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Cabaret Aktivní - Praha
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Datum:28.10.09 00:28 IP: gespeichert
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Herbert habe ich vor einigen Jahren beruflich kennen und schätzen gelernt. Wir sind seither lose befreundet. Seine Wesensart ist mir sympathisch. Er tritt immer korrekt auf. Zumindest habe ich ihn nie anders als perfekt und souverän erlebt.
Charakterliche Deformationen hat er offenbar von seinem konservativ katholischen Elternhaus. Er kompensiert das mit seiner Intelligenz. Er erscheint daher manchmal sehr kopflastig, mit allen negativen Konsequenzen: So fehlt ihm in einigen Situationen die Spontaneität. Die Begegnung mit dem anderen Geschlecht hatte für ihn ausdrückliche formellen Voraussetzungen. So kannte ich ihn - bis einige junge Frauen aus unserem Kirchenchor dieses Bild korrigierten und ergänzten.
Im vergangenen Mai organisierte unser Chor eine Reise über ein verlängertes Wochenende nach Prag - eine Stadt, die täglich musikalische Events zu bieten hat, von Jazz bis Klassik. Neben den ausgewählten Konzerten konnten die Reise-Teilnehmer einen Abend frei gestalten.
Wir reisten mit der Bahn über Dresden nach Prag. Und in den Abteilen wurden Ideen für die Gestaltung des freien Abends ausgetauscht. Ich ging von Abteil zu Abteil, um diese Ideen und Vorschläge zu sammeln und zu verbreiteten. Einer dieser Vorschläge sollte unserem Kirchenchor gänzlich unerwartete Reiseerfahrungen eintragen: Das Cabaret Aktivní.
Der Vorschlag kam ausgerechnet aus einem reinen Damenabteil. Das Cabaret Aktivní bot eine Strip-Show mit professionellen Ladies, in die Männer aus dem Publikum einbezogen wurden. So eine Strip-Show hätte mich als Mann schon gereizt und natürlich konnte man keinen Mann aus dem Publikum zwingen, sich auf der Bühne zu präsentieren. Also bestand keine Gefahr - oder allenfalls die, dass man auf unfaire Weise "überredet" wird. So willigte ich schließlich ohne wirklichen Widerstand in die Teilnahme ein. Die anderen Männer aus unserem gemischten Chor reagierten ähnlich. Und schließlich war der halbe Kirchenchor zum Besuch im Cabaret entschlossen - auch mein Freund Herbert.
Das besagte Damenabteil reagierte ausgelassen. Die hätten am liebsten allen Jungs aus dem Chor die Hosen ausgezogen - und zu allererst dem Herbert. Das habe ich ihm nicht erzählt, vor allem nachdem die Frauen berichteten, warum sie es besonders auf Herbert abgesehen hatten. Herbert hatte mehrere Frauen aus dem Chor angebaggert - unbeholfen, uncharmant, unverschämt. Wie konnte ich ihn verteidigen? Er hat das in seiner engen Welt nie besser gelernt. Mir war das einleuchtend - auch wenn er sonst die Korrektheit in Person war.
Ich nahm mir vor, ihm zu helfen, falls er im Cabaret zu sehr bedrängt würde. Er würde sich niemals öffentlich ausziehen. Tja, und genau er stand dann für endlose 15 Minuten spliternackt mitten auf der Bühne des Cabaret Aktivní, umtänzelt von zwei Stripperinnen, die jeden männlichen Zuschauer mit einem unnachgiebig steifen Penis beglückten - auch Herbert. Aber ich greife dem Verlauf der Ereignisse vor, die ich hier erzählen möchte.
Wir hatten ein kleines Hotel am Stadtrand. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln konnte man die Innenstadt leicht erreichen. Tagsüber besichtigten wir, was Prag reichhaltig an Sehenswürdigkeiten zu bieten hat und gegen Abend begannen die Konzerte, für die wir angemeldet waren.
Unterdessen genoss Herbert ein ungewöhnliches Maß an Aufmerksamkeit einiger unserer Damen. Er genoss die weibliche Aufmerksamkeit und Koketterie, ohne recht zu wissen, wie ihm geschah. Und mir war Angst und Bange um ihn. Der Abend im Cabaret rückte näher. Und die Damen wurden immer ausgelassener.
Die Atmosphäre des Cabarets entsprach meinen eher gemäßigten Erwartungen. Musikalisch seicht und etwas zu laut, zu viele Lichteffekte und für meinen Geschmack eine zu unruhige Stimmung. Aber die Tänzerinnen waren göttlich. An so einen Engel hätte ich mich verschenken können.
Natürlich, bei wachem Verstand ist das Quatsch. Bei wachem Verstand kann kein intelligenter Mensch mit der Fassade eines anderen glücklich sein.
Ein Blick in die reale Welt ist ernüchternd. Aber wer würde auf die Momente des Glücks, in denen der Verstand mal aussetzen kann, verzichten wollen? Und wer will die Liebe missen, die ohne Dummheiten nicht zu haben ist?
Also erlaubte ich mir, die Tänzerinnen zu lieben - den Traum sinnlicher Erfüllung. Unser Tisch befand sich direkt an einer kleinen Tanzfläche für die Stripperinnen.
Zwischen den Auftritten konnte das Publikum auf der großen Tanzfläche im Zentrum des Cabaret Aktivní selbst tanzen - d.h. konventionell, mehr oder weniger. Herbert war besonders gefragt. Und ich verlor ihn immer wieder für längere Zeit aus den Augen. Gerade als er wieder einmal verschwunden war, wurde bekannt gegeben, dass ab 22.30 Uhr die männlichen Teilnehmer gesucht würden. Es sollte mehrere Auftritte mit Männern aus dem Publikum geben.
Am Eingang zum Cabaret hatte ich auf einem Plakat gelesen, dass jene Männer, die sich nach 22.30 Uhr noch im Cabaret aufhalten, automatisch in eine Teilnahme einwilligten. Ich weiß nicht, ob die anderen Chormitglieder das gelesen hatten. Zwingen konnten die trotzdem keinen. Ich blieb. Mein Nein würde ein Nein bleiben.
Meine Suche nach Herbert blieb erfolglos. Mit den anderen Chormitgliedern kam ich zu der Vermutung, dass er geflohen war - vielleicht auch nur untergetaucht, um der Gefahr zu entgehen. Und dann dachten wir erst mal nicht mehr an Herbert, als der erste Mann "eingeflogen" kam.
Das war sensationell.
Das Cabaret Aktivní war an drei Seiten von einer Empore eingefasst, von der das Publikum auf die Tanzflächen schauen konnte. An der Stirnseite aber befanden sich nebeneinander 4 verschlossene Türklappen, wie an einem Weihnachtskalender, d.h. Türklappen im ersten Stock, ohne Balkon, vom Boden nicht erreichbar. Und genau aus diesen Türklappen kamen die Männer nach und nach eingeflogen.
Die Musik vermittelte Hochspannung. Ein Lichtkegel richtete sich auf die erste Tür, die sich langsam öffnete. Und aus dem Dunkel kam langsam ein übergroßer "Vogelkäfig" zum Vorschein. Er war an der Decke an einer Laufschiene befestigt. Als der spliternackte Mann im Lichtschein zu sehen war, hörte man zuerst Ausrufe der Überraschung im Publikum. Sein Name wurde gerufen. Er musste Freunde oder Bekannte im Publikum haben. Der allgemeine Beifall verschluckt alle weiteren Ausrufe.
Der enge Käfig schwebte durch den Raum und wurde schließlich auf eine der kleinen Tanzflächen abgelassen. Der Mann hielt sich permanent am Dach oder im oberen Bereich des Käfigs fest, nicht nur, als der Käfig an der Decke schaukelte. Und dann begann der Tanz zweier traumhaft schöner Stripperinnen - um den Käfig. Für den Mann hatte das "Nebenwirkungen". Für mich auch - schon wieder.
Etwa nach 15 Minuten wurde der Käfig geöffnet und die beiden Tänzerinnen verließen die Bühne mit dem nackten Mann in ihrer Mitte. Ich stellte mir meine Aufregung (und meine Erregung) vor, wenn ich nun an seiner Stelle wäre. Und natürlich beneidete ich ihn ein wenig - aus sicherer Distanz.
Währenddessen schwebte der nächste ein. Und ich traute meinen Augen nicht: Herbert. Ich suchte Blickkontakt zu den anderen Chormitgliedern. So schockiert, wie ich, war wohl niemand - außer Herbert selbst. Einige Damen schienen den Anblick sogar zu genießen. Eine blickte mich so unerwartet lustvoll an, dass ich mich sogar erst von ihr mit Blicken ausziehen ließ, ehe ich wieder zu Herbert schaute.
Er absolvierte ein ähnliches Programm wie sein Vorgänger. - Mit dem gleichen pikanten Abgang aus dem Käfig heraus, eskortiert von zwei ... Sexbomben.
Ich sah ihn erst am nächsten Morgen wieder. Er war nicht zum Frühstück erschienen. Und ich klopfte an seiner Zimmertür.
Herbert atmete tief durch und erzählte mir, wie es zu seinem "Auftritt" gekommen war. Er hatte erst mit zwei Damen aus unserem Chor getanzt und war dann an eine junge Böhmin weitergereicht worden.
"Sie war so unglaublich schön. Ich war wie hypnotisiert. Wir tanzten ein bisschen. Und dann wollte sie mich von der Tanzfläche herunter ziehen. Ich verstand sie nicht. Sie konnte kein Englisch. Und mir war das natürlich nicht ganz geheuer. Ich wollte mich nicht auf ein ungewisses Abenteuer einlassen. Und dann hat sie einfach den obersten Knopf ihrer Bluse aufgemacht. Als sie den zweiten aufmachte, habe ich mich von ihr mitziehen lassen. Wir sind schnurstracks in den ersten Stock hoch gegangen, in einen Garderoberaum. Die Tür der Garderobe fiel zu und sie stand barbusig vor mir."
Er machte eine kurze Pause, blickte auf den Boden und schaute auf, mir in die Augen.
"Wie hättest du reagiert? Ich ... - Ich war völlig gefesselt. Ich habe nie eine so schöne Frau gesehne. Sie schmiegte sich an mich und begann mich auszuziehen. Als ihre Brüste meinen nackten Oberkörper berührten, brachen meine inneren Vorbehalte restlos zusammen. Schließlich stand ich nackt vor ihr. Sie hat mich berührt, wie keine andere Frau."
Er blickte wieder zu Boden und fuhr dann in einem gefassten Ton fort.
"Ich weiß nicht, wie viel Zeit dabei vergangen ist. Es war wie das erschrockene Erwachen aus einem Wunschtraum, als es an einer der Zimmertüren auf dem Gang im ersten Stock kräftig klopfte. Vom Gang rief eine Männerstimme, sehr zornigen. Ich verstand ja nichts. Aber sofort war klar, dass ich mich nun im Schrank verstecken musste. Und nun ging alles rasend schnell. Der Garderobenschrank hing voller Kleider und war dunkel. Ich stieg in den Schrank hinein und drehte mich in Richtung Zimmer, also mit dem Blick aus dem Schrank heraus."
Wieder atmete Herbert tief durch.
"Ich weiß nicht einmal ihren Namen. Sie strich mir mit den Fingernägeln über den Bauch und schob mich zwei Schritte weiter nach hinten. Dann bedeutete sie mir, dass ich mich an einem Griff an der Decke festhalten sollte. Es war zu dunkel, um den Griff zu sehen. Ich konnte ihn nur ertasten. Sie half mir dabei. Und plötzlich waren meine Hände in zwei Schlingen gefangen. Ich habe das erst nicht richtig gemerkt. Und dann zog sie vor mir eine Gittertür zu und verschloss sie. Ich kann dir unmöglich erzählen, was mir alles durch den Kopf schoss. Zeit zum Handeln gab sie mir keine. Sie lächelte mir zu und verschloss die Schranktür. Währenddessen begann sich schon die Rückseite des Garderobenschrankes zu öffnen. Ich sah das Publikum, noch bevor ich in meinem Käfig ins Licht hinausgezogen wurde. Ich versuchte verzweifelt meine Hände frei zu bekommen. Und zuletzt entschied ich mich, so unauffällig da zu stehen, wie es ging und alle Schamgefühle zu verdrängen.
Alles Weitere hast du ja gesehen."
Und er fuhr fort: "Ich kann mich nicht mehr im Chor sehen lassen.
- Als ich mich wieder angezogen hatte, wollte ich mich beruhigen und durch die frische Nachtluft zum Hotel laufen. Als ich durchs Rotlichtviertel kam, da habe ich es nicht mehr ausgehalten."
Herbert hatte fast sein ganzes Bargeld ausgegeben. Seine EC-Karte hatte einen Defekt. Wenn er sich eine Fahrkarte hätte leisten können, dann wäre er auf der Heimfahrt mit einem anderen Zug gefahren. Er wäre am liebsten geflüchtet. Doch wir Männer nahmen ihn in unsere Mitte, beruhigten ihn und einige beneideten ihn - und nicht unaufrichtig. Und dann kamen noch die Ladies aus dem Damenabteil und machten ihm Komplimente. Schon bevor wir den Heimatbahnhof erreichten war Herberts Beschämung verflogen. Er strahlte vor Glück. Und wir alle wussten warum. Er hatte am kommenden Wochenende ein Date mit der schönsten Sängerin im Chor, die ihn in alle Wolken abheben ließ.
- Ende -
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AlterLeser |
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Story-Writer
Lesen bildet Jeden
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Geschlecht: User ist offline
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RE: Cabaret Aktivní - Praha
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Datum:29.10.09 22:31 IP: gespeichert
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Text
Wenn das nicht mal wieder eine schöne Geschichte ist, weiß ich es ja nicht. Es hat mir große Freude und ein Schmunzeln bereitet. Ist schön zu wissen wie man zu seinem Glück ermutigt werden kann.
Danke und auf eine neue Story.
Ein Gruß sei auch dabei vom alten Leser Horst
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von AlterLeser am 12.10.11 um 22:45 geändert Gruß der alte Leser Horst
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