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eröffnet von Fabian am 10.09.05 02:42
letzter Beitrag von oxymoron am 23.12.07 17:09

1. Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Fabian am 12.05.04 20:23

Hallo!

Habt Ihr weitere Gedichte mit erotischem Hintergrund gefunden? Dann her damit! Fundstücke sollten mit Autorennamen versehen werden. Wenn s eigene Gedichte sind - mit oder ohne Reime - um so besser!

Viele Spaß beim Lesen oder beim Verse-Schmieden.

Fabian
2. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von mister am 13.05.04 01:19

Hallo Fabian
Dann will ich Mal den Anfang machen.

Liebe ist
Liebe ist, das Verlangen
deinen Körper zu berühren.
Liebe ist, dich zu Küssen,
deine Lippen zu spüren.
Liebe ist, dir meine Stärke zu geben
Liebe ist, in deine Seele zu sehen.
Liebe ist so zerbrechlich
und ist unersetzlich.
Michael
3. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von am 13.05.04 08:58


Halloschen an alle,mal wieder was von K.A.-W.

Eine große Liebe

Wunderschön

Doch verlerne nie,
alleine gehen zu können,
allein bestehen zu können,
allein leben zu können.

Dann wirst du überleben.
Und die Liebe auch.


Viele Grüße
Thomas
4. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von am 14.05.04 08:02

Halloschen mal wieder etwas von K.A.-W.

Verzeih!!

Ich will dir
nie mehr
Vertrauenswürdigkeit
absprechen
allein auf Grund
meines eigenen
Mir-nicht-Vertrauens



Viele Grüße an alle
Thomas

5. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von bluevelvet am 15.05.04 16:05

Einsam durch den düsterblauen,
Nächtgen Himmel seh ich grelle
Blitze zucken an den Brauen
Schwarzgewölbter Wolkenwelle.
Einsam loht der Stamm der Fichte
Fern an duftger Bergeshalde.
Drüber hin im roten Lichte
Zieht der fahle Rauch zum Walde.
In des Himmels fernes Leuchten
Rinnt der Regen zart und leise,
Traurig schaurig, eigner Weise.-

In deinen tränenfeuchten
Augen ruht ein Blick,
Der schmerzlich, herzlich
Dir und mir verwehte Leiden,
Verlorne Stunden und zerronnen Glück
Zurückrief beiden.-

Friedrich Nietzsche
6. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von mister am 15.05.04 16:08

Kommt an dem Tisch unter den Pflaumenbäumen,
der Hammel ist gar über dem Lauch.
Paprika soll uns im Halse brennen
der reife Kartoffelschnaps auch.
Lachen wollen wir wieder wie damals
biss morgens der Nachtvogel schreit.
Schöne Geschichten erzählen
von damals und unserer Zeit.

Franz Josef Degenhart aus seinem Song
kommt an den Tisch unter den Pflaumenbäumen
Michael



(Diese Nachricht wurde am 15.05.04 um 16:08 von mister geändert.)
7. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von bluevelvet am 16.05.04 10:42

Der Geliebten

Wieder fällt ein Blatt von meinem Baum,
Wieder welkt von meinen Blumen eine,
Wunderlich in ungewissem Scheine
Grüßt dich meines Lebens wirrer Traum.

Dunkel blickt die Leere rings mich an,
Aber in der Wölbung Mitte lacht
Ein Gestirn voll Trost durch alle Nacht,
Nah und näher zieht es seine Bahn.

Guter Stern, der meine Nacht versüßt,
Den mein Schicksal nah und näher zieht,
Fühlst du, wie mein Herz mit stummem Lied
Dir entgegenharrt und dich begrüßt?

Sieh, noch ist voll Einsamkeit mein Blick,
Langsam nur darf ich zu dir erwachen,
Darf ich wieder weinen, wieder lachen
Und vertrauen dir und dem Geschick.

Hermann Hesse
8. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von oxymoron am 16.05.04 14:21

Der KG

Ob aus Plastik oder Stahl,
es ist vorbei mit einem Mal.
Da staunt der keusche Mann
wenn er nicht mehr kann,
kein warmes Fleisch berührt,
nur noch kaltes Eisen spürt.

Die eig’ne Hand ist nutzlos,
wenn der P*nis nicht mehr schutzlos,
sondern in der Röhre liegt,
die ihn sacht nach unten biegt
vorbei sind nun *danach greifen*
und auch das *versteifen*.

Zögernd hatte es begonnen
zuerst nur *rumgesponnen*
ein Gedanke, recht absonderlich
und die Frau war außer sich
konnt’ es kaum verstehn,
lauschte seinem Flehn.

Schwieg entgeistert und sehr lang
fragte schließlich leis’ und bang
Ist’s vorbei mit uns’rer Liebe
willst Du nur noch Hiebe
statt Küssen jetzt die Gerte
mit gnadenloser Härte?

Doch inzwischen weiß die Frau
durch Erfahrung ganz genau
der Mann in seinem Frust
steigert sehr die Weiberlust
auch wenn sein eig’ner Trieb
oftmals auf der Strecke blieb.

oxymoron
9. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von bluevelvet am 18.05.04 21:51

An Lili

Im holden Tal, auf schneebedeckten Höhen
War stets dein Bild mir nah;
Ich sahs um mich in lichten Wolken wehen,
Im Herzen war mirs da.

Empfinde hier, wie mit allmächtgem Triebe
Ein Herz das andre zieht,
Und daß vergebens Liebe
Vor Liebe flieht.

Johann Wolfgang von Goethe

10. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von bluevelvet am 27.05.04 15:45

Ein Liebeslied

Komm zu mir in der Nacht - wir schlafen engverschlungen.
Müde bin ich sehr, vom Wachen einsam.
Ein fremder Vogel hat in dunkler Frühe schon gesungen,
Als noch mein Traum mit sich und mir gerungen.

Es öffnen Blumen sich vor allen Quellen
Und färben sich mit deiner Augen Immortellen .....

Komm zu mir in der Nacht auf Siebensternen schuhen
Und Liebe eingehüllt spät in mein Zelt.
Es steigen Monde aus verstaubten Himmelstruhen.

Wir wollen wie zwei seltene Tiere liebesruhen
Im hohen Rohre hinter dieser Welt.

Else Lasker-Schüler


(Diese Nachricht wurde am 27.05.04 um 15:45 von bluevelvet geändert.)
11. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von bluevelvet am 13.06.04 09:59

Weltende.

Es ist ein Weinen in der Welt,
als ob der liebe Gott gestorben wär,
und der bleierne Schatten, der niederfällt,
lastet grabesschwer.

Komm, wir wollen uns näher verbergen ...
Das Leben liegt in aller Herzen
wie in Särgen.

Du, wir wollen uns tief küssen ...
Es pocht eine Sehnsucht an die Welt,
an der wir sterben müssen.

Else Lasker-Schüler


(Mein Gott, bluevelvet, was für ein Frustgedicht! Haste nich was besseres auf Lager, etwas mit mehr Optimismus, Lebendigkeit, Erotik? Mit dem, was wir jetzt brauchen? - Also okay, ich versuch`s nochmal ...

12. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von bluevelvet am 13.06.04 10:09

>An der sonngewohnten Straße<

An der sonngewohnten Straße, in dem
hohlen halben Baumstamm, der seit lange
Trog ward, eine Oberfläche Wasser
in sich leis erneuernd, still` ich meinen
Durst: des Wassers Heiterkeit und Herkunft
in mich nehmend durch die Handgelenke.
Trinken schiene mir zu viel, zu deutlich;
aber diese wartende Gebärde
holt mir helles Wasser ins Bewußtsein.

Also, kämst du, braucht ich, mich zu stillen,
nur ein leichte Anruhn meiner Hände,
sei`s an deiner Schulter junge Rundung,
sei es an den Andrang deiner Brüste.

Rainer Maria Rilke


(Na ja, bluevelvet, immerhin ist ja eine Aufwärtstendenz der Stimmung nicht völlig zu leugnen... )

13. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Penthesilea am 08.07.04 14:03


Hier im Wald mit dir zu liegen,
moosgebettet, windumatmet,
in das Flüstern, in das Rauschen
leise liebe Worte mischend,
öfter aber noch dem Schweigen
lange Küsse zugesellend,
unerschöpflich - unersättlich,
hingegebne, hingenommne,
ineinander aufgelöste,
zeitvergeßne, weltvergeßne.
Hier im Wald mit dir zu liegen,
moosgebettet, windumatmet...

Christian Morgenstern
(1871-1914)
14. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Penthesilea am 11.07.04 11:57

ICH WILL DICH

Ich will
deine Nasenflügel beben lassen,
deine Lippen mit Blut anfüllen,
den Schweiß in deine Haare treiben,

ich will
im Steigbügel deiner Ohren sitzen,
durch deine Mundhöhle wandern,
in deinem Delta eine Strömung sein,

ich will
in deinem Leib das Cello streichen,
aus deinen Augen Funken schlagen
und in deinem Herzen einen Gong,

ich will
der Frühling sein in deinem Garten,
der Sommerwind auf deiner Haut,
die Wintersonne, wenn’s dich friert,

ich will
den Weizen deiner Brüste ernten,
mich an deinem Lächeln wärmen
und in deinem Herzen überwintern.

Manfred Ach
15. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Penthesilea am 11.07.04 18:11


Das schönste Meer:
es ist das noch unbefahrene...
Das schönste Kind:
es ist das noch nicht erwachsene.
Unsere schönsten Tage:
es sind die noch nicht gelebten.
Das allerschönste Wort was ich Dir
sagen wollte:
es ist das noch nicht ausgesprochene Wort...


Nazim Hikmet
16. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Penthesilea am 12.07.04 14:45


Endlich bist du da. Wie gut.
Ich hab mich so sehr nach dir gesehnt.
Komm, kühl mein Herz. Es brennt.
Sei willkommen, sei umarmt,
immer wieder und immer wieder,
es ist Zeit...

Sappho
(um 600 v. Ch.)



17. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Penthesilea am 13.07.04 10:29

...des Geliebten Liebe zu erhalten,
möcht ich mich in tausend Frauen spalten,

daß er tausendfach nur mich begehre,
alle liebend nur mir angehöre!

Rose Ausländer

(Um zwei Strophen gekürzt)

18. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Nachtigall am 13.07.04 11:14

Auf einer Burg

Eingeschlafen auf der Lauer
Oben ist der alte Ritter;
Drüber gehen Regenschauer,
Und der Wald rauscht durch das Gitter.

Eingewachsen Bart und Haare,
Und versteinert Brust und Krause,
Sitzt er viele hundert Jahre
Oben in der stillen Klause.

Draußen ist es still und friedlich,
Alle sind ins Tal gezogen,
Waldesvögel einsam singen
In den leeren Fensterbogen.

Eine Hochzeit fährt da unten
Auf dem Rhein im Sonnenscheine,
Musikanten spielen munter,
Und die schöne Braut die weinet.

Joseph von Eichendorff
19. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Penthesilea am 14.07.04 21:59


Hülle dich in meine Hände

Bleibt das Licht nicht mehr Begleiter,
Dunkelheit bringt keine Binde,
Meine Hände leuchten weiter,
Glühend meinen Weg ich finde.

Meine Finger fühlen sprühend,
Wie zehn Augen sie dich sehen,
Und sie bleiben nicht wie Augen
Nur vor deiner Seele stehen.

Habe deinen Leib gebettet
Dicht an meine heiße Lende;
Kommt die Scham zu dir die leise,
Hülle dich in meine Hände.

Max Dauthendey
(1867-191
20. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Penthesilea am 15.07.04 19:03

Mittagsruhe

Ich lecke dich sanft,
streichle dein Haar
glatt, bis es glänzt,
putz’ deinen Nabel,
bis du lachst,
verlier mich weiter unten,
bis du maunzt,
meine Katze…

Olaf Wendel
21. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Penthesilea am 17.07.04 00:31

Wolf und Wölfin

Die Nacht,
der volle Mond am Himmel
Schatten, Schemen und Geräusche
voller Geheimnisse.
In mir die Sehnsucht nach dem
was wir in Vollendung nur selten erleben dürfen.

Wo bist du Wölfin
die du witterst nach dem auf den du wartest?
Das Zittern deiner Flanken
verrät die Angst und dir Furcht in dir
aber auch das Verlangen nach dem
was unausweichlich kommen muss.

Finde ich dich heute Nacht?
Ziehen wir gemeinsam in das Dunkel der Wälder,
in das Spiegelbild unser selbst?
Endecken wir gemeinsam
die dunklen Seiten unserer Seelen?
Lässt du dich führen auf dieser Reise
in deine andere Seite?

Komm, zeige dich
Komm, lass uns das Spiel beginnen
Das Spiel das geprägt ist
von Macht und Unterwerfung
von Lust und Leid
von Scham und Erregung

(Melac)




22. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Penthesilea am 19.07.04 14:42

Nichts und alles

Nichts scheint so traurig wie das halb Verschonte.
Die Kammern unterm Himmel aufgerissen
und Bett und Wiege, drin die Hoffnung wohnte,
so abgetan wie ärmliche Kulissen

und alle Dinge in des Lichtes Blöße
ein Staub, noch ehe sie zu Staub zerrieben,
und in der Wolken nachbarlicher Größe
das Liebste fremd und unwert es zu lieben.

Wohin entfloh die Zärtlichkeit der Hände,
der Tränen Glanz, die Lust des Augenblicks?
Es geht ein Sturm und nimmt uns vor dem Ende
die schweigenden Gefährten des Geschicks.

Damit wir uns als Flüchtlinge erkennen
und fürder nichts und alles unser nennen.

Marie Luise Kaschnitz

23. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Penthesilea am 21.07.04 00:57

Nie mehr

Das hab ich nie mehr gewollt
um das Telefon streichen am Fenster stehn
keinen Schritt aus dem Haus geh Gespenster sehn
Das hab ich nie mehr gewollt

Das hab ich nie mehr gewollt
Briefe die triefen schreiben zerreißen
mich linksseitig quälen bis zu den Nägeln
Das hab ich nie mehr gewollt

Das hab ich nie mehr gewollt
Soll der Teufel dich holen.
Herbringen. Schnell.
Mehr hab ich das nie gewollt.

Ulla Hahn
24. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Penthesilea am 25.07.04 12:07

Paris at Night

Drei Zündhölzer eines ums andere angezündet in der Nacht
Das erste für dein Angesicht
Das zweite für deine Augen
Das dritte für deinen Mund
Und dann mag die Nacht mir all das wieder ins Gedächtnis bringen
Wenn meine Arme dich umschlingen.

Jacques Prévert



Paris at Night

Trois allumettes, une à une allumées dans la nuit
La première pour voir ton visage tout entier
La seconde pour voir tes yeux
La dernière pour voir ta bouche
et l obscurité toute entière pour me rappeler tout cela
en te serrant dans mes bras.

Jacques Prévert

25. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von bluevelvet am 28.07.04 14:30

Sigle: BCC = bluevelvets critical comment -*gg.


Guter Morgen
(BCC: Stimmt, muss nicht zur Schule)


Seit ich erwacht bin, träume ich von dir.
(BCC: Hört das denn nie auf?)
Ich möchte wieder zwischen deine Arme.
(BCC: Nur dort hin?)
Ich seh nach draußen, und dort rollt der Tau
(BCC: Erstmal muss ich die Rolladen hoch ziehen.)
wie über deinen Hals vom Gras, da wollen warme
(BCC: Oder das Wasser bei der gemeinsamen Dusche)
und braune Knospen näher an das Licht.
(BCC: Deine, klar bei jeder Art FKK)
Der Himmel macht sie munter. Er ist blau.
(BCC: Mich auch - fast unabhängig von der Farbe.)
Am Waldrand kommt die Sonne aus der Nacht.
(BCC: Ein bisschen heller ist es jetzt schon.)
Ich sehne mich nach dir, ich bin erwacht.
(BCC: Wo bleibst du denn so lange?)

Heinz Kahlau
(BCC: Den gibt`s wirklich, und zwar seit 1931.)


"Erstausgabe": 28.07.05 um 13:57
(Diese Nachricht wurde am 28.07.04 um 14:27 von bluevelvet geändert.)
(Diese Nachricht wurde am 28.07.04 um 14:30 von bluevelvet geändert.)
26. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von DieGeheimnisvolle am 28.07.04 15:10

Lass deine Gedanken treiben
besinne dich auf dich selbst
kehre zu den Wurzeln deines eigenen Ich’s zurück
... fühle ...

Fühle deinen Körper
deinen Geist
deine Seele
dein Herz

Fühle die Leichtigkeit deines Seins
fühle den Reiz deines Körpers
gib ihm nach
lass dich fallen
.... und du schwebst wie auf einer Wolke dahin

Nichts ist mehr von Bedeutung
du fühlst in die Tiefen deiner Seele
sie ist frei

Lass es zu
und du wirst die Einzigartigkeit spüren ...


by Die Geheimnisvolle


(Diese Nachricht wurde am 28.07.04 um 15:10 von DieGeheimnisvolle geändert.)
27. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Penthesilea am 29.07.04 13:01

Sag s mir

Sag s mir
und ich steh auf
lebendig und hungrig
an einem neuen Frühlingsmorgen.
Entfache das Feuer, das ich abgedeckt hatte,
mit dem besten Stück Torf
vom Boden des Haufens.
Nimm meinen Stolz
und übergieß ihn
mit meinem Blut, meinem Zorn und meinem Verlangen;
denn ich hab die Zeit des Ruhens satt, ein Ruhen,
das immer nur dieselbe Stille
nimmt und gibt.

Màiri NicGumaraid (geb. 1955)

28. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Gast AUOP am 31.07.04 06:58


An so manchen Zeitgenossen!!

Ohne euch wäre mein
Leben sicherlich
nicht so reichhaltig
geschrieben und illustriert,
doch manchmal
kritzelt ihr
-gedankenlos-
mein Leben voll
und das nicht
immer in
Schöschrift.


Dann ist es Zeit
mich zu entziehen.



Von K.A.-W.

Viele Grüße

Thomas
29. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Penthesilea am 31.07.04 09:39

Zum Einschlafen zu sagen


Ich möchte jemanden einsingen,
bei jemandem sitzen und sein.
ich möchte dich wiegen und kleinsingen
und begleiten schlafaus und schlafein.
Ich möchte der Einzige sein im Haus,
der wüßte: die Nacht war kalt.
Und möchte horchen herein und hinaus
in dich, in die Welt, in den Wald.
Die Uhren rufen sich schlagend an,
und man sieht der Zeit auf den Grund.
Und unten geht noch ein fremder Mann
und stört einen fremden Hund.
Dahinter wird Stille. Ich habe groß
die Augen auf dich gelegt;
und sie halten dich sanft und lassen dich los,
wenn ein Ding sich im Dunkel bewegt.

Rainer Maria Rilke





(Diese Nachricht wurde am 31.07.04 um 09:39 von Penthesilea geändert.)
30. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Penthesilea am 02.08.04 19:00

Wenn du nicht kommst
wird die Welt ärmer sein
um dieses bißchen Liebe
um die Küsse die nicht
ins offene Fenster fliegen

die Welt wird kühler sein
um dieses Rot
das sich nicht plötzlich
heiß über meine Wangen ergießt

die Welt wird leiser sein
um dieses heftige Klopfen
des auffliegenden Herzens
um das Knarren der Tür
die sich weit öffnet

die zitternde lebendige Welt
wird erstarren
zu einer fast vollkommenen
geometrischen Form


Halina Poswiatowska (1935-1967)
31. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Gast AUOP am 04.08.04 07:37

Lebendiges Dasein
ist nie
schwarz oder weiß.

Gelebtes Leben
schmückt sich
mit allen Farben.

Nur haben viele Zeitgenossen
nicht mehr den Mut,
die Farben des Regenbogens
zu leben.

K.A-W.


Viele Grüße

Thomas
32. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Penthesilea am 04.08.04 09:27

kann nicht steigen nicht fallen

sieht so aus als hätte
ich das Fliegen verlernt
kann nicht steigen nicht fallen
flügellahm
sitze ich da und brüte
Liebeserklärungen aus

dabei gibt es eine Menge Vögel
die sich nie von der Erde lösen
und springen und stolzieren
mit gewölbten Federn
durch das wehende Gras

ich bin für heute ein Wasserhuhn
und suche dich im Schilf
wo du mit Sicherheit
an deinen vielen schwarzen Haaren
dich verheddert hast
denk bloß nicht ich mache dich los

Helga M. Novak




(Diese Nachricht wurde am 04.08.04 um 09:27 von Penthesilea geändert.)
33. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von DieGeheimnisvolle am 04.08.04 09:59

Weil es gerade so gut zu meiner Stimmung passt:

Ich bin so zerrissen
Dennoch möchte ich dich nie mehr missen
All meine Gedanken verweilen bei dir
Dabei weiß ich noch so wenig von deinen Träumen
Was fühlst du in diesem Augenblick
Es ist eine innere Unruhe in mir
Du hast mir meinen gerade so mühsam gewonnenen Frieden geraubt
Wie gerne würde ich in deine Augen schauen
Ich habe Angst
Wirst du sie mir nehmen können
Bitte ... bleib ... geh nicht weg von mir
Halt mich ... lass mich deine starken Arme spüren
Bitte ... lass mich für dich schwach sein
Fang mich auf ... küsse meine Tränen fort
Aber bitte ... lass mich auch stark für dich sein
Stolz will ich dir meine Seele schenken
Stolz wirst du mich leiten und lenken
Voller Hoffnung und Sehnsucht warte ich auf den Tag
Der mir dies alles bringen mag
Unsere Liebe muss wachsen
Unendliches Vertrauen soll uns zusammen schweißen
Nichts ... was uns noch trennen kann
Du ziehst mich jetzt schon so sehr in deinen Bann
Unsere Seelen beginnen sich zu verbinden
Werden gemeinsam unseren inneren Frieden finden?

by DieGeheimnisvolle
34. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Penthesilea am 06.08.04 15:07

Kleines Solo

Einsam bist du sehr alleine.
Aus der Wanduhr tropft die Zeit.
Stehst am Fenster. Starrst auf Steine.
Träumst von Liebe. Glaubst an keine.
Kennst das Leben. Weißt Bescheid.
Einsam bist du sehr alleine -
und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit.

Wünsche gehen auf die Freite (*).
Glück ist ein verhexter Ort.
Kommt dir nahe. Weicht zur Seite.
Sucht vor Suchenden das Weite.
Ist nie hier. Ist immer dort.
Stehst am Fenster. Starrst auf Steine.
Sehnsucht krallt sich in dein Kleid.
Einsam bist du sehr alleine -
und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit.

Schenkst dich hin. Mit Haut und Haaren.
Magst nicht bleiben, wer du bist.
Liebe treibt die Welt zu Paaren.
Wirst getrieben. Mußt erfahren,
daß es nicht die Liebe ist ...
Bist sogar im Kuß alleine.
Aus der Wanduhr tropft die Zeit.
Gehst ans Fenster. Starrst auf Steine.
Brauchtest Liebe. Findest keine.
Träumst vom Glück. Und lebst im Leid.
Einsam bist du sehr alleine -
und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit.

(Erich Kästner)

(*) Freite = veralteter Ausdruck für Brautwerbung







(Diese Nachricht wurde am 06.08.04 um 15:07 von Penthesilea geändert.)
35. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von bluevelvet am 06.08.04 21:39

DANTON. Sieh die hübsche Dame, wie artig sie die Karten dreht! Ja wahrhaftig, sie versteht`s; man sagt, sie halte ihrem Manne immer das coeur und anderen Leuten immer das carreau hin. - Ihr könnt einen noch in die Lüge verliebt machen.

JULIE. Glaubst du an mich?

DANTON. Was weiß ich! Wir wissen wenig voneinander. Wir sind Dickhäuter, wir strecken die Hände nacheinander aus, aber es ist vergebliche Mühe, wir reiben nur das grobe Leder aneinander ab - wir sind sehr einsam.

JULIE. Du kennst mich, Danton.

DANTON. Ja, was man so kennen heißt. Du hast dunkle Augen und lockiges Haar und einen feinen Teint und sagst immer zu mir: lieber Georg! Aber (er deutet ihr auf Stirn und Augen) da, da, was liegt hinter dem? Geh, wir haben grobe Sinne. Einander kennen? Wir müßten uns die Schädeldecken aufbrechen und die Gedanken einander aus den Hirnfasern zerren. -

(...)

Aus: Georg Büchner, Dantons Tod, 1. Akt, 1. Szene (Beginn des Dramas)

Dantons Tod ist mein Lieblingsdrama.


(Diese Nachricht wurde am 06.08.04 um 21:39 von bluevelvet geändert.)
36. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Penthesilea am 09.08.04 00:51

QUICKY
oder "IN DER KÜRZE LIEGT DIE WÜRZE"

In der Kürze liegt die Würze ,
dacht ich, löste ihre Schürze,
seufzen, betteln, dacht ich, wird se,
wenn ich mich gleich auf sie stürze;
und das Mieder löst se, schnürt se
auf, so hofft ich - plötzlich stiert se
dorthin - Himmel! das verwirrt se,
spricht: Eh ich was überstürze -
mit d e r Kürze keine Würze!


Heiner Eckels

37. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Gast surfi am 11.08.04 01:12

QUICKY II

"In der Kürze liegt die Würze",
dacht ich, löste meine Schürze,
seufzen, betteln, dacht ich, wird er,
und mit geilen Augen stiert er
auf das Mieder, das ich löse,
Haken und dann eine Öse.
Da plumpst alles - das ist böse!
"Himmel", sagt er voller Kürze,
"in d e r Schürze keine Würze!"

surfi,
der neuerdings abkupfert *gg*
38. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Penthesilea am 11.08.04 11:19

surfi,
vielleicht abgekupfert, ja ... aber saugut! *lach
Gruß
Penthe
39. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von oxymoron am 18.08.04 22:15

Domme und Sub

Als Beherrscherin der Triebe
bereits so mancher Sie empfand
gibt es Liebe oder Hiebe
liegt allein in Ihrer Hand

Mit Peitsche oder Gerte
mit Worten, sanft und leise
ob Weichheit oder Härte
ein Jedes führt auf seine Weise.

Sei’s durch Taten oder Schweigen
zu Boden senkt er seinen Blick
Demut will er damit zeigen
es gibt für ihn jetzt kein Zurück.

Worte, Blicke, kurze Gesten
zeigen deutlich Ihre Macht
auch wenn beide Grenzen testen
ist Sie es, die zuletzt lacht.

Aus Minuten werden Stunden
Sie ist die Sonne, die er umkreist
und beide haben sie gefunden
die schönste Zeit der Zweisamkeit.


oxymoron
40. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Penthesilea am 03.09.04 15:05

Versunken


Versunken in einen Traum,
Geb’ ich dir ein Zeichen, dir
Meinem wachsamen Diener,
Damit du mein Verlangen
Nach Liebkosungen stillst.

Du bist so flink und so zärtlich
Und gewissenhaft bei der Arbeit!
Dein Haar riecht nach Kräutern:
In der Sonne gewachsen
Und bei Mondlicht geerntet.

Mit dem Atem weiter Gärten
Umhüllst du meine Seele.
Ich halte deinen Kopf wie einen Kelch,
Und schau auf deine Lippen –
Die Spur ihres Zitterns verfolgend.

Nein, du sollst nicht zittern!
Ich lege meinen warmen Mund
Auf deine Brust, genau dort,
Wo die vor Hunger schreienden Wildtiere
Einstmals ihre Träume träumten.

Gabriella Wollenhaupt


41. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Why-Not am 09.09.04 00:16

Ich weiß ja nicht, ob das zu diesen kulturell hochwertigen Werken paßt ... aber es ist mir halt gerade mal eingefallen:

Ein devoter Lehrer aus Franken
Wollt an einer Raststätte tanken.
Dort traf er zwei Frauen.
Die ha m ihn verhauen.
Und nachher mußt er sich bedanken.

Why-Not
42. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von reddog am 09.09.04 13:54

Hallo, Why not?
Natürlich passt auch dein "Gedicht", wenn auch der Weg von Frankfurt bis Limerick knapp 1600 km weit ist! (Oxymoron: für dich gilt ähnliches!)

Anonymus (aus der Sammlung "Deliciae Poeticae" 172
Liebster Engel,
Lass die Mängel
Unberührt.
Denn das Deine
Hat das Meine
so geführt;
Wenn man lange
Im Gesange
Sachte pfeift,
Macht man s endlcih
So verständlich,
Dass man s greift.

Wir verrichten
Was bei Früchten
Nötig ist:
Die Gewölber,
Wie du selber
Eines bist,
Nehmen gerne
Frucht und Kerne
In sich ein.
Soll der Sturzel
Meiner Wurzel
Giftig sein?

Ich probiere,
Und die Türe
Springt mir auf.
Ach wir stopfen
Und wir pfropfen
Ziemlich drauf.
Engel, sage,
Wird der Klage
Noch gedacht,
Wenn mein Stängel
Lauter Engel
Aus dir macht?

Gib die Küsse,
Die so süße
Wie du bist,
Bis das meiste
Von dem geiste
In dich fließt.
Macht die Regung
Und Bewegung
Etwas matt,
O wir haben
Dieses Graben
Niemals satt.
(Diese Nachricht wurde am 09.09.04 um 13:54 von reddog geändert.)
43. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von bluevelvet am 04.10.04 21:02

Liebes-Lied

WIE soll ich meine Seele halten, daß
sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie
hinheben über dich zu andern Dingen?
Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
Verlorenem im Dunkel unterbringen
an einer fremden stillen Stelle, die
nicht weiterschwingt, wenn deinen Tiefen schwingen.
Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Seiten eine Stimme zieht.
Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Geiger hat uns in der Hand?
O süßes Lied.

Rainer Maria Rilke

44. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von oxymoron am 12.10.04 11:27

Der gute Vorsatz auf der Strecke blieb,
die Begierde war’s, die ihn dazu trieb.
Statt mit den Augen nur zu kosten
von den verlockend schönen Knospen
durchzog ihn nach dem Griff ins prallgefüllte Mieder
ein stechend heißer Schmerz, fuhr durch alle Glieder
Das Mädel teilte aus mit kräft’ger Hand
jeder Schlag sein Ziel auch fand.

Zuhause dann, mit Augen veilchenblau
stand er zitternd dort vor seiner Frau
erzählte von der wüsten Schlägerei,
in die er unverhofft geraten sei.
Doch schnell roch sie den Braten
konnte es dann kaum erwarten
vorbei war’s mit der grenzenlosen Liebe
noch in der Diele gab’s die ersten Hiebe.

Er zog sich aus bis auf die Haut, die nackte
sah mit Sorgen auf die Peitsche, die sie packte.
Auf dem Po gab’s schnell bunte Striemen
von den langen, schwarzen Riemen.
Nach der Peitsche nahm sie dann die Gerte
bevor sie ihn in die enge Kiste sperrte.
Dort war es dunkel, nur kühle, schwarze Wände
so nahm der Abend für ihn sein wohlverdientes Ende.

oxymoron
45. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von danijelle am 12.10.04 19:57

Daniminds

Strahlende Dunkelheit in dunklem Licht
Zweifel in einem Leben das klarer nicht sein kann
Zwänge wo Freiheit regiert
Intolerant gegen sich selber

Käfig gewählt gegen den freien Geist
Untergeordnet der Gesellschaft als Egoistin
"Be"Herrscher meiner eigenen Sklaverei
Sklave meiner eigenen Herrschaft

Wünsche !?!
Phantasien !?!
Wille !!! HALT !!!!!!!!!!!
Nicht der eigene
unterdrücke ihn - ordne dich - ordne dich unter !

Sicherheit gewählt und
gegen innere Qualen eingetauscht
Phantasien nur in der Phantasie
Ausleben im Geist - Leben in Zwängen

Schreie die keiner hört und keiner kennt
Flüstern das kein Ohr vernimmt
Innere Qualen so süss und doch so schmerzend
Nur selbst wissend wer man ist was man will

Ausbrechen ?
eigene Fesseln zerschneiden?
Weiterleben ?
Ausleben ?

unterordnen um zu strahlen
als Dunkelheit im Licht


danijelle
46. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von bluevelvet am 17.10.04 15:57

Philine

Singet nicht in Trauertönen
Von der Einsamkeit der Nacht!
Nein, sie ist, o holde Schönen,
Zur Geselligkeit gemacht.

Wie das Weib dem Mann gegeben
Als die schönste Hälfte war,
Ist die Nacht das halbe Leben,
Und die schönste Hälfte zwar.

Könnt ihr euch des Tages freuen,
Der nur Freuden unterbricht?
Er ist gut, sich zuverstreuen;
Zu was anderm taugt er nicht.

Aber wenn in nächtger Stunde
Süßer Lampe Dämmrung fließt,
Und vom Mund zum nahen Munde
Scherz und Liebe sich ergießt;

Wenn der rasche, lose Knabe,
Der sonst wild und feurig eilt,
Oft bei einer kleinen Gabe
Unter leichten Spielen weilt;

Wenn die Nachtigall Verleibten
Liebevoll ein Liedchen singt,
Das Gefangnen und Betrübten
Nur wie Ach und Wehe klingt:

Mit wie leichtem Herzensregen
Horchet ihr der Glocke nicht,
Die mit zwölf bedächtgen Schlägen
Ruh und Sicherheit verspricht!

Darum an dem langen Tage
Merke dir es, liebe Brust:
Jeder Tag hat seine Plage,
Und die Nacht hat ihre Lust.

Johann Wolfgang von Goethe


(Diese Nachricht wurde am 17.10.04 um 15:57 von bluevelvet geändert.)
47. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Penthesilea am 18.10.04 00:58


träume

ich will nur eine welt besitzen, deine!
du sollst nur eine sehnsucht kennen, meine!
statt nur an mich zu denken, träume!
und statt die welt zu lenken, gib ihr räume!

von Gabriella Wollenhaupt


(Diese Nachricht wurde am 18.10.04 um 00:58 von Penthesilea geändert.)
48. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von danijelle am 18.10.04 09:37


An alle meine Lieben


gestern bist du in meinen Leben getreten, etwas unbeachtet, total unerwartet und sehr lieb.....

- Aber trotzdem warst du die Falsche


gestern bist du in mein Leben getreten, völlig erwartet, knallhart und ohne Veto meiner Gedanken...

- Aber trotzdem warst du die Falsche

Gestern bist du in meinen Leben getreten

Du warst da
Ich habe dich geachtet
Ich habe dich geliebt

du warst die Richtige

Aber nun zieh bitte wieder ab!!!!!

Danijelle
49. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von danijelle am 18.10.04 09:46


Theme from subway sue


Daumen im Wind

Paradies now

Vitamine für die Seele

Träume ohne Ende

Wer hat mir meinen Schneemann umgeschubst

Sie wollte einfach nur Liebe

Sie sagt --- Servus Louisa

Hab wieder alles im Griff

Hallo -- deine Maus

            und natürlich noch acht bis drei Bussi´s



Danijelle
(Diese Nachricht wurde am 18.10.04 um 09:46 von danijelle geändert.)
50. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Gast surfi am 08.11.04 15:12

hommage à brancusi (2) "der kuss"
von Ernst Jandl


ja  ja
ja  ja
ja  ja
ja  ja
 ja
ja  ja
ja  ja
ja  ja
ja  ja


Hinweis:
Constantin Brancusi: Der Kuss (eine Plastik)

(Diese Nachricht wurde am 08.11.04 um 15:12 von surfi geändert.)
51. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von danijelle am 08.11.04 18:01

b]von Louisa D. Lugginger[/b]


für Tanja S.


A big Love

I have a great feeling
deep and safe in me
there is much more
than you can see

it is like magic and
it tries to get out
the reason are you
without any doubt

my heart is beating fast
and in an exciting way
I cannot describe it, it is
too difficult in words to say

you make me feel like in heaven
and I believe that I can fly
I am sure that we together
are able to reach the sky

with you I begin to dream
and there is nothing above
with this I just want you to say
that you are my only and true love!!!

(Diese Nachricht wurde am 08.11.04 um 18:01 von danijelle geändert.)
52. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Gast surfi am 11.12.04 18:02

Ich möchte meine Dame
Eines Abends in meinen nackten Armen halten
Und daß sie sich glücklich schätzt
Wenn ich ihr nur als Kissen diene
Denn ich bin verrückter nach ihr
Als Tristan nach Isolde
Ich schenke ihr mein Herz und meine Liebe
Meinen Verstand, meine Augen und mein Leben.

Aus dem Lied eines Troubadours (um 1200)
53. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von bluevelvet am 21.12.04 09:53

When you got the inspiration
to increase the population
take a girl behind the door
lay her softly on the floor
put away the decoration
and beginn the fabrication.


Verf. unbek.
Fundstelle: http://www.aphorismen.de
Stichwort natürlich "Sex"


(Diese Nachricht wurde am 21.12.04 um 09:53 von bluevelvet geändert.)
54. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Chinolina am 03.01.05 17:05

Zwischen zwei Welten

Ich lebe zwischen zwei Welten, so verschieden sie sind
doch nur zu einer zieht es mich wirklich hin.
Die eine Welt ist so himmlisch schön,
doch muss ich noch immer zu der anderen geh`n
Noch bin ich gefangen in einer Welt so kalt
dort gibt mir keiner Lieb und Halt
Wenn ich in die kalte Welt hinein geh
Dann schreit mein Herz vor innerem Weh
Dann sehne ich mich nach Wärme und Liebe zurück,
denn in der schönen Welt, da wartet mein Glück.
Dort ist die Liebe und Wärme und dort fühle ich mich geborgen.
Dort darf ich kurzzeitig vergessen meine Tränen und Sorgen.
©angimaus37/Chinolina
55. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Chinolina am 07.01.05 20:31

Meister


Zufall kann man es wohl nicht nennen,
denn durch einen gemeinsamen Freund lernten wir uns kennen.
Du lebst die selbe Fantasie und die selbe Neigung wie ich,
fühlen, streicheln, küssen und umarmen kann ich dich.
Ich knie mich vor dir, lege dir die Peitsche in die Hand
Du nimmst sie, denn du hast meine Sehnsüchte erkannt.
Ich lasse mich von dir quälen, mein Körper fühlt den Schmerz,
doch fühle ich mich bei dir geborgen, die Peitsche trifft nicht mein Herz.
Liebevoll nimmst du mich dann in den Arm und fängst mich auf,
so nimmt unsere Liebe und Zärtlichkeit seinen Lauf.
Zeichen der Peitsche, der Gerte, deiner Hand überziehen meine Haut,
doch habe ich dir, während dessen sehr vertraut.
Du kennst meine Sehnsüchte, Fantasien, Ängste und meine Gedanken,
ich lege dir meine Seele und mein Herz zu Füßen, für uns gibt’s keine Schranken.
Nimm mich gefangen mit Seilen, Ketten, Kerzenschein
du hüllst mich mit deiner Stärke, Dominanz und Liebe ein.
Meister nenne ich dich, weil ich es so will und mir danach ist,
nur wenige wissen, wie verbunden die Liebe zwischen uns beiden ist.
©Angimaus37/Chinolina

56. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von bluevelvet am 12.02.05 21:15

Liebe

O reiche Armut! Gebend, seliges Empfangen!
In Zagheit Mut! in Freiheit doch gefangen.
In Stummheit Sprache,
Schüchtern bei Tage,
Siegend mit zaghaftem Bangen.

Lebendiger Tod, im Einen sel`ges Leben
Schwelgend in Not, im Widerstand ergeben,
Genießend schmachten,
Nie satt betrachten
Leben im Traum und doppelt Leben.

Karoline von Günderode (1799)

57. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von master_of_m am 15.02.05 17:33

Ob es hier passt ist die Frage, eine Kurzform.

Der Auerhahn der Auerhahn.

Der guckt mich ganz schön sauer an.

Das macht jetzt nix,

weil ich jetzt penn,

und zwar auf seiner Auerhehn...
58. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von bluevelvet am 19.02.05 21:15

Begriffsbestimmung

Sag nicht:
Ich liebe dich -
weil du mich willst.

Sag nicht:
Ich liebe dich -
weil du mich hast.

Sag erst:
Ich liebe dich -
wenn du mich kennst.

Heinz Kahlau

59. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Penthesilea am 07.03.05 12:05

Schon lange lebe ich in einer Mondlandschaft.
Einer Mondlandschaft, erleuchtet vom Lächeln eines kleinen Mädchens

Und der Phantasie eines Mannes, der sich an meiner Seite glücklich träumt.

Auf Zehenspitzen führe ich meine Traurigkeit umher
Verborgen schmuggle ich sie
Vom Anfang des Tages bis zum Ende der Nacht.
Meine Traurigkeit birgt in sich das Feuer, das ich mir raubte und nun
verstecke.

Vor diesen unschuldigen Blicken, die nicht wissen, dass ich
Nur für sie überlebe.

Gioconda Belli: "Ich bin Sehnsucht - verkleidet als Frau"
60. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Fabian am 08.03.05 19:02

zu Gioconda Belli „Ich bin Sehnsucht – verkleidet als Frau“:

Die erste Zeile – eine kalte Feststellung. Schon lange ist das so. Punkt!
Eine dunkle Mondlandschaft, zerklüftet, voller Krater und Risse und Schrunden.
Aber sie wird ein wenig erhellt vom unschuldigen Lächeln eines kleinen Mädchens –
und von der Phantasie eines Mannes, von dem das lyrische Ich weiß, dass er glücklich ist, wenn er an es denkt.

Es hat Angst, dass seine ständige Begleiterin, die Traurigkeit, auffallen könnte.
Es verbirgt sie daher vor allen Blicken rund um die Uhr.
In seiner Traurigkeit steckt immer noch ein Rest seiner Fröhlichkeit, die es einmal besaß und durch eigene Schuld verlor.

Es versteckt sie vor den unschuldigen Blicken des Mädchens und denen des Mannes, die nicht wissen, dass es nur für sie überlebt.


Diese elegischen Zeilen der Dichterin Gioconda Belli blicken zurück auf ein Leben, das sich nicht runden will, sondern eine leere Mondlandschaft hinterlassen hat. Aber sie hütet einen kostbaren Schatz: Erinnerungen, die nur sie besitzt an ihre Träume als kleines Mädchen, Erinnerungen an einen liebenden Mann. Die soll und kann ihr keiner nehmen, wenn sie nur vorsichtig genug ist und diese an all den Instanzen dieser Welt vorbeischmuggelt.

Versuch einer Annäherung an eine unbekannte Dichterin
Fabian
61. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Penthesilea am 09.03.05 18:37

Fabian,
Gioconda Belli kommt aus Nicaragua und war Teil der Sandinistischen Befreiungsfront, lebt heute in den USA. Mit *Feuerwerk in meinem Hafen* und *Wenn Du mich lieben willst* hat sie zwei wunderbar erotische Gedichtbände geschrieben.


Zauber gegen die Kälte

Ich sagte: wir wollen uns lieben wie fauchende Katzen
wie ein Libellenpaar, das sich begattet im Wind
wie Zebras, wie Rotwild. Alles ist möglich in dieser kalten Nacht
in der die Bäume heulen und das Haus wie eine bebende Nuss den riesigen Windstößen ausweicht. Wir sind allein
und doch gibt es die Einsamkeit nicht. Wenn wir die Hände aneinanderlegen, entfachen wir gleich das nötige Feuer
um unsere Augen zu sehen, die glänzen vor Sehnsucht.
Deine Haut zieht mich an wie die Schwerkraft des Weltalls
Das draußen seine schwarze unendliche Ewigkeit leidet.
Wir wollen ein Schiff sein auf dem glatten Rücken des Meeres
Zur Liebe uns legen in die tiefe Schale des Holzes
Uns verwandeln in ein neues Element: eine Verschmelzung
Von Wasser, Feuer, Luft.

Gioconda Belli



62. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Fabian am 09.03.05 21:15

Penthesilea,

Danke für Deinen Hinweis, und die Buchhändlerin, die ich nach Gioconda Belli fragte, wusste auch sofort, wen ich meinte.
Morgen bekomme ich den Gedichtband "Ich bin Sehnsucht - verkleidet als Frau".

Das Gedicht "Zauber gegen die Kälte" ist VIEL mehr als ein Anti-Frost-Schutz-Mittel *lächel*

Fabian
63. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Fabian am 11.03.05 22:18

In Bebenhausen, bloß diese beiden Male

Als wir uns sonnten in der Laube aus dem Teufelsabbiß
der Rose, die Hände am Wein, bevor
mein Herz wie offen
zuckte und im Grünen deiner
Augen ruhte, da war mehr
als nur dieses Paar verzehrt. Gärten

ältester Art mit Lattenkreuzen, Melde und Beeten
unter der Mauerkrone. Ich hätte weg-
getrunken aus dir alles Blut,
restlos die Liebe. Übers
Brett mit Brot und Aufschnitt
weht der Herbst

goldfarbene Blätter. Ein Hummelnest indes
in der Tiefe stößt Eier ab,
außen wie Emaille,
im Innern weißblutend
das Wächserne,
ja das Wachs.

Dort wuchtet
die Holzkrähe durch den Dachreiter
der alten Abtei. Und Hummeln sind im
Hohen Frauenschuh verschwunden. Einst aber
erweckten in den innersten Zellen das glatte purpurfarbene Pergament
durch das Abschaben gefälschter Texte wieder.

Zu dem Zweck
ergreif ich Scherbe.
Hier, Schwarzer Nachtschatten,
war zum Schweigen gebracht eine Hälfte meiner Seele.
Mit dir, Herzgespann, wäre ich fast in den Tod gegangen.

(unbekannter Dichter)
64. Re: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Chinolina am 14.03.05 16:34


Seit ich dich kenne, ist der Himmel über mir wieder hell und klar,
durch dein Vertrauen zu mir werden Träume wahr.
Unsere Freundschaft zueinander ist ein ständiges Nehmen und Geben,
es ist so schön, die Zukunft mit dir zu erleben.
© Chinolina/Angimaus37



(Diese Nachricht wurde am 14.03.05 um 16:34 von Chinolina geändert.)
65. RE: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von LeLoup am 17.09.05 14:13

Gedanken ...

... an den Tag, an dem Du mein Leben verändert hast
... an das Leid, das ich Dir zugefügt habe
... an Deine Stimme, die in meinem Kopf schwebt
... an Deine Hand in meiner
... an jeden Moment, an dem wir voneinander getrennt sind

Gedanken, die nie mehr verschwinden werden ...
66. RE: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Penthesilea am 20.09.05 23:57

für W.


Einmal tat ich so,
als liebte ich Dich nicht,
bis man mir sagte,
Du seiest nicht mehr.

Kennst Du den Hügel,
der mein Grab sein wird ?
Dort häufe ich Steine auf mein Herz.

Der Wind trägt mir
Deinen Atem zu
und nimmt meine Sehnsucht
mit zu Dir.

(ein Gedicht der Tuareg)
67. RE: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Penthesilea am 26.09.05 00:22

Heute abend
Wirst du bei mir sein
Mitten in der Einsamkeit des Dunkels.
Deine Stimme beruhigt
Die Kälte meiner Zweifel.
Und dein Körper ist warm
In meinen Armen.
Heut abend
Reiche ich dir
Die komplizierten Knäuel meines Tages
Und du entwirrst sie geduldig;
Ich breite das Durcheinander meiner
Gedanken vor dir aus,
Du machst aus meinem Chaos
Ordnung.
Du wirst hier
Warme Küsse
Und zarte Umarmungen sein
Und deine Worte kühn,
Ohne Furcht vor dem Gerede der anderen,
Ohne deine Liebe vor ihnen zu verbergen,
Ohne Scham.
Ich hülle mich dann in dich ein,
Deine Gegenwart macht mich vollkommen.
Unsere Liebe wird ehrlich sein,
Offen sein, rein sein
Heut abend,
Und ich bin zufrieden.
Wenn dann der Morgen
Wieder unbarmherzig dämmert,
Um mich zu wecken,
Kehre ich der vergangenen Nacht den Rücken
Und falte die Decke deiner Liebe ordentlich zusammen
Und lege sie weg in den Schrank meiner Gedanken
Und stelle mich der Realität meines einsamen Tages
Ohne dich.

Menna Thomas
68. RE: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von bluevelvet am 08.10.05 20:44

Die eine Klage


Wer die tiefste aller Wunden
Hat in Geist und Sinn empfunden,
Bittrer Trennung Schmerz;
Wer geliebt, was er verloren,
Lassen muß,was er erkoren,
Das geliebte Herz,

Der versteht in Lust die Tränen
Und der Liebe ewig Sehnen
Eins in Zwei zu sein,
Eins im Andern sich zu finden,
Daß der Zweiheit Grenzen schwinden
Und des Daseins Pein.

Wer so ganz in Herz und Sinnen
Konnt` ein Wesen lieb gewinnen,
O! den tröstet`s nicht,
Daß für Freuden, die verloren,
Neue werden neu geboren:
Jene sind`s doch nicht.

Das geliebte süße Leben,
Dieses Nehmen und dies Geben,
Wort und Sinn und Blick,
Dieses Suchen und dies Finden
Dieses Denken und Empfinden
Gibt kein Gott zurück.


Karoline von Günderode
69. RE: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Fabian am 10.10.05 12:38


La poésie
est une maladie
du cerveau.


Alfred de Vigny
Dichter der französischen Romantik
(1797 - 1863)
70. RE: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Fabian am 20.10.05 17:31

Küsse, Bisse

Was kümmert mich die Macht der Götter,
Der Herrscher, Richter und Vollstrecker?
Was scheret mich der Würmer Beten,
Zu Sohlen, die sie eh zertreten?

Mich rührt und treibt dein wildes Wollen -
Seh es in deiner Anmut grollen,
An deiner Grausamkeiten Quellen,
All meine Ängste in den Schatten stellen.

Komm, sei mein Raubtier, sei gefährlich,
Gib mich zur Jagd frei und ich wehr mich,
Bis ich zu deinen Füßen sinke hin
Und ganz und gar dir Beute bin.

Reiss mir Gedärme aus der Mitte -
Schlag mich entzwei, in hundert Stücke -
Oh werd mir du zum letzten Schmerz:
Würg mir das Pochen aus dem Herz!

Komm, sei mein Raubtier, sei mein Tod -
Zerfleisch den Körper, färb mich rot -
Ah, laß das Blut, das nicht mehr mein,
Das Muster deiner Kleider sein.

Was von mir bleibt, das musst du fressen,
Damit sie alle mich vergessen:
Zerstör mich – du! – im tiefsten Keim...
Lass mich dein Menschenopfer sein.


(Das Gedicht entstand vor diversen Ewigkeiten nach dem Lesen von "Penthesilea" von Kleist.)

(c) Cotta (2005)
71. RE: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Corcoran am 17.11.05 14:27

Worte wie Donner

Ich wollte Dir Danke sagen.

Mit Wörtern wie Hammerschläge auf dem Amboss dunkler Götter.

Ich wollte ein Gedicht vor Dich hinlegen.

Glitzernd wie Juwelen aus fernen Königreichen, ausgebreitet in der Wüstensonne.

Ich wollte Dir klarmachen, dass Du mir eine Tür geöffnet hast.

So als ob Du den Mantel der ewigen Nacht zerrissen hast und die Sonne nun endlich wiederkehrt.

Ich wollte Dir sagen, wie glücklich ich mich schätze
Deine Freundschaft zu haben.

All das wollte ich sagen in Engelszungen und schlauen Reimen. In einem Gedicht das ich nachts auf dunklen Straßen der Finsternis entreiße und ans Licht zerre.

Aber verzeih, mir fiel nichts ein. Kein Zauberwort kam mir in den Sinn; mich zu erleuchten kam keine dunkle Muse.

So bleiben mir nur die Wörter und Taten der Menschen.

So tu ich nun in Demut

Danke sagen...
72. RE: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von LeLoup am 19.11.05 09:29

Allein

Bunte Blätter säumen die Wege
Auf den Feldern die letzten Früchte
Tiere sammeln für den Wintervorrat.

Dunkelheit senkt sich über das Land
Feuchtigkeit verwandelt sich in Eis
Rauch steigt in den Himmel.

Allein sitze ich im Zimmer
Starre die kahlen Wände an
Denke an die vergangene Zeit.

Nie wieder wird es wie früher sein
Das Glück ist zerbrochen wie Glas
Geborsten in meinen Händen.

Es ist kalt ohne Dich
Mir fehlt die Wärme
Die Nähe, die Du mir gabst.

Bäume vor dem Fenster
Leer sind ihre Zweige
Und doch enthalten sie Leben.

Unter der Rinde verborgen
Dort liegt die neue Kraft
Bereit, sich zu entfalten.

Das Frühjahr ist noch weit
Eine lange Zeit des Wartens
Doch dann sprießt neues Leben.
73. RE: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von LeLoup am 09.02.06 18:09

Ein dunkler Ort

Schon seit langem gibt es Damen,
führen „Lady“ oft in ihrem Namen,
verkaufen ihre Dienste gegen Geld
an vielen Orten dieser Welt.

Die Kunden sind in aller Regel nackt,
von ihrer Neigung ganz und gar gepackt.
Sie knien vor dem schwarzen Rock,
liegen festgebunden auf dem Bock.

Dort zeichnen Peitsche oder Gerte
mal mit Gefühl, auch mal mit Härte,
Striemen auf den blanken Po,
manchmal auch noch anderswo.

Klammern an der nackten Brust
machen Männern schnell bewußt,
daß dort viel zu viele Nerven
das Schmerzempfinden schärfen.

Liegt er gut verschnürt mit festem Seile
hat die Domme dann keine Eile
sieht dem Kunden einfach zu
denn er gibt ’ne Weile Ruh’.

Die Gewichte hängen an den Hoden
schmerzhaft zieht es sie zum Boden
denn Newton hat’s bereits ergründet
und mit der Schwerkraft sich verbündet.

Befreiend wirkt dies krude Laster
und willig legt der Kunde Zaster
auf den schwarzen Tresen
verbucht es unter Spesen.

Mit einem leisen Dankeswort
verläßt er dann den dunklen Ort
denkt bereits ans nächste Mal
und an eine neue Qual.
74. RE: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von LeLoup am 07.10.06 17:47

First Date

Bei mir gibt’s für jeden eine Chance
drum les’ ich die Announce
die jeder gült’gen Regel trotzt
und vor Fehlern nur so strotzt.

Er lobt sich in den höchsten Tönen
und will sich vielleicht schönen
denn das beigefügte Konterfei
zeigt nur blasses Einerlei.

Leider hat er das Gesicht verdeckt
hinter einem Balken gut versteckt.
In der Körpermitte, recht bedacht
wär’ der Balken besser angebracht.

Auch bewußtes Sonnenbaden
könnte wohl nicht schaden
braun sind Kopf und Hände
ansonsten Blässe ohne Ende.

Mein Blick fällt auf die kruden Zeilen
will nicht wirklich dort verweilen
denn der Inhalt ist auf unterstem Niveau
ein beherzter Griff ins Klo.

Dicht gedrängt, so stehn die Worte,
die sicherlich von einem andern Orte
aus dem Zusammenhang gerissen
hier ihr karges Dasein fristen müssen.

*Tabulos*, *belastbar* und *flexibel*,
*naturdevot*, mir wird schon übel
halt durch, sag ich mir nun
und richt’ danach mein Tun.

Schnell sind sie raus, die Antwortzeilen
die durch das Internet nun eilen
der Termin für ein erstes Date
dessen Ausgang in den Sternen steht.

Tage später dann im Restaurant
steht der submissive Mann
bezahlt am Tresen schnell mit Karte
während ich am Ausgang warte.

Mit dem Auto geht es bald
in den nah geleg’nen Wald
und ich weise ihm die Richtung
zu einer abgeleg’nen Lichtung.

Bepackt mit weißen Seilen
sieht man Sub schnell vorwärts eilen
damit wird er festgebunden
und dann ordentlich geschunden.

Gut fixiert gibt es viele Striemen
von den schmalen Peitschenriemen
laut vernehmlich dabei sein Geschrei
doch mir ist’s schnurz und einerlei.

Auch mit der langen Gerte
zeig’ ich schonungslose Härte
bekämpf’ die nied’ren Triebe
durch viele schnelle Hiebe.

Dazu noch kleine, fiese Klammern
da hör’ ich wieder dieses Jammern
und Gewichte am Gehänge
ziehn das Ganze in die Länge.

Und hinten rein ´ne dicke Kerze
ihm ist klar, daß ich nicht scherze.
Zum Schluß noch tiefes Bücken
heißes Wachs tropft auf den Rücken.

Sodann, doch ohne große Eile
lös’ ich die vielen weißen Seile
zurück geht’s dann in kleinen Schritten
ich muß ihn fast schon bitten.

Auf die Schuhe fällt mein Blick
und säubern wird er Stück für Stück
verschwinden wird bald jeder Fleck
denn Lecken ist ja Subbis Lebenszweck.

Devot bedankt sich der geschundne Mann
auch wenn man deutlich sehen kann
was in seinem Kopf so vor sich geht
es war wohl eh’r das letzte Date...
75. RE: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von LeLoup am 20.11.06 23:24

Augen-Blicke

Deine Augen
sind dunkel
unergründlich.

Sie liegen auf mir
tasten ab
dringen ein.

Mein Blick
wird unsicher
flackernd.

Besinnung
Stille
Demut.
76. RE: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Black Panter am 22.11.06 02:12

Hallo Lupo,

Hier FIX und FOXI.

Wenn das von dir ist,kann ich nur sagen; Gut,wirklich gut!


Black Panter
77. RE: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von LeLoup am 22.11.06 19:48

Zitat
Fundstücke sollten mit Autorennamen versehen werden.
78. RE: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Black Panter am 22.11.06 20:02

Hallo LeLoup!

Ich bin froh,daß ich eine Aufgabe habe.

Wenn das wirklich alles von dir ist,strecke ich die Waffen die ich nicht habe.

Du schreibst zu gut. Das kann ich (noch) nicht.

Sende deine Sachen einfach an einen Verlag.


Sprachlos,


Black Panter


AHOM bin ich.
79. RE: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Black Panter am 24.11.06 02:16

Hallo LeLoup!

Ich möchte dich das öffentlich fragen.
Das ist kein Witz,auch wenn es wie aus einem schlechten Film klingt.

Ein Freund von uns fährt zum Sterben an die Ostsee.
Lungenkrebs.
Er fährt alleine,läßt alles zurück.
Wir,Fee und ich,wissen nicht was wir ihm zum Abschied schenken sollen.
Ich denke an ein kleines Heftlein,auf Büttenpapier,in dem ihn unsere Gedanken begleiten mögen.

Ich bitte dich um deine Erlaubnis,einige deiner Gedichte dafür,und nur dafür,aufschreiben zu dürfen.

Welche weiß ich noch nicht,ich sortiere noch.

Wenn nicht,ist das kein Problem.
Wir würden ihn am Liebsten im Frühjahr besuchen fahren.


Black Panter und Schwarze Fee
80. RE: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von LeLoup am 24.11.06 07:50

Hallo Black Panter

Hiermit hast Du meine Erlaubnis. Darüber hinaus finde ich es bemerkenswert, daß ihr euch die Mühe macht, etwas Persönliches für den Freund zu erstellen. Ich wünsche ihm, daß ihm ein langes Leiden erspart bleibt.

Le Loup
81. RE: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Black Panter am 25.11.06 02:01

LeLoup,

Danke.


Black Panter und Schwarze Fee.
82. RE: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Black Panter am 30.11.06 09:38

Hallo.

Ich...,nein,daß wäre falsch,heute ist der Tag.

Dann an`s Eingemachte,und nixissmitcopyright.

Wer von mir dabei erwischt wird,handelt sich Ärger ein.
Und zwar richtig.

VORBILD

-Ach,dein Vorbild ist doch...
-Ja?
-.......

-Mein Vorbild sind Menschen,die mit wenig Worten was zu sagen haben,
dann was zu sagen haben,
dann sagen,sagen können,

aber am liebsten sind
mir die,
die wissen und schweigen.

-Aber mit denen kannst du doch nicht reden.

-Gott sei Dank

-Versteh`ich nicht.

-Wenn du Das jetzt gedacht hättest,
wärst du mein Vorbild

AHOM 1997.


Black Panter
83. RE: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Black Panter am 06.12.06 03:43

LeLoup,

Ich möchte dir kurz berichten wie es weiter ging.

Wir haben uns entschieden auf das Büchlein zu verzichten.
Wir fanden es zu traurig,und es soll ja weitergehen.

Also haben wir ihm "Chinesische Weisheiten",dtv Verlag,und eine Flasche Rotwein mitgegeben.

Wenn er im Frühjahr noch "da" ist,darf ich seine Geschichte aufschreiben.

Er hat es auf seiner "Abschiedsparty" auf den Punkt geturnt.
Er schaute in die Runde und sagte:

"Alles Mäuse."


Black Panter
84. RE: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Black Panter am 21.03.07 15:50

Hugh!

"Es gibt so manchen Menschen sparsamer Natur,
Doch Knickrigkeit entspricht nicht meiner Art.
Mein dünnes Kleid,vom vielen Tanzen durchgewetzt;
Der Weinkrug leer,weil ich beim Singen gerne einen hebe.
Seht zu,daß ihr euch stets den Bauch vollschlagen könnt,
Und rennt euch nicht eifrig die Beine ab!
Wenn euch erst mal das Unkraut durch den Schädel sprießt,
Dann könntet ihr es sonst bereuen.


Hanshan


Meister Kongzi sprach:

"Nur die höchststehenden Weisen und die tiefstehenden Narren sind unveränderlich."


Kongzi


Heb`hoch Katze
85. RE: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von Black Panter am 03.04.07 15:58

Hallo zusammen!

Dann will ich mal wieder zur Erbaung beitragen.


Der Faule

Heute nach der Schule gehen,
Da so schönes Weter ist?
Nein,wozu denn immer lernen,
Was man später doch vergißt?

Doch die Zeit wird lang mir werden,
Und wie bring`ich sie herum?
Spitz komm her! Dich will ich lehren,
Hund du bist mir viel zu dumm!

Andre Hund in deinem Alter
Können dienen, Schildwach stehn,
Können tanzen,apportieren,
Auf Befehl ins Wasser gehn.

Ja, du denkst,es geht so weiter,
Wie du`s sonst getrieben hast.
Nein mein Spitz, jetzt heißt es lernen.
Hier! komm her! und aufgepaßt!

So- nun stell dich in die Ecke-
Hoch! den Kopf zu mir gericht!-
Pfötchen geben!- so! noch einmal!
Sonst gibts Schläge! - Willst du nicht?

Was? Du knurrst? Du willst nichts lernen?
Seht mir doch den faulen Wicht!
Wer nichts lernt,verdienet Strafe,
Kennst du diese Regel nicht?

Horch!- wer kommt?- Es ist der Vater.
Streng ruft er dem Knaben zu:
"Wer nichts lernt,verdienet Strafe!
Sprich, und was verdienest du?"


(Mir) unbekannter Autor.

Schönen Gruß,


Black Panter
86. RE: Gedichte - Fundstücke und eigene (Forts. II)

geschrieben von oxymoron am 23.12.07 17:09

Weihnachtszeit

Besinnlich ist die Weihnachtszeit
das Jahr neigt sich dem Ende
Silvester ist nun nicht mehr weit
sie blickt auf blutgetränkte Hände.

Die Lichter brennen auf dem Kranz
sie zählt von eins bis vier
und in der Küche liegt die Gans
ein ausgenommen blasses Tier.

Dort drinnen in der guten Stube
da steht er schon seit Stunden
ein ziemlich ungezog’ner Bube
und denkt an seine Wunden.

Oft tut er völlig abgebrüht
spürt den breiten Lederriemen
bis der Hintern richtig glüht
übersät mit vielen Striemen.

Heut steht er da, geknebelt,
die Hände voller Kerzen
mit Sprühschnee eingenebelt
behängt mit Lebkuchherzen.

Am Körper klingeln Silberglöckchen
befestigt mit ´nem Tacker
und kleine, weiße Watteflöckchen
da war er still, der große Macker.

Auch die Christbaumspitze fand einen Platz
zu hören war sein Wimmern
denn sie ziert nicht den Kopf von ihrem Spatz,
sondern steckt tief in seinem Innern.

Nun steht sie in der warmen Küche
und füllt die Gans mit leck’ren Sachen
denkt an seine leisen Flüche
unterdrückt mit Müh’ ein lautes Lachen.

Draußen fängt es an zu schneien
bald wird sie zu ihm gehen
ihn langsam von dem Schmuck befreien
das Leuchten in den Augen sehen.

Auch wenn die Striemen etwas andres sagen
sie liebt ihn und das Leben zu zweit
das mehr zu bieten hat als nur Schlagen
und das nicht nur zur Weihnachtszeit.


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