umher. - Als er plötzlich frei war, das Netz sich in zig kleine Kügelchen verwandelte, die auf den Boden prasselten, stöhnte er laut auf. Dann bemerkte er, dass seine Hose im Schritt nass geworden war.

Der zweisitzige Hover jagte derweil über die Straße und wich alle paar hundert Metern irgendeinem Hindernis aus: Bestandteile von abgestürzten Satelliten, Bauelemente von alten Vehikeln, ein Modul eines veralteten Industriebots und ein ausgebrannter Container mit Schlacke. Sie hatten sich entschieden, mit dem Hover bis zu ihrer Hab-Einheit in die City zu fahren und auf die abenteuerliche Reise in der Röhre zu verzichten. Das Vehikel der Marke Prowler-Dragon, ein bekannter Hersteller von planetaren Fahrzeugen aller Art, machte einen sichereren Eindruck.

Der schwarze Qualm, der hinter ihnen dick und unheilvoll in den anthrazitfarbenen Himmel stieg, wirkte auf sie zwar ungewohnt, aber da Atra Mundo riesige Erdölvorkommen hatte, nutzte man fast überall altertümliche Verbrennungsmotoren. Gewaltige Raffinerien in abgelegenen Wüsten und im Zentralozean des Planeten mit integrierten monströsen Tiefpumpen und anderen Förderstellen sorgten für scheinbar unendliche Mengen für den planetaren Markt. Den Arbeitern aus den Slums wurde versprochen, nach sechs Monaten Zwölf-Stunden-Schichten zu ihrer Familie zu dürfen, aber selten hielt man diese Zusage. Manche Männer schufteten jahrelang auf einer Plattform und wurden erst aussortiert, wenn sie relevant krank wurden. Es war ein extrem harter Knochenjob, lebensgefährlich und gesundheitsbedrohend. Da hielt niemand länger als wenige Jahre durch. Nachschub gab es genug aus den Slums, aber der musste eingearbeitet werden, was die Produktion verlangsamte. Wäre die Justiz nicht ohnehin korrupt gewesen, könnte auch niemand kontrollieren, was auf den abgelegenen Plattformen und Raffinerien in der Wüste geschah. Kein Arbeiter durfte ein Komgerät besitzen. Es gab keinen Kontakt zur Außenwelt.

Mit Minimalgepäck reisten Animus und Violetta anschließend mit einem gebuchten Atmosphärengleiter für Premiumtransfer aus Urbs Novum ab, um von Atra City eine Möglichkeit zu finden, einen Kontakt zu Beta Patria herzustellen. Sie brauchten dringend die Koordinaten der IPPC-Unit, in der Gravis einsaß. Komplex G-0914/17 - diese kryptische Bezeichnung brachte sie alleine nicht weiter. - Auf dem Landefeld ihres Wohnhabitats - nach einem etwas holprigen Sinkflug - angekommen, hielt sie ein Trupp HSU, der Wachdienst des Wohnriesen, zurück. Ein streng dreinblickender Mann mit Sonnenbrillen-Headset kontrollierte das Duo mit einem Handscanner. Dann kam ein weiterer Uniformierter dazu und hielt ihnen einen Strahlenmesser entgegen. „Ihre Werte liegen über dem genehmigten Maximum. Sie sind kontaminiert. Hiermit wird ihnen nur nach einer Reinigung der Stufe III der Zugang zur Biosphäre Star 1 gewährt.‟ Animus und Violetta wurden abgeführt wie Kriminelle.

Warum hatten ihre mobilen Kontrollinstrumente nicht Alarm geschlagen? Die permanent hohe UVA-Strahlung war schon ungesund genug. Aber ionisierende Strahlung? - In einem kleinen Vorgebäude mit Flachdach mussten sie sich komplett entkleiden. Durch ihre Textilien mit Sensoren, die sich der Außentemperatur anpassten, waren sie verwöhnt. Jetzt wurde ihnen warm, obwohl sie sich nackt in einem gekachelten zylinderförmigen Raum befanden. Hinter einem Transparenzschild standen zwei Männer der Habitat Security Unit an einem Terminal. Plötzlich schossen aus Decke und der runden Wand aus insgesamt 55 kräftigen Düsen harte Wasserstrahlen auf die zwei Personen. Die leicht schaumige Konsistenz zeugte von beigemischten Chemikalien. Der Druck der H2O-Mixtur war so groß, dass Violetta ihr Gesicht schmerzhaft verzog und versuchte, ihre Brüste zu schützen. Eine Stimme aus einem Lautsprecher ertönte: „Beine spreizen! Arme zur Seite ausstrecken!‟ Um ihre Längsachse zu rotieren brauchten sie nicht, denn das Wasser kam von allen Seiten. Die Luft war vom Nebeldampf geschwängert, so dass selbst jemand mit Retina-Optimizer keinen Durchblick mehr gehabt hätte.

Artus Iceberg hatte seine neue Workstation eingeweiht. Zwar musste er immer noch bei den anderen Männern nachts in dem Schlafsaal zubringen, aber tagsüber hatte er eine angenehmere Tätigkeit als die Hilfsplackerei am Fließband der Fabrik. Er strickte an neuen Programmen, um die Produktionsabläufe zu optimieren. Einige Arbeiter verloren dadurch ihren Job, andere mussten noch härter schuften, aber das war Iceberg egal. - Sein größtes Problem, die Castitasschelle, war ihm leider geblieben. Das Modell war kompliziert konstruiert und verhinderte gekonnt jeglichen Versuch einer Manipulation am Verschlussmechanismus. Er hatte sogar schon den Chip der Schelle mit einer getarnten Infiltrierungssoftware kontaminiert, aber die Infizierung bereinigte die Firewall des Chips innerhalb von 2,4 Hundertstelsekunden. Ihn wunderte, wie so ein modernes Modell nach Atra Mundo gefunden hatte, aber bei all der Korruption war es dann wohl doch kein so großes Wunder.

In seiner Mittagspause war er im Sammelraum und erhielt ein Nahrungspack und eine PET-Flasche Wasser. Circa 50 weitere Männer befanden sich an den langen Tischen und Bänken. Iceberg bemerkte, dass sie ihn neuerdings mit mehr Respekt betrachteten. - Plötzlich öffnete sich ein Schott, und zwei kräftig und finster aussehende Gestalten erschienen. Der Werkschutz der Firma, Schergen der Noxiusbruderschaft. Sie schritten zielgenau zu einem der Arbeiter und rissen ihn von der Bank. Der Typ flehte und zeterte, aber das Wachduo schleifte ihn heraus. Später erfuhr Iceberg vom Fabrikleiter, dass „die Made Nahrungskonzentrate unterschlagen hat. Beim letzten Heimaturlaub hat er drei Packs rausgeschmuggelt, das Schwein.‟ Iceberg konnte sich gut vorstellen, dass diese Packs in den Slums viel wert waren. Vielleicht hatte er sie verkauft, eingetauscht oder Verwandten oder Freunden gegeben.

Bei der Gelegenheit meinte Iceberg, die Packs würden nicht gerade eine Delikatesse darstellen. „Ich würde mich besser fühlen, wenn meine Ernährung sich...‟ Der Leiter schnaubte laut. „Ganz schön fordernd, der Herr! Treib es nicht zu weit! Wir haben hier im Untergeschoss ein paar kleine Zellen. Da dürfen ein paar dreiste Arbeiter eine kleine Fastenkur genießen. Genau wie der Typ von heute.‟ Iceberg starrte ihn an. In neutralem Tonfall konstatierte er, dass er als Programmierer kein Fabrikarbeiter sei. Der Leiter kniff die Augen zusammen. „Du meinst, du bist was besonderes?‟ Solche Frechheiten würde er normalerweise mit Prügel beantworten, um ihm die Kanten und Ecken abzuschlagen, aber der Kerl war zu wichtig. Er hatte den Profit der Fabrik faktisch um 32 Prozent gesteigert. Damit hatte der Fabrikboss bei seinem Kontaktmann im Syndikat an Ansehen gewonnen und erhielt persönlich eine höhere Vergütung. Da war der Wunsch dieses Softwarespezialisten nach einer leckeren Mahlzeit im akzeptablen Bereich. „OK, du sollst richtiges Essen bekommen. Wird synthetisch sein. Wir haben hier keinen Sternekoch aus Atra City, Mann. Aber es schmeckt. Ich esse es auch.‟ Iceberg lächelte und nickte.

Währenddessen stießen die zwei Männer vom Werkschutz den Arbeiter im Untergeschoss in eine zwei Quadratmeter große Käfigzelle. Neben ihm befanden sich weitere vier Zellen dieser Art. Zwei davon waren belegt. Die Männer verschwanden ohne eine weiteres Wort. Eine hin und wieder flackernde Lampe an der Decke vor den Käfigen tauchte den Raum in ein dämmriges Licht. Der Neuankömmling schaute zu seinem Nachbarn. Ein magerer Typ, der stoisch in eine Richtung zur Wand stierte. Den anderen Insassen konnte er in den eingeschränkten Lichtverhältnissen nicht detailliert erkennen. Nur die Silhouette einer Gestalt lag am Boden des Käfigs und rührte sich ebenso wenig wie sein Nachbar. Ob deren Mägen auch so vehement knurrten? Alles machte den Anschein, als sollte er hier in diesem Kellerloch vergessen werden. Wie lang die anderen wohl schon hier verbrachten? Oder sollte er vegetieren sagen?
201. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 05.03.21 18:50

~ LXXXVIII ~


Die Kommandantin von IPPC-Komplex G-0914/17 hatte noch immer keine Erklärung für das Verschwinden ihres Gefangenen. Es war in der Geschichte von IPPC noch nie vorgekommen, dass ein Insasse nicht mehr auffindbar oder gar geflohen war. Nachdem auch Sektion Black Block garantiert hatte, dass Gravis nicht dort war, musste sie das Thema zu den Akten legen. Sie vermisste den Phallus des Muskelmannes. In einem abgeschirmten Intranet lud sie ein 3-D-Modell eines Silikondildos aus einer Datenbank auf ihr Terminal und ließ den Computer das Exemplar in einem Morphingverfahren zum Liebesstab ihres Custos werden. Anschließend erzeugte sie es mit dem 3-D-Drucker und betrachtete die realistische Silikonversion. Sie druckte ein maßgeschneidertes Geschirr für ihre Hüfte und legte es in ihrer Privatkabine an. Stöhnend schob sie den Phallus an seinen Platz und ließ die Geschirröffnung einklacken, um das gute Stück zu fixieren.

Im Inneren des Stabes war ein Vibromechanismus integriert. 20 Stufen zum Paradies. Sherry Jameson ließ sich auf ihre Gelmatratze fallen und atmete stoßartig. Sie schloss die Augen und stellte sich vor, wie der Koloss über ihr thronte und sich seine Muskelberge unter der Haut abzeichneten, wie auch die dicken Venen sich bewegten wie gefangene Schlangen. Sie spürte, wie sich die Ekstase näherte. - Als es so weit war, schrie sie ihre Lust heraus und lag mit kribbelndem Unterleib noch einige Minuten still und unbeweglich da. Schade, dass sie hier am Ende des Universums nicht die Möglichkeit hatte, eine Androidenkopie von Gravis herstellen zu lassen. Zumindest das wichtigste Körperteil, wenn auch in synthetischer Form, war nun in ihrem Besitz.

Der echte Gravis musste tagelang diverse grausamen Späße der Wachleute über sich ergehen lassen. Sein Nackenchip machte ihn quasi zu einer Marionette aus Fleisch und Blut. Er führte jeden Befehl der Uniformierten bedingungslos aus. Der Muskelmutant war zum Spielzeug des Black Block geworden. Vielleicht hatte er sein Schicksal verdient. Als Terrorist auf Beta Patria hatte er Schuld auf sich geladen. So hieß es in seinem Dossier der Corporation. Doch viele Zeilen waren geschwärzt. Er wollte mehr über seine Vergangenheit erfahren, wusste aber nicht, wie er das anstellen sollte. Seine Gedanken waren zwar noch frei, aber sein Körper reagierte nur auf die Instruktionen seiner uniformierten Herren, die ihm nach und nach alle Energie für Grübeleien nahmen.

Auf Atra Mundo ließen Animus und Violetta die Reinigung Stufe III über sich ergehen. Ihre Kleidung erhielten sie nicht zurück; die war in einer speziellen Entsorger-Einheit vernichtet worden. Als Ersatz erhielten sie Overalls aus Polyhexamethylenadipinsäureamid, so transparent wie Violettas Nylonstrümpfe. Sie schämten sich darin beinahe mehr als in völliger Nacktheit. Dazu erhielten sie Füßlinge aus Gummi, eine Mischung aus Stiefel und Socke, die sich eng um ihre Füße und unteren Waden formten. So sollten sie ins Habitat gebracht werden? Violetta hielt sich eine Hand vor die Brüste, die andere vor ihren Schritt, während Animus mit seinen Händen das Genital bedeckte.

Die HSU ignorierte die Beschwerden des Paares und bugsierte es aus dem Duschraum und dann ins Freie vor das kleine Gebäude. Zum Eingang des Star 1 waren noch etwa hundert Meter zurückzulegen. Alle persönlichen Gegenstände hatte der Wachdienst ihnen abgenommen und in einen versiegelten Plastiksack gesteckt. Besonders Violetta fühlte sich erniedrigt. Wie viele Augen wohl auf ihren Leib gerichtet waren? Hier draußen bemerkte sie circa ein Dutzend Leute, aber wer starrte sie aus dem Habitat an? Das konnten hunderte Personen sein. An den Fenstern waren Zoomlinsen angebracht. Interessierte konnten jede Hautpore ihres Körpers erforschen. Auch bei der dämmrigen Sonne, die sich schwächelnd durch die dicken Schwaden am Himmel kämpfte, würde wegen der Restlichtverstärker im Glas die perfekte Sicht auf ihre intimsten Stellen möglich sein.

Nach einer scheinbaren Ewigkeit erreichten sie den Eingang des gewaltigen Komplexes. In der Halle wurde die unangenehme Wahrnehmung, beobachtet zu werden, nicht geringer. Irgendwoher hörte sie ein Tuscheln. „Geile Titten! Die sind garantiert optimiert worden.‟ - Wenn das Paar gehofft hatte, endlich in ihr Apartment gebracht zu werden, wurden sie enttäuscht. Die HSU führte sie in ein anderes Level des Sky-Habitats. Animus wagte als erster die Frage: „Wo werden wir hingeführt? Was soll das?‟ Einer der Uniformierten antwortete: „Es gibt Probleme mit dem Visum.‟ Animus fragte genauer nach. Der Mann überlegte kurz. „Es ist nur für Atra City gültig. Sie haben die Stadt aber verlassen.‟

Das Paar erreichte ein kleines Dienstzimmer der HSU mit einem Terminal. Dahinter saß ein zivil gekleideter Typ. Er kam gleich zur Sache. „Das Sondervisum ist mit einer Gebühr von 2,5 Dilithiumeinheiten verbunden.‟ Animus hielt seinen Unterarm an einen Accountscanner, der den Betrag überwies. Der Mann ergänzte: „Die Strafe für illegale Reisen beträgt Gefängnis. In Ihrem Fall sind das sechs Jahre.‟ Er lächelte unverbindlich. Als Animus und Violetta erstarrten, hüstelte er. „Im Rahmen der Justizsimplifikationsverordnung wird auf eine Anklage verzichtet, und der Vollzug der Strafe unverzüglich in Kraft gesetzt...‟ Wieder machte er eine kurze Pause und räusperte sich. „Es sei denn... Sie wandeln die Haft in eine Zahlstrafe um. Das wären dann pro Person weitere 14 Dilithiumeinheiten.‟ Er sah sie fragend an. Violetta grinste schief. „Habe gehört, auf Atra Mundo sind die Haftanstalten... unschön.‟ Ein anderes Wort fand sie nicht. Der Uniformierte lachte. „Nur, wenn Sie nicht extrem devot und masochistisch veranlagt sind.‟ Animus seufzte und hielt seinen Unterarm hin. Mr. Carthy würde Fragen stellen. Mittlerweile kostete die Rettung von Gravis ein kleines Vermögen.

Glücklicherweise war der Kurswert von Dilithium auf Atra Mundo wegen des Embargos besonders hoch. Auf dem Weg zu ihrem Apartment schimpfte die Rothaarige. „Diese albernen Overalls haben sie uns nur angezogen, um uns einzuschüchtern. Selbst der Wachdienst hier ist korrupt bis in die Haarspitzen.‟ Animus grummelte: „Vielleicht war die ganze radioaktive Verstrahlung nur Verarsche.‟ Violetta nickte. Wenigstens hatte sie ihr FNS zurückerhalten. Neue Kleidung orderten sie in einer Boutique des Star 1. Als nächstes buchte der Pilot einen Transfer zurück nach Beta Patria. Flüge zum Orbitalhafen waren leicht zu haben, aber die Verbindung zum Sol-System Beta Patria war wegen des Embargos gesperrt. Sie mussten Umwege nehmen und wieder inoffiziell einen Platz auf einem Frachter ordern.

Nach mehreren Bestechungsversuchen kamen sie ihrem Ziel ein wesentliches Stück näher. Ein alter Frachter war bereit, sie mitzunehmen. Es handelte sich um einen alten Transporter namens Eventus, der offiziell für eine Reederei auf Pax Novo unterwegs war. Allerdings hätte er auf Atra Mundo nichts zu suchen gehabt. Der Kapitän musste das Logbuch gefälscht und die Signatur des Schiffes verschleiert haben. Der Wohnbereich direkt am Brückensegment war ein wenig beengt; dafür waren vier gewaltige Containermodule zwischen Brücke und Antrieb angekopppelt, die die Eventus auf 535 Meter streckte.

Der Kapitän war terrestrischer Humanoid von Beta Patria. Die nur sechs Besatzungsmitglieder stammten alle von Nulla Varietas, der Heimatwelt der Corium Bestia. Die lag zwar außerhalb der VA, aber viele der haarigen Humanoiden zog es als Wanderarbeiter auf die Planeten innerhalb der Allianz. Es waren raubeinige Kraftprotze, wie sie typisch für ihre Art waren. Leider ließ auch ihr Benehmen zu wünschen übrig. Gierig starrten sie Violetta wie Frischfleisch an. Die Wesen trugen über ihre haarigen Körper Latzhosen aus verstärktem dicken Kunstfasern. Einer der Kerle hatte offensichtlich einen großen Riss in der Hose, genau am Gesäß. Violetta fantasierte, dass diese Kreaturen womöglich sexuell übereinander herfielen. Sie konnte sich zwar gut verteidigen, aber gegen ein halbes Dutzend zwei Meter große und drei Zentner schwere Kerle war sie machtlos. Zumindest mit Animus an ihrer Seite fühlte sie sich ein wenig sicherer.

Zusätzlich waren mehrere leistungsstarken Industriebots an Bord. Animus und Violetta erhielten eine kleine Kammer mit einer Etagenliege. Es waren eher einfache Pritschen, die übereinander positioniert waren. Violetta hätte die Eventus eher auf einem Raumfriedhof erwartet, als im aktiven Dienst, aber der Ermangelung einer Alternative geschuldet, hatte sie tief durchgeatmet und war mit ihrem Gefährten die Reise in die Tiefen des Raumes angetreten. Sobald Funk funktionierte, kontaktierten Animus und Violetta Mr. Carthy, um ihn zu bitten, mit der IPPC-Zentrale zu sprechen. Gravis musste so schnell wie möglich gerettet werden.

Erst nach dem Start erfuhren sie von der Anomalie, die sich um die gesamte VA gebildet hatte. Sie waren gefangen und zugleich geschützt vor dem Alpha Dominion. Bei dem Blasenphänomen kamen Sensoren und Detektoren an ihre Grenzen. Forschungsexpeditionen - flankiert von militärischen Fregatten - arbeiteten unter Hochdruck an der Lösung dieses Kraftfeldes, aber bisher gab es keine Erklärung für die Entstehung. Die Wissenschaftler von Beta Patria verstanden die Anomalie nicht. Es war lediglich bekannt, dass in der Schicht die Raumzeit verlangsamt und gegen Null ging, je tiefer man eintauchte.

Von militärischen Beratern des Hohen Rates auf Beta Patria war die Idee wieder verworfen worden, dass die Anomalie um die VA eine Waffe des AD wäre. Es musste sich um ein natürliches Phänomen handeln. Glücklicherweise war die Blase weit genug im leeren Raum, so das kein Sol-System der VA davon beeinflusst wurde. Denn die fragilen und komplexen Planetensysteme um ihre Zentralgestirne konnten auf marginale Modifikationen des Raums drastisch mit einer katastrophalen Einflussnahme auf sämtliches Leben reagieren. Vor 170 Jahren war innerhalb des VA-Raums ein ganzes Sonnensystem vernichtet worden, weil Planeten ihre Bahnen verlassen hatten und sich gegenseitig zertrümmert und in ihren Stern gestürzt waren. Und das alle nur wegen eines gewaltigen Asteroiden, der mit seiner großen Gravitation die Bahnen gekreuzt hatte. Es hatten zwar keine Humanoiden in dem System gelebt, aber zig florierende Ökosysteme auf rund 600 Millionen Quadratkilometern wurden in einem Augenblick ausgelöscht. Großteils unerforschte Ökosphären würden nie erkundschaftet werden. Die Auswirkungen dieser gigantischen Reaktionen waren noch heute mit Weitstreckenscannern messbar und durch Teleskoplinsen sichtbar. Die vielen Trümmer, Staub-, Partikelteile und unberechenbaren Sonneneruptionen machten einen Raum von vielen Astronomischen Einheiten zur No-Go-Area für Schiffe.

Auch auf dem Gebiet des AD waren Schiffe unterwegs zur Blasenhaut, die sich um ihren gesamten Raumsektor gelegt hatte. Der Scarabaeus Zark stand in einer virtuellen Kommandozentrale und befehligte das Expeditionsschiff zu den Koordinaten des Phänomens. Der Langstreckenscanner visualisierte die Armeeschiffe, die in der Schicht gefangen waren - zugleich in Raum und Zeit. Der Kaiserliche Diener befahl, die Torpedobänke zu laden. Der Androide am Waffensystemterminal gab Befehle auf seinem Instrumentenbord ein und bestätigte die Ausführung der Order. „Ladung bei 50 Prozent... 75 Prozent... 100 Prozent.‟ Zark sah auf den Großschirm, den auch der Androide zur Verfügung hatte. Wenn man genau auf den Realtimestream sah, bemerkte man die Schicht der Anomalie durch ein leichtes Flackern. Zark schaute noch grimmiger als sonst. „Torpedobank 1: Feuer!‟

Aus dem Bauch des Schiffes, jagte der Flugkörper heraus auf die fremde Wand zu. Der Blaster-Kopf der Interitus-Klasse hatte genügend Energie, einen Planeten aufzusprengen. Die Flugzeit des permanent beschleunigenden Torpedos betrug berechnete sieben Minuten und zwölf Sekunden. Alle Lebensformen an Bord schienen die Luft anzuhalten und starrten auf den Schirm der Brücke. Sie waren womöglich gefährlich nah am Zielobjekt. Wenn der Blaster abprallte, würde sie der Energieausstoß in Atome spalten - egal wie gepanzert ihr Schiff war, und welche Schutzschilde hochgefahren waren.

Die Computersimulation und Wahrscheinlichkeitsberechnung hatte nur Zark zu sehen bekommen. Er wollte keine Panik unter den Placidus provozieren, die an Bord waren. Zwar konnten Placiduswesen kaum Adrenalin ausschütten, aber Zark wollte auf Nummer sicher gehen. Der Interiustorpedo erreichte die Blasenhaut aktivierte sich im letztmöglichen Augenblick, bevor der Kontakt abbrach. Die extreme Detonation breitete sich rasend auf der Oberfläche der Anomalie aus. Ein Teil schoss in Richtung Schiff. Die Schockwelle traf sie mit unglaublicher Gewalt. Dank der leistungsstarken Defensschilder blieb es unversehrt. Zark knirschte mit den Zähnen. „Torpedobank 2: Feuer!‟

Der Androide aktivierte nun das Penetrator-Stinger-Geschoss mit seinem Wolfram-Carbid-Mantel. Die Munition war darauf spezialisiert, mit maximaler Durchschlagskraft durch jede Oberfläche zu bohren und die eigentliche nukleare Ladung im Innern zu zünden. Nach wenigen Sekunden würden sie wissen, ob die Blasenhaut nachgab. Zark starrte gebannt auf das gestreamte Livebild. Der Torpedo traf auf die Haut und versuchte sich durchzustechen und erreichte eine tiefere Schicht dieser Fehlbildung in Raum und Zeit. Doch die Nuklearexplosion fand erneut außerhalb der Haut statt. Der Stachel hatte sich in die Anomalie gebohrt und war dort steckengeblieben. Die Zündung der Hauptladung - offizielle Bezeichnung: Enforcer Pro - jagte nun zu einem Teil wieder auf das Schiff zu.

Dieses Mal war die Reaktion zu übermächtig, so dass die Verteidigungssysteme überlastet wurden. Ein Modul fing Feuer, in mehreren Segmenten fiel die Lebenserhaltung aus und die Atmosphäre verschwand im All. Roter Alarm heulte durch das Schiff. Totales Systemversagen stand unmittelbar bevor. Die Placidus, die sich für einen Außenaufenthalt fertig gemacht hatten, rannten um ihr Leben durch die Korridore. Mehrere Explosionen an Bord erzeugten weitere Lecks und Feuer. Eine synthetische Stimme warnte: „Strukturelles Versagen in Minus 13 Minuten und vier Sekunden. Rettungskapseln sind freigegeben.‟ Um sechs Sekunden zeitversetzt verfolgte auch der Hohe Rat des AD die Aktion. Aranea Regina II. hielt sich die Hand vor den Mund. Und schon geschah es: Das Expeditionsschiff brach zunächst in drei Fragmente, dann in eine Myriade von Kleinstteilen.

Nur zwei Rettungskapseln hatten es geschafft, der neuen Explosion durch einen Notstart an der Shuttle-Rampe zu entkommen. Zark wütete auf der virtuellen Brücke umher, zog seine Fusionsklinge aus dem Brustpanzer und warf sie mit voller Wucht in einen sehr realen Screen, der Funken sprühend zerplatzte. Der Alba Simia Altitudo lächelte ironisch in sich hinein. Immer mit dem Käferschädel durch die Wand wollen. Die Hybris dieser Scarabaeus! Primitivlinge! Da war nun ein offener Meinungsaustausch im Hohen Rat zu erwarten. Nachdem die Scarabaeus krachend versagt hatten, würden Alba Simia das Ruder in die Hand nehmen.

Altitudo plante, ein wertloses Schiff mit Placiduswesen in die Anomalie zu schicken und zu beobachten, wann der Funk abbrach. Vielleicht konnte die Besatzung wertvolle Informationen liefern. Sollte jemand unwahrscheinlicherweise Empathie für ein paar Sklavenkreaturen aufbringen, so würde Altitudo argumentieren, dass der Stoßtrupp „nur‟ in einem Zeitpanzer gefangen war. Es war mit einem Kryo-Schlaf vergleichbar. Wenn sie wieder befreit würden... Falls sie wieder befreit würden... Er musste noch an seinen Formulierungen arbeiten, lud ein Rhetorikprogramm hoch, speiste seine Argumente ein, die adaptiert wurden, um seinem nächsten Auftritt im Hohen Rat mehr Glanz zu verleihen, und perfektionierte seine Gestik und Mimik, um die Anderen in seinem Sinne optimal manipulieren zu können.

Mr. Carthy, CEO von Prospect Enterprises, erwartete bald die Ankunft von seinen Angestellten Animus und Violetta. In einem chiffrierten Datenpaket versteckt, hatten sie ihn über ihre Rückreise nach Beta Patria informiert. Er hatte seinen Einfluss geltend gemacht und bei IPPC nach Komplex G-0914/17 recherchiert. Die Koordinaten der Anstalt blieben zwar geheim, aber der Vorstand wollte sich darum kümmern. - Da kam die Prioritätsmeldung herein, dass die Spezialisten von Colonia Agricultura abgereist waren. Die Mission, jegliche kontaminierte KI zu vernichten, war erfolgreich abgeschlossen. Endlich konnten die Arbeitsbots wieder mit voller Funktion aktiviert werden. Auch Mechs, roboterartige Droiden, waren wieder im Einsatz auf den Plantagen, Feldern, Reifebänken und Aminosäurefabriken mit ihren modernen Resequenzern.

Viele terrestrischen Humanoiden aus dem Sol-System Beta Patria waren auf CA tätig, aber auch Wanderarbeiter der Corium Bestia gehörten zu den Scharen von Arbeitern. Die Kontrolle der Beschäftigten übernahmen die Mechs, die aussahen wie Androiden mit Kampfchassis aus Polycarbon und einer Art Exoskelett mit peripheren Okularen. Bis auf ihre vier Extremitäten und den aufrechten Gang hatten sie nicht viel menschliches an sich. Sie nahmen permanent Video- und Audiodateien auf, prüften sondierend den Ablauf der Produktion und taxierten die Effizienz der Hilfskräfte. Dabei machten sie auch nicht davor halt, gezielt Gespräche abzuhören.

Die Software der Mechs war in der Lage fehlende Informationen zu extrapolieren. Kritik an Prospect Enterprises war nicht erwünscht. Verdächtige Informationen wurden unverzüglich in die Personalakte transferiert. Algorithmen schlugen dann Konsequenzen vor. Perfekt kalibrierte Filter der Audiosensoren qualifizierten die Mechs ausgewählte Bereiche abzuhören, die bis zu 120 Metern entfernt waren. Offiziell waren die Mechs Aufpasser, falls ein Bot ausfiel oder repariert werden musste. Auch für Unfälle waren die Mechs mit Medikits ausgerüstet und feinmotorisch genug gesteuert, um einen Patienten erstzuversorgen. Aber jeder wusste, dass die schweren großen Roboter primär dafür sorgen sollten, dass das Motto der Maxi-Plantage - Schöpfe dein volles Potenzial aus! - realisiert wurde.

Leiter Mr. Khan war sehr pragmatisch. Wer sein Soll nicht erfüllte, der wurde gefeuert. In den Nahrungsfabriken ging es ähnlich zu. Colonia Agricultura war nicht von Natur aus so fruchtbar und reich an Sauerstoff, Mineralien und anderen Nährstoffen. Ein viele Jahrzehnte langes Terraforming hatte den Planeten erst zu dieser Biosphäre geformt. Da musste endlich optimierter Profit an die Investler fließen. Gewerkschaften wie auf Beta Patria gab es auf Colonia Agricultura nicht. Trotzdem erging es den Arbeitern mit festen Verträgen viel besser, als den Slumbewohnern auf dem abgelegenen Planeten Atra Mundo, wo die Unterschicht quasi versklavt war und unter kriminellen Syndikaten und einer korrupten Justiz und Regierung litten. Arbeitsschutz wurde jedoch auch auf CA nicht groß geschrieben. Manchmal verunfallten Arbeiter an den schweren Erntemaschinen oder Transportbots. Auch Infektionen durch entopische Mikroben kamen vor, denn CA hatte bereits vor dem Terraforming eine primitive Biosphäre. Pilze und Bakterien lieferten sich ein progressives Wettrennen mit der Entwicklung von Pestiziden. Noch immer waren längst nicht alle Lebensformen auf dem Planeten entdeckt, geschweige denn erforscht, und so kam es zu Vergiftungen oder allergischen Reaktionen bei den Arbeitern.

Der Leiter der Maxi-Plantage kontrollierte über hunderte Cams in seinem Büro die Tätigkeiten und Abläufe. Auffälligkeiten registrierten die Algorithmen des Programms nach einer Vorselektion der Parameter und meldeten sie auf seinem Screen. Primär ging es ihm dabei um unproduktive Helfer. Mr. Khan schaute von innen auf die gebogene Fensterfront des Raumes, der sich im achten Stock des Verwaltungskomplexes befand und einen Panoramablick auf ein weites Feld mit langen Reihen aus Rebstöcken bot. Hier wurde exklusiver Wein produziert, der ohne synthetische Prozesse und Zutaten auskam.

Obwohl der herrliche Ausblick vor seiner Nase lag, hatte er sich längst daran sattgesehen. Stattdessen setzte er lieber seine VR-Brille auf und stülpte sich den ummantelten Erosrezeptor-Amper über seine Genitalien. Der gummierte Signalgeber saß ähnlich einer Hose um seine Hüften und versprach maximalen Genuss an allen erogenen Zonen. Über die VR-Gläser empfing er Audio- und Videosignale. Der ERA verformte sich passend zum Programm, massierte, vibrierte oder leitete leichte Stromflüsse durch gewisse Teile der Oberfläche, um den Träger prickelnd zu stimulieren.

Gern hätte Mr. Khan real mit einem echten Munus geschlafen, wie er virtuell ein solches Wesen genoss; aber der Phallus wäre ihm in Originalgröße wohl doch zu extrem gewesen. Und in seinem konservativem Umfeld würde eine diverse Sexkreatur niemals akzeptiert werden. Durch seine Simulation ergab er sich gerade den festen Lippen seines Fantasie-Munus, und jetzt würde der ERA einen Stab modulieren und einführen, als würde ihn sein Geliebter aufspießen. Mr. Khan war froh, dass sein Büro schalldicht war, denn seine hohen Schreie voller Lust und zugleich Schmerz waren laut. Fast so laut war sein Stöhnen, als er in Schüben und einem Gefühl einer inneren Supernova gleich zu einem Höhepunkt kulminierte, der ihn fast besinnungslos zurückließ.

Was dort in dem Gebäudekomplex sich hinter den verspiegelten Scheiben abspielte, ahnten die einfachen Arbeiter der Plantage nicht. An einem Ende der Rebstockreihe wies ein 25-Jähriger Pflücker einen Bot an, die inzwischen volle Wanne mit Trauben zum Großcontainer zu bringen. Er schaute auf seine Smartwatch und stoppte seine Arbeitszeit, um eine Pause einzulegen. Als erstes wollte er aus der kräftigen Sonne raus. Unter seinem verschwitzten Workoverall juckte seine Haut. Da die Oberfläche des Planeten für die Agrarproduktion viel zu wertvoll für andere Nutzung war, befanden sich die Unterkünfte der Arbeiter in unterirdischen Wohneinheiten. Überall auf dem großen Plantagengelände existierten Liftkabinen, die mit den Untergeschossen verbunden waren. Der junge Mann trat in eine Kabine und tippte auf einen Sensor die vierte Etage an. Der kleine Fahrgastraum schloss sich und senkte sich zügig in den Boden. Nach nur acht Sekunden öffnete sich die Kammer wieder, der Mann trat in einen kahlen Flur mit Betonwänden. Nur sparsam angebrachte Lichtstreifen erzeugten beinahe ausschließlich in einem 45-Grad-Winkel nach unten reduzierte Helligkeit.

Goran hatte sich schon immer gefragt, warum hier so an Licht gespart wurde. Die Energiespeicher und Sonnenkollektoren der Anlagen verfügten über immense Kapazitäten. So viel er wusste, existierten zusätzlich mehrere Mikro-Reaktoren. - Er lief den endlos erscheinenden Gang weiter bis zu einer Kreuzung, bog links ab, nach weiteren 50 Metern wieder links und blieb dann vor einer Tür mit der Kennzeichnung A4/233 stehen. Mit dem Fingerscanner am Rahmen öffnete er den Eingang und trat in seine Kammer, gerade genug Platz für eine Liege, einen Stuhl und einen kleinen Tisch sowie einige Staufächer und eine Nasszelle. An der Wand hing ein ausrollbarer Schirm.

Er warf sich auf die Liege und schaltete durch einen verbalen Befehl den Newsfeed von Beta Patria an, um Nachrichten aus seiner Heimat zu erfahren: In der Hauptstadt wüteten noch immer gewalttätige Demonstrationen, Angriffe auf Behörden, Plünderungen von Geschäften und Vandalismus an Gebäuden und Fahrzeugen. Die Akteure kamen aus völlig verschiedenen Motivationen zusammen und bildeten einen gefährlichen Mix aus Kriegsgegnern, Kriegsbefürwortern, Verschwörungstheoretikern, Milizen, Sekten und radikalen politischen Kräften. Dazu gesellten sich noch kriminelle Subjekte, die das Durcheinander ausnutzten.

Die Bild zeigte den Zug von religiösen Fanatikern der „Erlösten des Lichtbringers‟, die die Anomalie um die VA als Zeichen ihres Messias sahen, dass das galaktische Ende im Diesseits nahe war. Die laut Betenden marschierten durch brennende Straßen und an Ansammlungen von Demonstranten vorbei. Polizeidroiden versuchten mit einem Großaufgebot und mithilfe von Aufklärungsdrohnen dem Chaos Herr zu werden. Tausende Bürger saßen bereits in Haft. Eine circa 50-köpfige Frauengruppe in Armeekleidung und schwer bewaffnet hatte sich vor dem Regierungssitz des Hohen Rates aufgestellt und mit Megaphonen die Absetzung aller Männer gefordert. Einige leuchteten Holoflächen in die Luft: „Femina - jetzt an die Macht!‟

Goran schaltete ab. Er war noch zwei Monate lang auf Colonia Agricultura. Dann hatte er genug Dilithiumeinheiten zusammen, um zwei Jahre seinen Lebensunterhalt ohne Arbeit bestreiten zu können. Der Vergnügungsplanet Litus Mundus wäre ein Traum, aber wohl zu teuer. Auch Beta Patria bot in abgelegenen Regionen, insbesondere auf einem kleinen Kontinent auf der anderen Hemisphäre eine reiche Auswahl an Hotelanlagen und Urlaubsparks. Dort wollte er eine Zeitlang verbringen. Er schwelgte schon von Gelliege, Cocktails und Pools, da wurde ihm bewusst, wie stickig es in seiner Kammer war. Er schaltete die Klimaanlage höher und zog sich den Overall aus, stieg in die kleine Duscheinheit und genoss die kühle Erfrischung. Die Melange aus den Komponenten H2O und einem hautpflegenden Mikroplastik-Gel fühlte sich fantastisch an.

Nach zwei Minuten stoppte er den Zufluss und ließ sich von einem Luftstrom trocknen. Er holte frische Unterwäsche aus einem Staufach und zog sie an. Mit leichtem Widerwillen nahm er den harten Overall in die Hand, in den er später wieder steigen musste. Da gab seine Tür einen Pington von sich. Jemand stand davor und bat um Einlass. Wer konnte das sein, fragte sich Goran. Er stand auf und linste durch den Türspion. Fast erschrocken zuckte er zurück. Ein Corium Bestia starrte auf das Objektiv. Goran hatte zwar noch nicht von vielen Überfällen unter den Arbeitern gehört, aber diese haarigen Kreaturen gehörten nicht gerade zu den Feingeistern und fielen hin und wieder wegen Prügeleien auf. Hier unten war er ganz allein. Niemand würde hören, wenn er von seinem obskuren zwei Meter großen und drei Zentner schweren Besucher drangsaliert wurde.

Alle Alarmglocken in ihm läuteten. Bloß nicht die Tür entriegeln! Er gab keine Audioanlage. Wie sollte er mit dem Wesen sprechen? Die Tür war schalldicht. Immerhin war sie auch so robust, dass selbst ein tollwütiger Corium Bestia sie nicht eintreten konnte. - Er stellte sich einfach tot beziehungsweise war er gar nicht da. Ganz einfach. Ganz einfach? Ihm fiel ein, dass die Sensorik des Objektivs sich bewegte, wenn er hindurchschaute. Das konnte man von außen sehen. Wieder erklang ein Ping. Goran atmete tief durch, während sein Körper in Alarmbereitschaft Adrenalin ins Blut ausschüttete.

202. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 12.03.21 18:40

~ LXXXIX ~


In den unterirdischen Wohneinheiten funktionierte kein Firmenfunk, sonst hätte er die Security benachrichtigen können. Ein Mech hätte die Sache regeln können. Goran schaute erneut durch den Spion. Der Besucher stand immer noch vor der Tür. Und er sah nicht friedlich aus. Er schien auch zu klopfen. Aggressiv. Er hämmerte förmlich mit seiner ledrigen Pranke dagegen. Typisch, dachte der junge Arbeiter. Diese dümmlichen Kreaturen begriffen nicht, dass die Zugänge schalldicht waren. Noch mal schaute Goran durch das Objektiv. Irgendwie wirkte der Typ seltsam. Das war keine reine Aggressivität. Eher Panik. War er in Not? Warum wendete der sich dann nicht an einen Mech?

Goran seufzte, als er sich die Antwort gleich selbst gab. Wahrscheinlich kam er nicht auf die Idee. Corium Bestias waren eben nicht die hellsten Triebwerke der Raumflotte. Goran haderte mit sich. Helfen? Die Tür öffnen? War es nur ein Trick, um ihn überfallen zu können? Er blickte sich in seiner Kabine um. Konnte er irgendetwas als Waffe verwenden? Noch nie kam ihm seine Bleibe so leer und armselig vor wie in diesem Augenblick. Selbst die Trinkbecher waren aus Polyethylen. Sogar das aus dem gleichen Kunststoff bestehenden Besteck bot keine Klinge sondern nur eine Löffel-Gabel-Kombination. Goran seufzte tief. Im Grunde war er eine gute Seele. Er konnte die Kreatur nicht ignorieren. Er atmete tief durch und deaktivierte mit einem Audiobefehl das Schott. Abrupt wurde es laut.

Der unangemeldete Gast rauschte in die Kammer und gab merkwürdige Laute von sich. Dann bemerkte Goran, wie sich das haarige Wesen fast flehend an ihn wendete. Der junge Arbeiter versuchte den Eindringling zu beruhigen. „Was ist denn los?‟ Der Hüne fiel auf die Knie und jammerte. Goran suchte den massigen Körper nach einer Verletzung ab, fand aber nichts. Goran griff ihn an die Schulter und fragte erneut, was los war. Der Corium Bestia streifte seinen Overall ab und zeigte seinen nackten Schritt. Der junge Arbeiter starrte verdutzt auf die Castitasschelle. So etwas hatte er real noch nie gesehen. Der Koloss jammerte: „Böse Männer. Haben gemacht das dran. Böse Männer.‟

Nach längerem Hin und Her konnte Goran ihm entlocken, dass einige Arbeiter ihm aus einem Spaß heraus die Castitasschelle umgelegt hatten. Ein digitales Schloss mit Display war integriert. Während der Keuschheitsgürtelträger mit der Öffnung völlig überfordert war, aktivierte Goran den kleinen Screen und erkannte schnell, dass ein einfacher IQ-Test das Schloss öffnen würde. Der junge Arbeiter wurde wütend. So eine Gemeinheit! Die Männer wussten genau, dass der Intellekt des Corium Bestias nicht ausreichte, um die Lösung zu finden.

Nach nur drei Minuten konnte Goran die Verriegelung deaktivieren und die Castitasschelle einfach abnehmen. Staunend und sprachlos starrte die zwei Meter große Gestalt, die jetzt wieder aufgestanden war, erst auf sein freies Geschlecht, dann auf ihren Erlöser. Die Kreatur kam auf ihn zu und umarmte ihn. Goran erwiderte die Umarmung etwas unsicher. Dann drückte er sich weg, denn er spürte den lebendig gewordenen Phallus des Gegenübers an seinem Bauch. Der Corium Bestia stammelte ein Danke. Wieder und wieder. Um nicht das Genital anstarren zu müssen, nahm Goran die Castitasschelle zur Hand und betrachtete sie genauer. Es war eine besonders perfide Ausführung, die auch die Hoden des Wesens umschlossen hatte. Allem Anschein nach hatte das semiflexible Material einen fiesen Druck auf die Testikels erzeugt. Goran schluckte bei dem Gedanken daran, wie schmerzhaft die CS gewesen sein musste.

Nach einigen Momenten sah er wieder auf. Sein Besucher hatte noch immer nicht seinen Overall angezogen. Stattdessen fiel er wieder auf die Knie und betete den jungen Mann an wie eine Gottheit. Das Gestammel war kaum zu verstehen. „Immer Danke! Immer Danke! Für immer! Ewig! Mein Herr!‟ Goran winkte ab. Was hatte er schon getan? Ihn von der Schelle befreit. Das hätte jeder Mech auch tun können. Aber der Corium Bestia ließ sich nicht von seiner unbändigen Dankbarkeit abbringen. „Ich in Schuld für immer! Du mein Herr!‟ Langsam verstand Goran, was der Hüne ihm sagen wollte. Wollte er das denn ausnutzen? Eine Art inoffiziellen Leibeigenen haben? Hatte er sich das verdient? Eigentlich nicht. Die Versuchung war allerdings groß...

Er fragte ihn nach seinem Namen. „Mein Name Truncus.‟ Goran stellte sich ebenfalls vor. Dann wurde ihm die bizarre Situation bewusst und er wies seinen Gast an, sich den Overall überzustreifen. Sofort gehorchte Truncus. Goran nickte ihm zu. „Ich muss gleich zu meiner zweiten Schicht. Wenn du willst, kommst du heute Abend zu mir. Dann können wir reden.‟ Truncus grunzte kurz. „Ja, das werde ich. Wann ist die Zeit?‟ Goran schlug 22 Uhr vor. Als sein neuer Freund gegangen war, zog er sich den eigenen Overall an und machte sich bereit, zu den Rebstöcken zurückzukehren.

Goran war erst eine halbe Stunde lang an den Rebstöcken und pflückte die Trauben, da hörte er lautes und aufgeregtes Schreien. Es wirkte geradezu panisch. Er blickte auf und nahm zwischen den Pflanzenreihen einen Corium Bestia wahr, der hektisch auf das Verwaltungsgebäude der Maxi-Plantage zulief. Im ersten Augenblick fürchtete er, es wäre Truncus, aber dann merkte er seinen Trugschluss. Ein Mech stampfte dem Läufer entgegen und klickte ein Medikit von seinem Chassis. Einige Arbeiter, terrestrische Humanoide und andere Corium Bestia, hatten sich zu kleinen Gruppen versammelt und verfolgten das Geschehen. War jemand verunfallt? Die Kreatur riss sich seinen Overall herunter, als würde er brennen, dann zeigte er verzweifelt gestikulierend auf seine Genitalien. Nur die ihm Nahestehenden konnten erkennen, dass die Geschlechtsteile wie mit einer weißlichen Masse eingesponnen waren. Eine skurrile Mischung aus Schleim und Spinnenfäden.

Die Software des Mechs gab nach dem ersten Scan sofort eine Warnung heraus: Unbekannte Lebensform. Potenzielle Gefahr. Quarantäne erforderlich. Der immer panischer agierende Corium Bestia fiel wie vom Blitz getroffen um, als der Mech ihm mit einem Vaporizer ein Nano-Narkotikum verabreichte. Der Roboter orderte einen weiteren Mech herbei. Mit einer Trage brachten die Bots den 150 kg schweren Patienten zum Gebäudekomplex. An der Liege schob sich eine Art Deckel nach oben, um den Patienten hermetisch von seiner Umwelt abzuriegeln.

Während des Transports analysierte die Medi-Einheit der Trage den Fremdkörper, doch ohne Erfolg. Es handelte sich um eine Lebensform, die bisher unbekannt war. Welche Auswirkungen sie auf den Organismus des Corium Bestia hatte, war völlig spekulativ, da die Zusammensetzung und biochemischen Prozesse ebenfalls fremd und exotisch waren. Die Mechs brachten den Patienten in die Krankenstation im dritten Untergeschoss in einen klinisch eingerichteten Raum mit weißen sich selbst sterilisierenden Oberflächen. Der Raum war mit separiertem Luftkreislauf ausgestattet. Filter verhinderten den Austausch zur Außenwelt. Moderne Technologie wie Eindämmungsfelder, wie sie auf Beta Patria in Forschungsinstituten und Hospitälern zum Einsatz kamen, gab es auf CA nicht.

Die Trage öffnete sich. Die Mechs zogen den Patienten auf einen weißen Tisch. Diverse medizinische Geräte zogen sich mit langen Greifarmen von Decke und Wänden, um diagnostische Untersuchungen einzuleiten. Nach einer Kernspinresonanztomographie versuchten die komplexen Zangen, Scheren, Pinzetten, Skalpelle und Saugvorrichtungen der Medi-Unit den fremden Organismus zu erforschen und von den Genitalien zu lösen. Doch jeder Versuch endete sofort damit, dass das Gewebe eine säurehaltige Flüssigkeit absonderte, als handele sich dieses Vorgehen um eine Selbstverteidigungsreaktion.

Weitere Versuche mit Pestiziden und anderen Substanzen bewirkten keinen signifikanten Effekt. Die medizinische Rechnereinheit hatte das fremdartige Wesen nicht mal als Pilz oder Pflanze definieren können. Es handelte sich offenbar um einen parasitären Organismus. Doch er besaß weder Organe noch ein Gehirn. Wie die Nervenbahnen des Gewebes kontrolliert wurden, war unklar. - Inzwischen fuhr ein Bügel über den Liegenden von den Füßen aufwärts bis zum Kopf und spritzte ihn mit einer Enthaarungslösung ein. Ohne seine fellartige Haarschicht war der Corium Bestia kaum wiederzuerkennen. Die dicke Haut hatte nie die Sonne gesehen und war von Natur aus fast weiß.

Inzwischen war Leiter Mr. Khan über den Zwischenfall informiert worden. Während andere Mechs die neugierigen Arbeiter wieder an ihre Aufgaben scheuchten, eilte Khan in die Krankenstation und ließ sich von einem Exobiologen erklären, was geschehen war. Der Experte schaute mit seinem Chef durch eine Sicherheitsscheibe in den Untersuchungsraum. „Zum Schutz befinden sich nur Mechs in der Kammer. Wir wissen nicht, wie gefährlich dieser Organismus ist. Vielleicht kann er auf andere Wirte überspringen.‟ Khan starrte auf die eingepackten Genitalien. Dann japste er, als sich die Lebensform bewegte: Es bildete sich eine Art Tentakel, der sich wie eine Schlange über den Körper des Patienten bewegte und dann in den Anus des Liegenden eindrang.

Mr. Khan war fasziniert. „Wecken Sie ihn auf.‟ Der Exodoc war verwundert. „Jetzt? Es ist vielleicht ein Segen, dass er bewusstlos ist.‟ Mr. Khan wirkte verärgert. „Das war kein Vorschlag sondern ein Befehl! Ich will wissen, wie er auf die Vorgänge reagiert.‟ Der Leiter der Plantage starrte lüstern durch die Glasscheibe. Über ein Display an seinem Headset kontaktierte der Biologe den Mech im Behandlungsraum. Der Medbot fixierte Hand- und Fußgelenke des Patienten. Ein Vaporizer setzte den Corium Bestia einer hochpotenten Stimulanz aus. Wenige Sekunden später bewegte sich der Liegende unruhig. Nach und nach wurde er wacher und riss panisch an den restriktiven Fixierungen. Offenbar hatte er Schmerzen.

Kein Wunder, denn dieser Fangarm des Parasiten war tief in den Anus eingedrungen und pulsierte. Der Durchmesser des Tentakels zeigte das Display des Scanners mit 66 mm an. Doch es schien dicker zu werden und bohrte sich noch tiefer in den Patienten hinein. Simultan dazu zog sich der Rest um die Genitalien fester zusammen wie eine Würgeschlange um sein Opfer. Der Gefesselte bäumte sich hoch und brüllte auf. Mr. Khan verzog das Gesicht. „Kann man dieses Geschrei nicht abstellen? Geben Sie dem Subjekt ein Lokal-Sedativum.‟ Der Exobiologe nickte und gab einige Befehle per Komgerät an den Mech weiter. Das verabreichte Mittel führte innerhalb weniger als zehn Sekunden zu einer Lähmung der Stimmbänder. Derweil bohrte sich der Tentakel tiefer in ihn hinein und der gedehnte Anus des Wesens wurde noch stärker gespreizt.

Mr. Khan las auf dem Info-Board ab, dass der Durchmesser mittlerweile bei 84 mm lag. Was hatte dieser Parasit vor? Wollte er seinen Wirt sprengen? Wie aufs Stichwort explodierte etwas in dem Raum und Fetzen organischen Gewebes schoss durch die Luft. Doch nicht der Schließmuskel war geplatzt, sondern das Wesen hatte sich vom Schritt seines Opfers gelöst und in alle Richtungen zerfasert. Auch der direkt neben ihm stehende Mech war bespritzt worden. Auf seiner metallenen Oberfläche bildete die Säure Blasen, doch der Bot blieb funktionstüchtig. Die Beobachter blickten auf die Genitalien des Corium Bestia: Sie erwarteten verstümmeltes oder zersetztes Gewebe zu sehen, aber Phallus und Testikel waren völlig unversehrt.

Die verspritzten Fragmente des Parasiten verkümmerten wie in Zeitraffer zu einer trockenen und porösen Substanz. Nur das Endstück des sich im Anus windenden Tentakels schlüpfte noch tiefer in seine selbstgewählte Behausung hinein, bis es vollständig verschwunden war. Mr. Khan starrte fasziniert in den Behandlungsraum. „Was geht hier vor sich?‟ - Nach ein paar Augenblicken fasste er sich. „Untersuchen Sie das. Holen Sie das Ding aus ihm raus. Und oberste Priorität: Kein Wort zu irgendwem! Offiziell war das eine Pilzinfektion. Nichts weiter.‟

Er kehrte in sein Büro zurück. Auf seinem Schirm spielte er die Szenerie erneut ab. Er zoomte an den Fangarm heran und betrachtete die glitschige Struktur. Konnte so ein Parasit bisher unbemerkt auf evolutionäre Weise entstanden sein? Oder hatte er aus einem transstellaren Lebensraum heraus als invasive Lebensform den Planeten kontaminiert? Eigentlich hätte er jetzt einen Report an die Konzernleitung schicken müssen. Aber er wollte das Geschehen nicht an die große Glocke hängen. Es hatte schon genug Probleme mit dem KI-Virus gegeben. Jetzt brauchte er keinen zweiten Aufreger, der die Plantage in ein schlechtes Licht rücken würde. Was er brauchte, waren Erfolgsmeldungen an Mr. Carthy.

Aber ihm ließ dieser Parasit keine Ruhe. Über eine Kom-Unit kontaktierte er den Exodoc. „Gibt es schon Ergebnisse? Wo ist der Rest von diesem Vieh?‟ Der Wissenschaftler räusperte sich. „Der Patient zittert und ist in eine Art Trance gefallen. Der Tentakel ist komplett im Verdauungstrakt verschwunden und nicht wieder aufgetaucht. Ein Scan hat ihn geortet. Er pulsiert. Sonst macht er nichts.‟ Mr. Khan kniff die Augen zusammen. „Pulsiert? Holen Sie das Ding da raus!‟ Der Biologe war skeptisch. „Das könnte gefährlich sein. Auch für den Patienten.‟ Mr. Khan wütete: „Holen Sie das beschissene Alienteil da raus! Sofort!‟

Kurz darauf bereitete die Medi-Bot-Einheit den Eingriff vor. Die Liege spreizte sich ab der Hüfte des Patienten und führte ein Spekulum in den Schließmuskel, um ihn zu weiten. Daraufhin bewegten sich mehrere komplexe Arme mit medizinischen Zangen und anderen Gerätschaften auf den Anus zu. Der Mech führte die Apparaturen mit einem Joystick. Zwei Zangen schoben sich in den Corium Bestia vor und lokalisierten das Endstück, packten zu und zogen es Richtung Ausgang. Der Patient wurde noch unruhiger. Aus dem Zittern wurde ein unkontrolliertes Zerren und Ziehen an den Sicherheitsfixierungen. Als würde dieser wurmartige Fremdkörper ein Tauziehen veranstalten, zog er sich mehrmals gegen die Zugkraft der Zangen wieder zurück; doch nach mehreren Versuchen und maximaler Newtonleistung der Gerätschaft flutschte der circa 80 cm lange Fangarm schleimig hervor.

Hätte der Mech Angst verspüren können, wäre er sicherlich zurückgeschreckt, aber er blieb ganz ruhig neben der Liege stehen und wartete auf Anweisungen. Der Exodoc entschied, das Gewebe zu vernichten. Der Mech aktivierte die Fusionsklinge der Medi-Unit und zerteilte das fremdartige Material. Wie zuvor die Spritzer, so trocknete der Stoff in Sekundenschnelle aus und zerfiel. Spezialscans kontrollierten, ob der Parasit Eier abgelegt hatte. Doch es fand sich nichts. Auch eine Schnellanalyse zeigte keine Veränderung der DNA oder einen Virus. Die Laborwerte waren eindeutig: Keine Spuren der Lebensform in dem Patienten. Mr. Khan war erleichtert. Hoffentlich blieb das ein Einzelfall.

Aber sicherheitshalber musste der Arbeiter separiert werden. „Schafft den Corium Bestia in eine Quarantänekammer. Unauffällig.‟ Er rief die Personalakten auf und wählte die Datei des Patienten. Er entfernte ihn aus dem Schichtplan und setzte den temporären Arbeitsvertrag auf „Stand-by‟. Er klickte den Zusatz „Aufenthaltsort unbekannt‟ an. Das kam bei einigen Arbeitern vor, die vertragsbrüchig wurden und frühzeitig CA verließen. Es gab sogar Fälle, in denen Corium Bestia einfach verschwunden waren und sich irgendwo auf dem Planeten illegal außerhalb der Plantagen und Fabrikgelände aufhielten. Das würde man wohl auch bei diesem Ereignis vermuten. Eine Gefahr ging von dem Patienten offensichtlich nicht aus, aber Mr. Khan wollte unbedingt verhindern, dass er von dem Vorgang erzählte. Moderne Technologie wie Neuromanipulation wie Gedächtnisblocker mit überschreibbaren Upload-Projektionen gab es auf CA nicht. Also musste das Subjekt in Isolation bleiben. Bis sich eine andere Lösung anbot.

Seufzend ließ sich Mr. Khan auf eine Memorygel-Liege fallen und durch hunderte Sensoren massieren. - Nachdem der Untersuchungsraum in der Krankenstation samt Mech und Patient sterilisiert worden war, wurde der Liegende erneut sediert. Danach öffnete sich eine Schleuse und zwei weitere Mechs brachten den Corium Bestia auf einer Trage über einen Lift drei Etagen tiefer in einen abgelegenen Sektor des Gebäudes. Hinter einer Sicherheitstür befanden sich mehrere spartanische Einzelzellen in einer Restricted Area. Die Bots legten den nackten Patienten auf die Pritsche und schlossen ihn ein.

Als er wach wurde, konnte er schon wieder krächzend heisere Laute von sich geben. Als er seine nackte haarlose Haut sah, jaulte er entsetzt auf. Was hatte man mit ihm gemacht? Dann fiel ihm dieses Monster ein, das sich in ihn hineingebohrt hatte. Es war weg. Sein Anus brannte noch wie Feuer. Ansonsten spürte er nichts. Wo war er? Er stand wackelig auf und klopfte gegen die Stahltür. Doch es gab keine Reaktion bis auf das permanente statische Rauschen im Hintergrund, das durch eine Luftfilteranlage erzeugt wurde. Er setzte sich auf einen großen Betonquader, der als Stuhl diente. Über ihm strahlte ihn ein kaltes Neonlicht an, als wollte es ihn mit Spott begießen.

Animus und Violetta lagen in ihrer Kabine in dem Frachter und surften in den Datenbanken der VA, die nun über das Schiffsnetz zur Verfügung standen. Die Pilotin durchblätterte auch einige Newsfeeds, um im Konflikt zwischen der VA und dem AD auf dem Laufenden zu bleiben. Animus startete eine Holo-Animation aus einer persönlichen Datencloud. Zu sehen waren drei geringfügig verpixelte Jünglinge, wie sie sich guten Mutes auf den Weg zum Tribuna-Ausschuss machten, um Pugnatoren zu werden. Einige Informationen extrapolierte das Programm, andere Daten adaptierte und ergänzte es aus diversen Quellen wie Cams und Mikrofonen. Teile der Gespräche waren aufgezeichnet worden. Und es gab reichlich Videomaterial von den jungen Männern.

Erst nach dieser Musterung war Animus damals klar geworden, dass seine Kameraden Gravis und Timiditas ihn nicht zur militärischen Ausbildung in Reginas Armee begleiten würden. Für sie hatte das Gesellschaftssystem andere Aufgaben vorgesehen. Gravis war zu einem Rusticus klassifiziert und entsprechend modifiziert worden. Und Timiditas erging es noch viel arger. Er wurde zum Munus verwandelt, um mit seiner Arbeit als Sexdiener den reichen Edeldamen des Regimes zu dienen. Gravis dagegen sollte als Arbeitskraft in den Tretmühlen oder Minen schuften. Später modifizierte man ihn ein zweites Mal, und er erhielt die hypertrophierte Muskulatur eines Custos, um als Haremswächter zu dienen, erinnerte sich Animus. Zumindest die Haifischzähne waren wieder rückgängig gemacht worden. Eine Träne lief dem jungen Piloten über die Wange. Gravis musste gerettet werden. Was aus Timiditas geworden war, würde er vielleicht nie erfahren. Die Galaxis war einfach zu groß.

Violetta, die auf ihrer Pritsche über Animus lag, streckte plötzlich ihren Kopf zu ihm herab. „Was schaust du dir da an?‟ Sie hatte den Lichtschein des Holos gesehen. Der Expugnator schaltete ab. „Ach, nur altes Zeugs aus einer vergangenen Zeit.‟ Die Rothaarige wollte mehr wissen. Animus erzählte ihr von früher. Violetta ließ sich von ihrer Pritsche herab und setzte sich zu ihm. „Und dann bist du irgendwann desertiert und in die VA geflüchtet, um dort in der Flotte zu dienen.‟ Er nickte. „Aber das ist alles vorbei. Jetzt bin ich ziviler Pilot, und das bleibt auch so.‟ Er sah sie merkwürdig an. „Willst du mir etwa vorwerfen, dass ich desertiert bin?‟ Violetta schüttelte ihren roten Schopf. „Nein. Auch als Frau wäre ich niemals Teil dieses Regimes geblieben. Eine Diktatur ist generell inakzeptabel. Ich will, dass jeder frei leben kann.‟

Animus schürzte die Lippen. „Aber hast du nicht für diese Securitas gearbeitet, die Munuswesen einfängt?‟ Violetta berichtigte ihn. „Das waren nur die, die noch loyal zum Regina-Regime standen. Und wir haben auch Jagd auf Edeldamen gemacht, die sich auf Regina versteckt hielten.‟ Animus grinste. „Mit deinem FNS kannst du ja umgehen. Hat dir bestimmt Spaß gemacht, Leute mit einem Netz abzuschießen.‟ Violetta boxte ihm gegen die Brust. „Und ob! Du weiß ja aus eigener Erfahrung, wie schön man im Netz verpackt ist. Soll ich dich noch mal verschnüren?‟ Animus zog sie zu sich und küsste die schöne Pilotin. „Ich weiß was Besseres.‟ Violetta spielte die Empörte. „Männer! Denken immer nur an das Eine.‟ Animus tat unschuldig. „Ich wollte mit dir einen Animationsfilm gucken und kuscheln.‟ Violetta sah ihn an und schien in seinen Blick einzutauchen. „Ach? Das können wir gerne machen. Aber zuerst habe ich etwas anderes mit dir vor.‟

Langsam öffnete sie die Klettverschlüsse seines Oberteils. Und dann streifte der junge Pilot seiner Gefährtin das Textil über den Kopf und legte die knackigen Brüste frei, deren steife Brustwarzen bereits eine heftige Erregung verkündeten. Er vergrub sein Gesicht darin, saugte und roch, suchte ihre heißen Lippen und die Süße ihrer Küsse. Eng umschlungen liebten sie sich auf der unteren Pritsche. Als sie plötzlich in all ihrer Leidenschaft abrutschten und auf dem Boden landeten, lachten sie und machten einfach an Ort und Stelle weiter bis ihre Begierden gestillt waren.

Gravis konnte nichts sehen. Sein intraorbitaler Sehnerv war durch den Chip blockiert. Und seine Muskeln gehorchten dem Wärter. Der Custos stand vorgebeugt an eine Wand gelehnt. Und dann explodierte ein Dehnungsschmerz in seinem Anus. Wie ein phallischer Megalith zwang sich etwas in ihn hinein. Gravis wollte brüllen, konnte aber nicht. Seine Ohren hörten sein Herz schlagen und das maliziöse Gelächter von Männern. Der nackte Koloss schwitzte stark und zitterte leicht, dann immer stärker, so dass er kaum noch das Gleichgewicht halten konnte. - Die Qualen waren so abrupt zu Ende, wie sie angefangen hatten. Gravis konnte immer noch nicht sehen und tastete auf allen Vieren umher.

Er hatte keine Ahnung wo er war, keine Erinnerung, was geschehen war. Doch tief in sein Gedächtnis hatte sich die Information gebrannt, dass er Gefangener im Black Block war, einem Gefängnis, in dem er für seine Sünden Buße tat. - Zu dieser Zeit kontaktierte ein führender Angestellter der IPPC die Leiterin Sherry Jameson. Die Kommandantin wunderte sich, dass jemand aus der Zentrale auf Beta Patria konkret nach Gravis fragte und musste nun notgedrungen zugeben, dass sie über seinen Verbleib nichts wusste.

Über einen codierten Kanal kontaktierte der Konzern nun den semi-autonomen Black Block des Komplexes. Der Abteilungsleiter war Jameson zwar unterstellt, hatte aber Sonderbefugnisse. Vieles im BB blieb der Kommandantin verborgen. Aber auch der Zuständige wusste angeblich nichts über den gesuchten Insassen. Erst nach der Drohung, ein Revisorteam zu schicken, die den Komplex „auf links falten‟ würde, akzeptierte der Leiter einen vollständigen Breitband-Bioscan für den gesamten Black Block, um die Signatur des Gesuchten zu finden beziehungsweise seine dortige Existenz auszuschließen.

So tiefe Einblicke in die geheimen wissenschaftlichen Feldversuche in der Abteilung gefielen dem Leiter überhaupt nicht, aber die gefürchteten Revisoren des Konzerns konnten extrem unangenehm werden und im Extremfall sogar einen kompletten Komplex schließen lassen. IPPC wollte dieses Problem möglichst ohne Öffentlichkeit eliminieren, denn gerade war die PR-Abteilung dabei, eine Imagekampagne durchzuführen. Unfreiwilliges Werbegesicht dabei war die ehemalige hohe Praefecta Misera, berühmteste in Haft sitzende Kriegsverbrecherin von Regina, die in einer Maximum-Security-Anlage von IPPC einsaß. Motto: „IPPC sorgt für Gerechtigkeit. Wir helfen dabei, das Volk der Vereinigten Allianz zu schützen und den Frieden und Wohlstand zu erhalten.‟ Dazu wurde in bunten Grafiken und Animationen dargestellt, wie der Neurohacker und das Disziplinarhalsband der Gefangenen funktionierte, wie ihre Zelle und ihr Tagesablauf strukturiert war. Das kam gut bei der Bevölkerung an. Sie wollte Rache an der feindlichen Regime-Angehörigen. Sollte sie in einem Käfig langsam verrotten!

Eigentlich war irgendein unbedeutender Custos irrelevant und konnte unkompliziert in einer verborgenen Zelle verschimmeln, aber da Mr. Carthy, CEO von Prospect Enterprises, davon Wind bekommen hatte und aus einem unbekannten Grund Druck machte, war die Angelegenheit zu brisant. Als die Wärter des BB von dem geplanten Bioscan erfuhren, wurden sie nervös. Hastig kamen zwei Uniformierte in Gravis Quartier und legten ihm einen Neuro-Anschluss an den Chip, um möglichst viele Daten des Kurzzeitgedächtnisses zu löschen und falsche Erinnerungen einzupflanzen. Sie hatten nur wenige Stunden Zeit, bevor der Gefangene geortet und identifiziert worden sein würde. Bis dahin mussten sie ihre Spuren verwischen.

Der Nackenchip blinkte bläulich, und Gravis spürte ein Kribbeln, dass von seinem Hals bis in seinen Kopf führte. Die Kommandantin Jameson erfuhr erst kurz vor Aktivierung von dem Bioscan. Was ging da nur vor in ihrem Black Block? Diese BBler und ihr arroganter und selbstgefälliger Habitus! Das fiel alles auf sie zurück! Der Vorstand konnte sogar entscheiden, sie von ihrer Position entfernen zu lassen. Aber dann würde sie definitiv kündigen. Sie würde auf ihre Heimatwelt zurückkehren und in einem Marinarium leben. Genügend virtuelles Dilithium hatte sie angespart. Sie war auf den Job nicht angewiesen.

Hätte sie sich nie mit einem Insassen eingelassen! Wie dumm war sie gewesen!? Sie hatte Jahre lang genug Spaß mit Häftlingen gehabt, obwohl diese in ihren versiegelten Zellen blieben. Aber mit diesem Custos musste sie es ja zu weit treiben und ihn frei herumlaufen lassen! Entweder wurde Gravis gefunden - dann musste sie erklären, wie er in den Black Block kam - oder eben nicht - was sie ebenfalls vor Probleme stellte. Jameson ächzte. Wahrscheinlich konnte sie ihre Karriere an den Nagel hängen. - Als sich plötzlich eine helle Lichtschranke bildete und durch ihr Büro fuhr, wusste sie, dass der Bioscan aktiviert war. Die vollständige Raumstation wurde durchleuchtet. Der IPPC-Zentrale würde nichts entgehen. Die Stunde der Wahrheit war gekommen.
203. RE: Regina

geschrieben von Holzfäller am 13.03.21 08:42

Eine tolle Geschichte und Respekt für Dein Durchhaltevermögen.
204. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 03.04.21 19:00

~ XC ~


Der CEO der Prospect Enterprises, Mr. Carthy, signierte gerade mit seinem Daumenabdruck einige Datenfolien, die ihm die Rechtsabteilung der Firma gebracht hatte. Die Informationen waren so top secret, dass sie nur offline und auf externen und quantenverschlüsselten Datenträgern gespeichert waren. Da pingte eine Pushnachricht an seinem Terminal auf: IPPC berichtete, dass die gesuchte Person geortet worden war. Gravis befand sich tatsächlich auf dem abgelegenen Gefängniskomplex des Unternehmens. Ein hoher Angestellter versprach die zügige Überführung unter der Bedingung, dass der Vorgang nicht öffentlich würde.

Als Mr. Carthy eine verifizierte Bestätigung sendete, löschte sich die Nachricht von IPPC ohne Spuren zu hinterlassen. Das hätte die implementierte Sicherheitseinstellung des Systems verhindern müssen, und Mr. Carthy ließ das gesamte Netzwerk von PE samt Zentralrechner rebooten, um eine Virenverseuchung auszuschließen. Zwar war keine Schadsoftware zu identifizieren, aber auch die Nachricht von IPPC blieb verschollen und konnte nicht wiederhergestellt werden.

Der Frachter Eventus mit seiner angeblich legalen Ladung fand eine Parkposition im Orbit um Beta Patria. Mit einem Shuttle flogen ein Teil der Mannschaft und die beiden Passagiere Animus und Violetta im Direktkurs zur nächsten Raumstation, von der ein Transfer auf den Planeten führte. Auf unmittelbarem Weg machten sie sich mit einem Speed-Gleiter auf zur Konzernzentrale von PE. Über einen Lautsprecher war eine geschlechtsneutrale Synthetikstimme zu hören: „Bitte beachten Sie die aktuellen Ausgangsbestimmungen der Sicherheitsbehörden für dieses Areal. Nichtbeachtung kann strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und einen guten Aufenthalt auf Beta Patria.‟

Im Newsfeed an Bord des Gleiters hatten sie die neuesten Nachrichten verfolgt. Immer noch herrschte Ausnahmezustand in den großen Städten von Beta Patria, teilweise galt das auch für Pax Novo. Die Leute spielten verrückt - erst der Konflikt mit dem Alpha Dominion, nun noch die Anomalie. Das war für einige Bürger zu viel. Tausende Polizisten in Kampfchassis, semi-autonome Mechs, Polizei-Androiden und Schwärme von Drohnen waren im Einsatz und konnten die Lage trotz allem kaum unter Kontrolle halten.

Auf dem Shuttlelandeplatz auf der Basis von Prospect Enterprises in lufter Höhe des Habitats stiegen sie aus. Von den Straßen vor dem Gebäude schallte ein Megafon plärrend hoch bis zu ihnen: „Weitergehen! Dieser Platz ist gesperrt! Verlassen Sie sofort das Areal!‟ Menschenmengen drängten sich zusammen und schoben sich durch die Straße. Sprechchöre brüllten Antikriegsslogans. Eine Gruppe Androiden der Planetenpolizei in Panzerrüstung und Blendvisieren hatte die PE-Basis umringt und abgeriegelt. Einige Demonstranten wollten die Zentrale stürmen, da PE bedeutender Rüstungslieferant der Regierung war.

Animus und Violetta spürten den heftigen Wind, der auf der Landebucht in dieser Höhe wütete und schlüpften schnell durch ein Schott, dass hinter ihnen augenblicklich wieder schloss. Die laute Geräuschkulisse von schreienden Massen, heulendem Wind und fauchendem Triebwerk des Shuttles war abrupt ausgesperrt. Ein Android, der einem terrestrischen Asiaten nachempfunden war, begrüßte sie freundlich und führte sie zum CEO. Mr. Carthy begrüßte sie freundlich und stellte sich den Fragen der beiden Angestellten.

Zum Leidwesen des Paares war die Information, wann Gravis auf Beta Patria eintreffen würde, nicht verfügbar. Er sollte von einem IPPC-Gefangenenschiff abgeholt werden. Ein Funkkontakt war nicht vorgesehen, da der Häftlingstransporter aus Sicherheitsgründen ausschließlich mit einem restriktiven Intranet der Firma kommunizierte. Mr. Carthy ging davon aus, dass der Transfer eine Weile dauern würde, da das Schiff auf dem Weg noch zu einer anderen IPPC-Anlage flog, um Insassen aufzunehmen oder abzuliefern. In der Zwischenzeit sollten Violetta und Animus als Piloten einen modernen Frachter von Prospect Enterprises nach Colonia Agricultura steuern. Das Team würde diverse Hardware abliefern und dann mehrere angekoppelte Containermodule mit Nährgranulat füllen, das für Beta Patrias Nahrungsdrucker bestimmt war.

Und so machte sich das Pilotenduo ohne weitere Crew mit dem PE-Lastschiff auf den Weg zu dem Nahrungsgüterzentrum des Sol-Systems. Noch waren die meisten Frachtmodule, die miteinander durch Dockingmanschetten verbunden waren, leer. Nur einige technische Gerätschaften in wenigen Containern waren an Bord. - Als die Autonavigation aktiviert war, spazierten Animus und Violetta am ersten Abend durch die gespenstisch leeren Modulhallen. Plötzlich sprang die Pilotin katzenhaft hinter ihren Begleiter und hielt ihm die Augen zu. Sie hauchte ihm verführerisch ins Ohr: „Zähl bis 99. Dann suche mich. Wenn du mich innerhalb von 15 Minuten findest, darfst du mit mir machen, was du willst.‟

Als der junge Mann die Augen öffnete und sich im Kreis drehte, stand er allein in dem leeren Modul. Wo hatte der Wildfang sich nur versteckt? Die völlig leeren Frachträume mit ihrem Interieur einer weiten Leere boten keine Möglichkeiten, sich zu tarnen oder zu verschanzen. Also durchquerte Animus im Laufschritt mehrere Hallen, bis er in dem Modul angekommen war, in dem mehrere Container mit ihrer Fracht reihenweise positioniert waren - das reinste Labyrinth. Hier gab es Myriaden von Versteckmöglichkeiten. Lautlos bewegte sich der Expugnator durch die schmalen Gänge und lugte um Ecken, horchte und starrte in dunkle Spalten zwischen den großen Boxen. Hin und wieder zog er sich mit einem Klimmzug an einem Container hoch und suchte dort nach seiner Zielperson. Plötzlich hörte er schwere Schritte hinter einer etwa 20 Meter entfernten Containerwand.

Er wunderte sich. Machte Violetta absichtlich so viel Krach, um ihn auf ihre Spur zu führen? Langsam näherte er sich dem Frachtbehälter. Kurz darauf kam ein Ladebot, einer der semi-autonomen Mechs der jüngsten Generation, um die Ecke gestapft. Ein schweres Hydraulikungetüm auf zwei Füßen von circa zwölf Tonnen Eigengewicht. Wieso war der aktiv? Wer steuerte den? Violetta? Die vier Arme mit den Greifvorrichtungen, die eher überdimensionierten Kombizangen ähnelten, bewegten sich nicht. Dann blieb der Koloss stehen. Animus näherte sich vorsichtig. Er umrundete den Bot und drückte eilig eine Notfallabschaltung auf der Rückseite. Eine Leuchte sprang von Grün auf Rot. Der primäre Stromkreis war unterbrochen.

Der Pilot öffnete eine Klappe unterhalb der Anzeige und zog sicherheitshalber die beiden Batteriekartuschen aus ihren Steckplätzen hervor. Anschließend startete er die Apparatur neu, indem er den Rechnerkern des Roboters rebootete. Danach startete er ein Diagnoseprogramm, um einen primären Systemcheck laufen lassen. Es zeigte jedoch keine Fehlfunktion an. Er ließ die Kartuschen wieder einrasten und aktivierte die Startsequenz. Die Signalleuchte wechselte wieder auf Grün. Aus dem Lautsprechersystem ertönte ein dumpfes: „Bereitschaft hergestellt. Sprachsteuerung aktiviert.‟ Animus befahl: „Geh in den Stand-by-Modus.‟ Der semi-autonome Mech antwortete: „Stand-by-Modus wird ausgeführt.‟ Nun erlosch das grüne Licht und blinkte nur noch sporadisch auf.

Der Pilot sah auf seinen Handgelenks-Kom. Er hatte nur noch vier Minuten und 13 Sekunden Zeit, um die Suche erfolgreich zu beenden. Violetta hatte den Bot als Ablenkung eingeschaltet. Da war er sich jetzt sicher. Er lief weiter in die Richtung, aus der die Apparatur gekommen war. Doch bis auf ein paar weitere Container, die laut des Sicherheitssiegels als Ladung Platinen deklariert waren, herrschte in der Modulhalle gähnende Leere. Das Schiff war einfach zu groß. Keine Spur von der ZIelperson weit und breit.

Er überlegte. Wie sollte er vorgehen? Er marschierte auf dem Weg ins nächste Segment an einem Gitterrost an der Wand vorbei. Er betrachtete es genauer und versuchte, es abzuhängen. Das Paneel bestand aus einem leichten Verbundstoff und ließ sich problemlos aushaken. Dahinter lag ein enger Wartungsschacht mit einem kleinen vertikalen Kontrollterminal an der Wand. Der Weg führte sowohl zu den Seiten an zahlreichen Kabelschlaufen und diversen Verbindungen vorbei, wie auch eine Sprossenleiter nach oben. Animus schaltete an seinem Mobilpad die Scheinwerferfunktion an und leuchtete in die Dunkelheit. Er hatte das Licht gerade wieder deaktiviert, da schloss ihm plötzlich ein schwarzer Schatten entgegen.

Auf Regina gab es noch keine neuen Erkenntnisse über die Anomalie im Raum. Auch die Strategie von Altitudo, dem Alba Simia, ging nicht auf, nachdem schon die Scarabaeus mit grober Gewalt versagt hatten. Die Deviation ließ sich ihr Geheimnis nicht entlocken. Das Schiff, das in die Haut des Raum-Zeit-Phänomens eintauchte, blieb nach einer kurzen Strecke stecken wie in Sirup. Kein Kontakt war möglich. Altitudo war verärgert. Er hätte sich gern mit einem Erfolg gebrüstet. Er strich sich durch sein langes weißes Haar. Er hörte bei der nächsten Sitzung des Hohen Rates schon Zarks raues Gelächter voller Hohn und Häme. Aber wahrscheinlicher war, dass der Scarabaeus sich zusammenreißen würde - wenn sein Temperament ihm keinen Strich durch die Rechnung machte. Denn einen Alba Simia zu diffamieren - und womöglich noch öffentlich - zog obligatorisch ein Ehrenduell nach sich.

Zwar war ein robuster Scarabaeus physisch deutlich den feingliedrigen Hybridwesen überlegen, aber das physische Bild konnte auch täuschen, je nach Duellwaffe. Während ein Scarabaeus gern bei rituellen Kämpfen mit traditionellen Schlagwaffen aus massivem Stahl wie einer Art Morgenstern oder Streitkolben zuschlug, liebte ein Alba Simia seine dünnschneidigen Degen und Florette bei solchen Anlässen und konnte damit blitzschnell agieren. Bei einem Ehrenhändel würde man sich vermutlich auf eine Laserpistole einigen, bei der die Chancen ausgeglichen waren.

Altitudo überlegte noch sein weiteres Vorgehen, da erreichte ihn die Nachricht, dass ein Transporter der Scarabaeus mit einer Ladung Placidus im Orbit um die Heimatwelt der Alba Simia angekommen war. Die Bestellung hatte seine Familie vor Monaten in Auftrag gegeben. Altitudos Verwandtschaft handelte im großen Stil mit den sanften kleinen Kreaturen, die traditionell als Sklaven in den Häusern der Alba Simia Verwendung fanden. Der Sklavenhandel war das einzige Geschäftsfeld, dass die Scarabaeus mit den Alba Simia verband. Eigentlich waren sie so unterschiedlich, wie sie nur sein konnten. Die Scarabaeus waren Krieger, kernig bis grob; die weißhaarigen Feingeister der Alba Simia dagegen sahen sich als intellektuell und in Wertigkeit weit überlegen an. Sie setzten sich selbstbewusst auf die höchste Stufe der Lebensformen und erwarteten, dass sich alle anderen Kulturen ihnen unterordneten.

An Bord des Sklavenhändlers stapelten sich in dem voluminösen Cargodeck hunderte kleine Käfige, in denen jeweils zwei Placidus eingepfercht waren, was ihnen trotz ihrer Körpermaße von nur 130 mm kaum Bewegungsspielraum bot. Einige Scarabaeus marschierten an den Käfigen vorbei und ließen scheppernd ihre Elektrolanzen gegen die Gitter knallen. Die friedliebenden Placidus zuckten ängstlich zusammen. Laut und rau lachten die Männer, die Spaß daran hatten, ihre Ware in Angst und Schrecken zu versetzen.

Ein anderer Scarabaeus näherte sich mit seinen derben Stiefeln und brüllte sie an. „Macht sie nicht noch scheuer, als die Viecher eh schon sind!‟ Er trug einen Trichter mit Schlauch bei sich, dazu einen Kanister mit einer Nährlösung. „Wo ist der mit dem Hungerstreik?‟ Sein Gegenüber grunzte. „Hat sich erledigt. Alles brav aufgefressen. Wollte wohl nicht von dir gefüttert werden. HAHAHA!‟ Dann wurde er wieder ernst. „Aber da hinten ist einer, der ist wohl kaputt.‟ Ein fragender Blick traf ihn. Er erläuterte: „Der hat keine Zähne. Ist das ein Unfall gewesen? So ein Mängelexemplar sollten wir durch die Luftschleuse entsorgen. Der bringt doch keinen Profit mehr.‟ Sein Gegenüber räusperte sich laut und spuckte einen Pfropf auf den Metallboden des Hangars. „Das muss so. Der ist so bestellt. Für ein Bordell.‟

Der Angesprochene starrte zurück in Richtung des Placidus. „Kann ich den mal testen?‟ Doch sein Schiffskamerad verneinte vehement. „Wage es nicht! Du weißt doch genau, dass ein Placidus nicht lange hält bei einem Scarabaeus. Er muss neuwertig sein! Sonst schmälert das den Preis, den wir generieren wollen.‟ Der Insektoid grunzte mürrisch. Aber es war Fakt: Der lange und vor allem sehr dicke Phallus seiner Art hatte eine besonders harte und raue Oberfläche. Voller Frust und Adrenalin aktivierte er seine Elektrolanze und stach dem nächstbesten Placidus die Elektrodenspitzen knisternd ins Fleisch, bis dieser quiekte. Endlich ließ er von seinem Opfer ab. Der Gefangene zuckte und krümmte sich im Käfig. Auch sein Mitinsasse drängte sich gegen die Stäbe. Was waren das nur für grauenvolle Bestien, diese Scarabaeus? Primitive und gewalttätige Kreaturen ohne Moral und Ethik.

Aber das war seit vielen Generationen das Schicksal vieler Placidus. An schicksalshaften Tagen landeten diese gefürchteten Insektoiden auf ihrem Heimatplaneten und raubten Scharen von Unvorsichtigen, um sie, so wusste er aus alten Überlieferungen, in eine andere Welt zu bringen, in der weißhaarige Wesen über die Entführten herrschten. Die Scarabaeus nannten die Jagd „Ernte‟. Fatalistisch nahmen die Placidus ihr Los an. Schon uralte Schriften ihres Volkes hatten von den martialischen Eindringlingen berichtet. Umso dankbarer waren diejenigen, die in ihrer Heimatwelt frei leben durften.

Gravis war das Neurohalsband und der Nackenchip entfernt worden, doch die Castitasschelle trug er immer noch. Er hatte zwar mehrfach betont, wem er sie zu verdanken hatte, aber die Leiterin der IPPC-Anlage bestritt jede Beteiligung. Leider hatte ihr der Vorstand der Firma keine großen Hoffnungen gemacht. Sie war in ihrer Stellung nicht zu halten. Sobald sie eine Verschwiegenheitsverpflichtung unterzeichnet hatte, würde man sie freistellen und mit einer Abfindung entlassen.

Der Ex-Custos wurde in einer gewöhnlichen Gefangenenzelle auf dem Schiff untergebracht. Mehrere Beschwerden wegen der Castitasschelle ignorierte die Besatzung. Nur ein Wärter flüsterte ihm einmal zu: „Ohne den Code können wir sie hier eh nicht öffnen. Warte bis Beta Patria. Da können dich Spezialisten befreien.‟ Momentan war die Situation für ihn nicht viel besser als in dem Standard-Cube der Raumstation von IPPC. Die Einzelzellen auf dem Gefangenentransporter waren sechs Quadratmeter groß, hell erleuchtet und alle Oberflächen bestanden aus einem weißen, versiegelten und nanoverstärkten Kunststoff. Ihm stand eine schmale Pritsche, ein am Boden befestigter Hocker und ein ebenso verankerter Tisch zur Verfügung. Eine Toilette wurde nur auf ein Signal hin aus- und eingefahren. Ebenso gab es einen von außen ebenfalls gesteuerten Zu- und einen Abfluss für H2O. So viel er gehört hatte, verfügten die Zellen auf neueren IPPC-Schiffen nur noch über Ultraschallreiniger. Da hatte er ja noch Glück echtes Wasser nutzen zu dürfen.

Die schmale Seite der Zelle mit der Tür bestand aus Panzerglas, das auf intransparent geschaltet werden konnte. Bis auf das fehlende Neurohalsband wurde er behandelt wie ein Gefängnisinsasse, und das gefiel ihm nicht. Aber das war seine einzige Option. Die nächste Zeit würde er hier festsitzen. Dazu gehörte neben der Freiheitseinschränkung leider auch die Standardmahlzeit für Gefangene aus dem bordeigenen Aminosäurensynthesizer. Sie enthielt viel zu wenige Kalorien für Gravis, und aromatisch war sie eine Mischung aus geschmacklos und ekelhaft. Da wurde der Gaumenschmaus eher zu einem Gaumenkrampf.

Auf Beta Patria würde er dann endlich wieder frei sein. Doch am nächsten Tag erschien der Kapitän des Schiffes persönlich bei ihm und reichte ihm ein Tablet mit einer Erklärung, die er mit seinem Handabdruck unterzeichnen sollte. Er las sich den Text konzentriert durch. Es handelte sich um eine Verschwiegenheitserklärung, die mehrere Aspekte umfasste. Primär ging es um Informationen über den IPPC-Komplex, dann aber auch über die internen Vorgänge und seine mysteriöse Verbringung dorthin. Als Gegenleistung erhielt er nicht nur seine Freiheit zurück, sondern auch einen respektablen Schadensersatz in virtuellem Dilithium auf ein Konto einer Bank in Beta Patria.

Gravis kooperierte. Es stand in den Sternen, was das Schicksal mit ihm vorhatte, aber er wollte sich zumindest nicht selbst im Wege stehen. Zufrieden nahm der Kapitän das Tablet entgegen. Er trug, wie bei IPPC üblich, schwarze Hose, schwarze Militärstiefel, weißes Hemd, schwarze Uniformjacke mit einem gelben Emblem der Firma. Nur die Schulterklappen ließen ihn als Kapitän erkennen. Er nickte. „Sie haben sich richtig entschieden.‟ Die Glaswand an der Front der Zelle schob sich seitlich in die Wand, und der Mann verließ den kleinen Raum. Als er eine Lichtschranke passiert hatte, schloss sich die Tür wieder. Gravis seufzte. Hoffentlich war er bald auf Beta Patria. Dann konnte er diese Episode seines Lebens endlich hinter sich lassen. Dann würde er frei sein. Und seine Castitasschelle konnte durch einen Experten entfernt werden. Ein erregendes Kribbeln durchfuhr seine Lenden bei dem Gedanken daran. Der ehemalige Custos konnte es kaum erwarten.

Auf Atra Mundo schoss ein Transporter in der unteren Stratosphäre in nördliche Richtung der Polkappe entgegen. Die ausgeprägte große Eiswüste bestand unter ihrem dicken gefrorenen Panzer vollständig aus Landmasse. Langsam näherte sich der Frachter seinem Zielort. Der Navigator gab an der Control-Unit seiner Konsole per Spracherkennung das Landeprotokoll ein und aktivierte den Sinkflug der Uranus II. Diese polarer Region gehörte nicht zur habitablen Zone des Planeten, doch einige Wohnmodule mit hexagonförmigem Grundriss und Kuppeldach tauchten in der endlosen Weiße an einem Gebirgshang auf. Sie bildeten die oberirdischen Gebäude einer Plutoniummine.

Offiziell gehörte diese zu einem Konsortium aus Bergbau-Unternehmen und Nukleartechnikfirmen, ein undurchsichtiges Geflecht, doch wurde sie praktisch von Mitgliedern der Noxiusbruderschaft kontrolliert. Trotz der vielen automatisierten Arbeitsprozesse durch Industrieroboter und schweren Spezialmaschinen waren auch menschliche Arbeiter nötig. Arbeitsschutz vor Unfällen und Gesundheit war zwar nicht existent, doch die arme Slumbevölkerung der Megastädte war bereit, für einen kleinen Lohn ihr Leben zu riskieren und hunderte Meter unter dem Eis zu schuften.

Aufgrund der verseuchten Atmosphäre des Planeten war der ungeschützte Aufenthalt im Freien sowieso ungesund, aber in den Plutoniumminen verzigfachte sich das Risiko Schaden zu nehmen. Die Arbeiter waren wegen des radioaktiven Staubs grundsätzlich nur wenige Wochen im Einsatz, doch die Zeit reichte bereits, um deutlich sichtbare Symptome zu erkennen: Haarausfall und Muskelschwäche waren noch die harmloseren Merkmale. Daher tauschte der Betreiber der Mine regelmäßig ganze Schichten aus.

Der Transporter, der im Anflug war, brachte 80 neue Männer. Nach dem Bremsmanöver durch das Primärtriebwerk verharrte die Uranus II in Position und näherte sich senkrecht dem Bodenkontakt. Sie visierte eine gekennzeichnete Fläche an, schraubte sich langsam tiefer und setzte mit ihren ausgefahrenen Schienen knirschend auf der vereisten Landeplatte auf. Die Klammern der Rampe entriegelten sich, nachdem die Kontrollleuchten auf der Brücke erloschen waren, und öffneten den Hangar.

Vom Parkfeld bis zum Eingang des Komplexes waren es 300 fußläufige Meter, die die Ankömmlinge in ihren Lumpen zurücklegen mussten, obwohl hier ein scharfer Wind und eine Temperatur von Minus 48 Grad Celsius herrschten. - Kaum waren sie hinter dem gewaltigen Schott verschwunden, öffnete sich ein zweiter Zugang und entließ 73 Männer, die zu dem Transporter wankten. Einer zog das Bein hinter sich her, die meisten husteten permanent, und einige Personen zitterten nicht nur aufgrund der Kälte. Erbarmungslos jagte der eisige Wind über sie weg. Die hohen Ozonwerte waren dabei irrelevant. Erst als die Frachtluke sich zischend schloss, war der laute Sturm ausgesperrt.

Der Kapitän des Transporters beobachtete das Boarding auf einem Monitor der Brücke. Ein Multi-Bequerel/Sievert-Scanner für ionisierende Strahlen prüfte die Werte im hermetisch abgeriegelten Frachtraum. Den kontaminierten Werktätigen stand dort jeweils eine kleine Schlafkoje, der Aufenthaltsraum und eine universale Gemeinschaftsnasszelle auf ihrem Deck zur Verfügung. Sie wurden streng von der Besatzung abgeschirmt. Sollte ein ärztlicher Notfall innerhalb der Perimeter eintreten, so würde der Bordmediziner nur in einem Schutzanzug den Passagiertrakt betreten. Ein Safety-Chip würde sofort Alarm schlagen, wenn das Sicherheitstextil mit Strahlenschutz und Luftfilter beschädigt würde.

Der Passagiersektor heizte sich auf 20 Grad Celsius auf, während die Startsequenz des Transporters eingeleitet wurde. - 50 Meter entfernt stand ein weiterer Frachter, der von Industrierobotern beladen wurde. Die Stahlkrallen der Apparaturen trugen zylinderförmige Metallgehäuse mit nuklearem Inhalt in den Schiffsbauch. Die Behälter bestanden aus Sphäroguss, Kupfer und einer Außenschicht Panzercarbon, um eine Perforation auszuschließen. Plötzlich jaulte ein Alarm los und ein rotierendes Licht flammte im Kontrollraum der Mine auf. Ein Angestellter informierte seinen Vorgesetzten: „Es gibt einen Hüllenbruch bei einem der Kanister im Frachtraum der Uranus IV. Es ist signifikante Strahlung ausgetreten. Alle kontaminierten Arbeitsbots müssen im Schiff verbleiben. Wir reden hier von mindestens sechs Sievert.‟

Der Leiter war beunruhigt. „Können die Bots das Leck lokalisieren?‟ Der Angestellte schüttelte den Kopf. „Nein, dafür sind die veralteten Exemplare nicht konzipiert. Zu Reparaturaufgaben bei solch einer Komplikation sind sie erst recht nicht fähig. Da müsste ein manueller Eingriff erfolgen.‟ Sein Chef überlegte kurz. „OK, dann schicken Sie ein paar Leute rein. Zieht euch eure Ganzkörperkondome über und dann los!‟ Der Angestellte riss die Augen auf. „Aber... Die Anzüge sind teilweise defekt.‟ Der Leiter sah ihn durchdringend an. „Das Plutonium muss nach Atra City. Pünktlich!‟ Der Angestellte schlug vor: „Die Besatzung der Uranus IV ist kompetenter ausgerüstet für so einen Notfall. Wir sollten sie unbedingt informieren.‟ Sein Gegenüber nickte.

Der Angestellte gab sofort die Daten an die Crew der Uranus IV weiter und wies sie an, den Cargoraum zu versiegeln. Anschließend sollte ein Spezialteam das Leck ausfindig machen und beheben. - Der Kapitän der Uranus IV wütete. Das Bord-Sicherheitssystem empfahl wegen der Warnmeldung „kritisches Ereignis‟ dringend eine Evakuierung des Schiffes, aber das genehmigte offenbar der Tower der Mine nicht. Er versuchte mit seinem Headset eine Direktverbindung mit dem Leiter der Mine zu öffnen, aber der Versuch wurde abgeblockt. Er schickte sein Ansinnen in Schleife. Das Frachtdeck war auf höchster Sicherheitsstufe abgeschirmt worden: Klackend hatten sich eloxierte Schutzwände hochgezogen und verankerten sich klackend im Rumpf. Dann bildete ein sich aushärtender Nanoschaum die notwendige Dichtigkeit. Die Bots in dem Raum waren längst komplett abgeschaltet. Nur eine Innencam zeigte leicht verpixelt die Ladung auf einem Monitor der Brücke.

Der Captain sah sich ratsuchend bei seinen vier Besatzungsmitgliedern um. „Wenn zwei Personen reingehen, wie lange dauert die Reparatur schätzungsweise?‟ Der Techniker überschlug anhand der Informationen, die er hatte, in etwa die Zeit. „Eine Stunde, wenn es gut läuft und nur ein Kanister undicht ist.‟ Er blickte ernst. „Unsere bleigeschichteten Anzüge kommen aber bei dieser Exposition an ihre Grenzen. Die Sonde misst aktuell sieben Sievert. Der Wert scheint zu steigen.‟ Der Kapitän kratzte sich am Kinn. „Warum fordern wir nicht einfach ein paar von den Minenarbeitern an? Sollen die sich nützlich machen.‟ Der Techniker antwortete: „Negativ. Dazu gehört eine spezifizierte Qualifikation. Es ist ja nicht damit getan, mal eben eine Metalltonne zuzuschweißen.‟ Sein Vorgesetzter räusperte sich. „Dann bleibt die Ehre Ihnen und Ihren Kameraden erhalten, die über das notwendige Know-how verfügen. Wählen Sie die Freiwilligen aus. Sofort!‟

Der Techniker betrachtete die drei Kameraden. Zwei von ihnen würden sich wohl opfern. Sie waren alle der Aufgabe gewachsen. Wen sollte er auswählen? Die Besatzung starrte auf ihre Workstations und wäre am liebsten unsichtbar gewesen. Er musste eine Entscheidung fällen und nickte zweien zu. „Benson und Jones. Macht euch bereit.‟ Die Angesprochenen sahen erschrocken auf. Benson stammelte. „Das... das... Das ist ein Himmelfahrtskommando! Warum öffnen wir nicht nach dem Start die Außenschleuse vom Frachtraum und jagen das ganze Gift ins Vakuum?‟ Der Techniker schüttelte den Kopf. „Das Öffnen würde durch ein Sicherheitsprotokoll blockiert. Folgen Sie meiner Order!‟ Benson schwitzte offensichtlich. „Und wenn... wir das Schott notfalls aufsprengen?‟ Der Kapitän hob als Antwort seine Laserpistole und zielte auf Benson.

Jones war zu einer Salzsäule erstarrt. Doch die Engergiewaffe ließ ihn wieder lebendig werden. Die Männer gingen zu dem Schrank mit den Schutzanzügen und begannen damit, sie anzuziehen. Zuletzt folgten eine Gasmaske und ein kleiner Rucksack mit einer Sauerstoffflasche. Der Techniker brachte ihnen das notwendige Werkzeug, um das Leck zu reparieren, damit nicht noch mehr Radioaktivität austrat. Bei einem einstündigen Einsatz war alles in dem Frachtraum mittlerweile neun Sievert ausgesetzt. Die Spezialschichten der Kleidung waren bis maximal zehn Sievert ausgelegt. Wenn die ionisierende Strahlung weiter zunahm oder die Arbeiten sich verzögerten, waren die Träger nicht mehr ausreichend geschützt.

Der Captain der Uranus IV grinste schmierig. Da musste sich das Duo eben beeilen. Das teure Gut ins All zu schießen war keine Option. Mit der Reststrahlung würden die in Atra City schon klarkommen. Dem Navigator des Transporters nickte er zu. „Starten Sie das Schiff. Wir können uns keine Verspätung erlauben.‟ Der Mann bestätigte den Befehl und bereitete die Aktivierung der Triebwerke vor. - Sobald die Uranus IV die planmäßige Flughöhe im Grenzbereich zwischen Strato- und Troposphäre erreicht hatte, betraten Benson und Jones über zwei Schleusen den kontaminierten Bereich und begannen mit ihrer gefährlichen Aufgabe. Einige Turbulenzen schüttelten das Schiff durch, was die Arbeit des Duos noch erschwerte. Einmal fiel Benson hintenüber und stieß gegen einen Behälter, der mit ihm umkippte. Dabei wäre ihm beinahe der Schlauch von der Maske abgerissen. Panisch untersuchte er jede Stelle nach einem Riss, fand aber nichts.

Nach einer knappen Stunde hatten die Männer ihre Herausforderung gemeistert und betraten zügig die Sicherheitsschleuse. Während die Luft ausgetauscht wurde, spritzten Spezialflüssigkeiten aus Duschdüsen auf sie herab. Danach zogen sie sich in einem Quarantänebereich aus und begaben sich zu den nächsten Duschen, wo ihre nackten Körper erneut eingeseift wurden. Mit Bürsten schrubbten sie sich jeden Quadratzentimeter des Leibes sorgfältig ab bis die Haut überall knallrot gefärbt war. Der Techniker der Uranus IV beobachtete die Besatzungsmitglieder über einen Monitor. Benson und Jones streiften mit einer Sonde über ihren Körper, um die Strahlung zu messen. Die Werte waren akzeptabel - zumindest für alle anderen stellten sie keine Gefahr dar, aber die Betroffenen mussten damit rechnen, dass ihre Lebenserwartung gerade um einige Jahre geschrumpft war. Trotzdem war das besser, als der Noxiusbruderschaft erklären zu müssen, dass eine ganze Plutoniumladung entsorgt werden musste, denn das hätte die Lebenserwartung aller an Bord gleich auf Null reduziert.
205. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 11.01.22 18:34

~ XCI ~


Animus duckte sich weg, und der Schatten sprang an ihm vorbei. Er drehte sich herum, die Fäuste gehoben, und da stand Violetta vor ihm, grinsend. „Die Zeit ist um. Ich habe gewonnen. Jetzt darf ich mit dir machen, was ich will.‟ Der junge Pilot runzelte die Stirn. „Hey, das war so aber nicht besproch...‟ Und schon warf die rothaarige Frau sich auf ihn und küsste ihn. Nach und nach flog ihre Kleidung zu Boden. Hemmungslos in der Einsamkeit des Alls liebten sie sich temperamentvoll und vergaßen für einen Moment die Sorgen um Gravis. Die Echos ihrer Ekstase brachen sich an den hohen Wänden des Frachtraumes.

Erst eine unbekannte Zeit später liefen sie, Hand in Hand wie ein frisch verliebtes Pärchen, zum Brückenmodul zurück. Im Neonlicht der Navigationsanzeigen überprüfte der Pilot die Koordinaten. Das PE-Schiff näherte sich Colonia Agricultura und tauchte schließlich in den Orbit ein. Alle Kontrollleuchten auf dem Steuerungspult zeigten normale Werte an. An einem Wandsensor aktivierte er die Zoom-Cam auf den Planeten an der Frontkapsel des Transporters. Das Schiff sank in die Atmosphäre ein und startete den Rückstoßkompensator des Primärantriebs. Die Bremsdüsen fauchten laut und brachten sie in die geplante Landeposition.

Der Autopilot wurde von der Bord-KI gesteuert, so dass Animus und Violetta das Landemanöver von überall über eine holografisch animierte Grafik überwachen konnten, die sie durch Gestensteuerung im Raum beliebig platzieren konnten. Nach einer Positionskorrektur setzte das gewaltige Schiff auf der Hafenoberfläche auf seinen schweren Füßen aus Verbundstoff auf. Die technische Fracht hätte auch über ein Shuttle auf den Planeten befördert werden können, doch sollten die riesigen Module des Transporters im Auftrag von Prospect Enterprises für die Rückreise viele Tonnen Nährstoffe laden, so dass eine Landung notwendig gewesen war.

Der Landevorgang war planmäßig verlaufen. Lediglich eine sekundäre Fehlermeldung an den lateralen Deflektoren blinkte rot, und die automatische Reparatur an der Verkleidung wurde bereits ausgeführt. Die Primärsysteme schalteten ab. Die Antriebssektion benötigte noch mehrere Stunden, um abzukühlen, und als die beiden Besatzungsmitglieder von Bord gingen, blies ihnen die heiße Abluft der Düsen entgegen. Jedes Modul öffnete eine Außenluke, und Raupenfahrzeuge transportierten das technische Gerät in Hangars der Plantage.

Eine kleine Landefähre brachte Animus und Violetta zu einem nahen Terminal. Vom Klima der durch Terraforming geschaffenen Biosphäre nahmen sie nichts wahr. Die Fähre führte sie gleich in einen Gebäudekomplex, wo Plantagenleiter Khan sie begrüßte. Auf dem Weg in sein Büro gingen sie einen Korridor entlang, an dessen Wänden aufgereiht inaktive Mechs standen - semi-autonome Roboter mit rudimentärer Optik eines Humanoiden, die mit ihren robusten Chassis speziell für Tätigkeiten auf der Plantage konstruiert worden waren. Khan bot den beiden Gästen einen Platz und etwas zu trinken an. Er benötigte dringend Pluspunkte bei CEO Carthy und vermutete in Animus und Violetta inoffizielle Kontrolleure des Konzerns. Er musste Erfolge vorweisen und die Plantage von ihrer besten Seite zeigen. Die schlechten Bedingungen der Leiharbeiter brauchten nicht erwähnt zu werden.

In dem unterirdischen Labyrinth aus Unterkünften der Angestellten trafen sich der menschliche Goran und Truncus, der Corium Bestia, der dem Humanoiden die Treue geschworen hatte. Nachdem Truncus ihm von dem wild gewordenen Corium Bestia erzählt hatte, der dann verschwundern war, verfestigte sich Gorans Überzeugung nun von einer geheimen Sektion in einem Untergeschoss, denn in seiner Schicht waren Gerüchte darüber in Umlauf geraten. Er war sich sicher, dass irgendetwas auf CA nicht mit rechten Dingen zuging. Wo steckte denn der Arbeiter? Was hatten sie mit ihm angestellt? Und was war mit ihm geschehen?

Goran presste die Lippen zusammen. „Wir müssen herausfinden, was da läuft.‟ Truncus grollte. „Wie sollen wir machen? Wenn wir Spione oder viel fragen, sind die böse mit uns. Das böse Menschen.‟ Goran hatte eine Idee. „Da ist doch dieser Frachter von PE gelandet. Mit zwei Personen. Die haben keine PE-Uniform an. Vielleicht können wir uns denen anvertrauen.‟ Truncus grunzte laut. „Wie soll gehen? Wir dürfen nicht da rein.‟ Goran sah dem Hünen in seine Augen. „Du hast mir Treue geschworen. Du darfst nichts von dem erzählen, was wir vorhaben. Ich habe da einen Plan.‟ Truncus brummte. „Ich schwöre.‟ Er ließ sich mit seinen drei Zentnern auf die Knie fallen. Goran hätte sich nicht gewundert, wenn der Boden vibriert hätte - oder durchgebrochen wäre.

Er kam näher und nahm den großen Kopf der Kreatur in die Hände und lächelte. Goran fragte sich, was er von diesem Geschöpf halten sollte. Truncus war ein Corium Bestia und leider nicht sehr hell in der Birne. Aber er hatte einen guten Charakter. Obwohl sich die zwei noch nicht lange kannten, empfand Goran mehr für den Riesen, als jemals zu einem anderen Wesen. Truncus stand schnaufend wieder auf und grinste. Er umarmte seinen Freund, und Goran ächzte vor Schmerz. „Vorsichtig! Meine Rippen!‟ Truncus ließ los und sah ihn verblüfft an. „Freundschaft besiegelt.‟ Goran hob eine Augenbraue und wollte schon eine Flasche synthetischen Whiskey holen, da hielt ihn sein Gegenüber fest. „Liebe machen?‟ Goran fielen fast die Augen aus dem Kopf. Er selbst war zwar polysexuell, und er wusste, dass viele Corium Bestia bisexuell waren, aber so war das mit ihrem Pakt und ihrer Freundschaft auch nicht gemeint.

Auf der anderen Seite war ein wenig fleischliche Entspannung durchaus in Gorans Sinne. Aber er glaubte nicht, dass Truncus mit ihm kompatibel war. Sollte heißen... Aber den Gedanken konnte er gar nicht mehr zu Ende spinnen, denn der Hüne entblätterte den Mann vor ihm mit überraschend geschickten Pranken in Windeseile. Goran versuchte die Arme ausgestreckt zwischen sich und dem Ungetüm zu positionieren. „Äh, warte! Das... Wie stellst du dir das vor...?‟ Statt einer Antwort zog sich auch Truncus aus und warf die derben Stoffe seiner Arbeiterkleidung auf den Boden. Goran schluckte, als er das Gemächt sah. „OK, lass es uns langsam angehen. Leg dich aufs Bett.‟ Er bemerkte den ausgeprägten muskelbepackten Hintern seines Gegenübers. Wie sollte er da eindringen?

Vielleicht blieb es heute bei ein paar Zärtlichkeiten, und sein neuer Freund würde sich beim Blowjob geschickt anstellen. Goran durfte nur nicht an die kräftigen Zähne denken. - Allerdings waren alle seine Überlegungen obsolet, als Truncus ihn aufs Bett warf, bäuchlings, und dann über ihn stieg und ihn quasi festnagelte. Goran konnte sich keinen Millimeter mehr bewegen. Nur eine Hand konnte noch zu seinem Nachttisch zeigen. „Da ist... Gleitgel... drin. Menschen sind sehr eng und empfindlich gebaut, weißt du?‟ Truncus zog das Schränkchen auf, hatte gleich die ganze Schublade in der Hand und entnahm ihr eine Dose mit Vaseline. Er nestelte an seinem Monster und dann spürte Goran unter aufsteigender Panik, wie sich die dicke Eichel der Kreatur zwischen seine zarten Hinterbacken schob.

Nicht nur die ungewöhnliche Größe, sondern auch die grobe Lederhaut des Wesens sorgte für einen bleibenden Eindruck. Kurz ging ihm durch den Kopf, dass es ein Fehler gewesen war, Truncus von der Castitasschelle zu befreien. Es hatte sich wohl auch einiges angestaut, denn als Goran die Schmerzen kaum noch aushielt, obwohl die Bewegung ihn irgendwie auch richtig geil machte, entlud sich das Ungetüm. Goran schätzte es auf 250 Milliliter. Truncus zog sich zurück und stöhnte mit seiner tiefen Bassstimme. „Du wirklich eng. Das ist gut. Mensch.‟

Goran hätte am liebsten jetzt einen Blowjob erhalten, um sich von seinem malträtierten Hintern abzulenken, aber Truncus schaute auf seine Lenden, wo der überdimensionale Prügel wippte wie ein Sprungbrett. „Dreh dich wieder um. So gut. Noch mal.‟ Goran verschluckte sich vor Schreck und wurde wie ein Püppchen herumgedreht. „Noch mal? Jetzt sofort?‟ Truncus grunzte. „Für uns normal. Zwei oder drei Mal. Normal.‟ Dieses Mal rammte er sein Teil noch tiefer, aber Gorans Hintertür war bereits so stark gedehnt, dass es ihm nicht mehr so viel ausmachte. Er spürte, wie er selbst bald zu einem Höhepunkt kommen würde, obwohl er seine Genitalien nicht erreichte, die unter ihm eingequetscht waren, aber der Lustschmerz setzte Endorphine frei, die durch seinen Leib schwappten wie gewaltige Wellen.

Violetta und Animus wurden den Verdacht nicht los, dass man ihnen etwas verheimlichen wollte. Mr. Khan war übertrieben freundlich und fragte aber auffällig danach, wann das Schiff mit seiner Fracht wieder startete. Längst hatte Khan Industrie-Mechs und auf Raupen fahrende Ladebots beauftragt, die Module so zügig wie möglich zu befüllen. 60 Prozent der Ladung bestand aus aufbereiteter Nährlösung, der Rest waren geerntete Lebensmittel sowie Aminosäureprodukte.

Als Animus dann um die Logdaten und Geschäftsdateien bat, um eine interne Kontrolle durchführen zu können, für die ihn CEO Carthy autorisiert hatte, entglitten Khan die Gesichtszüge. Animus wollte Stichproben aus allen Bereichen: Umsatzdokumente, Abrechnungen für Ausrüstung und Lohn, Lizenzen, Zugang zu Videodateien, Abteilungsberichte, die Jahresbilanz, Archive des internen Controllings, medizinischer Vorgänge, dem Management und der Personalfiles. Wegen einer Sondergesetzgebung auf Colonia Agricultura gab es auf der Max-Planatage keinen Betriebsrat oder eine sonstige Vertreter der Angestellten, wie es sonst auf Beta Patria zwingend erforderlich war, so dass sich Animus ein Bild aufgrund der Datenlage machen musste.

Khan wirkte dabei sehr nervös und gab nur zögerlich die Zugänge frei. Violetta schreckte ihn hoch: „Ich würde gern mal den Verwaltungskomplex sehen. Ich meine, eine Rundführung. Ist das möglich?‟ Mr. Khan räusperte sich umständlich. „Also, da werden Sie nichts Interessantes sehen, aber...‟ Er tippte an seinem Schreibtisch auf ein Bedienfeld des Intercomsystems und wies einen Angestellten an, in den Besprechungsraum zu kommen. Mr Khan bat Violetta einen Moment zu warten. Dann schritt er schnell hinaus. Animus war bereits in die Datenarchive vertieft, die er an einer Schnittstelle im Büro mit einem eigenen Tisch begutachtete.

Violettas Chronometer zeigte eine Zeitspanne von fünf Minuten und 21 Sekunden an, da kam Mr. Khan mit einem Mann zurück, der mit einem ausgestreckten Arm auf die Pilotin zuging und ein eingemeißeltes Lächeln im Gesicht zu haben schien. „Mein Name ist Webster, Barnabas Webster. Ich führe Sie gern durch das Gebäude und erkläre Ihnen alles.‟ Violetta griff die Hand und schüttelte sie. Sie war sich zum ersten Mal in ihrem Leben nicht sicher, ob sie einen Androiden vor sich hatte. Sie folgte dem Mann aus dem Raum. Mr. Khan meinte zu Animus mit jovialer Stimme: „Ich lasse Sie in Ruhe und alleine arbeiten. Wenn Sie mich kontaktieren möchten... Die Rufnummer 81. Das bin ich.‟ Der Pilot dankte nickend. - Allein? Von wegen! Animus hatte die diversen Überwachungslinsen längst bemerkt. Und mit Sicherheit konnte Khan auch detailliert sehen, welche Files er öffnete.

Violetta war mit Webster im Aufzug auf dem Weg in die oberste Etage. „Kann man auch das Flachdach betreten?‟ Der Angestellte bejahte. Also fuhren sie noch höher, und schon bald stand Violetta mit ihrem Begleiter auf dem Dach an einem Geländer aus pulverbeschichtetem Verbundstahl und blickte über eine weite Ebene. Produktionshallen erstreckten sich über einen Bereich Richtung Norden, endlose Reihen von Pflanzungen der Plantage zogen sich in südlichem Verlauf bis zum Horizont. Zwischen den Gewächsen fuhren Mechs und kleine Botfahrzeuge herum, ernteten oder sprühten Düngemittel und Pestizide. In kleinen Gruppen arbeiteten an den Pflanzen auch Angestellte, teils Menschen, viele Corium Bestia und manche andere humanoide Rassen, die Violetta aus der Entfernung trotz Zoomfunktion ihres ausklappbaren Mobilcoms am Handgelenk nicht identifizieren konnte.

Mr. Webster erklärte, dass der größte Teil der Arbeiter in Schichtdiensten eingeteilt war und auf den Feldern eingesetzt wurde. Violetta interessierte sich nun für die unteren Etagen des Gebäudes. Ihr Führer brachte sie zu den Laboren, in denen Proben analysiert und neue Züchtungen entwickelt wurden. Danach folgten noch weitere Sektoren: Buchhaltung und Datenverarbeitung, der Port-Terminal für externe Logistik, das Material- und Technikzentrum sowie die unterirdischen Speichersilo-Anlagen. Violetta bemerkte einen weiteren Zugang im Untergeschoss. Mr. Webster winkte ab. „Ach, dass sind alte Laborräume, die nicht mehr genutzt werden. Die Tür ist versiegelt. Wegen der Strahlungswerte und Toxine. Ich zeige Ihnen lieber die Unterkünfte der Arbeiter.‟

Die unterirdischen Behausungen waren durch ein Tunnelsystem mit dem Hauptgebäude verbunden. Die Bodenmatten des Verbindungstunnels bewegten sich automatisch vorwärts wie bei einem Slidewalk in einem Raumhafen üblich. Mr. Webster zeigte seiner Besucherin eine Musterkabine, die nicht bewohnt war. Die Wahrheit sah anders aus. Die meisten Kabinen waren verlebt und viele Einrichtungsgegenstände defekt. Auch die Onlineverbindung zu einem transplanetaren Com-Satelliten, wie sie im Vorzeigequartier präsentiert wurde, stand den Arbeitern nicht zur Verfügung.

Als sie mit Webster zurück in Khans Büro kam, stand der Plantagenleiter vor Animus und redete auf ihn ein. „Sie sehen doch, dass alles in Ordnung ist. Mr. Carthy wird zufrieden sein. Ihr Schiff ist bald geladen. Wenn Sie möchten, bringe ich Sie und ihre charmante Begleitung jetzt in unsere wunderbare Wellnesseinrichtung. Sie werden begeistert sein.‟ Animus tippte auf der Tastatur der Konsole herum. „Ich möchte noch ein paar Dinge prüfen. Geben Sie mir noch eine Stunde Zeit.‟ Khan seufzte. Aber insgeheim war er erleichtert, dass die Pilotin zwar im Untergeschoss geschnüffelt, aber nicht den geheimen Labortrakt entdeckt hatte.

Fast im gleichen Augenblick erhielt Animus eine transplanetare Nachricht aus Beta Patria: Gravis war gelandet. Er befand sich wohlbehalten in der Konzernzentrale von Prospect Enterprises. Violetta und Animus umarmten sich vor Freude. Der Pilot brach seine Untersuchungen ab und bedankte sich bei Khan. Hier schien alles seine Richtigkeit zu haben. Sie wurden mit einem Hyper zum Schiff gebracht. Die letzten Fuhren mit einigen Containern wurden von Ladebots in den Frachtraum des hintersten Moduls gefahren.

Khan und Webster beobachteten den Vorgang auf einem großen Holoschirm im Büro. Der Plantagenleiter aktivierte eine Videoverbindung zur geheimen Laborabteilung. „Gibt es was Neues?‟ Ein Mann in weißem Kittel und eisblauen Augen verneinte. „Das Subjekt zeigt keine Auffälligkeiten. Der ominöse Befall ist nicht mehr nachweisbar.‟ Khan runzelte die Stirn. „Die Isolation könnte aufgehoben werden?‟ Der Mann verzog sein Gesicht. „Sicherheitshalber würde ich das Subjekt noch in Quarantäne aufbewahren, bis wir nähere Informationen zu dieser Lebensform haben.‟ Khan stimmte zu. Hoffentlich würden sich keine weiteren Arbeiter damit infizieren.

Der nackte Corium Bestia hockte noch immer in seiner kahlen Zelle mit dem Betonquader als Hocker. Auch ohne Spiegel konnte er seinen rasierten Körper betrachten. Er schämte sich für seine ungewohnte Nacktheit. Er hatte keine Ahnung, was mit ihm geschehen war und warum. Er verspürte nur Angst und Scham. Warum hielt man ihn in diesem kleinen Raum gefangen?

Violetta und Animus hatten vor ihren Bedienelementen in der Kanzel des Schiffes ihre Plätze eingenommen und waren mit den Vorbereitungen der Startsequenz beschäftigt. Das Anzeigeninstrument der Pilotin bildete neben einer Grafik auch viele Zahlenwerte ab, die sie mit den Daten des Schiffes verglich. Der nun extrem schwere Frachter benötigte einen relativ hohen Schubwert für die Sekundärantriebe, um die Gravitation von Colonia Agricultura zu überwinden und in den Orbit einzuschwenken. Dann erst würde die primäre Beschleunigung mit dem richtigen Kurs aktiviert werden. Doch für den Start benötigte das Schiff noch die Freigabe vom Terminal. 22 Minuten später fuhr der letzte Bot mit seinen Raupen von Bord. Die Außenluke aus Panzerplatten schloss sich. Die schiffseigenen Mechs arretierten sich in den Modulen an der Wanddockvorrichtung. Weitere sechs Minuten danach kam die Freigabe.

Violetta tippte auf einem Touchpad ihrer Navi-Einheit. Animus checkte den Status der Startsequenz. Drei Minuten darauf begann der Countdown für die Antriebsdüsen. 60 Sekunden liefen rückwärts auf dem Pilotenschirm. Ein lautes Fauchen ertönte, als das Triebwerk zündete. Das Schiff bewegte sich wie in Zeitlupe nach oben. Die Landefüße klackten in den Arretierungsbolzen am Außenrumpf ein. Immer schneller stieg der Frachter in den Himmel. Die Piloten brachten den Transporter auf die orbitale Standardhöhe, während der binäre Bordcomputer die multiplen Flugvektoren berechnete. Auf einem Surface liefen Datenströme zu allen relevanten Größen des Flugvorgangs.

Khan und Webster verfolgten den Start. Gegen den Himmel irisierte der Frachter in einer optischen Täuschung, obwohl seine Haut über einen anthrazitfarbenen bis schwarzen Farbverlauf verfügte. Im Orbit des Planeten musste der Frachter für den Reisekurs neu positioniert werden, bevor das Primärtriebwerk startete. Violetta saß an der Navi-Unit und visualisierte die Flugvektoren auf ihrem Helmdisplay, adaptierte per Gestensteuerung notwendige Korrekturen zu den neuen Koordinaten und legte dann zufrieden den Helm an seine Schnittstelle neben dem Navi-Instrument. Den Rest würde die Bord-KI übernehmen.

Goran hatte sich in der Nähe des Abflugplatzes für Transporter einteilen lassen, doch als er sich endlich unauffällig den geparkten Schiffen nähern konnte, war der PE-Frachter bereits gestartet. Er spürte noch die warme Abluft und sah den Streifen am Himmel, den die Düsen hinter sich ließen. Er war zu spät gekommen. - Wie sollte er nun jemandem von seinen Beobachtungen erzählen? Frustriert kehrte er zur Arbeit zurück, wo ihn bereits ein Mech erwartete und mit plärrender Stimme drohte, ihn zu melden, wenn er sich noch Mal von seinem vorgeschrieben Bereich entfernen sollte. Devot entschuldigte sich der Mann und eilte wieder an seinen Platz, schnallte sich den Rucksack mit dem Pestizidtank um, zog sich die Protektionsmaske über den Kopf und setzte seine Sprühtätigkeit fort.

Sorgenvoll stapfte er die schmalen Zwischenräume entlang, die von den in endlosen Reihen gepflanzten Gewächse gebildet wurden. Er befand sich in einem Feld mit Stangensoja, die drei Meter und höher wurden. Seine Sicht war eh schon durch die Maske eingeschränkt. Jederzeit konnte ein von diesem ominösen Virus befallener Arbeiter auf ihn zustürmen und ihn attackieren. Oder war es ein exobiologischer Pilz gewesen? Nervös blickte sich Goran zu den den Seiten um und sprühte in Windeseile, um schnellstmöglich wieder aus dem Feld zu gelangen.

Truncus machte sich weniger Gedanken wegen Gorans Geschichte. Er hatte es schon wieder vergessen. Der Corium Bestia hackte sich mit fünf Kollegen durch ein abseits gelegenes Dickicht. Mit langen, schweren Macheten kämpften sie sich durch Schlingpflanzen und Krautgewächse. Schwere Rodungsmaschinen konnten erst eingesetzt werden, wenn der Untergrund von den vielen Wurzelschlingen und Krautwucherungen befreit war. Dass auch fleischfressende Exemplare dort zu finden waren, hatte der Vorarbeiter großzügig vergessen, den Hünen mitzuteilen. Sie würden schon damit fertig werden.

Und tatsächlich peitschte eine klebrige Liane hervor, wickelte sich blitzartig um den Hals eines der Arbeiter und zerrte ihn wie eine zurückschnellende Stahlfeder in Richtung Kelch einer dazugehörigen riesigen Pflanze, dem Verdauungsorgan der Lebensform. Doch der Corium Bestia hackte wie wild mit seiner Machete auf die Liane ein und durchtrennte sie nach sechs Hieben. Sofort löste sich das Ende von dem muskulösen Hals, während das andere Stück sich schnell zurückzog. Die roten Striemen am Hals waren glücklichweise nur Druckstellen und keine toxische Reaktion.

Alle sechs Männer kreisten die Pflanze ein, deren Kelch so groß war, dass sie einen Corium Bestia problemlos aufnehmen konnte. Dann schlug und hackte das Team auf den Stiel der Lebensform ein. Der Kelch schnappte zu, öffnete sich wieder und beugte sich zu einem Angreifer hinab, um ihn zu verschlingen, aber der Arbeiter wich geschickt aus und stach ein Loch in die Membran, aus der nun eine klebrige Masse träufelte. Mehrere Lianen schlängelten durch die Luft und peitschten abwehrend auf die Angreifer ein. Letztlich musste sich die Lebensform geschlagen geben und kippte gefällt zur Seite. Die Trennung von ihrem Wurzelwerk hatte ihren Tod besiegelt.

Der Trupp war noch mal mit dem Leben davon gekommen. Warum keine Mechs geschickt wurden, war den einfachen Gemütern der Corium Bestia ein Rätsel, aber jedem Menschen war klar, dass es nur eine Frage der Kosten war. Einen CB zu verlieren, war irrelevant; ein Mech kostete pro Einsatzstunde wertvolle Energie. Außerdem waren die Roboter teuer. Bei den Vorbereitungen zur Rodung hätte ein Mech Schwierigkeiten, durch das dichte Gewächs zu gelangen und es gäbe zahlreiche Defekte und Beschädigungen.

Bald schon hatte Truncus die Gefahr wieder vergessen und schleuderte seine Machete von einer Seite zur anderen, um sich eine Bahn durch die grüne Hölle zu hacken und zu schneiden. Er war in Gedanken bei seinem neuen Freund Goran. Nach Schichtende wollte er ihn wieder besuchen. Schon jetzt wuchs ihm eine Erektion unter seinem Arbeitsoverall. Schweißgebadet schuftete er weiter und bahnte sich einen Weg durch das Dickicht.

Animus und Violetta saßen vor einem großen Holoschirm im Pilotenmodul des PE-Schiffes und sahen Gravis auf dem Monitor. Sie freuten sich riesig, sich endlich wieder zu sehen und zu sprechen. Bald könnten sie sich auch real in die Arme schließen. Gravis bemerkte allerdings schon jetzt, dass es gewisse Dinge gab, über die er nicht sprechen durfte. Er durfte sich nicht verplappern. Eine Verschwiegenheitserklärung über den Gefängniskomplex und die mysteriösen Umstände seiner Entführung war eine ernste Angelegenheit. Animus runzelte mit der Stirn. Aber er musste das akzeptieren, wenn er seinen Freund nicht in neue Schwierigkeiten bringen wollte. Gravis erzählte auch von der Schadensersatzzahlung des Konzerns. „Damit bin ich zwar kein reicher Mann, aber kann davon erst Mal ganz gut leben.‟

Animus und Violetta berichteten im Gegenzug von ihrer Suche nach ihm auf Atra Mundo. Der Pilot schüttelte den Kopf. „Da bringt mich niemand mehr hin. Was für ein Drecksplanet. Und damit meine ich nicht nur den Zustand der Umwelt, sondern auch die sogenannte feine Gesellschaft.‟ Gravis fragte nach dem aktuellen politischen Stand, dem kalten Krieg zwischen der Vereinigten Allianz und dem Dominion. Animus wusste nur, was die Newsfeeds brachten: Eine Anomalie trennte die beiden Parteien voneinander, als wollte sie ein Aufeinandertreffen der Kontrahenten verhindern. Oder irgendein Gott, der sie geschaffen hatte.

Gravis sinnierte: „Dann können wir gar nicht nach Regina zurück, selbst, wenn wir wollten.‟ Animus seufzte. „Unsere alte Heimat ist wohl verloren. Aber ich fühle mich auf Beta Patria ganz wohl. Hey, wie wäre es mit einer Dreier-WG? Du, Violetta und ich? In einem schicken Habitat.‟ Der Hauptplanet des Sol-Systems, auf dem sich auch die Regierung der Vereinigten Allianz befand, bot vielerlei Wohnoptionen. Gravis grinste über sein breites Gesicht. „Klar, da wäre ich dabei.‟

Während der PE-Frachter sich dem Planeten Beta Patria näherte, ging auf Colonia Agricultura alles wieder seinen gewohnten Gang. Auf der Max-Plantage unter der Leitung von Mr. Khan machten sich Experten in Sicherheitsanzügen und gesichert durch armierte Mechs auf die Suche nach dem exobiologischen Schädling, der den Arbeiter befallen hatte. Bisher war kein zweiter Fall des Parasits aufgetaucht, aber das bedeutete nicht viel. Schnell konnte so ein aggressiver Virus oder schmarotzender Pilz die ganze Plantage durchseuchen und einen Totalschaden verursachen. Weitere Schutzmaßnahmen für die Arbeiter wurden derweil nicht ergriffen.

Dem isolierten Corium Bestia entnahmen die Laborspezialisten Proben, führten diverse Versuche an ihm aus und beobachteten die Wirkungen bei den Experimenten, während der Bewegungsunfähige mit seinem Schädel in einem Metallreif festgeschraubt war. Über einen Schlauch gab ein Mann im weißen Kittel dem Subjekt biolumineszierende Sporen, die in dem transparenten Tubus wie leuchtender Nebel wirkten. Gleichzeitig aktivierte er Messgeräte, die durch unterschiedliche Sensoren diverse Werte des Subjekts erfassten. Ein Vapo-Injektor verabreichte dem Subjekt eine Dosis Nanowirkstoffe.

Der Versuchsleiter prüfte, ob das Muskelrelaxans noch wirkte. Dazu steckte er dem Subjekt eine Stabelektrode in den Anus und leitete Stromschläge hindurch. Das Subjekt zuckte nur leicht, obwohl es große Schmerzen haben musste. Der Wissenschaftler war zufrieden und scannte nun die Brust des Subjekts, um die Nanobots lokalisieren und aktivieren zu können. - Das war alles nach den Gesetzen der Vereinigten Allianz verboten, aber Mr. Khan wollte unbedingt Ergebnisse. So schnell wie möglich. Das Subjekt würde sowieso die Sonne nicht mehr sehen. Zu viel war geschehen. Die durch die Medikamente und Versuche induzierten Modifikationen waren kaum offiziell zu erklären. Und ein Bestia mehr oder weniger würde schon nicht vermisst werden. Offiziell war er abgehauen.

Er wäre nicht der erste Leiharbeiter gewesen, der das Weite gesucht hatte und irgendwo illegal auf Colonia Agricultura hauste. Trotz Drohnen und Langstreckenscans wurden nur wenige dieser untergetauchten Personen geortet. Dafür war der Planet einfach zu groß. Streng genommen fehlte auch die Exekutive. Zwar waren die meisten Flächen des Planeten durch Pachtverträge in den Händen von Prospect Enterprises, aber sie hatten keine polizeiliche Verfügungsgewalt, um wild lebende Personen festzunehmen oder zu sanktionieren.

Die Planetenpolizei von Beta Patria war nicht zuständig. Transplanetarische Exekutivdienste mit Kompetenz im gesamten Sol-System mussten umständlich angefordert werden. Da es genug Nachschub an Arbeitern gab, verzichteten die Plantagen-, Fabrik- und Minenbetreiber auf eine Anzeige und ließen die illegalen Kolonisten in ihren Verstecken hausen, solange sie sich nicht in den Plantagen an der Ernte bedienten. Energiezäune sollten das verhindern. Und wer nicht lesen konnte, musste eben fühlen, war das Credo der Großgrundbetreiber.
206. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 23.01.22 11:50

~ XCII ~


Am Abend kehrte Goran in sein Quartier zurück und duschte. Kaum hatte er sich einen frischen Overall angezogen, gab der Eingang mit einem Laut und einem kurzen Aufblitzen einer Diode zu erkennen, dass draußen ein Besucher stand. Sicherheitshalber aktivierte Goran die Cam und erkannte Truncus, öffnete und ließ ihn ein. Der Hüne begrüßte seinen Freund mit einer kräftigen Umarmung und hob ihn hoch. Truncus ächzte. Einen Augenblick hatte er Angst um seine Rippen. Abrupt ließ der Riese ihn fallen. Goran keuchte auf. „Ich habe etwas sehr interessantes in Erfahrung gebracht.‟ Truncus blickte ihn leicht dümmlich an. „Was denn?‟ Goran erklärte ihm, dass er von einem Luftschacht wusste, der von einem Feld bis in das Untergeschoss der Basis führte. „So könnten wir uns hereinschleichen und mal nachsehen, was die vor uns verbergen.‟ Truncus hob die Augenbrauen. „Ah, so?‟ Goran seufzte. Vermutlich verstand sein Freund nicht viel von dem, was er gesagt hatte. „Machst du dir denn keine Sorgen um deinen Kameraden, der verschwunden ist?‟ Der behaarte Goliath grunzte. „Weiß nicht. Den kenne ich nicht.‟

Goran tippte ihm gegen die muskulöse Brust. „Du musst mir helfen. Heute Nacht. Du wirst aufpassen, wenn ich im Schacht bin. Ich habe zwei kleine Com-Units organisiert. Weißt du, wie man die benutzt?‟ Truncus sah auf die kleine Funkeinheit. „Nein. Was ist das?‟ Er drehte es in seiner Pranke. Goran blies die Wangen auf. Das würde nicht einfach werden. Der Corium Bestia gab es zurück. „Ich komme für Liebe machen mit mein Freund.‟ Goran hüstelte. „Das hatte ich befürchtet. Du, Truncus, es tut noch immer ein bisschen weh... Ich... Vielleicht... Wie wäre es mit 69-Stellung, und wir verwöhnen uns mit dem Mund?‟ Truncus sah ihn fragend an.

Es dauerte eine Weile, bis er begriff, was sein Kumpan von ihm wollte. Truncus legte sich dazu auf den Rücken, und Goran streckte sich so weit wie möglich. Der Phallus des Giganten war gewaltig. Goran konnte nur die Spitze aufnehmen und spürte die raue Oberrfläche auf seiner Zunge und am Gaumen wie Schmirgelpapier, während plötzlich etwas nach seinem herabhängendem Genital schnappte. Erschrocken quiekte er kurz auf, aber der CB hatte seine harten Lippen nur zu einer engen Öffnung geformt, ließ die Hoden wieder herausfluschen und saugte mit einer Kraft an dem kleinen Schaft, dass der Mensch laut aufstöhnte. Heftig intensiv, aber wenigstens würde er so auch mal zum Zuge kommen.

Sechs Minuten und 45 Sekunden später kulminierte Goran so intensiv, dass sich ihm alles drehte, und die Welt nur noch aus seiner Ekstase bestand. Leider konnte sich Truncus nicht so glücklich schätzen. Er hob den Menschen an wie eine Puppe und legte ihn auf die Seite, stand auf, drehte Goran auf den Bauch und spreizte dessen Beine. „Jetzt ich. Ist besser so.‟ Goran biss die Zähne zusammen. Der Hüne hatte die Unterschenkel gepackt und zur Seite gedrückt. „Ah, warte! Nicht so weit! Ich kann doch kein Spagat!‟ Je tiefer das Ungetüm bohrte, desto dicker wurde es und dehnte den Hintereingang bis an seine Grenzen.

Nach dem Liebesspiel brauchte Goran zwei Stunden Regenerationszeit. Dann machte er sich fertig für den nächtlichen Einbruch ins Untergeschoss der Basis und versuchte dabei seine brennende Hintertür zu vergessen. Inzwischen hatte auch Truncus verstanden, wie die Com-Unit zu verwenden war. Goran war sich sicher, dass Mr. Khan sprichwörtlich Leichen im Keller hatte. Der Leiter kümmerte sich nicht um das Wohlergehen seiner Angestellten. Es ging ihm nur um Profit.

Zwar nahmen es einige Leiter von Plantagen und Nahrungsstofffabriken auf Colonia Agricultura mit den Gesetzen der VA nicht so genau, und vor allem Leiharbeiter wie die Corium Bestia wurden ausgebeutet. Doch das war alles noch nichts im Vergleich zu den armen Geschöpfen auf Atra Mundo. Wer dort strandete und in die Fänge der Noxiusbruderschaft oder anderer Syndikate geriet, war verloren. Wer nicht zum Kartell gehörte, galt als Sklave und rechtlos.

Einige wenige Privilegierte und die Mitglieder der kriminellen Gesellschaft lebten dagegen in Saus und Braus in den großen Wohnhabitaten in Astra City und einigen anderen Städten. Die ursprünglichen Humanoiden des Planeten hausten in Slums und wurden trotzdem von der Bruderschaft drangsaliert, erpresst und zu Arbeiten gezwungen. Tausende mussten täglich in Fabriken schuften oder sich in Minen im Polarbereich schinden und plagen. Zu der harten Tätigkeit fehlte Arbeitsschutz jeglicher Art, so dass viele Beschäftigte in kurzer Zeit gefährliche Werte an Schadstoffen oder Strahlung aufwiesen.

So mancher Corium Bestia, der als Saisonkraft hoffnungsfroh ankam, fand sich bald im Entertainmentsegment wieder. Atra City war berühmt-berüchtigt für die vielen Produktionen von Gameshows zur Unterhaltung der dekadenten Reichen. Corium Bestia kämpften miteinander in Manegen, um auf sie zu wetten. Die Auswahl an Gameshows war schier unendlich: ein CB gegen zwei oder mehr Menschen, Wettkämpfe in Glibber, Quizrunden mit Bestrafungsbutton, sexuelle Orgien in diversen Zusammenstellung nach Zuschauerwünschen, BDSM-Shows mit Züchtigungen und allerlei Schmerz für die Protagonisten, auf die ebenfalls gewettet werden konnte. Wer hielt die Qualen am längsten aus? Wer konnte beispielsweise die meisten Hiebe aufs Gesäß ertragen oder sich das schwerste Gewicht an die Hoden binden? Verlierer wurden meist gesondert bestraft oder beispielsweise für lange Zeit in eine Castitasschelle gesteckt.

In einer Show gaben sich die Teilnehmer zur Belustigung der Zuschauer gegenseitig Stromstöße an die Genitalien. Eine aktuell sehr beliebte Gewinnshow bot dem Sieger ein Preisgeld von vielen Dilithiumeinheiten. So viel, wie keiner von ihnen wohl in seinem ganzen Leben verdienen würde. Die anderen Plätze gingen nicht nur leer aus, sondern erhielten während des Happening diverse Strafen und Demütigungen sowie am Ende eine Castitasschelle. Die Verschlusszeiten der einzelnen Teilnehmer entschieden die Zuschauer per Klickzahlen von ihrer Entertainment-Unit aus. Zuvor hatte jeder Loser die Gelegenheit, beim Publikum um Gnade zu betteln. Glücklich konnte derjenige sein, der nur ein Jahr verschlossen blieb. Durchschnittswerte lagen bei zehn Jahren und mehr. Absurderweise gab es in einigen Fällen Zeiten von über 200 Jahren, die kein Corium Bestia oder Mensch je leben würde.

Manches reiche Pärchen fand es schick, einen Corium Bestia als Diener zu halten - selbstverständlich in einer Castitasschelle gut und sicher verpackt. Sie genossen die neidvollen Blicke der armen Kreatur, wenn sie sich vor seinen Augen verlustierten und ihn verspotteten für seine aufgestaute Geilheit, seine Hilflosigkeit, sein Äußeres, seine Dummheit. Die Naivität des Hünen sowie die wirtschaftliche Not sorgten dafür, dass es etliche Beispiele für diese Konstellation gab.

Am ärmsten waren Humanoiden, die in den Slums vegetierten und dazu noch aus irgendwelchen Gründen eine Castitasschelle trugen. Manchmal waren es Schulden, die sie bei Noxiusbrüdern hatten, andere hatten bei einer der Gameshows verloren. Besser erging es einem gewissen Artus Iceberg, ehemals CEO von Bionic Industries, der zwar auch in einer Castitasschelle steckte, doch an einer Konsole arbeiten konnte. Er hatte den vielleicht besten Job in der Fabrik. Während andere an Laufbändern und an Maschinen schufteten, programmierte er Abläufe und pflegte die Datenströme. Als in der VA gesuchter Straftäter durfte er keine großen Ansprüche stellen. Hier auf Atra Mundo war er sicher vor dem Justizsystem aus Beta Patria. Man würde ihm den Super-GAU mit der außer Kontrolle geratenen KI nicht verzeihen oder vergessen. Er würde wohl hier auf dem Planeten bleiben und musste sich dem Leben unter dem Kartell anpassen. Nur die Castitasschelle wollte er unbedingt so zügig wie möglich loswerden.

Aber dann stand plötzlich ein ganz anderes Problem vor der Tür. Ein Mitglied der Noxiusbruderschaft zeigte ihm virtuelle Kopien von Unterlagen, Fotos und andere Nachweise seiner alten Identität. Artus Iceberg war aufgeflogen. Der Syndikatstyp grinste breit. „Du bist sehr wertvoll.‟ Dem ehemaligen CEO lief es eiskalt den Rücken runter, und zugleich wurde ihm heiß, als badete er in Plasma. Stotternd versuchte er alles abzustreiten, aber der Kerl hatte Beweise gegen die es keine Argumente gab. Wie kam der nur an diese Dokumente? Er hatte doch alle Spuren verwischt und alles andere gelöscht. Sein Gegenüber grinste immer noch. „Wir werden ein hübsches Fahndungssümmchen für dich bekommen. Was meinst du, wie viel du der VA wert bist?‟

Der wirtschaftliche Schaden, den seine Firma Bionic Industries mit dem mit einer KI integrierten Programmmodul verursacht hatte, war nicht zu beziffern. Auf Beta Patria würde er nach einem langen Prozess bis an sein Lebensende in einer Hochsicherheitsanlage verwahrt werden. Iceberg hatte keine großen finanziellen Optionen, um sich von dem Halunken freikaufen zu können. War es das also? Würde er doch ausgeliefert werden? Hastig versuchte er den Mann zu überzeugen, dass er hier in der Fabrik von großen Nutze wäre. Doch der Noxiusbruder lachte nur abschätzig. Die Fabrik mit ihrer technischen Produktion war nur als Dilithiumwaschanlage gedacht. Mit synthetischen Drogen machte die Bruderschaft viel mehr Zahleinheiten.

Icebergs Puls raste. Sollte er flüchten? Wohin? Wie? Im nächsten Augenblick näherte sich der Mann und drückte ihm einen Vapo-Injektor an den Hals. Kaum hatte Iceberg das registriert, wurde ihm schwarz vor Augen. - Am Abend fehlte Iceberg im Schlafsaal. Seine Bettnachbarn wunderten sich. Iutum, ein mittelalter Humanoide, der sich ein paar Mal mit Iceberg unterhalten hatte, flüsterte seinem Gegenüber, einem schlaksigen Jüngling, zu: „Ich glaube, er ist in eine andere Fabrik versetzt worden. Da ist so ein Transporter im Innenhof gewesen, mit dem sonst Neue kommen.‟ Oder Arbeiter weggebracht wurden, die nicht genug Leistung brachten - was er aber nicht aussprach, denn von denen hörte man nie wieder etwas. Iutum schloss die Augen, um zu schlafen.

Der Jüngling dagegen war nun nervös und ängstlich geworden. Konnte ihm das auch passieren? Eine andere Arbeitsstelle hieß nicht automatisch eine Verbesserung. Womöglich kam man in eine Siliziummine am Pol oder in ein geheimes Lager, in denen Experimente gemacht wurden. Zumindest gab es darüber Gerüchte. Er spürte, wie sich seine Hoden in den Unterleib zurückziehen wollten, aber von dem Ring der Castitasschelle aufgehalten wurden.

Der besagte Transporter rauschte die staubige Straße durch die öde Ebene, die Atra City umgab. Die beiden Männer in der Fahrkabine sahen nicht besonders vertrauenerweckend aus. Der Fahrer trug eine schwarze Augenklappe in seinem pockennarbigen Gesicht. Seine Glatze steckte unter einer Schiebermütze. Alle Stellen, die keine Kleidung bedeckte, zeigten Tätowierungen, großteils Symbole der Unterwelt. Der Beifahrer hatte dafür umso mehr Haare auf dem Kopf. Die langen Rastazöpfe waren zu einem Schweif zusammengebunden. Die groben Gesichtszüge und kräftigen Extremitäten ließen darauf schließen, dass er durch seine Ahnen zumindest zu einem Viertel die Genetik einer anderen Spezies in sich trug. Im Laderaum des Fahrzeugs lag ein bewusstloser Artus Iceberg, dessen Hände und Füße mit Stahlfesseln gebunden waren.

Bereits seit vier Stunden waren sie in der eintönigen Gegend unterwegs. Endlich kamen sie an eine kleine Bebauung im Nirgendwo. Hier sollte der Wagen aufgetankt werden. Außerdem verlor der Transporter permanent Öl. Auch das musste nachgeschüttet werden. Während der Fahrer den Tankwart organisierte, kontaktierte der andere Mann seinen Auftraggeber per Videophonie. „Das Paket ist unterwegs.‟ Er nannte die exakten Koordinaten, wo sie sich befanden. Die Bebauung kannte eh niemand oder hatte nicht mal einen Namen.

Sein Kompagnon reichte dem Tankwart sein Handgelenk, wo er mit seinem Mobilcom per kontaktloser Übertragung den Kraftstoff bezahlte. Selbst Helfer der Noxiusbruderschaft mussten für Dienste zahlen. Sonst wäre die restliche Wirtschaft des Planeten auch bald hinüber. Außerdem gab der Typ vermutlich für Schutz einen gewissen Prozentsatz seines Umsatzes aus. Aus den Schatten eines Nebengebäudes - eine verfallene Lagerhalle ohne Dach - tauchte eine Bettlergestalt auf. Der Humanoid trug ein paar alte Kleidungsstücke, kaputte und abgelaufene Synthetik-Schuhe sowie eine Brille mit dicken Gläsern und hielt die Hand auf und krächzte etwas von Spende und Hunger.

Doch dem Fahrer fehlte jede Empathie und Lust, dem Mann zu helfen. Er stieß ihn grob zur Seite, so dass der Bettler zu Boden ging. Dabei fiel ihm die Sehhilfte von der Nase und landete im Staub. Hastig tastete er danach. Offenbar war er ohne so gut wie blind. Der Fahrer grinste dreckig und kam näher. Er zertrat die Gläser knirschend unter seiner dicken Stiefelsohle. „Das nächste Mal gehst du mir lieber aus dem Weg, du Stück Dreck!‟ Der Bettler krabbelte noch immer am Boden herum und fand nun die Splitter und das völlig verbogene Brillengestell. Er ächzte und seufzte. Zitternd hielt er die Überreste in den Händen, ganz nah vor den Augen, um etwas zu erkennen.

Von Weitem rief der zweite Typ: „Hey! Baculus! Schnell! Wir müssen weiter. Da kommt ein Thalliumsturm direkt auf uns zu.‟ Die beiden Männer stiegen in ihren Transportwagen und schalteten die Dichtung ein. Die Klimaanlage bereitete nun die Luft von außen durch gesonderte Filter und Lösungen auf, bevor sie in den Innenraum gelangte. Das war auch durchaus angebracht, denn der Staub eines Thalliumsturms war je nach Konzentration so giftig, dass er das Nervensysstem, die Nieren und die Leber zerstörte, wenn man sich lange genug darin aufhielt. Wie lange genug war, wusste niemand, der kein präzises Messgerät besaß. Bereits ein Gramm des Elements war tödlich, aber auch geringere Dosen schädigten den Körper. Die Leute, die hier wohnten und etwa monatlich einem kurzen Thalliumsturm ausgesetzt waren, hatten keine große Lebenserwartung.

Aber das interessierte die beiden Männer wenig. Sie bogen auf die staubige Straße ein und setzten ihren Weg fort. Dabei ließen sie das unschöne Wetterereignis hinter sich, das einen anderen Kurs einschlug und auf ein Slum zusteuerte, wo es weder Warnung noch Schutz gab. Das Fahrzeug krallte sich mit seinen Spikerädern in den nur partiell asphaltierten Weg und ließ hinter sich eine turmhohe Staubfahne aufsteigen. Am Rand der Straße lag links von ihnen ein abgestürzter Satellit, der etwa die Größe eines Zwölfer-Transportvehikels umfasste. Er musste schon viele Jahre lang dort liegen, denn auch aus dem fahrenden Fahrzeug heraus, konnten die Männer erkennen, dass die Oberfläche des riesigen Quaders verrostet war.

Ansonsten war eine alte Raffinerie am rechten Horrizont zu erkennen. Mehr Abwechslung bot die triste und öde Halbwüste nicht. Die Ebene schien sich endlos hinzuziehen. Das Navi-System des Wagens gab das Ziel in 236 Kilometer Entfernung an. Während Baculus hinter dem Steuer saß und den defekten Autopiloten verfluchte, gönnte sich sein Beifahrer ein kleines Nickerchen, bei dem sein Kopf nach vorne auf die Brust sackte, und die Rastazöpfe sein Gesicht bedeckten.

Im hinteren Teil des Fahrzeugs wachte Artus Iceberg auf. Er zerrte an seinen Fesseln, aber auch im Dämmerlicht der Ladefläche erkannte er, dass die Stahlschellen mit Gewalt wohl nicht zu öffnen waren. Bis auf seine Castitasschelle war er nackt. Wo war er und was war geschehen? Er merkte an den Motorgeräuschen und dem Gerumpel, dass er sich in einem fahrenden Fahrzeug befand. Seinen ersten Reflex, laut um Hilfe zu rufen, unterdrückte er gleich wieder. Was sollte das bringen? Seine Entführer wussten ja, dass er hier lag. Wer sollte ihn hier während der Fahrt hören?

Nur drei Kilometer entfernt kam dem Wagen ein gepanzerter Transporter entgegen. Der Mannschaftswagen der HSU (Habitat Security Unit) war von einem Wohnhabitat in Atra-City angefordert worden, um mutmaßliche Diebe abzuholen. Der Wachschutz der besseren Gesellschaft hatte fast täglich irgendwelche Eindringlinge oder Diebe zu vermelden. Die arme Bevölkerung aus den umliegenden Slums war zwar durch Elektrozäune und andere Grenzvorrichtungen separiert, aber einzelne Subjekte kamen immer mal wieder durch und versuchten Lebensmittel oder andere Wertgegenstände zu stehlen.

Eine Spezialeinheit der HSU holte die geständigen Personen ab, um sie in einem beschleunigten Verfahren in eine Strafanstalt zu bringen. Ein Sondergesetz erlaubte, auf ein Gerichtsverfahren zu verzichten, wenn ein Geständnis vorlag. Wie diese Beichten zustande kamen, fragte niemand. Es herrschte aber ein großes Interesse daran, möglichst viele Straftäter zu „ernten‟, wie es im Fachjargon hieß, da die Gefangenen Zwangsarbeit leisteten und somit noch günstiger als die Slumarbeiter waren.

Dunkle Gerüchte gingen in den Slums herum, dass mit den Insassen auch andere Verwendung stattfand. Von unethischen Experimenten bis hin zu Organverwendung schossen die Erzählungen ins Kraut. Fakt war, dass der HSU-Bus zehn Betroffene aus einem großen Wohnhabitat abholen sollten. Die Männer würden dann zur alten Orbitalstation „Spes 4‟ geflogen, einer alten stillgelegten Industrieanlage, die seit einigen Jahren renoviert als Gefängnis diente.

Inzwischen waren die Fahrzeuge auf der staubigen Straße nur noch 1,140 Kilometer voneinander entfernt. Auf dieser einsamen Route war es selten, dass mal ein anderer Wagen auftauchte. Baculus schlief schnarchend. Im HSU-Panzerbus herrschte ausgelassene Stimmung. Die vier Männer an Bord freuten sich über die nächste Fuhre, denn das bedeutete ein fette Provision zu ihrem sonst eher mageren Lohn. Die Uniformierten schwatzten über vergangene Erlebnisse. In erster Linie ging es darum, wie sie dem „Dreckspack‟ Manieren beigebracht hatten, und brüsteten sich diverser Gemeinheiten und brutalen Aktionen.

Niemand scherte sich darum, warum sie stets nur Gefangene hinbrachten und niemals eine Person zurückkehrte. Die Fahrzeugführer sahen sich näherkommen. Ausgerechnet an einer Straßenverengung zwischen zwei Felsen mussten sie sich treffen. Da würde wohl einer von ihnen bremsen müssen. Doch keiner von ihnen dachte auch nur daran. Der Fahrer der Noxiusbruderschaft fluchte laut, wovon sein Beifahrer wach wurde. Eine Vollbremsung auf dem sandigen Weg ließ sie mehrere Meter rutschen, bevor sich der Wagen querstellte. Der HSU-Panzerbus rammte mit voller Geschwindigkeit das Vehikel und beförderte es mit explosionsartiger Wucht gegen eine der Felswände.

Es landete kreischend auf der rechten Seite, während das Dach von der Massenträgheit zerquetscht wurde. Auch die beiden Männer im Frontbereich hatten keine Chance. - Artus Iceberg schleuderte im Laderaum gegen eine aufgerollte Schaummatte. Der HSU-Bus dröhnte einfach weiter, ohne sich um den Unfall zu kümmern. Im Gegenteil: Die Uniformierten johlten und lachten hämisch. Was interessierten schon irgendwelche reisende Zivilisten in so einer Karre?

Das demolierte Wrack zischte, und Öl und Benzin liefen blubbernd und glucksend aus. Und kurz darauf entflammte eine Pfütze unter dem Wrack und fraß sich langsam an der verformten Karosserie entlang. Artus Iceberg lag im Innenraum und stöhnte. Er war benommen, aber bis auf Hämatome hatte er keine Verletzungen. Er rappelte sich auf und schlug und trat gegen die Hecktür des Transporters. Sie stand bereits einen Spalt auf und war durch den Aufprall verbogen. Nach mehreren Versuchen konnte er sich befreien und aus dem Wagen stolpern.

Mit den Fußschellen konnte er nur kleine Trippelschritte machen. Als er das Feuer bemerkte hastete er so schnell wie möglich vom verunfallten Vehikel weg, umrundete einen der Felsen und kauerte dort. Drei Sekunden später explodierte der Benzintank in einer gewaltigen Feuerwalze. Metallteile schossen durch die Luft und schleuderten ringsum in die staubige Ebene. Das Fahrzeug brannte nun lichterloh. Eine schwarze Rauchsäule drehte sich in den Himmel. Noch ein wenig wackelig auf den Beinen stolperte Iceberg mit der kurzen Kette zwischen seinen Fußgelenken umher.

Er befand sich im Nirgendwo. Die Sonne brannte von oben und sorgte dafür, dass der Gefesselte in wenigen Sekunden nassgeschwitzt war. Nackt, wie er war, würde er sich in kurzer Zeit einen fiesen Sonnenbrand holen, dann einen Sonnenstich und schließlich verdursten - wunderbare Aussichten! Weit und breit war kein Fahrzeug zu sehen. Und selbst wenn? Würde ihn jemand in seinem Zustand mitnehmen? Er musste aus diesen Fuß- und Handschellen heraus. Aber wie? Ohne Sicherheitsschlüssel war da nichts zu machen. Üblicherweise waren die speziell gehärteten Stahlkonstruktionen zusätzlich mit einem Kern aus verhakten Nanopartikeln diverser Zusammensetzung ausgestattet. Mit Bohrern, Schneidern oder Brennern kam man da nicht weiter.

Aber dazu musste Iceberg erst mal überhaupt jemanden finden in dieser Einöde. Er stolperte auf die Straße. Mehrere Stunden schlurfte er in seiner Fesselung vorwärts. So langsam setzte ihm die stechende Sonne zu. Sein Kreislauf machte nicht mehr lange mit. Er wollte nicht als ausgeblichenes Skelett an diesem ariden Arsch der Welt enden. Er kämpfte sich weiter, Schritt für Schritt. Ihm war schon zwei Mal kurz schwarz vor Augen geworden und schwindelig. Nach einem weiteren Kilometer sackte er auf die Knie und kippte seitlich um in den Staub. Er fühlte noch kurz den Aufprall seines Kopfes und dachte skurrilerweise daran, dass es ihm peinlich wäre, nackt und in Castitasschelle gefunden zu werden, aber dann wurde es endgültig schwarz.

Gravis konnte die Ankunft des Schiffes auf Beta Patria kaum erwarten. Er wollte endlich seine Freunde in Empfang nehmen. Und seit er weder Neurohalsband, Nackenchip noch Castitasschelle mehr trug, war das Leben einfach schön, nachdem alle Gedächtnisextraktionen rückgängig gemacht worden waren. Zumindest vermisste er keine Erfahrungen oder Erinnerungen. Das Einzige aus damaliger Zeit, auf das er gut hätte verzichten können, war das Brandmal, das ihm seine frühere Besitzerin Praefecta Audaxa auf die Hinterbacke gebrannt hatte. Bisher konnte er sich nicht zu einer Laserbehandlung überwinden. Das „Schmuckstück‟ gehörte zu seiner Vergangenheit, und er wollte es behalten, um sich seiner jetzigen Freiheit bewusst zu sein.

Der ehemalige Custos hatte wieder seine Tätigkeit als Security bei Prospect Enterprises aufgenommen, deren Abteilung vergrößert worden war, seit das Unternehmen auch das Feld Rüstung bewirtschaftete. Der Muskelhüne trug eine Uniform aus einem dehnfähigen Stoff, dicke schwarze Stiefel und in seinem Gürtel eine Stablampe, einen Elektrostab und an seinem Handgelenk ein abhörsicheres Mobilcom. Er war in der Konzernzentrale eingeteilt und sicherte die oberste Ebene, wo auch Mr. Carthy mit seinem Büro residierte. Bei den wenigen Übergriffen, die es dort gab, hatte sein Anblick bereits ausgereicht, um Eindringlinge schnell davon zu überzeugen, das Weite zu suchen. Aber viel zu tun hatte er hier in der obersten Etage eh nicht. Die meisten Demonstranten und Protestler, die gegen die Rüstungsproduktion wüteten, wurden schon vor dem Gebäude vom allgemeinen Wachschutz abgefangen und der Polizei übergeben.

Gravis kontrollierte auf einer Wand mit holografischen Monitoren diverse Überwachungskameras auf seiner Ebene, aber auch weitere in den Stockwerken darunter. Alles war ruhig. Vor dem PE-Gebäude allerdings hatte sich mal wieder eine wütende Menschenmasse angesammelt, hielt Schilder in die Höhe und brachte lauthals in Sprechchören zum Ausdruck, was sie von der Firmenpolitik hielt. Nicht viel. Gravis schaltete auf die Außencam. Der Scanner zählte 3.412 Personen. Dazu kamen 628 Polizei-Androiden, die versuchten, die Menge unter Kontrolle zu halten. Nachdem sich die Widerstände und Proteste gegen die Regierung der VA etwas verringert hatten, konzentrierten sich nun die meisten Aktivisten auf die Rüstungsfirmen auf Beta Patria und Pax Novo.

Mr. Carthy schüttelte den Kopf, als er den Newsfeed auf seinem Desk-Monitor schaute. „Was glauben diese Pazifisten eigentlich, was ohne die Waffen geschehen würde? Das Dominion besteht nicht gerade aus Philanthropen.‟ Polizeidrohnen flogen über der Menge und scannten nach Waffen und analysierten Bewegungen. Die DME (Drohnen für multiple Exekutivaufgaben) schickten die Daten in Realtime an die Sicherheitsbehörden, wo sie von Algorithmen vorsortiert und dann von Angestellten bearbeitet wurden. Bisher gab es nur kleinere Vergehen, zum Beispiel Vandalismus an umliegenden Gebäuden. 97 Prozent der Täter wurden sofort identifiziert und ins Strafregister der Behörde aufgenommen. Einige gewalttätige Auseinandersetzungen wurden von den Drohnen augenblicklich unterbunden. Als Zwangsmaßnahmen verfügten die DME über Neuro-Chem-Tanks sowie Taserzielvorrichtungen.

Während es draußen etwas ruhiger unter den Demonstranten wurde, machte Gravis Mittagspause. Er legte seinen Gürtel mit der Ausrüstung ab und schlüpfte in der Umkleidekabine der Security aus seiner Uniform, legte sie in seinen Spind und ging unter die H2O-Dusche. Das aromatisierte Wasser tat seinen verspannten Muskeln gut. Es perlte über die bergige Haut und vermischte sich mit dem Schaum der Tenside. Erfrischt schlüpfte Gravis in eine weiße Spandexhose und streifte sich eine Art Bademantel aus Frottee über. Im Aufenthaltsraum der Wacheinheit ließ er sich auf einen Stuhl aus modifiziertem Aluminium fallen, der unter seinen 175 kg knarrte.

Drei Kollegen waren ebenfalls anwesend und schauten auf den Newsfeed, der großflächig an ein Wandpaneel projiziert wurde. Es ging gerade ausnahmsweise mal nicht um die politischen Unruhen auf Beta Patria oder die drohende Invasion des Alpha Dominion, sondern um die Wahl zur Schönheitskönigin des Planeten. Die Männer pfiffen und applaudierten beim Anblick der hübschen Ladys und gaben dümmliche Machosprüche von sich. Nur Gravis hielt sich zurück. Als ihm das Gejohle zu viel wurde, zog er sich in den Nebenraum zurück, wo ein Fitnessgym eingerichtet war. Die Jungs sollten froh sein, dass sie nie unter die Fuchtel von Regina-Feministinnen geraten waren, keine Castitasschelle tragen mussten oder sonst wie unterworfen wurden, grummelte er und stemmte die schweren Gewichte, um seinen Ärger im Zaum zu halten.

Er hatte gerade scheppernd die Langhantel mit 300 kg Eisen wieder in die Ablage gewuchtet, da ploppte eine Push-Nachricht an seinem Handgelenks-Com auf: Explosion auf Raumhafen. Gravis las den Text dazu, öffnete mit einer Geste einen Holoschirm und spielte das Video zur Nachricht ab. Es ging um ein Raumschiff von Prospect Enterprises, dass von Colognia Agricultura zurückgekehrt war. Ein Tank war bei der Landung explodiert. Der Zwischenfall sorgte für eine weiträumige Sperrung des wichtigen Logistikkreuzes der Hauptstadt. Momentan überschlugen sich die Spekulationen. Ob es Tote oder Verletzte gab, war unklar. Eine Überwachungs-Cam hatte die Explosion direkt nach der Landung festgehalten. Ein Teil der Pilotenkanzel war getroffen und zerbrochen und hatte sofort Feuer gefangen. Gravis spürte, wie ihm sein Herz bis in den Hals schlug. Animus! Tot?
207. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 24.06.22 19:19

~ XCIII ~


Auf Colonia Agricultura gingen die Arbeiter ihrer Tätigkeit auf den endlos erscheinenden Plantagen nach. Bewacht und kontrolliert von Cyborgs und Control-Bots schufteten sie im Akkord. Auch Goran gehörte zu ihnen. Der Humanoide war auf Beta Patria aufgewachsen und wollte auf dem landwirtschaftlichen Planeten CA genug Kredit-Einheiten verdienen, um sich ein Leben auf Beta Patria aufzubauen. Eine kleine Wohnung in einem Habitat, eine angenehme Beschäftigung, die er von zu Hause aus erledigen könnte, eine kleine Familie vielleicht. Doch für genügend Startkapital lagen noch mindestens sechs bis neun Monate Plackerei vor ihm.

Und jetzt war dieser ominöse Fall des verschwundenen Corium Bestia dazwischengekommen. Er wollte nicht nur aus Neugierde herausfinden, was da hinter den Kulissen der Max-Plantage ablief, sondern auch für Gerechtigkeit sorgen. Die rote Linie war eindeutig überschritten worden. Die Arbeiter wurden eh schon ausgebeutet. Aber wenn Personen verschwanden konnte er das nicht mehr einfach tatenlos hinnehmen.

Goran bezweifelte inzwischen, dass er in der Lage sein würde, herauszufinden, was es mit dem verschwundenen Corium Bestia auf sich hatte. Die einzigen Personen mit Einfluss waren in ihrem Frachter gestartet und hatten Colonia Agricultura verlassen. Goran hatte sie nicht kontaktieren können. Diese Chance war also ungenutzt verstrichen. Eigentlich waren die CB ihm eine fremde Spezies gewesen, aber seit er seinen Freund Truncus, ein Corium Bestia, aus seiner Castitasschelle befreit hatte, waren sich die Männer näher gekommen und führten eine intime Beziehung, die sie jedoch geheim hielten, denn Partnerschaften unter den Arbeitern waren auf der Plantage verboten.

Derweil gingen die Experimente an dem kahlgeschorenen Corium Bestia im unterirdischen Laboratorium der Anlage weiter. Nackt und an diverse Kabel geschlossen, manipulierten die Wissenschaftler das Wesen mit elektrischen Impulsen und Datenströmen, die sie direkt in das Gehirn der Kreatur sendeten. Längst ging es nicht mehr darum, Auffälligkeiten wegen der unbekannten Erreger zu finden, sondern willkürliche Experimente an dem armen Leiharbeiter durchzuführen. Es ging mittlerweile um den perfiden Plan, ein Sklavenarbeiterkontingent zu züchten. Dazu musste die Corium Bestia nur angepasst werden.

Vorbild für diese Idee waren die Placidus, ein pazifistisches Volk aus dem Raum des Alpha Dominion, das von einer Rasse namens Alba Simia versklavt wurden. Die intellektuellen Alba Simia machten sich jedoch dabei nicht selbst die Hände schmutzig, sondern sie kauften die Wesen von Sklavenhändlern, die meist dem martialischen Kaiserreich der Scarabaeus angehörten, einer insektoid-humanoiden Lebensform, die zwar ein übersteigerte Ehrgefühl, dafür aber keinerlei Moral oder Ethik kannten. Ganz im Gegensatz zu den grobschlächtigen Scarabaeus waren die feingeistigen Alba Simia allerdings trotz ihrer hohen Kultur zwar sittenstreng, aber nicht im Geringsten tugendhaft. Die weißhaarige Rasse hielt sich für die Krönung der Galaxie und erhaben über alle andere Lebensformen. Ihr ultranationales Denken ließ kaum Spielraum für politische Kompromisse. Aus machtstrategischen Gründen gehörten sie dem Alpha Dominion an, doch warteten sie nur auf die Gelegenheit ihre Hegemonie auszubauen. Der militärische Konflikt mit der Vereinigten Allianz bot eine gute Chance.

Mr. Khan, Leiter der Max-Plantage hatte genau diese gefährliche Rasse als Vorbild und wollte mit kostenlosen und willenlosen Arbeitssklaven gut Kasse machen. Die 130 Zentimeter kleinen Placidus eigneten sich als Dienerschaft oder Dienstleister, zum Beispiel als Programmierer für die Alba Simia, und die Corium Bestia waren mit iher Physiologie von zwei Metern bestens als Sklaven für körperliche Arbeit geeignet - wie für die Plantagenarbeit konzipierte Roboter. Selbstverständlich würde der Konzern Prospect Enterprises, Inhaber der Plantage, eine solch unmoralische und in der VA auch illegale Aktion niemals genehmigen, aber Mr. Khan hatte ja auch nicht vor, dies an die große Glocke zu hängen. Ihm ging es einzig und allein um bessere Geschäftszahlen und höhere Boni.

Als der PE-Frachter zurück in den Orbit von Beta Patria eintauchte, erreichte Animus und Violetta die besorgte Nachricht von Gravis. „Ich bin so froh, dass euch nichts geschehen ist. Im Raumhafen gab es eine gewaltige Explosion durch mehrere Treibstoffzellen eines Tankers. Ich dachte schon, ihr wärt das gewesen.‟ Wenige Stunden später hatte der Frachter seine Andockklammern ausgefahren und an einer orbitalen Station festgemacht. Danach waren Animus und Violetta gleich mit einem Gleiter auf den Planeten geflogen und waren von Gravis stürmisch begrüßt und dabei fast erdrückt worden.

Nach einem feuchtfröhlichen Wiedersehen besprachen sie die Planung, eine Dreier-WG zu gründen. Damit wollten sie jedoch noch warten, bis sie ein paar Dilithium-Einheiten gespart hatten. So lange würden Animus und Violetta noch als Piloten, und Gravis als Security bei PE arbeiten. Die bürgerkriegsähnlichen Zustände auf Beta Patria hatten sich in letzter Zeit etwas entspannt. Trotzdem gab es strikte Sicherheitsmaßnahmen bei PE. Die Security bewachte den Firmensitz in Alarmbereitschaft. Schließlich war der Konzern nicht nur Logistiker und Teilproduzent von Nahrungsmittelstoffen sondern entwickelte und stellte auch Rüstungsgüter her. Konzernchef Mr. Carthy musste daher auch mit Wirtschaftsspionage oder Anschlägen rechnen.

Die Regierung hatte alles daran gesetzt, die eigene Bevölkerung mit Sofortgesetzen zu beruhigen, die Steuernachlässe und andere Bonbons beinhalteten. Während der Hohe Rat von Beta Patria bei einem Holo-Meeting über weitere Maßnahmen zur Verteidigung der VA beratschlagte, genossen Animus und Violetta ihre Suite im konzerneigenen Gebäude und ließen es sich in einem Whirlpool gutgehen. Eine gesamte Wand des Raumes bildete ein transparentes Fenster und zeigte die Skyline der Hauptstadt mit Blick auf den trutzigen Regierungsbau. Gerade wollte Violetta auf ihren Liebsten steigen, da flog eine DME (Drohne für multiple Exekutivaufgaben) vorbei. Mit einem schnellen Gestenbefehl wurde das Fenster milchig. Videoüberwachung ihres Liebeslebens brauchte die Rothaarige nun wirklich nicht. Animus hatte davon gar nichts bemerkt. Sein Gesicht war zwischen den knackigen Brüsten der Schönen vergraben.

Ihr Kamerad Gravis stand gerade in seiner Suite unter der Dusche und ließ sich von insgesamt 16 H2O-Düsen mit Wasser bestrahlen. In die Sonderanfertigung hätten sicherlich bis zu vier Menschen gepasst, aber Gravis mit seinen extrem hypertrophierten Muskeln benötigte den Platz allein für sich. Mit einem Gestenbefehl bildeten sich Spiegel an den Wänden der Duschkabine, die trotz des warmen Wassers nicht beschlugen. Der Koloss betrachtete nicht etwa seine beeindruckende Muskulatur sondern sein Gesäß, auf dem immer noch das Brandzeichen der Audaxa prangte. Das Familienwappen der ehemaligen Praefecta auf dem Mond Fortuna behielt Gravis als Erinnerung an eine dunkle Vergangenheit.

Dann wanderte sein Blick zu seinem Gemächt. Es war für einen Menschen durchaus stattlich, doch wegen der dicken Oberschenkel wirkte es eher ein wenig verloren. Eine Zeitlang hatte er eine Castitasschelle getragen. Für ihn war es immer noch ein ungewohntes Bild, seinen fleischigen Penis und die Hoden so offen und unbedeckt zu sehen. Er griff nach dem Phallus und spürte, wie er pulsierte und verhärtete. Jetzt durchströmte ihn ein plasmaheißes Verlangen. Er bewegte seine Pranke hin und her und fühlte, wie seine Geilheit immer weiter anstieg bis er schließlich seine Lust verströmte wie eine Sonneneruption ihr Feuer.

Mr. Iceberg wachte mit flatternden Augenlidern auf. Wo war er? Es schepperte und lärmte um ihn herum. War das ein alter Dieselmotor mit einem riesigen Hubraum? Er saß zusammengesunken auf einem Fahrzeugsitz, nicht gefesselt. Er trug sogar Kleidung. Zwar nur alte Fetzen, aber die waren wertvoll wie Dilithium, wenn man vorher nackt war und eine Castitasschelle trug. Wo war er bloß, fragte er sich. Jede Bewegung schmerzte. Er drehte langsam seinen Kopf zum Fahrer, der neben ihm saß. Eine raue, dunkle Stimme tönte laut: „Ah! Da ist er ja wieder. Und? Gut geschlafen, der Herr?‟ Iceberg hustete und blinzelte. „Wo bin ich?‟ Der Mann neben ihm trug einen ledernen Zylinder mit einer alten Schweißerbrille wie ein Hutband. Seine Kleidung erinnerte an irgendeine historische Epoche auf der Erde.

Der Fahrer nickte. „Ja, im Nirgendwo. Hier ist nichts außer Einöde. Weit und breit. Wir müssen noch 600 Kilometer fahren bis zur nächsten Zivilisation. Ich habe dich auf der Straße gefunden. Sahst nicht gut aus. Habe dir erst mal Wasser eingeflößt.‟ Dann zeigte er zu Icebergs Fußraum. „Und die Kette habe ich mit dem Laser durchgeschnitten. Was bist du? Ein Strafgefangener? Hab den ausgebrannten Wagen gesehen. War ja nicht zu übersehen, dieses schwarz verkohlte Gerippe. Bei mir ist übrigens nichts zu holen, und der Wagen fährt nur mit meiner DNA am Steuer, also versuche erst gar nichts.‟ Iceberg verzog das Gesicht. „Ich bin kein Krimineller. Ich bin reingelegt worden. Die wollten mich loswerden.‟ Der Fahrer lachte rau auf. „Ja, das sagen sie alle. Ist mir auch egal. Juckt mich nicht, was du gemacht hast. Ich mag diese verdammten Clans und ihre Handlanger nicht.‟

In einer aufblitzenden Hoffnung fasste sich Iceberg an den Schritt, aber die Castitasschelle hatte der Mann nicht entfernt. Der Fahrer reichte ihm eine schwielige Hand in fingerlosen Lederhandschuhen. „Alle nennen mich Sterling. Lange Geschichte.‟ Sein Nebenmann erwiderte den Handschlag. „Iceberg. Keine Geschichte. So ist mein Name. Artus Iceberg.‟ Sterling grinste und ließ einen Goldzahn aufblitzen. „Jeder Mann hat eine Geschichte. Und kein Mann streift freiwillig hier herum.‟ Sein skeptischer Blick schien zu ergänzen: „Erst recht nicht nackt und in Castitasschelle.‟ Iceberg zuckte mit den Schultern. „Wie gesagt. Ich bin einem Missverständnis zum Opfer gefallen.‟ Sterling nickte mit spitzen Lippen, was wohl so viel hieß, dass er kein Wort davon glaubte.

Nach weiteren 20 Kilometern auf der staubigen Straße bog Sterling plötzlich quietschend nach links auf eine schmale Piste ab. Iceberg musste sich festhalten. „Wieso fahren wir hier herum? Wollen wir nicht zur nächsten Station?‟ Sterling schnaubte. „Wir können nicht hier auf der Straße bleiben. Außerdem ist das eine Abkürzung durch die Sümpfe.‟ Iceberg sah ihn ungläubig an. In dieser ariden Umgebung sollten Sümpfe sein? Aber tatsächlich änderte sich die Vegetation nach weiteren 30 Kilometern und bot Flechten, Moose und kleine Sträucher am Wegesrand. Dann sah er auch die Moorlandschaft, die sich auf einer Seite der Piste erstreckte. An der Oberfläche lagen, teils untergegangen, gelbe Stahlfässer. Iceberg schluckte. „Ist das das, was ich befürchte?‟ Er zeigte auf die rostigen Behälter mit dem schwarzen Warnsymbol für Radioaktivität. Sterling schmatzte. „Wenn wir schnell genug durchfahren, passiert nichts.‟ Iceberg blieb die Antwort im Rachen stecken. Er schloss die Augen und atmete unwillkürlich flacher.

Er öffnete die Augen erst, als er Sterlings Stimme hörte: „Wir haben ein Problem.‟ Vor ihnen war die Piste von dem Sumpf gefressen worden. Wasserlachen und Schlamm breiteten sich aus. Da kam auch ein Allradantrieb mit den 335/80R20-Reifen nicht durch. Mit der Kiste zu wenden war allerdings auch nicht möglich, denn längst suppte auch auf der rechten Seite das Moor bis an die schmale Fahrbahn. Das Klima war heiß und schwül, aber Iceberg schwitzte jetzt vor allem vor Angst hier das Zeitige zu segnen. „OK. OK. Was machen wir jetzt? Wie ist der Plan?‟ Sterling räusperte sich umständlich. Iceberg wartete ungeduldig auf eine Antwort. Dann fragte er nach: „Sie haben doch einen Plan?‟ Sterling zeigte nach vorne. „Wir müssen da durch. Drehen können wir hier nicht.‟ Iceberg stöhnte. „Haben Sie keinen Funk, um Hilfe zu holen?‟ Sterling sah ihn mit angehobenen Augenbrauen an, als säße er vor einem Idioten. „Hilfe? Von wem? Dann lande ich in einer Strafkolonie. Und Sie... Keine Ahnung, was die mit Ihnen tun, aber ich würde es nicht drauf ankommen lassen.‟

Iceberg starrte ihn an. Sterling atmete laut aus. „Sie sind hier auf Atra Mundo. Hier herrschen die Clans nach Gutdünken. Erzählen Sie mir Ihre Geschichte, damit ich weiß, mit wem ich es zu tun habe.‟ Iceberg erkannte, dass er nichts zu verlieren hatte, also spuckte er seine Vergangenheit aus. Er berichtete von dem missratenen Update der Androiden auf Beta Patria und seiner Flucht. Sterling lachte humorlos. „Dann sind Sie am Arsch! Die wollten Sie nach Spes 4 bringen.‟ Iceberg horchte auf. Sterling erläuterte, was es damit auf sich hatte. „Die alte Orbitalstation wird offiziell als Gefängnis genutzt, aber sie ist eine Versuchsanstalt. Wer einmal das Deck der Station betritt, kehrt nie wieder zurück.‟ Iceberg wurde in den Sitz gepresst, als Sterling urplötzlich Vollgas gab. Iceberg hielt sich an der Tür fest und sah mit aufgerissenen Augen, wie das Fahrzeug auf den Sumpf zuschoss. „Ich dachte, da kommen wir nicht durch!?‟ Sterling brüllte über den hochtourigen Dieselmotorlärm an. „Wir müssen nur 50 Meter schaffen, bevor wir versinken. Danach ist die Piste wieder trocken.‟

Iceberg konnte nichts erkennen. Offenbar hatte Sterling ein optisches Upgrade in seinen Augen. Eine Sekunde später sackte das schwere Vehikel ab und rumorte durch den Matsch, grub die dicken Reifen tief in den Untergrund und versuchte vorwärts zu gelangen. Zeitweise drehten die Räder durch, spritzten den Dreck mehrere Meter hoch, aber irgendwie schafften sie es schlingernd und ruckartig Stück für Stück zurückzulegen, ohne in dem Morast zu versinken. Doch mit jeder Sekunde kam das schwere Mobil langsamer vorwärts. Noch circa 20 Meter mussten sie schaffen. Iceberg verkrampfte am gesamten Körper. Sterling lenkte wild hin und her und versuchte irgendwie die Richtung zu halten. Und dann ging nichts mehr. Die Reifen drehten durch und gruben sich bis zur Hälfte in den Schlamm ein.

Entsetzt blickte Iceberg zum Fahrer. Doch damit nicht genug der Misere: Langsam sank das gesamte Fahrzeug in die Tiefe. Sterling fummelte am Armaturenbrett und zog ein Funkgerät mit diversen Kabeln und einer kleinen Antenne hervor. Iceberg sah ihn skeptisch an. „Ich dachte, die stecken uns in diese Orbitalstation.‟ Sterling verzog seinen Mund schief. „Ganz genau, aber sonst sind wir in fünfzehn Minuten Moorleichen. Ist das besser?‟ Iceberg stöhnte. „Ehrlich gesagt... Ich weiß es nicht.‟

Zehn Minuten nach dem Funkspruch war das Fahrzeug schon bis zu den Fenstern versunken. Da durchbrach ein vantablackfarbener Raumgleiter die Wolkendecke und näherte sich exakt über dem Vehikel der Oberfläche. Die Bremsdüsen waren im 45-Grad-Winkel seitlich ausgerichtet, damit der heiße Strahl nicht die beiden Männer traf. Auf zehn Metern Höhe positionierte sich der Flieger und ließ vier Drahtseile mit jeweils einem zylinderförmigen Ende herab. Es handelte sich um Magnete, die auf dem Fahrzeug aktiviert wurden. Kurz darauf ruckte das Vehikel schmatzend aus seiner Gefangenschaft und hob sich drei Meter in die Luft. Der Gleiter navigierte in eine Linksdrehung und bewegte sich mit 30 km/h vorwärts über die Moorlandschaft. Iceberg hielt sich noch verkrampfter in dem schwingenden Chassis fest als zuvor. „Warum lassen die uns nicht da vorne auf der Piste runter?‟

In einer 500 Kilometer entfernten Megacity wehrten gerade zwei Trupps der HSU (Habitat Security Unit) einige Eindringlinge ab, die es aus den Slums bis in die inneren Wehranlagen eines Luxuswohnhabitats geschafft hatten. Die uniformierten Männer fragten sich, was dieses Pack nur immer wollte? Sollte das ein Raubüberfall werden? Eine Frage nach Asyl? Suche nach Arbeit? Einfach nur der Versuch etwas zu erbetteln? Wie auch immer. Die Trupps schossen mit Gummigeschossen auf die Menschen, die in ihren zerfetzten Lumpen über das Gelände rannten. Sechs Eindringlinge waren von drei Sicherheitsangestellten in einer Sackgasse zwischen einer Wand und dem inneren Elektrozaun gestellt worden. Statt sie festzunehmen und aus dem Gelände zu führen, schossen sie jedoch ihre Magazine leer auf die sich ergebenden Männer. Einer der Uniformierten kaute genüsslich Kaugummi, während er auf einen knienden Mann zielte.

Die Spezialmunition sorgte nicht nur für heftige Schmerzen beim Aufprall, sondern war auch mit einer psychoaktiven Substanz angereichert, die durch die Haut aufgenommen wurde und den Willen der Person unterdrückte. So konnten die sechs Leute ohne nennenswerte Gegenwehr festgenommen und zur DNA-Identifikation gebracht werden. Medizinisches Personal entnahm ihnen Gewebeproben und machte diverse Tests. Die Männer waren nackt und von Düsen mit einem speziellen Reinigungsmittel gewaschen worden.

Erst, als alles Untersuchungen abgeschlossen waren, erhielten sie ihre Lumpen zurück. Ein Mannschaftstransporter der HSU brachte sie auf die Straße außerhalb des Habitats und zerrte sie dann hinaus. Es folgten neue Gummiprojektile, die hinter den Flüchtenden hinterher geschossen wurden. Orientierungslos und mit einem gelöschten Kurzzeitgedächtnis, hervorgerufen durch die zweite Dosis der Substanz, irrten sie auf der Straße dem nächsten Slum entgegen. An die vergangenen zwölf Stunden würden sie sich nie wieder erinnern können.

Die Leiterin der medizinischen Abteilung der HSU schnaubte und fegte mit einer wütenden Handbewegung die DNA-Proben vom Labortisch. „Wieder keine Übereinstimmung. Die Bruderschaft wird langsam ungeduldig. Wir müssen bald jemanden finden. Bringt mehr her.‟ Ich brauch mindestens 50 Probanden in dieser Woche, sonst sehe ich schwarz für einen Treffer.‟ Sie sah sich die Videoaufzeichnung der sechs Männer an, als sie im Bodyscanner standen. „Der da hat ja den reinsten Munusphallus.‟ Sie lachte und tippte auf das Display. Dann rieb sie sich müde die Schläfen und griff nach einem Becher Kaffee, pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und nippte an dem heißen Koffeingetränk.

Das Vehikel von Sterling flog weitere 20 Kilometer bis zu einer Landeplattform für suborbitale Transporter und landete dort krachend auf dem Betonboden. Anschließend setzte sich der Gleiter neben das Fahrzeug. Die Landerampe fuhr aus und durch die geöffnete Luke strömten sechs armierte und gepanzerte Personen. Sie sahen aus wie offizielle Militärangehörige, aber trugen keinerlei Abzeichen. Die beiden Männer wurden grob aus dem Wagen gezerrt und zu einer Bunkeranlage gebracht, die direkt neben der Plattform ihren Eingang zu dem unterirdischen Bau hatte. Eine mit schweren Titanblenden verkleidete Rolltür öffnete sich, ließ die Gruppe herein und schloss sich sofort wieder.

Sie befanden sich nun in einer großen Aufzugskabine. Das flackernde Neonlicht an der Decke hatte schon bessere Zeiten erlebt. Nach einer 14-sekündigen Fahrt öffnete sich die Tür, und die acht Personen traten auf eine Art Bahnsteig einer kleinen U-Bahnstation. Sie bestiegen eine Passagierkabine und schossen mit bis zu 400 km/h auf einem Luftbett durch die Röhre. Die Fahrt dauerte eine gute Stunde. Am Zielort wurden Sterling und Iceberg getrennt voneinander in kahle, kleine Zellen gebracht. Eine Stimme aus einem Lautsprecher an der Decke wies Iceberg an, sich vollständig zu entkleiden und sämtlichen Schmuck etc. abzulegen. Der Gefangene dachte kurz darüber nach, sich zu weigern, aber dann sah er die Sinnlosigkeit ein und folgte der Anweisung der synthetischen asexuellen Stimme. Nur die Castitasschelle blieb notgedrungen an Ort und Stelle.

Er wartete auf die nächste Audiobotschaft, aber die Zellentür öffnete sich wieder, und zwei Männer traten ein, die kleine Gasmasken vor Mund und Nase trugen. Im nächsten Augenblick zückte einer der Typen einen handgroßen Metallzylinder und sprühte Iceberg einen Nebel entgegen. Er spürte, wie er die Besinnung verlor und sackte zusammen. Der andere Mann fing ihn auf. Nun erschienen zwei weitere Personen mit einer Trage, auf der der Gefangene abtransportiert wurde. Keine drei Minuten später lag er fixiert auf einem Alutisch in einer Art Laborraum. Eine Frau in einem Kittel mit langen Haaren und einem Kaffeethermobecher in der Hand stand über ihn gebeugt, als er aus seiner Ohnmacht erwachte.

Iceberg ächzte und sah sich verwirrt um. Er war nackt auf diesem kalten Tisch fixiert, bemerkte die Unbekannte und rief: „Was soll das? Wo bin ich? Machen Sie mich los!‟ Statt zu antworten, nahm die Frau im Kittel ein medizinisches Gerät und hielt es dem Patienten auf die Brust. Plötzlich zuckte Iceberg schmerzerfüllt auf. Ein roter runder Abdruck von einem Zentimeter Durchmesser war auf seiner Brust zu sehen. Er hörte die weibliche Stimme durch einen Vorhang aus brennendem Schmerz: „Eine kleine Gewebeprobe für die DNA-Untersuchungen. Und hey, ich denke, wir haben hier einen Glückstreffer. Sie sind geeignet.‟ Der Liegende stöhnte auf. „Was heißt das? Wofür geeignet?‟

Ein Roboterarm mit einem scheibenartigen Gerät sank von der Decke ab und legte sich mit seiner Metallkonstruktion wie ein festes Band um den Schädel des Liegenden. Es justierte sich so eng, dass Iceberg wieder aufstöhnte. Ein Surren tönte auf, und er merkte, wie ihm die Haare auf der anderen Seite der Scheibe wegrasiert wurden, so dass er bald eine Tonsur aufwies wie ein Mönch auf der mittelalterlichen Erde. Anschließend hörte er ein Zischen und spürte eine aufgesprühte Substanz, die etwas auf der Kopfhaut brannte und nach Alkohol roch. Die Frau klebte zwei Elektroden auf den blanken Schädel. Danach steuerte sie mit einem mobilen Display eines kleines Gerätes in ihrer Hand einen Roboterarm, der einen feinen Bohrer antrieb und sich surrend dem Kopf näherte.

Der HSU-Trupp hatte Feierabend, hängte die Uniformen in die Spinde und duschte gemeinsam in der Dienststelle. Die Männer verabschiedeten sich, nachdem sie sich ihre Freizeitkleidung angezogen hatten. Einer von ihnen fuhr mit einem Aufzug in sein Apartment und holte aus dem Nahrungsmittelzubereiter ein Fertiggericht und eine kalte Flasche mit Yellow Hell, einem Biergetränk. Er setzte sich auf seinen Gelsessel und legte Beine hoch, schaltete einen großen Monitor mit einer Geste an und zappte durch die Programme. Bei einer Kampfshow blieb er hängen: Fünf Männer, offenbar dafür engagierte Slumbewohner, fighteten gegen einen komplett rasierten Corium Bestia, der nur einen halbtransparenten Nylontanga trug. Die Gegner waren wenigstens in schwarze Latexshorts gekleidet.

Es handelte sich um einen Freestyle-Fight, bei dem es praktisch keine Regeln gab. Beißen konnte niemand, denn alle Aktiven trugen abgeschlossene Mundschilder aus atmungsaktivem Polymer, die im Nacken elektromagnetisch gesichert waren. Die Arena konnte niemand verlassen, da sie von einem runden Käfig begrenzt wurde, der nach oben zu einer Halbkugel gestaltet war. Die modernen Mikrokameras waren von innen angebracht und sorgten für beste Bilder aus allen Winkeln und aus nah oder fern. Mehrere kräftige Lichtstrahler ließen die Arena mit 1.200 Lux hell erleuchten.

Der Zuschauer stopfte sich das Laborfleisch mit dem Sojabrot in den Rachen und gluckste ein paar Schlucke Bier hinterher. Wer in der Show gewann oder verlor, war ihm völlig egal. Er wollte einfach seichte Unterhaltung sehen, wie sich die Protagonisten prügelten, rangen, boxten, die Glieder verdrehten, schlugen, traten und würgten. Momentan sah es so aus, als würden die fünf Männer den Koloss niederringen und dominieren. Sie konnten ihn auf dem Boden „festnageln‟, während einer von ihnen dem Rivalen kräftig in die Hoden trat. Ein Mal, zwei Mal, drei Mal, dann befreite sich der kräftige Gegner und wischte einem der Männer das Bein weg, so dass dieser zu Boden knallte. Der Muskelberg packte weiter das Fußgelenk und schleuderte die Person rotierend gegen zwei der Kontrahenten. Der HSU-Angestellte lachte in sich hinein während er sich den Mund abwischte.

Die Show wurde aus einem der Studios im großen Wohnhabitat Star 3 ausgestrahlt, in dem auch bis zu 800 Zuschauer Platz nehmen konnten. Am Eingang zu den Sitzplätzen hatten die Produzenten der Show einen weiteren Corium Bestia in einem kleinen Standkäfig ausgestellt, der dem Exemplar in der Arena zum Verwechseln ähnlich war. Ein Datenschild bot Kurzinfos zu der Spezies. Als kleinen Gag konnten Interessierte mit einem bereitliegenden Elektrostab die Schmerztoleranz des Ungetüms testen. Der CB war sicherheitshalber breitbeinig und mit den Armen auf dem Rücken mit dicken Ketten gefesselt. So sollte er noch gefährlicher wirken und gefährdete niemanden.

Sowohl im Studio wie auch die Streamingteilnehmer konnten Wetten abschließen, wer Sieger werden würde. Gewinne wurden ausgezahlt, wenn man auch die Runde der Niederlage voraussagte. Beendet war die Auseinandersetzung erst, wenn eine Partei nicht mehr kämpfen konnte, weil sie bewusstlos war. Simulanten hatten keine Chance, denn ein Bioscanner war permanent auf die Akteure gerichtet, der in Echtzeit alle möglichen Biowerte ermittelte.

Auf Beta Patria lag die rothaarige Schönheit Violetta nackt und bäuchlings auf einer Massageliege und ließ sich von einem Androiden durchkneten. Es gab zwar auch komplett automatische Liegen mit vielen Massageflächen und Vorrichtungen, Greifarmen, Rollen, Gumminoppen und vielem mehr, aber Violetta bevorzugte die traditionelle Weise durch zwei humanoide Hände, obwohl sie in diesem Fall einem Androiden gehörten.

Animus war derweil in seiner Suite in ein Werbedatenpaket vertieft und betrachtete dreidimensionale Hologramme mit detaillierten Informationen zu Marinarien, Plattformen im Meer, die als exklusive Wohnhabitate angepriesen wurden. Als Pilot in leitender Stellung benötigte er trotzdem noch Jahre, um genug Dilithium zu sparen, um sich so etwas Extravagantes leisten zu können – selbst wenn Violetta das Eigenheim mitfinanzierte. Aber er gab sich gerne den Träumen hin, in so einem edlen Bau zu leben. Ob Gravis sich beteiligte, war irrelevant. Sein Securitygehalt reichte, um einen gewissen Lebensstandard zu halten, aber gewiss nicht um große Summen für eine Immobilie anzusparen.

Plötzlich poppte eine behördliche Nachricht über die Holodarstellung: Es war ein Kopfgeld-Holo. Seit den bürgerkriegsähnlichen Zuständen auf Beta Patria suchte die Planetenpolizei verstärkt nach Terroristen diverser Strömungen und Organisationen, die teilweise auch „normale‟ Straftaten begingen, um ihre Aktionen zu finanzieren. Es folgten noch sechs weitere Gesuchte, bis das Marinarium-Hologramm wieder freigegeben wurde. Animus seufzte. Die behördlichen Pop-ups zu blocken, war verboten. Aber er kannte eh keinen dieser obskuren Gestalten. Dabei hatten Animus und Violetta noch eine angenehme Unterkunft ohne kommerzielle Werbung. Billigere Quartiere verfügten über Advertising-Schaltungen an den Wänden, manche liefen alle 20 Minuten mit drei Spots – und das von morgens bis abends. Im Konzerngebäude von Prospect Enterprises war das zum Glück nicht Usus. Aber die Wohnsituation in der Hauptstadt war, gerade für mittlere und niedrige Einkommen, angespannt. Die zu wenigen Immobilien finanzierten sich durch diese beinahe permanente Reklame und Gehirnwäsche.

Die Algorithmen der Werbebranche individualisierten nach und nach die Werbung passend auf den potentiellen Kunden, und so wurde die Verführung, unnötige Produkte zu kaufen, immer größer, und viele Haushalte verschuldeten sich – ein weiteres Problem für die Regierung der Vereinigten Allianz, die den großen Konzernen nicht vor den Kopf stoßen wollte und auf entsprechende Gesetze bzw. Verbote verzichtete. Aber solange das Alpha Dominion in den Startlöchern für eine Invasion stand und die immer noch völlig unerforschte Anomalie sich um die VA wie ein Kokon ausbreitete, hatte der Hohe Rat andere Sorgen als die Lebensqualität einiger Bürgerklassen.



208. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 06.08.22 17:04

~ XCIV ~


Auf dem abtrünnigen Planeten Atra Mundo schwenkte gerade ein Transporter mit seinem lärmenden Strahltriebwerk auf seinen Landeplatz vor den Toren der Megacity Urbs Novum ein. Der Kapitän hatte „heiße‟ Fracht an Bord, die für die Noxius-Bruderschaft bestimmt war: synthetische Drogen diverser Art, Subjekte für die Erotikbranche, Waffen und illlegale Technologie sowie medizinische Ersatzteile in organischer Form.

Präzise betrachtet waren die Organe und anderen Bestandteile noch in den Wirten, sedierte Kreaturen, die auf ihren Einsatz warteten. So blieb alles schön frisch, wie der Kapitän mit einem breiten Grinsen seinen Abnehmern gegenüber gerne betonte. Jetzt musste der Händler nur noch auf seine Kundschaft warten. Draußen peitschte der Regen gegen den Rumpf seines Schiffes. Wegen des radioaktiven Niederschlags würden die Käufer mit Landtransportern kommen, die direkt an das Schiff andockten, ohne von der Atmosphäre kontaminiert zu werden.

Über die Landezone wirbelte der Wind Plastikfolien, Kunststoffteile und diversen Müll durch die Luft. Über den Boden schob sich rutschend und schabend eine Silikonplatte, die sich irgendwo gelöst haben musste, und sich spritzend in eine Öllache, die sich in einer Bodensenke der Betonplatten gebildet hatte, verhakte. Die anthrazitfarbene Wolkendecke verdüsterte das Sonnenlicht derart, dass unter freiem Himmel eine Dämmerstimmung herrschte. Der Kapitän las auf den Surface seiner Instrumententafel die Außenwerte der Atmosphäre ab und schüttelte den Kopf. Wie konnte man hier auf diesem Müllplaneten leben? Allein die Stickstoffdioxidwerte verringerten die Lebenserwartung signifikant, aber das war längst nicht alles: Schwefeldioxid, Ozon, Kohlenmonoxid, Ammoniak, Cadmium, Nickel, Blei und vieles mehr tummelte sich gesellig in dieser Luft.

Hier wäre er nicht für einen Riesenhaufen Dilithiumbarren auch nur für zehn Minuten herumspaziert. Dazu kamen noch die unberechenbaren radioaktiven Verseuchungen, die vom Wind mal hier, mal dort hin geweht wurden. Eine Glückslotterie, die zwischen Tod und Leben entschied. Zwar gab es auf Atra Mundo auch weniger belastete Gegenden, aber hier war ein längerer Aufenthalt im Freien eher nicht zu empfehlen – zumindest nicht ohne entsprechende Schutzkleidung. Der Händler scannte die Umgebung. Es näherte sich ein kleiner Konvoi aus schweren Bodentransportern. Drei schwere Gefährte auf Rädern, angetrieben von Verbrennungsmotoren. Leise konnte er ihren Lärm über die Außenmikrophone bereits hören. 22 Sekunden später erfasste sie auch die Außencam: Die drei olivfarbenen Panzer-Fahrzeuge näherten sich dem alten Landeplatz mit einer Geschwindigkeit von 65 km/h. Am Heck der Transporter waberten rußschwarze Abgase in die Luft. Die großen Räder gruben tiefe Spuren ihrer Profile in den Untergrund.

Circa 3.000 Kilometer entfernt feierten 200 Mitglieder der Noxiusbruderschaft eine Party. In dem eingezäunten und streng bewachten Park einer pompösen Villa gab es Barbecue, kaltes Buffet, delikates Fingerfood und Desserts. Dazu flossen der teuerste Wein, Sekt und Whiskeys in die Kehlen der feierwütigen Gesellschaft. Bei schönstem Sonnenschein boten beleuchtete Pools sowie Whirlpools Kurzweil mit leicht bekleideten Damen. Die Luft war rein und eine Wohltat. Nur wenige Gegenden auf dem gesamten Planeten waren so frei von Schadstoffen und anderen Beeinträchtigungen. Das Villengelände lag auf einer Privatinsel mitten im Ozean in subtropischen Breitengraden. Neben den Bediensteten lebten noch etwa 1.200 weitere Menschen auf dem Eiland und lebten vom kargen und mühsamen Fischfang.

Die Bevölkerung war bettelarm, und eine Stelle bei dem Paten der Bruderschaft galt als Glückslos; doch das zogen die wenigsten Personen. Auf der anderen Seite des vier Meter hohen Sicherheitszaunes stand eine kleine Traube von armseligen Gestalten in zerrissener Kleidung. Zu ihnen wehte der Grillduft des Fleisches herüber, und das Gelächter und Stimmengewirr der Partypeople erreichte sie ebenso. Sehnsüchtig schauten sie zu dem entfernten Treiben. Manche krallten ihre Finger in das Gitter. Die Security der Bruderschaft ging nur aus einem Grund nicht gegen die Zaungäste vor: Sie hatten die entsprechenden Anweisungen, denn die Bevölkerung war harmlos, unbewaffnet und wäre niemals auf den suizidalen Gedanken gekommen, Gewalt gegen ihre Herren auszuüben. Trotzdem waren die Bodyguards schwer bewaffnet, denn immerhin gab es rivalisierende Gangs und Syndikate auf Atra Mundo. Ein modernes Scannersystem erfasste schon Flugobjekte in tausend Kilometern Entfernung. Einen Hafen gab es auf der Insel nicht. Auf einem Flugplatz parkten 42 Gleiter und Speedliner.

Einer der Securitymänner zückte seine kleine Multi-Gun und zielte auf die Menschen am Zaun. Es juckte ihn in den Fingern, aber er wollte keinen Ärger. Selbst die geladenen Plastikbullets durften nicht ohne ersichtlichen Grund verschossen werden. Er spuckte verächtlich aus und murmelte etwas von „elenden Schmeißfliegen‟. Aber der Pate hatte „seine‟ Bevölkerung unter seinen Schutz gestellt. Sie war sein Eigentum. Er gefiel sich in der Rolle des Monarchen. Ihm gefiel das Spiel mit der Macht. Er war Gönner, aber ließ die Menschen auch hungern, wenn ihm danach war. Doch das war mehr ein Hobby. Als Pate der Noxiusbruderschaft war er damit beschäftigt, ein mächtiges Imperium zu führen und gegen andere Kriminelle zu verteidigen. Von der Regierung, die eh nur Marionetten der Bruderschaft waren, hatte er nichts zu befürchten. Und höhere Instanzen der Vereinigten Allianz waren weit weg und hatten den Planeten längst aufgegeben.

Als die Sonne langsam im Meer versank, leuchte eine Lasershow auf, und Strahler erhellten das Partygelände. Musik wummerte und Trockennebel waberte. Ein Container mit mehreren Käfigen landete auf der großen Terrasse. Aus ihnen stiegen nur mit Stiefeln und Halstüchern bekleidete Tänzerinnen und führten eine erotische Choreografie auf, eingerahmt von Flammenwerfern, die im Takt der Musik loderten. Später boten die Damen noch andere Dienste an, auf die die Herrschaften schon sehnlich warteten. - Davon konnten die einfachen Sicherheitsleute nur träumen. Sie mussten am Zaun patrouillieren. Wenigstens gab es im Laufe des Abends die übrig gebliebenen Häppchen, die einer der Bodyguards holte und an seine Kollegen verteilte.

Was von den Resten blieb, dass nutzten einige der Männer zur „Vögelfütterung‟. So nannten sie es, wenn sie der hungernden Bevölkerung Essen über den Zaun warfen. Bei dem Zeitvertreib amüsierten sich die Männer, wie sich die Bedürftigen um ein wenig Nahrung prügelten. Einer der Securitytypen hielt etwas abseits einem jungen Mann ein Lachsschnittchen vor die Nase und fragte, ob er es haben wollte. Der Jüngling nickte mit großen Augen, und man sah förmlich, wie ihm der Speichel im Mund zusammenlief. Der muskulöse Leibwächter tat so, als wollte er es ihm durch den Zaun reichen, dabei fiel es zu Boden. „Ups‟, sagte er, trat genüsslich mit seinem Kampfstiefel darauf und drehte die Sohle hin und her. Dann schob er die platten Überreste nach vorne bis unter den Zaun durch. „Da hast du was zu fressen.‟

Der Hunger war groß genug, dass die arme Gestalt Ekel und Demütigung verdrängte. Sie bückte sich, kratzte den Matsch vom Boden und aß ihn. Der Securitymann lachte höhnisch. „Ihr seid so ein Dreckspack!‟ Als er sich umdrehte, sah er einen Kollegen eng vor dem Zaun stehen – mit heruntergelassener Hose. Auf der anderen Seite kniete eine junge Frau, die ihre Brüste entblößt hatte und den erigierten Penis des Mannes zwischen ihre Lippen saugte. Der andere Securitymann rief: „Huuu! Ein Genießer bist du! Wo kommt das Vögelchen denn her?‟ Der Kollege stöhnte und raunte: „Verpiss dich! Such dir was Eigenes.‟ Der Mann schnaubte und ging auf Patrouille.

Während die Bruderschaft ausgelassen auf der Privatinsel feierte, brachten Mitglieder der Vereinigung die Ladung aus dem Frachter in ihre Lagerhallen vor den Toren von Urbs Novum. Der schwer bewaffnete Konvoi rauschte mit den gewichtigen Transportern in die Gebäude. Ein Informant hatte von einem geplanten Überfall einer Gang erfahren, die die Drogen rauben wollten. Doch bisher ließ sich niemand sehen. Vielleicht war die Bewaffnung zu furchteinflößend. Es war eher ungewöhnlich, dass sich kleinere Gangs mit der Noxiusbruderschaft anlegten. Auszuschließen war es allerdings nicht. Bisher blieb alles ruhig. Mini-Drohnen kontrollierten den Luftraum um das Lager.

Ein freundlich schauender Mann mit edlem Zwirn überwachte den Warenempfang. Sechs Personen bedienten Industriebots, die die Container und Kisten sowie Käfige sortierten und im Lager aufstellten. Er scannte den Inhalt der Behältnisse und schien zufrieden. Die Insassen der Käfige, nackte Humanoide, ignorierte er mehr oder weniger. Deren Qualität konnte er eh nicht beurteilen. Nur die Subjekte für die Erotikbranche begutachtete er mit Kennerblick und schmierigem Grinsen voller Lüsternheit. Er schickte eine Nachricht von seinem Handgelenkscom zum Kapitän des Frachtschiffes. „Status: Lieferung komplett.‟ Die vereinbarte Summe Dilithium wurde auf ein virtuelles Konto überwiesen. Der Skipper sah die Verifizierung auf seinem Datenpad, nickte zufrieden und bereitete die Startsequenz vor. Nichts wie weg von diesem Drecksplaneten, sagte er sich.

Nur 67 Kilometer entfernt lag Artus Iceberg in einer kleinen kahlen Zelle mit Aluminiumoberflächen. Er trug bis auf seine Castitasschelle nichts. Sein Schädel brummte. Er konnte sich nur wie durch einen dichten Nebel an Fetzen der jüngsten Vergangenheit erinnern. Eine Frau in einem weißen Kittel hatte ihn untersucht und mit Elektroden behandelt und, ja, da fiel ihm der Bohrer ein, der sich in seinen Kopf... Hastig und ängstlich tastete er nach einer Verletzung, aber er fühlte nichts. Haare hatte er allerdings auch nicht, also war das kein Traum, keine Illusion gewesen. Irgendwas hatte diese Frau mit ihm gemacht. Nur was? Wo war er? Wann wurde er aus dieser Zelle erlöst? Was hatten die mit ihm vor? Wer waren die überhaupt? Und warum ausgerechnet er? Iceberg ächzte. Da war er vor der Justiz der VA geflohen, und nun vom Regen in die Traufe gekommen. Erst als Sklave der Bruderschaft, und jetzt war er nur noch ein Versuchskaninchen? Skurril, aber er verspürte einen intensiven Drang, zu onanieren. Vielleicht als Stressabbau? Um die Realität zu verdrängen? Oder hatte sich einfach zu viel Libido angestaut? Er betrachtete die Castitasschelle und nestelte daran herum. Als ob er das nicht schon hunderte Male gemacht hätte. Der ehemalige CEO fiel auf die Knie und brüllte sich den Frust aus dem Leib.

Auf Beta Patria wankte ein untergewichtiger Typ mit toten Augen in den Gassen zwischen den Skytowern umher. So ungepflegt, wie er aussah, konnte es sich nur um einen Junkie handeln, der von irgendeiner der vielen synthetischen Drogen abhängig war. Seit der Wirtschaftskrise in der Vereinigten Allianz durch den Angriffskrieg des Alpha Dominions sowie die Probleme durch die transstellare Anomalie waren die Zahlen an Süchtigen in die Höhe geschnellt. Ein großer Anteil der Unterschicht fiel durchs Raster und landete sprichwörtlich in der Gosse. Die Mittelschicht hatte sich geteilt: Der eine Part musste seinen Lebensstandard deutlich verringern, der andere stieg sogar auf – je nachdem, welche Qualifikationen akut nachgefragt wurden. Und die Oberschicht profitierte signifikant von den wirtschaftlichen Verhältnissen und maximierte ihr Vermögen. Das soziale Netz auf Beta Patria war zwar relativ leistungsstark, doch die politische Situation zwang die Regierung zu Einsparungen in vielen Bereichen.

Der Junkie stolperte über einen Metallrahmen und fiel weich in Mülltüten, die auf einem Haufen am Boden lagen. Kurz schloss er die Augen. Als er sich aufrappeln wollte, schaute er in zwei Augenpaare über ihm. Zwei junge Männer lächelten ihn an. Sie trugen teure Markenkleidung. Der Junkie räusperte sich. „Habt ihr vielleicht eine kleine Spende? Ich habe Hunger.‟ Die Männer feixten. „Klar haben wir was für dich.‟ Der Linke, ein Blondschopf, hielt ihm eine kleine Glasphiole hin, in der eindeutig das pinkfarbene „Dreamjuice‟ war. Das Verlangen danach wuchs bei dem Junkie ins Unermessliche. Der Blondschopf grinste. „Kannst du haben. Tust du uns einen kleinen Gefallen?‟ Der Liegende nickte aufgeregt, seine Augen ließen die Phiole nicht mehr los. Der brünette Begleiter klackte eine Minidrohne von seinem Multikommunikator und aktivierte das kleine Fluggerät, damit es gestochen scharfe Aufnahmen machte, die für die Social Media-Kanäle der Herren gedacht waren. Aktuell war es in Mode, Junkies zu allerlei Unfug zu missbrauchen. Seien es die unsäglichen „Poor Fights‟, bei denen zwei oder mehr Obdachlose aufeinander einprügelten, oder demütigende Aufgaben erledigen mussten.

Dem Junkie war das momentan völlig egal, was er tun musste. Er musste unbedingt die Phiole haben. Das Angenehmste wäre, wenn die Burschen nur ihre Lümmel gelutscht haben wollten. Es gab weitaus schlimmere Forderungen. Aber selbst darüber konnte sich der Junkie keine Gedanken machen. All sein Denken fokussierte sich auf das Dreamjuice vor seiner Nase. Der Blondschopf grinste immer noch breit. „Zieh dich aus, Dreckschwein!‟ Der Mann kämpfte sich auf die Füße, zog sich mit hektischen und linkischen Bewegungen aus und warf seine schmutzige und kaputte Kleidung auf den Boden. Splitternackt stand er nun vor dem Duo. Er war noch dünner und knochiger als gedacht. Immer noch glotzte er wie wie paralysiert auf die Phiole, die der Blondschopf vor sich hielt wie eine Karotte vor den Esel. Der brünette Jüngling wirkte etwas unsicher, was er machen sollte, aber dann trat er dem Junkie kräftig in den dürren Hintern. „Auf alle Viere, Hund!‟

Der Mann stürzte vorwärts und ging in die gewünschte Position. Er verdrehte seinen Hals nach der Phiole. Der Blondschopf holte aus seiner Jacke nun einen kleinen zylinderförmigen Gegenstand mit abgerundeten Enden. Der Durchmesser betrug drei Zentimeter, die Länge wies das Dreifache auf. „Das schiebt du dir jetzt tief in deinen Arsch. Dann kriegst du die Phiole. OK?‟ Der Junkie dachte nicht lange nach und nickte. Er erhielt das Riesenzäpfchen und drückte es sich zwischen die Backen, bis es hinter dem Schließmuskel verschwunden war. Die Männer lachten, während die Drohne automatisch diverse Positionen einnahm und das Geschehen festhielt. Der Blondschopf überreichte dem Junkie seine Belohnung. Der Süchtige griff hastig danach und öffnete das Siegel, um sich den Inhalt schmecken zu lassen. Gierig schluckte er die 30 ml flüssige Lösung. Der Fremdkörper in seinem Anus war ihm gerade egal.

Er wartete auf die Wirkung seiner Droge. Eigentlich sollte er schon etwas spüren. Intensive Explosionen von Euphorie und Glückshormonen, bunte Farben, ein wohliges Gefühl im gesamten Körper, dass einem Orgasmus glich... Aber nichts geschah. Er fühlte sich immer noch beschissen. Seine Gelenke taten weh, sein Magen schmerzte, sein Kopf dröhnte und Schwindel erfasste ihn. Er schaute sich nach den beiden jungen Männern um, aber die waren verschwunden. Nur die Drohne filmte weiter und flog wie eine nervende Fliege um ihn herum. Er versuchte sie zu fangen, aber dazu waren seine Reaktionen viel zu langsam, seine Bewegungen viel zu schlaff. Dann stöhnte er plötzlich erschrocken auf. Was war das? Dieses Ding in ihm wurde größer. Es breitete sich aus und erzeugte einen schmerzhaften Druck in ihm. Ungeschickt stocherte er mit seinen Fingern danach, um es zu entfernen, aber es saß bombenfest in seinem Enddarm. Der Junkie bekam Panik. Was war das in ihm? Was würde geschehen?

Er rief rau nach Hilfe und wankte die Gasse entlang zur nächsten Querstraße, gefolgt von der Drohne, die sich wie Paparazzi an ihn gehängt hatte. „Aua! Hilfe! Aua!‟ Seine Rufe blieben ungehört. In diesem Viertel der Stadt gab es kaum Fußgänger. Einige wenige Fahrzeuge befuhren die Asphaltstraßen, doch der meiste Verkehr befand sich in kleinen Luftgleitern in hundert bis 500 Metern Höhe. Der Junkie hatte in seiner Verzweiflung völlig vergessen, dass er nackt umherlief. Eine Drohne für multiple Exekutivaufgaben (DME) der Stadtpolizei hatte ihn bereits im Visier und forderte ihn auf, sich unverzüglich zu bekleiden. Der Junkie glotzte nur verständnislos zu der DME und krümmte sich vor Schmerzen.

In wenigen Minuten würden Polizeibots eintreffen und den Mann festnehmen. In der Zwischenzeit fiel der Junkie auf alle Viere und wälzte sich auf der Straße. Das Ding in ihm war weiter gewachsen. Jetzt lugte es sogar aus dem After heraus. Der Mann zog und zerrte daran, aber es saß fest, war irgendwie verkeilt und hatte sich deformiert. Heulend und jammernd krabbelte er über die Straße. Und als zwei Polizeibots erschienen, schien das Teil zu implodieren. Neongrüne Flüssigkeit schoss aus dem Gesäß, woraus zig ballonförmige Gebilde mit zehn Zentimeter großem Durchmesser in die Umgebung aufstiegen und sich wie Seifenblasen in der Luft verteilten. Die Bots beeindruckte das nicht, sondern sie erfüllten ihre Programmierung, die öffentliche Ordnung wieder herzustellen und den Störer festzunehmen. Die kleine Drohne der beiden Jünglinge flog im Autonom-Modus unbemerkt davon zu ihren Eigentümern.

Vier Minuten später landete ein kleiner Polizeitransporter, nahm den Festgenommenen auf und brachte ihn zur nächsten Station. Dort würde er sich einem chemischen Waschvorgang unterziehen müssen, der ihn nicht nur von Bakterien und Viren befreite, sondern auch eventuelle radioaktive Schmutzpartikel entfernte, und erhielt Kleidung. Die nächsten Stunden oder Tage dürfte er wohl eine Sammelzelle sein Zuhause nennen. Ohne Dreamjuice würde die Zeit verdammt lang werden – besonders unter anderen Junkies und Kriminellen jeglicher Couleur, die sich früher oder später gegenseitig in der heißen Enge an den Kragen gingen. Übergriffe ahndeten die Polizisten in der Regel nicht. Nur bei Massenschlägereien setzten sie Chemo-Gas ein.

Der Blondschopf namens Julius und sein brünetter Freund Timothy wurden für das Filmmaterial in ihren Kanälen und auf der gerade stattfinden Dachgartenparty gefeiert. Sie wurden mit Likes, Anerkennung und Lob überschüttet. Die coole Aktion war der Brüller. Ursprünglich hatten sie echtes Dreamjuice bei einem Kleindealer gekauft, aber es dann ausgetauscht gegen gefärbtes H2O. Falls sie von der Polizei bei ihrer umtriebigen Performance erwischt worden wären, hätte das nur die Sanktionen in die Höhe getrieben. So hatten sie sich zumindest gesetzlich nicht haftbar gemacht. Und ein bisschen Spaß treiben mit dem Gesocks der Gosse würde ja wohl noch erlaubt sein.

Sie stießen mit ihren teuren Cocktails an und genossen den grandiosen Ausblick von der Dachterasse im 82. Stockwerk über die City, darunter das große Konzerngebäude von Prospect Enterprises, die mächtigste Firma in der gesamten VA, die nicht nur als Nahrungslogistiker, sondern auch im Rüstungsbusiness ganz groß war. - Dieses Jahr war Julius noch reicher Sohn von Beruf, aber der Vater drängte darauf, dass der Filius eine Ausbildung machte. Der CEO von PE, Carthy, war ein Bekannter aus dem Golfclub und würde seinem Sohnemann einen Arbeitsplatz in Aussicht stellen – natürlich im gehobenen Management. Für seinen Freund Timothy war das nur Wunschdenken, aber auch er liebäugelte mit PE als Arbeitgeber. Nur würde er im Securitybereich seine Zukunft sehen.

Blondschopf stellte sein Glas ab und griff nach gleich zwei Canapés mit Kaviar und Meerrettichpaste und stopfte sie sich in den Mund. „Lust auf eine Runde mit dem Turbo? Habe die ID von Dad.‟ Da sagte der Kompagnon nicht nein. Die beiden liefen zu einem Aufzug und fuhren zum 94. Level, wo mehrere Fluggleiter geparkt waren. Darunter befand sich auch der neue Turbospeeder seines Vaters, ein Luxusgleiter mit besonders starkem Antrieb. Die Jünglinge sprangen hinein. Julius startete das Triebwerk und schoss auf die Luftstraße, die von optischen Lasern begrenzt war. Timothy staunte nicht schlecht. „Wo willst du damit hin? Noch mehr Dreckspack aufmischen?‟ Blondschopf lachte. „Ne, dann hätte ich ein paar Häppchen mitgenommen. Die hätte wir denen abwerfen können.‟ Sein Copilot stimmte mit ein. „Genau! Dann hätten die mal was anderes als schmierige Küchenabfälle gefressen. Aber da finden wir jetzt vermutlich eh keine Ratten. Das hat sich herumgesprochen, und die sind jetzt alle in ihren Löchern.‟

Der Luxus-Speeder schoss die Laserstraßen entlang und überholte fast jedes andere Gefährt. Timothy erinnerte sich an eine ihrer Aktionen vor ein paar Wochen. „Weißt du noch der Typ, den wir mitgenommen haben in die Wüste?‟ Julius lachte gackernd. „Klar. Wollte mitgenommen werden. Hat ja nicht gesagt wohin. Also...‟ Timothy gluckste. „...haben wir ihn in der Steppe rausgelassen. 20 Kilometer von der nächsten Zivilisation. Und das mit den Nanofußfesseln war so geil. Schlurfi hat Trippelschrittchen gemacht. Die ganze Strecke...‟ Ihre Minidrohne hatte alles gefilmt. Er fiel in den Sitz und hielt sich den Bauch vor Lachen. Julius lenkte den Speeder scharf in eine Kurve. „Jo, das war der Hammer!‟ Timothy fiel ein anderer Streich ein. „Am besten war der Junkie voriges Jahr, dem wir die Flasche mit Abführmittel gegeben haben.‟ Julius verzog das Gesicht. „Yes! Das war soo geil! Die Fresse vergesse ich nie. Aber wir waren fair! Er wusste, was drin ist.‟ Timothy zuckte mit den Achseln. „Die sind so dumm! Aber für Dreamjuice tun die einfach alles! Alles, sag ich dir.‟

Weitere rasante fünf Minuten Flug später schaute er zwischen dem Monitor und dem Fenster hin und her. „Amigo, wo sind wir? Ist das hier nicht...?‟ Der Blonde grinste dümmlich. Sie landeten auf dem Parkdeck des größten Bordells der gesamten Stadt: Love-Star. „Du musst endlich mal deine Jungfräulichkeit loswerden.‟ Timothy brummte. „Woher willst du wissen, dass ich noch nicht...‟ Julius sah ihn mit einem überlegenen Blick an. „Das sieht man. Das merkt man. Das weiß man. Aber, hey, keine Schande. Jeder fängt mal an. Wir suchen dir eine megaheiße Schnitte.‟ Timothy hob den Zeigefinger warnend. „Aber ich will eine Humanoide. Komm mir nicht mit irgendwas Exotischem.‟ Julius zog eine Schnute. „Ich dachte, dir gefällt vielleicht ein Munus.‟ Timothy fielen fast die Augen raus. „What?! Bist du völlig gestört, Mann? Soll der mich aufreißen, oder was? Ich bin der aktive Part. Klar? Ist das klar?‟ Julius nickte. „Völlig klar. Ich wollte dich doch nur aufziehen.‟

Während sich die jungen Herren mit professionellen Liebesdienerinnen der Extraklasse vergnügten, wurde der festgenommene Junkie gewaschen, erhielt Leihkleidung und eine einfach Mahlzeit. Der Mann schwitzte und zitterte. Er brauchte dringend Dreamjuice. Zwei Polizistinnen hatten den Vorfall aufgenommen und ihren Gefangenen verwarnt. Beim nächsten Nacktauftritt würde er für zehn Monate in Haft kommen – kalter Entzug inklusive. - Nun führte ihn ein Uniformierter der Stadtpolizei ab, brachte ihn zu einem Transporter und fuhr ihn dahin, wo er ihn eingesammelt hatte. Dann grinste der Mann und zeigte auf sein Gegenüber. „Ausziehen! Die Kleidung gehört der Stadt.‟ Der Junkie zog sich aus. Der Polizist hielt eine Plastiktüte auf, in die die Textilien fielen. „Gut. Aber such dir schnell irgendwas zum Anziehen. Sonst kassiere ich dich direkt wieder ein. Haben wir uns verstanden, du Müllhaufen?‟ Der Junkie brummte irgendwas und lief davon in eine schmale Gasse mit vielen Abfalltüten und Containern. Dort gab es sicherlich irgendwelche Altkleider. Und danach musste er so schnell wie möglich einen Dealer finden. Der würde ihm aber nichts schenken, also musste er vorher einen Freier finden. Scheißwelt! Scheißleben!

Der Junkie würgte, weil ihm bittere Galle die Speiseröhre hochkam. Danach folgten Stiche im Bauchraum. Mit letzter Kraft streifte er sich ein paar alte Kleidungsstücke über. Irgendwas. Er wankte auf die Straße und suchte mit irrem Blick nach einem Freier. Wo waren die hungrigen Fleischknüppel, wenn man sie brauchte? Keine Fußgänger weit und breit. Dafür war die Gegend zu unsicher. Raubüberfälle waren hier an der Tagesordnung. Er stöhnte und taumelte an der Außenfassade eines Skyhabitats entlang, da bemerkte er drei Männer, die auf ihn zukamen. Sie sahen exklusiv gekleidet aus, gehörten bestimmt der Oberschicht an. Ob sie einen Blowjob von so einem Wrack wie ihm haben wollten, wenn sie sich doch Edelnutten leisten konnten? Einer der jungen Herren zeigte auf ihn und rief ihm entgegen: „Hey du! Du siehst doch so aus, als würde ich dir mit ein bisschen Glückssaft eine Freude machen können.‟

Im nächsten Augenblick hielt er eine Phiole mit Dreamjuice vor sich und lächelte freundlich. Der Junkie nickte aufgeregt. Seine Augen fokussierten das Behältnis mit dem göttlichen Stoff. Der Jüngling erklärte: „Wenn du mit uns ein kleines Filmchen drehst, bekommst du es. Deal?‟ Der Junkie seufzte tief und nickte. Egal, was es war. Das Trio feixte umher und freute sich. Auf einen Pfiff kamen zwei Munus um die Häuserecke. Sie trugen zwar normale Kleidung, aber die Ausmaße der Genitalien und Brüste waren unübersehbar. Der junge Herr grinste. „Also gut. Wir würden gern einen Dreier drehen. Du in der Mitte.‟ Der Drogenabhängige keuchte nur wortlos und nickte. - Und schon bald hatten die jungen Männer ein spektakuläres Video für ihre Social Media-Auftritte.

Etwa eine Viertelstunde später lag der Junkie alleine in der Gosse. Die Hose hing ihm noch in den Kniekehlen. Sein Anus war überdehnt, und sein Hals schmerzte, aber das war ihm alles egal. Er hielt in der Faust krampfhaft die Phiole, entsiegelte sie und kippte sich das Gesöff in den Rachen. Augenblicklich zuckte er am ganzen Leib und schloss die Augen. Seine Pupillen verdrehten sich. Er war im Paradies voller Ekstase und Glücksgefühle. Warm und wohlig zog es durch seine Nervenbahnen, streichelte seine Amygdala, liebkoste sein Unterbewusstsein und ließ ihn ein orgasmusähnliches Kribbeln fühlen. Von dem sauren Sturzregen, der auf ihn inzwischen niederprasselte, spürte er nichts.
209. RE: Regina

geschrieben von Holzfäller am 12.08.22 22:46

Tolle Geschichte. Schade dass es nicht viel Beifall gibt.
210. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 20.08.22 13:59

Zitat
Tolle Geschichte. Schade dass es nicht viel Beifall gibt.

Ja, leider. Trotzdem schicke ich mal ein neues Kapitel.
211. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 20.08.22 14:01

~ XCV ~


Animus aktivierte mit einer Geste die Sonnenblende in der Fensterfassade in seiner Suite. Die reflektierenden Sonnenkollektoren des gegenüberliegenden Skytowers blendeten fürchterlich. Er wies die Gebäude-KI an: „Innentemperatur um drei Grad Celsius verringern.‟ Nun herrschten angenehme 21 Grad, während unter freiem Himmel die Sonne die Luft auf 39,5 Grad aufgeheizt hatte. Der PE-Pilot wartete auf seinen nächsten Einsatz. CEO Carthy würde sich bald melden. Es ging um einen Transport von Waffen-Prototypen. Sie mussten von der Konzernproduktionsanlage direkt zu einer orbitalen Militär-Basis geflogen werden.

Solange die Anomalie eine unüberwindbare Grenze zwischen dem Alpha Dominion und der Vereinigten Allianz geschaffen hatte, nutzte die Regierung die Zeit, um aufzurüsten und vor allem neue Waffentypen, Feuerleitlösungen und Jäger zu entwickeln und upzudaten. Prospect Enterprises spielte dabei die wichtigste Rolle. - Auf der anderen Seite der Anomalie war das AD nicht weniger aktiv, um seine militärischen Optionen zu optimieren. Zusätzlich arbeitete man unter Hochdruck daran, eine Technologie zu entwickeln, die es ermöglichte, die Anomalie zu durchstoßen. Alle bisherigen Versuche, auch die Beamtechnik ließ sich nicht erfolgreich einsetzen. Wer sich der Repugnanz näherte, war in Raum und Zeit gefangen. Für dieses Phänomen hatte kein Wissenschaftler bisher eine Antwort. Mitglieder des Scarabaeus hatten es mit brutaler Waffengewalt versucht; Vertreter der Alba Simia waren auf andere Art vorgegangen, aber niemand konnte die Anomalie durchdringen. Und niemand kam lebendig aus ihr zurück sondern wurde absorbiert und in scheinbar endlos verlangsamter Zeit gefangen wie ein Insekt in einem Bernstein.

Humanoide vom ehemaligen Regina-Regime, die nun unter Aranea Regina II. formierten, waren dabei eine Methode zu entwickeln, bei der ein spezielles Eindämmungsfeld von einer Rakete die Anomalie temporär perforieren würde, und so einen Tunnel erzeugte, in dem das AD in das Territorium der Vereinigten Allianz vorstoßen könnte. Die Indagatrix-Wissenschaftlerinnen hatten schon erste kleine Erfolge in Versuchen erzielt, jedoch bisher nur unter Laborbedingungen und in Computersimulationen. Zwar verfügten die Indagatrix vom Planeten Regina über einen hochgradigen Wissensstand, aber sie hatten sich jahrhundertelang eigenständig entwickelt, ohne noch Kontakt zur Vereinigten Allianz zu haben, waren autark und hatten eigene Forschungen betrieben. Daher gingen die Alba Simia nicht davon aus, dass auch die Astrophysiker der VA auf dem gleichen Niveau kurz davor waren, die Anomalie zu verstehen und zu beherrschen. So war ein Überraschungsangriff von Seiten des Alpha Dominions noch wahrscheinlich.

Das wusste auch der militärische Geheimdienst der VA und drängte daher umso mehr zu Aufrüstung. Noch an diesem Tag erreichte Animus der Einsatzbefehl. Der Pilot machte sich mit dem Aufzug auf den Weg zur Landeplattform des PE-Towers. Von dort machte er sich mit einem kleinen Shuttle auf zu einem suborbitalen Hafen, wo Transporter, Korvetten und Fregatten inspektionsbedingt parkten. Dort dockte der Gleiter an einen der Transporter an. Animus begrüßte dort mehrere Armeeangehörige und beamte mit ihnen von dem Transporter auf einen Frachter. Der exakte Standort des Schiffes unterlag der obersten Geheimhaltungsstufe.

Der Frachter war bereits mit den Rüstungsgütern beladen. Animus übernahm offiziell den Pilotensitz und startete die Antriebsbatterien am Steuerungsmodul und wartete, bis sie das optimale Energielevel aufwiesen. Er war lediglich über eine Teilstrecke zur geheimen Waffenplattform der VA eingeweiht worden. Aus Sicherheitsgründen würde ein zweiter Pilot den nächsten Part übernehmen. Animus gab seine ID ein, programmierte im Bedienfeld die Koordinaten und begann mit der Startsequenz. Über den detaillierten Inhalt der versiegelten Container und Hangarbereiche der Frachtmodule war er nicht informiert. Alles war streng geheim. Jede seiner Eingaben auf dem Display der Navigationsunit wurde von einem Sicherheitsprogramm überwacht.

Sein Kurs führte das Schiff in gefährliche Nähe der Anomalie. Animus hätte gerne gewusst, wie die Route weiterführen sollte. Offenbar sollte ein Winkel geflogen werden. - Als sie den Winkelpunkt erreicht hatten, ging der Pilot auf Umkehrschub und anschließend auf Stand-by, meldete sich an der Unit ab erwartete seine Ablösung. Kurz darauf erschien am Schott zur Brücke sein Nachfolger. Animus hob überrascht die Augenbrauen. Es war eher eine Nachfolgerin. Das Militär der VA bestand zwar aktuell aus 24 Prozent weiblichen Soldaten, aber Pilotinnen waren immer noch eine Rarität. Die Frau war uniformiert und gehörte dem Abzeichen nach einer Sondereinheit an. Als Zivilist grüßte er sie mit einem Nicken und Handschlag. Sie stellte sich nur als „Ablösung Pilot 1, Projekt 43/0124K‟ vor. Animus fragte sich ernsthaft, warum die VA überhaupt einen konzerneigenen Piloten für die Übergabe der Waffen brauchte und nicht gleich alles von Militärpiloten erledigen ließ, wenn es doch offenbar so großer Geheimhaltung bedurfte. Als er nicht sofort reagierte, kamen zwei Uniformierte auf ihn zu, um ihn von der Brücke zu begleiten. Die Pilotin hatte bereits vor ihrer Instrumententafel Platz genommen und ihre ID eingetippt, während er mit den Männern den Schiffsaufzug zum Flughangar hinabfuhr.

Dort wartete bereits ein Jäger, den er als Passagier bestieg. Kaum hatte sich die Kuppel über ihm gesenkt und war eingerastet, warnte ein gelbes Licht drehend vor dem sich öffnenden Hangaraußentor. Zischend entwich die Atmosphäre aus der Halle. Neun Sekunden später starteten die Düsen des Antriebs, und der Jäger schoss mit hoher Beschleunigung aus dem Frachter, vollführte eine scharfe Rechtskurve und visierte einen Raumhafen im Orbit von Beta Patria an. Während des Fluges versuchte Animus über Bordfunk mit dem Piloten zu kommunizieren, aber schnell stellte sich heraus, dass der „Mann‟ ein Android war und nicht sehr gesprächig. Eine Smalltalk-Kompetenz war ihm nicht einprogrammiert, und über Informationen zu dem Transport verfügte er nicht. Seufzend murmelte der Passagier: „Dann eben nicht, dämlicher Blecheimer.‟ Der Androide reagierte nicht.

Zwei Stunden und 19 Minuten später dockte das Vehikel bei einem routinierten Manöver an einer Landebucht eines Raumhafens im Orbit von Beta Patria an. Endlich funktionierte sein Datencom wieder, und er konnte Violetta erreichen. An Bord war jegliche zivile Funkverbindung sowie das Ultranet geblockt gewesen. - Als sie sich wieder sahen, fielen sie sich in die Arme und waren kurz darauf in ihrer Suite verschwunden. Ihre Kleidung lag verstreut auf dem Boden und Lustlaute waren vom Schlafzimmer aus zu hören. Violetta wischte mit einer lässigen Geste durch die Luft, um die Service-KI zu deaktivieren. Sie wollte keine Ohrenzeugin, selbst, wenn es nur ein diskretes Computerprogramm wäre. Die Rothaarige hauchte ihrem Liebsten süße Worte ins Ohr. „Hab dich vermisst, Baby.‟ Ihre knackigen Brüste rieben über den Körper von Animus, der ihren zierlichen Nacken näher zu sich zog und sie küsste. Violetta lag und saß halb mit gespreizten Schenkeln auf ihm und nestelte an dem erigierten Phallus, bevor sie ihn da positionierte, wo sie die maximale Lust verspürte. Und dann schaukelten sie sich mit einem Countdown zur Ekstase hoch, bis schließlich die Rakete zündete und abhob.

Auf dem isolierten Planeten Atra Mundo tigerte Artus Iceberg noch immer in seiner kleinen Zelle umher. Sie befand sich im Labortrakt unterhalb eines Skyhabitats der Megacity Urbs Novum. Die Wissenschaftlerin und Leiterin der geheimen Forschung hatte mit dessen DNS endlich einen Volltreffer gelandet. Sie bekam gar nicht mit, dass mehrere Etagen über ihr ein Alarm durch den gesamten Gebäudekomplex heulte. Die Bewohner sollten sicherheitshalber ihre Schutzräume aufsuchen. Unbekannte Objekte flogen das Skyhabitat an. Schnell hatte die HSU-Zentrale die Fremdkörper identifiziert. Es handelte sich um abgestürzte Fragmente einer alten Orbitalanlage aus Carbonplatten, die nicht verglüht waren und nun auf den Skytower zuschossen. Einige von ihnen wogen bis zu 2,5 Tonnen.

Der Skytower verfügte über ein Raketenabwehrsystem auf dem obersten Deck. Die Laserkanonen visierten die Flugobjekte bereits an. Einmal aktiviert, gab das System ein errechnetes Schussmuster ab, um alle Gefährdungen zu neutralisieren. Der Kommandant der HSU gab seinen Code ein und befahl den Abschuss. Der Kanonier führte an seinem Terminal den Joystick exakt in Position und aktivierte die Auto-Erfassung. Die Laserkanonen jagten diverse hochkonzentrierte Energiestrahlen in den Himmel und zerfetzten die Carbonstücke. Die Treffer änderten auch die Flugbahn der nun verkleinerten Objekte, so dass diese in der Umgebung außerhalb des Skyhabitatsicherheitsradiuses landeten. Die genauen Koordinaten waren auch für das Defensivsystem nicht berechenbar. Noch modernere Einheiten wären dazu in der Lage gewesen, aber die neueste Technologie der VA blieb dem isolierten Atra Mundo wegen der Sanktionen verwehrt. Daher mussten die Verantwortlichen der HSU davon ausgehen, dass Menschenleben gefährdet wurden, denn im Umkreis eines Skyhabitats siedelten meist Slums und Industrieanlagen.

Kollateralschäden waren nie zu verhindern, aber die Defensivsysteme sorgten zumindest dafür, dass kein Bewohner der Habitate verletzt wurde oder ein materieller Verlust entstand. Dafür landeten Splitterteile auf den primitiven Behausungen der armen Bevölkerung. Störungsmeldungen suchte man im Newsfeed der Wohnkomplexe vergebens. Zu unwichtig waren diese Informationen. So lange keine Produktionsanlage getroffen wurde, waren die Kollateralschäden akzeptiert. Dieses Mal rissen die abgestürzten Carbonteile wie Plasmaschneider scharfkantige Öffnungen durch Dächer und Wände von Bewohnern einer Arbeitersiedlung. Glücklicherweise waren die meisten Personen zum Zeitpunkt der Einschläge in Fabriken tätig und nicht anwesend. Trotzdem würde es für sie eine böse Überraschung geben, wenn sie nach der Schicht nach Hause kamen und nur noch Ruinen vorfanden. Die Noxiusbruderschaft würde in vier Tagen unbeeindruckt von der Notsituation die Miete eintreiben, um den Arbeitern ihre paar hart verdienten Coins abzuknöpfen.

Im Untergeschoss des Komplexes feierte eine Gruppe Genetiker den bedeutsamsten Durchbruch ihres Lebens. Artus Iceberg war eine Probe des Hypothalamus extrahiert worden. Davon ahnte der Proband nichts. Aber die Wissenschaftlerin bastelte bereits an seiner DNS, um Kopien diverser Organe des Mannes zu züchten. Durch die seltene Kombination seiner Blutgruppe und der Neuronenbahnen seines Gehirns war er als Universalwirt zur Züchtung organischer Produkte geeignet. Auf dem isolierten Planeten Atra Mundo hinkte die medizinische Entwicklung der VA durch die isolierenden Sanktionen weit hinterher. Während auf Beta Patria nur noch synthetische Organe eingesetzt wurden, griff man auf Atra Mundo auf gezüchtete Organe zurück. Neben den kontrollierten Laborzuchtstationen herrschte ebenfalls ein Schwarzmarkt durch die Noxiusbruderschaft, die ihre Angebotspalette aus zweifelhaften Quellen bezog. Durch die neueste Forschung waren nun viele Kompatibilitätsprobleme obsolet. Mit Iceberg konnte die DNS mit einer Genschere an den jeweiligen Empfänger angepasst werden.

Und der Markt boomte. Die reiche Gesellschaft in ihren luxuriösen Skyhabitaten wurde immer älter und benötigte nicht nur allerlei Implantate, sondern eben früher oder später auch diverse Organe, die bisher nicht künstlich repliziert werden konnten. Nachdem die DNS-Sequenzen und genügend Proben vorhanden waren, würde der Patient nicht mehr von Nutzen sein. Die Wissenschaftlerin interessierte sich nicht für die Zukunft des Mannes. Sie konnte den dorsolateralen präfrontalen Cortex, die Hirnrinde, den Hippocampus und bestimmte Synapsen manipulieren, so dass die Person ihr Gedächtnis verlor. Dann konnte er in irgendeinem Slum ausgesetzt werden. Optional war eine Lobotomie möglich. Die Nebenwirkungen, eine starke Verringerung des Antriebs und der Emotionalität, würden für eine Arbeitskraft gute Voraussetzungen sein. Eigenantrieb war unerwünscht. Die Arbeitsleistung würde dann durch motivierende Impulse gefördert und maximiert. Oder das Kartell entschied, ihn schlicht zu beseitigen.

Das war nicht mehr ihr Aufgabenbereich. Vor ihr lag nun viel Arbeit im Labor. Die DNS musste sequenziert und auf Chips übertragen werden. Auf Atra Mundo steckte die Technologie der Genmodulation noch in ihren Kinderschuhen, verglich man sie mit dem Standard der Vereinigten Allianz. - Von all dem ahnte Artus Iceberg noch nichts. Er hämmerte gegen die Zellentür, aber wusste natürlich, dass ihn niemand hörte. Sein Zeitgefühl hatte längst kapituliert. Doch dann zischte die pneumatische Tür auf: Zwei Männer in Kitteln kamen herein, und bevor Iceberg etwas sagen konnte, drückten sie ihm einen Injektor gegen die Schulter, und dem Gefangenen wurde schwarz vor Augen. Die Männer hievten ihn auf eine Rolltrage aus Aluminium, die eher zu einem Behandlungstisch in der Pathologie gepasst hätte. Die Wissenschaftlerin hatte inzwischen doch Skrupel bekommen und wollte verhindern, dass der Patient von einem Killerkommando abgeholt werden würde; also hatte sie eine Lobotomie und eine Gedächtnisneutralisierung angewiesen. Der Mann sollte anschließend ausgesetzt werden. Vielleicht würde er der Gesellschaft noch nützlich sein.

Nur einen Tag später fand sich Iceberg in einer Gasse zwischen alten Baracken wieder. Verwirrt blinzelte er, als das Sedativum nachließ. Wo war er? Was war geschehen? Wer war er? Der ehemalige CEO der mittlerweile verstaatlichten Bionic Industries wusste nicht mehr, wer er war und wie er dorthin gekommen war, wo er war. Er sah an sich hinab. Nur mit einem OP-Kittel bekleidet lag er an einen Müllsack gelehnt. Irgendwas war noch seltsam. Er tastete in seine Hüfte und fand die Castitasschelle. Er ruckelte daran herum. Was war das? Warum trug er das? Er konnte sich keinen Reim darauf machen. Der Mann sah sich verwirrt um. Es roch nach Lebensmittelabfällen. Aber sein Hunger war so groß, dass er in den Säcken kramte, die um ihn herum verstreut in der Gasse lagen und ein süßlich-faules Aroma ausdünsteten.

Als er sich satt gegessen hatte, stand er auf und wankte die Gasse entlang. Der OP-Kittel war hinten offen, aber das störte ihn offenbar nicht. Mit langsamen Bewegungen schlurfte er vorwärts, die Augen leer. Speichel lief ihm aus dem Mund und benetzte den OP-Kittel. Nach hundert Metern kam er an das Ende der Gasse. Quer verlief eine Straße. Ein Rover kam angerast und bremste in seiner Nähe. Die gespiegelte Scheibe des Beifahrers fuhr herunter, und eine Hand mit einer Laserpistole erschien. Der Fahrer stieß seinen Kameraden an der Schulter an. „Nein, das ist nicht der entlaufene Wichser. Guck ihn dir doch an! Mit der Missgeburt ist nix mehr los.‟ Spaßeshalber zielte der Schütze neben den Fußgänger, um ihn wie einen Hasen laufen zu sehen, aber der Mann blieb einfach stehen und schien den Laser zu ignorieren. Mehrmals schoss der Bewaffnete kurz vor die Füße des Kerls, doch der bewegte sich nicht, sondern glotzte den Rover an.

Der Fahrer fuhr ruckartig los und beschleunigte. Sie mussten einen entlaufenen Arbeiter finden. Die dicken Reifen wirbelten massenweise Staub auf, doch die Gestalt schlich mitten durch die Wolken über die Straße. Nach einer Weile fuhr eine Gruppe aus fünf schweren Motorrädern vorbei. Über Funk kommunizierten sie miteinander. Die Rockergang machte mit der Noxiusbruderschaft Geschäfte. Der körperliche Zustand des Fußgängers schloss den Einsatz von schwerer Fabrikarbeit aus. Und auch als Organspender kam er vermutlich nicht in Frage. Außerdem brach der Markt dafür gerade zusammen, als Gerüchte aufkamen, dass zukünftig Körperteile gezüchtet werden konnten, die keine Kompatibilitätsprobleme aufwiesen.

Artus Iceberg glotzte den Bikern hinterher und trippelte die Straße weiter entlang, ohne zu wissen, warum. Seine anfänglichen Fragen über seine Identität waren in einem dumpfen Nebel in seinem Hirn untergegangen. Ein Staubsturm kam auf, wurde immer intensiver und brachte Iceberg zum Wanken. Torkelnd stürzte er zu Boden. Sein OP-Kittel riss halb ab, wölbte sich über seinen Kopf und wurde im nächsten Augenblick weggeweht wie ein loses Segel. Auf allen Vieren krabbelte er gegen den Wind an. Die Augen hatte er geschlossen. Sand peitschte seinen gesamten nackten Leib. Ein paar Meter später musste er sich auf den Bauch legen, um nicht umgerissen zu werden. Der Sturm riss und zerrte an ihm, aber Iceberg konnte sich am Boden halten. Seine Hände und Arme verschränkte er schützend über seinem blanken Schädel. Schräg vor und 25 Meter über ihm ihm blitzte eine großflächige rautenförmige Werbetafel in schrillen Neonlichtern auf und pries mit Slogans in schicker Grafik medizinische Upgrades an. „Elite-Medi-Center sorgt für deinen Traumkörper. Alles ist möglich.‟ Doch schon wenige Sekunden später erlosch die Anzeige. Der Sturm hatte irgendwo einen Kurzschluss verursacht.

Auf dem landwirtschaftlichen Planeten Colonia Agricultura gingen die Experimente an dem geschorenen Corium Bestia weiter. Max-Plantagenleiter Mr. Khan hatte es sich zur Aufgabe gemacht, eine willenlose Sklavenkreatur zu züchten, die kostengünstig auf den Plantagen arbeiten würde. Sklaven wie das Volk der Placidus, die von den Alba Simia als servile Diener genutzt wurden. Leider waren die Placidus als Arbeitseinheiten auf Plantagen ungeeignet. Mit ihren 130 cm Körpergröße waren sie für viele Aufgaben unfähig. Mr. Khan träumte von kräftigen Gestalten wie den CB, die jedoch bedingungslos gehorchten und mit Kost und Logis zufrieden waren.

Von den geheimen und illegalen Versuchen wusste nur ein kleiner Kreis. Natürlich ahnte auch Goran, ein einfacher Humanoid und Zeitarbeiter der Plantage nichts davon. Zwar hatte er Nachforschungen angestellt, weil ein CB verschwunden war, aber er hatte nichts ausrichten können. - Nach seiner heutigen Schicht bereitete er eine einfache Mahlzeit in seinem Quartier zu und wartete auf seinen Freund Truncus, einen CB, der ebenfalls auf dem Erntefeld eingesetzt wurde. Noch immer hielten die zwei ihre Beziehung geheim, denn auf der Max-Plantage wurden Partnerschaften unter Arbeitern nicht gerne gesehen. Und dazu kamen die Vorurteile, wenn ein Humanoid und ein Corium Bestia eine intime Gemeinschaft bildeten.

Als Truncus von seiner Schicht kam, verschwand er gleich im Duschraum. Nackt erschien er anschließend mit seinem gewaltigen Muskelleib und seinen zwei Metern Größe und strahlte seinen Freund an. An den Anblick der ledernen und stark beharrten Epidermis hatte sich Goran noch immer nicht gewöhnt. Auf manchen Menschen wäre sie abschreckend gewesen, aber der verliebte Mann mochte die Optik und strich mit seiner Hand über die Muskelberge. Truncus nahm ihn wie ein Püppchen in die Höhe und trug ihn zum Bett. Goran versuchte sich aus dem Griff zu befreien. „Hey, mein Großer. Lass uns doch erst mal etwas essen. Sonst wird es wieder kalt.‟ Der Gigant ließ sein Gegenüber auf die Gelmatratze plumpsen. „Kalt? Nein, bin ganz schnell. Lass uns Liebe machen.‟

Goran seufzte. Er mochte Truncus, aber es war nun mal so, dass ein IQ von 60, wie sie ein CB hatte, eine Unterhaltung nicht einfacher machte. Goran zeigte zum Tisch mit dem Essen. „Erst muss Truncus essen. Dann machen wir Liebe.‟ Truncus schnaubte und verzog beleidigt den Mund. Aber dann drehte er sich mit seinem bereits erigierten Phallusungetüm um und schritt zum Tisch. Goran reichte ihm einen Slip und ein Shirt. Truncus zog die Sachen an und grinste. Mit dröhnender Stimme nickte er. „Ja. So machen wir es. Erst essen. Ich höre auf Goran. Goran ist klug. Goran hat mich befreit aus Castitasschelle.‟ Sein Partner nickte lächelnd.

Die beiden setzten sich an den kleinen Tisch. Truncus stopfte Unmengen der replizierten Suppe und von den Proteinbällchen in sich hinein. Goran zeigte auf die breite Brust seines Gegenübers. „Du räumst hier mal auf. Ich habe gekocht. Jetzt bist du für die Küche zuständig. Und ich warte so lange auf dem Bett.‟ Der CB machte ein überraschtes Geräusch und schaute ziemlich dümmlich drein, aber dann nickte er. „Gut. Truncus macht sauber.‟ Gut, dass Geschirr und Besteck aus einem Polymer gefertigt waren, das formstabil und widerstandsfähig war, sonst hätte der grobschlächtige Riese vermutlich das eine oder andere Stück demoliert. Feinmotorik war einem CB von Natur aus fremd. Leider galt das auch für zärtlichen Sex. Daher hatte sich Goran etwas überlegt. Als Truncus zu ihm stapfte, sich der Kleidung entledigte und ihn packen wollte, hielt er die Hände abwehrend hoch. „Warte, mein Großer! Wir machen es ab heute anders.‟ Truncus runzelte die ledrige Stirn. „Anders?‟ Goran nickte. „Leg dich auf den Rücken.‟ Er machte dem Hünen Platz und zog sich aus.

Truncus grinste breit. „Du willst auf Schoß reiten?‟ Goran schüttelte den Kopf. „Heute verwöhnst du mich erst mal. Ich erkläre dir alles.‟ Truncus ächzte. „Aber warum? Ich will doch Liebe machen.‟ Goran räusperte sich. „Ja, schon klar. Aber die Natur hat dich... wie soll ich sagen? ...sehr großzügig ausgestattet. Das ist für mich nicht so... schön.‟ Der CB verstand kein Wort, aber er vertraute seinem Kameraden und ließ ihm die Führung. Der dicke, große Phallus ragte wie ein Monolith in die Höhe. Aber Goran robbte auf die Brust des CB und schob sich noch etwas weiter über dessen Gesicht. Truncus wirkte irritiert. Er schielte auf den erigierten Phallus des Humanoide vor seinen Augen. Goran drückte ihn weiter Richtung Lippen des Riesen. Truncus nahm ihn auf und saugte und lutschte ihn überraschend sanft. Goran stöhnte wohlig auf und verdrehte die Augen. Das steckte ja ein Talent in ihm, dachte er und seufzte.

Automatisch bewegte der CB seinen Kopf auf und ab, brachte seinen Partner vor Geilheit fast um den Verstand. Und als wenige Minuten später eine Supernova in Gorans Lenden zu explodieren schien, stöhnte er laut auf. So einen intensiven Orgasmus hatte er noch nie im Leben erlebt. Truncus wirkte trotzdem immer noch verwirrt. Eigentlich war er nur auf seine eigene Befriedigung fixiert, aber seinen Freund zum Höhepunkt zu bringen, hatte ihn glücklich gemacht. Zwar spürte er jetzt noch mehr Feuer zwischen seinen gewaltigen Schenkeln, aber er spürte auch eine Nähe zu Goran, wie nie zuvor zu einem Individuum. Der CB packte nun seinen Partner, hob ihn zur Seite und wälzte sich über ihn. Truncus drehte ihn wie eine Puppe auf den Bauch und hob die Hüfte der Person unter ihm an. Doch bevor er seinen Monolithen in die Spalte rammen konnte, intervenierte Goran. „Warte!‟ Er kämpfte sich unter dem Ungetüm hervor, was ihm nur gelang, weil Truncus nachgab, und holte die Castitasschelle hervor, die der CB getragen hatte. „Ich will, dass du sie wieder anziehst. Nur für mich. Es ist zu deinem Besten. Wir werden morgen alles nachholen, OK?‟

Truncus machte große Augen. „Das wieder anziehen? Aber das ist ganz schlimm. Ganz böse.‟ Goran schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe ja den Code. Niemand sonst. Ich schließe dich morgen auf. Du bist darin sicher. Verstehst du das?‟ Truncus räusperte sich mit einem Schmollmund und grunzte tief. Er wirkte unschlüssig und unzufrieden. Aber er vertraute Goran und wusste, dass der klüger war und alles richtig machte. Also musste es richtig sein. Er nickte. Goran reichte ihm die CS, Truncus legte sie an. Goran aktivierte das Schloss und stellte einen Code ein. Eine Leuchtdiode blinkte kurz auf. Der Corium Bestian sah traurig zu seiner Hüfte hinab und schniefte. Seine Erektion drückte sich in seinen Leib und wich nur langsam einem entspannteren Zustand. Goran schickte ihn in seine Unterkunft. „Komm morgen nach der Schicht zu mir.‟ Truncus nickte stumm und zog sich an. Dann verließ er das Quartier seines Freundes.

Unterwegs durch den dunklen Gang, der an den Wänden knapp unterhalb der Decke durch eine Lichtleiste nur wenigen Lumen erhellt wurde, murmelte er: „Ich bin sicher. Es ist nur zu meinem Besten, hat Goran gesagt.‟ Der Hüne verschwand in seiner Kammer und legte sich auf seine Pritsche, die unter seinem Gewicht von 150 Kilogramm quietschte. Als er so dalag und schlafen wollte, meldete sich sein Phallus immer wieder penetrant und drückte gegen die Castitasschelle. Truncus grunzte und nestelte an dem Gürtel herum, aber auch seine grobe Kraft konnte nichts bewirken. Frustriert ließ er davon ab und seufzte.

Goran war noch eine Weile in eine virtuelle Zauberwelt mit seiner VR-Brille eingetaucht. Schließlich legte auch er sich schlafen. Zufrieden berührte er seine befriedigte Männlichkeit und grinste, als er über Truncus nachdachte. Irgendwie gefiel ihm der Gedanke, seinen großen Freund keusch zu halten. Dabei hatte er ursprünglich nur Zeit gewinnen wollen, weil der überdimensionierte Phallus ihm einfach zu mächtig war. Vielleicht hätte man eine Lösung gefunden, die beide zufrieden stellte. Aber so war es eigentlich auch ganz schön, dachte er. Goran, der Keymaster von Truncus. Ja, das hörte sich gut an. Er mochte den Corium Bestia wirklich, aber der niedrige IQ machte eine funktionierende Beziehung auf Augenhöhe schwierig. Aber eine Dom-Beziehung wäre möglich. Vielleicht hatte Truncus auch seine Freude daran. Goran sinnierte noch eine Weile, und plötzlich war er eingeschlafen.

Während der CB am nächsten Tag brummelig zur Schicht ging und es gar nicht abwarten konnte, um endlich bei Goran zu sein, um die Castitasschelle wieder loszuwerden, hatte Goran gute Laune und freute sich schon auf den Feierabend. Dann würde er Truncus überzeugen müssen, die CS noch länger zu tragen. Zu seinem Besten. Zu seiner Sicherheit. Goran kicherte in sich hinein. Einen Corium Bestia konnte man leicht manipulieren. Er wollte ihm ja nichts Böses, aber so war es besser für sie beide, entschied er.

Der leitende Wissenschaftler im Labor der Max-Plantage eilte zu Mr. Khan. Es gab einen essentiellen Durchbruch bei den Versuchen mit dem Objekt. Programmierte Nanobots waren kompatibel mit den Nervenbahnen des Corium Bestias. „Wir können nun Experimentreihe 1 starten. Wenn das Objekt die Befehle annimmt, haben wir einen Prototypen eines willenlosen Arbeitssklaven geschaffen.‟ Mr. Khan strahlte über sein Gesicht. „Das wäre ja phänomenal! Ein fundamentaler Fortschritt! Probieren Sie es aus. Sollte etwas schieflaufen, verwenden wir eben einen anderen CB. Das dürfte kein Problem sein.‟ Der Wissenschafter nickte euphorisch und lief im Laufschritt zurück ins Labor. Mr. Khan rieb sich in Vorfreude die Hände.
212. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 06.11.22 20:02

~ XCVI ~


Der Zeitpunkt war gekommen: Operation „Punctura‟ war aktiviert. Die Regierung des Alpha Dominion startete mit einem Forschungsschiff, um mit der neu entwickelten Technologie die Anomalie zu durchstoßen. Eine Rakete mit künstlich erzeugtem Eindämmungsfeld flog dabei in kurzer Distanz vor dem Schiff und öffnete – so die Theorie – das Kraftfeld des Phänomens, um das Schiff passieren zu lassen. Wenn das Experiment glückte, würde die gesamte Kriegsflotte des AD in den Sektor der Vereinigten Allianz vorstoßen können. Imperatorin Aranea Regina II. war überzeugt, militärisch der VA überlegen zu sein. Einer Annektion stand nichts mehr im Wege.

Unter dem Kommando von Scarabaeus Zark, Kaiserlicher Diener und Mitglied des Hohen Rates in persona, startete das Schiff „Fortitudo‟ mit Kurs auf die Anomalie. An Bord waren sechs Indagatrix, vier Tec-Cyborgs und eine Brückencrew aus zwei Alba Simia, einer Centuria als Navigatorin und zwei Praetoria als Antriebs- sowie Programmierspezialistinen. Schon weit vor der Anomalie stellte eine Offizierin Energiefluktuationen fest. Zark saß in seinem Kommandosessel und beobachtete auf dem Hauptschirm das scheinbar schwarze, leere All, doch nur wenige Lichtminuten entfernt würden sie, falls sie einfach weiterflögen, von einem unsichtbarem Feld eingesogen und festgefroren in Raum und Zeit.

Zark befahl, die Rakete startklar zu machen. Die Rendezvous-Koordinaten zeigte ein Display groß an. Die Distanz verringerte sich wie in einem Countdown. Kollision in 2:55 Minuten. Einige der Crewmitglieder wurden nervös. Die Fortitudo hatte nur ein kleines Zeitfenster. Die Rakete musste exakt zum richtigen Zeitpunkt gestartet werden. Auf der Brücke wurde hochkonzentriert und akribisch gearbeitet, während die Indagatrixfrauen aus ihrem Laborraum das Geschehen nur passiv auf einem Wandmonitor verfolgen konnten. Erst nach erfolgreichem Durchstoß der Wand würden sie Daten sammeln und analysieren.

Unklar war bisher, ob der geschaffene Tunnel sich nur temporär oder permanent bildete. Und war der Schlauch von der anderen Seite ebenfalls durchlässig? Viele ungewisse Parameter ließen die Operation Punctura zum Himmelfahrtskommando werden. Aber Zark fürchtete nicht den Tod. Für die siegreiche Schlacht gegen die VA würde er sein Leben geben. Ein Brücken-Offizier der Alba Simia vermeldete: „Kontakt in 60 Sekunden.‟ Commander Zark befahl dem Gefechtsoffizier: „Rakete starten!‟ An der Front unterhalb der Brücke öffnete sich eine Schleuse und ein Raketenkörper in Form eines abgeflachten Torpedos schoss vorwärts ins All.

Nach 30 Sekunden erreichte das Geschoss die Anomalie und jagte scheinbar hindurch. Auf dem großen Frontschirm verfolgte die Besatzung der Fortitudo das Geschehen: Ein kleiner Tunnel öffnete sich, als würde ein Loch in einem Kraftfeld entstehen und wachsen. Nach zehn Sekunden hatte es einen Durchmesser von 45 Metern; weitere zehn Sekunden später erreichte die Öffnung die doppelten Ausmaße. Die Fortitudo würde hindurchpassen, sofern der Steueroffizier sein Handwerk verstand. Weitere zehn Sekunden später erreichte das Schiff die Anomalie und flog hindurch. Jubel brandete auf. Die Öffnung vergrößerte sich hinter dem Schiff weiter und weiter.

Zark ließ die Fortitudo im Schleichtempo fliegen. Die Heckkamera und die Scanner maßen die Öffnung inzwischen auf 3,5 Kilometer. Die Indagatrix saßen und standen hektisch an ihren Konsolen und verarbeiteten Daten. Die Anomalie schien sich immer weiter zurückzubilden – und zwar immer schneller. Jetzt war das Loch bereits 60 Kilometer groß. Viel weiter durfte die Fortitudo nicht fliegen, da sie sonst von den Langstreckenscannern der VA bemerkt worden wäre. Zark entschloss sich zum Rückflug. Das Alpha Dominion konnte mit der Großinvasion beginnen und die VA unterjochen. Eine Belobigung von Imperatorin Aranea Regina II. war ihm sicher, sowie eine Beförderung vom Hohen Kaiser in seiner Heimatwelt der Scarabaeus. Er würde in die Historie eingehen als der heldenhafte Feldherr, der es ermöglichte, dass das AD einen gewaltigen Sektor der Galaxie erobern konnte.

Als sich die Fortitudo dem Durchstoß näherte, war es nach der ausgebrochenen Hektik an Bord mucksmäuschenstill. Alle hielten die Luft an, als das Schiff hindurch jagte. Auch das gelang. Wieder brandete Jubel auf. Die Operation Punctura war ein voller Erfolg geworden. Die Anomalie existierte nicht mehr, oder zumindest hatte sie sich weit zurückgebildet. Inzwischen war die kreisförmige Öffnung über 13.000 Kilometer groß. Offenbar blieb der Durchgang bestehen. Womöglich löste sich das Phänomen komplett auf.

Der Hohe Rat des AD war begeistert. Endlich konnte die Invasion starten. Die gesamte Flotte wurde in Manöverbereitschaft versetzt. Eine Armada, wie sie die VA noch nie gesehen hatte, setzte sich in Bewegung: gigantische Schlachtkreuzer, Fregatten, Korvetten und Zerstörer bildeten Myriaden von Kriegsvehikeln. Die zahllosen kleineren Begleitschiffe und Jäger diverser Klassen waren in den riesigen Hangars an Bord der Großschiffe untergebracht. 90 Prozent der Besatzungen waren Cyborgs unter der militärischen Führung von einigen Scarabaeus, Alba Simia und weiblichen Humanoiden des Regina-Königreichs. Pugnatoren kamen nur vereinzelt zum Einsatz, wie auch Rusticusse, die Aufgaben übernahmen, die für Cyborgs nicht möglich waren. Wurmskorpione und Amphibienwesen verzichteten auf Vertreter an Bord der Angriffsflotte. In den Abfangjägern und Bombern, die bestückt mit Neutronenraketen waren, saßen Cyborgs. Die künstlichen Piloten hatten bessere Reflexe und waren in der Lage, hochkomplexe Situationen zu erfassen, zu analysieren und zu handeln – und das alles im Bruchteil einer Sekunde.

Noch konnten die Langstreckenscanner und Aufklärer der VA die gigantische Masse an Kriegsgerät nicht erfassen, doch würde das innerhalb der nächsten Stunden der Fall sein. Zwar würde der Feind ihnen schwere Verteidigungs- und Kampfschiffe entgegenstellen, aber um überhaupt eine signifikante Chance zu haben, musste man sich auf das heimatliche Solsystem konzentrieren. Der Hohe Rat verfolgte exakt diese Strategie: Zunächst nahm das AD die umliegenden Systeme ein, um die VA in ihrem Sonnensystem einzukesseln. Dann würde man auch die inhaftierten Militärs befreien. Prominentestes Beispiel war Praefecta Misera. Spione hatten Informationen decodiert, dass sie in einer Anstalt auf einem Mond vor einem Gasriesen gefangengehalten wurde.

Die Eroberung der einzelnen Planeten, insbesondere der nährstoffreiche Colonia Agricultura – die Nahrungskammer der VA – sowie Pax Novo mit seiner Technologie und dem Regierungsplanet Beta Patria würden das infernale Finale bilden. Aranea Regina II. träumte schon von der massenhaften Versklavung der Bevölkerung, dem enormen Wirtschaftswachstum durch neue Technik und Ressourcen sowie Einfluss. Zark könnte Planetenkanzler von Beta Patria werden, um dort unter anderem Heerscharen von Sklaven zu trainieren. Er würde das Arbeitsmaterial transstellar in bestellter Quantität und Qualität liefern. Bester Service für die Kunden steht ganz oben, sinnierte der Scarabaeus; eine Reklamationsstelle für Sklavenangelegenheiten musste her. Er würde Sklaven mit allen möglichen Qualifikationen anbieten. Zum Repertoire gehörten dann nicht nur terrestrische Humanoide und die kleinen Pacidus, sondern auch Rusticusse, Munuswesen, Corium Bestia und viele Lebensformen mehr.

Der Alba Simia Altitudo hatte sich Pax Novo ausgebeten, um die Technologien weiter zu entwickeln und damit das AD zu stärken und selbstverständlich Profit zu machen. Insbesondere interessierte er sich für die Rüstungsgüter der VA, die zwar auf Beta Patria produziert wurden, aber das würde er mit diesem primitiven Käfer Zark aushandeln. Wirtschaft und Waffen – das waren die Basis, auf denen Macht beruhte. Altitudos Bestreben hörte nicht auf, wenn er Planetenkanzler geworden war. Er wollte mehr und eines Tages Aranea Regina II. von ihrem Thron entfernen. Dann endlich würden die Alba Simia da stehen, wo sie hingehörten: an die Spitze aller Lebensformen der Galaxie. Die nächsten Allianzen waren weit weg, aber das Alpha Dominion wuchs unaufhaltbar weiter. Die Imperatorin führte bald das größte bekannte Reich der Galaxie an. Und wenn die Alba Simia die Macht übernommen hatten, waren sie die Alleinherrscher über den Sektor der Galaxie. Sollte die Humanoidenfrau ruhig die Vorarbeit leisten.

Zark saß in seinem Kommandosessel auf der Brücke des Flaggschiffes. „Noch immer keine Energiesignatur des Feindes?‟ Der Navigator verneinte. Es gab keinerlei Anzeichen für eine Feindbewegung. Mit dem Langstreckenscanner in der Nase des Schiffes war nicht mal der kleinste Aufklärer zu finden. Keine Bots, keine Drohnen, nichts. Zark grunzte laut. „Die Feiglinge haben sich in ihr primäres Solsystem zurückgezogen.‟ Altitudo zog die Stirn seiner weißen Haut kraus, was ungewöhnlich für einen Alba Simia war, der nur selten Mimik zeigte. „Wir sollten einen Hinterhalt oder ähnliches ausschließen können. Schicken Sie Hochgeschwindigkeitssonden vor.‟ Zark nickte. „Gut. Waffenoffizier! Starten Sie zwölf Sonden. Aufgefächerte Koordinaten. Drei Grad. Ausführen!‟

Tausende Edelfräuleins auf Regina, Mare Mutus und Naturalis Sidus feierten das eigene Militär und freuten sich auf eine deutliche Expansion des Alpha Dominions und damit maximierte Macht und gesteigerten Wohlstand durch Milliarden zusätzlicher Sklaven. Würde die gesamte Vereinigte Allianz befriedet, standen 128 Milliarden humanoide Leibeigenen zur Verfügung. Die vom zurückeroberten Planeten Regina übergelaufenen Munus und Rusticusse würden in strengen Erziehungslagern die Konsequenzen für ihren Verrat erfahren. Einige Adelsdamen schwärmten davon, persönlich die Elektro-Peitsche zu schwingen. Wahrscheinlicher war es jedoch, dass große Anstalten auf dem abgelegenen Planeten Frigidus das kalte und öde Heim von resistenten Kriegsgefangenen, Verrätern und „störrischen Geistern“ wurde.

Aber das sollten die Audiutrix, Ductrix und Centurias organisieren. Die Damen der Gesellschaft genossen lieber ihr Luxusdasein in den prächtigen Habitaten. Eine von ihnen war Nobilia. Das feingliedrige Fräulein maß nur 158 cm, aber ihr ausgeprägter Sadismus war überdimensional. Ihr Palast befand sich unter einem halbkugelförmigen Schutzschirm auf dem Regina-Mond Fortuna, wo viele Reiche und Schöne lebten. Nobilia trug einen goldfarbenen Catsuit, der ihre feminine Gestalt hauteng unterstrich. Am liebsten umgab sich die filigrane Herrin mit Munuswesen. Von ihnen besaß sie 26 Stück, die einen beträchtlichen Anteil ihrer beschäftigten Sklaven ausmachten. Gleich acht Exemplare waren ausschließlich für ihre fleischlichen Gelüste da.

Vier Custos gehörten außerdem zum Hausstand, die ihren Harem bewachten. An den 150 kg schweren Muskelbergen mit ihren Haifischzähnen traute sich so schnell niemand vorbei. Sie trugen die üblichen Schnürstiefelsandalen, einen Lendenschurz aus weißem Polyamid, permanente Armschienen aus Carbon und einen Metallhalsreif mit Nobilias Namen. Bewaffnet waren sie mit einer langen Hakenstange, die Elektroimpulse abgeben konnte.

Die eigentliche Security des Anwesens samt weiterer Arbeiter bestanden aus Rusticussen. Sie trugen je nach Aufgabenbereich unterschiedliche Uniformen: Hausangestellte schmückten sich mit engen Shorts aus weißem Spandex und einem kurzen, pinkfarbenem Livree, dazu weißem Schuhwerk, das einem Ballettschuh ähnelte, der aber bis über die Knöchel reichte und oben mit einem markanten Riemen verschlossen war.

Die Sicherheitsleute erkannte man an ihren derben Stiefeln, Cargohosen in Tarnoptik und einem olivfarbenen Blouson über einem weißen Shirt sowie ihren Armcoms und Laserstrahlern. Für kleinere Zwischenfälle trugen sie ebenfalls Impulsstäbe, allerdings ein kürzeres Modell, bei sich. Ein eingepflanzter Chip ermöglichte ihnen das Öffnen und Schließen zahlreicher Türen.

Für die Munus im Harem galt grundsätzlich Nacktheit – bis auf ihre schweren Hodenstrecker, die die mindestens faustgroßen Testikels noch betonten sowie die Castitasschelle. Nobilia wollte nicht nur den Anblick genießen, sondern auch sofortigen Zugriff auf das Geschlecht und die schweren Brüste mit ihren daumengroßen Nippeln haben. Für alle anderen Munuswesen war ein Suit vorgesehen, der bis auf Gesicht, Geschlecht und Hände den gesamten Leib bedeckte. Die Fußsohlen waren mit einer Polymerschicht verstärkt. Bei der Öffnung im Schritt schaute nur der riesige Hodenstrecker mit den Bällen hervor. Der große Phallus dagegen war Richtung Bauchnabel fixiert in dem Suit, in dem dafür ein innerer Schlauch eingenäht war, der das Monstrum an Art und Stelle hielt. Eine modifizierte Castitasschelle war integriert, so dass die Position des Phallus permanent nach oben zeigte, selbst wenn der Munus seinen Suit ausziehen würde.

Momentan verfolgte Nobilia den Newsfeed auf ihrem holografischen Display und beobachtete, wie das Militär mit seiner enormen Flotte auf das Gebiet des Feindes vorgedrungen war. Zeit für ein wenig Vergnügen. Sie wischte den Hologrammschirm aus und betrachtete lächelnd den Rusticus, der in der Nähe vor ihr kniete und dort seit einer Stunde verharrte. Nobilia liebte es, den Diener warten zu lassen, um ihre Befehle entgegenzunehmen. Er starrte, wie es sich für ihn gehörte, auf einen Punkt vor ihm zu Boden, bis er ein Fingerschnippen vernahm. Nobilia schnarrte: „Bring mir ein Glas Frigus-Aqua!“ Das Wasser war sehr teuer, da es vom Planeten Frigidus aus tiefen Gletscherspalten geschöpft werden musste. Neben dem technischen Einsatz war es für die Arbeiter eine gefährliche Tätigkeit, bei der es nicht selten Unfälle gab. So mancher Rusticus verschwand für immer in einer Spalte.

Der Livreeträger sprang auf und erfüllte den Wunsch seiner Herrin. Nobilia räkelte sich auf ihrem Sessel und nahm einen Schluck. Dann schüttete sie den Rest ins Gesicht des Dieners. „Nicht kalt genug, du dummes Stück!“ Der Diener zitterte. Was für eine Strafe erwartete ihn nun? Nobilia lächelte aber schon wieder. „Weißt du, dass so ein Glas Frigus-Aqua bedeutend mehr wert ist als du?“ Das Adelsfräulein seufzte. Warum war sie so mit inkompetenten Angestellten gestraft? „Geh in deine Kammer. Da bleibt du bis morgen früh.“ Der Diener sprang auf und zog sich katzbuckelnd demütig zurück. Seine Kammer bestand aus einem sechs Quadratmeterraum ohne Fenster mit einem Bett und erinnerte mehr an eine Gefängniszelle.

Nobilia öffnete einen Com-Kanal zur Security. „Mein Leibdiener hat mal wieder eine Tracht Prügel verdient. Kümmert euch drum. Er wartet in seiner Kammer.“ Nobilia leckte sich über die Lippen. Das hatte sie irgendwie heiß gemacht. Sie würde ihr Harem aufsuchen und sich verwöhnen lassen, bis sie tiefe Entspannung fand. Während die junge Dame von zwei Munus in höchste Sphären der Lust gebracht wurde, schrie der Diener vor Schmerz, als er von zwei Rusticussen auf den Bauch gezwungen von einem dritten Mann das Gesäß mit einer Klatsche aus mit Bleistaub verstärktem Polyvinylchlorid bearbeitet wurde.

Am Rande der VA lag ein System mit dem Planeten Atra Mundo. Auf ihm lag keinerlei Augenmerk, denn es handelte sich praktisch um eine große Müllhalde ohne wirtschaftlichen oder strategischen Nutzen. Die reichen Ölvorkommen waren unnütz, die Atmosphäre war vergiftet und die Technologie hinkte viele Jahre hinter der übrigen VA hinterher. - Auf der Oberfläche am Rande einer urbanen Bebauung verscheuchte ein völlig verlotterter Artus Iceberg ein paar Großratten von einem umgestürzten Container, um sich die Lebensmittelabfälle zu erbeuten. Nur seinem ungepflegten Äußeren war es zu verdanken, dass ihn nicht längst ein Gangmitglied als lebende Organspende gefangen hatte. Der Ex-CEO biss in Schlachtabfälle und gummiartige Konsistenzen aus synthetischem Soja und Nanonährstoffen. So ausgemergelt und dreckig, wie der Mann aussah, ließen ihn selbst die Dealer in Ruhe, die wussten, dass der Kerl die Drogen nicht bezahlen würde.

Anders erging es dem arbeitslosen Corium Bestia, der mit seinen 200 cm Höhe und 150 kg Muskeln als Arbeiter bei Atra-Oil auf Rig X1442 angefangen hatte, aber dann nach wenigen Monaten entlassen worden war. Nun irrte er in der Gegend umher und war längst abhängig von diversen chemischen Drogen, die ihm gewiefte Dealer andrehten. Eine Zeitlang hatte er für den Stoff als Bezahlung bei einem Typen geschuftet und war schließlich abgehauen. Wild und tollwütig lief er umher und brüllte, denn die Entzugserscheinungen zeigten ihre teuflische Wirkung. Der Hüne schlug auf alles ein, was er fand. Orientierungslos näherte er sich dabei immer mehr dem inzwischen auf dem Boden liegenden Iceberg. Es setzte wieder saurer Regen ein, und der Wind blies Plastikfolien und allerhand Müll durch die Luft. Fast schwarze Wolken verdunkelten den Himmel und Blitze zuckten. Der Corium Bestia schlitterte auf einem alten Kunststoffpaneel aus und knallte mit dem Hinterkopf auf den Boden. Reglos blieb er liegen. Doch plötzlich zuckte es durch seinen Leib und er schrie irgendwas von Riesenspinnen. Er schwankte auf seine Füße und lief panisch davon. Seine Augen waren milchig und fast blind von den Nebenwirkungen eines konsumierten Rauschgiftes.

Iceberg hatte davon kaum etwas mitbekommen. Er drehte sich auf den Bauch und lallte vor sich hin. Ihm war übel, und in seinem Kopf fühlte sich alles wie in dicke Watte gepackt ein. - Ein paar Straßen weiter trugen zwei Corium Bestia einen Faustkampf aus. Die kleine runde Arena war durch einen Maschendrahtzaun begrenzt. Um den Käfig standen dutzende Männer der Noxius-Bruderschaft und Anwohner der baufälligen Baracken, die die Straßen in der Umgebung säumten. Faustkämpfe waren ein beliebter Zeitvertreib. Bei den Wetten wurde viel Dilithium gewonnen, aber auch verloren. Es handelte sich um einen von zahlreichen Straßenkämpfen, die im kleinen Rahmen durchgeführt wurden. Für ein größeres Publikum waren sie nicht gemacht. Die Akteure, die sich hier erfolgreich präsentierten, konnten auf eine kleine Karriere hoffen und zu Kampfshows eingeladen werden, die in diversen Habitaten in den Metropolen wie Atra-City oder Urbs Novum stattfanden und gefilmt wurden. Da ging es dann um deutlich höhere Summen.

Das Gros verdiente das Kartell der Noxius daran. Um ja keine Langeweile aufkommen zu lassen, ließ man endlos viele Varianten aufeinander los: Corium Bestia gegen terrestrische Humanoide oder Munuswesen fighteten mit- oder gegeneinander. Es gab Faustkämpfe, Duelle mit Peitschen oder Klatschen, Elektrostäben oder Netzen, Krallen und Klingen. Die großbrüstigen und vor allem mit überdimensionalen androgenem Geschlecht ausgestatteten Geschöpfe waren einst auf dem Planeten Regina durch Genmodifikation entstanden und später vor dem Regime in die Vereinigte Allianz geflüchtet. Die meisten dieser Munus waren unter falschen Versprechungen von Kriminellen nach Atra Mundo gelockt worden und arbeiteten dort wieder im Rotlichtmilieu, wofür sie ursprünglich auf Regina geschaffen worden waren. Wer es bis in einen Kampfkäfig „schaffte“, musste sehr tief gefallen sein.

Heute waren eher Anfänger mit überschaubarem Talent im Ring: Die beiden Corium Bestia wollten sich einfach die nächste Dosis ihres Lieblingsstoffes verdienen und prügelten dafür auf sich ein. Der Veranstalter, Mitglied der Bruderschaft, bezahlte nur den Sieger. Der Verlierer ging leer aus. So hielt er die Motivation der dummen Riesen aufrecht. Es dauerte noch einige Minuten, bis der Unterlegene endgültig auf sein Gesicht fiel und verdreht liegen blieb. Ein kleinwüchsiger Humanoide, als Ringrichter agierend, erklärte den Gegner zum Sieger, der vor Freude brüllte und auf seine Brust trommelte. Er wankte aus dem Käfig, als die Tür geöffnet war, und nahm ein kleines Tütchen mit einem Pulver entgegen. Sofort stürzte er den Inhalt seinen Rachen hinunter und verdrehte seine Augen vor Entzückung. Dann verschwand er in der umstehenden Menge von Zuschauern, die sich nur langsam zerstreuten. Es war der letzte Kampf für heute gewesen. Morgen ging es weiter. Mancher Wetteinsatz war verloren gegangen, und die Verlierer ertranken ihre Verzweiflung mit billigem Fusel. Wer hier außerhalb der Wohnhabitate lebte, war arm und arbeitete für einen Hungerlohn in den Fabriken am Rande der Slums.

Der Veranstalter nickte seinen vier Bodyguards zu und ließ den Wagen vorfahren. Greasy, so sein Spitzname, stieg in die Luxuslimousine ein und fuhr den Sitz nach hinten, so dass er fast lag. Eine blonde Schönheit in sehr knapper Kleidung saß neben ihm und goss ihm Sekt ein. „Du bist süß wie eine Kirsche‟ hatte er ihr mal gesagt und sie seitdem nur noch „Cherry‟ genannt. Ursprünglich hatte sie in einer Fabrik am Fließband gestanden in ihrem Kittel und damals noch schwarze Haare gehabt. Aber Greasy war gleich begeistert gewesen von diesem weiblichen Geschöpf mit diesen wunderbar prallen Brüsten und sie zu seiner Konkubine gemacht. Cherry lächelte ihn verführerisch an und reichte ihm das Glas mit der prickelnden Erfrischung. Anschließend strich sie mit ihren manikürten Fingern über seine seidigen Hosen und fand die Stelle, die dem Mann ein Stöhnen entfleuchen ließ. Gleichzeitig hatten die Bodyguards gemerkt, was die Stunde geschlagen hatte, so dass der Fahrer eine blickdichte Scheibe hochfahren ließ, die für Greasy und Cherry mehr Privatsphäre garantierte.

Leise Musik ertönte aus den Lautsprechern des Innenraumes. Während Cherrys Gesicht bereits im Schoß des Mannes versunken war, die vergrößerten Lippen eng um den steifen Luststab gesaugt, aktivierte Greasy einen kleinen holografischen Monitor vor ihm. In der Videoverbindung erläuterte er einem Typen mit Sonnenbrille und offenem Hemd, wie er sich den nächsten Kampf in „seinem‟ Habitat in Atra-City vorstellte. „Kannst du einen Custos auftreiben?‟ Der Mann auf dem Display runzelte die Stirn. „Diese Muskeltypen von Regina? Sind selten hier. Kann es versuchen. Warum nimmst du nicht einen Corium Bestia?‟ Greasy sagte mit leichtem Zischen in der Stimme: „Weil ich einen Custos haben will. Kapiert?‟ Er hatte sich schon detailliert ausgemalt, wie das Spektakel aussehen sollte: Der humanoide Muskelmutant würde eine Art Zwangsjacke und einen Mundspreizer tragen. Vielleicht kamen noch mehr restriktive Maßnahmen zum Einsatz. Gegner im Ring sollten humanoide Frauen sein, die er aus den Slums rekrutieren wollte. Das würde neue Streamingquoten geben, die alle Rekorde brachen und das Wettgeschäft und somit den Profit in die Höhe trieben. Der Pate, höchster Noxiusbruder von Atra-City, würde es ihm gewiss danken.

Zeitgleich war ein Geschwader aus Aufklärern der Vereinigten Allianz in der Nähe der Anomalie unterwegs, um die Grenzlinie zum Alpha Dominion zu kontrollieren. Plötzlich gab ein Hochleistungsscanner eine Warnung aus. Der Pilot gab die Meldung an das Begleitschiff weiter. Dessen Kapitän befahl, eine Sonde zur Oberfläche der Anomalie zu schicken. Vor dem Aufklärer schien ein Durchlass des Phänomens zu existieren. Die abgeschossene Sonde flog problemlos durch die Koordinaten, auf denen sich die Anomalie ausbreitete. Das unbekannte Kraftfeld schien über mehrere zehntausend Kilometer verschwunden zu sein. Der Kapitän funkte sofort mit einer verschlüsselten Frequenz an die Admiralität die überraschende Neuigkeit. Dazu musste er sich zunächst durch eine Autorisierung einloggen und verifizieren lassen. Die Nachricht war brisant und daher als streng geheim einzustufen. Die Regierung auf Beta Patria musste unverzüglich zu einer Entscheidung kommen. Stand ein Angriff des AD unmittelbar bevor? Oder wusste der Feind (noch) nichts von der Perforation?

Nur eine Stunde später flogen die höchsten Regierungsmitglieder in der wie eine Trutzburg aussehenden Zentrale des Hohen Rates der VA ein und landeten auf den vier Ecktürmen. Die Rotorvehikel setzten die Herrschenden ab und flogen wieder los. Für Beobachter wirkte es wie ein Kommen und Gehen in einem Bienenstock. Als die Exekutive vollständig versammelt war, musste schnell eine Entscheidung getroffen werden. Das gesamte Militär wurde in besondere Alarmbereitschaft versetzt, und gewaltige Kontingente in die Nähe der Anomalietür versetzt. Ergänzend wurde der Ausnahmezustand für das gesamte Gebiet der VA erklärt und in allen verfügbaren Newsfeeds verkündet. Die nächste Stufe würde das Kriegsrecht sein, aber damit wollte der Hohe Rat noch warten bis der Aggressor auf Staatsgebiet eingefallen war.

Doch die inzwischen beauftragten Aufklärer fanden auch hinter der Anomalie keine militärischen Bewegungen des Gegners. Im Gegensatz: Das AD schien sich zurückgezogen zu haben. Konservative Mitglieder der Regierung drängten auf einen Präventivschlag, um eine Invasion zu verhindern. Der Hohe Rat genehmigte zunächst nur eine Kundschafterstaffel, die hinter die Anomalie fliegen sollte. Zusätzlich kamen Langstreckenscanner und Aufklärungssonden zum Einsatz. Die Aktion war riskant, denn man wollte verhindern, dass das Alpha Dominion den Vorstoß als Provokation deuten könnte. Im Tarnstatus waren die Sonden zwar kaum zu erfassen, aber es blieb ein Restrisiko der Entdeckung. Bald schon war klar, dass das AD sich weit in seinen Raum zurückgezogen haben musste. Die gewaltige Armada war nicht zu orten. Ominöserweise gab es signifikante Energieemissionen bis kurz vor die Anomaliegrenze. Die spezifischen Signaturen mussten von Schlachtschiffen stammen. Doch wo waren diese geblieben? Plante das AD einen Hinterhalt? Oder verfügten sie über eine neue Tarntechnologie?

Auf Colonia Agricultura vernahm man die Zuspitzung der militärischen Auseinandersetzung mit Sorge. Wenn die Anomalie als Schutzwall praktisch nicht mehr existierte, war die VA dem Feind ungeschützt ausgesetzt. Mr. Khan, Leiter einer Max-Plantage, stand kurz vor dem Durchbruch, willenlose Sklaven zu erschaffen. Ein „Quantensprung“ für Prospect Enterprises. Wenn die Leiharbeiter der Corium Bestia zu perfektioniertem Arbeitskapital durch einen nicht invasiven Eingriff mit Nanobots modifiziert werden konnten, würde das den Profit in den Plantagen um mindestens 300 Prozent steigern. Ein moralisches Gewissen hatte Mr. Khan dabei nicht. Waren die CB überhaupt humanoide Lebewesen? Bei einem Intelligenzquotienten von 60 durfte er das bezweifeln, so sein Argument. Was wollten diese Kreaturen mit eigenem Willen und Lohnzahlungen? Sie würden als Arbeiter Kost und Logis erhalten und wären zufrieden damit, dem Konzern zu dienen. Sollte seine ganze Planung nun von dem kriegerischen Konflikt mit dem AD zerstört werden?

Mr. Khan fluchte und verließ sein Büro, um der besorgniserregenden Realität in seinen Privaträumen zu entfliehen. Er entkleidete sich und setzte sich auf den Gelsessel mit der VR-Mantelung, stülpte eine Gummilippe über sein Geschlechtsteil und aktivierte das Gerät. Dann setzte er sich die VR-Maske aufs Gesicht und ließ die Ummantelung um seinen Körper gleiten. Und schon startete das Programm „Love Island“.

Zur gleichen Zeit saß der Corium Bestia Truncus bei seinem Freund Goran und schaute ihn verständnislos an. Er sollte die Castitasschelle weiterhin und permanent tragen? Und das wäre gut ihn ihn? Er verstand Goran nicht, aber er vertraute ihm und willigte schweren Herzens ein. Doch zugleich spürte er ein unbändiges Verlangen, über seinen Freund herzufallen. Seine Libido ließ seinen Phallus pochen und forderte geradezu penetrant eine Befriedigung. Goran streichelte ihn. „Du wirst sehen, dass das Verlangen mit der Zeit abnimmt. Aber nur so können wir befreundet bleiben.“ Truncus verstand den Zusammenhang nicht, aber er nickte betrübt. „Und was machen wir dann jetzt?“ Goran lächelte. „Wenn du möchtest, kannst du mit deinem Mund vorsichtig meinen Phallus verwöhnen. Ich leite dich an.“
213. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 12.11.22 13:00

Aktualisiertes GLOSSAR

Protagonisten:
Animus: Pilot bei Prospect Enterprises
Altitudo: Alba Simia; Mitglied des Hohen Rates des AD
Aranea: Praefecta u. Nachfolgerin von Augusta Regina (Mitglied Hoher Rat des AD) Titel: Aranea Regina II.
Augusta Regina: Ex-Königin des Planeten Regina
Carthy: Konzernchef von Prospect Enterprises
Frost, Jeremy: VA-Großadmiral
Goran: Arbeiter auf Max-Plantage, Colonia Agricultura
Gravis: Security bei PE, 175kg-Muskelkoloss durch Modifikation zum Custos im Regina-Regime
Iceberg, Artus: Ex-CEO von Bionic Industries, Androidenproduzent
Khan: Leiter einer Maxi-Plantage auf Colonia Agricultura
Truncus: Wanderarbeiter, Colonia Agricultura, Corium Bestia
Tzrut: Kaiserlicher Diener, Scarabaeus
Violetta: Pilotin bei Prospect Enterprises
Zark: Kaiserlicher Diener, Scarabaeus. Mitglied des Hohen Rates des AD, erfolgreicher Sportler, leitender Kommandant der Invasionsarmee

Planeten im Alpha Dominion:
Frigidus: kalter Planet an der Sektorgrenze, m. militärischen Einrichtungen
Naturalis Sidus: großteils tropischer Planet (temporäres Exil für Augusta Regina und Edeldamen)
sowie zahlreiche dem VA bisher unbekannte Welten diverser Lebensformen

Planeten der Vereinigten Allianz (128 Milliarden Humanoide):
Atra Mundo: Planet und No-go-Area am Rande der VA . 7 Megacitys (u. a. Urbs Novum). Hauptstadt: Atra-City. Kriminelle Organisationen teilen sich die Herrschaft. Quasi-Sklavenhaltung wird praktiziert. Keine Androidentechnologie. Abgeschnitten durch Embargo. Geologie: ausgeprägte Polkappen mit Eiswüste.
Beta Patria: liegt im Sol-System X94021-115-BP und beherbergt den Hohen Rat der VA
Colonia Agricultura: Planet mit Landwirtschaft (Nahrungserzeugung) und „Kornkammer‟ der VA, durch Terraforming entstandene Biosphäre
Fortuna: Mond von Regina
Litus Mundus: Vergnügungs- u. Urlaubsplanet (temporär als Militärbasis der VA genutzt)
Mare Mutus: Planet in der Nähe des Regina-Systems
Pax Novo: wirtschaftlich starke Welt (233 Mio Bevölkerung); Hauptstadt: Pax-City (14 Mio), liegt im Sol-System von Beta Patria
Regina: abtrünnige Kolonie der VA mit wechselnden Machthabern, z. Zt. VA

Neuromodifizierte Humanoide unter Augusta Regina:
Custos (Muskelmutanten mit Haifischzähnen; Haremswächter)
Cyborgs (Androiden m. fremdgesteuertem Bewusstsein männlicher Adelspersonen)
Munus (Zwitter m. überdimensionierten Genitalien; Sexdiener)
Rusticus (Arbeitersklaven)

Dienstgrade auf Regina: Audiutrix, Ductrix, Centuria, Veterana (Garde), Praetoria, Praefecta.
Indagatrix: Wissenschaftlerin, Pugnator (männlicher Soldat)

andere Lebensformen:
Alba Simia: Hybridform aus Affe u. Mensch. AD. Weiße Haare. Schöngeister. Halten sich Sklaven wie die Placidus (aus ihrem Nachbarsystem). Spielen 3-D-Schach.
Amphibienwesen: abgeschottete Kultur, grünliche Warzenhaut. Können mind. 20 Min. unter Wasser bleiben. 50 cm lange Zunge. Nickhaut über Augen. Heimatwelt hat 0,3 g. Außerhalb ihrer Welt trasgen sie daher meist ein Exoskelett.
Corium Bestia: stark behaart, muskulös mit ledriger Haut, zwei Meter groß, circa 150 kg Gewicht, IQ 60, humanoide Lebensform, Heimatplanet Nulla Varietas (außerhalb der VA). Gesellschaftsform: Diktatur in Kooperation mit anderen Völkern, Technologie wird importiert. In der VA existieren einige Siedlungen der Corium Bestia, die dort als Leiharbeiter beschäftigt sind.
Placidus: friedliebende Humanoide (1,30 m groß, stark behaart) werden im AD gerne als Sklaven gehalten.
Scarabaeus: insektoid-humanoide Spezies des AD (Kaiserreich). Exotrope Augen, Schuppenhaut, 2 m groß, aggressiv. Offiziersrang: Kaiserlicher Diener. Untergeordnet: Kaiserlich Geführter.
Wurmskorpione: Wurm im Wirtskörper eines skorpionartigen Lebewesens. Klickender und zischender Akzent.

Konzerne, Vereinigungen:
Bionic Industries (größter Androidproduzent in VA, auf Pax Novo), grünes Logo; Sitz: Pax Novo. (inzwischen verstaatlicht)
HSU (Habitat Security Unit): Wachdienst der Wohnhabite auf Atra Mundo
IPPC (Interplanetary Private Prison Corporation): private Gefängniskette, gelbes Logo. Diverse Standorte.
Noxius-Bruderschaft: kriminelle Verbindung auf Atra Mundo
Prospect Enterprises: Erzverarbeitungsbetrieb. Sitz: Regina (inzwischen nach Beta Patria umgesiedelt); Geschäftsfelder: Rüstung für die VA sowie Logistik und Teilproduktion von Nahrungsmitteln.
Securitas Tracing Corp.: Organisation zur Festnahme von rebellierenden Munuswesen und Edelfräuleins auf Regina. (Nach der Besetzung durch das AD aufgelöst)
Spes 4: alte Orbitalstation von Atra Mundo, als obskure Haftanstalt genutzt
214. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 13.11.22 19:10

~ XCVII ~


Zark, als leitender Admiral, grunzte vor sich hin. Noch immer gab es keinerlei Hinweise auf Schiffe der VA, dabei waren sie schon eklatant weit in deren Sektor eingedrungen. Die Scanner der Vorhut-Sonden zeigten keinerlei Energiesignaturen im Raum, selbst bis ins Zielsystem X94021-115-BP, dem Zentrum des Feindes. Das Flaggschiff parkte im Raum und schickte mehrere Zerstörer vor. Wo hatte sich die Gegenseite versteckt? Je näher die Sensoren Daten lieferten, desto obskurer schienen sie zu werden, denn auch auf den Planeten des Sol-Systems war keine Spur von Energieemissionen zu messen.

Altitudo, Erster Offizier an Bord, blickte ungläubig auf den Schirm. „Das ist unmöglich! Da müssen... Allein die Industrie müsste Werte abstrahlen.“ Zwölf Zerstörer drangen in das Sonnensystem vor, flogen an Colonia Agricultura vorbei und bogen in den Orbit von Pax Novo ein. Hyper-Drohnen jagten in die Atmosphäre über der 14-Millionen-Metropole Pax-City. Richtiger: Sie näherten sich den Koordinaten der Stadt, aber sie fanden nur Wald und Wiesenflächen. Die Aufnahmen wurden mehrfach kontrolliert: Es gab keinen Zweifel. Pax-City existierte nicht. Kein einziges Habitat, keine Infrastruktur, nichts.

Eine knappe Stunde später hatten die Drohnen den Planeten in diversen Achsen umrundet und keinerlei Zivilisation finden können. Sechs weitere Zerstörer wagten sich nun auch in den nahen Orbit von Beta Patria. Unter Gefechtsbereitschaft näherten sie sich auch Pax Novo. Dem transstellaren Geheimdienst des AD nach sollten auf diesem Planeten über 230 Millionen Humanoide leben. Tiefenscanner durchleuchteten das Erdreich und fanden auch in eventuellen unterirdischen Bunkeranlagen keine humanoiden Lebensformen. Nur primitive Tiere, Pflanzen und Bakterien waren nachweisbar.

Alitudo ließ sich kraftlos in seinen Offizierssessel fallen. Diese offensichtliche Verwirrtheit zu zeigen war für einen Alba Simia mehr als ungewöhnlich. Er musste sehr konsterniert sein. Altitudo sah Zark an. „Es gibt nur zwei Optionen. Und beide sind... verstörend.‟ Zark grunzte abfällig. „Und die wären?‟ Altitudo wollte es kaum über die fein geschwungenen Lippen kommen. „Entweder sind wir in die Vergangenheit gesprungen...‟ Zark lachte dröhnend. Altitudo setzte fort: „...oder wir sind in einem Spiegeluniversum gelandet.‟ Zark wollte wieder zu einem Grölen ansetzen, doch im letzten Augenblick verharrte er und starrte den Offizier an. Altitudo bestätigte sich mit einem Nicken selbst. „Wir müssen so schnell wie möglich wieder zurück in den AD-Sektor, um auf die andere Seite der Anomalie zu gelangen.‟

Zark gab dem Navigator entsprechende Befehle. Und so setzte sich die gewaltige Armada zu einem Rückzug in Bewegung. Als die Vorhut die Grenze zur Anomalie erreichte, stellte sie erleichtert fest, dass sich das Phänomen weiter zurückgezogen hatte. Kein Scanner konnte die Öffnung mehr finden. Offenbar existierte das Kraftfeld nicht mehr. Als der erste Funkkontakt mit der Militärbasis auf Regina negativ verlief, glaubte man noch an Interferenzen, doch je näher sich die Kriegsmaschinerie der Heimat näherte, desto merkwürdiger war es, dass sie keine Antwort erhielten. Gebannt erreichten die ersten Jäger den Orbit von Regina. Das Gros der Armada parkte bei Mare Mutus, aber auch von dort gab es keinerlei Reaktion; jeder Kontaktversuch blieb erfolglos.

Zark knirschte mit den Zähnen. Was war hier los?! Der Scarabaeus schlug so fest auf seine Armlehne, dass sie riss. Auf einen Verdacht hin ließ er die Oberfläche des Planeten scannen. Seine schlimmsten Befürchtungen wurden bestätigt: Auch auf Mare Mutus fand sich keine intelligente Lebensform. Die gleichen Daten schickten die Jäger im Orbit von Regina. Zark tippte auf seinem Touchpanel. „In der Zeit sind wir nicht gereist. Das lässt sich anhand der Sternenkarte belegen.‟

Es dauerte nur wenige Stunden, bis Zark das Flaggschiff auf Regina landen ließ. Mit den Korrekturtriebwerken positionierte sich das Schiff in fünfzig Metern Höhe und schnitt mit Laservorrichtungen eine Landefläche in die bewaldete Landschaft. Von Zivilisation war weit und breit nichts zu sehen. Zark wollte es einfach nicht glauben. Er verließ das Schiff mit einem kleinen Außenteam in einem Raupenvehikel und fuhr eine Anhöhe hinauf. Dort stieg er aus und betrachtete das Tal, in dem nach seinen Koordinaten eine Industrieanlage und Habitate der Regina-Regierung in den Himmel ragen sollten. Mit keinem Messgerät konnten Spuren einer Bevölkerung aufgespürt werden. Auf dem Planeten war nie ein Mensch, ein Scarabaeus oder Alba Simia gewesen.

Altitudo hatte die Situation längst erfasst. Wenn die Anomalie verschwunden war, würden sie nicht in ihr Universum zurückkehren können. Auch die weiblichen Humanoiden der Regina waren entsetzt. Wenn ihr Planet nicht bevölkert war – und es die Vereinigte Allianz ebenfalls nicht gab - , existierten außer den Personen in der Armada keine Menschen weit und breit. Die Alba Simia und Scarabaeus konnten zumindest darauf hoffen, dass ihre Heimatwelten von der jeweiligen Kultur bewohnt waren. Und noch etwas war fraglich: Wer hatte nun die Macht? Wer war oberster Imperator? Der Hohe Rat war nicht da, Königin Aranea Regina II. war nicht existent. Vielleicht hatte nie eine Vereinigung der Welten zum Alpha Dominion stattgefunden. Wenn die Rangfolge nicht schnellstens geklärt würde, gäbe es Anarchie und Meuterei – und das unter Unmengen von hochtechnologischen Waffensystemen. Und wem gehorchten jetzt die Cyborgs, die den Großteil der Soldaten ausmachten?

Die Spähtrupps der Vereinigten Allianz kamen in Scannerreichweite zum vom AD annektierten Planeten Mare Mutus, doch dort waren nur minimale militärische Signaturen zu erfassen. Der Groß-Admiral entschied die Abwesenheit der schweren Schiffe zu nutzen und den Planeten zurückzuerobern. Zwei Drittel der VA-Schiffe schalteten die Defensivschirme im Orbit aus und näherten sich unter Zielerfassung der Oberfläche. Mit elektromagnetischen Pulsen legten sie großflächig die gesamte Struktur lahm. Widerstand wurde im Ansatz abgewürgt. Die wenigen Schiffe, die vorhanden waren, blieben gleich am Boden.

Rusticusse und Wissenschaftlerinnen des Regina-Regimes wurden in Hallen zusammengetrieben und festgesetzt. Vereinzelt fanden die Invasoren auch andere Humanoiden aus der AD, zum Beispiel Alba Simia, Sacarabaeus und Placidus. Zum Teil erst halb produzierte Cyborgs warteten in großen Fabriken auf ihre Fertigstellung, die anderen waren durch die EMP-Signale außer Gefecht gesetzt worden. In einer Krisensitzung per Hologrammkonferenz rätselten die Admirale darüber, wo die Armada des AD sich versteckte. Hatte sie sich bis zu Regina zurückgezogen? Über transstellare Relaisstationen blieb die Flotte der VA mit der eigenen Regierung in Kontakt. Mare Mutus wurde wieder zum Gebiet der VA erklärt.

Weiteres Militär rückte nach und nahm Kurs auf den Planeten Regina. Von der Oberfläche starteten diverse Geschwader mit Cyborgs an Bord, um die Invasoren mit Abfangkursen abzuwehren. Chancenlos in der Unterzahl und signifikant schwächerer Bewaffnung wurden die Jäger und Kreuzer kampfunfähig geschossen. Imperatorin Aranea Regina II. verschanzte sich unter dem Regierungspalast in einem Nuklearbunker mit ihren wichtigsten Praetorias und Praefectas. Veteranas verteidigten mit kleinerem Defensivgerät die Umgebung und verhinderten zunächst die Stürmung.

Die VA schickte Angriffsdrohnen in einem verbreiteten Netz rund um den Planeten und drohte mit Vernichtung, doch die Armee kapitulierte nach wenigen Tagen bereits bedingungslos. Zunächst ergaben sich einzelne Kompanien, dann Bataillone, dann Regimenter und schließlich die restliche Armee. Zum zweiten Mal in wenigen Jahren war der Planet vom Regina-Regime befreit worden. Die Rusticusse und Munuswesen jubelten verhalten, konnten sie ihr Glück doch bisher kaum fassen.

Der Regierungspalast wurde eingekesselt. Großadmiral Jeremy Frost ließ sich halbstündig vom Status Quo berichten. Im Gebäudekomplex der Königin befanden sich nach Berechnungen circa 500 Personen sowie 1.200 Cyborgs. Es waren bereits gigantische Raumvehikels unterwegs, die einen Exodus aus Rusticussen, Munuswesen und einige Custos einleiteten. Zwar war der Planet Regina so gut wie befriedet, doch die befreiten Humanoiden trauten dem Frieden nicht und flüchteten lieber in vermeintlich sicherere Welten der VA wie Beta Patria, Pax Novo und anderen Planeten. Die Individuen, die in einer Castitasschelle steckten, wurden kostenlos von Spezialisten befreit.

Es fand quasi eine Völkerwanderung statt, die noch Monate lang anhalten würde. Man schätzte circa 40 Millionen Betroffene, von denen nur fünf Millionen auf Regina verbleiben wollten. Dazu kamen mehrere Millionen Edeldamen des Regimes, die als Gefangene zunächst für Gerichtsverhandlungen nach und nach nach Beta Patria überführt wurden. Man würde sich auf besondere Fälle konzentrieren und die meisten Anklagen einstellen, alleine schon aufgrund der nicht zu bewältigenden Menge an Personen. Eine kleine Minderheit von rund 10.000 der Edeldamen lebte noch auf dem Planeten Naturalis Sidus, weit weg im Gebiet des Alpha Dominion. Ob die VA dort ebenfalls intervenierte, stand noch nicht fest. Der Hohe Rat auf Beta Patria wollte vorerst keine weiteren Konfrontationen mit Welten des AD riskieren. Noch immer war unklar, wo sich die feindliche Armada aufhielt.

Auf den Planeten der VA wurde der Vorstoß der Armee positiv aufgenommen. Die Gefahr vor dem Aggressor war gebannt. Offenbar hatte der Hohe Rat des AD Regina aufgegeben und sich zurückgezogen. Aber ein Rätsel blieb, warum die Armada dann zunächst bis zur Anomalie vorgerückt war. - Auf Beta Patria kassierte man die meisten Notstandsgesetze ein und kehrte zu einem geordneten Alltag zurück. Demonstrationen gegen eine militärische Auseinandersetzung fanden kaum noch statt. Im Hohen Rat prallten die Meinungen jedoch aufeinander: Hardliner wollten weiter in den Raum des AD eindringen. Andere Politiker bevorzugen es, das Solsystem der Regina mit Defensivgerät zu sichern und den Neuaufbau zu beginnen. - In den Newsfeeds ging es in erster Linie um die Belagerung des Regina-Palastes. Die Hardliner wollten eine sofortige Stürmung, die übrigen lieber eine Kapitulation abwarten. Auch in der Bevölkerung wurde zum Teil hitzig debattiert.

Animus, der als ehemaliger Pugnator die Funktionsweise des Regimes und deren Ausrüstung kannte, riet von einer Erstürmung ab. Aber als ziviler Pilot hatte er nicht viel Einfluss auf die Führung der VA. Er hatte auch andere Sorgen als die große Politik. In der Kanzel eines Raumfrachters war er unterwegs zu einem Mond im Nachbarsystem von Sol-System X94021-115-BP, wo er eine Ladung Coltan aufnehmen würde, die nach Pax Novo geliefert werden sollte. Der Mond wies zahlreiche Vorkommen von seltenen Erden auf, so dass sich eine Mine an die andere reihte.

Der Frachter von Prospect Enterprises begann mit dem Landeanflug und startete zischend die Bremsdüsen. Animus kam der Oberfläche des Mondes mit 160 km/h entgegen. Eine Minute später schoben sich die Landekufen aus ihren Öffnungsklappen. Der Pilot verlangsamte den Sinkflug bis auf 20 km/h. Er kontrollierte an seinem Steuerungselement die Anzeigen. Keine Kontrolllampe leuchtete rot. 100 Meter über dem Andockplatz maximierte er den Gegenschub. Die Lichtleiste, die den Landeplatz einrahmte, blinkte auf. Der Frachter setzte kurz darauf am Boden auf. Die Kufen drückten sich in den Gesteinsuntergrund. Dann senkte Animus das Frachtmodul mit vierzig Containern, die an der Bodenklappe andockten. Die Behälter wurden nun vom unterirdischen Lager aus von Botdrohnen mit schweren hydraulischen Greifarmen mit kleineren Einheiten gefüllt.

Ein Brückenmodul fuhr von einem quaderförmigen Gebäudekomplex aus und dockte an der Schleuse der Pilotenkanzel an. Krallenartige Klammern aus Titan packten zu und verbanden die beiden Komponenten hermetisch miteinander. Animus betrat den 20 Meter langen Rüssel und marschierte hindurch. Lichtbänder an den Wänden leuchteten in seiner Umgebung auf. Am Ende des Ganges öffnete sich eine pneumatische Tür. Wenn der Frachtführer gehofft hatte, einen Menschen zu treffen, wurde er enttäuscht. Vor ihm stand ein altes Androidenmodell, das einem Menschen zwar nachempfunden war, aber auf den ersten Blick künstlich aussah. Es sprach abgehakt mit einer schnarrenden Stimme, starrte leicht schielend und hatte einen ruckeligen Gang. „Herzlich willkommen bei Noble Mining, Site 45C1667. Der Einlagerungsvorgang ist beendet in 3:21 Stunden. Bitte dokumentieren Sie den Prozess hier.‟ Der Android, optisch einem 25jährigen Mann ähnelnd, reichte ihm ein Daten-Pad.

Nachdem Animus das Formular ausgefüllt und signiert hatte, reichte er das Pad zurück und fragte: „Wie heißen Sie?‟ Der Androide kniff kurz die Augen zusammen, als müsste er überlegen, und antwortete: „NM-S45C1667-B50.‟ Animus winkte ab. Er sah sich in dem Raum voller Metallbalken und Kabelläufen an den Wänden um. „Kann ich mich hier irgendwo frischmachen?‟ Der Android antwortete: „Selbstverständlich. Ich zeige Ih... zeige... Ihn...Ih....rrrrrrrr‟ Er war verstummt und auch in der Bewegung eingefroren. Animus stöhnte. „Auch das noch!‟ Er suchte nach einem Resetschalter, fand aber nichts. Normalerweise waren die im Nacken oder in den Achseln. - Dann musste er sich eben selbst auf die Suche machen.

Ein schmaler Gang führte zu einer weiteren Tür, die sich selbstständig öffnete, als er sich näherte. Dahinter breitete sich ein großer Aufenthaltsraum aus, der über Bänke und Tische für circa 30 Personen verfügte. Ein Wandpaneel enthielt offenbar den Nahrungsgenerator. Animus wählte erst mal einen kräftigen Kaffee. Ob überhaupt Menschen in dieser Mine arbeiteten? Ein wenig Gesellschaft hätte er gern gehabt nach dem langen Flug. Der Frachter verfügte leider nur über ein obsoletes Triebwerk, mit dem es lediglich im Schneckentempo vorwärts ging. Vier Tage war er unterwegs gewesen.

Nachdem ihn das Koffein wieder wach gemacht hatte, betrat er den nächsten Raum: Die vielen Konsolen und Leuchten konnten nur zum Kontrollraum gehören. Irgendwo musste doch ein Quartier oder eine Nasszelle zu finden sein, sinnierte er und stiefelte zurück in den Aufenthaltsraum, um seine Suche durch eine andere Tür fortzusetzen. - Ein langer enger Gang führte an diversen Türen vorbei, die jedoch alle mit einem Code gesperrt waren. Als sich der Korridor gabelte, entschied er sich für die linke Richtung. Die Deckenbeleuchtung flackerte leicht. Die nackten Metallwänden machten keinen einladenden Eindruck. An einigen Stellen verliefen Kabelstränge hinter Lochblechen, die mit den Wänden verschweißt waren, - Nach ein paar Metern lag etwas im Weg. Animus näherte sich und traute seinen Augen nicht: Da lag ein Mann in unnatürlicher Haltung. Offensichtlich durch eine Laserwaffe tödlich verletzt.

Jetzt raste sein Puls. Und praktischerweise hatte er seine Laserpistole an Bord gelassen. Was war hier geschehen? Der Mann trug einen Arbeiteroverall wie Angestellte in der Maschinenhalle der Mine. In den Stollen selbst waren meistens nur Roboter unterwegs. Aber im Steuerungsbereich arbeiteten Menschen oder andere Lebensformen. Vorsichtig folgte er dem Gang und lauschte auf Geräusche. Doch alles war still - bis auf die brummenden Neonleuchten. Eine Mine dieser Klasse musste weitere Personen beschäftigen, und der Aufenthaltsraum ließ ja auch auf zwei Dutzend Beschäftigte schließen. Also: Wo waren die?

Animus folgte dem Gang bis er vor einer großen zweiflügeligen Tür stand, die jedoch verschlossen blieb. Der Pilot suchte nach einem Öffnungsmechanismus, fand keinen und entschied sich zum Rückzug. Er musste in sein Schiff, um die Firma zu kontaktieren. Hier war irgendwas faul. - Als er sich gerade umdrehte, hörte er hinter der Tür einen Schrei. Alarmiert rannte er zum Aufenthaltsraum zurück, dann weiter in den Vorraum und wollte durch das Schott zum Brückenmodul, doch die Tür war verschlossen. Standardmäßig öffnete sie sich durch Annäherung, aber Animus konnte machen, was er wollte, der Zugang blieb versperrt. Ein Notöffnungsschalter war nirgends angebracht. Der Pilot seufzte. Er drehte sich zu dem eingefrorenen Androiden um. Im Sekundentakt blinzelte dessen linkes Auge. Hier war wohl alles kaputt. Animus eilte zum Kontrollraum. Vielleicht konnte er von dort irgendetwas öffnen oder aktivieren oder zumindest Kontakt zur Außenwelt aufnehmen. - Leider waren sämtliche Konsolen passwortgeschützt. Er wollte gerade einen lauten Fluch brüllen, da kam es noch schlimmer: Die künstliche Schwerkraft wurde deaktiviert, und Animus wog nur noch die Hälfte, entsprechend der Masse des Mondes. Über einer Kontrollstation leuchtete ein Holoschirm auf, der grafisch anzeigte, dass der Beladungsvorgang des PE-Schiffs, Andockstation B, beendet war. Animus staunte. Waren schon drei Stunden vergangen? Doch dann sah er unter der Grafik den Hinweis leuchten: „Beladung abgebrochen‟.

Auf Atra Mundo war die neue politische Lage noch gar nicht bekannt. Die isolierte Position ließ den Planeten über keine direkten Funkkontakte zum Sol-System von Beta Patria verfügen. - In Urbs Novum, einer der sieben Megacitys des abgelegenen Planeten, saß ein Noxiusbruder in einem luxuriösen Sessel und trank einen Espresso, während vor bzw. unter ihm ein hagerer junger Mann in Lumpen in einer Art Schacht stand und die Schuhe des Kunden polierte. - Das Wohnhabitat UN-17 beherbergte 18.522 Bewohner. In diesem Komplex wurden etwa 500 Slumbewohner, inoffiziell hier „Muddies‟ genannt, geduldet, die für einen Hungerlohn diverse einfache Arbeiten durchführten. Da Atra Mundo seit vielen Jahren unter scharfen Sanktionen litt, gab es keine Androiden oder Hightech der VA. Humanmaterial war für viele Aufgaben notwendig, und das fand die High Society in den Slums.

Die meisten Menschen schufteten in den Fabriken am Rande der Metropole und mussten von dem kargen Lohn noch Schutzgebühren für die Noxiusbruderschaft abgeben. Dagegen war ein Job in einem Wohnhabitat sehr beliebt und begehrt. Natürlich war es besonders demütigend und frustrierend, den ganzen Reichtum hautnah zu sehen, wenn man selbst nur davon träumen konnte, aber hin und wieder warf einem eine Dame oder ein Herr ein kleines Trinkgeld vor die Füße oder Nahrung. Die Schlafstätte war warm und trocken, und keine Gangs überfielen das eigene Heim, was in den Slums durchaus regelmäßig vorkam.

Der Schuhputzer arbeitete 16 Stunden täglich, um über die Runden zu kommen. Sein Quartier, das er mit fünf anderen Männern teilte, kostete Miete, die ihm direkt abgezogen wurde. Als die Schuhe vor seinen Augen glänzten, schaute er hoch zu seinem Kunden. Der stand auf, tippte die Bezahlung in sein Multi-Armband und ging wortlos weg. Der Muddy schaute auf sein Mobilcom: Das heutige Einkommen war wieder um eine winzige Menge angewachsen. Das nachgerufene „Danke, der Herr‟ hörte dieser nicht mehr, denn auf seinen Ohren ballerte Elektromusik.

Schon setzte sich der nächste Kunde auf den Platz und widmete sich einem köstlich duftenden Gebäck. Der Muddy wollte gerade mit der Putzarbeit beginnen, da fielen ihm schon dicke Brocken Dreck entgegen, die an den derben Sohlen klebten. Das würde wohl länger dauern. Vielleicht erhielt er ein Trinkgeld. Aber er machte sich nicht allzu viele Hoffnungen. Die meisten Bewohner waren geizig. Da hörte er die Stimme des Mannes: „Beeil dich, Muddy! Ich habe nicht viel Zeit. Aber sorgfältig arbeiten, sonst kriegst du nix, kapiert?‟ Der Putzer nickte. „Ja, der Herr. Ich gebe mir Mühe.‟ Der Kunde lachte auf. „Mühe geben reicht nicht. Ich will Qualität, kapiert?‟ Ein „ja, der Herr‟ kam automatisch von unten. Er wollte niemanden verärgern. Eine einzige Beschwerde bei der Bruderschaft genügte, und man landete wieder im Slum – mit verdrehten Gliedern.

Der Magen des Schuhputzers knurrte laut und verlangte penetrant nach Essbarem, da heute die Küche kalt geblieben war. Als er fertig war, betrachtete der Mann sein Schuhwerk von allen Seiten kritisch. „Ja, OK.‟ Er überwies den üblichen Minibetrag. Dann fragte er: „Hunger?‟ Der Muddy nickte, und kurz darauf schüttete der Kunde sein nur zu zwei Dritteln gegessenes Gebäck in den Schacht. Der Muddy hob es vom Boden auf und stopfte es sich gierig hinein. Der Mann beobachtete es von oben und schüttelte amüsiert den Kopf. „Primitivlinge.‟ - Er gab einen kurzen Befehl in sein Comgerät, und wenige Augenblicke später tauchte ein Klein-Shuttle auf, landete und öffnete die Tür. Der Mann stieg ein und flog davon, vermutlich zu einem Landeplatz auf einem benachbarten Sky-Habitat. Der Arbeiter konnte nur spekulieren: Ging es zu einer Konferenz mit Geschäftspartnern? Oder luxuriösen Privaträumen mit allen möglichen Annehmlichkeiten? Von beiden Orten hatte man sicherlich ein unglaubliches Panorama aus den Glaswänden. Obwohl der Ausblick auf Slums und Fabriken eher unschön war. Aber die Fenster konnten eine Naturillusion abbilden, hatte ihm mal eine Kundin grinsend erzählt, die gemeint hatte: „Man will ja nicht dieses Elend sehen mit solchen Muddies wie dir‟.

Er futterte den Rest des Gebäcks. Oh, wie delikat! Normalerweise ernährte er sich vom billigsten Essen: Makromasse – einem synthetischen Nahrungserzeugung aus Protein, Fettsäuren und Kohlenhydraten mit ein paar Vitaminen und Mineralien angereichert. Das Geschmackserlebnis war gleich Null. Und wenn das Auge mitaß, wie man sagte, so war man besser blind. Wenigstens machte es satt. Zumindest, wenn man genug davon kaufen konnte. Sein Blickfeld beschattete sich: Eine neue Person hatte Platz genommen. Er sah hoch. Eine junge Dame schaute schmunzelnd zu ihm hinunter. „Hey, Muddy! Sag mal, trägst du eine Castitasschelle?‟ Der Schuhputzer wurde rot. Was war das für eine Frage von dem jungen Ding? „Nein, so etwas trage ich nicht. Möchten Sie die Schuhe geputzt haben, Madam?“ Sie stellte glänzend weiße Stiefel in Position. Der Mann fragte sich, was er daran noch mehr zum Blitzen bringen sollte. Kein Staubkorn befand sich darauf. Aber Job war Job. Er fing an zu polieren. Die Frau beugte sich zu ihm erneut hinab. „Wenn es nach mir ginge, würden alle Männer in den Slums Castitasschellen tragen. Man hört immer wieder von sexuellen Übergriffen.‟ Der Arbeiter biss die Lippen zusammen. Die meisten Übergriffe gingen von Noxiusbrüdern aus. Das Mädel schwadronierte weiter: „Und die Prügelstrafe müsste alltäglich werden. Dann würden diese dreckigen... dieses Ungeziefer... lernen, was sich gehört.‟ Mit einem breiten Grinsen ergänzte sie: „Das gilt auch für Muddies.‟ Als der Arbeiter nichts erwiderte, seufzte die junge Dame. „Also, in meiner Familie haben wir einen Muddy in CS. Unser Butler. Und meine Schwester hat ihm auch schon mehrere Male den Hintern versohlt, wenn er es verdient hatte.‟ Wieder reagierte der Arbeiter nicht. Die Kundin fragte ärgerlich: „Bist du stumm oder dumm?‟ Der Muddy räusperte sich. „Entschuldigen Sie bitte, aber wenn ich arbeite, bin ich so auf die Sache konzentriert...‟ Die Frau machte ein hochnäsiges Geräusch. „Ta! Er hört nicht mal zu.‟ Sie stand auf, ohne ihn zu bezahlen.

Als seine 16-Stunden-Schicht endlich um war, hatte er noch weniger verdient als gestern. Er ging den Schacht entlang und erreichte einen Nahrungsausgabenautomaten, kaufte sich eine Packung Makromasse und marschierte dann durch zum Teil unterirdische Gänge zu seinem Quartier mit drei Doppelbetten. Nachdem er die Packung unter seine Matratze geschoben hatte, legte er sich ins Bett, steckte sich Ohrstöpsel hinein, drehte sich mit geschlossenen Augen auf die Seite und war nach wenigen Minuten eingeschlafen. Die Stöpsel waren notwendig, denn bald darauf begann das laute Fauchen einer zentralen Aggregateinheit der Klimaanlage des Habitats, die direkt hinter einer Metallwand lag.

Leider waren Unterkünfte der Muddies nicht klimatisiert. Es herrschten die meiste Zeit 32 Grad Celsius. Wenigstens war Wasser günstig zu haben. - Mitten im Schlaf aktivierte sich am Armband des Arbeiters der Annäherungsalarm: Ein Trupp HSU kontrollierte die Schlafstätten. Wenn die Tür aufging, mussten die Muddies neben ihren Betten stramm stehen. Der Mann entfernte die Stöpsel und stellte sich hin. Keine zehn Sekunden später sprang die Tür mit einem schrillen Knall auf. Zwei uniformierte Wachen schauten hinein. Der Arbeiter war allein. Der vordere Wachmann bellte ihm entgegen: „Wo sind deine Muddy-Brüder?“ Der Arbeiter zuckte mit den Achseln. „Ich weiß es nicht. Auf Arbeit. Ich kenne deren Schichtpläne nicht.“ Der Uniformierte kam näher und setzte seinen Elektrostab an die Brust des Gegenübers an. Der Muddy verkrampfte. Der HSU-Mann ließ den Stab am Körper entlang tiefer sinken, bis er den Unterleib erreicht hatte. „Das nächste Mal wirst du meine Frage beantworten können, verstanden, Muddy?“ Der Mann schluckte nervös und zitterte leicht. „Jawohl.“ Ein zynisches Grinsen entwickelte sich im Gesicht des Security-Angestellten. Dann gab er einen kurzen kräftigen Impuls ab, so dass der Arbeiter aufstöhnend zusammenkrampfte.

Die HSU verließ die Kammer, um zur nächsten zu wechseln. Der Muddy hielt sich mit beiden Händen den Schritt. An Schlafen war wohl vorerst nicht zu denken. Er legte sich auf sein Bett und untersuchte mit heruntergezogener Hose sein Geschlechtsteil. Bis auf zwei Stellen, die die Stacheln des Stabes getroffen hatten, war alles in Ordnung. Langsam rieb er über den Phallus. Er merkte, wie es ihn immer mehr erregte. Da er nur selten die Gelegenheit hatte, wollte er die Chance nutzen und onanieren. Dabei stellte er sich die junge Dame vor, die ihn heute so heruntergeputzt hatte. Wie sie ihn demütigte, wie sie ihn schlug, wie sie auf ihm ritt und ihn antrieb, wie sie sich selbst zu einem Orgasmus brachte... und da kulminierte seine Lust zu einem Geysir aus Ekstase. Das war das einzige Vergnügen, was ihm blieb in diesem erbärmlichen Leben. Wenn ihm jemand eine Castitasschelle umlegen würde, wäre das wirklich die Hölle.
215. RE: Regina

geschrieben von Holzfäller am 20.11.22 12:02

Schade, dass esnur so wenig Anerkennung für Deine Schreibleistung gibt. Ich bin fasziniert von der Geschichte und sehr gespannt wohin sie noch führt. Vielleicht gibt es ja noch einen Abschnitt, wo wir erfahren, wie sich die ehemalige Fabrikarbeiterin so durchschlägt.
216. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 20.11.22 19:42

Zitat
Schade, dass esnur so wenig Anerkennung für Deine Schreibleistung gibt. Ich bin fasziniert von der Geschichte und sehr gespannt wohin sie noch führt. Vielleicht gibt es ja noch einen Abschnitt, wo wir erfahren, wie sich die ehemalige Fabrikarbeiterin so durchschlägt.


Du meinst Marina, die Iceberg in die Castitasschelle gesteckt hat? Ich baue sie im kommenden Kapitel ein.
217. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 25.11.22 18:24

~ XCVIII ~


Gravis saß in der Securityzentrale von Prospect Enterprises vor einer Wand mit 32 Überwachungsmonitoren. Er war froh, dass deutlich weniger Demonstrationen und Aktivisten vor dem Gebäude ihr Unwesen trieben, seit bekannt war, dass die feindliche Armada des Alpha Dominions sich zurückgezogen hatte. Gerade war nichts los, und er aktivierte die Funkverbindung zum PE-Schiff, auf dem Animus unterwegs war. Genügend Relaisstationen gab es in der VA, so dass der Kontakt kein Problem darstellen sollte. Interferenzen filterte das System gewöhnlich heraus. Umso überraschter stellte er fest, dass kein Kontakt möglich war.

Über eine weitere Transponderfrequenz konnte er feststellen, dass das Schiff sein Ziel erreicht hatte. Aber warum war der Funkkontakt unterbrochen? Es gab nur eine Erklärung: Jemand musste ihn manuell abgeschaltet haben - einschließlich der automatischen Sicherheitseinstellungen. Er musst Mr. Carthy informieren. Immerhin sollte das Schiff eine sehr wertvolle Ladung transportieren. Piraterie war daher nicht ausgeschlossen. So eine Information musste sofort an die Konzernleitung gehen. Gravis machte sich persönlich auf den Weg durchs Gebäude und suchte Mr. Carthy in seinem Büro auf.

Der Konzernchef verfolgte gerade auf einem riesigen Wandmonitor die Aufnahmen einer Helmkamera eines Snipers vor dem Regierungsgebäude der Regina. Er ließ den Live-Stream einfrieren und hörte sich an, was sein muskelbepackter Sicherheitsmann zu sagen hatte. - Mr. Carthy war alarmiert wie Gravis. Während sich der Muskelkoloss mehr um seinen Freund Animus sorgte, fürchtete der Konzernchef, dass das Schiff und die hochwertige Fracht verloren gehen könnten. Er schickte eine kleine Staffel aus drei Schiffen mit militärisch ausgebildeten Piloten los, um nach dem Rechten zu sehen. Die Jäger waren jeweils mit zwei Mann besetzt und verfügten über eine für zivile Nutzung streng genommen nicht zugelassene Bewaffnung, da es sich hier um Flieger handelte, die Prospect Enterprises für die Armee produziert hatte.

Animus hatte mit dem langsamen Transporter vier Tage bis zu dem Mond benötigt; die Jäger schafften die Distanz in fünf Stunden. In Reichweite handelsüblicher Sensoren verlangsamten sie den Flug und sondierten mit ihren Scannern die Lage. Das gesuchte PE-Schiff parkte noch angedockt auf dem Landeplatz der Miene. Der Scanner fand keine Lebensformen an Bord, dafür aber 17 im Verwaltungskomplex der Anlage. Ob Animus einer von ihnen war, konnten die Jäger-Piloten nicht erfassen. Die Funkverbindung zum Schiff war definitiv offline. Stattdessen kontaktierte der leitende Pilot den Konzernchef Carthy und berichtete über die aktuelle Situation vor Ort.

Die Gesprächspartner waren per Videokanal verbunden. Mr. Carthy hatte auf seinem Holoschirm eine Datei geöffnet, in der sämtliche Mitarbeiter der Mine zu sehen waren. Die Dossiers waren unauffällig. Keiner der Personen war vorbestraft. Es gehörten 27 Personen zur Kernbesetzung. Warum konnten die Scanner nur 17 Lebensformen erfassen? Sollte Animus noch leben, waren elf Minenarbeiter gestorben oder hatten sich abgesetzt. Um weitere Informationen zu bekommen, mussten sie näher heran. Carthy hatte einen tollkühnen Plan.

Im Tarnmodus sollte ein Jäger bis in den Orbit eintauchen, dann den Copiloten per Kapsel abschießen, der dann mit dem Wingsuit unbemerkt auf der Mine landen und die Lage eruieren würde. Ausgebildet für solche Missionen waren die sechs Securitymänner von PE. Deshalb hatte Carthy sie ausgesucht. - Während die Operation startete, versuchte Animus in der Anlage irgendwie eine Funkverbindung aufzubauen, doch offensichtlich war jedes Signal blockiert. Er machte sich auf die Suche nach einer Waffe, wurde jedoch nicht fündig. Er konnte nicht zurück zum Schiff, und auch der Durchgang in die weitere Anlage war ihm versperrt. Was war hier geschehen? Handelte es sich um eine Revolte? Oder war die Mine von Piraten überfallen worden?

Animus war gerade dabei, zurück zum Kontrollraum zu gehen – hüpfen wäre die bessere Beschreibung gewesen, denn die halbe Schwerkraft ließ nur einen ungewohnte Bewegungen zu -, da hörte er das Schott, hinter dem der Schrei ertönt war. Er musste ein Versteck finden. Schnell. Schritte von schweren Stiefeln näherten sich. Der Pilot kroch unter eine Konsole des Navigationspultes für Beladungskräne und Andockklammern der Landeplattform. Er konnte nicht sehen, wer den Raum betrat, aber dieser schien sich umzusehen, lief umher, dann verließ er den Kontrollbereich wieder. Auf einmal hatte Animus das Gefühl, als würde ihn jemand zu Boden drücken, aber dann begriff er, dass die künstliche Schwerkraft wieder bei hundert Prozent war. Hatte der Unbekannte sie eingeschaltet?

Langsam traute sich der PE-Angestellte wieder aus seinem Versteck hervor. Er hörte von Weitem eine Männer-Stimme, die offenbar in ein Funkgerät sprach: „Ist wieder aktiviert. In dem Konzernfrachter ist noch Ladung. Die sollten wir noch mitnehmen.“ Eine Pause. Dann war eine Bestätigung zu vernehmen. „Nein. Die Sprengladung wird vorbereitet.“ Animus schlug das Herz bis zum Hals. Was wollten die Verbrecher sprengen? Das Schiff? Die Mine?

Zeitgleich näherte sich eine Kapsel, geformt wie ein Torpedo, rasend schnell dem Mond. Der Mann darin verfolgte die Daten, die direkt auf seine Augenlinse eingeblendet wurden: Geschwindigkeit, Höhe, Entfernung zum Ziel, Koordinaten, Temperatur. Dann begann ein Countdown. Bei Null sprengte sich die Kapsel auf, und der Mann schoss in seinem Wingsuit der Oberfläche entgegen. Die Kapsel detonierte kurz darauf und landete später unbemerkt in tausend Einzelteilen auf der Oberfläche des Mondes, fast zehn Kilometer von der Mine entfernt. Der Pilot atmete durch eine Maske den Sauerstoff aus einem kleinen Tank mit komprimiertem Sauerstoff.

Violetta wusste noch nichts von der prekären Situation ihres Partners. Die Pilotin war auf einem PE-Schiff im Einsatz und flog den Raumtransporter von Beta Patria nach Pax Novo zu einer Rüstungsgüterfabrik des Konzerns, wo sie diverse nagelneue Modelle von Kettenvehikeln abholte, um sie zu einer Militärbasis in einer geostationären Anlage in der Umlaufbahn von Beta Patria zu bringen. Die militärischen Panzerfahrzeuge sollten für eine Landeaktion auf Regina bei Spezialoperationen verwendet werden.

Gerade saß Violetta in der Messe mit der siebenköpfigen Besatzung zusammen und aß eine Kleinigkeit. Parallel tippte sie mit ihren manikürten Nägeln auf ihrem Daten-Pad herum. Der gewaltige Raumfrachter flog beinahe die gesamte Zeit über mit Autopilot. In einigen Stunden würde sie bereits wieder in ihrem Apartment auf Beta Patria sein. Die Strecke zwischen dem Regierungsplaneten der VA und Pax Novo ließ sich schnell zurücklegen und wäre noch schneller zu absolvieren, wenn nicht komplizierte Routen genommen werden mussten, da die Verbindung hier sehr stark frequentiert war. Automatisierte Lotsenanweisungen durch Relaisstationen führten nicht selten zu Wartezeiten oder Umwegen.

Sie verfolgte auf ihrem Daten-Pad einen Newsfeed über die Eroberung von Reginas Palast. Verhandlungsspezialisten waren im Einsatz, die sonst mit Geiselnahmen und Terroristen zu tun hatten. Eine Veterana war das offizielle Sprachrohr der verschanzten Regina. Sie forderte Immunität und Amnestie für sämtliche Militärangehörige und die Führungsriege der Imperatorin sowie ein angemessenes Exil im Sektor der Vereinigten Allianz. Darauf würde, so war Violetta sicher, die Regierung niemals eingehen. - Und sie sollte recht haben: Die Einsatzleitung vor Ort schickte Mikrodrohnen, um den Palast zu infiltrieren. Über Augen und Ohren im Inneren zu verfügen, war ein entscheidender Vorteil. Weitere Optionen waren ein elektromagnetischer Puls, um die Cyborgs auszuschalten, und Neurotoxine, die die Reginafrauen außer Gefecht setzten. Doch noch waren Verhandlungen im Gange.

Auf Atra Mundo stolzierte eine schwarz gekleidete Dame mit hohen Stiefel und ebenfalls hohen Absätzen zu einem Empfang. Hinter der Theke saß eine Frau in einem Latexsuit. Sie begrüßte ihre Chefin. Domina Marina hatte es zu einigem Wohlstand gebracht. Als arme Fabrikarbeiterin und von Noxiusbrüdern zur Prostitution gezwungen, war sie schließlich dem Teufelskreis der Armut entkommen, nachdem sie ein kleines Vermögen mit einem Kunden gemacht hatte, dem sie eine Castitasschelle verpasst hatte. Es war irgendein ehemaliger CEO aus Pax Novo gewesen, der mit Androiden großen Reichtum angehäuft hatte. Und eine kurze Zeit war er ihr Kunde – oder Sklave – gewesen. Ein Disziplinarhodenring und die Castitasschelle hatten ihn zur Räson gebracht.

Marina war geflüchtet aus Atra City und hatte eine neue Identität in Urbs Novum angenommen. Echte Sklavenhaltung wurde zwar inoffiziell überall auf Atra Mundo praktiziert, die Mehrheit der Bevölkerung lebte in Slums und wurde ausgebeutet für die High Society in ihren luxuriösen Habitaten, doch auch einige der reichen Männer – und manchmal auch Damen – wollten mal in die Rolle eines Sklaven schlüpfen. Das war Marinas Geschäftsmodell: Erniedrigung, Rollenspiele, Atemreduktion, Zwangsernährung, Bondage, Züchtigungen durch Ruten, Peitschen, Elektrostäben, Klatschen, Paddel und vielem mehr. Und so unterschiedlich die Bedürfnisse der Herrschaften waren, so sehr bemühte sich Marina, möglichst viele von ihnen in eine Castitasschelle zu stecken – ein Garant dafür, dass sie wiederkamen und ihre Libido auf einem hohen Level blieb, was gut für ihr Business war.

Sie war lange genug unterdrückt worden. Jetzt war die Zeit gekommen, in der sie die Macht hatte. Die hohen Noxiusbrüder, die zu ihr kamen, erkannte sie nicht nur an ihrer Tätowierung: einem N unter einem größeren X. Sie hatte ein Auge für die Gäste, die sie bediente. Meist waren es Personen, die absoluten Respekt und Autorität genossen, die über Leichen gingen und brutale Befehle gaben. Doch bei Lady Marina waren sie Sklaven. Rechtelos. Würdelos. Und Marina sorgte erbarmungslos dafür, ihnen eine Lektion in Demut zu erteilen und ließ sich dies mit guten Dilithiumstreifen entlohnen. Ihr Etablissement war als exklusiver Ort der bizarren Lust(erfüllung) bekannt. In einem der gewaltigen Wohnhabitate in Urbs Novum war ihr Studio in der 99. Ebene und nannte sich daher auch „Club 99‟. Nur ausgewählte Mitglieder hatten Zutritt. Dafür fiel eine Monatsgebühr und ein Honorar pro Stunde an. Die Kunden zahlten gerne die hohen Preise, denn Lady Marina sorgte dafür, dass ihr Klientel auf ihre Kosten kamen und alle – noch so bizarren – Wünsche erfüllt wurden.

Sie stiefelte selbstbewusst in eines der Behandlungszimmer und sah durch ein kleines Fenster in einen akustisch isolierten Raum. Darin lag auf dem Rücken und restriktiv ein Noxiusbruder. Er war von einer dicken Folie vakuumiert und trug dicke Fäustlinge. Der Kopf war in einer großen Kugel gefangen, die ihn blind und taub machte und seinen Schädel fest in einer Position hielt. Die sensorische Deprivation war so ausgeprägt, dass der Mann bereits nach Minuten verzweifelt versuchte, der Situation zu entkommen. Lady Marina hatte ihm deutlich länger alle Reize entzogen.

Ganz ohne Außenreize war er jedoch nicht. Die Kugelhaube strahlte bewusst unhörbare Frequenzen und Botschaften ins Innere, wo sie der Gast unterbewusst verarbeitete und verinnerlichte, ohne es zu merken. Diese geheimen Durchsagen und Töne sorgten dafür, dass der Gast regelrecht süchtig wurde nach Lady Marina und ihren Behandlungen. Die hypnotische Beeinflussung war in den meisten Fällen nicht abgesprochen, aber Marina hielt sie für sinnvoll, um ihren Profit zu maximieren. Zumal sie Kontakt zu Leuten hatte, die in den Slums Gutes taten, zum Beispiel Medikamente verteilten, medizinische Eingriffe vornahmen oder einfach Lebensmittel abgaben. Es gefiel Marina sehr, dass das Syndikat die guten Taten indirekt bezahlte, ohne, dass es etwas davon ahnte.

Gerade öffnete sie lautlos die Tür zur Kammer und stellte sich vor ihren Gast, der am ganzen Leib zitterte. Sie schaltete die Botschaften ab, öffnete die elektrischen Verschlüsse und nahm dem Mann die Haube ab, löste die Folie von seinem Körper. Der Noxiusbruder sah sie mit verweinten Augen an, zitterte und sprang auf sie zu, umklammerte ihr Bein und hielt es ganz fest. Lady Marina packte ihn am Haupthaar und zog sein Gesicht zu sich nach oben. „Jetzt bist du ein guter Sklave.“ Von der anfänglichen Arroganz des Kriminellen war kein Funke mehr zu erkennen. Die dominant auftretende junge Dame hatte schon viele gestandene Männer weinen und heulen sehen, betteln, jammern und ängstlich zittern. Offenbar hatte sie die einzige Schwachstelle der sonst knallharten Kriminellen entdeckt.

In ihrem früheren Leben als kleine Fabrikarbeiterin hatte sie Männer um ihre Stärke beneidet, doch inzwischen verachtete sie diese Geschöpfe und suchte bevorzugt bei schönen Frauen ihre Befriedigung. - Als ihr Gast sich umgezogen und frischgemacht hatte, war er nicht wiederzuerkennen. Er strahlte die ultimative Autorität eines Paten der Noxiusbruderschaft aus, gekleidet in Maßanzug und mit reichlich teurem Schmuck behängt, verabschiedete er sich wie ein Gentleman, aber es war keine Spur von Demut zu erkennen. Vielleicht lag es daran, dass zwei Angestellte von Lady Marina anwesend waren. Über sein goldenes Arm-Com hatte er zum Honorar noch großzügig aufgerundet.

Danach war die Panzertür des Etablissements aufgegangen, der Mann war in den Sicherheits-Schleusenraum zum Eingang geschritten und hatte dann aber eine Seitentür zu einem Privataufzug genommen, der ihn auf direktem Wege auf ein Landedeck des Habitats auf Ebene 80 brachte, wo sein privates Shuttle mit seinen vier Bodyguards wartete, ein für Atra Mundo sehr modernes Vehikel in Form eines eleganten Elipsoids. Ein schmales Lichtband umblitzte die Außenhülle, dann hob es ab, zog seine Kufen ein und steuerte die Koordinaten eines anderen Wohnhabitats von Urbs Novum an. - Während der Skytower mit dem Club 99 wie ein vertikal langgezogener Quader in die Höhe ragte, befand sich das Privatdomizil des Syndikatchefs in einem halbkugelförmigen Kuppelbau von immensen Ausmaßen.

Ein Wandpaneel im oberen Drittel der Kuppel öffnete sich und offenbarte ein Landemodul, in das das Fluggerät navigierte. Um seine Privatsphäre zu schützen, verfügte das Shuttle über einen Signaturblocker. Schließlich wollte er nicht, dass bekannt würde, wo er manche Stunden verbrachte. In einem 200 Quadratmeter großen Wohnraum begrüßte ihn ein Noxiusbruder. „Der Verräter ist bereit.“ Der Capo von Urbs Novum nickte kurz und marschierte zu einer getarnten Tür, öffnete sie mit seinem Arm-Com und betrat einen kurzen Gang, dann öffnete er ein schweres Stahlschott. Dahinter war eine Kammer eingerichtet, um Feinde des Kartells zu verhören. Hinter ihm schloss sich der Durchgang wieder.

Vor dem Capo saß ein nackter Mann auf einem massiven Stuhl. Fixiert mit Stahlbändern waren Fuß- und Armgelenke, seine Taille sowie sein Hals. Er trug eine schwarze Augenbinde aus Latex sowie einen Ring-Knebel, der einen Wirkstoff absonderte, der die Stimmbänder temporär lähmte. Der Mann war nur halb bei Bewusstsein. Sein Kopf wäre auf die Brust gefallen, hätte das Stahlband ihn nicht fixiert. Speichel floss ihm am Kinn und Torso entlang. Der Capo näherte sich dem Stuhl und grinste, als sein Blick in den Schoß des Gefangenen fiel: Elastomere in Form von kleinen Ringgummis waren um die Hoden des Nackten gewickelt, um ihre Arbeit zu tun. Nun aktivierte er ein Spezialgerät, eine Mischung aus elektrischer Klinge und Lötkolben, und atmete zufrieden ein.

Als er 20 Minuten später aus der Kammer kam, befahl er seinem Faktotum: „Bring ihn zu unseren Hündchen.“ Gemeint waren drei Corium Bestia in Castitasschellen. Durch ihre hohe Libido waren solche Geschöpfe schon nach wenigen Tagen fast verrückt vor aufgestauter Geilheit. Der Capo gönnte sich einen synthetischen Rotwein und setzte sich dann in einen Gel-Sessel und durch eine Geste steuerte er die Transparenz einer großen Scheibe vor ihm, die auf der anderen Seite verspiegelt war. Er sah in einen kahlen Raum, in dem nur der Gefangene Mann inzwischen in einem Kniepranger fixiert war. Wenige Augenblicke später öffnete sich wieder die Tür, und drei nackte Corium Bestia stürmten hinein. Sie trugen lediglich ein Stachelhalsband mit einem Sensor für einen Bestrafungsmodus. Schließlich waren die Kreaturen zwei Meter groß und 150 kg Muskeln schwer. Der Capo war gespannt: Man hatte ihnen eine Stunde Zeit gegeben, sich auszutoben. Damit die geistig eingeschränkten Kreaturen das auch begriffen, zeigte ein großes Hologramm an einer Wand eine animierte Sanduhr an. Der zusätzliche Spaßfaktor für den Syndikatsführer war, dass drei Interessierte nur eine Zwei-Loch-Stute zur Verfügung hatten.

Lady Marina hatte anonym einen Investigator beauftragt, um Iceberg zu finden, denn irgendwie hatte sie ein schlechtes Gewissen wegen des Mannes. Allerdings war der Detektiv nicht erfolgreich gewesen. Die Spuren verloren sich nach einem Unfall eines Gefangenentransportes. Die Dame überlegte, ob sie statt eines Investigators lieber Kopfgeldjäger engagieren sollte. Sie könnte den Preis selbst bestimmen und selbstverständlich die Bedingung stellen, die Zielperson unversehrt zu erhalten. Ja, diese Idee war gut, fand sie, und schon öffnete sie einen Audiokanal zu ihrem Advokaten. In einer korrupten Gesellschaft wie auf Atra Mundo wollte sie auf Nummer sicher gehen und würde noch einen weiteren Mittelsmann dazwischenschalten. Niemand sollte wissen, dass sie es war, die diesen EX-CEO von Pax Novo suchte. Wenn Atra Mundo nicht isoliert von der restlichen Vereinigten Allianz gewesen wäre, hätte sie längst ihre Sachen gepackt und wäre übergesiedelt, aber als auf Atra Mundo Geborene, erhielt sie keine Einreisegenehmigung im Sol-System von Beta Patria.

Auf dem Mond im Nachbarsystem von X94021-115-BP navigierte der Wingsuitflieger in einer scharfen Linkskurve auf die Minenanlage zu. Er befand sich 330 Meter über der Oberfläche. Die Dunkelheit verschaffte ihm zusätzliche Tarnung. Er bezweifelte aber, dass eine Mine über hochmoderne Außensensoren und Scanner verfügte. Noch 50 Meter, 40, 30, 20, jetzt klinkte er sich aus dem Suit und öffnete einen Fallschirm, der so klein war, dass er trotz der geringen Schwerkraft zügig Richtung Oberfläche sank. Exakt, wie voraus berechnet, landete er an der Anlage in der Nähe der Plattform mit dem PE-Schiff. Zischend sog er den Sauerstoff aus seinem Tank ein und schlich sich um das Schiff zur Ladeluke. Sie stand noch offen. Ein gelb-schwarzer Arbeitsbot auf Raupen blinkte auf Standby, war vermutlich mitten in einem Ladevorgang abgeschaltet worden.

Der Mann kontaktierte den leitenden Piloten des anderen Jägers und informierte ihn über den Status Quo. Er erhielt den Befehl, unbemerkt in die Anlage einzudringen. Bald stellte er jedoch fest, dass ein Eingang nur über den Zugangsrüssel möglich war. Also kletterte er an der Außenhülle des Schiffes hoch und schaffte es über eine Atmosphärenschleuse bis zum Cockpit, lief dann den Verbindungsschlauch zum Eingangschott entlang, stand aber vor versperrter Tür. Zunächst nahm er sich die Atemmaske vom Gesicht und klinkte sie am Gürtel ein. Aus einer Tasche an seinem Hosenbein holte er einen Hochleistungs-Laserschneider hervor und begann damit, den blockierten Zugang zu öffnen. Mit 25 Dezibel Lautstärke war das Gerät kaum zu hören. Er arbeitete sich zügig durch die Schichten verschiedener Materialien.

Nach 15 Minuten zischte leise ein Schlauch des pneumatischen Systems. Die Dichtung des Rahmens löste sich. Jetzt konnte der Mann das Schott manuell aufschieben. Nach einem kleinen Vorraum betrat er eine Art Aufenthaltshalle. Er aktivierte einen Sensor: Im näheren Umkreis gab es keine Lebensform. Trotzdem steckte er seinen Energiestrahler zur Verteidigung zusammen. Eine grüne Diode zeigte an, dass das Gewehr schussbereit war. Er sah sich um und visierte die Umgebung durch seine Zielerfassung. Dann schlich er weiter zu einer Tür, die sich automatisch öffnete. Ein Korridor führte zu weiteren Türen, die aber offensichtlich elektronisch verriegelt waren. Nur ein Durchgang ließ sich aktivieren. Der Mann hatte den Kontrollraum gefunden. Auf einem Steuerungsmodul blinkten Anzeigen. Er näherte sich dem Pult und hörte plötzlich hinter sich etwas rascheln.

Gerade noch rechtzeitig drehte er sich in einer Abwehrbewegung herum und riss den Angreifer mit einem Wurf zu Boden, der hart auf dem Boden landete. Sofort zielte der Mann auf den Angreifer. „Keine Bewegung!“ Animus stöhnte. Dann sah er die Abzeichen der Firma am Anzug des Mannes. „Ich bin Pilot von Prospect. Meine Name ist Animus.“ Der Mann hob die Langwaffe und nahm sein Knie von der Brust des Liegenden, der stöhnend aufstand. Mit seinem Kom-Gerät kontaktierte der Mann den leitenden Piloten. „Lance 1 hier. Zielperson gefunden und wohlauf. Noch kein Feindkontakt bisher.“ Der Funkkontakt wurde beendet. Lance 1 forderte Animus auf, ihm so schnell wie möglich zum Schiff zu folgen. Die Männer liefen los.

Vom Cockpit aus sahen sie, wie ein weiteres Schiff an der Nordseite der Anlage die Triebwerke aktivierte. Animus versuchte fieberhaft das PE-Schiff zu starten, doch die Kontrollkonsole reagierte nicht. „Wir müssen schnell weg. Die haben vor, die Mine zu sprengen.“ Sie mussten mit ansehen, wie das fremde Vehikel abhob und in einer Kurve in den Orbit davonjagte. Animus versuchte, die Kontrolleinheit zu überbrücken. Er riss ein Paneel auf und zog ein paar Drähte auseinander, um sie dann anders zusammenzusetzen. Dann rannte er wieder zur Steuerung, und endlich ließ sich das Schiff starten. Die Frachtmodule klinkte er aus. Er wartete nicht darauf, dass die Andockklammern einzogen, sondern gab Vollschub und riss sie dabei ab. Der Frachter schraubte sich – nur noch aus Kanzel, Messe und Maschinenraum samt Haupttriebwerk bestehend – in den schwarzen Himmel. Gerade rechtzeitig, um der immensen Explosion zu entkommen, die unter ihnen wüste Zerstörung hinterließ.

Eigentlich war es eine Serie aus fünf Explosionen, die im Abstand einer Zehntelsekunde voneinander zündeten. Animus war nass geschwitzt. Lance 1 hielt sich krampfhaft in seinem Sitz fest. Der Pilot öffnete eine Analyse des Außensensors. „Das waren wohl Oktogensprengsätze. Ziemlich veraltet. Das Zeug stammt sogar noch von der Erde. Aber von der Anlage ist nichts mehr übrig.“ Die Männer fragten sich, wer sie gelegt hatte und warum. Vielleicht um Spuren zu verwischen oder eventuelle Verfolger abzulenken. Animus nahm Kontakt zu den drei Jägern auf, die ihm entgegenkamen. Mit Höchstgeschwindigkeit, deren das PE-Schiff fähig war, flankierten die kleineren Jäger den geretteten Transporter mit Zielkoordinaten Beta Patria.

Konzernchef Mr. Carthy rätselte mit einem Expertenteam, mit wem sie es zu tun hatten. Waren es Öko-Touristen? Raumpiraten? Die Konkurrenz? Oder gar eingeschleuste Agenten des Alpha Dominions? Immerhin benötigte die Rüstungsindustrie Coltan auch zur Produktion von Waffensystemen. Ein riesiger wirtschaftlicher Schaden war schon durch die Vernichtung der Mine entstanden. Der CEO von Prospect Enterprises hatte die Straftat bei der Behörde angezeigt. Die transplanetare Polizei würde ermitteln.

Dann war auch Violetta über den Vorgang informiert und wartete, inzwischen zurück auf Beta Patria, ungeduldig mit Gravis gemeinsam in der Firmenzentrale auf die Rückkehr von Animus. In einer Videobotschaft hatte der Pilot seine Freunde beruhigt, dass er unverletzt war. Leider war der Transporter auch ohne Frachtermodule langsamer als gewünscht und benötigte noch drei Tage bis zu seinem Heimatsystem.

Auf Colonia Agricultura waren die ersten Corium Bestia mit Prototypen von Nanobots modifiziert worden. Der Versuchtsleiter war begeistert und berichtete euphorisch seinem Chef Mr. Khan von einem vollen Erfolg. Die sechs Probanden würden nun unauffällig zu ihrer Arbeit zurückkehren und in der Praxis getestet. Willenlose Sklaven, geschaffen durch die Wissenschaft. Mr. Khan war mehr als zufrieden. „Wenn es funktioniert, werden alle Leiharbeiter modifiziert. Und in einer zweiten Stufe auch alle anderen Humanoiden.“ Der Versuchsleiter bremste ein wenig: „Nun, dazu müssten die Bots angepasst werden. Das ist momentan noch nicht möglich.“ Mr. Khan brummte mürrisch. „Wird noch. Arbeiten Sie dran. Das hat höchste Priorität. Aber beschleunigen Sie die Tests mit den Probanden und weiten Sie das Experiment aus. Ich will, dass so bald wie möglich alle Corium Bestias dieser Plantage Botsträger sind.“

In der Folgezeit zeigte sich, dass die Bots den Kreaturen jeglichen Willen nahmen. Auf Befehl arbeiteten sie bis zur Bewusstlosigkeit, gehorchten jeder Anweisung augenblicklich und verloren jegliche Hemmungen. Der Gehorsam war absolut und bedingungslos. Die Versuchsobjekte hatten keine eigene Meinung, keine Bedürfnisse oder Empfindungen. Einzig und allein der Gehorsam zählte. Mr. Khan lachte hämisch als er sich eine Videozusammenfassung der Tests ansah. „Hervorragend. Die reinsten Zombies sind das. Wunderbar. Die Arbeitsleistung wird steil ansteigen, und gleichzeitig verringern wir signifikant die Lohnkosten.“

Inzwischen waren 20 CB mit dem Nanobot ausgerüstet. Der Versuchsleiter meldete sich persönlich in Mr. Khans Büro. „Wir führen Upgrades weiter durch. Es dauert aber ein paar Tage, bis alle CB die Bots bekommen haben.“ Mr. Khan sah seinen Angestellten mit erhobenen Augenbrauen an. „Dann an die Arbeit!“ Doch der Mann räusperte sich. „Nun, es ist ja so: Diese Upgrades sind illegal. Das wissen Sie. Das weiß ich. Wenn die PE-Zentrale davon Wind bekommt, sind wir geliefert. Daher... Ich denke, eine gewisse Vergütung als eine Art Gefahrenzulage... Ich werde schweigen wie ein Grab, aber es wäre nur fair, wenn ich an der Sache beteiligt würde.“ Mr. Khans Unterkiefer sackte einen Augenblick herab. Dann fing er sich wieder. „Gut. Ich habe Sie verstanden. Wir sprechen darüber heute Abend. Kommen Sie dann in meine Privaträume. 20 Uhr. Wir werden eine gute Lösung finden.“ Der Mann verneigte sich in seinem weißen Kittel und verließ das Büro.

Anschließend kontaktierte Mr. Khan seinen Securityleiter über eine verschlüsselte Verbindung, die keine Spuren hinterließ und alle Daten anschließend löschte. „Es gibt da ein internes Problem, das Sie für mich lösen müssen. Inoffiziell. Es ist sehr wichtig, und ich werde mich erkenntlich zeigen.“ Zunächst jedoch sollte der Versuchsleiter seine Arbeit beenden. Danach würde er ebenfalls einen Nanobot erhalten. Mr. Khan spürte, wie sich eine Erektion in seinem Schoß bildete bei der Vorstellung, dass der dreckige Erpresser zukünftig als Hündchen auf allen Vieren kroch und willenlos seinem Herrchen folgte. Bis dahin mussten einige ausgewählte Laborangestellte kompetent genug sein, die Nanobots in CBs oder sogar terrestrischen Humanoiden zu aktivieren. Aber das würde nicht mehr lange dauern.
218. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 23.09.23 11:15

~ XCIX ~


Die Zeit, bis Animus mit dem Pilotenmodul des Frachters endlich am Heimhafen auf Beta Patria andockte, dehnte sich scheinbar wie Polyisopren. Gravis und vor allem Violetta fielen ihm schließlich endlich in die Arme. Die Raumpiraten, die die Mine geplündert und in die Luft gejagt hatten, würde man nicht so schnell finden, waren sie gewiss. CEO Mr. Carthy empfand neben dem materiellen Schaden besonders die Enttäuschung, dass einige Arbeiter mit dem Kriminellen gemeinsame Sache gemacht hatten, als betrüblich. Selbstverständlich standen die Opfer im Vordergrund, und Prospect Enterprises würde die Bestattungen finanzieren.

Einige Tage später erfuhr er, dass die Piraten mit ihrem Fluchtschiff und der Beute durch einen Asteroidenhaufen havariert waren. Damit war die Jagd auf die Verbrecher schnell zu Ende gegangen, allerdings auch teuer für PE, denn der Minenkomplex und die Beute waren definitiv verloren. Ein Einsatzschiff der Planetenpolizei hatte vor Ort die Spuren gesichert und analysiert. Die Ergebnisse sendete der Commander auch an die betroffene Firma Prospect Enterprises. Das Trümmerfeld wurde durch Lenkflugkörper auf Kollisionskurs mit der nächstgelegenen Sonne geschickt, um eine Gefahr für die Raumfahrt auszuschließen. Die Asteroiden würden sich erst in 2.400 Jahren wieder einer der üblichen Schiffsrouten nähern, so dass sie keine Gefahr mehr darstellten.

Mr. Carthy saß in seiner Konzernzentrale hoch über den meisten Dächern der endlos vielen Skyhabitate der Hauptstadt der VA. Hinter ihm befand sich eine transparente Wand, die einen grandiosen Ausblick über die Metropole erlaubte. Ein Mitarbeiter der Security, ein Muskelmutant aus 175 kg Kraft, betrat nach dem Bestätigungssignal das Büro. Gravis nickte seinem Chef kurz zu. „Der Advisor von Mentally Assistance ist da.“ Mr. Carthy räusperte sich. „Soll reinkommen.“ Gravis drehte sich um und schritt hinaus. Kurz darauf öffnete sich die Tür erneut. Mr. Carthy war aufgestanden und ging seinem Besuch entgegen, die Hand ausgestreckt zur Begrüßung, ein unverbindliches Lächeln im Gesicht. Der Advisor nahm die Hand mit angenehmem Druck entgegen und bedankte sich höflich für den persönlichen Empfang. Er kam schnell zur Sache.

Seine Firma war beauftragt worden, das Problem mit den unloyalen Mitarbeitern in dem ausgeraubten Minenkomplex zu lösen. Die Sicherheit musste erhöht werden. Der Vorfall durfte sich nicht wiederholen. Es war bereits beträchtlicher wirtschaftlicher Schaden für PE eingetreten – ganz zu schweigen vom Imageverlust. Der smart auftretende Experte aktivierte mit Gestensteuerung eine Holopräsentation in 3D. Neben diversen Securitymaßnahmen der Minenanlage empfahl er einen verpflichtenden Polygrafenchip für alle Mitarbeiter, eine Art invasiven Lügendetektor. Die Rechtsabteilung von PE hatte bereits grünes Licht gegeben. Arbeitnehmer, die sich weigerten, konnten fristgerecht entlassen werden. Möglich war dies, weil die meisten Minenarbeiter bei einem Subunternehmen beschäftigt waren, das anderen Arbeitnehmerschutzbestimmungen unterlag und seinen Heimatsitz auf Litus Mundus hatte.

Animus und Violetta waren als Pilotenteam bereits zu ihrem nächsten Auftrag unterwegs: Mit einem Frachter voller Plasmageneratoren führte ihre Route von Pax Novo, wo PE eine Fabrik für diverse Schiffsmodule unterhielt, nach Litus Mundus, wo die Generatoren von einer Raumwerft in Hauptstriebwerke eingebaut wurden. Der ursprünglich als Vergnügungswelt bekannte Planet, war während des Krieges mit dem Regina-Regime und Alpha Dominion zu einer Militärbasis umfunktioniert worden. Zwar kehrten nach und nach Touristen zurück in die mittlerweile wieder geöffneten Etablissements, aber das Militär verfügte noch über große Kasernen, Werften und Basen für die transstellare Überwachung. Zu einer der orbitalen Werften führte der Auftrag das PE-Schiff.

Animus hatte in sicherer Entfernung die Triebwerke abgeschaltet und die Manövrierdüsen aktiviert, um sich an das Außendock der Werft mit seinen Magnetklammern einzuklinken. Die Andockklammern der Werft verschränkten sich mit den Schiffshaken. Dann fuhr ein Andocktunnel heraus und saugte sich an die Luke des Schiffes. Animus entriegelte die Sicherung und öffnete. Zischend glich sich der Druck aus. Wenn die Formalitäten erledigt waren, würden gewaltige Greifarme der Orbitalstation das Schiff entladen und die Plasmageneratoren in die Hangars der Werft transportieren. Industrierobots mit Magnetgreifern standen bereit. Rotierende Warnleuchten blinkten, die pneumatischen Zischlaute dominierten den Hangar. Einige Arbeiter in massiven Exoskeletten mit Servoverstärkung bewegten sich neben den Robotvehikeln. Ein Kran, der aus einem Kontrollraum gesteuert wurde, bewegte sich quietschend eine Schiene an der Decke des Hangars entlang.

Mit der Entladung hatte das Pilotenduo nichts mehr zu tun. Das Schiff würde in einigen Stunden defekte Versorgungsleitungen, Rumpfteile ausgemusterter Shuttles und alte Transmitter laden, um sie zu einer Recyclinganlage auf Beta Patria zu bringen. In der Zwischenzeit würden Animus und Violetta mit einem Shuttle auf die Oberfläche von Litus Mundus fliegen und sich ein wenig in einem der geöffneten Etablissements vergnügen. Animus hatte in einem Hotel die Honeymoon-Suite gebucht für diese Nacht. Im „Lucky Star“ war ein gigantisches Casino untergebracht. Auf sieben Bühnen fanden atemberaubende Shows statt; zwölf Restaurants und 28 Bars boten Gastronomie für jeden Geschmack; die „Spa-World“ ließ keinen Wellnesstraum unerfüllt; das Multiplex war eine Mischung aus 3D-Kino und VR-Welt-Erlebnissen. Des Weiteren verfügte das Lucky Star selbstverständlich über alle Shops des alltäglichen Bedarfs wie Friseur, Bekleidungsläden und Angeboten diverser Technik. In der „Black Floor“ erwartete den Interessierten eine umfangreiche Auswahl an Erotikdienstleistungen von VR-Erfahrungen, über Love-Androiden-Modelle (das Repertoire war schier unendlich) und der Befriedigung von hunderten ausgefallenen Fetischen.

Animus und Violetta entschieden sich nach einer Dusche in ihrer Suite für ein romantisches Candlelight-Dinner in einem Restaurant für heimische mariane Küche. Anschließend besuchten sie eine spektakuläre Show mit Artisten und Tanztheater. Als Abschluss des Abends betraten sie eine Bar, die für ihre Cocktail-Specials warb. Violetta stieß mit einem roten Drink an, der in einem hohen schmalen Glas serviert wurde, während sich Animus für einen „Orange Ignis“ erwärmen konnte. Bei dem einen sollte es nicht bleiben, und so wankten die Beiden erst Stunden später in ihre Honeymoon-Suite zurück, wo sie sich in einem überdimensionierten Himmelbett der Lust hingaben, bevor sie zufrieden einschlummerten.

Auf Atra Mundo ragte das gewaltige Wohnhabitat UN-17 in den grauen Himmel hinauf. Knapp 20.000 Bewohner lebten in dem Sky-Komplex, der zur Megacity Urbs Novum gehörte. Im dritten Untergeschoss war eine große Wäscherei untergebracht. Dort arbeiteten trotz vieler automatisierter Vorgänge bis zu 150 Muddies: Slumbewohner, die hier als billige Arbeitskräfte geduldet wurden. Gerade schrie ein Mann, der sich an einer heißen Platte verbrannt hatte. Der Aufseher schimpfte: „Pass doch auf, du Idiot! Ich kann mir keinen Ausfall leisten. Wir müssen im Zeitplan bleiben. Mach weiter! Du kannst das nach deiner Schicht behandeln lassen.“ Der Arbeiter setzte seine Tätigkeit eilig fort, denn wer einmal krank war, der konnte sich gleich in die Slums verabschieden.

Die Stellen im Habitat waren sehr begehrt, denn hier gab es bessere Bedingungen als in den Fabriken außerhalb des Komplexes. Tertius, so der Name des Arbeiters, rieb sich zähneknirschend den Arm, wo ihn die heiße Platte getroffen hatte. Der kleine Unfall würde ihn lebenslang an diesen Tag erinnern. Für plastische Chirurgie fehlten ihm die monetären Mittel. Er war froh, den Job ergattert zu haben, denn zuvor war er als Sammler auf einer der Deponien eingeteilt gewesen. Auf Atra Mundo wurde nur wenig recycelt – ganz im Gegensatz zur restlichen Vereinigten Allianz, wo die entsprechende Technologie Standard war und kaum Reststoffe anfielen, so dass fast keine schädlichen Emissionen in die Umwelt gelangten.

Bis vor einigen Wochen sortierte er in den Abfallanlagen bestimmte Werkstoffe und kramte den ganzen Tag in Müllbergen herum. Atemschutz oder Handschuhe waren Fremdwörter. Davon konnte er nur träumen. Stattdessen wühlte er sich stundenlang durch Dreck, Chemikalien und scharfkantige Teile. Längst hatte er es aufgegeben, an die gesundheitlichen Gefahren zu denken. Doch als ihm die Option vor die Füße fiel, in einem der Habitate zu arbeiten, griff er sie ohne zu zögern auf. Tertius musste auch hier einen festen Prozentsatz seines Lohns an die Noxiusbruderschaft abgeben, aber ansonsten wurde er in Ruhe gelassen.

Bei der gefährlichen Arbeit mit den heißen Maschinen und Automaten musste er sehr vorsichtig sein, und sein Vorarbeiter lag ihm permanent im Nacken, damit sich die Produktionsleistung regelmäßig steigerte. Und trotzdem war er hier besser dran als auf den giftigen Bergen der Deponie. Wenigstens hatte er hier ein warmes Bett, wurde satt und war nicht den Giftstoffen ausgesetzt. - Nach seiner Zwölfstundenschicht hatte er zwölf Stunden Freizeit, von denen er acht schlief, um ausreichend zu regenerieren, damit er den nächsten Tag ertrug. Ein Vibro-Alarm an seinem Handgelenkskommunikator zeigte ihm an, dass er Feierabend hatte. Tertius machte sich auf den Weg aus der Wäschereihalle durch einen unterirdischen Gang auf zur Kantine des Personals. Dort erhielt er eine einfache Mahlzeit, die aber im Vergleich zum Essen in den Slums eine wahre Köstlichkeit darstellte, und schlurfte anschließend zu seinem kleinen Quartier in einem Sektor, in dem ausschließlich Personal untergebracht war – nicht nur die der Wäscherei, sondern auch andere Arbeiter diverser Bereiche des Wohnhabitats, den „Muddies“.

Hierher verlief sich die Security fast nie, und Bewohner des Habitats sowieso nicht. Daher musste Tertius auf der Hut sein. Taschendiebstahl war an der Tagesordnung, und sogar Raubüberfälle und Schlägereien kamen hin und wieder vor. Doch heute erreichte der Arbeiter unbehelligt seine Unterkunft. Die Tür öffnete und verriegelte sich durch Handscan. Er legte sich auf sein Bett und aktivierte mit Gestensteuerung das Multiplex-Kom an der Wand. Eine zwei Quadratmeter große Video-Darstellung zeigte ein Menü für diverse Cam-Kanäle an. Tertius zappte sich durch das Angebot. Die meteorologische Prognose schaltete er schnell ab. Das Wetter interessierte ihn innerhalb des Wohnhabitats nicht. Er schaute sich zur Entspannung lieber einen Animationsfilm an. Von realen Personen waren die Grafiken kaum noch zu unterscheiden, obwohl auf Atra Mundo wegen der wirtschaftlichen Sanktionen durch die Vereinigte Allianz nur veraltete Technik zum Einsatz kam.

Leider wurde der Film alle zehn Minuten durch einen Werbespot unterbrochen. Meist ging es um Immobilienerwerb im UN-17. In Hochglanzmanier präsentierte der Film den Luxus und die Optionen, die ein Mieter oder Eigentümer im Habitat wählen konnte. Tertius hatte die Spots schon hunderte Male gesehen, aber immer noch staunte er über den Luxus, die Pracht, den Überfluss und die Verschwendung, die es hier an allem gab, was man sich nur wünschen konnte – wenn man solvent genug war. Andere Werbespots zeigten exklusive Kleidung, Entertainmenttechnologie und Shuttles der Premiumklasse. Und dann gab es die Game-Channels, die Shows aus Atra-City streamten.

Die meisten Shows basierten auf der Befriedigung niederster Instinkte. Oft wurden Slumbewohner zur Belustigung ausgebeutet. Für einen Hungerlohn oder die Hoffnung auf mehr wurden die Kandidaten gedemütigt und gequält. Die Kreativität der Showproduzenten schien keine Grenzen zu kennen - weder moralische noch ethische. Tertius schaute auf Channel G04 gerade live, wie fünf Kandidaten in einer Reihe an einer Startlinie standen. Sie trugen einen schweren Halsreif, eine lustige Narrenkappe mit Schellen und Overknee-Stiefel. Die Hoden waren in einer Manschette fixiert, an der ein Seil hing. Dieses Seil führte schräg durch ihre Beine nach hinten und endete dort am Boden in einer Öffnung. Tertius schüttelte den Kopf. Was sollte das? Welcher Perversling kam auf solche Ideen? Und wer schaute sich das an und ergötzte sich daran? Auf ein Signal gingen die Kandidaten auf alle Viere und krabbelten vorwärts. Man sah, dass die Hoden stark nach hinten gezogen wurden. Das Seil dehnte sich, leistete aber heftigen Widerstand. Je weiter die Männer nach vorne krochen, desto mehr Zug war auf dem Seil, das vermutlich aus synthetischem Kautschuk bestand. Auf dem Boden war über die gesamte Breite eine Skala angebracht, um zu sehen, wer wie weit gekommen war.

Die Moderatorin spornte das Live-Publikum und die Kandidaten an. Die Zuschauer jubelten, johlten, applaudierten begeistert, pfiffen und brüllten Kommentare. Jeder Anwesende hatte auf einen Kandidaten gewettet und erhielt einen Preis, wenn sein Akteur gewann. Für die Kandidaten ging es um noch viel mehr. Der Sieger würde für ein ganzes Jahr lang seine Familie ernähren können. Die Showmasterin trug einen Catsuit aus schwarzem Latex und hohe Plateaustiefel. Ihre langen dunkelblonden Haare waren zu einem strengen Pferdeschweif hoch am Hinterkopf gebunden. Ein breiter blutroter Gürtel betonte ihre enge Taille über dem traumhaft erotischen Po. Eine Assistentin in Sissylook erschien mit einem Tablett. Die beiden Frauen begrüßten sich mit Wangenküsschen. Dann nahm die Moderatorin einen der Gegenstände hoch und hielt ihn in eine Cam. „Wollen wir unsere Süßen noch ein wenig verschönern?“ Das Publikum brüllte und jubilierte, denn die meisten wussten, was nun kam.

Die Frau stopfte nun nach der Reihe jedem der Kandidaten den dicken Plug mit dem langen Puschelschwanz in seinen Anus. Beim fünften Mann, der noch nicht so weit wie die Konkurrenten gekommen war, setzte sie sich rittlings auf seinen Rücken. „Hü! Hott! Pferdchen! Los, schneller! Die anderen krabbeln dir sonst weg.“ Sie knallte ihm anspornend die Hand mehrmals aufs Gesäß, stand dann aber wieder auf und schaute mit einem sininstren Blick genau in eine Cam für eine Zoomeinstellung. „Er weiß doch, dass der Letzte nicht nur leer ausgeht, sondern bestraft wird...“ Die Männer kämpften unter Schmerzen Zentimeter für Zentimeter. Längst war ein weiteres Fortkommen kaum noch möglich. Die Hodensäcke waren in unnatürliche Länge gezogen. Tertius konnte kaum hinsehen. Unbewusst hielt er seine Hand schützend an den Schritt. Er wollte das eigentlich nicht sehen, aber dann war er doch neugierig, was für eine Strafe der Verlierer bekam. Die am Rande des Spielfeldes stehenden Wachleute in HSU-Uniformen und mit einsatzbereiten Elektrostäben ließen nichts Gutes vermuten.

Die Show bot interaktive Teilnahme der Zuschauer, die über die Strafoptionen abstimmten. Eine Variante war der „Schandpranger“. Darin musste der Verlierer stehen und sich demütigen lassen. Jeder Zuschauer durfte dann mit einer Gummiklatsche einen Schlag auf das Gesäß des Delinquenten durchführen. Durchschnittlich nahmen 80 Prozent der Anwesenden das Angebot wahr. Manche schlugen eher symbolisch und dezent, andere hatten aber Spaß daran, kräftig zuzulangen. Bei circa 200 Zuschauern war das eine pikante Angelegenheit und erforderte einen Knebel für den Loser des Tages. Tertius wartete das Ende der Show nicht ab, sondern schaltete weiter.

Im nächsten Kanal wurden exklusive Delikatessen bei einer Kochshow präsentiert, die Tertius niemals in seinem Leben würde essen können. Er zappte weiter: Ein Erotikkanal auf G16 zeigte Clips mit räkelnden und masturbierenden Frauen. Er wusste, dass Bewohner des Habitats dazu noch eine VR-Brille nutzten und eine Art Vorrichtung, die sich um das Genital schmiegte. So einen Luxus hatte er nicht, aber die eigene Hand funktionierte ja auch notfalls. Und dem Gedanken ließ er nun auch Taten folgen und onanierte zu einer gelenkigen Sexbombe, die masturbierte, während sie ihre Füße hinter ihrem Kopf verschränkte und ihn anzuschauen schien.

Auf Beta Patria waren die Unruhen in der Bevölkerung etwas abgeschwächt, aber noch lange nicht beendet. Es gab zahlreiche Vereinigungen und Organisationen, die sich gegen den Krieg stellten, notfalls mit radikalen Mitteln. Andere hielten alles für eine Verschwörung der Regierung der Vereinigten Allianz. Der Hohe Rat wurde besonders scharf dafür kritisiert, dass er bei der Gefangennahme von Regina II. nicht weiterkam. Trotz eines gewaltigen Aufgebots an Drohnen und diversem militärischem Gerät war es nicht gelungen, die Eingekesselten zur Aufgabe zu bringen. Die ehemalige Autokratin hatte sich in ihrem Gebäudekomplex verschanzt. Mit ihr waren 500 Personen und 1.200 Cyborgs in der bunkerartigen Anlage. Sämtliche Verhandlungen waren gescheitert. Mikrodrohnen waren vom Defense-System ausgeschaltet worden. Neurotoxine – das ultimative Mittel der VA – war ebenfalls erfolglos eingesetzt worden, da die Filter des Refugiums diese neutralisierten; und ein EMP war wegen der extremem Abschirmung unwirksam.

Der Exodus aus Rusticussen, Munuswesen und einigen Custos war in vollem Gange. Kaum jemand wollte auf dem Planeten bleiben. Niemand fühlte sich sicher. Die Flüchtlingsmassen bereiteten bereits erste Probleme auf Beta Patria und Pax Novo – den bevorzugten Orten der Asylanten. Es waren bereits weitere 35 Millionen Humanoide von Regina nach Beta Patria geflüchtet. Der Hohe Rat war gerade dabei, ein Gesetz zu erlassen, das die kommenden Flüchtlingsströme auf andere Welten lenken sollten. Als Zwischenlösung sollte ein terrageformter Planet im Nachbarsystem mit riesigen Wohncontaineranlagen bereitstehen. Nachteil war, dass kaum Infrastruktur auf dem öden Himmelskörper vorhanden war. Das Klima war ebenfalls alles andere als angenehm. Zwar war die Atmosphäre für humanoiden Gebrauch angepasst, aber die kräftige Sonne heizte die Oberfläche auf bis zu 50 Grad Celsius auf, so dass ein längerer Aufenthalt im Freien kaum zu empfehlen war.

Und wie es weitergehen sollte, wusste auch noch niemand. Wie lange würde es dauern, bis die Ankömmlinge den Planeten verlassen durften und Arbeit fanden? Die Bearbeitung der Flut an Fällen durch die Behörden auf Beta Patria dauerte viele Monate. Und doch fand die Regierung der VA zurzeit keine andere Lösung. Unter Hochdruck arbeiteten Einsatz-Kolonnen auf dem öden Planeten und bauten in Rekordzeit Container und Modulkomplexe auf. Schwere Raupenfahrzeuge und Kettenvehikel mit Spezialgreifern und Bohrern schufen Straßen, Landeplätze und gruben sich ins harte Erdreich, um unterirdische Bauten zu ermöglichen. Unter einer trocken Sand- und Lehmschicht befand sich Erz reiches Gestein – eine Herkulesaufgabe für die schwersten Maschinen, die kreischend und brüllend und grollend an ihre Leistungsgrenze gebracht wurden.

Neben endlos scheinenden Containermodulen für die Unterkünfte, errichtete die Regierung Verwaltungsgebäude und gewaltige Lagerhallen für Nahrung, Medizin und andere Dinge des täglichen Lebens. Prospect Enterprises war bereits beauftragt worden, die Nahrungserzeugnisse zu liefern. Die enormen Mengen stellte den Konzern vor Lieferprobleme, denn die gesamte Produktion wurde bereits auf andere Planeten exportiert. Der Vertag mit der Regierung konnte nur eingehalten werden, wenn die Lohnkosten auf Colonia Agricultura verringert und gleichzeitig die Produktionsleistung deutlich erhöht wurde. Der Leiter einer der größten Maxi-Plantagen, Mr. Khan, reiste zu einem vertraulichen Gespräch zur Konzernzentrale auf Beta Patria und traf sich mit dem Vorstandsvorsitzenden Mr. Carthy. Mr. Khan hatte eine Lösung zu bieten, die jedoch einen Haken hatte. Und das musste er seinem Boss klar machen. Die Lösung war evident hochgradig illegal.

Mr. Kahn ging ein großes Risiko ein, als er dem Konzernleiter seinen Vorschlag unterbreitete. Immerhin hatte er seine Idee bereits teilweise umgesetzt, war über die Entwicklungsphase hinaus und hatte Fakten geschaffen: Zwei Dutzend Wanderarbeiter, Corium Bestia, waren bereits mit den Nanobots ausgestattet, die sie praktisch zu willenlosen Sklaven machte. Der Versuchsleiter, der gierig geworden war, war ebenfalls auf diese Weise entmündigt worden. Und Khan ging noch weiter: Das Labor war dabei, die Bots so zu modifizieren, dass auch terrestrische Humanoide infiziert werden konnten. Diese Informationen behielt Mr. Khan für sich. Und das erwies sich als richtig, denn Mr. Carthy lehnte solche Manipulationen an Corium Bestias ab. „Sie wissen, dass Sklavenhaltung in der gesamten VA verboten ist. Es ist völlig inakzeptabel, freie Lebewesen einem invasiven Eingriff zu unterziehen, der ihnen die Möglichkeit eines freien Willens beraubt!“ Mr. Khan druckste herum. An seinen Schläfen liefen Bäche von Schweiß hinab und tropften ihm vom Kinn auf sein weißes Jackett. Er schluckte. „Ja, selbstverständlich, Mr. Carthy. Ich habe nichts anderes erwartet. Mein Laborleiter hatte da eine ganz dumme Idee. Ich möchte mich entschuldigen und diesen Mann von seinen Aufgaben entbinden.“ Mr. Carthy runzelte die Stirn. Gerade hatte Khan noch den Eindruck vermittelt, dass alles seine Inspiration gewesen sei. Er traute dem Mann nicht.

Der Plantagenleiter verabschiedete sich mit einem frostigen Lächeln, das in seiner Künstlichkeit nicht zu überbieten war. Selbstverständlich würde er sein geheimes Projekt trotzdem weiterführen. So konnte er wenigstens für seine Maxi-Plantage gute Zahlen anführen. Er würde unauffällig nach und nach alle CB infizieren. Und da die grobschlächtigen CB von Natur aus mundfaul und in ihrer Intelligenz gemindert waren, würde es gar nicht so sehr auffallen, dass sie nun von außen gesteuert wurden. - Der Versuchsleiter war mit einem Prototyp infiziert worden. Niemand wusste, wie dieser sich auf einen terrestrischen Humanoiden auswirkte. Er befand sich in einer restriktiven Zwangsjacke in einer Zelle mit gummierter Oberfläche. Noch waren die Nanobots nicht alle aktiviert. Aber Mr. Khan würde den Befehl geben, sobald er wieder zurück auf Colonia Agricultura war. Er träumte schon von den stattlichen Provisionen des Konzerns, die er bekommen würde, wenn die Produktion steil anstieg. In wenigen Jahren würde er ein Vermögen zusammenhaben, um sich auf einem schönen Planeten in einem luxuriösen Habitat zur Ruhe zu setzen.

Als sein Schiff in den Orbit von CA eintauchte, aktivierte der Pilot die Abschirmung am Rumpf und gab auf einem Display seiner Armlehne die Anflugvektoren für den Landevorgang ein. Die Haupttriebwerke schalteten automatisch ab. Gegenschub der Bremsdüsen verlangsamte die Landung auf der Planetenoberfläche. Zusätzlich gab es auf der Landefläche „Damp-Force-Technologie‟, die es besonders schweren Schiffen ermöglichte sanft zu landen. Dabei handelte es sich um eine Art Kraftfeld, das die Landung abfederte. Je mehr sich das Schiff dem Boden näherte, desto intensiver schimmerte das Feld neongrün. Die Kufen waren ausgefahren und fanden die vorgesehenen Stellflächen. Die Außenluke öffnete sich, Khan und drei Personen der Besatzung bestiegen ein kleines hydraulisches Andockvehikel, das sie zum Mainkomplex brachte. Khan tippte einen Code in sein Mobildisplay ein und öffnete eine Videocamsicht der Gummizelle: Sein ehemaliger Laborleiter saß auf dem Boden des kahlen Kubus, in eine Zwangsjacke fixiert, und zusätzlich mit einem Mundspreizer gesichert. Sein Haar war komplett rasiert worden. Khan kicherte böse in sich hinein. Wäre der Idiot nicht so gierig geworden, würde er nicht sabbernd in der Zelle schmoren. Die Nanobots, die ihm verabreicht worden waren, wirkten nicht so, wie sie sollten. Aber inzwischen hatte das Labor eine modifizierte Variante entwickelt, die auf den menschlichen Organismus zugeschnitten war. Bald würde er ein tumber Zombie sein, wie die infizierten Corium Bestias.

An diesem Abend kam der CB Truncus in das Quartier seines Freundes Goran und schob die Unterlippe weit vor. Goran sah ihn fragend an. „Was ist denn los?‟ Truncus setzte sich auf eine Kiste, die unter seinem Gewicht knarrte. „Andere sind so... So anders.‟ Goran zog die Stirn kraus. „Was meinst du? Deine Arbeitskollegen im Trupp? Wieso? Was ist mit denen?‟ Truncus ächzte und schob wieder die Unterlippe vor. „Weiß nicht. Nur Arbeit im Kopf. Wollen nicht reden und keine Pause machen. Nur arbeiten im Kopf.‟ Goran konnte sich keinen Reim auf die Aussage seines Freundes machen. Truncus wechselte plötzlich das Thema. „Machst du heute Castitasschelle ab?‟ Goran seufzte. „Aber das habe ich dir doch erklärt. Du bleibst keusch. Das ist zu deinem Besten.‟ Truncus brummte unzufrieden und rieb sich mit seiner Pranke im Schritt.

Goran grinste. Irgendwie machte ihn der frustrierte Blick seines Kumpels an. „Hey, wie wäre es, wenn du stattdessen an mich denkst und meinen Liebestentakel ein wenig verwöhnst?“ Er nestelte an seiner Hose und spürte schon, wie sich eine Erektion bildete. Truncus starrte darauf. Goran forderte ihn mit einem Nicken auf, näherzukommen. Der CB packte Goran und nahm ihn auf die Arme, trug ihn zum Bett, ließ sich selbst daneben auf die Knie fallen und beugte sich mit seinem großen Schädel über Gorans Lenden. Kurz darauf stöhnte der Mann auf, als er die starke Saugkraft des Freundes wahrnahm, die seine Geilheit steil ansteigen ließ. Die leicht raue Zunge des Riesen reizte sein gutes Stück enorm und brachte ihn bald zu einem explodierenden Höhepunkt. Goran lächelte befriedigt und atmete tief durch.

Truncus sah ihn ernst an. „Und ich?“ Goran seufzte. „Du Dummerchen! Wann verstehst es denn endlich? Es ist besser, wenn du in der Castitasschelle bleibst.“ Truncus brummte bassig und stand auf. „Ich gehe dann in meine Unterkunft.“ Goran schaltete das Entertainment-Display an. „Ja, mach das. Bis morgen.“ Truncus starrte seinen Freund stumm an, aber der betrachtete nur den Monitor. Der CB verließ das Quartier und machte sich über den langen unterirdischen Gang auf den Weg zu seinem Raum. Schmale Leuchtschienen zeigten ihm den Weg. Unterwegs begegnete ihm ein uniformierter Humanoide. Als er ihn gerade passiert hatte, spürte er eine Berührung in seinem Nacken, fasste hin und drehte sich um, doch der Mann war schon weitergegangen. Truncus wirkte irritiert, hatte den Vorfall aber wenige Sekunden später schon wieder vergessen. In seiner Unterkunft legte er sich aufs Bett. Seine Gedanken kreisten zunächst noch um die Castitasschelle, aber irgendwie wurden sie mehr und mehr von dem Wunsch überdeckt, morgen früh auf der Plantage zu arbeiten und möglichst viel Leistung zu erzielen. Nur noch das zählte. Er schlief ein und wachte am nächsten Morgen mit dem Verlangen auf, endlich mit seiner Schicht anfangen zu dürfen. Noch nie hatte er sich so auf seine Arbeit gefreut wie jetzt. An Goran oder die Castitasschelle verschwendete er keinen einzigen Gedanken mehr.



219. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 03.12.23 16:40

~ C ~


Violetta und Animus wachten am nächsten Morgen in ihrem herrlichen Himmelbett auf, als eine Audiosimulation von zwitschernden Vögeln und Meeresbrandung leise durch die Weckfunktion aktiviert wurde. Aber das Lucky Star bot nicht nur Simulationen an. Das Frühstücksbuffet nahm sie auf einer großen Dachterrasse ein, die mit echten Holzbohlen gedeckt war. Von hier hatten sie einen traumhaften Blick auf eine reale Bucht mit originalem Sandstrand und Palmen. Dem Paar blieben noch einige Stunden, um im Meer zu baden; dann würden sie bereits wieder auf dem Weg zum Transferbahnhof sein, wo ihr Shuttle sie zurück aufs PE-Schiff bringen würde.

Animus kontrollierte auf seinem Mobilcom, dass die Beladung abgeschlossen war. Nun würden noch einige Routineprüfungen des Schiffes erfolgen. Den aktuellen Statusbericht erhielt er, sobald die Freigabe erfolgt war. Während das Duo in den sanften Wellen des warmen Wassers plantschten, stellte Violetta schmunzelnd fest, dass Animus anscheinend eifersüchtig war, weil zahlreiche junge Burschen – wahrscheinlich alles Soldaten in Urlaubszeit – am Strand Ball spielten oder anderweitig herumtollten. Die Pilotin musste allerdings zugeben, dass die Kerle verdammt gut aussahen und über einen trainierten Body verfügten. Sie spritzte Animus nass und lenkte ihn neckend ab.

Bald schon standen sie bis zur Brust im grün schimmernden Meer, während die Rothaarige ihre Schenkel um ihren Gefährten verschränkt hatte. Animus hielt ihren Po und küsste seine Kollegin, die ihre Arme um seinen Nacken geschlagen hatte. Sie spürte seine Erektion gegen sie drücken und knabberte vorsichtig an seiner Lippe. Schon war das Paar vereint im Liebesspiel und wogte in den Wellen den Takt auf dem Weg zur Ekstase. Die Zeit schien stehenzubleiben. Die zwei fühlten sich wie im perfekten Paradies und wollten für alle Ewigkeit diesen Moment einfrieren.

Doch ihnen blieb nur wenig Zeit, bis sie an Bord ihres Schiffes erwartet wurden. Nach einer Wellnessmassage durch Androiden, die sich ihrem Geschmack nach ein wenig zu klinisch bewegten, machten sie sich auf den Weg zurück zum Bahnhof. - Nach wenigen Minuten in der Highspeedkabine gingen sie an Bord des PE-Frachters. Die Greifarme der Botdrohnen waren eingefahren und rasteten in ihren entsprechenden Ausbuchtungen ein. Die Industrierobots waren in ihre Hangars des Werftkomplexes zurückgekehrt.

Animus aktivierte das Cockpit, wartete auf die Startfreigabe und versiegelte die Luftschleuse am Rumpf, löste die Verankerungsklammern und fuhr die Stützen ein. Sachte navigierte er sie nach der Abkopplung von der Anlegestelle weg und nutzte dazu die Navigationsdüsen an den Flanken des Rumpfes. Violetta gab den aktuellen Kurs manuell an ihrem Terminal ein. „Kurs aktiv. Beschleunigungsprofil 2.4.“ Animus bestätigte und drehte das Schiff um 74 Grad um die Längsachse bis ein grünes Feld auf dem Display vor ihm aufleuchtete. Der Pilot startete das Haupttriebwerk und beschleunigte wie vorgesehen Richtung Beta Patria. Die Reaktoren des Frachters arbeiteten mit 86 Prozent ihrer maximalen Leistungsfähigkeit.

Bis zum Heimatsystem war es eine lange Strecke. Ein großer Holoschirm bildete ein Computermodell in Realtime ab, um ihren Standort und die Destination aufzuzeigen. Während der konfigurierten Standard-Flugroute wurde beinahe jeder Vorgang vom Autopiloten initiiert, so dass Animus und Violetta reichlich Zeit hatten, sich miteinander zu beschäftigen. Die weiteren Stunden an Bord des Frachters trieben sie Sport, schauten sich Virtualreality-Programme an oder informierten sich über einen Newsfeed zur aktuellen politischen Lage auf Beta Patria.

Noch immer gab es Unruhen in der Hauptstadt und größeren urbanen Siedlungen des Planeten, doch die Exekutive behielt die Kontrolle. Der massive Einsatz von DME (Drohnen für multiple Exekutivaufgaben) sorgten für die öffentliche Sicherheit auch bei den Demonstrationen, wo vereinzelt auch gewaltbereite Fanatiker aktiv waren. Animus runzelte die Stirn. „Irgendwie paradox. Die Pazifisten nutzen Gewalt, um sich gegen eine gewählte Regierung zu stellen.“ Violetta sah auf dem Monitor des Newsfeeds brennende Barrikaden und fliegende DMEs. „Ja, ich weiß auch gar nicht, wie die sich das vorstellen. Soll die VA sich dem Alpha Dominion unterwerfen? Was dann? Gibt es unter denen Freiheit? Das ist doch eine Diktatur. Und Humanoide sind in der Minderheit. Ich wette, die würden früher oder später unterdrückt oder gar versklavt.“ Animus sah die Pilotin überrascht an. „Meinst du? Tja, wer weiß das schon? Auf jeden Fall kostet der Krieg viele Ressourcen. Denk nur mal an die ganzen Flüchtlinge von Regina.“ Violetta nickte. „Ja, aber er sorgt zum Beispiel bei Prospect Enterprises für einen wirtschaftlichen Aufschwung. Doppelt. Die Rüstungsgüter und die benötigten Nährmittel.“ Animus überlegte. „Der Wert der Firma ist seit Beginn der Invasion extrem gestiegen.“ Violetta lächelte unverbindlich. „Mr. Carthy und seine Aktionäre wird es freuen.“

Als sie schließlich ihr Heimatsystem erreichten, ging die Reise ihrem Ende zu. Der Frachter brachte seine Ladung zu einem Recyclingunternehmen, das den Schrott und noch brauchbare Komponenten innerhalb eines Magnetfeldes in einer Orbitalstation lagerte. Nach dem Dockingmanöver erledigte Animus die Formalitäten, während Bots das Schiff entluden. Anschließend navigierte Animus den Frachter an eine Phalanx in geostationärer Position über Beta Patria. Das Pilotenpaar machte sich mit einem Shuttle auf den Weg zur Konzernzentrale auf der Planetenoberfläche und landete auf dem Aerodrom von Prospect Enterprises, der seitlich der Dachkonstruktion der Konzernbasis in schwindelerregender Höhe über den Vehikeln am Boden positioniert war. Von hier oben sahen die Fahrzeuge klein aus wie Ameisen. Nur wenige Sky-Habitate schraubten sich noch höher gen Himmel als das PE-Muttergebäude.

Nachdem Animus und Violetta sich biometrisch autorisiert hatten, öffnete sich der Zugang zum Lift. Auf dem Weg zu ihrem Privatquartier kamen ihnen mehrere Mitarbeiter entgegen. Einer davon stach allerdings optisch hervor. Das Munuswesen trug übliche Konzernkleidung, doch die ungewöhnliche Anatomie war nicht zu kaschieren: Gewaltige Brüste und ein mindestens ebenso beeindruckendes Genital im Schritt waren deutlich sichtbar. Die entmachtete Despotin Regina I. hatte junge Männer genmodifizieren lassen. Manche waren Rusticusse geworden, die mit kräftigem Körperbau meist physische Arbeiten erledigen konnten; die Munuswesen jedoch waren zu Sexdiensten entwickelt worden. Beim Anblick des Kollegen kam ihm sein alter Jugendfreund Timiditas in Erinnerung, der im Reich der Regina verschollen war. Die Bilder in seinem Kopf machten ihn ein wenig schwermütig, was Violetta bemerkte, und sie war feinfühlig genug, ihn nicht auszufragen. Stattdessen lenkte sie ihn mit einem zärtlichen Kuss ab und liebte ihn in ihrer Suite, so dass er auf andere Gedanken kommen konnte.

Für sie selbst war es aus einem anderen Grund seltsam, indirekt mit einem Munus zusammenzuarbeiten, denn sie hatte früher als Mitglied der STC auf Regina Munuswesen gejagt. Mit dem so genannten FNS, einem zylindrischen Gerät. Drückte man auf den Auslöser, so schoss ein Netz aus verdickten Nanofasern hervor und stülpte ein Netz über das Ziel, zog sich zusammen und fixierte die Person. Bei Deaktivierung löst sich das synthetische Netz in Kügelchen auf. Sie musste schmunzeln, als sie sich erinnerte, wie sie die Anwendung an Animus demonstriert hatte.

Auf Atra Mundo fieberte ein junger Mann namens Pannus dem Abend entgegen. Er war von den Scouts der High Society auserwählt worden, um eine Party der Bewohner des großen Habitats UN-17 zu besuchen. Er wusste, dass er kein normaler Gast sein würde, sondern der Unterhaltung der Damen und Herren diente, aber das war ihm egal. Ihm war ein beachtlicher Lohn versprochen worden. - Gemeinsam mit einer Schar Gleichgesinnter wurde er bereits am Nachmittag, als seine Schicht in der Kobaltmine beendet war, in einem Container zusammengepfercht und mit einem Lastwagen zum Habitat kutschiert.

Pannus war ein schlanker Jüngling, der in den Slums von Urbs Novum aufgewachsen war und nichts anderes kannte als ein bitterarmes Leben im Dreck, täglicher Schufterei und einem Überlebenskampf in den gesetzlosen Sektoren am Rande der Millionenstadt. Die Sklavenarbeit in der Mine brachte gerade genügend Lohn, um nicht zu verhungern. Wenigstens musste er bisher noch nie Schutzgeld oder andere Zahlungen an Mitglieder der Noxiusbruderschaft leisten. Vermutlich waren seine kargen Besitztümer die Arbeit nicht wert, ihn aufzusuchen.

Pannus steckte in dem stickigen Containermodul mit etwa zehn weiteren Männern in seinem Alter. Sie drängten sich dicht an dicht und bekamen nur schlecht Luft. Die Atmosphäre hier draußen war eh schon sauerstoffarm und dafür reich an diversen Toxinen, und nun steckte er mit den anderen Männern in dieser Transportbox fest. Ein winziges Licht über dem Türmodul tauchte den Raum in ein diffuses Durcheinander aus Schatten. - Die Fahrt dauert zwei Stunden lang. Dann öffnete sich der Container, und Uniformierte trieben die Gruppe heraus. Der Wachdienst HSU schickte die zehn Männer vor eine Mauer, wo sie sich aufstellen mussten. Pannus erkannte, dass er sich bereits auf dem eingezäunten Gelände des Wohnhabitats befand, keine 50 Meter von einem hohen Klingenzaun entfernt.

Einer der HSU-Männer rief durch ein Megaphon Befehle: Die Auserwählten mussten sich splitternackt ausziehen. Danach fuhr ein Tankwagen vor und spritzte aus automatischen Düsen, die in einer Steuereinheit integriert waren, Wasser gegen die Stehenden. Die Flüssigkeit musste Chemikalien enthalten, denn Pannus roch eine beißende Note, die in den Augen und der Nase brannte. - Im Anschluss scheuchte der HSU-Dienst sie in kleine Einzelzellen im zweiten Untergeschoss des Habitats. Neonlicht und eine Pritsche waren die einzigen Ausstattungsmerkmale der kubusförmigen Kammern. Pannus zitterte vor Kälte. Warum gab man ihnen ihre Kleidung nicht zurück? Und wann würden sie endlich zur Party vorgelassen?

Aber die Zeit verging, und die Insassen froren weiterhin in ihren Kammern. Das Zeitgefühl war ihnen längst abhanden gekommen. Doch Pannus vermutete, dass es mindestens Abend war. Er fühlte sich gedemütigt, die ganze Zeit nackt verbringen zu müssen. Aber er war auch nicht in der Position, sich Verdienstoptionen aussuchen zu können. Er musste jede Chance am Schopfe packen. Oft schon hatte er sich vergeblich als Muddy beworben. Das waren Glückliche aus den Slums, die als Arbeiter in den Habitaten einer Tätigkeit nachgehen durften. Doch die Stellen waren limitiert und man benötigte Verbindungen. Trotzdem bereute er schon jetzt die Teilnahme an dieser Aktion, denn er hatte Durst, Hunger und wurde von Minute zu Minute nervöser und ungeduldiger. Wenigstens war inzwischen die Temperatur in den Kammern auf ein erträgliches Maß gestiegen.

Pannus hatte schon über alles Mögliche gegrübelt, hatte sich ausgemalt, was er erleben würde, hatte jede Niete der Stahlplatten der Wände gezählt, und nun trommelte er mit den Fingern auf der Pritsche herum. Der Durst meldete sich mittlerweile penetrant und verlangte dringend nach Befriedigung. Er stand auf und schlug gegen die Tür, rief laut, aber es gab keine Reaktion. - Nach einer gefühlten Ewigkeit klackte die Tür auf, und ein HSU-Mann hielt eine große Flasche Wasser in der Hand. Pannus wollte sie entgegennehmen, aber der Uniformierte hob in der anderen Hand einen Elektrostab drohend in seine Richtung. „Zurück auf die Pritsche!“ Pannus gehorchte. Der Securityangestellte stellte die Flasche auf den Boden und verließ die Zelle wieder. Pannus fragte hastig nach einer Mahlzeit und wie lange es noch dauern würde. Doch der Wächter reagierte nicht und schloss die Tür, die sich dumpf verriegelte.

Gierig griff der Gefangene nach dem Wasser, öffnete den Drehverschluss des weißem Polyetylen und kippte Schluck für Schluck die Kehle herunter. Eigentlich wollte er keine unbekannte Flüssigkeit trinken, aber der Durst war größer, und es schmeckte nach normalem Wasser. - Und wieder verging lange Zeit tatenlos. Die Flasche war inzwischen geleert und Pannus hatte in einer Ecke das Loch im Boden als Toilette erkannt. Der Hunger war trotzdem noch da. Irgendwann wurde er müde und nickte auf der Pritsche ein. - Als er erwachte, war sein Appetit noch größer. Sein Magen brummte und rumorte. Doch auch in den nächsten Stunden geschah nichts.

Endlich erschien wieder der HSU-Mann und brachte eine neue Wasserflasche. Pannus bat ihn um Essen, aber der Uniformierte grinste nur schmierig. - Im Laufe des Tages steigerte sich der Hunger zunächst, bevor er wieder abflachte. Offenbar hatte sich sein Magen damit abgefunden, dass es momentan keinen Nachschub gab. Von Stunde zu Stunde sorgte sich Pannus mehr um seine Zukunft. Hatte man ihn vergessen? Wann wurde er hier rausgelassen? Wann gab es was zu Essen? Wieder schlief er irgendwann mit knurrendem Magen ein. - Als er erwachte war sein Hungergefühl etwas gedämpft. Dafür hatte er vermehrt Durst. Leider war die Flasche leer. Es dauerte noch lange, bis endlich wieder ein HSU-Mann erschien. Es war eine ihm unbekannte Person. Wieder gab es nur Wasser. Pannus protestierte, aber der Uniformierte lachte nur hämisch.

Er schloss die Tür und ging zur nächsten Zelle, um auch dort eine Wasserration abzugeben. Bisher waren die Insassen noch relativ ruhig geblieben. Nur einer der Männer war wütend geworden und wollte aus der Kammer flüchten, so dass er den Elektrostab einsetzen musste. Erfahrungsgemäß drehte das Lumpenvolk spätestens ab dem fünften Tag durch. Denn dann wurde der Hunger immer intensiver und quälender. Aber zu zweit waren die HSU-Akteure bisher noch mit jedem Kerl fertig geworden. - Sie erzählten sich im Aufenthaltsraum von solchen Begebenheiten und amüsierten sich über die hilflosen Aktionen der Eingeschlossenen.

Nachdem alles Flaschen verteilt waren, kehrte der Mann zurück in den Bereitschaftsraum zu zwei Kollegen. „Alles friedlich.“ Ein blonder Mann mit Lausbubengesicht und Sommersprossen grinste. „Dann warte mal ab. Die werden immer aggressiver, je länger die nicht mehr gefüttert worden sind.“ Der Dritte kaute gerade auf einem Wrap herum. „Ja, da freue ich mich schon drauf. Dann gibt es was auf die Mütze!“

Am nächsten Tag folgte die nächste Stufe der Vorbereitung auf die Party: In die Zellen wurden künstliche Duftstoffe geblasen: frisch gebackenes Brot, dann gebratenes Fleisch, es roch nach Pizza, nach Kuchen, nach Gewürzen. Pannus glaubte anfangs, er halluzinierte, doch dann bemerkte er, dass die Gerüche aus feinen Schlitzen unter der Decke hervor strömten. Und wieder gab es nur Wasser. Er beschwerte sich lautstark, dann unterwürfig, aber nichts war von Erfolg gekrönt. Inzwischen hatte er drei verschiedene HSU-Mitarbeiter erlebt – einer war so stumm wie der nächste. Die Zeit verging quälend langsam. Wie lange schmorte er hier schon? Wie viele Tage waren vergangen? Er hatte keine Ahnung. Die Uhrzeit war einerlei. Er fühlte sich immer schlapper, und doch fiel ihm der Schlaf immer schwerer, weil der Hunger ihn wachhielt. Er erkannte schon erste Anzeichen, dass er Gewicht verloren hatte. Dabei war er vorher schon eher dünn gewesen. Er konnte sich nirgends spiegeln, aber er vermutete, dass er schrecklich müde aussah.

Am fünften Tag hörte er Schreie aus der Nebenzelle. Die mussten sehr laut sein, denn sonst schluckten die akustisch abgedichteten Wände jegliches Geräusch. Eine Kommunikation mit dem Nachbarn war so unmöglich. Pannus drehte bald durch. Wenigstens waren die Aromen durch die Lüftungsanlage wieder abgesaugt worden. Wieder erhielt er nur eine Flasche Wasser. Dieses Mal fiel er vor dem HSU-Mann auf die Knie und bettelte um Nahrung. Der stieß ihn grob nach hinten.

Die Vorbereitungen für die Party der High Society war in vollem Gange. In zwei Tagen gab es auf dem rauschenden Fest neben spektakulären Aufführungen und einem opulenten Mahl aus erlesenen Delikatessen als Höhepunkt die „Fütterung der Armen“. Doch schon jetzt bauten Muddies die Tische und Stühle auf, stellten große Monitore in Position, kümmerten sich in den Küchen des Habitats um die Berechnung und Planung der vielen Menügänge, der kredenzten Getränke und vieles mehr. Auserwählte 250 Personen waren eingeladen zu dieser exklusiven Veranstaltung. Es gab noch viele weitere Partys, aber die „Fütterung der Armen“ war nur vier Mal im Jahr und ein besonderes Erlebnis.

Ein hohes Mitglied der Noxiusbruderschaft aus Atra City war als Schirmherr der Feier angereist und logierte in einer 600 Quadratmeter großen Suite im UN-17 auf der 77. Ebene mit eigenem Shuttlelandeport. Neben sechs Leibwächtern gehörten noch zwei Konkubinen zu seiner Entourage. Das Hotel stellte zwei Zimmermädchen und einen Butler zur permanenten persönlichen Verfügung. Das Noxiusmitglied galt als anspruchsvoll. Zahlreiche Sonderwünsche hatten den Hotelmanager rotieren lassen. In jedem Zimmer der Suite hatten weiße Blumen zu stehen, das Schlafgemach musste rot beleuchtet und einen Großspiegel über dem Bett montiert sein. Für die Minibar hatte er ausgefallene Extravorstellungen. Einige Punkte waren glücklicherweise Standardleistungen des Hotels: Temperatur, Musik, visuelle Darstellungen auf den Transparenzflächen, Snacks, Getränke und vieles mehr.

Pardus war der Name des gefürchteten Angehörigen des Syndikats. Vielleicht war der Name Pardus als Synonym für seine sich anschleichenden Killerkommandos zu verstehen, denn er selbst liebte eher den pompösen, lauten Auftritt und war bekannt für seine ausgefallene Kleidung. Er trug nicht nur zahlreichen Schmuck und teuerste Stoffe, sondern diese waren auch noch schillernd bunt und extravagant geschnitten. Seine beringten Finger klatschten gerade seine beiden Konkubinen herbei. Er lag auf einer Liege, einem Diwan ähnlich, die im Wasser eines Whirlpools angebracht war. Die beiden jungen Damen mit optimierten Körpern und in hauchdünnen knappen Bikinis gewandet, stolzierten elegant herbei und kuschelten sich in die Arme des mit schneeweißen Zähnen grinsenden Mannes. Im Pool trug er nur eine kurze Badehose in Leopardenmuster.

Ein Glas, gefüllt mit einem roten Longdrink, stand in Reichweite ebenso wie eine Schale mit erlesenen Beeren, die von weit her aus einem anderen Sonnensystem importiert worden waren, die Pardus aber täglich aß, um damit seine Libido zu stärken. Auf ein Augenzwinkern von ihm, tastete sich eine Hand der linken Dame über seine Brust, den Bauch hin zur Hose. Er drehte sich zur rechten Frau und küsste sie. Dann langte er nach seinem Glas und nippte an dem gekühlten Mischtrunk. Pardus drückte es der Person zu seiner Rechten in die Hand und lehnte seinen Kopf in den Nacken auf eine Art Schwimmkissen und genoss die geübten Finger der anderen Konkubine. Fast zu perfekt wirkten die Damen, so dass man auf Beta Patria von Androiden ausgegangen wäre; aber auf Atra Mundo gab es wegen der Sanktionen keine Hightech auf dem Niveau der Vereinten Allianz. Es handelte sich tatsächlich um reale Frauen.

Zwei Tage später war es soweit: Die Party startete mit einem großen Feuerwerk, dem die 250 Gäste zujubelten und applaudierten. Die Feier fand im obersten Stockwerk des Skyhabitats statt, wo eine gewaltige Glaskuppel ungehinderte Sicht in den Abendhimmel erlaubte. Die Slumbewohner waren mittlerweile in einem Raum unterhalb des Partysaals untergebracht. Seit einer Woche waren sie nun nackt und hatten sich nicht daran gewöhnt, sondern hielten sich verschämt die Genitalien zu. Der Hunger war noch stärker geworden. Sie konnten kaum an etwas anderes denken, als etwas zu essen. Drei HSU-Leute legten den Teilnehmern massive Armfesseln auf dem Rücken an. Einer der Kandidaten fragte, warum man ihnen die Kleidung nicht zurückgab. Ein Uniformierter lachte. „Damit ihr Dreckspack nix klaut!“ Pannus fragte sich, ob sie wirklich nackt bei den Gästen am Tisch sitzen sollten und mitessen.

Doch der Einsatz ließ noch auf sich warten. Zunächst dinierte die feine Gesellschaft und genoss insgesamt acht Gänge des Menüs. Dann endlich wurden die zehn Nackten in einen Aufzug geschoben. Der sie nach oben transportierte. Die Tür öffnete, und die Schar betrat das Dachlevel von UN-17. Weit kamen die Männer nicht, denn ihr Weg endete bereits nach drei Metern vor einer großen Glasscheibe, die sie von den Feiernden trennte. Nach und nach wurden sie bemerkt, und die Partygäste jubelten den Nackten zu. Einige seiner Mitstreiter freuten sich, dass sie im Mittelpunkt standen, obwohl sie keine Kleidung trugen, doch Pannus erkannte, dass der Jubel der Gesellschaft wohl eher Schadenfreude und Spott war. Er runzelte die Stirn. Was würde nun geschehen?

Pannus schnüffelte und nahm die vielen Aromen in der Luft wahr. Sein Magen knotete sich zusammen und verlangte nach einer Mahlzeit. Ein Mann in einem extravaganten Anzug betrat ein beleuchtetes Podest. Seine Stimme gab ein Mikrofon laut wieder. „Meine lieben Gäste“, sagte er und machte eine weitschweifige Umarmung zu den Tischreihen, „wir kommen zum Höhepunkt des Abends.“ Er ließ eine Kunstpause. Dann verkündete er: „Die Fütterung!“ Die Anwesenden applaudierten und jubelten. Pardus genoss das Bad in der Menge. Er liebte es, im Mittelpunkt zu stehen. Auf ein Zeichen zu den HSU-Angestellten kamen zwei von den Uniformierten durch eine Seitentür zu den nackten Gestalten und tröpfelten ihnen der Reihe nach eine Substanz aus einer Pipette in den Mund. Pannus schmeckte eine leicht süßliche Note. Ihm wurde ein wenige warm und schwindelig. Die Geräusche in der Halle schienen etwas dumpfer zu werden, und seine Sichtweise wurde leicht verschwommen. Nun führten die HSU-Männer die Zehnergruppe zu den Tischen mit der Feiergesellschaft zu einer Bühne. Pardus zeigte präsentierend auf die Männer. „Hier sind sie. Hungrig und gierig. Die Slumratten. Hahaha.“

Es folgte ein eingespieltes Ritual, das bei jeder Feier gleich war. Interessierte nahmen sich ein Häppchen und ging nacheinander zur Bühne, um sie den Nackten vor die Füße zu werfen. Die Fleischstückchen, Gratinhäufchen, gedünstete Gemüsescheiben, Kleckse aus Schokoladendessert – alles landete neben und übereinander auf der Bühne, und die zehn Männer kämpften würdelos um die erste Mahlzeit seit einer Woche. Da die Hände hinter dem Rücken gefesselt waren, nahmen sie die „milden Gaben“ mit dem Mund vom Boden auf. Die Gesellschaft hatten einen Heidenspaß. Nicht nur die Werfer, sondern auch die passiven Zuschauer amüsierten sich über die ungelenken Bewegungen und gierigen Kämpfe auf der Bühne, wo sich die Männer gegenseitig zur Seite schoben oder sogar traten.

Als circa 40 Häppchen verteilt waren, rief Pardus per Mikrofon: „Ich habe gehört, die Slumratten können gut tanzen. Wollt ihr sie tanzen sehen?“ Nach Beifall heischend hob er die Arme, und Jubel und Zurufe antworteten ihm. Pardus drehte sich zur Bühne. „Ihr habt es gehört. Ihr sollt tanzen. Los! Musik.“ Ein Dancebeat ertönte, und die Männer bewegten sich ungeschickt über die Bühne. Niemand wagte, das Tanzen zu verweigern. Alle zehn machten mit. Auch Pannus ertappte sich dabei. Wie absurd, wie demütigend und geradezu lächerlich! Aber das kam nur stark gedämpft bei ihm an. Er fühlte sich wie in Watte gepackt. Neben sich nahm er kaum noch etwas wahr. Wie in einem Tunnelblick war sein Bewusstsein gefangen. Er tanzte einfach herum und merkte erst nach und nach, dass gar nicht mehr alle Mitstreiter auf der Bühne waren. Pardus hatte sie zurück in ihre Hungerzellen geschickt. Schließlich verblieb nur Pannus auf dem Podest.

Die Menge applaudierte, und der junge Mann wusste gar nicht mehr, was los war. Dann packten ihn kräftige behandschuhte Hände und brachten ihn zu einem Tisch auf einen merkwürdigen Stuhl. Trotz der skurrilen Situation musste Pannus lächeln und saugte den Duft der herrlichen Mahlzeiten ein, der ihm in die Nase wehte. Gleichzeitig fühlte er sich müde und wäre beinahe in Morpheus Reich gesunken, da setzte ihm ein HSU-Angestellter eine Hypopistole an seinen Hals und gab ihm ein Gegenmittel, das ihn in wenigen Sekunden wieder zu klarem Bewusstsein brachte. Erst jetzt merkte Pannus, dass er zwar die Handfessel auf dem Rücken los war, aber an Armen und Beinen mit dicken Metallschienen an dem massiven Stuhl gefesselt war. Seine Nacktheit wurde ihm bewusst, und er war froh über den Tisch vor ihm, so dass nur die direkten Nachbarn sein Genital betrachten konnten.

Er sah in die Augen von zig Neugierigen, die darauf warteten, dass die „Tischfütterung“ begann. Eine Frau in einem edlen Catsuit und endlos langen Beinen kam vor den Tisch und warf ihm ein Häppchen auf den Platz. Pannus verspürte zwar noch beißenden Hunger, aber er wollte sich nicht so sehr erniedrigen, sich vorzubeugen und mit dem Mund den Bissen aufzunehmen. Plötzlich tauchte neben ihm ein Uniformierter auf und schlug mit seinem Elektrostab hart auf den Tisch. „Friss!“ Pannus presste die Lippen zusammen. Das ließ sein Stolz nicht zu. Er schüttelte den Kopf. Doch als der HSU-Mann den Stab gegen die nackten Genitalien drückte, beugte sich der Jüngling vor und nahm das Häppchen in den Mund, kaute und schluckte. Applaus brandete auf. Wenige Sekunden später merkte er, wie sein Mundraum samt der Lippen brannte wie Feuer. Er verteufelte die lachende Frau vor dem Tisch, aber wenn er seinen Lohn haben wollte, musste er dieses perfide Spiel mitmachen.

Mr. Carthy, CEO von Prospect Enterprises, stand auf. Am Konferenztisch der Konzernzentrale saßen die Vorstandsmitglieder sowie Angehörige der Regierung. Sie verhandelten um Subventionen für ein Subunternehmen, das die Infrastruktur und Wohnungen für Flüchtlinge von Regina auf dem dafür terrageformten Planeten im benachbarten Sternensystem baute. Des Weiteren war der Konzern mit seiner Rüstungssparte aktiv, denn auch eine Militärbasis sollte dort errichtet werden. PE gewährleistete im Gegenzug eine bestimmte Menge an Nährstoffen für den Planeten – sowohl die Produktion als auch die Logistik. Die Maxi-Plantagen auf Colonia Agricultura verfügten über genügend Kontingente. Trotzdem würde man die Erzeugungsquantität erhöhen müssen.

Mr. Carthy fiel der unseriöse Vorschlag von Mr. Khan ein, doch der kam nicht in Frage. Willenlose Sklaven würde es bei PE nicht geben. Es mussten eben mehr Wanderarbeiter, zum Beispiel Corium Bestia, angeworben werden. Eine PR-Aktion sollte bereits in wenigen Tagen starten und VA-weit und über sämtliche Marketingkanäle ausgestrahlt werden. Die Regierungsvertreter verabschiedeten sich und eilten zu den Fluglimousinen, denn eine wichtige Debatte im Hohen Rat stand an, bei der es um die weitere Strategie gegen das Alpha Dominion ging. Seit sich die Anomalie aufgelöst hatte, waren die großen Angriffsflotten verschwunden. Manche Politiker vermuteten einen Hinterhalt. Andere hielten das für eine Verschwörungstheorie. Doch eine wissenschaftliche Erklärung hatte niemand. Zumindest war Regina befriedet und bis auf die Palastanlage der Königin Aranea Regina II. zurückerobert. Von den Belagerten ging keine Gefahr mehr aus, und es war nur noch eine Frage der Zeit, wann das letzte Refugium der Diktatorin fallen würde.


220. RE: Regina

geschrieben von prallbeutel am 23.02.24 18:00

~ CI ~


Wenige Tage später ging Animus wieder an Bord eines Frachters der Galaxy-Klasse. Sein Auftrag: Avionik für mehrere Shuttles und Orbitransporter in ein Nachbarsystem zu fliegen. Mit dem Transporter „Prospectus VIII“ machte sich der Pilot mit vollen Containermodulen auf den mehrtägigen Weg zum übernächsten Sol-System.

Violetta war während seiner Abwesenheit zu mehreren Kurzflügen auf Beta Patria eingeteilt. Per Videokonferenz blieb das Paar in täglichem Kontakt. Animus aktivierte gerade die Verbindung und wenige Sekunden später erschien Violetta auf dem Screen neben der Navi-Konsole. „Hey, Animus. Alles gut bei dir?“ Animus nickte. „Ja, hatte gerade einen anormalen Anstieg von Gammastrahlung auf meiner Route, aber ist wieder auf Normalwert. Und du?“ Violetta schenkte ihm ihren verführerischen Augenaufschlag. „Bin gerade auf dem Weg nach Campestria.“

Animus war selbst schon dort gewesen. Die Ebenen befanden sich fast auf der anderen Seite von Beta Patrias Hauptstadt. Dort war die größte Pharmafabrik des Planeten (und des ganzen Solsystems) angesiedelt. Medizinische Produkte lieferte Prospect Enterprises ebenso wie Rüstungsgüter und Nahrungserzeugnisse. Violettas aktueller Auftrag lautete, eine große Ladung diverser Medikamente und medizinischer Spezialgeräte in die Hauptstadt zu bringen, von wo sie dann von anderen Transportern ins Nachbarsystem zu einem terrageformten Planeten geliefert würden.

Dort entstanden zurzeit gigantische Wohncontaineranlagen für Flüchtlinge von Regina. Fieberhaft baute die Regierung der Vereinigten Allianz an der Infrastruktur. Trotzdem kam man mit Nahrung und Arzneien kaum hinterher. Allein für die dringend benötigten Wasserrationen standen die Aussiedler stundenlang an. Der Staat war überfordert, aber noch vermied man es, die Versorgung in die Hände der Privatwirtschaft zu legen, denn die war grundsätzlich profitorientiert, und was das für die Hilfesuchenden bedeutete, war nicht überschaubar.

Dabei waren Maßnahmen dringend erforderlich, die zum Beispiel die öffentliche Ordnung aufrecht erhielten. Es gab immer wieder Gewaltausbrüche, Diebstähle und sogar Überfälle. Der Hohe Rat versuchte der Problematik mit DME zu begegnen, Drohnen, die nicht nur filmen, sondern auch mit Audiofunktion sowie nicht letalen Waffen ausgestattet waren. Aber das half nur bedingt. Die Wohnanlagen waren einfach schon zu umfangreich, die Masse der Bewohner zu unübersichtlich. Selbst bei der Registrierung vermutete der Hohe Rat eine Fehlerquote von bis zu 30 Prozent.

Die Prospectus VIII betrat 52 Stunden später eine geostationäre Umlaufbahn des Zielplaneten Unitum, wo Animus die Avionik-Technologie ablieferte. Atmosphärentransporter dockten an dem großen Frachter an, damit hydraulische Industrieroboter die Ladung löschen konnten. In der Troposphäre von Unitum herrschten in vielen Regionen aktuell fast in der gesamten nördlichen Hemisphäre kräftige Stürme mit Windgeschwindigkeiten von über 200 km/h, die das Anlanden an der Oberfläche zu einem gefährlichen Unterfangen machte, aber das betraf glücklicherweise Animus nicht, da er aus dem Orbit direkt wieder gen Heimat fliegen würde.

Während er auf die Freigabe und Bestätigung über die korrekte Lieferung wartete, nahm er wieder mit Violetta Kontakt auf. Die Pilotin meldete sich gehend in einem Korridor eines Gebäudes und wurde von ihrem Handgelenksmulticom übertragen. „Hi, wo bist du?‟ Violetta blieb stehen, damit das Bild klarer wurde. „Bin gerade mit einer Nahrungslieferung auf Wasteland.‟ Animus wusste sofort bescheid: Wasteland war ein öder Mond eines Gasriesens im Sol-System Beta Patria. Es war militärisches Sperrgebiet. Lediglich die Hochsicherheits-Haftanstalt der VA befand sich auf der Oberfläche des Mondes.

Zwar konnte diese nur 800 Gefangene beherbergen, aber es handelte sich um großkalibrige Kriminelle wie die ehemalige Praefecta Misera, die eine Strafgaleere befehligt hatte, die zum Umerziehungslager Disciplina auf der Insel Antipodes unter dem Regina-Regime gehört hatte. Nur Lebenslängliche wurden hier verwahrt und Verhören unterzogen. Das Gros verurteilter Verbrecher übernahm die IPPC (Interplanetary Private Prison Corporation), eine private Gefängniskette, die an diversen Standorten ihre Anstalten betrieb, jedoch saßen keine politischen Gefangenen dort ein.

Violetta war gerade auf dem Weg von der Andockrampe zum Kontrollzentrum des Komplexes. „Ich melde mich später noch mal, Baby.“ Dann riss die Verbindung ab. Violetta übertrat in dem schmalen Flur eine Lichtschiene, die rot flimmerte. Der Sicherheitsscan gab einen kurzen Audioton von sich, und die Pilotin erreichte eine Tür, über der ein rotes Signal leuchtete. Zwei Wandkameras hatten sie im Blick und scannten sicherlich gerade ihre biometrischen Daten. Auf der stabilen Eingangspaneele leuchtete gleichzeitig ein rotes Dreieck auf. Dann erklang ein kurzer Ton, und das Dreieck mutierte zu einem grünen Kreis. Violetta näherte sich der Paneele, die sich nun zur Seite schob. Die Pilotin wusste nicht, aus welchem Material sie bestand, aber sie war circa zehn Zentimeter dick und wies mehrere stabile Bolzen auf – eine Tür wie für eine Bunkeranlage. Kein Wunder - sie war ja auch in einem Hochsicherheitsbereich.

Ein kurzer Korridor endete schon wieder vor einer Tür, doch die öffnete sich automatisch, und Violetta trat vor den Empfang, wo sie ein Pförtner empfing, der hinter einer Kraftfeldscheibe saß. Die Pilotin zeigte ihm ihr Doku-Pad. Der Mann scannte es ab und sendete einen Bestätigungscode. Violetta erfragte, wie lange die Löschung der Fracht dauern würde. Der Mann starrte sie einen Sekundenbruchteil zu lange an, bevor er antwortete. „Die Löschung ist abgeschlossen in 00:56:25 Stunden. Möchten Sie in der Cafeteria warten?“ Violetta erkannte, dass sie es mit einem Androiden zu tun hatte. Sie nickte. Daraufhin zeigte dieser nach links zu einem Aufzug.

Violetta näherte sich den Türen, die sich automatisch öffneten. Sie betrat die Kabine, die Türen schlossen sich, und der Lift setzte sich in Bewegung. Ein Eingabefeld gab es nirgends. Der Fahrstuhl wurde extern gesteuert. Acht Sekunden später öffnete sich der Ausgang. Violetta trat in einen Raum mit künstlichen Pflanzen, Tischen und gepolsterten Stühlen, einer ockerfarbenen Wand und modernen Leuchten an der Decke. Sie setzte sich an einen Tisch und tippte auf das Display der Platte, woraufhin ein Hologramm mit der Speisekarte erschien. Violetta wählte eine kleine Mahlzeit und ein Getränk aus.

Einige Augenblicke später hörte sie hinter sich eine sympathische Stimme. „Darf ich?‟ Die Pilotin schaute über ihre Schulter. „Stellen sie alles hin. Danke.‟ Doch dann bemerkte sie ihren Fauxpas: Der junge Mann trug keine Kellneruniform, sondern war offensichtlich ein hochrangiger Militärangehöriger. Sie erkannte das Abzeichen eines Lieutenant Commanders. Beinahe wäre Violetta reflexartig aufgestanden und hätte salutiert, aber sie war nun eine zivile Pilotin eines Konzerns. Der Unbekannte lächelte sie freundlich an. Violetta fühlte ein wohliges Kribbeln auf der Haut. So viel Charme, diese männlichen Gesichtszüge, diese wunderschönen Augen, diese attraktive Stimme...

Violetta stammelte beinahe. „Ich... Ja...Bitte. Setzen Sie sich doch. Wir sind hier wohl allein.‟ Sie fühlte Wärme in ihrem Gesicht. „Ich... warte auf mein Essen. Also... Haben sie auch was bestellt? Also... Essen?‟ Der Lieutenant Commander lächelte immer noch und verunsicherte sie mehr und mehr. Violetta wusste nicht, warum sie so unsicher war. Und sie ärgerte sich darüber. Doch umso deutlicher wurde ihre Verlegenheit. Sie vermutete, dass sie schon rote Flecken am Hals bekommen hatte vor Aufregung. Der Besucher nahm ihr gegenüber Platz und stellte sich vor. „Ich bin Lieutenant Commander Michael F. Johnson. Aber nennen Sie mich gern Michael.‟ Violetta machte schnell den Mund zu, als sie merkte, dass er offen stand. „Vilo...Violetta. Ich bin Pilotin von Prospect Enterprises. Ich habe Nahrungsrationen für die Haftanstalt geliefert.‟ Johnson sah sie mit erhobener Augenbraue an. „Na, hoffentlich haben die hier in der Kantine was anderes. Nichts gegen die Produkte von PE, aber bekanntlich bekommen die Gefangenen relativ einfache Kost.‟ Violetta kicherte wie ein junges Mädchen, was ihr sofort danach peinlich war. „Ja, das stimmt. Schauen Sie ruhig mal in die Speisekarte. Liest sich ganz gut.‟

Der Mann widmete sich der empfohlenen Lektüre, und plötzlich klingelte Violettas Multicom: Animus kündigte eine Verbindung an. Violetta klickte ihn weg. Sie lächelte Johnson an, als habe er sie bei etwas Unsittlichem ertappt. Die folgende Stille war ihr unangenehm, und daher stellte sie eine Frage, nach dem Ersten, was ihr einfiel: „Wofür steht das F in Michael F. Johnson?‟ Ihr Gegenüber hatte seine Bestellung bestätigt und das Hologramm deaktiviert. Er sah der Frau tief in die Augen. „Das verrate ich eigentlich nicht schon beim ersten Date.‟ Jetzt fiel Violetta wieder die Kinnlade hinab.

Auf Colonia Agricultura rieb sich Khan, der Leiter einer Max-Plantage, die Hände. Das Geheimprojekt zur Versklavung der Corium Bestia stand kurz vor dem Abschluss. Es war nun nicht mehr nötig, jeden einzelnen Wanderarbeiter zu impfen. Stattdessen hatte das Labor einen geruchslosen Wirkstoff in Aerosolform entwickelt, der lediglich eingeatmet werden musste und ausschließlich bei CB wirkte, so dass Menschen und andere Lebensformen nicht infiziert würden. Khan hatte vorgeschlagen, die Substanz auf der Plantage großflächig zu versprühen, aber der neue Laborleiter hatte eine bessere Idee: Es reichte, wenn an den Eingängen der Arbeiter entsprechende Düsen angebracht wurden. Innerhalb von zwei bis drei Tagen hätten sie 100 Prozent der CB unter Kontrolle gebracht, und die Nanomaschinen konnten die Infizierten wie Zombies steuern.

Khan schwelgte schon in Allmachtsfantasien. Die CB würden ein erhöhtes Tagessoll erreichen müssen, sonst würde ihnen die Nahrung gestrichen. Ja, das würde sie motivieren, freute er sich diabolisch. Und den Mindestlohn, den sie bisher erhalten hatten, würde er selbstredend auch nicht zahlen. Kost und Logis war ausreichend für diese primitiven Hünen. Wenn er erst mal die besten Geschäftszahlen des Planeten vorlegen würde, hätte der Konzernvorstand sicherlich auch keine kritischen Nachfragen mehr, wie er das absolvierte. Zufrieden setzte er sich seine verspiegelte Sonnenbrille auf und ging zu einem kleinen Rotor-Vehikel, das an seinen Balkon angedockt hatte, und steuerte das Fluggefährt über die endlos scheinenden Reihen von Gen-Plants bis zu einem weiteren Gebäudekomplex, der samt gewaltiger Silos in den Himmel ragte.

Es handelte sich um die Algengranulat-Produktion. Hier waren nur wenige Corium Bestia im Einsatz, da fast der gesamte Vorgang automatisiert war. Die Schnittstellen mit ihren Computerstationen bedienten qualifizierte Personen, ausschließlich Menschen von Pax Novo und Beta Patria. Trotzdem wollte Khan hier ebenfalls den Profit steigern. Die Gehälter mussten angepasst werden. Dadurch würde die Arbeit zwar weniger attraktiv erscheinen, aber es gab genug Spezialisten, die den Job machen würden, falls welche abspringen sollten. Außerdem hatte Khan vor, das Grundgehalt zwar zu verringern, aber opulente Boni auszuzahlen, wenn die Gewinne stiegen. Neben einem 20 Meter hohen Glaszylinder mit einer Algenpopulation landete er das Rotor-Vehikel und stieg aus. Im Freien knallte die Sonne kräftig, und seine Thermometer an seinem Multifunktionsarmband zeigte 36 Grad Celsius an. Khan beeilte sich, um in das klimatisierte Gebäude zu gelangen. Im Teamraum erwarteten ihn bereits die 14 Mitarbeiter und der Leiter der Anlage.

Derweil versuchte Goran seinen Freund zu erreichen. Normalerweise kam Truncus nach der Schicht zu Gorans Quartier, aber er hatte sich schon mehrere Tage nicht sehen lassen. Goran besuchte den Corium Bestia, aber der Eingang zu dessen Raum blieb verschlossen. Wo war sein Kumpel denn nur hin? War er beleidigt, weil er ihn in eine Castitasschelle geschlossen hatte? Nach weiteren zwei Tagen machte er sich große Sorgen und passte Truncus morgens früh vor der Schicht ab. Dessen Tür öffnete sich auch wie erwartet, und Goran wollte ihn gerade ansprechen, da sah er die trüben Augen. „Truncus, was ist los? Bist du krank? Warum meldest du dich nicht mal?“ Der CB beachtete ihn gar nicht und marschierte mit langen Beinen davon. Goran eilte im Gang hinterher. „Verdammt, Truncus! Was ist denn los? Wegen der Castitasschelle?“ Truncus drehte sich langsam und behäbig zu ihm um und schien durch ihn hindurchzusehen. Seine tiefe Stimme war schleppend, wie benebelt. „Habe keine Zeit. Muss Arbeit.“ Er drehte sich wieder um und stapfte weiter. Goran rief hinterher, was los sei, aber er erhielt keine Antwort.

Kopfschüttelnd kehrte er in seine Unterkunft zurück. Truncus hatte sich sehr verändert. Von heute auf morgen. Was war nur mit ihm los? Es konnte nicht nur die Castitasschelle sein, sonst hätte er das erwähnt. Und noch etwas war Goran aufgefallen: Sämtliche Corium Bestia waren irgendwie verändert. Die Arbeiter kamen und gingen zu ihrer Arbeit in den Pflanzungen seltsam synchron, emotionslos und hatten einen leeren Blick. Nun, Corium Bestias hatten von Natur einen etwas dümmlichen Blick – zumindest für Menschenverhältnisse -, diese toten Augen aber machten Goran Angst. Irgendwas ging hier vor.

Goran schaltete den Newsfeed in seinem Quartier ein und informierte sich über die aktuelle politische Lage. Die Armada des Alpha Dominions war weiterhin verschwunden; teils gewalttätige Demonstrationen beherrschten die Städte auf Beta Patria; die Regimekönigin Regina II. verschanzte sich immer noch in ihrem Palast mit einigen ihrer Spießgesellinnen; die Flüchtlingsströme von Regina rissen nicht ab, und der Hohe Rat hatte eine Einreisesperre verhängt – nur auf einem Planeten des Nachbarsystems wurden in gigantischen Wohnanlagen aus Containermodulen die Massen an Individuen geduldet. Der politische Druck auf Beta Patria war einfach zu groß geworden. Die Kapazitäten waren voll ausgelastet. Doch auf dem „neuen“ Planeten fehlte es an vielem, und vor allem die bis zu 50 Grad Celsius in der Mittagszeit machte den meisten Personen zu schaffen. Goran seufzte und schaltete ab.

Derweil marschierte eine Truppe Corium Bestia vom Plantagenfeld in ein kreisförmiges Gebäude mit Runddach, wo der Duschraum untergebracht war. Die Arbeiter zogen sich ihre grobe Bekleidung aus und stellten sich der Reihe nach auf an eine gekachelte Wand. Die Brausedüsen aus der Decke spritzten eine Flüssigkeit aus Wasser, Tensiden, Glycerin und beigefügter Lauge. Menschliche Haut würde die Stoffe in ihrer Zusammensetzung nicht gut vertragen, aber den lederhäutigen CB machte der „Waschgang“ nichts aus. An der Wand hingen Schwämme und Bürsten, die die Arbeiter nutzen konnten, um sich den Dreck vom Feld abzuwischen.

Die Aufsichtsperson, ein 28jähriger Humanoid, runzelte die Stirn, als er den fünften CB von rechts bemerkte: Was war das in dessen Schritt? Der Mann aktivierte ein holografisches Fernglas und zoomte den Bereich heran: Er erkannte den Fremdkörper als Castitasschelle, wie sie in der Regina-Diktatur üblich war. Wieso trug der Arbeiter so eine CS? Der Angestellte kontaktierte seinen Vorgesetzten, der wiederum Mr. Khan informierte. Der Plantagenleiter trat vor die verspiegelte Scheibe, die den Duschsaal von einem Nebenraum trennte. „Separiert dieses Subjekt und verhört es. Ich will wissen, woher der die Castitasschelle hat.‟

15 Minuten später stand Truncus allein vor einer Wand, von vier LED-Flutern geblendet. Der Hüne kniff die Augen zusammen und wirkte unruhig und ängstlich. So recht wusste er nicht, was los war. Die Männer hatten ihn über die Castitasschelle ausgefragt, bis er von Goran berichtet hatte. Unter normalen Umständen wäre der Corium Bestia in Panik geraten, aber eine dumpfe Gleichgültigkeit hatte sich über seinen primitiven Geist gelegt. Die Nanomaschinen in ihm sorgten nur dafür, dass er die Wahrheit sagte, aber sie nahmen ihm auch die Angst vor Konsequenzen.

24 Minuten später öffnete sich Gorans Unterkunft, obwohl er den Eingang stets elektronisch verriegelt hatte. Vier Personen erschienen und forderten ihn auf, mitzukommen. Das Quartett legte ihm Handschellen auf dem Rücken an und zog ihn eilig mit sich fort. Mr. Khan erhielt an seiner Workstation die Info, dass der Arbeiter nun festgenommen worden war. Doch da hatte Mr. Khan einen Geistesblitz. Er hob einen Finger. „Dieser Arbeiter hat gegen Bestimmungen verstoßen und sich mit einem CB befreundet. Das muss selbstredend sanktioniert werden. Der nächste Monatslohn wird halbiert, und er arbeitet eine Extraschicht zusätzlich. Kein Kontakt mehr zu diesem oder irgendeinem anderen CB. Aber... lasst ihn wieder laufen. Er hat mich auf eine grandiose Idee gebracht.‟ Der Sicherheitsmann der Plantage nickte ein wenig verständnislos.

Mr. Khan aktivierte einen Videocall mit dem Leiter der Technikabteilung. „Wäre es möglich, solche Castitasschellen - passend für CB - in größerer Anzahl herzustellen?‟ Der Mann schlug vor, sie einfach über Beta Patria oder einem transstellaren Dealer oder Fabrikanten zu erwerben, aber Mr. Khan unterbrach ihn zornig. „Nein! Eben nicht. Ich will das nicht an die große Glocke hängen.‟ Der Techniker runzelte die Stirn. „Nun, unsere 3-D-Drucker dürften das auch können.‟ Ein großes Fragezeichen zeigte sich in seinem Gesicht. Wozu wollte der Boss die CB in Castitasschellen stecken? Aber Mr. Khan hatte nicht vor, eine Erklärung abzugeben. „Dann produzieren Sie! Das hat Priorität. Fragen sie in der Personalleitung nach, wie viele Sie benötigen.‟ Dann deaktivierte Khan die Verbindung.

Warum war er nicht schon viel früher auf diese Idee gekommen?! Corium Bestia waren bekannt für ihre hohe Libido, begründet durch den hohen Testosteronwert dieser Lebensform. Doch statt ihre Energie mit unnützen Sexaktivitäten zu stecken, würden die keusch gehaltenen Arbeiter ein höheres Tagessoll erfüllen können. Bisher wäre so ein Plan vermutlich am Widerwillen der Betroffenen gescheitert, aber unter dem Einfluss der Nanoroboter wird das kein Problem sein, glaubte Khan zufrieden und lehnte sich auf seinem prächtigen Bürostuhl zurück. Es erregte ihn insgeheim, dass er so große Macht über diese groben Wesen hatte. Er war der Gott auf seiner Plantage! Khan spürte, wie sich eine Erektion gegen die Innenseite seiner Hose bäumte.

Viele Sol-Systeme entfernt lag der Planet Atra Mundo am Rand der Vereinigten Allianz. Die zweitgrößte Stadt, Urbs Novum, bestand im Zentrum aus gigantischen Wohnhabitaten. In einem von ihnen befand sich im 99. Level der „Club 99“. Die Madame und Inhaberin des bizarren Etablissements hieß Marina und stammte aus ärmlichen Verhältnissen in den Slums. Während in einigen Sektoren der VA Sexdienste mit Lebensformen verboten oder stark eingeschränkt waren, galt das nicht für Atra Mundo. Der von kriminellen Kartellen beherrschte Planet verfügte aufgrund eines Embargos nur über veraltete Technologie und daher auch kaum über moderne Androiden, die normalerweise in den meisten Bordellen eingesetzt wurden. Bei Madame Marina bekam der Gast noch echte Huren. Allerdings war der Club in erster Linie ein exklusives Dominastudio für solvente Mitglieder.

Eine von Marinas Spezialitäten waren Hypnose-Sessions, ganz auf den Fetisch des Gastes zugeschnitten. Das Etablissement hatte sie zu einer vermögenden Frau gemacht, die ihren Einfluss nutzte, um den armen Bewohnern der Slums zu helfen. Das tat sie im Geheimen, denn es hätte nicht gut zu ihrem harten Image als Domina gepasst. Marina hatte von neuer Technologie in der VA gehört, die über Hypnose oder VR-Brillen weit hinausging und sich „Holoraum“ nannte. Doch auch mit ihren Optionen bot sie den Kunden, meist ranghohe Mitglieder der Noxius-Bruderschaft, das volle Programm aus Lust und Schmerz jenseits so mancher Vorstellungskraft.

Hin und wieder bevorzugte ein Gast auch die gute alte Züchtigung, die Marina am liebsten mit einem 95 Zentimeter langen Rohrstock aus Technopolymeren mit einem Carbonfaseranteil austeilte. - Heute hatte die Domina einen besonderen Gast: Pardus war ein Noxiusbruder der höchsten Ebene und war gefürchtet vor allem für seine kleine Armee aus Killern. Nach außen wirkte er extrovertiert, trug opulenten Schmuck, extravagante Kleidung und umgab sich mit Konkubinen. Er liebte das Luxusleben und hasste Widerworte. Doch ein tiefes Geheimnis kannten nur sehr wenige Vertrauenspersonen: Pardus zog es hin und wieder in den Club 99.

Madame Marina schickte ihn per Hypnose zu einem Tentakelmonster, das ihn einwickelte und vorn wie hinten penetrierte. Tiefer und tiefer bohrten beziehungsweise krochen die Fangarme in ihn hinein, pumpten sich auf und suchten sich ihren gnadenlosen Weg in den Körper ihres Opfers. Der Gast stöhnte und quiekte in seinem Dämmerzustand aus Lust, Qual und Demütigung. Marina brachte ihn mit ihrer einlullenden Stimme immer tiefer in ein Fantasieszenarium, die den Syndikatsboss an seine Grenzen brachte. Insgeheim genoss Marina die Behandlung gar nicht mal so sehr aus einem natürlichen Sadismus, sondern vor allem, weil sie als hilflose Slumbewohnerin viele Jahre unter dem Kartell gelitten hatte und nun Macht über die Kriminellen hatte. Allein diese Session würde so viel Dilithiumeinheiten einbringen, so dass Marina ihr Auskommen hatte und etwa die Hälfte davon an Hilfsorganisatoren weiterleiten konnte, die in den Slums für Nahrung, Medikamente und Kleidung sorgten.

Pardus lag auf einer Art Liegestuhl, war verkabelt und trug eine VR-Brille. Am liebsten hätte Marina diesen Dreckskerl physisch gequält. Aber er hatte die Deep-Hypno-Session gebucht. Vielleicht konnte sie ihn mal zu einer realen Züchtigung überreden. Vielleicht beim nächsten Mal...

Als sie die Sitzung beendete, war Pardus schweißgebadet. Die Rückenlehne fuhr in die fast vertikale Position. Der Mann riss sich förmlich die Brille weg und atmete schwer. Fast panisch sah er sich um und begriff, wo er war. Die Domina saß auf einer Art Thron, hatte die Beine in ihrem Latexsuit übereinandergeschlagen und fixierte den Gast mit ihren Augen. Pardus zog sich die Kontrollelektroden ab und stand auf. Er räusperte sich. „Vielen Dank, Madame Marina. Es war... extrem intensiv.“ Kein Wunder, nach dem Upgrade, dachte die Domina und wünschte ihm einen guten Heimflug.

Pardus betrat den Aufzug, den einzigen Zugang zum Club, und fuhr damit zum Flugdeck des Habitats, wo sein privater Gleiter parkte. „Zu meinem Hotel“, murrte er dem Piloten zu. Pardus ging in den hinteren Aufenthaltsbereich des Vehikels und lümmelte sich auf eine gepolsterte Chaiselongue zu einer erotischen jungen Dame in Reizwäsche, die ihn zu streicheln begann und ihm ein eisgekühltes Glas mit einem edlen Sekt aus einem fernen Sol-System, seiner Lieblingsmarke, die nur über inoffizielle Wege für viel Dilithium nach Atra Mundo fand. Er nippte und goss der Sexbombe den Rest in den Ausschnitt, vergrub dann sein Gesicht darin und grunzte vergnügt, während die junge Lady affektiert kicherte und mit ihrem überlangen falschen Wimpern klimperte. Pardus kniff ihr in die Brust und leckte über den steifen Nippel. Der Gespielin gefiel das nicht, aber sie lächelte ihn verführerisch an und bäumte sich scheinbar lustvoll ihm entgegen.

Marina hatte ihren Verbindungsmann in einem der Slums kontaktiert. Die humanitären Unterstützer mussten im Untergrund arbeiten, denn sie wurden von der Noxiusbruderschaft nicht toleriert. Außerdem hätten sie Schutzgeld oder eine ominöse Steuer entrichten müssen, wären sie aufgeflogen. Noch wahrscheinlicher aber war, dass die Helfer nach einem korrupten Schnellverfahren im Gefängnis landeten. Auf der alten Orbitalstation Spes 4 befanden sich bereits etliche unvorsichtige Personen und würden dort wohl auch bis an ihr Lebensende verbleiben. Die wenigstens der Insassen waren Kriminelle. Oft schob das Kartell willkürlich opponierende Personen dorthin ab, wenn ein klassischer Mord auf dem Planeten zu viel Aufsehen erregen würde.

Mit den von Marina zur Verfügung gestellten Mitteln konnte an einigen Orten der Slums Gutes getan werden, doch blieb das sprichwörtlich ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Arbeiter, die wie Sklaven in Fabriken und Minen für einen Hungerlohn schuften mussten, wurden noch von der Noxiusbruderschaft in den Slums drangsaliert. Zudem gab es aufgrund der Armut viele Überfälle. Vereinzelt lebten auch Corium Bestia in den einfachen Unterkünften. Mit denen legten sich Menschen lieber nicht an. Die zwei Meter großen und 150 kg schweren Kolosse waren zwar nicht gerade intelligent, aber prügeln konnten sie und taten es oft.

Marinas Kontaktmann lieferte gerade eine Box mit diversen Medikamenten für eine Untergrundklinik, da schlugen sich vor ihm in der engen Gasse zwei der Biester. Es war ein wildes Gerangel wie eine Melange aus Wrestling, Boxen und Ringen. Dabei waren bereits mehrere Hüttenwände eingeknickt worden. Der Mann suchte nach einer Umleitung um die beiden Raufbolde herum und fand einen noch engeren Pfad zwischen mehreren armseligen Behausungen. Seine Stiefel versanken dabei in schwarzer Brühe zweifelhafter Herkunft.

Endlich hatte er die tollwütigen Kämpfer umrundet und brachte sein Paket zum Eingang der Mediziner. Eine Frau in einem schmutzigen weißen Kittel nahm es dankbar entgegen, schaute links und rechts und schloss schnell die Tür wieder. Der Mann ging seinen Weg nun in umgekehrter Richtung zurück und sah am Kampfplatz nur einen von den Ungetümen auf dem Rücken liegen. Der andere war verschwunden. Doch plötzlich packte den Mann von hinten eine kräftige und große Pranke an der Schulter. Eine tiefe Stimme brummte. „Geben dein Dilithium her!“ Marinas Verbindungsmann drehte sich wirbelnd um und hob blitzschnell seinen Fuß zu einem Tritt ins Gemächt des Corium Bestia. Der grunzte laut auf und hielt sich den Schritt, brach auf die Knie und schaute hinab zu seinem schmerzenden Unterleib. Dann brüllte er wild auf und sprang auf die Füße, doch wo war der Angreifer hin? Der Humanoid war weg. Zornig brüllte der CB seinen Frust heraus und boxte seine Faust durch eine Wellblechplexiglaswand, die zersplitterte, als hätte ein Eisenmeteorit sie getroffen.


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