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BlackCoon
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  Anna von Hammerstein Datum:25.12.21 01:56 IP: gespeichert Moderator melden


Liebe Forumsmitglieder,

ich habe hier über viele Jahre immer mal wieder mitgelesen und habe mich inspirieren lassen. Nun möchte ich erstmals eine Geschichte beitragen. Sie ist von den Stories von Dave Potter beeinflusst, welche ich sehr mag. Sie geht aber ihren eigenen Weg. Sie wird lang sein und mehrere Kapitel sind fertig. Es werden nach und nach etliche Fetische vorkommen, die hier auch in anderen Stories auftauchen. Wenn sie für Euch interessant ist, lade ich mehr hoch.

LG, Black Coon



Eine Erzählung mit Bondage und Fetisch Elementen, angesiedelt in einer alternativen, fiktiven, historischen Welt. Manche Ähnlichkeiten mit historischen Personen und Firmen sind zwar gewollt, die Personen und Firmen in dieser Geschichte sind dennoch Fiktion. Sie sind nicht identisch mit ihren realen Vorbildern.

Macht es Euch bequem. Stellt Euch eine andere, alternative Gesellschaft vor.Ob zum Guten oder zum Schlechten, dass muss jeder für sich selber entscheiden.

Den Weltkrieg hatte es nie gegeben. Auch nicht den Zweiten. Niemand kannte jemanden Namens Hitler. Keine Atombombe, Kein Fernseher, Kein Facebook, Kein TikTok. Ein Zeitalter des Bürgertums in der ersten Hälfte des 20sten Jahrhunderts. Optimistisch. Rastlos. Mit seinen Sternstunden und seinen Abgründen. Die Schornsteine rauchten, die Brennöfen glühten. Globalisierung und Innovationen sorgten für Aufschwung…

Kapitel 1 – eine beeindruckende Erscheinung

Anna Gerlach schritt hastig die Straße herab. Soeben hatte sie bei Frau Finckenstein, - Gattin des gleichnamigen Geheimrates – die Blumen versorgt, insbesondere ihre Orchideen. Frau Finckenstein hatte heute morgen schon angerufen. Vormittags hatte sie es jedoch nicht geschafft. Zu viel Kundschaft. Sie musste Frau Finckenstein endlich klar machen, dass man Orchideen nicht zu viel gießen darf. Sonst brauchte sie alle paar Monate ein paar neue. Im Grunde war das bereits jetzt so. Nicht das es die Dame wirklich zu stören schien. Die Aufregung beim Ableben der kostbaren Pflanzen war groß, der botanische Ehrgeiz gering.
Gottlob kam Anna auf dem Bürgersteig relativ schnell voran. Dass hing zum einen damit zusammen, dass es Richtung Stadtzentrum nun erst mal durchgehend erst leicht, dann zunehmender stärker abschüssig war, zum anderen hing das mit ihrer üblichen, bequemen und arbeitsfreundlichen Kleidung zusammen. Sie trug, wie bei Frauen der Arbeiterklasse und kleinen Kaufleuten üblich, niedrige, praktische Schnürstiefel mit Reißverschluss ohne Absatz, hautfarbene Strumpfhosen, dazu einen wadenlangen Rock mit Blumenmuster, ein braunes Mieder aus Stoff, was ihre Körperform halbwegs modellierte und eine kurze Jacke über dem Mieder, mit dem gleichen Muster wie auf dem Rock. Damit lehnte sie sich an die derzeitige Mode an, ohne jedoch irgendwelche Einschränkungen in der Bewegung zu haben. Ihre langen, aschbraunen Haare trug sie in einem Knoten.
Eine alltagstaugliche Art von Kleidung war Anna sehr wichtig. Sie legte sehr großen Wert auf ihre Selbständigkeit und wollte jederzeit praktisch anpacken können. Auf der Straße hatte sie Reden der Sozialdemokraten gehört. Die Sozialdemokraten forderten, das Frauen in allen Berufe streben und körperliche Arbeiten leisten sollten. Wegen der Gleichberechtigung. Sie attackierten das Frauenbild des Adels und gehobenen Bürgertums. Es könne nicht sein, dass manche Frauen lediglich den Reichtum ihres Mannes demonstrierten und keinen praktischen Beruf ausübten.
Dadurch blieben diese Frauen abhängig von einem Patriarchat englischer Machart. Bloße Anhängsel ihres Mannes. Es könne auch nicht sein, dass Frauen zwar wählen dürften, im Parlament seien, studierten, aber in praktischen Handwerksberufen und im Militär nach wie vor unterrepräsentiert. Es käme der fatale Eindruck zustande, dass Frauen eine Art vom schwachem Geschlecht seien.

Kanzler – nach seiner Erhebung in den englischen Adelsstand – Lordkanzler Bismarck II1 wetterte, es sei doch nichts verboten und Frauen stände der Weg in alle Berufe offen. Schon die preußischen „Amazonen“ hätten gegen Napoleon gekämpft. Nun sei der Eintritt in die Armee möglich, doch nur wenige Frauen hätten sich tatsächlich gemeldet. Auch in den Kohlegruben Ost-Oberschlesiens und in der Stahlindustrie würden gezielt subventionierte Ausbildungsplätze für Bewerberinnen angeboten, doch meistens vergebens. Die Sozialdemokraten ließen sich nicht beruhigen. Die Stellen müssen attraktiver gemacht werden. Aber viele junge Frauen strebten in die großen Städte, an die Universitäten. Freilich, viele waren auch kleine Gewerbetreibende. Unzählige waren Dienstleistende in wohlhabenden Haushalten. Viele waren Akademikerinnen, Ärztinnen, Chemikerin, Laborantinnen in boomenden Industrie. Und eine kleinere Anzahl war nicht berufstätig. Weil sie es leisten konnte. Die Sozialdemokraten sagten, weil sie nicht durfte. Die vermeintliche Unfreiheit des Großbürgertums wurde mit dem Korsett als Symbol gleichgesetzt. Dem galt es das Ideal einer anpackenden, werktätigen Frau entgegenzusetzen.

Die Werktätigkeit der Frau zu demonstrieren musste natürlich umgesetzt werden, praktisch, im Alltag. Die daraus entstehende Mode nannte man „The practical dress“. Indes war es immer noch eine Strömung innerhalb der Mode des alten Europas. Soweit wie manche Akademikerinnen aus Polen und Russland, sich mit knielangen Röcken oder gar figurbetonten Hosen, den sogenannten „Jeans“ auf der Straße zu zeigen, soweit wäre Anna niemals gegangen. Die Jeans, eine Erfindung des russischen Technikers Jegor Antem Kaminski, war in der Sowjetunion weit verbreitet. Sah man hier in Steele1eine Frau mit Jeans, so war es meistens eine Akademikerin aus dem Ausland, oder eine Studentin. Vielleicht eine Lungenärztin aus Moskau. Die industrielle Entwicklung zeitigte ihre Opfer. Rauchende Schlote waren im Norden zu sehen. Aber Anna schenkte ihnen keine Beachtung.
Sie war in sich gegangen, dachte über das alles nach. Innere Spannungskräfte eines nach vorne strebenden Zeitalters. Sie verachtete das Großbürgertum, die Industriellen. Niemals würde sie bloßes Anhängsel eines Bourgeois sein, so einer Gestalt mit Zylinder und Gehstock. Dann hielt sie inne. Sie war dem Charme dieser eloquenten Herren doch längst verfallen. Sie wusste es. Seufzte. Blieb einen Moment stehen. Ließ ihre Gedanken kreisen und betrachtete schließlich die andere Straßenseite.
Frauen und Männer flanierten die Schaufenstermeile entlang. Sie fing allmählich erst an. Hier waren die Häuser im Stile der Gründerzeit noch relativ klein. Sie waren schön anzusehen. Allerliebst, hätte ihre Tante gesagt. Manche waren reine Wohnhäuser. In anderen Erdgeschossen gab es Boutiquen, auch Läden für Kleinkunst und dann und wann kleinere Galerien, welche Bilder an- und verkauften. Zum eigentlichen Zentrum war es noch etwa ein Kilometer.
Anna beobachtete die Vorbeigehenden.
Zwei Frauen begutachteten das Schaufenster einer kleinen Kunstgalerie. Sie waren in echte Korsetts mit Haken und Ösen eingeschnürt, welche in der Sonne glänzten. Deutliche Taillen zeichneten sich ab. Es waren bei weitem nicht die Extremsten, welche Anna in den letzten Wochen gesehen hatten. Puh, wie mag das unbequem sein, dachte sie. Aber wie elegant. Ihr eigenes „Prinzessinnen-Gen“ verhinderte, wegzuschauen. Die Röcke der beiden waren schwarz und rot, der schwarze mit einem Rosenmuster. Sie waren wadenlang und ließen Blicke auf ihre Schnürstiefel zu.
Noch vor ein paar Jahren, als Anna ihre Ausbildung im botanischen Garten Steele gerade abgeschlossen hatte, blieben Stiefel und Korsett unter der Kleidung verborgen. Nun waren sie Accessoires und wurden bewusst gezeigt. Die Röcke waren nach und nach immer wieder ein kleines Stück höher gerutscht. Die meisten waren wadenlang, oder endeten zumindest ein Stück über dem Knöchel. Darunter sah man eine Vielfalt an Stiefeln. Schnürstiefel waren extrem populär, ebenso Modelle mit Knöpfen. Stiefel mit Reißverschluss waren im kommen. Die Vielfalt der Farben, Formen, der Stiefelhöhe und der Absätze war Legion. Hier konnte jede Frau Individualität zeigen. Vorausgesetzt, der ökonomische Status erlaubte es.
Von links kam ein sympathisch wirkender Mann mit Melone und Gehstock. An der Leine hatte er einen kleinen, plüschig wirkenden Hund. Er grüßte die beiden Frauen. Ihm entgegen kam eine Mutter im Practical Dress mit einem kleinen Jungen an der Hand. Der Junge zeigte nach dem Hund und lächelte. Vermutlich fand er ihn süß, dachte Anna. Verständlich.
Etwas weiter rechts sah man eine Einmündung in eine Seitenstraße, in der weitere kleine Geschäfte lagen. Aus dieser Einmündung kam eine Frau, welche nun die Schaufensterauslagen zu betrachten begann. Sie schien sich besonders für ein paar kleine Bilder zu interessieren, welche Annas Meinung nach Aquarelle sein konnten. Dabei beugte sie sich teilweise ziemlich herunter und bewegte ihren ganzen Körper, um Bilder etwas weiter links oder rechts zu betrachten. Das kam daher, dass sie ein cremefarbenes, sehr hohes und enges, hinten wahrscheinlich geschnürtes Halskorsett trug.

Ihr Kleid bestand aus einem ebenfalls cremefarbenen Brokatstoff, mit dunklen Blumen besetzt. Das Korsett in der gleichen Farbe erzeugte eine beeindruckende, sanduhrförmige Taille. Ihre Stiefel mit Knopfleiste an der Seite waren ebenfalls chremefarben und liefen spitz zu, der Absatz über 5 cm hoch. Hatte sie sie nur für diesen Aufzug gekauft? Chremefarben harmonierte mit der schwarzen, wallenden und leicht lockigen Mähne ihrer Haare. Aus ihrem Haarschopf ragten zwei geschwungene, ca. 15-20 cm lange, schlanke Hörner heraus. Diese Art Kopfschmuck war in den letzten Jahren mehr und mehr in Mode gekommen, gemeinsam mit erstmals offenen Haaren.
Dies hing zum einen mit einer gewissen Strömung zusammen, welche sich mit Archäologie, archäologischen Funden und ihrer Schönheit beschäftigte. Ähnlicher Kopfschmuck war in vorchristlichen Gräbern der Kelten gefunden worden. Im Voralpenraum, vor allem am Chiemsee. Mit diesem Kopfschmuck konnte man eine gewisse Wildheit, Ursprünglichkeit in Verbindung bringen. Einen Typ Frau, von den jahrhundertelangen moralischen Fesseln des Christentums befreit und sich ihren Kräften bewusst ist. Dieses Ideal ergab sich aus der Lehre der Tiefenpsychologie von Carl Gustav Jung. Sie war im Moment sehr populär. Allen Menschen lagen uralte Archetypen inne. Frauen hatten zum Beispiel die Archetypen von Mutter, Heiligen und Verführerin inne. Der Archetyp der Verführerin manifestierte sich in der ebenfalls gehörnten Gestalt der Succubus und war durch sie im menschlichen Bewusstsein – und – Unterbewusstsein verankert. Diesen Archetyp für sich anzunehmen und sich zu einem ursprünglichen, unverfälschten und ganzheitlichen Bild von Weiblichkeit zu bekennen, daran war einer Strömung von Frauen insbesondere aus dem intellektuelleren Teil des Bürgertumes gelegen. Symbole dieses neuen Verständnisses wurden der Kopfschmuck an Stelle konservativerer Hüte und Hauben sowie erstmals auf der Straße offen getragene Haare. Manchmal wurden die Hörner auch mit Blumenschmuck aus echten oder Kunstblumen kombiniert. Manche Frauen trugen die offenen Haare auch ganze ohne Schmuck oder bevorzugten nach wie vor Hochsteckfrisuren.

Alles das war bereits mehr als genug, Annas Blick einzufangen. Aber das auffälligste waren die Arme der Frau. Sie waren in einem sehr engen, farblich zur Kleidung passenden Fesselsack auf dem Rücken fixiert und lagen parallel zueinander. Unterarme und Ellenbogen berührten sich. Solche Fesselsäcke englischer Bauart nannte man Armbinder. Der Armbinder war mit farblich passenden Riemen am Halskorsett sowie um die Schultern befestigt. Die Dame machte keinerlei Anstalten, sich zu befreien. Überhaupt wirkte sie entspannt und gelassen. Langsam setzte sie ihren Weg fort. Sie betrachtete Dinge, die ihr gefielen, intensiv und ohne Zeitdruck. Ihre Haltung wirkte sehr aufrecht. Durch die auf dem Rücken fixierten Arme entstand eine elegante Silhouette. Die Brüste wurden nach vorne gedrückt und betont. Anna staunte. Die Frau bewegte sich trotz der Absätze und der gefesselten Arme elegant und sicher. Die beiden anderen Frauen schienen sie heimlich zu beobachten. Als sie ein Stück weitergegangen war, steckten sie die Köpfe zusammen und tuschelten.
Sie konnte den Blick nicht abwenden. Dann gab sie sich einen Ruck und ging weiter. Sie wollte nicht zu auffällig sein. Was war, wenn die Dame mitbekommen hatte, dass Anna sie so intensiv anschaute? Sollte es Anna peinlich sein? Sie merkte erneut, dass sie leicht errötete. Ohne, dass es ihr bewusst wurde, ging sie etwas schneller.
Zweifellos hatte sich die Frau im gelben Kleid dem aus England kommenden „Lady of strict confiment“ – Ideal unterworfen. Oder war unterworfen worden. Welcher Mann wollte das aber wollen? So ein hilfloses Geschöpf, unfähig, irgendetwas mit den eigenen Armen zu tun! Wut kochte in ihr auf. Aber sofort war ein kognitiver Widerspruch da – die Dame in dem Brokatoutfit wirkte nicht unglücklich. Sie wirkte ruhig und gelassen.

Manches hatte Anna über das „Lady of strict confiment“ – Ideal aufgeschnappt oder in der Zeitung gelesen. Die Ladies of strict confinement wurden auch als Ladies of confinement oder noch kürzer als Laced Ladies bezeichnet, da sie in Armbinder und Korsetts gleich mehrfach eingeschnürt waren. Das Confinement-Ideal ging vom Prinzip aus, dass sich die Frau eines Mannes, der es sich leisten konnte, ausschließlich ihrer Freizeit, ihren Hobbys und den Genüssen des Lebens, vor allem auch der Sexualität nachgehen sollte.
Dass sie nichts mit der eigenen Hände Arbeit zu erwirtschaften brauchte, zeigte die die Lady of strict confinement, indem sie offensichtlich außerstande war, sie zu benutzen. Sie war völlig hilflos und auch bei kleinen Dingen auf Andere angewiesen. Der Armbinder war eine sehr restriktive Art der Fesselung. Selbst einen Gegenstand zu halten, war vom Prinzip her unmöglich.
Um sich auf Erlebnis und Genuss zu konzentrieren, zu demonstrieren, dass sie nicht mehr arbeiten mussten und sicher auch aufgrund von sexuellem Fetischismus besaßen die Ladys of strict confinement einen streng durchstrukturierten Tagesablauf, strengen Dresscode und verließen das Haus nur eingeschnürt in Halskorsett, Korsett und die typischen Armbinder. Die Stiefel mussten Absätze haben und diese sollten so hoch sein, wie praktikabel. Gerüchte besagten, dass sie diese teilweise auch zu Hause oder sogar beim Schlafen trugen. Doch hier war sich Anna nicht sicher. Machte das Sinn? Manche Freizeitaktivitäten stellte sie sich unmöglich vor. Und war es nicht unglaublich unbequem, ja schmerzhaft oder gefährlich?

Aber wie kam es dann, dass sich das Confinement-Ideal auszubreiten schien, ja gewissermaßen zu einer Art von Bewegung wurde? In England war es in Adel und Großbürgertum inzwischen weit verbreitet, die Regel. Auch kleinbürgerliche Familien führen es oftmals rasch ein, wenn sie zu Erfolg gekommen waren. Vielleicht, um diesen Erfolg zu demonstrieren. Zu demonstrieren, dass sie die Standesgrenze durchbrochen hatten. Sicher hatte es damit zu tun. Immer noch wütend, regte sich in Anna natürlich die These, dass es außerdem bestimmt viel mit dem Patriarchat zu tun hatte. Die Männer wollten es konservieren, verteidigen. Indem sie die Frau auf solch grausame Art an die Leine legten. Anna erschauderte erneut. Sie bekam erneut Wut auf die Bourgeoisie, auf die Oberklasse. Dann ein Seufzer. Erneut – eine weitere kognitive Dissonanz.
Sie hatte ihr Herz vergeben. Längst vergeben. Sie wusste es.
Über den Seehandel, den Tourismus, die Zeitungen und natürlich über die Romane des Erfolgsautors Dave Potter war das Wissen über die Ladies of strict confinement nach Deutschland gelangt. Zunächst waren die Ladys lediglich sagenhafte Gestalten in erotischen Erzählungen und fantastischen Geschichten der Klatschpresse. Exotische Gestalten, gleich den Polynesiern auf Samoa oder den Sultanen des Osmanischen Reiches mit ihrem Harem.
Doch vor einigen Monaten änderte sich das alles ganz plötzlich. Anna war sich sicher, es war nicht mal ein halbes Jahr her. Auf dem vierten Ball der deutschen Stahlindustrie erschien Wanda Voßbeck, Ehefrau von Armin Voßbeck, dem Eisenbahnmagnaten aus Duisburg, als Lady of strict confinement. An dem Abend stand sie im Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit. Es machte nichts, dass sie ihr Sektglas nicht halten konnte. Während des gesamten Abends überschlugen sich die Gäste, um ihr zu zu Diensten zu sein. Sie löcherten Sie mit Fragen. Armin Voßbeck war Direktor eines großen Zuliefer-Betriebes für den Waggonbau. Die Aktien der Gesellschaft gingen kurz nach dem Ball nach oben. Ob es mit der Berichterstattung für Wanda zu tun hatte, war Anna nicht klar, aber es konnte schon sein. Die Zeitungen waren voll mit dem Thema. Es gab auch Beiträge im Radio, im Kino und Heimkino. Später folgten Artikel in Fachzeitschriften. Was ernsthafter Recherche und was Fantasie entsprungen war, ließ sich schwer sagen.
Wanda gab am Tag nach dem Ball ein großes Interview für die Zeitung. Sie sagte, dass sich freiwillig entschlossen habe, den Weg einer Laced Lady zu gehen. Und: Auch wenn es Höhen und Tiefen gäbe, sie würde niemals mehr freiwillig abkehren von diesem Weg. Sie sagte auch, niemand hätte sie gezwungen. Nein, ihr Mann sei zwar ziemlich stolz und ihrer Ehe hätte es weiß Gott nicht geschadet. Nein, ihr Mann hätte sie auch nicht gezwungen.
Zwei Tage später hatten einige junge Leute versucht, Wanda auf der Straße in Berlin zu befreien. Sie wehrte sich und verletzte einen 24-Jährigen mit einem Tritt. Leider ging sie im Laufe der Auseinandersetzung selbst zu Boden und musste ambulant im Krankenhaus behandelt werden. Die Aufmerksamkeit riss dadurch nicht ab, sondern steigerte sich.
Doch Anna verfolgte die Sache nicht intensiv. Das Geschäft, ihre Nichte und ihre Leidenschaften, Botanik und Kunst, forderten ihre Aufmerksamkeit.
Wochen vergingen. Dann hatte Anna letzte Woche eine Lady of strict confinement in roter Kleidung gesehen. Oder glaubte, dass sie eine gesehen hatte. Von der Straßenbahn aus. Das ganze hatte sie einen Moment lang beschäfigt, aber die Begegnung war flüchtig. Vielleicht hatte die Dame die Hände aus einem anderen Grund auf dem Rücken. Andererseits, da war diese charakteristische Körperhaltung...
Schnell lenkte Anna ihre Aufmerksamkeit wieder auf andere Dinge. Sie beobachtete die anderen Fahrgäste und stellte im Kopf eine Liste von Schnittblumen zusammen, welche beim Großhändler nachbestellt werden mussten.

Allmählich wurden die Straßen breiter, die Häuser höher und die Dichte an Geschäften größer. Wegweiser verrieten die Anwesenheit von Sehenswürdigkeiten wie Museen. Die Straßenbahn verlief auf der Straßenmitte. Es wurde auch lauter. Tauben und Sperlinge suchten auf dem Boden nach Krümeln. Passanten aller Berufe und Schichten eilten umher. Andere flanierten die Ladenzeilen entlang. Zeitungsjungen liefen umher, an den Büdchen war reger Andrang. Werbung an den Litfaßsäulen machte Hunger auf schwarze Schokolade, oder auf die neuste Pariser Mode. Vor der Häuserzeile schräg gegenüber verliefen Arkaden. Hier waren mehrere Boutiquen, von denen alle auf Mieder und Damenmode spezialisiert waren. Mache von ihnen zählten zu Ketten, welche ihr Sortiment in mehreren Städten anboten.
Ganz eindeutig, da flanierte eine weitere Lady of strict confinement. Ihre Kleidung war dunkelgrün und der Rock schien eine Art rotes Karomuster zu haben. Hinter ihr eine Zofe mit mehreren Einkaufstaschen. War sie gerade dabei, sich auszustatten? War sie von ihrem Mann gezwungen worden, einkaufen zu gehen? Misstrauen und offenkundige Widersprüche mischten sich in Annas Gedanken. Diese Widersprüche, die Gegensätze zwischen ihrer sozialdemokratischen Einstellung und den Beobachtungen führten dazu, dass sie sich mehr mit dem Thema beschäftigte, als ihr bewusst war.
Anna bog nach rechts ab. Dort, in der Nachtigallengasse, einer kleinen Seitenstraße, lag ihr Blumenladen. Sie hatte noch eine Stunde Zeit, den gröbsten Hunger zu stillen und alles nötige vorzubereiten. Da sah sie ein Pärchen. Sie schienen recht wohlhabend zu sein. Der Mann trug einen schwarzen Mantel und einen beachtlich hohen Zylinder. Er hatte einen kurzen Vollbart und seine Erscheinung wirkte gepflegt. Einen Arm hatte er um seine Frau gelegt. Sie betrachteten gehobene Kleidung in einem Schaufenster. Da war ein lila Kleid, vielleicht aus Seide, mit einem gleichfarbigen Unterbrustkorsett, dessen Stäbe schwarz abgesetzt waren. Das Mannequin trug außerdem ein passendes Halskorsett. Die Frau trug ihre langen, kastanienbraunen Haare offen und relativ schwarze, leicht gebogene Hörner. Anna schaute genauer. Eindeutig, ihre Arme waren von vorne nicht zu sehen und ihre charakteristische Haltung mit den vorstehenden Brüsten komplettierte das Bild.
Vielleicht war es Zufall, aber Anna hatte heute ganz eindeutig drei Ladies of confinement gesehen. Wurden es mehr? Würde sich das Ideal auch hier im Ruhrgebiet durchsetzen? Oder waren es Touristinnen, vielleicht aus England oder aus Berlin, wo das Confinement – Ideal sich zum Trend zu entwickeln schien. Bereits kurze Zeit nach dem Vorfall mit Wanda Vorbeck hatten sich weitere Damen der gehobenen Berliner Gesellschaft als Laced Ladies gezeigt, zuletzt auch Laura von Bismarck, Gattin des Lordkanzlers. Dies führte zu unglaublichem Interesse an dem Phänomen. Freilich, auch zu öffentlicher Kritik von Feministinnen, Sozialdemokraten und anderen Teilen der Opposition, welche Bismarck nun vorwarfen, Frauen zu unterdrücken. Die Gesellschaft war unruhig und hier hatte sich ein erneutes Spannungsfeld aufgetan. Ein weiterer Gegenstand von Debatten und Diskussionen welche, öffentlich und privat, zu tausenden und an tausend Orten geführt wurden.
Sie war soeben in die Seitenstraße eingebogen. Diese machte eine Kurve und führte dann leicht bergab. Diese Ihr Blumenladen lag auf der linken Straßenseite und war noch etwa hundert Meter entfernt.

Das ist Kapitel 1. Wenn es hier thematisch passt und ok ist, kann ich weitere Kapitel hochladen.
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Rotbart
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:25.12.21 09:13 IP: gespeichert Moderator melden


Sehr interessant.

Bin gespannt wie es weitergeht.

Rotbart
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:25.12.21 09:21 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo BlackCoon,
Du hast da eine sehr interessante Welt geschaffen, die zumindest bei mir Lust auf mehr macht.
Bitte foltere uns nicht zu lange mit einer Fortsetzung.

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  RE: Anna von Hammerstein Datum:25.12.21 10:18 IP: gespeichert Moderator melden


Vielen dank für neue Geschichte. Das ist ein sehr schöner Beginn . Ich bin gespannt darauf wie es weiter geht . Lass uns bitte nicht zu lange warten .
Schöne Grüße
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BlackCoon
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:25.12.21 11:46 IP: gespeichert Moderator melden


Ich bedanke mich sehr für die Rückmeldungen und poste das zweite Kapitel. Momentan bin ich gerade dabei, Kapitel 5 anzufangen.

LG, BlackCoon

Kapitel 2 - eine unverhoffte Begegnung

Anna betrieb einen Blumenladen mit einer dahinter gelegenen kleinen Gärtnerei und einem Gewächshaus, in dem sie selbstgezogene Zimmerpflanzen, vor allem Sukkulenten anbot. Unter Pflanzenfreunden der Stadt hatte sie wegen der guten Auswahl und Beratung einen festen Kundenstamm. Jeden Tag kamen Interessierte, um die Auswahl zu durchstöbern und zu schauen, ob neue Arten und Ableger im Sortiment waren. Im vorderen Ladenbereich bot sie üblichere Zimmerpflanzen und Schnittblumen an.
Im Wesentlichen war ihre Gärtnerei ein Ein-Frau-Betrieb. Anna hatte aber das Glück, Maja, eine unverheiratete Verwandte aus Schlesien, im Haus wohnen zu haben. Maja war eine selbstbewusste Frau Anfang vierzig. Sie sprach deutsch, polnisch und ein wenig russisch, half bei der Pflanzenpflege und auch im Haushalt. Zusätzliches Einkommen verdiente sie sich als Kellnerin in einem Lokal am Domplatz. Da sie oft abends arbeitete, konnte sie über den Tag in der Gärtnerei helfen oder Anna im Laden vertreten. Reichte das Geld nicht, half sie in anderen Geschäften und in Familien in der Nachbarschaft bei der Kinderbetreuung aus.
Reichte das Geld für beide immer noch nicht, konnten Maja und Anna bis zu zwei Kostgänger aufnehmen. Diese kamen aus allen Gegenden Deutschlands, manchmal auch aus den Niederlanden. Sie arbeiteten schichtweise in den Kohlebergwerken und in der Industrie, und brauchten einen entsprechenden Schlafplatz. Annas Haus hatte drei Etagen. Sie hatte es mit samt dem Laden von ihren Eltern überlassen bekommen, welche zu ihrer Schwester und deren großer Familie nach Bayern gezogen waren.
Es war für Anna trotz Majas Hilfe keinesfalls einfach, dass Haus zu halten. Ein paar mal war es echt knapp geworden, da die Einnahmen durch das Geschäft unregelmäßig
kamen und auch Majas verschiedene Jobs kein wirklich sicheres Standbein darstellten.
In letzter Zeit hatte sich die Lage der beiden allerdings sehr stark verbessert.
Zum Teil das damit zusammen, dass Annas Nichte aus England, Victoria Wellesley, ein Jahr bei Anna wohnte und von ihren Eltern Wohn- und Kostgeld bekam. Victoria war Anfang 20, studierte Germanistik und Geschichte. Sie machte an der Universität des Westlichen Ruhrgebietes zwei Auslandssemester. Im Grunde war Victoria eine sehr aufgeweckte junge Frau mit schwarzen, glänzenden Haaren, blauen Augen und hellem Teint. Sie war freundlich, fleißig und unterstützte Anna und Maja, wo sie nur konnte. Doch Anna machte sich Sorgen. Victoria war im Grunde bereits zwei Mal straffällig geworden. Sie hatte Gegenstände aus Geschäften mitgehen lassen.
Einmal hatte Sie der mit Anna gut bekannte Geschäftsbesitzer erwischt und zwar den Wachtmeister geholt, aber keine Anzeige erstattet. Sie war mit einer Verwarnung davongekommen. Das zweite Mal kam es zur Anzeige. Victoria erhielt eine Bewährungsstrafe von zwei Monaten.
Gegenüber Anna konnte Victoria ihre Taten nicht wirklich erklären. Sie sprach von „Nervenkitzel“ und „Spiel mit dem Feuer“, sowie davon, dass sie nicht wirklich eine Straftat begehen wollte. Es reize sie aber in dem Moment dermaßen, dass sie ihre Finger nicht bei sich halten konnte.
Als Victoria zur Bewährungsstrafe verurteilt wurde, hatte der Richter bereits festgelegt, dass sie eine Haube werde tragen müssen, wenn es noch einmal zur Anzeige kommt. Was für eine entsetzliche Vorstellung! Die „Haube“ bedeutete eine Art Hausarrest. Sie wurde für hartnäckige Fälle verhängt, welche grundsätzlich einsichtig waren und keine Gefahr darstellten. Häufig wurde sie auch bei wiederholten, leichteren Vergehen verwendet, wenn der oder die Verurteilte studierte, einen Betrieb besaß oder einen für die Gesellschaft wichtigen Beruf innehatte. Man wollte das Studium oder die Tätigkeit, den Betrieb nicht gefährden. Aber man wollte die Verurteilten ernsthaft einschränken und zudem daran hindern, die Taten wieder zu begehen. Deshalb wurden sie in die Obhut der Angehörigen übergeben.
Kamen die Verurteilten von der Universität oder Arbeit nach Hause, mussten sie eine Lederhaube tragen, welche mit einem Stahlhalsband befestigt und mit einem Vorhängeschloss abgesichert wurde. Die Haube umhüllte den ganzen Kopf. Sie hatte nur zwei kleine Öffnungen an der Nase und verhinderte das Sehen, Trinken und Essen. Da sie eng war und der Stahlkragen direkt unter dem Kinn lag, war es kaum möglich, den Kopf zu bewegen oder zu sprechen. Das Hören war durch Polsterungen im Ohrbereich stark erschwert. An Arbeitstagen durfte die Haube eineinhalb Stunden vor Arbeitsbeginn abgenommen werden, um die notwendige Aufnahme von Flüssigkeit, Nahrung und die Toilette gewährleisten zu können. Am Wochenende und an freien Tagen durfte sie zwei Stunden in einem festgelegten Zeitraum abgenommen worden. Ansonsten war sie durchgehend zu tragen. Dafür hatten der Verurteilte und einer der Angehörigen, welcher vom Gericht als zuverlässig erachtet wurde, Verantwortung zu tragen. Die Haube wurde daher beispielsweise vom Ehepartner, einem Geschwister oder einem engen Freund angelegt und auch abgenommen. Da sie mit Hilfe des Halsbandes verschlossen wurde, konnte sie nicht vom Verurteilten selbst entfernt werden.
Über die Tragezeiträume war Protokoll zu führen. Stichpunktartig wurde durch einen Wachtmeister und einmal die Woche durch einen Arzt kontrolliert. Wurde man ohne Haube angetroffen, drohten Kerker oder lange Haft für die Verurteilte und die verantwortlichen Angehörigen. Die Kosten für die Haube und die Kontrollen trug der oder die Verurteilte. Meist wurde ein Teil des Gehalts eingezogen. Gab es kein Gehalt, mussten die Angehörigen zahlen. Konnten diese nicht zahlen, drohte Zwangsarbeit unter Tage nach Verbüßung der Strafe.
Außerhalb der Arbeitszeiten durfte das Haus nur mit auf dem Rücken befestigten Händen verlassen werden. Männer mussten Handschellen, Frauen einen Armbinder tragen.
Anna hatte schon mehrfach zur Haube Verurteilte in der Stadt gesehen, zumeist junge Frauen. Sie mussten von ihrem Mann oder einer Angehörigen durch die Straßen geführt werden. Welch ein gruseliges, schlimmes Schicksal, schauderte Anna. Sie hatte wirklich Angst um Victoria. Hoffentlich würde es keinen erneuten Vorfall geben.

Der zweite Grund für ihre bessere wirtschaftliche Lage war zweifellos Annas Verhältnis mit dem Stahlbaron Otto von Hammerstein. Sie hatte ihn vor einem Jahr bei der Feier eines Firmenjubiläums kennengelernt, als sie den Blumenschmuck im Rittersaal der Villa Hammerstein installierte. Otto war 35 Jahre alt, aufstrebend, ehrgeizig, optimistisch. Er war durch neue Verfahren des Bandgießens für Halbzeug, durch hochwertige Brammen und Eisenbahnschienen, aber auch als Zulieferer von Leichtbauteilen in der Automobil-Industrie sehr bekannt geworden. Ein wacher und heller Geist, ein Geist seiner Zeit. Anna war sehr verliebt. Meistens kam Otto ein bis zwei Mal die Woche, abends. Im Laufe der Zeit erhöhte sich die Zahl der Besuche. Manchmal verbrachten Sie auch den Sonntag zusammen. Fuhren mit seinem Mercedes Benz 540 K in fremde Städte, besichtigten Burgen, Museen, botanische Gärten. Einmal hatte der junge Unternehmer Anna mit seinem Wagen abgeholt und sie hatten ein Überraschungswochenende auf Usedom an der Ostsee verbracht. Dank Otto schien Anna Europa, ja irgendwann vielleicht die ganze Welt offen zu stehen. Sie fantasierte über ihre Zukunft und freute sich auf jeden seiner Besuche schon Tage vorher. Sie konnte es kaum aushalten, wenn er ging.
Derzeit kam er jedoch nicht, weil er in England auf Geschäftsreise war. Es ging um einen Großauftrag für den englischen Flottenbau. Um ein angebliches „Landschiff“. Anna hatte nicht nachgefragt, da sie sich für derlei technische Konstruktionen nicht interessierte. Sie musste geduldig sein.

Diesen Nachmittag gab es in Annas Laden sehr viel zu tun. Maja war kellnern und auch Victoria war nicht im Haus. Anna fertigte gerade einen vorbestellten Blumenkranz für die Haustür der Familie Essenbeck an. Die Ladentür stand auf. Gerade beugte sich Anna erneut über den Kranz, um den Zweig einer Hortensie einzuflechten. Da hörte sie jemanden hinter sich eintreten. Das Klackern von Absätzen. Es musste wohl eine Frau sein. Anna drehte sich um und erschrak kurz, schaffte es aber, ihre Überraschung halbwegs zu verbergen.
Vor ihr stand die Lady of strict confinement, welche Anna Mittags vor der Galerie beobachtet hatte. Der Schreck ließ nun nach, aber gleichzeitig fühlte sich Anna etwas beschämt. Was war, wenn die Lady sie nun darauf ansprach, dass sie von ihr beobachtet wurde?
Sie atmete einmal tief durch, doch die Lady lächelte freundlich und brach das Schweigen: „Hallo. Ich suche nach Odontoglossum-Hybriden. Sie können mir doch bestimmt helfen?“
Die Gedanken überschlugen sich in Annas Kopf. Vielleicht würde sie Anna gar nicht ansprechen, weil es ihr nichts ausmachte, gesehen zu werden. Als Lady of strict confinement waren ihr Blicke und Aufmerksamkeit von Passanten gewiss. Sie erstaunte erneut über ihre stolze, aufrechte Haltung und ihre vorstehenden Brüste. Jetzt erst merkte Anna, dass die Größe der Brüste sehr beeindruckend war. Mit jedem Atemzug hoben und senkten sie sich erheblich. Da wegen der engen Schnürung keine Bauchatmung möglich war, war die Lady auf die Brustatmung angewiesen. Ihr Gesicht, mit großen, braunen Augen, einer schmalen Nase und hohen Wangenknochen war wunderschön. Anna schätzte sie auf Mitte bis Ende vierzig. Die Lady hob eine Augenbraue. „Alles gut bei Ihnen?“.
„Ja. Entschuldigung. Ich war irgendwie abwesend … in diesen Kranz vertieft. Natürlich kann ich Ihnen mit Odontoglossum helfen. Wir haben wunderschöne Odontoglossum rossi - und Odontoglossum constrictum - Hybriden bekommen. Ich habe auch noch einige bewurzelte Kindel, die wir selber gezogen haben. Sie sind aber noch nicht blühreif. Gehen wir doch mal nach hinten.“
Anna ging voran. Die Lady schritt würdevoll hinter ihr. Sie hörte das Klackern der Absätze. Sie vergaß nicht, die Tür zum Gewächshaus aufzuhalten. Der Status der Laced Ladys zwang ihr Umfeld dazu, Service zu leisten. Sie merkte, dass sie statt Mitleid Bewunderung und Achtung vor der beeindruckenden Dame empfand. Dazu kam ein Bestreben zu Diensten zu sein, es ihr recht zu machen. Auch dieser Eindruck passte nicht ihrem Bild einer geschundenen, unterdrückten Person.
„Also hier haben wir die Odontoglossum-Hybriden und auch einige Wildformen. Schauen Sie sich doch einmal um.“ Die Lady mussterte die Orchideen genau. Da das strenge und hohe Halskorsett ihren Kopf in eine gerade Haltung zwang, konnte sie nur mit den Augen herabschauen. Wollte sie etwas genauer in Augenschein nehmen, musste sie sich nach vorne beugen. Da ihr Korsett eine gerade Haltung erzwang, wurde ihr Gesäß beim Betrachten der Pflanzen nach hinten geschoben.
Anna glaubte, dass sie behilflich sein musste. „Ich kann die einzelnen Exemplare gerne hochheben. Dann können Sie besser schauen.“ „Na, man muss doch sportlich bleiben,“ sagte die Lady mit einem Lächeln. „Ich schaue mich gerne mal um und habe auch noch einige Fragen. Wie warm brauchen es diese Orchideen? Ich hatte die letzten in einem beheizten Raum, aber sie blühten nur zwei mal und gingen mir dann leider ein.“ „Sie müssen eine kühle Ruhephase haben. Dann darf man auch weniger gießen. Das wird oft vergessen.“ „Ein kühles Treppenhaus vielleicht? Das habe ich. Könnte aber auch ein Kalt- oder Warmhaus anbieten.“ „Ja, ein kühles Treppenhaus oder ein ungeheizter Raum. Im Kalthaus wird es wahrscheinlich zu kalt. Sie haben Gewächshäuser? Jetzt muss ich aber mal nachfragen, interessieren Sie sich für Pflanzen?“ „Ja, mein Mann hat mir erst einen Wintergarten und dann zwei Gewächshäuser gebaut. Wir haben auch einen sehr großen Garten mit schönem Rhododendron-Bestand…“ „Oh, wie schön! ich liebe Rhododendren!“ fuhr Anna ins Wort.

„Kommen Sie uns doch einmal besuchen. Unsere Villa liegt in Blankenscheidt, nicht weit vom Wehberger Holz. Es ist zu Fuß eine halbe Stunde von hier. Mit der Straßenbahn sind es drei Stationen. Außerdem, dieses gelb-rote Oncidium würde mir sehr gefallen…“ „Oncidium Sweet-Sugar. Eine gute Wahl.“ „Ich könnte sie durch eine meiner Zofen abholen lassen. Aber vielleicht kommen Sie doch wirklich einfach vorbei und bringen sie mit? Meine Zofe wird Sie dann auch bezahlen.“
Anna war schon jetzt sehr gespannt. „Das mache ich sehr gerne und freue mich total über die Einladung. Wann ist es Ihnen denn recht?“ „Normalerweise empfange ich Besucherinnen ab 14:00. Kommen Sie doch gleich morgen. Wir wohnen in der Barnheimer Straße. Die Villa mit den beiden großen Gewächshäusern können Sie nicht übersehen. Das Warmhaus ist auch ein Palmenhaus. Mein Mann hat mir von seinen Reisen einige interessante Exemplare mitgebracht. Ich bin übrigens Karoline von Kesselring“
„Anna Gerlach. Ihr Mann scheint Eure Pflanzenleidenschaft sehr zu fördern?“ „Oh ja. Er liest mir jeden Wunsch vor den Augen ab.“ Die Lady erstrahlte, als sie das sagte. Sie liebt ihren Mann wirklich, dachte Anna in diesem Moment. „Es ist mir eine Ehre, Sie hier im Laden begrüßen zu können,“ von der Neugierde getrieben, raffte Anna all ihren Mut zusammen. Sie errötete erneut: und schaute die Lady an: „Ich habe noch nie eine echte Lady of strict confinement als Kundin gehabt.“ „Das Confinement – Ideal ist ja bei uns auch relativ neu. Ich habe mich selbst erst vor einem Monat dazu entschieden.“ „Oh,“ Anna wirkte etwas ungläubig. „Sie haben sich dazu… entschieden?“ Karoline, hätte vermutlich genickt, aber dass war aufgrund des Halskorsettes kaum möglich. „Ja, natürlich. Diese Vorstellung, auf so eine elegante Art völlig hilflos zu sein, reizte mich. Diese restriktive Art des Eingeschnürt sein macht mich euphorisch. Es gibt mir Halt, ich fühle mich sicher. Außerdem ist es der letzte Schrei in London und in Berlin, mittlerweile auch in Paris. Schauen Sie sich die Silhouetten an, die es schafft.“ Zweifellos. Die Silhouette Karolines war sehr beeindruckend. „Aber Sie können doch ihre Arme nicht mehr benutzen?“ „Richtig, darum geht es ja. Ich brauche sie nicht mehr benutzen. Ich würde mich im Gegenteil total komisch fühlen, etwas mit den eigenen Händen zu tun. Das wird durch den Armbinder demonstriert. Und er trägt massiv dazu bei, diese eleganten Formen zu schaffen. Alles nötige erledigen meine Zofen. Und Ihr seid ja zum Beispiel auch so nett, mir die Blume zu bringen. Es ist wirklich schön, etwas anstrengendes aufzugeben und sich einfach komplett bedienen zu lassen.“
Anna war noch nicht überzeugt. Ihr fehlten aber die Worte, um ihrer Skepsis weiter Luft zu machen. „Wir sehen uns morgen. Ich freue mich,“ sagte Karoline. „Ich freue mich auch,“ meinte Anna. „Können Sie mir die Türen aufhalten?“ „Natürlich,“ Anna eilte nach vorne und verabschiedete sich.
Sie hielt einen Moment inne und begab sich dann wieder an den Türkranz für Familie Essenbeck. Anna nahm Karoline ab, was sie gesagt hatte. Sie wirkte ehrlich. Sie würde sich niemals vorstellen können, mit solchen Restriktionen zu leben. Aber wenn Karoline es wirklich für sich entschieden hatte, dann war es ihr gutes Recht. Die optischen Effekte waren zugegebenermaßen beeindruckend. Und es lag natürlich ein wenig Romantik darin, sich von einem wohlhabenden Mann und von Zofen umsorgen zu lassen, wie eine Prinzessin zu leben. Wenn es denn wirklich selbstbestimmt war. Ihre Shopping-Touren schienen Karoline ja nach wie vor möglich zu sein. Und das ohne lästige Einkaufstüten. Ihre Pflanzen-Leidenschaft zelebrierte sie ebenfalls nach wie vor. So bemitleidenswert wie es zuerst schien, war sie wohl nicht. Anna war total gespannt auf das Anwesen der von Kesselrings. Sie wollte unbedingt wissen, wie Karoline lebte.
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:25.12.21 14:22 IP: gespeichert Moderator melden


Und nun Kapitel 3. Über Rückmeldungen bin ich natürlich weiterhin dankbar. Kapitel 5 ist nun fertig und es wird wahrscheinlich noch weitere geben.

LG, Black Coon

Kapitel 3 – Otto von Hammerstein

Otto lehnte sich in seinem gepolsterten Stuhl zurück, eine Virginia in der Hand. Wie der alte Bismarck hatte er auch eine während der Zugfahrt geraucht und nicht ausgehen lassen. Der Großindustrielle war mehr als zufrieden. Heute morgen war er in Manchester angekommen. Er war zur einer Tagung zum 75 Jahrestag des Verbandes der Metallindustrie von Manchester angereist. Der erste Vortrag war zweifellos interessant. Prof. Lord Henry Hammond, Mitglied des Oberhauses und Dozent für Materialkunde an der University of Oxford, hielt gerade einen Vortrag über die Entwicklung zur Geschichte und zur Weiterentwicklung des Bessemer-Verfahrens zur Stahlherstellung. Angesichts des 90jährigen Jubiläums der ersten Bessemer-Birne, welche inzwischen als Industrie-Denkmal vor dem Museum of Science und in Manchester aufgestellt worden war. Inzwischen waren die Bessemer-Birnen, gigangische, birnenförmige Apparaturen zur Erzeugung von Rohstahl, veraltet und weitgehend außer Betrieb. Das Bessemer-Verfahren war durch das modernere Thomas-Verfahren abgelöst worden.
Otto benutzte in seinen Stahlwerken ebenfalls Thomas-Birnen. Er hatte aber ein Ass im Ärmel. Das Richter – Brohm-Verfahren. Benannt nach seinen eigenen Ingenieuren Dr. Ernst Richter und Wilhelm Brohm. Es könnte die Stahlherstellung revolutionieren. Sein erster Konvektor nach dem neuen Verfahren stand bereits, war jedoch noch geheim. Die Versuche liefen seit einigen Wochen und Ergebnisse waren vielversprechend.
Freilich war Großbritannien, dieser feudalistische Ständestaat, in der industriellen Entwicklung der letzten hundert, hundertzwanzig Jahre führend gewesen. Die englischen Produkte galten als weltweiter Maßstab. Mittlerweile hatte die deutsche Schwerindustrie aufgeholt, ja die englische überholt. Dass konnte man an der Produktivität und an den immensen Ausmaßen des Exportes sehen. Der englische Bedarf an Stahl stieg mit der Technisierung der Gesellschaft und mit dem Ausmaß des gewaltigen Flottenbaus. Die Flotte sollte das Empire sichern, in dem die Sonne nicht unterging. Wenn Ottos Werk dafür Stahl produzieren sollte, konnte es ihm nur recht sein.
Die Vorträge waren zweifellos interessant. Und man kam für ein paar Tage aus dem Betrieb heraus. Zeit zum Nachdenken, für Zigarren und das ein oder andere Glas Cognac. Aber das wichtigste waren die Kontakte. Heute abend würde er bei einem Bankett Field Marshal Frederik Stanley Cradock, und Wester Arlington, 1. Baron of Arlington, First Sea Lord und deren Frauen treffen. Dann würde er mehr über das geheimnisvolle „Landschiff“ erfahren. Er hoffte auf einen Großauftrag. Und er freute sich bereits, Mrs. Cradock und Lady Arlington betrachten zu können. Sie waren sicher Ladies of strict confinement, wie mittlerweile nahezu alle Damen der gehobenen Gesellschaften, die er in den letzten Tagen kennengelernt hatte.
Vorgestern war Otto als Gast auf einem Ball der London Society for Industry and Commerce zugegen eingeladen. Dort hatte er einige Ladys of strict confinement gesehen. Mit manchen hatte er dort auch gesprochen. Ihre selbstbewusste, aber dabei sehr kultivierte Art des Umganges hatte in tief beeindruckt, ihre Siluetten mit den hervorstehenden, teils gewaltigen Brüsten hatten ihre Wirkung ebenfalls nicht verfehlt. Interessiert hatte er beobachtet, wie die Ladies ihren Alltag gestalteten. Tee und Sekt wurde Ihnen von ihren Zofen, von Dienern oder von ihren Ehemännern gereicht. Beim Buffet wurden die Ladys von ihren Männern mit der Gabel gefüttert.
Die Mischung von Hilflosigkeit, erotischer Ausstrahlung und Selbstbewusstsein mit dem diese eingeschnürten und in ihrer Bewegungsfreiheit beschränkten Damen auftraten, fand Otto sehr stark erregend. Den anwesenden Herren ging es wohl sicher ähnlich. Der Ball und das Buffet nach Mitternacht würden sich vermutlich am nächsten Morgen noch günstig auf die Beziehungen auswirken. Er malte sich unweigerlich verschiedene Szenen in seinem Kopf aus.

Der Stahlbaron wusste, dass das Confinement-Ideal inzwischen in Berlin angelangt war und anfing, auch außerhalb der Hauptstadt beliebter zu werden. Das gefiel ihm. Er freute sich bereits, Ladies of Leisure auch in den Straßen Steeles, in Mühlheim an der Ruhr, in Blankenscheidt oder in Duisburg flanieren zu sehen. Dieser Gedanke schien möglich.
Ein Umstand jedoch gab ihm Rätsel auf. Ihm war klar, was Männer am Confinement – Prinzip reizte. Das war offensichtlich. Die Brüste, die Taille und überhaupt die weibliche Silhouette wurden betont, die Kleidung war feminin und elegant, keine Kleidung der Arbeiterklasse. Viele Männer standen auf Korsetts und auf Stiefel, nicht wenige auch auf den Schmuck, die wallenden Haare und die Art Fesseln, welche die Arme auf dem Rücken der Ladys fixierten und unentrinnbar zusammendrückten.
Die zur Schau getragene Hilflosigkeit tat Ihr übriges. Sie aktivierte die Beschützerinstinkte des Mannes. Bei dem einen oder anderen führte sie sicher auch zu direktem Lustgewinn.
Aber was war mit den Ladies selbst? Konnte es erstrebenswert sein, sich ganz bewusst in einen Zustand der permanenten Hilflosigkeit versetzen zu lassen? Keine Zweifel, das Strict confinement-Prinzip demonstrierte den Stand und das dazugehörige Standesbewusstsein nach außen. Eine Laced Lady war zweifelsohne völlig außerstande, etwas mit der eigenen Hände Arbeit zu tun.
Es war weitverbreitete Sitte im Besitzbürgertum, den eigenen Reichtum durch die Kleidung und das Erscheinungsbild seiner Frau zu demonstrieren. Das Confinement-Ideal stellte sicher eine Weiterentwicklung und einen Höhepunkt dieses Prinzips dar.
Sicher, die Zurschaustellung des materiellen Reichtums war zweifelsohne ein erheblicher Punkt. Aber Otto konnte sich doch nicht vorstellen, dass dies allein eine Frau dazu bewegen konnte, nur noch gefesselt und auf allerlei andere Art beschränkt aus dem Haus zu gehen. Was war es dann? Oder – was kam als weitere Motivation noch hinzu?
Vielleicht die Mode? Die Zeitungen und Zeitschriften waren voll mit Berichten über das Confinement-Ideal und seine Verterinnen. Entschied man sich eine Frau für das Ideal, so war Ihr Aufmerksamkeit gewiss. Die nach hinten gezogenen Arme und vorstehenden Brüste halfen zudem, das Modeideal der Sanduhr-Taille noch zu betonen. Von vorne ergab sich eine fast armlose Silhouette stark betonter weiblicher Formen.
Standesbewusstsein und Mode mochten ineinander spielen, dazu beitragen, dass eine Frau einen Teil ihrer körperlichen Freiheit aufgab, um im Mittelpunkt zu stehen, einem bestimmten Ideal von Schönheit zu entsprechen, auf der Höhe der Zeit zu sein. Hier in England, so konnte sich Otto vorstellen, kam vielleicht noch eine Art Gruppenzwang dazu. Denn fast jede Dame der Oberschicht war ja bereits eine Laced Lady. Ganz schlüssig schien ihm das alles noch nicht. Es musste doch furchtbar unangenehm sein, so zu leben. Er hatte die Ladies beobachtet. Einige zeigten beunruhigend enge Taillen von sicher nicht viel mehr als 40 cm und liefen auf zum Teil erschreckend hohen Absätzen herum, sodass man Angst haben musste, dass sie sich verletzen würden, wenn es zum Sturz kam. Andererseits schienen sie das Laufen auf hohen Schuhen intensiv trainiert, geradezu naturalisiert zu haben. Dies galt auch für die extremste Dame, welche in Schuhen umher wandelte, die sie zwangen, wie eine Ballettänzerin auf ihren Zehenspitzen zu laufen. Ihre Art zu gehen war dadurch eigentümlich, wirkte aber geübt.
Unfälle schienen kaum vorzukommen, zumindest nicht häufig zu sein. Sogar während des eigentlichen Balls, welcher erst später in einer fröhlicher Geselligkeit ausklang, gab es keinerlei Auffälligkeiten. Die Ladies wurden beim Tanz von den Männern geführt und bewegten sich dabei außerordentlich sicher. Sie schritten aber auch ohne männliche Begleitung routiniert und scheinbar bedenkenlos durch den Saal, wie sich zu Beginn und später am Abend noch zeigen sollte.
Zu den erotisch aufgeladenen, aber besorgniserregenden Entdeckungen Ottos zählten sicherlich auch die Halskorsetts. Manche bedeckten nicht den ganzen Hals, die meisten schlossen aber dicht unter dem Kinn ab. Sie schienen ihre Trägerinnen keineswegs zu erwürgen, oder ihnen die Luft vollständig abzuschnüren, aber doch unangenehm und absichtlich so konzipiert zu sein, dass sie ein Gefühl beklemmender Enge erzeugten. Die Trägerinnen konnten ihren Kopf kaum drehen oder senken, zur Seite oder nach unten zu schauen war je nach Modell erschwert bis unmöglich. Otto erregte es, darüber nachzudenken.
Der Hals wurde durch die Halskorsetts optisch zum Teil deutlich verlängert, dass Gesicht wurde betont. Meistens harmonierten die Halskorsetts farblich mit den Armbindern und den Korsetts. Dazu wurden enge Oberteile und lange Röcke getragen, nicht selten auch Kleider. Die engen, lang- oder kurzärmeligen Oberteile wurden hier in England als „Shirts“ bezeichnet. Der letzte Schrei unter den Röcken war der wadenlange Plissérock. Waren die Stiefel nicht zu hoch und konnte man Bein sehen, so war es stets mit hautfarbenen, matten oder glänzenden oder mit dunklen Strümpfen bedeckt. Diese schienen stets blickdicht zu sein. Der Halsschmuck war in der Regel sehr üppig, aufwändige Kettensysteme aus Metall und auch Perlenketten sah man bei den Ladies sehr häufig. Von den Perlenketten wurden dabei nicht selten zwei oder sogar drei kombiniert. Manche Ladies of Confinement zeigten ihr zumeist überaus üppiges Dekolletee, die meisten hielten es aber unter den Shirts bedeckt. Der Trend schien eher in die Richtung zu gehen, sich hochgeschlossen zu präsentieren. Man sah deutlich die Kurven, welche aber bedeckt blieben. Das machte dem Betrachter Lust, zu erfahren, was sich darunter verbarg. Die Haare wurden zumeist offen getragen. Hornschmuck in allen Formen und Höhen, wallende Haare ohne Schmuck und schließlich Hochsteckfrisuren aller Couleur, vom Pferdesch****z bis zu aufwendigen Kreationen, sorgen für Augenweide und Abwechslung.

Otto konnte sich an diese ganzen Details gut erinnern, weil er immer wieder fasziniert hingeschaut hatte. Würde er einst heiraten, würde seine Frau auch das Confinement-Ideal annehmen? Ein Gedanke, der ihm gefiel. Allerdings hatte er sich bisher um keine standesgemäße Heirat bemüht. Er war voll in seinem Betrieb aufgegangen. Außerdem liebte Er Anna Gerlach, das Blumenmädchen, dass er vor dem Firmenjubiläum kennengelernt hatte. Heute Abend würde er sie anrufen. Er konnte sich überhaupt nicht vorstellen, ihre Liaison für eine Heirat mit einer anderen Frau zu beenden. Anna war selbstbewusst und intelligent, eine Gesprächspartnerin für tiefgründige Momente und für den Alltag zugleich. Mit ihr teilte er Leidenschaften für das Reisen, für Kunst und für exotische Pflanzen.
Allerdings konnte er sich Anna beim besten Willen nicht als Lady of strict confinement vorstellen. Sie war wild und unabhängig. Auf ihre berufliche Unabhängigkeit würde sie sicher niemals verzichten wollen. Das war im Grunde auch keinesfalls notwendig. Sollte sie ihren Blumenladen weiter betreiben. Otto war selbstbewusst und erfolgreich genug, sich über abfällige Kommentare von Klatschreportern über sein „Blumenmädchen“ hinwegzusetzen. Sie interessierten ihn nicht im geringsten.
Andererseits wollte er Anna wahrscheinlich irgendwann heiraten. Darüber dachte er inzwischen immer häufiger nach. Wenn er sie aber heiratete, so würde er sie selbstverständlich auch in die höheren Kreise einführen müssen. Sie zu geschäftlichen Reisen mitnehmen und mit ihr zu Geschäftsessen gehen. Dafür war es unabdingbar, dass sie ein gewisses Standesbewusstsein entwickelte, eine gewisse Etiquette erlernte und eine angemessene Kleidung anlegte. Ihr forsches, zuweilen vorlautes Auftreten und ihre ablehnende Haltung dem Korsett gegenüber waren dem hinderlich. Es würde eine sehr schwierige Aufgabe werden, Anna hier zu Zugeständnissen zu überreden.
Seine Hoffnungen setzte der Industrielle in seine Jugendfreundin Karoline von Kesselring. Sie war die Ehefrau von seinem väterlichen Freund, Förderers und ehemaligen Dozenten William von Kesselring, Teilinhaber der Kesselring & Selve GbR. Zu Kesselring und Selve zählten bedeutende Motorenwerke in Mühlheim, deren Zulieferer für Leichtzeug er war. Kesselring und sein Partner Max Selve belieferten den Privaten Markt, aber auch die privaten Luftflotten und die deutsche Luftwaffe mit Motoren. Derzeit expandierte die Luftfahrt, sodass einstweilen mit schwarzen Zahlen zu rechnen war.
Karoline war seit kurzem eine Lady strict confinement. Sie war sehr glücklich damit. William hatte zunächst Bedenken, dass man ihm eine frauenfeindliche Einstellung vorwerfen würde. Aber Karoline hatte darauf bestanden, dass Confinement-Ideal anzunehmen und wollte sich keinesfalls abbringen lassen. Otto verehrte William und Karoline. Er hatte die beiden vor kurzem besucht und Karoline gebeten, den Kontakt zu Anna aufzunehmen und eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. Langfristig sollte Karoline eine Art Mentorin und gewissermaßen ein Vorbild für Anna werden. Zudem wäre es schön, wenn sie sich wirklich anfreunden würden, eine für die jeweils andere auch eine gute Gesellschafterin sein könnte. Zur gemeinsamen Freizeitgestaltung zu zweit und natürlich auch zu viert, wenn es der Betrieb einmal zuließ. Da Karoline ähnliche Interessen wie Anna hatte und zudem ein überaus anziehendes Wesen, hatte Otto gute Hoffnungen, dass es klappen könnte. Bald würde er Karoline und William erneut treffen.
Bei dieser Gelegenheit erhoffte er sich auch eine Antwort auf die nach wie vor ungeklärte Frage in seinem Kopf. Was bewegte eine Dame, zur Lady of strict confinement zu werden? Standesbewusstsein und Mode, oder gab es noch eine andere Motivation?
Karoline würde ihm sicher gerne berichten. Und sie würde ihn nicht belügen.

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  RE: Anna von Hammerstein Datum:25.12.21 16:40 IP: gespeichert Moderator melden


Weiter geht es mit Kapitel 4...

Kapitel 4 – Besuch bei Karoline von Kesselring

Anna war ziemlich nervös. Es war bereits halb eins. Schon heute morgen hatte sie sich Gedanken darum gemacht, dass sie ja nichts zum Anziehen hatte. Und um 14 Uhr sollte sie bei Frau von Kesselring sein. Mit der Straßenbahn brauchte sie etwa zehn Minuten. Es war also eigentlich noch genug Zeit. Bei den Geschenken für Karoline war sie sich sicher. Sie würde ihr die bestellte Pflanze mitnehmen und noch zwei ihrer selbstgezogenen Senker, ein Odontoglossum rossii – Hybride und eine großblumige Phalaenopsis.
Aber was sollte sie anziehen?
In jedem Falle das beste, was sie besaß. Sie würde zudem ihre Taille betonen müssen. Mehr, als sie üblicherweise gewohnt war.
Ladies wie Karoline würden Gäste nur streng geschnürt empfangen und es von ihnen in ebendieser Weise erwarten. Sie stand vor ihrem Kleiderschrank. Dann viel nach einigen weiteren Minuten ihre Entscheidung. Ihre beste Corsage aus weinrotem Samt, dazu ein grünes Kostüm aus Seide mit Spitzendetails. Dazu wählte sie wadenhohe Schnürstiefel mit kurzen Absätzen (Schuhe mit Absätzen höher als 5 cm zählte sie nicht zu ihrem Bestand) und eine dezente silberne Halskette. Ihre Haare trug sie wieder in einem etwas unordentlichen Knoten. Auf diese Weise trug sie sie meistens, da es ihr praktisch erschien. Sie versuchte ihre Corsage so eng wie möglich zu schnüren, schaute in den Spiegel, hielt die Luft an und versuchte es nochmals. Sie war nicht zufrieden und rief nach Maja, welche zum Glück im Haus war. Sie würde sie heute Nachmittag auch im Laden vertreten.
„Oh, Anna, wie schön Du heute bist,“ rief Maja erstaunt aus, so wie sie gerade gekommen war und noch in der Tür stand. Anna warf ihr einen angestrengten und etwas ungläubigen Blick zu. „Bitte hilf mir, diese Corsage zu schnüren.“ Maja war eine zupackende Frau. Das Ergebnis war leidlich, wenn auch Anna immer noch nicht ganz zufrieden war und nach Luft rang, weil sie dieses Ausmaß der Einschnürung nicht gewohnt war. „Ich bin so gespannt wie es bei den von Kesselrings ist. Du musst mir nachher unbedingt alles erzählen. Jedes Detail.“ Maja schien sehr euphorisch. Anna nickte, noch immer nach Luft ringend. Wenn ich bis dahin nicht erstickt bin oder in Ohnmacht gefallen, dachte sie. Maja wandte sich mit einem erwartenden Lächeln ab und ging runter in das Geschäft.
Anna schminkte sich dezent und ging dann ebenfalls in den Laden herunter, um die Pflanzen für Karoline als Geschenk einzupacken. Um halb zwei verließ sie den Laden. Sie merkte, dass ihr das schnelle gehen mit der eng geschnürten Corsage etwas schwerer fiel, dass sie aber anfing, sich daran zu gewöhnen. Ihre Taille war für ihre Verhältnisse eng. Sie kam aber in keinster Weise an die Körpermitten von Damen der Oberschicht oder gar jenen der Laced Ladies heran, welche mit 50, manchmal sogar 40 cm weitaus enger geschnürt waren. Die Fahrt mit der Straßenbahn verging schnell.

Als sie in der Moltkestraße ausgestiegen war, waren es noch etwa fünf Minuten zu Fuß. Schon bald sah sie die weiße Gründerzeitvilla mit einem charakteristischen Erkerturm und dahinter hohe Gewächshäuser. Noch weiter hinten schien eine Art Baumbestand oder Park zu liegen.
Anna näherte sich und schellte am Haupttor. Es wurde automatisch geöffnet. Sie ging auf einem gepflasterten Weg durch den Vorgarten, welcher von von Skimmien und Rhododendron bestimmt wurde. Links und rechts des Weges verliefen gepflegte Hecken aus Buchsbaum.
Sie klingelte an der Tür, welche noch geschlossen war. Außer einer Amsel im Vorgarten war niemand zu sehen. Die Tür öffnete sich. Ein Dienstmädchen in einer einem schwarzen Kleid und weißer Bluse öffnete und grüßte sehr freundlich. Eben in diesem Moment trat Karoline in den Flur. „Schön, dass Sie da sind. Ich habe mich schon den ganzen Tag auf den Besuch gefreut,“ sagte sie lächelnd. „Das ging mir auch so,“ sagte sie, leicht errötet und immer noch leicht aus der Puste. Weitere Worte fielen ihr nicht ein. Karoline trug ein beeindruckendes Outfit aus schwarzen, spitzen u Schnürstiefeln mit deutlichem Absatz und einem wadenlangen dunkelroten Rock mit schwarzer Blumenspitze. Halskorsett und Korsett waren schwarz, das Shirt wie der Rock rot und mit schwarzer Spitze. Sie trug mehrere Ketten, an denen zum Teil kleinere Anhänger befestigt waren. Einer schien auf den ersten Blick einem Schlüssel, ein anderer einer Art kleinem Zahnrad zu ähneln, dessen Zähne spitz ausliefen.
Ihr Brüste hoben und senkten sich mit jedem Atemzug und ihre Arme waren nicht zu sehen, da sie wieder den Armbinder trug. In diesem Moment interessierte Anna, ob sie diesen zu Hause öfter anhatte oder nur, wenn sie Besuch erwartete. Sie traute sich nicht zu fragen. Ihre leicht lockigen Haare waren offen, auf dem Kopf trug sie einen schwarzen, hohen, leicht geschwungenen Hornschmuck.

Karoline unterbrach den kurzen Augenblick peinlichen Schweigens. „Wollen wir zuerst einmal in die Stube gehen? Möchten Sie Kaffee oder Tee?“ „Gern. Ich trinke günen Tee, sonst auch schwarzen.“ „Grüner Tee ist kein Problem. Japanischer Sencha?“ „Ja, gern.“ Sie folgte Karoline in einen Raum am Ende des Flurs. Das Dienstmädchen öffnete eine verzierte Holztür. Die Stube war klein und gemütlich. Es gab für größere Gesellschaften bestimmt noch eine andere.
Es gab einen gemauerten Karmin, eine Sitzgruppe und eine Couch im Biedermeier-Stil. An den Wänden hingen Gemälde von Caspar David Friedrich, Carl Spitzweg und Carl Gustav Carus. Ein aufwendiger Deckenleuchter und eine kleine Tischlampe erhellten den Raum. Ein Radio stand auf dem Karminsims. Anna bemerkte sofort, dass die Fensterbank mit Phalaenopsis und Sansiveria bepflanzt war, die dem zumeist warmen Raumklima widerstanden. Karoline kannte sich eindeutig mit Pflanzen aus, dachte sie und wunderte sich, dass sie Probleme mit Odontoglossum hatte.
„Setzen wir uns doch“, sagte Karoline. Sie nahmen in der Sitzgruppe Platz, Anna nahm die bestellte Pflanze und die Senker hervor. Karoline schien sich zu freuen. „Ich bin echt gespannt, wann sie zum ersten Mal blühen“, meinte sie. „Mein Mann sagt, ich hätte einen grünen Daumen, aber bislang hatte nur mit Phalaenopsis dauerhaft Glück. Ich werde für die anderen einen schwach geheizten Raum vorbereiten lassen und ins Treppenhaus passen auch noch einige mehr. Dann kann das Sammeln beginnen,“ meinte sie lachend. Anna war gespannt. Vielleicht würde sie die Sammlung dereinst begutachten können und auch noch die Gewächshäuser sehen.
Das Dienstmädchen erschien mit Kaffee und Tee. Sie goss beiden ein. Sie trat zurück und blieb in einer Ecke des Raumes stehen. Der Tee war zum Trinken noch zu heiß. Anna und Karoline verfielen in eine Fachsimpelei über Orchideen. Sie waren sich auf Anhieb sympathisch, so wie Otto erhofft hatte. Nach einer Zeit hatte sich der Tee abgekühlt und Anna nahm einen Schluck. Das Dienstmädchen trat nun wieder hervor und reichte Karoline eine die Kaffeetasse an, sodass sie einen Schluck trinken konnte. Während des fortdauernden Gespräches wiederholte sie das gelegentlich, bis Karoline ganze Tasse getrunken hatte. „Lasst uns doch einmal durch den Park und die Gewächshäuser schlendern,“ schlug die Dame des Hauses vor. Anna war über den Vorschlag erfreut. Das Dienstmädchen öffnete alle Türen und hielt sie auf, soweit notwendig. Sie begleitete die beiden auf den Flur, durch einen opulenten Speisesaal bis zum Ausgang auf die Terrasse. Dann blieb sie zurück. Anna und Karoline schlenderten von der Terrasse über einen geschotterten Weg in den Park.
Große Rhododendren und Kirschlorbeer standen unter stattlichen Eichen. Daneben gab es einige exotische Baumarten wie Amber- und Blauglockenbäume. Am beeindruckendsten jedoch fand Anna einen stattlichen Urweltmammutbaum, welcher die umliegenden Laubbäume überragte.
„Die Villa haben wir seinerseits von Williams Onkel geerbt. Er starb verheiratet, aber kinderlos. Manche der Bäume sind über hundert Jahre alt.“, erzählte Karoline über den Park. Anna bemerkte Farne, welche unter dem Schatten der Bäume und Sträucher gediehen. An einer Stelle ging ein kleiner Bach durch den Park. Der Weg kreuzte den Bach. Damit man ihn überqueren konnte, war an einer Stelle ein flacher Stein eingelassen. Anna schaute besorgt. Sie hatte Angst, Karoline könnte stürzen und sich verletzen. Die Lady schien ihre Sorge bemerkt zu haben: „Alles gut. Dass sichere Laufen auf Absätzen zählt zu meinen wichtigsten Grundübungen.“ Jetzt bestand eine gute Gelegenheit, das Gespräch weg von der Botanik auf die Person zu lenken. Anna war kein besonders neugieriger Mensch, aber in Bezug auf Karoline schwirrten doch einige Fragen in ihrem Kopf. „Also, ich will ja nicht anstößig sein. Aber ich habe Ihnen ja schon gesagt, dass ich vorher noch nie mit einer Lady of strict confinement gesprochen habe…“ „Wenn Sie Fragen haben, nur zu gern. Ich freue mich darüber. Schließlich habe ich aus Überzeugung der Confinement-Ideal angenommen und möchte sehr gern darüber informieren. Auch um Vorurteile abzubauen. Vielleicht wird es so irgendwann populärer.“ „Also Ihr Mann hat Sie wirklich nicht dazu gezwungen?“ Anna hatte gestern bereits gefragt, ihr waren aber Zweifel geblieben. „Nein, wirklich, überhaupt nicht. Ich habe mich wie gesagt absolut freiwillig entschieden und bereue es keine Minute. Freilich ist es anfangs sehr unbequem, aber vieles ist auch Gewöhnung. Mittlerweile fühle ich mich komisch, wenn ich meinen Dress abgelegt habe.“ „Hmm. Wann legen Sie den Dress denn ab, also, ich meine, diese Art der Kleidung?“ fragte Anna, immer noch um die richtigen Worte ringend und unsicher, wie sie ihre Fragen formulieren sollte.
„Morgens habe ich nach dem Frühstück zwei Stunden Leibesübungen für den ganzen Körper unter Aufsicht meiner Gouvernante. Sie ist ausgebildete Lehrkraft für Leibesübungen und auch Physiotherapeutin. Dann sind meine Arme auch frei und wir machen auch Übungen für sie, sodass diese gesund und gelenkig bleiben. Meine Gouvernante macht außerdem die besten Massagen, die ich kenne. Nach den Leibesübungen werde ich jeden Tag eine Dreiviertelstunde massiert. Danach werde ich angekleidet“ „Also sind Sie dann den ganzen Tag in ihrem … Dress? Und nachts?“
„Oh, nachts bin ich auch auf die ein oder andere Art fixiert. Den genauen Modus spreche ich aber mit William ab. Manchmal überrasche ich Ihn aber auch.“ Karoline lächelte seltsam. Anna verstand nicht, was Karoline genau meinte. Weiter nachzufragen schien ihr jedoch ungebührlich zu sein.
„Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie man sich mit dieser Art von Garderobe so fühlt,“ gab Anna zu. „Das ist mir alles so fremd.“ „Ja, natürlich,“ meinte Karoline. „Das Confinement-Ideal ist hier ja auch erst gerade im Kommen. Man muss diesen eleganten, anregenden Zustand der Hilflosigkeit, die Euphorie, welche das Eingeschnürt sein erzeugen kann, selbst erleben, sonst versteht man es nicht,“ schwärmte sie. „Man fühlt sich eingeengt, aber auch geformt und beschützt. Durch den Anblick der Taille, der eigenen Silhouette im Spiegel wird man geradezu süchtig. Der Körper schüttet Glücksbotenstoffe aus und man ist wie auf Entzug, wenn man nicht confined ist. Eingeschnürt zu sein kann auch in anderer, bestimmter Hinsicht sehr inspirierend sein. Ganz abgesehen von den Auswirkungen auf das Eheleben. Vielleicht sollten Sie es einmal ausprobieren? Es ist ein einmaliges Gefühl! Ich will es überhaupt nicht mehr missen!“
Das konnte sich Anna kaum vorstellen, auch wenn ihre Neugier nicht nachließ: „Aber, für die Frauen die Arbeiten, ist es doch gar nicht möglich?“ „Oh, man kann alles möglich machen,“ hielt Karoline entgegen. „Mindestens für den Augenblick. Sie müssen ja nicht gleich ein Gelübde ablegen.“ Gelübde? Was meinte sie damit. Anna wusste nicht so recht, was sie nun sagen sollte. Wie eine Nonne sah Karoline weiß Gott nicht aus. Jede Antwort erzeugte neue Fragen in ihrem Kopf.
„Probieren Sie es doch einmal aus. Ich habe Kleidung in Ihrer Größe,“ schlug Karoline vor. „Ich… ich weiß nicht.“ Anna schaute sie ratlos an. Sie wollte im Grunde nicht, schien aber keine konkreten Gegenargumente formulieren zu können. Sie hätte es unangemessen gefunden, dass Angebot abzulehnen, zumal sie bereits Neugier gezeigt hätte. Außerdem schien es ihr unhöflich, Karoline zu widersprechen. „Schauen wir uns erst einmal in Ruhe den Park und die Gewächshäuser an. Ich würde Ihnen gerne noch einiges zeigen,“ fuhr die Lady fort und beruhigte damit die Situation.
Anna war von dem Park und den botanischen Kostbarkeiten unter Glas angetan. Im Kalthaus fanden sich etliche winterharte Kakteen und Sukkulenten, daneben Hanfpalmen, Oleander, Oliven und mehrere Zitrusgewächse. Es diente William und Karoline auch als Winterstandort für ihre Kübelpflanzen. Absoluter Höhepunkt war jedoch das Warmhaus, welches als eine Art tropischer Wald angelegt war. Durch diesen Wald ging ein verschnörkelter Weg mit mehreren Nischen, in denen kleinere Sitzgelegenheiten untergebracht waren. Anna sah Ficus, Baumfarne, Bananen und einen Kakaobaum. Epiphytische Orchideen waren teilweise an den größeren Pflanzen angebracht worden. Man konnte sie auf Augenhöhe bestaunen. Im Unterholz gab es Efeutute und wärmeliebende Farne. In der Mitte des Hauses war eine Art kleiner Teich mit tropischen Schwimmpflanzen angelegt, in dem Paradiesfische schwammen. In den Bäumen hörte man Geräusche kleinerer Vögel, welche dort offenbar frei fliegend lebten. Die Zeit verging wie im Flug. Anna merkte, dass Karoline und sie auf einer Wellenlänge lagen und ihnen der Umgang miteinander leicht von der Hand ging.

Sie sprachen jetzt wieder überwiegend über die gemeinsame Pflanzenliebe. Später auch über Kunst und die Ausstellungen, welche sie in der letzten Zeit besonders begeistert hatten. Sie stellten fest, dass sie beide Spitzweg und den Impressionismus besonders mochten. Anna hatte sich schon immer für Kunst interessiert, die Ausflüge mit Otto hatten ihren Horizont nochmals deutlich erweitert. Auch bei diesem Thema waren sie also auf Augenhöhe. Die Zeit verging förmlich im Flug. „Nehmen wir doch im Wintergarten eine kleine Erfrischung ein und schauen uns dann mal das Ankleidezimmer an,“ warf Karoline ein, als es schon nach vier war. Anna hatte jetzt nichts dagegen. Durch die Bewegung und die angeregte Fachsimpelei hatte sie leichten Hunger bekommen. Der Wintergarten war im zweiten Obergeschoss an der Spitze einer Art Erker. Es war eine kleine Sitzgruppe aus verzierten Metallstühlen mit Polstern darin. Ein mehrstöckiges Regal für Pflanzen beherbergte verschiedene Orchideen und Sukkulenten. Eine großes Cymbidium, eine Paradiesvogelblume und eine Palme standen in Kübeln.
Das Dienstmädchen hatte die beiden an der Terassentür in Empfang genommen und reichte nun wie gewohnt Karoline den Kaffee an. Anna trank wieder Tee, dazu gab es dieses Mal für beide Frauen Zitronenkuchen, welchen eine von Karolines Zofen gebacken hatte.
Das Gespräch ging munter weiter. „Wenn wir schon kein Ende finden, ich bin Karoline," bot die Dame des Hauses Anna das Du an. Die Blumenhändlerin errötete leicht und nahm zu gerne an. „Lasst uns doch mal in den Ankleideraum für Gäste gehen,“ schlug Karoline vor, als beide ausgeruht und zufrieden waren. Anna sprühte nicht vor Begeisterung, versuchte aber, sich das nicht anmerken zu lassen.
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:25.12.21 17:18 IP: gespeichert Moderator melden


Schließlich Kapitel 5...
Noch eine Korrektur zu Kapitel 4: Das Wort "Dress" ist durch den Begriff "Aufzug" zu ersetzen.
Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und hoffe, dass ich etwas zurückgeben konnte. Denn hier gibt es viele tolle Geschichten. Vielleicht werde ich die Geschichte auch fortsetzen...

LG, Black Coon

Kapitel 5 - Annas Ankleidung

Der Raum lag ebenfalls im zweiten Obergeschoss und war mittelgroß. Es gab an der einen Seite einen großen, begehbaren Kleiderschrank, einen Kleiderständer, zwei Stühle, einen Schminktisch und einen großen, stehenden Spiegel. Die Bilder an den Wänden zeigten impressionistische Landschaftsszenen, Gärten und Teiche mit Seerosen. In der Mitte des Raumes hing eine seltsame Konstruktion von der Decke, welche sich Anna nicht wirklich erschloss. Es war eine, an zwei Ketten hängende waagerechte Metallstange von etwa 1,50 m Länge. Sie hing so, dass man sie mit ausgestreckten Händen gerade noch greifen konnte. An ihr waren mit Abstand zwei Lederriemen befestigt, welche die Form von einer Art Schlaufe hatten. Karoline bemerkte Annas fragende Blicke:
„Das ist eine Tightlacing-Stange. Man hält sich daran fest und steht auf den Zehenspitzen. Mit dem Schalter dort an der Wand kann man die Höhe individuell festlegen. Ausgestreckt auf Zehenspitzen ist es möglich, engere Taillen zu schnüren.“
Die Konstruktion schien Anna befremdlich und ihr Ziel nicht unbedingt anzustreben.
Schaut, ich habe mir schon Gedanken gemacht, welcher Aufzug Euch stehen könnte. Anna hob die Augenbrauen und erblickte einige Kleidungsstücke, sorgfältig über den Stuhl gelegt und an einen Kleiderständer gehängt.
Karoline hatte sich schon Gedanken gemacht, was ihr stehen könnte? Das bedeutete, dass sie offenbar geplant hatte, Anna anzukleiden.
Anna schien dies ebenfalls seltsam. Aber ob es ein schlechtes Zeichen oder ein gutes, eine Art besondere Ehre war, dazu konnte sie in der Kürze der Zeit zu keinerlei klarer innerlicher Einstellung kommen. Das Dienstmädchen bewegte sich in Richtung der drapierten Kleidung. „Ich habe mir gedacht, Leder und Samt würden gut zu Euch passen,“ meinte Karoline. Das Dienstmädchen präsentierte nacheinander einen wadenlangen Rock aus Leder, ein Unterbrustkorsett aus violettem Samt und ein schwarzes, langärmliges Shirt, welches wohl aus einer Art Jerseystoff sein konnte. Am Fuße des Kleiderständers erblickte Anna ein Paar Stiefel aus ebenfalls violetten Samt, welche mit einer Knopfleiste verschlossen wurden. Die Stiefel besaßen einen Absatz, welcher aber nur wenige cm hoch war. „Setz Dich doch hier auf den Stuhl und entspannt Dich,“ schlug Karoline vor. Einer der Stühle stand in der Mitte des Raumes, unweit von der an der Decke hängenden Stange. Anna folgte dem Vorschlag. Ein Moment verging.
Dann trat das Dienstmädchen zu ihr und zog ihr zuerst die Stiefel aus. „Bitte stehen Sie nun wieder auf,“ bedeutete Ihr das Dienstmädchen. Anna stand auf. Zu ihrem Entsetzen zog sie erst ihren Rock, dann ihre Strumpfhose und schließlich ihre Jacke und auch ihr Mieder aus. Anna stand jetzt mitten im Raum, bis auf ihren Slip und ihre Halskette unbekleidet.
„Sie können sich jetzt wieder setzen. Entspannen Sie sich. Es geht sofort weiter,“ bemerkte das Dienstmädchen, um die Situation zu beruhigen. Karoline beobachtete die Situation entspannt aus dem Hintergrund.

Anna wusste nicht so recht, wohin mit ihren Händen. Sie versuchte ihre nackte Brust zu bedecken. Für einen langen Augenblick wurde sie unsicher. Halbnackt mit zwei Frauen, welche vor kurzem noch Fremde waren, wurde der selbstbewussten Blumenfrau ihre momentane Verletzlichkeit allzu deutlich bewusst. Leicht zögernd setzte sie sich auf den Stuhl. „Wir beginnen sofort mit dem Ankleiden,“ sagte Karoline mit ruhiger Stimme. Anna fasste wieder Vertrauen. Der Tiefpunkt war überwunden. Das Dienstmädchen brachte einen schwarzen Büstenhalter und ein ebenfalls schwarzes Unterhemd aus Seide. Anna atmete auf. Die Zofe kleidete sie in den Büstenhalter und verschloss ihn hinten mit vier Haken und Ösen. Danach legte sie das Unterhemd an. Anna fühlte sich nun bereits deutlich wohler. Danach begann die Einkleidung ihrer Beine. Die Zofe holte zuerst eine hautfarbene, blickdichte Strumpfhose. Rasch zog sie nun Annas Slip aus. Zum protestieren blieb keine Zeit. Anna hätte es vor Schreck auch vergessen.
Nun zog sie Anna stattdessen die Strumpfhose an. Als sie fertig war, bemerkte: „Die Strumpfhose ist im Schritt frei, falls ihr einmal dringend die Notdurft verrichten müsst.“ Anna fragte sich, warum dies erforderlich sein sollte. Sie konnte doch einfach jede beliebige Toilette benutzen?
Danach ging die Zofe wieder zum Stuhl und holte einen breiten Strumpfgürtel mit sechs Haltern sowie ein paar schwarzer Strümpfe zum Anstrapsen. Karoline, welche die Ankleidung bislang ruhig beobachtet hatte, erläuterte: „Wir nennen das Layering. Es ist ein verbindlicher Teil unseres Dresscodes. Die Strümpfe werden über blickdichte Strumpfhosen gezogen, welche meistens hautfarben oder auch dunkel sind. Es hält besser warm und die Männer lieben es.“ Es ist doch draußen noch gar nicht kalt, dachte Anna. Wir haben Ende August. Das Dienstmädchen legte ihr den Strumpfhalter an und verschloss ihn mit einer Reihe Haken und Ösen. Danach fing es an, die Strümpfe sorgfältig daran zu befestigen. Anna blieb keine Zeit, lange durchzuatmen oder sich in der Unterwäsche zu sehen.
Das Dienstmädchen zog ihr nun den Rock und das Shirt an. Sie verschloss den Lederrock hinten mit einem Reißverschluss. Das Shirt war aus einem schwarzen, edlen Jerseystoff und wirkte relativ dick. „Es ist wichtig, dass man ein Hemd und ein Shirt unter dem Korsett trägt, dass schützt die Haut und auch das Korsett,“ klärte die Zofe auf. „Jetzt kommt das Korsett. Bitte halten Sie sich an der Stange dort fest, gnädige Frau.“ Zögernd richtete sich Anna auf und umfasste die Stange. Sie stand unsicher auf ihren Zehenspitzen. Das Dienstmädchen holte das Unterbrustkorsett aus Samt und verschloss es zunächst mit Hilfe von glänzenden Haken und Ösen. Dann begann sie, es sorgfältig zusammenzuschnüren. Anna ächzte und rang nach Luft. „Noch ein bisschen, gnädige Frau. Bitte stillhalten.“
„Voilà!“ sagte Karoline. „Du siehst wirklich toll aus.“ Anna drehte sich ruhig Richtung Spiegel. Karoline hatte recht. Sie errötete leicht. Etwas dermaßen edles hatte sie noch nie angehabt. Ihre Gefühle waren gemischt. Die ganze Situation war ihr einerseits immer noch unangenehm. Sie hatte sich für einen langen Moment lang verwundbar und geradezu erniedrigt gefühlt.

Sie blickte noch einmal in den Spiegel und berührte danach ungläubig ihre Taille. Sie war erheblich schmaler als noch gerade, wenn auch noch nicht annähernd so schmal wie jene von Karoline. Sie blickte nach unten und sah, wie sich ihre Brüste hebten und senkten. Unbewusst war sie bereits zur Brustatmung übergegangen. Die Bauchatmung war ihr aufgrund ihrer engen Schnürung nun nicht mehr möglich.
Sie blickte in den Spiegel und sah … eine Prinzessin. Und da war diese andere Seite in der Melange ihrer widersprüchlichen Emotionen. Sie fühlte sich gut angezogen. Und sie fühlte sich stolz. Ihr Selbstbewusstsein war ungebrochen. Schließlich war ihr Karoline zutiefst sympathisch. Sie war sich sicher, dass sie ihre Intuition nicht täuschte und dass sie der Lady vertrauen konnte.
Aber da war noch etwas anderes: Sie konnte es sich kaum eingestehen. Aber es gab keine Zweifel. Die Situation hatte sie geil gemacht. Sie war feucht im Schritt.

„Ich werde Ihnen nun das Halskorsett anlegen,“ unterbrach dass Dienstmädchen Annas Gedanken. Sie legte es sorgfältig an. Es war aus violettem Samt, passend zum Korsett. Sie begann, es zusammenzuschnüren. Es zwängte den Hals unangenehm ein, schloss dicht unter dem Kinn ab und zwang Annas Kopf in eine aufrechte Position. Anna merkte, dass sie ihn weder senken noch drehen konnte. Wollte sie nach unten schauen, konnte sie es nur soweit tun, wie es ihre Augen erlaubten.
Danach platzierte das Dienstmädchen Annas dezente silberne Halskette über dem Shirt und begann, ihr die Stiefel anzuziehen. „Das sind Stiefel für Anfängerinnen, die Absätze sind nur 5 cm hoch,“ erläuterte sie. Anna hoffte, darin gut laufen zu können. Sie hatte insgesamt wenig Erfahrung mit Absätzen. Ansonsten bemerkte sie, wie ihre Bedenken und ihre Nervosität weiter nachließen. Sie betrachtete sich erneut im Spiegel. Das Dienstmädchen holte inzwischen den letzten Gegenstand, der noch fehlte. Es war eine längliche Apparatur mit verschiedenen Riemen aus Leder und allerlei Schnüren und Ösen. Der eigentliche Körper der Apparatur war mit Samt besetzt, welcher die Farbe ihrer Korsetts aufwies. „Bitte halten Sie Ihre Arme auf den Rücken, damit ich Ihnen den Armbinder anlegen kann, gnädige Frau.“ Annas aufgekommener Mut sank. „Aber… dann kann ich meine Arme doch nicht mehr bewegen.“ „Ja, ganz recht, gnädige Frau. Durch den Armbinder wird die Benutzung der Arme komplett verhindert. Dieser besitzt zudem einzelne metallverstärkte Röhren für die Finger, sodass diese zusätzlich immobilisiert werden. Wenn ich in angelegt und verschnürt habe, sichere ich ihn zudem mit zwei Vorhängeschlössern. Eines kommt an den Riemen über dem Handgelenk, welchen ich zuziehen werde, und eines über den zweiten Riemen über den Ellenbogen. Den Schlüssel werde ich Euch an dieser kleinen Kette um den Hals hängen,“ erläuterte Karolines Dienstmädchen sorgfältig. Sie versteckte das Kettchen unter dem Shirt.
„Ich ziehe den Armbinder noch nicht ganz so fest, wie bei Lady Karoline. Eure Arme müssen sich erst an diesen Zustand gewöhnen. Sonst könnten sie schmerzen oder auch taub werden. Später werden die Unterarme eng aneinander liegen.“
Anna wunderte sich, warum die Zofe ihr das erzählte. Es war ja bei ihrem Lebensstil keineswegs möglich, sich an die Kleidungsstücke des Aufzuges zu gewöhnen. Und da ihre Arme nun auf ihrem Rücken schmerzhaft zusammengepresst wurden, fehlte ihr auch die Lust zu irgendeiner Art von Gewöhnung. Aber nun, ganz am Ende, würde sie auch nicht mehr einknicken und protestieren. Der Schmerz war deutlich zu spüren. Anna verzichtete auf weitere Fragen.
Sie musste die Prozedur nun ertragen. Ihr Stolz war geweckt. Sie wollte Karoline unbedingt imponieren und ihr in Gestalt einer Lady of strict confinement entgegentreten.
Der Zug auf ihren Armen ließ nicht nach, wurde nun aber nun auch nicht mehr stärker. Das Blumenmädchen bemerkte, wie sich die Zofe nun weiter zu schaffen machte. Dann legte sie ihr zwei Riemen über die Schulter, ähnlich wie bei einem Rucksack. Die eigenen Arme in einer Art Rucksack auf dem Rücken zu tragen, was für eine kuriose Vorstellung, dachte Anna. Karolines Zofe machte sich weiter zu schaffen. Dann begann sie, ihren Haarknoten zu lockern.
„Deine Haare sind viel zu schön, um sie dauerhaft zu verstecken,“ merkte Karoline aus dem Hintergrund an. Die Hausdame machte sie zurecht und fing an, sie zu bürsten. Sie waren lang und reichten bis deutlich über die Schulter. Dann ging verließ die Zofe kurz den Raum, trat aber rasch wieder herein. „Da Du nun aussiehst wie eine Prinzessin, haben wir uns überlegt, dass Du auch eine Krone bekommen sollst,“ erläuterte die Dame des Hauses. Das Dienstmädchen trat heran und setzte Anna etwas auf den Kopf. Anna erkannte den Duft sofort, sie wollte in den Spiegel schauen, musste dafür wegen dem Halskorsett nun aber ihren ganzen Körper bewegen.
Anna betrachtete sich. Ihre Silhouette hatte sich stark verändert. Ihre sich rhythmisch bewegenden Brüste standen hervor. Von ihren Armen war frontal nichts zu sehen. Ihr aufrechter Kopf wirkte durch deren scheinbares Fehlen nun größer und ihr Hals durch den Schnitt des Halskorsetts enger. An die offenen Haare musste sie sich erst mal gewöhnen. Dann erblickte sie ihren Kopfschmuck. Ein wunderschöner Kranz aus lilanen, duftenden Rosen. Passend zu Farbe ihres Korsetts. Was für eine seltsame Situation. Woher wusste Karoline, dass Anna Rosen besonders liebte? War es ihre Intuition? Denn obwohl es in Garten und Park der von Kesselrings verschiedene Sorten von Rosen gab, hatten sie nur flüchtig über diese Königinnen der Gartenpflanzen gesprochen. Sie waren auf dem stattlichen Anwesen nur eine Art unter vielen.

Unter den Gedanken, welche in Annas Kopf durcheinander schossen, drängte sich eine Frage besonders auf: Was wäre, wenn ihr jetzt in diesem Zustand die Nase juckte?
Sie traute sich nicht, die Frage zu stellen. Sie würde es mit Stolz aushalten müssen.
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christoph
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:25.12.21 19:08 IP: gespeichert Moderator melden


gute geschichte hoffe du schreibst so schnell weiter
Gruß Christoph
cb2000 träger seit 9.1.01 & Gerecke The Shut - Rondo 2.4.08

Schaut doch mal bei uns vorbei :
Christophs Stahlschmiede www.steelfetish.de
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BlackCoon
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:25.12.21 19:25 IP: gespeichert Moderator melden


Vielen Dank für die Rückmeldung! Ich bemühe mich...

LG, Black Coon
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Rotbart
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:25.12.21 19:30 IP: gespeichert Moderator melden


So genial

wie gerne würde ich auchmal so angezogen werden

Rotbart
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BlackCoon
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:25.12.21 20:07 IP: gespeichert Moderator melden


Guten Abend,

Also ich bin wirklich froh, dass die Story hier bei Euch Anklang findet. Die Rückmeldungen sind sehr motivierend. Das ist intendiert, sich im Kopf zum Beispiel in unsere gute Anna zu versetzen und sich in der Fantasie auch mal "ankleiden" zu lassen. Sobald ich ruhe habe, fange ich Kapitel 6 an. Für Feedbacks, Tipps und Ideen bin ich offen. Muss halt sehen, ob sie in den gesamten Plan passen.

LG und vielen Dank,

Black Coon
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goya
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:26.12.21 00:15 IP: gespeichert Moderator melden


Megastory...

Gefällt mir sehr gut!

Vielen Dank.

Weiter so.... 👍

Viele Grüße

goya
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Rotbart
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:26.12.21 02:01 IP: gespeichert Moderator melden


Zitat
Guten Abend,

Also ich bin wirklich froh, dass die Story hier bei Euch Anklang findet. Die Rückmeldungen sind sehr motivierend. Das ist intendiert, sich im Kopf zum Beispiel in unsere gute Anna zu versetzen und sich in der Fantasie auch mal \"ankleiden\" zu lassen. Sobald ich ruhe habe, fange ich Kapitel 6 an. Für Feedbacks, Tipps und Ideen bin ich offen. Muss halt sehen, ob sie in den gesamten Plan passen.

LG und vielen Dank,

Black Coon


Schön, freut mich zu lesen.

Hm, ich hab zwischendrin darauf gewartet zu lesen das die Damen an der Leine geführt werden die am Halskorsett eingehalten wird

LG, Rotbart
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BlackCoon
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:26.12.21 02:13 IP: gespeichert Moderator melden


Hm. Könnte vielleicht noch passieren

LG, Black Coon
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:26.12.21 03:16 IP: gespeichert Moderator melden


Jetzt hat mich der Schreibwahn heute doch noch gepackt und Ihr bekommt das sechste Kapitel.

LG, Black Coon

Kapitel 6 – ungewohnte Schritte

Karoline stellte sich neben Anna. „Nun bist Du vollständig gebunden und hilflos. Wie eine echte Lady of strict confinement. Du siehst entzückend aus. Herzlichen Glückwunsch!“ Karoline formte einen Kußmund mit ihren Lippen.
Anna schaut Karoline wortlos und leicht ungläubig an. Sie tat sich schwer, eine adäquate Antwort zu formulieren. „Lasst uns darauf ein Glas Champagner trinken,“ schlug die Lady nun vor. Das Dienstmädchen kam mit einem Tablett und zwei Sektgläsern. Sie reichte das eine Glas Karoline und das andere Glas Anna an, welche jeweils einen Schluck nahmen.
Anna war nicht besonders trinkfest, der Champagner kam ihr aber nun gerade recht, um sie innerlich etwas aufzulockern. „Ich bin ja so froh, das Du heute da warst. Was für eine bezaubernde Gesellschaft,“ schwärmte Karoline. Das rührte Anna natürlich: „Es geht mir genau so. Ich freue mich so sehr, Deine Bekanntschaft gemacht zu haben. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder.“
„Wir haben so viel vom Park und so viele Pflanzen noch gar nicht gesehen. Wir haben so viel gemeinsam. Komm doch Samstag Nachmittag zu Kaffee und Kuchen und bleib bis abends zum Dinner. Dann wird William auch da sein. Ich kann es kaum erwarten, Dich vorzustellen. Du kannst nach Ladenschluss kommen. Ist 15:00 in Ordnung für Dich?“
„Klar, das schaffe ich,“ sagte Anna ohne zu zögern, erfreut über die erneute Einladung. Ihr Geschäft schloss Samstags um 13 Uhr. Otto würde erst Montag aus England wiederkommen und ansonsten lagen keinerlei Verpflichtungen an. Sie verspürte den Drang, Karoline in den Arm zu nehmen. Aber das wäre aufgrund des Standesunterschiedes unschicklich gewesen und war jetzt offenkundig unmöglich.
Karoline kam näher heran und gab ihr jeweils einen Kuß links und rechts auf die Wange. „So begrüßen und verabschieden wir uns unter Ladies. Und heute bist Du ja gewissermaßen eine Lady auf Probe,“ erklärte sie mit einem Lächeln.
Anna suchte an der Wand nach einer Uhr. Vergeblich.
„Wir haben viertel vor sechs, gnädige Frau,“ nannte das Dienstmädchen die Uhrzeit, als ob sie Annas Gedanken gelesen hätte. „Ich denke ich sollte langsam nach Hause gehen. Meine Großcousine hält gerade für mich die Stellung und ich will sie nicht ausnutzen.“ „Alles gut. Wir sehen uns doch Samstag schon wieder,“ sagte Karoline mit einem verständnisvoll wirkenden Blick. „Vergesst Eure Handtasche nicht, gnädige Frau,“ warf das Dienstmädchen ein und hängte Anna die kleine Handtasche aus rotem Leder um. Anna hätte sie bei der Intensität der Ereignisse wohl vergessen. Sie bemerkte jedoch sofort, dass sie zu den Farben ihres neuen Aufzug nicht ganz optimal passte.
„Ich begleitete Euch mit zur Tür,“ sagte Karoline und fügte nochmals hinzu, wie schön doch der Nachmittag war. Anna stellte mit Verwunderung fest, dass offenbar keinerlei Anstalten unternommen wurden, sie wieder auszukleiden. Sollte sie protestieren? Karoline würde vielleicht beleidigt sein, dass wollte sie tunlichst vermeiden. Es schien gewünscht zu sein, dass sie den Aufzug weiterhin trug.
„Der Aufzug ist ein Geschenk für Euch,“ klärte die Lady die Situation auf. „Ihr seht so hinreißend aus. Vielleicht solltet Ihr irgendwann das Confinement-Ideal annehmen.“ Die Umstände des Augenblickes und der Wunsch, Karoline zu gefallen, verhinderten erneut eine Diskussion.
„Da fällt mir ein, ich habe da noch etwas für Dich, was ich Dir gerne mitgeben würde.
Hier in Blankenscheidt geht es ja noch. Der Wind, der Park und das Wehberger Holz helfen. William ist aber der Meinung, dass die Luftverschmutzung im Stadtzentrum, vor allem aber drüben in Bergehausen und Kley, wo die ganz großen Hüttenwerke und Kokereien sind, viel zu hoch ist. Er macht sich Sorgen um meine Gesundheit. Bei ihm in der Firma arbeiteten mehrere Leute, welche vorher unter Tage gefahren sind. Sie zeigen eine chronische Erkrankung der Atemwege. Deshalb möchte er, dass ich zukünftig eine Atemschutzmaske trage, wenn ich Richtung Stadtzentrum unterwegs bin. Er sagt, dass ich damit auch Grippe und Tuberkelpilze abwehren kann. Du wohnst doch im Zentrum. Adele, wirst Du bitte Anna die Maske anlegen?“
Das Dienstmädchen holte eine hellblaue Maske, ganz ähnlich einer Chirurgenmaske hervor. Sie strich Annas Haare zurück, und zog die Maske über Annas Mund, Nase und Kinn, sodass sie das Gesicht unterhalb der Augen bedeckte. Anschließend befestigte sie die Maske hinter den Ohren mit dehnbaren Bändern und passte sie danach an der Nase mit einem Metallriemen an. Schließlich strich sie Annas Haare wieder nach vorne.

Danach öffnete Adele die Tür und das Gartentor öffnete sich automatisch. Anna und Karoline verabschiedeten sich nochmals herzlich und tauschten Küsschen auf ihre Wangen aus, was Anna nun wegen der Maske etwas befremdlich vorkam. Dann drehte sich Anna um. Sie stand auf der höchsten Stufe einer niedrigen Treppe zum Vorgarten. Karoline stand noch in der Tür: „Pass mit den Stufen auf. Bis Samstag!“ Anna blickte mit ihren Augen nach unten, sah jedoch nur ihre imposanten, vorstehenden Brüste. Sie musste die Höhe der Stufen abschätzen. Vorsichtig senkte sie zuerst das rechte Bein, dann das linke. Es ging gut und sie schaffte die erste Stufe erfolgreich. Auch anderen Stufen meisterte sie unsicher und langsam, aber ohne zu stürzen. Endlich stand sie auf dem gepflasterten Weg.
Sie hörte die Tür hinter sich schließen. Karoline hatte wohl abwarten wollen, ob es auf der Treppe Probleme geben würde. Nun war sie in ihrem neuen Aufzug erstmals auf sich gestellt. Sie ging Richtung Gartentor, dass noch offen stand.
Annas Absätze klackten mit jedem Schritt. Nach wenigen Metern fiel ihr auf, dass das Gehen anstrengender war. Ihre Brüste hoben und senkten sich besonders deutlich und in hoher Frequenz. Sie rang gierig nach Luft und ihre Maske stülpte sich mit jedem Atemzug ein und aus. Sie war es nicht gewohnt, etwas vor dem Gesicht zu haben, aber es war nun nicht mehr zu ändern.
Sie bog nun aus der Fontanestraße in die Moltkestraße ein. Hier tat sich die nächste Schwierigkeit auf: Sollte sie die Straßenbahn nehmen? Anna war sich nicht sicher, ob sie sie mitnehmen würde. Ihr Fahrschein war in ihrer Handtasche und diese konnte sie nun unmöglich erreichen. Sie könnte einen Passanten fragen, ob er ihr half, aber was sollte er tun? Mit ihr bis zum Domplatz fahren und Ihre Karte die ganze Zeit vorhalten? Sie entschied sich, zu laufen. Normalerweise hätte sie etwa eine halbe Stunde gebraucht, so wie Karoline gestern gesagt hatte.
Doch mit diesen Absätzen und im Korsett, beständig um Atem ringend? Sie war sich nicht sicher und glaubte ohnehin, keine Wahl zu haben. Also klackerte sie die Staße entlang Richtung Zentrum. Noch waren die Bürgersteige sehr wenig frequentiert und die meisten Häuser waren riesige Villen mit großen Gärten, welche teilweise hinter hohen Zäunen mit direkt dahinter liegenden Hecken verborgen waren. Sie beschloss, die Straßenseite zu wechseln.
Auf der rechten Seite wichen die Villen nun allmählich großen Mehrfamilienhäusern, wie die Villen im Stile der Gründerzeit. Man nannte sie Bürgerhäuser, da in ihnen oftmals Ärzte, Lehrer oder Angestellte wohnten, welche sich im Gegensatz zu den Arbeitern eine größere Wohnung mit mehr Komfort leisten konnten. Einzelne Autos standen am Straßenrand. Ein Mann mittleren Alters in einem blauen Anzug mit einer Melone trat aus einer der Haustüren. Er schaute erstaunt und grüßte höflich, indem er seinen Hut anhob und dabei „gnädige Frau“ sagte.
Diese erste Begegnung mit einem Passanten hatte sie überstanden. Sie klackerte und ächzte so zügig wie möglich weiter und saugte die Luft dabei weiterhin gierig durch ihre Maske, welche sich bei jedem Atemzug hin und her bewegte. Auf ihrer Seite der Straße setzten sich die Bürgerhäuser fort, während das Gelände auf der linken Seite anstieg. Hier begann der ausgedehnte Südpark, eine von mehreren grünen Lungen des Steeler Südens. Er lag in seinem Zentrum auf einem Hügel und streckenweise reichte sein Baumbestand bis direkt zur Straße. Im Südpark gab es manche gemähte Wiesen und einen Wasserlauf, wohl wuchsen in seinem Unterholz gepflanzte Rhododendren von teils stattlicher Größe und erheblichen Alters.
Im Wesentlichen war es aber ein Buchenhochwald mit altem, stattlichen Baumbestand, welcher von dem Steeler Unternehmer Karl Friedrich von Dorstfeldt einst vor der Rodung und Überbauung bewahrt worden war. Er hatte den Wald für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und ihn später in die Hände einer Stiftung gelegt, welche an an einigen Stellen Infrastruktur für die Erholung geschaffen hatte und Pflegemaßnahmen durchführte. Im Wesentlichen hatte der Wald aber einen natunahen Charakter bewahrt und unter dem Dach der Buchen standen neben den Rhododendren die urtümlichen Gestalten der Stechpalmen. Anna hätte den Umweg durch den Park gerne genommen, hatte aber zu viel Angst, dort zu stürzen und nicht rechtzeitig gefunden zu werden.

Nachdem sie sich einige weitere Minuten vorwärtsgequält hatte und es unter ihrer Maske zunehmend feuchter wurde, entfernte sich die Straße wieder vom Südpark und auch auf der linken Seite kamen nun Bürgerhäuser. Zuerst waren sie allesamt ziemlich groß, doch zwischendurch gab es bereits in zunehmendem Maße kleinere Gebäude, welche ab und an bereits Ladengeschäfte im Erdgeschoss hatten. In manchen gab es Änderungsschneidereien oder Friseursalons, andere waren als Wohnraum umgenutzt worden und in den Schaufenstern standen Pflanzen und Dekorationsgegenstände. Nachdem auf der rechten Seite eine Baustelle war, wechselte Anna erneut auf die linke. In wenigen hundert Metern ging es erneut rechts hinunter zum Stadtzentrum. Passanten wurden nun häufiger. Anna merkte, dass sie gemustert wurde. Gingen die Leute dichter an ihr vorbei, grüßten sie oft, lupften den Hut oder nickten ihr zu.
Diese Aufmerksamkeit war ihr unangenehm, andererseits half ihr in diesem Falle die Maske, da sie ihr einen großen Teil ihrer Identität nahm. Sie konnte sich ein wenig dahinter verbergen.
Das Blumenmädchen bemerkte, dass es für den Bruchteil einer Sekunde dunkel geworden war und schaute zum Himmel, so gut es mit dem Halskorsett ging. Dort zog ein gewaltiges Luftschiff vorbei. Diese gigantischen, propellergetriebenen Gestalten waren mit Wasserstoff gefüllt und beherrschten den Luftraum Europas. Sie transportierten Menschen und Fracht. Im Ruhrgebiet ballten sich Industrie und Bevölkerung und deswegen gab es gleich mehrere Anlegestellen. An Werktagen war es nicht selten, dass man drei oder vier Luftschiffe gleichzeitig sah, wenn man aufblickte. Solche Titanen der Lüfte waren ein gewohnter Anblick des Industriezeitalters.

Immer wieder musste Anna anhalten, weil das Gehen zunehmend anstrengend wurde. Als sie erneut eine Pause machte und die Luft einsog, sodass sich ihre Maske sehr heftig einstülpte, merkte sie, dass in der Häuserzeile links ein größerer Bereich ausgespart war.
Es war eine Art kleiner Platz mit Bänken und Blumenkübeln. In der Mitte des Platzes befand sich statt eines Springbrunnens oder eines runden Beetes eine seltsame Holzkonstruktion. Das Blumenmädchen rang weiter nach Luft.
„Hey. Ihr seht wirklich toll aus.“ Anna erschrak. Die Anstrengung war offenbar dabei, ihr die Sinne zu trüben. Erst dann merkte sie, dass es sich bei der Konstruktion um einen Pranger aus Holz handelte. Und es war jemand dort eingeschlossen.
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:26.12.21 08:26 IP: gespeichert Moderator melden


Wow, klasse Fortsetzung, Danke.

Oh, es gab in der Zeit noch Pranger? Genial.

Ja, wenn man mal angefangen hat zu schreiben "sprudelt es oft aus einem heraus", kenne ich.

Gruß, Rotbart
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:26.12.21 13:40 IP: gespeichert Moderator melden


Eine kleine Edition zu Kapitel 5: " Ihr aufrechter Kopf wirkte durch deren scheinbares Fehlen nun größer und ihr Hals durch den Schnitt des Halskorsetts enger." Hier muss statt "enger" das Wort "länger" hin. Da habe ich mich aus Versehen verschrieben.

LG, Black Coon
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:26.12.21 17:09 IP: gespeichert Moderator melden


Zitat
Eine kleine Edition zu Kapitel 5: \" Ihr aufrechter Kopf wirkte durch deren scheinbares Fehlen nun größer und ihr Hals durch den Schnitt des Halskorsetts enger.\" Hier muss statt \"enger\" das Wort \"länger\" hin. Da habe ich mich aus Versehen verschrieben.

LG, Black Coon


Ist mir garnicht aufgefallen das da ein Fehler war.

Gruß, Rotbart
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:27.12.21 10:56 IP: gespeichert Moderator melden


Liest sich bis hierher recht interessant.Nun warte ich auf die Fortsetzung dieser Geschichte.
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