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Bebilderte Kurzgeschichte: Hauptstadt der Milfs
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Datum:26.02.25 23:10 IP: gespeichert
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Eine Liebeserklärung an eine Stadt, Popkultur und Vandalismus, dich
Versiegender Sonnenschein, klirrende Kälte und Reste von Schnee. Belebte Straßen, eine reiche Palette von Kleidung trifft auf Vielfalt von Sprache, Schuhen und Schopfe. Allesamt eilen sie an mir vorbei. Das Wetter ändert sich, die Schnelligkeit mancher gepflasterten Adern lässt sich nur mit Gewalt aufhalten, mit radikalen Behinderungen des fließenden Flusses. Ein Rauschen entsteht, entwickelt sich durch die Gewöhnung zum Klang dieser Stadt. Abgase, Bäckereien und Urin erschaffen eine eigene Welt aus Geruch, der sich je nach Ecke, entsprechend der Läden und Umgebung, verändert. So veränderlich wie auch der menschliche Geruch. Übertönte Lebendigkeit, synthetischer Duft wechselt sich mit Schweiß ab. Mal angenehm, oft das Gegenteil. Der Fuchs am Abend bleibt an der Ampel stehen, der junge Mensch eilt weiter, schlüpft an Fahrzeugen vorbei. Alles fügt sich zu einem Strom, Mensch, Kraftfahrzeuge und die Natur. Milfs.

Die Lebewesen gehen ihrer Wege, nur ich bleibe stehen. Sehe mich um und eile zum Hindernis, mit dem ich meinen Weg zu überwinden versuchen möchte, so jedenfalls mein Plan. Die aufziehende und sich weiter ausbreitende Dunkelheit lässt die Reste der vergessenen Weihnachtsbeleutung zur Geltung kommen. Bunte Lichter, grässlich blinkend, nervös im Wechsel der Farbe. Reizüberflutung kostengünstig dank LED, taucht die Umgebung in wechselndes Licht. Macht unscheinbares zum Mittelpunkt, lenkt ohne Absicht meinen Blick. Ich lese Milfs.

Entsperrt durch die App zeigt sich der Verbrauchsgegenstand in seiner Hässlichkeit mit Nützlichkeit vereint. Splitt, Sand oder Dreck, es knirscht beim Einsteigen. Die Reste der Verhältnisse wurden ins Auto getragen, hinterlassen von den Verbrauchern zuvor. Lieber Knirschen als Kleben. Ich blicke in die Ferne, in Richtung der S-Bahn, doch sehe nichts. Zu weit entfernt bin ich und doch nah. Auch der liebliche Klang der sich schließenden Türen bleibt fern. Verschüttetes Bier und Kotze auch, erfreulich. Zeit für Milfs.
Nach dem Start leuchtet das weiße Licht im Display, ich blende zusätzlich auf. Der Ladezustand ermöglicht mir unterstützend den Plan. Auch das Radio schalte ich ein, laut, viel zu laut wird fulminant der Freitag gefeiert. Eine Karambolage diverser Musikstile dröhnt in mein Ohr. Schlager, Metal, Rap? Irritierte Faszination lässt mich beim Sender verweilen, mehr noch, es nimmt mich mit. Selbst die Lautstärke ändere ich nicht. Das Adrenalin erfasst mich, weckt mich auf. The Butcher Sisters? Wie auch immer. Unter Strom steht nicht nur meine benutzte Milf[...].
Schmunzelnd denke ich über Vandalismus nach. Manche Entscheidungen erschließen sich mir nicht. Kreativität kann zerstörerisch sein, verstören und aufs Plumpe zielen. Zugleich entsteht wahre Kunst, mannigfaltig zeigt sie sich auch an ungewöhnlichen Orten. Graffito prägt die Stadt. Gedanken an der Wand, mal kunstvoll, mal in Eile hinterlassen. Und manchmal auch nur ein Name, den ich schwer entziffern kann. Auch bedruckte Klebefolien können Kunst sein, sind es. Erheitern und rufen zum Widerstand auf, zu allem, was gedacht, was be- und überklebt werden kann. Und manchmal denkt man anders, sieht die Möglichkeiten nicht, sodass eine kleine Veränderung alles ändert. Eine fehlende Ecke wird zu Milfs.
Ich schweife kurz ab, denke weiter über die Stadt nach. Ein Raum, der uns alle umgibt. Mich, den jungen Menschen und den Fuchs zugleich. An die Stadt sind wir alle gewöhnt, nehmen nur in besonderen Momenten die Besonder- und Eigenheiten wahr. Auch die Einfachheiten entgleiten mir oft, die Gewöhnung brennt das Ungewöhnliche ein, ohne sie durch die Gedanken zu leiten. Selektiv ist nicht nur die Wahrnehmung, das Gegenteil auch. Aus dem Längenmaß wurde Milfs.
Mit Mitte 40 gehöre ich dem Durchschnitt an, statistisch gesehen. Wie andere verschwinde auch ich, gehe in der Masse unter oder erhebe mich. Kurz blicke ich in den Rückspiegel, schaue mir selbst in die Augen. Lächelnd schüttele ich die Gedanken ab, Gedanken an Milfs, Gilfs und dem unbestimmten Rest. Der Stillstand weicht der Bewegung, das einstige Hindernis wird zu einer sich fortbewegenden Milf[...].
Nach wenigen Metern biege ich in den Strom ein, verschmelze mit den anderen zu einer technisierten rasenden Masse mit Licht. Synchrone Bewegungen halbwegs geregelt, aus Individualist*innen wird ein Strom, der in eine Richtung strebt. Nur dann und wann reißen einzelne aus, verlassen die Menge und biegen ab. Auch Milfs.
Rote Ampeln stoppen mich. Weiter schaue ich mich um, lasse den Strom der Menschen ziehen, schaue ihnen nach. Wann immer ein Massentransportmittel an einer Haltestelle hält, werden die Menschen gebündelt. Auch sie ergeben einen Strom, der sich mit Meinem kreuzt. Ich bin auf eine Spur begrenzt, die Leute breiten sich weiter aus, brechen aus. Gehen sich aus dem Weg, denn sie sind nicht in eine Richtung gezwängt. Klein umgeht groß, Paare werden getrennt und finden sich wieder. Der Mensch neben mir, in seinem eigenen Gefährt, blickt stur gerade aus. Auf der anderen Seite singt jemand mit und ich höre dem Radio zu. Eine Stimme erhebt sich über Klavier, teilt mir die Botschaften über Liebe mit. Gelangweilt blicke ich wieder auf, erblicke grün und bewege meine Milf[...].

Irgendwann breche auch ich aus, um einen Neuen zu finden. Die Stadtautobahn zeichnet sich durch Langsamkeit aus. Unentschlossenheit verzögert weiter und kurz schaue ich auf die Uhr. Gelandet solltest du bereits sein, mit mir den Boden teilen, auf demselben wandeln. Noch einige Kilometer trennen uns, ich nähere mich dir, langsam und doch bestimmt. Allmählich löst sich die Unordnung auf, die Geschwindigkeit nimmt zu. Dir näher komme ich. Mein Körper bemerkt dies, mit jedem Millimeter nimmt mein vermeintlich zu. Ich spüre ihn, mich. Zugleich werde ich verlassen vom begleitenden Strom. Nur noch wenige Begleiter begleiten mich. Und ich führe die Milf[...].
Taxis und Uber, ich bin am Ziel und schaue nach der Nummer. Ausgang vier war abgemacht, langsam fahre ich an den wartenden Fahrzeugen vorbei, versuche an Rauchenden vorbeizuschauen, suche dich. Kopftücher eilen dem Fußweg entlang, nur deines fehlt. Ein Lächeln strahlt durch die Menge, ich bleibe stehen, schalte das Warnblinklicht an. Deine Erscheinung zieht mich in den Bann. Niemand ahnt etwas von meinem Wissen, elegant schmeichelt dir der Stoff, der deinen Kopf umhüllt und wärmt. Fließend gleitet das schwarze Tuch in deinen Mantel, ist dir Schal zugleich. Wechselt sich mit der roten Farbe deines Mantels ab und trifft sich am Ende mit deinem langen schwarzen Rock. Deine bestrumpften Beine passen zu den flachen Schuhen. Automatisch steige ich aus, vergesse fast den Blick nach hinten. Auch du kommst strahlend auf mich zu, wir nähern uns. Deinen Rollkoffer nehme ich dir aus der Hand, stelle ihn zwischen meine Beine und umarme dich. Dabei umfasse ich sanft deinen Hals. Du hingegen greifst in die Richtung meines Kopfes, nimmst mir das Cap ab. Deine Melania soll ich nicht sein, lächle dich an.
„Hi“, sage ich dir leise ins Ohr und lasse ab. Ein wenig entfernst du dich, schaust mich an, strahlst weiter. Deine Hand in der einen, den Koffer in meiner anderen Hand, begleite ich dich zu meiner Milf[...].
Die Innenraumbeleuchtung erlischt, du schaust mich an, ich zurück. Dein Kopftuch löse ich, zum Vorschein kommt dein rasierter Kopf. Deine Haut ist seidig und warm, auch ich streichle dich. Mehr will ich, erlaube dir: „Nimm die Kugel aus deinem Mund und küss mich.“
Das Nicken stimmt meinem Wunsch zu, in deine Hand lässt du schwere Kugel fallen. Nur kurz blickst du in deine Hand, mir sofort in die Augen und fährst mit der Zunge über deinen Mund. Ich folge ihr, spüre deine Lippen und dringe in deinen Mund ein. Sanft berührt mich deine Zunge, spielt mit mir. Als ich mich zurücklehne, dich aus Freude anlächle, höre ich von dir: „Selber Hi.“
Sanft legte ich dir meinen Finger auf den Mund und gleite unter deinen Rock. Deine Schamlippen sind weit geöffnet, an deinen äußeren Ringen sind deine Strümpfe befestigt und gut gespannt. Nicht nur dieser meiner Wünsche war erfüllt, deine Klitoris ist mit einer Klammer versehen. Zufrieden verlasse ich den Bereich, streichle deiner Schläfe entlang und besinne mich auf den Ort. Umringt von anderen Autos, wartenden Menschen und Nahverkehr, starte ich die Milf[...].
Während ich mich aus dem Labyrinth irre, unterhalten wir uns. Über deine Reise, Sorgen, Ängste und Hoffnungen. Schon bald zentrieren sich deine Worte auf mich. Neun Tage waren wir voneinander getrennt, konkret 212 Stunden zu viel. Deine Sehnsucht verleitet mich dazu sie zu mildern, ich fahre von der Autobahn ab. Ohne Navigation folge ich Pfaden, bis die Straßen die Befestigungen verlieren. Dort halte ich an, nichts umgibt uns außer der Milf[...].
Ohne Aufforderung steigst du aus, kniest dich vor das Auto ins Scheinwerferlicht. Zufrieden siehst du aus, blickst zu mir und in meine Augen. Dein gieriges Lächeln zeigt sich, bevor sich dein Kopf zu meinen Schuhen neigt. Erst in diesem Augenblick wird deine Begrüßung wahr, erst jetzt begegnen wir uns wahrlich. Deine Wange berühre ich sanft, nehme deine Demut an und fühle die Ermächtigung durch dich. Freiwillig nahmst du deinen Platz ein, freiwillig öffnet sich dein Mund. Fleht wortlos, bietet sich an umgeben im harten grellen Licht. Kälte, Verlangen, Hitze und Licht verschmelzen zu einer Explosion vor unserer Milf[…].
Zufrieden stelle ich in unserem Kiez das Gefährt auf Zeit ab. Nehme deine Hand und dein Gepäck, du deine Lieblingspizza. Zusammen verschwinden wir. Auf neue Abenteuer wartet unsere tapfere Milf[...]

[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von Total am 26.02.25 um 23:25 geändert Reglos - sämtlich
Meine Texte
Amalia
Hauptstadt der Milfs
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