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Thema:
eröffnet von Thrawn am 10.12.22 19:48
letzter Beitrag von Ihr_joe am 01.10.23 22:26

1. Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von Thrawn am 10.12.22 19:48

Hall Ihr,

ich interessiere mich in letzter Zeit vermehrt für "historische" KGs oder generell KGs in der Vergangenheit. Damit meine ich nicht das Bild des mittelalterlichen KGs, den es so wahrscheinlich nie gegeben hat, sondern explizit KGs als Sexspielzeug.

Da ich selbst noch recht jung bin und erst in diesem Jahrhundert geboren wurde, habe ich keine Vorstellung davon, wie das im letzten Jahrhundert war - als es z.B. noch nicht so einen großen Online Markt für KGs gab, auch, weil es generell kein/kaum verfügbares Internet gab.

Welche KGs/Hersteller gab es in den 60er/70er/80er Jahren?
Welche Erfahrungen habt ihr in dieser Zeit gemacht oder welche Gecshichten kennt ihr aus dieser Zeit?
Habt ihr Bilder aus dieser Zeit?

Mich interessieren Erfahrungen sowohl von Frauen, als auch von Männern. Ich freue mich auf eure Antworten!

LG
Thrawn
2. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von Corvus am 10.12.22 20:52

Hallo Thrawn
das 20. Jahrhundert habe ich jetzt nicht so auf dem Schirm, aber es gab in den Jahrhunderten davor zahlreiche Versuche das "Sexuell-Böse" zu unterbinden. Es drehte sich dabei dem Wort nach weniger um Keuschheit sondern um eine Verhinderung der sehr gefährlichen Masturbation.
Schau mal dort Anti Masturbation 1
oder dort Anti Masturbation 2
3. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von Thrawn am 10.12.22 21:42

Zitat
Hallo Thrawn
das 20. Jahrhundert habe ich jetzt nicht so auf dem Schirm, aber es gab in den Jahrhunderten davor zahlreiche Versuche das \"Sexuell-Böse\" zu unterbinden. Es drehte sich dabei dem Wort nach weniger um Keuschheit sondern um eine Verhinderung der sehr gefährlichen Masturbation.
Schau mal dort Anti Masturbation 1
oder dort Anti Masturbation 2


Danke dir Corvus,

ich hatte von solchen Gerätschaften schon gehört, wusste allerdings nicht, wie ähnlich die den heutigen KGs doch sind.
4. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von EXTREM-shop am 11.12.22 10:16

Zitat
Hall Ihr,

ich interessiere mich in letzter Zeit vermehrt für \"historische\" KGs oder generell KGs in der Vergangenheit. Damit meine ich nicht das Bild des mittelalterlichen KGs, den es so wahrscheinlich nie gegeben hat, sondern explizit KGs als Sexspielzeug.

Da ich selbst noch recht jung bin und erst in diesem Jahrhundert geboren wurde, habe ich keine Vorstellung davon, wie das im letzten Jahrhundert war - als es z.B. noch nicht so einen großen Online Markt für KGs gab, auch, weil es generell kein/kaum verfügbares Internet gab.

Welche KGs/Hersteller gab es in den 60er/70er/80er Jahren?
Welche Erfahrungen habt ihr in dieser Zeit gemacht oder welche Gecshichten kennt ihr aus dieser Zeit?
Habt ihr Bilder aus dieser Zeit?

Mich interessieren Erfahrungen sowohl von Frauen, als auch von Männern. Ich freue mich auf eure Antworten!

LG
Thrawn


Stell Dir mal vor, es gab Mags ( Capice , Pneu usw ) in denen Anzeigen ( Angebot / Nachfrage )geschaltet waren. Und da hat Mann / Frau schriftlichen Kontakt aufgenommen, und konnte da auch so bestellen, und den "Spass" verhindern
5. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von Thrawn am 11.12.22 12:51

Zitat
Zitat
Hall Ihr,

ich interessiere mich in letzter Zeit vermehrt für \"historische\" KGs oder generell KGs in der Vergangenheit. Damit meine ich nicht das Bild des mittelalterlichen KGs, den es so wahrscheinlich nie gegeben hat, sondern explizit KGs als Sexspielzeug.

Da ich selbst noch recht jung bin und erst in diesem Jahrhundert geboren wurde, habe ich keine Vorstellung davon, wie das im letzten Jahrhundert war - als es z.B. noch nicht so einen großen Online Markt für KGs gab, auch, weil es generell kein/kaum verfügbares Internet gab.

Welche KGs/Hersteller gab es in den 60er/70er/80er Jahren?
Welche Erfahrungen habt ihr in dieser Zeit gemacht oder welche Gecshichten kennt ihr aus dieser Zeit?
Habt ihr Bilder aus dieser Zeit?

Mich interessieren Erfahrungen sowohl von Frauen, als auch von Männern. Ich freue mich auf eure Antworten!

LG
Thrawn


Stell Dir mal vor, es gab Mags ( Capice , Pneu usw ) in denen Anzeigen ( Angebot / Nachfrage )geschaltet waren. Und da hat Mann / Frau schriftlichen Kontakt aufgenommen, und konnte da auch so bestellen, und den "Spass" verhindern


Interessant, Danke. Und gab es da auch namhafte Hersteller, wie heute My-Steel oder waren das eher Einzelstücke? Von Access Denied und Tollyboy habe ich schon gehört, aber die waren ja in den USA
6. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von Ihr_joe am 11.12.22 13:21

Vielleicht kannst Du hier mal nachschauen.
https://kgforum.org/display_5_2405_70617_31_20.html
Da werden Anfang des neuen Jahrtausends die aktuell getragenen KGs beschrieben.

Der älteste davon ist der Kastley, ich habe ihn im Verkaufsraum gesehen, es war in den 80-ern .Meine Herrin war damals dabei und hat eine bessere Erinnerung an den KG, die Kosten waren damals bei knapp 1.800 DM.
Das hört sich nicht viel an, aber in der Zigarettenwährung umgerechnet sind das heute über 7.000 €.
(4 DM 22 Stk 1988 heute gleiche Marke 8,20 € also etwa 4 mal mehr das entspricht: 7.200 €)
Nimmt man Speiseeis als Vergleich sind es sogar rund 8.500 €.
Leider finde ich kein Bild zu dem KG und habe auch nie Ähnliches getragen, bei dem Preis … lach.

Neben den Metall-KGs gab es zu der Zeit auch welche aus Leder, für eins 50 bis 200 DM, die sind aber weniger sicher, einen davon besitze ich, auch wenn er den direkten Zugriff verhindert, bedarf es sowohl für den Körper als auch das Material guter Pflege. Bei Feuchtigkeit dehnt sich Leder.

Danke fürs Lesen
Ihr_joe
7. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von bondage munich am 11.12.22 19:08

Zitat
die Kosten waren damals bei knapp 1.800 DM.
Das hört sich nicht viel an, aber in der Zigarettenwährung umgerechnet sind das heute über 7.000 €.
(4 DM 22 Stk 1988 heute gleiche Marke 8,20 € also etwa 4 mal mehr das entspricht: 7.200 €)


Hat sich da ein Rechenfehler eingeschlichen? 4 mal mehr wäre 7200 DM oder 3600 EUR. Abgesehen davon wurde die Tabaksteuer mehrfach erhöht, von KGs ist mir entsprechendes nicht bekannt.
8. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von Ihr_joe am 11.12.22 22:15

Du hast recht… bondage munich

2 € zu 8 € 4 mal teuerer
900 € x4 sind 3600 €
Rechnen müßte man können, selbst wenn man von 3 DM ausgeht 1987 sind das 1,5 x zu 8 also nur 4800 €

Beim Der Eiswährung sind das wiederum 4500 bis 6000 €. Die steuerliche Komponente scheint beim Tabak kaum zu greifen.

Damals kam’s mir sehr teuer vor! Daher wohl meine Milchjungen Rechnung.

Ihr_joe

9. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von bondage munich am 12.12.22 09:06

Zitat
Die steuerliche Komponente scheint beim Tabak kaum zu greifen.



Laut dem Beispiel hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Tabaksteue...der_Tabaksteuer

beträgt die Steuer bei einer 7 EUR Schachtel Zigaretten rund die Hälfte des Verkaufspreises, nämlich 3,56 EUR.
Oder anders gesagt, ohne Steuer würde die Schachtel nur die Hälfte kosten.

Beim Eis finde ich erstaunlich wie Eis im Straßenverkauf im Preis explodiert ist. Meine erste selbstgekaufte Kugel gab es noch für 0,2 DM. Heute liegen wir wahrscheinlich bei über einem EUR, je nach Verkaufsort natürlich.

Bei Eis im Supermarkt ist die Steigerung bei weitem nicht so krass.

PS: Ich kaufe weder Zigaretten noch Eis, es kann also sein, dass ich nicht alle Preise aktuell im Blick habe.
10. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von Sanog am 12.12.22 14:13

Zitat
Zitat
Die steuerliche Komponente scheint beim Tabak kaum zu greifen.



Laut dem Beispiel hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Tabaksteue...der_Tabaksteuer

beträgt die Steuer bei einer 7 EUR Schachtel Zigaretten rund die Hälfte des Verkaufspreises, nämlich 3,56 EUR.
Oder anders gesagt, ohne Steuer würde die Schachtel nur die Hälfte kosten.

Beim Eis finde ich erstaunlich wie Eis im Straßenverkauf im Preis explodiert ist. Meine erste selbstgekaufte Kugel gab es noch für 0,2 DM. Heute liegen wir wahrscheinlich bei über einem EUR, je nach Verkaufsort natürlich.

Bei Eis im Supermarkt ist die Steigerung bei weitem nicht so krass.

PS: Ich kaufe weder Zigaretten noch Eis, es kann also sein, dass ich nicht alle Preise aktuell im Blick habe.


Für 1€ bekommst du zumindest in Bayern eigentlich kein Eis das man essen möchte.

In guten Eisdielen sind das teils für normale Kugeln 1,90, für sehr spezielle Sorten etwas über 2€.

11. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von Single am 12.12.22 14:53

Tollyboy gibt es seit 1956, aber gekannt hat sie vorm Internetzeitalter niemand, jedenfalls niemand außerhalb UK. Bevor es das Internet gab, suchte man sich Firmen aus dem Telefonbuch (mehrere kg schwere Schwarten aus Papier) heraus, und dort gab es für Keuschheitsgürtel keine Kategorie. Sexshops gab es schon länger, aber die waren voll mit VHS-Kassetten und mit erotischer Kleidung. Spielzeughandschellen (die sich ohne Schlüssel öffnen lassen) waren so ziemlich das Extremste, was sie hatten.

Es war damals im Prinzip andersrum als heute. Heute erfahren die Leute übers Internet von Fetischen und Sexspielzeugen und kommen dann übers Internet mit Gleichgesinnten in Kontakt. Früher musste man zuerst mit Menschen aus der Szene (Dominas usw.) in Kontakt kommen um etwas über Fetische zu erfahren. Die meisten Menschen wussten gar nicht, dass es Fetische überhaupt gibt, und jeder, der auf sowas stand (z.B. Bondage), dachte, er sei der einzige, und traute sich mit niemandem darüber zu reden aus Angst, ins Irrenhaus eingeliefert zu werden.
12. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von bondage munich am 12.12.22 15:08

Zitat
Früher musste man zuerst mit Menschen aus der Szene (Dominas usw.) in Kontakt kommen um etwas über Fetische zu erfahren. Die meisten Menschen wussten gar nicht, dass es Fetische überhaupt gibt, und jeder, der auf sowas stand (z.B. Bondage), dachte, er sei der einzige, und traute sich mit niemandem darüber zu reden aus Angst, ins Irrenhaus eingeliefert zu werden.


Definiere "früher". Aus dem Film "Heute weiß es jeder" wissen wir, dass die Beschreibung für die 50er Jahre wohl zutrifft.
In den 80ern war es schon nicht mehr so schlimm. Da gab es Sexshops mit entsprechenden Heftchen und in Deutschlands Zeitschrift mit der höchsten Auflage (damals rund 10 Mio, iirc) hat immer ein Latexladen aus Karlsruhe (iirc) inseriert. In der Münchner U-Bahn hingen Werbeplakate "Lieben sie Leder?" von einem Schneider der nicht nur Kleidungsstücke hergestellt hat.
13. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von Single am 13.12.22 00:58

Zitat
Definiere \"früher\".
Damit meinte ich wie im Ausgangsbeitrag die "60er/70er/80er Jahre", wobei ich die 60er-Jahre nicht aus eigener Erfahrung kenne und die erste Hälfte der 90er auch noch dazurechne, weil damals noch fast keiner einen Internetzugang hatte und es noch kein www gab.

Ich kenne den Film "Heute weiß es jeder" nicht, aber Sado-Maso kam auch z.B. in Miami Vice (80er) und Pulp Fiction (90er) vor. Wohlgemerkt nur Sado-Maso, kein Bondage, geschweige Keuschhaltung, und keine ausgefallenen Fetische wie Natursekt, Breath Control, Gips...

Sado-Maso, also die Domina mit der Peitsche, war weitgehend bekannt, aber ungefähr auf die selbe Weise wie Menschenfresser in Afrika. Etwas, was es irgendwo gibt, aber weit weg, nicht im eigenen Bekanntenkreis. So ähnlich auch Transvestiten, die sich wie Frauen kleideten, weil sie welche sein wollten. Jeder wusste, dass es sie gab, aber keiner hatte irgendwas damit zu tun oder irgendein Interesse daran.

In den 70ern wollten unsere Eltern uns nicht allein aus dem Haus lassen aus Angst, dass Kinderverzahrer (= Kidnapper) uns mitnehmen und umbringen. Meine Eltern schimpften auch auf Miststirler, also Leute, die in den Müllcontainern nach Verwertbarem suchten. Alles Unbekannte war eine Bedrohung. In diesem Umfeld war es unmöglich, über Fetische zu sprechen. Außerdem tratschten die Nachbarn viel miteinander und jede Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch die ganze Siedlung und man war sofort gebrandmarkt in der ganzen Bekanntschaft und für immer.

Ich schätze, Europa war in der Entwicklung etwa 5 Jahre hinter den USA zurück, sowohl was das Wissen und Toleranz von Fetischen angeht, als auch die Nutzung des Internet. Österreich ist bei Fetischen nochmal einige Jahre hinter Deutschland zurück. Eigentlich ist Bondage und Keuschheitsfetisch bis heute nicht wirklich bekannt in Österreich. Es gibt Sado-Maso und es gibt Homosexuelle (Regenbogenfahnenschwenker), und mehr ist da nicht, was vom Normalen abweichen kann.

Zitat
in Deutschlands Zeitschrift mit der höchsten Auflage (damals rund 10 Mio, iirc) hat immer ein Latexladen aus Karlsruhe (iirc) inseriert. In der Münchner U-Bahn hingen Werbeplakate \"Lieben sie Leder?\" von einem Schneider der nicht nur Kleidungsstücke hergestellt hat.
Leder war immer schon sehr beliebt, nicht nur in der Fetisch-Szene. Das war halt ein widerstandsfähiges, wasserabweisendes Material, nur etwas teuer, das man für Jacken und Hosen und alles mögliche verwendete. In der Sexwelt gehörte Leder genauso wie die Peitsche zum Rollenbild einer Domina. Über Latex kann ich nichts sagen, das war hier in Österreich in den 80ern noch weitgehend unbekannt, weil ja auch die Herstellung nicht einfach ist. Ich würde es aber auch eher dem Domina-Image zuschreiben.
14. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von Bulli31 am 14.12.22 00:04

Hallo,

eine schöne Frage.

Zur Abbildung aus dem Spätmittelalter glaube ich, dass es ein Beispiel für die Weiterverwendung von gebrochenen Degen o. ä. in der Vorbereitung für eine Schlacht ist.
Damals wohnten die Familien der Berufssoldaten mit im Heerlager. Von da aus gigen die Berufssoldaten dann irgendwann früh morgens zum Schlachtfeld. Während einer Schlacht haben sich im Heerlager die Knappen und andere Unterstützer an den Damen der professionellen Soldaten heran gemacht. Diese waren in einem emotionalen Ausnahmezustand. Es wurde in einem Tagebuch aus den Napoleon-Kriegen von ungewollten Übergriffen berichtet. Ich gehe davon aus, dass es auch im Spätmittelalter zu viel Sex kam. Eine Frau für die wenigen Stunden einer Schlacht in einen KG einzusperren, wäre nach meiner Meinung zumindest theoretisch machbar ohne bleibende physische Schäden für die Trägerinnen zu hinterlassen und psychische Schäden zu verhindern. Die KG konnten von einem damaligen Schmied in Sekunden geöffnet werden. Selbst wenn der Soldat auf dem Schlachtfeld stirbt, wird es kaum Probleme geben.
Ich persönlich glaube also, dass die Übersetzung des lateinischen Textes an die damalige Lebenssituation angepasst gelesen werden muss.

Im 19. Jahrhundert kannte man im medizinsichen Bereich die KG eher als Onaniebandagen.
Es gibt nur wenige gut erhaltene Exemplare, z. B. in der Medizinischen Sammlung der Universität Zürich. Kataloge der Sanitär-Versandunternehmen der damaligen Zeit zeigen ähnliche Produkte. Es war wohl die erste Manufakturproduktion von Vorrichtungen zur Keuschhaltung.
Manchmal wurden nur metallene Genitalabdeckungen verkauft, die dann beim Fachhändler vor Ort in maßgefertigte Leinen- oder Lederunterwäsche genäht wurden.

Einen kleinen Einblick in die Geschichte außerhalb der Medizinprodukte im 20. Jahrhundert bietet die englischsprachige Seite von Altarboy/Altairboy, die vor mehr als 20 Jahren Informationen zu historischen und zeitgenössischen KG sammelte und heute noch irgendwo als Kopie zu finden ist (Link).

Während der Romantik (Ende 19. bis Anfang 20. Jahrhundert) wurde das Mittelalter verklärt und der Keuschheitsgürtel wurde zu einem Sammelobjekt, bzw. es scheint jede Frau von Welt einen KG gehabt zu haben. Es war nach Beschreibungen ein "It-Piece" oder "Must-Have".
Die von Schmieden der Zeit angefertigten KG sind aus Eisen, Kupfer oder Messing. Schau mal was in der "Wellcome Collection" vom Sammler Henry Wellcome im Londoner britischen Museum online zu finden ist.

Von 1908 bis 1910 wurde in Paris eine Frau von ihrem Ehemann in der Wohnung angekettet. 1910 ging das durch die Medien wie ein Lauffeuer. Der Ehemann wurde zu 15 Monaten verurteilt (Link). Es gab mindestens ein Lied darüber. Irgendwann kam es zu einer Übertreibung und Karrikaturisten bzw. Postkarten-Illustratoren. Sie zeigten die Dame in einer kargen von Mäusen verseuchten Zelle bei Wasser und Brot in eisernen Stachel-Handfesseln, Stachel-BH und in einem KG mit langen Stacheln.

Es gibt einige Abbildungen von zeitgenössischen KG in den einschlägigen Büchern aus den 1920er Jahren und deren Nachdrucke, z. B. "The girdle of chastity", "Padlocks and Girdles of Chastity" (herunterladbar bei: Internetarchiv der USA) usw.

In der "Stadt der Liebe", wo sich damals große Ehehygiene-Versandunternehmen und Kondomhersteller befanden, brachten Yva Reichard und/oder Nativia Richard ca. 1920 einen Katalog heraus, in dem auch ein Keuschheits-BH und im Design passender KG angeboten wurden. Man könnte das Ensemble auch als Metall-Bikini bezeichnen.

Ganz ehrlich glaube ich, dass die meisten KG bis dahin eher über der Kleidung als Symbol oder modisches Accessoire getragen wurden. Jedoch zeigt de Sade, dass es in den Kreisen, die es sich leisten konnten, auch anders zugehen konnte.

Durch die Weltkriege sind die KG in Mitteleuropa leider häufig in andere Hände geraten.
Im ersten Weltkrieg wurden fast alle Gegenstände aus Kupfer, Messing und Bronze per Bekanntmachung enteignet und zur Abgabe an Annahmestellen befohlen, wo man nur den Schrottpreis erstattet bekam. Im zweiten Weltkrieg war's noch schlimmer.

Keuschheitsgürtel sind bei indischen heiligen Männern seit langem in Gebrauch. So richtig keusch können sie wohl nicht halten, aber sie sind teilweise formschöne Einzelanfertigungen.

Tollyboy (damals noch Großbritannien) war der erste KG, der in Edelstahl auf Maß hergestellt wurde (1956, s. o.), soweit ich weiß.

In den 60ern gab es ein KG Modell von Anne Hugessen (auch GB), das diskret als Blumentopfampel eingesetzt werden konnte (Bild). Es wurde u. a. für einen Magier-Trick namens "Bogus Belt" oder dessen Varianten verwendet. Ursprünglich war der KG ein Einzelstück, um Kunden am dem Stand der Hugessen Schmiede auf einer Messe zu locken. Er bestand aus drei schwarz lackierten gebogenen Stücken Flachstahl, die an den Enden entsprechend zu Haken und Ösen geschmiedet waren, damit man sie verschließen konnte. Keine Maßanfertigung. Den KG gab es auch mit einem kleinen Ständer für die Präsentation im Regal. Es gibt Fotos, auf denen Robin Hugessen eine Kopfbedeckung mit KG trägt. Das Design mit Samt, Fell und aufgeklebten Perlen war an die britischen Krönungskronen angelehnt (Bild). Dieser Humor war für die Briten typisch in der damaligen Zeit.

Ende der 60er kam dann David Renwick (Ridgeway Forge, GB) mit einem Damen-KG aus Stahlblech auf dem Markt. Das Frontschild war mit Blumen verziertBild.
Die Form wurde häufig übernommen. Man findet sie z. B. beim "Polasky's" Kuschheitsgürtel. Heutzutage fertigt die Indische Firma Deepeeka (Rüstungen) die Form mit einem zeitgenössischen Schraubschloss aus Messing.
Anfang der 70er gab es von der Ridgeway Forge einen Herren-KG aus getriebenem Messing.

In den USA konnte man in den 70ern einen KG als Gadget kaufen, z. B. im "Nancy's Bazar" bzw. "Hobby Lobby" (Oklahoma) und anderen Versandkatalogen Bild.

Versionen aus Leder (auch cockringbasierte Versionen) wurden z. B. in den Katalogen von Centurians in den USA angeboten (ca. seit den 70ern).

Die japanische Künstlerin Noriko Doi gestaltete in den 70ern einige KG, die später von Models getragen wurden. Bilder tauchten u. a. in der Zeitschrift Bizarre (Vol. 1, No. 1, New York, 1972) in Schwarz-Weiß-Druck auf. Einer wurde mal in einem Kuriositäten-Museum in Asien ausgestellt.

In den 70ern ließ eine kleine Gruppe von Freunden der Historie in der Toscana mehrere Exemplare einer aufwändig gestalteten Versionen in Silber und einige in Kupfer herstellen. Wichtig war die Sammler- bzw. Museumsqualität (Bild). Ein silbernes Exemplar mit rotem Samt-Futter hängt in einem anderen Museum.
In Italien gibt es zwei Firmen, die Wanderausstellungen zum Thema Inquisition und Folter durch die Welt schicken. Auch mit Damen-KG. Sie basieren auf den Inquisitions- und Foltermuseen zwischen dem Fluss Po und Rom.
Für die steigende Anzahl von Museen in Mitteleuropa haben meist ortsansässige Schmiede seit den 60ern teilweise urige Formen von KG ersonnen und hergestellt. Kamen in den 60er Jahren noch Wandergruppen zu den Burgen, mussten die Betreiber später mit Kerkermuseen, Foltermuseen und ähnlichem locken.

Viele SM-Leder-Läden bzw. unabhängige Erotikshops der 60er bis 90er Jahre hatten eine eigene Werkstatt, die nach Kundenwunsch aus Leder, später auch aus Neopren-Gummi, Weich-PVC o. ä. fertigte. Manche Designs waren angelehnt an den Schnitt von "Fine-Craft" (USA) mit zusätzlichem Tailliengürtel (auch in einer Variante für Männer erhältlich; Bild).
Ein Ideengeber war in Deutschland immer wieder der Illustrator TOM, der metallene und lederne Damen-KG in seinen Zeichnungen unterbrachte.

Es gab Schmiede, die erotische Wäsche aus Metall herstellten, z. B. Friedrich Fürst und Heiße Eisen. Meist aus Messing und Kupfer. Diese konnten dann auch Keuschheits-BHs und KG anfertigen. Allerdings konnten sie wegen des Materials nicht lange auf der Haut getragen werden. Rossmann unterfütterte das Metall mit Leder (1990er, ab 2200 DM). Dagegen entwickelten z. B. Herus oder No Respect Genitalabdeckungen und KG-Einsätze aus Edelstahl und Kunststoff, die dann mit Lederriemen oder anderem Riemengeschirren am Platz gehalten werden konnten. Genitalkammern aus Gummi, Kunststoff und Metall in Verbindung mit abschließbaren ledernen Harnessen und Slips fertigt heute noch LGS in Gelsenkirchen auf Maß.

In Rom (glaube ich) gab es in den 80ern und 90ern jemanden, der jahrelang metallene KG anfertigte und angeblich in den vorderen Orient verkaufte. Leider gibt es keine Bilder von den aufwendigen Einzelstücken.

Das ist typisch für die damalige Zeit, wie von anderen schon erwähnt. Man kaufte sich Kataloge für 20 bis 50 Deutsche Mark, in denen keine Spezialsachen bestellbar waren. Wenn man nicht zur SM-Szene gehören konnte, war an viele Sachen nicht dran zu kommen.
Um passende SM-Sachen in Geschäften (mit Aufschlag ggü. Privatkontakten) zu kaufen, haben einige ihren Urlaub als Rundfahrt zu den angesagten Fetisch- und SM-Shops geplant. Man hoffte, dass man das Passende kaufen oder - weil ausverkauft - wenigstens ungesehen bestellen konnte.

Der Kastley-Schop verkaufte Ende der 80er verschiedene KG. Der typische verchromte "Kastley"-Voll-KG wurde von einem externen Hersteller (vermtl. Köhler) produziert. Das Leder-Gummi-Studio verkaufte zur gleichen Zeit u. a. die Pourquois-Pas Modelle, die im "rustikalen" Stil daher kamen. In Köln gab es "Das Atelier" für Edelstahl-KG Maßanfertigungen.

Wann genau Neosteel (De) und Access-Denied (USA) anfingen, weiß ich nicht.

In den 90ern gab es verschiedene Sendungen, die Erotik und Sexualität ins Fernsehen brachten. Die eine war "Liebe Sünde". Das war auch der Name des Versandunternehmens, das später Ars-Vivendi wurde.
Die andere Sendung war "Wa(h)re Liebe". Es gab noch eine dritte Sendung, glaube ich. Da konnte man vieles heraus ziehen. Sie senkten die Hemmschwelle zum Erotikbereich, weil sie die Szene hinter den Kulissen zeigten.

Mitte der 90er gab es dann einen KG aus komplett Stirling-Silber, die ähnlich wie ein Metallarmband einer Uhr gestaltet waren. Das war aber eher ein Nischenprodukt, das nicht lange angeboten wurde.

In der Zeit kam auch ein Damen-KG "Rob Hyams Design" als Sammelobjekt vergoldet mit Samtpolsterung auf dem Markt (Limitierte Auflage). Außer den Promo-Bildern habe ich so einen nirgendwo mehr gesehen.

Anfang der 90er gab es lederne Keuschheitsgürtel als Mode-Accessoire oder Sicherheits-Feature von "Chastity USA". Sie sollten über der Jeans verschlossen werden. Es waren mehrere Designs im Katalogversand beziehbar.

In den 80ern tourte eine der italienischen Wanderausstellungen durch Deutschland. Natürlich auch mit neuen auf alt gemachten Damen-KG.
In den 90ern konnte man dann sogar ein "Torture Museum" als Komplettpaket kaufen. Einige Städte haben so einen Touristenmagneten. Die Ausstellungsstücke wurden in der ehemaligen UDSSR produziert.

Wenn ich mich richtig entsinne, wurde das Patent für den CB-2000 noch Ende des 20. Jahrhunderts eingereicht und bewilligt. Der Hersteller hat nach meiner Erinnerung als erster die cockringbasierten KG aus Spritzgussteilen zusamengestellt.

- -

In den 80ern und 90ern wurden cockringbasierte KG in den USA z. B. aus Abwasserrohren und Endkappen zusammengeklebt und mittels Rohrschelle als Cockring befestigt. Ähm. Gemeint sind die in den USA üblichen klebbaren Rohrleitungen aus PVC. Nicht die in Europa üblichen.
Aber auch Modelle aus Flacheisen oder Flach-Edelstählen und Drähten gab es. Sie waren teilweise scharfkantig und konnten mit Anti-Rutsch-Lacken (für Griffe von Zangen o. ä.) überzogen werden.

Interessant waren auch die klappbaren Halbschalen, die Penis und Hoden gleichzeitig verschlossen. Es war etwas Spiel im Scharnier, weshalb die Bereiche hinter den Hoden immer einen Spalt hatten, der Haut einzwicken konnte. Darüber hinaus waren sie häufig aus Aluminium getrieben oder aus Zink- oder Zinnguss. Der "Seed Pod" löste später das Problem, war aber aus rostendem Stahl oder Aluminium mit einer innenliegenden Lederschlaufe mit Klettverschluss gemacht.

Bei Kastley gab es einen cockringbasierte KG, der aussah wie eine kleine Trompete. Zwei mit Scharnieren verbundene Halbschalen aus getriebenem Stahlblech. Dünnes genarbtes Leder war von außen und um die Kanten geklebt. Innen war dann entweder Leder oder Samt geklebt (nach Erinnerung). Ein kleiner Klappverschluss mit Schloss machte alles sicher.

Die Boutique Highlights (zuerst in München) bot ab Ende der 90er eine Keuschheits-Kugel aus Edelstahl an. Zwei Halbkugeln waren an einen geteilten Cockring geschweißt. Nach meiner Erinnerung war das Teil nur verschraubbar. Aber wenigstens war er aus poliertem Edelstahl.

Ein kleiner freier Sexshop fertigte Penisrohre aus Titan an. Sie wurden mit einem Prince-Albert-Piercing befestigt. Dadurch brauchte man keinen Cockring.

Etwa 2003 begann dann Gerecke mit den cockringbasierten KG aus Edelstahl, die man recht gut tragen konnte. Auch für das klappernde Vorhängeschloss hatte er eine Lösung, indem es einfach so "angeklippt" wurde. Dies war schwierig. Darum musste immer der gesamte KG eingeschickt werden, auch wenn man nur eine andere Ring-Größe brauchte.

Etwa 2004 kamen cockringbasierte Edelstahl-KG aus Südostasien. Vermutlich zuerst aus Pakistan. Seit 2005 etwa verstopfen die Angebote aus China quasi jede Google-Suche nach KG-Herstellern in Europa.

Beispielsweise MH-Design, dessen Lancelot man anscheinend nur noch in der Boutique Bizarre (Hamburg) bekommt. Das Penisrohr besteht aus einem beweglichen Kettengewebe. Er ist kaum zu sehen und wenn jemand dran stößt, ist er kaum zu fühlen.

PS:
Links: Noriko Doi, einer von mehreren Einzelstücken (rechter KG mir unbekannt)
Kenne ich unter "Joschi" (evtl. 90er Jahre; auf der Plakette in Spiegelschrift: "für die mädels"

Dieser Katalog von stammt aus 1973: Caprice Catalog, No. 6, Dezember 1973

PPS:
Es gibt die Leder-KG von Chastity U.S.A. wieder zu kaufen. Frau trägt sie als Statement über der Hose. Bei Etsy bietet der Nick "CorsetLA" die Teile an. Ich weiß nicht, ob es Restbestände sind oder Neuware. Es gibt sie je nach Modell mit abschließbaren metallenen Steckschlössern (Lockable Tuck Buckle)oder Gürtelschnallen mit abschließbarem Dorn (Locking Roller Buckle).
15. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von Thömchen am 14.12.22 00:57

In de 80er Jahren ließ ich mir in Absprache mit meiner Frau einen Voll-KG anfertigen.
Woher ich die Adresse hatte? Vielleicht aus Club Caprice.
Der private Hersteller saß in Bayreuth. Das Teil kostete 1.500 DM.
Zunächst gab ich die ungefähren Maße an, dann kam der Rohling aus Messing zur Anprobe.
Nach den nötigen Feinarbeiten wurde der KG verchromt.
Ich trug ihn immer dann, wenn ich allein unterwegs war oder meine Frau verreiste.
Das erübrigte sich erst, als ich 1993 ein großes Tattoo bekam, das mich als ihe Eigentum auswies.
Leider kann man hier kein Photo einstellen.
16. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von Ihr_joe am 14.12.22 13:44

@ Thömchen und @ all
Zitat

Leider kann man hier kein Photo einstellen.

Einfach zu einem Bilderhoster: z.B.:
https://www.bilderhoster.org/
oder
www.bildhost.com



Vorsicht eventuell funktioniert die Thumbnail-Vorschau hier nicht.

Einfach den BBCode Kopieren und hier einfügen - das hochstellen ist ohne Anmeldung oder Dateneingabe bei den ausgesuchten Hostern möglich.

10 Sekunden und das Bild ist hier sichtbar.
Bitte Urheberrecht beachten!

Ihr_joe

Bild ausgetauscht (das passt besser).
17. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von Thömchen am 15.12.22 00:12

Hallo Joe!
Ich bin ein DAU
Wo soll ich den Code des Bildes denn eingeben?
Danke im Voraus
18. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von Thömchen am 15.12.22 00:14

bilderhoster.org/image/a5qxZ
19. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von bondage munich am 15.12.22 09:22

Zitat

Ich kenne den Film \"Heute weiß es jeder\" nicht


Ein Film von Ralph Kiening. Ist auf DVD erschienen. Kann man kaufen oder auch bei den entsprechenden Shops ausleihen.

Wer fleißig sucht, wird ihn bestimmt auch online irgendwo finden oder auch gebraucht als DVD.
20. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von private_lock am 17.12.22 00:55

Hi Bulli,

Zitat

Anfang der 90er gab es dann KG aus komplett Stirling-Silber, die ähnlich wie ein Metallarmband einer Uhr gestaltet waren. Das war aber eher ein Nischenprodukt, das nicht lange angeboten wurde.


Schätze mal, das dürfte dieser sein:


Die sind schon über 20 Jahre auf meiner Festplatte - wusste nie, woher die stammen, hatte sie für eine Einzelanfertigung gehalten.

LG
private_lock
21. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von Bulli31 am 17.12.22 08:48

Hallo private_lock,

ja. Das ist er.
Der Text ist hier auf der archivierten Altarboy-Seite zu lesen.

Ihn habe ich auch in einer französischsprachigen Werbekampagne von Durex gesehen.

Die Teile gab es beim Erotikversand "Liebe Sünde - Die Erotische Kultur" und bei "Ars Vivendi" zu kaufen ( Zeitschrift Twilight, No. 11, Jan. 1996, S. 13 u. 15 mit Foto).

@all:

Was auch normal für das letzte Jahrtausend war ... die Produkt-Information ... der Erotik-Katalog ... kostet im voraus viel Geld. Der Beate Uhse Katalog kostete nur 5,90 DM und war FSK 16. Für Latex-Kleidungskataloge waren 30-50 DM eher normal. Bei manchen Shops wie z. B. Lampe in Hamburg musste man mehrere kleine Din-A5 Kataloge kaufen.
Im Falle des KG aus 925er Silber (s. o.) wurden 100 US-Dollar für eine Messskizze, Bestelladresse und einige Schwarz-Weiß-Fotos aufgerufen.

Damit man weiß welchen Katalog man ordern sollte, gab es Zeitschriften mit vielen Neuheiten, Anzeigen und Adresslisten.

Damit man nach ein paar Jahren nicht ewig nach einer Adresse in einer alten Zeitschrift suchen musste, konnte man die wichtigsten Infos raus schreiben.
- oder -
Oder man kaufte sich Bücher (oder auch in Ringbindung zusammengestellte Ausdrucke), in denen die Adressen von Designern, Shops, SM-Zirkeln, Workshops und Messen abgedruckt waren. Bei den Shops standen dann z. B. die vertretenen Marken, Designer oder Verkaufsschwerpunkte. Natürlich kosteten die auch Geld.

Anfang des Jahrtausends haben viele Einzelpersonen solche Linklisten vermisst und im Internet Webseiten gestartet, die nur Links umfassten. Leider wurden sie durch die Veröffentlichung zu Journalisten und durch das berühmte Hamburger Urteil dann verantwortlich für den Inhalt der verlinkten Seiten. Zumindest, wenn man deutscher Staatsbürger war. Darum konnten Google, Altavista, Yahoo und Bing die Stellung der Linklisten übernehmen. Das sind alles Amis. Die brauchen sich nicht an das Recht zu halten, das nur für Deutsche gilt.


22. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von Ihr_joe am 17.12.22 11:25

@ Thömchen, @ all

Entschuldigung für das OT

Hier habe ich eine kleine Anleitung wegen der Bilder geschrieben!
https://www.kgforum.org/?action=display&...hreadid=101652#

Ihr_joe
23. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von Thrawn am 17.12.22 12:41

Zitat
Hi Bulli,

Zitat

Anfang der 90er gab es dann KG aus komplett Stirling-Silber, die ähnlich wie ein Metallarmband einer Uhr gestaltet waren. Das war aber eher ein Nischenprodukt, das nicht lange angeboten wurde.


Schätze mal, das dürfte dieser sein:
https://www.bilderhoster.org/image/awJIt'> https://www.bilderhoster.org/image/awpA6'>

Die sind schon über 20 Jahre auf meiner Festplatte - wusste nie, woher die stammen, hatte sie für eine Einzelanfertigung gehalten.

LG
private_lock


Hallo privat_lock,

Danke Dir für die Bilder, der sieht wirklich sehr interessant aus. Allerdings, kann ich mir vorstellen, dass man sich bei diesem Modell leicht die Haut einklemmen kann.

Hast du auf deiner Festplatte zufällig noch mehr "Vintage"-Bilder von KGs?

LG
Thrawn
24. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von Thrawn am 17.12.22 13:22

Zitat
Hallo,

eine schöne Frage.



Hallo bulli,

Danke für die sehr ausführliche Beantwortung und die vielen Links, da konnte ich wirklich einiges daraus mitnehmen.

LG
Thrawn
25. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von Bulli31 am 17.12.22 19:35

Hallo Thrawn,

wofür wird das ganze benötigt?
Das Gebiet ist ziemlich umfangreich.

Im Bereich der Kunst und Kultur gibt es auch Beschäftigung mit dem Thema.
Während des 2. Weltkriegs bemalte ein Phil Brinkman die B24 Bomber des Zodiac Squadron mit Sternzeichen. Das Sternzeichen Virgo (Jungfrau) schmückte er mit einer sitzenden Dame im stilisierten Keuschheitsgürtel (Bild).
Weil das Original nicht mehr existiert, gibt es eine Gedenkplakette (Bild)

Seit den 70ern wurde das Thema dann in Kunst und Kultur drängender, weil damals "Frieden durch freie Liebe" propagiert wurde, was Frauen unter Druck setzte. Auch war damals FLR eher etwas lustiges.

1972 oder 1973 kam der Film "Up the chastity Belt" in die Kinos. Bei einer Premiere in Malaysia wurde eine Variante des Bogus-Belt-Tricks auf der Bühne des Kinos gezeigt (Zeitungsartikel).

Dann gab es noch viele Cartoon-Witze.

Im Film "Was sie schon immer über Sex wissen wollten, aber nicht zu fragen wagten" gibt es auch eine eingeschlossene Holde, an deren KG sich der Hof-Komödiant zu schaffen macht.

Es gab in den 70ern mindestens einen Wettbewerb zur "Miss Keuschheitsgürtel".
usw. usf.

26. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von Thrawn am 18.12.22 12:14

Zitat
Hallo Thrawn,

wofür wird das ganze benötigt?
Das Gebiet ist ziemlich umfangreich.

Es gab in den 70ern mindestens einen Wettbewerb zur \"Miss Keuschheitsgürtel\".
usw. usf.



Hallo bulli,

für nichts bestimmtes, hauptsächlich aus Interesse.

Ich bin vor ein paar Monaten auf Bilder aus den 20er Jahren von Frauen in KGs gestoßen und das hat dann mein Interesse geweckt, mehr über das 20. Jahrhundert zu erfahren. Dabei habe ich bisher sogar mehr Bilder aus den 20er Jahren gefunden, als aus den Jahrzenten danach - was mein Interesse für diese Zeit umso größer gemacht hat. Und mit deinen Infos befeuerst du das Ganze auch noch.

Könntest du mir mehr über den "Miss Keuschheitsgürtel" Wettbewerb erzählen? Kann mir darunter wenig vorstellen bzw. vor allem nicht, dass so etwas stattgefunden hat.

LG
Thrawn
27. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von Bulli31 am 18.12.22 19:46

Hallo Thrawn,

verständlich, dass du dir die Vergangenheit über eine deiner Vorlieben erarbeiten willst. Allerdings war der Damen-KG kein Nischenphänomen wie es der Herren-KG heutzutage ist. Es war eher ein Einzelstück-Phänomen.

Die Wahl fand in einem Münchener "Club" am 9. Feb. 1971 statt. Aus der englischsprachigen Eventbeschreibung der Fotoredaktion, deren Münchener Büro die Fotodokumentation übernahm, kann man lesen, dass eine "Miss Innocence Belt" gekührt wurde. Später änderte man den Namen in "Miss Chastity Belt". Das lässt viel Interpretation zu, wie der sicherlich in deutscher Sprache formulierte Titel der Veranstaltung lautete. Jedenfalls kam der Titel "Innocence Belt" anscheinend von der Siegerin. Vielleicht wurde wirklich eine "Miss Keuschheitsgürtel" gesucht, oder vielleicht nur eine "Miss Keuschheit. Irgendwann wurde ein Damen-KG mal als "Tugendhaft" (Tugend+Haft) bezeichnet. Insgesamt 15 Frauen von Ehefrauen bis Fotomodelle nahmen daran teil, heißt es in dem Text.
Es muss auf jeden Fall ein Club mit Nackttanz gewesen sein. Also ein FKK-Club, ein SM-Club, ein Swinger-Club oder ein "Club 69". Damals gab es die Playboy-Clubs, falls dir das mehr sagt.
Wenn man es sich leisten konnte und in den entsprechenden Kreisen verkehrte, war wohl vieles möglich. Stichwort "Münchener Schickeria".
Bild vermtl. Siegerin
Bild Beschreibung
Bild Schutz durch Domina-Outfit, daneben eine Dame mit phantasievollem Leder-KG
Bild Beschreibung
Die originalen Abzüge (das sind die ersten Fotos, die von einem entwickelten Film gemacht werden) wurden für 75 USD vor ca. 10 Jahren angeboten (historicimages02 bei ebay).
Vielleicht haben die noch mehr im Fotoarchiv, aber ich weiß es nicht.
Gewonnen hat eine Künstlerin im Bereich Grafik oder eine Druckerin in dem Bereich.
Die Person, der die Hand geschüttelt wird, bekam einen 500 DM Schein und MM-Extra Sekt.
Die Wimpernverlängerungen waren damals noch recht teuer.
Sie trug ein Ensemble aus Ketten, das eher umrahmte als wirlich verdeckte. Die Spitzen an ihrem Kettengürtel sind die Geweihe von jungen Reh- oder Rotwildböcken, sogenannten "Spießern" und "Gablern". Das weist auf eine Jagtpacht hin. Aber sie zeigt auch, dass sie Ehemännern Hörner aufsetzen kann. Somit ist es möglich, dass sie lesbisch oder bisexuell ist und es auf heterosexuelle Frauen abgesehen hat. Auch scheint am Gürtel eine Gerte zu hängen.

Naja.
"Die schöne alte Zeit".
Und der "Geschlechterkampf" begann erst später.

Entsprechende Kreise würden heutzutage bei dem ersten Foto sofort den Finger thematisieren, mit dem die Dame den 500 DM-Schein hält und sie würden vermtl. postulieren, dass diese Handhaltung ein Ausdruck der vom Unterbewusstsein gesteuerte Grundhaltung zu Misswahlen im Allgemeinen und zum Event im speziellen sei.
Naja.
Ich würde eher sagen, dass ihr 500 DM nicht genug waren oder es war eine Geste in Richtung der eher aufdringlichen Kameraposition.
Solche Überlegungen gab es in den 1970ern nicht.
Darum stand auch kein feministisches Aktionsbündnis vor der Tür, um den Wettbewerbsteilnehmerinnen und dem Veranstalter noch Monate später negative Kommentare reinzudrücken. Und man konnte damals keine Bots programmieren, die das automatisiert für die nächsten sechs Jahre machten.
Die gute alte Zeit.
Jede Person konnte das Gesehene so interpretieren, wie es ihr gefiel.

PS:
Präsentations-KG aus Gold und Samt
28. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von beitlamed am 26.05.23 13:19

Hi Thrawn,

falls du noch daran interessiert bist: Du könntest evtl in Antiquariaten in Zeischriften und Heftromanen aus deiner "Zielzeit" stöbern. Da gab es oft Werbungen für allerlei "schmutziges" Zeug, nebst Potenzpillen etc.
29. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von Aiko Schwarzmeier am 30.05.23 14:09

Hallo zusammen;

bin zufällig über den Thread gestolpert - interessant zu lesen

gruss Aiko
30. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von Thrawn am 26.09.23 22:45

Kurze Ergänzung: Bin neulich in meiner Unviersitätsbibliothek über das Buch "Das Band der Venus - Die Geschichte des Keuschheitsgürtels" gestolpert und hab es mir gleich mal ausgeliehen.

Stand sehr interessantes drin, behandelte jedoch hauptsächlich vorausgehende Jahrhunderte und nur am Ende kurz das 20. Jahrhundert (das Buch selbst ist von 1984).

Demnach soll in den 70er Jahren ein Geschäftsmann ein Lustschloss in der Burg Wiedelah betrieben haben, in dem die Barmädchen Keuschheitsgürtel aus Leder trugen. Außerdem soll in Rio de Janeiro eine Boutiquebesitzerin (Angelique Ribeiro) 1980 - also nur vier Jahre vor erscheinen des Buchs - einen Keuschheitsgürtel designt haben. Nach einem Protest von Feministinnen, soll sie sich dazu entschieden haben auch einen Keuschheitsgürtel für Männer zu entwerfen - womit das Buch endet.

Vielleicht weiß ja jemand mehr dazu.
31. RE: Keuschheitsgürtel im 20. Jh.

geschrieben von Ihr_joe am 01.10.23 22:26

Zitat

Demnach soll in den 70er Jahren ein Geschäftsmann ein Lustschloss in der Burg Wiedelah betrieben haben, in dem die Barmädchen Keuschheitsgürtel aus Leder trugen.


Damals gabs auch für Jungs Gürtel aus Leder, also eher abschließbare Latzhosen. Ich hatte zwar keine aber zumindest habe ich sie in Degerloch (Stuttgart) gesehen.
Dort war der Verkaufsraum von Kastley, die auch Club Caprice Bizarr Plus herausgegeben haben.
Es müßte sogar Anfang der 1970-er gewesen sein, ich war noch keine 18 sah aber deutlich älter aus…

Da ich aber damals keinerlei Interesse daran hatte, weiß ich fast nichts mehr darüber.

Ihr_joe


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