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Leipzig
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Die letzte Zuflucht
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Datum:10.07.07 17:05 IP: gespeichert
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Die letzte Zuflucht, der Sarg, ist manchmal weit
Mitte des 19.Jhd. Osteuropa
Ein schändlich süßer Traum zerwühlte Cholerikas Hirn und zwirbelte merklich tiefer an ihr.
Sie flog darin durch die engen, alten Gassen der Kleinstadt. Das Flackern hinter einem der Fenster der gedrungenen Häuser zog sie magisch an.
Ungeniert sandte sie ihre Blicke durch die eisbeschlagene Scheibe. Dahinter, ein halbnacktes Mädchen. Bis zum Gürtel entblößt, neigte sich Diese über einen Holzbottich mit heißem, dampfenden Wasser und wusch sich.
Geräuschlos saugten sich Cholerikas Hände am Außengemäuer des Hauses fest.
Begehrlich glänzte der bloße Leib im Schimmer des Kaminfeuers, als der Schwamm darüber fuhr.
Oh wie liebte Cholerika solch Anblick. Das Opfer nackt, begehrenswert und ahnungslos.
Und als wenn die süße Fremde ihre Vorfreude noch ins Unermessliche steigern wollte, schlang sie ihr langes aschblondes Haar zu einem Knoten. Cholerika sprang der Anblick der jungen, pulsierenden Halsschlagader ins Auge.
Der Vampirien stockte schier der Atem, so sie noch Einen hätte.
Da lag Leben, da bebte Begehren, dort wartete junges Blut.
Cholerika setzte alles auf eine Karte. Sinnlich starrte sie das himmlische Geschöpf an. In der Hoffnung das es ihren hypnotischen Blick erliegt.
Und, das Wunder geschah.
Die Fremde wandte ihr Haupt und sah sie mit ihren meeresfarbenen Blick an.
Nur wenige Augenblicke später näherte sie sich dem Fenster.
Ein innerer Zwang forderte von ihr das Fenster zu öffnen.
Sofort kollidierten die Wärme des Raums und die jugendliche Hitze ihres nackten Leibes mit der winterlichen Kälte der Außenwelt. Doch das Mädchen schien sich nicht daran zu stören.
Bewirkt durch die fremde Magie formten ihre vollen, sinnlichen Lippen nur einen Wunsch.
„Komm doch rein bitte.“
Lautlos glitt Cholerika ins Haus. Nur selten wiederstand ihr ein Sterblicher.
Ohne ein weiteres Wort legte sie ihre Hände auf die weiche Haut des Mädchens. Die blassen Lippen suchten die Wärme ihres Leibes.
Die Hitze der Sterblichen sprang sofort auf die Untode über.
Solch Elixier war das blanke Leben.
Zärtlich kraulte Cholerika ihrem Opfer den Nacken. Schnurrend wie eine Katze drängte Diese ihren bloßen Leib an sie.
Die Vampirien lies ihre Lippen tiefer wandern. Als sie den jugendlichen Busen erreichte, sprang, wie von allein, ihre Zunge hervor.
Sanft malträtierte sie die mädchenhaften Warzen. Schon nach wenigen Zungenschlägen erregierten Diese.
Cholerika saugte sich an ihnen fest. Das Mädchen stöhnte auf.
Hart, steif und spitz, frästen sich ihre Zitzen ins blutarme Maul ihrer Henkerin.
Die Vampirien registrierte es mit einem Gefühlskonglomerat.
Ja, so liebte sie es! Sie war nicht die Bitterböse. Nein!
Sie gab ihrem Opfer etwas. Auch wenn es das Letzte war, was diese empfanden.
Und mit diesem Gedanken zog sie die nackte Mädchenbrust fast bis zur Hälfte in ihren unstillbaren Rachen.
Vor Wollust stöhnte die Fremde auf und lies devot ihre Arme sinken. Sie gab sich voll und ganz ihrer Jägerin hin. Ja sie versank, noch ehe sie der Kuss des Todes ereilte.
Cholerika wusste um ihre Wirkung. Jahrhunderte hindurch betörte sie Mann wie Weib.
Aber im Gegensatz zu manch ihres Gleichen, gab sie sich nie der Routine hin und wurde nachlässig. Immer und zu jeder Zeit, verfuhr sie mit ihrem Opfer so, als wenn es das Erste, oder Einzige wäre.
Vielleicht war genau das ihr Geheimrezept, um so alt zu werden.
Und irgendwie genoss sie es auch. Sie fühlte sich so besser. Es war ein Geben und Nehmen, auch wenn der Andere nicht wirklich den Preis kannte.
Zärtlich fuhr ihre Hand tiefer. Ihre schlanken Finger suchten und fanden den kleinen Spalt zwischen Stoff und nacktem Bauch des Mädchens.
Sanft strichen ihre Finger über das Flies des jungen Weibes. Schon jetzt vibrierte der sich hingebende Leib. Durch unzählige Jahrzehnte erfahren, fand Cholerikas Zeigefinger schnell die pulsierende Perle der Fremden.
Feuchtwarm überspülte ihre Hand die Erregung der jungen Frau.
Für die Vampirien war es wie Zucker auf die tote Seele.
Dabei hatte sie noch nicht mal das Zentrum ihrer eigenen Lust auch nur berührt.
Sie wusste zu gut, wie herrlich Blut schmeckt, ist es erst mal richtig erregt.
Und sie verspürte wie das herrliche Rot durch die Adern des jugendlichen Geschöpfes wallte.
Nun war ihr Durst auf dem Höhepunkt.
Ihr wunderschönes Opfer war wie Wachs in ihrem Arm.
Überdeutlich konnte Cholerika Puls und Herzschlag vernehmen.
Mit einer schnellen Bewegung fuhr sie dem Mädchen an die bloße Kehle.
Doch da, zerplatzte der Traum. Cholerika stieß sich hart den Kopf.
Ups, der Sarg war ja noch zu.
Scheiß Erotikträume.
Doch der Geschmack blieb. Irgendwie hatte Cholerika zwar das Gefühl das diese Nacht recht kurz war, doch der Trieb obsiegte.
Vorsichtig schob sie ihren Sargdeckel zur Seite.
Mein Gott, bist Du blöd Mädel. Soviel Skepsis! Dabei ist es wirklich schon dunkel. Man kann alt werden wie man will, dennoch hält das Leben immer Überraschungen auf Lager.
Etwas schwerfällig entschlüpfte Cholerika ihrem Sarg. Die alten Knochen waren denn doch nicht mehr das, was sie einst waren.
Noch immer bleiern müde fand sie aufrecht Halt neben ihrer Ruhestätte.
Richtig dunkel war es nicht. Eher so schummrig. Bestimmt beginnt die Nacht erst noch. Unwichtig! Der Traum ist das Zeichen!
Selten irrte indem Cholerika.
Dennoch, richtig schwer fielen ihr die Schritte bis zum Eingang ihrer Gruft.
Aber nur das wahre Risiko war das wirkliche Leben eines Vampirs wert.
Und als sie die Tür aufstieß drang die Nachtluft tief in ihre toten Nüstern.
Das ist es!
Lautlos, wie in ihrem Traum, stieg sie auf.
Sie kannte seit Jahrhunderten den Weg zur nahen Stadt.
Ihr Traum trügt sie nicht. Sie fand die Gasse.
Und wie im Traum, sah sie das Feuer des Kamins durch ein besagtes Fenster.
Ohne zu zögern, flog sie drauf zu.
Ihr Instinkt, ihr Traum, hatte sie nicht im Stich gelassen.
Durch die kleinen Scheiben erkannte sie das begehrte Opfer.
Da stand das junge Weib. Halbnackt, den Schwamm in der Hand.
Cholerika presste ihr Gesicht an das Fenster.
Nur noch wenige Augenblicke und Handlungen des Mädchens trennten Cholerika von ihrem Genuss.
Sie sandte ihren betörenden Blick zum Opfer herüber.
Und, wie immer, mit Erfolg.
Die Halbnackte reagierte.
Sie kam aufs Fenster zu. Legte ihre Hand an den Knauf.
Da brannte sich etwas Unheimliches in Cholerikas Rücken. Sie schrie unhörbar auf.
Berta hatte etwas am Fenster bemerkt. Neugierig ging sie darauf zu. Aber noch ehe sie die Scheibe erreichte, trat das ein, wovon der junge, neue Doktor in der Stadt sprach. Heute soll es eine Sonnenfinsternis geben. Sie sollte nur wenige Minuten andauern. Ja dunkel war es tatsächlich geworden. Deshalb nur hatte sie Kamin und Kerze entzündet.
Aber als sie das seltsame Geräusch am Fenster vernahm, darauf zu schritt, war es vorbei. Hell und strahlend, trat die Sonne wieder hervor.
Dennoch öffnete das Mädchen die beschlagenen Flügel. Konnte ja doch was sein.
Und wie zum Beweis rieselte etwas herab auf den Bürgersteig, als sie das Fenster öffnete.
Diese scheiß Bälger! War nur ein Schneeball ans Fenster. Doch Berta sah Niemand auf der Strasse.
Seltsam war noch Eins. Der Schnee unterhalb ihres Fensters war grau. Ähnelte eher Asche als Schnee.
Unwirsch schlug die junge Frau die Flügel wieder zu.
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Petra-H |
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Staff-Member
Mainz
Es gibt keine dummen Fragen - nur dumme Antworten!
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RE: Die letzte Zuflucht
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Datum:10.07.07 17:18 IP: gespeichert
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Tja ... auch jahrhunderte lange Erfahrung schütz vor Irrtümern nicht - da kann man nur herzhaft lachen und eine gewisse Schadenfreude nicht verbergen. *kicher ...
Sehr schöne Geschichte Balzer - weiter so! liche Grüße Petra-H
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wncicero |
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Story-Writer
Speckgürtel von München
Allen ist das Denken erlaubt, vielen bleibt es erspart. (Kurt Goetz)
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RE: Die letzte Zuflucht
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Datum:10.07.07 17:50 IP: gespeichert
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Hallo Balzer
Wirklich köstlich. Du treibst jetzt schon einige Zeit Schindluder mit den Gefühlen und Erwartungen deiner Leser, aber diesmal hast du wirklich schon fast die Spitze erreicht. Dieser subtile Humor, diese spießige Erwartungshaltung deiner Leser bis zum äußersten treiben, das ist schon richtige Literatur die du hier schreibst. Es ist ein Spiel mit Träumen und Ängsten, eine kleine Achterbahnfahrt mit dem Leser.
Hoffentlich hast du noch mehrere dieser kleinen Bonmot für uns.
Viele Grüße und mit freudiger Erwartung auf die nächste Story wncicero
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drachenwind |
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Story-Writer
Berlin
Leben und leben lassen
Beiträge: 1420
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RE: Die letzte Zuflucht
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Datum:10.07.07 20:44 IP: gespeichert
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Hallo Balzer
Wieder eine schöne Geschichte!
Ich hoffe, Du hast noch mehr dieser skurrilen Geschichten auf Lager.
Mal sehen, womit Du uns das nächste mal überrascht!
LG
Drachenwind Achte das Leben!
Urteile erst, wenn du genug weißt und vor allem sei Tolerant!
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Story-Writer
Beiträge: 547
User ist offline
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RE: Die letzte Zuflucht
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Datum:11.07.07 12:58 IP: gespeichert
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Sehr schöne Konzeption, weil Du, wie schon wncicero andeutete, *Schindluder treibst* mit den Lesererwartungen.
Im ersten Teil - Blick der Vampirin aus der winterlichen Kälte durch das Fenster ins warme Zimmer - sah ich eine ganz ähnliche Szene aus Polanskis "Tanz der Vampire" vor meinen Augen. Deine Sprache kann - bildlich gesprochen - Berge versetzen!
LG
Harun
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