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Das Badezimmer
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Datum:01.05.04 19:15 IP: gespeichert
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Das Badezimmer (I)
Voller Stolz zeigte sie ihrer Freundin das renovierte Badezimmer. Alles vom Feinsten und Neuesten. Die große nierenförmige Badewanne, mehr Pool als Wanne, die beiden ausladenden Waschbecken, die dezent leuchtenden Integralstrahler, die ein weiches Licht ohne Schatten warfen, die bis zur Decke gefliesten Wände mit großen Fliesen im warmen Braunton mit weißen mäandernden Streifen, die breitflächigen weißen Bodenfliesen mit unregelmäßig eingesprenkelten Braunflecken, die Dusche hinter Echtglas und daneben die Toilette und das Bidet. Es war ein kleines Gesamtkunstwerk. „Man gönnt sich ja sonst nichts.“ „Ja, wirklich schön. So etwas wünsche ich mir auch. Das war bestimmt nicht billig.“ Eleonore d’Aspin, ihre Freundinnen nannten sie Elly, konnte mit Recht stolz auf dieses Erzeugnis der deutschen Sanitärindustrie sein. Auf ihren vielen dienstlichen Reisen nach Dhubai, Riad, Kairo, Djerba und Marrakesch hatte sie immer wieder festgestellt, wie die führenden deutschen Hersteller in den großen Luxushotels noch vor den Italienern ihre Markenzeichen hinterlassen hatten. Nur die Japaner, so hatte man ihr berichtet, bevorzugten weiterhin ihre Badezimmerkultur, die aber bei den Hoteliers nicht so beliebt war, weil mit Auslandssitten unerfahrene Japaner häufig, wie sie es von daheim gewohnt waren, vorher das ganze Badezimmer unter Wasser setzten. Das fiel ihr jetzt wieder ein, als sie neben ihrer besten Freundin stand. Ihre perfekten Französisch- und Englischkenntnisse machten es ihr leicht, in der international agierenden Sanitärausstattungsfirma schnell Karriere zu machen. Die Tatsache, dass sie eine Frau war, bildete dabei kein Hindernis, weil im arabischen Raum entgegen landläufiger Meinung die Frau die Herrin im Hause der Reichen ist - wenn kein anderer Mann außer ihrem Ehegatten anwesend ist. So konnte sie meistens - sozusagen von Frau zu Frau - die Verkaufsverhandlungen zügig und zumeist einvernehmlich führen. Sie hatte sich nicht träumen lassen, dass sie einmal auf diese Art und Weise ihren Lebensunterhalt verdienen würde. Nach ihrem Studium hatte sie davon geträumt, mit ihren Wirtschafts- und Fremdsprachenkenntnissen in Brüssel bei einer EU-Behörde Karriere machen zu können. Aber sie hatte feststellen müssen, dass die meisten Stellen wie Erbhöfe von den nationalen Parteien nach Parteibuch vergeben wurden. Sie aber hatte sich politisch nie in einer Partei festgelegt, und so war es über mancherlei Umwege gekommen, dass sie viel über das Hotelwesen, speziell über die Badezimmerkultur und nebenbei auch etwas über das arabische Familienleben Bescheid wusste. Auf ihren Reisen hatte sie Anfangskennnisse der arabischen Sprache erworben. Sie achtete dabei sehr darauf, den Kairoer Dialekt zu erlernen, weil dieser als Ausweis für Allgemeinbildung und Weltläufigkeit in der arabischen Welt galt. Von den europäischen Sprachen lernte sie außerdem das Spanische und das Italienische, teils aus geschäftlichen, teils aus rein privaten Gründen, allerdings war sie aus Zeitgründen noch nicht viel über ein Beginner-Zertifikat hinausgekommen. Sie war jetzt nicht mehr die Jüngste, ledig und recht zufrieden mit ihrem beruflichen und privaten Dasein. Freudinnen stellten schon mal in ihrer Gegenwart offene Fragen, ob sie sich denn nicht einen Ehemann und Kinder wünsche. Elly hatte bei solchen Fragen immer gelacht. Insgeheim hatte sie dann für sich gedacht, dass das noch Zeit habe. Jetzt aber, mit ihren 31 Jahren, hatte sie schon ein paarmal feststellen müssen, dass Kandidaten, die ernsthaft in ihr Kalkül gepasst hätten, bereits verheiratet waren. Die Auswahl an zu ihr passenden Lebensgefährten wurde nicht größer, eher kleiner. „Ach, weißt du, so teuer nun auch wieder nicht. Du kannst dir ja denken, dass ich das Meiste viel billiger bekommen habe. So, wie Kirchenmitarbeiterinnen den kirchlichen Segen umsonst bekommen, bekomme ich eben eine Badewanne umsonst“, scherzte sie. „Und was ist das da?“ fragte die Freundin. „Das ist ein kleines Kunstwerk, auf das ich besonders stolz bin.“ Elly machte ein paar Schritte auf das „Kunstwerk“ zu, um es der Freundin en detail zu erläutern.
Das Badezimmer (II)
„Das habe ich bei einem Künstler nach meinen Vorstellungen in Auftrag gegeben. Ist sozusagen ein Unikat, verstehst du?“ „Und was soll das sein? So etwas habe ich ja noch nie gesehen.“ „Was meinst du? Lass doch mal hören!“ Elly spannte ihre Freundin mit großem Behagen auf die Folter. Sie stand jetzt direkt neben dem „Kunstwerk“ und lehnte ihren linken Arm auf den oberen Abschluss desselben. Die Freundin schaute genauer hin. „Ein Stahlgestänge, das den Außenmaßen einer menschlichen Figur nachempfunden ist. Aber hier, da fehlt der Kopf. Das hier oben ist der rechte Arm, da unten der linke. Das rechte Bein ist nach hinten angewinkelt, er steht wie eine Ballerina nur auf den linken Zehenspitzen. Der Korpus selber ist sehr realistisch der Natur nachempfunden, ja wirklich, fast keine Taille, aber ziemlich schlank und muskulös, ein Mann, aber ohne - du weißt schon. Alles in allem: ein männlicher Torso ohne Kopf und ohne Geschlechtsteile. Wie bist du denn auf so etwas gekommen, Elly? Wozu soll der gut sein, im Badezimmer?“ Elly schmunzelte. „Hat keinen bestimmten Zweck. Ist eben nur ein Kunstwerk, l’art pour l’art.“ „Schön und gut, aber warum gerade im Badezimmer?“ Die Freundin überlegte erneut. „Ich gebe zu, diese Nachmodellierung der äußeren Hülle eines Mannes aus silbern glänzenden Stahlstangen passt schon ins Badezimmer.“ Sie befühlte die Stahlstangen und ließ ihre rechten Finger über die runden Windungen entlang gleiten. Da, wo eine Stange mit einer anderen verschweißt worden war, war die Schweißnaht sorgfältig angefeilt worden, so dass die Freundin nichts Raues spürte. „Fühlt sich schön an, so glatt und kalt“, bemerkte sie. „Ich würde das Kunstwerk missbrauchen“, sagte sie abschließend und lachte dabei. „So? Wie denn?“ „Ich würde meinen Bademantel drüberhängen oder schnell meine Unterwäsche, bevor ich duschen würde. So eine Art wunderschöner Kleiderständer. Da wäre ich ganz praktisch veranlagt, Kunstwerk hin - Kunstwerk her.“ „Nehme ich dir gar nicht übel“, entgegnete Elly. „Wahre Kunstwerke erfüllen eben auch praktische Zwecke.“ Sie widersprach damit zwar ihrer Aussage, dass die Kunst nur um ihrer selbst willen da sei, aber sie wollte ihre praktisch veranlagte Freundin nicht brüskieren. „Ich habe sie bei einen Künstler in Italien, irgendwo in einem kleinen Ort in der Toskana, machen lassen. Vorher hatte ich mir die genauen Maße und Proportionen im Palazzo del Bargello in Florenz ausgesucht und die Figur, die als Vorbild in Frage kam, fotografiert. Ich habe sie allerdings in den Proportionen gegenüber dem Original vergrößern lassen.“ Die Freundin, die nicht wusste, worauf Elly anspielte, nahm es stumm zur Kenntnis. „Und - war es teuer?“ Ihr Sinn stand mehr aufs Praktische. „Billig nicht gerade.“ „Eine Frage hast du mir aber noch nicht beantwortet.“ „Und die wäre?“ „Warum gerade im Badezimmer? Ich meine, die Figur würde genauso ins Wohnzimmer passen oder in den Flur. Der ist doch so schön groß.“ „Ach so, ja“, beeilte sich Elly zu erklären. „das ist nichtrostender Stahl, also kommt das nasse Badezimmer schon mal in Frage. Außerdem kam es zeitlich so gut hin, beides war zur gleichen Zeit fertig. Da habe ich ohne große Überlegung eben das Badezimmer ganz neu eingerichtet.“ Die Freundin war damit zufrieden, und beide Frauen verließen das Badezimmer und begaben sich in den Wintergarten, wo schon der Oleander blühte.
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Re: Das Badezimmer
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Datum:01.05.04 19:18 IP: gespeichert
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Das Badezimmer (III)
Nachdem die Freundin gegangen war, ging Elly in ihr neues Badezimmer, zog sich aus und duschte. Danach kleidete sie sich sorgfältig für den Abend an. Ihre braunen Haare mit schönen naturblonden Streifen dazwischen knotete sie hoch, was ihrem schmalen, vornehmen Gesicht einen aparten Gesamteindruck verlieh. Ihre smaragdgrüne Dessouswäsche war sorgfältig ausgesucht und tipptopp. Ihre Kleidung war nicht extravagant, aber man sah ihr die Herkunft aus einer teuren Boutique an. Dann schminkte sie sich. Mit wenigen Strichen betonte sie ihre dunklen Augenbrauen, tuschte die Wimpern an, malte ihre vollen, sinnlich wirkenden Lippen an und legte abschließend dezent etwas Rouge auf ihre Wangen. Das Schminken ging flott, gehörte es doch quasi schon zu ihren dienstlichen Tätigkeiten, wenn sie auf Auslandsreisen zu geschäftlichen Verabredungen ging. Routine, dachte sie. Als sie fast ausgehfertig war, zog sie bequeme Straßenschuhe an. Die rote Schuhe mit hohen Absätzen verstaute sie in der großen modischen Umhängetasche, in der sie neben den typisch weiblichen Accessoires auch eine täuschend echt wirkende Gaspistole zu ihrer eigenen Sicherheit aufbewahrte. Sie besaß eine Waffenbesitzkarte, die sie für ihre vielen dienstlichen Reisen mit abendlichen Fahrten zurück in Hotels in fremden Städten beantragt hatte. Sie rief ein Taxiunternehmen an und trank, während sie wartete, ein Glas Milch.
Das Taxi kam nach zehn Minuten. Sie nannte dem Fahrer ihr erstes Ziel, den östlichen Beginn der großen Fußgängerzone. Als sie bezahlt hatte und ausgestiegen war, ging sie von dort aus das letzte Stück zu Fuß in die „Nachrichtenbörse“, wo sie ein leichtes, frühes Abendessen einnahm. Sie bemerkte, dass sie die anerkennenden Blicke der anwesenden Männer auf sich zog, die seufzend annahmen, dass sie nicht lange auf ihren Freund oder Ehemann, mit dem sie sich wohl verabredet habe, würde warten müssen. Sie freute sich über ihre Anziehungskraft und gab durch winzig kleine Gesten - ein Blick hier, der eine Zehntelsekunde länger dauerte, oder da ein leichtes Lächeln - zu erkennen, dass sie ebenfalls bereit war, zu flirten. Sie behielt die Initiative in der Hand. Wenn sie nichts beabsichtigte, schaute sie demonstrativ in die Speisekarte oder plauderte mit dem Kellner, der sie schon gut kannte.
Nach dem Abendessen steuerte sie den nächsten Taxistand an und ließ sich zum „Penta“ bringen, wo sie im Vorraum der Damentoilette in ihre hochhackigen Schuhe schlüpfte. Dann ließ sie sich im Foyer auf einem kurzen Chaiselongue mit Blick auf den Eingang und die Hotelbar nieder und bestellte sich einen alkoholfreien Cocktail. Sie genoss diese Zeitspanne zwischen dem Noch-Tag und der noch nicht begonnenen Nacht. Sie hatte ein geübtes Auge für diejenigen, die in Frage kamen. Natürlich konnte es passieren, dass sie sich hinsichtlich der Verfassung eines Neuen verschätzte. Das Wichtigste heute abend war die richtige Größe des Herrn.
Als sie im Hotelfoyer nichts Passendes unter den vorübereilenden Männern oder den an der Hotelbar verweilenden erspähte, verlegte sie ihren Aufenthaltsort im Laufe des frühen Abends in eine nicht weit entfernte überdachte Einkaufsgalerie, wo sie von offenen Cafés aus ein hervorragendes Jagdrevier beobachten konnte. Sie spähte nach einem Wunschkandidaten aus. Normalerweise konnte sie an diesem sehr belebten Ort mit einem Opfer rechnen. Aber vielleicht lag es am wechselhaften Wetter oder am Wochentag oder am ungünstigen Zufall, dass sie gegen 22 Uhr noch ohne Begleitung war. Sie ging sie in eine nicht weit entfernte, bekannte Nobeldiskothek, wo sie vom Türsteher aufgrund ihres tadellosen Aussehens und ihrer Kleidung nach dem letzten Schrei durchgewunken wurde. Hier war die Auswahl quantitativ ungleich größer als im Hotelfoyer und in der Einkaufsgalerie, aber die meisten männlichen Gäste waren unter dreißig, was nicht gerade das war, was sie gesucht hatte. Rein körperlich besehen kamen diese jungen Kerle zwar, wie sie meinte, in Frage, aber sie hatte bei genauerem Hinsehen doch immer das Gefühl, dass diese männlichen Wesen ihrem Intellekt und ihrem speziellen Interesse wohl nicht entsprechen würden. Sie wusste aus Erfahrung, dass diese Typen den einfachen, schnellen Sex bevorzugten, aber das war heute abend nicht das, was sie suchte. Sie wollte keinen Quicky, sie sehnte sich nach Körper, Kunst und Geist, verbunden durch eine einzigartige Kombination. Dazu musste sie erst einmal jemanden finden, der Körper und Geist mitbrachte. Für die Kunst würde sie dann sorgen.
Das Badezimmer (IV)
Kurz nach Mitternacht. Stimmung und Lautstärke in der Diskothek steigen höher und höher auf der nach oben hin offenen Skala. Der Diskjockey hantiert routiniert lässig in seinem Revier an den verschiedenen Geräten. Sein Blick hängt am Monitor, seine linke Hand steuert das Mischpult, mit der rechten fieselt er neue CD in den CD-Wechsler, während seine Lippen eine Liebeserklärung an den Interpreten in das Mikrofon der Sprechanlage schmatzen. Die Lichtorgel greift mit ihren Klauenfingern gierig nach der zuckenden, sich windenden, drehenden und wippenden Masse Mensch, deren Gesichter die ganze Farbskala rauf und runter durchflackern. Ihre Münder klappen dann und wann lautlos auf, wenn sie gegen den Höllenlärm anschreien wollen. Der Partner oder die Partnerin windet sich weiter und anstelle einer Antwort stößt er bzw. sie hektisch das Becken vor und zurück. An der Decke hängt in einem überdimensionalen Vogelkäfig die anbetungswürdige halbnackte Hohepriesterin der Nacht und wackelt wie irrsinnig mit ihren geilen Titten und Arschbacken. Ihre Verrenkungen peitschen die Irrsinnigen zu ihren Füßen zu noch größerer Ekstase an. Das Opferfest steht kurz vor dem Höhepunkt, die Masse erstarrt für einen kurzen Augenblick in ängstlicher Lähmung, als die Musik aussetzt, um dann erlöst und aufschreiend das Blut der neu einsetzenden Musik gierig aufzuschlürfen. Am Tresen im Hintergrund lümmelt sich eine Gruppe von männlichen Apostaten, die sich hartnäckig von diesem Opferschlachtfest fernhalten. Sie krallen sich an ihren Biergläsern fest, die linke Hand lässig in den Tiefen ihrer Hosentasche versteckt. Sie huldigen einem anderen Gott, der in Form eines Bierzapfhahns über dem Tresen thront. Zwischen der tanzenden und der schluckenden Menge wieseln geschäftig die einheitlich gekleideten Dienerinnen und Diener des schnöden Mammons umher und sorgen gegen satte Preise für das leiblich Wohlergehen der zahlenden Gäste. Der Rubel rollt, und die Nacht ist noch lange nicht um.
Elly beobachtet von einer erhöhten Empore aus den Tanz um das goldene Kalb. Aufmerksam mustert sie die Körper der männlichen Teilnehmer. Hartnäckig widersteht sie den vielen Aufforderungen, sich in das Gewimmel unter ihr zu stürzen. Da endlich bleibt ihr Blick an einem männlichen Besucher ohne weibliche Begleitung haften. Schwarze Haare, guter Gesamteindruck. Sie schätzt ihn auf Ende zwanzig, Größe ca. einsfünfundsiebzig, BMI vielleicht 22. Wie ein Raubvogel lässt sie ihn nicht mehr aus den Augen, verfolgt ihn, wie er sich unter die Gruppe der Apostaten mischt und ein Bier ordert. Später ist er wieder im Getümmel unter der Hohepriesterin verschwunden, aber Elly spürt, dass er ihr nicht entkommen wird. Wie zufällig bewegt sie sich in Richtung der Tanzfläche, schreitet lässig die paar Treppenstufen hinunter und nimmt ein Bad in der schwitzenden, lärmenden, zuckenden Menge. Wie zufällig schwimmt sie im Strom der Menschenleiber in die Nähe ihres Opfers und betört ihn mit aufreizenden Bewegungen und verführerischem Lächeln. Dann schnappt sie zu. Er hat angebissen und folgt ihr stumm über die Tanzfläche, bis sie andeutet, dass sie eine Pause einlegen möchte. Vor dem Gläserregal lässt sie sich zu einem Drink einladen. Er bezahlt.
„Hi, hab dich hier noch nie gesehen.“ „Bin neu in der Stadt.“ „Und was machst du? Ich mein, studierst du noch?“ „Nein, hab grade meine erste Stellung angetreten, als SAP-Berater bei Herbakon-Pharma. Und du?“ „Verkaufe komplette Badezimmereinrichtungen an Hotels im Nahen Osten.“ Wegen der Lautstärke muss sie fast brüllen. Die Kommunikation ist eingeschränkt. „Gefällt es dir?“ fragt sie. „Kann ich noch nicht sagen. Hab fast noch nichts gesehen.“ Er meint die Stadt. „Haste schon eine Wohnung?“ Nein. Ich wohne provisorisch bei einem Freund. Ich suche noch.“ „Wo ist dein Freund eigentlich?“ „Nicht da, auf einer Fortbildungsveranstaltung.“ „Dann biste ja ganz allein heute nacht. Du Ärmster!“ bemerkt sie und schaut dabei tief in seine Augen. Er beißt zum zweiten Mal an. „Sag mal, wie heißt du eigentlich?“ „Martin, Martin Rebbot.“ „Eleonore, aber sag gleich Elly zu mir.“ Elly geht in den Flur, telefoniert nach einem Taxi für zwei und kehrt zurück. Martin trinkt seinen Drink aus und schaut Elly an. „Und?“ fragt er. „Warten“, antwortet sie, „die Taxe kommt in fünf Minuten.“
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Re: Das Badezimmer
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Datum:01.05.04 19:29 IP: gespeichert
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Das Badezimmer (V)
Im Taxi herrschte erst mal Schweigen, nachdem Elly ihre Adresse genannt hatte. Martin fragte sich, ob er sich nicht zu schnell auf ein kurzes Abenteuer eingelassen hatte. Andererseits, wenn er Elly aus den Augenwinkeln betrachtete und ihr verführerisches Parfüm roch, dann wischte er diese kurzen Momente des nüchternen Verstandes beiseite. Morgen war sowieso Samstag, so dass er wegen der Firma keine Rücksicht auf seine Konstitution zu nehmen brauchte. Er konnte es sich nicht leisten, in seiner Probezeit in der Firma durch Zuspätkommen oder Unausgeschlafenheit aufzufallen.
Das Taxi hielt, Elly bezahlte, und beide stiegen aus. „Da lang“, sagte Elly, zeigte auf einzeln stehendes Einfamilienhaus mit Wintergarten und ging voraus. Die Außenleuchte schaltete sich automatisch ein und beleuchtete den schmalen, gepflegten Vorgarten, als sie sich der Haustür näherten. Elly schloss geräuschvoll auf, denn einen Mitbewohner, der geweckt werden könnte, gab es nicht. Die nächsten beiden Häuser zur Linken und Rechten standen ziemlich weit weg. Elly führte ihn ins große Wohnzimmer und ging zum CD-Spieler. „Hast du einen besonderen Wunsch?“ „Hm, Shakira Live vielleicht? Elly suchte die CD heraus und legte auf. Aus den versteckten Boxen erklang kurz darauf die Stimme Shakiras „Möchtest du etwas trinken? Ein Glas Bier oder lieber einen Drink?“ „Ich weiß nicht recht ... Mach du die Entscheidung.“ „Okay.“ Elly stöckelte in die Küche, und Martin hörte sie kurz darauf mit einem Shaker hantieren. Mit einem Tablett, auf dem zwei Gläser standen, balancierte ins Wohnzimmer zurück, stellte beide auf dem niedrigen Tisch ab, nahm ihr Glas und lächelte Martin an. „Ein Egg-Nogg.“ Martin, der nicht wusste, was ein Egg-Nogg war, zog die Augenbrauen fragend hoch und saugte dann langsam mit dem Trinkhalm die hellbraune Flüssigkeit hoch, auf der sich oben eine weiße Schaumkrone gebildet hatte. „Nicht schlecht“, sagte er, nachdem er den Trinkhalm losgelassen hatte. „Hmm, schmeckt ja immer besser“, setzte er hinzu, als er die Wirkung des Weinbrands spürte. Elly klärte ihn auf: „Eiswürfel, Eigelb, Puderzucker, ein Weinbrand. Gut geschüttelt, nicht gerührt! Mit Milch auffüllen und oben kommt eine Prise geriebene Muskatnuss drauf. Ein richtiger Muntermacher.“ Sie setzte ihr Glas ab, ging zu Martin, beugte sich seitlich über ihn, steckte seinen Trinkhalm in ihren Mund, saugte und ließ ihre Augen über seine schmalgliedrigen Finger gleiten. Martin gefiel ihr, seine zurückhaltende Art zu reden, sein schlanker Körper und sein jugendliches Gesicht. Sie entschloss sich, auch seine weiteren Fähigkeiten zu testen. Sie setzte ab und lächelte ihn an. Martin umarmte ihre Schultern, zog sie sanft zu sich heran und gab ihr den ersten Kuss, dem ein zweiter folgte, dann ein dritter, dann ganz viele, die zu einem einzigen verschmolzen. Als sie voneinander ließen, holten beide tief Luft und pusteten sie hörbar wieder aus. „Puuh“, sagte Martin atemlos, „ich glaube, ich ...“ „Still“, antwortete sie, „ich weiß.“ Sie löste sich ganz von ihm, setzte sich in einen Sessel und streifte die unbequemen hochhackigen Schuhe aus, die sie noch immer angehabt hatte. Dann streckte sie ihr linkes Bein und fuhr mit beiden Händen über ihre schlanken Fesseln. Martin schaute nicht mehr hin, er stierte. „Was schaust du so?“ fragte sie. „Weißt du nicht, was du zu tun hast?“
Das Badezimmer (VI)
„Natürlich, Elly.“ Martin stand elastisch auf und faltete sich anschließend in einer einzigen geschmeidigen Bewegung zu einem Schneidersitz zusammen, fasste mit beiden Händen ihre Fußsohlen, hob sie leicht an, beugte sich vor und küsste sachte ihre Zehenspitzen. Dann griff er mit der linken ihre rechte Ferse, hob sie leicht an und begann, mit der rechten ihren Fuß und den Unterschenkel zu massieren. Er sagte nichts, schaute ernst nach oben und bemerkte an ihrem Gesichtsausdruck, dass es ihr wunderbar gefiel. Dann nahm er sich ihren linken Fuß und den linken Unterschenkel vor. Elly hatte in diesem Augenblick das Gefühl, dass sie ihn noch weiter testen könnte, ohne ihn vor den Kopf zu stoßen. Sie meinte annehmen zu dürfen, dass Martin aufmerksam und vielleicht auch devot sei. Martin war im Begriff, die Idealvorstellung in Ellys Kopf von einem männlichen Wesen einzunehmen. Die Selbstverständlichkeit nämlich, mit der er die Haltung zu ihren Füßen eingenommen hatte, um sie zu massieren, fand sie sehr vielversprechend. Er unterschied sich von den meisten anderen jungen Burschen, die immer nur an das eine dachten und das sofort. „Machst du das immer so bei Frauen?“ „Ich weiß eben, was sich gehört“, antwortete er mit einer Spur Selbstironie und Elly wusste nicht, ob er ihr etwas vorgaukelte. „Hast du das schon mal gemacht?“ „Nein, da war es immer anders. Vorhin aber hatte ich das Gefühl, als hättest du mir eine stumme Aufforderung gegeben. Und wenn ich offen bin: Es geht mir sehr gut, wenn es dir gut tut. Jetzt möchte ich zum Beispiel nichts anderes tun, als deine Füße zu verwöhnen.“ Er massierte weiter und bedeckte zwischendurch Zehen, Fußfrist und Knöchel mit angedeuteten Küssen. „Dann weißt du also, dass es Frauen gibt, die sich von ihren Männern gerne verwöhnen lassen?“ „Das ist doch selbstverständlich.“ „Nein, ich meine, noch mehr: Männer, die alles tun, was die Frau verlangt, und das gerne und ohne Widerrede. Männer, die nichts verlangen, außer sich ganz der Frau widmen zu dürfen.“ „Ich habe davon gehört.“ Martin hatte nicht nur davon gehört, sondern so etwas auch manchmal in sich verspürt. Seine bisherigen Frauenbekanntschaften waren aber entweder nach den traditionellen Rollenmuster abgelaufen, in dem der Mann die Initiiative übernimmt, oder waren schnelle One-Night-Stands gewesen, nach denen man sich am anderen Morgen sagte, dass das Frühstück ganz toll schmecke. Er hatte jene Spielart der Zuwendung, die Elly ansprach, noch nie ausprobiert.
„Dann möchte ich jetzt, dass du mir die Strümpfe ausziehst.“ Elly erhob sich aus dem Sessel. Martin richtete sich auf, kniete sich hin und streifte Ellys Kleid nach oben über die Oberschenkel, bis der smaragdgrüne Strumpfhalter über dem gleichfarbigen Slip sichtbar wurde. Flink und mit geschickten Fingern löste Martin beide Strümpfe und zog sie über die Füße von ihren Beinen. „Was für tolle Beine du hast“, flüsterte er und streichelte sie zärtlich von oben nach unten und von unten nach oben. Elly griff mit beiden Händen fest in sein schönes, dichtes Haar und zauste es wild durcheinander. „Mehr“, stöhnte sie, „mehr!“ Martin intensivierte sein Streicheln, Wenn er oben war, vergaß er auch ihren schönen runden Popo nicht, indem er seine Hände unter ihr Kleid schob. Dabei drückte er ihren Unterleib nach vorne, bis er sein Gesicht berührte. Betörend intensiv nahm er ihren Parfümgeruch wahr. Elly ließ ihn eine Weile gewähren, bis er sich wie ein Hund an den Duft seines Frauchens gewöhnt hatte. Dann fasste sie ihn sanft an beiden Schultern. „Komm, steh auf!“ Sie nahm ihn mit in ihr Badezimmer.
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Sklavenhalter
Kreativer Blechbau ... ;-)
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Re: Das Badezimmer
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Datum:02.05.04 01:35 IP: gespeichert
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Nach längerer, stressbedingter Unterbrechung mal wieder ein Kommentar von mir. Die Geschichte fordert es einfach heraus: SCHÖÖÖN!! Weiter so! Was brauchste ne Sig, wenn du ne Werkstatt hast?
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Re: Das Badezimmer
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Datum:02.05.04 08:09 IP: gespeichert
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Hi Fabian,
wahrlich spannend geschrieben. Warum heißt die Geschichte wohl „Das Badezimmer“?
Gruß Pb
PS. Eine Regel lautet, erfülle einer Frau niemals den Wunsch nach einer Fußmassage. Männer die das ein mal machen, werden niemals wieder als Sexualpartner ernst genommen, sondern lediglich noch als Physiotherapeuten. (Diese Nachricht wurde am 02.05.04 um 08:09 von Pobärchen geändert.)
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Re: Das Badezimmer
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Datum:02.05.04 20:44 IP: gespeichert
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Was mir total gut gefällt, Fabian, ist, wieviel Zeit Du der Geschichte läßt, sich zu entwickeln. Das merkt man ihr an der Erzählqualität auch an, da sind so viele liebevoll geschilderte Einzelheiten!
Jetzt widerspreche ich mir natürlich sofort selber, wenn ich ungeduldig quengle: "ach komm, jetzt schreib och noch ein bisschen weiter... *gg.
Lieber Gruß
ChariSMa
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Re: Das Badezimmer
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Datum:03.05.04 07:37 IP: gespeichert
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Hi Fabian,
also doch Physiotherapeut und nicht Sexualpartner. Martin hätte sie in den Arm nehmen und ihr: „Apri le gambe! Spread your legs! Ecarte les jambes!" und im Sinne der Osterweiterung der EU noch "Roztáhni noby!“ ins Ohr flüstern sollen.
Aber wieso heißt die Story „Das Badezimmer“
Gruß Pb (Diese Nachricht wurde am 03.05.04 um 07:37 von Pobärchen geändert.)
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Billyboy |
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Staff-Member
Wo ist denn das blöde Lichtschwert wieder? Ich verlege das immer und muss dann mit dem Feuerzeug kämpfen!!!
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Re: Das Badezimmer
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Datum:03.05.04 14:55 IP: gespeichert
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Hmmmm welchen Zweck hat wohl diese ominöse Skulptur? Passt da vielleicht ein Kerl rein? So wie ne eiserne Jungfrau nur ohne Spitzen innen? *grübel* Na wir werden es lesen denke ich.
cu Tom Remember yesterday, think about tomorrow but live today!!!
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Re: Das Badezimmer
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Datum:04.05.04 00:24 IP: gespeichert
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Das Badezimmer (VIII)
Am anderen Morgen war Elly zuerst auf den Beinen, wusch sich im Badezimmer und zog einen Morgenrock an. Dann ging sie zur Haustür, schloss auf und nahm die frischen Bauernbrötchen auf, die in einer Tüte vor der Haustür lagen. Aus dem Briefkasten fischte sie die Tageszeitung. Sie freute sich auf ein schönes, geruhsames Frühstück. Etwas essen, etwas lesen, etwas quatschen und gemeinsam überlegen, wie es mit Martin weitergehen sollte. Martin schlief noch, was angesichts des Umstands, dass es schon nach drei Uhr morgens gewesen war, als sie schlafen gingen, ganz normal war. Außerdem war Samstag. Elly ließ sich und Martin jede Zeit. Irgendwann wird ihn der Kaffeeduft schon wecken, dachte sie. Sie blätterte in der Tageszeitung, überflog die 1. Seite, las im Lokalteil, las die Nachrichten aus aller Welt und suchte im Börsenteil nach ihrem Investmentfond. Außerdem interessierten sie ein paar Aktien. Reicher war sie nicht geworden, aber sie sah das relativ gelassen, denn sie plante langfristig. Kurzfristig, dachte sie, musste sie jetzt entscheiden, wie es mit Martin weitergehen sollte. Wenn sie sich weiter mit ihm einließ, wollte sie, dass er sie zu ihren Bedingungen lieben solle. Die allerersten Streichelübungen heute nacht im Wohnzimmer waren vielversprechend abgelaufen, dachte sie. Normalen, guten Sex könnte sie mit fast jeden anderen jungen Mann haben. Sie brauchte etwas mehr und wollte herausfinden, ob Martin dafür tauglich war. Noch heute abend wollte sie Bescheid wissen! Sie blätterte weiter zur letzten Seite und las die Wettervorhersage. Regen, viel Regen, war angesagt.
„Morgn.“ „Halloo, gut ausgeschlafen?“ Ellys Stimme war voller guter Morgenlaune. Statt einer Antwort ging Martin zum Kühlschrank. „Ich brauch was Kaltes.“ Elly schaute indigniert und dachte, dass sie den erst noch erziehen müsste oder vielleicht gleich zum Mond schicken sollte. Martin hatte eine Flasche kalten Mineralwassers im Seitenfach gefunden, drehte sich um und knallte mit dem Fußabsatz die Kühlschranktür zu. Sie stellte ihm ein leeres Glas hin, das er sich voll goss und in zwei großen Schlücken leertrank. „Aaah“, stöhnte er befriedigt. Danach rülpste er. Die Kohlensäure kam wieder hoch. „Ich habe dich etwas gefragt!“ „Tschuldige, hab nicht genau hingehört.“ Sie wiederholte ihre Frage. Er wollte sie küssen, aber sie schüttelte ihn ab. „Du solltest vorher Zähne putzen. Zahncreme und neue Zahnbürste liegen für dich im Badezimmer. Das linke Waschbecken.“ „Okay, okay.“ Martin verschwand notgedrungen ins Badezimmer. Wie sie das hasste! Erst diese schlechten Manieren und dann das gestöhnte „okay. okay“. Das klang immer so nach: „Hast ja recht, aber jetzt gib endlich Ruhe, du altmodische Klucke“. Elly hatte ein gutes Gedächtnis für solche Ungezogenheiten, Martin kam nach einer Viertelstunde zurück, angezogen und gekämmt. Kurze dunkle Bartsprossen umrahmten den Mund und bevölkerten das Kinn. „Bitte setz dich und frühstücke mit mir! Kaffee?“ „Ja, gern!“ Sein Ton klang höflicher als vorhin. Er schnitt ein Brötchen entzwei und belegte beide Hälften mit Käse. Er aß, schaute sie dabei an und druckste herum. „Möchtest du etwas sagen?“ „Elly, ich bin nun mal ein Morgenmuffel, entschuldige mein Verhalten von vorhin.“ „Da gibt es nichts zu entschuldigen. Wenn du nicht einmal solche Kleinigkeiten in den Griff bekommst, wie willst du das bei den großen schaffen? Ich bin sehr enttäuscht von dir, dass dir deine Morgenstimmung wichtiger ist als gute Manieren. Wenn du gefrühstückt hast, kannst du meinetwegen gehen. Ich lasse dir ein Taxi kommen.“ Martin vergaß vor lauter Staunen das Kauen. Das hatte er noch nie am Morgen danach erlebt, dass das Mädchen Wert auf Etikette legte. Es ging immer locker und ungezwungen zu. Muffeleien am Morgen galten sogar als cool. Von Machomanieren ließ sich keine mehr beeindrucken, weder positiv noch negativ. Bei der hier schien ein anderer Zeitgeist zu Hause zu sein. Martin beschloss, sich an die gute Seite seiner Kinderstube zu erinnern. „Das kann doch nicht dein Ernst sein, Elly. Wenn es mehr ist als mein schlechtes Benehmen vorhin, dann, bitte, sag es mir. Ich will versuchen, mich zu ändern.“ „Also, ich weiß nicht, ob ich dich nicht sofort wegschicken sollte“, begann Elly auf seine Bitte einzugehen. Es war ihr wichtiger, die harten Entscheidungen ganz am Anfang einer Beziehung zu fällen. „So ein Versuch der Besserung, das sagt sich so leicht. Woher weiß ich, dass du es wirklich ernst damit meinst? Ich müsste einen sichtbaren Beweis haben!“ „Soll ich etwa auf die Knie fallen und inständig um Vergebung bitten?“ Elly dachte: „Ja, genau das“, aber laut sagte sie: „Ich habe die Ironie deiner Übertreibung deutlich herausgehört. Ich werde noch darauf zurückkommen.“ Man konnte nicht heraushören, ob sie den Kniefall oder die Frechheit, die in der Ironie lag, meinte. „Außerdem weiß ich auch gar nicht, ob wir intellektuell ...“, sie verbesserte sich, „bildungsmäßig zusammenpassen. Ich weiß, dass du Informatiker bist, du weißt, womit ich meine Brötchen verdiene. Wir haben beide studiert, aber was weiß ich sonst noch von dir? Mir wäre es zum Beispiel wichtig, mich mit einem Mann über Literatur, Kunst und über Reisen unterhalten zu können. Kennst du zum Beispiel Elisabeth Plessen?“ „Nie gehört.“ „Oder Bernhard Schlink?“ Martins Gesicht hellte sich auf, denn den Namen hatte er schon mal gehört. Er kam sich vor wie bei „Wer wird Millionär, nur dass vor ihm nicht Günther Jauch saß, sondern Elly, die er liebend gern bumsen wollte. Schlimm war nur, dass weder ein Publikum noch die Großmutter als Joker zur Verfügung standen. Nur den 50:50-Joker konnte er ziehen. „Darf ich raten?“ „Aber nur einmal.“ „Hat Bernhard Schlink nicht in den 90er Jahren einen Bestseller geschrieben?“ „Richtig und weiter? Worum ging‘s dabei?“ „Äh, ich glaube, es ging um eine ehemalige KZ-Wärterin, die mit einem Minderjährigen Geschlechtsverkehr hat.“ Martin schlug sich wacker, wie er meinte, und Elly dachte, dass Martin entwicklungs- und lernfähig sei. Sie wechselte das Thema. „Sagt dir der Ausdruck l’art pour l’art etwas?“ Martin hatte auf dem Gymnasium vier Jahre Französisch gehabt. Er kannte den Ausdruck als solchen zwar nicht, aber übersetzte richtig „Kunst für die Kunst“ und redete etwas drumherum, aber letztlich nicht falsch. „Am liebsten fahre ich im Urlaub nach Italien“, meinte Elly, „und du?“ „War einmal auf Ibiza, dann ein anderes Mal auf Gran Canaria, aber weißt du, als Student ...“ „Ja, ich weiß, da bin ich auch nicht viel gereist. Dienstlich komme ich viel in den Nahen Osten, Kairo ist sehr schön, ich meine die Hotels in der Nähe der Pyramiden. Aber privat fahre ich am liebsten nach Italien. da kann man alles so schön kombinieren: Gutes Essen, Strandurlaub und die vielen Kunstwerke in den Museen. Venedig, Florenz, Siena, Rom, Neapel. Dann fährst du weiter nach Paestum und siehst die erhabenen Tempel in der blühenden Ginsterheide.“ Sie machte eine kurze Pause. Martin sagte nichts. Dann redete sie weiter. „Kennst du Sizilien?“ „Nein“, antwortete Martin, der froh war, etwas zu verneinen, ohne sich zu blamieren, denn schließlich, so dachte er zu Recht, musste man nicht unbedingt auf Sizilien gewesen sein. „Aber den Ätna und die Tempelanlage von Agrigent kenne ich schon von Bildern her. Das soll sehr schön sein.“ Er hatte das Gefühl, zumindest keine weiteren Minuspunkte eingefangen zu haben. Sollte er damit anfangen, mit seinem Informatikwissen zu glänzen? Er kam nicht dazu, weil Elly den Gesprächsfaden nicht abgab. „Agrigent ist gar nichts, nur Ruinen und rundherum alles zugebaut von der örtlichen Baumafia. Aber Segesta muss man gesehen haben, ein einsames Bauwerk für die Ewigkeit, mitten im Mafialand.“ Martin goss sich schon den dritten Kaffee ein und wusste nicht, was gewichtiger wog: die besserwisserische Elly oder die schöne Elly. Er entschied sich dafür, die besserwisserische ohne Klage zu ertragen und die schöne sprachlos anzuschauen. „Komm, ich zeig dir mal etwas!“ Elly stand auf und ging voran ins Badezimmer.
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SteveN |
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Re: Das Badezimmer
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Datum:04.05.04 10:21 IP: gespeichert
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Hallo Fabian !
Eine echt interessante Story, die du uns da hingezaubert hast. Elly liebt die "Reinlichkeit" !
Gruß SteveN
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Re: Das Badezimmer
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Datum:04.05.04 18:49 IP: gespeichert
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Das Badezimmer (IX)
Sie zeigte ihm die Figur, über die schon ihre Freundin gerätselt hatte und die Martin bisher gar nicht beachtet hatte, weil er heute nacht so intensiv nur an Elly interessiert gewesen war. Heute morgen beim Zähneputzen war er noch gar nicht richtig wach gewesen. Martin rätselte, weniger über die Figur als solche, sondern über ihren Gebrauchswert in einem Badezimmer. Als Martin direkt neben der Figur stand, stellte Elly erfreut fest, dass sie gestern abend in der Diskothek richtig geschätzt hatte. „Eine menschliche Figur ohne Kopf, aber mit einem Stab in der linken Hand. Vielleicht als Kleiderständer gedacht. Auf‘m Trödel gekauft?“ Elly musste lachen. „Ganz falsch“, sagte sie, „sie hat was mit Italien zu tun.“ Martin war nicht in der Lage, ihr zu folgen. „Florenz“, ergänzte sie. Bei Martin fiel immer noch nicht der Groschen. „Ein ganz berühmter Künstler hat das Original nach einem antiken Vorbild geschaffen. Das Original steht heute im Palazzo del Bargello in Florenz. Diese Stahlfigur hier ist dem Original von einem Künstler in der Toskana, der seine Kunstwerke zusammenschweißt, nachgebildet worden, nur größer.“ Martin hörte zwar zu, aber verstand nicht. Seine Hände dagegen verstanden, und genauso wie gestern die Freundin, ertastete er die besondere Schönheit dieser stählernen Figur mit seinen Händen. „Der Stab in der Linken“, dabei wies Elly auf die Spitze, „ist der sogenannte Stab des Hermes. Man nennt ihn auch Heroldsstab.“ Jetzt fiel Martin ein, dass er dieses Symbol schon irgendwann einmal, vielleicht auch mehrmals gesehen hatte. Richtig, dachte er, Hermes, der Gott der Diebe und Kaufleute. „Und die Figur, die ihn hält, ist der griechische Gott Hermes.“ „Hermes, der Gott der Wege und der Reisenden, Sohn des Zeus und der Nymphe Maia. Als Götterbote wird er außer mit dem Heroldsstab auch mit Flügelschuhen und mit dem Reisehut dargestellt“, ergänzte Elly. Elly wies auf die Fersen der Figur, die mit je einer großen Vogelfeder geschmückt waren. „Der Stab des Hermes war ursprünglich ein reiner Zauberstab, dessen Berührung Träume, Segen und Reichtum brachte.“ „Kaufleute, das ist mir klar“, sinnierte Martin laut, „aber warum wurde er auch als Gott der Diebe bezeichnet?“ „Aus der Verbindung des wegekundigen Gottes mit seiner Kunst des Findens und Erfindens und dem An-sich-Nehmen eines Fundes entstand der listige Gott der Diebe.“ „Also sind die Diebe kein doppelter Name für Kaufleute?“ „Stimmt“, antwortete Elly, „das sind unabhängige Erklärungen.“ „Und wer hat das Original, ich meine die in dem Museum, für deine Figur geschaffen?“ „Giambologna im Jahre 1580. Zur Zeit der Renaissance.“ „Ja, ich weiß“, fiel Martin ihr ins Wort, „die Zeit der Wiedergeburt der Antike, besser der Wiederentdeckung der antiken Schriften.“ Er war froh, dass Elly ihm nicht alles verdolmetschen musste. Manchmal hatte er im Geschichtsunterricht auf dem Gymnasium aufgepasst. „Warum hat diese Figur keinen Kopf? Vorhin hast du gesagt, die Hermesfigur hätte einen Reisehut gehabt. Hier sehe ich nur ein kreisrundes Loch, wo der Kopf sitzen sollte. Hat dein Geld nicht ausgereicht?“ fragte er ironisch grinsend. „Ich meine, mal gelesen zu haben, dass italienische Künstler, die nach antiken Vorbildern arbeiten, ganz schön teuer sein sollen. Na ja, vielleicht der übliche Touristennepp.“ Elly dachte, dass sie wegen seiner ironischen Sticheleien und frechen Frotzeleien noch ein ernstes Wörtchen mit ihm reden müsste, aber im Augenblick war ihr das nicht so wichtig. „Teuer war sie, stimmt, aber den fehlenden Kopf - weißt du, das war ein besonderer Wunsch von mir. Übrigens fehlt noch etwas, sie ist sozusagen jugendfrei“, schmunzelte sie. Jetzt bemerkte auch Martin, dass die Figur total kastriert war. Dort, wo das Gemächte sein sollte, war nur ein Stahlring, der ein Loch in der äußeren Stahlgerippehülle der Figur bildete. Es kam ihm unwillkürlich in den Sinn, ob Ellys Phantasien von Männern dahin ginge, sie ohne Kopf und Schwanz zu sehen. Aber nein, unmöglich! Dann wäre sie ja pervers. Das konnte er sich bei aller Liebe nicht vorstellen, nicht von Elly, die ihm so konventionell vorkam, wenn er an die Situation heute morgen um drei Uhr zurückdachte. Laut sagte er: „Tja, das ist dann wohl die berühmte künstlerische Freiheit.“ „Eben“, lachte sie, froh, die wahre künstlerische Freiheit nicht erklären zu müssen. „Jetzt will ich mich aber anziehen“, beendete sie die Unterweisung in Sachen Kunst. „Du kannst ja mal in die Zeitung gucken. Auf der Seite 14 steht, was am Samstag in der Stadt los ist.“
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oxymoron |
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Re: Das Badezimmer
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Datum:04.05.04 21:38 IP: gespeichert
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Moin moin
Eine schöne Geschichte, die deutlich aus dem üblichen Einerlei herausragt. Nachhilfe in Kunst und Mythologie inklusive. Bitte weiter so.
oxymoron Dreiviertel meiner ganzen literarischen Tätigkeit ist überhaupt Korrigieren und Feilen gewesen (Theodor Fontane)
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Re: Das Badezimmer
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Datum:04.05.04 22:23 IP: gespeichert
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Das Badezimmer (X)
Martin fühlte sich hinauskomplimentiert, ging in die Küche und begann, etwas lustlos in der Zeitung zu blättern. Auch die Seite 14 riss ihn nicht zu Beifallsstürmen hin. Er las: „Tanz am 1. Mai“, „Der Zigeunerbaron“, „Spargelessen bis zum Sattwerden“, „Kunst-Soirée bei Marlene“, „Programmkino: Die Mörder sind unter uns“, „Kulturabend in der L&L-Brauerei“ ... Er blätterte weiter zur letzten Seite. „Ein Tief mit Kern über Südwestfrankreich verlagert seinen Einflussbereich nach Osten und erreicht im Laufe des Tages das Vorhersagegebiet. Heftige Regenfälle, gebietsweise bis zu dreißig ...“ „Martin“, rief Elly aus dem Badezimmer, „bring mir doch mal mein Handy. Es liegt noch auf dem Wohnzimmertisch.“ Martin stand auf, holte es und ging dann ins Badezimmer. Elly stand in der Dusche und war gerade fertig. „Leg das Handy da hin! Trocknest du mich bitte ab?“ „Nichts lieber als das“, entgegnete Martin. Er widmete sich ausgiebig und sorgsam dem Trocknen von Ellys Körper und rubbelte gewisse Stellen dreimal trocken. Elly ließ ihn rubbeln, denn es tat ihr gut. Kein hoffnungsloser Fall, dachte sie, der muss nur wissen, wo es langgeht. Sonst würde sie ihn zum Mond schießen. Schließlich fand Martin keine feuchte Hautstelle mehr und hing das Badetuch über den Tuchhalter. Dann ließ er sie allein, während Elly zum Handy griff.
„d’Aspin. Guten Morgen, Frau Werner, ich möchte nur zurückrufen. Ja, den neuen Termin kann ich einbauen -- kein Problem -- gern geschehen -- ja, ebenfalls, Tschüüs“. Danach wählte sie eine Freundin an, nicht die von gestern, und fragte sie, ob sie heute nachmittag schon etwas vorhätten. Sie hatten nicht, und so verabredeten sie sich auf 15:30 Uhr. Sie würde einen neuen Freund mitbringen, bitte keine besonderen Umstände, nein, kein Kuchen, Tee? Ja, würde vollkommen ausreichen, Tschüss. Sie drückte die Austaste, legte das Handy auf den Badewannenrand und fönte ihre Haare trocken. Dann ging sie ins Schlafzimmer und kleidet sich vollständig an. Als sie in die Küche kam, war Martin gerade damit beschäftigt, das nicht sehr leistungsfähige Küchenradio neu einzustellen. „Bitte, verstell nicht alles!“ „Diese Senderdrehknöpfe sind ja nicht der letzte Schrei.“ „Stimmt, aber wenn ich sie erst einmal abgestimmt sind, brauche ich nur noch auf die Stationsknöpfe zu drücken.“ „Keine Sorge, ich stelle nur das Rauschen ab.“ „Hast du schon eine Idee, wo wir heute abend hingehen könnten?“ „Leider nein. In der Zeitung habe ich nichts gefunden ... Es soll sowieso sehr stark regnen, da kommen Veranstaltungen im Freien schon mal nicht in Frage.“ „Was hältst du davon, wenn wir nach dem Mittagessen erst mal ein befreundetes Ehepaar besuchen?“ Martin schwieg. „Keine Sorge, ich will dich nicht als den NEUEN vorstellen.“ „Das meinte ich auch nicht. Entschuldige bitte. Aber ich möchte vorher zur Wohnung meines Freundes. Ich muss mich rasieren, Klamotten wechseln und so. Du weißt schon.“ „Das hatte ich sowieso vor. Denn so, wie du im Augenblick aussiehst, kommst du nicht mit.“
Im Laufe des späten Vormittags kümmerte sie sich um die Zubereitung eines Mittagessens. Martin stand neben ihr in der Küche und beide quatschten drauf los und stellten fest, dass sie sich eigentlich ganz gerne hatten. Sie begannen, die Stimme, die Gangart, das Erscheinungsbild des jeweils anderen unbewusst in ihr Gehirn einzuprägen und sich ohne Grund an der Anwesenheit des anderen zu freuen. Das Mittagessen - Salat, Faraglione und zwei kleine Schweinemedaillons - nahmen sie an einem runden Eßzimmertisch ein. Nachher half er ihr beim Aufräumen. Dann setzte er sich ins Wohnzimmer, schaltete den Fernseher ein und blätterte unkonzentriert in der „TV-Movie“, während Elly sich für den Besuch bei ihrer Freundin umzog und schminkte,
Um 14 Uhr saßen sie in Ellys Audi80 und steuerten die Behausung von Martins Freund an. „Denk daran, dass du den Rasierer und was du sonst noch für die Nacht brauchst, mitnimmst“, sagte sie, als sie an einer roten Ampel warteten. Martin nahm es erfreut zur Kenntnis, hörte er doch zum ersten Mal von ihr, dass er gnädig für eine zweite Nacht aufgenommen worden war. „Vielleicht diese Nacht?“ dachte er. Elly wartete unten im Auto, während Martin sich rasierte und umzog. Auf Fahrt informierte sie Martin über das befreundete Ehepaar. „Er ist Professor an der Uni, Fachbereich Orientalistik mit Forschungsschwerpunkt der altägyptischen Religion. Sie ist Ethnologin und hat sich ganz der Erforschung der wenigen heute noch existierenden matriarchalen Gesellschaften verschrieben. Sie reist daher viel umher. Einmal war sie schon in einem ziemlich abgelegenen Winkel im Süden Chinas. Die beiden ergänzen sich auch fachlich ganz toll.“ Kurz vor halb vier klingelte sie am Namensschild der Toreinfahrt, die das Grundstück des Ehepaares Hellmann im Speckgürtel der großen Stadt abschloss. Elly meldete sich und kurz darauf ging das Tor auf. „Die Hellmanns sind wirklich ganz unkompliziert“, sagte sie zu ihm, als sie den Weg hinauf zu dem Haus gingen. „Du brauchst also nicht vor lauter Demut vor den beiden Akademikern zu schweigen. Aber frage bitte nicht nach Kindern. Das ist für sie ein schmerzlicher Punkt. Sie möchten gerne welche haben, aber! Beide sind schon über vierzig.“
An der Haustür stand schon der Ehemann. Er begrüßte Elly wie eine vertraute Bekannte. Er behandelte sie wie ein Kavalier alter Schule, der weiß, wie man sich Damen gegenüber benimmt. Verwundert stellte Martin fest, wie selbstverständlich Elly mit Handkuss begrüßt wurde. „Darf ich vorstellen: Herr Martin Rebbot. Martin, das ist Herr Dr. Hellmann.“ Martin und Eduard Hellmann gaben sich die Hand. „Bitte, tretet ein.“ Martin wunderte sich über die weiträumige und großzügig mit vielen Sofas, Sesseln und Tischen sowie Schränken ausgestattete Wohnung der Hellmanns. Überall auf Schränken, Anrichten und Sideboards standen geschmackvoll ausgesuchte Kunstgegenstände der altorientalischen Kulturen und Reisemitbringsel. Ein bißchen fühlte Martin sich an ein kleines, privates Völkerkundemuseum erinnert. Im Wohnzimmer stand Frau Helga Hellmann, um zuerst ihre alte Freundin Elly herzlich zu umarmen. „Elly, lange nicht mehr gesehen. Lass dich anschauen. Gut siehst du aus. Die Haare noch immer so blond? Ein bisschen noch!“ Dann schaute sie auf Martin. „Helga, das ist Herr Rebbot. Er hört auf den Vornamen Martin. - Martin, das ist die Gattin von Herrn Hellmann, Frau Doktor Hellmann.“ Frau Hellmann schaute freundlich-interessiert zu Martin und bot ihm ihre rechte Hand dar. Martin reagierte gut, indem er genau das nachmachte, was er soeben bei Herrn Hellmann an der Haustür gesehen hatte. Helga Hellmann nickte anerkennend zu Elly hin, als wollte sie sagen: „Hast ihn ja schon gut erzogen.“
Zu viert nahmen sie Platz in weichen, luxuriösen Sesseln, die großzügig um einen Glastisch herum gruppiert waren. Man sprach über die letzten Monate, wo man sich nicht gesehen hatte, über Helgas letzte Geschäftsreise nach Kairo, und Martin erzählte auch von seiner allerersten Anstellung als SAP-Berater. „Da sind Sie bestimmt viel unterwegs?“ fragte Helga. „Die Firma ist ja nicht klein.“ „Eigentlich nicht, Frau Dr. Hellmann, ich werde vorerst nur in der hiesigen Niederlassung eingearbeitet. Später vielleicht einmal.“ Dr. Hellmann, der zwischendurch aufgestanden war, kam mit einem großen Tablett zurück, auf dem eine Kanne Tee, vier Teetassen, eine Zuckerdose sowie kleines englisches Gebäck zu sehen waren. Er gab den dreien je eine Tasse, stellte dann die Kanne, die Zuckerdose, seine eigene Tasse und das Gebäck auf den Tisch und brachte das Tablett zurück in die Küche. Dann kam er zurück und schenkte allen ein, zuletzt sich selbst. Mit einer stummen Geste wies er auf die Zuckerdose und die englischen Kekse. Martin süßte seinen Tee, sonst niemand. Helga war konventionell angezogen, fast eine Spur zu vornehm für den häuslichen Bereich, ein dunkelrotes Kostüm, schwarze Schuhe mit mittelhohen Absätzen, geschminkt und das dunkelbraune Haar hoch toupiert. Ihre grauen Augen wirkten sehr lebendig, und wenn sie sprach, hatte man den Eindruck, dass man ihr überall sofort zuhörte. Auch jetzt ergriff sie wieder das Wort.
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Re: Das Badezimmer
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Datum:23.05.04 22:06 IP: gespeichert
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Hi Fabian,
ist Dir die Geschichte entglitten oder ist sie einfach nur ins Stocken gekommen?
Wie geht es weiter mit Martin und Elly. Wohin führt Elly ihn, wohin lässt Martin sich führen, verführen. Und was hat es mit der ominösen Skulptur im Badezimmer denn auf sich. Wird Martin bald darin stecken und dort, bei jedem Badgang von Elly sich erneut daran erinnernd, über die dumpfe Leere des Mannes nach dem Liebesakt sinnieren.
Mit ganz neugierigen Grüßen Pb
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Re: Das Badezimmer
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Datum:25.05.04 22:48 IP: gespeichert
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Sie stockt nur. Ist aber nur vorübergehend, da krankheitsbedingt. Sie geht weiter, versprochen.
Viele Grüße .... Fabian
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Re: Das Badezimmer
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Datum:25.05.04 22:57 IP: gespeichert
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hallo Fabian, ich habe die Story gerade noch einmal komplett gelesen ... sie ist ganz wunderbar geschrieben ... ich warte gerne auf eine Fortsetzung! Dir gesundheitlich gute Besserung! liebe Grüße Regina
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Re: Das Badezimmer
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Datum:26.06.05 16:10 IP: gespeichert
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Was bisher geschah: Eleonore d’Aspin, genannt Elly, 31 Jahre alt, verkauft für eine Sanitärausstattungsfirma Badezimmereinrichtungen im Nahen und Mittleren Osten. In einer Diskothek lernt sie den gleichaltrigen Martin Rebbot kennen, der gerade seine erste Stellung als SAP-Berater bei Herbakon-Pharma angetreten hat. Sie nimmt ihn mit zu sich nach Hause, wo Martin zu seiner Enttäuschung im Gästezimmer übernachten muss. Am nächsten Morgen erklärt sie ihm eine stählerne Hermesfigur, die in ihrem Badezimmer steht. Am Nachmittag dieses Tages besucht sie mit Martin ein befreundetes Ehepaar, die Hellmans.
Das Badezimmer (XI)
„Habt ihr schon etwas geplant, ich meine, wisst ihr schon, wo es hingehen soll?“ Helga fing schnell einen warnenden Blick Ellys auf und merkte sofort, dass sie sich auf ein unsicheres Terrain vorgewagt hatte. „Nur hypothetisch, meine ich, indem man sich erzählt, wo man gerne Urlaub machen würde“, ergänzte sie jetzt, wie um ihre Frage abzuschwächen. Elly fing den Ball auf und erwähnte mit leicht ironischem Tadel, dass Martin gewiss noch gerne Italien und Sizilien kennenlernen würde. Martin spielte mit und machte ein ganz verzücktes Gesicht. Wenn er ehrlich war, sagte er sich, dass er mit Elly in jeden Winkel der Welt gefahren wäre. Er blickte zu Elly, die rechts von ihm saß, und spürte genau, wie Amors Pfeile ihn trafen und verwundbar machten. Sein Herz blutete leise. Dann sah er durch das Fenster nach draußen, wo es heftig zu regnen begonnen hatte. Der Regen erschien ihm wie der schönste Regen der ganzen Welt. „Und du Helga, hast du schon ein neues Forschungsobjekt, das natürlich wieder in einem tollen Winkel der Welt liegt?“ Ellys Worte rissen Martin aus seiner Träumerei, und so blickte er auf Frau Hellmann und lauschte ihrer Erklärung. „Ja, in diesem Herbst geht es nach Mexiko, ganz im Süden, ins Gebiet der Chiapas. Da gibt es noch einige Gemeinden, die eine ganz von Frauen dominierte Wirtschaft kennen, ein funktionierender Kosmos im kleinen. Ganz außergewöhnlich auffällig im Land, wo sonst der machismo zu Hause ist!“ Martin hatte von so etwas noch nie gehört. Für ihn war das Matriarchat eine Sache, die, wenn überhaupt, nur in grauer Vorzeit existiert hatte, bis Elly ihm heute morgen eröffnet hatte, dass Frau Dr. Hellmann über real existierende Matriarchatsgesellschaften forsche. „Und wie geht das?“ fragte er. „Ich meine, die sind doch nicht selbstständig, gehören zu Mexiko.“ „Stimmt, aber wirtschaftlich sind sie schon autark. Und die Überschüsse werden auf großen Gemeinschaftsfesten, die von Frauen ausgerichtet werden, verjuxt, wenn man es mal salopp formuliert.“ Eduard Hellmann, der bisher geschwiegen hatte, ermunterte seine Frau, doch mal über das entspannte Verhältnis gegenüber den Transvestiten in diesen Gemeinschaften zu berichten. „Ach ja, es kommt ja vor, dass schon kleine Buben lieber mit Puppen spielen. Später ziehen sie gerne Frauenkleider an, nicht wahr.“ Martin zog es vor, nichts zu sagen, denn in seiner Vorstellungswelt kam so etwas nicht vor. „Nun, diese Männer leben wie selbstverständlich im Haushalt der Mutter oder der Tante, tragen ‚ihre’ Kleidung und gehören einfach ohne Diskriminierung dazu. Meistens arbeiten sie als Näherinnen, die in Heimarbeit Kleider nähen oder nach den Wünschen der Kunden ändern. Die jeweilige Hausherrin verwaltet gemeinsam das erwirtschaftete Geld aller, die zum Haushalt gehören, bis ein neues Stadtteilfest den ersparten Überschuss wieder verschlingt.“ Martin kam diese Wirtschaftsform ziemlich merkwürdig vor. Alles Geld abgeben und dann auch noch in gewissen Abständen alles auf den Kopf hauen! Er schüttelte innerlich den Kopf, aber angesichts zweier Koryphäen der Wissenschaft traute er sich nicht, eine Diskussion loszutreten. Außerdem wusste er einfach von diesen Dingen zu wenig. So hörte er einfach nur interessiert zu, als Eduard Hellmann aus seinem Fachgebiet, der Ägyptologie, beisteuerte, dass schon die alten Griechen, die nach Ägypten als Touristen (!) kamen, ganz verwundert gewesen seien über die ägyptischen Frauen. „So, und warum?“ fragte Martin. „Den Griechen in der klassischen Antike erschien es ganz und gar ungewöhnlich, dass die ägyptischen Frauen alleine auf den Markt gingen und dort das verkauften, was der eheliche Haushalt an Waren produziert hatte. Sie erkannten ganz deutlich, dass die Ägypterinnen mit der wirtschaftlichen Selbstständigkeit und der Verfügung über Geld auch die Gleichberechtigung hatten. In ihrer Heimat war es griechischen Frauen zu der Zeit nicht mal erlaubt, alleine bzw. ohne Grund das Haus zu verlassen.“ „Man nimmt an, dass in Ägypten matriarchale Rechtsstrukturen länger Bestand gehabt haben, als ansonsten schon überall seit dem Ende der Bronzezeit das Patriarchat sich durchgesetzt hatte“, ergänzte Frau Hellmann ihren Gatten. „Auf Kreta ging in der Bronzezeit die Begünstigung des weiblichen Prinzips sogar so weit, dass Männer bei manchen Kulthandlungen Frauenkleider anlegten, um der Großen Göttin näher zu sein. Aber auch sonst fällt die Vorherrschaft des weiblichen Geschmacks auf Kreta auf. Das gilt einmal schon in der Mode, welche die Reize des weiblichen Geschlechts zur Schau stellte und die Verwendung von vielerlei Schmuck anregte. Sogar die Männer gaben dem willig nach und behängten sich mit Ketten und Ringen, trugen weibliche Frisuren und huldigten gleich den Frauen der Wespentaille! Aber auch die lyrischen, verträumten Stimmungen der minoischen Bildkunst weisen in die gleiche Richtung. Weiblichen Neigungen entsprach es, wenn man mehr Freude an schön verzierten kleinen Gebrauchsgegenständen als an großartigen Palastfassaden besaß, wenn man das Zarte und Zärtliche liebte und einem Hang zur Verspieltheit nachgab. Das erfasste auch die Männer. Also die Männer waren etwas fraulicher …“ „Und die Frauen etwas männlicher?“ unterbrach Martin, erntete aber dafür gleich einen kurzen, missbilligenden Blick von Ella. „Vielleicht, wenn man damit die wirtschaftliche Aktivität von Frauen meint“, antwortete Frau Hellmann. „Neue Erkenntnisse der Matriarchatsforschung sagen, dass in den heute noch existierenden wenigen matriarchalischen Gesellschaften eine grundsätzlich andere Form von "Ehe" bzw. von Lebensgemeinschaften existiert. Ebenso sind in matriarchalischen Gesellschaften auch grundsätzlich andere Wirtschaftsweisen als die heutige kapitalistische Wirtschaft mit gnadenloser Ausbeutung der Naturressourcen, Umweltzerstörung, Globalisierung, Konkurrenzhaltung, Wettbewerb und Inbesitznahme feststellbar. Jene werden als Ökonomie der Feste umschrieben. Der weibliche Clan, der Überschüsse erwirtschaftet hat und momentan mehr im Wohlstand lebt, ist verpflichtet, die großen Feste der Gemeinschaft auszurichten, alle zu verköstigen und mit den Freuden eines Festes zu versorgen. Dieses Prinzip geht reihum. Damit kann sich ein Unterschied im Wohlstand nicht zementieren, sondern er wird sofort durch das Prinzip, sich zu verschenken, nivelliert. Natürlich gewinnen die Schenkenden keinen Profit, aber sie gewinnen Ehre. Und Ehre heißt im Matriarchat, dass prosoziales Verhalten anerkannt wird. Diese Ausgleichsökonomie, wie sie auch genannt wird, ist der patriarchalen Akkumulations-Ökonomie entgegengesetzt, in welcher der Reichtum von allen immer auf der Seite von wenigen landet. Wohl gemerkt, diese Feststellungen konnten nur in bäuerlich strukturierten einfachen Dorf- und Stadtgesellschaften mit Matriarchat gemacht werden.“ „Eben“, stichelte Martin. „Ich glaube nicht, dass das in Europa möglich wäre.“ Wieder traf ihn ein kurzer, missbilligender Blick von Ella. „Völlig richtig“, antwortete Frau Hellmann diplomatisch. „Aber ein interessanter Denkansatz, Profitstreben und sozialen Ausgleich ohne staatlichen Zwang miteinander zu versöhnen!“ „Noch etwas Tee für alle?“ warf Herr Hellmann ein. „Ja, gern, du doch auch, Martin?“ Martin nickte.
Später, auf der Heimfahrt, redete Ella mit Martin über das Gespräch und sagte ihm, wie sehr sie ihre Freundin wegen ihres Fachwissens über das Matriarchat bewundere. Sie habe sich aber auch gewundert, wie er, Martin, sich so kratzbürstig im Gespräch gezeigt habe. Das müsse aber noch besser mit ihm werden. Martin versprach alles, um an sein Ziel zu kommen. (Diese Nachricht wurde am 26.06.05 um 16:10 von Fabian geändert.)
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Re: Das Badezimmer
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Datum:26.06.05 16:39 IP: gespeichert
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Das Badezimmer (VII)
Martin blickte sich um und pfiff durch die Zähne. „Nicht schlecht. Man merkt gleich, dass du aus der Branche kommst.“ „Gefällt es dir wirklich so gut?“ fragte sie mit Betonung. Sie bemerkte Martins bewundernde Blicke und stellte deswegen keine weitere Frage. „Komm, zieh dich aus. Du bist bestimmt noch verschwitzt von der Disko.“ Sie machte es ihm vor und zog sich mit großer Selbstverständlichkeit neben Martin aus. Martin machte es ihr nach, aber ein aufmerksamer Beobachter, der unsichtbar anwesend gewesen wäre, hätte gesehen, wie sehr Martin immer wieder bummelte, weil er seine Blicke nicht von der schönen Elly lassen konnte. Als er nackt dastand, führte sie ihn in die Duschkabine. Die gläserne Kabine war breit genug, so dass zwei Personen nebeneinander stehen konnten. Für jeden Platz war eine eigene Wandbrause mit eigener Mischerapparatur angebracht worden. Zuerst cremte Martin "seine" Elly ein, wusch sie mit einem Waschhandschuh ab und vergaß dabei nicht, ihre beiden wunderschönen Knospen zärtlich zu küssen. Wenn er ihr dann wieder in die Augen schaute, lachte sie und lästerte fröhlich über den drolligen Clownsmund, der von einem weißen Schaumrand umgeben war. Nachdem Elly nach Martins Meinung endlich sauber war, übernahm Elly die Rolle der Waschfee bei Martin. Sie hatten sehr viel Spaß dabei. Elly ließ nichts aus. „Das gefällt dir wohl besonders gut!“ Martin nickte stumm und ließ Elly machen. Elly cremte gerade seinen Lümmel ein und vergaß auch die Testikel nicht, die ordentlich hin und her gebeutelt wurden. Der Lümmel wurde erwachsen und richtete sich zu voller Größe auf. „Darf er das denn?“ fragte Elly wie zum Schein und lachte dabei. „Weiß nicht“, antwortete Martin im ähnlichen Tonfall, „Der hat mich nicht gefragt, hat sich einfach selbstständig gemacht. Ich weiß auch nicht, warum“, übertrieb er und lachte ebenfalls. „So ein ungeduldiger Bengel“, schimpfte sie weiter spaßhaft mit Martins Untermieter. Auch als sie Martin trocken gerieben hatte, behielt der ausgewachsene Lümmel stocksteif seine Erektion bei und schien ungeduldig zu werden. Hin und wieder ging ein ruckartiges Zucken durch seine Glieder.
Elly ging zum eingebauten Wandschrank und holte einen Schlafanzug heraus. „Der müsste passen“, meinte sie, indem sie nochmals die schlanke Gestalt abschätzte. „Du kannst dann im Gästezimmer oben schlafen. Da steht immer ein frisches Bett für plötzliche Gäste. Sie schlüpfte in einen Nademantel, ging auf den Flur und dann die Treppe hinauf. Martin wollte etwas sagen, aber da er allein im Badezimmer zurückblieb, blieb ihm nichts anderes übrig, als ihr zu folgen, indem er mit einem Rest anerzogenen Schamgefühls das Schlafanzugknäuel vor den baumelnden Geschlechtsapparat hielt. „Aber ich dachte ...“, schmollte er, als sie beide vor der Tür des Gästezimmers standen. „So, was dachtest du? Dass du mir die Beine und Füße massieren durftest. Dass du mich beim Duschen anfassen und waschen durftest. Ja, denkst du etwa, nur weil du mich seit gut zwei Stunden kennst, darfst du mich bumsen?“ „So will ich das nicht sagen, ich meine nur, auch du ...“ „Vielleicht, aber nicht mehr heute nacht. Weißt du eigentlich, wie spät es ist?“ Sie machte die Tür auf und zeigte ihm das ordentlich wirkende Zimmer mit Bett, kleinem Schrank, Stuhl und einer Stehlampe auf dem Nachttischschränkchen. Er wollte sie anfassen und küssen, als sie hinausgehen wollte. „Jetzt nicht mehr. Schlaf gut.“ Martin ließ sich enttäuscht aufs Bett fallen, als sich die Tür hinter ihm geschlossen und er den Schlafanzug angezogen hatte. „So eine verfluchte Kacke!“ (Diese Nachricht wurde am 26.06.05 um 16:39 von Fabian geändert.)
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Re: Das Badezimmer
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Datum:26.06.05 19:09 IP: gespeichert
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Das Badezimmer (XII)
Zu Hause angekommen, fragte Elly Martin, ob er noch einen besonderen Wunsch habe. „Nein“, log Martin, der hoffte, seine Wünsche noch im Laufe des Abends handfest und ohne große Kommunikation erreichen zu können. Als Mann fühlte er sich als Herr des Verfahrens, der wusste, wann das entscheidende Stück Arbeit in Angriff zu nehmen war. „Ja“, dachte er, „Angriff, ohne viel Worte, erst sachte, dann aber konsequent und zielstrebig, von unten nach oben, meinetwegen auch erst die Füße streicheln, dann seh ich weiter, das ist nur eine kleine unbedeutende Station, aber danach komm ich zum eigentlichen Zweck, schließlich bin ich schon fast 24 Stunden mit Elly beisammen, höchste Eisenbahn, dass ich die Sache in die Hand nehme. Das Matriarchatsgelaber vorhin hat mich ganz aus der Bahn gebracht, zumindest gedanklich. Ich geh doch nicht in `ne Disko, um am anderen Tag zu hören, wo es auf der Welt noch Matriarchatsgesellschaften gibt!“ Seine patriarchalischen Gedankengänge wurde abrupt unterbrochen. „Martin, hilf mir bitte die Küche von heute morgen aufräumen! Dann mache ich uns Abendessen: Mozzarella-Schinken-Toast und dazu Pesto-Nudel-Salat.“ Martin versteckte seine Enttäuschung über die unerwartete Wendung hinter den Worten: „Hmm, leckere Sache!“ Dabei stand sein Sinn gar nicht so sehr nach Essen. Das konnte man hinterher immer hoch. Seine Welt war eher linear: erstens Sex, zweitens Sex, … dann vielleicht Essen. Und die Küche wurde erst aufgeräumt, wenn nichts mehr ging. Bei Elly war es genau umgekehrt.
Er half Elly beim Aufräumen der Küche und sah dann zu, wie sie zuerst den Salat zubereitete: Nudeln kochen, die Vinaigrette aus Basilikum, Parmesan, Olivenöl, Zitronensaft, Salz, Pfeffer und Knoblauch verrühren, gedünstete Tomaten häuten und getrocknete Tomaten in Streifen schneiden, dann alles mit den garen Nudeln mischen und kalt werden lassen. Elly kommentierte geduldig seine dummen Fragen, bei denen er ihr gewöhnlich im Wege stand. Danach lernte er durch Zusehen, wie der Mozzarella-Schinken-Toast entstand: Zwiebel und Knoblauch im heißen Fett glasig dünsten, dann Tomatenmark, Wasser, Zitronensaft, Salz und Pfeffer hinzugeben und köcheln lassen. Weißbrotscheiben mit Mozzarella- und Schinkenscheiben belegen, zusammenlegen und in eine Eimischung aus Milch, Salz und Pfeffer tunken und ein paar Minuten einweichen lassen. Schließlich die Toasts im heißen Fett goldbraun braten und beim Servieren die Tomaten-Paprika-Sauce zu den Sandwiches reichen. Es war nur ein kleiner Imbiss, aber der warme Schinken und Käse machten Martin das Gefühl, satt zu sein. Der Pesto-Nudel-Salat rundete das kleine Menü, das sie im Esszimmer einnahmen, ab. Elly ließ Martin eine Flasche gut gekühlten deutschen Riesling aufmachen. Sie bevorzugte ihn, wie sie sagte, eindeutig gegenüber den oft flachen italienischen Pinot Grigio.
Elly beobachtete, wie es Martin schmeckte, und fand nach dem Ende, dass es endlich an der Zeit sei, ihm ordentliche Umgangsformen beizubringen. Sie kleidete ihre Wünsche in freundliche, harmlose Bitten: „Würdest du jetzt bitte den Tisch abräumen?“ Natürlich spurte Martin. Als er in der Küche war, fiel ihr ein, dass sie schon am Morgen den drängenden Wunsch verspürt hatte, Martin wegen seiner Flegeleien auf den Knien zu sehen. Außerdem sollte er auch noch zu spüren bekommen, dass sie es nicht liebte, wie er sich im Gespräch mit den Hellmanns etwas widerspenstig verhalten hatte, ohne auf ihre missbilligende Mimik zu achten. Er musste lernen, auf sie zu achten. Das sollte er sofort lernen. Später wäre es nur mit enormen Aufwand noch möglich. Als Martin zurückkam, ließ sie ihre linke Hand seitlich vom Stuhl herunterhängen. “Komm bitte her zu mir! Ja, so ist es gut.“ Sie ergriff seine rechte Hand und zog sie sachte, aber konsequent nach unten. Dann ließ sie sie los und machte mit dem Zeigefinger ungeduldige, flinke Bewegungen, die nach unten wiesen. Martin sah es, aber wusste nicht, ob es so gemeint war. “Jetzt geh schon und knie dich hin! Ich möchte nicht gerne zu dir hinaufsehen, wenn ich sitze.“ Martin ging auf die Knie, setzte sich auf seine Fersen, umarmte ihre Fesseln und dachte: „Gut, okay, also das ganze Programm. Erst die Beine streicheln und dann geht’s weiter nach oben.“ So dachte er und war bereits in Gedanken mit seinen Händen schon weiter oben angelangt, als er unterbrochen wurde: „Heute morgen war dein Verhalten ausgesprochen flegelhaft. Ich möchte so etwas nicht wieder erleben. Dann erwarte ich auch, dass du höflich und hilfsbereit bist und mir Gefälligkeiten erweist, auch ohne dass ich dich eigens darum bitten muss, Küchendienste inbegriffen. Wenn du weiter nichts zu tun hast, erwarte ich, dass du dich so wie jetzt oder meinetwegen auch im Schneidersitz zu meinen Füßen hinsetzt. Dann können wir uns hervorragend unterhalten. Außerdem möchte ich, dass du in Gegenwart anderer genau auf mich achtest und sofort merkst, wann du sprechen darfst und wann nicht. Bei den Hellmanns hast du mehrere Male nicht beachtet, dass ich deine Bemerkungen nicht so toll gefunden habe.“ Martin war ganz aus dem Konzept gekommen und hatte vergessen, ihre Beine zu streicheln. „Sei nicht so überrascht! Ich möchte, dass du mir zustimmst, indem du meine Beine weiter streichelst. Wenn du es tust, weiß ich, dass du dich mir unterordnest, ohne Wenn und Aber.“ Martin warf seine Erziehung über Bord und ließ sich fallen in den süßen Sumpf der Unterwerfung unter das Objekt seiner Begierde. Er legte seinen Kopf auf ihre Oberschenkel und ließ seine vollen Haare von ihren fest zugreifenden Händen zerzausen. Er wusste noch nicht, dass nicht alle Wege direkt nach Rom führten, sondern viele auch entbehrungsreiche Umwege machten.
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Herrin_nadine |
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Sklavenhalterin
Baden-Württemberg
gib jedem menschen seine würde
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Re: Das Badezimmer
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Datum:26.06.05 19:28 IP: gespeichert
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da muß er halt noch viel lernen und ich bin überzeugt, sie wird ein guter lehrmeister sein.
dominante grüße von
Herrin Nadine
sucht die nicht vorhandenen igel in der kondomfabrik
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