Restriktive Foren

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eröffnet von BlackCoon am 25.12.21 01:56
letzter Beitrag von MartinII am 24.10.22 17:50

1. Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 25.12.21 01:56

Liebe Forumsmitglieder,

ich habe hier über viele Jahre immer mal wieder mitgelesen und habe mich inspirieren lassen. Nun möchte ich erstmals eine Geschichte beitragen. Sie ist von den Stories von Dave Potter beeinflusst, welche ich sehr mag. Sie geht aber ihren eigenen Weg. Sie wird lang sein und mehrere Kapitel sind fertig. Es werden nach und nach etliche Fetische vorkommen, die hier auch in anderen Stories auftauchen. Wenn sie für Euch interessant ist, lade ich mehr hoch.

LG, Black Coon



Eine Erzählung mit Bondage und Fetisch Elementen, angesiedelt in einer alternativen, fiktiven, historischen Welt. Manche Ähnlichkeiten mit historischen Personen und Firmen sind zwar gewollt, die Personen und Firmen in dieser Geschichte sind dennoch Fiktion. Sie sind nicht identisch mit ihren realen Vorbildern.

Macht es Euch bequem. Stellt Euch eine andere, alternative Gesellschaft vor.Ob zum Guten oder zum Schlechten, dass muss jeder für sich selber entscheiden.

Den Weltkrieg hatte es nie gegeben. Auch nicht den Zweiten. Niemand kannte jemanden Namens Hitler. Keine Atombombe, Kein Fernseher, Kein Facebook, Kein TikTok. Ein Zeitalter des Bürgertums in der ersten Hälfte des 20sten Jahrhunderts. Optimistisch. Rastlos. Mit seinen Sternstunden und seinen Abgründen. Die Schornsteine rauchten, die Brennöfen glühten. Globalisierung und Innovationen sorgten für Aufschwung…

Kapitel 1 – eine beeindruckende Erscheinung

Anna Gerlach schritt hastig die Straße herab. Soeben hatte sie bei Frau Finckenstein, - Gattin des gleichnamigen Geheimrates – die Blumen versorgt, insbesondere ihre Orchideen. Frau Finckenstein hatte heute morgen schon angerufen. Vormittags hatte sie es jedoch nicht geschafft. Zu viel Kundschaft. Sie musste Frau Finckenstein endlich klar machen, dass man Orchideen nicht zu viel gießen darf. Sonst brauchte sie alle paar Monate ein paar neue. Im Grunde war das bereits jetzt so. Nicht das es die Dame wirklich zu stören schien. Die Aufregung beim Ableben der kostbaren Pflanzen war groß, der botanische Ehrgeiz gering.
Gottlob kam Anna auf dem Bürgersteig relativ schnell voran. Dass hing zum einen damit zusammen, dass es Richtung Stadtzentrum nun erst mal durchgehend erst leicht, dann zunehmender stärker abschüssig war, zum anderen hing das mit ihrer üblichen, bequemen und arbeitsfreundlichen Kleidung zusammen. Sie trug, wie bei Frauen der Arbeiterklasse und kleinen Kaufleuten üblich, niedrige, praktische Schnürstiefel mit Reißverschluss ohne Absatz, hautfarbene Strumpfhosen, dazu einen wadenlangen Rock mit Blumenmuster, ein braunes Mieder aus Stoff, was ihre Körperform halbwegs modellierte und eine kurze Jacke über dem Mieder, mit dem gleichen Muster wie auf dem Rock. Damit lehnte sie sich an die derzeitige Mode an, ohne jedoch irgendwelche Einschränkungen in der Bewegung zu haben. Ihre langen, aschbraunen Haare trug sie in einem Knoten.
Eine alltagstaugliche Art von Kleidung war Anna sehr wichtig. Sie legte sehr großen Wert auf ihre Selbständigkeit und wollte jederzeit praktisch anpacken können. Auf der Straße hatte sie Reden der Sozialdemokraten gehört. Die Sozialdemokraten forderten, das Frauen in allen Berufe streben und körperliche Arbeiten leisten sollten. Wegen der Gleichberechtigung. Sie attackierten das Frauenbild des Adels und gehobenen Bürgertums. Es könne nicht sein, dass manche Frauen lediglich den Reichtum ihres Mannes demonstrierten und keinen praktischen Beruf ausübten.
Dadurch blieben diese Frauen abhängig von einem Patriarchat englischer Machart. Bloße Anhängsel ihres Mannes. Es könne auch nicht sein, dass Frauen zwar wählen dürften, im Parlament seien, studierten, aber in praktischen Handwerksberufen und im Militär nach wie vor unterrepräsentiert. Es käme der fatale Eindruck zustande, dass Frauen eine Art vom schwachem Geschlecht seien.

Kanzler – nach seiner Erhebung in den englischen Adelsstand – Lordkanzler Bismarck II1 wetterte, es sei doch nichts verboten und Frauen stände der Weg in alle Berufe offen. Schon die preußischen „Amazonen“ hätten gegen Napoleon gekämpft. Nun sei der Eintritt in die Armee möglich, doch nur wenige Frauen hätten sich tatsächlich gemeldet. Auch in den Kohlegruben Ost-Oberschlesiens und in der Stahlindustrie würden gezielt subventionierte Ausbildungsplätze für Bewerberinnen angeboten, doch meistens vergebens. Die Sozialdemokraten ließen sich nicht beruhigen. Die Stellen müssen attraktiver gemacht werden. Aber viele junge Frauen strebten in die großen Städte, an die Universitäten. Freilich, viele waren auch kleine Gewerbetreibende. Unzählige waren Dienstleistende in wohlhabenden Haushalten. Viele waren Akademikerinnen, Ärztinnen, Chemikerin, Laborantinnen in boomenden Industrie. Und eine kleinere Anzahl war nicht berufstätig. Weil sie es leisten konnte. Die Sozialdemokraten sagten, weil sie nicht durfte. Die vermeintliche Unfreiheit des Großbürgertums wurde mit dem Korsett als Symbol gleichgesetzt. Dem galt es das Ideal einer anpackenden, werktätigen Frau entgegenzusetzen.

Die Werktätigkeit der Frau zu demonstrieren musste natürlich umgesetzt werden, praktisch, im Alltag. Die daraus entstehende Mode nannte man „The practical dress“. Indes war es immer noch eine Strömung innerhalb der Mode des alten Europas. Soweit wie manche Akademikerinnen aus Polen und Russland, sich mit knielangen Röcken oder gar figurbetonten Hosen, den sogenannten „Jeans“ auf der Straße zu zeigen, soweit wäre Anna niemals gegangen. Die Jeans, eine Erfindung des russischen Technikers Jegor Antem Kaminski, war in der Sowjetunion weit verbreitet. Sah man hier in Steele1eine Frau mit Jeans, so war es meistens eine Akademikerin aus dem Ausland, oder eine Studentin. Vielleicht eine Lungenärztin aus Moskau. Die industrielle Entwicklung zeitigte ihre Opfer. Rauchende Schlote waren im Norden zu sehen. Aber Anna schenkte ihnen keine Beachtung.
Sie war in sich gegangen, dachte über das alles nach. Innere Spannungskräfte eines nach vorne strebenden Zeitalters. Sie verachtete das Großbürgertum, die Industriellen. Niemals würde sie bloßes Anhängsel eines Bourgeois sein, so einer Gestalt mit Zylinder und Gehstock. Dann hielt sie inne. Sie war dem Charme dieser eloquenten Herren doch längst verfallen. Sie wusste es. Seufzte. Blieb einen Moment stehen. Ließ ihre Gedanken kreisen und betrachtete schließlich die andere Straßenseite.
Frauen und Männer flanierten die Schaufenstermeile entlang. Sie fing allmählich erst an. Hier waren die Häuser im Stile der Gründerzeit noch relativ klein. Sie waren schön anzusehen. Allerliebst, hätte ihre Tante gesagt. Manche waren reine Wohnhäuser. In anderen Erdgeschossen gab es Boutiquen, auch Läden für Kleinkunst und dann und wann kleinere Galerien, welche Bilder an- und verkauften. Zum eigentlichen Zentrum war es noch etwa ein Kilometer.
Anna beobachtete die Vorbeigehenden.
Zwei Frauen begutachteten das Schaufenster einer kleinen Kunstgalerie. Sie waren in echte Korsetts mit Haken und Ösen eingeschnürt, welche in der Sonne glänzten. Deutliche Taillen zeichneten sich ab. Es waren bei weitem nicht die Extremsten, welche Anna in den letzten Wochen gesehen hatten. Puh, wie mag das unbequem sein, dachte sie. Aber wie elegant. Ihr eigenes „Prinzessinnen-Gen“ verhinderte, wegzuschauen. Die Röcke der beiden waren schwarz und rot, der schwarze mit einem Rosenmuster. Sie waren wadenlang und ließen Blicke auf ihre Schnürstiefel zu.
Noch vor ein paar Jahren, als Anna ihre Ausbildung im botanischen Garten Steele gerade abgeschlossen hatte, blieben Stiefel und Korsett unter der Kleidung verborgen. Nun waren sie Accessoires und wurden bewusst gezeigt. Die Röcke waren nach und nach immer wieder ein kleines Stück höher gerutscht. Die meisten waren wadenlang, oder endeten zumindest ein Stück über dem Knöchel. Darunter sah man eine Vielfalt an Stiefeln. Schnürstiefel waren extrem populär, ebenso Modelle mit Knöpfen. Stiefel mit Reißverschluss waren im kommen. Die Vielfalt der Farben, Formen, der Stiefelhöhe und der Absätze war Legion. Hier konnte jede Frau Individualität zeigen. Vorausgesetzt, der ökonomische Status erlaubte es.
Von links kam ein sympathisch wirkender Mann mit Melone und Gehstock. An der Leine hatte er einen kleinen, plüschig wirkenden Hund. Er grüßte die beiden Frauen. Ihm entgegen kam eine Mutter im Practical Dress mit einem kleinen Jungen an der Hand. Der Junge zeigte nach dem Hund und lächelte. Vermutlich fand er ihn süß, dachte Anna. Verständlich.
Etwas weiter rechts sah man eine Einmündung in eine Seitenstraße, in der weitere kleine Geschäfte lagen. Aus dieser Einmündung kam eine Frau, welche nun die Schaufensterauslagen zu betrachten begann. Sie schien sich besonders für ein paar kleine Bilder zu interessieren, welche Annas Meinung nach Aquarelle sein konnten. Dabei beugte sie sich teilweise ziemlich herunter und bewegte ihren ganzen Körper, um Bilder etwas weiter links oder rechts zu betrachten. Das kam daher, dass sie ein cremefarbenes, sehr hohes und enges, hinten wahrscheinlich geschnürtes Halskorsett trug.

Ihr Kleid bestand aus einem ebenfalls cremefarbenen Brokatstoff, mit dunklen Blumen besetzt. Das Korsett in der gleichen Farbe erzeugte eine beeindruckende, sanduhrförmige Taille. Ihre Stiefel mit Knopfleiste an der Seite waren ebenfalls chremefarben und liefen spitz zu, der Absatz über 5 cm hoch. Hatte sie sie nur für diesen Aufzug gekauft? Chremefarben harmonierte mit der schwarzen, wallenden und leicht lockigen Mähne ihrer Haare. Aus ihrem Haarschopf ragten zwei geschwungene, ca. 15-20 cm lange, schlanke Hörner heraus. Diese Art Kopfschmuck war in den letzten Jahren mehr und mehr in Mode gekommen, gemeinsam mit erstmals offenen Haaren.
Dies hing zum einen mit einer gewissen Strömung zusammen, welche sich mit Archäologie, archäologischen Funden und ihrer Schönheit beschäftigte. Ähnlicher Kopfschmuck war in vorchristlichen Gräbern der Kelten gefunden worden. Im Voralpenraum, vor allem am Chiemsee. Mit diesem Kopfschmuck konnte man eine gewisse Wildheit, Ursprünglichkeit in Verbindung bringen. Einen Typ Frau, von den jahrhundertelangen moralischen Fesseln des Christentums befreit und sich ihren Kräften bewusst ist. Dieses Ideal ergab sich aus der Lehre der Tiefenpsychologie von Carl Gustav Jung. Sie war im Moment sehr populär. Allen Menschen lagen uralte Archetypen inne. Frauen hatten zum Beispiel die Archetypen von Mutter, Heiligen und Verführerin inne. Der Archetyp der Verführerin manifestierte sich in der ebenfalls gehörnten Gestalt der Succubus und war durch sie im menschlichen Bewusstsein – und – Unterbewusstsein verankert. Diesen Archetyp für sich anzunehmen und sich zu einem ursprünglichen, unverfälschten und ganzheitlichen Bild von Weiblichkeit zu bekennen, daran war einer Strömung von Frauen insbesondere aus dem intellektuelleren Teil des Bürgertumes gelegen. Symbole dieses neuen Verständnisses wurden der Kopfschmuck an Stelle konservativerer Hüte und Hauben sowie erstmals auf der Straße offen getragene Haare. Manchmal wurden die Hörner auch mit Blumenschmuck aus echten oder Kunstblumen kombiniert. Manche Frauen trugen die offenen Haare auch ganze ohne Schmuck oder bevorzugten nach wie vor Hochsteckfrisuren.

Alles das war bereits mehr als genug, Annas Blick einzufangen. Aber das auffälligste waren die Arme der Frau. Sie waren in einem sehr engen, farblich zur Kleidung passenden Fesselsack auf dem Rücken fixiert und lagen parallel zueinander. Unterarme und Ellenbogen berührten sich. Solche Fesselsäcke englischer Bauart nannte man Armbinder. Der Armbinder war mit farblich passenden Riemen am Halskorsett sowie um die Schultern befestigt. Die Dame machte keinerlei Anstalten, sich zu befreien. Überhaupt wirkte sie entspannt und gelassen. Langsam setzte sie ihren Weg fort. Sie betrachtete Dinge, die ihr gefielen, intensiv und ohne Zeitdruck. Ihre Haltung wirkte sehr aufrecht. Durch die auf dem Rücken fixierten Arme entstand eine elegante Silhouette. Die Brüste wurden nach vorne gedrückt und betont. Anna staunte. Die Frau bewegte sich trotz der Absätze und der gefesselten Arme elegant und sicher. Die beiden anderen Frauen schienen sie heimlich zu beobachten. Als sie ein Stück weitergegangen war, steckten sie die Köpfe zusammen und tuschelten.
Sie konnte den Blick nicht abwenden. Dann gab sie sich einen Ruck und ging weiter. Sie wollte nicht zu auffällig sein. Was war, wenn die Dame mitbekommen hatte, dass Anna sie so intensiv anschaute? Sollte es Anna peinlich sein? Sie merkte erneut, dass sie leicht errötete. Ohne, dass es ihr bewusst wurde, ging sie etwas schneller.
Zweifellos hatte sich die Frau im gelben Kleid dem aus England kommenden „Lady of strict confiment“ – Ideal unterworfen. Oder war unterworfen worden. Welcher Mann wollte das aber wollen? So ein hilfloses Geschöpf, unfähig, irgendetwas mit den eigenen Armen zu tun! Wut kochte in ihr auf. Aber sofort war ein kognitiver Widerspruch da – die Dame in dem Brokatoutfit wirkte nicht unglücklich. Sie wirkte ruhig und gelassen.

Manches hatte Anna über das „Lady of strict confiment“ – Ideal aufgeschnappt oder in der Zeitung gelesen. Die Ladies of strict confinement wurden auch als Ladies of confinement oder noch kürzer als Laced Ladies bezeichnet, da sie in Armbinder und Korsetts gleich mehrfach eingeschnürt waren. Das Confinement-Ideal ging vom Prinzip aus, dass sich die Frau eines Mannes, der es sich leisten konnte, ausschließlich ihrer Freizeit, ihren Hobbys und den Genüssen des Lebens, vor allem auch der Sexualität nachgehen sollte.
Dass sie nichts mit der eigenen Hände Arbeit zu erwirtschaften brauchte, zeigte die die Lady of strict confinement, indem sie offensichtlich außerstande war, sie zu benutzen. Sie war völlig hilflos und auch bei kleinen Dingen auf Andere angewiesen. Der Armbinder war eine sehr restriktive Art der Fesselung. Selbst einen Gegenstand zu halten, war vom Prinzip her unmöglich.
Um sich auf Erlebnis und Genuss zu konzentrieren, zu demonstrieren, dass sie nicht mehr arbeiten mussten und sicher auch aufgrund von sexuellem Fetischismus besaßen die Ladys of strict confinement einen streng durchstrukturierten Tagesablauf, strengen Dresscode und verließen das Haus nur eingeschnürt in Halskorsett, Korsett und die typischen Armbinder. Die Stiefel mussten Absätze haben und diese sollten so hoch sein, wie praktikabel. Gerüchte besagten, dass sie diese teilweise auch zu Hause oder sogar beim Schlafen trugen. Doch hier war sich Anna nicht sicher. Machte das Sinn? Manche Freizeitaktivitäten stellte sie sich unmöglich vor. Und war es nicht unglaublich unbequem, ja schmerzhaft oder gefährlich?

Aber wie kam es dann, dass sich das Confinement-Ideal auszubreiten schien, ja gewissermaßen zu einer Art von Bewegung wurde? In England war es in Adel und Großbürgertum inzwischen weit verbreitet, die Regel. Auch kleinbürgerliche Familien führen es oftmals rasch ein, wenn sie zu Erfolg gekommen waren. Vielleicht, um diesen Erfolg zu demonstrieren. Zu demonstrieren, dass sie die Standesgrenze durchbrochen hatten. Sicher hatte es damit zu tun. Immer noch wütend, regte sich in Anna natürlich die These, dass es außerdem bestimmt viel mit dem Patriarchat zu tun hatte. Die Männer wollten es konservieren, verteidigen. Indem sie die Frau auf solch grausame Art an die Leine legten. Anna erschauderte erneut. Sie bekam erneut Wut auf die Bourgeoisie, auf die Oberklasse. Dann ein Seufzer. Erneut – eine weitere kognitive Dissonanz.
Sie hatte ihr Herz vergeben. Längst vergeben. Sie wusste es.
Über den Seehandel, den Tourismus, die Zeitungen und natürlich über die Romane des Erfolgsautors Dave Potter war das Wissen über die Ladies of strict confinement nach Deutschland gelangt. Zunächst waren die Ladys lediglich sagenhafte Gestalten in erotischen Erzählungen und fantastischen Geschichten der Klatschpresse. Exotische Gestalten, gleich den Polynesiern auf Samoa oder den Sultanen des Osmanischen Reiches mit ihrem Harem.
Doch vor einigen Monaten änderte sich das alles ganz plötzlich. Anna war sich sicher, es war nicht mal ein halbes Jahr her. Auf dem vierten Ball der deutschen Stahlindustrie erschien Wanda Voßbeck, Ehefrau von Armin Voßbeck, dem Eisenbahnmagnaten aus Duisburg, als Lady of strict confinement. An dem Abend stand sie im Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit. Es machte nichts, dass sie ihr Sektglas nicht halten konnte. Während des gesamten Abends überschlugen sich die Gäste, um ihr zu zu Diensten zu sein. Sie löcherten Sie mit Fragen. Armin Voßbeck war Direktor eines großen Zuliefer-Betriebes für den Waggonbau. Die Aktien der Gesellschaft gingen kurz nach dem Ball nach oben. Ob es mit der Berichterstattung für Wanda zu tun hatte, war Anna nicht klar, aber es konnte schon sein. Die Zeitungen waren voll mit dem Thema. Es gab auch Beiträge im Radio, im Kino und Heimkino. Später folgten Artikel in Fachzeitschriften. Was ernsthafter Recherche und was Fantasie entsprungen war, ließ sich schwer sagen.
Wanda gab am Tag nach dem Ball ein großes Interview für die Zeitung. Sie sagte, dass sich freiwillig entschlossen habe, den Weg einer Laced Lady zu gehen. Und: Auch wenn es Höhen und Tiefen gäbe, sie würde niemals mehr freiwillig abkehren von diesem Weg. Sie sagte auch, niemand hätte sie gezwungen. Nein, ihr Mann sei zwar ziemlich stolz und ihrer Ehe hätte es weiß Gott nicht geschadet. Nein, ihr Mann hätte sie auch nicht gezwungen.
Zwei Tage später hatten einige junge Leute versucht, Wanda auf der Straße in Berlin zu befreien. Sie wehrte sich und verletzte einen 24-Jährigen mit einem Tritt. Leider ging sie im Laufe der Auseinandersetzung selbst zu Boden und musste ambulant im Krankenhaus behandelt werden. Die Aufmerksamkeit riss dadurch nicht ab, sondern steigerte sich.
Doch Anna verfolgte die Sache nicht intensiv. Das Geschäft, ihre Nichte und ihre Leidenschaften, Botanik und Kunst, forderten ihre Aufmerksamkeit.
Wochen vergingen. Dann hatte Anna letzte Woche eine Lady of strict confinement in roter Kleidung gesehen. Oder glaubte, dass sie eine gesehen hatte. Von der Straßenbahn aus. Das ganze hatte sie einen Moment lang beschäfigt, aber die Begegnung war flüchtig. Vielleicht hatte die Dame die Hände aus einem anderen Grund auf dem Rücken. Andererseits, da war diese charakteristische Körperhaltung...
Schnell lenkte Anna ihre Aufmerksamkeit wieder auf andere Dinge. Sie beobachtete die anderen Fahrgäste und stellte im Kopf eine Liste von Schnittblumen zusammen, welche beim Großhändler nachbestellt werden mussten.

Allmählich wurden die Straßen breiter, die Häuser höher und die Dichte an Geschäften größer. Wegweiser verrieten die Anwesenheit von Sehenswürdigkeiten wie Museen. Die Straßenbahn verlief auf der Straßenmitte. Es wurde auch lauter. Tauben und Sperlinge suchten auf dem Boden nach Krümeln. Passanten aller Berufe und Schichten eilten umher. Andere flanierten die Ladenzeilen entlang. Zeitungsjungen liefen umher, an den Büdchen war reger Andrang. Werbung an den Litfaßsäulen machte Hunger auf schwarze Schokolade, oder auf die neuste Pariser Mode. Vor der Häuserzeile schräg gegenüber verliefen Arkaden. Hier waren mehrere Boutiquen, von denen alle auf Mieder und Damenmode spezialisiert waren. Mache von ihnen zählten zu Ketten, welche ihr Sortiment in mehreren Städten anboten.
Ganz eindeutig, da flanierte eine weitere Lady of strict confinement. Ihre Kleidung war dunkelgrün und der Rock schien eine Art rotes Karomuster zu haben. Hinter ihr eine Zofe mit mehreren Einkaufstaschen. War sie gerade dabei, sich auszustatten? War sie von ihrem Mann gezwungen worden, einkaufen zu gehen? Misstrauen und offenkundige Widersprüche mischten sich in Annas Gedanken. Diese Widersprüche, die Gegensätze zwischen ihrer sozialdemokratischen Einstellung und den Beobachtungen führten dazu, dass sie sich mehr mit dem Thema beschäftigte, als ihr bewusst war.
Anna bog nach rechts ab. Dort, in der Nachtigallengasse, einer kleinen Seitenstraße, lag ihr Blumenladen. Sie hatte noch eine Stunde Zeit, den gröbsten Hunger zu stillen und alles nötige vorzubereiten. Da sah sie ein Pärchen. Sie schienen recht wohlhabend zu sein. Der Mann trug einen schwarzen Mantel und einen beachtlich hohen Zylinder. Er hatte einen kurzen Vollbart und seine Erscheinung wirkte gepflegt. Einen Arm hatte er um seine Frau gelegt. Sie betrachteten gehobene Kleidung in einem Schaufenster. Da war ein lila Kleid, vielleicht aus Seide, mit einem gleichfarbigen Unterbrustkorsett, dessen Stäbe schwarz abgesetzt waren. Das Mannequin trug außerdem ein passendes Halskorsett. Die Frau trug ihre langen, kastanienbraunen Haare offen und relativ schwarze, leicht gebogene Hörner. Anna schaute genauer. Eindeutig, ihre Arme waren von vorne nicht zu sehen und ihre charakteristische Haltung mit den vorstehenden Brüsten komplettierte das Bild.
Vielleicht war es Zufall, aber Anna hatte heute ganz eindeutig drei Ladies of confinement gesehen. Wurden es mehr? Würde sich das Ideal auch hier im Ruhrgebiet durchsetzen? Oder waren es Touristinnen, vielleicht aus England oder aus Berlin, wo das Confinement – Ideal sich zum Trend zu entwickeln schien. Bereits kurze Zeit nach dem Vorfall mit Wanda Vorbeck hatten sich weitere Damen der gehobenen Berliner Gesellschaft als Laced Ladies gezeigt, zuletzt auch Laura von Bismarck, Gattin des Lordkanzlers. Dies führte zu unglaublichem Interesse an dem Phänomen. Freilich, auch zu öffentlicher Kritik von Feministinnen, Sozialdemokraten und anderen Teilen der Opposition, welche Bismarck nun vorwarfen, Frauen zu unterdrücken. Die Gesellschaft war unruhig und hier hatte sich ein erneutes Spannungsfeld aufgetan. Ein weiterer Gegenstand von Debatten und Diskussionen welche, öffentlich und privat, zu tausenden und an tausend Orten geführt wurden.
Sie war soeben in die Seitenstraße eingebogen. Diese machte eine Kurve und führte dann leicht bergab. Diese Ihr Blumenladen lag auf der linken Straßenseite und war noch etwa hundert Meter entfernt.

Das ist Kapitel 1. Wenn es hier thematisch passt und ok ist, kann ich weitere Kapitel hochladen.
2. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Rotbart am 25.12.21 09:13

Sehr interessant.

Bin gespannt wie es weitergeht.

Rotbart
3. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Sebbl1988 am 25.12.21 09:21

Hallo BlackCoon,
Du hast da eine sehr interessante Welt geschaffen, die zumindest bei mir Lust auf mehr macht.
Bitte foltere uns nicht zu lange mit einer Fortsetzung.
4. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von ball am 25.12.21 10:18

Vielen dank für neue Geschichte. Das ist ein sehr schöner Beginn . Ich bin gespannt darauf wie es weiter geht . Lass uns bitte nicht zu lange warten .
Schöne Grüße
5. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 25.12.21 11:46

Ich bedanke mich sehr für die Rückmeldungen und poste das zweite Kapitel. Momentan bin ich gerade dabei, Kapitel 5 anzufangen.

LG, BlackCoon

Kapitel 2 - eine unverhoffte Begegnung

Anna betrieb einen Blumenladen mit einer dahinter gelegenen kleinen Gärtnerei und einem Gewächshaus, in dem sie selbstgezogene Zimmerpflanzen, vor allem Sukkulenten anbot. Unter Pflanzenfreunden der Stadt hatte sie wegen der guten Auswahl und Beratung einen festen Kundenstamm. Jeden Tag kamen Interessierte, um die Auswahl zu durchstöbern und zu schauen, ob neue Arten und Ableger im Sortiment waren. Im vorderen Ladenbereich bot sie üblichere Zimmerpflanzen und Schnittblumen an.
Im Wesentlichen war ihre Gärtnerei ein Ein-Frau-Betrieb. Anna hatte aber das Glück, Maja, eine unverheiratete Verwandte aus Schlesien, im Haus wohnen zu haben. Maja war eine selbstbewusste Frau Anfang vierzig. Sie sprach deutsch, polnisch und ein wenig russisch, half bei der Pflanzenpflege und auch im Haushalt. Zusätzliches Einkommen verdiente sie sich als Kellnerin in einem Lokal am Domplatz. Da sie oft abends arbeitete, konnte sie über den Tag in der Gärtnerei helfen oder Anna im Laden vertreten. Reichte das Geld nicht, half sie in anderen Geschäften und in Familien in der Nachbarschaft bei der Kinderbetreuung aus.
Reichte das Geld für beide immer noch nicht, konnten Maja und Anna bis zu zwei Kostgänger aufnehmen. Diese kamen aus allen Gegenden Deutschlands, manchmal auch aus den Niederlanden. Sie arbeiteten schichtweise in den Kohlebergwerken und in der Industrie, und brauchten einen entsprechenden Schlafplatz. Annas Haus hatte drei Etagen. Sie hatte es mit samt dem Laden von ihren Eltern überlassen bekommen, welche zu ihrer Schwester und deren großer Familie nach Bayern gezogen waren.
Es war für Anna trotz Majas Hilfe keinesfalls einfach, dass Haus zu halten. Ein paar mal war es echt knapp geworden, da die Einnahmen durch das Geschäft unregelmäßig
kamen und auch Majas verschiedene Jobs kein wirklich sicheres Standbein darstellten.
In letzter Zeit hatte sich die Lage der beiden allerdings sehr stark verbessert.
Zum Teil das damit zusammen, dass Annas Nichte aus England, Victoria Wellesley, ein Jahr bei Anna wohnte und von ihren Eltern Wohn- und Kostgeld bekam. Victoria war Anfang 20, studierte Germanistik und Geschichte. Sie machte an der Universität des Westlichen Ruhrgebietes zwei Auslandssemester. Im Grunde war Victoria eine sehr aufgeweckte junge Frau mit schwarzen, glänzenden Haaren, blauen Augen und hellem Teint. Sie war freundlich, fleißig und unterstützte Anna und Maja, wo sie nur konnte. Doch Anna machte sich Sorgen. Victoria war im Grunde bereits zwei Mal straffällig geworden. Sie hatte Gegenstände aus Geschäften mitgehen lassen.
Einmal hatte Sie der mit Anna gut bekannte Geschäftsbesitzer erwischt und zwar den Wachtmeister geholt, aber keine Anzeige erstattet. Sie war mit einer Verwarnung davongekommen. Das zweite Mal kam es zur Anzeige. Victoria erhielt eine Bewährungsstrafe von zwei Monaten.
Gegenüber Anna konnte Victoria ihre Taten nicht wirklich erklären. Sie sprach von „Nervenkitzel“ und „Spiel mit dem Feuer“, sowie davon, dass sie nicht wirklich eine Straftat begehen wollte. Es reize sie aber in dem Moment dermaßen, dass sie ihre Finger nicht bei sich halten konnte.
Als Victoria zur Bewährungsstrafe verurteilt wurde, hatte der Richter bereits festgelegt, dass sie eine Haube werde tragen müssen, wenn es noch einmal zur Anzeige kommt. Was für eine entsetzliche Vorstellung! Die „Haube“ bedeutete eine Art Hausarrest. Sie wurde für hartnäckige Fälle verhängt, welche grundsätzlich einsichtig waren und keine Gefahr darstellten. Häufig wurde sie auch bei wiederholten, leichteren Vergehen verwendet, wenn der oder die Verurteilte studierte, einen Betrieb besaß oder einen für die Gesellschaft wichtigen Beruf innehatte. Man wollte das Studium oder die Tätigkeit, den Betrieb nicht gefährden. Aber man wollte die Verurteilten ernsthaft einschränken und zudem daran hindern, die Taten wieder zu begehen. Deshalb wurden sie in die Obhut der Angehörigen übergeben.
Kamen die Verurteilten von der Universität oder Arbeit nach Hause, mussten sie eine Lederhaube tragen, welche mit einem Stahlhalsband befestigt und mit einem Vorhängeschloss abgesichert wurde. Die Haube umhüllte den ganzen Kopf. Sie hatte nur zwei kleine Öffnungen an der Nase und verhinderte das Sehen, Trinken und Essen. Da sie eng war und der Stahlkragen direkt unter dem Kinn lag, war es kaum möglich, den Kopf zu bewegen oder zu sprechen. Das Hören war durch Polsterungen im Ohrbereich stark erschwert. An Arbeitstagen durfte die Haube eineinhalb Stunden vor Arbeitsbeginn abgenommen werden, um die notwendige Aufnahme von Flüssigkeit, Nahrung und die Toilette gewährleisten zu können. Am Wochenende und an freien Tagen durfte sie zwei Stunden in einem festgelegten Zeitraum abgenommen worden. Ansonsten war sie durchgehend zu tragen. Dafür hatten der Verurteilte und einer der Angehörigen, welcher vom Gericht als zuverlässig erachtet wurde, Verantwortung zu tragen. Die Haube wurde daher beispielsweise vom Ehepartner, einem Geschwister oder einem engen Freund angelegt und auch abgenommen. Da sie mit Hilfe des Halsbandes verschlossen wurde, konnte sie nicht vom Verurteilten selbst entfernt werden.
Über die Tragezeiträume war Protokoll zu führen. Stichpunktartig wurde durch einen Wachtmeister und einmal die Woche durch einen Arzt kontrolliert. Wurde man ohne Haube angetroffen, drohten Kerker oder lange Haft für die Verurteilte und die verantwortlichen Angehörigen. Die Kosten für die Haube und die Kontrollen trug der oder die Verurteilte. Meist wurde ein Teil des Gehalts eingezogen. Gab es kein Gehalt, mussten die Angehörigen zahlen. Konnten diese nicht zahlen, drohte Zwangsarbeit unter Tage nach Verbüßung der Strafe.
Außerhalb der Arbeitszeiten durfte das Haus nur mit auf dem Rücken befestigten Händen verlassen werden. Männer mussten Handschellen, Frauen einen Armbinder tragen.
Anna hatte schon mehrfach zur Haube Verurteilte in der Stadt gesehen, zumeist junge Frauen. Sie mussten von ihrem Mann oder einer Angehörigen durch die Straßen geführt werden. Welch ein gruseliges, schlimmes Schicksal, schauderte Anna. Sie hatte wirklich Angst um Victoria. Hoffentlich würde es keinen erneuten Vorfall geben.

Der zweite Grund für ihre bessere wirtschaftliche Lage war zweifellos Annas Verhältnis mit dem Stahlbaron Otto von Hammerstein. Sie hatte ihn vor einem Jahr bei der Feier eines Firmenjubiläums kennengelernt, als sie den Blumenschmuck im Rittersaal der Villa Hammerstein installierte. Otto war 35 Jahre alt, aufstrebend, ehrgeizig, optimistisch. Er war durch neue Verfahren des Bandgießens für Halbzeug, durch hochwertige Brammen und Eisenbahnschienen, aber auch als Zulieferer von Leichtbauteilen in der Automobil-Industrie sehr bekannt geworden. Ein wacher und heller Geist, ein Geist seiner Zeit. Anna war sehr verliebt. Meistens kam Otto ein bis zwei Mal die Woche, abends. Im Laufe der Zeit erhöhte sich die Zahl der Besuche. Manchmal verbrachten Sie auch den Sonntag zusammen. Fuhren mit seinem Mercedes Benz 540 K in fremde Städte, besichtigten Burgen, Museen, botanische Gärten. Einmal hatte der junge Unternehmer Anna mit seinem Wagen abgeholt und sie hatten ein Überraschungswochenende auf Usedom an der Ostsee verbracht. Dank Otto schien Anna Europa, ja irgendwann vielleicht die ganze Welt offen zu stehen. Sie fantasierte über ihre Zukunft und freute sich auf jeden seiner Besuche schon Tage vorher. Sie konnte es kaum aushalten, wenn er ging.
Derzeit kam er jedoch nicht, weil er in England auf Geschäftsreise war. Es ging um einen Großauftrag für den englischen Flottenbau. Um ein angebliches „Landschiff“. Anna hatte nicht nachgefragt, da sie sich für derlei technische Konstruktionen nicht interessierte. Sie musste geduldig sein.

Diesen Nachmittag gab es in Annas Laden sehr viel zu tun. Maja war kellnern und auch Victoria war nicht im Haus. Anna fertigte gerade einen vorbestellten Blumenkranz für die Haustür der Familie Essenbeck an. Die Ladentür stand auf. Gerade beugte sich Anna erneut über den Kranz, um den Zweig einer Hortensie einzuflechten. Da hörte sie jemanden hinter sich eintreten. Das Klackern von Absätzen. Es musste wohl eine Frau sein. Anna drehte sich um und erschrak kurz, schaffte es aber, ihre Überraschung halbwegs zu verbergen.
Vor ihr stand die Lady of strict confinement, welche Anna Mittags vor der Galerie beobachtet hatte. Der Schreck ließ nun nach, aber gleichzeitig fühlte sich Anna etwas beschämt. Was war, wenn die Lady sie nun darauf ansprach, dass sie von ihr beobachtet wurde?
Sie atmete einmal tief durch, doch die Lady lächelte freundlich und brach das Schweigen: „Hallo. Ich suche nach Odontoglossum-Hybriden. Sie können mir doch bestimmt helfen?“
Die Gedanken überschlugen sich in Annas Kopf. Vielleicht würde sie Anna gar nicht ansprechen, weil es ihr nichts ausmachte, gesehen zu werden. Als Lady of strict confinement waren ihr Blicke und Aufmerksamkeit von Passanten gewiss. Sie erstaunte erneut über ihre stolze, aufrechte Haltung und ihre vorstehenden Brüste. Jetzt erst merkte Anna, dass die Größe der Brüste sehr beeindruckend war. Mit jedem Atemzug hoben und senkten sie sich erheblich. Da wegen der engen Schnürung keine Bauchatmung möglich war, war die Lady auf die Brustatmung angewiesen. Ihr Gesicht, mit großen, braunen Augen, einer schmalen Nase und hohen Wangenknochen war wunderschön. Anna schätzte sie auf Mitte bis Ende vierzig. Die Lady hob eine Augenbraue. „Alles gut bei Ihnen?“.
„Ja. Entschuldigung. Ich war irgendwie abwesend … in diesen Kranz vertieft. Natürlich kann ich Ihnen mit Odontoglossum helfen. Wir haben wunderschöne Odontoglossum rossi - und Odontoglossum constrictum - Hybriden bekommen. Ich habe auch noch einige bewurzelte Kindel, die wir selber gezogen haben. Sie sind aber noch nicht blühreif. Gehen wir doch mal nach hinten.“
Anna ging voran. Die Lady schritt würdevoll hinter ihr. Sie hörte das Klackern der Absätze. Sie vergaß nicht, die Tür zum Gewächshaus aufzuhalten. Der Status der Laced Ladys zwang ihr Umfeld dazu, Service zu leisten. Sie merkte, dass sie statt Mitleid Bewunderung und Achtung vor der beeindruckenden Dame empfand. Dazu kam ein Bestreben zu Diensten zu sein, es ihr recht zu machen. Auch dieser Eindruck passte nicht ihrem Bild einer geschundenen, unterdrückten Person.
„Also hier haben wir die Odontoglossum-Hybriden und auch einige Wildformen. Schauen Sie sich doch einmal um.“ Die Lady mussterte die Orchideen genau. Da das strenge und hohe Halskorsett ihren Kopf in eine gerade Haltung zwang, konnte sie nur mit den Augen herabschauen. Wollte sie etwas genauer in Augenschein nehmen, musste sie sich nach vorne beugen. Da ihr Korsett eine gerade Haltung erzwang, wurde ihr Gesäß beim Betrachten der Pflanzen nach hinten geschoben.
Anna glaubte, dass sie behilflich sein musste. „Ich kann die einzelnen Exemplare gerne hochheben. Dann können Sie besser schauen.“ „Na, man muss doch sportlich bleiben,“ sagte die Lady mit einem Lächeln. „Ich schaue mich gerne mal um und habe auch noch einige Fragen. Wie warm brauchen es diese Orchideen? Ich hatte die letzten in einem beheizten Raum, aber sie blühten nur zwei mal und gingen mir dann leider ein.“ „Sie müssen eine kühle Ruhephase haben. Dann darf man auch weniger gießen. Das wird oft vergessen.“ „Ein kühles Treppenhaus vielleicht? Das habe ich. Könnte aber auch ein Kalt- oder Warmhaus anbieten.“ „Ja, ein kühles Treppenhaus oder ein ungeheizter Raum. Im Kalthaus wird es wahrscheinlich zu kalt. Sie haben Gewächshäuser? Jetzt muss ich aber mal nachfragen, interessieren Sie sich für Pflanzen?“ „Ja, mein Mann hat mir erst einen Wintergarten und dann zwei Gewächshäuser gebaut. Wir haben auch einen sehr großen Garten mit schönem Rhododendron-Bestand…“ „Oh, wie schön! ich liebe Rhododendren!“ fuhr Anna ins Wort.

„Kommen Sie uns doch einmal besuchen. Unsere Villa liegt in Blankenscheidt, nicht weit vom Wehberger Holz. Es ist zu Fuß eine halbe Stunde von hier. Mit der Straßenbahn sind es drei Stationen. Außerdem, dieses gelb-rote Oncidium würde mir sehr gefallen…“ „Oncidium Sweet-Sugar. Eine gute Wahl.“ „Ich könnte sie durch eine meiner Zofen abholen lassen. Aber vielleicht kommen Sie doch wirklich einfach vorbei und bringen sie mit? Meine Zofe wird Sie dann auch bezahlen.“
Anna war schon jetzt sehr gespannt. „Das mache ich sehr gerne und freue mich total über die Einladung. Wann ist es Ihnen denn recht?“ „Normalerweise empfange ich Besucherinnen ab 14:00. Kommen Sie doch gleich morgen. Wir wohnen in der Barnheimer Straße. Die Villa mit den beiden großen Gewächshäusern können Sie nicht übersehen. Das Warmhaus ist auch ein Palmenhaus. Mein Mann hat mir von seinen Reisen einige interessante Exemplare mitgebracht. Ich bin übrigens Karoline von Kesselring“
„Anna Gerlach. Ihr Mann scheint Eure Pflanzenleidenschaft sehr zu fördern?“ „Oh ja. Er liest mir jeden Wunsch vor den Augen ab.“ Die Lady erstrahlte, als sie das sagte. Sie liebt ihren Mann wirklich, dachte Anna in diesem Moment. „Es ist mir eine Ehre, Sie hier im Laden begrüßen zu können,“ von der Neugierde getrieben, raffte Anna all ihren Mut zusammen. Sie errötete erneut: und schaute die Lady an: „Ich habe noch nie eine echte Lady of strict confinement als Kundin gehabt.“ „Das Confinement – Ideal ist ja bei uns auch relativ neu. Ich habe mich selbst erst vor einem Monat dazu entschieden.“ „Oh,“ Anna wirkte etwas ungläubig. „Sie haben sich dazu… entschieden?“ Karoline, hätte vermutlich genickt, aber dass war aufgrund des Halskorsettes kaum möglich. „Ja, natürlich. Diese Vorstellung, auf so eine elegante Art völlig hilflos zu sein, reizte mich. Diese restriktive Art des Eingeschnürt sein macht mich euphorisch. Es gibt mir Halt, ich fühle mich sicher. Außerdem ist es der letzte Schrei in London und in Berlin, mittlerweile auch in Paris. Schauen Sie sich die Silhouetten an, die es schafft.“ Zweifellos. Die Silhouette Karolines war sehr beeindruckend. „Aber Sie können doch ihre Arme nicht mehr benutzen?“ „Richtig, darum geht es ja. Ich brauche sie nicht mehr benutzen. Ich würde mich im Gegenteil total komisch fühlen, etwas mit den eigenen Händen zu tun. Das wird durch den Armbinder demonstriert. Und er trägt massiv dazu bei, diese eleganten Formen zu schaffen. Alles nötige erledigen meine Zofen. Und Ihr seid ja zum Beispiel auch so nett, mir die Blume zu bringen. Es ist wirklich schön, etwas anstrengendes aufzugeben und sich einfach komplett bedienen zu lassen.“
Anna war noch nicht überzeugt. Ihr fehlten aber die Worte, um ihrer Skepsis weiter Luft zu machen. „Wir sehen uns morgen. Ich freue mich,“ sagte Karoline. „Ich freue mich auch,“ meinte Anna. „Können Sie mir die Türen aufhalten?“ „Natürlich,“ Anna eilte nach vorne und verabschiedete sich.
Sie hielt einen Moment inne und begab sich dann wieder an den Türkranz für Familie Essenbeck. Anna nahm Karoline ab, was sie gesagt hatte. Sie wirkte ehrlich. Sie würde sich niemals vorstellen können, mit solchen Restriktionen zu leben. Aber wenn Karoline es wirklich für sich entschieden hatte, dann war es ihr gutes Recht. Die optischen Effekte waren zugegebenermaßen beeindruckend. Und es lag natürlich ein wenig Romantik darin, sich von einem wohlhabenden Mann und von Zofen umsorgen zu lassen, wie eine Prinzessin zu leben. Wenn es denn wirklich selbstbestimmt war. Ihre Shopping-Touren schienen Karoline ja nach wie vor möglich zu sein. Und das ohne lästige Einkaufstüten. Ihre Pflanzen-Leidenschaft zelebrierte sie ebenfalls nach wie vor. So bemitleidenswert wie es zuerst schien, war sie wohl nicht. Anna war total gespannt auf das Anwesen der von Kesselrings. Sie wollte unbedingt wissen, wie Karoline lebte.
6. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 25.12.21 14:22

Und nun Kapitel 3. Über Rückmeldungen bin ich natürlich weiterhin dankbar. Kapitel 5 ist nun fertig und es wird wahrscheinlich noch weitere geben.

LG, Black Coon

Kapitel 3 – Otto von Hammerstein

Otto lehnte sich in seinem gepolsterten Stuhl zurück, eine Virginia in der Hand. Wie der alte Bismarck hatte er auch eine während der Zugfahrt geraucht und nicht ausgehen lassen. Der Großindustrielle war mehr als zufrieden. Heute morgen war er in Manchester angekommen. Er war zur einer Tagung zum 75 Jahrestag des Verbandes der Metallindustrie von Manchester angereist. Der erste Vortrag war zweifellos interessant. Prof. Lord Henry Hammond, Mitglied des Oberhauses und Dozent für Materialkunde an der University of Oxford, hielt gerade einen Vortrag über die Entwicklung zur Geschichte und zur Weiterentwicklung des Bessemer-Verfahrens zur Stahlherstellung. Angesichts des 90jährigen Jubiläums der ersten Bessemer-Birne, welche inzwischen als Industrie-Denkmal vor dem Museum of Science und in Manchester aufgestellt worden war. Inzwischen waren die Bessemer-Birnen, gigangische, birnenförmige Apparaturen zur Erzeugung von Rohstahl, veraltet und weitgehend außer Betrieb. Das Bessemer-Verfahren war durch das modernere Thomas-Verfahren abgelöst worden.
Otto benutzte in seinen Stahlwerken ebenfalls Thomas-Birnen. Er hatte aber ein Ass im Ärmel. Das Richter – Brohm-Verfahren. Benannt nach seinen eigenen Ingenieuren Dr. Ernst Richter und Wilhelm Brohm. Es könnte die Stahlherstellung revolutionieren. Sein erster Konvektor nach dem neuen Verfahren stand bereits, war jedoch noch geheim. Die Versuche liefen seit einigen Wochen und Ergebnisse waren vielversprechend.
Freilich war Großbritannien, dieser feudalistische Ständestaat, in der industriellen Entwicklung der letzten hundert, hundertzwanzig Jahre führend gewesen. Die englischen Produkte galten als weltweiter Maßstab. Mittlerweile hatte die deutsche Schwerindustrie aufgeholt, ja die englische überholt. Dass konnte man an der Produktivität und an den immensen Ausmaßen des Exportes sehen. Der englische Bedarf an Stahl stieg mit der Technisierung der Gesellschaft und mit dem Ausmaß des gewaltigen Flottenbaus. Die Flotte sollte das Empire sichern, in dem die Sonne nicht unterging. Wenn Ottos Werk dafür Stahl produzieren sollte, konnte es ihm nur recht sein.
Die Vorträge waren zweifellos interessant. Und man kam für ein paar Tage aus dem Betrieb heraus. Zeit zum Nachdenken, für Zigarren und das ein oder andere Glas Cognac. Aber das wichtigste waren die Kontakte. Heute abend würde er bei einem Bankett Field Marshal Frederik Stanley Cradock, und Wester Arlington, 1. Baron of Arlington, First Sea Lord und deren Frauen treffen. Dann würde er mehr über das geheimnisvolle „Landschiff“ erfahren. Er hoffte auf einen Großauftrag. Und er freute sich bereits, Mrs. Cradock und Lady Arlington betrachten zu können. Sie waren sicher Ladies of strict confinement, wie mittlerweile nahezu alle Damen der gehobenen Gesellschaften, die er in den letzten Tagen kennengelernt hatte.
Vorgestern war Otto als Gast auf einem Ball der London Society for Industry and Commerce zugegen eingeladen. Dort hatte er einige Ladys of strict confinement gesehen. Mit manchen hatte er dort auch gesprochen. Ihre selbstbewusste, aber dabei sehr kultivierte Art des Umganges hatte in tief beeindruckt, ihre Siluetten mit den hervorstehenden, teils gewaltigen Brüsten hatten ihre Wirkung ebenfalls nicht verfehlt. Interessiert hatte er beobachtet, wie die Ladies ihren Alltag gestalteten. Tee und Sekt wurde Ihnen von ihren Zofen, von Dienern oder von ihren Ehemännern gereicht. Beim Buffet wurden die Ladys von ihren Männern mit der Gabel gefüttert.
Die Mischung von Hilflosigkeit, erotischer Ausstrahlung und Selbstbewusstsein mit dem diese eingeschnürten und in ihrer Bewegungsfreiheit beschränkten Damen auftraten, fand Otto sehr stark erregend. Den anwesenden Herren ging es wohl sicher ähnlich. Der Ball und das Buffet nach Mitternacht würden sich vermutlich am nächsten Morgen noch günstig auf die Beziehungen auswirken. Er malte sich unweigerlich verschiedene Szenen in seinem Kopf aus.

Der Stahlbaron wusste, dass das Confinement-Ideal inzwischen in Berlin angelangt war und anfing, auch außerhalb der Hauptstadt beliebter zu werden. Das gefiel ihm. Er freute sich bereits, Ladies of Leisure auch in den Straßen Steeles, in Mühlheim an der Ruhr, in Blankenscheidt oder in Duisburg flanieren zu sehen. Dieser Gedanke schien möglich.
Ein Umstand jedoch gab ihm Rätsel auf. Ihm war klar, was Männer am Confinement – Prinzip reizte. Das war offensichtlich. Die Brüste, die Taille und überhaupt die weibliche Silhouette wurden betont, die Kleidung war feminin und elegant, keine Kleidung der Arbeiterklasse. Viele Männer standen auf Korsetts und auf Stiefel, nicht wenige auch auf den Schmuck, die wallenden Haare und die Art Fesseln, welche die Arme auf dem Rücken der Ladys fixierten und unentrinnbar zusammendrückten.
Die zur Schau getragene Hilflosigkeit tat Ihr übriges. Sie aktivierte die Beschützerinstinkte des Mannes. Bei dem einen oder anderen führte sie sicher auch zu direktem Lustgewinn.
Aber was war mit den Ladies selbst? Konnte es erstrebenswert sein, sich ganz bewusst in einen Zustand der permanenten Hilflosigkeit versetzen zu lassen? Keine Zweifel, das Strict confinement-Prinzip demonstrierte den Stand und das dazugehörige Standesbewusstsein nach außen. Eine Laced Lady war zweifelsohne völlig außerstande, etwas mit der eigenen Hände Arbeit zu tun.
Es war weitverbreitete Sitte im Besitzbürgertum, den eigenen Reichtum durch die Kleidung und das Erscheinungsbild seiner Frau zu demonstrieren. Das Confinement-Ideal stellte sicher eine Weiterentwicklung und einen Höhepunkt dieses Prinzips dar.
Sicher, die Zurschaustellung des materiellen Reichtums war zweifelsohne ein erheblicher Punkt. Aber Otto konnte sich doch nicht vorstellen, dass dies allein eine Frau dazu bewegen konnte, nur noch gefesselt und auf allerlei andere Art beschränkt aus dem Haus zu gehen. Was war es dann? Oder – was kam als weitere Motivation noch hinzu?
Vielleicht die Mode? Die Zeitungen und Zeitschriften waren voll mit Berichten über das Confinement-Ideal und seine Verterinnen. Entschied man sich eine Frau für das Ideal, so war Ihr Aufmerksamkeit gewiss. Die nach hinten gezogenen Arme und vorstehenden Brüste halfen zudem, das Modeideal der Sanduhr-Taille noch zu betonen. Von vorne ergab sich eine fast armlose Silhouette stark betonter weiblicher Formen.
Standesbewusstsein und Mode mochten ineinander spielen, dazu beitragen, dass eine Frau einen Teil ihrer körperlichen Freiheit aufgab, um im Mittelpunkt zu stehen, einem bestimmten Ideal von Schönheit zu entsprechen, auf der Höhe der Zeit zu sein. Hier in England, so konnte sich Otto vorstellen, kam vielleicht noch eine Art Gruppenzwang dazu. Denn fast jede Dame der Oberschicht war ja bereits eine Laced Lady. Ganz schlüssig schien ihm das alles noch nicht. Es musste doch furchtbar unangenehm sein, so zu leben. Er hatte die Ladies beobachtet. Einige zeigten beunruhigend enge Taillen von sicher nicht viel mehr als 40 cm und liefen auf zum Teil erschreckend hohen Absätzen herum, sodass man Angst haben musste, dass sie sich verletzen würden, wenn es zum Sturz kam. Andererseits schienen sie das Laufen auf hohen Schuhen intensiv trainiert, geradezu naturalisiert zu haben. Dies galt auch für die extremste Dame, welche in Schuhen umher wandelte, die sie zwangen, wie eine Ballettänzerin auf ihren Zehenspitzen zu laufen. Ihre Art zu gehen war dadurch eigentümlich, wirkte aber geübt.
Unfälle schienen kaum vorzukommen, zumindest nicht häufig zu sein. Sogar während des eigentlichen Balls, welcher erst später in einer fröhlicher Geselligkeit ausklang, gab es keinerlei Auffälligkeiten. Die Ladies wurden beim Tanz von den Männern geführt und bewegten sich dabei außerordentlich sicher. Sie schritten aber auch ohne männliche Begleitung routiniert und scheinbar bedenkenlos durch den Saal, wie sich zu Beginn und später am Abend noch zeigen sollte.
Zu den erotisch aufgeladenen, aber besorgniserregenden Entdeckungen Ottos zählten sicherlich auch die Halskorsetts. Manche bedeckten nicht den ganzen Hals, die meisten schlossen aber dicht unter dem Kinn ab. Sie schienen ihre Trägerinnen keineswegs zu erwürgen, oder ihnen die Luft vollständig abzuschnüren, aber doch unangenehm und absichtlich so konzipiert zu sein, dass sie ein Gefühl beklemmender Enge erzeugten. Die Trägerinnen konnten ihren Kopf kaum drehen oder senken, zur Seite oder nach unten zu schauen war je nach Modell erschwert bis unmöglich. Otto erregte es, darüber nachzudenken.
Der Hals wurde durch die Halskorsetts optisch zum Teil deutlich verlängert, dass Gesicht wurde betont. Meistens harmonierten die Halskorsetts farblich mit den Armbindern und den Korsetts. Dazu wurden enge Oberteile und lange Röcke getragen, nicht selten auch Kleider. Die engen, lang- oder kurzärmeligen Oberteile wurden hier in England als „Shirts“ bezeichnet. Der letzte Schrei unter den Röcken war der wadenlange Plissérock. Waren die Stiefel nicht zu hoch und konnte man Bein sehen, so war es stets mit hautfarbenen, matten oder glänzenden oder mit dunklen Strümpfen bedeckt. Diese schienen stets blickdicht zu sein. Der Halsschmuck war in der Regel sehr üppig, aufwändige Kettensysteme aus Metall und auch Perlenketten sah man bei den Ladies sehr häufig. Von den Perlenketten wurden dabei nicht selten zwei oder sogar drei kombiniert. Manche Ladies of Confinement zeigten ihr zumeist überaus üppiges Dekolletee, die meisten hielten es aber unter den Shirts bedeckt. Der Trend schien eher in die Richtung zu gehen, sich hochgeschlossen zu präsentieren. Man sah deutlich die Kurven, welche aber bedeckt blieben. Das machte dem Betrachter Lust, zu erfahren, was sich darunter verbarg. Die Haare wurden zumeist offen getragen. Hornschmuck in allen Formen und Höhen, wallende Haare ohne Schmuck und schließlich Hochsteckfrisuren aller Couleur, vom Pferdeschwanz bis zu aufwendigen Kreationen, sorgen für Augenweide und Abwechslung.

Otto konnte sich an diese ganzen Details gut erinnern, weil er immer wieder fasziniert hingeschaut hatte. Würde er einst heiraten, würde seine Frau auch das Confinement-Ideal annehmen? Ein Gedanke, der ihm gefiel. Allerdings hatte er sich bisher um keine standesgemäße Heirat bemüht. Er war voll in seinem Betrieb aufgegangen. Außerdem liebte Er Anna Gerlach, das Blumenmädchen, dass er vor dem Firmenjubiläum kennengelernt hatte. Heute Abend würde er sie anrufen. Er konnte sich überhaupt nicht vorstellen, ihre Liaison für eine Heirat mit einer anderen Frau zu beenden. Anna war selbstbewusst und intelligent, eine Gesprächspartnerin für tiefgründige Momente und für den Alltag zugleich. Mit ihr teilte er Leidenschaften für das Reisen, für Kunst und für exotische Pflanzen.
Allerdings konnte er sich Anna beim besten Willen nicht als Lady of strict confinement vorstellen. Sie war wild und unabhängig. Auf ihre berufliche Unabhängigkeit würde sie sicher niemals verzichten wollen. Das war im Grunde auch keinesfalls notwendig. Sollte sie ihren Blumenladen weiter betreiben. Otto war selbstbewusst und erfolgreich genug, sich über abfällige Kommentare von Klatschreportern über sein „Blumenmädchen“ hinwegzusetzen. Sie interessierten ihn nicht im geringsten.
Andererseits wollte er Anna wahrscheinlich irgendwann heiraten. Darüber dachte er inzwischen immer häufiger nach. Wenn er sie aber heiratete, so würde er sie selbstverständlich auch in die höheren Kreise einführen müssen. Sie zu geschäftlichen Reisen mitnehmen und mit ihr zu Geschäftsessen gehen. Dafür war es unabdingbar, dass sie ein gewisses Standesbewusstsein entwickelte, eine gewisse Etiquette erlernte und eine angemessene Kleidung anlegte. Ihr forsches, zuweilen vorlautes Auftreten und ihre ablehnende Haltung dem Korsett gegenüber waren dem hinderlich. Es würde eine sehr schwierige Aufgabe werden, Anna hier zu Zugeständnissen zu überreden.
Seine Hoffnungen setzte der Industrielle in seine Jugendfreundin Karoline von Kesselring. Sie war die Ehefrau von seinem väterlichen Freund, Förderers und ehemaligen Dozenten William von Kesselring, Teilinhaber der Kesselring & Selve GbR. Zu Kesselring und Selve zählten bedeutende Motorenwerke in Mühlheim, deren Zulieferer für Leichtzeug er war. Kesselring und sein Partner Max Selve belieferten den Privaten Markt, aber auch die privaten Luftflotten und die deutsche Luftwaffe mit Motoren. Derzeit expandierte die Luftfahrt, sodass einstweilen mit schwarzen Zahlen zu rechnen war.
Karoline war seit kurzem eine Lady strict confinement. Sie war sehr glücklich damit. William hatte zunächst Bedenken, dass man ihm eine frauenfeindliche Einstellung vorwerfen würde. Aber Karoline hatte darauf bestanden, dass Confinement-Ideal anzunehmen und wollte sich keinesfalls abbringen lassen. Otto verehrte William und Karoline. Er hatte die beiden vor kurzem besucht und Karoline gebeten, den Kontakt zu Anna aufzunehmen und eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. Langfristig sollte Karoline eine Art Mentorin und gewissermaßen ein Vorbild für Anna werden. Zudem wäre es schön, wenn sie sich wirklich anfreunden würden, eine für die jeweils andere auch eine gute Gesellschafterin sein könnte. Zur gemeinsamen Freizeitgestaltung zu zweit und natürlich auch zu viert, wenn es der Betrieb einmal zuließ. Da Karoline ähnliche Interessen wie Anna hatte und zudem ein überaus anziehendes Wesen, hatte Otto gute Hoffnungen, dass es klappen könnte. Bald würde er Karoline und William erneut treffen.
Bei dieser Gelegenheit erhoffte er sich auch eine Antwort auf die nach wie vor ungeklärte Frage in seinem Kopf. Was bewegte eine Dame, zur Lady of strict confinement zu werden? Standesbewusstsein und Mode, oder gab es noch eine andere Motivation?
Karoline würde ihm sicher gerne berichten. Und sie würde ihn nicht belügen.
7. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 25.12.21 16:40

Weiter geht es mit Kapitel 4...

Kapitel 4 – Besuch bei Karoline von Kesselring

Anna war ziemlich nervös. Es war bereits halb eins. Schon heute morgen hatte sie sich Gedanken darum gemacht, dass sie ja nichts zum Anziehen hatte. Und um 14 Uhr sollte sie bei Frau von Kesselring sein. Mit der Straßenbahn brauchte sie etwa zehn Minuten. Es war also eigentlich noch genug Zeit. Bei den Geschenken für Karoline war sie sich sicher. Sie würde ihr die bestellte Pflanze mitnehmen und noch zwei ihrer selbstgezogenen Senker, ein Odontoglossum rossii – Hybride und eine großblumige Phalaenopsis.
Aber was sollte sie anziehen?
In jedem Falle das beste, was sie besaß. Sie würde zudem ihre Taille betonen müssen. Mehr, als sie üblicherweise gewohnt war.
Ladies wie Karoline würden Gäste nur streng geschnürt empfangen und es von ihnen in ebendieser Weise erwarten. Sie stand vor ihrem Kleiderschrank. Dann viel nach einigen weiteren Minuten ihre Entscheidung. Ihre beste Corsage aus weinrotem Samt, dazu ein grünes Kostüm aus Seide mit Spitzendetails. Dazu wählte sie wadenhohe Schnürstiefel mit kurzen Absätzen (Schuhe mit Absätzen höher als 5 cm zählte sie nicht zu ihrem Bestand) und eine dezente silberne Halskette. Ihre Haare trug sie wieder in einem etwas unordentlichen Knoten. Auf diese Weise trug sie sie meistens, da es ihr praktisch erschien. Sie versuchte ihre Corsage so eng wie möglich zu schnüren, schaute in den Spiegel, hielt die Luft an und versuchte es nochmals. Sie war nicht zufrieden und rief nach Maja, welche zum Glück im Haus war. Sie würde sie heute Nachmittag auch im Laden vertreten.
„Oh, Anna, wie schön Du heute bist,“ rief Maja erstaunt aus, so wie sie gerade gekommen war und noch in der Tür stand. Anna warf ihr einen angestrengten und etwas ungläubigen Blick zu. „Bitte hilf mir, diese Corsage zu schnüren.“ Maja war eine zupackende Frau. Das Ergebnis war leidlich, wenn auch Anna immer noch nicht ganz zufrieden war und nach Luft rang, weil sie dieses Ausmaß der Einschnürung nicht gewohnt war. „Ich bin so gespannt wie es bei den von Kesselrings ist. Du musst mir nachher unbedingt alles erzählen. Jedes Detail.“ Maja schien sehr euphorisch. Anna nickte, noch immer nach Luft ringend. Wenn ich bis dahin nicht erstickt bin oder in Ohnmacht gefallen, dachte sie. Maja wandte sich mit einem erwartenden Lächeln ab und ging runter in das Geschäft.
Anna schminkte sich dezent und ging dann ebenfalls in den Laden herunter, um die Pflanzen für Karoline als Geschenk einzupacken. Um halb zwei verließ sie den Laden. Sie merkte, dass ihr das schnelle gehen mit der eng geschnürten Corsage etwas schwerer fiel, dass sie aber anfing, sich daran zu gewöhnen. Ihre Taille war für ihre Verhältnisse eng. Sie kam aber in keinster Weise an die Körpermitten von Damen der Oberschicht oder gar jenen der Laced Ladies heran, welche mit 50, manchmal sogar 40 cm weitaus enger geschnürt waren. Die Fahrt mit der Straßenbahn verging schnell.

Als sie in der Moltkestraße ausgestiegen war, waren es noch etwa fünf Minuten zu Fuß. Schon bald sah sie die weiße Gründerzeitvilla mit einem charakteristischen Erkerturm und dahinter hohe Gewächshäuser. Noch weiter hinten schien eine Art Baumbestand oder Park zu liegen.
Anna näherte sich und schellte am Haupttor. Es wurde automatisch geöffnet. Sie ging auf einem gepflasterten Weg durch den Vorgarten, welcher von von Skimmien und Rhododendron bestimmt wurde. Links und rechts des Weges verliefen gepflegte Hecken aus Buchsbaum.
Sie klingelte an der Tür, welche noch geschlossen war. Außer einer Amsel im Vorgarten war niemand zu sehen. Die Tür öffnete sich. Ein Dienstmädchen in einer einem schwarzen Kleid und weißer Bluse öffnete und grüßte sehr freundlich. Eben in diesem Moment trat Karoline in den Flur. „Schön, dass Sie da sind. Ich habe mich schon den ganzen Tag auf den Besuch gefreut,“ sagte sie lächelnd. „Das ging mir auch so,“ sagte sie, leicht errötet und immer noch leicht aus der Puste. Weitere Worte fielen ihr nicht ein. Karoline trug ein beeindruckendes Outfit aus schwarzen, spitzen u Schnürstiefeln mit deutlichem Absatz und einem wadenlangen dunkelroten Rock mit schwarzer Blumenspitze. Halskorsett und Korsett waren schwarz, das Shirt wie der Rock rot und mit schwarzer Spitze. Sie trug mehrere Ketten, an denen zum Teil kleinere Anhänger befestigt waren. Einer schien auf den ersten Blick einem Schlüssel, ein anderer einer Art kleinem Zahnrad zu ähneln, dessen Zähne spitz ausliefen.
Ihr Brüste hoben und senkten sich mit jedem Atemzug und ihre Arme waren nicht zu sehen, da sie wieder den Armbinder trug. In diesem Moment interessierte Anna, ob sie diesen zu Hause öfter anhatte oder nur, wenn sie Besuch erwartete. Sie traute sich nicht zu fragen. Ihre leicht lockigen Haare waren offen, auf dem Kopf trug sie einen schwarzen, hohen, leicht geschwungenen Hornschmuck.

Karoline unterbrach den kurzen Augenblick peinlichen Schweigens. „Wollen wir zuerst einmal in die Stube gehen? Möchten Sie Kaffee oder Tee?“ „Gern. Ich trinke günen Tee, sonst auch schwarzen.“ „Grüner Tee ist kein Problem. Japanischer Sencha?“ „Ja, gern.“ Sie folgte Karoline in einen Raum am Ende des Flurs. Das Dienstmädchen öffnete eine verzierte Holztür. Die Stube war klein und gemütlich. Es gab für größere Gesellschaften bestimmt noch eine andere.
Es gab einen gemauerten Karmin, eine Sitzgruppe und eine Couch im Biedermeier-Stil. An den Wänden hingen Gemälde von Caspar David Friedrich, Carl Spitzweg und Carl Gustav Carus. Ein aufwendiger Deckenleuchter und eine kleine Tischlampe erhellten den Raum. Ein Radio stand auf dem Karminsims. Anna bemerkte sofort, dass die Fensterbank mit Phalaenopsis und Sansiveria bepflanzt war, die dem zumeist warmen Raumklima widerstanden. Karoline kannte sich eindeutig mit Pflanzen aus, dachte sie und wunderte sich, dass sie Probleme mit Odontoglossum hatte.
„Setzen wir uns doch“, sagte Karoline. Sie nahmen in der Sitzgruppe Platz, Anna nahm die bestellte Pflanze und die Senker hervor. Karoline schien sich zu freuen. „Ich bin echt gespannt, wann sie zum ersten Mal blühen“, meinte sie. „Mein Mann sagt, ich hätte einen grünen Daumen, aber bislang hatte nur mit Phalaenopsis dauerhaft Glück. Ich werde für die anderen einen schwach geheizten Raum vorbereiten lassen und ins Treppenhaus passen auch noch einige mehr. Dann kann das Sammeln beginnen,“ meinte sie lachend. Anna war gespannt. Vielleicht würde sie die Sammlung dereinst begutachten können und auch noch die Gewächshäuser sehen.
Das Dienstmädchen erschien mit Kaffee und Tee. Sie goss beiden ein. Sie trat zurück und blieb in einer Ecke des Raumes stehen. Der Tee war zum Trinken noch zu heiß. Anna und Karoline verfielen in eine Fachsimpelei über Orchideen. Sie waren sich auf Anhieb sympathisch, so wie Otto erhofft hatte. Nach einer Zeit hatte sich der Tee abgekühlt und Anna nahm einen Schluck. Das Dienstmädchen trat nun wieder hervor und reichte Karoline eine die Kaffeetasse an, sodass sie einen Schluck trinken konnte. Während des fortdauernden Gespräches wiederholte sie das gelegentlich, bis Karoline ganze Tasse getrunken hatte. „Lasst uns doch einmal durch den Park und die Gewächshäuser schlendern,“ schlug die Dame des Hauses vor. Anna war über den Vorschlag erfreut. Das Dienstmädchen öffnete alle Türen und hielt sie auf, soweit notwendig. Sie begleitete die beiden auf den Flur, durch einen opulenten Speisesaal bis zum Ausgang auf die Terrasse. Dann blieb sie zurück. Anna und Karoline schlenderten von der Terrasse über einen geschotterten Weg in den Park.
Große Rhododendren und Kirschlorbeer standen unter stattlichen Eichen. Daneben gab es einige exotische Baumarten wie Amber- und Blauglockenbäume. Am beeindruckendsten jedoch fand Anna einen stattlichen Urweltmammutbaum, welcher die umliegenden Laubbäume überragte.
„Die Villa haben wir seinerseits von Williams Onkel geerbt. Er starb verheiratet, aber kinderlos. Manche der Bäume sind über hundert Jahre alt.“, erzählte Karoline über den Park. Anna bemerkte Farne, welche unter dem Schatten der Bäume und Sträucher gediehen. An einer Stelle ging ein kleiner Bach durch den Park. Der Weg kreuzte den Bach. Damit man ihn überqueren konnte, war an einer Stelle ein flacher Stein eingelassen. Anna schaute besorgt. Sie hatte Angst, Karoline könnte stürzen und sich verletzen. Die Lady schien ihre Sorge bemerkt zu haben: „Alles gut. Dass sichere Laufen auf Absätzen zählt zu meinen wichtigsten Grundübungen.“ Jetzt bestand eine gute Gelegenheit, das Gespräch weg von der Botanik auf die Person zu lenken. Anna war kein besonders neugieriger Mensch, aber in Bezug auf Karoline schwirrten doch einige Fragen in ihrem Kopf. „Also, ich will ja nicht anstößig sein. Aber ich habe Ihnen ja schon gesagt, dass ich vorher noch nie mit einer Lady of strict confinement gesprochen habe…“ „Wenn Sie Fragen haben, nur zu gern. Ich freue mich darüber. Schließlich habe ich aus Überzeugung der Confinement-Ideal angenommen und möchte sehr gern darüber informieren. Auch um Vorurteile abzubauen. Vielleicht wird es so irgendwann populärer.“ „Also Ihr Mann hat Sie wirklich nicht dazu gezwungen?“ Anna hatte gestern bereits gefragt, ihr waren aber Zweifel geblieben. „Nein, wirklich, überhaupt nicht. Ich habe mich wie gesagt absolut freiwillig entschieden und bereue es keine Minute. Freilich ist es anfangs sehr unbequem, aber vieles ist auch Gewöhnung. Mittlerweile fühle ich mich komisch, wenn ich meinen Dress abgelegt habe.“ „Hmm. Wann legen Sie den Dress denn ab, also, ich meine, diese Art der Kleidung?“ fragte Anna, immer noch um die richtigen Worte ringend und unsicher, wie sie ihre Fragen formulieren sollte.
„Morgens habe ich nach dem Frühstück zwei Stunden Leibesübungen für den ganzen Körper unter Aufsicht meiner Gouvernante. Sie ist ausgebildete Lehrkraft für Leibesübungen und auch Physiotherapeutin. Dann sind meine Arme auch frei und wir machen auch Übungen für sie, sodass diese gesund und gelenkig bleiben. Meine Gouvernante macht außerdem die besten Massagen, die ich kenne. Nach den Leibesübungen werde ich jeden Tag eine Dreiviertelstunde massiert. Danach werde ich angekleidet“ „Also sind Sie dann den ganzen Tag in ihrem … Dress? Und nachts?“
„Oh, nachts bin ich auch auf die ein oder andere Art fixiert. Den genauen Modus spreche ich aber mit William ab. Manchmal überrasche ich Ihn aber auch.“ Karoline lächelte seltsam. Anna verstand nicht, was Karoline genau meinte. Weiter nachzufragen schien ihr jedoch ungebührlich zu sein.
„Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie man sich mit dieser Art von Garderobe so fühlt,“ gab Anna zu. „Das ist mir alles so fremd.“ „Ja, natürlich,“ meinte Karoline. „Das Confinement-Ideal ist hier ja auch erst gerade im Kommen. Man muss diesen eleganten, anregenden Zustand der Hilflosigkeit, die Euphorie, welche das Eingeschnürt sein erzeugen kann, selbst erleben, sonst versteht man es nicht,“ schwärmte sie. „Man fühlt sich eingeengt, aber auch geformt und beschützt. Durch den Anblick der Taille, der eigenen Silhouette im Spiegel wird man geradezu süchtig. Der Körper schüttet Glücksbotenstoffe aus und man ist wie auf Entzug, wenn man nicht confined ist. Eingeschnürt zu sein kann auch in anderer, bestimmter Hinsicht sehr inspirierend sein. Ganz abgesehen von den Auswirkungen auf das Eheleben. Vielleicht sollten Sie es einmal ausprobieren? Es ist ein einmaliges Gefühl! Ich will es überhaupt nicht mehr missen!“
Das konnte sich Anna kaum vorstellen, auch wenn ihre Neugier nicht nachließ: „Aber, für die Frauen die Arbeiten, ist es doch gar nicht möglich?“ „Oh, man kann alles möglich machen,“ hielt Karoline entgegen. „Mindestens für den Augenblick. Sie müssen ja nicht gleich ein Gelübde ablegen.“ Gelübde? Was meinte sie damit. Anna wusste nicht so recht, was sie nun sagen sollte. Wie eine Nonne sah Karoline weiß Gott nicht aus. Jede Antwort erzeugte neue Fragen in ihrem Kopf.
„Probieren Sie es doch einmal aus. Ich habe Kleidung in Ihrer Größe,“ schlug Karoline vor. „Ich… ich weiß nicht.“ Anna schaute sie ratlos an. Sie wollte im Grunde nicht, schien aber keine konkreten Gegenargumente formulieren zu können. Sie hätte es unangemessen gefunden, dass Angebot abzulehnen, zumal sie bereits Neugier gezeigt hätte. Außerdem schien es ihr unhöflich, Karoline zu widersprechen. „Schauen wir uns erst einmal in Ruhe den Park und die Gewächshäuser an. Ich würde Ihnen gerne noch einiges zeigen,“ fuhr die Lady fort und beruhigte damit die Situation.
Anna war von dem Park und den botanischen Kostbarkeiten unter Glas angetan. Im Kalthaus fanden sich etliche winterharte Kakteen und Sukkulenten, daneben Hanfpalmen, Oleander, Oliven und mehrere Zitrusgewächse. Es diente William und Karoline auch als Winterstandort für ihre Kübelpflanzen. Absoluter Höhepunkt war jedoch das Warmhaus, welches als eine Art tropischer Wald angelegt war. Durch diesen Wald ging ein verschnörkelter Weg mit mehreren Nischen, in denen kleinere Sitzgelegenheiten untergebracht waren. Anna sah Ficus, Baumfarne, Bananen und einen Kakaobaum. Epiphytische Orchideen waren teilweise an den größeren Pflanzen angebracht worden. Man konnte sie auf Augenhöhe bestaunen. Im Unterholz gab es Efeutute und wärmeliebende Farne. In der Mitte des Hauses war eine Art kleiner Teich mit tropischen Schwimmpflanzen angelegt, in dem Paradiesfische schwammen. In den Bäumen hörte man Geräusche kleinerer Vögel, welche dort offenbar frei fliegend lebten. Die Zeit verging wie im Flug. Anna merkte, dass Karoline und sie auf einer Wellenlänge lagen und ihnen der Umgang miteinander leicht von der Hand ging.

Sie sprachen jetzt wieder überwiegend über die gemeinsame Pflanzenliebe. Später auch über Kunst und die Ausstellungen, welche sie in der letzten Zeit besonders begeistert hatten. Sie stellten fest, dass sie beide Spitzweg und den Impressionismus besonders mochten. Anna hatte sich schon immer für Kunst interessiert, die Ausflüge mit Otto hatten ihren Horizont nochmals deutlich erweitert. Auch bei diesem Thema waren sie also auf Augenhöhe. Die Zeit verging förmlich im Flug. „Nehmen wir doch im Wintergarten eine kleine Erfrischung ein und schauen uns dann mal das Ankleidezimmer an,“ warf Karoline ein, als es schon nach vier war. Anna hatte jetzt nichts dagegen. Durch die Bewegung und die angeregte Fachsimpelei hatte sie leichten Hunger bekommen. Der Wintergarten war im zweiten Obergeschoss an der Spitze einer Art Erker. Es war eine kleine Sitzgruppe aus verzierten Metallstühlen mit Polstern darin. Ein mehrstöckiges Regal für Pflanzen beherbergte verschiedene Orchideen und Sukkulenten. Eine großes Cymbidium, eine Paradiesvogelblume und eine Palme standen in Kübeln.
Das Dienstmädchen hatte die beiden an der Terassentür in Empfang genommen und reichte nun wie gewohnt Karoline den Kaffee an. Anna trank wieder Tee, dazu gab es dieses Mal für beide Frauen Zitronenkuchen, welchen eine von Karolines Zofen gebacken hatte.
Das Gespräch ging munter weiter. „Wenn wir schon kein Ende finden, ich bin Karoline," bot die Dame des Hauses Anna das Du an. Die Blumenhändlerin errötete leicht und nahm zu gerne an. „Lasst uns doch mal in den Ankleideraum für Gäste gehen,“ schlug Karoline vor, als beide ausgeruht und zufrieden waren. Anna sprühte nicht vor Begeisterung, versuchte aber, sich das nicht anmerken zu lassen.
8. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 25.12.21 17:18

Schließlich Kapitel 5...
Noch eine Korrektur zu Kapitel 4: Das Wort "Dress" ist durch den Begriff "Aufzug" zu ersetzen.
Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und hoffe, dass ich etwas zurückgeben konnte. Denn hier gibt es viele tolle Geschichten. Vielleicht werde ich die Geschichte auch fortsetzen...

LG, Black Coon

Kapitel 5 - Annas Ankleidung

Der Raum lag ebenfalls im zweiten Obergeschoss und war mittelgroß. Es gab an der einen Seite einen großen, begehbaren Kleiderschrank, einen Kleiderständer, zwei Stühle, einen Schminktisch und einen großen, stehenden Spiegel. Die Bilder an den Wänden zeigten impressionistische Landschaftsszenen, Gärten und Teiche mit Seerosen. In der Mitte des Raumes hing eine seltsame Konstruktion von der Decke, welche sich Anna nicht wirklich erschloss. Es war eine, an zwei Ketten hängende waagerechte Metallstange von etwa 1,50 m Länge. Sie hing so, dass man sie mit ausgestreckten Händen gerade noch greifen konnte. An ihr waren mit Abstand zwei Lederriemen befestigt, welche die Form von einer Art Schlaufe hatten. Karoline bemerkte Annas fragende Blicke:
„Das ist eine Tightlacing-Stange. Man hält sich daran fest und steht auf den Zehenspitzen. Mit dem Schalter dort an der Wand kann man die Höhe individuell festlegen. Ausgestreckt auf Zehenspitzen ist es möglich, engere Taillen zu schnüren.“
Die Konstruktion schien Anna befremdlich und ihr Ziel nicht unbedingt anzustreben.
Schaut, ich habe mir schon Gedanken gemacht, welcher Aufzug Euch stehen könnte. Anna hob die Augenbrauen und erblickte einige Kleidungsstücke, sorgfältig über den Stuhl gelegt und an einen Kleiderständer gehängt.
Karoline hatte sich schon Gedanken gemacht, was ihr stehen könnte? Das bedeutete, dass sie offenbar geplant hatte, Anna anzukleiden.
Anna schien dies ebenfalls seltsam. Aber ob es ein schlechtes Zeichen oder ein gutes, eine Art besondere Ehre war, dazu konnte sie in der Kürze der Zeit zu keinerlei klarer innerlicher Einstellung kommen. Das Dienstmädchen bewegte sich in Richtung der drapierten Kleidung. „Ich habe mir gedacht, Leder und Samt würden gut zu Euch passen,“ meinte Karoline. Das Dienstmädchen präsentierte nacheinander einen wadenlangen Rock aus Leder, ein Unterbrustkorsett aus violettem Samt und ein schwarzes, langärmliges Shirt, welches wohl aus einer Art Jerseystoff sein konnte. Am Fuße des Kleiderständers erblickte Anna ein Paar Stiefel aus ebenfalls violetten Samt, welche mit einer Knopfleiste verschlossen wurden. Die Stiefel besaßen einen Absatz, welcher aber nur wenige cm hoch war. „Setz Dich doch hier auf den Stuhl und entspannt Dich,“ schlug Karoline vor. Einer der Stühle stand in der Mitte des Raumes, unweit von der an der Decke hängenden Stange. Anna folgte dem Vorschlag. Ein Moment verging.
Dann trat das Dienstmädchen zu ihr und zog ihr zuerst die Stiefel aus. „Bitte stehen Sie nun wieder auf,“ bedeutete Ihr das Dienstmädchen. Anna stand auf. Zu ihrem Entsetzen zog sie erst ihren Rock, dann ihre Strumpfhose und schließlich ihre Jacke und auch ihr Mieder aus. Anna stand jetzt mitten im Raum, bis auf ihren Slip und ihre Halskette unbekleidet.
„Sie können sich jetzt wieder setzen. Entspannen Sie sich. Es geht sofort weiter,“ bemerkte das Dienstmädchen, um die Situation zu beruhigen. Karoline beobachtete die Situation entspannt aus dem Hintergrund.

Anna wusste nicht so recht, wohin mit ihren Händen. Sie versuchte ihre nackte Brust zu bedecken. Für einen langen Augenblick wurde sie unsicher. Halbnackt mit zwei Frauen, welche vor kurzem noch Fremde waren, wurde der selbstbewussten Blumenfrau ihre momentane Verletzlichkeit allzu deutlich bewusst. Leicht zögernd setzte sie sich auf den Stuhl. „Wir beginnen sofort mit dem Ankleiden,“ sagte Karoline mit ruhiger Stimme. Anna fasste wieder Vertrauen. Der Tiefpunkt war überwunden. Das Dienstmädchen brachte einen schwarzen Büstenhalter und ein ebenfalls schwarzes Unterhemd aus Seide. Anna atmete auf. Die Zofe kleidete sie in den Büstenhalter und verschloss ihn hinten mit vier Haken und Ösen. Danach legte sie das Unterhemd an. Anna fühlte sich nun bereits deutlich wohler. Danach begann die Einkleidung ihrer Beine. Die Zofe holte zuerst eine hautfarbene, blickdichte Strumpfhose. Rasch zog sie nun Annas Slip aus. Zum protestieren blieb keine Zeit. Anna hätte es vor Schreck auch vergessen.
Nun zog sie Anna stattdessen die Strumpfhose an. Als sie fertig war, bemerkte: „Die Strumpfhose ist im Schritt frei, falls ihr einmal dringend die Notdurft verrichten müsst.“ Anna fragte sich, warum dies erforderlich sein sollte. Sie konnte doch einfach jede beliebige Toilette benutzen?
Danach ging die Zofe wieder zum Stuhl und holte einen breiten Strumpfgürtel mit sechs Haltern sowie ein paar schwarzer Strümpfe zum Anstrapsen. Karoline, welche die Ankleidung bislang ruhig beobachtet hatte, erläuterte: „Wir nennen das Layering. Es ist ein verbindlicher Teil unseres Dresscodes. Die Strümpfe werden über blickdichte Strumpfhosen gezogen, welche meistens hautfarben oder auch dunkel sind. Es hält besser warm und die Männer lieben es.“ Es ist doch draußen noch gar nicht kalt, dachte Anna. Wir haben Ende August. Das Dienstmädchen legte ihr den Strumpfhalter an und verschloss ihn mit einer Reihe Haken und Ösen. Danach fing es an, die Strümpfe sorgfältig daran zu befestigen. Anna blieb keine Zeit, lange durchzuatmen oder sich in der Unterwäsche zu sehen.
Das Dienstmädchen zog ihr nun den Rock und das Shirt an. Sie verschloss den Lederrock hinten mit einem Reißverschluss. Das Shirt war aus einem schwarzen, edlen Jerseystoff und wirkte relativ dick. „Es ist wichtig, dass man ein Hemd und ein Shirt unter dem Korsett trägt, dass schützt die Haut und auch das Korsett,“ klärte die Zofe auf. „Jetzt kommt das Korsett. Bitte halten Sie sich an der Stange dort fest, gnädige Frau.“ Zögernd richtete sich Anna auf und umfasste die Stange. Sie stand unsicher auf ihren Zehenspitzen. Das Dienstmädchen holte das Unterbrustkorsett aus Samt und verschloss es zunächst mit Hilfe von glänzenden Haken und Ösen. Dann begann sie, es sorgfältig zusammenzuschnüren. Anna ächzte und rang nach Luft. „Noch ein bisschen, gnädige Frau. Bitte stillhalten.“
„Voilà!“ sagte Karoline. „Du siehst wirklich toll aus.“ Anna drehte sich ruhig Richtung Spiegel. Karoline hatte recht. Sie errötete leicht. Etwas dermaßen edles hatte sie noch nie angehabt. Ihre Gefühle waren gemischt. Die ganze Situation war ihr einerseits immer noch unangenehm. Sie hatte sich für einen langen Moment lang verwundbar und geradezu erniedrigt gefühlt.

Sie blickte noch einmal in den Spiegel und berührte danach ungläubig ihre Taille. Sie war erheblich schmaler als noch gerade, wenn auch noch nicht annähernd so schmal wie jene von Karoline. Sie blickte nach unten und sah, wie sich ihre Brüste hebten und senkten. Unbewusst war sie bereits zur Brustatmung übergegangen. Die Bauchatmung war ihr aufgrund ihrer engen Schnürung nun nicht mehr möglich.
Sie blickte in den Spiegel und sah … eine Prinzessin. Und da war diese andere Seite in der Melange ihrer widersprüchlichen Emotionen. Sie fühlte sich gut angezogen. Und sie fühlte sich stolz. Ihr Selbstbewusstsein war ungebrochen. Schließlich war ihr Karoline zutiefst sympathisch. Sie war sich sicher, dass sie ihre Intuition nicht täuschte und dass sie der Lady vertrauen konnte.
Aber da war noch etwas anderes: Sie konnte es sich kaum eingestehen. Aber es gab keine Zweifel. Die Situation hatte sie geil gemacht. Sie war feucht im Schritt.

„Ich werde Ihnen nun das Halskorsett anlegen,“ unterbrach dass Dienstmädchen Annas Gedanken. Sie legte es sorgfältig an. Es war aus violettem Samt, passend zum Korsett. Sie begann, es zusammenzuschnüren. Es zwängte den Hals unangenehm ein, schloss dicht unter dem Kinn ab und zwang Annas Kopf in eine aufrechte Position. Anna merkte, dass sie ihn weder senken noch drehen konnte. Wollte sie nach unten schauen, konnte sie es nur soweit tun, wie es ihre Augen erlaubten.
Danach platzierte das Dienstmädchen Annas dezente silberne Halskette über dem Shirt und begann, ihr die Stiefel anzuziehen. „Das sind Stiefel für Anfängerinnen, die Absätze sind nur 5 cm hoch,“ erläuterte sie. Anna hoffte, darin gut laufen zu können. Sie hatte insgesamt wenig Erfahrung mit Absätzen. Ansonsten bemerkte sie, wie ihre Bedenken und ihre Nervosität weiter nachließen. Sie betrachtete sich erneut im Spiegel. Das Dienstmädchen holte inzwischen den letzten Gegenstand, der noch fehlte. Es war eine längliche Apparatur mit verschiedenen Riemen aus Leder und allerlei Schnüren und Ösen. Der eigentliche Körper der Apparatur war mit Samt besetzt, welcher die Farbe ihrer Korsetts aufwies. „Bitte halten Sie Ihre Arme auf den Rücken, damit ich Ihnen den Armbinder anlegen kann, gnädige Frau.“ Annas aufgekommener Mut sank. „Aber… dann kann ich meine Arme doch nicht mehr bewegen.“ „Ja, ganz recht, gnädige Frau. Durch den Armbinder wird die Benutzung der Arme komplett verhindert. Dieser besitzt zudem einzelne metallverstärkte Röhren für die Finger, sodass diese zusätzlich immobilisiert werden. Wenn ich in angelegt und verschnürt habe, sichere ich ihn zudem mit zwei Vorhängeschlössern. Eines kommt an den Riemen über dem Handgelenk, welchen ich zuziehen werde, und eines über den zweiten Riemen über den Ellenbogen. Den Schlüssel werde ich Euch an dieser kleinen Kette um den Hals hängen,“ erläuterte Karolines Dienstmädchen sorgfältig. Sie versteckte das Kettchen unter dem Shirt.
„Ich ziehe den Armbinder noch nicht ganz so fest, wie bei Lady Karoline. Eure Arme müssen sich erst an diesen Zustand gewöhnen. Sonst könnten sie schmerzen oder auch taub werden. Später werden die Unterarme eng aneinander liegen.“
Anna wunderte sich, warum die Zofe ihr das erzählte. Es war ja bei ihrem Lebensstil keineswegs möglich, sich an die Kleidungsstücke des Aufzuges zu gewöhnen. Und da ihre Arme nun auf ihrem Rücken schmerzhaft zusammengepresst wurden, fehlte ihr auch die Lust zu irgendeiner Art von Gewöhnung. Aber nun, ganz am Ende, würde sie auch nicht mehr einknicken und protestieren. Der Schmerz war deutlich zu spüren. Anna verzichtete auf weitere Fragen.
Sie musste die Prozedur nun ertragen. Ihr Stolz war geweckt. Sie wollte Karoline unbedingt imponieren und ihr in Gestalt einer Lady of strict confinement entgegentreten.
Der Zug auf ihren Armen ließ nicht nach, wurde nun aber nun auch nicht mehr stärker. Das Blumenmädchen bemerkte, wie sich die Zofe nun weiter zu schaffen machte. Dann legte sie ihr zwei Riemen über die Schulter, ähnlich wie bei einem Rucksack. Die eigenen Arme in einer Art Rucksack auf dem Rücken zu tragen, was für eine kuriose Vorstellung, dachte Anna. Karolines Zofe machte sich weiter zu schaffen. Dann begann sie, ihren Haarknoten zu lockern.
„Deine Haare sind viel zu schön, um sie dauerhaft zu verstecken,“ merkte Karoline aus dem Hintergrund an. Die Hausdame machte sie zurecht und fing an, sie zu bürsten. Sie waren lang und reichten bis deutlich über die Schulter. Dann ging verließ die Zofe kurz den Raum, trat aber rasch wieder herein. „Da Du nun aussiehst wie eine Prinzessin, haben wir uns überlegt, dass Du auch eine Krone bekommen sollst,“ erläuterte die Dame des Hauses. Das Dienstmädchen trat heran und setzte Anna etwas auf den Kopf. Anna erkannte den Duft sofort, sie wollte in den Spiegel schauen, musste dafür wegen dem Halskorsett nun aber ihren ganzen Körper bewegen.
Anna betrachtete sich. Ihre Silhouette hatte sich stark verändert. Ihre sich rhythmisch bewegenden Brüste standen hervor. Von ihren Armen war frontal nichts zu sehen. Ihr aufrechter Kopf wirkte durch deren scheinbares Fehlen nun größer und ihr Hals durch den Schnitt des Halskorsetts enger. An die offenen Haare musste sie sich erst mal gewöhnen. Dann erblickte sie ihren Kopfschmuck. Ein wunderschöner Kranz aus lilanen, duftenden Rosen. Passend zu Farbe ihres Korsetts. Was für eine seltsame Situation. Woher wusste Karoline, dass Anna Rosen besonders liebte? War es ihre Intuition? Denn obwohl es in Garten und Park der von Kesselrings verschiedene Sorten von Rosen gab, hatten sie nur flüchtig über diese Königinnen der Gartenpflanzen gesprochen. Sie waren auf dem stattlichen Anwesen nur eine Art unter vielen.

Unter den Gedanken, welche in Annas Kopf durcheinander schossen, drängte sich eine Frage besonders auf: Was wäre, wenn ihr jetzt in diesem Zustand die Nase juckte?
Sie traute sich nicht, die Frage zu stellen. Sie würde es mit Stolz aushalten müssen.
9. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von christoph am 25.12.21 19:08

gute geschichte hoffe du schreibst so schnell weiter
Gruß Christoph
10. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 25.12.21 19:25

Vielen Dank für die Rückmeldung! Ich bemühe mich...

LG, Black Coon
11. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Rotbart am 25.12.21 19:30

So genial

wie gerne würde ich auchmal so angezogen werden

Rotbart
12. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 25.12.21 20:07

Guten Abend,

Also ich bin wirklich froh, dass die Story hier bei Euch Anklang findet. Die Rückmeldungen sind sehr motivierend. Das ist intendiert, sich im Kopf zum Beispiel in unsere gute Anna zu versetzen und sich in der Fantasie auch mal "ankleiden" zu lassen. Sobald ich ruhe habe, fange ich Kapitel 6 an. Für Feedbacks, Tipps und Ideen bin ich offen. Muss halt sehen, ob sie in den gesamten Plan passen.

LG und vielen Dank,

Black Coon
13. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von goya am 26.12.21 00:15

Megastory...

Gefällt mir sehr gut!

Vielen Dank.

Weiter so.... 👍

Viele Grüße

goya
14. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Rotbart am 26.12.21 02:01

Zitat
Guten Abend,

Also ich bin wirklich froh, dass die Story hier bei Euch Anklang findet. Die Rückmeldungen sind sehr motivierend. Das ist intendiert, sich im Kopf zum Beispiel in unsere gute Anna zu versetzen und sich in der Fantasie auch mal \"ankleiden\" zu lassen. Sobald ich ruhe habe, fange ich Kapitel 6 an. Für Feedbacks, Tipps und Ideen bin ich offen. Muss halt sehen, ob sie in den gesamten Plan passen.

LG und vielen Dank,

Black Coon


Schön, freut mich zu lesen.

Hm, ich hab zwischendrin darauf gewartet zu lesen das die Damen an der Leine geführt werden die am Halskorsett eingehalten wird

LG, Rotbart
15. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 26.12.21 02:13

Hm. Könnte vielleicht noch passieren

LG, Black Coon
16. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 26.12.21 03:16

Jetzt hat mich der Schreibwahn heute doch noch gepackt und Ihr bekommt das sechste Kapitel.

LG, Black Coon

Kapitel 6 – ungewohnte Schritte

Karoline stellte sich neben Anna. „Nun bist Du vollständig gebunden und hilflos. Wie eine echte Lady of strict confinement. Du siehst entzückend aus. Herzlichen Glückwunsch!“ Karoline formte einen Kußmund mit ihren Lippen.
Anna schaut Karoline wortlos und leicht ungläubig an. Sie tat sich schwer, eine adäquate Antwort zu formulieren. „Lasst uns darauf ein Glas Champagner trinken,“ schlug die Lady nun vor. Das Dienstmädchen kam mit einem Tablett und zwei Sektgläsern. Sie reichte das eine Glas Karoline und das andere Glas Anna an, welche jeweils einen Schluck nahmen.
Anna war nicht besonders trinkfest, der Champagner kam ihr aber nun gerade recht, um sie innerlich etwas aufzulockern. „Ich bin ja so froh, das Du heute da warst. Was für eine bezaubernde Gesellschaft,“ schwärmte Karoline. Das rührte Anna natürlich: „Es geht mir genau so. Ich freue mich so sehr, Deine Bekanntschaft gemacht zu haben. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder.“
„Wir haben so viel vom Park und so viele Pflanzen noch gar nicht gesehen. Wir haben so viel gemeinsam. Komm doch Samstag Nachmittag zu Kaffee und Kuchen und bleib bis abends zum Dinner. Dann wird William auch da sein. Ich kann es kaum erwarten, Dich vorzustellen. Du kannst nach Ladenschluss kommen. Ist 15:00 in Ordnung für Dich?“
„Klar, das schaffe ich,“ sagte Anna ohne zu zögern, erfreut über die erneute Einladung. Ihr Geschäft schloss Samstags um 13 Uhr. Otto würde erst Montag aus England wiederkommen und ansonsten lagen keinerlei Verpflichtungen an. Sie verspürte den Drang, Karoline in den Arm zu nehmen. Aber das wäre aufgrund des Standesunterschiedes unschicklich gewesen und war jetzt offenkundig unmöglich.
Karoline kam näher heran und gab ihr jeweils einen Kuß links und rechts auf die Wange. „So begrüßen und verabschieden wir uns unter Ladies. Und heute bist Du ja gewissermaßen eine Lady auf Probe,“ erklärte sie mit einem Lächeln.
Anna suchte an der Wand nach einer Uhr. Vergeblich.
„Wir haben viertel vor sechs, gnädige Frau,“ nannte das Dienstmädchen die Uhrzeit, als ob sie Annas Gedanken gelesen hätte. „Ich denke ich sollte langsam nach Hause gehen. Meine Großcousine hält gerade für mich die Stellung und ich will sie nicht ausnutzen.“ „Alles gut. Wir sehen uns doch Samstag schon wieder,“ sagte Karoline mit einem verständnisvoll wirkenden Blick. „Vergesst Eure Handtasche nicht, gnädige Frau,“ warf das Dienstmädchen ein und hängte Anna die kleine Handtasche aus rotem Leder um. Anna hätte sie bei der Intensität der Ereignisse wohl vergessen. Sie bemerkte jedoch sofort, dass sie zu den Farben ihres neuen Aufzug nicht ganz optimal passte.
„Ich begleitete Euch mit zur Tür,“ sagte Karoline und fügte nochmals hinzu, wie schön doch der Nachmittag war. Anna stellte mit Verwunderung fest, dass offenbar keinerlei Anstalten unternommen wurden, sie wieder auszukleiden. Sollte sie protestieren? Karoline würde vielleicht beleidigt sein, dass wollte sie tunlichst vermeiden. Es schien gewünscht zu sein, dass sie den Aufzug weiterhin trug.
„Der Aufzug ist ein Geschenk für Euch,“ klärte die Lady die Situation auf. „Ihr seht so hinreißend aus. Vielleicht solltet Ihr irgendwann das Confinement-Ideal annehmen.“ Die Umstände des Augenblickes und der Wunsch, Karoline zu gefallen, verhinderten erneut eine Diskussion.
„Da fällt mir ein, ich habe da noch etwas für Dich, was ich Dir gerne mitgeben würde.
Hier in Blankenscheidt geht es ja noch. Der Wind, der Park und das Wehberger Holz helfen. William ist aber der Meinung, dass die Luftverschmutzung im Stadtzentrum, vor allem aber drüben in Bergehausen und Kley, wo die ganz großen Hüttenwerke und Kokereien sind, viel zu hoch ist. Er macht sich Sorgen um meine Gesundheit. Bei ihm in der Firma arbeiteten mehrere Leute, welche vorher unter Tage gefahren sind. Sie zeigen eine chronische Erkrankung der Atemwege. Deshalb möchte er, dass ich zukünftig eine Atemschutzmaske trage, wenn ich Richtung Stadtzentrum unterwegs bin. Er sagt, dass ich damit auch Grippe und Tuberkelpilze abwehren kann. Du wohnst doch im Zentrum. Adele, wirst Du bitte Anna die Maske anlegen?“
Das Dienstmädchen holte eine hellblaue Maske, ganz ähnlich einer Chirurgenmaske hervor. Sie strich Annas Haare zurück, und zog die Maske über Annas Mund, Nase und Kinn, sodass sie das Gesicht unterhalb der Augen bedeckte. Anschließend befestigte sie die Maske hinter den Ohren mit dehnbaren Bändern und passte sie danach an der Nase mit einem Metallriemen an. Schließlich strich sie Annas Haare wieder nach vorne.

Danach öffnete Adele die Tür und das Gartentor öffnete sich automatisch. Anna und Karoline verabschiedeten sich nochmals herzlich und tauschten Küsschen auf ihre Wangen aus, was Anna nun wegen der Maske etwas befremdlich vorkam. Dann drehte sich Anna um. Sie stand auf der höchsten Stufe einer niedrigen Treppe zum Vorgarten. Karoline stand noch in der Tür: „Pass mit den Stufen auf. Bis Samstag!“ Anna blickte mit ihren Augen nach unten, sah jedoch nur ihre imposanten, vorstehenden Brüste. Sie musste die Höhe der Stufen abschätzen. Vorsichtig senkte sie zuerst das rechte Bein, dann das linke. Es ging gut und sie schaffte die erste Stufe erfolgreich. Auch anderen Stufen meisterte sie unsicher und langsam, aber ohne zu stürzen. Endlich stand sie auf dem gepflasterten Weg.
Sie hörte die Tür hinter sich schließen. Karoline hatte wohl abwarten wollen, ob es auf der Treppe Probleme geben würde. Nun war sie in ihrem neuen Aufzug erstmals auf sich gestellt. Sie ging Richtung Gartentor, dass noch offen stand.
Annas Absätze klackten mit jedem Schritt. Nach wenigen Metern fiel ihr auf, dass das Gehen anstrengender war. Ihre Brüste hoben und senkten sich besonders deutlich und in hoher Frequenz. Sie rang gierig nach Luft und ihre Maske stülpte sich mit jedem Atemzug ein und aus. Sie war es nicht gewohnt, etwas vor dem Gesicht zu haben, aber es war nun nicht mehr zu ändern.
Sie bog nun aus der Fontanestraße in die Moltkestraße ein. Hier tat sich die nächste Schwierigkeit auf: Sollte sie die Straßenbahn nehmen? Anna war sich nicht sicher, ob sie sie mitnehmen würde. Ihr Fahrschein war in ihrer Handtasche und diese konnte sie nun unmöglich erreichen. Sie könnte einen Passanten fragen, ob er ihr half, aber was sollte er tun? Mit ihr bis zum Domplatz fahren und Ihre Karte die ganze Zeit vorhalten? Sie entschied sich, zu laufen. Normalerweise hätte sie etwa eine halbe Stunde gebraucht, so wie Karoline gestern gesagt hatte.
Doch mit diesen Absätzen und im Korsett, beständig um Atem ringend? Sie war sich nicht sicher und glaubte ohnehin, keine Wahl zu haben. Also klackerte sie die Staße entlang Richtung Zentrum. Noch waren die Bürgersteige sehr wenig frequentiert und die meisten Häuser waren riesige Villen mit großen Gärten, welche teilweise hinter hohen Zäunen mit direkt dahinter liegenden Hecken verborgen waren. Sie beschloss, die Straßenseite zu wechseln.
Auf der rechten Seite wichen die Villen nun allmählich großen Mehrfamilienhäusern, wie die Villen im Stile der Gründerzeit. Man nannte sie Bürgerhäuser, da in ihnen oftmals Ärzte, Lehrer oder Angestellte wohnten, welche sich im Gegensatz zu den Arbeitern eine größere Wohnung mit mehr Komfort leisten konnten. Einzelne Autos standen am Straßenrand. Ein Mann mittleren Alters in einem blauen Anzug mit einer Melone trat aus einer der Haustüren. Er schaute erstaunt und grüßte höflich, indem er seinen Hut anhob und dabei „gnädige Frau“ sagte.
Diese erste Begegnung mit einem Passanten hatte sie überstanden. Sie klackerte und ächzte so zügig wie möglich weiter und saugte die Luft dabei weiterhin gierig durch ihre Maske, welche sich bei jedem Atemzug hin und her bewegte. Auf ihrer Seite der Straße setzten sich die Bürgerhäuser fort, während das Gelände auf der linken Seite anstieg. Hier begann der ausgedehnte Südpark, eine von mehreren grünen Lungen des Steeler Südens. Er lag in seinem Zentrum auf einem Hügel und streckenweise reichte sein Baumbestand bis direkt zur Straße. Im Südpark gab es manche gemähte Wiesen und einen Wasserlauf, wohl wuchsen in seinem Unterholz gepflanzte Rhododendren von teils stattlicher Größe und erheblichen Alters.
Im Wesentlichen war es aber ein Buchenhochwald mit altem, stattlichen Baumbestand, welcher von dem Steeler Unternehmer Karl Friedrich von Dorstfeldt einst vor der Rodung und Überbauung bewahrt worden war. Er hatte den Wald für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und ihn später in die Hände einer Stiftung gelegt, welche an an einigen Stellen Infrastruktur für die Erholung geschaffen hatte und Pflegemaßnahmen durchführte. Im Wesentlichen hatte der Wald aber einen natunahen Charakter bewahrt und unter dem Dach der Buchen standen neben den Rhododendren die urtümlichen Gestalten der Stechpalmen. Anna hätte den Umweg durch den Park gerne genommen, hatte aber zu viel Angst, dort zu stürzen und nicht rechtzeitig gefunden zu werden.

Nachdem sie sich einige weitere Minuten vorwärtsgequält hatte und es unter ihrer Maske zunehmend feuchter wurde, entfernte sich die Straße wieder vom Südpark und auch auf der linken Seite kamen nun Bürgerhäuser. Zuerst waren sie allesamt ziemlich groß, doch zwischendurch gab es bereits in zunehmendem Maße kleinere Gebäude, welche ab und an bereits Ladengeschäfte im Erdgeschoss hatten. In manchen gab es Änderungsschneidereien oder Friseursalons, andere waren als Wohnraum umgenutzt worden und in den Schaufenstern standen Pflanzen und Dekorationsgegenstände. Nachdem auf der rechten Seite eine Baustelle war, wechselte Anna erneut auf die linke. In wenigen hundert Metern ging es erneut rechts hinunter zum Stadtzentrum. Passanten wurden nun häufiger. Anna merkte, dass sie gemustert wurde. Gingen die Leute dichter an ihr vorbei, grüßten sie oft, lupften den Hut oder nickten ihr zu.
Diese Aufmerksamkeit war ihr unangenehm, andererseits half ihr in diesem Falle die Maske, da sie ihr einen großen Teil ihrer Identität nahm. Sie konnte sich ein wenig dahinter verbergen.
Das Blumenmädchen bemerkte, dass es für den Bruchteil einer Sekunde dunkel geworden war und schaute zum Himmel, so gut es mit dem Halskorsett ging. Dort zog ein gewaltiges Luftschiff vorbei. Diese gigantischen, propellergetriebenen Gestalten waren mit Wasserstoff gefüllt und beherrschten den Luftraum Europas. Sie transportierten Menschen und Fracht. Im Ruhrgebiet ballten sich Industrie und Bevölkerung und deswegen gab es gleich mehrere Anlegestellen. An Werktagen war es nicht selten, dass man drei oder vier Luftschiffe gleichzeitig sah, wenn man aufblickte. Solche Titanen der Lüfte waren ein gewohnter Anblick des Industriezeitalters.

Immer wieder musste Anna anhalten, weil das Gehen zunehmend anstrengend wurde. Als sie erneut eine Pause machte und die Luft einsog, sodass sich ihre Maske sehr heftig einstülpte, merkte sie, dass in der Häuserzeile links ein größerer Bereich ausgespart war.
Es war eine Art kleiner Platz mit Bänken und Blumenkübeln. In der Mitte des Platzes befand sich statt eines Springbrunnens oder eines runden Beetes eine seltsame Holzkonstruktion. Das Blumenmädchen rang weiter nach Luft.
„Hey. Ihr seht wirklich toll aus.“ Anna erschrak. Die Anstrengung war offenbar dabei, ihr die Sinne zu trüben. Erst dann merkte sie, dass es sich bei der Konstruktion um einen Pranger aus Holz handelte. Und es war jemand dort eingeschlossen.
17. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Rotbart am 26.12.21 08:26

Wow, klasse Fortsetzung, Danke.

Oh, es gab in der Zeit noch Pranger? Genial.

Ja, wenn man mal angefangen hat zu schreiben "sprudelt es oft aus einem heraus", kenne ich.

Gruß, Rotbart
18. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 26.12.21 13:40

Eine kleine Edition zu Kapitel 5: " Ihr aufrechter Kopf wirkte durch deren scheinbares Fehlen nun größer und ihr Hals durch den Schnitt des Halskorsetts enger." Hier muss statt "enger" das Wort "länger" hin. Da habe ich mich aus Versehen verschrieben.

LG, Black Coon
19. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Rotbart am 26.12.21 17:09

Zitat
Eine kleine Edition zu Kapitel 5: \" Ihr aufrechter Kopf wirkte durch deren scheinbares Fehlen nun größer und ihr Hals durch den Schnitt des Halskorsetts enger.\" Hier muss statt \"enger\" das Wort \"länger\" hin. Da habe ich mich aus Versehen verschrieben.

LG, Black Coon


Ist mir garnicht aufgefallen das da ein Fehler war.

Gruß, Rotbart
20. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Gummimaske am 27.12.21 10:56

Liest sich bis hierher recht interessant.Nun warte ich auf die Fortsetzung dieser Geschichte.
21. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von latexreisender am 27.12.21 17:17

Superschöne und fesselnde Story. Gerne noch weitere 100 Teile!

Sehr geil. Gerne weiter so.
22. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 27.12.21 18:04

Ich freue mich total über das Ausmaß der Rückmeldungen. Deshalb und weil der Schreibwahn anhält, gibt es heute noch das siebte Kapitel!

LG, Black Coon
23. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von ball am 27.12.21 18:25

schön das du weiter schreibst . das werden bestimmt schöne neu teile. ich bin sehr gespannt
24. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 27.12.21 19:04

Hallo liebe Forumsmitglieder,

hier gibt es Kapitel 7. Da es ein wenig länger ist, teile ich es in zwei Teile. Ein paar kleine Passi musste ich zensieren, u. a. weil an einer Stelle Gewalt vorkommt, wenn sie auch einvernehmlich stattfindet und niemand wirklich zu Schaden kommt. Es versteht sich von selbst, dass dies alles Fiktion für die menschliche Fantasie ist. Ggf. ist in der Geschichte auch Satire enthalten, je nachdem, was man herausliest.
Für Feedback bin ich erneut dankbar.

LG, Black Coon

Kapitel 7 – Das Mädchen im Pranger

Der Pranger war eine Konstruktion aus Holz. Ein mächtiger Querbalken war an zwei senkrecht stehenden Balken befestigt, welche ihrerseits aus einer Plattform aus Holz ragten. Der Querbalken enthielt Öffnungen für Hände und Kopf. Er bestand aus zwei Teilen. Mit Hilfe eines Scharniers konnte er aufgeklappt werden. Die Verurteilten mussten ihren Kopf und ihre Unterarme in die Öffnungen legen. Danach wurde der obere Holzbalken wieder heruntergeklappt und beide Balken wurden mit einem großen Vorhängeschloss an der Seite befestigt.
Annas Brust bewegte sich vor Anstrengung immer noch heftig. Die junge Frau, welche sie angesprochen hatte, war in den Pranger geschlossen. Sie war vielleicht Mitte zwanzig. Aufgrund der Höhe des Prangers musste sie ihren Oberkörper waagerecht halten, was ihren Hintern betonte.
Das Mädchen hatte blaue Augen, eine schmale Nase und etwa schulterlanges, blondes Haar, was nun allerdings verschmiert war, da man sie offenbar bespuckt und mit überreifen Tomaten beworfen hatte. Der Tomatensaft verklebte wahrscheinlich zusammen mit dem Speichel die Haare und auch ihr Gesicht war mit dieser Mischung bedeckt. Andere Rückstände von Tomaten klebten am Querbalken und auf der Plattform.
Die Verurteilte am Pranger war komplett in schwarz gekleidet und trug ein schwarzes Shirt, ein schwarzes Korsett, einen schwarzen Rock aus dünnem Stoff, eine schwarze Strumpfhose und schwarze, hochhackige Schnürstiefel. Die Farbe schwarz war offiziell vorgeschrieben für Delinquenten am Pranger. Die entsprechenden Kleidungsstücke mussten wie alle anderen Aspekte der Strafe durch die Delinquenten selbst finanziert werden. Die Beine der Verurteilten waren auseinandergezogen und mit schweren Fußeisen an der Plattform befestigt worden. Aufällig war, dass sowohl ihr Rock, als auch ihre Strumpfhose am Hintern aufgetrennt und großzügig auseinandergezogen waren. Das erlaubte freien Blick auf den Po der Verurteilten, welcher von mehreren roten Striemen bedeckt war.
Um Ihren im Pranger steckenden Hals war ihr zusätzlich ein Lederhalsband angelegt worden, an dem ein kleines Schild befestigt war. Darauf stand mit schwarzer Schrift:

„Marie Louise N.
Aufführerin“

Das Schild war aus Blech. An seinem unteren Rand war ein Loch, und mit Hilfe eines Vorhängeschlosses war an diesem Loch eine Kette befestigt, welche mit wenig Spielraum zum Boden der Plattform führte. Dort war sie mit einem weiteren Schloss an einem zweiten, größeren Ring befestigt. Dieser war mit Hilfe von zwei Winkeln in den hölzernen Boden der der Plattform geschraubt. Was für eine gemeine Konstruktion, dachte Anna. Die Verurteilte muss das Gewicht tragen und wird unweigerlich starke Schmerzen im Nacken bekommen.
Sie hatte derlei Prangerstrafen schon häufig genug gesehen. Passantinnen und Passanten waren dazu angehalten, die Verurteilten zu beleidigen und auf unterschiedliche Arten zu demütigen. Was sie nicht wusste, war, dass in dieser Straße ein Pranger war. Vielleicht war er neu.

Sie dachte genauer über das Thema nach. Lordkanzler Bismarck II hatte die Todesstrafe inzwischen abgeschafft, um den Dialog mit den Reformparteien voranzutreiben. Noch sein Onkel hatte sie jedoch gebilligt und keine Wimper gezuckt, als der gefürchtete Polizeiminister der Habsburger, Judikator Neu-Metternich IV, seinen Gegner, den deutsch-holländischen Liberalen Wolf Gerhard Bloom nach dem Wiener Aufstand von vor nicht einmal dreißig Jahren erschießen ließ. Leider erfuhr man von der Begnadigung erst eine halbe Stunde nach der Vollstreckung. Der Judikator war inzwischen doch noch zur Überzeugung gelangt, dass man nicht genug Beweise hatte und wollte Bloom außer Landes verweisen. Ein herbeigerufener Nekromant konnte nichts ausrichten, da die Gewebszerstörungen durch die Erschießung erheblich waren.
Nun konnte man Bloom leider nur noch posthum rehabilitieren. Nach dem Exzess des Aufstandes und seinen Folgen, welche das Habsburgerreich ernstlich erschüttert hatten, kam es zu gesellschaftlichen Reformen. Auch die Todesstrafe wurde in Frage gestellt. So eine barbarische Tat wie die Erschießung Blooms würde man sich im kontinentalen Europa heute kaum vorstellen können. Gleichzeitig waren auch Gottesurteile, Prozesse wegen Schadenszaubers und Hexenprozesse abgeschafft worden. Die Aufklärung, die modernen Naturwissenschaften, schließlich Psychoanalyse und Tiefenpsychologie hatten sie obsolet gemacht. Der Aberglauben war festem und unerschütterlichem Glauben an Technik und Fortschritt gewichen.

Freilich, auf der Landkarte gab es dunkle Flecken. Bis dorthin war das Licht der Aufklärung niemals vorgedrungen. Journalisten berichteten immer noch von Hexenjagden und Folterungen in abgelegenen, unzivilisierten Gegenden wie den Zentralalpen, den Vogesen oder dem Hochsauerland. Die letztere Gegend war nicht allzu weit weg und zu mit Recht als das Transsylvanien Westeuropas. Anna erschauerte bei dem Gedanken, dass sie nur etwa zwei Stunden mit dem Auto entfernt war. Orte wie Brilon, Neuenhaus oder Bad Bödefeld brachte sie mit Schauergeschichten über Geister, Monster und [zensiert] in Verbindung.
Der Staat hatte reagiert, in dem er staatlich ausgebildete Exorzisten dort hin schickte. Sie sollten Geister und Dämonen austreiben, die Stimmung der weltanschaulich im düsteren Mittelalter verbliebenen Bevölkerung gleichermaßen beruhigen und hatten sie in ordentliche, vom Geist der Neuzeit beeinflusste Bahnen zu lenken.
An der Universität des westlichen Ruhrgebietes gab es einen Lehrstuhl für Dämonologie und die Bekämpfung des Aberglaubens. Er genoß übergreifende Anerkennung bei den Behörden wie bei den Glaubensgemeinschaften. Lehrstuhlinhaber war der bekannte Akolyt Prof. PhD Allister Crawley. Der aus der englischen Grafschaft Sussex stammende, erprobte Dämonologe und Teufelsaustreiber hatte letztes Jahr in Bad Bödefeld, westlich von Brilon erfolgreich „Dämonen“ vetrieben, welche angeblich einer Felsformation, der sogenannten Hollenkammer, entstiegen waren. Er selbst betonte, dass es sich um Waschbären handelte, welche nächtlichen Lärm machten. Die eingeboren vermuteten jedoch Teufel sowie den gefürchteten „Bollerkopf“, eine Art Poltergeist.
Annas Nichte Victoria hatte vor einigen Wochen Gelegenheit, eine Vorlesung von Crawley zu hören. Thema der Vorlesung war: „Erdelementare, Zwerge und Teufel – sagenhafte Gestalten der archaischen Glaubenswelten des Sauerlandes.“ Sie hatte Anna begeistert berichtet.

Die Gesellschaft im Ruhrgebiet und den meisten anderen Teilen Norddeutschlands war über derartig düsteren Tartarus längst hinweg. Die Ansichten der Moderne hatten sich vollständig durchgesetzt. Freilich, einige der althergebrachten Strafen waren geblieben. Sie waren aber gesellschaftlich größtenteils akzeptiert, da man ihnen enormes Abschreckungspotenzial zuschrieb und sie zugleich für humane und milde Maßnahmen hielt. Auf keinen Fall würde man heute noch jemanden foltern. Anna war wie viele Deutsche stolz, auf die Entwicklung des Industriezeitalters. Aus den Nebeln des Mittelalters war man gewissermaßen zum Lichte empor gestrebt.

Zu den verbliebenen und etablierten Strafen gehörten der Pranger, die Kettenhaft und auch die Haube, welche Victoria drohte. Während die Haube vorwiegend bei Eigentumsdelikten eingesetzt wurde, waren der Pranger und auch die Kettenhaft im Kerker für schwerere Vergehen bestimmt. Sie wurden in der Regel verhängt, wenn man Delinquenten für unzuverlässig hielt. Beispielsweise für Unruhestifter, für öffentlichen Unfug, bei Eidbruch und Vandalismus. Wirkliche Schwerverbrechen kamen in Steele nur selten vor. Dafür waren Polizey und Gendamerie zu präsent.

- Ende des ersten Teiles von Kapitel 7
25. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 27.12.21 19:40

Hier der zweite Teil von Kapitel 7. Ich habe manches zensiert und hoffe, es ist so in Ordnung.

LG, Black Coon

Anna von Hammerstein - Kapitel 7, Teil 2

Anna betrachtete weiterhin die Szene, wie sie sich darbot. Ihr Atem kehrte langsam zurück, sofern das überhaupt möglich war. In einem Holzeimer links vom Pranger waren noch etliche weitere große Tomaten. Sie waren dafür gedacht, die zum Pranger Verurteilte zu bewerfen, um sie dadurch zu erniedrigen. Dahinter stand ein höherer Behälter, ebenfalls aus Holz, einem Regenschirmständer ähnlich. In diesem Behälter befanden sich eine Weidenrute und eine Reitgerte. Das Blumenmädchen wusste, wofür das alles bestimmt war. Man konnte es außerdem einfach durch lesen erfahren.
Links neben dem Pranger und vor dem Tomateneimer war ein Holzschild aufgestellt, auf dem in einer Handschrift geschrieben stand:


„Liebe Bürgerinnen und Bürger,

Ich wurde bei der Randale am 24.05 im Ratskeller beobachtet, habe gestanden, bereue ehrlich und möchte nun Buße tun.
Für meine Anwesenheit bei diesem Vorfall bin ich zu fünf Jahren strenger Kettenhaft ohne Bewährung verurteilt worden, habe am 16.09 Haftantritt und kein eigenes Einkommen. Meine Angehörigen haben nur wenig Geld. Um meine Strafe zu finanzieren, bin ich deshalb auf Ihre Mithilfe angewiesen.
Man hat mir ermöglicht, bis zu meinem Haftantritt tagsüber im Pranger um Spenden zu betteln. Bitte demütigen Sie mich und hinterlassen Sie mir danach eine Spende.

Beleidigen – 10 Pfennige
Anspucken – 15 Pfennige
1 Tomate – 20 Pfennige
1 Ohrfeige – 20 Pfennige
5 Schläge mit der Weidenrute -30 Pfennige
5 Schläge mit der Reitgerte – 35 Pfennige
[Zensiert] Verwöhnung - 1 Reichsmark

Viele liebe Grüße und vielen Dank,
Ihre Marie Louise Neumann“

Anna war grundsätzlich gegen Randale und Vadalismus, unabhängig von der Seite, welche die Gewalttaten ausgelöst hatte. Das die Verurteilte geständig und einsichtig war, machte sie aber sympathisch. Sie hatte das Schild offenbar selber geschrieben und wollte ernsthafte Buße tun. Kaum jemand würde ihr böse sein.
Die Bevölkerung war augenscheinlich sehr hilfsbereit und wollte Marie Luise finanziell unterstützen. Direkt neben dem Holzschild stand eine napfähnliche Schale, in der Anna etliche Münzen erblickte, darunter mehrere Markstücke.

Sie hatte auf die Ansprache der Verurteilten nicht reagiert, weil sie mit der Gesamtsituation gerade ein erneutes Mal überfordert war. Nun ergriff das Mädchen im Pranger erneut das Wort. „Verschlagen Euch Komplimente immer sofort die Sprache?“ fragte sie mit einem Lächeln.
„Nein.“ keuchte Anna so laut wie möglich. Beim sprechen stülpte sich ihre Maske wie gewohnt ein und aus. Schon bei der Verabschiedung von Karoline war ihr aufgefallen, dass ihre Stimme durch diese Schutzmaßnahme gedämpft wurde. Sie klang leiser und dumpfer. Also musste sie lauter sprechen. „Es ist nur so, ich bin total außer Atem.“ Das war nicht gelogen. „Alles gut, ich komme hier eh nicht weg,“ sagte die Frau im Pranger in einem Ton, der von leichtem Sarkasmus geprägt war. „Aber ich musste es Euch ehrlich sagen. Ihr habt Euch toll zurecht machen lassen. Der Kopfschmuck mit den Rosenver gefällt mir besonders.“ „Danke für die Blumen,“ entgegnete Anna und lächelte zurück. Innerlich musste sie etwas über das Wortspiel schmunzeln.

„Sie müssen mich übrigens nicht mit dem Majestatis ansprechen. Ich bin keine echte Lady. Eine Freundin hat mich so zurecht gemacht. Aber sagen Sie, kann ich Ihnen irgendwie helfen?“ Marie Louise schien nachzudenken. „Das wird, glaube ich, schwer. Sie können mich nicht bewerfen und auch nicht anspucken. Hmmm. Auch an die Rute kommen Sie nicht. Oder kommen sie aus diesem Ding raus?“ „Ich glaube nicht,“ vermutete Anna. „Aber ich habe es ehrlich gesagt noch gar nicht versucht.“ Sie führte allerlei Verrenkungen aus und versuchte, ihre Arme aus dem Armbinder rauszuziehen. Es war vergeblich, dafür kam sie noch mehr außer Atem. „Ich schaff es nicht,“ keuchte sie. „Was machen wir nun?“

„Hmm.“ Marie Louise dachte nun wieder nach. „Sie könnten [zensiert, da Anbahnung einvernehmlicher Gewalt]“
„Ich kann es gerne versuchen,“ versicherte Anna mit dumpfer, nuschelnder Stimme. Ihr Rock war nach unten hin leicht ausgestellt, sodass ihre Beinfreiheit relativ hoch war. Durch die vorgesehene gespreizte Stellung der Beine war der Pranger außerdem relativ niedrig. Marie Louises Kopf war etwa auf Schritthöhe. Vor dem Pranger stand außerdem eine niedrige Holzbank, deren eigentlicher Sinn Anna nicht so recht klar war.
Sie verschob die Holzbank mit ihren Stiefeln so lange, bis sie ihrer Meinung nach einen günstigen Platz hatte. Dann stieg sie mit großer Vorsicht hinauf. Sie stand nun etwas nach rechts versetzt vor Marie Luise. Der Abstand musste ungefähr stimmen.

[Anmerkung: Hier habe ich einen Abschnitt zensiert, einvernehmliche Gewalt]

Anna verlor nun das Gleichgewicht und kippte nach vorne. Der Pranger fing ihren Sturz ab und verhinderte, dass etwas schlimmes passierte. Ihr schönes Korsett und Teile des Rockes waren nun mit Tomatenresten bedeckt. Eine chemische Reinigung würde nötig sein.

Sie trat vorsichtig von der Plattform und drehte sich um. Marie Louises rechte Kopfhälfte war nun rot, sofern es die Schicht aus Schmier und Tomaten erahnen ließ. „Vielen Dank,“ sagte Marie Louise unter Stöhnen und Schluchzen. Sie wartete noch darauf, dass die Schmerzen allmählich nachließen. „Also... wenn ich kann, helfe ich gerne,“ antwortete Anna, heftig atmend und nuschelnd.“ Nun war eine gute Gelegenheit, dass Gespräch zu vertiefen und etwas mehr über die Verurteilte zu erfahren. Marie Louise war Anna sympathisch. Sie wollte wissen, wie sie in diese Lage gekommen war. „Sagen Sie mal, warum sind sie eigentlich hier?“ fragte sie.
„Das ist eine lange Geschichte. Von der Saalschlacht im Ratskeller haben Sie doch sicher gehört?“ „Ja, davon habe ich in der Zeitung gelesen. Aber an Details kann ich mich nicht mehr erinnern...“ „Also ich studierte Medizin an der Universität des Westlichen Ruhrgebietes. Mit Politik hatte ich nicht zu tun. Zu dieser Zeit wohnte ich in einer Wohngemeinschaft mit zwei Komilitoninnen. Eine Kunststudentin und eine Soziologin. Ich wusste ja nicht, dass sie zu den Radikalen gehörten. Eines Tages sagten sie mir, im Ratskeller gäbe es eine Fete und ich solle doch mitkommen. Ich hatte nichts vor, also sagte ich zu.
Es stellte sich heraus, dass im Ratskeller etliche Radikale anwesend waren. Der Wortführer, Thomas Schröder, hetzte die Leute auf. Er und manche andere grölten herum. Sie beleidigten Bismarck und sprachen Haßparolen gegen das Bürgertum. Schließlich schossen sie mit ihren Pistolen auch in die Decke, ein Kronleuchter ging zu Bruch. Der rote Zar wurde für seine „Politik des Friedens.“ ebenfalls kritisiert. Er seie ein Feigling und ein Versager. In seinem Parlament seien „Idioten“, von zusammengewählt von Versoffenen.

Dass mussten sie gerade sagen. Es wurde nämlich immer mehr getrunken. Die Stimmung heizte sich weiter auf. Schröder und seine Leute beleidigten weiter: Das Politbüro des Zaren kusche vor dem Sultan des osmanischen Reiches und dem König von England. Der Zar sei eine Art Sklave und würde dem Sultan die Füße lecken, behaupteten sie.
Danach rief einer in den Saal, Bismarck und der Zar hätten ein homosexuelles Verhältnis. Es wurde immer noch getrunken, viel mehr. Meine Mitbewohnerinnen waren betrunken und beteiligten sich an den Beleidigungen. Dann rafften sich sich die Gemäßigten auf. August Hegel und ein paar andere. Das war mutig. Hegel trat Schröder entgegen. Hegel sagte, mit seinen Pöbeleien und Lügen beschmutze Schröder das Antlitz der Sozialdemokratie. Bismarck sei vielleicht ein Schurke, aber wenigstens ein Schurke mit Format. Schröder und sein Haufen seien nichts als erbärmliche Lügner und Maulhelden. Sie würden alles verderben und die „Sache“ in schlechtes Licht rücken.

Schröder wurde nun völlig wahnsinnig. Er war ziemlich betrunken, beleidigte Hegel als „ [zensiert] “ und forderte ihn dann zum Duell heraus. Hegel sagte, er werde da sein. Für die Ehre der Sozialdemokratie. Er nannte eine Uhrzeit am nächsten Morgen und einen Ort. Danach lupfte er seinen Hut und verließ mit seinen Getreuen und anderen Sozialdemokraten den Raum. Die Radikalen verhöhnten auch ihn und steigerten sich zu größerem Hasse. Sie schienen zum irgendwie einfach jeden zu hassen.
Sie schmiedeten den Plan einer „Nacht der Vergeltung“. Dabei sollten Wände beschmiert und Autos angezündet werden, da sie als „Symbole der Bourgeoisie“ galten.

Schließlich wurde der Saal geräumt. Irgendjemand hatte die preußische Garnison informiert.
Schröder und seine Freunde rasteten völlig aus. Sie warfen Bierkrüge. Ein Gendarm wurde an der Schulter verletzt. Es gab ein Gerangel und schließlich eine Art Saalschlacht. Die Situation war total chaotisch. Dann fielen Schüsse. Ein weiterer Gendarm wurde verletzt und erlitt einen Streifschuss, ein anderer hatte Glück, da die Pistolenkugel in seinem Helm stecken blieb. Auch Sozialdemokraten, Kellner und unbeteiligte Gäste wurden zu Opfern. Die Soldaten zogen sich erst zurück, ließen dann aber mit Lautsprechern mitteilen, dass man das Gebäude mit zwei Kompanien umstellt habe und man gerade schwere Waffen in Stellung bringe. Die Aufrührer im Saal mussten sich schließlich ergeben. Sie mussten einzeln heraustreten und wurden dann festgenommen. Erst da merkte man, dass Schröder und seine rechte Hand, Rademacher, im Handgemenge entkommen waren.“
„Davon hatte ich gelesen, man sagt, sie wären außer Landes geflohen, warf Anna ein.“
„Ich weiß leider nichts dazu. Ich habe mit ihnen nichts zu tun gehabt und sie vorher niemals gesehen. Das müssen Sie mir wirklich glauben.“

„Ich glaube Ihnen. Machen Sie sich keine Sorgen,“ warf Anna ein. Sie konnte sich Marie Louise nur schwer mit Wüterichen und Raufbolden vorstellen.
Was eigenen Sympathien in diesem Fall anging, so galten sie zweifellos Hegel. Die Taten von Schröder und Rademacher empfand sie als ruchlos.

„Ihr habt Schuld auf Euch geladen, aber es ist nun vorbei. Ihr könnt Euch in aller Ruhe der Buße widmen,“ sagte sie mit freundlicher Stimme.
Das Mädchen am Pranger brauchte nun Unterstützung, um auf dem richtigen Weg zu bleiben. Sicherlich war der Kerker das Mittel der Wahl, da gab es auch für Anna inzwischen keinerlei Zweifel mehr. Aber gleichzeitig brauchte sie natürlich auch seelischen Beistand.
„Jedenfalls folgte nun ein Prozess,“ führte Marie Louise ihre Geschichte fort. „Es gab einen preußischen Agenten und mehrere Unbeteiligte im Saal, welche als Zeugen aussagten. Hegel und alle Gemäßigten wurden freigesprochen. Gleiches galt für einige als zuverlässig geltende ältere Leute.
Meine Mitbewohnerinnern dagegen waren von verschiedenen Zeugen beobachtet worden. Sie waren auch schon vorher negativ aufgefallen. Beide zeigten sich uneinsichtig und verweigerten das Geständnis, wurden aber aufgrund der Zeugenaussagen wegen Beleidigung, Volksverhetzung und Störung des öffentlichen Friedens zu fünfzehn Jahren Kettenhaft in der Festung Koblenz verurteilt.
Bei mir war man milder, weil ich ja niemanden direkt angegriffen oder gepöbelt hatte.
Jedenfalls hatten die Zeugen ja nichts gehört und ich verspreche Dir, ich habe auch niemanden dort beleidigt. Der Richter zeigte sich wohlwollend.
Man entschied sich für eine geringere Strafe und ermöglichte mir explizit, bis zum Haftantritt hier am Pranger Geld für die Kosten zu sammeln. Das erleichterte mich. Ich habe leider keine eigenen Einkünfte und möchte nicht, dass meine Familie die Strafe bezahlen muss.“
„Das ist wirklich ehrenwert,“ bestätigte Anna.
„Außerdem darf ich die Strafe in einem zertifizierten privaten Kerker verbüßen. Die Aufsicht wird durch eine als zuverlässig bekannte Person geleistet und die Polizey kontrolliert regelmäßig, ob alles in ordnungsgemäßer Weise verläuft. Eine Freundin meiner Eltern hat zum Glück einen solchen Kerker und so bleibt mir die Festung erspart. Hey, ich mag Sie. Wollen sie vielleicht bei meiner Einkerkerung dabei sein? Es ist eine kleiner Empfang mit Sekt und Frühstück geplant.“
„Natürlich, gern,“ Es freute Anna, innerhalb kurzer Zeit dermaßen nette Kontakte zu machen. „Ich muss wegen meinem Geschäft natürlich langfristig planen. Wo und wann ist denn der Termin?“ „Also ich muss mich am 16.09 um 9:00 in der Villa von Kesselring melden. Dort werde ich meine Strafe dann auch verbüßen. Die Dame des Hauses ist eine gute Freundin von meiner Mutter.

Anna stockte und schaute Marie Louise mit ungläubigem Blick an. Was für ein Zufall...

26. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 28.12.21 18:35

Einen Abschnitt am Ende von Kapitel 7 muss ich eine Edition vornehmen. Es heißt nun:

„Außerdem darf ich die Strafe in einem zertifizierten privaten Kerker verbüßen. Die Aufsicht wird durch eine als zuverlässig bekannte Person geleistet und die Polizey kontrolliert regelmäßig, ob alles in ordnungsgemäßer Weise verläuft. Eine Freundin meiner Eltern hat zum Glück einen solchen Kerker und so bleibt mir die Festung erspart. Hey, ich mag Sie. Wollen sie vielleicht bei meiner Einkerkerung dabei sein? Es ist eine kleiner Empfang mit Sekt und Frühstück geplant. Der Prosektor Bochdalek und der Provinzialrat von Katzenfels werden dabei sein.“

Ich bin untröstlich, dass ich den Prosektor Bochdalek und den Provinzalrat von Katzenfels in der ersten Version nicht berücksichtigt habe. Ich fürchte, einige Leser haben sich bereits gefragt, warum diese beiden herausragenden Persönlichkeiten bislang nicht in der Erzählung aufgetaucht sind.

Außerdem habe ich Marie Louise in Marie Louisa umbenannt. Bitte beim nächsten Kapitel beachten.

LG, Black Coon
27. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von folssom am 29.12.21 00:31

Hallo BlackCoon,

deine Geschichte gefällt mir sehr gut; insbesondere die gute Kenntnis der damaligen Vorgänge im Sauerland.

Dort hat sich aber glücklicherweise einiges zum besseren gewendet.
28. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 29.12.21 00:40

Vielen Dank. Ja, ich habe versucht, die Lage im Sauerland möglichst zu dokumentieren. Aber ich tippte mit zitternden Fingern

LG, Black Coon
29. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 29.12.21 02:46

Guten Morgen,

Und hier Kapitel 8. Sollte erst etwa doppelt so lang werden, aber es gab eine sinnvolle Stelle zum Trennen. Das bedeutet, dass Kapitel 9 auch schon angefangen ist Ich bin Euch für alle Rückmeldungen weiterhin dankbar und habe mich über jede der bisherigen sehr gefreut.

LG, Black Coon

Kapitel 8 – Misslichkeiten und Bärendienste


„Sie sehen so überrascht aus,“ merkte Marie Louise in diesem Moment an. Ihre Kette am Hals klirrte und klimperte jedes Mal, wenn sie ihren Kopf beim Sprechen bewegte. „Ja, das stimmt,“ gab Anna zu. „Karoline ist eine Freundin von mir. Ich komme gerade von ihr.“
„Oh, dann wundert mich nichts mehr. Karoline hat sich Euch angenommen. Sie hat einen ganz hervorragenden Geschmack und tolle Einfälle für ihre Freunde. Außerdem hat sie den grünen Daumen. Diese hübschen Rosen sind bestimmt aus ihrem Park,“ schwärmte die junge Frau. „Ich bin ja so froh, dass sie meine Haft im Kerker betreuen wird. Sie wird meine Zuchtmeisterin. Ich glaube sie wird ziemlich streng sein. Es wird eine Zeit der Entbehrung und Buße für mich. Bestimmt noch härter als in der Festung. Karoline hat sich meine Aussagen bei dem Prozess sehr genau angehört und meinte dann, eine harte Behandlung wäre das beste für mich.“
„Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sie nachsichtig sein wird. Aber das ist doch gut, also man kann in der Zeit doch einiges aufarbeiten.“ meinte Anna und freute sich für die Verurteilte. „Und ja, es stimmt. Karoline ist eine gute Zuhörerin. Man nimmt aus dem Gespräch mit ihr etwas mit. Die Zeit vergeht wie im Flug,“ fügte Anna hinzu und bemerkte bei diesem Stichwort, dass sie die Zeit ganz vergessen hatte.
„Sind sie eigentlich den ganzen Tag hier im Pranger eingeschlossen?“
„Nein, um sieben Uhr kommt der Wachtmeister. Ich kann dann nach Hause gehen. Morgen früh um acht werde ich dann wieder eingeschlossen. Muss mich ja erst in zwei Wochen zum Haftantritt melden. Gerade wohne ich bei einer Freundin. Meine Familie kommt ja aus Hinterpommern. Sie haben mir zwar verziehen, sind aber im Moment zu weit weg. Was ich noch sagen wollte, nennen Sie mich doch bitte Louisa.“ Sich mit einer Verurteilten gegenseitig zu duzen, verbot der Anstand. Louisa war gut erzogen und wusste das.
„Gern. Ich fürchte nur… wir haben ein Problem. Wie Sie sehen, kann ich nur gerade sehr schlecht an meine Geldbörse kommen. Ich würde Ihnen gerne etwas spenden. Was machen wir bloß?“ Marie Louises Schmerzen fingen nun an, nachzulassen. Sie konnte abgesehen von ihrem steifen, dauerhaft schmerzenden Nacken nun wieder klar denken.
„Ich kann doch meine Hände benutzen,“ sagte sie schließlich. „Kommt einfach mit Eurer Handtasche heran und dann kriegen wir das schon hin.“ „Klingt gut, aber wie schaffen wir dann, das die Münzen in die Schale kommen? Sie könnten verloren gehen? Ich könnte sie höchstens mit dem Stiefel möglichst nah an die Schale heranschieben?“
Hier war guter Rat teuer. Durch den Armbinder waren Annas Arme komplett unbenutzbar, sie konnte die Münzen nicht greifen. Zwar konnte sie sie am Boden sehen, wenn sie ihren Körper nach vorne beugte und sie prinzipiell mit ihren gestiefelten Füßen verschieben. Aber sie hatte ganz offensichtlich keinerlei Möglichkeiten, sie in den Napf zu verbringen.

Anna und Marie Louise waren so sehr damit beschäftigt, nachzudenken und dass Problem zu lösen, dass sie die Schritte nicht hörten. „Guten Tag, meine Damen,“ ertönte plötzlich eine kräftige, galant klingende Männerstimme. Karoline drehte sich zu ihm und rasselte dabei mit der Kette an ihrem Hals. Anna drehte sich zur Seite und erblickte einen Soldaten in einer dunkelblauen, preußischen Uniform mit einer typischen, hohen Pickelhaube. Er trug außerdem Militärstiefel aus Leder, eine rote Schärpe und an der linken Körperseite einen langen, leicht geschwungenen Säbel. Sein Gang war aufrecht, und sein Gesicht mit großen braunen Augen und einem gepflegten Schnurrbart wirkte vertrauenswürdig und freundlich.
Beide Frauen grüßten ihn mit Respekt zurück. Was für ein schöner Mann, dachte Anna. Sie vermutete, dass er Mitglied der preußischen Garnison in Schloss Maus, auf dem Remberg an der Ruhrschleife, war. Er schien außerdem ein Gefreiter oder vielleicht sogar Offizier zu sein. Mit Rangabzeichen kannte sich Anna überhaupt nicht aus, das war nicht ihr Ding. Aber sie sah zwei Orden auf seiner linken Brust. Das eine war das preußische Eiserne Kreuz. Den anderen Orden kannte sie nicht.
„Kann ich Ihnen helfen?“ fragte der Militär. „Ja,“ sagte Anna. Sie wirkte erleichtert. „Können Sie meine Geldbörse aus meiner Handtasche nehmen und 20 Pfennig in die Schale dort legen?“ „Gern, meine Dame.“ Der Soldat nahm Annas Geldbörse vorsichtig aus der Handtasche, legte die Münze in die Schale links vor dem Pranger und steckte die Brieftasche danach vorsichtig zurück. Anna bedankte sich. Es hat schon was, sich so zu bedienen zu lassen, dachte sie für einen kurzen Moment. Aber nein, das war doch nicht ihre Welt, dachte sie dann. Die widersprüchlichen Erlebnisse und Eindrücke der letzten Stunden und Tage führten zu Gedanken, welche nicht weniger widersprüchlich waren und in ihrem Kopf um Vorherrschaft rangen, sobald ihre Lage das Denken zuließ.
„Ihr seid doch Leutnant Forster von Schellendorff, der Held der Korsakov-Expedition!“ rief Louisa erstaunt aus, als sich der Soldat wieder aufrichtete und sich den beiden Frauen erneut zuwandte. Dabei klirrte sie erneut heftig mit ihrer Kette.

„Ja, das stimmt,“ bejahte der Leutnant nicht ohne Stolz. Anna wusste nicht, worum es gerade ging. Sie war v. Schellendorff aber dankbar für seine Hilfe. Alleine wäre die Situation kaum zu meistern gewesen. Ihr war schon auf dem Rückweg Wahrscheinlich hielt man sie wirklich für Lady.
Das schmeichelte ihr einerseits, andererseits konnte sie diese Situation nicht für sich annehmen. Sie war keine Lady. Sie war aus der Mitte der Gesellschaft. Blumenhändlerin mit Ausbildungen zur Gärtnerin und Floristin. Ihre Arme schmerzten. Dann brachen sich Selbstbewusstsein und Stolz in ihrem Gefühlschaos Bahn. „Würden Sie mich bitte aufklären, ich bin nicht im Bilde,“ sagte sie. Dabei sprach sie langsam und klang, als würde sie eine ausführliche Antwort erwarten.
Die Kette klirrte erneut. Anna merkte, dass Louisa den Leutnant seltsam anschaute. Was sich dahinter verbarg, war ihr nicht klar. Möglicherweise wartete sie gespannt auf eine Geschichte. Aber war es nur das, oder war da auch noch etwas anderes? Ihr blieb keine weitere Zeit, darüber nachzudenken.

Der Leutnant fing an zu berichten. Wahrscheinlich teilte er die folgende Geschichte nicht zum ersten Mal mit und vermutlich erzählte er sie überaus gern.
„Das war 1919. Ich war damals bei der ersten Korsakov – Expedition im Amurgebiet dabei.“
Korsakov war ein berühmter Geograph und Naturforscher. Er führte Forschungsreisen nach Sibirien aus und war durch seine packenden Reiseberichte berühmt geworden. Anna kannte einen Bildband über die Flora des Altaigebirges.
„Damals war ich ich als Miltärattaché im Dienste des russischen Zaren. Ich hatte mich freiwillig gemeldet, die Expedition zu begleiten. Wir waren in der Wildnis, etwa zwei Tagesmärsche nordwestlich von Chabarowsk. Außer Korsakov und seiner Assistentin waren Dr. Borissow, ein Mineraloge und fünf Kosaken dabei. Die Gegend dort ist gefährlich. Es gibt dort viele Raubtiere und zuweilen auch Schmuggler. Wir waren in einem abgelegen Bereich querfeldein gegangen und einen Bach verfolgt. Das Gelände war teilweise sumpfig. Gerade waren wir dabei, auf einer Lichtung mit relativ trockenen Boden unser Lager zu errichten. Da hörte ich einen Aufschrei. Korsakov wäre seine Leidenschaft für Ornithologie fast zum Verhängnis geworden. Er vermutete hinter einem Erlenbestand einen Balzplatz des Sichelhuhns. Er hatte sich vom Lagerplatz entfernt, ohne Bescheid zu geben. Mit einem Fernglas hatte er sich durchs Unterholz gepirscht, in Richtung der Lichtung. Ich bewaffnete mich sicherheitshalber und folgte dann seiner Spur. Dann zeigte sich, was dort los war. Korsakov hatte versehentlich einen riesigen sibirischen Grizzly (Ursus horribilis sibiricus) überrascht, welcher Preiselbeeren gesucht hatte.
Der Bär hatte Witterung aufgenommen und Korsakov hatte zuerst geschrien, weil er sich ebenfalls erschrocken hatte. Dann hatte er sich langsam zu entfernen versucht, kam aber nicht weiter, weil er nach kurzer Strecke mit dem Rücken zu einer Felswand stand. Soeben richtete sich der Bär auf. Ich irritierte ihn mit einer Rauchgranate, er floh. Korsakov konnte entkommen.“ von Schellendorf berichtete noch einige weitere Episoden.
Jetzt wurde Anna klar, woher der Leutnant den zweiten Orden hatte. Es war sicher ein Ehrenzeichen des Zaren. Louisa hatte ebenfalls gebannt zugehört. Sie schaute immer noch seltsam.

Von Schellendorf empfahl sich Anna mit einem kurzen Gruß und trat zu Louisa herüber. „Nun werde ich mich um Dich kümmern. Mach Dich bereit, zu büßen.“ Ein kurzes Klirren. Louisa schaute ihn an. Der Leutnant schritt zum dem länglichen Holzbehälter und holte die Reitgerte heraus. Dann holte er aus und begann, Louisa mit der Gerte auf ihren Hintern zu schlagen. Beim ersten Mal hörte man eine Art unterdrücktes Jammern, jedes weitere Mal hörte man ein deutliches Stöhnen oder auch Seufzen. Anna ertappte sich dabei, dass sie wie gebannt zuschaute. Sofort danach fragte sie sich, ob das moralisch in Ordnung war. Sie verabschiedete sich und klackerte weiter. Die Pause am Pranger hatte Ihr wertvolle Zeit verschafft, Atem für die letzte Etappe des Weges zusammenzuraffen. Hinter ihr hörte sie stimmen. Sie drehte sich noch einmal um. Der Leutnant und Louisa schienen sich angeregt zu unterhalten. Da haben sich zwei gefunden, dachte sie und drehte sich nochmals um. Sie wollte nun rasch nach Hause und beschleunigte ihre Schritte.
30. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Rotbart am 29.12.21 05:56

Genial, da kommt noch viel spannendes und einen Maso wie mich der sich danach sehnt malwieder von einer Frau wie Karoline es wohl ist, streng gefesselt und verhauen zu werden sicher sehr eregendes.

Freue mich auf die Fortsetzungen

Rotbart
31. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 29.12.21 12:47

Karoline würde Dich eher von der Zofe verhauen lassen. Sie selbst ist dazu nicht in der Lage. Wir werden sehen, was sie für Louisa in petto hat.

Noch ein paar kleine Editionen:
Abschnitt 1: Marie Louise = Marie Louisa

Abschnitt 3: Wahrscheinlich hielt man sie wirklich für [eine!]Lady.

Letzter Abschnitt: stimmen = Stimmen.

LG, Black Coon
32. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 29.12.21 12:47

Karoline würde Dich eher von der Zofe verhauen lassen. Sie selbst ist dazu nicht in der Lage. Wir werden sehen, was sie für Louisa in petto hat.

Noch ein paar kleine Editionen:
Abschnitt 1: Marie Louise = Marie Louisa

Abschnitt 3: Wahrscheinlich hielt man sie wirklich für [eine!]Lady.

Letzter Abschnitt: stimmen = Stimmen.

LG, Black Coon
33. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von herman am 29.12.21 14:03

Hallo BlackCoon,

ich habe Deine neue Geschichte eben heute erst gefunden, und ich bin sehr begeistert. Natürlich ist die Vorlage von Dave Potters Allison unverkennbar, aber Du hast sie sehr liebevoll aufbereitet und Deine eigene Version daraus gemacht. Ich bin erstaunt und erfreut ob Deinen breiten Kenntnissen und den vielen liebevollen Details. Und ich nehme auch an, daß Du Deine eigene Heimat im Ruhrgebiet detailreich in diesem alternativen Universum beschreibst. Eigentlich triffst Du fast jedes Detail meines Geschmacks - und ich bin sehr gespannt, was Du noch daraus machst. Dein Schreibstil ist angenehm und flüssig, nur solltest Du Wörter wie 'echt' und 'total' in direkter Rede vermeiden - bei denen bin ich jedesmal zusammengezuckt, denn sie passen nicht in diese Welt. Aber das hast Du wohl selbst schon bemerkt, denn sie kamen nur am Anfang vor.

Deiner Geschichte möchte ich gar nicht vorgreifen, aber ich kann ja über ein paar Details spekulieren - zu ihrer eigenen Sicherheit müßten die 'Laced Ladies' wohl einen Keuschheitsgürtel tragen, wenn sie sich so wehrlos allein in der Öffentlichkeit bewegen. Das Thema ist dann natürlich ausbaufähig.

Ich würde auch annehmen, daß ihre Umgebung daheim ihren Bedürfnissen angepaßt wird, so zum Beispiel mit Stühlen und ggf. Sesseln (wenn sie denn mit Korsett überhaupt darin sitzen können), die geteilte oder zuumindest in der Mitte vertiefte Lehnen haben, die den Armbinder aufnehmen können.

Für die Serie 'New in Town', an der ich mit jkreeg schreiben durfte, hatten wir das Konzept der 'Heel Locks' entwickelt: Alle Frauenschuhe mit hohen spitzen Absätzen haben am Ende eine kleine Kugel, die in universelle Bodenschlösser, kleine Vertiefungen in Bodenplatten, einrasten können. Die Frauen können sich selbst fixieren, indem sie einfach mit ihren Absätzen in die Vertiefungen treten, können aber nur von außen duch Druck auf einen Knopf befreit werden. Dieses Detail kam allerdings nicht in den Passagen vor, die ich vom originalen Englisch auf Deutsch übersetzt hatte.

Falls Du gerne Ideen diskutieren möchtest, freue ich mich über persönliche Mail - ansonsten freue ich mich ebenso einfach darauf, was Dir alles einfällt!

Vielen Dank für Deine Geschichte, und für alle kommenden Fortsetzungen!

Heerman
34. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Rotbart am 29.12.21 14:04

Zitat
Karoline würde Dich eher von der Zofe verhauen lassen. Sie selbst ist dazu nicht in der Lage. Wir werden sehen, was sie für Louisa in petto hat.


LG, Black Coon


Auch schööön

Rotbart
35. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 29.12.21 15:16

Hallo Heerman,

vielen Dank für Dein interessantes und sehr wichtiges Feedback. Du hast mir wichtige Tipps gegeben, möglicherweise werde ich bei einigen Sachen später noch nachfragen. Das Detail mit den Stühlen ist sehr wichtig. Eure Geschichte würde ich außerdem gerne lesen. Ich sehe hier auf den ersten Blick aber nur Fragmente. Ich wäre in der Lage, sie auf Englisch zu lesen. Für Annas Geschichte sollte es erst ebenfalls Englisch sein, habe ich mich dann aber für Deutsch entschieden, weil sie in einem fiktiven Bismarckreich spielt. Die Atmosphäre kommt, glaube ich, besser auf deutsch rüber.

Die Worte echt und total werde ich, glaube ich, rausnehmen. Leider kann ich es hier nicht editieren. Man könnte sie durch "wirklich" ersetzen, aber wäre vielleicht auch "ernsthaft" eine Alternative?

Nochmals sehr vielen Dank für die Rückmeldung,

LG Black Coon
36. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von herman am 29.12.21 19:31

Hallo BlackCoon,

die Geschichte 'New In Town' wurde zuerst auf yahoogroups veröffentlicht, die es leider nicht mehr gibt. Sie wurde aber auf deviantart hinübergerettet, unter user 'kreegj'. Es dürften inzwischen über 1500 Seiten sein.

Statt 'echt' und 'total' lassen sich viele Synonyme finden, wie 'wirklich', 'sehr', 'überaus'...


Mehr per Mail.

Heerman
37. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 30.12.21 02:28

Liebe Forumsmitglieder, hier ist Kapitel 9. Danke an alle Kommentatorinnen und Kommentatoren.

LG, Black Coon

Kapitel 9 – ein steiniger Weg
Durch ihre enge Einschnürung schwang Anna beim Gehen die Hüften. Ein Effekt, der sich bei raschem Tempo deutlich bemerkbar machte, ihr jedoch nicht bewusst war. Sonst hätte sie vermutlich ihr Tempo gezügelt, um nicht noch mehr Blicke auf sich zu ziehen. Aber auch so war sie dazu gezwungen. Denn schon bald war sie erneut außer Atem. Zu den Schmerzen in den Armen kamen inzwischen auch schmerzende Füße. Das Laufen auf Absätzen war sie ja nicht gewohnt.
Gegen Abend war in den Straßen leichter Wind aufgekommen, welcher nun zunahm.
Da bemerkte Anna einen erheblichen Nachteil ihrer offenen Haare. Der Blumenkranz hielt sie zwar oben ein wenig zurück, dennoch begannen sie ihr ins Gesicht zu wehen. Sie versuchte instinktiv, sie mit ihren Armen wieder zurück zu streichen. Dies führte lediglich zu seltsamen Verrenkungen ihres Oberkörpers, welche bereits im Versuch stecken blieben und keinen Erfolg zeitigten. Sie machte Anstalten, sie mit Drehungen des Kopfes aus dem Gesicht zu bekommen, aber auch das schien unmöglich. Die Aufmerksamkeit der Passanten schien durch ihre Bemühungen anzusteigen. „Alles in Ordnung mit Euch?“ fragte eine besorgt wirkende ältere Dame. „Ja, alles ist gut, ich... dachte nur... also... ich hätte etwas fallen lassen,“ sagte sie rasch und stellte fast gleichzeitig fest, das ihre Angabe zweifellos idiotisch war. Sie lief rot an, was man wegen der Maske glücklicherweise nicht wirklich erkennen konnte.
Die Leute sprechen mich mit dem Majestatis an, stellte Anna erneut entsetzt fest. Sie denken fälschlicherweise, ich bin eine von denen. Aber das war im Moment nicht ihr größtes Problem. Eine weitere Windböe wehte heran.
Eine Kapitulation kam für eine selbstbewusste Kämpfernatur wie sie nicht in Frage. Also versuchte sie schließlich, die wallenden Haare aus dem Gesicht zu pusten. Das führte ebenfalls nicht zur Erlösung, aber wenigstens war sie der Meinung, dass sie sie auf diese Art mit sich selbst eine Art Waffenstillstand abschließen konnte. Anna hatte sich gewehrt und einige Achtungserfolge erzielt. Ansonsten musste sie die Lage wieder mit Stolz ertragen. Es gab keine andere Möglichkeit.

Durch die Versuche, dem Chaos ihrer Haare und ihrer Gefühle gerecht zu werden, war sie erneut außer Atem gekommen. Unter der Maske war es inzwischen in unangenehmer Weise feucht. Es half nichts. Sie musste einen Moment stehenbleiben um wieder zu Kräften zu kommen. Ein paar hundert Meter noch, dachte sie.
Die Straße näherte sich in einer langgezogenen Kurve dem Stadtzentrum. Links und rechts waren inzwischen mehr Geschäfte zu sehen und auf beiden Seiten begannen Arkaden. Die Flaniermeilen Steeles. Zum eigentlichen Stadtzentrum hin fiel das Gelände leicht, aber kontinuierlich ab.
Sie hörte die mächtigen Glocken des Domes. Sieben Uhr. Victoria wird inzwischen da sein. Sie und Maja werden sich Sorgen machen. Sie musste sich sehr beeilen. Ein Schutzmann ging vorbei und grüßte sie ehrbar. Es hätte keinen Sinn gemacht, ihn völlig atemlos nach dem Weg zu fragen. Sie war bereits auf dem kürzesten Weg und kannte sich aus. Geradeaus waren die Türme des Domes bereits in eindrucksvoller Größe zu sehen. Sie erblickte den Engelbert- und den Malakoffturm. Sie seufzte und dachte an Otto. Dieser Turm erinnerte sie an ihn, der jetzt unerreichbar und fern war.

Der Malakoffturm war ein Förderturm für Steinkohle und somit ein Symbol des Ruhrgebietes wie wohl kein anderes. Das galt natürlich zum einen in technischer Hinsicht. Aber der Malakoffturm war mehr als eine Vorrichtung zur Hebung von Kohle. Er hatte seinen ursprünglichen Sinnzusammenhang längst gesprengt.
Die mächtigen Bauwerke waren zu einem Symbol für Arbeit und Fortschritt geworden. Sinnbild eines jungen, unverbrauchten und aufstrebenden Zeitalters. Industrielle hatten es sich zur Angewohnheit gemacht, Malakofftürme auf ihrem Betriebsgelände zu errichten, um ihre ökonomische Macht zu demonstrieren. Je höher und ausgefallener diese Türme waren, desto mächtiger waren die Firmen und Dynastien. Auch die von Hammersteins und die von Kesselrings besaßen derartige, mächtige Gestalten aus Stein und Stahl. Der höchste von allen, im neoromanischen Stil, mit einer zinnenbewehrten Turmkrone, war jedoch bis vor kurzem Teil der preußischen Festung Maus über der Ruhr. Ein Zeichen der preußischen Macht hier im Westen.

Doch inzwischen hatte sich das erneut geändert und es gab noch einen weiteren, weitaus größeren Turm. Bei einer Sitzung des Kulturausschusses von Steele hatte der Künstler Dr. Eduard August Baseliczk seinerzeit angeregt, dass man in einer Art gigantischem Kunstprojekt, Religion und Technik, alte und neue Werte vereinen sollte. Der Dom sollte einen zweiten Turm erhalten, in Gestalt eines Malakoffturms. Der größte Malakoffturm aller Zeiten. Seine Glocken sollten sich von denen des Engelbertturmes unterscheiden, sie gleichzeitig ergänzen. Religion und Technik sollten einen charakteristischen Zweiklang erhalten, wie man ihn nur hier im Ruhrgebiet wirklich erfahren konnte.
Der Fürstbischoff von Paderborn, Frank Victor Truchseß von Holst XII und
Kaiser Siegfried I, religiöses Oberhaupt der unierten Kirchen, befürworteten die Idee. Das gigantomanische Projekt war ins Leben gerufen worden. Doch zunächst lebte es nur in den Köpfen. Die Zustimmung des Truchsesses von Paderborn war den Stadtoberhäuptern wichtig, da man das geistige Fürstentum nicht beleidigen oder verprellen wollte.
Die Bands Masterbuilder und Stanzwerk veranstalten darauf hin eine Art Benefizkonzert auf Schloss Maus. Der Garnisonskommandant hatte dafür eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Besonders Stanzwerk trafen mit ihren Hits „Stahlsplitter“ und „Rote Glut“ aus dem Album „Die letzte Schlacht – aus den Nebeln des Dunklen zur Freiheit“ den Nagel der Zeit auf den Kopf. Das Konzert wurde ein großer Erfolg. Die Grundmauern des Malakoffturms konnten errichtet werden.
Es war jedoch klar, dass dies niemals reichen würde und man für einen derartig repräsentativen Bau keinerlei Steuergelder verwenden durfte. Die brauchte man für das Militär, den Eisenbahnbau und den Ausbau des Hochschulwesens. Also spendete zunächst Bischoff Truchseß von Holst eine große Summe aus seiner Schatulle. Er war der Ansicht, dass ein derartiger Prunkbau nicht schaden könne.
Die unierten Kirchen könnten mit dergleichen Bauten neue Akzente setzen und gleichzeitig zu einem Symbol prunkvoll-mittelalterlicher Amtsführung kommen. Und das auch noch im neogotischen Baustiel. Altes und Neues würden auf diese Weise noch auf eine weitere Art Hand in Hand gehen. Nach den Jahren des Kulturkampfes, der wie eine Art kalter Krieg in den Köpfen geführt wurde, war es im Sinne des Truchsesses, dass sich Preußen und das Fürstbistum nun wieder annäherten. Man wollte eine Art partnerschaftliche Nachbarschaft anstreben.
Allerdings fehlte nun immer noch eine größere Summe. Die Industriellen der Stadt taten sich daraufhin zusammen, um die Fertigstellung des Turmbaus zu finanzieren. Auch Otto hatte eine größere Summe gespendet.
Der Turm war das neue Wahrzeichen Steeles. Zur Ehren der Schutzpatronin der Bergleute wurde er Barbaraturm genannt. Die Namensgebung war zunächst keinesfalls unumstritten. Bei der preußischen unierten Kirche gab es grundsätzlich keine Verehrung von Heiligen. Einige waren gegen den Namen, andere entgegneten, dass es auch Martinskirchen gäbe, welche nicht dem Fürstbischoff unterstanden.
Schließlich sprach der Kaiser ein Machtwort, welches in Paderborn sicher gerne gehört wurde. Durch die Entscheidung für die heilige Barbara wurde ein Zeichen für eine Annäherung und weitere Aussöhnung der beiden großen Glaubensgemeinschaften gesetzt, welches unüberhörbar war.

Anna war unglaublich stolz, dass ihr Otto Anteil daran hatte, dass dieses Wahrzeichen realisiert werden konnte. Sie näherte sich nun dem Dom und überquerte den Domplatz. Manche Geschäfte waren gerade dabei, zu schließen oder bereits geschlossen. Mühsam kämpfte sie sich durch die vom Domplatz abzweigende Elisabethstraße, eine weitere Einkaufsmeile mit Arkaden und kleinen Geschäften. Anna musste auf die linke Straßenseite. Die Straße selbst war wegen ihrem Kopfsteinpflaster schwer zu queren, doch es gelang ihr, herüberzuklackern. Sie setzte ihren Weg durch die Arkaden fort. Schließlich erreichte sie die Einmündung in die Nachtigallengasse und stand keuchend vor ihrem Geschäft. Um Luft ringend und mit bebender Brust stellte sie fest, dass sie nicht aufschließen konnte.
Was sollte sie tun? Sie brauchte einen Moment, um wieder zu Atem zu kommen. Sie konnte die Klingel nur mit dem Kopf erreichen. Also ging sie in den Eingang, beugte sich hinunter und drückte ihre Stirn gegen die Klingel. Weil die drei Klingeln nah beieinanderlagen, schellte sie leider auch in ihrer privaten Wohnung und bei den Kostgängern. Immerhin. Es funktionierte. Sie hörte Schritte im Hausflur.
38. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Rotbart am 30.12.21 09:28

Boah wie fues, gerade als es spannend wird ist Pause.
39. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 31.12.21 11:25

Liebe Forumsmitglieder,

hier ist Kapitel 10.

LG, Black Coon

Kapitel 10 – Eine gut gemeinte Verschwörung

Bitte beeil Dich, dachte sich Anna. Sie war mit ihrem Durchhaltewillen am Ende. Ihre Füße taten dermaßen weh, dass sie es kaum noch aushalten konnte. Ihre Arme waren taub. Das Atmen war aufgrund der Enge und der Feuchte eine Tortur. Sie wollten den gesamten Aufzug und die Maske schnellstmöglich loswerden. Danach würde sie in Wasser aus dem Graf Engelbert – Brunnen trinken, ins Bad und sich von Maja mit Melissengeist einreiben lassen. Vor allem die Füße. Danach ab auf das Sofa und Radio hören.
Die Schritte kamen nun näher. Dann öffnete sich eine Tür. Anna errötete schlagartig. Es war nicht Maja. Sie erblickte das knorrige Gesicht von Kostgänger Horst Kowalke. „Was isn los, ich muss gleich innen Schacht,“ polterte dieser empört. Dann stutzte auch er. „Guten Abend gnädige Frau,“ sagte er, leicht verlegen. „Moment, ich halte Ihnen die Wohnungstür auf,“ fügte er hinzu und bemühte sich, Anna behilflich zu sein. In diesem Moment stürzte auch Victoria aus dem Laden. Anna bemerkte, dass ihre Haare jetzt dunkelblond waren. „Oh, da bist Du ja endlich, wir haben uns schon solche Sorgen gemacht, dear,“ entfuhr es ihr voller Freude. Victoria sprach Anna grundsätzlich mit „dear“ an, was Anna nicht besonders gern mochte.
Großkusine Maja hatte diese Angewohnheit von Victoria übernommen und sprach sie mit „Schatz“ an, was sie noch weniger mochte. Aber sie hatte aufgehört zu protestieren, weil es zwecklos war und weil sie wusste, dass es für die beiden eine Art war, wie sie ihre Zuneigung zu ihr ausdrücken konnten.
Victoria trug ein grünes Kleid passend zu einem grünen Korsett. Sie war meistens enger geschnürt aus Anna und verwendete richtige Korsetts. Dies hing damit, das sie aus der gehobenen englischen Mittelschicht stammte und in der englischen Grafschaft Devon auf dem Land aufgewachsen war. Sie wies insgesamt konservativere Ansichten in Bezug auf Gesellschaft und Kleidung auf, immer wieder zu verbissenen, wenngleich in ihrer Konsequenz eher harmlosen Diskussionen zwischen den beiden führte.

Victoria erstarrte für einen Moment. Sie hatte Annas Verwandlung inzwischen bemerkt. „Oh, dear, siehst bezaubernd aus! Ich kann kaum glauben, dass du es wirklich bist?“ „Mach mich bitte sofort los und nimm mir bitte sofort diese Maske ab,“ verlangte Anna in harschem Ton und ignorierte das Kompliment. Sie wollte einfach sofort aus dem Aufzug. „Aber... warum denn das?“ Victoria schaute sie fragend an. „Du bist so toll zurechtgemacht, und jetzt willst Du, dass ich Dich ausziehe? Du hast mich Dich ja noch nicht mal richtig anschauen lassen! Du ist unfair!“ Anna hatte keinen Atem für einen Disput. Sie kam zu keiner Antwort, denn im selben Moment stürzte Maja herein. Sie war wohl hinten gewesen, in den Gewächshäusern.
„Anna-Schatz, da bist Du ja endlich. Wir hatten schon Angst, dir könnte etwas zugestoßen sein. Liebe Güte, siehst Du aber toll aus! So edel – und dann dieser Haarschmuck! Lass Dich mal sehen!“ Anna verlor die Geduld. Verstanden sie denn beide nicht, was hier los war? „Nehmt mich endlich aus diesem Aufzug heraus, ich halt es nicht mehr aus!“ forderte sie die beiden mit Nachdruck auf, sie aus der misslichen Situation zu befreien.
„Aber… aber warum denn? Du siehst aus wie eine Prinzessin! So elegant hilflos! Du musst mir unbedingt erzählen, wie es bei Karoline von Kesselring war. Lass uns doch in die Stube gehen,“ schlug Maja vor. Sie wurde ihrer Hoffnungen alsbald wieder ledig: „Holt mich endlich hier raus,“ schrie Anna keuchend. Das wirkte. Victoria versuchte den Armbinder aufzulösen. „Es ist abgeschlossen. Hier sind zwei Vorhängeschlösser dran,“ stellte sie dann jedoch fest. „Die Schlüssel. In meiner Handtasche,“ gab Anna den nötigen Hinweis, nuschelnd und mit bebender Brust.
Nun machte sich Victoria daran, den Armbinder aufzuschließen. Es fühlte sich für Anna wie eine Ewigkeit an. Endlich begannen sich die Schnüre zu lockern. Victoria löste nun den ersten der Schulterriemen. Anna konnte es nicht abwarten. Sie bäumte sich auf und befreite sich mit letzter Kraft aus dem Armbinder. Dann riss sie die Maske aus dem Gesicht, verließ den Raum, knallte die Tür und verschwand nach oben. Sie streifte die restlichen Teile des Aufzuges ab, so schnell sie nur konnte.
Danach ließ sie heißes Wasser in die Badewanne und versuchte sich zu entspannen.

Victoria und Maja blieben leicht konsterniert und zunächst ratlos zurück. Alles war schnell gegangen und sie konnten sich das Phänomen nicht ganz einfach erklären. „Ich glaube, da hatte diese Karoline ihre Finger im Spiel,“ vermutete Victoria schließlich richtig. „Ja, das glaube ich auch,“ bestätigte Maja diese Vermutung.
„Sie soll eine Dame von Welt sein und tollen Geschmack haben. Aber warum wirkte Anna gerade dermaßen unwirsch?“ „Vielleicht irgendeine Art von nervöser Anspannung,“ spekulierte Viktoria. „Otto ist ja auf einer Dienstreise. Ich glaube, dass tut ihr nicht gut.“ „Bestimmt. Das glaube ich auch,“ stimmte Maja zu und ergänzte: „Vielleicht hat es auch mit einer Disbalance der vorherrschenden Archetypen in ihrem kollektiven Unterbewusstsein zu tun. Ich habe da in der „modernen Frau“ einen Artikel von Carl Gustav Jung gelesen. Das Gleichgewicht von Animus und Anima ist vielleicht aus den Fugen geraden. Die gute Anna sollte vielleicht ihre Anima stärken und einen Nervenarzt aufsuchen.“
Diese Hypothese klang für beide Frauen plausibel.

Victoria unterbrach einen Moment der Stille: „Hach, es ist so schade. Ich dachte einen Moment wirklich, Anna würde jetzt wegen Otto eine Lady of strict confinement. Das wäre so aufregend, stell es Dir vor.“ „Ja! Und es würde ihr so gut stehen. Ich würde es mir so für sie wünschen!“ schwärmte Maja. „Aber geht das überhaupt? Ich meine, das Geschäft, warf Victoria ein.“ „Im Prinzip könnte ich das Geschäft führen, das würde schon gehen. Aber Anna könnte ja nicht mehr mithelfen. Soweit ich weiß, ist es für die Ladies unschlicklich, einen Beruf auszuüben. Und die Einnahmen aus dem Laden reichen nicht aus, um zwei Personen und das Haus zu versorgen. „Ich könnte im Laden doch aushelfen?“ schlug Victoria vor. „Vielleicht ab und an, aber Du solltest Dich auf Dein Studium konzentrieren, das weißt Du,“ hielt Maja diesem Vorschlag entgegen. Er schien ihr keine gute Idee.
„Und bedenke auch, dass wir Anna würden füttern müssen,“ fügte die Großkusine hinzu und zählte noch weitere Nachteile auf: „Dann die Toilettengänge. Wahrscheinlich werden Einläufe notwendig sein. Außerdem werden wohl teilweise neue Möbel erforderlich. Das alles können wir beide nicht stemmen.“

Zuerst wirkten sie ratlos. Dann hatte Victoria eine Idee. Sie mussten Kontakt mit Karoline und mit Otto von Hammerstein aufnehmen.
Maja stand auf, nahm den Armbinder vom Boden und legte ihn zunächst auf einen Stuhl in der Stube. Dann hob sie die Maske empor. „Was ist das wohl für eine Maske? Ein farblicher Fauxpas im Vergleich zum Rest des Aufzugs,“ sagte sie und wirkte dabei erstaunt.“ „Ich weiß nicht, sieht aus wie beim Zahnarzt,“ meinte Victoria. Danach ging sie in den Keller, um eine Flasche Schaumwein zu holen. Die beiden Frauen wollten den Abend ausklingen lassen und auf ihren Schlachtplan anstoßen.
40. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Rotbart am 31.12.21 12:13

Schön das Du so schnell weiter geschrieben hast und wirf nicht bis ins neue Jahr warten mussten.

Herzlichen Dank, die Spannung wie es weitergeht ist groß, klasse geschrieben, ich dachte ja die 2 Damen lassen Anna noch etwas im Armbinder

Gruß, Rotbart
41. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 06.01.22 12:50

Kapitel 11 ist inzwischen in Arbeit. Ich habe in Kapitel 1 inzwischen noch eine Ergänzung vorgenommen, die ich hier nicht einpflegen kann:
Anna trifft bei ihrem Weg durch die Stadt einen Tatort von Vandalismus und seltsame, aufgeschmierte Symbole. Ein Wachtmeister erklärt ihr, dass es in letzter Zeit öfter Anschläge, ausgebrannte Autos und eingeschlagene Scheiben, gab. Er sagt außerdem, dass man radikale Sozialdemokraten verdächtigt. Anna kann das nicht so recht glauben, da es mit ihrem Bild der Sozialdemokratie nicht zusammen passt.
Das ist wichtig zum späteren Verständnis der Story.

LG, Black Coon
42. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 06.01.22 19:19

Hier für diejenigen, die hier eifrig mitlesen und die Handlung im Kopf haben, der kurze Abschnitt, den ich in Kapitel 1 ergänzt habe. Die Figur des August Hegel wird hier bereits kurz erwähnt:

"Die industrielle Entwicklung zeitigte ihre Opfer. Rauchende Schlote waren im Norden zu sehen. Anna schenkte ihnen keine Beachtung.

Vor ihr am Straßenrand stand ein Auto. Anna kannte sich mit Automarken nicht aus. Sie glaubte aber, dass es ein relativ teurer Wagen der Firma Blitz war. Vielleicht ein Phantom III oder IV. Sie hatte davon gehört.... von der Person, die sie liebte. Details waren schwer zu erkennen. Der Wagen war vollständig ausgebrannt. Sie blickte weiter um. Der brennende Treibstoff hatte auch die angrenzende Hauswand beeinträchtigt. Alles war schwarz von Ruß. Das Symbol des Klassenkampfes, ein roter Stern, umgeben von einem roten Zahnrad, war an die Wand geschmiert werden.
Anna fragte sich, was für eine Art Farbe es war. Hoffentlich war es kein Blut. Sie erschauderte. Zwei Fensterscheiben waren offenbar eingeworfen. Das ganze Gelände war abgesperrt. Auf dem Absperrband stand „Achtung – polizeiliche Untersuchung.“ Sie ging ein paar Schritte weiter.
Im Hauseingang stand ein uniformierter Polizist Wache. Die Tür war offenbar eingeschlagen oder auch eingetreten. Anna schaute zu dem Schutzmann hinüber und grüßte ihn. Er blickte sie an und sagte: „Ist heute Nacht passiert. Wir vermuten Sozialisten. Diese Radikalen.“ Anna seufzte. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. „Passiert in letzter Zeit öfter. Auch eingeschlagene Fensterscheiben.“ fuhr der Wachtmeister fort. „Melden Sie sich, wenn sie nachts etwas ungewöhnliches sehen.“ Das war eine bessere Gelegenheit für eine sinnhafte Antwort. „Das werde ich,“ sagte sie. „Passen Sie gut auf sich auf,“ fügte sie noch hinzu.
„Klar. Ich lass mich nicht unterkriegen. Und zur Not hab ich nen Holzkopp,“ der Wachtmeister klopfte an seinen Helm und versuchte die Situation aufzumuntern. Anna lächelte und verabschiedete sich.
Der rote Stern stand für die Morgensonne, die Hoffnung der Arbeiterklasse. Für den Weg in eine bessere Welt. Durch den Vandalismus war er nun mit Schuld befleckt, dachte Anna. Waren die Urheber dieser Tat wirklich Sozialdemokraten? Sie konnte es kaum glauben. Aus ihrem privaten Umfeld kannte sie einen ihrer Anführer, August Hegel. Er war ein anständiger Mann und würde so etwas nicht gutheißen, davon war sie fest überzeugt.

Anna seufzte, ging weiter und dachte über das alles nach. Innere Spannungskräfte eines nach vorne strebenden Zeitalters."

Hoffe, Kapitel 11 in den nächsten Tagen fertig zu stellen.

LG
43. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Rotbart am 06.01.22 22:43

Bin sehr gespannt und freue mich auf den nächsten Teil

Gruß, Rotbart
44. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 07.01.22 02:12

Liebe Forumsmitglieder,

hier ist Kapitel 11. Es ist etwas länger geworden. Dennoch bin ich auf jegliche Art von Rückmeldung sehr gespannt.

LG, Black Coon

Kapitel 11 – Innere Kämpfe
Das Dinner war gut ausgegangen. Es war geschafft. Das geheimnisvolle „Landschiff“ würde aus seinem Stahl sein. Alles war mit Handschlag besiegelt. Otto hatte soeben Mantel und Zylinder abgelegt und zog nun an seiner Zigarre. Er war dabei, aus Manchester abzureisen und hatte sich soeben in ein Abteil der ersten Klasse in den Nachtzug zurück nach London gesetzt. Dort würde er Marineminister Sir Walter Spencer, First Lord of the Admiralty treffen und alles Wichtige unterschreiben. Er würde bedeutsame Einzelheiten zu Bauteilen erfahren, welche manches über den Einsatzzweck der neuen Entwicklung verrieten und deshalb absoluter Geheimhaltung unterlagen.
Einiges, was er in den letzten Tagen erfahren hatte, deutete darauf hin, dass sich die Welt bald verdunkeln könnte. Er konnte es aus dem Kontext erahnen. Doch noch waren es bloße Gerüchte, Beweise dafür hatte er nicht. Otto dachte nur kurz darüber nach. Was die Engländer mit seinem Stahl machten, spielte für ihn keine Rolle. Konnte keine Rolle spielen. Er konnte es nicht beeinflussen, sagte er sich. Da ein Rest innerer Unruhe da war, sagte er es sich erneut. Er zog noch einmal an seiner Zigarre, bestellte einen Sherry, trank einen Schluck versuchte sich zu entspannen. Allmählich gelang es.

Sein eigenes Schicksal glaubte er nun in der Hand zu haben. Und das Schicksal seines Betriebes. Seine Zukunft schien leuchtend. Die Ausrüstung des „Landschiffes“ war ein Auftrag immenser Größe. Er würde ihm auf absehbare Zeit schwarze Zahlen verschaffen, ihn finanziell absichern und zur Bildung von Kapital führen, welches er in den Betrieb investieren konnte. Würde er auch eine private Investition wagen? Nach dem tragischen Tod seiner Eltern und dem frühen Tod seiner Geschwister war Tante Betty seine einzige lebende Verwandte.
Manchmal fühlte er sich sehr einsam.
Sein Vater war seiner schlechten Konstitution und seiner Alkoholsucht erlegen, als Otto noch ein Kind war. Er war an der jahrzehntelangen Wirtschaftskrise, welche erst Ende der 1890er Jahre allmählich ausklang, zerbrochen. Seine Mutter folgte ihm nur vier Jahre später ins Grab, nachdem sie bereits jahrelang an der Schwindsucht erkrankt war. Zu diesem Zeitpunkt war Otto bereits in der Lage, ihr Kuraufenthalte in der Schweiz und in Italien zu finanzieren. Diese bremsten das Fortschreiten der Krankheit jedoch nur kurz. Es war tragisch, dass keine zehn Jahre nach ihrem Tod die ersten Sulfonamide und schließlich die ersten Antibiotika entwickelt und eingesetzt wurden.
Danach blieb nur noch Betty, die kinderlose jüngere Schwester seiner Mutter, um ihn zu stützen. Sie lebte mit ihrem Mann in der Villa Hammerstein und war nun, neben seinem Hund Ralph, einem Borderterrier und Geschenk des Earl of Northhumberland, eine seiner wichtigsten und engsten Vertrauenspersonen.
Freilich hatte er im eigenen Betrieb gute Freunde gefunden. Da waren vor allem seine Ingenieure, Richter und Brohm, aber auch Alfred, sein treuer Buchhalter und Berater. Und natürlich war da auch Anna. Heute Abend hatte er mit ihr telefoniert. Er mochte Anna sehr, vielleicht mehr. Aber konnte er ihr absolut trauen? Er wusste, dass sie von den Sozialdemokraten beeinflusst war. Otto hielt sie für Feinde des Fortschritts. Sie machten die ganze Wirtschaft kaputt. Bismarcks Kurs des Dialogs empfand er als schwach. Der alte Bismarck wäre gegen diese inneren Feinde Preußens mit harter Hand vorgegangen. Wut stieg in ihm auf.

Noch war seine Affäre mit Anna jung und man konnte die Gegensätze überspielen oder ignorieren, wenn sie zusammen waren. Wenn er sie aber wirklich heiraten wollte, dann würde sie zu ihm stehen und in wesentlichen Punkten kompromissbereit sein müssen. Aber konnte er dies überhaupt verlangen? Und selbst wenn sie bereit wäre, würde sie ihn nicht irgendwann an die Sozialdemokraten verraten? Und was wäre dann? Würde ihn ein Streik in einer empfindlichen Lage treffen? Er malte sich düstere Szenarien aus.
Betty und auch Alfred hatten ihm zu einer standesgemäßen Heirat geraten. Strategisch wäre dies sicher besser, aber er wusste, das es sehr schwierig würde. Otto konnte von seinem Blumenmädchen nicht lassen. Zwischen ihnen gab es eine Bindung, die tiefer war. Gemeinsame Leidenschaften und leidenschaftliche Gegensätze schafften ein explosives Gefühlsgemisch, welches ihr Verhältnis stürmisch vorantrieb. Die Psychoanalytiker wussten, dass man gegen Gefühle schwerlich mit Argumenten anrennen kann. Otto war sich darüber im Klaren. Gefühl und Verstand rangen in ihm um die Vorherrschaft. Für einen Moment siegte der Verstand und schaffte einen Moment von Klarheit. Er trank noch einen Schluck Sherry und dachte intensiv nach. Es würde Probleme geben. Vor allem eines: Das gestrige Dinner hatte es ihm endgültig deutlich gemacht. Die stilvolle Konversation mit Mrs. Cradock und Lady Arlington hatte ihn zutiefst fasziniert. Dazu kam ihre feine, erotische Ausstrahlung. Er wünschte sich, dass seine eigene Gattin auch das Confinement-Ideal annehmen würde. Er wusste, dass es nun Zeit war, alles auf eine Karte zu setzen.

Anna lag in der Wanne mit heißem Wasser und ließ die Ereignisse des Tages Revue passieren.
Sie war froh, dass ihre Eltern vor einigen Jahren einen Badeofen hatten einbauen lassen. Das war immer noch ziemlicher Luxus. Heute könnte sie sich diese Innovation nicht mehr leisten und sie müssten das Wasser am Herd erhitzen, wie es auf dem Land und in ärmeren Haushalten nach wie vor üblich war.
Das warme Wasser entspannte sie. Sie hatte ein beruhigendes Badeöl mit Lavendel verwendet. Natürlich gab es im Bad auch Pflanzen. Anna blickte auf die Ranke einer Efeutute, welche über eine schmale, geflieste Stufe am Rande der Wanne verlief und sich ihr vorwitzig näherte.
Immer wieder dachte sie an den Besuch bei Karoline und an ihren bizarren Nachhauseweg. So sehr sie auch nachdachte, vermochte sie ihre widersprüchlichen Eindrücke nicht in Einklang zu bringen. Einerseits ärgerte sie sich, dass sie sich in eine derart missliche Situation hatte bringen lassen. Sie, eine stolze, selbstständige Frau, überzeugt von Idealen der Sozialdemokratie. Dann dachte sie an Otto. Würde er gesund wiederkehren? Was wäre gewesen, wenn er sie heute gesehen hätte? Sie dachte an die Gegensätze zwischen ihnen. An ihre Abneigung gegen die Industriellen, die sie grundsätzlich für gewissenlose Ausbeuter hielt. An ihre Sympathie für die Ideale der Sozialdemokratie. An das Frauenbild der gehobenen Schichten, dass sie verachtete. Dann dachte sie an Karoline. Sie wusste, dass sie fasziniert von ihr war. Sie wusste, dass sie Otto liebte.
Sie kam nicht aus der gedanklichen Zwickmühle heraus, in die sie sich inzwischen hoffnungslos festgerannt hatte.
Dann sank sie einen Moment ins heiße Wasser, bis nur die Augen herausschauten. Sie tauchte wieder auf. Danach griff sie nach einem Glas Wein, dass sie sich eingeschenkt hatte. Ihre Gedanken blieben bei der Ankleidezeremonie hängen, welche sie demütigend fand. Und dann war da wieder dieses andere Gefühl. Sie fühlte sich wohl in der Situation. Und sie fühlte sich wohl dabei, sie in Gedanken noch einmal durchzugehen. Es machte sie an. Sie schloss die Augen und genoss die Wärme des Bades. Es klopfte. Maja steckte ihren Kopf durch die Tür. „Schatz, Otto am Telefon.“ Die Wirkung des Lavendelbades verflog schlagartig.

Diese Nacht schlief sie schlecht. Ihre momentane Geilheit im Bad hatte sie mit Gewalt aus ihrem Kopf auszuschließen versucht. Das Gedankenkarussell hörte nicht auf. Sie dachte erneut an Otto. Dienstag Abend würde er zu ihr kommen. Sie konnte es kaum erwarten. Die Vorfreude und ihre Liebe überspielten ihre ideologischen Differenzen, welche Mal um Mal in den Hintergrund traten, wenn sie sich trafen. Otto hatte am Telefon nichts genaueres von seinen Geschäften erzählt. Auf ihre Nachfrage hin hatte er lediglich gesagt, dass es „gut“ laufe.
In ihrem innersten hoffte Anna, Otto eines Tages zur Einsicht zu bringen. Die Lage der Arbeiter hatte sich seit der Jahrhundertwende deutlich verbessert. Es gab Krankenkassen, Unfallversicherungen und eine Rentenkasse. Dennoch gab es viel Elend:
Das keuchende Gespenst der Schwindsucht ging um in den Arbeitersiedlungen. Wer zu Otto in den Betrieb kam, hatte nicht selten vorher im Bergbau gearbeitet und litt bereits an der Staublunge. War der Vater schwer krank oder gestorben, zahlte zwar die traditionelle Knappschaftsversicherung, eine betriebliche Sterbekasse gab es jedoch noch lange nicht überall. Kinderreiche Familien liefen bei Krankheit und Tod des Ernährers nach wie vor Gefahr, in Armut am Rande des Elends zu leben.

Otto zahlte Arbeitern, welche wegen chronisch lungenkrank waren, zusätzlich Milchgeld aus, auch wenn inzwischen von einigen Ärzten bezweifelt wurde, dass man damit die Lunge entgiften konnte. Das war ein feiner Zug und bestätigte Anna in ihrem Glauben, dass er tief in seinem Innern noch mehr davon schlummerte. Sie musste Otto darin bestärken, seine guten Eigenschaften immer mehr wecken. Sie glaubte, dass sie ihn durch ihre Liebe dahin bringen konnte, die Ideale der Sozialdemokratie zu verstehen. Otto würde seinen Frieden mit der Gewerkschaft machen. Er und Hegel würden sich endlich die Hand geben. Der Betrieb würde zum Wohle der gesamten Belegschaft demokratisiert werden und vielleicht irgendwann in einer Genossenschaft aufgehen. Otto und sie würden eine Beziehung auf Augenhöhe führen, ihr Blumengeschäft würde florieren und sie könnte selbst mehr Menschen Arbeit geben, faire Löhne zahlen und ihren Teil zu dieser Welt beisteuern. Davon träumte sie. Die Klassenunterschiede würden aufgelöst werden und niemand müsse sie mehr betonen.
Auch das Confinement- Ideal würde hinfällig. Karoline und sie würden gemeinsam im Garten arbeiten. Sie stellte sich vor, wie sie, Karoline und Otto in grünen Arbeitslatzhosen Sträucher pflanzten. Wie schön das wäre. Sie musste es Otto unbedingt sagen.

Sehr spät in der Nacht schlief sie doch noch ein. Als sie morgens Geräusche weckten, konnte sie sich an ihre unruhigen Träume nicht mehr erinnern. Anna bemerkte mit Schreck, dass es bereits fünf nach acht war. Dann stand auf und stellte fest, dass die Geräusche von unten kamen. Sie hörte Männerstimmen. Eine war die von Kostgänger Horst Kowalke. Kurz danach erkannte er auch die andere. August Hegel war zum Frühstück eingeladen. Er und Maja hatten sich kennengelernt, als Maja in der Gastwirtschaft zur alten Post kellnerte. Sie verstanden sich gut. Seit dem kam der Sozialdemokrat regelmäßig zum Frühstück vorbei. Von ihm hatte Anna einiges über die Ideale der Sozialismus erfahren und wurde ihnen nach und nach zugetan.
Victoria mochte Hegel persönlich, konnte seine Ansichten jedoch weniger teilen. Aufgrund ihrer englischen Herkunft war sie in der Standesgesellschaft unverrückbar verwurzelt.
Anna kleidete sich in ihren Morgenmantel und suchte das Bad auf. Sie verrichtete ihre Toilette, zog ein Morgenkleid an und ging die Treppe herunter.
Im Flur sah sie zwei große Pakete. Neugierig betrachtete sie eines von ihnen. Sie erkannte das Logo. Kaufhaus Diana, eindeutig. Dieses Warenhaus lag im Zentrum Steeles und hatte große Abteilungen für Kosmetik und Damenmode. Es war ein beliebter Anlaufpunkt gehobener Kreise. Was war hier los? War jemand zur Geld gekommen? Sie wusste nicht, dass Anna oder Victoria Lotterielose kauften. Da ihr spontan keine vernünftigen Erklärungen einfielen, würde sich die Ursache des Phänomens nur durch Kommunikation klären lassen.
Anna trat in die Stube und ging weiter ins Eßzimmer. Die Anwesenden grüßten Sie freundlich. Maja, Victoria, Kowalke und Hegel saßen am Tisch bei Käsebrot und Kaffee. „Die Pakete sind heute Morgen gekommen, Schatz,“ erklärte Maja mit euphorisch klingender Stimme. „August und Herr Kowalke haben geholfen, sie reinzutragen.“ Anna wusste nicht recht, ob es an ihr war, den beiden Herren dafür ihren Dank auszusprechen. Majas Hinweise waren zur Beantwortung, was es mit den Kartons auf sich hatte, nicht dienlich. Eher warfen sie weitere Fragen auf. Anna schaute die Anwesenden stirnruzelnd an.
45. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 07.01.22 02:29

Kleine Edition: Im letzten Abschnitt muss es heißen: "dass Maja oder Victoria Lotterielose kauften."

LG
46. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Rotbart am 07.01.22 07:06

Puh Du verstehst es genau dann auf zu hören wenn man vor Spannung platzt

Hut ab

Rotbart
47. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von kedo am 07.01.22 10:12

ich muss endlich einmal sagen, eine faszinierende historisierende welt die du da schilderst. unwissend könnte man wirklich glauben, dass es historisch ist. sehr schön zu lesen und auch für menschen, die sich vielleicht nicht mit den hier üblichen themen beschäftigen, von interesse.
vielen dank, dass ich teilhaben darf.
48. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 07.01.22 12:40

Hallo,
vielen lieben Dank für die Rückmeldungen, welche mich wieder sehr motivieren. Ich habe die Story mal Leuten gezeigt, welche sich nicht mit BDSM auseinandersetzen. Sie fanden die "Beschreibungen der Kleidung" zu lang und teilweise fanden sie die Story wegen der restriktiven Mode auch gruselig.
Es ist interessant, wie die Eindrücke auseinanderstreben. Eine gute Nachricht für alle Leserinnen und Leser: Kapitel 12 ist bereits angefangen.

LG, Black Coon
49. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Rotbart am 07.01.22 15:11

Zitat
Hallo,
vielen lieben Dank für die Rückmeldungen, welche mich wieder sehr motivieren. Ich habe die Story mal Leuten gezeigt, welche sich nicht mit BDSM auseinandersetzen. Sie fanden die \"Beschreibungen der Kleidung\" zu lang und teilweise fanden sie die Story wegen der restriktiven Mode auch gruselig.
Es ist interessant, wie die Eindrücke auseinanderstreben. Eine gute Nachricht für alle Leserinnen und Leser: Kapitel 12 ist bereits angefangen.

LG, Black Coon


Oh, echt?

Ich finde gerade das spannend, die Bekleidung...
was ich eher zu ausführlich finde, aber für Dich eben wohl wichtig ist, ist das "drumrum"
geschätzt diesmal 2 Drittel drum rum Beschreibung und 1 Drittel über Anna.

Grüßle, Rotbart
50. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 07.01.22 15:40

Ja, stimmt, es ist für mich wichtig. Aber auf jeden Fall beides. Manchmal wird das "drumrum" überwiegen, dann wieder Anna. In den nächsten Kapiteln wird es folgendermaßen sein: Kapitel 12 wird viel drumherum sein, Kapitel 13 fast nur Anna. Nach und nach werden auch die anderen Charaktere entwickelt. Im Kopf stehen inzwischen 24 Kapitel.
51. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 07.01.22 17:55

Liebe Forumsmitglieder, hier ist Kapitel 12.
Kapitel 13 folgt, sobald ich Luft habe, es aufzuschreiben. Der erste Teil des Kapitels bezieht sich auf die Hintergrundgeschichte der Welt, in der Anna lebt. Man kann es zwar überspringen, ich empfehle aber, ihn zu lesen, da die Handlungsstränge irgendwann später zusammenlaufen.

LG, Black Coon

Kapitel 12 – Eine Schauergeschichte

„Es sind Pakete von Karoline von Kesselring, Schatz,“ fuhr Maja mit ihrer Erläuterung fort. „Aber eines fehlt noch und Du sollst sie erst aufmachen, wenn sie komplett sind,“ fügte sie dann noch hinzu.
Anna schaute sie immer noch ungläubig an. Karoline hatte bei ihrem Besuch nichts von Paketen erzählt. Höchstwahrscheinlich lag hier ein Irrtum vor. Da sie offenbar nichts zum Gespräch beisteuern konnte, betrachtete sie die Anwesenden abermals schweigend und mit skeptischem Blick. „Es ist eine Überraschung für Dich, Dear,“ ergriff Victoria nun das Wort. Das dritte Paket kommt heute nachmittag. Dann können wir heute Abend endlich alles auspacken. Hach, ich freue mich ja so für Dich!“ Victoria klang ebenfalls freudig und aufgeregt. Zur absoluten Verwirrung Annas brachte sich nun auch noch Hegel ein: „Eigentlich ist das alles nicht mein Ding. Also ich meine, von meinen politischen Überzeugungen her. Aber, es ist selbstverständlich. Vor einer Dame wie Ihnen werde auch ich meinen Hut ziehen.“

Anna wurde nun ungeduldig. Sie fühlte sich keinen Deut schlauer, war aber viel zu stolz, weiter nachzufragen. „Ich verstehe immer noch nicht, was hier los ist. Aber ich habe im Gegensatz zu Euch keine Zeit für Geheimniskrämerei und muss mit der Arbeit anfangen.“ Sie goss sich einen Kaffee ein und verließ das Esszimmer beleidigt in Richtung der Gärtnerei. Es gab heute reichlich zu tun.
Die Anwesenden lächelten sich zu, dann fuhr Hegel fort, von den Ereignissen nach der Eskalation im Ratskeller zu berichten. Von den Rädelsführern, Schröder und Rademacher, fehlte nach wie vor jede Spur. „Man vermutet, dass sie sich in das Gebiet jenseits des großen Walls abgesetzt haben. Das ist der Grund, warum sie seitdem niemand gesehen hat.“ versuchte Hegel Licht in das Dunkel zu bringen. „Oh, jetzt wird es bestimmt gruselig,“ entfuhr es Victoria. Sie und Maja lauschten gebannt. Kowalke holte sich ein Bier aus dem Keller und setzte sich dann wieder zu ihnen. Eine gepflegte Dosis Schauergeschichten kam ihm nach der Nachtschicht wohl gut in den Sinn, um herunterzukommen.

„Ich muss wohl etwas ausholen, um alles verständlich zu machen. Also was hier wahrscheinlich im Gange ist, kann man nur erklären, wenn man einiges über das Sauerland weiß,“ kündigte Hegel eine umfangreichere Ausführung an. Dann begann er, zu erzählen: „Der Große Wall ist eine riesige Mauer am äußersten Rande der Zivilisation. Als die Grafen von der Mark, Kreuzritter und Verteidiger und Beschützer von Recht und Gesetz, im späten Mittelalter das Gebiet südöstlich von Hohenlimburg befriedet und schließlich erschlossen hatten, begann das bergisch-märkische Industriegebiet aufzublühen. Hier gab es ausreichend Wasserkraft, Eisen und Holzkohle. Aber es war auch ein gefährliches Gebiet. Es grenzt an das, was wir heute Hochsauerland nennen. Jenseits der östlichsten märkischen Siedlung Plettenberg gibt es nur noch sporadische Haufendörfer und Weiler, mitten im Nichts, umgeben von abertausenden Fichten. Die Menschen dort sind eingeschworene Familienclans, welche zumeist unter sich bleiben. Außenstehenden begegnen sie zumeist verschlossen und mürrisch. Halt und Trost suchen die Bewohner dieses Gebirges in den autoritären Strukturen des Glaubens. Doch nicht immer reicht dies aus und viele verfallen geistig und körperlich. Nicht selten hat der Alkohol seine Finger im Spiel.
Nicht alle Missionare und Mönche des Fürstbistums von Paderborn, welche ins Sauerland vordrangen, kamen lebend zurück.

Die Grenze blieb für geraume Zeit unruhig. Immer wieder griffen Bären und Wölfe die Siedlungen rund um Plettenberg an. Viele fanden den Tod. Doch es kam schlimmer. Im Hochsauerland blieben nicht alle Toten in denen für sie vorgesehene Gräbern. Es gab Gerüchte, dass Wiedergänger die Waldgebiete östlich der Grafschaft durchstreifen. Ob da etwas dran ist, vermag ich nicht zu sagen. Vielleicht sind es nur Schauergeschichten. Verwegene Jäger, die in die wildreichen Wälder vordrangen, berichteten von Hexenmeistern, welche unter dem Dach der Bäume bizarre Rituale im Halbdunkeln abhalten würden. Manche dieser Berichte klingen sehr glaubhaft. Einer dieser Hexenmeister trug ein scharlachrotes Gewand. Man nannte ihn den „roten Mann.“ Die Zustände wurden immer schlimmer. Graf Engelbert von der Mark begann, Außenposten wie Altenaffeln und Berge Tag und Nacht durch Milizionäre bewachen zu lassen.
Doch nach einiger Zeit hatten selbst die Wachen Angst vor den Gestalten, welche schemenhaft in der Dämmerung umgangen. Also versammelte der Graf seine Ritter und rief die Miliz aus. Die Männer errichteten Lager und begannen, den großen Wall zu errichten. Der Wall ist eine massive Mauer von bis zu 30 m Höhe und bis zu 4 m Dicke. Es gibt außerdem fünf Burgen. Schwarzenstein ganz im Süden, Festung Motte, Isenburg, Klusenburg, und schließlich die Festung Holst südlich von Arnsberg auf den Höhen des Arnsberger Waldes. Dazwischen gibt es noch etliche Wachtürme, welche dauerhaft bemannt sind und von denen aus man tief ins wilde Land blicken kann. Die meisten Türme tragen Kanonen. Bis heute wurde der Wall mehrfach verbessert und die Kanonen wurden durch moderne Geschütze mit gezogenen Rohren ersetzt. Auch zwischen den Türmen gibt es heute Stellungen für Geschütze und für Maschinengewehre. Wäre Anna hier, würde sie jetzt bestimmt einwerfen, dass einige aus den Werken Ottos von Hammerstein sind.“
Hegels Blick verfinsterte sich für einen Moment. Dann fuhr er fort.

„Bei der Errichtung des Walls gab es damals mehrere Zwischenfälle. Meistens verschwanden einzelne Arbeiter. Suchtrupps mit Hunden waren erfolglos. Die Spuren hörten im Nichts auf. Schließlich wurde Graf Engelbert klar, dass er etwas tun musste, um das Grenzgebiet wenigstens zeitweise zu beruhigen. Er versammelte seine besten Ritter und Milizen zusammen und startete eine Strafexpedition, um das Unheil gewissermaßen an seiner Wurzel zu packen und auszuräuchern. Zum ersten Mal drang eine bewaffnete Streitmacht bis tief ins höhere Sauerland vor. Über die ersten Tage der Expedition weiß man heute nicht viel. Dann gerieten die Männer an einer Engstelle im Ruhrtal in einen Hinterhalt. Es kam zu einem entsetzlichen Kampf, Graf Engelbert wurde erschlagen. Seine Leiche wurde niemals gefunden.
Die Männer des Grafen erlitten eine vernichtende Niederlage. Nur Einzelne entkamen und konnten sich bis zur Mauer durchschlagen. Was sie berichteten, war oftmals fragmenthaft und wirr, doch in einigen Punkten wiesen die Schilderungen erschreckende Ähnlichkeit auf. Die Männer berichteten von Kultisten, losgelassenen Mischlingen zwischen Wolf und Hund und … von Gestalten, welche den Eindruck machten, als seien sie … nicht mehr lebendig, obwohl sie unter den Lebenden wandelnden. Hoch oben auf einer Klippe stand eine Art Magier in rotem Gewand und schien diese Streitmacht zu kommandieren. Doch die schlimmste Erkenntnis ergab sich, als die Ritter und Milizionäre den wandelnden Toten Mann zu Mann im Kampf gegenüberstanden. In den halbverrotteten Gesichern erkannten sie die Züge... der verschwundenen Arbeiter. Oder glaubten sie zu erkennen.“
An dieser Stelle kam Hegel ins Stocken. Er atmete durch, fasste sich und setzte seine Schilderung fort: „Es ist natürlich nicht sicher, ob ihnen vielleicht die Furcht oder einer dunkler Zauber die Sinne getrübt hat. Die meisten weigerten sich, ausführlich über die Ereignisse zu berichten. Manche schwiegen ihr Leben lang. Der Mantel des Vergessens kann eine Gnade sein.

Wie ging es weiter? Nach Engelberts Tod fiel die Grafschaft Mark an die Preußen. König Wilhelm III war durch die Aufklärung beeinflusst. Er war ein entschlossener und abgebrühter Charakter. Der König glaubte nicht an Übernatürliches. Was oder wer auch immer unter den Baumkronen umging, würde er ausräuchern. Aufgrund der damals unsicheren Ostgrenzen Preußens konnte er aber nur einen kleinen Teil seiner Streitmacht aufbieten. Letztlich raffte er 14 000 seiner besten und hartgesottensten Männer zusammen. Südlich von Soest errichteten sie ein provisorisches Heerlager. Wilhelm war ein erfahrener Militär. Dennoch blieben Unsicherheiten. Der König konnte Charakter und Stärke des Feindes nicht einschätzen. Über den Haarstrang nach Süden entsandte Kundschafter waren entweder nicht zurückgekehrt oder trafen in einem Zustand im Lager ein, welcher darauf schließen lies, dass sie irgendwo tief in den Wäldern ihren Verstand eingebüßt hatten.
Hilfe kam von völlig unvorhergesehener Seite. Am vierten Tag traf eine Delegation des Fürstbischofes von Paderborn im Lager Wihelms ein. Beunruhigt von den Ereignissen an den Süd- und Westgrenzen seines Territoriums schlug Bischof Bernward I Wilhelm ein ungewöhnliches Bündnis vor. Sie würden gemeinsam gegen das Böse dort in den Bergen zu Felde ziehen. Friedrich nahm an. Bernward hatte 1200 seiner fähigsten Männer zusammengezogen. Darunter alle Glaubensakolyten und die fähigsten Exorzisten des Erzbistums. Dazu einige hundert Mann seiner Leibwache, der römischen Garde. Er selbst bot sich an, die Streitmacht gemeinsam mit Friedrich anzuführen. Als Waffe führte er den Hammer des Glaubens mit sich. Ein gewaltiger Streithammer, vor dem Aufbruch in Weihwasser aus der Paderquelle gebadet und dreifach gesegnet.

Zwei Tage später brachen sie auf. Auch über das, was dann passierte, gibt es erstaunlich wenige Quellen. Gesichert ist, dass sie auf einer unbesiedelten Hochfläche in der Nähe von Bruchhausen auf den Feind trafen, welcher gut vorbereitet war und aus günstiger Position angriff. Es kam zur berüchtigten Schlacht bei den Bruchhauser Steinen. Schon bald lösten sich die Reihen auf und Wilhelms Männer mussten mit Gewehr und Bajonett gegen wandelnde Tote und Wolfshunde antreten. Der Kampf stand lange auf Messers Schneide. Schließlich beherzte sich Wilhelm, und griff den roten Hexenmeister mit seinen besten Dragonern direkt an. Der Hexenmeister rief eine Art Fluch aus, die Pferde scheuten, Wilhelm stürzte vom Pferd, konnte sich jedoch rechtzeitig aufraffen. Im folgenden Handgemenge erschlug er mit seinem Säbel mehrere Hohe Kultisten des Hexenmeisters, ging dann aber selbst schwer verwundet zu Boden.
Für einen Moment schien es, als habe der Hexenmeister gesiegt. Ein grauenerregendes Lachen raubte den Männern des Königs den Mut. Dann stieß er dämonisch klingende Flüche aus. Die Stimme des Magiers war derartig laut, dass man sie auf dem ganzen Schlachtfeld vernehmen konnte. Das Böse schien erneut triumphiert zu haben.

Dann erschien Bischof Bernward mit seinen Akolyten des Glaubens zu einem letzten, verzweifelten Angriff. Sie sicherten den sterbenden König und konnten ihm noch den Segen erteilen. Der Hexenmagier schrie wie wild auf. Dann trat ihm Bernward entgegen. Der Fürstbischof rief, in Vorahnung seines möglichen Todes den heiligen Nepomuk und schließlich den heiligen Georg, Schutzpatron der Soldaten an. Schließlich schwang er den Hammer des Glaubens. Er schlug ins Nichts. Ein furchtbarer, ohrenbetäubender Schrei, welcher Ungefestigten allein und für sich den Verstand rauben konnte. Der Hexenmeister löste sich in eine gigantische, zum Himmel strebende Wolke von schwarzem Rauch auf. Sein rotes Gewandt stürzte zu Boden, wurde binnen kurzem schwarz und zerfiel, bis nichts mehr von ihm übrig war. Die Rauchsäule kulminierte in einer gigantischen schwarzen Wolke, welche den Himmel verdunkelte und über viele Meilen zu sehen war. Die wandelnden Toten sackten augenblicklich zusammen und die verbliebenen Kultisten flüchteten in das Dickicht der Wälder.
Noch während die Überlebenden ihre Verletzten versorgten, erschienen Schwärme von abertausenden Raben und Rabenkrähen. Laut krächzend kreisten sie über das Schlachtfeld. Es muss furchtbar gewesen sein.
Die Verbliebenen verließen so schnell wie möglich das Schlachtfeld und zogen sich hinter die Mauer zurück. Das Böse schien für den Augenblick zwar zurückgeschlagen, aber niemand zweifelte daran, dass es weiterhin dort war. Irgendwo, unter den herabhängenden Ästen der Fichten in finsteren Siepentälern. Dort, wo der Bollerkopf, dieser gefürchtete Poltergeist, umgeht.

Es galt, den großen Wall unbedingt und schnellstmöglich fertig zu stellen.
Im Herbst 1752 wurde er endlich vollendet. Man einigte sich darauf, dass die Preußen die vier südlichen Burgen zu sichern hatten, dabei aber von einer festgelegten Anzahl von Akolyten und Söldnern der römischen Garde verstärkt werden sollten.
Die Sicherung des nördlichsten Abschnittes um Burg Holst bei Arnsberg fiel dem Fürstbistum zu. Die Fürstbischöfe von Paderborn dürfen sich aufgrund der Erinnerung an den seliggesprochenen Bernward seitdem Truchsess von Holst nennen.
An dieser Allianz zwischen Preußen und dem Fürstbistum hat man seitdem nicht mehr gerüttelt, selbst in den schlimmsten Zeiten des Kulturkampfes nicht. Ich denke, man weiß, was für schlimme Folgen es haben könnte, wenn es nochmals Unruhen an der Grenze gibt. Außerdem beschloss man, die Gebiete jenseits des Walles in der Zukunft zu meiden. Sie sollten sich selbst überlassen bleiben. Weitere offizielle Expeditionen sollte es aufgrund der hohen Verluste nie wieder geben.
So vergingen Jahrzehnte. Es blieb ruhig an der Grenze. Geschichten von seltsamen Ereignissen und Gespenstern rissen freilich nicht ab. Was real ist, und was Fantasie, dass ist kaum zu differenzieren.
Die massiven Tore des Walles sind fast immer verschlossen. Nur Verwegene und Wahnsinnige wagen sich bis heute dort durch, obwohl es an und für sich nicht verboten ist. Doch einige wagen es jedes Jahr. Zumeist sind es Jäger und Angler, denn das Sauerland gilt nicht nur als wild- sondern auch als überaus fischreich. Manchmal sind es Kranke, die ihre letzte Chance in der Heilquelle von Bad Bödefeld sehen, die heute schwer zu erreichen ist. Nicht selten sind es törichte Mutproben oder Menschen, welche absichtlich den Tod suchen.
In den letzten Wochen und Monaten nahm die Zahl der Gerüchte zu. Ich erfuhr einiges von Genossen, welche in den Waggonwerken und Drahtziehereien rund um Plettenberg arbeiten.
Es sind vielleicht nur Geschichten. Aber ich halte die Genossen für zuverlässig. Sie berichteten mir von Stimmen vieler Männer tief im Schatten des Waldes. Und das beunruhigenste ist ... der rote Mann wurde wieder gesichtet.
Wenn Schröder und Rademacher dorthin geflohen sind, wird man sie vielleicht nie wieder sehen. Und niemand, absolut niemand wird so verrückt sein, sie dort zu suchen.“
Maja und Victoria saßen immer noch still da. Sie waren gefesselt von Hegels Erzählung. Insbesondere Victoria schaute ihn mit ihren großen Augen völlig gebannt an. Der Sozialdemokrat mochte irrige Ansichten haben, aber er war ein guter Erzähler.
„Ich habe gehört, dass Prof. Crawley eine neue Expedition in das Sauerland starten will. Er will die Sitten der Bewohner studieren, vor allem den Aberglauben. Im Moment sucht er noch Geldgeber,“ fiel der Engländerin ein, als sie weiter über das Thema nachdachte.
„Ein mutiger, aber vielleicht auch törichter Mann, dieser Crawley,“ Hegel hielt mit seiner Meinung nicht hinterm Berg. „Ich hoffe er weiß, was er tut,“ fügte er noch hinzu. „Er weiß es bestimmt,“ entgegnete Victoria selbstbewusst. „Ich glaube, er hat von allem was er tut, sehr viel Ahnung.“ „Nun gut, hoffen wir das,“ räumte Hegel ein, klang dabei jedoch nicht überzeugt.
Im selben Moment kehrte Maja mit einem Tablett zurück. Sie war kurz in die Küche gegangen, um Tee zu kochen. „August, Du bleibst doch noch, bis das Paket vom Möbelhaus kommt?“ „Klar. Haben wir doch gesagt. Habe Zeit. Ich muss meine neue Stelle erst Montag antreten. Eigentlich kann ich dass, was ihr da vorhabt, nicht so recht unterstützen. Aber für Euch tue ich es gern und springe über ideologische Gräben.“ Horst Kowalke empfahl sich. Er musste dringend zu Bett gehen.

Anna hatte von der Geschichte Hegels nichts mitbekommen. Immer noch etwas beleidigt, hatte sie sich in die Gärtnerei zurückgezogen. Hier konnte sie sich ihren Pflanzen widmen und schmollen. Die Tür zum Ladengeschäft war zu aber nicht abgeschlossen, sodass sie die Klingel hören würde, wenn ein Kunde hineintrat.
Mittags ging sie zum Essen in einen Imbiss. Sie hatte bemerkt, dass sich die beiden Frauen und Hegel noch im Esszimmer aufhielten, wollte aber nicht noch einmal dumm erscheinen und auch keine weiteren Fragen stellen. Also mied sie das Esszimmer und blieb lieber für sich. Gegen Nachmittag hörte sie einen schweren LKW vorfahren und danach Stimmen sowie lautes Poltern.
Doch selbst das laute Gerumpel lockte sie nicht hervor. Um 18 Uhr schloss sie den Laden, und versuchte über den Flur direkt ins Obergeschoss zu gehen. Doch Victoria fing sie aufgeregt ab. „Du musst sofort reinkommen, Dear. Es ist alles vorbereitet. Wir haben eine Überraschung für Dich.“ Anna wollte sich abwenden. „Ich hatte heute schon genug Überraschungen,“ wehrte sie ab. Doch Victoria gab nicht auf. Sie kam hinter ihr her und hielt Anna fest, als sie gerade im Begriff war, die erste Treppenstufe zum Obergeschoss zu betreten. „Was ist seit gestern eigentlich los?“ fragte sie. „Du bist so seltsam und abweisend. So bist Du doch sonst nicht!“ appelierte sie an Annas Gerechtigkeitssinn. Das wirkte. Anna gab sich vorerst geschlagen. Victoria geleitete sie in das Wohnzimmer, wo Maja mit freudestrahlendem Gesicht auf sie wartete. Hegel war offenbar inzwischen gegangen. Jedenfalls sah sie ihn nicht.
Anna fiel aus allen Wolken. Überall lagen Kleidung und andere Utensilien. Um zusätzlichen Platz zu schaffen und alles sorgfältig drapieren zu können, war offenbar ein Beistelltisch aus dem Dachboden geholt worden. Sie erblickte mehrere Paare spitz zulaufender Stiefel ungarischer Machart mit Absätzen unterschiedlicher Höhe.
Zwei Paare waren aus Samt, eines aus Leder und ein weiteres war mit Spitze besetzt. Dann sah sie einen Stapel Röcke, einen Stapel Blusen und andere Oberteile und zu ihrem ersten Schreck verschiedene Arten Korsetts. Als ob deren Anblick nicht gereicht hätte, ihre Abneigung auszulösen, entdeckte sie mehrere Armbinder. Einer war vollständig aus Leder, die anderen waren mit Stoff bezogen. Den Armbinder aus violettem Samt, den sie gestern abgestreift hatte, hatten sie ebenfalls dort drapiert.
Sie blickte weiter und bemerkte einen Haufen Ketten mit gepolsterten Fesseln aus Leder. Dann sah sie einen Beutel mit Schläuchen und mehrere Gegenstände, die sie nicht so recht zuordnen konnte. Einer hatte eine Form, welche entfernt einem Phallus glich.

„Was … was wollt Ihr denn damit?“ fragte sie ungläubig.
„Es sind Geschenke von Lady Karoline. Wir haben gestern mit Ihr telefoniert und Ihr Deine Lage geschildert. Sie war tief bewegt und meinte, dass sie sofort helfen würde.“
„Was … was für eine Lage? Was meint ihr? Haben denn alle hier den Verstand verloren?“ Anna verlor die Geduld. Sie versuchte, sich zu beruhigen und ließ ihre Blicke erneut durch den Raum schweifen.
Erst jetzt stellte sie mit Verwunderung fest, dass ein Stuhl und ein Sessel im Raum ausgetauscht worden waren. Sie betrachtete sie genau. Der Stuhl der Wohnzimmergarnitur besaß dort, wo die Rückenlehne war, eine größere Öffnung. Der offenbar ebenfalls ausgetauschte Sessel passte farblich zum Sofa und dem anderen Sessel, besaß aber eine deutlich Ausbuchtung in seiner Rückenlehne. „Es sind Spezialanfertigungen, Dear,“ schwärmte Victoria. „Als Lady wirst Du angemessene Möbel brauchen.“
„Ich bin keine Lady, was redest Du?“ fuhr sie Victoria wütend an. „Aber Dear, natürlich bist Du eine Lady. Du hättest Dich gestern nur einmal anschauen müssen. Hach, das ist alles so exiting.“
„Nein ich bin keine Lady!“ entgegnete Anna erneut in entschiedenem Ton. „Ich hab einen Blumenladen und mit alledem nichts zu tun. Ihr seid ja krank. Man könnte meinen, die Geschichten von Hegel oder das Radiumwasser haben Euch den Verstand vernebelt.“ Sie merkte, wie Wut in ihr hochkochte. Maja und Victoria blickten sie traurig an. Dann wurde ihr klar, dass sie ihre Reaktion überzogen hatte. Sie war beleidigend geworden. Am Besten war es wohl, die Kommunikation einzustellen. Sie knallte die Tür und rannte raus auf die Straße.
52. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 07.01.22 21:04

Und nun Kapitel 13 Unsere werte Anna ist an einem wichtigen Scheideweg angelangt.

LG

Kapitel 13 – Eine plötzliche Wendung

Draußen hatte sich die Luft deutlich abgekühlt. Hastig atmend lief Anna die Straße entlang. Noch konnte sie vor Wut nicht klar denken. Unterbewusst oder aus Gewohnheit richtete sie ihre Schritte in Richtung des Südparks. Sie mochte diesen Ort. Eine abendliche Runde unter den Wipfeln der Bäume würde ihr guttun.
Ein paar Passanten waren unterwegs, schenkten ihr aber kaum Aufmerksamkeit.

Sie ging bis zum Domplatz und verließ ihn danach in westlicher Richtung. Nach einer guten Viertelstunde kamen die Baumwipfel des Parks in Sicht. Sie nahm den nächsten Parkeingang in der Laurentiusstraße. Unter dem Blätterdach der alten Buchen fühlte sie sich gut aufgehoben. Atem und Puls normalisierten sich. Sie blickte sich um. Eine Amsel huschte geschwind durch das Unterholz. Sie kam an einer Lichtung mit einer kleinen Wiese vorbei. Vor ihr zweigte der Weg nach rechts ab. Die Abzweigung machte einen Bogen am Rand der Wiese und verlief dann an ihrem gegenüberliegenden Ende entlang. Dort waren mehrere Bänke. Auf einer saß ein junges Pärchen und küsste sich. Anna freute sich mit den Beiden.

Sie hatte nun endlich genug Ruhe, um in sich zu gehen. Ihre Wut war begründet, dachte sie. Sie empfand es als unverschämt, dass man ihr etwas aufdrängen wollte. Dann meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Sie hatte zwei Menschen, welche ihr etwas bedeuteten, harsch angefahren, obwohl sie es sicher gut meinten. Maja und Victoria hatten ihr Verhalten nicht verstanden und waren nun sicher traurig.
Karoline wollte ebenfalls das Beste für sie, da hatte sie überhaupt keine Zweifel. Sie hatte alle drei sehr enttäuscht. Oder war zumindest dabei, sie sehr zu enttäuschen. Was hatte sie da nur angerichtet? Sie hatte ihr zuweilen ungezügeltes Temperament wüten lassen und sich wie ein Elefant im Porzellanladen aufgeführt.
Sie hätte das Confinement-Ideal annehmen können und hatte es abgelehnt.
Was würde Otto wohl sagen? Sie war sich ziemlich sicher, dass er ebenfalls enttäuscht sein würde. Im Grunde hatte sie heute alle diejenigen Menschen schwer vor den Kopf gestoßen, die täglich zu ihr hielten und im Alltag zur Seite standen. Sie musste sich eingestehen, darüber Scharm zu empfinden. Was hatte sie zu ihrem Aufstand verleitet?
Wahrscheinlich sehr viel inneres Rebellentum, Wut und Trotz. Sicher wollte sie unabhängig sein. Sicher wollte sie ihre Gärtnerei leiten. Aber konnte sie als Lady nicht viel mehr Einfluss nehmen? Vieles zum Guten bewirken? Sie dachte darüber nach, wie ihr die Menschen gestern mit Freundlichkeit und Respekt begegneten. Sie hätte ihre Autorität als Lady dort einsetzen können, wo sie gebraucht wurde, etwas zu dieser Welt beizutragen.

Diese Chance hatte sie nun verschenkt.
Und würde sie wirklich auf ihre Leidenschaft für Botanik verzichten würden? Mitnichten. Sie dachte an Karoline. Die führte ein Leben für die Liebe, ihre Freunde, Pflanzen und Kunst. Sie war eine Frau von Liebe und Leidenschaften. Das war alles das, was Anna selbst wichtig war. Anna wusste, dass sie Karoline bewunderte. Sie musste es vor sich selbst ehrlich zugeben. Legte sie wirklich soviel Wert darauf, Pflanzen umzutopfen und jede Woche ein weiteres Glas Handcreme zu leeren?
Sie wusste, dass das insgeheim nicht wirklich ihr Ding war. Sie liebte es, durch ihre Gärtnerei zu schlendern. Die Pflanzen ausgiebig zu studieren, Wachstum und Blüten zu sehen. Und darauf würde sie nicht verzichten müssen. Auf schmutzige Hände konnte sie dagegen verzichten. Das wurde ihr schlagartig deutlich. Der Gedanke, dass ihr Umtopfen, Abwasch oder Wäsche aufhängen wirklich etwas bedeuteten, war idiotisch. Sie klammerte sich an etwas, was viele sicher gern loswerden würden. Und nun hatte sie eine Möglichkeit dazu sinnlos verstreichen lassen.
Dann dachte sie nochmals an ihre Erlebnisse des gestrigen Tages. Als sich die Männer ihr gegenüber an Aufmerksamkeit und Höflichkeit überboten. Wie sich Leutnant von Schellendorff als wahrer Kavalier bemüht hatte, ihr hilfreich zu Seite zu stehen. Sie hatte es heimlich genossen und kurz danach überspielt. Dann dachte sie wieder an ihr Gefühl bei der Ankleidezeremonie. Sie dachte daran, wie stolz Otto sein würde, eine Lady of strict confinement an seiner Seite zu haben.
Nach und nach wurde ihr klar, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Dann drehte um und ging hastigen Schrittes zurück.

Als sie in die Stube trat, waren Maja und Victoria gerade dabei, aufzuräumen. Sie verstauten Kleidung und Untensilien wieder in den Kartons. Maja war gerade im Begriff, einen der Armbinder einzupacken. „Halt, hört auf,“ keuchte Anna. Sie brauchte einen Moment, um zu Atem zu kommen. Dann versuchte sie, eine möglichst aufrechte und stolze Haltung zu zeigen. Nun waren es Maja und Victoria, welche sie ungläubig anschauten. „Ihr müsst mich mit Lady Anna ansprechen. Und ab morgen den Abwasch machen.“ Sie lächelte und spürte, wie die Ausdruck in den Gesichtern ihrer beiden Freundinnen ebenfalls einem Lächeln wich. Sie stürzten zu ihr herüber und nahmen sie in den Arm.
53. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 08.01.22 19:31

Liebe Forumsmitglieder,

hier ist Kapitel 14. Ich bin gespannt, was ihr sagt. Vielleicht werde ich Kapitel 15 bald anfangen.

LG, Black Coon

Kapitel 14 – Vorbereitungen
Nachdem sich die drei Frauen versöhnt hatten, gab es etliche Fragen zu klären. Anna war nicht so recht klar, wie ihr Leben als Laced Lady überhaupt umgesetzt werden sollte. „Ich habe mich ja jetzt entschieden, dass Confinement-Ideal anzunehmen,“ begann sie ein klärendes Gespräch, welches sie nun für erforderlich hielt. Victoria und Maja schauten sie an, immer noch freudig erregt. Sie fuhr fort: „Aber wie wollen wir es mit der Gärtnerei machen. Und ich werde doch eine Zofe brauchen. Das können wir uns doch nicht leisten?“ „Ich werde Deine Zofe,“ sagte Maja voller Vorfreude. „Victoria wird mich vertreten.“ Das erleichterte Anna. Sie konnte sich Maja als Zofe gut vorstellen. Victoria konnte sie sich in dieser Rolle eher weniger vorstellen, wollte ihrer Nichte aber auch nicht ihre Vorfreude nehmen.
„Und das Geschäft?“ das war für Anna der nächste wichtige Punkt. „Karoline riet dazu, dass der Laden geschlossen wird. Als echte Lady ist es unschicklich, einen praktischen Beruf auszuüben, erklärte Maja.“ Sofort kamen Anna ernsthafte Zweifel: „Aber, wie sollen wir denn dann unseren Unterhalt verdienen? Hat sie sich darüber auch Gedanken gemacht?“ „Karoline sagte, dass sie gerne Deine Mentorin wäre. Bis Du irgendwann heiratest. Du würdest eine Pension bekommen.“
Anna konnte ihre Bedenken nicht ausräumen. „Der Gedanke von einer Person finanziell abhängig zu sein, gefällt mir nicht besonders gut. Und Dir sollte er auch nicht gefallen,“ meinte sie.
„Oh, das siehst Du falsch. Du wärst in dieser Zeit Karolines Gesellschafterin. Und ich die Zofe ihrer Gesellschafterin. In diesen Rollen erhalten wir die Pension. Die erste Zahlung wird morgen eingehen.“
Diese Lösung gefiel Anna schon besser. „Victoria ist ja ohnehin versorgt, da sie monatlich Geld von ihren Eltern erhält,“ fügte Maja hinzu.

Anna hatte bereits den nächsten wichtigen Punkt auf den Lippen. Die Fragen, welche zu klären waren, kamen nun Schlag auf Schlag. „Was ist mit den Gewächshäusern?“ fiel ihr ein. „Karoline meinte, Du sollst sie für deine botanische Muße nutzen. Sie sagte, Du würdest doch Orchideen sammeln. Vielleicht hättest Du noch Lust auf die ein oder andere weitere Kostbarkeit.“
Dieser Gedanke schien Anna verlockend. „Victoria. Sei doch so lieb und mache schon einmal ein Schild in das Schaufenster: „Räumungsverkauf. Aus privaten Gründen ab Montag, 03.09. geschlossen. Bis dahin müssen wir die restlichen Schnittblumen und möglichst viele Topfpflanzen verkaufen. Also alles, was wir nicht behalten wollen.“ Victoria huschte in das Büro. „August meinte, er kann uns bis Montag beim Abverkauf helfen,“ stellte Maja in Aussicht. „Seine neue Stelle beim Biergroßhandel wird er erst Montag anfangen.“

Einige wichtige organisatorische Probleme schienen Anna gelöst. Aber was erwartete Sie nun? Sie schaute zu Maja herüber: „Sag mal, wie wird denn jetzt mein Tagesablauf sein und … naja ... wann geht es eigentlich los?“
„Also ich habe heute nochmals lange mit Karoline telefoniert und eine ihrer Dienstbotinnen hat mir heute auch das „Handbuch der Ladies of strict confiment“ von Sir Oliver Perry gebracht. Achso und dann noch „Confinement und die neueste Pariser Mode“ von Frédéric Mac-Mahon. Es sind tolle Bilder und Inspirationen darin,“ begann Maja ihre Erläuterungen. Anna merkte, dass ihre Großcousine bereits kompetent war oder zumindest kompetent klingen wollte. Auch für sie war es eine völlig neue Situation. Sie hatte sicher noch nie als Zofe einer Lady gearbeitet.
Das Blumenmädchen musste ein wenig schmunzeln. Maja hatte das wohl gemerkt und fuhr in möglichst resolut wirkendem Ton fort: „Wir können Deinen Tagesablauf ja einmal durchgehen. Oh. Entschuldigung...“ Maja errötete. „Du bist doch jetzt eine Lady. Also, hm, ich meinte, Ihr seid doch jetzt eine Lady, also ich werde Euch alles erklären...“ Anna versuchte, ein Kichern zu unterdrücken. Gott, hörte sich das komisch an. Gerade hatte sie Maja schon ein paar mal geduzt. Es war ihr nicht einmal aufgefallen. Sie musste sich zusammenreißen. Maja hatte so viel Elan. Sie wollte ihre frischgebackene Zofe nicht unterbrechen.
Gerade setzte die Verwandte aus Schlesien dazu an, mit ihren Ausführungen fortzufahren. „Also, es ist so: Ab morgen werdet ihr um sieben Uhr geweckt. Dann beginnen wir mit der Morgentoilette, welche insgesamt Stunde dauert. Wenn Euer Vormittagsaufzug komplett ist, gibt es um acht Uhr Frühstück bis halb neun. Danach ist bis elf Uhr Zeit für Muße. Ihr könnt dann tun, was ihr möchtet. Anschließend habt ihr von elf bis zwölf Euer verbindliches Sportprogramm. In dieser Zeit seit ihr nicht aufgezäumt.1 Da wir noch keinen Ertüchtigungsraum haben, werden wir wohl draußen Sport machen.“
„Vielleicht kann man Teile des Ladengeschäftes später umnutzen. Man muss einmal sehen,“ warf Anna ein.
„Ja, also und bis dahin machen wir unsere Übungen einfach im Park. Lady Karoline meinte, dass mich ihre Physiotherapeutin hilfreich zur Seite stehen wird, was die besten Übungen sind. Ach ja und die Massagen, natürlich. Da wird sie mich auch beraten. Einen Teil weiß ich schon aus dem Handbuch. Ich habe da heute Nachmittag schon mal rein gelesen. Ihr habt jeden Tag eine Stunde Massage. Die erste halbe Stunde ist Mittags, bis halb eins. Danach werdet ihr wieder in Euren Aufzug gekleidet und es gibt Mittagessen bis viertel nach eins.
Ab dann habt ihr Nachmittagsmuße bis 18 Uhr. Ihr könnt dann in die Stadt gehen, einkaufen, Besuch empfangen, jemanden besuchen, was ihr auch immer möchtet. Auf Wunsch gibt es Kaffee, Kuchen und Tee. Um 18 Uhr gibt es Abendessen und danach Abendmuße bis 20 Uhr. Wenn keine gesellschaftlichen Anlässe vorliegen und ihr keinen Herrenbesuch habt, werdet ihr dann entkleidet und es gibt eine weitere halbe Stunde Leibesübungen, bevor Ihr in Euren Nachtaufzug kommt und um halb neun Eure Gute-Nacht-Massage erhaltet. Um neun Uhr ist verbindliche Nachtruhe und ihr werdet in Euren Nachtaufzug eingekleidet.
Es ist wichtig, für ausreichend Schlaf zu sorgen und man sagt, er fördert die Schönheit. Wie findet ihr das, Lady Anna?“
„Ja, hm. Klingt sehr interessant. Ich bin gespannt und lasse es auf mich zukommen,“ sagte Anna lächelnd. Es gefiel ihr, dass sich Maja so viele Gedanken gemacht hatte. Andererseits konnte sie sich vieles noch gar nicht so richtig vorstellen. Zweifel hatte sie vorerst in den Keller ihres Verstandes verband. Sie hielt sich für konsequent.
Nun, da sie einmal überzeugt war, würde sie mit dem Durchhaltewillen hinter der Sache stehen, wie sie sie vorher abgelehnt hatte.

„Also stünden jetzt nach dem Abendessen wohl die Leibesübungen, die Massagen und danach die Bettruhe an?“ schlussfolgerte sie. „Ja, genau, ich denke, so wird es sein,“ sagte Maja. Ich hole schnell einen Imbiss.“ Victoria war inzwischen in der Küche gewesen und hatte alles Nötige vorbereitet. Schließlich saßen sie beim Abendbrot in der Stube zusammen. Anna wollte nach einen Stück Käsebrot greifen. Dann hielt sie inne. „Sagt mal, schickt sich dass denn jetzt überhaupt noch?“ artikulierte sie ihre Zweifel.
„Achso nein, natürlich nicht,“ entgegnete Maja sofort. „Wir sollten Euch aufzäumen. Zumindest provisorisch. Es ist ja nur noch eine halbe Stunde bis zur Abendmassage. Euer Tag wird erst ab morgen nach Plan ablaufen können. Dreht Euch bitte einmal zur Seite Die Arme auf Eurem Rücken, bitte.“ Anna leistete der Anweisung folge.
Maja nahm den einfachen schwarzen Armbinder, welcher fast zur jedem Aufzug gut passte, schnürte ihn fest und befestigte ihn mit den Riemen über den Schultern.
Anna fühlte unangenehmen Druck auf den Armen. Sie konnte ihn aber besser aushalten, als am Vortag. Das lag wahrscheinlich daran, dass sie sich innerlich weniger dagegen sträubte. Sie drehte sich wieder zu Maja und Victoria und schaute sie erwartungsvoll an. Was würde jetzt passieren?
Maja schnitt das Käsebrot in kleine Stücke und fütterte die frischgebackene Lady mit einer Gabel. Zwischendurch reichte sie ihr eine Tasse Jasmintee. Dies war Annas liebste Teesorte für den Abend. Man sagte, dass er sehr gut für die Haut sei. Maja wusste das natürlich. Das sie Anna gut kannte, würde ihr den Dienst als Zofe erleichtern.

Sie sprachen über die emotionale Achterbahnfahrt des vergangenen Tages. Die Zeit verging wie im Flug. Schnell war es halb neun. „Zeit für die Einkleidung in Euren Nachtaufzug und Eure Massage, Lady,“ kündigte Maja an. Victoria kramte in einen der Kartons und holte die langen Ketten mit den gepolsterten Lederfesseln heraus. Anna beobachtete sie halb skeptisch, halb interessiert. „Lasst uns nach oben gehen,“ meinte Maja.
Sie gingen die Treppe hinauf in das Obergeschoss. Hier lag das Bad und hier waren auch die drei Privatgemächer der Damen. „Wir werden auch einen Ankleideraum benötigen,“ meinte Anna beiläufig, sich an den Besuch bei Karoline erinnernd.
Als sie im Schlafzimmer angekommen waren, legte Victoria einige Kleidungsstücke auf einen Stuhl. Maja hatte legte das Sammelsurium aus Ketten auf das Bett gelegt und machte sich daran zu schaffen. Rasch hatte sie zwei lange Ketten auf der Matratze ausgebreitet und unter dem Bett befestigt. Eine dieser Ketten verlief in der Nähe des Kopfteils, die andere etwa auf der Höhe, wo sonst Annas Füße lagen.
An beiden Ketten waren mit großem Abstand zwei kurze Ketten befestigt, an denen deren Ende Anna die ledernen, gepolsterten Fesseln sah.
„Hier werden wir Dich, ähm, ich meine Euch für die Nacht fixieren, MyLady. Es gibt grundsätzlich zwei Arten der Fixierung, wenn ihr aber keinen Herrenbesuch habt, so ist diese verbindlicher Standard. Sobald Ihr fixiert seit, beginne ich mit der Massage. Danach müssen wir Euch aber noch umkleiden, bevor endgültig Bettruhe angesagt ist.“
Anna war sich nicht sicher, ob sie überhaupt fixiert werden wollte. Aber sie ließ sich nichts anmerken. Sie würde sich der Herausforderung stellen. Flink nahm Maja den Armbinder ab und begann, Anna auszukleiden, bis sie völlig nackt vor den beiden anderen Frauen stand.
„Legt Euch bitte hin und breitet Arme und Beine aus, Lady,“ forderte sie Maja auf und deutete dabei auf das Bett. Anna entsprach ihrer Aufforderung, legte sich hin und streckte Arme und Beine von sich. Ihr Wille und die Tatsache, dass sie zwei ihr gut bekannte Verwandte vor sich hatte, half ihr, aufkommende Schamgefühle in Schach zu halten.
Geschwind nahm Maja zuerst ihre Hände, dann ihre Füße und fixierte sie in den Fesseln, welche mit Schnallen befestigt wurden, die jenen von üblichen Gürteln glichen. Anna lag ausgebreitet, nackt und völlig hilflos auf ihrem Bett.
Dann ging Victoria in das Bad, kam aber unverzüglich mit einer Flasche Massageöl zurück. Es war Annas Lieblingsprodukt „Southern Temptation“ mit Mandel- und Kokosöl. „Gut für Eure Haut, Schönheit,“ meinte Victoria und formte dabei einen Kussmund mit ihren Lippen.

Maja beugte sich über die hilflos gefesselte Anna, tropfte einen Schluck Öl auf ihre Hand und begann die Massage. Sie begann mit Annas Gesicht und massierte mit kreisenden Bewegungen Stirn, Schläfen und Wangen. Anna schloss die Augen und begann, sich zu entspannen. Die Massage half ihr, mit ihrer Situation weiter ins Reine zu kommen.
Maja massierte nun sanft das Kinn und den Hals. Ihre Bewegungen, die Wärme des Öls und das erneute Gefühl, völlig ausgeliefert zu sein, verfehlten nicht ihre Wirkung. Anna wurde heiß. Maja blieb eine ganze Weile mit dem Hals beschäftigt bevor sie aufstand und begann, Annas Füße zu massieren. Deren Geilheit stieg, durch die entspannte Atmosphäre begünstigt, noch weiter. Sie, versuchte sich zu winden. Ihre Versuche blieben aufgrund der Fixierung im Ansatz stecken und führten nur zu klirrenden Geräuschen der Ketten.
Maja und Victoria konnten jedoch beobachten, wie Anna begann, ihren Kopf mit geschlossenen Augen immer wieder nach links und nach rechts zu drehen. Maja massierte die einzelnen Zehen und Fußballen gleichzeitig mit kreisenden Bewegungen beider Hände. Dann massierte sie Annas Fußoberseiten vorsichtig mit den Fingerkuppen, bevor sie eine Hand zu einer Faust formte und in der Fußsohle auf und ab strich.
Anna war nun völlig entspannt und in zunehmendem Maße erregt. Sie genoss die angenehmen Bewegungen. Ihr war klar, dass ihre Erregung nicht zu verbergen war. Dass Victoria sie gebannt beobachtete, steigerte ihre Lust nur noch weiter.
Maja kam wieder nach vorne, trug erneut Öl auf und massierte ausgiebig Annas Brüste. Dabei ging sie langsam und vorsichtig vor. Gegen Ende der Brustmassage nahm sie Annas [zensiert] zwischen zwei Fingern und bewegte diese vorsichtig auf und ab. Anna konnte gedämpfte Geräusche nur noch schwer unterdrücken. Sie versuchte sich verzweifelt zu winden. Dabei rasselten unweigerlich ihre Ketten. Maja wanderte mit ihren Händen zunächst herab und massierte mit sanften, kreisenden Bewegungen ihren Bauch. Dann wanderten sie wieder zur Brust und schließlich wieder zum Bauch hinab. Anna wurde vor Lust halb verrückt.
Doch es wurde noch intensiver. Nach einigen Augenblicken wanderten Majas Hände noch eine Etage tiefer und fingen an, die Innenseiten von Annas Oberschenkeln zu streicheln. Schließlich tasteten sie sich wieder ein Stück weiter nach oben, machten jedoch einen Zwischenhalt. Majas Fingerkuppen strichen Parallel zur Annas Scheide sanft auf und ab, oder führten direkt oberhalb ihrer [zensiert] sanfte, kreisende Bewegungen aus. Anna konnte es kaum noch aushalten.
Dann hörte Maja urplötzlich auf. „Euch weiter zu bringen, steht mir als Zofe nicht zu, Mylady,“ erklärte sie den plötzlichen, für Anna völlig frustrierenden Abbruch. Anna wandt sich verzweifelt, dann gab sie auf. Verbaler Einspruch ziemte sich nicht.
In diesem Moment wurde Anna klar, dass sie sich nicht würde behelfen konnte. Sie hatte keinerlei unbeobachteten Zugang zu sich. Sie war keine Herrin mehr über ihre eigene Sexualität. Sie wusste hatte nicht gewusst, dass dies ein zentraler Punkt des Confinement-Ideals war. Gleichzeitig wurde ihr Bewusst, dass ihre Lust durch den fiesen Abbruch der Massage nur noch weiter gestiegen war.
54. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von folssom am 09.01.22 02:07

Schauen wir mal, ob Anna es schafft ihre neu und selbstgewählte Position mit Ihren sozialdemokr
atischen Überzeugungen in Einklang bringen kann.
55. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 09.01.22 02:23

Im Moment hat sie wohl keinen Kopf, darüber nachzudenken
56. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Harry_W am 09.01.22 10:00

Hallo BlackCoon,

vielen Dank für die tolle Geschichte, deren Fortsetzung ich kaum erwarten kann.

Aber deine Geschichte aus Steele erinnert mich, ein Kind des Ruhrgebietes, sehr an die Anfänge der Firma mit den 3 Kreisen im Firmenloge, des die Sradt Essen die Wohnungen in der Margarethenhöhe verdankt.

Milchgeld: Wie sich herausstellte setzten die Männer das lieber in Bier und Schnaps um, auf den Kokereien gab es daher für die Maschinisten der Benzolfabriken (später auch der Entphenolung) kostenlose Milch in der Kantine.

Um auf Anna zu kommen, damit sie unter der Maske nicht mehr so schnell aus der Puste kommt sollte sie nur noch kurze Schritte machen können. Eine Lady schreitet im Gegensatz zu der quirligen Geschäftsfrau - vielleicht hilft da eine kurze Kette um die Füße mit 30 cm Schrittlänge, kaschiert mit einem langen, ausladenden Reifrock (nur so`ne Idee).

Dank dich für dat tolle Story!!
57. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Rotbart am 09.01.22 11:51

Jetzt wird e wohl wieder richtig spannend, die Lady wird zur gefesselten gehorsamen Lady

Freue mich schon drauf wenn es weitergeht

LG Rotbart
58. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 09.01.22 13:26

Ich danke Euch sehr für die Rückmeldungen, welche mir sehr viel bedeuten und mich dazu motivieren, weiter zu schreiben. Sie sind mir wirklich sehr, sehr wichtig!


Zitat

Aber deine Geschichte aus Steele erinnert mich, ein Kind des Ruhrgebietes, sehr an die Anfänge der Firma mit den 3 Kreisen im Firmenloge, des die Sradt Essen die Wohnungen in der Margarethenhöhe verdankt.


Ja, die Geschichte dieser Familie ist dramatischer , inspirierender Stoff. Hoffentlich läuft Ottos Ehe aber besser als die von A. K. wird man ihm nur wünschen können.


Zitat

Milchgeld: Wie sich herausstellte setzten die Männer das lieber in Bier und Schnaps um, auf den Kokereien gab es daher für die Maschinisten der Benzolfabriken (später auch der Entphenolung) kostenlose Milch in der Kantine.


Das wusste ich nicht. Ich werde das vielleicht einbauen

Zitat

Um auf Anna zu kommen, damit sie unter der Maske nicht mehr so schnell aus der Puste kommt sollte sie nur noch kurze Schritte machen können. Eine Lady schreitet im Gegensatz zu der quirligen Geschäftsfrau - vielleicht hilft da eine kurze Kette um die Füße mit 30 cm Schrittlänge, kaschiert mit einem langen, ausladenden Reifrock (nur so`ne Idee).


Darüber habe ich nachgedacht. Ich habe die Idee, dass Anna demnächst eine Maske trägt. Zum einen hatte ich die Idee, dass Karoline Anna das Versprechen abnimmt, eine Atemschutzmaske zu tragen. Dass habe ich dann aber bewusst offen gelassen, da mir eine andere Art Maske einfiel, welche, glaube ich, noch spannender ist.
Über die Fußketten habe ich auch schon oft nachgedacht und mir den Kopf zerbrochen. Ich habe schon eine Idee, wie sie in die Story zu integrieren sind. Dazu habe ich aber ein paar dringende Fragen, wozu ich Meinungen brauchen könnte. Denn an dieser Stelle hakt es in meinem Kopf und ich komme kaum weiter. Es gibt vier mögliche Varianten:

a) Keine Fußkette. Fände ich doof. Kommt also nicht in Frage

b) Fußkette von etwa 30 cm um die Stiefel. Ich hab selbst so ein Teil und weiß, dass man stolpern kann, aber vielleicht würde dass durch die Absätze verhindert? Wir müssen aber bedenken, dass Anna nicht richtig nach unten schauen kann. Sie soll, wie Du schon sagst, langsam schreiten, aber nicht ständig Angst haben müssen, zu stolpern. Ist es praktikabel?

c) Fußkette, die von einer in ihrer Mitte befestigten Kette in der Luft gehalten wird, welche an einem Ring am Ende des Armbinders befestigt ist. Kommt, glaube ich, nicht wirklich in Frage, weil es sich mit etwas ausladenden Röcken in die Quere kommt. Sähe, glaube ich, ebenfalls doof aus.

d) Fußkette, die in ihrer Mitte von einer weiteren Kette gehalten wird, welche im Rock verschwindet und an Fesseln befestigt ist, welche die Oberschenkel umschließen. Also ähnlich wie die Schenkelbänder bei einem KG. Fände ich gut, würde auch interessante Geräusche machen. Diese Kette, welche nach oben im Rock verschwindet, fände ich auch interessant. Damit hatte ich aber das Problem, dass ich mir vorstellen könnte, dass die Strümpfe/ Strumpfhalter und die Strumpfhose in den Weg kommen, dass es doof aussieht und die Strümpfe ev. kaputtgehen. Kommt also eigentlich auch nicht in Frage.

Also bleibt eigentlich nur b) und eine Kette mit Fußschellen sieht ja eigentlich auch ganz schmuck aus, dass sie nicht unterm Rock verschwinden muss, aber ist es praktikabel? Ich will halt nicht, dass Anna permanent Gefahr läuft, zu stürzen. Sie soll sicher, aber langsam und mit kurzen Schritten gehen. Was meint Ihr?

LG, Black Coon
59. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Harry_W am 09.01.22 19:31

Hallo BlachCoon,

mit einer über den Boden schleifenden Kette schreitet keine Lady, da die Kette an Unebenheiten hängen bleiben kann und die Ärmste zu Fall bringen kann. Ganz zu schweigen von Schleifspuren auf den teuren Parkettböden und den Schleifgeräuschen.

Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass vom Hüftgürtel aus eine Kette nach unten geführt wird und mit der Fußkette verbunden wird, sodass die Kette immer über den Boden schwebt beim Laufen.

Oder der Otto steigt in die Herstellung chirurgischer Stahlwerkzeuge/Bedarfsartikel ein. Mit verschwiegenen Mitarbeitern stellt er sehr präzis gefertigte Sachen her, die eine Lady vor Schaden bewahren, wenn sie nicht auf Gentlemen, sondern an Idioten gerät, welche jede Frau "beglücken" müssen, die nicht bei 3 auf dem Baum ist..

Glückauf
60. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 09.01.22 20:56

Hallo,

ich sehe, Du hast das Problem erkannt.

Es ist so, dass Anna keinen permanenten Hüftgürtel, außer den Strumpfhalter hat. Der käme mit ihrem Korsett in die Quere. Ich habe im Moment einfach keine gute Idee, wo die Kette ansetzen soll.

Jetzt gerade denke ich, wäre es nicht möglich, Das Anna Fesseln an ihren Oberschenkeln trägt, aber kurz über den Knien. Also unterhalb der Stelle, wo ihre Strümpfe ansetzen. Von deren Verbindungskette verläuft eine Kette zu der Kette zwischen ihren Fußschellen. Was meinst Du dazu bzw. vielleicht kann noch jemand anders seine Meinung dazu abgeben und man kann das storytechnische Problem lösen?

LG und nochmals Dank für das Interesse an Dich und alle anderen, die mich und unsere "Romanfiguren" hier moralisch supporten.
61. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von maximilian24 am 09.01.22 21:24

Schenkelbänder (egal wo diese gegen Herabrutschen befestigt sind) sind beim Stufensteigen extrem hinderlich!
62. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 09.01.22 22:26

Wie ihr seht, habe ich mich an dieser Stelle verrannt. Falls jemand die Fußkette retten kann, bitte melden.

LG
63. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Tigerauge am 09.01.22 23:17

Naja wie wäre eine Kette die am unten am Korsett befestigt ist. Nachdem der Strumpfgürtel angezogen wurde das Ganze einfach hinten abschließen.
Die Alternative wäre ein verstärkter Strumpfhalter mit besagter Kette der ebenfalls mit einem Schloss gesichert wird.
Man könnte auch die Schrittweite durch die Absatzhöhe begrenzen.
Ein innenliegender enger Rock wäre auch eine Möglichkeit.
64. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 09.01.22 23:32

Hall Tigerauge,

Danke! Ggf. hast Du es gerettet. Die Kette könnte doch einfach unten am Korsett um den Bauch geführt werden. Über dem Strumpfgürtel oder Teil von ihm sein. Wahrscheinlich so ähnlich, wie Du meinst. Vorne und hinten ein kleiner Ring, wo sie mit einer weiteren Kette befestigt ist. Diese schmale Kette würde dann durch den Schritt gehen (ähnlich wie bei einer crotchrope). Und von dort aus könnte die Kette nach unten gehen und die Fußfesseln halten. Oder sie geht vorne direkt nach unten. Würd unter dem Rock und ggf. Unterröcken nicht auffallen, aber interessante Geräusche machen. Hm, also ist das Prinzip klar?

LG und vielen Dank für den Input!!!
65. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Fehlermeldung am 10.01.22 00:57

Warum müssen es unbedingt Ketten sein ?

Wenn die Arme weg gebunden sind reichen unter dem Reifrock

doch auch Seile , Gurte oder Bänder .

Auch ein Reifen mit 30 cm Durchmesser an Gurten aufgehängt

kann die Schrittlänge begrenzen

.
66. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 10.01.22 01:08

Hm. Klingt sehr interessant. Kannst Du mir zu den Seilen, Gurten oder Bändern und zum Reifen etwas sagen? Kann ich mich da irgendwo inspirieren lassen?

Also meinst Du so eine Art Unterrock wie eine Krinoline aber viel enger mit einem fixen Reifen unten? Aus welchem Stoff könnte der sein?

Vielen Dank für den Input!
67. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Fehlermeldung am 10.01.22 01:17

Ist der Stoff nicht Egal ?
Er könnte von zarter Seide oder auch als Strafe aus
kratzender Jutte sein

P.S. Maske
Ich habe mal eine vor langer zeit gesehen
die wurde nicht von Bändern oder Riemen gehalten
sondern musste mit einem Knebel gehalten werden

.
68. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 10.01.22 01:26

Also ich meine den eingearbeiteten Reifen! Holz oder Metall, mit Stoff ummantelt?

LG
69. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 10.01.22 02:53

Liebe Forumsmitglieder,

habt sehr vielen Dank für Euren kreativen Input.
Hier ist Kapitel 15. Ich hoffe, Ihr habt Spaß beim lesen!

LG



Kapitel 15 – Karolines Geschenk

Victoria beobachtete die Szenerie nach wie vor fasziniert aus dem Hintergrund. Nun trat sie hervor und reichte Maja eine schrittfreie, hautfarbene Glanzstrumpfhose, ein roséfarbenes Hemd aus Seide und schließlich ein roséfarbenes Korsett aus Baumwolle, dass etwas kürzer als jenes war, dass sie gestern getragen hatte. „Das ist ein Waspiekorsett,“ erläuterte Victoria. „Diese Art Korsett tragen wir in England häufig unter der Kleidung, nachts oder im Haus. Sie sind besonders kurz. Für Euch ist es fester Bestandteil der Nachtkleidung.“ Maja löste Annas Fesseln, führte sie vor das Bett in die Nähe des Stuhls, zog ihr Kleid aus und bekleidete sie zunächst mit dem seidenen Hemd. Dann legte sie ihr das Korsett an und schnürte es zu. Anna ächzte und wollte aufstöhnen, schaffte es aber, das rechtzeitig zu unterdrücken. Erneut merkte sie, wie sich ihr Brustkorb heftig anhob und senkte.
„Es ist sehr wichtig, dass Ihr auch nachts ein Korsett tragt, weil es beim Waisttraining hilft,“ erklärte ihr Maja. „Was ist Waisttraining?“ fragte Anna. „Oh,“ begann Maja eine kurze Erklärung: „Es ist ein ziemlich wichtiger Schritt auf dem Weg einer Lady. Wir werden Eure Taille im Laufe der Zeit immer mehr reduzieren, bis ihr eine Pfeifenstiel-Taille bekommt.“ Unter diesem Begriff konnte sich Anna nichts sinnvolles vorstellen. Von einer Wespentaille hatte sie einmal gehört. Ein Teil der Kleiderordnung des Bürgertums. Wahrscheinlich war es ein anderer Name dafür. Sie wollte nachfragen, doch dazu blieb keine Zeit. Maja fuhr fort.
„Bis es soweit ist, wird es leider noch eine Weile dauern. Deshalb ist es besonders wichtig, dass wir kontinuierlich und konsequent daran arbeiten. Um unser Ziel möglichst schnell anzustreben und dafür zu sorgen, dass Eure Taille nach und nach immer enger wird, führen wir das Waisttraining tags und nachts durch. Deshalb also das Nachtkorsett.“
Als nächstes reichte Victoria ein cremefarbenes Nachtkleid aus Seide an. Es reichte Anna etwa bis zu den Knien und war am Ausschnitt mit Spitze besetzt. Maja zog ihr das Nachtkleid über. „Ihr dürft Euch wieder hinlegen, Lady,“ sagte sie anschließend. Anna legte sich auf das Bett und streckte ihre Arme und Füße erneut auseinander. Dies tat sie bewusst, einen zugrunde liegenden Automatismus gab es noch nicht. Maja fesselte sie erneut, doch schloss sie dieses Mal alle vier Fesseln mit kleinen Vorhängeschlössern ab. Danach legte sie Annas Kopf auf das Kissen.

In diesem Moment schoss Anna ein Gedanke in den Kopf: „Maja, was machen wir, wenn es Feuer gibt? Ich frage das ernsthaft. Hast Du darüber nachgedacht? Ich komme hier keinen Millimeter weg,“ um diese Gefahr zu verdeutlichen, versuchte sie ihren rechten Arm zu heben und rasselte dabei unvermeidbar mit ihren Ketten.
„Naja wir haben doch den Rauchmelder repariert und den angeschlossenen Sprinkler. Den hat Euer Vater doch damals einbauen lassen,“ beruhigte sie Maja. Ionisationsrauchmelder waren eine relativ neue Erfindung. Noch vor ein paar Jahren hatte man Vögel im Käfigen eingesetzt, welche einen Schalter auslösen, wenn sie tot von der Stange fielen. Bis vor zwanzig Jahren hatte man Kanarienvögel auch mit die Gruben genommen. Wenn sich ein Stollen mit Gas füllte, starben sie und fielen hinunter. Wie schrecklich. Anna wollte im Zweifel kein Vogel im Käfig sein. Sie blickte zur Decke. Rauchmelder und Sprinkler waren direkt über ihr. Das entspannte.
Maja ging kurz nach hinten und kam danach wieder hervor. Anna hörte ein Klingeln. Es war eine Glocke mit einer Schlaufe aus Leder und einer dünnen Kette mit einer einer weiteren Schlaufe daran. „Ich habe hier noch etwas, was Euch sicher beruhigen wird, meine Lady,“ sprach sie mit sanfter Stimme, befestigte die Glocke am Bettpfosten und legte die Kette mit der Schlaufe auf die Matratze, sodass sie Anna mit ihrer gefesselten rechten Hand erreichen konnte. „Wenn Ihr mich nachts dringend braucht, also wenn es ein Problem gibt, oder ihr dringend die Notdurft verrichten müsst, läutet einfach. Nächste Woche soll außerdem ein Elektriker kommen und dann wird es einen Schalter geben, welcher in meinem Schlafgemach einen Alarm auslöst. Und schon bin ich zu Stelle. Es wird alles gut werden. Ihr werdet schon sehen! Aber vor allem seit Ihr doch jetzt eine Lady, Schatz. Ihr solltet Euch nicht mehr so viele Sorgen um alles machen!“
Wann wird sie wohl endlich aufhören, mich Schatz zu nennen, dachte sich Anna. Sie war dem ungeliebten Kosenamen mitnichten entkommen.

Dann fragte sie sich, ob sich Maja nicht zu viel zumutete. Wahrscheinlich wäre eine zweite Zofe notwendig, zumindest auf längere Sicht. Das Victoria einspringen würde, gefiel ihr aus drei Gründen nicht. Zum einen war Victoria ein wohlbehütetes Mädchen aus gutem Hause. Sie war ihren Eltern verpflichtet. Was würden die denken, wenn sie erfahren würden, dass Victoria Hausmädchendienste durchführte?
Wie schrecklich, überkam sie in diesem Moment eine innere Stimme. Du denkst wie eine eingebildete Schnepfe. Aber Anna ließ den Schatten nicht an sich heran. Sie widerstand ihm in diesem Moment. Sie war jetzt eine Lady. Sie hatte die Macht, viele gute Dinge zu tun. Eine Fliehburg ihres Verstandes. Dieser war durch das auf und ab der vergangenen Tage sehr schwer gebeutelt.
Aber da war noch ein anderer Grund, welcher sich jedem erschließen musste. Victoria durfte ihr Studium nicht vernachlässigen. Auch wenn ihre Nichte längst volljährig war, wollte Anna Verantwortung wahrnehmen. Wie sollte sie abends ihre Skripte durchgehen, wenn sie ständig als Zofe aushelfen musste?
Schließlich war Victoria zwei Mal beim Diebstahl erwischt worden. Was wäre, wenn das bald wieder passieren würde? Sie konnte nur hoffen, dass ihre letzten Moralpredigten und die abschreckende Aussicht auf eine Haube schlimmstes verhinderten.

In diesem Augenblick beugte sich Maja erneut über sie. Sie schraubte eine Dose Nachtcreme auf und fing an, ihr Gesicht einzureiben. „Mit Kakaoöl und Aloè vera, Lady-Schatz. Teil Eures Schönheitspflegeprogramms. Wir lassen die Creme einwirken, kommen aber gleich wieder,“ erklärte Maja.
Anna konnte dem nichts hinzufügen. Sie hatte nichts weiter mitzuteilen. Stattdessen lag sie völlig hilflos, angekettet und aufgespreizt auf ihrem Bett. Sie hatte ihre Selbstkontrolle abgeben und ihre Geschicke in die Hände ihrer beiden Freundinnen gelegt. Das wäre für sie noch vor wenigen Tagen absolut unvorstellbar gewesen. Sie lenkte sich ab, indem sie fragte, wie es Otto gerade ging. Was würde er wohl zu ihrer selbstgewählen Situation sagen? Wenn sie zusammen waren, hatten sie vorher niemals über Ladies of strict confiment gesprochen. Sie glaubte, dass er sich sehr wundern würde, sie so zu sehen. Aber sie war sich nicht sicher.
Otto war ein rätselhafter Mann, indem sich liebenswerte und abstoßende Eigenschaften auf geradezu paradoxe Weise vermischten. Auf der einen Seite war er durch und durch Unternehmer. Der wirtschaftliche Erfolg hatte oberste Priorität, die Moral war dem unterzuordnen. Er trug eine Mitverantwortung für die Schrecken der Erde. Sie hatte die todbringenden Maschinen auf dem Firmengelände gesehen und voller Ablehnung ihr Gesicht abgewendet.

Wie konnte sie sich nur in so einen Mann verlieben?
Auf der anderen Seite konnte er zärtlich und mitfühlend sein. Sie hatte es selbst erlebt. Er liebte seinen Hund, Pflanzen und Blumen. Er pflegte enge Beziehungen zu seinen Mitarbeitern. Wenn er mit seinem Buchhalter sprach, sprach er auf Augenhöhe. Bei seinen Arbeitern war er beliebter als manch andere Industrielle.
Dann wieder dieser Hass. Otto hasste die Sozialdemokraten. Wenn er von ihnen sprach, wurde er unbeherrscht. Mehr als einmal hatte er ihnen den Tod gewünscht. Er verachtete den Lordkanzler dafür, dass er den Dialog mit ihnen gesucht hatte. Sich mit ihnen traf. Sehr oft wünschte er sich den alten Kanzler zurück. Er hätte seine preußischen Junker auf die Sozialisten gehetzt. Die gäben keinen Pardon. Würden sie auf der Straße von einem Sozialisten angerempelt, welcher nicht satisfaktionsfähig war, konnte es sein, dass sie ihn auf der Stelle umlegten. Was wäre, wenn Otto wüsste, dass August Hegel in ihrem Haus verkehrte? Keine Frage, er würde es als Verrat ansehen. Er dürfte es niemals erfahren.
Wenn er so von Wut und Hass erfüllt war, erkannte sie ihn nicht wieder. Wo lagen die Ursachen? Anna wusste von Ottos Vergangenheit. Dem frühen Tod seiner Eltern. Eine ewig pulsierende Wunde. Sie wusste, dass hier viel seelisches Elend lag. Viel Einsamkeit. Sie glaubte, diese Wunden heilen zu können. Sie brauchte nur den passenden Schlüssel zu seinem Herzen. Würde sie als Lady seinem Innersten näher kommen? Das Confinement – Ideal war zweifellos ein Bekenntnis zu den Werten des gehobenen Bürgertums. Ein sehr starkes Bekenntnis. Sie würde damit ein deutliches Zeichen setzen und ihre Loyalität demonstrieren. Würde er ihr jetzt mehr vertrauen? Würde er sie vielleicht sogar heiraten? Daran wagte sie nicht zu denken. Es erschien ihr unrealistisch. Sie seufzte.
Dann fasste sie sich. Sie war stolz. Sie würde vor ihm nicht zu Kreuze kriechen. Sie war jetzt eine Lady. Sie wusste, welchen Eindruck das zeitigte. Kein Schatten war zugegen und konnte ihr sagen, wie sehr sie sich zu diesem Zeitpunkt bereits kompromittiert hatte.

Sie hörte Schritte auf der Treppe ins Erdgeschoss. Dann kam wieder jemand hinauf.
Victoria und Maja waren ins Bad gegangen. Nun kamen sie wieder herein. Anna merkte, dass Victoria einen seltsamen Gegenstand trug, aus dem sie sich vorerst keinerlei Reim machen konnte. Dann überreichte sie Maja den seltsamen Gegenstand in einer Weise, als ob es eine Reliquie oder ein Zeremonienstab wäre. Maja setzte sich seitlich auf das Bett, und betrachtete den Gegenstand kurz. Dann beugte sie sich über Anna.
Erst jetzt wurde Anna klar, was es war.
Es war eine sehr kunstvolle venezianische Maske aus Porzellan, welche innen mit einer Art Stoff ausgelegt war. Sie war weiß und stellte ein Frauengesicht mit geschlossenen Augen, schwarzen Wimpern und strichförmigen Augenbrauen dar. Die Lippen waren rot und zeigten keinerlei Ausdruck. Auf der rechten Hälfte der Maske befanden sich feine Blumenornamente von blauer und goldener Farbe. Im Bereich der Nasenlöcher befanden sich zwei kleine Öffnungen. Eine weite kleine, runde Öffnung lag in der Mitte des Mundes.
„Schaut Euch das an, Lady-Schatz. Ein persönliches Geschenk Karolines. Es ist eine echte Nachtmaske venezianischen Stils. Innen mit Seide ausgelegt und absolut lichtdicht. Kühlt bei Hitze und wärmt bei Kälte. Diese schönen Blumen. Schaut Euch an, wie kostbar sie ist.“ Anna bliebt keine Zeit für ein Statement oder anderweitig sinnvolles Kommentar. Maja platzierte die Maske auf ihrem Gesicht, legte vorsichtig ihre Haare zusammen und befestigte die Maske mit zwei weichen Riemen an ihrem Hinterkopf.
Annas Welt wurde schlagartig schwarz. Sie hob ihren Kopf an. Vergebens. Wenn die beiden Frauen das Zimmer verließen, würde sie allein sein mit ihren Gedanken in einem Meer voller Dunkelheit.
70. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 10.01.22 03:10

@ Fehlermeldung kannst Du zu dieser Art Maske noch etwas sagen? Also ich stelle mir das so vor, dass man sie ablegen kann, wenn man den Knebel ausspuckt?
Ob ich Knebel mit reinnehmen soll, dazu habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Vielleicht hat jemand eine Meinung dazu. Nachteil wäre, wenn beispielsweise Anna geknebelt rumläuft, kann sie ja auch nichts mehr sagen.
71. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 10.01.22 03:52

Meinst Du eine Moretta - Maske, Fehlermeldung?
72. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Fehlermeldung am 10.01.22 18:53

Nach dem ich mi8ch bei wiki und Tante google
schlau gemacht habe ist die Antwort ja

.
73. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Ballgag22 am 10.01.22 20:08

Hey BlackCoon ganz tolle Geschichte bitte dran bleiben Ja Maske mit Knebel wäre ne coole Sache.
Danke und Gruß
74. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von herman am 10.01.22 20:31

Hallo,

nun möchte ich auch meinen Senf zu einigen Dingen dazugeben .

1) 'pipe stem waist' wird auf deutsch besser als Rohrtaille übersetzt. Bei der Wespentaille gibt es eine engste Stelle, von der sich die Taille konisch nach oben und unten ausbreitet. Bei extremen Korsetts kann das richtig spitz sein, ich finde eine geschwungene Form schöner. Die Rohrtaille wird durch ein spezielles Korsett erzielt, das auf 10-15 cm Höhe einen konstanten Durchmesser hat wie ein Rohr. Nicht ganz mein Geschmack, aber auch reizvoll.

2) Schrittbegrenzung: Ich bin ein großer Fan von verbundenen Schenkelbändern statt Fußkette, denn diese begrenzen die Schrittlänge viel eleganter und erzwingen sogar einen schönen Hüftschwung. Gleichzeitig ist mit ihnen die Gefahr zu stolpern viel geringer, da die Füße weit getrennt werden können, das Bein ganz angewinkelt - sollte die Dame mit einem Fuß stolpern, kann sie dennoch mit dem anderen einen relativ großen Schritt nach vorne machen und sich abfangen, während der 'gestolperte' Fuß im Niedergang nach hinten abgewinkelt wird. Bei einer Fußkette ist das nicht möglich, sie wird dann auf jeden Fall fallen. Beim normalen Gehen ermöglicht die Schenkelkette keine größeren Schritte.
Es muß nicht einmal eine Kette an Schenkelbändern sein, es genügen Lederriemen mit einer kurzen Verbindungskette.

3) Maske: Mehrere Geschichten erwähnen eine sogenannte Moretta-Maske, die ausschließlich durch ein Mundstück gehalten wird, auf das die Dame beißen muß. Reden ist damit nicht möglich, ohne die Maske zu verlieren, und dies mag je nach Anlaß erwünscht sein. Die Dame muß also Selbstbeherrschung üben, um die Maske zu halten und nicht zu reden.
Aber wenn es wirklich dringend ist etwas zu sagen, kann sie die Maske einfach fallen lassen.
Zu anderen Anlässen mag es Masken geben, die kein Mundstück haben, aber von Riemen gehalten werden, und somit ein Reden und Konversation ermöglichen. Und dann mag es natürlich eine dritte Variante geben, die wie eine Konversationsmaske aussieht und mit Riemen gehalten wird, aber innen eben doch einen Knebel hat (vorzugsweise zum Aufpumpen! ), damit es so aussieht, als könne die Damen reden, halte sich aber nur vornehm zurück...


Ich bin gespannt, wie es weitergeht!

Herman
75. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Marenoir am 11.01.22 08:59

Lieber BlackCoon,
Ich möchte Dir auch schreiben, dass mir diese Story aus Frauensicht (zu diesen Zeiten in der sie spielt) durchaus authentisch erscheint, zunehmend prickelnd wird (Annas Situation) und mich gebannt verfolgen lässt.

Zur Maske eine Anmerkung:
Nach der ersten Nacht wird Anna sicherlich die Strapaze der neuen Abläufe bewusst... Als mündige Sozialdemokratie würde sie bestimmt einmal auch ob der strengen Behandlung ihrer Zofe protestieren. Daher sollten aus meiner Frauensicht von Karoline für Maja und Victoria eine weitere spezielle Maske an die Hand gegeben werden: Perfiderweise äußerlich gleich, aber mit einem weichen, mundfüllenden Ballknebel aus weichem Leder, sowie verstärkten Riemen mit Schlössern als Sicherung gegen das Abstreifen. -Einfach nur, damit Lady Anna die vermutlich gemeiner werden Umkleide/Massage-Prozeduren (garantiert ohne Widerspruch...) weiterhin mitmachen wird, wie es sich nun mal für eine Lady ziemt. -Sehr praktisch finde ich persönlich diese Maske zudem für öffentliche Anlässe, wenn Lady sehr höflich zu schweigen hat...

Die Variante mit der kurzen Kette (5cm?) an den Schenkelbändern halte ich ebenfalls für adäquat. Einzig Schuhe mit Absatz könnten noch mit speziellen Lederriemen mit Schloss gegen unerlaubtes Abstreifen gesichert werden.

Aber jetzt will ich schon still sein mit meinen Vorschlägen und auf den nächsten Teil warten - Liebe Grüße!
76. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 11.01.22 09:50

Liebe Marenoir,

vielen Dank für Deine Vorschläge, für die ich dankbar bin (ich bin offen für solche Vorschläge!!!) Gerade bin ich ja dabei, die Geschichte zu bauen. Meine Freundin gibt mir ebenfalls Tipps (manche Sachen kann ich an ihr ausprobieren, sie ist aber nicht mit bdsm vertraut). Aus ihrer Sicht sollte ich die Passagen, die sich mit der Kleidung beschäftigen, nicht zu sehr ausdehnen sondern eher verstreut einbauen, weil es sonst zu langatmig wird.

Die Idee mit der Tagesmaske finde ich gut. Hast Du sie Dir ähnlich wie die beschriebene Nachtmaske vorgestellt und wie lange hast Du sie vorgestellt, dass sie den Knebel trägt? Ich finde das sehr reizvoll, meine einzige Bedenken sind

Lieber Herman,

die gute Anna wird wohl erst mal eine Wespentaille erhalten und später eine Sanduhrtaille und dann weiter. Sie weiß zu ihrem Glück noch nicht, was eine Rohrtaille ist, bzw. kann sich nichts darunter vorstellen. Wenn ich es richtig verstehe,

die Idee mit den Schenkelbändern aus Leder/ggf. Stoff ist gut. Ich habe vor langem mal so etwas ähnliches gesehen, für historische Humpelröcke. Aber ich kann es nicht mehr finden. Weißt Du, was ich meine? Es gab so etwas wohl wirkklich, damit der Rock nicht kaputtgeht. Würden sie kurz über oder unter den Knien ansetzen?

Danke auch Euch beiden für die Tipps mit den Masken. Ich finde die Idee mit dem Knebel und vornehmen Schweigen super, ringe aber mit dem Problem, dass es die Möglichkeit für Dialoge einschränkt, wenn Anna "stumm" ist. Andererseits würde es ihr sicherlichh gut tun. Hier wäre ich für von Dir/Euch Gedanken ebenfalls dankbar.

Kapitel 16 ist angefangen. Da ich aber die o. g. Problematiken im Kopf noch nicht klar kriege und viel nachdenke, geht es leider nur sehr langsam voran. Es ist bis jetzt die schwierigste Stelle für mich.

LG Black Coon
77. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 11.01.22 10:00

Ach und noch eine Frage, eine Rohrtaille ist ja eine Abwandlung der Sanduhrtaille, nur das die "Engstelle" höher ist? Man findet seltsamerweise wenig Bilder von dieser Art Taille.
Bei der Wespentaille, also wenn es sehr konisch ist, dann ist es so ähnlich wie ein nach innen zeigendes Dreieck? Das fände ich auch nicht schön.
78. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Marenoir am 11.01.22 11:03

Lieber BlackCoon,

ja, sehr gut - die Einschätzung aus Frauensicht ist denke ich wichtig. Nun zu Deinen Rückfragen:

Ich würde empfehlen, vor allem damit die Lady ein Zeitgefühl für die maskierte Zeit aufbauen kann, stets eine ganze Stunde die Knebelmaske tragen zu müssen. Dies wäre dann ganz ehrfürchtig genannt "die stille Stunde".... Einmal morgens beim Ankleiden, und Abends beim bettfein-machen.

Diese Maske sollte genauso wie die Schlafmaske aussehen, nur eben mit evtl. größeren Nasenlöchern, und 2-3 breiten Riemen abschließbar ausgestattet sein, für den sicheren Halt... (Die Variante mit dem Pumpknebel hätte den ästhetischen Nachteil des herausstehenden Ventils)

Perfide einfach ist das Aufsetzen einer solchen Maske, respektive das Einsetzen des Knebelballs, mit oder gegen Lady's Willen: Im "Zofenhandbuch" steht sicherlich, dass einfach die Nasenlöcher lange genug zuzuhalten sind, bis Lady nach Luft schnappt und den Mund weit aufreisst - und *Zack ist das weiche Knebelchen sicher im Mundraum reingedrückt &gesichert. Dies geht bei einer auf dem Bett flach liegenden Lady sicherlich am effektivsten...

Welche Bedenken hättest Du dabei?

LG!

PS. Die Taillenfrage möchte ich gerne den anderen überlassen, diese erscheint mir persönlich im Detail eher nachrangig relevant.
79. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von mithras am 11.01.22 12:13

Wie wäre es denn mit solch einer Maske?
https://www.inthemask.com/index.php/prod...special-makeup/
80. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von carpegenk am 11.01.22 12:26

Hallo BlackCoon,
erst Mal ein großes Lob zum Setting der Geschichte in einer doch anderen Zeitschiene z.B. ohne den Einfluss der Französischen Revolution im Deutschen Reich. Es ergeben sich da interessante Möglichkeiten, von denen Du z.B. mit einem Fürstbischof schon etwas andeutest.

Zum Thema Tagesmaske ist die von Marenoir erwähnte 'Stille Stunde' schon reizvoll, als 'Meditations-Element' ist eine selber zu haltende Maske sicher von noch größerer Bedeutung:
In einem Armbinder eingeschränkt könnte Anna sie nicht diskret selber ausziehen und muss mit sich selber 'kämpfen'.
Der Rest des Tagesablaufes und auch das Bild in der Öffentlichkeit werden so nicht beeinflusst.
Die Stille Stunde müsste auch nicht sofort eingeführt werden, erst wenn das Ankleiden schon etwas 'normales' wurde und sowohl der Lady und der Zofe die Abläufe und Einflussmöglichkeiten z.B. zur Farbauswahl des Aufzugs klar sind, kann es als weitere Vertiefung hinzukommen. Die Lady of Confinement sollte da jedoch anders als in der Nacht gucken können.
Eine erzwungene Knebelung ist aus meiner Sicht eine Bestrafung, die eher seltener bei einer Lady of Confinement vorkommen sollte, zumindest nicht direkt zum Anfang Ihres Weges.
Dein Carpegenk
81. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von lot am 11.01.22 20:10

Hab heute deine Geschichte entdeckt und gleich bis Kapitel 12 gelesen. Einfach toll geschrieben. Großes Kompliment auch von mir.
82. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 11.01.22 20:47

Liebe Forumsmitglieder,

ich danke Euch! Ich habe Euer Feedback regelrecht aufgesogen und einiges werden ihr ggf. wiederfinden Gerne noch mehr Vorstellungen/Ideen.

Ich will jetzt gar nicht zu viel dazu sagen und schreibe am besten weiter. Wie gesagt, wenn jemand noch einen inspierenden Vorschlag hat, immer gern.

Viele liebe Grüße,

Black Coon
83. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 12.01.22 02:01

Liebe Forumsmitglieder,

hier ist Kapitel 16. Bevor es zu lang wird, habe ich an einer sinnvollen Stelle gekürzt. Es ergibt sich auch wieder eine Frage: Was macht Anna bei nächtlichem Harndrang? Wäre eine Windel eine geeignete Lösung? Gibt es Alternativen? Was meint ihr?

LG, Black Coon


Kapitel 16 – Schlaf ist kostbar
Anna spürte eine Berührung an ihrem Hals. „Gute Nacht meine Lady,“ sagte Maja und küsste sie auf die Stirn ihrer Maske. Dann deckte sie Anna zu. Victoria wünschte Ihr ebenfalls gute Nacht.
Die Situation der plötzlichen Dunkelheit sorgte bei Anna für Irritation. Sie antwortete nicht. Stattdessen starrte sie in die Leere. Ein leichter Luftzug durchfuhr den Raum. Maja hatte das Fenster auf Kippe gelassen. Anna schlief sonst nicht mit offenem Fenster, aber noch waren die Tage warm und die Nächte nicht kalt. Auch wenn die Seide ein sehr angenehmer Stoff für die Nacht war, wurde es langsam warm. Die Strumpfhose war relativ dick und Anna war es nicht gewohnt, relativ stark bekleidet zu schlafen.

Ihre Geilheit war inzwischen verflogen. Ohne Berührungen, ohne körperliche Nähe und Wärme erlosch die Flamme ihrer Lust schnell. Sie wünschte sich Ottos Nähe, seinen Geruch. Stattdessen war sie zu nichts in der Lage und dazu gezwungen, ihre Situation vollständig passiv zu ertragen.
Sie versuchte, sich zu entspannen. Das sie schnell einschlafen würde, erschien ihr jedoch wenig wahrscheinlich. Sie versuchte sich auf ihre Atmung zu konzentrieren, ruhig und tief ein und auszuatmen.
Victoria, welche häufiger unter Schlafstörungen litt, hatte ihr einmal eine Atemtechnik beschrieben, welche speziell für das Einschlafen war. Anna konnte sich an die genaue Vorgehensweise jedoch nicht mehr erinnern.
Durch das Dunkel schärften sich allmählich ihre übrigen Sinne. Draußen schien alles still. Wenn sie eine ihre Arme oder Hände bewegten, rasselten ihre Ketten. Sie glaubte, daran würde sie sich vielleicht noch gewöhnen.
Ansonsten war nichts zu hören. Unter der Maske war es warm, aber noch angenehm. Das Nachtkorsett schnürte sie unangenehm ein. Da sie ruhig atmete, war es irgendwie auszuhalten. Da war etwas an ihrem Unterarm. Anna bewegte ihn, doch nach kurzer Zeit war es wieder da. Keine Frage. Es war eine dieser lästigen kleinen Fliegen, welche auch nachts aktiv sind und einem den Schlaf rauben können. Eine erneute Bewegung ihres fixierten Armes verscheuchte sie.
Ihr Nachbar Willi Schäfer hielt im Innenhof gegenüber ein Schwein und Kaninchen. Dadurch begünstigt traten auch im Schlafzimmer häufig Insekten auf. Ein Grund, warum sie nicht mit offenem Fenster schlief. Maja indessen hatte eine Tendenz zu ausgiebigem Lüften. Oftmals öffnete sie alle Fenster im Obergeschoss und Anna schloss ihres, wenn sie zu Bett ging. Eine Marotte der der harmloseren Art. Obwohl Anna diese Angewohnheit vom Prinzip her als störend empfand, war es nicht wichtig genug, um es anzusprechen.
Heute war es ihr nicht möglich, dass Fenster zu schließen. Die Fliege kehrte zurück und lief ein Stückchen auf ihrem Arm entlang. Ein leichtes Kitzeln, welches sie unangenehm irritierte. Anna bewegte sich heftig, die Ketten klirrten erneut und die Fliege verschwand.

Sie atmete durch. Einen Moment lang passierte gar nichts. Dann wieder. Die Fliege hatte sich diesmal auf ihren Hals gesetzt und krabbelte emsig umher. Anna vertrieb sie durch Drehungen ihres maskierten Kopfes. Der Friede währte nicht lang. Die Fliege war sofort wieder da. Diesmal wand sie sich mit ihrem ganzen Körper so stark wie es ging und schlug mit ihrem Kopf wild umher. Natürlich kam die Fliege kurz darauf wieder.
Anna wurde zunehmend ungeduldig. Doch was konnte sie tun? Sollte sie jetzt schon Maja herbeiläuten? Das erschien ihr wie aufgeben. Nein! Sie würde nicht vorzeitig kapitulieren! Auch wenn sie sich mit ihrem Zeitgefühl schwer tat, waren sicher keine zwei Stunden vergangen. Ihr wurde klar, dass es nur eine für sie vertretbare Möglichkeit gab. Sie musste die Situation mit Würde ertragen. Gleichsam wie ein Jucken auf ihrer Nase.
Nach ungezählten weiteren Minuten des Kampfes, und weiteren, zunehmend verzweifelten Windungen schlief sie erschöpft ein.

Irgendwann erwachte sie durch einen unglaublich lauten Knall. Hatte jemand geschossen? Nein. Es war erheblich lauter als ein Gewehrschuss. Aber es konnten auch nicht die Kanonen der preußischen Garnison sein. Die war zu weit weg. Maja stürmte herein. „Alles in Ordnung, hast Du das eben gehört? Habt ihr es gehört?“ Anna bejahte. In diesem Moment stand Victoria verschlafen im Eingang. Alle drei waren überrascht. Niemand von ihnen konnte schlüssig erklären, was die Ursache für den nächtlichen Lärm war. Maja rannte zum Fenster und öffnete es. Es war eine klare Nacht. Die Luft war trocken und schien ihr für eine Sommernacht relativ kühl. Jedenfalls wirkte sie kühler als die vergangenen Nächte. Zunächst bemerkte sie nichts. Dann waren in der Ferne Stimmen zu hören. Wenig später ertönte ein Alarm aus der Richtung des Industriegebietes. Schließlich sprang die große Warnsirene der Festung Maus an. Man konnte sie im ganzen Stadtgebiet hören.

Die Zofe setzte sich zu Anna ans Bett, streichelte sie über den Arm und kehrte dann in ihr Zimmer zurück.
Diesmal lag sie weniger lange wach. Sie konnte nicht sagen, wie spät es war.
Irgendwann in der Nacht erwachte sie abermals. Sie brauchte ein paar Sekunden, um ihrer Lage gewahr zu werden und stellte fest, dass sie Harndrang hatte. Sie versuchte, erneut zur Ruhe zu finden, doch der Harndrang wurde allmählich stärker. Es half nichts. Sie musste die Glocke betätigen. Maja erschien, schloss ihre Fesseln auf und nahm ihr die Maske ab. Als Anna ihre Notdurft verrichtet hatte, wurde sie wieder Ketten gelegt und maskiert.
Obwohl sich Maja nichts hatte anmerken lassen, wurde Anna schnell klar, dass dies auf Dauer schlecht praktikabel war. Sie konnte Maja doch nicht jede Nacht wecken. Eine Lösung musste gefunden werden. Nach einer Zeit kam die Fliege zurück. Erneute Kämpfe. Dann wieder Schlaf.
Als sie nach einer geraumen Zeit wieder wach wurde, stellte sie fest, dass sie weniger geschwitzt und besser geschlafen hatte, als sie ursprünglich glaubte. Vielleicht hing dies mit der Kühle der Nacht zusammen. Es begann allmählich zu dämmern. Wann würde Maja kommen?

Am Abend des gleichen Tages saß Otto im Speisesaal seines Londoner Hotels und wollte einen Schluck Porter nehmen. Da erblickte er eine Randnotiz in der Abendzeitung:

„Bombing Attack on brewery - Attacks in West Germany continue unabated

A big detonation hit the Sturm Brauerei in Steele yesterday in the morning.
Parts of the brewery have been hardly damaged. Its was the fourth bombing attack between in a week. Several similiar assaults shook the Ruhr area during the summer and aggravated social unrests, which have lasted for decades.
General von Klusenstein, Garrison Commander von Fort Maus in Steele annaunced, that socialist fanatics once again come into question as perpetrators.“

Urplötzlich stieg Wut in ihm auf. Diese verdammten Sozialisten. Sie würden alles verderben. Er ballte die Hand zur Faust. Wer sind wir, wenn wir dass alles hinnehmen? Von Bismarck, diesem Weichling, ist nichts zu erwarten. Er ist nichts als ein Windbeutel. Ein Kanzler für alte Weiber. Wir leben in der Stahlzeit, dachte er dann. Und wenn sie Stahl wollen, sollen sie Stahl spüren. Er dachte an die berühmten Verse des alten Bismarcks:

„Denn nur Eisen kann uns retten,
Und erlösen kann nur Blut.
Von der Sünde schweren Ketten,
Von des Bösen Uebermuth“


Diese Unwürdigen mussten geläutert werden. Und es musste genau so geschehen. Mit Blut und Eisen. Ihm war klar, was zu tun war. Sie mussten diejenigen rufen, welche die Sprache des Eisens sprachen. Die gefürchteten ostelbischen Junker. Mit ihrer Hilfe würde er diese Ratten zerquetschen. Und wenn dann noch jemand übrig wäre... Er würde in Moskau anrufen.

August Hegel hatte von seinem Genossen Helmut Wolters, welcher Mälzer in der Brauerei Sturm war, bereits am Morgen von dem Anschlag erfahren. Er machte ihm große Sorgen. Gerade war er unterwegs zur alten Post, wo sie ein Krisentreffen abhalten würden. Er zündete sich eine Zigarette an. Montag wollte er in den Bierhandel einsteigen. Der Anschlag würde die Bierpreise steigen lassen.
Die Explosion von gestern Nacht ließ ihn grübeln. Nur in einem Punkt war er sicher: Die Sozialdemokraten hatten nichts mit dem Anschlag zu tun. Jedenfalls keiner von denen, die er noch in der Stadt glaubte. Das waren alles ehrbare Männer, für deren Ruf und Namen er bürgen würde. Wer es auch immer war, hatte dazu beigetragen die Lage im Ruhrgebiet erheblich zu destabilisieren.

Das Revier war nicht nur für Kohle und Stahl, sondern auch für seine Brauereien bekannt. Bier war nicht nur ein Getränk, es übte wichtige soziale Funktionen aus. Beim Bier traf man sich, sprach über Sorgen und Ängste. Über Sternstunden und über Abgründe. Über Lohnerhöhungen und über Streiks. Das Gärungsprodukt war von immenser Bedeutung. Der typische Ruhrgebietsbewohner war es gewohnt, zahlreiche Entbehrungen zu ertragen. Aber die Versorgung mit Bier musste sichergestellt sein. Hegel wusste, dass Einige Abgebrühte sogar das Milchgeld lieber in Pils investierten.
Da erreichte er endlich das Wirtshaus. Schräg über dem Eingang sah er das Firmenzeichen der Brauerei Sturm.

Inzwischen war für Anna ein neuer Tag angebrochen. Tatsächlich war sie noch einmal kurz eingenickt. Maja erschien pünktlich um sieben Uhr: „Guten Morgen. Zeit für Eure Morgentoilette, Lady-Schatz. Habt Ihr denn gut geschlafen?“ „Ja, also… schon. Naja, es ist … neu,“ versuchte Anna ihre Situation zu beschreiben. Sie merkte, dass ihre Stimme wegen der Maske recht hohl klang. Majas Schritte kamen nun näher. Anna spürte, wie sie sich auf das Bett setzte.
Kurz danach nahm sie die Maske ab. Anna wurde frisch im Gesicht. Die Zofe öffnete ihre Ketten und streichelte ihr über die Schultern. „Lasst uns ins Bad gehen, meine Lady,“ forderte sie Anna mit sanftem Ton auf. Anna musste sich erst einmal strecken. Sie war froh, ihre Glieder wieder bewegen zu können und strich mit den Händen über Arme und Beine. „Wir haben keine Zeit mehr zum Ausruhen, Lady – Schatz,“ sagte Maja mit etwas mehr Nachdruck. „Euer Vormittagsaufzug wartet auf Euch.“
84. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Fehlermeldung am 12.01.22 05:36

+@ Marenoir


Zitat

Perfide einfach ist das Aufsetzen einer solchen Maske, respektive das Einsetzen des Knebelballs, mit oder gegen Lady's Willen: Im \"Zofenhandbuch\" steht sicherlich, dass einfach die Nasenlöcher lange genug zuzuhalten sind, bis Lady nach Luft schnappt und den Mund weit aufreisst - und *Zack ist das weiche Knebelchen sicher im Mundraum reingedrückt &gesichert. Dies geht bei einer auf dem Bett flach liegenden Lady sicherlich am effektivsten...



schmeiss das Zofenhandbuch weg , denn das ist Quatsch
mit zusammen liegenden Zähnen und ofenen Lippen kann
man/Frau Atmen aber kein Knebel geht in den Mund wer
soetwas erzählt hat keine Ahnung !
Was wirklich hilft ist ein Klaps auf den Po oder ein leichter
Kniff in die Brustwarze .

.
85. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 12.01.22 21:12

Also habe soeben Kapitel 17 angefangen, komme aber nur langsam voran. Bis jetzt steht gerade eine halbe Seite. Vielleicht kann mir noch jemand einen Tipp geben, was man machen kann, damit Anna nachts nicht immer ihre Zofe herausklingeln muss. Ansonsten bitte ich um Geduld.

LG
86. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von mithras am 13.01.22 17:05

Spannende Geschichte! Das Notdurft-Problem wird sich wohl auf Dauer nur durch Windeln lösen lassen, oder einen Katheter ……
87. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von lot am 13.01.22 17:26

Zwei Stunden vorm Bett gehen nichts mehr trinken. Vor allem nichts harntreibene Tees usw......

Windel ist nichts für eine Lady und beim Katheter setzten ist das mit Infektion immer so eine Sache. Speziell bei den Frauen geht das bekanntlich sehr schnell, da ihr Harnleiter wesentlich kürzer ist wie beim Mann. Äußerste Sorgfalt und Keimfreiheit erforderlich. Auch keine Dauerlösung für jeden Tag.
Maximal eine saugfähige Unterlage und ein Leder, damit das Bett nicht nass wird.

Was macht ihre neue Freundin, die Lady Karoline wenn sie das Problem hätte.

88. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von lot am 13.01.22 20:13

Hi Rotbart,

Entschuldige, aber die Community wurde um Rat gebeten.

Schönen Abend
89. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 13.01.22 20:25

Liebe Forumsmitglieder,

inzwischen habe ich keine offenen Fragen mehr. Es geht weiter. Für alles vielen Dank. Kapitel 17 kommt in zwei Teilen. Hier ist Teil 1.

LG, Black Coon

Kapitel 17 – Annas goldene Morgenstunde - Teil 1
Die Sonne war aufgegangen. Es war immer noch kühl. Die Gardine bewegte sich und durch das gekippte Fenster kam eine frische Brise hinein. Anna hörte den Ruf einer Ringeltaube aus einem der wenigen Bäume. Sie streckte sich und stand auf. Währenddessen war Maja bereits vorausgegangen und deutete in den vorderen Bereich des Raumes neben der Tür: „Bitte einmal hierhin, meine Lady.“ Anna gehorchte. Auf dem Bett lag ein Armbinder, überzogen mit weißem Stoff. sie wollte durch die Tür gehen, wurde aber durch Maja gestoppt. „Ihr dürft Eure Stube nicht ungebunden verlassen, Schatz. Dass ist ganz wichtig. Außer zum Sport natürlich.“ Anna wusste das nicht. Über viele Feinheiten ihres neuen Tagesablaufes war sie noch nicht informiert.
Sie wollte zuerst protestieren, beherrschte sich aber. Stattdessen ging sie von der Sache zur Form über. „Du sollst mich Lady nennen, nicht Schatz,“ sagte sie spitzfindig. Diese Spitzfindigkeit prallte ab.
Stattdessen trat Maja hinter sie, führte ihre Hände hinter den Rücken und drückte sie aneinander. Dann begann ihre Zofe, den Armbinder anzulegen. „Das ist ein spezieller Armbinder für Eure Morgentoilette. Er ist innen und außen mit Baumwolle überzogen und hat einen praktischen Reißverschluss und zwei Schnallen. Wenn wir Euch gleich ankleiden, tauschen wir ihn gegen einen anderen Armbinder aus, der zu Eurem Vormittagsaufzug passt, Lady Schatz. Komm, lass uns ins Bad gehen.“

Anna war bis auf den Armbinder völlig nackt. Sie bemerkte erneut leichten Luftzug. Ihre Brustwarzen wurden hart und standen hervor. Es hätte ihr unangenehm sein sollten. Dann bemerkte sie, dass sie in manchen Augenblicken weniger Scham empfand. Aber war das ein gutes Zeichen? Würde sie vielleicht irgendwann abstumpfen? Dieser Gedanke verursachte ihr leichtes Entsetzen.

Sie folgte Maja ins Bad. Dort erblickte sie eine niedrige, gepolsterte Bank ohne Lehne, deren Sinn sich ihr im Moment nicht erschloss.
„Ich nehme an, ihr wollt zunächst Eure Notdurft verrichten. Es würde sich für eine Lady nicht ziemen, sich mit so etwas niederem selbst zu beschäftigen. Stellt Euch vor, ihr würdet als feine Dame mit Fäkalien in Kontakt kommen. Alles wäre zuschanden. Deshalb sind hierfür die Zofen zuständig.“ „Es ist nicht nötig. Ich kann das schon selber machen,“ entgegnete Anna. Die Grenze war überschritten. Ihre Scham kam zurück. Der Gedanke, dass jemand anderes als sie selbst hierfür verantwortlich sein sollte, erschien ihr sehr seltsam. „Aber nein, es ist total wichtig. Wie könnt Ihr so etwas wollen. Entspannt Euch und lasst mich mal machen. Kommt. Ihr müsst doch bestimmt ganz dringend,“ meinte Maja und führte sie vor die Toilette.

Die Zofe bedeutete ihr, dass sie sich mit leicht gespreizten Beinen vor den Thron stellen sollte. Dann zeigte sie ihr eine Art Trichter aus rosa Kunststoff mit einer schmalen geschwungenen oberen und einer nach unten zulaufenden, kleinen unteren Öffnung. „Wir machen es im Stehen. Das ist würdevoll und angemessen für eine Lady. Schaut, dass ist ein spezielles Damenurinal. Es ist optimal angepasst. Ich halte es Euch an und dann könnt Ihr Euch einfach erleichtern.“
Maja setzte das anatomisch angeglichene Urinal an und hielt es mit ihrer Hand fest. Doch so einfach wie es klang, war es nicht. Anna verspürte eine Art von Blockade. „Entspannt Euch, Schatz. Atmet tief durch. Dann wird es,“ sagte Maja mit ruhiger Stimme. „Ihr solltet Euch viel mehr entspannen,“ fügte sie noch hinzu. Es vergingen ein paar Sekunden. Dann konnte sich Anna erleichtern. Sie wurde rot im Gesicht.
Maja fuhr inzwischen fort, den Ablauf des morgendlichen Rituals zu erläutern: „Als Lady wäre es unschicklich, sich auf eine banale Toilette zu setzen. Deshalb werdet ihr je nach Bedarf zwei bis dreimal am Tag einen Einlauf bekommen. Einen jeweils morgens und abends. Sie sind fester Bestandteil Eurer Tageshygiene, Mylady. Wenn es nötig ist, können wir mittags nach der Massage einen weiteren Einlauf machen. Kniet Euch bitte mal vor der Bank hin und legt euren Oberkörper über die gepolsterte Bank. Dann können wir anfangen.“ Anna fand die Situation abermals sehr befremdlich.
Den Einlauf selbst fand sie dagegen relativ angenehm. „Es ist auch gut für die Darmreinigung. Während Eurer ersten Wochen sollten wir ohnehin eine Darmsanierung im Auge haben, um Euren gesunden Lebensstil vorzubereiten. Ein Leben nach dem Confinement-Ideal bedeutet unter anderem auch ein Leben im Zeichen der Schönheit. Ihr wisst doch. Dr. Besenstein sagt ja immer, Gesundheit und Schönheit gehen stets Arm in Arm. Deshalb sind Eurer Sportprogramm und eine strenge, fortwährend angepasste Diät verpflichtende Bestandteile Eures Tagesablaufes.“
Dr. Simon Besenstein war der Arzt der Familie. Sein Bruder war Apotheker und stellte allerlei Tees und Schönheitscremes her. Maja und Victoria waren begeisterte Kundinnen. Anna gefiel der Gedanke einer strengen Diät nicht. Sie nahm sich fest vor, dagegen etwas zu sagen. Im selben Moment spürte sie, wie ihr Maja erneut etwas einführte. Es war dicker und fühlte sich anders an als der Einlauf.
„Das ist ein Analpfropfen, Lady-Schatz. Ich habe ihn vorher gut eingecremt. Die unsaubere Öffnung einer Lady wird tagsüber in der Regel verschlossen. Das ist Teil des Aufzuges und ein Zeichen von Anstand,“ erläutete Maja. „Gleichzeitig ist der Pfropfen interessant für den Herrenbesuch,“ fügte sie kichernd hinzu „Hach, ich freue mich ja so für Euch. Das Leben als Lady muss spannend sein.“ Anna merkte, dass Maja in ihrer Rolle voll aufging. Sie wollte ihre Euphorie nicht zerstören.
Der Pfropfen war wahrscheinlich einer der seltsamen Gegenstände, die sie gestern flüchtig in der Stube gesehen hatte. Ihre Gedanken lenkten Anna von dem für sie völlig ungewohnten Gefühl ab. Wie fremdartig dies alles war. Wer bitte verschloss sich auf diese Art freiwillig? Und könnte der Pfropfen herausfallen? Was wäre, wenn dies in der Stadt passierte? Diese Fragen kamen ihr in den Sinn. Sie kreisten in ihrem Kopf, ohne das sie im Stande gewesen wäre, sie sinnvoll zu artikulieren.

Maja half ihr beim Aufstehen: „Das war er der erste Teil Eurer Morgentoilette, mein Lady-Schatz. Alles verläuft ab jetzt routiniert in verbindlicher Reihenfolge. Jetzt müssen wir Euch natürlich noch waschen.“ Sie zog ihren Hausmantel aus und Anna bemerkte, dass sie einen Badeanzug darunter trug. In diesem Moment fiel ihr auf, dass Maja noch keine Zofenuniform hatte. Dienstmädchen trugen meistens weiße Blusen und schwarze Röcke. Warum sollte Maja hier eine Ausnahme sein? Sie brachte fast den ganzen Tag in dem Aufzug zu. Warum sollte sich ihre Zofe ihre Kleidung dann aussuchen dürfen, ganz nach Belieben? Es schien ihr nicht wirklich gerecht. Und sie hatte einen starken Gerechtigkeitssinn.
Schließlich lag an ihr, das zu bestimmen. Sie war die Lady. Sie würde sich eine schicke Kleiderordnung für Maja ausdenken.
Dann fiel ihr ein, dass sie mittelfristig eine zweite Zofe benötigten. Darüber hatte sie schon einmal nachgedacht. Victoria kam nicht in Frage. Was eigentlich schade war, denn Victoria konnte sie trotz deren jüngsten Verfehlungen trauen. Es musste aber eine Person sein, der sie vertrauen konnte, mit der die Chemie stimmte. Zunächst fiel ihr niemand ein. Dann hatte sie eine Idee.

Maja hatte inzwischen das Wasser unter der Dusche warmlaufen lassen. Sie fasste Anna sanft an ihrem Arm und bedeutete ihr, in die Duschkabine hineinzugehen. Aus dem Duschkopf kam angenehm warmes Wasser. Anna entspannte sich. Maja stellte das Wasser kurz ab, nahm eine Flasche Shampoo und begann, Anna einzureiben. Dabei führte sie langsame, kreisende und streichelnde Bewegungen aus. Sie verteilte das Shampoo auf Annas gesamtem Körper und sparte auch Dekolletee, Brüste und die Innenseiten ihrer Oberschenkel nicht aus. Dann erreichte sie Annas Intimbereich, wo sie besonders behutsam und langsam vorging.
Anna entspannte sich. Sie konnte einen angenehmen Pfirsichduft riechen. Sie war durch die Wärme, die Nähe von Majas Körper und die sanften Bewegungen kurz davor, wieder geil zu werden. Dann begann die Zofe, Anna behutsam abzubrausen und fuhr dabei mit ihren gefühlvollen Bewegungen fort. Anna schloss ihre Augen. Sie begann, sich auf die Bewegungen einzulassen. Doch Maja stoppte das Wasser.
„So, jetzt aber trocken rubbeln und anziehen, Lady- Schatz. Euer Vormittagsaufzug wartet auf Euch,“ sagte sie. Damit hatte sie bereits angedeutet, wie es nun weiterging.
90. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 14.01.22 17:23

Liebe Forumsmitglieder,

hier ist Teil 2 von Kapitel 17.

Allerbeste Grüße, Euer Black Coon

Kapitel 17 - Annas goldene Morgenstunde - Teil 2
Maja trocknete Anna vollständig ab. Dann führte sie sie zurück in die Stube. „Bittet bleibt erst mal hier stehen, Mylady,“ bedeutete sie ihrer gefesselt und immer noch nackt im Raum stehenden Herrin. Dann ging sie nach unten und holte etliche Kleidungsstücke hervor. Sie legte sie auf das Bett. „Wir brauchen dringend einen weiteren Ankleidungsstuhl und eine Tightlacing – Stange. Vielleicht kann August sie anbringen,“ meinte sie beiläufig und ging noch einmal hinunter. Anna blieb keine andere Möglichkeit, als weiter untätig abzuwarten. Maja kam wieder herein und brachte ein paar schwarzer, monströse Schnürstiefel mit. Solche Stiefel hatte Anna bislang nicht gesehen. Sie schienen aus einer Art schwarzem Wildleder zu bestehen und besaßen schmale Absätze, deren Höhe ihr gewisse Bedenken verursachte. Wie lange sollte man nur brauchen, sie zuzuschnüren? Und wie sollte sie darin laufen? Noch bizarrer als die Höhe der Absätze war die Höhe der Stiefel selbst. Sie reichten bis über das Knie.
„Das sind neue Stiefel aus der aktuellen Pariser Mode,“ erklärte ihr Maja. „Sie haben zwölf Zentimeter hohe Absätze und auf der Innenseite einen praktischen Reißverschluss,“ ergänzte sie noch, als ob sie Annas Gedanken gelesen hatte. „Für den Vormittag habe ich heute eine tolle Kombination aus schwarz und weiß für Euch ausgesucht. Nach dem Frühstück steht ja für Euch das Gelübde ein, und für so etwas wichtiges solltet Ihr entsprechend herausgeputzt sein.“
Was für ein Gelübde? Wovon sprach sie da? Karoline hatte bei ihrem Besuch bereits einmal so etwas wie ein Gelübde erwähnt. Anna wusste, dass Ordensleute des Fürstbischofes Gelübde durchführten. Sie selbst war aber kein besonders gläubiger Mensch. Was also hatte es damit auf sich? Diesmal raffte sie sich auf, nachzufragen.
„Was für ein Gelübde, was meint Ihr?“ „Das Gelübde, dass Ihr das Confinement-Ideal annehmt. Karoline wird nach dem Frühstück zu uns kommen. Sie wird sicher alles erklären.“ Anna freute sich, dass sie Karoline schon heute wiedersehen würde, früher, als sie gedacht hatte. Aber Majas kurze Andeutung hatte keine ausreichende Antwort geliefert. Eher warf sie weitere Fragen auf.

Sie konnte nicht weiter nachdenken, weil sie abgelenkt wurde. Maja begann mit der Ankleidung. Sie legte Anna einen weißen Spitztüten-Büstenhalter an und befestigte ihn auf ihrem Rücken. Dann fuhr sie mit einem weißen, spitzenbesetzten Unterhemd aus Seide, einer weißen, glänzenden, schrittfreien Strumpfhose und einem ebenfalls weißen Strumpfgürtel fort. Dieser besaß acht relativ breite Halter. Anschließend holte sie zwei feine weiße Seidenstrümpfe vom Bett und streifte sie der Lady vorsichtig über. Sorgfältig befestigte sie sie mit den Strumpfhaltern und zurrte die Strumpfhalter anschließend fest. Anna schaute an sich herab. Sie betrachtete ihre Brüste, welche in dem eigentümlichen, spitz zulaufenden BH gut zur Geltung kamen.
„Moment, meine Lady.“ Maja räumte einen der beiden Stühle im Schlafzimmer frei. „Einen großen Teil davon können wir eh in die Altkleidersammlung geben,“ sagte sie beiläufig. Dann holte sie den Stuhl hervor und signalisierte Anna, dass sie sich setzen sollte.

Soeben hatte die Ringeltaube draußen wieder zu rufen begonnen. Die Gardine bewegte sich und der einströmende leichte Luftzug war immer noch kühl. Im Hof hörte man Spatzen rufen. Bestimmt bei den Kaninchen, dachte sich Anna. In die frische Luft mischte sich ein Hauch Zigarettenqualm. Wahrscheinlich war Horst Kowalke von der Nachtschicht zurückgekehrt.
Sie setzte sich. Maja begann, ihr die beiden monströsen Stiefel sorgfältig anzulegen. Sie hob jedes ihrer Beine, zog den Stiefel an, schloss den Reißverschluss und rückte die anschließend die Bänder zurecht. „Bitte steht wieder auf, Lady.“ Anna versuchte sich hinzustellen. Das gelang, wirkte zunächst jedoch ziemlich wackelig. Pochende Geräusche ertönten. Ein paar Augenblicke später gelang es ihr, einigermaßen gerade zu stehen.

Ob sie auf diese Art würde laufen können, war ihr noch immer nicht klar. Besonders der Gedanken an mögliche längere Strecken verursachte Kopfzerbrechen. Maja hatte inzwischen ein weißes, wadenlanges Bleistiftkleid hervorgeholt. Sie wirkte begeistert. „Schaut mal, aus echter Seide.“ Das Kleid war tailliert, besaß einen Kragen und eine Knopfleiste, welche unten in einem Gehschlitz auslief. Maja legte es ihrer Lady an und knöpfte es zu. Anna bemerkte beiläufig, dass sie die obersten zwei Knöpfe aufließ. Sie blickte abermals an sich herab. Ihre bestiefelten Beine ragten aus dem Kleid heraus und gewähren keinerlei Blick auf die Strümpfe.
Sie fragte sich, was Maja im Sinn hatte. Dieses Detail war für sie selbst zwar nicht wichtig, ihr war aber aufgefallen, dass sowohl Karolines Aufzug, als auch jener, welchen sie gestern getragen hatte, hochgeschlossen waren und keinerlei Auschnitt besaßen. Hatte Maja hier eine modische Variation im Sinn?
In diesem Moment kündigte ihre Zofe den nächsten Schritt ihrer morgendlichen Ankleidungsszeremonie an. „Nun wollen wir Euch einschnüren, meine Lady. Ich werde mein Bestes geben. Hoffen wir, dass Euch das Ergebnis genehm ist.“ Sie holte ein Unterbrustkorsett aus schwarzem Satin vom Bett, legte es Anna an und schnürte es sorgfältig zu. Sie schien mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Schnell zeigte sich, dass sie dafür viel Kraft brauchen würde. „Lehnt Euch bitte mal dort vorn in die Ecke, Mylady,“ sagte sie keuchend. Anna leistete Folge und stützte sich mit den Händen ab, während Maja mit aller Kraft und zunehmend verzweifelt versuchte, sie enger zu schnüren. Sie versuchte, sich selbst mit einem Bein an der Wand abzustützen. Wertvolle Millimeter konnten gewonnen werden.
Dennoch wirkte Maja nicht wirklich zufrieden. Ihre Stimme klang ungeduldig. „Von unserem Ziel sind wir leider noch sehr weit entfernt,“ räumte sie ein „Eine Taillenweite von unter 50 cm und eine Rohrtaille wären ideal.“
Anna war außerstande, Position zu beziehen oder ihre Meinung zu artikulieren. Sie ächzte und rang nach Luft. Noch während sie versuchte, zu Atem zu kommen und gleichzeitig ihre Haltung zu stabilisieren, räumte Maja den Stuhl zur Seite und holte das Halskorsett. Es bestand passend zum Korsett aus schwarzem Satin und war länger als übliche Halskorsette, sodass es unten einen breiten Bogen formte, welcher teilweise ihren Ausschnitt bedeckte.
Sie schaute in den Spiegel. Das Halskorsett erzeugte einen interessanten Effekt. Das Kleid war oben offen und wirkte auf den ersten Blick freizügig. Der zweite Blick traf ein Dekolletee aus schwarzem Satin.

Abgesehen von den Absätzen, der Enge des Korsetts und dem seltsamen Gefühl, welches ihr Verschluss verursachte, musste sie zugeben, dass ihr der Aufzug stand. Maja hatte ihn ausgezeichnet zusammengestellt. Anna sträubte sich, dieses Lob auszusprechen.
Ihre „Kammerdienerin“ wirkte bereits sehr motiviert. Sie wollte es nicht übertreiben. Wer weiß, was sie sich in ihrem Eifer noch ausdenken würde?

Maja nahm den Armbinder, welcher ebenfalls mit schwarzem Satin besetzt war und legte ihn an. Sie schnürte ihn zusammen, so gut es ging. Annas Unterarme wurden auf eine schmerzhafte Art gegeneinander gepresst. „Also langfristig sollten sich Eure Unterarme berühren, sodass es tatsächlich wie ein einzelner Arm wirkt. Eure Haltung und Euer Gang würden sich vortrefflich verbessern. Soweit sind wir jetzt natürlich noch nicht. Es fehlen noch einige Zentimeter. Ich weiß, es ist jetzt vielleicht ein bisschen viel, aber wir werden das bestimmt hinkriegen, Schatz. In ein paar Wochen könnte es schon soweit sein.“
Anna hatte andere Sorgen. Sie musste mit ihrer Situation zurechtkommen und versuchte, eine optimale und möglichst angenehme Haltung zu finden. Ihre Absätze verursachten auf dem Parkett mit jedem Schritt laute Geräusche. „Oh Schatz, ihr seht fabelhaft aus,“ schwärmte Maja. „Lady-Schatz, bitte.“ wurde sie korrigiert. Anna betrachtete sich in ihrem Ankleidespiegel. Sie hatte gemischte Gefühle. Inzwischen war sie stellenweise so weit, vor sich selbst einzuräumen, dass sie sich sehr gefiel. Ihr großer Stolz und ihr innerer Widerstandswillen gegen von außen auferlegte Umstände jedweder Art loderten dagegen auf. Aber waren die Umstände überhaupt von außen diktiert? Hatte sie nicht selbst das Confinement – Ideal angenommen oder war zumindest dabei, dies zu tun? Sie war entwaffnet. Doch selbst das konnte sie nicht so ganz einsehen. Da merkte sie, wie sie langsam Hunger bekam.
Die Rufe der Taube waren inzwischen verstummt. „Gehen wir nun herunter. Ich könnte jetzt Frühstück gebrauchen,“ drückte Anna ihre Bedürfnisse aus. Sofort wurde sie in ihrer Erwartung von Maja gedämpft. „Oh nein, noch nicht. Wir müssen doch noch Eure Haare machen und das Makeup auftragen. Außerdem fehlt noch ein wichtiger Teil Eures Aufzuges. Bleibt bitte einmal ruhig stehen.“ Anna überlegte, woran es noch mangelte. Maja ging die Treppe hinunter. Was hatte ihre Zofe im Sinn?
91. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 15.01.22 23:21

Liebe Leserinnen und Leser,

hier ist Kapitel 18!

LG, Black Coon

Kapitel 18 – Eine Frage der Anständigkeit
Da das Zimmer in Richtung Süden lag, erreichten es die Strahlen der aufgehenden Septembersonne noch nicht. Anna schaute nach draußen. Durch die vorherrschende Windrichtung war die Luft sauber und sie erblickte die bewaldeten Hügel südlich der Ruhr. Unschuldige Vorahnungen dessen, was sich weit, weit von hier hoch und dunkel zusammenbraute. Weit entfernt von finsteren Tälern, deren Beschreibungen sie lediglich aus den gruseligen Geschichten ihrer Mutter und ihrer Großmutter kannte. Hoffentlich würde dies auf ewig so bleiben. Schatten legten sich in diesen Tagen über die Welt. Anna kannte nicht alle von ihnen. Und selbst die, welche sie kannte, schienen im Moment weit entfernt.
Die Luft war immer noch frisch. Draußen war außer Motorenlärm und fernen Geräuschen der Schwerindustrie nichts zu hören. Schnell kam Maja wieder und trat hinein. Anna bemerkte, dass sie einen kleinen Gegenstand in der Hand hielt. Es war ein Art Halsband aus Leder mit einer Röhre aus Metall in seiner Mitte, in der ein kleiner Metalstab steckte. Wahrscheinlich war er aus Stahl. An seinem einem Ende besaß er eine abgerundete Spitze und an dem anderen eine Art Kugel. Merkwürdig, was ist das für ein Schmuckstück, dachte sie sich. Zumal sie bereits das Halskorsett trug.
Maja hatte ihre fragenden Blicke bemerkt. „Das ist ein Facelifter, Mylady. Eine neue Erfindung aus England. Lady Karoline hat sie per Katalog in London bestellt und sie sind heute morgen gekommen. Ein Dienstbote hat sie heute gebracht. Mit seiner Hilfe werdet ihr euren Blick nach oben richten und so eine stolze und noble Haltung bekommen. Es ist ja leider so, dass ihr Euren Kopf noch sehr häufig beugt oder es versucht. Das ist für eine Lady ehrlich gesagt total unanständig. Ihr solltet Euch schämen.“ Dann stutzte sie und errötete leicht. „Entschuldigung, Schatz. Aber wir kriegen das hin. Der Facelifter wird dabei helfen.“
Anna wurde leicht wütend und überlegte, ob sie Maja für ihre Wortwahl zurechtweisen sollte. Aber wahrscheinlich war das nicht nötig. Der Zofe schien ihre verbale Übertretung bereits gewahr.

Sie nahm den Facelifter und befestigte ihn zunächst an kleinen Schlaufen am Halskorsett, welche Anna bislang überhaupt nicht bemerkt hatte. Dann verschloss sie ihn mit einer Schnalle. Anna spürte, wie sich der Druck auf ihrem Hals noch verstärkte.
Das macht das Kraut auch nicht fett, dachte sie dann. Es war ohnehin schon sehr unangenehm. Unbewusst versuchte sie, ihren Kopf zu beugen. Aber da war etwas im Weg. Kaltes Metall. Es schmerzte leicht und drückte sich in ihre Haut unter dem Kinn. „Die Kugel verhindert, dass ihr Euren Kopf senkt und verstärkt den Effekt Eures Halskorsett. Auf diese Art bekommt ihr für eine Lady angemessene Haltung mit stolzem, erhabenen Blick. Wir werden sehen, wie lange ihr Euren Facelifter braucht. Vielleicht geht Eure stolze Haltung ja bald in Fleisch und Blut über. Aber er sieht auch schmuck aus.“
Das stimmte. Der Facelifter passte zum Aufzug. Anna betrachtete sich gerade wieder im Spiegel. Ihr Blick war aufgrund ihrer Kopfhaltung leicht nach oben gelenkt worden. Wollte sie nach unten schauen, war sie nun vollständig auf die Möglichkeiten ihrer Augen beschränkt. Und diese Möglichkeiten waren naturgemäß limitiert. Ihre Haltung mit leicht nach oben gerichteten Kopf wirkte zweifellos nobel. Aber natürlich fühlte sie sich jetzt nur noch mehr eingeschränkt.

„Kommt bitte ins Bad, meine Lady. Dort geht es weiter mit Eurem Morgenaufputz.“ Anna befolgte die Aufforderung. Maja holte einen Hocker aus ihrem eigenen Schlafgemach. „Langfristig werden wir einen Schminkstuhl für Ladies brauchen, der farblich zur Garnitur passt. Daran hatte ich noch garnicht gedacht,“ meinte Maja bei dieser Gelegenheit. „Bitte setzt Euch dort hin.“
„Wir fangen mit dem Makeup an und dann machen wir Eure Haare zurecht,“ erläuterte Maja die Vorgehensweise. Zunächst trug sie ihr eine Tagescreme auf. Anna erkannte den markanten Duft von Linnea. Danach folgte Lippenbalsam. „Mit Propolis. Hat mir Dr. Besenstein mitgegeben.“ Anna mochte Produkte mit möglichst natürlichen Zutaten. Dr. Besenstein wusste, was Anna gern hatte. Sie mochte den Mediziner. Inzwischen furwerkelte Maja mit allerlei Pinseln in ihrem Gesicht herum. Anna fragte sich bereits jetzt, ob sie es ihre Zofe nicht etwas zu gut meinte. Schließlich machte sie sich an das Makeup ihrer Augen. Als sie künstliche Wimpern mit einer Pinzette ansetzen wollte, wurde es Anna zu viel. „Muss das wirklich sein, ich meine...,“ wollte sie protestieren. Maja ließ versuchte ihre Bedenken im Keim zu ersticken. „Ihr müsst mir vertrauen, Lady, Glaubt mir, gleich werdet Ihr fabelhaft aussehen.“ Anna gab ihren Widerstand auf und verzichtete zunächst darauf, das Ausmaß ihrer möglichen Autorität auszutesten.

Anna besaß keinen Schminktisch mit niedrigen Spiegel. Sie hatte nie viel auf Makeup gegeben. Maja hielt ihr einen Handspiegel vor. „Wie findet Ihr Euch, Schatz?“ Sie betrachtete sich. Und erschrak. Sämtliche Unreinheiten ihrer Haut waren unter Makeup mit Rouge verschwunden. Es wirkte leicht puppenartig oder wie eine Maske. Anna war skeptisch. Polemik kam in ihr auf. Sie fragte sich in Gedanken, ob ihr Makeup aufgrund seiner Dicke Insekten abhalten oder Beschuss bremsen würde. Ihre braunen Augen waren stark geschminkt und der Lidschatten dunkelblau. Auch wenn es wirklich gekonnt gemacht war und von den Farben her stimmig aussah, war es nach ihrem Geschmack viel zu viel. Anna hatte nie Lidschatten oder gar künstliche Wimpern getragen. Für wen würde man sie halten, wenn sie so auf die Straße ging? Dann fiel ihr ein, dass man sie nun ohnehin anders behandeln würde. Sie fand zu keiner klaren Linie, ob das in dieser Situation wirklich ein Trost war.
Maja legte den Spiegel zur Seite und war soeben im Begriff, eine Haarbürste anzusetzen. Da kam Anna der Wind in den Sinn. Es platzte aus ihr heraus: „Diesmal bitte keine offenen Haare! Auf keinen Fall!“
„Aber Mylady! Offene Haare sind doch der letzte Schrei in Berlin!“ „Untersteht Euch! KEINE offenen Haare!“ Zum ersten Mal hatte Anna ein Machtwort als Lady gesprochen. „Aber....“ „Ich sagte nein. Muss ich es wiederholen?“ Anna hatte ihre Stimme erhoben und rang nun sichtbar nach Luft. Maja wirkte leicht konsterniert, fasste sich jedoch schnell. „Dann … ah. Ich hab eine Idee. Das werdet Ihr lieben.“

Sie bürstete Annas Haare. Dann hielt sie sie fest, sodass sie eng anlagen und formte sie zunächst zu einem Zopf, den sie mit einem Gummi fixierte. Dann drehte sie die Haare im Zopf und formte einen Dutt, der weit unten lag. Mit einem zweiten Haargummi fixierte sie ihn. Hervorstehende Haare befestigte sie mit Hilfe von Klammern. Maja fand, dass es so edler aussah, als die üblichen, etwas unordentlichen Haarknoten, welche Anna sonst immer hatte. Sie war auf die Meinung der Lady gespannt.
„Moment. Gleich seid ihr komplett“ sagte sie und huschte nach unten.

Schon bald kam sie wieder rauf und hatte einen wunderschöner Haarkranz mit roten Rosen, Kornblumen und Gänseblümchen dabei. „Für Eurer Gelübde. Victoria hat ihn gerade gemacht. Es ist eine Überraschung, Lady.“ Keine Frage, dachte sich Anna. Jetzt kam sie um ein Lob nicht umhin. „Es sieht toll aus,“ räumte sie ein. „Aber vielleicht sollten wir über Kränze aus Seidenblumen nachdenken, wenn wir sie häufiger brauchen.“
Maja setzte den Kranz auf. Anna war zwar Floristin, mochte es aber nicht, wenn Blumen verwelkten. Der Verkauf und die Vermehrung von Topfpflanzen lagen ihr mehr. Aber die Blumenkränze passten zu ihr. Sie konnte sich vorstellen, dass die sie eine Art Ritual würden. Und typisch für sie. So ähnlich wie ein Erkennungszeichen.

„Da habt Ihr recht. Ich schaue mich um. Herzlichen Glückwunsch mein Schatz. Euer Aufzug ist nun komplett. Für einen guten Start in einen herrlichen Tag,“ verkündete Maja mit einer Stimme, welche stolz und ein wenig feierlich klang.
Anna betrachtete sich abschließend nochmals im Spiegel. Die Frisur wirkte streng, aber das war, was sie wollte. Sie hatte ihre Haare fast immer in einem Knoten getragen. Sie würden ihr heute jedenfalls nicht um die Ohren fliegen. Ihr Hals wurde durch den Dutt und das schwarze Halskorsett optisch verlängert. In einem stärkeren Ausmaß, als es bei ihrem ersten Aufzug der Fall war. Der innere Schatten kroch hervor, eine andere innere Stimme sagte ihr jedoch gleichzeitig: „Es ist gut so. Du brauchst Dich nicht zu verstecken.“ Sie überdeckte den Schatten einstweilen und ähnelte der Stimme von Karoline. Karoline! Bald würde sie da sein! Anna war voller Freude.

„Gehen wir runter, frühstücken,“ sagte Maja. Endlich. „Victoria war so nett, alles vorzubereiten. Und wir haben schon wieder eine Überraschung. Etwas ganz tolles. Und praktisch. Da kommt ihr nicht drauf.“
Anna hatte genug. Ihr waren weitere Überraschungen nicht genehm. Sie hatte genug von jeder Art Überraschung. Maja ging voran. Anna folgte ihr langsam, Stufe für Stufe. Sie musste vorsichtig gehen und nahm die Treppe langsam Stufe für Stufe. Das Klacken ihrer Absätze war auf dem Holz immens laut.
Als sie das Esszimmer betrat, wurde sie von Maja und Victoria schon erwartet. Victoria war baff und begrüßte sie überschwänglich in ihrer Muttersprache. „Oh dear, you look gorgeous!“ Es duftete nach Kaffee. Aber was war das? Es war nur für zwei Personen gedeckt. Und vor dem Esszimmertisch erblickte sie eine seltsame Apparatur.
92. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von carpegenk am 16.01.22 08:43

Hallo Black Coon,
da scheint ja die Speisenaufnahme zum Frühstück schon leicht mechanisiert auf Anna zuzukommen. Es ist doch schön, dass die Zofen eine Unterstützung beim Umfang ihrer Aufgaben erhalten.

Carpegenk
93. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 16.01.22 09:43

Welch cassandrische Vorraussicht 🔭😉!
Ich danke Dir für die Rückmeldung, die für mich wie immer sehr motivierend ist!

LG
94. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von herman am 16.01.22 09:47

Hallo BlackCoon,

es geht wirklich spannend weiter, und Du triffst überall meinen Geschmack. Ich mag auch jede Menge Patentgeräte, die eine gewisse Haltung erzwingen, wie den Kopfhalter...

Vielleicht habe ich nicht genau genug gelesen, aber ein paar Fragen bleiben mir offen.

Diese alternative Viktorianische Gesellschaft scheint etwas fortschrittlicher zu sein als sie es in unserem Universum war - es gibt eine Dusche, ohne eigens anzufeuernden Badeofen, und es gibt Reißverschlüsse!

Aber irgendwie ist mir entgangen, wie die Frauen sich nun wirtschaftlich aufstellen, wenn denn der Blumenladen geschlossen wird. Wovon sollen sie leben?
Selbst wenn die Kleider alle gestellt werden...

Und: Wofür tut Anna all dies? So sehr sie sich selbst gefällt, so sehr müßte sie Gelegenheiten sehen, sich als Laced Lady zu zeigen, in Gesellschaft zu bewegen, ihrem Geliebten zu gefallen...
Das fehlt mir noch ein Bißchen, aber da steuerst Du wohl schon darauf zu!

Jedenfalls freue ich mich sehr darauf, wie es weitergeht.

Herman
95. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 16.01.22 09:55

Kommt, kommt, kommt! Aber ein paar Kleinigkeiten hast Du überlesen 😉

LG und lieben Dank!!!

96. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Ballgag22 am 16.01.22 13:38

Wie gesagt echt gute Story bin auch sehr gespannt was noch kommt. Auch der Zweig mit der Kettenhaft im Keller von Lady Karoline.Auf jeden Fall weiterschreiben. Danke und Grüße
97. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 16.01.22 23:31

Danke für die Rückmeldung! Ihr motiviert mich immens, weiterzuschreiben!
98. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Marenoir am 17.01.22 11:31

Anna scheint an Ihrem strengen Confinement-Ablauf durchaus Gefallen zu finden, perfide und schön zugleich...

Bin sehr gespannt, zu welchem Zwang sie mit der Apparatur einwilligt... Aber sicherlich, die angehende Lady muss nun auch hart an Ihrer Ernährung arbeiten, die Taille erfordert ihren Tribut. Daher stelle ich mir eine Art Zwangsernährung mit pürrierter Spezial-Diät vor, die Ihre Zofen sicher gewissenhaft vorbereitet haben...

Liebe Grüße!
99. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 18.01.22 09:25

Lieben Dank für Eure Rückmeldungen, hier ist Kapitel 19.

LG, Black Coon

Die wichtigste Mahlzeit des Tages
Anna betrachtete die absonderliche Konstruktion. So etwas war ihr bislang nicht untergekommen. Allenfalls erinnerte sie entfernt an einen der futuristischen Wasserspender, welche man neuerdings im Wartezimmer von manchen Arztpraxen sah.
Sie bestand aus einer viereckigen Säule, welche an einer Seite gepolstert war und einer Art Bodenplatte. Die Bodenplatte war mit Stoff überzogen. Auf sie war mit etwas Abstand zur Säule eine Rolle montiert. Diese war ebenfalls überzogen und weich gepolstert. An der Säule waren zwei, an der Rolle ein Riemen aus Leder befestigt. Oben auf der Säule saß ein zylinderförmiger, magentafarbener, durchsichtiger Behälter aus Kunststoff. Er verfügte oben über eine runde Öffnung, welche mit einem Deckel verschlossen war. Der Behälter war zur Hälfte mit einer dickflüssigen, nicht näher erkennbaren Masse gefüllt. Bizarr wirkte ein leicht abwärts gerichteter, lilafarbener Gegenstand im unteren Bereich des Zylinders. Er erinnerte Anna an einen Phallus. Seitlich oberhalb des Behälters war eine Art kleines Messgerät mit einem Zeiger zu sehen.
Alle Polster und Bezüge waren passend zur Garnitur der Esszimmerstühle dunkelrot. Anna versuchte, diese Vorrichtung zu interpretieren. Sie kannte die seltsamen Kunstwerke des Dr. Eduard August Baseliczk. Vermutlich war es eine Replik.

Soeben setzte Maja zu einer Erklärung an.
„Schaut Euch das an, Schatz, ein original Ladies Feeder. Die absolute Neuheit! Er ist gestern mit den anderen Möbeln gekommen.“ Anna schaute sie immer noch fragend und irritiert an. Dann blickte sie auf das Gerät. Hatte es etwas mit ihr zu tun?
Victoria klang ebenso begeistert wie Maja. „Es ist ein ganzheitliches Ernährungskonzept. Ihr werdet es lieben. Lady Karoline hat seit neuestem auch einen Feeder. Sie ist total begeistert und nimmt ihre Mahlzeiten von nun an immer auf diese Art zu sich. Ihr werdet sehen, es gibt unendliche Möglichkeiten!“
„Ja, es ist wirklich eine tolle Erfindung,“ bekräftigte Maja. „Wir spannen Euch sofort zum Frühstück ein. Dann könnt ihr es in aller Ruhe genießen. Gefüllt wird der Feeder für gewöhnlich mit „Nourishment“. Das ist eine gehaltvolle Flüssignahrung, welche auf die individuellen Bedürfnisse jeder Lady perfekt abgestimmt werden kann. Es gibt ganz viele verschiedene Arten von Nourishment, dass hier ist jetzt zum Beispiel die Sorte „Bacon und Ei“. Mit einem aufsetzbaren Mixer kann man die Flüssignahrung auch selbst herstellen. Zum Beispiel aus Gemüse oder dem, was in der Küche gerade so anfällt. Das besondere an dem Feeder ist, dass Ihr damit im Prinzip zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen könnt. Ihr sorgt für Euer leibliches Wohl und trainiert gleichzeitig für Eure Ehe. Also gewissermaßen. Ihr versteht bestimmt, was ich meine.“
Anna verstand nicht. Ihr Blick blieb weiterhin skeptisch. Victoria stellte sich neben den Feeder und bemühte sich, Licht ins Dunkel zu bringen. „Also. Ihr kniet Euch hier rein. Dann werdet ihr mit den Riemen befestigt, sodass Euer Kopf auf der Höhe des Ansaugrohrs ist. Daran müsst ihr einfach so richtig fest saugen. Der Feeder hat so ein Ventil, dass den Druck misst. Wenn ihr es richtig gemacht habt, öffnet sich das Ansaugrohr nach einer Zeit und ihr bekommt Euer Frühstück. Hach, ich bin ja so gespannt, ob es klappt, Dear.“
Die beiden Frauen halfen Anna, sich vor dem Feeder hinzuknien und befestigten sie anschließend mit den Lederriemen auf der Apparatur. Sie legten einen der Riemen um ihre Taille und einen weiteren um ihre Oberschenkel. Anschließend führte Maja ihre Unterschenkel zusammen und fixierte sie mit einem weiteren Riemen. Anna prüfte in Gedanken mögliche Optionen des Widerstandes. Sie musste jedoch feststellen, dass es hier kein Entrinnen gab. Wahrscheinlich war es ratsam, sich auf die Apparatur einzulassen. Sie hatte in Gedanken mit dem Aufstand gespielt, aber es gab kein Chance. Dass beruhigte immerhin ihren Stolz.

Sie blickte nach vorne. Da war dieses seltsame Ansaugrohr. Anna empfand seine Form als obszön. Der vordere Teil erinnerte sie auffällig an eine Eichel. „Ihr müsst das Ansaugrohr mit Euren Lippen fest umschließen und kräftig saugen. Dann sollte es klappen,“ wiederholte Maja die Vorgehensweise. Anna betrachtete das Rohr einen weiteren langen Moment. Dann nahm sie es in den Mund. Es fühlte sich angenehm an.
Sie umfasste ihn mit den Lippen und saugte vorsichtig. Noch nichts. Sie saugte kräftiger, immer noch nichts. „Ihr dürft nicht so zaghaft sein, Dear,“ wandte Victoria ein. „Die Etikette verlangt, dass ihr bei Euren Mahlzeiten kräftig saugt und dabei Euren Kopf bewegt. So ... wie es halt üblich ist. Ihr müsst Euch Euer Frühstück erarbeiten. Wenn Ihr es gut macht, könnt Ihr Euch auf diese Art außerdem Punkte für Eure abendliche Belohnung verdienen.“
Anna leistete Folge, ohne Victorias Aussagen näher zu interpretieren. Was für eine Belohnung? Es war gerade eindeutig der falsche Moment, um darüber nachzudenken.
Sie begann, so stark wie möglich zu saugen und bewegte dabei ihren Kopf mit heftigen Bewegungen vor und zurück, so gut wie es machbar war. Einen Moment lang passierte nichts. Dann spritzte eine kleine Menge der Flüssignahrung in ihren Mund. Auch wenn die Konsistenz seltsam war, so war sie zumindest über den Geschmack angenehm überrascht. Aber es war lächerlich wenig. Sie schluckte es hastig hinunter. Es weckte Lust auf mehr, statt zu sättigen.
Gierig saugte sie weiter, um eine weitere Portion zu erhalten.
Da die Apparatur waagerecht zum runden Esszimmertisch stand, blickte Anna zur Wand und in Richtung eines Fensters. Sie konnte Victoria und Maja nicht sehen, diese konnten ihre Lady jedoch während ihres Frühstückes vom Tisch aus beobachten. Da sie mit lutschen beschäftigt war und sich darauf konzentrierte, weitere wertvolle Spritzer ihres Nourishments zu erhalten, schnappte Anna von ihrer Unterhaltung nur Bruchstücke auf. Es ging offenbar um den Anschlag auf die Brauerei Sturm.
Maja und Victoria hatten soeben aus der Zeitung davon erfahren und waren sich uneinig über die Urheberschaft.
„Es waren Sozialdemokraten, da gibt es doch keinen Zweifel. Wer sonst sollte ein Interesse haben, die Arbeiter unruhig zu machen. Warum ausgerechnet die Brauerei? Es gibt keinen anderen vernünftigen Grund,“ argumentierte Victoria. Sie klang überzeugt. „Nein, auf keinen Fall. Niemals. Ich lege für August und seine Leute die Hand ins Feuer,“ hielt Maja dagegen. „August will doch als Bierhändler anfangen. Warum sollte er es sich unnötig schwer machen? Warum sollten es ihm die Genossen so einen Stein in den Weg legen? Die Preise werden doch steigen!“
Victoria war nicht überzeugt. „Ja, genau. Weil die Preise steigen, werden die Arbeiter murren. Und dann sind sie vielleicht eher zum Streik bereit. Das ist es doch was die wollen.“
„Nein. Nicht mit solchen Mitteln. Sie stehen für die Rechte der Arbeiter ein. Aber nicht mit Gewalt. Nein, dass kann ich nicht glauben. Ich kenne August gut. Und auch Wolters, der arbeitet bei der Brauerei Sturm. Und viele andere. Bei dem Anschlag hätte jemand ernsthaft verletzt werden können. Das würden sie niemals wollen!
Sie wollen ihre Ziele auf politischem Weg erreichen, im Dialog. Das musst Du mir wirklich glauben!“ Die Fronten waren verhärtet. Majas Bereitschaft, Hegel und die Sozialisten zu verteidigen war ebenso groß wie Victorias Misstrauen.

Anna fragte sich, wie Otto reagieren würde, wenn er von dem Anschlag erfuhr. Sie wollte es sich nicht im Detail ausmalen. Zweifellos würde er wütend sein. Dieser Anschlag konnte doch keinem nützen. Die Fronten würden sich nur verhärten. Wann würde das endlich aufhören? Einen Augenblick hielt sie inne. Sie wünschte sich, dass sie etwas tun konnte, um die Situation zu beruhigen und den Menschen zu helfen. Dann saugte sie weiter.
Soeben kam Horst Kowalke mit einer Bierflasche herein. Er grüßte die Damen freundlich und setzte sich an den Tisch. Er klinkte sich in das Gespräch ein und konnte sich ebensowenig wie Maja vorstellen, dass Hegel und die anderen Sozialisten verantwortlich waren.
Anna lutschte nach wie vor an dem Ansaugrohr, ihren Kopf weiterhin rhythmisch bewegend. In diesem Moment klingelte es.
Maja sprang auf. „Es muss Karoline sein,“ verkündete sie ihre Erwartung. Victoria stand ebenfalls auf. Beide klangen gespannt. Während Maja zu Tür ging, um nachzuschauen, befreite Victoria Anna mit Kowalkes Hilfe aus ihrem Feeder. „Schatz, Lady Karoline ist da!“ rief Maja aufgeregt aus. Anna war selber gespannt. Victoria hielt die Tür auf. Immer noch etwas wackelig schritt sie in den Flur hinaus.
Vor der Haustür stand Lady Karoline mit ihrer Zofe. Sie bewunderte Karolines Aufzug. Ihr marineblauer, eng geschnittener Rock war unten ausgestellt und hinten länger als vorne, sodass er zu Blicken auf ihre weißen und spitzen Stiefel ermunterte. Ihr Korsett war ebenfalls dunkelblau und ihre Taille atemberaubend eng. Armbinder und Halskorsett waren farblich auf das Korsett abgestimmt. Dazu trug die Lady ein enges, langärmliges Ringelshirt, welches farblich gut zu dem marineblau passte und ihr ein matrosenartiges Aussehen gab. Ihre braunen Haare mit dem charakteristischen Rotton trug sie in einem Zopf. Auf einen besonderen Kopfschmuck hatte die Lady heute verzichtet. Wie Anna trug auch Karoline den Facelifter. Er verlieh ihr eine wahrhaft erhabene, stolze Haltung.
Die Zofe Adele trug eine weiße Satinbluse, einen überknielangen schwarzen Bleistriftrock, sowie schwarze, hochhackige und spitz zulaufende Stiefel. Die Stiefel mussten sehr hoch sein, da sie bis unter den Rock reichten. Ihr Korsett war nicht zu sehen, aber sie war zweifellos in eines geschnürt. Ihre Taille wurde zusätzlich durch einen breiten schwarzen Gürtel betont, welcher in seiner Mitte einen Reißverschluss hatte. Das Auffälligste an ihrer Uniform war aber zweifelsohne das Halskorsett. Es war aus Leder oder Kunstleder, bedeckte den Ausschnitt der Zofe und ging nach oben hin in eine Art Haube über.
Auf dem Hinterkopf besaß die Haube eine Art schlauchartige Öffnung. Die langen blonden Haare der Zofe ragten in einem Pferdeschwanz aus der Öffnung heraus.
Die Maske besaß nur eine schmale und offenbar absichtlich verengte Öffnung, welche von Adeles Gesicht nur Augen und Nase frei ließ. Ihre stark geschminkten Augen wurden durch die Öffnung auf eine erstaunliche Weise betont.

„Ich bin ja so froh Dich zu sehen!“ begrüßte Karoline die frischgebackene Lady. Sie trat heraus und küsste Karoline auf ihre Wangen. Karoline erwiderte ihre Küsse. „Du siehst toll aus. Wie schön, dass Du das Confinement-Ideal annehmen willst. Ich habe vom ersten Augenblick an darauf gehofft,“ sagte Karoline.
„Es ist noch alles ziemlich neu für mich,“ gab Anna zu. Karoline ermunterte sie „Ja, natürlich. Du musst Dich daran gewöhnen. Glaub mir, dass ist normal. Es ist ja zweifellos eine Umstellung. Aber ich wusste von Anfang an, dass Du eine Lady bist. Ich habe es einfach gespürt. Und nun bin ich einfach nur glücklich, dass wir unseren Weg zusammen beschreiten können.“ Anna errötete. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. „Das Gelübde wird Dir bei Deinem Weg helfen. Es fordert Konsequenz ab und gibt eine klare Linie vor. Um halb zehn haben wir den Termin bei Dr. Silbermann. Wir brauchen uns nicht zu hetzen, sollten aber gleich aufbrechen.“
100. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Rotbart am 18.01.22 14:40

Hallo BlackCoon

ich entschuldige mich für den Mist den ich letztens geschrieben habe. keine Ahnung was mich geritten hat sowas bescheuertes zu schreiben.

Hab es auch schon gelöscht.

Sorry nochmal, Rotbart
101. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 18.01.22 16:40

Alles gut. Ich finde, Du bist sachlich und konstruktiv geblieben.

LG
102. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Rotbart am 18.01.22 16:50

Zitat
Alles gut. Ich finde, Du bist sachlich und konstruktiv geblieben.

LG


Danke, Du zeigst ein großes Herz.
Ich wäre wohl sauer gewesen so eine Kritik zu lesen.

Werde mich heute dran machen Deine Geschichte endlich weiter zu lesen.

Grüße aus BW, Rotbart
103. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 18.01.22 21:16

Du hast nur geschrieben, dass es sich zerfasert (u. a. wegen der verschiedenen Handlungsstränge und der Rückfragen) und das es schwierig ist zu folgen. Das ist auf der Sachebene und konstruktiv. Das sollte man abkönnen. Es ist sehr wichtig, dass die Rückmeldungen objektive Kritik enthalten (weil man es selbst oft nicht merkt) und Lob (wegen der Motivation). Am besten noch Anregungen. Das ist schon gut, wenn alles gemischt erfolgt. Nur so kann man sich weiter entwickeln. Viele geben gar keine Rückmeldung. Aber auch das ist legitim und man muss damit leben. Manche wollen ja einfach nur lesen und sich dabei entspannen. Habe ich hier ehrlich gesagt oft gemacht. Ich wusste ausnahmslos alle Rückmeldungen zu schätzen. Wären sie nicht gekommen, hätte ich ggf. aufgegeben.
104. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Rotbart am 19.01.22 07:35

Zitat
Du hast nur geschrieben, dass es sich zerfasert (u. a. wegen der verschiedenen Handlungsstränge und der Rückfragen) und das es schwierig ist zu folgen. Das ist auf der Sachebene und konstruktiv. Das sollte man abkönnen. Es ist sehr wichtig, dass die Rückmeldungen objektive Kritik enthalten (weil man es selbst oft nicht merkt) und Lob (wegen der Motivation). Am besten noch Anregungen. Das ist schon gut, wenn alles gemischt erfolgt. Nur so kann man sich weiter entwickeln. Viele geben gar keine Rückmeldung. Aber auch das ist legitim und man muss damit leben. Manche wollen ja einfach nur lesen und sich dabei entspannen. Habe ich hier ehrlich gesagt oft gemacht. Ich wusste ausnahmslos alle Rückmeldungen zu schätzen. Wären sie nicht gekommen, hätte ich ggf. aufgegeben.


Super Einstellung, Danke.

Ja, mir machten die vielen "Zwischenrufe" schwer, zu folgen aber die Story insgesammt ist echt spannend, nur eben das zerfasern halt aber wie Du schreibst, es ist wichtig Rückmeldungen zu bekommen.


Ich habe so manche Geschichte nicht weiter geschrieben weil kaum oder gar keine Rückmeldungen kamen, da weiß man dann nicht ob die Geschichte gefällt oder nicht.

Bin Musiker und schreibe selbst und wenn dann auf neue Videos kaum eine Reaktion kommt, man, wie aktuell, keine Auftritte hat, weiß man nicht was man denken soll, ob die Lieder gut sind oder nicht

Grüße aus BW, Rotbart
105. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 19.01.22 07:54

Es ist leider wirklich so. Man macht es ja eigentlich auch für sich und hat erstmal einen guten Start, aber dann merkt man, wie wichtig einem die Rückmeldungen sind, um weiterzumachen. Glücklicherweise gab es hier einige.
106. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 19.01.22 12:55

Liebe Leserinnen und Leser,

ich bedanke mich für die erneuten Rückmeldungen und präsentiere Kapitel 20. Annas Gelübde steht kurz bevor.

LG Black Coon

Kapitel 20 – Auf dem Weg zu Dr. von Itzstein
Draußen war es inzwischen wärmer geworden. Die Sonne stand bereits über den Hügeln entlang der Ruhr. Das wird ein schöner Spätsommertag, dachte Anna. Sie mochte den Morgen und das Gefühl, voller Energie in den Tag zu starten. Und sie mochte den Sommer. Wenn auf den Feldern im Ruhrtal die Mondblumen standen. Wenn es abends lange hell blieb, die Hitze des Tages verflogen war und man bei milder Luft lange Spaziergänge machen konnte. Ihr fiel ein, dass sie dafür in Zukunft mehr Zeit haben würde.
Annas Lieblingsjahreszeit war aber nicht der Sommer, sondern der Frühling. Wenn im Südpark die Windröschen blühten. Wenn ein Konzert von Amseln und Rotkehlchen den Sonnenaufgang begrüßte. Diese Vögel bewunderte sie. Sie schafften es, mit den wenigen Grünflächen mitten im Stadtzentrum auszukommen. Freilich war der Süden Steeles insgesamt gesehen weit grüner, als manche Außenstehenden von solch einem Industrierevier denken würden. Neben dem Südpark gab es Wälder von geringerer Ausdehnung, zwei Friedhöfe und auch größere Gärten. Bäume und kleinere Grünanlagen waren verbreitet. Jetzt, Anfang September, waren die meisten Vögel verstummt. Anna vermisste ihr morgendliches Konzert. Ein Anzeichen dafür, dass der Sommer seinen Zenit bereits weit überschritten hatte.

Die drei Frauen standen im Eingang und waren gerade im Begriff, loszugehen.
Karoline war gerade noch etwas wichtiges eingefallen. „Oh Anna, ich habe ganz vergessen, dass Deine Zofe beim Gelübde dabei sein muss. Oder eine andere Vertrauensperson. Ich meine, jemand Bevollmächtigtes muss das Gelübde doch unterschreiben. Zwar könntest Du auch mit dem Mund unterschreiben, aber ich weiß nicht, ob Du darin geübt bist. Du solltest eine Deiner Domestiken bitten, mit zu Dr. von Itzstein zu kommen. Sie müsste auch einen wichtigen Teil der Einweihungszeremonie nach dem Gelübde durchführen.“
Anna wandte sich wieder zur Tür. „Also … Achso. Maja, wie ist es mit Dir? Willst Du nicht mitkommen?“ „Natürlich gern, wenn Ihr es wünscht, Lady. Aber denk daran, dass ich mit August heute den Abverkauf durchführen wollte. Victoria würde bestimmt gerne mitgehen. Soll ich sie fragen?“ Anna bejahte. Das schien ihr in Ordnung. Maja ging nach hinten und Victoria kam heraus. Sie wirkte angenehm überrascht. „Oh, was für eine Ehre, Dear. Ich komme ja so gern mit,“ sagte sie. Mit ihrem grünen Kostüm, einer weißen Bluse und schwarzen Stiefeln war sie schick genug angezogen. Grün war Victorias Lieblingsfarbe. Sie machten sich auf den Weg.

Sie staksten die Nachtigallengasse entlang und betraten den Domplatz. Die Absätze klackten, die Hüften schwangen und die Arme der Ladys waren in den Armbindern gut und unentrinnbar verpackt. Auf dem Platz herrschte quirliges Treiben. Gerade kam eine Straßenbahn angefahren. Passanten eilten zur Arbeit. Man sah einige Autos, welche den Platz überquerten. Das Auto hatte in den letzten beiden Jahrzehnten stark an Bedeutung gewonnen. Die Automobilindustrie boomte. Seit Jahren schon herrschte Hochkonjunktur, welche den Optimismus der Zeit immer mehr anfeuerte, bis er fast zur Manie wurde. Man konnte nur hoffen, dass diesem fieberhaften Traumtanz kein Sturz folgen würde. Derzeit deutete jedenfalls nichts darauf hin. Man sah kein Wetterleuchten am Himmel.
Neben Automobilen der Marken Blitz, Falke und Benz wirkten die zahlreichen Pferdefuhrwerke fast schon anachronistisch. Heute war Markttag. Bauern brachten Obst aus dem oberen Ruhrtal bei Iserlohn, Kartoffeln aus der Soester Börde und Gemüse vom Niederrhein, um sie an die kopfstarke Stadtbevölkerung zu verkaufen. Die meisten Leute beachteten die Ladys und ihre Zofen weniger, als Anna vorher gedacht hatte. Sie waren um diese Tageszeit zu beschäftigt. Nur vereinzelt wurden sie höflich gegrüßt. Hoch über ihnen schwebte ein gewaltiges Luftschiff und setzte allmählich zur Landung an.

Zwischen den Fuhrwerken und den Füßen der Passanten liefen Tauben und Spatzen umher, stets bereit, aufzuklauben, was an Getreide oder anderen Resten hinunterfiel. In einer der Arkaden sah Anna einen Fuchs, welcher wie ein gewöhnlicher Passant unter anderen ging. Unter den Landbewohnern, welche auf der Suche nach einem Auskommen ins Ruhrgebiet kamen, waren auch Tiere. Füchse, Hasen, Rehe und Marder, welche die Dachböden aufsuchten und gelegentlich Autos beschädigten, waren nicht selten. Insbesondere die Rehe und Füchse hatten jegliche Scheu vor den Menschen verloren und zeigten sich zuweilen am helllichten Tage. Annas Hauptaugenmerk galt den Pflanzen, doch waren ihre Interessen recht breit gestreut. Sie war ebenso eine große Freundin der Kunst und sie mochte auch Tiere.
Vor einigen Tagen hatte sie einen Artikel über den Waschbär gelesen. Dieses ursprünglich aus Nordamerika stammende pelzige Ungethüm war mit offizieller Genehmigung von Forstmeister Hubertus Betram im Eggegebirge, östlich von Paderborn, ausgesetzt worden. Die Kleinbären sollten die heimische Fauna bereichern. Das war nun etliche Jahre her. Einige munkelten, das plüschige Monstrum habe sich erfolgreich ansiedeln können, um sich nun auszubreiten. Ob diese Gerüchte wohl stimmten? Anna wollte zu gerne mal einen dieser Waschbären sehen.
Gab es ihn auch schon in Steele? Darüber war Anna noch nichts bekannt. Angeblich war der Waschbär streng nachtaktiv und nur schwer zu entdecken. Vielleicht ergab sich jetzt, da sie nun eine Lady war, eine Gelegenheit.
Mitten auf dem Platz stand ein Reiter auf einem gewaltigen, großen Pferd. Unberührt von dem Treiben um ihn herum wirkte er wie eine Statue. Er trug eine blaue Uniform. Einen hohen Helm mit einer Pelzraupe, einen Küraß, Handschuhe aus Metallplatten und an der Seite einen gewaltigen Säbel. In Taschen des Sattels steckten zwei Revolver von furchterregender Größe.
Keine Frage, dass war einer der gefürchteten preußischen Junker. Ein Eisenmann, gekommen aus den Weiten des Ostens, um die preußische Macht über die Westprovinzen zu symbolisieren. Um sie mit Gewalt durchzusetzen, wenn es erforderlich war. Im Zweifel würden die Junker nicht fackeln. Und sich nicht um Kollateralschäden kümmern, wenn es einmal darauf ankam. Anna erschauderte.

Die Frauen bogen in eine der Arkaden ein, die zahlreichen Schaufenster nur sporadisch betrachtend. Ihren Absätzen und ihrer Einschnürung entsprechend kamen sie rasch voran. Zuvor war Anna auf dem Kopfsteinpflaster am Domplatz an ihre Grenzen gestoßen. Ihre Brust bebte. Ihre Füße begannen zu schmerzen. Die Höhe ihrer neuen Absätze war für sie fordernd. Sie gab ihr bestes und versuchte, sich ansonsten nichts anmerken zu lassen.
Victoria und Karoline hatten mehr Ausdauer. Sie unterhielten sich über die neuesten Kollektionen aus Paris, London und Mailand. Anna fiel auf, dass Adele nicht sprach. Sie wunderte sich. Da es sich nicht ziemte, dass Dienstmädchen direkt anzusprechen, beschloss sie, Karoline zu fragen. „Adele ist dem Ideal der vornehmen Schweigsamkeit unterzogen,“ erläuterte Lady von Kesselring. „Sie verrichtet ihre Arbeiten nun, ohne zu sprechen. Ich habe es gestern so festgelegt. Es ist keineswegs eine Demütigung oder Strafe, sondern eher als Wertschätzung zu verstehen. Die „vornehme Schweigsamkeit“ ist ein Ideal aus den Stufen des further confinement. Ihr liegt die Weisheit zugrunde, dass reden Silber und Schweigen Gold ist. Viele Konversationen sind sinnlos. Oftmals sagen wir Unnötiges oder Unpassendes. Und oftmals reden wir viel zu viel, sodass wirkliches Erleben verhindert wird. Die wesentlichen Eindrücke ziehen auf diese Art einfach ungenutzt und sinnlos an uns vorbei. Für Ladies und Zofen wird der Wert der Stille über den Wert der Sprache gestellt. Höfliches Schweigen und vornehme Zurückhaltung gelten mehr, als unkontrollierte Geschwätzigkeit. Es hilft den Zofen und Ladies, sich in ihren Rollen zurechtzufinden und wohlzufühlen.“

Anna wurde hellhörig. Die Idee vom vornehmen Schweigen gefiel ihr. Sie war grundsätzlich eine introvertierte Person. Ausdauernde Konversationen wurden ihr schnell zu viel. Lieber klinkte sie sich aus dem Gespräch aus und hörte ausgiebig zu. Sie liebte den Austausch mit Karoline, aber auch hier wusste sie manchmal nicht, was sie sagen sollte. Oftmals reichte es ihr, wenn sie dabei und geliebten Menschen einfach nur nahe war. Vor allem aber würde sie das Vornehme Schweigen gerne für Maja umsetzen. Anna war sicher, dass sie sich damit wohler fühlte, wenn sie bei den täglichen Ritualen nicht immer das Gefühl haben würde, zwangsweise etwas entgegnen zu müssen. Natürlich würde sie mit ihrer Zofe darüber sprechen. Sie wollte das Prinzip erklären und wissen, ob es Maja überhaupt recht sein würde. Sie wollte es ihr nicht von oben „diktieren“. Schließlich sollten sie beide in ihren neuen Rollen aufgehen. Sie sollten zufrieden und glücklich sein.
Für die ersten Phasen ihres Weges als Lady würde es zweifellos weitere Erläuterungen und Absprachen geben. Wahrscheinlich konnte das „vornehme Schweigen“ erst dann erfolgen, wenn sich Abläufe eingespielt hatten und sich allmählich Routinen entwickelten. Natürlich war Anna klar, dass sie viele Details noch nicht wusste. Und dies galt natürlich auch für das vornehme Schweigen.
Sie beherzte sich und beschloss, ihr eigenes Schweigen zu brechen. „Wie genau wird das vornehme Schweigen denn umgesetzt, also, ich meine wie kann man damit beginnen?“ fragte sie Karoline. „Oh, ich denke, dass wird einer von vielen Aspekten sein, welche Dr. von Itzstein erklärt. Ich will nichts vorwegnehmen,“ sagte die Lady lächelnd.

Sie gingen durch Straßen des Zentrums. In den Erdgeschossen der Brügerhäuser waren Salons von Dienstleistern und Geschäfte mit Schaufenstern, welche allmählich seltener wurden. Anschließend bogen sie in die Hochstraße ein. Rechts kamen einige weitere Bürgerhäuser, dann Villen mit Gärten und Vorgärten. Links lag eine Mauer, dahinter lag eine Art Wäldchen, gewissermaßen eine Enklave des Südparks. Soeben gingen sie an der Mauer entlang. Da erschrak Victoria. „Oh Dear, schaut mal, wie schrecklich! Das Arme Tier!“ Sie deutete auf den Boden. Anna konnte wegen ihrer Kopfhaltung natürlich direkt in der Nähe am Boden nichts sehen. Sie war noch nicht darin geübt, ihren eingeschnürten Oberkörper nach vorne zu beugen. Sie versuchte es und es gelang, sie musste aber sehr vorsichtig sein. Es offenbarte sich ein trauriger, niederschmetternder Anblick.
Vor ihr lag eine tote Kröte am Rand der Straße. Offenbar war das Tier überfahren oder zertreten worden. Auf der Straße lagen noch weitere. Vielleicht waren unter den Toten auch Frösche. Es war im Einzelfall nicht zu erkennen. Offenbar waren die Tiere beim nächtlichen Versuch, die Straße zu überqueren, in einer feuchten Nacht auf diese entsetzliche Weise zu Tode gekommen. Und wahrscheinlich würde das heute Nacht wieder passieren. Der Himmel zog sich allmählich zu. Vielleicht würde es regnen. Anna war traurig und wütend. Irgendjemand musste hier etwas tun. Zur Not musste die Straße gesperrt werden. Sie beschloss, sich nach dem Gelübde an Karoline zu wenden. Vielleicht wusste sie einen Rat. Die Lady hatte die Szenerie ebenfalls mit traurigen Blicken beobachtet. Wahrscheinlich dachte sie ebenfalls darüber nach, wie man helfen konnte. Einstweilen gingen sie aber weiter. Sie mussten mit ihrem Atem haushalten.
Die Hochstraße mündete in die Siegfriedstraße. Vor ihnen erblickte Anna eine Villa im Stil der Neurenaissance. „Wir sind sofort da. Dort liegt die Kanzlei von Dr. von Itzstein,“ kündete Karoline das Ziel ihres Weges an. Sie überquerten die Straße und standen vor dem eisernen Tor der Villa. Der Weg führte gerade zum Einlass des Hauses, welcher unter Arkarden mit antik aussehenden Säulen lag.
Rechts vom Tor erblickte Anna ein Schild an der Mauer.

Geheimrat Dr. Johann Philipp von Itzstein
Rechtsanwalt
Notar
Konsul des Herzugtums Nassau


Das Portal öffenete sich automatisch. Die Ladys und ihre Zofen schritten hinein. Als sie die Arkade betraten, öffnete sich die große Tür aus lackiertem Holz. Ein Dienstmädchen in einer weißen Bluse und einem roséfarbenen Plisseerock begrüßte sie höflich. Ihre Haare trug sie im Stil der Gibson – Girls. Ein auffälliger und für die Zeit bezeichnender Haarstil, welcher in den letzten Jahren stark in Mode gekommen war. Anna hatte ihn noch nicht probiert. Nun, da sie eine Lady war, dachte sie darüber nach. Sie betraten das Atrium. Itzstein schien Palmen und antik anmutende Statuen zu lieben, denn sie standen zahlreich zwischen den Säulen. Sein Kunstgeschmack folgte dem Ruf der Moderne. Anna erkannte Bilder im gewagten und polarisierenden Stil des Expressionismus. Sie erblickte Werke aus den Künstlerzirkel der Brücke. Das auffälligste Bild hing einsam an einer sonst weißen Wand. Es war gekonnt in Szene gesetzt worden. Anna erkannte es. Es war „Rot und weiß“ des norwegischen Künstlers Edvard Munch, welcher die Gesellschaft Preußens, ja die Gesellschaft Europas durch seine Werke polarisierete. Kaum jemand schaffte es wie er, in die menschlichen Abgründe vorzudringen. Liebe, Eifersucht Krankheit, Einsamkeit, Tod. Munch vermochte sie alle in furchtbar ergreifender Art und Weise zu bannen. Links auf dem Bild die Unschuldige, zur Seite blickend, in weiß. Rechts eine weitere Frau, in rot. Ihre Haltung war selbstbewusst. Sie stand für Liebe und Erotik zugleich. Sollte das Bild für Anna ein Omen sein? Oder hatte es nichts zu bedeuten?
Ob es Original oder Replik war, vermochte sie nicht zu sagen. Aber wenn es eine Replik war, dann war sie verdammt gut gemacht.
Eine Tür ging auf. Offenbar war es die Tür der Kanzlei...
107. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Ballgag22 am 20.01.22 20:14

Toll Toll Toll aber ich glaube ich warte ein paar Tage damit ich am Stück mehr lesen kann echt prima Story trifft genau meinen Geschmack Klasse !!
Grüße
108. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 20.01.22 20:57

Habe eigentlich die ganze Story im Kopf, das Problem ist eher, dass ich so langsam zum Abtippen komme...
109. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von herman am 20.01.22 23:03

Hallo BlackCoon,
das liest sich weiterhin faszinierend.
Ich würde aber ein paar Präzisierungen bei den Regeln erwarten - Eine Lady kann ja nicht nur zu Fuß unterwegs sein - auch wenn Du schon die geheimnisvolle 'Spedition' andeutest, würde ich erwarten, daß sie z.B ihren eventuellen Ehemann begleiten darf/muß, und das wohl sowohl im Automobil wie im Zug...
Der Besuch von Universitäten und das Engagement in der Politik erfordern sicher 'Redefreiheit', umso mehr die Politik.
Und dann soll sie sich hochgeschlossen zeigen, um die Aufmerksamkeit auf ihren 'Aufzug' und insbesondere auf ihr Gesicht zu lenken - das verträgt sich nicht mit der Maske, die vielleicht eher zu bestimmten Gelegenheiten als ständig getragen werden sollte?

Na, ich bin gespannt, wie Du das auslegst.

Herman
110. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 20.01.22 23:32

Wir werden sehen, was passiert. Ich bin
ein Freund bizarrer Paradoxien 😉
BTW in einem Punkt geb ich Dir bereits jetzt recht, sie sollte auch im Zug mitfahren dürfen
Ich habe noch eine kleinere Änderung eingebracht. Momentan bin ich ansonsten nicht mehr in der Lage, weiterzuschreiben. Habe den Schlaf in den letzten Tagen dafür vernachlässigt, weil es natürlich auch für mich als Autor spannend ist, spannender als Schlafen jedenfalls.


Allerbeste Grüße und bis die Tage Euch allen,

Black Coon
111. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 21.01.22 01:08

Ich glaube, ich werde den Abschnitt doch noch mal leicht überarbeiten 👹😉
112. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 22.01.22 00:48

Anmerkung: Habe Kapitel 22 nochmals überarbeitet.
Viel Spaß beim Lesen!
113. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Rotbart am 22.01.22 09:20

Jetzt kommen noch Fußfesseln dazu? Genial

Ist ein Traum von mir, unter einem meiner langen Röcke Fußfesseln tragen zu müssen aber es fehlt die Dame der das alles gefällt.

LG, Rotbart
114. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 22.01.22 09:53

Ich freue mich, dass Du wieder bei der Geschichte dabei bist!
An alle Leserinnen und Leser: Das nächste Kapitel erfolgt voraussichtlich am Dienstag. Ich arbeite mit Hochdruck daran. Kapitel 21 habe ich nochmals überarbeitet und das Prinzip der Kontemplation ergänzt.
115. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von kedo am 22.01.22 11:45

ein kleiner fehler ist dir unterlaufen. in kapitel 21 schreibst du einen ganzen abschnitt „B.2) Hobblin“ und in 22 heißt es anna würde den begriff nicht kennen.
davon abgesehen ist das eine ganz feine geschichte.
116. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 22.01.22 11:47

Oha, danke, danke!!! Verbesser ich noch!
117. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Rotbart am 22.01.22 12:23

Zitat
Ich freue mich, dass Du wieder bei der Geschichte dabei bist!
An alle Leserinnen und Leser: Das nächste Kapitel erfolgt voraussichtlich am Dienstag. Ich arbeite mit Hochdruck daran. Kapitel 21 habe ich nochmals überarbeitet und das Prinzip der Kontemplation ergänzt.


Danke

Hui, bis Dienstag müssen wir warten? Das ist sadismus pur
118. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Marenoir am 23.01.22 22:12

Sehr gut lieber Autor, nicht nur Ladies of strict confinement haben auf ausreichend Schlaf zu achten sondern auch Du Tolle Fortsetzung. Na da bin ich jetzt aber auf die "Einweihung" gespannt.... Und natürlich auf den ersten Akt der abendlichen "Belohnung" für Anna, Maja wird sicher ausreichend & gewissenhaft belohnen...
119. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Marenoir am 27.01.22 11:55

Wie schön dass nun Anna und Karoline sich so verbunden sind, lieber BlackCoon! War das denn schon die erste "Stille Stunde" für Anna?
120. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 27.01.22 17:37

Oh nein, leider noch nicht offiziell. Das muss erst noch "vermerkt" werden.
Ich bin ja froh, dass noch jemand mitliest. Ich dachte schon, das wars jetzt.

LG, Euer Racoon vom Dach
121. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Marenoir am 27.01.22 19:40

Keine Sorge, die Fangemeinde dieser Story ist sicherlich gross!

Ich bekomme langsam wieder Sehnsucht nach Maja und Victoria, die sich liebevoll mit einigen Überraschungen um Anna kümmern werden 😈

Danke Dir,
LG!
122. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von herman am 28.01.22 09:00

Na, jetzt wird die Richtung aber etwas seltsam - gar ordinär. Ich dachte, die Damen sollen sich in ihren Fesseln erhaben fühlen und sich am Respekt der Gesellschaft für ihr 'Opfer' und ihre Unterwürfigkeit erfreuen? Klar müssen sie auch mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden, aber diese Art gefällt mir nicht, erst recht nicht die Behandlung als billige Hure.
Hoffentlich werden sie von Otto besser behandelt...

Herman
123. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 28.01.22 19:40

Liebe Leserinnen und Leser,

ich habe Kapitel 21 bis 25 gründlich überarbeitet, sodass sie besser ins Gesamtkonzept passen. Ich lade sie nun hoch. Kapitel 26 gibt es auch bald.

Liebe Grüße und allen, die mitlesen, vielen Dank.

Kapitel 21 – Das Gelübde
Anna hatte sich Dr. von Itzstein als ältlichen, leicht gebeugten Herrn mit einer dicken Brille vorgestellt. Sie hatte sich getäuscht. Aus der Tür kam ein hochgewachsener, gutausehender Mann mittleren Alters. Das einzige was an Annas Vorstellung passte, war die Brille mit runden Gläsern. Die Brillengläser waren weniger dick, als sie dachte. Dr. Itzsteins bräunlichen Haare besaßen einen leichten Rotstich, und waren nur an den Geheimratsecken leicht schütter. Er hatte sich einen gut gepflegten Hollywoodian stehen lassen, welcher zudem gut gepflegt war. Die Kleidung des Konsuls bestand aus einem schwarzen Anzug, dazu aus einer weinroten Weste mit einem Paisleymuster und einer ebensolchen Krawatte. An dem Hutständer erblickte sie einen langen schwarzen Mantel und einen hohen Zylinder. In der Weste steckte eine silberne Taschenuhr.
„Guten Tag, meine Damen,“ begrüßte er Anna und Karoline. Danach nahm er Karoline in den Arm und gab ihr zwei Küsschen auf ihre Wangen. Die Lady erwiderte diese Geste. Seltsam, dachte sich Anna. Sie hätte nicht gedacht, dass dieses Begrüßungsritual auch von Mann zu Frau üblich war. Kannten sich Karoline und Dr. Itzstein besonders gut? Offenbar war Anna mit den Gepflogenheiten des gehobenen Bürgertums noch nicht in ausreichendem Maße vertraut. Nachdem er Karoline begrüßt hatte, kam der Notar zu Anna, verneigte sich knapp und reichte hielt ihr die Hand hin. Anna stellte sich vor. Sie vermutete, dass er einen Handkuss erwartete und lag richtig mit ihrer Vermutung. Sie neigte sich nach vorn und küsste die Hand des Juristen.
„Gehen wir doch in mein Büro, um den bürokratischen Teil der Zeremonie durchzuführen,“ schlug Dr. Itzstein vor und geleitete Ladys und Zofen mit einer galanten Geste in seine Kanzlei. Dabei berührte er Karoline sanft an der Schulter.
Die Kanzlei war ganz im Gegensatz zum Atrium innen mit Holz vertäfelt. Es gab Pflanzen, darunter mehrere stattliche Sansiverien und eine sehr große Glücksfeder, welche in einer relativ dunklen Ecke ein gutes Auskommen fand. An der Wand sah sie ein weiteres Ölgemälde. Ein aus diffusem Halbdunkel heraustretender, aufrechter Frauenakt mit verführerisch vielsagendem Bild. Nur wer genau hinschaute, bemerkte eine gewaltige grüne Schlange, welche sich an ihm hochwand und den Betrachter von der linken Schulter des Aktes aus direkt anblickte. Das war Symbolismus reinsten Wassers. Das Bild verursachte eine eigentümliche Stimmung. Anna fragte sich, ob es in eine Kanzlei gehörte. Sie wollte das nicht entscheiden. Zweifellos lebte sie in einer Zeit, in der sich Werte und Moralvorstellungen rasch veränderten. Was erlaubt war und gefiel, wurde ständig erweitert und neu ausgelegt.
Ansonsten gab es einige Aktenschränke und einen gewaltigen Schreibtisch, auf dem etliche Dokumente lagen. Eine weitere, farblich zur Holzvertäfelung passende Tür schien in einen anderen Raum zu führen. Der Notar nahm am Schreibtisch platz. Die Ladys blieben vor seinem Schreibtisch stehen, während sich Victoria und Adele etwas weiter entfernt positionierten.
„Anna Gerlach, Sie haben sich entschlossen, ein Gelübde abzulegen und das Confinement-Ideal offiziell anzunehmen. Ich beglückwünsche Sie dazu, führe Sie durch die nötigen Formalitäten und werde auch Ihrer nachfolgenden Einweihung vorstehen. Vorab muss Ich jedoch eine Belehrung erteilen!“
Er nahm ein Manuskript zur Hand, warf einen bedeutungsschwer wirkenden Blick darauf und fuhr mit seinen Ausführungen fort.
„Wenn Sie das Gelübde abgelegt haben, ist es verbindlich. Es gibt danach kein Zurück mehr. Eine Zuwiderhandlung gilt als Eidbruch und wird mit mindestens fünf Jahren Kerker geahndet. Haben Sie das verstanden?“ fragte der Notar mit ernstem Gesicht.
„Ich... ich habe mich entschieden,“ entgegnete Anna. „Ich möchte jetzt meinen Gelübde ablegen und das Ideal annehmen.“ Die Sache mit dem Eidbruch wusste sie nicht. Es spielte ohnehin keine Rolle mehr. Sie würde ihren Weg gehen. Wenn sie jetzt umkehren würde, könnte sie das vor ihrem Stolz niemals rechtfertigen.
Der Notar kam zu nächsten Punkt. „Wenn Sie sich entschieden haben, werde ich das Gelübde gleich verlesen und Sie werden mir nachsprechen. Insgesamt drei Zeugen werden dem beiwohnen und auf der Urkunde unterschreiben. Davon muss ein Zeuge Notar sein. Die anderen beiden werden von der Novizin bestimmt. Wer sind also die anderen beiden Zeugen?“
„Karoline und Victoria Wellesley, meine Nichte.“ Anna hatte keinerlei Zweifel, dass die beiden Freundinnen bereit sein würden, ihr Gelübde zu bezeugen und zu beurkunden.
„Nun gut. Karoline und Frau Wellesley, würden Sie dann gleich bitte unterschreiben. Es gibt von der Urkunde vier Exemplare. Eines für Sie, Frau Gerlach, eines für die beiden Zeuginnen und eines bleibt hier in der Kanzlei. Haben Sie einstweilen noch Fragen?“
Anna verneinte. „Dann verlese ich nun das Gelübde. Und Sie sprechen es dann langsam nach.“ Der Notar holte ein Dokument aus dem Stapel und begann in feierlichem Ton zu verlesen:

„Ich, Anna Gerlach, geboren am 16.05.1898 in Steele, habe mich dazu entschlossen, dass Confinement-Ideal anzunehmen. Ich gelobe, den Dresscode der Ladys of Confinement streng zu befolgen und mich auf meinem Weg nicht beirren zu lassen.
Elegante Hilflosigkeit, vornehme Zurückhaltung, angemessene Umgangsformen und Liebe gegenüber Mensch und Tier sind die zentralen Werte der Ladys of strict confinement. Ich bin bereit, diese vier Werte anzunehmen und sie als Prinzipien kosequent zu verfolgen. Ich gelobe weiterhin, meine intellektuellen Interessen mit Leidenschaft zu verfolgen und sie für das Wohle der Gesellschaft zu mobilisieren.“

Anna sprach den Eid nach. Sie konnte sich grundsätzlich mit ihm anfreunden, war sich aber darüber im Klaren, dass ihr die wahren Prüfungen noch bevorstanden. Würde sie ihren eigenen Ansprüchen gerecht werden können? Würde sie etwas zu dieser Welt beitragen können? Das musste die Zeit zeigen.

Karoline, Victoria und Dr. Itzstein unterschrieben die Urkunden. „Ich werde Ihre Exemplare zuschicken lassen,“ merkte der Notar bei dieser Gelegenheit an. „Der nächste Schritt ist jetzt das Vertragswerk. Es enthält die wichtigsten Regeln für Ihren Weg als Lady of strict Confinement und die Prinzipien des further Confinement, welche im Vertrag durch die Zeuginnen dokumentiert werden können. Sind alle vier Ziele des further Confinement erreicht, wird mir der Vertrag erneut vorgelegt. In diesem Falle hätten Sie die höchste Stufe des Confinement Ideales erreicht, was als besonders ehrenvoll gilt. Sie würden besonders ausgezeichnet und dürften sich als Lady of highest Confinement und Lady of Distinction bezeichnen. Dies wird für Sie aber wahrscheinlich erst einmal Zukunftsmusik sein. Sie werden zunächst einmal die Grundprinzipien einhalten müssen. Diese grundsätzlichen Regeln bilden gewissermaßen eine Art Basis, auf der man dann weiter aufbauen kann. Hier, bitte nehmen Sie einmal das gesamte Vertragswerk zur Kenntnis. Anschließend werden die beiden bevollmächtigten Zeuginnen für sie unterschreiben. Der Konsul präsentierte ein weiteres, zweiseitiges Schriftstück. Anna musste sich mit dem gesamten Oberkörper vorbeugen, um es zu lesen.

„Vertragswerk der Lady of Confinement ___________________

A) Grundsätzliche Prinzipien des Confiment Ideals
1) Dresscode und Elegante Hilflosigkeit: Die Lady of strict Confinement folgt einem strengen Dresscode. Halskorsett, Korsett und Armbinder sind verbindlich zu tragen und sollen stets so eng wie möglich geschnürt werden. Stiefel sind ebenfalls vorgeschrieben und haben Absätze zu besitzen. Andere Arten von Schuhwerk sind unzulässig. Hinsichtlich der zu erreichenden Taille sind Wespentaille, Sanduhrtaille und Rohrtaille zulässig, wobei die Rohrtaille als das höchste zu erreichende Ideal gilt.
Röcke und Kleider haben grundsätzlich das Knie zu bedecken. Nachts ist eine Form der Fixierung zu wählen, welche bequem ist und guten Schlaf möglich macht.
2) Tagesablauf und Struktur: Der Tagesablauf der Lady of strict Confinement besitzt eine feste Struktur, welche gemeinsam mit der höchsten Kammerdienerin festgelegt und den Zeuginnen dokumentiert wird. Die Struktur muss ausreichend Zeit für die An- und Umkleidung, Schönheitspflege, Muße, Leibesertüchtigung und eine strenge Diät umfassen. Alle Zeiten werden festgelegt und sind einzuhalten.
3) Überprüfung der Tagesstruktur: Die Zeuginnen haben den Ablauf der Struktur zu prüfen und für gut zu befinden. Befinden sie ihn nicht für gut, muss er entsprechend angepasst werden. Bei der Umsetzung dieser Struktur ist unbedingt darauf zu achten dass die Vorgaben von Dresscode und eleganter Hilfloskeit streng beachtet werden. Ausnahmen gelten nur für die Zeiten der Leibesertüchtigung oder wenn gesundheitliche Probleme auftreten.
Ausnahmen von der zeitlichen Struktur gelten für Damenbesuche, Herrenbesuche und wichtige gesellschaftliche Anlässe. Sie sind an höchstens drei Wochentagen einzuräumen, da die konsequente Einhaltung der Strukturen und Rituale sowie ausreichender Sport und Schlaf für den Weg der Lady von immenser Bedeutung sind.
3) Umgang mit Mensch und Tier: Die Lady of strict – confinement ist hilfsbereit gegen über Mensch und Tier. Sie achtet die Lebewesen und setzt ihre Kräfte sowie die Kräfte ihrer Domestiken dafür ein, ihren Mitgeschöpfen beizustehen und sich für das Wohle der Gesellschaft ehrenamtlich zu engagieren. In ihrer Freizeit verbessert sie ihre Umgangsformen und erwirbt sie intellektuelles Wissen, welches sie im Zweifel für die Zwecke der Allgemeinheit mobilisieren kann, z. B. indem sie sich für Wohlfahrt und Bildung einsetzt, sofern es aufgrund ihres Statussees schicklich ist.
4) Berufsausübung und Bildung und politisches Engagement: Die Ausübung praktischer Berufe gilt für die Lady of strict Confinement als unschicklich. Der Besuch von Universitäten ist aus Gründen der Bildung und Muße gestattet. Die Lady of strict Confinment darf sich als stille Gasthöherin einschreiben. Hinsichtlich der besuchbaren Studiengänge besteht keinerlei Einschränkung.
Die Teilnahme der Ladys an of strict Confinement an den Universitäten und Bildungsveranstaltungen wurde durch Lordkanzler Bismarck persönlich garantiert und genehmigt.
Politisches Teilnahme der Ladys of strict Confinement ist ausdrücklich gewünscht. Bei geheimen Wahlen wird eine Domestike bevollmächtigt, im Beisein der Lady in ihrem Sinne die Abstimmung durchzuführen. Bricht eine der Domestiken das Wahlgeheimnis, wird sie in den Kerker geworfen. Ladys of strict Confinement dürfen nach Belieben politischen Parteien beitreten, sollten bei der Teilnahme an Parteiveranstaltung allerdings vornehme Zurückhaltung wahren.
5) Öffentliche Verkehrsmittel und Transport:
Ladys of strict Confinement sind sich zu fein, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Näher liegende Ziele sind würdevoll zu erlaufen. Eine Fahrt im Auto ist aufgrund von Sicherheitsrisiken nur angeschnallt auf den hinteren Sitzen erlaubt. Bei Fernreisen ist eine entsprechende zugelassene Bahnfracht oder Spedition zu beauftragen.
6) Domestiken der Lady of strict Confinement:
Die Lady of strict Confinement unterhält Zofen für ihre täglichen Bedürfnisse und Routinen. Diese Zofen unterliegen einem Dresscode, welcher durch die Lady bestimmt wird. Verstöße gegen diesen Dresscode sind unzulässig. Das Ausmaß der Bestrafung erfolgt nach Ermessen der Lady.
7) Belohnung der Lady of strict Confinement:
Persönliches Glück und Erfolg der Lady sind von hervorragender Bedeutung für die Umsetzung des Ideals. Zielstrebige Arbeit an seinen Prinzipien ist zu belohnen. Die Zofen wachen über die Konsequenz bei der Umsetzung. Wenn sie entschieden haben, dass die Prinzipien des Confinements über den Tag gut befolgt wurden, ist die Lady vor der Abendmassage einzuspannen und mit Schlägen auf das Gesäß zu belohnen. Die Schläge erfolgen mit einer Reitgerte. Ihre Anzahl liegt im Ermessen der Zofe.

_____________________ hat diese Prinzipien zu Kenntnis genommen und gelobt, feierlich, sie zu befolgen.


______________________ ______________________

(Unterschrift Zeugin 1) (Unterschrift Zeugin 2)

B) Prinzipien des further Confinements
Die drei Ziele des further Confinements sind nicht verpflichtend. Sie sind jedoch anzustreben, um eine Form besonders erhabener Eleganz zu erreichen. Ehrgeizige Ladys finden hier Möglichkeiten für ihre persönliche Weiterntwicklung des Ideals.
Im Folgenden werden die fünf Prinzipien des Further Confinements genauer beschrieben. Anschließend besteht die Möglichkeit auf dem Formular zu vermerken, welche Prinzipien des Further Confinements bereits durch die Kandidatin befolgt werden:

B.1)Hochgeschlossenheit
Die Lady Sie verzichtet im Sinne vornehmer Eleganz darauf, Haut zu zeigen. Stattdessen präsentiert sich stets hochgeschlossen und legt so den Fokus der Betrachter auf Gesicht, Aufzug und Silhouette.
Die Hochgeschlossenheit wurde angenommen □

____________________
(Unterschrift Zeugin)

B.2)Vornehmes Schweigen
Die Lady schweigt vornehm und führt keinerlei Konversation. Bei diesem Prinzip wird der Wert der Stille über den Wert der Sprache gestellt.
Durch ihr Schweigen verstärkt die Lady den Eindruck, entrückt über den Dingen zu stehen. Sie wirkt auf eine angenehme Weise zurückhaltend. Gleichzeitig erscheint sie unnahbar und geheimnisvoll. Das Vornehme Schweigen ist das höchste der vier Ideale des further Confinement. Es beginnt mit zwei vereinbarten „stillen Stunden“ am Tag. Nach und nach sollten die Phasen des Schweigens allmählich ausgedehnt werden.
Vornehmes Schweigen wurde angenommen □

____________________
(Unterschrift Zeugin)

B.3) Contemplation
Die Contemplation ist ein Prinzip der inneren Betrachtung und stillen Besinnung. Für die Completation verbringt die Lady mindestens eine Stunde am fixiert Tag in einer dafür geeigneten Vorrichtung. Eine sensorische Deprivation erfolgt optional und auf Wunsch der Lady. Während der Contemplation besteht für die Lady Gelegenheit, ihre innere Welt zu erkunden und sich spirituell auf ihren weiteren Weg auszurichten. Im Laufe des Wegs sollten die Zeiten der Contemplation ausgedehnt werden.
Contemplation wurde angenommen □

____________________
(Unterschrift Zeugin)

Anna hatte fertig gelesen. Das war also das further Confinement. Karoline hatte den Begriff schon einmal erwähnt. Jetzt hatte Anna erfahren, was es damit im Einzelfall auf sich hatte. Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Offenbar hatte sie instinktiv richtig gehandelt, als sie vorgestern beschlossen hatte, auf dem Rückweg von Karoline den Fußweg zu nehmen. Dann dachte sie an die Zofenuniform Majas. In dem Vertragswerk war davon die Rede. Es war also verbindlich. Anna stellte fest, dass sie in diesem Punkt unkreativ war. Sie brauchte Inspirationen...
Karoline unterbrach den Moment der Stille. „Sollen wir den Vertrag unterschreiben?“ fragte sie die frisch gebackene und nun offiziell vereidigte Lady. „Ja, natürlich. Sehr gern,“ bestätigte Anna. Victoria und Karoline unterschrieben den ersten Vertragsabschnitt. Somit war die Annahme der Grundprinzipien des Confinement-Ideals durch Anna komplett. Karoline wusste, das noch etwas wichtiges fehlte. Aber das würde später ins Spiel kommen. Sie wollte Anna nicht überfrachten und dadurch verschrecken.

Anna spürte, wie sie begann, sich nach und nach mit ihrer seltsamen Wandlung zu identifizieren. Besonders die gesellschaftlichen Aspekte des Ideals sagten ihr zu und halfen ihr bei der Annahme ihrer neuen, selbstgewählten Situation. Aber würde sie sich auch als Lady bewähren? Sie wusste, dass sie sich selbst unter Druck setzen würde.

In diesem Moment erhob Dr. von Itzstein seine sonore Stimme. „Karoline, wollen wir dann zu Deiner Angelegenheit kommen?“
124. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 28.01.22 19:47

Kapitel 22 – Das seltsame Dokument
Otto bewunderte die schöne Fassade des Londoner Bahnhofs Victoria. Dann setzte er sich in ein nahegelegenes Café, bestellte einen schwarzen Kaffee und beobachtete die Passanten. Sein Schlaf war unruhig gewesen. Über den Tag hatte er es geschafft, seinen Wutanfall zu verdauen. Die Spukgespenster der Sozialdemokratie waren in ein Hinterzimmer seines Verstandes verbannt - vorerst. Er hatte mit dem Kommandant der Festung Maus telefoniert und gefordert, dass Junker in die Stadt kamen, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn wiederholte Anschläge die Produktion zum Erliegen brächten. Wie würde der Markt reagieren? Die positive Entwicklung der letzten Jahre wäre gefährdet. Er wollte schon damit drohen, Aufträge des preußischen Staates nicht anzunehmen und noch mehr nach England zu exportieren, doch Festungskommandant von Blottwitz beruhigten ihnen. Eine Schwadron Junker sei bereits in der Stadt.

Seine ruhige Seite gewann nun die Oberhand. In einer Stunde würde sein Zug nach Dover gehen. Er hatte alles erledigt. Anna würde nicht schlecht staunen, wenn er schon Samstag zurückkehrte. Karoline hatte Samstag Abend zu sich eingeladen. Details wollte sie nicht verraten. Heute morgen hatte Otto die Kew Gardens mit ihren herrlichen Gewächshäusern angeschaut. Dabei musste er an Anna denken. Irgendwann würde er hier hin zurückkommen. Gemeinsam mit ihr. Sie würde das Palm House lieben. Stundenlang würden sie beide die Gärten durchstreifen Würden sie jemals heirateten? Er stellte sich vor, wie er in seinem Garten ein kleines Haus ähnlich der Queen Charlotte Cottage in den Kew Gardens bauen würde. Anna würde dort Damenbesuche haben. Und manchmal, an einem schönen Sommerabend, würde er sie dort vernaschen.
Gerade war er durch das Temperate House und betrachte einen der zahlreichen Baumfarne. Kleine epiphytische Gewächse sprossen aus seinem Stamm. Da bemerkte er einen gehetzt wirkenden Mann mit einem Spitzbart in einem Tweedanzug.
„Hier,“ sagte der Mann mit hastiger Stimme und gab ihm einen Umschlag. „Nehmen Sie das. Ich bin sicher, Sie haben Verwendung dafür.“ Dann verschwand er so rasch, wie er aufgetaucht war.

Soeben hatte sich Otto den Inhalt des Umschlages noch einmal genau angeschaut. Was er ohnehin schon vermutet hatte, traf zu. Und es ließ keinen Zweifel daran, in welche Richtung die Welt steuerte. Er konnte es nicht verhindern, sagte er sich. Diesmal schaffte er es auch ohne Sherry, sich zu entspannen. Denn er wusste, er hatte im Notfall ein Ass im Ärmel. Es hatte etwas besseres. Es stand bereits fahrbereit in einer versiegelten Halle.
Die Bedienung kam, um abzukassieren. Die Zugfahrt nach Dover verlief ohne besondere Vorkommnisse. Bald würde er Anna wiedersehen. Und Ralph.

Trotz des nächtlichen Anschlags schien der Tag in Steele ruhig zu verlaufen. Die Produktion lief und die Schlote der Industrie rauchten wie gewohnt. Die Militärpräsenz auf den Straßen war leicht erhöht. Gegen elf Uhr vormittags waren drei Doppeldecker der preußischen Luftwaffe über der Stadt erschienen und danach wieder verschwunden. Noch war es heiter, die doch die aufgezogenen Wolken verschwanden nicht. Allmählich wurden sie dichter. Die letzten Wochen waren, von kurzen Gewittern abgesehen, relativ trocken gewesen. Doch heute wurde die Luft langsam feuchter. Die Signale waren eindeutig. Am Abend könnte es Regen geben.

In der Kanzlei Von Itzstein war die Stimmung gespannt. Anna fragte sich, was Karolines Angelegenheit war. Dr. von Itzstein erhob die Stimme. Vielleicht würde sich der Vorhang nun lüften.
„Lady Karoline von Kesselring, geboren am 27.04.1879 in Elberfeld. Ihr habt am 30.08.1923 begonnen, den Weg einer Lady of further Confinement zu gehen und das erste Prinzip angenommen. Daher seit ihr nun hochverschlossen.“

Ein Moment der Stille.

Konsul Dr. von Itzstein fur mit seinen Ausführungen fort. „Lady Karoline, Euer Vertrag liegt mir vor und ist soweit ordnungsgemäß. Ihr müsst eine Zeugin benennen, welche dann hier unterschreibt,“ er deutete auf die Stelle im Dokument. „Dann können wir Euch für diese Stufe des further Confinements einweihen.“
Karoline wollte erst Anna fragen, dann fiel ihr ein, dass diese wohl kaum eine eloquent aussehende Unterschrift würde setzen könnte. Sie war das Schreiben mit dem Mund nicht gewöhnt. Als wahre Lady wusste Karoline, dass die Unterschrift ihrer schweigsamen Zofe nicht galt. Also wand sie sich an Victoria. „Victoria, wären Sie wohl zu lieb, als Zeugin für mich aufzutreten und zu unterschreiben?“ fragte sie höflich.
Victoria war sofort einverstanden. „Oh, natürlich, gern. Ich bin ja froh, dass ich helfen kann,“ sagte die Kusine aus England. Diese hatte den Gang der Ereignisse staunend und gebannt mitverfolgt. Sie setzte die Unterschrift in ihrer schönen, geschwungenen Handschrift. Dann legte sie die Feder wieder zur Seite.
In diesem Augenblick kam das Dienstmädchen mit dem roséfarbenen Rock herein. Sie brachte eine Flasche Sekt und vier Gläser. „Zeit, die Formalitäten feierlich zu besiegeln,“ verkündete der Konsul. „Ist es „Fürst von Schwarzenberg“?“ fragte Karoline. Ihre Stimme war voller Vorfreude. „Natürlich,“ bestätigte Dr. von Itzstein lächelnd. „Ich kenne doch Deinen Geschmack.“ Fürst von Schwarzenberg war einst Kriegsminister des Habsburgerreiches. Er war für seine aufgeklärte Säbelherrschaft bekannt. Außerdem galt er als Weinkenner.
Die Zofen füllten den Sekt ein. Dr. von Itzstein prostete den Ladys zu. „Auf Euch und auf die Ideale des strict Confinement. Auf das Ihr sie allseits erfüllen werdet, streng und mit Stolz!“ Dann trank der Anwalt den ersten Schluck. Adele und von Itzsteins Zofe führten die Gläser zu Karoline und Annas Mund. Beide nahmen ebenfalls einen Schluck. Mehr ziemte sich nicht. Dann füllte die Zofe des Konsuls das vierte Glas und reichte es Victoria an. Der Sekt tat nach den Formalitäten gut und lockerte die Stimmung erkennbar. Dr. von Itzstein bot Anna das Du an. „Ich bin Philipp“ sagte er mit freundlicher Stimme. „Anna,“ nahm die frischvereidigte Lady das Angebot an. Der Konsul war ihr sympathisch. „Es freut mich dass Du den Weg einer Lady beschreiten wirst, liebe Anna,“ fügte er hinzu. Von Itzstein wirkte vom Confinement-Ideal angetan. „Erlaubt Ihr, dass Ich Euch auf die Wangen küsse?“ fragte er vorsichtig. Anna bejahte, weil sie den Anwalt mochte und weil es offenbar üblich war. Sie fragte sich, ob das für Otto in Ordnung wäre. Sie hatte keine Zeit, darüber nachzudenken.
„Nun, da wird zusammen angestoßen haben, können wir endlich Eure Einweihung vornehmen,“ verkündete Konsul Dr. von Itzstein mit erhabener, bedeutungsschwangerer Stimme.
125. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 28.01.22 19:55

Kapitel 23 – Die Einweihungszeremonie
Inzwischen hatten sich zahlreiche Cumuluswolken am Himmel versammelt. Die Wolkendecke war nicht geschlossen und Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster der Kanzlei. Anna achtete nicht auf sie. Der Gang der Ereignisse zog sie in seinen Bann.

Die Wirkung des Sekts würde nicht lange anhalten. Die Zofe hatte die Gläser wieder mitgenommen, obwohl noch etwas dort drin war. Es blieb bei dem einen Schluck. Nur Dr. von Itzstein leerte sein Glas. Er deutete auf die zweite Tür, welche Anna zu Beginn aufgefallen war. „Wir gehen für die Einweihungszeremonie in den Nebenraum, werte Damen.“
„Moment, ich habe da noch etwas,“ warf Karoline ein. Sie klang leicht erregt. Ihre Brust bebte. „Anna, wir kennen uns noch nicht lange. Aber ich habe Euch sehr in mein Herz geschlossen.“
„Das geht mir auch so,“ unterbrach Anna ihre Rede und küsste Karoline wie zur Bestätigung auf die Wange. „Ich glaube, dass Confiment – Ideal wird uns noch näher zueinander bringen. Wir haben ähnliche Werte ich würde mir wünschen, dass wir einmal richtige Freundinnen werden. Und ich bin ja so froh, dass Du Dich für das Ideal entschieden hast.“ Anna war über diese Worte gerührt. "Es ist mir eine Ehre, Deine Gesellschafterin zu sein, Karoline. Wir werden unseren Weg als Ladys zusammen gehen."
"Da ist etwas, was ich Dich unbedingt fragen wollte. Wie Du erfahren hast, durlaufe ich nun auch die Stufen des further Confinement, um das höchste Level des Ideals anzustreben. Ich würde mir so sehr wünschen, dass wir auch diesen Weg miteinander, Seite an Seite gehen. Wir würden uns gegenseitig beistehen und uns gemeinsam sämtlichen Prüfungen stellen. Unsere freundschaftlichen Bande würden gefestigt und wir würden zusammen zu Ladys of highest Confinement. Wärest Du dazu bereit, liebe Anna?"
Anna musste kurz überlegen. Sie konnte sich mehr und mehr dem Confinement-Ideal identifizieren. Das Feuer ihres einst heftigen Widerstandes war zwar nicht völlig verlodert aber zu schwach glühender Asche geworden. Sie konnte es sich vorstellen, hochverschlossen zu sein. Jedenfalls fiel ihr nichts ein, was dagegen spräche.
Das vornehme Schweigen hatte sie bereits für sinnvoll erachtet und gegen eine regelmäßige Zeit der Besinnung war wahrscheinlich nichts einzuwenden.

Anna verkündete ihre Entscheidung. „Natürlich bin ich dabei. Wir werden den Weg zusammen beschreiten.“ „Oh ich freue mich so,“ sagte Karoline. Aber ich habe es auch gewusst. Du bist eine wahre Lady. Das wusste ich von Anfang an.“ Vielleicht hat sie wirklich recht, dachte Anna. Aber würde sie sich wirklich bewähren? Hatte sie ihren Status als Lady wirklich verdient? Würde sie auch für die Allgemeinheit etwas erreichen?
Alte Zweifel waren verklungen und neue erschienen am Horizont.
„Welche Schritte des further Confinement willst Du denn für das Erste beschreiten, Anna?“ fragte Dr. Von Itzstein. Er ergänzte wertvolle Hinweise. „Die meisten entscheiden sich zuerst dazu, hochverschlossen zu werden. Dann nehmen sie nach und nach weitere Prinzipien an. Es ist ganz am Anfang noch nicht besonders sinnvoll, das vornehme Schweigen anzunehmen, da es doch noch sehr viel zu besprechen gibt.
Aber es gibt hier keine wirklichen klaren Regeln. Ich würde nur empfehlen, sich für den Anfang nicht zu übernehmen.“ „Ja, Du hast sicher recht, danke für den Hinweis,“ sagte Anna und bat Lady Karoline um weiteren Rat. „Karoline, was meinst Du?“
„Ich würde zuerst die Hochgeschlossenheit annehmen. Die anderen Stufen folgen, wenn Du bereit für sie bist. Dann könnten wir nach der Einweihung zu mir gehen und dort das Mittagsessen zu uns nehmen. Wenn Du danach Zeit hast, könnten wir den Nachmittag zusammen in den Gewächshäusern und im Park verbringen. Dort könnten wir auch zusammen Kaffee trinken. Das wäre doch schön. Zwar sollte die Lady das Haus eigentlich nur zu den Zeiten von Sport und Muße verlassen. Doch da heute Deine Einweihung war, lässt sich bestimmt eine Ausnahme machen. Was meinst Du, Philipp?“
Der Anwalt hatte keine Bedenken. „Es ist für die Entwicklung der Lady wichtig, eine feste Struktur zu haben. Es gibt aber Ausnahmebescheinigungen, zum Beispiel für Tagesausflüge, Hochzeiten oder andere Festlichkeiten. Ich kann eine ausstellen.“
Anna hatte Zeit. „Tolle Idee, sehr gern,“ meinte sie. Wenn ihre Mittagsrituale bei Karoline verrichtet werden durften, wäre es kein Problem. Sie musste Victoria fragen, ob sie als Zofe einsprang. „Natürlich,“ sagte Victoria. „Ich bin total gespannt.“ Für die Engländerin war es eine gute Gelegenheit Konversation zu betreiben und ihre Neugier zu stillen. Schließlich wollte auch sie das Anwesen der Hammersteins kennenlernen.
Anna bat Karoline, die Annahme der strengen Hochgeschlossenheit zu bezeugen und ihre Bezeugung auf dem Vertrag zu vermerken. Abermals unterschrieb die Lady of further Confinement geschickt mit dem Mund.

Dr. von Itzstein wollte mit dem Gang der Ereignisse fortfahren. „Lasst uns nun in den Nebenraum gehen,“ sagte er, ging zu der Tür und hielt sie den Damen auf.
Karoline ging voran und Karoline betrat als Zweite den Raum. Der Raum war von mittlerer Größe und wie die Kanzlei innen mit Holz vertäfelt. Er besaß keine sichtbaren Fenster. Anna fielen sofort eine seltsame, in der Mitte des Raumes liegende Konstruktion und ein großes Stilleben auf. Keine Frage, dass war das Waldstilleben mit Insekten und Amphibien von van Schrieck, fertiggestellt 1670. Sie hielt einen Moment inne und betrachtete staunend das Bild. Sie fragte sich, ob es ein Original war. Der Konsul schien ihre fragenden Blicke bemerkt zu haben. „Manche sagen, wer die Kopie eines Klassikers aufhängt, hat keinen Stil," sagte er. "Aber ich bin ehrlich. Lieber verzichte ich auf Stil, als auf dieses schöne Bild in meiner Kanzlei." "Es ist ein wunderbares Bild," pflichtete Anna bei und bestaunte die detailliert dargestellte Szene. Schon wieder Schlangen, dachte sie. Diesmal wanden sie sich über den Waldboden, zwischen den Gestalten von Pflanzen und Pilzen.
Es gab noch weitere Bilder im Raum. Fast alle waren Aktfotografien von Frauen. Manche der Frauenkörper waren gefesselt. Hatte von Itzstein die Fesselung selbst vorgenommen?
Die Konstruktion in der Mitte des Raumes erinnerte Anna an eine Mischung aus Louisas Pranger, ihrem Feeder und der Bank, in welcher sie heute morgen den Einlauf bekommen hatte. Es gab wieder zwei Balken, welche mit einem Scharnier verbunden waren. Statt einer einzelnen Kopföffnung wies sie jedoch zwei auf, welche durch einen gewissen Abstand voneinander getrennt waren. Die Bodenplatte der Apparatur war gepolstert und es gab wie beim Feeder eine ebenfalls gepolsterte Rolle mit Fußgurten. Anna vermutete, dass sie und vielleicht eine zweite Person für die Einweihung in dem Aufbau fixiert werden sollten. In diesem Moment begann Anna die Nase zu jucken. Sie versuchte es, so gut wie möglich zu ignorieren. Auf der rechten Seite des Raumes erblickte sie einen kleinen Tisch aus dunklem Holz. Auf diesem Tisch standen mehrere Kerzen verschiedener Größe. Links neben dem Tisch hingen außerdem zwei Reitgerten an der Wand.
"Das ist unser Raum für die Einweihungszeremonie," verkündete der Konsul. Seine Stimme klang feierlich. „Eure Zofen werden Euch nun in den Apparat schließen. Danach nehmen wir nacheinander die einzelnen Schritte vor. Wenn ihr die Zeremonie erfolgreich gemeistert habt, werde ich Euch dafür gesonderte Urkunden ausstellen. Victoria und Adele halfen Anna und Karoline in die Apparatur. Sie entfernten die Facelifter und legten sie auf den Tisch. Anschließend verschlossen sie die Köpfe der Ladys mit den dem oberen Balken und sicherten ihn an der Seite mit einem großen Vorhängeschloss. Sie legten ihre Unterschenkel auf der gepolsterten Rolle zusammen und fixierten sie mit dem Lederriemen, sodass sie eng aneinander gedrückt wurden. Anna und Karoline waren nun eng beieinander in den Apparat eingeschlossen. Aufgrund ihres Halskorsetts und der Einschließung ihres Kopfes konnte Anna Karoline nicht sehen. Ihre Körper berührten sich jedoch, sodass sie die Nähe der Freundin sanft spürte.
Anna tat nichts, um ihre aufkommende Geilheit zu stoppen. Die ganze Situation machte sie an und sie war inzwischen freier und entspannter, sie zu genießen.
Dr. von Itzstein erhob erneut seine Stimme. „Nun seit Ihr fixiert und bereit für die Einweihung. Wir werden mit der Zeremonie der Buße beginnen. Ihr habt einst unerlaubt Eure Arme gebraucht und mit eigenen Händen für Ladys unlautere Arbeit verrichtet. Davon werdet Ihr nun geläutert! Macht Euch für die Buße bereit!“ Der Anwalt wies die beiden Zofen an, Karoline und Anna im Gesäßbereich zu entkleiden. Sie zogen Rock und Strumpfhosen herunter und Annas Kleid hoch, sodass die Hinterpartien der beiden Ladys voll exponiert waren. Dann forderte Dr. Itzstein Adele und Victoria auf, die Reitgerten vorzunehmen und zuzuschlagen. Der erste Schlag war zaghaft, der zweite fester. Anna konnte ihren Schrei nicht unterdrücken. Neben ihr stöhnte Karoline unter den Hieben, Adeles, welche ihr Werk konsequent schweigsam ausführte. Sie beschloss, ihrem Stöhnen nun selbst freien Lauf zu lassen und ächzte, jammerte und seufzte bei jedem Schlag. Sie spürte Karoline neben sich. Sie spürte die Körperwärme und den Atem der Freundin. Sie hörte ihre jammernden Laute. Sie vermochte ihre Lust zu erahnen. Im Raum wurde es langsam wärmer.
Anna wurde allmählich klar, dass sie im Grunde devot war. Das sie die festen Regeln und Strukturen, die scheinbare Erniedrigung in vollen Zügen genoss. Sie wusste, dass sie als Lady ihr Glück finden würde. Sie war hier genau richtig. Sie gab es vor sich selbst zu, gestand. Sie würde alles gestehen. Unter den Hieben Victorias empfand sie eine wahre Dusche des Glücks. Ihr Körper schüttete Serotonine und Endoopioide aus. Darunter mischte sich immer heftiger sexuelle Erregung. Anna war wie im Rausch.
„Anna Gerlach, ihr habt Euch unlauterer Arbeit mit bloßen Händen schuldig gemacht! Ihr habt Eure Umwelt mit den Berührungen Euer unsauberen Finger besudelt. Gelobt Ihr nun Buße?“ fragte der Konsul mit donnernder Stimme.
„Ja, ich … gestehe, ich büße!“ antwortete sie unter Stöhnen.
„Werdet Ihr künftig wieder Dinge mit Euren Händen beschmutzen?“
„Ja … ich meine, nein…niemals, versprochen.“
„Anna Gerlach, werdet ihr in Zukunft immer auf das Strengste verschnürt und verschlossen sein?“
„Ich… werde stets auf das allerstrengste verschnürt und auf das allerallerstrengste verschlossen sein! Ich gelobe es!“
„Anna Gerlach, werdet ihr Euch den Idealen der strengen Beschränkung unterwerfen und Euch mit eiserner Disziplin daran halten?“
„Das … werde ich. Ich will die eisernste und strengste der Ladys sein. Ich verspreche es,“ keuchte sie mit bebender Stimme.
„Anna Gerlach, sind die Schläge hart genug, um zu büßen?“
„Ja… äh… nein. Schlagt härter zu, bitte!“ forderte sie.
„Anna Gerlach, wer bin ich?“ fragte von Itzstein.
„Ihr… seid der Konsul.“
„Richtig. Anna Gerlach, wer bin in ich noch?“
„Ihr seid … Anwalt, Notar.“
„Richtig. Anna Gerlach, wer bin ich noch?“
„Ihr … äh … Ihr seit der Meister,“ ächzte Anna mit letzter Kraft.
„Sehr gut, liebe Anna. Hervorragend.“ Von Itzstein trat auf die andere Seite der Konstruktion. Er küsste Anna und Karoline auf ihre Wangen.
Die Zofen erteilten den Ladys zehn weitere Schläge. Am Ende war Anna von dieser Reise durch die Welten von Schmerz und Lust nass geschwitzt. Sie spürte die nasse Haut Karolines. Sie keuchte und rang um Atem in ihrem Korsett.

Dr. von Itzstein kündete den zweiten Teil der Zeremonie an. „Anna Gerlach, Karoline von Kesselring. Ihr habt erfolgreich das Ritual der Buße durchlaufen. Ihr seit bereits streng geschnürt und gebunden. Eure Arme sicher auf Eurem Rücken verpackt. Nun werden wir Euren neuen Status als Lady auch symbolisch auf Dauer festlegen. Es folgt das Ritual der Versiegelung.“
Anna und Karoline konnten nicht sehen, was jetzt passierte. Von Itzstein ging zum Tisch und zündete zwei der zahlreichen Kerzen an. Er bedeutete Victoria und Adele, heranzukommen. Sie nahmen jeweils eine Kerze mit einem schmuckvollen Kerzenhalter aus Metall in die Hand. Der Konsul nahm ein Siegel an einem langen roten Metallstab hervor, welches Anna bei ihrer optischen Sondierung des Raumes
„Anna Gerlach und Karoline von Kesselring! Macht Euch bereit für Eure Versiegelung!“ sprach er, erneut in einem Achtung gebietenden Tonfall. „Zofen! Begießt sie nun mit dem Wachs! Auf das wir die Versiegelung vornehmen können!“ Anna und Karoline bekamen nicht mit, dass der Konsul mit dem Siegel auf ihr Gesäß deutete. Beide spürten einen deutlichen Schmerz, welcher Anna zum Aufstöhnen zwang und sie weiter erregte. Karoline meisterte die Situation besser und konnte sich ganz auf ihre Lust fokussieren.
Dann drückte Der Konsul mit dem Siegel auf eine Ansammlungen von Wachs, welche sich inzwischen gebildet hatten. Erst bei Karoline und dann bei Anna. Anna spürte, wie sich der Schmerz noch einmal steigerte. Auf den Siegeln befand sich ein kunstvoll geschwungenes „L“. Der Buchstabe blieb Anna verborgen. Ihr Gesäß schmerzte von den Schlägen und vom Wachs. Doch es war ein angenehmer Schmerz. Sie war eine Reise angetreten. Eine Reise in die tieferen Dimensionen menschlicher Erfahrung. Was würde sie noch erleben auf dieser Reise?
„Ladys, Ihr seid jetzt erfolgreich versiegelt! Möge Euer Weg als Lady ein Weg unermeßlicher Beschränkung, Strenge und Lust sein!“ verkündete Dr. von Itzstein.
Anna verzweifelte in diesem Moment. Sie war stark erregt, vermochte aber nichts dafür zu tun, sich zu Ende zu bringen. Nach und nach wurde ihr bewusst, dass eine Lady für ihre Befriedigung von Anderen abhängig war. Das war einerseits sehr frustrierend. Andererseits stellte es eine Form der Erniedrigung dar, welche ihre hilflose Lust nur noch mehr steigerte.

Der letzte Teil der Zeremonie stand bevor. Abermals ergriff Dr. Von Itzstein das Wort. „Anna Gerlach und Karoline von Kesselring. Nun, da ihr bußfertig und versiegelt seit, steht der Akt Eurer Taufe bevor. Die Taufe verläuft in zwei Akten. Am Ende der Taufe erhält Anna ihren Ehrennamen als Lady. Ihr seit dann offiziell zwei Ladys of further confinement der zweiten Stufe.“
Worin bestand diese Taufe? Sie würde wohl kaum mit Weihwasser oder einer Sektflasche ablaufen, dachte Anna. Auch der Einsatz eines Priesters schien nicht wirklich zum Thema zu passen.
Die Zofen waren in den Hintergrund getreten, weiterhin jeweils eine Kerze in ihrer Hand haltend. Dr. Itzstein ging erneut zu dem Tisch und zündete weitere Kerzen an. Dann dimmte er das Licht des Kronleuchters, sodass der Raum in eine Art Halbdunkel fiel.
Der letzte Teil der Zeremonie stand bevor. Abermals ergriff Dr. Von Itzstein das Wort. „Anna Gerlach und Karoline von Kesselring. Nun, da ihr bußfertig und versiegelt seit, steht der Akt Eurer Taufe bevor. Ihr seit dann offiziell zwei Ladys of further confinement der zweiten Stufe.“
Worin bestand diese Taufe? Sie würde wohl kaum mit Weihwasser oder einer Sektflasche ablaufen, dachte Anna. Auch der Einsatz eines Priesters schien nicht wirklich zum Thema zu passen.
Die Zofen waren in den Hintergrund getreten, weiterhin jeweils eine Kerze in ihrer Hand haltend. Dr. Itzstein ging erneut zu dem Tisch und zündete weitere Kerzen an. Dann dimmte er das Licht des Kronleuchters, sodass der Raum in eine Art Halbdunkel fiel. Da spürte Anna etwas kaltes auf ihrem Gesäß. Es musste eine Art Massageöl oder etwas ähnliches sein.
Anna spürte, wie der Konsul begann, ihren Hintern erst vorsichtig, dann mit kräftigen Bewegungen zu massieren. Die durch Schmerz und Erniedrigung verursachte Lust hatte gerade abzuklingen begonnen, doch die wohltuenden Bewegungen, denen sie hilflos ausgeliefert war sowie die Nähe zu Karoline ließen sie nun wieder aufflammen.
Sie entspannte sich, atmete tief ein und aus und fokussierte sich dabei ganz auf die Massage des Konsuls. Sie wurde nach und nach immer geiler. Schließlich kam der Konsul nach vorne, kniete sich vor ihr hin und tropfte etwas Massageöl auf seine Hand. Dann begann er mit sanften, kreisenden Bewegungen erst ihre Stirn, dann ihre Schläfen und Wangen und schließlich ihr ganzes Gesicht zu massieren. Es war einfach herrlich wohltuend. Die scheinbare kognitive Dissonanz von Zuwendung und Erniedrigung tat ihr übriges. Anschließend begann sie der Konsul zärtlich zu küssen. Er küsste sie auf Stirn, Wangen und schließlich auch auf den Mund. Die Küsse wurden nach und nach leidenschaftlicher. Ihre Zungen umspielten sich. Anna schrak in Gedanken auf. Was wäre, wenn Otto davon erfahren würde? Er durfte es nicht erfahren. Sie war ihm im Herzen treu und liebte ihn aufrichtig, aber sie wusste um ihre zuweilen ungezügelten Leidenschaften. Nun war sie ihnen erlegen.
Dr. von Itzstein öffnete seine Hose. Sein beeindruckender, beschnittener Penis stand gerade hervor. Fast schon reflexartig öffnete Anna ihren Mund und begann, ihn leidenschaftlich zu lutschen. Er wurde härter.
Schließlich zog der Konsul sein steifes Glied zurück und trat hinter Anna. Er kniete sich und massierte ihre stark behaarte Vulva mit zarten Bewegungen. Dann strich er mit zwei Fingern an ihr entlang. Es ist so geil, dachte Anna. Sie begann, seufzende Laute von sich zu geben. Die Bewegungen wurden kräftiger. Dann drang er ein. Seine Bewegungen waren sanft, dann wurden sie härter. Anna stöhnte vor Lust. Schließlich zog er seinen Penis wieder heraus, massierte erneut ihre Vulva, und führte ihn dann wieder ein. Anna mochte, wenn es lang dauerte, mehrfach, mit Pausen. Woher wusste der Konsul das? Oder hatte er einfach große Erfahrung? Seine Stöße wurden stärker. Sie kam und stöhnte laut auf. Der Konsul zog seinen Penis heraus. Er war noch nicht fertig. Abermals trat er vor sie, und steckte seinen erigiertes Glied in Annas Mund. Sie begann erneut zu lutschen, dann kam er. Anna schluckte sein Sperma herunter. Sie ging davon aus, dass dies höflich war und erwartet wurde.

„Herzlichen Glückwunsch zum ersten Akt Eurer Taufe, Anna,“ sagte der Konsul und wirkte zufrieden. Anna war im siebten Himmel nach dieser für sie erniedrigenden, doch hochgradig spannenden Prozedur.
Der Konsul kündigte eine Pause an. „Ich werde nun eine Tasse Tee trinken und eine Zigarette rauchen,“ teilte er mit. „Ihr bleibt alle hier drin. Es gilt vornehmes Schweigen. Konversation ist nicht zulässig.“
126. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 28.01.22 19:57

Kapitel 24 – Das seltsame Schloss
Allmählich wurden die Wolken größer. Ein dreimotoriges großes Flugzeug
querte den Himmel hoch über Steele. War es ein Transporter? Oder vielleicht ein Bomber? Es war warm an dem Tag. Die Straßen waren belebt. Aber eine gewisse Schwüle lag in der Luft. Würde es heute Abend Gewitter geben? Im Norden, Osten und Westen rauchten die Schlote. Trotz des nächtlichen Anschlages wurde Kohle gefördert und Stahl gekocht wie gewohnt. Anna und Karoline konnten das Hufgetrappel der Pferde draußen auf der Straße nicht hören. Der Raum war gut gedämmt, außerdem waren sie mit ihren Gedanken woanders.

Minuten vergangen. Anna wartete ab. Was blieb ihr? Immer wieder berührte sie Karoline. Sie spürte, wie diese ihre Berührungen suchte. In Gedanken und im Herzen waren sich beide Frauen zutiefst verbunden. Die Ereignisse der vergangenen Stunden hatten sie noch weiter zusammen geschweißt. Es brauchte keine Worte, um ihre Verbundenheit zu erleben. Es brauchte keine Worte, um ihre Verbundenheit auszudrücken. Sie war in Annas Seele zutiefst verankert.
Anna lernte während langer Augenblicke der Stille die Vorzüge des vornehmen Schweigens kennen. Dieses Ideal musste sie unbedingt sehr bald annehmen. Sie unternahm eine Reise in ihr innerstes und empfand eine tiefe spirituelle Einheit mit Karoline, jenseits jedweder Konversation. Ohne den Druck zu sprechen, konzentrierte sie sich auf ihre Gefühle und die Sinneseindrücke um sie herum. Sie begann, sich zu entspannen. Die regelmäßigen Berührungen Karolines und ihre Atemgeräusche beruhigten sie weiter. Die Luft im Raum war warm. Man hörte Geräusche, welche Kleidung und Bewegungen der schweigend im Hintergrund wachenden Zofen verursachten. Sie konnte das Sperma des Konsuls auf ihrem Gesicht riechen. Niemand sprach. Abermals nutzte sie ihren stark beschränkten Bewegungsspielraum, um Karoline zu spüren und berührte sie mit ihrem Körper.

Derweil war Maja mit dem Abverkauf des Geschäftes beschäftigt. Wie angekündigt, stand ihr dabei August Hegel zur Seite. Dann und wann kamen Kunden. Viele wunderten sich und fragten, ob Anna krank sei oder umziehen wurde. Als Maja Ihnen erklärte, dass Anna das Confinement-Ideal angenommen habe, sorgte das im Allgemeinen für freudige Gesichter und Glückwünsche.
Zwischendurch gab es genug Zeit zum nachdenken und zum reden. Maja trieben Gedanken über die mögliche Weiternutzung des Raumes um. Sie dachte an einen Ertüchtigungsraum, eine größere Stube oder sogar einen Wintergarten. August war in die Gärtnerei gegangen, um die Pflanzen zu gießen. In diesem Moment kam er wieder herein und unterbrach Majas Gedanken. „Du, ich habe mal wieder eine Schauergeschichte vom äußersten Rand der bewohnten Welt. Du kannst Dir ja denken, von wo,“ kündigte er eine seiner schauerlichen Erzählungen an. Da er Verbindungen nach Plettenberg hatte, war er über die Ereignisse an der Mauer immer gut informiert. Maja war augenblicklich im Bilde. „Wenn Du schon so fragst, dann wird es wohl um dieses Sauerland gehen.“ Sie kannte die Region nicht und darüber war sie auch froh. Aber sie mochte es, wenn August morbide Geschichten erzählte. Also war sie ganz Ohr.
„Ja, also, ich habe Dir doch schonmal von Jochen Schäfer erzählt.“ Maja hatte den Namen gehört. Er war einer von den Genossen. „Der ist doch Abteilungsleiter im Drahtwerk und hat sein Revier teilweise außerhalb der Mauer, in der Gegend östlich von Schwarzenberg.“ „Ja, ich erinnere mich. Ist da nicht dieses komische Schloß?“ „Ja, genau, zwei Täler weiter. Von Schäfers östlichstem Hochsitz kann man auf ein Wiesental schauen und gegenüber liegt Schloss Liebenfels auf einer Anhöhe.“ Schloss Liebenfels war Sitz des umstrittenden Völkerkundlers und Verschwörungstheoretikers Graf Lanz von Liebenfels, welcher in gewissen Kreisen überaus einflussreich war. Er galt als radikaler Nationalist und als Anhänger des Sozialdarwinismus, einer verdorbenen Fehlinterpretation der Lehren des britischen Naturforschers Darwin. Er unterhielt Kontakte zu Erich Ludendorff, einem abtrünnigen General. Er war Kommandant des Freikorps, einer illegalen Miliz. Aus dem Sozialdarwinismus und der Physiognomik, einer weiteren, von ernsthaften Medizinern abgelehnten Irrlehre leiteten Liebenfels und Ludendorff die Erkenntnis ab, dass die germanische Rasse anderen überlegen wäre. Und aufgrund dieser Überlegenheit wäre sie in einem angeblichen Daseinskampf der Völker und Rassen dazu berechtigt, andere Völker gewaltsam zu unterdrücken. Daraus ergab sich die Schlussfolgerung, dass es Deutschlands Aufgabe war, Europa zu erobern und gewaltsam zu unterjochen. Das war konträr zum ausgleichenden Kurs Bismarcks und musste den Frieden in Europa zwangsläufig gefährdet.
In Preußen wurden Ludendorff und und von Liebesfels daher nicht publizieren. Gegen sie lag ein landesweiter Haftbefehl wegen Volksverhetzung und Gefährung des Friedens vor. Liebenfels hatte sich daher in die Gebiete jenseits des Walls zurückgezogen und trieb sein Unwesen auf einem ehemaligen Raubrittersitz, den er eigenmächtig in Schloss Liebenfels umbenannt hatte. Dort scharrte er seine Anhänger um sich. Gemeinsam mit Ludendorff, Eugenikern und Nationalisten wurden obskure Veranstaltungen durchgeführt. Hegel fuhr mit seinem Bericht fort.
„An dem Abend war Jochen Schäfer in diesem Hochsitz. Er hatte es sich mit einem Schlafsack und einem Nachtfernglas gemütlich gemacht und wollte sehen, ob das Schwarzwild herauskommt. Jochen ist sich darüber im klaren, dass die Gegend gefährlich ist, war aber wie immer bewaffnet und hatte auch seinen Hund dabei. An dem Abend war die Luft klar und kühl. Ein Waldkauz rief. Da es sonst keine anderen Stimmen im Wald gab, fiel seine umso mehr auf. Er hörte die flinken, trippelnden Schritte der Mäuse am Waldboden. Zweige brachen. Etwas schnaufte. Da ging ein dicker Dachs durch das Unterholz. Doch auf den hatte er es nicht abgesehen.
Dann hörte er ferne Stimmen. Er blickte mit dem Fernglas ins Tal. Da waren unzählige Lichter. Ein Fackelzug. Dann kamen Fahrzeuge. Es schienen insgesamt mehrere hundert Leute zu sein. Sie versammelten sich auf einer Wiese direkt unter dem Schlossberg. Schäfer wollte wissen, was los war. Er tat etwas, was man unter diesen Umständen zumindest verwegen, vielleicht auch wahnsinnig nennen würde. Zweifellos, er durfte sich den Männern nicht zu sehr nähern. Mit jedem Meter stieg die Gefahr, dass man ihn durch Zufall entdeckte. Immer langsamer schlich der Jäger vorwärts, zulertzt kroch er auf dem Boden voran. In der Nähe eines Feldgehölzes versteckte er sich schließlich und beobachte die Szene mit seinem Fernglas. Dort standen viele Männer mit Fackeln, etliche waren bewaffnet. Man entfachte ein großes Feuer. Es schien, als wäre es eine Art geheime Zusammenkunft. Jemand hielt eine Rede. Worum es genau ging, konnte Jochen nicht ausmachen. Die Männer waren noch zu weit entfernt. Aber er schnappte ein paar Bruchstücke auf: „Großdeutschland“, „Aufbruch“, „Kampf“, „Weltmacht“. Der Zusammenhang wurde nicht deutlich.
Eines war jedoch sicher: Er konnte in der Mitte des Kreises den Redner ausmachen. Er trug ein rotes Gewand.“
Maja wirkte erstarrt. „Oh, das … das ist ja furchtbar. War es dieser rote Magier, welcher in diesem Kampf war, damals, mit dem König?“ „Das wissen wir nicht. Ich hoffe nicht… denn dann… wäre der gut und gerne zweihundert Jahre alt. Aber ich glaube es nicht. Wir wissen nicht, was dort los ist. Aber, zweifelsohne ist es im Sinne des Friedens besorgniserregend. Lanz von Liebenfels. Nächtliche Zusammenkünfte Bewaffneter. Das kann niemals gut sein.“ Hegel wirkte besorgt.
„Du ich muss eben Clara abholen und zu meinen Eltern bringen. Ich bin gleich wieder da.“ Hegel verschwand. Er hatte eine elfjährige Tochter. Seine Frau war jung an der Schwindsucht gestorben. Seitdem hatte er nicht wieder geheiratet. Man munkelte, dass er den Verlust nie verkraftet habe. Seine Energien steckte nun fast ausschließlich in seine Tochter und in die politische Arbeit. Betäubte er seinen Schmerz? Maja fand das ziemlich schade. Sie mochte den Sozialdemokraten. Einen Moment lang wurde sie traurig und seufzte. Dann wanderten ihre Gedanken wieder zum Thema Wohnungseinrichtung.

Anna und Karoline waren immer noch fixiert. Sie hatten sich an die Anweisung des Konsuls gehalten und eisern geschwiegen. Niemand hatte auch nur ein Wort gesagt. Die Kerzen flackerten und waren fast abgebrannt. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam Dr. Von Itzstein wieder herein. Er schien neue Kräfte gesammelt zu haben. „Habe ich da ein Geräusch gehört?“ fragte er. „Ihr habt doch geredet, da bin ich sicher.“ Sofort nahm er die Reitgerte und zog sie erst Anna, dann Karoline über den Hintern. Beide Frauen seufzten laut auf. Der Konsul griff erneut zum Massageöl. Diesmal war Karoline dran. Anna spürte ihre Nähe, ihr Atmen, ihre Lutschgeräusche, als sie Von Itzstein oral verwöhnte. Anschließend hörte er ihr Stöhnen bei jedem Stoß. Sie berührten sich. Endlich kam der Konsul in Karolines Mund. Sie schluckte es gierig herunter.
„Herzlichen Glückwunsch, Lady Karoline, Du bist nun offiziell eine Lady of strict confinement der zweiten Stufe,“ sprach Von Itzstein mit erhabener Stimme. Karoline bedankte sich für die Glückwünsche. Sie wirkte selbstbewusst und zufrieden.
Dann wande er sich an das ehemalige Blumenmädchen, nun frischgebackene Lady. „Liebe Anna, dir ebenfalls alles Gute auf Deinem Weg. Jeder und jede spürt, dass Du wie keine andere zur Lady berufen bist. Und ich bin mir absolut sicher, dass Dich die Welt brauchen wird. Du bist zu großem berufen. Es könnte schon bald soweit sein.“
Anna räumte die Bedenken ein, welche durch ihren Kopf schwirrten. „Ich hoffe, ich werde die in mich gesetzten Erwartungen auch erfüllen. Ehrlich gesagt setze ich mich ziemlich oft unter Druck.“ „Ich glaube an Dich. Als Anwalt habe ich, nicht die schlechteste Menschenkenntnis, wenn ich das sagen darf. Ich müsste mich wirklich sehr ernsthaft täuschen,“ meinte der Konsul. Er versuchte, Anna ihre Bedenken zu nehmen.
„Du bist eine geborene Lady. Ich bin absolut von Dir überzeugt, liebste Anna“ pflichtete Karoline dem Anwalt bei. Auch wenn sie Dr. Von Itzstein respektierte und Karolines Wort viel bei Ihr galt, war sich Anna nicht sicher. Ob sie sich bewähren würde, würde die Zeit zeigen. Ihre wahren Prüfungen als Lady standen ihr noch bevor. In Bezug auf diesen Punkt hatte sie keinerlei Zweifel.
127. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 28.01.22 19:59

Kapitel 25 – Die Geschenke des Konsuls
Die Cumuluswolken entwickelten sich sukzessive zu Cumulonimbuswolken, auch bekannt als Gewitterwolken. Diese wurden zunehmend größer. In den Straßen kam leichter Wind auf. Die Geräusche der Hufe waren verklungen. Weit hinten am Horizont, über den Hügeln südöstlich der Ruhr erblickte man Wetterleuchten. Noch war es weit entfernt.

Anna kamen Gewissensbisse. Sie liebte Otto und war ihm emotional treu verbunden. Sie wusste aber auch, dass sie eine Schwäche für eloquente und elegante Herren hatte. Sie wusste, dass sie ihm in sexueller Hinsicht nicht würde treu sein können. Jedenfalls nicht auf ewig. Aber wie sollte sie damit umgehen? Sie dachte darüber nach, ihn einzuweihen und es ihm zu gestehen. Den ersten Schritt hatte dazu hatte sie schon getan. Sie hatte es sich selbst eingestanden.
Insofern war die Einweihung für sie nicht nur eine Zeremonie. Sie war ein Schritt der Erkenntnis. Eine wichtige Etappe auf ihrer langen Straße zur Selbstfindung.
Anna wusste, dass sie devot war. Und sie wusste, dass sie promiskuitiv war.
Sie war sich völlig darüber im klaren, dass sie das alles erregte. Nun musste sie einen Weg finden es ihrer zentralen moralischen Instanz ein für allemal zu verkaufen. Das würde nicht einfach sein.

Die Zeremonie war erfolgreich verlaufen. Dr. Itzstein war im Begriff, sich zu verabschieden. „Liebe Ladys, ich muss mich empfehlen. Ich habe gleich den nächsten Klienten. Die Rechnung werde ich Euch übrigens mit den Urkunden schicken. Sie wird außerordentlich hoch sein. Ihr habt natürlich die Möglichkeit, den Betrag durch orale Dienstleistungen abzuzahlen. Dafür treffe ich Euch jeweils Dienstags und Mittwochs um elf Uhr im Hausflur. Eine Dienstleistung entspricht einer Tilgung im Wert von zwanzig Reichsmark. Zahlbar in insgesamt fünfzehn Raten. Ich vermute, ihr wollt bereits jetzt mit der Abzahlung anfangen. Aber ich habe nun leider wirklich keine Zeit mehr. Ihr müsst wohl wiederkommen. Und, ehrlich gesagt, möchte ich Euch natürlich gern wieder sehen.“ Er betätigte eine Klingel an der Wand. Die Tür öffnete sich. „Meine Zofe wird Euch noch etwas Besonderes überreichen,“ sagte er und verabschiedete sich mit sich mit den Worten „Es war mir eine Ehre, meine lieben gefesselten Ladys.“
Er küsste Anna und Karoline zärtlich auf ihre Wangen und verschwand durch die Tür.
Anna war gespannt auf die Urkunden und die Rechnung. Sie beschloss, Dienstag ihre erste Rate zu zahlen.
Die Zofe kam herein. Bei sich hatte sie ein Paket, welches sie zunächst auf den Tisch stellte. Wie schon am Einlass sprach sie kein Wort. Vielleicht folgt sie auch dem vornehmen Schweigen, dachte sich Anna. Es würde Zeit, dieses Ideal anzunehmen. Eigentlich wollte sie von Itzstein deswegen noch fragen. Aber nun war er weg und es blieb keine Zeit mehr. Sie würde einen Termin machen müssen. Vielleicht konnte sie bei dieser Gelegenheit gewissermaßen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und gleich eine weitere Rate abzahlen.

Die Zofe öffnete das Schloss. Victoria und Adele, welche sich immer noch im Hintergrund hielten, halfen Anna und Karoline aus der Apparatur und richteten ihre Kleidung. Anna stand noch leicht unsicher. Ihre Absätze klackerten laut auf dem Holzboden. Die Zofe ging zum Paket. Dann holte sie eine große Karte aus stabilem Papier hervor. Anna erblickte eine handgeschriebene Notiz auf der Karte. Die Schrift war elegant. Wahrscheinlich hatte die Zofe die Schilder selber geschrieben. Nun hielt die die Karte vor ihrer Brust, sodass die Ladys sie sehen konnten.

„Geschenke für die Ladys
Anna von Gerlach
Karoline von Kesselring
Mit herzlichen Grüßen von Dr. Johann Philip von Itzstein“


Ein Geschenk des Konsuls? Wollte sich Dr. Von Itzstein als Gentleman zeigen und ihnen zu ihrer Einweihung seine Ehre erweisen. Anna harrte der Dinge und war gespannt.
Das schweigsame Dienstmädchen holte ein paar kleinere Gegenstände hervor. War war das? Anna hörte ein bimmeln. Die Zofe wandte sich zunächst Karoline zu. Sie beugte sich zu ihr herunter. Mehr konnte Anna aufgrund ihrer aufrechten Haltung nicht sehen. Es bimmelte wieder. Dann sah Anna, wie die Zofe Karoline den Facelifter wieder anlegte. Kurz darauf befestigte sie zwei kleine goldene Glocken an den Schlaufen von Karolines Halskorsett und legte ihr anschließend zwei weitere, noch kleinere Glocken als Ohrringe an.
„Oh wie schön, eine Glöckchen-Garnitur,“ rief Karoline entzückt aus. Victoria kam nun hervor, um die Schmuckstücke zu inspizieren. „Oh, Wonderful,“ sagte sie und berührte eine der kleinen Glocken an dem Halskorsett Karolines. Dann trat sie einen Schritt zurück und betrachtete den neuen Gesamteindruck. Die Garnitur bestand aus jeweils zwei Glocken am Halskorsett, und zwei Glocken an feinen Fußriemen aus Leder, welche an Querriemen mit einer kleinen Schnalle befestigt waren, die zwischen Fuß und Absatz hindurchgingen. Dazu kamen noch die Ohrringe, welche aber zu klein waren, um deutlich hörbare Geräusche zu machen. Bei jeder Bewegung Karolines klimperte und bimmelte es nun leise. Der ohnehin schon erotische Charakter ihres Auftretens wurde dadurch weiter verstärkt.
Abermals wandte sich die Zofe zum Tisch und holte ein weiteres Glockenset. Sie legte Anna die Fußglocken und die Glocken am Halskorsett an. Anna ging einen Schritt zur Seite und hörte ein feines Klingeln. Dann wollte sie die Ohrringe anlegen, musste jedoch feststellen, das Anna keine Ohrlöcher hatte. Anna hatte sich dazu nie durchringen können, weil sie Ohrringe nicht für wichtig befand. Außerdem hatte sie ein wenig Angst vor der Prozedur. Die Zofe verstaute die Ohrringe zunächst in ihrer Handtasche, welche auf dem Tisch an der Seite des Raums lag.
„Oh, Du hast Dir nie Ohrringe machen lassen, wie schade!“ meinte Karoline sofort. „Sie sind so ein tolles Accessoire, um den Aufzug zu komplettieren. Wir haben doch jetzt viel mehr Zeit. Direkt Montag sollten wir Dir welche machen lassen.“ Anna war nicht begeistert. „Oh, das will ich nicht. Das tut doch weh,“ lehnte sie ab. Ihre Stimme klang sehr entschieden. Doch Karoline gab so schnell nicht auf. Sie hatte ein Ass im Ärmel. „Ach was. Wir können es bei Dr. Besenstein machen lassen. Er gibt Dir vorher eine Morphiumspritze.“
Damit rührte sie am Stolz einer Lady. „Also … Als ob ich dafür eine Morphiumspritze bräuchte.“ Anna saß in der Falle. Sie hatte sich argumentativ selbst entwaffnet. „Ich dachte nur, falls Du wirklich Bedenken hast,“ sagte Karoline in beruhigendem Tonfall.
Das Morphium war kein Witz. Die preußische Gesellschaft jener Zeit war eine Gesellschaft im Rausch. Ein Rausch angetrieben durch wirtschaftliche Blüte, Fortschrittsglauben und Optimismus. Und manchmal war es ein Rausch im wahrsten Sinne des Wortes. In den Apotheken waren brachiale Mittel wie Morphium, Kokain, Pervitin und Chinin frei verkäuflich. Heroin galt als probates Mittel zur Bekämpfung der Morphiumsucht. Dazu kamen obskure Mittel wie das Radiumwasser, welche einen zweifelhaften Ruf besaßen und selbst bei manchen Ärzten umstritten waren.
Galt es ein Rezept auszustellen, fackelten die Ärzte nicht lang. Sie verordneten rabiateste Kuren. Das Motto war oftmals „viel hilft viel.“ Und half viel nicht viel, war es wahrscheinlich nicht genug und musste noch etwas mehr sein.
Anna war skeptisch. Sie war intelligent genug, um den Nutzen gegen die Gefahr einer möglichen Morphiumsucht abzuwägen. Zumindest hatte sie Angst, süchtig zu werden. Kein Morphium. Sie würde die Schmerzen mit ihrem starken Charakter ertragen. Sie trat einen Schritt zurück und stellte fest, dass es nun nicht nur klackte, sondern auch bimmelte. Dann ging die schweigende und für die Ladys namenlose Zofe zurück und präsentierte Anna und Karoline eine Art großen Armreif aus mehreren Umläufen von Perlen. Wie schön, dachte Anna. Und waren es echte Perlen? Diese Frage würde sich wahrscheinlich erst später beantworten lassen. Anna blickte auf ein weiteres Schild, welches das stille Dienstmädchen hochhielt.

„Ein wenig Schmuck für meine lieben gefesselten Ladys.“


Was ein schöner Armreif, dachte sich Anna. Die frischgebackene Lady bemerkte, wie die Zofe hinter sie trat und den Schmuck über den Handgelenken um ihren Armbinder legte. Dann beobachtete sie den gleichen Vorgang bei Karoline. Die Schweigsame befestigte das Armband direkt über den Handgelenken der Lady und unterhalb des ersten, abgeschlossenen Riemens des Armbinders. Statt, wie üblich, eines, schmückte diese Version gleichsam zwei Handgelenke.
Anna sinnierte über diese groteske Situation. Edel geschmückte Fesseln. Bizarr, aber schmuck, dachte sie. Die Zofe verneigte sich vor den Ladys, dann geleitete sie die Gäste zur Tür. Anna sah, dass sich das Wetter verändert hatte. Weit hinten donnerte es.
128. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 29.01.22 00:28

Liebe Leserinnen und Leser,

ich entschuldige mich für die Umstände der Überarbeitung und präsentiere Kapitel 26.

LG, Racoon

Kapitel 26 – Die gefürchteten preußischen Junker
Inzwischen hatte sich im Osten und Südosten riesige Wolken zusammengebraut. Manche glichen riesigen Bergen, andere Türmen. Einer dieser Türme wirkte gewaltig. Er vergrößerte sich nach oben hin und bildete eine Art Wirbel. Das Wetterleuchten war beeindruckend und gut zu erkennen. Anna war nicht klar, ob die Gewitterwolken näherkamen oder dort hinten blieben, über den Bergen. Für gewöhnlich herrschte in Steele Süd- oder Ostwind. Dieser hätte sie von ihr weggetrieben. Sie hielt inne und spürte den Wind in ihrem Gesicht. Dann merkte sie, das er gedreht hatte. Nun kam er aus Osten.

Einige wenige hatten diesen Morgen im fernen Moskau bemerkt, dass der Zar den Kreml in einem Auto mit getönten Scheiben verlassen hatte. Zweifellos würde es sich dennoch herumsprechen. Der Wagen fuhr mehrere Umwege, um mögliche Beobachter abzuschütteln oder zumindest in die Irre zu führen. Das Manöver klappte. Sein erstes Ziel war der Weißrussische Bahnhof. Dort bestieg Zar Alexander IV am Morgen des 30.08.1923 unter höchster Geheimhaltung inkognito einen Zug. Niemand außer ein paar Eingeweihten kannte das Ziel seiner Reise im tiefen Westen. Dort, weit weit entfernt, hatte einst die Armee seiner Altvorderen, bestehen aus loyalen, von liberalen Ideen unberührten Bauern Napoleon die katastrophale Niederlage bereitet. Gemeinsam mit seinem Bundesgenossen, dem preußischen König. Preußen und Russland. Eine uralte Schicksalsgemeinschaft. Dort, am Zusammenfluss von Ruhr und Rhein waren die ausufernden Wellen der französischen Revolution einst gebrochen werden.
Napoleon hatte nicht damit gerechnet, dass die Armee des Zaren vor Oktober zur Stelle war. Sie war zur Stelle. Der Zar hatte eine halbe Million Mann aufgeboten und an die Seite der Preußen gestellt.
Westfalen, ephemer eine französische Provinz, war später an Preußen gefallen. Dort, tief im Westen, dort lag sein Ziel. Dort, tief im Westen, lag inzwischen das riesige Industriegebiet. Und dort, tief im Westen, lag eine aufstrebende Stadt. Alexander hatte seinen Zweispitz gegen einen Zylinder getauscht. Und er würde einen weiteren Zylinderträger dort treffen. Denn ihm war klar, wer in Preußen derzeit der mächtigste Mann war. Es machte keinen Sinn, sein Anliegen Bismarck vorzutragen, oder dem Kaiser. Sie lebten in der Stahlzeit. Und die Stahlzeit hatte ihren eigenen Fürsten. Den Fürsten des Geldes, Fürsten der Schornsteine, den Fürsten hell glühenden Eisens. Fürst über eine Belegschaft von mehreren zehntausend Köpfen. Eine einsame Gestalt dort, wo die verstaubte Luft im Olymp hoch über den Schloten sehr dünn war. Verkrüppelt an seiner Seele, nur seinem Hund treu ergeben.
Dort, im Reich der Fördertürme und der rauchenden Schlote verbarg sich hinter einer roten Sonne des Westens unermessliche Macht. Sie entschied über Sein oder Untergang.
Es war höchste Eile geboten. Seine Agenten aus London hatten ihm gestern Bericht erstattet. Es gab keine Zweifel mehr. Nur Otto von Hammerstein würde ihm helfen können. Seine Brennöfen waren Garanten für Leben und Tod, Gedeih oder Untergang.
Alexander wusste nicht, das Samstag Abend bei den von Kesselrings zum Dinner geladen war. Am Weißrussischen Bahnhof wurde er von einem russischen Agenten in Kenntniss gesetzt. Dinner, Bankette und andere Feste waren sein Ding. Vorher sollte es noch ins Theater gehen. Bereits zu jener Zeit, als Europa nach Napoleons Niederlage von neuerlichem geordnet wurde, gab es eine zutreffende Weisheit. Man sagte „der König von Württemberg frisst für alle, der König von Bayern säuft für alle und der Zar von Rußland liebt für alle“.
Alexander war hier keine Ausnahme.
Er würde Otto bei Karoline von Kesselring treffen. Jener Karoline, von der er ein Bild auf seinem Schreibtisch bewahrte. Jener Karoline, die er einst in seiner Orangerie in Petersburg leidenschaftlich gevögelt hatte. Die Gedanken an sie erhellten seine Fahrt durch die unendlichen russischen Weiten.

Karoline hatte die Zuspitzung des Wetters bemerkt. „Wir gehen am besten los. Es sieht nach Gewitter aus,“ meinte sie. Das klang vernünftig.

Trotz aufkommender, immer noch mäßiger Windböen lag immer noch eine gewisse Schwüle in der Luft zwischen den Häusern. Die drei Damen bemühten sich, vorwärtszukommen. Sie wollten das Anwesen der von Kesselrings unbedingt vor dem erwarteten Gewittereinbruch erreichen. Da sich Anna mit dem Laufen auf Absätzen immer noch schwer tat, kamen sie relativ langsam voran. Die Querung der Siegfriedstraße stand an. Ein Auto kam und musste bremsen. Statt zu schimpfen, grüßte der Fahrer freundlich.

„Ich finde das alles so spannend, Dear.“ meine Victoria, als sie einige Meter zurückgelegt hatten. „Eines Tages möchte ich auch eine Lady werden,“ sagte sie dann. Anna war nicht begeistert. Irgendwie hatte sie dergleichen befürchtet. Anna versuchte, Victorias Allüren im Keim zu ersticken. „Das kommt nicht in Frage, Du musst Dich auf deine Vorlesungen konzentrieren und Dein Studium abschließen. Solche Flausen solltest Du Dir nicht in den Kopf setzen.“ „Aber, ich kann doch nach wie vor in die Vorlesungen und selbst in die Seminare. Bismarck hat es erlaubt,“ entgegnete Victoria. Ihre Stimme klang entschieden und aufsässig. „Ja, aber doch nur als Gasthörerin. Du willst doch auch einen Abschluss?“ „Allister sagte, dass sie dabei sind, spezielle Studiengänge für Ladys of strict confinement zu schaffen. Er sagte, dass es dann mündliche Prüfungen geben wird.“

Allister? Hatte sie etwas verpasst? Anna wusste nicht, dass Victoria mit dem Akolyten per Du war. Hatten sie etwa vertraulichen Umgang? Anna beschloss, sich nicht von Nachfragen ablenken zu lassen. Sie musste Victotrias Plänen entschieden entgegenwirken. „Es kommt nicht in Frage,“ wiederholte sie ihre Zurückweisung von Victorias Vorhaben. „Wer sollte sich denn um Dich kümmern. Glaubst Du, ich werde Dich morgens ankleiden, schminken und befrühstücken können? Wir haben derzeit nur eine Zofe! Es ist unmöglich!“ „Dann brauchen wir halt eine zweite oder vielleicht eine Dritte. Brauchen wir ohnehin. Karoline wird es bestimmt unterstützen. Und ich glaube, meine Eltern fänden es auch gut. Zumindest werden sie es vorschlagen, wenn ich wieder zu Hause bin. Also warum nicht jetzt? Stell Dir vor, wir könnten das alles zusammen erleben!“ Das hättest Du gern, dachte Anna. Sie mochte Victoria, aber sie wusste um deren Auftreten, was zuweilen rebellisch war. Sie war gerade deshalb entschlossen, die Kusine in ihre Schranken zu weisen.
Karoline hielt sich höflich zurück. Wahrscheinlich wollte sie Anna nicht in den Rücken fallen. „Es kommt nicht in Frage,“ sagte Anna nochmals entschlossen. Sie wollte eine Grenze aufzeigen. Auch weil sie merkte, dass ihr die Argumente ausgingen. Wie konnte sie Victoria verwehren, was sie selbst hatte? Sie merkte, dass Victoria aufgehört hatte, zu diskutieren. Wahrscheinlich war sie beleidigt.
Das war sie in der Tat. Außerdem war sie dabei, sich einen Schlachtplan zu überlegen. Victoria war eine stadesbewusste junge Frau, die für gewöhnlich bekam, was sie wollte. Dazu war sie mit einer gewissen Sturheit beschlagen. Anna würde sie spüren. Hinter ihnen donnerte es. Jetzt gab es keinen Zweifel. Das Gewitter kam näher. Sie sollten besser zügig vorankommen, dachte Anna. Jetzt gerade kam die Beschränkung ihre Schrittlänge schlecht zupass. Gerade gingen sie die Hochstraße entlang. Da hörten sie laute Stimmen vor sich. Da waren etliche Männer und Pferde, Soldaten. Mit hohen Helmen und stählernen Brustpanzern. Keine Frage, es waren Junker. Anna sah, dass eine Gruppe der Eisenmänner einen Mann umstellte. Da war auch ein Kind. Ein Mädchen. Es weinte. Die Krieger redeten laut auf den Mann ein. Sie war davon überzeugt, dass dem Umstellten höchste Gefahr drohte. Würden es die Junker für richtig befinden, würden sie ihn auf der Stelle umbringen. Sie fürchteten keinerlei zivile Gerichtsbarkeit.
Erneut erfolgte ein heftiger Donnerschlag. Sie kamen der Gruppe näher. Dann erkannte Anna den Mann, den die Junker umstellten. Es war August Hegel. Anna erschrak. Sie bemühte sich, noch etwas schneller voranzukommen, so schnell es nur eben ging. Weil die Soldaten laut sprachen, konnte sie bald schon einzelne Worte vernehmen.
Soeben erhob ein Eisenmann seine Stimme. „Elender! Wir wissen, dass Du an dem Anschlag beteiligt warst. Du und Deine Mischpoke. Ihr wart es. Gib es jetzt zu, oder wir werden Dir auf den Pelz fühlen! Heute noch wirst Du den Tag bereuen, an dem Dich Deine Hure von Mutter zur Welt gebracht!“ Er zog seinen gewaltigen Säbel. Hegel hätte nicht ausweichen können. Mehrere andere Junker umstellten ihn. Seine Tochter stand bei ihm, die Hände vor dem Gesicht. Sie war völlig verängstigt. Soeben setzte ein zweiter Junker an, seinen Säbel zu ziehen. „Ich hätte Lust, ein wenig in ihm herumzustochern, was meint Ihr, Rittmeister?“ „Gute Idee. Ein echter Roter! Vom Stamm der Ruhrpottindianer! Schauen wir mal, wie robust sein Skalp ist,“ sagte der Offizier mit höhnischem Lachen. Er zog ein großes Messer aus seinem Gürtel.
Anna musste sofort etwas tun. Sie blieb stehen und blickte zu den Soldaten. Dann sprach sie, so entschieden wie möglich. „Hey! Das dürft Ihr nicht tun! Lasst sofort den Mann gehen! Seht Ihr nicht, dass er ein kleines Kind hat?“ Forderte sie die Junker auf, ihr Treiben sofort zu stoppen. Das Resultat ihrer Ansprache war verblüffend. Die Soldaten nahmen ihre Säbel herunter und ließen von Hegel ab, welcher sofort davonschlich, nicht ohne Anna einen dankbaren, anerkennenden Blick zuzuwerfen. Der Offizier wirkte grimmig, mit einem stattlichen Schnauzbart. Er steckte seinen Säbel zurück in die Scheide, kam auf sie zu grüßte sie militärisch. Das unglaubliche geschah. Sein Tonfall war freundlich. Er nickte ihr zu. „Rittmeister von Radenow. Wie kann ich Euch helfen?“ „Schon gut. Es war mir wichtig, dass Ihr den Mann gehen lasst. Er ist unschuldig.“ Dann raffte sie all ihren Mut zusammen. „Also… da wäre etwas. Ihr könnt mir wirklich helfen. Also, wenn es in Ordnung ist.“
„Natürlich. Euch sind wir zu Diensten. Sonst freilich nur Gott und dem Kaiser,“ sagte er lachend. Das entspannte die Situation ein wenig. „Sagt, was wir tun können.“
„Könnten Sie bitte heute Abend nach Einbruch der Dunkelheit noch einmal hierhin kommen. Am besten Sie alle. Es gibt einen Notfall und ich brauche jemanden, der anpacken kann. Vielleicht muss auch jemand in die Schranken gewiesen werden,“ erklärte Anna ihr Anliegen. „Selbstverständlich. Sagen wir halb zehn. Wir werden zu Stelle sein.“ Anna bedankte sich. „Und wenn es der Teufel selbst ist, der in die Schranken zu weisen ist!“ fügte der Rittmeister mit einem grimmigen Lachen hinzu, in das seine Männer einstimmten. Da fiel Anna noch eine wichtige Sache ein. „Haben Sie eigentlich Eimer? Wir bräuchten ein paar.“ Der Offizier stutzte kurz. „Klar, für das Futter unserer Pferde,“ sagte er dann. Die Junker empfahlen sich und ritten die Straße herab.

Anna atmete auf. Ihr Herz war nun befreit. Sie hatte mit einem Mal keinerlei Zweifel mehr. Sie war eine Lady. Sie hatte die gefürchteten preußischen Junker in ihre Schranken verwiesen. Feindliche Stimmen in ihr erstarben. Die Sonne, hoch über der Ruhr stehend und der Glanz ihrer Sternstunde hatten ihre Schatten verscheucht. Sie waren in diesem Augenblick erstmals völlig verschwunden. Sie würden nie wiederkehren.
Die Macht der Junker war eine Macht kalten Stahls. Sie hatte ihr eine Art vom Macht entgegengesetzt, gegen die Eisen und Stahl chancenlos waren. Annas Macht war die Liebe. Und von dieser hatte sie unendlich zu geben. Das war es. Für die Liebe hatte sie einen Teil ihrer Bewegungsfreiheit geopfert. Und wie sie sich nach und nach mehr mit ihrem Status identifizierte, machte ihr das zunehmend weniger aus. Sie begann, sich in ihrem Aufzug wohlzufühlen. Und wie sie sich begann, wohlzufühlen, wurden auch die Strapazen erträglicher. Nach wie vor schmerzten ihre Arme und Füße. Aber der Schmerz ließ allmählich nach. Zum einen, weil langsam eine Gewöhnung eintrat. Natürlich würde diese in ihrem vollem Ausmaß erst im Laufe der Zeit kommen. Zum anderen, und das war zunächst der weitaus wichtigere Grund, weil sie ihre Situation akzeptierte. Und wie sie sie akzeptierte, wurde sie auf einmal weitaus weniger unerträglich. Darüber hinaus bemerkte Anna einen weiteren Grund, warum es ihr in ihrem Aufzug gut zu gehen begann. Sie fühlte sich auf eine gewisse Art standesgemäß beschützt und erhaben. Es war wie eine Art Dienstkleidung. Die Dienstkleidung einer Lady. Auch wenn es kein Dienst körperlicher Tätigkeit war.
Anna wusste nicht, wer die Junker gefordert hatte. Auf eine kuriose Art hatte sie, freilich ohne es zu wissen, auch Otto entwaffnet. Sie hatte dem mächtigsten Mann Preußens die Stirn geboten.
Aber sie hatte nur eine Schlacht gewonnen. Die nächste stand heute Abend bevor.
Diesmal galt es nicht zwei, sondern viele Leben zu retten. Würden die Junker ihr Versprechen halten? Würden sie zur Stelle sein, wie sie hoffte? Ihr war nicht klar, was ihr militärischen Ehrenkodex den Junkern bedeutete. Sie würden zur Stelle sein. Die Eisenmänner waren Waffen erlegen, gegen die sie Panzer und Helm nicht bewahrten. Wehe denen, welche sich heute Abend Annas Vorhaben in den Weg stellen sollten.
129. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 07.02.22 23:12

Liebe Forumsmitglieder,

zur Zeit komme ich wegen beruflichen wie privaten Verwerfungen mit meiner Geschichte nur langsam voran. Daher hier schon einmal Kapitel 27, soweit fertiggestellt. Ich ergänze die nächsten Abschnitte.

Liebe Grüße, Racoon

Kapitel 27 - Das Gartenhäuschen
Anna hatte ihre inneren Schatten bezwungen. Draußen aber türmte sich die Wolkenfront immer noch auf. Es war ratsam, den Weg zügig fortzusetzen. Prinzipiell hatten sie noch eine gute Viertelstunde zu gehen. Wie lange sie in ihrer neuen Situation brauchen würden, wussten sie jedoch nicht. Also trippelten sie möglichst zügig voran. Ihr Weg führte die Damen noch einige Zeit durch die Hochstraße und dann am Südpark entlang. Man hörte die Rufe von Spatzen. Kinder spielten auf den Straßen Fußball. Da es nicht überall Bolzplätze gab, kam das sehr häufig vor. Auf den Straßen war Jung und Alt unterwegs. Viele Passanten grüßten sie freundlich. Anna erwiderte die Grüße mit einem freundlichen „Guten Tag“ oder „Hallo“. Zuerst hatte sie noch instinktiv versucht, den Vorbeigehenden zuzunicken, doch Halskorsett und Facelifter verhinderten das. Sie wahrte ihre erhabene, vornehme Haltung.

Lady Anna merkte, dass sie die Grüße und den ihr entgegengebrachten Respekt besser annehmen konnte. Noch wenige Tage vorher war ihr das schwergefallen. Rechtzeitig vor dem hereinbrechenden Gewitter erreichten sie das Anwesen Karolines.
Es war kurz vor elf. Eigentlich stand nun ihr erstes Sportprogramm an. Was den Sport im Freien anging, kamen die drohenden Wolken natürlich ungelegen. Inzwischen türmten sie sich mitten über dem Anwesen auf.
Erstmal waren die Damen jedoch ohnehin erschöpft und außer Atem. Das Gebot maximaler Geschwindigkeit und ihre enge Schnürung zeitigten ihre Folgen. Sie setzten sich in die Stube. Ihre Brüste hoben und senkten sich heftig. Adele und eine weitere, ebenfalls schweigsame Zofe servierten Kaffee und Tee. „Es ist wichtig, den eigenen Körper nicht zu vernachlässigen,“ meinte Karoline, als sie allmählich zu Atem gekommen waren. „Gehen wir nach der Toilette doch in den Trainingsraum,“ schlug sie dann vor. Bevor es an die Ertüchtigung ging, bekamen die beiden Damen im Bad einen Einlauf. Dazu wurden sie in zwei Holzapperaturen fixiert. „Wir haben mehrere Bänke, für Gäste,“ erläuterte Karoline, während sie den Einlauf genossen. Victoria bekam ebenfalls einen Einlauf, wurde dabei aber nicht gefesselt. Anna fühlte sich sauber, angenehm und erleichtert. Sie hatte ja seit heute morgen keine Gelegenheit mehr gehabt, auf Toilette zu gehen. Dann wurden die Armbinder abgenommen. Anna befühlte sofort ihre Arme. Es war nicht ungewohnt, aber doch irritierend, sie nach Stunden wieder bewegen zu können. Sie war noch weit davon entfernt, die wiedererlangte Freiheit als unschicklich zu empfinden. Dennoch kam es ihr bereits seltsam vor. Der Sport für den ganzen Körper war wichtig, dass war ihr klar. Während es draußen abermals heftig donnerte, wurden sie in eine Sportgarderobe aus Baumwolle gekleidet und gingen dann in den Trainingsraum, welcher im Keller untergebracht war.

Anna bestaunte ein ganzes Arsenal von Geräten zur Stärkung von Leib und Gesundheit. Da waren allerlei Vorrichtungen, die von der Decke hingen. Diese dienten zur Stärkung der Rücken- und Armmuskulatur. Weiterhin gab es ein Rudergerät, ein Ergometer und etliche Hanteln. „Nächste Woche werden wir auch ein Laufband bekommen,“ erläuterte Karoline. „Damit kann man auch im Aufzug trainieren, wenn das Wetter zum spazieren gehen zu schlecht ist,“ fügte sie noch hinzu.
In diesem Moment betrat eine resulut wirkende Frau von etwa vierzig Jahren den Raum. Es war die Gouvernante von Karoline, welche Anna bislang nicht zu Gesicht bekommen hatte. Sie stellte sich als Fräulein Kosewitz vor. Und wie Anna schon bald feststellen musste, nahm Fräulein Kosewitz ihre Aufgabe als Lehrerin für Leibesertüchtigung außerordentlich ernst. Anna musste feststellen, dass sie keine Klimmzüge schaffte. Fräulein Kosewitz beklagte den Zustand ihrer Rückenmuskulatur und verordnete Ruder- und Zugübungen. Anna mühte sich ab und kam ernsthaft ins Schwitzen. Durch ihre Tätigkeit in der Gärtnerei war sie körperliche Arbeit gewohnt. Der heutige Grad an Belastung übertraf jedoch das für sie übliche Ausmaß bei Weitem. Am Ende des Trainings erfolgten Dehnübungen, dann Yoga.
Die Massage war eine wertvolle Gelegenheit, wieder zu Kräften zu kommen. Im Gegensatz zur Gute-Nacht-Massage war sie streng an physiotherapeutischen Gesichtspunkten orientiert. Die Intimbereiche wurden ausgespart und auch das quälend unbefriedigende, sadistische Moment fehlte. Am Ende fühlte sich Anna zwar erfrischt und gelockert, aber kaum erregt. Sie merkte immer noch die Folgen des Trainings und befürchtete Muskelkater in den kommenden Tagen. Victoria war sowohl beim Training, als auch bei der Massage dabei. Das war statthaft und standesgemäß, auch wenn es Anna nicht so ganz recht war. Was wäre, wenn die Kusine durch die Teilnahme an der verbindlichen Struktur der Ladys of strict Confinement mehr und mehr Gefallen an dem Ablauf fände? Ihr würden zeit- und nervenraubende Diskussionen bevorstehen. Das wollte sie unbedingt vermeiden und vermied Rückfragen oder Dialog mit Victoria, welche zudem noch zu schmollen schien. Alle drei Damen genossen nun eine Dusche, bevor es an ihre Wiederankleidung ging.
„Heute ist Der Tag Deiner Einweihung. Und morgen steht für Dich eine Überraschung an,“ verkündete Karoline. „Deshalb sollst Du komplett in weiß sein, liebe Anna,“ fügte die Lady hinzu und legte damit eine Art Dresscode fest. Schon machten sich die Zofen zu schaffen. Sie kleideten Anna in einen weißen Plissérock und eine spitzenbesetzte Bluse, Korsett und Halskorsett waren aus Seide und auch der Armbinder war mit weißer Seide bedeckt. Das Halskorsett besaß nach oben hin einen ausladenden Rand aus Spitze, welcher den untersten Teil des Gesichtes bedeckte. Der Rock endete knapp über den Knöcheln und ließ blicke auf ihre weißen Schnürstiefel mit 12 cm hohen Absätzen frei. „Es sind Pfennigabsätze. Sie sind sozusagen die Creme de la Creme aller Absätze. Viele Ladys schwören auf sie,“ schwärmte Karoline. Anna bewegte sich. Ihr fielen sofort die typischen „Klick – Klack“ Geräusche dieser Art von Stöckeln auf, welche sich von denen gewöhnlicher Absätze unterschieden. Sie ging ein paar Schritte. Obwohl sie nicht stolperte, war ihr klar, dass sie Übung brauchen würde, um auf den Pfennigabsätzen richtig zu laufen.
Natürlich wurde ihr auch wieder der Facelifter angelegt. Da Annas Makeup über die Stunden gelitten hatte, wurde es rekonstruiert. Ein Blick in den Spiegel offenbarte erneut einen dramatischen, puppenhaft wirkenden Look. Offenbar war das für die Ladys des Confinement-Ideals üblich. Ihr strenger Dutt wurde erneuert. Anna blickte in den Spiegel und klimperte mit den Augenliedern. Was ihr an Gestik fehlte, konnte sie immerhin mit ihrer Mimik wettmachen. „Du siehst traumhaft aus,“ meinte Karoline. „Der Look betont so toll das Gesicht und die Augen. Sie sind der Spiegel zur Seele der Lady. Ich habe mir überlegt, dass es auch exklusives Merkmal der Ladys sein sollte, Ihr Gesicht in einem Haushalt zu zeigen. Deshalb werden meine Zofen demnächst Masken tragen,“ erläuterte die Dame des Hauses. Eine interessante Idee, dachte sich Anna. Sie fragte sich, was Maja davon halten würde. Und sie erinnerte sich, dass eine zweite Zofe gebraucht wurde. Und ein Dresscode. Sie hatte die Idee, eine Annonce in der Zeitung aufzugeben. Würde sich jemand passendes melden? Sie hatte freilich noch eine andere Idee, aber sie war nicht sicher, ob die Person zustimmen würde. Außerdem würde sie in diesem Falle mit Otto reden müssen. Was würde er davon halten?

Gemäß den Zielen des Ideals bemühte sich Adele, beim Korsett und beim Armbinder den Idealvorstellungen ein Stück näher zu kommen. Anna stöhnte und jammerte laut auf, als ihre Unterarme zusammengepresst wurden. „Es ist normal, dass es beim ersten Mal etwas schmerzhaft ist,“ sagte Karoline mit beruhigender Stimme. „Aber auch daran gewöhnt man sich. Auf diese Weise entsteht ein perfekter optischer Eindruck.“ Anna betrachtete sich im Spiegel. Ihre Arme schmerzten unangenehm. Aber sie musste zugeben, dass ihr weißer Aufzug ein schönes, stimmiges Bild erzeugte. Würdevoll bewegte sie sich in ihrem weißen Dress durch den Raum. „Hier habe ich noch etwas Schönes für Dich. Gewissermaßen das I-Tüpfelchen,“ unterbrach Karoline die Augenblicke Selbstbetrachtung. Ihre Zofe brachte mehrere Halsketten aus Silber und legte sie um. Zwei der Halsketten besaßen Anhänger. Einer besaß die Form einer silbernen Kugel, der andere die eines Vorhängeschlosses. In gewisser Weise symbolisierte er Annas heute erfolgte, offizielle Versiegelung als Lady of strict Confinement. Sie bestaunte sich. Der Schmuck passte zum Stahl ihres Facelifters sowie den Haken und Ösen ihres Korsetts.
Karoline wurde nun in einen roten Aufzug mit schwarzer Spitze gekleidet. Korsett, Halskorsett und Armbinder waren aus schwarzem Samt. Ihre Haare trug sie im Gegensatz zum Vormittagsaufzug dieses Mal offen, während Victoria wieder ihr grünes Kostüm trug.
Für das Mittagsessen waren im Speisesaal zwei Feeder vor der eigentlichen Tafel aufgebaut worden. Und so kam es, dass Victoria ihr Essen am Tisch zu sich nahm, während Karoline und Anna eifrig ihr Nourishment saugten und lutschten. Zu Mittag gab es die Sorte Zucchini und Lachs. Bereits der erste Spritzer der Flüssignahrung offenbarte Anna, dass es sich lohnte, stärker zu saugen. Und so tat sie es, engagiert und voller Passion. Als der Feeder leer war, merkte sie, dass sie nicht satt war. Sie hätte gerne nach einem Nachschlag gefragt, war sich aber nicht sicher, ob sich eine Erkundigung ziemte. Vielleicht waren die Portionen auch absichtlich etwas knapper bemessen, um eine schlanke Silhouette zu wahren? Da sie nicht nachfragte, konnte sie es im Moment nicht erfahren. Aber sie vermutete, mit ihrer Ahnung nicht falsch zu liegen. Zumal sie sich erinnerte, dass Maja etwas von einer strengen Diät erzählt hatte.
Schon kamen die Zofen und lösten Annas Fixierung. Danach putzten sie ihren Mund vorsichtig mit einer Servierte. Gleiches geschah mit Karoline. Beide Ladys wurden nun von den Dienstmädchen zur Tafel geleitet, wo sie gemeinsam mit Victoria Tee gereicht bekamen. Victoria verabschiedete sich nach dem Essen. Sie hatte noch ein Seminar. Anna fragte sich, ob sie bei Allister Crawley war. Der Beginn des Gewitters schien eine Zeit lang nah, doch gab es für den Moment eine größere Wolkenlücke. Diese wollte Victoria ausnutzen, um zügig zur Straßenbahn zu gelangen. Sicherheitshalber nahm sie einen Regenschirm mit.
Anna und Karoline blieben zurück. Da es zwischenzeitlich aufgeklart war und die Sonne hineinschien, schlug Karoline einen Spaziergang vor. Karoline verfiel in Schwärmen. „Da ist so viel vom Park, was wir noch nicht gesehen haben. Ich muss Dir unbedingt noch den Rododendronhain zeigen und das Alpinum. Wir haben auch ein kleines Labyrinth mit versteckten Sitzgelegenheiten … und den Koiteich, den musst Du unbedingt sehen. Ach, ja und den Pavillion natürlich.“ Anna lächelte. Eine erneute Gartenführung! „Zeig mir doch einfach alles, ich bin gespannt,“ sagte sie. Sie tranken noch einen Schluck Tee, dann brachen sie auf. Die Wege waren größtenteils gepflastert, sodass sie mit den Absätzen begehbar waren. Nur wenige waren festgestampft und mit leichtem Schotter bedeckt. Doch auch diese waren fest und eben, sodass sie zurecht kamen.

Die Luft war warm, leicht schwül. Mit kleinen Schritten wandelten sie durch den Park, begleitet von zwei schweigsamen Zofen. Als sie den kleinen Wald mit den Bach durchquert hatten, blickte Anna auf verschiedene Beete, welche an einem leichten Hang angeordnet waren und zu einem größeren Teich hin abfielen. Weiter oben lag ein zweistöckiger, weißer Pavillon im klassizistischen Baustil, von dem man einen herrlichen Ausblick auf diesen Teil des Parks und den Teich hatte. Sie begutachteten die Beete. Anna staunte über die Vielfalt an Rosen und Stauden. Freilich, vieles war schon verblüht. Aber es gab Phlox, Sonnenblumen, Astern und viele weitere späte Arten. Von den Rosen und ihrem Duft ganz zu schweigen. Die Damen schlenderten durch die Beete, unterhielten sich und lachten sehr viel. Dann setzten sie sich auf eine von mehreren Bänken, welche den Teich umgaben. Sie spürten die Septembersonne in ihren Gesichtern. Schließlich ließen sie die Ereignisse des Tages Revue passieren. „Was meinst Du, werden diese Junker ihr Wort halten?“ fragte Anna. „Ja, da bin ich mir sicher,“ meinte Karoline mit beruhigender Stimme. „Es ist ein brutaler Typ Mensch, aber auf ihre Offiziersehre geben sie viel. Außerdem glaube ich, dass Du einen bestimmten Eindruck auf sie gemacht hast. Sie werden kommen.“
Anna wurde innerlich ruhiger, aber ein Rest Skepsis blieb. „Ich kann heute Abend ja mitkommen. Zu zweit kriegen wir sie sicher noch besser in den Griff,“ schlug Karoline zu ihrer Freude vor. Nun waren ihre Bedenken zerstreut. Zweifellos hatte sie ihre eigene Wirksamkeit heute auf eindrucksvolle Weise erfahren. Dennoch war sie froh, das Karoline dabei sein würde. Sie war in der gehobenen Gesellschaft bekannt. Ihr Wort würde im Zweifel ein ganz anderes Gewicht haben. Karoline gab ihr weiteren Mut. Sie schaute ihr in die Augen und küsste sie auf die Stirn. Dann schaute sie sie wieder an, schloss ihre Augen und küsste sie auf den Mund, zuerst sachte, dann, beim zweiten Mal, intensiver. Überrascht und reflexhaft öffnete Anna ihren eigenen Mund und ihre Zungen begannen, sich zu ertasten. Ihre Zungenspitzen berührten sich vorsichtig, dann umkreisten sie sich. Sie zogen sich zurück, blickten sich an und küssten sich danach erneut. Dann schreckte Anna auf, ein Gedanke war in sie gefahren. Karoline schaute sie an und wirkte dabei leicht irritiert. „Was wird nur Otto dazu sagen?“ dachte sie laut. „Er würde es gutheißen,“ versicherte Karoline. „Oh, ich würde noch weitergehen,“ fügte sie hinzu. „Ich bin sicher, dass er alles was heute passiert, unterstützen wird. Absolut sicher. Und ich würde noch weitergehen. Er wäre sicher enttäuscht, wenn Du anders gehandelt hättest.“
Anna war sprachlos. Sie wusste nichts zu entgegnen. Doch um ausgiebig nachzudenken, blieb keine Zeit. Karoline schaute sie an, dann küsste sie sie erneut. Sie verbrachten eine lange Zeit mit ausgiebigen Zungenküssen. Die stille Zofe stand wortlos hinter ihnen. Im Teich hatten die Kois und Goldfische die beiden Frauen bemerkt. Neugierig kamen sie an die Oberfläche. Die Kois öffneten ihre Mäuler und schnappten nach etwaigem Futter, dass sie erwarteten. Doch die beiden Frauen waren zu sehr miteinander beschäftigt.

Dann donnerte es erneut. Erste Tropfen fielen. Das Gewitter kehrte mit Macht zurück.
Karoline blickte gen Himmel. „Schnell. Lass uns ins Gartenhaus gehen,“ sagte sie dann. „Es ist alles vorbereitet.“ Anna fragte sich, was sie meinte. Es donnerte erneut. Eile schien nun geboten. Sie standen auf und trippelten in Richtung des Häuschens. Die Zofe folgte. Gerade noch rechtzeitig erreichten sie keuchend den Pavillon. Hinter ihnen lag nun eine Wand aus Regen. Es war kühl und windig geworden. Doch im Gartenhäuschen sollte es angenehm sein. Das Erdgeschoss wirkte sehr einladend. Durch einen schmalen Flur, von dem aus eine Treppe ins Obergeschoss ging, schritten die beiden Damen in einen großen, in weiß gehaltenen Raum. Auf der einen Seite war ein Doppelbett. Anna wunderte sich über das seltsame, glänzende Laken und zwei merkwürdige Vertiefungen in der Mitte der großen Matratze. Auf eine Bettdecke schien man ebenfalls verzichtet zu haben.
Auf der anderen Seite besaß der Raum große, bis an den Boden reichende Fenster ähnlich wie bei einem Wintergarten. An einem der Fenster stand eine Palme in einem Kübel, daneben auf einer niedrigen Holzbank mehrere große Kakteen und Sukkulenten, außerdem eine elektrische Lampe auf einem Beistelltisch. Weiter vorne befand sich eine kleinere Sitzgruppe, welche die Einrichtung des Raumes perfekt machte. Die Stühle schienen den Bedürfnissen der Ladys of strict Confinement Rechnung zu tragen, denn ihre Rohrlehnen besaßen passende Ausparungen in der Mitte.
Hier konnte man bei Regen oder im Winter entspannen und einen Tee genießen, mit einem herrlichen Blick auf dem Park. An der Decke hing ein Kronleuchter. Die Bilder an den Wänden zeigten impressionistische Gartenszenen. Ein Stuhl an jeder Seite des Bettes schien für Kleidung gedacht. Weitere Einrichtungsgegenstände fehlten. Zumindest konnte Anna keine erkennen.
In diesem Moment trat Adele hinein, begleitet von einem weiteren Dienstmädchen.
Anna musste zwei Mal hinschauen. Der Anblick der zweiten Zofe war überraschend. Statt in ein Gesicht blickte sie in eine weiße Maske mit roten Lippen. Diese Maske glich ihrer Nachtmaske, doch war sie einheitlich weiß und wies nicht die gleichen kunstvollen Ornamente auf. In der Mitte der Roten Lippen waren eine kleine, rundliche Öffnung, zwei weitere lagen über den Nasenlöchern. Außerdem besaß die Maske aufgemalte, schwarze Augenbrauen und zwei Öffnungen für die Augen.
Von der Person darunter konnte Anna nur ihre blauen Augen und erkennen, denn auch die Haare der Dienerin waren durch ein roséfarbenes Kopftuch aus Seide verdeckt, welches auch den Hals kunstvoll umschlang. Sie schienen außerdem auf irgendeine Art hochtoupiert zu sein, denn das Kopftuch wirkte nach hinten hin voluminös gefüllt. Farblich bildete es mit seiner auffälligen Farbe einen interessanten Kontrast zur schwarz-weißen Zofenuniform mit weißer, langärmeliger Seidenbluse, schwarzem Taillengürtel, schwarzem, wadenlangen Samtrock und ebenfalls schwarzen Stiefeln, welche spitz zuliefen und übergangslos unter dem Rock hervorschauten.
„Minna trägt zur Probe meinen neuen Entwurf für eine Zofenuniform. Die Maske ist aus einem leichten, edlen Kunststoff und innen mit Seide gepolstert. Dadurch ist sie nicht so schwer, wie eine Nachtmaske,“ erläuterte Karoline. Kunststoffe waren eine relativ neue Erfindung und wurden zunehmend populär. Anna hörte gespannt zu. Ob so eine Maske auch etwas für Maja wäre? Sie musste unbedingt mit ihr sprechen. Über das alles, was heute passiert war. Sie würde ihr viel zu erzählen haben.
Karoline schien mit ihren Ausführungen noch nicht fertig zu sein. „Ich habe eine Lösung gesucht, welche die Identität der Zofe vollkommen verbirgt, aber gleichzeitig elegant und schick ist,“ erklärte sie und ergänzte den Hintergrund ihrer Entscheidung. Ihre Stimme klang euphorisch und sie lächelte, als sie fortfuhr. “Die Maskierung der Zofen ist mir sehr wichtig, Anna. Auf diese Art wird der Standesunterschied auf eine für beide Seiten respektvolle Weise betont. Jede Klasse hat ihre eigenen Restriktionen. Wir opfern einen Teil unserer Bewegungsfreiheit und sie ihre Indvidualität, ihre Identität, in der Öffentlichkeit. Wir sind erhaben, aber gebunden, sie sind frei, aber unfähig zu zeigen, wer sie eigentlich sind. Nur ihre Augen sind eine Verbindung zur Außenwelt. Natürlich ist das alles bislang nicht viel mehr als eine Idee. Aber ich habe schon weitere Bestellungen aufgegeben. Ab morgen wird Adele ebenfalls eine Maske tragen und ich werde mich mit den Zofen auch in der Öffentlichkeit zeigen. Vielleicht wird es ja eine Mode,“ sinnierte die Lady in einem zuversichtlichen Ton.
Anna dachte nach. Sie fand die Idee interessant. Dann regte sich ihr Moralverständnis, dass sich zwar wandelte, aber nicht schwächer wurde. Warum sollten nur Mitglieder des Großbürgertums das Confinement – Ideal annehmen dürfen? Warum sollten nur Arbeiterinnen oder Dienstmädchen eine Maske tragen? Das war nicht gerecht.
Dann erinnerte sie sich an das Versprechen, dass sie unter den Schlägen des Dr. von Itzstein gegeben hatte. Früher, an diesem ereignisreichen Tag. Die seitdem vergangene Zeit kam ihr wie eine Ewigkeit vor. „Ich will die eisernste und strengste der Ladys sein. Ich verspreche es,“ hatte sie gelobt. Ihr Stolz würde es nicht zulassen, von diesem, gegebenen Wort abzufallen. Im Gegenteil, ihr Versprechen hatte nun ihren Ehrgeiz geweckt. Sie wollte ihren Weg als Lady in würdevoller, vornehmer Weise beschreiten. Außerdem stammte sie aus dem Mittelstand, aus einer Familie kleiner Gewerbetreibender und Angstellter. Ihr sozialer Aufstieg hatte erst vor kurzem begonnen. Warum sollte sie nicht zu ihrer Herkunft stehen und die Ideale beider Klassen vereinen? Sie könnte diese Vereinigung zum Ausdruck bringen, indem sie die Restriktionen beider Klassen vereinte und dadurch als Vorbild wirkte. Einen Moment lang fand sie die Idee, hinter einer solchen Maske versiegelt zu werden und in tugendhafter Weise zu wirken, interessant. Sie würde durch besonders strikte Restriktion ein Leuchtfeuer für das Confinement-Ideal werden.
Sie wog die Vor- und Nachteile ab, eine Maske zu tragen.
Dann merkte sie, dass das, was sie gerade überlegte, ein Luftschloss war. Noch waren es nichts als Blüten von Karolines Geist. Warum sollten sich Frauen entschließen, in der Öffentlichkeit eine Maske zu tragen? Anna dachte über die Erfahrungen mit Masken nach, die sie in den letzten Tagen gemacht hatte.
Zuerst dachte sie an die Atemschutzmaske. Die fand sie ziemlich unangenehm. Vor allem als sie schließlich feucht geworden war und die Atmung erschwerte. Die wollte sie auf keinen Fall nochmal aufsetzen. Sie dachte an die vielen Momente, wo sie ihren Weg unterbrechen musste, keuchend, gierend nach Luft.
Andererseits war da auch noch die Nachtmaske. Sie gefiel ihr schon besser, kühlte angenehm das Gesicht und war optisch ansprechender als die Atemschutzmaske. Und ja, Masken hatten auch Vorteile. Sie verbargen, wenn man rot im Gesicht wurde. Mehr als einmal hatte die Atemschutzmaske Anna vor peinlichen Situationen bewahrt. Und überhaupt: Man verlor seine Identität. Ein Umstand, welcher manche abschrecken würde. Anna fand ihn entlastend. Hatte sie doch selbst erlebt, wie ihr die Maske half, Situationen zu betrachten, ohne augenblicklich im Mittelpunkt des Geschehens zu sein.
Anna spielte noch einen kurzen Augenblick mit ihren Gedanken, bevor sie sie vorerst verwarf. Sie schienen ihr keinerlei praktische Bedeutung zu haben.

Karoline sprach mit den Dienstmädchen. Dann drehte sie sich zu Anna. „Nutzen wir das Unwetter für eine Pause, Schatz,“ schlug sie vor. „Minna wird uns gleich Kaffee und Tee bringen.“ Sie nahmen auf zwei Stühlen der Sitzgruppe platz. Aufgrund ihrer strengen Einschnürung war ihre Sitzposition aufrecht, kerzengerade. Die spezielle Bauart der Stühle bedeutete jedoch einen gewissen Komfort, da sie ihnen ermöglichte, ihre Arme im Armbinder auf elegante Weise gerade nach unten zu halten. Draußen donnerte es. Der Regen war nach wie vor heftig, hatte aber aufgehört, gegen die Scheibe zu prasseln. Kurz darauf erschien die maskierte Zofe mit einem Tablett, auf dem sich neben den Getränken auch eine Schale mit Plätzchen befand. Adele trat hinzu und schon begannen die Dienerinnen, ihnen die Tassen direkt an den Mund zu reichen. Die beiden Ladys tragen immer nur einen kleinen Schluck. Zwischendurch knabberten sie an den Keksen. Eine Zeit lang blickten sie sich zwar mehrfach an, sprachen jedoch nicht. Der Tag hatte sie angestrengt. In diesem Moment sandte Karoline ihrer frischgebackenen Mitlady einen weiteren Blick. "Lass es uns doch ein wenig bequem machen, liebste Anna," legte sie nahe. "Heute Abend sollten wir ausgeruht sein."
Karoline stand zuerst auf und wandte sich in die Richtung des Bettes. Würdevoll schritt sie voran. Anna stand ebenfalls auf. Niemand musste sie auffordern, der Lady zu folgen.
130. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von goya am 08.02.22 07:02

Vielen Dank für deine Fortsetzung... 👍
131. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von MartinII am 08.02.22 09:29

Wieder eine großartige Fortsetzung
132. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Marenoir am 23.02.22 17:43

Lieber Black-Coon
einen tollen Spannungsbogen hast Du aufgebaut! Bin in Vorfreude u.a. auf die Episode, wenn Anna feststellen darf wie ihr Alltagsprogramm zu Hause nun aussieht und Konsequenz von Maja und Victoria umgesetzt wird...
Bin weiterhin sehr gespannt!
Liebe Grüße!
133. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von goya am 24.02.22 06:44

Vielen Dank!
Hoffentlich lässt es Deine Zeit bald zu, dass Du uns einen weiteren Teil gönnen kannst..
134. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von lot am 14.03.22 16:57

Hallo BlackCoon,

würde mich freuen wenn du die Geschichte weiter schreiben würdest.

135. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 23.03.22 23:55

Kapitel 27 ist fertig. Was meint Ihr, liebe Leserinnen und Leser, sollte Anna zur Maske finden?

LG Euer Racoon.
136. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von lot am 25.03.22 13:23

Hi BlackCon,

bitte verpasse ihr keine Maske oder nur maximal nur bei entsprechendem Anlass.

Warte schon sehnsüchtig auf den näcsten Teil.

Viele Grüße und ein schönes Wochenemde
137. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Marenoir am 27.03.22 21:57

Lieber BlackCoon,
eine sehr reizvolle Wendung mit der Annäherung der beiden Ladies und diesem Bett hast Du da eingebaut..!
Zu Deiner Frage: Ja, ich persönlich würde Anna die neue Maske für eine zeitlich eng begrenzte Aktion zumuten...
Liebe Grüße!
M.
138. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 29.03.22 16:01

Liebe Leserinnen und Leser,

endlich kann ich Euch wieder ein ganzes Kapitel am Stück präsentieren. Hoffentlich gelingt es, bald wieder mehr Zeit zum Schreiben zu finden.
Vielen Dank für Euer Feedback hinsichtlich Maske. Mich würde noch interessieren, ob es unter der Leserschaft auch Fans von Masken und Total-Enclosure gibt.
Aber nun viel Spaß beim Lesen.

Viele liebe Grüße,

Euer Racoon

Kapitel 28 – eine ungewöhnliche Liaison
Karoline senkte sich langsam und nahm auf dem großen Bett platz. Anna kam zu ihr. Beide waren aufgrund der Korsetts gezwungen, in strarrer, aufrechter Haltung zu sitzen. Sie blickten sich an und küssten sich erneut. Ihre Zungenspitzen berührten sich. Sie umtasteten sich sanft und ausgiebig.
Draußen war es immer noch dunkel. Das Gewitter tobte sich aus und lieferte eine beeindruckende Erscheinung über der Stadt ab. Doch drinnen war es gemütlich.
Rasch traten die Zofen heran. Sie zündeten einige Kerzen an, welche sich auf dem Tisch befanden. Danach schalteten sie zwei kleine, elektrische, kugelförmige Lampen an, welche rechts und links oberhalb der Bettkanten aus der Wand ragten. Der Raum war nun von einem warmen, gedämpften Licht ausgefüllt.
Die Zofen näherten sich, konsequent schweigend. Was für eine wohltuende, ruhige, entlastende Stimmung, dachte sich Anna. Sie atmete tief ein und aus.
Dann zuckte sie zusammen, da ein Blitz das Zimmer erhellte. Kurz danach donnerte es. Einen Augenblick lang fragte sie sich, ob der Strom ausfallen würde. Doch dies geschah nicht.
Minna war kurz im Flur gewesen und hatte die Gerätschaften für den nächsten Einlauf herangeholt. Mit Hilfe sanfter Berührungen gaben die Dienerinnen ihren Ladys den Hinweis, dass sie sich über die niedrige, gepolsterte Bettkante beugen sollten. Anna spürte, wie ihr Rock heruntergezogen wurde. Der Pfropfen in ihrem Hintern, an welchen sie sich langsam gewöhnte, wurde entfernt.
Dann spürte sie den Einlauf. Er war angenehm. Ein wohliges Gefühl machte sich in ihrem Unterleib breit. Sie fühlte sich sauber und trotz der heute anstehenden Ereignisse einigermaßen entspannt. Die Zofen bedeuteten den Ladys nun, aufzustehen. Zu Annas Überraschung hatten sie die Röcke ihrer Herrinnen sorgfältig über den Stuhl gelegt. Mit flinken Fingern machten sich die dienstbaren, schweigsamen Geister weiter an ihrer Kleidung zu schaffen.
Zuerst entfernten sie die Korsetts, dann lösten sie die Armbinder auf und nahmen sie ab. Anna fühlte sich einen Moment lang erleichtert. Doch als sie ihre Arme nach vorne bewegen wollte, um sich zu strecken, wurde sie von Adele durch eine entschiedene Berührung gehindert.
Die Zofe zog ihr nun auch Bluse und Hemd aus. Mussten für die Prozedur der Entkleidung die Arme bewegt werden, so steuerte sie die Bewegung der Lady. Nun begann sie, den Spitztüten-BH zu entfernen. Sie löste die Haken und Ösen. Dann nahm sie die Körbchen ab. Anna war gut bestückt und ihre Brüste sackten ein Stückchen nach unten, obwohl sie noch weitgehend aufrecht und fest waren. Dabei berührte Adele sie für einen kurzen Augenblick sachte mit ihren behandschuhten Fingern. In diesem Moment merkte Anna, wie empfindlich sie bereits war. Ihre Brustwarzen begannen, sich zu erhärten. Sie spürte Adeles Atem in ihrem Nacken.
Dann bedeutete ihr die Zofe, auf der Bettkante Platz zu nehmen. Sie entfernte die hohen Stiefel. Sofort danach verschwand sie im Flur. Das Gewitter hielt an. Kurz darauf wunderte sich Anna ein weiteres Mal, da die Zofe mit einem weiteren, aber kürzeren Paar weißer Schnürstiefel zurückkam. Sie besaßen ebenfalls Pfennigabsätze und liefen spitz zu. Rasch zog sie sie an.
Warum muss man während einer Entspannungszeit Stiefel tragen, fragte sich Anna. Sie konnte sich keinen Reim daraus machen. Explizit nachzufragen, schien ihr nicht angebracht. In jedem Fall schienen Stiefel für das Leben nach dem Confinement-Ideal recht bedeutsam zu sein. Man schien sie meistens zu tragen.

Soeben umfasste die Dienerin Anna sanft an der Taille, um ihr zu signalisieren, dass sie sich sich wieder aufrichten sollte. Anna stand aufrecht im Raum.
Die Lady war mit ihren 1,78 Meter Körpergröße nicht klein, doch durch die höheren Absätze ihrer Stiefel überragte sie Adele um einen Kopf. Es versinnbildlicht einen Standesunterschied, den ich nie wollte, dachte Anna. Es war für sie ungewohnt, mit nacktem Oberkörper vor Menschen zu stehen. Nun hatte sie nur noch die Stiefel, den Strumpfgürtel mit Strümpfen und darunter ihre Strumpfhose an, welche zudem noch im Schritt offen war. Sie Obwohl in den letzten Tagen eine Veränderung eingesetzt hatte, begann sich eine leichte Röte auf ihren Wangen bemerkbar zu machen.
Doch dann wurde sie abgelenkt.
Adele war im Begriff, ihr das Korsett wieder anzulegen. Eine Tightlacing-Stange war im Gartenhaus offenbar nicht vorhanden. Daher bedeutete ihr Adele lediglich, die Arme nach oben zu strecken. Anna richtete sich nach den Gesten und Berührungen, mit denen sich die Zofe verständlich machte. Rasch legte sie ihr das weiße Korsett um und begann es zuzuschnüren. Dabei ging sie konsequent, ja geradezu erbarmungslos vor.
Anna ächzte, dann sie auf und erzeugte dabei einen jammernden Laut. Niemand ging darauf ein.
Karoline, welche die strenge Schnürung erheblich länger erfahren hatte, trug es mit Fassung. Anna bemerkte, dass die Taille ihrer Freundin in eindrucksvoller Weise zunehmend einer Sanduhr glich. Die engste Stelle war u – förmig eingebuchtet. Darüber, wie viele Zentimeter sie wohl umfassen würde, machte sich Anna keine Gedanken.
Soeben donnerte es erneut. Anna blickte nach draußen. Eine mutige Amsel hüpfte über die Terasse. Hoffentlich geschieht ihr nichs, dachte sie angesichts der Heftigkeit, mit der das Gewitter tobte.
Im gleichen Augenblick begann Adele, ihre Arme zusammenzuführen und ihr den Armbinder anzulegen. Die Ruhepause sollte offenbar gefesselt zugebracht werden. Das wunderte Anna nicht mehr. Außerhalb der Sportzeiten war es ja allgemein üblich und vorgeschrieben, gefesselt zu sein. Ihre Unterarme wurden schmerzhaft zusammengedrückt. Die Zofe ging noch ein Stück weiter vor. Es war unglaublich schmerzhaft, Anna schrie auf. Wieder keine Reaktion von den Umstehenden.
Dann blitzte es abermals heftig. Mit einem Schlag wurde es dunkel. Offenbar war der Strom ausgefallen. Anna war noch mit ihren Schmerzen beschäftigt. Sie vergaß sich zu fragen, ob nur das Gartenhaus, der ganze Haushalt oder sogar ihr Stadtteil vom Ausfall betroffen war.
Minna verschwand, nachdem sie Karoline ihren Armbinder angelegt hatte. Vielleicht war es die Aufgabe der Maskierten, dem Auslöser des offenkundigen Stromausfalls nachzugehen. Adele machte sich weiter am Armbinder zu schaffen. Sie schnürte ihn fest und sicherte ihn mit den Schlössern. Sofort danach löste sie den Facelifter und entfernte ihn dann. Der hinzugekommene Bewegungsspielraum war äußerst gering. Aber manchmal konnte es wichtig sein, nach jedem Strohhalm zu greifen, dachte sich Anna. Und sei er auch noch so klein. Jedenfalls konnte sie ihren Kopf nun minimal heben und senken. Als sie mit ihren Augen nach unten schaute, so gut wie sie konnte, sah sie außer dem Fußboden nur die hervorstehenden Warzen ihrer großvolumigen Brüste.
Endlich löste Adele den Haarknoten auf und öffnete Annas Haar. Sie holte einen Kamm aus einer kleinen weißen Kommode am Bett hervor und kämmte Annas lange Haare, sodass diese sauber nach unten fielen. Dann lies sie wortlos von Anna ab und entfernte den Facelifter Karolines, bevor sie verschwand.
Der Regen, welcher sich eine Zeitlang etwas beruhigt hatte, prasselte nun wieder stark gegen die Scheibe. Die Amsel war längst verschwunden. Vermutlich hatte sie sich in einen der nahen Rhododendronbüsche geflüchtet.
Mit nacktem Oberkörper standen sich die beiden Gefesselten gegenüber. Karoline blickte Anna kurz, aber intensiv in die Augen. Dann setzte sie sich auffällig langsam hin. Ihre gerade, würdevolle Körperhaltung war ohnehin vorgegeben. Anna setzte sich zu ihr, ebenfalls auf die Bettkante. Sie begannen erneut, intensive Küsse zu tauschen. Nach einigen langen Augenblicken intensiven Erlebens beugte sich Karoline nach vorne und küsste Anna auf ihren Hals. Anna war es inzwischen gelungen, die bevorstehenden Ereignisse zeitweise zu verdrängen und sich mehr und mehr zu entspannen. Lust begann, in ihr aufzukommen.
Anna seufzte zart auf. Karoline wandte sich nun ihrem freigelegten Dekolletee zu und bedeckte es mit etlichen Küssen. Anna seufzte abermals lustvoll, erst sachte, dann deutlich. Dies schien Karoline zusätzlich anzuspornen. Sie küsste Annas Dekolletee nochmals heftig, wandte sich alsbald wieder Annas Hals zu, um schließlich ihre Brüste sanft zu liebkosen. Anna entwichen erneut sanfte Laute der Lust.
Draußen donnerte es erneut. Doch die Ladys nahmen die heftigen, krachenden Geräusche aus dem Himmel nicht war. Viel zu sehr waren sie miteinander beschäftigt.
139. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 29.03.22 22:52

Damit es etwas mehr zu lesen ist, Kapitel 29 als Bonus

LG und vielen lieben Dank allen Leserinnen und Lesern.

Kapitel 29 – Im Auge des Sturms
Immer noch war es draußen dunkel. Der Strom war nicht wiedergekehrt. Im Gartenhaus war es dennoch behaglich. Die warme Luft des Spätsommers hatte sich abzukühlen begonnen, jedoch nicht in dem Maße, dass es unangenehm war.
Blitz und Donner vermochten die Ladys bei ihrem Liebesspiel nicht zu stören. Karoline küsste intensiv, aber vorsichtig Annas Brust. Da sie aufgrund ihrer Fesselung kein Massageöl auftragen konnte, befeuchtete sie Annas Brustwarzen und den Hof mit ihrem Speichel, den sie sanft mit der Zunge auftrug. Abermals küsste sie den inneren Bereich der Brüste, rund um die Brustwarze. Zuerst links und dann rechts.
Mit kreisenden Bewegungen ihrer Zunge massierte sie den Bereich rund um die Brustwarzen Annas, bis diese nach und nach immer mehr vorstanden. Dann nahm sie die Nippel vorsichtig zwischen ihre Lippen, umkreiste sie mit der Zunge und begann, an ihnen zu lutschen.
Immer wieder umfasste sie sie Annas Brustwarzen, umkreiste, massierte, lutschte und saugte. Annas wohliges Seufzen wurde zu einem Stöhnen. Erst begann sie zu schwitzen. Dann spürte die Lady eine zunehmende Feuchte im Schritt. Sie wurde immer geiler. Plötzlich wandte sich Karoline ab. Anna wollte zuerst protestieren, doch als sie die Augen öffnete, sah sie, dass sich ihre Freundin auf den Boden kniete und ihr Gesicht zwischen ihren Beinen versank. Reflexartig öffnete Anna nun ihren Schritt und Karoline setzte ihre Liebkosungen fort.
Sie küsste die Innenseiten von Annas langen, bestrumpften Beinen. Langsam aber stetig arbeitete sie sich zu Annas Zentrum der Lust vor. Hier war es von entscheidendem Vorteil, das ihre Strumpfhose schrittfrei war. Karoline zog die Reigen ihrer Küsse zunehmend enger. Schon küsste und verwöhnte sie die Bereiche um den Eingang zu Annas feuchter Grotte der Lust. Erst oben, dann an den Seiten. Anna bebte. Ihre gespreizten Beine weiteten und verengten sich rhythmisch. Ihr Oberkörper blieb gerade und aufrecht, dennoch versuchte sie sich, mit ihren Händen im Armbinder abzustützen. Sie fand keinen Halt, erschrak und rutschte nach hinten.

Karoline ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Aufgrund des Halskorsettes konnte Anna, immer noch auf dem Rücken liegend, ihre Freundin nicht sehen. Doch dann spürte sie erneut die Bewegungen ihrer Zunge. Karoline kniete sich vor das Bett. Ihre Position war nun geradezu ideal, Anna weiter intensiv zu verwöhnen.
Abermals küsste sie die gefesselte, hilflose Lady links und rechts ihrer Scheide. Dann begann sie zu lecken. Sie führte ihre Zunge an den Rändern von Annas Lustgrotte auf und ab. Schließlich wandte sich dem Zentrum der Lust zu.
Anna war der Lady völlig erlegen. Immer noch lang sie auf dem Rücken, seufzend, bebend, mit geschlossenen Augen.
Karoline nahm weiter Fahrt auf. Vorsichtig küsste sie Annas Kitzler. Dann nahm sie ihn zwischen ihre Lippen und umkreiste ihn langsam mit ihrer Zunge. So ging es eine ganze Zeit. Zwischendurch leckte die Lady auch ihre Schamlippen oder drang ein Stück weit mit ihrer Zunge ein. Dann bewegte sie sie, langsam und vorsichtig. Annas Erregung stieg noch weiter an und sie wurde nun zunehmend laut. Nun drehte sie sich auf die Seite. Karoline stieg auf das Bett und legte sich zu ihr.
Einen Moment lang hielten sie inne, schweigend eng beieinander liegend.
Dann küssten sie sich erneut. Nun erst wurde Anna klar, wozu die beiden Vertiefungen auf dem Bett waren. Karoline bewegte sich von ihr weg, ein Stück weit nach hinten und legte sich dann auf den Rücken, so dass ihre Hände im Armbinder in der Vertiefung auf der Matratze zu liegen kamen. Sie wandte ihr nun ihren Schritt zu, voll exponiert. Anna legte sich nun ebenfalls mit dem Rücken in die Vertiefung, sodass sich die Lustzentren der beiden Ladys berührten und sie begannen, sich in der Scherenstellung gegenseitig zu stimulieren.
Auf diese Art liebten sie sich, während draußen das Unwetter tobte. Immer wieder berührten sie sich, intensiv, lange und ausdauernd. Dazwischen machten sie mehrere Pausen, während denen sie sich zueinander legten, küssten und die gegenseitige Nähe genossen. Nach dem sie sich ein weiteres Mal langanhaltend verwöhnt hatten, lagen sie schweißgebadet nebeneinander. Auch wenn sie jede Sekunde genutzt hatten, war die Zeit wie im Fluge vergangen.

Ihre Körper waren nach wie vor hochsensibel. Sie spürten den Atem, jede Bewegung der jeweils anderen. Karoline küsste Anna sanft auf die Stirn, dann auf den Mund. Anna war es, welche zuerst das Wort erhob. Es war ein Gedanke, welcher sie gerade eben beschlichen hatte und ihr nach langem Schweigen die Sprache verlieh:
„Vermisst Du eigentlich die Umarmungen nicht?“ fragte sie Karoline. „Das ist, was ich gerade vermisse. Ich muss es ganz ehrlich sagen. Zu gerne würde ich Dich gerade in meine Arme schließen.“ Die Lady schaute ihr in die Augen. Dann schloss sie sie wieder und küsste Anna erneut auf den Mund. Einen weiteren Moment schwieg sie. Anna fand, dass sie nachdenklich aussah.
Ein erneuter Blitz erhellte den Raum. Der Donner folgte, doch lag dieses Mal etwas mehr Zeit dazwischen.
Das Zenit des Gewitters schien weiter zu wandern.
„Am Anfang hab ich es schon vermisst,“ gab Karoline nach einem langen Augenblick zu. Dann lächelte sie. „Naja, nun ist es halt Williams Angelegenheit, mich zu Umarmen. Und bei Dir wird es bald Ottos Aufgabe sein. Gewissermaßen ihre Pflicht. Sie müssen sich nun besonders viel Mühe geben,“ meinte sie und sah dabei ziemlich zufrieden aus. „Außerdem,“ fügte sie noch hinzu. „Ich meine, es ist ja eigentlich so. Ich bin ja auch kein Vogel, also kann ich nicht fliegen. Trotzdem denke ich nicht die ganze Zeit daran, das es bedauerlich ist, nicht fliegen zu können. Ich bin kein Vogel und kann nicht fliegen, ich bin eine Lady, und kann niemanden umarmen. Wer kann schon alles?“ sagte sie mit lakonischem Ton.
„Also ich würde gerne mal fliegen,“ konterte Anna. Das Argument erschloss sich ihr nicht. Es war nicht stichhaltig genug, um zu erklären, dass man auf etwas geliebtes verzichtete.

Doch Karoline behielt ihr Lächeln auf dem Gesicht. Die Lady war nicht um Argumente verlegen. „Naja. Wir sind keine Vögel. Aber mir fällt gerade jetzt etwas ein. Es gibt eine andere Möglichkeit, Deinen Wunsch zu erfüllen. Ich buche uns beiden gleich morgen einen Rundflug über das Ruhrgebiet. Und über das Sauerland. Vielleicht klappt es schon nächste Woche. Es kostet mich nur einen Anruf, nicht mehr. Was für eine tolle Idee.“ Ihr Tonfall klang schwärmerisch.

Touché. Der technische Fortschritt machte es möglich. Anna war sprachlos für den Moment. In was für eine Lage hatte sie sich nun gebracht, binnen Sekunden? Nein zu sagen schien ihr unmöglich. Sie würde sich kaum herausreden können. Wie würde es sein, zu fliegen? Frau Wunstorff, eine Bekannte von Maja, hatte letztens bei Kaffee und Kuchen erzählt, dass durch die hohe Geschwindigkeit beim Fliegen die inneren Organe zerquetscht werden könnten. Das klang ihr wenig verlockend. Flugzeuge brachte sie im allgemeinen mit Militärs und anderen Wagemutigen in Verbindung. Niemals hätte sie sich bislang vorstellen können, selbst in einem zu sitzen. Und was war, wenn sie abstürzen würden? Hier war Gefahr im Verzug. Anna sah eine Chance, zu intervenieren. „Aber ist es nicht sehr gefährlich? Was ist, wenn wir abstürzen würden?“ fragte sie ihre Freundin.
Karoline, technikgläubig und ein Kind ihrer Zeit, versuchte ihren Bedenken entgegenzutreten. „Wir werden nicht abstürzen. Die Düsenberg Falke ist eine tolle Maschine. Absolut zuverlässig.“ Anna schaute sie skeptisch an. Karoline wusste, dass ihre Freundin nicht naiv war und gegen Ungewohntes ein gesundes Maß Mißtrauen hegte. „Natürlich bleibt immer ein Restrisiko,“ gab sie zu. „Das ganze Leben bedeutet Risiko. So sehr wir es tagtäglich verdrängen. Und so sehr wir uns auch versuchen, dagegen abzusichern. Aber William ist ein ausgezeichneter Pilot. Und jetzt, ich meine, wir Leben in einer Zeit, die so vieles mit sich bringt. Die so viele Träume erfüllt. Wir können jederzeit fliegen. Mit Tauchbooten Fische beobachten. Nach Amerika telefonieren. Oder nach Moskau. In ein paar Stunden mit dem Auto in Paris sein, oder Berlin. Wäre es nicht Sünde an vergangenen Generationen, diese Möglichkeiten zu ignorieren. Darauf zu verzichten, sie auszukosten?“ Die Lady blickte Anna euphorisch an.
Anna antwortete nicht. Sie schien nachdenklich. Nach einem Haken an der Sache zu suchen.

Karoline war mit ihrer Argumentation nicht am Ende. "Nie konnte man intensiver Leben, als heute. Das musst Du zugeben, liebste Anna," meinte sie schwärmerisch. „Das Leben rast dahin. Seine Geschwindigkeit ist raubt uns manchmal den Atem. Heutzutage geht es schneller denn je. Und, das Tolle ist doch, wenn es Probleme gibt, haben wir Lösungen. Dem Fortschritt sei Dank. Und unserer Industrie.
Bei Kopfschmerzen haben wir Acetylsalicin, bei Müdigkeit Pervitin oder Radiumwasser. Und wenn es wirklich schlimm kommt, haben wir immer noch Morphium.“ Karoline glorifizierte die medizinischen und chemischen Neuerungen. Doch Anna unterbrach sie an dieser Stelle. „Hör mir auf mit Morphium,“ warf sie ein. Ihre Stimme klang ernst. „Davon kann man auf heftige Art und Weise abhängig werden.“
Im Vergleich mit Karoline hatte sie ihre Bodenständigkeit nie verloren. Die Technik und Fortschritt verklärende, ja geradezu vergötternde Haltung der industriellen Oberschicht empfand sie als abgehoben. Und dies galt in Bezug auf den Rundflug und ähnliche, gefährliche Scherze im wahrsten Sinne des Wortes. Karoline blickte sie abermals an. „Keineswegs. Heroin ist inzwischen zur Behandlung der Morphiumsucht zugelassen. Es gilt als hochwirksam,“ entgegnete sie. Das Mittel wurde von den Chemiewerken in Leverkusen in großen Mengen auf synthetische Art produziert. Karoline war von der Wirksamkeit chemischer Kunstgriffe überzeugt.
Anna seufzte. Immerhin hatte sich die Diskussion inzwischen das gefürchtete Thema „Flugzeug“ verlassen. Doch dadurch fühlte sie sich nur unwesentlich besser. Sie führte die Diskussion zu ihrem Anfang zurück. „Morphium und Radium helfen mir nicht, Dich zu umarmen, liebe Karoline,“ sagte sie, diesmal lächelnd.
„Ja, stimmt,“ kam ihr die Freundin diesmal ein Stück weit entgegen. Sie blickte Anna freundlich und verständnisvoll an. „Es ist natürlich so, dass wir nun als Ladys einige Einschränkungen haben. Wir tun nichts mehr mit unseren eigenen Händen. Auf eine Art sind wir hilflos. Doch was wir nicht mit den Händen erreichen, erreichen wir durch die Kraft unserer Liebe. Sie ist unsere Stärke. Wir brauchen keine Arme dafür. Wir haben einen Teil unserer Bewegungsfreiheit für einen höheren Zweck geopfert. Vieles können wir auf den ersten oder zweiten Blick nicht, aber doch so viel mehr. Du hast es gesehen, Du hast es erlebt. Heute Mittag. Und Du wirst es wieder erleben, wahrscheinlich schon heute Abend. Sei stark, liebe Anna.“ „Und für manches gibt es doch ganz pragmatische Lösungen,“ fügte sie nach einer kurzen Pause immer noch lächelnd hinzu. Statt uns zu umarmen, begrüßen wir Ladys uns mit zwei Küsschen. Du weißt es bereits. Karoline wälzte sich auf der Matratze noch ein Stückchen näher zu Anna. Dann küsste sie die Freundin auf beide Wangen und schließlich, einmal mehr, auf den Mund. Anna erwiderte den zärtlichen Kuss. Sie küssten sich intensiver, unter Einsatz der Zunge. Anna bekam erneut Gänsehaut. Ihre Brustwarzen standen hervor. Karoline wälzte sich weiter heran und berührte Annas Brust mit der ihren. Sie war nicht ganz so gut wie Anna bestückt. Ihre Brüste waren jedoch weit davon entfernt, unbeeindruckend zu sein.
Zuerst rieben ihre Brustwarzen aneinander, dann umkreisten sie sich. Zwischendurch küssten sie sich erneut, bevor sie sich wieder der gegenseitigen Stimulation mit dem Busen zuwandten. Dabei lagen sie auf der Seite. Da sie ihre Hände nicht zur Hilfe nehmen konnten, wurde es anstrengend. Anna war schweißgebadet und auch Karoline schwitzte, keuchte und atmete heftig. Schließlich sackten ihre erschöpften Leiber gegeneinander. Bald schliefen sie ein. Das Gewitter ließ nach, doch der Strom kehrte nicht wieder. Schließlich rissen die Wolken auf. Die Strahlen der Abendsonne schienen herein. Doch die Ladys langen immer noch schlafend da. Sie hatten sich nur noch ein wenig enger aneinander gekuschelt. Die beiden Freundinnen brauchten die Pause. Ihr Tag war anstrengend verlaufen. Niemand wusste genau, was der Abend brachte.
140. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Marenoir am 31.03.22 10:04

Ein wildromantisches Kapitel hast Du da aufgeschlagen, mein Lieber!

Wäre ich an der Stelle der Zofe, es hätte mich auch erregt!

Gebe zu, ein Fan von totalen Einschluss bin ich schon. Aber in der Geschichte könnte ich mir wenn dann dies nur als eine kleine Demonstration von "mit Stolz ertragen" (Anna) und Macht und "Lust Ihr dies aufzuzwingen" (Maja) - als Teil des Confinement-Ideals, Unbedingte Vermeidung von Störungen für Alle Sinne als Mittagsruhe z.B....
Dies nur so, was in meiner Phantasie so rumgegeistert ist...



LG!
141. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 31.03.22 22:19

Guten Abend,

vielen Dank! Die Meinungen der Leserinnen und Leser zur Geschichte sind für mich interessant. Vor allem, was Ihr Euch so im Kopf vorstellt, wenn ihr sie lest.

LG, Euer Racoon
142. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von lot am 01.04.22 11:38

Danke für die Fortsetzung. Eigentlich würde sich anbieten das die Ladies passend zu ihrer beengten Kleidung auch einen Keuschheitsgürtel tragen dürfen. Am besten mit einengenden Schenkelbändern.
Auch gerne den KG mit Dildos ausgestattet, die zum Leben erweckt werden können und mit Straffunktion.

143. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 01.04.22 23:08

Es würde sich anbieten. Aber ich stelle es irgendwie schwierig vor, mit den anderen Kleidungsstücken, vor allem dem Korsett zu kombinieren. Da fehlen mir noch die Ideen. Kapitel 29 ist übrigens fertig. Für sprachliche und inhaltliche Tipps/Anregungen zur Geschichte bin ich natürlich wieder jederzeit dankbar.

LG, Black Coon
144. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 05.04.22 23:28

Liebe Leserinnen und Leser,

der erste Teil von Kapitel 30 ist fertig. Weitere folgen.

LG, Racoon

Kapitel 30 – Die Abendtoilette
Das Gewitter hatte sich aufgelöst. Seine Wolken hatten bereits angefangen, sich zu zerstreuen, als gegen Abend ein kräftiger, böiger Westwind aufkam. Er wehte ihre Reste nach Osten, in Richtung Gebirge. Von dort hörte man abends noch fernes Grollen.
Doch über Steele war der Himmel weitgehend blau. Die Luft war angenehm klar. Langsam begann das Leben im Park aus der Deckung zu kommen. Amseln kamen aus dem Dickicht der Rhododendren und suchten auf dem Rasen nach Würmern. Eine Singdrossel war ihrem Beispiel gefolgt.
Aus einem der hohen Bäume ertönte der Ruf einer Taube.
Die Ladys bekamen davon nichts mit. Sie schlummerten und lagen noch immer angeschmiegt beieinander.

Gegen halb sieben sprang der Strom wieder an. Kurz darauf kam kam Minna mit einem Teewagen herein, auf dem sich auch eine Brotzeit befand. Sie ersetzte zunächst die Kerzen, welche schon lange abgebrannt waren. Dann tischte sie Tee und ein kleines Abendbrot auf. Da sie dem vornehmen Schweigen unterworfen war, nahm sie eine kleine Glocke hervor und läutete sie. Die Ladys fingen an, sich zu regen. Beide waren verschwitzt. Karoline stöhnte auf, ihre Haare waren völlig zerzaust. Adele kam hinzu. Sie brachte ein Tablett mit Utensilien für eine schnelle Abendtoilette.

Die Zofen begaben sich zu den Ladys, trockneten sie und kannten ihr langes Haar. Anschließend richteten sie die Ladys auf, entfernten die Korsetts, trockneten sie ebenfalls ab und cremten sie mit einer duftenden Körpermilch ein. Diese ließen sie einen Moment einwirken. Kurz darauf holten sie die Oberteile hervor und zogen sie ihren Herrinnen an. Korsetts und Armbinder wurden angelegt und auf das strengste zusammengeschnürt. Anna stöhnte, seufzte und schrie. Sie war konsequent verschnürt, ihre Unterarme berührten sich teilweise. Die Zofen holten zwei elegant aussehende Parfümfläschchen mit Schlauch und Zerstäuber hervor. Anna und Karoline wurden nun parfürmiert. Ein schwerer, floraler und zum Spätsommer passender Duft erfüllte den Raum.
Durch den Kronleuchter und die anderen Lampen, sowie die zusätzliche, elektrische Leuchte auf einem kleinen Beistelltisch war der Raum stark erleuchtet. Es war etwas zu viel Licht, um gemütlich zu sein. Aber man konnte nun alle Details gut erkennen.

Um die Ladys auf ihren hohen Absätzen besser erreichen zu können, geleiteten Adele und Minna ihre Herrinnen zu der Sitzgruppe. Hier wurden Anna und Karoline platziert und bewahrten aufgrund ihrer Korsetts eine steife, aufrechte Haltung. Während Minna Annas Haare abermals in ihrem geliebten Dutt organisierte und hinten leicht auftoupierte, blieb Karolines Mähne wie gewohnt frei und offen. Nun machten sich die Zofen noch daran, das Makeup der Ladys so gut es ging, zu erneuern. Es galt als verbindlich, dass eine Lady of strict Confinement stets stark geschminkt sein sollte. Eine von Annas künstlichen Wimpern war durch das wilde Treiben mit Karoline verrutscht. Minna richtete sie mit Hilfe einer kleinen, speziellen Pinzette.

Die Zofen gingen mit großer Akribie zu Werke. Nach einigen Minuten, welche Anna wie eine Ewigkeit vorkamen, nahmen sie zwei kleine Handspiegel von dem Tablett und präsentierten den Ladys ihr Werk. Karoline blickte mit strenger Miene in den Spiegel und sagte „in Ordnung“. Anna blickte mit einer Mischung aus Unglauben und Skepsis auf das Ergebnis. Noch vor wenigen Tagen hätte sie es für sich ausgeschlossen, derartig herausgeputzt auf die Straße zu gehen. Doch sie hatte das Confinement-Ideal angenommen, und das dramatische, puppenhafte Erscheinungsbild schien ein nicht unwichtiger Aspekt des Ideales zu sein. Es wäre unschicklich, ihn in Zweifel zu ziehen. Sie musste ihn, wie so vieles, ertragen. Daher sagte sie „Danke“ und klang dabei leicht verlegen. Der Lady fiel außerdem auf, dass man ihr den Facelifter nicht wieder angelegt hatte. Dieses Detail war ihr nicht entgangen. Sollte dieses Utensil nicht für den Dauergebrauch sein? So war es doch angepriesen? Und wo waren die Litzenbänder? Warum wurden ihre Beine nicht miteinander verbunden? Sie wunderte sich, sagte aber nichts. Sicher verfolgten die Zofen einen wohldurchdachten Plan und hatten ihn nicht einfach vergessen. Soeben prüfte Minna den Sitz ihres Halskorsetts. Da sich die Schnüre über den Nachmittag leicht gelockert hatten, öffnete sie es und zog es erneut auf eine für Anna unangenehme Weise zusammen. Sie schloss die Verschnürung mit einer großen, kunstvollen Schleife ab.

Die Zofen entfernten sich aus dem Raum. Karoline schaute Anna in die Augen. „Liebste Anna, Deine große Stunde steht bald bevor,“ machte sie ihrer Freundin und Mitlady weiteren Mut. Anna lächelte sanft, vermochte aber nichts sinnvolles beizutragen. Ihre Anspannung stieg. Um sich abzulenken, lauschte sie den andauernden Rufen der Taube. Das ferne Donnergrollen hörte sie nicht.
Dann kamen Adele und Minna wieder herein, um die Ladys für ihren abendlichen Auszug zu schmücken. Adele krönte Karoline mit einem eindrucksvollen, schwarzen, geschwungenen Hornschmuck während Minna Anna einen Kranz aus rosafarbenen Rosen, Wicken und Kornblumen aufsetzte. Der Duft vermischte sich mit Annas Parfüm. Was für eine schöne Note für einen Sommerabend, dachte die Lady, welche noch vor kurzem Floristin gewesen war. Aber wann würden sie endlich Seidenblumen verwenden? Was eine Unsitte! Sie musste ihre Bitte um künstlichen Ersatz ihres Haarschmucks beizeiten erneuern. Der Kronleuchter wurde ausgeschaltet und es wurde wieder gemütlich.

„Zeit für unser Abendbrot,“ meinte Karoline. Sie blickte zu dem Tablett mit Käsestickern, Weintrauben und kleingeschnittenen Brothäppchen. Anschließend erläuterte sie Anna den zweifellos improvisierten Charakter der Mahlzeit. „Eine kleine Stärkung können wir gut gebrauchen. Wie Du weißt, habe ich eigentlich komplett auf Flüssignahrung umgestellt und will auch Dir dazu raten, aber wir haben hier im Pavillion noch keinerlei Feeder und es wäre zu aufwendig gewesen, sie extra heranzuschaffen. Keine Sorge, bald wird es handliche, transportable Modelle für unterwegs geben.“ Karoline machte eine kurze Pause, fuhr dann aber mit ihren Ausführungen fort. "Wahrscheinlich sollten wir Ernährungsregeln ohnehin in den Verhaltenskanon für das Ideal integrieren und ihre Befolgung sollte Teil des Gelübdes werden, zumindest für das Further Confinement. Ich werde mich mit Dr. von Itzstein besprechen. Vielleicht wäre es auch eine gute Idee, eine Art Versammlung der Ladys zu machen und dort zu entscheiden, was nun verbindlich ist und was nur Empfehlung."
Dies klang spannend. Es wäre bestimmt nicht verkehrt, eine Art von regelmäßigem Treffen mit anderen Ladys zu haben. Ein gewisses Element der Demokratie inmitten von strikten Verbindlichkeiten würde es Anna noch leichter machen, sich mit ihrem Confinement zu identifizieren. Die richtige Ernährung könnte eines der Themen sein. Man könnte sie besprechen und vorschreiben. In der Tat hatte Anna erwartet, ihre abendliche Speisung in flüssiger Form einzusaugen. Nun wurde sie von Minna gefüttert. Ab und zu reichte ihr die maskierte Zofe außerdem einen Schluck Tee an. Da Anna Appetit hatte, war ihr nun alles recht. Sie ertrug die an sich demütigende Prozedur der Fütterung mit der Eleganz und dem Stolz einer Lady.

Doch die abendliche Toilette war noch nicht abgeschlossen. Die Zofen entfernten das leere Geschirr und das Besteck, dann kam Adele mit einem Tablett herein, das auf den ersten Blick nur zwei Becher Wasser enthielt. Erst als sie ihr an den Mund geführt wurde, erkannte Anna die Zahnbürste. Minna putzte ihr gründlich die Zähne, Sie trug zuerst Zahnpaste auf, dann ging sie mit langsamen, kreisenden Bewegungen vor. Die Zahnoberseiten wurden kräftig geschrubbt. Schließlich wurde Anna mit Gesten angehalten, auszuspülen und spuckte das Wasser in einen metallenen Napf, welchen ihr die Zofe unter ihr aufrechtes Kinn hielt.
Zahnpaste war eine relativ neue Erfindung und hatte sich noch nicht überall durchgesetzt. Doch gesunde Zähne waren für das angestrebte Erscheinungsbild im Rahmen des Ideals ebenso wichtig wie viele andere Aspekte von Aufzug und Aussehen. Anna bemerkte einen ungewohnten, intensiven Geschmack ätherischer Öle im Mund. Aber sie fühlte sich angenehm sauber. Eine Wahl hätte sie ohnehin nicht gehabt.

Den Ladys wurde nun bedeutet, dass sie sich aufrichten sollten. Die Zofen umfassten sie dafür sanft an ihren harten, verschnürten Taillen. Anna frage sich, ob es nun losgehen sollte. Doch ein wichtiger Teil der Abendtoilette war noch nicht absolviert. Anna war zu beschäftigt gewesen, um zu registrieren, dass sich langsam aber sicher ihre Blase gefüllt hatte. „Gehen wir nach nebenan,“ gab Karoline die Richtung vor. Das Klacken der Absätze war auf dem Fußboden deutlich zu hören. Sie schritten in den Flur, gefolgt von den Zofen. Karoline führte die Prozession an. Es ging nach rechts in eine Art schmalen Flur, welcher an der Außenseite verglast war und einen fantastischen Ausblick in den abendlichen Garten ermöglichte. Dann ging es wieder nach rechts.
Dieser Raum schien eine Art Badezimmer zu sein. Die Einrichtung war grundsätzlich in weiß gehalten und insgesamt auffällig karg. An der linken Wand war ein aufwendiges Mosaik plaziert, welches eine maritime Szene mit Delfinen, Tintenfischen und Seesternen im Stil des antiken Griechenlands zeigte. Eine Wand war komplett verglast, aber im Gegensatz zu gewöhnlichen Badezimmern hatte man auf eine Tönung des Glases verzichtet. Die Sicht in den Raum wurde durch eine Palme und einen Palmfarn nur unzureichend verdeckt.
Anna rätselte über den Grund dieser architektonischen Freizügigkeit. Vermutlich waren sich William und Karoline sicher, dass sie in ihrem Park vor unbefugten Blicken geschützt waren. In einer Ecke gab es eine offene Dusche. Aber da sie bereits angekleidet und aufgezäumt waren, war offenbar nicht geplant, sie zu benutzen. In der Mitte des Raumes erblickte Anna eine seltsame, halbrunde Rinne am Boden, welche mit Porzellanfliesen ausgelegt war. Durch sie floss beständig eine Art Rinnsal aus klarem, sauberen Wasser. Anna erschloss sich der Sinn nicht. Doch in diesem Moment setzte Karoline mit ihrer Erläuterung ein.

„Diesen Raum haben wir extra umbauen lassen,“ begann sie nicht ohne Stolz zu berichten. „Ihm zu Grunde liegt eine Idee, welche Hygiene, Nachhaltigkeit und die Idee eines organisch betriebenen Gartens vereint.“
Nun wurde Anna regelrecht hellhörig. Die Nachhaltigkeit war ein Begriff der Lebensreformer und aus der Ökologie, einem noch relativ neuen Teilgebiet aus der Biologie. Sein Begründer, Ernst Haeckl, war als Liebhaber von Kunst und Natur sehr berühmt. Anna kannte sein Buch „Kunstformen der Natur“ mit seinen detaiverliebten, präzisen Lithographien. Karoline als Liebhaberin von Luxus und Industriellengattin hätte sie ein Gefühl für Nachhaltigkeit, für dieses Prinzip und seine Umsetzung gar nicht zugetraut. Dass musste sie sich in diesem Moment eingestehen. Sie lauschte gespannt, was sich ihre Freundin wohl Nachhaltiges ausgedacht hatte. „Das Konzept ist eine Toilette für Ladys. Durch die Rinne fließt Wasser aus unserer Quelle im Park. Man kann sich über die Rinne stellen und entspannt seine Notdurft verrichten. Das Wasser fließt dann weiter in die Rieselanlage unten am Hang. Dort wird es gereinigt und der entstehende Schlamm wird als Dünger auf die Beete gebracht. Ist es nicht ein faszinierender Gedanke, dass wir Ladys durch unsere Säfte diese ganzen herrlichen Blumen und Pflanzen ersprießen lassen?“ richtete die Hausherrin eine rhetorische Frage an ihre Mitlady. Ihr Tonfall klang erneut begeistert, fast schwärmerisch.
Anna nahm dieses Konzept nicht ohne Verwunderung auf. Einerseits erschien es ihr logisch und sinnvoll. Auch die von Karoline so angepriesene Nachhaltigkeit schien gewahrt. Andererseits erschien ihr die Vorstellung, durch ihre Säfte die Vegetation, im Bestfall duftende Blüten, hervorzurufen, befremdlich, ja unpassend. Wie dem auch war – ihre Blase machte sich nun deutlich und schmerzhaft bemerkbar.

Der Zofe blieb Annas Not nicht verborgen. Als hätte sie es geahnt, fasste Adele sie sanft an der Schulter an und führte sie über die Rinne. Karoline wurde von Minna in die gleiche Richtung geführt. Die Absätze der beiden Ladys klackten auf dem gefliesten Boden. Die Haken und Ösen von Annas Korsett glänzten in den abendlichen Sonnenstrahlen, welche durch die verglaste Wand fielen. Dann positionierte Adele Annas Beine soweit auseinander, dass ihre Füße mit einigem Abstand links und rechts von der Rinne standen, Anna aber keine Gefahr lief, zu stolpern. Schließlich hob sie Annas Rock hoch, krempelte ihn nach oben und befestigte ihn geschickt mit einer Kordel, sodass Annas Beine frei waren und der Rock nicht verschmutzt werden konnte.
Karoline wurde von Minna so positioniert, dass sie Anna mit etwa einem Meter Abstand direkt gegenüberstand. Die Zofen traten zur Seite. Anna versuchte sich zu konzentrieren, und Karoline nicht direkt anzuschauen. Die Situation war ihr nach wie vor unangenehm. Obwohl sie starken Drang hatte und versuchte, sich zu konzentrieren, klappte es nicht. Karoline, der Annas Anstrengungen nicht verborgen blieben, leistete Beistand. „Versuch Dich zu entspannen, mein Schatz,“ sagte sie und gab Minna mit ihren Augen ein Zeichen. Kurz darauf begann durch einen eingebauten Lautsprecher in der Decke sanfte Instrumentalmusik zu erklingen. Das war sicher gut gemeint, verbesserte Annas Situation jedoch nicht sofort. Sie stand immer noch dort, mit dem Unterschied, dass zarte Klänge von Harfen und das Klimpern eines Klaviers ihrer Hilflosigkeit eine musikalische Note verliehen.
Erneut versuchte Anna, gegen den Harnverhalt anzukämpfen. Dazu schloss sie die Augen, atmete tief durch und versuchte erneut sich zu konzentrieren. Wenn sie sich nur von den Reizen ihrer Umgebung abschotten könnte. Dann würde es endlich klappen und sie würde das Gefühl von Erleichterung spüren, dass sie erwartete. Qualvolle Sekunden zogen ins Land. Die Musik spielte. Dann hörte Anna ein Prasseln. Doch es war Karoline, welche ihrem Drang freien Lauf ließ.
145. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von carpegenk am 06.04.22 07:07

Hallo Racoon,
danke für diesen neuen Abschnitt eines Abends im alternativen Preußen.
Da ja schon der Titel der gesamten Geschichte auf eine kommende eheliche Verbindung hinweist, würde ich aus meiner Sicht Keuschheitsgürtel (gegebenenfalls auch mit personalisiertem Innengliedern) erst dort als mögliches Privileg und Geschenk des Gatten einer Lady einbinden.
Zudem könnte ich mir eine Verwendung dieser Geschenke z.B. in der Trauerzeit einer Witwe vorstellen.
Bekleidungstechnisch könnten da sicher auch Schrittgurte Verwendung finden, die am Korsett befestigt werden.
Viele Grüße
Carpegenk
146. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 06.04.22 08:49

Lieber Carpegenk,

ich danke Dir, dass Du noch mit dabei bist und für Dein Feedback. Ich habe in den letzten Tagen intensiv über den KG nachgedacht und sehe es ähnlich wie Du. Wenn es zur Heirat kommt, wird sich ohnehin noch einiges ändern. Aber bis dahin passiert noch viel. Die Frage ist, ob ich überhaupt soweit komme. Derzeit ist das Tempo des Schreibens so langsam wie die Schritte der Ladys. Hoffentlich schaffe ich es in nächster Zeit, Kapitel 30 fertig zu stellen.

LG und nochmals vielen lieben Dank an die Leserinnen und Leser,

Racoon
147. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von lot am 07.04.22 10:07

Guten morgen BlackCoon,

das mit dem KG hatte auch ich ja schon mal geschrieben. Wäre eine runde Sache bei all den anderen Einschränkungen. Mit Schenkelbändern dann dann man diese mit Eid bestätigte Restriktion schon nicht mehr vergessen
Danke das du weiter schreibst.

liebe Grüße
148. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 12.04.22 20:54

Ja, absolut. Vielleicht kommt er mit der Heirat, vielleicht später oder früher. Wer weiß, welche Abenteuer noch zu bestehen sind, bis Euer geschätztes Utensil dann endlich zum Einsatz kommt

LG Euer Racoon
149. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 15.04.22 16:15

Liebe Leserinnen und Leser,

die Kapitel 30 und 31 sind fertiggestellt!

LG, Racoon

Kapitel 31 – Überraschung zu Abend
Noch war der Park durch die Strahlen der Abendsonne erfüllt. Im Spätsommer und zum Herbst hin dominierten im Licht die rötlichen Farben. Dazu kam die Tageszeit. Im Park blühten und dufteten Rosen. Obwohl das Gewitter vorbei war und eine angenehme, milde Luft herrschte, gab es kein Vogelkonzert. Stattdessen waren es nur einzelne Tauben, die riefen. Auch dies hing mit der Jahreszeit zusammen. Frühling und Frühsommer waren längst ins Land gezogen und wieder vergangen. Noch war es warm und der Garten in voller Blüte. Doch in mancher kühlen Morgenstunde konnte man bereits etwas Nebel über dem kleinen Bach sehen, welcher den Garten durchquerte. Es waren die ersten Zeichen des Herbstes, welcher langsam aus seinen Winkeln hervorkroch. Hier konnte man ihn am ehesten spüren.
Amseln, Drosseln und Finken bewegten sich auf dem Rasen. Etwas später kam ein Hase dazu. Kräuter in den Beeten und auf den Wiesen waren sein Ziel. Meisen suchten die Vegetation in den zahlreichen Büschen und Bäumen ab. Raupen und andere Insekten mussten sich vor ihnen in Acht nehmen. Das große Fressen hatte begonnen. Wer den Winter überstehen wollte, musste nun gründlich und schnell sein.

Die Ladys waren von solchen Sorgen befreit. Zumindest schien es so, im Moment. Sie machten sich keine Gedanken darüber, was der Herbst bringen konnte. Im Südosten, unter den Schatten des Vorgebirges, waren die Nebelschwaden in schmalen Tälern schon größer. Es dauerte jeden Tag länger, bis die Morgensonne aufstieg, um sie zu vertreiben. Anna dachte nicht an den Herbst. Sie dachte nicht an die Schatten, an das Unheil, welches sich tief im Gebirge verbarg. Von dem man ihr als Kind Geschichten erzählt hatte, welche Andeutungen an die Wahrheit enthielten.
Sie dachte daran, dass sie immer noch in dieser seltsamen Toilette stand und sich erleichtern wollte, aber nicht konnte. Sie öffnete ihre Augen und sah Karoline, welche ihren Strahl schamlos zu Boden sandte. Blut schoss in ihr Gesicht, sie errötete. Es prasselte und plätscherte in dem künstlichen Bach, welcher zwischen den bestiefelten Füßen der Ladys verlief. Sie atmete erneut tief ein und aus, schloss ihre Augen erneut und konzentrierte sich dieses Mal auf die Geräusche des Wassers. Endlich. Mit einem Mal begann sie sich zu erleichtern. Ein schier endloser Augenblick sorgte dafür, dass sie sich nach und nach besser fühlte. Nachströmendes Quellwasser sorgte für Sauberkeit.

Noch während sich beide erleichterten, erhob Karoline erneut das Wort. Anna öffnete ihre Augen. „Du wirst Dich daran gewöhnen, ganz sicher“ sprach sie mit milder, gütiger Stimme. „Auf jeden Fall wird es in Zukunft so sein, dass Du die Notdurft nicht mehr alleine verrichten wirst. Stets werden Zofen, häufig andere Ladys dabei sein. So ist der Gang der Dinge. Es wird ein Normalzustand werden, mit dem Du Dich arrangieren wirst. Wer weiß, wann und ob sich das Confinement-Ideal durchsetzt. Die ganze Gesellschaft könnte sich ändern. Dann wird es vielleicht öffentliche Toiletten geben, ganz ähnlich wie diese. Das wäre doch eine schöne Idee.“
Anna schaut sie ungläubig an. Wo um Himmels Willen war sie da reingeraten? Die erniedrigende Toiletten-Prozedur hätte vielleicht das Potenzial gehabt, Zweifel in ihr zu nähren. Wäre sie tatsächlich ins Wanken geraten? Doch die frischgebackene Lady hatte keine Zeit, weiter nachzudenken. Schon traten die Zofen erneut heran. Sie ließen die Röcke wieder herab.
Für Anna war es bislang einer der intensivsten Tage, an die sie sich zu erinnern vermochte. Die Dichte an Ereignisse und damit verbundenen Eindrücken war spektakulär.

Es lag nun an Karoline, festzulegen, wie es jetzt weiter ging. Die Lady war nicht untätig gewesen. Im Wissen, dass es ein besonderer Tag werden sollte, freilich ohne alle Details zu kennen, hatte sie morgens vor ihrem Aufbruch einige Anrufe tätigen lassen. Heute Abend würden wichtige Damen der Steeler Gesellschaft zusammenkommen. Annas Einweihung sollte mit einem kleinen Sektempfang gebührend gefeiert werden. Danach würde man gemeinsam aufbrechen und mit den Junkern zusammentreffen.
Da es eine Überraschung werden sollte, hatte sie Anna nicht eingeweiht. „Lass uns allmählich zur Villa gehen und aufbrechen,“ schlug sie ihrer Mitlady vor. „Ist es nicht etwas früh?“ warf Anna ein. „Wir haben die Junker doch erst für halb zehn bestellt?“ „Wir können doch gemütlich durch den Garten und die Gewächshäuser gehen,“ entkräftete die Hausherrin ihre Bedenken. „Ich habe außerdem noch einige Zimmer und Gemälde im Haus, die ich Dir unbedingt zeigen will.“

Das erschien Anna einleuchtend und sie sagte nichts mehr. In langsamen, würdevollen Schritten bewegten sich die beiden gebundenen Damen durch den abendlichen Park zum Anwesen der von Kesselrings. Die Zofen waren vorausgeeilt. Sie schritten durch die Gewächshäuser und betraten schließlich die Villa. Nachdem sie einige Gemälde und Pflanzen bestaunt hatten, führte Karoline Anna durch einen Flur, welchen sie bei ihrem ersten Besuch nicht gesehen hatte. Der fensterlose Flur wurde durch einige elektrische Kerzen an den Wänden vergleichsweise spärlich erleuchtet. An den Wänden waren nur ein paar kleinere Bilder. Diejenigen, welche Anna im Vorbeischreiten flüchtig erblickte, zeigten Wälder und romantische Szenen aus dem Gebirge.
Am anderen Ende des Flurs befand sich eine massive, aus zwei Flügeln bestehende Holztür. Als sie etwa die Hälfte des Flurs beschritten hatten, bemerkte Anna, dass sie sich wie von Geisterhand zu öffnen begann. Sie blickte in einen sehr großen Saal, welcher durch von der Decke hängende Kronleuchter stark illuminiert war. Weitere, kerzenartige Lampen waren an den Wänden befestigt. Der Saal war in einem feudalen Stil aufwendig dekoriert. Die Wandleuchten wechselten mit Jagdtrophäen, Waffen, Ölgemälden und historischen Rüstungen ab. Anna fragte sich für einen flüchtigen Augenblick, welchen furchterregenden Junkern sie einstmals gehört hatten. Dann gab es seltsame Holzkreuze mit eingelassenen Metallringen, deren Sinn sich Anna nicht sofort erschloss. Auch die Kreuze traten in exakter Regelmäßigkeit auf. An einer zentralen Stelle der Wand war zudem eine Art riesiges Zahnrad aus Stahl befestigt. Natürlich, dachte sich Anna. Feudalismus und Industrie gehen bei den von Kesselrings Hand in Hand. Das wollen sie durch die Dekoration des Saales zum Ausdruck bringen. Aber wozu diese seltsamen Holzkreuze?

In jenem Teil des Saales, durch welchen Anna und Karoline eintraten, befand sich eine große, massive Holztafel mit verzierten Stühlen. Hier konnten etwa zwanzig Personen Platz nehmen. An jenem Wandstück, welches den Kopf der Tafel überragte, prangte ein gewaltiges Ölgemälde. Auf diesem waren Lordkanzler Bismarck und sein Fahrer in einer Art offenem, gepanzerten Fahrzeug zu sehen, wie sie durch eine von Junkern in Rüstungen gesäumte Straße defilierten, vorbei an einer jubelnden Menschenmenge.
Zweifellos war das abgebildete Fahrzeug ein Produkt der Kesselring & Selve Motorenwerke, dachte sich Anna.
„Willkommen in unserem Rittersaal, Lady Anna. Wir haben einen kleinen Überraschungsempfang für Dich vorbereitet!“ Karolines Stimme klang feierlich und bedeutungsschwer. Anna trat ein. Sie hörte Stimmen und blickte von der großen Tafel nach links. Im vorderen Teil des Raumes waren mehrere Stehtische aufgebaut. Anna erblickte eine Gruppe von Damen, einige von ihnen schienen Ladys of strict Confinement zu sein. Dazwischen schwirrten emsig die Zofen umher. Sie erkannte Minna und Adele sowie eine weitere, unmaskierte Zofe, welche Anweisungen gab. Offenbar war diese Dienerin zur Sprache ermächtigt und besaß eine besondere Position. Vielleicht ist sie eine Art Groß- oder Oberzofe, dachte sich Anna.
Dann betrachtete sie einen Augenblick lang die Ladys, welche sich ihr zuzuwenden schienen und ihr zulächelten – sofern sie es erkennen konnte.
Sofort blieb ihr Blick an zwei Damen hängen, welche nah beieinander standen. Vielleicht gehörten sie zusammen, dachte Anna. Doch im nächsten Moment musste sie einräumen, dass man nicht sicher sein konnte. Denn nur eines der Gesichter war sichtbar. Es gehörte einer jungen Frau, welche Anna freundlich anschaute und vielleicht Anfang zwanzig war. Sie trug einen Aufzug mit maritimen Streifenmuster und dazu ein blaues Korsett. Anna war sicher, dass sie sich bereits für das Ideal entschieden hatte. Ihre Arme waren nicht zu sehen, stattdessen bemerkte Anna zwei weiße Riemen, welche sich über ihrer bebenden Brust kreuzten. Sie fragte sich, ob dies ein neuer Stil oder eine Variante des Armbinders war.
Das Antlitz, oder besser Nicht-Antlitz an der zweiten Frau wirkte auf sie kurios. Ihr Aufzug war in forstiven Grüntönen gehalten und ihre Sanduhrtaille eng, aber das war nicht das eigentlich Auffällige. Obwohl im Haus, trug die Dame einen riesigen Hut mit einem Schmuck aus Seidenblumen und Federn. Aber auch das war noch lange nicht das Seltsamste an ihr. Von ihrem Hut ging eine Art Schleier aus forstgrünem, feinem, aber völlig blickdichtem Stoff aus, welcher ihr Gesicht völlig verhüllte, locker nach unten fiel und dann ins Halskorsett überging. Abgesehen von einer kleinen, rundlichen Öffnung in einer winzigen Metallöse fielen Anna keinerlei Öffnungen auf.

Anna hatte sich der Gruppe inzwischen genähert. Karoline erhob ihre Stimme. „Liebe Damen, liebe Ladys, heute Abend möchte ich Euch meine Gesellschafterin Lady Anna vorstellen. Einige von Euch kennen sie vielleicht noch als geschickte Floristin. Doch diese Tage sind nun vorbei. Anna ist heute eingeweiht worden und hat das Confinement-Ideal angenommen!“
Eigentlich sollte Applaus folgen, dachte Anna. Dann wurde ihr klar, dass es nicht möglich war. Von den anwesenden Damen konnte offenbar nur eine über ihre Arme verfügen. Das Rätsel löste sich kurz darauf. Die frischgebackene Lady musste auf ihren „Applaus“ nicht verzichten. Die Ladys taten ihre Begeisterung kund, indem sie mit den Absätzen ihrer Stiefel auf den Parkettboden klopften. Sie dachte an Karolines Worte von den pragmatischen Lösungen. Es ist wohl etwas daran, musste sie eingestehen.
Die beiden Ladys, welche sie gerade betrachtet hatte, kamen nun auf sie zu. Die jüngere lächelte Anna an und stellte sich vor. „Guten Abend, liebe Anna, ich bin Hannah Laibach und das ist meine Mutter, Theresa Laibach. Mein Vater ist Gesellschafter bei den von Kesselrings. Er leitet zeitweise unser Zweitwerk in Tachau in Böhmen. Gerade ist er auch dort. Ich bin ja so aufgeregt, an diesem besonderen Tag für Euch teilzunehmen.“
Anna lächelte und versuchte ein Nicken anzudeuten, auch wenn ihr Spielraum äußerst gering war. Hannah Laibach schien ziemlich beredsam zu sein. Gut für mich, dachte sich Anna. Zuhören zog sie für gewöhnlich dem Reden vor.
Ohne abzuwarten und offenbar ohne Anna wirklich zu Wort kommen lassen zu wollen, setzte Hannah ihre Ausführung fort. „Ich bin übrigens auch neu dabei, also seit letzter Woche. Lady Karoline sagt, dass ich wahrscheinlich die jüngste Lady im Boot, also in Steele bin. Aber sicher weiß man das natürlich nicht, denn es gibt ja noch keinen Club oder so etwas. Vielleicht werden wir ja irgendwann einen gründen. So ein richtiger Zirkel. Dann könnten wir uns alle mal treffen. Hach, dass ist alles so spannend. Mein Mutter ist übrigens schon länger dabei. Sie hat das Confinement Ideal angenommen, als sie mit meinem Vater auf Dienstreise in Berlin war.“

„Ich kann auch selber berichten. Du wirst sonst wieder ganz heiser,“ warf Theresa, die verhüllte Gestalt mit einer sympathischen Stimme ein. Ihr Ton klang freundlich, aber Anna irritierte, dass sie die Mimik nicht richtig erkennen konnte. „Lasst Euch durch meine Kopfverhüllung nicht irritieren, Anna,“ sagte Theresa. „Wir können uns ganz normal unterhalten. Aber Ihr habt bestimmt einige Fragen.“
Allerdings. Jedoch war es Anna unangenehm, sie zu stellen. Damit tat sich Anna sehr schwer. Sie wollte nicht aufdringlich und nicht neugierig sein.
Theresa nahm ihr diese Last ab, indem sie fortfuhr und ihre Erscheinung erklärte. „Also es ist sicher normal, dass ihr irritiert seit. Aber die Kopfverhüllung ist ein ganz neues Gefühl und bringt so einige Vorteile mit sich.“
„Alles gut,“ meinte Anna. „Es ist nur... Ich tue mir manchmal mit spontanen Unterhaltungen schwer. Ich hoffe, Ihr seit nicht beleidigt, wenn ich das sage.“
„Nein, ganz und gar nicht. Mir ist eine ehrliche Haut lieber. Aber wenn Ihr schüchtern seid, oder Euch nicht sofort unterhalten wollt, solltet Ihr darüber nachdenken, eine Kopfverhüllung zu tragen. Man hat gewissermaßen eine Art Rückzugsraum, vermeidet Blickkontakt und ungewollte Gespräche.“
„Das klingt interessant,“ räumte Anna ein. „Aber wie ist das, tragt Ihr Eure Kopfverhüllung denn immer?“ „Immer, wenn ich aus dem Haus gehe,“ erklärte Theresa. Anna konnte keinerlei Mimik und keine Konturen erkennen, aber der feine Stoff vor ihrem Gesicht bewegte sich, wenn sie sprach. „Die Verhüllung ergänzt sich prima mit dem Ideal des Confinement. Sie verbirgt meine Identität, meine Haare und mein Gesicht. Wie ihr seht, kann ich keinen Blickkontakt aufnehmen. Es ist auf diese Art schwierig, zu flirten. Eine normale Unterhaltung ist aber möglich. Mit der Gesichtsverhüllung ist es ganz ähnlich wie mit der Hochverschlossenheit. Die Prinzipien wirken zusammen und ergänzen sich gegenseitig. Der Gedanke ist, dass mein Gesicht zur Privatsphäre zählt, genau wie mein Körper. Die Verhüllung ist eine Barriere und auch ein Schutz. Nachts schlafe ich mit einer Maske, doch wenn Raban dabei ist, ist mein Kopf nicht verhüllt. Sobald ich außer Haus gehe, wird er dann eingepackt. Aber natürlich gibt es auch viele Gelegenheiten, wo ich Hut und Schleier im Anwesen trage.“
Es war interessant. Theresa war Anna sympathisch, ohne das sie ihr Antlitz erblickt hatte. Sie erzählte mit ruhiger, freundlicher Stimme. Raban war wahrscheinlich ihr Mann. Anna spürte entgegen ihrer Neigung mehr und mehr Neugier. „Hmm. Was für Gelegenheiten zum Beispiel?“ fragte sie nach.

Die Verhüllte fuhr bereitwillig mit ihren Erklärungen fort. „Ich zeige mein Gesicht grundsätzlich nur meinem Mann und meinen Zofen, welche natürlich diskret sind und über Einzelheiten Stillschweigen waren. Sind andere Personen anwesend oder kommt Besuch, wird mein Kopf verhüllt.“ „Aber, wie ist es dann mit Euren Freundinnen … und mit Eurer Tochter?“ Anna deutete mit den Augen zu Hannah. „Nun, die dürfen mich auch nicht mehr sehen. Es gilt Konsequenz. Sind sie anwesend, bin ich verhüllt.“ Eine extreme Entscheidung, dachte sich Anna. Hatte sie Stolz in Theresas Stimme gehört? Jedenfalls schien Theresa eine starke Persönlichkeit. Sie wollte diese besondere Frau näher kennenlernen.
„Es ist sehr interessant, liebe Theresa. Ich würde gern so viel mehr wissen. Wie kamt Ihr eigentlich darauf, Euch zu verhüllen?“ fragte sie weiter. „Es ist eine freiwillige Verschärfung des Confinement-Ideals, welche sich Wanda Voßbeck, die Pionierin des Confinements in Berlin, ausgedacht hat. Sie ist eine Bekannte und hat uns vor kurzem besucht. Ich wollte es ausprobieren. Natürlich habe ich vorher mit Raban gesprochen. Wir stehen in der Öffentlichkeit und ich wollte uns keine Schwierigkeiten verschaffen.“ Theresa machte eine kurze Pause. Dann wollte sie weitersprechen.
„Aber er hatte nichts dagegen?“ funkte die allmählich selbstbewusster werdende Anna an dieser Stelle dazwischen.
„Naja, zuerst war er skeptisch. Er will nur das beste für mich. Und er wollte auch nicht, dass es so aussieht, als würde ich unterdrückt. Aber ich machte ihm klar, dass es mein Wunsch ist. Das ich in besonders intensiver Weise nach dem Ideal leben will. Das ich hundertzehn Prozent geben möchte. Natürlich gab er dann nach.“ Natürlich. Die Waffen der Frauen. Anna musste innerlich grinsen. In diesem Moment wurden die angeregten Gespräche der Ladys für einen kurzen Moment unterbrochen. Es klingelte. Offenbar eine Türklingel. Eine der Zofen eilte hinaus.
150. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 16.04.22 00:00

Liebe Leserinnen und Leser,

Kapitel 32 ist angefangen. Ich poste die ersten Abschnitte. Dann habt Ihr insgesamt mehr zu lesen.
Leider war es nur ein kurzes Zeitfester, wo ich weiterschreiben konnte und der Alltag holt mich schnell wieder ein. Daher weiß ich nicht, ob und wann es weiter geht.

Natürlich bin ich auf Eure Ideen und Wünsche gespannt. Wenn es passt und ich in Zukunft wieder zum Schreiben komme, werde ich sie berücksichtigen. Und selbstverständlich interessiert mich, was haltet Ihr von Theresa? Was vom Prinzip der Kopfverhüllung und was vom Kopfgeschirr Dorotheas? Sollte Annas Kopf ebenfalls eingehüllt werden oder soll sie den Knebel erhalten?

LG, erholsame Tage und sehr vielen Dank fürs Lesen,

Racoon


Kapitel 32 – Der Sektempfang
Die Unterbrechung währte nur kurz. Da sich zunächst nichts veränderte, fuhren die Ladys mit ihren Unterhaltungen fort.
Anna richtete eine weitere Frage an Lady Theresa. „Sagt einmal, wie ist das denn mit dem Essen und trinken, wenn Ihr verhüllt seit?“ „Achso, ja. Das ist kein großes Hexenwerk. Wie viele Ladys bekomme ich ausschließlich Flüssignahrung. Diese muss ich mir je nach Tagesplan zwei- bis drei Mal täglich ersaugen. Wie Lady Karoline bin ich grundsätzlich dafür, dass Flüssigernährung mit Nourishments für die Ladys of strict Confinement in Zukunft verbindlich wird. Ein entsprechender Ernährungsplan sollte aufgestellt und in den Prinzipienkatalog integriert werden.“ Die Verschleierte hielt einen Moment lang inne, um dann zum ursprünglichen Gegenstand des Gespräches zurückzukehren. „Entschuldigt, ich komme vom Thema ab. Wenn ich verhüllt bin oder Besuch da ist, kommt die klassische Weise der Ernährung natürlich nicht in Frage. Aber ich habe eine kleine Öffnung im meiner Verhüllung.
Man kann von außen einen dünnen Schlauch oder Strohhalm einführen. Den kann ich dann mit meinen Lippen umfassen und daran saugen. Das geht prinzipiell mit allen Getränken. Aber seit neuestem gibt es für diesen Zweck auch ein Nourishment mit einer speziellen Formel, welches dünnflüssig ist, aber alle wichtigen Nährstoffe enthält und gut sättigt. Es gibt eigentlich überhaupt kein Problem mehr.“

Der Augenblick schien passend, um Theresas Ansichten auf die Probe zu stellen. Minna und die „Oberzofe“ kamen mit Sektflaschen und Gläsern herein. Dann die Überraschung. Victoria folgte mit einem Paket. Da es eine entsprechende Verpackung hatte, war es wohl ein Geschenk. Die Kusine aus England trug einen ihrer grünen Aufzüge mit einem grünen Korsett aus Samt. Er passte zu ihrem offenen, schwarzen Haar und ihren roten Lippen. Sie ist wunderschön, dachte Anna. Stolz kam in ihr auf. Victoria stellte das Paket auf einem der Stehtische ab. Dann kam sie direkt auf sie zu.
„Hello Dear, I got a present for you,“ sagte sie, nahm sie in den Arm und küsste sie auf die Wangen. Anna erwiderte ihre Küsse.
Die noch namenlose „Oberzofe“ läutete eine Glocke und die Stimmen der Ladys verstummten erneut. Karoline trat ein paar Schritte zurück. Sie blickte die Anwesenden an und wirkte, als wolle sie zu den Ladys sprechen. Ohne das dies explizit gefordert wurde, formierten sich die anderen Damen und schauten zu ihr.
„Liebe Ladys, ich habe heute Abend einen kleinen Sektempfang vorbereitet, um Lady Annas Einweihung gebührend zu feiern. Die Gläser werden bereitgestellt, und jede ist eingeladen, sich zu bedienen!“ Erneut hörte man das silmutane Klacken von Absätzen. Ein gemeinsames Zuprosten oder eine Ersatzhandlung schien jedoch nicht stattzufinden. Stattdessen verteilten die Zofen Sektgläser mit Strohalm, indem Sie nach und nach zu den Ladys gingen und sie ihren hilflosen Herrinnen vorhielten. Anna und Karoline nahmen beide einen Schluck Sekt. Anna spürte, wie sie einen Moment lang beschwipst war und sich innerlich auflockerte. Victoria und eine weitere Dann konnte Anna beobachten, wie die „Oberzofe“ Theresa den Sekt anreichte. Sie nahm ein Glas, welches einen besonders langen Strohhalm besaß und führte es vorsichtig durch die Öse in Theresas Verhüllung.
Offenbar hatte der Strohalm sein Ziel erreicht. „Na, wenn das nicht Fürst von Schwarzenberg ist,“ hörte man Theresas Stimme unter dem Schleier. Dem Klang ihrer Stimme nach mochte sie diese Sorte.
Da fiel Anna erneut eine Frage ein. „Sagt mal, liebe Lady Theresa, wie haltet es Ihr eigentlich mit der Begrüßung? Ich meine, Küsschen geben kommt für Euch doch nicht in Frage?“
„Nein, natürlich nicht, dass habt ihr gut erkannt. Der Hut allein zwingt ja bereits zu Distanz. Ich begrüße mit meiner Stimme.“ „Aber vermisst ihr denn nicht die Küsse, mir geht es manchmal auch mit den Umarmungen so?“ „Nun, da ist Raban gefordert. Er muss sich halt anstrengen.“ Die Ladys lachten. Der Sekt zeigte offenbar Wirkung.

Karoline hatte den Dialog zwischen Anna und Theresa gebannt verfolgt, ohne sich einzumischen. In diesem Moment näherte sich eine weitere Lady dem Dreigestirn. Anna bemerkte sie und erschrak etwas, da sie in den spannenden Dialog mit Theresa vertieft war.
„Darf ich vorstellen, meine Freundin und Mitlady Dorothea von Teschen. Sei beruhigt, liebe Anna. Ich glaube Dorothea wird Dein Gespräch nicht unterbrechen.“ Anna waren Karolines Lächeln und die seltsame, fast schon sarkastische Note in ihrer Stimme nicht verborgen geblieben. Sie blickte zu Dorothea. Dorothea war eine Frau in den Zwanzigern, vielleicht Ende zwanzig. Ihr aufwendiges weißes Kleid war hochgeschlossen und mit einem Muster aus Rosen und anderen Blumen versehen. Ihr Korsett und das strenge, hohes Halskorsett aus Samt waren in einem kräftigen rot gehalten. Ein stimmiger, floraler und schön zu Jahreszeit passender Aufzug, dachte sich Anna.
Ähnlich wie bei Theresa war es auch bei Dorothea nicht der Aufzug, welcher Anna am meisten ins Auge fiel. Sie blickte Dorothea an und sah zunächst, dass sie ihr dickes, dunkelblondes Haar in einem langen, auf den Rücken fallenden und geflochtenen Zopf trug.
Auf dem Kopf trug sie einen Kranz aus Spätsommerblumen, ähnlich wie Anna.
Aber auch das war es nicht. Das eigentlich neue und für die frischgebackene Lady Anna völlig ungewöhnliche war ein Geschirr von Riemen aus Leder, welcher Dorotheas Kopf umschloss und einen roten Ball aus Silikon oder Gummi in ihrem Mund fixierte.
Der Ball wurde eng von ihren roten Lippen umschlossen. Die Riemen waren links und rechts von der Kugel an ihr befestigt, umliefen den Kopf unterhalb der Ohren, umschlossen das Kinn und liefen zu beiden Seiten der Nase bis oben zu Stirn, wo sie mit einem weiteren Riemen verbunden waren, welcher unter dem Kranz auf Höhe der Stirn ein weiteres Mal um den Kopf herumlief. Die Stelle, wo sich die Riemen im Zentrum der Stirn kreuzten, war durch eine in rot lackierte Blume aus Metall verdeckt, welche wahrscheinlich als Schmuck diente. Sie passte sehr gut zum Haarkranz.

Dann blickte Anna wieder auf Dorotheas Mund. Ein stattlicher Faden von Speichel bildete sich unterhalb des Balls, trat allmählich hervor und begann, langsam nach unten zu laufen. Dorothea hob ihre Augenbrauen und blickte sie an. Sie glaubte, Verwunderung und einen Anflug von Ekel in Annas Gesicht zu erkennen. Deshalb wollte Anna durch aufmunternde Blicke beruhigen und den Kontakt herstellen, soweit es denn möglich war. Als Anna nicht reagierte, versuchte sie ein „Guten Abend,“ zu formulieren, obwohl dies in ihrem Falle als unschicklich galt und gestikulierte mit ihren im Armbinder gefangenen, oberen Extremitäten. Was ebenfalls als unschicklich galt.
Sie war der Meinung, sich in dieser Situation über die Gebote des Anstands hinwegsetzen zu können, um Anna zu beruhigen und eine Brücke zu der frischgebackenen Lady zu bauen. Schließlich hatte sie den Kopfknebel gewählt, um ihre Umgebung damit zu erfreuen. Wie viele Ladys wollte sie mehr, als nur dem Ideal zu entsprechen. Sie wollte aus der Masse herausstechen und sich in ganz besonderer Weise als würdig erweisen.

Doch Anna war überfordert. Sie achtete nur auf den Speichel, welcher langsam nach unten lief und schließlich seine Heimat auf Dorotheas floral verpacktem Dekolletee fand. Hier hatte sich schon einiges abgelagert, wie ein großer Fleck eindrucksvoll zeigte. Was war hier los? Warum tat man so etwas? Konnte Dorothea auf diese Weise noch sprechen? Was war, wenn sie Durst hatte? Und hatte sie keine Schmerzen? Ihr Mund war stark aufgespreizt durch den Ball. Sie beobachtete Dorothea mit einer Mischung aus Neugier und Ekel.
Karoline hatte die Kommunikationsstörung wohl bemerkt. Abermals war es ihre Aufgabe, Licht in das Dunkel zu bringen. In gewisser Weise war sie eine Ratgeberin, vielleicht sogar bereits eine Oberin für die Ladys. Sie hatte die Entwicklungen innerhalb des Ideals und mögliche Probleme im Blick. Außerdem besaß sie die nötige Lebenserfahrung, um in entsprechenden Situationen flexibel zu reagieren.
„Keine Sorge, Anna. Doro trägt einen Kopfknebel. Es ist ein Geschirr mit einem Knebel aus Silikon, dass den Kopf umschließt. Natürlich hat sie sich dazu selbst entschlossen.“
„Aber... dann kann sie doch gar nicht mehr sprechen?“
„Ja, das ist korrekt, liebe Anna. Doro hat für sich beschlossen, das Ideal besonders konsequent zu leben und verzichtet in der Öffentlichkeit auf die Sprache. Der Knebel versiegelt ihren Mund konkret und symbolisch. Natürlich kann man mit ihm noch etwas sagen, aber nur unter Schwierigkeiten. Gleichzeitig ist er ein Symbol, gewissermaßen ein Siegel. Der Mund wird verschlossen und die Fähigkeit zur Sprache einer vornehmen Zurückhaltung geopfert. Es ist nichts falsches, sondern eine besonders edle Ausprägung des Ideals!“
Anna war immer noch sprachlos. Sie blickte erneut zu Doro und musterte sie. Doro bemerkte das sofort, hob ihre Brauen und warf ihr einen aufmunternden, freundlichen Blick zu. Doch Anna blieb skeptisch. Der erste Speichelfaden hatte inzwischen das Kleid erreicht, ein zweiter begann sich links davon auszubilden.
„Keine Angst vor dem Speichel, liebe Anna. Wir Ladys sollten ohnehin zu einem positiven Verhältnis zu unseren Säften gelangen.“ Säfte. Diese Vokabel hatte „Himmel, Karoline, ich bin doch keine Orange,“ entfuhr es ihr. Ihr gestiegenes Selbstbewusstsein machte dies möglich, nicht zuletzt durch den Sekt.
„Aber, warum denn nicht?“ entgegnete ihr Karoline mit einem Lachen. „Warum sollte man eine Lady nicht mit einer kostbaren, exotischen Frucht vergleichen? Meine liebste Anna, auch Du bist nicht alltäglich! Alles an Dir ist edel und wertvoll. Du bist eine Lady! Lern, Dich zu lieben!“
Eine Orange, die man auspresst, für edle Säfte, dachte sich Anna. Was für eine absurde Vorstellung. Sie ging nicht darauf ein und starrte weiter auf Doro. Ohnehin würde sie der gewandteren und schlagfertigeren Karoline in einem Disput unterliegen. Anna war ein introvertierter Typ und nicht sonderlich redegewandt. Diesen einen Vorteil würde ein Kopfknebel haben, dass ihr dann solche Diskussionen erspart bleiben würden. Karoline zögerte indes nicht. Schon war sie mit ihrem zweiten, geharnischten Argument bei der Hand.
„Außerdem spielen die verschiedenen Säfte des Körpers zusammen. Man sagt sich, dass der verstärkte Speichelfluss auch noch einen ganz anderen Fluss anregt.“ Karoline grinste verschmitzt. „Doro ist noch nicht verheiratet, wird sich aber bald verloben, da ist der Knebel vom Vorteil. Sie bekommt außerdem eine Kur mit Zitronensaft. Dieser wird auf den Knebel sowie auf Lippen und Zunge geträufelt. Das regt den Speichelfluss zusätzlich an.“
Karoline hatte mit ihrer sachlichen Herangehensweise insofern Erfolg, als dass Annas Neugier allmählich über den Ekel siegte. Anna hatte inzwischen so einige Fragen.
Dann fiel ihr ein, dass sie möglicherweise unhöflich war.
Dorothea nahm es nicht übel. Sie wandte sich zu ihr und warf ihr einen erneuten, freundlichen Blick zu. Anna erwiederte ihn. „Liebe Lady Dorothea, ich bin Anna. Darf ich Euch Doro nennen?“ Sie kann doch nicht sprechen, Du Mondkalb, sagte eine innere Stimme zu ihr. Doch Doro schaute sie an, hob die Brauen und schlug mit einem Absatz auf den Boden. Anna glaubte zudem, eine Art zustimmendes Stöhnen vernommen zu haben. „Eindeutig ja,“ meinte Karoline mit einem Lächeln. Anna blickte sie fragend an.

„Auch als Geknebelte ist es manchmal sinnvoll und notwendig, auf eine Frage zu antworten. Daher haben wir eine Art Code entwickelt. Einmal mit dem Absatz auf den Boden gestampft bedeutet ein „ja“, zweimal ein „nein“. Natürlich musst Du Fragen stellen, die man mit einem ja oder nein auch beantworten kann. Liebe Doro, fühlst Du Dich wohl mit dem Knebel?“
Ein Klacken.
Hm. Anna zweifelte noch. „Wie oft trägt man so einen Knebel?“ fragte sie Karoline.
„Grundsätzlich ist es ähnlich wie mit der Kopfverhüllung, in manchen Aspekten noch strenger. Doro trägt ihn grundsätzlich in der Öffentlichkeit, wenn sie das Haus verlässt. Da gibt es auch keinerlei Ausnahmen. Auch im Haus wird der Knebel so oft wie möglich getragen. Dort gibt es einige Ausnahmen, welche erforderlich sind. Sie sollten mit der Zeit reduziert werden.“
„Aber wie ist es mit dem Essen und Trinken?“
„Der Tagesablauf der Geknebelten ist noch stärker reglementiert als bei anderen Ladys. Doro bekommt morgens und abends Nourishment und zusätzlich eine entsprechende Menge Wasser. Wenn sie zu Hause ist, gibt es Mittags nochmal das Gleiche.“
„Aber was ist, wenn der Knebel angelegt ist? Oder wenn sie irgendwo zu Besuch ist?“
„Dann gibt es nichts,“ verriet die Lady, nicht ohne ein schelmisches Grinsen. Und wie um ihre Ausführungen zu bestätigen und zu untermauern, zitierte sie die „Oberzofe“ heran, welche auf diese Art endlich einen Namen bekam.
„Schwester Alma, kommen Sie bitte einmal heran.“ Schnellen Schrittes näherte sich die energisch und patent wirkende Zofe. Mit ihrer weißen Seidenbluse und ihrem schwarzen Bleistiftrock wirkte sie elegant. Aber dies traf für alle Zofen bei den von Kesselrings zu.
„Gnädige Frau,“ wartete sie auf eine Anweisung. „Reichen Sie Lady Dorothea bitte ein Sektglas an.“ Alma nahm ein Sektglas vom Tisch, dass bislang niemand angetastet hatte. Dann hielt sie es Doro hin, welche speichelte und einen gierigen Blick darauf richtete. Anschließend blickte sie zu Anna, endlich zur Karoline.
Diese bedeutete Alma durch einen Blick, das Glas zurück auf den Tisch zu stellen.
„Hier gilt Konsequenz. Geknebelt zu sein, bedeutet, dass der Mund verschlossen ist. Wenn man bei jeder Gelegenheit Ausnahmen machen würde, würde das dem Sinn des Prinzips ad absurdum führen. Daher wird nicht gegessen oder getrunken, wenn man den Knebel trägt. Natürlich ist es der Geknebelten auch erlaubt, weiterhin die Gastronomie zu besuchen. Auch die Außengastronomie. Sie soll Zeichen setzen und als Lady Präsenz zeigen. Hier bekommt sie dann automatisch erlesene Getränke und Speisen. Freilich kann sie nicht zugreifen, da ihr Mund und ihre Arme verschlossen sind. Durch den Geruch der Speisen wird jedoch der Speichelfluss angeregt. Das ist Ideal für die Erzeugung der Säfte und harmoniert mit der Zitronensaftkur ganz vortrefflich zusammen. Die servierten Speisen werden eine Zeit lang bei ihr belassen, dann aber abgeräumt und gehen in den Fond für die Arbeiterspeisung. Die Rechnung erhält die Geknebelte.“

Oha! Anna war hellhörig. Eine Möglichkeit, Gutes zu tun. Ob es wohl eine Idee Karolines war?
Gleichzeitig stieg ihr Respekt vor Doro massiv an. Die anfänglichen Berührungsängste waren verschwunden.
Welchen Verzicht hatte dieses junge Geschöpf da geleistet! Für eine besonders reine Form des Ideals, für die Gesellschaft! Wie nobel! Die junge Lady verzichtete auf einen Teil ihres Luxus! Und dies zu Gunsten armer Familien! Sie war zweifellos reinsten Charakters. Ein Leuchtfeuer des Confinements!
Weitere Fragen schossen in Annas Kopf. „Und wie ist es mit dem Sprechen, ich meine, wie ist es zum Beispiel mit Freundinnen oder dem Ehemann, wenn Doro mal heiratet?“

Karoline atmete durch. Sie war über ihren Etappensieg froh. Es war ihr gelungen, Annas Neugier in Bezug auf den Knebel zu wecken. Nun musste sie dranbleiben. Sie durfte nicht zulassen, dass Anna ihr soeben aufgekommenes Interesse verlor. Also setzte sie ihre Ausführung fort und hoffte, dass Anna positiv reagieren würde.
151. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von MartinII am 16.04.22 18:12

Wieder eine tolle Fortsetzung - Danke für die Geschichte.
152. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 16.04.22 18:51

Vielen lieben Dank für Deine Rückmeldung!!! Ich bin immer froh, wenn jemand mitliest! Es bedeutet mir viel!

LG
153. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Rotbart am 17.04.22 02:02

Klasse mit dem Knebel.
Ob Anna wohl auch bald einen bekommt?

LG, Rotbart
154. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 17.04.22 10:59

Guten Morgen Rotbart,

Wie schön, dass Du auch noch dabei bist!
Zwischendurch hatte ich echt Bedenken, dass fast niemand mehr mitliest und die Geschichte einschläft, wie viele andere.
Mit dem Knebel ist es die Frage. Anna ist ja im Moment noch skeptisch, was ihn betrifft.

LG, Racoon
155. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BaldJean am 17.04.22 13:35

Permanentes Tragen eines Knebels (es sei denn man will ihren Mund irgendwie benutzen) gehört sich für eine gute Sklavin. Sklavinnen soll man sehen, nicht hören. Und dazu dann noch das hier tragen (da ich nicht weiss, ob Links auf dem Forum mittlerweile funktionieren, habe ich 2 Versionen des Links gepostet, einmal den tatsächlichen Link und einmal mit einem "n" davor. Falls der Link nicht funktioniert einfach den mit dem "n" davor ohne das "n" markieren und dann kopieren).

https://tinyurl.com/y239b532

nhttps://tinyurl.com/y239b532

So sieht eine gute Sklavin aus.
156. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 17.04.22 14:00

Da hast Du sicher recht, aber Anna sträubt sich noch gegen den Knebel.

Die von Dir gepostete Konstruktion ist interessant, aber die Frage ist, ob sie auch ohne die Armfesseln funktioniert und wenn man bekleidet ist. Die Arme sind ja ohnehin im Armbinder gefangen. Wir werden sehen, ob und inwieweit unsere Ladys noch zum KG gelangen

Jedenfalls vielen Dank für alle Rückmeldungen, welche mich gerade motivieren, Kapitel 32 noch zeitnah fertigzustellen.

LG
157. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BaldJean am 17.04.22 14:11

Man kann jede der Schellen einzeln anlegen. Und wenn man die Oberarmschellen und die Handschellen auf dem Rücken installiert und die Ketten so weit wie möglich kürzt hat das den gleichen Effekt wie ein Armbinder. Und man kann natürlich die Hände auf dem Rücken so fesseln, dass sie nach oben zeigen.

Übrigens: Hat der Link funktioniert oder musstest du zur Behelfskonstruktion greifen?
158. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 17.04.22 14:39

Hat funktioniert, Behelf nicht erforderlich! Danke!
159. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 17.04.22 15:03

Kurzes Update: Kapitel 32 ist fertig, da es sonst zu lang geworden wäre. Kapitel 33 ist angefangen.

LG
160. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 18.04.22 02:29

Liebe Leserinnen und Leser,

Eure Kommentare haben die Schreiblust in mir geweckt und mir neue Motivation gegeben. Also habe ich Kapitel 33 noch fertiggestellt!

LG, Racoon

Kapitel 33 – Reden ist Silber
Das Eis war gebrochen. Besonders wichtig war, dass man als Geknebelte auf etwas verzichten konnte, um dann später etwas für die Gesellschaft zu tun. Karoline wusste, dass das für Anna entscheidend war. Sie besaß nicht die Tugendhaftigkeit und Gutherzigkeit Annas, war aber eine Frau von Welt, welche ihr Herz am rechten Fleck hatte. Wenn sie ohne dafür in Not zu geraten etwas Gutes tun konnte, dann tat sie das meistens.
Sie hatte in ihrem Haushalt das Prinzip der Nachhaltigkeit eingeführt und ihren Mann William dazu überredet, dass das Milchgeld auch im Motorenwerk ausgezahlt wurde. Annas Pläne in Bezug auf den heutigen Abend würde sie unterstützen. Nicht zuletzt hatte sie ein Gelübde abgelegt. Sie stand aus vollster Überzeugung, mit ganzem Herzen hinter dem Ideal. Sie würde all ihre Energie und Kraft investieren, um es zu verbreiten und ihren Beitrag zu einer besseren, völlig neuen Gesellschaft zu leisten, in der das Confinement-Ideal eine tragende Rolle spielte.

Das war es, soweit es sie selber betraf.

Dann war da noch Anna, welche nun vor hier stand. Anna war anders. In Anna glaubte sie etwas ganze Besonderes, vielleicht Einmaliges zu erkennen. Die junge Frau war eine geborene Lady. Sie verkörperte die Aspekte des Ideals in einer reinen, unverdorbenen Weise. Verantwortungsbewusstsein und Moralität gingen bei ihr Hand in Hand. Und das ganze in einem Ausmaß, wie sie es bislang sonst nur bei Dorothea erlebt hatte.
Anna war jung. Doch in ihre schlummerte Potenzial. Sie würde den Weg des Confinements in besonderer, herausragender Weise befolgen. Niemand wusste, was die Zukunft bringen würde. Niemand wusste im Detail über die Hindernisse, die Schwierigkeiten, welchen sich Anna zu stellen hatte. Niemand wusste um die Versuchungen, denen sie widerstehen musste.
In einem, bestimmten Punkt gab es jedenfalls keine Zweifel.

Aber es würde nicht einfach sein. Karoline begleitete auch Doro auf ihrem Weg. Die Lady wusste, dass der Alltag als Geknebelte strapaziös sein konnte. Sie wollte Anna reinen Wein einschenken. Daher setzte sie ihre Erklärungen fort und nahm sich vor, nichts zu beschönigen.
„Naja, also den Knebel zu tragen, bedeutet den bewussten Verzicht auf die Sprache. Die Fähigkeit zu sprechen wird einem höheren Prinzip von Verzicht und Zurückhaltung geopfert und der Mund bleibt im Normalfall verschlossen. Ähnlich wie bei einer Maske oder einer Verhüllung gibt man mit dem Knebel einen Teil seiner Individualität auf. Natürlich kann man auch mit dem Knebel noch Laute erzeugen. Ein gelegentliches Stöhnen ist auch in Ordnung. Das würde ich tolerieren. Aber wenn man ständig versuchen würde, trotz Knebel zu sprechen, würde das Prinzip wiederum unterlaufen, ja in gewisser Weise beschmutzt, liebe Anna. Der Knebel ist ja nicht nur eine Barriere, sondern ein Symbol!“ Die Lady bewegte die Schultern. Sie schien lebhaft bei der Sache zu sein. Wären ihre Arme nicht verpackt gewesen, hätte sie wohl gestikuliert. Das Thema schien Karoline irgendwie wichtig zu sein, dachte Anna. Die Lady von Kesselring tat einen Atemzug. Ihre Brust bebte.

Dann fuhr sie fort. „Der Knebel ist ein Symbol für den Verschluss des Mundes, ebenso wie der Armbinder ein Symbol für den Verzicht auf die Arbeit der Hände ist. Er versiegelt den Mund und eine Geknebelte sollte so wenig wie möglich sprechen. Schweigen ist für sie wahres Gold. Ausnahmen sind nur für die Zofen und für den Partner, idealerweise den Ehemann, vorgesehen. Aber auch sie sollten sich auf wichtige Absprachen beschränken. Wie beim gesamten Confinement-Ideal ist der Weg das Ziel und man sollte versuchen, das Sprechen nach und nach immer weiter zu reduzieren.“
„Verstehe,“ sagte Anna, welche bemerkte, dass es ihrer Freundin wichtig war, alles möglichst genau zu erklären. „Es ist also wie bei dem Korsett und dem Facelifter. Man trainiert immer weiter.“ „Ja genau,“ bestätigte Karoline. „Die Zeiten, in welchen Doro den Knebel trägt, werden immer mehr ausgedehnt. Das Fernziel des Knebeltrainings ist, dass sie irgendwann komplett auf das Sprechen verzichtet und eine vornehme Lady des Schweigens wird. Aber so etwas erreicht man nicht von heute auf morgen. Es muss vieles abgesprochen und eingeübt werden. Der Tagesablauf muss dazu perfekt strukturiert sein.“

„Ich stelle mir das auch irgendwie schmerzhaft vor, ich meine, wenn man die ganze Zeit diese Kugel im Mund hat,“ unterbrach Anna.
„Die erste Zeit ist es ungewohnt und sicher auch unangenehm,“ räumte Karoline nun ein. „Aber man bekommt als Starthilfe morgens ein Relaxans, das die Kiefermuskulatur entspannt. Zu Hause sind Tragepausen vorgesehen, zum Beispiel beim Sport, bei der Nahrungsaufnahme oder zu Zeiten der Contemplation. Der Ehepartner kann den Knebel lösen, wenn er den Mund seiner Partnerin braucht. Außerdem sind die ersten Knebel noch relativ klein und vergleichsweise einfach zu tragen. Im Laufe des Trainings bekommen die Geknebelten nach und nach größere Kugeln und die Tragepausen werden nach und nach reduziert.“
Anna blickte auf Doros Kugel, welche mit dem Rot ihrer Lippen so gut harmonierte. Sie speichelte eifrig. „Du hattest einige Fragen und wirktest sehr skeptisch, liebe Anna,“ merkte Karoline noch an. „Ja, stimmt. Tut mir leid. Der Anblick war für mich ungewohnt.“ Dann wandte sie sich an Doro. „Liebe Doro, Entschuldigung, dass ich Dich vorhin so angestarrt habe. Ich habe ja vorher noch nie eine Geknebelte gesehen! Aber Karoline hat mir so viel erklärt! Ich finde es bewundernswert, was Du tust!“

Doro errötete. Sie warf Anna einen freundlich wirkenden Blick zu. Anna untermauerte ihre Begrüßung, indem sie die geknebelte junge Lady auf ihre Wangen küsste.
„Das war meine Hoffnung, dass ihr beide Euch schließlich sympathisch findet,“ sagte Karoline mit dem für sie in solchen Situationen typischen, feierlichen Ton in der Stimme.
„Doro, ich würde Dich gern weiter kennenlernen. Ich denke, es braucht keine Worte, dass wir uns gut miteinander verstehen. Morgen bin ich nachmittags bei Lady Karoline, aber Montags könntest Du direkt um halb neun zur Vormittagsmuße vorbeikommen,“ schlug Anna vor. „Wir werden Dich auch gebührend bewirten,“ fügte sie lachend hinzu, um die Stimmung weiter zu lockern. „Ist das in Ordnung für Dich?“
Ein heftiger Schlag auf den Boden. Doro wollte ihrer Freude über die Einladung Nachdruck verleihen.
Karoline war begeistert. „Ich freue mich ja so über das Treffen. Vielleicht könnt ihr Euren Weg als Jungladys ja miteinander gehen. Schulter an Schulter, als Freundinnen“ Sie stockte kurz, da sie überlegte, wie sie ihr Anliegen ausdrücken sollte. Dann fuhr sie fort. „Es fehlt nur eine Gemeinsamkeit. Liebe Anna, ich weiß nicht, wie ich es ausdrückend soll, aber ich sähe Dich gern geknebelt. Es würde ganz toll zu Dir passen! Denk auch an Otto. Eine Zitronensaftkur wäre vom Vorteil für Dich!“
Doro schlug auf den Boden und auch Theresa mischte sich ein. Sie hatte eine Zeitlang mit ihrer Tochter und einer weiteren, dunkelhaarigen und noch ungebundenen Lady gesprochen, war aber schon vor einigen Minuten als stille Zuhörerin zurück in die Konversation gekehrt. „Oh, wie aufregend, es würde Euch so vortrefflich stehen!“ Rief sie freudig erregt aus. Der Schleier ihrer Verhüllung bebte von ihrem heftigen Atem. „Hannah wird ebenfalls nächste Woche geknebelt. Es wird ihr sicher sehr gut tun. Vielleicht könnt Ihr Euch ja einmal treffen, gern auch zu dritt!“
Abgesehen davon, dass der Knebel für Hannah nicht zu früh kommen konnte, ging Anna das alles zu schnell. Vor nicht einmal einer halben Stunde hätte sie nicht im Traum daran gedacht, der Sprache zu entsagen oder jemals geknebelt zu sein. Aber es waren verrückte Zeiten. Die Ereignisse überschlugen sich. Noch vor einer Woche hätte sie sich das alles nicht vorstellen können.
„Aber Karoline, dann können wir uns doch gar nicht mehr unterhalten. Wie soll ich dann noch eine gute Gesellschafterin sein?“ meinte sie ungläubig. „Du bist mir allein durch Deine Anwesenheit eine tolle Gesellschaft. Du bist eine super Zuhörerin. Außerdem kann man auch mit den Augen sprechen. Und wenn ich Deine Meinung brauche, Du weißt, ja, die Absätze. Das ist alles gut. Ich würde mich ja so wahnsinnig freuen!“
„Was wird Otto dazu sagen?“ formulierte Anna ihr nächstes Bedenken.
„Er wird es toll finden. Ja, er wünscht es sich. Auch das kann ich Dir versichern. Otto und ich sind alte Freunde. Wir telefonieren fast täglich. Ich muss es Dir ehrlich sagen. Und wir haben zusammen beschlossen, Dich in das Ideal einzuführen. Auch Maja und Victoria waren beteiligt.“
Anna war nicht überrascht. Sie hatte sich so etwas gedacht. Und sie war auch nicht böse.
„Ich weiß, das ihr alle unter einer Decke steckt,“ sagte sie lachend. „Eine Verschwörung, wenn auch eine liebenswürdige Verschwörung. Also wollt ihr wirklich alle, dass ich eine Geknebelte werde? Und so eine Lady des Schweigens?“
„Ja!“ bekräftigte Karoline, das wollen wir, unbedingt. Es gehört dazu, Ehrenwort.“
„Aber wann soll ich denn geknebelt werden, also wann soll es losgehen?“
„Jetzt. Es ist alles vorbereitet.“
Anna schluckte.
161. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von goya am 18.04.22 08:37

Vielen Dank Black coon für die tolle Fortsetzung...
162. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Rotbart am 18.04.22 09:25

Genial, schade das das Kapitel jetzt endet wenn es spannend wird.

Freue mich auf die Fortsetzung

Gruß,
Rotbart
163. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 18.04.22 14:12

Liebe Leserinnen und Leser, ich freue mich total über Eure Kommentare!
Es ist zwar eigentlich so, dass ich das Schreiben in der Freizeit als Ausgleich mache. Wenn es aber Kommentare gibt, dann erzeugt dass bei mir eine Art Motivationsboost.

LG
164. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Rotbart am 18.04.22 16:21

Zitat
Liebe Leserinnen und Leser, ich freue mich total über Eure Kommentare!
Es ist zwar eigentlich so, dass ich das Schreiben in der Freizeit als Ausgleich mache. Wenn es aber Kommentare gibt, dann erzeugt dass bei mir eine Art Motivationsboost.

LG


Gern geschehen

Kenne uch, kommen Kommentare die mich zum weiter schreiben ermuntern, hab ich auch Motivation.

Ohne vergeht irgendwann die Lust.

Wünsche Dir weiterhin gute Ideen und Lust

Rotbart
165. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von carpegenk am 19.04.22 22:42

Und so ist Anna wieder sprachlos, schneller als sie es erwartet hätte nun auch nicht nur im übertragenen Sinne der Überraschung über ihre Fortschritte in das Confinement sondern durch Knebel, denen sie schnell zugestimmt hat.
Mal sehen, ob ihr Gatte in spe ihr hinter dem Knebelball dann persönlich ausgeformte Geschenke bis in den Rachen hinein legen lässt, so nach der Verlobung zum Beispiel. Viel dazu sagen wird sie dann ja wohl eher nicht.
Danke für diese Geschichte
Carpegenk
166. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 19.04.22 23:49

Wahahaha 😉 Danke für den Kommentar 👍
167. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Rotbart am 20.04.22 06:00

Wunderschön.

Danke für diesen Teil

Rotbart
168. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Marenoir am 20.04.22 22:53

Wunderschön von Karoline überrumpelt, die nun stumme Anna...! Mal sehen ob den Pflichten des Confinement, denen sie Stunden vorher zustimmte aber ihr nicht wirklich klar ist was das genau für sie bedeutet, nicht lieber widersprechen möchte aber dazu nicht mehr in der Lage sein wird... (mal von der Stiefelabsatzkommunikation abgesehen...)

Ich bin gespannt, was sie zuhause bei Maja und Victoria erwartet...
Liebe Grüße!
169. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Marenoir am 22.04.22 12:58

PS. Ach ja lieber BlackCoon, ...mir persönlich kommt Karoline ja als die insgeheime Herrin dieses Confinement-Rings vor, die ihre jungen formbaren Marionetten steuert und zur eigenen sadistischen Lust dem "Ideal" hörig macht... -Eine herrlichr Inspiration für mich + eine echte Lady mit wahrer Klasse! Und vielleicht auch zukünftig regelmäßig mit einer noch viel resoluteren Schwester Alma als "strict confinement"-gynäkologisch versierte Vollstreckungsgehilfin...? - Frau darf gespannt bleiben
170. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 23.04.22 10:03

Hallo zusammen,

Vielen lieben Dank für die Kommentare. Es ist interessant zu sehen, wie die Leserinnen und Leser die Charaktere und die Story interpretieren. Ich lasse das bewusst offen. Hoffentlich geht es bald weiter, im Moment bin ich leider unterwegs. Ab 21 habe ich alle Kapitel noch einmal leicht überarbeitet.

LG, Racoon
171. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von goya am 27.04.22 08:37

👍🏻
Vielen Dank...
172. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von MartinII am 28.04.22 11:28

Wunderschöne Geschichte - meinetwegen kann sie gerne weitergehen!
173. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Marenoir am 28.04.22 22:36

Kompliment mein Lieber,
ein wahrlich vielversprechender Schlusspunkt vor der Sommerpause den Du da geschrieben hast. Diese Kreativpause sein dir vergönnt.
Ich freue mich schon auf Deine neuen Zeilen mit der sehr patenten oberschlesischen Zofe, der Confinement-Herrin Karolin und natürlich unserer bezaubernden Anna
174. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von kedo am 29.04.22 18:21

BlackCoon,
man kann spüren, dass du schreiben kannst, ob naturwissenschaftliche texte oder prosa.

ein paar zeilen in kapitel 35 gefielen mir ganz besonders, was natürlich auch mit der thematik zu tun hat:
Zitat
Anna wird mich als treue und schweigsame Gefährtin überall hin begleiten, wenn wir zusammen sind. Hier hinten an meinem Armbinder ist ein Ring,“ Karoline drehte ihren Körper mit einem leichten Schwung um, damit sie Theresa das Utensil demonstrieren konnte, dann fuhr sie fort.
„An dem wird eine Leine befestigt. Das andere Ende wird an Annas Halskorsett oder Korsett angebracht. Auf diese Weise wird sie mir verbunden sein und mir respektvoll folgen, wohin ich auch gehe.“

ich hatte spontan den gedanken, dass die leine an annas ballknebel befestigt werden müsste. aber vielleicht ist das problematisch wegen der stabilität? schön plakativ wäre es jedenfalls.
ein schöner großer ring am halskorsett ist aber sicher auch sehr reizvoll.

eine schöne sommerpause.
175. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von marpsp am 01.07.22 19:45

Hi BlackCoon.

Ich bin eben erst dazu gekommen deine Geschichte von Kapitel 1 bis 36 zu lesen.
Exzellent geschrieben, für mich ist dies in den TOP10 oder sogar TOP5 der Geschichten hier im Forum.

Selbst wenn ich einige Aspekte zu "absolut" finde (Keinerlei Konversation, etc. - ich finde Einschränkungen mit Ausnahmen viel ansprechender, das betont die Einschränkung im Normalfall noch mehr - aber das ist nur meine persönliche Meinung).
Und man kann z.B. auch hilflos sein ohne dass die ganzen Arme per Armbinder gefesselt sein müssen - zum Beispiel über Bondage Fäustlinge / Bondage Mittens... wäre das eventuell etwas für Umarmungen und für einen Großteil der sportlichen Ertüchtigung (abgesehen von Hanteln)?

Wenn du es nicht erwähnt hättest, wäre ich nie auf die Idee gekommen dass dies deine erste Geschichte sein könnte - Respekt!
176. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von BlackCoon am 01.07.22 20:08

Hallo marpsp,

Vielen Dank für Deine Rückmeldung, welche mir viel bedeutet. Wenn Du Lust hast: Habe eine weitere Geschichte (Noras Abenteuer)
in Annas Welt angefangen. Diese spielt zeitlich später und weist einen etwas anderen, schnelleren Erzählstil auf. Ansonsten bin ich nicht sicher, ob ich jemals einen zweiten Band zu dieser Geschichte schreiben werde. Habe zwar die Handlung im Kopf, aber keine wirkliche Lust, sie niederzuschreiben. Es ist wahrscheinlicher, dass es in Zukunft weitere kurze Geschichten/Episoden aus dieser Welt geben wird. Je nach Lust und wie die Fantasien so sind.

LG

Racoon
177. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Marenoir am 09.08.22 11:44

Mein lieber BlackCoon, Willkommen zurück aus den Sommerferien mit derart anregenden neuen Windungen Deiner Geschichte Das Bankett und den "süssen Nachtisch" kann ich mir auch sehr gut vorstellen, insbesondere da Anna und ihre Schwestern nun endlich dienen dürfen (müssen) und Gemahl Otto & die Beteiligten sicherlich ausschweifend davon Gebrauch machen dürften. Die Betschwestern in Latex werden sicherlich sadistischen Beistand leisten, hehe. Sommerliche Grüße!
178. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von Marenoir am 24.10.22 16:21

Eine wunderschön restriktiv gestaltete Geschichte! Besonders auf die Trauung als Höhepunkt wäre ich schon gespannt... Liebe Grüße an den verehrten Autoren!
179. RE: Anna von Hammerstein

geschrieben von MartinII am 24.10.22 17:50

Schade - ist die Geschichte damit etwas zuende?


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