Restriktive Foren

Thema:
eröffnet von BlackCoon am 29.06.22 21:23
letzter Beitrag von mikel am 12.02.23 16:54

1. Noras Abenteuer

geschrieben von BlackCoon am 29.06.22 21:23

Hallo liebe Forumsmitglieder,

die aktuelle Debatte zum Thema "Freibad" inspirierte mich zu einer Geschichte, welche in der gleichen Welt wie "Anna von Hammerstein" spielt und die ich gerade aufschreibe. Vielleicht ist sie für manche interessant. Teile hier die ersten Kapitel. Vielleicht finde ich noch Zeit, mehr zu "Papier" zu bringen. Falls ihr sie lesen möchtet, empfehle ich jedoch, zuvor "Anna von Hammerstein" zu lesen. Hier erfährt man viel über die Hintergrundwelt. Es ist aber nicht unbedingt notwendig.

Viele Grüße,

Racoon

Kapitel 1 - Neuland
Es war ein warmer Sommertag im Jahr 1992. Die Sonne stand bereits hoch über Steele und schien durch das Fenster einer preiswerten Dachwohnung der Jahnstraße im Steeler Süden. Nora Brinkmann hatte es soeben geöffnet und war im Begriff, in den Tag zu starten.
Die sechsundzwangzigjährige Studentin aus Ostwestfalen studierte Germanistik und Geschichte im fünften Semester. Im Wintersemester würde sie ihren Bachelor-Abschluss ablegen, wenn alles glattging. Darauf hoffte sie zumindest. Eingeschrieben hatte sie sich ursprünglich für Jura, aber das war ihr zu kompliziert und zu trocken gewesen. Der allgemeinbildende Studiengang lag ihr mehr. Ohnehin war es nicht Noras Absicht, einen praktischen Beruf zu ergreifen.
Stattdessen war es ihr Plan, während des Studiums einen attraktiven Mann kennenzulernen, welcher einen angemessenen sozialen und ökonomischen Status besitzt. Aber noch hatte sie keinen passenden Partner gefunden.

Gerade stand sie im Bad und dachte darüber nach. Sie atmete durch. Es gab keinen Grund zur Panik. Noch blieb ihr ein ganzes Semester. Und selbst wenn Er sich dann immer noch nicht einstellen sollte, blieb ihr immer noch die Möglichkeit, weiter zu studieren und sich in einen Masterstudiengang einzuschreiben. Es gab für ihre Fächer derzeit noch keinen Numerus clausus. Und dann war da ja auch noch Dési. Dési, mit vollem Namen Désiree von Hammerstein, war Noras beste Freundin geworden.
Und obwohl sie in manchen Punkten unterschiedliche Ansichten hatten - Dési genoß im Vergleich zu Nora eine höchst konservative Erziehung - gab es eine große Anziehung zwischen ihnen. Die niveauvolle Dési hatte Noras Horizont um etliche Grade erweitert. Und der Studentin aus Ostwestfalen Einblick in höhere Kreise gewährt. Dazu kam bei Nora dass Gefühl, dass sie mehr wollte. Einen höheren Lebensstandard. Sie wollte leben wie Dési. All dieser Luxus. Und all diese festlichen Anlässe, Bälle, Dinner, Bankett, die schnellen Autos, Reisen…. Nora schaute träumend nach draußen. Ein warmer Luftzug kam rein. Sie hörte in der Ferne die Glocken des Malakov- und des Barbaraturms.

Ihre Eltern, der Vater Landarzt, die Mutter Volksschullehrerin, waren nicht arm. Sie halfen, Noras Studium zu finanzieren. Was noch übrig blieb, verdiente sie sich mit kellnern. Aber sie würde gerne einmal so leben wie die Elite. Freilich ohne diese ganzen Einschränkungen und vor allem die Kleidervorschriften, welche sie ablehnte.

Heute war Samstag. Wie jede Woche würden sie sich um halb elf mit Dési im Café am Domplatz zum Frühstück treffen. Für heute hatte Dési eine wichtige Ankündigung angedeutet. Nora war schon gespannt.
Aber sie hatte schon wieder zu lange getrödelt. Es war Zeit, sich fertigzumachen, wenn sie nicht zu spät kommen wollte. Sie wollte Dési nicht warten lassen.

Was wollte Dési ihr heute ankündigen? Ging es wieder um ihre Kleidungsvorschriften und die anderen Einschränkungen? Es würde spannend werden. Und Nora würde dazu einiges beitragen. Sie wollte heute unbedingt etwas tun, was vor kurzem noch unerhört war - sie würde ihre Wohnung oben ohne verlassen und so durch die Straßen ziehen.

Jahrelange Proteste von Suffragetten waren vorausgegangen. Die Frauenrechtlerinnen argumentieren, dass Männer in den Bergwerken, in den Eisenhütten, oder Bauarbeiter regelmäßig blank ziehen würden. Ganz zu schweigen von Männern im Schwimmbad oder auf den Liegewiesen im Südpark. Wenn Männer ihren nackten Oberkörper in der Öffentlichkeit demonstrieren konnten, warum dann nicht die Frauen? Was war grundsätzlich anders an ihnen? Das sich viele Frauen der industriellen Oberschicht nach wie vor hochgeschlossen gaben und sich zahlreichen weiteren Restriktionen unterwarfen, war ihr Bier. Das konnte und durfte niemals für alle gelten.

Die ersten Proteste begannen im Rheinland. Sie bereiteten sich rasch aus und begannen, Thema in den ganzen Westprovinzen zu werden. Binnen weniger Wochen erreichten sie Steele. Zahlreiche Suffragetten begannen, sich Sonntags am Domplatz zu versammeln und dann Richtung Rathaus zu ziehen. Nach kurzer Zeit zeigten sich einige oben ohne. Die Demonstrationen wurden rasch größer, Schaulustige begleiteten Sie. Die Presse wurde immer mehr angezogen. Umfragen zeigten, dass sich eine Mehrheit, auch unter Männern, dafür aussprach, gleiches Recht für alle gelten zu lassen. Schließlich hatte der Stadtrat reagiert. Mitte letzter Woche gab den „Oben – ohne - Erlass“ gegeben, welcher es Frauen freistellte, ihre Brust in der Öffentlichkeit zu bedecken oder auch nicht.
Von Seiten des Festungskommandanten hatte es keine Stellungnahme gegeben. Auch die Vertreter der Industrie hatten nichts offizielles bekannt gegeben. Über die Ursachen konnte man nur spekulieren. Sollten die Bürger machen was sie wollten, solange der Volksfrieden auf den Straßen gewahrt blieb? War das Thema einfach zu unwichtig? War es zu weit entfernt von den Interessen der Machthabenden? Freilich, sie mussten sich um außenpolitische Probleme, um das europäische Gleichgewicht kümmern. Was störten sie ein paar freizügige Geister?

Nora machte sich dazu keine Gedanken. Sie betrieb ihr Studium pflichtbewusst, aber ohne besonderen Elan oder darüber hinausgehendes Feuer. Die Begeisterung für ihre Fächer, sofern überhaupt vorhanden, drang selten bis in die Sphäre ihrer Freizeit hinein. Sie hatte sich soeben gewaschen und nahm an ihrem Schminktisch platz. Bis auf ihren Slip war sie unbekleidet. Eine erste Tasse Kaffee stand rechts von ihr und wurde allmählich kalt.

Wie würde sie sich heute zurechtmachen? Und wie würden die Leute reagieren? Würde überhaupt jemand reagieren? Diese Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Seitdem der Erlass wirksam geworden war, hatte sie nur eine Frau mit unbedeckten Brüsten gesehen und diese sonnte sich auf einer Wiese im Südpark. Es war schwer abzuschätzen, wie die Leute reagieren würden, wenn eine Frau oben ohne durch die Straßen marschierte, selbst wenn es nicht mehr verboten war.
Vor Übergriffen oder Belästigung hatte sie keine Angst.
Der preußische Staat hatte die Industriemetropole an der Ruhr stets im Auge. Sie war einfach zu wichtig, um ausgerechnet hier die Zügel zu lockern.
Die deutlich vernehmbare Präsenz von Polizey und Militär in den Straßen hatte sich im Laufe der letzten Woche nochmals fühlbar verstärkt. Nora hatte das wahrgenommen.

Was sollte also passieren? Fürchtete Sie lüsterne Blicke? Oder skeptische Blicke von anderen Frauen? Sie stellte sich diese Frage selbst und ging in sich. Ja, sie erwartete solche Blicke. Aber fürchtete sie sie? Wäre es moralisch richtig, sie zu fürchten? Vielleicht. Aber das war ihr egal. Und fast sofort war ihr klar, das sie sich nicht fürchtete. Im Gegenteil. Sie hatte schon oft davon geträumt, unbekleidet in der Öffentlichkeit zu sein und von anderen dabei beobachtet zu werden. Davon wusste niemand. Selbst Dési nicht. Die Vorstellung erschien ihr unglaublich aufregend. Jetzt, wo sie wieder daran dachte, begann es wieder in ihr zu kribbeln. Sie wollte es unbedingt ausprobieren. Auch wenn es „nur“ oben ohne war. Nora betrachtete sich im Spiegel.
In Bezug auf ihr Gewicht war sie kritisch. Du könntest ein paar Kilos weniger haben, sagte sie sich. Aber insgesamt war sie zufrieden mit ihrem Aussehen. Mangelndes Selbstwertgefühl war nicht ihr Problem. Dann schaute sie auf ihre Brüste. Sie mochte sie. Warum sollte man sie nicht in der Öffentlichkeit präsentieren? Warum sollte man sie ständig verstecken? Was war an ihnen falsch? Sie fuhr mit den Händen darüber. Ihre Brüste standen nach vorne. sie waren groß und fest, aber nicht so groß, dass sie sie einschränkten. Darüber war sie froh. Ein leichter Luftzug kam durch das Fenster. Sie merkte, dass sie eine Gänsehaut bekam. Sie strich mit ihren Händen über ihre Brustwarzen und merkte, dass sie hart wurden und begannen, hervorzustehen. Sie fühlte, wie sich ihr Puls erhöhte. Das Kribbeln war stärker geworden. Soeben kam ein weiterer, kühler Luftzug von draußen.
Auf dem Dach gegenüber ertönte der Gesang einer Amsel.

Wie aber wollte sie nun unter die Leute gehen? Auf diese Frage hatte sie immer noch keine Antwort. Sie musste Entscheidungen treffen. Nora blickte erneut in den Spiegel und versuchte, sich besser zu konzentrieren. Das Kribbeln und die Aufregung hielten sie ab. Sie atmete tief durch und begann, nachzudenken. Zuviel Schmuck und Make up, würden von ihrem natürlichen Look ablenken, da war sie sich sicher. Also schminkte sie sich nur dezent und legte sich Perlenohrstecker sowie eine dazu passende kleine silberne Halskette mit einer einzelnen Perle an. Dann betrachtete sie ihre langen, dunkelblonden, leicht welligen Haare. Unbewusst nahm sie eine Strähne zwischen die Fingerspitzen ihrer linken Hand und spielte damit herum. Sie trug sie generell gerne wallend und offen. Das gefiel ihr. Aber es würde den Blick auf ihren Oberkörper verdecken. Offene Haare wären heute also eher keine gute Idee. Auf einen Pferdeschwanz hatte sie auch keine wirkliche Lust. Dann kam ihr der rettende Einfall.
Sie beschloss, sich zwei holländische Zöpfe zu flechten und auf den Rücken fallen zu lassen.
Als sie fertig war, begann Nora zu überlegen, welches Beinkleid sie anlegen sollte. Jeans hatten sich inzwischen immer mehr durchgesetzt, auch wenn sie immer noch als alternativ galten. Nora hatte zahlreiche enge Jeans aus dehnbarem Stoff, welche sie sehr mochte, da sie ihre Beine und den Po so gut modellierten. Sie entschloss sich für eine hellblaue, hautenge Jeans mit hohem Bund und zog sie an. Dann betrachtete sie sich im Spiegel. Ihr Hintern wurde durch die Jeans gut geformt. Sie betrachtete den Gesamteindruck. Wie würde sie wirken? Schließlich kam sie zum Schluss, dass sie zufrieden war.
Sie schaute aus dem Fenster. Ein Heliumzeppelin zog hoch oben vorbei. In diesem Moment fiel ihr ein, dass sie etwas wichtiges vergessen hatte. Die Sonnenmilch! Sie hastete zurück ins Bad und schmierte sich ein.

Als sie endlich fertig war, ging sie zu ihrem Schuhschrank und griff nach einem Paar schwarzer Stiefeletten mit Absatz und offener Spitze. Sie schnappte eine kleine lederne Handtasche und verschwand aus der Wohnung. Das Geräusch ihrer Absätze hallte im Treppenhaus.
2. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von BlackCoon am 29.06.22 21:26

Kapitel 2 habe ich auch schon fertig. Nora ist darin oben ohne unterwegs und begegnet einer seltsam zurechtgemachten Passantin.

LG


Kapitel 2 – Die Passantin
Als Nora die Haustür aufmachte, kam ihr ein Schwall warmer Luft entgegen. Es war angenehm, aber warm. Die Sonne hatte die meisten Vögel von den Dächern in die Gärten vertrieben. Sie würden erst nachmittags wieder rauskommen. Sicher war es eine gute Idee gewesen, sich einzuschmieren.

Im Treppenhaus war ihr niemand entgegengekommen.

Nora bemerkte, dass ihre Brustwarzen immer noch vorwitzig raus standen. Das durfte sie nicht verunsichern. Mutig und entschlossen setzte sie ihren Weg fort.
Ihre Straße war fast reine Wohngegend, mit mehrstöckigen Häusern vergangener Jahrzehnte. Sie musste ein paar weitere durchqueren, um schließlich über die Nachtigallengasse zum Domplatz zu kommen. Alles in allem etwa 20 Minuten zu Fuß. Sie überquerte die Fahrbahn und ging auf den gegenüberliegenden Bürgersteig. Fußgänger waren keine zu sehen.
Dann näherte sich ein Auto. Sie blickte unauffällig nach links. Ein Opel Castor. Am Fahrersitz ein Mann mittleren Alters und Schnauzbart. Wie und ob er überhaupt reagiert hatte, konnte sie in der Kürze der Zeit nicht erkennen. Aber sie war sich intuitiv sicher, dass sie bemerkt worden war. Raschen Schrittes ging sie voran. In der Heinrichstraße begegneten ihr dann zunehmend die ersten Passanten. Einige gingen reaktionslos vorüber. Zwei Frauen in Jeans und Shirt unterbrachen ihr Gespräch und blickten zu ihr, um dann heftig zu tuscheln. Die Blicke wirkten nicht abweisend. Sie bemerkte noch ein paar Andere, welche sie aufmunternd anschauen- oder ihr interessiert hinterherschauten. Neben ihrem freien Oberkörper zog auch ihr praller Jeansarsch die Blicke an. Schließlich wurde die Zahl der Passanten zu groß, als dass Nora all ihre Reaktionen erfassen konnte.
Nora war stolz, den Schritt erfolgreich gewagt zu haben. Sie fühlte sich gut und es war nichts schlimmes passiert. Morgen würde sie wieder oben ohne gehen, vorausgesetzt, dass es warm genug war. In der Nachtigallengasse begannen zunehmend Geschäfte. Apotheken, Boutiquen, Blumenläden und andere. Eine Straßenseite war mit Arkaden überdacht. Als Nora aus deren Schatten heraustreten wollte, erblickte sie eine Passantin, welche ihr hastig entgegenkam. Sie war so verblüfft über deren Erscheinung, dass sie zweimal hinschauen musste.

Die Frau war schätzungsweise Ende zwanzig, vielleicht etwas älter. Sie wirkte nervös und ängstlich, ging schnellen Schrittes und machte dabei Geräusche. Diese stammten teilweise von ihren Absätzen, teilweise hörte man aber auch ein Klingeln oder leises Rasseln, das von ihr ausging. Um Himmels Willen, was ist hier los, dachte Nora. Der Anblick war bizarr, um nicht zu sagen obszön. Große Teile ihres Körpers waren entblößt. Ihre Brüste wackelten bei jedem ihrer zügigen Schritte, was den obszönen Eindruck weiter verstärkte. Ansonsten schien ihr Körper nur von einzelnen Kleidungsstücken bedeckt zu sein. Alle waren in rosa gehalten. Auf dem Kopf trug sie eine Art hohe und aufrechte Haube, welche die Form eines Kegels mit runder Spitze besaß. An der Front dieser Haube waren untereinander drei kleine Glocken befestigt, welche offenbar einen Teil der Bimmelgeräusche machten. Diese Haube war mit einem Riemen fest um ihr Kinn befestigt. Um ihren Hals befand sich eine Art breites steifes Halsband aus Leder, an analog zur Haube ebenfalls zwei kleine Glocken befestigt waren. Die Arme der Vorbeihastenden waren in einem Fesselsack, ähnlich wie bei einer Lady, auf dem Rücken befestigt. Allerdings war dieser ebenfalls in rosa gehalten. Die Riemen des Armbinders überkreuzten sich über der Brust, welche bebte, als die eigenartig „bekleidete“ Frau an Nora vorbei eilte, ohne sie zu bemerken. Vom Rücken ausgehend war der Armbinder an einem breiten Riemen befestigt, welcher ähnlich wie ein Mieder unter der Brust um den Körper lief und vorne mit einer Leiste vier goldener Knöpfe befestigt war. An den Seiten dieses Bauchriemens befand sich noch jeweils ein weiteres Glöckchen.
Seltsam, dachte Nora, goldene Knöpfe und Glöckchen, die sie schmücken, ihr aber nichts nützen. So verstärken sie bloß die absurde Jämmerlichkeit dieses Aufzugs.
Unter dem Brustriemen trug die Frau noch einen Strumpfgürtel mit sechs Haltern, welcher ebenfalls vorne mit zwei Knöpfen verschlossen war. Da sie keinen Slip trug, war sie gezwungen, mit entblößter, rasierter Scham durch die Straßen zu laufen. Ihr seltsamer Aufzug wurde durch rosa Strümpfe und kniehohe, spitz zulaufende Stiefel mit breiten Absätzen komplettiert. Diese Stiefel waren an den Seiten ebenfalls mit einer Leiste auffälliger, goldener Knöpfe verschlossen.
Was für eine eigentümlich, bizarre, im Grunde demütigende Kleidung, dachte sich Nora. Wer dachte sich bloß so etwas aus? Gleichzeitig konnte sie ihren Blick nicht von der Frau lassen. Diese hastete die Straße herunter und verschwand in der Menge. Manche Passanten blickten ihr nach. Einige der Blicke wirkten abfällig oder spöttisch. Aber niemand versuchte, sie aufzuhalten.
Kein Wunder, dass ich hier nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit stehe, dachte sie dann.

Nora kannte die Ladys of strict Confinement, welche dass Haus nicht verließen, ohne in ihren Armbindern eingeschnürt zu sein. Sie hatte von Dési viel zu diesem Thema erfahren und kannte sie aus den Straßen. Gerade aufgrund ihres Wissens war sie sich jedoch absolut sicher, dass sie keine Lady gesehen hatte. Das hier war etwas komplett anderes, was mit dem Confinement-Ideal nichts zu tun hatte. Die Ladys gaben sich zumeist hochgeschlossen, diese Frau war fast nackt. Außerdem verfolgten die Ladys ihr Ideal mit Hingabe und mit Würde. Zumindest wirkte das so. Jedenfalls versuchten sie nicht, schamvoll an Menschen vorbeizurennen.
Das Feuer der Neugier brannte in Nora. Es drohte, sie zu verzehren. Was hatte es mit der jungen Frau und ihrem seltsamen Outfit auf sich? Und wie war sie dort hineingekommen? Nora bezweifelte, dass es freiwillig war. Die Frau wirkte nicht glücklich. Sie versuchte, schnell durch die Menschenmenge zu kommen und blickte immer wieder nervös umher. Ganz so, als würde sie einen Ausweg suchen.
Nora musste Dési fragen, was es mit diesem Phänomen auf sich hatte. Die Freundin war über gesellschaftliche Entwicklungen und Tendenzen für gewöhnlich überaus gut informiert.
Die Studentin setzte ihren Weg fort. Gleich würde sie den Domplatz erreichen.

Achtung, für alle, deren Fantasie nicht ausreicht, sich das Outfit der Passantin vorzustellen: Ihr findet eine Skizze auf deviantart dazu. Bin dort als "Racoonfromtheattic"
3. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von Gummimaske am 30.06.22 07:13

Ein sehr interessanter Beginn. Deshalb werde ich diese Geschichte weiter verfolgen.
4. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von BlackCoon am 30.06.22 08:57

Vielen lieben Dank! Dein Kommentar motiviert mich, weiterzuschreiben!

LG
5. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von BlackCoon am 30.06.22 11:42

Liebe Forumsmitglieder,

hier Kapitel 3. Was meint ihr? sollte Nora zur Schandfrau werden?
LG und viel Spaß beim Lesen.

Kapitel 3 - Fragen und Antworten
Nora blickte in den Außenbereich des Cafés. Von Dési noch keine Spur. Kaum eine Sekunde später tauchte sie auf. Sie umarmten sich, dann küssten sie sich rechts und links auf die Wangen.

"Du siehst toll aus!" rief ihr Dési entgegen. "Wie gut, dass Du es durchgezogen hast!" "Und Du erst! Lass Dich anschauen!" entgegnete Nora. Tatsächlich sah die junge Dame von Hammerstein heute wieder einmal überaus elegant aus. Sie trug einen wadenlangen ausgestellten Faltenrock aus schwarzem Leder, welcher den Blick auf ihre spitzen schwarzen Stiefel mit hohen Absätzen zuließ. Ein breiter Ledergürtel mit dekorativer Schnalle inszenierte wirkungsvoll ihre schmale Taille. Nora wusste, dass sie stets ein Korsett trug. Doch blieb dieses heute verdeckt. Zum Rock hatte sie eine weiße Bluse aus Baumwolle gewählt, welche oben offen war. Statt eines Dekolletees sah man jedoch nur eine schwarze Wand aus Samt, welche Teil ihres hohen und steifen Halskorsetts war. Das Halskorsett war Teil von Désis Dresscode, welcher von Zeit zu Zeit weiter verschärft wurde. Es erzwang eine aufrechte Kopfhaltung.
Als Schmuck trug sie drei Perlenketten, mehrfache Perlenarmbänder um ihre Handgelenke und Perlenohrringe. Ihre Hände steckten in schwarzen Samthandschuhen, denn sie durfte sie in der Öffentlichkeit nicht zeigen. Da Dési zudem ihre aschbraunen Haare nicht offen tragen durfte, waren sie in einem Dutt streng befestigt. Die Kleidung war für einen Sommertag wie heute warm, zu warm. Schweißperlen standen auf Désis Stirn. Aber sie blieb eisern und ließ sich nichts anmerken.
„Boar, bist Du schick!“ meinte Nora ein weiteres Mal. „Du Süße!“ sagte Dési. Sie errötete leicht. Sie nahmen im Außenbereich des Cafés unter einem breiten Sonnenschim Platz. Nora bestellte ein süßes Frühstück. Zwei Hörnchen mit Marmelade, dazu einen Kaffee und Orangensaft. Dési bestellte ein Low-Carb Frühstück mit Vollkornbrot, dazu Mineralwasser und einen Espresso. Sie war sehr auf ihre Figur, insbesondere auf eine schmale Taille, bedacht.

„Sag mal, wie war es denn auf dem Weg hier hin? Ist irgendwas passiert?“ fragte sie interessiert. „Nein. Es gab ein paar Blicke. Aber keine schlimmen.“ „Würdest Du es wieder machen?“ Sie blickte Nora in die Augen. „Ja, gleich morgen!“ betätigte Nora sofort. Dési wirkte zufrieden. „Finde ich gut. Jede Frau sollte ihren Weg gehen! Bei so einem guten Wetter möchte ich Dich ab jetzt jedes Mal oben ohne sehen!“
Dieser Satz brachte das Kribbeln zurück. Sofort viel Nora wieder die seltsame Frau ein. „Du, ich muss Dir noch etwas erzählen!“ rief sie aus. Dann schilderte sie der Freundin ihre Begegnung.
„Oh, klarer Fall!“ meinte Dési. „Du hast eine Schandfrau gesehen!“ „Schandfrau?“ wiederholte Nora verdutzt.
„Ja. Das ist eine neue Art von Strafe. So ähnlich wie der Pranger, ein mobiler Pranger gewisser Weise. Ist letzte Woche vom Festungskommandanten erlaubt worden. Wird bei übler Nachrede, Lästern, oder auch bei Diebstahl angewandt. Also wenn es nichts großes ist. Die Verurteilen bekommen auf der Festung eine Schandkleidung, also das ist die Uniform, die die Frau anhatte.“
„Und dann?“ fragte Nora gespannt. „Dann müssen sie klar kommen,“ meinte Dési lakonisch. „Sie müssen die Schandkleidung tragen und sich alle zwei Tage auf der Festung melden.“
„Aber… wie sollen sie denn etwas zu Essen finden?“ Entfuhr es Nora. An andere wichtige Dinge wie Schlaf oder Wasser dachte sie in diesem Moment nicht. „Ich weiß nicht. Das ist ihr Problem. Sie werden wohl nehmen müssen, was sie so finden.“ Désis Stimme zeugte nicht gerade von Mitleid für die Verurteilten.
„Und… also, sie sind doch fast völlig nackt!“ „Ja, das ist Sinn der Schandkleidung. Sie ist aus edlen Stoffen. Leder, Samt, Strümpfe aus besonders robuster Seide. Aber letztlich bedeckt sie weder, noch das sie weiterhilft oder ausreichend wärmt. Während Füße und Kopf schwitzen, ist ein großer Teil des Körpers der Witterung ausgesetzt. Diese Kleidung ist so grotesk, das sie überhaupt keinen praktischen Sinn hat.“ Dési machte eine kurze Pause. Dann fuhr sie fort. Nora hörte wie gebannt zu.
„Stattdessen lenkt sie die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Schandfrauen. Dort gegenüber ist ein Aushang. Weitere werden derzeit in der Stadt angebracht. Am Bahnhof, vor dem Rathaus, anderen wichtigen Stellen. Auf den Aushängen stehen die Regeln zum Umgang mit Schandfrauen. Es ist Teil der Strafe und ausdrücklich erwünscht, die Schandfrauen anzuschauen, zu verspotten, sie anzuspucken oder sie zu bewerfen, mit reifen Tomaten. Dazu stehen bei einigen Aushängen und anderen Stellen Eimer bereit, sodass man eine Tomate entnehmen kann, wenn man möchte. Sie werden auf dem Markt aufgekauft.“

Nora wurde immer gespannter. Das Kribbeln nahm mehr und mehr zu.
„Du sprichst immer nur von Schandfrauen, aber gibt es auch „Schandmänner“?
Dési grinste. „Ja, nur werden diese auch als Schandfrau bezeichnet. Sie bekommen die gleiche Uniform und zusätzlich werden ihnen Gesicht und Beine rasiert. Gestern wurde der erste männliche Verurteilte raus gelassen. Wegen mehrfachem Diebstahl. Ich glaube, er wurde zu vier Wochen verurteilt, das ist natürlich sehr heftig.“
„Wie lange ist denn der übliche Zeitraum?“
„Ich glaube, ein bis vier Wochen. Bei Wiederholungstäterinnen aber auch länger und als Ultima ratio unbefristet. Also, wenn zum Beispiel jemand immer wieder durch Lästern den Frieden am Arbeitsplatz stört. Aber das hat man, glaube ich, noch nicht angewendet. Ich meine, genau weiß ich es nicht. Aber es gibt die Strafe ja auch erst ein paar Tage.“
Nora musste ihre Emotionen ordnen und durchatmen. Dési begann von ihrer mündlichen Bachelorprüfung zu erzählen, welche bevorstand. Sie hatte sie gestern beantragt. Das war also die wichtige Ankündigung. Nora versuchte, interessiert zu wirken, schaffte es aber nicht. Immer wieder musste sie an die Schandfrau denken und das Kribbeln, welches dann wiederkam, machte sie zu nervös. Oben ohne unterwegs zu sein, war das eine. Aber was sie gesehen hatte, war gewissermaßen die Personifikation ihrer Fantasien. Auf diese Art völlig entblößt zu sein, in der Öffentlichkeit, allen Blicken ausgesetzt und außerstande, sich zu entziehen. Davon hatte sie oft geträumt. Und nun… würde das vielleicht auch für sie möglich sein?

Dési schien das zu bemerken. „Du wirkst ein wenig nervös, liebe Nora,“ merkte sie an und hob eine Augenbraue. Nora errötete. „Ja. Ich muss immer wieder an die Schandfrauen denken,“ gab sie dann zu.
„Was beschäftigt Dich so an denen?“ fragte Dési und hob erneut eine Braue.
„Naja, ich frage mich, wie das so ist, als Schandfrau. Also… naja… Wie es ist, so dermaßen exponiert durch die Straßen zu ziehen.“
„Hast Du vielleicht eine kleine exibitionistische Ader?“ hakte Dési jetzt nach, um Nora das antworten zu erleichtern.“
„Ich, also, naja… also vielleicht.“ Nora war inzwischen kirschrot.
„Verstehe.“ antwortete Dési. Ihre Stimme klang gütig. „Wie ich schon sagte. Wir sollten unseren Weg gehen. Einen ersten wichtigen Schritt hast Du getan. Wenn ich Dich weiter unterstützen kann, werde ich es tun, liebe Nora. Du musst nur etwas sagen.“
In den letzten Minuten war Nora klar geworden, was sie eigentlich wollte. Sie raffte all ihren Mut zusammen.
„Ehrlich gesagt, also, gerade wünsche ich mir, auch eine Schandfrau zu sein. Ich glaube, ich kann anderes denken.“ „Oh,“ meinte Dési. „Aber bist Du Dir wirklich sicher? Ich glaube, dass der Alltag als Schandfrau zeitweise hart und entbehrungsreich ist.“
„Das macht nichts. Ich will mich dem stellen.“ Nora klang entschlossen.
Dési gab nach. Sie wollte nur sicher sein, dass es ihrer Freundin wirklich ernst war mit ihrem Wunsch. „Ich sehe schon, Dir ist ist nicht zu helfen,“ meinte sie lächelnd und zwinkerte Nora dabei aufmunternd zu. Max, ein Bekannter, ist Leutnant auf Festung Maus. Ich werde ihn gleich mal anrufen und schauen, ob ich was für Dich tun kann. Aber denk auch an die Kosten. Es wäre doof, wenn ich das Geld für Dich auslege.“
„Stimmt. Ich möchte unbedingt selbst dafür aufkommen. Mit welchen Kosten muss ich denn rechnen?“
„Das wird, wenn ich es richtig verstanden habe, individuell festgesetzt und hängt auch von der Dauer der Strafe ab. In der Regel wird pro Woche ein Teil der Ersparnisse eingezogen. Reichen diese nicht, kommt es zur Pfändung von Sachwerten. Aber so weit sind wir ja noch nicht.“ Sie lächelte.
„Nicht so ungeduldig, meine Liebe,“ sagte sie dann. „Frühstücken wir erst mal!“ Nora war zu aufgeregt, einen Bissen runter zu kriegen. Sie saß nur da und war trotz Sonnenmilch rot im Gesicht. Dési lies sich nicht stören und gab keinerlei Kommentar dazu ab. Sie erzählte jetzt wieder von ihrer Bachelorprüfung, später von gesellschaftlichen Anlässen und dem Tratsch, den sie letzte Woche so aufgeschnappt hatte. Nora konnte kaum zuhören. Würde sie schon bald eine Schandfrau sein? Das war die einzige Frage, der einzige Gedanke in ihrem Kopf. Sie konnte es kaum erwarten.
Schließlich stand Dési auf und entschuldigte sich. „Ich muss jetzt los, mein Sportprogramm fängt gleich an.“ Dann küsste sie Nora auf ihre Wangen und schritt würdevollen, geübten Schrittes davon. Nach dem zweiten Schritt drehte sie sich nochmals kurz um. „Du wirst Nachricht bekommen!“ rief sie ihr zu. Dann wandte sie sich endgültig ab und verschwand.
Nora blieb sitzen. Sie hatte ihr Frühstück nicht angerührt.
6. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von carpegenk am 30.06.22 14:05

Hallo Racoon,
Du scheinst, angeregt von Ereignissen in unserer Zeitschiene, uns nun in der von Dir erdachten Parallelwelt mit Dési von Hammerstein wohl schon eine Enkelin der vorausgehenden Protagonistin Anna von Hammerstein vor zu stellen.
Die zwischen den beiden Teilen vergangene Zeit kann sicher zu einigen 'neuen' Erfindungen geführt haben, welche die Parallelwelt im Interesse des Forums anders macht.
Danke für Deine Phantasie,
Carpegenk
7. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von Gummimaske am 30.06.22 21:43

Ich denke mal,daß Nora schneller zu einer Schandfrau wird, als sie denkt.Dann heißt es,die Geister,die sie rief.Vielleicht kann sie sich zur Zeit gar nicht vorstellen,was da auf sie zukommt.
8. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von christoph am 01.07.22 05:23

Tolle Geschichte
Den noch frage ich mich wie eine Frau so ihre tägliche Mundpflege macht und wie kann sie sich waschen. Was macht sie im Winter und bei schlechten Wetter, Was tun Männer wenn man so eine leicht bekleidete gefesselte Frau sieht. Wird sie ihr Studium so überhaupt beenden können. Findet man als Gedemütigte Frau je einen Prinz der sie auf Händen trägt. Ist zwar nur Geschichte.
Gruß Christoph
9. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von BlackCoon am 01.07.22 06:33

Hi Christoph,

Ja, das sind alles Fragen, die sich Nora jetzt wird nach und nach stellen müssen. Und nicht nur das: es fängt ja schon mit Banalerem an: was wird sie heute essen? Wo kann sie übernachten? Sie wird feststellen, daß auch Sommernächte schon ganz schön kalt sein können. Wird sie ihren Entschluss schon bald bereuen?

LG und vielen Dank für Dein Feedback,

Racoon
10. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von Gummimaske am 01.07.22 06:49

Ja,da hat sich Nora in eine prekäre Lage gebracht.Sie hat bestimmt nicht alle Dinge bedacht,die in Zukunft auf sie zukommen.Allerdings denke ich mal ,daß ihre Freundin Desi ihr auf irgendeine Weise behilflich sein wird.Das kann wiederum sehr spannend werden.
11. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von Mistress Calypso am 01.07.22 21:30

Hallo Black Coon

Ich habe mich auf DeviantArt angemeldet und kann dennoch keine Bilder über Nora sehen! 🥲
12. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von BlackCoon am 01.07.22 21:38

Guten Abend,

Bilder zu Nora gibt es da leider nicht. Ich habe aber einen Sketch gemacht, wie man sich eine Schandfrau in etwa vorstellen sollte. Du findest ihn in dem Ordner mit der Erzählung als Bilddatei. Schau nochmal nach.

LG
13. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von christoph am 05.07.22 08:36

Wo ist der Rest der Geschichte geblieben.
14. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von BlackCoon am 05.07.22 09:11

Hallo,

Habe ihn zunächst gelöscht, nachdem ich auf DA eine schlechte Kritik bekam. Hatte Angst, dass die Geschichte zu schlecht ist. Vielleicht überarbeite ich ihn und stelle ihn wieder rein.

LG
15. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von christoph am 05.07.22 15:15

deine geschichte ist gut .
16. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von BaldJean am 05.07.22 16:49

Die Geschichte ist gut; es gab keinen Grund Teile davon zu löschen.
17. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von maximilian24 am 05.07.22 22:32

Auch ich habe die Geschichte sehr gut gefunden (leider habe ich mich nicht schon früher mit Lob dazu gemeldet - mein Fehler!). Dabei hat mir nicht nur der Erzählstil gefallen sondern vor allem die Spannung die mit jeder neuen Idee aufgebaut wurde. Ich würde mich sehr freuen, wenn die gelöschten Teile wieder erscheinen würden und natürlich auch weitere Fortsetzungen.
18. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von BlackCoon am 12.07.22 23:23

Guten Abend,

Langsam kommt die Lust zu schreiben zurück.
Hier ist das neue Kapitel 4.

LG Racoon

Kapitel 4 – Bangen und Hoffen
Noras Rückweg zur Wohnung verlief ohne besondere Vorkommnisse. Sie hatte sich daran gewöhnt, oben ohne zu gehen und empfand es als angenehm. Das Dési von ihr erwartete, bei gutem Wetter grundsätzlich auf ein Oberteil zu verzichten, motivierte sie nur noch mehr. Aber sie achtete auch nicht mehr so sehr auf die Blicke der Leute.
Stattdessen beschäftigte sie sich nahezu ununterbrochen damit, wie es wohl wäre, als Schandfrau durch die Straßen zu ziehen, exponiert, verspottet, im Zentrum der Aufmerksamkeit und außerstande, selbst etwas daran zu ändern. Nora malte sich verschiedene Szenarien aus, in denen sie verhöhnt oder angestarrt wurde, ihre Nippel dabei dreist hervor standen und sie ihre Begeisterung kaum verbergen konnte.
Schließlich erreichte sie ihre Wohnung. Nach einer kurzen Pause setzte sie sich an den Schreibtisch und versuchte, etwas zu lernen. Vergebens.
Die Gedanken kreisten in ihrem Kopf. Würde Dési etwas erreichen? Würde man sich bei ihr melden? Und wenn ja, wie würde man sich melden? Schriftlich, per Einschreiben? Telefonisch? Sie war gespannt.
Und wie lange wollte sie Schandfrau sein? Eine Woche, zwei? Vier Wochen? Als sie darüber nachdachte, merkte sie, dass sie das nicht zu befriedigen schien.
Sie wollte eine Schandfrau werden und eine Schandfrau sein. Ohne Befristung. Der Gedanke an eine Befristung ließ alles unecht erscheinen. Er tönte sie ab. Es wäre ganz wie gemogelt.
Also gab es nur eine Wahl. Sie wollte permanent Schandfrau sein. Gefesselt und entblößt durch die Straßen ziehen, im Wissen, dass es keine Chance auf Entkommen gab. Gerade das war es, was ihr den größten Kick gab.
Nora ging ans Fester, um nachzudenken. Sie musste es ihnen sagen. Ihnen klar machen, was sie unbedingt wollte. Wenn sie doch nur anrufen würden. Draußen waren ferne Stimmen und Verkehrsgeräusche zu hören. Nichts passierte. Sie verbrachte den Rest des Tages mit Bügeln, dem Putzen ihrer Wohnung und den Abend vor dem Fernsehprogramm, ohne wirklich dabei zu sein.

Nach einer unruhigen Nacht voller Fantasien erwachte sie. Der Sonntag begann ebenso schön wie der Samstag. Nora machte sich zum Frühstück Porridge und stocherte darin herum. Neben ihr wurde der Kaffee kalt. Wirklichen Hunger hatte sie nicht. Wurde ihre Anfrage auf der Festung nicht ernst genommen? Oder hatte es Dési nicht geschafft, sich darum zu kümmern? Ihr Tag war durch ihr Studium, ihr strenges Sportprogramm und gesellschaftliche Anlässe stark strukturiert. Vielleicht hatte sie keine Zeit. Doch Nora glaubte das nicht. Sollte sie Dési anrufen? Sie erinnern? Das erschien ihr ungeduldig und unhöflich. So wollte sie auf keinen Fall wirken. Also blieb ihr nur warten. Sie hatte noch einen etwa dreißig Seiten langen Aufsatz in ihrem Skript zu Thieks Phantasus zu lesen. Montag Morgen war Seminar. Nora täte gut daran, vorbereitet zu sein. Also versuchte sie, sich durch den Aufsatz zu arbeiten. Sie las und merkte, dass sie das Gelesene nicht verstand, weil sie mit den Gedanken woanders war. Sie merkte, dass sie Passagen unterstrich, ohne das ihre Hervorhebung das Textverständnis besonders gefördert hätte.
Am frühen Nachmittag traf sie sich mit zwei Kommilitoninnen am Steeler See, einem Ruhrstau. Sie gingen zusammen auf der Promenade spazieren und nahmen anschließend in der Außengastronomie platz. Das Gespräch drehte sich um den neuesten Tratsch vom Campus und um den Typen, der im Seminar für Textlinguistik schon zweimal gefehlt hatte. Nora blickte hinaus auf den See. Da waren zwei Schwäne. Obwohl es angenehm warm und sie gestern noch festen Mutes gewesen war, hatte sie schließlich Büstenhalter und Top angezogen.
Ihr Verhältnis zu den beiden Freundinnen war nicht so eng, wie zu Dési. Und irgendwie hemmte sie das. Sie genierte sich. Was wäre, wenn sie herum tratschen würden? Wenn Noras liberale Einstellung an der Uni bekannt würde? Davor hatte sie Angst. Gleichzeitig hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil Dési enttäuscht wäre, würde sie es erfahren.

Was aber wäre, wenn sie als Schandfrau an ihnen vorbeigehen würde, während die beiden draußen vor einer Bar sitzen würden bei ein paar Cocktails? Wenn sie hilflos an ihnen vorbeiziehen müsste, wie die Passantin von gestern? Sie würden sie sicher verspotten.
Das machte sie heiß. Abermals spürte sie es.
Leichter Wind kam auf. Mitten auf der Wasserfläche des Sees landeten ein paar Enten.

Abends schob sie eine Pizza in den Ofen, aß jedoch nur anderthalb Stücke. Der Rest blieb auf dem Teller zurück, zusammen mit zahlreichen Krümeln.
Diese Nacht schlief sie wieder unruhig.
19. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von BlackCoon am 13.07.22 01:17

Kapitel 5 – Der Anruf
Montag Morgen. Spät in der Nacht hatte Nora schließlich unruhigen Schlaf gefunden.
Soeben war ihr digitaler Wecker gegangen. Sie hatte bereits zwei Mal auf Schlummern gedrückt. Das Seminar rückte näher. Doch sie wollte nicht aufstehen. Also drehte sie sich nochmal herum.

In diesem Moment ging das Telefon. Sie eilte hin. Ihr Puls ging schlagartig hoch. War es die Garnison? Sollte sie dran gehen? In einer halben Stunde fing begann ihr Seminar. Sie zögerte eine Sekunde. Dann nahm sie ab.
„Nora Brinkmann,“ meldete sie sich mit möglichst höflich klingender Stimme.
„Guten Tag, hier spricht Leutnant Cuno von der Festungsgarnison. Dési von Hammerstein hat mir mitgeteilt, dass sie eine Schandfrau werden möchten.“
„Ja, sehr gern,“ bestätigte Nora euphorisch. „Wenn es denn möglich ist?“ fügte sie noch hinzu. Die Leute auf der Festung hatten sicher viel zu tun. Sie wollte nicht aufdringlich sein.
„Ich habe vorhin mit dem Festungskommandanten gesprochen. Es ist möglich. Schließlich ist es ein rein bürokratischer Akt. Allerdings müssen sie eine Einverständniserklärung unterschreiben und auch eine gesonderte Gebühr entrichten. Die Kosten, welche Verurteilte zu entrichten haben, fallen ebenfalls für Sie an.“
„Wie hoch sind die Kosten?“
„Das hängt von Ihrem Eigenkapital, den Sachwerten und ihrem monatlichen Arbeitslohn ab. Außerdem davon, wie lange Sie beabsichtigen, eine Schandfrau zu sein.“
„Also ich habe etwa 2000 Bundesmark gespart, verdiene 450 Mark im Monat und Sachwerte, habe ich, abgesehen von dem, was in meiner Wohnung ist, eigentlich keine.“
„Und wie lange wollen Sie Schandfrau sein?“
„Eigentlich, wenn ich ehrlich bin, dauerhaft. Ich möchte eine richtige Schandfrau sein,“ beteuerte Nora. Sie versuchte dabei möglichst ernsthaft und möglichst entschlossen zu wirken.
„Ich muss nachfragen, wie wir in dem Fall verbleiben. Melde mich wieder,“ sagte der Leutnant und hängte ein.

Qualvolle Minuten vergingen. Dann klingelte es erneut. Nora nahm ab. Alle Gedanken an ihr Seminar waren verflogen.
„Also Ihr Fall ist besonders. So einen hatten wir bislang nicht. Daher musste ich Rücksprache halten. Der Kommandant hat sich mit seinem Stab beraten. Eigentlich ist das Konzept der Schandfrauen nur als kurzfristige Bestrafung gedacht.
Ich meine, natürlich haben wir bereits darüber nachgedacht, Verurteilte in schweren Fällen permanent zur Schandfrau zu machen. Es ist billiger als der Kerker. Aber das ist noch nicht ausgeführt worden. Im Moment wissen wir auch noch nicht, ob es wirklich eine gute Idee ist. Wir wollen erst noch Erfahrungen sammeln. Wie sie wissen, ist diese Art der Strafe noch neu.“
„Ja, dass weiß ich.“ Nora hörte interessiert zu, konnte die Enttäuschung in ihrer Stimme jedoch kaum verbergen.
„In ihrem Fall wollen wir eine Ausnahme machen. Dési von Hammerstein hat sich für Sie eingesetzt und uns bestätigt, dass Sie es offenbar wirklich ernst meinen. Wir würden jedoch sowohl Ihr Kapital als sämtliche Sachwerte einziehen. 600 Bundesmark fallen für Sie als Gebühr an. Der Rest wird zur Kostendeckung verwendet.“
„Das klingt ja super!“ platzte es Nora vor Freude heraus.
„Es gibt noch zwei Bedingungen. Von der Einverständniserklärung sprach ich bereits. Dann gibt es noch einen weiteren, wichtigen Punkt.“
„Ja?“ hakte Nora nach.
„Uns wäre wichtig, dass Sie nicht am nächsten Tag wieder hier stehen und ihren Entschluss bereuen. Für so etwas haben wir keine Zeit und für Wankemut außerdem kein Verständnis. Wenn Sie einmal unterschrieben haben, dann ist ihr Entschluss verbindlich, und sie gelten als Schandfrau.“
„Das ist genau das, was ich möchte,“ bekräftigte Nora.
„Gut,“ sagte der Leutnant.
„Also, wann … kann es denn losgehen?“ fragte sie, ohne zu wollen, dass man ihr die Ungeduld anmerkte.
„Sie können in einer Stunde da sein. Wir werden Sie dann schnell dazwischenschieben. Melden Sie sich am Eingang zur Festung. Meine Assistentin wird Sie dann eben herrichten. Bringen Sie ihre Wohnungsschlüssel und ihre amtlichen Dokumente mit.“ sagte der Leutnant. Dann legte er auf. Nora schluckte.
20. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von BlackCoon am 14.07.22 11:59

Kapitel 6 - Auf der Festung
Nora war für einen Moment lang geschockt. Erst nichts, dann ging alles so schnell. Sie merkte, dass sie aufgeregt war und versuchte sich zu beruhigen, indem sie tief durchatmete. Was tun? Und was sollte sie anziehen? Sie merkte, wie ihre Anspannung stieg. Bald würde es losgehen! Und Dési hatte sich für sie eingesetzt. Heute würde sie und sich selbst nicht enttäuschen. Außerdem wollte sie pünktlich sein. Dafür musste es nun aber schnell gehen. Nora sprang unter die Dusche, trocknete sich ab und flocht sich einen einzelnen Zopf. Sie legte ihre Ohrstecker an. Aber was sollte sie anziehen? Sie würde schnell voran kommen müssen. Nach kurzem Zögern kramte sie eine schwarze, glänzende High Waist Leggins hervor. Dazu ihre weißen Sneakers.
Kurz darauf verließ sie die Wohnung. Andere Dinge wie trinken und essen, kamen ihr ebenfalls nicht in den Sinn.
Sie eilte durch die Jahnstraße Richtung Zentrum und achtete nicht auf das Geschehen um sie herum. Ihre üppigen Brüste wippten bei jedem Schritt hin und her. Rasch querte sie den Domplatz und wandte sich hinunter zu Ruhr, um dort mit Hilfe der großen Seilbahn die Festung zu erreichen, welche drohend auf einer Anhöhe weit über dem Fluss lag.

Die Seilbahn war sowohl für Lasten als auch für Passanten gedacht. Sie wurde von Soldaten, zivilen Mitarbeitern der Festung aber auch von Leuten benutzt, welche dort etwas beantragen mussten oder zu erledigen hatten.
Als sie aus der Seilbahn ausstieg, waren es noch etwa 80 Meter zum Haupttor. Sie zeigte ihren Ausweis der Wache, welche sich offenbar gut im Griff hatte und von ihrem freizügigen Erscheinungsbild keine Notiz nahm. „Gehen Sie über den Hof, dann links zu dem kleinen Portal neben dem Hauptportal mit den drei Säulen,“ sagte sie kühl und ließ Anna passieren. Offenbar war sie instruiert.

Im weitläufigen Festungshof saßen einige Wachsoldaten beim Bier. Sie grüßten und schauten sie voller Begeisterung an. Nora grüßte zurück.
Unter den genannten drei Säulen erblickte sie eine massive, zweiflügelige Holztür, die offen stand. Da erkannte sie in der Tür einen drahtigen Mann mittleren Alters. Er trug eine preußische Uniform. Offenbar Leutnant Cuno.
„Da sind Sie ja,“ sagte er in kurzem, militärisch gehaltenem Ton. „Kommen Sie bitte mit.“ Er deutete in das Festungsinnere und führte Nora in eine Art Schreibstube, welche mit einer elektronischen Schreibmaschine und sogar schon mit einem Computer versehen war. Er setzte sich an den Schreibtisch, Nora stand vor ihm.
„Ihren Personalausweis bitte.“
Nora suchte hastig ihren Ausweis in ihrem Portemonnaie und zeigte ihn vor. Cuno nahm ihn, zog ein Monokel auf, schaute genau hin und blickte dann nochmals Nora sehr skeptisch an. Er nahm eine Art Zange und stanzte damit einen Loch in den Ausweis. Dann zog er eine Schreibtischschublade auf und legte das ungültig gemachte Dokument dort hinein.
Nora stutzte. Dann fiel ihr ein, dass sie als Schandfrau wahrscheinlich über keinerlei Habe verfügen würde.
„Zu Ihrer Information: Mit der Entwertung ihres Ausweises geben Sie ihre bürgerliche Existenz auf, auch ihren Namen. Sie werden offiziell nur noch als „Schandfrau“ bezeichnet und besitzen von nun keine bürgerliche Identität mehr. Ich werde jedoch hier eine Datei anlegen und Sie dort als „permanente Schandfrau 1“ eintragen. Haben Sie ein Foto dabei? Dann würde ich das gerne dazu nehmen. Ansonsten kann meine Assistentin gleich eines machen.“
„Ich habe noch eines dabei,“ meinte Nora. Sie hatte neulich welche machen lassen. Für einen neuen Studentenausweis. Lang schien es her. Sie fand es in ihrer Geldbörse und gab es dem Leutnant.
„Danke. Lesen Sie sich jetzt bitte die Einverständniserklärung durch und unterschreiben Sie hier,“ sagte er langsam und drehte ihr dabei ein Formular zu. Nora überflog es hastig, ohne auf alle Einzelheiten zu achten. Es schien im wesentlich um die Dinge zu gehen, welche Dési heute morgen erzählt hatte. Schon wollte sie zum Stift greifen und unterschreiben. Da erhob der Leutnant noch einmal das Wort.
„Sie haben sich alle zwei Tage genau hier zu melden. Pünktlich um 15 Uhr. Dann wird der Zustand ihrer Schandkleidung kontrolliert und Sie bekommen ein paar neue Strümpfe. Kaputte Uniformteile werden ersetzt. Sie werden abgeduscht, rasiert, ihr Mund wird gereinigt und ihre Haare werden gewaschen. Der Zustand ihrer Gesundheit wird kontrolliert. Liegt eine Erkrankung vor, erfolgt die Einweisung in das Militärlazarett. Sinkt Ihr Gewicht, bekommen Sie kalorienreiche Flüssignahrung zugeführt. Ein Anspruch auf weitere Körperhygiene oder Verpflegung besteht nicht. Bedenken Sie außerdem, dass Sie als permanente Schandfrau gelten, sobald sie die Unterschrift leisten. Haben Sie dazu noch weitere Fragen?“
„Wie geht es jetzt für mich weiter?“
„Meine Assistentin Feldwebel Lehmann wird sie in den Ankleidungsraum bringen. Dort ziehen Sie sich aus und legen alle ihre Sachen in eine dafür vorgesehene Wanne. Dann ziehen Sie Strumpfhalter, Strümpfe und Stiefel an, bevor Frau Lehmann den Rest anlegt. Anschließend müssen Sie das Festungsgelände verlassen.“
„Wohin darf ich dann gehen?“
„Wohin es Ihnen beliebt. Sie haben sich nur regelmäßig zu melden.“
„Ich wollte noch fragen… also, gibt es irgendwelche Gegenstände, die ich behalten darf?“
„Sie dürften ihre Ohrringe anbehalten,“ sagte der Leutnant. „Ansonsten ist alles abzugeben. Es wird zur Kostendeckung verwendet. Sie werden ohnehin keine Möglichkeit haben, etwas mit Besitz anzufangen.“
Nora nickte. Sie hatte keine weiteren Fragen. Sie nahm den Stift und unterschrieb.
21. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von Katharina.Z am 14.07.22 15:45

Hallo Racoon

Danke für die schönen Zeilen.

Da habe ich wieder Gutenachtgeschichten zum Vorlesen für meinen Lieblingsmenschen.

Wobei mir jetzt schon die Ohren klingeln: "Ich will auch Schandfrau sein. Bitte bitte bitte...."

LG Katharina
22. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von BlackCoon am 14.07.22 16:06

Sehr gut! Danke für Deinen Kommentar. Es geht weiter!

LG

Kapitel 7 – Feldwebel Lehmann
In diesem Moment öffnete sich die Tür zu einem Nebenraum, auf dem „Herrichtungszimmer“ stand. Eine Frau in einer blauen Uniform mit Dutt, hohen Stiefeln und wadenlangem Faltenrock blickte sie an. Sie war vielleicht Anfang dreißig. „Ich bin Feldwebel Lehmann. Komm bitte rüber,“ sagte sie und bekräftigte ihre Anweisung mit einer Geste. Ihre Stimme klang höflich, aber bestimmt.
Nora ging auf die Frau zu und trat hinter ihr in den Raum. Dieser war fensterlos und wurde nur durch eine einzelne, elektrische Lampe an der Decke erhellt. Die Einrichtung war überaus karg. Auf Kommode an der Wand lagen verschiedene Kleidungsstücke. Es ist Deine Schandkleidung, dachte sie.
Auf einem Hocker lagen zwei seidene Strümpfe, daneben standen die hohen Stiefel.
Dann gab es noch eine Wanne. „Zieh Dich aus. Kleidung und Handtasche dort in die Wanne.“ Wie durch den Feldwebel geheißen, legte Nora zuerst ihre Handtasche hinein. Darin waren auch ihre Wohnungsschlüssel. Danach zog sie Sneakers, Leggins und Slip aus. Dabei merkte Sie, dass sie verschwitzt war. Und das das Kribbeln zurückkehrte.
Nachdem sie in die Kleidung ordentlich in die Wanne gelegt hatte, stand sie auf und schaute die Assistentin an.

Diese hatte inzwischen eine kurze Reitgerte zur Hand genommen und deutete mit dieser auf Noras Strümpfe. „Leg zuerst die Strumpfhalter an, dann die Strümpfe.“ Sie machte eine kurze Pause. Dann fuhr sie fort. Sie verliert ja doch ein paar Worte, dachte sich Nora. Das kam ihr gut zupass, denn inzwischen war sie ziemlich nervös. „Du kannst mich Frau Feldwebel Lehmann nennen. Wir werden Dich jetzt herrichten. Ein paar Sachen werde ich Dir erläutern. Es muss aber schnell gehen. Ich habe direkt nach Dir noch eine Einkerkerung und weitere Kandidatinnen, welche wohl weniger kooperativ sein werden. Was Deine Strümpfe angeht, sind sie aus einer synthetischen Seide, welche überaus reißfest und robust sein soll.“ Sie hielt kurz inne. „Naja,“ fügte sie dann noch hinzu. „Sie sind in einer Testphase, wir werden sehen, ob sie halten, was sie versprechen.“

Nora bemerkte, dass der Strumpfhalter auf dem Hocker war. Sie legte alles vorsichtig zur Seite, setzte sich auf den Hocker, und begann, die Strümpfe hochzuziehen. Dann stand sie auf und legte den Strumpfhalter an. Anders als andere Strumpfhalter war er vor dem Bauch mit zwei Knöpfen zu schließen. Sie befestigte die Strümpfe sorgfältig.
„Jetzt die Stiefel,“ gab der Feldwebel vor. Ihre Stimme klang weiterhin ruhig, aber bestimmt.

Nora setzte sich abermals auf den Hocker und knöpfte die Stiefel auf. Die Knöpfe waren identisch mit jenen, welche den Strumpfhalter schlossen.
Dann glitt sie mit ihrem Fuß in den Stiefel. Er hatte etwa zehn Zentimeter Absatz, war innen leicht gefüttert und wirkte bequem. Für einen Sommerschuh hätte sie ihn aber nicht ausgewählt. Vorsichtig knöpfte sie ihn zu. Auf die gleiche Weise machte sie es mit dem zweiten Stiefel. Dann stand sie auf und schaute die Assistentin an.
„Ich werde Dir Haltungskragen und Mieder anlegen.“
Feldwebel Lehmann kam auf sie zu, drehte sie um und legte ihr einen schweren und steifen Haltungskragen aus rosanem Leder an, verschloss ihn unangenehm eng und sicherte den Verschluss mit einem Vorhängeschloss. Nora stöhnte.
„Jetzt schon?“ fragte der Feldwebel mit einem Lächeln. Nora bemühte sich, Haltung zu bewahren. An dem Haltungskragen war hinten ein verstellbarer Riemen befestigt, an dem ein Breiter Brustgurt hing, welcher auf seiner Rückseite schnürbar war und auf seiner Vorderseite mit vier goldenen Knöpfen verschlossen wurde. Genau wie bei der Passantin von Samstag.
„Ich lege Dir jetzt das Mieder an,“ kommentierte der Feldwebel. „Es wird hinten verschnürt und modelliert Deine Taille ein wenig.“ Sie legte es unterhalb ihrer Brüste um Noras Bauch und knöpfte es zu. Danach zog sie die Verschnürung auf ihrem Rücken fest. Nora ließ es geduldig über sich ergehen. Dann harrte sie der Dinge, welche nun folgen würden.
„Geschafft,“ sagte der Feldwebel. „Nun bekommst Du Deine Haube. Sie hat verschiedene Funktionen und ist ein wichtiger Teil Deiner Strafe. Sie lässt Dich größer erscheinen und die Glocken klingeln bei jeder Bewegung. Das erzeugt natürlich viel Aufmerksamkeit. Bald wirst Du außerdem merken, dass es unter der Haube schnell warm wird. Das erzeugt ziemlich viel Kopfschweiß. Du wirst sehen müssen, wie Du ihn los wirst.“
Nora war sich nicht sicher, ob sie das gut finden würde. Aber sie traute sich auch nicht, etwas einzuwenden. Vermutlich würde das ohnehin aussichtslos sein. Stattdessen hörte sie sich an, was die Assistentin zu sagen hatte. Einen Moment lang wunderte sie sich, dass sie von Strafe sprach. Aber es ist eigentlich klar, sagte sie sich. Sie war jetzt Schandfrau und würde wie eine solche behandelt.

Frau Feldwebel Lehmann löste sie mit großem Geschick Noras Zopf, kämmte ihr Haar und verknotete es mit einem Haargummi zu einem gefalteten Pferdeschwanz. „Sonst hast Du bald jeden Tag einen Bad Hair Day,“ kommentierte sie lächelnd. Nora merkte, dass die Frau bei ihrer gesamten Arbeit äußerst effizient und geübt vorging. Wahrscheinlich war das alles bereits Routine für sie.
Binnen Sekunden war sie wieder zur Kommode gegangen und kam mit der Haube zurück. Nora staunte, wie groß sie aus der Nähe erschien. Die Assistenten setzte sie auf. Sie war erstaunlich schwer und stabil. Überwiegend schien sie aus derbem Leder zu sein, welches ihr die charakteristische, stumpfkegelartige Form gab. Außen dagegen war sie mit rosanem Samt besetzt. Sie trug sich bequem, aber Nora konnte sich sofort vorstellen, dass es darunter bald warm werden würde.

Vorne an ihrer Haube begannen die Glocken bei jeder Bewegung zu klingeln. Feldwebel Lehmann befestigte sie mit dem Kinnriemen, schloss diesen ebenfalls mit einem kleinen Schloss ab. „Nun kommt Dein Armbinder,“ kommentierte Sie „Es ist der letzte und wichtigste Teil Deiner Uniform. Er funkioniert vom Prinzip her wie ein einziger, großer Handschuh. Deine Arme werden darin unentrinnbar verschlossen und vollkommen unbrauchbar. Du wirst Deinen Alltag ohne ihre Hilfe gestalten und mit Kopf, Torso und Beinen arbeiten müssen. Wobei Deine Füße in den Stiefeln natürlich nur eingeschränkt nutzbar sind. Sie sind nur zur Fortbewegung gedacht und nicht als Ersatz für die Hände.“
Frau Lehman legte den Armbinder zunächst auf dem Hocker ab. Nora spürte wie sie anschließend etwas an dem Mieder hinter ihrem Rücken durchzog, dem Gefühl und Geräusch nach eine Art Riemen oder auch Gürtel. Sie hörte das Klingeln ihrer Glocken bei jeder Bewegung.
Anschließend führte der Feldwebel Noras Arme auf dem Rücken zusammen und ging akribisch ans Werk, ihr den Armbinder anzulegen.
Sie schnürte ihn dermaßen fest, dass die Unterarme der Schandfrau schmerzhaft zusammengedrückt wurden. Nora stöhnte vor Schmerz. Dann legte der Feldwebel ihr die Riemen über die Brust, befestigte sie und sicherte die Befestigung wieder mit Schlössern. Einen weiteren Riemen befestigte er über den Handgelenken, sodass es noch schwerer sein würde, die Arme herauszuziehen. Zuletzt legte er den an Noras Mieder befestigten Gurt um ihren Armbinder. Er verhinderte, dass Nora ihre Arme weit abwinkeln konnte. Auch diese beiden Riemen wurden festgezogen und abgeschlossen.
Nora spürte Schmerzen in ihren Unterarmen. Dennoch war sie gespannt, wie sie in der Schandkleidung aussah. Leider gab es keinerlei Spiegel im Raum. Sie drehte sich um, hörte das Geräusch ihrer Absätze und das Klingeln ihrer zahlreichen Glocken.
Das war es schon, dachte sie. Deine Schandkleidung ist komplett. „Du bist fertig! Gestiefelt und gespornt!“ bestätigte Feldwebel Lehmann. Im Gleichen Augenblick spürte sie einen Schlag auf dem Hintern. „Und jetzt raus hier!“ Die Stimme des Feldwebels klang energisch. Er öffnete die Tür und komplimentierte Nora mit einigen weiteren Hieben seiner Gerte nach draußen.
Nora blickte abermals in den sonnigen Festungshof.
23. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von Katharina.Z am 14.07.22 16:25

Hallo Racoon.

Das ging ja fix.

Die Fortsetzung UND das Einkleiden.

Ganz lieben Dank. Nun bin ich gespannt auf die Hürden des Alltags.

LG Katharina
24. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von BlackCoon am 14.07.22 16:47

Es muss schnell und effizient gehen, denn es stehen ja noch weitere Kandidatinnen an
25. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von BlackCoon am 14.07.22 17:11

Kapitel 8 – Ungewohnte Pfade
Endlich! Es war geschafft. Nora atmete durch. Sie war eine Schandfrau. Und niemand konnte das ändern! Sie beschloss zunächst ein paar Schritte nach vorne zu gehen und zu versuchen, sich auf die Eindrücke ihrer neuen Lage zu konzentrieren. Die Soldaten, welche auf dem Festungshof unterwegs waren, schauten entweder kurz zu ihr rüber oder würdigten sie keines Blickes.
Sie versuchte, ihre Eindrücke, Gedanken und Gefühle zu ordnen. Nach und nach realisierte sie, dass Teile ihrer Kleidung recht unbequem waren. Die Haube war schwer, und schon begann es, unter ihr warm zu werden. Der Haltungskragen war steif und schränkte die Bewegungsfreiheit ihres Kopfes stark ein. Schon lief ihr eine Schweißperle über die Stirn. Sie versuchte, sie abzuschütteln – vergebens. Dann versuchte sie sie instinktiv, mit der Hand abzuwischen – vergebens. Sie hatte keine andere Wahl, als den Schweiß zu ertragen. Der Rest ihres Aufzugs war zwar bequemer und in den Stiefeln konnte sie als Geübte auch recht gut laufen. Aber zweifellos würde sie auch in ihnen bald schwitzen. Was half es, da musste sie durch. Das war nichts, was sie nicht aushalten würde. Und sicher würde sie für die Strapatzen entschädigt, wenn sie sich erstmal im Spiegel betrachten konnte.
Sie überquerte den Festungshof und wandte sich Richtung Hauptor. Erst jetzt fiel ihr ein, dass sie ja gar kein Ziel hatte. Wohin sollte sie gehen? In ihre Wohnung? Dort kam sie nicht rein und die würde bald liquidiert.
Zu Dési? Sie war elegant, kultiviert, anspruchsvoll. Ihr stand besserer Umgang zu. Nora wollte ihre Freundin nicht in Verlegenheit bringen. Zumindest nicht ohne Not.
Zu ihren Eltern? Zu denen hatte sie nur sporadisch Kontakt. Außerdem waren die viel zu weit weg. Und was würden sie sagen, wenn sie Nora auf diese Weise, als Schandfrau, erblickten? Sie wären nicht begeistert.
Zu ihren anderen Freundinnen? Zu denen hatte sie kein besonders enges Verhältnis. Und sie war sich nicht sicher, ob sie von ihnen als Schandfrau gesehen werden wollte. Der Gedanke, von ihnen verhöhnt zu werden, erregte sie. Die Vorstellung, auf sie zuzugehen und sie um etwas bitten zu müssen, gefiel ihr weniger. Da fiel ihr noch etwas ein, dass sie beunruhigte. Früher oder später würde sie von Kommilitonen, vielleicht sogar von Dozenten gesehen werden. Andererseits, war das jetzt nicht egal? Sie würde doch ohnehin exmatrikuliert werden? Würde sie? Sie wusste es nicht.

Während sie über all diese wichtigen Punkte nachdachte, war Nora vorangekommen und hatte die Festung verlassen. Sie beschloss, sich erst einmal Richtung Stadtzentrum aufzumachen. Dadurch war die Antwort auf die Frage, wo sie denn hin wollte, freilich nur aufgeschoben. Aber vielleicht würde ihr unterwegs noch eine Idee kommen.
Sie wandte sich die Straße hinab und ging an der Seilbahn vorbei. Hier bemerkte sie, dass sie die Soldaten und einzelne Passanten ihr strenge, teilweise abfällige Blicke zuwarfen. Sie würde bestimmt nicht in die Seilbahn gelassen. Also beschloss sie, die Straße zu nehmen, welche erst gerade, dann in mehreren Serpentinen herabführte. Über die Kesselringbrücke würde sie dann zurück in die Stadt kommen. Da die meisten die Seilbahn nahmen, waren hier auf dieser Strecke kaum Menschen entgegen. Ein paar mal überholten sie Fahrzeuge oder Motorräder des Militärs. Dann erblickte sie eine Fußgängerin, welche die Straße heraufkam. Sie erkannte sofort die Passantin von heute morgen.
Sichtlich verausgabt und schweren Schrittes kam die junge Frau ihr entgegen. Ihre schweren Brüste bebten bei jedem Schritt hin und her. Wahrscheinlich musste sie zur Meldung hinauf auf die Festung. Als die andere Schandfrau näher kam, bemerkte Nora, das sie stark schwitzte. Das mochte mit der schweren Haube zu tun haben, und auch damit, dass die Arme den Berg hinauf musste. Sie war korpulenter als Laura. Ihr Gesicht war puterrot, auf Dekolletee und Schultern begann sich ein Sonnenbrand breit zu machen.
Außerdem war sie teilweise von Flecken und Schmutz bedeckt. Nora erkannte Überreste von Tomaten, Joghurt und ähnlichem. Offenbar hatte die Schandfrau heute schon einiges mitgemacht.

Nora war immer noch neugierig. „Hey“ sagte sie und schaute Sie freundlich an. Die andere warf ihr einen ängstlichen Blick zu, sagte aber nichts und ging schnell vorbei. Nora drehte sich, blickte ihr nach. „Hey, warum antwortest Du nicht?“ Aber die Frau ging weiter, ohne sich umzudrehen. Schade, dachte Nora. Es wäre eine tolle Gelegenheit gewesen, mehr über sie zu erfahren. Ob sie sich noch ein drittes Mal treffen würden? Und warum hatte sie nicht geantwortet? Schämte sie sich? Oder wollte sie sich nicht unterhalten? Für den Augenblick gab es keinerlei Antwort.

Sie ging weiter zum Fluss herab. Langsam merkte sie, dass sie Durst bekam. Tatsächlich hatte sie seit heute morgen nichts mehr getrunken, aber die Anspannung hatte das Durstgefühl unterdrückt.
Dieses Problem zu lösen, war noch relativ einfach. Am Domplatz und in der Paracelsusstraße gab es öffentliche Brunnen. Du kannst jederzeit einen von denen benutzen, dachte sie sich. Was aber war mit dem Hunger? Langsam spürte sie ihn. Sie würde nichts kaufen können und ob sie von den Bürgern etwas bekommen würde, war zweifelhaft. Sie dachte nach.
Du hast Zeit, sagte sie sich. Das war ein Trost. Sie hatte nun unglaublich viel Zeit und konnte sich den ganzen Tag darum kümmern, etwas zu essen zu suchen. Ein paar Ideen hatte sie schon.

Ohne besondere Vorkommnisse erreichte sie schließlich die Ruhr und passierte die Brücke. Hier gab es außer ihr keine Fußgänger, nur Autoverkehr. Nora merkte, dass einige der Fahrer zu ihr herüberschauten. Ihr Hunger war inzwischen schon stärker geworden. In der Oststraße erblickten sie erste Passanten. Manche schauten sie an, aber nicht alle. Ein junges Pärchen kam ihr direkt entgegen. Ob willkürlich oder reflexhaft- der Mann mustere sie eingehend und sehr offensichtlich. Sie wich auf die Straße aus, weil sie sich sagte, dass es für sie als Schandfrau wahrscheinlich angemessen sei und hörte noch, wie die Frau oder Freundin ihren Partner zu rügen begann. „Du schaust jeder Schandfrau nach! Manchmal glaubt man, dass Du nur aus Schwanz und Augen bestehst! Musst Du mich auf diese Art demütigen?“ schimpfte sie.
Dann kam ihr eine Gruppe junger Männer entgegen. „Hey, Schandfrau, was geht? Heute schon in die Hände geklatscht?“ rief ihr einer von ihnen zu, die anderen lachten. Nora merkte, wie das Kribbeln nach dem langen Abstieg allmählich zurückkehrte. Durst und Hunger waren jedoch stärker. Sie musste etwas gegen sie unternehmen.
26. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von Katharina.Z am 14.07.22 19:37

Guten Abend Racoon,

nun wird es spannend. Hilfe wird sie wohl benötigen.

Danke bis hierher.

Bin gleich auf die Reaktionen von jemandem gespannt.

LG Katharina
27. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von BlackCoon am 15.07.22 00:13

Guten Abend,

hier das nächste Kapitel meiner zweiten Geschichte

LG, Racoon


Kapitel 9 – Der Tumult
Endlich hatte sie einen öffentlichen Brunnen erreicht. Er war mit Stein eingefasst und rund um ihn befand sich eine steinerne Bank. Eine Frau mittleren Alters saß auf der Bank und telefonierte. Drei junge Leute, ein Mann und zwei Frauen, saßen ebenfalls dort. Sie wirkten wie Studenten. Nora kniete sich auf die Bank und beugte sich über das Becken. Zum Glück war es voll genug, das sie mit dem Mund daran kam. Sie nahm ein paar tiefe Schlucke. Erschöpft setzte sie sich auf die Steinbank, die angenehme Kühle des Brunnens im Rücken.
Sie atmete durch. Die erste Herausforderung war geschafft. Da hörte sie eine Stimme.
„Hey, wir möchten Dich gern mit Tomaten bewerfen!“
Sie blickte auf. Es waren die Studenten. Sie war verdutzt. Vor allem, weil sie fragten. Wahrscheinlich wollten sie nicht unhöflich sein. Nora musste innerlich schmunzeln. Sie waren gut erzogene junge Leute. Wollten aber mal ausprobieren, wie es ist, jemanden zu demütigen. Dafür fragten sie dann ganz artig um eine Erlaubnis. Ein paar Meter weiter erkannte sie am Rand einer kleinen Grünfläche einen Aushang und daneben zwei Eimer. Die drei schauten sie freundlich und erwartungsvoll an.
Offenbar sollte sie etwas sagen.
„Also… äh, ja,“ meinte sie schließlich. Sie wusste nicht, was sie sonst sagen sollte.
„Super,“ sagte der Student. Seine beiden sommerlich mit Jeans, kurzem Rock und kurzen Oberteilen bekleideten Kommilitoninnen kicherten. Er ging los, um den Eimer zu holen. Alle drei postierten sich ein paar Meter vor Nora, welche nach wie vor auf der Bank saß. Die Mädels kicherten wieder.
Dann nahm der Student die erste Tomate, zielte und warf. Der erste Wurf ging fehl und das Nachtschattengewächs fiel in den Brunnen. Die zweite Tomate traf Noras Haube, wo sie zerplatzte.
Schnell hatte das Schauspiel weitere Schaulustige angelockt. Passanten begannen, sich um Nora und die Gruppe zu sammeln. Ein Vater wurde von seinem Sohn angestiftet, es ebenfalls zu versuchen. Ein paar Halbstarke kamen dazu. Die nächste Tomate traf Nora an der Schulter, platzte aber nicht. Eine weitere traf sie am Bauch, platzte auf. Sie spürte, wie ihr inneres an ihr herunterzulaufen begann.
Binnen kurzem hatte sie weitere Treffer erhalten. Die Leute riefen und lachten bei jedem Treffer. Das Kribbeln hatte sich immer weiter gesteigert. Nora merkte, wie sie zunehmend geil wurde. Exponiert und hilflos vor einer Menschenmenge, verhöhnt und verspottet. Das war, was sie sich vorgestellt hatte. Für den Moment bereute sie nichts. Zweifellos standen ihr harte Stunden und Tage bevor. Sie musste sich an ihre neue Situation erst gewöhnen. Aber sie würde ihren Weg gehen. Ganz so, wie es Dési gesagt hatte.

Inzwischen war die Stimmung der Menge auf ihrem Höhenpunkt angekommen. Nora wurde ausgebuht. „Gib ihr saures!“ rief einer. Weitere Tomaten flogen. Schließlich traf eine Noras Gesicht. Sie erschrak sich und merkte, dass sie rot anlief, während der Matsch dem Gesetz der Schwerkraft allmählich Folge zu leisten begann. Für einen Moment spürte sie Schreck und Scharm. Kurz danach wieder Geilheit.

Die Menge begann, sich zu beruhigen. Erste Passanten gingen schon weiter. Schließlich holte der Student den zweiten Eimer hervor.
„Was ist da drin?“ fragte ein Schaulustiger. „Joghurt mit vergorenen Erdbeeren. Lockt Fliegen an. Dann ist sie später nicht so alleine!“ antwortete der Student. Seine Stimme klang hämisch. Er kam auf Nora zu und tunkte einen langen Pinsel in den Eimer. Zuerst schmierte ihr etwas von der süßlich riechenden Flüssigkeit auf den Bauch, verteilte sie anschließend auf ihrem Dekolletee platzierte schließlich kleinere Tupfer auf Noras Wangen und Stirn. Nora blieb ruhig dabei sitzen. Sie ließ sich alles gefallen. „Umdrehen,“ befahl der Student und gab ihr einen leichten Hieb mit dem Pinsel, um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen.
Nora stand kurz auf, drehte sich um und streckte ihm ihr Gesäß zu, welches er ebenfalls mit dem Joghurt bestrich. Der Joghurt fühlte sich kalt an. An einigen Stellen mischte er sich mit dem Tomatensaft. Der Student war zufrieden. Er stellte die Eimer zurück. Nora setzte sich wieder.
Die Schandfrau spürte, wie man allmählich das Interesse an ihr verlor. Die Studentinnen warfen ihr noch ein paar höhnische Blicke zu, dann drehten sie sich um und begannen eine lebhafte Unterhaltung. Als ihr Kommilitone zurückgekehrt war, entfernten sie sich lebhaft plauschend und kichernd. Auch die anderen Schaulustingen begannen, sich zu zerstreuen.
Nora war mit der Verarbeitung ihrer Eindrücke noch zu beschäftigt, um aufzustehen. Da sitzt Du nun, dachte sie sich. Verhöhnt, besudelt, und schließlich von der Masse allein gelassen. Da sitzt Du nun, und findest es geil. In Nora kam der Wunsch auf, sich zu erleichtern. Noch war ihr nicht klar, dass es dazu kaum Möglichkeit gab. Sie hatte fast keinerlei Zugriff auf sich. Auch das war Teil ihrer Strafe. Allerdings hatte Feldwebel Lehmann davon nichts erwähnt.

Nora spürte die Mischung der Flüssigkeiten auf ihrer Haut und wollte wissen, wie sehr sie besudelt war. Außerdem hatte sie bislang keine Gelegenheit, sich in ihrer Schandkleidung zu bewundern. Daher beschloss sie, ein Schaufenster als Spiegel nutzen und entlang der Arkaden im Schatten Richtung Bahnhof zu gehen. Sie hoffte, dort etwas Essbares aufzutreiben.
28. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von Katharina.Z am 15.07.22 12:41

Hallo Racoon.

Ja der Alltag ist schwer.
Erstaunt war ich über die ziemlich höfliche Art der Bewerfung. Toll

Danke für den Text.

LG Katharina
29. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von BlackCoon am 26.07.22 13:08

Kapitel 10 – Die Nahrungsbeschaffung
Der sommerliche Nachmittag nahm in der Stadt an der Ruhr seinen Lauf. Es war angenehm warm, aber nicht drückend. In den Straßen herrschte nach wie vor reges Treiben. Spatzen und Tauben mischten sich unter die Fußgänger, um vielleicht im richtigen Moment zur Stelle zu sein und etwas aufzuklauben, wenn es zu Boden fiel.

Nora saß immer noch auf der Bank auf dem Brunnen. Dann atmete sie tief durch und stand auf. Als sie die Arkaden erreicht hatte, blieb sie vor einem Schaufenster stehen und musterte sich. Sie staunte. Zuerst fiel ihr auf, was der Feldwebel bereits andeutete. Sie wirkte größer. Das kam durch die Absätze und die Haube. Es machte sie auffälliger.
Die Kombination aus Armbinder, Mieder, Strumpfgürteln und Strümpfen setzte Noras Kurven sehr gut in Szene und wirkte aufgrund der Knöpfe und Glöckchen wie eine Uniform. Aber genau das ist sie, dachte sie dann. Es ist Deine Schanduniform. Sie betrachtete ihre nackten Brüste und ihre Scham, welche nun ebenfalls sichtbar war.
Ihre Brüste wurden aufgrund des Armbinders wirkungsvoll nach vorne gedrückt und betont. Sie standen auf geradezu obszöne Weise hervor. Dann blickte sie auf ihre Beine. Trotz des Tumult hatten ihre Strümpfe noch keine Laufmaschen. Sie stellte sich vor, wie sie wohl auf andere wirken würde. Ihr Outfit war gleichzeitig frivol und grotesk. Es lud geradezu ein, sie zu verhöhnen und zu verspotten.

Dann musste sie feststellen, dass die Meute ganze Arbeit geleistet hatte. Sie war gründlich mit den Resten von Tomaten besudelt, welche sich zudem noch mit Joghurt und Schweiß mischten. Während sich Nora noch eingehend betrachten war, kam plötzlich ein untersetzter Mann aus dem Geschäft. Wahrscheinlich war es der Inhaber. Er wirkte erbost. „Mach Dich fort, Schandfrau!“ rief er, vermutlich um seine Einnahmen fürchtend. Nora setzte ihren Weg fort Richtung Bahnhof.
Dort gab es mehrere Schnellrestaurants amerikanischer Machart. Und eine große Treppe, auf der Jugendliche Burger, Pommes und Eis verzehrten. Nicht selten waren die Augen größer als der tatsächliche Appetit und sie ließen halbvolle Tüten zurück. Nora hoffte darauf. Schwitzend und hungrig erreichte sie schließlich die Treppe. Da sie auf Anhieb nicht Genießbares ausmachen konnte, setzte sie sich auf die oberste Treppenstufe und beobachtete das Geschehen. Bald gerieten zwei Studentinnen, vielleicht waren sie auch noch Schülerinnen, in das Zentrum ihrer Aufmerksamkeit.
Neben ihnen erspähte sie eine große Papiertüte. Jede von ihnen hatte zudem eine große Portion Pommes mit Ketchup und Mayo in ihrer Hand. Da sie schon mehr redeten, als sie aßen, hatten sie sich vielleicht übernommen.
Und tatsächlich. Sie hatte Glück. Kurz darauf standen die beiden auf und ließen die Pommes auf den Stufen zurück. Eigentlich eine Schweinerei, war es für Nora die Rettung. Dadurch, dass sie den beiden beim Essen zugeschaut hatte, war sie nur noch mehr hungrig geworden. Die beiden hatten die Treppe noch nicht verlassen, da war Nora schon aufgestanden und hastete die Stufen herab. Sie setzte sich und nahm zuerst die große Tüte mit dem Mund auf, um sie zu Seite zur stellen. Danach beugte sie sich nach vorn, um die Pommes aus ihren kleineren Papiertüten zu kommen. Sie merkte, dass das mit dem steifen Haltungskragen und ohne Arme sehr schwierig war. Sie kam nicht nahe genug heran. Also setzte sie sich eine Stufe weiter nach unten, nahm die Tüten mit dem Mund und leerte sie aus. Danach versuchte sie im Knien oder Sitzen, die Pommes mit dem Mund aufzulesen, was unter Schwierigkeiten gelang. Gierig kaute und schluckte sie jede einzelne. Schließlich leckte sie die Reste von Ketchup und Majo aus den Papierumschlägen.
Erst als sie fertig war, merkte sie, dass sie erneut Schaulustige angelockt hatte.
Besonders fielen ihr zwei Passantinnen auf. Beide waren vielleicht Anfang zwanzig. Besonders eine von ihnen schien sie gebannt zu beobachten. Sie war zierlich gebaut, trug ein knielanges Sommerkleid mit einem Muster aus lindgrünen Punkten und eine Perlenkette.
Ihr ebenes Gesicht mit braunen Augen war eher rundlich und sie trug eine Brille mit rechteckigen Gläsern und schwarzem Rahmen. Ihre schulterlangen, offenen Haare waren von brauner Farbe.
Sie schien Nora gebannt zu beobachten und sich zwischendurch mit ihrer Begleiterin, offenbar einer Freundin, über ihre Beobachtungen auszutauschen. Diese war blond und einen halben Kopf größer. Sie trug eine blaue Jeans und ein schwarzes, bauchfreies Top.
Nora merkte, dass sie noch Hunger hatte. Die Pommes waren nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen. Sie nahm die große Tüte zwischen die Zähne und drehte sie um, um zu prüfen, ob noch etwas dort drin war. Ein paar frittierte Kartoffelkrümel fielen heraus. Rasch hatte sie auch die aufgelesen.

Um satt zu werden, musste sie mehr finden. Sie dachte an die Mülleimer. Vor dem Eingang zum Hauptbahnhof standen mehrere. Sie waren aus Metall und besaßen Deckel, die einen Zwischenraum freiließen. Vielleicht hatte sie hier eine Chance. Sie stand auf und begann, sie zu kontrollieren. Der erste war eine Enttäuschung. Der zweite war in der Nähe zum Eingang eines bestimmten Fastfoodrestaurants und tatsächlich hatte sie Glück. Die große rote Schachtel eines Burgers lag so, dass sie sie mit einem ihrer Stiefel herausbekam. Sie fiel auf den Boden und öffnete sich. Ein großes Stück eines Burgers, nahezu die Hälfte, war noch darin. Nora versuchte es zu erreichen, indem sie sich hinkniete, merkte jedoch bald, dass sie sich legen musste, um an die erhoffte Mahlzeit heranzukommen. Also legte sie sich flach auf den Boden und verzehrte den Burger, indem sie Stücke aus ihm herausbiß. Als sie fertig war, bemerkte sie erneut Schaulustige, welche ihren Weg unterbrochen hatten, um die Prozedur ihrer Nahrungsbeschaffung zu observieren.
Obwohl sie sich gut dabei fühlte und das Kribbeln ein fast ständiger Begleiter geworden war, verzichtete sie einstweilen darauf, am Bahnhof weiterzusuchen.

Ihr erster Heißhunger war gestillt. Was sie nun brauchte, waren ein paar Vitamine.
Glücklicherweise hatte sie vor ein paar Tagen an einem Waldrand im Südpark eine fruchtende Felsenbirne gesehen und ebenso glücklicherweise war dieser nicht sehr weit entfernt. Also machte sie sich auf den Weg. Sie nahm den nächsten Eingang zum Park, welcher eine angenehme Abwechslung zum Rummel am Bahnhof war. Hier sangen Amseln und Rotkehlchen. Unter den Bäumen war die Luft angenehm kühl.
Zu ihrer Freude stellte sie fest, dass der Strauch nach wie vor voller Beeren war und begann, sie mit dem Mund abzuzupfen. Die Beeren waren reif und besaßen einen dezenten, leicht säuerlichen Geschmack, ähnlich wie Heidelbeeren. Obwohl sie Übung bekam und noch reichlich da waren, hörte sie nach einiger Zeit auf, um keine Bauchschmerzen zu bekommen. Vielleicht war es auch klüger, einige für morgen an dem Strauch zu belassen.
Erschöpft nahm sie auf einer nahen Bank platz. Nach einem Moment des Verschnaufens begann sie, über ihre Situation nachzudenken. Der Tag war voller intensiver Eindrücke und Erkenntnisse gewesen. Die letzte Stunde hatte gezeigt, dass sie in der Lage sein würde, zurechtzukommen. Zumindest war es möglich, ohne größere Probleme Wasser und Nahrung zu finden. Andererseits wurde ihr klar, dass es nicht immer so schnell gehen würde. Wahrscheinlich würde sie einen Teil jedes Tages mit der Nahrungssuche beschäftigt sein. Sie begann, weitere Möglichkeiten zu überlegen. Plötzlich hörte sie in ein Geräusch. Sie blickte auf.
Da sah sie wieder die beiden jungen Damen vom Bahnhofsvorplatz. Sie standen auf einem Weg. Etwa fünfzehn, vielleicht zwanzig Meter entfernt. Die Brünette schaute zu ihr herüber, dann rasch zu Seite. Sie machte den Eindruck, als fühlte sie sich ertappt.
Schnell drehten die beiden sich um und entfernten sich langsam. Waren sie Nora gefolgt? Und wenn ja, warum? Sie schienen nicht daran interessiert, sie zu verhöhnen. Es wirkte eher, als wollten sie sie aus anderen Gründen beobachten.
Nora ruhte noch einen Moment auf der Bank aus. Die Luft im Park war sehr angenehm. Aber hier gab es auch mehr Insekten. Eine große Fliege landete auf Noras Dekolletee und kitzelte unangenehm. Es gelang ihr, sie durch heftige Bewegungen einstweilen loszuwerden. Aber sie würde wiederkommen. Daher war es keine gute Idee, hier lang zu verweilen. Nora beschloss, sich wieder Richtung Stadtzentrum aufzumachen. Noch ehe sie den Park verlassen hatte, kam die Fliege zurück. Sekunden später gesellte sich eine zweite dazu. Ihre streng gebundenen Arme würden ihr keinerlei Hilfe sein. Sie waren durch den Armbinder völlig funktionslos geworden.
Also versuchte Nora erneut, die Insekten durch heftige Bewegungen ihres Rumpfs in die Flucht zu schlagen. Sie führte allerlei Drehungen und Windungen aus und stöhnte vor Anstrengung. Ihre Glöckchen klingelten unaufhörlich. Schaulustigen hätte sich zweifellos ein bizarres Schauspiel geboten. Jedoch schien niemand in der Nähe zu sein, um ihre Vorstellung zu bewundern. Zumindest wirkte es so. Nora merkte nicht, dass sie von weitem beobachtet wurde.
30. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von BaldJean am 26.07.22 14:16

An die Fliegen wird sie sich wohl gewöhnen müssen. Sie werden bald ein ganzer Schwarm sein.
31. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von Katharina.Z am 26.07.22 15:35

Hallo BlackCoon.

Vielen Dank für die sehnsüchtig erwartete Fortsetzung.
Über die Nahrungsaufnahme haben wir uns hier nach dem letzten Teil Gedanken gemacht. Auch ein wenig experimentiert. Ohne Hände essen zu wollen ist viel schwerer als gedacht. (Im Gegensatz zu meiner Mitstreiterin konnte ich danach unter die Dusche)

Im Sommer mag die Art der Nahrungsbeschaffung noch funktionieren. Was wird im Herbst und Winter? Weniger Mensche, die draußen Speisen und Getränke verzehren... Wir sind sehr gespannt.
Auch auf die Folgen vom Armbinder. Wie lange bleiben die Arme funktionsfähig? Die müssen doch verkümmern. Oder irre ich da?

Du hast einen Menschen (sicher sehr viele) sehr glücklich gemacht mit der Geschichte und ein paar Tränen getrocknet.

LG Katharina
32. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von BlackCoon am 26.07.22 16:02

Vielen lieben Dank für das Feedback. Für alles das habe ich mir zwar einige Gedanken gemacht, aber ich denke, die Geschichte wird nicht so lang sein/werden, dass ich alle Ideen/Konzepte anwenden werde. Und sie spielt in einer alternativen Realität. Sie ist nicht als eine ultra - realistische Geschichte gedacht. Alles hier ist Fantasie und es ist eine Fantasiewelt fern unserem Alltag und unserer Realität.

LG
33. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von Katharina.Z am 26.07.22 17:14

Hallo BlackCoon

Danke.

LG Katharina
34. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von BlackCoon am 26.07.22 17:19

Gerne! Und herzlichen Dank allen Leserinnen und Lesern!
35. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von MartinII am 14.08.22 10:42

Tolle Geschichte, passend zu den "Ladies of Confinement".
36. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von Rowdypiper am 20.01.23 11:07

Ich möchte diese Geschichte nochmal nach oben schieben, da sie ja thematisch auch in einer anderen Geschichte wiederfindet.

Vielleicht gibts ja auch hier noch eine Fortsetzung??

Falls nicht in diesem Forum, evtl. ja woanders??
37. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von BlackCoon am 20.01.23 12:30

Hallo, ich hatte die Kapitel rausgenommen und überarbeitet, stelle sie gelegentlich auch hier wieder rein. Es gibt alle Geschichten auf DA. LG und Bitte um etwas Geduld.
38. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von BlackCoon am 25.01.23 00:18

Hallo, ich ergänze nach und nach die fehlenden Kapitel, weil jemand gefragt hatte. Von der Geschichte "Die Assistentin" folgen auch weitere. Muss nur Zeit zum Hochladen finden. LG


Kapitel 11 – Goldene Morgenstunde
Ihren Hunger hatte Nora erfolgreich bekämpft. Aber das war noch nicht alles. Noch ehe sie den Park verlassen hatte, begann sich ein bestimmtes Bedürfnis bemerkbar zu machen. Als Schandfrau war sie gezwungen, sich in die Büsche zu schlagen. Endlich fand sie eine passende Stelle und bückte sich. Während sie versuchte, sich möglichst entspannt zu entleeren, spürte sie einen kurzen Schmerz auf ihrer rechten Brust. Sie blickte nach unten, aber der Haltungskragen verhinderte, dass sie erkennen konnte, was genau los war. Sie vermutete eine Bremse, stand ruckartig auf und versuchte, sie abzuschütteln. Doch sie konnte den Erfolg ihrer Bemühungen nicht kontrollieren. Nach ein paar weiteren heftigen Bewegungen beschloss sie daher, sich wieder zu hin zu bücken und das beste aus der Situation zu machen. Der Schmerz wich einer Art Brennen und die Bremse flog ab.


Nora versuchte erneut, sich auf ihr Bedürfnis zu konzentrieren. Nachdem sie endlich erfolgreich war, brach sie in Richtung Innenstadt auf.

Die Schandfrau brachte den Rest des Nachmittags damit zu, durch die Straßen des Zentrums zu ziehen. Wenn sie Lust hatte, nahm sie in einem Hauseingang oder auf einer Bank platz.

Von dort aus beobachtete die Menschen, welche vorbeizogen. Das machte ihr mehr Spaß als das Studium von Ludwig Thieks Phantasus oder Friederike Mayröckers Lyrik. Sie vermisste ihr Studium nicht. Ohnehin hatte sie es mehr aus Verlegenheit, denn aus Überzeugung betrieben.

Erstmals erblickte sie eine Passantin, welche stolz und erhobenen Hauptes oben ohne flanierte. Würden es mehr werden? Nora nahm sich vor, darauf zu achten. In welche Richtung würde sich die Gesellschaft entwickeln? Das war eine faszinierende Frage und interessant zu beobachten. Nora wollte im Zentrum der Ereignisse sein und auf keinen Fall etwas verpassen. Würde sie weitere Schandfrauen sehen? Vielleicht sogar kennenlernen? Sie war gespannt darauf, dass zu erfahren.

Doch die Fliegen und Wespen hatten auf Dauer wenig Interesse, sie zu verschonen. Auf Dauer wurde sie selbst hier von ihnen gefunden. Daher musste sie mehrfach aufstehen, um die lästigen Plagegeister zu verscheuchen. Sie ging so schnell sie konnte im Kreis. Half dies nicht, führte ruckartige Bewegungen oder Drehungen aus. Dabei wurde sie von manchen Passanten beobachtet. Viele andere ignorierten sie und gingen vorbei. Das Schauspiel einer halbnackten, gefesselten und sich verzweifelt windenden Schandfrau schien sie komplett kalt zu lassen.


Davon abgesehen verlief der Tag ohne besondere Vorkommnisse. Im Laufe der kommenden Stunden wurde Nora zwar noch ein paar Mal verhöhnt, geriet aber nicht mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit einer ganzen Ansammlung von Passanten und wurde auch nicht wieder beworfen. Weder erblickte sie die Schandfrau von heute morgen, noch ihre beiden Verfolgerinnen ein weiteres mal.

Gegen Abend wurde es kühler. Der Tag war aufregend und auch anstrengend gewesen. Nora wurde allmählich müde. Aber wohin sollte sie sich zum Schlafen zurückziehen? Kurz zog sie einen Hauseingang in Erwägung, in dessen innerem eine Art Anti-Schmutz-Matte lag. Aber sie glaubte, dass das zu kühl würden werde.

Daher beschloss sie, es in einer U-Bahn-Station zu versuchen. Hier war es deutlich wärmer. Sie fand eine ruhige Ecke. Allerdings war der Boden gefliest und würde zu kühl sein. Daher hielt sie nach etwas Ausschau, auf dass sie sich setzen konnte. Schließlich fand sie ein großes Stück Plastikfolie, welche aus einem Mülleimer quoll.

Mit Hilfe von Stiefeln und Zähnen zog sie die Folie aus dem Behälter, nahm sie zwischen die Zähne und schleifte sie in die Ecke. Dort machte sie sie mit ihren Stiefeln zurecht, setzte sich darauf, lehnte sich an die Wand und schlief ein.

Ihr Schlaf war tief, traumlos und fest.

Als sie aufwachte, versuchte sie sich zu strecken. Vergebens. Binnen Sekunden wurde sie ihrer Situation gewahr. Ihre Arme waren eingeschlafen. Sie bewegte sie im Armbinder hin und her, um die Durchblutung in Gang zu bringen.


Dann erblickte sie eine Tüte vor sich. Und einen Schokoriegel. Irgendwer hatte s ihr ein Frühstück spendiert. Darum war sie dem anonymen Spender freilich nicht böse. Denn sie hatte ziemlichen Hunger.

Gekonnt nahm sie die Brötchentüte zwischen die Zähne und schüttelte sie. Zwei belegte Brötchen fielen heraus. Sie verschob die Plastikfolie, legte sich auf den Bauch und begann mit dem Frühstück. Als sie mit den Brötchen fertig war und ein Meer aus Krümeln erzeugt hatte, fragte sie sich, was ihr Wohltäter sich bei dem Schokoriegel gedacht hatte. Wie sollte sie den bitte öffnen?

Sie betrachtete ihn und bemerkte, dass die Packung angerissen war. Also verschlang sie auch ihn. Dann verließ sie ihr Nachtlager Richtung Brunnen. Nachdem sie ein paar gierige Schlucke genommen hatte, setzte sie sich auf die steinerne Bank und überlegte, wie sie den Tag planen sollte. Gefrühstückt hatte sie ja bereits.


Da war noch eine Frage, die ihr unter den Nägeln brannte. Was war das Geheimnis der anderen Schandfrau, welche sie zuerst gestern morgen gesehen hatte? Warum hatte sie ihr gestern Nachmittag nicht geantwortet?

Nora beschloss, sie heute zu suchen und zur Rede zu stellen. Jetzt, wo sie satt war, war dass eine Aufgabe, der sie nachgehen konnte. Aber wo anfangen?

Da war natürlich die Festung. Wie sie selbst, würde sich auch die andere Schandfrau regelmäßig dort melden müssen. So gestern. Die beste Idee würde es sein, sie auf dem Weg zur Festung abzupassen und dort zur Rede zu stellen. Es war offenes Gelände und ausweichen war im Grunde nicht möglich. Aber wenn sie – und davon ging Nora aus – sich nur alle zwei Tage dort melden musste, wäre es heute nicht aussichtsreich. Freilich, sie konnte bis morgen warten. Aber dazu fehlte ihr jede Geduld.

Gestern hatte die Geheimnisvolle, wie sie die andere Schandfrau inzwischen nannte, die Nachtigallengasse durchquert. Vielleicht würde sie dort nochmals entlangkommen und es wäre sinnvoll, sie dort zu erwarten. Einen Moment lang fand Nora das eine gute Idee.

Doch dann verwarf sie diesen Gedanken. Was gab es in der Nachtigallengasse, was eine Schandfrau anziehen sollte? Eigentlich nichts. Es gab weder Fastfoodrestaurants noch Imbissstände und dadurch auch keinerlei besonders vielversprechende Mülleimer. Auch Grünflächen und bequeme Sitzgelegenheiten, welche zum Aufenthalt dienen konnten, waren dort nicht vorhanden. Nein, sie in der Nachtigallengasse zu erwarten, würde vermutlich Zeitverschwendung und keine gute Idee sein.


Sie dachte weiter nach und kam auf die Lösung, welche wohl einfach zu nahe lag, als das sie sofort darauf kommen konnte. Die Treppe am Bahnhof! Jede Schandfrau würde darüber nachdenken, wo es etwas zu essen gab und geradezu zwangsläufig auf den Gedanken kommen, am Bahnhof zu suchen.

Also ging sie zum Bahnhof, und suchte sich eine Bank aus, welche oberhalb der großen Treppe unter dem Schatten eines größeren Baumes lang.

Von dort aus hatte Nora einen hervorragenden Blick auf die Treppe und den unterhalb von ihr liegenden Bahnhofsvorplatz. Sie beobachtete lebhaftes Treiben. Obwohl es Sonntag war, erwachte die Stadt. Viele würden ein hastiges Frühstück in einem der Schnellrestaurants einnehmen, bevor sie in einen Zug stiegen oder sich Richtung Stadt aufmachten. Sie hoffte, dass die geheimnisvolle Schandfrau am Bahnhof vorbeikommen würde. Oder, dass sie der Hunger dort hin treiben würde.


Kapitel 12 - Maren
Die erste halbe Stunde ihres Wartens verlief vergebens. Sie erblickte zwei weitere Passantinnen oben ohne, aber die Schandfrau ließ sich nicht blicken. Danach bekam sie zunehmend Bewegungsdrang und beschloss, ihre Beine etwas zu vertreten. Sie wechselte auf die oberste Treppenstufe. Der Schatten des Baumes war inzwischen dorthin gewandert, die Treppenstufe war jedoch angenehm warm.

Irgendwann endete ihr Sitzfleisch und sie durchstreifte die Innenstadt. Nichts. Außer höhnischen Blicken. Und weiteren Plagegeistern.

Gegen Mittag beschloss sie, sich erneut auf die Treppe zu setzen. Der Schatten war weitergewandert, sodass sie einen anderen Platz einnahm. Ein paar Minuten passierte abermals nichts.

Dann hörte sie Geräusche, welche ein heftiges Déjà Vu in ihr auslösten. Es war das Klingeln von Glöckchen. Solchen Glöckchen, wie sie selbst trug. Sie drehte sich um. Dazu musste sie ihren ganzen Körper bewegen, denn eine Drehung des Kopfes war durch die Strenge des Halskragens ausgeschlossen. Ihre Glöckchen bimmelten dabei ebenfalls lebhaft.

Als sie es geschafft hatte, erblickte Nora – zu ihrem Erstaunen – ihre Verfolgerin von gestern. In der kompletten Montur einer Schandfrau. Ihre kleinen und festen Brüste standen keck hervor und ihre zierliche Figur wurde durch die Größe ihrer Haube nur noch betont.

„Hey! Endlich hab ich Dich gefunden! Wie geht es Dir?“ fragte die Brünette und setzte sich zu ihr.

Nora war ganz schön verdutzt. „Ich… also mir geht es gut, sagte sie. Ich habe Dich doch schon gestern gesehen?“ fragte sie dann. „Ja, Du bist mir gestern in der Stadt aufgefallen. Ich war mit meiner Freundin dort unterwegs. Wir haben Dich beobachtet. Meine Freundin und ich. Naja und irgendwie hat mich das alles… total … fasziniert. Es hat mich gar nicht mehr losgelassen. Du wirkst so stolz… und so glücklich. Naja und ehrlich gesagt. Ich meine, ich hoffe, Dir kann ich es sagen. Also, ehrlich gesagt… hat mich das ganze auch unglaublich erregt. Heute Nacht konnte ich dann nur noch daran denken, wie es wäre, selbst eine Schandfrau zu sein. Hilflos und gefesselt durch die Straßen zu ziehen. Naja und heute morgen bin ich dann sofort hoch zur Festung. Erst wollten sie mich abwimmeln. Sie sagten, gestern sei schon so eine Verrückte da gewesen. Und das es eigentlich als Strafe gedacht sei. Aber als sie merkten, dass ich es ernst meinte. Und mich nicht abwimmeln lassen würde. Ehrlich, dass hätte ich nicht. Zur Not hätte ich vor der Festung ausgeharrt und wäre in Hungerstreik gegangen. Sie hätten mich mit Gewalt entfernen müssen. Aber ich wäre wiedergekommen.

Ich glaube, dass war ihnen dann auch klar. Also gaben sie nach. Und auf einmal ging alles ganz schnell. Sie haben mein Vermögen eingezogen und mich dann hergerichtet.

Jetzt habe ich nur noch meine Schandkleidung, was ich hier an habe. Bin richtig streng gefesselt und gezwungen, hilflos auf der Straße zu leben,“ erzählte sie freudestrahlend.

„Dann hab ich mich aufgemacht, Dich zu suchen. Ich bin übrigens Maren. Also ich dachte, wir könnten vielleicht zusammen die Straßen unsicher machen. Jede Heldin braucht einen Sidekick!“ Maren schaute Nora erwartungsvoll an.

Nora musste innerlich schmunzeln. „Du bist total verrückt!“ sagte sie. „Aber darf ich das überhaupt sagen?“ fügte sie lachend hinzu. „Ich bin Nora. Ich würde Dich ja gern in den Arm nehmen, aber das ist gerade schlecht,“ meinte sie schmunzelnd und gab Maren einen Kuss auf die Wange.

„Hast Du Dich denn entschlossen, dauerhaft eine Schandfrau zu sein?“ fragte Nora.

„Ja! Auf jeden Fall! Ich glaube, anders hätte es mir nichts gegeben!“ Nora lächelte.

„Ich kann das verstehen. Was hat Deine Freundin eigentlich dazu gesagt?“ „Kristin? Die steht hinter mir! Sie hat mich in meinem Entschluss noch bestärkt.“

„Dann ist sie eine echte Freundin,“ meinte Nora und dachte an Dési. Was sie wohl gerade treiben würde? Sie musste sich eingestehen, dass sie froh war, dass sie Maren gefunden hatte. Oder das Maren Sie gefunden hatte. Die junge selbstbewusste Frau war ihr sympathisch. Auch wenn Dési sie vermutlich nicht aus den Augen verlieren würde, würden sie ihre Freundschaft aufgrund der sozialen Schranken wohl nicht in der selben Weise fortführen können, wie bisher. Und es war einfach schöner, eine Gefährtin zu haben.

„Wir sollten etwas für Dich zum frühstücken finden, Maren,“ schlug Nora vor. „Ich könnte mir irgendwie denken, dass Du heute noch nichts gegessen hast.“ „Nein, also ehrlich gesagt, habe ich das vergessen. Ich war zu aufgeregt,“ bestätigte Maren verlegen. Nora stand auf und bedeutete ihr, dass sie die Treppe herunter wollte.

Binnen kurzem wurden sie fündig. „Wie wollen wir das eigentlich in Zukunft machen?“ fragte Maren. „Also ich meine, ab heute. Wenn wir etwas finden. Schwesterlich teilen oder wer findet, dem gehört es?“ „Wer es findet, dem gehört es!“ schlug Nora vor. „Ist motivierender,“ fügte sie grinsend hinzu. „Abgemacht,“ meinte Maren. „Und was haben wir heute für Schandtaten vor?“ fragte sie lachend.

Nora erzählte ihrer neuen Freundin von der Begegnung mit der Geheimnisvollen. Maren hörte gespannt zu. Sie beschlossen, noch eine Zeitlang auf den Stufen zu warten. Währenddessen berichtete Nora Maren von den Ereignissen des gestrigen Tages und von ihrem Leben „davor“. Maren war es ähnlich gegangen wie Nora. Sie hatte letztes Jahr ihr Abitur gemacht und war Studenten für Geschichte und Kunstgeschichte im zweiten Semester, bevor sich ihr Leben schlagartig änderte.

Leider ließ sich die Geheimnisvolle nicht blicken. Da ihnen allmählich langweilig wurde, beschlossen die Schandfrauen, langsam Richtung Domplatz zu gehen. Vielleicht würden sie Glück haben und die Gesuchte kam ihnen entgegen. Doch nichts.

Sie vertrieben sich die Zeit durch Plauschen und in dem sie die Passanten beobachteten. Gegen elf Uhr bemerkte Nora, eine Gruppe von jungen Leuten, die auf sie zukam. Sie erkannte den Tomatenwerfer von gestern und seine Kommilitoninnen. Nora schwante, dass es nun wieder saures setzte. In der Tat ergriffen der Anführer und ein weiterer Student die Eimer beim Aushang und kamen dann auf sie zu. „Schandfrauen! Wir werden Euch jagen!“ rief der Tomatenwerfer.

Nora und Maren standen instinktiv auf und versuchten, sich möglichst schnell zu entfernen. Die Gruppe verfolgte sie dicht und begann, sie über den Platz und durch die Straßen des Zentrums zu jagen. Während die beiden Schandfrauen bimmelnd zu flüchtend versuchten, wurden sie ausgebuht und abermals mit Tomaten beworfen. Ein paar Mal kam ein Student von hinten und verpasste ihnen einen Klecks mit dem Pinsel auf ihren Hintern. Die wilde Jagd ging ein paar Runden, ohne dass jemand ernsthaft versuchte, Nora oder Maren zu ergreifen oder ihnen wirklich etwas böses geschah. Dann begannen ihre Verfolger allmählich abzulassen. Als sich die Menge zerstreut hatte, flüchteten die beiden zunächst in eine Seitengasse, um dort zu verschnaufen. Als sie sich in einen Hauseingang setzten, bemerkte Nora die Geheimnisvolle, welche in einem Eingang schräg gegenüber Zuflucht gesucht hatte.

Sie saß dort und schien traurig ins Nichts zu starren. Von ihren beiden Mitschandfrauen nahm sie keine Notiz.
39. RE: Noras Abenteuer

geschrieben von mikel am 12.02.23 16:54

Hallo Blackcoon,

Ich warte sehnsüchtig auf die Fortsetzung..

LG


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