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eröffnet von BlackCoon am 30.01.25 20:20
letzter Beitrag von BlackCoon am 30.01.25 22:23

1. Ladies of Leisure - Darleens letzter Schultag

geschrieben von BlackCoon am 30.01.25 20:20

Liebe Leserinnen und Leser,

dies ist der Beginn der dritten Episode aus der Welt der "Ladies of Leisure". Die erste Episode findet ihr hier:

Hedwig und die Ladies of Leisure

Ladies of Leisure - Darleens letzter Schultag - Kapitel 1: Ein letzter Tag

Die Sonne drang an diesem kühlen Septembermorgen nur zögerlich durch die Wolken, als Darleen Westermann ihre Decke beiseite schob. Ein leichter Herbstwind wehte durch das angekippte Fenster, das den Geruch nach feuchtem Laub und kühler Erde ins Zimmer trug. In einem halben Jahr würde sie Abitur machen. Es war noch früh, doch Darleen war hellwach. Heute war ein besonderer Tag.

Sie setzte sich auf die Bettkante, streckte sich und strich ihre langen, goldblonden Haare zurück. „Letzter Tag“, murmelte sie zu sich selbst und spürte ein seltsames Kribbeln in der Magengegend. Noch ein letztes Mal würde sie sich wie all die anderen Mädchen ihrer Klasse anziehen dürfen – offen, modern, frei. Ab morgen würde alles anders sein.

Mit einem Seufzen trat sie vor ihren Kleiderschrank und zog ihre Lieblingsjeans hervor, die perfekt saß und ihre Beine betonte. Dazu ein schlichtes, weißes T-Shirt, das sie an der Taille locker in den Hosenbund steckte. Sie drehte sich zum Spiegel und betrachtete sich kritisch.

„Das letzte Mal, dass ich dich so sehe“, sagte sie leise und lächelte schwach.

Ein leises Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Gedanken. „Darleen, bist du wach? Das Frühstück ist fertig!“, rief ihre Mutter.

„Komme gleich!“ Sie griff nach ihrer Haarbürste und zog sie durch ihre glänzenden Locken, die bis zu den Schultern fielen. Für einen Moment hielt sie inne, ließ die Bürste sinken und sah sich selbst in die Augen. „Du schaffst das. Es ist der richtige Weg.“

Am Frühstückstisch wartete ihre Mutter bereits mit einer dampfenden Tasse Tee. „Guten Morgen, mein Schatz.“ Sie lächelte, aber ihre Augen verrieten, dass auch für sie dieser Tag eine Bedeutung hatte.

„Morgen“, antwortete Darleen und setzte sich. Sie griff nach einem Brötchen und begann, es mit Butter zu bestreichen.

„Hast du alles vorbereitet für morgen?“ Die Stimme ihrer Mutter klang vorsichtig.

Darleen nickte. „Ja. Die Kleidung hängt schon bereit. Die Blusen, die Röcke... alles.“ Sie kaute nachdenklich und sah aus dem Fenster. „Es fühlt sich komisch an. Als würde ich...“ Sie suchte nach den richtigen Worten.

„Als würdest du eine Tür schließen?“, half ihre Mutter.

Darleen zuckte mit den Schultern. „Ja, vielleicht. Aber es ist auch irgendwie aufregend. Ich meine, das ist doch das, worauf wir immer hingearbeitet haben, oder?“

Ihre Mutter legte eine Hand auf ihre. „Du wirst das großartig machen, Darleen. Du bist dafür geboren.“

Ein plötzlicher Hupton ließ Darleen aufschrecken. „Oh, das ist Nina“, sagte sie und stand auf. „Ich muss los.“

„Hab einen schönen Tag“, rief ihre Mutter ihr nach. Doch bevor Darleen die Tür erreichte, hielt sie inne.

„Mama?“

„Ja, Schatz?“

„Danke. Für alles.“ Sie lächelte kurz, dann schloss sie die Tür hinter sich.

Nina lehnte lässig an ihrem roten Kleinwagen und winkte, als Darleen das Haus verließ. „Na, bist du bereit für den letzten Tag als freies Mädchen?“ Sie grinste, doch in ihrer Stimme schwang etwas Ernstes mit.

„Irgendwie schon“, antwortete Darleen, als sie auf der Beifahrerseite einstieg. „Aber auch irgendwie nicht.“

„Das verstehe ich“, sagte Nina und startete den Wagen. „Ich meine, das ist echt krass. Ab morgen bist du... naja, anders.“ Sie warf ihr einen Seitenblick zu. „Bist du sicher, dass du das willst?“

Darleen zögerte. „Es ist nicht so, dass ich es will. Es ist eher... es gehört zu mir. Zu meiner Familie. Es ist das, was ich tun muss.“

Nina schnaubte. „Klingt nicht gerade nach Spaß.“

Darleen lachte leise. „Vielleicht nicht. Aber nicht alles im Leben muss Spaß machen.“

Sie fuhren schweigend weiter, bis die Schule in Sicht kam. „Egal, was passiert, du bleibst meine beste Freundin“, sagte Nina plötzlich und legte ihre Hand auf Darleens Arm.

Darleen lächelte. „Das hoffe ich.“

Die Schulglocke läutete, als Darleen mit Nina das Schulgebäude betrat. Der Tag verlief wie jeder andere – fast. Doch sie spürte die Blicke ihrer Mitschüler, als sie durch die Gänge lief. Die Lehrer warfen ihr anerkennende Blicke zu, die Mädchen tuschelten, und die Jungs schienen sie mit einer Mischung aus Bewunderung und Bedauern anzusehen.

In der großen Pause stand sie mit ihrer Clique auf dem Pausenhof. „Also, Darleen“, begann Clara, eine ihrer Freundinnen, „wie fühlt sich das an? Dein letzter Tag als... naja, als du?“

Darleen lachte gezwungen. „Irgendwie seltsam. Aber ich bin froh, dass ich euch heute noch so sehen kann.“

„Morgen also die Verwandlung“, sagte ein Junge aus ihrer Klasse. „Du wirst sicher toll aussehen in deinem neuen Look.“

„Danke, Paul“, sagte Darleen und spürte, wie ihre Wangen leicht rot wurden.

Der Rest des Tages verging wie im Flug. Als die letzte Stunde vorbei war, blieb Darleen noch kurz im leeren Klassenzimmer zurück. Sie ging langsam zu ihrem Platz, fuhr mit der Hand über das Holz und atmete tief durch. „Das war’s also.“

Sie schulterte ihre Tasche, warf einen letzten Blick auf den Raum und schloss die Tür hinter sich. Morgen würde alles anders sein.
2. Ladies of Leisure - Darleens letzter Schultag - Kapitel 2

geschrieben von BlackCoon am 30.01.25 20:53

Ladies of Leisure - Darleens letzter Schultag - Kapitel 2: Ein neuer Anfang

Der Wecker klingelte und Darleen öffnete die Augen. Der Morgen fühlte sich stiller an als sonst. Kein Vogelgezwitscher, kein Wind. Es war, als hielte die Welt den Atem an. Heute war der Tag.

Sie setzte sich auf und ließ den Blick durch ihr Zimmer schweifen. Auf dem Stuhl neben ihrem Kleiderschrank hing das Outfit, das sie gestern Abend sorgfältig vorbereitet hatte: eine weiße, zugeknöpfte Bluse, ein langer, dunkelblauer Rock, und ein Haarband aus Samt. Ihre Sneakers hatte sie gegen schlichte Ballerinas eingetauscht. Ihre Haare würde sie streng nach hinten binden, wie es ab heute von ihr erwartet wurde.

„Jetzt gibt es kein Zurück mehr“, flüsterte sie und stand auf. Sie fühlte sich eigenartig – eine Mischung aus Nervosität und Vorfreude.

Am Frühstückstisch herrschte ungewohnte Ruhe. Ihre Mutter hatte ein besonders liebevolles Frühstück vorbereitet: frisches Brot, Obst, ein weichgekochtes Ei. Darleen nahm Platz und schenkte sich eine Tasse Tee ein.

„Du siehst wunderschön aus“, sagte ihre Mutter und betrachtete sie mit stolzem Lächeln.

Darleen strich den Rock glatt und nickte. „Es fühlt sich... komisch an. Irgendwie ungewohnt.“

„Das ist normal. Aber du wirst dich schnell daran gewöhnen. Heute beginnt ein wichtiger Abschnitt in deinem Leben. Du bist bereit.“ Ihre Mutter legte die Hand auf ihre. „Vergiss nicht, du repräsentierst uns und unsere Werte.“

Darleen nickte stumm. Ihre Gedanken rasten. Würde sie wirklich all dem gerecht werden können? War sie bereit, ihre alte Identität hinter sich zu lassen?

Der Weg zur Schule war anders. Sie spürte die Blicke der Nachbarn, als sie das Haus verließ. Einige nickten ihr wohlwollend zu, andere musterten sie neugierig. Es war, als würde jeder ihren neuen Weg kommentieren – ohne ein Wort zu sagen.

Als sie den Schulhof betrat, wurde es still. Gespräche verstummten, Schüler drehten sich um. Darleen fühlte die Wärme in ihren Wangen aufsteigen. „Bleib ruhig“, sagte sie sich und ging mit erhobenem Kopf über den Hof.

„Darleen!“ Nina kam auf sie zugestürmt und blieb dann abrupt stehen. „Wow... du siehst... anders aus.“

Darleen lächelte schüchtern. „Danke. Es fühlt sich auch anders an.“

Nina zog eine Augenbraue hoch. „Und, wie ist es? Fühlst du dich schon wie eine Lady?“

„Ich weiß nicht“, gab Darleen ehrlich zu. „Es fühlt sich ein bisschen so an, als würde ich mich selbst spielen.“

Nina lachte. „Das klingt irgendwie unheimlich. Aber hey, du bist immer noch du, okay? Vergiss das nicht.“

„Ich versuche es“, sagte Darleen leise.

Im Klassenzimmer waren die Reaktionen gemischt. Einige Mitschüler schienen beeindruckt von ihrer Verwandlung, andere tuschelten hinter vorgehaltener Hand. Paul, der Junge, der gestern mit ihr gesprochen hatte, kam zu ihr.

„Darleen, das steht dir wirklich gut“, sagte er und lächelte. „Du wirkst... erwachsener.“

„Danke“, sagte sie und merkte, dass sie rot wurde.

„Aber wenn du mich fragst, die Jeans und das offene Haar hatten auch was.“ Er zwinkerte, bevor er zu seinem Platz zurückging.

Die Stunden verliefen schleppend. Darleen fühlte sich beobachtet, wie eine Schauspielerin auf der Bühne. Sie bemühte sich, gerade zu sitzen, nicht an ihrem Haar zu zupfen und ihre Haltung zu wahren. Doch innerlich war sie erschöpft.

Nach der Schule wartete Nina auf sie am Schultor. „Na, wie war’s?“

Darleen atmete tief durch. „Anstrengend. Ich habe das Gefühl, alle erwarten, dass ich perfekt bin.“

„Niemand ist perfekt“, sagte Nina und legte ihr einen Arm um die Schulter. „Aber du bist verdammt nah dran.“

Darleen lächelte. „Danke, Nina. Ohne dich wäre das alles noch schwerer.“

„Dafür sind Freunde da“, sagte Nina. „Und vergiss nicht: Egal, wie du dich kleidest oder wie streng du deine Haare bindest, du bleibst immer die Darleen, die ich kenne.“

Darleen spürte, wie sich ein Knoten in ihrem Magen löste. „Das hoffe ich.“

Als sie sich verabschiedeten und Darleen den Weg nach Hause einschlug, spürte sie die ersten Strahlen der Herbstsonne auf ihrer Haut. Es war ein neuer Tag – und ein neuer Anfang.

Die ersten Wochen ihrer Vorbereitungszeit vergingen wie im Flug, doch für Darleen fühlte es sich an, als lebte sie in einer völlig neuen Welt. Ihre Tage waren streng durchstrukturiert: Vormittags Schule, nachmittags Lernen und abends Kontemplation. Die Abende waren der schwierigste Teil für sie – allein in ihrem Zimmer, ohne Handy oder Bücher, nur mit ihren Gedanken. Ihr Blick wanderte oft zum Spiegel, und sie fragte sich, ob sie die gleiche Person war wie früher.

Ihre Ausgänge wurden schrittweise reduziert. Zunächst durfte sie noch samstags mit Nina in die Stadt gehen, doch bald wurde auch das eingeschränkt.

Stattdessen wurde ihr nahegelegt, mehr Zeit mit der Familie oder allein in der Natur zu verbringen. Spaziergänge im Garten oder im Park sollten sie zur Ruhe bringen und ihr helfen, sich auf ihre neue Rolle zu konzentrieren.

„Eine Lady of Leisure muss nicht nur Haltung zeigen, sie muss auch gebildet sein“, hatte ihre Mutter erklärt. Deshalb lernte Darleen abends Französisch und vertiefte sich in Literatur und Kunstgeschichte. Sie las Bücher über Etikette, historische Persönlichkeiten und die Philosophie des Müßiggangs. Oft fühlte sie sich überfordert, doch sie biss die Zähne zusammen. Sie wusste, dass dies alles Teil des Weges war.

Eines Nachmittags stand ihre Mutter in der Tür ihres Zimmers. „Darleen, wir müssen sprechen.“

Darleen legte das Buch über impressionistische Malerei beiseite. „Ja, Mama?“

Ihre Mutter trat ein und setzte sich neben sie. „Es ist Zeit für den nächsten Schritt. Ab morgen wirst du die Übergangskleider tragen.“

Darleens Herz klopfte schneller. „Die langen Kleider?“

Ihre Mutter nickte. „Ja. Langärmlig, durchgeknöpft, schlicht. Du wirst dich daran gewöhnen. Es wird dir helfen, noch mehr in deine Rolle hineinzuwachsen.“

„Und die Haube?“, fragte Darleen vorsichtig.

„Bald. Aber nicht sofort“, sagte ihre Mutter sanft. „Wir werden sehen, wie du dich fühlst. Du machst das alles sehr gut, Darleen. Ich bin stolz auf dich.“

Darleen nickte, doch in ihr brodelten die Gefühle. Stolz, Unsicherheit, vielleicht sogar ein wenig Angst.

Am nächsten Morgen war es so weit. Das Übergangskleid hing frisch gebügelt an ihrem Schrank. Es war aus dunkelblauem Stoff, mit einer durchgehenden Knopfleiste und einem hohen Kragen. Die langen Ärmel waren schmal geschnitten, und der Stoff reichte ihr bis knapp über die Knöchel. Daneben lag die weiße Haube, schlicht und ohne Verzierungen.

Sie zog das Kleid an und betrachtete sich im Spiegel. Es fühlte sich ungewohnt an – der Stoff war schwerer als ihre bisherigen Röcke, und die Knopfleiste lag eng an ihrem Körper. Mit zitternden Fingern setzte sie die Haube auf und band sie unter ihrem Kinn zu.

„Das bist du jetzt“, flüsterte sie zu ihrem Spiegelbild. Es war ein seltsames Gefühl, sich selbst kaum wiederzuerkennen.

Als sie die Küche betrat, sah ihre Mutter auf und lächelte. „Du siehst wunderschön aus, Darleen. Das Kleid steht dir hervorragend.“

Darleen errötete. „Danke, Mama.“

„Bist du bereit für die Schule?“, fragte ihre Mutter.

„Ich denke schon“, sagte Darleen, doch ihre Stimme verriet ihre Nervosität.

Auf dem Schulhof verstummten die Gespräche, als Darleen ankam. Alle Blicke waren auf sie gerichtet. Nina wartete wie immer auf sie und starrte sie mit offenem Mund an.

„Wow“, sagte sie schließlich. „Das ist... anders.“

„Findest du?“, fragte Darleen schüchtern und zupfte an den Ärmeln ihres Kleides.

„Ja. Aber du siehst gut aus. Ernsthaft“, sagte Nina und legte den Kopf schief. „Aber... wie fühlst du dich?“

Darleen seufzte. „Ich weiß nicht. Es fühlt sich an, als würde ich in eine Rolle schlüpfen, die ich noch nicht ganz verstehe.“

In der Klasse war die Stimmung ähnlich. Paul, der gestern noch einen lockeren Spruch gemacht hatte, war heute still. Stattdessen fragte Clara vorsichtig: „Und wann trägst du... naja, die Haube mit dem Schleier?“

Darleen schluckte. „Ich weiß es nicht genau. Meine Mutter sagt, das kommt, wenn ich bereit bin.“

„Aber dann sieht man dein Gesicht gar nicht mehr, oder?“, fragte Clara.

Darleen nickte. „Ja. Es gehört dazu.“

„Das ist... krass“, sagte Clara leise, aber ohne Wertung.

Als der Schultag endete, fühlte sich Darleen wie erschlagen. Die Blicke, die Fragen, das ständige Bewusstsein darüber, dass sie beobachtet wurde – es war anstrengend.

Doch als sie am Abend in ihrem Zimmer saß, spürte sie auch einen seltsamen Frieden. Der Tag war überstanden. Der nächste Schritt war getan. Und sie wusste, dass noch viele vor ihr lagen.

Einige Wochen später saß Darleen an ihrem Schreibtisch und starrte auf die aufgeschlagene Seite eines Buches über Kunstgeschichte. Die Worte verschwammen vor ihren Augen, während ihre Gedanken abschweiften. Morgen war der Tag. Der Tag, an dem sie endgültig einen Schritt weiter in ihre Rolle gehen würde – den Schleier tragen.

Ein leises Klopfen riss sie aus ihren Gedanken. „Herein“, sagte sie mit einer Stimme, die ruhiger klang, als sie sich fühlte.

Ihre Mutter trat ein, in der Hand hielt sie ein weißes Paket. „Ich wollte noch einmal mit dir sprechen, mein Schatz.“

Darleen schloss das Buch und drehte sich zu ihrer Mutter um. „Natürlich.“

Ihre Mutter setzte sich aufs Bett und legte das Paket neben sich. „Du hast dich in den letzten Wochen so gut gemacht. Ich sehe, wie du wächst – innerlich und äußerlich. Aber ich weiß auch, dass morgen ein großer Schritt ist.“

Darleen nickte. „Es fühlt sich endgültig an. Als ob ich dann wirklich nicht mehr die bin, die ich früher war.“

„Vielleicht“, sagte ihre Mutter und lächelte sanft. „Aber das ist kein Verlust. Es ist ein Wandel. Du wirst nicht weniger du selbst sein – du wirst mehr von dem werden, was du immer schon warst.“

Darleen sah auf das Paket. „Ist das der Schleier?“

Ihre Mutter nickte. „Ja. Möchtest du ihn sehen?“

Zögernd öffnete Darleen das Paket. Darin lag ein makellos weißer Stoff, schwer und blickdicht, mit kleinen Haken, die an ihrer Haube befestigt werden würden. Sie strich vorsichtig über den Stoff. Er fühlte sich kühl an, fast beruhigend.

„Er ist schön“, sagte sie leise.

„Er wird dir helfen, noch mehr in deiner Rolle aufzugehen“, sagte ihre Mutter. „Ab morgen wirst du weniger Ablenkung von außen haben. Mehr Zeit, dich auf das Innere zu konzentrieren.“

„Und andere können mich dann nicht mehr sehen“, flüsterte Darleen.

„Das stimmt“, sagte ihre Mutter. „Aber das macht dich nicht unsichtbar. Es macht dich unnahbar – und das ist ein Zeichen von Stärke.“

Darleen nickte, obwohl ihre Hände leicht zitterten. Sie wusste, dass sie bereit sein musste. Aber ob sie es wirklich war, würde sich erst morgen zeigen.

Am Morgen weckte sie das Klopfen ihrer Mutter an der Tür. „Darleen, es ist Zeit.“

Sie richtete sich langsam auf und spürte das Gewicht des bevorstehenden Tages. Ihre Haube lag bereit, ebenso wie der Schleier. Sie zog das lange Kleid an, band die Haube fest und befestigte schließlich den Schleier daran. Ihre Hände zitterten leicht, als sie die letzten Haken einrastete. Der Stoff fiel glatt über ihr Gesicht, nahm ihr die Sicht und hüllte sie in ein Gefühl von Abgeschiedenheit.

„Wie fühlt es sich an?“, fragte ihre Mutter, als Darleen in die Küche kam.

„Anders“, sagte Darleen ehrlich. Sie spürte die Begrenzung des Schleiers, das diffuse Licht, das durch den Stoff drang, und die Wärme, die sich darunter sammelte. „Ich fühle mich... zurückgezogen.“

„Das ist gut“, sagte ihre Mutter. „Du wirst dich daran gewöhnen. Und mit der Zeit wird es sich ganz natürlich anfühlen.“

Der Weg zur Schule war eine neue Erfahrung. Jeder Schritt fühlte sich bewusster an, jeder Atemzug durch den Stoff verlangte von ihr mehr Achtsamkeit. Als sie den Schulhof betrat, wurde es still. Die Blicke ihrer Mitschüler, die sie sonst immer spürte, waren heute nicht sichtbar – und doch war sie sich ihrer bewusst.

Nina war die Erste, die auf sie zukam. „Darleen?“ Ihre Stimme klang unsicher.

„Ja, ich bin’s“, sagte Darleen hinter dem Schleier.

Nina sah sie an, oder besser gesagt, sie versuchte es. „Das ist... ungewohnt. Ich meine, du siehst anders aus. Aber ich weiß, dass du es bist.“

„Das hoffe ich“, sagte Darleen leise.

In der Klasse war die Stimmung ähnlich. Die Gespräche verstummten, als sie den Raum betrat. Paul, der sonst immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hatte, starrte sie nur an.

„Darleen“, sagte Clara schließlich, „wann wirst du dein Gesicht nicht mehr zeigen?“

„Ab jetzt“, sagte Darleen. „Der Schleier bleibt.“

Clara schluckte. „Für immer?“

Darleen nickte langsam. „Ja. Es ist Teil meiner Rolle.“

Die Fragen verstummten, doch Darleen wusste, dass sie bleiben würden – unausgesprochen, aber da. Als der Schultag endete und sie nach Hause ging, spürte sie, wie sich die Welt verändert hatte. Sie war nicht mehr dieselbe. Und vielleicht war das auch gut so.

Die Tage nach Darleens erstem Auftritt mit Schleier waren seltsam und voller neuer Erfahrungen. Der Schleier, der sie ständig umgab, war nicht nur für sie ungewohnt, sondern auch für ihre Umwelt. Die Menschen waren neugierig, manche sogar verwirrt, und andere schienen einfach nicht zu wissen, wie sie mit ihr umgehen sollten.

In den Pausen auf dem Schulhof wurde sie oft angesprochen. Einige Fragen waren ernst gemeint, andere eher aus Neugier oder sogar Unwissenheit gestellt.

„Darleen, wie kannst du überhaupt sehen?“, fragte Nina eines Tages, während sie nebeneinander auf der Bank saßen.

Darleen lachte leise hinter dem Schleier. „Es ist gar nicht so schwer, wie es aussieht. Der Stoff lässt ein wenig Licht durch, und ich sehe genug, um mich zu orientieren.“

„Und... was machst du, wenn dir warm wird?“, wollte Paul wissen, der sich ihnen angeschlossen hatte.

„Dann schwitze ich“, antwortete Darleen trocken, was Nina in ein Kichern ausbrechen ließ.

Manchmal waren die Fragen jedoch weniger freundlich. Ein Junge aus der Parallelklasse rief ihr auf dem Gang zu: „Willst du jetzt Nonne werden oder was?“ Darleen ignorierte den Kommentar, aber innerlich spürte sie, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg – eine Reaktion, die zum Glück niemand mehr sehen konnte.

Eine der kuriosesten Herausforderungen war das Essen und Trinken in der Öffentlichkeit. Darleen hatte gelernt, den Schleier vorsichtig anzuheben, wenn sie einen Schluck Tee nahm oder einen Bissen aß. Doch das schien die Leute noch mehr zu faszinieren.

„Wie machst du das eigentlich?“, fragte Clara, als sie in der Cafeteria saßen.

Darleen schob den Schleier vorsichtig nach oben und nahm einen kleinen Bissen von ihrem Sandwich. „So.“

Clara beobachtete sie fasziniert. „Das sieht irgendwie... geheimnisvoll aus.“

„Oder kompliziert“, murmelte Nina, die sich ein Stück Pizza in den Mund schob.

„Man gewöhnt sich daran“, sagte Darleen und ließ den Schleier wieder fallen.

Einmal fiel ihr der Schleier fast ins Glas, als sie in der Pause einen Schluck Wasser nahm. Nina lachte so laut, dass die halbe Klasse sich umdrehte. „Ich wette, niemand hat das in deinem Etikette-Buch erwähnt“, scherzte sie.

„Ganz sicher nicht“, antwortete Darleen trocken, während sie den Stoff mit einer Serviette abtupfte.

Auch die Lehrer waren anfangs irritiert. Herr Beckmann, der Mathematiklehrer, machte eine Pause inmitten einer Erklärung und starrte sie an. „Darleen, ich muss fragen... wie schreibst du denn mit dem Schleier?“

Darleen hob ihren Stift. „Wie immer, Herr Beckmann. Der Schleier stört mich nicht dabei.“

„Hm“, murmelte er und wandte sich wieder zur Tafel. „Faszinierend.“

In Biologie hatte Frau Stein eine andere Herangehensweise. „Darleen, ich respektiere deinen Weg, aber ich hoffe, du wirst keine Probleme haben, das Mikroskop zu benutzen.“

„Ich bin sicher, das kriege ich hin, Frau Stein“, antwortete Darleen höflich.

Auch außerhalb der Schule kam es zu seltsamen Situationen. Einmal, als sie mit ihrer Mutter einkaufen war, blieb ein kleines Kind stehen und starrte sie an. „Mama, warum hat die Frau ein Tuch im Gesicht?“

Die Mutter wurde rot und zog das Kind weg, während sie etwas von „anderen Kulturen“ murmelte.

Darleen lächelte hinter dem Schleier und wandte sich wieder den Regalen zu. Ihre Mutter sah sie an. „Das wird öfter passieren. Aber du gehst sehr souverän damit um.“

„Ich habe keine andere Wahl“, sagte Darleen leise.

Mit der Zeit wurden die Reaktionen leiser, und die Leute gewöhnten sich an den Anblick der verschleierten Darleen. Ihre Mitschüler hörten auf, ständig Fragen zu stellen, und die Lehrer behandelten sie wieder wie jeden anderen.

Doch für Darleen blieb es eine Herausforderung, nicht nur körperlich, sondern auch emotional. Der Schleier war ein Symbol für ihre Veränderung, aber auch eine tägliche Erinnerung daran, dass sie ihr altes Leben hinter sich gelassen hatte.

„Manchmal vermisse ich es, einfach nur ich zu sein“, vertraute sie Nina eines Nachmittags an, als sie alleine im Park spazieren gingen.

„Du bist immer noch du“, sagte Nina und nahm ihre Hand. „Auch mit Schleier. Und ich bin stolz auf dich, dass du das alles durchziehst.“

Darleen lächelte hinter dem Stoff und drückte Ninas Hand. „Danke. Das bedeutet mir viel.“

Mit jedem Tag fühlte sie sich mehr in ihrer neuen Rolle zu Hause – und bereit für die nächsten Schritte, die kommen würden.

Die ersten Tage mit dem Schleier hatten sich wie eine Prüfung angefühlt, doch nach einigen Wochen war Darleens neues Erscheinungsbild in der Schule zur Normalität geworden. Ihre Mitschüler hatten aufgehört zu starren, und auch die Lehrer behandelten sie, als wäre alles wie immer. Aber für Darleen fühlte sich nichts wie immer an.

Jeder Morgen begann mit derselben Routine: das lange Kleid anziehen, die Haube sorgfältig binden und den Schleier daran befestigen. Sie war inzwischen geübt darin, den Stoff so anzubringen, dass er sicher saß und sie sich dennoch frei bewegen konnte. Doch der Moment, in dem sie ihr Zimmer verließ, war immer noch mit einem leichten Anflug von Nervosität verbunden.

Im Matheunterricht hatte sie längst ihren festen Platz gefunden, ganz hinten, wo sie sich etwas weniger beobachtet fühlte. Herr Beckmann hatte sich daran gewöhnt, sie hinter dem Schleier zu sehen, und stellte keine weiteren Fragen zu ihrer Sicht oder ihrem Schreibstil.

„Darleen, kannst du uns bitte die Lösung zu Aufgabe 4 vorlesen?“, fragte er eines Tages.

Darleen nickte, öffnete ihr Heft und las klar und deutlich vor. Ihre Stimme war fest, aber sie spürte die Blicke der Klasse. Manche Schüler schrieben mit, andere sahen zu ihr hinüber, als könnten sie durch den Schleier hindurch ihre Gedanken lesen.

„Sehr gut“, sagte Herr Beckmann und ging zur nächsten Aufgabe über.

Clara, die neben Darleen saß, beugte sich zu ihr. „Wie machst du das? Ich würde vor Nervosität kein Wort herausbekommen.“

Darleen lächelte hinter dem Schleier. „Man gewöhnt sich daran.“

In den Pausen saß Darleen meistens mit ihrer kleinen Gruppe von Freundinnen – Clara, Nina und manchmal auch Lisa – auf der Bank im Schulhof. Die Gespräche drehten sich um Hausaufgaben, Wochenendpläne und die neuesten Dramen in der Klasse.

„Hast du gehört, dass Paul und Lea zusammen sind?“, fragte Lisa eines Tages und rollte mit den Augen.

„Ja, als ob das lange hält“, sagte Clara trocken.

Darleen lauschte den Gesprächen, lachte hin und wieder leise, aber sie merkte, dass sie immer öfter still blieb. Früher war sie oft der Mittelpunkt solcher Unterhaltungen gewesen, hatte Witze gemacht oder ihre Meinung gesagt. Doch jetzt fühlte sie sich distanzierter, als ob der Schleier nicht nur ihr Gesicht, sondern auch einen Teil von ihr selbst verbarg.

Eine der größten Herausforderungen war der Kunstunterricht. Frau Hartmann, die Lehrerin, hatte anfangs gezögert, als Darleen sich weigerte, den Schleier abzunehmen, selbst beim Zeichnen oder Malen.

„Darleen, ich respektiere deine Entscheidung, aber wie willst du so ein Selbstporträt anfertigen?“, fragte sie eines Tages.

„Ich werde es so gut wie möglich versuchen“, antwortete Darleen ruhig.

Am Ende malte sie eine stilisierte Version von sich selbst – eine Figur mit Haube und Schleier, die in einer Landschaft stand. Frau Hartmann sah sich das Bild an und nickte anerkennend. „Das ist faszinierend. Du hast es geschafft, trotzdem etwas von dir zu zeigen.“

Manchmal traf sie auf Mitschüler, die sie kaum kannte, und deren Reaktionen waren gemischt. Einige nickten ihr höflich zu, andere tuschelten, wenn sie glaubten, sie würde es nicht hören.

„Ich finde das irgendwie cool“, hörte sie ein Mädchen aus der Parallelklasse sagen, als sie an einer Gruppe vorbeiging. „Es ist, als hätte sie ihre eigene Welt.“

Andere waren weniger freundlich. „Wofür das alles? Das ist doch total übertrieben“, meinte ein Junge in der Nähe des Spinds.

Darleen ignorierte solche Bemerkungen. Sie hatte gelernt, über solchen Kommentaren zu stehen, auch wenn sie sie manchmal trafen.

Im Nachmittagsunterricht war die Stimmung entspannter. In Geschichte etwa diskutierte die Klasse über gesellschaftliche Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte.

„Ich denke, es geht darum, dass jeder seinen Platz findet“, sagte Darleen, als Herr Weber sie nach ihrer Meinung fragte.

„Und glaubst du, du hast deinen Platz gefunden?“, fragte er mit echtem Interesse.

Darleen zögerte einen Moment, bevor sie antwortete. „Ich bin dabei, ihn zu finden.“

Die Klasse war still. Niemand lachte, niemand machte einen Kommentar. Es war ein Moment, in dem Darleen spürte, dass ihre Mitschüler sie nicht nur als „das Mädchen mit dem Schleier“ sahen, sondern als jemand, der seinen eigenen Weg ging.

Nach der Schule war Darleen oft erschöpft. Der ständige Fokus, die unermüdlichen Fragen und die Anstrengung, ihre Haltung und Ruhe zu bewahren, forderten ihren Tribut. Doch auf dem Heimweg spürte sie auch einen gewissen Stolz. Sie hatte es geschafft, einen weiteren Tag zu überstehen – und ein Stück mehr in ihre neue Rolle hineinzuwachsen.

Als sie die Tür zu ihrem Zuhause öffnete, begrüßte ihre Mutter sie mit einem Lächeln. „Wie war dein Tag?“

„Herausfordernd“, sagte Darleen ehrlich. „Aber gut.“

„Du machst das großartig“, sagte ihre Mutter und legte eine Hand auf ihre Schulter.

Darleen nickte. Sie wusste, dass ihr Weg nicht leicht sein würde, aber sie war bereit, ihn weiterzugehen. Tag für Tag. Schritt für Schritt.
3. Ladies of Leisure - Darleens letzter Schultag - Kapitel 3 & 4

geschrieben von BlackCoon am 30.01.25 22:14

Ladies of Leisure - Darleens letzter Schultag - Kapitel 3: Haltung und Anmut

Darleens Alltag hatte sich drastisch verändert. Während sie anfangs noch regelmäßig in die Schule ging und kleine Freiheiten genießen konnte, verbrachte sie jetzt fast ihre gesamte Zeit zu Hause. Ihre Eltern hatten erklärt, dass sie sich an ihren zukünftigen Lebensstil gewöhnen müsse, an die Ruhe, die Isolation und die innerliche Besinnung, die eine Lady of Leisure ausmachten.

Die Kontemplationszeiten, die zunächst nur abends angesetzt waren, wurden ausgeweitet. Nun saß Darleen auch am Nachmittag allein in ihrem Zimmer, ohne Ablenkung, und reflektierte über ihr Leben, ihre Rolle und ihre Zukunft. Anfangs fühlte sich die Stille bedrückend an, doch allmählich begann sie, die Ruhe zu schätzen.

„Das ist dein Rückzugsort, Darleen“, hatte ihre Mutter gesagt. „Ein Ort, an dem du dich selbst finden kannst. Lerne, ihn zu lieben.“

Zusätzlich zu den Kontemplationszeiten führten ihre Eltern neue Übungen ein. Haltung war ein wichtiger Aspekt ihres zukünftigen Lebens. Darleen übte, stundenlang gerade zu sitzen, mit gesenktem Kopf zu stehen und sich anmutig zu bewegen. Jede ihrer Bewegungen sollte bedacht und elegant sein.

„Eine Lady muss Ruhe und Anmut ausstrahlen, selbst wenn niemand hinsieht“, erklärte ihre Mutter.

Darleen bemühte sich, doch die Übungen waren anstrengender, als sie erwartet hatte. Oft schmerzten ihre Schultern oder ihr Rücken, aber sie biss die Zähne zusammen. „Es ist nur eine Frage der Gewohnheit“, murmelte sie sich selbst zu, wenn sie dachte, dass sie es nicht mehr aushielt.

Gelegentlich durfte sie mit Nina oder Clara spazieren gehen. Diese Ausflüge waren für Darleen eine willkommene Abwechslung, auch wenn sie immer kürzer wurden. Sie trugen nicht mehr dazu bei, die Welt zu sehen – Darleen war stets verschleiert und durfte nur auf abgelegenen Wegen spazieren – sondern dienten eher der Bewegung und der Pflege ihrer Freundschaften.

„Ich vermisse die alten Zeiten“, sagte Nina eines Tages, als sie nebeneinander den Feldweg entlanggingen. „Weißt du noch, wie wir in der Stadt bummeln waren?“

„Ja“, sagte Darleen hinter ihrem Schleier. „Aber das ist vorbei. Und ehrlich gesagt... es fühlt sich gar nicht mehr so wichtig an.“

Nina schwieg einen Moment. „Du veränderst dich wirklich, Darleen.“

„Ich weiß“, sagte Darleen leise. „Aber das ist der Weg, den ich gehen muss.“

Eines Abends riefen ihre Eltern Darleen ins Wohnzimmer. Auf dem Couchtisch lagen Pläne und Fotos – verschiedene Häuser und Anwesen, zwischen denen sie wählen sollte.

„Darleen, wir müssen über deine Zukunft sprechen“, begann ihr Vater. „Es ist an der Zeit, ein Haus oder Anwesen auszuwählen, in dem du dein Leben verbringen wirst.“

„Das ist eine wichtige Entscheidung“, fügte ihre Mutter hinzu. „Einmal bezogen, wirst du dein Zuhause nicht mehr verlassen. Das ist ein entscheidender Schritt in deinem Lebensstil.“

Darleen setzte sich und betrachtete die Pläne. Es gab zwei Optionen: ein großes Landhaus mit Garten und langen Spazierwegen oder ein Stadthaus in einer belebten Straße.

„Wenn du das Landhaus wählst, wirst du regelmäßig im Garten spazieren können“, erklärte ihr Vater. „Es wird ruhig und friedlich sein. Du wirst die Natur genießen können, aber natürlich ohne Kontakt zur Außenwelt.“

„Das Stadthaus hingegen ist kompakter“, sagte ihre Mutter. „Es wird in einer belebten Gegend liegen, doch du wirst von der Stadt nichts sehen oder hören. Deine Welt wird auf das Haus und deinen Alltag darin begrenzt sein. Auch Spaziergänge wird es nicht geben. Dafür ist es vollkommen abgeschieden.“

Darleen dachte lange nach. Die Vorstellung, ein Leben lang an einen Ort gebunden zu sein, war einschüchternd. Aber sie wusste auch, dass dies Teil ihres Weges war. Schließlich hob sie den Kopf.

„Wenn schon, denn schon“, sagte sie. „Ich wähle das Stadthaus.“

Ihre Eltern nickten zustimmend. „Das ist eine kluge Entscheidung“, sagte ihre Mutter. „Das Stadthaus wird dir helfen, dich voll und ganz auf dein inneres Leben zu konzentrieren.“

Darleen sah noch einmal auf die Pläne. Es war eine endgültige Entscheidung – eine, die ihr altes Leben endgültig hinter sich ließ. Und während die Abiturprüfungen immer näher rückten, wusste sie, dass dies nur der Anfang war.

Die Abiturprüfungen waren eine Herausforderung für alle, doch für Darleen waren sie etwas ganz Besonderes. Verschleiert in einem langen, durchgeknöpften Kleid trat sie zu jeder Prüfung an. Die Lehrer hatten sich längst an ihr Äußeres gewöhnt und behandelten sie wie jeden anderen Schüler – zumindest äußerlich. Doch Darleen spürte die Blicke ihrer Mitschüler, das Flüstern in den Pausen.

„Ich finde es beeindruckend, dass du das alles so durchziehst“, sagte Clara eines Tages in der Pause zwischen zwei Prüfungen.

„Es ist mein Weg“, antwortete Darleen schlicht.

Selbst bei mündlichen Prüfungen blieb sie verschleiert, was anfänglich für Verwirrung sorgte. Doch ihre klaren Antworten und ihr Auftreten ließen keinen Zweifel daran, dass sie ihre Rolle und ihre Bildung gleichermaßen ernst nahm.

Während Darleen sich auf die Prüfungen konzentrierte, hatten ihre Eltern eine ebenso wichtige Aufgabe: Sie begannen, mögliche Beholder für sie auszuwählen. Am Abend nach einer Prüfung baten sie Darleen zu einem Gespräch.

„Darleen, es wird Zeit, über deine Zukunft zu sprechen“, begann ihr Vater.

„Wir möchten dir erklären, welche Rolle ein Beholder in deinem Leben spielen wird“, fügte ihre Mutter hinzu.

Darleen setzte sich und hörte aufmerksam zu.

„Ein Beholder finanziert dein Leben und sorgt dafür, dass du dich ganz auf deine Rolle als Lady of Leisure konzentrieren kannst“, erklärte ihr Vater. „Er beobachtet dich, aber immer aus der Distanz. Seine Aufgabe ist es, dir Stabilität zu geben, ohne dich zu stören.“

„Es gibt zwei Arten von Beholdern“, ergänzte ihre Mutter. „Ein einfacher Beholder darf dir Briefe schreiben, die du, wenn du möchtest, lesen kannst. Er erhält als Belohnung Videos, die von deinen Zofen aufgenommen werden. Ein voller Beholder hingegen hat keinen direkten Kontakt zu dir. Er beobachtet dich aus der Ferne und bekommt ebenfalls Videos – aber keine Briefe.“

Darleen dachte einen Moment nach. „Also werde ich sie nie treffen?“

„Nein“, sagte ihr Vater bestimmt. „Das ist nicht vorgesehen. Ihr Kontakt bleibt rein symbolisch.“

Trotz der Regeln und der strengen Vorbereitungen auf ihre Zukunft geschah das Unerwartete. Nach einer der Prüfungen saß Darleen verschleiert im Bus auf dem Heimweg, als ein junger Mann sich neben sie setzte. Er wirkte freundlich und selbstbewusst, mit einem charmanten Lächeln.

„Hallo“, sagte er höflich. „Ich habe Sie schon öfter gesehen. Darf ich fragen, warum Sie den Schleier tragen?“

Darleen zögerte, aber seine Stimme klang aufrichtig interessiert. „Es ist Teil meines Lebensstils“, antwortete sie ruhig.

„Das ist faszinierend“, sagte er. „Ich bewundere Menschen, die so konsequent sind. Ich heiße Tobias.“

„Darleen“, sagte sie knapp, doch innerlich spürte sie ein seltsames Kribbeln.

Tobias lächelte. „Es wäre mir eine Freude, mehr über Sie zu erfahren. Vielleicht bei einem Spaziergang?“

Zwei Tage später trafen sie sich tatsächlich zu einem Spaziergang. Darleen hatte ihre Eltern nicht informiert – sie wusste, dass sie Ärger bekommen würde. Doch Tobias war so charmant, dass sie nicht widerstehen konnte.

„Ihre Haltung und Ihre Entschlossenheit sind beeindruckend“, sagte er, als sie nebeneinander den Feldweg entlanggingen. „Ich könnte mir vorstellen, Sie zu unterstützen – als Beholder.“

„Wirklich?“ Darleen sah ihn durch den Schleier hindurch an.

„Ja“, sagte Tobias ernst. „Ich schätze die Distanz. Ich würde Ihr Gesicht nie sehen wollen – es würde die Magie zerstören.“

Darleen blieb stehen. Seine Worte überraschten sie, aber sie fühlte sich auch geschmeichelt. „Das ist ungewöhnlich.“

„Vielleicht“, sagte Tobias. „Aber ich glaube, es würde funktionieren. Sie sind etwas ganz Besonderes.“

Doch Darleens heimliche Spaziergänge blieben nicht unbemerkt. Eines Abends, als sie nach Hause kam, erwarteten ihre Eltern sie bereits.

„Darleen, wir müssen reden“, begann ihre Mutter mit strenger Stimme.

„Du weißt, dass Spaziergänge nur unter bestimmten Bedingungen erlaubt sind“, fügte ihr Vater hinzu. „Und wer ist dieser junge Mann?“

Darleen versuchte, ruhig zu bleiben. „Sein Name ist Tobias. Er möchte mein Beholder werden.“

„Das mag sein“, sagte ihre Mutter. „Aber du weißt, dass solche Begegnungen nicht vorgesehen sind. Beholder werden sorgfältig ausgewählt. Und er scheint die Regeln nicht zu verstehen.“

„Doch, das tut er“, sagte Darleen leise. „Er will mich unterstützen, ohne je mein Gesicht zu sehen.“

Ihre Eltern schwiegen einen Moment. Dann sagte ihr Vater: „Das werden wir besprechen. Aber du musst verstehen, dass du dich an die Regeln halten musst. Keine weiteren Treffen ohne unsere Zustimmung.“

Darleen nickte, doch in ihrem Inneren kämpften Wut und Unsicherheit miteinander. Tobias schien anders zu sein – jemand, der sie wirklich verstand. Doch die Regeln ihrer Welt ließen wenig Raum für persönliche Entscheidungen.

Mit diesen Gedanken ging sie in ihr Zimmer und setzte sich zur Kontemplation hin. Tobias' Worte hallten in ihrem Kopf nach, und sie fragte sich, ob sie wirklich den Weg gehen konnte, den ihre Eltern für sie vorgesehen hatten.

Darleen konnte Tobias nicht aus dem Kopf bekommen. Seine Worte, seine Bewunderung für ihre Haltung und sein Verständnis für die Distanz, die ihr Lebensstil erforderte, hatten sie tief beeindruckt. Doch sie wusste, dass ihre Eltern strikt gegen weitere Treffen sein würden – es sei denn, sie konnte sie überzeugen.

Eines Abends, nach dem Abendessen, setzte sich Darleen mit ihren Eltern zusammen. Sie trug, wie immer, ihren Schleier, doch ihre Stimme klang fester als sonst.

„Mama, Papa, ich möchte mit euch über Tobias sprechen.“

Ihre Eltern tauschten einen kurzen Blick aus. Ihre Mutter begann: „Darleen, wir haben doch schon darüber gesprochen. Tobias mag charmant sein, aber solche Treffen passen nicht zu deinem Weg.“

„Ich weiß, was ihr denkt“, sagte Darleen ruhig. „Aber lasst mich euch eine Frage stellen: Wollt ihr nicht das Beste für mich?“

„Natürlich wollen wir das“, antwortete ihr Vater sofort.

Darleen lehnte sich ein wenig nach vorne. „Dann bitte ich euch, darüber nachzudenken. Ist es nicht das Beste, einen Beholder zu haben, den ich mag? Einen, dem ich vertraue und der mich versteht?“

Ihre Eltern sahen sich erneut an, dieses Mal länger. Schließlich sagte ihre Mutter: „Wir haben Angst, Darleen. Angst, dass du dich von diesem jungen Mann beeinflussen lässt. Vielleicht sogar, dass du mit ihm... durchbrennst.“

Darleen schüttelte den Kopf. „Durchbrennen? Nein, Mama. Ich habe mich seit Jahren darauf eingestellt, Lady of Leisure zu werden. Ihr solltet das am besten wissen. Ich freue mich auf mein Stadthaus. Und wenn ich es einmal betrete, werde ich es niemals wieder verlassen.“

„Aber was ist mit Tobias?“, fragte ihr Vater skeptisch.

„Tobias wird mich weder anfassen noch mein Gesicht sehen – und das will er auch gar nicht“, sagte Darleen mit Nachdruck. „Er akzeptiert die Regeln. Er hat sogar gesagt, dass die Distanz ihn fasziniert. Er will mich als Beholder unterstützen, weil er mich bewundert. Mehr nicht.“

Es folgte eine lange Stille. Ihre Eltern schienen hin- und hergerissen. Schließlich sagte ihr Vater: „Du hast uns überzeugt. Wir vertrauen dir, Darleen. Wenn Tobias wirklich so ist, wie du sagst, dann... stimmen wir zu.“

Ein erleichtertes Lächeln huschte über Darleens Gesicht, das sie hinter dem Schleier verbarg. „Danke. Ihr werdet es nicht bereuen.“

Tobias' Entscheidung

Einige Tage später traf Darleen Tobias erneut – dieses Mal mit der Zustimmung ihrer Eltern. Sie saßen auf einer Bank in einem abgelegenen Park, und Tobias wirkte erleichtert, als Darleen ihm von der Entscheidung erzählte.

„Ich bin froh, dass deine Eltern uns vertrauen“, sagte er. „Ich weiß, wie wichtig diese Regeln für dich sind, und ich will sie respektieren.“

„Das bedeutet mir viel, Tobias“, sagte Darleen leise.

Er sah sie an, auch wenn er ihr Gesicht nicht sehen konnte. „Weißt du, was mich von Anfang an fasziniert hat? Deine Haltung. Du bist so konsequent, so entschlossen. In einer Welt, in der jeder alles sofort haben will, hast du dich für einen Weg entschieden, der Geduld, Disziplin und Hingabe erfordert. Das beeindruckt mich.“

„Du bewunderst Distanz wirklich, oder?“, fragte Darleen.

Tobias nickte. „Ja, ich tue es. Die Distanz gibt der Verbindung etwas Besonderes. Sie macht sie einzigartig. Es ist nicht das Körperliche, das mich interessiert, sondern die Idee, Teil deines Lebens zu sein – auf meine Weise. Deshalb würde ich gerne dein Beholder werden. Und vielleicht, eines Tages, dein voller Beholder.“

Darleen schwieg einen Moment, dann sagte sie: „Ich glaube, wir könnten das schaffen. Du bist jemand, der versteht, was mein Leben bedeutet.“

Tobias lächelte. „Das tue ich. Und ich werde alles tun, um dich zu unterstützen.“

Als Darleen später nach Hause kam, berichtete sie ihren Eltern von dem Treffen. Sie waren vorsichtig, aber sie konnten nicht leugnen, dass Tobias ihnen durch Darleens Worte sympathisch erschien.

„Wir vertrauen dir, Darleen“, sagte ihre Mutter. „Und wir vertrauen deiner Wahl.“

„Danke“, sagte Darleen leise. Sie fühlte sich erleichtert und voller Hoffnung.

In den kommenden Tagen bereitete sie sich weiter auf ihre Abiturprüfungen vor, doch in ihrem Herzen war sie bereits einen Schritt weiter. Sie wusste, dass sie ihren Weg als Lady of Leisure gehen würde – und dass Tobias dabei eine wichtige Rolle spielen würde, in genau der Distanz, die ihr Lebensstil erforderte.

Und während sie sich auf ihr zukünftiges Leben im Stadthaus vorbereitete, spürte sie, dass sie nicht nur die Regeln erfüllte, sondern auch ein Stück ihres eigenen Glücks gefunden hatte.

Der Abend war für Darleen und ihre Eltern von besonderer Bedeutung. Tobias war eingeladen worden, um die Einzelheiten seiner möglichen Rolle als Beholder zu besprechen. Es war das erste Mal, dass Darleens Eltern einen Beholder-Kandidaten persönlich kennenlernten – und obwohl sie zustimmten, Tobias eine Chance zu geben, war ihre Haltung abwartend.

Darleen saß im Wohnzimmer, in ihre langen Gewänder gehüllt, den Schleier wie gewohnt befestigt. Tobias hatte vor wenigen Minuten mit einem freundlichen Lächeln die Türschwelle überschritten und saß nun ruhig auf dem Sofa. Seine Haltung war aufrecht, seine Bewegungen bedacht.

„Tobias“, begann Darleens Vater, „wir haben von unserer Tochter viel über Sie gehört. Sie scheint Sie sehr zu schätzen.“

„Und das tue ich auch“, sagte Tobias mit ruhiger Stimme. „Darleen ist etwas Besonderes. Ihre Entschlossenheit und ihre Haltung beeindrucken mich zutiefst.“

Darleens Mutter nickte langsam. „Wir möchten einige Dinge klären, bevor wir Ihre Rolle als Beholder bestätigen. Uns ist wichtig, dass Sie die Grenzen und Regeln dieses Lebensstils verstehen und respektieren.“

„Das tue ich“, antwortete Tobias ohne Zögern. „Ich respektiere Darleens Weg vollkommen und möchte sie unterstützen, ohne ihr Leben zu stören. Ich schätze die Distanz, die dieser Lebensstil mit sich bringt.“

„Gut“, fuhr Darleens Vater fort. „Wenn Sie Darleens Beholder werden, bedeutet das, dass Sie sie durch Kameras beobachten dürfen, die in ihrem zukünftigen Stadthaus installiert werden. Sie werden Videos erhalten, die ihre Zofen aufnehmen – Videos, in denen sie, wie Sie wissen, immer vollständig verschleiert und in Montur ist.“

Tobias nickte. „Das ist genau das, was ich mir vorstelle. Die Distanz macht diese Verbindung für mich wertvoll. Ich würde nie verlangen, mehr zu sehen oder zu wissen, als Darleen bereit ist zu geben.“

Darleens Mutter sah Tobias prüfend an. „Es gibt noch einen Punkt, den wir besprechen müssen. Der Austausch von Briefen. Anfangs wird das erlaubt sein, doch auf lange Sicht stören Briefe die Kontemplation unserer Tochter.“

„Das ist wahr“, stimmte Darleen zu und wandte sich an Tobias. „Ich schätze die Idee, Briefe zu schreiben, aber ich weiß bereits, dass ich dich bald nach meinem Umzug zum vollen Beholder machen möchte. Das bedeutet, dass der Briefkontakt endet und nur noch Videos und die Kamerabeobachtung bleiben.“

Tobias dachte kurz nach und lächelte dann. „Das ist für mich völlig in Ordnung. Ich möchte in erster Linie eine Inspiration für Darleen sein, nicht eine Ablenkung. Wenn es das Beste für sie ist, den Briefkontakt einzustellen, werde ich das respektieren.“

Darleens Vater lehnte sich zurück. „Es ist wichtig, dass wir verstehen, warum Sie diesen Lebensstil und diese Regeln akzeptieren. Warum fasziniert Sie das?“

Tobias hielt einen Moment inne, bevor er antwortete. „Von dem Moment an, als ich Darleen das erste Mal gesehen habe, hat mich ihre Haltung fasziniert. In einer Welt, in der alles so flüchtig und oberflächlich ist, strahlt sie Ruhe und Entschlossenheit aus. Ihre Distanz und Zurückhaltung geben ihr eine Würde, die ich bei niemand anderem gesehen habe.“

Er sah zu Darleen, auch wenn er ihr Gesicht nicht sehen konnte. „Die Distanz reizt mich, weil sie etwas Magisches hat. Sie macht jede kleine Verbindung, jeden Moment, in dem ich sie beobachte oder von ihr höre, umso wertvoller. Ich möchte diese Distanz bewahren und gleichzeitig ein Teil ihres Lebens sein – auf die Weise, die zu ihrem Lebensstil passt.“

Darleens Eltern tauschten einen langen Blick aus. Schließlich nickte ihr Vater. „Wir glauben, dass Sie Darleen wirklich verstehen, Tobias. Sie haben unser Vertrauen.“

„Vielen Dank“, sagte Tobias, sichtbar erleichtert. „Es bedeutet mir viel, dass Sie mir diese Chance geben.“

Darleen spürte, wie sich eine Last von ihren Schultern löste. „Ich bin froh, dass wir das klären konnten“, sagte sie leise.

„Ich auch“, sagte Tobias. „Ich werde alles tun, um dich zu unterstützen – und deine Regeln zu respektieren.“

Nach dem Gespräch verabschiedete sich Tobias höflich und versprach, sich an alle Absprachen zu halten. Darleen und ihre Eltern blieben im Wohnzimmer zurück.

„Er scheint wirklich aufrichtig zu sein“, sagte ihre Mutter.

„Das ist er“, antwortete Darleen. „Ich weiß, dass er der Richtige ist.“

„Dann steht dem nichts mehr im Weg“, sagte ihr Vater. „Aber vergiss nicht: Sobald du in deinem Stadthaus bist, wird es keine persönlichen Treffen mehr geben. Tobias wird nur noch dein Beholder sein – auf Distanz.“

Darleen nickte. „Das weiß ich. Und ich bin bereit.“

Während sie in ihrem Zimmer die Haube abnahm und sich für die Nacht vorbereitete, dachte Darleen an Tobias. Sie wusste, dass sie einen Beholder gefunden hatte, der sie wirklich verstand – und dass sie zusammen ihren außergewöhnlichen Weg gehen konnten.

Darleen hatte ihr Abitur mit Bravour bestanden. Mit einem Durchschnitt von 1,2 war sie nicht nur zufrieden, sondern auch ein wenig stolz auf sich. Ihre Eltern waren begeistert und lobten sie ausgiebig. Doch anstatt mit ihren Mitschülern zu feiern, verbrachte Darleen den Abend zu Hause in Ruhe, wie es ihr neuer Lebensstil vorsah.

In den Wochen nach ihrem Abschluss begann die Suche nach ihrem zukünftigen Zuhause.

Ihre Eltern fanden schließlich ein passendes Gründerzeithaus in Leipzig, in einer ruhigen, eleganten Straße, die sich in einem bestimmten Viertel befand. Sie erwähnten beiläufig, dass dort bereits einige andere Ladies of Leisure lebten – was Darleen zwar interessant fand, aber keine Rolle spielte. Sie wusste, dass sie keine von ihnen kennenlernen würde.

Bis der Umzug stattfinden konnte, musste noch eine entscheidende Aufgabe gelöst werden: die Auswahl ihrer Zofen. Zwei geeignete Frauen zu finden, die nicht nur diskret und zuverlässig, sondern auch in der Lage waren, Darleens Lebensstil zu unterstützen, erwies sich als schwieriger als erwartet.

„Wir suchen die Richtigen, Darleen“, sagte ihre Mutter eines Abends. „Aber es braucht Zeit. Es sind keine gewöhnlichen Dienstmädchen. Sie müssen absolut vertrauenswürdig sein.“

Darleen nickte, doch die Verzögerung ließ die Zeit vor ihrem Umzug seltsam leer erscheinen. In dieser gespenstischen Zwischenzeit durfte sie noch gelegentlich mit ihren Freundinnen oder Tobias spazieren gehen.

An einem der stilleren Abende setzte sich Darleen mit ihren Eltern zusammen. Sie hatte eine Frage, die sie schon seit einiger Zeit beschäftigte, doch sie wusste nicht, wie sie sie ansprechen sollte. Schließlich nahm sie allen Mut zusammen.

„Mama, Papa... ich weiß, dass ich Lady of Leisure werden soll. Das habe ich schon lange akzeptiert, und es geht für mich klar. Aber ich habe eine Frage.“

„Natürlich, Schatz“, sagte ihre Mutter. „Was beschäftigt dich?“

Darleen zögerte kurz, dann fuhr sie fort: „Warum schickt ihr mich so weit weg? Ich meine, Leipzig ist hunderte Kilometer entfernt. Ihr werdet mich nicht mehr sehen, und ich werde auch euch nicht mehr sehen. Ich verstehe das Konzept der Distanz, aber warum wollt ihr eure einzige Tochter so weit wegstecken? Es erscheint mir... seltsam. Und auch ein bisschen unlogisch.“

Ihre Eltern tauschten einen ernsten Blick aus. Schließlich sprach ihr Vater. „Darleen, wir tun das nicht, weil wir dich loswerden wollen. Ganz im Gegenteil. Wir wollen, dass du die besten Voraussetzungen für dein Leben hast. Das Gründerzeithaus in Leipzig ist perfekt für dich – es bietet die Ruhe, die Eleganz und die Sicherheit, die du brauchst.“

„Aber warum so weit weg?“ Darleen schaute ihre Eltern direkt an, obwohl sie wusste, dass sie ihr Gesicht nicht sehen konnten. „Ich hätte doch auch hier in der Nähe leben können. Es ist, als ob ihr mich absichtlich aus eurem Leben entfernt.“

Ihre Mutter seufzte und griff nach ihrer Hand. „Es ist nicht einfach, dich gehen zu lassen, Darleen. Aber der Lebensstil einer Lady of Leisure verlangt nach Klarheit und Konsequenz. Du musst unabhängig sein – von uns, von allem. Wenn du in unserer Nähe bleibst, könnten wir versucht sein, einzugreifen. Das wäre nicht gut für dich.“

„Es geht also darum, mich von euch abzugrenzen?“, fragte Darleen.

„Ja“, sagte ihr Vater. „Und darum, dir die Möglichkeit zu geben, dein Leben in absoluter Ruhe und Ordnung zu führen. Es mag uns schwerfallen, aber es ist das Beste für dich.“

Darleen nickte langsam. Die Antwort war logisch, aber ein Teil von ihr fand sie immer noch seltsam.

Die Spaziergänge mit Tobias oder ihren Freundinnen wurden zu kleinen Momenten der Freiheit, bevor der endgültige Umzug näher rückte. Tobias sprach oft davon, wie sehr er sich darauf freute, Darleen in ihrem neuen Zuhause aus der Distanz zu begleiten.

„Es wird anders sein“, sagte er eines Tages, als sie durch einen abgelegenen Park gingen. „Aber ich weiß, dass es das Richtige für dich ist. Und für mich.“

„Manchmal frage ich mich, ob es wirklich das Richtige ist“, gab Darleen zu. „Aber ich weiß, dass ich bereit bin. Ich habe mich so lange darauf vorbereitet.“

„Das merkt man dir an“, sagte Tobias und sah sie durch ihren Schleier an. „Du bist eine der wenigen Menschen, die wirklich wissen, wer sie sind.“

Darleen lächelte hinter ihrem Schleier. „Danke, Tobias. Das bedeutet mir viel.“

Während die Wochen vergingen, näherte sich der Tag des Umzugs. Das Gründerzeithaus wartete auf sie, ebenso wie das Leben, das sie seit Jahren vorbereitet hatte – ein Leben in Zurückgezogenheit, Distanz und Eleganz. Doch in diesen letzten freien Momenten fragte sich Darleen, ob sie je wirklich ganz verstehen würde, warum dieser Weg so war, wie er war.

Ladies of Leisure - Darleens letzter Schultag - Kapitel 4: Zweifel und Flucht

Je näher der Umzug rückte, desto mehr nagten die Fragen an Darleen. Warum mussten ihre Eltern sie so weit wegschicken? Warum wollten sie sie nicht mehr sehen? Während der Schulzeit und den Abiturprüfungen hatte die Struktur ihres Alltags sie abgelenkt, doch jetzt, in der stillen Übergangszeit, hatten die Zweifel Raum, sich auszubreiten.

Jeden Abend saß sie in ihrem Zimmer und dachte über die Worte ihrer Eltern nach. „Es ist das Beste für dich“, hatten sie gesagt. Aber war es wirklich das Beste – oder war es einfach nur bequem für sie?

Mit jedem Tag wurde Darleen unruhiger. Die Struktur, die sie sonst trug, war brüchig geworden. Ihr Alltag war geprägt von Warten: auf die Zofen, auf den Umzug, auf den Beginn ihres neuen Lebens. Doch dieses Leben fühlte sich plötzlich wie ein Käfig an – und nicht wie das Zuhause, das ihr versprochen worden war.

„Warum schicken sie mich weg?“, murmelte sie eines Abends vor sich hin, während sie auf ihrem Bett saß. „Warum können sie mich nicht in der Nähe behalten?“

Ihre Gedanken kreisten unaufhörlich um dieselben Fragen, und ihre Eltern gaben keine neuen Antworten. Irgendwann schlug die Verzweiflung in Wut um.

Eines Abends, als ihre Eltern beim Abendessen beiläufig über den Fortschritt der Zofensuche sprachen, verlor Darleen die Geduld.

„Warum tut ihr das?“, unterbrach sie sie abrupt.

Ihre Mutter sah überrascht auf. „Was meinst du, Schatz?“

„Warum schickt ihr mich weg? Warum wollt ihr mich nicht mehr sehen? Ich bin eure Tochter! Eure einzige Tochter!“ Darleens Stimme war laut, und sie spürte, wie ihre Hände zitterten.

„Darleen, das haben wir doch schon besprochen“, sagte ihr Vater beschwichtigend. „Es ist für dein eigenes Wohl.“

„Für mein Wohl?“ Sie stand auf, ihr Kleid raschelte dabei. „Wie kann es für mein Wohl sein, dass ihr mich in einen Käfig steckt, hunderte Kilometer entfernt, wo ihr mich nie wieder seht? Das ergibt keinen Sinn!“

Ihre Eltern sahen sich an, sichtlich überfordert. Doch bevor einer von ihnen antworten konnte, stürmte Darleen aus dem Raum.

„Darleen! Komm zurück!“, rief ihre Mutter, aber Darleen ignorierte sie.

Ohne nachzudenken griff Darleen nach ihrem Mantel und öffnete die Haustür. Die kühle Abendluft schlug ihr entgegen, als sie in die dunkle Straße trat. In ihrer Haube, dem Schleier und dem langen Kleid fühlte sie sich fehl am Platz, doch das war ihr egal. Sie musste raus.

Die Straßenlaternen warfen lange Schatten auf den Gehweg, und die Welt schien stiller als sonst. Darleen lief einfach drauflos, ihre Schritte fest und wütend. Sie wollte sich beruhigen, wollte einen klaren Kopf bekommen, doch ihre Gedanken überschlugen sich.

„Warum bin ich nicht gut genug, um in ihrer Nähe zu bleiben?“, murmelte sie, während sie an einem leeren Spielplatz vorbeikam. „Warum schicken sie mich weg?“

Ihre Wut machte Platz für Tränen, die still hinter dem Schleier über ihre Wangen liefen. Niemand war auf den Straßen, um sie zu sehen, und das war ihr recht.

Nach einer halben Stunde begann ihre Wut abzuklingen, und die kühle Luft beruhigte sie. Sie setzte sich auf eine Bank unter einer Laterne und atmete tief durch.

„Vielleicht verstehen sie es einfach nicht“, flüsterte sie. „Vielleicht wissen sie nicht, wie sehr mich das verletzt.“

Die Dunkelheit um sie herum schien sie zu umarmen, und für einen Moment fühlte sie sich sicher – sicherer als zu Hause. Doch sie wusste, dass sie nicht ewig draußen bleiben konnte. Ihre Eltern würden sich Sorgen machen, und sie hatte keine Lust, eine Szene zu provozieren.

Langsam stand sie auf und machte sich auf den Heimweg. Ihre Schritte waren langsamer, ihre Gedanken klarer. Sie würde Antworten finden – aber nicht, indem sie weglief.

Als Darleen nach Hause kam, standen ihre Eltern in der Tür und warteten auf sie. Ihre Mutter sah aus, als hätte sie geweint, und ihr Vater wirkte besorgt.

„Darleen“, begann ihre Mutter, „warum bist du einfach gegangen?“

„Ich musste nachdenken“, sagte Darleen ruhig. „Ich musste raus, um meinen Kopf frei zu bekommen.“

„Das hätten wir anders regeln können“, sagte ihr Vater, doch seine Stimme war sanft.

Darleen sah sie beide an. „Ich brauche Antworten. Ehrliche Antworten. Warum wollt ihr mich so weit wegschicken? Warum muss ich euch verlieren, um diesen Lebensstil zu leben?“

Ihre Eltern schwiegen, und Darleen wartete geduldig. Sie wusste, dass dies der Anfang eines Gesprächs war, das sie führen mussten – und sie war bereit, darauf zu bestehen, die Wahrheit zu erfahren.

Darleen saß im Wohnzimmer, immer noch in ihrem langen Kleid und mit dem Schleier vor dem Gesicht. Ihre Eltern hatten sie gebeten, Platz zu nehmen, um endlich die Fragen zu beantworten, die sie so lange umtrieben hatten.

Ihre Mutter holte tief Luft und begann. „Darleen, wir wissen, dass es schwer für dich ist, das alles zu verstehen. Es tut uns leid, dass wir dich so lange im Unklaren gelassen haben. Aber es ist Zeit, dir zu erklären, warum wir diesen Weg für dich gewählt haben.“

Ihr Vater nickte zustimmend. „Das Prinzip der Zurückgezogenheit, das du als Lady of Leisure leben wirst, ist kein einfaches Konzept. Es erfordert Disziplin und Hingabe, und es ist mehr als nur ein Lebensstil – es ist eine Philosophie.“

Der Kern der Zurückgezogenheit

„Eine Lady of Leisure“, fuhr ihre Mutter fort, „lebt in absoluter Abgeschiedenheit, weil sie sich dadurch ganz auf ihr inneres Leben konzentrieren kann. Sie ist frei von den Ablenkungen und Anforderungen der Außenwelt. Sie lebt für die Kontemplation, für die Stille und für das Streben nach Perfektion – in ihrem Auftreten, ihrer Haltung, ihren Gedanken.“

Darleen hörte aufmerksam zu, auch wenn die Worte sie nicht ganz überzeugten. „Aber warum so extrem? Warum muss ich so weit weg? Und warum könnt ihr nicht mehr Teil meines Lebens sein?“

Ihr Vater beugte sich vor. „Es geht darum, dich vollständig von äußeren Einflüssen zu lösen, Darleen. Wenn du in unserer Nähe bleibst, besteht immer die Gefahr, dass wir – bewusst oder unbewusst – deinen Lebensstil beeinflussen. Du brauchst diese Distanz, um wirklich in deiner Rolle aufzugehen. Es ist ein Opfer, das wir bringen, weil wir glauben, dass es das Beste für dich ist.“

„Ein Opfer?“ Darleen spürte, wie die Wut in ihr erneut aufstieg. „Ihr nennt es ein Opfer, aber ihr seid es, die mich wegschickt. Ich habe das Gefühl, ihr wollt mich einfach loswerden!“

„Das ist nicht wahr!“, sagte ihre Mutter und griff nach ihrer Hand. „Darleen, wir lieben dich. Es bricht uns das Herz, dich gehen zu lassen. Aber wir tun es, weil wir daran glauben, dass dieser Lebensstil für dich das Richtige ist.“

Warum Darleen?

Darleen zog ihre Hand zurück und sah ihre Eltern durch den Schleier an. „Aber warum ich? Warum soll ich dieses Leben führen? Ich habe zwei ältere Brüder, aber niemand verlangt von ihnen, sich zurückzuziehen und ein solches Leben zu leben.“

Ihre Eltern tauschten einen ernsten Blick, bevor ihre Mutter antwortete. „Weil du anders bist, Darleen. Schon als kleines Mädchen hast du dich durch deine Haltung, deine Ruhe und deine Nachdenklichkeit ausgezeichnet. Du hast immer eine natürliche Eleganz und Disziplin gezeigt, die perfekt zu diesem Lebensstil passt.“

„Und wir haben gesehen, wie du aufblühst, wenn du dich auf etwas konzentrieren kannst“, fügte ihr Vater hinzu. „Deshalb haben wir dich behutsam auf diesen Weg vorbereitet. Es war keine leichte Entscheidung, aber wir sind überzeugt, dass du die ideale Lady of Leisure bist.“

Darleen schwieg, ihre Gedanken rasten. Die Worte ihrer Eltern ergaben Sinn, aber sie fühlte sich immer noch hin- und hergerissen.

„Ich verstehe, was ihr sagt“, sagte sie schließlich. „Aber es fühlt sich an, als hättet ihr mir nie die Wahl gelassen. Ihr habt entschieden, was das Beste für mich ist, ohne mich zu fragen, ob ich das überhaupt will.“

Ihre Mutter sah sie traurig an. „Wir wollten dich schützen, Darleen. Vor der Welt, vor Enttäuschungen, vor dem Chaos, das dort draußen herrscht. Dieser Lebensstil ist nicht für jeden, aber für dich ist er ein Geschenk.“

„Ein Geschenk?“, wiederholte Darleen leise.

Ihr Vater nickte. „Ja. Ein Leben in Frieden, in Schönheit, in Perfektion. Es mag schwer sein, das jetzt zu sehen, aber eines Tages wirst du erkennen, dass es das Richtige war.“

Darleen saß noch lange mit ihren Eltern im Wohnzimmer und stellte weitere Fragen. Warum sie sich nicht öfter sehen konnten, warum sie so weit weggehen musste, warum diese Rolle für sie so wichtig war. Ihre Eltern beantworteten alles so ehrlich wie möglich, doch Darleen spürte, dass ein Teil von ihr immer noch rebellierte.

Als sie schließlich in ihr Zimmer ging, war sie erschöpft – emotional und körperlich. Sie legte sich ins Bett und dachte an die Worte ihrer Eltern. War das wirklich das Leben, das sie wollte? Oder war es nur das Leben, das ihr vorbestimmt worden war?

Während sie langsam einschlief, wusste sie, dass die Antworten nicht einfach zu finden sein würden. Doch eines war klar: Der Weg, den sie gehen sollte, war nicht nur ein äußerlicher – es war ein Weg, den sie auch innerlich begreifen und akzeptieren musste.

Nach Antworten suchen

Darleen lag wach in ihrem Bett. Die Dunkelheit des Zimmers umhüllte sie, doch sie fühlte sich weit davon entfernt, Ruhe zu finden. Ihre Eltern hatten ihr ihre Sichtweise erklärt, aber ihre Worte hatten mehr Fragen aufgeworfen, als sie beantwortet hatten.

„Warum habe ich das alles bis jetzt einfach akzeptiert?“, flüsterte sie in die Stille.

Die Gedanken in ihrem Kopf drehten sich unaufhörlich. Sie versuchte, die vergangenen Jahre zu durchleuchten, um herauszufinden, warum sie diesen Weg so selbstverständlich eingeschlagen hatte.

Der Weg bis hierhin

Schon als Kind hatte Darleen gespürt, dass ihre Eltern große Erwartungen an sie hatten. Ihre Mutter hatte sie oft gelobt, wenn sie still und anmutig war, wenn sie sich elegant verhielt oder geduldig wartete. „Du bist etwas Besonderes, Darleen“, hatte sie immer gesagt.

Als sie älter wurde, hatte sie begonnen, diese Worte als Wahrheit anzunehmen. Sie wollte ihren Eltern gefallen, wollte die perfekte Tochter sein. Und als sie schließlich erfuhren, dass sie eine Lady of Leisure werden sollte, hatte sie es nicht hinterfragt. Es war einfach der nächste Schritt, den sie als logisch empfand.

Doch jetzt, wo sie in der Stille lag und darüber nachdachte, wurde ihr klar, dass sie nie wirklich darüber nachgedacht hatte, was sie wollte.

„Habe ich jemals eine Wahl gehabt?“, fragte sie sich leise.

Darleen spürte, wie sich ein Knoten in ihrer Brust bildete. Was wollte sie wirklich? Wollte sie diese Zurückgezogenheit, dieses Leben in Isolation, in dem sie nur durch Videos und Briefe mit der Außenwelt verbunden war?

Sie dachte an die Spaziergänge mit Tobias, an die Gespräche mit Nina und Clara. Es war diese Nähe zu anderen Menschen, die sie vermissen würde. Aber sie dachte auch an die Momente der Stille, die sie in den letzten Monaten erlebt hatte. Es gab etwas Beruhigendes daran, sich in sich selbst zurückzuziehen, sich von den äußeren Erwartungen zu lösen.

„Vielleicht bin ich wirklich für diesen Lebensstil geeignet“, dachte sie. „Aber warum fühlt es sich trotzdem so schwer an?“

Während sie im Bett lag, fragte sich Darleen, ob sie jemals wirklich zufrieden sein könnte, wenn sie nicht verstand, warum sie diesen Weg ging. Sie wollte nicht einfach blind den Erwartungen ihrer Eltern folgen. Sie wollte wissen, warum sie selbst glaubte, dass es der richtige Weg war.

„Ich muss meine eigenen Antworten finden“, dachte sie entschlossen.

Vielleicht lag die Antwort in der Reflexion, die ihre Eltern so oft betonten. Vielleicht würde sie die Klarheit, die sie suchte, erst finden, wenn sie diesen Lebensstil vollständig lebte. Aber der Zweifel nagte an ihr.

„Bin ich wirklich dafür gemacht? Oder tue ich das nur, weil ich es immer getan habe?“

Darleen wusste, dass sie diese Fragen nicht sofort beantworten konnte. Aber sie beschloss, nicht mehr nur passiv zu sein. Sie würde mit ihren Eltern sprechen, mit Tobias, vielleicht sogar mit Nina oder Clara. Sie würde herausfinden, ob sie diesen Weg aus eigener Überzeugung gehen konnte – oder ob sie nach einer neuen Wahrheit suchen musste.

„Es ist mein Leben“, dachte sie, während sie langsam die Augen schloss. „Ich muss herausfinden, was ich wirklich will.“

Die Nacht war still, doch in Darleens Innerem war ein leiser Kampf entfacht – ein Kampf zwischen dem, was sie immer geglaubt hatte, und dem, was sie wirklich fühlen wollte.

Am nächsten Morgen fühlte sich Darleen wie gerädert. Die schlaflose Nacht hatte ihre Spuren hinterlassen, doch die drängenden Gedanken aus der Dunkelheit waren nicht verschwunden. Beim Frühstück saßen ihre Eltern ihr gegenüber, ihre Blicke sanft, aber prüfend.

„Darleen, geht es dir gut?“, fragte ihre Mutter vorsichtig, nachdem sie bemerkte, dass ihre Tochter kaum einen Bissen angerührt hatte.

Darleen sah auf und nickte zögernd. „Ich weiß nicht“, antwortete sie schließlich ehrlich. „Ich habe über vieles nachgedacht. Über mich. Über den Weg, den ich gehe.“

Ihre Mutter und ihr Vater tauschten einen kurzen Blick, bevor ihr Vater das Wort ergriff. „Das ist gut, Darleen. Selbstreflexion ist ein wesentlicher Teil deines Lebensstils. Es ist wichtig, dass du deine Zweifel und Fragen erkennst.“

„Aber ich will nicht nur darüber nachdenken“, sagte Darleen und legte die Gabel beiseite. „Ich will verstehen, warum ich das alles tue. Warum ich es bis jetzt akzeptiert habe. Und ob ich es wirklich für mich tue – oder nur für euch.“

Nach dem Frühstück setzten sie sich ins Wohnzimmer. Darleen war fest entschlossen, ihre Eltern mit ihren Fragen zu konfrontieren.

„Mama, Papa“, begann sie, „ich habe euch gestern gefragt, warum ihr mich so weit wegschickt. Und ihr habt mir geantwortet. Aber das ist nicht genug. Ich muss wissen: Warum habt ihr entschieden, dass ich Lady of Leisure werden soll? Warum habt ihr das für mich gewählt?“

Ihre Mutter seufzte tief und faltete die Hände im Schoß. „Darleen, es war keine leichte Entscheidung. Aber wie wir schon gesagt haben, wir haben in dir immer etwas Besonderes gesehen. Deine Ruhe, deine Anmut, deine Fähigkeit, dich auf das Wesentliche zu konzentrieren – das hat uns gezeigt, dass du für diesen Lebensstil geschaffen bist.“

„Aber was, wenn ich das nicht bin?“, fragte Darleen. „Was, wenn ich nur so geworden bin, weil ihr mich immer in diese Richtung gedrängt habt?“

Ihr Vater lehnte sich zurück und runzelte die Stirn. „Darleen, wir haben nie versucht, dich zu etwas zu zwingen. Wir haben dich ermutigt, diesen Weg zu gehen, weil wir glaubten, dass er dir Glück bringen würde. Aber es war immer deine Wahl.“

„Meine Wahl?“, wiederholte Darleen ungläubig. „Ich hatte nie das Gefühl, dass es wirklich eine Wahl war. Ihr habt mich immer in diese Richtung gelenkt, immer davon gesprochen, wie perfekt dieser Lebensstil für mich ist. Vielleicht habe ich ihn deshalb akzeptiert, weil ich dachte, ich hätte keine andere Option.“

Ihre Eltern schwiegen, sichtbar getroffen von ihren Worten.

Am Nachmittag traf sich Darleen mit Tobias, um ihre Gedanken zu ordnen. Sie gingen einen ruhigen Weg entlang, und Darleen erzählte ihm von ihrem Gespräch mit ihren Eltern.

„Es ist, als ob sie mich nie gefragt haben, was ich wirklich möchte“, sagte sie schließlich. „Und jetzt frage ich mich, ob ich das jemals selbst gewusst habe.“

Tobias hörte ihr aufmerksam zu, seine Hände in den Taschen seines Mantels. „Es klingt so, als würdest du das gerade herausfinden, Darleen. Und das ist wichtig. Es ist dein Leben – du solltest sicher sein, dass du es nach deinen Überzeugungen lebst.“

„Aber was, wenn ich das nicht herausfinden kann?“, fragte sie leise. „Was, wenn ich zu lange diesen Weg gegangen bin, um etwas anderes zu wollen?“

Tobias blieb stehen und sah sie an. „Ich glaube, du bist stärker, als du denkst. Du hast so viel Disziplin und Klarheit – aber du bist auch ein Mensch. Es ist okay, zu zweifeln. Es ist okay, sich zu fragen, was man wirklich will.“

Seine Worte gaben Darleen Trost, doch die Fragen blieben.

Eine Entscheidung reift
Am Abend saß Darleen wieder in ihrem Zimmer, das leise Ticken der Uhr war das einzige Geräusch. Sie ließ die Worte ihrer Eltern und Tobias’ durch ihren Kopf ziehen.

„Vielleicht haben sie recht“, dachte sie. „Vielleicht bin ich für diesen Lebensstil geeignet. Aber wenn das so ist, dann muss ich mir sicher sein. Ich kann nicht einfach weitermachen, nur weil ich es immer getan habe.“

Darleen wusste, dass sie eine Entscheidung treffen musste – eine, die wirklich von ihr kam. Sie wollte nicht einfach das tun, was von ihr erwartet wurde. Sie wollte sich selbst davon überzeugen, dass es der richtige Weg war.

„Ich brauche Klarheit“, flüsterte sie. „Und ich werde sie finden.“

Mit diesem Entschluss schloss sie die Augen, entschlossen, in den kommenden Tagen tiefer nach Antworten zu suchen – über sich selbst, ihre Wünsche und ihren Platz in der Welt.
4. Ladies of Leisure - Darleens letzter Schultag - Kapitel 5 & 6

geschrieben von BlackCoon am 30.01.25 22:23

Ladies of Leisure - Darleens letzter Schultag - Kapitel 5: Die Wahrheit über sich selbst

Darleen saß in ihrem Zimmer, das leise Knistern des Windes draußen drang durch das geschlossene Fenster. Die Nacht hatte sich wie ein stiller Mantel um das Haus gelegt, und die Welt war so ruhig, dass sie fast ihren eigenen Atem hören konnte. Es war ein Moment der absoluten Stille – einer, der sie dazu zwang, nach innen zu schauen.

„Warum habe ich all das akzeptiert?“, flüsterte sie zu sich selbst, ihre Gedanken kreisten erneut.

Sie hatte das Gefühl, an einem Wendepunkt zu stehen. Die letzten Tage, ihre Zweifel, die Gespräche mit ihren Eltern und Tobias – all das hatte sie an einen Punkt gebracht, an dem sie sich selbst ehrlich begegnen musste.

Plötzlich wurde ihr klar, dass sie nie wirklich rebelliert hatte. Nicht, weil sie dazu gezwungen worden war, sondern weil es einfacher gewesen war, zuzustimmen. Der Weg, den ihre Eltern ihr vorgezeichnet hatten, war klar und strukturiert gewesen. Sie hatte nie darüber nachdenken müssen, was sie stattdessen tun könnte.

„Ich habe es akzeptiert, weil es bequem war“, dachte sie und fühlte einen Stich der Selbsterkenntnis.

Die Wahrheit war, dass der Gedanke an ein Leben als Lady of Leisure immer eine gewisse Sicherheit geboten hatte. Es war ein Leben, das festgelegt war, ohne Chaos, ohne Unsicherheiten. Sie musste sich keine Gedanken über eine Karriere, ein soziales Leben oder andere Herausforderungen machen, die für viele ihrer Mitschüler noch ungewiss waren.

Auch ihre Wahl des Stadthauses erschien ihr jetzt in einem neuen Licht. Sie hatte es gewählt, weil es „klar ging“. Es war eine logische Entscheidung gewesen, eine, die zu dem Lebensstil passte, den sie sich vorgestellt hatte.

„Ich habe mich nicht gefragt, was ich wirklich wollte. Ich habe einfach das genommen, was am besten zu dem passt, was ich erwartet habe“, dachte sie.

Sie erinnerte sich an ihre Worte zu ihren Eltern: „Es geht für mich klar.“ Und das war die Wahrheit gewesen. Es war ein Leben, das sie sich vorstellen konnte, eines, das sie nicht komplett ablehnte.

Darleen dachte an das letzte Jahr in der Schule zurück. Sie war so straight gewesen, hatte so zielstrebig auf ihr Abitur hingearbeitet. Warum? Weil sie wusste, dass sie es für sich selbst tat.

„Ich habe mich längst entschieden“, erkannte sie. „Nicht, weil meine Eltern es wollten, sondern weil ich es wollte.“

Die Struktur, die Disziplin, die Kontemplation – all das hatte sie nicht nur toleriert, sondern im Grunde angenommen. Sie hatte sich in diesem Lebensstil gefunden, auch wenn sie es sich nie wirklich eingestanden hatte.

Darleen lehnte sich zurück und schloss die Augen. Die Zweifel, die sie in den letzten Tagen geplagt hatten, schienen plötzlich weniger bedrohlich. Sie erkannte, dass sie sich selbst die größte Hürde gewesen war.

„Ich bin nicht gefangen“, dachte sie. „Ich habe mich dafür entschieden. Und ich habe es akzeptiert.“

Die Erkenntnis brachte ihr eine seltsame Ruhe. Ja, sie hatte keinen Plan B, und ja, sie hatte das Stadthaus gewählt, weil es für sie passte. Aber das war nicht unbedingt schlecht. Es bedeutete, dass sie ihren Weg schon längst gefunden hatte – auch wenn sie es nicht bewusst gemerkt hatte.

Am nächsten Morgen saß Darleen beim Frühstück und sprach mit ihren Eltern. Ihre Stimme war ruhig, aber bestimmt.

„Ich habe über alles nachgedacht“, begann sie. „Und ich verstehe jetzt, warum ich diesen Weg gewählt habe. Es war nicht nur, weil ihr es von mir erwartet habt. Es war, weil ich es für mich selbst wollte.“

Ihre Eltern sahen sie an, überrascht von ihrer Klarheit.

„Ich war so straight in der Schule, weil ich wusste, dass es das Richtige für mich ist“, fuhr sie fort. „Ich habe das Stadthaus gewählt, weil ich wusste, dass ich mit diesem Leben klarkomme. Ich habe nie rebelliert, weil ich das nicht wollte. Ich habe diesen Weg akzeptiert – und ich bin bereit, ihn weiterzugehen.“

Ihre Mutter griff nach ihrer Hand und lächelte. „Darleen, das ist alles, was wir uns für dich gewünscht haben – dass du deinen Weg findest und ihn aus Überzeugung gehst.“

Ihr Vater nickte. „Wir sind stolz auf dich.“

Darleen fühlte sich, als hätte sich ein Gewicht von ihren Schultern gelöst. Sie hatte ihre Antworten gefunden – und wusste jetzt, dass sie diesen Weg nicht nur gehen konnte, sondern auch gehen wollte.

Darleens Erkenntnis, dass sie ihren Weg nicht nur akzeptiert, sondern auch selbst gewählt hatte, brachte ihr eine ungeahnte Ruhe. Die Zweifel, die sie zuvor geplagt hatten, wichen einer klaren Zuversicht. Sie fühlte sich leichter, klarer – fast so, als hätte sie eine Last abgeworfen, die sie nicht einmal bewusst getragen hatte.

„Es ist mein Leben, und ich habe mich entschieden“, dachte sie, während sie an einem sonnigen Vormittag am Fenster ihres Zimmers saß.

Doch die Vorbereitungen für ihr neues Leben waren noch nicht abgeschlossen. Die Suche nach den Zofen, die sie in ihrem Stadthaus begleiten und unterstützen sollten, ging weiter. Ihre Eltern hatten mehrere Bewerberinnen eingeladen, und Darleen durfte bei der Auswahl mitreden.

Die Suche nach den Zofen

Im Wohnzimmer hatten sich fünf Frauen versammelt, die als Zofen infrage kamen. Darleen saß anmutig auf einem Sessel, ihr Schleier wie immer makellos befestigt. Ihre Eltern führten die Gespräche, stellten Fragen zu Diskretion, Arbeitsmoral und Erfahrungen im Umgang mit besonderen Lebensstilen.

Darleen beobachtete die Bewerberinnen aufmerksam. Jede von ihnen hatte ihre eigene Ausstrahlung, doch zwei stachen für sie besonders hervor.

Die erste war Marie, eine junge Frau in ihrem Alter, die höflich und ruhig wirkte. Ihre braunen Haare waren zu einem schlichten Knoten gebunden, und ihre klare Stimme zeigte Selbstbewusstsein.

„Warum möchten Sie Zofe werden?“, fragte Darleens Mutter.

Marie lächelte leicht. „Ich mag strukturierte Arbeit und diskrete Aufgaben. Es ist für mich eine Herausforderung, aber auch eine Ehre, jemanden in einem so besonderen Lebensstil zu unterstützen.“

Darleen konnte spüren, dass Marie es ernst meinte, und sie mochte ihre ruhige, gelassene Art.

Die zweite Bewerberin, Helene, war Ende 30 und hatte bereits Erfahrung als Haushälterin in gehobenen Haushalten. Ihre Haltung war aufrecht, ihre Bewegungen kontrolliert.

„Ich habe viele Jahre in Haushalten gearbeitet, in denen Diskretion oberste Priorität hatte“, erklärte Helene. „Ich bin daran gewöhnt, die Bedürfnisse meiner Arbeitgeber vorauszusehen und im Hintergrund zu bleiben.“

Helene strahlte eine Verlässlichkeit aus, die Darleen beruhigte.

Nach den Gesprächen zogen sich Darleen und ihre Eltern ins Arbeitszimmer zurück, um die Bewerberinnen zu besprechen.

„Marie ist sehr jung“, sagte Darleens Vater. „Bist du sicher, dass sie die richtige Wahl ist?“

„Ich denke, das könnte ein Vorteil sein“, antwortete Darleen. „Sie ist in meinem Alter und könnte sich vielleicht besser auf meine Bedürfnisse einstellen. Außerdem wirkt sie ruhig und zuverlässig.“

„Und was hältst du von Helene?“, fragte ihre Mutter.

„Helene ist erfahren und wirkt sehr kompetent. Ich denke, sie und Marie könnten sich gut ergänzen“, sagte Darleen.

Nach kurzer Diskussion waren sich alle einig. Marie und Helene würden Darleens Zofen werden.

Am nächsten Tag wurden Marie und Helene offiziell als Darleens zukünftige Zofen vorgestellt. Darleen war in ihrer Montur vollständig verschleiert, doch sie sprach freundlich mit den beiden Frauen.

„Ich freue mich, dass Sie mich auf meinem Weg begleiten werden“, sagte sie.

„Es ist uns eine Ehre“, antwortete Helene mit einem leichten Lächeln.

Marie nickte. „Ich werde mein Bestes geben, um Sie zu unterstützen.“

Darleen spürte, dass sie eine gute Wahl getroffen hatte. Mit Marie und Helene an ihrer Seite fühlte sie sich auf das Leben im Stadthaus besser vorbereitet.

Vorfreude und Klarheit

Die Entscheidung für ihre Zofen und die Klarheit über ihren eigenen Weg hoben Darleens Stimmung weiter. Sie begann, sich wirklich auf ihr neues Leben zu freuen. Das Stadthaus war fast bereit, und die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren.

„Es wird ein Neubeginn sein“, dachte sie. „Und dieses Mal weiß ich, dass es wirklich mein Weg ist.“

Mit jedem Tag wuchs ihre Zuversicht, und die Schatten der Zweifel verschwanden immer mehr. Darleen war bereit, ihr neues Leben mit Anmut und Entschlossenheit zu beginnen.

Ladies of Leisure - Darleens letzter Schultag - Kapitel 6: Darleens Montage zur Lady of Leisure

Der Morgen des Abschieds brach an, und das Haus war erfüllt von einer Mischung aus Aufregung, Wehmut und der leisen Geschäftigkeit, die diesen besonderen Tag kennzeichnete. Heute würde Darleen nicht nur symbolisch, sondern vollständig zu einer Lady of Leisure werden. Ihre Montage, sorgfältig vorbereitet von den Zofen Marie und Helene, war der letzte Schritt, bevor sie ihr neues Leben antreten würde.

Darleen stand in ihrem Zimmer und betrachtete sich im Spiegel. Noch trug sie ihr gewohntes langes Kleid und die schlichte Haube, doch sie wusste, dass dies der letzte Moment war, in dem sie sich so sehen würde. Die Montage würde sie vollständig transformieren – in eine Frau, die in ihrer Rolle und Erscheinung vollends aufging.

„Bist du bereit, Darleen?“, fragte Helene, die vorsichtig an die Tür klopfte.

Darleen atmete tief ein. „Ja, ich bin bereit.“

Die Vorbereitung

Im Arbeitszimmer hatten Marie und Helene alles vorbereitet. Die Montagestation war mit Sorgfalt eingerichtet: Auf einem langen Tisch lagen die verschiedenen Kleidungsstücke und Accessoires, jedes einzelne ordentlich gefaltet oder bereitgelegt. Ein großer, gepolsterter Stuhl stand in der Mitte des Raumes, und daneben befand sich ein Paravent für die ersten Schritte der Umkleidung.

„Wir beginnen mit dem Unterkleid“, erklärte Helene sachlich, während sie ein leichtes, bodenlanges Kleid aus weichem Leinen hochhielt.

Darleen trat hinter den Paravent, wo sie ihre Zofen geduldig das Kleid über ihren Kopf ziehen ließen. Der Stoff war kühl und glatt und schmiegte sich wie eine zweite Haut an sie.

„Das Unterkleid wird dir helfen, dich in den anderen Schichten wohlzufühlen“, erklärte Marie, während sie den Saum glattstrich.

Als nächstes kamen die feinen Seidenstrümpfe, die bis knapp über die Knie reichten und mit zarten Strumpfhaltern befestigt wurden. Die Berührung des Stoffes war ungewohnt luxuriös, und Darleen konnte nicht umhin, die kühle Sanftheit zu genießen.

„Sie passen perfekt“, bemerkte sie leise, während Helene die letzten Halterungen festzog.

Der Keuschheitsgürtel

„Jetzt der Keuschheitsgürtel“, sagte Helene, die ein poliertes Stück Metall aus einem Samtbeutel zog.

Darleen nickte und hob leicht den Saum ihres Unterkleides, während Marie das kühle Metall vorsichtig um ihre Taille und Hüften legte. Ein leises Klicken ertönte, als Helene den Gürtel sicher verschloss.

„Er ist nicht unbequem“, bemerkte Darleen.

„Das soll er auch nicht sein“, antwortete Helene. „Aber er sorgt dafür, dass du deine Haltung stets bewahrst.“

Mit einem weiteren Klick wurden die Schenkelbänder angebracht. Sie verhinderten, dass Darleen ihre Beine zu weit spreizen konnte, und erzeugten bei jeder Bewegung ein leises Klirren.

„Ein faszinierendes Geräusch“, sagte Darleen schmunzelnd, als sie die Bänder zum ersten Mal hörte.

Das Korsett

Helene hob das Korsett an, ein kunstvoll gearbeitetes Stück aus weißem Satin mit feinen Stickereien. Darleen stellte sich gerade hin, während Marie es um ihre Taille legte.

„Atme tief ein“, sagte Helene, während sie die Schnüre langsam durch die Ösen zog.

Darleen spürte, wie das Korsett sich enger zog und ihre Haltung veränderte. Ihre Taille wurde schmaler, ihr Rücken gerader, und sie fühlte die subtile Unterstützung, die das Korsett bot.

„Es fühlt sich... stabilisierend an“, sagte Darleen, während Helene die Schnürung abschloss und die Schnüre sorgfältig verstaut.

„Das ist die Idee“, sagte Marie. „Du wirst dich bald daran gewöhnen.“

Das Kleid

Als Nächstes folgte das eigentliche Kleid, ein prachtvolles, bodenlanges Stück aus schwerem Stoff, das bei jeder Bewegung ein leises Rascheln erzeugte. Es hatte eine durchgehende Knopfleiste am Rücken, die Helene sorgfältig verschloss.

„Beweg mal deine Arme“, sagte Marie, während sie die Knöpfe überprüfte.

Darleen hob die Arme leicht und spürte, wie die Schichten des Kleides mit ihr bewegten. „Es fühlt sich... ehrwürdig an.“

Haube und Schleier

Schließlich wurde die schlichte Haube entfernt und durch eine speziell angefertigte ersetzt. Sie war strenger geschnitten und bedeckte den gesamten Kopf bis zur Stirn.

„Jetzt der Schleier“, sagte Helene, während sie das schwere Stück Stoff entfaltete.

Mit ruhigen, geübten Bewegungen befestigte sie den Schleier an den Haken der Haube. Als der Stoff fiel, wurde Darleen in einen sanften Schatten gehüllt. Die Welt wurde gedämpft, das Licht weich und diffus.

„Wie ist es?“, fragte Marie neugierig.

„Es ist wie eine kleine, stille Welt“, sagte Darleen nachdenklich.

Der Armbinder

Der letzte Schritt war der Armbinder, ein kunstvoll gearbeiteter Lederhandschuh, der ihre Arme hinter ihrem Rücken zusammenhielt. Helene führte Darleens Arme vorsichtig nach hinten, während Marie den Binder über ihre Hände zog und ihn langsam hochzog.

„Atme ruhig“, sagte Helene, während sie die Schnürung festzog.

Das Leder schmiegte sich eng um ihre Arme, und Darleen spürte, wie ihre Bewegungen eingeschränkt wurden. Doch anstatt sich eingeengt zu fühlen, empfand sie eine seltsame Ruhe.

„Gestiefelt und gespornt!“, rief Darleen aus und lachte leise.

Die Stiefel
Zum Abschluss wurden ihr hohe Stiefel angelegt, die bis knapp unter die Knie reichten. Die Zofen schnürten sie sorgfältig und stellten sicher, dass sie perfekt saßen.

„Jetzt bist du vollständig montiert“, sagte Helene mit einem Hauch von Stolz.

Darleen stand auf, ihre Bewegungen anmutig und kontrolliert. Sie spürte die Schwere der Kleidung, die Einschränkungen des Korsetts und des Armbinders, doch all das fühlte sich... richtig an.

„Es ist perfekt“, sagte sie leise.

Im Wohnzimmer warteten ihre Eltern und Tobias, als Darleen, nun vollständig montiert, eintrat. Ihre Mutter konnte die Tränen nicht zurückhalten, während ihr Vater sie voller Stolz ansah.

„Du siehst wunderschön aus“, sagte Tobias. „Wie eine wahre Lady of Leisure.“

Darleen nickte dankbar. „Danke, Tobias.“

Nach einem letzten Abschied, voller Tränen und leiser Worte, wurde Darleen von ihren Zofen auf die Ladefläche des Transportwagens begleitet.

Sicher auf dem gepolsterten Stuhl angeschnallt, lauschte Darleen dem Rumpeln des Wagens. Sie dachte an die Montage, an die Gefühle der Transformation und an die Reise, die vor ihr lag.

„Das ist mein Weg“, dachte sie, während der Wagen durch die Straßen rollte. „Und ich habe ihn gewählt.“

Die Reflexionen über die vergangenen Stunden und die Ruhe der Fahrt ließen sie in einen Zustand tiefer Klarheit sinken. Ihr neues Leben hatte begonnen.


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