Restriktive Foren

Thema:
eröffnet von Volker_Racho am 06.08.16 13:34
letzter Beitrag von Volker_Racho am 25.09.16 21:36

1. Die Ethik des Schreibens

geschrieben von Volker_Racho am 06.08.16 13:34

Hallo!

Janet ro hat mich dazu angeregt diesen Trööt zu eröffnen. Wir sind beide Broterwerbsschreiber und müssen uns-also zumindest ich-immer die Frage stellen: Was geht,was geht nicht? Hier im Forum sind die Regeln ja klar. Ist auch gut so. Aber wo sind in der Literatur Grenzen? Ich behaupte,es gibt keine. Sicherlich gibt es massenhaft Machwerke,die ich mich aber mittlerweile weigere zu lesen. Im Studium mußte ich zum Beisppiel mal "Mein Kampf" lesen. Unerträglich. Aber heutzutage wieder in jeder Buchhandlung erhältlich. Tja

Oder "American psycho". Das einzige Buch bei dem mir beim Lesen schlecht geworden ist. Ein Welterfolg.

Also,was meint ihr? Wo sind die Grenzen?

Beste Grüße,

Volker
2. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von ChrisAusgburg am 06.08.16 15:01

Hallo Volker,

nun "Grenzen" gibt es.. sollte es 2016 keine mehr geben.
Für jede Art an Buch findet sich auch ein Publikum.

Schlimm sind eher die Dinger zu lesen die jeden Bezug zur Realität verloren haben, der Schreiber einfach Lustlos oder Phantasielos irgendwas zu Papier gebracht hat.

Bei den meisten "Machwerken" gerade im Bereich Sex, BDSM merkt man sehr schnell ob es einen persönlichen Bezug gibt oder der Schreiber weis wovon er da "erzählt". Leider ist das eher selten der Fall bei Büchern.

Sex Sells, ist ein Thema und da sollte es meiner Meinung nach eh kein Tabu mehr geben.
Aber wenn man sog. "Ratgeber" liest und sich dann nach 3 Seiten fragend am Kopf kratzen muss .. wirklich gute Bücher, auch Story´s, Romane gibt es eher selten.

Ich habe lange und viel gelesen, gerade im Bereich FemDom... man muss leider wirklich sagen es ist 90% Müll, Schund, Falsch.. teilweise schon eher gefährlich.

Lieber les ich dann schmutzige Worte ( die jeder 16jährige ja eh kennt und teils täglich selbst in den Mund nimmt ) als das ich mich fragen muss aus welcher Anstalt der "Autor" wohl kürzlich entlassen wurde.

3. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von Janet_ro am 06.08.16 17:41

Hallo Volker,

da ich ja sozusagen "Auslöser" für diesen Thread war bzw. bin dann auch mal von mir ein paar etwas unsortierte Gedanken dazu.

Sicherlich muss man sich als AutorIn generell die Frage stellen was man vor sich selber verantworten kann. Anders gesagt: Wenn man sich schon während des Schreibens komplett vom geschriebenen distanziert ist es definitiv angesagt darüber nachzudenken warum dies so ist. Sicherlich ist es grade beim Lohnschreiben dringend geboten auch eine gewisse professionelle Distanz zu wahren, getreu dem Motto: pecunia non olet auch mal die eigenen Werte und Normen zugunsten einer Publikumserwartung zu relativieren aber auch dies kann nicht zu einer Art Moralbefreiung führen. Moral auch hinsichtlich des eigenen Anspruchs, wer den permanent unterschreitet wird irgendwann Selbstekel empfinden.

Eine gänzlich andere Sichtweise sollte m.E. hier in diesem doch dem Spaß, der Freude und auch der Lust zugeneigten Bereich gelten. Kapitalerwartungen sind hier definitiv unrealistisch, hier ist bestenfalls der Applaus das Brot des Künstlers. Aber umso mehr sollte man sich hier nicht beliebig verspannen. Auch wenn es vielleicht arrogant klingt aber grade wenn es der Freude dient mag ich es nicht wenn es plump wird, wenn Vulgarismen aneinander gereiht werden und sich luftleere Charaktere wie die Holzfiguren an der Schnur von einer Obszönität zur nächsten hangeln. "Ich mag es nicht" heißt sicherlich nicht "es darf nicht sein" aber für mich wäre dies ein Nogo. Sicher wird hier nicht der Pulitzer-Preis vergeben, das ist auch gut so, aber ein gewisses Niveau ist m.E. unabdingbar. Wer sich beliebig weit davon entfernt langweilt bestenfalls, schlimmstenfalls verschreckt er die Leserschaft. Beides sicherlich nicht im Sinne eines Autors, denn wer schreibt will auch gelesen werden.

Es gibt Werke die sind schwer verdaulich, Du hast es ja bereits erwähnt. Was mich vor Zeiten zutiefst umtrieb und auch nach wie vor erschaudern lässt ist der "Minus-Mann" und auch "Beautiful loosers". Beides Bücher die in einer nahezu klinisch kalten Sprache Roheit zelebrieren, Bücher die Abgründe öffnen. Ebenso empfehlenswert wie erschreckend.

liebe Grüße von Jj.
4. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von bluevelvet am 06.08.16 17:45

Manchmal sind es einfach die Grenzen des guten Geschmacks, die den Raum des Akzeptablen abstecken. Vor einigen Jahren hat ein Autor einen gar nicht so schlechten Roman über das Geiseldrama in Gladbeck geschrieben. Im Interview eines Radiosenders erklärte er, dass er dies und das verändert habe, weil er unbedingt noch eine Liebesgeschichte unterbringen wollte, ich meine mich zu erinnern zwischen dem Opfer und einem der Täter. Das fand ich absolut geschmacklos, ja widerlich und geradezu eine Verhöhnung des Opfers, des literarischen und mehr noch des realen als dessen Vorbild. Geht aus meiner Sicht gar nicht. Und deshalb hab ich den Roman weder gekauft noch gelesen und werde beides auch nicht nachholen.

VG Blue

5. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von Mike Orca am 06.08.16 19:23

Für mich hängen die Grenzen sehr stark von der Textkategorie ab. Bei allem, was ich im Hauptberuf zu Papier bringe, ist die Grenze da, wo ich nicht mehr hinter meinen eigenen Sätzen stehe. Bei wissenschaftlichen Artikeln, Gutachten, Prüfberichten für Kunden etc. habe ich nach meinem Verständnis höchstens minimale "künstlerische Freiheit". Solche Texte müssen einfach korrekt sein, sonst ist es "Science Fiction" bzw. ein Gefälligkeitsgutachten - habe ich zum Glück nicht nötig. Ähnliches sollte (!) meiner Meinung nach auch für journalistische Texte und selbst für Werbung gelten - wer seine Brötchen in diesen Bereichen mit Lügen verdient, ist vielleicht erfolgreich, aber nicht respektabel.
Im fiktiven Bereich werden die Grenzen einerseits vom Gesetzgeber festgelegt und andererseits von dem, was man als Autor verantworten kann. Meiner Meinung nach helfen Apelle an den guten Geschmack oder ein Abgleich mit den Erwartungen von Lesern nur bedingt weiter. Im Grunde sind z.B. alle Krimis geschmacklos, wenn man so will - der Autor verdient Geld mit der gekonnten Darstellung von Mord & Totschlag. Die meisten Leser wünschen Krimis mit überführten bzw. verurteilten Tätern, aber trotzdem hat ein Autor natürlich das Recht, den Mörder ungestraft triumphieren zu lassen, auch wenn es sich vielleicht schlechter verkauft.
Meine Texte aus dem Fetisch- und SM-Bereich sind bislang immer am Realisierbaren orientiert und zielen auf ein zufriedenes, lustvolles Miteinander. Allerdings habe ich auch einige ganz andere Ideen im Kopf - einen Zwang zum Einvernehmlichen sehe ich zwar in der Realität, nicht aber in der Literatur. Bisher habe ich mich an den Bereich vor allem aus einem Grund nicht herangetraut. WENN der dominante Part (z.B.) von einem kriminellen Sadisten übernommen wird UND es trotzdem erotisch kribbeln soll, wird es schwer, sich gleichzeitig moralisch vom Protagonisten (Täter) zu distanzieren. Dann landet man auch schnell beim Vorwurf der Gewaltverherrlichung, was meine Grenzen doch deutlich überschreiten würde.
6. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von M.J. am 06.08.16 19:55

Um zu fragen, ob und welche Grenzen es für Literatur gibt, sollte man klarstellen, über welchen Verbreitungsweg (welche Medien) Literatur veröffentlicht wird.

Ich selbst würde nie ein Buch auf einem Tablet lesen. Um den Text entsprechend zu würdigen und überhaupt in Lesestimmung zu kommen, brauche ich das gebundene Buch.
Und dafür gilt nach wie vor für mich die goldene Regel: "Papier ist geduldig"(ergänzt um ", soziale Netzwerke und das Internet extrem ungeduldig!")
In der Druckbranche war und ist es üblich, daß alles genau so gedruckt wird, wie es geliefert wurde. Also grenzenlose Freiheit!
Denn wenn etwas gedruckt wurde, heißt es ja noch nicht, daß es weitere Verbreitung durch Handel oder verschenken erfährt. Soooo viele Machwerke verstauben irgendwo in unberührten Kartons.....

Literatur im Fernsehen unterliegt ziemlich klaren Regeln, u. a. dem Jugendschutz und muß erst mal die Redaktionen der Sender passieren.....

Literatur im Radio kann wunderschön sein. Wenn ich da an so viele Hörspiele denke oder an die früheren Märchenkassetten und heute gibt es grandiose Hörbücher, gelesen von Leuten, die selbst mittelmäßigste Literatur brennend interessant an die Ohren zu vermitteln wissen.

Literatur im www ? Was soll nur daraus werden Welcher Autor könnte heutzutage überleben, wenn es nur das internet gäbe
Dazu manchmal eine Hysterie, aufgebracht durch einige Wenige, die zu einem shitstorm werden können. Schlechter? Besser
Der Literatur tut das internet sicherlich keinen Gefallen.

Und was ist Literatur überhaupt?

Braucht es dazu ein Einzelthema? Oder ist eine Zeitung oder Fachzeitschrift Literatur?
Kann ein einzelner Artikel Literatur sein?

Bei Literatur denkt jeder an schöne, spannende, humor- und geistvolle, wendungs- und ausdrucksreiche Werke, meistens in Geschichten oder Gedichten erzählt bzw. verfasst.

Sind wissenschaftliche Texte heutzutage noch Literatur
Da kommt doch kein Mensch mehr drauf, wenn das Wort "Literatur" fällt.

Extrem schwierig zu beurteilen und zu definieren.

Hier im Forum bin ich froh, so viele Geschichten lesen zu können.

Ob das Literatur ist, ist mir ehrlich gesagt ziemlich f.rzegal. Hauptsache, sie unterhält und regt die Körperregionen an, die es soll.

Die Ethik des Schreibens orientiert sich heute vor allen Dingen an der "Zielgruppe" und wie es wohl von den digitalen Medien aufgenommen wird.
Texte, die einen Shitstorm auslösen, werden wohl eher selten veröffentlicht werden. Es ist dann damit nix zu verdienen.
Also ordnet sich die Ethik des Schreibens gnadenlos dem Mammon, dem Geld, unter!
7. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von keuschy am 06.08.16 21:23

Eine Interessante Fragestellung
Ich finde man kann diese Thematik nicht mit ein paar Sätzen abhaken. Sicherlich ist die Grenze, die ein Autor sich setzt, maßgeblich, aber wo beginnt sein Geschmack und wo hört der des nächsten Autors auf. Hinzu kommt eine tolerante Gesellschaft, die Texte zulässt, die man zu früheren Zeiten nicht mal denken durfte. Bei hauptberuflichen Schreibern, denke ich, hängt der Text stark vom Auftragsgeber bzw dessen Zielgruppe ab. Letztendlich möchte man seine Kunden(Leser) ja binden. Dann sollten die Schriften den Zeitgeist eben auch den Zeitgeist der Leser treffen, um gelesen zu werden. Natürlich gibt es auch Autoren deren Bücher sich zu Klassikern entwickeln. Doch auch hier sehe ich wieder mehrere Strömungen. Lektüre, die das Prädikat literaturpreisverdächt verdient, wird von der Masse gar nicht großartig beachtet, weil viel zu schwer zu lesen. Solche Texte dann Schülern zu lesen geben, führt die Jugendlichen zwar in gehobene Texte ein, doch meistens werden sie mit der Lektüre sich selbst überlassen, so dass die Lust des Lesens schnell in Frust übergeht. Ich Denke, der Wissensdurst war früher ausgeprägter. Aus Büchern konnte man lernen, sich in ferne Länder versetzen, sich einfach die Zeit vertreiben. Diese Rolle übernimmt nun immer mehr die modernen Medien. Früher hatten Bücher die Funktion eines Wissensträgers. Diese Funktion übernehmen nun langsam immer mehr irgendwelche Server. Und mit dieser neuen Technik verändert sich auch immer mehr das Lese und Schreibverhalten. Wenn ich sehe, wie oft am Tag bis spät in die Nacht Nachrichten gelesen werden, in denen Grammatik und Rechtschreibung vergewaltigt werden, braucht man sich nicht wundern. Aber hier beginnt das Problem. Um zu früheren Zeiten Texte publizieren zu können, musste man einen Verleger finden, der bereit war, den Text zu drucken. Mehrere Instanzen bearbeiteten dann den Text, bevor er in den Druck kam. Heute darf jeder im www seine Meinung kund tun. Zwar stieg die Zahl der Legastheniker im Netz sprunghaft an, doch Texte, die sogar noch unter Boulevardpresse liegen, gehören mittlerweile zum alltäglichen Erscheinungsbild. Und damit auch Texte, die vor Jahren noch jeder Grundschüler besser hingebracht hätte. Und damit tritt ein gewisser Gewöhnungseffekt ein. Wörter, die noch vor ein paar Jahren nur mit Sternchen geschrieben werden durften, sind heute schon fast normal. Und bei den Handlungen sehe ich es genauso. Je extremer, desto mehr Aufmerksamkeit
Keuschy
8. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von Kugelfisch am 06.08.16 22:12

Ich denke, es kommt darauf an, was wie erzählt wird. Es geht in meinen Augen also darum, auf welche Art und Weise (wie) Handlungen (was) erzählt werden. Ich würde jetzt mal frech sagen, Handlungen sollten umso schwammiger geschrieben werden, je mehr sie von der Mitte abweichen. Die Mitte würde ich als ein "Leben" festlegen, wo nichts passiert, sondern alles gewohnte Bahnen geht. Für einen Autor gibt es da nichts zu erzählen. In dem Moment, wo sich dieses gewohnte Leben ändert, wird es für den Autor interessant, denn dann bietet sich eine Geschichte an. Tatsächlich finde ich, dass man als Autor bei "Gesellschaftsromanen" schon suchen muss, um so einen interessanten Punkt zu finden. Fremdgehen reißt heute ja niemanden mehr vom Hocker. Nach meiner Erfahrung muss ich mir bei jedem Text Gedanken über die Moralvorstellungen machen. Es geht dabei auch darum, welche Moralvorstellungen meine Charaktere haben. Ich handhabe das so, dass bedenkliche Handlungen von den Antagonisten durchgeführt werden, wie Entführung oder Zwang. Dabei habe ich selbst auferlegte Grenzen, was ich nicht erzähle. Das hat natürlich persönliche und rechtliche Gründe, ist aber auch dem Umstand geschuldet, dass der Leser sein Kopfkino anmachen und sich selbst einige Dinge vorstellen soll, die unerzählt bleiben. Wobei gerade das Kopfkino mir auch manchmal Probleme macht. Mein Kopfkino denkt sich immer neue Sachen aus, die Seiten füllen könnten. Doch diese müssen sich einer Struktur unterordnen. Ich meine, dass eine Geschichte keine "Daily-Soap" ist, und die Charaktere sich in der Geschichte weiterentwickeln. Wenn ich die Erziehung einer Frau zur Sklavin beschreibe, dann sollte sie mit jeder Episode immer mehr Sklavin sein und es sollte dennoch dabei rauskommen, dass sie ihren meister liebt. Aber irgendwann ist die Erziehung abgeschlossen- sie ist dann Sklavin und die Geschichte ist "AUS". Die beiden Protas leben dann glücklich bis an ihr Ende...

9. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von Ihr_joe am 07.08.16 18:43

Hilfe Hab ich was falsch verstanden?
G e i l hat ja früher auch etwas anderes bedeutet als heute.
Bis gerade dachte ich noch es hätte etwas mit Sittenlehre zu tun, gegebenen falls um sittliche Normen, die seit jeher dem Wandel unterworfen sind.
Nehmen wir einmal als Beispiel Ulysses von James Joyce, 1918 als die ersten Teile von dem Buch in einer Zeitschrift veröffentlicht wurden sind die Ausgaben wegen Obszönität mehrfach beschlagnahmt worden.
So viel zur Ethik des Schreibens, das lag auch an der Schreibweise - Bewusstseinsstrom - als auch an dem Inhalt.

Nehmen wir einen anderen Schreiberling, von dem in Wiki geschrieben wird

Zitat

Seine Werke beeinflussten eine Reihe von wichtigen Bewegungen in Literatur und bildender Kunst.


Dabei handelt es sich um einen gewissen Donatien Alphonse François de Sade besser bekannt als Marquis de Sade
von dem ich behaupte insbesondere sein Werk "Die 120 Tage von Sodom"
sei nichts als Grausam und Menschenverachtend. Nun das ist meine Meinung, Sades Bücher mag ich nicht, viel weniger Grausam sind die Bücher des 2. Namensgebers von SM
ist wesentlich gemäßigter, sein Buch Venus im Pelz war bis 1958 Indiziert, dabei ist das Ende nicht das Beschriebene von Kugelfisch, sondern Severin wird quasi geheilt von seinen Lüsten und nimmt sein ehemaliges Leben wieder auf, die Frauen sind jetzt die Beherrschten, liest man jedoch zwischen den Zeilen, ist er damit nicht glücklich.
Das könnte übrigens ohne Sterne hier geschrieben werden:
Du willst nur mein sein unter Bedingungen, während ich dir bedingungslos gehöre!
oder
"Der Sklave eines Weibes, eines schönen Weibes zu sein, das ich liebe, das ich anbete!"

Als Fazit bleibt höchstens:
Die Ethik des Schreibens ist vergänglich,
hat aber sicher nichts mit (BD)SM in jedweder schriftlichen Form zu tun.
Ich Maße mir nicht an zu schreiben ein Text wäre nur schlecht, weil er im Internet im WWW steht und kostenfrei ist.

Ihr_joe
10. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von Mike Orca am 07.08.16 19:57

M.J.: „Die Ethik des Schreibens orientiert sich heute vor allen Dingen an der "Zielgruppe" und wie es wohl von den digitalen Medien aufgenommen wird. Texte, die einen Shitstorm auslösen, werden wohl eher selten veröffentlicht werden. Es ist dann damit nix zu verdienen. Also ordnet sich die Ethik des Schreibens gnadenlos dem Mammon, dem Geld, unter!“

keuschy: „Aber hier beginnt das Problem. Um zu früheren Zeiten Texte publizieren zu können, musste man einen Verleger finden, der bereit war, den Text zu drucken. Mehrere Instanzen bearbeiteten dann den Text, bevor er in den Druck kam. Heute darf jeder im www seine Meinung kund tun. Zwar stieg die Zahl der Legastheniker im Netz sprunghaft an, doch Texte, die sogar noch unter Boulevardpresse liegen, gehören mittlerweile zum alltäglichen Erscheinungsbild. Und damit auch Texte, die vor Jahren noch jeder Grundschüler besser hingebracht hätte.“

Beide Aussagen sind sicherlich nicht völlig aus der Luft gegriffen, aber ich sehe es insgesamt viel positver. Wenn das Schreiben sich wirklich dem Geld unterordnen müsste, dann gäbe es doch keine einzige von den Geschichten (z.B.) hier im Forum, oder? Und wenn die Verleger immer noch alleine entscheiden dürften, was veröffentlicht wird und was nicht, dann gäbe es zu Themen wie Keuschheitsgürteln, Latex, Korsett usw. wahrscheinlich auch nicht viel zu lesen. Gerade in „unserem“ Bereich bietet meiner Meinung nach schon dieses Forum mehr Lesenswertes als die Summe aller verlegten Bücher zu Fetisch-Themen und auch im inzwischen großen Bereich der verlagsunabhängigen Publikationen gibt es neben viel Schrott einzelne gute Bücher, die es bei einem Verlag trotzdem nie geschafft hätten.
11. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von keuschy am 07.08.16 23:06

Hallo Mike Orca
Man kann diese komplexe Sache auch nicht einfach in ein Schwarz- Weiß Schema pressen. Wie schon die Vorschreiber erwähnt haben, gab es schon immer Bücher, die in der damaligen Gesellschaft Empörung ausgelöst haben. Diesen Aufschrei kann ich mir in der jetzigen Zeit in unserer Gesellschaft nicht wirklich vorstellen. Das letzte Buch, an das ich mich erinnere, waren die satanischen Verse, die eine Welle der Entrüstung auslösten. Was ich eigentlich mit meinem Text auszudrücken versuchte, war, dass früher nur eine elitäre Gruppe überhaupt nur die Möglichkeit hatte, ein Buch zu schreiben und diese Schriften dann auch nur in diesen Kreisen mehr oder weniger publiziert wurden. Wollte der Autor nicht explizit provozieren, war die Frage der Ethik mehr oder weniger überflüssig. Durch die Liberalisierung unserer heutigen Gesellschaft steigt die Toleranzgrenze immer höher und man gewöhnt sich im Gegenzug immer mehr an den Werteverlust. Zum Beispiel das Wort „geil“ wurde früher nur in engsten Kreisen benutzt, bestimmt aber nicht öffentlich, heute kann man das Wort sogar in der Werbung lesen. Und so sehe ich das auch bei der Veröffentlichung von Texten im www. Und hier habe ich die Befürchtung, dass mit der Zeit Rechtschreibug Grammatik und Schreibstil immer mehr abflachen, weil man sich an keine Regeln mehr halten muss, um etwas zu veröffentlichen. Ich bin bei dir, dass ich niemals auf die Idee gekommen wäre, ein Buch zu schreiben. Und ich will auch nicht abstreiten, dass durch das Internet sich vieles auch zum Positiven entwickelt hat. Wenn ich zurückdenke, so waren die kleinen Taschenbücher die man zu diesen Themen in den diversen Läden kaufen konnte, nicht unter 30 DM zu bekommen, so denke ich oft, dass die vielen Konsumenten hier das alles gar nicht mehr richtig zu schätzen wissen. Aber zumindest hier im Forum gibt es auch noch Regeln, die zudem auch noch überwacht werden. Aber wie gesagt, sehr komplexes Thema, von dem ich nur einen kleinen Teil einsehen kann
Keuschy
12. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von Volker_Racho am 08.08.16 23:06

Hallo zusammen.

Erstmal vielen Dank für eure komstruktiven Beiträge. Mehr als ich dachte und ich hab nicht umsonst erst mal nachgedacht.

Aber,seid mir nicht böse,ich muß mal den Holzhammer auspacken:

Schaut,ich habe 2 Semester an der Uni verschwendet- Beim erstenmL sollte der Kurs als Seminarabschlußarbeit ein Sonnet von Shaekespeare mit der Gebrauchsanweisungsung eines Videosrecorders vergleichen. Ich dachte,der Proff nimmt zuviele Drogen Und hab`mir das angeschaut.

Alles beugte sich über die Aufgabe. Ich hab` ihn gefragt was das soll. Er schmunzelte nur. Ich meinte, Okay,ist mir zu blöd,ich gehe in die Mensa.
Fazit: Das Seminar war weg. Aber derselbe Professor hat mich 2 Jahre sp+ter davor bewahrt von der Uni verwiesen zu werden. Das wäre die 2. Storie.

Und? Langweilt das schon?

Literatur darf ALLES! (wohlgemerkt,ich rede nicht allgemein von Kunst,das wird dann nochmal komplizierter).

Um auf einzelne hochinterresante Aspekte einzugehen fehlt mir gerade die Zeit,aber kommt noch. Ihr sollten nur wissen,daß ich einen Trööt,den ich begonnen habe auch weiter verfolge.

Soweit vorerst,und jede Meinubg ist willkommen,

beste Grüße,

Volker

13. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von private_lock am 14.08.16 22:56

Es gibt so einen interessanten Aspekt an Wahrscheinlichkeitsrechnung:

Wenn ich X Affen an Y Schreibmaschinen setze und Z Jahre warte, wird irgendwann einer Shakespears Gesamtwerk fehlerfrei runtertippen.

Damit zeigt sich auch die Kehrseite ... es gibt unendlich viel Ausschuss, bis mal ein guter Text dabei ist. Genauso ist es heute, da zumindest die erste Millarde Menschen am Netz teilnimmt und immer mehr Text produziert. Zu viel Text, als dass es jemals alles gelesen werden könnte. So wie analog auf Youtube jede Minute Stunden oder gar Tage an Videomaterial hochgeladen werden.

Aufmerksamkeit ist ein knappes Gut und so überlassen wir zunehmend die Wahl, was wir lesen wollen Experten, Redaktionen und am Ende Suchmaschinen, also Computern, die Stichworte zählen. Wenn es gut ist, bekommt es einen besseren Score und wird entsprechend häufiger geklickt und bekommt noch einen besseren Score ... und am schnellsten steigen die Blasen mit der heißesten Luft auf, bis sie platzen. Das gilt nicht nur für den Finanz und Immobilienmarkt, sondern auch für shitstorm-verdächtige "Literatur": Keiner wills gelesen haben, aber jeder regt sich drüber auf.

Vielleicht könnte man anders formulieren: Pro gutem Text müssen 100 oder 1000 oder 1 Mio schlechte Texte geschrieben werden. Also Leute haut in die Tasten, damit bald mal wieder ein guter Text dabei ist Keep on trying!

private_lock
14. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von keuschy am 14.08.16 23:27

Eigentlich müsste ich jetzt noch ca 1Milllon Texte warten, bis mein Text wieder Beachtung findet. Ich versuche es trotz des guten Beitrags trotzdem einmal. Ich bin ganz bei dir, dass das Internet eine Unmenge an Beiträgen hervorbringt, die man gar nicht mehr lesen kann. Dasselbe habe ich aber auch schon gedacht, als ich durch manche Bibliothek gegangen bin. Ich glaube, so groß ist der Unterschied zwischen Internet und einem klassischen Buch, was dessen Empfehlungen angeh, gar nicht, Bei den modernen Medien wird über Teilen und Bewertungen ein Beitrag in die Höhe gejubelt, während es bei den Printmedien die Bestsellerlisten sind. Wenn ich mir unseren Fridrich Schiller anschaue, so hatte dieser mit seinen Werken zu Lebzeiten auch noch nicht den Erfolg, um sich ein gutes Leben zu leisten. Erst die Literaturkritiker machten ihn zu einen großen seiner Zeit.
Oder einfach formuliert: Die Menschen ticken immer gleich, nur ihre Werkzeuge verändern sich
Keuschy
15. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von Aneka am 15.08.16 10:10

Die Ethik des Schreibens, ist sie nicht eher eine Ethik des Lesens?

Ich bin schon seit Jahren in diesem Forum. Habe es jedoch aufgegeben, die meisten Storys zu lesen. Wenn für mich nach ( geschätzt ) einer Seite es auf noch nen Orgasmus, und noch ne W... Vorlage rausläuft, ist das Geschriebene für mich erledigt. Mag sein, dass ich da dem Einen oder Anderen Unrecht tue, doch das ist halt meine persönliche Entscheidung.

Klar ist mir meine eigene Vorstellung von erotischen Schriften. Für mich gehören die Zwischentöne und eine großer Anteil von Szenebeschreibungen zu einer guten Geschichte, in die ich mich einfühlen / eindenken / einfinden kann. Doch das bleibt ja Gott sei Dank mir selbst überlassen und hat für Niemand sonst Gültigkeit. Und hier muss Niemand für`s Geld schreiben, oder?

Ich habe vor sehr vielen Jahren hier mal versucht eine eigene Geschichte zu veröffentlichen. Habe es dann allerdings sehr schnell aufgegeben. Nicht wegen fehlender Resonanz, sondern weils halt - wenn auch nett verpackt - nicht nur Kopfkino war.

Ich finde nichts schlecht an Träumen und Fantasie. I.d.R. sind sie auch schnell und gut als solche Texte zu erkennen. Doch ich will in dem was ich lese, folgen können. Und wenn Geschichten, Romane oder Essays mich nicht interessieren, dann tun sie es eben nicht. Und da ist es dann ganz gleichgültig aus welchen Gründen.

Über Ethik zu sprechen, heisst zu akzeptieren, dass Ethik sich auch ausdrückt und auch Bestandteil des eigenen Lebens und der eigenen Person ist. Für mich sind Gesinnungsethiker eher die .... ach wäre das schön, bzw. man müsste ( halt ganz viel konjunktiv). Handlungsethik ist das was einen Menschen für mich ausmacht. - Doch das gehört dann wohl eher in eine andere Diskussion.

Wir alle werden nicht verhindern können, dass es sowohl gedruckt als auch im www ganz viel Schrott gibt. Für mich ist ignorieren da die einzige Möglichkeit. Ich stecke meine Gedanken und Energie lieber in Dinge, Diskussionen und/oder Gespräche, die mich neugierig machen, ansprechen und im besten Fall faszinieren.

Aneka
16. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von keuschy am 15.08.16 19:31


Hallo Aneka

„Ich bin schon seit Jahren in diesem Forum. Habe es jedoch aufgegeben, die meisten Storys zu lesen. Wenn für mich nach ( geschätzt ) einer Seite es auf noch nen Orgasmus, und noch ne W... Vorlage rausläuft, ist das Geschriebene für mich erledigt. Mag sein, dass ich da dem Einen oder Anderen Unrecht tue, doch das ist halt meine persönliche Entscheidung.“
Du gibst dir ja mit diesem Satz ja schon selbst die Antwort. Das Forum lebt unter anderem von diesen Geschichten. Und Autoren, die über KG und Fetische schreiben, wollen eben auch ein positives Feedback landen. Wenn du da nicht sofort auf den Punkt kommst, wird deine Geschichte eben nur von noch wendigeren Lesern gelesen. Klar versuche ich meinen eigenen Stil treuzubleiben, merke aber, wie ich mich beim Schreiben immer wieder dabei ertappe, meine Geschichten an den Mainstream der Leser auszurichten. Ich merk es aber zB. auch, wenn ich eine Geschichte in die Rubrik Gedichte und andere Geschichten einstelle, dass ich dort nicht annähernd so viele Klicks wie sonst bekomme. Meine eigene Ethik besteht darin, Spaß am Schreiben zu haben. Wenn es dann auch noch anderen gefällt und ich eine Resonanz in Form von Postings und PNs bekommen, reicht mir das für meine Zwecke völlig aus. Du kannst für dich deine eigene Entscheidung treffen und selbst bestimmen, was du konsumieren möchtest und was nicht. Was die Qualität der Geschichten hier angeht, gibt es sicherlich solche und solche. Wobei man meines Erachtens auch unterscheiden sollte, wo man sich gerade befindet und wo man etwas liest. Ich kann mir nicht vorstellen, in diesem Forum nobelpreiswürdige Literatur zu finden, weil allein die Thematik von hier einfach nicht dazu passt. Wobei wir wieder bei der Ethik wären. Wer darf bzw kann als Leser eigentlich bestimmen, ob eine Geschichte gut oder schlecht ist? Der letzte Lesehype war glaube ich Harry Potter. Diese Buchreihe hat es fertig gebracht, dass meine Kinder(überzeugte Lesemuffel) nur noch mit Buch in der Hand unterwegs waren. Gehört nicht dieser Frau der Nobelpreis, oder genügen die Millionen, die sie für ihre Bücher bekommen hat. Ich glaube als Leser kann ich ein Buch in eine Bestsellerliste schieben, im www kann ich durch Klicks einen Text aufwerten, doch ob ein Text es Wert ist, als Klassiker für die Nachwelt erhalten zu bleiben, haben vermutlich die Wenigsten Einfluss darauf.

Keuschy
17. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von Volker_Racho am 18.08.16 16:06

Hallo!

Ich ahb`zwar keine Zeit...muß aber trotzdem mal ganz kurz. Alles andere,was mir noch zu Denken gibt,kommt dann noch.

Erstens zu bluevelvet:

Wenn die Geschichte über den Banküberfall mit anschließender Entführung tatsächlich mit KLARNAMEN und einer erfundenen Liebesgeschichte des verstorbenen Opfers erschienen ist... Schlechter Verleger. Da gibt`s `nen einfachen Trick: Ins halbfiktionale wechseln. Namen ändern und gut ist. Eventuell auch noch die Locations. Denn,machen wir uns nix vor,seit dem "Stockholm-Syndrom" wissen wir um die Problematik. Also schreibbar ist das.

privat_lock: Ich scheine mich falsch ausgedrückt zu haben: Ich meine LITERATUR im Sinne von Bücher lesen.So haptisch.Mit umblättern. Und Texten lesen. Ich habe nicht umsonst bisher alles über Verlage veröffentlicht (okay,zugegeben,alte Gedichte sind auch schon mal im Internet erschienen)
18. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von Volker_Racho am 18.08.16 16:17

Kopfkratz
Was war das denn Auf einmal konnte ich den Post nicht mehr weiter tippen. Hmm....

Egal,weiter geht`s:

...(über Verlage veröffentlicht) und nicht umsonst.Da gibt es nämlich Lektoren die einen in der Kreativität nicht behindern,aber durchaus auf faktische Fehler hinweisen.Außer es ist eh Science Fiction.

"Internet-Literatur" meine ich nicht. Das ist 99 % Müll. Bild-Zeitung lese ich auch nicht. (Gut,vielleicht mal in Kriegszeiten,Gott bewahre)

Noch einen Satz,die Zeit drängt,ich hab`s schon geschrieben: ich bin mein größter Kritiker. Wenn ich zufrieden bin isses mir wurscht ob das Geld bringt oder anderen gefällt. Deswegen ist Schreiben ja für mich auch eine Qual. "Auftrags-oder Verlangtschreiberei" produziere ich dir schlafend am Strand.

So,würde gerne weitermachen,aber das Telefon klingelt schon. Auftragsschreiberei...

Ich melde mich. Macht solange weiter.

Grüße,

Volker
19. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von keuschy am 18.08.16 17:14

Hallo Volker¬¬_Racho
Du siehst, wenn ich richtig gelesen habe, Literatur nur in gedruckter Form, als solche an. Bis zu einem gewissen Grad gebe ich dir da sogar recht. Nur wird sich das Leseverhalten in Zukunft immer mehr in Richtung digitaler Medien verschieben. Und in diesem Zuge wird es eben auch für Otto Normalbürger immer leichter werden, seine Gedanken in Schriftform zu veröffentlichen. Ich habe mir einmal Gedanken gemacht, was eigentlich ein Buch zu einem Klassiker macht. Sind es Bücher von Schiller und Goethe, deren Zitate heute noch in aller Munde sind, obwohl kaum noch einer den Originalzusammenhang kennt. Sind es Kinderbücher die schon seit Generationen immer wieder von den Eltern an deren Kinder nähergebracht werden? Wer bestimmt letztendlich, welche Bücher zu Klassikern werden? Ich sehe es ähnlich wie privat_lock. Durch die Buchform gab es ein begrenztes Angebot an Lesestoff. Allein der Preis und der Platzbedarf sorgen für eine natürliche Begrenzung. Mit den Texten im Internet werden wir nach meiner Meinung immer mehr überschwemmt. Zwar wird auch munter auf Festplatten gespeichert, doch das ist wie bei den Videokassetten, wo man in der Anfangseuphorie auch jeden Film aufgenommen hatte, doch das Meiste davon nicht angesehen hatte. Die ganzen Internettexte werden (Vielleicht) ewig im Netz stehen bleiben, aber kaum einer wird diese noch lesen.
Zur Auftragsschreiberei. Sicherlich bleibt die eigene Kreativität bei Auftragstexten früher oder später auf der Strecke. Ist, glaube ich, in fast jedem Beruf so, dass irgendwann nur noch Alltag ist. Um Ethikregeln, so vermute ich zumindest, wirst du bei seriösen Auftragsgebern eher keine Gedanken machen müssen. Es sei denn du definierst es schon als Ethikverstoß, dass du dich und deine Texte verkaufst. Aber so wie ich dein Anfangsposting verstanden habe, geht es um den Inhalt der Texte. Um es nochmals auf den Punkt zu bringen, so gibt es meiner Meinung nach keine Ethik des Schreibens. Auf ein kleines Zeitfenster betrachtet vielleicht. Mag schon sein, dass die Normen einer Gesellschaft einen Text als „skandalös“ betrachten, doch wenn man den gesamten Zeitstrahl der Geschichte betrachtet, kenne ich kein Buch, dass nicht früher oder später doch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Seit es Bücher gibt, gibt es auch „verbotene Bücher“, also Bücher deren Texte nicht in den Mainstream der damaligen Gesellschaft passten. Wenn man diese Bücher Jahrhunderte später liest, kann man über die damalige Auffassungen doch nur noch müde lächeln. Die Ethik ist im Prinzip nur der Spiegel der Gesellschaft
Keuschy

20. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von Ihr_joe am 18.08.16 19:07


Zitat

...(über Verlage veröffentlicht) und nicht umsonst.Da gibt es nämlich Lektoren die einen in der Kreativität nicht behindern,aber durchaus auf faktische Fehler hinweisen.Außer es ist eh Science Fiction.



Ah wie, dass hat nichts mit Ethik zu tun, dass sind nur Fehler behoben und SF muss nicht mit Fehlern behaftet sein. Steht nicht das Science für Wissenschaft?

Ethik hat überhaupt nichts mit Rechtschreibung zu tun, denke mal umgekehrt, nehmen wir mal Schäksbier, des is n Ängländer quuä, un den hom se idütscht. dann hatte, dass nichts mit rechts Schreibung sonder dem Ihn hallt zu tun.
Was jetzt nur noch Fehler?
Trotz Rechtschreibkontrolle, die alles falsch interpretiert?
Also noch mal was ich schreiben möchte, wenn überhaupt einer da Ethik hinein interpretiert, dann war das die Ethik in England die ab etwa 1580 gegolten hat, es ist der Inhalt der die Ethik ausmacht, nicht die Rechtschreibung, viele Bücher wurden in X andere Sprachen übersetzt, selbst dann wurden und werden sie noch verschlungen.

Dabei ist das Medium zweitrangig egal ob gedruckt, gelesen oder im Internet veröffentlicht, als echtes eBook oder ausgegeben für Kindle, das ändert nichts an der Ethik.
Wohl aber das Land in dem es veröffentlicht wird, was für uns ethisch heute in Ordnung ist, wird in anderen Religionen, Kulturen, zu einer anderen Zeit das nicht mehr erfüllen.

Noch eine Anmerkung zu Printmedien, für einen Verlag rentiert sich ein Buch erst bei einer Auflage ab ca. 4.000 Stück, da sind die Jungs und Mädels natürlich vorsichtig irgend etwas aufzulegen, was sich nicht verkaufen könnte. Die lieben Autoren die vom selbst verlegen träumen und Print on Demand machen, legen bei jedem Buch drauf, selbst wenn man ihre Zeit nicht rechnet, bis auf etwa eine Hand voll Autoren also weniger als 0,001% die als Vorzeigeobjekt (bei dem großen Meer Kaufhaus) genommen werden.

Wie schön dass wir das Internet haben! Mehr Vielfalt wenn auch viel einfältiges.
Keiner wird gezwungen etwas zu lesen, wenn es nicht gefällt, Pech gehabt, dann wird eben nicht weiter gelesen.
Geld verdienen - nein erst einmal nicht.

Soweit mein Senf dazu,
liebe Grüße und frohes Weiterlesen
Ihr_joe

PS.:




Zitat

. Wenn man diese Bücher Jahrhunderte später liest, kann man über die damalige Auffassungen doch nur noch müde lächeln. Die Ethik ist im Prinzip nur der Spiegel der Gesellschaft


da hat keuschy recht


Zitat

Manchmal sind es einfach die Grenzen des guten Geschmacks, die den Raum des Akzeptablen abstecken. Vor einigen Jahren hat ein Autor einen gar nicht so schlechten Roman über das Geiseldrama in Gladbeck geschrieben. Im Interview eines Radiosenders erklärte er, dass er dies und das verändert habe, weil er unbedingt noch eine Liebesgeschichte unterbringen wollte, ich meine mich zu erinnern zwischen dem Opfer und einem der Täter. Das fand ich absolut geschmacklos, ja widerlich und geradezu eine Verhöhnung des Opfers, des literarischen und mehr noch des realen als dessen Vorbild. Geht aus meiner Sicht gar nicht. Und deshalb hab ich den Roman weder gekauft noch gelesen und werde beides auch nicht nachholen.


und da bin ich einer Meinung mit bluevelvet

seine Aussage trifft zu, dass man die Story umschreiben hätte können gut, aber dann wäre seine Ethik nicht betroffen und siehe da es gibt noch eine Ethik, außer die der Zeit und des Ortes, die des Einzelnen!
21. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von Volker_Racho am 18.08.16 20:20

Hallo!

Leider nur ganz kurz,ich hab` um 22 Uhr Deadline und wollte nur auf `ne Fluppe reinschauen. Aber:

Hochinteressant! So habe ich mir das gewünscht. Ich melde mich wenn die Hektik gebändigt ist.

Volker
22. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von Volker_Racho am 19.08.16 18:37

Hallo!

Ich habe noch nicht alles evaluiert,habe aber ein aktuelles Beispiel.

Man kommt ja schwer umhin mal nicht bei Olümbia zu landen.So war`s auch bei mir. Hochsprung. Frauen. Sicher mag ich Sport und schaue auch gerne bei Wettkämpfen zu. Ich mache auch keinen Hehl draus,daß ich mir lieber sportliche Frauenkörper als Ringerinnen oder Kugelstoßerinnen ansehe.

Aber eins hat mich direkt wieder hier an den Trööt erinnert. Eine deutsche Hochspringerin namens Marie Therese Jungfleisch. Und ja,sieht auch so aus.

Hmm...dachte ich. Weder in einer "normalen" noch in einer BDSM-Storie würde ich auf die Idee kommen eine Protagonistin so zu benennen. Genau wie ich in einer Storie über Homosexuelle Männer keinen "Bullentrimmer" nennen würde. Hmmm...habe ich also vielleicht doch,woher auch immer (aus der Kindheit und Jugend sicher nicht) eine Schere im Kopf?

Nachdenkend,

Volker
23. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von private_lock am 20.08.16 18:13

Wenn Du mir diesen Vergleich gestattest:

Einen Roman zu schrieben würde ich mal vergleichen wollen mit dem Schreiben eines Computer Programms. Beides hochgradig kreative Prozesse. Bei beiden gibt es das Butter und Brotgeschäft, wo man für den Gebrauch schreibt und Geld kassiert und bei beidem gibt es spannende Kopfnüsse zu knacken, wo man an jedem Wort, an jedem Satzzeichen rumfeilt.

Aber wie schaut es mit der Ethik der Programmierer aus? Sicher gibt es viele, die aus ethischen Gründen z.B. nie einen Virus schreiben würden und doch existieren Viren in Myriaden von Ausprägungen zwischen stümperhaften Rohrkrepierern bis zu brillianten bzw. sehr erfolgreichen Welt-Veränderern, die sogar physischen Schaden an Atom-Zentrifugen verursachen. Wo bleibt die Ethik der Programmierer, die die NSA mit Schnüffelsoftware beliefern und fremde Staatsgeheimnisse knacken?

Ethik hängt massiv vom Standpunkt ab. Und wenn man der felsenfesten Einbildung verfallen ist, man sei das personifizierte Gute und könne nie fehlgeleitet werden ... Hybris nennt man das wohl.

Natürlich kann jeder Programmierer sich auf das akademisch hohe Ross setzen, er habe seinen Schädling ja nur geschrieben, um zu demonstrieren, welch böse Software möglich ist und wie schlecht die Software der anderen darauf vorbereitet ist. Da sehen wir Milliardenschwere Konzerne, die sich durch einfaches Melden von Schwachstellen nicht bewegen lassen, etwas dagegen zu unternehmen. Nein, es muss erst ein Virus kommen und die Schwachstelle ausnutzen, bis gehandelt wird. Andererseits verursacht selbst so eine akademische Demonstration ganz realen Schaden, denn ohne Schaden würde sie den Zweck verfehlen, die Gefährlichkeit der Lücke plastisch vor Augen zu führen.

1984 etwa ist als Dystopie gedacht, um zu demonstrieren, wie die Welt nicht werden darf. Manche scheinen es für eine Anleitung zu halten, z.B. unsere Innenpolitiker. Ist es also gefährlicher, eine Idee weit zu verbreiten, so dass sie auch in die Hände von unreflektierten Dumpfbacken gerät, die von alleine nie drauf gekommen wären, oder sollte man andererseits die Idee zurückhalten, so dass keine Diskussion und auch keine Gegenstrategien entwickelt werden, bis es dann plötzlich aus heiterem Himmel über uns hereinbricht.

LG
private_lock
24. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von Volker_Racho am 20.08.16 22:12

Zitat
Wenn Du mir diesen Vergleich gestattest:

Einen Roman zu schrieben würde ich mal vergleichen wollen mit dem Schreiben eines Computer Programms. Beides hochgradig kreative Prozesse. Bei beiden gibt es das Butter und Brotgeschäft, wo man für den Gebrauch schreibt und Geld kassiert und bei beidem gibt es spannende Kopfnüsse zu knacken, wo man an jedem Wort, an jedem Satzzeichen rumfeilt.

Aber wie schaut es mit der Ethik der Programmierer aus? Sicher gibt es viele, die aus ethischen Gründen z.B. nie einen Virus schreiben würden und doch existieren Viren in Myriaden von Ausprägungen zwischen stümperhaften Rohrkrepierern bis zu brillianten bzw. sehr erfolgreichen Welt-Veränderern, die sogar physischen Schaden an Atom-Zentrifugen verursachen. Wo bleibt die Ethik der Programmierer, die die NSA mit Schnüffelsoftware beliefern und fremde Staatsgeheimnisse knacken?

Ethik hängt massiv vom Standpunkt ab. Und wenn man der felsenfesten Einbildung verfallen ist, man sei das personifizierte Gute und könne nie fehlgeleitet werden ... Hybris nennt man das wohl.

Natürlich kann jeder Programmierer sich auf das akademisch hohe Ross setzen, er habe seinen Schädling ja nur geschrieben, um zu demonstrieren, welch böse Software möglich ist und wie schlecht die Software der anderen darauf vorbereitet ist. Da sehen wir Milliardenschwere Konzerne, die sich durch einfaches Melden von Schwachstellen nicht bewegen lassen, etwas dagegen zu unternehmen. Nein, es muss erst ein Virus kommen und die Schwachstelle ausnutzen, bis gehandelt wird. Andererseits verursacht selbst so eine akademische Demonstration ganz realen Schaden, denn ohne Schaden würde sie den Zweck verfehlen, die Gefährlichkeit der Lücke plastisch vor Augen zu führen.

1984 etwa ist als Dystopie gedacht, um zu demonstrieren, wie die Welt nicht werden darf. Manche scheinen es für eine Anleitung zu halten, z.B. unsere Innenpolitiker. Ist es also gefährlicher, eine Idee weit zu verbreiten, so dass sie auch in die Hände von unreflektierten Dumpfbacken gerät, die von alleine nie drauf gekommen wären, oder sollte man andererseits die Idee zurückhalten, so dass keine Diskussion und auch keine Gegenstrategien entwickelt werden, bis es dann plötzlich aus heiterem Himmel über uns hereinbricht.

LG
private_lock


Hallo!

Sicher darfst du den Vergleich ziehen. Ich hab`noch kurz d`rüber nachgedacht was Computerprogrammiererei mit Literatur zu tun hat,aber okay,beides ist kreativ.

Also,nocmal von vorne: Ich glaube,es gibt Moral genausowenig wie Wahrheit.

Ich glaube aber auch,daß es Ethik und Wahrhaftigkeit gibt.

Ach Mist,sorry,die Türklingel rauscht,aber knapp gesagt reicht das.

Grüße,

Volker
25. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von Tom Lohmark am 22.08.16 15:09

Hallo Volker,

in der aktuellen Ausgabe (2/2016) der Zeitschrift Volltext gibt es einen Artikel von Thomas Lang über "Das Böse und der Literaturbetrieb". Am Beispiel aktueller Romane (Yves Petry "In Paradisum" und Heinz Strunk "Der goldene Handschuh") und auch rückblickend ("American Psycho") kommt Lang zu dem Schluss "Konsequenterweise ist das einzige Kriterium der Zensur heute der Markt". Angesichts von Kannibalismus (Petrys Sujet) und psychopathischem Frauenmörder (Strunks Sujet) ein Urteil fern alle Ethik. Böses ist also erlaubt, sofern es sich verkaufen lässt.

Bei mir hat das Böse ein Ende, wenn ich anfange mich zu ekeln. Das dauert zwar, aber dennoch. Dort ist Schluss. Und natürlich bei definitiv illegalen Darstellungen.

Tom

26. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von Ihr_joe am 22.08.16 16:32


Zitat

Angesichts von Kannibalismus (Petrys Sujet) und psychopathischem Frauenmörder (Strunks Sujet) ein Urteil fern alle Ethik. Böses ist also erlaubt, sofern es sich verkaufen lässt.

Nicht fern aller Ethik sondern fern Deiner Ethik, wie schon geschrieben der Ort und die Zeit.
Je nach dem wo du gerade bist gilt eine andere Ethik, selbst bei den illegalen Darstellungen ist das so, die sind in Deutschland illegal aber wo auch immer (je nach Art)... sind sie es nicht.

Nicht dass es mir so gefällt, es ist eine Frage der eigenen Ethik was du dir antust, der Moral was Du verurteilst. Auch Bücher können Indiziert werden, auch in Deutschland, trotz Erfolg.

Zitat aus der FAZ
Zitat

Es geht um Bücher wie „Josefine Mutzenbacher. Die Geschichte einer Wienerischen Dirne“, Liebesgeständnisse einer „Berliner Fanny Hill“ oder „Das definitive deutsche Hanfhandbuch“ - alles Bücher, deren Skandalisierungspotential sich abgekühlt hat.

Diese Bücher sind neben vielen anderen Indiziert, dabei ist Josefine Mutzenbacher angesichts der heutigen Romane fast schon Prüde.

Das NS/Gewalt Bücher in Deutschland indiziert sind, ist ja noch zu verstehen. Jedoch kannst Du sie in Amiland frei erwerben, da wo Harry Potter teilweise nicht zu kaufen ist, soweit zum Ort, damit du verstehst was ich meine.

Liebe Grüße und viel Grübeln
wünscht Ihr_joe
27. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von Volker_Racho am 22.08.16 19:12

Zitat
Hallo Volker,

in der aktuellen Ausgabe (2/2016) der Zeitschrift Volltext gibt es einen Artikel von Thomas Lang über \"Das Böse und der Literaturbetrieb\". Am Beispiel aktueller Romane (Yves Petry \"In Paradisum\" und Heinz Strunk \"Der goldene Handschuh\") und auch rückblickend (\"American Psycho\") kommt Lang zu dem Schluss \"Konsequenterweise ist das einzige Kriterium der Zensur heute der Markt\". Angesichts von Kannibalismus (Petrys Sujet) und psychopathischem Frauenmörder (Strunks Sujet) ein Urteil fern alle Ethik. Böses ist also erlaubt, sofern es sich verkaufen lässt.

Bei mir hat das Böse ein Ende, wenn ich anfange mich zu ekeln. Das dauert zwar, aber dennoch. Dort ist Schluss. Und natürlich bei definitiv illegalen Darstellungen.

Tom



Hallo Tom,joe and others!

Erstmal Danke. Volltext hatte ich lange nicht mehr in der Hand.Leider kann ich Langs Artikel nicht expliziet aufrufen,aber deine Zusammenfassung ist eigentlich das,was ich auch annehme."American psycho" und "Der goldenen Handschuh" kenne ich natürlich,"Paradisum" noch nicht.

Wie soll ich anfangen?
Geekelt habe ich mich,zumindest literarisch,noch nicht. Manchmal einfach nur kopfschüttelnd,wie beim "Mein Kampf". Oder schlechtwerdend,wie bei "American psycho". Das erste bei mir out of order,das hat nix mit Literatur zu tun,das ist pamphletisches dummes Zeug. Beim zweiten habe ich mich gezwungen es zu Ende zu lesen. Das war Literatur,kein Zweifel. Und hier sind wir wieder in dem Spannungsfeld,"was darf Literatur"? Ich sage ja,alles. Genau wie bei Cineasten. "Psycho" von Hitchcock,oder "Taxi driver" waren teilweise verboten,oder sollten es werden.

Unsinn!

Was bringt -nicht nur einen selbst-sondern auch Literatur,Cineasten,Kunst allgemein,denn weiter?

Grenzen zu übertreten! Am Bestehenden zu rütteln! Ob ich das gut oder schlecht finde spielt überhaupt keine Rolle. Und Brutalität in all ihren Auswirkungen zu schildern ist doch nicht weiter schwer. Also für mich zumindest nicht. Ich habe mal als Kind die amerikanische Fernsehserie "Holocaust" mit meinen Eltern gesehen. Ich war verstört.Ich konnte mir nicht vorstellen,daß Menschen Menschen sowas antun. Jahre später war ich sauer,daß erst wieder die Amis kamen mußten um darüber was zu verfilmen.

Was die Literatur betrifft: also,die meisten Eindrücke bei mir haben (okay,abgesehen von Reich-Ranitzkis so wahren Worten "Eff kommt nurrr auff die Sprrrrrache an....") immer Werke hinterlassen,die in den Kopf gehen. Ich habe "einer flog über das Kuckucksnest" erst als Film gesehen und war mäßig beeindruckt. Dann hat mir jemand das Buch geschenkt. Ich hab`s in einem weggelesen und (alp)träumte wochenlang davon.

Oder,wenig bekannt in Deutschland: Andrew Vachss. Amerikanischer Anwalt,der mißbrauchte Kinder vertritt,also im realen Leben. Der ist permanent in Lebensgefahr,aber seine Erfahrungen hat er fiktional in Romane gepackt. Nichts für zarte Gemüter.

Gehen wir mal in die Geschichte: ich mußte mich als Student der Literaturwissenschaft auch mit dem Marquis de Sade beschäftigen. Als Einführung gab`s Filme. Bei den "!20 Tagen von Sodom" hatte ich keinen Bock mehr und ging lieber `nen Kaffee trinken. Als Buch: Huiijuiijuiii.... Habe dann direkt die Seminararbeit geschrrieben: "De Sade,Philosoh oder Verbrecher?"

Um es noch mal zu sagen,und da bin ich gleich bei Joe: Moral und Wahrheit gibbet nicht. Aber Ethik und Wahrhaftigkeit.

Damit Joe mich versteht:

Ich glaube,Ethik ist eine Einstellung,die sich irgendwann festigt,sei es durch Erziehung,Bildung,sozialem Umfeld oder was auch immer,sich in einem verfestigt. Im Gegensatz zur Moral,die,je nachdem wo und wie man lebt (leben muß) durchaus flexibel ist. Zur Erklärung:

Wer von uns hätte die "moraliche" Kraft wie Nelson Mandela jahrzehntelang im Gefägnis zu sitzen? Die meisten von uns hätten ihre "Moral" über Bord geworfen und sich arrangiert.
Oder Ghandi? Dasselbe in grün. Dadurch blieben sie auch Wahrhaftig!

Insofern kann ich Joe`s Einwurf schon verstehen. Ich sehe es nur radikaler. Oder anders.

Meine Herren,das ist ja hier wie früher im Studium... Schön!

Beste Grüße,

Volker
28. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von Ihr_joe am 22.08.16 20:17

Nö, Volker wir liegen da nicht sehr weit auseinander, ich häng mich halt mit der Definition auf, wie ein schlechter PC.
Lach und Tschüss Ihr_joe
29. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von Volker_Racho am 22.08.16 20:48

Grins,ist schon okay,Joe. Was glaubst du was ich mir den Mund schon fusselg geredet habe um den Leuten den Unterschied zwischen "als" und "wie" zu erklären.....

Aber du hast mich doch verstanden,also alles prima. . Denn unterschiedliche Meinungen,ja,auch Definitionsweisen sind mir immer willkommen. Denn auch ich lerne jeden Tag was neues.

Grüße,

Volker
30. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von Sander am 14.09.16 18:47

So Unterschiedlich können Menschen sein, ich habe American Psycho verschlungen
und halte es bis heute für eines der besten Bücher die ich gelesen habe,
gerade in der Orginalsprache.

Sicher hat Elis es in der detailiertheit manchmal zu weit getrieben, aber für mich hat er mit
Bateman einen Charakter erschaffen der mir damals den Spiegel vorgehalten hat.

Ich wollte so sehr raus aus dem Milieu meiner Kindheit das mir fast, nein, mir war jedes Mittel
recht Erfolg zu haben.
Aber ich wollte dann doch nicht so enden wie Patrik, der sich mehr Gedanken über seine Visitenkarkten gemacht hat
als über Menschenleben.


Von daher, ja es sollte Grenzen geben, Altersbeschränkungen zum Beispiel,
und eigentlich noch eine IQ Grenze, ich habe schon Leute getroffen die das Buch
nur wegen des Films gelesen haben und es für einen Horrorroman gehalten haben. < Epic Facepalm

Oder wie bei der Neuauflage von Mein Krampf, eine kommentierte Fassung weil es natürlich keine
IQ Grenze geben kann.

Für Erwachsene gebildete Menschen sehe ich allerdings keine Notwendigkeit von Grenzen,
die können dann schon selbst Grenzen setzen und Blödsinn auch als solchen erkennen.
Oder es findet eine begrenzung durch das Kaufverhalten statt.

Über Illegales brauchen wir nicht reden, es ist ja schon illegal, ebenso wie Volksverhetzendes.



31. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von eclipse am 22.09.16 11:14

Wenn man die heute geltenden ethischen Grenzen in der Literatur zu finden will, müsste man dort nachspüren, wo auch in unserer Gesellschaft heute die absolute Toleranzgrenze zu finden ist. Sicherlich ist unsere Gesellschaft heute so weit aufgeklärt, dass selbst krasse Verstöße gegen unsere Normen und Werte - beispielsweise Kanibalismus oder das Verstümmeln von Menschen aus sexuellen Motiven - dann scheib- bzw. sagbar werden, wenn die literarische Markierung des handelnden Protagonisten als "psychisch krank" erfolgt.

Bleibt diese Markierung als "krankhaft" aus, dürften die Grenzen allerdings schnell erreicht sein. Ein fiktiver Roman etwa, der eine Phantasiewelt zeichnet, in der es vollkommen normal ist Kinder als Sexsklaven in Käfigen zu halten und zu missbrauchen, wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht nur auf dem Index landen, sondern auch Ermittlungen gegen den Verfasser nach sich ziehen. Darüber hinaus würde ich eine gesellschaftliche Ächtung erwarten. Wohnt der Verfasser in einer ländlichen Region, vermute ich gar einen Lynchmob vor seiner Haustür.
32. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von Volker_Racho am 23.09.16 14:36

Hallo eclipse.

Ich werde das,weiter ausformuliert, dann auch noch im Literatur-und Filme Trööt schreiben,also kurz vorweg:

Naja...

Ich hatte gestern,weil ich lange arbeiten mußte und noch ein wenig Zerstreuung brauchte, tatsächlich das "Vergnügen" beim rumzappen im Fernsehen das "Texas chainsaw massacre" (von Tobe Hooper aus dem Jahr 1974)in der Tat mal ungeschnitten zu schauen.
Welch wunder-respektive,fürchterliche Dinge wurden über diesen Film erzählt.

Der stand tasächlich bis 2011 auf dem deutschen Index.

WARUM Ist mir unerklärlich. Gut,es geht um Kannibalismus. Ist ja nix neues.
Ansonsten war es Standardware: Schreiende Frauen,verzweifelte Männer und eine Sippe,die nach Menschenblut lechzt.
Nicht mal "Folterszenen" wurden expliziet gezeigt. Oder Gemetzel. Blut? Da hat jede Blutprobe beim Arzt mehr.
Mag ja sein,daß der Film als Inspiration für alle Nachfolger galt. Ich war schnell gelangweilt. Okay,im Kinderprogramm würde ich ihn jetzt auch nicht zeigen,aber ihn solange zu indizieren und dann mitten in der Nacht zu zeigen.Ist mir nicht klar.

Wäre vielleicht ein Traumjob da zu arbeiten. Man könnte dauernd Filme schauen und anschließend entscheiden,ob daß andere auch dürfen.

Ich lese halt nur lieber. Und ich habe schon starken Tobak gelesen,lesen müssen. Sachen die mir wirklich nachgingen.Die nicht auf dem Index gelandet sind. Ich will jetzt aus Zeitgründen hier nicht drauf eingehen,schau beizeiten mal Im Off-Toppic Board bei den Literatur-und Filmtipps rein.

Ich glaube nicht,nein ich behaupte zu wissen,daß als "krankhaft" bezeichnete Schilderungen Literatur geraaaade noch durchgewunken wird. Dafür gibt es viel zu viele reale Fälle,die sich ein krankes Hirn kaum ausdenken kann.

Aber jeder sieht das anders,und das ist auch gut so.

Beste Grüße,

Volker
33. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von Siro am 24.09.16 21:27

Ethik des Schreibens.....

So lange jeder Depp schreiben kann was er will und sich das dann auch noch verkauft......

Nach dem Motto: Jeder Tag steht ein Depp auf, musst ihn nur finden....

Die Ethik des Schreibens ist in meinen Augen mittlerweile genau so verwässert, wie der gute Umgangston in der Gesellschaft.

Solange sich der nicht grundlegend ändert, wird ich auch an der Ethik nichts mehr ändern.

Wie alles.... es geht den Bach runter.

Liebe Grüsse vom Balkon
siro
34. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von Volker_Racho am 25.09.16 14:41

Siro,

mir scheint du lutschst zu viele Weltuntergangspillen...

Ich habe auch diesen Sommer wieder viele junge Leute kennengelernt,die tatsächlich Lesen,Schreiben und Rechnen können,und sich tatsächlich Gedanken machen,ohne ständig hinter Pokemons herzujagen,oder auf ihrem Tablet rumwischen.

EINIGE HABEN SOGAR EIN BUCH GELESEN!

Und darüber ist man dann auch in`s Gespräch gekommen. Sogar mit Frauen!!!

Also ich bleibe lieber gelassen,als ständig Katastrophenzenarien hinterher zu jagen.

Irgendwann ist eh alles vorbei,und wer verpflichtet uns bis dahin zum Unglücklich sein?

Entspannte Grüße,

Volker
35. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von Volker_Racho am 25.09.16 16:36

Zitat
So Unterschiedlich können Menschen sein, ich habe American Psycho verschlungen
und halte es bis heute für eines der besten Bücher die ich gelesen habe,
gerade in der Orginalsprache.

Sicher hat Elis es in der detailiertheit manchmal zu weit getrieben, aber für mich hat er mit
Bateman einen Charakter erschaffen der mir damals den Spiegel vorgehalten hat.

Ich wollte so sehr raus aus dem Milieu meiner Kindheit das mir fast, nein, mir war jedes Mittel
recht Erfolg zu haben.
Aber ich wollte dann doch nicht so enden wie Patrik, der sich mehr Gedanken über seine Visitenkarkten gemacht hat
als über Menschenleben.


Von daher, ja es sollte Grenzen geben, Altersbeschränkungen zum Beispiel,
und eigentlich noch eine IQ Grenze, ich habe schon Leute getroffen die das Buch
nur wegen des Films gelesen haben und es für einen Horrorroman gehalten haben. < Epic Facepalm

Oder wie bei der Neuauflage von Mein Krampf, eine kommentierte Fassung weil es natürlich keine
IQ Grenze geben kann.

Für Erwachsene gebildete Menschen sehe ich allerdings keine Notwendigkeit von Grenzen,
die können dann schon selbst Grenzen setzen und Blödsinn auch als solchen erkennen.
Oder es findet eine begrenzung durch das Kaufverhalten statt.

Über Illegales brauchen wir nicht reden, es ist ja schon illegal, ebenso wie Volksverhetzendes.





Hallo sander!

Ja,SO muß Literatur sein! Wenn dir der Protagonist den Spiegel vorgehalten hat und du dadurch weiterkamst... GROßARTIG! Erzähle mir keiner,Literatur könne nichts verändern!

Zum Buch selbst:

Nun scheint es sich herumgesprochen zu haben,daß ich Literaturwissenschaftler bin. Ich hätte was Anständiges lernen sollen...

Was mich an diesem Buch nervt,sind nicht die detaillierten Schilderungen der verschiedenen Foltern oder Morde,da gibt`s viel Schlimmeres.

Mich hat die Art der Stakkatoartigen Schreiberei gestört. Kaum ein Satz,der mehr als 5 Worte hat.

Ich habe das als Holzhammerartige Schreiberei bezeichnet. So eine Kulmination aus zusammengepreßter "B---Zeitung".

Vielleicht macht genau das den Erfolg des Buches aus.

Eines hat er allerdings auch bei mir geschafft: Er ist mit seinem Buch in meinen Kopf gekommen.Sonst würde ich kaum d`rüber schreiben.

Wie Musik. Okay,für mich dissonante Musik,aber man vergißt es nicht. Und nun muß ich weiter an meinem Nobelpreis arbeiten.

Ich betanke euch für eure Aufmerksamkeit und verbleibe

mit tippenden Grüß0en,

Volker
36. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von Machtdom am 25.09.16 20:39

Ich bin gerade auf diese Diskussion gestoßen (sorry dass ich sie nicht früher gefunden habe).

Es ist wirklich interessant zu lesen, wie über die Ethik des Schreibens gedacht wird und ich bin auch mit dem meisten einverstanden.

Aber für mich ist nicht nur die Ethik des Schreibens, sondern auch die Ethik der/des Schreibers relevant. Ich halte es für sehr wichtig, - und in meiner geposteten Geschichte habe ich es auch versucht - eine Position zu haben und aufzuzeigen, schön neudeutsch: eine Message mitzuteilen.
Natürlich gibt und gab es viele Geschichten, die mir interessant und wichtig sind, aber diejenigen, die mir im Gedächtnis haften geblieben sind, waren diejenigen, die mir eine Botschaft hinter der Story mitgeteilt haben.

Und im Allgemeinen: Ich bevorzuge noch immer das gedruckte und gebundene Buch, "was ich schwarz auf weiß nach Hause tragen kann".

Gruß
Machtdom
37. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von Volker_Racho am 25.09.16 20:57

Hallo Machtdom!

"Eine Botschaft zu hinterlassen".

Nun,es liegt klar auf der Hand!

Allein,ich weiß es nicht.

Welche Botschaft soll man denn hinterlassen?

Friede,Freude,Eierkuchen?

Lügen,Täuschen und Betrügen?

Geld,Glück und Beziehungen?

Falls ich das mal raus bekommen sollte sag ich euch Bescheid.

Solange bleibe ich lieber entspannt und neugierg.

Volker
38. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von blasius am 25.09.16 21:14

Hallo,

Auch auf die Gefahr hin mit meiner Meinung ziemlich allein dazustehen.

Ich halte den Titel dieses Threads nicht für besonders glücklich. Schreiben sollte keiner Ethik unterliegen.
Man könnte höchstens einen Rahmen für ethische Vorstellungen aus dem Text ableiten.
Natürlich gibt es dann auch Schriftstücke die mich und andere abstoßen, aber dazu kann ich mir meine eigene Meinung bilden (Und das ganz ohne billige Springer-Produkte).
Gut ist es immer, wenn mich ein Text zum Nachdenken bringt. Eine Grenze sehe ich nur, wenn tatsächliche Personen verleumdet werden. Wenn die Ethik verbietet, Menschen umzubringen wären sonst 90 Prozent aller Kriminalromane nicht tragbar. Dunkle Seiten des Menschen aufzuzeigen halte ich sogar für eine Pflicht guter Autoren. Man sollte die Texte nur nicht mit Anleitungen verwechseln.

Gruß, Blasius.
39. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von Volker_Racho am 25.09.16 21:25

Hallo blasius

Wie kommst du darauf,mit deiner Einstellung alleine dazustehen. Hast du den ganzen Trööt gelesen?

Ich habe mehrmals geschrieben,daß Literatur (Kunst,Musik und soweiter sowieso)ALLES darf!

Augenzwinkende Grüße,

Volker


40. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von blasius am 25.09.16 21:31

Ja, ich gebe es zu. Ich habe das Ganze nur überflogen.

Sorry
41. RE: Die Ethik des Schreibens

geschrieben von Volker_Racho am 25.09.16 21:36

Macht ja nix.

Kopfstreichel.

Volker


Impressum
© all rights reserved, 2024