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Thema:
eröffnet von Physique am 10.09.05 02:42
letzter Beitrag von Michael am 18.08.02 05:09

1. Nicht sexueller BDSM -- Bernhards Frage

geschrieben von Physique am 17.08.02 16:18
Zitat
Eine indiskrete Frage noch: Wenn Dich S/M nicht sexuell erregt, auf welche Weise hast Du dann Zugang dazu gefunden. Ist mir echt und wahrhaftig unvorstellbar.


Es gibt einen Post in dem ich dies mal in der Länge und Breite erläuterte. Der scheint verschwunden, hier zwei Antworten auf die gleiche Frage, die ich mal einer Mailliste schrieb:


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Ich spiele fast immer absolut nicht sexuell.

Ich spiele wegen...

1. des Adrenalinkicks

Ich bin ein Adrenalinjunkie, ähnlich einem Bungeespringer oder Fallschirmspringer. Während einer guten Session hab ich derart viel von dem netten Hormon im Blut, daß damit eine Zahnarztpraxis einen Tagesbedarf an Spritzen ersetzen könnte.

2. des Schachspiels

Die Kontrolle über die sinnlichen (er Sinne des Körpers) und physischen Reaktionen des Partners zu übernehmen, und ihn minutiös genau an den Punkt zu bringen, an dem er im Endorphinrausch abhebt, und ihn dort möglichst lange zu halten, bzw. unter guten Umständen sogar einen Endorphinkoller zu erreichen, ist für mich eine geistig-sinnliche Übung, die einem
perfekten Schachspiel ähnelt. Die Kontrolle, der Erfolg bereitet mir Befriedigung.

3. der Sinnlichkeit

Ich bin ein echter Epikuräer . Die Befriedigung sinnlicher und ästhetischer Wahrnehmung von Auge, Ohr, Geruch und Geschmack ist für mich lustvoll -- nicht unbedingt sexuell, sondern in der Art wie ein perfektes Essen in einem 5-Sterne-Lokal lustvoll ist. Weshalb ich nicht mit subs spiele, die ich nicht als ästhetisch empfinde oder die sämtliche Reaktionen zurückhalten. Ich genieße zu beobachten, wie auf meine Actio eine Reactio entsteht, wie auch die jeweilige Reaktion selbst. Ein Partner der zB nach 1 Stunde genußvollem Flag wie durchs Wasser gezogen vor mir steht und seine eigene Anstrengung zeigt, dessen Muskeln spielen und dessen Haut die Farbe ändert, nicht nur dort wo ich hinschlage, dessen Puls ich beobachten kann, etc. sieht nicht nur gut aus, er riecht auch gut.

4. der physischen Verausgabung und Selbstkontrolle

Ich habe Spaß daran, mich physisch zu verausgaben und gleichzeitig ein hohes Maß an Kontrolle über das was ich tue zu erlangen. Wie es auch einem Dartspieler oder Zenbogenschützen Spaß macht, einen so perfekten Bewegungsablauf hinzubekommen, daß der Pfeil/Dart im Zentrum des Ziels landet, so empfinde ich zB gezielten Flag oder das Verursachen anderer Reize, die *exakt* dort und *exakt* so wie ich dies will landen bzw. ankommen.

5. der Freude des Partners

Auch das, es macht mir Spaß jemand eine angenehme Zeit zu bereiten, ob nun Freund oder Partner.

6. Der Austausch von Energie

Ich bin ein Gefühlsvampir, meine Spielpartner wandeln die Kraft und Energie, die ich für das Spiel einbringe um in physische und emotionale Reaktionen, die selbst auch wiederum eine Form von Energie und Kraft sind. Ich "fresse" dies und zwar mit großem Vernügen.

Das ist nicht abschließend, da gibts es noch mehr, aber so die Hauptgründe für asexuelles Spielen sind das schon.


Die wenigsten meiner Spielpartner reagieren übrigens sexuell erregt auf mein Spiel. Selbst jene die anfangs etwas erregt waren, aufgrund der Situation, schwenken relativ bald dazu um, die Sinnesreize und Endorphine, das "Surfen" und "Schweben" zu genießen und sich in ihren Körper fallen zu lassen. Wenn sub vor Wohlbefinden regelrecht am Grunzen oder Gaggern ist, dann ist das meist die Ecke in der ich spiele ))***

Natürlich gibt es auch andere Situationen, aber eben nicht in der Hauptsache. Ich spiele zudem nur äußerst selten mit den Genitalien eines Partners, CBT interessiert mich kaum. Wenn dann mache ich das ab und an einem geliebten Partner zuliebe, nicht weil es mir irgendwas bringt.

Generell ist es so, daß selbst mit einem festen Partner, mit dem ich auch eine sexuelle/Liebesbeziehung habe, Sex in die Session direkt nur sehr selten mit eingebracht wird. Wenn dann wird -- deutlich gesprochen -- hinterher hemmungslos gevögelt.

Während des Spiels könnte ich mich ohnehin nicht in der Richtung entspannen, die für einen Orgasmus oder Spaß am Sex von meiner Seite aus nötig wäre, dazu müßte ich meine Selbstkontrolle während der Session aufgeben. Das wäre der Gesundheit des bottoms bei meiner Art Spiel NICHT zuträglich.

Hinzu kommt, daß dominanter Sex mich nicht anmacht, ich sitz ja sogar ungern oben und komme ganz zuverlässig durch schlichtes Rein-Raus. Ich hab nichts davon, beim Sex "dommig/aktiv" zu sein. Im Bett will ich keinen passiven Mann . Da will ich mich entspannen und fallenlassen.

Spiel mit stark sexuellem Touch ist für mich eher alles was in Richtung "Ausdauerspiel" fällt, wenn ich den bottom dazu bringe sich selbst physisch auszupowern oder wenn ich reine Bondage betreibe, sowie Bloodsports und Edgeplay.


***Dies ist ja auch der Grund warum ich sehr befriedigend mit masochistischen Frauen spielen kann, obwohl ich nun ganz und garnicht bisexuell veranlagt bin

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Es gibt eine recht große Fraktion an BDSMern, die BDSM ohne jeden sexuellen Lustgewinn betreiben, bzw. deren Motive NICHT die Sexualität ist.
zB:

- die asexuell Dienenden (denen es eine seelische Befriedigung ist für anderer Wohlbefinden zu sorgen)

- die reinen Endorphin/Adrenalinjunkies

- die sportlich/denksportlich Motivierten

- die Spiritualisten

- die Sensualisten (Sensual Magic)

- rein machtstrukturell Orientierten

- die Ästheten

etc. etc. etc.

Es liegt an der im deutschsprachigen Raum äußerst einseitigen Information über BDSM und seine diversen Ausprägungen, die dazu geführt hat, daß BDSM als "andersartige Sexualität" bezeichnet wird. BDSM ist jedoch nur BDSM, nicht zwingend auch eine Form von Sexualität -- auch wenn sie dies für manche sein _kann_ und für viele sicher ist.

2. Re: Nicht sexueller BDSM -- Bernhards Frage

geschrieben von Bernhard am 17.08.02 16:48
Hi Physique,

da haben wir klassisch aneinander vorbeigepostet, fast noch zeitgleich.

Danke für Deine Ausführungen. Ich kann Deinen Zugang zu BDSM jetzt nachvollziehen.

Eva und ich gehören allerdings der anderen Fraktion an. Mehr in Richtung erotisch motiviertem D/s in der Beziehung und S/M, als gelegentlich von Eva initiiertes Spiel, auf das ich im Rahmen unserer Beziehung gerne auch eingehe.

Aber das wußtest Du ja schon.

Liebe Grüße nochmals ....... Bernhard
3. Re: Nicht sexueller BDSM -- Bernhards Frage

geschrieben von Jasmin-GS am 17.08.02 20:00
HiHo Physique,

danke für die umfassende Erläuterung. jasmin-gs hat´s jetzt auch verstanden *lichtgehauf*. Der Adrenalinrauch ist schon was feines !

[Manchmal wenn jasmin-gs sich richtig aufregt oder in sogar in Rage gerät -ist sonst eher der ruhige Typ- wird innerhalb allerkürzester Zeit soviel (zuviel) Adrenalin ausgeschüttet, dass es ebenfalls, zumindest für den halben Tagesbedarf einer Zahnarztpraxis reichen würde. Ist aber wohl eher nicht dazu geeignet sich unter Kontrolle zu halten.]

Wie bei vielen anderen Dingen sind die Grenzen eben fliessend. Z.B. devot ist im eigentlichen Sinne die Hingabe. Insofern verzeihen Sie sicherlich, dass viele die nicht derart "aufgeklärt" sind, auch die von Ihnen geschilderten Praktiken als D/s bezeichnen.
Und Punkt 2. bis 4. würde eben jemanden der Dominant ist und Dominanz auch aus- zuüben weiss sehr gut beschreiben. Meist geht´s (wie Ihnen auch) doch auch beim klassischen BDSM erst in letzter Instanz um sexuelle Erfüllung, um das möglichst lange Hinauszögern, Aufrechterhalten der Spannung, eben um Hingabe.
Der Weg ist das Ziel !

Sie denken und ich bin , viele Grüsse,

jasmin-gs

Sie kriegt das noch hin mit dem Zeilenumbruch !!!
(Diese Nachricht wurde am 17.08.02 um 20:00 von Jasmin-GS geändert.)
4. Re: Nicht sexueller BDSM -- Bernhards Frage

geschrieben von Physique am 17.08.02 20:53
Moins jasmin-gs

Zitat

Meist geht´s (wie Ihnen auch) doch auch beim klassischen BDSM erst in letzter Instanz um sexuelle Erfüllung, um das möglichst lange Hinauszögern, Aufrechterhalten der Spannung, eben um Hingabe.


*öhm*

Hab ich mich etwa so unklar ausgedrückt

Bei mir gehts nicht (nochmals: NICHT), auch in letzter Instanz NICHT, um sexuelle Erfüllung.

Isset nu endlich so wirklisch klar?

5. Re: Nicht sexueller BDSM -- Bernhards Frage

geschrieben von Nero am 17.08.02 22:24
Meine Frage zu diesem Thema wäre wo genau denn der "sexuelle" Bereich für euch beginnt. Bereits mit sexueller erregung beim spielen, oder erst bei eindeutig sexuellen Handlungen.

Nero
6. Re: Nicht sexueller BDSM -- Bernhards Frage

geschrieben von Jasmin-GS am 18.08.02 00:12
HiHo,

Physique hat sich schon klar ausgedrückt "Ich spiele fast immer absolut nicht sexuell"

Insofern is nu wiiirklich alles ganz klar, Physique. *augenzwinker*

Und schloss sich Nero´s Frage an ?

Naaacht !

Mist, wo ist denn nu jasmin´s erster Karma-Punkt hin ?
Einer für den Aufklärungs-Thread von Physique war
jedenfalls von ihr, jawoll !
7. Re: Nicht sexueller BDSM -- Bernhards Frage

geschrieben von Physique am 18.08.02 01:30
Moins Nero,

Zitat

Bereits mit sexueller erregung beim spielen, oder erst bei eindeutig sexuellen Handlungen.


Bei sexueller Erregung bzw. sexueller Wirksamkeit. Ich bin eben meistens genau nicht sexuell erregt durch das was ich als SMerin tue.
8. Re: Nicht sexueller BDSM -- Bernhards Frage

geschrieben von Michael am 18.08.02 05:09
Ja da kann ich Physique nur beipflichten.

Für mich hat Bondage als BD nichts mit S*X zu tun, sondern macht einfach Spaß und hat einen beruhigenden nebeneffekt. (Phantasiereise ?!)

Ich hatte auch mal Spanking (als SM) getestet, dabei war ich aber nicht sexuell erregt, sondern einfach nur gestresst und aufgeregt.


Beides ist auch eine Art vertrauensspiel, bei dem es darumm geht sich Fallen zu lassen, oder Jemandem aufzufangen.

Gruß Michael

P.s : Heist ja nicht, das man (frau) ins liebesspiel einbauen kann ...

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