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Thema:
eröffnet von surfi am 10.09.05 02:42
letzter Beitrag von dnalor am 22.05.04 21:22

1. Re: BDSM und DDR

geschrieben von Chinolina am 24.04.04 19:27

Hallo Surfi,

ich bin in der DDR aufgewachsen. Da ich in einen der Kinderheime der DDR aufwuchs, kamen wir kaum mit westlichen Sachen und Neigungen in Verbindung. Doch etwas hat mir die Zeit im Kinderheim gebracht. Wir waren oft aufgeschlossener wie die Kinder, die in normalen Familien aufwuchsen, denn wir sind mit mehr seelischen Schmerz konfrontiert worden, als die behüteten Kinder.
Deshalb waren wir oft sensibler, was andere Neigungen betraf. Schwule und SMler und Heimkinder waren für uns genau so normal wie wir. Vielleicht war es auch, weil wir ihnen das Glück gönnten, das wir nicht hatten.

Für mich war also SM kein Problem. Ja ich habe auch andere erlebt, die diese Neigungen belächelten, doch hatte ich das Glück, niemand kennen zu lernen, die es verurteilten.

Angi
(Diese Nachricht wurde am 24.04.04 um 19:27 von Chinolina geändert.)
2. Re: BDSM und DDR

geschrieben von szepan am 25.04.04 23:16

Mir ist ein Film in Erinnerung geblieben:

"Stielke, Heinz, 15", lief ca. 1987 in den Kinos, Titelrolle Mark Lubosch, der eine typische SM - Szene ausführlich zeigte. Kennt jemand diesen Film oder ist gar im Besitz eines Videos?

Szepan
3. Re: BDSM und DDR

geschrieben von reflexxx am 26.04.04 10:15

leider gibt es dazu nicht viel im Netz... http://www.filmevona-z.de/filmsuche.cfm?wert=58776&sucheNach=titel
4. Re: BDSM und DDR

geschrieben von Black_Rose am 27.04.04 21:09

Deutschland, einig Schmerzensland.
(SM-) Lebensberichte aus Ost und West
von Lisa Kurth

Taschenbuch - 312 Seiten - Seitenblick Verlag Bettina Tegtmeier
Erscheinungsdatum: 1997
ISBN: 3980539954

ist das einzige Buch, von dem ich weiß, dass es BDSM in der DDR thematisiert.
Gelesen habe ich es noch nicht und kann drum gar nix genaues dazu sagen.

Falls du´s liest - Surfi - erzähl mal, was du davon hälst

Liebe Grüße von ner Osttante die westlich der Mauer, die ja nun futsch ist, untergekommen ist
Black Rose

p.s.: zu Wendezeiten war ich 14 J. und noch verdammt brav!
5. Re: BDSM und DDR

geschrieben von szepan am 01.05.04 12:06

Hallo reflexxx,

vielen Dank für die Mitteilung. Sie bringt mich zwar in Bezug auf den angefragten Film erst einmal nicht weiter, da ich das Programmheft noch im Besitz habe. Die Quelle selbst scheint aber noch einiges zu enthalten, was mir als Liebhaber alter Filme von Nutzen sein könnte.

Sei gegruselt

Szepan
6. Re: BDSM und DDR

geschrieben von Gast köchin am 01.05.04 13:13

Hallo surfi,

ich kann dir leider nur von einer frau berichten, die damals aus der DDR ausreisen wollte. ihr mann lebte berits in der BRD und sie wollte mit ihrem sohn ebenfalls in den westen. sie wurde damals über drei jahre so mißbraucht und gefoltert, wie du es leider in der geschichte gelesen hast. aus diesem missbrauch ist eine kleine tochter geboren worden, mit der sie heute leben muß. ich habe die frau damals in der reha kennengelernt und kann auch nicht mehr dazu sagen. ich wollte euch nur wissen lassen, dass es solche realen erlebinisse tatsächlich gegeben hat. ob sie für solche geschichten genutzt werden sollten?

in einem bericht über pornodreh habe ich einen deutschen offizier gesehen, der die rolle des leutnant spielte, da wohl einige menschen auf solche dinge abfahen. ich habe den bericht nicht weiter verfolgt, ob es da um BDSM ging oder nicht, ist ja ega, was ich damit nur sagen wollte wir deutschen haben eben diesen stempel aufgedrückt bekommen. (mußte ich am eigenen leib schon erfahren!)

ich lasse meinen kommentar jetzt ganz bei raus, denkt was ihr wollt ich tu es auch!

liebe grüße eure köchin
7. Re: BDSM und DDR

geschrieben von xrated am 03.05.04 21:13

von Chinolina gelöscht

Zitat


Zitat

ich lasse meinen kommentar jetzt ganz bei raus, denkt was ihr wollt ich tu es auch!


Diese Bemerkung verstehe ich nicht ganz. Meinst Du, Du willst das über die Deutschen nicht kommentieren, oder meinst Du, dass man besser nicht über Folterungen in der DDR und BDSM in einem Zusammenhang reden sollte? Sollte man besser diesen Thread ganz schließen?



M.E. eine berechtigte Frage, die nichts mit anderen Postings in diesen Board zu tun hat.

mehr im eigenen Posting
(Diese Nachricht wurde am 03.05.04 um 21:13 von Chinolina geändert.)
8. Re: BDSM und DDR

geschrieben von Chinolina am 03.05.04 21:25

Dass es BDSM im Osten auch gab, das hat keiner abgestritten. Vielleicht kannte man das nicht unter BDSM, doch haben wir schon oft etwas gehört, dass es sogenannte Dominas gab.
Vergewaltigungen waren in unseren Gefängnissen genau so an der Tagesordung wie im Westteil Deutschlands und jeder normale DDR-Bürger ahnte/wusste von den Folterungen der Stasi, doch wagten sich nur wenige den Mund auf zu machen.
Und ich kann fast mit Sicherheit sagen, dass es in einigen Familien doch auch BDSM-Sessions gab, obwohl man nicht mal wusste, wie es sich nennt. Wir haben zwar im Osten Deutschlands gewohnt, aber noch lange nicht hinter dem Mond *fg*.

Angi
9. Re: BDSM und DDR

geschrieben von am 04.05.04 07:34

Halloschen!!

Ob es zu meiner damaligen Zeit offiziell SM Szene gab
weiss ich nicht,aber ich habe mich schon sehr früh mit dem Thema Bondage (6J.)beschäftigt.
Es war schon faszinierend und vor allem ohne neg.Bewertung von außen.
Nun dann kamen ein paar Jahre Vanilla,immer wieder mit SM und Bondage vermischt,auch Selfbondage(mir hat Houdini sehr zugesagt).
Dann 1981 Fluchtversuch aus der ehem.DDR mit anschliessender Pol.Haft(16Monate die Hölle).
1982 kurz vor Weihnachten die Ausreise aus dem Knast
in die" Freiheit" und seitdem immer,auf der Suche..........
Heute bin ich fast 43 und habe 7Jahre Abstinenz(v.SM)
hinter mir aber eine unglaubliche Lebenserfahrung hinter mir die ich trotz der Tiefen nicht missen möchte,manche Sachen kann man nur im Leben studieren und nicht auf der Uni.

Viele Grüße

Thomas
(Diese Nachricht wurde am 04.05.04 um 07:34 von Aktivundoderpassiv geändert.)
10. Re: BDSM und DDR

geschrieben von Chinolina am 04.05.04 13:07

Um noch einmal auf das Problem

Zitat


Meinst Du, Du willst das über die Deutschen nicht kommentieren, oder meinst Du, dass man besser nicht über Folterungen in der DDR und BDSM in einem Zusammenhang reden sollte?



zurück zu kommen.
Surfi schrieb mich heute über PM an und später fragte er mich, ob er meine Antwort für mich rein setzen soll.
Ich mache es lieber selber, denn so habt ihr es nicht aus 2. oder 3. Hand.

@ Surfi
So nun zu dir als Historiker. Ich weiß nicht, ob du dich mal in meine Homepage von Angimaus37 verirrt hast. In meinen Tagebuch steht einiges, was ich in einem Kinderheim erlebt habe. Was ich darin allerdings verschwiegen habe, ist, dass wir damals, als ich in der 6. Klasse war, einen neuen Heimleiter bekamen. Dieser war vorher Erzieher in einem Jugendwerkhof (geschlossene Heime, in der Kinder keinen Ausgang hatten). Oft waren dort auch Kinder, die mehrmals aus anderen Heimen abgehauen waren, um wieder nach Hause zu ihren Eltern zu gelangen.
Seit dem unser neuer Heimleiter da war, war es an der Tagesordnung, dass er Kinder, die mal über die Stränge gehauen hatten, regelmäßig verprügelte. Auch mir wollte er mal eine runter hauen, doch ich warnte ihn, mich nicht anzufassen, da ich unter den Schutz des Gerichts stand. Ein Brief an meinen Vater (der damals im Knast saß) hätte gereicht, damit er das bereut. Davor hatte der Angst und als ich die Angst spürte, habe ich doch eine Drohung ausgesprochen. Wenn ich im Kinderheim war, hat er kein Kind mehr zu schlagen, ansonsten ginge ein Brief an meinen Vater raus. Briefe die in Gefängnissen gingen, wurden dort erst von Stasimitarbeitern oder vom Anstaltsleiter gelesen.

Was passierte, wenn ich nicht da war, das konnte ich nicht beeinflussen, denn keiner erzählte mir etwas davon.

Zu Jugendwerkhöfen:

In denen wurden Kinder geschlagen, manchmal sogar ans Bett gefesselt und auch ab und zu vergewaltigt. Diese Kinder mussten neben der Schule auch noch in einem Betrieb arbeiten. Nur selten erfuhren wir, was in so einem Jugendwerkhof los ist. Bei guter Führung wurden die Kids in normale Heime zurück gebracht. So kam auch ein Mädchen in unser Heim und in meine Klasse. Durch sie erfuhren wir, was in solchen Heimen ab geht. Erst wollten wir ihr nicht glauben, doch dann zeigte sie uns auch einige Narben, die sie davon auf den Rücken hatte.

Zur Beruhigung sei noch hinzugefügt, dass gewisser Heimleiter nun seine Strafe von einer höheren Macht bekommt. Er kann sich kaum noch bewegen und leidet ständig unter Schmerzen (es werden wohl die Scherzen sein, die er vorher anderen zugefügt hatte).

Angi
11. Re: BDSM und DDR

geschrieben von mister am 04.05.04 13:37

Hallo Angi
Es ist beruhigend zu wissen, das es doch eine ausgleichende Gerechtigkeit gibt. Ich habe es selber  nach meiner Krankheit erfahren.
Einen ganz lieben Gruß
Dein Michael


(Diese Nachricht wurde am 04.05.04 um 13:37 von mister geändert.)
12. Re: BDSM und DDR

geschrieben von Gast köchin am 10.05.04 13:30

Hallo Surfi!


Zitat
ich lasse meinen kommentar jetzt ganz bei raus, denkt was ihr wollt ich tu es auch!

Ich wollte damit nicht sagen, dass ich von den Machenschaften der Deutschen nix wissen will, ich wollte lediglich berichten, was mir damals erzählt wurde. Ihr solltet es auf euch wirken lassen.

War es nur ein dummer Zufall, dass diese Geschichte real ist oder benutzt sie jemand zur Verarbeitung seiner Vergangenheit? Ist es nicht oft so, dass Erlebnisse schriftlich verarbeitet werden und von den Medien entsprechend "missbraucht" werden? Ist es nicht immer so, dass Folter mit SM in Zusammenhang gebracht werden? Ich könnte genausogut fragen haben die aktuellen Berichte aus dem Ausland was mit BDSM zu tun?


"oder meinst Du, dass man besser nicht über Folterungen in der DDR und BDSM in einem Zusammenhang reden sollte?"

Ich weiß nicht ob man Folterung in der DDR und BDSM in einem Atemzug nennen sollte? Haben die Folterungen von damals wirklich was mit BDSM zu tun? oder sind es wirklich "nur" Gewalttaten? Ich will damit nix verschönigen, aber sind es Taten, die aus Rache oder Lust passiert sind? Wenn ich das geklärt habe, kann ich mir ein Bild davon machen, ob es was mit BDSM zu tun hat oder nicht. Vorher möchte ich dazu nix sagen, denn ich würde gleichzeitig jemanden Verurteilen, was an der Person evtl. Unrecht wäre. Bevor ich nicht jemanden gesprochen habe, der damals in den Gefängnissen gearbeitet hat und wirklich davon berichten kann, sind es alles Vermutungen und Spekulationen, oder?

"Sollte man besser diesen Thread ganz schließen?"

Nein ich denke nicht, evtl findet ja einer den Weg hier her und berichtet über die Wirklichkeit, dmit wir uns ein Bild machen können.

Liebe Grüße Eure Köchin
13. Re: BDSM und DDR

geschrieben von bluevelvet am 11.05.04 05:01

Ich glaube, Surfi, dass wir alle fragwürdiges Potential in uns tragen, mit dem wir uns auseinanderzusetzen haben, zu dem wir uns in ein Verhältnis zu setzen haben. Und der einzige Weg zu verhindern, dass wir irgendwann einmal aus diesem Potential heraus handeln, ist, es sich bewußt zu machen. Darüber hinaus gilt es, Mitgefühl zu entwickeln und eine klare moralische Position zu verinnerlichen. Nur so lässt sich verhindern, dass wir auch bei Abwesenheit sozialer Kontrolle (!) "ausrutschen".

So weit in der gebotenen Kürze meine Position.

Nachdenklich am Abend
Bluevelvet

"Erstausgabe": 10.05.04 um 20:50 Uhr

(Diese Nachricht wurde am 11.05.04 um 04:59 von bluevelvet geändert.)
(Diese Nachricht wurde am 11.05.04 um 05:01 von bluevelvet geändert.)
14. Re: BDSM und DDR

geschrieben von am 11.05.04 08:23


Halloschen an alle!!

Ich finde es schon interessant wenn ein "Wessi" sich für
BDSM und DDR interessiert und habe auch schon mal zu diesem Thema geschrieben und meine eigenen Erfahrungen in der ehem.DDR geschildert.
Wo ich 1981 wegen "Versuchter Republikflucht"verhaftet
und zu 20 Monaten Knast (im Prinzip also unschuldig),verurteilt wurde,davon habe ich Monate in
der ehem.CSSR gesessen,Monate in Untersuchungshaft
(Stasi) und insgesamt 9Knäste durchgemacht,bis ich nach 16Monaten,im Zuge von Freikäufen(Moderner Sklavenhandel der ehem.DDR) kurz vor Weihnachten 1982 in die BRD ausreisen durfte(war schon ein erhebenes Gefühl im Stasiknast K.-M.-Stadt,in einen Mercedes-Bus einzusteigen (und aus meiner heutigen Sicht )in eine recht zweifelhafte Freiheit zu fahren!!

Was ich in diesen 16 Monaten erlebt und durchgemacht habe wäre ein Buch Wert.Aber eins ist sicher, es gab Sadistische Aufseher und Knäste und es gab Sadistische
Strafgefangene(meist Kriminelle),die mit einem machen
konten was Sie wollten.
Als ich mal die Schnauze voll hatte (mehrfach)und zu meinem Aufseher sagte für diesen Staat arbeite ich nicht mehr,gabs natürlich Schläge und andere Strafmaßnahmen.

Aber alles in allem möchte ich diese Menschen nicht ,mit SM vergleichen,wie er vielleicht in einer Bez./Ehe gelebt
werden.
Sie haben das Regime mit unterstützt und ihre Macht ausgenutzt um uns Politische weiter zu unterdrücken und weichzukochen,aber sie haben sich zumindestens bei mir den falschen ausgesucht.

Wie viele haben aber nicht die Kraft gehabt und sind an den Maßnahmen zerbrochen und wie viele Selbstmordversuche.......,wie viel Elend für die Famileinangehörigen....wieviel Schmerzen und erniederungen.

Eine Zeit die mich zwar geprägt hat aber nicht auf meine SM-Neigung.Das sind 2 Paar Schuhe.

Ich hätte mich gefreut ,auf mein erstes Statment vielleicht Reaktionen/Fragen zu erhalten aber der Zeitgeist.......

Im übrigen bin ich dafür das Thema nicht zu schliessen,vielleicht kommt nun doch noch der eine oder andere,aus der Reserve.


Viele Grüße an alle

Thomas
15. Re: BDSM und DDR

geschrieben von Nachtigall am 11.05.04 08:33

Hallo surfi,

Zitat

Wie war das noch einmal bei einem Versuch mit Studenten, bei dem ihnen gesagt wurde, sie dürften Versuchspersonen mit Elektroschocks quälen? Die Schreie wurden simuliert, was sie aber nicht wußten. Einige (fast alle?) gingen so weit, dass die Testperson wohl schwere Verletzungen davongetragen hätte, wenn nicht alles nur simuliert worden wäre, einschließlich der Stromstöße.

nein, nicht "fast alle", aber die überwiegende Mehrheit. Was du meinst, ist der "Abraham-Test", über den es einen Film für Schulen mit dem Titel "Abraham - Ein Versuch" gibt (hab den aber selber nicht gesehen); Klappentext:

Inhalt: Fernsehdokumentation einer Experimentenreihe des Max-Planck-Instituts in München zum Problem "Gehorsam und Autorität". Ein Versuch soll "beweisen", daß Menschen in Konfliktsituationen zu Grausamkeiten fähig sind. Ein Wissenschaftler (er verkörpert die Autorität, die sich nicht mehr als solche auszuweisen braucht) kann im Verlauf des Experiments einen "Lehrer" veranlassen, die Fehler eines "Schülers" mit Elektroschocks zu bestrafen. Die Stromstöße sind, ohne daß die als "Lehrer" ausgewählten Versuchspersonen es wissen, simuliert. Die Schreie der "Schüler" kommen vom Tonband.

Von 100 zufällig ausgewählten Versuchspersonen gingen 85 bis zur schwersten Strafe: 450 Volt. 2% zweifelten an der Echtheit der Inszenierung, alle anderen Versuchspersonen glaubten, es würden wirklich Menschen gequält. Die Kameraführung ist suggestiv, so daß der Zuschauer den Eindruck hat, selbst am Experiment teilzunehmen. Der Versuch war von seinem Initiator, dem amerikanischen Sozialpsychologen Stanley Milgram, ursprünglich als Beitrag zur Faschismustheorie gedacht. Der Titel "Abraham" bezieht sich auf ein Gleichnis der Bibel (1. Buch Moses 22).


Wen es interessiert, eine tiefergehende Auseinandersetzung gibt es hier. Dort wird auch dokumentiert, dass in Milgrams ursprünglichen Versuch "nur" 62 % der Versuchspersonen den Versuch bis zum Ende durchführten, aber das Auswahlverfahren war auch etwas anders...

Der historische Test wurde ausschließlich an Männern durchgeführt; vielleicht weil man sich Erkenntisse über die Autoritätshörigkeit der kleinen Befehlsempfänger im Dritten Reich erhoffte? Die Ergebnisse waren tatsächlich krass, m.E. spiegeln sie aber nicht (oder höchstens sehr begrenzt) BDSM-Neigungen bzw. einen Hang zum Realsadismus wider, sondern die gängige Erziehung von Menschen zur Autoritätshörigkeit. Insofern gibt es sicherlich einen Zusammenhang mit der ehemaligen DDR, weil dort eine ähnliche Erziehung "wünschenswert" war...

Gruß
Nachtigall
16. Re: BDSM und DDR

geschrieben von Felix am 12.05.04 22:57

Hallo allerseits!

Auf die Gefahr hin, Binsenweisheiten zu postulieren:

Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass mehr oder weniger uninformierte Zeitgenossen einen Zusammenhang zwischen Folter und BDSM herstellen, weil beide teilweise dasselbe Instrumentarium benutzen. Klar? Klar! Der wichtige und entscheidende Unterschied liegt in der Intention und im Konsens der Beteiligten (auch bei allen Diskussionen über SSC und RACK wurde das „C“, also das grundlegende Einverständnis der Beteiligten, nie in Frage gestellt!). Sobald dieser Konsens nicht gegeben ist, hat das stattfindende mit BDSM nix, aber auch gar nix mehr zu tun, sondern es handelt sich um eine strafbare Handlung. Inwieweit diese sexuell motiviert ist, behördlich angeordnet wurde oder einfach nur einem schlichten Gemüt mit mangelnder Sozialisation und Langeweile entspringt, kann dabei dahingestellt bleiben. Meiner Meinung nach beweist es wenig ernsthafte Beschäftigung mit dem Thema BDSM, wenn man es mit Gewalt in einen Topf schmeißt! Gerade BDSMler sollten und müssen sich über den schmalen Grat zwischen lustvoller bzw. befriedigender Inszenierung (von mir aus auch über 24/7) und realer Gewalt im Klaren sein und auch sich selbst ständig im Auge behalten.

Der Gehorsamkeitsversuch nach Milgram wurde schon mehrfach erwähnt; die vorher über das zu erwartende Ergebnis befragten Psychologen waren hinterher ziemlich erschüttert, weil niemand die Reaktionen der Testpersonen für möglich gehalten hätte. Die später geäußerte Kritik, dass bereits durch die Auswahl der Probanden das Ergebnis nur bedingt aussagekräftig sei, erscheint mir teilweise ein bisschen wie das Pfeifen im Walde. Leider habe ich bisher nichts über derartige Versuche neueren Datums gehört; interessant wäre ein eventuelles abweichendes Ergebnis.

Viel interessanter ist aber in diesem Zusammenhang das Gefängnisexperiment von Prof. Zimbardo an der Universität von Stanford; der Versuch und die Umstände, die zum vorzeitigen Abbruch führten, sind sehr ausführlich und vollständig dokumentiert und im Netz verfügbar (www.prisonexp.org). Das Experiment ergab eine interessante Sicht auf bestimmte menschliche Verhaltensweisen im Hinblick auf Typisierung und Gruppendynamik.

Zum ursprünglichen Thema des Threads kann ich auch nicht viel sagen; ich bin da aufgewachsen, habe aber bis auf mein Kopfkino aber nix von BDSM mitbekommen. Die später aufgedeckten Menschenrechtsverletzungen will und kann ich aus oben genannten Gründen nicht damit in Zusammenhang bringen. Ich bin mir darüber im Klaren, dass es Menschen gibt, die aus der Inszenierung (die Betonung liegt auf „Inszenierung“!) einschlägiger Situationen entsprechendes Vergnügen ziehen; ich halte schon die Verwendung entsprechender Accessoires (Uniformen z.B.; auch aus anderen Epochen der jüngeren Vergangenheit) zumindest für bedenklich. Uniformen sind aber auch absolut nicht mein Kink; andere sagen vielleicht dasselbe von der Verwendung einer Zwangsjacke.

Felix
17. Re: BDSM und DDR

geschrieben von dnalor am 20.05.04 23:20

Wer Folterungen mit BDSM in Verbindung bringt ist ja wohl nicht richtig gewickelt!!
Folterungen gab und gibt es in JEDER Gesellschaft, völlig gleich wie "freiheitsliebend" sie sich darstellt. Neuestes Beispiel: Irak, (wann endlich kommt der Kriegstreiber und Kriegsverbrechr Bush vor den internationalen Gerichtshof??!!)

Bin auch in der DDR aufgewachsen, Baujahr 1951
Was da wirklich hinter den Toren von Heimen und Gefängnissen abgelaufen ist, hat der "Normalbürger" ja erst nach der "Wende" erfahren. Natürlich kam hinter vorgehaltener Hand auch ab und zu mal was von den Zuständen hinter den Mauern an die Öffentlichkeit. Aber das klang so unwahrscheinlich, daß es anfangs kaum jemand glauben wollte....
Was BDSM in der ehemaligen DDR angeht, offiziell gabs das nicht, war sicher auch "Körperveletzung", man sollte sich ja auf den nächsten Arbeitstag vorbereiten, und seine Kraft nicht "sinnlos vergeuden". Was sich hinter den privaten Wohnungstüren abspielte wissen natürlich nur die "Spieler"
18. Re: BDSM und DDR

geschrieben von am 22.05.04 05:47


Zitat
Wer Folterungen mit BDSM in Verbindung bringt ist ja wohl nicht richtig gewickelt!!


Nun als ehemaliger oder noch Ossi,muß ich dir uneingeschränkt zustimmen.

Viele Grüße
Thomas
19. Re: BDSM und DDR

geschrieben von dnalor am 22.05.04 14:47


Zitat

Wer Folterungen mit BDSM in Verbindung bringt ist ja wohl nicht richtig gewickelt!!

Nun als ehemaliger oder noch Ossi,muß ich dir uneingeschränkt zustimmen.

Viele Grüße
Thomas


Ehemalig oder noch.... sollten wir uns, nach soner langen Zeit, nicht alle ganz einfach als Deutsche sehen?
Gruß von Roland aus Sachsen
20. Re: BDSM und DDR

geschrieben von am 22.05.04 15:49


Hallo@Dnalor,
recht hast Du,ich stimme dem schon lange zu wir waren schließlich lange genug getrennt und sind schon lange vereint,aber trotzdem kann ich meine Herkunft nicht verleugnen.Und sehe mich aber auch nicht von den anderen Deutschen getrennt.

Viele Grüße

Thomas
21. Re: BDSM und DDR

geschrieben von dnalor am 22.05.04 21:22

Freut mich, daß erstmal einer meine Meinung teilt.
Schätze, die restlichen 80 Millionen hatten nur noch nicht die Zeit für ein Posting


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