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eröffnet von BlackCoon am 12.01.25 17:57
letzter Beitrag von BlackCoon am 25.01.25 21:32

1. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von BlackCoon am 12.01.25 21:16

Hi, das ganze ist reine Fantasie. Also eine komplette "Geschichte".

LG
2. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von Neuschreiber63 am 12.01.25 21:20

In diesem Fall eine nicht uninteressante Fantasie.
Und meines Erachtens auch nicht völlig unrealistisch in einer Zeit, in der es alle möglichen Fetishe gibt...
3. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von BlackCoon am 12.01.25 21:27

Ja genau hier sind ja auch alle möglichen Geschichten zu ganz verschiedenen Bereichen.
Aber auf Realismus hab ich ehrlich gesagt nicht geachtet, sondern einfach losgelegt.

Vielen Dank für Deinen Kommentar!

LG
4. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von KK 2 am 12.01.25 22:03

6 Teile in weniger als 90 Minuten! Toll, hoffe mal auf weniger lange Werbepause, als die vielen, anderen guten Geschichten hier!
5. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von BlackCoon am 12.01.25 22:12

Hi, danke für deinen Kommentar die Geschichte ist sehr weit, ca. 25 Kapitel sind fertig. Bei Interesse kann ich sie nach und nach fortsetzen.

LG
6. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von Livna am 13.01.25 13:02

Hallo BlackCoon,

danke für die super Kapitel bis hierhin! Ich liebe die Stories von DavePotter77 (tatsächlich habe ich im Smartphonebrowser einen ganzen Tab für seine Geschichten!) - und war höchst erfreut und überrascht, eine daran angelehnte Story zu finden.

Ich finde deinen Schreibstil sehr angenehm, auch wenn ich normalerweise gerne ausschweifende Beschreibungen lese - aber es passt sehr gut zur Geschichte bisher, wie du schreibst.

Ich freue mich, weitere Kapitel zu lesen.

Viele Grüße
Livna
7. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von ball am 13.01.25 16:22

Hallo
Es hat mir viel Spass gemscht die ersten Teile zu lesen.
Bin gespannt wie es weiter geht
8. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von Fesselbaerchen am 13.01.25 16:25

Hallo BlackCoon,

Das verspricht eine interessante Geschichte zu werden. Du schreibst ja nicht zum ersten Mal.
Die jetzigen Kapitel haben mir sehr gut gefallen.

Gruß vom Fesselbärchen
9. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von BlackCoon am 13.01.25 21:49

Hallo,

hier einige weitere Kapitel. Wenn die Geschichte für manche weiter interessant ist, kann ich beizeiten gerne weitere Kapitel hochladen. Es war mein zweiter Versuch, eine solche "Welt" zu erschaffen. Doch diesmal hab ich es enger gefasst und mich mit der Welt nicht überladen. Die Energie, weiterzuschreiben ging dann nicht aus.

LG und nochmals danke an diejenigen von euch, welche die ersten Kapitel gelesen haben.
10. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von Livna am 13.01.25 21:57

Hallo BlackCoon,

als ich den Thread hoffnungsvoll aktualisierte, war ich wirklich glücklich, dass neue Kapitel da waren.
Ich finde die Entscheidung von Hedwig sehr nachvollziehbar und auch die Art und Weise der Unterstützung durch Dritte sehr realistisch.

Und ich finde es super, dass sie es selbst will - und kein Mann es diktiert, wie es häufig bei Dave Potters Stories war/ist.

Ich freue mich auf weitere Teile und wünsche dir noch einen wunderschönen Abend und viel Schreibmotivation!
11. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von BlackCoon am 13.01.25 22:04

Hi, stimmt, es ist ein Unterschied. Wobei ich die Geschichten Potters sehr mag. Ohne sie wäre das hier niemals möglich gewesen. Ich wünsche mir seit Jahren mehr Geschichten mit Ladies of Leisure - aber es gibt nicht viele. Also musste ich selbst handeln.

Es sind ja heute etliche Kapitel hochgeladen

LG
12. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von Marenoir am 14.01.25 15:23

Lieber BlackCoon,
eine bezaubernde Story, mit ansehen zu dürfen wie Hedwig sich immer restriktiver in ihren "Kokon einwebt"...

Ich will gar nicht versuchen hellzusehen...
Die Frage stellt sich mir jedoch,
ob nicht irgendwann die "Dinge ein Eigenleben entwickeln" bedeutet dass die überambitionierten Angestellten der gutgläubigen "armen" Hedwig nun bald ihre eigene Lust und subtilen oder ganz offenen Zwänge perdide auferlegen? (... denen sie gar nicht mehr aus eigener Kraft entrinnen kann...) Ich verbleibe gespannt.

Herzlichst,
Marenoir
13. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von MartinII am 15.01.25 15:42

Schön, diese Geschichte nun auch auf Deutsch lesen zu können.
14. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von BlackCoon am 15.01.25 17:15

Hi, es gibt davon keine englische Version.

LG
15. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von Schlampe_Beate am 15.01.25 19:23

Lieber BlackCoon,

wie soll ich sagen? Toll. Die Geschichte ist so sehr zum Nachempfinden.

Danke.

LG Schlampe_B
16. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von BlackCoon am 15.01.25 19:25

Hi, danke, dass Dir die Geschichte gefällt. Diese Geschichte über Ladies of Leisure habe ich inzwischen fertig und die nächste schon angefangen. LG
17. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von Schlampe_Beate am 15.01.25 20:32

Lieber BlackCoon,

dann möchte ich nicht in der kreativen Phase stören.

Danke

LG Schlampe_S
18. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von Katharina.Z am 15.01.25 21:46

Hallo

Zuerst wollte ich Kritik üben. Wieso immer nur die Zofen schreiben.
Bis ich es verstanden habe

Sehr schön geschrieben
19. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von Matze23 am 16.01.25 14:36

Großartig! Die "Letzten 40 Beiträge" bestehen 34 mal aus "Hedwig", alle gepostet vom Autor selbst.

Das wirft Fragen auf.
- Muss jeder zweite Absatz ein eigenes Kapitel werden?
- Und wenn ja, muss jedes Kapitel in einem eigenen Post veröffentlicht werden?

Wenn der Autor eh vorhat, 30 Kapitel in 2 Tagen zu veröffentlichen, kann man da nicht 10 (oder mehr) Kapitel in einem Post zusammenfassen?

Ich sehe schlicht keinen Mehrwert in dieser Flut an Kurzkapiteln. Dafür aber eine zugelaufene Startseite und sicher eine Reihe von Lesern, die sich genau darüber ärgern.

Grüße, Matze

20. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von BlackCoon am 16.01.25 15:21

Hallo, Sorry, da habe ich garnicht dran gedacht. Ich war so damit beschäftigt, dass mir das gar nicht eingefallen ist, dass das ein Problem ist.
Ich wollte einen überwiegenden Teil der Posts/Kapitel löschen, bis auf die ersten. Jetzt habe ich erst versehentlich die ersten mitgelöscht und stelle das erste wieder ein. Hoffe, dass das Problem dann nicht mehr besteht.

LG
21. Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von BlackCoon am 16.01.25 15:36

Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

Eine kleine optische Inspiration:
Victorian Lady

Hedwig Kottenbrinkmann lehnte sich entspannt auf ihrem gepolsterten Stuhl in der Universitätsbibliothek zurück und ließ ihren Blick über die vergilbten Seiten eines alten englischen Journals wandern. Mit ihren langen blonden Haaren, die in einem lockeren Zopf über ihre Schulter fielen, und ihrer anmutigen Erscheinung zog sie oft ungewollt die Blicke anderer Studierender auf sich. Doch an diesem Nachmittag war sie ganz in ihre Recherchen vertieft. Geschichte und Kunstgeschichte waren nicht nur ihr Studienfach, sondern ihre Leidenschaft. Und als sie zufällig auf den Begriff „Ladies of Leisure“ gestoßen war, hatte ihr Interesse sofort Feuer gefangen.

Der Artikel beschrieb eine faszinierende gesellschaftliche Erscheinung: Frauen aus der englischen Oberschicht, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert ein Leben führten, das ausschließlich dem Nichtstun gewidmet war. Sie hatten keine Pflichten, keine Aufgaben und keine Verpflichtungen – zumindest keine offensichtlichen. Diese Frauen, so hieß es, waren von Geburt an dazu bestimmt, ein Leben in Ruhe und Abgeschiedenheit zu führen. Ihre Rolle war es, Schönheit und Eleganz zu verkörpern, Gäste zu empfangen und als Symbol des Wohlstands ihrer Familie zu dienen. In einem Abschnitt des Artikels wurde sogar angedeutet, dass es in einigen konservativen Kreisen Englands noch heute Frauen gab, die bewusst dieses Lebensmodell wählten.

„Wie spannend!“, murmelte Hedwig und notierte sich einige Quellen, die sie später überprüfen wollte. Der Gedanke, dass Frauen freiwillig ein Leben ohne jegliche Produktivität oder Eigenständigkeit wählten, faszinierte sie ebenso wie er sie irritierte. Warum verzichteten sie auf die Möglichkeit, ihre eigenen Interessen oder Talente zu verfolgen? Und was bedeutete das für die Rolle der Frau in der Gesellschaft damals – und heute?

Am Abend saß Hedwig mit ihrer besten Freundin Vanessa Landschulte in einem kleinen Burger-Restaurant in der Altstadt von Münster. Das Lokal war rustikal eingerichtet, mit Holztischen und alten Landkarten an den Wänden, die Hedwig an das Gestüt ihrer Eltern in Westfalen erinnerten. Vanessa, eine lebhafte Brünette mit wachem Verstand und einer Schwäche für deftiges Essen, schob sich gerade eine Pommes in den Mund, als Hedwig mit leuchtenden Augen von ihrer Entdeckung zu erzählen begann.

„Du wirst nicht glauben, worauf ich heute gestoßen bin, Vanessa!“ Hedwig lehnte sich vor, ihre Stimme klang voller Enthusiasmus. „Hast du jemals von den ‚Ladies of Leisure‘ gehört? Es waren Frauen aus der englischen Oberschicht, die sich freiwillig einem Leben des Nichtstuns hingegeben haben. Stell dir das vor! Keine Arbeit, keine Pflichten, nur hübsch aussehen und repräsentieren.“

Vanessa zog die Augenbrauen hoch. „Das klingt ja wie das Gegenteil von uns. Wenn ich an meinen Praktikumsstress denke, könnte ich mir so ein Leben vielleicht mal für eine Woche vorstellen – aber auf Dauer? Warum sollte man so etwas wollen?“

Hedwig lachte und nahm einen Bissen von ihrem Burger. „Genau das frage ich mich auch! Es ist so absurd und gleichzeitig faszinierend. Stell dir vor, wie viele Aspekte der Gesellschaft und des Frauenbildes damit zusammenhängen. Es scheint fast wie eine ins Extreme getriebene Inszenierung von Wohlstand und Status. Ich habe das Gefühl, dass da noch viel mehr dahintersteckt.“

„Und was willst du jetzt damit machen?“ Vanessa musterte Hedwig skeptisch, doch in ihren Augen blitzte Interesse auf.

„Ich werde weiter recherchieren. Vielleicht finde ich sogar noch Beispiele aus der heutigen Zeit. Es könnte eine interessante Seminararbeit werden. Stell dir vor, ich vergleiche die Ladies of Leisure damals und heute!“

Vanessa grinste. „Na, dann kannst du vielleicht irgendwann selbst eine Lady of Leisure werden – mit all dem Geld deiner Eltern.“

Hedwig schüttelte den Kopf, lachte und hob ihr Glas. „Darauf ein Prost, aber ganz bestimmt nicht! Ich werde lieber Professorin oder Kuratorin. Das klingt deutlich spannender.“

Die beiden Freundinnen lachten und stießen mit ihren Gläsern an, während die Themen des Abends weiterflossen – von alten Gesellschaftsstrukturen bis hin zu den Herausforderungen ihres eigenen Alltags. Doch in Hedwigs Gedanken blieb die Faszination für die geheimnisvollen Ladies of Leisure noch lange präsent.

Hedwig war in den folgenden Tagen nicht mehr von der Universitätsbibliothek wegzudenken. Berge von Büchern, Kopien alter Zeitschriften und Artikel aus wissenschaftlichen Datenbanken stapelten sich auf ihrem Tisch. Mit jedem Fund wuchs ihre Begeisterung – und ihr Erstaunen. Die „Ladies of Leisure“ waren mehr als nur ein Kuriosum der Gesellschaftsgeschichte. Sie waren eine schillernde, aber auch bedrückende Erscheinung, in der sich die strengen Regeln und Erwartungen an Frauen aus der englischen Oberschicht widerspiegelten.

Am nächsten Freitagabend traf sie sich wieder mit Vanessa im gleichen Burger-Restaurant. Diesmal hatte Hedwig ihre Notizen dabei, ein kleines Notizbuch mit blassblauem Einband, dessen Seiten sie nun voller Eifer durchblätterte. Vanessa kaute nachdenklich an einer Süßkartoffelpommes, während Hedwig mit leuchtenden Augen ihre Entdeckungen präsentierte.

„Vanessa, du glaubst nicht, wie viele Details ich zu den Ladies of Leisure gefunden habe. Es ist unglaublich! Hör dir das an: Die Kleidung dieser Frauen war oft mehr als nur Mode – sie war eine Art Gefängnis. Sie trugen enge Korsetts, die nicht nur ihre Taille unnatürlich schmal machten, sondern sie auch daran hinderten, sich frei zu bewegen oder gar tief einzuatmen.“

Vanessa schnaubte. „Ich hab’s ja gesagt, das klingt nach Folter. Aber erzähl weiter!“

Hedwig nickte. „Es geht noch weiter. Viele Ladies of Leisure trugen zusätzlich Hauben, die ihr Gesicht teilweise oder ganz verhüllten, wenn sie in der Öffentlichkeit waren. Die Schleier und Hauben waren Zeichen von Anstand und Eleganz, aber sie isolierten die Frauen auch von ihrer Umwelt. Es war fast so, als sollten sie unsichtbar sein – schön und elegant, aber ohne wirkliches Leben.“

„Und das haben sie freiwillig gemacht?“ Vanessa zog ungläubig die Augenbrauen hoch.

„Ja, zumindest in den meisten Fällen“, sagte Hedwig und blätterte weiter. „Es gab sogar spezielle Armbinder, Vanessa. Sie wurden den Frauen angelegt, um ihre Bewegungen weiter einzuschränken. Es war ein Symbol dafür, dass sie nichts tun mussten – oder durften. Ihre einzige Aufgabe war es, präsent zu sein. Und einige von ihnen lebten bewusst keusch, oft aus Überzeugung oder weil es von ihnen erwartet wurde.“

Vanessa starrte sie an. „Das klingt nach einer Mischung aus Luxus und Albtraum. Aber warum? Warum haben sie das ertragen?“

Hedwig zuckte die Schultern. „Es war ein Statussymbol, Vanessa. Je weniger eine Frau arbeiten musste – oder auch nur konnte –, desto mehr bewies das den Reichtum ihrer Familie oder ihres Mannes. Eine Lady of Leisure war wie ein Kunstwerk oder ein Schmuckstück. Ihre Existenz war ein Statement: ‚Seht her, wir können es uns leisten, dass sie nichts tut.‘ Aber es war auch ein Käfig. Diese Frauen hatten keinen Zugang zu echter Bildung, keine Möglichkeit, ein eigenes Leben zu führen. Einige von ihnen akzeptierten es, andere rebellierten leise.“

„Und heute? Gibt es das immer noch?“ Vanessa wirkte fasziniert, wenn auch skeptisch.

„In gewisser Weise ja“, sagte Hedwig nachdenklich. „In konservativen Kreisen gibt es noch Frauen, die sich bewusst dafür entscheiden, keine Arbeit aufzunehmen und nur ‚repräsentativ‘ zu sein. Sie nennen es ‚traditional femininity‘ oder so ähnlich. Aber es ist natürlich nicht mehr so extrem wie damals.“

Vanessa lehnte sich zurück und musterte ihre Freundin. „Du solltest wirklich eine Arbeit darüber schreiben, Hedwig. Das klingt nach einem Thema, das Leute fasziniert – und vielleicht auch aufrüttelt. Stell dir vor, du kannst den Kontrast zwischen damals und heute aufzeigen.“

Hedwig lächelte. „Ich glaube, das werde ich. Und weißt du, Vanessa? Je mehr ich darüber lese, desto klarer wird mir, wie privilegiert wir sind. Stell dir vor, wir müssten den ganzen Tag in einem Korsett und mit Schleier herumlaufen.“

Vanessa grinste. „Ich käme nicht mal mit einem Korsett klar. Aber gut, ich wäre auch keine Lady of Leisure – dafür esse ich zu viele Burger.“

Die beiden lachten, und für einen Moment war die schwere Geschichte der Ladies of Leisure vergessen. Doch in Hedwigs Gedanken formten sich bereits die ersten Ideen für ihre Arbeit – und für eine Reise nach England, um noch mehr über diese faszinierenden Frauen zu erfahren.
22. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von BlackCoon am 16.01.25 15:37

So, ich habe alles rausgenommen und die ersten beiden Kapitel der Geschichte zusammengefasst und wieder reingestellt. Ich hoffe, dass ist so ok.

LG
23. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von Neuschreiber63 am 16.01.25 16:20

Jetzt bin ich verwirrt:
Wo ist die Geschichte hin, war diese zuvor nicht viel länger?

Lieber blackcoon,
Vielen Dank für das Posten Deiner Geschichte. Ist schon richtig, dass man die Kapitel hätte zusammenfassen können.
Aber das ist noch lange kein Grund, die Geschichte madig zu machen. Die Startseite leert sich von alleine wieder.
Ich wäre Dir sehr dankbar, wenn Du auch die gelöschten Kapitel nochmals posten könntest. Wie Du ja gelesen hast, haben sich viele über die Geschichte gefreut!
24. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von BlackCoon am 16.01.25 16:58

Hi, ich habe die ersten beiden Kapitel ja zusammengefasst und wieder eingestellt. Aber (die fertige) Geschichte ist nun 65 Kapitel lang. Ich hatte Zeit und ich dachte, ich lade alles hoch, weil ein Zeitfenster da war. Hatte garnicht daran gedacht, dass das natürlich etliche ärgert.

LG
25. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von Neuschreiber63 am 16.01.25 17:39

Das Ärgernis war ja nicht die Geschichte, sondern dass Du diese in sehr vielen einzelnen kurzen Kapiteln hochgeladen hast.
Allerdings glaube ich auch, dass diejenigen, die sich geärgert haben,deutlich weniger waren als diejenigen, welche sich über die Geschichte gefreut haben...

Und wenn Du die Geschichte nochmals gesammelt hochlädst, freuen sich vermutlich alle
26. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von BlackCoon am 16.01.25 18:49

Hi, ja, ich lade es gelegentlich wieder nach und nach hoch. Ich hab mich etwas erschrocken, dass ich damit so angeeckt habe. Dann sagte ich mir ok, es ist wirklich viel. LG
27. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von Neuschreiber63 am 16.01.25 20:52

Also wenn ich richtig gezählt habe, gab es bisher 11 positive und 1 negativen Kommentar.
Viel mehr muss ich vermutlich nicht sagen...
28. Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 2

geschrieben von BlackCoon am 16.01.25 21:18

Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 2 -Ein Fenster in eine andere Welt

In der stillen Ecke der Universitätsbibliothek starrte Hedwig auf den Bildschirm ihres Laptops. Vor ihr leuchtete ein Artikel auf, der ihr Interesse sofort geweckt hatte: ein Interview mit einer gewissen Lavinia Beaumont, einer modernen Lady of Leisure, die aus der englischen Oberschicht stammte. Lavinia lebte in einem prächtigen Anwesen außerhalb Londons und hatte sich bewusst für ein Leben entschieden, das an die Traditionen der historischen Ladies of Leisure anknüpfte.

Der Artikel beschrieb Lavinia als faszinierende und geheimnisvolle Persönlichkeit. Sie trug stets Schleier, um ihr Gesicht zu verbergen, und bewegte sich niemals ohne die traditionellen Armbinder, die ihre Arme fest auf ihrem Rücken fixierten. Ihr Tagesablauf bestand aus stundenlangen Zeremonien, in denen sie lediglich anwesend war, während Zofen ihre Bedürfnisse erfüllten. Lavinia sprach offen über ihre Entscheidung, diesen Lebensstil zu führen, und erklärte, dass sie darin eine Form von Eleganz und Freiheit innerhalb der Grenzen ihrer Klasse fand.

Hedwig war elektrisiert. „Das ist unglaublich! Sie ist wie eine lebende Verbindung zur Vergangenheit,“ dachte sie. „Ich muss mehr über sie herausfinden.“ Der Gedanke, Lavinia zu treffen und aus erster Hand über ihre Beweggründe und ihr Leben zu erfahren, ließ sie nicht los.
Doch wie sollte sie Kontakt zu dieser Frau aufnehmen? Im Artikel war nur vage von Lavinias abgelegenen Anwesen die Rede, und es gab keine direkten Kontaktdaten. Nach intensiver Recherche in verschiedenen Online-Foren und Archivseiten stieß Hedwig schließlich auf eine Postadresse, die mit dem Anwesen der Familie Beaumont in Verbindung gebracht wurde. Sie verfasste einen höflichen, ausführlichen Brief, in dem sie Lavinia ihr Interesse schilderte und um ein persönliches Treffen bat.

Einige Wochen später hielt Hedwig eine Antwort in der Hand. Der elegante, handgeschriebene Brief kam jedoch nicht von Lavinia selbst, sondern von ihrer Zofe, Miss Catherine. Der Ton war formell, die Botschaft klar: Lavinia sei bereit, Hedwig zu empfangen – jedoch unter strengen Bedingungen.
Hedwig las die Zeilen mehrfach und spürte ein Kribbeln aus Faszination und Nervosität. Die Regeln waren außergewöhnlich:

1. Lavinia wird ihr Gesicht nicht enthüllen. Hedwig müsse akzeptieren, dass sie Lavinia nur verschleiert sehen werde.

2. Hedwig muss sich den Traditionen des Hauses anpassen. Während ihres Besuches sei es erforderlich, Handschellen zu tragen – ein Symbol, das Respekt und Unterordnung gegenüber Lavinias Lebensstil ausdrücken solle.

3. Kein körperlicher Kontakt. Lavinia wähle bewusst eine strikte Distanz zu ihren Gästen.

4. Hedwig dürfe keine Fotos oder Audioaufnahmen machen. Nur Notizen seien erlaubt.

„Das ist … verrückt,“ murmelte Hedwig, während sie den Brief anstarrte. Aber gleichzeitig war sie auch fasziniert. Wie oft bekam man die Chance, jemanden wie Lavinia Beaumont zu treffen? Jemanden, der nicht nur über historische Traditionen sprach, sondern sie lebte?
Noch am selben Abend rief Hedwig Vanessa an, um ihr von dem Brief zu berichten. Vanessa war, wenig überraschend, skeptisch.
„Hedwig, denkst du wirklich, das ist eine gute Idee? Sich Handschellen anlegen zu lassen, nur um mit einer Frau zu reden, die ihr Gesicht nicht mal zeigt? Klingt nach einer Szene aus einem skurrilen Theaterstück.“

Hedwig lachte. „Ich weiß, es klingt seltsam, aber ich muss das tun, Vanessa. Lavinia ist wie ein Fenster in eine andere Welt. Stell dir vor, was ich über sie herausfinden könnte!“

„Na schön,“ sagte Vanessa widerwillig. „Aber wehe, du kommst aus England zurück und redest davon, selbst eine Lady of Leisure zu werden.“
Hedwig schrieb Miss Catherine zurück und akzeptierte die Bedingungen. Sie schilderte ihre Absichten, Fragen und Recherchen und betonte, dass sie Lavinias Regeln respektieren würde. Die Antwort kam prompt, mit einer detaillierten Anweisung, wie sie das Anwesen erreichen konnte.

In den darauffolgenden Tagen bereitete sich Hedwig intensiv vor. Sie sammelte Fragen, studierte die Traditionen der Ladies of Leisure weiter und stellte sich vor, wie es sein würde, Lavinia zu begegnen. Die Vorstellung, ihre eigenen Hände gefesselt zu wissen, erfüllte sie mit einer Mischung aus Unbehagen und Neugier. Aber wenn das der Preis war, um ein solches Stück Geschichte zu erleben, war sie bereit, ihn zu zahlen.

Ihre Reise nach England würde bald beginnen – und mit ihr der nächste Schritt in ihrer außergewöhnlichen Recherche.
Hedwig stand vor dem beeindruckenden Anwesen der Familie Beaumont. Die hohen schmiedeeisernen Tore öffneten sich langsam, während sie das Taxi bezahlte und ihre Tasche griff. Ihre Nervosität wuchs mit jedem Schritt, den sie auf die breite Kiesauffahrt setzte. Das Anwesen war genau so, wie sie es sich vorgestellt hatte: prachtvoll, aber zugleich altmodisch und traditionsbewusst.
Die schweren Fensterläden, die perfekt gepflegten Gärten und die ruhige, fast ehrfürchtige Atmosphäre schienen aus einer anderen Zeit zu stammen.

Am Eingang erwartete sie eine junge Frau mit einem warmen, freundlichen Lächeln. Die Zofe, Miss Catherine, war genau wie in ihrem Brief angekündigt. Sie war hübsch, mit pausbäckigen Wangen und einem blonden Zopf, der über ihre Schulter fiel. Ihr schlichtes, aber makelloses Kleid unterstrich ihre Rolle im Haushalt der Beaumonts.
„Miss Kottenbrinkmann?“ fragte Catherine in akzentfreiem Englisch.
„Ja, das bin ich,“ antwortete Hedwig und reichte ihr die Hand. Catherine nickte höflich, schüttelte sie aber nicht. Stattdessen deutete sie auf die Tür.
„Es freut mich, Sie willkommen zu heißen. Miss Beaumont erwartet Sie. Ich muss Sie allerdings daran erinnern, dass die vereinbarten Regeln ab sofort gelten.“

Hedwig nickte und folgte Catherine ins Haus. Der Eingangsbereich war atemberaubend: hohe Decken, goldene Kronleuchter, dunkle Holzvertäfelungen und schwere Teppiche, die jeden Schritt dämpften. Catherine führte sie in ein kleines Zimmer, das anscheinend für Besucher vorbereitet war. Dort warteten ein einfacher Stuhl und ein kleiner Tisch mit einem Glas Wasser. Daneben lag ein Paar schlichte Handschellen.

„Miss Beaumont legt großen Wert auf Tradition,“ sagte Catherine mit einem entschuldigenden Lächeln. „Es ist ein Zeichen des Respekts, die Handschellen während Ihres Besuchs zu tragen. Wenn Sie bereit sind, helfe ich Ihnen.“
Hedwig schluckte schwer, nickte aber entschlossen. Catherine trat hinter sie und legte ihr die Handschellen an. Ihre Arme wurden sanft, aber fest auf ihrem Rücken verschlossen. Hedwig spürte, wie ihre Bewegungsfreiheit sofort eingeschränkt wurde. Es war ungewohnt und ein wenig beunruhigend, aber sie erinnerte sich an ihr Ziel.
„Vielen Dank,“ sagte sie leise, während Catherine die Handschellen prüfte und sich dann vor sie stellte.

„Es wird alles gut. Miss Beaumont ist eine sehr freundliche Gastgeberin. Ich werde Sie nun zu ihr bringen.“
Catherine führte Hedwig durch die langen, stillen Flure des Hauses. Schließlich erreichten sie ein großes, lichtdurchflutetes Wohnzimmer. Lavinia Beaumont saß auf einem eleganten Chaiselongue, umgeben von schweren Vorhängen, die das Licht weich filterten. Sie war von Kopf bis Fuß in blickdichtem Stoff gehüllt. Ihr Gesicht war vollständig von einem schwarzen Schleier bedeckt, der selbst die kleinsten Konturen verbarg. Ihre Arme waren hinter ihrem Rücken in einem Armbinder fixiert, der aus glänzendem Leder gefertigt war und perfekt zu ihrer Kleidung passte.

„Miss Kottenbrinkmann,“ sagte Lavinia mit sanfter, klarer Stimme. „Ich danke Ihnen, dass Sie meine Regeln respektieren. Es ist mir eine Freude, Sie zu empfangen.“
Hedwig spürte einen Kloß in ihrem Hals, doch sie zwang sich zu einem Lächeln. „Vielen Dank, Miss Beaumont. Es ist mir eine Ehre, hier zu sein.“
Catherine führte Hedwig zu einem Stuhl in der Nähe und half ihr, sich mit den gefesselten Händen hinzusetzen. Sie setzte sich daneben, während Lavinia in einer ruhigen, aufrechten Haltung sitzen blieb.

„Sie sind an meinem Lebensstil interessiert,“ begann Lavinia. „Das ist ungewöhnlich, aber auch erfreulich. Die meisten Menschen verstehen nicht, was es bedeutet, eine Lady of Leisure zu sein.“
„Ich… ich möchte es wirklich verstehen,“ sagte Hedwig. „Wie haben Sie sich entschieden, dieses Leben zu führen? Und was bedeutet es für Sie?“
Lavinia neigte ihren Kopf leicht, ein Zeichen, dass sie nachdachte. „Es bedeutet Eleganz, Disziplin und Kontrolle – und die Freiheit, mich vollständig von der modernen Welt zu lösen. Mein Leben ist eine Kunstform, ein Statement. Es ist nicht leicht, aber es ist lohnend.“
Hedwig stellte ihre Fragen vorsichtig, respektierte Lavinias Distanz und die seltsame Zeremonie des Gesprächs.

Catherine blieb die ganze Zeit freundlich an ihrer Seite, bot ihr Wasser an und half ihr, das Glas zu halten. Nach und nach begann Hedwig zu verstehen, dass Lavinias Lebensstil zwar exzentrisch war, aber auch eine Art Selbstbestimmung darstellte, die in ihrer eigenen Logik Sinn ergab.

Als das Gespräch endete, war Hedwig gleichzeitig fasziniert und verwirrt. Sie hatte das Gefühl, einen Blick in eine Welt geworfen zu haben, die so fern und fremd war, dass sie sie nur schwer in Worte fassen konnte. Doch eines war klar: Lavinia Beaumont war mehr als eine skurrile Reliktfigur – sie war eine Frau, die ihre eigenen Regeln schrieb, so ungewöhnlich sie auch sein mochten.
29. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von BlackCoon am 16.01.25 21:20

Hallo zusammen, die ersten Kapitel sind wieder da. Ich lade sie jetzt langsam nach und nach hoch.

LG
30. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von Neuschreiber63 am 16.01.25 21:25

Top.
Und/oder mach wenn es geht aus den 66 Kapiteln 6 Kapitel (oder von mir aus auch 16), das dient der Übersichtlichkeit...
31. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von BlackCoon am 16.01.25 21:33

Ja, sie sind jetzt größer!
32. Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 3

geschrieben von BlackCoon am 16.01.25 21:55

Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 3 - Zwischen Eleganz und Fesseln

Hedwig lehnte sich im Flugzeugsitz zurück und starrte gedankenverloren aus dem Fenster. Unter ihr erstreckten sich die Wolken wie ein weiches, weißes Meer, doch ihre Gedanken waren nicht bei der Landschaft. Das Gespräch mit Lavinia Beaumont hallte in ihrem Kopf wider, jeder Satz, jede Bewegung, selbst das Rascheln ihres blickdichten Schleiers.
Sie hatte nicht erwartet, so tief beeindruckt zu sein. Lavinia war nicht nur eine Frau, die in einer bizarren Tradition lebte, sondern eine, die diese Tradition bewusst gewählt und zu ihrer eigenen Kunstform gemacht hatte. Ihr Leben, das so vollständig von den gesellschaftlichen Erwartungen der modernen Welt gelöst war, schien Hedwig sowohl faszinierend als auch verstörend.

Hedwig rieb ihre Handgelenke, die immer noch eine leichte Spannung von den Handschellen spürten. Die Einschränkung hatte sie während des Gesprächs mehr beschäftigt, als sie sich anmerken ließ. Es war, als ob diese Geste – die Fesseln, die Lavinias strengen Regeln entsprachen – sie dazu zwang, sich auf eine tiefere Ebene der Empathie einzulassen.
„Disziplin, Eleganz und Kontrolle,“ murmelte Hedwig leise vor sich hin, als sie Lavinias Worte erneut durchdachte. Es war eine Lebensphilosophie, die auf den ersten Blick widersprüchlich wirkte. Wie konnte jemand in völliger Einschränkung Freiheit finden? Doch Lavinia hatte es mit solcher Überzeugung erklärt, dass Hedwig sich dem nicht verschließen konnte.

Was sie besonders fasziniert hatte, war Lavinias Art, sich selbst als „Kunstwerk“ zu sehen. Jede ihrer Bewegungen, jede Geste war durchdacht und präzise, als sei ihr Leben eine ununterbrochene Inszenierung. Und vielleicht war es genau das: eine Performance, die nicht für andere, sondern für Lavinia selbst geschaffen war.

„Vielleicht sind wir alle auf irgendeine Weise inszeniert,“ dachte Hedwig und betrachtete ihr eigenes Spiegelbild im Fenster. Ihre eigenen Haare, offen und locker, wirkten fast ungeordnet im Vergleich zu Lavinias perfekter Erscheinung. Hedwig fragte sich, ob sie selbst zu solch einem Lebensstil fähig wäre. Die Antwort kam schnell:

Nein, definitiv nicht. Sie war zu freiheitsliebend, zu rastlos. Aber genau das machte Lavinia so faszinierend – sie war das Gegenteil von allem, was Hedwig gewohnt war.
Dann dachte Hedwig an Catherine, die pausbäckige, freundliche Zofe, die trotz ihrer Rolle voller Wärme und Offenheit gewesen war. Catherine hatte ihr gegenüber einen Satz geäußert, der ihr nicht aus dem Kopf ging: „Miss Beaumont hat ihre Regeln gewählt, aber sie hat nie erwartet, dass andere sie verstehen.“
Vielleicht war das der Schlüssel. Lavinia lebte nicht für Verständnis, sondern für Authentizität – zumindest nach ihren eigenen Maßstäben. Das war etwas, das Hedwig bewunderte, auch wenn sie es nicht vollständig nachvollziehen konnte.

Als die Durchsage des Piloten sie aus ihren Gedanken riss, wurde Hedwig klar, dass sie eine Entscheidung getroffen hatte. Sie würde das, was sie erlebt hatte, nicht nur in ihre Recherchen einfließen lassen, sondern es weiter untersuchen. Vielleicht würde sie eine wissenschaftliche Arbeit darüber schreiben, vielleicht ein Buch – wer wusste das schon? Aber eines war sicher: Diese Reise hatte sie verändert.

Hedwig griff nach ihrem Notizbuch, das sie in der Tasche verstaut hatte, und schrieb den Titel, der ihr spontan in den Sinn kam: „Eleganz und Fesseln: Die moderne Lady of Leisure“. Darunter begann sie, ihre Gedanken zu ordnen. Der Flug zurück nach Münster würde ihr genug Zeit geben, die ersten Ideen zu Papier zu bringen.
Und während sie schrieb, fühlte sie sich – zum ersten Mal seit Tagen – vollkommen frei.
Wieder in Münster angekommen, konnte Hedwig nicht aufhören, über das Gespräch mit Lavinia Beaumont nachzudenken. Die Eindrücke hatten sich tief in ihr festgesetzt, und immer wieder erwischte sie sich dabei, in den Alltagshandlungen zu grübeln: Wie fühlte es sich an, völlig isoliert von der Welt zu leben, wie Lavinia? Wie konnte eine Frau aus freien Stücken ein Leben voller Regeln und Einschränkungen wählen – und dennoch zufrieden sein?

Eines Abends, während sie in ihrer kleinen Studentenwohnung saß, beschloss sie, einen Blog einzurichten. Der Titel war schnell gefunden: „Eleganz und Fesseln: Die Ladies of Leisure gestern und heute“.
Der Blog begann zunächst harmlos: Hedwig schrieb über ihre Recherchen, die historischen Hintergründe und die gesellschaftliche Rolle der Ladies of Leisure im viktorianischen England. Sie fügte Beobachtungen aus dem Gespräch mit Lavinia hinzu und beschrieb, wie diese Tradition in der modernen Zeit überlebt hatte. Die ersten Beiträge fanden schnell Leser, vor allem unter Geschichts- und Gesellschaftsinteressierten.

Doch mit jedem Artikel, den sie schrieb, merkte Hedwig, dass sie sich immer tiefer in das Thema hineinziehen ließ. Sie recherchierte stundenlang, las historische Dokumente und persönliche Berichte von Frauen, die ähnliche Lebensstile gewählt hatten. Ihre Faszination wuchs, und sie begann sich zu fragen, was sie selbst an diesem Lebensstil so anziehend fand.

Ein paar Wochen später saß sie an einem verregneten Nachmittag in der Bibliothek und blickte auf ihr Notebook. Während sie eine Passage über die symbolische Bedeutung von Schleiern schrieb, ertappte sie sich dabei, zu träumen. In ihrer Vorstellung sah sie sich selbst: Hedwig, in einen blickdichten schwarzen Schleier gehüllt, die Arme in einem festen Armbinder auf den Rücken gefesselt. Sie stellte sich vor, wie sie in einem großen, stillen Anwesen lebte, abgeschieden von der Welt, mit nichts als Ruhe und Schönheit um sie herum.

Die Vorstellung war so lebendig, dass sie erschrak, als eine Kommilitonin sie ansprach. „Alles okay, Hedwig?“ fragte die junge Frau, aber Hedwig winkte hastig ab. Sie fühlte sich ertappt, auch wenn niemand ihre Gedanken kennen konnte.
Die Träumerei ließ sie den ganzen Tag nicht los. Warum hatte sie sich selbst in dieser Rolle gesehen? War es nur Neugier, oder wuchs da etwas in ihr, das sie nicht verstand?
Ein paar Abende später saß sie mit Vanessa in ihrem Stamm-Burger-Restaurant. Hedwig spielte nervös mit einer Pommes, bevor sie sich endlich traute, das Thema anzusprechen.
„Vanessa, ich muss dir was erzählen,“ begann sie zögerlich.

Vanessa, die sich gerade einen großen Bissen von ihrem Burger gönnte, sah sie neugierig an. „Das klingt ernst. Was ist los?“
Hedwig nahm einen tiefen Atemzug. „Es geht um die Ladies of Leisure. Seit ich aus England zurück bin, beschäftigt mich das Thema immer mehr. Ich habe einen Blog gestartet, weißt du, und ich bekomme viele positive Rückmeldungen. Aber… ich merke, dass ich mich nicht nur mit dem Thema beschäftige. Es… es fasziniert mich auf eine Weise, die ich mir selbst nicht erklären kann.“
Vanessa runzelte die Stirn. „Okay, das ist ja erstmal nichts Schlechtes. Aber was genau meinst du?“

Hedwig errötete leicht. „Ich habe angefangen, mir vorzustellen, wie es wäre, selbst eine Lady of Leisure zu sein. Komplett. Verschleiert, mit Armbinder, vielleicht sogar unter Hausarrest, wie Lavinia. Es klingt verrückt, ich weiß, aber diese Vorstellung lässt mich nicht los.“
Vanessa legte die Pommes zur Seite und musterte Hedwig. „Hedwig… ich weiß, dass dich das Thema fasziniert, aber das klingt echt heftig. Willst du wirklich in so einem Käfig leben? Du bist die unabhängige, selbstbewusste Frau, die alles liebt, was sie tut.“
„Ich weiß,“ sagte Hedwig leise. „Ich bin nicht sicher, ob ich das wirklich wollen würde. Aber die Idee davon hat etwas… beruhigendes. Ein Leben, das so klar geregelt ist, so kontrolliert. Ohne all den Stress, die Entscheidungen, die Erwartungen. Es ist fast, als würde ich darin eine Art Ruhe finden.“

Vanessa seufzte und nahm einen Schluck von ihrem Getränk. „Du solltest vorsichtig sein, Hedwig. Es ist gut, dass du das reflektierst, aber vergiss nicht, dass du ein Leben hast, das dich erfüllt. Vielleicht solltest du diesen Gedanken als das sehen, was er ist – eine Faszination, nicht mehr.“
Hedwig nickte, aber sie wusste, dass die Träumerei nicht so einfach verschwinden würde. Lavinias Worte und ihr Leben hatten etwas in ihr berührt, das sie selbst noch nicht ganz verstand. Und während sie Vanessa zuhörte, formte sich in ihrem Kopf bereits der nächste Blogeintrag: „Gefangen und frei: Warum die Idee der Lady of Leisure fasziniert“.

Hedwig saß an ihrem Schreibtisch, der sich mittlerweile in eine Art Forschungszentrum verwandelt hatte. Ihr Blog war unerwartet erfolgreich, und täglich erhielt sie Nachrichten – nicht nur von Leserinnen und Lesern, sondern auch von Zofen und sogar Ladies of Leisure selbst. Diese Frauen, die sich von der Außenwelt abgeschottet hatten, konnten natürlich nicht selbst schreiben, aber ihre Zofen übermittelten ihre Gedanken und Antworten auf Hedwigs Artikel.
Die Briefe waren faszinierend und erschreckend zugleich. Eine Zofe namens Clara schrieb ausführlich über ihre Herrin, Lady Eleanor, die sich nach einer gescheiterten Ehe und dem Verlust ihres gesellschaftlichen Status bewusst für ein zurückgezogenes Leben entschieden hatte. Lady Eleanor habe gesagt, dass der Schleier und die Isolation sie vor der Härte der Welt schützten. „Sie empfindet es als eine Art Wiedergeburt,“ hatte Clara geschrieben. „Ihr altes Gesicht ist für sie nicht mehr wichtig – der Schleier ist ihre neue Identität.“

Andere Briefe berichteten von ähnlichen Motiven: der Wunsch nach Ruhe, nach einem Leben ohne äußere Erwartungen, nach einer Kontrolle, die paradoxerweise in völliger Unterordnung gefunden wurde. Eine Zofe namens Harriet erwähnte, dass ihre Herrin, Lady Margaret, es als „Erhebung über die Welt“ betrachtete, sich selbst die Regeln aufzuerlegen, denen andere nicht folgen könnten.
Hedwig las diese Briefe immer und immer wieder, während sie tief in Gedanken versank. In manchen Berichten fand sie Trost, in anderen einen beunruhigenden Widerhall ihrer eigenen Gefühle.
Eines Abends stand sie vor ihrem Spiegel und hielt ein schlichtes schwarzes Tuch in den Händen. Es war nichts Besonderes – ein Stück Stoff, das sie aus ihrem Schrank genommen hatte. Doch in diesem Moment fühlte es sich an wie ein Schlüsselsymbol. Sie zögerte, drehte das Tuch in den Händen und fragte sich, warum sie es überhaupt tun wollte.
„Das ist verrückt,“ murmelte sie zu sich selbst. „Du bist Hedwig Kottenbrinkmann. Du studierst Geschichte und Kunstgeschichte. Du bist kein… kein Symbol.“

Und doch konnte sie nicht anders. Zaghaft legte sie das Tuch über ihren Kopf und band es so, dass es ihr Gesicht vollständig bedeckte. Die Welt hinter dem Schleier war dunkel und verschwommen, aber es war, als hätte sie eine Grenze überschritten. Sie starrte ihr verschleiertes Spiegelbild an und fühlte ein seltsames Kribbeln. War das wirklich sie? Oder war das jemand anderes?
In den folgenden Tagen wiederholte sie das Experiment. Zunächst nur kurz, dann immer länger. Nach und nach begann sie, den Schleier als Teil ihrer abendlichen Routine zu betrachten. Es war fast wie eine Meditation, ein Ritual, das sie zur Ruhe brachte. Doch je öfter sie es tat, desto mehr wuchs in ihr der Wunsch, dass der Schleier nicht nur ein Symbol, sondern tatsächlich ein Teil von ihr werden könnte.

„Eine schwarze Fläche, anonym und konturlos,“ dachte sie eines Abends, während sie vor dem Spiegel saß. „Kein Gesicht mehr, nur eine leere Oberfläche. Das wäre befreiend.“
Doch in ihr tobte ein innerer Kampf. Ein Teil von ihr schrie auf: „Was tust du da? Du bist eine freie Frau, eine Studentin! Du hast dein ganzes Leben vor dir!“ Aber ein anderer Teil – ein leiser, beharrlicher Teil – flüsterte: „Genau deshalb. Du hast die Wahl. Und vielleicht ist das hier genau das, wonach du suchst.“
Ein paar Tage später traf sie sich erneut mit Vanessa. Diesmal war es kein Burger-Restaurant, sondern ein kleines Café, wo sie sich in einer ruhigen Ecke niederließen.

Hedwig hatte beschlossen, offen mit Vanessa zu sprechen, auch wenn sie befürchtete, dass ihre Freundin sie für verrückt halten könnte.
„Vanessa, ich muss dir etwas gestehen,“ begann sie zögerlich, während sie an ihrem Tee nippte.
Vanessa hob eine Augenbraue. „Das klingt schon wieder nach einer deiner Enthüllungen. Was ist es diesmal?“
„Ich habe angefangen, zu Hause Schleier zu tragen,“ sagte Hedwig schnell, bevor sie es sich anders überlegen konnte. „Es klingt verrückt, ich weiß, aber es… es fühlt sich richtig an. Es beruhigt mich. Es ist, als könnte ich für einen Moment alles loslassen – mich selbst, meine Sorgen, meine Identität.“
Vanessa starrte sie an. „Du… trägst zu Hause Schleier? Hedwig, das ist… ich meine, warum?“
Hedwig versuchte, ihre Gefühle zu erklären. Sie sprach von den Briefen der Zofen, von Lavinia Beaumont, von der Idee, dass der Schleier eine neue Identität schaffen könnte. „Es ist nicht so, dass ich mein Leben aufgeben will,“ fügte sie hastig hinzu. „Es ist mehr wie ein Experiment. Ein Versuch, zu verstehen.“

Vanessa schwieg lange, bevor sie schließlich seufzte. „Hör zu, Hedwig. Ich mache mir Sorgen um dich. Ich verstehe, dass dich das Thema fasziniert, aber ich will nicht, dass du dich darin verlierst. Du bist meine Freundin, und ich will, dass du glücklich bist – aber nicht auf Kosten deines echten Selbst.“
Hedwig nickte, obwohl sie nicht sicher war, ob sie Vanessa wirklich beruhigen konnte. Der innere Kampf in ihr tobte weiter. Doch eines wusste sie sicher: Sie war noch lange nicht am Ende ihrer Reise.
33. Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 4

geschrieben von BlackCoon am 17.01.25 18:10

Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 4 - Zwischen Selbstfindung und Versuchung

Die Tage nach ihrem Gespräch mit Vanessa fühlten sich für Hedwig seltsam an. Einerseits wusste sie, dass ihre Freundin recht hatte: Sie durfte sich nicht in einer Fantasie verlieren, die vielleicht nicht einmal ihre eigene war. Andererseits spürte sie eine innere Unruhe, ein Verlangen, das sie nicht ignorieren konnte. Der Schleier, der zunächst nur ein Symbol für ihre Recherchen gewesen war, hatte eine tiefere Bedeutung für sie gewonnen. Er war nicht mehr nur eine Idee – er war ein Teil von ihr geworden.

Hedwig begann, immer mehr Zeit in ihrem kleinen Zimmer zu verbringen, wo sie in der Sicherheit ihrer vier Wände experimentieren konnte. Ihr Blog lief weiterhin gut, und die Post von Zofen und Leserinnen häufte sich. Eine Zofe, die sich als „Margaret“ vorstellte, schickte ihr einen besonders berührenden Brief:

„Meine Herrin, Lady Cecily, sagt, dass der Schleier und die Isolation sie von den Erwartungen der Welt befreien. Sie fühlt sich anonym, ja, aber auch unsichtbar für die Urteile anderer. ‚Ich bin endlich nur ich selbst, ohne dass jemand mich sieht,‘ hat sie mir einmal gesagt. Ich glaube, sie meint damit, dass sie durch den Verzicht auf Sichtbarkeit eine Art inneren Frieden gefunden hat. Vielleicht ist das auch das, was Sie fasziniert.“

Hedwig legte den Brief zur Seite und starrte lange auf die Wand. War das der Schlüssel? War der Schleier nicht nur eine Barriere, sondern auch ein Schutzschild? Ein Mittel, um sich selbst neu zu definieren, frei von äußeren Einflüssen?
An einem verregneten Samstag wagte Hedwig einen Schritt weiter. Sie hatte sich ein schlichtes schwarzes Kleid gekauft, das an die traditionelle Kleidung der Ladies of Leisure erinnerte. Es war nicht auffällig, aber lang genug, um ihren Körper vollständig zu bedecken. Dazu band sie sich erneut das schwarze Tuch um, diesmal sorgfältiger, damit es nicht verrutschte. Ihre Hände ließ sie absichtlich lose auf ihrem Rücken ruhen, als wolle sie sich selbst an die Haltung erinnern, die Lavinia in ihrem Armbinder zeigte.

Sie saß eine Weile still vor dem Spiegel und betrachtete ihr neues Spiegelbild. Die schwarze Fläche des Schleiers war ihr neues Gesicht. Konturlos, anonym – und seltsam befreiend.
Doch plötzlich fühlte sie einen Stich der Panik. Was tat sie hier? Warum trieb sie dieses Experiment so weit? Hedwig riss sich den Schleier vom Kopf und schnappte nach Luft, als hätte sie ihn viel zu lange getragen. Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie warf das Tuch auf den Boden.
„Das bin nicht ich!“ rief sie in den leeren Raum. Doch die Worte klangen hohl. Ein Teil von ihr wollte diese Aussage nicht akzeptieren.
Am nächsten Tag traf sie sich erneut mit Vanessa. Diesmal war es Hedwig, die das Gespräch eröffnete, ohne lange zu zögern.

„Vanessa, ich glaube, ich brauche deine Hilfe,“ sagte sie leise, während sie nervös an ihrem Tee nippte. „Ich… ich verliere mich in diesen Gedanken. Der Schleier, das Zurückgezogensein – es fühlt sich an, als würde ich darin etwas finden, das ich in meinem normalen Leben nicht habe.“
Vanessa schaute sie lange an, ohne etwas zu sagen. Schließlich atmete sie tief durch. „Hedwig, du weißt, dass ich für dich da bin. Aber ich glaube, du musst dich fragen, warum du das brauchst. Was fehlt dir in deinem Leben, dass du dich von dieser Idee so angezogen fühlst?“

Hedwig nickte langsam. Vanessa hatte recht, aber die Antwort war nicht einfach. Sie hatte immer das Gefühl gehabt, frei und unabhängig zu sein, doch vielleicht war sie es nicht wirklich. Vielleicht suchte sie in dem Schleier und der Isolation etwas, das ihr bisher gefehlt hatte: eine klare Identität, die sie selbst wählen konnte.
„Ich werde weiter recherchieren,“ sagte Hedwig schließlich. „Aber ich verspreche dir, dass ich nicht zulassen werde, dass es mich auffrisst. Ich muss verstehen, warum mich das so fasziniert – und dann entscheiden, was ich wirklich will.“
Vanessa lächelte leicht. „Das klingt vernünftig. Aber wenn du irgendwann in einem Anwesen sitzt und dich verschleierst, ruf mich an. Ich komme und hole dich da raus.“
Die beiden lachten, und für einen Moment fühlte sich alles wieder normal an. Doch in Hedwigs Innerem wusste sie, dass ihre Reise noch lange nicht zu Ende war. Der Schleier war mehr als ein Stück Stoff – er war eine Tür zu einer anderen Welt. Und Hedwig war noch nicht bereit, diese Tür zu schließen.

Die Tage vergingen, doch Hedwig konnte ihre wachsende Faszination nicht abschütteln. Der Schleier, den sie zunächst nur aus Neugier getragen hatte, wurde zunehmend zu einem Symbol für eine innere Sehnsucht. Jedes Mal, wenn sie ihn anlegte, fühlte sie eine seltsame Mischung aus Ruhe und Aufregung, als würde sie sich selbst ein Stück näherkommen und gleichzeitig von der Welt entfernen.

Hedwig begann, ihre Gedanken in einem privaten Tagebuch festzuhalten. Die Einträge wurden immer persönlicher, tiefgründiger, und sie offenbarte darin Gefühle, die sie noch niemandem anvertraut hatte.
„Der Schleier ist wie eine Grenze zwischen mir und der Welt. Wenn ich ihn trage, fühle ich mich geschützt – aber auch definiert. Es ist, als würde ich alle Erwartungen und Urteile hinter mir lassen. Und doch frage ich mich: Bin ich auf der Suche nach Freiheit oder nach einer Flucht?“
In der Zwischenzeit nahm auch die Resonanz auf ihren Blog zu. Immer mehr Leserinnen und Leser meldeten sich, einige mit Geschichten von Frauen, die ähnliche Sehnsüchte verspürten. Eine Frau schrieb, dass sie seit Jahren davon träumte, ein zurückgezogenes Leben zu führen, ohne den Druck der Gesellschaft. Andere Leserinnen lobten Hedwig dafür, ein so ungewöhnliches Thema anzusprechen. Doch nicht alle Reaktionen waren positiv – einige warfen ihr vor, eine rückständige Lebensweise zu romantisieren.

Eines Abends, während sie wieder einmal Briefe von Zofen las, fiel ihr ein neuer Bericht ins Auge. Eine Zofe namens Emily beschrieb das Leben ihrer Herrin, Lady Abigail, die in völliger Isolation auf einem Anwesen in Cornwall lebte.

„Meine Herrin hat sich entschieden, die Welt hinter sich zu lassen. Sie sagt, dass die Gesellschaft zu laut, zu hektisch ist. Der Schleier und der Armbinder geben ihr eine Struktur, die sie im Chaos verloren hatte. Sie hat sich selbst Regeln auferlegt, die ihr Halt geben. Manchmal weint sie, aber sie sagt, dass diese Tränen Teil ihrer Reinigung sind. Sie ist jetzt das, was sie immer sein wollte.“

Hedwig legte den Brief weg und starrte lange auf ihre Hände. Die Worte hatten etwas in ihr ausgelöst, das sie nicht leugnen konnte. Der Gedanke, sich selbst Regeln aufzuerlegen, um eine innere Ordnung zu schaffen, fühlte sich gleichzeitig erschreckend und verlockend an. Sie stellte sich erneut vor, wie es wäre, ein Leben zu führen wie Lady Abigail – verschleiert, zurückgezogen, mit klar definierten Grenzen.
Diese Gedanken wurden zunehmend konkreter. Hedwig begann, mehr Zeit in ihrer Wohnung zu verbringen. Sie kaufte einen feineren, blickdichten Schleier und experimentierte damit, ihn den ganzen Tag zu tragen. Anfangs war es ungewohnt, doch bald empfand sie es als beruhigend. Es war, als würde der Schleier eine Art Barriere zwischen ihr und der Welt schaffen, die ihr half, ihren inneren Frieden zu finden.
Doch gleichzeitig wuchs auch der innere Konflikt. War das wirklich das, was sie wollte? Oder war es nur eine Phase, ausgelöst durch ihre intensive Auseinandersetzung mit den Ladies of Leisure?
Eines Nachmittags saß sie wieder mit Vanessa in einem Café. Diesmal war sie entschlossen, ihr alles zu erzählen.
„Vanessa, ich glaube, ich muss dir etwas erklären,“ begann sie, während sie nervös an ihrem Tee nippte.
Vanessa schaute sie aufmerksam an. „Du hast wieder etwas Verrücktes getan, oder?“
Hedwig lachte nervös. „Vielleicht. Ich… ich habe angefangen, den Schleier regelmäßig zu tragen. Zu Hause, versteht sich. Es hilft mir, mich zu konzentrieren, meine Gedanken zu sortieren. Aber manchmal frage ich mich, ob ich mich darin verliere.“

Vanessa lehnte sich zurück und musterte Hedwig mit einer Mischung aus Sorge und Neugier. „Hedwig, du bist meine beste Freundin, und ich will nicht, dass du dich in etwas verrennst. Aber ich verstehe, dass dich das fasziniert. Ich meine, das ist nicht gerade normal, aber es ist auch nicht gefährlich, oder?“
„Nein,“ sagte Hedwig schnell. „Es ist nicht gefährlich. Es ist… anders. Ich fühle mich frei, wenn ich den Schleier trage. Frei von der Welt, frei von Erwartungen. Aber manchmal frage ich mich, ob das wirklich Freiheit ist – oder nur eine Illusion.“
Vanessa nickte langsam. „Vielleicht musst du herausfinden, was dir wirklich fehlt. Der Schleier ist vielleicht nur ein Symbol für etwas Größeres. Aber ich mache mir Sorgen, Hedwig. Versprich mir, dass du nicht aufhörst, mit mir darüber zu reden.“
Hedwig lächelte dankbar. „Ich verspreche es.“
Doch in ihrem Inneren wusste sie, dass sie die Antwort auf diese Fragen nur selbst finden konnte. Der Schleier war nicht nur ein Stück Stoff – er war eine Reise in ihr eigenes Inneres, und sie war noch längst nicht am Ziel angekommen.
34. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von BlackCoon am 17.01.25 18:14

Hallo zusammen, hier wieder ein längeres Kapitel.
Es wird die Story hier wohl exklusiv geben. Bei dem Nischenthema lohnt es leider nicht, dass auf Englisch zu übersetzen. Da es aber auch einige kommentierten und daher auch einige lesen, lohnt es auf jeden Fall, es nochmal umzuformatieren.
Ich mache das nun so, dass es alle 1,2 Tage ein längeres Kapitel gibt.

LG
35. Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 5

geschrieben von BlackCoon am 17.01.25 18:46

Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 5 - Hinter dem Schleier

Hedwig verbrachte immer mehr Zeit damit, ihre Wohnung in einen Rückzugsort zu verwandeln. Sie kaufte lange, fließende Kleider, die an die historische Kleidung der Ladies of Leisure erinnerten, und ergänzte sie durch langärmlige Hauben, die ihr Gesicht vollständig verhüllten. Doch das allein genügte ihr nicht. Mit Nadel und Faden nähte sie blickdichte Tücher vor die Hauben, sodass ihr Gesicht zu einer vollkommenen, undurchsichtigen Fläche wurde.

Jedes Mal, wenn sie sich in diese Kleidung hüllte, spürte sie, wie eine tiefe Ruhe über sie kam. Der Schleier trennte sie von der Außenwelt, und in ihrer Isolation fand sie etwas, das sie nie erwartet hätte: Frieden.
Hedwig beschloss, feste Zeiten für diese Rituale einzuführen. Jeden Abend ab 18 Uhr legte sie ihr Handy und alle Ablenkungen beiseite, kleidete sich in ihre langen Kleider und Hauben und verbrachte den Rest des Abends in ihrer Wohnung, ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt.
Manchmal las sie, manchmal schrieb sie in ihr Tagebuch, und manchmal saß sie einfach still da, lauschte der Stille und spürte die sanfte Umarmung ihrer Kleidung.

Diese Veränderungen spiegelten sich auch in ihrem Wesen wider. Vanessa bemerkte es zuerst. „Du wirkst… irgendwie anders,“ sagte sie eines Tages, als sie gemeinsam durch Münster spazierten. „Ruhiger. Zufriedener.“
Hedwig lächelte unter ihrem Schal, den sie sich umgelegt hatte, um sich vor dem kalten Wind zu schützen. „Das bin ich auch. Ich habe eine Routine gefunden, die mir guttut. Es ist, als hätte ich endlich einen Weg gefunden, die Hektik der Welt auszublenden.“
Vanessa runzelte die Stirn, aber ihre Skepsis war weniger spürbar als zuvor. „Und das mit den langen Kleidern und den Hauben? Das ist immer noch… na ja, ungewöhnlich.“
„Ich weiß,“ gab Hedwig zu. „Aber es fühlt sich richtig an. Es ist nicht nur die Kleidung. Es ist das, was sie symbolisiert: Ruhe, Ordnung, und die Freiheit, einfach ich selbst zu sein. Ohne den Druck, irgendetwas darzustellen.“
Vanessa nickte langsam. „Solange es dir wirklich guttut… Ich habe mir Sorgen gemacht, dass du dich isolierst. Aber du scheinst glücklicher zu sein, als ich dich je erlebt habe.“

Auf ihrem Blog begann Hedwig, über ihre Erfahrungen zu schreiben. Sie berichtete offen darüber, wie sie den Schleier und die Isolation in ihrer Wohnung als eine Form der Selbstfindung erlebte.

„Es mag seltsam erscheinen, aber in dieser Kleidung, hinter diesem Schleier, fühle ich mich frei. Die Welt wird leiser, klarer, und ich habe endlich die Zeit und den Raum, mich mit meinen eigenen Gedanken zu beschäftigen. Es ist nicht nur eine Flucht, sondern eine Rückkehr zu mir selbst.“


Die Resonanz war überwältigend. Leserinnen und Leser teilten ihre eigenen Geschichten über den Wunsch nach Ruhe und Abgeschiedenheit. Einige berichteten, dass sie inspiriert wurden, selbst Momente der Isolation in ihren Alltag einzubauen – sei es durch Meditation, lange Spaziergänge oder einfach das Ausschalten ihres Handys.

Doch nicht alle Reaktionen waren positiv. Einige warfen Hedwig vor, ein rückwärtsgewandtes Frauenbild zu fördern, und kritisierten, dass sie eine ungesunde Fantasie idealisiere. Hedwig nahm die Kritik ernst, erklärte aber in einem weiteren Beitrag, dass es für sie keine Einschränkung sei, sondern eine bewusste Entscheidung, die ihr Frieden bringe.

Vanessa, die regelmäßig Hedwigs Blog las, begann langsam, ihre Bedenken abzubauen. Sie sah, wie glücklich ihre Freundin war, und war beeindruckt von der Resonanz, die Hedwig erhielt. Eines Abends, während eines weiteren Treffens, sprach Vanessa das Thema erneut an. Wie immer war sie verständnisvoll, aber auch besorgt.

„Ich hab deinen letzten Blogbeitrag gelesen,“ sagte sie und nippte an ihrem Kaffee. „Über die festen Zeiten und wie du dich durch den Schleier besser konzentrieren kannst. Es klingt… irgendwie sinnvoll, wenn man es so erklärt.“
Hedwig lächelte. „Es freut mich, dass du es verstehst. Ich weiß, dass es seltsam klingt, aber für mich ist es ein Weg, das Leben zu entschleunigen. Es geht nicht darum, mich zu verstecken – es geht darum, mich zu finden.“
Vanessa nickte langsam. „Vielleicht hast du recht. Vielleicht können wir alle ein bisschen mehr Ruhe in unserem Leben gebrauchen. Aber versprich mir eins: Lass mich wissen, wenn es dir irgendwann zu viel wird.“

„Das verspreche ich,“ sagte Hedwig. „Aber ich glaube, ich habe endlich einen Weg gefunden, der für mich funktioniert.“
Und tatsächlich fühlte sie sich das erste Mal seit Jahren, als hätte sie ihren Platz in der Welt gefunden – auch wenn dieser Platz hinter einem Schleier lag.

Etwas später saß Hedwig in ihrer Wohnung und überlegte, wie sie die Alltagsroutinen der Ladies of Leisure weiter erkunden könnte. Die Briefe der Zofen und ihre Recherchen hatten ihr ein detailliertes Bild davon vermittelt, wie strukturiert und zugleich minimalistisch das Leben dieser Frauen war. Alles war darauf ausgelegt, Ruhe und Harmonie zu schaffen, ohne den Druck der Selbstbestätigung oder des äußeren Erfolgs.
Ein typischer Tag begann mit einem stillen Frühstück, gefolgt von einer Phase der Kontemplation. Dabei standen oder saßen die Ladies in aufrechter Haltung, achteten bewusst auf ihre Körperhaltung und ließen ihre Gedanken schweifen, ohne zu sprechen. Der Müßiggang bestand aus simplen Aktivitäten: ausgedehnte Spaziergänge im Garten oder durch die Natur, Musikhören, Tagträumen auf einem bequemen Sessel oder das Genießen von Tee und Kuchen während der Teezeit.

Für Hedwig war es faszinierend, wie diese Frauen ein Leben führten, das so vollkommen auf die Reduktion von Reizen und äußeren Anforderungen ausgerichtet war. Es war ein bewusster Verzicht auf Bestätigung und Ablenkung – kein Schreiben, kein Lesen, kein Handwerk. Nur Sein.
Eines Tages beschloss Hedwig, den Alltag der Ladies of Leisure möglichst vollständig nachzuempfinden. Sie begann mit einem leisen Frühstück, bei dem sie nur das sanfte Klirren von Porzellan und das Geräusch des Teewassers wahrnahm. Anschließend zog sie eines ihrer langen Kleider an, setzte sich aufrecht auf ihren Stuhl und konzentrierte sich auf ihre Haltung.
Zuerst kam ihr die Kontemplation seltsam vor. Einfach nur zu sitzen, ohne ein Buch oder Handy, ohne Musik, fühlte sich ungewohnt an.

Doch nach einer Weile spürte sie, wie ihre Gedanken langsamer wurden und eine tiefe Ruhe einkehrte. Es war, als würde sie die Welt aus einem neuen Blickwinkel betrachten – klarer, geordneter.
Nach der Kontemplation machte sie einen Spaziergang durch den nahegelegenen Park. Sie achtete bewusst auf die Geräusche um sich herum, die kühle Luft, das sanfte Rascheln der Bäume. Danach bereitete sie sich eine kleine Teezeit vor, mit einem Stück Kuchen, das sie in aller Ruhe genoss. Zum Abschluss des Tages setzte sie sich in ihren Sessel, schloss die Augen und ließ ihren Gedanken freien Lauf.

Am Ende dieses ersten „vollständigen Tages“ fühlte sie sich erfrischt, wie nach einem Kurzurlaub. Es war erstaunlich, wie sehr dieser geregelte Müßiggang ihr half, sich geerdet und ausgeglichen zu fühlen.
Einige Tage später traf sich Hedwig erneut mit Vanessa, diesmal in einem schicken Restaurant in der Innenstadt. Zum ersten Mal hatte sie eines ihrer langen Kleider angezogen. Es war schlicht, in einem tiefen Blau, mit langen Ärmeln und einer eleganten, fließenden Silhouette. Hedwig fühlte sich wohl darin, auch wenn sie wusste, dass es ein ungewöhnlicher Anblick war.
Vanessa hob überrascht die Augenbrauen, als sie Hedwig sah. „Wow, du siehst ja ganz anders aus! Das Kleid steht dir, aber ich hätte nie gedacht, dass du mal so etwas trägst.“
Hedwig lächelte und setzte sich. „Es gehört zu meinen Experimenten. Ich habe den Alltag der Ladies of Leisure ausprobiert – komplett. Und Vanessa, ich muss dir sagen: Es ist unglaublich!“
Vanessa schüttelte den Kopf und lachte. „Erzähl mir mehr. Ich bin gespannt, wie ‚unglaublich‘ ein Tag voller… nichts sein kann.“
Hedwig begann begeistert zu berichten. Sie erzählte von den stillen Momenten der Kontemplation, den Spaziergängen, dem Musikhören und der Freude an der Einfachheit. Sie beschrieb, wie sie sich nach solchen Tagen ruhiger und klarer fühlte, als hätte sie die Hektik des modernen Lebens vollständig hinter sich gelassen.
„Es ist, als würde ich eine andere Seite von mir entdecken,“ sagte Hedwig schließlich. „Eine Seite, die keine Bestätigung braucht. Es geht nicht darum, etwas zu leisten oder zu erreichen, sondern einfach nur da zu sein.“
Vanessa nickte langsam, ihre Skepsis wich einem nachdenklichen Ausdruck. „Es klingt… faszinierend. Aber ich weiß nicht, ob ich das könnte. Ich meine, ich brauche immer irgendwas zu tun, sonst werde ich nervös.“
„Das dachte ich auch,“ erwiderte Hedwig. „Aber wenn du es einmal ausprobierst, merkst du, wie viel Frieden in diesen einfachen Dingen liegt. Es ist, als würdest du all den Lärm der Welt ausschalten.“

Vanessa nahm einen Schluck von ihrem Wein und lächelte. „Vielleicht hast du recht. Vielleicht sollte ich mir ein Beispiel an dir nehmen und es ausprobieren. Aber ich glaube, ich fange lieber mit dem Tee und Kuchen an.“
Die beiden lachten, und Hedwig spürte, dass Vanessa ihre Begeisterung langsam verstand. Während des Essens fühlte sie sich so zufrieden und ausgeglichen wie schon lange nicht mehr – als hätte sie endlich einen Weg gefunden, der zu ihr passte.
Hedwig merkte kaum, wie sich ihr Alltag zunehmend veränderte. Die Tage in ihrer Wohnung, in denen sie ihre langen Kleider und blickdichten Hauben trug, wurden länger und erfüllender. Das Studium rückte immer mehr in den Hintergrund. Sie nahm sich vor, es später fortzusetzen, wenn sie sich stabilisiert hätte – doch in Wahrheit dachte sie kaum noch daran. Ihre Einkäufe erledigte sie nicht mehr selbst; stattdessen ließ sie sich Lebensmittel liefern, sodass sie die Außenwelt nur noch bei ihren ausgedehnten Spaziergängen erlebte.
Vanessa begleitete sie weiterhin auf diesen Spaziergängen, und trotz ihrer anfänglichen Skepsis genoss sie die Gespräche mit Hedwig, die in letzter Zeit so viel ruhiger und ausgeglichener wirkte.

Hedwig erzählte ihr begeistert von ihrem Blog, der immer mehr Leser anzog. Ihre Erfahrungsberichte über den Alltag der Ladies of Leisure und die Transformation, die sie selbst durchlebte, fanden großen Zuspruch.
Doch Hedwig ging noch einen Schritt weiter. Eines Nachmittags entschied sie, alle persönlichen Fotos auf ihrem Blog zu löschen und durch neue zu ersetzen – Bilder, auf denen sie selbst zu sehen war, allerdings nur mit Haube und Schleier. Ihre Identität wurde vollständig anonymisiert, und genau das wollte sie erreichen. „Ich bin nicht wichtig,“ schrieb sie in einem Beitrag. „Es geht nicht um mich, sondern um die Idee, um die Ruhe und die Schönheit eines Lebens, das sich selbst genügt.“

Die Reaktionen waren oft positiv. Viele Leserinnen und Leser lobten ihre Konsequenz und bezeichneten sie als inspirierend. Einige schrieben, dass sie selbst begonnen hätten, ähnliche Praktiken in ihr Leben zu integrieren, wenn auch in kleinerem Rahmen.
Doch trotz all ihres Fortschritts spürte Hedwig, dass sie noch eine Grenze nicht überschritten hatte: das Tragen von Haube und Schleier außerhalb ihrer Wohnung. In ihrem Zuhause fühlte sie sich sicher und frei, aber draußen? Das schien ein gewaltiger Schritt zu sein.

Die Idee kam ihr eines Morgens, als sie sich auf einen Spaziergang mit Vanessa vorbereitete. Sie hielt ihre Haube in der Hand und betrachtete den blickdichten Schleier, der daran befestigt war. Der Gedanke, diesen Schutz auch draußen zu tragen, reizte sie – aber er machte ihr auch Angst. Wie würden die Leute reagieren? Würde sie angestarrt werden? Würde Vanessa sie verstehen?

An diesem Abend wandte sie sich an ihre Community. Sie schrieb einen langen Beitrag auf ihrem Blog, in dem sie ihre Gedanken und Zweifel schilderte.

„Ich denke darüber nach, Haube und Schleier auch draußen zu tragen – zumindest probeweise, bei einem Spaziergang mit einer guten Freundin. Es fühlt sich an, als wäre das der nächste Schritt in meinem Weg, aber ich bin unsicher. Wird es die gleiche Ruhe bringen wie in meiner Wohnung? Oder wird es zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen? Ich wüsste gerne, was ihr darüber denkt.“

Die Antworten ließen nicht lange auf sich warten. Viele Leserinnen und Leser ermutigten sie, es auszuprobieren. Einige wiesen darauf hin, dass sie es langsam angehen sollte – vielleicht an einem Ort, wo sie weniger Menschen begegnen würde. Andere rieten ihr, sich nicht von der Meinung anderer beeinflussen zu lassen. „Es ist dein Weg,“ schrieb eine Leserin. „Wenn es sich für dich richtig anfühlt, solltest du es tun.“

Ein paar Tage später sprach Hedwig mit Vanessa darüber. Sie waren gerade in einem kleinen Café, und Hedwig hatte vorsichtig das Thema angeschnitten.
„Vanessa, ich überlege… ob ich beim nächsten Spaziergang die Haube und den Schleier tragen sollte,“ sagte sie leise, während sie an ihrem Tee nippte. „Nur um zu sehen, wie es sich anfühlt.“
Vanessa legte ihre Gabel zur Seite und schaute Hedwig ernst an. „Du willst das wirklich machen? Draußen?“
Hedwig nickte. „Ja. Es fühlt sich an, als wäre es der nächste Schritt. Aber ich bin mir nicht sicher, wie die Leute reagieren werden. Und ich weiß nicht, ob du dich damit wohlfühlst.“
Vanessa dachte einen Moment nach, bevor sie antwortete. „Hedwig, ich verstehe, dass dir das wichtig ist. Und ehrlich gesagt, wenn es dich glücklich macht, unterstütze ich dich. Aber ich will sicherstellen, dass du dich damit wohlfühlst. Vielleicht gehen wir an einen ruhigeren Ort, wo nicht so viele Leute sind? Und wenn es dir unangenehm wird, nehmen wir den Schleier wieder ab. Okay?“
Hedwig lächelte dankbar. „Danke, Vanessa. Das bedeutet mir viel. Ich weiß, dass das für dich auch eine große Veränderung ist.“
Hedwig verbrachte die nächsten Tage damit, sich mental auf diesen ersten Schritt vorzubereiten. Sie wählte eine ihrer liebsten Hauben aus, mit einem Schleier, der leicht schimmerte, wenn das Licht darauf fiel. Außerdem plante sie mit Vanessa eine Route durch einen nahegelegenen Park, der weniger besucht war.

Am Morgen des Spaziergangs stand sie vor ihrem Spiegel, atmete tief durch und setzte die Haube auf. Der Schleier fiel sanft über ihr Gesicht und nahm ihr die Sicht auf die Details der Welt – genau wie sie es mochte. Mit klopfendem Herzen verließ sie ihre Wohnung, bereit, den nächsten Schritt auf ihrem Weg zu wagen.

Der Park war still an diesem Morgen, nur das Zwitschern der Vögel und das gelegentliche Rascheln des Windes in den Bäumen durchbrachen die Ruhe. Hedwig stand am Eingang, in ihr langes Kleid gehüllt, die Haube mit dem blickdichten Schleier fest auf ihrem Kopf. Ihre Hände zitterten leicht, als sie auf Vanessa wartete. Sie wusste, dass dies ein großer Schritt war – nicht nur für ihr Experiment, sondern für ihren gesamten Weg.

Vanessa kam wenige Minuten später, wie immer gut gelaunt und lässig gekleidet. Doch als sie Hedwig sah, hielt sie für einen Moment inne.
„Wow,“ sagte sie schließlich und musterte ihre Freundin von Kopf bis Fuß. „Das sieht… beeindruckend aus. Aber auch irgendwie einschüchternd. Wie fühlst du dich?“
Hedwig atmete tief durch, und ihre Worte klangen gedämpft hinter dem Schleier. „Ich bin nervös. Sehr nervös. Aber auch irgendwie aufgeregt. Es fühlt sich… richtig an, weißt du? Als wäre ich genau da, wo ich sein sollte.“
Vanessa nickte langsam und lächelte beruhigend. „Okay, dann gehen wir. Und keine Sorge, ich bin bei dir.“

Sie betraten den Park, und Hedwig spürte sofort die Blicke. Obwohl der Park an diesem Morgen fast leer war, schienen die wenigen Passanten ihre ungewöhnliche Erscheinung sofort zu bemerken. Einige schauten verstohlen, andere direkt, und manche drehten sich sogar um. Hedwig fühlte, wie ihr Herz schneller schlug, doch sie hielt den Kopf hoch und ging langsam weiter.

„Was denkst du?“ fragte sie schließlich und blickte durch den Schleier zu Vanessa.
Vanessa zögerte einen Moment, bevor sie antwortete. „Ehrlich gesagt? Es ist seltsam. Nicht schlecht, aber… ungewohnt. Du wirkst so… unnahbar. Wie jemand aus einer anderen Zeit.“
Hedwig lachte leise. „Genau das will ich. Der Schleier soll meine Identität auslöschen. Es geht nicht um mich, sondern um die Idee. Ich will eine Lady of Leisure werden, Vanessa. Richtig, mit allem, was dazugehört.“

Vanessa blieb kurz stehen und drehte sich zu ihr. „Das meinst du wirklich ernst, oder? Kein Experiment mehr, kein Blog, sondern… ein Lebensstil?“
„Ja,“ sagte Hedwig entschlossen. „Aber ich weiß, dass es noch ein langer Weg ist. Es gibt so viele Dinge, die ich ändern muss. Meine Wohnung ist nicht ideal, ich brauche eine Umgebung, die mich komplett abschirmt. Und dann ist da noch die finanzielle Seite. Ich kann das nicht machen, ohne mich abzusichern.“

Vanessa seufzte und schob die Hände in die Taschen. „Also planst du, alles aufzugeben? Studium, Freunde, dein Leben hier?“
„Nicht sofort,“ erklärte Hedwig. „Aber irgendwann, ja. Ich möchte eine Umgebung schaffen, die mir das ermöglicht. Eine Welt, in der ich mich nur auf das Wesentliche konzentrieren kann – Ruhe, Kontemplation, und die Freiheit, einfach zu sein.“
Vanessa schüttelte den Kopf, aber nicht aus Ablehnung. Es war ein Ausdruck von Faszination und ein wenig Sorge. „Weißt du, Hedwig, ich bewundere deinen Mut. Aber ich hoffe, dass du nicht vergisst, wer du bist. Dass du dich nicht in all dem verlierst.“

Hedwig legte ihre Hand auf Vanessas Arm. „Deshalb habe ich dich, Vanessa. Du erinnerst mich daran, wo ich herkomme. Und du wirst mich daran erinnern, wenn ich zu weit gehe.“
Vanessa lachte und nickte. „Das verspreche ich dir. Aber weißt du was? Wenn ich dich so sehe, kann ich nicht leugnen, dass du dafür gemacht bist. Du hast diese… Haltung, diese Ruhe. Vielleicht bist du wirklich dazu bestimmt.“
Die beiden gingen weiter, und Hedwig fühlte sich, als hätte sie einen wichtigen Schritt gemacht. Der Schleier, der sie anfangs eingeschüchtert hatte, war nun ein Teil von ihr. Er schützte sie, gab ihr Raum und Ruhe. Und während sie durch den Park gingen, sprach sie mit Vanessa über ihre Pläne, über die kleinen und großen Veränderungen, die sie in den nächsten Monaten angehen wollte.

Als sie den Park verließen, wusste Hedwig, dass sie auf dem richtigen Weg war – und dass sie nicht allein war. Vanessa würde an ihrer Seite bleiben, egal wie ungewöhnlich ihr Weg auch werden mochte.
36. Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 6

geschrieben von BlackCoon am 18.01.25 08:23

Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 6 - Träume und Herausforderungen

Hedwig und Vanessa saßen in einem kleinen Café in Münster, beide über eine Tasse Tee gebeugt. Es war ein ungewöhnlich stiller Moment für die beiden, doch die Unterhaltung, die sie führten, war von großer Bedeutung. Sie sprachen über Hedwigs Zukunft – eine Zukunft, die sich immer klarer abzeichnete, aber auch mit großen Herausforderungen verbunden war.

„Also,“ begann Vanessa, während sie einen Schluck Tee nahm. „Wenn du das wirklich durchziehen willst – und ich meine richtig, mit allem drum und dran – dann müssen wir über deine Eltern reden. Sie werden davon erfahren müssen.“
Hedwig nickte langsam. „Ich weiß. Das wird der schwierigste Teil. Sie haben immer so große Erwartungen an mich gehabt. Dass ich mein Studium abschließe, Karriere mache… Aber ich hoffe, dass ich sie überzeugen kann. Vielleicht sehen sie es als eine Art… Investition in meinen Lebensstil.“
Vanessa zog skeptisch eine Augenbraue hoch. „Das klingt mutig. Du möchtest sie also nicht nur einweihen, sondern sie auch bitten, deinen Lebensstil zu finanzieren?“

„Ja,“ antwortete Hedwig zögerlich. „Ich meine, sie haben genug Geld, um es zu ermöglichen. Und ich würde es nicht als reines Nichtstun verkaufen. Es ist eine bewusste Entscheidung, ein ruhiges, strukturiertes Leben zu führen. Vielleicht sehen sie es als etwas Edles, fast Künstlerisches.“

Vanessa schnaubte leise. „Das klingt vielleicht in deinem Kopf überzeugend, aber du kennst deine Eltern besser als ich. Was, wenn sie nein sagen? Was ist dein Plan B?“
Hedwig sah aus dem Fenster und dachte nach. „Dann… müsste ich einen anderen Weg finden. Vielleicht einen Sponsor, jemand, der an mein Konzept glaubt. Oder ich müsste versuchen, genug zu sparen, um mir zumindest den Anfang selbst zu finanzieren.“
Vanessa nickte. „Okay, das ist zumindest realistisch. Aber nehmen wir mal an, sie sagen ja. Wie würdest du das Ganze dann umsetzen?“
„Ich stelle mir ein Landhaus vor,“ begann Hedwig, und ihre Augen leuchteten. „Nicht zu groß, aber mit einem weitläufigen Garten, der genug Platz für Spaziergänge bietet. Es sollte abgeschieden sein, damit ich wirklich Ruhe finde.“

Vanessa grinste. „Und dann? Würdest du das Grundstück überhaupt noch verlassen? Oder denkst du darüber nach, Hausarrest zu halten?“
Hedwig lachte leise, aber die Frage brachte sie ins Grübeln. „Ich weiß es nicht genau. Der Gedanke, das Grundstück nicht zu verlassen, ist verlockend. Es würde mir helfen, die Welt draußen wirklich loszulassen. Aber vielleicht wäre es klüger, damit zu warten, bis ich mich vollkommen eingerichtet habe.“
„Klingt vernünftig,“ meinte Vanessa. „Aber dann gibt es da noch die Frage nach deiner Garderobe. Die Kleider, die du jetzt hast, sind ja nur eine Übergangslösung, oder? Und deine Haube…“
„Die ist von Etsy,“ unterbrach Hedwig mit einem schiefen Lächeln. „Ich weiß, sie ist nicht perfekt. Ich werde jemanden finden müssen, der mir maßgeschneiderte Kleider und Hauben anfertigt. Es muss alles zusammenpassen – schlicht, elegant und funktional.“
Vanessa nickte. „Und was ist mit dem Armbinder? Denkst du darüber nach, wann du damit anfangen willst?“

Hedwig zögerte, bevor sie antwortete. „Ja, aber ich will nichts überstürzen. Das wäre der nächste Schritt, wenn ich mich in meinem neuen Leben eingerichtet habe. Ich denke, es ist eine Frage der Vorbereitung, mental und körperlich.“
„Und Hausangestellte?“ fragte Vanessa. „Ich meine, wenn du dich wirklich auf das Leben als Lady of Leisure konzentrieren willst, wirst du Leute brauchen, die dir den Alltag erleichtern.“
„Absolut,“ stimmte Hedwig zu. „Eine Haushälterin, vielleicht auch eine Zofe, die sich um meine Garderobe und die täglichen Rituale kümmert. Aber das größte Problem bleibt die Finanzierung. Selbst wenn meine Eltern zustimmen, wird das eine langfristige Verpflichtung sein.“

Vanessa lehnte sich zurück und sah Hedwig ernst an. „Okay, lass uns realistisch bleiben. Deine Eltern sind vermutlich nicht begeistert davon, dass du dein Studium schleifen lässt, und jetzt willst du sie bitten, ein Landhaus, Kleidung, Angestellte und einen komplett neuen Lebensstil zu finanzieren. Wie planst du, das zu verkaufen?“
Hedwig nahm einen tiefen Atemzug. „Ich werde es ihnen als eine Form von Selbstverwirklichung erklären. Dass ich nicht den traditionellen Weg gehen möchte, den sie für mich vorgesehen haben, sondern einen anderen – einen, der genauso viel Disziplin und Hingabe erfordert. Vielleicht… vielleicht kann ich es mit etwas verbinden, das ihnen wichtig ist. Zum Beispiel ein öffentliches Projekt oder ein Blog, der diesen Lebensstil dokumentiert.“
Vanessa schüttelte den Kopf. „Das könnte klappen, aber es wird hart. Deine Eltern sind nicht dumm. Sie werden wissen wollen, warum du dich von allem anderen abwenden willst.“
Hedwig nickte. „Ich weiß. Aber ich muss es versuchen. Wenn ich sie überzeugen kann, ist das der erste Schritt zu meinem neuen Leben. Und wenn nicht… dann werde ich einen anderen Weg finden.“
Vanessa lächelte und legte eine Hand auf Hedwigs Arm. „Egal, was passiert, ich bin für dich da. Und wenn du wirklich dieses Landhaus bekommst, werde ich die Erste sein, die dich besuchen kommt – auch wenn ich dann den Schleier tragen muss, um reinzukommen.“

Hedwig lachte, und für einen Moment fühlte sie sich weniger allein in ihrem Vorhaben. Es war ein großer Traum, voller Unsicherheiten, aber sie war entschlossen, ihn zu verfolgen – mit oder ohne die Unterstützung ihrer Eltern. Am Abend saß sie da und dachte nach. Sie beschloss Wege zu finden, welche sie unabhängig von deren Zustimmung machten.
Hedwig saß vor ihrem Laptop und überlegte, wie sie ihre Gedanken und Pläne in Worte fassen sollte. Sie hatte sich entschlossen, auf ihrem Blog offiziell bekanntzugeben, dass sie den Schritt wagen wollte: Sie würde Lady of Leisure werden und ein zurückgezogenes Leben führen. Es fühlte sich an wie ein Sprung ins Ungewisse, doch sie wusste, dass sie ihrer Community vertrauen konnte.
Mit zitternden Fingern schrieb sie:

„Liebe Leserinnen und Leser,
seit Monaten teile ich hier meine Reise und meine Gedanken zu einem Lebensstil, der mich zutiefst fasziniert hat: das Leben als Lady of Leisure. Heute möchte ich mit euch teilen, dass ich entschlossen bin, diesen Weg vollständig zu gehen. Ich möchte mich aus der Hektik des modernen Lebens zurückziehen, um ein ruhiges, kontemplatives Dasein zu führen. Es ist eine große Entscheidung, die viel Planung und Unterstützung erfordert, aber ich weiß, dass dies der richtige Schritt für mich ist.
Danke, dass ihr mich auf dieser Reise begleitet – eure Unterstützung bedeutet mir alles.“


Sie klickte auf „Veröffentlichen“ und atmete tief durch. Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten.
Zu Hedwigs Überraschung war die Resonanz überwältigend positiv. Innerhalb weniger Stunden wurde der Beitrag hunderte Male kommentiert, geteilt und geliked. Doch das war erst der Anfang. Über die nächsten Tage erhielt sie zahlreiche private Nachrichten und Briefe – viele davon waren großzügige Angebote und Unterstützungszusagen. Zu den Zuschriften gehörten auch Berichte von Zofen, die ihre Herrinnen über Hedwigs Pläne informierten.

Ein Brief von einer Zofe namens Emma berichtete von ihrer Herrin, Lady Charlotte:

„Meine Herrin, Lady Charlotte, lebt seit über zehn Jahren zurückgezogen auf ihrem Anwesen in Sussex. Sie sagte, es sei die beste Entscheidung ihres Lebens gewesen, sich für diese Lebensweise zu entscheiden. Sie lebt in völliger Stille und widmet sich ausschließlich Kontemplation und Spaziergängen. Lady Charlotte wünscht Ihnen von Herzen Erfolg und hat eine großzügige Spende überweisen lassen, um Ihnen den Einstieg in dieses Leben zu erleichtern.“

Eine andere Nachricht kam von einer Zofe namens Helen, die für Lady Rosalind arbeitete:

„Lady Rosalind hat seit zwanzig Jahren keinen Fuß mehr außerhalb ihres Grundstücks gesetzt. Sie findet die Idee, dass junge Frauen wie Sie diesen Lebensstil wiederentdecken, inspirierend. Sie hat mir aufgetragen, Ihnen zu schreiben, dass sie Sie ermutigen möchte, Ihren Weg zu gehen. Außerdem wird sie Ihnen eine Sofortrente zukommen lassen, damit Sie sich vollständig auf Ihre Transformation konzentrieren können.“

Eine dritte Nachricht stammte von einer Zofe namens Margaret, die für eine Lady Eleanor arbeitete:

„Lady Eleanor war begeistert, von Ihren Plänen zu hören. Sie sagte, dass das Leben als Lady of Leisure nicht nur eine persönliche Entscheidung ist, sondern ein Statement gegen die Hektik und Oberflächlichkeit der modernen Welt. Sie möchte Ihnen ihre Unterstützung zusichern und hat angeboten, Ihnen ihre Schneiderin und Beraterin zur Verfügung zu stellen, wenn Sie möchten.“

Hedwig war überwältigt. Nicht nur, dass sie so viel Zuspruch erhielt – die finanziellen Zuwendungen und das Angebot einer Sofortrente machten ihre Pläne über Nacht realistisch. Sie war plötzlich in der Lage, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: ein passendes Haus zu finden und die nächsten Schritte zu planen.
Hedwig konnte es kaum erwarten, Vanessa zu treffen und ihr die Neuigkeiten zu erzählen. Sie trafen sich in einem ruhigen Café, und Hedwig sprudelte vor Aufregung.
„Vanessa, du wirst es nicht glauben!“ begann sie, bevor ihre Freundin überhaupt etwas sagen konnte. „Die Community hat so positiv reagiert. Ich habe Spenden erhalten, ein Angebot für eine Sofortrente – und sogar Unterstützung von Zofen, die mir die Geschichten ihrer Ladies geschickt haben. Es ist alles so… real geworden.“

Vanessa war sichtlich beeindruckt. „Wow, Hedwig. Das ist unglaublich. Ich hätte nie gedacht, dass es so schnell geht. Aber… bist du bereit dafür? Das ist kein kleines Experiment mehr. Das wird dein Leben.“
Hedwig nickte entschlossen. „Ich weiß. Aber ich fühle mich bereit. Und das Beste ist: Ich kann mir jetzt ein Haus im Münsterland suchen – ein richtiges Anwesen, das zu diesem Lebensstil passt. Und ich möchte, dass du mich dabei begleitest.“
Vanessa lächelte. „Natürlich helfe ich dir. Du weißt, ich habe ein gutes Auge für Immobilien. Aber du musst mir versprechen, dass wir auch praktisch bleiben. Keine Schlösser mit 50 Zimmern, okay?“

Die beiden lachten, und für einen Moment fühlte sich alles wie früher an – bevor Hedwig diesen ungewöhnlichen Weg eingeschlagen hatte. Doch diesmal war Vanessa voll und ganz an ihrer Seite.
In den kommenden Wochen machten sich Hedwig und Vanessa auf die Suche nach einem passenden Haus. Hedwig stellte klare Anforderungen: Es musste ruhig und abgelegen liegen, mit einem großen Garten für Spaziergänge und genug Platz für ihre zukünftigen Hausangestellten. Die ersten Besichtigungen waren vielversprechend, aber Hedwig wusste, dass sie den richtigen Ort finden würde, wenn sie ihn sah.

„Ich will nicht nur ein Haus,“ sagte sie eines Tages zu Vanessa, während sie durch eine lange Allee fuhren. „Ich will einen Ort, der sich wie ein Refugium anfühlt. Ein Ort, der zu meinem neuen Leben passt.“
Vanessa nickte. „Und ich will sicherstellen, dass er auch praktisch ist. Du wirst schließlich lange dort leben.“
Hedwig lächelte. Mit Vanessa an ihrer Seite fühlte sie sich bereit, den nächsten Schritt zu machen – und ihr neues Leben als Lady of Leisure zu beginnen.
37. Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 7

geschrieben von BlackCoon am 18.01.25 14:24

Und hier wieder ein größeres Kapitel

LG

Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 7 - Ein Schritt in ein neues Leben

Nach Wochen intensiver Suche hatten Hedwig und Vanessa endlich das perfekte Haus gefunden. Es lag etwas außerhalb von Münster, eingebettet in eine ruhige, ländliche Umgebung. Das Anwesen war nicht übermäßig groß, aber genau richtig für Hedwigs Pläne: ein charmantes Landhaus mit einer klassischen Fassade, hohen Fenstern, einem weitläufigen Garten und einem kleinen Waldstück für Spaziergänge.
„Das ist es,“ sagte Hedwig mit leuchtenden Augen, als sie durch den Garten ging. „Es ist genau das, was ich mir vorgestellt habe. Privat, ruhig, aber nicht zu abgehoben.“
Vanessa, die sie begleitete, nickte zustimmend. „Es hat wirklich alles, was du brauchst. Und der Garten ist wunderschön. Ich sehe dich schon hier entlang spazieren – natürlich mit Schleier und Haube.“

Die beiden lachten, aber für Hedwig fühlte sich der Moment bedeutend an. Dies war der Ort, an dem sie ihr neues Leben beginnen würde.
Zurück in ihrer Wohnung wandte sich Hedwig erneut an ihre treue Community. Sie teilte die Neuigkeiten über das Haus und schrieb in einem ausführlichen Blogbeitrag über ihre nächsten Schritte.

[/i]„Liebe Leserinnen und Leser,
das Haus ist gefunden! Es erfüllt all meine Vorstellungen und wird der perfekte Ort sein, um mein neues Leben als Lady of Leisure zu beginnen. Nun stehe ich vor der nächsten Herausforderung: Wie organisiere ich meinen Haushalt? Ich habe aus euren Zuschriften und den Berichten der Zofen gelernt, dass die Ladies of Leisure oft von einem Team unterstützt werden – Zofen, Hausangestellte und manchmal sogar Gouvernanten. Aber wie viele brauche ich wirklich, und wo finde ich die richtigen Personen? Eure Ratschläge und Erfahrungen wären mir jetzt eine große Hilfe!“[/i]

Die Antworten kamen schnell. Vor allem die Zofen der Ladies meldeten sich mit wertvollen Hinweisen. Eine Nachricht von Emma, der Zofe von Lady Charlotte, fasste die Anforderungen zusammen:

„Liebe Miss Kottenbrinkmann,
meine Herrin hat zwei Zofen: eine, die sich um ihre Garderobe und ihre tägliche Betreuung kümmert, und eine andere, die den Haushalt organisiert. Zusätzlich gibt es eine Gouvernante, die eine besondere Rolle spielt. Sie achtet nicht nur auf die Einhaltung der Regeln, sondern ist auch eine Art Lehrerin und Vertraute. Eine Gouvernante sollte streng, aber gerecht sein – jemand, der Ihre Disziplin fördert und Ihnen gleichzeitig Gesellschaft leistet.“


Eine ähnliche Nachricht kam von Margaret, der Zofe von Lady Eleanor:

„Eine Gouvernante ist unerlässlich, wenn Sie sich wirklich auf die Lebensweise einer Lady of Leisure einlassen möchten. Sie ist nicht nur dafür da, die Regeln zu überwachen, sondern hilft auch, Ihre Haltung und Ihr Auftreten zu perfektionieren. Meine Herrin hat ihre Gouvernante vor vielen Jahren über Empfehlungen gefunden. Vielleicht kann Ihre Community jemanden vorschlagen.“

Diese Nachrichten bestärkten Hedwig in ihrem Plan. Sie schrieb zurück und bat ihre Community um Hilfe bei der Suche nach geeigneten Personen. Besonders die Suche nach einer Gouvernante machte ihr Sorgen. Sie wusste, dass diese Position von entscheidender Bedeutung war, und wollte sicherstellen, dass sie jemanden fand, der sie wirklich verstand.

Hedwig begann, eine Liste der Anforderungen zu erstellen, basierend auf den Zuschriften und ihren eigenen Vorstellungen:

1. Zofen
Eine Zofe für die Garderobe: Sie sollte sich um Hedwigs Kleidung kümmern, bei der täglichen Ankleide helfen und die Hauben und Schleier pflegen.
Eine Zofe für den Haushalt: Sie sollte für die Sauberkeit des Hauses sorgen, Mahlzeiten vorbereiten und sich um die allgemeinen Aufgaben kümmern.

2. Gouvernante
Die Gouvernante sollte streng, aber wohlwollend sein. Sie musste ein Gefühl für Struktur und Disziplin haben und bereit sein, Hedwig auf ihrem Weg zur Perfektion als Lady of Leisure zu unterstützen. Außerdem sollte sie kulturell gebildet sein, um auch als Gesprächspartnerin zu dienen.

Die Reaktionen aus ihrer Community waren überwältigend. Viele Leserinnen und Leser boten ihre Hilfe an, einige von ihnen hörten sich in ihren Netzwerken um. Besonders die Zofen der anderen Ladies waren engagiert. Sie berichteten, dass einige Gouvernanten nach neuen Aufgaben suchten oder zumindest bereit wären, Empfehlungen auszusprechen.

Eine Nachricht von Helen, der Zofe von Lady Rosalind, stach besonders hervor:

„Lady Rosalind hat mir gesagt, dass ihre Gouvernante, Miss Hartley, vor einiger Zeit eine ihrer Schülerinnen ausgebildet hat, die nun selbst Gouvernante ist. Sie könnte perfekt für Sie sein, da sie mit den Regeln und Anforderungen vertraut ist. Ich werde versuchen, sie zu kontaktieren und sie über Ihre Pläne zu informieren.“

Hedwig war überwältigt von der Unterstützung und spürte, dass sich ihr Traum Stück für Stück verwirklichte. Doch sie wusste, dass noch viel Arbeit vor ihr lag.

Ein paar Tage später saßen Hedwig und Vanessa erneut zusammen, diesmal in Hedwigs Wohnung. Hedwig berichtete von den Fortschritten und legte ihre Pläne offen.
„Vanessa, es fühlt sich an, als würde alles plötzlich in Bewegung kommen. Das Haus, die Unterstützung aus der Community – sogar die Suche nach einer Gouvernante läuft. Ich kann es kaum glauben.“

Vanessa lächelte. „Ich bin beeindruckt, wie schnell sich das alles entwickelt. Aber was ist, wenn die Gouvernante zu streng ist? Oder wenn du mit den Angestellten nicht zurechtkommst?“
„Dann werde ich es anpassen,“ sagte Hedwig entschlossen. „Ich weiß, dass das ein Prozess ist. Aber ich habe die Unterstützung meiner Community und von dir. Und ich weiß, dass ich das schaffen kann.“

Vanessa legte eine Hand auf Hedwigs Arm. „Du weißt, dass ich immer hinter dir stehe. Und wenn du jemanden brauchst, der bei der Auswahl der Gouvernante hilft, sag Bescheid. Ich werde sicherstellen, dass sie dich nicht zu sehr tyrannisiert.“
Hedwig lachte, aber sie fühlte sich tief dankbar. Mit Vanessa an ihrer Seite und der Unterstützung ihrer Community war sie bereit, den nächsten Schritt zu machen – und ihrem neuen Leben als Lady of Leisure einen entscheidenden Schritt näher zu kommen.

Hedwig saß mit Vanessa in ihrem Wohnzimmer und schob nervös eine Tasse Tee hin und her. Sie hatte die Unterstützung ihrer Community, eine klare Vision für ihre Zukunft und sogar die Mittel, sie zu finanzieren. Doch ein großes Hindernis war immer noch ungelöst: ihre Eltern. Bis jetzt hatte sie sie noch nicht eingeweiht.
„Ich weiß, dass ich es ihnen sagen muss,“ begann sie zögernd, während Vanessa sie aufmerksam musterte. „Aber… ich glaube, es ist besser, wenn ich es nach dem Umzug mache. Wenn alles bereit ist und sie sehen, dass es keine Phase ist.“
Vanessa zog skeptisch eine Augenbraue hoch. „Du willst sie also vor vollendete Tatsachen stellen? Denkst du wirklich, das funktioniert? Sie könnten komplett ausrasten.“
„Vielleicht,“ gab Hedwig zu. „Aber wenn ich es jetzt erzähle, werden sie versuchen, mich davon abzubringen. Sie werden argumentieren, diskutieren, und am Ende werde ich nie dazu kommen, es durchzuziehen. Wenn sie sehen, dass alles organisiert ist – das Haus, die Angestellten, die Garderobe – dann werden sie es vielleicht akzeptieren.“

Vanessa seufzte und schüttelte den Kopf. „Hedwig, du gehst ein Risiko ein. Aber ich weiß, wie stur du bist. Also… mach es auf deine Weise. Aber ich bin dabei, wenn sie dich in die Mangel nehmen.“
Hedwig lachte nervös. „Danke, Vanessa. Das werde ich brauchen.“

Ein paar Tage später war es soweit: Die Schneiderin von Lady Eleanor, eine ältere Dame namens Miss Abbott, kam zu Hedwigs Wohnung. Miss Abbott war elegant gekleidet und trug eine altehrwürdige Aura mit sich, die perfekt zu ihrer Arbeit passte.
„Miss Kottenbrinkmann,“ sagte sie mit einem höflichen Nicken, als sie ihre Ausrüstung in Hedwigs Wohnzimmer aufbaute. „Ich habe von Ihrer Vision gehört. Es ist eine Ehre, Ihnen dabei zu helfen, Ihre Garderobe zu gestalten.“
„Vielen Dank, Miss Abbott,“ antwortete Hedwig, etwas nervös. „Ich habe so viele Ideen, aber ich vertraue auf Ihr Wissen.“
Miss Abbott musterte sie mit prüfendem Blick. „Nun, wir werden mit einer Grundgarderobe beginnen – hochgeschlossene Kleider im Stil der 1850er und 1860er Jahre, mit ausladenden Röcken, Wespentaillen und Knopfleisten, die vollständig geschlossen werden. Dazu werden wir passende Hauben, Schleier und Handschuhe anfertigen. Und natürlich darf die viktorianische Unterwäsche nicht fehlen – Korsetts, Seidenstrümpfe, Reifröcke, Krinolinen. Sind Sie bereit?“
Hedwig nickte, spürte aber, wie ihr Herz schneller schlug. „Ja, ich bin bereit.“

Die nächsten Wochen waren intensiv. Miss Abbott arbeitete unermüdlich, nahm Maß, fertigte Entwürfe an und nähte die Kleidungsstücke direkt bei Hedwig vor Ort. Die ersten Anproben waren ungewohnt für Hedwig. Die engen Korsetts, die schweren Röcke und die hochgeschlossenen Kleider fühlten sich zunächst einschränkend an. Doch mit der Zeit gewöhnte sie sich daran – und begann, die Eleganz dieser Kleidung zu schätzen.

„Sie stehen Ihnen hervorragend,“ sagte Miss Abbott eines Nachmittags, als Hedwig ein Kleid mit einem tiefblauen, ausladenden Rock und einer eng anliegenden Taille anprobierte. Die Knopfleiste am Rücken war vollständig geschlossen, und eine passende Haube bedeckte ihr Haar. „Ich bin beeindruckt von Ihrer Haltung. Sie haben eine natürliche Grazie.“
„Danke,“ antwortete Hedwig, während sie sich im Spiegel betrachtete. „Es fühlt sich… richtig an. Als wäre ich endlich in der Rolle, die zu mir passt.“
Miss Abbott lächelte. „Das ist das Ziel. Und ich habe auch Ihre ersten Armbinder fertiggestellt. Sie können sie ausprobieren, wann immer Sie bereit sind.“
Hedwig nahm die Armbinder in die Hand und betrachtete sie nachdenklich. „Noch nicht. Aber bald.“

Kurz nach der Abreise von Miss Abbott begann der nächste große Schritt: Die ersten Bewerberinnen für die Stellen als Zofen und Gouvernanten trafen ein. Die Vorstellungsgespräche fanden in Hedwigs Wohnung statt, wobei Vanessa ihr half, die Kandidatinnen zu bewerten.
„Also,“ begann Vanessa, als sie die erste Zofe verabschiedet hatten. „Was denkst du?“
Hedwig zögerte. „Sie war nett, aber ich glaube, ich brauche jemanden mit mehr Erfahrung. Jemanden, der wirklich versteht, worauf es ankommt.“

Die nächste Bewerberin, eine junge Frau namens Clara, beeindruckte Hedwig mehr. Sie hatte bereits für eine ältere Dame gearbeitet und verstand die Anforderungen einer Lady of Leisure. „Ich bin daran gewöhnt, Kleidung zu pflegen, Hauben und Schleier zu arrangieren und bei der täglichen Ankleide zu helfen,“ erklärte sie. „Ich glaube, ich könnte gut zu Ihnen passen.“

Hedwig nickte zufrieden. „Ich denke, Sie sind genau die Richtige.“
Auch bei der Suche nach einer Gouvernante gab es Fortschritte. Eine Bewerberin namens Miss Rutherford, eine Frau mittleren Alters mit strenger, aber wohlwollender Ausstrahlung, schien perfekt zu sein. „Ich habe Erfahrung in der Betreuung und Erziehung junger Damen,“ erklärte sie. „Meine Aufgabe ist es, Sie in Ihrem Lebensstil zu unterstützen, Disziplin zu fördern und Ihnen als Vertraute zur Seite zu stehen.“
Vanessa war beeindruckt. „Die ist genau das, was du brauchst. Streng, aber nicht einschüchternd.“
Hedwig nickte. „Ich denke, sie ist die Richtige.“

Mit der Garderobe fertiggestellt und den ersten Angestellten ausgewählt, stand der nächste große Schritt bevor: der Umzug in das neue Haus. Die Zofen und die Gouvernante würden helfen, alles vorzubereiten, doch Hedwig wusste, dass die größte Herausforderung noch vor ihr lag – das Gespräch mit ihren Eltern.
„Vanessa,“ sagte sie eines Abends, als sie ihre neuen Kleider sortierte. „Ich weiß, dass ich bald mit ihnen reden muss. Aber… ich habe Angst.“
Vanessa legte eine Hand auf ihre Schulter. „Das wird nicht einfach, aber du schaffst das. Sie werden vielleicht schockiert sein, aber wenn sie sehen, wie glücklich du bist, werden sie es irgendwann verstehen.“

Hedwig nickte, auch wenn sie sich nicht ganz sicher war. Doch sie wusste, dass sie bereit war, alles zu tun, um ihren Traum zu verwirklichen.
Hedwigs neues Zuhause wirkte noch leer und unbelebt, als der Umzugswagen vor dem Eingang hielt. Die weitläufige Auffahrt, das charmante Landhaus und die stille, idyllische Umgebung ließen jedoch keinen Zweifel daran, dass dies der perfekte Ort für ihr neues Leben war. Vanessa, Mrs. Rutherford, die Gouvernante, und die Zofen Clara und Sophia hatten sich eingefunden, um Hedwig beim Umzug zu helfen.
„Das ist wirklich wunderschön, Hedwig,“ sagte Vanessa, während sie eine Kiste mit Büchern ins Haus trug. „Ich kann mir keinen besseren Ort für dich vorstellen.“
„Es ist genau das, was ich wollte,“ antwortete Hedwig lächelnd. „Ein Ort, der Ruhe und Rückzug ermöglicht.“

Clara und Sophia waren bereits dabei, die ersten Kisten auszupacken, während Mrs. Rutherford den Überblick über die Organisation behielt. „Meine Damen,“ sagte sie in ihrem gewohnt strengen, aber höflichen Ton. „Lassen Sie uns effizient arbeiten. Es gibt noch viel zu tun.“

Die Arbeit verlief reibungslos, und innerhalb eines Tages waren die wichtigsten Dinge ausgepackt. Hedwigs Garderobe wurde in einem eigens dafür vorgesehenen Ankleidezimmer sorgfältig verstaut, und die Gemeinschaftsräume erhielten ihre erste persönliche Note. Hedwig beobachtete das geschäftige Treiben und fühlte eine tiefe Zufriedenheit. Dies war der Anfang ihres neuen Lebens.

Am Abend, als alle bei einer Tasse Tee zusammensaßen, brachte Mrs. Rutherford die nächsten Schritte zur Sprache. „Miss Kottenbrinkmann, nun, da der Umzug abgeschlossen ist, sollten wir darüber sprechen, wann Sie mit dem Tragen des Armbinders beginnen möchten.“
Hedwig zögerte. „Ich dachte, das könnte noch etwas warten. Es ist ein großer Schritt.“
Mrs. Rutherford nickte. „Das ist verständlich. Aber bedenken Sie, dass der Armbinder ein wichtiger Bestandteil Ihres Lebensstils ist. Je früher Sie beginnen, desto leichter wird es Ihnen fallen, sich daran zu gewöhnen.“
Vanessa, die neben Hedwig saß, legte eine Hand auf ihren Arm. „Sie hat recht. Es wird am Anfang schwer sein, aber ich weiß, dass du das schaffen kannst.“
Hedwig atmete tief durch. „Vielleicht… vielleicht sollte ich wirklich bald damit anfangen.“
38. Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 8

geschrieben von BlackCoon am 18.01.25 22:17

Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 8 – Abschied und Hingabe

In den darauffolgenden Tagen beschäftigte sich Hedwig mit einer weiteren wichtigen Frage: Sollte sie keusch leben? Es war ein Thema, das ihr in ihrer Community immer wieder begegnet war, und sie wollte es nicht länger ignorieren.
„Was denkst du, Vanessa?“ fragte Hedwig, während sie zusammen im Garten saßen.
Vanessa dachte kurz nach. „Ehrlich gesagt? Ich glaube, es würde zu deinem Lebensstil passen. Es wäre konsequent. Aber das ist eine Entscheidung, die nur du treffen kannst.“

Hedwig nickte und wandte sich an Mrs. Rutherford. „Und Sie? Was denken Sie darüber?“
Die Gouvernante legte ihre Tasse ab und sah Hedwig ernst an. „Miss Kottenbrinkmann, ich bin hier, um Sie zu unterstützen, nicht, um Ihnen Vorschriften zu machen. Aber ich denke, dass Keuschheit eine noble Entscheidung wäre, die Ihre Hingabe an diesen Lebensstil unterstreicht. Es ist jedoch Ihre Wahl.“

Um eine breitere Perspektive zu bekommen, fragte Hedwig auch ihre Community. Die Antworten waren ermutigend, wenn auch zurückhaltend:

„Liebe Miss Kottenbrinkmann,
ich denke, Keuschheit würde Ihre Transformation vervollständigen. Es ist ein Zeichen von Disziplin und Selbstkontrolle. Natürlich liegt diese Entscheidung ganz bei Ihnen, aber ich würde es begrüßen.“


„Miss Kottenbrinkmann,
ich bewundere Ihren Mut und Ihre Hingabe. Ein keusches Leben würde Ihren Lebensstil perfekt abrunden, aber ich möchte Sie wissen lassen, dass ich Sie in jedem Fall unterstütze.“


„Meine Herrin, Lady Rosalind, lebt seit ihrer Jugend keusch. Sie sagte einmal, dass es ihr geholfen hat, ihren Geist zu klären und ihre Ziele zu fokussieren. Ich denke, das könnte auch für Sie ein Weg sein.“

Hedwig fühlte sich durch die Zuschriften bestärkt. Es war eine große Entscheidung, aber sie begann, sich mit dem Gedanken anzufreunden.

Eine weitere Frage stand noch aus: Was würde aus ihrem Blog werden? Da sie sich nun vollständig zurückziehen wollte, war klar, dass sie nicht mehr online aktiv sein konnte. Gemeinsam mit Mrs. Rutherford und ihren Zofen entschied Hedwig, dass sie die Kommunikation in Zukunft über postalische Briefe abwickeln würde. Clara und Sophia würden die Briefe für sie schreiben und verschicken, basierend auf Hedwigs Anweisungen.

In ihrem letzten Blogeintrag schrieb sie:

„Liebe Leserinnen und Leser,
dies wird mein letzter Beitrag sein. Ich trete nun vollständig in meinen neuen Lebensstil ein und werde mich aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Ich danke Ihnen allen für Ihre Unterstützung und Ermutigung. Es ist eine Reise, die ich ohne Sie nicht hätte antreten können. In Zukunft werde ich meine Gedanken und Erfahrungen in Form von Briefen teilen, die von meinen Zofen verfasst und verschickt werden. Danke, dass Sie mich auf diesem Weg begleitet haben.“


Der Blogeintrag erhielt Tausende von Kommentaren, viele davon voller Dankbarkeit und guter Wünsche. Hedwig fühlte sich bereit, dieses Kapitel hinter sich zu lassen.

Mit dem Blog eingestellt und der neuen Kommunikationsmethode vorbereitet, war klar, dass der Armbinder der nächste logische Schritt war. Hedwig wandte sich erneut an Mrs. Rutherford.
„Ich denke, es ist Zeit, mit dem Armbinder zu beginnen,“ sagte sie. „Ich möchte es schrittweise angehen, aber ich weiß, dass es ein wichtiger Teil meines Lebensstils ist.“

Mrs. Rutherford lächelte leicht. „Sehr gut, Miss Kottenbrinkmann. Wir werden behutsam vorgehen. Clara und Sophia werden Ihnen dabei helfen.“
Hedwig nickte, spürte jedoch ein leichtes Kribbeln der Aufregung. Sie wusste, dass sie auf dem Weg war, den sie sich immer erträumt hatte – und dass es kein Zurück mehr gab.

Hedwig saß in ihrem Ankleidezimmer, während Clara und Sophia ihr halfen, den Armbinder anzulegen. Die ersten Tage mit dem neuen Zubehör waren ungewohnt gewesen – die Einschränkung ihrer Bewegungen, das Gefühl der völligen Abhängigkeit von ihren Zofen. Doch allmählich fand sie Gefallen daran. Es war, als ob der Armbinder sie auf eine tiefergehende Weise mit ihrem neuen Lebensstil verband.

„Wie fühlt es sich heute an, Miss Kottenbrinkmann?“ fragte Clara sanft, während sie die Lederriemen festzog.

„Es wird… natürlicher,“ antwortete Hedwig leise. Sie betrachtete sich im Spiegel: das hochgeschlossene Kleid, die perfekt arrangierte Haube, der blickdichte Schleier und nun der Armbinder, der ihre Arme elegant auf ihrem Rücken fixierte. „Es fühlt sich an, als würde ich endlich vollständig in meiner Rolle ankommen.“
Sophia lächelte. „Sie wirken auch viel ruhiger, Miss. Es steht Ihnen.“

Die Entscheidung, keusch zu leben, hatte Hedwig nach langen Überlegungen getroffen.
Die Zuschriften aus ihrer Community, die Gespräche mit Vanessa und Mrs. Rutherford, all das hatte sie bestärkt.

Als sie schließlich die ersten Kleidungsstücke erhielt, die ihren neuen Lebensstil unterstützen sollten, war sie beeindruckt. Der keusche Gürtel war aus hochwertigem Material gefertigt, mit feinen Details, die ihn fast wie ein Kunstwerk erscheinen ließen. Er wurde so gestaltet, dass er sich nahtlos mit ihren Korsetts kombinieren ließ.
Clara half ihr vorsichtig, den Gürtel anzulegen, und erklärte, wie er getragen und gepflegt werden sollte. Die Schenkelbänder, die leise klirrten und raschelten, erzeugten bei jeder ihrer Bewegungen ein sanftes Geräusch.

„Es ist ein weiterer Schritt,“ sagte Hedwig, während sie sich an das neue Gefühl gewöhnte. „Ein weiterer Schritt in die Richtung, die ich gewählt habe.“
Mrs. Rutherford, die im Hintergrund stand, nickte anerkennend. „Es ist eine noble Entscheidung, Miss Kottenbrinkmann. Keuschheit erfordert Disziplin und Hingabe, aber ich glaube, Sie werden darin Erfüllung finden.“

Mit ihrer Transformation fast vollständig abgeschlossen, wusste Hedwig, dass es an der Zeit war, ihre Eltern einzubeziehen. Sie schrieb ihnen einen langen Brief, in dem sie ihre Entscheidung erklärte und sie einlud, sie in ihrem neuen Zuhause zu besuchen. Sie betonte, dass sie glücklich war und dass dies der Lebensstil war, der sie erfüllte.

Ein paar Tage später kam die Antwort: Ihre Eltern waren neugierig, aber nicht ablehnend. Tatsächlich klang ihre Mutter fast fasziniert von Hedwigs Beschreibung ihres neuen Lebens. Gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Clarissa, die 22 Jahre alt war und gerade ihr Studium abgeschlossen hatte, kündigten sie an, Hedwig bald zu besuchen.
Der Tag des Besuchs war gekommen. Hedwig trug eines ihrer elegantesten Kleider, kombiniert mit Haube, Schleier, Korsett und dem keuschen Gürtel. Clara und Sophia halfen ihr, sich vorzubereiten, während Mrs. Rutherford den Ablauf des Treffens koordinierte.

Als ihre Eltern und Clarissa ankamen, wurden sie von Vanessa begrüßt und ins Wohnzimmer geführt. Hedwig betrat den Raum mit langsamen, anmutigen Schritten, begleitet vom leisen Klirren der Schenkelbänder. Sie war nervös, doch die neugierigen und respektvollen Blicke ihrer Familie beruhigten sie.
„Hedwig,“ sagte ihre Mutter, während sie aufstand. „Du siehst… wunderschön aus. So anmutig.“
„Danke, Mutter,“ antwortete Hedwig leise. „Ich freue mich, dass ihr gekommen seid.“
Während des Nachmittags erklärte Hedwig ihnen ausführlich ihren Lebensstil. Sie sprach über die Ruhe, die sie gefunden hatte, über die Unterstützung ihrer Community und über ihre Pläne für die Zukunft. Ihre Eltern hörten aufmerksam zu, und zu ihrer Überraschung stieß sie auf keinerlei Ablehnung.

„Ich muss zugeben,“ sagte ihr Vater schließlich. „Ich war skeptisch, als ich deinen Brief gelesen habe. Aber jetzt, wo ich sehe, wie glücklich und ausgeglichen du bist, verstehe ich, warum du diesen Weg gewählt hast.“
Clarissa, die während des Gesprächs still gewesen war, sprach plötzlich. „Es klingt… faszinierend. Ich hätte nie gedacht, dass ein solcher Lebensstil so erfüllend sein kann.“
Hedwig sah ihre Schwester überrascht an. „Du interessierst dich dafür?“
Clarissa zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Aber ich habe mein Studium abgeschlossen und fühle mich irgendwie verloren. Vielleicht ist das ein Weg, um Ruhe zu finden.“

Ihre Mutter lächelte. „Vielleicht solltest du ein paar Tage hier bei Hedwig verbringen und es dir ansehen.“
Am Ende des Tages war Hedwig überglücklich. Nicht nur hatten ihre Eltern ihre Entscheidung akzeptiert, sondern es gab auch die Möglichkeit, dass ihre Schwester Clarissa ebenfalls diesen Weg einschlagen könnte. Das war ein Gedanke, der sie mit Stolz erfüllte.

Am nächsten Tag saß Hedwig in ihrem Ankleidezimmer und betrachtete sich im Spiegel.
Ihr Kleid, ein meisterhaftes Werk von Miss Abbott, betonte ihre schmale Taille und fiel in eleganten Wellen bis zum Boden. Darunter trug sie die vollständige viktorianische Unterwäsche: Seidenstrümpfe, eine Krinoline und mehrere Reifröcke. Doch der Armbinder war das, was ihre Aufmerksamkeit fesselte. Er zog ihre Arme sanft, aber bestimmt hinter ihren Rücken und hielt sie in einer Position, die für Hedwig noch ungewohnt war.
„Miss Kottenbrinkmann,“ sagte Mrs. Rutherford, die mit Clara und Sophia anwesend war, „es ist beeindruckend, wie schnell Sie sich daran gewöhnen. Ihre Haltung hat sich bereits verbessert.“
„Danke,“ sagte Hedwig leise. „Es fühlt sich… seltsam beruhigend an. Ich hatte Angst, dass es zu einschränkend sein würde, aber es ist fast befreiend.“

Hedwigs Tage hatten sich in eine klare, geordnete Routine verwandelt. Jeden Morgen halfen ihr Clara und Sophia beim Ankleiden. Das Anlegen des Korsetts war zu einem festen Ritual geworden, bei dem sie bewusst tief atmete und die Enge als unterstützenden Halt empfand. Danach folgte das Anlegen des Armbinders, ein Moment, der sie immer wieder mit einer Mischung aus Ruhe und Unterwerfung erfüllte.

Das Gefühl der Bewegungseinschränkung, das sie zu Beginn als ungewohnt empfunden hatte, war inzwischen zu einem beruhigenden Bestandteil ihres Alltags geworden. Ihre Zofen schlossen die Lederriemen sorgfältig, und Hedwig spürte, wie ihre Arme fest, aber nicht unangenehm hinter ihrem Rücken fixiert wurden.
„Fühlen Sie sich wohl, Miss Kottenbrinkmann?“ fragte Clara, während sie die letzten Schnallen überprüfte.
„Ja, Clara,“ antwortete Hedwig leise. „Es gibt mir ein Gefühl von Ordnung und Fokus. Ich habe das Gefühl, dass ich dadurch wirklich zur Ruhe komme.“
Der Armbinder bedeutete für Hedwig nicht nur eine körperliche Einschränkung, sondern auch eine symbolische Loslösung von der Hektik der Welt. Er zwang sie, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und ihre Zofen um Hilfe zu bitten – eine Abhängigkeit, die sie paradoxerweise als befreiend empfand.

Vanessa kam fast jeden Tag vorbei, um Zeit mit Hedwig zu verbringen. Seit kurzem hatte sie beschlossen, Hedwig zu unterstützen, indem sie selbst Handschellen trug, während sie das Grundstück besuchte.
„Ich will verstehen, wie du dich fühlst,“ erklärte Vanessa eines Nachmittags, als sie mit den Händen auf dem Rücken durch den Garten spazierten. „Natürlich ist es nicht dasselbe wie dein Armbinder, aber es hilft mir, deine Perspektive besser zu begreifen.“
Hedwig lächelte unter ihrem Schleier. „Das bedeutet mir viel, Vanessa. Es zeigt, wie sehr du mich unterstützt.“
„Aber sag mal,“ begann Vanessa zögerlich, „du hast jetzt alles: dein Haus, deine Zofen, Mrs. Rutherford. Wäre es nicht der nächste logische Schritt, dich vollständig zurückzuziehen? Ich meine, Hausarrest – das Grundstück gar nicht mehr zu verlassen. Es würde zu deinem Lebensstil passen.“

Hedwig blieb stehen und dachte nach. „Ich habe darüber nachgedacht,“ gab sie zu. „Aber es ist eine große Entscheidung. Ich glaube, ich sollte meine Community um Rat fragen.“
Vanessa nickte. „Das klingt vernünftig. Sie haben dich bis jetzt unterstützt, und ich bin sicher, sie werden dir helfen, die richtige Entscheidung zu treffen.“

Hedwig setzte sich mit Clara zusammen und diktierte einen Rundbrief an ihre Community, in dem sie die Frage des Hausarrests zur Diskussion stellte:

„Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer,
ich stehe vor einer weiteren wichtigen Entscheidung in meiner Transformation. Bisher habe ich das Grundstück meines Hauses gelegentlich verlassen, doch ich frage mich, ob es an der Zeit ist, dies vollständig einzustellen. Ein vollständiger Rückzug würde bedeuten, das Grundstück nur noch in medizinischen Notfällen zu verlassen.
Ich würde mich über eure Meinungen und Ratschläge freuen, da ihr mich auf diesem Weg so weit begleitet habt.
Mit Dankbarkeit,
Hedwig“


Die Antworten ließen nicht lange auf sich warten.
Eine Zuschrift von Lady Rosalinds Zofe Helen lautete:

„Meine Herrin hat das Grundstück seit über zwanzig Jahren nicht verlassen. Sie sagt, dass dieser Schritt ihr geholfen hat, völlige Ruhe und Klarheit zu finden. Es ist eine schwierige Entscheidung, aber sie glaubt, dass es den Lebensstil einer Lady of Leisure vollständig abrundet.“

Eine weitere Zuschrift von Margaret, der Zofe von Lady Eleanor, war ähnlich:

„Lady Eleanor hat diesen Schritt vor vielen Jahren gemacht und betrachtet ihn als die endgültige Abkehr von der modernen Welt. Es erfordert Disziplin, aber sie sagt, dass es die ultimative Freiheit ist.“

Ein Leser schrieb:

„Liebe Miss Kottenbrinkmann,
ich bewundere Ihre Hingabe und denke, dass Hausarrest die natürliche Konsequenz Ihrer bisherigen Entscheidungen ist. Es wäre ein Zeichen Ihrer völligen Hingabe an diesen Lebensstil. Ich bin sicher, Sie werden den richtigen Weg finden.“
Hedwig besprach die Antworten mit Vanessa und Mrs. Rutherford. Sie saßen in Hedwigs Salon, und Hedwig trug wie immer ihren Armbinder, während Vanessa ihre Handschellen trug.


„Es scheint, als wäre die Meinung eindeutig,“ sagte Vanessa. „Deine Community sieht es als den nächsten logischen Schritt.“
Mrs. Rutherford nickte zustimmend. „Ich stimme zu. Es wird Ihre Hingabe an diesen Lebensstil unterstreichen. Natürlich bedeutet es eine Einschränkung, aber es ist eine, die Ihrem Ziel entspricht.“
Hedwig atmete tief durch. „Dann ist es beschlossen. Ab jetzt werde ich das Grundstück nur noch im medizinischen Notfall verlassen.“
Vanessa lächelte und legte eine Hand auf Hedwigs Arm. „Ich bin stolz auf dich. Es ist ein großer Schritt, aber ich weiß, dass du ihn meistern wirst.“

Die Entscheidung fiel Hedwig leichter, als sie gedacht hatte. Mit dem weitläufigen Garten, den gepflegten Räumen und der Unterstützung ihrer Zofen fühlte sie sich nicht eingesperrt, sondern befreit von äußeren Verpflichtungen. Der Hausarrest war nicht nur eine physische Einschränkung, sondern ein Symbol für ihre völlige Hingabe an ihren Lebensstil – ein Leben, das sie mit jeder Entscheidung weiter perfektionierte.
39. Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 9

geschrieben von BlackCoon am 19.01.25 16:03

Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 9 -Tage in Harmonie

Hedwigs Tage folgten einer klaren und ruhigen Routine, die ihr Halt und Frieden gab. Jeder Moment war durchdacht, jeder Schritt ein Teil ihres neuen Lebens als Lady of Leisure. Der Hausarrest hatte ihr Leben noch strukturierter gemacht, und sie fand eine tiefe Zufriedenheit in der Einfachheit ihres Tagesablaufs.

Der Tag begann früh. Clara und Sophia halfen Hedwig nach dem Frühstück beim Ankleiden. Das Korsett wurde festgezogen, der keusche Gürtel sorgfältig überprüft, und der Armbinder fixierte ihre Arme elegant hinter ihrem Rücken. Schließlich wurde ihr Schleier über die Haube gelegt, wodurch ihr Gesicht vollständig verdeckt wurde.

„Miss Kottenbrinkmann, Sie wirken heute besonders ruhig,“ sagte Clara, während sie die letzten Schnallen des Armbinders überprüfte.
„Danke, Clara,“ antwortete Hedwig. „Ich fühle mich… geerdet.“

Der Vormittag war der Kontemplation gewidmet. Hedwig verbrachte eine Stunde im Salon, wo sie aufrecht in einem Stuhl saß, den Blick durch den Schleier nach vorn gerichtet. Ihre Haltung war makellos, die Schultern zurückgezogen, der Rücken gerade. Sie sprach nicht, sondern ließ ihre Gedanken schweifen und achtete auf die Empfindungen ihres Körpers. Das Gewicht des Armbinders, die Enge des Korsetts – alles wurde Teil ihrer Meditation.

Nach der Sitzkontemplation stand sie auf und verbrachte eine weitere halbe Stunde stehend. Mrs. Rutherford beobachtete sie dabei diskret, um sicherzustellen, dass ihre Haltung korrekt war.
„Ihre Haltung ist ausgezeichnet, Miss Kottenbrinkmann,“ kommentierte Mrs. Rutherford. „Ich bin beeindruckt von Ihrer Disziplin.“
Nach der Kontemplation war Zeit für den Müßiggang. Hedwig setzte sich in ihren Lieblingssessel im Salon, wo sie entweder Musik hörte oder einfach nur vor sich hin träumte. Ihre Zofen legten sanfte klassische Musik auf, während Hedwig die Klänge durch ihren Schleier auf sich wirken ließ.
„Die Musik ist wunderschön,“ sagte sie leise. „Es ist, als würde sie die Zeit stillstehen lassen.“
Clara, die neben ihr stand, nickte. „Es ist die perfekte Wahl, Miss.“

Manchmal verbrachte Hedwig die Zeit im Garten, wo sie von ihren Zofen begleitet wurde. Sie ging langsam entlang der geschwungenen Wege, das sanfte Klirren ihrer Schenkelbänder begleitete jeden Schritt. Die frische Luft und die Stille des Gartens trugen zu ihrer inneren Ruhe bei.
Am Nachmittag war es Zeit für Vorlesestunden. Clara oder Sophia lasen ihr aus einem Buch vor, während Hedwig in ihrem Sessel saß und aufmerksam lauschte. Heute war es ein Gedichtband von Rainer Maria Rilke.

„‚Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn.‘“ Clara las mit sanfter Stimme, und Hedwig nickte.
„Rilke versteht es, die Essenz des Lebens einzufangen,“ sagte Hedwig. „Seine Worte bringen eine Ruhe, die perfekt zu diesem Lebensstil passt.“
Die Teezeit war einer der Höhepunkte des Tages. Clara und Sophia richteten das Teeservice im Wintergarten an, wo das Licht durch die hohen Fenster fiel und eine sanfte, warme Atmosphäre schuf. Es gab feinen Schwarztee und kleine Kuchen, die liebevoll angerichtet wurden.

„Miss Kottenbrinkmann, Ihr Tee ist bereit,“ sagte Clara, während sie den ersten Schluck einschenkte. Sophia hielt den Teller mit den Kuchen bereit.
„Danke, Clara, Sophia. Ihr macht das immer so perfekt,“ sagte Hedwig, während sie den Duft des Tees durch ihren Schleier wahrnahm.

Einige Tage in der Woche besuchten Hedwigs Eltern oder ihre Schwester Clarissa sie. Heute jedoch war Vanessa zu Gast. Sie trug ihre Handschellen, um Hedwig in ihrem Lebensstil zu unterstützen.
„Es ist immer so ruhig hier,“ sagte Vanessa, während sie neben Hedwig im Salon saß. „Ich verstehe, warum du diesen Lebensstil gewählt hast.“

„Es gibt mir so viel,“ antwortete Hedwig. „Die Routine, die Ruhe, die Einfachheit. Es fühlt sich an, als hätte ich endlich meinen Platz gefunden.“
Vanessa nickte. „Ich sehe das. Und ich bewundere dich dafür, dass du das so konsequent durchziehst.“

Manchmal sprachen sie über triviale Dinge, manchmal über tiefere Themen. Vanessa war für Hedwig ein wichtiger Kontakt zur Außenwelt, und ihre Gespräche halfen ihr, ihre Gedanken zu sortieren.
Die Abende waren erneut der Kontemplation und der Musik gewidmet. Hedwig verbrachte Zeit in ihrem Ankleidezimmer, wo ihre Zofen ihr halfen, sich auf die Nacht vorzubereiten. Der Armbinder wurde entfernt, aber das Korsett blieb, da es ihre Haltung auch im Schlaf unterstützte.
„Es war ein schöner Tag,“ sagte Hedwig, als sie sich ins Bett legte. „Danke, dass ihr mir so gut geholfen habt.“
„Es ist uns eine Ehre, Miss Kottenbrinkmann,“ antwortete Clara.

Als Hedwig die Augen schloss, spürte sie die Ruhe und die Ordnung, die ihr Lebensstil ihr brachte. Jeder Tag war eine Bestätigung dafür, dass sie den richtigen Weg gewählt hatte.

Hedwig schlenderte langsam durch die weiten Gärten ihres Anwesens. Die Sonne schien sanft durch die Bäume, und der Duft von blühenden Rosen lag in der Luft. Begleitet wurde sie von Clara, die stets darauf bedacht war, dass ihre Herrin sich wohlfühlte. Hedwig schätzte diese Spaziergänge besonders, denn sie gaben ihr die Gelegenheit, die Ruhe der Natur auf sich wirken zu lassen.

Das leise Klirren der Ketten an ihren Schenkelbändern begleitete jeden ihrer Schritte, ein sanftes Geräusch, das Hedwig inzwischen beruhigend fand. Es erinnerte sie an ihre Hingabe an diesen Lebensstil – an die Disziplin und Ordnung, die sie gewählt hatte. Durch die Verbindung der Schenkelbänder konnte sie ihre Beine nicht spreizen, was ihren Gang anmutig und bedacht machte.

„Clara,“ sagte Hedwig schließlich, während sie stehen blieb und den Blick über die Blumenbeete schweifen ließ. „Ich habe in letzter Zeit oft über die anderen Ladies of Leisure nachgedacht. Wie sie leben, was sie bewegt hat, diesen Weg einzuschlagen. Ich würde gerne mehr darüber erfahren.“

Clara lächelte. „Das ist eine wunderbare Idee, Miss Kottenbrinkmann. Möchten Sie Briefe verfassen, um sie zu befragen?“
Hedwig nickte. „Ja, ich möchte wissen, wie lange sie schon zurückgezogen leben, warum sie sich dafür entschieden haben und wie sie diesen Lebensstil empfinden. Es wäre faszinierend, ihre Perspektiven zu hören.“
„Ich werde alles notieren,“ sagte Clara, während sie ein kleines Notizbuch zückte.
Zurück im Salon diktierte Hedwig mehrere Briefe an die Zofen anderer Ladies of Leisure. Sie sprach in jedem Brief ihre Bewunderung für die Hingabe der Ladies aus und stellte gezielt Fragen:

„Liebe Zofe,
es ist mir eine Freude, mich mit Ihnen auszutauschen. Meine Bewunderung gilt Ihrer Herrin, die sich diesem edlen Lebensstil mit solcher Hingabe verschrieben hat. Ich würde mich freuen, mehr über sie zu erfahren:
Wie lange lebt sie schon zurückgezogen?
Was waren ihre Beweggründe, Lady of Leisure zu werden?
Wie empfindet sie diesen Lebensstil heute?
Mit freundlichen Grüßen,
Miss Hedwig Kottenbrinkmann“


Clara verschickte die Briefe und wenige Wochen später trafen die Antworten ein. Hedwig ließ sich jeden Brief vorlesen, während sie im Salon saß und lauschte.
Der erste Brief stammte von Helen, der Zofe von Lady Rosalind:

„Liebe Miss Kottenbrinkmann,
meine Herrin, Lady Rosalind, lebt seit über zwanzig Jahren als Lady of Leisure. Ihre Entscheidung fiel nach einer tiefen persönlichen Krise – sie fühlte sich von den Erwartungen der Gesellschaft überwältigt. Heute sagt sie, dass dieser Lebensstil ihr inneren Frieden und Klarheit gebracht hat. Sie ist überzeugt, dass die völlige Isolation sie zu ihrem wahren Selbst geführt hat.
Mit besten Grüßen,
Helen“


Hedwig schloss die Augen, als sie diese Worte hörte. „Zwanzig Jahre,“ murmelte sie. „Das ist unglaublich. So eine Hingabe.“
Der nächste Brief kam von Margaret, der Zofe von Lady Eleanor:

„Sehr geehrte Miss Kottenbrinkmann,
Lady Eleanor lebt seit fünfzehn Jahren zurückgezogen. Sie traf diese Entscheidung aus Überzeugung, da sie den Lärm und die Hektik der modernen Welt hinter sich lassen wollte. Sie sagt, dass sie durch diesen Lebensstil eine Verbindung zu einer tieferen, spirituellen Ebene gefunden hat. Jeder Tag ist eine Meditation, eine Feier der Einfachheit.
Mit freundlichen Grüßen,
Margaret“


Hedwig nickte langsam. „Es ist faszinierend, wie unterschiedlich die Beweggründe sein können. Eine Krise, eine spirituelle Suche… Und doch führt es immer zu Frieden.“
Der letzte Brief, der an diesem Tag vorgelesen wurde, stammte von Emma, der Zofe von Lady Charlotte:

„Liebe Miss Kottenbrinkmann,
meine Herrin hat sich vor zehn Jahren dazu entschlossen, Lady of Leisure zu werden. Ihr Beweggrund war die Sehnsucht nach Kontrolle über ihr Leben. Sie wollte eine Welt schaffen, in der sie die Regeln bestimmt. Heute beschreibt sie ihren Lebensstil als erfüllend und befreiend. Es war die beste Entscheidung, die sie je getroffen hat.
Mit besten Grüßen,
Emma“


Hedwig lächelte unter ihrem Schleier. „So unterschiedlich die Geschichten auch sind, eines ist klar: Jede von ihnen hat ihren Frieden gefunden.“

Nach dem Vorlesen der Briefe verbrachte Hedwig den Nachmittag damit, über das Gehörte nachzudenken. Beim Abendessen sprach sie mit Clara und Sophia darüber.
„Es ist beruhigend zu wissen, dass ich nicht allein bin,“ sagte Hedwig. „Diese Frauen haben ähnliche Entscheidungen getroffen und leben ein Leben, das mich inspiriert.“
„Das zeigt, dass Sie auf dem richtigen Weg sind, Miss,“ antwortete Clara. „Sie sind Teil einer besonderen Gemeinschaft.“

Später am Abend kam Vanessa zu Besuch, wie so oft. Auch sie war neugierig auf die Briefe und hörte aufmerksam zu, als Hedwig sie zusammenfasste.
„Es ist wirklich beeindruckend,“ sagte Vanessa. „Es zeigt, wie individuell dieser Lebensstil ist und wie viel er bedeuten kann. Ich sehe, wie sehr dich das inspiriert.“
Hedwig nickte. „Es bestärkt mich in meiner Entscheidung. Und es gibt mir das Gefühl, dass ich wirklich angekommen bin.“
Vanessa lächelte. „Ich bin stolz auf dich, Hedwig. Du lebst dein Leben auf eine Weise, die die meisten nicht einmal verstehen würden – aber du findest darin Erfüllung. Das ist alles, was zählt.“

Hedwig fühlte sich in diesem Moment vollkommen. Sie wusste, dass sie ihren Platz gefunden hatte – und das sie auf einer spannenden Reise war.
40. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von BlackCoon am 19.01.25 16:06

Hallo, hier wieder ein längeres Kapitel. Ihr müsst mir sagen, wenn das immer noch zu viel auf einmal ist, dann warte ich ein bisschen. Grundsätzlich ist die Geschichte fertig, aber sie ist sehr lang. Arbeite aber auch noch daran. Man kann sicher auch noch sprachlich was machen.

LG
41. Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 10

geschrieben von BlackCoon am 19.01.25 21:13

Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 10 - Neue Briefe und neue Überlegungen

Hedwig saß in ihrem Salon, während Clara und Sophia die Tagespost brachten. Unter den Briefen waren zwei Antworten, auf die sie besonders gespannt war. Sie hatte sie noch nicht öffnen lassen, da sie Vanessa erwartete, die sie später begleiten würde.
Als Vanessa eintraf – wie immer mit Handschellen, um Hedwigs Lebensstil symbolisch zu unterstützen – setzten sich die beiden in die gemütlichen Sessel des Salons. Clara begann, die Briefe vorzulesen.

Der erste Brief stammte von einer Zofe namens Lydia, die für Lady Beatrice arbeitete:

„Sehr geehrte Miss Kottenbrinkmann,
meine Herrin, Lady Beatrice, lebt seit ihrem achtzehnten Lebensjahr als Lady of Leisure. Ihre Eltern waren wohlhabend und unterstützten ihren Wunsch nach einem ruhigen und kontemplativen Leben. Sie beschreibt diese Entscheidung als das größte Geschenk, das ihr gemacht wurde. Heute, mehr als zwanzig Jahre später, empfindet sie noch immer tiefe Dankbarkeit für diesen Weg. Lady Beatrice hofft, dass junge Frauen wie Sie inspiriert werden, denselben Mut zu haben.
Mit freundlichen Grüßen,
Lydia“


Hedwig lauschte aufmerksam, und ihre Augen leuchteten hinter dem Schleier. „Seit ihrem achtzehnten Lebensjahr,“ murmelte sie. „So jung. Sie hat so viel Zeit in diesem Leben verbracht. Das ist unglaublich.“
Vanessa nickte. „Es zeigt, dass dieser Weg auch für jüngere Frauen möglich ist. Vielleicht ist das ein Punkt, über den du nachdenken solltest.“

Der zweite Brief kam von einer Zofe namens Isabelle, die für Lady Amalia arbeitete:

„Liebe Miss Kottenbrinkmann,
Lady Amalia trat in den Lebensstil der Lady of Leisure ein, nachdem sie eine Karriere im öffentlichen Leben aufgegeben hatte. Sie fühlte sich ausgebrannt und entschied sich, einen radikalen Wandel vorzunehmen. Heute lebt sie ein zurückgezogenes Leben voller Frieden und Kontemplation. Lady Amalia betont, dass dieser Lebensstil nicht nur für junge Frauen, sondern für alle geeignet ist, die nach Ruhe suchen.
Mit besten Grüßen,
Isabelle“


Hedwig lehnte sich zurück und dachte über die Worte nach. „Es ist interessant, wie unterschiedlich die Hintergründe dieser Ladies sind. Manche beginnen jung, andere nach einem langen Leben in der Öffentlichkeit. Aber sie alle finden Frieden.“
Vanessa griff den Gedanken auf. „Hedwig, was denkst du über Clarissa? Du hast mir erzählt, dass sie neugierig ist. Glaubst du, sie könnte sich für diesen Lebensstil entscheiden?“

Hedwig nickte nachdenklich. „Ich glaube, es könnte etwas für sie sein. Aber ich will sie nicht drängen. Sie muss selbst entscheiden. Aber es wäre schön, wenn sie diesen Weg wählen würde – und vielleicht andere junge Frauen ebenfalls.“
Vanessa lächelte. „Du könntest ein Vorbild für sie sein. Aber die Frage ist, wie du das der Welt mitteilst. Du kannst ja schlecht in einer Pressemitteilung sagen: ‚Werdet Ladies of Leisure.‘ Das würde deinem zurückgezogenen Lebensstil widersprechen.“
Hedwig seufzte. „Genau das ist das Problem. Ich kann nur Briefe schreiben, und das schränkt meine Möglichkeiten ein. Aber ich möchte, dass andere Frauen erfahren, dass dieser Weg existiert.“

Vanessa überlegte kurz. „Vielleicht könntest du es subtiler machen. Zum Beispiel durch deine Community. Wenn die Zofen und die Ladies, die dich unterstützen, anderen davon erzählen, würde die Nachricht sich langsam verbreiten.“
„Das ist eine gute Idee,“ stimmte Hedwig zu. „Aber es wäre noch stärker, wenn ich etwas schaffen könnte, das länger Bestand hat. Ein Manifest vielleicht – ein Dokument, das die Philosophie dieses Lebensstils beschreibt. Es könnte anonym verteilt werden.“
Vanessa nickte begeistert. „Das klingt perfekt. Ein Manifest würde deinem Lebensstil entsprechen, weil es nicht an deine Person gebunden ist. Es könnte von deinen Zofen geschrieben und verteilt werden. Du würdest inspiriert wirken, ohne aktiv in Erscheinung treten zu müssen.“
Hedwig lächelte. „Das könnte tatsächlich funktionieren. Clara und Sophia könnten es ausarbeiten, basierend auf meinen Diktaten. Und vielleicht könnten die Ladies in meiner Community beitragen.“

Die beiden verbrachten den Nachmittag damit, Ideen für das Manifest zu sammeln. Es sollte die Werte und Vorteile des Lebensstils der Lady of Leisure beschreiben – Ruhe, Disziplin, Kontemplation – und anderen Frauen zeigen, dass dieser Weg möglich und erfüllend ist.
„Ich bin gespannt, wie die Welt darauf reagieren wird,“ sagte Hedwig am Ende des Gesprächs. „Vielleicht inspiriert es andere Frauen, ihren eigenen Weg zu finden.“
Vanessa lächelte. „Das wird es, Hedwig. Du hast etwas Außergewöhnliches geschaffen – nicht nur für dich, sondern für viele andere.“
Hedwig saß an ihrem Schreibtisch im Salon, Clara und Vanessa an ihrer Seite. Vor ihr lagen die ersten Entwürfe für ein Dokument, das die Essenz ihres Lebensstils einfangen sollte. Es war mehr als nur eine Beschreibung – es sollte eine Inspiration für andere Frauen sein, den Weg der Lady of Leisure zu entdecken.

„Vanessa,“ begann Hedwig, während Clara die Notizen ordnete, „ich möchte deinen Rat befolgen. Könntest du meine Angestellten und die Zofen in meinem Adressbuch bitten, über diesen Lebensstil zu sprechen? Natürlich nur, wenn ihre Ladies zustimmen.“
Vanessa nickte. „Natürlich. Ich werde es vorsichtig angehen. Einige Ladies könnten ihre Zurückgezogenheit bewahren wollen, aber viele werden sicher bereit sein, zu helfen.“
Hedwig atmete erleichtert aus. „Das wäre ein guter Anfang. Aber das Manifest ist das Herzstück. Es muss anonym bleiben. Es darf nicht den Eindruck erwecken, dass es von mir persönlich stammt.“
Clara und Sophia tauschten einen Blick. „Miss Kottenbrinkmann, wenn Sie möchten, können wir das Verteilen des Manifests übernehmen,“ sagte Clara. „Wir haben die Verbindungen und wissen, wie man es dezent verbreitet.“
„Das ist ein großartiges Angebot,“ sagte Hedwig dankbar. „Ich weiß, dass ich auf euch zählen kann.“

Die Arbeit am Manifest begann sofort. Vanessa und Clara notierten Hedwigs Gedanken, während sie sprach:
„Dieser Lebensstil ist eine bewusste Wahl. Er bietet Ruhe und Struktur in einer Welt, die von Lärm und Chaos dominiert wird. Es geht nicht um Flucht, sondern um Hingabe – an die Einfachheit, an die Kontemplation, an die Freiheit von äußeren Erwartungen.“
„Das Leben als Lady of Leisure ist nicht für jede Frau geeignet, aber für jene, die inneren Frieden und eine tiefere Verbindung zu sich selbst suchen, kann es der erfüllendste Weg sein.“
„Es ist kein Zeichen von Schwäche, sich zurückzuziehen. Im Gegenteil: Es ist eine Demonstration von Stärke, den Mut zu haben, sich für ein Leben zu entscheiden, das den eigenen Werten entspricht.“

Vanessa ergänzte praktische Hinweise für Frauen, die diesen Lebensstil in Betracht ziehen könnten, wie die Bedeutung von Routine, die Wahl des richtigen Umfelds und die Rolle von Unterstützern wie Zofen oder Gouvernanten.
Am Ende des Tages hielten sie die erste Fassung des Manifests in Händen. Es war ein knappes, elegantes Dokument, das die Philosophie und die Grundlagen des Lebensstils der Lady of Leisure erklärte. Clara las die letzten Zeilen vor:
„Dieses Manifest ist eine Einladung, ein Leben in Ruhe und Kontemplation zu führen. Es ist ein Aufruf an alle Frauen, die den Mut haben, die Welt hinter sich zu lassen und einen neuen Weg einzuschlagen.“

Hedwig nickte zufrieden. „Es ist perfekt. Es fasst alles zusammen, was ich sagen möchte, ohne mich selbst in den Vordergrund zu stellen.“
In den folgenden Tagen organisierten Clara, Sophia und Vanessa die Verbreitung des Manifests. Clara begann, die Zofen in Hedwigs Adressbuch zu kontaktieren. Sie schrieb höfliche Briefe, in denen sie das Manifest beilag und die Zofen bat, es nur zu verbreiten, wenn ihre Ladies einverstanden waren.
Vanessa nahm die Aufgabe an, Kontakte außerhalb der engeren Community zu knüpfen. Sie wusste, dass es wichtig war, das Manifest nicht nur innerhalb des bestehenden Netzwerks, sondern auch diskret an neue potenzielle Interessierte weiterzugeben.
„Wir müssen vorsichtig sein,“ sagte Vanessa, während sie mit Hedwig über den Plan sprach. „Es darf nicht wie Werbung wirken. Es sollte auf Empfehlung basieren – von Zofe zu Zofe, von Lady zu Lady.“
„Das ist genau richtig,“ stimmte Hedwig zu. „Es geht nicht darum, jemanden zu überzeugen, sondern die Möglichkeit aufzuzeigen.“
Einige Wochen nach der Veröffentlichung des Manifests begannen die ersten Rückmeldungen einzutreffen.

Zofen berichteten, dass ihre Ladies das Dokument mit Interesse gelesen hatten. Eine Zofe schrieb:

„Liebe Miss Kottenbrinkmann,
meine Herrin hat das Manifest mit Begeisterung gelesen. Sie sagt, dass es die Essenz ihres eigenen Lebensstils perfekt einfängt. Sie hat beschlossen, es an einige ihrer engeren Bekannten weiterzugeben, die möglicherweise Interesse an einem ähnlichen Weg haben könnten.“
Vanessa brachte ebenfalls Neuigkeiten. „Einige Zofen haben mich kontaktiert. Sie sagen, dass ihre Ladies das Manifest bewundern und es sogar als Grundlage für Diskussionen über ihren eigenen Lebensstil nutzen.“


Hedwig lächelte unter ihrem Schleier. „Das ist mehr, als ich erhofft hatte. Vielleicht wird das Manifest nicht nur ein Dokument, sondern ein Leitfaden für Frauen, die einen neuen Weg suchen.“
An einem ruhigen Abend sprach Hedwig erneut mit Vanessa über Clarissa. „Glaubst du, sie könnte sich für diesen Lebensstil entscheiden?“
Vanessa zögerte. „Es ist möglich. Sie hat deine Transformation gesehen und bewundert dich dafür. Aber sie ist noch jung. Sie braucht Zeit, um zu verstehen, was sie wirklich möchte.“
Hedwig nickte. „Ich werde ihr das Manifest schicken. Vielleicht inspiriert es sie – und andere Frauen wie sie.“

Mit der Verbreitung des Manifests und der Unterstützung von Vanessa, Clara und Sophia fühlte sich Hedwig, als hätte sie einen wichtigen Beitrag geleistet. Sie wusste, dass ihr Lebensstil nicht für jede Frau geeignet war, aber sie war stolz darauf, eine Option geschaffen zu haben – eine Einladung in eine Welt voller Ruhe, Struktur und Kontemplation.
Hedwig saß in ihrem Wintergarten, umgeben von blühenden Rosen und dem beruhigenden Klirren ihrer Schenkelbänder bei jeder kleinen Bewegung. Sie war vollkommen in ihrer Routine aufgegangen – Kontemplation, Müßiggang, Vorlesestunden, Spaziergänge im Garten und die sanfte Begleitung von Musik. Ihr Leben war so geordnet, ruhig und erfüllt, wie sie es sich immer gewünscht hatte.
„Das ist es,“ dachte sie oft, wenn sie ihre Tage in dieser wohltuenden Stille verbrachte. „Das ist das Leben, das ich immer wollte.“

Eines Morgens brachte Clara einen besonderen Brief. Er war von einer jungen Frau namens Annalena, die von Hedwigs Lebensstil gehört hatte und selbst den Wunsch hegte, Lady of Leisure zu werden. Clara las ihn Hedwig vor:

„Liebe Miss Kottenbrinkmann,
ich habe von Ihrem Lebensstil gehört und bin tief beeindruckt. Ihre Hingabe und Disziplin inspirieren mich, einen ähnlichen Weg einzuschlagen. Ich fühle mich oft von der Welt überfordert und träume von einem Leben voller Ruhe und Kontemplation. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir mehr über Ihren Weg erzählen könnten und mir vielleicht einen Rat geben würden, wie ich beginnen kann.
In Hochachtung,
Annalena“


Hedwig war berührt von den ehrlichen Worten der jungen Frau. „Clara, bitte antworte ihr und sage, dass ich gerne bereit bin, mit ihr in Kontakt zu treten,“ sagte sie. „Ich möchte wissen, was sie bewegt und wie ich ihr helfen kann.“
So begann ein regelmäßiger Briefwechsel zwischen Hedwig und Annalena. Annalena erzählte von ihrem Alltag, ihrer Sehnsucht nach Ruhe und ihrer Bewunderung für Hedwigs Lebensstil. Hedwig gab ihr Ratschläge, wie sie erste Schritte machen konnte – von der Strukturierung ihres Tages bis hin zur Wahl der richtigen Kleidung.
„Es ist wunderbar, einer jungen Frau zu helfen, ihren eigenen Weg zu finden,“ sagte Hedwig eines Nachmittags zu Vanessa. „Ich sehe ein Stück von mir selbst in ihr.“

Doch neben ihrem erfüllten Leben regte sich eine alte Neigung in Hedwig – ihr Forscherdrang. Während ihrer Kontemplation dachte sie oft über die Geschichte der Ladies of Leisure nach. Wer waren sie früher? Welche gesellschaftlichen Strukturen hatten diesen Lebensstil ermöglicht? Und warum hatten so viele Frauen diesen Weg gewählt?
„Clara,“ sagte Hedwig eines Tages, „ich möchte, dass du Nachforschungen anstellst. Finde heraus, was du über die Vergangenheit der Ladies of Leisure erfahren kannst. Schau in alten Archiven nach, kontaktiere vielleicht auch Bibliotheken. Ich möchte ein Buch darüber schreiben – ein Werk, das diesen Lebensstil in seiner historischen Tiefe beleuchtet.“
Clara nickte eifrig. „Natürlich, Miss Kottenbrinkmann. Ich werde mich sofort darum kümmern.“

Doch trotz ihrer Begeisterung plagte Hedwig ein schlechtes Gewissen. War es angemessen, dass sie als Lady of Leisure ein Buch diktierte? War das nicht ein Widerspruch zu ihrer Zurückgezogenheit und der Philosophie ihres Lebensstils?
„Vanessa,“ sagte sie während eines ihrer Besuche, „ich habe das Gefühl, dass ich gegen die Regeln verstoße. Sollte ich mich nicht ausschließlich der Kontemplation und dem Müßiggang widmen? Dieses Buch… es fühlt sich an, als würde ich zu meinem alten Ich zurückkehren.“

Vanessa dachte kurz nach. „Hedwig, ich verstehe deine Sorge. Aber denk doch mal darüber nach: Du diktierst das Buch. Du recherchierst nicht selbst, du schreibst nicht selbst. Es ist eine Form der Zerstreuung, die zu deinem Lebensstil passt. Und außerdem – es könnte anderen helfen, den Wert dieses Lebensstils zu verstehen.“

Auch mit Mrs. Rutherford sprach Hedwig über ihre Zweifel. Die Gouvernante hörte geduldig zu, bevor sie mit ihrer gewohnt ruhigen und strengen Stimme antwortete:
„Miss Kottenbrinkmann, es ist nichts Verwerfliches daran, Ihrem Geist Nahrung zu geben, solange Sie sich nicht selbst belasten. Ihre Zofen übernehmen die praktische Arbeit, und Sie bleiben in Ihrer Rolle als Lady of Leisure. Außerdem – Wissen ist kein Widerspruch zu Kontemplation. Es kann sie sogar vertiefen.“
Hedwig atmete erleichtert auf. „Danke, Mrs. Rutherford. Ich wollte sicher sein, dass ich mich nicht von meinem Weg entferne.“

Ermutigt von den Gesprächen, begann Hedwig mit dem Diktieren des Buches. Jeden Nachmittag saß sie in ihrem Salon, während Clara und Sophia die Notizen machten. Hedwig sprach über die philosophischen Grundlagen ihres Lebensstils, während Clara historische Informationen beisteuerte, die sie in alten Büchern und Archiven gefunden hatte.
Das Buch entwickelte sich zu einer Mischung aus Geschichte und persönlicher Reflexion – ein Werk, das die Vergangenheit und Gegenwart der Ladies of Leisure miteinander verband. Es war, wie Vanessa es gesagt hatte, eine Verbindung des Neuen mit dem Besten des Alten.

„Es fühlt sich richtig an,“ sagte Hedwig eines Abends zu Clara. „Dieses Buch ist nicht nur für andere, sondern auch für mich selbst. Es hilft mir, meinen Lebensstil noch besser zu verstehen.“
Clara lächelte. „Und es wird anderen Frauen helfen, Miss Kottenbrinkmann. Genau wie Ihr Manifest.“
Hedwig nickte. Zum ersten Mal seit Beginn ihres Buchprojekts fühlte sie sich vollständig im Einklang mit ihrem Lebensstil – und mit sich selbst.
42. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von MartinII am 20.01.25 17:56

Großartige Geschichte - wie es wohl weitergehen mag? Ich könnte mir als Steigerung auch noch einen Reverse-Prayer vorstellen...
43. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von BlackCoon am 20.01.25 18:04

Hi, ah super, es ist noch jemand dabei. Es geht bald weiter! Brauche nur Zeit, es einzustellen und zu formatieren!

Der Reverse - Prayer ist übrigens eine gute Idee. Allerdings bekomme ich ihn in die fertige Geschichte nicht mehr eingearbeitet. Nun ist es auch so, dass die Nachfolgegeschichte in diesem Universum bereits fertig ist und da kriege ich dieses Element auch nicht mehr rein. Aber halte es im Hinterkopf.

LG
44. Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 11

geschrieben von BlackCoon am 20.01.25 19:08

Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 11 - Annalena

Einige Tage später brachte Clara einen Brief von Annalena, der Hedwig sichtlich erfreute. Während Clara die Zeilen vorlas, lauschte Hedwig aufmerksam und konnte die Unsicherheit und die ersten Herausforderungen der jungen Frau förmlich spüren.

„Liebe Miss Kottenbrinkmann,
ich bin Ihnen so dankbar für Ihre inspirierenden Worte und die Unterstützung, die Sie mir bisher gegeben haben. Ich habe begonnen, kleine Schritte in Richtung des Lebensstils einer Lady of Leisure zu machen, aber ich fühle mich oft verloren. Wie beginne ich wirklich? Welche Routine sollte ich etablieren? Und wie schaffe ich es, mich an diese neue Disziplin zu gewöhnen?
Ich bewundere Ihre Hingabe und würde mich über jeden Rat freuen, den Sie mir geben können.
In Hochachtung,
Annalena“


Hedwig konnte sich lebhaft in Annalenas Lage hineinversetzen. Ihre eigene Anfangszeit war ebenfalls von Unsicherheit und kleinen Fehltritten geprägt gewesen. Sie legte den Brief beiseite und wandte sich an Clara.
„Clara, bring bitte meine Schreibsachen. Ich möchte Annalena sofort antworten. Sie braucht Unterstützung, und ich will sicherstellen, dass sie ihren Weg findet.“

Clara nickte und brachte die Materialien. Hedwig begann zu diktieren.

**„Liebe Annalena,
ich habe Ihren Brief mit großem Interesse gelesen und danke Ihnen, dass Sie Ihre Gedanken so offen mit mir teilen. Ich kann Ihre Unsicherheiten gut verstehen, denn auch ich hatte anfangs Schwierigkeiten, mich in diesem Lebensstil zurechtzufinden.
Erlauben Sie mir, einige Ratschläge zu geben, die mir damals geholfen haben:
Beginnen Sie mit einer klaren Struktur. Legen Sie feste Zeiten für Kontemplation, Müßiggang und Spaziergänge fest. Diese Routine wird Ihnen Halt geben.
Wählen Sie Kleidung, die Sie inspiriert und Ihnen hilft, in Ihrer Rolle anzukommen. Es muss nicht perfekt sein, aber es sollte zu Ihrem neuen Lebensstil passen.
Gönnen Sie sich Geduld. Dieser Lebensstil erfordert Zeit, um sich einzuleben. Es ist ein Prozess, und Fehler sind erlaubt.
Ich möchte Sie außerdem einladen, mich in meinem Zuhause zu besuchen. Ein persönliches Treffen könnte Ihnen helfen, mehr Sicherheit zu gewinnen und Ihren Weg zu finden. Meine Zofen werden alles arrangieren, wenn Sie annehmen möchten.
Mit den besten Wünschen,
Miss Hedwig Kottenbrinkmann“**


Hedwig schloss ihre Augen, nachdem Clara die letzten Zeilen aufgeschrieben hatte. „Schick den Brief sofort ab,“ sagte sie. „Ich möchte, dass Annalena weiß, dass sie nicht allein ist.“
Während Clara den Brief für den Versand vorbereitete, dachte Hedwig über ihre eigene Anfangszeit nach. Sie erinnerte sich daran, wie schwierig es gewesen war, sich von alten Gewohnheiten zu lösen und sich vollständig auf ihren neuen Lebensstil einzulassen. Die Routine hatte ihr geholfen, aber es waren die Gespräche mit Vanessa und die Anleitung von Mrs. Rutherford gewesen, die sie wirklich gestärkt hatten.

„Vielleicht sollte ich Annalena raten, sich auch Unterstützung zu suchen,“ sagte Hedwig leise zu Clara. „Eine Gouvernante oder Zofen könnten ihr helfen, die richtige Disziplin zu finden.“
„Das ist eine gute Idee, Miss,“ antwortete Clara. „Vielleicht könnten Sie ihr das beim Treffen vorschlagen.“

Hedwig hoffte, dass Annalena die Einladung annehmen würde. Sie wusste, wie wichtig es war, eine Verbindung zu jemandem zu haben, der den Lebensstil verstand. Die Möglichkeit, Annalena persönlich zu treffen und ihr die Ruhe und Struktur ihres eigenen Lebens zu zeigen, erschien Hedwig als der beste Weg, der jungen Frau zu helfen.
„Clara,“ sagte Hedwig, „bitte bereite alles vor, falls Annalena zusagt. Sie soll sich hier willkommen fühlen.“

Clara lächelte. „Natürlich, Miss Kottenbrinkmann. Ich bin sicher, sie wird das Angebot annehmen.“
Hedwig nickte und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Es erfüllte sie mit Freude, einer anderen Frau auf diesem Weg helfen zu können. In Annalena sah sie nicht nur eine Schülerin, sondern auch eine potenzielle Gleichgesinnte – jemanden, der die Philosophie des Lebensstils der Lady of Leisure weitertragen konnte.
45. Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 12

geschrieben von BlackCoon am 20.01.25 19:13

Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 12 - Über die Geschichte der Ladies of Leisure

Hedwig saß im Salon an ihrem Lieblingsplatz, während Clara mit einem Notizbuch an einem kleinen Tisch daneben saß und bereit war, Hedwigs Worte aufzuschreiben. Die Atmosphäre war ruhig, nur unterbrochen vom leisen Ticken der Standuhr und dem gelegentlichen Rascheln von Claras Seiten.
„Clara,“ begann Hedwig, „heute möchte ich ein Kapitel über die Geschichte der Ladies of Leisure im viktorianischen England diktieren. Es ist wichtig, die Wurzeln dieses Lebensstils zu verstehen, um seine heutige Bedeutung begreifen zu können.“
Clara nickte aufmerksam. „Natürlich, Miss Kottenbrinkmann. Ich bin gespannt, was Sie mir erzählen werden.“

Auszug aus dem Buch: Die Anfänge der Ladies of Leisure
„Das viktorianische England war eine Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs und der strikten sozialen Hierarchien. Während Männer oft in der Industrie, im Handel oder in der Politik aktiv waren, wurde von Frauen der Oberschicht erwartet, sich auf die Rolle der Repräsentation und der häuslichen Führung zu konzentrieren.
Aus diesem Umfeld entstand der Lebensstil der Ladies of Leisure – Frauen, deren Wohlstand es ihnen erlaubte, sich vollständig von den alltäglichen Verpflichtungen des Lebens zu lösen. Ihr Dasein war ein Symbol für Status und Wohlstand: Ein Haushalt, in dem die Frau nichts tun musste, außer zu repräsentieren, zeigte, dass der Mann erfolgreich genug war, um die Familie allein zu versorgen.
Doch es war mehr als ein gesellschaftliches Statement. Für viele Frauen wurde der Rückzug in ein Leben der Kontemplation und der Ruhe zu einem Weg, der Hektik und den Erwartungen der Außenwelt zu entkommen. Sie entwickelten Rituale, die oft spirituelle oder philosophische Züge hatten, und betrachteten ihren Lebensstil als eine Form der Perfektionierung des Geistes.“


Clara hob den Blick von ihrem Notizbuch und lächelte. „Es klingt faszinierend, Miss Kottenbrinkmann. Aber war das Leben dieser Frauen wirklich so frei, wie es scheint? Hatten sie keine Verpflichtungen?“
Hedwig schüttelte sanft den Kopf, ihr Schleier bewegte sich dabei kaum. „Das ist ein guter Punkt, Clara. Viele dieser Frauen waren in gewisser Weise Gefangene ihres Status. Sie durften nicht arbeiten, und ihr Leben war oft von strengen gesellschaftlichen Regeln geprägt. Doch die, die es schafften, sich von diesen Erwartungen zu lösen, wurden zu Vorbildern – sie lebten wirklich ein Leben der Kontemplation.“
Clara notierte die Worte sorgfältig und fragte dann: „Glauben Sie, dass es heute noch ähnliche Zwänge gibt, Miss?“
Hedwig lächelte unter ihrem Schleier. „Vielleicht. Aber heute haben Frauen viel mehr Freiheit, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Genau deshalb kann dieser Lebensstil heute eine echte Wahl sein – nicht nur ein gesellschaftliches Konstrukt, sondern eine bewusste Entscheidung.“

Auszug aus dem Buch: Rituale und Bedeutungen
„Das Leben der Ladies of Leisure war stark ritualisiert. Jeder Tag folgte einer festen Struktur: die Teezeit, die Kontemplation, das Musikhören und die Spaziergänge. Diese Rituale waren keine bloße Gewohnheit, sondern hatten oft tiefere Bedeutungen.
Die Kontemplation, ob im Sitzen oder Stehen, wurde als eine Möglichkeit gesehen, den Geist zu klären und sich von äußeren Einflüssen zu lösen. Die Teezeit war nicht nur ein Genussmoment, sondern ein Symbol der Ruhe und Ordnung im Alltag. Selbst die Kleidung spielte eine zentrale Rolle – sie war Ausdruck von Disziplin und Hingabe an den Lebensstil.“


Während Clara die Passagen niederschrieb, wurde das Gespräch zwischen ihr und Hedwig immer persönlicher. Clara wagte es inzwischen, ihre Gedanken offen auszusprechen, und auch Sophia und selbst die sonst zurückhaltende Mrs. Rutherford fühlten sich in Hedwigs Nähe immer wohler.
An einem Nachmittag, während einer Teepause, stellte Clara vorsichtig eine Frage. „Miss Kottenbrinkmann, ich hoffe, es ist nicht zu unverschämt, aber… fühlen Sie sich manchmal einsam in Ihrer Rolle?“

Hedwig überlegte einen Moment, bevor sie antwortete. „Einsam? Nein, Clara. Ich habe euch, und ihr seid mehr als Angestellte für mich. Eure Unterstützung macht dieses Leben erst möglich, und ich schätze euch nicht nur für eure Arbeit, sondern auch für eure Gesellschaft.“
Clara errötete leicht und lächelte. „Das bedeutet uns viel, Miss.“
Auch Sophia, die in der Nähe den Tee einschenkte, nickte. „Es ist schön, für jemanden wie Sie zu arbeiten, Miss Kottenbrinkmann. Sie behandeln uns mit so viel Respekt.“
Selbst Mrs. Rutherford, die stets auf Professionalität bedacht war, ließ an diesem Nachmittag einen Hauch von Wärme durchscheinen. „Miss Kottenbrinkmann, Ihre Worte ehrt uns. Doch denken Sie daran: Struktur und Hierarchie sind essenziell, um Ihre Ruhe zu bewahren.“
„Natürlich, Mrs. Rutherford,“ erwiderte Hedwig mit einem Lächeln. „Ihre Strenge ist Teil dessen, was dieses Haus so gut organisiert macht.“

Am Abend, als Clara die letzten Notizen des Tages niederschrieb, betrachtete Hedwig die Arbeit, die sie gemeinsam geleistet hatten. „Es fühlt sich richtig an, dieses Kapitel zu schreiben,“ sagte sie. „Es ist, als ob ich die Vergangenheit mit meiner Gegenwart verbinde.“
Clara nickte. „Und ich denke, es wird viele Frauen inspirieren, Miss. So wie Ihr Lebensstil mich inspiriert hat.“

Hedwig lehnte sich zurück und atmete tief durch. Während sie auf Annalenas Antwort wartete, fühlte sie sich erfüllt – durch die Freundschaft ihrer Zofen, die Struktur ihres Lebens und das Wissen, dass sie ihre Vision mit der Welt teilen konnte.
Am nächsten Vormittag saß Hedwig in ihrem Salon, die Hände wie immer im Armbinder elegant auf ihrem Rücken fixiert. Der Raum war erfüllt von der sanften Ruhe, die ihre Tage prägte. Clara saß ihr gegenüber, bereit, die nächsten Passagen für das Buch niederzuschreiben. Hedwig hatte heute ein anspruchsvolles Thema gewählt, das ihr besonders am Herzen lag: die Weiterentwicklung der Ladies of Leisure, ihre Unabhängigkeit, die Bedeutung der Verschleierung und der Keuschheit.

„Clara,“ begann Hedwig sanft, „dieses Kapitel ist wichtig. Es soll die Entwicklung des Lebensstils zeigen, wie er sich von einem gesellschaftlichen Statussymbol zu einer bewussten, individuellen Entscheidung entwickelt hat. Schreib mit, bitte.“
Clara nickte und setzte die Feder an.

Auszug aus dem Buch: Die unabhängigen Ladies of Leisure
„Im viktorianischen England war der Lebensstil der Lady of Leisure zunächst eng an den Besitz und die finanzielle Macht ihrer Familie oder ihres Ehemannes gebunden. Doch mit der Zeit traten einige bemerkenswerte Frauen hervor, die durch Erbschaft, kluge Investitionen oder geschickte Verwaltung ihres eigenen Besitzes unabhängig wurden. Diese Frauen brauchten keinen Ehemann oder eine Familie, um ihren Lebensstil zu finanzieren, und waren somit frei, ihre Zeit und ihren Alltag selbst zu gestalten.
Für diese unabhängigen Ladies of Leisure wurde der Lebensstil zu mehr als nur einer Demonstration von Reichtum. Er wurde zu einer bewussten Entscheidung, sich aus den gesellschaftlichen Zwängen zu lösen und sich auf innere Ruhe, Kontemplation und persönliche Weiterentwicklung zu konzentrieren. Diese Frauen wählten ihre Isolation nicht, weil sie mussten, sondern weil sie konnten.“


Clara hob den Blick. „Es ist faszinierend, Miss Kottenbrinkmann. Diese Frauen waren ihrer Zeit weit voraus, nicht wahr? Sie haben sich über die Erwartungen der Gesellschaft hinweggesetzt.“
Hedwig lächelte leicht unter ihrem Schleier. „Ganz genau, Clara. Sie zeigten, dass wahre Freiheit nicht darin liegt, alles tun zu können, sondern darin, bewusst zu wählen, was man tut – und was man lässt.“

Auszug aus dem Buch: Die Bedeutung der blickdichten Verschleierung
„Die Verschleierung wurde für die Ladies of Leisure zu einem zentralen Symbol ihres Lebensstils. Ursprünglich diente sie dazu, die Identität der Frauen zu schützen, die sich in der Öffentlichkeit bewegten. Doch mit der Zeit gewann sie eine tiefere Bedeutung.
Eine Lady of Leisure zeigt ihr Gesicht nicht, weil es ein Zeichen von Anonymität und Demut ist. Der Schleier wird zu ihrem neuen ‚Gesicht‘ – eine neutrale, undurchsichtige Fläche, die sie von der Welt abschirmt und gleichzeitig von weltlicher Eitelkeit befreit.
Durch die Verschleierung wird die Frau nicht weniger sichtbar, sondern mehr – sie wird zu einer Verkörperung von Prinzipien wie Ruhe, Disziplin und Zurückgezogenheit. In der Stille hinter dem Schleier findet sie Klarheit und Fokus.“


Clara hielt inne und blickte auf. „Miss Kottenbrinkmann, finden Sie es nicht schwer, ständig verschleiert zu sein?“
Hedwig dachte einen Moment nach. „Zu Beginn war es ungewohnt. Aber jetzt empfinde ich den Schleier als befreiend. Er schützt mich vor den Blicken anderer, aber auch vor meiner eigenen Eitelkeit. Es ist, als ob ich durch den Schleier eine tiefere Verbindung zu mir selbst gefunden habe.“

Auszug aus dem Buch: Der Keuschheitsgedanke
„Die Keuschheit ist eine weitere Säule des Lebensstils der Lady of Leisure, insbesondere für diejenigen, die finanziell unabhängig sind. Sie dient nicht nur dazu, die physische Reinheit zu wahren, sondern auch als Symbol für Selbstdisziplin und Hingabe an den Lebensstil.
Für viele Frauen ist die Entscheidung zur Keuschheit ein Mittel, sich von den emotionalen und körperlichen Ablenkungen der Welt zu lösen. Sie erlaubt es ihnen, sich vollständig auf ihre inneren Werte und ihre Kontemplation zu konzentrieren.
Heute sind die meisten, aber nicht alle Ladies of Leisure keusch. Es ist eine persönliche Entscheidung, die von der individuellen Philosophie und den Lebensumständen abhängt. Doch für viele ist sie ein essenzieller Bestandteil ihres Weges zur inneren Ruhe.“


Clara schrieb die letzten Worte nieder und sah Hedwig nachdenklich an. „Glauben Sie, Miss Kottenbrinkmann, dass Keuschheit für jede Lady of Leisure notwendig ist?“
Hedwig schüttelte sanft den Kopf. „Nicht unbedingt, Clara. Es ist eine Entscheidung, die jede Frau für sich selbst treffen muss. Für mich war es der richtige Weg, weil es mich von unnötigen Komplexitäten befreit hat. Aber ich respektiere, wenn andere Frauen anders empfinden.“

Als Clara das Notizbuch schloss, blieb sie noch einen Moment sitzen. „Miss Kottenbrinkmann, ich muss Ihnen sagen, dass ich es bewundere, wie Sie diesen Lebensstil leben. Und obwohl ich Ihre Zofe bin, fühle ich mich manchmal eher wie eine Schülerin.“
Hedwig lächelte unter ihrem Schleier. „Das ehrt mich, Clara. Aber du bist nicht nur meine Zofe, sondern auch meine Freundin. Ich schätze unsere Gespräche und deine Unterstützung.“
46. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von mithras am 20.01.25 23:37

Ich hoffe doch, das die Geschichte weiter geht!
47. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von BlackCoon am 21.01.25 00:05

Hi, ja. Diesmal kam ich nicht außer Atem. Es wird, sofern alles gut geht und ich die Zeit zum formatieren finde, sehr sehr lange, vielleicht über Monate, weitergehen. Ich kann es halt nicht einfach aus open office hier rein kopieren. Und ich will nicht mehr zu viel auf einmal hochladen. Ich finde es ganz toll, wenn sich Leserinnen und Leser hier melden. Denn das motiviert mich natürlich. Es ist sehr schön, etwas zu erschaffen, dass einen Mehrwert für andere hat.

LG
48. Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 13

geschrieben von BlackCoon am 21.01.25 16:12

Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 13 - Überlegungen zur nächsten Stufe

Hedwig saß in ihrem Salon, das Licht der Nachmittagssonne fiel sanft durch die hohen Fenster. Ihr Buch war fertiggestellt und hatte bereits viel Aufmerksamkeit und Anerkennung gefunden. Sie spürte eine tiefe Zufriedenheit, doch gleichzeitig auch das Bedürfnis, ihren Lebensstil weiter zu vertiefen.

„Clara,“ sagte sie, während ihre Zofe ihr beim Anlegen des Armbinders half, „bitte bereite einen Brief für Annalena vor. Teile ihr mit, dass ich ihr eine kleine finanzielle Unterstützung zukommen lassen möchte. Sie soll wissen, dass sie auf diesem Weg nicht allein ist.“
„Sehr gerne, Miss Kottenbrinkmann,“ antwortete Clara lächelnd. „Ich bin sicher, dass sie das sehr schätzen wird.“

Hedwig nickte und ließ ihren Blick über den Salon schweifen. Sie fühlte, dass sie bereit war, eine neue Stufe ihres Lebensstils zu erreichen, wusste jedoch noch nicht, wie diese aussehen sollte.
Später am Abend saß Hedwig mit Mrs. Rutherford im Salon, um ihre Gedanken zu besprechen. Die Gouvernante saß aufrecht in einem Sessel, die Hände gefaltet, ihre strenge, aber wohlwollende Haltung wie immer präsent.

„Mrs. Rutherford,“ begann Hedwig, „ich spüre, dass ich bereit bin, meinen Lebensstil weiterzuentwickeln. Ich möchte strenger behandelt werden, aber ich bin mir nicht sicher, wie das aussehen soll.“
Mrs. Rutherford nickte langsam. „Das ist ein mutiger Wunsch, Miss Kottenbrinkmann. Strenge erfordert Disziplin, und Sie haben bewiesen, dass Sie bereit sind, sich dieser zu stellen. Haben Sie konkrete Vorstellungen?“

Hedwig überlegte einen Moment, dann begann sie zu sprechen. „Ich habe einige Ideen, aber ich bin mir nicht sicher, welche davon die richtige Richtung sind. Zum Beispiel könnte ich mir vorstellen, die Schenkelbänder enger zu tragen oder zusätzliche Bänder unter den Knien anzulegen, um meine Bewegungen noch weiter einzuschränken.“
Mrs. Rutherford hob eine Augenbraue. „Das würde Ihren Gang langsamer und anmutiger machen, aber auch mehr Disziplin erfordern. Es wäre eine sinnvolle Einschränkung.“
„Oder längere Kontemplationszeiten,“ fuhr Hedwig fort. „Vielleicht könnte ich jeden Tag eine Stunde im Stehen verbringen, um meine Haltung und Geduld zu trainieren.“
„Das würde Ihre innere Ruhe fördern,“ stimmte Mrs. Rutherford zu. „Aber es erfordert eine sorgfältige Planung, damit es nicht zu einer körperlichen Belastung wird.“

Hedwig nickte nachdenklich. „Ich habe auch überlegt, die Besuchszeiten zu reduzieren oder sie nur zu bestimmten Zeiten zu erlauben. Vielleicht könnte ich sogar stille Zeiten einführen, in denen keine Gespräche stattfinden.“
Mrs. Rutherford legte die Hände in den Schoß. „Das würde Ihre Kontemplation vertiefen und die Struktur Ihres Tages weiter festigen. Aber es könnte auch Einsamkeit fördern. Sind Sie bereit dafür?“
Hedwig zögerte. „Ich bin mir nicht sicher. Aber ich spüre, dass ich noch mehr loslassen möchte. Vielleicht könnte ich sogar die Kommunikation ausschließlich über meine Zofen führen – keine direkten Gespräche mehr, sondern nur noch schriftliche Mitteilungen.“

„Das wäre ein großer Schritt,“ sagte Mrs. Rutherford ernst. „Es würde Sie weiter von der Welt entfernen, aber es wäre auch eine deutliche Demonstration Ihrer Hingabe.“
Die beiden Frauen diskutierten noch weitere Ideen. Mrs. Rutherford schlug vor, dass Hedwig ihre Spaziergänge auf bestimmte Zeiten beschränken könnte oder an einigen Tagen vollständig auf sie verzichten sollte, um ihre Isolation zu verstärken. Hedwig brachte die Idee auf, nur noch bestimmte Bücher lesen zu lassen, die von Mrs. Rutherford oder den Zofen ausgewählt wurden.
„Es geht nicht nur um Einschränkungen,“ sagte Hedwig schließlich. „Es geht darum, die Philosophie dieses Lebensstils zu vertiefen. Ich möchte nicht einfach härter behandelt werden – ich möchte, dass jede neue Regel einen tieferen Sinn hat.“
„Das ist ein kluger Ansatz, Miss Kottenbrinkmann,“ sagte Mrs. Rutherford. „Wir sollten diese Ideen weiter durchdenken und nichts überstürzen. Es ist wichtig, dass jede Änderung gut durchdacht und nachhaltig ist.“

Am Ende des Gesprächs einigten sich Hedwig und Mrs. Rutherford darauf, die Überlegungen vorerst offen zu lassen. Sie wollten die Möglichkeiten weiter prüfen und beobachten, wie Hedwig auf kleinere Anpassungen reagieren würde.
„Vielen Dank, Mrs. Rutherford,“ sagte Hedwig, als sie sich erhob. „Ihre Einsichten sind immer wertvoll. Ich werde über unsere Ideen nachdenken und dann eine Entscheidung treffen.“
„Es ist mir eine Freude, Sie auf diesem Weg zu unterstützen, Miss Kottenbrinkmann,“ antwortete Mrs. Rutherford mit einem leichten Nicken.
Hedwig fühlte sich inspiriert und beruhigt zugleich. Sie wusste, dass sie die nächste Stufe ihres Lebensstils erreichen würde – aber sie würde es mit Bedacht und Hingabe tun, wie alles in ihrem Leben.

Hedwig saß in ihrem Salon, als Clara mit einem Brief von Annalena eintrat. Es war ein sonniger Morgen, und der Duft frischer Blumen erfüllte den Raum. Hedwig fühlte eine angenehme Vorfreude, während Clara begann, den Brief vorzulesen.

Annalenas Fortschritte
„Liebe Miss Kottenbrinkmann,
ich danke Ihnen von Herzen für Ihre Unterstützung und Ihren Rat. Sie haben mir geholfen, meinen Lebensstil klarer zu definieren und mit mehr Hingabe zu verfolgen. Ich trage nun regelmäßig einen Schleier und finde darin eine wunderbare Ruhe und Zufriedenheit. Es ist, als ob ich durch die Verschleierung eine neue Dimension meines Lebens entdeckt hätte.
Ich habe begonnen, meinen Tagesablauf stärker zu strukturieren, und konzentriere mich auf Kontemplation und Ruhe. Ihr Beispiel inspiriert mich, jeden Tag mehr von der Welt loszulassen und mich auf die Essenz meines Lebens zu konzentrieren.
Mit tiefer Dankbarkeit,
Annalena“


Hedwig lehnte sich zurück, das leise Klirren ihrer Schenkelbänder begleitete ihre Bewegung. „Das freut mich sehr,“ sagte sie leise. „Annalena scheint ihren Weg gefunden zu haben. Es ist wunderbar zu sehen, wie sie Fortschritte macht.“
Clara nickte. „Es ist offensichtlich, dass Sie ihr eine große Inspiration sind, Miss Kottenbrinkmann.“

Hedwig hatte in der Zwischenzeit beschlossen, einige der besprochenen Einschränkungen umzusetzen. Clara und Sophia halfen ihr, die neuen Schenkelbänder anzulegen. Die Bänder wurden enger geschnallt als zuvor, sodass ihre Schritte noch kürzer und langsamer wurden. Zusätzlich wurden Stoffriemen unterhalb ihrer Knie befestigt, um die Bewegungen ihrer Beine weiter zu kontrollieren.
„Fühlen Sie sich wohl, Miss?“ fragte Clara, als sie die letzten Schnallen justierte.

Hedwig machte einige Schritte und nickte. „Es ist ungewohnt, aber ich spüre, dass es mir hilft, noch achtsamer und ruhiger zu werden.“
Mrs. Rutherford, die den Vorgang überwachte, kommentierte mit einem zufriedenen Nicken. „Diese Anpassungen werden Ihre Haltung und Ihre Disziplin weiter fördern, Miss Kottenbrinkmann. Es ist ein guter Schritt.“
Ein Arzt wurde hinzugezogen, um die Ausdehnung von Hedwigs Sitz- und Stehzeiten medizinisch zu bewerten. Nach seiner Einschätzung konnte sie ihre Kontemplationszeiten auf bis zu zwei Stunden ausdehnen, ohne gesundheitliche Bedenken. Hedwig freute sich über die neuen Herausforderungen.
Am Abend setzte sich Hedwig erneut mit Mrs. Rutherford zusammen, um über mögliche weitere Maßnahmen zu sprechen.

„Miss Kottenbrinkmann,“ begann Mrs. Rutherford, „die bisherigen Anpassungen haben Ihre Hingabe bereits vertieft. Doch wenn Sie noch weitergehen möchten, sollten wir genau überlegen, welche Maßnahmen Ihren Lebensstil sinnvoll ergänzen könnten.“
Hedwig dachte nach. „Ich bin mir nicht sicher, was als Nächstes kommen sollte. Vielleicht könnte ich meine Besuchszeiten weiter einschränken oder nur noch schriftliche Kommunikation erlauben. Was denken Sie?“
Mrs. Rutherford neigte den Kopf. „Das wäre ein großer Schritt, Miss. Besuche bringen Ihnen Freude und Inspiration, wie ich beobachten konnte. Es wäre wichtig, abzuwägen, ob diese Einschränkung Ihnen mehr Ruhe oder mehr Isolation bringt.“
Am nächsten Tag besuchte Vanessa Hedwig. Sie trug wie immer ihre Handschellen, um Hedwigs Lebensstil symbolisch zu unterstützen. Während sie im Salon saßen, erklärte Hedwig ihre Unsicherheit über die nächsten Maßnahmen.

„Vanessa,“ begann sie, „du kennst mich besser als die meisten. Was würdest du vorschlagen, um meinen Lebensstil weiter zu vertiefen?“
Vanessa lächelte. „Hedwig, du bist schon so weit gekommen. Ich denke, es geht weniger darum, was du tun solltest, sondern darum, was du wirklich willst. Möchtest du dich stärker abgrenzen oder dich mehr auf innere Disziplin konzentrieren?“
Hedwig überlegte. „Ich glaube, es ist die innere Disziplin. Ich möchte meinen Lebensstil so leben, dass er noch mehr Ruhe und Struktur bringt.“
Vanessa nickte. „Vielleicht könntest du dich auf längere stille Zeiten konzentrieren. Zeiten, in denen du weder sprichst noch Briefe diktierst, sondern nur in der Stille bist.“

Am Ende der Gespräche war Hedwig etwas klarer über ihre nächsten Schritte. Sie würde:
-Die Schenkelbänder dauerhaft enger tragen und die Stoffriemen unter den Knien integrieren.
-Die Kontemplationszeiten ausweiten und täglich längere Perioden des Sitzens und Stehens einführen.
-Stille Zeiten einführen, in denen sie keine Kommunikation pflegte – weder mündlich noch schriftlich.

„Das ist ein guter Anfang,“ sagte sie zu Mrs. Rutherford. „Ich werde diese Maßnahmen umsetzen und sehen, wie sie sich anfühlen. Danach können wir weiter überlegen.“
Mrs. Rutherford nickte. „Eine kluge Entscheidung, Miss Kottenbrinkmann. Jeder Schritt sollte mit Bedacht gewählt sein.“

Hedwig fühlte sich erfüllt und inspiriert, als sie am Abend in ihrem Ankleidezimmer saß und Clara ihr die Kleidung für die Nacht anlegte. Die neuen Maßnahmen würden ihren Lebensstil bereichern und ihr helfen, sich noch stärker auf die Essenz ihres Daseins zu konzentrieren. Sie wusste, dass der Weg der Lady of Leisure ein fortwährender Prozess war – und sie war bereit, ihn mit Hingabe und Disziplin weiterzugehen.

Hedwigs Tage wurden nun zunehmend durch die Einführung ihrer „stillen Zeiten“ geprägt. Während ihrer Kontemplation, ob im Stehen oder anmutig auf einem Stuhl sitzend, sprach sie kein Wort. Clara oder Sophia waren stets in der Nähe, falls sie etwas brauchte, aber jede Form der Kommunikation wurde ausschließlich durch Gesten oder ein kurzes Nicken ersetzt.
Mrs. Rutherford, die immer wachsam über Hedwigs Fortschritte wachte, kommentierte die Veränderung: „Ihre Haltung hat sich verbessert, Miss Kottenbrinkmann. Diese stillen Zeiten scheinen Ihre innere Ruhe und Konzentration weiter zu vertiefen.“

Hedwig nickte nur, ein leichtes Lächeln hinter ihrem Schleier andeutend. Die Stille war zu einer willkommenen Zuflucht geworden, ein Moment völliger Losgelöstheit von der Außenwelt.
Doch während Hedwig ihre stillen Zeiten genoss, beschäftigte sie ein weiteres Thema: die Möglichkeit, ihre Kommunikation langfristig ausschließlich über ihre Zofen abzuwickeln. Sie wusste, dass dies ein großer Schritt wäre und wollte ihn gründlich abwägen. Eines Nachmittags besprach sie das Thema sowohl mit Mrs. Rutherford als auch mit Vanessa.
„Mrs. Rutherford,“ begann Hedwig, während sie im Salon saß, „ich denke darüber nach, wie eine vollständige Umstellung der Kommunikation aussehen könnte. Was wären die praktischen Herausforderungen?“

Mrs. Rutherford, immer pragmatisch, überlegte einen Moment. „Miss Kottenbrinkmann, eine solche Umstellung erfordert Disziplin von Ihnen und den Zofen. Clara und Sophia müssten lernen, Ihre Wünsche und Gedanken präzise zu formulieren, ohne Ihre Intention zu verfälschen. Außerdem müssten wir festlegen, wie der Ablauf gestaltet wird – wann und wie Briefe diktiert und empfangen werden dürfen.“
Vanessa, die wie immer mit Handschellen anwesend war, fügte hinzu: „Es wäre auch wichtig, dass du klare Anweisungen gibst, was die Zofen sagen dürfen und was nicht. Aber ich frage mich – möchtest du wirklich, dass alle Gespräche indirekt verlaufen? Es könnte dich noch weiter von deinen engen Beziehungen entfernen.“

Hedwig zögerte. „Das ist meine größte Sorge. Ich möchte nicht, dass diese Maßnahme zu einem Gefühl der Isolation führt. Vielleicht sollten wir eine Mischung in Betracht ziehen – zum Beispiel, dass ich nur in bestimmten Situationen direkt spreche.“
Mrs. Rutherford nickte zustimmend. „Eine schrittweise Einführung könnte sinnvoll sein. Wir könnten es zunächst für bestimmte Zeiträume oder Themenbereiche testen.“

Inmitten dieser Überlegungen wurde Hedwig jedoch von einer körperlichen Beschwerde geplagt. Sie verspürte ein unangenehmes Brennen beim Wasserlassen und bemerkte, dass ihre Blase schmerzte. Clara, die ihre Veränderungen aufmerksam beobachtete, bemerkte ihre Unruhe.
„Miss Kottenbrinkmann, fühlen Sie sich unwohl?“ fragte Clara besorgt.
Hedwig nickte schwach. „Ja, Clara. Ich glaube, ich habe eine Blasenentzündung.“

Clara zögerte nicht und rief sofort einen Arzt. Am nächsten Tag traf Dr. Frederik Albrecht ein, ein junger, gutaussehender Arzt mit einem freundlichen Lächeln und einem professionellen Auftreten.
Dr. Albrecht wurde in den Salon geführt, wo Hedwig in ihrem Sessel saß. Ihr Schleier war wie immer blickdicht, doch ihre Haltung war makellos.
„Miss Kottenbrinkmann,“ begann Dr. Albrecht mit einem höflichen Nicken, „es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen. Ich habe gehört, dass Sie Beschwerden haben. Können Sie mir mehr darüber erzählen?“

Hedwig sprach leise und kurz. „Ich habe Schmerzen beim Wasserlassen und ein brennendes Gefühl. Es fühlt sich an wie eine Blasenentzündung.“
Der junge Arzt war sichtlich fasziniert von ihrer Erscheinung und ihrem Lebensstil. „Ihr Lebensstil ist… außergewöhnlich,“ bemerkte er vorsichtig. „Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so viel Disziplin und Hingabe zeigt.“
„Vielen Dank, Dr. Albrecht,“ antwortete Hedwig. „Aber bitte konzentrieren wir uns auf die medizinische Untersuchung.“
Dr. Albrecht untersuchte sie so diskret wie möglich, wobei Clara und Mrs. Rutherford stets anwesend waren. Nach einer sorgfältigen Diagnose bestätigte er Hedwigs Verdacht.
„Es ist tatsächlich eine Blasenentzündung,“ erklärte er. „Ich werde Ihnen ein Antibiotikum verschreiben und empfehle Ihnen, viel zu trinken und sich zu schonen. Ihre Zofen können Ihnen helfen, sicherzustellen, dass Sie ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen.“

Nachdem die Untersuchung abgeschlossen war, verabschiedete sich Dr. Albrecht höflich, konnte aber nicht widerstehen, noch einen letzten Kommentar abzugeben. „Miss Kottenbrinkmann, Ihr Lebensstil ist inspirierend. Ihre Ruhe und Disziplin sind etwas, das ich bewundere. Es war mir eine Freude, Ihnen helfen zu können.“
Hedwig nickte höflich. „Vielen Dank, Dr. Albrecht. Ihre Hilfe ist sehr geschätzt.“
Als der Arzt das Haus verließ, sprach Clara begeistert: „Miss Kottenbrinkmann, er war sehr beeindruckt von Ihnen.“
Hedwig lächelte leicht unter ihrem Schleier. „Es ist immer interessant zu sehen, wie die Außenwelt auf unseren Lebensstil reagiert. Aber für jetzt sollten wir uns darauf konzentrieren, dass ich mich erhole.“

Trotz der Beschwerden durch die Blasenentzündung fühlte sich Hedwig zufrieden. Ihre stillen Zeiten und die Überlegungen zur weiteren Vertiefung ihres Lebensstils gaben ihr ein Gefühl von Fortschritt und Struktur. Mit der Unterstützung ihrer Zofen und der Beratung von Mrs. Rutherford und Vanessa wusste sie, dass sie den nächsten Schritt mit Bedacht wählen würde – und dass sie bereit war, ihrem Lebensstil noch mehr Tiefe zu verleihen.
49. Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 14

geschrieben von BlackCoon am 21.01.25 16:44

Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 14 - Ein unerwarteter Brief und innere Konflikte

Einige Tage nach seinem ersten Besuch kehrte Dr. Frederik Albrecht in Hedwigs Anwesen zurück, um nach ihrem Zustand zu sehen. Clara führte ihn in den Salon, wo Hedwig in einem ihrer anmutigen Sessel saß, ihre Haltung makellos, der Schleier wie immer ihr Gesicht bedeckend.
„Miss Kottenbrinkmann,“ begrüßte er sie höflich, „ich hoffe, Sie fühlen sich besser?“
„Vielen Dank, Dr. Albrecht,“ antwortete Hedwig mit ihrer sanften, ruhigen Stimme. „Die Beschwerden haben nachgelassen, und ich fühle mich deutlich wohler.“

Dr. Albrecht setzte sich, legte seine Tasche beiseite und wirkte einen Moment zögerlich, bevor er fortfuhr. „Ich freue mich, das zu hören. Ich muss zugeben, dass Ihr Lebensstil mich sehr fasziniert. Ihre Disziplin, Ihre Ruhe – es ist etwas, das ich in meiner Arbeit selten sehe.“
Hedwig nickte leicht. „Vielen Dank. Es ist ein Lebensstil, der mir Frieden bringt.“
Er wagte sich weiter. „Wenn ich fragen darf – was hat Sie dazu bewegt, diesen Weg zu wählen? Ich hoffe, ich überschreite keine Grenze mit meiner Neugier.“
Hedwig war einen Moment still. „Es ist eine lange Geschichte, Dr. Albrecht. Aber es war eine bewusste Entscheidung, ein Leben der Ruhe und Kontemplation zu führen, das mich von den Unruhen der Welt abschirmt.“

Er nickte nachdenklich, offensichtlich beeindruckt. „Es ist bewundernswert, Miss Kottenbrinkmann. Ihre Hingabe ist inspirierend.“
Hedwig hielt das Gespräch kurz, auch wenn sie merkte, dass er weiterfragen wollte. „Ich danke Ihnen für Ihre Worte, Dr. Albrecht. Aber ich denke, es ist an der Zeit, dass ich mich ausruhe.“
Er verabschiedete sich höflich, doch in seinem Blick lag eine Mischung aus Bewunderung und einem Hauch von Neugier, die Hedwig nicht aus dem Kopf ging.

Zwei Tage später brachte Clara einen Brief ins Ankleidezimmer. „Miss Kottenbrinkmann, dieser Brief ist von Dr. Albrecht. Möchten Sie, dass ich ihn vorlese?“
Hedwig zögerte. Es war unkonventionell, ja sogar unangemessen, dass ein Arzt seiner Patientin schrieb. Schließlich nickte sie jedoch. „Bitte, Clara. Lies ihn mir vor.“

Clara öffnete den Umschlag und begann:
„Liebe Miss Kottenbrinkmann,
verzeihen Sie mir bitte diese persönliche Mitteilung, doch ich konnte nach unserem Treffen nicht anders, als an Sie zu denken. Ihr Lebensstil und Ihre Disziplin haben mich zutiefst beeindruckt, und ich finde mich in Gedanken oft bei Ihrer Ruhe und Ihrem Gleichmut wieder.
Es ist selten, jemandem zu begegnen, der so konsequent und elegant seinen Weg geht. Ich hoffe, Sie nehmen meine Worte als das, was sie sind – ein Ausdruck meiner Bewunderung.
Mit den besten Wünschen,
Ihr Frederik Albrecht“


Hedwig spürte, wie ein Sturm von Gefühlen in ihr aufstieg. Es war schmeichelhaft und doch unangemessen. Sie war hin- und hergerissen – einerseits beeindruckt von seiner Offenheit, andererseits unsicher, wie sie darauf reagieren sollte.

Am Abend rief Hedwig ihre engsten Vertrauten zusammen: Mrs. Rutherford, Clara, Sophia und Vanessa. Sie erklärte ihnen die Situation und legte den Brief vor.
„Das gehört sich eigentlich nicht,“ begann Mrs. Rutherford streng. „Ein Arzt sollte die Grenze zwischen Profession und persönlichen Gefühlen wahren. Doch ich sehe auch, dass seine Bewunderung aufrichtig ist.“

Vanessa lächelte leicht. „Hedwig, was fühlst du dabei? Das ist doch die entscheidende Frage.“
Hedwig seufzte. „Ich bin verwirrt. Ich finde ihn gutaussehend, und seine Worte sind schmeichelhaft. Aber ich habe mich für einen Lebensstil entschieden, der solche Verwicklungen ausschließt.“

Clara, die bisher schweigend zugehört hatte, wagte sich vorsichtig vor. „Miss, vielleicht sollten Sie ihm freundlich, aber bestimmt antworten. Lassen Sie ihn wissen, dass Sie seine Bewunderung schätzen, aber Ihre Entscheidung feststeht.“

Am nächsten Tag diktierte Hedwig Clara eine Antwort an Dr. Albrecht:
„Sehr geehrter Dr. Albrecht,
ich danke Ihnen für Ihre freundlichen Worte und Ihre Offenheit. Es freut mich, dass mein Lebensstil Sie inspiriert hat. Ich hoffe jedoch, dass Sie verstehen, dass mein Lebensweg bestimmte persönliche Bindungen ausschließt. Ich bitte Sie, dies zu respektieren.
Mit besten Grüßen,
Miss Hedwig Kottenbrinkmann“


Als Clara den Brief abschickte, fühlte sich Hedwig erleichtert. Sie hatte ihre Prinzipien gewahrt und gleichzeitig ihre Dankbarkeit ausgedrückt.
Hedwig saß in ihrem Salon, den Brief von Dr. Albrecht in den Händen, den Clara ihr vorgelesen hatte. Seine Worte waren respektvoll und wohlüberlegt, und das machte sie nur noch verwirrter.


„Sehr geehrte Miss Kottenbrinkmann,
ich danke Ihnen für Ihre ehrliche Antwort und versichere Ihnen, dass ich Ihre Entscheidung voll und ganz respektiere. Mein Interesse an Ihnen ist frei von versteckten Absichten. Ich finde Sie und Ihren Lebensstil einfach faszinierend und inspirierend.
Falls Sie es gestatten, würde ich gerne einen rein professionellen Briefwechsel mit Ihnen führen. Ohne Hintergedanken, ohne Erwartungen – einfach nur ein Austausch von Gedanken. Ich hoffe, das ist etwas, das Sie in Betracht ziehen könnten.
Mit Hochachtung,
Dr. Frederik Albrecht“


Hedwig schloss die Augen, während sie die Worte auf sich wirken ließ. Sein Vorschlag war so bedacht, dass sie keine Möglichkeit sah, ihn abzulehnen. Und doch fühlte sie, dass diese Verbindung, selbst auf rein professioneller Ebene, nicht ohne Einfluss auf sie bleiben würde. Gleichzeitig keimte eine Idee in ihr – eine, die sowohl ihren inneren Konflikt lösen als auch anderen helfen könnte.

„Clara,“ sagte Hedwig nachdenklich, „glaubst du, Dr. Albrecht ist verheiratet oder gebunden?“
Clara überlegte kurz. „Er hat während seiner Besuche nichts erwähnt, Miss Kottenbrinkmann. Es scheint, als wäre er ungebunden.“
Hedwig lächelte leicht unter ihrem Schleier. „Das ist interessant. Weißt du, wer ebenfalls ungebunden ist? Vanessa.“
Clara hob neugierig eine Augenbraue. „Meinen Sie…?“

Hedwig nickte langsam. „Vielleicht könnten sich ihre Wege kreuzen. Vanessa ist intelligent, warmherzig und eine wunderbare Begleiterin. Und Dr. Albrecht ist ein respektvoller, gebildeter Mann. Ich glaube, sie könnten sich gut verstehen.“
„Wie wollen Sie das arrangieren, Miss?“ fragte Clara mit einem leichten Lächeln.

Hedwig dachte einen Moment nach. „Ich werde beim nächsten Besuch von Vanessa einen Schwächeanfall simulieren. Dr. Albrecht wird wahrscheinlich erneut gerufen, und ich werde darauf achten, dass die beiden ins Gespräch kommen.“

Am nächsten Tag kam Vanessa wie gewohnt zu Besuch, um Zeit mit Hedwig zu verbringen. Sie trug ihre Handschellen, wie immer, um Hedwigs Lebensstil symbolisch zu unterstützen. Während sie im Salon saßen und sprachen, setzte Hedwig ihren Plan in die Tat um. Sie ließ ihren Kopf leicht nach hinten sinken, schloss die Augen und atmete flach.

„Hedwig!“ rief Vanessa besorgt, als sie aufstand und sich über sie beugte. „Ist alles in Ordnung?“
Clara, die in der Nähe war, spielte ihre Rolle perfekt. „Miss Kottenbrinkmann fühlt sich unwohl. Ich werde sofort Dr. Albrecht rufen.“
Wenig später traf Dr. Albrecht ein. Er wirkte wie immer ruhig und professionell, doch als er Vanessa im Salon stehen sah, zeigte sich kurz ein Hauch von Überraschung in seinem Gesicht.

„Miss Kottenbrinkmann, wie fühlen Sie sich?“ fragte er, während er sich zu Hedwig beugte.
„Es geht mir schon besser, danke,“ sagte Hedwig leise. „Ich fürchte, es war nur ein kleiner Schwächeanfall.“
Vanessa, die immer noch besorgt wirkte, stellte sich vor. „Ich bin Vanessa, eine enge Freundin von Hedwig.“
Dr. Albrecht lächelte höflich. „Freut mich, Sie kennenzulernen, Vanessa. Sie scheinen eine wunderbare Unterstützung für Miss Kottenbrinkmann zu sein.“
Die beiden begannen, sich zu unterhalten, während Hedwig sich „ausruhte“. Sie sprach nur wenig und ließ Clara und Sophia an ihrer Seite bleiben, während Vanessa und Dr. Albrecht im Salon verblieben.

Nach einiger Zeit verabschiedete sich Dr. Albrecht, doch nicht ohne Vanessa freundlich zuzulächeln. „Ich hoffe, wir sehen uns wieder,“ sagte er, bevor er ging.
Vanessa wirkte leicht verlegen, aber auch erfreut. „Er ist sehr sympathisch,“ sagte sie, als sie sich wieder zu Hedwig setzte. „Und offensichtlich sehr kompetent.“
Hedwig nickte, ihre Augen blitzten unter dem Schleier. „Ja, das ist er. Und ich denke, er hat auch einen guten Eindruck von dir.“

In den folgenden Tagen hörte Hedwig von Clara, dass Dr. Albrecht Vanessa einen kurzen Brief geschrieben hatte, um sich für das nette Gespräch zu bedanken. Die beiden begannen, sich gelegentlich auszutauschen, was Hedwig insgeheim mit großer Zufriedenheit erfüllte.
In der Zwischenzeit entschied sich Hedwig, Dr. Albrechts Angebot eines professionellen Briefwechsels anzunehmen. Sie diktierte Clara eine Antwort:

„Sehr geehrter Dr. Albrecht,
ich danke Ihnen für Ihren respektvollen und aufrichtigen Brief. Ich schätze Ihre Haltung und bin einverstanden, mit Ihnen einen professionellen Gedankenaustausch zu führen.
Ich hoffe, dass dieser Austausch für uns beide bereichernd sein wird und freue mich auf Ihre Gedanken.
Mit den besten Grüßen,
Miss Hedwig Kottenbrinkmann“


Als Clara den Brief abschickte, fühlte sich Hedwig erleichtert. Sie hatte eine Balance gefunden – sowohl in ihrer Beziehung zu Dr. Albrecht als auch in ihrer Verantwortung als Freundin. Der Plan war gelungen, und sie spürte, dass sie sowohl Vanessa als auch sich selbst eine neue Möglichkeit eröffnet hatte.

Hedwig war erfüllt von leiser Freude, als sie hörte, dass Vanessa und Dr. Albrecht regelmäßig miteinander kommunizierten. Vanessa hatte ihr in einem Brief anvertraut, dass sie sich in Frederik – wie sie ihn mittlerweile nannte – verliebt hatte. Auch Dr. Albrecht erwähnte in einem seiner Briefe an Hedwig, dass Vanessa eine außergewöhnliche Frau sei, die ihn auf eine Weise faszinierte, die er nicht erwartet hatte.
Es war ein Triumph für Hedwig. Ihr Plan war aufgegangen, und sie fühlte, dass sie zwei Menschen zusammengebracht hatte, die wirklich zueinander passten.
Nach einigen Wochen des Briefwechsels entschied sich Hedwig, sowohl Vanessa als auch Dr. Albrecht ihre Absichten zu offenbaren. Sie diktierte Clara zwei ähnliche Briefe:

„Liebe Vanessa,
ich muss dir etwas gestehen. Es war kein Zufall, dass du und Frederik euch getroffen habt. Ich habe diesen Moment inszeniert, weil ich spürte, dass ihr beide zueinander passen könntet. Es erfüllt mich mit Freude, zu sehen, wie sich eure Verbindung entwickelt hat.
Ich hoffe, du kannst meine kleine List verzeihen. Alles, was ich wollte, war, dir jemanden an die Seite zu stellen, der dich glücklich macht.
In Zuneigung,
Hedwig“


„Sehr geehrter Dr. Albrecht,
ich möchte ehrlich mit Ihnen sein. Ihr Treffen mit Vanessa war nicht ganz dem Zufall überlassen. Ich habe gespürt, dass Sie beide auf einer ähnlichen Wellenlänge sind, und ich habe gehofft, dass Sie sich verstehen würden.
Es erfüllt mich mit Freude, zu sehen, wie sich diese Verbindung entwickelt hat. Ich hoffe, Sie sehen dies nicht als Einmischung, sondern als einen kleinen Schubs in die richtige Richtung.
Mit den besten Wünschen,
Miss Hedwig Kottenbrinkmann“


Beide Antworten fielen positiv aus. Vanessa schrieb, dass sie Hedwig für ihre Weitsicht und ihren Mut bewunderte, und Dr. Albrecht antwortete, dass er dankbar für die Chance sei, Vanessa kennenzulernen.

Um die Verbindung zu feiern, beschloss Hedwig, ein Bankett in ihrem Anwesen auszurichten. Sie ließ Clara und Sophia die Gästeliste zusammenstellen: Vanessa und Dr. Albrecht natürlich, Mrs. Rutherford, die Zofen, Clarissa sowie Vanessas Eltern.
„Es soll ein Abend der Freude und Eleganz werden,“ sagte Hedwig, während sie mit Clara die Details plante. „Der Salon soll geschmückt werden, und wir werden ein einfaches, aber stilvolles Menü servieren.“

Der Salon war mit Blumen geschmückt, die Zofen hatten die Tafel mit feinstem Porzellan und glänzendem Silber gedeckt. Kerzen tauchten den Raum in ein warmes Licht, und eine leise Melodie spielte im Hintergrund.

Die Gäste trafen ein, und Hedwig begrüßte sie würdevoll. Vanessa und Dr. Albrecht kamen zusammen und wirkten strahlend glücklich. Vanessas Eltern, elegante Menschen mit freundlichem Auftreten, bedankten sich bei Hedwig für die Einladung. Clarissa, Hedwigs jüngere Schwester, trug ein schlichtes, aber elegantes Kleid und wirkte fasziniert von der Atmosphäre des Anwesens.
„Miss Kottenbrinkmann,“ sagte Dr. Albrecht, als er Hedwig gegenüberstand, „dieses Bankett ist ein Spiegel Ihrer Persönlichkeit – ruhig, elegant und durchdacht. Vielen Dank, dass Sie das für uns alle arrangiert haben.“

„Es ist mir eine Freude,“ antwortete Hedwig. „Heute geht es darum, Verbindungen zu feiern.“
Während des Essens führten die Gäste lebhafte Gespräche. Vanessa und Dr. Albrecht saßen nebeneinander und schienen tief in ihrem eigenen kleinen Universum versunken zu sein. Clarissa sprach mit Mrs. Rutherford über Hedwigs Lebensstil und zeigte sich neugierig.

„Es ist beeindruckend, wie diszipliniert meine Schwester ist,“ sagte Clarissa. „Manchmal frage ich mich, ob das auch etwas für mich wäre.“
„Es ist ein Weg, der Hingabe und Geduld erfordert,“ antwortete Mrs. Rutherford. „Aber es ist ein erfüllender Weg, wenn man sich ihm wirklich widmet.“

Hedwig beobachtete die Szene mit stillem Stolz. Es war ein Abend voller Wärme und Harmonie – genau das, was sie sich erhofft hatte.
Als die Gäste sich verabschiedeten, blieb Vanessa noch einen Moment, um mit Hedwig zu sprechen. „Hedwig,“ sagte sie, „dieser Abend war perfekt. Frederik und ich sind dir so dankbar – für alles. Du hast uns zusammengebracht, und das werde ich nie vergessen.“
Hedwig lächelte unter ihrem Schleier. „Es ist mir eine Freude, euch beide glücklich zu sehen. Das war alles, was ich wollte.“

Dr. Albrecht trat hinzu und verbeugte sich leicht. „Miss Kottenbrinkmann, ich hoffe, wir können diesen Abend irgendwann wiederholen. Ihre Gastfreundschaft ist außergewöhnlich.“
„Vielleicht,“ antwortete Hedwig sanft. „Aber für heute wünsche ich euch beiden nur das Beste.“
Als die Tür sich hinter den letzten Gästen schloss, fühlte Hedwig eine tiefe Zufriedenheit.

Sie hatte zwei Menschen zusammengebracht, neue Verbindungen geschaffen und gleichzeitig die Eleganz und Disziplin ihres eigenen Lebens bewahrt. Es war ein Abend, der noch lange in Erinnerung bleiben würde.
50. Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 15

geschrieben von BlackCoon am 21.01.25 18:11

Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 15 - Die Suche nach einem neuen Gleichgewicht

Der Abend des Banketts war längst vergangen, doch seine Wärme hallte in Hedwigs Gedanken nach. Sie erinnerte sich an die fröhlichen Gespräche, die leuchtenden Augen von Vanessa und Frederik und die Harmonie, die den Salon erfüllt hatte. Es war ein Triumph, und doch spürte sie eine leise Unruhe in ihrem Inneren.

Während die Tage ins Land zogen, verbrachte Hedwig immer mehr Zeit in Kontemplation. Die stillen Stunden, in denen sie stehend oder aufrecht sitzend verweilte, wurden für sie zu einem Spiegel ihrer eigenen Sehnsüchte. Sie hatte so viel erreicht, doch ein Teil von ihr wollte mehr. Mehr Ruhe, mehr Zurückgezogenheit – eine tiefere Hingabe an den Lebensstil, der sie so erfüllt hatte.

An einem sonnigen Nachmittag besuchten Vanessa und Mrs. Rutherford Hedwig im Salon. Vanessa trug wie immer ihre Handschellen und begrüßte Hedwig mit einem warmen Lächeln, während Mrs. Rutherford wie gewohnt streng, aber wohlwollend ihre Haltung bewahrte.
„Hedwig,“ begann Vanessa, nachdem sie Platz genommen hatte, „ich habe das Gefühl, dass du in letzter Zeit nachdenklicher bist als sonst. Was beschäftigt dich?“

Hedwig zögerte, doch schließlich sprach sie offen. „Ich spüre den Wunsch, meinen Lebensstil weiterzuentwickeln. Ich möchte zurückgezogener leben, mich noch mehr von der Welt entfernen und die Essenz dieses Lebensstils vollkommen erfassen. Doch gleichzeitig will ich die Verbindung zu euch, meinen Freundinnen, nicht verlieren. Es scheint ein Widerspruch zu sein.“
Mrs. Rutherford nickte langsam. „Das ist ein berechtigtes Dilemma, Miss Kottenbrinkmann. Mehr Zurückgezogenheit bedeutet zwangsläufig weniger direkte Kontakte. Doch es gibt Möglichkeiten, diesen Übergang zu gestalten.“

Vanessa legte eine Hand auf Hedwigs Arm. „Hedwig, du weißt, dass ich nur eines will – dass du glücklich bist. Wenn du entscheidest, dass du nur noch über deine Zofen kommunizieren willst, dann werde ich das akzeptieren. Wir können uns einfach mehr Briefe schreiben.“
Hedwig sah Vanessa unter ihrem Schleier an, ein Hauch von Erleichterung durchströmte sie. „Du bist eine wunderbare Freundin, Vanessa. Deine Worte nehmen mir eine große Sorge.“
„Vielleicht,“ fuhr Mrs. Rutherford fort, „sollten Sie jene um Rat fragen, die bereits diesen Weg gegangen sind. Es gibt Ladies of Leisure, die vollständig zurückgezogen leben und keinerlei direkte Kontakte mehr pflegen. Ihre Erfahrungen könnten Ihnen wertvolle Einsichten geben.“
Hedwig nickte nachdenklich. „Das ist eine ausgezeichnete Idee. Clara und Sophia können mir helfen, die Briefe zu verfassen. Ich möchte wissen, wie sie ihre Isolation gestalten und trotzdem die Essenz dieses Lebensstils bewahren.“
Vanessa lächelte. „Das klingt nach einem guten Plan. Ich bin sicher, ihre Antworten werden dir weiterhelfen.“

Während des Gesprächs kam das Thema auf Clarissa, Hedwigs jüngere Schwester. Vanessa brachte es vorsichtig zur Sprache. „Hedwig, ich habe bemerkt, dass Clarissa sehr neugierig auf deinen Lebensstil ist. Glaubst du, sie könnte sich eines Tages auch für diesen Weg entscheiden?“
Hedwig atmete tief durch. „Ich habe darüber nachgedacht. Clarissa ist jung, aber sie hat eine starke Persönlichkeit. Ich denke, sie könnte eine wunderbare Lady of Leisure werden, wenn sie es möchte. Doch es ist eine Entscheidung, die sie selbst treffen muss.“
Mrs. Rutherford neigte den Kopf. „Vielleicht sollte ich mit ihr sprechen. Es wäre wichtig, ihre Ansichten und Wünsche zu verstehen, bevor sie sich auf einen solchen Weg einlässt.“
„Das wäre sehr hilfreich,“ stimmte Hedwig zu. „Aber nicht sofort. Ich möchte, dass sie sich Zeit nimmt, darüber nachzudenken.“

Am Ende des Treffens hatte Hedwig einen klaren Plan: Sie würde die Briefe an die vollständig zurückgezogenen Ladies of Leisure diktieren, um von ihren Erfahrungen zu lernen. Gleichzeitig würde sie Mrs. Rutherford bitten, mit Clarissa zu sprechen, um herauszufinden, ob sie wirklich Interesse an diesem Lebensstil hatte.

Als ihre Gäste sich verabschiedeten, fühlte Hedwig eine Mischung aus Aufregung und Zufriedenheit. Die kommenden Schritte waren klar, doch sie wusste, dass der Weg, den sie gehen wollte, nicht einfach sein würde. Es würde Disziplin, Geduld und die Unterstützung ihrer Vertrauten erfordern – und genau das machte ihn für sie so wertvoll.
Hedwig saß in ihrem Salon, während Clara den Brief verfasste, den sie ihr diktiert hatte.

Der Raum war erfüllt von der sanften Ruhe, die ihre Tage prägte, unterbrochen nur vom Kratzen der Feder auf dem Papier. Hedwig hatte sich entschlossen, ihre Gedanken und Fragen an die Zofen jener Ladies of Leisure zu richten, die vollständig zurückgezogen lebten. Sie wollte aus erster Hand erfahren, wie diese Frauen ihren Lebensstil handhabten und welche Herausforderungen und Lösungen es gab.

„Liebe Zofe,
es ist mir eine Ehre, mit Ihnen in Kontakt zu treten. Ihre Herrin, deren Hingabe und Disziplin ich zutiefst bewundere, lebt ein Leben der vollständigen Zurückgezogenheit, das auch ich eines Tages anstreben könnte.
Ich möchte gerne wissen, wie Ihre Herrin ihre Kommunikation mit der Welt gestaltet. Gibt es besondere Regeln oder Rituale, die ihr helfen, ihre Isolation zu wahren, während sie dennoch wichtige Verbindungen aufrechterhält? Wie werden Besuche von Familie oder engen Freunden organisiert, falls diese stattfinden?
Mit Dankbarkeit und Hochachtung,
Miss Hedwig Kottenbrinkmann“


Nachdem Clara den Brief vervollständigt hatte, wurde er an mehrere Zofen geschickt, deren Ladies bekannt dafür waren, vollständig zurückgezogen zu leben.
Innerhalb weniger Wochen erhielt Hedwig mehrere Antworten. Clara las sie ihr im Salon vor, während Sophia Tee servierte. Die Berichte waren faszinierend und halfen Hedwig, ein klareres Bild von ihrem möglichen zukünftigen Lebensstil zu gewinnen.

Antwort 1: Zofe Helena für Lady Margaret
„Liebe Miss Kottenbrinkmann,
meine Herrin, Lady Margaret, lebt seit über zehn Jahren vollständig zurückgezogen. Alle Kommunikation erfolgt ausschließlich schriftlich über mich oder eine andere Zofe. Sie hat klare Anweisungen, welche Themen in ihren Briefen besprochen werden dürfen, und persönliche Treffen mit Familie oder engen Freunden sind auf zwei Anlässe im Jahr begrenzt: ein Familientreffen im Sommer und ein Besuch zu Weihnachten.
Lady Margaret empfindet diese Struktur als sehr erfüllend, da sie ihr die notwendige Ruhe gibt, die sie sucht, während sie dennoch wichtige Beziehungen pflegt.
Mit besten Grüßen,
Helena“


Hedwig nickte nachdenklich, als Clara die Antwort beendete. „Zwei Anlässe im Jahr. Das ist eine interessante Idee. Es bewahrt die Nähe zur Familie, ohne den Lebensstil zu stören.“

Antwort 2: Zofe Elise für Lady Amalia
„Liebe Miss Kottenbrinkmann,
Lady Amalia hat ihre Isolation so gestaltet, dass sie ausschließlich über mich kommuniziert. Sie führt ein Tagebuch, in dem sie ihre Gedanken und Anliegen niederschreibt, die ich dann bei Bedarf in Briefe umwandle. Besuche finden nur in dringenden Fällen statt, und ich treffe alle Vorbereitungen, um sicherzustellen, dass sie nicht überfordert wird.
Ihre Herrin empfindet diese Zurückgezogenheit als tiefen Frieden. Sie hat gelernt, dass weniger direkte Interaktion mit der Welt ihr eine größere geistige Freiheit gibt.
Hochachtungsvoll,
Elise“


„Ein Tagebuch, das von der Zofe in Briefe umgewandelt wird,“ wiederholte Hedwig leise. „Das ist ein faszinierender Ansatz. Es könnte helfen, Gedanken zu ordnen, ohne die Isolation zu brechen.“

Antwort 3: Zofe Marianne für Lady Eleanor
„Liebe Miss Kottenbrinkmann,
Lady Eleanor lebt vollkommen zurückgezogen und empfängt keine Besuche. Selbst Briefe werden durch mich gefiltert, und ich entscheide, welche an sie weitergeleitet werden. Sie sagt, dass diese Isolation ihr geholfen hat, ein Höchstmaß an Ruhe und Kontemplation zu erreichen.
Wenn Sie in Betracht ziehen, einen ähnlichen Weg zu gehen, würde ich empfehlen, klare Regeln aufzustellen und eine Zofe zu haben, der Sie vollkommen vertrauen können.
Mit freundlichen Grüßen,
Marianne“


Clara blickte auf. „Miss Kottenbrinkmann, diese Antwort scheint sehr radikal zu sein. Keine Besuche, keine direkte Kommunikation. Könnten Sie sich das wirklich vorstellen?“
Hedwig schüttelte den Kopf. „Nein, Clara. Ich brauche den Kontakt zu meiner Familie und zu Vanessa. Aber im Alltag könnte ein solches Modell mit klaren Regeln für die schriftliche Kommunikation funktionieren.“

Nachdem Clara die Antworten vorgelesen hatte, verbrachten Hedwig, Clara und Mrs. Rutherford den Nachmittag damit, die Ideen zu diskutieren.
„Es scheint klar zu sein,“ begann Hedwig, „dass eine vollständige Zurückgezogenheit durch eine starke Struktur und zuverlässige Unterstützung ermöglicht wird. Clara, Sophia und Mrs. Rutherford – auf euch müsste ich mich in einem solchen Modell noch mehr verlassen.“

Mrs. Rutherford nickte. „Ich denke, es wäre möglich, diesen Übergang schrittweise zu gestalten. Zunächst könnten Sie alle alltägliche Kommunikation über Clara und Sophia abwickeln, während persönliche Besuche auf bestimmte Anlässe beschränkt bleiben.“
Clara ergänzte: „Wir könnten auch ein System entwickeln, wie Briefe sortiert und beantwortet werden. Das würde die Effizienz erhöhen und Ihre Ruhe bewahren.“

Hedwig fühlte sich ermutigt, den nächsten Schritt zu planen. Sie wusste, dass der Weg zur vollständigen Zurückgezogenheit ein langsamer und wohlüberlegter Prozess sein musste. Doch die Berichte der Zofen hatten ihr gezeigt, dass es möglich war, diesen Lebensstil mit Klarheit und Disziplin zu leben, ohne die wichtigsten Beziehungen aufzugeben.

Am Abend setzte sie sich in stiller Kontemplation. Ihre Gedanken kreisten um die Möglichkeiten, die vor ihr lagen, und die Erkenntnis, dass ihr Lebensstil eine ständige Weiterentwicklung erforderte. Sie spürte eine tiefe Vorfreude auf das, was vor ihr lag – und darauf, ihre Schwester Clarissa vielleicht auf denselben Weg zu begleiten.

Hedwig saß im Salon, das leise Klirren ihrer Schenkelbänder begleitete jede ihrer Bewegungen, während Clara und Sophia den Tee servierten. Die Antworten der Zofen hatten sie in den letzten Tagen nicht losgelassen. Die drei Modelle boten faszinierende Einblicke in das Leben vollständig zurückgezogener Ladies of Leisure, doch jedes hatte seine eigenen Herausforderungen und Reize.

„Das erste Modell,“ begann Hedwig und sah zu Clara und Mrs. Rutherford, die ihr gegenüber saßen, „erscheint mir am praktikabelsten. Es erlaubt regelmäßigen Kontakt zu Familie und Freunden, wenn auch nur an besonderen Anlässen. Zwei Treffen im Jahr – das ist wenig, aber es scheint gut durchdacht zu sein.“

Clara nickte. „Es bewahrt die Isolation, aber ohne die engsten Beziehungen vollständig aufzugeben. Es könnte ein guter Kompromiss sein.“
Mrs. Rutherford, die immer die langfristigen Auswirkungen im Blick hatte, ergänzte: „Wenn Sie sich für dieses Modell entscheiden, Miss Kottenbrinkmann, sollten wir klare Regeln aufstellen. Zum Beispiel, welche Anlässe als Ausnahmen gelten und wie Besuche vorbereitet werden.“
Hedwig lächelte leicht. „Das klingt vernünftig. Es wäre ein geordneter Übergang in eine größere Zurückgezogenheit.“

„Das zweite Modell reizt mich ebenfalls,“ fuhr Hedwig fort. „Lady Amalia scheint ihren Lebensstil durch ein Tagebuch zu vertiefen. Doch ich frage mich, wie das möglich ist. Ich selbst kann nicht schreiben – diktiert sie etwa ihr Tagebuch?“
Mrs. Rutherford hob eine Augenbraue. „Das ist eine berechtigte Frage. Wenn sie tatsächlich diktiert, wäre das durchaus übertragbar. Doch wenn sie selbst schreibt, könnte das für Sie nicht umsetzbar sein.“

„Clara,“ wandte sich Hedwig an ihre Zofe, „schreibe bitte eine weitere Anfrage an Lady Amalias Zofe Elise. Frage sie, ob Lady Amalia ihr Tagebuch diktiert oder ob sie es selbst verfasst. Und wenn sie es diktiert, wie genau das funktioniert.“
Clara nickte. „Natürlich, Miss Kottenbrinkmann. Ich werde den Brief sofort vorbereiten.“
Hedwig atmete tief durch. „Das dritte Modell ist… extrem. Keine Besuche, keine direkte Kommunikation, nur vollständige Isolation. Es scheint eine absolute Hingabe an den Lebensstil zu erfordern. Es ist krass, aber es fasziniert mich.“

Mrs. Rutherford musterte Hedwig mit prüfendem Blick. „Miss Kottenbrinkmann, ein solches Modell erfordert eine eiserne Disziplin und eine völlige Abkehr von sozialen Bindungen. Es wäre eine radikale Veränderung.“
Hedwig nickte. „Ich weiß, und ich glaube nicht, dass ich dazu bereit bin. Aber ich möchte mehr darüber erfahren. Clara, schreibe auch an Lady Eleanors Zofe Marianne. Frage, ob es in ihrem Modell noch irgendeine Form von Kontakt zu Familie oder Freunden gibt, selbst in Ausnahmefällen.“
Clara machte sich eine Notiz. „Ich werde auch das in den Brief aufnehmen, Miss.“

Als die Diskussion endete, lehnte sich Hedwig zurück und schloss für einen Moment die Augen. Ihre Gedanken wirbelten. Das erste Modell war praktikabel und realistisch, das zweite bot faszinierende Möglichkeiten zur Selbstreflexion, doch das dritte – so extrem es auch war – weckte in ihr eine leise Sehnsucht nach völliger Hingabe.
„Was denken Sie, Mrs. Rutherford?“ fragte sie schließlich.

Die Gouvernante, deren Stimme immer von Ruhe und Autorität getragen wurde, antwortete nachdenklich: „Ich denke, dass Sie sich auf das Modell konzentrieren sollten, das Ihnen sowohl innere Ruhe als auch den notwendigen Halt durch Ihre engen Beziehungen bietet. Aber es schadet nicht, die anderen Optionen gründlich zu prüfen. Wissen ist Macht.“

Hedwig fühlte sich gestärkt durch die Diskussion und war gespannt auf die Antworten, die sie von den Zofen erhalten würde. Die Briefe würden ihr helfen, die nächsten Schritte zu planen und ihren Lebensstil weiter zu verfeinern.
„Clara,“ sagte sie, „sende die Briefe so schnell wie möglich ab. Ich bin gespannt, welche Einblicke uns die Antworten geben.“
Clara lächelte. „Natürlich, Miss Kottenbrinkmann. Ich bin sicher, dass die Zofen Ihnen gerne weitere Details geben werden.“

Hedwig blickte in den Garten, wo die ersten Sonnenstrahlen des Nachmittags die Blumen erhellten. Der Weg, den sie wählte, war nicht einfach, aber er war voller Möglichkeiten. Und sie war bereit, ihn mit Bedacht und Hingabe zu gehen.
Die Antworten auf Hedwigs Briefe ließen nicht lange auf sich warten. Clara brachte sie eines Morgens ins Ankleidezimmer, während Sophia Hedwig beim Anlegen ihrer Kleidung half. Hedwig spürte, wie ihre Aufregung wuchs, als Clara die Briefe in einer geordneten Mappe präsentierte.

„Miss Kottenbrinkmann,“ begann Clara, „die Zofen haben sehr ausführlich geantwortet. Ich denke, Sie werden die Einblicke wertvoll finden.“

Clara begann mit der Antwort von Elise, der Zofe von Lady Amalia:
„Liebe Miss Kottenbrinkmann,
ich danke Ihnen für Ihre Anfrage und teile Ihnen gerne mit, wie Lady Amalia ihr Tagebuch führt. Sie diktiert ihre Gedanken täglich, meist in den Abendstunden, während ich sie niederschreibe. Es handelt sich nicht nur um eine bloße Aufzeichnung ihrer Erlebnisse, sondern auch um Reflexionen und philosophische Überlegungen.
Diese Praxis hilft ihr, ihre innere Ruhe zu bewahren und ihre Gedanken zu strukturieren. Ich lese ihr die Einträge regelmäßig vor, sodass sie ihre Ideen erneut durchdenken kann.
Wenn Sie ähnliche Überlegungen anstellen, könnte dies eine wertvolle Methode für Sie sein.
Mit den besten Wünschen,
Elise“


Hedwig nickte nachdenklich. „Das klingt faszinierend. Das Diktieren eines Tagebuchs könnte eine tiefere Reflexion ermöglichen, ohne dass ich die Isolation breche.“

Clara griff zum nächsten Brief, der von Marianne, Lady Eleanors Zofe, stammte. Hedwig lehnte sich zurück, während Clara die Zeilen vorlas:
„Liebe Miss Kottenbrinkmann,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Lady Eleanor lebt seit über fünfzehn Jahren vollständig zurückgezogen. Ihre Korrespondenz wird ausschließlich über mich abgewickelt. Ich filtere die Briefe, beantworte die meisten selbst nach ihren Anweisungen und leite nur ausgewählte Schreiben an sie weiter. Sie hat klare Regeln, welche Themen sie persönlich betreffen dürfen und welche nicht.
Der Übergang in diese Isolation war schrittweise. Anfangs empfing sie noch Familie und enge Freunde, reduzierte diese Besuche jedoch über mehrere Jahre. Heute findet keine persönliche Interaktion mehr statt, auch nicht mit ihrer Familie.
Lady Eleanor empfindet diese vollständige Isolation als ihren größten Frieden. Wenn Sie mehr über ihren Alltag erfahren möchten, beantworte ich gerne weitere Fragen.
Mit Hochachtung,
Marianne“


Hedwig schwieg eine Weile, nachdem Clara geendet hatte. Schließlich sprach sie leise: „Keine persönlichen Kontakte, nicht einmal zu ihrer Familie. Das ist… radikal. Aber ich bin fasziniert. Marianne scheint eine wichtige Rolle zu spielen. Ich möchte mehr darüber erfahren.“
Clara nickte. „Möchten Sie ihr schreiben, Miss?“
„Ja,“ sagte Hedwig. „Ich möchte wissen, wie sie den Übergang in diese völlige Isolation gestaltet hat. Wie lange hat es gedauert? Welche Herausforderungen gab es? Und vor allem, wie wird ihr Alltag strukturiert, sodass sie trotzdem mit der Welt verbunden bleibt, ohne direkt involviert zu sein?“

Clara setzte sich an ihren Schreibtisch, während Hedwig diktiert:
„Liebe Marianne,
ich danke Ihnen herzlich für Ihre Antwort. Es ist beeindruckend, wie Lady Eleanor ihren Lebensstil gestaltet hat, und ich möchte gerne mehr darüber erfahren.
Wie genau wurde der Übergang in die vollständige Zurückgezogenheit gestaltet? Gab es Herausforderungen, die bewältigt werden mussten? Und wie sieht ihr Alltag aus? Welche Rituale und Strukturen helfen ihr, diesen Lebensstil zu leben?
Besonders interessiert mich, wie Sie die Korrespondenz verwalten. Wie entscheiden Sie, welche Briefe an Lady Eleanor weitergeleitet werden, und wie formulieren Sie Ihre Antworten in ihrem Namen?
Ihre Einblicke wären für mich von unschätzbarem Wert.
Mit den besten Wünschen,
Miss Hedwig Kottenbrinkmann“


Der Brief wurde noch am selben Tag abgesandt, und Hedwig spürte eine Mischung aus Vorfreude und Unruhe, während sie auf Mariannes Antwort wartete. Sie verbrachte die Tage in stiller Kontemplation, ließ ihre Gedanken um die möglichen Antworten kreisen und überlegte, wie sie die gewonnenen Erkenntnisse in ihr eigenes Leben integrieren könnte.

Am Abend, während Clara ihr das Nachtgewand anlegte, sprach Hedwig leise: „Wenn Marianne antwortet, könnten ihre Einsichten mein Verständnis von diesem Lebensstil weiter vertiefen. Ich bin bereit, mich weiterzuentwickeln – Schritt für Schritt.“

Clara lächelte sanft. „Sie machen das ganz wunderbar, Miss Kottenbrinkmann. Und ich bin sicher, Marianne wird Ihre Fragen mit großer Sorgfalt beantworten.“
Hedwig schloss die Augen, ein Hauch von Zufriedenheit durchströmte sie. Sie wusste, dass der Weg, den sie gewählt hatte, nicht einfach war, aber er war reich an Möglichkeiten – und sie war bereit, ihn mit Hingabe und Disziplin weiterzugehen.

Einige Tage nach dem Versand des Briefes brachte Clara Mariannes Antwort in den Salon. Hedwig saß bereits in stiller Kontemplation, ihre Haltung aufrecht und elegant. Als Clara den Umschlag öffnete und zu lesen begann, lauschte Hedwig gespannt.

Mariannes Antwort
„Liebe Miss Kottenbrinkmann,
ich danke Ihnen für Ihre ausführliche Anfrage. Lady Eleanor hat mich gebeten, Ihnen die Details ihres Übergangs und ihres täglichen Lebens zu schildern, da sie Ihre Hingabe und Ihre Suche nach Perfektion bewundert.
Der Übergang in ihre vollständige Zurückgezogenheit war behutsam, aber konsequent. Es war keine langsame Entwicklung über Jahre, sondern eine bewusste Entscheidung, die innerhalb von sechs Monaten umgesetzt wurde. Zunächst reduzierte Lady Eleanor die Besuche von Familie und Freunden auf ein Minimum und führte zugleich klare Kommunikationsrichtlinien ein: Alle Briefe wurden ausschließlich über mich abgewickelt. Ich filtere die Korrespondenz streng nach ihren Anweisungen und beantworte die meisten Schreiben in ihrem Namen. Nur in seltenen Fällen wird ein Brief an sie weitergeleitet, den ich dann bei Bedarf vorlese.
Ihr Alltag ist stark strukturiert. Jede Phase des Tages ist einer bestimmten Aktivität gewidmet: Kontemplation, Musikhören, schriftlicher Austausch über mich und Zeit in völliger Stille. Ein zentraler Bestandteil ihres Lebensstils ist der sogenannte ‚blindverschleierte‘ Zustand. Zu bestimmten Zeiten trägt Lady Eleanor einen vollständig undurchsichtigen Schleier, der es ihr ermöglicht, sich noch stärker auf ihre inneren Gedanken zu konzentrieren. Ich begleite sie während dieser Zeit und sorge dafür, dass sie sicher bleibt.
Die größte Herausforderung war nicht der Verzicht auf direkte Kontakte, sondern die innere Disziplin, die dieser Lebensstil erfordert. Lady Eleanor fand jedoch großen Frieden darin, sich vollständig auf ihren Geist und ihre Kontemplation zu konzentrieren.
Falls Sie weitere Fragen haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Mit besten Grüßen,
Marianne“


Als Clara den Brief beendet hatte, herrschte einen Moment lang Stille. Hedwig saß regungslos, ihre Gedanken wirbelten. Der Übergang, den Lady Eleanor beschrieben hatte, faszinierte sie. Die Klarheit und Konsequenz, mit der er durchgeführt worden war, beeindruckte sie zutiefst.
„Sechs Monate,“ murmelte Hedwig schließlich. „Kein jahrelanger Prozess, sondern ein bewusster, geordneter Schritt. Das erfordert Mut.“

„Es scheint, dass Lady Eleanor genau wusste, was sie wollte,“ sagte Clara, die den Brief zur Seite legte. „Und der blindverschleierte Zustand – ich habe noch nie davon gehört, aber es klingt… intensiv.“
Am Nachmittag setzte sich Hedwig mit Clara und Mrs. Rutherford zusammen, um Mariannes Antwort zu besprechen. „Mrs. Rutherford,“ begann Hedwig, „was halten Sie von Lady Eleanors Modell? Insbesondere von der Rolle des blindverschleierten Zustands?“
Mrs. Rutherford dachte einen Moment nach, bevor sie sprach. „Es ist zweifellos eine sehr strikte Maßnahme, Miss Kottenbrinkmann. Aber es scheint einen tiefen meditativen Zweck zu erfüllen. Es könnte Ihnen helfen, sich noch stärker von äußeren Einflüssen zu lösen und Ihre innere Ruhe zu vertiefen.“

Clara fügte hinzu: „Ich könnte mir vorstellen, dass es eine große Herausforderung ist, Miss. Aber wenn Sie sich darauf einlassen, könnte es eine wertvolle Ergänzung Ihres Lebensstils sein.“
Hedwig nickte langsam. „Ich möchte es ausprobieren – zumindest für kurze Zeiträume. Und ich möchte mehr über die praktische Umsetzung erfahren. Clara, schreibe Marianne, dass ich interessiert bin, mehr über Lady Eleanors Struktur des blindverschleierten Zustands zu erfahren.“
„Natürlich, Miss Kottenbrinkmann,“ sagte Clara mit einem Lächeln.

Noch am selben Tag diktierte Hedwig einen weiteren Brief:
„Liebe Marianne,
ich danke Ihnen herzlich für Ihre ausführliche Antwort. Sie hat mir wertvolle Einblicke in den Lebensstil von Lady Eleanor gegeben und inspiriert mich, meinen eigenen Weg weiter zu vertiefen.
Besonders interessiert mich der blindverschleierte Zustand, den Sie beschrieben haben. Könnten Sie mir mehr über die genauen Rituale und Strukturen erzählen, die Lady Eleanor dabei befolgt? Wie lange dauert dieser Zustand in der Regel, und welche Vorbereitungen sind erforderlich?
Auch möchte ich wissen, wie Sie die Korrespondenz im Detail verwalten. Haben Sie feste Zeiten, zu denen Sie Briefe schreiben oder beantworten?
Ihre Einblicke sind für mich von unschätzbarem Wert.
Mit Dankbarkeit und Hochachtung,
Miss Hedwig Kottenbrinkmann“


Als der Brief abgeschickt war, lehnte sich Hedwig in ihrem Sessel zurück. Sie spürte, dass sie sich auf eine neue Stufe ihres Lebensstils zubewegte – eine, die mehr Disziplin und Hingabe erfordern würde, aber auch mehr Frieden und Erfüllung versprach.
„Mrs. Rutherford,“ sagte sie leise, „ich bin bereit, mich weiterzuentwickeln. Schritt für Schritt.“
Mrs. Rutherford nickte mit einem leichten Lächeln. „Sie machen das wunderbar, Miss Kottenbrinkmann. Mit Ihrer Hingabe werden Sie jeden Schritt meistern.“
Hedwig schloss die Augen. Der Weg vor ihr war klar, und sie war bereit, ihn mit all ihrer Stärke und Disziplin zu gehen.
51. Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 16

geschrieben von BlackCoon am 22.01.25 15:34

Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 16 - Eine neue Vision

Die Tage vergingen, und Hedwig wartete gespannt auf Mariannes Antwort. Als der Brief schließlich eintraf, konnte sie ihre Vorfreude kaum verbergen. Clara öffnete den Umschlag mit ruhigen Händen und begann zu lesen, während Hedwig mit perfekter Haltung in ihrem Sessel saß.

Mariannes Antwort
„Liebe Miss Kottenbrinkmann,
vielen Dank für Ihren erneuten Brief und Ihr Interesse an den Details von Lady Eleanors blindverschleiertem Zustand. Dieser besondere Aspekt ihres Lebensstils ist eine der intensivsten und gleichzeitig erfüllendsten Erfahrungen für sie.
Während der Blindverschleierung trägt Lady Eleanor einen speziell angefertigten Schleier, der vollständig undurchsichtig ist. Diese Zeiten sind strikt strukturiert: Sie verbringt sie entweder in Kontemplation, stehend oder sitzend, oder bei langsamen Spaziergängen, wobei ich sie begleite und leite. Jede Phase dauert etwa eine Stunde, und zwischen den Einheiten gibt es ausreichend Zeit zur Erholung.
Die Vorbereitung auf diese Praxis ist minimal, da sie inzwischen ein fester Bestandteil ihres Alltags ist. Wichtig ist jedoch, dass während dieser Zeit völlige Ruhe herrscht und keine äußeren Ablenkungen auftreten.
Was Ihre weiteren Fragen zur Korrespondenz betrifft: Ich verwalte die Briefe nach festen Zeiten, meist am Nachmittag. Ich lese sie vor, wenn es erforderlich ist, und antworte entsprechend ihrer Anweisungen. Diese Struktur hilft uns beiden, den Alltag geordnet und stressfrei zu gestalten.
Lady Eleanor ist erfreut, dass Sie so großes Interesse an ihrem Lebensstil zeigen, und ich stehe Ihnen für weitere Fragen gerne zur Verfügung.
Mit besten Grüßen,
Marianne“


Nachdem Clara den Brief vorgelesen hatte, herrschte einen Moment Stille im Salon. Hedwig ließ die beschriebenen Szenen in ihrem Geist lebendig werden. Die Blindverschleierung, die völlige Hingabe an innere Reflexion – es erschien ihr sowohl streng als auch unglaublich befreiend.
„Mrs. Rutherford,“ begann Hedwig schließlich, „dieser Zustand der Blindverschleierung… er fasziniert mich. Es ist eine so reine Form der Zurückgezogenheit, dass sie fast perfekt scheint. Was halten Sie davon?“

Mrs. Rutherford, die mit aufrechter Haltung neben ihr saß, nickte langsam. „Es ist zweifellos eine anspruchsvolle Praxis, Miss Kottenbrinkmann. Aber wenn Sie bereit sind, diese Disziplin auf sich zu nehmen, könnte es eine wertvolle Ergänzung Ihres Lebensstils sein. Es erfordert jedoch eine klare Struktur und Vorbereitung.“
Hedwig dachte einen Moment nach. „Ich möchte es ausprobieren. Vielleicht zunächst für kurze Zeiträume, um mich daran zu gewöhnen.“

Während sie über Mariannes Antwort nachdachte, kam Hedwig eine Idee. Sie wollte das Beste aus allen Modellen kombinieren. Lady Eleanors strenge Struktur faszinierte sie am meisten, doch sie wollte nicht vollständig auf den Kontakt zu ihrer Familie verzichten. Die Idee, zwei besondere Anlässe im Jahr zu schaffen – Weihnachten und ein Sommerfest – schien ihr der perfekte Kompromiss.
„Mrs. Rutherford,“ sagte sie, „ich denke, ich habe meinen Weg gefunden. Ich möchte Lady Eleanors Modell übernehmen, einschließlich der Blindverschleierung und der strengen Kommunikationsregeln. Doch ich möchte zwei Ausnahmen schaffen: ein Sommerfest und Weihnachten, bei denen ich meine Familie und enge Freunde sehen kann. Diese Anlässe sollen besonders intensiv und bedeutsam gestaltet werden.“
Mrs. Rutherford lächelte leicht. „Das klingt nach einer sehr durchdachten Entscheidung, Miss Kottenbrinkmann. Es ermöglicht Ihnen, Ihre Zurückgezogenheit zu vertiefen, ohne die wichtigsten Verbindungen zu opfern.“

Hedwig entschied, ihre Gedanken mit Marianne zu teilen und ihre Meinung einzuholen. Clara bereitete den Brief vor, während Hedwig diktierte:
„Liebe Marianne,
ich danke Ihnen von Herzen für Ihre ausführliche Antwort. Die Einblicke in Lady Eleanors Lebensstil haben mich zutiefst inspiriert. Besonders der blindverschleierte Zustand hat mich fasziniert, und ich plane, diese Praxis in meinen Alltag zu integrieren.
Ich habe jedoch eine Idee, wie ich das Beste aus verschiedenen Modellen kombinieren könnte. Ich möchte Lady Eleanors strenges Modell übernehmen, mit Ausnahme von zwei besonderen Anlässen pro Jahr: einem Sommerfest und Weihnachten. Diese Anlässe würden es mir ermöglichen, meine Familie und enge Freunde zu sehen, während ich den Rest des Jahres vollständig zurückgezogen lebe.
Ich würde mich über Ihre Meinung dazu freuen. Glauben Sie, dass ein solcher Kompromiss mit den Prinzipien der völligen Zurückgezogenheit vereinbar ist?
Mit den besten Wünschen,
Miss Hedwig Kottenbrinkmann“


Als Clara den Brief abschickte, fühlte Hedwig eine Mischung aus Vorfreude und Entschlossenheit. Der Weg, den sie wählte, war anspruchsvoll, doch er versprach eine Tiefe und Ruhe, die sie bislang nur erahnen konnte.
„Miss Kottenbrinkmann,“ sagte Mrs. Rutherford, „Ihre Vision ist klar und durchdacht. Sie gehen diesen Weg mit Bedacht, und das wird sich auszahlen.“

Hedwig nickte. „Ich fühle mich bereit, Mrs. Rutherford. Schritt für Schritt werde ich meinen Lebensstil vertiefen und gleichzeitig die Verbindungen bewahren, die mir wichtig sind.“
Während der Abend hereinbrach, kehrte Hedwig zu ihrer Kontemplation zurück, erfüllt von der Gewissheit, dass sie auf dem richtigen Weg war – einem Weg, der sie zu größerer Ruhe und Erfüllung führen würde.

Einige Tage nach dem Absenden ihres Briefes erhielt Hedwig eine neue Antwort von Marianne. Clara brachte den Umschlag am frühen Nachmittag in den Salon, wo Hedwig bereits in ihrer üblichen anmutigen Haltung auf sie wartete. Sie spürte die leise Spannung in der Luft, während Clara den Brief öffnete und zu lesen begann.

Mariannes Antwort
„Liebe Miss Kottenbrinkmann,
vielen Dank für Ihren erneuten Brief. Ihre Überlegungen und Ihr Wunsch, das Beste aus verschiedenen Modellen zu kombinieren, zeugen von großer Weitsicht und Hingabe. Lady Eleanor schätzt Ihre Fragen und lässt ausrichten, dass ein solcher Kompromiss durchaus mit den Prinzipien der völligen Zurückgezogenheit vereinbar sein kann – vorausgesetzt, die Struktur bleibt klar und die Ausnahmen sind genau definiert.
Die beiden jährlichen Anlässe, die Sie planen, könnten eine schöne Möglichkeit sein, wichtige Bindungen zu pflegen, ohne Ihren Lebensstil zu gefährden. Lady Eleanor selbst hat sich für eine vollständige Isolation entschieden, doch sie versteht, dass dies nicht für jede Lady von Leisure der richtige Weg ist.
Zum Thema der Blindverschleierung möchte ich hinzufügen, dass diese Praxis nicht nur Disziplin erfordert, sondern auch eine enge Zusammenarbeit mit den Zofen. Sie müssen darauf achten, dass die Umgebung sicher ist und dass die Schleier für längere Tragezeiten geeignet sind.
Sollten Sie diesen Weg gehen, würde ich Ihnen raten, zunächst mit kürzeren Phasen zu beginnen und diese allmählich zu verlängern.
Ich hoffe, diese Einblicke helfen Ihnen bei Ihrer Entscheidung, und ich stehe Ihnen jederzeit für weitere Fragen zur Verfügung.
Mit den besten Wünschen,
Marianne“


Hedwig lauschte den Worten mit wachsender Begeisterung. Die Bestätigung von Lady Eleanor, dass ihre Idee umsetzbar war, gab ihr das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Zugleich beeindruckte sie die praktische und einfühlsame Art, mit der Marianne die Herausforderungen und Möglichkeiten des Blindverschleierten Zustands beschrieb.

„Clara,“ sagte Hedwig schließlich, „diese Antwort ist äußerst ermutigend. Es bestätigt, dass ich meinen Weg gestalten kann, ohne die Essenz dieses Lebensstils zu verlieren.“
Clara nickte. „Es klingt, als hätte Marianne wirklich verstanden, was Sie anstreben, Miss Kottenbrinkmann. Soll ich Mrs. Rutherford informieren?“
„Ja, bitte,“ antwortete Hedwig. „Wir müssen diese Ideen gemeinsam besprechen. Und auch Sophia sollte teilnehmen, da ihre Unterstützung bei der Blindverschleierung unverzichtbar sein wird.“
Später am Tag versammelten sich Mrs. Rutherford, Clara und Sophia im Salon, um Mariannes Antwort und Hedwigs Pläne zu besprechen. Hedwig, die in ihrem Sessel saß, begann das Gespräch mit einer kurzen Zusammenfassung.

„Marianne hat meine Idee bestätigt,“ sagte sie. „Der Kompromiss mit zwei besonderen Anlässen im Jahr ist mit den Prinzipien der Zurückgezogenheit vereinbar. Und sie hat mir wertvolle Hinweise zur Blindverschleierung gegeben.“
Mrs. Rutherford, immer die Stimme der Disziplin, nickte. „Das ist eine solide Grundlage, Miss Kottenbrinkmann. Wie möchten Sie den nächsten Schritt gestalten?“

„Ich denke,“ antwortete Hedwig, „dass wir die Blindverschleierung zunächst schrittweise einführen sollten. Vielleicht beginne ich mit einer halben Stunde am Tag und steigere die Dauer nach und nach. Es wird wichtig sein, dass die Umgebung sicher ist und dass ich mich vollständig auf euch verlassen kann.“

Sophia, die bisher aufmerksam zugehört hatte, meldete sich zu Wort. „Miss Kottenbrinkmann, ich würde vorschlagen, dass wir zunächst den Salon als festen Ort für die Blindverschleierung nutzen. Es ist ein sicherer Raum, und wir könnten die Möbel so arrangieren, dass keine Gefahr besteht.“
„Das ist eine ausgezeichnete Idee,“ stimmte Hedwig zu. „Clara, du könntest mir helfen, die Schleier vorzubereiten. Wir brauchen Materialien, die undurchsichtig sind, aber dennoch angenehm zu tragen.“
Clara lächelte. „Natürlich, Miss. Ich werde Muster besorgen, damit wir die besten Optionen auswählen können.“

Das Gespräch dauerte noch eine Weile an, wobei die Details des nächsten Schrittes sorgfältig besprochen wurden. Mrs. Rutherford schlug vor, einen genauen Zeitplan für die Einführung der Blindverschleierung und die Anpassung der täglichen Struktur zu erstellen. Clara und Sophia notierten sich die Vorschläge und versicherten Hedwig, dass sie sie bei jedem Schritt unterstützen würden.

Als das Treffen beendet war, fühlte sich Hedwig ermutigt und klarer in ihrem Vorhaben. Sie wusste, dass der Weg vor ihr anspruchsvoll sein würde, doch mit der Unterstützung ihrer Angestellten und den Einsichten aus Mariannes Antworten war sie bereit, diesen Schritt zu wagen.
„Danke, dass ihr an meiner Seite seid,“ sagte Hedwig leise. „Dieser Lebensstil wäre ohne euch nicht möglich.“
„Es ist uns eine Ehre, Miss,“ antwortete Mrs. Rutherford mit einem leichten Lächeln. „Und ich bin sicher, dass Sie diese Herausforderung mit der gleichen Anmut und Disziplin meistern werden wie alle anderen zuvor.“

Hedwig lehnte sich in ihrem Sessel zurück, erfüllt von der Gewissheit, dass sie den nächsten Schritt ihres Weges mit Bedacht und Unterstützung gehen würde.
Hedwig ließ Vanessa in den Salon führen, wo sie mit gewohnter Eleganz in ihrem Sessel saß. Das Sonnenlicht fiel durch die hohen Fenster und tauchte den Raum in ein sanftes Leuchten. Vanessa, wie immer in Handschellen, trat ein und schenkte ihrer Freundin ein warmes Lächeln.
„Hedwig,“ begann sie, während sie sich auf dem gegenüberliegenden Stuhl niederließ, „ich freue mich, dich zu sehen. Du hast geschrieben, dass du mir etwas Wichtiges erzählen möchtest.“
Hedwig neigte leicht den Kopf. „Ja, Vanessa. Ich habe eine Entscheidung getroffen. Ich möchte meinen Lebensstil weiter vertiefen und den nächsten Schritt wagen – die völlige Zurückgezogenheit.“

Vanessa wirkte einen Moment überrascht, doch dann lächelte sie sanft. „Hedwig, ich bin beeindruckt. Du hast immer gewusst, was du willst, und ich bewundere deinen Mut, diesen Weg zu gehen. Aber… wird das bedeuten, dass wir uns nicht mehr sehen?“
Hedwig schüttelte den Kopf. „Nicht vollständig. Ich habe beschlossen, zwei besondere Anlässe im Jahr zu schaffen: ein Sommerfest und Weihnachten. An diesen Tagen werde ich Familie und enge Freunde empfangen. Aber im Alltag wird meine Kommunikation ausschließlich über meine Zofen und Mrs. Rutherford erfolgen.“

Vanessa nickte langsam. „Das klingt sehr durchdacht. Und ich bin froh, dass du diese besonderen Anlässe eingeplant hast. Du weißt, dass ich immer für dich da bin, auch wenn wir uns weniger sehen werden.“
Hedwig lächelte unter ihrem Schleier. „Deine Unterstützung bedeutet mir viel, Vanessa. Du bist eine wahre Freundin.“
Am Nachmittag rief Hedwig ihre Zofen und Mrs. Rutherford zusammen, um die Verwaltung ihrer Korrespondenz festzulegen.

Der Tisch im Salon war mit Notizbüchern und Papieren bedeckt, während Clara und Sophia aufmerksam zuhörten.
„Ich möchte, dass jede Kommunikation klar geregelt ist,“ begann Hedwig. „Es ist wichtig, dass nichts übersehen wird und dass meine Anweisungen präzise umgesetzt werden.“
Mrs. Rutherford nickte zustimmend. „Natürlich, Miss Kottenbrinkmann. Wie stellen Sie sich die Organisation vor?“

Hedwig legte ihre Vorstellungen dar:
1. Eingehende Briefe:
Clara wird alle eingehenden Briefe lesen und sortieren.
Persönliche Briefe von Familie oder engen Freunden werden markiert und bei Bedarf vorgelesen.
Geschäftliche oder allgemeine Korrespondenz wird von Clara nach Hedwigs Anweisungen beantwortet.

2. Ausgehende Briefe:
Hedwig wird ihre Briefe diktieren, die Clara oder Sophia anschließend niederschreiben.
Jede Antwort wird vor dem Versand von Mrs. Rutherford geprüft, um sicherzustellen, dass sie den gewünschten Ton und Inhalt trifft.

3. Regelmäßige Berichte:
Clara wird Hedwig einmal pro Woche eine Zusammenfassung der wichtigsten Korrespondenzen vortragen, sodass sie stets informiert bleibt.

4. Besondere Ausnahmen:
In seltenen Fällen, etwa bei dringenden familiären Angelegenheiten, kann die Kommunikation direkt erfolgen, jedoch immer in schriftlicher Form.

„Das klingt nach einem sehr klaren System,“ sagte Clara, während sie Notizen machte. „Ich denke, es wird gut funktionieren.“
Sophia fügte hinzu: „Vielleicht könnten wir bestimmte Tage oder Zeiten für die Diktate und Besprechungen festlegen, damit der Ablauf noch geordneter ist.“
Hedwig nickte. „Ein guter Vorschlag. Wir könnten Montag und Donnerstag dafür reservieren.“
Mrs. Rutherford lächelte leicht. „Miss Kottenbrinkmann, Sie haben eine klare Struktur geschaffen. Ich bin zuversichtlich, dass dieses System Ihre Zurückgezogenheit effektiv unterstützt.“
Als das Treffen beendet war, fühlte sich Hedwig erleichtert und zufrieden. Die Struktur für ihre Korrespondenz war festgelegt, und sie wusste, dass ihre Zofen und Mrs. Rutherford sie mit Sorgfalt und Hingabe unterstützen würden.
Am Abend, während Clara ihr das Nachtgewand anlegte, sprach Hedwig leise: „Es ist beruhigend zu wissen, dass alles vorbereitet ist. Der Weg zur völligen Zurückgezogenheit fühlt sich nicht mehr so weit entfernt an.“
Clara lächelte. „Sie werden diesen Weg mit Anmut und Stärke gehen, Miss. Und wir sind an Ihrer Seite.“
Hedwig schloss die Augen, ein Gefühl von Frieden erfüllte sie. Der nächste Schritt war getan, und sie war bereit, ihr Leben in völliger Zurückgezogenheit zu gestalten – mit den Verbindungen, die ihr am Herzen lagen, und der Disziplin, die sie immer geleitet hatte.
52. Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 17

geschrieben von BlackCoon am 22.01.25 16:24

Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 17 - Der Alltag in neuer Tiefe

Hedwig hatte ihren Alltag an die neuen Maßnahmen angepasst. Die Blindverschleierung, die sie zunächst zögerlich eingeführt hatte, war zu einem festen Bestandteil ihrer Routine geworden. Sie begann mit kurzen Einheiten von zwanzig Minuten, doch mit der Zeit verlängerte sie diese auf eine Stunde oder mehr. Während sie den vollständig undurchsichtigen Schleier trug, konzentrierte sie sich auf ihre Haltung, ihren Atem und ihre Gedanken.

Der Morgen begann wie immer mit Clara und Sophia, die ihr halfen, die Tageskleidung anzulegen. Heute wählte Hedwig ein hochgeschlossenes Kleid mit ausladendem Rock, dazu einen dicken Schleier aus schwarzem, undurchsichtigem Stoff. Ihre Hände wurden wie gewohnt in den Armbinder gelegt, was sie mit einer Mischung aus Stolz und Gelassenheit erfüllte.

„Miss Kottenbrinkmann,“ sagte Clara, während sie den Schleier befestigte, „Ihr Plan für heute beinhaltet zwei Sitzungen in Blindverschleierung – eine im Salon und eine während eines Spaziergangs im Garten.“
„Sehr gut,“ antwortete Hedwig leise. „Die Praxis vertieft meine Konzentration. Ich möchte sie heute etwas länger ausdehnen.“
Am Nachmittag begleitete Sophia Hedwig in den Park des Anwesens. Der Weg war klar definiert, und Sophia führte Hedwig sanft, indem sie eine Hand auf ihre Schulter legte. Der vollständig undurchsichtige Schleier schirmte Hedwig vollständig von der Außenwelt ab.

Das leise Rascheln ihrer Schenkelbänder und das Klirren der Ketten, die ihre Bewegungen kontrollierten, waren die einzigen Geräusche, die den Spaziergang begleiteten. Hedwig bewegte sich langsam, bedächtig und genoss die völlige Isolation, die der Schleier bot.
„Miss Kottenbrinkmann,“ sagte Sophia leise, „wir nähern uns der Rosenlaube. Möchten Sie dort eine Weile verweilen?“
„Ja, Sophia,“ antwortete Hedwig. „Ich möchte die Ruhe genießen.“
Sophia half ihr, sich auf die Bank zu setzen, und blieb in respektvoller Entfernung stehen, während Hedwig in stiller Kontemplation verweilte. Obwohl sie die Welt um sich herum nicht sehen konnte, fühlte sie sich tief mit der Natur verbunden.

Am Abend diktierte Hedwig Clara einen Brief an Vanessa. Die Worte kamen ruhig und bedacht, während Clara aufmerksam schrieb.
„Liebe Vanessa,
ich hoffe, es geht dir gut. Mein Alltag hat sich durch die Einführung der Blindverschleierung tiefgreifend verändert. Diese Praxis hat mir eine neue Dimension der Ruhe und Konzentration eröffnet, die ich vorher nicht kannte.
Heute habe ich einen Spaziergang im Park gemacht, blindverschleiert, begleitet von Sophia. Es war eine besondere Erfahrung, die mich von allen äußeren Einflüssen abgeschirmt hat.
Ich hoffe, dass wir bald wieder miteinander schreiben oder uns bei einem der besonderen Anlässe sehen können. Deine Briefe bedeuten mir sehr viel, und ich freue mich, bald wieder von dir zu hören.
In tiefer Zuneigung,
Hedwig“

Clara versiegelte den Brief und versprach, ihn sofort zu versenden.

Wenige Tage später brachte Clara Vanessas Antwort. Hedwig wartete gespannt, während Clara den Brief vorlas.
„Meine liebe Hedwig,
es freut mich so sehr zu hören, dass du in deinem neuen Alltag Erfüllung findest. Die Blindverschleierung klingt faszinierend, und ich kann mir vorstellen, wie tiefgehend diese Erfahrung für dich sein muss.
Ich hoffe, dass wir uns beim nächsten Sommerfest sehen werden. Deine Briefe sind für mich eine große Freude, und ich bewundere die Hingabe, mit der du deinen Lebensstil lebst.
Sei dir sicher, dass ich immer für dich da bin.
In Freundschaft und Zuneigung,
Vanessa“


Hedwig lächelte unter ihrem Schleier, als Clara den Brief beendete. Die Worte ihrer Freundin erfüllten sie mit Freude und einem tiefen Gefühl der Verbundenheit.
Am Abend, während Clara ihr das Nachtgewand anlegte, sprach Hedwig leise: „Es ist schön zu wissen, dass ich in Vanessa eine so treue Freundin habe. Ihre Worte bedeuten mir sehr viel.“
Clara lächelte. „Sie ist eine wunderbare Freundin, Miss Kottenbrinkmann. Und es ist offensichtlich, wie sehr sie Ihre Hingabe bewundert.“

Hedwig nickte. Sie fühlte sich in ihrem neuen Alltag angekommen, und die Blindverschleierung hatte ihr Leben mit einer neuen Tiefe bereichert. Während sie sich zur Nachtruhe begab, dachte sie mit Vorfreude an die nächsten Schritte ihres Weges – Schritte, die sie mit Hingabe und Disziplin meistern würde.

Hedwig hatte beschlossen, einen Brief an alle Ladies of Leisure zu schreiben, mit denen sie über die Zofen in Kontakt stand. Sie wollte ihnen für ihren bisherigen Rat danken und gleichzeitig ihre Fortschritte und Überzeugungen teilen.

Clara, wie immer an ihrer Seite, nahm sorgfältig Hedwigs Worte auf.
„Liebe Ladies of Leisure,
ich möchte Ihnen allen meinen tief empfundenen Dank aussprechen. Ihre Ratschläge und Ihre Einblicke haben mir geholfen, meinen Lebensstil zu vertiefen und neue Dimensionen der Ruhe und Disziplin zu entdecken.
Ich habe mich inzwischen für ein Modell entschieden, das auf den Prinzipien der völligen Zurückgezogenheit basiert, jedoch zwei besondere Anlässe im Jahr zulässt: ein Sommerfest und Weihnachten, an denen ich meine Familie und engen Freunde sehe. An allen anderen Tagen lebe ich isoliert und kommuniziere ausschließlich über meine Zofen.
Besonders die Praxis der Blindverschleierung hat mir geholfen, eine tiefere Ebene der Kontemplation zu erreichen. Mein Alltag ist strukturiert und erfüllt, und ich fühle eine tiefe Zufriedenheit.
Ich würde mich freuen, Ihre Gedanken zu meinem Lebensstil zu hören. Ihre Einsichten und Ihre Kritik sind für mich von unschätzbarem Wert.
In Dankbarkeit,
Miss Hedwig Kottenbrinkmann“


Clara verschickte den Brief an alle Zofen der Ladies, die Hedwig kannte, und nach einigen Wochen trafen die ersten Antworten ein.

Clara las die Briefe vor, während Hedwig in ihrem Sessel saß, ihre Haltung makellos und ihr Schleier leicht bewegt vom sanften Luftzug.

Antwort 1: Zofe Elise für Lady Amalia
„Liebe Miss Kottenbrinkmann,
ich danke Ihnen für Ihren Brief und Ihre Offenheit. Lady Amalia hat Ihre Worte gehört, aber sie ist der Meinung, dass Ihr Lebensstil nicht wirklich als völlige Zurückgezogenheit gelten kann. Ihre umfangreiche Korrespondenz und die besonderen Anlässe, die Sie einplanen, widersprechen den Grundprinzipien dieser Lebensweise.
Lady Amalia rät Ihnen, Ihre Korrespondenzen drastisch zu reduzieren und sich mehr auf die innere Reflexion zu konzentrieren, wenn Sie diesen Weg ernsthaft verfolgen möchten.
Mit freundlichen Grüßen,
Elise“


Hedwig nickte nachdenklich. „Das ist eine faire Beobachtung. Ich werde darüber nachdenken.“

Antwort 2: Zofe Marianne für Lady Eleanor
„Liebe Miss Kottenbrinkmann,
Lady Eleanor hat Ihren Brief mit gemischten Gefühlen gelesen. Sie bewundert Ihre Hingabe, doch sie sieht in Ihrem Lebensstil eine Widersprüchlichkeit. Die Menge an Korrespondenz, die Sie führen, lässt wenig Raum für die völlige Loslösung von der Welt.
Lady Eleanor rät Ihnen, Ihre Kommunikation zu reduzieren und strengere Regeln für den schriftlichen Austausch einzuführen. Andernfalls riskieren Sie, Ihren Lebensstil nur oberflächlich zu leben.
Mit Hochachtung,
Marianne“


Hedwig spürte ein leichtes Unbehagen. Die Kritik war direkt, aber nicht unfreundlich. Es war jedoch klar, dass Lady Eleanor einen anderen Maßstab anlegte.

Antwort 3: Zofe Helena für Lady Margaret
„Liebe Miss Kottenbrinkmann,
Lady Margaret ist der Meinung, dass Ihre Praxis weit von der Idee der völligen Zurückgezogenheit entfernt ist. Sie sieht Ihre ständigen Briefe als Ablenkung von der inneren Ruhe, die dieser Lebensstil bieten soll.
Sie fragt sich, ob Sie wirklich bereit sind, diesen Weg zu gehen, oder ob Sie versuchen, sich das Beste aus beiden Welten zu nehmen, ohne sich ganz auf eine zu verpflichten.
Mit besten Wünschen,
Helena“


Diese Antwort traf Hedwig tiefer. Sie spürte die Schärfe in Lady Margarets Urteil und wusste, dass sie einen wunden Punkt angesprochen hatte.

Antwort 4: Zofe Clara für Lady Beatrice
„Liebe Miss Kottenbrinkmann,
Lady Beatrice hat Ihren Brief gehört, aber sie ist der Meinung, dass Ihre ständigen Briefe und die Ausnahmen, die Sie sich gönnen, ein Zeichen dafür sind, dass Sie sich nicht vollständig von der Welt lösen können. Sie fragt sich, ob Sie diesen Lebensstil aus tiefster Überzeugung oder nur aus einer Faszination heraus verfolgen.
Lady Beatrice rät Ihnen, Ihre Motivation gründlich zu hinterfragen.
Mit freundlichen Grüßen,
Clara“


Hedwig atmete tief ein. Diese Kritik war die härteste. Sie wusste, dass Lady Beatrice eine radikale Vertreterin der völligen Isolation war, aber die Worte nagten an ihr.

Unter den Antworten fand sich auch ein Brief von Vanessa, der Clara zuletzt vorlas.
„Liebe Hedwig,
ich habe deinen Brief gelesen und frage mich, ob du wirklich weißt, was du willst. Du schreibst so oft an mich und andere, und trotzdem sprichst du von völliger Zurückgezogenheit. Ist das nicht ein Widerspruch?
Ich bewundere deine Hingabe, aber ich glaube, dass du noch nicht klar entschieden hast, welchen Weg du gehen möchtest. Vielleicht solltest du dir mehr Zeit nehmen, um das herauszufinden.
Ich werde dich immer unterstützen, egal, was du entscheidest. Aber bitte sei ehrlich zu dir selbst.
Deine Vanessa“


Hedwig spürte, wie Vanessas Worte sie stärker trafen als jede andere Kritik. Vanessa hatte recht: Sie musste sich fragen, ob sie wirklich die völlige Zurückgezogenheit wollte – und wenn ja, wie sie diesen Weg konsequent gestalten konnte.
Am Abend, während Clara ihr das Nachtgewand anlegte, sprach Hedwig leise: „Clara, die Briefe haben mir viel zu denken gegeben. Vielleicht muss ich meinen Lebensstil strenger gestalten. Aber ich bin mir noch nicht sicher, wie ich das umsetzen soll.“

„Miss Kottenbrinkmann,“ antwortete Clara, „Sie haben immer bewiesen, dass Sie Ihre Entscheidungen mit Bedacht treffen. Ich bin sicher, dass Sie den richtigen Weg finden werden.“
Hedwig schloss die Augen, während sie die kritischen Stimmen in ihrem Kopf ordnete. Der Weg zur völligen Zurückgezogenheit war anspruchsvoller, als sie gedacht hatte, aber sie war bereit, weiter darüber nachzudenken und ihre nächsten Schritte mit Disziplin und Überzeugung zu gehen.

Nach den ersten, teils scharfen Kritiken erreichten Hedwig weitere Antworten von Zofen, deren Ladies in völliger Zurückgezogenheit lebten. Diese Briefe waren nicht weniger streng, doch sie boten zugleich Alternativen und konkrete Beispiele, wie andere Ladies ihren Lebensstil strukturierten. Clara bereitete die Briefe sorgfältig vor, und Hedwig hörte sie mit gespannter Aufmerksamkeit an.

Antwort 1: Zofe Evelyn für Lady Ophelia
„Liebe Miss Kottenbrinkmann,
Lady Ophelia hat Ihre Worte zur Kenntnis genommen und wünscht Ihnen, den Weg der völligen Isolation mit größerer Konsequenz zu beschreiten, wenn Sie ihn wirklich anstreben. Sie lebt seit über zehn Jahren vollständig zurückgezogen, ohne Briefe zu schreiben oder zu diktieren. Alle Korrespondenz wird ausschließlich von mir verwaltet, und ich entscheide, welche Nachrichten an sie vorgelesen werden.
Ihre Kommunikation ist minimal und erfolgt nur durch Nicken oder leichtes Kopfdrehen, da ihre Hände stets im Armbinder verbleiben. Sie hat klare Tagesstrukturen: Morgens kontemplatives Stehen, nachmittags langsame Spaziergänge unter meiner Führung und abends stille Meditation. Kein Besuch und keine äußeren Verpflichtungen unterbrechen diesen Rhythmus.
Lady Ophelia rät Ihnen, Ihre Korrespondenzen vollständig einzustellen und nur noch zuzuhören, wenn Briefe vorgelesen werden. Dadurch können Sie Ihre innere Ruhe vertiefen und den wahren Geist der Zurückgezogenheit erleben.
Mit Hochachtung,
Evelyn“


Hedwig war fasziniert von der absoluten Strenge dieses Modells. Die Vorstellung, nicht einmal Briefe zu diktieren, schien radikal, doch sie erkannte die Disziplin und Hingabe, die dahinter steckte.

Antwort 2: Zofe Henriette für Lady Rosalind
„Liebe Miss Kottenbrinkmann,
Lady Rosalind lebt seit fünf Jahren in völliger Isolation und hat klare Strukturen etabliert, die ihr ermöglichen, sich vollständig von der Welt abzuwenden. Ihre Tage sind in Kontemplation, stille Bewegung und kontrollierte Tätigkeiten unter meiner Führung unterteilt.
Briefe werden ausschließlich von mir geschrieben, und ich entscheide, welche Themen von Bedeutung sind. Lady Rosalind hat keine Möglichkeit, ihre eigenen Wünsche zu äußern, außer durch sanfte Kopfbewegungen. Diese Einschränkung hilft ihr, jede äußere Einflussnahme zu vermeiden und sich ausschließlich auf ihre innere Entwicklung zu konzentrieren.
Sollten Sie diesen Weg gehen wollen, rate ich Ihnen, Ihre Zofen mit größerer Entscheidungsfreiheit auszustatten und Ihre direkte Einflussnahme auf die Korrespondenz vollständig aufzugeben. Nur so können Sie echte Isolation erreichen.
Mit besten Wünschen,
Henriette“


Diese Struktur beeindruckte Hedwig durch ihre Konsequenz. Die Idee, die Verantwortung für die Kommunikation vollständig abzugeben, war neu für sie – und zugleich herausfordernd.

Antwort 3: Zofe Margot für Lady Isolde
„Liebe Miss Kottenbrinkmann,
Lady Isolde hat Ihren Brief gehört und lässt ausrichten, dass Ihre Praxis der Korrespondenz und Ihre Ausnahmen für Besuche dem Konzept der völligen Zurückgezogenheit widersprechen. Sie lebt seit ihrem zwanzigsten Lebensjahr isoliert, und ihre Tage sind vollständig von mir strukturiert.
Ihr Lebensstil umfasst Blindverschleierung, völlige Stille und die völlige Aufgabe von Selbstbestimmung. Ich entscheide, welche Briefe sie hört, welche Kleidung sie trägt, und ich organisiere ihren gesamten Alltag. Diese Aufgabe erfordert Vertrauen und Hingabe, doch Lady Isolde hat darin eine tiefe Erfüllung gefunden.
Sollten Sie sich ernsthaft für die völlige Zurückgezogenheit entscheiden, ist es unabdingbar, dass Sie Ihre Zofen zu Ihren vollwertigen Entscheidern machen. Nur dann können Sie die äußere Welt vollständig loslassen.
Mit Respekt,
Margot“


Hedwig spürte ein leichtes Unbehagen. Die völlige Aufgabe von Selbstbestimmung wirkte extrem, doch zugleich verstand sie, wie diese Struktur eine vollständige Isolation ermöglichen konnte.

Antwort 4: Zofe Beatrice für Lady Constance
**„Liebe Miss Kottenbrinkmann,
Lady Constance hat Ihren Brief gehört und schätzt Ihre Offenheit, doch sie ist der Meinung, dass Ihr Lebensstil noch viel zu sehr von äußeren Bindungen geprägt ist. Lady Constance lebt in völliger Stille, trägt ihren Schleier ununterbrochen und ist vollständig in den Händen ihrer Zofen. Wir organisieren ihren Alltag in drei Hauptphasen:
Morgens: Stilles Sitzen in völliger Blindverschleierung
Nachmittags: Geführte Meditation, Haltungsübungen und kurze Spaziergänge unter unserer Aufsicht
Abends: Rückzug in Dunkelheit zur Kontemplation
Es gibt keinerlei Ausnahmen, keine Besuche, und keine Briefe werden von ihr diktiert. Die äußere Welt existiert für sie nur durch uns, ihre Zofen.
Lady Constance rät Ihnen, Ihre Abhängigkeit von schriftlicher Kommunikation vollständig zu beenden und eine tiefere Hingabe an Ihren Lebensstil zu entwickeln.
Mit Respekt,
Beatrice“**


Diese Beschreibung war die strengste von allen. Hedwig konnte kaum fassen, wie vollständig Lady Constance von ihrer Umwelt abgeschirmt war. Doch sie war tief beeindruckt von der Konsequenz dieses Modells.

Nachdem Clara die Briefe vorgelesen hatte, herrschte eine lange Stille im Salon. Hedwig saß regungslos, den Blick hinter ihrem Schleier verborgen. Schließlich sprach sie leise: „Diese Modelle sind radikal und erfordern eine Hingabe, die ich mir bisher nur erträumt habe. Doch sie haben mich inspiriert.“
„Miss Kottenbrinkmann,“ sagte Clara sanft, „Sie müssen nicht alles auf einmal ändern. Aber vielleicht könnten Sie Elemente dieser Lebensstile in Ihren Alltag integrieren.“

Mrs. Rutherford, die aufmerksam zugehört hatte, nickte. „Es wäre sinnvoll, diese Vorschläge schrittweise zu prüfen. Einige dieser Ansätze könnten Ihnen helfen, die völlige Zurückgezogenheit zu vertiefen, ohne Ihre eigene Identität zu verlieren.“
Hedwig nickte nachdenklich. „Ja. Ich werde die Elemente betrachten, die für mich sinnvoll sind. Und ich werde mich an Marianne und die anderen Zofen wenden, um mehr über ihre Methoden zu erfahren.“

Hedwig war von den Antworten inspiriert, aber auch herausgefordert. Sie wusste, dass sie weitere Fragen stellen und ihre nächsten Schritte sorgfältig planen musste. Die völlige Zurückgezogenheit war kein einfacher Weg, doch sie war bereit, ihn mit Bedacht zu gehen – Schritt für Schritt, und immer mit der Unterstützung ihrer treuen Zofen.

Am späten Nachmittag brachte Clara einen weiteren Brief ins Ankleidezimmer, während Hedwig sich gerade für ihre abendliche Kontemplation vorbereitete. Der Umschlag war vertraut – er stammte von Vanessa. Hedwig lächelte zunächst, doch als Clara den Brief öffnete und vorlas, veränderte sich ihre Haltung. Die Worte trafen sie tief.

Vanessas enttäuschter Brief
„Liebe Hedwig,
ich schreibe dir mit schwerem Herzen. Ich habe deine Entwicklung und deinen Lebensstil immer bewundert, doch ich kann nicht länger verbergen, wie enttäuscht ich von dir bin.
Du sprichst von völliger Zurückgezogenheit, doch du führst unzählige Briefe, darunter auch an mich. Ist dir bewusst, dass du gegen die Prinzipien verstößt, die du selbst so hochhältst? Ich frage mich, ob du wirklich weißt, was du willst, oder ob du dich nur hinter den Konzepten der Ladies of Leisure versteckst, um dir selbst etwas zu beweisen.
Es schmerzt mich, dies zu sagen, aber ich fühle, dass ich dich nicht mehr erreiche. Vielleicht solltest du innehalten und dir überlegen, was dir wirklich wichtig ist. Ich wünsche dir alles Gute, aber ich weiß nicht, ob ich weiterhin Teil deines Lebens sein kann.
Vanessa“


Hedwig saß regungslos, während Clara den Brief beiseitelegte. Die Enttäuschung in Vanessas Worten war unverkennbar, und sie fühlte, wie ein Stich durch ihr Herz ging. Vanessa war nicht nur eine Freundin, sie war eine ihrer engsten Vertrauten – und nun schien sie diese Verbindung zu verlieren.
„Clara,“ sagte Hedwig schließlich leise, „lass mich allein.“

Clara zögerte, doch sie nickte und verließ das Zimmer, die Tür leise hinter sich schließend. Hedwig blieb zurück, ihre Gedanken ein Wirbelsturm aus Schuld, Enttäuschung und Selbsterkenntnis.
Hedwig verbrachte den Abend in Kontemplation, ohne den Schleier zu lüften. Vanessas Worte hallten in ihrem Geist wider. Sie wusste, dass ihre Freundin recht hatte. Sie hatte sich selbst widersprochen, indem sie von Zurückgezogenheit sprach, während sie eine Flut von Korrespondenzen führte.

Sie hatte die Verantwortung für ihren Lebensstil nie vollständig abgegeben und versucht, Kontrolle zu behalten, wo sie eigentlich loslassen sollte.
„Vielleicht,“ dachte Hedwig, „ist die Abgabe von Verantwortung der wahre Schlüssel zu diesem Lebensstil.“

Sie erinnerte sich an die Briefe der Zofen, die von Ladies berichteten, die ihre gesamte Kommunikation und Alltagsstruktur in die Hände ihrer Angestellten gelegt hatten. Diese Modelle waren streng, ja radikal, aber vielleicht genau das, was sie brauchte, um wirklich neu anzufangen.
Am nächsten Morgen rief Hedwig Mrs. Rutherford, Clara und Sophia zu einem Treffen im Salon. Sie wirkte ruhiger als sonst, fast entschlossen, als sie sprach.

„Ich habe über alles nachgedacht,“ begann sie, „und ich sehe ein, dass ich Fehler gemacht habe. Ich habe versucht, Kontrolle zu behalten, wo ich sie hätte abgeben müssen. Ich habe mich selbst blockiert.“

Mrs. Rutherford beobachtete sie aufmerksam. „Und was möchten Sie tun, Miss Kottenbrinkmann?“
„Ich möchte die Verantwortung vollständig in eure Hände legen,“ sagte Hedwig mit fester Stimme. „Ich möchte, dass ihr ein Modell für mich plant – ein Modell, das auf den Prinzipien der völligen Zurückgezogenheit basiert. Es soll streng sein, und ich werde es ohne Einwände akzeptieren.“
Clara und Sophia sahen sich an, überrascht, aber auch beeindruckt von Hedwigs Entschlossenheit. „Miss,“ sagte Clara vorsichtig, „das ist ein großer Schritt. Sind Sie sicher, dass Sie bereit dafür sind?“

„Ja,“ antwortete Hedwig. „Ich habe versucht, beides zu wollen: Kontrolle und völlige Isolation. Doch das funktioniert nicht. Es ist an der Zeit, loszulassen.“
Mrs. Rutherford nickte langsam. „Wir werden ein Modell entwickeln, das Ihren Wünschen entspricht, Miss Kottenbrinkmann. Es wird streng sein, aber es wird Ihnen die Struktur geben, die Sie suchen. Sobald wir es fertiggestellt haben, werden wir es mit Ihnen besprechen.“
„Danke,“ sagte Hedwig leise. „Ich vertraue euch vollständig.“

Nachdem das Treffen beendet war, fühlte Hedwig eine Mischung aus Erleichterung und Nervosität. Sie hatte einen wichtigen Schritt getan, einen Schritt, der sie näher an die Essenz ihres Lebensstils bringen würde. Doch sie wusste auch, dass sie Vanessa nicht aufgeben wollte. Sie würde ihre Freundin noch einmal kontaktieren – nicht sofort, aber irgendwann, wenn die Zeit reif war.
Für den Moment jedoch ließ sie los. Sie übergab die Verantwortung, um einen neuen Anfang zu finden, und bereitete sich darauf vor, ihren Lebensstil mit einer neuen Tiefe und Hingabe zu leben.
53. Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 18

geschrieben von BlackCoon am 22.01.25 16:35

Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 18 - Das strenge Modell

Das neue Modell, das Mrs. Rutherford, Clara und Sophia entwickelt hatten, wurde Hedwig im Salon verkündet. Sie saß aufrecht in ihrem Sessel, ihre Hände im Armbinder gefesselt, der Schleier ihres Gesichts bewegte sich leicht mit ihrem Atem. Die Atmosphäre war ernst, fast feierlich, als Mrs. Rutherford mit ruhiger Stimme die Details vortrug.
„Miss Kottenbrinkmann,“ begann Mrs. Rutherford, „wir haben ein Modell entworfen, das auf den Prinzipien der völligen Zurückgezogenheit basiert und Ihnen ermöglicht, diesen Lebensstil in seiner reinsten Form zu leben. Es umfasst die folgenden Punkte:

1. Keine direkten Treffen oder persönlichen Kontakte: Es wird keine Besuche oder Ausnahmen mehr geben. Alle Kommunikation mit der Außenwelt erfolgt ausschließlich schriftlich durch Ihre Zofen.
2. Blindverschleierung als Standard: Sie werden den undurchsichtigen Schleier während eines Großteils des Tages tragen. Nur während der Nacht oder in besonderen Ruhephasen wird er abgenommen.
3. Eingeschränkte Kommunikation: Ihre Zofen werden Briefe lesen, filtern und verfassen. Sie selbst können keine Briefe diktieren. Stattdessen können Sie Wünsche oder Gedanken leise äußern, die wir interpretieren.

4. Feste Tagesstruktur:
Morgens: Kontemplation im Sitzen und Stehen, begleitet von leiser Musik.
Nachmittags: Haltungsübungen und Spaziergänge in völliger Blindverschleierung unter Führung Ihrer Zofen.
Abends: Vorlesen Kontemplation im Sitzen oder Meditation mit Musik oder in völliger Stille.

5. Selbstbestimmung wird delegiert: Alle Entscheidungen über Kleidung, Aktivitäten und Korrespondenzen werden von uns getroffen. Sie geben die Verantwortung vollständig an uns ab.

„Dies ist ein anspruchsvolles Modell,“ fuhr Mrs. Rutherford fort, „aber es wird Ihnen die Disziplin und Ruhe geben, die Sie suchen. Sind Sie bereit, Miss Kottenbrinkmann?“
Hedwig sprach mit leiser Stimme: „Ja. Ich akzeptiere dieses Modell.“
Die Umstellung war eine Herausforderung. Hedwig musste lernen, ihre Kontrolle vollständig abzugeben. Clara und Sophia halfen ihr bei jeder Bewegung, führten sie durch den Tag und sorgten dafür, dass sie sich an die neue Struktur hielt.
Die Blindverschleierung, die früher nur zeitweise Teil ihres Lebens war, wurde nun zur ständigen Begleiterin. Hedwig konnte die Welt um sich herum nicht mehr sehen, was sie zwang, sich vollständig auf ihre innere Wahrnehmung zu konzentrieren.

Der Alltag in völliger Zurückgezogenheit

Morgens: Kontemplation im Stehen
Der Morgen begann mit einer Stunde Kontemplation. Hedwig stand regungslos im Salon, die Hände sicher im Armbinder fixiert, während leise klassische Musik spielte. Clara blieb in der Nähe, um sicherzustellen, dass Hedwig stabil blieb, doch sie sprach nicht.
Die völlige Stille half Hedwig, ihre Gedanken zu ordnen. Sie spürte die Ruhe, die sich in ihrem Inneren ausbreitete, und begann, diese Phasen als ihre wertvollste Zeit zu schätzen.

Nachmittags: Blindverschleierte Spaziergänge
Nach dem Mittagessen führte Sophia sie in den Park. Der undurchsichtige Schleier nahm ihr jede Sicht, und die Schenkelbänder, die ihre Schritte kontrollierten, sorgten für einen langsamen, bedächtigen Gang. Sophia führte sie sanft, ihre Hand ruhte auf Hedwigs Schulter, während sie durch die gepflegten Wege des Anwesens gingen.
Die Spaziergänge waren von einer tiefen Symbolik geprägt: Hedwig war vollständig von der Welt abgeschirmt, auf die Führung ihrer Zofe angewiesen und doch vollkommen in sich selbst vertieft.

Abends: Meditation in völliger Stille
Am Abend wurde Hedwig in ihrem Sessel positioniert, wo sie eine Stunde in völliger Stille verbrachte. Der Schleier blieb an Ort und Stelle, und die einzige Bewegung war das sanfte Heben und Senken ihres Brustkorbs. Diese Zeit war für Hedwig eine intensive Erfahrung der Loslösung – von der Welt, aber auch von sich selbst.
Die völlige Aufgabe von Kontrolle und die Abwesenheit von persönlichen Kontakten stellten Hedwig vor emotionale Herausforderungen. Es gab Momente, in denen sie die Isolation als erdrückend empfand, doch Clara und Sophia waren stets zur Stelle, um sie durch diese Phasen zu führen.

„Miss Kottenbrinkmann,“ sagte Clara einmal leise, „die ersten Tage sind immer die schwierigsten. Aber Sie machen das sehr gut. Ihre Hingabe ist bewundernswert.“
Hedwig nickte leicht, ein kaum wahrnehmbares Zeichen ihrer Zustimmung. Ihre Stimme war nicht notwendig; ihre Zofen verstanden sie auch ohne Worte.

Nach einigen Wochen begann Hedwig, die neue Struktur als befreiend zu empfinden. Die völlige Abgabe von Verantwortung ermöglichte ihr eine Tiefe der Kontemplation, die sie zuvor nicht erreicht hatte. Sie spürte, wie sich ihr Geist klärte und sie eine neue Art von innerem Frieden fand.

Eines Abends, während sie in völliger Stille saß, dachte sie an Vanessa. Ein Teil von ihr vermisste ihre Freundin, doch sie wusste, dass dieser Weg notwendig war, um ihre Ideale zu verwirklichen. Sie fühlte keine Reue – nur die Gewissheit, dass sie nun die Lady of Leisure war, die sie immer hatte sein wollen.

Hedwig lebte sich immer besser in ihrem neuen, strengen Lebensstil ein. Mit jeder Woche schien die Ruhe und Struktur des Modells sie tiefer in eine Welt der Gelassenheit und Kontemplation zu führen. Die völlige Abgabe von Verantwortung, die sie zunächst als Verlust empfunden hatte, fühlte sich nun wie eine Befreiung an. Ohne die Last von Entscheidungen konnte sie sich ganz auf ihre innere Entwicklung konzentrieren.

Hedwig begann, die kleinen Rituale ihres Tagesablaufs mehr zu schätzen: das leise Rascheln ihres Kleides, das sanfte Klirren der Schenkelbänder während der Spaziergänge, die absolute Stille während der Meditation. Diese Details, die früher unbedeutend erschienen, wurden zu Ankern ihres neuen Lebens.
Clara und Sophia beobachteten diese Veränderung mit Stolz. „Miss Kottenbrinkmann wirkt ausgeglichener denn je,“ bemerkte Clara eines Abends, während sie Hedwig für die Nacht vorbereitete. „Es ist, als hätte sie ihren wahren Lebensstil gefunden.“

Mrs. Rutherford nickte zustimmend. „Sie hat eine bemerkenswerte Hingabe gezeigt. Es ist Zeit, dass andere erfahren, wie gut sie sich macht.“
Ohne Hedwigs Wissen beschlossen Clara und Sophia, Briefe an jene zu schreiben, die sie einst kritisiert hatten – die Ladies of Leisure, Vanessa und auch Hedwigs Familie. Sie wollten von Hedwigs Fortschritten berichten und ihren Wandel schildern.

Brief an die Ladies of Leisure
„Sehr geehrte Zofe,
ich schreibe Ihnen im Namen von Miss Kottenbrinkmann, um Ihnen mitzuteilen, wie gut sie sich in ihrem neuen Lebensstil entwickelt hat. Ihre Hingabe an die völlige Zurückgezogenheit und die strenge Struktur ihres Tagesablaufs haben zu einer bemerkenswerten Veränderung geführt.
Miss Kottenbrinkmann ist ausgeglichener und zufriedener denn je. Ihre Blindverschleierung und die völlige Abgabe von Verantwortung haben ihr eine Tiefe der Ruhe und Kontemplation eröffnet, die sie zuvor nicht kannte.
Wir möchten Ihnen für Ihre früheren Ratschläge danken, die dazu beigetragen haben, diesen Wandel zu ermöglichen.
Mit besten Grüßen,
Clara und Sophia“


Brief an Vanessa
„Liebe Vanessa,
wir schreiben Ihnen im Namen von Miss Kottenbrinkmann. Sie hat sich in ihrem neuen Lebensstil wunderbar eingefunden und wirkt glücklicher und ausgeglichener als je zuvor. Obwohl sie keine Briefe mehr selbst schreibt, möchten wir Ihnen versichern, dass sie oft an Sie denkt.
Ihr Beitrag zu ihrem Lebensweg wird von uns allen geschätzt, und wir hoffen, dass Sie sich über ihre Fortschritte freuen.
Mit herzlichen Grüßen,
Clara und Sophia“


Brief an Hedwigs Familie
„Sehr geehrte Familie Kottenbrinkmann,
wir möchten Ihnen mitteilen, dass Miss Kottenbrinkmann sich in ihrem neuen Lebensstil hervorragend entwickelt hat. Sie ist zufrieden, ruhig und voller innerer Ausgeglichenheit. Obwohl sie keine direkten Kontakte mehr pflegt, möchte sie, dass Sie wissen, dass sie oft an Sie denkt.
Ihre Hingabe an diesen Lebensstil ist bewundernswert, und wir sind stolz, sie auf diesem Weg unterstützen zu dürfen.
Mit besten Grüßen,
Clara und Sophia“


Die ersten Antworten ließen nicht lange auf sich warten. Clara las sie Hedwig nicht vor, sondern behielt sie für sich und Sophia, um Hedwigs Konzentration nicht zu stören. Doch sie waren ermutigend und bestätigten, dass Hedwigs Entwicklung bemerkt und geschätzt wurde.

Antwort von Zofe Evelyn für Lady Ophelia
„Liebe Clara und Sophia,
es freut uns zu hören, dass Miss Kottenbrinkmann Fortschritte macht. Lady Ophelia lässt ausrichten, dass sie tief beeindruckt ist von der Hingabe Ihrer Herrin. Es scheint, dass sie den wahren Geist der völligen Zurückgezogenheit gefunden hat.
Mit Hochachtung,
Evelyn“


Antwort von Vanessa
„Liebe Clara und Sophia,
ich bin froh zu hören, dass Hedwig glücklich ist. Es war schwer für mich, ihren Weg zu verstehen, doch Ihre Worte zeigen mir, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hat. Bitte richten Sie ihr meine besten Wünsche aus.
In Freundschaft,
Vanessa“


Antwort von Hedwigs Familie
„Liebe Clara und Sophia,
wir danken Ihnen für die Nachricht. Es beruhigt uns zu wissen, dass Hedwig ihren Lebensstil gefunden hat und glücklich ist. Wir vermissen sie, aber wir respektieren ihre Entscheidung.
Mit freundlichen Grüßen,
Familie Kottenbrinkmann“


Hedwig wusste nichts von den Briefen oder den Antworten, doch ihre Zofen beobachteten sie mit wachsender Bewunderung. Sie sahen, wie sie immer ruhiger und glücklicher wurde, wie sie sich völlig auf ihren Lebensstil einließ und darin eine Erfüllung fand, die jenseits von Worten lag.
„Miss Kottenbrinkmann ist eine wahre Lady of Leisure,“ sagte Clara eines Abends zu Sophia. „Und sie wird jeden Tag strahlender.“

Hedwig selbst spürte diesen Wandel. Sie lebte in einer Welt der Ruhe, der Disziplin und der völligen Loslösung von äußeren Einflüssen – und sie war glücklich.
54. Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 19

geschrieben von BlackCoon am 22.01.25 20:39

Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 19 - Hedwigs Jahre der Vollendung

Die Jahre vergingen, und Hedwigs Leben entwickelte sich weiter, wie ein stiller, fließender Strom. Ihr strenger Lebensstil war nicht mehr nur eine bewusste Entscheidung, sondern ein untrennbarer Teil ihrer Existenz. Die Struktur, die einst eine Herausforderung darstellte, war nun eine Quelle tiefer Erfüllung und Zufriedenheit.

Hedwigs Tage blieben geprägt von der gleichen Disziplin und Hingabe, die sie in den ersten Jahren ihres strengen Modells entwickelt hatte. Jede Stunde war durchdacht, jeder Moment Teil eines harmonischen Ganzen. Sie bewegte sich durch ihren Alltag mit einer Ruhe, die fast übernatürlich wirkte.

Die Blindverschleierung wurde zu einem festen Bestandteil ihres Lebens. Hedwig war kaum noch ohne ihren undurchsichtigen Schleier zu sehen. Dieses völlige Abschirmen von der Welt gab ihr ein Gefühl von Geborgenheit und Konzentration. Sie lernte, ihre anderen Sinne zu schärfen – das leise Rascheln von Blättern, der Duft der Rosen, das sanfte Klirren ihrer Schenkelbänder wurden zu vertrauten Begleitern ihres Lebens.

Mit jedem Jahr zog sich Hedwig weiter in ihre innere Welt zurück. Sie sprach immer weniger und kommunizierte fast ausschließlich über subtile Nicken oder minimale Bewegungen ihres Kopfes. Clara und Sophia verstanden sie ohne Worte und führten ihren Alltag mit einer Hingabe, die Hedwig zutiefst schätzte.

Die Korrespondenz, die früher einen wichtigen Teil ihres Lebens ausgemacht hatte, wurde weiter reduziert. Ihre Zofen entschieden, welche Briefe vorgelesen wurden, und verfassten nur noch selten Antworten. Hedwig selbst war mit dieser Entwicklung zufrieden. „Die Welt außerhalb meiner Mauern hat an Bedeutung verloren,“ dachte sie oft. „Mein Frieden liegt in der Stille.“

Obwohl Hedwigs Tage streng geregelt waren, gab es dennoch Momente von einzigartiger Schönheit und Freude.

Der Garten im Wechsel der Jahreszeiten: Hedwig verbrachte viele Stunden in den Gärten ihres Anwesens. Blindverschleiert und von Sophia geführt, genoss sie die Veränderung der Düfte und Temperaturen, die mit jeder Jahreszeit kamen. Im Frühling war es der Duft von blühenden Magnolien, im Sommer das Summen der Bienen, im Herbst das Rascheln der trockenen Blätter unter ihren Füßen.

Musik als Brücke zur Welt: Die leisen Klänge der Musik, die ihre Kontemplation begleiteten, wurden für Hedwig zu einer Art Sprache. Sie empfand die Musik als Verbindung zu etwas Größerem, das sie nicht in Worte fassen konnte. „Die Töne sind wie eine Umarmung der Welt, ohne sie sehen zu müssen,“ dachte sie oft.

Ohne dass Hedwig es wusste, wurde sie in den Kreisen der Ladies of Leisure zu einer Art Legende. Ihre Zofen hielten regelmäßig Kontakt mit anderen Zofen und berichteten von Hedwigs Fortschritten. Ihr völliger Rückzug und ihre Hingabe an die Isolation wurden bewundert und dienten vielen als Inspiration.

Einmal schrieb die Zofe einer anderen Lady an Clara:
„Die Hingabe Ihrer Herrin ist bemerkenswert. Lady Amalia hat oft von Miss Kottenbrinkmann gesprochen und bewundert ihre Fähigkeit, die völlige Abgeschiedenheit mit solcher Anmut zu leben. Ihre Herrin ist ein leuchtendes Beispiel für uns alle.“
Vanessa und Hedwigs Familie blieben in ihrem Herzen, auch wenn der Kontakt nur noch über die Zofen stattfand. Vanessa schrieb gelegentlich Briefe an Clara, um nach Hedwig zu fragen, und erhielt stets beruhigende Antworten.
„Miss Kottenbrinkmann lebt in tiefer Zufriedenheit. Sie ist gesund, glücklich und vollkommen in ihrem Lebensstil aufgegangen. Sie denkt oft an Sie und schätzt die Freundschaft, die Sie ihr einst gegeben haben.“


Hedwigs Familie nahm diese Berichte mit gemischten Gefühlen auf. Sie vermissten sie, respektierten jedoch ihren Wunsch nach völliger Zurückgezogenheit.
Mit der Zeit wurde Hedwigs innere Welt immer reicher. Ihre Meditationen führten sie zu tiefen Einsichten über sich selbst und die Natur der Welt. Sie empfand keine Einsamkeit, sondern eine Verbundenheit mit etwas, das sie nicht benennen konnte.

„Die Stille ist nicht leer,“ dachte sie. „Sie ist erfüllt von allem, was wirklich zählt.“
Im Laufe der Jahre wurde Hedwigs Hingabe an ihren Lebensstil zur Vollendung geführt. Sie wusste, dass sie den Weg gefunden hatte, der ihr wahres Glück brachte. Ihre Zofen, Clara und Sophia, sowie Mrs. Rutherford, die ihre Entwicklung von Anfang an begleitet hatten, waren Zeugen dieses Wandels.
„Miss Kottenbrinkmann,“ sagte Clara eines Abends, während sie Hedwig für die Nacht vorbereitete, „Sie sind der Inbegriff dessen, was es bedeutet, eine Lady of Leisure zu sein. Es ist eine Ehre, an Ihrer Seite zu stehen.“

Hedwig antwortete nicht mit Worten, sondern mit einem kaum wahrnehmbaren Nicken. Ihr Leben war still, geordnet und voller Frieden – genau so, wie sie es sich immer gewünscht hatte.

Es war ein warmer Tag im Juli, als Hedwigs Routine plötzlich durchbrochen wurde. Wie immer begann der Morgen mit leisen Geräuschen aus dem Ankleidezimmer – dem Rascheln von Stoffen, dem Klicken der Schenkelbänder, dem sanften Streichen des schweren Schleiers über ihr Gesicht. Hedwig stand ruhig, bereit für die Kontemplation, als Clara und Sophia eintrat.

„Miss Kottenbrinkmann,“ sagte Clara sanft, „es gibt etwas, das wir Ihnen mitteilen müssen.“
„Was ist es?“ fragte Hedwig leise, ihre Stimme von Verwunderung geprägt.
„Heute beginnen besondere Feierlichkeiten zu Ihrem fünfjährigen Jubiläum als vollständig zurückgezogene Lady of Leisure,“ erklärte Sophia mit einem Lächeln. „Wir haben mit Ihrer Familie, Vanessa und anderen Zofen organisiert, dass ein mehrtägiges Sommerfest auf Ihrem Anwesen stattfinden wird.“
Hedwig blieb stumm. Überraschung und Verwirrung durchfluteten sie. Ein Fest? Besucher? Es war das erste Mal seit Jahren, dass sie ihre Familie und Freunde sehen würde.

Das Anwesen war festlich geschmückt, und die Gärten waren in ein Paradies aus Blumen und sanften Lichtern verwandelt. Gäste aus nah und fern reisten an, darunter Vanessa, Hedwigs Eltern, Clarissa und mehrere Zofen von Ladies of Leisure, die Hedwig durch ihre Briefe kannten.
Als Hedwig von Clara und Sophia in den Garten geführt wurde, blindverschleiert und im Armbinder, hörte sie die vertrauten Stimmen, die sie so lange nicht gehört hatte. Das Rascheln von Kleidern, das Lachen und die Gespräche der Gäste füllten die Luft.
„Hedwig!“ rief eine warme Stimme. Es war Vanessa, die sofort auf sie zuging. „Es ist so schön, dich wiederzusehen!“
Hedwig war überwältigt. Ihre Stimme zitterte leicht, als sie sprach: „Vanessa… ich habe dich nicht erwartet.“
„Das war die Idee,“ sagte Vanessa mit einem Lächeln. „Es ist dein Jubiläum, und wir wollten dich ehren.“

Später am Nachmittag wurde Hedwig zu einem Pavillon im Garten geführt, wo Clarissa bereits wartete. Clarissa, die seit zwei Jahren selbst eine Lady of Leisure war, trug eine elegante Haube mit Schleier und saß mit aufrechter Haltung in einem Sessel. Sie konnte ihre Hände nicht bewegen, da auch sie im Armbinder war, doch ihre Stimme klang warm und voller Freude.

„Hedwig,“ sagte Clarissa, „ich bin so stolz auf dich. Du hast mir den Weg gezeigt, und ich bin dir unendlich dankbar.“
Hedwig nickte leicht, ein leises Lächeln hinter ihrem Schleier verborgen. „Clarissa, es erfüllt mich mit Freude zu wissen, dass du deinen Weg gefunden hast. Wie geht es dir in deinem Lebensstil?“
„Es ist wundervoll,“ antwortete Clarissa. „Ich habe Frieden gefunden, so wie du. Doch dich wiederzusehen, macht dieses Fest noch schöner.“
Die Tage des Sommerfests waren erfüllt von Gesprächen, Musik und gemeinsamen Mahlzeiten. Obwohl Hedwig weiterhin ihren Schleier und den Armbinder trug, genoss sie die Gegenwart der Menschen, die ihr am Herzen lagen. Die Stimmen ihrer Eltern erinnerten sie an frühere Zeiten, und die Gespräche mit Vanessa und Clarissa waren ein seltener, aber geschätzter Genuss.

Am Abend wurden Laternen im Garten entzündet, und sanfte Musik erfüllte die Luft. Hedwig saß still in einem Sessel, während die Gäste sie umringten. Clara las im Namen der Gäste eine Ansprache vor:
„Miss Kottenbrinkmann, Ihre Hingabe und Disziplin sind eine Inspiration für uns alle. Dieses Fest ist nicht nur eine Feier Ihrer fünf Jahre als Lady of Leisure, sondern auch eine Ehrung Ihrer Stärke und Ruhe, die Sie in jedem Moment ausstrahlen.“
Hedwig fühlte eine Welle von Emotionen. Obwohl sie nicht selbst sprechen konnte, nickte sie leicht, um ihre Dankbarkeit auszudrücken.

Als das Sommerfest zu Ende ging, wurde Hedwig klar, wie viel ihr diese Tage bedeutet hatten. Die Stimmen der Menschen, die sie liebte, die Wärme der Gemeinschaft und die Anerkennung ihrer Bemühungen waren ein seltenes, aber tief berührendes Geschenk.

Am letzten Abend, bevor die Gäste abreisten, sprach Vanessa leise zu ihr: „Hedwig, ich weiß, dass du zurück in deine Stille und deinen Frieden gehen wirst. Aber ich wollte dir nur sagen, wie stolz ich auf dich bin. Du hast etwas geschafft, was nur wenige können.“
Hedwig nickte leicht. Ihre Stimme war ein leises Flüstern: „Danke, Vanessa. Diese Tage werde ich niemals vergessen.“
Als die letzten Gäste das Anwesen verließen und Clara und Sophia sie wieder in ihren geregelten Alltag führten, fühlte Hedwig eine tiefe Zufriedenheit. Das Sommerfest war ein besonderer Moment, doch ihr Herz gehörte der Stille, der Struktur und der Hingabe ihres Lebensstils.
Der Morgen brach klar und warm an, die Sonnenstrahlen tanzten durch die schweren Vorhänge des Ankleidezimmers, während Clara und Sophia Hedwig für den Tag vorbereiteten. Die Luft war erfüllt von leisen Geräuschen – dem Rascheln der Kleider, dem sanften Klicken der Schenkelbänder und dem feinen Streichen des schweren Schleiers, der über Hedwigs Gesicht gelegt wurde.

„Miss Kottenbrinkmann,“ sagte Clara mit einem Lächeln, „es ist ein perfekter Tag für einen Spaziergang im Garten. Die Rosen stehen in voller Blüte.“
Hedwig nickte leicht, ein Zeichen ihrer Zustimmung. Ihre Zofen verstanden sie ohne Worte, und das war Teil der stillen Harmonie, die ihr Leben prägte.

Die erste Stunde des Tages verbrachte Hedwig in völliger Stille. Im Salon, der von sanftem Morgenlicht durchflutet war, stand sie aufrecht, die Hände sicher im Armbinder fixiert, den Blick hinter dem dichten Schleier verborgen. Die leise Musik eines Klaviers füllte den Raum, ein sanftes Stück von Debussy, das die Luft mit einer fast greifbaren Ruhe erfüllte.

Hedwig spürte die Wärme der Sonne auf ihrer Haut und das Gewicht des Schleiers, der sie vollständig von der Außenwelt abschirmte. „Diese Momente,“ dachte sie, „sind wie eine Brücke zwischen dem Inneren und dem Äußeren – eine Möglichkeit, die Welt zu spüren, ohne sie zu sehen.“
Nach dem Mittagessen führte Clara Hedwig durch den Garten. Die Wege waren vertraut, doch Hedwig konnte sie nicht sehen, da sie blindverschleiert war. Die kühle Hand Claras auf ihrer Schulter leitete sie sicher über die verschlungenen Pfade. Das leise Rascheln der Blätter, das Klirren der Schenkelbänder und das Summen von Bienen schufen eine sanfte Symphonie.

„Miss Kottenbrinkmann,“ begann Clara schließlich mit einem leichten Lächeln, „haben Sie jemals gedacht, dass Ihr Sommerfest so viele Gäste anziehen würde?“
Hedwig antwortete mit einem Hauch von Humor in ihrer Stimme: „Ich hatte gehofft, dass es ein ruhiges Fest wird. Doch es scheint, dass meine Familie und Freunde andere Pläne hatten.“
Clara kicherte leise. „Es war sicherlich lebhafter, als wir es gewohnt sind. Doch ich muss sagen, Sie haben den Trubel mit bemerkenswerter Gelassenheit gemeistert.“

„Es war… angenehm,“ gab Hedwig zu. „Aber ich war froh, als die Stille zurückkehrte.“
Während sie weitergingen, sprach Clara weiter. „Ihre Schwester, Clarissa, war besonders beeindruckt von Ihrer Haltung. Sie sagte, dass Sie ihr in den letzten Jahren mehr Inspiration gegeben haben, als sie je erwartet hätte.“
Hedwig nickte kaum merklich. „Clarissa hat sich in ihrem eigenen Lebensstil gut eingefunden. Ich bin stolz auf sie.“
„Und Vanessa?“ fragte Clara vorsichtig.
„Vanessa… ist Vanessa,“ sagte Hedwig leise. „Ich spüre ihre Sorge, auch wenn sie es nicht sagt. Doch ich glaube, sie versteht inzwischen, dass dies mein Weg ist.“

Clara lächelte. „Ich denke, Vanessa bewundert Sie mehr, als sie zugeben würde.“
Am Abend kehrte Hedwig in die Dunkelheit ihres Meditationsraums zurück. Blindverschleiert und umgeben von völliger Stille ließ sie die Ereignisse des Tages und die Erinnerungen an das Sommerfest Revue passieren.

„Das Fest war ein Geschenk,“ dachte sie, „doch diese Stille ist mein wahres Zuhause. Hier finde ich die Ruhe, nach der ich immer gesucht habe.“
Die Meditation war tief und erdend. Jeder Atemzug fühlte sich an wie ein Schritt weiter in die Zufriedenheit, die sie in ihrem Lebensstil gefunden hatte.

Später, als Clara ihr das Nachtgewand anlegte, sprach sie leise: „Miss Kottenbrinkmann, ich muss sagen, Sie haben in den letzten Wochen mehr gelächelt als sonst.“
Hedwig antwortete mit einem Anflug von Humor: „Vielleicht, weil ich nicht sehen konnte, wie chaotisch es wirklich war.“
Clara lachte leise. „Es war weniger chaotisch, als Sie denken, Miss. Aber ich gebe zu, dass die Organisation eines Sommerfests mit so vielen Gästen eine Herausforderung war.“
Hedwig nickte leicht. „Und doch haben wir es überstanden.“

„Das haben wir, Miss,“ sagte Clara mit einem Lächeln. „Und jetzt kehren wir zu dem zurück, was wirklich zählt – die Stille und die Struktur Ihres Lebens.“
Hedwig legte sich zur Ruhe, die Dunkelheit des Raumes umhüllte sie. Ein leises Lächeln spielte unter ihrem Schleier. „Die Stille ist mein Zuhause,“ dachte sie, während sie in den Schlaf glitt, „und ich bin dankbar für jeden Moment.“
55. Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 20

geschrieben von BlackCoon am 22.01.25 20:47

Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 20 - Stille Schwestern

Hedwigs Leben verlief in ruhigen, gleichmäßigen Bahnen. Die Tage waren geprägt von stiller Kontemplation, blindverschleierten Spaziergängen und Meditationen in völliger Isolation. Doch eines Morgens kündigte Clara sanft eine Veränderung an.
„Miss Kottenbrinkmann,“ sagte sie, während sie Hedwigs Schleier für den Tag ordnete, „Ihre Schwester, Miss Clarissa, wird für ein paar Tage zu Ihnen stoßen. Es ist vorgesehen, dass sie Ihren Alltag gemeinsam mit Ihnen bestreitet.“
Hedwig, die still aufrecht saß, nickte leicht. Clarissas Anwesenheit war eine Überraschung, doch sie fühlte keine Unruhe. „Und wie wird dies geschehen, ohne die Kontemplation zu stören?“ fragte sie leise.

Clara lächelte. „Miss Clarissa wird sich Ihrem Rhythmus anpassen. Sie hat ein zeitweiliges Schweigegelübde abgelegt und wird Ihre Struktur vollständig respektieren.“
Hedwig nickte erneut. „Das könnte eine interessante Erfahrung werden,“ dachte sie.
Am frühen Nachmittag führte Clara Hedwig in den Salon, wo Clarissa bereits wartete. Clarissa war ebenfalls blindverschleiert und trug ihren Armbinder, ihr hochgeschlossenes Kleid raschelte leise, als sie aufstand, um Hedwig zu begrüßen. Doch statt Worte auszutauschen, verharrten die Schwestern in einer stillen, respektvollen Haltung.

Clara leitete die Begegnung mit sanfter Stimme. „Miss Clarissa wird für die nächsten Tage Ihre Kontemplation und Ihren Alltag teilen. Es wird keine Gespräche geben, nur die stille Verbindung zwischen Ihnen beiden.“
Hedwig bewegte sich langsam, das feine Klirren ihrer Schenkelbänder füllte den Raum. „Eine Verbindung ohne Worte,“ dachte sie. „Wie passend für unseren Lebensstil.“

Der Alltag in Gemeinschaft
Am nächsten Morgen standen Hedwig und Clarissa Seite an Seite im Salon, beide blindverschleiert, die Hände sicher im Armbinder fixiert. Die leise Musik, die den Raum füllte, war ihr einziger Begleiter. Hedwig spürte die Nähe ihrer Schwester, nicht als Ablenkung, sondern als Ergänzung.
Die Stille zwischen ihnen war keine Last, sondern ein Raum, in dem sie sich ohne Worte verstanden. „Wir sind wie Spiegel füreinander,“ dachte Hedwig. „In dieser Stille sehen wir das Beste in uns beiden.“

Clara und Sophia führten die beiden Schwestern durch die gepflegten Pfade des Gartens. Das leise Klirren ihrer Ketten und das Rascheln der Blätter waren die einzigen Geräusche. Hedwig spürte die Anwesenheit ihrer Schwester, die sie bei jedem Schritt begleitete.
„Miss Clarissa hat sich gut an Ihren Rhythmus angepasst,“ flüsterte Clara leise. „Es ist, als hätte sie schon immer hierher gehört.“
Hedwig lächelte hinter ihrem Schleier. „Vielleicht hat sie das,“ dachte sie.

Am Abend saßen die Schwestern nebeneinander in völliger Dunkelheit. Die Meditation war tief und still, und Hedwig spürte eine ungewöhnliche Ruhe. Die Verbindung zu Clarissa war da, auch ohne Worte oder Gesten. Es war eine stille Harmonie, die sie beide verband.

Am letzten Tag ihrer gemeinsamen Zeit saßen Hedwig und Clarissa im Salon, erneut blindverschleiert und still. Clara las eine kurze Botschaft vor, die Clarissa für Hedwig hatte schreiben lassen.

„Liebe Schwester,
diese Tage mit dir waren eine besondere Erfahrung für mich. Die Stille hat uns mehr verbunden, als Worte es je könnten. Ich habe viel von dir gelernt und hoffe, dass ich etwas von dieser Ruhe in meinen eigenen Alltag mitnehmen kann.
In Dankbarkeit,
Clarissa“


Hedwig hörte die Worte und spürte eine tiefe Zufriedenheit. Als Clarissa sich verabschiedete, gab es keine Worte, keine Umarmung, nur die leise Verbindung, die zwischen ihnen geblieben war.
Nachdem Clarissa gegangen war, kehrte Hedwig in ihren geregelten Alltag zurück. Doch die Tage mit ihrer Schwester hatten etwas in ihr verändert. Sie fühlte eine tiefere Verbindung, nicht nur zu Clarissa, sondern auch zu sich selbst.

Clara bemerkte es eines Abends, als sie Hedwig für die Nacht vorbereitete. „Miss Kottenbrinkmann,“ sagte sie leise, „es scheint, als hätten diese Tage Sie noch ruhiger gemacht.“
Hedwig nickte leicht. „Die Stille ist immer reichhaltiger, wenn sie geteilt wird,“ dachte sie.
In der Dunkelheit ihres Schlafzimmers legte sich Hedwig zur Ruhe, erfüllt von der Gewissheit, dass sie den Weg der völligen Zurückgezogenheit nicht allein ging – denn in der Stille fand sie nicht nur sich selbst, sondern auch die Verbindung zu den Menschen, die ihr am Herzen lagen.

Hedwigs Leben verlief weiterhin in den festen Bahnen ihres strengen Modells. Die gelegentlichen Besuche ihrer Schwester Clarissa, stets begleitet von einem Schweigegelübde, wurden zu einer geschätzten Abwechslung. Die stillen Begegnungen brachten eine neue Dimension in Hedwigs Alltag, ohne die ruhige Struktur ihres Lebens zu stören.

Die Besuche fanden in regelmäßigen Abständen statt. Clarissa verbrachte einige Tage auf dem Anwesen, teilte Hedwigs Tagesablauf und ihre Kontemplation, ohne ein einziges Wort zu sprechen.
Die Stille zwischen ihnen war keine Barriere, sondern eine Brücke, die sie miteinander verband.
Nach einem solchen Besuch bemerkte Clara, während sie Hedwig das Nachtgewand anlegte: „Miss Kottenbrinkmann, es ist erstaunlich, wie harmonisch Sie und Miss Clarissa miteinander umgehen. Diese Stille scheint Sie beide zu bereichern.“

Hedwig nickte leicht hinter ihrem Schleier. „Es ist eine Verbindung, die Worte nicht erreichen können,“ dachte sie. „Eine Einheit in der Stille.“
Die Zofen und Mrs. Rutherford beobachteten Hedwigs Entwicklung aufmerksam. Sie waren sich einig, dass der Lebensstil der Ladies of Leisure nie stagnieren durfte. Clara brachte ihre Gedanken eines Abends bei einem Treffen der Angestellten zur Sprache.

„Miss Kottenbrinkmann und Miss Clarissa haben bewiesen, dass die Stille nicht nur individuell, sondern auch gemeinsam gedeihen kann,“ sagte Clara. „Vielleicht sollten wir diesen Ansatz erweitern.“
„Es wäre eine Gelegenheit, andere Ladies in ähnlichen Lebensstilen zu integrieren,“ fügte Sophia hinzu. „Natürlich ohne den Grundsätzen der völligen Zurückgezogenheit zu widersprechen.“
Mrs. Rutherford nickte. „Wir könnten eine weitere Lady einladen, um diese Erfahrung zu vertiefen. Doch wir müssen sicherstellen, dass sie bereit ist, sich vollständig an die Regeln zu halten.“

Einige Wochen später erhielt Hedwig eine Nachricht von Clara: Annalena, die junge Frau, die Hedwig einst durch Briefe kennengelernt hatte, würde für einige Tage auf dem Anwesen zu Gast sein. Auch sie würde Hedwigs Alltag teilen und, wie Clarissa, ein zeitweiliges Schweigegelübde ablegen.

„Miss Kottenbrinkmann,“ sagte Clara vorsichtig, „Miss Annalena hat sich bereit erklärt, Ihren Lebensstil vollständig zu respektieren. Sie wird Ihren Rhythmus nicht stören.“
Hedwig nickte langsam. Der Gedanke, ihre Erfahrung mit Annalena zu teilen, erfüllte sie mit Neugier, aber auch mit einer leisen Nervosität. „Wird sie sich der Stille ebenso hingeben können?“ fragte sie sich.

Am Tag ihrer Ankunft wurde Annalena von Sophia und Clara begrüßt und in den Salon geführt. Wie Clarissa trug sie ein hochgeschlossenes Kleid, war blindverschleiert und trug ihren Armbinder. Die junge Frau bewegte sich vorsichtig, doch ihre Haltung war ruhig und anmutig.
Hedwig, die bereits im Salon wartete, saß regungslos, den Blick hinter ihrem dichten Schleier verborgen. Die beiden Frauen begegneten sich in völliger Stille, ihre Präsenz sprach mehr als Worte je könnten.

Clara leitete Annalena sanft ein. „Miss Annalena, Ihre Tage hier werden vollständig der Struktur von Miss Kottenbrinkmann folgen. Es wird keine Kommunikation geben, nur die Harmonie der Stille.“
Die erste Stunde der Kontemplation verbrachten Hedwig und Annalena Seite an Seite. Die Stille war vollkommen, die Musik im Hintergrund füllte den Raum mit einer sanften, meditativen Atmosphäre. Hedwig spürte Annalenas Bemühen, sich in die Ruhe einzufügen, und war beeindruckt von ihrer Hingabe.
„Sie versteht, dass die Stille keine Leere ist, sondern ein Raum der Fülle,“ dachte Hedwig.

Am Nachmittag führte Clara die beiden Frauen durch den Garten. Das leise Klirren der Schenkelbänder und das Rascheln der Blätter waren die einzigen Geräusche. Annalena bewegte sich mit einer Anmut, die Hedwig beeindruckte.

„Miss Annalena scheint sich gut einzufügen,“ flüsterte Clara leise. „Es ist, als wäre sie immer Teil dieses Lebensstils gewesen.“
Hedwig nickte leicht, ein Zeichen ihrer Zustimmung.

Am Abend saßen Hedwig und Annalena nebeneinander in völliger Dunkelheit. Beide waren blindverschleiert, ihre Hände sicher fixiert. Die Meditation war tief und still, und Hedwig spürte eine Verbindung zu Annalena, die sie nicht in Worte fassen konnte.

„Sie ist wie ein Spiegel meiner eigenen Reise,“ dachte Hedwig. „Vielleicht findet sie in dieser Stille, was ich gefunden habe.“
Als die Tage vergingen, wurde klar, dass Annalena sich gut in Hedwigs Lebensstil eingefügt hatte. Die gemeinsame Stille war eine bereichernde Erfahrung für beide Frauen. Hedwig fühlte eine tiefe Zufriedenheit, nicht nur über ihre eigene Hingabe, sondern auch über die Möglichkeit, diese mit anderen zu teilen.

Am letzten Abend, während Clara Hedwig für die Nacht vorbereitete, sagte sie: „Miss Kottenbrinkmann, Miss Annalena hat sich sehr bewährt. Sie scheint von Ihrer Ruhe inspiriert zu sein.“
Hedwig nickte. „Vielleicht ist dies der Anfang einer neuen Dimension unseres Lebensstils,“ dachte sie. „Eine Stille, die geteilt wird, ohne je gebrochen zu werden.“
Als Hedwig zur Ruhe ging, fühlte sie sich erfüllt von der Gewissheit, dass ihr Lebensstil nicht nur ihr eigenes Leben bereicherte, sondern auch andere inspirierte. Die Stille war nicht nur ihr Zuhause – sie war ein Geschenk, das sie mit anderen teilen konnte.
56. Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 21 und 22

geschrieben von BlackCoon am 22.01.25 21:06

Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 21 - Ein Fest der Stille und Gemeinschaft

Die Monate vergingen, und Hedwigs Leben kehrte nach den Besuchen ihrer Schwester Clarissa und Annalena wieder in die gewohnte, ruhige Struktur zurück. Die Besuche der beiden Ladies of Leisure fanden nur gelegentlich statt, jeweils begleitet von einem zeitweiligen Schweigegelübde. Diese Begegnungen waren stets harmonisch, doch sie unterbrachen niemals die Stille, die Hedwig so schätzte.

Hedwig lebte weiterhin in der strengen Struktur ihres Lebensstils. Jeder Tag war geprägt von stiller Kontemplation, blindverschleierten Spaziergängen und abendlicher Meditation in völliger Dunkelheit. Die wenigen Briefe, die sie hörte, wurden von Clara oder Sophia vorgelesen, und ihre Zofen sorgten dafür, dass der Alltag reibungslos verlief.

„Miss Kottenbrinkmann,“ bemerkte Clara eines Abends, während sie Hedwig für die Nacht vorbereitete, „es ist beeindruckend, wie gleichmäßig Ihr Leben fließt. Es ist wie ein stiller, unaufhörlicher Strom.“
Hedwig nickte leicht. „Die Stille ist ein endloses Geschenk,“ dachte sie. „Sie gibt mir mehr, als Worte je ausdrücken könnten.“

Einige Wochen vor Weihnachten brachte Clara eine überraschende Nachricht. „Miss Kottenbrinkmann,“ sagte sie sanft, „Ihre Familie und einige enge Freunde haben beschlossen, in diesem Jahr ein großes Weihnachtsfest auf Ihrem Anwesen zu veranstalten. Sie möchten Sie ehren und gleichzeitig die Gelegenheit nutzen, mit Ihnen über Ihren Lebensstil zu sprechen.“
Hedwig war überrascht, doch sie nickte zustimmend. Weihnachten war einer der wenigen Anlässe, an denen sie Gäste empfing, und sie wusste, dass es eine wertvolle Gelegenheit war, ihre Erfahrungen zu teilen.

Die Tage vor Weihnachten waren geprägt von einer seltenen Geschäftigkeit auf dem Anwesen. Die Zofen dekorierten das Haus mit Tannengrün, Kerzen und funkelnden Lichtern, die das strenge Ambiente mit einer warmen, einladenden Atmosphäre erfüllten. Hedwig blieb wie gewohnt blindverschleiert und nahm die Veränderungen durch die leisen Geräusche und den Duft von frisch geschnittenem Grün wahr.
„Miss Kottenbrinkmann,“ sagte Clara eines Nachmittags, „Ihre Familie und Gäste freuen sich sehr auf das Fest. Es wird ein besonderer Abend.“
Am Abend des Fests wurde Hedwig in den großen Salon geführt, wo der Duft von frisch gebackenem Gebäck und Tannennadeln die Luft erfüllte.

Die Gäste – ihre Eltern, Clarissa, Vanessa, Annalena und einige enge Freunde der Familie – waren bereits versammelt. Hedwig saß aufrecht in einem eleganten Sessel, der dichte Schleier über ihrem Gesicht und die Hände im Armbinder fixiert.
Nach einem festlichen Abendessen, das Hedwig wie immer in stiller Würde einnahm, begann der Austausch. Vanessa, die den Abend moderierte, sprach zuerst.

„Hedwig,“ begann sie mit einem warmen Lächeln, „wir bewundern alle deine Hingabe und deinen Lebensstil. Könntest du uns mehr darüber erzählen? Was bedeutet die Stille für dich?“
Hedwig sprach leise, doch ihre Worte waren klar und durchdrungen von Überzeugung. „Die Stille ist für mich eine Brücke zwischen dem, was ist, und dem, was sein könnte. Sie ist kein Verlust, sondern ein Gewinn – ein Raum, in dem ich wachsen und mich selbst entdecken kann.“
Die Gäste stellten Fragen, einige neugierig, andere bewundernd. Clarissa sprach über ihre eigenen Erfahrungen als Lady of Leisure und wie Hedwigs Weg sie inspiriert hatte.
„Hedwig hat mir gezeigt, dass die Stille nicht einsam ist,“ sagte sie. „Sie ist eine Verbindung zu etwas Größerem.“
Annalena ergänzte: „Ich habe durch Hedwig gelernt, dass Loslassen nicht bedeutet, schwach zu sein, sondern stark. Ihr Lebensstil hat mir geholfen, meine eigene innere Ruhe zu finden.“

Am Ende des Abends erhoben sich die Gäste, um Hedwig zu ehren. Vanessa sprach im Namen aller: „Hedwig, dein Lebensstil mag ungewöhnlich erscheinen, doch er ist eine Inspiration für uns alle. Du zeigst uns, dass wahre Stärke in der Stille liegt.“
Hedwig nickte leicht, ein Ausdruck tiefster Dankbarkeit. Obwohl sie keine Worte fand, spürten die Gäste ihre Freude und Wertschätzung.
Als das Fest zu Ende ging und die Gäste sich verabschiedeten, wurde Hedwig wieder in ihre gewohnte Stille zurückgeführt. Während Clara und Sophia ihr das Nachtgewand anlegten, sprach Clara leise: „Miss Kottenbrinkmann, es war ein wundervoller Abend. Ihre Worte haben alle berührt.“

Hedwig nickte. „Die Stille ist mein Zuhause,“ dachte sie. „Doch es ist ein Geschenk, sie gelegentlich mit anderen zu teilen.“
In der Dunkelheit ihres Schlafzimmers, eingehüllt in die vertraute Ruhe, dachte Hedwig an das Fest zurück. Es war ein besonderer Moment, doch sie wusste, dass ihr wahres Glück in der Stille lag – in der Ordnung, die ihr Leben bestimmte, und in der tiefen Zufriedenheit, die nur die völlige Hingabe an ihren Lebensstil bringen konnte.

Es war ein ruhiger Nachmittag auf Hedwigs Anwesen, als Clara ein unerwartetes Paket ins Ankleidezimmer brachte. Es war sorgfältig verpackt, mit einem kleinen Begleitschreiben versehen, das die Handschrift von Mrs. Ophelias Zofe Evelyn trug.

„Miss Kottenbrinkmann,“ sagte Clara leise, während sie das Paket vorsichtig öffnete, „dies ist ein Geschenk von Mrs. Ophelias Zofe. Es scheint eine Neuerung in ihrem Lebensstil zu betreffen.“
Hedwig, die in ihrem Sessel saß, die Hände wie gewohnt im Armbinder fixiert und blindverschleiert, neigte den Kopf leicht, um ihre Aufmerksamkeit zu zeigen.
Clara hob eine der Masken aus dem Paket – ein kunstvoll gearbeitetes Stück aus weicher Seide. Die Maske war dick genug, um jede Spur von Licht zu blockieren, und gleichzeitig so angenehm, dass sie wie eine zweite Haut wirkte. Evelyns Begleitschreiben erklärte die Bedeutung der Masken:

„Liebe Mrs. Rutherford, liebe Zofen,
Lady Ophelia hat diese Masken in ihren Tagesablauf integriert. Sie werden unter ihrem Schleier getragen, um ihre Sicht vollständig zu verdunkeln und gleichzeitig höchsten Komfort zu gewährleisten. Diese Masken ermöglichen eine tiefere Verbindung zur inneren Stille, da sie die Außenwelt vollkommen ausblenden. Wir hoffen, dass dieses Geschenk auch Miss Kottenbrinkmann eine Bereicherung sein wird.“


Clara betrachtete die Maske mit Bewunderung. „Es ist ein außergewöhnliches Stück Handwerkskunst,“ sagte sie. „Miss Kottenbrinkmann, möchten Sie sie ausprobieren?“
Sophia half Clara, die Maske sorgfältig über Hedwigs Gesicht zu legen, bevor der Schleier wieder arrangiert wurde. Die weiche Seide schmiegte sich sanft an ihre Haut, und die vorgewärmte Oberfläche verlieh ihr eine angenehme Wärme. Für Hedwig war der Effekt unmittelbar und tiefgreifend.
„Wie fühlt es sich an, Miss Kottenbrinkmann?“ fragte Clara vorsichtig.

Hedwig schwieg einen Moment, bevor sie leise sprach: „Es ist… vollkommen. Die Dunkelheit ist tiefer, aber auch sanfter. Es fühlt sich an wie eine Umarmung der Stille.“
Clara und Sophia warfen sich einen zufriedenen Blick zu. „Wir werden weitere Masken anfertigen lassen,“ sagte Clara. „Eine solche Neuerung verdient es, ein fester Bestandteil Ihres Lebens zu werden.“

In den folgenden Tagen wurde die Maske ein fester Bestandteil von Hedwigs Tagesablauf. Sie trug sie fast durchgehend unter ihrem Schleier – während der Kontemplation, bei Spaziergängen und selbst während der Meditation in völliger Dunkelheit. Die Maske vertiefte ihre Erfahrungen und brachte eine neue Dimension von Ruhe in ihren Lebensstil.
Während eines Spaziergangs durch den Garten bemerkte Clara: „Miss Kottenbrinkmann, Sie wirken noch gelassener als zuvor. Die Masken scheinen Ihnen gutzutun.“

Hedwig nickte leicht. „Die Dunkelheit ist jetzt vollkommen. Es gibt nichts mehr, was mich von der inneren Ruhe ablenkt.“
Am Abend, während Clara und Sophia Hedwig für die Nacht vorbereiteten, sprach Clara leise: „Miss Kottenbrinkmann, ich habe oft über Ihren Lebensstil nachgedacht. Es ist erstaunlich, wie tief Sie sich auf diese Stille einlassen können.“
Hedwig antwortete mit einer Stimme, die von Emotionen durchzogen war: „Es ist nicht nur ein Lebensstil, Clara. Es ist mein Zuhause, mein Frieden. Die Masken… sie haben mir gezeigt, wie viel tiefer ich gehen kann. Ich fühle mich sicher, geborgen – als wäre ich in einer anderen Welt.“
Sophia lächelte. „Und wir sind dankbar, Sie auf diesem Weg begleiten zu dürfen. Es ist eine Ehre, Miss.“

Hedwig nickte leicht, ein Zeichen ihrer Wertschätzung. Die Masken waren mehr als nur ein Geschenk; sie waren ein Symbol dafür, wie weit sie gekommen war – und wie tief sie in die Stille eintauchen konnte.

In den Wochen danach ließen Clara und Sophia weitere Masken aus den edelsten Stoffen anfertigen, die sie finden konnten. Jede Maske wurde mit derselben Sorgfalt hergestellt, um Hedwig den höchsten Komfort zu bieten. Die Masken wurden zu einem festen Bestandteil ihres Lebensstils, ein weiterer Schritt auf ihrem Weg zu völliger Zurückgezogenheit.

Hedwig spürte, dass sie mit dieser Neuerung eine neue Ebene ihres Lebens erreicht hatte. Die Dunkelheit, die sie einst gefürchtet hatte, war nun ihre Zuflucht – ein Raum voller Stille, Frieden und innerer Klarheit.
„Die Welt mag mir fern sein,“ dachte sie, „doch in dieser Dunkelheit finde ich alles, was ich brauche.“

Mit jedem Tag vertiefte sich ihre Zufriedenheit, und die Masken wurden zu einem Symbol ihrer Hingabe an das Leben, das sie für sich gewählt hatte.

Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 22 - Eine Idee der Verbindung

Einmal im Jahr stand Hedwigs Gesundheitscheck an, sorgfältig geplant und organisiert von Mrs. Rutherford. In diesem Jahr wurde die Aufgabe erneut Dr. Albrecht anvertraut, Vanessas Mann, der Hedwig schon früher untersucht hatte.
Seine Ankunft wurde angekündigt, und wie immer wurde darauf geachtet, dass Hedwigs Schleier und ihre neue Blindmaske während der gesamten Untersuchung an Ort und Stelle blieben – es sei denn, es wäre medizinisch unbedingt notwendig, sie kurz zu lüften.

Am Morgen seiner Ankunft bereitete Clara Hedwig sorgfältig vor. Die weiche, vorgewärmte Blindmaske wurde behutsam aufgesetzt, gefolgt von ihrem undurchsichtigen Schleier. Ihre Haltung war wie immer perfekt, und ihre Hände wurden in den Armbinder gelegt.

„Miss Kottenbrinkmann,“ sagte Clara sanft, „Dr. Albrecht wird bald eintreffen. Er wird Ihren Gesundheitszustand prüfen, aber ich versichere Ihnen, dass Ihre Würde und Ihr Lebensstil vollständig respektiert werden.“
Hedwig nickte kaum merklich. „Ich vertraue Clara und Sophia,“ dachte sie. „Sie wissen, was für mich wichtig ist.“

Dr. Albrecht trat in den Salon, wo Hedwig bereits in ihrem Sessel wartete. Sein Blick war professionell, doch ein Hauch von Wärme lag in seiner Stimme, als er sprach: „Miss Kottenbrinkmann, es ist eine Freude, Sie wiederzusehen. Ich hoffe, Sie fühlen sich wohl.“
Hedwig antwortete mit ihrer typischen Ruhe. „Vielen Dank, Dr. Albrecht. Mein Lebensstil bietet mir den Frieden, den ich suche.“

Clara und Sophia blieben im Raum, um sicherzustellen, dass Hedwigs Wünsche respektiert wurden. Dr. Albrecht begann mit der Untersuchung – sanft und professionell. Er prüfte ihren Puls, ihre Atmung und ihren allgemeinen Zustand. Für eine kurze Überprüfung ihres Gesichts hoben Clara und Sophia den Schleier und die Maske vorsichtig an, sorgten aber dafür, dass die Luft nur minimal eintrat.

„Ihre Haut ist in gutem Zustand,“ sagte Dr. Albrecht, „und Ihre Atmung ist regelmäßig. Es scheint, als würde Ihnen dieser Lebensstil wirklich guttun.“
Während der Untersuchung stellte Dr. Albrecht einige Fragen, um ein umfassendes Bild von Hedwigs Gesundheitszustand zu erhalten. Er sprach ruhig und respektvoll.

„Hedwig,“ begann er, „ich hoffe, Sie erlauben mir diese Frage: Vermissen Sie Vanessa manchmal?“
Hedwig zögerte kurz. Ihre Stimme war leise, aber klar, als sie antwortete: „Manchmal denke ich an sie. Aber ich weiß, dass mein Weg ein anderer ist. Sie ist glücklich, und das gibt mir Frieden.“
Dr. Albrecht nickte. „Das freut mich zu hören. Sie war besorgt, ob Sie sich hier vollständig wohlfühlen.“

„Ich bin genau dort, wo ich sein möchte,“ sagte Hedwig ruhig.
Dr. Albrecht lächelte leicht und wechselte das Thema. „Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Masken und der Schleier Ihre Atmung oder Ihr Wohlbefinden in irgendeiner Weise beeinträchtigen?“
„Nein,“ antwortete Hedwig. „Die Masken sind angenehm, und ich empfinde sie als Teil meiner Stille. Sie geben mir Ruhe.“

Nachdem die Untersuchung beendet war, schrieb Dr. Albrecht seine Notizen nieder und sprach abschließend: „Miss Kottenbrinkmann, ich bin beeindruckt von Ihrer Gesundheit und Ihrer inneren Stärke. Ihr Lebensstil scheint Ihnen gutzutun. Sollten Sie jedoch jemals Bedenken oder Fragen haben, stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung.“
„Vielen Dank, Dr. Albrecht,“ sagte Hedwig leise. Ihre Stimme klang kühl, doch ein Hauch von Dankbarkeit schwang darin mit.

Als Dr. Albrecht das Anwesen verließ, tauschte er noch ein paar Worte mit Clara. „Sie ist bemerkenswert,“ sagte er. „Ihr Lebensstil ist ungewöhnlich, aber sie scheint darin eine Erfüllung gefunden zu haben, die nur wenige verstehen können.“
Clara nickte. „Miss Kottenbrinkmann lebt mit einer Hingabe, die ihresgleichen sucht. Wir sind dankbar, dass Sie ihre Gesundheit so respektvoll überwachen.“

Später am Abend, während Clara Hedwig für die Nacht vorbereitete, sprach sie sanft: „Miss Kottenbrinkmann, Dr. Albrecht war beeindruckt von Ihrer Ruhe und Ihrer Gesundheit.“
Hedwig nickte leicht. „Seine Fragen haben mich nachdenken lassen,“ dachte sie. „Über Vanessa, über meine Stille, über diesen Weg, den ich gewählt habe. Doch am Ende bin ich sicher, dass dies mein Zuhause ist.“

Die Dunkelheit senkte sich über das Anwesen, und Hedwig legte sich zur Ruhe. Das leise Klirren der Schenkelbänder und das Rascheln des Stoffes waren die einzigen Geräusche, die den Raum erfüllten. Sie atmete tief ein, zufrieden mit dem Wissen, dass ihre Gesundheit und ihr Lebensstil im Einklang waren.

Die Tage vergingen in der üblichen stillen Ordnung auf Hedwigs Anwesen. Doch die Angestellten, allen voran Clara und Mrs. Rutherford, hatten in den letzten Wochen beobachtet, wie Hedwig nachdenklicher wurde. Auch Dr. Albrechts vorsichtige Fragen während des Gesundheitschecks hatten sie stutzig gemacht.
Eines Nachmittags, während Clara und Sophia die Bibliothek ordneten, begann Clara leise zu sprechen: „Hast du bemerkt, wie Hedwig in letzter Zeit öfter innehält, wenn Vanessa erwähnt wird? Ich glaube, sie vermisst ihre Freundin, auch wenn sie es nie zugeben würde.“

Sophia nickte. „Und Vanessa? Dr. Albrecht erwähnte, dass sie sich Sorgen um Hedwig macht. Vielleicht vermisst sie sie ebenfalls, obwohl sie Hedwigs Lebensstil respektiert.“
Mrs. Rutherford, die im Türrahmen stand und dem Gespräch gelauscht hatte, trat ein. „Es wäre töricht, diesen Punkt zu ignorieren,“ sagte sie mit ernster Stimme. „Wir wissen, dass Miss Kottenbrinkmann zurückgezogen leben möchte. Aber es gibt Wege, wie man die Verbindung aufrechterhalten könnte, ohne ihre Prinzipien zu verletzen.“

Clara legte ein Buch beiseite und sah Mrs. Rutherford mit neugierigem Blick an. „Was meinen Sie, Mrs. Rutherford?“
„Nun,“ begann sie langsam, „wir haben gesehen, wie gut es mit Clarissa und Annalena funktioniert hat. Sie haben sich während ihrer Besuche vollständig an Hedwigs Lebensstil angepasst. Warum sollten wir nicht etwas Ähnliches mit Vanessa versuchen?“
Sophia runzelte die Stirn. „Vanessa als Lady of Leisure? Würde sie sich darauf einlassen? Sie führt ein hektisches Leben – vielleicht wäre das zu viel verlangt.“

Mrs. Rutherford schüttelte den Kopf. „Ich glaube, genau das könnte es ihr ermöglichen, eine Auszeit von ihrem Alltag zu nehmen. Ein paar Tage in Stille und Kontemplation könnten für sie eine wohltuende Erfahrung sein.“
Clara lächelte langsam. „Es ist eine großartige Idee. Wenn sie für diese Zeit vollständig in Hedwigs Lebensstil eintaucht, könnte sie die Verbindung erneuern, ohne die Prinzipien zu verletzen.“

Die Angestellten entschieden, die Idee vorsichtig an Vanessa heranzutragen. Clara verfasste einen sorgfältigen Brief, in dem sie die Möglichkeit beschrieb:
„Liebe Vanessa,
wir schreiben Ihnen mit einer Idee, die wir Ihnen vorschlagen möchten. Wir haben beobachtet, dass Miss Kottenbrinkmann Sie vermisst, auch wenn sie dies nicht direkt äußern würde. Wir vermuten, dass es Ihnen ähnlich geht.
Um die Verbindung zwischen Ihnen beiden zu stärken, ohne Hedwigs Lebensstil zu beeinträchtigen, schlagen wir vor, dass Sie für einige Tage in die Rolle einer Lady of Leisure schlüpfen. Während dieser Zeit könnten Sie Hedwig in Kontemplation und Stille begleiten.
Es wäre eine Auszeit von Ihrem hektischen Alltag und eine Möglichkeit, die Freundschaft zu pflegen, ohne die Prinzipien der Zurückgezogenheit zu verletzen. Natürlich würden wir alles vorbereiten und sicherstellen, dass Sie sich vollständig wohlfühlen.
Bitte denken Sie darüber nach, und lassen Sie uns wissen, ob Sie Interesse haben.
Mit besten Grüßen,
Clara und Sophia“


Vanessa erhielt den Brief an einem späten Abend, nachdem sie einen anstrengenden Tag hinter sich hatte. Sie las ihn aufmerksam und spürte, wie ein Lächeln über ihr Gesicht huschte. Die Idee war ungewöhnlich – sie, als Lady of Leisure? Doch sie konnte nicht leugnen, dass sie Hedwig vermisste, und der Gedanke an ein paar Tage völliger Ruhe und Stille reizte sie mehr, als sie erwartet hatte.

Sie griff sofort zu Papier und Feder und verfasste eine Antwort:
„Liebe Clara, liebe Sophia,
ich danke Ihnen für diesen Vorschlag. Ich muss zugeben, dass ich überrascht bin, aber auch fasziniert. Eine Auszeit in Hedwigs Welt könnte für mich tatsächlich eine wunderbare Erfahrung sein – nicht nur, um sie wiederzusehen, sondern auch, um meine eigenen Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen.
Bitte richten Sie alles so ein, wie es erforderlich ist. Ich werde mich vollständig an die Regeln halten und freue mich darauf, diesen besonderen Weg mit Hedwig zu teilen.
Mit herzlichen Grüßen,
Vanessa“


Am nächsten Morgen, während Clara Hedwig für den Tag vorbereitete, sprach sie vorsichtig: „Miss Kottenbrinkmann, wir haben eine Nachricht, die Sie vielleicht interessieren könnte. Vanessa hat sich bereit erklärt, Sie für einige Tage in völliger Stille und Kontemplation zu besuchen. Sie wird sich an Ihren Lebensstil anpassen und als Lady of Leisure agieren.“
Hedwig blieb still, doch Clara spürte die leichte Spannung in ihrer Haltung. Nach einem Moment sprach Hedwig leise: „Das ist unerwartet… aber interessant.“

„Wir glauben, dass es eine schöne Möglichkeit ist, Ihre Freundschaft zu erneuern, Miss,“ fügte Sophia hinzu. „Vanessa wird sich an alle Regeln halten, und es wird Ihre Ruhe nicht stören.“
Hedwig nickte kaum merklich. „Ich werde sie willkommen heißen. Aber die Stille muss gewahrt bleiben.“

Die Angestellten begannen, alles für Vanessas Ankunft vorzubereiten. Ein passendes Kleid, eine Blindmaske und ein Schleier wurden für sie angefertigt. Alles war darauf ausgelegt, dass sie sich vollständig in Hedwigs Lebensstil einfügen konnte. Vanessa selbst begann, sich innerlich auf die Erfahrung vorzubereiten.

Das nächste Kapitel würde eine Begegnung sein, die nicht nur die Verbindung zwischen zwei Freundinnen erneuerte, sondern auch zeigte, wie Stille und Ruhe eine Brücke zwischen verschiedenen Welten schlagen konnten.
Der Tag von Vanessas Ankunft war gekommen. Sie hatte am Morgen ihr Zuhause verlassen und war mit gemischten Gefühlen auf Hedwigs Anwesen gereist. Während der Kutschefahrt ließ sie den Vorschlag der Zofen immer wieder durch ihren Kopf gehen. Die Idee, für einige Tage vollständig in Hedwigs Lebensstil einzutauchen, reizte sie – und beunruhigte sie gleichzeitig.

„Wie wird es sein, so still zu sein, so abgeschottet?“ dachte sie. „Ich bin es gewohnt, zu sprechen, zu handeln, präsent zu sein. Und doch… die Vorstellung von völliger Ruhe hat etwas Verlockendes.“
Als die Kutsche durch das große Tor des Anwesens rollte, atmete Vanessa tief durch. „Es ist nur für ein paar Tage,“ sagte sie sich. „Ich werde es schaffen – für Hedwig.“

Die Begrüßung
Clara und Sophia warteten bereits am Eingang, als Vanessa ankam. Sie wurde höflich begrüßt, aber die Atmosphäre war geprägt von der ruhigen Ernsthaftigkeit, die das Anwesen durchzog.
„Willkommen, Miss Vanessa,“ sagte Clara mit einem warmen Lächeln. „Wir freuen uns, dass Sie sich entschieden haben, diese Erfahrung zu machen.“
„Danke, Clara,“ antwortete Vanessa, ihre Stimme leicht angespannt. „Ich gebe zu, ich bin ein wenig nervös.“
Sophia nickte beruhigend. „Das ist ganz normal. Wir werden Sie Schritt für Schritt vorbereiten. Sie werden sich schnell einfügen.“

Die Aufmontierung beginnt
Vanessa wurde in ein privates Ankleidezimmer geführt, wo alles für ihre Aufmontierung vorbereitet war. Auf einem Tisch lagen die Kleidungsstücke: ein hochgeschlossenes, maßgeschneidertes Kleid, eine Blindmaske aus weicher Seide, ein dichter Schleier und ein Armbinder.
Clara erklärte jeden Schritt mit ruhiger Stimme. „Wir beginnen mit der Unterwäsche und dem Kleid. Danach setzen wir Ihnen die Blindmaske auf. Sie wird Ihre Sicht vollständig verdunkeln, aber sie ist angenehm zu tragen. Der Schleier wird darüber gelegt, um die Abgeschiedenheit zu vervollständigen. Zum Schluss fixieren wir Ihre Arme im Armbinder.“
Vanessa nickte und atmete tief durch. „Ich habe mich darauf eingelassen,“ dachte sie. „Jetzt gibt es kein Zurück.“

Der erste Schritt: Das Kleid
Clara und Sophia halfen Vanessa, das hochgeschlossene Kleid anzulegen. Der Stoff war schwer, aber angenehm, und Vanessa spürte, wie die Schichten des Kleides sie langsam von der Außenwelt abschirmten. Als die Knöpfe bis zum Kragen geschlossen wurden, fühlte sie eine ungewohnte Enge – nicht unangenehm, aber ungewohnt.
„Es fühlt sich an, als würde ich mich in eine andere Version von mir selbst verwandeln,“ sagte Vanessa leise.
„Das ist Teil der Erfahrung,“ antwortete Clara. „Die Kleidung hilft, die äußere Welt loszulassen.“

Die Blindmaske: Der Moment der Dunkelheit
Als nächstes setzten Clara und Sophia Vanessa die Blindmaske auf. Sie war vorgewärmt und schmiegte sich sanft an Vanessas Gesicht. Der Moment, in dem ihre Sicht vollständig verschwand, war überwältigend. Vanessa atmete scharf ein.
„Das ist… seltsam,“ flüsterte sie. „Ich sehe nichts. Es ist, als wäre die Welt verschwunden.“
„Lassen Sie sich Zeit,“ sagte Sophia beruhigend. „Die Dunkelheit wird bald vertraut. Es ist ein Teil der Ruhe.“
Vanessa versuchte, sich zu entspannen, während die Maske sich wie eine sanfte Umarmung anfühlte. „Es ist anders, als ich dachte,“ dachte sie. „Aber irgendwie… beruhigend.“

Der Schleier: Die völlige Abgeschiedenheit
Der Schleier wurde behutsam über die Maske gelegt und sorgfältig arrangiert. Das Gewicht des dichten Stoffes verstärkte das Gefühl der Abgeschiedenheit. Vanessa konnte nichts sehen, kaum etwas hören, und die Außenwelt schien meilenweit entfernt.
„Wie fühlt es sich an, Miss Vanessa?“ fragte Clara leise.
Vanessa zögerte, bevor sie antwortete: „Es ist… anders. Ich fühle mich geschützt, aber auch verletzlich.“

Der letzte Schritt: Der Armbinder
Zum Schluss wurden Vanessas Arme in den Armbinder gelegt und sicher fixiert. Der Druck des Leders auf ihre Haut fühlte sich zunächst ungewohnt an, doch es brachte auch eine seltsame Ruhe mit sich.
„Das ist der letzte Schritt,“ sagte Clara. „Nun sind Sie vollständig montiert. Ab jetzt werden wir Sie durch Ihren Alltag führen.“
Vanessa nickte, obwohl sie es kaum fühlte. „Das ist es also,“ dachte sie. „Völlige Abgeschiedenheit, völlige Ruhe.“

Als Vanessa von Clara und Sophia aus dem Ankleidezimmer geführt wurde, war sie in völlige Dunkelheit gehüllt. Jeder Schritt fühlte sich wie ein Schritt in eine neue Welt an. Sie hörte das leise Rascheln ihres Kleides, das sanfte Klirren der Schenkelbänder und das beruhigende Flüstern von Clara, die sie führte.

„Es ist, als hätte ich die Kontrolle abgegeben,“ dachte Vanessa. „Und doch fühle ich mich sicher. Vielleicht ist das der Schlüssel zur Ruhe, die Hedwig gefunden hat.“
Nachdem Vanessa vollständig montiert war, wurde sie in den Salon geführt, wo sie Hedwig am Nachmittag treffen würde. Clara sprach leise: „Miss Vanessa, Sie haben den ersten Schritt getan. Nun beginnt Ihre Reise in die Stille.“

Vanessa nickte kaum merklich. Sie war nervös, aber auch neugierig auf das, was kommen würde. Die Dunkelheit um sie herum war nicht bedrückend, sondern fast beruhigend. „Vielleicht ist das wirklich eine Auszeit, die ich brauche,“ dachte sie. „Vielleicht werde ich in dieser Stille mehr finden, als ich erwartet habe.“

Vanessa hätte nicht erwartet, dass sie sich in dem strengen Lebensstil so schnell zurechtfinden würde. Doch kaum war sie vollständig montiert – in Korsett, Armbinder, Blindmaske und dichtem Schleier –, spürte sie eine seltsame Ruhe in sich aufsteigen. Die Dunkelheit und die Abgeschiedenheit, die sie anfangs als bedrückend vermutet hatte, wirkten fast befreiend. Jeder Schritt war bedächtig, geführt von Clara oder Sophia, und doch fühlte sich Vanessa sicher und geborgen.

Vanessa wurde früh geweckt und von Clara in den Salon geführt. Dort wartete Hedwig bereits, ebenfalls blindverschleiert und regungslos. Die beiden Frauen wurden nebeneinander positioniert, ihre Hände sicher im Armbinder fixiert. Sanfte Klaviermusik füllte den Raum, ein leiser, beruhigender Walzer.

Vanessa spürte Hedwigs Nähe, obwohl sie sie weder sehen noch mit ihr sprechen konnte. Ihre Anwesenheit war wie eine stille Umarmung, ein Zeichen von Vertrautheit in dieser vollkommenen Stille. Vanessa konzentrierte sich auf ihren Atem, auf die Musik und die Präsenz ihrer Freundin.
„Das ist anders, als ich erwartet habe,“ dachte sie. „Es ist, als würde diese Stille unsere Verbindung verstärken, nicht schwächen.“
Die Stunde verging wie im Flug, und als Clara Vanessa aus ihrer Position löste, fühlte sie sich erfrischt, als hätte sie in dieser Ruhe mehr Energie gefunden als in all den hektischen Tagen ihres Alltags.

Am Nachmittag wurden Hedwig und Vanessa durch den Garten geführt. Der Duft von Blumen, die warme Sonne auf der Haut und das sanfte Rascheln der Blätter umgaben sie. Vanessa spürte Claras Hand leicht auf ihrer Schulter, die sie sicher leitete, und hörte das leise Klirren der Schenkelbänder bei jedem ihrer Schritte.

Neben ihr ging Hedwig, ebenso blindverschleiert und fixiert. Die beiden Frauen bewegten sich in einem synchronen Rhythmus, als wären sie eins mit der Stille um sie herum.
„Ich kann sie nicht sehen,“ dachte Vanessa, „und doch fühle ich sie so nah wie nie zuvor.“
Die Spaziergänge waren lang, aber nie langweilig. Vanessa ließ ihre Gedanken schweifen und nahm die Welt um sich herum intensiver wahr, als sie es je getan hatte.
Am Abend saßen Hedwig und Vanessa nebeneinander im Meditationsraum, beide blindverschleiert und in völliger Dunkelheit. Die Welt um sie herum schien stillzustehen, und die Zeit verlor an Bedeutung. Vanessa spürte, wie die Gedanken des Tages verblassten, wie sich eine tiefe Ruhe in ihr ausbreitete.

„Vielleicht ist das, was Hedwig gefunden hat, mehr als nur ein Lebensstil,“ dachte sie. „Vielleicht ist es ein Weg zu etwas Größerem.“
Die Meditation brachte eine Nähe zwischen den beiden Frauen, die Worte nicht hätten ausdrücken können. Es war eine stille Harmonie, die nur in dieser völligen Abgeschiedenheit existieren konnte.

Das Wochenende verlief in einem ruhigen, gleichmäßigen Rhythmus. Hedwig und Vanessa verbrachten die Tage miteinander, ohne ein einziges Wort zu wechseln. Ihre Kommunikation bestand aus bloßer Anwesenheit, aus dem Teilen von Momenten, die keine Sprache benötigten.
Vanessa fand überraschend viel Gefallen an der Disziplin und Ruhe, die dieser Lebensstil mit sich brachte. Das Korsett, der Armbinder und die Blindmaske, die anfangs ungewohnt waren, wurden zu einem Teil von ihr. Sie fühlte sich geborgen in den festen Strukturen, die ihr die völlige Abgabe von Kontrolle ermöglichten.

Am letzten Abend wurde Vanessa von Clara entmontiert. Der Schleier und die Maske wurden vorsichtig abgenommen, und das Licht des Ankleidezimmers blendete sie kurz. Clara half ihr, das Korsett zu lösen und ihre Arme zu befreien.
„Miss Vanessa,“ sagte Clara mit einem Lächeln, „es war eine Freude, Sie hier zu haben. Sie haben sich bemerkenswert gut eingefügt.“
Vanessa nickte, während sie sich wieder an die Bewegungsfreiheit ihrer Hände gewöhnte. „Es war… außergewöhnlich,“ sagte sie leise. „Ich habe mehr über mich selbst gelernt, als ich erwartet hatte.“
Als Vanessa die Heimreise antrat, dachte sie lange über das Wochenende nach.

Die Stille, die Abgeschiedenheit, die Nähe zu Hedwig – all das hatte einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Sie fühlte sich erfrischt, geerdet und mit ihrer Freundin stärker verbunden als je zuvor.
„Vielleicht ist die Stille wirklich eine Brücke,“ dachte sie. „Eine Brücke zwischen uns und der Welt, zwischen uns und uns selbst.“

Vanessa wusste, dass sie in ihre hektische Welt zurückkehren musste, aber die Ruhe, die sie in Hedwigs Lebensstil gefunden hatte, würde sie nie vergessen. Es war eine Erfahrung, die ihr Leben verändert hatte – und ein Zeichen dafür, dass wahre Nähe manchmal in der völligen Abwesenheit von Worten liegt.
57. Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 23 und 24

geschrieben von BlackCoon am 22.01.25 21:57

Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 23 - Ein unausgesprochener Wunsch

Zuhause angekommen, spürte Vanessa die Hektik ihres Alltags sofort wieder auf sich einwirken. Die gewohnten Geräusche, die ständigen Anforderungen und die Bewegung wirkten plötzlich ungewohnt intensiv, fast störend. Doch sie trug etwas Neues in sich: die Ruhe und Klarheit, die sie während ihres Wochenendes bei Hedwig erfahren hatte.

Frederik, ihr Mann, saß im Wohnzimmer und arbeitete an ein paar Unterlagen, als Vanessa hereinkam. Er blickte auf, ein Lächeln auf den Lippen. „Da bist du ja. Wie war es bei Hedwig?“
Vanessa legte ihre Tasche ab und setzte sich ihm gegenüber. Ihre Augen strahlten, als sie sprach. „Frederik, es war… unglaublich. Ich habe etwas gefunden, von dem ich nicht wusste, dass ich es brauche.“

Frederik lehnte sich zurück und hörte aufmerksam zu, während Vanessa von ihrem Wochenende erzählte. Sie beschrieb die Stille, die völlige Abgeschiedenheit und die tiefe Nähe, die sie zu Hedwig gespürt hatte, obwohl sie weder sprechen noch sich sehen konnten.
„Es ist schwer zu erklären,“ sagte Vanessa. „Wir haben kein Wort gewechselt, und dennoch war es, als wäre ich Hedwig näher als je zuvor. Die Dunkelheit, die Struktur, der völlige Rückzug – es hat alles eine Art von… Tiefe, die ich nicht erwartet hätte.“

Frederik nickte nachdenklich. „Es klingt, als hätte diese Erfahrung dich wirklich berührt. Und ehrlich gesagt, ich bin nicht überrascht. Hedwigs Lebensstil ist faszinierend. Ich habe das schon bei meinen Besuchen auf ihrem Anwesen gespürt. Es ist… anders, ja, aber auch unglaublich durchdacht.“

In den folgenden Tagen dachte Vanessa oft über ihre Zeit bei Hedwig nach. Sie fand sich in stillen Momenten wieder, in denen sie die Dunkelheit und die Ruhe vermisste. Eines Abends, während des Abendessens, sprach sie mit Frederik erneut darüber.

„Ich kann nicht aufhören, darüber nachzudenken,“ sagte sie. „Es war, als hätte ich für ein paar Tage in eine andere Welt geschaut. Eine Welt, die so fern von allem ist, was wir kennen.“
Frederik legte sein Besteck zur Seite und sah sie ernst an. „Vanessa, ich habe immer gespürt, dass du und Hedwig eine besondere Verbindung habt. Vielleicht war dieses Wochenende eine Möglichkeit, diese Verbindung auf eine neue Ebene zu bringen.“

Vanessa nickte. „Ja, das war es. Und weißt du, was mich am meisten beeindruckt hat? Die Ruhe in ihrem Leben. Es ist nicht nur eine äußere Ruhe – es ist, als hätte sie Frieden mit sich selbst gefunden.“
Frederik lächelte leicht. „Ich verstehe, was du meinst. Es ist bewundernswert, wie sie diese Balance gefunden hat. Und auch wenn ich mir so einen Lebensstil nicht für jeden vorstellen kann, denke ich, dass es für Frauen wie Hedwig – und vielleicht sogar für dich – etwas Tiefgründiges hat.“

Vanessa sah ihn überrascht an. „Für mich? Glaubst du, ich könnte so leben?“
Frederik lachte. „Vielleicht nicht so streng wie Hedwig. Aber du hast immer gesagt, dass du nach Ruhe suchst. Vielleicht kannst du Teile dieser Erfahrung in deinen Alltag integrieren.“

In den Nächten nach ihren Gesprächen fand Vanessa sich oft wachliegend im Bett, ihre Gedanken bei Hedwig. Sie fragte sich, wie es ihrer Freundin ging, ob sie die gemeinsame Zeit ebenso genossen hatte. Doch gleichzeitig wusste sie, dass Hedwig die Stille und die Struktur ihres Lebens liebte und sie nicht dauerhaft in eine andere Welt zurückholen wollte.

„Sie ist so glücklich, wie sie ist,“ sagte Vanessa eines Abends zu Frederik. „Und das bewundere ich an ihr. Sie hat etwas gefunden, das viele von uns suchen.“
Frederik legte eine Hand auf ihre. „Und du hast einen Teil davon mit ihr geteilt. Das ist etwas Besonderes, Vanessa. Etwas, das dir niemand nehmen kann.“

Die Tage wurden wieder hektisch, doch Vanessa trug die Erinnerung an das Wochenende bei Hedwig wie einen Schatz mit sich. Sie begann, kleine Rituale in ihren Alltag zu integrieren – eine halbe Stunde völliger Stille am Morgen, ein Spaziergang ohne Ablenkung am Abend. Es waren kleine Schritte, aber sie fühlten sich wie eine Brücke zu Hedwig an.
„Ich weiß nicht, ob ich das je wiederholen kann,“ sagte Vanessa eines Abends zu Frederik. „Aber ich weiß, dass es mich verändert hat.“

Frederik lächelte. „Vielleicht solltest du sie wieder besuchen. Und wenn nicht, dann halte diese Erinnerungen in deinem Herzen. Denn sie haben dir etwas gegeben, was wenige finden: echte Ruhe.“
Vanessa sah ihn an, dankbar für seine Unterstützung. „Vielleicht werde ich es tun,“ dachte sie. „Denn in dieser Stille war ich nicht nur Hedwig nah – ich war mir selbst nah.“

Vanessa konnte die Eindrücke ihres Wochenendes bei Hedwig nicht abschütteln. Immer wieder kehrten ihre Gedanken zu den stillen Momenten zurück: die Blindverschleierung, die völlige Abgeschiedenheit, die Nähe zu Hedwig ohne Worte. Es war, als hätte sie eine Seite von sich selbst entdeckt, die sie nie zuvor wahrgenommen hatte.

Auch Frederik hatte die Veränderung an seiner Frau bemerkt. Vanessa wirkte ruhiger, nachdenklicher, ja fast ausgeglichener. Doch gleichzeitig bemerkte er auch die leise Sehnsucht in ihrem Blick, wenn sie von Hedwig sprach. In ihm wuchs ein Gedanke, der ihn zugleich faszinierte und verunsicherte: „Was, wenn Vanessa dauerhaft diesen Lebensstil annimmt? Könnte sie wirklich eine Lady of Leisure sein?“

Eines Abends, nach einem langen Arbeitstag, setzte sich Vanessa zu Frederik ins Wohnzimmer. Sie wirkte angespannt, aber entschlossen.
„Frederik,“ begann sie, „ich kann nicht aufhören, an das Wochenende bei Hedwig zu denken. Es war… so besonders, so beruhigend. Ich möchte es wiederholen.“

Frederik sah sie an, überrascht, aber auch erleichtert. „Du willst sie noch einmal besuchen?“
Vanessa nickte. „Ja. Ich weiß, es klingt seltsam, aber ich habe das Gefühl, dass ich dort etwas gefunden habe, das mir im Alltag fehlt. Es war, als hätte ich eine Seite von mir entdeckt, die ich nicht kannte.“

Frederik lächelte sanft. „Das klingt nicht seltsam, Vanessa. Es klingt ehrlich. Ich denke, es könnte eine wunderbare Idee sein.“
Während Vanessa über ihre Pläne sprach, nagte der Gedanke an Frederik. Er konnte sich nicht helfen – die Vorstellung, Vanessa dauerhaft in diesem Lebensstil zu sehen, faszinierte ihn. Doch er wusste, dass das ein großer Schritt war, und er hatte Angst, wie sie reagieren würde.

„Was, wenn ich es anspreche und sie denkt, ich will sie kontrollieren?“ fragte er sich. „Oder noch schlimmer – was, wenn sie denkt, ich verstehe sie nicht?“
Er beschloss, den Gedanken für sich zu behalten, zumindest vorerst.
Einige Tage später, während sie gemeinsam zu Abend aßen, konnte Frederik seinen Gedanken nicht länger zurückhalten. Vanessa sprach gerade wieder von Hedwig und dem Wochenende, als er plötzlich die Worte aussprach, die ihm so lange auf der Seele brannten.

„Vanessa,“ sagte er vorsichtig, „hast du jemals daran gedacht, diesen Lebensstil nicht nur für ein Wochenende zu erleben… sondern dauerhaft?“
Vanessa hielt inne, das Besteck in der Hand. Ihre Augen weiteten sich leicht, und für einen Moment war der Raum von Stille erfüllt.
„Dauerhaft?“ wiederholte sie schließlich, ihre Stimme leise, fast ungläubig.
Frederik nickte, seine Nervosität deutlich spürbar. „Ich meine… du sprichst so oft davon, wie glücklich und ruhig du dich bei Hedwig gefühlt hast. Es klingt, als hätte dir das etwas gegeben, das dir im Alltag fehlt. Vielleicht… vielleicht wäre das ein Lebensstil, der auch für dich funktionieren könnte.“

Vanessa legte das Besteck ab und lehnte sich zurück. Ihre Gedanken rasten. „Dauerhaft? Wirklich? Könnte ich das?“ Sie fühlte eine Mischung aus Überraschung, Neugier und leiser Aufregung.

Nach einem Moment des Schweigens sprach sie vorsichtig: „Frederik… das ist ein großer Schritt. Ich meine, ich liebe mein Leben, aber du hast recht – ich habe in Hedwigs Welt etwas gefunden, das mir fehlt. Aber dauerhaft? Das wäre eine so… radikale Veränderung.“

Frederik nahm ihre Hand und sah sie ernst an. „Vanessa, ich will nichts überstürzen. Aber ich sehe, wie sehr dich dieser Lebensstil berührt hat. Und ich möchte nur, dass du weißt, dass ich dich unterstützen würde, wenn du das wirklich möchtest. Egal, wie weit du gehen willst.“
Vanessa spürte, wie ihre Augen feucht wurden. Sie wusste, dass Frederik sie liebte und immer das Beste für sie wollte. Sein Vorschlag war keine Forderung, sondern ein Ausdruck seiner tiefen Zuneigung und seines Verständnisses für sie.
„Ich… ich weiß es nicht,“ flüsterte sie schließlich. „Aber ich werde darüber nachdenken.“
In dieser Nacht lag Vanessa wach und ließ Frederiks Worte in ihrem Kopf nachhallen. Die Vorstellung, eine Lady of Leisure zu werden, war gleichermaßen beängstigend und faszinierend. Sie dachte an die Ruhe, die Struktur, die geistige Nähe zu Hedwig – und an die völlige Abgabe von Kontrolle.

„Könnte ich das wirklich? Könnte ich mein Leben so verändern? Und was würde das für unsere Ehe bedeuten?“ fragte sie sich.
Doch ein Gedanke drängte sich immer wieder in den Vordergrund: „Vielleicht ist das, was ich suche, genau das, was Frederik mir vorschlägt.“
Vanessa wusste, dass sie diese Entscheidung nicht überstürzen konnte. Aber eines war sicher: Das Gespräch mit Frederik hatte etwas in ihr bewegt, das sie nicht ignorieren konnte.

Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 24 - Eine Zukunft als Lady of Leisure?

Vanessa und Frederik saßen spätabends im Wohnzimmer. Kerzen warfen ein warmes Licht auf ihre Gesichter, doch die Atmosphäre war von einer Mischung aus Spannung und Aufregung geprägt. Seit Frederik das Thema angesprochen hatte, ob Vanessa dauerhaft als Lady of Leisure leben könnte, war der Gedanke nicht mehr aus ihren Köpfen verschwunden.

„Vanessa,“ begann Frederik vorsichtig, „es gibt so viel zu bedenken. Dein Lebensstil würde sich völlig verändern, aber auch unsere Partnerschaft… ich meine, besonders wenn es um das Thema Keuschheit geht.“
Vanessa nickte langsam. „Ja, das ist ein Punkt, der uns beide betreffen würde. Und ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wie ich mich dabei fühlen würde. Es wäre ein großer Schritt – für uns beide.“
Frederik lehnte sich zurück, sein Blick nachdenklich. „Für mich hat der Gedanke, dich als Lady of Leisure zu sehen, etwas unglaublich Faszinierendes. Aber ich will nichts überstürzen. Vielleicht sollten wir uns Rat holen.“

Am nächsten Tag beschlossen die beiden, Mrs. Rutherford einzuladen. Sie war Hedwigs Gouvernante und hatte einen tiefen Einblick in den Lebensstil der Ladies of Leisure. Wenn jemand sie beraten konnte, dann sie.
„Miss Rutherford,“ begann Vanessa, nachdem sie ihren Gast herzlich begrüßt hatte, „Frederik und ich denken über einen möglichen Wechsel meines Lebensstils nach. Es gibt jedoch viele offene Fragen, besonders, was das Keuschleben betrifft. Könnten Sie uns helfen?“
Mrs. Rutherford nickte ruhig. „Natürlich, Miss Vanessa. Es ist eine bedeutende Entscheidung, die wohlüberlegt sein muss. Ich schlage vor, dass wir die Zofen verheirateter Ladies of Leisure anschreiben, die keusch leben, und um ihre Meinungen und Erfahrungen bitten.“

Einige Wochen später trafen die ersten Antworten ein. Clara, die für die Korrespondenz zuständig war, las sie Frederik und Vanessa in einer ruhigen Sitzung vor.

1. Lady Arabella
Die Zofe von Lady Arabella schrieb:
„Meine Lady ist seit 15 Jahren verheiratet und lebt seit 10 Jahren als Lady of Leisure. Sie und ihr Ehemann haben sich gemeinsam für ein keusches Leben entschieden, da es ihrer Ansicht nach die Reinheit ihres Lebensstils unterstützt. Ihr Kontakt ist minimal, sie kommunizieren ausschließlich schriftlich über mich. Einmal im Jahr trifft mein Herr sie persönlich, allerdings ohne, dass sie ihren Schleier oder ihre Blindmaske abnimmt. Beide berichten, dass diese Struktur ihre Verbindung auf eine tiefere, spirituelle Ebene gehoben hat.“

Vanessa sah Frederik an. „Einmal im Jahr? Das klingt so… extrem.“
Frederik zuckte mit den Schultern. „Vielleicht. Aber ich finde es faszinierend, dass sie sich so verbunden fühlen, trotz – oder vielleicht gerade wegen – der Distanz.“

2. Lady Marguerite
Die Zofe von Lady Marguerite schrieb:
„Lady Marguerite ist seit 8 Jahren verheiratet und hat sich vor 5 Jahren für ein Leben als Lady of Leisure entschieden. Sie und ihr Ehemann haben eine etwas weniger strenge Regelung: Sie sehen sich monatlich für eine Stunde, in der meine Lady zwar blindverschleiert bleibt, aber mit ihm spricht. Beide halten dies für einen guten Kompromiss, um die Ehe zu bewahren, ohne die Prinzipien des Lebensstils zu verletzen.“
„Das klingt praktikabler,“ meinte Vanessa, während sie die Worte in sich aufnahm.
Frederik nickte. „Es ist ein interessanter Ansatz. Es zeigt, dass es Spielraum gibt, den Lebensstil anzupassen.“


3. Lady Beatrix Die Zofe von Lady Beatrix berichtete:
„Lady Beatrix und ihr Ehemann haben vor ihrer Hochzeit beschlossen, dass sie nach der Geburt ihres zweiten Kindes vollständig als Lady of Leisure leben und keusch sein würde. Ihr Kontakt beschränkt sich auf Briefe, die ich ihnen schreibe und vorlese. Mein Herr respektiert die Entscheidungen meiner Lady zutiefst und sieht darin einen Ausdruck ihrer gemeinsamen Werte.“

Vanessa runzelte die Stirn. „Kein persönlicher Kontakt, nur Briefe? Das scheint mir… schwer vorstellbar.“
Frederik überlegte einen Moment. „Vielleicht ist das der Punkt: Die Distanz macht die Verbindung auf einer anderen Ebene stärker.“

4. Lady Imogen Die Zofe von Lady Imogen schrieb:
„Lady Imogen ist seit 12 Jahren verheiratet und lebt seit 7 Jahren keusch. Mein Herr lebt auf einem separaten Anwesen, besucht sie jedoch einmal alle zwei Monate für einen Nachmittag. Während dieser Besuche bleibt meine Lady vollständig montiert, und sie kommunizieren durch mich. Beide betonen, dass diese Regelung ihnen ermöglicht, ihre Ehe zu schätzen, ohne dass sie ihren Lebensstil beeinträchtigt.“

Vanessa atmete tief ein. „Alle zwei Monate? Ich weiß nicht, ob ich das könnte.“
„Es zeigt zumindest, dass es viele Varianten gibt,“ sagte Frederik nachdenklich. „Wir müssen nur diejenige finden, die für uns passt.“
Nachdem die Briefe vorgelesen waren, wandte sich Mrs. Rutherford an Vanessa und Frederik. „Es scheint, dass jede Lady und jeder Ehemann ihre eigenen Regeln gefunden haben, die für sie funktionieren. Mein Vorschlag ist, dass wir noch weitere Antworten abwarten. Wir könnten die Zofen bitten, genauer auf den Kontakt zwischen den Ehepartnern einzugehen. Das könnte Ihnen helfen, eine informierte Entscheidung zu treffen.“

Vanessa nickte langsam. „Das wäre hilfreich. Es gibt so viele Möglichkeiten, und ich möchte nichts überstürzen.“
Frederik nahm ihre Hand. „Wir werden es gemeinsam herausfinden. Ich will nur, dass du glücklich bist, Vanessa.“
Vanessa sah ihn an, und ein leises Lächeln spielte auf ihren Lippen. „Vielleicht,“ dachte sie, „kann ich in diesem Lebensstil nicht nur Ruhe finden, sondern auch eine neue Art, mit Frederik verbunden zu sein.“

Mit diesem Gedanken beschlossen sie, auf weitere Antworten zu warten und ihre Entscheidung mit Bedacht zu treffen. Es war ein großer Schritt, aber beide waren bereit, ihn gemeinsam zu gehen.
Vanessa und Frederik entschieden sich, in ihrer Beratung mit Mrs. Rutherford und durch die Zofen verheirateter Ladies of Leisure tiefer in die Details einzutauchen. Sie formulierten spezifische Fragen: Wie häufig sahen sich die Paare? Wie gestaltete sich die schriftliche Kommunikation? Wie wurde die emotionale Nähe bewahrt? Und welche Herausforderungen hatten die Ladies und ihre Ehepartner erlebt?

Die Antworten, die sie erhielten, waren sowohl faszinierend als auch inspirierend. Gleichzeitig trafen weitere Zuschriften ein, die zusätzliche Perspektiven boten.

Die detaillierten Antworten
1. Lady Arabellas Zofe:
„Mein Herr und meine Lady kommunizieren wöchentlich durch Briefe. Mein Herr schreibt sehr persönliche, manchmal poetische Briefe, die ich meiner Lady vorlese. Sie diktiert mir ihre Antworten. Beide betonen, dass diese Form der Kommunikation ihnen hilft, ihre Zuneigung auszudrücken, ohne die Prinzipien der Keuschheit und Abgeschiedenheit zu verletzen. Mein Herr übernimmt vollständig die finanziellen und organisatorischen Aspekte ihres Lebensstils. Lady Arabella sagt oft, dass die schriftliche Kommunikation sie emotional nähergebracht hat.“


Vanessa las diese Antwort aufmerksam. „Das klingt… fast romantisch,“ sagte sie leise. „Aber auch sehr diszipliniert.“
Frederik nickte. „Es zeigt, dass die Briefe nicht nur pragmatisch sind, sondern auch eine Verbindung schaffen können.“

2. Lady Marguerites Zofe:
„Meine Lady und mein Herr haben sich darauf geeinigt, sich alle sechs Wochen für eine Stunde persönlich zu treffen. Während dieser Treffen bleibt meine Lady vollständig verschleiert und im Armbinder. Die Gespräche sind herzlich, aber formell. Mein Herr sagt, dass diese Treffen ihm helfen, ihre Präsenz zu spüren, ohne ihre Prinzipien zu verletzen. Die restliche Zeit schreiben sie sich regelmäßig Briefe, die ich übermittle.“

Vanessa runzelte die Stirn. „Die persönliche Präsenz könnte schön sein, aber… ich weiß nicht, ob ich mich damit wohlfühlen würde.“
Frederik legte seine Hand auf ihre. „Wir müssen nichts übernehmen, was dir unangenehm ist. Vielleicht ist rein schriftliche Kommunikation für uns der bessere Weg.“

3. Lady Beatrix’ Zofe:
„Mein Herr ist stark in das Leben meiner Lady involviert, allerdings nur aus der Distanz. Er hat Kameras auf ihrem Anwesen installieren lassen, durch die er sie bei ihren täglichen Aktivitäten wie Kontemplation, Spaziergängen oder Meditation beobachten kann. Er sagt, dass ihn dies beruhigt und ihm hilft, sich mit ihrem Lebensstil verbunden zu fühlen. Sie selbst bevorzugt diese stille Nähe, da sie sich dadurch nicht beobachtet, sondern umsorgt fühlt.“

Frederik lächelte. „Das könnte für uns funktionieren. Ich würde dich gerne sehen, Vanessa, ohne deinen Lebensstil zu stören.“
Vanessa überlegte. „Es könnte… es könnte eine interessante Möglichkeit sein.“

4. Lady Imogens Zofe:
„Mein Herr übernimmt vollständig die finanziellen Aspekte des Lebensstils meiner Lady. Sie besitzt ihr eigenes Anwesen, das weit entfernt von seinem liegt. Die Distanz hilft beiden, ihre Rollen besser auszufüllen. Mein Herr sagt oft, dass die physische Trennung die emotionale Nähe intensiviert, da sie sich durch die Briefe vollständig aufeinander konzentrieren.“


Vanessa nickte nachdenklich. „Getrennte Anwesen – das würde mir helfen, mich vollständig auf diesen Lebensstil einzulassen.“
Frederik stimmte zu. „Es wäre sinnvoll. Und es würde dir die Freiheit geben, deinen Weg zu finden, während ich für alles Wesentliche sorge.“

Zusätzlich erhielten sie einige neue Zuschriften, die weitere Einblicke boten:
Lady Evelina: „Meine Lady hat ihren eigenen Rhythmus, den mein Herr voll respektiert. Sie sehen sich nie, kommunizieren aber wöchentlich schriftlich. Mein Herr hat gesagt, dass die schriftliche Kommunikation ihm geholfen hat, sich klarer und ehrlicher auszudrücken.“

Lady Juliana: „Meine Lady lebt völlig zurückgezogen und verlässt ihr Anwesen nicht. Mein Herr ist für alle organisatorischen Aspekte verantwortlich, schreibt ihr jedoch nur einmal im Monat. Beide sagen, dass sie auf diese Weise ihre Beziehung als ruhig und stabil empfinden.“

Nach wochenlangen Diskussionen, dem Lesen der Zuschriften und intensiven Überlegungen entwickelten Vanessa und Frederik ihr eigenes Modell. Es war eine Kombination aus Elementen, die sie inspiriert hatten, und ihren eigenen Bedürfnissen.

1. Getrennte Anwesen: Vanessa und Frederik beschlossen, dass Vanessa ein eigenes Anwesen beziehen würde, das nicht in unmittelbarer Nähe von Frederiks Wohnsitz lag. Frederik würde sich um alle finanziellen und organisatorischen Aspekte kümmern, sodass Vanessa sich vollständig auf ihren Lebensstil konzentrieren konnte.

2. Schriftliche Kommunikation: Sie entschieden sich, ausschließlich schriftlich zu kommunizieren. Vanessa würde ihre Briefe diktieren, und Frederik würde sie lesen und schriftlich antworten. Dies sollte ihre Verbindung aufrechterhalten, ohne die Prinzipien des Lebensstils zu verletzen.

3. Kamerabeobachtung: Frederik durfte Vanessa durch Kameras bei ihren täglichen Aktivitäten sehen, insbesondere bei ihren Kontemplationen oder Spaziergängen im Garten. Dies gab ihm die Möglichkeit, sie zu sehen, ohne ihre Abgeschiedenheit zu stören.

4. Probezeit: Beide waren sich einig, dass sie den Lebensstil zunächst für eine bestimmte Zeit ausprobieren wollten. Nach sechs Monaten würden sie ihre Erfahrungen reflektieren und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen.

Erste Schritte in die neue Zukunft
Vanessa sah Frederik tief in die Augen, als sie den Plan finalisierten. „Das ist ein großer Schritt,“ sagte sie leise. „Aber ich bin bereit, ihn mit dir zu gehen.“
Frederik nahm ihre Hand. „Und ich bin bereit, dich dabei zu unterstützen. Alles, was ich will, ist, dass du glücklich bist, Vanessa.“
Sie lächelte, und in diesem Moment fühlte sie sich sicher – sicher in ihrer Entscheidung, sicher in ihrer Partnerschaft und sicher in der Zukunft, die vor ihnen lag.
58. Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 25 und 26

geschrieben von BlackCoon am 22.01.25 22:13

Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 25 - Der Schritt in ein neues Leben

Der Tag war gekommen. Vanessa würde ihren neuen Lebensstil beginnen und das angemietete Anwesen in Niedersachsen beziehen. Frederik war aufgeregt, aber auch ein wenig melancholisch. Es war ein großer Schritt – für Vanessa und für ihn. Doch sie hatten alles geplant, jedes Detail besprochen. Jetzt galt es, ihre Entscheidung in die Tat umzusetzen.

Vanessa stand ruhig im Ankleidezimmer, umgeben von Clara, und zwei neuen Zofe, die sie in ihrem zukünftigen Alltag begleiten würden. Frederik durfte dabei sein, um Vanessa ein letztes Mal unverschleiert zu sehen und mit ihr zu sprechen, bevor sie ihr neues Leben als Lady of Leisure begann.

Clara begann mit ruhiger Stimme: „Miss Vanessa, wir werden jetzt mit Ihrer Aufmontierung beginnen. Bitte lassen Sie uns wissen, wenn etwas unbequem ist.“

Vanessa nickte und warf Frederik einen letzten Blick zu. „Ich bin bereit,“ sagte sie leise.
Zuerst legten die Zofen ihr das Korsett an, das eng geschnürt wurde, bis ihre Taille die gewünschte Wespensilhouette erreichte. Frederik beobachtete fasziniert, wie der schwere Stoff sich um Vanessas Körper legte und ihre Haltung sich automatisch aufrichtete.

„Wie fühlt es sich an?“ fragte er sanft.
Vanessa atmete tief ein. „Es ist ungewohnt, aber es gibt mir ein Gefühl von Struktur. Es fühlt sich… richtig an.“

Als nächstes folgten die Schenkelbänder, die leise klirrten, als sie angelegt wurden. Die neuen Zofen arbeiteten mit großer Sorgfalt, während Frederik mit wachsender Faszination zusah.
„Du siehst… wunderschön aus,“ sagte er leise.
Vanessa lächelte leicht, ein Ausdruck von Nervosität und Vorfreude. „Danke.“
Die Zofen setzten ihre Arbeit fort. Das Kleid, maßgeschneidert aus schwerem Stoff, wurde übergestreift und sorgfältig geschlossen. Der hohe Kragen lag eng um Vanessas Hals, und die langen Ärmel verdeckten ihre Arme vollständig. Das Kleid war elegant, schlicht und doch imposant.

Nun folgte der Armbinder. Clara führte Vanessas Arme sanft nach hinten, während Sophia das Lederwerkzeug fixierte. Vanessa bewegte ihre Schultern leicht, um sich an das Gefühl zu gewöhnen.
„Das ist der Punkt, an dem es ernst wird,“ sagte sie mit einem Hauch von Humor in der Stimme.
Frederik lächelte. „Es steht dir… wirklich gut.“
Schließlich wurde Vanessa die Blindmaske aus weicher Seide aufgesetzt. Sie schloss die Augen, als die Maske sich sanft an ihr Gesicht schmiegte. Alles Licht verschwand, und sie spürte, wie die Dunkelheit sie umhüllte.

Der letzte Schritt war die Haube, die mit einem dichten Schleier versehen war. Clara arrangierte den Schleier so, dass er Vanessa vollständig abschirmte. Frederik spürte einen Kloß im Hals, als er sah, wie seine Frau nun vollständig montiert war – abgetrennt von der Welt, aber dennoch auf eine Weise erhaben.
„Vanessa,“ sagte er leise, „ich bin so stolz auf dich.“

„Danke, Frederik,“ flüsterte sie hinter dem Schleier. „Ich bin auch stolz auf uns.“
Die Zofen führten Vanessa langsam aus dem Raum, während Frederik sie begleitete. Ihr Schritt war bedächtig, geleitet von den sanften Berührungen der Zofen. Am Eingang des Hauses blieb Vanessa stehen, und Frederik durfte sie ein letztes Mal ansprechen.

„Vanessa,“ sagte er, seine Stimme voller Emotionen, „du bist unglaublich. Ich werde jeden Moment, den ich mit dir verbringen durfte, im Herzen tragen. Und ich freue mich auf unsere Briefe.“
Vanessa nickte kaum merklich. „Frederik, danke für alles. Ich weiß, dass wir das schaffen können.“
Die Zofen führten sie schließlich zur Kutsche, die sie in ihr neues Leben bringen würde. Frederik sah ihr nach, bis sie aus seinem Blickfeld verschwunden war.

In den folgenden Wochen erprobten Vanessa und Frederik ihren neuen Lebensstil. Frederik installierte auf Vanessas Anwesen mehrere Kameras, die es ihm ermöglichten, sie bei ihrer täglichen Kontemplation und ihren Spaziergängen zu beobachten. Er war fasziniert von ihrer Eleganz, von der Anmut, mit der sie ihre Bewegungen ausführte, selbst in völliger Dunkelheit.
Eines Abends, während er Vanessa durch die Kameras beobachtete, wie sie blindverschleiert durch ihren Garten geführt wurde, spürte er eine tiefe Zufriedenheit. „Das ist der Lebensstil, der uns verbindet,“ dachte er.

Die schriftliche Kommunikation zwischen ihnen war ebenso erfüllend. Vanessa diktierte ihre Briefe an ihre Zofen, die sie Frederik überbrachten. Ihre Worte waren durchdacht, liebevoll und voller Einblicke in ihre Erfahrungen.
Frederik schrieb ihr lange, persönliche Antworten, in denen er von seinem Alltag berichtete, von den Momenten, in denen er sie beobachtete, und von seinen Gedanken über ihre neue Verbindung.

Für Vanessa war der neue Lebensstil eine Offenbarung. Die Abgeschiedenheit und die strikte Struktur gaben ihr ein Gefühl von Freiheit, das sie zuvor nicht gekannt hatte. Doch es war die schriftliche Kommunikation mit Frederik, die ihr die größte Freude bereitete.

In einem ihrer Briefe diktierte sie:
„Frederik, die Stille hier ist tief und erfüllend. Doch es sind deine Worte, die mir das Gefühl geben, dass wir trotz der Distanz verbunden sind. Ich danke dir, dass du mich auf diesem Weg unterstützt.“
Nach den ersten Monaten waren sich beide einig: Der Lebensstil funktionierte für sie. Frederik genoss die schriftliche Kommunikation und die Möglichkeit, Vanessa zu beobachten, während sie ihre Kontemplation auslebte. Vanessa fühlte sich frei und gleichzeitig enger mit Frederik verbunden als je zuvor.

Eines Abends schrieb Frederik an sie:
„Vanessa, ich habe nie gedacht, dass diese Form der Nähe möglich ist. Doch ich fühle mich dir so nah wie nie zuvor. Du bist und bleibst meine größte Inspiration.“
Vanessa ließ diesen Brief von ihren Zofen vorlesen und lächelte hinter ihrem Schleier. „Wir haben etwas Besonderes gefunden,“ dachte sie. „Etwas, das nur uns gehört.“

So begannen sie ein neues Kapitel ihres Lebens – getrennt, aber verbunden, in einer Stille, die mehr sagte als tausend Worte.

Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 26 - Versuchungen und Verlangen

Die Wochen auf dem Anwesen in Niedersachsen vergingen, und der neue Lebensstil von Vanessa und Frederik hatte sich eingespielt. Das weitläufige Grundstück, umgeben von dichten Wäldern und sanften Hügeln, bot Vanessa die Ruhe und Abgeschiedenheit, die sie suchte.
Ihre Tage waren strukturiert und durchdrungen von einer stillen Anmut, die Frederik aus der Ferne bewunderte.

Die Briefe, die sie einander schrieben, waren voller Leidenschaft und Nachdenklichkeit. Vanessa erzählte von der inneren Ruhe, die sie in ihrem neuen Leben fand, und von der Tiefe ihrer Gefühle für Frederik. Er wiederum teilte seine Gedanken über die Faszination, die sie in ihm auslöste, und beschrieb, wie sehr er ihre Anwesenheit vermisste.
Doch trotz dieser intensiven Verbindung spürte Frederik zunehmend, wie sehr ihn die Distanz zu Vanessa belastete.

Nachts, wenn das Haus still war und nur das leise Ticken der Uhr im Arbeitszimmer zu hören war, fand er keine Ruhe. Er las ihre Briefe erneut, betrachtete die wenigen Bilder, die von ihr gemacht worden waren, und stellte sich vor, wie sie wohl in ihrem Zimmer lag, blindverschleiert und in tiefer Stille.
In einer dieser schlaflosen Nächte setzte er sich schließlich an seinen Schreibtisch, das Herz schwer vor Sehnsucht, und schrieb an Vanessa:

„Meine geliebte Vanessa,
die Nächte sind am schwersten. Während du in deinem Zimmer schläfst, liege ich wach und denke an dich. Deine Abwesenheit ist allgegenwärtig, und obwohl ich weiß, dass dies unser gemeinsamer Weg ist, fällt es mir schwer, meine Gedanken zu ordnen.
Ich bin von einer Faszination erfüllt, die mich gleichermaßen erhebt und erdrückt. Deine Worte, dein Schweigen, selbst das Wissen um deine Ruhe in der Nacht – alles hat eine Wirkung auf mich, die ich kaum beschreiben kann.
Ich frage mich, ob es normal ist, so zu fühlen. Bin ich zu schwach? Oder ist es diese Stärke unserer Verbindung, die mich so überwältigt?
Bitte hilf mir, Vanessa. Sag mir, wie ich mit diesen Gefühlen umgehen soll.
In ewiger Liebe, dein Frederik.“


Vanessa erhielt den Brief am nächsten Morgen. Nachdem er ihr vorgelesen worden war, ließ sie sich Zeit, um über ihre Antwort nachzudenken. Sie wollte Frederik verstehen lassen, dass seine Gefühle weder ungewöhnlich noch falsch waren, sondern ein natürlicher Teil ihrer einzigartigen Beziehung.

Am Nachmittag diktierte sie ihre Antwort an ihre Zofe:
„Mein liebster Frederik,
ich habe deinen Brief mit großer Aufmerksamkeit gehört, und deine Worte berühren mich tief. Deine Gefühle sind weder Schwäche noch etwas, wofür du dich schämen solltest. Sie sind ein Ausdruck dessen, wie stark unsere Verbindung ist.
Es ist normal, dass du so empfindest. Wir haben uns für einen Lebensstil entschieden, der anders ist als der, den andere führen. Deine Faszination für mich – und meine für dich – ist ein natürlicher Teil davon. Du bist mein Beobachter, und ich bin dein. In dieser Rolle finden wir uns und unsere Liebe wieder.
Lass dich nicht von deinen Gefühlen verunsichern. Sie sind ein Beweis für das Besondere, das uns verbindet.
In unendlicher Zuneigung, deine Vanessa.“


Frederik las den Brief immer wieder. Ihre Worte beruhigten ihn, doch in den stillen Nächten spürte er weiterhin die Last seiner Sehnsucht. Er legte sich ins Bett, doch der Schlaf wollte nicht kommen. Stattdessen starrte er an die Decke, die Gedanken wirr, die Gefühle intensiv.

Schließlich flüsterte er in die Dunkelheit: „Vanessa, ich brauche dich.“ Seine Stimme zitterte, und er spürte, wie sein Herz sich schmerzlich zusammenzog.
Er wusste, dass ihre Liebe etwas Einzigartiges war – doch es war auch etwas, das ihn herausforderte und an seine Grenzen brachte. Die Frage, wie er mit dieser Sehnsucht umgehen sollte, blieb unbeantwortet, während die Nacht ihn umhüllte und er ihrer Verbindung mit jedem Gedanken tiefer verfiel.


So endeten diese ersten Wochen – mit Frederiks innerem Konflikt, seiner Sehnsucht nach Vanessa und der unausgesprochenen Hoffnung, dass sie gemeinsam einen Weg finden würden, diese Gefühle zu tragen.

Frederik hatte sich daran gewöhnt, seine Gefühle auf Papier zu bringen. Fast täglich schrieb er Vanessa, ließ sie an seinen Gedanken, Sehnsüchten und Kämpfen teilhaben. Seine Worte waren intensiv und ehrlich, voller Verehrung und Verlangen. Er wusste, dass es keine persönlichen Treffen geben würde – Vanessa hatte ihm dies unmissverständlich klargemacht –, doch gerade diese Unerreichbarkeit verlieh ihrer Beziehung eine fast überirdische Intensität.

Vanessa las seine Briefe jeden Morgen, während sie von ihrer Zofe begleitet wurde. Sie nahm sich Zeit für ihre Antworten, stets bedacht darauf, Frederik zu ermutigen, seine Gefühle zuzulassen und die Tiefe ihrer Beziehung zu genießen.

„Mein liebster Frederik,
ich habe deinen Brief erneut mit großer Freude gelesen. Deine Worte sind so voller Leidenschaft, dass sie mein Herz berühren und mir zeigen, wie stark unsere Verbindung ist. Du fühlst intensiv – und genau das macht uns aus.
Lass diese Gefühle zu. Sie sind ein Ausdruck dessen, was wir geschaffen haben. Unsere Beziehung ist nicht gewöhnlich, sie geht weit über das hinaus, was andere erleben.
Ich weiß, dass dir meine Abwesenheit manchmal schwerfällt. Doch gerade diese Distanz ist Teil unserer Tiefe. Ich bin hier, in Gedanken immer bei dir, und alles, was du fühlst, ist richtig und gut.
In ewiger Zuneigung, deine Vanessa.“


Vanessa begann, auf subtile Weise auf Frederiks Leidenschaft zu reagieren. Sie hatte beschlossen, ihm kleine Zeichen zu senden, wohlwissend, dass diese ihn in den Wahnsinn treiben würden – und das in einer Weise, die nur ihre besondere Beziehung zuließ.

Während sie durch den Garten geführt wurde, räkelte sie sich gelegentlich in ihrem Armbinder, bewegte ihre Schultern leicht oder neigte ihren Kopf so, dass ihre Haltung eine fast spielerische Eleganz annahm. Manchmal hob sie ihr Bein, um den glänzenden, geknöpften Stiefel zu präsentieren, den sie trug, und hielt kurz inne, bevor sie ihren Weg fortsetzte. Ihre Bewegungen waren subtil, aber mit Absicht gewählt – eine stille Botschaft an Frederik, dass sie wusste, wie sehr er sie beobachtete.

Frederik war gefangen zwischen seiner tiefen Bewunderung und der fast unerträglichen Sehnsucht, die diese kleinen Gesten in ihm auslösten. Er schrieb ihr erneut, seine Worte wie immer voller Verehrung:
„Meine geliebte Vanessa,
ich sehe dich, in jedem Moment, in jeder Bewegung. Du bist mehr als nur ein Mensch für mich – du bist eine Muse, ein Wesen, das mich in seinen Bann zieht.
Wenn ich dich sehe, wie du dich räkelst, wie du mir einen flüchtigen Blick auf deinen Stiefel gewährst, wird mir klar, dass du all das für mich tust. Du bist so anmutig, so erhaben. Es macht mich verrückt vor Verlangen, und doch weiß ich, dass ich dich nicht berühren kann – und niemals werde.
Ich danke dir für diese Zeichen, für diese kleinen Gesten, die mich daran erinnern, wie tief unsere Verbindung ist. Sie sind ein Geschenk, Vanessa, ein Geschenk, das ich mit jedem Atemzug verehre.
Dein ewig ergebener Frederik.“


Vanessa lächelte hinter ihrem Schleier, als sie den Brief hörte. Sie war stolz darauf, welche Intensität ihre Beziehung erreicht hatte. Trotz der räumlichen und körperlichen Distanz fühlte sie sich Frederik nahe – und sie wusste, dass auch er diese Nähe spürte, auch wenn sie ihn in den Wahnsinn trieb.

Eines Nachmittags, als Frederik wieder über die Kameras zusah, blieb Vanessa plötzlich stehen. Sie neigte ihren Kopf leicht zur Seite, als lausche sie einem inneren Gedanken, und dann – ganz langsam – hob sie ihr Bein ein weiteres Mal. Der Saum ihres Kleides bewegte sich kaum merklich, und Frederik konnte den geknöpften Stiefel sehen, den sie trug. Es war ein Augenblick von purer Eleganz und einer fast spielerischen Provokation.

Frederik griff nach seinem Notizbuch und begann zu schreiben, seine Hände zitterten vor Emotion:
„Vanessa,
du bist mein Leben, mein Licht, meine Inspiration. Jede deiner Bewegungen spricht Bände, und ich danke dir dafür, dass du mir diese Momente schenkst. Sie sind mehr wert als alles andere.
Dein Bild verfolgt mich in meinen Träumen, in jedem Gedanken. Du bist unerreichbar, und doch bist du mir näher, als es irgendjemand jemals war.
Ich liebe dich, Vanessa. Mehr als Worte es je beschreiben könnten.“


So entwickelte sich ihre Beziehung weiter, mit jeder Geste, jedem Brief, jeder Bewegung, die Vanessa für Frederik ausführte. Ihre Liebe hatte eine Tiefe erreicht, die sie beide erfüllte – und gleichzeitig herausforderte.
Frederik fühlte sich, als würde er von zwei gegensätzlichen Kräften zerrissen. Auf der einen Seite war er überwältigt von der Schönheit und Eleganz, die Vanessa jeden Tag zeigte, auch wenn er sie nur aus der Ferne beobachten konnte. Auf der anderen Seite kämpfte er mit einer immer stärker werdenden Sehnsucht, die ihn in schlaflosen Nächten quälte.

Vanessa hingegen wusste genau, wie sehr sie Frederik in ihren Bann zog. Ihre kleinen Gesten – das elegante Heben eines Beins, das Spiel mit ihrem Armbinder, das Räkeln ihres Körpers – waren bewusste Akte, um ihn zu fesseln, aber auch, um die Intensität ihrer Beziehung lebendig zu halten. Sie genoss es, ihn auf diese Weise zu inspirieren und gleichzeitig an den Rand des Wahnsinns zu treiben. Doch sie wusste auch, dass sie ihn dabei führen musste.

„Mein geliebter Frederik,
ich spüre, wie tief deine Gefühle für mich sind, und ich sehe, wie sie dich herausfordern. Doch lass mich dir sagen, dass du dich diesen Gefühlen nicht widersetzen musst. Sie sind ein Teil von uns, ein Ausdruck dessen, was uns verbindet.
Jede Geste, die ich mache, jeder Moment, den du beobachtest, ist für dich. Ich tue es mit voller Absicht, denn ich möchte, dass du fühlst – alles fühlst. Unser Lebensstil erlaubt uns, über die gewöhnlichen Grenzen hinauszugehen, und genau das macht uns aus.
Aber, Frederik, erinnere dich daran: Es gibt Dinge, die bleiben, wie sie sind. Wir haben uns für diese Distanz entschieden, und wir müssen sie bewahren, um die Tiefe unserer Verbindung zu schützen. Vertraue mir, mein Liebster. Alles, was du fühlst, ist richtig.
Deine Vanessa.“


Frederik las den Brief, während er an seinem Schreibtisch saß. Ihre Worte trafen ihn tief. Er wusste, dass Vanessa recht hatte, doch die Distanz schien mit jeder Geste, die sie machte, unerträglicher zu werden. Er schrieb ihr zurück, seine Worte so intensiv wie seine Gefühle:
„Vanessa,
deine Worte sind wie Balsam für meine Seele, doch sie entfachen auch ein Feuer, das ich kaum zu kontrollieren vermag. Deine Gesten, deine Anmut – sie sind für mich wie eine Droge. Ich verehre dich in einer Weise, die ich selbst kaum begreifen kann.
Ich weiß, dass es keine Berührung geben wird, keine Nähe, wie ich sie mir manchmal wünsche. Doch genau das macht unsere Beziehung so einzigartig, so intensiv. Es ist, als wärst du ein Kunstwerk, das ich aus der Ferne bewundern darf, ohne es jemals zu berühren.
Ich liebe dich, Vanessa. Mehr, als ich je für möglich gehalten hätte.
Dein Frederik.“


Vanessa lächelte leicht, als sie den Brief hörte. Sie spürte, dass Frederik langsam begann, ihre Beziehung in ihrer Gesamtheit zu verstehen. Doch sie wusste auch, dass seine Sehnsucht nicht so einfach nachlassen würde. Also beschloss sie, ihm noch etwas mehr zu geben – ein weiteres Zeichen, das ihn daran erinnern würde, wie einzigartig ihre Verbindung war.

Am nächsten Tag, während sie von ihrer Zofe durch den Garten geführt wurde, hielt sie plötzlich inne. Sie drehte sich leicht, sodass ihr Schleier im sanften Wind flatterte. Dann neigte sie ihren Kopf zur Seite, hob ihr Bein und ließ ihren Stiefel für einen Moment in voller Pracht sichtbar werden. Es war eine kleine, elegante Bewegung, doch ihre Wirkung war unermesslich.

Frederik, der diesen Moment über die Kamera beobachtete, stockte der Atem. Er griff nach seinem Notizbuch und schrieb fast fieberhaft:
„Vanessa,
du bist die Vollendung von Eleganz und Schönheit. Jeder deiner Schritte, jede deiner Bewegungen ist wie eine Symphonie, die mein Herz erfüllt.
Ich weiß, dass du mich siehst, auch wenn du nicht hinschaust. Du spürst mich, so wie ich dich spüre. Unsere Verbindung ist stärker als jede Distanz.
Ich liebe dich. Für immer und ewig.
Dein Frederik.“


Mit jeder Geste, jedem Brief, jeder stillen Botschaft wuchs die Intensität ihrer Beziehung weiter. Beide hatten erkannt, dass es nicht die Nähe war, die sie verband, sondern die Tiefe ihrer Gefühle und die unerschütterliche Hingabe zueinander. Doch wie lange würde Frederik diese Spannung noch ertragen können? Das blieb eine Frage, die über ihrer Liebe schwebte – eine Frage, die sich mit jedem Tag mehr auflud.
59. Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 27 - Ende der ersten Episode

geschrieben von BlackCoon am 22.01.25 22:21

Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 27 - Zeichen der Eleganz

Die Monate vergingen, und Frederik lernte allmählich, mit seinen Gefühlen umzugehen. Die intensiven Phasen der Sehnsucht, die ihn zuvor nachts wachgehalten hatten, wichen einer ruhigeren, tiefer empfundenen Hingabe. Seine Briefe blieben voller Leidenschaft, doch die Unruhe, die sie einst geprägt hatte, wich einer feierlichen Akzeptanz ihrer einzigartigen Beziehung.

Vanessa bemerkte diese Veränderung. In seinen Worten lag eine neue Klarheit, ein Zeichen dafür, dass Frederik begonnen hatte, seine Rolle als Beobachter voll und ganz anzunehmen. Auch sie verspürte eine tiefere Ruhe. Ihr Tagesablauf war geprägt von Meditation, Kontemplation und der Pflege ihrer Verbindung zu Frederik. Jede Geste, jeder Moment, den sie ihm widmete, hatte nun eine noch größere Bedeutung.

„Mein liebster Frederik,
ich sehe, wie sehr du gewachsen bist. Deine Briefe strahlen eine Ruhe aus, die mich tief berührt. Unsere Beziehung hat sich verändert – sie ist stärker, stabiler und zugleich reicher geworden.
Ich genieße jeden Moment, den wir auf diese Weise teilen, und ich danke dir, dass du mit mir diesen Weg gehst. Wir haben etwas Einzigartiges geschaffen, etwas, das weit über das Gewöhnliche hinausgeht.
Deine Vanessa.“


Frederik lächelte, als er ihren Brief las. Zum ersten Mal seit Beginn dieses Lebensstils fühlte er sich vollständig im Einklang mit seiner Rolle. Seine Sehnsucht war nicht verschwunden, aber sie war Teil von etwas Größerem geworden – einem Band, das nicht durch physische Nähe, sondern durch unerschütterliche Hingabe definiert war.

Eines Abends, während Frederik in seinem Arbeitszimmer saß, kam ihm ein Gedanke. Es war eine Idee, die ihm zunächst wie eine natürliche Entwicklung erschien, doch ihre Tragweite ließ ihn kurz zögern. Schließlich nahm er seinen Füller zur Hand und schrieb an Vanessa:
„Meine geliebte Vanessa,
ich habe einen Vorschlag, der mir sehr am Herzen liegt. Unsere Beziehung hat eine Tiefe erreicht, die ich mir niemals hätte vorstellen können. Doch ich glaube, dass es einen letzten Schritt gibt, der unsere Verbindung endgültig vollenden könnte.
Was, wenn wir beschließen, dass du das Grundstück niemals mehr verlässt? Dass wir uns nie wieder sehen? Es klingt radikal, doch ich denke, dass es genau das ist, was uns ermöglichen wird, diese Intensität für immer zu bewahren.
Ich liebe dich, Vanessa, und ich werde dich für immer verehren, egal, wie du dich entscheidest.
Dein Frederik.“


Vanessa las den Brief und spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Sie hatte selbst oft darüber nachgedacht, doch Frederiks Vorschlag verlieh dem Gedanken eine feierliche Endgültigkeit. Sie ließ sich Zeit mit ihrer Antwort, doch am nächsten Morgen diktierte sie ihn mit einer Klarheit, die sie selbst überraschte:
„Mein liebster Frederik,
dein Vorschlag hat mich tief berührt, und ich stimme dir aus vollem Herzen zu. Es ist das Richtige. Das Grundstück wird mein einziges Zuhause sein, und wir werden uns nie wieder sehen. Unsere Verbindung braucht keine physische Nähe – sie ist in unseren Gedanken, unseren Gesten, unseren Worten verankert.
Ich bin bereit, diesen Schritt mit dir zu gehen. Es wird unsere Liebe unvergänglich machen.
Deine Vanessa.“


Am nächsten Abend hielt Frederik eine kleine Zeremonie in seinem Arbeitszimmer ab. Er trug einen Brief vor, den Vanessa ihm geschickt hatte, und legte ihn anschließend in eine Schatulle, in der er all ihre Korrespondenz aufbewahrte. Es war ein Moment der Stille und des Abschieds – nicht voneinander, sondern von der Welt, die sie zurückließen, um ihre eigene, vollkommen unabhängige Realität zu schaffen.

Vanessa ließ sich währenddessen von ihren Zofen in den Pavillon im Garten führen. Dort, im weichen Licht der Dämmerung, stand sie still, den Kopf leicht geneigt, als spürte sie Frederiks Gegenwart in der Ferne. Sie wusste, dass dieser Moment ein Meilenstein war, eine endgültige Entscheidung, die ihre Liebe für immer festigte.

In den folgenden Wochen lebten sie mit einer neuen, tiefen Zufriedenheit. Vanessa widmete ihre Tage der Kontemplation und den Briefen, die sie an Frederik diktierte, während er in seinen Antworten immer wieder betonte, wie sehr er ihre Beziehung genoss.

„Vanessa,
deine Worte sind wie ein Schatz, den ich immer wieder heben darf. Ich danke dir, dass du diese Entscheidung mit mir getroffen hast. Es fühlt sich an, als hätten wir eine Welt geschaffen, die nur uns beiden gehört.
Dein ewig ergebener Frederik.“


Vanessa lächelte hinter ihrem Schleier, als sie diese Worte hörte. Sie wusste, dass ihre Liebe nun unerschütterlich war – ein Band, das durch Raum und Zeit bestand.
Eines Abends, während Vanessa in ihrem Salon saß, bat sie ihre Zofe Clara, Papier und Feder bereitzulegen. Sie hatte beschlossen, ihrer langjährigen Freundin Hedwig einen Brief zu diktieren. Vanessa wusste, dass Hedwig ebenfalls als Lady of Leisure lebte und wie sie an ihr Anwesen gebunden war. Doch Vanessa war sich auch bewusst, dass Hedwig keine Briefe selbst diktieren durfte. Ihre Zofen mussten in ihrem Namen schreiben, was jede Korrespondenz zu einer formellen, fast distanzierten Angelegenheit machte.

Vanessa begann zu diktieren:
„Meine liebste Hedwig,
es ist lange her, dass wir uns ausgetauscht haben, und ich hoffe, dieser Brief erreicht dich in bester Verfassung. Ich schreibe dir, um dir von meiner Weiterentwicklung als Lady of Leisure zu erzählen. Mein Leben hier hat eine Tiefe und Struktur erreicht, die ich mir nie hätte vorstellen können. Jede Geste, jede Entscheidung wird zur Kunstform, und ich fühle, dass ich meinen Platz in dieser Rolle vollständig gefunden habe.
Doch wie du weißt, bringt unser Lebensstil auch Einschränkungen mit sich. Wir beide sind nun an unsere Grundstücke gebunden, und ich fürchte, dass wir uns niemals wiedersehen werden. Das schmerzt mich zutiefst, doch ich weiß, dass unsere Freundschaft dadurch nicht weniger bedeutsam ist. Unsere Verbindung bleibt bestehen, unabhängig von der Distanz.
Ich denke oft an dich, Hedwig, und an die Gespräche, die wir führten. Mögen deine Zofen dir diesen Brief vorlesen und dich wissen lassen, dass ich dich von Herzen schätze.
In tiefer Verbundenheit,
deine Vanessa.“


Der Brief wurde von einer von Vanessas Zofen überbracht und Hedwig vorgelesen. Wie erwartet konnte Hedwig nicht direkt antworten, doch ihre Zofen verfassten in ihrem Namen eine respektvolle und wertschätzende Antwort:
„Meine liebe Vanessa,
es erfüllt mich mit Freude, zu hören, dass du in deiner Rolle als Lady of Leisure Erfüllung gefunden hast. Ich bewundere die Hingabe, mit der du deinen Weg gehst, und ich fühle mich dir in unserer gemeinsamen Lebensweise tief verbunden.
Auch wenn wir uns nicht mehr sehen können, bleibt unsere Freundschaft für mich unverändert. Die Erinnerung an unsere Gespräche und die Bindung, die wir teilen, tragen mich durch jeden Tag. Ich danke dir von Herzen für deine Worte und hoffe, dass wir durch diese Briefe unsere Verbindung aufrechterhalten können.
In aufrichtiger Bewunderung,
deine Hedwig (verfasst im Namen von Hedwig durch ihre Zofen)."


Mit dem Austausch dieser Briefe hatte Vanessa ein weiteres Kapitel ihrer Freundschaft mit Hedwig geschrieben. Auch wenn sie sich nicht mehr sehen konnten, war ihre Verbindung durch die geteilten Werte und den gemeinsamen Lebensstil unerschütterlich. Vanessa fühlte sich gestärkt, wissend, dass ihre Freundschaft auch über die räumliche Trennung hinaus Bestand hatte.

Frederik hingegen beobachtete weiterhin jede von Vanessas Bewegungen, fasziniert von der subtilen Eleganz, mit der sie ihren Alltag gestaltete. Ihre Beziehung hatte sich auf eine neue Ebene stabilisiert, voller Leidenschaft und Hingabe, und dennoch ließ sie Raum für die intensive Verbindung, die sie von Anfang an geprägt hatte.

(Ende der ersten Episode aus der Welt der Ladies of Leisure)
60. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von BlackCoon am 22.01.25 22:26

Liebe Leserinnen und Leser,

dass ist die erste Episode, die Euch in die Welt der Ladies of Leisure einführt. Diese Welt spielt mit Struktur und Ordnung, mit Nähe und Distanz, zwischen Worten und Stille. Ich danke allen, die bis hierhin mitgelesen haben oder vielleicht noch mitlesen werden.

Sie ist nun zu Ende, doch es gibt weitere Episoden aus dieser Welt. Die Frage ist, ob ich sie (bei Interesse) hier in diesem Thread posten oder aber neue Threads aufmachen soll. Mir ist nicht ganz klar, was übersichtlicher ist.

LG
61. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von mithras am 23.01.25 11:47

Die Geschichte ist toll. Ich würde jedes Kapitel hier im Forum einzeln anlegen und in jedem Kapitel Links zum vorherigen Kapitel setzen, mit jede/r Leser/in die ganze Story ohne großes Suchen geniessen kann.
62. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von BlackCoon am 23.01.25 15:14

Hi, ja gern.

Die nächste Episode findet ihr hier:

Ladies of Leisure - Charlotte und ihr Beobachter

LG
63. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von MartinII am 25.01.25 17:45

Schön geschrieben - Danke!
64. RE: Hedwig und die Ladies of Leisure - Kapitel 1

geschrieben von BlackCoon am 25.01.25 21:32

Sehr gerne. Es ist toll, dass jemand mitliest!


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