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Ein komplizierter Mensch

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Hamburg

"Mutigen Sprung gewagt/Nimmer gewinnt, wer zagt/Schnell ist das Wechselglück/Dein ist der Augenblick" (Ludwig Rellstab)

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Im Schacht

Datum:02.02.06 19:28 IP: gespeichert

Epilog

Sabrina erwachte gähnend, streckte ihre Arme kurz gen Zimmerdecke und verlies ihr Bett. Auf dem Weg ins Bad nahm sie das laut plärrende Radio im unteren Stockwerk wahr: Marcos Zeichen.

Wenn Marco mit ihr „offen“ zu reden wünschte stellte er das Radio lauter. Das hatten sie beide so vereinbart. Sie warteten dann erstmal eine Viertelstunde, überlegten sich ihre Argumente und fingen direkt an zu streiten.

Sabrina war das inzwischen gleichgültig. Sie hatte ihn erst geliebt, dann gehasst – inzwischen interessierte er sie nicht mehr. Sie wusste noch nicht einmal, warum sie noch mit ihm zusammen wohnte. Wahrscheinlich weil sich keine Alternative bot. Oder sie war eine Nostalgikerin. Oder es war das Geld. Oder sie hoffte es würde ihr eines Tages Spaß machen Marco verbal zu verletzen. Oder, oder, oder…sie dachte längst nicht mehr darüber nach. Bald würde sie ihre Diplomarbeit schreiben, dann kämen die Prüfungen, sie wäre dann schon gute 28 und sie hatte keine Ahnung, was dann folgen sollte. Das Leben ging seinen Gang und sie lag darin wie in lauwarmen Badewasser mit der ewig gleichen nichtigen Zwischentemperatur.

Sie duschte sich kurz ab und reinigte ihren Körper. Sie wusch alle Stellen, keine besonders nachlässig und keine besonders intensiv. Sie fing bei ihren Fußsohlen an und arbeitete sich nach oben. Sie bemerkte natürlich wann sie eine besonders intime Stelle wusch, maß dem aber keinerlei Bedeutung bei und fuhr systematisch und funktionell fort. Als sie jedoch am Hals angekommen war spürte sie eine Unebenheit knapp unterhalb ihres Kehlkopfes. Sie fuhr ein paar Mal mit dem Zeigefinger über die entsprechende Stelle, aber das merkwürdige Gefühl blieb.

Überrascht und erstaunt stieg sie aus der Dusche und rutschte sogleich auf den Zimmerfliesen aus. Kein Wunder. Sie war ja noch vollständig eingeseift. Sie schalt sich eine „Idiotin“ und beeilte sich wieder in die Dusche zu kommen. Sie brauste sich schnell ab und in ebensolcher Windeseile verrichtete sie das Abtrocknen. „Vielleicht ein Tumor“, dachte sie zynisch und lächelte bei dem Gedanken Marco die Schuld dafür zu geben wenn ein Facharzt den psychischen Stress der vergangenen Monate als Ursache ausmachen würde.

Dann stellte sie sich vor den Spiegel und betrachtete die Sache genauer. Um ihren Hals lag ein kleines, circa 5 mm dickes orangenes Band. Es war mit einem simplen Knoten geknüpft. Sabrina stutzte und zog wie konditioniert an der Halsvorderseite daran. Aber bis auf einen Druck im Nacken passierte nichts. Sabrina überlegte. Sie hatte sich dieses orangene Ding nicht angelegt und sie konnte sich nicht denken was das zu bedeuten hatte. Zugleich kam ihr die Situation albern und verwirrend vor. Das allerdings empfand sie als positiv.

Nach einer Weile wirklich blöden Glotzens in den Spiegel ging sie zurück in ihr Zimmer und zog sich an. Unten in der Küche war es still. Sie blickte auf die Uhr: 7 Uhr 43. Marco war also schon zur Arbeit gegangen, der morgendliche Streit war ausgefallen.

Gedankenverloren löste sie jetzt doch den Knoten des Bandes und legte es in ihrer Rechte. Dabei fiel ihr Blick auf eine merkwürdige grüne Schatulle, die sie vorher noch nie gesehen hatte und die auf dem Fensterbrett stand. Sie ging hin, öffnete sie und befühlte das rote Polster, in dessen Einbuchtungen das Band exakt zu passen schien. Sabrina legte verwundert das Band hinein und schloss die Schatulle.

Mit einem Schlag wurde sie müde – und erwachte gleichzeitig. Aber irgendetwas schien anders zu sein. Das Einzige, dessen sie sich sicher wahr, war die Stimme, die sie vernahm. Sie klang erfahren und spöttisch zugleich: „Gut gemacht, mein Kleines. Und herzlich willkommen. Bitte triff deine erste Wahl: Hundezwinger oder Kugelkäfig?“

[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von Ein komplizierter Mensch am 02.02.06 um 19:29 geändert

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