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TheLargeEmptY
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Forge your heart into something strong, unbreakable.

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  Rilliana und Trisha Datum:20.11.25 13:40 IP: gespeichert Moderator melden


Vorwort:

Diese Geschichte war die erste, die ich geschrieben und im Internet geteilt habe. Ich habe sie vor nun über zwei Jahren aus dem Internet entfernt, da ich in einer schwierigen Zeit steckte und dachte, ich könnte mir so vielleicht den Traum eines Autors erfüllen. Nun bin ich aber zu der Erkenntnis gekommen, dass ich meinen anderen Traum – ein recht stabiles Leben zu haben und einen Job, den ich lieben kann – erfüllt habe.

Nun, heute, an meinem Geburtstag, möchte ich euch etwas schenken, das ich euch genommen habe: die Reise von Rilliana und Trisha. Ich spielte seit einer Weile mit dem Gedanken, sie wieder zu veröffentlichen, und fasste den Entschluss, als ich am diesjährigen Kinktober Rillianas Teile schrieb.

Natürlich lade ich aber nicht einfach nur die Geschichte erneut hoch, sondern habe einige Sätze flüssiger gemacht (und vermutlich einige Schachtelsätze hinzugefügt, sorry dafür) und Neuerungen eingebaut, sodass sie mit meinen Erfahrungen, die ich seitdem mit dem Schreiben gemacht habe, zumindest auf einem ebenbürtigen Niveau sind.

Die Geschichte von Rilliana und Trisha hat es verdient, von euch gelesen zu werden, und ich danke euch, dass ihr mich stets in Leon City begleitet habt. Nun hoffe ich, dass ihr euch auch in Zukunft in Leons Keep zurechtfinden werdet.


Willkommen in der fantastischen Welt von Leons Keep ...
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TheLargeEmptY
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  RE: Rilliana und Trisha Datum:20.11.25 13:42 IP: gespeichert Moderator melden


Rilliana und Trisha
Kapitel 1
Der Beginn von etwas Fesselnden


„Dolche? Check! Leerer Geldbeutel und leerer Magen? Check! Leon’s Keep großer Markt? Direkt vor meiner Haustür! Ich denke, es wird Zeit für die Ernte“, sagte Rilliana breit grinsend, hüpfte durch ihr kleines Zimmer und durch die Tür. Ihr blonder Zopf wehte hinter ihr her, während sie durch die geheimen Tunnel lief. Es war stockdunkel, aber sie war so oft durch die Kanalisation gelaufen, dass sie noch nicht mal ihre guten Augen brauchte, um den Weg zu finden. Rilliana kletterte eine Strickleiter nach oben und schlüpfte durch einen Spalt in der Mauer. Sie kam hinter ein paar großen Büschen hervor und trat von dort auf die Straße, wo sie sofort von der Menge verschlungen wurde. Der Markt war im vollen Gange. Rillianas geschultes Auge machte sofort ein paar leichte Ziele aus, da die Bewohner von Leon’s Keep viel zu sehr damit beschäftigt waren, dem bunten Treiben der Schausteller und Verkäufer zuzusehen. Ein Paradies für jeden Taschendieb. An einem Stand mit Schmuck konnte Rillianas einen Mann ausmachen, der sich gerade eine Goldkette begutachtete, und ihre geschickten Finger versanken in seiner Jackentasche. Sie spürte seinen Geldbeutel und griff zu.
Leicht verdientes Geld. Dachte Rilliana und ließ den ergatterten Geldbeutel in ihre eigene Tasche gleiten. Blitzschnell verschwand sie in der Menge, nur um kurz darauf zu hören, wie der Mann laut fluchte.
Die junge Elfe war allerdings schon längst über alle Berge und auf dem Weg zu ihrem Lieblingsstand. Er gehörte dem Bäcker Olaf, und wie immer an Markttagen erfüllte der Geruch seiner süßen, warmen, Brötchen die ganze Straße. Rillianas Magen knurrte laut, als sie dem Geruch folgte, bis sie mit glänzenden Augen vor dem Stand zum Halt kam.
„Hey Rilliana, du siehst mal wieder halb verhungert aus. Hier nimm dir eins“, rief ihr Olaf zu und warf eins der verformten Brötchen in ihre Richtung. Rilliana fing es geschickt auf und zischte auf, als sie sich daran verbrannte.
„Ah, Shit! Danke Olaf, aber sag doch, dass es heiß ist!“, rief Rilliana zurück und jonglierte das Brötchen in ihren Händen, bis sie es gefahrlos anfassen konnte. Der Bäcker grinste breit und beäugte sich zu ihr hinunter.
„Der einzige Weg, deine Hände von meinen Kunden fernzuhalten.“
„Frech“, murmelte Rilliana zurück und biss in das Brötchen. Es schmeckte traumhaft und sie rollte mit den Augen.
„Ist es so gut, dass du im Gegenzug nicht meine Kunden bestielst?“, fragte Olaf.
„Würde ich nie machen“, sagte Rilliana mit einem unschuldigen Lächeln und gespielter Entrüstung. Olafs Mundwinkel verzogen sich, amüsiert, und er winkte sie weg.
„Los, verschwinde, du kleine Tagediebin“, sagte er lachend, während Rilliana noch einen Bissen nahm und winkend um die Ecke lief. Sie lief unter einem Torbogen hindurch und bemerkte gerade noch rechtzeitig, dass sie beinahe mit zwei Wachen zusammengestoßen wäre. Sie machte einen Sprung zur Seite und nahm eine nahegelegene Treppe hoch auf die Mauer. Normalerweise war der Wehrgang für das gemeine Volk geschlossen, allerdings wurde er an Markttagen geöffnet, um für mehr Platz zu sorgen. Hier waren ebenfalls Stände aufgebaut, aber sie waren spärlich gesät und boten seltsame Produkte aus teils fremden Ländern an. Nichts, was Rilliana interessierte. Die Elfe kletterte über die Zinnen und ließ sich auf ein nahegelegenes Gebäude fallen. Das Dach hielt, knarrte aber bedrohlich, und sie ging vorsichtig an den Rand, um sich zu Boden gleiten zu lassen. Es gab einen lauten Knall, als sich ein Fenster des Hauses öffnete und eine Frau zum Vorschein kam.
„Bist du wahnsinnig, du Tagedieb?“, rief sie, sodass der ganze Marktplatz es hörte.
„Entschuldigung!“, rief Rilliana zurück, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, und mischte sich wieder unter die Leute. Ihre Augen suchten die Menschen nach einem weiteren wohlhabenden Ziel ab. Jemand, der nicht unbedingt weinen würde, wenn ihm ein paar Münzen fehlten, und tatsächlich entdeckte sie einen dicken Mann, der sich an einem halben Schwein satt aß.
Er wird sich wahrscheinlich viel leisten können. Dachte Rilliana und schlich sich an ihn heran. Sie prallte gegen einen Betrunkenen, als dieser rückwärts gegen sie stieß, doch schaffte Rilliana es, zu dem Mann vorzudringen. Seine Aufmerksamkeit war komplett dem Schwein gewidmet, und Rilliana nutzte die Gelegenheit, als er genüsslich in das Fleisch biss. Ihre Finger wanderten zu einer Ausbuchtung in seiner Tasche, doch plötzlich wurde sie am Handgelenk gepackt und herumgerissen.
„Hey, du Made, was machst du da?“, rief ein Wachmann in Zivil und hob sie ohne große Mühe eine Handbreit vom Boden hoch.
„I … Ich wollte nur ein Insekt verscheuchen, das sich auf dem feinen Mann niedergelassen hat“, stotterte Rilliana panisch und wehrte sich gegen den Griff, aber seine Hand hielt ihre wie ein Schraubstock.
„Willst du mich verarschen, Elfe? Ich zeige dir, was wir mit Dieben machen!“, bellte der Wächter, knallte Rillianas Hand auf den Tisch und zog einen Dolch.
„Markus, lass sie los“, sagte der dicke Mann zwischen zwei Bissen, „ich will nicht, dass du hier eine Sauerei machst. Außerdem wäre es eine Schande, wenn diese Schönheit von Elfe unschuldig ist. Wenn du Arbeit suchst, komm zu mir, ich kann mich um dich kümmern. Harharhar!“
Er lachte laut auf und der Wächter schleuderte Rilliana zu seinen Füßen in den Dreck.
„Verpiss dich, bevor ich es mir anders überlege, Dieb!“
Rilliana nickte schnell und rappelte sich auf. Sie atmete erleichtert und suchte, so schnell sie konnte, das Weite.
Das war knapp gewesen, zu knapp. Mein Glück ist wohl für heute aufgebraucht. Dachte Rilliana und suchte sich eine stille Ecke am Rande des Marktes, neben ein paar gestapelten Strohballen. Sie zog den Geldbeutel aus ihrer Tasche und zählte die Münzen. Mit dem Geld würde sie einige Tage zurechtkommen können, doch fand sie im Beutel ein kleines Wappen, das das Emblem von Leon’s Keep darstellte. Ein goldener Schild, der von Rosen eingerahmt war. In ihm die Fackel, welche die Reisenden durch den Nebel leitete, und ihr gegenüber der Adler, welcher mit seinen Schwingen über die Bewohner von Leon’s Keep wachte.
„Über mich hat er nie gewacht“, murmelte Rilliana und ließ das Emblem unachtsam in den Beutel zurückfallen. Ihre Augen wurden kurz trüb, als sie an ihre Vergangenheit dachte. Ihre Zeit im Waisenhaus dann auf den Straßen von Leon’s Keep. Immerzu am Kämpfen, bis ihre Mentorin sie gefunden hatte.
„Ich sollte mal Arissa besuchen …“, murmelte Rilliana und steckte den Geldbeutel wieder in ihre Tasche. Das Emblem würde mit Sicherheit einen guten Preis erzielen können.
„Das sollte wohl für ein paar Tage reichen“, murmelte sie und trat aus den Schatten heraus. Für heute hatte Rilliana genug und sie wollte nicht noch mehr riskieren. Sie schloss sich wieder den Massen an und ließ sich in Richtung ihres Versteckes treiben, als sie erneut angerempelt wurde. Sofort spürte sie, dass etwas anders war und etwas nicht stimmte. Schnell tastete sie nach der Geldbörse und stellte fest, dass sie fehlte.
„Wer …!?“, fauchte sie und drehte sich um. Gerade noch rechtzeitig sah sie, wie eine Frau mit langen, dunklen Haaren die Geldbörse in ihre Tasche steckte und weglief.
„Nicht mit mir!“, rief ihr Rilliana hinterher und nahm die Verfolgung auf. Immerzu damit bedacht, die Diebin nicht aus den Augen zu verlieren, schlängelte sie sich zurück in die Massen. Gerade dachte sie, Schritte gutzumachen, als ein breit gebauter Mann sich in ihr Blickfeld drängte und Rilliana daran hinderte, weiterzulaufen.
„Hey, wo willst du denn so schnell hin, Kleine?“, fragte er amüsiert und blockierte aktiv ihren Weg, als sie versuchte, vorbeizukommen. Rillianas Puls schoss in die Höhe und auf ihrer Schläfe erschien eine Ader. Sie wollte nicht noch mehr Aufmerksamkeit erregen, doch als er nach ihr greifen wollte, hatte sie genug. Rilliana wich seiner Hand aus und rammte ihr Knie in seine Weichteile. Stöhnend klappte er zusammen und Rilliana stieg einfach über ihn und rannte weiter. Gerade noch rechtzeitig sah sie, wie die Diebin in einer Gasse verschwand, und sie blinzelte, als sie meinte, einen Schweif gesehen zu haben.
„Ist sie eine Shifterin?“, murmelte Rilliana und ging in einen Sprint über, als sie nicht mehr Gefahr lief, jemanden umzurennen. Sie musste die Ecke erreichen, bevor die Shifterin ihren Fehler bemerkte und die Sackgasse verließ. Rilliana schlitterte um die Ecke und rannte in die Gasse. Was sie allerdings sofort verunsicherte, war, dass die Shifterin vor ihr stand. Von Ohr zu Ohr grinsend. Rilliana hatte nur einen Bruchteil einer Sekunde Zeit, ihren Gegenüber zu studieren. Die dunklen Haare der Shifterin fielen sanft auf ihren Rücken und aus ihrem Haupt ragten Katzenohren. Eins von ihnen war mit einem goldenen Piercing versehen. Ihre gelben Augen und der Schweif rundeten das Erscheinungsbild eines Katzenmädchens ab.
„Gefällt dir, was du siehst?“, fragte die Diebin, doch gerade noch rechtzeitig durchschaute Rilliana das Ablenkungsmanöver. Ihre Augen sprangen zu Boden und dort entdeckte sie einen Stolperdraht, den sie im letzten Moment überwand. Sofort verschwand das Grinsen aus dem Gesicht der Shifterin und sie griff nach einer Peitsche, die an ihrer Hüfte hing. Rilliana nutzte den Schwung und versuchte, die Shifterin mit ihrer Schulter zu rammen. Unbeeindruckt wich das Katzenmädchen aus und ließ Rilliana ins Leere laufen. Sofort nutzte die Shifterin den Fehler und ließ ihre Peitsche in Richtung Rilliana schnellen. Die Waffe wickelte sich fest um ihr Handgelenk und mit einem Ruck landete Rilliana erneut im Dreck. Zitternd vor Wut sprang Rilliana auf und griff nach der Peitsche, um es der Shifterin zu erschweren, erneut damit anzugreifen.
„Gib mir mein Geld zurück!“, knurrte Rilliana und zog ihren Dolch.
„Das ist doch nicht wirklich dein Geld, oder?“, fragte das Katzenmädchen kichernd. Rillianas Augen wurden zu Schlitzen.
„Letzte Chance.“
„Komm und hol es dir, Süße“, sagte der Shifterin und fing erneut an zu grinsen. Mit erhobenem Dolch sprang Rilliana auf sie zu. Das Katzenmädchen zog in einem silbernen Bogen ihren eigenen Dolch und blockte die Klinge ab.
„Du hast Feuer in dir. Das gefällt mir!“, sagte sie und schwang ihre Waffe. Ein kleiner Schnitt erschien auf Rillianas Arm, der sofort zu bluten begann.
„Hoppla, tut mir leid.“, sagte die Shifterin und leckte sich die Lippen. Rilliana fing an zu zucken und schlug erneut zu. Sie hatte genug von den Spielchen der Shifterin. Abermals wich die Shifterin mit Leichtigkeit aus und grinste amüsiert.
„Versuchst du es überhaupt, mich anzugreifen? Ich frage nur, weil ich sonst noch andere Dinge zu tun habe.“
Bevor Rilliana etwas Bissiges erwidern konnte, zog das Katzenmädchen kräftig an der Peitsche, wodurch Rilliana erneut das Gleichgewicht verlor und stolperte. Unsanft prallte die Elfe gegen die Hauswand und plötzlich fand sie sich zwischen einem Stein und einem harten Ort wieder. Die Shifterin packte Rillianas Arm und drehte ihn schmerzhaft auf ihren Rücken. Gleichzeitig wurde sie gegen die Wand gepresst und spürte den rauen Stein in ihrer Wange.
„Du hast Glück, Elfe. Aus irgendeinem Grunde scheine ich dich zu mögen. Wie heißt du, Blondchen?“
„Rilliana“, presste die Elfe durch zusammengebissene Zähne hervor.
„Schön, dich kennenzulernen … Rilliana … Ich muss zugeben, du hast Potenzial. Keine Frage, aber du lässt dich von deiner Wut beherrschen, kämpfst ohne Verstand. Versuch das nächste Mal, dich zu zügeln. Dann hast du vielleicht eine Chance, dein Geld zurückzubekommen. Ich werde dich jetzt loslassen und ich will nicht, dass du dich bewegst. Verstanden?“, fragte sie mit verspielter Stimme.
„Mhm, mhm!“, murmelte Rilliana zähneknirschend.
„Ich habe gefragt, ob du mich verstanden hast!“, fragte die Shifterin erneut und hob Rillianas Arm schmerzhaft an.
„JA!“, antwortete Rilliana sofort und atmete erleichtert auf, als die Shifterin ihren Griff lockerte. Langsam löste die Shifterin die Peitsche, beobachtete die Elfe aber weiterhin. Sie sah, dass Rilliana ihr nächstes Handeln überlegte.
Vielleicht kann ich mich wegducken und …, dachte Rilliana aber Trisha schien ihre Gedanken gelesen zu haben.
„Naa!“, sagte der Shifterin bevor Rilliana überhaupt zucken konnte, und drückte ihre Finger in ihren Hals. Die Elfe spürte etwas Spitzes in ihre Haut stechen, und jeder Gedanke an Flucht verschwand.
„Wir wollen doch keine Sauerei machen, oder?“
Rilliana knirschte mit den Zähnen und nickte kaum merklich.
„Das habe ich mir fast schon gedacht. Hier ich helfe dir“, sagte die Shifterin, nahm Rillianas Hände und streckte sie an der Häuserwand aus.
„Ich erzähl dir jetzt, was wir machen werden. Ich werde jetzt gehen, während du bis hundert zählst und weiter diese wunderschöne Wand umarmst. Verstanden?“
„Ja.“
„Braves Mädchen“, sagte die Shifterin und streichelte Rillianas Haar, „na dann, bis zum nächsten Mal.“
Sie wandte sich zum Gehen, blieb aber nach drei Schritten stehen, und Rilliana konnte sie fluchen hören.
„Habe dich endlich gefunden, Shifter“, sagte eine kalte Männerstimme.
„Faluden? Wie hast du …?“, fragte die Shifterin und Rilliana hörte Panik in ihrer Stimme.
„Es ist nicht gerade schwer, wenn du mit einer Diebin um die Wette rennst und dir dann auch noch die Zeit nimmst, mit ihr zu spielen.“
„Ich mache nur ein paar neue Freunde … so wie dich“, sagte Trisha mit gespielter Zuversicht, „Du könntest mir übrigens helfen, wenn du die Zeit findest“, flüsterte die Shifterin Rilliana zu. Rilliana gluckste nur.
„29 … 30 … 31 …“, flüsterte Rilliana und die Shifterin fluchte erneut.
„Männer, schnappt sie euch“, sagte Faluden, und Rilliana spürte, wie der Boden bebte, als seine Männer auf sie zukamen.
Mein Geld werde ich nicht zurückbekommen, aber wenigstens bekommt die Shifterin, was sie verdient. Dachte Rilliana und grinste vor sich hin, bis sie eine Stimme hinter sich hörte.
„So sieht man sich also wieder, Elfe! Vielleicht können wir uns später amüsieren als kleine Wiedergutmachung!“, flüsterte der Söldner in Rilliana Ohr. Das Blut der Elfe gefror, als sie die Stimme wiedererkannte. Es war der Mann, den sie noch vor wenigen Minuten zuvor zu Boden geschickt hatte. Er packte grob in ihre Haare und schmetterte ihren Kopf gegen die Wand. Augenblicklich wurde es schwarz vor Rillianas Augen und sie brach ohnmächtig zusammen.

Rilliana öffnete schwach ihre Augen. Es war dunkel, aber nichts, was ihr Sehvermögen nicht ausgleichen konnte.
„Wo bin ich?“, murmelte Rilliana und wollte sich aufsetzen, doch bemerkte sie, dass ihre Hände hinter dem Rücken gefesselt waren. Im nächsten Moment stellte sie fest, dass auch ihre Beine zusammengebunden waren. Als sie gegen die Seile kämpfte, spürte sie, dass neben ihr eine weitere Person lag. Sie drehte sich um und sah die Shifterin, die ebenfalls gefesselt war. Sie schien aber noch nicht bei Bewusstsein zu sein.
Rilliana wandte sich wieder ab und beobachtete die Umgebung, während sie leise an ihren Fesseln arbeitete. Sie befand sich in einem Käfig, den die beiden Frauen nahezu vollständig ausfüllten. Ansonsten sah sie nur ein paar übereinander gestapelte Kisten, Regale und eine Tür am Ende des Ganges, hinter der sie Licht sah. Die Freiheit musste dahinterliegen.
„Als Erstes muss ich die Fesseln lösen und dann so weit wie möglich weg von dieser wandelnden Katastrophe“, murmelte Rilliana und versuchte, ihre Hände aus den Seilen zu ziehen. Jedoch waren die Schlingen zu eng gezogen und anstatt dass das Seil lockerer wurde, schien es nur fester zu werden.
„Komm schon!“, flüsterte Rilliana ungeduldig und stieß versehentlich mit der Shifterin zusammen, die daraufhin aufschreckte.
„Was zum …! Wo sind wir?“, fragte sie und sah sich nervös um.
„Ich dachte, das könntest du mir sagen“, antwortete Rilliana trocken und arbeitete weiter an ihren Fesseln.
„Naa, keine Ahnung. Bin neu in der Stadt und nachdem du schlafen gelegt wurdest …“, fing die Shifterin an, doch unterbrach Rilliana sie.
„Ja, schon klar. Kannst du mir hier mal helfen?“, fragte sie ungeduldig, während die Shifterin sich weiter umsah.
„Das würde ich gerne, aber mir sind die Hände gebunden.“
Rilliana hielt inne und starrte die Shifterin fassungslos an.
„Jetzt hör auf, Witze zu machen, und hilf mir, klar?“, sagte sie gereizt.
„Ich habe keine Witze gemacht. Schau“, sagte die Shifterin und zeigte ihre Hände, die von einem engen Lederfäustling umschlossen waren.
„Oh … das macht es ein wenig komplizierter“, sagte Rilliana und wurde rot. Sie kehrte ihre Aufmerksamkeit zurück zu ihren eigenen Fesseln, die zum Glück nicht so extrem waren, und schaffte es endlich, ihr Handgelenk daraus zu lösen.
„Endlich“, sagte Rilliana erleichtert und schlüpfte aus dem Seil. Dann löste sie die Knoten um ihre Knöchel und wollte sich gerade die Käfigtür ansehen, als die Shifterin sagte: „Hey, wenn du schon dabei bist, kannst du auch meine Beine losbinden?“
Rilliana rollte mit den Augen, kam der Bitte aber nach und befreite zumindest die Beine der Shifterin. Die Fäustlinge waren mit mehreren Schlössern gesichert.
„Wer sind diese Typen? Die scheinen dich ja echt zu hassen“, sagte Rilliana als sie die Fesseln sah. Wandte sich aber dann ab und fummelte an ihrer Halskette herum. Die Shifterin hob eine Augenbraue.
„Das war Faluden einer der Unterweltbosse von Leon’s Keep? Wohnst du hier auch erst seit Kurzem oder …“
„Ich arbeite wohl in einem anderen Stadtteil als er“, sagte Rilliana und drückte zwei Metallstifte aus der Halskette.
„Aha … Nun, unsere Wege haben sich kürzlich gekreuzt, und seitdem will er mich in seinem Team haben. Aber das kann er sich abschminken. Ich kann den Kerl nicht ausstehen. Er hat allerdings ein paar Informationen, die ich brauche, deswegen bin ich bei ihm eingebrochen. Es ist allerdings nicht alles nach Plan gelaufen. Tut mir übrigens leid, dass du da mit hineingezogen wurdest.“
„Mhmmm“, antwortete Rilliana, doch hörte sie nur mit halbem Ohr zu. Sie wollte sich gerade nicht die komplette Lebensgeschichte der Shifterin anhören. Rilliana richtete sich mühsam im engen Käfig auf und begann mit den Metallstiften, das Schloss zu bearbeiten. Leider war ihr Fluchtversuch von wenig Erfolg gekrönt, denn das Schloss war widerspenstiger als gedacht.
„Nichts funktioniert heute“, murmelte Rilliana, während sie erfolglos im Schloss herumstocherte.
„Hey, wenn du da fertig ausprobiert hast, könntest du vielleicht meinen Notfall-Universalschlüssel nehmen.“
„Deinen, was?“, fragte Rilliana und wandte sich der Shifterin zu.
„Meine Dietriche. Wenn du damit umgehen kannst, solltest du damit besseren Erfolg haben, als mit deinen Zahnstochern. Er ist in der Ferse meines Schuhs versteckt.“
Rilliana untersuchte ihre Stiefel, und tatsächlich, sie sah etwas Glänzendes in deren Sohle. Vorsichtig zog sie die Dietriche heraus und versuchte erneut, das Schloss zu knacken. Sie drehte das Metall und es knackte laut. Rilliana zuckte zusammen und die Shifterin zog zischend Luft ein.
„Mädchen, du hast heute aber auch gar kein Glück.“
„Ich hatte Glück, bis ich dir begegnet bin!“
„Ohne Witz. Es ging bergab, als du versucht hast, Big Little John zu bestehlen.“
„Wie lange hast du mich beobachtet?“
„Lange genug.“
Rilliana schüttelte den Kopf und lehnte sich zurück.
„Und was jetzt?“, fragte sie und sah die Shifterin an.
„Warten, da unser letzter Ausweg halb auf dem Boden und halb im Vorhängeschloss steckt.“
„Haha“, sagte Rilliana trocken und zog die Beine zu sich heran.
„Wie heißt du eigentlich?“, murmelte Rilliana in Gedanken versunken.
„Trisha“, antwortete die Shifterin wie aus der Pistole geschossen.
„Normalerweise würde ich sagen, dass ich mich freue, deine Bekanntschaft zu machen, aber ich gebe dir immer noch ein bisschen die Schuld, dass ich hier überhaupt drinstecke“, sagte Rilliana und schloss die Augen, während sie sich gegen das Gitter lehnte.
„Kein Problem, das kann ich voll und ganz nachvollziehen … hey Rilliana?“, sagte Trisha.
„Ja?“
„Du schuldest mir einen neuen Dietrich.“

Rilliana saß gefühlte Stunden mit Trisha in dem kleinen Käfig, und nachdem Langeweile von beiden Besitz ergriffen hatte, fing die erste die erste Eisschicht an zu schmelzen. Rilliana erfuhr, dass Trisha erst vor ein paar Wochen in Leon’s Keep angekommen war und sich direkt mit den falschen Leuten angelegt hatte.
„Was ist so wichtig, dass du Faluden bestehlen wolltest?“, fragte Rilliana stirnrunzelnd.
„Mein Adoptivvater sagte mir, Faluden hätte Informationen über den Verbleib meiner leiblichen Eltern. Ich will nur Gewissheit, verstehst du?“, antwortete sie und verstummte. Rilliana sagte nichts. Sie wusste nur zu gut, was sie meinte. Ihre eigenen Eltern hatten sie verlassen, als sie noch ein Baby war, und seitdem lebte sie allein in Leon’s Keep. Erst in einem Waisenhaus, dann auf der Straße, und es verging kein Tag, an dem sie nicht an sie dachte.
„Ich muss gestehen, ich habe lange keine anderen Shifter mehr gesehen … oder andere Elfen …“, murmelte Rilliana und Trisha nickte.
„Vater meinte, die Elfen hätten sich in die Wälder zurückgezogen. Haben wohl keine Lust mehr auf den Schwachsinn der Menschen gehabt.“
„Kann ich verstehen. Und sie haben mich dabei vergessen“, sagte Rilliana und sah auf, als sich die Türe öffnete und mehrere Männer eintraten. Faluden stellte sich vor den Käfig und studierte die beiden Frauen darin.
„Hier war aber jemand fleißig“, kommentierte Faluden und untersuchte das Schloss, in dem noch der abgebrochene Dietrich steckte, „Tut mir leid, dass du in die Sache hineingeraten bist, Elfe, aber ich bin immer etwas gründlicher, wenn es um meine Geschäfte geht.“
„Hey, du könntest mich immer noch einfach gehen lassen und …“, fing Rilliana an, doch er ignorierte sie und wandte sich an Trisha.
„Ich habe mich immerzu gefragt, warum du ausgerechnet bei mir einbrechen wolltest, bis ich heute endlich die Antwort gefunden habe, und sie ist hier drin.“
Er zog etwas aus seinem Anzug und wedelte mit einer Rolle Pergament vor Trishas Nase herum.
„Und da es dir wichtig zu sein scheint, würde ich sagen, wir bewahren es an einem sicheren Ort auf, nicht wahr?“, sagte er und reichte die Schriftrolle einem seiner Männer. Trisha sah ihr nach, ohne zu blinzeln, als hätte sie Angst, dass sie sich im nächsten Moment in Luft auflösen würde.
„Tu es“, sagte Faluden und sein Gefolgsmann ließ eine Flamme in seiner Hand entstehen, die das Pergament vollständig verschlang.
„Du Bastard!“, sagte Trisha und presste ihr Gesicht gegen die Gitterstäbe. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Wären ihre Hände nicht noch immer in dem Sack gefangen gewesen, hätte sie sicher versucht, Faluden das Gesicht zu zerkratzen.
„Keine Sorge, mein Kätzchen, ich habe die Rolle auswendig gelernt und du kennst meinen Preis.“
„Niemals werde ich für Abschaum wie dich, arbeiten!“
„Tja, wie schade, dann kann ich dich wohl auch nicht gebrauchen, wenn deine Meinung über mich so gefestigt ist.“
Er wandte sich zum Gehen. Der Magier blieb zurück und zündete ein paar der Kisten an, die sich im Lagerhaus befanden.
„Meine Damen“, sagte er grinsend und verbeugte sich vor ihnen. Dann drehte er sich um und lief zum Ausgang. Die Tür wurde geschlossen und Rilliana hörte, wie ein Riegel vorgeschoben wurde.
„Das war’s dann …“, murmelte Rilliana und sackte in sich zusammen, während um sie herum die Flammen immer größer wurden.
„Noch nicht ganz“, sagte Trisha und versuchte, sich hinzuknien. Dabei rieb sie ihr Schienbein gegen ihren Stiefel, bis dieser sich von ihrem Fuß rutschte.
„Was machst du da?“, fragte Rilliana.
„Ich wollte das eigentlich nicht tun, aber wir haben wohl keine andere Wahl. Siehst du meine Fußkrallen? Ich möchte, dass du eine für mich herausziehst.“
Rilliana starrte auf ihren entblößten Fuß und die scharfe Kralle an ihrem Zeh. Dann sah sie hoch zu Trisha.
„Was?“
„Stell keine dummen Fragen und tu es, wir haben nicht viel Zeit.“
„Wie bin ich da nur reingeraten!“, fluchte Rilliana und nahm vorsichtig eine Klaue in die Hand.
„Vorsichtig. Du willst dich nicht daran schneiden“, murmelte Trisha, schloss ihre Augen und atmete tief durch.
„Musst du mir nicht zweimal sagen“, antwortete Rilliana deren Finger gefährlich nahe an der scharfen Seite ruhten.
„Auf drei … eins … zwei“, sagte Rilliana und zog mit aller Kraft. Trisha zog zischend Luft ein, als die Elfe sie überraschte, und wurde bleich.
„VERFLUCHTE SCHEISSE!“, brüllte Trisha als Rilliana eine blutige Kralle hochhielt.
„Was jetzt?“
Trisha keuchte vor Schmerz und nickte zu ihren Händen.
„Schneid … schneid damit den Sack auf, dann kann ich versuchen, mich durch die Gitterstäbe zu quetschen.“
Sofort tat Rilliana, wie ihr geheißen, und durchtrennte die Lederriemen der Fäustlinge. Sofort spreizte Trisha ihre Finger und atmete erleichtert auf.
„Endlich … das fing an, weh zu tun.“, murmelte Trisha und ließ kurz ihre Arme kreisen, um wieder Gefühl in sie zu bekommen.
„Bist du sicher, dass du da durchkommst?“, fragte Rilliana ungläubig.
„Ziemlich. Shifter haben so einige Tricks auf Lager und es gibt nur einen Weg, um es herauszufinden, oder?“, antwortete die Shifterin und drückte sich zwischen die Gitterstäbe, aber diesmal überlegter und mithilfe ihrer Hände. Rilliana staunte nicht schlecht, als Trishas Kopf zwischen den Gitterstäben hindurchrutschte und dann der Rest ihres Körpers.
„Warum haben wir das nicht gleich gemacht?“, fragte Rilliana und schaute auf zu Trisha, die sich den Staub von der Kleidung klopfte und zischend nach Luft schnappte.
„Weil das hier“, sagte sie und zeigte auf ihren Fuß, „höllisch weh tut und ich es noch wochenlang spüren werde.“
„Tut mir leid“, sagte Rilliana und senkte den Kopf, um ihre Verlegenheit nicht zu zeigen.
„Ist schon in Ordnung. Warte einen Moment, ich hole dich sofort da raus.“
Rilliana beobachtete, wie Trisha hinter eine Ecke humpelte, und hörte, wie sie etwas vom Boden aufhob.
„Damit hole ich dich raus!“, sagte Trisha als sie mit einem Brecheisen zurückkam und es an das Schloss setzte. Es knackte laut und das Schloss brach entzwei.
„Komm jetzt, lass uns hier verschwinden, bevor wir zu viel von dem Rauch einatmen!“, sagte sie zu Rilliana. Beide Frauen gingen zur Tür. Rilliana stützte Trisha dabei. Sie versuchten, die Tür zu öffnen, aber ein Riegel machte ihnen einen Strich durch die Rechnung.
„Was nun?“, fragte Trisha und schaute sich in der brennenden Halle um.
„Vielleicht können wir den Riegel mit dem Brecheisen heraushebeln?“, überlegte Rilliana laut. Trisha nickte und setzte das Brecheisen an.
„Lasst es uns versuchen.“
Sie drückte, und wie durch Zauberhand sprang der Riegel sofort weg. Beide Frauen drängten sich hindurch und keinen Augenblick zu spät. Denn im nächsten Moment krachte ein brennender Balken hinter ihnen herunter.
„Das war knapp“, murmelten sie beide gleichzeitig und grinsten einander an.
„Nun … ich danke dir für dieses kleine Abenteuer … Trisha. Ich würde mich jetzt allerdings verabschieden …“, sagte Rilliana und sah hinunter auf den blutigen Fuß der Shifterin, „Sag … Hast du ein Versteck in der Nähe?“
Trisha verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf.
„Auf der anderen Seite der Stadt“, antwortete Trisha trocken und blickte auf den Fluss und den Hafen.
„Dann komm, lass uns zu meinen gehen.“
„Echt? Aber …“
„Komm einfach, bevor Faluden zurückkommt“, schnitt Rilliana ihr das Wort ab und fing erneut an, Trisha zu stützen.

„Halt still, ich muss mich um deine Kralle kümmern“, sagte Rilliana, während sie versuchte, die Wunde mit starkem Alkohol zu waschen.
Tapfer hielt Trisha still und biss sich auf die Unterlippe.
„In einer Minute ist es vorbei“, sagte Rilliana und wickelte einen Verband um die Kralle.
„Hier wohnst du also?“, fragte Trisha und versuchte sich mit der Frage von den Schmerzen abzulenken.
„Klar. Keine Miete. Versteckt vor ungewollten Blicken und eine wunderschöne Aussicht“, antwortete Rilliana zeigte nach oben zu einem Loch in der Wand, welches von einem Tuch überdeckt war. Die Elfe verknotete den Verband mit einer kleinen Schleife und setzte sich neben die Shifterin.
„So, das sollte fürs Erste reichen.“
„Danke“, murmelte Trisha und lehnte sich zurück.
„Gern geschehen.“ Erwiderte Rilliana und lächelte sie an.
„In deinem Zustand solltest du wahrscheinlich nicht herumlaufen. Du kannst hier übernachten, bis es dir besser geht.“
„Das kann ich nicht annehmen. Wie soll ich das je wiedergutmachen?“, fragte Trisha und versuchte aufzustehen.
„Bleib liegen!“, befahl Rilliana, drückte sie mit einer Hand in die Strohmatte und stützte sich mit der anderen auf dem Bett ab. Trisha schlug ihre stützende Hand zur Seite und beide liefen rot an, als Rilliana auf sie fiel.
„Du wirst schon einen Weg finden“, sagte Rilliana sanft.
„Eine Sache fällt mir sofort ein“, sagte Trisha, schloss die Augen und schürzte die Lippen. Rilliana tat es ihr gleich und schloss den Abstand zwischen ihnen.

Die junge Elfe Rilliana rollte sich leise aus ihrem Bett, nachdem ihre neue Freundin Trisha, die Katzenshifterin, endlich eingeschlafen war. Nach dem anstrengenden Tag hatten sie beide die Nähe des anderen gebraucht. Ein offenes Ohr und eine Seele, die zuhörte. Auch wenn sie sich erst seit ein paar Stunden kannten, fühlten sie sich einander unglaublich verbunden. Rilliana schaute der Shifterin noch einen Moment beim Schlafen zu, kletterte dann die Leiter hoch und schlich zum großen Spalt in der Wand. Sie öffnete das schwere Tuch und fing erschöpft an zu lächeln. Vor ihr erstreckte sich Leon’s Keep. Ihre Heimat, ihr Zuhause. Die Hafenstadt war dunkel, doch ihre Augen machten das nichts aus. Es wurde ihr ein ungehinderter Blick auf Leon’s Keep bei Nacht geboten. Leichtfüßig kletterte sie auf ihren Schreibtisch vor dem Loch und setzte sich im Schneidersitz darauf, um die Stadt zu bewundern. Sie ließ ihre Augen über die Straßen ihrer Stadt wandern, doch wie erwartet war niemand mehr unterwegs. Mit einem Blick zur riesigen Turmuhr bestätigte Rilliana ihre Vermutung: Es war drei Uhr morgens.
„Wie wohl die Aussicht von dort oben ist?“, murmelte sie, strich ihre blonden Haare zur Seite und schloss letztlich ihre Augen. Sie stellte sich vor, wie sie oben auf dem Turm stand und raus auf den Fluss schaute, während das Licht des Mondes sich im Wasser spiegelte. Rilliana konzentrierte sich auf das Geräusch des Windes und das sanfte Rauschen des Flusses, der gegen die Hafenmauern schlug. Die Geräusche halfen ihr, tiefer in ihre Meditation einzutauchen und das Erlebte zu verarbeiten. Gestern war viel passiert, und sie waren beide nach einem holprigen Start nur knapp mit dem Leben davongekommen. Wäre Trisha nicht da gewesen, dann wäre von ihr wahrscheinlich nur Asche übrig geblieben, aber ohne den Shifter wäre sie auch nie in diese Situation geraten. All das spielte allerdings im Moment keine Rolle. Sie waren entkommen und Faluden hielt sie für tot. Jetzt mussten sie nur noch untertauchen und warten, bis sich der Staub gelegt hatte.
Der Mond wanderte über den Nachthimmel und verschwand, während Rilliana meditierte, um sich von den Strapazen zu erholen. Erst als die ersten Sonnenstrahlen ihr Gesicht wärmten, öffnete sie ihre Augen und streckte sich. Rilliana hörte, wie ihr Bett leise knarrte, und sie hörte ein leises Gähnen.
„Morgen, Schlafmütze, wie geht es deiner Kralle?“, fragte Rilliana hüpfte vom Schreibtisch herunter und glitt die Leiter hinunter. Sie drehte sich zu der Shifterin die sich gerade ihr linkes Auge rieb und versuchte, mit ihrer anderen Hand ihre wilden Haare zu bändigen. Sie schienen über Nacht ein eigenes Leben gehabt zu haben und standen in alle Richtungen ab.
„Oh, das wird schon wieder“, murmelte Trisha und klappte die Decke beiseite, damit sich Rilliana zu ihr legen konnte. Die Elfe folgte der Bitte und kuschelte sich an sie.
„Du bist so warm …“
„Und du dafür eiskalt … was hast du da oben gemacht?“, fragte Trisha und legte einen Arm um die Elfe.
„Am offenen Fenster meditieren … ich muss nicht unbedingt schlafen und dort oben kann ich es besser. Gute Aussicht auf die Stadt, verstehst du?“
„Ich … denke schon?“, murmelte Trisha gerade in dem Moment, als ihr Magen knurrte.
„Ich nehme an, du hast Hunger?“, fragte Rilliana belustigt und sah zu Trisha auf.
„Etwas …“, murmelte Trisha und ihre Aussage wurde durch ein weiteres, lauteres Knurren unterstrichen.
„Ein bisschen also“, lachte Rilliana und Trisha wurde rot, „Schauen wir mal, was ich noch habe“, sagte die Elfe, rollte sich wieder aus dem Bett und öffnete einen heruntergekommenen Schrank. Eine Schachtel mit Keksen war das Einzige, was sich darin befand.
„Aha! Wir haben Glück!“, rief Rilliana und griff nach der Schachtel. Doch als sie diese anhob, wurde sie stutzig. Die Kekse waren schwerer, als sie erwartet hatte. Sie schüttelte sie leicht und hörte ein Quieken.
„Ach, komm schon, Nibbel? Ich habe dir doch gesagt, du sollst mein Essen nicht anrühren“, murmelte Rilliana und zog eine Maus aus der Schachtel, die sich durch die Kekse gefressen hatte.
„Haben sie wenigstens gut geschmeckt?“
Die Maus quiekte zustimmend und krabbelte über ihren Arm auf ihre Schulter.
„Du hast mir nicht gesagt, dass du ein Haustier hast“, sagte Trisha.
„Nun, zwischen der Seitenstraße, in der du mich ausgeraubt hast, der Nummer im Käfig und der wunderschönen Nacht habe ich nicht die Zeit gefunden, dir von Nibbel zu erzählen. Er ist auch nicht wirklich mein Haustier. Er kommt nur vorbei, um sich an meinen Vorräten zu vergehen und um mir Gesellschaft zu leisten“, erklärte Rilliana und nahm die Maus von ihrer Schulter, um sie Trisha zu zeigen.
„Keine Sorge, ich tue dir nichts, Kleiner“, flüsterte die Shifterin und streichelte sanft den Kopf der Maus. Nibbel beschnupperte ihre Hand und kletterte nach kurzem Überlegen auf ihre Schulter. Rilliana lächelte, als sich ihre Freunde vertrugen, doch ihre Miene wurde ernster, als sie den Verband an Trishas Fuß sah.
„Ich nehme an, du kannst noch nicht laufen, oder?“, fragte Rilliana und Trisha sah sie belustigt an.
„Willst mich wohl loswerden, was?“, fragte Trisha grinsend und schwang ihren Fuß aus dem Bett.
„Nein, so meinte ich das nicht“, erwiderte Rilliana.
„Ich zieh dich nur auf. Versuchen wir es einfach“, antwortete sie, schwang ihre Beine aus dem Bett und versuchte aufzustehen. Sofort wurde Trishas Gesicht bleich und sie riss ihren Mund zu einem stummen Schrei auf.
„FUUUUUCK! ICH DACHTE, DAS SOLLTE BESSER WERDEN UND NICHT SCHLIMMER!“, schrie Trisha und Nibbel fiel erschrocken von ihrer Schulter und krabbelte sofort unter die Decke.
„Lass mich mal sehen“, murmelte Rilliana, kniete sich hin und begann vorsichtig, den Verband zu lösen. Trishas Zeh war geschwollen und rot angelaufen.
„Tut mir leid, ich muss einen Fehler beim Verarzten deiner Wunde gemacht haben. Dein Zeh hat sich entzündet. Ich hole dir Medizin, damit es nicht noch schlimmer wird, in Ordnung?“, erklärte Rilliana und band einen neuen Verband um Trishas Zeh.
„Habe wohl keine andere Wahl“, murmelte Trisha und zog eine Schnute.
„Ich bin bald wieder da und bringe auch etwas zu essen mit.“
Rilliana zog sich ein weites Hemd über und eine mehrmals geflickte Hose, schulterte eine kleine Tasche und drehte sich zu Trisha.
„Pass auf dich auf, Rilliana“, sagte die Shifterin und streckte der Elfe ihre Arme entgegen.
„Ich geh doch nur ein paar Besorgungen machen. Pass du besser auf, dass du dich nicht zu Tode langweilst“, lachte Rilliana und erwiderte die Umarmung mit einem Kuss.
„Ruh dich aus, damit es nicht schlimmer wird“, sagte Rilliana sanft, als sie den Kuss löste.

Mit dem Morgen kamen auch die Bewohner der Stadt auf die Straßen. Mehr als einmal musste sich Rilliana zwischen den Menschenmassen quetschen, um weiterzukommen, und der köstliche Geruch von Brötchen erfüllte die ganze Straße.
„Morgen, Rilliana“, grüßte der Bäcker, als er sie sah.
„Morgen, Olaf“, sagte sie und bewunderte die Köstlichkeiten vor ihr, „Könntest du mir vier davon geben?“, sagte sie und deutete auf die Brötchen.
„Klar …, wenn du bezahlen kannst“, lachte er und hob eine Augenbraue.
„Natürlich“, sagte Rilliana knapp und kramte in ihrer Umhängetasche nach ein paar Münzen. Nach dem Tausch beugte sich Olaf zu ihr herunter und Rilliana horchte auf.
„Könnte es sein, dass du die falschen Leute verärgert hast?“, flüsterte er leise und mit ernster Stimme. Rilliana biss sich auf die Unterlippe.
„Könnte sein. Wer hat nach mir gefragt?“, fragte sie.
„Ein alter Typ, graue Haare, langer Mantel. Sucht nach einer blonden Diebin.“
„Du weißt aber schon, dass einige Diebe in Leon’s Keep blond sind, oder?“
„Er vermutete, dass die Diebin eine Elfe war“, sagte Olaf und sah sie besorgt an.
„Nun, das grenzt die Suche schon etwas mehr ein. Danke für die Warnung.“
„Pass auf dich auf“, sagte Olaf. Rilliana nickte ihm dankend zu und verschwand in der Menge.

Nachdem Rilliana in der Apotheke eine Salbe und Medizin gekauft hatte, machte sie sich auf den Weg zurück zu ihrem Versteck. Sie achtete darauf, Umwege zu nehmen, um mögliche Verfolger abzuschütteln. Letztlich betrat sie den staubigen Flur und erstarrte. Etwas war anders. Jeden Tag ging sie durch diesen schmalen, dunklen Korridor hinaus und wieder zurück, aber jetzt, nach der Warnung, die Olaf ihr gegeben hatte … etwas machte sie unruhig. Sie konnte nicht genau sagen, was es war. Ein Geruch, den sie unterbewusst wahrnahm. Vielleicht ein Flüstern hinter den Wänden. Sie konnte ihre Wohnungstür problemlos sehen, sodass sie sicher sein konnte, dass im Korridor keine Fallen aufgestellt worden waren. So leise wie möglich ließ sie ihre Tasche auf den Boden gleiten. Rilliana selbst schlich sich zur Tür, bereit, jeden zu überwältigen, der sich hinter der Tür befand. Sie holte aus und trat mit aller Kraft gegen die Tür, die sofort aufsprang. Rilliana stürzte in ihr Versteck und blieb sofort wie angewurzelt stehen. Trisha schien bewusstlos und sie lag gefesselt auf dem Bett. Seile reichten von ihren Handgelenken bis zum Kopfende. Auch ihre Knöchel waren gefesselt und fest am Fußende des Bettes verankert. Mit einem Blick konnte Rilliana erkennen, dass der Eindringling Trishas Verletzung ausgenutzt und sie so gefesselt hatte, dass sie unglaubliche Schmerzen in ihrer verletzten Kralle verspüren würde, wenn sie sich zu sehr gegen ihre Fesseln wehrte. Ohne weiter nachzudenken, eilte Rilliana zu Trisha und machte sich an den Knoten zu schaffen.
„Trisha! Wach auf, was ist passiert, wer hat das getan?“, fragte sie bestürzt und tastete nach ihren Dolchen. Leider hatte Faluden ihr diese gestern abgenommen, also arbeitete sie fieberhaft daran, die Knoten von Hand zu lösen. Zu spät bemerkte sie, dass sich jemand hinter ihr angeschlichen hatte. Eine muskulöse Hand packte sie von hinten und ein Tuch wurde ihr über das Gesicht gedrückt. Vor Schreck atmete Rilliana tief ein und roch einen süßlichen Duft, der sofort ihre Sinne trübte. Ihr Denken wurde langsamer, während sie versuchte, sich mit Leibeskräften gegen die kräftige Hand zu wehren. Doch bald musste sie einsehen, dass sie verloren hatte. Rillianas Arme wurden schwer und sie fielen auf ihre Seite. Mit einem letzten Blick auf Trisha sackte ihr Kopf nach vorne und sie wurde bewusstlos.

Rillianas Kopf pochte, als sie aufwachte. Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen hatte sie das Bewusstsein verloren, und das schien ihrem Kopf überhaupt nicht zu gefallen. Sie stöhnte und aus ihrem Mund kam nur ein gedämpftes Brummen. Etwas steckte in ihrem Mund und konnte nicht heraus. Der Grund dafür war ein Tuch, welches in ihre Mundwinkel schnitt. Rilliana versuchte, das Tuch herunterzureißen, aber ihre Hände gehorchten ihr nicht. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihre Hände gefesselt waren, und als sie endlich ihre Augen öffnete, konnte sie absolut nichts sehen. Einen Moment später spürte sie die Augenbinde und ein mulmiges Gefühl in ihrem Bauch. Ihre Augen waren ihre mächtigste Waffe. Ohne sie fühlte sie sich mehr als nur schutzlos. Sie konnte nicht aufstehen. Ihre Beine waren an den Knöcheln und über und unter ihren Knien zusammengebunden. Verärgert schrie sie in ihren Knebel, um auf sich aufmerksam zu machen. Sie vernahm ein leises Wimmern von Trisha, die immer noch über ihr ans Bett gefesselt schien.
„Ah, du bist endlich wach“, sagte eine raue Männerstimme, und Rilliana spürte, wie sich jemand neben ihr auf den Boden setzte. Rilliana versuchte blindlings, von ihm wegzukriechen, nur um mit einer Steinwand Bekanntschaft zu machen. Sofort fing ihr Kopf wieder an zu pochen und der Fremde kicherte. Er zog sie von der Wand weg und zu sich.
„Hör zu, ich will dir und deinem kleinen Freund nichts Böses. Es ist nur so, dass ihr etwas von meinem Klienten gestohlen habt und er es gerne zurückhaben möchte. Ich würde es vorziehen, wenn wir das so gewaltfrei wie möglich lösen könnten, meinst du nicht auch?“
Rilliana nickte vorsichtig.
Wie hat er mein Versteck gefunden? War ich zu unvorsichtig? Wird er uns gehen lassen? Dachte die Elfe und lauschte auf, als er weitersprach.
„Gut. Kommen wir zur Sache“, fuhr er mit heiterer und freundlicher Stimme fort, „mir wurde gesagt, dass eine diebische blonde Elfe durch Leon’s Keep gestreift ist und gestern etwas Wertvolles von meinem Kunden gestohlen hat. Du weißt nicht zufällig, wo ich seinen Besitz finden kann, oder?“
Rilliana zuckte mit den Schultern und murmelte in ihren Knebel.
„Oh, Entschuldigung, das hatte ich vergessen, Mylady“, sagte der Fremde und löste den Knoten in ihrem Nacken, um den Knebel zu entfernen. Rilliana atmete ebenfalls erleichtert auf und bewegte vorsichtig ihren Kiefer, um die Steifheit, die sich langsam gebildet hatte, loszuwerden.
„Lässt du uns gehen, wenn ich es dir sage?“, fragte die Elfe. Sie versuchte, tapfer zu klingen, aber sie glaubte sich selbst nicht.
„Du hast mein Wort, wenn du mir sagst, wo die Geldbörse ist, die du gestern entwendet hast“, sagte der Mann erneut mit seiner sanften Stimme.
„Der Beutel ist in dem Kleiderstapel in der Ecke beim Fenster!“
Rilliana spürte, wie der Fremde aufstand und zum Fenster ging. Sie konnte hören, wie er ein wenig in ihren Kleidern wühlte, bis er freudig aufschrie.
„Ich denke, das war gute Arbeit von uns allen!“
Er kam zu Rilliana zurück und setzte sich wieder hin.
„Du hast Glück, Elfe. Mein Kunde ist nicht an dem Geld interessiert. Er weiß noch nicht mal, wie viel er dabei gehabt hatte, also kannst du den Rest behalten. Nur das Wappen will er zurück“, sagte er und leerte den Beutel über ihr aus. Münzen regneten auf Rilliana herab und rollten über den Boden und unter das Bett.
„Sag mal, wie gelenkig bist du eigentlich?“, fragte er neugierig. Verwirrt drehte die Elfe ihren Kopf in seine Richtung, als er plötzlich ihre Beine mit einem weiteren Seil anhob und sie mit ihren Händen verband, sodass sie in einem engen Hogtie auf dem Boden lag.
„Ich dachte, du lässt uns gehen?“, fragte Rilliana entsetzt und zerrte an dem Seil, was sofort in ihre Handgelenke schnitt.
„Tue ich auch. Hier.“
Rilliana hörte, wie ein Messer auf den Boden geworfen wurde, und vermutete, dass es in einer der Ecken gelandet war.
„Dein Schlüssel zur Freiheit. Und bevor ich es vergesse“, sagte er und wollte sie gerade wieder knebeln, als sie sich abwandte.
„Komm schon, wir haben es doch fast geschafft“, sagte der Mann enttäuscht, wartete aber ab, was sie zu sagen hatte.
„Bitte warte … Meine Freundin ist verletzt, könntest du ihr etwas von der Medizin geben, bevor du gehst, sie liegt draußen im Flur“, flehte Rilliana und betete zu allen Göttern, dass der Mann wirklich ein Herz hatte. Nach kurzem Zögern stand der Mann tatsächlich, auf und ging in den Flur. Kurze Zeit später kam er zurück und verabreichte der wimmernden Shifterin ihre Medizin und verteilte sogar die Salbe auf ihrer Verletzung.
„Yeeah, sah schon echt übel aus, die Verletzung. Hast Glück, dass ich dich irgendwie mag, Elfe“, sagte der Mann und stopfte ihr den Knebel wieder in den Mund, den sie diesmal widerstandslos akzeptierte.
„Nun denn, meine Damen. Auf Wiedersehen“, sagte er und schloss schwungvoll die Tür. Trisha stöhnte erleichtert auf, während Rilliana versuchte, in Richtung der Klinge zu kriechen. Ihr Körper rieb unangenehm über den Boden und scheuerte über die Münzen.
Das Messer müsste in diese Richtung gefallen sein, oder? Dachte Rilliana und robbte sich nach vorne, nur um im nächsten Moment Bekanntschaft mit ihrem Schrank zu machen. Sie stöhnte in den Knebel und unterdrückte einen Schrei, als ihr Kopf sich anfühlte, als würde er platzen. Dies würde eine lange Nacht werden.

„Endlich kann dieser blöde Verband weg“, seufzte Trisha erleichtert und ließ sich auf Rillianas Bett fallen, bevor diese ihr den Verband abnahm.
„Jetzt musst du nur aufpassen, dass du deinen Fuß nicht zu sehr belastest“, sagte Rilliana und legte sich zu ihrer Freundin.
„Ach komm schon, ich habe mich für … einen Monat ausgeruht!“
Rilliana drehte sich stirnrunzelnd zu ihrer Freundin.
„Trisha … du wohnst erst seit einer Woche hier und ja, ich meine es ernst“, erwiderte Rilliana, „ich verbiete dir, zu viel zu laufen!“
„Erwartest du, dass ich auf allen Vieren durch die Stadt krieche? Wie eine gewöhnliche Katze?“, fragte Trisha und zog eine Augenbraue hoch. Rilliana fing breit an zu grinsen und Trisha sah sie verständnislos an.
„Was?“, fragte Trisha doch dann klickte es, „Nein!“
Sofort versuchte sich Trisha wegzurollen, und rief: „NEIN, NEIN, auf keinen Fall!“
„Aber das ist doch die Idee! Wir haben doch noch diese Seile!“, sagte Rilliana und rutschte hinter ihr her. Trisha gefror zu Eis, als sie die Kante des Bettes unter sich spürte und nun drohte, herunterzufallen.
„Hast du mir nicht gerade gesagt, ich solle es ruhig angehen lassen?“, fragte sie als letzten Ausweg, doch etwas regte sich in ihr. Trishas Neugier lauschte auf, und sie musste wissen, was Rilliana vorhatte. Die Elfe sah sofort das Glitzern in Trishas Augen und wusste, dass sie gewonnen hatte. Das würde ein toller Streich werden.
„Jaaaa, du hast vermutlich recht“, sagte Rilliana theatralisch und stand auf, „und wir haben hier ohnehin nicht genug Platz.“
Rilliana seufzte gekünstelt und drehte sich weg, um ihr breites Grinsen zu verstecken. Trisha biss sich auf die Unterlippe. Sie murmelte etwas Unverständliches.
„Wie bitte?“, fragte Rilliana und drehte sich, nun mit einem ernsten Gesicht, zurück zu Trisha.
„Ich sagte, wir könnten zu mir gehen!“, sagte sie laut, nur um sich im nächsten Moment den Mund zuzuhalten, als hätte sie etwas Falsches gesagt. Rilliana lächelte. Sie ging auf Trisha zu und beugte sich über sie. Die Haare im Nacken der Shifterin stellten sich auf, als sie das lüsterne Grinsen ihrer Freundin sah, und sie schluckte.

Rilliana drückte einen Ast des Busches beiseite und schaute nervös die dunkle Straße rauf und runter. Das Ganze war zwar ihre Idee gewesen, aber sie hatte keine große Lust, der Stadtwache zu erklären, was sie mitten in der Nacht mit der Shifterin auf der Straße machte.
„Die Luft ist rein, komm raus“, flüsterte Rilliana, trat aus dem Busch und zog an einem Seil in ihrer Hand. Der Busch raschelte und Trisha steckte ihren Kopf knapp über dem Boden durch die Blätter. Ihr tiefrot angelaufener Kopf studierte die Straße fieberhaft, doch Rilliana hatte recht. Die Luft war rein. Dennoch hatte sie keine große Lust auf das, was folgen würde. Ihr Schweif steckte zwischen ihren Beinen und ein leichtes Zittern durchfuhr ihren Körper.
„Mmmmhppp …“, murmelte Trisha in das Tuch, das als Knebel diente, um erneut Bedenken zu äußern, doch Rilliana zog einfach fester an dem Seil. Trisha stolperte aus dem Busch hervor und starrte mit weit aufgerissenen Augen zu Rilliana hoch. Das Seil in der Hand der Elfe war mit einem Gürtel verbunden, welcher um Trishas Hals geschlossen war. Ihre Beine waren an ihren Knien gefaltet und mit weiteren Seilen fixiert und mit Tüchern ausgepolstert. Dasselbe galt für Trishas Arme.
„Wie kommt es, dass du ein Versteck in der Oberstadt finden konntest?“, fragte Rilliana neugierig und ohne Trisha anzusehen, um ihre Nervosität zu überspielen.
„Mmmh… nnn… mih b’fei’n… kmmh ih dmm… z’mm, w-mm ih wmmh!“, antwortete Trisha durch den Knebel. Rilliana kicherte.
„Du klingst süß, wenn du geknebelt bist“, sagte sie und kraulte Trisha hinter den Ohren. Sie lehnte sich in die Hand ihrer Freundin und begann kurz zu schnurren, bis sie ein Windstoß traf und sie sich daran erinnerte, wo sie war: Draußen, mitten auf der Straße und hilflos gefesselt. Rilliana bemerkte Trishas Panik und zog sie schnell tiefer in die Schatten. Sie kniete sich neben ihre gefesselte Freundin und begann, sie sanft zu streicheln.
„Hey, du musst dir keine Sorgen machen, uns wird nichts passieren. Ich kenne die Stadt in- und auswendig und wir kommen sicher zu dir. Ich verspreche es“, sagte sie ruhig und sah Trisha voller Zuversicht in die Augen. Die Shifterin zögerte, nickte und krabbelte voraus. Rilliana lächelte und ging ihr hinterher. Trisha versuchte, den kürzesten Weg zu ihrer Wohnung zu nehmen, doch machten die Bewohner der Stadt ihr einen Strich durch die Rechnung und Rilliana zog sie immer wieder auf eine andere Straße. Letztlich kamen sie an eine Häuserecke, ein paar Meter von einer Taverne entfernt. Lautes Gelächter und der Gesang von Betrunkenen erfüllten die Straße. Fragend sah Trisha zu Rilliana auf.
„Mmmh… w-mm… mah’n w’r… jezz…?“, sagte Trisha und lugte ängstlich aus ihrer Deckung hervor, um zu sehen, ob jemand auf der Straße war.
„Du klingst wirklich süß, aber ich verstehe dich immer noch nicht. Müssen wir da vorbeigehen?“
Rilliana spürte, wie Trisha versuchte, sie zu treten, und warf selbst einen Blick die Straße hinunter.
„Könnte schwer werden, da vorbeizukommen, aber …“, murmelte Rilliana und erkannte ein verlassenes Haus am Ende der Straße, welches einen Eingang durch die unterirdischen Gänge der Stadt hatte. So konnten sie sicher die Taverne umgehen.
„Komm hier lang, Kitty“, sagte Rilliana und zog sanft an der Leine. So schnell sie konnten, rannten die beiden Freundinnen über die Straße. Rilliana legte die Leine beiseite und suchte die Schatten nach einem Gitter im Boden ab.
„Irgendwo hier …“, murmelte Rilliana und zog ein Holzbrett beiseite. Dahinter fand sie das Gitter und drückte es auf, sodass es aufschwang. Vorsichtig kletterte Rilliana hindurch und streckte ihre Arme aus, um Trisha herunterzuheben. Trisha zögerte und sah zweifelnd auf Rillianas dünne Arme.
„Komm schon, bevor jemand um die Ecke kommt und uns sieht. Ich kann dich tragen“, flüsterte Rilliana. Trisha nickte zögernd und kroch zum Gitter. Rilliana ergriff ihre Hüfte und kletterte mit ihrer Freundin herunter.
„Fuck. Bist schon schwerer, als ich gedacht habe!“, murmelte Rilliana als sie auf dem Boden des Tunnels ankamen. Trisha fauchte laut und versuchte, Rilliana durch den Knebel zu beißen, doch war sie schnell außer Reichweite, als sie auf dem Boden abgesetzt wurde.
„Aus! Böse Katze!“, lachte Rilliana und gab ihr einen Klaps auf den Hintern. Trisha wurde sofort rot und drehte ihren Kopf beiseite.
„Soo. Pass ein bisschen auf dich auf, Trisha, hier unten könnte es größere Mäuse als Nibbel geben … Obwohl die Mäuse wohl besser auf dich aufpassen müssen, oder? Hier, als kleine Belohnung“, sagte Rilliana und löste das Seil von Trishas Halsband. Zögernd ging Trisha ein paar Schritte nach vorn und schaute dann wieder zu ihrer Freundin.
„Na komm, lass ein bisschen Dampf ab, bevor wir wieder durch die Stadt schleichen müssen. Keine Sorge, diese Gänge benutzt keine Menschenseele. Aber bleib in Sichtweite!“
Trisha ließ sich das nicht zweimal sagen und rannte auf allen Vieren los, als hätte sie nie etwas anderes getan. Sie sah eher wie ein Welpe aus, der nach einem langen Tag froh war, endlich herauszukommen, als wie eine gefesselte Shifterin. Rilliana fand, dass Trisha erstaunlich schnell gelernt hatte, sich effektiv auf allen Vieren zu bewegen. Lag es vielleicht daran, dass Shifter und Katzen sehr eng miteinander verwandt waren, oder daran, dass Trishas Sch****z ihr half, das Gleichgewicht zu halten? Rilliana machte sich innerlich eine Notiz, Trisha nach ihrem Abenteuer zu fragen. Rilliana griff in ihre Tasche und zog etwas heraus.
„Hey Trisha! Fang!“, rief Rilliana plötzlich, und die Shifterin wirbelte herum. Die Elfe hatte einen Ball mit nach draußen geschmuggelt und warf ihn Trisha zu. Freudestrahlend stürzte sich Trisha auf den Ball, als er auf sie zurollte, verfehlte ihn aber knapp mit den Armen, und der Ball rollte unter ihr hindurch in die Dunkelheit. Unbeholfen drehte sich Trisha auf der Stelle um und rannte ihm hinterher, tiefer in den Tunnel. Der Ball prallte an einer Wand ab und in einen Seitengang, der tiefer in das Labyrinth führte. Rilliana machte große Augen und wollte schnell hinterher. Sie wollte gerade Trisha warnen, als sie über einen Stein stolperte und der Länge nach hinfiel. Sie fluchte laut und rappelte sich wieder hoch, doch von Trisha fehlte jede Spur.
„Nein … nein, nein, nein! Trisha!?“, rief sie, und rannte los, als sie keine Antwort bekam.
„Trisha?“, fragte sie erneut. Keine Antwort. Kalter Schweiß lief ihr den Nacken hinunter, als sie sich ausmalte, was mit Trisha passieren könnte. Sie ignorierte den Schmerz in ihren Knien und rannte zu der Ecke, wo der Ball verschwunden war. Rilliana bremste noch nicht mal ab, sondern schlitterte um die Ecke, und ein Stein fiel ihr vom Herzen, als sie Trisha mit fragendem Blick vor ihr kroch. Tränen liefen über Rillianas Gesicht und sie unterdrückte ein Schluchzen.
„Oh verdammt, Trisha!“, schluchzte sie und umarmte die Shifterin die nur ihren Kopf verwirrt schieflegte. Ihre Stimme überschlug sich, als sie versuchte, sich zu erklären.
„Ich … Ich dachte, du wärst zu tief in die Gänge gelaufen. Ich hä häää hääätte dich verloren und dir wäre etwas zugestoßen. Ich bin gestürzt und … und du warst plötzlich weg … das hätte ich mir nie verziehen!“, schluchzte sie und drückte Trisha fest an sich. Trisha ließ es über sich ergehen und stupste Rilliana mit ihrer Nase an.
„Es ist besser, wenn wir es für heute sein lassen“, sagte Rilliana zwischen ihren Tränen und wollte Trisha gerade losbinden, als sie sich gegen ihren Griff wehrte und sich aus Rillianas Griff entzog.
„Hey, was soll das? Komm her, damit ich dich losmachen kann!“, sagte Rilliana und folgte ihr. Trisha wich ihr aus und schüttelte den Kopf.
„Möchtest du … möchtest du weitermachen? Möchtest du das wirklich durchziehen?“, fragte Rilliana ungläubig und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Trisha nickte entschlossen und blickte trotzig zu der Elfe auf. Während Tränen Rillianas Wangen herunterliefen und sie schluchzte, fing sie an zu lachen.
„Wie … wie du willst. Komm her“, murmelte Rilliana und setzte sich auf den Boden. Die Shifterin strahlte, legte sich neben sie und bettete ihren Kopf auf Rillianas Bein. Die Elfe streichelte Trishas Rücken, bis sie erneut zu schnurren begann.
„Darf ich … darf ich dir den Knebel abnehmen?“, fragte die Elfe vorsichtig, und Trisha nickte nach kurzem Zögern. Rilliana löste den Knoten und entfernte das Tuch aus Trishas Mund. Die Shifterin stöhnte leise, als sie ihren Kiefer bewegte, um wieder Gefühl darin zu bekommen.
„Trisha … diese letzte Woche mit dir waren die beste, die ich seit Langem hatte … und … als ich dich gerade aus den Augen verlor … hatte ich Panik, verstehst du? Ich …“ Wieder kullerten Tränen über Rillianas Gesicht, während sie um Worte rang. Trisha sah ihre Freundin mitfühlend an und hob einen Arm, so gut sie konnte, und legte ihn auf Rillianas.
„Du brauchst nichts zu sagen … es war dumm von mir, so weit vorzurennen und dich mit so viel zu belasten“, sagte Trisha und lächelte Rilliana an.
„Du belastest MICH? Wer von uns beiden hat die andere in ein hilfloses Kätzchen verwandelt?“, fragte Rilliana und wischte sich die Tränen weg.
„Ich habe dir die ganze Verantwortung übertragen und keine Rücksicht auf deine … Unerfahrenheit genommen, und das tut mir leid“, sagte Trisha ernst und rückte etwas näher an Rilliana heran.
„Aber ich habe dich aus den Augen verloren, es ist meine Schuld“, sagte die Elfe.
„Unser beider Schuld …“, korrigierte Trisha. Rilliana sah nicht überzeugt aus.
„Außerdem habe ich ein wenig mehr Erfahrung auf diesem Gebiet, würde ich sagen“, fügte Trisha hinzu und versuchte, sich wieder aufzurichten, „Komm, wir müssen ankommen, bevor es hell wird. Wir haben ein gemütliches Bett, das auf uns wartet.“
Rilliana wollte gerade fragen, was sie meinte, doch Trisha war bereits ein paar Schritte nach vorne gelaufen und warf einen auffordernden Blick über ihre Schulter.
„Komm schon!“
Rilliana nickte und wischte sich die Tränen weg, bevor sie aufstand und zu Trisha lief.

Die Shifterin wich nicht mehr von Rillianas Seite, bis sie an einem Loch ankamen, das in den Keller der Ruine führte. Mit der Taverne im Rücken machten sich die beiden Freundinnen auf den Weg zu der Mauer, die die Oberstadt von der Unterstadt trennte.
„Sind wir bald da?“, fragte Rilliana und blickte nervös zum Mond, der bereits gefährlich niedrig stand.
„Sofort“, antwortete Trisha schwer atmend und verschwand hinter ein paar Büschen. Rilliana schob einige Äste beiseite und stand vor einem schweren Gitter, welches ihnen den Weg versperrte.
„Und jetzt?“, fragte die Elfe.
„Drück auf den Stein dort“, sagte Trisha und deutete mit ihrem Ellbogen auf einen Stein mit einem kleinen Katzensymbol darauf, den sie in ihrer Lage aber nicht erreichen konnte. Rilliana drückte darauf, und das Gitter schob sich zur Seite, sodass die beiden sich hindurchzwängen konnten. Sie gingen einen Korridor entlang, bis sie vor einer Holztür standen.
„Nimm meinen Schlüssel“, sagte Trisha und bot Rilliana ihren Hintern an. Rilliana gab ihr einen Klaps und Trisha zuckte erschrocken zusammen.
„ICH MEINTE MEINEN WOHNUNGSSCHLÜSSEL!“, fauchte Trisha, während ihr Puls in die Höhe schnellte.
„Die Gelegenheit konnte ich mir nicht entgehen lassen“, erwiderte Rilliana und grinste breit, während sie nach dem Schlüssel suchte. Schnell wurde die Tür geöffnet, und Rillianas Kinnlade fiel herunter, als sie sah, was Trisha ihr Zuhause nannte. Im ganzen Raum war ein roter Teppich verlegt worden, und an der Wand stand ein Himmelbett. Mehrere Schränke, die zweifellos mit unzähligen Kleidungsstücken gefüllt waren, säumten die gegenüberliegende Steinwand, die nur von einer Tür unterbrochen wurde.
„Mach es dir gemütlich, Rilliana“, sagte Trisha und versuchte, auf das Bett zu klettern. Vergeblich.
„Was, wie? Warum?“, fragte Rilliana schockiert und schob ihre Freundin auf ihr riesiges Bett.
„Können diese Fragen nicht bis später warten? Ich bin schon ein wenig müde.“
„Ja … ja. Natürlich,“ sagte Rilliana immer noch verwirrt, und setzte sich neben Trisha.
„Wer bist du?“, fragte Rilliana und sah ihre immer noch gefesselte Freundin nervös an. Trisha verdrehte nur die Augen.
„Holt mich aus den Fesseln, dann erkläre ich es dir!“, forderte sie und versuchte vergeblich, sich auf dem weichen Bett auf den Rücken zu drehen. Sie ächzte vor Anstrengung, zappelte kurz und lag dann schwer atmend einfach nur da.
„Ein bisschen Hilfe, bitte!“, jammerte sie und sah flehend zu Rilliana auf.
„Natürlich, hier.“
Rilliana half ihr, sich umzudrehen, und begann, die Knoten zu lösen. Kurze Zeit später lagen die beiden unter einer kuscheligen, samtig roten Decke und wärmten einander.
„Also …?“, fragte Rilliana schließlich und wartete neugierig darauf, was Trisha zu sagen hatte.
„Also …“, sagte Trisha und schien nach Worten zu ringen, „wo soll ich überhaupt anfangen? Im Grunde ist es so … Du und ich sind uns sehr ähnlich in der Art, wie wir aufgewachsen sind. Der einzige Unterschied ist, dass ich von einem wohlhabenden Mann aus der nächsten Stadt adoptiert wurde. Er … mein Vater und seine Tochter wurden meine neue Familie und … es mangelte uns an nichts. Er lehrte mich und ich spielte mit seiner Tochter Celine und … mmmh.“
Rilliana sah, dass etwas Trisha sehr bedrückte, und sie drückte ihre Hand unter der Decke.
„Trisha … du musst dir keine Sorgen machen. Ich werde dich nicht verurteilen.“
Trisha sah auf und wirkte gequält.
„Mein Vater ist einer der Lords von Goramag und er hat mir nicht nur das Kämpfen beigebracht, sondern auch andere Dinge.“
„Andere Dinge?“
„Schau, Rilliana ich möchte nicht wirklich darüber reden … ich … mach das nicht mehr.“
Rilliana nickte. Sie verstand, dass, egal was es war, es Trisha sehr beschäftigte und sie besser nicht mehr danach fragte.
„Tatsache ist, dass ich gerne bei ihnen war. Auch nachdem seine Tochter umgezogen war, behandelte er mich immer noch mit Liebe. Ich besuchte auch gerne Celine und …“
Trisha verstummte plötzlich und fing an zu zittern.
„Trisha?“, murmelte Rilliana bestürzt und drückte Trisha fest an sich.
„Es ist alles gut … Celine kann dir nichts tun!“
Das schien Trisha zurückzuholen, und sie sah Rilliana verwirrt an.
„Was? Nein meine Schwester ist … komisch, aber … sie ist okay, nur …“
„Hey. Alles ist gut, Trisha. Machen wir erstmal einen Bogen um das Thema Schwester.“
Trisha nickte und räusperte sich.
„Bei all der Liebe, die ich von meiner neuen Familie erfuhr, fragte ich mich trotzdem, wo meine leiblichen Eltern waren. Warum hatten sie mich allein gelassen? Die Fragen, die du dir auch immer gestellt hast. So kam es, dass mein Vater mir half, Informationen zu sammeln, und wir fanden heraus, dass einer seiner Rivalen, Faluden, wahrscheinlich etwas mit dem Verschwinden meiner Eltern zu tun hatte oder zumindest etwas über sie wusste. Allerdings wurde ich von ihm erwischt. Er war von meinen Fähigkeiten beeindruckt und wollte mich rekrutieren, aber wie du weißt, habe ich abgelehnt.“
Trisha hob einen Arm und deutete auf die reiche Einrichtung des Zimmers.
„Das hat mein Vater für mich eingerichtet, damit ich in Leon’s Keep einen Platz zum Leben habe, während ich mich mit Faluden beschäftige. Er hat gute Beziehungen, was vieles vereinfacht hat.“
Trisha beendete ihre Erzählung und wartete darauf, was Rilliana zu sagen hatte. Sie sah sie nur mit ausdruckslosem Gesicht an. Trisha wurde langsam nervös.
„Bitte … sag etwas.“
Rilliana öffnete ihren Mund, schloss ihn aber sofort wieder.
„Trisha … was willst du von mir hören? Glaubst du, ich würde dich verurteilen oder dir den Rücken zukehren, weil du die Tochter eines Lords bist? Außerdem habe ich auch ein paar Geheimnisse und Kontakte in der Stadt und ich bin weit davon entfernt, ein Unschulds-Lamm zu sein. Komm her“, sagte sie und drückte Trisha fester. Die Shifterin erwiderte die Umarmung und atmete erleichtert auf.
„Du musst mich später herumführen. Ich wette, wir können hier eine Menge Spaß haben.“
Trisha kicherte.
„Wenn du wüsstest“, erwiderte sie und schloss die Augen, „aber bitte lass mich erst ein paar Stunden schlafen.“
„Natürlich …“, sagte Rilliana und versuchte, selbst die Augen zu schließen, um in ihre Meditation zu versinken.

Rilliana blinzelte. Sie lag immer noch in dem Himmelbett neben Trisha, die ruhig und zufrieden atmete. Die Elfe lächelte und schlüpfte vorsichtig aus dem Bett, ohne Trisha zu wecken. Sie zog sich ihre enge Lederhose an und streifte sich ihr Shirt über, das ihr locker über den Körper fiel.
Trisha wird doch nichts dagegen haben, wenn ich mich jetzt schon ein wenig umsehe, oder? Überlegte Rilliana und öffnete einen der Schränke. Darin befanden sich unzählige Kleidungsstücke in verschiedenen Farben. Der andere Schrank enthielt dunklere Gewänder, die sich perfekt für nächtliche Diebstähle eigneten, sowie Messer und Dolche in verschiedenen Formen und Längen. Es fehlte nur noch die Tür, die sich zwischen den beiden Schränken befand. Rilliana öffnete sie einen Spalt und warf einen Blick hinein. Ein Korridor mit zwei Türen auf der linken und zwei auf der rechten Seite kam zum Vorschein. Rilliana schaute zu Trisha, die immer noch fest schlief.
„Es wird ihr schon nichts ausmachen“, flüsterte Rilliana und verschwand hinter der Tür. Sofort öffnete sie die erste Tür zu ihrer Linken und fand sich in einem großen Raum mit unzähligen Büchern und einem großen Sofa wieder. In der Ecke des Raumes stand ein Schreibtisch, auf dem sich ein Dutzend Schriftrollen stapelten. Rilliana konnte nicht glauben, wie groß Trishas Wohnung sein musste und wie viele Mittel ihr Vater eingesetzt hatte, um das alles zu ermöglichen. Hastig schloss sie die Tür, da sie nicht dabei erwischt werden wollte, wie sie in den wichtigen Unterlagen herumschnüffelte. Stattdessen öffnete sie die gegenüberliegende. Rilliana fiel die Kinnlade herunter, als sie Trishas Badezimmer entdeckte, das größte, das sie je gesehen hatte. Alles war mit weißen Steinplatten ausgelegt, und in der Ecke stand eine Badewanne, in der mindestens vier Personen Platz gefunden hätten. Eine Toilette und ein Waschbecken vervollständigten das Bild. Rilliana überlegte, ob sie ein Bad nehmen sollte, hielt sich aber zurück. Sie würde lieber mit Trisha baden, wenn diese aufwachte. Sie verließ das Zimmer und ging weiter den Flur hinunter. Rilliana öffnete wieder die linke Tür und fand sich in einem leeren Raum wieder. An der gegenüberliegenden Wand war eine Tafel mit eingravierten Symbolen angebracht. Rilliana konnte die seltsame Schrift nicht lesen, aber ihre Neugierde übermannte sie und sie ging hin und drehte an einem Knopf, aber es passierte nichts, also drückte sie auf eines der Symbole. Sofort begann die Tafel zu leuchten und zu blinken. Zögernd zog Rilliana ihre Hand zurück und fragte sich, ob sie gerade etwas falsch gemacht hatte, als das Licht immer schneller zu blinken begann. Plötzlich schlug die Tür zu und Rilliana war eingesperrt.
„Trisha?“, fragte Rilliana ängstlich, aber sie erhielt keine Antwort. Der Raum leuchtete auf und Rilliana hielt sich die Hände vors Gesicht, um ihre Augen zu schützen. Als das Leuchten verschwand, hörte Rilliana einen Piepton, als ob der Raum ihr mitteilen wollte, dass er fertig war. Rilliana ließ die Arme sinken, und wieder wusste sie nicht, was geschehen war. Überall im Raum waren knopf¬große Löcher in den Wänden erschienen, die kreuz und quer verteilt waren. Auf der geschlossenen Tür flackerte eine Zahl auf, die langsam herunterzählte. Hilfesuchend wandte sich Rilliana der Tafel zu, aber die Symbole sagten ihr immer noch nichts. Rilliana bekam es mit der Angst zu tun und sah sich panisch um, doch fand sie weder einen Ausschalter noch einen Fluchtweg. Die Zahl Null erschien auf der Tür und Rilliana wappnete sich für alles, doch nichts passierte.
„Ähm … kann ich jetzt gehen?“, fragte Rilliana doch plötzlich schoss aus einem der Löcher ein Seil in Rillianas Richtung, das sie nur knapp verfehlte und an der Wand hinter ihr hängen blieb.
„Was zum …?“, fragte sie und duckte sich unter einem weiteren Seil hindurch, das ihr entgegenschoss. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass eine weitere Zahl an der Tür erschienen war, und ihr Herz rutschte ihr in die Hose, als sie eine 179 sah, die nicht abwärts zählte, zumindest nicht sekündlich.
„Das ist nicht dein Ernst, Trish“, sagte Rilliana. Sie rannte zur Tür und versuchte vergeblich, diese zu öffnen. Nach mehreren Zugversuchen merkte sie, dass sie verschlossen war, und ließ hastig los, als weitere Seile in ihre Richtung schossen und sich an und neben der Tür verankerten. Inzwischen waren die Seile wie ein Spinnennetz über den ganzen Raum gespannt, und Rilliana wollte nicht herausfinden, was passieren würde, wenn sie eines berührte, geschweige denn, sich darin verfangen würde. Es gelang ihr, noch einmal knapp auszuweichen, aber dann hatte sie ihr Glück aufgebraucht. Ein Seil schoss knapp an ihrem Kopf vorbei und sie duckte sich erneut. Rilliana bemerkte zu spät, dass von der Tür aus ein weiteres Seil auf sie geschossen wurde, das sie so hart am Rücken traf, dass es sie vom Boden fegte und sie ungehindert in den Dschungel der Seile schleuderte. Es kam, wie sie befürchtet hatte, und von einem Moment auf den anderen war sie hilflos in den Seilen verheddert. Der Raum schoss munter weiter Seile in ihre Richtung, um ihre Chancen, sich zu befreien, zu minimieren. Rilliana kämpfte, so gut sie konnte, aber jede Bewegung schien ihre Lage noch hoffnungsloser zu machen. Plötzlich spürte sie, wie ein Seil zwischen ihren Beinen festgezurrt wurde, woraufhin sie ihre Fluchtversuche sofort einstellte und rot anlief. Das Einzige, was sie jetzt noch bewegen konnte, war ihr Kopf, und so blieb ihr nichts anderes übrig, als wie eine Marionette eine Handbreit über dem Boden in den Seilen zu hängen. Ihre Arme und Beine ragten in verschiedenen Winkeln von ihrem Körper ab und jede Bewegung spannte die Seile mehr.
„Trisha?“, fragte Rilliana ängstlich, und Schweiß tropfte von ihrer Stirn, als sich das Seil zwischen ihren Beinen immer tiefer in ihre Lederhose drückte. Sie hatte allerdings keine Zeit, sich auszuruhen, als ein weiteres Seil in Richtung ihres Kopfes geschossen wurde, und lehnte sich nach hinten. Das Seil zischte knapp an ihrer Nase vorbei und sie spürte, dass sie niesen musste. Mit aller Kraft versuchte sie, dem Reflex zu widerstehen, aber es war ein hoffnungsloses Unterfangen, als sie schließlich niesen musste und ihr ganzer Körper bebte. Rilliana kreischte laut auf, als sich die Seile um sie herum strafften und das Seil zwischen ihren Beinen noch tiefer in sie eindrang. Das Seil vor ihre Nase presste sich in ihre Augen und wickelte sich um ihren Kopf.
„Trisha!“, schrie Rilliana nun in blanker Panik. Das nächste Seil könnte sich um ihren Hals wickeln, und sie wollte sich nicht ausmalen, was dann mit ihr passieren würde. Sie stöhnte erleichtert auf, als sie endlich die Schritte ihrer Freundin hörte. Es gab ein Klicken, und die Tür öffnete sich hinter ihr. Rilliana fiel ein Stein vom Herzen.
„Rilliana? Bist du da drin? Ich kann die Tür nicht ganz öffnen. Bitte sag mir, dass du nichts angerührt hast“, kam Trishas nervöse Stimme von der Tür.
„Sagen wir es mal so … Ich habe etwas angefasst und jetzt hänge ich hier ein wenig rum. Wozu brauchst du einen Raum, der mit Seilen auf dich schießt?“
Trisha lachte laut auf.
„Das ist unter anderem mein Trainingsraum. Da drin kann ich alles Mögliche einstellen. Was glaubst du, warum ich dich so leicht besiegen konnte?“
Rilliana stöhnte auf, als sie sich erneut an die klägliche Niederlage erinnerte, und lenkte das Gespräch wieder zu dringlicheren Problemen.
„Und wann kann ich hier raus?“, fragte Rilliana genervt.
„Kommt drauf an. Welche Nummer steht denn gerade an der Tür?“
„Ich weiß es nicht. Das letzte Mal, als ich sie sah, stand da 179“, sagte Rilliana nervös und befürchtete das Schlimmste. Trisha lachte erneut.
„Du hast es also geschafft, meinen Trainingsraum so einzustellen, dass er dich fesselt und für die nächsten drei Stunden nicht mehr loslässt. Respekt!“
„Drei Stunden?“, fragte Rilliana entsetzt, „kannst du mich nicht früher herausholen?“
„Nun, das schon, aber dann müsste ich mich durch die Tür quetschen, quer durch den Raum und zur Tafel gehen, aber leider muss ich meine Kralle noch ein wenig schonen und ich habe keine Lust, wegen eines kleinen Ausrutschers drei Stunden neben dir zu hängen. Ich komme später wieder. Viel Spaß!“, rief Trisha, lachte abermals und schloss die Tür. Rilliana war aufs Neue sprachlos. Sie wollte gerade etwas hinter Trisha her schreien, als sich ein Seil um ihren Mund schloss und sie effektiv knebelte. Mit letzter Kraft versuchte sie, sich zu befreien, aber der Raum hatte andere Pläne und Rilliana gab auf, als sich die Seile noch enger um sie legten. Verärgert atmete sie durch ihre Nase aus.
Sie wusste, dass Trisha nicht schuld an ihrer Lage war, dennoch fühlte sie sich ein bisschen betrogen und hoffte, dass sie sich irgendwie rächen konnte. Rilliana fing leicht an zu zittern, als das Seil in ihrem Schritt tiefer in sie glitt.
Vielleicht ist es doch nicht so schlecht hier drin.

Trisha schüttelte lächelnd den Kopf und ging zurück ins Schlafzimmer. Sie war kurz in Panik geraten, als sie Rilliana nirgends sah, doch dann bemerkte sie die offene Tür zum Flur und hörte, wie die blonde Elfe sie rief und wimmerte.
„Verdammt, Rilliana. Was machst du nur für Sachen“, murmelte sie und kuschelte sich zurück in ihre Decke.

Rilliana hatte einen verträumten Gesichtsausdruck, nachdem Trisha sie endlich sicher aus dem Trainingsraum herausholte. Sie lag regungslos auf dem Boden und reagierte kaum auf Trisha, die sie vom Boden aufhob und ins Bad brachte. Die Wanne war bereits mit heißem Wasser gefüllt und der Schaum stieg über den Rand. Vorsichtig entkleidete Trisha ihre Freundin und setzte sie in die Badewanne. Rilliana stöhnte auf.
„Ich bin im Himmel“, sagte sie leise und ließ sich tiefer ins Wasser sinken.
„Nicht ganz“, lachte die Shifterin und kletterte selbst hinein und legte sich neben Rilliana. Nach ihrem letzten Abenteuer waren überall auf Rillianas Haut deutliche Seilspuren zu sehen. Trisha bewunderte die Abdrücke und strich mit ihren Fingern über eine von ihnen. Sie verzierten die Elfe wie Ornamente.
„Du siehst aus wie ein Kunstwerk“, flüsterte sie und begann, die Elfe zu massieren, „mein Kunstwerk.“
Rilliana biss sich auf die Unterlippe und genoss die Berührung ihrer Freundin und die Wärme des Wassers. Die beiden Freundinnen hatten ihre Augen geschlossen und Trisha hatte ihre Arme von hinten um Rilliana geschlungen.
„Trisha?“
„Mmmhmm?“
„Es ist kein Zufall, dass du einen Raum hast, der Seile auf einen scheißt, oder? Du magst das?“
Trisha kicherte leise.
„Du doch auch.“
„Schon, aber … warum? Ich … Ich verstehe es nicht. Ich mein, als dieser Fremde uns überfallen hat, hatte ich Angst um dich … um uns. Aber es war dennoch …“
„Interessant? Komisch? Spannend?“
„Er … erregend. Aufregend und …“
Rillianas Stimme wurde zu einem Flüstern und sie wurde rot. Letztlich räusperte sie sich und sagte: „Du sagtest auch in den Tunneln, ich wäre unerfahren, aber in was bin ich unerfahren? Ich dachte, es wäre nur ein lustiger Streich, dich in eine Katze zu verwandeln, aber es hat … anders Spaß gemacht.“
„Nun, Rilliana. Ich denke, du bist ein bisschen auf den Geschmack von Bondage gekommen. Und steckst schon richtig tief in einem Sumpf voller Seile.“
„Bondage?“, fragte die Elfe und ließ das Wort auf ihrer Zunge zergehen, „Ich denke schon? Kannst du es mir beibringen?“
Trisha kicherte.
„Ich glaube, du bist bereits auf dem besten Weg, um mehr über Bondage zu lernen. Ich wollte dich sowieso darauf ansprechen nach unserem kleinen Abenteuer, letzte Nacht.“
„Mmmmmh“
„Liegt noch etwas auf deiner Seele?“
„Kannst du mich trainieren?“
„Du hattest doch schon gerade ein Abenteuer mit Seilen“, sagte Trisha und Rilliana schüttelte energisch den Kopf.
„Nein! Ich meine das Kämpfen! Mir beibringen, wie ich so kämpfen kann wie du! Ich will so gut werden, dass ich all diesen Seilen ausweichen kann!“
Trisha öffnete eines ihrer Augen.
„Ich habe mir angesehen, was du in meinem Trainingsraum angestellt hast … glaub mir, ich bin nicht SO gut“, erwiderte Trisha.
„Trotzdem! Als wir uns das erste Mal trafen, hast du mich auch wie eine Anfängerin aussehen lassen.“
„Ja, das war eine ziemlich peinliche Vorstellung, die du da geboten hast.“
„Ach, komm schon“, sagte Rilliana, löste sich aus der Umarmung und ließ sich auf die andere Seite der Wanne treiben, „so schlecht war ich auch nicht.“
Trisha zog ihre Augenbrauen zusammen und verschränkte ihre Arme.
„Na jaaaaaaa …“
„Halt! Stopp! Ich will keine Antwort darauf. Ich verstehe schon. Kannst du mir jetzt das Kämpfen beibringen oder nicht?“
„Heh. Ich denke, das wird eine ganz schön schwierige Aufgabe.“
„Übertreib es nicht.“
„Aber ich nehme diese SCHIER UNMÖGLICHE Aufgabe an!“
„Trisha …“
„Es könnte gefährlich werden! Sehr gefährlich!“
„Dein Ernst?“
„Wir fangen noch heute an!“
„Moment, heute?“, fragte Rilliana doch Trisha schien ihr nicht zuzuhören und erhob sich aus der Badewanne. Mit hoch erhobener Faust stellte sie sich vor Rilliana auf und das Wasser tropfte von ihren nackten Brüsten. Rillianas Mund klappte jetzt auf und sie starrte ihre Freundin sehnsüchtig an.
„Am besten, wir machen es jetzt! Sofort!“
„Moment … was?“, fragte Rilliana als Trisha aus der Badewanne sprang und die Elfe hinter sich herzog.
„Moment, Trisha! Was meinst du?!?“, rief Rilliana während Trisha sie verrückt lachend hinter sich her schleifte.

„Trisha? Ich dachte, du wolltest mir das Kämpfen beibringen und nicht Bondage“, fragte Rilliana. Sie blickte nervös auf das Gerät, an dem Trisha herumhantierte. Sie konnte nicht genau sehen, was Trisha da tat, und sie konnte auch nicht über ihre Schulter sehen, da sie hilflos auf einem Stuhl, mit Seilen gefesselt, war und immer nervöser wurde.
„Trisha? Komm schon, sag was …“, sagte Rilliana und sah zu, wie Trisha einen Zeiger am Gerät zurückstellte.
„Weißt du noch, was ich dir gesagt habe, als ich dich gegen die Wand gedrückt habe?“, fragte sie, nickte kurz dem Gerät zu und drehte sich zu ihrer Freundin.
„Dass ich mich zu sehr von meinen Gefühlen leiten lasse?“
„Richtig, ich will jetzt sehen, wie du unter Druck reagierst, damit ich mir ein genaues Bild machen kann. Emotionen sind gut in einem Kampf, aber zu viele davon und du wirst verlieren, dasselbe gilt für Stress“, sagte Trisha und deutete auf das Gerät.
„Dieses Gerät wird aktiviert, sobald ich den Trainingsraum verlasse. Danach hast du eine Stunde Zeit, um dich zu befreien, sonst explodiert sie und es gibt eine ziemliche Sauerei.“
Rillianas Blut gefror ihr in den Adern.
„Das ist nicht dein Ernst, oder? Trisha, hol mich sofort hier raus!“, forderte Rilliana und blickte verängstigt auf die Bombe.
„Keine Sorge, Rilli, ich habe volles Vertrauen, dass du dich befreist und die Bombe entschärfen kannst. Du musst nur diesen Knopf hier drücken“, sagte Trisha und zeigte auf einen großen roten Knopf oben auf der Bombe. Rilliana schaute an ihrem Körper hinunter und untersuchte ihre Fesseln. Ihre Hände waren hinter dem Stuhl fixiert und ein Seil führte von ihnen zu ihren Füßen, sodass sie den Boden nicht berührte. Andere Seile waren um ihren Körper gewickelt und drückten sie gegen die Rückenlehne des Stuhls. Außerdem gab es ein Seil, das Trisha durch Rillianas Schritt führte und mit den übrigen Fesseln verband. Ungläubig blickte Rilliana zu Trisha auf, die nun auf sie zukam.
„Trisha können wir nimmmh, hmmhh!“
„Naaahh, mach dir keine Sorgen. Versuch einfach zu entkommen. Eine Stunde ist mehr als genug Zeit“, unterbrach Trisha und steckte ihr ein Tuch in den Mund, das sie mit einem weiteren verschloss und in Rillianas Nacken fixierte. Sie lauschten beide auf, als die Glocke von Leon’s Keep siebenmal läutete.
„Oh! Perfekt. Wir sehen uns dann in weniger als einer Stunde“, sagte Trisha fröhlich, ging eilig zur Tür und winkte der Elfe zum Abschied. Rilliana blickte ihr mit einer Mischung aus Wut und Angst hinterher, aber es blieb ihr nichts anderes übrig, als zu versuchen, die fast unmögliche Aufgabe zu bewältigen. Die Bombe begann zu ticken, und sofort erfasste Panik Rillianas Herz. Zuerst versuchte sie, die Seile zu zerreißen, und kämpfte mit aller Kraft dagegen an. Aber sie schienen nur noch fester zu werden, genau wie vor ein paar Stunden. Wieder wurde sie sich des Seils zwischen ihren Beinen bewusst. Ihr Kopf lief rot an, als es in ihre Hose drückte.
„MMHHMMAAA!“, schrie sie durch ihren Knebel, aber die Shifterin zeigte sich nicht.
In Trishas Arbeitszimmer setzte sich das Catgirl in einen kuscheligen Sessel an ihrem Schreibtisch. Ihre Finger wanderten über ein paar Knöpfe, bis sie den richtigen fand und die Wand vor ihr durchsichtig wurde. Durch die Glasscheibe hatte sie freie Sicht auf Rilliana und ihren Kampf gegen die Seile. Trisha sah amüsiert zu.
„Zuhören und planen ist wohl nicht ihre Stärke“, murmelte Trisha grinsend und legte ihren Kopf auf ihre Arme.
Im Trainingsraum führte Rilliana einen vergeblichen Kampf gegen die Seile. Jedes Ziehen, jede Drehung und jedes Aufbäumen ihres Körpers wurde mit einem Zug zwischen ihren Beinen bestraft. Erschöpft ließ sie sich in den Seilen hängen und warf einen Blick auf die Bombe. Fünfzehn Minuten waren bereits vergangen und sie hatte keine Fortschritte vorzuweisen. Schweiß rann ihr über das Gesicht und kitzelte sie. Verärgert schüttelte sie den Kopf, um die Tropfen loszuwerden, aber ohne Erfolg.
Trisha würde mich nie in Gefahr bringen, oder? Ich benötige eine andere Strategie. Dachte sie und versuchte, sich zu beruhigen. Rilliana begann, ihre Fesseln abzutasten und zu fühlen, ob sie einen Knoten fand. Erleichtert atmete sie auf, als sie einen spürte.
„Mmmmh?“, murmelte sie und versuchte, die Seile über ihrer Schulter zu sehen. Der Knoten war steinhart und Rilliana wurde bleich, als sie ihren Fehler erkannte.
Ich bin so ein Idiot. Dachte Rilliana und begann mit ihren Fingernägeln, den knochenharten Knoten aufzupicken. Ihr Gezappel hatte ihn festgezogen, und jetzt fürchtete sie, dass auch alle anderen genauso waren. Ihren Fingern fanden kaum eine Schwachstelle. Trotzdem ließ sie sich nicht beirren und versuchte es weiter, bis er sich lockerte. Sie atmete zufrieden aus, als sich eines der Seile löste, und warf einen Blick auf die Bombe. Sie erstarrte. Eine weitere Viertelstunde war vergangen. Die zuvor mühsam errungene Ruhe war mit einem Schlag dahin, als sie wieder fieberhaft nach einem Knoten suchte, da sie nun mehr Bewegungsspielraum hatte. Mit jedem neuen gelockerten Knoten konnte sie sich mehr und mehr bewegen, bis sie nur noch ihre Hände und ihre Beine lockern musste. Ein Glockenschlag ertönte und Rilliana sah angsterfüllt auf.
FUCK, FUCK, FUCK! EINS! Zählte Rilliana in ihrem Kopf und kämpfte weiter mit den Seilen, denn nach all den Bewegungen hatten diese sich besonders festgezogen.
ZWEI! Würde Trisha hereinkommen und sie retten?
DREI! Nur noch ein kleines Stückchen und ich bin frei.
VIER! Geschafft! Ich kann die Beine später losbinden!
FÜNF! Sie hat meine Beine nochmal zusätzlich an den Stuhl gebunden?
SECHS! Trisha bitte!
SIEBEN! Geschafft! Jetzt nur noch den Knopf!
Auf der anderen Seite der Wand saß Trisha mit einem teuflischen Grinsen und zählte jeden Glockenschlag laut mit.
„Sieben … Acht!“
Ein lauter Knall schallte durch die Wand, und selbst Trisha zuckte vor Schreck zusammen, als der ganze Raum weiß wurde. Die Tür flog auf und Schaum strömte heraus. Trisha konnte sich nur knapp das Lachen verkneifen, als sie bloß das leise Platzen der Schaumblasen hören konnte und dann:
„TRISHAAA!“
Die Tür zu Trishas Arbeitszimmer knallte auf und eine mit Schaum bedeckte Rilliana stand im Türrahmen. Trisha konnte es nicht länger zurückhalten und begann laut zu lachen. Dabei schlug sie mit der Faust auf den Tisch und hielt sich ihren Bauch. Rilliana wischte sich den Schaum aus dem Gesicht und sah finster zu dem Catgirl welches sich nicht einzukriegen schien.
„Bahahahahahaha! Dein Gesicht! Und der ganze Schaum! Oh, du hättest das sehen müssen!“
„War das alles nur ein dummer Scherz für dich?“, fragte Rilliana wütend und schlug den Schaum von ihren Armen.
„Was? Nein! Das ist alles Teil des Trainings!“, sagte Trisha ernst. Doch fing sie eine Sekunde später wieder an zu lachen. Rilliana starrte sie nur finster an.
„Komm, setz dich hin. Ich werde es dir erklären“, sagte Trisha rasch und wies auf das Sofa neben ihr. Grummelnd und fluchend ging Rilliana auf Trisha zu und wischte den Rest des Schaums ab.
„Jetzt bin ich aber gespannt“, murmelte Rilliana und setzte sich.
„Im Grunde war das eine Wiederholung unseres Kampfes … nur weniger blutig, aber du hast es aus den gleichen Gründen nicht geschafft wie damals. Du hast unüberlegt gehandelt und die Knoten so festgezogen, dass du es dir nur noch schwerer gemacht hast. Außerdem hast du deine Umgebung nicht im Auge behalten, sonst hättest du die ganze Zeit sehen können, dass ein Messer hinter dir lag. Du hättest einfach den Stuhl umkippen und dich damit befreien können. Kurzzeitig dachte ich, du hättest es gesehen, aber … na ja.“
Rilliana kam sich wie eine Idiotin vor.
„Aber dafür üben wir ja. Damit du deine Fehler in einer sicheren Umgebung machen kannst.“
„Und dass ich mich zum Gespött mache, ist nur ein winziger Bonus, oder?

„Fünfundzwanzig Prozent. Kleine Rache dafür, dass du mich gefesselt durch die Stadt geschleift hast.“
„Haha“, sagte Rilliana trocken und legte sich auf das Sofa. Trisha unterdrückte ein Lachen, als der Schaum von Rillianas Rücken links und rechts unter ihr herausquoll.
„Keinen Pieps.“
„Ich sage gar nichts.“
„Mmmmhmm, sicher.“
„Komm schon, du hast dir etwas Leckeres zu essen verdient. Wie wäre es mit Fisch?“, fragte Trisha, stand auf und ging ein paar Schritte zur Tür. Rilliana lief das Wasser im Mund zusammen. Wenn Trisha Fisch zubereitete, war dies immer ein Festmahl. Sofort war ihre Wut verflogen und sie ging eilig zu Trisha und wollte an ihr vorbei.
„Rilliana, hast du nicht etwas vergessen?“, fragte Trisha und zog fest an dem Seil in Rillianas Schritt. Die Elfe fluchte laut, als ihre Beine unter ihr nachgaben und sie mit hochrotem Gesicht zu Boden fiel.




[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von TheLargeEmptY am 20.11.25 um 13:43 geändert
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  RE: Rilliana und Trisha Datum:30.11.25 19:08 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo EmptY,

erstmal noch, Alles Gute nachträglich zum Geburtstag.
Zum zweiten einen schönen ersten Advent.
So nach einer längeren Zeit von stressiger Arbeit (ich hasse die Vorbereitung auf den Jahreswechsel in der IT), freue ich mich sehr das du die Geschichte von Rillina und Trisha hier wieder veröffentlichst und ich sie nochmal von vorne lesen kann und den Stress von der Arbeit hinter mir zu lassen. Ich bin sehr gespannt was du in der Geschichte angepasst, eventuell umgeschrieben, hast. Ich freue mich sehr die Vorgeschichte von LeonCity zu lesen.
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  RE: Rilliana und Trisha Datum:30.11.25 19:36 IP: gespeichert Moderator melden


Dankeschön, Hunter

Ich habe hauptsächlich Kleinigkeiten angepasst, besonders im ersten Kapitel hier. Es wird ein wenig mehr in den Folgekaptiteln, aber es ist nun mal in meinen Augen eine solide Geschichte, die halt ihre Macken hatte, weil ich zu kompliziert dachte oder in dem Korsett von Kinktober steckte. In Kapitel drei habe ich sehr viel hinzugefügt und jetzt in vier muss ich eine ganze Menge ändern. Einfach Dinge, die ... sagen wir, zu kompliziert waren, in dem Sinne von: Warum nicht einfach alles in Leons Keep spielen lassen? Warum muss ich eine weitere Stadt dazunehmen? Verstehst du? Warum ist das Ferienhaus so weit weg? Kann es nicht näher liegen? Ect.

Wie auch immer

Ich hoffe, dir und allen anderen gefällt die Rücker, und ich hoffe selbst, dass ich nun einen besseren Plan vom Schreiben habe und wohin die Story gehen soll ^^
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  RE: Rilliana und Trisha Datum:19.12.25 14:37 IP: gespeichert Moderator melden


Rilliana und Trisha
Kapitel 2
Ernst und Spaß, Hass und Liebe


„Was ist nun? Gehst du mit oder nicht?“, fragte Rilliana und sah ihre Freundin böse lächelnd an.
„Ich sagte: Lass mich überlegen!“, wiederholte Trisha und trommelte auf den Tisch.
„Mädel, ich muss langsam mal ins Bett, könntest du dich bitte entscheiden?“, nörgelte Arissa Berryriver und begutachtete abermals ihr Blatt. Rilliana grinste die klein gewachsene Frau an. Sie wusste, dass Arissa nicht müde war, sondern Trisha nur noch nervöser machen wollte. Die Shifterin seufzte letztlich und schob ihr Geld in die Mitte des Tisches.
„Alles klar, wie ihr wollt. All in. Zeigt mir, was ihr habt.“
Arissa und Rilliana wechselten einen Blick.
„Ich bin raus“, sagten beide wie aus einem Munde. Trisha schnaubte enttäuscht.
„Und wieder gewonnen. Ernsthaft, Leute. Erst drängelt ihr mich so und dann geht ihr raus? So macht es doch keinen Spaß“, sagte Trisha und zog den kleinen Pott zu sich.
„Wie wäre es denn mit einem anderen Spiel?“, fragte Rilliana.
„Von mir aus gerne, aber ich werde euch auch dort schlagen.“
„Oh, nein, nicht mit mir. Ich meinte das gerade ernst“, sagte Arissa und sprang von ihrem Stuhl.
„Ich glaube, unser Gastgeber beabsichtigt, uns loszuwerden, Rilliana“, sagte Trisha belustigt, stand aber ebenfalls vom Tisch auf, um besser ihren Gewinn in die Taschen zu stecken.
„Kannst du es ihr verübeln? Du hast uns ausgenommen“, sagte Rilliana.
„Nein, ehrlich, Mädels, ich muss morgen früh raus“, wiederholte Arissa, streckte sich und gähnte, „aber könntet ihr den Auftrag nächsten Monat übernehmen?“
„Verlass dich auf uns!“, sagte Rilliana und salutierte.
„Kein Problem, Frau Berryriver, es hat mich gefreut, ihre Bekanntschaft zu machen“, sagte Trisha und verbeugte sich.
„Die Freude war ganz meinerseits, Trisha Liebes, und nenn mich bitte Arissa. Pass mir solange gut auf meine Rilliana auf“, erwiderte sie und geleitete sie zur Tür.
„Keine Sorge, ich halte sie an der kurzen Leine.“
„So genau wollte ich das gar nicht wissen. Also dann gute Nacht, ihr beiden“, sagte Arissa und öffnete die Tür.
„Gute Nacht, Arissa“, sagten sie, umarmten die Frau und gingen zurück zu Trishas Wohnung.
Sie hat dir also beigebracht, auf der Straße zu überleben?“, fragte Trisha neugierig.
„Ja, das Waisenhaus konnte nicht immer für uns alle sorgen. Also nahm ich das selbst in die Hand, bis ich mal erwischt wurde. Arissa konnte mich glücklicherweise aus dem Schlamassel herausreden. Danach brachte sie mir viele Tricks und Kniffe bei“, sagte Rilliana und blickte nachdenklich in den dunklen Himmel, „Ich denke, sie war, bis ich dich traf, die Einzige, die ich Familie nennen konnte.“
„Aww Rilli, ich wünschte, wir hätten uns viel früher kennengelernt“, murmelte Trisha und legte einen Arm um ihre Freundin. Die Elfe sagte nichts und küsste stattdessen ihre Wange.

„Rilliana, kommst du ins Bett?“, fragte Trisha, während sie ihr Kopfkissen aufschüttelte.
„Nein!“, hallte es zurück aus Trishas Arbeitszimmer.
„Nein? Was soll das denn heißen?“
„Komm her, wir müssen noch was klären.“
Trisha runzelte die Stirn. Hatte sie auf dem Nachhauseweg etwas Falsches gesagt?
„Hat das nicht bis morgen Zeit?“, fragte die Shifterin und ging ins Arbeitszimmer. Doch als sie die Tür öffnete, blieb sie wie angewurzelt stehen und ihr Mund klappte von selbst auf.
„Dein Ernst?“, fragte Trisha Rilliana die nur in einem violetten, halbtransparenten Nachthemd bekleidet auf ihrem Arbeitstisch saß, welchen sie in die Mitte des Raums geschoben hatte. Ihre Beine hatte sie überkreuzt und in den Händen hielt sie ein Kartendeck, welches sie verspielt mischte. Hinter ihr auf dem Tisch lag ein Stapel Seile, fein säuberlich aufgereiht.
„Ich habe eben bei Arissa gescherzt. Ich bin auch schon recht müde und ich kann nicht wie du einfach 4 Stunden meditieren und bin dann topfit.“
„Dann schläfst du halt heute eine Stunde länger. Ist ja nicht so, als würdest du das nie machen. Komm, setz dich. Ich will ein Spiel spielen.“
„Rilliana, bitte, machen wir das morgen, in Ordnung?“, sagte Trisha und wollte sich gerade umdrehen, als Rilliana sagte: „Ich setze zwei Wochen.“
Trisha blieb wie angewurzelt stehen und überlegte. Zwei Wochen Rilliana ihr Hilflos ausgeliefert, hörten sich schmackhaft an, aber sollte sie verlieren …
„Naa, ist mir zu riskant.“
„Wenn du dich jetzt hierhinsetzt und wir spielen, werde ich der Köder in Arissas Mission sein.“
Trisha zögerte. Selbst wenn sie verlor, was waren schon zwei Wochen im Vergleich, nicht den Köder spielen zu müssen? Trisha leckte sich die Lippen und grinste schelmisch. Es war ein Win-win für sie. Trisha ließ ihr Lächeln verschwinden und drehte sich zu ihrer Freundin.
„Ich bin dabei. Sieht aber so aus, als müsste ich dir noch einiges über das Verhandeln beibringen. Arissa hat da wohl ein paar Lektionen ausgelassen“, sagte sie und setzte sich an den Tisch.
„Wieso? Ich habe doch bekommen, was ich wollte, oder?“, sagte Rilliana und setzte sich ihr gegenüber. Trisha zog eine Augenbraue hoch.
„Richtig …“, murmelte sie und sah Rilliana beim Mischen zu, bevor ihr Blick an den Seilen hängen blieb.
„Ich nehme an, die liegen nicht nur zur Dekoration hier?“, fragte Trisha und deutete auf die Seile.
„Die sind da, um es etwas interessanter zu machen. Wir spielen bis zu neun Runden. Mit jeder verlorenen Runde wird eine neue Fessel angebracht und diejenige, die fünf Runden verliert, wird am Ende geknebelt“, erklärte Rilliana aufgeregt und teilte aus, „jede Runde ein All-in.“
Trisha starrte sie an und schüttelte dann ihren Kopf.
„Du hast echt einen Narren an Bondage gefressen, oder? Was kommt als Nächstes? Trainierst du eine Mimic damit du dir mit ihr immer einen schönen Abend machen kannst?“, fragte Trisha und räusperte sich, bevor sie anfing zu singen. „Rilliana hat ’ne Mimic und die hat sie nicht ohne Grund. Abends springt sie in die Kiste rein und dann geht es ruuuuund …“
Jetzt lag es an Rilliana ihre Freundin mit offenem Mund anzustarren. Ihr Kopf wurde rot und sie schnappte nach Luft.
„Trisha!“
„Ich mach doch nur Witze“, lachte Trisha müde und warf einen kurzen Blick auf ihre Karten, „Los, deck auf.“
„Du … haaaa! Du bist echt unmöglich!“, sagte Rilliana und versuchte, den Gedanken an ihre Haustiermimic zu vertreiben. Die Elfe schüttelte den Kopf und legte den Flop, Turn und River verdeckt auf den Tisch. Ihre eigenen Karten legte sie offen daneben und lächelte böse Trisha an.
„Zwei Könige! Na? Schon nervös?“
„Nein, nein. Der Schlüssel bei Hands of Fate ist, nicht nervös zu werden und dann den Gegner zu überraschen“, sagte Trisha und legte ebenfalls ihre Karten auf den Tisch.
„Zwei und vier? Du wirst so untergehen“, sagte Rilliana und deckte die Karten auf dem Tisch auf. Ihr Gesicht erfror.
„Scheint, als hätte ich eine Straße“, sagte Trisha fast beiläufig, nahm sich ein Seil, kniete sich neben Rilliana zu Boden und fesselte eins von ihren Beinen an den Stuhl.
„Teilst du schon mal aus, ich bin hier noch ein wenig beschäftigt. Es soll ja nicht locker werden.“
Rilliana schluckte. Das hätte nicht passieren dürfen. Hatte sie einen Fehler beim Mischen gemacht? Die Elfe mischte die Karten erneut und teilte die Karten aus, während Trisha den letzten Knoten zuzog und das Bein ihrer Freundin streichelte.
„Das war erst eine Runde, dein Glück ist nun vorüber.“
Trisha lächelte nur in sich hinein und sah sich noch nicht mal ihr Blatt an.
„Und los“, sagte die Elfe, „zwei Asse!“
„Ich hab’, oh, nur … zwei Zweien“, sagte die Shifterin, sah allerdings wenig überrascht aus.
„So weit, so gut“, sagte Rilliana und deckte die Tischkarten auf,
„Ass, acht, sieben, oh, eines Mitleids zwei. Keine Sorge, mal gewinnt man, mal verliert man, Trisha.“
Die Shifterin sagte nichts und wies mit ihrem Finger nur auf die letzte Karte.
„Das heißt wohl, wir haben Gleichstand …“
Zwei.
„WAS?!?“, sagte Rilliana und ihre Kinnlade klappte hinunter.
„Weißt du, vielleicht wäre es besser, wenn ich dich sofort knebel, dann würde es nicht so peinlich für dich werden“, überlegte Trisha laut und begann, Rillianas anderes Bein am Stuhl zu fixieren. Währenddessen sah sich Rilliana fieberhaft die Karten an.
Was soll das? Ich habe es doch geübt und …, überlegte Rilliana und zuckte zusammen, als Trisha ihre Hände auf ihre Schultern legte.
„Stimmt etwas nicht?“, hauchte Trisha und drückte die Elfe sanft.
„NEIN! Nein, alles gut.“
„Gut … dann Teil aus“, befahl die Shifterin und setzte sich wieder auf ihren Platz. Die Elfe tat, wie ihr geheißen, und legte ihnen die Karten langsam und bedacht.
„Ich habe einen Buben und eine Zehn.“
„Zehn und wieder eine Zwei. Komm, deck auf, solange du noch kannst“, sagte Trisha und gähnte. Sie wusste, dass dieses Spiel bald vorbei war. Rilliana deckte die Tischkarten auf und atmete erleichtert auf.
„Ha! Eine Straße! Jetzt bist du dran, mit gefesselt werden!“
„Rilli Schatz … ich habe einen Flush …“
„Was?“, fragte Rilliana ungläubig, und tatsächlich: Trisha hatte mit der letzten Karte fünf Mal Herz bekommen.
„Ach komm schon!“, stöhnte Rilliana und verschränkte bockig ihre Arme.
„Hand her!“, forderte Trisha und zog die Hand der Elfe an die Armlehne. Schnell war sie fixiert und Rilliana zog probehalber an dem Seil.
„Hier, ich übernehme das jetzt“, sagte Trisha, nahm das Kartendeck auf, mischte es sorgfältig durch und teilte aus. Ohne viel Gerede drehten sie ihre Karten um und keine fünf Sekunden später stöhnte Rilliana laut auf, als sie erneut verlor.
„Ich beende das jetzt, mein Schatz, in Ordnung?“, sagte Trisha und fesselte auch das letzte Glied von Rilliana fest an den Stuhl.
„Nein, nein, nein! Du hast zwar den Matchpoint, aber ich habe immer noch eine Chance.“
„Rilliana? Ich muss mich, ununterbrochen zurückhalten, um nicht zu lachen. Weißt du, warum? Du hast ausgerechnet mein magisches Kartendeck genommen, welches Schummler bestraft.“
„Bitte was?“
„Hier.“
Erneut teilte Trisha aus und deckte danach ihre und Rilliana Karten auf.
„Royal Flush …“, sagte Rilliana und verstummte.
„Jupp … du hast geschummelt und das Deck hat dich damit bestraft, diese Runde Hands of Fate zu verlieren.“
„Dann lass uns erneut spielen, diesmal mit einem normmmhmm!“
Trisha hatte einen dicken Knebel in Rillianas Mund geschoben und verknotet.
„Rilli, das glaubst du doch selbst nicht, oder? Ich habe gewonnen und Strafe fürs Schummeln muss sein. Wir sehen uns morgen früh … Sklavin“, fügte sie hinzu. Trisha gab Rilliana einen Kuss auf die Stirn und ging zur Tür.
„Mhhhmmh! Mh mmmhmh mhmhm!“
Trisha drehte sich abermals um und sah ihre Freundin nachdenklich an. Dann nickte sie, ging zu einem Schrank und nahm einen länglichen, glatten Kristall heraus. Dazu nahm sie noch ein Seil.
„Das hier wollte ich dir eigentlich erst zu unserem Halbjährigen schenken, aber ich glaube, jetzt ist der perfekte Augenblick dafür.“
Sie drückte auf den Kristall und er fing an zu zittern. Rillianas Augen wurden groß wie Teller. Trisha steckte den Kristall in Rilliana und befestigte ihn mit einem Schrittseil, welches sie erbarmungslos festzurrte.
„Strafe muss sein“, flüsterte Trisha, Rilliana erneut ins Ohr und biss ihr Ohrläppchen.
„Schlaf gut“, murmelte die Shifterin, löschte das Licht und schloss die Tür hinter sich.
Der gedämpfte Schrei der Elfe, der durch die Tür drang, war wie Musik in Trishas Ohren. Sie lächelte nur in sich hinein und legte sich ins Bett.
„Hach … was ich wohl alles die kommende Woche mit dir anstellen kann?“

Rilliana schrie in der Dunkelheit nach Leibeskräften, doch stieß es auf taube Ohren, wenn Trisha sie überhaupt hören konnte. Wenn sie es schaffen könnte, sich zu befreien, könnte sie vielleicht Trisha überrumpeln und das Blatt wenden. Sie suchte nach einem Knoten, wie sie es von Trisha gelernt hatte, doch vergebens.
„Mmmmh!“, fluchte Rilliana und warf ihren Kopf nach hinten, als der Kristall begann, sie zu stimulieren.
Ich habe es so verdient. Dachte sie und versuchte, die Augen zu schließen, doch das Schrittseil in Kombination mit dem Kristall machte es ihr nicht leicht, sich zu konzentrieren.
Ich bekomm’ dich noch eines Tages, Trisha, warte nur ab!
Sie bezweifelte, dass sie diese Nacht dazu kam, ihre Meditation durchzuziehen, geschweige denn zu schlafen.

Als Trisha aufwachte, wunderte sie sich im ersten Moment, wo Rilliana abgeblieben war. Dann erinnerte sie sich. Sofort sprang sie aus dem Bett, eilte zur Tür zum Arbeitszimmer und lauschte. Sie vernahm nur ein leises Wimmern. Sie öffnete behutsam die Tür, sah aber davon ab, das Licht anzuschalten, und ließ stattdessen das Licht aus dem Flur ihr Arbeitszimmer erleuchten. Rilliana war ein Wrack. Ihr ganzer Körper war nass geschwitzt und ihr blondes Haar klebte in ihrem Gesicht. Sie war so erschöpft, dass sie nach vorn gebeugt im Stuhl saß. Das Einzige, was verhinderte, dass sie aus ihm herausfiel, waren ihre Fesseln an ihren Handgelenken und Beinen. Ein leichtes Summen war zu hören, als Trisha sich näherte.
„Ach, du arme Maus“, flüsterte Trisha, drückte Rilliana sanft zurück und löste ihre Fesseln. Als Nächstes entfernte sie den Kristall und schaltete ihn aus. Trisha glaubte, die Elfe kurz erleichtert aufatmen zu hören, doch es hätte auch Einbildung gewesen sein können. Sie entfernte das durchgeschwitzte Hemd und hob Rilliana vorsichtig aus dem Stuhl. Trisha legte die Elfe in die Badewanne und fing an, sie mit warmem Wasser zu füllen. Trisha zog sich aus und stieg ihrer Freundin hinterher. Sie achtete ununterbrochen darauf, dass Rilliana nicht vor Erschöpfung umkippte. Sie wusch ihre Freundin gründlich von oben bis unten und spülte ihre Haare mehrmals durch.

Eine halbe Stunde später lag Rilliana in Trishas Himmelbett und war von dicken Decken bedeckt. Die beiden hatten nicht mehr miteinander gesprochen, doch hatte Rilliana zufrieden gelächelt, als Trisha sie ins Bett gelegt hatte.
„Ruh dich aus, wir haben einen anstrengenden Tag vor uns“, flüsterte Trisha und küsste ihre Freundin auf die Stirn.
„Danke, Herrin“, murmelte Rilliana kaum hörbar und schlief augenblicklich ein.
„Kannst also doch schlafen, wenn du willst“, murmelte Trisha grinsend. Sie beseitigte leise alle Spuren des gestrigen Abends und packte ihren und Rillianas Rucksack. Zusätzlich stellte sie einen Käfig daneben und warf eine Decke darüber. Obendrauf legte sie einen Haufen schwarzer Lederriemen. Als Letztes stellte sie, Rilliana einen Teller mit etwas zu essen hin sowie einen Brief mit Anweisungen, sollte sie noch nicht zurück sein, wenn die Elfe aufwachte. Sie schnappte sich ihren Umhang und verließ ihre Wohnung.

Langsam kam Rilliana wieder zu Bewusstsein und starrte aus leeren Augen die Zimmerdecke an. Erst nach und nach kamen ihre Sinne zurück und sie vernahm den Geruch von Käse. Vorsichtig richtete sie sich auf und nahm den Teller in die Hand. Sofort lief Wasser in ihrem Mund zusammen und sie verschlang das vorbereitete Käsebrot in vier mächtigen Bissen. Erst dann sah sie den Brief, entfaltete ihn und las.

Hallo Sklavin,
Wenn du diesen Brief liest, treffe ich momentan noch Vorbereitungen. Ich möchte, dass, sofern du dich dazu imstande fühlst, die Lederriemen anziehst, die neben den Rucksäcken liegen. Danach will ich, dass du dich auf den Boden kniest und auf meine Rückkehr wartest, Hände auf den Knien und mit gesenktem Blick. Ich werde bald wieder da sein.
In Liebe
Trisha

Hinter Trishas Unterschrift konnte Rilliana sehen, dass ihre Freundin den Brief geküsst hatte. Die Elfe umarmte ihn und sie konnte sogar noch den leichten Duft von Trisha Parfüm an ihm riechen. Sie legte ihn beiseite und stieg mit zittrigen Beinen aus dem Bett und zu den Lederriemen. Sie war sich nicht sicher, ob sie vor Vorfreude zitterte oder wegen der letzten Nacht.
„Trisha, wo bekommst du so etwas?“, fragte Rilliana, als sie probehalber die Gurte an ihren Körper legte. Es passte, wenn auch nur knapp.
„Besser, wenn ich es sofort anlege“, murmelte sie und biss sich auf die Unterlippe. Zuerst hatte sie Schwierigkeiten, herauszufinden, wie sie den Harness anziehen konnte, bis sie ein paar Schnallen löste und hineinschlüpfen konnte. Das Leder legte sich kühl über ihren Körper, erwärmte sich jedoch rasch und schmückte sie mit einem Zickzackmuster. Die schwarzen Riemen betonten ihren schlanken Körper, drückten in ihre Haut und hoben ihre Brüste an. Rilliana schluckte, als sie sich im Spiegel betrachtete.
„Wunderschön …“, murmelte sie und strich mit einer Hand über das glatte schwarze Leder. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie nicht bemerkte, wie Trisha wieder nach Hause kam.
„Na, gefällt dir deine neue Kleidung?“, fragte Trisha belustigt, und Rilliana schreckte auf. Sofort wirbelte sie herum und legte sich auf den Boden, wie der Brief sie angewiesen hatte.
„Ja, Herrin, ich liebe sie!“, antwortete sie prompt und verspürte wieder das warme Prickeln in ihrem Bauch.
„Warte ab. Du hast noch nicht alles gesehen“, sagte Trisha und hob die Decken vom Käfig zur Seite. Im Käfig selbst waren noch mehr Ledergurte.
„Schließ deine Augen!“, forderte Trisha und Rilliana tat, wie ihr geheißen. Die Elfe spürte, wie die Shifterin ein Halsband um ihren Hals legte und mit einem kleinen Schloss versiegelte. Rilliana konnte es nicht sehen, aber in dem Moment, als das Schloss einrastete, huschte ein gemeines Grinsen über Trishas Gesicht. Als Nächstes holte Trisha das Ledergeschirr aus dem Käfig und legte es auf den Boden vor Rilliana.
„Leg dich hin!“
Der Elfe lief es vor Aufregung kalt den Rücken hinunter, als sie sich auf das Leder legte. Trisha verschwendete keine Zeit und klappte Rillianas Arme und Beine ein, sodass sie in die Taschen des neuen Geschirrs passten. Sie vollendete ihr Werk, indem sie die beiden Leder-Harnesses miteinander verband. Rilliana konnte sich jetzt nur noch auf allen vieren bewegen und weder etwas greifen noch sich aus den Fesseln befreien.
„Du kannst deine Augen wieder öffnen. Was sagst du?“, fragte Trisha sanft und half ihr, aufzustehen. Rilliana öffnete zögernd ihre Augen und starrte in den Spiegel vor sich. Zurückblickte eine hilflose Elfe mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Sie öffnete den Mund, um zu sprechen, doch kam kein Wort über ihre Lippen. Sie versuchte es noch einmal, doch wieder mit demselben Ergebnis. Panisch sah sie zu Trisha hoch.
„Ah, das habe ich glatt vergessen. Dieses Halsband verhindert, dass du sprechen kannst. Das Einzige, was es zulässt, sind Tiergeräusche wie die einer Katze oder eines Hundes“, sagte Trisha und schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. Rilliana sah ihr sofort an, dass sie es nicht vergessen hatte, und hob eine Augenbraue.
„Hey, hey. Sei froh, dass ich ein gutes Herrchen bin. Mit diesem Armband könnte ich einstellen, dass du jedes Mal einen Schock bekommst, wenn du unerlaubt redest“, erklärte Trisha und wedelte mit ihrem Arm vor Rillianas Nase herum. An ihm war ein schwarzes Armband mit einem grünen Kristall.
„Komm, bell einmal für mich, ich wollte schon immer einen Hund haben“, sagte Trisha und sah die Elfe erwartungsvoll an. Diese schüttelte nur den Kopf und versuchte mit ihren nutzlosen Armen, das Halsband zu lösen.
„Gut, wie du willst. Freche Haustiere kommen in den Käfig! Wir müssen ohnehin jetzt los“, sagte Trisha und zog Rilliana am Halsband in den Käfig. Die Elfe konnte selbst nichts gegen Trishas Kraft ausrichten, wenn sie frei war, und so wurde sie einfach über den Boden gezogen und in den Käfig geworfen. Trisha verschloss ihn mit einem weiteren Schloss und legte eine Decke darüber, sodass Rilliana in Zwielicht getaucht wurde. Sofort drückte Rilliana mit ihren neuen Pfoten gegen die Gitterstäbe und begann zu wimmern und zu bellen.
„Jetzt ist es zu spät dafür, Rilliana. Ruh dich am besten noch etwas aus, wir fahren in wenigen Minuten in den Urlaub“, flüsterte Trisha durch die Decke.
Urlaub? Fragte sich Rilliana und blinzelte.
Was zum Teufel ist ein Urlaub?

Rilliana war es schleierhaft, wie Trisha es geschafft hatte, sie im Käfig und das ganze Gepäck in eine Kutsche zu verladen, ohne dass jemand sie bemerkte, aber hier waren sie nun und schaukelten langsam gen Süden. Die Elfe dankte den Göttern, dass niemand sie gesehen hatte, sonst wäre sie vermutlich vor Scham im Boden versunken.
So muss sich vermutlich Trisha gefühlt haben, als ich sie durch die Stadt geschliffen habe. Dachte Rilliana und klopfte zum erneuten Male gegen die Gitterstäbe. Trisha schien das jedoch zu ignorieren und sagte stattdessen: „Weißt du, eigentlich wollte ich mit dir ‚normal‘ in den Urlaub fahren, aber die Kutsche wäre vermutlich schon etwas zu eng für uns beide gewesen.“
Rilliana hörte, wie Trisha ihre Beine auf den Käfig absetzte und laut gähnte. Die Elfe winselte demütig und drückte ihren Kopf gegen die Käfigtür.
„Ich lasse dich raus, wenn wir da sind. Ich will nicht, dass du verloren gehst.“
Aus dem Käfig war ein dumpfes Geräusch zu hören, als Rilliana gegen ihn trat, um ihren Unmut zu äußern.
„Oi! Das ist immer noch Teil deiner Strafe fürs Schummeln. Außerdem hast du verloren und gehörst die nächsten zwei Wochen mir, also sei ein braver Hund, bevor ich entscheide, dass du hinter der Kutsche herlaufen darfst und dir jede Minute einen Stromschlag verpasse. Und der Weg ist nicht so weit, dass dies eine leere Drohung ist, glaub mir!“
Sofort machte Rilliana keinen Mucks mehr und schluckte. Sie legte sich auf ihre Arme und schmollte, während das Rütteln der Kutsche ihr ständiger Begleiter war.

Drei Stunden später hielt die Kutsche endlich an.
„Wir sind da, junges Fräulein“, sagte der Kutscher und öffnete die Tür.
„Danke, Jeffrey. Könntest du mein Gepäck ins Haus tragen?“, sagte Trisha, sprang aus der Kutsche und streckte sich.
„Natürlich, junges Fräulein“, sagte der Kutscher, nahm ihren und Rillianas Rucksack und entfernte sich. Rilliana streckte sich ebenfalls, so gut es ging, in ihrem kleinen Käfig und sah gespannt die Decke an. Sie wunderte sich, was dieser Urlaub nun sei und ob sie wirklich im Urlaub angekommen waren. Sie wimmerte leise, damit Trisha nicht sauer auf sie wurde, und Trisha klopfte sanft gegen den Käfig.
„Bleib noch ein wenig still, Rilli. Ich will nicht, dass Jeffrey einen Herzinfarkt bekommt, wenn er dich sieht“, sagte Trisha und verstummte, als sie Schritte hörte.
„Soll ich das auch nach drinnen tragen, junges Fräulein?“
„Nein, danke, Jeffrey. Das schaffe ich allein, danke für die Fahrt.“
„Es war mir eine Ehre“, sagte der Kutscher. Rilliana hörte das Knallen einer Peitsche und Jeffrey fuhr ein Stückchen weiter in eine Scheune, bevor er sich selbst in ein kleines Gästehaus begab. Trisha winkte ihm unschuldig hinterher und wartete, bis er sicher nicht mehr rauskam. Dann hob sie die Decke vom Käfig und öffnete ihn. Sofort wurde Rilliana von der strahlenden Sonne und dem gewaltigen Anwesen vor ihr geblendet. Es hatte mehrere Stockwerke und war so breit, dass sie nur knapp den Wald dahinter sehen konnte. Langsam kroch sie aus ihrem Käfig und starrte nach oben.
Das gehört Trisha? Ist das, was die vermögenden Leute Urlaub nennen? Überlegte Rilliana mit offenem Mund.
Etwas so Gewaltiges gehört nur uns beiden?
Rilliana sah ungläubig hoch zu der Shifterin, die sie nur anlächelte. Trisha kniete sich zu ihr hinunter und streichelte ihren Rücken.
„Na komm, tobe dich aus!“, befahl Trisha und sofort stürmte Rilliana aus ihrem Gefängnis und stolperte auf allen vieren über den gepflasterten Boden in die Villa. Trisha ging ihr lachend hinterher und erklärte, wohin sie Rilliana entführt hatte.
„Dies ist eines der Anwesen meines Vaters. Normalerweise wohnt meine Schwester hier, aber die ist gerade auf Geschäftsreise. Also haben wir hier genügend Ruhe und vor allem Platz, um alles machen zu können, was wir wollen.“
Rilliana bellte fragend.
„Ja, alles“, bestätigte Trisha und Rilliana fing an zu strahlen. Trisha lächelte und sah dabei zu, wie ihre Freundin versuchte, sich ungelenk, auf den Rücken zu legen. Als sie es endlich geschafft hatte, präsentierte sie stolz ihren Körper, der von den schwarzen Riemen geschmückt wurde. Sie wimmerte leise und sah Trisha bettelnd an.
„Na gut, eine Stunde Pause, aber vorher …“, sagte Trisha, hob ihre Hände und kniete sich mit einem bösen Grinsen zu Rilliana herunter. Sofort wusste die Elfe, was ihr bevorstand, und versuchte vergeblich, vor Trishas Krallen zu entkommen.
„Wenn du dich mir so bereitwillig präsentierst, glaubst du doch nicht, dass ich mir solch eine Gelegenheit entgehen lasse. Du entkommst mir nicht!“, sagte Trisha und fing an, Rilliana durchzukitzeln. Sofort heulte Rilliana vor Lachen auf und wehrte sich nach Leibeskräften, aber sie hatte keine Chance, als Trishas Hände jede freie Stelle ihres Körpers bearbeiteten. Innerhalb kürzester Zeit schnappte Rilliana schwer nach Luft. Aber selbst dann machte Trisha weiter, bis Tränen in Rillianas Augen zu sehen waren. Zufrieden strich sie ein letztes Mal über die Brüste der Elfe und fing an, den Harness zu lösen, welcher Rillianas Arme und Beine festhielt. Als Letztes löste sie das Halsband, ließ aber das restliche Leder Rillianas Körper verzieren.
„Oooh Trisha, hier ist es wunderschön! Und deine Schwester hat nichts dagegen?“, fragte die Elfe, immer noch im Flur liegend und sich langsam streckend.
„Pfff. Was sie nicht weiß … bleib aber auf dem Gelände und geh am besten nicht zu Jeffreys Hütte. Er mag seine Ruhe und ist nicht besonders erpicht darauf, eine nackte Elfe zu sehen“, erklärte Trisha und drückte ihr einen Kuss auf den Mund.
Trisha zeigte Rilliana die nächste Stunde lang fast das komplette Haus. Es besaß mehrere Schlafzimmer, ein gewaltiges Badezimmer, in dem eine noch größere Wanne stand als bei Trisha sowie eine erstklassig ausgestattete Küche und einen großen Garten mit Teich. In ihm wuchsen Gemüse und alle möglichen Pflanzen, die Rilliana noch nie gesehen hatte. Ein paar Türen waren allerdings abgeschlossen, was Trisha sehr zu stören schien. Für Rilliana jedoch war es egal. Für sie war dieses Anwesen wie ein Palast. Erst als Rillianas Magen laut knurrte, kehrten sie zum Flur zurück. Trisha schloss sie wieder in die liegengebliebenen Lederfesseln ein und führte sie am Halsband in den Garten.
„Ich werde etwas zu essen für uns machen, tobe so lange noch etwas herum. ABER NICHT ZU WEIT WEG UND VOR ALLEM NICHT IN DAS BEET!“
Rilliana nickte ernst, doch ein breites Grinsen zierte sofort ihr Gesicht und keine Sekunde später stürmte sie los. Sie rannte, so schnell es ihr gefesselter Körper erlaubte, über das weiche Gras. Obwohl sie gefesselt war, verspürte sie eine unglaubliche Freiheit. Eine Freiheit, die sie niemals bei sich zu Hause oder bei Trisha hätte spüren können. Fern von engen Steinmauern und vor allem fern von fremden Augen, konnte sie tun und lassen, was sie wollte.
Das ist also dieser Urlaub! Dachte Rilliana glücklich und fiel prompt ins Gras, als sie ihr Gleichgewicht verlor. Mit Matsch bedeckt rappelte sie sich wieder auf und sah an ihrem Körper entlang.
Nun … Hunde werden manchmal schmutzig … und dann müssen sie sauber gemacht werden!
Rilliana grinste, rannte erneut los und ließ sich absichtlich fallen. Sie rutschte erneut durch das Gras und innerhalb kürzester Zeit war sie von oben bis unten mit Erde und Dreck bedeckt.
„Rilli, essen ist fertig!“, rief die Shifterin und stellte der Elfe zwei Näpfe auf die Terrasse.
„So kommst du mir aber nicht ins Haus“, kommentierte Trisha mit hochgezogener Augenbraue und säuberte Rillianas Gesicht, damit diese nicht den Schlamm mit aß. Die Elfe schaute sich die Näpfe an. Einer war mit Wasser befüllt, der andere mit einem Brei, den Rilliana nicht vermochte, zu identifizieren.
„Das ist alles, was du bekommst. Gewönne dich dran“, sagte Trisha, als sie den fragenden Blick von der Elfe bemerkte, und ging zurück ins Haus. Rilliana knurrte der Magen erneut, also seufzte sie und steckte zögerlich ihre Zunge in den Brei. Es war ein warmes Gemisch aus Kartoffeln und Äpfeln.
Essbar. Dachte Rilliana und leckte sich die Lippen. Sie verschlang den Inhalt des Napfes in Rekordzeit und schlabberte etwas von dem Wasser in ihren Mund. Letztlich fühlte Rilliana sich allerdings noch nicht satt. Sie nahm den Napf zwischen ihre Zähne und trug ihn in die Wohnung.
„Ooh, will die kleine Rilli mehr?“, fragte Trisha gedankenverloren, während sie ein Buch las, und stellte noch einen Teller vor die Elfe, ohne aufzublicken.
„Hier, mein Schatz“, murmelte sie, während sie weiterlas. Rilliana bellte freudig und versenkte erneut ihr Gesicht in dem Essen, da sie in unabsehbarer Zeit nicht ihre Hände benutzen konnte. Trisha deutete das Bellen als Zeichen, dass Rilliana auch noch Durst hatte, sah von ihrem Buch auf, um eine Schüssel zu füllen. Als sie einen Fuß auf den Boden setzte, rutschte sie weg und konnte sich gerade noch am Küchentisch festhalten.
„Was zum …“, murmelte sie und sah dann die Schlammspur, die Rilliana hinterlassen hatte. Ihr Mund klappte auf, und als Rilliana aufblickte, konnte sie sehen, dass ein kleiner Geist Trishas Mund entwich.
„Verdammte … Rilliana … ich habe dir doch gesagt, du sollst draußenbleiben …“, rief Trisha erbost und stemmte ihre Hände in die Hüfte, „du hast den halben Garten mitgebracht!“
Trisha deutete auf die schlammigen Abdrücke, die Rilliana hinterlassen hatte, und die Elfe duckte sich demütig und fing an zu winseln.
„Haaaaa, schon gut … muss ich dann wohl sauber machen“, sagte Trisha und hockte sich neben Rilliana. Die Elfe senkte noch mehr ihren Kopf, doch Trisha hob ihn wieder an, um ihr einen Kuss zu geben.
„Alles gut, Schatz. Immerhin bist du nur mein liebes kleines Haustier, oder?“, fragte sie und Rilliana nickte.
„Machen wir dich erstmal sauber und dann dein Schlachtfeld“, sagte Trisha und hob Rilliana auf, als wäre sie nicht schwerer als eine Stoffpuppe.

Rilliana gähnte laut und rieb sich ihr Gesicht an der Ledertasche, in der seit bereits einer Woche ihr Arm steckte. Mit Ausnahme einiger Pausen, die Trisha ihr genehmigte, hatte sie in dem Geschirr meditiert, gegessen und gebadet. Inzwischen hatte Rilliana so viel Übung, auf allen vieren durchs Haus zu laufen, dass Trisha Schwierigkeiten bekam, sie einzufangen, wenn sie zusammenspielten. Die Elfe erhob sich von ihrem weichen Kissen, das ihr als Bett diente, und ging ums Trishas Bett herum, um zu schauen, ob ihre Freundin bereits wach war. Diese schlummerte aber noch tief und fest und Rilliana sah davon ab, sie zu wecken. Stattdessen krabbelte sie in die Küche und nahm einen Schluck Wasser aus einem ihrer Näpfe. Während sie trank, überlegte Rilliana, was Trisha in der zweiten Hälfte des Urlaubs mit ihr vorhatte. Sie konnte es kaum abwarten, es zu erfahren, aber sie musste sich noch ein wenig gedulden. Da sie sonst gerade nichts zu tun hatte, beschloss Rilliana etwas frische Luft zu schnappen, und öffnete geschickt die Tür zum Garten. Türen in ihrer Verfassung zu öffnen, war kein einfaches Unterfangen, aber sie hatte es im Verlauf der Woche gelernt und nahezu perfektioniert. Sie hörte die Frösche im Teich quaken, und vereinzelnd waren schon Vögel wach, die ihr bezauberndes Lied trällerten. Rilliana krabbelte über das Gras und atmete die kühle Nachtluft ein. Sie hätte sich nie erträumt, dass sie jemals so glücklich sein könnte, wie sie es in diesem Augenblick war. Sie blickte zur Villa zurück und sah, wie in Trishas Schlafzimmer das Licht anging. Freudig strahlend krabbelte Rilliana zum Haus zurück, als sie plötzlich stehen blieb. Etwas stimmte nicht, etwas fehlte.
„Die Tiere …“, dachte Rilliana, „sie sind verstummt. Aber warum?“
Neugierig blickte sie sich um, doch nirgends war etwas zu sehen. Sie blickte wieder zum Haus und sah Trisha, deren Gesicht von freudig zu angsterfüllt sprang, als sie etwas über Rilliana erspähte. Eine Gestalt hatte im Mondlicht einen Schatten in die Nähe von Rilliana geworfen, und ihr Herz rutschte in die Hose, als sie sah, dass er immer näher auf sie zukam.
„RILLI, LAUF!“, schrie Trisha und rannte auf ihre Freundin zu. Rilliana ließ sich das nicht zweimal sagen und sprintete ihr entgegen. Sie setzte alle Kraft in ihre Glieder und forderte ihrem Körper alles ab. Nur wenige Meter trennten sie voneinander. Doch dann spürte sie, wie sie den Boden unter sich verlor und über Trisha hinwegflog. Ihr Gesicht war von Angst verzerrt und sie starrte der Elfe in Schock hinterher. Rillianas Mund bewegte sich, doch kein Ton kam heraus. Das Halsband blockierte ihre Stimme. Der Erdboden entfernte sich immer weiter von Rilliana, als sie von einer Riesenfledermaus in die Dunkelheit gehoben wurde. Trisha kniete auf dem Rasen und sah gen Himmel. Rillianas ängstliches Gesicht war in ihr Gedächtnis gebrannt. Tränen liefen Trishas Gesicht herunter und sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Sie wischte sich die Tränen weg. Dabei fiel ihr die Farbe ihres neuen Armbandes auf. Es war gelb, und solange es sich nur wieder grün färbte, war Rilliana in Sicherheit. Trisha wusste: Sie hatte keine Zeit zu trauern, keine Zeit für Angst, keine Zeit zu zögern. Sie stand auf und lief zurück zum Haus und hoch ins Schlafzimmer. Sie wühlte in ihrem Rucksack herum, bis sie ein zusammengerolltes Ledertuch fand, und legte dieses auf ihr Bett. Trisha entrollte es und zum Vorschein kam ein dunkler Dolch. Trisha schüttelte den Kopf, als sie ihn sah.
„Hätte nicht gedacht, dass ich dich hier benutzen müsste“, murmelte sie und versuchte, sich zu konzentrieren. Ihr Körper begann sich zu verwandeln und nahm eine wildere Form an. Ihre Arme und Beine wurden muskulöser und ihre Zähne länger. Gleichzeitig schossen ihre Krallen aus ihren Fingern und wurden so scharf, dass sie mit ihnen die Luft durchschneiden konnte. Sie öffnete ihre Augen. Ihre Pupillen hatten sich zu katzenhaften Schlitzen verändert und waren voller Energie.
„Rilliana … hab keine Angst, ich bin bei dir!“, sagte sie, warf sich ihren Umhang über und rannte mit unnatürlicher Geschwindigkeit, in die Richtung, in der die Fledermaus verschwunden war.
Rilliana zitterte vor Angst und der brennenden Kälte, der Nachtluft. Sie betete zu jedem Gott, der gerade zuhören wollte, dass Trisha sie wieder sicher nach Hause bringen würde oder sie durch Eingreifen der Götter selbst, die Fledermaus überlebte. Sie glitten über die Bäume des Waldes und es sah aus wie ein grünes Meer. Rilliana wurde schlecht und sie sah hoch. Die Fledermaus hielt sie mit seinen messerscharfen Krallen fest und seine Zähne waren wie Dolche, an denen Speichel herunttertropfte. Sie schluckte. Doch eine plötzliche Wärme ließ sie aufschauen. Die Sonne stieg über den Bäumen auf und erwärmte Rillianas Körper mit ihren Strahlen. Keine Sekunde später kreischte die Fledermaus auf und wurde schneller. Die Sonnenstrahlen schienen die Fledermaus zu verletzen und sie wollte so schnell wie möglich zu ihrem Hort. Rilliana blinzelte, als sie eine alte, verfallene Festung ausmachen konnte, auf welche die Fledermaus zuflog.
Ist das der Hort der Fledermaus? Überlegte Rilliana und sah zu ihr hoch. Warum diese nicht schon längst ihre langen Fänge in sie geschlagen hatte, war ihr schleierhaft, doch hinterfragte sie es nicht. Jede Sekunde mehr war ein Geschenk. Die Fledermaus schrie erneut vor Schmerz auf, als die Sonne vollends aufging, und Rilliana wünschte sich, sie könnte sich ihre Ohren zuhalten. Ihr Entführer fing an zu trudeln und immer mehr an Höhe zu verlieren. Die Elfe schloss die Augen, als sie auf ein Loch im höchsten Turm zuschossen. Es zischte laut, als sie knapp an der Mauer vorbeiflogen und die Fledermaus im Hort Schutz vor der Sonne nahm. Rilliana spürte, wie sie losgelassen wurde und die Schwerkraft Besitz von ihr nahm. Sie riss wieder ihre Augen auf, gerade noch rechtzeitig, um sich für den Aufprall zu wappnen. Durch die enorme Geschwindigkeit rollte sie wie eine Puppe über den Boden und blieb dann regungslos auf dem Rücken liegen.
Autsch. Dachte sie und sah zur Decke des Turms. Dort hatte die Fledermaus sich kopfüber aufgehängt und schien ihre Verbrennungen zu lecken. Sie spürte, wie ihr Puls in die Höhe schoss und erneut Panik ihr Herz ergriff, doch da war etwas anderes.
„Trisha …“, sie erinnerte sich an ihr Training und was ihre feline Freundin ihr beigebracht hatte. Zuerst Ruhe bewahren, dann Lage beurteilen und dir ein Bild deiner Umgebung machen. Sie zwang sich, ruhig zu atmen, und sah sich vorsichtig um. Rilliana sah Tierknochen, die sie vielleicht als Dolch benutzen könnte, sofern sie einen Weg fände, sich von dem Geschirr zu befreien. Rilliana schaute runter auf ihren nackten Körper, der von dem Harness und den Taschen, in denen ihre Glieder steckten, gefangen war.
Das kann ich wohl vergessen. Dachte sie und schaute sich weiter um. Im Raum standen morsche Möbel, doch sie bezweifelte, dass der Tisch sie beschützen konnte. Doch dann schrie sie einen stummen Schrei der Freude, als sie einen Kamin sah, der in die Wand eingebaut war. Er war tief genug, dass sie glaubte, dass die Fledermaus sie nicht darin erreichen konnte. Wäre ihre Stimme nicht magisch verstummt, hätte man im ganzen Turm ein freudiges Rufen gehört. Vorsichtig versuchte sie, sich auf ihren Bauch zu drehen, was ihr ohnehin Schwierigkeiten machte, aber in so einer Situation? Mit Schwung schaffte sie es dennoch, blieb regungslos liegen und lauschte. Die Fledermaus schien allerdings nicht an ihr interessiert zu sein und leckte weiter an ihren Verbrennungen. Zögerlich stand Rilliana auf und schlich in Richtung Fels. Sie sah nach oben und stellte erleichtert fest, dass sie unbeobachtet blieb. Es knackte laut. Rillianas Blut gefror in ihren Adern und ihr Kopf wirbelte zu Boden. Ein Knochen war unter ihrem Ellbogen zerbrochen. Die Fledermaus schrie auf und stürzte sich zu Boden. Rilliana wartete nicht ab, was als Nächstes geschah, und stolperte über die Knochen Richtung Sicherheit. Sie spürte einen Luftzug und warf sich zu Boden, um das letzte Stück über den Boden zu schlittern. Sie prallte gegen das Innere der Kaminwand und zog eilig ihre Beine hinter sich und keinen Moment zu früh. Im nächsten Moment kratzten Krallen über den Boden, wo sie gerade noch gelegen hatte. Die Kreatur heulte auf und versuchte, Rilliana aus dem Kamin zu holen, doch die Elfe drückte sich in die Ecke und hielt vor Anspannung den Atem an. Erst als das Kratzen aufhörte und Rilliana Flügelschlagen hörte, wagte sie, nach Luft zu schnappen.
Das war knapp. Dachte sie und entspannte sich. Sie hätte nicht gedacht, dass das Training diese Woche ihr dabei helfen würde, den Klauen einer Fledermaus zu entkommen. Vorsichtig sah sie aus dem Kamin hervor nach oben. Die Fledermaus starrte in ihre Richtung und hatte ihre Augen boshaft verengt.
Immerhin mache ich auch im Urlaub neue Freunde. Dachte Rilliana und legte sich zurück in den Kamin. In diesem Moment spürte sie einen Widerstand in ihrem Oberkörper und sah hinunter.
Fuck …
Ein Knochen hatte sich in ihren Körper gebohrt und von ihm tropfte langsam Blut auf die Asche. Rilliana schluckte und wurde bleich im Gesicht. Noch spürte sie die Wunde nicht, doch sie wusste aus Erfahrung, dass dies nicht lange anhalten würde und sie Hilfe benötigte. Und zwar schnell.
Trisha bitte … beeil dich …

„Wenn ich … nein, sobald ich … dieses Mistvieh … in die Finger bekomme … drehe ich ihm den Hals um!“, murmelte Trisha außer Atem, nachdem sie den Wald hinter sich gelassen und die Festung gefunden hatte. Sie stieß eine Tür auf, fand eine Treppe und stieg sie in Windeseile hoch. Sie konnte Rilliana riechen. Ganz nah. Die letzte Tür am Ende der Treppe. Ihr Armband war blutrot. Trisha schluckte und holte aus.
Rilliana zitterte. Inzwischen hatte sie eine Menge Blut verloren und es wurde immer schwieriger für sie, wach zu bleiben. Sie schluckte und nahm tief Luft. Atmen schmerzte sie und jeder Atemzug wurde schwerer. Sie fragte sich, ob es an ihrer Verletzung lag.
„Trisha …“, war ihr letzter Gedanke, dann umarmte sie die Finsternis.
Die Tür schlug auf. Die Fledermaus kreischte überrascht auf und breitete ihre Flügel aus. Trisha von Wand zu Wand. Wie ein schwarzer Blitz zischte ihr Dolch nach oben und durchtrennte den Flügel. Das Monster stürzte zu Boden, prallte gegen die Wand. Trishas Dolch sauste knapp an seinem Hals vorbei. Ein dumpfes Rumsen hallte durch den Raum, als Körper, Flügel und Kopf auf den Steinboden krachten. Trisha landete geschmeidig auf allen Vieren und rannte zu Rilliana.
„Fuck, fuck, fuck. Rilliana hörst du mich? RILLIANA?!?“
Trisha kam schlitternd neben ihr zu stehen. Ihr Herz raste. Sie drehte Rilliana auf ihren Rücken. Das Blut der Elfe beschmierte ihre Hand. Zog zischend Luft ein und hob Rilliana hoch. Blut tropfte auf den Boden, doch die Elfe war noch am Leben.

„Ehrlich, Trisha! Du kannst doch nicht einfach …“
Die Frau wurde von einem Rumsen unterbrochen und Trisha und sie sahen hoch.
„Bitte …“, murmelte Trisha und die Frau wedelte mit ihrer Hand.
„Geh schon.“
Trisha ließ sich das nicht zweimal sagen und eilte die Treppe hoch in ihr Schlafzimmer. Sie öffnete die Tür und da lag Rilliana auf dem Boden. Ein Verband war um ihren Oberkörper gewickelt und sie kämpfte sich auf ihre zittrigen Beine.
„Rilli? Du bist bereits wach?“, fragte Trisha und kam besorgt ins Zimmer geeilt. „Bei den Göttern, bleib doch liegen“, murmelte Trisha und half Rilliana hoch und zurück ins Bett.
„Trisha, ich …“
„Es ist alles gut. Du bist in Sicherheit und dir kann nichts mehr geschehen“, sagte Trisha und umarmte Rilliana vorsichtig. Tränen rollten über ihr Gesicht.
„Trisha, bitte weine nicht … ich bin in Ordnung. Du hast mich gerettet.“
Sie drückte ihre Freundin fester an sich.
„Wie lang war ich weg?“, fragte Rilliana.
„Nur ein paar Stunden …“, sagte Trisha und schluchzte. Rilliana tätschelte sanft ihren Rücken.
„Dann können wir wohl weitermachen, oder?“
„Was?“, fragte Trisha schluchzend und löste die Umarmung. Sie verstand nicht, was die Elfe meinte.
„Ich schulde dir noch eine Woche, erinnerst du … dich …?“, fragte die Rilliana. Doch verlor sie ihre Stimme, als sie das entsetzte Gesicht ihrer Freundin sah.
„Du willst … weiter machen?“
„Nun … ja? Das war doch unsere Wette …“, sagte Rilliana kleinlaut, doch hätte sie sich am liebsten auf die Zunge gebissen, als Trisha explodierte.
„HAST DU NICHTS ANDERES IM KOPF?! RILLI ICH DACHTE, ICH HÄTTE DICH VERLOREN! DU HAST SO VIEL BLUT …“
Trisha verstummte und wandte sich ab. Ihre Hand legte sich über ihr Gesicht und sie schloss ihre Augen.
„Aber du hast mich gerettet … und beschützt …“, fing Rilliana an, doch Trisha hob ihre andere Hand, um sie zum Schweigen zu bringen.
„Rilliana … ich … ich brauch’ eine Pause … das ist mir gerade … ich kann das nicht!“, murmelte die Shifterin und verließ das Zimmer.
„Trisha …“, sagte Rilliana schwach, als sie ihrer Freundin hinterher sah.

Rilliana starrte mit leeren Augen an die Holzbalken über ihr. Sie fühlte eine sich immer weiter ausdehnende Leere, seit Trishas Kutscher Jeffrey sie nach Hause gebracht hatte.
Habe ich alles zerstört, was Trisha und mich verband? Dachte sie und rollte sich zur Seite. Sie sah das Halsband, welches sie noch vor ein paar Stunden angehabt hatte. Sie nahm es in die Hand und rollte sich zusammen. Tränen rollten ihr Gesicht herunter, als sie anfing zu weinen. Es klopfte.
„Trisha, es …“, sie verstummte, als sie Arissa in der Tür stehen sah. Schnell wischte sich Rilliana die Tränen weg und sprang vom Bett auf.
„Arissa! Was kann ich für dich tun?“, fragte sie, während sie sich ihre Augen rieb und versuchte, ihre Trauer zu verbergen.
„Das … ist jetzt zweitrangig … Alles in Ordnung bei dir, Schätzchen?“, fragte Arissa und ging auf sie zu.
„Ja, ja, alles bestens“, log Rilliana und zog ihre Nase hoch, „bin nur ein wenig verschnupft.“
„Oh … verstehe … schwieriges Thema“, murmelte Arissa und legte den Kopf schief. Sie wusste, dass sie Rilliana nicht weiter bedrängen sollte.
„Fühlst du dich fit genug für die Mission? Es gibt eine kleine Planänderung und deswegen müsste ich dich schon heute einschleusen.“
„Ja, kein Problem“, log die Elfe und setzte ein gezwungenes Lächeln auf.
„Mhmmmmh“, murmelte Arissa zweifelnd, „komm heute Abend zu den Ställen im Osten und zieh dir das an. Das ist nicht gerade mein Geschmack, aber ich glaube, nach allem, was du mir … von euch beiden … erzählt hast, könnte es dir gefallen“, murmelte Arissa und legte ein braunes Päckchen auf das Bett. Der Satz war wie ein Dolch in Rillianas Herzen, doch sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
„Ähm … Ruh dich noch ein wenig aus. Ich brauche dich in Bestform.“
„Ver … Verlass dich auf mich!“, sagte Rilliana.
„Das mache ich, Liebes, das mache ich, aber …“
Arissa seufzte, sagte jedoch nichts und verließ Rillianas Unterkunft. Die Elfe ließ sich zurück ins Bett fallen und griff nach dem Paket. Sie hörte etwas in ihm klirren, als würde Metall darin sein, allerdings fühlte sie auch Stoff und öffnete es neugierig. Zum Vorschein kam ein blaues Gewand, das mit goldenen Plättchen verziert war.
„Was für eine Planänderung soll das sein?“, fragte sie sich und zog das Gewand an.

„Ist das dein Ernst, Arissa?“, rief sie, als sie sich im zerbrochenen Spiegel betrachtete. Das Gewand ließ keine Fantasie zu. Nicht nur, dass der wenige Stoff den Großteil ihres Körpers nicht bedeckte, zudem war er durchsichtig und man konnte ihre nackten Brüste darunter sehen. Nur ihr Schritt war verborgen. Zudem musste sie das Kostüm um ihre Knöchel und Handgelenke mit goldenen Fesseln verschließen. Wenigstens war ein kleiner goldener Schlüssel im Paket gewesen und sie konnte es nach der Mission wieder ausziehen.
„Ausgerechnet jetzt …“, murmelte sie und blickte zum Halsband, welches immer noch auf dem Bett lag. Ein Gedanke schoss in ihren Kopf.
Sollte ich nicht doch die Mission abblasen? Ich bin nicht wirklich in der richtigen Verfassung … aber Arissa.
„Ich darf Arissa nicht enttäuschen, sie verlässt sich auf mich …“, murmelte sie und ließ sich zurück aufs Bett fallen. Rilliana nahm erneut das Halsband auf und drehte es gedankenverloren in ihrer Hand. Plötzlich durchströmte sie eine ungewohnte Wut, welche einen roten Schleier vor ihr Gesicht schob. Sie packte das Halsband fester und warf es mit voller Wucht gegen ihren Schrank. Es blitzte kurz auf, als die Magie in ihm entwich, und es landete klappernd auf dem Boden. Eine Sekunde später krabbelte Nibbel erschrocken aus dem Schrank, mit einem Keks in seinem Mund, und verschwand in einem Loch in der Wand.
„Nibbel, warte! Ich wollte nicht … Ich …“
Rilliana verstummte und sank zurück auf ihr Bett.

Der Abend nahte und Rilliana hatte sich zu den Ställen begeben. Ein Umhang verbarg ihre exotische Kleidung und sie wartete auf ihre Kontaktperson.
„Hey Kleine, lange nicht gesehen“, sagte eine männliche, ihr vertraute Stimme. Sie konnte ihr kein Gesicht zuordnen und sie wirbelte erschrocken herum. Sie erblickte einen groß gewachsenen Mann mit grauen Haaren. Er lächelte, als er ihr verwirrtes Gesicht sah.
„Was? Erinnerst du dich nicht an mich? Und dir habe ich meinen Dolch dagelassen“, sagte er entrüstet, und da erhellte sich Rilliana.
„Du?!?“, fragte sie entsetzt und zeigte anklagend mit dem Finger auf ihn.
„Weißt du, wie lange ich nach diesem verdammten Dolch gesucht habe?“
„Reg dich ab, Arissa meinte, du und deine Shifter-Freundin habt Gefallen daran gefunden. Wie geht’s ihr? Ich dachte, sie wäre mit von der Partie“, fragte er und verstummte, als er ihr Gesicht sah.
„Oh … verstehe … schwieriges Thema“, murmelte er und zog zischend Luft ein.
„Egal, worauf warten wir hier?“, fragte Rilliana und drehte sich wieder zu den Stellen, wo gerade eine Kutsche fertig gemacht wurde. Der Mann stellte sich neben sie.
„Darauf, dass eine Kutsche hier vorbeikommt und wir dich da reinbringen. Ich hoffe, du hast diese komischen Klamotten an. Die Zielperson hat ausdrücklich danach verlangt und es sollte dir als gute Tarnung dienen, wenn du nach dem Kelch suchst.“
„Gute Tarnung?“, fragte Rilliana aufgebracht und entblößte ihren Umhang, um ihr Kostüm zu zeigen. Er grinste amüsiert und pfiff anerkennend.
„Das sagten zumindest Arissas Informanten“, sagte er.
„Also … dieser Kelch …?“
„Sollte nicht zu übersehen sein. Sehr wertvoll, mit dem Wappen der Stadt darauf. So ähnlich wie das Emblem, das du bereits gestohlen hast.“
„Ich weiß, wie das Wappen von Leon’s Keep aussieht!“
„Sicherlich“, murmelte er.
„Wie auch immer … wo …“, fragte Rilliana.
„Sag mal, hat Arissa dir gar nichts erzählt?“
Er rollte mit den Augen, als die Kutsche losfuhr.
„Steig gleich einfach in die Kutsche ein. Der Rest ist fürs Erste egal. Lass dich einfach nicht erwischen.“
Jetzt rollte Rilliana mit den Augen.
„Wie heißt du eigentlich?“, fragte sie und drehte sich zu ihm, doch er war verschwunden. Genervt versteckte sie sich hinter einer nahen Kiste. Sie hörte, wie die Kutsche näherkam, dann ein Wiehern der Pferde und ein kurzes Aufschreien, als ihr Partner den Kutscher betäubte. Der Mann winkte Rilliana zu sich und bedeutete ihr, still zu sein. Sie folgte ihm und er öffnete die Kutschentür für sie.
„Nach Ihnen, junge Dame“, sagte er und half ihr die Stufen in die goldverzierte Kutsche hoch.
„Vielen Dank, vielen Dank“, sagte sie lächelnd und nahm auf dem mit rotem Samt bespannten Kissen Platz. Ihr Partner setzte sich hinter die Pferde und ließ die Peitsche kurz knallen, damit sie sich in Bewegung setzten.

Sie schaukelten in Richtung Oberstadt. Rilliana drehte sich der Magen um, als sie an Trishas Wohnung vorbeifuhren. Doch senkte sie ihren Blick und ließ sich zurück in die Kissen fallen. Das Kapitel Trisha war vorüber, für immer. Ihre Hand ballte sich zur Faust, doch horchte sie auf, als die Kutsche anhielt. Ihr Partner sprang herunter und redete mit jemandem, bevor sich die Kutschentür öffnete.
„Meine Damen“, murmelte er, und Rillianas Mund klappte auf, als eine Schönheit nach der anderen die Kutsche betrat. Alle trugen dasselbe Kostüm wie Rilliana nur in anderen Farben. Als Letzte stieg eine große, schlanke Frau ein, mit mitternachtsschwarzen Haaren und einem dunkelvioletten Gewand. Sie musterte Rilliana mit scharfen Augen, sagte jedoch nichts. Die Elfe schluckte, als sie von oben bis unten begutachtet wurde, doch wandte die Frau sich ab, als die Kutsche sich wieder in Bewegung setzte. Rilliana atmete erleichtert aus und sah aus dem Fenster. Sie fuhren an einem Haus vorbei, an dem in großen Lettern stand: Terras Mondschleier Pavillon. Sofort zuckte Rillianas Kopf zu der dunkelhaarigen Frau und die fing an zu lächeln.
„Du …“
Die Frau hielt sich einen Finger vor den Mund, um Rilliana zum Schweigen zu bringen. Dann schloss sie ihre Augen und lehnte sich zurück in die gemütlichen Kissen.

„Na endlich, warum hast du so lange gebraucht? Lord Dekar wartet schon und sein Gast wird langsam ungeduldig.“
„Qualität hat eben ihren Preis und benötigt primär Zeit“, sagte Arissas Freund und stieg von der Kutsche.
„Hey Mädels, wir sind da!“, sagte er und hämmerte gegen die Tür. Vorsichtig öffnete eine der Frauen die Kutsche und stieg aus. Eine nach der anderen verließ das Gefährt, bis Rilliana sich als Letzte der kühlen Nachtluft aussetzte. Rilliana öffnete ihren Mund, um sich darüber zu beschweren, dass es viel zu kalt war und sie so schnell wie möglich reinmussten. Aber sie verstummte, als sie sah, wo sie stand. In der Mitte von Oberstadt, direkt vor den Toren zum Bergfried, der bis auf den Glockenturm alles überschatten konnte.
Ich sollte mich echt besser vorbereiten. Dachte Rilliana, die nun schluckte. Dieser Ort war vermutlich der bestbewachteste in ganz Leon’s Keep. Ein Fehler und es wäre für sie vorbei.
„Moment, Lord Dekar hat nur sieben Frauen bestellt, das sind aber acht.“
„Ja, die hier ist ein kleines Geschenk für die Herren als Dank für den Auftrag und als Entschuldigung für die Verspätung.“
Die Wache runzelte die Stirn über diese Planung.
„Also … wusstest du, dass ihr zu spät kommt, und habt vorsorglich eine Frau mehr eingepackt?“
„Hey, was weiß ich. Ich habe nur die Kutsche gefahren.“
„Natürlich …“, murmelte die Wache und winkte die Frauen zum Bergfried.
„Viel Erfolg“, flüsterte Arissas Freund Rilliana zu und setzte sich zurück auf die Kutsche.

Wenn Trishas Villa, Rilliana bereits wie ein Schloss vorkam, so war der Bergfried wie eine neue Welt. Überall waren Reichtümer. Von den goldverzierten Bilderrahmen bis zu Vitrinen, in denen Waffen und Artefakte schlummerten. Ein Diener führte sie an dem Kelch vorbei, neben dem zwei Wachen standen. Er bog ab in einen Gang, auf dem mehrere Türen links und rechts verteilt waren. Am Ende von ihm war eine Doppeltür und er öffnete sie für sie.
„Hier rein, meine Damen, und wartet, bis der werte Gast kommt“, befahl Lord Dekars Diener. Rilliana betrat den Raum als Erste, und sofort schlug ihr heiße, feuchte Luft entgegen. Sowas hatte Rilliana noch nie verspürt und der schnelle Temperaturwechsel machte sie benommen.
„Hey, alles in Ordnung?“, fragte Terra und hielt Rilliana an der Schulter fest, damit sie nicht umkippte.
„Ja … ja, es geht gleich wieder, danke.“
Sie lächelte Rilliana aufmunternd zu.
„Das ist überwältigend, oder?“
„Die Temperaturen, der Reichtum auf dem Weg hierhin oder dass ich die Spinne von Leons Keep höchstpersönlich getroffen habe?“, fragte Rilliana und Terras zuckte bei den Namen zusammen. Ihr mitfühlendes Lächeln wurde schief, doch sie fing sich schnell wieder.
„Du kennst also mein zweites Standbein? Ich mag allerdings den Namen nicht besonders …“, sagte sie fast flüsternd und deutete vor sich in den Raum, „ich meinte auch eher unseren Aufenthaltsort.“
Rilliana sah auf und erstarrte, als sie all den Reichtum sah, der in dem Raum verteilt war.
Wie konnte jemand so viel Geld besitzen, dass er sich Wasserfälle in sein Haus baut, die einen kleinen Teich befüllen? Fragte sich Rilliana kopfschüttelnd.
Und dafür mussten wir im Weisehaus hungern?
Sie ballte ihre Hand zur Faust, aber Terras Hand an ihrer Schulter brachte sie zurück.
„Entspann dich, Liebes, du bist hier unter Freunden“, sagte Terra und zeigte auf ihre Angestellten, die sich bereits auf dem gewaltigen Bett streckten oder im warmen Wasser planschten.
„Mmmmhmm“, murmelte Rilliana und blickte zu ihr auf, „Tut mir leid. Es ist gerade ein bisschen schwierig für mich.“
„Oh? Du musst mir alles erzählen. Wie heißt du, Liebes?“
„Ril …“, fing Rilliana an, doch verstummte sie und fügte rasch hinzu: „Rike. Mein Name ist Rike.“
„Aha, Rike also?“, fragte Terra und geleitete sie zum Bett zu den anderen Frauen. „Hat dein schwieriges Leben etwa mit einem gewissen Catgirl zu tun?“
Rilliana sah zu ihr auf.
„Oh … verstehe … schwieriges Thema“, murmelte Terra und half Rilliana auf das Bett, bevor sie sich neben sie setzte. Rilliana machte sich bereits darauf gefasst, von Terra und den anderen mit Fragen durchlöchert zu werden, doch schienen sie zu spüren, dass sie nicht sprechen wollte. So kam Rilliana aber in den Genuss vom neusten Klatsch und Tratsch aus Leon’s Keep. Welcher Ehemann seine Frau diese Woche betrogen hatte, welche magischen Wesen jemanden im Wald verhext hatten oder Gerüchte über verschwundene Frauen im Westen. Rilliana hörte nur mit halbem Ohr zu und sah erst auf, als die Tür zu ihrem Zimmer sich öffnete. Sie hörten Stimmen.
„Da wir nun endlich die Verträge abschließen konnten, möchte ich Ihnen noch für den heutigen Abend ein kleines Geschenk überreichen. Ich hoffe, ich habe euren Geschmack getroffen.“
Ein Mann betrat den Raum, welcher in weißen Gewändern gekleidet war, und sah wenig begeistert zu der Szenerie und den Frauen.
„Vielen Dank, Lord Dekar. Wenn ihr verzeiht, ich würde mich nun gerne in den von ihnen bereitgestellten … Harem … zurückziehen“, sagte er mit starkem Akzent.
„Natürlich, Prinz Al Alabischahad, wenn ihr etwas braucht, meine Diener erfüllen euch jeden Wunsch.“
Die Tür schloss sich und sofort gingen ein paar der Frauen zu dem Prinzen und fingen an, seine Gewänder zu entfernen.
„Stopp, lasst das. Ich will einfach nur … lasst mich lediglich in mein Bett“, sagte er verdrossen und scheuchte die Frauen beiseite. Rilliana und Terra stiegen vom Bett herunter und machten ihm Platz.
„Aber mein Herr, wir sind hier, um ihnen den Abend zu versüßen. Eure Reise war doch bestimmt sehr beschwerlich und ihr müsst euch von den Strapazen erholen. Lasst uns euch unterhalten und beim Entspannen helfen“, flüsterte Terra mit honigsüßer Stimme und streichelte seine Brust. Der Prinz schnalzte missbilligend mit der Zunge.
„Nicht anfassen“, murmelte er und Terra zog sofort ihre Hand zurück. „Wenn ihr mich unbedingt unterhalten wollt, dann auf meine Art. Geht in das Bad und nehmt euch einen Partner. Ich erkläre euch gleich, was ihr machen werdet.“
Der Mann ging zur Tür zurück und sprach mit dem Diener, während die Frauen zum Bad schlenderten und in das knietiefe Wasser stiegen.
„Komm Rike, du bist jetzt mein Partner“, sagte Terra und zog Rilliana ins Becken.
„Moment? Was ich muss, nicht unbedingt. Hey, warte!“, rief Rilliana und krallte sich panisch am Bett fest. Terra lachte nur und zog sie mit Leichtigkeit an ihren Beinen zum Teich. Sie rutschte über den glatten, nassen Boden und landete letztlich im Wasser, inmitten der anderen Frauen. Sie fingen an zu lachen, als Rilliana ihre Haare aus dem Gesicht zog und dann ihre Brüste versteckte, die nun deutlich durch den nassen Stoff zu sehen waren.
„Ach komm schon, ich bin nicht wirklich in Stimmung …“, sagte Rilliana doch ihre Worte gingen in den Gesprächen der anderen unter, als der Prinz mit Seilen in den Armen zurückkam.
„Habt ihr euch aufgeteilt? Gut, die Regeln sind einfach: Ihr kämpft jetzt gegeneinander, bis nur noch eine von euch übrig ist. Bitte achtet darauf, dass ihr euch nicht verletzt. Die Letzte, die noch steht, bekommt einen Bonus, sobald die Nacht vorüber ist.“
„Und was hat es mit den Seilen auf sich, mein Herr?“
„Die Verlierer jeder Runde werden verschnürt und können den Rest der Zeit gefesselt verbringen. Irgendwelche Fragen? Keine? Gut, ihr könnt anfangen“, sagte der Prinz knapp und legte sich aufs Bett.
„Moment, ich habe …“, wollte Rilliana gerade anfangen, als Terra sich auf sie warf und in den Schwitzkasten nahm. Völlig überrumpelt versuchte Rilliana Terras Griff zu brechen, doch die Frau schien für ihre schlanke Gestalt überraschend stark zu sein. Zumindest stärker als Rilliana. Die Elfe wehrte sich mit Leibeskräften, doch hatte sie nie besonderen Wert auf Muskeln gelegt. Ihr Kopf lief rot an und ihr ging langsam die Luft aus, sodass ihr langsam schwarz vor Augen wurde. Ihre Finger krallten sich in Terras Arm, doch letztlich konnte sie nicht anders, als auf ihren Arm zu klopfen. Terra verstand sofort, dass sie aufgab, und ließ Rilliana frei. Hustend sackte Rilliana zurück ins Wasser und krächzte ein „Danke“ aus ihrem Hals. Terra half ihr zurück an Land, und gerade wollte Rilliana nochmal für die Hilfe danken, als Terra die Seile in die Hand nahm.
„Du gibst mir wirklich keine Pause, oder?“, fragte die Elfe, die gerade hin- und hergerissen war, die Seile zu empfangen oder wegzulaufen.
„Nur eine kleine“, lachte Terra und fing damit an, die Seile um Rillianas Handgelenke zu wickeln. Sie spürte, dass die Seile sehr locker gezogen wurden, und sie sah auf zu Terra. Die Frau lächelte auf sie hinunter.
„Ich glaube, du bist für heute raus ... Rike“, sagte Terra und wuschelte durch die blonden Haare der Elfe. Ungläubig sah die Elfe auf ihre Fesseln.
„Nun … ich danke für die Pause, aber … ist das alles? Ich bin jetzt schon ein wenig enttäuscht“, sagte Rilliana und befreite sich mit einer schnellen Handbewegung aus den Fesseln. Terras Auge zuckte.
„Wie du willst …“
Zehn Minuten später war Rilliana verschnürt wie ein Schinken. Seile fesselten ihre Knöchel, Knie und ihren Oberschenkel aneinander, und ihre Arme waren so fest hinter ihrem Rücken gebunden, dass sich ihre Ellbogen berührten. Das Seil war so fest gespannt, dass es in ihre Haut presste. Zusätzlich hatte Terra, das von Rilliana geliebte Schrittseil, gebunden, und die Elfe stöhnte laut, als sie es festzog.

Drei Kampfrunden später war das Spiel zu Ende und natürlich hatte Terra gewonnen. Rilliana war aber aufgefallen, dass sie deutlich sensibler mit ihren Angestellten umgegangen war als mit ihr.
„Gut gekämpft, meine Dame. Werft nun die Verlierer ins Bad und habt ein bisschen Spaß mit ihnen.“
„Wie ihr wünscht, eure Hoheit“, sagte Terra und verbeugte sich vor dem Prinzen. Sie tat, wie ihr geheißen, und eine Frau nach der anderen landete kreischend im Wasser, wo Terra wie ein Haifisch grinsend sich über sie hermachte und sie kitzelte, küsste oder sie kurz unter Wasser hielt. Währenddessen fragte sich Rilliana, ob sie es sich einbildete, doch glaubte sie, dass mit jeder verstreichenden Minute ihre Fesseln enger wurden.

Bis in die späte Nacht hinein spielten Terra und die Frauen miteinander, bis der Prinz sagte, er habe genug und er wolle nun schlafen.
„Allein“, wie er betonte. Eine nach der Frau wurde von Terra befreit und verließ das Zimmer. Rilliana sah einer nach der anderen hinterher, und die Frage, wann sie nun endlich befreit wurde, brannte immer stärker in ihrem Bauch, vor allem da die Seile sich tief in ihre Haut geschnitten hatten und es langsam anfing zu schmerzen. Doch letztlich stand Terra über ihr und lächelte.
„Könntest du mir bitte zur Hand gehen? Die Seile ziehen ein bisschen“, murmelte die Elfe und lächelte zurück.
„Mmmmhh … nein, noch nicht, ich will noch ein bisschen Spaß haben. Vielleicht frage ich einfach den Prinzen, ob ich dich als Belohnung haben kann“, überlegte Terra laut und hob Rilliana mit Leichtigkeit hoch.
„Ich nehme an, ich habe kein Mitspracherecht?“
„Du hast gleich dein Recht aufs Sprechen verwirkt“, antwortete Terra lachend und ging in eines der Zimmer direkt auf dem Gang, welches ihnen zur Verfügung gestellt wurde.
„Bei den Göttern! Ist das kalt hier!“, rief Rilliana, als sie das Zimmer betraten.
„Keine Sorge, ich sorge dafür, dass dir gleich viel, viel wärmer wird“, sagte Terra und legte Rilliana ins Bett, „aber zuerst …“
Sie nahm ein Stück Stoff und stopfte es in Rillianas Mund.
„Schön drin behalten!“, befahl sie der Elfe und vollendete den Knebel mit einem weiteren Tuch, welches sie in ihrem Nacken verknotete.
„Also … ich hätte da ein paar Fragen an dich, kleine Elfe. Und es wäre weise, wenn du sie wahrheitsgemäß beantwortest, verstehst du?“, sagte Terra und kitzelte Rillianas Füße. Die Elfe zuckte zurück, aber die strengen, nassen Seile verhinderten nahezu jede Bewegung.
„Frage Nummer eins. Bist du aus einem anderen Grund hier als wir?“
Rilliana schüttelte den Kopf. Terra schloss ihre Augen.
„Komm schon, Rike. Lügen kann ich überhaupt nicht leiden. Das solltest du doch wissen, oder?“, sagte sie und kitzelte die Elfe. Rilliana stemmte sich nach Leibeskräften gegen die Seile und versuchte vor dem Angriff der Finger zu fliehen. Sie schrie vor Lachen in den Knebel und wand sich in ihren Fesseln.
„Zweite Frage“, sagte Terra, während sie weiter kitzelte, „heißt du wirklich Rike?“
Rilliana nickte, während Tränen vom Lachen ihr Gesicht herunterliefen.
„Und wieder gelogen. Ich bitte dich. Allein wie du eben gezögert hast, ist Rike niemals dein richtiger Name. Aber kommen wir zur letzten Frage“, sagte Terra plötzlich mit ernster Stimme. Sie hörte auf, Rilliana zu kitzeln, und zog ein Messer unter dem Bett hervor. Sie legte die Klinge an den Hals der Elfe, die sofort verstummte.
„Bist du hier, um mich oder eines meiner Mädchen in Gefahr zu bringen?“
Rilliana zögerte und schüttelte letztlich ihren Kopf.
„Oho, die Elfe kann also doch die Wahrheit sagen. Also weswegen bist du wirklich hier?“, fragte sie und zog den Knebel herunter. Rilliana spuckte das Tuch aus und sagte: „Ich dachte, das wäre deine letzte Frage gewesen.“
Terra kitzelte Rilliana erneut und diese kicherte.
„Ich stelle hier die Fragen! Also …?“
Rilliana rollte mit den Augen und lehnte sich zurück.
„Ich soll den Kelch im Flur mitgehen lassen. Heute war anscheinend die einzige Möglichkeit, hier sicher hereinzukommen. Tut mir leid, dass ihr da hineingezogen wurdet.“
Terra zuckte mit ihren Schultern.
„Wir sind doch alle nur Figuren auf dem Spielbrett von irgendwelchen größeren Mächten, oder?“, sagte sie und zerschnitt die Seile, die Rilliana festhielten. Rilliana nickte, doch der Frau entging nicht, dass etwas anderes auf dem Herzen der Elfe lag.
„Sag mal, was hältst du davon, für mich zu arbeiten? Du schienst die Einzige zu sein, die ihre Fesseln richtig genossen hat. Das ist selten, du wärst die Attraktion im Mondschleier Pavillon.“
„Danke, aber ich bin zufrieden“, murmelte Rilliana und massierte sich die Glieder. Die Seilspuren waren deutlich über ihren ganzen Körper zu sehen.
„Das Angebot steht. Du kannst auch gerne mal für eine Tasse Tee vorbeikommen“, sagte Terra und lachte.
„Gerne. Es hat mir heute Spaß gemacht, Terra. Hoffentlich sieht man sich bald mal wieder. Ich muss jetzt aber wirklich los“, sagte Rilliana und stand auf, nur um sofort zu Boden zu fallen.
„Nicht schon wieder …“, murmelte sie und bemühte sich aufzustehen.
„Ich glaube, ich habe die Seile etwas zu fest gemacht, oder?“, fragte Terra und hob sie zurück ins Bett.
„Das ist absolut korrekt“, sagte Rilliana genervt und massierte ihre Beine, um wieder ein Gefühl in ihnen zu bekommen.
„Was wäre, wenn ich dir den Kelch beschaffe und du dafür den Rest der Nacht bei mir verbringst?“, fragte Terra und schmiegte sich an Rilliana.
Rilliana zögerte. Wich dann aber von ihr zurück.
„Ich bekomme, was ich will, und eine Nacht mit dir? Ich fühle, dass da irgendwo ein Haken ist“, sagte Rilliana und zog ihre Augenbrauen zusammen.
„Ach, Haken schmaken, sag ich immer“, lachte Terra und legte ihre Hand auf Rillianas Bein, „Du musst mir nur ein bisschen was über dich erzählen.“
Ihre Hand wanderte ihre Hüfte hoch.
„Über die Tunnel unter der Stadt.“
Rilliana sah Terra verbittert an, während ihre Hand weiter nach oben wanderte, bis unter ihr Kinn.
„Oder über deine kleine Freundin und ihre Schwester …“
Rilliana drückte Terras Hand beiseite.
„Tut mir leid, ich … ich kann das nicht …“, flüsterte Rilliana und drehte sich weg.
„Oh, tut mir leid, Rike. Ich wollte dich nicht verärgern … Das hätte eine schöne Nacht werden können, aber ich will jetzt nicht so sein. Ich habe einen Fehler gemacht und beabsichtige, mich zu revanchieren.“
„Was meinst du?“, fragte Rilliana und drehte ihren Kopf zu Terra.
„Ich werde dir den Kelch besorgen, immerhin bin ich schuld, dass du dich nicht bewegen kannst. Und vielleicht überlegst du dir doch, für mich zu arbeiten?“
Rillianas Miene verfinsterte sich.
„Gut, dann nur den Kelch“, sagte Terra grinsend und stellte sich vor einen großen Spiegel, der mit Juwelen und Gold bedeckt war.
„Der sollte passen“, murmelte Terra und streckte ihre Hand nach ihm aus. Sofort begann er zu schmelzen und sich zu verformen, bis vor ihnen ein Ebenbild des Kelches stand, dessen Original nur wenige Meter von ihnen entfernt im Flur bewacht wurde.
„Was zum …“, sagte Rilliana fasziniert und starrte Terra mit offenem Mund an, als diese den Kelch vom Boden hob.
„Du kannst Zaubern?“
„Natürlich. Du doch auch, oder?“, sagte Terra, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.
„Ich …“, fing Rilliana an und senkte ihren Blick.
„Sag bloß, du weißt nicht wie?“, fragte Terra und stemmte ihre Hände in die Hüfte.
„Was für eine Elfe bist du, dass du nicht zaubern kannst?!?“
Beleidigt starrte Rilliana Terra an, die entschuldigend ihre Hände hob.
„Tut mir leid, ich dachte nur, alle …“
„Anscheinend nicht alle“, murmelte Rilliana und verschränkte ihre Arme. Terra kratzte sich am Kopf. Sie wusste, dass sie gerade jedes Fettnäpfchen mitgenommen hatte, das es gab.
„Naja, ääähm ich besorge dir dann mal den Kelch …“, sagte sie und verließ das Zimmer. Immer noch mit dem nassen Kostüm bekleidet, ging Terra auf den Flur und klopfte an das gegenüberliegende Zimmer. Rilliana war neugierig, was sie vorhatte, und ließ sich zu Boden gleiten und kroch zur Tür. Sie sah, wie Terra und ein paar der anderen Frauen zu dem Kelch gingen. Während die Wachen von den Damen in ihre jeweiligen Zimmer gezogen wurden, um sich zu amüsieren, machte Terra sich am Kelch zu schaffen. Breit grinsend kam sie zurück. Ein Kelch in der Hand und ein anderer auf dem Podest.
„Bitte sehr“, sagte Terra knapp und warf Rilliana den Kelch zu. Verdutzt fing Rilliana ihn auf und begutachtete ihn. Ohne Zweifel, es war ihr Auftragsgegenstand.
„Liege nicht die ganze Zeit auf dem Boden und komm ins Bett. Wenn du dich schon nicht vergnügen willst, so kannst du mir zumindest Gesellschaft leisten“, sagte Terra und schaute auf die Elfe hinunter, die sie mit zusammengezogenen Augenbrauen anstarrte.
„Rein freundschaftlich … nicht geschäftlich. Du siehst so aus, als hättest du eine Menge auf dem Herzen. Wir können darüber reden, wenn du willst.“
Rilliana sah den Kelch an und dann hoch zu Terra.
Vielleicht hat sie sich ein bisschen Vertrauen verdient. Überlegte sie und kletterte zurück ins Bett.
„Danke …“, murmelte Rilliana lehnte sich an Terras Schulter an.
„Gern geschehen“, sagte sie. „Also … erzähl Terra, was passiert ist.“

Am nächsten Morgen schmuggelten die Frauen, Rilliana und den Kelch sicher zur Kutsche und von dem Gelände.
„Also denk dran, wenn du mal in der Nähe bist, besuch uns mal“, sagte Terra, und die anderen Frauen nickten zustimmend.
„Ich … ich werde es versuchen. Und nochmals danke für die tolle Nacht und dein Ohr, Terra“, murmelte Rilliana und umarmte alle, bevor sie ausstiegen und die Kutsche verließen. Kurz darauf setzte sich die Kutsche wieder in Bewegung und Arissas Freund fuhr sie fast bis vor ihre Haustüre. Sie sprang von der Kutsche ins Gebüsch, damit sie nicht von den anderen Bewohnern gesehen wurde, drehte sich aber noch zu dem Mann um.
„Ich nehme an, du hast noch was für mich?“, fragte er breit lächelnd, und Rilliana zückte den Kelch, der in ein Tuch eingewickelt war. Grinste aber, als sie mit dem Tuch zu spielen begann.
„Komm schon, Kleine … oder soll ich dich heute Abend wieder besuchen?“
„Naa, passt schon“, sagte Rilliana und warf ihm den Kelch zu.
Er fing ihn geschickt auf und nickte anerkennend.
„Hab ich mir gedacht. Ich lass Arissa wissen, dass sie dir einen Bonus ausstellen kann“, sagte er lachend.
„Besuchen kommen kannst du mich dennoch. Könnte die Ablenkung gebrauchen“, sagte sie.
„Mal schauen, Kleine, mal schauen“, antwortete er, nickte ihr zum Abschied zu und ließ die Pferde loslaufen. Schaukelnd fuhr die Kutsche zu den Stallungen und verschwand hinter einer Ecke. Die Elfe zog sich in das Gebüsch zurück und kletterte durch den Spalt, um zu ihrer Wohnung zu gelangen. Doch als sie im Flur ankam, stutzte sie. Wie damals, als Arissas Freund auf sie aufgelauert hatte, spürte sie, dass etwas nicht stimmte.
„Heute nicht. Nicht jetzt“, murmelte Rilliana und sah an sich hinunter. Das exotische Kleid gab ihr nicht gerade den Schutz, den sie jetzt vielleicht benötigte, und schränkte sogar ihre Bewegungen ein. Dennoch ballte sie ihre Hände zu Fäusten und schlich zur Tür. Sie stand offen. Rilliana warf sie auf und erstarrte. Auf ihrem Bett saß Trisha. Das zerstörte Halsband lag in ihren Händen. Sie zitterte. Noch bevor Rilliana etwas sagen konnte, erhob Trisha die Stimme. Sie klang erschöpft und ängstlich.
„Das Halsband und mein Armband sind miteinander verbunden … es kann mir zeigen, wo der Träger des Halsbandes ist, ob er sich wohlfühlt, in Gefahr ist, verletzt ist …“, sie sah auf und Rilliana sah Trishas von Tränen überströmtes Gesicht und ihre geschwollenen, roten Augen, „oder Tod“, endete sie und hob ihren Arm. Rilliana sah den Armreif, und dessen Kristall in seiner Mitte, der sich schwarz verfärbt hatte.
„Erst dachte ich, du wärst …“, sie schluckte, „als ich dann das Halsband fand, dachte ich, du hättest es zerstört, um mich hierhin zu locken.“ Aber dann warst du nicht da und ich … Ich hatte Angst … panische Angst … um dich! Und jetzt stehst du hier in diesem Kostüm, unverletzt.“
Sie schüttelte den Kopf, stand auf und stellte sich Rilliana in den Weg.
„Sag was!“, forderte sie und schubste die Elfe. Rilliana öffnete den Mund, aber kein Wort verließ ihre Lippen.
„Irgendwas!“, sagte Trisha und schubste sie erneut. Rilliana fing nun auch an zu zittern und hielt ihre Hände vor ihr Gesicht.
„Bitte …“, flüsterte Trisha und rutschte vor Rilliana zu Boden.
„Trisha …“, begann Rilliana und kniete sich vor sie und umarmte sie,
„Es tut mir alles so unendlich leid, meine Ignoranz dir gegenüber und deinen Gefühlen, meine Sucht. Ich wünschte, ich könnte alles zurücknehmen, was ich gesagt habe, und wenn ich irgendwie …“
Sie fing an zu weinen und drückte Trisha noch fester an sich.
Trisha, ich … ich liebe dich! Und ich …“ Sie wurde unterbrochen, als Trisha ihren Mund auf Rillianas presste.
„Ich dich doch auch, du Dummerchen …“, flüsterte Trisha, als sie sich voneinander lösten.

Ein paar Tage später lagen Rilliana und Trisha im Bett von Rillianas Wohnung. Die Shifterin tat so, als würde sie schlafen, und wartete geduldig, dass ihre Freundin endlich aus dem Bett schlich, um zu meditieren oder zur Abwechslung mal zu schlafen. Rilliana schien sich für ersteres zu entscheiden. Sie verschwand unter der Bettdecke und Trisha hörte, dass Rilliana endlich nach oben kletterte. Die Shifterin wartete noch einen Augenblick, bis sie selbst leichtfüßig aus dem Bett stieg und klammheimlich einen Brief küsste, den sie auf den Nachttisch legte. Sie sah kurz hoch zu der Elfe in Trance und verließ die Wohnung.

Rilliana streckte sich genüsslich, als sie aus ihrer Meditation erwachte, und sah nach draußen. Die Sonne, die sie sonst weckte, war hinter dunklen Wolken verborgen und ein rauer Wind fegte durch die Straßen. Auch waren nicht viele Menschen auf den Straßen. Vermutlich, weil sie keine Lust hatten, vom Regen erwischt zu werden.
„Hey Schlafmütze, wir sollten mal langsam aufstehen“, rief Rilliana und streckte sich erneut. Sie bekam keine Antwort und sah die Leiter hinunter, nur um festzustellen, dass anstelle von Trisha ein Brief auf sie wartete. Rilliana Herz rutschte in ihre Hose, als sie das Schlimmste befürchtete, und sie sprang fast auf ihr Bett, um den Brief aufzureißen. Als sie die ersten Zeilen las, beruhigte sie sich allerdings schnell und ließ sich auf ihr Bett fallen.
„Trisha, verdammt. Mach doch nicht sowas …“, murmelte sie und las weiter.

Meine liebste Rilliana,
Wenn du diesen Brief findest, bin ich bereits bei mir zu Hause und warte auf dich. Aber zuvor musst du drei Aufgaben erfüllen, um dir den Zutritt zu verdienen.
Als Erstes: Fessel dich selbst, so, wie ich es dir auf der Rückseite dieses Briefs skizziere, und zieh nur die Kleidung an, die ich in deinen Schrank gehängt habe, nichts anderes!
Als Zweites gehe zu dem Ort, an dem wir uns zum ersten Mal trafen, und finde ein Paket, welches ich dort versteckt habe.
Deine dritte Aufgabe findest du dort.
In liebe
Trisha

Rilliana biss sich auf die Unterlippe, als sie die Zeilen las, und drehte den Brief um. Darauf war eine Zeichnung, welche Schritt, für Schritt erklärte, wie sie sich selbst einen Harness aus Seilen fesseln konnte. Ohne weiter darüber nachzudenken, machte sie sich ans Werk. Rilliana nahm ein Seil, welches sie in der Mitte halbierte und über ihren Nacken hing. Danach verband sie das Seil mit mehreren Knoten vor ihrer Brust bis runter zu ihrem Schritt. Sie leckte sich die Lippen, als sie die nächsten Anweisungen auf der Skizze las, und beschloss, die Warnhinweise zu ignorieren, und zog das Seil durch sich selbst an ihren Nacken und straffte es. Fest. Sofort lief Rillianas Gesicht rot an.
Nun kam der spaßige Teil. Las Rilliana und führte das Seil nach vorn und fädelte es in die durch die Knoten entstandenen Lücken. Erneut zog sie es fest und merkte bereits, wie einer der Knoten sich tief in ihren Schritt versenkte. Sie stöhnte zufrieden auf und wiederholte den Vorgang, bis sie keine Lücken mehr im Seil hatte und es straff um ihren Körper gezogen war, als hätte sie wieder das Ledergeschirr an.
„Wow“, war alles, was sie sagte, als sie sah, wie ihr Körper von dem Seil umarmt wurde. Sie streichelte über ihre Brüste, die von dem Seil angehoben wurden und sich stolz präsentierten. Sie musste sich zwingen, sich vom Spiegel zu lösen und zu ihrem Schrank zu gehen. In ihm hing ein weites, weißes Kleid, welches bis zu ihren Knöcheln ging und ihren Körper verhüllte, sodass niemand auf der Straße sehen konnte, dass sie gefesselt war.
„Mmmhh, Trisha, das wiederum ist ein wenig langweilig, oder?“, murmelte sie und zuckte zusammen, als sie einen Schritt auf das Kleid zumachte und das Seil noch tiefer in sie eindrang.
„Andererseits, ein bisschen Langeweile wäre vielleicht nicht schlecht …“, flüsterte sie mit rotem Kopf und zog vorsichtig das Kleid an.

Rilliana trat vor ihr Versteck und sofort wurde sie von einer Windböe begrüßt, die versuchte, ihr Kleid anzuheben. Vor Schreck zog sie es eilig runter und fluchte leise, als das Seil sie erneut erröten ließ. Ein paar Seeleute, die vorbeiliefen, sahen sie neugierig an, sagten aber nichts. Rilliana nickte ihnen schüchtern zu und eilte, so schnell sie konnte, ohne dem Seil nachzugeben, in Richtung der Gasse, in der sie ihre schicksalhafte Begegnung mit Trisha hatte. Der Wind machte es ihr nicht einfach, voranzukommen, und immer wieder musste sie verhindern, dass er ihr Kleid anhob, um ihren nackten Körper vor ganz Leon’s Keep zu präsentieren. Rilliana war sich bis zum Schluss nicht sicher, ob sie es geschafft hatte, ihre „Unterwäsche“ vor der ganzen Stadt zu verbergen. Denn viel zu oft schienen die Bewohner der Stadt ihr mit ihren Blicken zu folgen. Erschöpft kam sie an der Gasse an und lehnte sich an eine Mauer, während sie ihren Blick schweifen ließ. Unter einem Stapel Holz konnte sie ein Paket ausmachen und sie lief schnell zu ihm. Sie bemühte sich, es herauszuziehen, doch schien es festzustecken, und sie schnalzte missbilligend mit der Zunge. Das Seil war dabei keine große Hilfe und sie merkte schnell, dass es ihren Brustkorb einschnürte und somit ihre Atmung einschränkte. Verärgert machte sie eine kurze Pause, um wieder zu Atem zu kommen, und lehnte sich an den Holzstapel an. Sie zuckte zusammen, als etwas Nasses auf ihren Nacken fiel. Irritiert hob Rilliana ihre Hand und wischte es weg.
„Es wird wohl gleich regnen, ich sollte mich beeilen, bevor …“, murmelte Rilliana und plötzlich riss sie ihre Augen auf, „BEVOR DER REGEN MEIN KLEID FÜR ALLE DURCHSICHTIG MACHT!“
Hektisch zog sie an dem Paket, und mit ihrer neu gefundenen Kraft hatte sie es mit einem Ruck in der Hand. Der Holzstapel schwankte bedrohlich, doch Rilliana drückte ihn zurück und atmete erleichtert auf. Das Paket war schwer und auf ihm war ein Brief geklebt. Rilliana riss ihn ab und entfaltete das beschriebene Papier.

Liebste Rilliana
Dieses Paket ist für deine alte Freundin Arissa, bring es ihr. Außerdem gibt sie dir eines für mich mit. Und sei doch so gut und befestige noch den beiliegenden Schmuck an dir.
Bis gleich
Trisha
PS: Ja. HINTER deinem Rücken.

„Schmuck?“, fragte sie und stülpte den Briefumschlag um. Heraus fielen Hand- und Fußfesseln. Rilliana stöhnte laut auf, überlegte aber nicht lange und schloss die Fesseln um ihre Knöchel und Handgelenke. Sie kniete sich hin und nahm das Paket in ihre Hände. Es lehnte an ihrem Rücken und Rilliana hoffte, dass es zumindest die Kette ihrer Handschellen verbarg. Dank der Fußfesseln, konnte sie auch nur noch kleine Schritte machen, und so stolperte sie in Richtung von Arissas Haus. Vorher war Rilliana vielleicht nur paranoid gewesen, jetzt wusste sie ganz genau, dass ihr alle Blicke auf der Straße folgten. Sie starrten Löcher in ihr Kleid. Zogen es mit ihren Blicken von ihrem Körper. Mit jedem Schritt, der mit dem Klackern der Ketten zwischen ihren Füßen begleitet wurde, wusste sie, dass sie aufgeflogen war. Jede Person, die sie traf, könnte ihr Geheimnis aufdecken. Jede leichte Brise, die sanft ihre gefesselten Knöchel umspielte. Ihr immer röter werdendes Gesicht fühlte sich so heiß an, dass sie dachte, dass die Tropfen auf ihrem Kopf verdampften. Rilliana beschleunigte ihre Schritte, als der Regen stärker wurde, und glücklicherweise verließen viele Menschen die Straße. Als es richtig anfing, zu schütten, wurde Rillianas Kleid komplett durchnässt. Sofort wurde ihr Kleid durchsichtig und jeder auf der Straße hätte ihre Seile darunter entdecken können, doch schienen sie anderes im Kopf zu haben. Außer Atem, erschöpft und halb erfroren kam Rilliana schließlich an Arissas Haus an. Das Seil war inzwischen deutlich durch ihr Kleid sichtbar und schien noch enger zu werden, je mehr Wasser es aufnahm. Rilliana klopfte mit ihrem Kopf gegen die Tür und zuckte zusammen, als sie darin einen stechenden Schmerz spürte. Sie sog zischend Luft ein, aber fing sofort an zu lächeln, als Arissa die Tür öffnete.
„Oh Rilliana, welch wunderbare … warum Mädchen?“
„Hallo Arissa, schön dich zu sehen. Ich habe ein Paket für dich“, sagte Rilliana hölzern und drehte sich um, sodass die Frau ihr das Paket abnehmen konnte. Arissa öffnete es, während die Elfe immer noch im Regen stand.
„Kann ich hereinkommen?“, fragte Rilliana.
„Nein. Du machst den Boden nass“, bekam sie zurück an den Kopf geworfen. Sie las den beigefügten Brief und zog aus dem Paket einen Regenmantel, den sie über Rillianas Schultern warf. Sofort fiel ihr ein Stein vom Herzen.
„Hier, ich soll dir das geben“, sagte Arissa knapp und drückte Rilliana ein anderes längliches Paket in die Hand.
„Sag Trisha, aber das war das erste und letzte Mal, dass ich bei einem eurer Spiele mitmache, in Ordnung?“
Die Elfe nickte hastig und verabschiedete sich.
„Letzter Halt: Trishas Unterschlupf.“

Ohne weitere Zwischenfälle erreichte sie die Mauer und öffnete die Tür zu Trisha Wohnung. Rilliana stockte der Atem, als sie ihre Freundin entkleidet und geschmückt mit roten Bändern auf dem Bett liegen sah. Ein Herz war auf ihren Mund geklebt und diente als Knebel. Ihre Beine waren zusammengefaltet und mit Bändern gefesselt und ihre Arme waren hinter ihrem Kopf verschränkt und mit weiteren Bändern verknotet. Die Elfe bemerkte einen Schlüssel, der um dem Hals ihrer Freundin hing und vermutlich für ihre Fesseln war.
„MMHMM MHM HM HMMMHMM MMHMM!“, sagte Trisha mit erwartungsvollen Augen.
„Warte, ich verstehe kein Wort“, sagte die Elfe lachend und ging zu ihr. Umständlich drehte sie sich mit dem Rücken zu ihr und riss das Herz von ihrem Mund.
Alles Gute zum 21. Geburtstag, Rilli“, sagte Trisha schließlich, „Ich hoffe, dir gefallen deine Geschenke“, sagte sie und wackelte verführerisch mit der Hüfte.

„Ooooh, den hatte ich komplett vergessen! Vielen, vielen Dank, Trisha!“, sagte Rilliana strahlend und hätte sich am liebsten gegen die Stirn geschlagen.
„Komm, lass dich drücken!“
Sofort wurden Trishas Augen groß.
„Wie wäre es, wenn du dich vorher abtrocknest?“
Als Antwort überging Rilliana die Frage, sprang, nass wie sie war, auf Trisha um ihr einen Kuss zu geben.
„Du mmmmh bist echt aaah unmöglich und … nass!“, murmelte Trisha zwischen ihren Küssen.
„Danke, Trish“, flüsterte Rilliana und rollte sich von Trisha hinunter. Den Schlüssel für ihre Handschellen zwischen den Zähnen.
„Wenn du nichts dagegen hast, würde ich, bevor ich meine Geschenke auspacke, ein warmes Bad nehmen. Du verstehst?“ fuhr Rilliana fort und spuckte den Schlüssel geschickt in ihre Hände. Sie öffnete ihre Fesseln, streifte sich den Regenmantel und das Kleid vom Körper und warf es auf Trisha.
„HEY!“
Rilliana verschwand im Badezimmer und ließ die Wanne volllaufen, während Trisha im Schlafzimmer von der Kleidung durchnässt wurde. Erst als die Wanne voll war, ging Rilliana immer noch mit den Seilen gefesselt, zurück ins Schlafzimmer.
„Eigentlich habe ich keine Lust, allein baden zu gehen“, sagte sie und hievte Trisha schwer atmend vom Bett hoch, um mit der Shifterin in der Badewanne, Spaß zu haben.

Nachdem sich beide aufgewärmt hatten, löste Rilliana ihre beider Fesseln und hing die Seile auf, während Trisha im Schlafzimmer verschwand. Als Rilliana dazustieß, hatte Trisha das Paket von Arissa in der Hand und reichte es ihr.
„Das ist das gemeinsame Geschenk von Arissa und mir. Ich hoffe, es gefällt dir.“
Neugierig machte Rilliana es auf, und zum Vorschein kam ein geschwungener Bogen, der kunstvoll mit eingravierten Ästen und Blättern verziert war. Er saß perfekt in ihrer Hand und er schien zu ihr zu sprechen.
„Er … er ist wunderschön“, murmelte Rilliana stirnrunzelnd und ergriff ihn fester. Sie hatte noch nie wirklich einen Bogen in der Hand gehabt, aber sie wusste, dass sie etwas Besonderes in den Händen hielt. Die Elfe legte den Bogen beiseite und umarmte Trisha.
„Ich dachte mir: Welche Elfe hat keinen Bogen?“, flüsterte Trisha und umarmte ihre Freundin zurück, „Schön, dass er dir gefällt.“
„Das tut er. Vielen, vielen Dank, Trish!“, flüsterte Rilliana zurück, die mehr als nur einen Bogen geschenkt bekommen hatte. Sie erhielt auch ein kleines Stück ihrer Kultur.

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  RE: Rilliana und Trisha Datum:20.12.25 21:09 IP: gespeichert Moderator melden


Irgendwie habe ich das Gefühl, das hier die Schreiber der guten Geschichten ihre Sadistischen Adern ausleben!
Immer diese Werbepausen an Stellen wo der/die Leser/in wissen will, wie es weitergeht und dann warten muss, bis die nächsten Häppchen Online sind...
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  RE: Rilliana und Trisha Datum:20.12.25 21:30 IP: gespeichert Moderator melden


Kann ich nur teilweise unterschreiben

Tatsache ist das ich zügig das 3. Kapitel hochladen wollte um euch nicht so auf die Folter zu spannen. Als ich jedoch 2000 Rechtschreibfehler mir gegenüber sah wurde mir allerdings ein bisschen schlecht XD
Vermutlich hauptsächlich , Fehler abeeeer wir wollen es ja ordentlich machen oder? ^^

Freut mich aber sehr das dir das 2. Kapitel so sehr gefällt
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TheLargeEmptY
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  RE: Rilliana und Trisha Datum:22.12.25 14:30 IP: gespeichert Moderator melden


Rilliana und Trisha
Kapitel 3
Die rote Hexe

Trisha überflog noch einmal den Brief, den sie erhalten hatte, und schüttelte wie die zehn vorherigen Male den Kopf.
„Willst du mir jetzt endlich sagen, warum wir wegen eines Briefes deiner Schwester, zu ihr fahren müssen?“, fragte Rilliana, während sie aus dem Fenster der Kutsche schaute und die Szenerie der Natur bewunderte. Trisha seufzte.
„Wie der Zufall so will, hat sie am selben Tag Geburtstag wie du, und ich vermute, sie ist ziemlich enttäuscht darüber gewesen, dass ich lieber deinen gefeiert habe, als bei ihr zu sein. Wir betreiben jetzt Schadensbegrenzung und fahren zu ihr, aber ich werde dafür auf die eine oder andere Art bezahlen müssen. Sie ist da sehr nachtragend“, antwortete Trisha.
„Uuuund deine Schwester ist …?“
„Wie ich bereits erwähnt habe, heißt sie Celine und sie ist die leibliche Tochter von Vater. Früher haben wir uns gut verstanden, aber … unsere Beziehung wurde … schwieriger. Hat nicht geholfen, dass ich mir ihr Haus ausgeliehen habe und du dann ihr Bett vollgeblutet hast“, murmelte Trisha. Rilliana verzog ihr Gesicht, als sie an den Knochen dachte, der sich in ihren Körper gebohrt hatte. Sie schüttelte ihren Kopf, um es zu vergessen, und räusperte sich.
„Ich hoffe, sie hat es mir nicht übel genommen“, murmelte Rilliana doch Trisha schüttelte den Kopf und winkte ab.
„Also fahren wir jetzt nur zu deiner Schwester, weil du Angst vor ihr hast?“, fragte Rilliana. Trisha schüttelte erneut den Kopf, dieses Mal energischer.
„Ich habe doch keine Angst vor ihr!“, sagte Trisha erbost, und Rilliana gluckste.
„Klar … Na dann steht euch beiden ja nichts im Weg, um euch zu vertragen.“
Trishas Lippen fingen an zu zittern und sie schaute aus dem Fenster.
„Ich wünschte, es wäre so einfach.“
„Was ist denn mit euch passiert? Was hat sie so Schlimmes getan?“
„Nichts.“
Rilliana sah sie verwirrt an.
„Aber …“
„… Aber das ist das Problem“, murmelte Trisha als sie die Lichtung der Villa befuhren und die Kutsche vor dem großen Haupthaus anhielt.

„Junge Fräulein, wir sind da“, sagte Jeffrey und sprang von der Kutsche, um den beiden die Tür zu öffnen.
„Danke, Jeffrey. Wenn du nichts mehr von uns hörst, könntest du Vater Bescheid sagen, dass wir Gefangene von meiner lieben Schwester sind und Hilfe benötigen?“
„Das junge Fräulein beliebt zu scherzen. Fräulein Celine sagte mir ausdrücklich, dass sie sich sehr auf das Treffen freut.“
Trisha sah Jeffrey an, als würde er sie auf den Arm nehmen.
„Und genau das macht mir Angst“, flüsterte Trisha so leise, dass nur Rilliana es hörte.
„Soll ich vielleicht kurz mit dem Gepäck hier warten und du kannst in Ruhe ein Wort mit deiner Schwester reden?“, fragte Rilliana, während der Kutscher zur Scheune fuhr und dann in seinem kleinen Haus verschwand. Trisha zögerte. Sie sah aber keine Gefahr für Rilliana, wenn diese nur ein paar Schritte hinter ihr stand. Sie nickte zustimmend, ging zur Tür und klopfte. Nervös sah sie zu Rilliana zurück, die ihre Daumen hob, um ihr viel Glück zu wünschen. Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete sich endlich die Tür und die Shifterin blickte in die Augen ihrer rothaarigen Schwester Celine.
„Trisha! Endlich bist du da. Schön, dich zu einem noch schöneren Zeitpunkt wiederzusehen“, rief Celine und drückte Trisha, die verdutzt die Umarmung erwiderte.
„Hey Celine … herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag … … nachträglich … tut mir leid, dass ich es nicht geschafft habe.“
„Ach, mach dir keinen Kopf. Komm rein, ich habe Kuchen gemacht und Tee aufgesetzt“, sagte Celine und löste die Umarmung.
„Übrigens, das ist“, sagte Trisha, drehte sich um und stockte. Rilliana war verschwunden und nur ihr beider Gepäck stand in der Einfahrt.
„Dein Gepäck bringe ich sofort hoch, mach dir keinen Kopf und komm rein, bevor der Tee kalt wird“, sagte Celine und machte einen Schlenker mit ihrer Hand. Die Koffer und Taschen bekamen einen Augenblick später kleine Füße und stolperten an ihnen vorbei und die Treppe hoch. Celine drehte sich zurück in den Flur. Ein verschlagenes Grinsen lag auf ihren Lippen.
„Celine, wo ist Rilliana?“, fragte Trisha mit unterdrückter Panik. Celine drehte nur ihren Kopf zu ihr um und lächelte unschuldig.
„Alles zu seiner Zeit, Schwesterherz. Zuerst lass uns ein wenig in Erinnerungen schwelgen.“

Rilliana blinzelte ungläubig und sah sich in ihrer Gefängniszelle um, in der sie gelandet war. Eine Falltür hatte sich direkt unter ihren Füßen geöffnet und sie auf eine weiche Matratze fallen lassen. In der Ecke stand eine Pritsche mit einem Kissen und einer Decke und an den Gitterstäben ihrer Zelle stand eine Tasse mit kaltem Wasser.
„Hallo? Kann mir hier jemand hinaushelfen?“, fragte sie hoffnungsvoll durch die Gitterstäbe. Niemand antwortete ihr.
„Ich verstehe … Deswegen hatte Trisha Angst.“
Sie rollte mit den Augen und setzte sich auf die Pritsche.
„Na ja, dann kann ich mich wenigstens noch ein wenig von der Fahrt erholen“, murmelte sie und schloss die Augen.

Trisha war ihrer Schwester ins Esszimmer gefolgt und starrte sie mit offenem Mund an, während Celine sich seelenruhig an den Tisch setzte und ihren Tee süßte.
„Wo ist meine Freundin?“, fragte Trisha erneut. Celine nippte an ihrem Tee und sah zu ihr auf.
„Setzen“, befahl sie ruhig und stellte ihre Tasse ab. Trisha schluckte und setzte sich ihr gegenüber.
„Weißt du, warum ich dich herbestellt habe?“
„Um deinen Geburtstag nachzufeiern?“, fragte Trisha.
„Nun ja, aber eigentlich nicht. Ich mach’ mir Sorgen um dich aufgrund deiner Auseinandersetzung mit Faluden.“
„Ich habe alles unter Kontrolle. Faluden denkt, ich bin tot, und hat uns seit unserem letzten Zusammentreffen nicht mehr belästigt“, sagte Trisha und verschränkte die Arme. Celine ballte eine Faust und stützte ihr Kinn darauf ab.
„Also, damit ich das jetzt richtig verstehe: Du glaubst, dass er denkt, du und deine kleine Freundin seid tot. Nachdem deine Elfenfreundin dich keine Woche später nachts an einer Leine auf allen vieren durch die Stadt geschliffen hat?“
Trishas Kinnlade fiel herunter.
„Die Worte, die dir gerade nicht einfallen, heißen: ‚Woher weißt du das?‘ Denkst du, ich lasse meine kleine Schwester unbeaufsichtigt in Leon’s Keep herumspazieren, wenn sie einen der mächtigsten Männer in besagter Stadt hinterherjagt? Und nein, meinen Quellen zufolge weiß er es nicht, noch nicht. Aber komm schon, Trisha … Ich dachte, Vater hätte dich zu mehr Diskretion erzogen.“
„Was willst du von mir hören?“, fragte Trisha letztlich, als sie sich gefasst hatte.
„Ich will nur, dass du vorsichtig bist … und diese Spielchen mit deiner Freundin vielleicht nicht auf offener Straße machst. Dafür gibt es viel geeignetere Orte. Warum sonst glaubst du, hast du diesen Trainingsraum bekommen?“
„Deine Idee?“
„Vaters auf jeden Fall nicht. Er glaubt, aus den Löchern können nur Pfeile schießen oder so was.“
Trisha schürzte ihre Lippen, nickte aber.
„Danke … und wir werden uns zukünftig zurückhalten“, murmelte Trisha. Sie setzte die Tasse an ihre Lippen, aber setzte sie sogleich wieder ab.
„Hast du noch was auf dem Herzen?“, fragte Celine mitfühlend und reichte mit ihrer Hand über den Tisch, um sie auf Trishas zu legen.
„Die Dämonin …?“, fragte Trisha doch ihre Stimme versagte und ihr Körper fing an zu zittern, als alte Erinnerungen erwachten.
Celine zog schwer Luft ein. Sie sah zur Seite und lehnte sich in ihren Stuhl zurück. Als sie wieder zu Trisha sah, konnte die Shifterin sehen, dass die Frage sie mindestens genauso schmerzte.
„Tod … seit … einigen Jahren schon.“
Trisha nickte und atmete erleichtert aus. Als sie jedoch sah, dass Celine nun noch betrübter aussah, öffnete sie ihren Mund, doch ihre Schwester hob ihre Hand.
„Du musst dich nicht entschuldigen oder dein Beileid aussprechen. Du bist mir wichtiger, das habe ich eingesehen.“
Trisha sah Celine mit großen Augen an und lächelte leicht.
„Danke, Celine … das bedeutet mir viel …“, sagte Trisha und nahm die Tasse Tee in die Hand. Sie nahm einen Schluck und Celine sprang erschrocken auf.
„Ach scheiße! Trink das doch nicht jetzt, nachdem wir einen solchen Durchbruch hatten!“
„Was?“, fragte Trisha überrascht und fing an zu blinzeln, als ihre Augenlider auf einmal sehr schwer wurden.
„Ach, ich wollte dir einen Streich spielen und ein wenig mit euch beiden … spielen“, sagte Celine, peinlich berührt, und kratzte sich am Hinterkopf.
„Naja, ähm, ich denke mal, ich muss sicherstellen, dass wir beide unser Vertrauen stärken und du keine Schwierigkeiten mehr in der Stadt machst.“
„Aber … das wird nicht nötig … sein“, murmelte Trisha und wollte aufstehen. Sie stolperte direkt in Celines Arme und sah an ihren Brüsten vorbei, hoch in das Gesicht ihrer großen Schwester.
„Der Tee? Schon wieder?“, fragte Trisha als ihre Augen sich schlossen und sie friedlich in Celines Armen einschlief. Sie setzte Trisha zurück auf den Stuhl und stöhnte genervt auf.
„Trisha musste natürlich den Tee trinken. Und natürlich hätten wir dieses Gespräch nicht später führen können … Na dann versuche ich, euch wenigstens einen guten, anständigen Urlaub zu bieten“, sprach Celine mehr zu sich selbst als zu der schnarchenden Trisha.
„Wenigstens wird es dieses Mal mehr als doppelt so lustig wie früher.“

Trisha lag auf einem Bett und starrte die Decke an, als sie aufwachte.
„Wenn du spielen willst, Celine, frag doch einfach!“, rief sie laut, und ihre Stimme hallte im ganzen Kerker wider. Sie stand schwankend auf und sah durch die Gitterstäbe. Hinter ihnen saß ihre Schwester, die sie nun belustigt angrinste. An ihr vorbei konnte Trisha Rilliana sehen, die auf einer Pritsche saß und neugierig zu ihnen herübersah.
„Nun, vor unserem Gespräch hielt ich es so für viel lustiger. Ich kann doch nicht ahnen, dass du ein solches Thema anfängst und danach den Tee in deinen Hals schüttest, als wäre es Zuckerwasser. Aber wie auch immer … Möchtet ihr direkt anfangen oder soll ich euch Turteltauben noch etwas Zeit zum Entspannen lassen?“
„Anfa …“, wollte Rilliana sagen, wurde aber unterbrochen, als Trisha sagte: „Eine kleine Pause wäre vielleicht nicht schlecht. Danach gehören wir ganz dir.“
Trisha kannte die Spiele ihrer Schwester noch von früher und wusste, dass sie und Rilliana ihre ganze Kraft dafür benötigen würden. Trisha verschränkte ihre Arme, während Rilliana ein wenig enttäuscht aus der Wäsche schaute. Celine jedoch grinste von einem Ohr zum anderen.
„Deine Freundin gefällt mir. Sie kommt direkt zur Sache“, sagte Celine, hob ihre Hand und zeigte mit dem Daumen auf die Elfe hinter sich, „aber fein, ihr bekommt eure Pause, aber nicht umsonst.“
Sie stand auf und ging zu einer Truhe außerhalb des Sichtfelds der beiden Freundinnen. Celine nahm einen Stapel Kleidung aus ihr heraus und legte ihn in Trishas Zelle. Danach öffnete sie Rillianas Zelle und schob die Elfe in Trishas.
„Zieht euch um und legt eure Kleidung außerhalb der Zelle. Ich komme gleich wieder und wir fangen an. Ach ja … und falls ihr daran denkt, das Schloss zu knacken, lasst es“, sagte Celine freundlich und verließ ihren Kerker über eine steinerne Treppe. Rilliana wartete, bis die Schritte von Celine verklungen waren und sich eine Tür geräuschvoll schloss.
„Also knacken wir das Schloss?“, fragte sie, grinsend und vor Vorfreude zitternd.
„Würde ich lassen … Das letzte Mal habe ich einen Stromschlag abbekommen und nachdem ich aufgewacht war, verbrachte ich den Rest des Tages in Ketten an einer Wand hier unten. Lustige Zeit“, murmelte sie und fing an, sich zu entkleiden.
„Echt?“, fragte Rilliana und hielt inne. „Aber deine Schwester scheint nett zu sein.“
„War eine andere Zeit …“, sagte Trisha schlicht und reichte Rilliana eines der bereitgestellten Kleidungsstücke.
„Willst du …“, fing Rilliana an, doch Trisha schüttelte den Kopf.
„Dann ähm … Was ist das für ein Zeug?“, fragte Rilliana und fühlte die Kleidung, bevor sie einen schwarzen Ganzkörperanzug entfaltete. Der Stoff war glatt und floss über ihre Haut, als wäre er aus Seide gefertigt. Der Anzug wirkte jedoch viel zu klein für ihren eigentlich bereits sehr schlanken Körper.
„Das ist ein kleines Nebenprojekt meiner Schwester. Sie entwirft gerne Kleidung oder Rüstungen und gelegentlich macht sie … etwas mehr Extravagantes. Komm, zieh dich um, damit wir noch ein bisschen Zeit für uns haben, die kommende Woche … wird interessant“, sie zuckte zusammen, während sie ihre Hose und ihr Hemd zu Boden warf, „bei den Göttern, mir läuft es jetzt schon den Rücken hinunter.“
Trisha öffnete einen kleinen Reißverschluss im Nacken des Anzuges und stieg hinein. Es sah für Rilliana fast so aus, als würde Trisha von dem Anzug verschlungen werden, und er schmiegte sich an ihren Körper wie eine zweite Haut. Nur ihr Kopf, ihre Hände sowie ihr Schweif, der aus einem kleinen Loch im Anzug herausschauten, waren von dem Stoff nicht bedeckt. Rilliana lief das Wasser im Mund zusammen, als sie ihre Freundin sah.
„Na komm schon, Hophop!“, sagte Trisha und klatschte zweimal in die Hände. Rilliana ließ sich das nicht zweimal sagen, warf ihre eigene Kleidung auf den Boden und öffnete den Reißverschluss ihres Anzugs. Sie hatte es so eilig, in den Anzug zu steigen, dass sie auf einem Bein herumhüpfte und beinahe umkippte, bis Trisha sie festhielt. Er glitt Rillianas glatte Beine mühelos hoch und dehnte sich über ihren Körper. Trisha verschloss den Anzug in ihrem Rücken und sie zupfte an ihrem schwarzen Kostüm. Doch er saß ihr einfach perfekt. Weder kniff er sie noch störte er eine Bewegung.
„Das ist unglaublich. Es ist so, als würde mich die Kleidung umarmen!“, sagte sie und streichelte ihren Körper.
„Hebt dir das für später auf und komm endlich her“, sagte Trisha, die sich auf das Bett gelegt hatte und auf die freie Stelle neben sich klopfte. Rilliana ging langsam auf ihre Freundin zu und strich über ihre Hüfte.
„Na, gefällt dir, was du siehst?“, fragte sie. Trisha verkniff sich das Lachen, als sie sich an die ersten Worte erinnerte, die sie zu Rilliana gesagt hatte.
„Darauf kannst du Gift nehmen, also komm jetzt, bevor …“
Die Tür zum Kerker knallte auf und Schritte eilten die Treppe hinunter. Das Geräusch von hochhackigen Stiefeln hallte von den Wänden wider.
„Wisst ihr, mir wurde schnell langweilig, nachdem ich mich umgezogen habe, also fangen wir jetzt an. Hoffentlich habt ihr die Zeit gut genutzt. Ich denke, ich werde euch nun für eine Weile trennen.“
Trisha sah Rilliana kopfschüttelnd an.
„… Celine kommt …“
Celine baute sich breitbeinig vor der Zellentür auf. Ihre Stiefel machten sie gut einen halben Kopf größer und ihr Körper war in einem glänzenden, hautengen Kostüm bedeckt. Es war aus einem Material, welches Rilliana noch nie gesehen hatte, und verlieh Celine eine atemberaubende Figur. Das Korsett, welches sie darüber trug, gab ihrem Körper eine verboten schöne Sanduhrfigur. An ihrer Hüfte war eine Peitsche befestigt, nicht unähnlich der, die Trisha benutzte. Ihre langen scharlachroten Haare hatte sie in einem strengen Zopf gebändigt, der über ihrer Schulter hing. Trisha stand auf, kniete sich vor ihr nieder und bedeutete Rilliana es ihr gleichzutun.
„Anziehen!“, befahl Celine und warf den beiden einen Haufen Metall vor die Füße. Sofort machte sich Trisha an die Arbeit und legte sich selbst Hand-, Fuß- und Halsfesseln an, die mit Ketten verbunden waren. Sie waren lang genug, dass sie aufrechtstehen konnte, aber wegrennen oder etwas greifen, was über ihrer Brust war, war nun unmöglich.
„Na komm schon, Elfe, oder benötigst du eine kleine zusätzliche Motivation?“, sagte Celine und entrollte ihre Peitsche. Rillianas Gesicht wurde bleich und sie legte sich zögernd die Fesseln an.
„Scheint mir, als hättest du sie nicht ordentlich trainiert, Schwesterherz“, sagte Celine und öffnete die Zellentür, um Rilliana herauszuholen.
„Wir sind gleichberechtigt, Herrin …“, antwortete Trisha ohne aufzusehen.
„Verstehe. Nun ja, Elfe, ich mache die Dinge ein wenig anders als Trisha, aber ich denke, es wird dir gefallen. Sag auf Wiedersehen, Trisha.“
„Auf Wiedersehen, Trisha“, wiederholte Rilliana mit vor Aufregung zitternder Stimme. Celine befestigte eine weitere Kette an Rillianas Halsband und führte sie den Kerker entlang durch eine Tür in einen dunklen Raum.
„Geh, fünf Schritte nach vorn, Elfe, ich mach’ sofort das Licht an.“
Auch ohne Licht konnte Rilliana ausmachen, was im Raum war, und sie staunte nicht schlecht, als sie einen Thron sah, der vor ihr emporragte, und einen Teppich, der sanft ihre Füße umschmeichelte. Celine schloss die Tür, als die magischen Fackeln entzündet waren, und atmete erleichtert auf. Rilliana runzelte die Stirn. Das hörte sich für sie ein wenig untypisch an für die Rolle, die Celine gerade innehielt. Sie ging an Rilliana vorbei und setzte sich auf ihren Thron. Sie zeigte auf einen nahen Hocker und bedeutete Rilliana, sich dazuzusetzen. Die Halskette band sie an ihren Thron und überkreuzte ihre Beine. Sie fing an, zu lächeln. Nicht das hämische Grinsen von zuvor, sondern ein ehrliches, warmes, welches nicht zu der aktuellen Situation passte.
„Wie geht es deiner Brust?“, fragte Celine.
„Meine … meine Brust?“, fragte Rilliana verwirrt und sah auf ihr schwarzes Gewand hinunter. Sie fragte sich, ob sie etwas mehr fühlen sollte als nur samtiges Reiben auf ihrem Körper durch den Anzug.
„Deine Verletzung von vor ein paar Wochen. Der Knochen steckte ziemlich tief. Tut sie noch weh?“, fragte Celine besorgt und deutete auf Rillianas Oberkörper.
„Oh … das …Nein, da habe ich keine Probleme. Die Wunde ist erstaunlich schnell verheilt“, sagte Rilliana wahrheitsgemäß.
„Gut“, sagte Celine und nickte, „du hattest Glück, dass ich früher nach Hause gekommen bin und dich heilen konnte.“
Rilliana sah die Frau blinzelnd an, bis ihr ein Licht aufging.
„Du … du kannst zaubern? Und hast mich geheilt?“, fragte Rilliana und Celine nickte, „Oh … ich … ich wusste nicht. Danke. Vielen, vielen Dank!“
„Hey, gern geschehen. Und klar, natürlich kann ich zaubern. Du nicht?“, fragte Celine lachend, „Ich dachte eigentlich, dass ich dich damals dann schon näher kennenlernen würde, aber …“
Rilliana senkte beschämt ihren Blick. Celine aber kniete sich zu ihr hinunter und hob ihr Kinn an, damit die Elfe in ihre Augen sehen musste.
„Aber dafür sind wir ja jetzt hier. Also! Was treiben du und meine liebe Schwester in der großen Stadt? Erzähl mir alles“, forderte Celine freundlich, als wollte sie den neusten Klatsch und Tratsch aus Leon‘s Keep hören.

Celine lauschte gespannt den Erzählungen von Rilliana und hatte dabei ihr Kinn auf ihrer Hand abgestützt.
„Nicht schlecht, Rilliana. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr beide das mit dem Gleichberechtigtsein durchhaltet. Zugegeben, du sahst meistens am kürzeren Hebel, aber dass sie sich aus freien Stücken für dich, selbst fesselt? Sie wollte dir wirklich eine Freude machen.“
„Und das hat sie auch …“, murmelte Rilliana und lächelte. Celine lächelte zurück.
„Wie ist das eigentlich bei euch? Trisha schien Angst zu haben, hierhinzukommen.“
Celine lehnte sich zurück. Sie sah zum ersten Mal bedrückt aus, als würde sie sich an etwas Unangenehmes aus ihrer Vergangenheit erinnern.
„Ich … habe vor ein paar Jahren den falschen Leuten vertraut und Trisha … sie wurde durch meine Gutgläubigkeit verletzt. Aber ich denke, das ist eine Geschichte für ein andermal, wir haben jetzt schon lang genug geredet. Jetzt fangen wir mal langsam an, findest du nicht auch?“, sagte sie, klatschte in die Hände und stand auf.
„Aber bevor es losgeht, habe ich ein paar kleine Regeln, die ich dich bitte einzuhalten. Erstens: Wenn ich etwas mache, was zu viel für dich ist, sag dein Sicherheitswort.“
„Mein was?“, fragte Rilliana stirnrunzelnd. Celine sah nicht begeistert aus.
„Willst du mir sagen … ihr habt das alles ohne eine Absicherung gemacht?“, fragte Celine, und Rilliana hätte schwören können, dass Dampf aus ihren Ohren stieg. Sie schloss die Augen und fasste sich an die Stirn, schien sich aber zu zwingen, ruhig zu bleiben, und fuhr mit unterdrückter Wut fort.
„Habt immer ein Wort oder eine Geste, etwas, womit der andere weiß, dass es ein Problem gibt. Trishas ist zum Beispiel Sonnenblume. Bitte überlege dir auch eins, bis ich wieder da bin, während ich Trisha für gleich vorbereite.“
Die Elfe nickte eifrig und Celine fuhr fort: „Als Zweites möchte ich, dass du mich mit ‚Herrin‘ ansprichst, solange wir spielen, und dich hinkniest, wenn ich dir keinen anderen Befehl gebe.“
Sofort ließ sich Rilliana auf ihre Knie nieder und schaute erwartungsvoll hoch. Celine musste wegschauen und verbarg ihr Grinsen hinter ihrer Hand.
„Scheint … scheint so, als hätte Trisha dir doch ein paar Sachen beibringen können.“
„Ja, Herrin“, sagte Rilliana und grinste selbst. Celine streichelte ihren Kopf und ging an ihr vorbei.
„Und die dritte Regel lautet: Hab Spaß! Wenn dir etwas nicht gefällt, sag es einfach und wir schauen, ob wir es ändern können. Und jetzt warte kurz hier. Ich komme sofort zurück, nachdem ich mich um mein liebes Schwesterherz gekümmert habe.“
Rilliana lief es kalt den Rücken hinunter, als sie das hörte, sagte aber nichts und blieb, wo sie war. Die Tür schloss sich hinter Celine und Rilliana konnte nur noch ihren eigenen Atem hören.

Trisha hörte, wie sich eine Tür öffnete und wieder schloss, und sofort sprang sie vom Bett auf, um sich für Celine hinzuknien. Sie ahnte Böses, als sie hörte, wie ihre Schwester ihre Peitsche löste und knallen ließ. Trisha schluckte. Celine stellte sich vor die Zelle und blickte auf ihre Schwester herunter.
„Trisha, Schatz. Kannst du vielleicht erraten, warum ich gerade sauer auf dich bin?“, fragte sie mit brodelnder Stimme.
„Nein, Herrin. Es tut mir leid, Herrin“, antwortete Trisha rasch und versank vor Furcht im Boden.
„Ich gebe dir einen kleinen Tipp: Es hat mit meiner Lieblingsblume zu tun.“
„Deine Lieblings …“, Trisha wurde bleich, „das Sicherheitswort.“
„Und wir haben einen Gewinner. Steh auf!“, forderte Celine und öffnete den Käfig, „Hol aus der Truhe alle Seile und Ketten und leg sie auf die Pritsche.“
Trisha stellte sich eilig auf und lief so schnell, wie ihre gefesselten Glieder es erlaubten, zur Truhe, um die Sachen zu holen, die ihre Schwester verlangte. Als sie auf einem Haufen vor ihr lagen, öffnete Celine Trishas Fesseln, nahm aber sofort ihre Hände und fesselte sie hinter ihrem Rücken.
„Ich hoffe, du bist immer noch gelenkig genug dafür“, sagte Celine und benutzte ein weiteres Seil, um Trishas Ellbogen zusammenzuzurren, bis sie sich berührten. Trisha stöhnte auf, sagte aber nichts. Als Nächstes warf sie ein Seil über einen Querbalken an der Decke. Sie befestigte ein Ende des Seils an Trishas Händen und zog am anderen, bis die Shifterin auf Zehenspitzen stehen musste, um den Zug an ihren Händen auszugleichen.
„Keine Sorge, wird gleich noch besser. Die Frage ist nur … ach komm, wann benutze ich die Seile sonst?“, fragte Celine sich selbst und nahm zwei schwarze Seile vom Stapel, die sie jeweils um Trishas Knöchel band.
„Diese Seile habe ich ähnlich behandelt wie eure Anzüge. Sie können sich gut dehnen, aber ziehen sich immer wieder zurück zu ihrer Ursprungslänge“, sagte Celine und lächelte böse. Trisha sagte nichts und versuchte sich auf ihr Gleichgewicht zu konzentrieren.
„Ich komme gleich wieder, versuch nicht … umzukippen“, sagte Celine und verschwand aus dem Dungeon.
Trisha zählte die Sekunden, bis ihre Schwester wiederkam, dieses Mal mit einem Teppich unter ihrem Arm. Sie entrollte ihn auf dem Boden und zog ihn unter Trishas Füße.
„Weißt du, was das ist, Trisha?“
„Nein, Herrin.“
„Das ist eine meiner neusten Kreationen. Ein Teppich, der jede Oberfläche imitieren kann, die ich ihm vorgebe. Ich demonstriere es dir, ich hoffe, du hast dich ausreichend aufgewärmt.“
Sie löste das Seil, welches Trishas Arme unangenehm nach oben zog, um ihr ein wenig mehr Spiel zu geben. Erleichtert atmete Trisha auf und Celine verkniff sich ein Lachen, während sie sich daran machte, die schwarzen Seile links und rechts von Trisha zu befestigen, sodass ihre Beine auseinandergezogen wurden. Zum Schluss ließ Celine etwas ihrer Magie in den Teppich fließen, trat zurück und lehnte sich an die Gitterstäbe. Sie beobachtete Trishas Rücken.
„Herrin?“
„Ja, Trisha?“
„Der Teppich wird kalt.“
„Das war der Plan, Schwesterherz. Er kühlt sich ab bis …“
„Bei den Göttern!“, rief Trisha, als sie spürte, dass ihre Füße von den Seilen auseinandergezogen wurden und über den kalten Teppich rutschten, als wäre er aus Eis. Angestrengt versuchte Trisha ihre Beine zusammenzuhalten, damit der Zug auf ihren Armen nicht zu stark wurde.
„Celine, ist das EIS?“, fragte Trisha panisch und versuchte, mit ihren Fußkrallen an dem Teppich festzuhaken, doch sie rutschte nutzlos darüber.
„Du hast es erneut erfasst, Trisha, heute hast du ja einen richtigen Lauf“, sagte Celine fröhlich und klatschte in die Hände, „und dafür, dass du mich bei meinem Namen genannt hast, muss ich mir für morgen erneut eine Strafe für dich ausdenken.“
Trisha stöhnte, während sie versuchte, ihr Gleichgewicht zu halten und nicht über die Kälte an ihren Füßen nachzudenken.
„Ich hol’ jetzt deine kleine Freundin und mach sie fertig für die Nacht. Ich hoffe, bis dahin hast du genug über deine Verfehlungen nachgedacht.“
„Ja, Herrin, danke für die Bestrafung, Herrin“, sagte Trisha eilig und biss sich auf die Unterlippe. Sie würde es niemals zugeben, aber die Herausforderung machte ihr Spaß.

Rilliana horchte auf, als sich die Tür zum Thronraum öffnete, und kniete sich neben den Thron.
„So, Rilliana, Trisha ist fürs Erste versorgt, und ich hoffe, du hast dir ein schönes Sicherheitswort ausgedacht. Sonst kannst du dir bei Trisha ansehen, was ich gleich mit dir machen werde.“
„Ja, Herrin, habe ich, es lautet Tagedieb.“
„Mmmmh. Das sollte seinen Zweck erfüllen. Dann wollen wir mal zu Trisha gehen, oder? Und denk dran: Wenn es dir zu viel wird, sag „Tagedieb“ und wir hören sofort auf. Bereit?“
„Ja, Herrin“, sagte Rilliana zitternd vor Aufregung, und folgte Celines Führung. Als die Tür zum Kerker von Celine geöffnet wurde, hörte Rilliana bereits von Weitem das angestrengte Stöhnen ihrer Freundin und machte große Augen, als sie das Dilemma sah, in dem sich die Shifterin befand.
„Herrin, tut ihr das nicht weh?“, fragte Rilliana besorgt.
„Solange sie stehenbleibt, nicht“, erklärte Celine gerade, als Trisha wegrutschte und sie kurz an Höhe verlor, „in diesen Momenten vielleicht dann schon. Klappt das, Trisha?“
Trisha warf einen kurzen Blick zu ihnen und nickte nur kurz, bevor sie fluchte, als sie erneut ausrutschte.
„Siehst du, Rilliana? Trisha hat alles unter Kontrolle und kann immer ihr Sicherheitswort benutzen. RICHTIG?“
„Ja, Herrin!“, antwortete Trisha prompt.
„Kein Grund zur Sorge also. Sie hat schon Schlimmeres überstanden. Kommen wir erst zu dir.“
Sie löste nun Rillianas Schellen um Hände, Füße und Hals und ließ die Ketten zu Boden fallen. Celine setzte sich aufs Bett und tätschelte den freien Platz neben sich, um Rilliana zu sich zu holen. Nun hatten beide einen guten Blick auf Trisha, die immer verzweifelter versuchte, halt auf dem Eis zu finden.
„Wunderschön, oder?“, fragte Celine und nahm ein paar der Seile in die Hand, „Ihr Körper, der langsam schwächer wird und gegen das Unvermeidbare ankämpft.“
Rilliana nickte nach etwas Zögern und ließ zu, dass Celine ihre Beine nahm. Sie umwickelte sie schnell mit dem Seil und knotete es fest, während sie ihre Augen nicht von Trisha nahm. Rilliana wollte erst fragen, ob es nicht gefährlich für Trisha war, doch sah sie in Celines Blick, dass sie genau auf ihre Schwester achtete, bereit, jederzeit einzuschreiten.
„Herrin?“

„Ja, Rilliana?“
„Könnte ich bitte ein Schrittseil bekommen?“
Celine prustete los, als sie in die bittenden Augen der Elfe sah.
„Natürlich, das darf ja nicht fehlen, oder? Aber erst zum Schluss, mir ist da gerade ein Gedanke gekommen.“
„Danke, Herrin.“
Sie fesselte weiter und webte Rilliana einen Oberkörper Harnes, welcher ihre kleinen Brüste vorteilhaft anhob. Zum Schluss fesselte sie Rillianas Hände und Ellbogen hinter ihrem Rücken. Celine rieb sich die Hände und sah zu Trisha, die sie bittend ansah.
„Meinst du, sie hat ausreichend gelitten?“, fragte Celine Rilliana.
„Ja, Herrin!“, sagte Rilliana sofort und sah ihre Freundin mitleidig an.
„Ja, Herrin, habe ich! Scheiße!“, sagte Trisha verzweifelt, als sie erneut den Halt unter ihren Füßen verlor und versuchte, wieder nach oben zu kommen.
„Wie ihr wollt, dann machen wir morgen früh weiter“, sagte Celine, und mit einem Schlenker ihres Handgelenkes war das Eis auf dem magischen Teppich verschwunden. Sie befreite die erleichterte Trisha aus ihren Fesseln, nur um sie kurz darauf genauso zu verpacken wie Rilliana.
„Fast fertig“, murmelte Celine und legte die Elfe auf ihre Schwester. Sie nutzte die Seile, die ihre Schützlinge bereits fesselten, um weitere Seile anzubringen, sodass beide aneinanderkleben. Zum Schluss fertigte sie für beide Schrittseile an, die zur gefesselten Hand des jeweils anderen führten. So konnten sie einander ein bisschen Spaß gönnen.
„Mmmh, ich nehme an, hier könnte es immer noch etwas kalt werden … eine Decke? Na, die rutscht herunter, und dann werdet ihr wieder kalt“, murmelte Celine und kratzte ihr Kinn, „Ah, natürlich!“
Sie hob ihre Hand, die kurz anfing zu leuchten.
„Und … jetzt?“, fragte Rilliana neugierig, was ihr einen entsetzten Blick von Trisha einbrachte und ein Schmunzeln von Celine.
„Du bist ziemlich neugierig, Elfe.“
„Wer von uns beiden wurde gerade mit Fragen durchlöchert … Herrin?“, fragte Rilliana.
„Ich merk schon, du hast dir etwas von Trishas Schlagfertigkeit abgekuckt“, murmelte Celine, als ein langes und dickes Stück Stoff von oben in ihre Hand flog.
„Nein, das hatte ich schon vor ihr“, sagte Rilliana und Trisha nickte.
„Da haben sich wohl zwei gefunden“, sagte Celine und fing an, die Beine von Trisha und Rilliana in den beschworenen Schlafsack zu stecken und ihre Körper heraufzuziehen. Die beiden Freundinnen wurden noch stärker gegeneinandergepresst, aber ihnen wurde schnell warm und kuschelig.
„So, das sollte euch bis morgen warmhalten. Meine Damen, ich hoffe, ihr erholt euch gut, denn morgen legen wir erst richtig los, und Trisha Liebling, erinnere mich, dich nochmal zu bestrafen.“
„Ja, Herrin“, sagten beide wie aus einem Munde, während sie sich in die Augen sahen und langsam in ihnen verloren gingen.
„Gute Nacht, ihr beiden“, flüsterte Celine sanft, verließ die Zelle, schloss ab und ging aus dem Kerker.
„Und? Was sagst du?“, fragte Trisha nervös.
„Ich finde deine Schwester klasse, Trish … und ich denke, sie machte sich einfach Sorgen um dich.“
„Da magst du recht haben … Hey Rilli?“
„Ja?“
„Diese Anzüge von ihr sind auch klasse, oder?“, sagte Trisha und rieb ihren Körper gegen Rillianas. Sofort lief Rillianas Kopf rot an.
„Ich glaube nicht, dass wir die Nacht schlafen kommen, Trish“, erwiderte Rilliana und zog verspielt an Trishas Schrittseil.
„Sehe ich genauso …“
„Nicht, dass ich schlafen müsste, im Gegensatz zu dir, hehehe.“

Celine schloss die Kerkertür hinter sich und lehnte sich an sie an. Auch wenn der Tag nicht so ganz ihren Vorstellungen entsprach, hatte sie doch wichtige Fortschritte gemacht und endlich die Elfe kennengelernt.
„Sie scheinen sich wirklich zu lieben … gut, dass sie sich wieder vertragen haben“, murmelte Celine und ging in eine Tür weiter in ihr Labor. Hier lagerte sie Materialien, die sie mit ihren Erfindungen veredelte und dann in nützliche Rüstungen oder sexy Kleidung verwandelte. Celine wollte den beiden eine Freude machen und ihnen ihre neueste Kreation schenken. Anzüge, die so schwarz waren wie die Nacht, dehnbar und leicht. Vielleicht war es nicht das widerstandsfähigste Material, aber mit den richtigen Zaubern konnte sie diese Schwäche mehr als nur wettmachen.
„Dazu brauche ich nur …“, sagte Celine und verstummte, als sie vor einem leeren Fass stand, „leer … und die Seide? Auch alle … bist ja wieder top vorbereitet, du alte Hexe.“
Celine stöhnte genervt und wollte sich gerade in den Wald aufmachen, als ihr ein Gedanke kam und sie breit grinste.
„Warum muss ich mir selbst die Finger schmutzig machen, wenn ich zwei bezaubernde Diener habe, die das für mich machen können? Celine, du bist ein Genie.“

Rilliana und Trisha wachten, vom rhythmischen Geräusch von Absetzten auf, die immer näherkamen.
„Na? Wie hat meinen beiden Sklaven ihre erste Nacht in meinem Kerker gefallen?“, fragte Celine und öffnete die Kerkertür. Mit einer wischenden Bewegung ihrer Hand zog ihre Magie den Schlafsack von ihnen herunter.
„Wie es scheint sehr gut“, flüsterte sie und verbarg ihr Lächeln hinter ihrer Hand, als sie den großen, feuchten Fleck um Trishas und Rillianas Hüfte bemerkte.
„Guten Morgen, Herrin“, murmelten beide, und Trisha gähnte laut.
„Oh, scheint, als bräuchte jemand noch ein paar Stunden Schlaf, aber leider ruft die Arbeit nach euch“, sagte Celine und begann damit, die beiden Freundinnen von den Seilen zu befreien.
„Ich wollte nämlich gestern Nacht an ein paar neuen Anzügen arbeiten. Da ist mir aufgefallen, dass ich kaum noch Materialien habe, um diese zu verwirklichen. Also werdet ihr nun das Sammeln davon übernehmen.“
Trishas Gesicht wurde bleich.
„Hast du nicht Angestellte dafür?“, sagte sie verzweifelt, und Rilliana spürte durch die Anzüge hindurch, wie sich der Puls ihrer Freundin drastisch beschleunigte.
„Nicht wirklich, Trisha Liebes. Jeffrey fährt nur die Kutsche. Normalerweise mache ich das selbst, aber da ihr nun mal hier seid …“
„Was ist denn so schlimm daran, ein paar Sachen für Celine zu besorgen?“, fragte Rilliana ihre Freundin, aber als Trisha antworten wollte, schnitt ihr Celine das Wort ab.
„Wirst du schon früh genug erfahren, Rilliana“, sagte Celine und kniff in ihre Wange, „aber sei versichert, euch wird nichts Schlimmes geschehen, und als kleine Belohnung vergesse ich deinen und Trishas Fehler, mich nicht Herrin genannt zu haben. Ich bin sicher, ihr werdet eine Menge Spaß haben, und ich denke, du kannst das Training gut gebrauchen.“
„Training?“, fragte Trisha ungläubig und starrte ihre Schwester fassungslos an. Celine sah nicht amüsiert, über diesen Ausbruch aus, setzte allerdings kurz darauf ein zuckersüßes Lächeln auf, welches Rilliana einen Schauer über den Rücken jagte.
Nachdem Celine ihre Sklaven befreit und ihnen Zeit zum Essen und zum Frischmachen gegeben hatte, führte sie die beiden Freundinnen hinter ihr Haus. Trisha sah den kurzen Weg über unglücklich aus, Rilliana war sich aber nicht sicher, ob es an der Aufgabe selbst lag oder daran, dass sie es geknebelt machen musste. Celine hatte Trisha einen Ballknebel in den Mund gesteckt, nachdem die Shifterin fertig gegessen hatte, und ihn auf magische Weise verschlossen. Zumindest zeigte Trisha keine Anzeichen von Angst, nachdem sie gesehen hatte, wo ihre Schwester sie hinführte. Zwischen den Blumen und dem hohen Gras zeichneten flach eingelassene Steine einen Kreis, der eine fünf Schritt breite Grube umgab. Rilliana beugte sich vor und blickte hinunter, doch der Grund war nicht zu erkennen.
„Herrin? Müssen wir darunter?“
„In der Tat, Rilliana. Dort unten leben ein paar meiner Haustierchen. Ich möchte, dass ihr sie … melkt? Ich denke, Melken ist da das richtige Wort, und den Ertrag hier reinlegen“, sagte Celine und trat gegen einen Bottich, in den die drei Frauen hätten baden können.
„Was sind das für, Tierchen?“
„Das ist eine kleine Überraschung für dich. Deswegen ist Trisha auch geknebelt. Sie soll ja nicht den ganzen Spaß verderben. Aber wie ich bereits sagte: Ihr habt nichts zu befürchten. Ich habe sie selbst gezüchtet und sie werden euch nichts tun … zumindest nichts, was euch verletzt.“
Rilliana war gerade am Rätseln, wie sie am besten hinunter in die Grube gelangen konnte, als sie den letzten Satz von Celine hörte und aufhorchte: „Bitte was …“, war alles, was Rilliana noch über die Lippen brachte, als sie von Celine geschubst wurde. Sofort nahm die Schwerkraft von ihr Besitz und jegliches Rudern ihrer Arme kam zu spät. Rilliana schrie auf, als sie dem Boden entgegen schoss, und verschränkte ihre Arme vor ihrem Gesicht. Sie schloss die Augen und … sie spürte, wie sie auf dem Boden aufprallte, aber abgefedert wurde, als wäre sie auf Trishas weicher Matratze gelandet. Schlamm spritzte in alle Richtungen und sie rappelte sich hoch.
„Eine kleine Warnung wäre nett gewesen!“, rief sie grummelnd nach oben und beruhigte ihr rasendes Herz.
Als Erstes die Umgebung untersuchen. Dachte Rilliana. Sie fand sich in einem 20 mal 30 Schritt großen Raum wieder und sie stand waden-tief im Schlamm. Sie wischte sich den Dreck aus dem Gesicht und schabte ihn mit ihren Händen von ihrem Anzug. Gerade als sie fertig war, fiel Trisha neben sie und bespritzte sie erneut. Ihre blonden Haare waren mit dem Morast bedeckt und Rilliana schürzte ihre Lippen.
„Danke, Trish“, murmelte die Elfe, während Trisha sich aufrappelte und ihr den Vogel zeigte. Der Bottich schwebte auf magische Weise neben die beiden und versank im Schlamm, bis er auf dem Boden aufsetzte.
„Ich komme sofort wieder. Ich denke, ich habe etwas, was euch helfen könnte, aber fangt schon mal an. Viel Spaß, Mädels“, rief Celine die Grube hinunter und verschwand. Rilliana sah zu Trisha.
„Und was jetzt?“, fragte die Elfe, immer noch ratlos, was sie machen sollten. Trisha deutete abwechselnd auf den Schlamm vor ihr und auf ihre Augen. Rilliana sah genauer auf den Schlamm und diesmal sah sie Bewegungen in ihm. Hunderte Bewegungen, um genau zu sein.
„TRISH, WAS IST DAS?“, fragte Rilliana panisch, wich zurück und stolperte über eine Unebenheit im Boden. Sie fiel nach hinten über und sie spürte, wie sich ihre linke Hand in etwas Warmes und Schleimiges versenkte. Die Elfe machte große Augen, als sie sah, was Celines Haustiere waren. Es waren pinke Schleime. Einer von ihnen hatte sich hinter ihr versteckt und versuchte nun, ihren Arm hochzukriechen.
„Trishaaaaaa?“, rief die Elfe entsetzt und versuchte aufzustehen, um sich so vom Schleim zu lösen. Ihr Angreifer stellte sich jedoch als hartnäckig heraus und klebte sie auf den Boden fest. Trisha watete zu ihr herüber, und Rilliana wusste: Wäre ihre Freundin nicht geknebelt, würde sie laut lachen. Trisha kniete sich neben dem Schleim und begann, ihn sanft zu streicheln, ohne die dünne Membran zu durchstoßen. Dieser zitterte kurz auf und ließ den Boden los. Rilliana spürte, dass sein Griff sich lockerte, und sie konnte ihn abstreifen. Zurück blieb eine farblose Masse, die Trisha mit ihren Händen aufnahm und in den Bottich fallen ließ. Rilliana starrte sie mit offenem Mund an.
„Mhm?“, fragte Trisha durch ihren Knebel.
„Das ist ja absolut eklig …“, sagte Rilliana und hielt nach anderen Schleimen Ausschau. Trisha zuckte nur mit den Schultern und suchte selbst den Boden ab, bis sie eines der Monster fand und den Glibber, den es absonderte, in den Bottich warf. Rilliana kniete sich zu einem der Schleime hinunter und betrachtete ihn. Er schien auf sie zu reagieren und kroch langsam auf sie zu. Angewidert stand Rilliana schnell auf und stapfte zurück zum Bottich, damit keiner der Schleime sich ihr von hinten nähern konnte.
„Trisha, ich glaube, ich setze diese Runde aus. Ist das in Ordnung?“
Ihre Freundin hob eine Augenbraue und deutete nach oben zum Eingang der Grube. Die Elfe schaute hoch und sah Celine, die einen Beutel zu ihnen hinunterwarf. Der Beutel zerplatzte und stieß roten Staub aus, der sich in der ganzen Grube verteilte.
„Ich glaube, ich erlaube dir, wieder zu sprechen, Trisha Liebes“, rief Celine die Grube hinunter und schnippte mit den Fingern. Ein Klicken war zu hören und sofort hatte Trisha den Ballknebel gelöst und in den Bottich geworfen.
„Danke, Herrin“, rief Trisha hoch und wischte sich den Speichel vom Mundwinkel.
„Oh, dank mir nicht zu früh. Ich würde sagen, ihr habt gleich alle Hände voll zu tun, und Rilliana? Aussetzen geht jetzt vermutlich nicht mehr.“
Rilliana wollte gerade fragen, warum, als Trisha sie anrempelte und zu Boden warf. Der Schleim, der noch eben langsam auf Rilliana zugekrochen war, machte einen Satz und flog um Haaresbreite über sie beide hinweg.
„Mögen die Spiele beginnen!“, rief Celine von oben herab und nippte von einem Glas, welches ohne Zweifel mit Wein gefüllt war. Trisha hob ihre Freundin vom Boden auf und duckte sich erneut unter einen Schleim hinweg.
„Siehst du jetzt, warum ich keine Lust hatte, für sie zu arbeiten?“, fragte Trisha und zog sie zu einer nahen Wand. Rilliana zitterte. Ihr Herz war am Rasen. Ihre Hand wanderte zu ihrer Brust und sie krallte sich in ihre Haut, als sie einen stechenden Schmerz darin spürte. So etwas hatte sie noch nie in ihrem Leben gespürt. Selbst der Knochen hatte sich angenehmer angefühlt. Sie sah hoch zu Trisha die gerade einen Schleim beiseiteschlug und einem weiteren wegtrat.
„Ttttt … Trisha ist das eeeeiin Momomomoment, in dem ich das Saafff … Safeword benutzten soll … te?“
Trisha runzelte die Stirn und wollte fragen, ob das ihr Ernst war, doch dann sah sie Rillianas Gesicht und sie zählte eins und eins zusammen.
„Oh, Liebling …“, murmelte Trisha, lächelte ihr aufmunternd zu und umarmte Rilliana fest, „wenn dir das zu viel ist, natürlich. Jederzeit. Celine wird auch nicht böse auf dich sein. Aber … aber du brauchst keine Angst zu haben. Celine würde uns niemals in Gefahr bringen.“
„Wiiiie kannst du dir da so sicher sein? Wawawas ist, wenn sie auf unsere Gesichter springen und wir … ersticken?“, fragte Rilliana und drückte Trisha fester. Sie roch ihre Freundin, spürte ihre Nähe und Trishas ruhigen Herzschlag.
„Das sind Celines Schleime. Harmlos. Selbst wenn sie dich erwischen, kannst du durch sie durchatmen, und ihre übliche Säure ist nicht mehr ein Kitzeln auf der Haut.“
Rilliana öffnete ihre Augen einen Spaltbreit. Es waren so viele Schleime, die sie gerade umzingelten.
Die Elfe beobachtete die Schleime, die immer näher rückten, und atmete tief durch.
„Ich … verstehe … aber wie bekommen wir den Bottich voll, jetzt, da die so aggressiv sind?“
„Gar nicht“, kam es von oben herab, „Ich warte einfach, bis die Schleime ihren Spaß mit euch hatten, und wringe euch dann über den Bottich aus.“
„Beruhigend …“, sagte Trisha und fing an zu lachen. Auch Rilliana kicherte leise.

Celine hatte ihre Hand zu einer Faust geballt, als sie sah, dass Rilliana eine Panikattacke bekommen hatte. Glücklicherweise hatte Trisha genau das Richtige getan, um die Elfe zu beruhigen.
„Wow … nicht schlecht, Trisha. Du bist wirklich stark geworden“, murmelte Celine mit einem sanften Lächeln. In ihrer Brust breitete sich eine Wärme aus und ihre Hand wurde lockerer. Sie räusperte sich und rief hinunter: „Ich habe euch ja versprochen, dass dies ein Training für euch sein wird, aber es bringt nichts, wenn ihr nur in der Ecke steht. Machen wir doch einen kleinen Wettstreit daraus! Die erste von euch, die sich nicht mehr bewegen kann, muss morgen in den Wald!“
Trishas Augen weiteten sich vor Schock. Sie sah zu Rilliana und sagte: „Entschuldige Rilli, das ist nichts Persönliches.“, und schubste die Elfe in Richtung der Schleime und rannte davon. Sofort sprangen die Monster zu der Elfe und versuchten, sich auf sie zu setzen. Blitzschnell rollte sie sich zur Seite und die Schleime landeten neben ihr.
Rilliana fing breit an zu lächeln. Ihre Panik war komplett verschwunden. Dies war kein Kampf, dies ist ein Spiel, und ein Spiel würde sie auf jeden Fall gewinnen.
„Das fühlte sich aber sehr persönlich an!“, rief Rilliana ihr hinterher. Sie nahm eine Handvoll Schlamm vom Boden auf und bewarf Trisha damit. Der Schlamm traf sie perfekt am Kopf und sie verlor ihr Gleichgewicht. Trisha fiel direkt auf einen Schleim, der sich im Schlamm versteckt hatte. Die Elfe grinste hämisch, bis sie erneut zu Boden gerissen wurde, als ein Schleim ihr hinterrücks ins Kreuz sprang. Schlamm spritzte auf, als Rilliana erneut mit dem Gesicht voran im Morast landete. Sie spürte, wie sich der Schleim rasch über ihren Rücken und Hintern ausbreitete, und sprang panisch auf. Vergeblich versuchte Rilliana den Schleim von sich zu lösen, wie sie es noch bei Trisha gesehen hatte, doch scheinbar war dieser nicht so kitzlig wie der erste. Sie drehte sich um und suchte irgendeine Möglichkeit, um das Monster von sich abzuschaben, und stolperte vor Schreck zurück, als drei weitere Schleime auf sie zukrochen. Ohne auf ihre Umgebung zu achten, trat sie auf eins der Kreaturen, welches hinter ihr auf sie gelauert hatte, und blieb kleben. Sie sah nach unten und versuchte mit ihren Armen, ihren Fuß zu lösen.
„Hast du nicht was vergessen, Rilliana?“, fragte Celine von oben herab. Rilliana erstarrte und sah wieder nach vorne. Celine lachte laut auf, als sie sah, wie Rilliana von den drei Schleimen gleichzeitig angesprungen wurde. Sie trafen ihren Kopf, ihre Brust, erneut ihre rechte Hand und warfen sie um. Rilliana geriet in Panik, als sie merkte, dass einer der Schleime ihr Gesicht umschloss und ihre dominante Hand über ihrem Kopf am Boden festklebte. Ohne weiter nachzudenken, hob sie ihre linke Hand, um ihren Mund zu befreien, doch blieb diese einfach im Schleim stecken.
Das war’s. Dachte Rilliana und erneut ergriff Panik ihr Herz. Ihre Lunge fing an zu brennen, als ihr Körper nach Luft rang und sie einatmete. Sie rechnete damit, dass der Schleim ihre Atemwege blockierte, aber stattdessen spürte sie frische Luft in ihrer Lunge. Erleichterung machte sich in ihr breit und sie blieb liegen. Celines Haustiere waren also tatsächlich nicht tödlich und sie konnte sich beruhigen. Die Schleime hatten sie nun überwältigt, die Frage war nur, wie es Trisha erging. Rilliana spürte, wie immer mehr Schleime sich über sie hermachten und miteinander verschmolzen und heranwuchsen. Sie spürte das leichte Kribbeln, welches ihre Freundin beschrieben hatte, am ganzen Körper. Überall, wo Rilliana hinsah, sah sie nur Pink, und langsam fingen die Schleime an, sie anzuheben, bis sie mitten in einem Würfel steckte, der sich langsam zu einem weiteren pinken Ungetüm bewegte.

Fasziniert sah Celine vom Eingang der Grube zu, wie die beiden Schleimwürfel sich immer weiter nährten, bis sie sich berührten und mit einem leisen ‚Flop‘ miteinander verbanden. Trisha und Rilliana saßen nun gemeinsam in einem gewaltigen Würfel fest und konnten sich nicht mehr bewegen. Ihre Körper wurden in die Mitte transportiert, bis sie sich berührten, und ihre Gesichter wurden in den jeweils anderen Schritt gedrückt.
„Ich bin so stolz auf euch beide“, sagte Celine, obwohl sie sich nicht sicher war, ob ihre Sklaven sie hören konnten, „Wenn meine Kleinen genug von euch haben, hole ich euch da raus. Es sollte in ein paar Stunden so weit sein und das Beste ist, da ihr beide euch nicht mehr bewegen könnt, dürft ihr morgen zusammen in den Wald. Ist das nicht großartig?“

Die Sonne schien hell und erwärmte die Kostüme der drei Frauen. Celine führte Trisha und Rilliana einen Weg entlang, der hinter ihrem Anwesen verlief und zum Wald führte. Trisha hatte die Nacht kaum ein Auge zu gemacht, nachdem ihre Schwester sie von den Schleimen befreit hatte und sie erfuhr, dass sie beide in den Wald mussten. Doch hatte sie keine große Wahl, denn Celine zog ihre Sklavinnen mit an Halsbändern befestigten Ketten hinter sich her.
„Trisha Schatz, ich verspreche dir, dass dir nichts passieren wird. Wie immer“, sagte Celine, als sie erneut an Trishas Kette zog, als diese langsamer wurde.
„Das ist mir egal, Celine! Ich hasse diese Viecher!“, konterte Trisha und sträubte sich gegen das Halsband. Celine atmete genervt aus und drehte sich zu ihr um.
„Trisha, ich brauche diese Seide unbedingt. Kann ich was tun, um es dir zu versüßen?“
„Nein!“, antwortete Trisha knapp und setzte sich auf den Boden, um ihren Standpunkt zu bekräftigen. Rilliana kniete sich neben sie und legte einen Arm auf ihre Schulter.
„Weswegen möchtest du nicht rein, Trish?“, fragte sie die Shifterin leise.
„Weil ich keine Lust habe, erneut hilflos zwei Tage lang im Wald abzuhängen, weil meine liebe Schwester nicht weiß, wo ihre dämlichen Spinnen mich hingebracht haben!“
„Spinnen?“, fragte Rilliana verwirrt und sah zu Celine hoch, die nur mit den Augen rollte.
„Ja, natürlich diese verdammten Spinnen! Aber die sind nicht das Problem! Natürlich tun sie uns genauso wenig wie die Schleime, aber wenn Celine uns nicht finden kann, können es genauso gut normale Spinnen sein!“
Rilliana runzelte die Stirn.
„Und was ist, wenn Celine uns auf jeden Fall finden kann?“, sagte sie und tippte auf ihr Halsband. Trisha sah sie fragend an, bis ihr einfiel, was sie meinte, und sofort erhellte sich ihre Miene.

„Dass ich selbst nicht darauf gekommen bin …“, murmelte Celine und löste die Ketten von Trisha und Rilliana, nachdem sie ihre Halsbänder verzaubert hatte.
„Wer hätte gedacht, dass eine fesselnsüchtige Elfe ohne einen Funken Magie in sich, eher auf den Gedanken kommt, Halsbänder mit Aufspürzaubern zu versehen, als meine berühmte Schwester, die ihren Reichtum mit Magie und Kleidung verdient hat?“, sagte Trisha lachend und hielt sich ihren Bauch fest.
„Rilliana? Könntest du schon mal in den Wald gehen? Ich würde gerne noch ein paar Sätze mit meiner lieben Schwester reden“, sagte Celine mit einem falschen Lächeln. Rilliana ließ sich das nicht zweimal sagen und ging ohne zu zögern in den dunklen Wald. Sofort vermisste sie die warme Sonne, die gerade noch ihren Ganzkörperanzug aufgewärmt hatte, doch lächelte sie und ging zu einem besonders großen Baum. Sie atmete die Luft des Waldes ein und schloss zufrieden die Augen. Zwar ist sie in der Stadt aufgewachsen, dennoch spürte sie eine Verbundenheit zu den Bäumen. Eine unsichtbare Kraft, die besonders hier mitten im Wald ihren Körper mit neuer Kraft füllte. Bevor sie Trisha traf, hatte sie sich oft gefragt, wie ihr Leben verlaufen wäre, wenn sie in einem Wald mit anderen Elfen aufgewachsen wäre. Allerdings hätte sie dann je Arissa, Trisha oder Celine kennengelernt?
„Es ist schon besser so“, murmelte Rilliana und strich über die Rinde des Baumes.
„So alt …“, murmelte sie und drehte sich um, als sie die Schritte von Trisha hörte. Rilliana prustete laut auf vor Lachen, als sie sah, was Celine mit ihrer Schwester gemacht hatte. Trisha hat von Celine zwei zusätzliche Arme an den Anzug genäht und eine Brille aufgesetzt bekommen, die an die Augen einer Fliege erinnerte. Ein paar Flügel auf Trishas Rücken rundeten das Bild ab. Sie flatterten sanft, mit jedem ihrer Schritte. Trisha sah genervt ihre Freundin an, wartete aber, bis sie sich beruhigt hatte.
„Können wir dann jetzt loslegen? Je früher wir damit durch sind, desto früher kommen wir zurück nach Hause“, sagte Trisha und ging voran.
„Tut mir leid, das war einfach zu unerwartet“, gestand Rilliana und lief ihr immer noch kichernd hinterher, „aber du musst zugeben, dass du schon sehr lustig aussiehst.“
Trisha gluckste.
„Ja, schon. Ich wünschte nur, sie hätte die Brille weggelassen, ich kann kaum etwas dadurch sehen.“
„Sobald wir die Spinnen gefunden haben, spielt das dann überhaupt noch eine Rolle?“
„Na klar! Ich will doch deinen wunderschönen, eingewickelten Körper bewundern“, sagte Trisha und gab Rilliana einen Klaps auf den Hintern.
„Macht deine Schwester das eigentlich immer so? So die Materialien sammeln, mein ich?“
„Eigentlich nicht … Aber sie findet es lustig und sie meint, so bekommt sie auch mehr Ertrag. Sie hat mich gelegentlich hier reingeschickt und gewartet, bis die Spinnen mich gefangen haben. Allerdings ist das, das letzte Mal schiefgegangen und ich wäre fast verdurstet … … das war auf jeden Fall mit einer der Gründe, warum ich keine große Lust hatte, sie zu besuchen.“
„Ist denn bei euch alles wieder gut?“, fragte Rilliana vorsichtig. Trisha atmete laut aus ihrer Nase aus.
„Ich denke schon … zumindest ist es wieder wie früher, mehr oder weniger.“
„Mehr oder weniger?“, fragte Rilliana.
„Es macht jetzt, mit dir zusammen mehr Spaß. Früher hatte Celine eine Freundin, die … Tut mir leid, ich will mich eigentlich nicht an die Zeit erinnern.“
Rilliana legte mitfühlend ihre Hand auf Trishas Schulter und drückte sie sanft.
„Du musst nicht darüber reden, aber ich werde immer ein offenes Ohr für dich haben, wenn du es brauchst.“
„Danke, Rilli“, sagte Trisha und drückte die Hand auf ihrer Schulter.

Sie gingen tiefer in den Wald hinein. Sie redeten nicht viel, bis Rilliana auf einen Baum zeigte.
„Hey, schau mal“, flüsterte Rilliana und zeigte auf deren Äste, die mit Netzen geschmückt waren.
„Rilliana, ich enttäusche dich ja nur ungern, aber diese Fliege hier“, sagte Trisha und strich mit ihren Fingern über ihren im Ganzkörperanzug gefangenen Körper, „passt nicht in diese kleinen Netze. Die Spinnen meiner Schwester machen größere Netze. Also keine Sorge, wir verfehlen sie bestimmt nicht.“
Trisha machte noch einen Schritt nach vorne und es knackte. Plötzlich versank sie kreischend im Boden, als die Äste unter ihr nachgaben und sie in einem Loch verschwand. Sie rutschte ein kurzes Stück in die Tiefe, bis sie an einer Rampe ankam und von ihr nach oben, in die Luft katapultiert wurde. Sie wedelte wild mit ihren Armen, als die Schwerkraft wieder Gewalt über sie nahm, und sie landete genau in der Mitte eines gigantischen Netzes, welches in einer Grube gespannt war.
„Trisha? Alles in Ordnung?“, fragte Rilliana. Ihre Stimme hallte von den Wänden wider.
„Ja, alles in Ordnung“, rief Trisha zurück, „und ich habe sogar ein größeres Netz gefunden. Ich weiß aber nicht, ob …“
Sie unterbrach sich, als Rilliana in das Loch sprang und einen Augenblick später durch die Rampe in die Luft geworfen wurde. Die Elfe landete neben Trisha im Netz und es riss augenblicklich. Sie fielen weiter nach unten, bis sie erneut von einem Netz aufgefangen wurden, welches auch nachgab, und erst das dritte Netz stoppte ihren Fall.
„Da muss wohl jemand abnehmen“, murmelte Trisha mit einer nervigen Singstimme.
„Sagt die, die vermutlich die fetteste Fliege der Welt darstellt“, konterte Rilliana und versuchte sich aufzusetzen, was aber durch die vielen Fäden, die sich bereits um sie schlangen, als nahezu unmöglich herausstellte.
„Und was jetzt?“, fragte sie und blieb liegen, als ihre Glieder, zum erneuten Male zurückgezogen wurden.
„Naja, entweder wir warten und hoffen, dass die Spinnen bald kommen und uns abkaufen, dass wir uns nicht wehren können, oder wir haben ein bisschen Spaß und zappeln, bis wir ihnen tatsächlich hilflos ausgeliefert sind.“
Trisha und Rilliana warfen sich einen Blick zu und grinsten von Ohr zu Ohr. Sofort fingen sie an, in den Fäden zu strampeln, als würde ihr Leben davon abhängen. Es wurde für sie immer schwieriger, sich zu bewegen, als immer mehr Seide sich an ihnen verfing. Erst als das Netz erneut riss, diesmal unter Trisha und sie kopfüber in einem Sack unter Rilliana baumelte, hörten sie auf. Die beiden Freundinnen atmeten schwer und auch ohne die Spinnen war von ihren schwarzen Anzügen kaum noch was zu sehen.
„Wie ist die Aussicht von da unten?“, fragte Rilliana lachend und versuchte vergeblich, ihren Kopf zu drehen.
„Ganz gut. Ich habe einen perfekten Blick auf deinen Hintern!“, erwiderte Trisha und seufzte genüsslich.
„Oh! Schau mal, wir bekommen Besuch, Trish“, sagte Rilliana und beobachtete, wie eine melongroße Spinne vorsichtig in die Grube zu ihnen hinunterschaute. Sie klickte nervös mit ihren Greifzangen und trippelte von einem Ende der Kante zur anderen, während sie nach unten auf ihre Beute schaute.
„Worauf wartet sie?“, flüsterte Rilliana.
„Meine Schwester hat sie so gezüchtet, dass sie zwar große Beute fangen und ohne Ende Netze spinnen können, aber gleichzeitig sind sie nicht besonders gefährlich, also vergewissern sie sich, dass wir ihnen nichts tun können“, flüsterte Trisha zurück und versuchte, an Rilliana vorbei, die Spinne zu erspähen. Sie sah, wie die Spinne langsam die Wand hinunterkroch und bei der Elfe Halt machte. Die Spinne ging zögernd auf sie zu und stupste sie vorsichtig mit einem ihrer fluffigen Beine an. Rilliana beobachtete sie neugierig und bewunderte ihr flauschiges, pinkes Fell.
„Die sieht ja knuffig aus“, hauchte Rilliana. Die Spinne schien von dieser Aussage verwundert zu sein, denn sie legte ihren Kopf schief. Sie krabbelte auf das Bein der Elfe und begutachtete die Situation. Geschickt entfernte sie das unordentliche Netz und legte beide Beine nebeneinander. Als Nächstes fing sie an, Rillianas Beine mit ihrer Seide zu umwickeln. Die neuen Spinnweben fühlten sich feucht durch den Anzug an und drückten ihre Glieder leicht zusammen. Rilliana spürte, dass die Fäden anfingen, sich zusammenzuziehen, als die Fäden an der Luft trockneten. Bevor die Spinne sie weiter einwickelte, machte sie allerdings an Rillianas Hüfte halt.
„Sag mal, Trisha, ist die eigentlich giftig?“, fragte Rilliana.
„Joa, schon, aber wie gesagt, nicht gefährlich. Du wirst gleich sehen, was das Gift macht.“
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich das herausfinden will …“
„Pech gehabt, sie setzt gerade, zum Biss an.“
Rilliana zuckte kurz zusammen, als die Spinne ihre Fänge in ihrem Fleisch versenkte.
„Au!“, sagte Rilliana und spürte eine angenehme Wärme, die sich von ihrem Hintern in ihrem ganzen Körper ausbreitete. Mit der Wärme spürte sie den Verlust ihrer Kontrolle über ihre Glieder. Ihr Mund verzog sich zu einem entspannten Lächeln und ein Seufzen entkam Rillianas Mund, als ihre Augen zufielen.
„Schlaf gut, Rilli“, murmelte Trisha kaum hörbar und beobachtete, was die Spinne als Nächstes tat. Diese arbeitete dort weiter, wo sie aufgehört hatte, und verpackte die Hüfte ihrer Freundin in Seide. Die Spinne arbeitete sich weiter nach oben vor, überkreuzte Rillianas Arme vor ihrer Brust und besprühte auch ihren Kopf mit Seide. Letztlich war nichts mehr von Rilliana zu sehen außer ihren geschlossenen Augen. Trisha lief das Wasser im Mund zusammen, als sie den eng eingesponnenen Körper ihrer Freundin sah. Der Ganzkörperanzug war schon sehr figurbetont geschnitten, doch die Seide verstärkte den Effekt noch weiter und wirkte wie ein Korsett, das der Elfe eine bezaubernde Sanduhrfigur gab. Die Spinne wirkte auch zufrieden mit ihrem Fang und senkte sich zu Trisha herunter, die sie nur anlächelte.
„Mach das Beste draus, kleiner Freund“, sagte sie zu der Spinne, die sofort ihre Zähne in Trisha versenkte.

Celine stand am Rande der Grube und schaute hinunter auf die beiden Kokons, in denen Rilliana und Trisha steckten.
„Endlich habe ich euch gefunden. Pinky du musst auch immer die hinterhältigsten Fallen bauen, oder?“, fragte sie und streichelte die pinke Spinne neben ihr. Die Spinne quiekte zufrieden und krabbelte die Felswand hinunter, zu ihrer Beute, um sie von den Netzen zu lösen und ihrer Herrin zu bringen. Währenddessen stellte Celine eine Schüssel auf den Boden und befüllte sie mit Futter, um Pinky für ihre Mühe zu entlohnen. Sie hielt kurz inne und schaute auf die beiden Frauen in ihren weißen Gefängnissen.
„Ach, was soll’s. Du hast es dir verdient“, murmelte sie und schüttete den Rest der Tüte in die Schüssel, bis diese überquoll. Mit einem Schlenker ihrer Hand nahm ihre Magie, der Spinne die Körper ab und ließ sie aus der Grube herausfliegen.
„Guten Hunger, Pinky iss aber nicht alles auf einmal“, sagte Celine und streichelte die Spinne erneut.

Rilliana erwachte langsam aus ihrem durch das Gift ausgelösten Schlummer. Normales Schlafen ließ sie immer verwirrt zurück. Gewollter oder auch ungewollter. Sie schüttelte ihren Kopf, als sie sich keinen Reim machen konnte, wo sie sich befand, doch als sie einen Kokon neben sich hängen sah, fiel es ihr ein. Sie und Trisha hingen eine Handbreit über dem Boden. Sie biss sich auf die Unterlippe, als sie Trishas weiße Gestalt vor sich sah. Sie sah so unschuldig und perfekt in ihrem Gefängnis aus. Weiße Seide, die sich eng um ihren Körper wand.
Das müssen wir nochmal machen. Dachte sie und zappelte fröhlich, um ihren Kokon in vollen Zügen zu genießen.

Am nächsten Tag wurden Trisha und Rilliana von Celine aus den Kokons befreit. Beide bebten vor Aufregung in Gedanken darüber, was ihre Herrin als Nächstes mit ihnen vorhatte.
„Was machen wir als Nächstes, Herrin?“, fragten beide gleichzeitig, als sie vor Celine niederknieten.
„Steht auf, meine Lieben. Ich muss euch leider mitteilen, dass ihr den heutigen Tag ohne mich auskommen müsst. Jetzt, da ich dank euch, die nötigen Materialien habe, muss ich mich so schnell wie möglich daran setzen, den Auftrag zu Ende zu bringen, damit ich mir um nichts anderes Sorgen machen muss als um euch. Das heißt im Klartext, dass ich euch mein Haus zur Verfügung stelle, samt Kerker und all seinem Inhalt. Aber bitte übertreibt es nicht, in Ordnung?“, sagte Celine und sah die beiden streng an.
„Keinesfalls, Herrin“, sagte Rilliana
„Ich werde auf sie aufpassen“, fügte Trisha hinzu, und alle drei lachten.
„Fein … ich nehme an, Trisha ist so lange der Chef? Ist das in Ordnung für dich, Rilliana?“
Die Elfe nickte begierig und fiel Trisha in die Arme.
„Ich kann es kaum erwarten!“
Celine lächelte und verwuschelte die Haare ihrer Lieblinge.
„Alles klar. Ich schaue heute Abend, wie es euch ergangen ist. Trisha, wenn du dich umziehen möchtest, im Thronsaal sollten ein paar Sachen sein, die dir passen könnten. Tobt euch aus“, sagte Celine augenzwinkernd und verließ den Kerker.
„Was machen wir als Erstes?“, fragte Rilliana und hüpfte vor Aufregung auf der Stelle.
„Als Erstes sorge ich dafür, dass du nicht wegläufst“, sagte Trisha und kramte in der Truhe mit Utensilien nach Handschellen, die sie benutzte, um Rillianas Hände auf den Rücken zu fesseln, „und danach schaue ich mir ein paar schöne Kleider an.“
Dann schloss sie die Zellentür hinter sich und ließ Rilliana allein in der Zelle zurück. Die Elfe presste ihr Gesicht gegen die Gitterstäbe und rief ihr hinterher: „Ich bin übrigens kein Fan von Handschellen!“
Trisha lachte.
„Dann versuch doch, das Schloss zu knacken. Das hat ja letztes Mal, so gut funktioniert“, rief Trisha ohne sie eines Blickes zu würdigen. Rilliana seufzte laut und setzte sich auf das Bett.

Als Trisha den Schrank in Celines Thronraum öffnete, schlug ihr ein süßlicher Geruch entgegen, und sie atmete ihn zufrieden ein. Sie wusste genau, wonach sie suchte, und griff nach ein paar Kleidungsstücken im Schrank, die sie über den Thron legte. Trisha öffnete ihren Ganzkörperanzug und zog ihn aus. Es irritierte sie, nackt zu sein, nachdem sie den Anzug tagelang getragen hatte, und deswegen zog sie sofort den von ihr bereitgelegten an. Er war auch schwarz, aber aus einem viel elastischeren und glänzenderen Material. Sie vermutete, dass ihre Schwester ihn aus den Schleimabsonderungen herstellte. Der neue Anzug machte schmatzende Geräusche, als er sich eng um ihren Körper legte und sie fest umarmte.
„Bei den Göttern!“, rief sie, als er sich vollständig um sie geschlossen hatte, und atmete schwer vor Lust. Die weinroten Stiefel folgten als Nächstes. Sie gingen knapp unter ihre Knie. Die Absätze waren ungewohnt hoch für sie, aber sie war zuversichtlich, dass sie schnell lernte, in ihnen zu laufen. Ihre schwarzen Haare band sie in einen strengen Pferdesch****z. Als Letztes zog, sie ein ebenfalls weinrotes Korsett an, welches sie allerdings nicht allzu eng zog, was aber dennoch ihre Brüste vorteilhaft anhob. Der Anzug raubte ihr ihren Atem schon zur Genüge. Neben dem Thron lag Celines Peitsche. Trisha befeuchtete mit ihrer Zunge ihre Lippen und griff nach ihr.

Rilliana saß währenddessen immer noch auf ihrem Bett und starrte gelangweilt die Wand an. Sie lauschte auf, als sie eine Tür hörte.
„Na endlich“, murmelte sie, als sie Absätze hörte, und eilte neugierig zu den Gitterstäben, um einen Blick auf Trisha zu erhaschen.
„Hast mich ja lange genug warten lassen, Trish! Ich hoffe, es hat sich gelohnt“, rief sie ihrer Freundin entgegen.
„Gefällt dir, was du siehst?“, fragte Trisha und ließ die Peitsche knallen. Die Elfe zog zischend Luft ein, als sie ihre Freundin sah, und sank ehrfürchtig auf ihre Knie, unterbrach aber keine Sekunde den Blick auf ihre Herrin.
„Jeden Tag ein bisschen mehr“, flüsterte Rilliana was Trishas Herz zum Schmelzen brachte, aber sie musste das Spiel aufrechterhalten und räusperte sich.
„Umdrehen!“, forderte Trisha während sie die Zellentür öffnete. Rilliana zögerte. Zwar wollte sie gehorchen, aber der Anblick ihrer Freundin war einfach zu verlockend.
„Interessant … Sind wir heute ein bisschen ungehorsam, oder liegt es daran, dass du keinen Respekt mehr vor mir hast, da meine liebe Schwester uns beide zu ihren Sklaven gemacht hat?“
Rilliana zwang sich, ihren Blick zu senken, und drehte sich mit dem Rücken zu ihr.
„Nein, Trisha. Ich war nur verzaubert von deinem Glanz“, antwortete sie wahrheitsgemäß. Trisha trat an ihre Freundin heran und legte ihre Hände auf Rillianas Schultern. Sie beugte sich so nah zu ihrem Ohr hinunter, so dass die Elfe Trishas Atem spüren konnte.
„Das kann nicht alles sein, Sklave … und ich werde es mir zur Aufgabe machen, es bis heute Abend zu korrigieren“, flüsterte sie Rilliana ins Ohr und biss in ihr Ohrläppchen. Die Elfe öffnete den Mund, um ihren Schmerz und ihre Überraschung mit einem Schrei zum Ausdruck zu bringen, wurde aber unterbrochen, als Trisha ihr die Peitsche in ihren Mund steckte wie einen Knochen.
„Festhalten!“, befahl sie und Rilliana biss instinktiv zu. Trisha löste Rillianas Handschellen und tauschte sie gegen ein langes Seil aus.
„Die Peitsche könnte vielleicht ein bisschen stören, wenn ich dich fessle“, sagte Trisha und wickelte sie um Rillianas Hals. Nicht fest genug, um ihr komplett die Luft abzuschneiden, aber zweifelsohne fest genug, dass sie unangenehm auf ihren Hals drückte. Rillianas Puls stieg in die Höhe, als ihr Atem eingeschränkt wurde.
„Keine Sorge“, murmelte Trisha ihr ins Ohr und streichelte über Rillianas Hals. Der Anzug von Trisha streifte, über Rillianas Haut und sie erschauderte bei der Berührung. Die Shifterin führte die Arme der Elfe zu ihrer Brust und fing an, sie an ihrem Oberkörper zu binden. Rillianas Arme wurden, überkreuzt und sie hatte keine Möglichkeit mehr, ihre Hände zu senken. Als Nächstes nahm, Trisha die schwarzen, elastischen Seile und band sie um Rillianas Knöchel. Zum Schluss fesselte Trisha ein Seil um ihre Hüfte, band allerdings nicht nur ein Schrittseil, sondern webte um ihre Hüfte herum einen Harness.
„Bist du bereit für deine Lehrstunde, Sklavin?“, fragte Trisha und legte wieder ihre Hände auf Rillianas Schultern. Die Elfe nickte einmal und wartete ab, was ihre Herrin mit ihr vorhatte. Trisha nahm ein weiteres Seil, warf es über einen Deckenbalken und befestigte es an Rillianas Oberkörperharness und an ihrer Hüfte. Sie verknotete die schwarzen Seile in Ösen am Boden und fing an, Rilliana hochzuziehen, bis sie in der Luft hing und ihre Beine durch die flexiblen Seile nach unten gezogen wurden. Trisha ging um Rilliana herum und streichelte ihren Körper. Dabei zog sie die Peitsche von Rillianas Hals hinunter und verschwand aus ihrem Blickfeld. Nervös versuchte Rilliana ihren Kopf zu drehen, um zu sehen, was ihre Freundin machte.
„Zähl mit“, sagte Trisha und die Elfe blinzelte, als sie die Peitsche knallen hörte. Ein brennender Schmerz breitete sich in einer geraden Linie von ihrer rechten Schulter zu ihrer linken Pobacke aus. Rilliana riss ihren Mund zu einem stummen Schrei auf und hielt den Atem an. Alle Gedanken in ihrem Kopf wurden zur Seite gefegt, als die Peitsche sie zeichnete. Ihr Atem beschleunigte sich, als sie den Schock überstanden hatte, und sie ließ den Kopf hängen.
„Rilliana, alles in Ordnung?“, fragte Trisha besorgt, „Habe ich zu fest zugeschlagen?“
„Nein!“, sagte Rilliana sofort und drehte sich so gut es ging zu ihrer Freundin.
„Mach weiter …“, murmelte sie.
„Dann zähl.“
„Eins!“, sagte Rilliana und sofort landete ein weiterer Schlag auf ihrem Rücken, der ihr erneut die Luft raubte.
„Zwei!“
Trisha erwischte diesmal nur ihren Hintern und der Schmerz durchstieß ihren Körper wie ein Pfeil.
„Drei!“
Wieder berührte die Peitsche, sie am Rücken, und Rilliana zog ihre Beine an, in der Hoffnung, den Schmerzen zu entkommen. Doch wurden sie erbarmungslos von den schwarzen Seilen zurückgezogen.
„Vier!“
Trisha schlug erneut zu und diesmal stöhnte Rilliana laut auf.
„… Fünf!“
Trisha zögerte. Sie ging um die Elfe herum und sah in ihr Gesicht. Eine einsame Träne rollte hinunter.
„Wollen wir aufhören?“, fragte sie und wischte die Träne weg.
Rilliana runzelte die Stirn und sah verwirrt ihre Freundin an. Sie schluckte schwer, holte Luft und sagte: „Ich habe fünf gesagt, Trish … Ich werde mich nicht wiederholen …“
Sie lächelte auf ihre Freundin herab und streckte ihr zögernd die Zunge heraus. Trisha öffnete empört den Mund, schloss ihn aber direkt wieder, ging um die Elfe herum und sagte: „Fein, wie du willst.“
Ohne Vorwarnung landete die Peitsche schwer auf Rillianas Rücken und schlang sich nach vorne auf ihren Bauch.
„SECHS!“, zischte Rilliana zwischen ihren zusammengebissenen Zähnen hervor.
… „SIEBEN!“

Als sie die Dreißig erreichten, merkte, Trisha mit jedem neuen Peitschenhieb, dass Rilliana immer leiser mitzählte, bis sie zu flüstern schien und bei fünfzig komplett aufhörte. Besorgt nahm Trisha die Peitsche herunter und holte die Elfe zu Boden. Sie nahm Rilliana in den Arm und streichelte sie sanft. Die Elfe wirkte auf Trisha so, als wäre sie in Trance, und erleichtert atmete sie auf.
„Willkommen in Subspace, Rilli“, flüsterte Trisha und legte Rilliana vorsichtig in das Bett und deckte sie zu.
„… Danke … Herrin“, murmelte Rilliana und stöhnte erleichtert auf, als die Wärme der Decke sie umarmte. So leise wie möglich zog Trisha ihr Kostüm aus und legte sich neben sie.
„Soll ich deine Fesseln lösen?“
Rilliana schüttelte kaum merklich ihren Kopf und kuschelte sich tiefer in die Decke und an Trisha.
Am späten Abend lehnte sich Celine in ihren Abseitsstuhl zurück und schaute zufrieden auf ihre vollbrachte Arbeit. Die Materialien, die die Mädchen für sie gesammelt hatten, waren mehr als genug. Sie hatte sogar so viel übrig gehabt, dass sie Schleimanzüge für ihre beiden Schützlinge hergestellt hatte.
„Ich muss mir dringend einen Namen für das Material einfallen lassen“, murmelte sie und strich drei von vier Bezeichnungen durch, die sie sich ausgedacht hatte, und fügte ein Fragezeichen am letzten Begriff auf ihrer Liste hinzu. Celine schaute gedankenverloren aus dem Fenster und sah zu, wie die Sonne langsam hinter den Bergen unterging und mit letzter Kraft ihr Anwesen in rotes Licht tauchte.
„Was die beiden wohl gerade treiben?“, murmelte sie, erhob sich von ihrem Arbeitstisch und schlich in den Kerker. Sie hörte ihre beiden Lieblinge leise atmen und schaute vorsichtig um die Ecke in die Zelle. Sie schliefen gemeinsam unter einer dicken Decke. Trisha hatte die Arme um Rilliana gelegt und die Elfe lächelte zufrieden. Eine Wölbung unter der Decke verriet Celine, dass die Arme der Elfe gefesselt waren. Kopfschüttelnd ließ Celine, die beiden in Ruhe und ging wieder aus dem Kerker. Sie schloss die Tür und lauschte auf, als sie ein Klopfen an der Haustür hörte.
„Besuch?“, wunderte sie sich. Sie öffnete die Tür und vor ihr standen acht in Schwarz gekleidete Männer. Keiner von ihnen kam ihr bekannt vor und alle sahen sie finster an.
„Meine Herren, kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie kühl und rieb mit ihren Daumen ihre Finger spitzten entlang. Kleine Blitze flogen zwischen ihnen hin und her. Celine spürte eine gewaltige Feindseligkeit ihr gegenüber. Etwas, womit sie in der Vergangenheit oft zu tun hatte.
„Sind Sie Celine, von der man sagt, dass sie die besten magischen Rüstungen unserer Zeit herstellt?“, fragte einer der Männer und ging auf sie zu.
„Kann sein … Wer will das wissen?“, fragte sie.
„Mein Meister will eure Fertigkeiten für einen Großauftrag in Anspruch nehmen und er wünscht, euch zu sprechen. Wir sind hier, um euch zu ihm zu bringen.“
Er wies auf eine große Kutsche hinter ihm.
„Leider bin ich im Moment ein bisschen ausgebucht. Jedes meiner Stücke fertige ich in kleinster Handarbeit an, und bedauerlicherweise ist die Warteliste sehr lang. Auf Wiedersehen“, sagte Celine und schloss die Tür. Der Mann stellte seinen Fuß in den Eingang und drückte die Tür auf.
„Hör zu, Schlampe, ich zähle jetzt bis drei, und wenn du bis dahin nicht auf dem Weg in die Kutsche bist, schleife ich dich an deinen …“
„Drei!“, unterbrach Celine ihn und ließ ihre Magie gegen die Tür prallen. Es krachte laut, als die Tür aus ihren Angeln gesprengt wurde und den Mann mit sich riss. Die Wucht von Celines Zauber war so gewaltig, dass die Tür samt Rüpel bis zur Kutsche flog und gegen sie schepperte. Die Tür fiel zu Boden und der Mann sackte bewusstlos auf ihr zusammen. Celine starrte die nun nervös gewordenen Banditen an und zeigte Blitze, die ihre Hand umkreisten. Die Luft knisterte, während die Hexe auf die Männer hinunter sah. Ein selbstsicheres Lächeln war auf ihren Lippen erschienen.
„Und wie kann ich euch weiterhelfen?“, fragte sie. Sofort flohen drei der Männer zurück zur Kutsche, die sofort losfuhr und hinter Celines Anwesen verschwand. Sie leckte sich die Lippen, als die restlichen Männer vor ihr Schwerter zogen und bedrohlich auf sie zukamen.
„Oh, wenn ich euren Anführer erwische, werde ich sehr viel Spaß mit ihm haben!“, rief sie und entlud einen Blitz auf den nächsten Angreifer.

Trisha erwachte von einem lauten Knall, der das ganze Haus zum Beben brachte. Rilliana war noch so tief in ihrer eigenen Welt und schien nichts bemerkt zu haben. Vorsichtig, um ihre Freundin nicht zu stören, ließ sich Trisha aus dem Bett gleiten und sah den Kerker entlang. Sie runzelte die Stirn, als sie Staub von der Decke rieseln sah. Sie hob ihren geliehenen Schleim-Catsuit vom Boden auf und zog ihn so leise wie möglich an. Zwar wollte sie Rilliana nicht stören, aber ihrer Schwester nicht nackt über den Weg zu laufen, war ihr schon wichtiger. Die Elfe war immer noch in tiefer Trance und murmelte nur etwas Unverständliches. Trisha strich ihr sanft über das Haar.
„Alles gut. Ruh dich noch ein bisschen aus“, flüsterte Trisha ihr zu und verließ den Kerker, um zu sehen, warum Celine so einen Krach machte. Sie ging in den Flur und spürte einen Luftzug. Als sie ihm folgte, fand sie ein Loch, wo mal Celines Haustür gestanden hatte. Sie warf einen Blick hindurch. Sie sah ihre Schwester schwer atmend. vor ihr lagen zwei Männer leblos am Boden und zwei weitere standen bedrohlich mit erhobenen Schwertern vor ihr.
„Celine! Ich helfe dir!“, rief sie ihrer Schwester zu, sprang durchs Loch und kam neben einen der Toten zum Stehen. Sie hob eines der Schwerter auf und hielt es den beiden Männern entgegen.
„NEIN! Geh zurück nach unten und beschütze Rilliana! Ich komme hier klar!“, schrie Celine und warf einen Blitz auf einen der Schwertkämpfer, der ihm aber im letzten Augenblick auswich. Trisha riss entsetzt die Augen auf. Celine hatte recht. Rilliana war vollkommen schutzlos im Keller. Ein gewaltiger Knall ertönte und sie rannte zurück ins Haus. Sie stolperte fast die Treppe hinunter, fing sich jedoch und hörte Rufe. Hörte fremde Stimmen.
„Nein …!“, flüsterte Trisha und sprintete die Treppe hinunter. Sie kam schlitternd im Flur zum Halt. Drei Männer standen vor ihr. Sonnenlicht strahlte durch ein Loch in der Decke auf sie herab. Sie hörte Schreie. Hörte Rufe und sie packte das Schwert fester. Drei weitere Männer zogen Rilliana aus der Zelle, die sich nach Leibeskräften wehrte. Mit ihren gefesselten Armen war es ein fruchtloser Kampf. Die Elfe wurde auf ihre Knie gedrückt und sah ängstlich zu Trisha.
„Lasst sie los!“, flüsterte Trisha doch jeder konnte es hören. Eine Drohung, die selbst Rilliana das Blut in den Adern gefrieren ließ. Trisha hob das Schwert, während ihre animalischen Wurzeln von ihr Oberhand ergriffen und sie ihre Shifter-Form annahm. Ihre Arme wurden kräftiger, ihre Haare länger und ihre Pupillen wurden zu Schlitzen. Zwar hatte sie ihren Dolch nicht bei sich, aber sie würde nicht viel Zeit für die Banditen benötigen.
„Denk lieber nochmal nach, Shifter!“, sagte einer der Männer, zog Rillianas Kopf an ihren Haaren nach hinten und hielt eine Klinge an Rillianas Kehle. Tränen liefen Rilliana Gesicht hinunter und sie fing an zu wimmern.
„Lass das Schwert fallen und ergib dich, oder der Kopf der Elfe geht auf deine Rechnung!“
Trisha verengte ihre Augen zu Schlitzen. Ihre Verwandlung sollte ihr genügend Kraft und Geschwindigkeit geben, um zu ihnen zu sprinten und sie zu töten, bevor er Rilliana schaden konnte, doch sollte sie auch nur einen Fehler machen, könnte sie es sich nie verzeihen.
„Was soll’s sein, Shifter?“, fragte der Bandit erneut und schnitt Rilliana leicht in den Hals. Blut rollte die Klinge entlang und tropfte zu Boden. Trisha stieß Luft aus ihrer Nase aus und ließ ihr Schwert klirrend fallen.
„Alles wird gut, Rilli …“, sagte Trisha und verwandelte sich zurück. Einer der Männer kam auf sie zu, bewaffnet mit Seilen, und innerhalb kürzester Zeit lagen beide Frauen gefesselt und geknebelt auf dem Boden. Tücher wurden auf ihre Gesichter gedrückt und beide verloren ihr Bewusstsein, als sie einen süßen Geruch einatmeten.

Als Trisha wach wurde, blieb sie regungslos liegen. Sie spürte, dass sie an Händen und Füßen gefesselt war. Ihr Mund war immer noch mit einem Knebel versiegelt. Vorsichtig öffnete sie ein Auge. Sie sah Rilliana die neben ihr lag und ebenfalls gefesselt war. Sie schien nicht bei Bewusstsein. Trisha sah sich im Raum um, doch nichts schien ihr vertraut. Die grauen Steine der Zelle waren teilweise mit Moos bewachsen und waren nur durch ein kleines, vergittertes Fenster erleuchtet, durch das die letzten Strahlen der Abendsonne schienen.
„Was für Idioten“, dachte Trisha und nutzte ihre Krallen, um kurzen Prozess mit ihren Fesseln zu machen. Schnell war sie wieder auf den Beinen und sah nach Rilliana. Sie hatte ihre Augen fest verschlossen, als wolle sie nicht wahrhaben, dass das gerade passierte, und erst als Trisha ihr sanft über die Wange strich, öffnete sie die Augen.
„Mmmhmhh!“, schrie sie durch den Knebel, wurde aber still, als Trisha ihren Finger auf den Mund legte. Sie zerschnitt Rillianas Fesseln und drückte sie an sich.
„Ich werde uns hier rausholen, Rilli“, flüsterte sie fieberhaft und drückte noch fester. Die Elfe nickte nur und erwiderte die Umarmung.
„Wer sind die?“, fragte Rilliana nervös, während Trisha sich am Schloss der Tür zu schaffen machte.
„Weiß ich nicht, es könnten Feinde von Vater sein oder von Celine selbst …“, sagte sie und griff instinktiv nach ihren Schuhen, um ihren Dietrich herauszuholen, doch schloss sie genervt die Augen, als ihr auffiel, dass sie keine anhatte und nur mit dem Catsuit bekleidet war.
„Scheiße …“, murmelte sie und schnalzte missbilligend mit der Zunge. Trisha lehnte sich an der Wand an und ließ sich an ihr nach unten gleiten, bis sie auf dem Boden saß.
„Wird das hier eine Wiederholung von unserem ersten Treffen?“, fragte Rilliana, setzte sich daneben und legte einen Arm um sie.
„Es scheint so“, sagte Trisha und sah sie schwach an, „Tut mir leid, dass dein Abenteuer im Subspace so geendet hat. Wie geht es deinem Rücken?“
„Mir geht’s gut … Der Anzug hat mich vor dem Schlimmsten beschützt“, murmelte Rilliana und legte ihren Kopf auf Trishas Schulter.
„Ich verspreche dir, ich hole uns hier irgendwie raus!“, schwor Trisha der Elfe und sah hoch zum kleinen Fenster, in dem sie den dunkler werdenden Himmel sehen konnte. Schweigend saßen die Freundinnen nebeneinander. Während Rilliana sich von dem Schock erholte, ratterte Trishas Kopf. Sie musste sich etwas einfallen lassen, wie sie sicher nach Hause kommen würden. Suchte Celine bereits nach ihnen? Ging es ihr überhaupt gut? Die Fragen drehten Trishas Magen um und sie unterdrückte ein Zittern. Sie wollte Rilliana nicht beunruhigen. Glücklicherweise konnte sie es überspielen, als ihre Katzenohren etwas hörten.
„Da kommt wer!“, sagte Trisha zähneknirschend und stand auf. Sie zog ihre Krallen aus und drückte Rilliana hinter sich, bereit, jeden zu blenden, der es wagen würde, die Zelle zu betreten. Ein Schlüssel drehte sich klappernd im Schloss und die Tür sprang auf. Die Freundinnen wurden von den Spitzen der Schwerter begrüßt, doch Trisha stellte sich ihnen mutig entgegen.
„Wenn ihr den morgigen Tag erleben wollt, würde ich euch raten, uns sofort gehen zu lassen!“, knurrte Trisha.
Einige der Banditen lachten, bevor einer von ihnen vortrat und sagte: „Große Worte für jemanden in deiner Position, Shifter! Und jetzt zieh deine Klauen ein, bevor ich dir deine Hände abschlage. Du willst doch sicher an einem Stück zurück zu Celine?“
Trisha sah ihn finster an und machte keine Anstalten, seiner Forderung nachzukommen. Er holte zwei Paar Handschellen aus seiner Tasche.
„Also, was darf es sein?“, fragte er, doch bevor Trisha antworten konnte, drückte sich Rilliana an ihrer Freundin vorbei und hob ihre Hände in seine Richtung.
„Mach, was er sagt, Trish“, murmelte sie ihrer Freundin zu, „ich bin mir sicher, wir können das Problem klären und werden sicher nach Hause kommen. Solange natürlich nicht der Schlüssel zu den Handschellen verloren geht“, fügte sie hinzu und lächelte schüchtern den Mann vor ihr an.
„Keine Sorge, mein Engel. Ich habe ihn sicher verwahrt“, lachte der Mann und tätschelte seine innere Jackentasche, „nimm dir ein Beispiel an deiner Freundin, Shifter dann seid ihr schnell wieder zu Hause und könnt … was auch immer in diesem Kerker machen.“
Er schloss die Handschellen um Rillianas Hände mit einem Klicken. Trisha sah missmutig zu ihrer Freundin, aber fuhr letztlich ihre Krallen ein.
„Braves Mädchen …“, sagte er und packte grob ihre Hände, bevor er die Handschellen auch um ihre Hände schloss. Die beiden Frauen wurden durch ein Labyrinth aus Gängen zu einem großen Saal geführt, der mit zwei langen Tischen bestückt war. Bänke standen jeweils links und rechts neben ihnen und einige ihrer Entführer aßen oder sprachen an ihnen. Ein gewaltiger Sessel war am Ende der Halle platziert, auf dem ein ebenso großer Mensch saß und sie ungeduldig zu erwarten schien. Trisha und Rilliana wurden unsanft auf die Knie gedrückt und ihre Wachen gingen, ein paar Schritte zurück. Der Mann im Sessel lehnte sich nach vorne und begutachtete die beiden Frauen vor ihm.
„Meine Männer sagten mir, dass eine von euch beiden in Celines Kerker gefangen war. Was hat es damit auf sich?“
„Das geht euch nichts an!“, sagte Rilliana sofort und sah ihn angriffslustig an. Trisha warf ihr einen irritierten Blick zu. Sie hatte nicht erwartet, dass Rilliana so aufmüpfig werden würde, nachdem sie sich gerade noch hatte fesseln lassen. Oder war sie so Bondage-süchtig geworden, dass sie einfach nicht mehr ohne Fesseln auskommen wollte?
Nein … das ist Wahnsinn. Dachte Trisha und schüttelte ihren Kopf.
„Spielt auch keine Rolle, um ehrlich zu sein“, murmelte der Mann, „ich wollte ihr nur eine Partnerschaft vorschlagen. Ihr beide seid jetzt meine Geiseln, bis sie einlenkt und für mich arbeitet.“
Trisha wollte gerade den Mund öffnen, als Rilliana sie unterbrach:
„Frauen als Geiseln nehmen, um das zu bekommen, was ihr wollt. Ihr bedient ja absolut jedes Klischee. Wo habt ihr das her? Aus dem Buch „Entführungen für Anfänger“? Ach, vergesst es, ihr könnt bestimmt noch nicht mal lesen, oder?“
Der Anführer sah nicht amüsiert aus und winkte dem Mann, der Rilliana und Trisha die Handschellen angelegt hatte. Dieser ging auf die Elfe zu und stieß sie zu Boden. Er trat nach ihrem am Boden liegenden Körper und es verschlug ihr den Atem.
„LASS SIE IN RUHE!“, brüllte Trisha und stand auf, um dem Mann mit ausgefahrenen Krallen an die Kehle zu springen.
„Alles gut, Trish“, sagte Rilliana schwer atmend, „das war nichts gegen unseren ersten Tanz. Außerdem hat er wohl gewaltige Probleme zu Hause und muss sich hier nun groß machen“, fügte sie hinzu und lächelte der Shifterin zu. Ihr Kerkermeister blickte verwirrt zu seinem Meister, der nur den Kopf schüttelte und sagte: „Bring der Elfe ein paar Manieren bei.“
Der Mann über Rilliana beugte sich zu ihr runter und flüsterte: „Und dabei dachte ich, du wärst die Vernünftige von euch beiden.“, bevor er ihr einen Hieb gegen ihre Wange gab und ein zweiter in ihre Magengrube ging. Als er zum dritten Mal ausholte, nutzte Rilliana seine Unachtsamkeit und trat ihm mit voller Wucht in den Schritt. Quiekend kippte der Mann zur Seite und blieb regungslos liegen, während er wimmerte und stöhnte. Sein Meister lachte kurz auf.
„Idiot. Bringt sie zurück in ihre Zelle, ich werde morgen nochmal mit ihnen sprechen“, sagte der Meister und winkte sie weg. Sie wurden zurück in den Kerker geschliffen und unsanft in ihre Zelle geworfen. Die Tür wurde laut zugeschlagen und die beiden Freundinnen waren wieder allein. Trisha sah fassungslos in Rillianas geschundenes Gesicht.
„Was zur Hölle sollte das, Rilliana?“
„Der erste Akt unserer Flucht“, murmelte Rilliana und öffnete ihre Hand, in der ein Schlüsselring lag. Trisha machte große Augen. Rilliana lächelte nur, zuckte aber zusammen, als die Schmerzen sie an den ersten Schlag erinnerten.
„Das hast du nur gesagt, damit du an die Schlüssel kommst?“, fragte Trisha während sie ihre Handschellen öffneten.
„Natürlich … wie sonst hätte er seine Deckung so offengelegt?“, antwortete Rilliana und lauschte an der Tür.
„Niemand zu hören … lass uns hier verschwinden!“, murmelte Rilliana, schloss die Tür auf und hielt sie für Trisha auf.

Bis sie einen Riss im Mauerwerk fanden, war die Nacht bereits eingebrochen. Rilliana und Trisha quetschten sich hindurch und die Elfe sagte: „Lass uns schnell zurück, bevor deine Schwester den Forderungen nachkommt.“
Trisha nickte und warf einen Blick über ihre Schulter. Im Schatten der Nacht konnte sie die alte Festung ausmachen, aus der sie bereits Rilliana vor der Fledermaus gerettet hatte.
Anscheinend lässt sich dort immer Ungeziefer nieder. Dachte Trisha und sah nach vorne.
„Ich glaube, da müssen wir uns keine Sorgen machen“, sagte Trisha lächelnd und deutete auf eine Figur, die am Rande eines Waldes stand und ihnen zuwinkte. Sie rannten zu ihr und fielen Celine in die Arme, die sie sogleich umarmte und an sich drückte.
„Ihr habt es herausgeschafft! Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie erleichtert ich bin, dass es euch gut geht“, flüsterte sie.
„Oh Celine“, murmelten Rilliana und Trisha wie aus einem Munde und klammerten sich an sie.
„Ihr seid jetzt in Sicherheit“, sagte sie und streichelte über ihre Köpfe, bevor sie sich von ihnen löste. „Würdet ihr mich kurz entschuldigen? Ich möchte diesem Abschaum meine besten Grüße ausrichten.“
„Moment. Was hast du …?“, fragte Rilliana, doch wurde sie schnell von Trisha weggezogen.
„Natürlich“, sagte Trisha eilig und zog ihre Freundin zur Straße, wo Jeffrey in seiner Kutsche bereits auf sie wartete. Trisha drückte Rilliana durch die Türe, doch die Elfe erhaschte noch einen Blick auf die Hexe. Ihre Hände zeichneten rot brennende Schriftzeichen in die Luft. Rilliana wurde in einen Sitz gedrückt, gerade in dem Moment, als der Nachthimmel sich rot verfärbte und den Wald verfärbte, als würde er brennen. Rilliana sprang zum Fenster, doch Trisha drückte sich zurück auf den Sitz.
„Lass dich mal ansehen“, forderte Trisha und strich die blonden Haare aus ihrem Gesicht, um die Verletzung offenzulegen.
„Trisha, mir fehlt nichts. Was macht Celine noch da oben?“, fragte Rilliana und fing Trishas Hand ab, die über eine Prellung strich. Trisha schwieg einen Augenblick, bevor sie den Mund öffnete: „Meine Schwester wird dafür sorgen, dass diese Mistkerle uns nie wieder anrühren werden …“
„Ja, aber …“, fing Rilliana an, wurde aber unterbrochen, als der Erdboden erbebte. Rilliana konnte Steine hören, die schwer auf die Erde krachten, und das Zischen von Flammen, die alles verzerrten, was ihnen im Weg stand.
„Was zum …“, fragte Rilliana als sie nicht mehr die Mauern der Festung ausmachen konnte, selbst als der Wald rot erleuchtet wurde. Nach ein paar Minuten öffnete sich die Türe und Celine betrat die Kutsche. Sie war außer Atem und wirkte geschwächt, aber zufrieden.
„Geht es euch gut?“, fragte Celine erneut und schaute erst Trisha von oben bis unten an, bevor sie sich Rillianas Schrammen zuwandte. Sie hob ihre Hand, doch Rilliana wich ihr kaum merklich aus.
„Ich kann machen, dass es dir besser geht. Kann ich mir bitte deine Schramme ansehen?“
Rilliana schluckte, schob ihre Haare beiseite und zeigte Celine ihre Wange. Behutsam legte sie ihre Hand auf die Verletzung, und Rilliana spürte, wie sich ihre Wange erwärmte und die Schmerzen vollständig verschwanden.
„Besser?“
Rilliana nickte zögernd.
„Ist wirklich alles in Ordnung bei dir, Rilliana?“, fragte Celine erneut, als sie die nachdenkliche Miene der Elfe sah. Rilliana sah kurz aus dem Fenster, als müsste sie erst die richtigen Worte zwischen den brennenden Trümmern finden.
„Hast du sie …“
„Ja. Sie werden uns nicht mehr belästigen“, sagte Celine sanft, „Ich … Tut mir leid, ich wünschte, ich könnte es dir erklären. Ich habe schon einmal einen Fehler begangen und möchte diesen niemals wiederholen.“
Sie legte dabei eine Hand auf Trishas Knie und sah Rilliana in die Augen.
„Ich kann dir aber versichern, dass ich meine Magie niemals dafür verwenden würde, um euch wehzutun. Und ich könnte mir niemals verzeihen, wenn euch etwas unter meiner Obhut zustoßen würde.“
„Aber …“, fing Rilliana an, doch sprach nicht weiter. Sie wusste, dass Celine recht hatte. Sie schüttelte ihren Kopf und zwang sich zu einem Lächeln.
„Da ist ja meine kleine Bondage-Prinzessin“, flüsterte Celine und streichelte Rillianas Wange. Sie lehnte sich in die Berührung und drückte mit ihrer Hand Celines.
„Ruht euch aus, bis wir zu Hause ankommen“, sagte Celine, nahm eine Decke aus einem Fach in der Kutsche und deckte ihre Schützlinge zu. Während Trisha sofort ihre Augen schloss, lag Rilliana wach. Sie starrte auf den Wald, der ihr neues Zuhause geworden war. Jetzt war sie sich aber nicht mehr sicher.

„Ich würde heute gerne eine Kutschenfahrt über meine Ländereien machen und würde mich freuen, wenn ihr mich begleiten würdet“, kündigte Celine am Frühstückstisch an und sah erwartungsvoll Rilliana und Trisha an. Als sie zurück im Anwesen waren, hatte Celine sie weitestgehend in Ruhe gelassen, damit sie sich erholen konnten. Rilliana war weitestgehend still gewesen. Sie fragte noch nicht mal, ob Trisha Lust hatte, etwas zu unternehmen. Jetzt jedoch schaute sie auf und wartete gespannt, was Celine zu sagen hatte.
„Wo ist der Haken?“, fragte Trisha.
„Vergiss den Haken, ich schlucke die ganze Angel“, sagte Rilliana und biss auf ihre Unterlippe. Das Funkeln in ihren Augen verriet den Schwestern, dass sie endlich bereit für ein neues Abenteuer war.
„Du willst Rilliana doch nicht die Überraschung verderben, oder, Trisha?“, lachte Celine, „Unten in den Kerkern habe ich euch ein kleines Geschenk bereitgestellt. Kommt in die Scheune, wenn ihr bereit seid“, sagte Celine und stand auf, um ihre Nachtrobe gegen geeignetere Kleidung auszutauschen. Rilliana und Trisha tauschten einen Blick aus.
„Na geh schon“, sagte Trisha und fing an, das Geschirr wegzuräumen, während Rilliana nach unten in den Kerker sprintete.
„Manchmal frage ich mich, wer von uns beiden mehr von einer Katze in sich hat“, murmelte Trisha und lächelte über die kindliche Neugier ihrer Freundin.

Trisha stieg die Stufen zum Kerker hinab und ging zu ihrer Zelle.
„Wow …“, war alles, was sie sagen konnte, als sie Rilliana in einem von Celines Schleimcatsuits sah. Es war, als wäre Rilliana bis zum Hals in ein Fass mit Tinte getunkt worden. Er klammerte sich um ihren Körper wie eine zweite Haut und funkelte dunkel im Licht der magischen Fackeln. Selbst ihre Hände steckten in Handschuhen und die Elfe schien vor Aufregung zu zittern.
„Na, gefällt dir, was du siehst?“, fragte Rilliana und strich mit ihren Händen über ihren Körper. Trisha schluckte.
„Darauf kannst du Gift nehmen“, antwortete sie und ging auf Rilliana zu.
„AH! Zieh dich erst um, ich will auch was zu sehen haben!“, sagte Rilliana, wich ihrer Freundin geschickt aus und verschwand um die Ecke.
„Hey!“, rief ihr Trisha hinterher, doch sah sie nur noch das blonde Haar der Elfe und ihren glänzenden schwarzen Hintern.
„Heute Nacht gehörst du mir!“, rief sie Rilliana hinterher. Zurück kam ein irres Kichern. Sie wandte sich ihrem Geschenk zu und fand ebenfalls einen exakt auf ihre Maße zugeschnittenen Anzug.

Wenig später standen Trisha und Rilliana am Stall. Beide hatten aber nur Augen für die jeweils andere. Sie bemerkten noch nicht mal, dass Celine sie beobachtete.
„Woher hat deine Schwester unsere Maße?“, fragte Rilliana und streckte einen Arm Richtung Sonne. Der Anzug schimmerte im Licht und reflektierte die Strahlen.
„Ich vermute, sie hat deine genommen, als du verletzt warst, aber meine … Gruselig, oder?“, lachte Trisha und warf einen Blick ihren Rücken hinunter zu ihrem Schweif, der aus einem Loch im Anzug herausschaute.
„Ich bin nicht umsonst die beste magische Schmiedin“, sagte Celine, die nun aus den Schatten trat und ein Konstrukt hinter sich herzog, welches an einen Streitwagen erinnerte.
„Aber ich hoffe doch, euch gefallen die Catsuits?“, fragte Celine und grinste von einem Ohr zum anderen. Im Gegensatz zu ihren Sklaven hatte Celine relativ normale Kleidung angezogen. Sie trug flache Stiefel, die unterhalb ihrer Knie Halt machten, und eine enge Lederhose, die in ihren Stiefeln verschwand. Eine weite Reiterjacke war über eine weiße Bluse gezogen und ihre roten Haare waren zu einem strengen Dutt zusammengebunden. In ihren Reiterhandschuhen hielt sie eine Reitgerte, die sie verspielt in ihren Händen drehte.
„Sie sind unglaublich, Celine!“, sagten Trisha und Rilliana wie aus einem Munde und umarmten ihre Herrin. Celine streichelte ihre Köpfe und drückte sie an sich.
„Dann wollen wir sie doch mal ordentlich einweihen, oder? Hier, legt die darüber an“, sagte Celine und legte zwei Paar weiße Ledergeschirre vor ihre Sklaven.
„Irgendwie glaube ich, dass wir erneut arbeiten müssen“, sagte Trisha und untersuchte die Riemen vor ihr.
„Da hast du absolut recht, Trisha und ich glaube, du redest zu viel für eure kommende Aufgabe“, sagte Celine fröhlich und fischte aus dem Berg Leder eine Stange heraus, die sie in Trishas Mund stopfte. Sie verschloss die Riemen unter Trishas Kiefer und führte weitere Riemen an der Seite ihres Kopfes und ihres Gesichtes entlang nach hinten und verschloss alles in ihrem Nacken. Einen normalen Knebel hätte Trisha einfach mit etwas Mühe herunterziehen können, aber mit dem zusätzlichen Leder um ihren Kopf war dies unmöglich.
„Herrin, ich glaube, ich rede auch zu viel“, sagte Rilliana als sie ihre Freundin sah, und öffnete begierig ihren Mund. Celine schüttelte ihren Kopf, während sie Rilliana denselben Knebel verpasste, und half ihren Schützlingen, sich einzukleiden. Das weiße Leder spannte sich über Trishas und Rillianas Körper und drückte sie fest. Celine gab ihnen zusätzlich Stiefel, die allerdings keinen Absatz besaßen und hufförmig endeten, sodass sie fast auf Zehenspitzen laufen mussten. Während Rilliana Schwierigkeiten hatte, ihr Gleichgewicht in ihnen zu halten, schien Trisha nicht sonderlich eingeschränkt von den Schuhen zu sein. Ihr Sch****z gab ihr die nötige Balance und sie tänzelte um Rilliana herum, bis Celine sie einfing und vor den Karren einspannte. Sie steckte Trishas Hände in Handschuhe, die ebenfalls an Pferdehufe erinnerten, und band zwei Gürtel um sie, sodass ihre Arme an ihren Ellbogen zusammengefaltet waren. Celine drehte sich wieder zu Rilliana. Die Elfe kämpfte immer noch mit ihren Stiefeln und wackelte auf die Hexe zu.
„Vielleicht ist das noch zu viel für dich.“, überlegte Celine, doch Rilliana schüttelte den Kopf und hob beschwichtigend ihre Hand. Sie zeigte auf sich und danach auf Trisha um Celine zu verstehen zu geben, dass sie bereit war.
„Bist du sicher, Schätzchen? Du wirkst auf mich wie ein neugeborenes Rehkitz.“
Rilliana nickte zuversichtlich, ging vorsichtig zu dem Karren und stellte sich direkt neben Trisha. Die Elfe hatte bemerkt, dass es, wenn sie sich in den Schuhen bewegte, für sie einfacher war, das Gleichgewicht zu halten, als wenn sie stillstand, wie sie es zuvor getan hatte.
„Wie du willst“, sagte Celine und spannte die Elfe genauso ein wie Trisha. Sie setzte sich in den Streitwagen, nahm die Zügel in die eine und ihre Gerte in die andere Hand.
„Aber wenn du schlappmachst, bekommst du eins mit der Peitsche, verstanden? Nun seid ihr bereit?“, fragte Celine, und Rilliana und Trisha nickten, „Na dann los!“
Die beiden Ponymädchen spürten einen kurzen Schlag mit der Gerte auf ihren Hintern und sie begannen loszulaufen. Ihre Hufe schlugen auf dem harten Steinboden im Stall auf und einige der richtigen Pferde schauten neugierig aus ihren Boxen zu ihnen. Gerade als sie aus dem Stall hinausfuhren, sahen Rilliana und Trisha wie sich das Haus von Celines Bediensteten öffnete und Jeffrey, der Kutscher, hinausging. Er blieb wie angewurzelt stehen, lief rot an und verschwand wieder im Haus, während Celine anfing zu kichern wie ein kleines Kind. Rillianas und Trishas Köpfe wurden rot vor Scham und sie wurden einen Augenblick langsamer.
„Na los, ihr habt schon lang genug getrödelt!“, sagte Celine und ermunterte sie mit einem scharfen Schlag der Gerte, wieder die Fahrt aufzunehmen.
„Immer schön die Beine heben, Rilliana!“, ermahnte Celine die Elfe und leitete die Freundinnen mit einem sanften Zug der Leine Richtung Wald. Ein Pfad führte sie an dessen Rand entlang und die warmen Strahlen der Sonne schienen durch die Blätter der Bäume und erwärmten ihre Anzüge angenehm. Gelegentlich musste Celine ihre Ponys erneut mit der Gerte Bekanntschaft machen lassen, aber je länger sie liefen, desto geschickter wurden Rilliana und Trisha in ihren Stiefeln. Celine musste, die beiden sogar zurückhalten, damit sie nicht zu schnell fuhren und Gefahr liefen, sich zu verletzen.
„Hier in den Wald, meine Lieben“, sagte Celine schließlich und zog an den Zügeln nach links, auf einen Weg, der von Bäumen gesäumt wurde. Sofort merkten die Ponymädchen, dass es kälter wurde, als der Wald die Sonne verschluckte, doch sie liefen unbeirrt mit Celines Gerte im Nacken weiter. Die Allee führte sie bis zu einer Lichtung, auf der ein einsamer Baum stand. Celine steuerte die Kutsche neben ihn und zog an den Zügeln, um ihre Ponys zum Halten zu bewegen. Erschöpft und außer Atem sackten Rilliana und Trisha zusammen und lehnten sich aneinander.
„Och ihr Armen, ihr habt euch eure Pause redlich verdient“, sagte Celine und löste ihre Ponys von dem Karren und entfernte ihre Fesseln und Knebel.
„Wenn ihr zu Atem gekommen seid, nehmt den Korb und die Flasche Wein aus der Kutsche und folgt mir“, befahl Celine mit einer Decke unter dem Arm und ging um den Baum herum.
„Was machen wir hier?“, fragte Rilliana und Trisha sah verwirrt zu ihrer Herrin.
„Was meinst du? Weißt du nicht, was ein Picknick ist?“
Rilliana schüttelte ihren Kopf. Einen Moment sah Trisha ihre Freundin an, bevor sie schmunzelte und sagte: „Es wird dir gefallen, komm mit.“
Sie nahm den Korb in ihre Hand, während Rilliana ungeschickt die Flasche Wein in ihre Hufe nahm.

Rilliana hatte ihren Kopf auf Trishas Beine gelegt und beide lauschten einer Erzählung von Celine, wie sie ihre ersten Erfahrungen mit Seilen gemacht hatte.
„Da lag ich also, konnte weder vor noch zurück und musste warten, bis jemand zufällig vorbeikam und mich befreite. Und ich danke den Göttern, dass mich weder die Diener gefunden haben noch Vater, sondern meine kleine Schwester Trisha …“
„Danach waren wir unzertrennlich und halfen uns gegenseitig, wenn wir mit Seilen herumexperimentierten“, sagte Trisha und strich eine Strähne hinter Rillianas Ohr.
„Wir machten sogar eine Art Wettstreit daraus, wer wen besser dominierte, den ich meistens gewann. Deswegen fahre ich nun die Kutsche und Trisha muss sie ziehen“, fügte Celine hinzu.
„Es könnte aber auch vielleicht daran liegen, dass ich es mehr genieße, gefesselt zu sein, als du, und ab und an absichtlich verloren habe?“, sagte Trisha und schaute belustigt ihre Schwester an.
„Red dir das ruhig ein, Schwesterherz“, sagte Celine und legte sich hin,
„Entspannt euch noch ein bisschen, bevor wir zurückfahren. Ich will ja nicht, dass ihr einen Krampf bekommt.“
Trisha lehnte sich zurück und streichelte Rillianas Kopf.
„Das haben wir gebraucht, oder?“, fragte Trisha sie leise. Rilliana nickte und sah ihrer Freundin in die Augen. „Ich bin glücklich, dass ihr wieder eine Familie seid“, sagte sie.
„Hey, du bist auch Teil meiner Familie, Rilliana. Ich liebe dich und ich kann mir keine Welt ohne dich vorstellen“, flüsterte Trisha.
„Ich liebe dich auch, Trisha …“, flüsterte Rilliana zurück, setzte sich auf und legte sich neben ihre Freundin, um ihr einen langen Kuss zu schenken.

Der Schatten des Baumes, unter dem die drei Frauen lagen, war weitergewandert, und sie lagen nun in der Sonne und genossen die Wärme. Rilliana und Trisha Dösten immer noch in ihren Catsuits nebeneinander, während Celine ein Buch über magische Materialien las. Der Wind frischte auf und ließ eine kühle Brise aus dem Wald über sie hinwegwehen. Rilliana nahm einen süßlichen Geruch in der Luft wahr, setzte sich auf und nieste mehrmals, als hätte sie Staub eingeatmet.
„Alles in Ordnung, Rilli?“, fragte Trisha und Celine sah von ihrem Buch auf.
„Ja, alles gut. Habe nur etwas in die Nase bekommen“, sagte Rilliana und beugte sich vor, um sich noch ein Glas Wein einzuschenken.
„Was? Der Wein ist schon leer?“, fragte sie überrascht, als sie die Flasche anhob.
„Verzeihung, Rilliana. Ich habe mir ein paar Gläser genehmigt“, sagte Celine und lief rot an, „aber es sollten noch ein paar Flaschen im Wagen sein.“
„Dann hole ich mal eine neue für dich“, sagte Rilliana und zwinkerte Celine zu. Die Elfe stieg über ihre Freundin, die auch rot angelaufen war, und ging zurück zum Streitwagen. Sie öffnete eine kleine Klappe und holte eine darin liegende Flasche heraus.
„Zandris Eis-Wein?“, murmelte Rilliana als sie die Beschriftung der kunstvoll geformten Flasche las.
„Celine, ist das der Richtige?“, rief sie, drehte sich um und hielt die Flasche hoch. Rilliana blinzelte verwirrt, als ihre beiden Freundinnen nicht mehr auf der Decke lagen. Nervös suchte sie die Lichtung ab und fürchtete, dass ein paar der Banditen zurückgekommen waren, um sich zu rächen. Beruhigte sich aber sofort, als sie sah, dass Celine und Trisha gerade dabei waren, die Lichtung zu verlassen.
„Leute?“, fragte sie laut, aber keiner der beiden schien auf sie zu reagieren. Besorgt stellte sie die Flasche wieder in den Wagen. Sie bemerkte einen Dolch, der neben Celines Sitz versteckt war, und nahm ihn vorsichtshalber mit. Die Schwestern waren bereits tiefer in den Wald gelaufen, als Rilliana am Rand angekommen war, und sie konnte sie nicht mehr sehen. Nur die zurückgelassenen Fußspuren und der ein oder andere abgebrochene Ast wiesen ihr den Weg. Rilliana folgte ihnen, und obwohl die Sonne noch hoch oben stand, wurde es immer dunkler im Wald. Sie machte sich zwar keine Sorgen, sich zu verlaufen, dank ihrer Dunkelsicht, dennoch verspürte sie, je tiefer sie in den Wald ging, ein immer zunehmendes mulmiges Gefühl. Erneut nahm sie den süßlichen Geruch wahr und schüttelte den Kopf. Er war äußerst aufdringlich und schien sich in diesem Teil des Waldes komplett ausgebreitet zu haben. Rilliana schloss ihre Augen, als der Geruch sie zum Niesen brachte, und übersah dadurch, was vor ihr im Gras lag. Halb blind und fluchend stolperte sie und fiel zu Boden. Verwirrt sah sie sich um und sah das überall im Gras verteilte Celines Kleidung und Trishas Catsuit.
„Leute? Ich bin zwar ein großer Befürworter von nackten Überraschungen, aber können wir das zu Hause machen?“, fragte sie hoffnungsvoll mit einem ängstlichen Unterton. Niemand antwortete ihr, doch hörte sie Bewegungen hinter einer Gruppe dichter Büsche. Rilliana schob ein paar Äste zur Seite und betrat eine Lichtung, die in Zwielicht getaucht war. Eine gigantische Blume mit roten Blüten wuchs dicht am Boden, und Rilliana stellte fest, dass der süßliche, nun fast faulige Geruch von ihr rührte. Das Gras auf der Lichtung fühlte sich feucht und glitschig unter Rillianas Füßen an. Sie bückte sich und strich mit ihrer Hand hindurch. Schleim hing an ihrer Hand und tropfte ins Gras zurück. Leicht angewidert streifte sich Rilliana den Schleim von der Hand und sah auf. Trisha und Celine waren beide nackt und gingen langsam auf die gewaltige Blume zu.
„Oh nein …“, sagte Rilliana entsetzt und rannte ihnen hinterher. Sie bemerkte Ranken, die sich durch das Gras schlängelten und an den Beinen ihrer Freundinnen hochkrochen. Sie griff nach ihren beiden Händen und zog sie mit aller Kraft zurück. Sofort drehten sich beide von den Pollen verzauberte Frauen um und fielen auf Rilliana. Der Zauber der Pflanze schien sie willen- und kraftlos zu machen, und das Ziehen von Rilliana hat ihnen das Gleichgewicht geraubt. Der Elfe lief ein Schauer den Nacken herunter, als sie in die leeren Augen von Trisha und Celine schaute. Ihre Wangen waren gerötet und ihre Münder standen halb offen.
„WACHT AUF!“, schrie Rilliana doch stieß sie auf taube Ohren, als Trisha anfing, sie zu küssen, und Celine versuchte, ihren Catsuit zu entfernen. Die Ranken krochen über die Körper ihrer Freundinnen und weitere kamen dazu, um Rilliana zu umschließen.
Tut mir leid, Trish! Dachte Rilliana und löste sich von dem feuchten Kuss ihrer Freundin, indem sie Trisha beiseiteschubste. Eilig kroch die Elfe von der Blume weg und Celine fiel zu Boden, als sie versuchte, nach ihr zu greifen. Rilliana rappelte sich auf und zog den Dolch. Sie sah, dass Celine und Trisha immer noch versuchten, zu ihr zu kommen, doch nun langsam von den Ranken zurück in die Blume gezogen wurden. Rilliana rannte zu ihnen und zerschnitt kurzerhand ihre Fesseln. Sie steckte den Dolch wieder weg, ergriff erneut die Hände ihrer Freundinnen und zog sie vorsichtig von der Blume weg. Rilliana ging rückwärts und so bemerkte sie zu spät, dass noch mehr Gefahren auf der Lichtung lauerten. Sie trat auf etwas Weiches im Boden und ein grüner Schleier schoss nach oben und schlug ihre Hände beiseite, sodass der Kontakt mit Trisha und Celine abbrach. Der Schleier umschloss sie vollständig und Rilliana wurde in dunkelgrünes Licht getaucht.
„Oh nein! Ich habe doch nicht alles bis hierhin überstanden, um als Dünger zu enden!“, schrie sie und griff nach dem Dolch. Als hätte die Pflanze gespürt, dass es ihr Ende nahte, zog sie sich zusammen und presste die Arme der Elfe an ihre Seite. Sofort stieg der Puls von Rilliana in die Höhe, als die Pflanze ihr die Luft raubte. Panisch packte sie die Klinge fester und winkelte sie an, in der Hoffnung, dass die Pflanze sich durch das Zusammenziehen schneiden würde. Plötzlich spürte sie, wie der Druck um ihre rechte Hand nachließ und sie wieder zu Atem kam. Sie nutzte den Freiraum ihrer Hand und zerteilte die hungrige Pflanze einmal in der Mitte. Hustend und mit Schleim bedeckt stolperte sie hinaus und fiel zu Boden. Ihr Körper schrie nach einer Pause, doch zwang Rilliana sich, nach oben zu schauen. Sie riss ihre Augen auf, als sie sah, dass Trisha kurz davor war, wieder in die gigantische Blume gezogen zu werden, während Celine in derselben Situation steckte wie Rilliana zuvor. Die Membran der Pflanze hatte sich fest um ihren Körper gezogen und versuchte, sie nach unten in die Erde zu ziehen. Rilliana zückte den Dolch und stieß ihn durch die Erde in die Wurzeln der Pflanze. Diese erzitterte kurz und sackte zusammen. Blitzschnell schnitt sie Celine heraus und zog sie an den Rand der Lichtung. Celine versuchte erneut, Rilliana zu verführen, doch hatte diese genug und verpasste Celine eine harte Ohrfeige. Celine wurde von dem Schlag umgeworfen. Geschockt starrte sie auf den Boden und hielt sich ihre brennende Wange. Sie blinzelte verwirrt und sah sich um, bis sie Rilliana sah.
„Was geht hier vor?“, fragte sie schwach, ängstlich, und sah zu Rilliana hoch. So hatte sie die Hexe noch nie gesehen. Zu diesem Zeitpunkt war sie nicht die mächtige Hexe, sondern eine verletzte und verwirrte junge Frau.
„Erkläre ich später! Halte dein Gesicht bedeckt und atme so wenig wie möglich von diesem Duft der Blume ein!“
Rilliana wartete keine Antwort ab und sprintete in Richtung der roten Blume. Aus dem Gras schossen Ranken hervor, die nach ihr greifen wollten, doch zerschnitt sie diese mit einem schnellen Schlag ihrer Waffe. Rilliana sah, wie die dunklen Haare ihrer Freundin hinter der Blüte der Blume verschwanden, und warf sich zu Boden, als Tentakeln von oben auf sie hinabstießen. Sie verlor ihren Dolch, als sie über das feuchte Gras rutschte, und schaffte es im letzten Moment, nach Trisha zu greifen, bevor sie vollends in der Blume verschwand. Rilliana wünschte sich zum ersten Mal, mehr für ihre Muskeln getan zu haben, als sie an Trisha zerrte, doch schaffte sie es, ihre Freundin aus der Blume zu hieven. Dabei zerrissen etliche Ranken, die Trisha gepackt hatten. Eine dieser Ranken war so gespannt, dass sie zurückschnellte und Trishas Stirn traf. Der Schmerz brachte Trisha zurück.
„Was ist passiert?“, fragte sie und sträubte sich gegen die Ranken der Blume.
„Halt die Luft an! Sie ist vergiftet!“, schrie Rilliana und warf Trisha mit letzter Kraft in Richtung Bäume. Die Shifterin schlitterte über den nassen Boden und konnte nur zusehen, wie mehr Ranken von der Blume heraussprossen und die Elfe packten. Rilliana stäubte sich kurz, doch es war ein auswegloser Kampf. Die Ranken pressten ihre Arme an ihren Körper und sie stöhnte, als die Luft aus ihren Lungen gepresst wurde. Sie spürte, dass sie den Boden unter den Füßen verlor, und sie schenkte Trisha ein letztes Lächeln. Die Ranken ließen Rilliana in den Schlund der Blume fallen, und sie rutschte einen glitschigen Gang entlang, bis sie in einem Beutel landete und grüne Flüssigkeit um sie herum aufspritzte. Sie versuchte aufzustehen, aber sie fand an den glatten Wänden der Pflanze keinen Halt und sie rutschte weg. Verzweifelt kniete sie sich hin und schlug auf die Pflanze ein, doch schien diese nichts davon zu merken. Tränen rollten ihre Wange hinunter, als sie ihre Stirn gegen den Beutel schlug und ihre nutzlosen Fäuste auf die Membran der Pflanze legte. Das Letzte, was sie spürte, als sich ihre Augen schlossen, war, wie der Sack um ihr herum enger wurde und sie zu erdrücken schien. Sie dachte an Trisha und betete, dass sie und Celine sich in Sicherheit bringen konnten.

Rilliana erwachte mit dröhnenden Kopfschmerzen. Sie stöhnte laut.
„Götter, kann nicht mal eine Woche vergehen, in der ich nicht ohnmächtig werde?“, fragte sie und warf die Decke beiseite. Schwankend stieg sie aus dem Bett und stolperte zur Tür. Rilliana wollte sie gerade öffnen, als sie aufgestoßen wurde und Trisha ihr in die Arme fiel. Celine stand hinter ihr mit einem großen Glas Wasser in der Hand und lächelte sie an.
„Du hast uns gerettet!“, schluchzte Trisha und Tränen strömten ihr Gesicht hinunter. Rilliana tätschelte sanft ihren Rücken.
„Du warst mir eine gute Lehrmeisterin …“, sagte Rilliana und drückte die Shifterin fester an sich, „was ist passiert? Ich weiß noch, dass ich im Inneren der Blume feststeckte und dann …?“
„Nachdem ich wusste, womit wir es zu tun hatten, habe ich Trisha an einem Seil befestigt und hineingeworfen. Danach habe ich euch beide herausgezogen. Die Magie in euren Anzügen hat euch vor der Säure der Pflanze geschützt. Du solltest nur mit ein paar schlimmen Kopfschmerzen wegen der Dämpfe davongekommen sein. Die Wunden in deinem Gesicht habe ich bereits geheilt“, sagte Celine und reichte ihr das Glas Wasser.
Rilliana löste die Umarmung und trank das Glas in einem Zug aus.
„Was hat so eine Lichtung in deinem Wald verloren? Bitte sag mir nicht, dass du etwas damit zu tun hast“, fragte Trisha während Rilliana ins Bett zurückfiel.
„Bei den Göttern, nein! Da musst du dir keine Gedanken machen, dass ich so etwas in meinem Wald dulden würde. Aber … leider passiert das manchmal. Ich kann das nicht verhindern … Ich muss aber gestehen, so eine Pflanze habe ich noch nie gesehen. Normalerweise, wenn ein Magieherz korrumpiert, kann ich es schnell finden und es zerstören, bevor es die Natur so stark pervertiert, aber hier … Ich hoffe, dass so etwas nicht mehr vorkommt. Wie dem auch sei. Nachdem ihr beide in Sicherheit wart, habe ich alles angezündet, bis nur noch Asche übrig war“, sagte Celine und nahm den geleerten Becher zurück.
„Glücklicherweise warst du da, Rilliana. Ohne eine Elfe, die immun gegen die aphrodisierenden Pollen ist, wären Trisha und ich …“ Celine erschauderte und schüttelte den Kopf.
„Moment … Ich bin immun gegen was? War das dieser süßliche Geruch?“, unterbrach die Elfe, und Celine nickte.
„Als du den Wein geholt hast, haben Celine und ich wohl eine große Menge davon eingeatmet. Erst als du uns davon befreit hast, konnte Celine einen Zauber wirken, der uns vor dem Einfluss der Pollen schützte“, sagte Trisha. Rilliana sah ihre beiden Freundinnen kurz nachdenklich an, bis sie in die Hände klatschte.
„Was für ein Tag, oder? Also“, sagte die Elfe, „was machen wir als Nächstes?“
Celine starrte sie mit großen Augen an, während Trisha nur den Kopf schütteln konnte und lachte.

„Also, was ist meine Aufgabe, Trisha?“, fragte Rilliana und hüpfte aufgeregt auf der Stelle. Heute war ein weiterer Trainingstag und da Celine in den Wald gegangen war, um etwas für sie vorzubereiten, wusste Rilliana, dass es erneut kein normales Training werden würde. Der schwarze, hautenge Schleimanzug war auch ein Indikator dafür, auch wenn sie einen grünen Kapuzenumhang darüber trug.
„Ganz einfach. Im Wald haben Celine und ich Fallen und 20 Ziele aufgestellt. Zerstöre die Ziele und weiche den Fallen aus.“
„Das ist alles?“
„Das ist alles.“
„Mmh.“
Celine ging zu ihr und verwuschelte Rillianas Haare.
„Keine Sorge, meine Bondage-Prinzessin. Du wirst auf deine Kosten kommen, wenn du dich dumm anstellst. Aber Ziel soll es sein, dass du die Ziele zerstörst, nicht dass du stecken bleibst. Verstanden?“, fragte Celine.
„Ich … denke schon …“, murmelte Rilliana unsicher, „aber was mach ich, wenn ich wirklich feststecke und nicht mehr weiterkomme?“
„Ah! Natürlich“, sagte Celine und legte ihr ein Halsband um, „solltest du stecken bleiben, werde ich es merken und kann dich finden. Hier noch dein Rucksack mit allem, was du brauchen könntest, und dein Bogen.“
Celine warf ihr förmlich alles entgegen und Rilliana schulterte eilig die Tasche, doch blickte sie auf, als das Gewicht sie überraschte.
„Wie lange soll ich bitte im Wald bleiben? Was habt ihr da alles reingeworfen?“
„Alles, was du brauchen könntest. Ist auch ein bisschen Überlebenstraining für dich“, sagte Trisha und küsste ihre Freundin.
„So, Schluss jetzt, du musst los!“, sagte Celine und zog die beiden Freundinnen auseinander. Rilliana hatte ein bisschen das Gefühl, dass nicht nur sie damit gemeint war.
„Verstehe. Ihr plant, mich zu beschäftigen, damit ihr was zusammen machen könnt.“
„Nein“, sagten Celine und Trisha wie aus einem Munde.
„Klar … Wie auch immer, wir sehen uns in 20 Zielen“, murmelte Rilliana geknickt und winkte ihren Freundinnen zu, bevor sie den Rucksack zurechtrückte und in Richtung Wald ging.
„Meinst du nicht, wir hätten es ihr sagen sollen?“, flüsterte Celine.
„Nein … das muss ich alleine machen. Sie würde nur mitkommen wollen und … es ist noch zu gefährlich für sie. Ich hätte sie mitgenommen nach unserer Entführung letztens. Sie hat Mut bewiesen und schnelles Denkvermögen, aber … ihr Gesicht, als du dich um die Banditen gekümmert hast … ich denke, sie ist nicht bereit, das Nötige zu tun.“
„Ich hoffe, das wird sie auch nie sein müssen“, murmelte Celine.
„Ich auch …“, flüsterte Trisha und winkte Rilliana hinterher, die sich ein letztes Mal umdrehte, bevor sie im Wald verschwand.

„20 Ziele … wie sehen die überhaupt aus?“, murmelte Rilliana als sie tiefer in den Wald ging und langsam das Licht hinter den Blättern der Bäume verschwand, „Sollten eigentlich nicht so weit weg sein. Es sei denn, Celine hat sie mit ihrer Magie verteilt.“
Rilliana blieb stehen und spähte mit ihren Augen in die Ferne. Sie konnte sehen, dass ein paar Äste abgebrochen waren, als wäre etwas hindurchgeflogen. Zwischen den Blättern konnte sie eine rote Zielscheibe sehen.
„Nun … die ist richtig mies versteckt“, murmelte Rilliana, hielt ihren Bogen in einer Hand, zog einen Pfeil und spannte ihn. Sie wusste nicht warum, aber erneut fühlte es sich vertraut an, die Sehne zurückzuziehen. Das Ziel anzuvisieren. Das Holz festzuhalten. Rilliana ließ die Sehne los und der Pfeil wurde von ihm mitgerissen, nur um zehn Schritte vor ihr in den Boden zu schießen.
„Oh … gut, dass das niemand gesehen hat“, murmelte sie, peinlich berührt. Rilliana ging die wenigen Schritte auf den Pfeil zu, doch verlor sie plötzlich den Boden unter den Füßen. Sie flutschte unter die Erde, bis nur noch ihr Kopf herausschaut. Die weiche Erde legte sich um ihren Hals und drückte ihre Arme gegen ihren Körper. Es fühlte sich für sie so an, als wäre sie gerade in einen sehr engen Schlafsack gefallen.
„Okay? Falle Nummer eins“, murmelte Rilliana und wackelte mit ihren Schultern. Sie spürte, dass sie die Erde wegdrücken konnte, und langsam schaffte sie immer mehr Spielraum für ihre Arme. Sie verschwendete unzählige Minuten, um sich frei zu kämpfen. Rilliana schaffte es letztlich, sich zu befreien, und hievte sich aus dem Loch, welches sich hinter ihr schloss. Der Boden sah nun so aus wie der Waldboden.
„Kein Wunder, dass ich die Falle nicht gesehen habe“, murmelte Rilliana und klopfte sich den Dreck von ihrem Umhang und dem Anzug. Sie ging wieder auf den Pfeil zu, nur um im nächsten Moment, erneut im Boden zu versinken. Rillianas Augen wurden sehr schmal.
„Witzig, Celine … Sehr witzig …“

Nachdem Rilliana erneut unzählige Minuten gebraucht hatte, sich zu befreien, ging sie ihr Vorgehen noch vorsichtiger an. Jeder Schritt wurde nur noch überlegt und mit äußerster Vorsicht gesetzt. So konnte sie zumindest zwei weiteren Fallgruben ausweichen und den Pfeil aufheben.
„Langsam glaube ich wirklich, dass die beiden mich nur loswerden wollten“, überlegte Rilliana laut und spannte ihren Bogen. Die Zielscheibe hatte sie lang genug verspottet. Die ließ die Sehne los und der Pfeil trudelte ins nächste Gebüsch. Rilliana starrte ihm hinterher und ihre linke Augenbraue fing an zu zucken. Blitzschnell zog sie einen neuen Pfeil und schoss. Er wich von der Flugbahn ab und versenkte sich im nächsten Baum.
„ALSO! Mache ich was falsch? Bin ich vielleicht aus dem Gleichgewicht?“, fragte Rilliana und legte ihre Tasche auf den Boden. Gerade wollte sie erneut schießen, als es hörbar klickte und ihre Tasche kaum merklich im Gras versank.
„Äh?“
In diesem Moment klappte eine Armbrust aus einem Baum und schoss auf Rilliana. Anstatt eines Bolzens flogen allerdings rote Seile in ihre Richtung. Sie warfen Rilliana um und wickelten sich wie Schlangen um ihren Körper. Es fühlte sich atemberaubend an, wie die Seile sie fesselten, doch wollte sie sich nicht geschlagen geben und griff nach ihnen. Als Reaktion wurden ihre Handgelenke umwickelt und auf ihren Rücken gezogen.
„Nein! Komm schon, Celine, was ist das denn für eine Falle!“, rief Rilliana verzweifelt. Das Seil presste sich in ihre Arme und spannte sich über und unter ihre Brüste. Es band einen Knoten auf ihren Bauch und zog sich durch ihren Schritt. Rilliana stöhnte und ihr Widerstand verebbte.
„Vielleicht eine kleine Pause“, nuschelte sie und wurde rot.

„Ich hatte gehofft, dass Vater nicht mehr auf deine Hilfe angewiesen ist … besonders bei so etwas Gefährlichem“, flüsterte Celine und drückte ihre Schwester an sich.
„Es … es ist schon in Ordnung, Celine. Vater hat mich immerhin großgezogen.“
„Schon, aber …“, fing Celine an, doch Trisha löste sich aus der Umarmung.
„Zeig mir lieber, wie es Rilliana geht, bevor ich aufbreche.“
„Du hast dich doch gerade erst von ihr verabschiedet“, lachte Celine und nahm einen Handspiegel aus einer Kommode heraus. Sie wedelte mit ihrer Hand vor ihm und sofort erschien ein Bild der Elfe. Rilliana schien gerade gegen ein magisches Seil zu kämpfen.
„Aww, und schon in eine Falle gelaufen“, lachte Trisha und schüttelte den Kopf.
„Sie hat noch nicht mal eine Zielscheibe zerstört“, merkte Celine an und schüttelte den Kopf, bevor sie Trisha den Spiegel gab, „Hier. Damit du ein bisschen Unterhaltung für unterwegs hast.“
Trisha dankte ihr mit noch einer Umarmung und winkte ihr kurz.
„Danke … und ich bin ja bald wieder da“, sagte Trisha und stieg in die Kutsche. Sie schaute noch einmal in Richtung Wald und zu ihrer Schwester, die ihr sanft zulächelte. Die Kutsche setzte sich in Bewegung und Celine atmete zufrieden aus.
„Haaaa … da fährt sie“, murmelte Celine und winkte ihr hinterher, bevor sie den großen Spiegel aus dem Flur abhängte und ins Wohnzimmer trug. Sie legte sich auf ihr Sofa und wirkte einen kleinen Zauber, sodass sie ebenfalls Rilliana beobachten konnte.
„Dann zeig mal, was du kannst, Rilliana. Ich werde es dir nicht einfach machen, damit wir beide auf unsere Kosten kommen“, sagte Celine und lachte böse.

Rilliana atmete schwer. Die ersten paar Minuten hatte sie richtig genossen, sich in dem Seil zu winden. So zu tun, als wäre sie in Trishas oder Celines Klauen, doch nach einer Weile musste sie einsehen, dass es nicht das Gleiche war. Leider konnte sie auch nichts dagegen machen. Das Seil war so fest um ihren Körper gewickelt wie zuvor. Sie fand noch nicht mal einen Knoten oder konnte es mit einem Messer zerschneiden, als wäre es aus Stahlfäden gewebt worden. Jetzt war sie sich auch wirklich sicher, dass Trisha und Celine einfach alleine sein wollten.
„Fein! Spielt halt ohne mich! Ich werde meinen eigenen Spaß haben!“, rief Rilliana nahm ihren Bogen mit einer Hand auf und griff mit der anderen nach dem Gurt ihres Rucksacks. Frustriert wollte sie so ihre Taschen Richtung Zielscheibe schleppen, doch verengte sie ihre Augen und starrte auf den Waldboden vor ihr.
„Na … nicht mit mir. Behalte einen kühlen Kopf, Rilliana“, murmelte sie zu sich selbst und tastete sich vorsichtig mit ihren Füßen vorwärts. Sie ging auf die Zielscheibe zu und wich dabei dutzenden von weiteren Fallen aus. Manchmal sah Rilliana die Fallen oder löste sie aus, nur um sofort zurückzuspringen, um weiteren Seilen und Ketten auszuweichen. Letztendlich kam sie an dem Baum mit der Zielscheibe zwischen den Ästen an und sah missmutig zu ihr auf.
„Bringt nichts … ich muss warten, bis das Seil mich loslässt.“
Sie setzte sich grummelnd auf den Boden und starrte weiter nach oben.

„Was?“ Komm schon, Rilliana! Ich habe mir so viel Mühe gegeben, diese Aufgabe für dich zu kreieren, und du setzt dich hin! Na warte, du kleine faule Elfe!“, sagte Celine und streckte ihre Hand in Richtung des Waldes. Ein paar Fallen waren, „rein zufällig“ genau da, wo Rilliana gerade saß, und lösten alle samt aus.

Rilliana zog geräuschvoll ihre Nase hoch. Sie hatte nur einmal zu laut aufgeatmet und plötzlich war die Hölle ausgebrochen. Ihre Hände steckten in engen, ledernen Handschuhen und drückten sie zu Fäusten zusammen. Mehr Seile hatten ebenfalls ihr Ziel gefunden (im Gegensatz zu Rilliana) und hatten ihre Beine mehrfach umschlungen. Da die übrigen Seile anscheinend nicht wussten, was sie danach noch fesseln konnten, hatten sie sich in die bereits vorhandenen Fesseln eingewebt und ließen Rilliana nun von einem Baum hängen. Die Zielscheibe komödiantisch genau auf ihrer Augenhöhe.
„Haha, Celine. Wirklich eine ausgezeichnet lustige Idee!“, rief Rilliana frustriert. Sie konnte sich genau vorstellen, wie Trisha und Celine sich auf ihrem Sofa kaputtlachten. Und das alles auf ihre Kosten!
„Sobald ich hier rauskomme, könnt ihr euer blaues Wunder erleben!“, tobte die Elfe und schwang hin und her wie ein Pendel, bis sie einsah, dass es keinen Sinn hatte, und ihren Kopf hängen ließ.
„Ha … hallo?“, fragte eine weibliche Stimme schüchtern, und Rilliana sah sofort auf. Hinter einem Baum konnte sie eine blonde Frau erkennen, die mit Pflanzen bekleidet schien. Blätter bedeckten ihren Körper und Blumen schmückten ihr Haar und ihren Arm.
„Hallo?“, fragte Rilliana neugierig und lächelte die Fremde freundlich an, „Kann ich dir helfen?“
Die Frau lächelte verlegen zurück und versteckte ein kurzes Lachen hinter ihrer Hand.
„Bist du sicher, dass du nicht eher meine Hilfe brauchst?“
„Was? Ach das? Nun, ich hoffe, dass ich mich hier in absehbarer Zeit befreien kann. Zu einer kleinen helfenden Hand kann ich allerdings auch nicht nein sagen.“
Die Frau fing breit an, zu lächeln.
„Nun, diese kleine Nymphe will dich nur zu gerne befreien. Für eine kleine Gegenleistung, versteht sich.“
Rilliana verengte ihre Augen.
„Klingt fair, was könnte ich dir denn anbieten?“
„Och, nichts allzu Teures. Und ich bin sicher, du hast eine Menge, von dem du dich trennen könntest. Vielleicht … Och … Deine Stimme für eine Feenwoche? Oder dein Schatten? Wofür brauchen wir schon einen Schatten, oder? Vielleicht auch etwas noch Unwichtigeres? Deinen ersten Kuss?“
Rilliana hatte ihre Augen nun so schmal gezogen, dass die Nymphe glaubte, sie wäre gerade eingeschlafen. Sie wusste nicht, wie lang eine Feenwoche war, doch spürte sie, dass sie bei weitem länger war als eine normale Woche.
„hey! Nicht einschlafen. Ich wäre auch mit deiner Aufmerksamkeit zufrieden, weißt du?“
„Aha“, sagte Rilliana trocken, „du bist ja eine echte Geschäftsnymphe! So viele unwichtige Dinge … aber leider … haaaa …“
Rilliana machte eine dramatische Pause und sah nun betrübt aus.
„Was ist los? Ich würde mich auch mit deinem Erstgeborenen zufriedengeben.“
„Naaa, das ist es nicht. Leider darfst du mich nicht befreien, bis alle zwanzig Zielscheiben zerstört sind. Das ist meine Aufgabe, und wenn du mich vorher befreist, verliere ich sie“, sagte Rilliana betrübt und sah zur Seite auf ihre Fesseln.
„Aber wenn ich die Ziele für dich vorher zerstöre …“
„Kannst du mich befreien und ich gebe dir das Recht …“, Rilliana holte tief Luft, als ob sie ihre Gedanken sammeln müsste, „mir einen Rat zu geben, denn ich befolgen muss.“
Die Nymphe sah Rilliana verwundert an.
„Einen Rat?“
Rilliana nickte ernsthaft.
„Genau! Einen Rat. Einen klugen Rat, der mir guttut und den ich strikt befolgen muss!“, erklärte Rilliana und nickte wissend, während die Nymphe ihren Kopf schieflegte und man fast die Zahnräder darin arbeiten sehen konnte.
„Also … ich darf dir irgendwann … irgendwas raten und … du musst es tun?“
„Korrekt!“
Die Nymphe sah für einen Moment Rilliana erst verständnislos, an, dann erhellte sich ihre Miene.
„Einverstanden!“
Aus ihrer Hand wuchs eine lange Ranke, die sie kurzerhand als Peitsche benutzte, um die erste Zielscheibe zu zerstören.
„Ich bin sofort wieder da!“, sagte sie strahlend und rannte davon, während Rilliana zurückblieb. Nicht dass sie eine Wahl gehabt hätte.
„Wenn du mogelst, kann ich das auch, Celine“, murmelte Rilliana und schloss ihre Augen. Die Seile drückten sie nur ein wenig, und auch wenn sie immer noch wünschte, Trisha oder Celine hätten sie persönlich angelegt, so konnte sie dennoch erneut Gefallen daran finden. Vielleicht sogar darin meditieren.

„FERTIG!“, rief die Nymphe und schreckte Rilliana auf. Sofort zuckte die Elfe zurück, als die Frau direkt vor ihrem Gesicht stand. Immer noch durch die Seile gefangen, schwang sie nach hinten, nur um dann noch näher im Gesicht der Nymphe zu hängen.
„Ah, fuck! Erschreck mich doch nicht so, aber wow. So schnell fertig geworden? Und hast du auch alle Ziele zerstört?“, fragte Rilliana.
„Natürlich! Das heißt, ich darf dich jetzt befreien und dann gibst du mir das Recht, dir einen Rat zu geben.
„So wie besprochen“, fügte Rilliana hinzu, und mit einem Schnippen lösten sich die Seile von der Elfe. Sie wurde sanft auf den Boden abgesetzt und stand lächelnd auf.
„Also?“, fragte die Nymphe ungeduldig, während sie dabei zusah, wie Rilliana sich Staub vom Umhang klopfte. Sie räusperte sich und hob ihre Hand.
„Hiermit gewähre ich dir das Recht, mir einen Rat zu geben, den ich nicht ablehnen darf und der nachweislich zu meinem Vorteil ist.“
„Ich nehme den Tausch an!“
Die Nymphe grinste breit und zeigte ihre spitzen Zähne. Sie streckte ihre Hand in Richtung von Rillianas Hals in einer greifenden Bewegung und wollte etwas sagen, doch kein Wort kam heraus.
„Äh? Was soll das …?“, fragte sie und versuchte es noch mit demselben Ergebnis, „Was …?“
„Oh? Wolltest du mir etwas raten, was zu meinem Nachteil ausgelegt werden könnte?“
„N … NEIN! Ich rate dir …“
Stille.
„WAS SOLL DAS?!?“
„Ganz einfach. Du darfst mir raten, was du willst, aber leider … muss der Rat eindeutig sein und klar und vor allen Dingen, zu meinem Vorteil.“
„Aber … ich wollte dir raten, meine Sklavin zu werden!“
Rilliana zog zischend Luft ein.
„Tjaaaa, leider ist dies nicht zu meinem Vorteil, oder?“
Die Nymphe starrte Rilliana fassungslos an, bis die Wut anfing, in ihr zu kochen. Ihre Haut wurde bleich und die Blätter ihrer Kleidung verwelkten. Braun und leblos. Ihre Haare wechselten von einem strahlenden Blond zu einem schaurigen Dunkelblau, fast Schwarz. Selbst die Ranken wurden mit Dornen bestückt und sahen nun richtig schmerzhaft aus. Das Gras unter ihren Füßen starb augenblicklich und wurde so braun wie ihr Kleid.
„DU HAST MICH BETROGEN!“
„Nein“, sagte Rilliana schnell und hob mahnend ihre beiden Zeigefinger vor sich, „ich habe nur alle Bedingungen klargestellt. Es ist nicht mein Problem, wenn du nicht weißt, was ein guter Rat ist. Schau mal, du könntest mir eher raten, wie ich besser im Bogenschießen werde.“
Die Nymphe schäumte nun vor Wut.
„Als wenn ich dir jetzt rate, dass du dich stabil hinstellen sollst, dich auf den Schussablauf konzentrieren sollst und gezielt üben und trainieren sollst!“
Rilliana hob eine Augenbraue.
„Oh? Guter Ratschlag. Ich werde ihn befolgen. Danke dir“, sagte Rilliana ging an der Nymphe vorbei und tätschelte ihre Schulter.
„Was …?“, fragte sie und drehte sich zu Rilliana um, die nun ihren Bogen und ihre Tasche aufhob.
„Ich sagte, das war ein guter Ratschlag. Ich werde ihn sofort befolgen, wenn ich wieder trainiere. Also dann … man sieht sich!“, sagte Rilliana und winkte freundlich zum Abschied, während Schaum aus dem Mundwinkel der Nymphe austrat. Eins war sicher. Die nächste Person, die auf die Nymphe traf, würde nicht so einfach davon kommen. Rilliana hoffte nur, dass es jemand anderes als sie, Trisha oder Celine sein würde.

Rilliana saß mit verschränkten Armen am Frühstückstisch und starrte Celine böse funkelnd an. Nicht dass sie eine andere Wahl hätte. Ihre Arme steckten nutzlos in einer von Celines Kreationen. Sie nannte es eine Zwangsjacke, und Rilliana vermutete, sie bestand aus einem Gemisch aus den Fäden ihrer Spinnen sowie den Schleimabsonderungen. Aufstehen konnte sie auch nicht, da sie mit Gurten am Stuhl festgeschnallt war und ihre Beine in einem Sack steckten, der aus dem gleichen Material wie die Jacke bestand. Beides war eng um sie geschnallt, sodass sie keinen Schritt ohne Celines Erlaubnis machen konnte. Zuerst hatte Rilliana gedacht, dass Trisha sich gerade umzog, so wie sie, doch nachdem Celine die letzte Schnalle ihrer Fesseln geschlossen hatte, rückte sie mit der Wahrheit raus. Trisha war zurück nach Leon’s Keep. Allein. Auf Bitten ihres Vaters, um eine gefährliche Mission durchzuführen. Und anscheinend hatten sie es für nötig befunden, Rilliana auszuschließen. Das war der Grund für ihr „Training“ gewesen. Die unzähligen Fallen und ihre anschließende Sicherheitsverwahrung bei der Hexe. Letzteres war auf jeden Fall eine weise Entscheidung gewesen, da Rilliana sofort befreit werden wollte, um Trisha hinterherzurennen. Celine hatte kurzerhand die Zwangsjacke noch ein bisschen enger gemacht, sodass sie nun auf Rillianas Körper klebte wie eine inzwischen dritte Haut, da sie darunter ihren neuen Anzug trug. Ihr Recht zu sprechen hatte sie kurz darauf auch verloren, da sie anfing, Celine wüst zu beschimpfen. Nachdem Rilliana nun aber die dritte Nacht als Celines persönliches Körperkissen verbracht hatte, schien sie sich beruhigt zu haben. Zumindest ein bisschen. Beide saßen sich erneut morgens gegenüber, und während Celine genüsslich einen Tee trank und in einem Buch blätterte, konnte Rilliana nichts weiter tun, als ihr mit geknebeltem Mund zuzusehen und zu warten, bis Celine sich dazu herabließ, ihr etwas Nahrung zukommen zu lassen.
„Ohoo oho ooo, OOOHOOO!“
„Spar es dir, Rilliana“, sagte Celine und würdigte die Elfe keines Blickes, während sie eine Seite umschlug, „du kannst froh sein, dass ich dich in mein Herz geschlossen habe, sonst hätte ich dich einfach kopfüber in meinem Kerker aufgehängt und dich an einem Stück Seife lutschen lassen.“
„Ohio?“
„Ja, Seife“, bestätigte Celine und seufzte, als sie ihr Buch beiseitelegte, „Bitte versteh doch, dass Trisha das alleine machen muss. Es ist essenziell für unseren Vater, dass alles glattläuft, und wenn Trisha sich Sorgen um dich machen muss, dann ist das ein zu hohes Risiko für euch beide.“
„Oho Hooge oh Hooge!“, murmelte Rilliana in den Knebel und schaute missmutig auf den Tisch.
„Oh, Schätzchen. Ich glaube dir, dass du auf dich selbst aufpassen kannst, und glaub mir, Trisha weiß das auch, aber … du bist dennoch so unerfahren, so … unschuldig.“
Rilliana ließ ihren Kopf hängen und Celine rutschte zu ihr herüber.
„Das ist aber nichts Schlechtes, Rilliana … Ich will, dass du noch lange so bleibst.“
Rilliana nickte zögernd.
„Haben wir uns jetzt beruhigt?“
Die Elfe ließ besiegt ihren Kopf auf ihre Brust fallen und lehnte sich an Celine.
„Ihr werdet euch bald wiedersehen. Das verspreche ich dir.“
Celine löste Rillianas Ringknebel und hielt ihr einen Löffel mit Brei hin, den sie noch aus Trishas und ihrem Urlaub kannte. Eine Mischung aus Kartoffeln und Äpfeln.

Nachdem die Schüssel ausgekratzt war, fühlte Rilliana sich schon etwas besser und öffnete bereitwillig ihren Mund, um den Knebel wieder entgegenzunehmen.
„Sehr löblich von dir, aber ich denke, der wird nicht mehr nötig sein, oder?“, fragte Celine und hob eine Augenbraue. Rilliana schüttelte den Kopf und lächelte sie an.
„Da ist ja wieder meine kleine Bondage-Prinzessin“, sagte Celine, streichelte ihren Kopf und deckte den Tisch ab.
„Kannst du mich hier rauslassen? Ich würde gerne …“
„Gerne deiner Freundin hinterherjagen? Rilliana ich bitte dich, du bleibst gut verpackt, wie du bist. Ich hatte heute vor, ein paar Tests durchzuführen, aber dafür brauchst du weder deine Arme noch Beine. Tatsächlich ist die Zwangsjacke nahezu perfekt für das, was ich vorhabe“, sagte Celine, löste Rilliana vom Stuhl und legte sie auf den Boden, „Na komm, du wirst in meiner Werkstatt benötigt.“
Celine schritt davon und Rilliana hörte, dass sie eine Tür öffnete und hineinging. Da sie keine andere Wahl hatte, fing sie an, über den Boden zu kriechen wie ein Wurm.
„Celine, ich mag wirklich diese Jacke, aber es wäre praktischer, wenn ich zumindest zu dir hüpfen kann“, rief sie angestrengt ihrer Gastgeberin hinterher.
„Dann würde ich aber nicht so viel zu lachen haben. Wie du dich über den Boden robbst, ist einfach zu lustig“, hallte Celines Stimme durch die Villa, „und jetzt Bewegung! Sonst hänge ich dich tatsächlich im Kerker auf.“
„Führe mich nicht in Versuchung, ich will sehen, was du da Treibst!“
Celine prustete laut auf und sagte: „Verzeihung, ich habe vergessen, mit wem ich rede.“

Erschöpft tauchte Rilliana endlich in der Tür zu Celines Werkstatt auf und war erstaunt, da es aussah wie das Badezimmer von Trisha. Der ganze Raum war mit denselben weißen Steinen ausgelegt. Selbst die Wände und die Decke blieben nicht von ihnen unberührt. Werkbänke und Podeste waren im ganzen Raum verteilt und auf jedem von ihnen war ein anderes Material oder ein anderer Gegenstand zur Schau gestellt.
„Da bist du ja endlich! „Hier, ich helfe dir“, sagte Celine, hob Rilliana hoch und setzte sie an den Rand einer quaderförmigen Kiste.
„Hier arbeitest du also?“, fragte Rilliana und bestaunte eine Apparatur, die die Spinnweben zu Stoff zu verarbeiten schien.
„Unter anderem. Viele Materialien, mit denen ich arbeite, sind sehr empfindlich, bis ich sie veredelt habe, also habe ich mir einen sauberen Ort gebaut, der außerdem schnell zu reinigen ist. Hier teste ich auch die meisten meiner Erfindungen und du hilfst mir nun bei einer davon“, sagte Celine und suchte etwas in ein paar Schubladen.
„Was bekomme ich dafür?“, fragte Rilliana und leckte sich die Lippen. Celine hielt inne und drehte sich zu ihr um.
„Du erwartest, dass ich dich dafür bezahle? Rilliana du sitzt hier hilflos in einer Zwangsjacke …“
„Eben! Mach es mir schmackhaft oder lass mich im Keller ein bisschen baumeln.“
„Das ergibt keinen Sinn, Schätzchen. Aber sei es drum. Ich biete dir das hier an“, sagte Celine und griff nach einem Parfümfläschchen, welches mit rosa Flüssigkeit gefüllt war.
„Ich muss dir eine Kleinigkeit beichten“, sagte sie und hielt das Parfüm hoch, „ich habe gelogen, als ich sagte, ich hätte alles von der Pflanze restlos verbrannt. Das hier habe ich aus ihren Überresten herstellen können.“
Rilliana sah sie finster an.
„Celine? Was ist das?“
„Eine weniger potente Variante der Pollen, welche Trisha und mich zu der Blume gelockt hat. Ich gebe dir die Flasche, wenn du mir erlaubst, an dir meine neue Erfindung zu testen.“
„Was bewirkt es genau?“, fragte Rilliana misstrauisch.
„Mit nur einem Spritzer auf dir stände dir eine unvergessliche Nacht mit Trisha bevor. Allerdings funktioniert es nicht, wenn sie nicht in der Stimmung wäre. Es verstärkt nur die bereits vorhandene Lust, könnte man sagen.“
„Woher weißt du, wie es funktioniert?“, fragte Rilliana mit hochgezogener Augenbraue.
„Ich habe es nicht an euch getestet, wenn du das meinst. Nein, ich habe es an mir selbst ausprobiert und sagen wir so: Das war eine heiße Selfbondage-Erfahrung. Schade, dass du immun gegen die Wirkung bist. Obwohl, ich denke, du brauchst es auch gar nicht.“
„Und es ist sicher?“
Celine nickte.
„Solange es nur ein Spritzer ist. Glaubst du, ich würde das Leben meiner beiden Lieblinge aufs Spiel setzen?“, fragte Celine.
„Wie war das nochmal? Warum wollte Trisha nicht in den Wald?“
Celines Augenbraue zuckte.
„Wird wohl wieder Zeit für deinen Knebel“, sagte sie und nahm einen Ballknebel aus einer Schublade und schob ihn in den Mund der vorlauten Elfe, die ihn schon sehnlichst erwartete.
„So, dann wollen wir mal anfangen“, sagte Celine, als hätte sie gerade erfolgreich ein Geschäft abgeschlossen, „du sitzt gerade auf meiner neusten Erfindung, aber davor ziehen wir dir das hier auch an!“, sagte sie und zog eine Maske aus der gleichen Schublade. Sie bestand aus demselben Material, aus dem auch Rillianas Catsuit bestand. Celine zog die Maske über Rillianas Gesicht und sofort war die Elfe in absolute Dunkelheit getaucht.
„Passt dir die Maske gut?“, sagte Celine, und die Elfe nickte, „Gut, dann mache ich weiter!“
Celine half Rilliana kurz aufzustehen, um die Kiste zu öffnen. Das Innere war ausgepolstert und sollte als weiche Unterlage für die Elfe dienen. Celine hob die Elfe an und legte sie vorsichtig hinein. Rilliana wunderte sich, was sie mit ihr machte, doch spürte sie selbst durch ihre vielen Lagen Fesseln hindurch, dass die Polsterung erneut aus den Absonderungen der Schleime war.
„Jetzt bitte nicht erschrecken, Schatz, es könnte etwas eng werden“, sagte Celine zu der blinden Elfe, schloss den Deckel und sicherte die Kiste mit drei Vorhängeschlössern. Rilliana fragte sich, was Celine meinte, da sie sich zwar in einer recht engen Kiste befand, aber sich immer noch gut bewegen konnte.
„Klopf bitte einmal, wenn nichts passiert“, hörte sie die dumpfe Stimme von Celine durch die Kiste. Rilliana klopfte einmal mit ihren Füßen.
„Warte mal.“
Rilliana rollte mit den Augen. Was sollte sie sonst gerade machen?
„Immer noch?“
Rilliana hob erneut ihre Füße, doch blieben sie auf halber Strecke stecken. Verwirrt versuchte sie zu sehen, was los war, doch fiel ihr ein, dass sie immer noch die Maske anhatte. Es spielte aber keine Rolle, da ihr im nächsten Moment ihr Kopf von der Polsterung nach unten gedrückt wurde. Einen Augenblick später spürte sie am ganzen Körper denselben Druck, und er wurde immer stärker, bis sich das Material auf ihren ganzen Körper legte und jegliche Bewegung von ihr verhinderte.
„Rilliana?“
„MMMMH MMMHHH!“, schrie die Elfe in den Knebel.
„Ah, es scheint zu funktionieren! Perfekt!“, sagte Celine und klopfte auf die Kiste.
„Ich muss dir noch etwas gestehen, Rilliana. Ich habe heute Morgen einen Brief von Trisha erhalten und ich soll dich zu ihr nach Leon’s Keep schicken. Ich denke, ich werde dies nun tun. Grüß Trisha von mir, wenn du da bist, und kommt mal vorbei, wenn ihr wieder ein bisschen Abstand von der Großstadt braucht. Auf Wiedersehen, Rilli.“
Rilliana blinzelte unter ihrer Maske.
Warum bin ich nicht überrascht, dass sie mich per Post zu Trisha schickt? Na, wenigstens habe ich es gemütlich. Dachte Rilliana und schloss ihre Augen. Außerhalb der Kiste stand Celine und lächelte.
„Gönne dir eine kleine Pause vor dem Sturm, kleine Elfe“, flüsterte sie und sah auf den Brief ihrer Schwester.

Celine hob die Kiste mit ihrer Magie an und verlud sie mitsamt Rillianas und Trishas restlichem Gepäck auf Jeffreys Kutsche.
„Pass gut auf das Gepäck auf, Jeffrey!“, forderte sie den Kutscher auf, der sich vor ihr verbeugte.
„Mit meinem Leben, Fräulein Celine“, sagte er, stieg auf die Kutsche und trieb die Pferde zum Gehen an.








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