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Stamm-Gast
München
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Die Internetabofalle
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Datum:18.06.09 17:28 IP: gespeichert
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(Eine Geschichte ziemlich außerhalb der Realität, auch mit technischen Details, die so nicht möglich sind..)
Beim durchsehen seiner Mails sah er plötzlich in der Betreffzeile: „Mahnung für Rechnung vom...“. Er war verwundert, da er die Mails meistens eine Weile stehen ließ, fand der die „Rechnung“. Es war ein Schreiben mit einem Pdf-Anhang. Er hatte diesen Anhang nicht geöffnet, da er ein tiefes Mißtrauen gegen Anhänge hatte. Jetzt sah er, daß es tatsächlich eine Rechnung war für irgendwelche Dienste, die er angeblich in Anspruch genommen hätte. Er recherchierte im Internet, fand eine Menge Kommentare, dazu, auch eine Seite von einem Rechtsanwalt, der Hilfe anbot; alle schrieben, man solle sich nicht darum kümmern, die Forderung sei letztlich haltlos.
Nun kam schon eine schriftliche Mahnung per Post, etwas, das in dem Bereich Internet total unüblich war. Man drohte sogar mit Mahnbescheid, Pfändung usw. Er beschloß das ganze zu ignorieren, er hatte schon im Internet recherchiert, und alle waren einhellig der Meinung, daß diese Leute versuchen, alle einzuschüchtern, damit sie das geforderte Geld zahlen.
Er begann zu grübeln, wie er diesen Leuten Ärger bereiten könnte, ohne irgendwelche Gesetze zu verletzen. Einen Stein schicken? Aber das hatte nur Sinn, wenn man wenigstens ein paar Hundert Leute dazu motivieren könnte. Außerdem zu teuer. Einen Brief auf einem Flipchart schicken? In fünf Zentimeter großen Lettern schreiben: „Hört endlich auf, mich zu belästigen!“ Aber da galt dasselbe, das sind Dinge, die wirken nur als Massenaktion. Die Leute bedrohen war auch nicht das richtige, denn da gab es Konflikte mit dem Gesetz, und man sollte denen nicht noch die Gelegenheit geben, einen anzuzeigen.
Er sann hin und her, aber es fiel ihm nichts sein. Dann dachte er es wäre doch amüsant, die Leute zu verunsichern, dadurch, daß er Mails mit Verwünschungen schickte, einen Moment dachte er, wirklich so etwas zu tun, etwa: „Alle Zähne sollen dir ausfallen, bis auf einen, für Zahnschmerzen.“ Oder: „Du sollst sein wie eine Lampe, hängen bei Tage und brennen in der Nacht.“ Dann dachte er, daß er sich damit eigentlich nur lächerlich macht. Er gab den Gedanken auf. Er dachte, wenn sie mit dem Mahnbescheid kommen, dann kommt es hoffentlich zum Prozeß, und dann werde ich sie auf Aufwandsentschädigung und Schmerzensgeld wegen der Nerven verklagen. Und er beließ es dabei und kümmerte sich nicht mehr darum.
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Völlig aufgelöst kam die Buchhaltungskraft zu ihrem Chef und sagte: „Jetzt habe ich schon die zehnte Mail bekommen mit Verwünschungen.“ – „Na und?“ sagte der Chef, „Warum regen Sie sich darüber auf? Das wird einer von den Typen sein, die nicht zahlen wollen, aber die werden wir schon noch dazu kriegen. – Und wenn sie wirklich standhaft bleiben, macht es auch nichts, es gibt so viele, die nachgeben, es kommen doch Tag für Tag 10.000 € in die Kasse, da sollte man sich doch um so ein paar Spinner keine Gedanken machen.“
Einige Tage vergingen und wieder kam die Buchhaltungskraft zu ihrem Chef und sagte: „Ich halte das nicht mehr aus. Es kommen immer noch die Mails mit Verwünschungen.“ – „Jetzt regen Sie sich mal nicht so auf, da macht doch wohl wirklich nichts, oder?“ – „Vor ein paar Tagen stand da drin: Euer Server soll Euch aussteigen.“ – „Und?“ - „Zwei Tage später ist er so abgestürzt, daß es fast einen ganzen Tag gedauert hat, bis er wieder flott war.“ – „Ach was! Das ist reiner Zufall!“ – „Einmal stand drin: Die Beine sollen Euch abfallen, einen Tag später hat sich eine Kollegin ein Bein gebrochen.“ – „Also wirklich! Glauben Sie an den bösen Blick? Das ist doch albern!! Wir leben schließlich im 21. Jahrhundert.“ – „Und einmal stand drin: Du sollst dich total bekleckern. Und ich habe mir den Kaffee über den Rock geschüttet. Und immer stand drin: Das Universum möge sich der Sache annehmen, und diese Unwürdigen bestrafen.“ – „Alles Zufälle, aber wenn es Sie beruhigt. Von wem waren denn die Mails?“ – „Die Adresse war [email protected] .“ – „Und wer ist das?“ – „Das weiß keiner, es war keiner von den Abonnenten.“ - „Ja, dann kriegen Sie das raus!“ - „Das geht doch nicht, man kommt doch an die Verbindungsdaten nur ran, wenn es irgendwie strafbar ist.“ – „Sie sind doch mit einem vom BKA verbandelt, zapfen Sie den doch mal an.“ – „Das geht doch nicht, wenn das raus kommt...“ – „Das kommt nicht raus.“ – „Na gut, ich will es versuchen.“
Einige Tage später: „Na? Haben Sie was rausgefunden?“ – „Die Mails kamen alle aus verschiedenen Internetcafes.“ – „Hätte man sich denken können. Jetzt sehen Sie zu, daß Sie eine Direktverbindung kriegen, daß Sie sofort erfahren, woher das Zeug kommt.“ – „Aber das geht doch nicht..“ – „Ach, sagen Sie einfach, es hätte Bomben- und Morddrohungen gegeben.“
„Na? Läuft die Sache?“ – „Ja, sie liegen sozusagen auf der Lauer.“ – „Na, da bin ich mal gespannt.“
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Das Einsatzkommando stürmte in das Internetcafe „Wer hat über diese IPN gearbeitet?“ – „Das ist Platz 666, der ist aber gerade eben gegangen.“ – „Wie sah er aus?“ – "Ja, der hatte so einen schwarzen Umhang an, mit einer großen nach vorne gezogenen Kapuze, man konnte das Gesicht kaum sehen, aber es sah so aus, als ob es ganz weiß gewesen wäre und der grinste, so daß man alle Zähne sehen konnte...“ – „Was war denn die letzte Mail?“ – „Der Blitz soll Euch beim Scheißen treffen!“
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Sklavin
Fürth
Ein Leben ohne Freunde ist kein Leben
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RE: Die Internetabofalle
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Datum:29.11.10 13:49 IP: gespeichert
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Zitat | – „Was war denn die letzte Mail?“ – „Der Blitz soll Euch beim Scheißen treffen!“
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Die Geschichte ist echt witzig. Ich habe laut gelacht, als ich sie las.
Hast Du noch solche Geschichten?
Chino Gesuchte Kinder Helft bitte mit!!!&&Gegen Kindesmissbrauch &&[size=1]
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Stamm-Gast
München
Beiträge: 258
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RE: Die Internetabofalle
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Datum:12.12.10 21:34 IP: gespeichert
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Hallo Chinolina,
Vielen Dank für das Kompliment (Die Anwort hat leider etwas gedauert, ich bitte um Vergebung).
Meine Geschichten sind im Grunde alle mehr oder weniger witzig, weil sie (als) Satiren (gemeint) sind.
Meistens maßlos übertrieben, wie z. B. der "Verdacht".
Wenn ich mir so manches in dieser Gesellschaft ansehe, denke ich manchmal, daß man aufpassen muß, daß man nicht paranoid wird.
Ich denke oft, daß unsere "Oberen" manchmal nicht aufgepaßt haben.
Diktaturen sind so gut wie immer paranoid. Und das Merkwürdige ist, daß diese Paranoia so gut wie immer die Fakten verändert, so daß die Verfolgung als gerechtfertigt erscheint.
So etwas bringt unglaublich viel Material für Satiren.
Auch das, was jetzt in Stockholm passiert ist, ist im Grunde gelebte Satire, es ist von einer unglaublichen Komik: "Der Islam ist eine Religion des Friedens und der Liebe, und wenn du das nicht glaubst, sprenge ich dich in die Luft."
und: "Ich verteidige die Ehre meines Gottes!" (Frage: Hat der das nötig? Vielleicht hat ER ja ganz andere Vorstellungen...)
Auffällig ist doch (Allah sei Dank), daß so viele erwischt werden. Oder hat Allah da am Ende versagt? Kann ich mir eigentlich nicht so recht vorstellen...
Und: "Der heilige Krieg" ein Widerspruch in sich.
Aber ich habe noch eine Geschichte in der Produktion, allerdings kommen diese Dinge da nicht vor, sondern es geht um ganz etwas anderes. Aber es ist auch Satire. Es wird noch etwas dauern.
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Gummimike |
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Sklave
Lehrte
Immer Elastisch bleiben.Gummi find ich gut!
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RE: Die Internetabofalle
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Datum:01.06.11 23:42 IP: gespeichert
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Hallo Hink wirklich tolle Geschichte!!
Ich hab herzhaft beim Schluß gelacht und mir Vorgestellt was bei denen Passiert!!
Der Absender der Verwünschungen kann nur TOD sein aus der Scheibenwelt!! Don´t Dream it! BE IT!!!
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flow |
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KG-Träger
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RE: Die Internetabofalle
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Datum:04.10.11 21:02 IP: gespeichert
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Nette geschichte
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