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  Im Dienste der Herrin – Das Leben der Friedericke
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  Im Dienste der Herrin – Das Leben der Friedericke Datum:14.09.25 15:45 IP: gespeichert Moderator melden


Kapitel 1 - Die Ankunft
Es war ein trüber Herbstnachmittag, als ich – Friedericke – das schmiedeeiserne Tor zum Anwesen der Familie von Schlösskes durchschritt. Der Kies knirschte unter meinen Schuhen, mein Reisekoffer wirkte plötzlich viel schwerer, und mein Herz schlug schneller als sonst. Ich war unterwegs zu meinem neuen Dienst – als Hausmädchen.

Ja, Hausmädchen.
Wie es dazu kam, ist eine lange Geschichte. Die Zeitungen waren voll von Wirtschaftskrisen, Jobs waren rar, und ich hatte mich – eher aus Trotz als aus Not – auf eine ungewöhnliche Anzeige beworben:
„Gesucht: Eine vertrauenswürdige, diskrete Hauskraft mit Sinn für Ordnung, Pflichtgefühl und traditionsbewusster Erscheinung. Geschlecht unerheblich, Anpassungsfähigkeit vorausgesetzt.“
Die Einladung zum Gespräch folgte schnell. Und noch schneller, als ich dachte, war ich angenommen. Man hatte mir sogleich mitgeteilt, dass im Hause von Schlösskes die alten Regeln gälten – und ebenso die passende Kleidung.
Das Herrenhaus thronte inmitten einer parkähnlichen Anlage, bewacht von hohen Bäumen und verwitterten Statuen. Als ich an der schweren Tür klopfte, wurde sie nach wenigen Augenblicken geöffnet – von einer Frau mit kühlem Blick, in strengem Knoten und Seidenbluse.
„Friedericke, nehme ich an?“
Ich nickte und verbeugte mich leicht – unklar, ob das angemessen war.
„Ich bin Lisa, die Gattin der Hausherrin. Komm herein. Deine Einführung beginnt sofort.“

Kapitel 2 - Das Kleid der Pflichten
Das Personalquartier war schlicht, aber sauber. Auf dem Bett lag gefaltet meine erste Dienstkleidung: ein schwarzes Kleid mit weißer Rüschenschürze, Spitzenmanschetten und einer gestärkten Haube. Daneben: blickdichte Strümpfe und feine, schwarze Ballerina. Ich starrte es einen Moment lang an.
Lisa stand in der Tür.
„Es ist wichtig, dass du verstehst: Kleidung ist hier kein Kostüm. Sie ist Ausdruck von Ordnung, Disziplin und Dienstbarkeit. Du wirst sie tragen – nicht nur bei der Arbeit, sondern auch im Hause, zu allen Anlässen.“
Ich schluckte. Und nickte.
Nach dem Umziehen stand ich vor dem Spiegel. Die neue Gestalt, die mir entgegenblickte, wirkte fremd – aber nicht feindlich. Mein Name war Friedericke – zumindest ab jetzt. Und vielleicht war das mehr als nur eine Rolle.

Kapitel 3 - Die Regeln des Hauses
Frau von Schlösskes erschien erst am Abend – eine hochgewachsene Dame mit silberner Brosche, strengem Maßstab und der Aura einer vergessenen Zeit. Ihr Blick musterte mich wie ein Inventarstück.
„Du wirst für Küche, Silber und Ordnung verantwortlich sein. Deine Aufgaben sind klar geregelt, deine Zeiten ebenso. Ich dulde keine Nachlässigkeit. Und was du an dir trägst, muss stets makellos sein. Ein zerknittertes Schürzchen ist wie eine beleidigte Visitenkarte.“
Ich verneigte mich, zitternd.
Dann trat sie näher.
„Doch eines muss dir klar sein, Friedericke. In diesem Haus ist alles, wie es sein soll. Und wer seinen Platz findet – findet auch etwas anderes: eine neue Art zu leben.“

Kapitel 4 - Der erste Tag
Der Morgen begann mit einem Glockenschlag.
Es war kein Wecker – sondern ein kleiner, mechanischer Gong, der über ein verborgenes Leitungssystem vom Hauptflur bis in mein Dienstzimmer geleitet wurde. Der Ton war hell, beinahe kirchlich, aber unmissverständlich. Es war fünf Uhr morgens, und mein erster voller Tag als Hausmädchen im Dienst der Familie von Schlösskes hatte begonnen.
Ich saß aufrecht im Bett, noch halb im Dämmerzustand, das Rauschen des Blätterdachs vor meinem Fenster vermischte sich mit meinem pochenden Herzen. Im Schein der kleinen Nachttischlampe lag meine Kleidung bereits ordentlich bereitgelegt – wie ich es am Abend zuvor gelernt hatte.
Zuerst die blickdichten, anthrazitfarbenen Strümpfe, dann das enganliegende Unterkleid mit seinen feinen Spitzenrändern. Es folgte das schwarze Kleid mit dem weiten Rock – eine klassische A-Linie mit hohen Schultern, weißen Knöpfen und einer Schnürung am Rücken, die ich nur mit Mühe selbst zuziehen konnte. Darüber band ich die weiße Schürze, sorgfältig geglättet und gestärkt, mit doppelter Schleife. Schließlich setzte ich die kleine Haube auf mein Haar, das ich zu einem einfachen Zopf geflochten hatte. Im Spiegel erkannte ich wieder die Gestalt vom Vorabend – und doch fühlte es sich heute… echter an.
Ich war Friedericke. Hausmädchen.
Und ich war spät dran.
Die Küche roch bereits nach geröstetem Brot, als ich sie betrat. Lisa stand am großen Esstisch und polierte silberne Löffel mit einer Präzision, als hingen daran das Schicksal der Nation. Als sie mich sah, hob sie eine Braue.
„Du bist sieben Minuten zu spät, Friedericke.“
Ich wollte etwas sagen – eine Entschuldigung, vielleicht eine Erklärung –, aber sie unterbrach mich mit einem Fingerzeig.
„Keine Worte. Nur Handlung. Nimm die Kanne. Der Tee muss um 6:00 Uhr im Salon stehen – heiß, nicht lauwarm. Und der Toast mit Orangenmarmelade. Ohne Kruste. Fräulein von Schlösskes duldet keine Eile, keine Nachlässigkeit und keine Ausflüchte.“
Ich nickte und verneigte mich leicht, so, wie ich es gestern eingeübt hatte. Dann begann ich mit zitternden Fingern, das Teegeschirr aus dem Schrank zu holen.
Der Haushalt war präzise strukturiert. Alles hatte seinen Platz – jeder Löffel, jede Tasse, jedes Handtuch. Und ich war verantwortlich dafür, dass dieser präzise Mikrokosmos reibungslos funktionierte. Das bedeutete: keine Fehler. Keine vergessenen Ecken. Keine schief gebundene Schleife.
Als ich mit dem Tablett in Richtung Salon ging, begegnete ich zum ersten Mal der Hausherrin bei Tageslicht.
Frau von Schlösskes saß bereits auf ihrem Lehnstuhl, wie ein Admiral auf der Brücke eines alten Schiffes. Ihre Kleidung war tadellos – ein maßgeschneidertes Dirndl in tiefem Blau, Perlenkette, und eine herrliche Schürze.
Ich trat leise ein, verbeugte mich tief und stellte das Tablett ab, wie Lisa es mir gezeigt hatte: Erst die Kanne, dann die Tasse, dann der Toast, zuletzt das Serviettentäschchen. Ich stand still, die Hände vor dem Schürzenband gefaltet.
Sie betrachtete mich über den Rand ihrer Brille hinweg.
„Du hast ordentliche Haltung. Und die Schuhe sind geputzt. Gut.“
Ich wagte ein leises „Danke, gnädige Frau.“
Sie nickte kaum merklich.
„Lisa hat dir sicher gesagt, dass wir alte Standards pflegen. Ich will kein Summen, kein Singen, kein eitles Geplapper. Die Würde dieses Hauses liegt in der Stille, Friedericke. Merke dir das.“
Ich verneigte mich erneut. Und in diesem Moment verstand ich: Diese Welt war nicht grausam, aber sie war gnadenlos geordnet.
Der Tag verging in einem Strudel aus Tätigkeiten. Staubwischen, Silberpolieren, das Bügeln von Stoffservietten mit exakt 35 Zentimetern Kantenlänge, das Erneuern der Blumen in den Vasen – alles nach präzisen Anweisungen in einem kleinen schwarzen Heft, das im Küchenschrank lag: „Der Dienstplan der Stille“.
Lisa war stets in der Nähe. Sie sprach kaum, aber ihr Blick war scharf wie ein Skalpell. Wenn ein Kissen nicht exakt mittig auf dem Sofa lag, hob sie nur die Augenbraue. Wenn ein Wasserglas nicht klar genug glänzte, legte sie es zurück – kommentarlos. Und doch war sie nicht feindlich. Nur… vollkommen pflichtbewusst.
Es gab einen Moment gegen Mittag, da war ich allein im oberen Salon. Ich war dabei, den Kronleuchter zu entstauben – auf einer wackeligen Leiter, mit einer langen Stange und einem weichen Tuch. Durch das Fenster fiel Licht auf den Park, wo zwei Schwäne über den Teich glitten. Es war still. Für einen Atemzug lang war ich nicht Friedericke, nicht das Hausmädchen – sondern einfach ein Mensch in einem seltsamen, schönen Traum.
Dann rutschte mir die Stange aus der Hand. Sie fiel auf den Boden – nicht laut, aber vernehmbar.
Fünf Minuten später war Lisa da.
Sie sagte nichts. Sah nur auf das Tuch, dann auf mich, dann wieder auf das Tuch.
„Du wirst heute Abend den Boden in der Halle knien – mit der Hand, nicht mit dem Mopp. Zum Gedenken an die Wichtigkeit der Sorgfalt.“
Ich wollte etwas sagen – nicht aus Trotz, sondern aus einem Impuls heraus. Doch mein Blick fiel auf den Spiegel in der Ecke. Ich sah mich dort stehen, im Dienstkleid, mit der kleinen Haube, der Schürze, den zusammengenommenen Händen. Und ich begriff: Friedericke würde das tun.
Ich verneigte mich. Und sagte: „Jawohl, Frau Lisa.“
Am Abend, nach dem letzten Kontrollgang durch die Bibliothek, führte mich Lisa zurück in die Küche. Dort lagen Handschuhe, eine Schüssel mit warmem Wasser, ein Korb mit Lappen und Bürsten – und ein Notizblatt, auf dem in feiner Handschrift stand:
„Zur inneren Ordnung durch äußere Reinheit.“
Ich begann zu schrubben. Zentimeter für Zentimeter. Die Fliesen waren makellos – aber das war nicht der Punkt. Der Punkt war, dass ich es tat. Nicht bestraft, nicht gedemütigt – sondern eingewiesen. In eine Ordnung, die nichts verzieh, aber auch nichts vergaß.
Als ich fertig war, war es fast Mitternacht.
Lisa trat in die Halle, betrachtete mein Werk. Dann sah sie mich an.
„Du lernst schnell. Und du bist still. Das gefällt ihr.“
Ich fragte nicht, wer mit „ihr“ gemeint war. Ich hatte es längst verstanden.
Später, in meinem Zimmer, saß ich im Nachthemd am Fenster und blickte hinaus. Der Park war in Nebel gehüllt, das Haus lag schweigend da, wie ein alter Gedanke, der in der Zeit verloren gegangen war.
Ich streichelte über den Stoff meiner gefalteten Uniform auf dem Stuhl. Und sagte leise, mehr zu mir selbst als zu jemand anderem: „Ich bin Friedericke. Und ich bin angekommen.“

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  RE: Im Dienste der Herrin – Das Leben der Friedericke Datum:15.09.25 20:35 IP: gespeichert Moderator melden


Kapitel 5 - Schritte ins Licht

Der Morgen begann mit einem Brief.
Oder besser: mit einer Anordnung, die im feinen, altmodischen Schriftzug auf dem Silbertablett lag, das die Köchin wortlos auf meinen kleinen Frühstückstisch gestellt hatte. Ich erkannte sofort die Handschrift von Frau von Schlösskes – präzise, steil, unerbittlich. Daneben lag ein zusammengefalteter Zettel von Lisa, versehen mit einer Karte und einem Namen.
„Heute, Punkt neun Uhr: Schneideratelier von Madame Florin. Danach Einkäufe für das Abendessen: sechs Gäste, Verwandtschaft. Kleiderordnung: Dienstkleid mit weißer Haube und blauer Rüschenschürze. Schuhe poliert. Korb mitnehmen. Verhalten: tadellos.“
Ich las die Zeilen zweimal, langsam, dann faltete ich den Zettel wieder zusammen und schob ihn in die kleine Seitentasche meiner Schürze.
Heute würde es also geschehen.
Ich war als Friedericke bereits vielen Pflichten im Haus nachgekommen – hatte Silber poliert, Vorhänge gebügelt, Böden geschrubbt und den antiken Lampenschirm im Salon mit einem Handfeger von Staub befreit. Doch dies war anders. Dies war ein Schritt in die Öffentlichkeit. Und nicht nur irgendein Einkauf: Ich würde in voller Tracht vor einer Schneiderin stehen, mich vermessen lassen und Kleidungsstücke anprobieren – mit dem Wissen, dass jemand diese Maße für Röcke, Blusen und Rüschen notierte, die ich tragen sollte.
Ich schloss die Augen, als ich meine Haube band.
Es war kurz vor neun, als ich das Tor passierte. Die Straße war noch verhältnismäßig ruhig, nur vereinzelt Menschen auf dem Weg zur Arbeit. Ich spürte jeden Blick, auch wenn sich manche davon nur in meinem Innern formten. Das Blau meines Kleides wirkte auffallend im grauen Morgenlicht, die Rüschen meiner Schürze raschelten leise im Wind, und meine schwarzen Schuhe klickten mit Nachdruck über das Pflaster. Der Korb an meinem Arm wog noch nichts – aber bald würde er es tun.
Das Atelier lag an einer Seitenstraße, unscheinbar von außen. Ein hölzernes Schild mit goldener Aufschrift:
„Madame Florin – Schneiderkunst seit 1912“
Ich klopfte, wie es mir aufgetragen worden war, und wartete. Dann öffnete sich die Tür.
„Ah… Sie müssen aus dem Haus von Schlösskes sein“, sagte die Frau, die mir öffnete. Sie war mittelgroß, trug ein schlichtes graues Kleid mit Nadelkissen am Handgelenk und hatte eine Stimme, in der sich Erfahrung und Gewöhnung verbanden.
„Kommen Sie. Die Madame erwartet Sie.“
Das Innere des Ateliers war warm und roch nach Stoff, Kreide, Lavendel und einem Hauch von Bohnerwachs. Drei Kleiderpuppen standen aufgereiht an der Wand, darauf drapiert verschiedene Modelle: eines in dunklem Samt, eines mit weiß-blauem Rüschenbesatz, und eines ganz in Schwarz – schlicht, aber so geschnitten, dass es Respekt einflößte.
„Madame Florin wird die Maße nehmen. Ich bin Claire, ihre Assistentin.“
Ich verneigte mich leicht, wie es mir beigebracht worden war, und trat in den hinteren Raum, wo bereits ein großer Spiegel stand. Dort erwartete mich eine Frau, älter als Claire, mit silbernen Haaren, strenger Frisur und einer Brille mit Goldrand. Ihr Blick war präzise. Und prüfend.
„Drehen Sie sich einmal um, Fräulein“, sagte sie knapp.
Ich tat es.
„Hm. Haltung ist da. Figur auch. Wenig Busen, aber das lässt sich ausgleichen. Wie alt sind Sie?“
„Dreiunddreißig.“
„Und Sie waren vorher... nicht in Stellung?“
Ich zögerte.
„Nicht in dieser Form.“
Ein kaum merkliches Nicken. Dann griff sie nach dem Maßband.
Die Vermessung war sachlich, aber nicht ohne Wirkung. Ich wurde angewiesen, den Umhang abzulegen, die Haube abzunehmen, meine Arme zu heben, mich seitlich zu drehen, einmal die Knie zu beugen, den Bauch einzuziehen. Madame Florin arbeitete schnell und mit absoluter Kontrolle.
„Die Röcke sollen knapp unterhalb des Knies enden. Das Haus wünscht es so, korrekt?“
Ich nickte.
„Farbe?“
„Schwarz, Blau, und für besondere Anlässe Rot.“
Sie sah auf.
„Rot? Als Dienstkleid? Ungewöhnlich.“
„So wurde es mir gesagt.“
Sie machte sich Notizen.
„Sehr gut. Ich nehme an, Sie tragen die Kleidung auch außerhalb des Hauses?“
Ich zögerte erneut, dann antwortete wahrheitsgemäß: „Heute ist das erste Mal.“
„Dann gewöhnen Sie sich daran. Das Kleid ist nicht nur Symbol, es ist auch Prüfung. Jeder Faden spricht für Ihre Aufgabe. Oder gegen Sie.“
Ich sagte nichts. Aber ich verstand.
Als ich das Atelier verließ, fühlte ich mich anders. Nicht nur, weil ich nun offiziell vermessen worden war, sondern weil mir zum ersten Mal bewusstwurde, wie sehr meine neue Rolle sichtbar war – für andere, ja. Aber vor allem für mich selbst.
Ich hielt den Korb fester und ging die Liste durch.
Die heutige Gesellschaft war klein – sechs Gäste, Verwandtschaft, kein Adel, keine Diplomatie. Die Stimmung im Hause war trotzdem angespannt. Frau von Schlösskes hatte angedeutet, dass ihre Schwester komme, eine resolute Witwe mit starkem Urteil. Auch ein Cousin aus Westfalen, sowie ein älteres Ehepaar, von dem Lisa nur sagte: „Er spricht laut, sie schweigt.“
Ich musste frisches Gemüse holen, Brot, Käse, zwei Flaschen Weißwein, Lachs, Schnittblumen für den Tisch und Süßgebäck. Die Liste war handlich. Doch ich wusste: Jeder Schritt war ein Test.

Beim Gemüsehändler war es noch ruhig. Eine alte Dame vor mir fragte nach besonders zarten Zucchini. Ich wartete geduldig, das Gewicht meines Seins auf beiden Füßen verteilt. Der Verkäufer, ein junger Mann mit Locken, sah mich zuerst erstaunt, dann neugierig an.
„Für den Abend, ja?“
Ich nickte.
„Haus von Schlösskes?“
„Jawohl.“
„Dann nur das Beste.“
Er wählte sorgfältig: grüne Bohnen, hellen Fenchel, Radieschen mit saftigem Bund. Ich dankte ihm, bezahlte, und ging. Er hatte mich nicht ausgelacht. Aber auch nicht ignoriert.
Beim Käsehändler dann ein kurzer Moment der Irritation:
„Das hier ist... keine Maskerade, oder?“
Ich blieb ruhig.
„Nein, Herr. Ich bin in Stellung.“
Er nickte langsam, dann reichte mir ein Stück Gruyère.
„Dann tragen Sie’s mit Würde. Es steht Ihnen.“
Am Nachmittag kehrte ich zurück, schwer beladen, aber pünktlich. Lisa empfing mich in der Küche mit einem prüfenden Blick.
„Wurde alles besorgt?“
„Jawohl.“
„Schneiderin?“
„Maße sind genommen.“
Sie nickte.
„Dann umziehen, saubermachen, und um sechzehn Uhr bereit für den Teeservice. Die Gäste kommen früh.“
Es war mein erster Einsatz bei einer Gesellschaft. Zwar familiär, aber dennoch nicht weniger streng.
Ich hatte gelernt, das Tablett ruhig zu balancieren, die Tassen ohne Klirren zu reichen, nie den Rücken zur Tafel zu kehren und keine unnötigen Blicke zu werfen. Doch heute war ich sichtbar. Ich wurde gemustert – nicht wie früher, sondern jetzt als etwas Eigenes. Eine Dienstkraft, ja. Aber mit Haltung. Mit Erwartung. Mit Geschichte.
Die ältere Schwester von Frau von Schlösskes musterte mich besonders scharf.
„Das neue Dienstmädchen?“
Lisa nickte.
„Friedericke.“
„Männlich, nicht wahr?“
Lisa antwortete nicht direkt.
„Ein Mensch mit Pflichtbewusstsein. Und das zählt.“
Ich senkte den Blick, lächelte innerlich. Denn es war genug.
Als ich spät in der Nacht in mein kleines Zimmer zurückkehrte, saßen noch Reste von Rosenblättern in der Falte meiner Schürze. Meine Hände rochen nach Zitronenholz, meine Füße schmerzten, und in meinem Haar klebte ein Hauch Puderzucker von der letzten Tarte.
Ich stand vor dem kleinen Spiegel, der über dem Waschtisch hing. Die Haube lag ordentlich daneben, der Kragen war leicht verschoben. Ich sah müde aus.
Und zufrieden.
Denn ich hatte den Tag überstanden.
Und ich wusste: Der nächste würde kommen.

Kapitel 6 - Maß und Maßgabe

Es war am frühen Vormittag, als das Klopfen an der Seitentür ertönte – präzise, zweimal kurz, einmal lang. Ich wusste sofort, dass es nicht der Lieferbote für die Wäsche war, sondern jemand anderes. Lisa warf mir einen raschen Blick zu, bedeutete mir mit einem leichten Kopfnicken, stehen zu bleiben, und öffnete selbst. Ein Mann mit Kappe stand draußen, dahinter ein flacher, breiter Kasten auf einem Handwagen.
„Atelier Florin“, sagte er nur.
Lisa ließ ihn ein – ohne Umschweife, ohne Worte – und zeigte auf die Kommode im Durchgangszimmer zum Herrenzimmer. Der Mann stellte die Kisten ab, nahm eine Quittung aus der Manteltasche, ließ sich unterschreiben und verließ das Haus so schweigend, wie er gekommen war.
Ich wusste, was es war. Die Kleider.
Die Aufschrift auf dem ersten Karton war handschriftlich und in schwungvoller Schrift aufgebracht:
„Dienstgarderobe, Maßanfertigung. Fräulein Friedericke“
Ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen stieg, obwohl ich mich bemühte, keine Regung zu zeigen. Lisa öffnete die Kartons mit sachlichem Blick. Sie hob das erste Kleid an – ein tiefschwarzes Exemplar mit mattem Glanz, einem hohen Kragen und einem steifen, gefältelten Unterrock. Die Schürze dazu war fein weiß, mit schmaler Spitze, sorgfältig gestärkt.
Dann folgte das blaue Kleid. Es hatte denselben Schnitt, war jedoch aus feinerem Stoff und mit silbernen Knöpfen besetzt. Die weiße Schürze dazu hatte einen Hauch von Rüsche, etwas verspielter als die andere. Zum Schluss kam das rote Kleid – festlich, beinahe glänzend, mit weinroten Akzenten und einer Schürze aus hellem Grau. Die Farben waren mutig. Aber nicht frivol. Sie hatten den Anschein von Autorität.
„Du ziehst das Schwarze an“, sagte Lisa, ohne aufzublicken.
„In den Salon.“
Der Salon war hell, kühl und makellos wie immer. Die Luft roch nach Lavendelöl und altem Holz. Ich betrat ihn mit dem frisch angezogenen schwarzen Kleid, dessen Stoff beim Gehen einen feinen, knisternden Klang erzeugte. Die Ärmel saßen straff, der Kragen eng, der Unterrock drückte mich in eine Haltung, die keinerlei Trägheit duldete. Ich stand still.
Frau von Schlösskes trat ein – mit einem kleinen Schreibbrett in der Hand, gefolgt von Lisa, die eine Stecknadel zwischen den Lippen trug. Die Herrin ließ ihren Blick von oben nach unten über mich gleiten. Sie sagte lange nichts.
„Dreh dich“, kam dann ruhig.
Ich tat es, langsam. Meine Hände lagen auf dem Schürzenband, die Fingerspitzen aneinandergeschmiegt.
„Der Rock sitzt gut. Weniger Falten am Saum. Haube ist zu weit hinten, Lisa.“
Ein Griff, eine Korrektur. Ich spürte, wie mein Nacken freigelegt wurde.
„So. Halte das Tablett. Geh zehn Schritte. Wende. Verbeuge dich.“
Ich folgte. Die Anspannung lag mir wie eine zweite Haut über den Schultern.
„Du wirkst aufrechter“, sagte Frau von Schlösskes schließlich. „Weniger Unruhe in der Haltung. Das Kleid erzwingt Ordnung – das ist seine Aufgabe.“
Ich senkte den Blick leicht.
„Zieh das Blaue an.“
Das Umkleiden geschah im hinteren Flur. Lisa half mir diesmal, was ungewöhnlich war. Während sie die Knöpfe schloss, sprach sie kaum ein Wort – nur ein leises:
„Halte die Schultern fest, wenn der Kragen eng sitzt.“
Das blaue Kleid fühlte sich kühler an. Eleganter. Ich trat wieder in den Salon, wo Frau von Schlösskes nun mit einem Buch am Fenster saß. Sie sah nur kurz auf.
„Das ist für Gäste, nicht für Gartenarbeit“, stellte sie fest.
„Aber es hat Wirkung.“
Ein Klopfen unterbrach die Szene.
Lisa öffnete. Dann: Schritte auf dem Flur. Schwerer als sonst. Ein Stock. Und eine Stimme, tief und trocken:
„Frau von Schlösskes, ich danke für Ihre Einladung.“
„Herr Wilkening“, sagte die Herrin, mit dieser besonderen Höflichkeit, die zugleich Distanz bedeutete.
Ich hörte den Namen und spürte, wie mir die Kehle trocken wurde. Herr Oberstudienrat Wilkening – der frühere Hauslehrer von Frau von Schlösskes, ein Mann mit Ruf, eiserner Haltung und strenger Zunge. Ein langjähriger Freund der Familie, jedoch niemand, bei dem man sich je willkommen fühlte.
„Ich wusste nicht, dass Sie eine neue Kraft beschäftigen“, sagte er, kaum dass er mich erblickt hatte.
„Sie steht in der Erprobung“, sagte die Hausherrin knapp.
Wilkening kam näher. Sein Blick war prüfend, nicht feindlich – aber auch nicht wohlwollend. Er deutete mit dem Stock.
„Der Kragen liegt sauber. Aber die Haltung im linken Arm ist nachlässig.“
Ich zog den Ellenbogen etwas zurück.
„So ist es besser“, murmelte er.
Dann: „Tee. In der Bibliothek.“
Ich wurde geschickt, den Tee aufzutragen – in der Bibliothek, einem Raum, den ich bislang kaum betreten hatte. Dunkle Holzregale bis zur Decke, ein leicht muffiger Geruch nach alten Ledereinbänden, und ein Tisch, auf dem drei Bücher aufgeschlagen lagen. Ich brachte die Teekanne, Tassen, Zuckerdose, dazu Buttergebäck. Alles korrekt. Und doch: Unter Wilkenings Blick erschien mir jeder Schritt wie ein Examen.
„Welches ist dein Aufgabenbereich?“, fragte er unvermittelt.
„Reinigung, Küche, Dienstgänge...“
„Pflichtgefühl ist wichtiger als Geschick“, unterbrach er. „Geschick kann man lernen. Haltung nicht.“
Ich senkte den Blick.
„Sie trägt das Kleid mit Disziplin“, sagte Frau von Schlösskes.
„Aber ich erwäge, ihr die Wäschepflege zu übertragen. Was meinst du?“
Wilkening nickte.
„Nichts formt besser als das Waschen von Dingen, die wieder vollkommen zu werden haben. Wer sich mit Stoffen beschäftigt, lernt Maß. Und Maß ist Tugend.“
So kam es, dass ich am Nachmittag – nach der Verabschiedung des Gastes, der mit einem knappen „Es war... akzeptabel“ ging – zum ersten Mal in die Waschküche geführt wurde. Sie lag außerhalb des Hauptgebäudes, unterhalb des Gärtnerhauses, und roch nach Seife, Dampf und Stärke.
Lisa erklärte es mir in kurzen Sätzen: Die Dienstwäsche wurde getrennt von der Herrschaftswäsche behandelt. Schürzen, Hauben, Unterröcke, Blusen. Jedes Stück musste mit Etikett versehen, nach Vorschrift gewaschen, getrocknet, gestärkt und gebügelt werden.
„Du bist allein dafür verantwortlich. Fehler werden nicht mit Worten korrigiert.“
Ich verstand. Auch ohne Erklärung.
Der erste Korb, den ich prüfte, enthielt meine eigene Kleidung: die Schürze vom gestrigen Tag, leicht verschmutzt vom Zitronenschalenabrieb. Zwei Hauben mit stärkespuren. Der weiße Unterrock vom ersten Abendessen. Ich hob ihn vorsichtig an, fühlte den Stoff zwischen den Fingern. Es war ein seltsames Gefühl, etwas zu reinigen, das man selbst getragen hatte – und doch nun als Dienststück behandelte.
Ich begann, das Wasser einzulassen, mischte die Seife, prüfte die Temperatur.
Ich arbeitete schweigend. Bedacht.
Und fühlte, dass etwas sich in mir gefestigt hatte.
Später, als ich wieder in meinem Zimmer war, sah ich das rote Kleid an der Kleiderstange hängen – ungetragen, noch eingepackt in Seidenpapier. Es war reserviert für einen besonderen Anlass, hatte Lisa gesagt.
Ich berührte es nicht. Ich betrachtete es nur.
Denn ich wusste: Seine Zeit würde kommen.
Und wenn sie kam, würde ich bereit sein.


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  RE: Im Dienste der Herrin – Das Leben der Friedericke Datum:27.09.25 11:48 IP: gespeichert Moderator melden


Das ist schon eine schöne Geschichte, großartig geschrieben.
Klar, ein bisschen langatmig, so richtig passiert nichts, es bleibt alles im Vorbereitungsstadium. Aber das ist auch dem Thema geschuldet. Mir gefällt es ausgesprochen gut.
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  RE: Im Dienste der Herrin – Das Leben der Friedericke Datum:27.09.25 19:26 IP: gespeichert Moderator melden


Kapitel 6 - Maß und Maßgabe

Es war am frühen Vormittag, als das Klopfen an der Seitentür ertönte – präzise, zweimal kurz, einmal lang. Ich wusste sofort, dass es nicht der Lieferbote für die Wäsche war, sondern jemand anderes. Lisa warf mir einen raschen Blick zu, bedeutete mir mit einem leichten Kopfnicken, stehen zu bleiben, und öffnete selbst. Ein Mann mit Kappe stand draußen, dahinter ein flacher, breiter Kasten auf einem Handwagen.
„Atelier Florin“, sagte er nur.
Lisa ließ ihn ein – ohne Umschweife, ohne Worte – und zeigte auf die Kommode im Durchgangszimmer zum Herrenzimmer. Der Mann stellte die Kisten ab, nahm eine Quittung aus der Manteltasche, ließ sich unterschreiben und verließ das Haus so schweigend, wie er gekommen war.
Ich wusste, was es war. Die Kleider.
Die Aufschrift auf dem ersten Karton war handschriftlich und in schwungvoller Schrift aufgebracht:
„Dienstgarderobe, Maßanfertigung. Fräulein Friedericke“
Ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen stieg, obwohl ich mich bemühte, keine Regung zu zeigen. Lisa öffnete die Kartons mit sachlichem Blick. Sie hob das erste Kleid an – ein tiefschwarzes Exemplar mit mattem Glanz, einem hohen Kragen und einem steifen, gefältelten Unterrock. Die Schürze dazu war fein weiß, mit schmaler Spitze, sorgfältig gestärkt.
Dann folgte das blaue Kleid. Es hatte denselben Schnitt, war jedoch aus feinerem Stoff und mit silbernen Knöpfen besetzt. Die weiße Schürze dazu hatte einen Hauch von Rüsche, etwas verspielter als die andere. Zum Schluss kam das rote Kleid – festlich, beinahe glänzend, mit weinroten Akzenten und einer Schürze aus hellem Grau. Die Farben waren mutig. Aber nicht frivol. Sie hatten den Anschein von Autorität.
„Du ziehst das Schwarze an“, sagte Lisa, ohne aufzublicken.
„In den Salon.“
Der Salon war hell, kühl und makellos wie immer. Die Luft roch nach Lavendelöl und altem Holz. Ich betrat ihn mit dem frisch angezogenen schwarzen Kleid, dessen Stoff beim Gehen einen feinen, knisternden Klang erzeugte. Die Ärmel saßen straff, der Kragen eng, der Unterrock drückte mich in eine Haltung, die keinerlei Trägheit duldete. Ich stand still.
Frau von Schlösskes trat ein – mit einem kleinen Schreibbrett in der Hand, gefolgt von Lisa, die eine Stecknadel zwischen den Lippen trug. Die Herrin ließ ihren Blick von oben nach unten über mich gleiten. Sie sagte lange nichts.
„Dreh dich“, kam dann ruhig.
Ich tat es, langsam. Meine Hände lagen auf dem Schürzenband, die Fingerspitzen aneinandergeschmiegt.
„Der Rock sitzt gut. Weniger Falten am Saum. Haube ist zu weit hinten, Lisa.“
Ein Griff, eine Korrektur. Ich spürte, wie mein Nacken freigelegt wurde.
„So. Halte das Tablett. Geh zehn Schritte. Wende. Verbeuge dich.“
Ich folgte. Die Anspannung lag mir wie eine zweite Haut über den Schultern.
„Du wirkst aufrechter“, sagte Frau von Schlösskes schließlich. „Weniger Unruhe in der Haltung. Das Kleid erzwingt Ordnung – das ist seine Aufgabe.“
Ich senkte den Blick leicht.
„Zieh das Blaue an.“
Das Umkleiden geschah im hinteren Flur. Lisa half mir diesmal, was ungewöhnlich war. Während sie die Knöpfe schloss, sprach sie kaum ein Wort – nur ein leises:
„Halte die Schultern fest, wenn der Kragen eng sitzt.“
Das blaue Kleid fühlte sich kühler an. Eleganter. Ich trat wieder in den Salon, wo Frau von Schlösskes nun mit einem Buch am Fenster saß. Sie sah nur kurz auf.
„Das ist für Gäste, nicht für Gartenarbeit“, stellte sie fest.
„Aber es hat Wirkung.“
Ein Klopfen unterbrach die Szene.
Lisa öffnete. Dann: Schritte auf dem Flur. Schwerer als sonst. Ein Stock. Und eine Stimme, tief und trocken:
„Frau von Schlösskes, ich danke für Ihre Einladung.“
„Herr Wilkening“, sagte die Herrin, mit dieser besonderen Höflichkeit, die zugleich Distanz bedeutete.
Ich hörte den Namen und spürte, wie mir die Kehle trocken wurde. Herr Oberstudienrat Wilkening – der frühere Hauslehrer von Frau von Schlösskes, ein Mann mit Ruf, eiserner Haltung und strenger Zunge. Ein langjähriger Freund der Familie, jedoch niemand, bei dem man sich je willkommen fühlte.
„Ich wusste nicht, dass Sie eine neue Kraft beschäftigen“, sagte er, kaum dass er mich erblickt hatte.
„Sie steht in der Erprobung“, sagte die Hausherrin knapp.
Wilkening kam näher. Sein Blick war prüfend, nicht feindlich – aber auch nicht wohlwollend. Er deutete mit dem Stock.
„Der Kragen liegt sauber. Aber die Haltung im linken Arm ist nachlässig.“
Ich zog den Ellenbogen etwas zurück.
„So ist es besser“, murmelte er.
Dann: „Tee. In der Bibliothek.“
Ich wurde geschickt, den Tee aufzutragen – in der Bibliothek, einem Raum, den ich bislang kaum betreten hatte. Dunkle Holzregale bis zur Decke, ein leicht muffiger Geruch nach alten Ledereinbänden, und ein Tisch, auf dem drei Bücher aufgeschlagen lagen. Ich brachte die Teekanne, Tassen, Zuckerdose, dazu Buttergebäck. Alles korrekt. Und doch: Unter Wilkenings Blick erschien mir jeder Schritt wie ein Examen.
„Welches ist dein Aufgabenbereich?“, fragte er unvermittelt.
„Reinigung, Küche, Dienstgänge...“
„Pflichtgefühl ist wichtiger als Geschick“, unterbrach er. „Geschick kann man lernen. Haltung nicht.“
Ich senkte den Blick.
„Sie trägt das Kleid mit Disziplin“, sagte Frau von Schlösskes.
„Aber ich erwäge, ihr die Wäschepflege zu übertragen. Was meinst du?“
Wilkening nickte.
„Nichts formt besser als das Waschen von Dingen, die wieder vollkommen zu werden haben. Wer sich mit Stoffen beschäftigt, lernt Maß. Und Maß ist Tugend.“
So kam es, dass ich am Nachmittag – nach der Verabschiedung des Gastes, der mit einem knappen „Es war... akzeptabel“ ging – zum ersten Mal in die Waschküche geführt wurde. Sie lag außerhalb des Hauptgebäudes, unterhalb des Gärtnerhauses, und roch nach Seife, Dampf und Stärke.
Lisa erklärte es mir in kurzen Sätzen: Die Dienstwäsche wurde getrennt von der Herrschaftswäsche behandelt. Schürzen, Hauben, Unterröcke, Blusen. Jedes Stück musste mit Etikett versehen, nach Vorschrift gewaschen, getrocknet, gestärkt und gebügelt werden.
„Du bist allein dafür verantwortlich. Fehler werden nicht mit Worten korrigiert.“
Ich verstand. Auch ohne Erklärung.
Der erste Korb, den ich prüfte, enthielt meine eigene Kleidung: die Schürze vom gestrigen Tag, leicht verschmutzt vom Zitronenschalenabrieb. Zwei Hauben mit stärkespuren. Der weiße Unterrock vom ersten Abendessen. Ich hob ihn vorsichtig an, fühlte den Stoff zwischen den Fingern. Es war ein seltsames Gefühl, etwas zu reinigen, das man selbst getragen hatte – und doch nun als Dienststück behandelte.
Ich begann, das Wasser einzulassen, mischte die Seife, prüfte die Temperatur.
Ich arbeitete schweigend. Bedacht.
Und fühlte, dass etwas sich in mir gefestigt hatte.
Später, als ich wieder in meinem Zimmer war, sah ich das rote Kleid an der Kleiderstange hängen – ungetragen, noch eingepackt in Seidenpapier. Es war reserviert für einen besonderen Anlass, hatte Lisa gesagt.
Ich berührte es nicht. Ich betrachtete es nur.
Denn ich wusste: Seine Zeit würde kommen.
Und wenn sie kam, würde ich bereit sein.

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  RE: Im Dienste der Herrin – Das Leben der Friedericke Datum:27.09.25 19:28 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Edwin,

ja die Geschichte nimmt erst an Fahrt auf. Legt aber auch den Focus auf das Dienen

LG Friedericke
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  RE: Im Dienste der Herrin – Das Leben der Friedericke Datum:27.09.25 19:39 IP: gespeichert Moderator melden


Kapitel 7 - Lauge und Lauterkeit

Der Morgen begann ruhig. Im Innenhof spielte das Licht mit den alten Fensterläden, und der Wind trug den Geruch frisch geschnittener Petersilie durch das geöffnete Seitenfenster der Waschküche. Ich war allein dort unten, wie seit einigen Tagen, seit mir die Verantwortung über die Dienstwäsche übertragen worden war. Lisa hatte mir den Schlüssel zu den Schränken übergeben, zusammen mit einem Blick, der weder Zweifel noch Nachsicht enthielt.
Der große Bottich dampfte bereits leicht, die Seife war aufgelöst. Ich hatte die weißen Schürzen vor mir ausgebreitet, akkurat nach der Tragefolge der vergangenen Woche geordnet. Die Wäsche war von zäher Reinlichkeit – das, was nicht sichtbar war, wog schwerer als jeder Fleck. Es ging nicht nur um Sauberkeit, sondern um Disziplin, Glätte, Fassung.
Ich arbeitete sorgfältig. Und doch: Meine Aufmerksamkeit ließ in einem Moment nach – nicht sichtbar, nicht greifbar. Es war nur eine Kleinigkeit, ein flüchtiges Versehen.
Ich hatte bei der ersten Ladung zu viel Stärke in die zweite Spülung gegeben.
Es zeigte sich erst beim Trocknen.
Zuerst glaubte ich, die Schürzen wären bloß ungewöhnlich steif – ein Zustand, der sich beim späteren Bügeln legen würde. Doch als ich die erste auf dem Brett ausbreitete, spürte ich Widerstand. Die Fasern waren verhärtet, beinahe spröde, und an den Säumen hatten sich winzige weiße Ränder gebildet – Spuren eingetrockneter Stärke. Ich versuchte zu retten, was zu retten war, mit einem feuchten Tuch, mit Dampf, mit Geduld. Aber die Oberfläche blieb stumpf, an manchen Stellen sogar leicht gebrochen. Ein Schürzenband riss beim Spannen.
Ich holte tief Luft. Still. Dann rollte ich die misslungenen Stücke ein, legte sie beiseite und begann, die verbliebenen zu bügeln. Das Missgeschick war nicht zu verbergen. Und es blieb nicht lange unbemerkt.
Es war Lisa, die als Erste kam. Sie betrat die Waschküche gegen Mittag – mit einem Strauß frischer Kräuter im Arm, den sie offenbar aus dem Garten geholt hatte, doch sie blieb an der Tür stehen. Ihr Blick wanderte über das gestärkte Tuch, dann auf meine Hände, dann zurück zu den aufgerollten Bündeln.
„Du hast falsch dosiert.“
Ich sagte nichts.
„Vier Stück sind nicht zu retten. Eine davon ist gerissen.“
Ich nickte.
„Die Herrin weiß es noch nicht. Sie wird es erfahren.“
Damit drehte sie sich um und verließ den Raum.
Es vergingen etwa zwei Stunden. Ich hatte mich wieder dem Falten zugewandt, als das Haus plötzlich lauter wurde – Schritte, Stimmen, ein bellendes Lachen. Ich erkannte es nicht sofort. Erst als ich vom Flur her den Namen hörte – ausgesprochen in einem Ton, der keine Freude bedeutete:
„Herr Mertens...“
Er war nicht häufig zu Gast, aber bekannt genug, um seine Wirkung auf das Haus auszuüben. Ein entfernter Verwandter der Schlösskes, ehemaliger Kolonialbeamter, nun mit einer Pension und einer Stimme, die stets nach mehr Raum griff, als ihr zustand.
Ich wurde nach oben gerufen, um Tee zu bringen.
Das Tablett war schwer, die Tassen klirrten leise, als ich es durch das Vestibül trug. Herr Mertens saß in einem Ohrensessel, breitbeinig, die Finger an einem Schnurrbart nestelnd, der seine Worte wie eine Kulisse rahmte.
„Aha!“, rief er, als er mich erblickte. „Die neue Kraft. Die junge Dame aus der unteren Etage.“
Ich senkte den Blick und stellte das Tablett auf dem Servierwagen ab.
„Wie hübsch sie serviert, nicht wahr? Fast wie in Singapur – dort liefen sie auch so herum, die kleinen Mädchen mit ihren Röcken.“
„Herr Mertens“, sagte Frau von Schlösskes mit fester Stimme. Es war keine Einladung, sondern ein Punkt.
Aber Mertens lächelte nur.
„Nein, nein, ich meine das anerkennend. Haltung ist die halbe Erziehung.“
Sein Blick fiel auf meine Haube.
„Diese Bändchen hier – sind das jetzt Mode oder Pflicht? Ich erinnere mich an Zeiten, da wurden solche Mängel mit dem Rohrstock geregelt.“
Frau von Schlösskes stand auf. Ihre Stimme war ruhig, fast sachlich:
„Die Haube sitzt korrekt. Aber die Schürze – das ist eine andere Sache.“
Ich erstarrte.
Sie hatte es bemerkt. Die Schürze war eine von denen, die ich selbst gestärkt hatte – und die Ränder waren nicht sauber. Ich hatte gehofft, sie würde als nebensächlich durchgehen. Doch unter dem Licht des Nachmittags und vor den Augen der Herrin – und eines Gastes, der sich für solche Dinge geradezu genüsslich interessierte – war jede Unvollkommenheit ein Bekenntnis.
„Du gehst jetzt nach unten“, sagte sie. „Und kommst in fünf Minuten zurück. In der unteren Hauskleidung. In der Waschküche wird sich versammelt.“
Fünf Minuten später stand ich wieder dort, in meiner einfachsten Diensttracht – dem Kleid mit dem groben Saum, das sonst nur für Küchenarbeit vorgesehen war. Lisa war bereits da, ebenso der Gärtnerjunge Otto, die ältere Haushälterin Frau Krell und das Küchenmädchen Ilse. Frau von Schlösskes trat als Letzte ein, Herr Mertens folgte ihr. Er hatte ein seltsames Glänzen in den Augen.
„Ordnung beginnt bei den kleinen Dingen“, sagte die Herrin. „Und sie endet nicht an der Wäscheleine.“
Sie drehte sich zu Lisa.
„Bring den Stock.“
Ein schmaler Rohrstock, nicht dicker als ein Bleistift, wurde aus dem Schrank genommen. Ich kannte ihn vom Sehen – er lag meist unbeachtet auf der obersten Ablage, wo die Stärkeflaschen standen. Heute wurde er nicht übersehen.
„Zwei auf jede Handfläche“, sagte Frau von Schlösskes. „Zur Erinnerung.“
Ich trat vor, öffnete die Hände.
Der Schmerz war scharf, aber nicht grausam. Es war nicht die Strafe selbst, die wog, sondern das Wissen, gesehen zu werden – von den anderen, vom Haus, vom Gast. Herr Mertens schwieg. Aber er sah genau hin.
„Du wirst die Wäsche morgen neu aufsetzen. Mit weniger Stärke. Und mehr Achtsamkeit.“
Ich verneigte mich leicht.
Am Abend, als ich wieder allein in meinem kleinen Raum saß, lagen meine Hände ruhig auf den Knien. Sie brannten nicht mehr, nur ein leichtes Prickeln erinnerte mich daran, dass sie gesehen worden waren. Gesehen im Tun, im Irren, im Korrigieren.
Ich blickte auf den Zettel, den Lisa mir hinterlassen hatte – eine Liste der Stücke, die am nächsten Tag neu gewaschen werden sollten. Sie hatte eine Zeile darunter geschrieben, klein, sachlich:
„Bank der Erkenntnis wurde nicht bemüht. Das war Gnade.“
Ich faltete den Zettel zusammen, legte ihn unter das Kissen und stand auf.
Die Schürzen warteten. Und ich auch.

Kapitel 8 – Die Haltung der Dienenden

Es war ein kühler Vormittag im Spätsommer, als Friedericke – wie stets vor dem Morgengrauen aufgestanden – das große Tischtuch im Salon zum letzten Mal glattstrich. Die Fensterscheiben zeigten noch feine Spuren nächtlicher Feuchtigkeit, und ein leichter Wind spielte mit den Spitzen der Gardinen. Ein besonderer Tag war angekündigt worden, und obwohl dies kein offizieller Besuch der höheren Kreise war, wie man ihn gelegentlich im Hause von Schlösskes empfing, lag doch eine drückende Erwartung in der Luft.
Denn an diesem Abend sollten zwei Damen zu Gast sein, Freundinnen der Herrin, deren Maßstab für gute Führung, gutes Benehmen und gutes Personal als ebenso penibel wie schweigend war. Es war bekannt, dass sie keine Szene machten, keine Kritik aussprachen – doch umso verheerender konnten ein einziger gehobener Brauenbogen oder ein beiläufiger Blick sein.
„Der Abend wird Beachtung fordern, Friedericke,“ hatte Lisa beim Frühstück gesagt, ohne die Stimme zu heben. „Keine Ungeschicklichkeit, keine Ungenauigkeit, kein zu lauter Schritt. Und vor allem: Haltung.“
Das Wort war wie mit feinem Stahl graviert. Haltung. Und nicht im übertragenen Sinne.
Denn heute – so war es angekündigt – würde Friedericke besonders geschnürt werden. Nicht aus Strenge allein, sondern weil das Auftreten der Dienenden Teil der Haushaltsrepräsentation war. Die Gäste würden nicht nur auf Teller und Saucen achten, sondern auf Rückengerade, auf Knickstiefe, auf Haltung im wörtlichen und übertragenen Sinne.
Und so begann der Tag mit einer ungewöhnlichen Vorbereitung.
Die Ankleide
Im Ankleidezimmer lag bereits das besondere Ensemble bereit: das rote Kleid mit weißem Kragen und kurzen Ärmeln, dazu die fein gestärkte Schürze mit Bogenkante, die seidig glänzenden weißen Strümpfe, die schwarze Haube mit Schleife – und vor allem das lange Korsett aus schwerem Baumwollbrokat mit Fischbeinstäbchen, doppelter Rückenverschnürung und glattem Miederbusen. Es war für Anlässe dieser Art reserviert, wo sich Friedericke nicht nur präsentieren, sondern auch unter Beweis stellen sollte.
Lisa legte zunächst das Unterhemd an, dann half sie beim Anziehen der Korsettschale. Sie arbeitete schweigend, prüfte, rückte, zog fest – und dann noch fester. Friedericke spürte, wie die Luft aus ihren Lungen wich, wie sich ihr Oberkörper aufrichtete, sich der Brustkorb spannte und die Schultern zurückwichen. Der Blick in den Spiegel zeigte keine Dienerin – sondern ein Dienstobjekt, eine in Haltung gebrachte Erscheinung.
„Du wirst heute keinen einzigen Schritt machen, der nicht gesehen wird,“ sagte Lisa leise, während sie die Haube festband. „Du dienst in diesem Haus – aber heute dienst du auch seiner Vorstellung von Ordnung.“
Das rote Kleid wurde sorgfältig übergelegt, der Petticoat darunter raschelte kaum, aber er verlieh der Silhouette jene weite, leicht verspielte Linie, die eine stumme Form der Demut verkörperte. Über der Brust saß das Kleid eng, über der Taille straff, und unterhalb der Hüften weitete sich der Stoff – rot wie ein Mahnruf an das Versagen.
„Die Gäste kennen deine Geschichte nicht,“ sagte Lisa. „Und das ist gut so. Aber sie werden alles über dich lesen. In deinen Knicksen. Deinen Händen. Deinem Blick.“

Die Schulung

Am Nachmittag begann die Etikettenschulung – auf Anordnung der Herrin, jedoch unter der Leitung von Lisa. Der Ort war der Gesellschaftssaal, dessen Spiegelwände und Parkettboden schon so manche Übung gespiegelt hatten.
Friedericke musste antreten. Aufrecht stehen, Arme an den Seiten, der Blick gesenkt, aber nicht geduckt.
Lisa trat vor, mit einem schmalen Zeigestock in der Hand. Nicht zur Strafe – noch nicht –, sondern zur Führung.
„Du knickst, wenn ein Gast eintritt. Du knickst, wenn du etwas überreichst. Du knickst, wenn du dich zurückziehst. Immer mit Blick gesenkt, Knie leicht gebeugt, rechter Fuß nach hinten.“
Friedericke versuchte es. Der erste Knickser – zu flach. Lisa sagte nichts. Der zweite – zu zögerlich. Der dritte – zu rasch.
„Du verstehst Haltung nicht als Mechanik, sondern als Zeichen von Innerlichkeit,“ sagte Lisa. „Noch einmal.“
Sie wiederholte die Übung fünf, zehn, zwanzig Mal. Friedericke spürte das Korsett bei jedem Absenken – die Rippen protestierten, die Beine wurden müde. Beim achtzehnten Versuch verlor sie kurz das Gleichgewicht.
Lisa trat zurück, legte den Zeigestock zur Seite – und nahm stattdessen den feinen Rohrstock, der am Fensterbrett bereitlag.
„Streck die Hände vor.“
Friedericke gehorchte. Die ersten drei Schläge kamen zügig – nicht brutal, aber bestimmt. Sie trafen den Handrücken, je zwei pro Seite. Danach folgten drei weitere – für Unruhe, für Ungleichmaß, für eine Haltung, die nicht sprach, sondern zitterte.
„Du wirst heute Abend vierzehn Mal knicksen müssen, schätze ich,“ sagte Lisa. „Wenn du jeden davon nur halb gut ausführst, rechnest du mit der doppelten Zahl an Strichen. Ich rate dir, dich zu konzentrieren.“

Ankunft der Gäste

Als die Glocke am Portal ertönte, stand Friedericke bereits bereit. Die Haube saß fest, die Schleife tadellos, das Kleid makellos. Der Druck des Korsetts war nun kein Umstand mehr – er war zur Norm geworden. Die Haltung, die er erzwang, war kein Zwang mehr, sondern Notwendigkeit.
Frau von Schlösskes trat zuerst in die Halle, gefolgt von den beiden Damen – mittelalten, stillen, korrekt gekleideten Freundinnen, die sich mit einem Lächeln, das ebenso höflich wie nichts verratend war, ins Haus führen ließen.
Friedericke knickste. Tief. Der linke Fuß stand fest, der rechte zog sich nach hinten, das Knie beugte sich. Der Blick war gesenkt. Kein Geräusch. Keine Regung.
Die Damen sagten nichts. Aber sie nickten. Und das genügte.
Der Empfang war geglückt – nach außen hin. Doch Friedericke wusste: Es war ein stilles Spiel, das nun begann. Ein Spiel, das sie kaum zu beeinflussen vermochte, dessen Regeln jedoch durch ihr bloßes Atmen, durch jeden Schritt, durch jede zögernde Bewegung aufgerufen wurden.
Die Gäste wurden in den Salon geführt, wo Tee und kleine Gebäckstücke bereitstanden. Das Porzellan war dünn wie Schneehauch, die Servietten gestärkt, das Tafelbesteck poliert bis in den Griffspalt. Es war Friederickes Aufgabe, alles zu reichen, abzuräumen, neu einzusetzen – und zwar auf Zehenspitzen, lautlos, korrekt. Einmal verwechselte sie die Reihenfolge der Löffel. Lisa bemerkte es zuerst, trat unmerklich hinter sie, flüsterte: „Zweiter von außen, nicht dritter.“
Der Fehler blieb den Damen vermutlich verborgen – doch in Lisa Blick lag ein stilles Protokoll. Nichts wurde vergessen.
Als sie den Tee einschenkte, wurde ihre Haltung erneut geprüft: rechter Fuß leicht zurückgesetzt, Ellbogen nicht höher als der Unterteller, Blick auf die Kanne, nicht auf das Gesicht des Gastes. Das Korsett half – es zwang zur Form. Doch ihre Finger zitterten leicht. Nur ein einziger Tropfen Tee fiel daneben – direkt auf das Spitzendeckchen. Eine der Damen sah auf, hob leicht eine Augenbraue – und sagte: nichts.
Das war schlimmer als Worte.

Der Vorabend

Das Diner wurde in fünf Gängen serviert. Keine große Tafel, sondern ein gedeckter Tisch für vier– die Herrin, Lisa, die zwei Gäste, und als fünfte Präsenz: Friedericke. Unsichtbar sichtbar. Immer dort, wo man sie brauchte, niemals dort, wo sie störte. Sie durfte nicht sprechen, nicht lächeln, nicht verharren. Ihre Bewegungen waren Teil des Raumes – nicht der Gesellschaft.
Frau von Schlösskes beobachtete sie. Nicht aufdringlich, nicht streng – aber mit einer Präsenz, die in jedem Augenblick deutlich machte: Friedericke war unter Beobachtung. Und: Sie würde geprüft werden.
Beim zweiten Gang – einer hellen Suppe – ließ sich eine der Damen nach einer Serviette fragen. Friedericke brachte sie auf einem kleinen Silbertablett – das Protokoll verlangte es so –, knickste tief, reichte sie mit gesenktem Blick. Doch als sie sich aufrichtete, blieb der Blick zu lang am Tisch haften. Ein Moment des Zögerns. Ein Moment der Unsicherheit.
„Sie muss noch üben, nicht wahr, meine Liebe?“ sagte eine der Damen mit einem Lächeln zur Hausherrin. Es war nicht spitz, nicht grausam – nur beiläufig. Und doch schien Friedericke einen Schritt kleiner zu werden.
Frau von Schlösskes nickte knapp. „Übung ist Teil des Haushalts. Und Disziplin.“
Nach dem Diner
Nachdem der letzte Gang abgeräumt war – Apfelkompott mit Rahm und Zimt –, bat die Herrin die Gäste in die Sitzecke. Friedericke hatte dort bereits den Kamin vorbereitet, das Teegeschirr aufgebaut, die Strickhocker geradegerückt. Nun stand sie, wie es ihre Pflicht war, mit leicht gesenktem Blick am Rand des Raumes – präsent, aber nicht Teil der Konversation.
Die Damen plauderten. Über eine Ausstellung in Wiesbaden, über einen Neffen in Kassel, über die unmoderne Haltung mancher Dienstboten. Die Sätze waren beiläufig, aber durchdrungen von Erwartung.
Dann wandte sich die Hausherrin an Friedericke.
„Friedericke. Bringen Sie bitte das kleine Buch auf dem Lesepult dort. Das mit dem grauen Ledereinband.“
Friedericke trat gehorsam vor, knickste, drehte sich um – und suchte das Pult ab. Zwei Bücher lagen dort. Ein graues – aber auch ein blau-graues. Unsicherheit. Zögern.
Sie nahm das obere, trat zurück, knickste, reichte es.
Frau von Schlösskes nahm es entgegen, blätterte – und reichte es Lisa.
„Das war nicht das rechte,“ sagte sie leise.
Friedericke stand wie erstarrt.
„Sie werden es gleich erneut versuchen,“ sagte Frau von Schlösskes. „Doch zunächst – Lisa?“
Lisa erhob sich, wie selbstverständlich, trat an Friederickes Seite. „Hände.“
Friedericke streckte sie aus. Diesmal zögernd. Der Rohrstock traf viermal. Fest, nicht wütend. Ein Rhythmus, kein Ausbruch. Aber jeder Schlag war eine Markierung.
Dann sagte die Herrin: „Jetzt das richtige Buch.“
Friedericke trat vor. Diesmal wählte sie das untere. Richtig. Sie knickste. Reichte es. Kein Wort wurde gesprochen. Das Protokoll hatte seine Sprache.

Spätere Stunde

Die Gäste verabschiedeten sich schließlich gegen halb zehn. Alles war verlaufen – beinahe – wie vorgesehen. Doch das Urteil blieb stumm. Wurde es je gesprochen? Nein. Doch es wurde verstanden. Die Dienerin hatte sich gehalten. Nicht makellos – aber gehalten.
Frau von Schlösskes ließ Lisa und Friedericke im Salon zurück, nachdem sie die Gäste zur Tür begleitet hatte. Dann, ganz ruhig:
„Sie haben sich Mühe gegeben, Friedericke. Doch die Mühe allein ist keine Haltung.“
Ein Blick zu Lisa.
„Ich denke, eine abschließende Lektion ist angemessen. Zur Festigung.“

Die Disziplin

Im Vorbereitungszimmer der Bediensteten stand der schmale Bock, der sonst für das Wäschefalten diente. Heute war seine Funktion eine andere. Der Raum war kühl, die Fensterläden geschlossen. Lisa band Friederickes Haube ab, legte sie beiseite. Dann forderte sie sie auf, sich über den Bock zu beugen. Das Korsett blieb. Das Kleid wurde hochgelegt, die Petticoats gerafft. Die Miederhose blieb – ein matter Trost.
Dann erhob Lisa den Stock. Dünner als am Nachmittag. Flexibler. Leiser.
Die ersten drei Schläge: mahnend. Dann zwei, schärfer. Friedericke zuckte – aber sie schrie nicht. Schließlich zwei weitere. Insgesamt sieben. Für sieben verfehlte Haltungen, wie es schien.
Lisa sagte nichts. Sie verstaute den Stock, richtete das Kleid. Band die Haube neu. Reichte die Schürze.
Friedericke knickste.
Lisa nickte.
Die Gäste waren gegangen. Die schwere Eingangstür war längst wieder geschlossen, das Licht im Vestibül gedämpft. Das Haus lag in einer Ruhe, die nicht Entspannung, sondern Nachklang bedeutete. Jeder Winkel schien noch die strengen Silhouetten der Damen zu erinnern, die ihren Maßstab so leise wie unnachgiebig durch bloßes Dasein gesetzt hatten.
Friedericke stand wieder im Ankleidezimmer. Lisa löste das Korsett. Langsam, Strähnchen Weise, wie man eine Geschichte rückwärts erzählt. Die Bänder zogen, lösten sich, erschlafften. Mit jeder Windung kam mehr Luft zurück in Friederickes Brust. Aber mit der Luft kam auch das Gefühl von Leere, von Nacktheit – nicht des Körpers, sondern der Fassung.
„Du kannst den Körper entlasten,“ sagte Lisa, während sie das Korsett faltete, „aber nicht die Erinnerung.“
Friedericke nickte stumm. Ihre Hände zitterten leicht. Die Schläge vom Nachmittag auf die Handrücken pochten noch dumpf nach, und auch auf dem Gesäß brannten die feinen Streifen durch das Leinen der Miederhose hindurch. Nicht heftig – aber eindeutig. Wie Noten eines Liedes, das man nicht abschütteln kann.
„Morgen wirst du das rote Kleid reinigen und das Korsett einölen. Dann wirst du es selbst erneut anlegen – zur Übung. Ohne Anlass.“
Friedericke schwieg.
Die Stille nach dem Tag
Die Nacht brach an. In ihrer kleinen Kammer saß Friedericke auf dem Schemel neben dem Waschbecken, die Haube ordentlich zusammengelegt, die Schürze über das Brett gehängt. Ihre Füße waren schwer vom Stehen, ihre Schultern von der Haltung ermüdet. Dennoch wagte sie nicht, sich einfach ins Bett zu legen.
Die Regel lautete: Zuerst Rückblick, dann Ruhe.
Also nahm sie das kleine Notizheft, das ihr von Frau von Schlösskes übergeben worden war, in dem sie täglich Vermerke zum Haushalt und eigene Beobachtungen festzuhalten hatte. Die Seiten waren bereits mit kleinen, sorgsam geführten Schriftzügen gefüllt: über das Falten der Servietten, das Polieren der Türknäufe, das korrekte Falten der Gästepantoffeln. Heute schrieb sie:
des Monats.
Besuch von zwei Damen.
Korrektur der Haltung erforderlich.
Knickse: insgesamt acht.
Zwei Fehler. Eine Verwechslung.
Maß: sieben Hiebe.
Haltung: mangelhaft unter Druck.
Wiedervorlage morgen 07:00 Uhr.
Dann legte sie das Heft beiseite, löschte das Licht, sank in die Matratze. Und die Müdigkeit kam nicht als Schlaf, sondern als schweres Tuch, das sich über alles legte.
Am nächsten Morgen
Der neue Tag begann wie jeder: leise, kühl, strukturiert. Doch es lag eine leichte Verschiebung in der Ordnung.
Nach dem Frühstück, bei dem Lisa wie immer Wortführer war und die Herrin nur aus dem Hintergrund beobachtete, wurde Friedericke gebeten, in die Bibliothek zu kommen – ein Raum, den sie bislang nur zum Staubwischen betreten hatte.
Frau von Schlösskes saß in einem hohen Sessel mit nachtblauem Samt, ein schmales Buch auf dem Schoß, die Beine ruhig übereinandergeschlagen.
„Friedericke,“ sagte sie, ohne aufzublicken. „Sie haben gestern getan, was Ihnen befohlen war. Teils mit Würde. Teils mit Unsicherheit.“

Kapitel 9 - Strenge

Frau von Schlösskes hob den Blick vom Buch und ließ ihn langsam über Friedericke gleiten. Ihre Stimme war ruhig, doch trug jedes Wort das Gewicht einer unerschütterlichen Autorität.
„Friedericke,“ begann sie, „Sie haben gestern getan, was Ihnen befohlen war. Teils mit Würde. Teils mit Unsicherheit. Ich will diese Unsicherheit nicht verbergen. Denn Haltung bedeutet mehr als bloßes Erfüllen von Gesten.“
Sie legte das Buch beiseite und rückte im Sessel ein wenig vor. „Ein Dienstmädchen ist mehr als nur ein Körper in der Arbeitskleidung. Es ist ein sichtbarer Teil des Hauses – ein Stück seiner Ordnung, seiner Geschichte. Die Haltung, die Sie zeigen, spricht für das Haus, dessen Diener Sie sind.“
„Ich weiß, dass Sie ein Mann sind. Oder waren. Das macht keine Bedeutung mehr. Denn Sie haben nun eine Rolle angenommen, die über Geschlecht hinausgeht. Sie sind hier, weil Sie diese Rolle ausfüllen. Mit all den Pflichten, der Disziplin, der Unsichtbarkeit und der Gehorsamkeit, die dazu gehören.“
Frau von Schlösskes’ Blick wurde weich, aber fest. „Es ist kein einfacher Weg. Doch er ist ein Weg, den Sie nun beschreiten. Und er wird Ihnen nicht allein bleiben. Das Haus wird wachsen, und mit ihm auch die Dienerschaft. Sie werden nicht die einzige sein. Andere werden folgen – vielleicht nicht sofort, vielleicht erst mit der Zeit.“
„Sie werden eine der Ersten sein. Die, an denen sich andere messen. Die, die lernen und lehren. Die sich der Ordnung fügen und sie zugleich repräsentieren. Ihre Haltung wird Maßstab werden – für sich selbst und für die, die nach Ihnen kommen.“
Sie machte eine kurze Pause und sah Friedericke eindringlich an. „Erwarten Sie keine Nachsicht. Nicht hier. Nicht in diesem Haus. Hier zählt Disziplin, Verlässlichkeit und die Akzeptanz dessen, was von Ihnen verlangt wird.“
„Doch wenn Sie diesen Pfad gehen, wird das Haus Ihnen eine Heimat bieten. Einen Ort, an dem Ihre Erfüllung nicht in der Freiheit liegt, sondern in der Ordnung. Nicht in der Sichtbarkeit, sondern in der Funktion.“
Frau von Schlösskes erhob sich langsam, straffte die Schultern, als trage sie selbst das Gewicht einer unsichtbaren Last. „Ich verlange von Ihnen, Friedericke, dass Sie diese Haltung leben – jeden Tag. Nicht nur vor Gästen, sondern auch in den stillen Stunden, wenn niemand zusieht.“
Sie trat auf die Tür zu, öffnete sie einen Spalt und blickte noch einmal zurück. „Das ist Ihr Platz. Sie sind Teil dieses Hauses. Mehr noch: Sie werden es prägen.“
Friedericke stand still, die Hände gefaltet, den Blick gesenkt. Ein Gefühl von Schwere, aber auch von einer eigentümlichen Ruhe breitete sich aus. Es war kein Ende, das hier ausgesprochen wurde, sondern ein Beginn – eine Verpflichtung, ein Versprechen.
Die Tür schloss sich leise hinter Frau von Schlösskes. Und Friedericke blieb allein zurück, mit der Gewissheit, dass die Haltung nun nicht nur eine Aufgabe war, sondern die Essenz ihres Daseins im Haus von Schlösskes.

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