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Einsteiger
Wenn ich die Wahl habe zwischen dem Nichts und dem Schmerz, wähle ich immer den Schmerz.
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Theaterliebe
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Datum:19.11.03 14:24 IP: gespeichert 
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Theaterliebe
Immer wieder Shakespeare.
Inzwischen ertrug sie diesen altmodischen Vorabendkomödianten nicht mehr. Tragik hin oder her. Was war schon tragisch in einer Welt voller Drogenkonsum, Korruption und Dosenpfand? Kinder ausgesetzt wie junge Katzen. Sollten sie alle noch in den eigenen Tränen versinken?
Und wieder etwas Herzschmerz zum Brunch, zum Lunch, zum Dinner? Wenn sie schon kein Schwein sein konnte auf dieser Welt, wollte sie wenigstens eins essen. Am besten süß sauer, oder bittersüß wie die Liebe - verschwommen zwischen Petraka und Hass blieb noch Schokolade. Doch das gäbe wieder Flecken in den Bettlaken. Blütenreine Weisheit war nun wirklich schwer zu finden.
Sie warf sich ihre schwarze Wese über, zog sich die Mütze tief ins Gesicht und brach auf Richtung Theater. Viel Lärm um Nichts.
Mehr fiel ihr dazu nicht ein. Hamlet wohl auch nicht. Welch Name für einen jungen, übernächtigten Jungregisseur, der nichts besseres zu tun hatte als sich in virtuellen Räumen auf der Suche nach seiner Cinderella selbst zu verlaufen. "Man muss in sich gehen," sagte er immer. Aber Nietzsche sagte ja auch Gott sei tot. Sie glaubte viel eher die Menschen seien tot. Aber lebendige Begräbnisse - wer würde dafür schon den Preis zahlen? Sein oder nicht Schein, es blieben keine Fragen.
Der Vorhang lag noch wie ein regloses Opfertier auf den Brettern, die hier niemandem die Welt bedeuteten. Aus den Kulissen klangen Verhandlungen über die benötigte Menge an Rohblut heran. Modernes Theater. Sie stolperte über ein Schwert, schnitt sich daran. In einer Welt der Illusionen waren selbst die Requisiten nicht mehr, was sie einmal waren. Sie nahm das Schwert und erprobte ihre Kräfte am Vorhang. Die einzelnen Stoffstreifen warfen sich wie Blutströme über das Parkett, doch nur ein billiges Laminatplagiat verfärbte sich. Doch wer wußte das schon?
Sie wußte es. Hamlet wußte es auch. In den wachen Momenten, die seinen Geist ab und an von der Scheinwelt trennten, hätte sie ihn lieben können. Doch gab es keine Konvention mehr, nach der sie hätte handeln können, keine Oden zu schreiben, keine Preislieder zu singen, ja selbst die Rolle der Umworbenen blieb ihr verwehrt. Für Ophelias Wahnsinn hätte sie sicherlich ihre alte Wanderguitarre verpfändet, doch das Pfandhaus hatte um Elf schon geschlossen. Moderne Aufführungen mussten doch in Echtzeit stattfinden, des Nachts, im Wald. Wenn es nur irgendwo Wälder gegeben hätte. Sie horchte blindlings auf das Handygeläut aus dem Zuschauerraum...Beethoven, oder war es Grieg. Skrupellose Geschäfte mit den Toten wurden hier gemacht. Die Kunst rettete nicht einmal mehr sich selbst, der Chor sang nur noch Popsongs, des Starruhms wegen.
Immer wieder Shakespeare. Wie gerne hätte sie ein Sonett vorgetragen, Hamlet seine Rolle als Schwarze Witwe aufgezeigt. Doch wie er dort unten stand, zwischen den erwartungsvoll leeren Couchreihen und auf die Zuschauer wartete - denn nicht mehr war das degenerierte und degustierte Publikum, und nicht mehr war von ihm zu erwarten - da wußte sie es war Zeit weiterzuziehen.
Vielleicht war Goethe ja die Lösung.
Der Tod ist auch nicht schneller als ein Flügelschlag, doch er trägt dich weiter.
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Story-Writer
nimm das Leben nicht zu ernst, denn Du überlebst es doch nicht
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Re: Theaterliebe
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Datum:19.11.03 14:48 IP: gespeichert
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Hallo Lionesse
Düsternis umwölkt Dich, wie Wolken Zeus s Antlitz.
Trotzdem muß ich lachen.
stephan
Wir haben zwar alle die gleichen Augen, aber das, was wir sehen, ruft sehr verschiedene Gedanken hervor. (Ernst R. Hauschka)
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Gast
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Re: Theaterliebe
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Datum:19.11.03 17:45 IP: gespeichert
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Au weia, hier stolpert man ja nur noch über lauter versteckte Tretminen. Bei aller „Theaterliebe“: GEMEIN!
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Einsteiger
Wenn ich die Wahl habe zwischen dem Nichts und dem Schmerz, wähle ich immer den Schmerz.
Beiträge: 44
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Re: Theaterliebe
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Datum:19.11.03 18:58 IP: gespeichert
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Tretminen??
wo denn
also ich seh nichts
ich bin NIE gemein
nur bösartig
Der Tod ist auch nicht schneller als ein Flügelschlag, doch er trägt dich weiter.
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Theaterliebe
