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Nightowls
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Datum:28.07.17 16:13 IP: gespeichert
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Nightowls
Er stand im Bad, rasierte sich sorgfältig und kämmte sein gut geschnittenes Haar. Ja, die Frauen fanden ihn attraktiv, seine sportliche Figur, sein Witz und auch sein gewinnendes Lächeln machten es ihm leicht. Vor dem Spiegel sah er sich in die Augen, dachte „na dann mal wieder los“, lächelte sich zu, nickte und ging ins Schlafzimmer. Ein breites bequemes Bett, wie geschaffen für Zweisamkeit, ein geräumiger Garderobenschrank aus dem er die Kleidung für den Abend wählte. Kurz ging seine Hand zum schwarzen Hemd und zur Lederhose. Er lachte über sich selbst. Erst im Zorn mit der Scene brechen und dann wie DIE rumlaufen……er wählte ein schlichtes weißes T-Shirt und eine dunkle Jeans, dazu helle Sneakers. Ein kurzer prüfender Blick, er verließ die Wohnung und schlenderte die Straße entlang.
Sie stand ratlos vor ihrem Kleiderschrank. Was sollte sie anziehen? Das kurze blaue Kleid? zu kurz. Das rote? Zu nuttig. Weiß? Sie schüttelte ihr langes blondes Haar. Sie war weder eine Jungfrau noch wollte sie heute gar zu brav erscheinen. Also nicht weiß. Ihr enger geschlitzter Lederrock kam in die engere Wahl. Aber es war brütend heiß dort draußen, also kein Leder. Sie nahm ein leichtes Sommerkleid, hellgelb mit aufgedruckten Blüten auf dem Rockteil, zur Hand. Ja, dazu der Petticoat und die passenden Schuhe. Sie nickte entschlossen, schlüpfte hinein und besah sich. Was sie sah gefiel ihr. Sie überprüfte ihr Make-Up, suchte kurz nach passenden Schuhen und bürstete ihr Haar. Dann ging sie aus dem Haus, Richtung Kiez.
Er ging langsam aber stetig auf die hell erleuchteten Straßen zu. Der Kiez, die Mischung aus Glamour, Bars, Prostitution, Tourismus und Anwohnern war für ihn mehr als nur eine Ansammlung von Straßen, hier fühlte er sich zuhause. Sein Blick fiel auf die große Uhr über dem Casino, 21.50, 28 Celsius. Es war brütend heiß, auch er schwitzte. „Naja, auf engen Kontakt bin ich ja nicht aus, also was solls….“, er grinste bei dem Gedanken. Ohne weiter darüber nachzudenken näherte er sich dem Club den er bis vor kurzem regelmäßig besuchte. An der Tür blieb er stehen, drehte sich um und ging wieder. Dort waren genau die denen er nicht begegnen wollte und die sicherlich auch froh waren ihn nicht zu sehen. Ja, er trug noch den berühmten Ring an der linken Hand, ohne ihn fühlte er sich nackt, aber was zu oft geschah widerte ihn nur noch an. Innerlich lachend erinnerte er sich daran das er diese Superdomes Fußbälle genannt hatte. „Außen Leder, innen Luft“…..Er stand unschlüssig auf dem Gehsteig. Wohin er nicht wollte wusste er nun sehr genau aber wohin. Sein Blick schweifte ziellos umher während er weiter ging. Er sah Menschen, sah Paare und einzelne Männer die den dort stehenden Frauen begehrliche Blicke zuwarfen. „Fleischmarkt“ …..Er ging achtlos an den Frauen vorbei. Das war weder was er wollte noch was er suchte.
Sie hatte die sündigste Meile der Welt, wie sich der Kiez selber nannte, erreicht. So sündig fand sie ihn gar nicht. Sicher, es gab käufliche Liebe, es gab die einschlägigen Locations und es gab auch einiges mehr aber auch gute Clubs, nette Bars und sehr gute Lokale. Sie schlenderte langsam weiter, ihre Röcke wippten bei jedem Schritt. Das „clack clack“ ihrer Metallabsätze untermalte die Bewegung der Hüften und den Schwung der Röcke. Männer sahen ihr nach, eine Prostituierte warf ihr einen bösen Blick zu. Sie lächelte und flüsterte „keine Panik, ich bin nicht deshalb hier“. Die Frau lächelte zurück. Unschlüssig wohin sie wollte ging sie einfach weiter. Sie kam an einen Platz auf dem ein Restaurant einige Tische aufgestellt hatte. Im vorbei gehen sah sie das ein Mann sie musterte. Er war attraktiv, lächelte charmant und nickte ihr zu. Sie lächelte zurück, ein kurzes Nicken und sie ging weiter.
Er kam auf den Hans Albers Platz, sah die Tische des Italieners und überlegte ob er etwas essen sollte. Kurzentschlossen entschied er sich weiter zu gehen, es war zu warm für eine Mahlzeit. Noch bevor er sie sah hörte er ihre Schritte. Das Klacken von Metallabsätzen hatte ihn schon immer sehr angesprochen. Er sah sich um, sah über die Tische hinweg. Eine attraktive junge Frau in einem schulterfreien Sommerkleid stand dort. War sie es die er gehört hatte? Er blieb stehen, spitzte die Ohren und wartete. Da war es wieder „clack clack clack“. Sie ging langsam weiter. Nun sah er den weiten schwingenden Rock. Er blieb mit Abstand hinter ihr, folgte ihr so unauffällig wie möglich.
Sie ging weiter, sah in Schaufenster und auf die Auslagen. Zunächst war es nur ein Gefühl, sie konnte es nicht einordnen aber etwas machte sie unsicher. Als sei sie nicht alleine, ein diffuses Gefühl von Gegenwart. Sie schüttelte den Kopf, nannte sich paranoid und ging weiter. Aber nun achtete sie mehr auf die Umgebung, auf die Menschen um sie herum. Es war weniger Angst als Neugierde die sie dazu trieb sich unauffällig umzusehen als sie vor einem Geschäft stand. Niemand kam ihr verdächtig vor aber sie sah einen attraktiv aussehenden Mann. Sie ging langsam weiter, bog in eine Seitengasse.
Er folgte ihr, genoss das Geräusch ihrer Schritte und den Anblick ihres wohlgeformten Körpers. Hatte sie ihn entdeckt? Wenn ja nahm sie es erstaunlich gelassen. Er wollte sie nicht erschrecken, genau genommen wollte er gar nichts von ihr. Es war ohnehin zu heiß für ein „wollen“…….Er folgte ihr in eine kleine Seitengasse. Die eng stehenden Häuser warfen das Geräusch ihrer Schritte zurück, verstärkten es. Ihr gleichmäßiger langsamer Schritt wurde hörbar, Erregung kam in ihm auf. Nein, er wollte ihr nichts schlechtes, er war genoss diesen speziellen Moment. Am Ende der Gasse lag ein Park. Spontan beschloss er sich ihr zu nähern. Der Park war dunkel, die Wege kaum beleuchtet. Sie sollte nicht in Schwierigkeiten kommen. Dass sie ihn womöglich für einen Mann mit schlechten Absichten halten könnte kam ihm nicht in den Sinn.
Sie erreichte das Ende der Gasse, sah nach vorne in die Dunkelheit des Parks. Zwar war sie nicht furchtsam aber es erschien ihr wenig ratsam Nachts in einen dunklen Park zu gehen. Also drehte sie um. Wenige Meter von ihr entfernt stand der Mann der ihr schon zuvor aufgefallen war. Sie überlegte kurz, dann ging sie mit ruhigen Schritten auf ihn zu. Er machte nicht den Eindruck eines Wüstlings, war gut gekleidet und wie sie schon gesehen hatte attraktiv. Sie wollte an ihm vorbei gehen, dann etwas kühles trinken. Als sie ihm nahe war hörte sie seine angenehm tiefe Stimme.
Er grüßte sie höflich und fragte dann „darf ich sie ein Stück begleiten?“ Sie erwiderte den Gruß, fragte wohin er wollte. Er zuckte die Schultern und lächelte „dorthin wohin sie wollen. Ideal wäre ein Ort an dem es etwas zu trinken gibt“. Sie lachte, „ja auch ich habe Durst. Kennen sie ein gemütliches Lokal oder eine nette Bar?“ „Nein, nur unnette“. Sie sah ihn verblüfft an, dann lachte sie. Er hatte also Humor. „War nur ein Scherz. Gar nicht weit von hier ist ein Lokal mit Biergarten. Bei der Hitze ist es drinnen kaum auszuhalten.“ Sie nickte zustimmend.
Die beiden schlenderten nun nebeneinander. Bei jedem ihrer Schritte hörte er das klacken der Absätze und sah wie die Röcke leicht wippten. Er genoss es so neben ihr zu gehen. Sie plauderten über dies und das bis sie das Lokal erreicht hatten. Galant hielt er ihr die Tür auf, sie gingen durch den Raum in den Garten. Es waren Plätze frei, er führte sie an einen Tisch. Ein Kellner kam, sie bestellten die Getränke. Sie sah ihn lange an, dann fragte sie „sind sie mir gefolgt?“ Er nickte, lächelte und sagte dann ruhig und sanft „nicht dir, deinen Schuhen. Das Geräusch der Absätze zog mich an.“ Sie nahm das „du“ zur Kenntnis, lächelte vielsagend und erhob sich. Langsam ging sie um den Tisch, beobachtete ihn, lächelte auf ihn herab. Er sah zu ihr auf, genoss den Moment. Sie setzte sich wieder, der Kellner kam und brachte die Getränke.
Sie tranken durstig, er bestellte nach. Sie plauderten angeregt, lachten viel und genossen die gemeinsame Zeit. Ihr fiel auf das er keine Anstalten machte sich ihr zu nähern. Er wirkte nicht schüchtern, war charmant und offensichtlich an ihr interessiert. Aber er blieb distanziert. Er merkte dass er ihr gefiel, wollte sie nicht verschrecken und mahnte sich zur Zurückhaltung. Sie fragte nach seinem Namen, er nannte ihn. Sie sah ihn erstaunt an, schwieg und sagte dann „du bist doch nicht DER ….“ Noch eh sie es aussprechen konnte legte er ihr einen Finger auf den Mund. „Doch genau der. Der wohl momentan bestgehasste Mann der Stadt.“ Sie legte sanft über seinen Finger, dann lachte sie. „Dann kann ich ja auch mein alter ego offenbaren. Ich bin……“ Der Finger lag wieder auf ihren Lippen. „Nein, bist du nicht. Du bist du, nicht eine Figur der Scene. Nicht eine die dem entspricht was andere in ihr sehen.“ Sie nickte, wurde ernst und sah ihn prüfend an. Ja, er meinte dies ernst.
Sie tranken aus, er begleitete sie zu ihrer Wohnung. Sie bat ihn herein aber er lehnte ab. „Der Sommer ist noch lang. Komm morgen zum Lokal, wir wollen nichts überstürzen“. Sie nickte, gab ihm einen schnellen Kuss und flüsterte „Gute Nacht“.
Sie sah ihm nach bis er nur noch ein Schatten in der halbdunklen Straße war.
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Keyholderin
bei Bremen
Beiträge: 32
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RE: Nightowls
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Datum:07.03.18 13:14 IP: gespeichert
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Die Geschichte gefällt mir sehr.
Mich hat nur ein wenig irritiert, dass hier jetzt scheinbar Schluss ist. Andererseits finde ich es aber auch stimmig.
Louiesa
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Stamm-Gast
Beiträge: 557
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RE: Nightowls
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Datum:07.03.18 13:42 IP: gespeichert
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Hallo Janet ro,
auch wenn die Geschichte an einem ungewöhnlichem Ort spielt ist sie dennoch schön denn hier kann ich zwischen den Zeilen lesen das Spiel zwischen Mann und Frau bzw das nicht alles so ist wie es zu sein scheint.
Wunderbar konnte ich mich in in Szene rein versetzen, in sie eintauchen, ich bin begeistert, herzlichen Dank dafür.
Und liebe louiesa ich denke es ist perfekt so gewählt und stimmig wie du angemerkt hast alles andere wäre nicht richtig und würde die Geschichte wässrig machen.
LG
Leia
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Sklavenhalterin
im wilden Südwesten
♥ slave to love ♥
Beiträge: 1477
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RE: Nightowls
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Datum:07.03.18 14:26 IP: gespeichert
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Hallo,
habe diese Geschichte nur aufgrund der Kommentare von Louiesa und Leia entdeckt und gelesen,
frisch, heiter, unbeschwert von szenigem Schwarz-"Muff", macht Lust auf Sommer, neue Kontakte und "Begegnungen" - gefällt mir, mag ich, Danke!
Gruß ~ M FRAU und männchen verlassen gemeinsam das Haus. Sie: "Hast Du alles?" er - nimmt IHRE Hand - und sagt leise: "Jetzt - JA!"
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Story-Writer
Beiträge: 543
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RE: Nightowls
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Datum:13.03.18 08:39 IP: gespeichert
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Hallo allerseits,
vielen Dank für Eure positive Kritik.
"Nightowls" fiel mir ganz spontan ein, sicherlich ist dies nur ein Fragment. Allerdings eines das auch ein klein wenig autobiographische Züge trägt.
Ich wünsche uns allen einen baldigen Sommer.....
liebe Grüße von Jj.
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