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eröffnet von Neuschreiber63 am 09.07.24 20:23
letzter Beitrag von Neuschreiber63 am 19.12.24 21:49

1. Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 09.07.24 20:23

Guten Abend,
ich bin gerade dabei, nochmals eine kleine historische Geschichte zu schreiben, auch wenn meine letzte jetzt nicht soooo toll anzukommen scheint...
Die Geschichte ist zwar noch nicht ganz fertig, aber schon sehr weit gediegen.
Daher poste ich einfach mal einen kleinen teaser, mal sehen, ob noch Interesse an einem zweiten Historienschinken besteht...
Grüße
Neuschreiber
2. Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 09.07.24 20:24

Inhaltsverzeichnis

Sansibar
O. Prolog
1. Rückblick
2. Verkauft
3. Ein Brief für die Freiheit?
4. Warten in Gefangenschaft
5. Eine heiße Kartoffel
6. Die da!

Auf See
7. Reise ins Ungewisse
8. Tage auf See
9. Land in Sicht

Ilha de Mocambique
10. Ankunft in einem unbekannten Hafen
11. Ein Geschenk? (Teil 1)
12. Ein Geschenk? (Teil 2)
13. Jeronimo und der Raum am Ende des Ganges
14. Jeronimo, Teil 2
15. Ein schreckliches Abendessen, Teil 1
16. Ein schreckliches Abendessen, die zweite Chance
17. Das Ende des schrecklichen Abends
...
40.


O. Prolog

In dieser Geschichte will ich erzählen, wie es mit Isabella aus meiner zweite Geschichte „Auswanderin unter Kontrolle“ weitergeht.

Die Geschichte spielt im 18. Jahrhundert, genauer gesagt im Jahr 1724, in einer Zeit, als es in Amerika, Afrika, Arabien, Südasien und vielen anderen Regionen auf der Welt noch Sklaverei gab.
In besagter Geschichte geht es um eine junge Frau, Clara, aus Hannover, welche mit ihrer Familie nach Batavia, einer niederländischen Kolonie in Ostindien (das heutige Jakarta in Indonesien) auswandern will. Dazu buchen sie eine Seereise von Amsterdam nach Batavia. Auf dem Schiff trifft sie eine etwa gleichaltrige junge Frau, Isabella, aus den Niederlanden. Sie war zur Genesung in den Niederlanden und will zurück zu ihrem Ehemann nach Ostindien.

Die beiden werden gute Freudinnen, haben sie doch beide ihr altes Leben in Europa hinter sich gelassen um ein neues im fernen Ostindien zu beginnen.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...rney-1088561876
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...iz-2-1104105697
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...oast-1089097510
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...mina-1111822669
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...mina-1108607891
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...oard-1108566984

Ihr Schiff wird jedoch vor der Küste des heutigen Mosambik (Ostafrika) von Piraten überfallen und Isabella, Clara und alle anderen Passagiere werden nach Sansibar (heute Tansania, damals arabisch beherrscht) verschleppt und dort als Sklaven verkauft.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...tack-1089693740
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...aved-1097508291
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ar-2-1105237907

Auf dem Sklavenmarkt in Sansibar trennen sich Claras und Isabellas Wege (Kapitel 9 von „Auswanderin und Kontrolle“).

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ibar-1089614056
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ll-1-1097822083
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ll-2-1097821994

Clara wird von einem arabischen Sklavenhändler gekauft und in eine ungewisse Zukunft weggeführt.
Isabella bleibt gefesselt in der Steinhalle zurück.

Hier beginnt diese neue Geschichte.
3. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 09.07.24 21:07

1. Rückblick


Ich habe schon viele Bilder von der Hölle gesehen. Menschen, Männer, Frauen und Kinder steckten in Kesseln mit heißem Wasser, Teufel mit Dreiecken trieben sie dort hinein und bewachten sie.

Sie lagen alle falsch.

Die Hölle sieht anders aus. In etwa wie eine kahle Steinhalle.

Und die Teufel halten keinen Dreizack, sondern Gewehre, Stöcke und Peitschen.

Man musste auch nicht sterben, um in die Hölle zu kommen.

Es genügte, eine Seereise nach Ostindien anzutreten.

Denn die Hölle, sie ist nicht irgendwo tief unter uns oder in einer anderen Dimension, es gibt sie hier auf Erden, in Sansibar. Und vermutlich vielen anderen Orten hier auf unserem Planeten.
Manche durften diese Hölle auf Erden schon zu Lebzeiten erfahren. So wie ich. Und Clara. Und all die anderen, welche das Pech gehabt hatten, auf dem Schiff zu sein, das vor Lydsaamheid gekapert wurde.


Natürlich wusste ich, dass diese Reise nicht ungefährlich war. Bereits als ich das erste Mal den weiten Weg von Amsterdam nach Batavia auf mich genommen hatte, hatten Reisende von Piraten erzählt, welche Schiffe überfielen. Die Reichtümer, die von Ostindien, China, Indien und anderswo in Asien nach Europa gebracht wurden, hatten sich schnell herumgesprochen und so zwielichtige Gestalten in den Indischen Ozean gelockt. Dazu kamen noch die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Arabern, Portugiesen, Niederländer, Engländern und Franzosen. Nein, sicher war dieser Seeweg auf keinen Fall. Und doch der einzige, der nach Batavia führte. Dorthin, wo mein Mann Mats inzwischen ein kleines Handelsunternehmen aufgebaut hatte und mit gerade einmal 30 Jahren bereits einen gewissen Wohlstand erlangt hatte.
Sonst hätte er mich auch kaum zur ärztlichen Behandlung zurück in die Niederlande schicken können, kaum waren wir in Ostindien angekommen.

Das Schicksal hatte es nicht besonders gut mit mir gemeint.



Dabei hatte eigentlich alles ganz gut begonnen.

Meine Familie hatte einen guten Mann für mich gefunden, Mats, einen Niederländer, der vor 8 Jahren nach Batavia ausgewandert und dort erfolgreich ein kleines Handelsunternehmen aufgebaut hatte. Meine Familie war nicht reich, aber auch wohlangesehen in Amsterdam und so war wohl auch Mats der Meinung gewesen, dass ich eine gute Partie für ihn war. Als Mats dann vor drei Jahren wieder seine Heimat besucht hatte, hatten unsere Familien die Hochzeit organisiert. Da war ich gerade zarte neunzehn Jahre alt gewesen, was aber durchaus ein gutes Alter zum Heiraten war. Ich war auch nicht unglücklich über die Hochzeit, Mats war ein charmanter und hübscher junger Mann. Auch wenn ich eigentlich nicht weg aus Amsterdam wollte, so war ich doch gespannt auf das neue Leben mit Mats in diesem fernen Ostindien gewesen. Mats hatte oft von den Möglichkeiten dort geschwärmt, die so viel größer waren als in den kleinen Niederlanden.

So reiste ich nach der Hochzeit zusammen mit Mats in unsere neue Heimat, Batavia.

Ich war heil froh gewesen, nach der monatelangen anstrengenden und gefährlichen Reise endlich meine neue Heimat Ostindien zu erreichen. Mein Mann besaß dort tatsächlich ein großes Haus und ein Sklave und zwei Sklavinnen kümmerten sich um den Haushalt.

Mein Mann war die meiste Zeit unterwegs und meine Aufgabe bestand im Wesentlichen nur darin, unsere drei Sklaven zu beaufsichtigen. Daneben half ich auch ein wenig in seinem Unternehmen mit.
Sicherlich gab es schlimmere Schicksale. Wirklich ausgelastet war ich nicht und mein Mann kam auch erst immer spät nach Hause. So hatte ich auch Zeit, mich mit anderen niederländischen Frauen, denen es ähnlich ging, auf eine Tasse Tee zu treffen. Es gab wirklich ausgezeichneten Tee dort.
Auch wenn wir uns nicht so oft sahen, meist nur am Abend und nachts, so waren wir doch glücklich miteinander.



Doch dann verließ mich mein Glück.

Ich war gerade erst seit ein paar Monaten in Batavia, dann wurde ich krank, schwer krank. Ganz genau konnte mir das niemand sagen, aber vermutlich handelte es sich um eine Tropenkrankheit, der schon viele Europäer in Ostasien zum Opfer gefallen waren. Man nannte sie wohl „Malaria“. Zum Glück erholte ich mich wieder einigermaßen, das war alles andere als selbstverständlich. Dennoch empfahlen mir die Ärzte, erst einmal zurück nach Amsterdam zu reisen und mich dort auszukurieren. Eine erneute Ansteckung in Batavia hätte ich eventuell nicht überlebt.

Mein Mann war nicht gerade begeistert gewesen, aber die Sorge um mich war wohl doch so groß, dass er der Empfehlung der Ärzte zustimmte. So konnte ich dann auch gleich einige Waren mit nach Europa nehmen und ihm im Rückweg ein paar Dinge aus den Niederlanden mitbringen. Wir schätzten, dass es etwa 1 1/2 Jahre dauern würde, bis wir uns wiedersehen könnten, als wir uns am Hafen von Batavia verabschiedet hatten, damals im Oktober 1722.

Nun waren es bereits fast zwei Jahre geworden, es hatte doch etwas länger gedauert, bis ich mich vollständig von meiner Krankheit erholt hatte. Aber letztlich hatte ich mich doch mit einer Mischung aus Anspannung von Vorfreude auf ein Wiedersehen im März 1724 in Amsterdam eingeschifft.

Ich muss aber doch zugeben, dass ich mehr als einmal mit dem Gedanken gespielt hatte, in den Niederlanden zu bleiben. Das Leben in Ostindien war nicht unangenehm gewesen, aber irgendwie war Ostindien halt doch nicht die Heimat, wir Niederländer waren dort nur eine kleine Minderheit in einem Völkergemisch aus Chinesen, Indern und Einheimischen. Gerade mit den Chinesen gab es auch immer wieder Streitigkeiten, die oft blutig endeten. Dazu kamen die Krankheiten, von denen mich eine auch bereits erwischt hatte. Nein, ein Paradies war auch Batavia nicht. Dazu kam die lange, anstrengende und gefährliche Reise. Meine Familie war nicht reich, aber doch wohlhabend genug gewesen, dass ich auch in meiner Heimat nicht verhungern musste. Jedoch, ich hatte dem Bund der Ehe zugestimmt und so war es meine Verpflichtung, nun zu meinem Mann zurückzukehren. Daran ließ auch meine Familie keinen Zweifel, als ich sie ganz vorsichtig eines Tages darauf angesprochen hatte, ob ich nicht vielleicht doch in Amsterdam bleiben konnte.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ther-1090731251

Vermutlich hätte es unserer Familie in Amsterdam große Schande eingebracht, wenn ich mich meinen ehelichen Verpflichtungen dadurch entzogen hätte, dass ich nicht mehr nach Batavia zurückgekehrt wäre.



Das alles war Vergangenheit.

Ich war in Amsterdam auf dieses Schiff gegangen, welches dann von den arabischen Piraten überfallen worden war.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...rbor-1089981063
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...rbor-1089981318

Nun stand ich hier in einer Steinhalle in Sansibar.

Viele meiner Mitreisenden waren bereits verschwunden. Auch Clara, eine junge Frau aus Hannover war vor ein paar Minuten von einem arabischen Sklavenhändler gekauft und mitgenommen worden. Zumindest musste sie nicht weiter hier in dieser Hölle auf Erden stehen. Allerdings erwartete sie wohl eine neue Hölle als Sklavin, irgendwo in Arabien.

Der Piratenhauptmann hatte mir gesagt, dass ich gute Chancen hätte, nicht wie Clara in die Sklaverei verkauft zu werden, sondern gegen ein Lösegeld freigekauft zu werden. Denn Niederländer hatten Geld, das hatte sich anscheinend bis nach Ostafrika herumgesprochen.

Aber ob es so kommen würde?


Momentan blieb mir nichts Anderes übrig als zu warten und diesen Horror zu ertragen.

Meine Hände waren mit Handschellen in schmerzhafter Position an den Eisenring gefesselt, den mir die Piraten nach dem Überfall um den Hals geschlossen hatten. Damit nicht genug war der Eisenring um meinen Hals mit einer Kette mit der Wand verbunden, so dass ich mich nicht von dieser wegbewegen konnte, selbst wenn die Piraten mich für einen Moment aus den Augen ließen.

Kleider hatte ich auch nicht mehr an, diese lagen gegenüber von mir auf dem Boden, nur zwei Meter vor mir und doch unerreichbar.

Ich war gezwungen, allen Männern, welche die Steinhalle betraten, meinen nackten Körper zu präsentieren.

Es sah auch so aus, dass sich viele Männer für mich und meinen nackten Körper interessierten. Viele Männer berührten mich auf obszöne Weise dort, wo mich außer meinem Mann niemand zu berühren hatte. So behandelte man doch keine junge Dame.

Leider konnte man mich kaum mehr als solche bezeichnen. In Batavia war ich eine Dame gewesen, die Frau eines durchaus wohlhabenden Händlers. Aber hier in dieser Steinhalle war ich nicht mehr als eine Sklavin. Mir schauderte.

Auch die vielen Männer, schwarze und braune, Araber, aber auch ein paar Afrikaner und Inder sahen in mir anscheinend keine Dame mehr, sondern eine Ware, die zum Verkauf stand.

Und das war ich auch, das war leider die harte Realität.

Wer mich wohl kaufen würde?

Irgendjemand, der ein Lösegeld für mich erpressen würde?
Oder doch jemand der mich als seine Sklavin halten wollte?
Würde ich Batavia und meinen Mann irgendwann wiedersehen?
Oder stand mir so wie Clara ein Leben als Sklavin in Arabien bevor?

4. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 09.07.24 21:09


Soweit fürs erste.
Ihr könnt mir gerne Bescheid geben, ob diese kleine Historiengeschichte noch fortgesetzt werden soll.
5. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von jonnyf am 10.07.24 09:55

Hallo Neuschreiber63,

ich wünsche mir eine Fortsetzung dieser Geschichte.
Der Anfang macht Lust auf mehr.

Grüße
jonny
6. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von powo01 am 10.07.24 10:26

Hallo, von mir aus darfst du gerne weiter machen
7. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Figo am 10.07.24 11:28

Ich finde den Start erstmal ganz interessant.

Die Situation einer ungeschützen nacken Frau, die zur Schau/Verkauf gestellt wird, spricht mich auf erotischer Ebene durchaus an.

Ich finde gut, dass du versucht hast ein wenig deinen Schreibstil auf den einer Dame im historischen Kontext anzupassen (oder zumindest so, wie ich mir das in etwa vorstelle. Ich hab jetzt noch nicht allzu viele historische Romane gelesen.)

Auch toll auch, dass es offensichtlich schon eine abgeschlossene Schwestergeschichte gibt, in die ich mich mal einlesen kann. Das werde ich auf jeden Fall machen

Irgendwas soll man ja als Verbesserungsvorschlag mit auf den Weg geben, daher:

Der Plot ist großteilig doppelt erzählt. Ich würde mich entscheiden, entweder zur Einleitung unter der Legende so eine kleine Einführung zu schreiben, oder die Protagonistin diese in Teil 1 erzählen zu lassen. Wenn man unbedingt möchte, dass alles das Szenario nochmal in Ich-Perspektive erzählt wird (was ich aus damaturgischen Gründen verstehen kann), würde ich das eher als Rückblick zur Auffrischung in spätere Teile einbauen, da ja beim episodenhaften Lesen immer was verloren geht.
8. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 10.07.24 13:28

@jonnyf:
Danke für die Motivationshilfe .
Da kommt auch noch mehr...



@Powo01:
Freut mich, wenn Du wieder an Bord bist. Der zweite Teil der erste Auswanderer-Geschichte scheint Dir ja nicht mehr so zugesagt zu haben.
Könnte mir tatsächlich gut vorstellen, dass Dir diese Geschichte wieder mehr zusagt.

Diesmal kein Tipp, was passieren wird?
(wobei ich auch nicht weiß, ob ich es gut fände, wenn Du wieder die halbe Geschichte verrätst…)



@Figo
Freut mich, wenn ich einen neuen Leser gewonnen habe, noch dazu einen, der selbst schöne Geschichten schreibt

Mit der Doppelung hast Du natürlich Recht.
Der Prolog war allerdings als Einführung für diejenigen gedacht, welche die „Schwestergeschichte“ nicht gelesen haben. Also mehr oder weniger als Zusammenfassung der ersten 8 Kapitel der anderen Geschichte, damit niemand gezwungen ist, diese zu lesen.

Die eigentliche Geschichte beginnt dann mit dem 1. Kapitel (logischerweise…).

Die beiden Geschichten kann man sich als eine Gabel vorstellen, bis zum Kapitel 8 sind diese gleich, danach gibt es zwei Wege. Die ganze Seereise von Amsterdam nach Sansibar (sozusagen den Stiel der Gabel) aus Isabellas Sicht nochmals zu erzählen, wäre aber langweilig und voller Wiederholungen, drum bin ich nach der kurzen Einführung direkt „in medias res“, an der Gabelung, eingestiegen.

Die andere Geschichte ist noch nicht ganz abgeschlossen, allerdings gibt es keine Berührungspunkte mehr zwischen diesen, Isabella kommt nicht nach Al Kharsun, soviel sei verraten.
Heute würden die Freundinnen vielleicht per whatsApp oder Instagram in Kontakt bleiben, damals war das eher schwierig… Daher werden Isabella und Clara auch nicht mehr erfahren, was mit der jeweils anderen passiert, nachdem sich ihre Wege in Sansibar getrennt haben. Damit sind auch die beiden Geschichten unabhängig voneinander.

Die Demütigung, nackt als Sklavin verkauft zu werden, habe ich bereits recht ausführlich in der anderen Geschichte in mehreren Kapiteln beschrieben (z.B. Kapitel 7, 8, 16-18, 21a, 22), daher habe ich das hier relativ kurzgehalten um nicht das gleiche nochmals zu erzählen.

Auf Isabella werden andere Demütigungen zukommen, auch das sei verraten…
9. Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 17.07.24 06:30

2. Verkauft


Es wären unterschiedlichste Personen – allerdings ausschließlich Männer -, welche mich begutachten.
Schwarze Afrikaner, Inder, aber vor allem Araber. Der Sklavenhandel hier auf Sansibar schien fest in ihrer Hand zu sein, die Afrikaner und Inder waren eher die Ausnahme. Manche der Interessenten schienen ausschließlich an meinem Körper interessiert zu sein und begrapschten mich schamlos. Anderen schien ein gewinnbringendes Geschäft wichtiger zu sein.

So auch einem älteren arabischen Herrn, der zu mir kam und mich in schlechtem Englisch fragte:
„Do you have money? Do your family have money? “

Natürlich war mir klar, worauf er hinauswollte. Er wollte wissen, ob er für mich ein Lösegeld bekommen würde. Ein Lösegeld, das höher war als der Preis, den die Piraten für mich verlangten.

Ich überlegte. Konnte ich es meiner Familie zuhause in den Niederlanden oder meinem Mann in Batavia antun, dass sie ein Lösegeld für mich zahlten?

Meine Familie zuhause in Amsterdam hatte nicht viel Geld, daher hatte ich Zweifel, ob diese die geforderte Summe überhaupt aufbringen konnten. Sie hatten ja auch erst vor drei Jahren eine nicht ganz kleine Mitgift an Mats bezahlt. Und letztes Jahr hatten sie eine weitere Mitgift für meine kleine Schwester bezahlt. Nach allem, was ich in der letzten Stunde erleben musste, ging ich davon aus, dass die Piraten eine hohe Summe für mich forderten. Sowohl bei mir als auch bei Clara hatten sich viele „Interessenten“ wieder abgewendet, weil ihnen der geforderte Preis anscheinend zu hoch gewesen war. Also müsste jemand, der mich kaufen würde, auch ein hohes Lösegeld für mich fordern müssen. Gut möglich, dass meine Familie die Summe gar nicht aufbringen konnte, selbst wenn sie es wollte.

Meinem Mann in Batavia war dies wohl eher möglich. Sein Unternehmen dort lief nicht schlecht und er gehörte zu den wenigen Glücklichen, welchen der Ostasienhandel Wohlstand eingebracht.

Allerdings war mein Mann Mats bereits nicht glücklich gewesen, dass er die teure Schiffsreise für mich zurück nach Amsterdam bezahlen musste. Dabei hatte ich den größten Teil des Preises für die Reise sogar wieder reinverdient, indem ich ein paar Waren, vor allem Gewürze, mit nach Amsterdam genommen hatte und diese dort gewinnbringend verkauft hatte. Begeistert war er trotzdem nicht gewesen, so hatte er sich seine Ehe wohl nicht vorgestellt.

Und nun würde er statt seiner Gattin einen Brief mit einer Lösegeldforderung erhalten. Glücklich würde er darüber bestimmt nicht sein. Und all das Geld, das ich für die Gewürze in Amsterdam bekommen hatte, war natürlich genauso weg wie die Dinge, welche ich in den Niederlanden für Batavia gekauft hatte. All diese hatten sich die Piraten unter den Nagel gerissen. Bestimmt würde ihn auch das nicht erfreuen.

Aber was sollte ich machen? Ich hatte mich ja nicht freiwillig mit der Tropenkrankheit angesteckt, welche mich fast das Leben gekostet hätte. Und genauso wenig war es meine Wahl gewesen, von Piraten entführt zu werden und nun nackt hier in dieser Hölle auf Sansibar zu stehen.

Was also sollte ich anderes tun als zu hoffen, dass mein Mann erneut für mich tief in Tasche greifen würde.

Die Alternative kannte ich. Mit Schrecken erinnerte ich mich, wie Clara vor ein paar Minuten von einem arabischen Sklavenhändler gekauft und weggeführt wurde. Eine lange Seereise hinauf nach Arabien stand ihr bevor, um dort weiterverkauft zu werden. Eine Reise vermutlich ohne Wiederkehr.

Dieses schreckliche Schicksal drohte auch mir, wenn niemand für mich ein Lösegeld zahlen würde.

Ein Schicksal als Sklavin, vermutlich als Sklavin irgendeines reichen Herren in Arabien.

Was für eine Horrorvorstellung.

Das wollte ich auf keinen Fall.

So antwortete ich dem Araber:
„Ja, mein Mann hat ein kleines Unternehmen in Batavia und er hat auch ein wenig Geld.“

Der ältere Herr war anscheinend zufrieden:
„That is good. So, I will buy you. “

Tatsächlich fing der ältere Araber mit dem Piratenhauptmann zu Verhandeln an.

Es wurden zähe Verhandlungen, von denen ich nichts verstand. Mehr als einmal dachte ich, dass die Verhandlungen an den unterschiedlichen Preisvorstellungen gescheitert wären. Aber dann begannen sie doch wieder von neuem und irgendwann, ja irgendwann waren sich die Männer doch handelseinig geworden.

Ein Säckchen mit Münzen wechselte seinen Besitzer und mir war klar, dass ich soeben verkauft worden war.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...-too-1098736441

Verkauft an den älteren Herren, welcher für mich ein Lösegeld fordern würde.

Was für ein schrecklicher Tag.

Aber vermutlich immer noch das kleinere Übel als wie Clara nach Arabien gebracht und dann dort als Sklavin verkauft zu werden.

Im Gegenzug zu dem Säckchen gab der Piratenanführer dem Araber den Schlüssel zu dem Vorhängeschloss, welches mich mit dem Ring an er Wand verband.


Er kette mich jedoch nicht los, sondern steckte den Schlüssel in seine Tasche und ging weiter, um noch weitere Gefangene zu befragen, ob sie bzw. ihre Familie Geld hätten.

Stattdessen kam der Piratenanführer zu mir und malte mir weitere Zeichen auf die Stirn.
Mit einem Grinsen im Gesicht teilte er mir mit: „Das heißt verkauft.“

Ich schämte mich und hätte die Zeichen am liebsten sofort weggewischt. Wenn ich es denn irgendwie gekonnt hätte.

Zumindest entfernte der Piratenhauptmann danach die Kette zwischen meinen Handschellen und dem Halseisen, so dass ich meine Hände wieder herunternehmen und meine Scham bedeckten konnte.
Immerhin.

Das war auch bitter nötig, denn immer noch kamen Männer vorbei und betrachteten mich, wie ich gefesselt an der Wand stand. Sie schienen nicht sehr erfreut, dass ich meine Blößen so gut es ging mit meinen Händen bedeckte. Aber nachdem sie die Zeichen auf meiner Stirn gesehen hatten, gingen sie wortlos weiter zu den anderen Frauen, welche noch zum Verkauf standen.


Schreckliche weiter Minuten vergingen. Langsam lichteten sich die Reihen. Immer mehr Gefangene wurden verkauft, die meisten an arabische Männer, nur bei drei oder vier Frauen kamen die Inder zum Zug. Die schwarzen Afrikaner hatten dagegen irgendwann die Halle verlassen, nachdem sie gemerkt hatten, dass der Piratenhauptmann andere Preisvorstellungen als sie hatte. Allerdings verließen sie die Halle nicht, ohne den Piraten nochmals übelst zu beschimpfen. Dieser grinste jedoch nur genüsslich, es schien ihm egal zu sein, was die schwarzen Männer über ihn dachten. Für ihn liefen die Geschäfte nach allem, was ich sehen konnte, hervorragend.


Irgendwann kam auch der ältere Araber wieder vorbei, mein neuer Besitzer, wie ich mit einem Schaudern feststellen musste. Er hatte nunmehr zwei junge Männer im Schlepptau, vielleicht seine Söhne. Und diese zogen wiederum an einer Kette zwei Frauen hinter sich her. Ich kannte die beiden, es waren Niederländerinnen, Antje und Lieke, beide ein paar Jahre älter als ich, vielleicht Mitte 30. Wie ich waren auch sie auf Heimatbesuch in den Niederlanden gewesen und wollten nun zurück zu ihren Ehemännern in Batavia. Wollten.


Anscheinend hoffte der ältere Araber auch bei ihnen, dass ihre Ehemänner in Batavia ein Lösegeld für sie zahlten.

Sodann öffnete mein neuer Besitzer das Schloss, das mich mit der Wand verband, und übergab die Kette zu meinem Halseisen an einen der jüngeren Männer. Auch durfte ich wieder mein Kleid anziehen, was für eine Wohltat. Die beiden jüngeren Männer hatten durchaus auch einen interessierten Blick auf meinen nackten Körper geworfen und schienen fast ein wenig enttäuscht, dass ich nun mein Kleid wieder anhatte.


Dann zogen die zwei jungen Männer uns aus der Halle hinaus auf die Straße. Hier draußen war es wieder sehr heiß, vor allem in der Sonne. Im Schatten ging es noch einigermaßen.

Die Männer führten uns drei über den Marktplatz. Dort standen ein paar Palmen herum und auf der einen Seite des Marktplatzes konnte ich eine große Moschee sehen. Viele Leute sahen uns dabei zu, wie wir gefesselt über den Platz gezogen wurden. Wiederum machte niemand auch nur die geringsten Anstalten, uns zu helfen. Auch in dieser Stadt schien es viele Sklaven zu geben, ich sah jedoch ausschließlich afrikanische. Abgesehen von Lieke und Antje. Und mir selbst. Hinter dem Marktplatz führten uns die Männer in das Gassengewirr Sansibars, in dem ich schnell die Orientierung verlor.

Irgendwann hielten wir vor einem Grundstück, das von einer bestimmt drei Meter hohen Mauer umgeben war. Einer der Männer öffnete eine Tür und zog uns hinein. Wir standen in einem Innenhof. Links von uns konnte ich ein hübsches Haus im arabischen Stil erkennen, rechts von uns ein eher heruntergekommen aussehendes Gebäude.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ibar-1091374074

Meine Befürchtung, dass wir nicht nach links, sondern nach rechts gehen mussten, bestätigte sich auch schnell. Einer der Männer öffnete mit einem Schlüssel die Tür zu dem Gebäude und führte uns hinein.

Schnell musste ich erkennen, dass dies hier ein kleines Gefängnis war. Es gab eine kleine Küche und einen größeren Vorraum, in dem ein alter Tisch und ein paar wackelige Stühle standen. Hinter dem Vorraum lagen aber auch fünf kleinere Räume, welche durch ein Gitter verschlossen waren. Gefängniszellen, das sah man auf den ersten Blick.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ison-1091885182

Diese waren auch nicht besonders groß, vielleicht 4 auf 3 Meter, darin lagen ein paar alte Matratzen, ein paar Kissen und ein Nachttopf. In der ganz rechten Zelle saßen zwei Afrikanerinnen, die anderen vier Zellen waren leer.

Jedenfalls noch, denn die beiden Männer zogen uns unsanft zu der Zelle neben den Afrikanerinnen. Sie lösten die Kette von unseren Halseisen und befahlen uns dann hineinzugehen. Ohne Widerstand folgten wir diesem Befehl. Den Eisenring um unseren Hals entfernten sie jedoch ebenso wenig wie die Eisenschellen an unseren beiden Händen. Ich hätte nicht gewusst, wofür wir in dieser Zelle auch noch diese Fesseln tragen mussten. Die Männer machten jedoch keine Anstalten, uns diese abzunehmen.

Auch in Batavia war es durchaus so gewesen, dass man widerspenstigen Sklaven derartige Schellen nicht abnahm, um sie schnell wieder fesseln zu können. Aber weder hatten wir Widerstand geleistet noch hätte ich gewusst, warum man uns in nächster Zeit noch fesseln sollte. Meine Meinung interessierte die jungen Männer aber vermutlich nicht im Geringsten.

Dann schlossen die Männer wortlos das Gitter und sperrten uns so in der kleinen Zelle ein.

Vermutlich für eine sehr lange Zeit.


Wir saßen eine Weile in unserer Zelle und sahen betrübt drein. Nach Reden war momentan keinem von uns zu Mute, wir waren zu geschockt. Auch war uns irgendwie bewusst, dass wir noch Zeit zum Reden haben würden. Viel Zeit. Sehr viel Zeit.

Irgendwann würde unser Trübsal jedoch dadurch unterbrochen, dass die Tür geöffnet wurde und die zwei jungen Männer wieder hereinkamen. Diesmal in Begleitung von drei Männern, die ich ebenfalls noch vom Schiff kannte. Einem niederländischen Kaufmann, der in Batavia ein Geschäft hatte, sowie zwei jungen Brüdern, deren Vater auf Ceylon eine Plantage besaß. Sie waren nach Europa gereist, um dort die Feldfrüchte der Plantage zu verkaufen. Dann hatten auch sie die schlechte Entscheidung getroffen, mit unserem Schiff zurück nach Asien zu segeln.

Den Männern hatte man die Hände auf den Rücken gefesselt, erst hier wurden sie von diesen befreit. Die drei Männern wurden zusammen in die Zelle neben uns gesperrt.

Dabei hätte es noch zwei weitere „freie“ Zellen gegeben. Vermutlich wäre es uns aber nicht gut bekommen, wenn wir versucht hätten zu verhandeln. Vielleicht war es sogar besser so, zumindest konnten wir uns so ein wenig unterhalten in den vielen Tagen, Wochen und vermutlich Monaten, welche unsere Gefangenschaft wohl dauern würde.

Viele Monate würden vergehen, bis das Lösegeld für uns Sansibar erreichen würde.

Wenn mein Mann und die anderen potentiellen Geldgeber in Batavia und Ceylon überhaupt bereit waren ein solches zu zahlen.

Diese Frage beschäftigte uns natürlich wie keine andere.

Würde irgendwann ein Lösegeld hier in Sansibar eintreffen, sodass wir diese Stadt wieder als freie Menschen verlassen konnten?
Würde der Araber überhaupt zu seinem Wort stehen und uns dann freilassen?
Oder würde er das Lösegeld kassieren und uns danach trotzdem als Sklaven verkaufen?

10. Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 24.07.24 20:36

3. Ein Brief für die Freiheit?


Während wir so nachdachten, kam der Mann wieder herein, der uns gekauft hatte. Er hatte auch wieder die beiden jungen Männer dabei, die uns vorher hierher geführt hatten.

Er stellte sich nun kurz als Uthman vor, er wäre das Oberhaupt der Familie und die zwei jungen Männer seine Söhne. Und wir nun sein Eigentum.

Dann ließen sie je zwei von uns aus unserer Zelle, zuerst die zwei Brüder, danach mich und den älteren Kaufmann.

Sie gaben uns Wasser zum Trinken und Waschen sowie ein Stück Seife, um die hässlichen Zeichen von unserer Stirn zu entfernen. Verkauft war ich jedoch noch immer, Zeichen hin oder her.

Danach gaben uns die arabischen Männer Papier und Tinte und Uthman befahl uns in schlechtem Englisch:
„Sit at the table and write to your families that they have to pay ransom for you.
If they not do we will sell you as slaves!“

Mir schauderte. Ich wusste schon längst, dass mich dieses Schicksal erwartete, wenn niemand für mich zahlte. Aber es nochmals aus dem Mund des Mannes zu hören, der mich gekauft hatte, ließ mir dennoch das Blut in den Adern gefrieren.

So setzte ich mich wie geheißen an den Tisch und schrieb einen kurzen Brief:

„Lieber Mats,
ich habe schlimme Nachrichten.
Das Schiff, auf dem ich zu Dir zurückkehren wollte, wurde von arabischen Piraten gekapert. Nun sitze ich hier in Sansibar in Gefangenschaft und harre der schrecklichen Dinge, die mit mir geschehen werden.
Ich wurde auf dem Sklavenmarkt von Sansibar an einen Mann verkauft, der nun ein Lösegeld für mich fordert.
Ich weiß nicht, wie hoch dieses ist, aber bitte bezahle dieses. Ansonsten wird er mich als Sklavin verkaufen und ich werde Dich nie mehr wiedersehen.
Es tut mir leid, bestimmt tut Dir dieses Lösegeld weh, aber ich hoffe, dass Du mich so sehr liebst, dass Du dieses bezahlen kannst. Ich möchte nicht als Sklavin irgendwo in Arabien oder Ostafrika enden, ich möchte zurück zu Dir.
Bitte hilf mir, Du bist meine einzige Hoffnung, aus diesem Albtraum zu entkommen.
Deine Dich liebende
Isabella.“


https://www.deviantart.com/neuschreib63/...tter-1090053879

Ich hatte Tränen in den Augen, als ich den Brief beendet hatte. Würde mein Mann mich wirklich aus diesem Albtraum erretten?

Auch dem Geschäftsmann, der neben mir am Tisch saß, fiel es anscheinend nicht leicht, einen Bettelbrief an seine Gattin in Batavia zu schreiben.

Allerdings, in seinem Falle ging es wohl um sein eigenes Geld, nicht um das von anderen Menschen. Daher müsste seine Frau wohl „nur“ dessen eigene Ersparnisse nach Sansibar schicken. Andererseits, wenn ihr Mann nicht mehr zurückkehrte, würde wohl sein ganzes Vermögen ihr und seiner Familie gehören. Aber ob sie solch grausame Gedanken hegte?

Das lag jedoch alles außerhalb unseres Einflusses. Der Geschäftsmann, Antje, Lieke, die beiden Brüder und ich saßen wehr- und mittellos in einem Gefängnis irgendwo in Sansibar. Und das einzige, was wir tun konnten war zu hoffen, dass jemand ein Lösegeld für uns bezahlte.


Der arabische Mann, Uthman, nahm die Briefe an sich. Dann befahl er uns nochmals:
„Now you must write where we should send the letters.
If the letters do not arrive, we will sell you as slaves.“

Ich zitterte. Eigentlich war das jedoch klar. Wenn dieser Brief nicht ankam, war mein Schicksal als Sklavin besiegelt.

Mit zitternden Händen schrieb ich auf, wo mein Mann in Batavia zu finden wäre. Sein Handelsunternehmen war In Batavia bekannt, daher würde man ihn sicher finden. Wenn der Brief überhaupt Batavia erreichte.


Uthman nahm die beiden Briefe an sich und seine Söhne führten uns zurück in unsere Zellen.

Dann waren noch Antje und Lieke dran, auch sie mussten einen Bettelbrief an ihre Ehemänner in Batavia schreiben, wollten sie nicht als Sklavinnen enden.

Danach wurden auch sie in unsere Zelle zurückgeführt und eine Zeit der Ungewissheit begann.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ison-1090053821

11. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Wicki am 26.07.24 12:11

Die Arme, bin gespannt wie es weitergeht. Es gibt ja sehr viele Möglichkeiten die sich entwickeln können.
12. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 27.07.24 06:57

Zitat
Die Arme, bin gespannt wie es weitergeht. Es gibt ja sehr viele Möglichkeiten die sich entwickeln können.



Hallo Wicki,

danke für Deinen Kommentar. Ich hatte schon die Befürchtung, dass ich der einzige bin, der sich für diesen Historienschinken interessiert.

Ja, die Arme, da hast Du Recht… Die Protagonistinnen in meinen Geschichten haben es irgendwie nie leicht (aber am Ende haben sie doch alle so eine Art Happy End bekommen, was ja nicht bei allen Geschichten hier der Fall ist…).

Isabella wüsste bestimmt auch gerne, wie es mit ihr weitergeht. Aber vielleicht ist es besser für sie, dass sie es nicht weiß…

Vielleicht zahlt Isabellas Mann ja ein Lösegeld, sie reist weiter nach Batavia und alles wird gut?

Dann könnte ich mir auch den Großteil der 130 Seiten sparen, welche in dem Worddokument auf meinem PC noch folgen…

13. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von jonnyf am 27.07.24 10:53

Tja, bei 130 Seiten wird wohl ihr Mann das Lösegeld nicht bezahlen oder der Brief kommt nicht an.....

Viele Möglichkeiten, darum möchte auch ich mehr wissen

Grüße
jochenf
14. Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 02.08.24 07:47

4. Warten in Gefangenschaft


Wenig überraschend wurde die folgende Zeit zäh, sehr zäh.

Wir konnten und durften nichts anderes machen als zu warten.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ison-1090053821

Wir waren anscheinend wirklich in der Hand einer arabischen Familie, dem älteren Familienhaupt Uthman, welcher den Preis für uns bezahlt hatte, sowie seinen beiden Söhnen. Es gab auch noch eine Frau des Familienoberhaupts sowie eine jüngere Tochter. Auch diese beiden kamen ab und zu in unserem Gefängnis vorbei, um nach dem Rechten zu sehen, allerdings eher selten.

Ab und zu erlaubten es uns die Besitzer, in den Hof zu gehen, dann aber maximal zu zweit. Besonders spannend war es auch dort nicht. Ein paar Palmen und Büsche standen dort herum, ansonsten erinnerte uns die hohe Mauer auch dort daran, dass wir in einem Gefängnis waren. Ich hätte nicht gewusst, wie ich über diese hohe Mauer hätte kommen sollen, dennoch ließen uns Uthmans Söhne keinen Moment aus den Augen, wenn wir im Hof waren.

Kochen mussten wir für uns selbst, auch dafür wurden maximal zwei von uns aus unseren Zellen entlassen. In der Regel bereiteten Lieke und Antje das Essen zu. Besonders abwechslungsreich war auch dieses nicht, was hauptsächlich daran lag, dass uns unsere Besitzer selten mehr als Mehl, Reis und etwas Obst und Gemüse zur Verfügung stellten. Daraus ein leckeres Mahl zu zaubern, war wohl schwer möglich. Andererseits, im Vergleich zu dem Fraß, den uns die Piraten auf dem Schiff vorgesetzt hatten, war dies sogar wieder ein kleiner Fortschritt.

Auch dass wir immer noch alle diese demütigenden Schellen um Hals und Hände (die drei Männer auch um die Füße) tragen mussten, wir aber sonst nicht mehr gefesselt waren, war zumindest ein kleiner Fortschritt zu den letzten Wochen auf See. Im Grunde galt das sogar für unsere Zelle, wo es in gewisser Weise doch angenehmer war als bei Hitze, Wind und Wetter gefesselt auf dem Deck des Segelschiffs sitzen zu müssen.

Schön war es dennoch nicht, mit Eisenschellen am Körper die meiste Zeit genau dort stehen oder zu sitzen und irgendwie die Zeit totzuschlagen.

Wir unterhielten uns ein wenig, über die Zeiten in Batavia, in Ceylon und in den Niederlanden.
Vergangene Zeiten, hoffentlich nicht für immer.

Bald wussten wir alles über jeden. Jedenfalls alles, was der- oder diejenige preisgeben wollte.

Zum Glück saßen unsere männlichen Mitgefangenen in der Nachbarzelle, so dass wir uns auch mit diesen unterhalten konnten, das war zwar etwas mühsam, aber möglich.

Sicherlich hatten wir alle einiges zu erzählen, meine Mitgefangenen, die schon länger in Batavia waren, wussten vieles über die Stadt und Ostindien, was ich in dem halben Jahr dort noch nicht mitbekommen hatte. Und von Ceylon kannte ich nur den Hafen von Colombo, wo ich zweimal Halt gemacht hatte. Auch vom Leben dort hatten die beiden Brüder durchaus interessantes zu erzählen.


Leider gingen uns die Gesprächsthemen irgendwann aus, es kamen ja keine neuen hinzu. Von der Außenwelt bekamen wir praktisch nichts mit, unsere Welt endete an der Mauer und im Innenhof.
Vermutlich hätten die Niederlande, Ceylon und die ostindischen Inseln im Meer versinken können und wir hätten es nicht mitbekommen.

Im Wesentlichen bekamen wir nur mit, ob es draußen regnete oder die Sonne schien. Das war aber auch kein besonders interessantes Gesprächsthema.


Auch wenn die Phasen des Schweigens in der Folgezeit länger wurden, so verband uns irgendwie doch auch das gleiche schreckliche Schicksal:
Wir waren dazu verdammt, hier zu warten, ob wir gegen ein Lösegeld freikamen. Oder eben nicht, was dann wohl auf ein noch schrecklicheres Leben als Sklave oder Sklavin hinauslief.

Wir hatten viel Zeit und so schickte jeder und jede von uns viele Gebete zum Himmel, dass dieses Elend hier in unserem Gefängnis irgendwann enden würde und wir wieder als freie Menschen weiter nach Batavia bzw. Ceylon reisen konnten.
Vermutlich war es furchtbar naiv darauf zu hoffen, dass wir nur genügend beten mussten, um erhört zu werden. Andererseits war beten auch das einzige, was wir für unsere Rettung tun konnten. Alles andere lag nicht in unserer Hand.


Die beiden afrikanischen Sklavinnen, welche bei unserer Ankunft in der Gefängniszelle neben uns gesessen waren, leisteten uns nicht allzu lange Gesellschaft. Bereits nach ein paar Tagen wurden diese aus ihrer Zelle geholt und mitgenommen. Wohin diese gebracht wurden, was mit diesen passierte, erfuhren wir nicht. Unsere Welt endete an der Mauer des Grundstücks und unsere Besitzerfamilie erzählte uns wenn überhaupt nur belanglose Dinge, jedenfalls nicht, was mit unseren Mitgefangenen passierte.

Diese Ungewissheit war doch sehr zermürbend.

Es kamen und gingen auch immer wieder neue Sklaven und Sklavinnen, zumeist afrikanische, selten auch indische. Im Grunde war alles dabei, Männer und Frauen, Alte und Junge. Manchmal sogar Mütter mit ihren Kindern, was mich besonders schockierte. Auch sie wurden anscheinend in die Sklaverei verkauft, irgendwohin. Wir unterhielten uns mit den anderen Gefangenen aber auch nicht allzu viel, diese sprachen weder Niederländisch noch Englisch. Und wir sprachen deren Sprache, Suaheli oder irgendetwas anderes, genauso wenig.

Im Grunde gab es auch nichts, was wir ihnen erzählen konnten. Was aus ihnen wurde, was aus uns wurde, wussten wir nicht.


Die anderen Sklaven blieben aber meist auch nicht lange, meist nur wenige Tage. In der Regel wurden diese eines Morgens ohne Vorwarnung einfach weggebracht, manchmal kamen auch andere Männer vorbei und begutachteten die Sklaven und Sklavinnen, welche die arabische Familie hier gefangen hielt.

Diese Besuche ließen mich besonders erschaudern. Wenn mein Mann kein Lösegeld bezahlen würde oder mein Brief nicht ankommen würde, wäre ich vielleicht irgendwann die nächste, die von arabischen Männern mitgenommen werden würde. Was für eine Horrorvorstellung.

Anscheinend unterhielt der Mann, der uns gekauft hatte, hier zusammen mit seiner Familie einen regen Sklavenhandel und dies hier war in gewisser Weise sein „Zwischenlager“. So wie man Gewürze von den vielen ostindischen Inseln in Batavia zwischenlagerte, bevor diese weiter nach Europa verschifft wurden.

Eine schauderhafte Vorstellung, aber letztlich waren wir nichts anderes als eine Ware für ihn und seine Familie, das ließen er uns auch fühlen. Mitleid mit uns oder seinen anderen Gefangenen schien er nicht zu verspüren.

Wie gesagt, andere Gefangene kamen und gingen, wir blieben jedoch hier, Tag für Tag für Tag.


Bis zu jenem Tag, der mein Leben auf den Kopf stellen sollte…

15. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 03.08.24 07:17

Zitat
Tja, bei 130 Seiten wird wohl ihr Mann das Lösegeld nicht bezahlen oder der Brief kommt nicht an.....

Viele Möglichkeiten, darum möchte auch ich mehr wissen

Grüße
jochenf



@jonny

Freut mich, wenn noch jemand neugierig auf den Fortgang der Geschichte ist.
Die Seereise von Sansibar nach Batavia dauert ja schon eine Weile. Wenn ich über jeden Tag eine Seite schreiben würde, könnten das schon 130 Seiten werden...
Allerdings könnten das auch ziemlich langweilige 130 Seiten werden, daher ist es doch wahrscheinlicher, dass Isabella nicht freikommt...

Im nächsten Kapitel werde ich es berichten...

16. Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 11.08.24 22:00

5. Eine heiße Kartoffel


Die Tage, Wochen und Monate vergingen. Ein Tag war wie der andere.

Wir warteten auf eine Nachricht, ob für uns ein Lösegeld gezahlt wurde und ob wir dann unsere Freiheit zurückbekommen würden.

Zumindest hofften wir dies alle.

Es war immer wieder aufs Neue schockierend, wie andere Mitgefangene ohne Vorwarnung von hier weggebracht oder mitgenommen wurden. Keine und keinen von diesen sahen wir je wieder.


Eines Tages, vermutlich war bereits fast ein Jahr seit unserer Entführung vergangen, kam Uthman, das Familienoberhaupt, mit seinen beiden Söhnen herein.

Er ging zu den Männern, welche in der Zelle neben uns saßen, und verkündete:
„Your families paid ransom for you.
My sons will bring you to the harbor. “

Mit diesen Worten öffnete er das Gitter der Nachbarzelle. Zur Sicherheit fesselten die Araber den beiden Söhnen und dem Geschäftsmann nochmals die Hände auf den Rücken, dann durften sie ihre Zelle verlassen und im Vorraum warten.

Die drei sahen erleichtert aus, auch wenn sie nicht zu viele Gefühle zeigten.

Als nächstes öffnete er das Gitter zu unserer Zelle. Mein Herz hüpfte vor Freude. Endlich war dieser Leidensweg vorbei, die Freiheit wartete wieder auf mich. Anscheinend hielt sich der Sklavenhändler auch an sein Wort, uns nach Zahlung des Lösegelds freizulassen.

Das Familienoberhaupt wandte sich an Antje:
„Your husband also paid ransom for you. My sons will bring you also to the harbor. “

Auch Antje durfte die Zelle verlassen und auch ihr wurden die Handschellen nochmals mittels einer kurzen Kette zusammengebunden, damit sie bis zum Hafen keine Dummheiten machte. Ein paar Freudentränen liefen ihr über die Wangen.
Als nächstes waren wir dran, in freudiger Erwartung standen wir in der Zelle.


Jedoch, zu unserem Entsetzen ließ der Araber uns nicht heraus.

Im Gegenteil, er schloss hinter Antje das Gitter und versperrte dieses wiederum.

Lieke und ich sahen den Araber fragend an:
„Was ist mit uns?“


Die Miene des Familienoberhaupts verfinsterte sich von einem Moment auf den anderen.

Er zog einen Brief aus der Tasche und gab ihn Lieke. Der Brief war bereits geöffnet, sicherlich hatte ihn unserer Besitzer bereits gelesen.

Lieke nahm mit zitternden Händen den Brief und öffnete diesen.

Eigentlich ging mich dieser nichts an, aber ich konnte meine Neugierde nicht beherrschen und las mit:

„Liebste Lieke,

ich habe von Deinem schrecklichen Schicksal erfahren.

Es tut mir so leid.

Ein arabischer Unterhändler hat mir die Nachricht überbracht und ein hohes Lösegeld für Dich gefordert.

Ich würde alles tun, um Dich zu befreien.

Aber es tut mir leid, ich kann es nicht.

Eine schwere Krankheit hat mich erwischt und ich kann nicht mehr arbeiten. Wenn Du das liest, weile ich vielleicht schon nicht mehr auf dieser Erde. Vielleicht sehen wir uns im Himmel wieder, ich bete darum.

Dadurch, dass ich nicht mehr arbeiten kann, sind in den letzten Monaten alle unsere Ersparnisse draufgegangen. Ich kann mir nicht einmal mehr die Schiffsreise nach Europa leisten, um dort einen Arzt aufzusuchen.

Wenn ich überhaupt etwas Positives schreiben kann, dann dies, dass es unseren Kindern gut geht.
Unsere Haushälterin kümmert sich vorbildlich um sie. Aus ihnen werden sicher einmal tüchtige junge Menschen.

Ich hoffe wirklich von ganzem Herzen, dass Du sie eines Tages wiedersiehst.

Es tut mir so leid, aber ich kann das Lösegeld für Dich nicht aufbringen, möge der Herr im Himmel einen Weg finden, wie wir uns eines Tages wiedersehen können.

Es bricht mir das Herz, diese Zeilen schreiben zu müssen.

Dein Dich liebender und vermissender Ehemann
Lieven.“



Lieke hatte den Brief noch gar nicht ganz fertiggelesen, da war sie schon Tränen ausgebrochen.

Nicht nur konnte ihr Mann kein Lösegeld für sie zahlen, er war auch noch krank geworden und war vielleicht schon tot. Vermutlich würde sie ihn nie mehr wiedersehen.

Der Araber sah sie an:
„Das tut mir leid für Dich. Möge Allah seiner Seele gnädig sein.
Du weißt, was das heißt. Ich werde Dich als Sklavin verkaufen müssen.
Möge Allah auch Deiner Seele gnädig sein.“

Lieke brach erneut in Tränen aus. Natürlich wussten wir, dass uns genau dies bevorstand, wenn kein Lösegeld für uns gezahlt wurde.

Aber nun hatte Lieke die Gewissheit, dass es so kommen würde.

Welches Schicksal sie erwartete?

Weder sie noch ich noch der Araber wussten es. Aber als Sklavin irgendwo hier im Indischen Ozean zu enden war vermutlich so ziemlich das schlimmste Schicksal, das man sich ausdenken konnte.

Lieke konnte sich nicht beruhigen und weinte weiter.


Der Araber ignorierte sie kurz und wandte sich dann an mich.

Seien Miene war wieder finster, vielleicht noch finsterer als zuvor.

Das Blut gefror mir in den Adern, das hatte nicht gutes zu bedeuten.
„Isabella, auch für Dich kam ein Brief an.“

Mit diesen Worten überreichte er auch mir einen Brief.

Auch dieser war bereits geöffnet, sicherlich hatte mein Besitzer auch diesen schon gelesen.

Mit zittrigen Händen faltete ich den Brief auf.

Er war von meinem Mann.

Bestimmt stand nichts Gutes darin, sonst hätte mich der Araber wie die drei Männer und Antje freigelassen. War er auch krank geworden oder in finanzielle Schwierigkeiten geraten?

Ich las:

„Sehr geehrte Frau van de Vliet*,
(*das war mein Mädchenname)
liebe Isabella,

man hat mir mitgeteilt, dass das Schiff, auf welchem Du zurück nach Batavia wolltest, von Piraten entführt wurde und Kriminelle nun für Dich ein Lösegeld fordern.

Es tut mir sehr leid für Deine Situation und ich wünsche Dir viel Kraft, diese schwierige Lage zu überstehen.

Leider ist es mir jedoch nicht möglich, ein Lösegeld für Dich zu zahlen. Zum einen will ich keine Geschäfte mit Kriminellen machen. Diese Lösegeldzahlungen sind einer der Gründe, warum Piraten die niederländischen Handelsrouten unsicher machen. Diesen Piraten kann man nur mit Gewalt begegnen, Lösegeldzahlungen würden sie für ihre schlimmen Taten nur belohnen.

Daneben habe ich aktuell auch gar keine finanziellen Mittel, um ein solches Lösegeld zu bezahlen.

Wie Du weißt, war Deine Reise nach Amsterdam bereits sehr teuer gewesen. Darüber hinaus muss ich in nächster Zeit eine größere Summe investieren, um mein Geschäft hier in Batavia zu erweitern.

Auch werden die Geschäfte nicht einfacher.
Inzwischen ist die Piraterie im Indischen Ozean so schlimm geworden, dass wir uns gezwungen sehen, Kriegsschiffe als Eskorte für unsere Handelsschiffe anzuheuern. Das verteuert natürlich den Transport nach Europa ungemein und schmälert unsere Gewinnmargen.

In dieser Situation auch noch ein Lösegeld zu bezahlen, könnte mich in ernste finanzielle Schwierigkeiten bringen.

Vermutlich ist es auch besser für Dich, wenn Du nicht mehr nach Batavia kommst, das Klima hier hat Dir anscheinend nicht gutgetan.

Ich habe mir daher während Du in Europa warst, eine neue Sklavin zugelegt, welche den Haushalt führt und sich auch vorbildlich um mein Wohlergehen kümmert.

Sobald die Kriminellen Dich freilassen, darfst Du zurück nach Amsterdam zu Deiner Familie kehren.
Ich werde Dich in meine Gebete einschließen, dass dies bald passiert.

Aus diesem Grund habe ich auch den Bischof von Batavia gebeten, unsere Ehe zu annullieren und er ist meinem Wunsch auch nachgekommen. Eine Abschrift der Bestätigung füge ich diesem Brief bei.

Ich wünsche Dir Alles Gute, bestimmt wirst Du einen Weg finden, um aus dieser sicherlich schlimmen Situation wieder herauszukommen. Bitte grüße Deine Familie von mir, wenn Du sie das nächste Mal wiedersiehst.

Mit freundlichen Grüßen
Mats de Jonge.“



Mit zitternden Händen faltete ich noch das Papier auf, welches dem Brief beilag.

In der Tat handelte es sich hierbei um eine Urkunde des Bischofs von Batavia, in welcher unsere Ehe im Januar 1725 rechtskräftig annulliert worden war.

Zitternd legte ich den Brief zur Seite und brach in Tränen aus.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...tter-1089761712

Wie konnte mein Mann, mein ehemaliger Mann, so grausam sein? Jetzt in dieser Stunde der Not bräuchte ich ihn mehr als jemals zuvor.

Stattdessen ließ er mich fallen wie eine heiße Kartoffel.

Der Brief war voller Grausamkeiten. Mats wusste vermutlich genau, dass mich meine Entführer nicht einfach so ohne Lösegeld freilassen würden. Im Gegenteil, vermutlich wusste er auch, dass von Piraten gefangenen Seereisende in die Sklaverei verkauft wurden, wenn niemand für diese zahlte.

Vermutlich wusste er auch, dass ich Amsterdam und meine Familie nie mehr wiedersehen würde, wenn kein Lösegeld gezahlt wurde.

Daher musste er auch keine Angst haben, dass jemand in Amsterdam von seinem Brief und seinem schändlichen Verhalten erfahren würde.

Vielleicht noch schlimmer waren jedoch die Andeutungen, dass er sein Geld lieber in Investitionen in seine Firmen stecken wollte als in meine Freilassung. Auch die Mitgift, die meine Familie vor 3 Jahren an ihn bezahlt hatte, würde er vermutlich behalten.

Und statt mir führte nun eine Sklavin seinen Haushalt. Ich konnte mir gut vorstellen, dass diese für ihn nicht nur kochte, sondern auch anderweitig zur Verfügung war.

Vielleicht trug diese nun auch schon meine Kleider.

Männer konnten so charmant sein, aber oft waren sie charakterliche Schweine.

Ich hatte immer gedacht, dass Mats nicht zu diesen gehören würde, aber ich hatte mich offensichtlich getäuscht.

Anscheinend war ich ihm nicht mehr wert als die Gewürze, die er von Ostindien nach Europa verkaufte.

Heute musste ich dies erfahren, heute war der schlimmste Tag meines Lebens, schlimmer noch als der Tag, an dem ich in der Steinhalle verkauft worden war.


Ich weiß nicht, wie lange ich über den Brief bzw. dessen Inhalt weinte. Es war jedenfalls der Rest des Tages.



Uthmans Söhne verließen mit den drei gefesselten Männern und der ebenfalls gefesselten Antje unser Gebäude. Vermutlich Richtung Hafen. Auch Uthman ging und ließ Lieke und mich für eine Weile mit unseren Tränen allein.



Nach ein oder zwei Stunden kam Uthman zurück in unser Gefängnis, brachte etwas frisches Wasser und sprach mich mit finsterer Miene an:

„Ihr habt es gelesen, Sklavinnen, Eure Männer können oder wollen kein Lösegeld für Euch zahlen.
Ich habe viel Geld für Euch bezahlt und Euch über Monate verpflegt.
Jetzt werde ich Euch nun verkaufen müssen, um mein Geld wieder zurückzubekommen.“


Natürlich wusste ich, dass dies die Konsequenz wäre, wenn mein Mann ein Lösegeld verweigern würde. Oft hatte ich über diese Möglichkeit und was dann passieren würde, nachgedacht.

Jedoch hatte ich die weiteren Gedanken immer verdrängt, hatte gehofft, dass dieses schlimme Szenario nie eintreten würde.

Ich hatte mich getäuscht.

Dennoch war es grausam, nun zu hören, dass ich nun – erneut – als Sklavin verkauft werden würde. So wie bereits einmal, so wie auch Clara. Vielleicht auch irgendwohin nach Arabien.

Ich brach erneut in Tränen aus, Lieke ebenso.

Soweit ich dazu noch in der Lage war, überlegte ich, wie ich diesem schlimmen Schicksal vielleicht doch noch entgehen könnte.

Das einzige, was mir einfiel, war, den Sklavenhändler anzuflehen:
„Bitte, Sir, ich könnte meiner Familie in den Niederlanden schreiben, dass diese das Lösegeld für mich aufbringen.“

Zugegebenermaßen hatte ich daran aber auch Zweifel. Meine Familie war nicht besonders reich, ich war mir nicht sicher, ob sie ein vermutlich sehr hohes Lösegeld für mich aufbringen könnten. Vermutlich würde meine Familie – im Gegensatz zu meinem Ex-Mann – ihr letztes Hemd verkaufen, um mir die Freiheit zu erkaufen. Allerdings bezweifelte ich, dass sie so viele Hemden hatte.

All das sagte ich dem arabischen Sklavenhändler aber nicht.

Dieser sah mich einen Moment mit weiterhin finsterer Miene an und meinte dann:

„Dafür ist es jetzt zu spät, Sklavin. Ich habe bereits fast ein Jahr auf eine Antwort gewartet und dich in der Zwischenzeit verpflegt. Wenn wir eine Nachricht nach Holland schicken würden, würde es nochmals fast 2 Jahre dauern, bis wir das Lösegeld oder eine Nachricht erhalten. So lange will ich nicht warten, ich will jetzt das Geld zurück, das ich in Dich investiert habe.“



Mit diesen grausamen Worten verließ der Araber uns wieder. Ich war allein mit der immer noch weinenden Lieke, dem schrecklichen Brief, der Urkunde über die Annullierung meiner Ehe sowie der Aussage des Sklavenhändlers, dass er uns nun in Kürze verkaufen würde.


Mein Albtraum, er hatte wohl gerade erst begonnen.

Ich weinte weiter, den ganzen Tag, den ganzen nächsten Tag und auch an den folgenden Tagen versiegten meine Tränen nicht. Es gab ja auch nichts, was mich irgendwie aufheitern konnte.

Kein Wunder geschah, welches mich aus diesem Jammer befreien würde und selbst konnte ich in dieser Gefängniszelle auch nichts, aber auch gar nichts tun außer zu warten was mit Lieke und mir als nächstes passieren würde. Selbst unsere vielen Gebete waren nicht erhört worden.

Die Zukunft, die vor Lieke und mir lag, sah finsterer denn je aus…

17. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von jonnyf am 12.08.24 12:49

Zu dem Mann möchte ich nicht mehr zurück kehren wenn ich an der Stelle von Isabella wäre.

Dies wäre mein erster Gedanke. Dann jedoch sich klar werden, dass die Sklaverei bevorsteht ist ein Schlag, von dem sie sich kaum erholen kann.

Was kommmt jetzt noch......?


18. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Figo am 12.08.24 21:41

Spannend,

ich mag den Brief, in den Mats ja die Häme nicht verbergen kann. Letztlich scheint es so, als ob er sich ganz gut aus der Affäre gezogen hat.

Mitgift eingesackt, Neue Sklavin die die Frau ersetzt, kein Lösegeld.

Mal sehen wie es mit Isabella weitergeht.
19. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 13.08.24 15:30

@ Jonny, Figo: Danke für Euer Feedback


@ Jonny,
Da hast Du recht, mit so einem Mann möchte man (bzw. frau) nicht zusammen sein.

Andererseits wäre es für Isabella sicherlich immer noch besser gewesen, zurück zu ihrem egoistischen Gatten zu reisen als in Sansibar zu bleiben…

Noch besser wäre es allerdings gewesen, wenn sie damals auf ihr Bauchgefühl gehört hätte und gar nicht erst auf das Schiff gestiegen wäre…

Was weiter noch passiert?
Einiges…

Denn Isabella hat recht mit ihrer Vermutung:
„Mein Albtraum, er hatte wohl gerade erst begonnen.“



@Figo
„Häme“ wollte ich Mats nicht unterstellen, das würde ja bedeuten, dass er sich über Isabellas Schicksal freut. Für eine solche Bösartigkeit hat er aber keinen Grund, ganz freiwillig hat Isabella ihn ja nicht verlassen. Aber Du hast Recht, so könnte man den Brief lesen.

Ich wollte Mats aber „nur“ Scheinheiligkeit in seine Worte legen.

Das Ergebnis ist für Isabella aber das gleiche.
Ansonsten hast Du Recht, Mats hat sich gut aus der Affäre gezogen.

Bösartig ist er m. E. wie gesagt nicht, aber ein harter Geschäftsmann, der ggf. über Leichen geht…

Ich hatte ja schon häufiger geschrieben, dass ich keine Ahnung habe, wie es im 18. Jahrhundert zuging, aber laut Dr. Google war es in Batavia damals durchaus üblich, dass sich die Niederländer dort mit Asiatinnen vergnügten, wenn sie (noch) keine europäische Frau hatten. Ebenfalls lt. Dr. Google war heiraten damals in erster Linie eine wirtschaftliche Angelegenheit, Liebesheiraten waren wohl eher selten. Und unser Mats hat wohl sehr wirtschaftlich gehandelt…

In die Rechnung von Mats muss man allerdings auch noch einbeziehen, dass er bestimmt eine kleinere oder auch größere Spende an den Bischof von Batavia geleistet hat, die Entführung der Ehefrau ist (nach meiner bescheidenen theologischen Einschätzung) eigentlich kein Grund, eine vor Gott geschlossene Ehe zu annullieren… Eine Spende für einen Kirchenneubau vielleicht schon eher…
Vermutlich war die Spende aber immer noch billiger als das Lösegeld…


Tja, wie es mit Isabella weitergeht, wüsste sie auch gerne…

Ich nehme auch gerne Tipps entgegen, wie und wo es für Isabella weitergeht…

Wie gesagt, es wird noch ein bisschen was passieren, im Gegensatz zu Dir habe ich irgendwie durchaus ein Faible für längere Geschichten…

20. Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 14.08.24 20:43

6. Die da!


Ein paar Tage lang passierte nichts weiter. Ich saß nun allein mit Lieke in unserer Gefängniszelle. Die anderen vier Mitgefangenen waren weg.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ison-1089699509

Auch die anderen vier Gefängniszellen waren leer, momentan schien bei den Geschäften des Sklavenhändlers Flaute zu herrschen.

Ob das gut oder schlecht war für uns, wusste ich aber auch nicht.

Ich versuchte mir mit Lieke irgendwie Mut zuzusprechen, aber so wirklich gelang uns das auch nicht.

Wir spekulierten auch, ob uns Uthman wohl zusammen oder einzeln verkaufen würde. Obwohl Lieke mehr als zehn Jahre älter war, hoffte ich irgendwie doch, dass zumindest wir zusammenbleiben konnten, während alle anderen Leute, die ich auf dem Schiff getroffen hatte, inzwischen weg waren. Clara, Veronica und ein paar andere waren als Sklavinnen in den Oman verkauft worden, Antje und meine drei männlichen Mitgefangenen waren freigelassen worden. Was mit dem Rest der Passagiere passiert war, wusste ich nicht. Jedenfalls waren sie weg und die Wahrscheinlichkeit, dass ich diese nochmals wiedersehen würde, war praktisch null.

Ich hoffte jeden Abend, am nächsten Morgen aus diesem Albtraum aufzuwachen.

Aber stattdessen wachte ich Morgen für Morgen wieder neben Lieke in der Gefängniszelle in Sansibar auf.

Eigentlich rechneten wir jeden Tag damit, dass Uthman uns zurück in die Hölle, in die Steinhalle am Marktplatz bringen würde. Aber das passierte nicht.

Stattdessen saß ich Tag für Tag zusammen mit Lieke in unserer Zelle, unterhielt mich ein wenig mit ihr und beweinte mein Schicksal. Dass unser Schiff überfallen worden war, war schlimm. Aber der Brief, mit dem mich mein Mann einfach wie eine heiße Kartoffel hatte fallen lassen, war vielleicht noch schlimmer.




Ein paar Tage vergingen, vielleicht eine Woche, nachdem mich der schreckliche Brief erreicht hatte.

Es war später Vormittag, wir hatten bereits gefrühstückt und saßen wie jeden Tag betrübt in unserer Zelle.

Da öffnete sich die Türe und Uthman kam in Begleitung von zwei arabisch aussehenden Männern, einem jüngeren und einem älteren, herein.

Mir schwante bereits böses.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ison-1089746974

Uthman kam zum Gitter unserer Zelle und befahl uns dann:

„Slaves, stand up and put off your clothes!”

Irgendwie kam mir das sehr bekannt vor. Es war nun bereits fast ein Jahr her, dass ich mich in der Steinhalle nicht weit von hier aufziehen musste und anschließend verkauft worden war. Und dennoch erinnerte ich mich an diesen schrecklichen Tag, als ob es gestern gewesen wäre. Anscheinend würde dies auch eine kleine Sklavenauktion werden, so wie damals in der Steinhalle. Nur diesmal im „privaten Kreis“. Und ohne die Hoffnung, gegen ein Lösegeld freizukommen.

Wir wollten uns nicht vor Uthman und diesen fremden Männern ausziehen. Aber Bekanntschaft mit dem Rohrstock, welchen Uthman in der Hand hatte, wollten wir auch nicht machen. Zu gut erinnerte ich mich noch an die schrecklichen Stunden in der Steinhalle, als meine Mitgefangenen geschlagen worden waren, wenn sie den Befehlen der Piraten nicht unverzüglich nachgekommen waren. Gleiches war mit meinen Mitgefangenen passiert, welche Uthmans Befehlen nicht gefolgt waren.

Ja, ich hatte ein Déjà-vu-Erlebnis. In den letzten Monaten hatte ich es bestimmt zehn- bis zwanzig Mal miterleben müssen, dass Uthman in Begleitung von einem oder mehreren Männern in unser Gefängnis gekommen war und diese sich meine afrikanischen Mitgefangenen angesehen hatte. Manchmal waren die fremden Männer danach wieder unverrichteter Dinge gegangen, meistens hatten sie dann aber einen oder mehrere meiner Mitgefangenen mitgenommen.

Nun waren wohl Lieke und ich dran.

Es war wohl soweit.

Mir schauderte.


Ich hatte fürchterliche Angst vor dem, was nun kommen würde, Lieke ging es auch nicht besser.

Aber zuvor noch ein paar Schläge mit dem Rohrstock zu bekommen, würde die Sache nicht besser machen, das wussten wir wie gesagt bereits.


So kamen wir diesem demütigenden Befehl nach und entkleideten uns vor den drei Männern.

Nur die drei Eisenschellen um unseren Hals und unsere Hände zierten noch unseren Körper. Liebend gerne hätte ich auch – oder besser gesagt nur – diese ausgezogen, aber dies war uns nicht vergönnt.


Uthman öffnete die Zellentür und wir mussten uns nackt wie wir waren in den Vorraum stellen, so dass uns die beiden Männer betrachten konnten.

Sie sahen Lieke und mich an, so wie ich es aus der Steinhalle noch in schrecklicher Erinnerung hatte.

So wie zuvor bereits etliche unserer afrikanischen Mitgefangenen begutachtet worden waren.

Die Männer betrachteten uns von oben bis unten. Der ältere der beiden befühlte uns auch, auch Im Gesicht, an den Brüsten und unseren intimen Stellen, so wie ich es noch aus der Steinhalle in schrecklicher Erinnerung hatte. Der jüngere der beiden stand dagegen nur interessiert daneben und sagte nicht viel. Dafür unterhielt sich der ältere Mann umso mehr mit Uthman. Was sie sprachen, konnte ich nicht verstehen, aber anscheinend ging es um uns. Der Araber schien nicht unzufrieden und schien auch mit Uthman über den Preis zu sprechen. Zumindest vermutete ich das. Anscheinend war dies hier tatsächlich eine Verkaufsveranstaltung. Und Lieke und ich die Ware, die zum Verkauf stand.


Vorsichtig warf ich einen Blick hinüber zu Lieke. Sie hatte auch einen schönen Körper. Die zwölf Jahre, die sie älter war als ich und die vier Kinder, welche sie auf die Welt gebracht hatte, waren an ihr natürlich nicht spurlos vorübergegangen. Aber schämen musste sie sich für ihr Aussehen bestimmt nicht. Mit einem „roten Punkt“ auf der Stirn konnte keine von uns mehr aufwarten. Ich wusste nicht, was die Männer mit uns vorhatten, daher wusste ich auch nicht, ob das eine Rolle spielte. So wie der ältere Mann unsere Brüste und uns zwischen den Beinen „begutachtete“, schien unser Körper aber auch nicht ganz unwichtig zu sein.

Mir schauderte wiederum.


Der ältere Mann befahl uns auch, unseren Mund zu öffnen und begutachtete unsere Zähne. So etwas war durchaus üblich, auch in Batavia, um zu prüfen, ob der Sklave oder die Sklavin, für den man sich interessierte, gesund war. Für mich war dies jedoch unglaublich demütigend, wie ein Tier auf dem Markt wurde ich begutachtet. Etwas anderes war ich aber wohl auch nicht mehr, jedenfalls nicht für die drei arabischen Männer vor mir.

Dann trat der ältere Araber einen Schritt zurück, betrachte uns beide nochmals von oben bis unten – und zeigte dann auf mich.

Er sagte etwas zu Uthman, das wohl hieß:

„Die da!“

Mir wurde angst und bange. Wer waren diese Menschen, was wollten sie von mir?

Obwohl ich nicht mehr klar denken konnte, hatte ich doch verstanden:

Sie wollten mich kaufen. Als Sklavin. Nur mich.


Mit dem Mut der Verzweiflung flehte ich meinen Besitzer an:

„Please, Sir, please let me write a letter to my family in Amsterdam. For sure they will pay ransom for me. “

Auf keinen Fall wollte ich an die beiden Männer verkauft werden, diese sahen nicht besonders freundlich aus. Im Gegenteil grinste mir der ältere Araber ins Gesicht, nachdem er mich „ausgewählt“ hatte. Und allein wollte ich noch weniger verkauft werden als zusammen mit Lieke.

In diesem Moment hatte ich schreckliche Angst, was diese Männer mit mir tun würden. Insbesondere die Art und Weise, wie mich der Mann zwischen den Beinen begutachtet hatte, weckte in mir schlimme Befürchtungen.


Uthman sah mich jedoch nur böse an.

Ohne ein Wort zu sagen, verabreichte mir drei Schläge mit seinem Rohrstock.

Er schlug hart zu und es tat höllisch weh. Ich wimmerte, weinte, sagte aber nichts weiter.

Stattdessen sprach er mich mit bösem Blick an:
„Schweig, Sklavin. Ich habe Dir bereits gesagt, dass es dafür zu spät ist.“

Eigentlich wusste ich bereits, dass ich schweigen sollte, dennoch öffnete ich in meiner Verzweiflung erneut meinen Mund:

„Wer sind diese Männer? Was werden sie mir tun?“

Uthman wurde nun wütend und schlug mich erneut fünfmal mit seinem Rohrstock:

„Ich habe Dir gesagt, dass Du schweigen sollst, Sklavin. Was mit Dir passiert, wirst Du früh genug erfahren.“

Mehr sagte er nicht. Auch die beiden Männer, welche mich ausgesucht hatten, machten nicht die geringsten Anstalten, mir zu sagen, was sie mit mir vorhatten.

Stattdessen grinste mich der ältere Araber hämisch an:

„Don’t worry, sweety. You will like the place where we will bring you! “

Sein teuflisches Grinsen verriet mir, dass er dies ebenso wenig ernst meinte wie Mats seinen Abschiedsgruß, dass ich meine Familie von ihm grüßen sollte.


Ich weinte bitterlich, das klang nicht gut.

Mein Po tat auch fürchterlich weh, aber im Moment war das vermutlich mein kleinstes Problem.

Die beiden fremden Männer ließen sich auch nicht lange bitten. Ich durfte mir noch mein Kleid und meine Schuhe anziehen.

Ja, durfte. Der ältere Araber drohte mir noch:

„If you don’t behave well, we will take away your shoes and you can walk barefoot, as the African slaves do!”

Mir schauderte. Ich hatte mich immer schon gefragt, wie die afrikanischen Sklaven es ohne Schuhe aushielten. Der Boden Afrikas war von der Hitze glühend heiß, vermutlich hätte ich innerhalb von Minuten Brandblasen an den Füßen gehabt.

Kleinlaut gab ich zurück:
„Yes, Sir.“

Dann verband der jüngere der beiden Männer meine Handschellen mit einer kurzen Kette hinter meinem Rücken. Dann holte er eine etwas längere Kette hervor und verband diese mit dem Halseisen, das ich immer noch trug.

Wie einen Hund hatte er mich nun an der Leine, meine Hände waren nutzlos hinter meinem Rücken gefesselt, selbst meine Tränen konnte ich nicht mehr abwischen. Schlimme Erinnerungen wurden wach an den Tag, als ich das erste Mal verkauft worden war. Damals war ich auch an einer Eisenkette vom Hafen zum Sklavenmarkt geführt worden waren, zusammen mit Clara, Veronica und viele anderen.
Und auch vom Sklavenmarkt hierher hatte man mich mittels einer Eisenkette gebracht. Zusammen mit Antje, die inzwischen vermutlich die Freiheit genießen konnte. Wie gerne wäre ich jetzt an ihrer Stelle. Sie hatte anscheinend einen wirklich lieben Mann. Während mich der Mann, den ich geheiratet hatte, wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen hatte, um noch mehr Gewürze verkaufen zu können.

Ich musste an den makabren Satz denken, dass ich meine Familie von Mats grüßen sollte, wenn ich sie wiedersah. Wie ich so gefesselt in dem Vorraum stand, konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich diese je wiedersehen würde.


Lieke durfte ihr Kleid ebenfalls wieder anziehen und wurde dann zurück in unsere Zelle geführt und dort eingeschlossen. Besonders glücklich sah auch sie nicht aus, obwohl ihr das Schicksal, ein zweites Mal als Sklavin verkauft zu werden, anscheinend erspart geblieben war. Vermutlich aber auch nur für eine kurze Zeit.


Mit gefesselten Händen zog mich der jüngere der beiden Männer so wie ich war aus dem Gebäude. Ich hatte aber auch nichts, was ich hätte mitnehmen können, außer vielleicht den schrecklichen Brief von Mats. Der andere blieb noch kurz zurück und besprach noch etwas mit Uthman.

Ich schaffte es gerade noch, Lieke einen traurigen Abschiedsgruß zuzurufen, bevor ich zur Tür hinausgezogen wurde. Hoffentlich würde es ihr besser ergehen als mir. Vermutlich aber nicht.

Aus den Augenwinkeln glaubte ich zu sehen, dass der ältere Mann meinem – ehemaligen - Besitzer ein paar Goldmünzen gab.

Überraschen konnte mich dies nicht. Nachdem Uthman vor rund einem Jahr viel Geld für mich bezahlt hatte, um ein noch höheres Lösegeld zu erpressen, wäre es doch sehr seltsam gewesen, wenn er mich jetzt einfach verschenkt hätte. Dass dies hier eine Verkaufsveranstaltung werden würde, war mir bereits klar gewesen, als Uthman mit den beiden Männern den Vorraum betreten hatten. Auch das Ergebnis – dass ich von den beiden Männern mitgenommen werden würde – hatte ich irgendwie bereits geahnt.
Und dennoch: Nun, da es soweit war, konnte ich mein Elend kaum begreifen. Bis vor einer Woche, noch in dem Moment, da Antje freigelassen wurde, hatte ich gehofft, dass Mats ein Lösegeld für mich zahlen würde und ich dann als freie Frau nach Batavia weiterreisen konnte.

Stattdessen wurde ich nun gefesselt in die Sklaverei geführt, wohin auch immer.


Der Mann, der die Kette zu meinem Halseisen in der Hand hielt, wartete im Innenhof noch einen Moment auf den anderen. So wie es aussah, war dieser sein Chef und hieß Rais, so sprach ihn zumindest der jüngere Mann an.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...sold-1089779994

Uthman kam noch mit zum Tor und öffnete dieses. Er bedankte sich nochmals bei dem Mann, Rais, der mich anscheinend gekauft hatte, und wünschte diesen einen schönen Tag.

Wir traten hinaus in die Gasse. Um nicht gewürgt zu werden, folgte ich dem jungen Mann, welcher die Kette zu meinem Halsband hielt, ohne dass es einer Aufforderung bedurft hätte. Tatsächlich verließ ich das erste Mal seit einem Jahr dieses Gefängnis.

Besser würde mein Leben jetzt aber vermutlich nicht werden, ganz im Gegenteil. Wo mich die beiden Männer wohl hinbringen würden?

Ich sollte es schnell erfahren.


Der Helfer übergab nun seinem Chef die Kette zu meinem Halsring und dieser zog mich nun durch die Straßen der Stadt.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...eets-1090039700

Es war sehr heiß und irgendwie war ich längere Fußmärsche auch nicht mehr gewohnt, daher schwitzte ich schon nach wenigen Metern. Der Schweiß lief mir in die Augen, aber ich konnte diesen ebenso wenig abwischen wie meine Tränen.
Das interessierte Rais und seinen Helfer aber natürlich nicht im Geringsten. Zumindest hatte ich noch meine Schuhe, hoffentlich würden die beiden Männer mir diese nicht auch noch wegnehmen.

Vielleicht hatte der Araber sogar bemerkt, dass mich der Gang in der Hitze anstrengte, aber statt stehen zu bleiben, zog er nur unsanft an der Kette und rief mir zu:

„Walk, slave! We are not on holiday! “

Wie ich zuvor bereits bemerkt hatte, konnte Rais auch Englisch, sogar besser als Uthman.
Freundlicher war er aber auch nicht, im Gegenteil.
Ich hatte das dumpfe Gefühl, dass mein neuer Besitzer es nicht gut mit mir meinte. Anscheinend war ich für ihn auch nur eine Sklavin, maximal so viel wert wie die Goldstücke, die er für mich bezahlt hatte.

Vermutlich kamen harte Zeiten auf mich zu.


Wir kamen wieder an der Moschee und dem Marktplatz vorbei. Es war bereits fast ein Jahr her, dass ich diese das letzte Mal gesehen hatte, aber viel verändert hatte sich hier seitdem nicht.

Der ältere Araber, Rais, zog mich an der Kette weiter, durch eine Gasse, die mir ebenfalls noch bekannt vorkam, hin zu einem Stadttor, das ich auch noch kannte. Das Stadttor, durch das ich vor knapp einem Jahr als Gefangene diese Stadt betreten hatte. Nun war ich zweimal verkauft worden und verließ diese Stadt wieder. Wieder an einer Eisenkette. Wieder – oder besser gesagt immer noch- als Sklavin.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...gate-1090039618

Ich konnte mir nun auch denken, wo mich die Männer hinbrachten: Zum Hafen.

Ich schwitzte und Durst hatte ich auch, aber Rais zog mich unbarmherzig weiter.


Vom Stadttor zum Hafen waren es auch nur wenige Meter, dennoch war es unglaublich demütigend, wie mich auch auf dem Weg dorthin wieder viele Menschen ansahen.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...rbor-1090039953

Auf dem Weg dorthin kamen mir einige schwarze Sklavinnen und Sklaven entgegen, bestimmt dreißig oder vierzig an der Zahl. Sie waren alle an Händen und Füßen gefesselt und darüber hinaus noch mit einer Kette an Eisenringen um ihren Hals in mehreren Gruppen zusammengebunden. Geführt wurden sie von ein paar Arabern, die Peitschen und Stöcke in der Hand hielten.

Die armen Kreaturen waren anscheinend gerade im Hafen angelandet und wurden nun in die Stadt getrieben, um dort auf dem Sklavenmarkt verkauft zu werden.

So wie ich vor knapp einem Jahr.

Irgendwie hatte ich Mitleid mit diesen armen Kreaturen, ihnen würde es vermutlich auch nicht besser ergehen als mir. Für afrikanische Sklaven zahlte niemand ein Lösegeld, sodass deren Schicksal bereits feststand.


Ich wurde dagegen in die andere Richtung getrieben, auch an einer Kette an meinem Halsring, auch von arabischen Männern, allerdings alleine.
Irgendwie war das seltsam.

Meine Leidenszeit in Sansibar war anscheinend vorbei, dafür begann eine neue Leidenszeit, wo auch immer.


Kurz darauf erreichten wir den Hafen, den ich auch noch in schrecklicher Erinnerung hatte. Das niederländische Segelschiff, auf dem ich hierhergekommen war, lag nicht mehr dort. Vermutlich war dieses längst weg. Zusammen mit meinem Geld und all den Sachen, die ich in Amsterdam für Mats gekauft hatte.

Nun hatte ich nicht mehr als das alte Kleid, das ich noch auf der Haut trug und meine Schuhe, die auch schon ziemlich abgetragen waren. Auch der Brief von Mats und die Urkunde über die Annullierung meiner Ehe waren in der Zelle zurückgeblieben. Vielleicht war es besser so, dass ich dieses schreckliche Schriftstück nie mehr zu Gesicht bekam.


Der Araber zog mich über den Hafenplatz, hin zu einem arabischen Segelschiff, welches im Hafen vor Anker lag.


https://www.deviantart.com/neuschreib63/...or-2-1090039784

Ganz offensichtlich würden mich die beiden Männer von hier wegbringen.

Aber wohin?

Nach den Schlägen vorhin traute ich mich nicht mehr zu fragen, das hätte mir vermutlich nur weitere Schmerzen eingebracht. Mein Po tat auch so immer noch sehr weh von den acht Schlägen, die mir Uthman zuvor verabreicht hatte.

Aber gewusst hätte ich es schon gerne, wohin man mich brachte und was mich dort erwartete…

Dass mir dieser Ort gefallen würde, war dagegen sehr unwahrscheinlich, seinem diabolischen Grinsen nach hatte Rais das zuvor sarkastisch gemeint…

Vermutlich wusste der Araber schon, welcher Albtraum mir bevorstand…

21. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von ChasHH am 22.08.24 22:59

Die Bilder sehen toll aus. Großes Lob dafür.
22. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 26.08.24 00:23

7. Reise ins Ungewisse


Beim Segelschiff angekommen sah ich, dass dort fünf weitere Männer mit arabischen Aussehen damit beschäftigt waren, allerlei Waren auf das Schiff zu bringen.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...rbor-1090039845

Weitere Sklaven oder Sklavinnen sah ich dagegen nicht.

Weiterhin hätte ich zu gern gewusst, wo dieses Schiff hinfuhr, wohin man mich brachte.

Ich vermutete, dass man mich irgendwo in Arabien hinbringen würde. Aber wohin? In den Oman, so wie Clara vor ein paar Monaten? Oder nach Ägypten? Oder vielleicht nach Bagdad? Oder vielleicht in irgendein Dorf in der arabischen Wüste?

Und vor allem, wozu? Wie würde mein Dasein als Sklavin dort aussehen? Müsste ich dort Rais dienen? Oder würde mich dieser dort weiterverkaufen?

Weiterhin sagte mit dies aber niemand.

Nicht der Kapitän, nicht sein Helfer und auch niemand der anderen fünf Männer.

Stattdessen wurde ich an der Kette wie ein Hund über eine Planke auf das Schiff gezogen. Rais, anscheinend der Anführer und auch Kapitän des Schiffs, blieb bei den anderen Männern und besprach etwas auf Arabisch. Ich wurde dagegen von seinem Helfer unter Deck geführt. Am hinteren Ende des Schiffs gab es auf der rechten Seite eine Zelle, in diese wurde ich eingesperrt. Zumindest löste der Helfer die lange Kette zu meinem Halsring und die kurze Kette, welche meine Hände hinter meinen Rücken verbunden hatte. Den Halsring und die Handschellen selbst öffnete er jedoch nicht, diese umschlossen weiter als Zeichen meines Status als Sklavin meinen Körper. Ich fragte mich, ob mir diese Eisenschellen jemals wieder abgenommen werden würden oder ob ich diese nun bis an mein Lebensende tragen müsste.

Vor allem fragte ich mich, ob ich nun bis an mein Lebensende eine Sklavin bleiben würde. In Batavia kam es manchmal vor, dass Sklaven von ihren Herren freigelassen wurden oder diese sich freikaufen konnten. Oft genug starben die Sklaven aber auch als Sklaven in Gefangenschaft. Ob mich dieses Schicksal auch erwartete?

Das würde dann nichts anderes bedeuten, als dass ich meine Familie nie mehr wiedersehen würde. Dass unser Abschied in Amsterdam letztes Jahr ein Abschied für immer gewesen war. Ein paar Tränen kullerten mir aus den Augen.


Der Raum, in dem ich eingesperrt worden war, war nicht groß, aber ich hatte recht viel Platz. Das lag vermutlich daran, dass ich ganz allein hier war. Es gab ein vergittertes Fenster, durch welches etwas frische Luft hereinkam. Ansonsten war es in diesem Raum genauso schwül-warm wie draußen. Ich hatte Durst, aber zu trinken gab es hier drin offensichtlich nichts. Auf dem Boden lagen einige Strohmatten und ein paar alte, verschlissene Kissen. Vermutlich war dieser Raum eigentlich dafür da, mehrere Sklaven zu transportieren. Man hätte bestimmt zehn bis zwanzig, vermutlich auch noch mehr Sklaven hier zusammenpferchen können. Angenehm wäre das dann nicht mehr gewesen, aber ob es die Sklaven bequem hatten, war nun wirklich das allerletzte, was einen Sklavenhändler interessierte. Außer mir war aber niemand hier, etwas seltsam war dies schon. Würden vielleicht noch weitere Sklaven dazu kommen? Mit nur einer einzigen Sklavin nach Arabien zu segeln, machte irgendwie keinen Sinn.


Ich sah mich nochmals in dem Raum um, aber im Grunde hatte ich bereits alles gesehen. Ein paar Holzwände, vermutlich zwei nach außen und zwei nach innen, ein vergittertes Fenster, ein paar Strohmatten, ein paar Kissen und eine Art Nachttopf, mehr gab es hier drin tatsächlich nicht.

Ich setze mich auf eine der Strohmatten und dachte nach.

Wo man mich wohl hinbringen würde? Warum hatte der Araber mich gekauft? Für sich selbst oder zum Weiterverkauf?


Weit kam ich mit meinen Überlegungen allerdings nicht. Ich wusste es nicht und es war niemand hier, der es mir hätte sagen können. Es war nicht einmal jemand hier, mit dem ich über das Ziel meiner Reise hätte spekulieren oder mich anderweitig unterhalten können. Selbst Lieke war weg, zurückgeblieben in unserem Gefängnis in der Stadt. Wie gerne hätte ich zumindest sie jetzt bei mir.

Oder irgendjemand anderen, irgendjemand, der mich hätte trösten können. Oder zumindest meine Tränen hätte teilen können.

Ich war so traurig. Ich war so allein.


Betrübt saß ich so da und wartete, was passieren würde.

Und es passierte – nichts. Jedenfalls nicht in den nächsten Stunden.

Ich hörte Stimmen von draußen, die sich auf Arabisch unterhielten, dazu diversen anderen Lärm. Vermutlich wurden Waren oder Proviant nach unten gebracht, vielleicht in den Nebenraum, denn auch von dort hörte ich von Zeit zu Zeit Stimmen.

Dann wurde es wieder ruhig.


Die Zeit verging, ich wusste nicht, ob es Minuten oder Stunden waren. Ich lief ab und zu in meiner Zelle herum, aber in einem Raum von vielleicht 2 auf 4 Meter war das auch nicht wir wirklich erbaulich. Ansonsten saß ich da und wartete bis die Zeit verging. Mehr konnte ich nicht tun.


Irgendwann ging dann aber doch wieder die Tür auf und ein Araber brachte mir einen Krug mit Wasser und Obst, Bananen und ein paar anderen tropischen Früchten. Er stellte die Sachen wortlos ab und war genauso schnell verschwunden, wie er gekommen war.

Er machte die Tür zu und ich konnte vernehmen, wie diese von außen wieder verschlossen wurde.

Eine Weile passierte wieder nichts, dann registrierte ich, dass sich das Schiff in Bewegung setzte.

Weiterhin war ich ganz allein hier in meiner Zelle, kein weiterer Sklave und keine weitere Sklavin war dazugekommen. Ich konnte mir weiterhin keinen Reim darauf machen, warum die Araber mit nur einer einzigen Sklavin lossegelten, aber den Grund sagte mir niemand. Im Grunde ging mich dies auch nichts an. Rais, offensichtlich mein neuer Besitzer, konnte mit mir tun, was er wollte, ob es Sinn machte oder nicht.


Ich sah aus dem vergitterten Fenster und konnte erkennen, dass wir tatsächlich Segel gesetzt hatten und den Hafen verließen.

Weiterhin hatte ich nicht die geringste Ahnung, wo man mich hinbringen würde.

Ich blickte wieder aus dem Fenster, etwas anderes konnte ich eh nicht tun.

Zunächst konnte ich noch die gewaltige Mauer dieser Stadt betrachten.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ibar-1090758854

Ich war wohl fast ein Jahr in dieser Stadt gewesen, aber gesehen von ihr hatte ich praktisch nichts. Eine Steinhalle, in der ich das erste Mal verkauft worden war und mein Gefängnis, das war‘s. Tränen weinte ich dieser Stadt nicht hinterher. Aber dass es mir dort, wo man mich hinbringen würde, besserging, war leider doch auch sehr unwahrscheinlich.


Ich wunderte mich etwas, aber anscheinend verließen wir den Hafen Richtung Süden. In die gleiche Richtung, aus der die Piraten vor knapp einem Jahr hierher gesegelt waren. Dabei lag Arabien doch nördlich von hier. Vielleicht gab es ein paar Untiefen nördlich der Stadt, so dass der Kapitän um die Insel herumsegeln würde? Ich wusste es nicht. Der Kapitän würde schon wissen, was er tat. Beeinflussen konnte ich es sowieso nicht und es war auch weiterhin niemand da, den ich hätte fragen können.

Die Stadt glitt langsam vor mir vorbei und endete irgendwann. Danach sah ich noch die Felder außerhalb der Stadt. Ein paar schwarze Sklaven arbeiten dort. Auch diese hatten wohl kein einfaches Leben. Sandstrände, Palmen und Felder zogen langsam vorbei. Ich sah viele Vögel und am Ufer sogar ein paar Krokodile. Vielleicht wäre es besser, wenn mich eines von diesen zum Abendessen verspeisen würde, dann blieb mir wenigsten mein Schicksal als Sklavin irgendwo in Afrika oder Arabien erspart.

Jedoch hätte ich auch nicht gewusst, wie ich durch das vergitterte Fenster zu den Krokodilen hätte kommen können. Diese mussten sich wohl leider ein anderes Abendessen suchen. Und mir würde mein Schicksal als Sklavin wohl auch nicht erspart bleiben.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ibar-1090338150


Die Insel wich langsam zurück, sodass ich nicht mehr viel von dieser sehen konnte.

Wir passierten noch zwei kleine Inselchen und kurz darauf konnte ich die Spitze der Insel noch im Abendrot erkennen. Soweit ich mich erinnerte, waren wir auch an diesen Inselchen und dieser Landspitze vor knapp einem Jahr vorbeigesegelt. Dies war das letzte Stückchen Land, danach konnte ich vom Fenster aus nur noch das Wasser des Indischen Ozeans erblicken. Wasser und Wellen bis zum Horizont. Ich hätte erwartet, dass wir nun eine Kurve um die Südspitze der Insel machen würden, aber soweit ich das durch das vergitterte Fenster sehen konnte, segelten wir weiterhin geradeaus. Weiter Richtung Süden?

Es wurde auch dunkel und so legte ich mich irgendwann hin. Zu sehen gab es draußen eh nichts mehr. Nur Wellen, welche in der Dunkelheit an unser Schiff brandeten.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ar-2-1090338312

Nachdem außer mir niemand hier war, stapelte ich ein paar Strohmatten aufeinander, so war der Boden etwas weniger hart. Gemütlich war das aber trotzdem nicht.

Ich dachte auch zurück an Lieke. Vermutlich würde auch sie diese Nacht alleine verbringen, alleine in der Gefängniszelle in Sansibar. Oder war sie vielleicht auch schon weg, verkauft? Was aus ihr wohl werden würde? Vermutlich würde ich es nie erfahren. So schrecklich die Zeit und insbesondere die letzten Tage in Sansibar auch waren, zumindest war ich nicht allein dort gewesen.


In dieser Nacht schlief ich sehr schlecht. Die Ungewissheit, wo man mich hinbringen würde, beschäftigte mich. Zugleich machte mich die Ohnmacht, nichts dagegen tun zu können, fast verrückt.

Ich lag die meiste Zeit wach, wälzte mich auf meinen Strohmatten hin und her und überlegte, was mit mir passieren würde.

Ein sinnloses Unterfangen.

Ich lag einsam in dieser Gefängniszelle und niemand war hier, der mir eine Antwort hätte geben können oder mit dem ich mich hätte unterhalten können.

Die Zeit in Sansibar war alles andere als schön gewesen, aber in gewisser Weise vermisste ich meine Zelle dort. Dort konnte ich zumindest von Zeit zu Zeit mit Antje, Lieke und den anderen sprechen, um nicht völlig verrückt zu werden.

Aber es half alles nichts. So lange ich auch nachdachte, so lange ich mich auch fort von hier wünschte, änderte sich nichts an meiner Ungewissheit und Einsamkeit.


Ich sah von Zeit zu Zeit aus dem vergitterten Fenster meiner Zelle, aber auch dort konnte ich weiterhin nichts als Meer sehen. Der halbe Mond erleuchte das Wasser und am Himmel standen die Sterne, nur ein paar wenige Wolken verdeckten einen Teil von diesen.

Ich vermutete, dass wir immer noch nach Süden segelten. Auf der schrecklichen Etappe von Lydsaamheid nach Sansibar hatte ich auf dem Deck viele, sehr viele Nächte Zeit gehabt, die Sterne zu betrachten. Die Sterne, welche ich aus dem Fenster erkennen konnte, waren auf der Fahrt nach Sansibar rechts von uns, also im Osten gewesen.
Nun waren sie links von unserem Schiff.

Vielleicht täuschte ich mich aber auch, schließlich war es schon viele Monate her, dass ich gefesselt auf dem Deck unseres gekaperten Segelschiffs gesessen hatte. Und Astronomie hatte mich auch noch nie besonders interessiert, ich war ja kein Kapitän und wollte auch keiner werden. Abgesehen davon, dass dies sowieso kein Beruf für Frauen war.

Vielleicht wurde ich auch einfach nur verrückt und bildete mir nur ein, dass ich die Sterne so gesehen hatte.

Arabien lag nördlich von hier, so viel stand fest.

Wirklich schlafen konnte ich nicht. Die Einsamkeit, die Ungewissheit, die Angst vor dem, was mich erwartete, ließ mich nicht einschlafen.

Ich muss aber zugeben, dass da noch ein ganz klein wenig Hoffnung war, dass wir vielleicht doch nach Süden, zu den niederländischen Kolonien, segelten.

Vielleicht hätte dort in Kapstadt oder Lydsaamheid irgendein reicher Niederländer Mitleid mit mir und würde mich gegen ein Lösegeld freikaufen?
Vielleicht irgendjemand, der meine Familie in Amsterdam kannte? Das wäre durchaus im Bereich der Möglichen. Meine Familie war nicht reich, aber der Name „van de Vliet“ war durchaus bekannt in Amsterdam. Vielleicht war dies der Plan der Araber? Vielleicht hatte Rais es doch nicht ironisch gemeint, dass ich mir der Platz gefallen würde, an den er mich brachte?

Aber warum hatten er dann Lieke nicht mitgenommen? Vielleicht hätte ein reicher Niederländer auch sie freigekauft?

Und warum hatte der Kapitän mich dann zuvor an den Brüsten und zwischen den Beinen unsittlich begrapscht?

Dennoch war dies zumindest eine theoretische Möglichkeit, dass die Araber zu einer der südlich von hier gelegenen niederländischen Kolonien segeln würden und bei dieser Gelegenheit dort ein Lösegeld für meine Freilassung erpressen würden.

Mit dieser sehr vagen Hoffnung fiel ich irgendwann dann doch in einen unruhigen Schlaf.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...leep-1090758659

23. Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 16.10.24 19:30

Nundenn, noch eine kleine Fortsetzung meiner zweiten Historiengeschichte...


8. Tage auf See

Am nächsten Morgen erwachte ich, als die Tür zu meiner Zelle geöffnet wurde. Einer der Araber befahl mit „Aufstehen, Sklavin!“. Diesen Befehl verstand ich bereits, schließlich war ich über ein Jahr lang zunächst von arabischen Piraten und danach von einem arabischen Sklavenhändler als Sklavin gefangen gehalten worden.

Der Mann stellte mir ein Frühstück – Obst, Brot und Wasser – hin und fügte noch hinzu: „In 15 Minuten beginnt die Arbeit.“

Ich war müde und Hunger hatte ich auch noch nicht.

Aber es war klar, dass dies meine Bewacher nicht interessierte und ich arbeiten musste, egal ob ich etwas frühstücken würde oder nicht. So tat ich wie befohlen, wer weiß, wann ich das nächste Mal wieder etwas zu essen bekam. Ein Wunschkonzert, eine Vergnügungsreise war dies hier nicht, das war mir bewusst.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...rise-1110884436

Allzu groß war das Frühstück auch nicht und so war ich schnell mit diesem fertig. Gerade rechtzeitig bevor die Tür aufging und mich der gleiche Araber wie zuvor anherrschte:

„Sklavin! Aufstehen! Mitkommen!“

In der Hand hielt er einen Rohrstock, mit welchem ich keine Bekanntschaft machen wollte. Mein Po tat immer noch etwas weh von Uthmans Schlägen gestern. So stand ich schnell auf und folgte dem Mann aufs Deck hinauf.

Es war noch früher Morgen, die Sonne war bereits aufgegangen, stand aber noch nicht sehr hoch am Himmel.

Zumindest konnte ich hier oben wieder frische Luft schnappen. Warm war es trotz der frühen Stunde auch hier an Deck, aber durch den Seewind war es nicht ganz so schwül-drückend wie unten in meiner Zelle.

Ich konnte nunmehr auch wieder auf die andere Seite des Schiffs blicken. Links von uns lag nichts als der weite Ozean, über dem die Sonne aufgegangen war. Auf der rechten Seite konnte ich dagegen die afrikanische Küste erkennen. Die gleiche Küste, an welcher ich vor ein paar Monaten gefesselt an Deck unseres Segelschiffs entlanggefahren war. Wir segelten an der afrikanischen Küste entlang nach Süden, daran gab es eigentlich keinen Zweifel.

Nur wohin, das war die Frage.

Vielleicht doch zu den niederländischen Kolonien?


Allzu viel Zeit zum Überlegen hatte ich aber auch nicht, denn erneut wurde ich von dem Araber angeherrscht:

„Du, Sklavin! Arbeiten!“

Der Rest des Tages bestand dann in der Tat aus Arbeit. Unschöner Arbeit. Die dreckigsten Arbeiten auf dem Schiff, z. B. das Ausleeren und Säubern der Nachttöpfe, das Wegputzen von Möwendreck vom Deck und vieles mehr musste ich erledigen. Ich war offensichtlich wirklich die einzige Sklavin auf dem Schiff, daher wurden mir sämtliche Arbeiten aufgetragen, welche die Araber nicht selbst erledigen wollten. Und das waren ziemlich viele.

Dabei wurde ich ständig von einem Araber überwacht, der nicht viel mehr tat als neben mir zu stehen und zu prüfen, ob ich auch schnell genug arbeitete.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ck-3-1110884712

Und vielleicht auch dafür Sorge trug, dass ich nicht über Bord sprang. Wenn ich nicht schnell genug arbeitete bekam ich schmerzhafte Schläge mit einem Stock. Dabei tat ich mein Bestes, aber in der Hitze Afrikas zu arbeiten, war wirklich hart.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...deck-1110749826

Mitleid war den Arabern aber fremd. Ich war eine Sklavin und so behandelten sie mich auch. Wie ein Tier, wie ein Stück Dreck. So wie manche grausamen Europäer ihre afrikanischen oder ostindischen Sklaven behandelten, dachte ich mit Schaudern.

Mein Mann hatte seine Sklaven nie so behandelt, aber natürlich hatte ich auch gesehen, dass dies nicht selbstverständlich war, andere Hausherren gingen wenig zimperlich mit ihren Sklaven um.

Aber immer noch besser, als die Araber mit mir umgingen.


Die Arbeit war hart, auch durch die Hitze. Am Morgen ging es noch, aber spätestens ab dem späten Vormittag wurde es unglaublich heiß. Dennoch musste ich den ganzen Tag schufften. Erst wenn die Araber merkten, dass ich kurz vor dem Zusammenbrechen war, gönnten sie mir eine Pause.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ak-1-1110810557

Anscheinend wollten sie mich doch am Leben lassen, auch wenn ich manchmal Zweifel daran hatte, so wie sie mit mir umgingen.

Am erholsamsten war es noch, wenn ich in der Küche Kartoffeln schälen oder etwas Anderes machen musste. Das war aber leider nur ein Teil meiner täglichen Arbeit.

Am Abend bekam ich durchaus noch etwas am Essen, damit auch den nächsten Tag wieder arbeiten und überleben konnte. Ich war fix und fertig und viele rote Striemen bedeckten meinen Körper, als mich die Araber am Abend wieder in meine Zelle einsperrten.

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Untertags hatte ich dafür keine Zeit, aber am Abend, allein in meiner Zelle, konnte ich meinen Tränen und meiner Trauer freien Lauf lassen. Was für ein schreckliches Schicksal hatte ich erwischt.

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Ich wünschte mich zurück zu den Krokodilen, die ich vor Sansibar gesehen hatte. Oder hätte vielleicht ein Haifisch dort draußen im Meer mit mir Erbarmen?

Genau wie gestern verhinderte allerdings das Gitter an meinem Fenster, dass ich diese Überlegungen in die Tat umsetzen konnte.

Und weiterhin wusste ich nicht, wohin man mich bringen würde. Würde es mir dort bessergehen? Oder stand mir noch schlimmeres bevor?

Wobei ich nicht wusste, ob es überhaupt noch schlimmer ging.


Der zweite Tag auf See war wie der erste. Ich musste von früh bis spät in der Hitze des Tages arbeiten und wurde geschlagen, wenn die Araber nicht zufrieden waren. Und das waren sie oft nicht, obwohl ich mich in mein Schicksal ergeben hatte und alles tat, was sie mir befahlen. Etwas anderes blieb mir eh nicht übrig.

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Mehr als einmal schielte ich auf das Meer und dachte über einen Sprung in selbiges nach. Allerdings ließen mich meine Aufpasser nicht aus den Augen, so dass ich keine Gelegenheit dazu hatte.

Schlimmer noch banden sie dann eine Kette um mein Fußgelenk und verbanden diese mit dem Mast, wenn sie keine Zeit oder Lust hatten, mich zu bewachen.


Wenn ich doch einmal Pause hatte, fesselten mich die Araber auch manchmal an meinem Halsring oder meinen Handschellen an den Mast, so dass ich auch in meinen kurzen Pausen gar nicht erst auf die Idee kam, über Bord zu springen.

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https://www.deviantart.com/neuschreib63/...reak-1110884533

Anscheinend war ihnen mein Schielen auf das Wasser unter uns nicht verborgen geblieben, gut möglich, dass die ein oder andere verzweifelte Sklavin in einer ähnlich aussichtslosen Situation auf diese Weise ihrem Leben ein Ende bereitet hatte.

Manchmal machten sich die Araber auch einen Spaß daraus, mich während meiner Pause in einer möglichst unbequemen Position zu fesseln. Erholung war so kaum möglich. Im Gegenteil war ich mehr als einmal froh, wenn meine „Pause“ vorbei war und ich weiterarbeiten „durfte“.


Es kam auch öfters vor, dass sich zwei oder drei Araber gemütlich in den Schatten setzen und mich mit einem Stock in der Hand dazu aufforderten, schneller zu arbeiten. Wenn ich diesem Befehl dann ihrer Meinung nach nicht genügend Folge leistete, erhob sich einer von ihnen, schlug mich drei- oder viermal und setzte sich dann wieder zurück in den Schatten.

Wie gerne wäre ich in diesen Momenten gestorben, wenn ich es nur gekonnt hätte.

Aber so schlecht sie mich behandelten, anscheinend wollten die Araber doch, dass ich das Ziel unserer Reise erreichte. Welches auch immer dies sein mochte.

Abends sank ich dann völlig erschöpft wieder auf meine Strohmatte und beweinte mein Schicksal.

Der dritte Tag war wie der zweite.
Und der vierte Tag wie der dritte.
Und der fünfte Tag wie der vierte.
Und so weiter.
Irgendwann hörte ich auf zu zählen.

Wir segelten weiter, immer weiter Richtung Süden, an der afrikanischen Küste entlang.

Ganz langsam wurde es ein bisschen weniger schwül, aber es blieb heiß. Und die Arbeit blieb hart und demütigend.

Einmal, ein einziges Mal hatte ich meinen Mut zusammengenommen und den Kapitän in meiner Verzweiflung gefragt, wo er mich hinbringen würde.
Irgendwie hoffte ich, dass er mich zurück nach Kapstadt oder Lydsaamheid bringen würde, um dort ein Lösegeld für mich zu erpressen, und mein Martyrium dort ein Ende haben würde.

Dann hätte ich zumindest einen Grund gehabt, die Qualen und Demütigungen an Bord noch ein paar Tage oder Wochen auszuhalten.

Jedoch, statt einer Antwort bekam ich nur Schläge und ein „Sklavin, schweig! Das wirst Du noch früh genug erfahren!“ zugeworfen. Ich weinte erneut und hätte meinem Leben gerne ein Ende bereitet, wenn ich nur gewusst hätte wie.

Andererseits, wohin sollten wir sonst segeln als nach Südafrika? Wir entfernten uns immer weiter von Arabien, es war unwahrscheinlich, dass der Kapitän die Orientierung verloren hatte und tagelang in die falsche Richtung segelte.

Aber wenn wir wirklich nach Kapstadt segelten, warum sagte mir dies niemand?

Weitere Tage vergingen mit Hitze, harter Arbeit, Schlägen und Demütigungen.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ck-2-1110884606

Viele rote Striemen zierten meinen Körper und vor Müdigkeit und Trauer konnte ich mich kaum noch auf den Beinen halten.

Inzwischen war es mir fast egal, wohin wir segelten. Ich wollte einfach runter von diesem Schiff. Egal welches Ziel die Araber hatten und was mich dort erwartete, es konnte eigentlich nicht mehr schlimmer werden als das, was ich hier an Bord erdulden musste.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...-end-1110810749

Dachte ich.
24. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Adriana0306 am 16.10.24 20:27

Schön, dass auch diese Geschichte fortgesetzt wird. Sie kann einen ja fast leid tun, andererseits hatten deine Hauptdarsteller ja meistens ein zumindest halbwegs gutes Schicksal. Bin gespannt wie es weitergeht
25. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 16.10.24 20:35

Zitat
Schön, dass auch diese Geschichte fortgesetzt wird. Sie kann einen ja fast leid tun, andererseits hatten deine Hauptdarsteller ja meistens ein zumindest halbwegs gutes Schicksal. Bin gespannt wie es weitergeht


Da kann ich Dir zweimal zustimmen.
Das bittere ist ja, dass Isabella eigentlich in Amsterdam bleiben wollte, aber wegen der "Ehre der Familie" dann doch das Schiff bestiegen hat. Ihr Ex-Mann war dann weniger zimperlich.
Vielleicht bekommt Isabella ja auch ein happy end... Aber vorher wird sie noch einiges durchmachen müssen... Ich habe ja schon mal geschrieben, diese Geschichte ist etwas härter als die letzte...
26. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Windelmeister am 17.10.24 00:32

Puh da hat es Isabell im Gegensatz zu Clara doch übel erwischt. Man kann ihr nur die Daumen drücken für ein Happy End aber im Moment spricht nicht viel dafür.

DANKESCHÖN das du uns auch an Isabella Leidensweg weiter teilhaben lässt
27. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 18.10.24 19:53

Zitat
Puh da hat es Isabell im Gegensatz zu Clara doch übel erwischt. Man kann ihr nur die Daumen drücken für ein Happy End aber im Moment spricht nicht viel dafür.

DANKESCHÖN das du uns auch an Isabella Leidensweg weiter teilhaben lässt


In der Tat macht Isabella gerade eine harte Zeit durch. Ich will aber auch nicht ausschließen, dass sie am Ende der Geschichte doch froh ist, nicht über Bord gesprungen zu sein
Zumindest geht ihr Wunsch, von diesem Schiff runterzukommen, bald in Erfüllung.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ca-2-1111496924

Aber ob es ihr am Ziel ihrer Reise besser gehen wird? Vielleicht ist es besser für sie, dass sie noch nicht weiß, was sie dort erwartet...

28. Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 04.11.24 20:30


9. Land in Sicht


Es war der 14. oder 15. Morgen, seit wir Sansibar verlassen hatten, vielleicht auch der 16. oder 17., so genau wusste ich das nicht mehr. Jedenfalls war es noch gar nicht so lange her, dass ich aufgehört hatte, die Tage zu zählen.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...rica-1111463679

Es war noch früher Morgen, wie an jedem anderen Tag hatten mich meine Besitzer früh aufgeweckt und mich nach einem kurzen Frühstück wieder zur Arbeit getrieben. Heute durfte ich wieder bereits am frühen Morgen das Deck säubern.

Was aber am frühen Morgen immer noch angenehmer war als in der Hitze des Tages.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...in-1-1111132914
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...in-3-1111133304
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...in-2-1111132737

Wie ich gerade so auf dem Deck kniete und schrubbte, bemerkte ich, dass unser Schiff den Kurs änderte und nunmehr Richtung Westen, Richtung afrikanische Küste segelte. Kurz darauf sah ich direkt vor uns ein Fort, auf welches wir anscheinend zusteuerten. Dieses lag anscheinend in einer Bucht, denn rechts von uns sah ich auch eine palmenbestandene Landspitze.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ca-1-1111496681
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ca-2-1111496924
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ca-3-1111497064

Der Kapitän hatte bemerkt, dass ich das Fort erblickt hatte und meinte mit einem Grinsen:
„Wir sind fast da! Freust Du Dich schon auf Dein neues Zuhause, sweety?“

Sein Grinsen gefiel mir nicht. Dieses war genauso diabolisch wie damals in meinem Gefängnis in Sansibar. Auch der Unterton, mit dem er mich als „sweety“ bezeichnete, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.

Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, was das für ein Fort war.

Das war jedenfalls nicht Lydsaamheid.

Wir waren auch noch gar nicht so lange unterwegs gewesen, vielleicht etwas mehr als 2 Wochen. Lydsaamheid war weiter weg. Und Kapstadt sowieso.
Irgendwo in Ostafrika waren wir schon noch, nur wo?

War dies ein arabischer Außenposten, von dem ich noch nie gehört hatte? Vielleicht einer, der erst vor kurzem gegründet oder erobert worden war?


Zu gerne hätte ich gewusst, was das für ein Ort war, aber der Araber sagte es mir nicht.

Ich überlegte kurz, ob ich ihn direkt fragen könnte. Aber vermutlich hätte ich statt einer Antwort bereits am frühen Morgen wieder Schläge bekommen, daher sparte ich mir die Frage und die Hiebe.

Anscheinend war der Araber weiterhin der Meinung, dass ich das früh genug erfahren würde, daher herrschte er mich nur an:

„Sklavin, weiterputzen!“

Was ich dann auch wohl oder übel tat, wollte ich um diese Uhrzeit nicht bereits das erste Mal für heute geschlagen werden. Mein Körper tat immer noch weh von den Schlägen gestern. Und vorgestern. Und vorvorgestern.

Wir segelten weiter auf das Fort zu und dann in einem Linksbogen rechts an diesem vorbei.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...rney-1111140100

Anscheinend waren wir wirklich in einer Bucht, denn links von uns lag nun das Fort und dahinter eine von einer Mauer umgebene Stadt.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ress-1111496453

Rechts von uns konnte ich in einiger Distanz die afrikanische Küste erkennen. Die Landspitze, welche ich zuvor gesehen hatte, lag bereits hinter uns, direkt vor uns erstreckte sich weiteres Meer.

Befand sich diese Stadt vielleicht auf einer Insel? Das wäre nicht unwahrscheinlich, viele europäische und arabische Außenposten in Afrika wurden auf Inseln vor der Küste errichtet, um besser vor Angriffen vom Kontinent geschützt zu sein. Ganz sicher war ich mir jedoch nicht, vielleicht erstreckte sich die Bucht auch nur noch einige Kilometer nach Süden. Ich hatte ja auch keine Ahnung, was für eine Bucht dies hier war, so genau kannte ich die afrikanische Küste nicht.

Wofür auch, Afrika war für mich nur eine Zwischenstation auf dem Weg nach Ostindien gewesen. Wo auch immer wir waren, auf keinen Fall wollte ich, dass dieser Ort hier irgendwo in Ostafrika mein neues „Zuhause“ werden würde.


Beim Vorbeisegeln konnte ich auch sehen, dass auf dem Fort ein paar Fahnen im leichten Wind flatterten. Als wir uns dann der Stadt näherten, konnte ich auch erkennen, welche es waren – es waren portugiesische!

Ich erinnerte mich nun, dass wir auf der schrecklichen Fahrt von Lydsaamheid nach Sansibar auch an drei oder vier portugiesischen Außenposten vorbeigesegelt waren. Vielleicht war dies einer davon?

Ich war mir nicht sicher, ob das eine gute oder eine schlechte Nachricht war. Niederländer und Portugiesen waren keine Freunde. Im Gegenteil, sie lieferten sich einen erbitterten Wettstreit um die Handelsrouten nach Indien und Ostindien, aber auch nach Amerika. Im vergangenen Jahrhundert hatten die Niederländer die Schwäche Portugals ausgenutzt und waren meist als Sieger aus dem Konflikt hervorgegangen, in Elmina genauso wie in Cochin, Ceylon oder Batavia.

Andererseits waren die Portugiesen ja auch Europäer, Christen, sodass meine Chancen, dort freigekauft zu werden deutlich größer waren als in Sansibar. Bestimmt kamen hier ab und zu Schiffe vorbei, welche mich zurück nach Europa oder weiter in eine der niederländischen Kolonien bringen würden. Zurück in die Freiheit.

Außerdem hielten Europäer keine anderen Europäer als Sklaven.

Eine leise Hoffnung stieg in mir auf.

Sollte meine Leidenszeit endlich zu Ende gehen?


Noch war meine Leidenszeit aber nicht zu Ende, im Gegenteil.

Während wir in die Bucht hineinsegelten, musste ich weiterhin das Deck schrubben. Mir schien, dass die Araber die letzte Stunde noch auszunutzen wollten, in denen ich ihnen als Sklavin auf ihrem Schiff dienen musste.

Immer wieder quälten sie mich mit erniedrigenden Kommentaren. Zum Beispiel, dass ich es hier auf dem Schiff endlich gelernt hätte, richtig zu arbeiten statt nur Asiaten für mich arbeiten zu lassen. Oder dass ich ihnen dankbar sein müsste, dass sie mir meine europäische Faulheit ausgetrieben hätten und ich nun fast genauso fleißig arbeiten würde wie eine afrikanische Sklavin. Vielleicht würde aus mir ja doch noch eine gute Sklavin werden.

Ich wusste nicht, was schlimmer war, die Arbeit oder die Kommentare, welche mich bei meiner Arbeit begleiteten.

Ich sehnte den Hafen dieser Stadt herbei, um endlich dem Albtraum hier auf diesem Schiff zu entkommen.


Ich musste weiterschrubben, meine Peiniger fanden immer noch irgendwo einen kleinen Fleck, welchen ich entfernen sollte. Dabei war das Deck eigentlich schon blitzeblank. In erster Linie ging es wohl nur noch darum, mich noch so lange es ging zu demütigen. Eine andere Wahl, als diese Demütigungen zu ertragen, hatte ich aber nicht.

Einer der Araber stand immer mit einem Rohrstock neben oder hinter mir und fuchtelte drohend mit diesem in der Luft.

Nach den Erfahrungen der vergangenen 14 oder 16 Tage wusste ich auch, dass diese kein Problem damit hatten, diesen auch zu benutzen und so ließ ich mich weiter demütigen.

Erst als wir bereits das Fort hinter uns gelassen hatten und auf die dahinterliegende Stadt und die Hafeneinfahrt zusteuerten, erlösten mich meine Peiniger und hießen mich aufzustehen. Einen Moment später kam der Kapitän mit einem Seil und einer Eisenkette zu mir. Ich hatte ein ungutes Gefühl, dass beides für mich bestimmt war.

Leider lag ich mit meiner Befürchtung auch richtig. Ich war etwas überrascht, aber der Kapitän nahm mir zunächst meine Handschellen ab.
Mehr als ein Jahr lang hatte ich diese nunmehr schon getragen und schon gedacht, dass ich diese für den Rest meines Lebens er-tragen müsste. Die Freude darüber währte aber nur kurz, denn der Kapitän band sodann meine Hände mit einem Seil hinter meinem Rücken zusammen. Angenehmer war das auch nicht.

Ich musste mich nun an den Mast stellen und der Kapitän schlang ein zweites Seil ein paar Male um meinen Bauch und den Mast hinter mir und fesselte mich so an diesen.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...king-1111137361
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...mast-1111137579

Damit nicht genug befestigte er die Eisenkette mittels eines Vorhängeschlosses an meinem Halsring, schlang diese ebenfalls einmal um den Mast und befestigte das andere Ende wiederum an meinem Halsring. So gefesselt konnte ich mich auch nicht mehr setzen, sondern musste wie eine Gallionsfigur am Mast stehen bleiben.

Der Kapitän war anscheinend mit seinem Werk zufrieden, grinste mich noch einmal an und ging zurück zum Ruder, um das Schiff in den Hafen zu lenken.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ng-1-1117820818
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ng-2-1117824067
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...flag-1117813712

Es war unglaublich beschämend, so am Mast stehen müssen, während das Schiff in den Hafen einfuhr und dort vor Anker ging. Ein paar Menschen standen am Kai und beobachteten uns. Bestimmt hatten sie auch mich bemerkt. So am Mast gefesselt war ich auch kaum zu übersehen. Warum taten mir die Araber diese Demütigung an? Ich hatte ihnen doch nichts getan. Diese Frage hatte ich mir in den letzten Tagen tatsächlich schon häufiger gestellt.


Immerhin, im Gegensatz zu Sansibar sah ich auch einige Europäer am Hafen, vermutlich Portugiesen.

Das hier war immer noch Afrika, aber immerhin wieder ein europäischer Außenposten, so wie Elmina, Kapstadt oder Lydsaamheid. Und dort gab es keine europäischen Sklaven, nur afrikanische.

Also würde ich auch bald aus meinem Status als Sklavin befreit werden.

Hoffte ich.

29. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von winipu77 am 05.11.24 08:16

Dann lassen wir uns mal überraschen 😎
30. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Adriana0306 am 05.11.24 15:39

Danke für die langersehnte Fortsetzung. Es scheint ja einen kleinen Hoffnungsschimmer zu geben, aber dann wäre die Geschichte auch recht schnell zu Ende und ich denke du hast noch die ein oder andere Überraschung für Isabella geplant
31. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Windelmeister am 05.11.24 19:40

Dann schauen wir mal wie lange Isabellas Hoffnungsschimmer sie begleitet. Bisher dauerten diese ja selten lange an und ich könnt mir vorstellen der nächste Tiefschlag wartet bereits auf sie.

Bitte lass uns nicht zu lange warten su weißt doch wie sehr uns auch Sie inzwischen ans Herz gewachsen ist
32. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 06.11.24 21:21

@winipu
Jepp, mal sehen, ob Isabellas Hoffnungen wahr werden...

@Adrianna
Wäre doch nicht schlecht, wenn die Geschichte ein schnelles Happy End finden würde?
Vielleicht setzt sich ja irgendein hübscher junger Portugiese für ihre Freilassung ein, sie heiraten und alles wird gut für Isabella...
Aber ob es so kommen wird?

@Windelmeister
Wie ich sehe, kennst Du meinen Erzählstil schon
Und naja, wir sind erst auf Seite 35 von 158...
Also mal sehen, ob es noch weitere Tiefpunkte geben wird...
Vielleicht wäre es für Isabella sogar besser, wenn ich nicht weiter erzählen würde... Aber mal sehen, die nächste Fortsetzung gibt es dann bei 21k Lesungen, ob das in ein paar Tagen oder Wochen ist, weiß ich aber auch nicht.


Übrigens:
Hat einer der werten Leserinnen oder Leser schon nachgesehen, wohin die Araber mit Isabella gesegelt sind?
Isabella hatte ja leider kein Handy dabei, um ihren Standort zu orten, aber anhand der Beschreibungen dürfte es nicht so schwer zu erraten sein, in welchem Ort der Hauptteil meiner Geschichte spielt.
Ich habe versucht, die geographischen Gegebenheiten im Text halbwegs korrekt zu beschreiben und auch das Bild so halbwegs korrekt zeichnen zu lassen,
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ca-2-1111496924
jedenfalls soweit ich mir die Landschaft nach Dr. Google vorstelle, selbst war ich ja auch noch nie da...
33. Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 24.11.24 08:42

10. Ankunft in einem unbekannten Hafen


https://www.deviantart.com/neuschreib63/...town-1123069940

Zunächst machten die Araber aber keinerlei Anstalten, mich vom Mast los zu binden.

Stattdessen ging der Kapitän als erstes von Bord und wurde auch freundlich von einem anderen arabisch aussehenden Mann begrüßt. Auch ein europäischer Mann mit einer feinen blauen Jacke begrüßte den Kapitän freundlich, vermutlich war dies der Hafenmeister. Es sah ganz so aus, als ob der arabische Kapitän schon häufiger in dieser Stadt der Portugiesen gewesen wäre.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ster-1123085528

Die Männer unterhielten sich eine ganze Weile. Über was konnte ich nicht verstehen, es war wohl ein Gemisch aus Portugiesisch und Arabisch.
Anscheinend kam das Gespräch auch auf mich, denn die Männer schauten zu mir herauf. Wie gerne wäre ich vor Scham im Boden versunken oder hätte mich zumindest unter Deck in meiner Zelle versteckt.
Stattdessen stand ich weiterhin wie ein Schaustück gefesselt am Mast, während die Männer mich aus der Ferne musterten. Der Portugiese schien ein wenig überrascht, aber auch nicht übermäßig. Allzu sehr schien ihn der Anblick einer gefesselten Europäerin hier im Hafen der Stadt aber nicht zu stören. Jedenfalls machte er keinerlei Anstalten, mich zu befreien oder den Araber aufzufordern, mich loszubinden.


Die Männer unterhielten sich noch ein wenig länger, dann kam der Kapitän zurück an Bord und gab seiner Mannschaft Befehle.

Ich sah, dass die Männer unter Deck gingen und kurz darauf mit allerlei verpackten Waren zurückkamen. Was für Dinge dies waren, konnte ich jedoch nicht sehen. Anscheinend hatte das Schiff in Sansibar oder bereits zuvor Waren an Bord genommen, welche hier verkauft werden sollten.

Ich war anscheinend nur ein zusätzlicher Passagier auf dieser Handelsreise gewesen, für mich allein hätte sich die Fahrt vermutlich auch nicht gelohnt.

Wie ich so gefesselt am Mast stand, fragte ich aber doch, was die Araber hier mit mir wollten. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass hier irgendjemand ein Lösegeld für mich zahlen würde.
Und dass mich die Araber hier einfach freilassen würden, konnte ich mir irgendwie auch nicht vorstellen. Ganz gering war der Preis, den der arabische Kapitän an Uthman bezahlt hatte, vermutlich nicht gewesen.

Ich hatte zwar gut zwei Wochen als Sklavin auf dem Schiff schufften müssen, aber den Kaufpreis für mich hatte ich damit wohl noch kaum abgearbeitet.
Und aus Gutherzigkeit würden mich die Araber bestimmt nicht freilassen.

Ich grübelte, mehr konnte ich gefesselt am Mast sowieso nicht tun, aber ich hatte weiterhin nicht die geringste Idee, was ich hier sollte.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...is-2-1123087695


Ich sah also zu, wie die Männer Ware vom Schiff entluden. Dann schleppten sie diese durch ein Tor, das ich hinter dem Hafen sehen konnte, in die Stadt, wie auch immer diese hieß.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...wn-1-1123086155
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...wn-2-1123086445

Es waren ziemlich viele Waren, anscheinend machten die Araber hier gute Geschäfte. Und vermutlich freute sich auch die portugiesische Krone über schöne Zolleinnahmen. Mats hatte ein paar Mal mir gegenüber geklagt, wie hoch die Zölle waren, welche Engländer, Franzosen oder Spanier verlangten, wenn er seine Waren in deren Ländern oder Kolonien verkaufen wollte. Vermutlich war dies hier auch nicht anders. Es kam auch öfters vor, dass Häfen für seine Waren gesperrt wurden, wenn die Niederlande mal wieder im Konflikt mit einem anderen Land lagen. Dies schien hier aber nicht der Fall zu sein, allem Anschein nach konnten und durften die Araber hier in dieser portugiesischen Stadt ihre Waren verkaufen. Gut möglich, dass der Kapitän mit dem Hafenmeister über die Zollgebühren verhandelte.

Nur was ich hier sollte, wusste ich nach wie vor nicht.

Europäer waren keine Waren und wurden nicht verkauft. Jedenfalls nicht in Europa oder in den Kolonien der Europäer.

Zumindest dachte und hoffte ich dies.


Das erste Mal seit unserer Abfahrt musste ich nicht selbst schufften, sondern konnte anderen dabei zusehen. Wirklich angenehm war es aber auch nicht, gefesselt am Mast zu stehen und darauf zu warten, was mit mir geschehen würde.

Bestimmt stand ich schon eine oder zwei Stunden so da.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...is-3-1123087358

Vielleicht würden mich die Araber gar nicht losbinden, sondern mit mir zu ihrem nächsten Ziel weitersegeln? Zu irgendeinem anderen arabischen Vorposten, um mich dann dort als Sklavin zu verkaufen? Oder müsste ich ihnen auf der Rückfahrt nach Sansibar wieder zu Diensten sein, das Deck schrubben und alles Übrige tun, worauf sie selbst keine Lust hatten?

Auch das wäre beides durchaus im Rahmen des Möglichen gewesen, was wollten die Portugiesen in dieser Stadt mit einer entführten Niederländerin?


Allerdings blieb mir sowieso nichts Anderes übrig, als gefesselt wie ich war zu warten, was als nächstes passieren würde.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...is-1-1123086696

Ich hasste die Blicke und die Kommentare, welche die Männer mir zuwarfen, wenn sie an mir vorbeigingen, um weitere Waren von Bord zu bringen. Manche waren gehässig, manche lüstern, manche schadenfroh, nur freundlich war kein einziger von diesen.
"Das faule Weib steht nur herum" war noch der harmloseste Kommentar.
Irgendwie hoffte ich doch, dass ich diese Männer nie mehr sehen und nicht mit diesen weitersegeln musste. Die letzten 16 Tage waren wirklich ein Horror gewesen. Mein ganzer Körper tat immer noch weh von den Schlägen, welche sie mir gestern und in den Tagen zuvor verabreicht hatten.


Irgendwann hatten dann die Männer die letzten Waren vom Schiff gebracht und waren anscheinend fertig. Der Kapitän hatte in der Zwischenzeit ein paar weitere Gespräche am Hafen geführt, welche ich weder akustisch noch sprachlich verstand. Er sah im Gegensatz zu mir aber ganz zufrieden aus.


Einer seiner Helfer gab dem Kapitän ein Zeichen, dass sie mit dem Entladen fertig waren, worauf hin dieser mit einem anderen Crewmitglied aufs Schiff zurückkam und sich mir mit einem diabolischen Grinsen zuwandte:

„Sklavin, ich hoffe, Du hast unsere kleine Reise hierher genossen. Trotzdem freust Du Dich bestimmt schon, dieses Schiff zu verlassen.
Dein Wunsch wird in Erfüllung gehen. Du wirst schon erwartet.“


Ich war doch etwas überrascht. Musste ich doch nicht auf dem Schiff bleiben? Würde dieser Horror doch zu Ende gehen? Inzwischen hatte ich mich darauf eingestellt, mit den Arabern weiterzusegeln. Zurück nach Sansibar oder zu irgendeinem Sklavenmarkt, um dort weiterverkauft zu weden. Sollte ich vielleicht doch hier meine Freiheit zurückerhalten? Erneut stieg Hoffnung in mir auf.

Mit diesen Worten band mich der Kapitän vom Mast los.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...mast-1123087013
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...cted-1124080650

Das Seil, das meine Hände hinter meinen Rücken fesselte, nahm er aber nicht. Ebenso wenig löste er die Eisenkette von meinem Halsring. Stattdessen nahm er die Kette in die Hand und führte mich wieder wie einen Hund von Deck, so wie er mich vor zwei Wochen auf dieses Schiff gezogen hatte. Der Zug, welchen die Kette an dem Eisenring um meinen Hals verursachte, war wieder sehr unangenehm, der Araber nahm wenig Rücksicht auf mich.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...of-1-1124081225
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...of-2-1124081621

Irgendwie fühlte sich das nicht nach baldiger Freilassung an.

Wurden auf dem Sklavenmarkt hier vielleicht doch auch Europäer verkauft?

Ich musste zurück an Sansibar denken, auch dort waren wir wie Tiere an Eisenketten in die Stadt getrieben worden, um dort wie Tiere verkauft zu werden. Stand mir dies nun erneut bevor?

Und zugegebenermaßen hatte ich es auch schon oft gesehen, wie afrikanische oder ostindische Sklaven auf diese Weise zu ihrem Bestimmungsort gebracht wurden, auch in Batavia.

Oder wohnte der Kapitän vielleicht hier in dieser Stadt und ich musste ihm hier als seine Sklavin dienen? Irgendwie konnte ich mir das auch nicht vorstellen, dass der Araber hier in dieser portugiesischen Stadt wohnte und sich hier europäische Sklaven halten durfte. Zumindest in Kapstadt oder Batavia hätten dies die niederländischen Statthalter bestimmt nicht erlaubt.


Zu gern hätte ich gewusst, wohin der Kapitän mich bringen würde. Aber die Frage sparte ich mir.
Ebenso wie die Frage, ob ich hier meine Freiheit zurückbekommen würde. Vermutlich hätten mir die Fragen nur weitere Hiebe eingebracht.

In Kürze würde ich es wohl sowieso erfahren.

Erwartete mich wirklich jemand hier? Aber wer? Hier in diesem portugiesischen Außenposten irgendwo in Ostafrika?

War mein Mann doch hierher gekommen? War der Brief nur ein schlechter Scherz gewesen?

Irgendwie konnte ich mir das nicht vorstellen.

Oder war meine Familie hierher gekommen, um ein Lösegeld zu bezahlen? Das wäre aber völlig unmöglich, seit der Ankunft des Briefs in Sansibar waren gerade einmal drei bis vier Wochen vergangen.
Und sonst kannte ich keinen einzigen Portugiesen, der mich hier erwarten könnte.

Viele Gedanken spukten in meinem Kopf herum, während mich der Araber an der Eisenkette von Bord zog.


Auf festem Grund wurde der Kapitän nochmals vom Hafenmeister aufgehalten. Sie wechselten nochmals ein paar Worte auf Portugiesisch, die ich nicht verstand. Anscheinend ging es aber nochmals um mich, denn der Hafenmeister schien mich nochmals von oben bis unten zu mustern.

Aber wofür? Warum forderte er den Araber nicht auf, mich, eine weiße Christin, eine Europäerin, sofort freizulassen?

So sehr ich es auch hoffte, der Araber machte nicht die geringsten Anstalten mich freizulassen und auch der Hafenmeister schien dies nicht zu fordern. Stattdessen beendeten die Männer ihr kurzes Gespräch und der Kapitän führte mich über den Hafenplatz in Richtung des Stadttors, durch welches seine Helfer zuvor die verpackten Waren geschleppt hatten.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...of-3-1124081940
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...r-of-1124082247

Ich hatte ein Deja-vú. Vor ein paar Monaten war ich schon einmal an der Kette zu einem Stadttor gezogen worden, zu dem von Sansibar. Damals allerdings in einer Gruppe, vor mir Clara und ihre Schwester.

Wo die beiden nun waren? Ging es ihnen gut?
Vermutlich waren die beiden nun irgendwo in Arabien und fristeten dort ein Dasein als Sklavinnen. Die armen. Für sie gab es vermutlich keine Hoffnung mehr, während ich zumindest schon einmal einen europäischen Außenposten erreicht hatte.

Wie gerne hätte ich Clara und Veronica jetzt neben mir, hätte mich nochmals mit ihnen unterhalten.
Ein unerfüllbarer Wunsch, vermutlich würde ich die beiden nie mehr wiedersehen.

Die einzigen, mit denen ich mich theoretisch hätte unterhalten können, waren der Kapitän und sein Helfer. Aber diese sprachen kein Wort mit mir. Und wenn ich es gewagt hätte, sie anzusprechen, hätte ich keine Antwort, sondern nur Hiebe erhalten.
So folgte ich dem Kapitän und dem unangenehmen Zug an meinem Hals schweigend. Der Helfer ging mit einer Reitgerte in der Hand hinter mir. Ein Fluchtversuch war aussichtslos, das war leider offensichtlich.

Bereits am Hafen betrachteten mich die Leute. Ein buntes Gemisch aus Arabern, Afrikanern und Portugiesen stand hier herum. Aber ebenso wie in Sansibar machte niemand Anstalten, mir zu helfen. Nicht die arabisch aussehenden Männern, nicht die schwarzen Afrikaner und auch die Portugiesen nicht.

Der Hafen der Stadt war auch gar nicht so klein, neben unserem lagen noch drei weitere Segelschiffe vor Anker. Dazu kamen noch ein paar Fischerboote. So groß wie der Hafen von Sansibar, Batavia oder Kapstadt war dieser nicht, aber vermutlich sogar etwas größer wie der von Elmina. Ganz unbedeutend schien diese Stadt, deren Namen mir immer noch unbekannt war, nicht zu sein. Hinter den Schiffen erstreckte sich das Meer und in einiger Entfernung konnte man auch schwach die flache Küste auf der anderen Seite der Bucht erkennen.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ship-1125648983

Ich hatte aber auch nicht viel Zeit mich umzusehen, stattdessen machte mir der Zug an meinem Halseisen unmissverständlich klar, wohin ich zu gehen hatte, nämlich zu dem Stadttor vor uns.

Über diesem prangte ein portugiesisches Wappen, vor dem Tor standen zwei Wachen mit Gewehren, vermutlich Portugiesen. Sie schienen etwas verwundert über den Kapitän, bzw. das was er dabeihatte. Entsprechend hielten sie uns auf und sprachen den Kapitän an.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...gate-1124082480

In mir keimte erneut Hoffnung auf.

Allerdings währte diese nur kurz.

Der Kapitän unterhielt sich mit den Wachen – erneut auf Portugiesisch. Offensichtlich konnte er diese Sprache. Wäre meine Situation nicht so elend gewesen, hätte ich den Kapitän vermutlich bewundert. Neben seiner Muttersprache Arabisch sprach er auch Englisch und Portugiesisch.
Vielleicht sogar noch ein paar andere Sprachen, wer weiß.

Was sie beredeten verstand ich nicht. Aber ganz offensichtlich waren die Wachen zufrieden, denn sie ließen den Kapitän – und damit auch mich – passieren. Mit mir sprachen sie kein Wort. Dabei war ich doch eine von ihnen, eine Europäerin.
Erneut half mir dies aber nichts, was mir ein unangenehmer Zug an meinem Halseisen aufs Neue bewies, als der Kapitän weiterging.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...gate-1125164269
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...te-2-1125164744


Wir durchquerten also das Tor und kamen in die Stadt. In welche, wusste ich immer noch nicht.
Eine portugiesische Kolonie, ganz offensichtlich, irgendwo in Ostafrika, südlich von Sansibar.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...eety-1125165126
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...tain-1125504631
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...in-2-1125505952

Wir gingen durch die Straße, welche vom Hafen in die Stadt führte. Rechts von uns tat sich ein Gewirr von Gassen auf, die Häuser waren aus Stein. Das Ganze erinnerte mich an Sansibar. Auch war es hier genauso heiß, nur nicht ganz so schwül.

Der Kapitän ging mit mir jedoch die Straße entlang, er schien sich in der Stadt auch auszukennen, jedenfalls fragte er niemanden nach dem Weg.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...town-1125444903

Nach ein paar hundert Metern endete die Straße auf einem großen gepflasterten Platz mit einer großen Bronzestatue. Die Statue zeigte einen Kapitän, vermutlich von Vasco da Gama, dem großen portugiesischen Seefahrer. Links vom Platz standen ein paar Herrenhäuser, rechts von Platz eine große Kirche.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...wn-1-1125445490
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...re-2-1125445864

Allzu lang hatte ich aber nicht Zeit, um mich zu orientieren, denn der Kapitän zog mich an der Kette an meinem Halseisen weiter, quer über den Platz. Dort stand ein zweistöckiger Palast, vermutlich die Residenz des örtlichen Statthalters. Ein großer, luxuriöser Bau, auf dem wiederum ein paar portugiesische Flaggen wehten.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...uare-1125446321

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ce-1-1125446742
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ce-2-1125447085
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ce-3-1125447378

Was wollte der Araber hier mit mir?
34. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Adriana0306 am 24.11.24 09:08

Jetzt bin ich aber wirklich mal gespannt was Isabella erwartet, also lass uns bitte nicht zu lange warten

Danke für die Fortsetzung! Schöne Geschichte
35. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von winipu77 am 24.11.24 18:32

Danke, es bleibt spannend 😊
36. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von m.skorpion am 25.11.24 23:36

Hi,
vielen Dank für die gelungene Fortsetzung. Bin schon ganz gespannt, wie es mit Isabella weiter geht.
Ich gehe davon aus, dass das eigentlich Teil 10 sein sollte, oder fehlt teil 10?
LG
Skorpion
37. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 26.11.24 20:31

@Adriana, winipu, scorpion:

Vielen Dank für Eure Kommentare.

Wenn Ihr gespannt seid, wie es weitergeht, habe ich wohl alles richtig gemacht...
Isabella ist ja auch gespannt, ob sie nun endlich ihre Freiheit zurückerhält (der Windelmeister wäre aber vermutlich skeptisch...)

Übrigens hat uns Isabella unbewusst einen Hinweis gegeben, warum der Araber sie in Sansibar gekauft und in diese Stadt gebracht hat. Jemand eine Idee?

Apropos, weiß wirklich niemand, wo Isabella gelandet ist? So schwierig ist das eigentlich nicht...

Danke für den Hinweis mit dem Kapitel, wir sind tatsächlich erst bei Kapitel 10. Der Fehler kam vermutlich daher, dass ich die Überschrift wegen dem Fettdruck noch manuell eintippe, der Rest ist copy-paste aus word.

Mal sehen, das nächste Kapitel gibt es dann bei 24k Lesungen, in wie vielen Wochen das sein wird, kann ich aber auch nicht sagen, das hängt vom Interesse der Lesenden*innen ab...
38. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von m.skorpion am 26.11.24 23:03

Hi,
ich würde auf Mosambik als Ziel tippen.
39. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 28.11.24 18:37

Zitat
Hi,
ich würde auf Mosambik als Ziel tippen.


Das könnte hinkommen, Gratulation!

Genauer gesagt Ilha de Mozambique, also Mosambik-Insel.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ilha_de_Mo%C3%A7ambique

100% korrekt ist meine Ortsbeschreibung sicherlich nicht, aber so ungefähr könnte das hinkommen.
40. Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 30.11.24 08:52

11. Ein Geschenk?, Teil 1

Am Eingang des Palasts standen wiederum zwei Wachen mit Gewehren.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ce-2-1125447880
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ce-3-1125448140
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ce-1-1125448481
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ce-4-1125448811

Wie bereits zuvor am Stadtmauertor wechselte der Kapitän wieder einige Worte mit diesen auf Portugiesisch. Anscheinend ging es um mich. Worum auch sonst, vermutlich kam es hier nicht allzu oft vor, dass ein arabischer Geschäftsmann mit einer weißen Sklavin im Gepäck zum Palast kam.

Erneut schienen die Wachen zufrieden mit den Erläuterungen des Kapitäns. Der Helfer musste allerdings draußen bleiben, der Kapitän trat mit mir allein ein.
Vorher gab der Helfer seinem Chef aber noch die Reitgerte, welche ganz offensichtlich für mich vorgesehen war, sollte ich auch nur den geringsten Widerstand leisten. Dabei hätte ich gar nicht gewusst, wie ich mich hätte wehren sollen, mit auf dem Rücken gefesselten Händen und einem Eisenreif um den Hals. Erneut zog mich der Kapitän an der Kette an eben diesem unsanft hinter sich her ins Gebäude, was für eine Scham. Wie einen Hund behandelte der Araber mich.

Aber niemand schien sich daran zu stören, auch nicht die portugiesischen Wachen. Was der Kapitän diesen wohl erzählt hatte? Nach meiner Meinung fragte jedenfalls wieder niemand.


Wir betraten das Foyer. Ein prachtvolles Foyer. An den Wänden hingen edle Gemälde und hinter dem Foyer führten zwei geschwungene Marmortreppen hinauf in den ersten Stock.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ence-1127049601

Ich muss zugegeben, ich war beeindruckt vom Reichtum hier drin. Abgesehen von ein paar Herrenhäusern war mir die Stadt beim Weg hierher nicht besonders reich vorgekommen. Aber hier drinnen hatte man anscheinend weder Kosten noch Mühen gescheut, so ähnlich wie hier sah es vermutlich auch im Königspalast in Amsterdam aus. Jedenfalls vermutete ich das, ich hatte diesen bisher immer nur von außen gesehen.


So war ich gerade in Gedanken versunken, als mich ein schmerzhafter Ruck an meinen Halsring wieder in die traurige Realität zurückbrachte:
Der arabische Kapitän, der man der mich in Sansibar gekauft und hierhergebracht hatte, herrschte mich an:
„Zieh Deine Schuhe aus, Sklavin! Sklavinnen tragen keine Schuhe. Es war sehr großzügig von mir, dass Du bis jetzt welche tragen durftest, um Deine zarten Füße zu schonen. Aber hier in der Residenz brauchst Du wirklich keine Schuhe mehr!“

Ich sah den Araber fragend an, irgendwie hoffte ich immer noch, dass mein Dasein als Sklavin hier in dieser europäischen Kolonie in Kürze vorbei sein würde und mir der Statthalter oder wer auch immer die Freiheit schenken oder erkaufen würde. Dass ich wieder frei sein würde und irgendwann wieder nach Hause fahren könnte. Zum königlichen Palast in Amsterdam, aber vor allem nach Hause zu meiner Familie.

Aber hier und jetzt mit meinem Besitzer zu diskutieren oder dessen Befehl zu missachten, hätte mir wohl nur Hiebe mit der Gerte einbracht, daher folgte ich diesem demütigenden Befehl. Mit hinter dem Rücken gefesselten Händen war dies jedoch schwierig. Ich streifte meine Schuhe irgendwie ab und der arabische Kapitän nahm diese an sich.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...hoes-1127747250

Ich fühlte mich erneut gedemütigt. In den niederländischen Kolonien in Afrika war es die Regel, dass nur Europäer und freie Afrikaner Schuhe trugen, den schwarzen Sklaven war dies in der Regel verboten. Und nun auch mir, obwohl ich doch eine Europäerin war. Hoffentlich würde dieser Albtraum bald enden.

Dann mussten wir einige Minuten warten. Es war beschämend, mit auf den Rücken gebundenen Händen und einem Eisenreif um meinen Hals hierzustehen. Neben einem Araber der mittels einer Kette an eben jenem Halseisen dafür Sorge trug, dass ich nicht davonlief bzw. ihm folgte, wohin auch immer er wollte.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ence-1127050734
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ella-1127400289
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...sion-1127400899

Zum Glück war im Foyer nicht so viel los.
Ein paar afrikanische Sklavinnen liefen herum, ab und zu ging auch ein portugiesischer Bediensteter vorbei. Die Portugiesen hatten Schuhe an, die Sklavinnen liefen barfuß herum. Vermutlich hatte man auch ihnen die Schuhe weggenommen oder sie hatten nie welche besessen.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...oyer-1127051124
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...er-2-1127399230
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...er-3-1127399639
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...er-4-1127747684

Sie alle warfen mir neugierige Blicke zu. Bei jedem Blick wäre ich gerne aufs Neue gestorben.
Der arabische Kapitän stand dagegen ganz entspannt neben mir, die Warterei schien ihm nichts auszumachen. Er stand ja auch nicht barfuß und gefesselt hier.

Im Gegenteil fragte er mich nach einer Weile:
„Na, Sklavin, gefällt es Dir hier? Das ist Dein neues Zuhause. Bestimmt wirst Du viel Freude hier haben!“

Ich sah ihn fragend an. Ich verstand gar nichts.

Warum sollte die Residenz des portugiesischen Statthalters mein neues Zuhause werden?

Ich war keine Portugiesin und konnte auch kein Wort Portugiesisch, also was sollte ich hier tun?

Vermutlich war ich auch viel zu beschämt und verängstigt, als dass ich einen klaren Gedanken hätte fassen können.

Das fiese Grinsen, mit dem der Kapitän mich anblickte, gefiel mir aber gar nicht…

Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte und schwieg daher. Vielleicht hätte mich der arabische Kapitän dafür bestraft, dass ich ihm nicht antwortete, aber in diesem Moment kam ein Portugiese die Treppe herunter und sagte etwas zu dem Kapitän. Vermutlich, dass wir ihm folgen könnten. Ich wurde weiterhin nicht gefragt, auch dieser Portugiese ignorierte mich, als ob ich Luft wäre.


So folgte der Kapitän und auch ich zwangsweise dem Mann die linke Marmortreppe hinauf in den ersten Stock. Der Marmor fühlte sich unter meinen nackten Füßen kalt an, obwohl es hier in der Residenz recht warm war.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...airs-1127762943

Oben angekommen gingen wir noch ein paar Meter nach rechts einen Gang entlang. Vor einer großen Tür aus Tropenholz blieben wir stehen und der Portugiese klopfte.

Auf ein Zurufen von innen öffnete der Portugiese die Tür und der Kapitän zog mich an der Eisenkette in den Raum.

Der Raum war prachtvoll mit Tropenmöbeln und Gemälden eingerichtet. Eines davon zeigte den portugiesischen König. Ein anderes, besonders großes, zeigte den Seefahrer, den ich bereits auf der Statue vor dem Palast gesehen, vermutlich wiederum Vasco da Gama.

Die Portugiesen waren anscheinend sehr stolz auf diesen Mann, der vor ca. 200 Jahren gelebt hatte.


An einem großen Schreibtisch aus Tropenholz saß ein älterer Mann von vielleicht 55 Jahren. Er erhob sich und kam auf uns zu. Er war etwas rundlich, hatte weiße Haare und trug ein feines Gewand, eine dunkelblaue Jacke und einen schwarzen Hut. Vermutlich war dies der Gouverneur dieser Stadt.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...town-1127763661
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https://www.deviantart.com/neuschreib63/...or-2-1127944702

Er begrüßte den arabischen Kapitän und sah auch mich interessiert an. Sein Blick gefiel mir nicht. Mitleid war das, was ich in seinen Augen erkennen konnte, wohl nicht. Eher… mir schauderte…

Es sah so aus, als ob es ihm gefiel, dass ich so gefesselt vor ihm stand.

Zu mir sagte er jedoch nichts, keinen Gruß, kein Wort des Bedauerns.

Stattdessen bekam ich vom Kapitän plötzlich einen schmerzhaften Hieb mit der Gerte auf meinen Po.
„Knie hin vor dem Gouverneur, Sklavin!“ herrschte mich dieser an.

Um nicht noch mehr Schläge zu bekommen tat ich wie geheißen. Die Frage nach dem „Warum“ sparte ich mir. Vor dem Statthalter von Batavia hätte ich mich nicht hingekniet. So etwas taten wenn überhaupt nur Sklaven, wenn sie um Verzeihung bitten mussten.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...rnor-1127940553
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...nt-1-1127941289

Der Gouverneur sah zu mir herunter und streichelte mir genüsslich über die Wange, wie ich so vor ihm kniete. Er würdigte mich jedoch weiterhin keines Wortes.

Stattdessen unterhielt er sich mit dem Kapitän auf Portugiesisch.


“O que você me trouxe, meu amigo?”

“Este é um presente para o governador.”

"Um presente? Um presente muito legal.”

"Sim. Uma jovem holandesa. Recém vinda de Zanzibar."

"Holandês?"

"Sim. No nosso último encontro você me contou sobre seu tio e o quanto gosta dos holandeses.
E quando voltei a Zanzibar, descobri que um jovem escravo holandês estava à venda. Imediatamente pensei em você e comprei para você.
No entanto, se isso violar as leis cristãs aqui, posso levá-los comigo e trazer-lhe outra coisa em troca.”


Ich konnte kein Portugiesisch, aber irgendwie ging es um ein Geschenk. Und etwas Holländisches.
Ich sah allerdings nirgends ein Geschenk. Und das einzige Holländische hier im Raum war ich.
Vermutlich war ich mit dem holländischen Geschenk gemeint.

Mir schauderte noch mehr.

Der Gouverneur sah wieder zu mir herunter und musterte mich. Würde er das Geschenk – sofern wirklich ich gemeint war – annehmen und mich freilassen?


Die Art und Weise, wie mich der Gouverneur ansah, gefiel mir jedoch immer noch nicht. Er machte auch keine Anstalten, dass ich aufstehen dürfte.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...sion-1127940913

So musste ich weiter auf dem harten Holzboden knien, während der Gouverneur wieder zu dem Araber blickte und diesem antwortete:

"Não, não, meu amigo.
Deixe a holandesa aí.
Um rei francês disse certa vez, há algumas décadas: “L'etat c'e moi”.
É assim que me sinto aqui também, ou em português: “Minha cidade, minhas leis”!
Nunca tive uma escrava holandesa antes, e ela também não trará meu tio de volta, mas certamente poderá me desculpar de outra forma pelas ações de seu povo.
Também devo dizer que ela é realmente muito bonita, gosto especialmente do cabelo ruivo dela."

“Isso mesmo, ela é realmente muito bonita.
Ela tem um corpo lindo até por baixo do vestido, eu mesmo verifiquei isso em Zanzibar.
Ela tem alguns hematomas da viagem até aqui, mas estão cicatrizando.
Permiti que minha tripulação ensinasse obediência à escrava, mas proibi-os estritamente de machucá-la.
E é claro que ninguém tocou neles desde Zanzibar, eu também cuidei disso.”

“Maravilhosa.
Ela será uma boa mudança em relação aos meus escravos indianos e africanos.
Mas diga-me, meu amigo, o que eu fiz para merecer esse presente?“

„Isso é para nossos bons relacionamentos comerciais...”

“Obrigado.
Tenho certeza que muitos bons negócios virão...“


Die beiden Männer waren noch besser gelaunt als zuvor. Weiterhin machten die Männer keine Anstalten mir zu erlauben aufzustehen. Stattdessen musste ich weiter auf dem Boden vor dem Gouverneur knien.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...nt-3-1127942427
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...nt-2-1127941950

Dieser sah nochmals mit einem Grinsen zu mir herunter, dann unterhielt er sich noch mit dem arabischen Kapitän über alles Mögliche, was ich aber wiederum nur teilweise verstand. Es ging um irgendwelche Geschäfte, welche mich aber sowieso nichts angingen.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...hant-1127946293

Währenddessen überlegte ich mit Schaudern, ob ich das wirklich verstanden hatte, dass ich ein Geschenk sein sollte. So etwas ging doch gar nicht, man konnte keine Menschen verschenken. Jedenfalls keine freien Europäer. Allerdings … eine Europäerin war ich noch immer, aber frei war ich schon lange nicht mehr, für die Araber war ich nicht mehr als eine Sklavin…

Aber der Gouverneur würde mich dann freilassen, im Gegensatz zu dem Araber musste er sich an die europäischen Gesetze halten. Oder etwa nicht? Bestand das Geschenk an den Gouverneur vielleicht darin, dass er mich hierhergebracht hatte, damit ich hier die Freiheit erhalten würde statt in Arabien als Sklavin dienen zu müssen?


Für den Moment blieb mir nichts weiter als kniend und gefesselt zu warten, während die Männer sich weiter unterhielten. Ich hoffte immer noch, dass ich am Ende des Gesprächs endlich meine Freiheit zurückbekommen würde.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ng-1-1127946839
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ng-2-1127947054

Die Männer unterhielten sie noch eine ganze Weile, bestimmt noch eine Stunde, dann endete das Gespräch.


„Foi um prazer reencontrá-la.“

„Inteiramente da minha parte.“

„Você gostaria de jantar comigo hoje?“

„Com muito prazer. Seria uma honra para mim.“

„Muito bom, vejo você esta noite.“

„OK vejo você mais tarde. E divirta-se com seu presente!“



P.S.: Ich kann ja kein Portugiesisch, ich verstehe den Text ebenso wenig wie Isabella Aber falls jemand der Leser*innnen dieser Sprache mächtig ist, kann er/sie mich gerne auf Fehler hinweisen...
41. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Adriana0306 am 03.12.24 17:08

Ich kann auch kein Portugiesisch und musste einen Übersetzer verwenden
Das klingt ja gar nicht gut für Isabella, es scheint als ob der Traum von der Freiheit weiterhin nur ein Traum bleiben würde und es sie schlimmer erwischt hat als Clara. Bin gespannt wie es weitergeht
42. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 07.12.24 18:40

Zitat
Ich kann auch kein Portugiesisch und musste einen Übersetzer verwenden
Das klingt ja gar nicht gut für Isabella, es scheint als ob der Traum von der Freiheit weiterhin nur ein Traum bleiben würde und es sie schlimmer erwischt hat als Clara. Bin gespannt wie es weitergeht


Hallo Adriana,
vielen Dank für Dein feedback.

Ich kann ja auch immer noch kein Portugiesisch, aber ich glaube auch, dass das, was die beiden Herrschaften beprochen haben, nicht so positiv für Isabella war...
Im nächsten Kapitel bekommt Isabella auch die Übersetzung vom Gouverneur präsentiert...

Du könntest aber durchaus Recht haben mit Deiner Vermutung, dass es Clara besser getroffen hat. Zumindest in diesem Teil der Geschichte.
Ich hatte ja schon mal angedeutet, dass diese Geschichte härter wird, weil ich diesmal weniger rosarote Farbe über die Realität der damaligen Zeit gelegt habe.
Und die Realität im 18. Jahrhundert war hart: Sklaverei, Kolonialismus, Sexismus, Rassismus, Nationalismus, all das was wir bei uns inzwischen zum Glück im Wesentlichen überwunden haben, war damals in Afrika und in den meisten anderen Teilen der Welt noch Alltag.

Also wer Isabella auf ihrer schrecklichen Reise hinein in dieses Herz der Finsternis begleiten will, ist herzlich dazu eingeladen.
Wer eher eine schöne Vorweihnachtsgeschichte lesen will, ist vielleicht bei den geschätzten Mit-Autoren besser aufgehoben...
43. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von m.skorpion am 08.12.24 16:57

Sehr gelungene Fortsetzung mit fantastischen Bildern. Bin natürlich wie immer gespannt darauf, wie es Isabella erwischt.
LG
44. Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 09.12.24 20:11

Nun gut, für alle, die sich von meinem letzten Post nicht haben abschrecken lassen, hier das Kapitel, in welchem Isabella erfährt, dass diese Geschichte nicht damit endet, dass der Gouverneur ihr die Freiheit schenkt…



12. Ein Geschenk?, Teil 2


Bei den letzten Worten überreichte der Kapitän dem Gouverneur das Ende der Kette, welche immer noch an meinem Halseisen hing, und übergab diesem noch zwei Schlüssel.

Den einen Schlüssel kannte ich noch gut von heute Morgen, es war der Schlüssel zu dem Schloss, an dem die Eisenkette mit dem Eisenreif um meinen Hals befestigt war. Den anderen, größeren Schlüssel hatte ich nur noch in dunkler Erinnerung, aber letztlich wusste ich noch, dass dies der Schlüssel war, mit welchem die Piraten damals den Eisenreif um meinen Hals verschlossen hatten. Damals, an diesem unglückseligen Tag, an welchem unser Schiff Lydsaamheid verlassen und mein Martyrium begonnen hatte.

Danach verließ der Araber den Raum. Meine Schuhe stellte er neben den Eingang.

Ich hatte kaum ein Wort verstanden, aber irgendwie sah es wirklich so aus, als hätte mich der Araber an den portugiesischen Gouverneur verschenkt. Eine Zahlung hatte ich jedenfalls nicht bemerkt.

Der Araber machte die Tür hinter sich zu und ich war allein mit dem Gouverneur, immer noch neben ihm knieend.


Irgendwie fühlte es sich seltsam an. Drei Wochen lang hatte mich der Araber und seine Crew gequält und mich behandelt, als wäre ich als Europäerin ein Mensch zweiter Klasse. Als ob sie als Männer und Araber über mir stehen würden. Viele demütigende Arbeiten und noch mehr demütigende Kommentare hatte ich über mich ergehen lassen müssen. Mehr als einmal hatte ich darüber nachgedacht, von Bord zu springen, um diesen schrecklichen Menschen zu entkommen und meinem Leben ein Ende zu setzen.

Und nun war der Araber und seine Crew weg, vielleicht auf Nimmerwiedersehen.

Vermutlich war das wirklich eine gute Nachricht.

Würde mich der portugiesische Gouverneur nun freilassen?


Ich sah hinauf zu dem Statthalter, der mich immer noch wie einen Hund an der Kette hielt.

Dieser hatte offensichtlich meinen fragenden Blick bemerkt.

Er sah nochmals – wie bereits des Öfteren während seiner Unterhaltung mit dem arabischen Kapitän - grinsend auf mich herab. War ich wirklich sein Geschenk?

Plötzlich zog er ohne Vorwarnung ruckartig an der Kette, so dass ich mit einem schmerzhaften Zug zum Aufstehen gezwungen wurde.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...d-up-1130337641

Aua, das hatte weh getan. Wozu diese Demütigung?
Liebend gerne wäre ich von selbst aufgestanden, das lange Knien auf dem Holzboden war alles andere als angenehm gewesen, meine Knie schmerzten bereits sehr.

Nun stand ich mit immer noch auf dem Rücken gefesselten Händen vor dem Mann, der mir mit einem seltsamen Blick in die Augen sah.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...or-1-1130340024
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...or-2-1130340370

Er hielt die gestraffte Eisenkette fest in seiner Hand und sprach mich zu meiner Überraschung auf Englisch an:
„What’s your name?“
Ich antwortete, dass ich Isabella hieß.
„You are Dutch?“
Ich bejahte dies.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ndly-1130393359

Der Gouverneur sah mich mit einer seltsamen Mischung aus Hass und Häme an und fuhr auf Englisch fort:

„Ich mag keine Niederländer. Seit Jahrzehnten bekriegt ihr uns und stehlt unsere Kolonien, welche rechtmäßig uns gehören.
Wir Portugiesen, insbesondere unser großer Held Vasco da Gama, haben den Seeweg nach Indien gefunden und den Seehandel dorthin etabliert.
Aber Euer gieriges Volk neidet uns den Erfolg. So wie es aussieht, bekommt ihr nie genug, viele süd- und ostindische Kolonien habt ihr uns schon gestohlen, auch in Afrika habt ihr unser Eigentum besetzt, selbst unsere brasilianischen Kolonien sind vor Eurer Gier nicht sicher.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...many-1130789627

Auch hier diese Stadt wollte Euer Volk schon stehlen, sogar zweimal vor knapp 120 Jahren. Aber das ist Euch nicht gelungen, unser Dom Estevão de Ataíde hat unsere Kolonie glorreich gegen Euer Räuberpack verteidigt. Diese Stadt ist und bleibt portugiesisch.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...quer-1130775692

Allerdings haben schon viele tapfere Portugiesen ihr Leben verloren, um die niederländischen Diebe von unseren Kolonien abzuhalten.
Sogar ein Onkel von mir ist auf Timor gestorben, als wir uns Eurer Angriffe erwehren mussten.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...imor-1130776184

Er war gerade mal 25 Jahre alt und hatte noch sein ganzes Leben vor sich. Vielleicht wäre er sogar auch Gouverneur von Timor geworden, wer weiß.“


Ich wurde blass. Ich wusste, dass viele niederländische Kolonien, auch Elmina, Cochin, Ceylon und Batavia früher portugiesisch waren. Und Timor lag gar nicht so weit weg von Batavia. Mats hatte mir einmal von der unruhigen Lage dort und den Streitigkeiten zwischen Niederländern und Portugiesen erzählt.

Aber das war Politik der Männer, die mich eigentlich nicht interessierte. Ich führte keinen Krieg gegen die Portugiesen und wollte mit diesem nichts zu tun haben. Ich wollte doch nur nach Hause, nach Amsterdam zu meiner Familie, alles andere war mir eigentlich egal.

Aber der Gouverneur sah das anscheinend anders. Für ihn war ich ein Feind.


Der Blick des Gouverneurs war noch etwas finsterer geworden.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...utch-1130395671

Dennoch nahm ich meinen Mut zusammen und brachte irgendwie heraus, dass es mir um seinen Onkel Leid tat, aber ich doch mit diesem Krieg nichts zu tun hatte.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...or-3-1130395370


Dies beeindruckte den Gouverneur jedoch nicht besonders:

„Du magst kein Gewehr in der Hand haben, aber Du bist auch ein Teil dieses diebischen Volks. Schlimmer noch warst Du auf dem Weg nach Batavia, oder etwa nicht?
Du bist eine Kolonistin, nicht wahr?
Ostindien gehört uns, Ihr Niederländer habt dort nichts zu suchen. Der Seehandel dorthin ist unser Anrecht, ebenso die Besiedlung und der Besitz dieser Inseln.
So freue ich mich zumindest ein bisschen, denn zumindest Du wirst Ostindien nie mehr sehen.
Eine Kolonistin weniger, die sich auf unserem Land niederlässt.
Du bist meine kleine Entschädigung für all das Leid, das wir Portugiesen durch Euer verbrecherisches Volk erlitten haben, in Ostindien, in Afrika und sonst wo auf der Welt.
Es wird mir eine Freude sein, eine persönliche Sklavin aus dem verhassten Volk der Niederländer zu haben.“

Dabei sah er mich mit einem breiten Grinsen an. Das Funkeln in seinen Augen gefiel mir ganz und gar nicht.

Dieser Mann hasste Niederländer und hasste damit auch mich. Dabei hatte ich ihm doch gar nichts getan.

Der Gouverneur zog mich an der Kette zu seinem Schreibtisch und holte dort eine Gerte hervor.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ding-1131120615

Solche Gerten kannte ich gut, auch in Batavia hatten wir und die anderen Niederländer solche, um gegebenenfalls unsere Sklaven zu disziplinieren. Und auch die Araber hatten regen Gebrauch davon gemacht, an mir, wie mir mein schmerzenden Hintern immer noch bestätigte.

Ich zitterte, als der Gouverneur mich mit der Gerte in der Hand zurück zu dem Platz vor seinem Schreibtisch zog und mich umdrehte, so dass ich mit dem Gesicht zur Wand stand.


https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ch-1-1131123087

Er hob meine gefesselten Hände mit der linken Hand etwas nach oben und schlug mir dann mit der Gerte auf den Po. Nicht nur einmal, sondern fünf Mal.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ch-2-1131123410
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ch-3-1131123694

Ich schrie vor Schmerz auf und Tränen füllten meine Augen. Der Gouverneur hatte nicht mit voller Kraft, aber doch hart zugeschlagen.

Wie konnte der Mann so grausam sein, ich hatte ihm doch nichts getan.


Er drehte mich wieder zurück, blickte mich grinsend an und meinte grinsend:
„Das war meine erste kleine, ganz persönliche Revanche an Eurem Räubervolk. Aber keine Sorge, das war erst der Anfang!“

Weitere Tränen liefen mir aus den Augen, teilweise aus Schmerz, mehr jedoch noch, weil meine Hoffnung auf Freilassung in ganz, ganz weite Ferne gerückt war.

Ich war diesem Mann völlig ausgeliefert und vermutlich interessierte diesen meine Meinung nicht im Geringsten, dennoch brachte ich mit dem Mut der Verzweiflung heraus:

„Sir, es tut mir leid für alles, was Ihr Volk durch mein Volk erleiden musste. Aber ich bin doch nur eine junge Frau, die zu ihrem Mann wollte. Dieser Krieg ist nicht meiner. Ich habe auch nicht vor, Euer Land zu stehlen. Ich will in die Niederlande zurückkehren und werde für immer dortbleiben.“

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...om-2-1130777172

Nachdem mein Mann unsere Ehe annulliert hatte, hätte ich tatsächlich nichts lieber getan an als das. Nie mehr wollte ich einen Fuß nach Batavia setzen, in diese Stadt, die mir so viel Unglück bereitet hatte.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...cked-1130778560
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...om-1-1130779158

Der Gouverneur sah mich kurz an.

Jedoch beeindruckte ihn meine Verzweiflungstat nicht besonders:

„Dafür ist es jetzt zu spät. Du bist jetzt meine Sklavin und wirst mir dienen, so lange ich es will. Sozusagen als Entschädigung für die Freveltaten Deines Volkes. Aber in einem sind wir uns einig: Unsere ostindischen Inseln wirst Du nicht mehr betreten.“

Ich weiß nicht, woher ich diesen Mut nahm, hilflos mit auf den Rücken gefesselten Händen. Vermutlich war es wiederum der Mut der Verzweiflung, denn ich antwortete ihm:

„Sir, Sie dürfen mich nicht als Ihre Sklavin behandeln. Christen dürfen keine anderen Christen als Sklaven halten. Das ist gegen das Gesetz und gegen unsere Religion!“


https://www.deviantart.com/neuschreib63/...om-3-1130777512

Der Gouverneur sah mich erneut an.

Anscheinend war er überrascht von meinem Mut und meinen Widerworten.

Allerdings nur kurz, denn er fuhr fort:
„Du nennst Dich eine Christin? Dass ich nicht lache. Du bist vermutlich wie Euer gesamtes Volk vom rechten Glauben abgefallen und hängst nun dieser nordeuropäischen Ketzerei an.
Wenn es nach mir ginge, würden die heilige Inquisition alle Ketzer in die Hölle schicken. Aber das ist leider nicht möglich, so realistisch muss auch ich sein.
Aber komm mir nicht mit Christentum. Den Pfad des wahren Glaubens habt ihr Niederländer verlassen. Außerdem unterstehe ich nur einem Hirten hier auf Erden und das ist der Papst. Rom ist allerdings weit weg und ihr Protestanten habt Euch von ihm eh losgesagt. Daher wird er Dich nicht beschützen. Sei froh, dass Du nicht auf dem Scheiterhaufen landest wie so manche Ketzerin vor Dir.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...tian-1131121494

Und was das Gesetz angeht: Ich sehe Dich als meine Kriegsgefangene und Kriegsgefangene haben keine Rechte. Jedenfalls nicht hier in meiner Stadt. Du darfst Dich darüber gerne bei unserem König Joao beschweren, wenn Du ihn triffst. Wir haben sogar ein Zimmer für ihn hier im Palast, sollte er uns eines Tages besuchen kommen. Bisher war er aber noch nie hier. Bis dahin gilt hier mein Wort und dieses besagt, dass gefangene Niederländerinnen meine Sklavinnen sein dürfen.“


Wiederum sah er mich mit einem Grinsen an.

Ich hatte auch meinen Mut der Verzweiflung verloren und brach in Tränen aus.

Mein Leidensweg schien noch nicht vorbei. Ganz im Gegenteil, nun stand mir ein Leben als Sklavin eines Portugiesen bevor, der mich für meine Nationalität, für die ich nichts konnte, hasste.

Der Gouverneur grinste mich an, ihm schien mein Elend zu gefallen.
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ding-1131120615

Anscheinend hatte er mich immer noch genug gedemütigt, denn während ich wie ein Häufchen Elend so dastand, fügte er noch hinzu:
„Außerdem, wer hat Dir erlaubt, mir zu widersprechen? Hat Dir Rais nicht gelehrt, dass einer Sklavin keine Widerrede zusteht? Dann werde ich das wohl erledigen müssen.“

Mit diesen Worten drehte er mich erneut um, hob meine gefesselten Hände wieder nach oben und schlug mir erneut auf den Po. Wieder fünfmal.

Wieder so fest, dass mir die Tränen kamen.

Wobei der physische Schmerz bei weitem nicht so schlimm war wie der Schock, dass mich der Gouverneur anscheinend nicht freilassen wollte, sondern mich im Gegenteil als seine persönliche Sklavin hierbehalten wollte.

Ich hatte so sehr gehofft, dass mein Martyrium hier enden würde und mir der europäische Gouverneur die Freiheit verschaffen würde. Aber wie es aussah war ich nur vom Regen in die Traufe gekommen, der Portugiese behandelte mich genauso brutal und herablassend wie die Araber vor ihm.


Nach dem fünften Hieb mit der Gerte meinte er dann:

„Ich muss jetzt weiterarbeiten.
Aber ein hübsches Geschenk bist Du schon, eine hübsche niederländische Sklavin.
Daher darfst Du noch ein bisschen in meinem Arbeitszimmer bleiben und mir Gesellschaft leisten.“

Mit diesen Worten nahm er die Eisenkette in die Hand und zog mich daran zwei Meter weiter.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...owed-1131520963

An der Wand direkt gegenüber von seinem Schreibtisch waren mehrere Metallhaken in der Wand eingelassen.
Ähnlich den Haken in der Steinhalle in Sansibar.
Mir schauderte bei der Erinnerung an diesen schrecklichen Tag.

Er nahm die Kette an meinem Halsring und fixierte diese mittels eines Vorhängeschlosses mit einem der Haken an der Wand über mir.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ce-1-1131522497

Ähnlich wie damals in Sansibar, nur hatte der Gouverneur die Kette so kurz angebunden, dass ich mich auch nicht mehr setzen konnte, sondern stehenbleiben musste.

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https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ce-4-1131523718

Dann setzte sich der Gouverneur wieder an seinen Schreibtisch und begann mit irgendwelchen Arbeiten, während ich ihm gegenüber an der Wand stand.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...pany-1131522080
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ce-3-1131523325

Das Einzige, was ich tun konnte, war dem Mann beim Arbeiten zuzusehen. Oder meine Augen zu schließen, was meine Lage aber auch keinen Deut besser machte.

Ich war deprimiert wie vielleicht noch nie in meinem Leben und weinte bitterlich.

Ich weiß nicht, wie der Mann so arbeiten konnte, ihm schien mein Schluchzen nichts auszumachen. Im Gegenteil blickte er immer wieder grinsend zu mir herüber. Was für ein Monster.


Schreckliche Erkenntnisse gingen mir durch den Kopf, während ich so gefesselt an der Wand stand.

Nein, Mats‘ Brief war kein böser Scherz gewesen. Er hatte mich wirklich allein gelassen.

Nein, meine Familie war nicht hierhergekommen, um mich freizukaufen.

Niemand war hierhergekommen, um mich freizukaufen.

Die Araber hatten mich hiergebracht, um mich als Sklavin zu verschenken, vermutlich als Gegenleistung für irgendwelche Geschäfte.

Und nun stand mir ein Leben als Sklavin bevor, irgendwo am Ende der Welt, in einer portugiesischen Kolonie in Ostafrika.

Ein Leben als Sklavin des Monsters, das erneut grinsend zu mir herüberblickte.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...joys-1131807685

Was für ein schrecklicher Tag. Was für ein schreckliches Schicksal.
45. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von ChasHH am 09.12.24 20:22

Hat einer die Adresse von diesem Gouverneur?
Ich würde ihm gerne eine "Fist-in-the-box" schicken...
46. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 09.12.24 20:31

Zitat
Hat einer die Adresse von diesem Gouverneur?
Ich würde ihm gerne eine \"Fist-in-the-box\" schicken...


Probiere es mal hier:
"Governador
Francisco de Noronha
rua residencial 1
Ilha de Mocambique
Reino de Portugal"
47. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Adriana0306 am 10.12.24 19:21

Zitat
Zitat
Hat einer die Adresse von diesem Gouverneur?
Ich würde ihm gerne eine \"Fist-in-the-box\" schicken...


Probiere es mal hier:
"Governador
Francisco de Noronha
rua residencial 1
Ilha de Mocambique
Reino de Portugal"


Müsste man echt mal ausprobieren
Danke für den neuen Teil, wäre aber ein ziemlich schlimmes Ende, ich hoffe da kommt noch was
48. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Windelmeister am 12.12.24 00:10

Arme Isabella sie tut mir ein wenig leid. Die Hoffnung das es doch noch ein gutes Ende für Sie gibt dürfte so langsam bei unter 10% liegen. Da hilft nur beten und auf ein Wunder warten
49. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 14.12.24 15:28

@m.scorpion, chas-hh, adriana, windelmeister
Vielen Dank für Eure Kommentare.

@m.scorpion
Ich hoffe auch, dass es spannend bleibt. WARUM sie nach Ilha de Mocambique gebracht wurde, weiß Isabella ja nun. WAS ihr noch alles bevorsteht, wird sie im Lauf der Geschichte erfahren...

@chas-hh, adriana
Ich bin etwas verwundert, dass Ihr Euch so auf den Gouverneur eingeschossen habt.
Dieser ist sicher kein Sympathieträger. Ich glaube aber auch, dass ich die Figur nicht überzeichnet habe.
Vor gar nicht allzu langer Zeit war es – auch in Deutschland – normal, seine Untergebenen zu schlagen, nicht nur seine Mägde und Knechte, sondern auch seine Frau und seine Kinder. Heute käme die Kripo, der Scheidungsanwalt und das Jugendamt. Aber damals war das wohl genauso legal wie normal.

Nein, früher war nicht alles besser...

Auch der angedeutete Nationalismus war wohl normal.
Und selbstverständlich hätte kein Herr mit seiner Sklavin etwas ausdiskutiert oder Widerworte geduldet.

Nein, früher war nicht alles besser...

Von daher müsstet Ihr die Jack-in-the-box wohl an sehr viele Leute schicken, geschätzt ¾ der damaligen Hausherren und Fürsten…

Und das was Isabella bevorsteht, war leider für hunderttausende Sklavinnen wohl bittere Realität. Wenn ich die „Niederländerin“ in der Geschichte durch eine „amerikanische Indigene“, „Afrikanerin“ oder „Süd(ost)asiatin“ ersetzen würde, wären wir vermutlich nicht mehr im Bereich einer Geschichte, sondern bei einer Biographie…
(jetzt wisst Ihr vielleicht auch, wie diese Geschichte in meinem kranken Kopf entstanden ist)

Nein, früher war nicht alles besser…

@Adriana:
Ja, da kommt noch etwas... Lass mal nachsehen... Aktuell sind wir in meinem word-Dokument auf Seite 50. Und die Geschichte hat aktuell 180 Seiten. Also irgendetwas wird vermutlich noch kommen...
Für Isabella habe ich eine gute und eine schlechte Nachricht:
Die gute: Diese Geschichte ist noch nicht vorbei, sie hat gerade erst angefangen.
Die schlechte: Diese Geschichte ist noch nicht vorbei, sie hat gerade erst angefangen…

@Windelmeister:
Wäre diese Geschichte tatsächlich eine Biographie einer afrikanischen oder indischen Sklavin, wären ihre Chancen auf ein "gutes Ende" (was auch immer das sein mag...) wohl wirklich unter 10%. So wie ich für Clara momentan auch wenig Chancen auf Heimaturlaub sehe.
Für Isabella bin ich optimistischer, schon aus dem Grund, dass ich nicht dreimal das gleiche erzählen wollte.
Letztlich ist das hier doch eine Geschichte und nicht die Realität und der Autor hat immer noch ein gewisses Faible für Happy Ends...
Aber mal sehen, wie gesagt, diese Geschichte hat eigentlich erst angefangen...
50. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Windelmeister am 14.12.24 15:42

Da ich ein großer Fan deiner Geschichten bin ist dies eine gute Nachricht denn das steigert die Chance auf viele Fortsetzungen
51. Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 16.12.24 20:43


13.Jeronimo und das Zimmer am Ende des Korridors


Die Zeit verging, ich weiß nicht, wie lange ich so an der Wand stand. Vielleicht zwei Stunden, vielleicht auch drei. Meine Füße taten mir auch schon weh vom langen Stehen. Auch meine Hände und Schultern schmerzten von der Fesselung, aber ich konnte nichts dagegen tun. Jedenfalls nichts außer hoffen und beten, dass dieser Albtraum irgendwann vorbeigehen würde.

Irgendwann schien das Monster vor mir doch noch ein menschliches Rühren zu spüren. Oder vielleicht wurde ihm mein Schluchzen doch zu viel.

Der Gouverneur hatte mir zwar öfters gedroht, dass er mir ein paar weitere Schläge mit seiner Gerte verpassen würde, wenn ich nicht bald ruhig wäre.
Ich hatte auch versucht, mich zusammenzureißen, aber kurz nach den Drohungen konnte ich die Tränen dann doch wieder nicht zurückhalten, zu schlimm war das heute erlebte und die Zukunft, die mir hier bevorstand. So schlimm wie dieser Tag bereits war, kam es auf ein paar Hiebe mehr oder weniger eigentlich auch nicht mehr an. Vermutlich würde mich dieser grausame Mensch so oder so noch oft schlagen, das hatte er ja bereits angedeutet.

Aber anscheinend hatte er mich für heute genug verprügelt, denn der Gouverneur beließ es dann doch bei den Drohungen.

Jedenfalls löste er mich von dem Haken an der Wand und meinte:
„Ok, Isabella, ich denke für den Moment habe ich meine niederländische Sklavin genug betrachtet. Wir sehen uns dann heute beim Abendessen, ich freue mich schon!“

Mir schauderte. Was meinte er damit?

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ll-1-1133364841
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ll-2-1133365259
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ll-3-1133530076

Für den Moment konnte ich aber nicht weiter nachdenken, denn der Gouverneur zog mich an der Eisenkette zur Tür. Dort rief nach einem Jeronimo.

Kurz darauf erschien auch ein junger Mann mit braunen Haaren, vermutlich ein Portugiese. Dieser dürfte in etwa genauso alt wie ich gewesen sein und war auch nur ein paar Zentimeter größer als ich.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...nimo-1133365790
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...nimo-1133365478

Der Gouverneur überreichte dem jungen Bediensteten das Ende der Kette sowie meine Schuhe und einen Schlüssel. Er sagte ihm noch ein paar Dinge auf Portugiesisch, die ich aber nicht verstand.

Der Bedienstete zog mich an der Kette auf den Gang hinaus und der Gouverneur schloss die Tür hinter sich.
Der junge Mann schien etwas überrascht, dass er auf einmal eine weiße Sklavin vor sich hatte und sah mich mit einem seltsamen Blick an.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...lave-1133366001

Es schien fast, als ob er mich bedauern würde.
Tatsächlich kannte ich solche Blicke fast gar nicht mehr, dies war der erste mitleidige Blick seit langem. Vielleicht hatte ich mich aber auch getäuscht. Der junge Mann hatte zwar einen etwas helleren Hautton als der Gouverneur, war aber vermutlich genauso ein Portugiese und hasste mich vermutlich genauso wie all die anderen Portugiesen, denen ich bisher hier begegnet war.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...etty-1133787582
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...appy-1133797341

Umso mehr war ich überrascht, als mich der junge Mann nochmals ansah und mich fragte:
„Devo tirar suas algemas?“

Ich hatte keine Ahnung, was der Mann gesagt hatte. Daher sah ich ihm nur fragend in die Augen und zuckte mit den Schultern.

Der junge Mann hatte anscheinend verstanden, dass ich nichts verstanden hatte und wiederholte seine Frage auf Englisch:

„Should I take off the ropes?”

Das war wohl eine rhetorische Frage und so antwortete ich mich einer Träne im Auge:
„Yes, please.“

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...opes-1133787913

Ich war so am Boden, dass ich mich selbst über diese Kleinigkeit freute. Vermutlich freute ich mich über die freundlichen Worte und die kleine Empathie noch mehr als über das Lösen der Fesseln. Freundliche Worte hatte ich schon lange nicht mehr gehört, seit Lydsaamheid war ich wie ein Tier, wie eine Sklavin behandelt worden.

Von den Piraten, von meinen Käufern in Sansibar, von den arabischen Kaufleuten auf dem Weg hierher und nun auch und vor allem von dem portugiesischen Gouverneur.

Wobei dieser noch längst nicht mit mir fertig war, soviel war klar. Was auch immer „heute beim Abendessen“ bedeuten sollte.


Zumindest war es eine Wohltat wie Jeronimo die Knoten löste, die meine Hände hinter meinem Rücken gefesselt hatten. Endlich konnte ich diese wieder frei bewegen. Meine Schultern und meine Hände schmerzten doch sehr, nachdem diese stundenlang, seit heute Morgen, hinter meinem Rücken gefesselt gewesen waren.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...reed-1133788136

Allerdings war ich immer noch gefangen, der junge Mann hielt die Kette zu meinem Halsband fest in der Hand.

Wenn ich mich jetzt losreißen und fliehen würde…?

Allerdings, wohin sollte ich fliehen? Und wie weit würde ich kommen? Vermutlich nicht weit.

Spätestens unten an der Tür bei den beiden Wachen würde meine Flucht wohl enden. Und dann…? Das wollte ich mir dann lieber nicht vorstellen.

In Batavia erging es Sklaven, die versuchten zu fliehen, sehr, sehr schlecht.

In gewisser Weise wäre es auch unfair gegenüber dem jungen Mann gewesen, seine Gutmütigkeit, mir die Fesseln abzunehmen, mit einem aussichtslosen Fluchtversuch zu danken.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ve-2-1133862076

Der junge Portugiese schien wirklich etwas Mitleid mit mir zu haben, denn er fragte weiter, ob ich etwas zu trinken wollte. Dieses Angebot nahm ich auch dankbar an, schon seit Stunden hatte ich nichts mehr zu trinken bekommen, obwohl es auch hier im Palast sehr warm war.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ve-1-1133859092

Der junge Mann gab mir auch tatsächlich etwas Wasser, das ich ohne gefesselte Hände auch wieder trinken konnte.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...er-1-1134210917
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...er-2-1134211243
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...er-3-1134211706

Ich fühlte mich etwas besser und hatte auch das Gefühl, dass mich der junge Portugiese auch nicht so hasste, wie sein Gouverneur. Vermutlich war der Krieg zwischen den Niederlanden und den Portugiesen auch nicht der seine.

Ich war mir nicht sicher, ob es mir als Sklavin, die ich immer noch war, erlaubt war, Fragen zu stellen. Ein ganz klein wenig Hoffnung hatte ich aber doch, dass mich der junge Mann nicht gleich schlagen würde, so wie es die Araber getan hatten.

So fragte ich ihn, was mich schon beschäftigte, seit ich das erste Mal das Fort erblickt hatte:
„Wo bin ich hier?“

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...hain-1134212168

Der junge Bedienstete sah mich etwas überrascht an:
„Das weißt Du nicht? Du bist hier in Ilha de Moçambique, dem Hauptort der portugiesischen Niederlassungen in Ostafrika. Geleitet wird diese Kolonie von unserem Gouverneur Francisco de Noronha. Diesen hast Du ja bereits kennengelernt.“

Ja, das hatte ich. Mehr als mir lieb war.

Der junge Mann sprach sogar sehr gut Englisch, mit einem englischen Akzent, sein Englisch war gefühlt sogar besser als das des Gouverneurs.

Anscheinend war der junge Mann jetzt neugierig geworden, denn er fragte mich:
„Where are you from? What’s your name? “

Ich tat mich etwas schwer mit einer Erklärung, warum ich als weiße Europäerin jetzt als Sklavin vor ihm stand. Dennoch versuchte ich es mit einer kurzen Erklärung.
„Ich bin Isabella und komme aus Amsterdam in den Niederlanden. Eigentlich wollte ich nach Batavia … zu meinem … Mann. Aber dann … wurde unser Schiff … von arabischen Piraten gekapert und nach Sansibar entführt. Und dann… hat mich ein arabischer Kaufmann dort gekauft … und hierhergebracht. … Ich habe keine Ahnung warum und was ich hier soll.“

Dabei brach ich erneut in Tränen aus.

Der junge Mann gab mir ein Taschentuch.

„Ich bin Jeronimo. Ich weiß auch nicht, warum Du hier bist und was unser Gouverneur mit Dir vorhat.
Aber ich werde Dich in mein Abendgebet miteinschließen.“


Das klang süß und schmeichelte mir ein wenig, machte meine Situation aber auch nicht besser. Zumindest nicht viel. Aber bestimmt konnte es nicht schaden, wenn zumindest eine Person im Palast mich nicht hasste oder in mir nur eine wertlose Sklavin sah.


Damit war unsere kurze Konversation auch beendet.
Ich fühlte mich viel zu elend, als dass mir nach einer Unterhaltung zu Mute gewesen wäre. Auch der junge Mann schien nicht so recht zu wissen, was er noch sagen sollte.

Ich wusste nun also, dass ich mich in einer portugiesischen Kolonie namens „Ilha de Mocambique“ befand. Den Namen hatte ich noch nie zuvor gehört, allerdings hatte ich mich auch noch nie für portugiesische Kolonien in Afrika interessiert. Diese waren weit weg, sowohl von Amsterdam als auch von Batavia. Ich hatte auch nie vorgehabt, eine solche zu besuchen. Und als Sklavin in einer solchen zu leben, war nun wirklich das allerletzte, was ich wollte. Das interessierte aber natürlich niemanden. Seit ich vor Lydsaamheid entführt worden war, war ich nicht mehr als eine Ware gewesen, die man gewinnbringend weiterverkaufen wollte.


Jeronimo führte mich wie einen Hund an der Kette den Gang entlang. Wiederum fühlte mich gedemütigt, auch wenn dies seit Monaten schon fast ein Normalzustand war.

Zumindest schritt Jeronimo gemächlich, so dass ich ihm ohne Problem folgen konnte. Wir gingen auch nur ein paar Meter, bis zum Ende des Korridors.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ce-1-1134212576

Dort war eine verschlossene Tür, welche Jeronimo mit einem Schlüssel öffnete.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ce-2-1134212969

Zu mir gewandt sagte:
„Dort ist Dein neuer Schlafplatz.
Erhol Dich, bestimmt hast Du anstrengende Stunden und Tage hinter Dir.“


Etwas traurig sah mir Jeronimo und die Augen und ich blickte ebenso traurig zurück und antwortete nur kurz mit „Ja.“

Dann öffnete Jeronimo das Vorhängeschloss an meinem Halsreif und nahm mir die Eisenkette ab.

Zumindest das.

Ganz vorsichtig fragte ich ihn, ob er mir vielleicht auch den Halsreif selbst abnehmen könnte.

Jedoch wurde ich enttäuscht:
„Tut mir leid, Isabella. Aber das dürfte ich nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Gouverneurs. Momentan könnte ich es auch gar nicht, ich habe nur den einen Schlüssel bekommen.
Ich fürchte, Du wirst den Eisenreif weiterhin tragen müssen, bis der Gouverneur etwas anderes befiehlt.“


Die Enttäuschung war mir vermutlich ins Gesicht geschrieben, auch wenn ich nichts anderes erwartet hätte. Der schwere Eisenring hing weiterhin um meinen Hals, wie bereits seit vielen Monaten. Irgendwie war dieser bereits ein Teil von mir geworden, aber ich hasste diesen immer noch genauso wie am ersten Tag, als die Piraten mir diesen angelegt hatten.

Ich betrat den Raum und sah mich um. Auf dem Boden lagen acht einfache dünne Matratzen. Ansonsten war der Raum fast leer, ein paar Kleidungsstücke lagen auf den Matratzen, aber außer mir war niemand hier.

Mir gefiel dieser Raum nicht. Aber natürlich fragte niemand, ob ich hierbleiben wollte, auch Jeronimo nicht.

Stattdessen deutete er auf eine der Matratzen auf der rechten Seite, auf der keine Kleidungsstücke lagen, und meinte:
„That one is free.“

Dann wandte er sich ab und sagte zum Abschied leise „Adeus“.

Meine Schuhe nahm er auch mit.

Vorsichtig fragte ich ihn:
„Can I have back my shoes?“

Er drehte sich nochmals um und sah mich an. Die Schuhe gab er mir jedoch nicht zurück und meinte stattdessen:

„I am afraid you are not allowed to wear them. But I will store them for you.”

Ich bekam etwas Angst, mir die Füße zu verbrennen. Hier drinnen im Gebäude ging es, der Marmorboden war sogar recht kühl, aber draußen war der Boden auf den Straßen genauso heiß wie auf Sansibar, das hatte ich auf dem Weg vom Hafen hierher schon registriert.

Daher fragte ich ihn vorsichtig:
„But if I have to go outside? Do I have to walk barefoot outside? I will burn my feet. “

Jeronimo sah mich einen Moment lang mit einem seltsamen, fast traurigen Blick an und schwieg.

Erst dann sagte er:
„You don’t have to go outside, Isabella. “

Ich war etwas verwirrt, aber einen klaren Gedanken konnte ich nach dem Erlebten sowieso nicht fassen.
Daher sparte ich mir auch die Frage, ob ich denn bis an mein Lebensende hier drin bleiben sollte.
Zumindest hatte mich Jeronimo erneut nicht geschlagen, wenn ich ihn etwas gefragt hatte, das war doch schon ein kleiner Fortschritt. Im Gegenteil, er hatte mir sogar eine Antwort gegeben, wenn auch eine, die ich nicht verstand.

Jeronimo verabschiedete sich nochmals:
„Adeus, Isabella. See you later.“

Ich erwiderte den Gruß und fügte in meiner Verzweiflung noch leise mit Tränen in den Augen hinzu:
„Can you help me?“

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...me-1-1134735117
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...me-2-1134735619
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...me-3-1134736465
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...me-4-1134737261

Jeronimo sah mir in die Augen und schien erneut etwas traurig.
Leise flüsterte er:
„I don’t know. Not today. I am sorry, Isabella. Maybe one day in the future. I don’t know. “

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...me-5-1134737749

Mit diesen Worten drehte sich der junge Mann erneut um und ging. Wenn ich einen ganz kleinen Funken Hoffnung gehabt hatte, dass mir der freundliche junge Mann helfen würde, aus der Sklaverei zu entkommen, so war dieser schon wieder erloschen.

Fast in Trance sah ich dabei zu, wie er die Tür hinter sich zuzog. Dann vernahm ich noch ein leises „Klick“, als er die Tür von außen verschloss.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...sive-1134738228

Da stand ich nun, allein und eingesperrt, irgendwo in Afrika. So wie jeden Abend in den letzten zwei oder drei Wochen. Immer noch mit einem Eisenreif um den Hals, immer noch als eine Sklavin.

Allerdings nicht mehr auf dem Schiff eines arabischen Kaufmanns, sondern in der Residenz eines portugiesischen Gouverneurs, der mich nun als sein Eigentum betrachte.

Ich fühlte mich elend und einsam, auch wenn ich irgendwie auch froh war, den Statthalter nicht mehr sehen zu müssen und nicht mehr in seinem Büro als Schauobjekt stehen zu müssen. Zumindest für ein paar Stunden bis zum Abend.


Ich sah mich in dem Raum um. Viel gab es nicht zu sehen. Durch ein vergittertes Fenster kam warme Luft herein, Möbel oder andere Einrichtungsgegenstände gab es hier drin – bis auf die acht Matratzen - nicht. Letztlich war auch diese eine Gefängniszelle für Sklaven oder Sklavinnen, so wie der Raum, in dem ich die letzten Nächte verbringen musste. Oder wie der Raum, in welchem ich zuvor in Sansibar eingesperrt worden war.

Auf dem Boden lagen wie bereits erwähnt ein paar Matratzen herum und auf diesen ein paar wenige persönliche Kleider und persönliche Gegenstände.
Einfache Kleider für Sklavinnen, wie ich sie aus Batavia kannte. Kleider, wie ich sie bereits bei den afrikanischen Sklavinnen im Foyer gesehen hatte. Ich hatte eine Vermutung, wer wohl meine sieben neuen Zimmergenossinnen sein würden.
Vermutlich waren diese gerade irgendwo im Palast oder in der Stadt beim Arbeiten.


Da es hier sowieso nichts zu tun gab und ich hundemüde nach all den Demütigungen war, legte ich mich wie von Jeronimo vorgeschlagen hin und ruhte mich aus. Die Matratze war dünn, aber zumindest deutlich bequemer als die dünnen Strohmatten auf dem Schiff.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ry-1-1134738583

Schlafen konnte ich jedoch nicht, zu sehr quälten mich die Gedanken an das, was mir demnächst, vermutlich bereits heute Abend, bevorstand.

https://www.deviantart.com/neuschreib63/...ry-2-1134739119

52. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Adriana0306 am 17.12.24 19:52

Das erscheint mir jetzt doch wie ein erster Hoffnungsschimmer, vor allem die Andeutung, dass er ihr nicht heute helfen kann. Was das wohl bedeutet? Vielleicht in der Zukunft? Man darf gespannt bleiben. Danke für die weitere Veröffentlichung
53. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von winipu77 am 17.12.24 23:59

Wieder eine schöne Fortsetzung, die das,Spannungsspektrum erweitert! Danke...
54. RE: Sklavin in Ostafrika (Auswanderin unter Kontrolle II)

geschrieben von Neuschreiber63 am 19.12.24 21:49

@Adriana:
Oh, da hast Du wirklich gut aufgepasst.
So könnte man die kleine Andeutung tatsächlich verstehen.
Vielleicht versucht der junge Mann aber auch nur, Isabella irgendwie Mut zuzusprechen.
Zumindest hat er Empathie. Manchmal sagt ein Bild ja mehr als tausend Worte...
https://www.deviantart.com/neuschreib63/...sive-1134738228
So könnte ich mir Jeronimo tatsachlich vorstellen, als er das Zimmer verließ...


@winipu:
Ja, ja, die Spannung...
Versucht habe ich ja schon, eine Spannungskurve aufzubauen, wenn auch vielleicht mit mäßigem Erfolg...
Bei meiner ersten Geschichte habe ich die Kritik bekommen, dass diese (zunächst) irgendwo im nirgendwo geendet hat und dass sich der Leser lieber ein klassisches Drama gewünscht hätte.
Wer weiß, vielleicht wird es ja diesmal ein Drama in 5 Akten?
Falls ja wären wir jetzt im 2. Akt...

Kleiner Spoiler am Rande: Isabella weiß vermutlich noch nicht, welche Hölle sie betreten hat, als die zwei Wachen am Eingang sie in die Residenz gelassen haben. Das wird sie in den nächsten Kapiteln Stück für Stück erfahren...

Jeronimo weiß es dagegen bereits, vielleicht sieht er deswegen so drein...



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