Restriktive Foren

Thema:
eröffnet von surfi am 10.09.05 02:42
letzter Beitrag von Paix am 01.10.06 14:21

1. Sprache

geschrieben von Gast surfi am 03.03.05 16:23

Gebetsmühle des Tages
 
Ulla Schmidt
 
Die deutsche Sprache erweist sich als wahre Schatzkammer, wenn es um Adjektive zur Unterfütterung von Sprechblasen geht ...

(Diese Nachricht wurde am 03.03.05 um 16:23 von surfi geändert.)
2. Re: Sprache

geschrieben von Herrin_nadine am 03.03.05 16:45

das stimmt die deutsche sprache ist so vielfältig und ihr autoren könnt da aus dem vollen schöpfen.

3. Re: Sprache

geschrieben von Gast surfi am 04.03.05 16:32

Mark Twain: Die schreckliche deutsche Sprache

"Ganz bestimmt gibt es keine Sprache, die so ungeordnet und unsystematisch ist [...] Es gibt mehr Ausnahmen von der Regel als Beispiele für sie.
Im Deutschen fangen alle Substantive mit einem Großbuchstaben an. Das ist nun mal eine gute Idee, und eine gute Idee fällt in dieser Sprache notwendigerweise wegen ihrer Seltenheit auf.
[...]
Meine Studien haben mich davon überzeugt, daß ein begabter Mensch Englisch in dreißig Stunden lernen kann, Französisch in dreißig Tagen und Deutsch in dreißig Jahren. [...] Wenn die deutsche Sprache so bleiben sollte, wie sie ist, müsste man sie sanft und ehrerbietig bei den toten Sprachen ablegen, denn nur die Toten haben Zeit, sie zu lernen."

(Werke, Bd.5, Berlin 1963)    


Mark Twain schrieb diese vernichtende Kritik über die deutsche Sprache im 19. Jahrhundert. Ob die Großschreibung der Substantive so eine gute Idee ist, darf nach der Rechtschreibreform erst recht bezweifelt werden, hat sie doch dazu beigetragen, dass noch mehr Wörter groß geschrieben werden sollen! Deutsch ist übrigens die einzige Sprache mit lateinischer Schrift in der Welt, die die Großschreibung der Substantive kennt. Ach ja, in Dänemark kannte man das auch, bis 1936. Dann wurde aus dänischer Sicht dieser uralte Zopf abgeschnitten. Seitdem sind wir einsame Spitze in der Welt!

(Diese Nachricht wurde am 04.03.05 um 16:32 von surfi geändert.)
4. Re: Sprache

geschrieben von Why-Not am 04.03.05 18:09

Daß ein Amerikaner theoretisch in 30 Stunden englisch lernen könnte, kann ich mir schon vorstellen. Wobei viele Engländer bezweifeln dürften, daß die meisten Amerikaner es jemals in ihrem Leben erlernen werden.

Zugegeben, der Einstieg ins Englische ist schon deutlich einfacher als der ins Deutsche. Allerdings wird man bei einer Unterhaltung mit gebildeten Engländern oder Amerikanern (ja, die gibt es auch) rasch an die Grenzen des schnell gelernten Schulenglischs kommen. Ich bezweifle, daß man bei gleichen Voraussetzungen viel schneller das Sprachniveau eines englischen als das eines deutschen Bildungsbürgers erreichen würde.

So richtig schwer soll es allerdings im Japanischen sein. Mir hat mal jemand erklärt, der sich die Mühe gemacht hatte, japanisch zu lernen, daß es mehrere "Sprachschichten" mit unterschiedlichem Vokabular und wohl auch unterschiedlicher Grammatik für die Angehörigen diverser gesellschaftlicher Schichten gäbe.

Wenn wir mal "Ey krass Alder ..." weglassen, dürfte die deutsche Sprache, wenn sie denn erst einmal korrekt beherrscht wird, annähernd klassenlos sein.

Why-Not

Stilfehler korrigiert
(Diese Nachricht wurde am 04.03.05 um 18:09 von Why-Not geändert.)
5. Re: Sprache

geschrieben von Gast surfi am 04.03.05 18:40

Im Fernsehfilm "Shogun" (Wiederholung) lehrt die Dolmetscherin den Navigator, dass sogar der ganze Sinn von Sätzen sich ändert, je nachdem die Betonung sich ändert.
Übrigens: alle japanischen Wörter bestehen aus Silben mit je zwei Lauten (Konsonant+Vokal). Es gibt dabei keine Hauptbetonung. Beispiel: Fast alle sprechen "Hiroshima" mit Betonung auf der zweiten Silbe mit kurzem, offenem "o". Richtig wäre, die Silben gleichmäßig lang auszusprechen: Hi-ro-shi-ma.

Zitat
Ich bezweifle, daß man bei gleichen Voraussetzungen viel schneller das Sprachniveau eines englischen als das eines deutschen Bildungsbürgers erreichen würde.

Du zweifelst zu Recht! Der englische Wortschatz ist fast viermal größer als der deutsche. Das vergisst man leicht oder ist in Deutschland gar nicht bekannt.

Dass das Hochdeutsche eine annähernd "klassenlose" Sprache sei, lese ich hier zum ersten Mal. Aber kann es sein, dass Du, Why-Not, diese Aussage relativ meinst im Vergleich zum Beispiel zu Englisch oder Französisch?

(Diese Nachricht wurde am 04.03.05 um 18:40 von surfi geändert.)
6. Re: Sprache

geschrieben von xrated am 04.03.05 18:53

Am Besten gefallen mir die Sprechblasen von Herrin Nadine - kaum zu toppen ... Zur Rechtschreibung und Grammatik schreib ich lieber nix, siehe meine SIG. Für mich ist eher sinniger Inhalt=Content entscheidend.

Xrated
7. Re: Sprache

geschrieben von Why-Not am 04.03.05 20:18

Zitat
Dass das Hochdeutsche eine annähernd \"klassenlose\" Sprache sei, lese ich hier zum ersten Mal. Aber kann es sein, dass Du, Why-Not, diese Aussage relativ meinst im Vergleich zum Beispiel zu Englisch oder Französisch?

Einerseits letzteres. Andererseits gibt man sich bei Vermeidung randgruppen- oder szenespezifischer Vokabeln (z. B. Fäkalsprache) auch mit relativ einfach strukturierten Sätzen nicht als Angehöriger einer - wie auch immer definierten - Unterschicht zu erkennen. Es gibt nur eine Grammatik. Komplizierte Schachtelsätze entlarven eher als Wichtigtuer, denn als besonders gebildeten Zeitgenossen. Und meine, manchmal etwas gestelzte oder altertümliche Wortwahl dürfte auch eher als "schrullige Eigenheit" und nicht als sozial notwendig bei gesellschaftlichen Kontakten verstanden werden. (Zumal ich dies überwiegend schriftlich auslebe.)

Seit vielen Jahren ist auch das "Wie" nach dem Komperativ erlaubt. ("Der ist ja größer wie ich." bzw. hessisch "als wie ich") Und die korrekte Verwendung des Konjunktivs wird eher als hochgestochen empfunden. Hinzu kommt, daß in unserer arbeitsteiligen Zeit von niemandem mehr erwartet wird, alle Spezialformen der Sprache (beamtendeutsch, juristendeutsch, techniker-deutsch, mediziner-deutsch, computer-deutsch, automechaniker-deutsch, investmentbanker-deutsch, touristik-deutsch, ...) oder gar szenespezifische Formen zu beherrschen.

Why-Not

PS: xrated: Ich denke, wir wissen inzwischen alle, was Du von Nadine hältst. Es ist wirklich nicht nötig, es dauernd zu wiederholen.
8. Re: Sprache

geschrieben von bluevelvet am 04.03.05 20:28

Meine Beobachtung ist, dass

- die Beherrschung des Konjunktivs, speziell des Konjunktivs I, im Verfall begriffen ist,

- sich zunehmend Fehler bei der Bildung des Genitivs einschleichen und

- die sog. N-Deklination vefällt. Selbst Nachrichtensprecher formulieren: "Er sprach mit dem Präsident." *schauder*

Bluevelvet

9. Re: Sprache

geschrieben von Herrin_nadine am 04.03.05 20:29

so weit ich informiert bin, ist hochdeutsch ein dialekt wie das schwäbische, bayerische, usw.
das deutsch wo jeder versteht ist das schriftdeutsch.

10. Re: Sprache

geschrieben von oxymoron am 04.03.05 20:46

Moin moin

@bluevelvet
Bei der N-Deklination habe ich ehrlich gesagt ein paar Sekunden gebraucht, damit mir das fehlende "en" auffiel.

@Herrin_Nadine
Vielleicht bin ich ja heute ein wenig begriffsstutzig, aber wo liegt bitte der Unterschied zwischen "Schriftdeutsch" und "Hochdeutsch". Es ist aus meiner Sicht identisch und enthält im Unterschied zu den Dialekten keine regional gefärbten Ausdrücke bzw. Aussprachen.

oxymoron
11. Re: Sprache

geschrieben von bluevelvet am 04.03.05 20:54

Leider nicht, Nadine. Ich erlaube mir mal, aus einem Lexikon der Sprachwissenschaft zu zitieren:


Hochdeutsch

(1) Im sprachsoziologischen Sinne die (überregional gültige, normierte, kodifizierte) Hochsprache im Unterschied zur regional gefärbten Umangssprache bzw. zum kleinräumig gebundenen Dialekt.

(2) Im sprachgeographischen Sinne die Gesamtheit aller Dialekte, die von der Zweiten ("Althochdeutschen") Lautverschiebung erfasst wurden im Gegensatz zu den niederdeutschen. Dialekten [...], die diese Lautverschiebung nicht mitgemacht haben. Die Grenze zwischen den hochdeutschen und den niederdeutschen Dialekten verläuft [...] entlang der sogenannten
"maken/machen-Linie" ("Benrather Linie": Benrath-Olpe-Duderstadt). [...]

Hadumod Bußmann (Hrsg.): Lexikon der Sprachwissenschaft. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. - Stuttgart: Kröner, 2002, S. 281

Bluevelvet

(Diese Nachricht wurde am 04.03.05 um 20:54 von bluevelvet geändert.)
12. Re: Sprache

geschrieben von Herrin_nadine am 04.03.05 21:11

@oxymoron

hochdeutsch ist ein dialekt aus dem hohen norden, mit dem friesischen und plattdeutschen vergleichbar.

schriftdeutsch ist so wie man ohne einflüsse von dialekten schreibt und spricht

so ist es mir bekannt.




(Diese Nachricht wurde am 04.03.05 um 21:11 von Herrin_nadine geändert.)
13. Re: Sprache

geschrieben von bluevelvet am 04.03.05 21:17


Zitat

hochdeutsch ist ein dialekt aus dem hohen norden,



Hi Nadine,

verzeih, dass ich mir anmaße, einmal an Oxymorons Stelle zu antworten. Es ist genau umgekehrt: Das "Hochdeutsche" in einem sprachgeographischen Sinne wird im Süden, das "Niederdeutsche" im Norden gesprochen.

Lieben Gruß
Bluevelvet


14. Re: Sprache

geschrieben von Herrin_nadine am 04.03.05 21:57

ja es könnte auch sein, daß ich es vom hohen norden ableite. ein sprachlexikon habe ich noch nicht bemüht.
ich lasse mich gerne eines besseren belehren.

15. Re: Sprache

geschrieben von Kroete am 04.03.05 22:08

Nadine, verwechselst du es vielleicht mit Plattdeutsch?
Hoch- und Schriftdeutsch entsprechen sich ziemlich.
16. Re: Sprache

geschrieben von Gast surfi am 04.03.05 22:09

Moin, moin bluevelvet

Zitat
Im sprachgeographischen Sinne die Gesamtheit aller Dialekte, die von der Zweiten (\"Althochdeutschen\") Lautverschiebung erfasst wurden im Gegensatz zu den niederdeutschen. Dialekten [...], die diese Lautverschiebung nicht mitgemacht haben. Die Grenze zwischen den hochdeutschen und den niederdeutschen Dialekten verläuft [...] entlang der sogenannten
\"maken/machen-Linie\" (\"Benrather Linie\": Benrath-Olpe-Duderstadt). [...]

Dat glöv ick nit, dat geiht hie ja ab, mann, oh mann. Ick snack un küer, weil ick man in Westfaolen leiv, un ick weit ok, dat de brüeder Grimm de tweide lutverschievung an den bukstoaben p - t - k festmaokt hebbt.

surpi (op plattdütsch)
17. Re: Sprache

geschrieben von Herrin_nadine am 04.03.05 22:14

@surfi

bitte mal ins schriftdeutsche übersetzen.

danke

18. Re: Sprache

geschrieben von bluevelvet am 05.03.05 06:18

Das Niederdeutsche i s t das Plattdeutsche.

@ söhfi
Ich wusste gar nicht, dass du in Westfalen lebst ...

Bluevelvet

19. Re: Sprache

geschrieben von Gast surfi am 05.03.05 15:13

@ Why-Not
Zitat
Und die korrekte Verwendung des Konjunktivs wird eher als hochgestochen empfunden.


Stimmt! besonders bei Formen, die absolut veraltet klingen, zum Beispiel: "Wenn der Bäcker doch nur größere Brötchen büke!" Oder: "Wenn er doch nur einen besseren Stil im Umgang miteinander pflöge!"
Aber es wäre verkehrt, ins andere Extrem zu fallen und ständig die Umschreibung mit "würde" zu wählen. Mein Deutschlehrer, OStR Cuno selig, pflegte mit Wonne zu sagen: "Du Lorbaß, Deutsch ist eine würde-lose Sprache!"

In diesem Sinne wünscht Dir
ein "würde-loser" surfi ein schönes Wochenende.
20. Re: Sprache

geschrieben von Gast surfi am 05.03.05 15:21

@ Blue-velvet

Jau, ick leiv in Westfaolen, bi Unna, aver nur, dao min fru hier to huus is. Ich sülv bin ut dem Oldenboarger Münsterland, wat ja ook tom Bistum Münster geiht, katholsch meen ick.

surpi/söhfi
21. Re: Sprache

geschrieben von Why-Not am 05.03.05 18:31

@surfi
Zitat
Mein Deutschlehrer, OStR Cuno selig, pflegte mit Wonne zu sagen: \"Du Lorbaß, ...

... woraus sich schließe, daß er wohl aus Ostpreußen kam. Der Dialekt aus dieser Gegend hatte irgendwie etwas liebenswürdiges, finde ich. Schade, daß er praktisch ausgestorben ist.

Why-Not

PS: Typischer Spruch eines ostpreußischen Ehepaares nach dem Besuch bei einem anderen (in hochdeutsch): "Das Essen war gut, aber die Benötigung hätte besser sein können."
22. Re: Sprache

geschrieben von Gast surfi am 05.03.05 20:10

Why-Not, Du Lorbaß, das stimmt!
23. Re: Sprache

geschrieben von Herrin_nadine am 05.03.05 20:20

surfi ich warte immer noch auf die übersetzung

24. Re: Sprache

geschrieben von Gast surfi am 05.03.05 20:48

Dat glöv ick nit, dat geiht hie ja ab, mann, oh mann. Ick snack un küer, weil ick man in Westfaolen leiv, un ick weit ok, dat de brüeder Grimm de tweide lutverschievung an den bukstoaben p - t - k festmaokt hebbt.

Das glaube ich nicht, das geht hier ja ab, Mann, oh Mann. Ich spreche und rede (plattdeutsch), weil ich in Westfalen lebe, und ich weiß auch, dass die Brüder Grimm die zweite Lautverschiebung an den Buchstaben p-t-k festgemacht haben.
(soll heißen, an diesen drei Buchstaben kann man die Sprachgrenze zwischen Niederdeutsch und hochdeutschen Mundarten erkennen: appel : Apfel, tid : Zeit, maken : machen)

Gern geschehen, Herrin Nadine
surfi
25. Re: Sprache

geschrieben von Herrin_nadine am 05.03.05 20:56

@surfí
ich danke dir.

als in plattdeutsch unwissenden kann ich jetzt deinen text verstehen.

26. Re: Sprache

geschrieben von Hasenfuss am 05.03.05 21:36


Zitat
@surfi
Mein  Deutschlehrer, OStR Cuno selig, pflegte mit Wonne zu sagen: \"Du Lorbaß, ...
... woraus sich schließe, daß er wohl aus Ostpreußen kam. Der Dialekt aus dieser Gegend hatte irgendwie etwas liebenswürdiges, finde ich. Schade, daß er praktisch ausgestorben ist.

Why-Not

PS: Typischer Spruch eines ostpreußischen Ehepaares nach dem Besuch bei einem anderen (in hochdeutsch): \"Das Essen war gut, aber die Benötigung hätte besser sein können.\"


Hallo und Grüß´Gott Why-Not!

Sprache! Ja! Sprachausdrückung...kann leidvoll sein!
In meiner Firma bin ich nebenher auch dafür zuständig "degenerativen Menschenmüll", der werktags gern die Zeit zwischen 06:00 und 20:00 Uhr zumeist als großangelegte Raucherpause benützt ...rauszuschmeißen!
Keine Frage!
Denn in Deutschland gibt es mittlerweile wohl zwei Unterarten von Menschen! Die einen sprec´ken nix gutt, wissen fast nixx, machen aber schnell, damit es nix auffällt. (Fehler!)
Andere A-amt-Fälle tun intelligent, weil Abitur, drücken sich gewählt aus, sind aber ebenso nicht brauchbar.
Ich meine: Als Norddeutscher in Süddeutschland tätig hatte ich anfangs das Problem der Kommunizierung, der Sprachbarriere. Aber das hatte sich nach einiger Zeit gegeben.
Mir mach eines Sorgen: Wo kommen wir hin, wenn es letztendlich hier nur noch hochintelligente Versager und völlig untaugliche Strebsame gibt??
Also ich schaue mir mittlerweile die Rechtschreibung und den Wortausdruck genauer an. Dann muß ich allerdings Entscheidungen treffen, die unpopulär sind. Leider!

Ciao, Hasenfuss
27. Re: Sprache

geschrieben von oxymoron am 05.03.05 22:12

Moin moin

@Hasenfuss
Leider hat sich Dein Stil nicht geändert und so ist mir nicht so recht klar, was Du uns mitteilen möchtest. Die Wortschöpfungen "Sprachausdrückung" und "Kommunizierung" helfen nicht weiter.

In verschiedenen Bereichen muß man sich nicht gewählt ausdrücken, wichtig ist fachliche Kompetenz. Ein Tischlermeister muß keine wissenschaftliche Abhandlungen schreiben, sondern seine Werkzeuge optimal einsetzen.
Die Anzahl der taxifahrenden Akademiker liegt wohl eher am Einstellungsstopp als daran, daß sie sich in ihren Bewerbungsschreiben nicht angemessen ausdrücken würden.

Die Bezeichnung *degenerativer Menschenmüll* halte ich persönlich für menschenverachtend!

oxymoron
28. Re: Sprache

geschrieben von Gast surfi am 05.03.05 23:05

@ Bluevelvet
Zitat
die sog. N-Deklination verfällt. Selbst Nachrichtensprecher formulieren: \"Er sprach mit dem Präsident.\" *schauder*

Recht hast Du!
Bei der sog. n-Deklination gibt es wieder ein paar Nomina, die aus der Reihe tanzen (wie so oft im Deutschen): der Name, der Buchstabe, der Funke, der Gedanke, der Wille, der Friede (=Mischform!). Als einziges Neutrum gehorcht das Herz dem Mischtypus im Genitiv und Dativ! Da sage einer, die deutsche Sprache sei nicht subtil!

Wo kann man so was nachschlagen? Nicht in der Duden-Grammatik, sondern im "Handbuch für den Ausländerunterricht". Leipzig (VEB Verlag Enzyklopädie) 1975.

surfi
29. Re: Sprache

geschrieben von bluevelvet am 06.03.05 06:43

Die von dir genannte Grammatik, surfi, hat m. W. auch die beste Beschreibung der Stellung des "nicht" im deutschen Satz.

Bluevelvet

30. Re: Sprache

geschrieben von zarow am 14.03.05 14:23

Ich komme zwar reichlich spät mit meinem Beitrag.

Aber soweit ich das gelernt habe, sprechen und schreiben wir das Hochdeutsch nach der Chursächsischen Kanzleisprache, weil der allseits beliebte Luther seine Bibelübersetzung in diese Sprache durchgeführt hat.

Peter
31. Re: Sprache

geschrieben von Herrin_nadine am 14.03.05 14:25

surfi willst du uns veräppeln mit deiner kunstsprache?




32. Re: Sprache

geschrieben von Gast surfi am 14.03.05 14:32

Ttoaelr Bsinöldn

Gmäess eneir Situde eneir elgnihcesn Uvinisterät ist es nchit witihcg, in wlecehr Rneflogheie die Bstabchuen in eneim Wort snid, das ezniige, was wcihtig ist, ist, dsas der estre und der leztte Bstabchue an der ritihcegn  Pstoiion sehten. Der Rset knan ttoaelr Bsinöldn sein, todzterm knan man ihn onhe Pemoblre lseen.

Wraon dsas whol lgeit, fgrat sfrui

Äudnenrg: Rtriebhcsgcheug kroriiegrt!
(Diese Nachricht wurde am 14.03.05 um 14:32 von surfi geändert.)
33. Re: Sprache

geschrieben von Gast surfi am 14.03.05 14:34

Ganz und gar nicht.
Die seriöse Studie wurde von einer englischen Universität durchgeführt.
Die Erklärung dafür liegt daran, dass wir nicht jeden Buchstaben einzeln lesen, sondern das Wort als Ganzes.
34. Re: Sprache

geschrieben von Nachtigall am 14.03.05 15:42

Nette Demonstration, surfi -

es fntoknureiit ja tatsächlich...!

Amüsierte Grüße,
Nachtigall
35. Re: Sprache

geschrieben von Gast surfi am 18.03.05 18:16

Die bekanntesten deutschen Fremdwörter in anderen Sprachen:

Butterbrot: ukrainisch und russisch
Gesundheit! *) englisch
Kindergarten: englisch, schwedisch
Angst: englisch, norwegisch
Arbeit > arubaito: japanisch, koreanisch
Vorspiel / Nachspiel: norwegisch (aber mit Bedeutungswandel: Eintrinken / Absacker bei Trinkgelagen)
Fingerspitzengefühl: englisch (mit Bedeutungserweitung > allgemein Emotionales)
kaputt **) > kaputi: Suaheli

Quelle: dpa v. 17.03.2005
-----------------------------------------------

Anm.:

*) Das Wünschen von "Gesundheit" beim Niesen geht auf die Pest von 1348/49 zurück. Wenn im Auswurf beim Husten Blutstropfen dabei waren, bedeutete es meistens das Todesurteil innerhalb von 48 Stunden, denn der Träger hatte die tödliche Beulenpest. Ohne Blutstropfen war es die etwas harmlosere Variante der Pest. Man wünschte also mit "Gesundheit!" das Überleben.

**) Das Wort "kaputt" war früher im Deutschen ein Fremdwort: caput (capot) machen < faire capot (frz.) = ohne Stich sein beim Kartenspiel

(Diese Nachricht wurde am 18.03.05 um 18:16 von surfi geändert.)
36. Re: Sprache

geschrieben von Gast surfi am 18.03.05 18:33

bla-bla-bla

Cette onomatopée est apparue pour la première fois dans les années quarante dans les pages du journal satirique Le Canard enchaîné pour caractériser un discours long, creux et ennuyeux.

Adopté par le public francais, le mot débuta sa carrière internationale grâce au Premier Ministre indien Nehru qui déclara à la tribune de l ONU: «Tout ça c est du bla-bla-bla, comme dit Le Canard enchaîné.» Depuis, on trouve ce mot dans les dictionnaires des langues du tout le monde.

Quelle: Berlitz, 22. Mars 2005
37. Re: Sprache

geschrieben von Nachtigall am 18.03.05 18:41

surfi,

Zitat

Quelle: Berlitz, 22. Mars 2005

der 22. März ist erst in vier Tagen...

Aber dein französisches Bla-bla ist wirklich informativ, fein, dass du uns an den Ergebnissen deiner Nachforschungen teilhaben lässt!


Interessant finde ich auch, dass man aus der Verwendung der Sprache Rückschlüsse nicht nur auf die Bildung eines Menschen, sondern auch auf dessen Charakter und Werte ziehen kann - d.h. natürlich, sofern derjenige, der sich äußert, ehrlich damit umgeht.

Gruß,
Nachtigall
38. Re: Sprache

geschrieben von oxymoron am 18.03.05 21:29

Moin moin

Als nicht autorisierte Übersetzung hätte ich zu bieten:
"bla-bla-bla

Diese Lautmalerei ist das erste Mal aufgetaucht in den vierzig Jahren der satirischen Zeitschrift Le canard enchâine zur Charakterisierung einer langen, hohlen und langweiligen Rede.
Übernommen aus dem Französischen begann der Begriff seine internationale Karriere dank des indischen Premierministers Nehru, der während einer Rede vor der UNO (?) äußerte: Das Ganze ist bla-bla-bla wie es der Le Canard enchâine sagte. Seitdem findet man diesen Begriff in den Wörterbüchern auf der ganzen Welt."

oxymoron

Nachtrag: "Le canard enchâine" heißt übersetzt "Ente in Ketten", zumindest steht es so im letzten Absatz dieses Artikels.
(Diese Nachricht wurde am 18.03.05 um 21:29 von oxymoron geändert.)
39. Re: Sprache

geschrieben von Herrin_nadine am 18.03.05 21:30

surfi wenn du schon beiträge in fremdsprachen uns servierst, könntest du dann bitte gleich eine übersetzung mitliefern.


ich für meine wenigkeit kann kein französisch und so wird es noch einigen hier gehen.


bitte liefere uns eine übersetzung. ich danke dir.



40. Re: Sprache

geschrieben von Nachtigall am 18.03.05 21:54

@ nadine:

An der Übersetzung von oxymoron ist nichts auszusetzen, also braucht sich surfi in diesem Fall wohl nicht selber zu bemühen. Und dass surfi in seinem Thread namens "Sprache" mit verschiedenen Sprachen und Dialekten spielt, finde ich ganz stimmig. So wie ich ihn kenne, steckt zwar wieder eine Provoktion dahinter (er lauert, wer als erster brüllt: Übersetz das doch mal!!), aber das ist auch okay... *fg*

Immerhin tust du ihm ja mit schöner Regelmäßigkeit den Gefallen, die richtige Frage auszustoßen. Bist halt eine NETTE Dommse...

Grinsende Grüße,
Nachtigall
41. Re: Sprache

geschrieben von Gast surfi am 18.03.05 22:16

Ich hatte nicht vor, mich hier mit fremden Federn zu schmücken, und habe daher auch die Quelle angegeben:
Den Berlitz-Abreißkalender für 2005, wo auf dem Vorderblatt jeweils ein informativer frz. Text steht, auf der Rückseite die deutsche Übersetzung, die in diesem Fall so lautet:

"Diese Lautmalerei tauchte zum ersten Mal in den vierziger Jahren in der satirischen Zeitschrift Le Canard enchaîné auf, um eine lange, hohle und langweilige Rede zu charakterisieren.
Von der französischen Öffentlichkeit rasch übernommen, ..." (Rest identisch mit der Übersetzung bei oxymoron, s.o.)

ONU = UNO, stimmt, oxymoron.

Ich fand den Text aus zwei Gründen interessant:
- hatte bisher angenommen, bla-bla sei eine deutsche "Erfindung"
- wollte die auftretenden, nicht auf der deutschen Tastatur liegenden Ascii-Sonderzeichen in der Forumssoftware testen, also: â=alt+131, ç=alt+135, î= alt+140.

Ich hätte den Text auch übersetzt, aber ich kann auch anderen gern den Vortritt lassen. Dank an oxymoron!

L.G.
surfi

N.B.: Nachtigall, es steckt nie eine Provokation dahinter bei mir, ich weiß gar nicht, was dieses lateinische Wort so richtig bedeutet *rofl*
42. Re: Sprache

geschrieben von Herrin_nadine am 18.03.05 22:56

@surfi


vielen dank für die übesetzung auch @oxymoron


43. Re: Sprache

geschrieben von oxymoron am 18.03.05 23:03

Bonsoir

Ja, zugegeben, die *Öffentlichkeit* hatte ich unbewußt unterdrückt (g*), aber das *rasch* fehlt mir im Original ?!

oxymoron
44. Re: Sprache

geschrieben von Gast surfi am 19.03.05 00:13

@ oxymoron: stimmt, das "rasch" ist (aus stilistischen Gründen?) eingefügt worden; im Original fehlt es.

Konsonanten und Vokale:

Die Konsonanten sind der wichtigste Teil des geschriebenen Wortes. Ein Vergleich zwischen den folgenden zwei Zeilen, die denselben Satz, zuerst ohne Konsonanten, dann ohne Vokale, wiedergeben, ist instruktiv:

.ie.e. .a.. i.. .ie. .ei...e. .u .e.e.


D..s.r S.tz .st v..l l..cht.r z. l.s.n


(Es ist jedoch schwieriger, den gleichen Satz zu lesen, wenn nicht angedeutet wird, wo die Vokale stehen.)

Dsr Stz st vl lchtr z lsn


So begann das Alphabet als ein Alphabet von Konsonanten (Phönizisch, Frühgriechisch, Frühlateinisch).

(Diese Nachricht wurde am 19.03.05 um 00:13 von surfi geändert.)
45. Re: Sprache

geschrieben von Nachtigall am 19.03.05 06:53

Moin surfi,

Zitat

Nachtigall, es steckt nie eine Provokation dahinter bei mir, ich weiß gar nicht, was dieses lateinische Wort so richtig bedeutet *rofl*

neiiiiiiiiiiin, NIE NICHT *fg*. Du weißt bloß, wie man es schreibt...

Zitat

So begann das Alphabet als ein Alphabet von Konsonanten (Phönizisch, Frühgriechisch, Frühlateinisch).

Na, in manchen Sprachen hat sich daran bis heute nicht viel geändert. Ich denke da z.B. an Hinweisschilder im Urlaub vor 11 Jahren, auf denen solche Wörter wie "Krk" standen (wie spricht man diese Insel dann noch mal aus, "Kirke" oder so...). Hat mich damals seeehr beeindruckt!

Lieben Gruß,
Anja
46. Re: Sprache

geschrieben von Gast surfi am 19.03.05 15:33

@ zarow
Zitat
Aber soweit ich das gelernt habe, sprechen und schreiben wir das Hochdeutsch nach der Chursächsischen Kanzleisprache, weil der allseits beliebte Luther seine Bibelübersetzung in diese Sprache durchgeführt hat.


... und deswegen wird heute in ganz Deutschland als Hochsprache eine Weiterentwicklung der kursächsischen (oberdeutschen) Kanzleisprache gesprochen.

Gegenbeispiel: In den Niederlanden, die zur Zeit der Reformation noch zum Deutschen Reich gehörten, wurde 1637 die offizielle "Statenbijbel" herausgegeben. Sie war in Niederländisch (einer niederdeutschen Mundart) geschrieben, und so ist es "logisch", dass heute in den Niederlanden nicht hochdeutsch gesprochen wird. (Natürlich spielte auch die politische Abspaltung der Niederlande vom Deutschen Reich eine weitere wichtige Rolle bei der Verselbständigung der niederländischen Sprache.)

Schweiz: Sonderentwicklung des Schwyzerdütsch
Ich finde es heute schon schade, dass in den Nachrichten bei "3sat" Kommentare von vielen Schweizer Bürgern mit (hochdeutschen) Untertiteln verständlich gemacht werden müssen.
47. Re: Sprache

geschrieben von Gast surfi am 19.03.05 18:09

Was haben „Forst“, „First“, „Fürst“ und (engl.) „first“ miteinander zu tun?

Ganz einfach, wird man sofort sehen und sagen: die Konsonanten dieser vier Wörter sind die gleichen, nur der jeweilige Vokal wechselt von „i“ über „ü“ zu „o“. Mit großer Wahrscheinlichkeit haben diese vier Wörter ursprünglich eine gemeinsame Grundbedeutung gehabt.
Das ist vollkommen richtig, und die Grundbedeutung lässt sich am einfachsten am deutschen Wort „First“ = „Spitze des Daches“ erkennen. Der „Fürst“ (bzw. König) ist der „erste Diener seines Staates“, wie Friedrich der Große zu sagen pflegte. Kronprinz Charles ist noch nicht „the first“, und es steht zu befürchten, dass er es mit Camilla, der (Ehe)Herrin an seiner Seite, auch nie werden wird.
Bleibt noch der „Forst“, häufig auch in der Kombination „Staatsforsten“ vorkommend. Ein Anachronismus neben „Fürst“, „First“ und „first“? Mitnichten!
48. Re: Sprache

geschrieben von oxymoron am 19.03.05 18:40

Moin moin

Die Verwandtschaft des Niederländischen zum Niederdeutschen läßt sich auch gut damit belegen, daß Leute, die des *Plattdeutschen* (auch ein aussterbender Dialekt) mächtig sind, sich auch in den Niederlanden durchaus verständigen können.

oxymoron
49. Re: Sprache

geschrieben von Gast surfi am 01.04.05 12:05

April, April

In meinem Berlitz-Abreißkalender lese ich heute:
Poisson d avril

La pêche en eau était décrétée interdite ... [etc.]
Übers.:
Aprilscherz

(wörtlich: Aprilfisch)

Angeln im Süßwasser war während der Laichzeit verboten, und zwar ab dem 1. April. Wenn man am 1. April einen Scherz macht, ruft man "Aprilfisch!", um zu zeigen, dass die Angelegenheit unwahrscheinlich und unglaubwürdig ist, wie ein im April gefangener Fisch.

Ich schlage nach in "Deutsche Redewendungen" (von Heinrich Raab) und lese:
Jemand in den April schicken
Die Sitte, am 1. April jemand zum Narren zu halten, ihn einen unnützen Gang tun zu lassen, entstammt wohl dem deutschen Boden und deutet auf ein Frühlingsfest, das nach altgermanischem Brauchtum unter allerlei Späßen gefeiert wurde. Im 17. Jahrhundert ist die Sitte von Frankreich her neuerlich in Schwung gekommen.


Der letzte Satz aus dem Zitat ist möglicherweise der Hinweis, dass auch wir heute mit April, April den frz. Scherz mit dem Aprilfisch  nachahmen, ohne es zu wissen.


(Diese Nachricht wurde am 01.04.05 um 12:05 von surfi geändert.)
50. Re: Sprache

geschrieben von Gast surfi am 10.08.05 21:26

Das Deutsche ist exotischer, als man gemeinhin annimmt. Es hat zum Beispiel die wohl bizarrste Wortstellung in der Welt überhaupt. Fast alle Sprachen kennen eine feste Wortfolge, ohne Unterscheidung zwischen Haupt- und Nebensatz. Im Englischen beispielsweise gilt stets die Reihenfolge Subjekt - Verb - Objekt. Ganz anders im Deutschen, wo in Hauptsätzen nur eine Regel gilt: Das Verb gehört immer an die zweite Stelle. Die übrigen Satzglieder verteilen wir, wie es uns gerade einfällt ("Der Mann ging auf dem Bürgersteig" oder "Auf dem Bürgersteig ging der Mann"). Im Nebensatz dagegen kommt das Verb immer an die letzte Stelle ("weil der Mann auf dem Bürgersteig ging").

Auch die Groß- und Kleinschreibung (Hauptwörter  werden großgeschrieben) ist einmalig unter den bisher wiss. untersuchten 2000 Sprachen der Welt.(Insgesamt gibt es ca. 6000, noch!)

(Diese Nachricht wurde am 10.08.05 um 21:26 von surfi geändert.)
51. Re: Sprache

geschrieben von bluevelvet am 10.08.05 22:14

Also, surfi, so beliebig, wie du annimmst, ist die Stellung der Satzglieder im Deutschen denn doch nicht. Mein Lieblingsgrammatiker (Ulrich Engel aus Heidelberg) weiß in seiner "Deutschen Grammatik" über 50 Seiten allein darüber zu schreiben!

Was du dem Verb im deutschen Hauptsatz, nämlich grundsätzlich an 2. Stelle im Satz zu stehen, zuschreibst, trifft lediglich auf das finite Verb (trägt Numerus und Person) zu. In zusammengesetzten Verbformen gilt das Klammerprinzip (finite Verbform an 2. Stelle, infinite Verbform am Ende) und selbst diese "Normalstellung" kann der satzschließenden Funktion durch die Auffüllung des sog. "Nachfeldes" enthoben werden. (... und dann ist er doch gekommen am späten Abend.) Auch beim Nebensatz muss das finite Verb nicht immer die (aller)letzte Stellung einnehmen. (... weil er gestern hätte kommen müssen.) Auch ist die Stellung der Satzglieder im Mittelfeld des Satzes keineswegs beliebig.

Ergänzende Erläuterung: Die sog. "Satzklammer", auch "Verbklammer" genannt, gliedert den Satzverband in Vor-, Mittel- und Nachfeld. Letzteres ist meist leer.

Bluevelvet

(Diese Nachricht wurde am 10.08.05 um 22:14 von bluevelvet geändert.)
52. Re: Sprache

geschrieben von Gast surfi am 11.08.05 15:41

Zitat
Was du dem Verb im deutschen Hauptsatz, nämlich grundsätzlich an 2. Stelle im Satz zu stehen, zuschreibst, trifft lediglich auf das finite Verb (trägt Numerus und Person) zu.


Also ist die Satzstellung ja noch bizarrer, als ich dachte!

Auch im deutschen Lautsystem kommen zwei ganz seltene Vokale vor, nämlich ö und ü. In nur vier Prozent der wiss. ausgewerteten Sprachen treten diese beiden Laute auf.

53. Re: Sprache

geschrieben von bluevelvet am 07.09.05 06:30

Der Duden, 23. Aufl., 2004, erkennt das Verb "googeln" an und definiert es als "im Internet, bes. in [weshalb nicht "mit"? - blue] Google suchen". Als Stammform wird, da unproblematisch, nur "ich goog[e]le" angegeben.

Macht es Sinn zu sagen

1.) Ich goog[e]le in/mit Yahoo? oder gar
2.) Ich yahoo[e]?

Bluevelvet

(Diese Nachricht wurde am 07.09.05 um 06:30 von bluevelvet geändert.)
54. Re: Sprache

geschrieben von jiva am 07.09.05 09:20

hallo,


möchte diesem interessanten thema zwei beispiele für halsbrecherische satzbauten hinzufügen. beide stammen von Kleist, sind dem "amphitryon" entnommen, werden von jupiter gesagt und bestürzen seit 2 jahrhunderten darsteller und regie:
"Mich fester hat der Kuss, den du ihm schenktest,
als alle Lieb´ an dich, die je für mich aus deinem
Busen strömte, geknüpft."
und:
"Was du, in mir, dir selbst getan,
soll dir bei mir, dem was ich ewig bin, nicht schaden."


was sagen wohl die systematischen lehrbücher zu solchen konstruktionen?

gruß,

jiva
55. Re: Sprache

geschrieben von Nachtigall am 07.09.05 19:46

@ bluevelvet:

Fragen über Fragen... *rofl*

...aber "ich hab gesuchmaschint" klingt auch nicht wirklich besser...

Liebe Grüße,
Nachtigall
56. Re: Sprache

geschrieben von Fabian am 07.09.05 22:55

>> Ich goog[e]le in/mit Yahoo?

Ich habe mit Yahoo gegoogelt. Warum nicht? Geht d accord. Das Verb löst sich vom Erfinder/Institution und wird zum reinen Vorgang. Das hat es immer gegeben.

Beispiel: Mohammedaner werden christianisiert. Kommt zwar selten vor (aber kommt vor!). Sprachlich ist der Ausdruck völlig korrekt.

OT-Hinweis: In Algerien treten jährlich etwa 1000 Muslime zum Christentum über und lassen sich taufen.
(Diese Nachricht wurde am 07.09.05 um 22:55 von Fabian geändert.)
57. Re: Sprache

geschrieben von Herrin_nadine am 07.09.05 23:58

"gegoogelt"
ein beispiel von eingedeutschten fremdwörtern in unserer sprache.
ich frage mich muß das sein. können wir nicht da deutsche worte dafür finden und sagen "mit der suchmaschine google suchen". ist zwar länger aber in unserer schönen muttersprache geschrieben.
ein weiteres beispiel: für eine großveranstaltung sagt man jetzt event.
wie lange wird es noch gehen bis unsere deutsche sprache vollgespickt mit eingedeutschten fremdwörter ist, frage ich mich.

58. Re: Sprache

geschrieben von Nachtigall am 08.09.05 17:54

@ nadine:

Zitat

wie lange wird es noch gehen bis unsere deutsche sprache vollgespickt mit eingedeutschten fremdwörter ist, frage ich mich.

Du hast zwar dich gefragt, aber ich weiß die Antwort: Null Sekunden. Es ist nämlich bereits Realität, Denglisch ist allgegenwärtig. Allerdings stört mich noch mehr die wachsende Anzahl von "eingeborenen" Deutschen, die meine schöne Muttersprache weniger gut beherrschen und heftiger verstümmeln als viele Ausländer... *schüttel*

Gruß,
Nachtigall
59. Re: Sprache

geschrieben von Fabian am 08.09.05 20:36

Das Englische, das sich heutzutage so vehement in die deutsche Sprache einnistet (Denglisch!) hat seinerseits soo viele Fremdwörter im Laufe der letzten 1200 Jahre aufgenommen, dass es zu einer der wortreichsten Sprachen der Welt geworden ist (ca. 800.000 Wörter): Lateinische, griechische, französische, arabische, spanische, portugiesische, deutsche, Hindi und malaiische Lehnwörter. Das hat natürlich auch mit der englischen Kolonialgeschichte zu tun.
60. Re: Sprache

geschrieben von bluevelvet am 09.09.05 06:53

An deutschen Wörtern, die ins Englische eingewandert sind, fallen mir spontan

- Kindergarten,
- Autobahn und
- Blitzkrieg

ein.

Bluevelvet

61. Re: Sprache

geschrieben von Fabian am 09.09.05 11:51

>> Blitzkrieg

nur in der Kurzform "blitz" = Luftangriff: during the blitz on London
to blitz = (schwer) bombardieren
außerdem: blitz = Großaktion: to have a blitz on one s room = in seinem Zimmer gründlich sauber machen

Weitere Fremdwörter/Lehnwörter aus dem Deutschen:
kümmel < Kümmellikör
kirschwasser < das Kirschwasser
Kafkaesque < kafkaesk
kaput < kaputt
keelhaul < kielholen
X-ray < Röntgenstrahlen, röntgen (Röntgen nannte sie X-Strahlen.)
zugzwang < der Zugzwang
zigzag < zickzack
Zeppelin < Luftschiff, Zeppelin
berserker < Berserker < berserkr (aisl.) = Bärenfell
rucksack < Rucksack
the Ruhr < das Ruhrgebiet
62. Re: Sprache

geschrieben von Fabian am 09.09.05 12:43

Wer kennt ihn nicht, den heißen Punsch an kalten Wintertagen? Er muss - soll er "echt" sein - aus fünf Grundbestandteilen sein: Arrak, Zucker, Zitronensaft, Wasser/Tee und Gewürz. Das Wort kam im 18. Jh. über England (punch) ins Deutsche. Zugrunde liegt das Hindi-Wort "panc" = fünf.

"panc" ist verwandt mit griech. "penta", z.B. in "Pentagramm" = Fünfeck. Englischen Kolonialbeamten fiel im 18. Jh. die häufige Ähnlichkeit der Hindiwörter zu englischen Wörtern auf. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatte die Sprachwissenschaft das Rätsel der gemeinsamen indo-europäischen Ursprache enträtselt. Heute ist jedem der Begriff "indoeuropäische Sprachen" bzw. "indogermanische Sprachen" vertraut.

Das ursprüngliche Siedlungsgebiet der hellhäutigen "Indoeuropäer" war das Kaukasus-Gebiet. Ein Teil wanderte ostwärts (Inder, Iraner und Paschtunen/Afghanen), der größere Teil dehnte sich in nordwestlicher Richtung aus (Kelten, Germanen, Italiker, Illyriker, Griechen u.a.). Ein Teil blieb (Armenier, Georgier). In den USA werden Weiße offiziell als "Caucasian" bezeichnet.

(Diese Nachricht wurde am 09.09.05 um 12:43 von Fabian geändert.)
63. RE: Sprache

geschrieben von bluevelvet am 30.09.05 17:48

Dennoch, Fabian, darf man sich durch die Sprache nicht zu der Annahme verleiten lassen, der Genuss von Punsch würde die Wirkung etwa eines magischen Pentagramm-Rituals verstärken, das Gegenteil ist der Fall ... *gg*

Gruß von
Bluevelvet
(der diesen tollen Thread mal wieder nach oben bringen wollte)
64. RE: Sprache

geschrieben von Fabian am 30.09.05 22:11

Was hat Adam als erstes zu Eva gesagt?

Wenn wir das wüssten, wären wir einen großen Schritt weiter zur Rekonstruktion der Ursprache des homo sapiens. Der amerikanische Forscher Merritt Ruhlen hat jetzt 27 Wörter dieser Ursprache aus heutigen und toten Sprachen aller Länder rekonstruiert. "Tik" ist zum Beispiel der Finger und die Mutter wurde von ihren Kindern "Aja" gerufen.

Aber zurück zu Adam. Ich glaube, wenn er deutsch gesprochen hätte, hätte er folgendes gesagt:

Tritt lieber einen Schritt zurück! Ich habe keine Ahnung, wie groß dieses Ding noch wird.
65. RE: Sprache

geschrieben von Fabian am 30.09.05 22:23

@ bluevelvet

>> die sog. N-Deklination vefällt. Selbst Nachrichtensprecher formulieren: "Er sprach mit dem Präsident." *schauder

Dann gibt es innerhalb der n-Deklination noch eine Mischdeklination mit -ns
Beispiele:
- das Herz, des Herzens (das einzige Neutrum dieser Mischform)
- der Friede(n), des Friedens

Es gibt noch fünf/drei (?) weitere Nomina, die so dekliniert werden.
Welche es sind, weiß ich gerade nicht, nur das Faktum von fünf bzw. sieben Wörtern insgesamt mit -ns im Genitiv.
66. RE: Sprache

geschrieben von bluevelvet am 01.10.05 06:46

Meiner Beobachtung nach verfallen neben der N-Deklination auch der Genitiv und der Konjunktiv I.

Als ich in meinem Unterricht, ich glaube in Kl. 10, über einige Sätze hinweg den Konjunktiv I anwandte, fragte mich ein Schüler spontan: "Herr Bluevelvet, weshalb reden Sie plötzlich so komisch?"

B.
67. RE: Sprache

geschrieben von oxymoron am 01.10.05 10:59

Moin moin

@Fabian
Laut http://www.wer-weiss-was.de/theme143/article1857760.html scheint es sich neben den genannten um "der Gedanke", "der Name" und "der Glaube" zu handeln.

@bluevelvet
Die Äußerung des Schülers weist doch darauf hin, daß auch Du normalerweise das Konjunktiv I recht selten benutzt *lächel. Andererseits mag es natürlich sein, daß es uns nicht sonderlich auffällt ...

oxymoron
68. RE: Sprache

geschrieben von living_and_laughing am 01.10.05 11:38

...wieso gibt eigentlich ein, dem Namen nach englisch Verwurzelter bei uns Deutschunterricht
Herr Bluevelvet sollte doch besser Bastelunterricht oder Fremdsprachenunterricht geben und nicht ausgerechnet Deutsch, die schwerste Sprache nach Chinesisch....
Kleiner Tip:
Umschulen lassen,
dann klappts auch mit dem Schüler.
69. RE: Sprache

geschrieben von Fabian am 01.10.05 17:53

@ bluevelvet

>> Meiner Beobachtung nach verfallen neben der N-Deklination auch der Genitiv und der Konjunktiv I.

Zum Verfall des Konjunktivs I:

Das ist schnell erklärt.
Es muss z. B. heißen "Er sagte, er sei krank", aber im dass-Satz kann/darf es auch heißen "Er sagte, dass er krank ist". Die Subjunktion "dass" ersetzt hier quasi die indirekte Rede. (Ok, ist keine Hochsprache, wird aber von der Duden-Grammatik toleriert.)
70. RE: Sprache

geschrieben von Fabian am 01.10.05 17:58

Deutsches Fremdwort im Französischen:

le vasistas = das Oberlicht (am Fenster)

wörtlich: Was ist das/da?

Erklärung: Jemand steht auf der Fensterbank (soll vorkommen) und peilt durch das geöffnete Oberlicht nach draußen. Ein anderer steht unten und fragt: Was ist da(s)? = Was siehst du?

Ein Beispiel dafür, wie Fremdwörter sich von der Muttersprache abkoppeln und ein Eigenleben entwickeln.
71. RE: Sprache

geschrieben von Paix am 01.10.05 18:31

Dictionnaire Hachette: le vasistas - das Guckfenster
72. RE: Sprache

geschrieben von Nachtigall am 01.10.05 22:02

Oh Mann. BEIDE Übersetzungen stimmen.

*kopfschüttelnd*
Nachtigall
73. RE: Sprache

geschrieben von bluevelvet am 05.10.05 05:33

Auf der Seite

http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_deuts...r_im_Englischen

findet man, wie der Link es vermuten lässt, deutsche Wörter, die in den englischen Sprachraum eingewandert sind oder dort schon Verwendung fanden, z. B.

Ahnentafel
Bauplan
Bildungsroman
Dummkopf
Entscheidungsproblem
Gemütlichkeit
Großwetterlage
Kitsch
Methodenstreit
Ostpolitik
Putzfrau
Realpolitik
Reinheitsgebot
Sprechgesang
Wahlverwandtschaften
Waldsterben
Weltanschauung
Weltschmerz
Wirtschaftswunder
Wunderkind
Zeitgeist
Zwieback

... und ... und ... und ...

Auch die angegebenen weiterführenden Links sind brauchbar.

Bluevelvet
74. RE: Sprache

geschrieben von Bulli31 am 05.10.05 06:53

Das Wort "Kitsch" ist mir im Englischen nur mal bei den Auktionen über den Weg gelaufen.

Einige (die meisten?) Wörter aus der Liste sind IMHO eher als regional stark begrenzter Einfluss zu sehen. Flächendeckend kann ich mir die wenigsten Ausdrücke vorstellen.
"Putzfrau" wird selbst vom Collins nicht nach "Putzfrau" übersetzt. (Collins ist mein Standard-Wörterbuch für zeitgenössische Sprache)

Don King hat den letzten Boxkampf als "Blitzkrieg" bezeichnet. Geschichtlich zwar stark verbogen, aber die Amis haben immer Recht.
75. RE: Sprache

geschrieben von Fabian am 12.10.05 00:45

Mir fällt gerade die "Pizza" ein.

Jede/r hat ihre/seine Lieblings-Pizza. Ich bevorzuge zum Beispiel "Quattro stagioni" oder "Pizza di tonno".
Und natürlich bestellen wir alle eine Pizza, indem wir "pitza" (mit kurzem "i") sagen.

Wir (Deutsche, Österreicher, Schweizer) sind es gewöhnt, dass ein doppelter Konsonant uns signalisiert, dass der vorhergehende Vokal "kurz" zu sein hat. Nicht so in anderen Sprachen! Der Italiener spricht Pizza wie "pietsa" aus, also mit langem "i", weil ein doppelter Konsonant tatsächlich doppelt (gedehnt) gesprochen wird und keine Auswirkung auf den vorhergehenden Vokal hat.
76. RE: Sprache

geschrieben von Fabian am 12.10.05 14:58

Zitat
Komma => Kommata (nicht Kommas)

Ich meine, dass auch schon in der aR beide Versionen zulässig waren.
Sonst natürlich: Kakteen, Lexika!
Ferner: Atlanten (nicht *Atlasse), Globen (nicht *Globusse)
Interessant: Seemann - Seeleute
Block - Blocks (Wohnblocks) und Blöcke (Zeichenblöcke)
Wort - Worte (Worte eines sinnverbundenen Satzes bzw. eines Textes) und Wörter (einzelne, unverbundene Wörter)

Ich habe mal vor Jahren ein Programm geschrieben, das die verwendeten Worte eines Textes zählen sollte, wobei Worte mit Pluralendungen nicht neu gezählt wurden, wenn das Wort schon mal im Singular vorgekommen war. Ich musste dem Programm beibringen, auf etwa 14 (!) verschiedene Möglichkeiten der Pluralbildung zu achten. Das liegt weit, weit über der Zahl der englischen Pluralbildungsmöglichkeiten. L&L hat nicht ganz unrecht, als er weiter oben schrieb, Deutsch sei nach Chinesisch die schwerste Sprache.
77. RE: Sprache

geschrieben von Fabian am 12.10.05 15:45

Die englische Grammatik ist bekanntlich viel einfacher als die deutsche. Aber andererseits gilt Englisch als die Sprache mit der unregelmäßigsten Rechtschreibung. Die Gründe dafür liegen in der Geschichte. Vermutlich war die englische Rechtschreibung bis zur Zeit der normannischen Eroberung (1066) regelmäßig. Das heutige Chaos, vor allem unter den Vokalen, geht zum Teil auf die Praxis der normannischen Schreiber zurück. Im 13. und 14. Jahrhundert fanden zahlreiche französische Wörter ihren Weg in die englische Sprache, weil die Sprache der normannischen, adeligen Oberschicht Französisch war. Ungefähr zur gleichen Zeit veränderte sich die Aussprache der englischen Vokale grundlegend, und die Kasusendungen zerfielen rasch. Noch zu einer Zeit, als die Lautungen der englischen Wörter im Fluss waren, erstarrte die Schreibweise und ist deshalb heute vielfach ein Spiegelbild jenes Durcheinanders. Später mischten sich noch die klassischen Gelehrten in die Schreibweise ein und setzten ihre oft falschen Ansichten über den Ursprung der Wörter durch. So wurde in das Wort debt, das direkt vom französischen dette stammt, ein "b" - das nie ausgesprochen wurde - eingefügt, um die Abstammung vom lateinischen debitum anzudeuten. Die Regelmäßigkeiten, die trotz allen Durcheinanders existieren, verdankt das Englische viel mehr den Buchdruckern als den Gelehrten.

Die englische Rechtschreibung hat - so chaotisch sie sein mag - doch einen großen Vorteil gegenüber allen anderen europäischen orthographischen Systemen: Sie ist frei von allen diakritischen Zeichen, die das Schreibtempo beeinträchtigen, oft vergessen werden, die Tastatur von Schreibmaschinen und PCs komplizieren und der ausgedruckten Seite manchmal ein Aussehen geben, als hätten Fliegen darauf geschissen.

Anm.: Diakritische Zeichen = Zeichen über oder unter einem Buchstaben zur Markierung einer besonderen Aussprache, zum Beispiel: ä, ö, ü; é, è, ê, ë, ï, ç; ñ, ø, å, ÿ
78. RE: Sprache

geschrieben von Why-Not am 12.10.05 21:47

Zitat
... und wo wir beim Thema Pizza sind:

Da fällt mir doch spontan eine Frankfurter Spezialität ein, nämlich der Döner. Der ist doch ausgesprochen pflegeleicht:

der Döner
die Döner
(Die Aufzählung von dem Genitiv kann ich mir sparen, da er ohnehin nicht mehr benutzt wird. )
dem Döner
den Döner

Was will man mehr. Echte Fastfood-Grammatik.

Bei den eher untypischen Pluralbildungen gefällt mir besonders das Wort Status:

der Status
die Statussis (na gut, für Sprachfetischisten: die Status - Statuuus gesprochen)

Why-Not
79. RE: Sprache

geschrieben von Fabian am 19.10.05 12:49

DEUTSCH: mangelhaft

Von einer "höchst beeindruckenden literarischen Leistung" spricht etwa die "Frankfurter Rundschau" angesichts des Buchs "Das Gefühl am Morgen" (S. Fischer Verlag) von Rainer Merkel - "kunstvoll und behutsam, klug, technisch versiert" sei es erzählt. Ein überraschendes Urteil für einen Roman, bei dem schon die erste Seite nicht frei ist von stilistischen Schnitzern, Ungereimtheiten und falschen Tempusformen.

Eine junge Frau sitzt mit ihrem Freund zusammen im Auto, und sie spricht über den Beginn der gemeinsamen Bekanntschaft: "Sie sagte es so, als sei es ein Geschenk, über das er dankbar sein musste." Dankbar "über" ein Geschenk? [...].

Dann heißt es zur Verblüffung des Lesers: "Sie lief auf Zehenspitzen." [...] Gemeint ist etwas anderes, nämlich die Erinnerung an eine frühere Situation im Studentenheim. Und da die Autofahrt im Imperfekt erzählt wird, ist hier die Vorvergangenheit notwendig [...]. Zeitenfolge: offenbar ein Problem.

Aus: SPIEGEL ONLINE
An den mit [...] gekennzeichneten Stellen habe ich die Korrekturen des SPIEGEL weggelassen. Versucht es selbst oder schaut im Original nach:
http://www.kgforum.org/?action=display&s...&threadid=72711

Viel Spaß und/oder Nachdenklichkeit beim Lesen!
80. RE: Sprache

geschrieben von lady-sm am 20.10.05 14:46

Hy,alle hier

SCHRIFT und REDE,

aus dem net für euch gefunden.

http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=52

Mfg LadySM
81. RE: Sprache

geschrieben von LeLoup am 21.10.05 19:47

Nachdem unsere Sprache immer mehr *schwächer* wird, gibt es unter http://www.soviseau.de/verben/verben.php einige Beispiele, wie man sie mit ein paar starken Verben wieder etwas aufpäppeln kann.

Le Loup
82. RE: Sprache

geschrieben von Fabian am 21.10.05 22:11

*lach*

Diese Ablautreihe finde ich köstlich:
bemannen - beminnt - bemonn - bemönne - beminn - bemonnen
83. RE: Sprache

geschrieben von Fabian am 29.10.05 20:37

Ich glaub, es hakt
84. RE: Sprache

geschrieben von Bulli31 am 29.10.05 22:24

Da hab´ ich auch noch einen.

Email - Schutzüberzug für Metalle; auch: Emaille
E-Mail - Elektronische Post
85. RE: Sprache

geschrieben von oxymoron am 29.10.05 22:25

Moin moin

Im Zusammenhang mit den in der Zwiebelfisch-Kolumne genannten Beispielen für fehlende bzw. zusätzliche Buchstaben fallen mir auf Anhieb zwei Worte ein, bei denen einige Leute gerne die englischen Variante benutzen, die im Deutschen leider anders geschrieben werden.
Das erste Beispiel steht im Forum (schon seit langer Zeit falsch) in der Titelleiste, denn *gallery* heißt im Deutschen *Galerie*. Bei der Ressource ist es genau umgekehrt. Im Deutschen gibt es einen doppelten Konsonanten, im Englischen schreibt man es *resource*.
Sicherlich gibt es noch einen Haufen weiterer Beispiele ...

oxymoron
86. RE: Sprache

geschrieben von bluevelvet am 27.11.05 21:03

Ich mag deutsches Englisch:


You are on the woodway.

You are heavy on the wire.

I make myself me nothing you nothing out of the dust.

Equal goes it loose.

That goes full in the trousers.


Wer kennt noch mehr davon?

Bluevelvet
87. RE: Sprache

geschrieben von bluevelvet am 03.12.05 18:27

Von den Seiten, die ich inzwischen über Wörter und Wendungen aus dem deutschen Englisch gefunden habe, ist diese m. E. die schönste:

http://www.themenmix.de/witziges/coole-s...er-english.html

Die Seite bietet auch eine kleine Unterhaltung mit Hilfe eines deutsch-englischen Wörterbuchs ... *gg*

http://www.themenmix.de/witziges/witzige...ch-meeting.html

Bluevelvet
88. RE: Sprache

geschrieben von oxymoron am 12.12.05 18:40

Moin moin

Nachdem wir hier schon einige Beispiele für Wörter hatten, die in die deutsche Sprache aufgenommen wurden, bin ich heute beim Lesen eines Krimis über ein weiteres Beispiel gestolpert. In der neuen Rechtschreibung heißt das Wort nun *Tollpatsch*. Nach einem Augenreiben habe ich einen Blick in mein Erbsenzählerbuch geworfen:
"Tollpatsch: Das Stammprinzip findet oftmals auch bei Wörtern Anwendung, bei denen keine Verwandtschaft besteht. Das aus dem Ungarischen stammende Wort Tolpatsch, nunmehr Tollpatsch, steht mit toll in keiner Beziehung, auch nicht mit patschen."
Nachdem *Toleranz* glücklicherweise noch wie früher geschrieben wird, frage ich mich allen Ernstes, warum diese merkwürdigen *Fachleute* während ihrer jahrelangen Debattierstunden auf solche Einfälle gekommen sind?!

oxymoron
89. RE: Sprache

geschrieben von Fabian am 12.12.05 23:53

Immerhin steht im neuen Duden nach "Tollpatsch" und "Tollwut" auch noch "Tolpatsch" = frühere Schreibung für "Tollpatsch", d. h. auch diese Schreibung wird toleriert.

Dass Tolerenz auch nach nR mit nur einem "l" geschrieben wird, liegt daran, dass das "o" ein langer Vokal ist, was sehr viele Sprecher nicht mehr einhalten. Sie sprechen tatsächlich, aber fälschlich schon "Tollerenz" mit kurzen "o".
Ähnlich bei vielen schon "Telefon" wie "Tellefon" (wie kurzem "ä").

Sprache, insbesondere im Bereich der Vokale, ist ständig in Bewegung, und die Schreibung hinkt hinterher.
Ich höre in letzter Zeit häufiger, auch in Nachrichtensendungen "Würtschaft" statt "Wirtschaft", "Phüsik" statt "Physik" oder - bekannt! - "Lübyen" statt "Libyen" (im letzteren Fall handelt es sich aber nicht um einen autonomen Prozess, sondern um Assimilation, d.h. um Anpassung des vorangehenden Vokals an den folgenden aus Gründen der Sprechökonomie).

Der "i" - "ü"- bzw. "ü" - "i"-Wechsel ist schon seit Jahrhunderten wirksam: Das "Küssen" war früher, im Mittelalter, das Kopfkissen, während damals die Männer gerne hübsche Frauenzimmer "kissen" wollten. Noch heute heißt es im Englischen "to kiss"!

Diese Vorgänge heißen Entrundung (ü > i) oder umgekehrt Rundung (i > ü)
90. RE: Sprache

geschrieben von folssom am 14.12.05 22:58

Ob Tollpatsch oder Tolpatsch, jeder sollte wissen was gemeint ist.

Ist es nicht viel wichtiger eine gemeinsame Sprache für die wirklichen Probleme dieser Welt zu finden:

siehe die Inhaltlosigkeit (Sprachlosigkeit) der Äußerungen im Rahmen der WTO z.Zt. in Hongkong.
91. RE: Sprache

geschrieben von oxymoron am 14.12.05 23:10

@folssom
ja ... aber nicht in diesem Thread ...
92. RE: Sprache

geschrieben von oxymoron am 04.03.06 13:26

Moin moin

Mit Blick auf die Reform der Rechtschreibreform stellt sich mir im Moment die Frage, ob sich die Fachleute nun dem Diktat der Straße beugen oder ob es (sprachliche ?) Gründe für die erneute Änderung gibt. Hat man möglicherweise eingesehen, daß es z.B. im Bereich der Getrennt-/Zusammenschreibung undurchsichtige Regeln gibt, die sich noch weniger Leute als vorher merken können? Zumindest ich kann nicht nachvollziehen, warum sich die Damen und Herren zuerst jahrelang über Änderungen unterhalten haben, um sie nach einer Testphase (?) wieder zu korrigieren. Mir tun Lehrer und Schüler gleichermaßen leid, auf deren Rücken dieser Hickhack ausgetragen wird, denn es gibt erneut kein verbindliches Regelwerk, das überall in Deutschland gültig ist, da Bildung leider Ländersache ist.
Vielleicht hat jemand Erfahrung sammeln können, ob die Schüler mit den geänderten Regeln weniger Fehler gemacht haben als vorher, als es noch "aufwendig war, sich diese vielen Ausnahmen zu merken und man noch "Bettuch" schrieb.

oxymoron
93. RE: Sprache

geschrieben von bluevelvet am 04.03.06 16:00

Zitat

Vielleicht hat jemand Erfahrung sammeln können, ob die Schüler mit den geänderten Regeln weniger Fehler gemacht haben als vorher, als es noch \"aufwendig war, sich diese vielen Ausnahmen zu merken und man noch \"Bettuch\" schrieb.


Meine Erfahrung zeigt, dass die meisten Fehler, etwa in Aufsätzen, "Standardfehler" sind, wie z. B. das/dass nicht unterschieden, Substantive und Adjektive im Nominalsyntagma vertauscht, Komma zwischen Haupt- und Nebensätzen nicht oder an der falschen Stelle gemacht. Bei Übungen wird`s richtig gemacht, in den Klassenarbeiten (Aufsatz) falsch. Ich krieg bei den Korrekturen regelmäßig die Krätze!

Die Reform der Reform war überfällig, u. a. wegen des vielen grammatischen Unsinns, der der Korrektur bedurfte, z. B. "heute Morgen". Wieso soll ein Zeitadverb plötzlich mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben werden? Mal sehen, ob die "Experten" ihren eigenen Unfug überhaupt bemerkt haben ...

Bluevelvet
94. RE: Sprache

geschrieben von Fabian am 04.03.06 19:57

Die neue aR hat ihr Gutes: Die alte Rechtschreibung wie bis 1998, aber ohne deren Anachronismen.

Sehr gut finde ich die neue ss - ß - Regelung. Gut und tolerant auch die behutsame Duldung, Fremdworte "original" oder eingedeutscht schreiben zu dürfen, zum Beispiel: "Delphin" oder "Delfin", "Telephon" oder "Telefon" (gut, war auch schon vor 1998 üblich).

Ausgesprochen gut finde ich die Empfehlung, aus Gründen der Satzübersicht wieder ein Komma vor Infinitiven und vor neuen Hauptsätzen zu setzen, auch wenn letztere mit "und" beginnen. Der Verzicht auf dieses Komma war ein Schlag ins Gesicht aller, die auf Übersichtlichkeit und Lesefreundlichkeit setzten.

Schön und einfach zu merken ist auch die Wiederzulassung der alten Faustregel: Zusammengehörige Begriffe werden zusammengeschrieben, wenn sie auf dem ersten Wortteil betont werden: "radfahren" statt "Rad fahren".

Alles in allem: Mit der neuen aR kann ich sehr gut leben. Dank an den ehemaligen bayerischen Kultusminister Zehetmeier, der sich vom Saulus zum Paulus gewandelt hat!
95. RE: Sprache

geschrieben von Penthesilea am 04.03.06 22:13

Ich finde es völlig müßig, mich mit Einzelheiten zur deutschen Rechtschreibung abzugeben, solange sie in der Kulturhoheit der Länder belassen wird.
Der Duden ist keine Zusammenfassung allgemeinverbindlicher Regeln, solange jedes Bundesland beschließen kann, was es möchte ... für mich angesichts der Fläche Deutschlands ein Witz.
Ein Beamter in Bayern wird auch zukünftig deutsche Amtssprache anders auslegen als einer im Hohen Norden, was ist dann eigentlich noch *Deutsche Sprache*?
Nimmt man flankierend den Bericht der UNESCO zum deutschen Schulwesen dazu, steuern wir auf den Stand eines Entwicklungslandes zu.

Mein Sohn steht 4 Wochen vor dem Abitur und hat Lehrer, die teilweise so ungebildet sind, dass man es kaum fassen kann.
So hat die Englischlehrerin der Klasse vor ein paar Wochen erzählt, die Titanic sei im Hafen von Southhampton untergegangen und die Frage eines der Schüler, wo dort bitteschön der Eisberg hergekommen sein soll, hat sie beleidigt abgewehrt.
Und das ist nicht die einzige Story, die ich kenne, an der man ablesen kann, dass jedweder mangelnde Leistungsnachweis einer Berufsgruppe einfach nicht gut tut.

Es geht um Bildung insgesamt - und die geht einfach mehr und mehr verloren.

Angesichts dessen erscheint mir die Frage, ob man Stängel oder Stengel schreibt, relativ unbedeutend.
Gruß
Penthe
96. RE: Sprache

geschrieben von Nachtigall am 04.03.06 23:39

@ bluevelvet:

Zitat

That goes full in the trousers.


Wer kennt noch mehr davon?

Einer meiner Lieblinge: "I break together." Gilt übrigens auch für einige Stilblüten der Rechtschreibreform, wie z.B. "Füsik" *schüttel* - die ß - ss-Regelung finde ich aber prima.

Ansonsten schließe ich mich oxy an, die armen Schüler und Lehrer; ich dagegen mache eh was ich will, Stängel gibts in meinem Schriftbild jedenfalls nicht
97. RE: Sprache

geschrieben von bluevelvet am 05.03.06 00:56

Zitat

Es geht um Bildung insgesamt - und die geht einfach mehr und mehr verloren.


Da hast du sicher recht, Penthe, nur liegt das nicht lediglich an der Kulturhohheit der Länder, sondern auch daran, dass Bildung immer mehr zur Ausbildung degeneriert; was in der Schule gelernt wird, soll wirtschaftlich nutzbar sein. Musische Fächer z. B. führen ein Schattendasein, obwohl längst bewiesen ist, dass regelmäßiges Musizieren auch die Denkfähigkeit steigert.

Neuerdings sollen fast sämtliche Fächer einen Beitrag zu wirtschaftlichen Grundbildung leisten, da sieht man doch, wohin der Zug fährt ... Ich werde in diesem Rahmen jedenfalls alles tun, um den neoliberalen Wirtschafts- und Sozialdarwinisten die Suppe zu versalzen, d. h., die von mir vermittelte wirtschaftliche Grundbildung ist natürlich kapitalismuskritisch!

Schöne Grüße
Blue
98. RE: Sprache

geschrieben von oxymoron am 05.03.06 03:01

Zitat
... die Titanic sei im Hafen von Southhampton untergegangen...
es geht doch nichts über knappe Zusammenfassungen
Zitat
... und die Frage eines der Schüler, wo dort bitteschön der Eisberg hergekommen sein soll, hat sie beleidigt abgewehrt.
na also wirklich, so ein Erbsenzähler ...
da fragt man sich dann schon, warum James Cameron seine Schauspieler tage- und wochenlang ins Wasser gescheucht hat.

oxymoron
99. RE: Sprache

geschrieben von Fabian am 07.03.06 18:44

@ Penthe

>> Mein Sohn steht 4 Wochen vor dem Abitur und hat Lehrer, die teilweise so ungebildet sind, dass man es kaum fassen kann.
So hat die Englischlehrerin der Klasse vor ein paar Wochen erzählt, die Titanic sei im Hafen von Southhampton untergegangen und die Frage eines der Schüler, wo dort bitteschön der Eisberg hergekommen sein soll, hat sie beleidigt abgewehrt.
Und das ist nicht die einzige Story, die ich kenne, an der man ablesen kann, dass jedweder mangelnde Leistungsnachweis einer Berufsgruppe einfach nicht gut tut.

Regina, ich finde solch einen singulären Hinweis nicht repräsentativ. ... Also, die Klofrau in meinem Lieblingsautobahnrestaurant weiß, wen und was ich meine, wenn ich ihr mit "Écrasez l´infâme" komme.
100. RE: Sprache

geschrieben von MattBeam am 16.03.06 22:38

Hi Fabian!

Zitat
\"Écrasez l´infâme\"


Leo sagt "Niederträchtiger Niedrigpreis" ...

Ist das die korrekte Übersetzung und auch Deine
Intention ? Ich habe mich nämlich damals für
Latein entschieden .

MfG

Matt Beam

101. RE: Sprache

geschrieben von reddog am 19.03.06 13:06

Ja, sagt mal!
Seid Ihr denn alle des Wahnsinns fette Beute
Habt Ihr nichts Besseres zu tun als über die Probleme des Englischen, Französischen oder Koreanischen zu diskutieren
Wird sich nicht im Laufe des Sprachgebrauchs herausstellen welches Wort mit welcher Pluralbildung ins Deutsche übernommen wird?
Als ob es im Deutschen nicht genug Problemfälle gäbe!
Z.B.: Man sagt Klepper, meint den Gaul und schreibt Pferd!
Oder! Im gehobenen Deutsch ist das französische Cousin / Cousine geläufig. Im Deutschen heißt das Vetter! Und dann merkwürdigerweise Base (statt Vettel! Die gibt’s auch, meint aber etwas anderes!)

Der Mensch gehört zu den Säugetieren. Man will sich aber doch abheben!
Also ist das Weibchen schwanger und nicht trächtig!
Ja, die Schwangerschaft ist die Trächtigkeit!
Aber dann wird’s kompliziert!
Dass Vieh wirft! Die Menschin kommt nieder! Die Geburt müsste doch richtiger „Niedertracht“ heißen, oder
Ich finde es niederschmetternd!
102. RE: Sprache

geschrieben von bluevelvet am 22.08.06 09:39

Ein kleines Lexikon, das Politikerdeutsch in Umgangssprache übersetzt.

Gefunden von
Bluevelvet
103. RE: Sprache

geschrieben von Fabian am 27.09.06 20:09

@ Matt Beam

"Écrasez l´infâme!" >> "Niederträchtiger Niedrigpreis" ...



Das ist ja wohl der Euphemismus des Jahrzehnts!

Gemeint war im Original Voltaires Forderung im 18. Jahrhundert:
"Vernichtet / Löscht aus die infame [Katholische Kirche]!"
104. RE: Sprache

geschrieben von Paix am 01.10.06 14:21



Passt wohl in diesen Thread im allgemeinen und in dieses Forum ganz im besonderen ...


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