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Thema:
eröffnet von Fabian am 10.09.05 02:42
letzter Beitrag von yaguar am 04.08.04 22:41

1. Re: Nachfrage

geschrieben von Chinolina am 26.02.03 14:52

Hallo Fabian,

welcher Schriftsteller mir hier auf Anhieb einfällt, ist Marqies de Sade. Ich habe seine gesammelten Werke vor kurzem in einem Antik-Buchladen bekommen und es sehr schnell durchgelesen. Für mich war es einfach faszinierend wie de Sade schreibt.
Ich hörte zwar, dass er sich diese Geschichten ausgedacht hat, aber da wäre ich mir nicht so sicher, denn was ich las, das war wie im realen Leben.

Gehört Marquise de Sade auch zu dieser Weltliteratur?

Chinolina
2. Re: Nachfrage

geschrieben von mister am 26.02.03 15:19

Hallo Fabian / Chinolina
Ich glaube schon um Deine Frage zu beantworten
In diesen Zusammenhang möchte ich das Buch von Jack London erwähnen. die Zwangsjacke eines seiner weniger bekannten Kurzgeschichten, wo er die Folter Methoden von Amerikanischen
Gefängnissen beschreibt
Erschienen im Büchergilde Gutenberg Verlag
Viele Grüße
Mister
3. Re: Nachfrage

geschrieben von Torquemada am 26.02.03 15:24

Ich hab mal in nem Filmbericht gehört, daß James Dean, wohl in der Homo-SM Szene involviert war.
Muß ganz schön hart drauf gewesen sein meinte der Moderator.
4. Re: Nachfrage

geschrieben von mister am 26.02.03 21:06

Nachtrag
Hallo Fabian
Kennst Du die Taschenbuchreihe von Gor die Gegenerde?
Autor John Norman. Leider ist die Auflage nicht mehr in Heine Verlag erhältlich und gehört mit Sicherheit nicht zur Weltliteratur Aber unter Fantasie und SM Freunden in den Achtzigern ein Kult. Auch gibt es diverse Internetseiten und einzelne Bände sind noch über Amazon erhältlich:
Viele Grüße und viel Spaß beim Lesen.
Mister

5. Re: Nachfrage

geschrieben von Fabian am 26.02.03 22:10

Hallo Chinolina und alle anderen Leser,

der "Altmeister" Marquis de Sade gehört bestimmt dazu!

Jack London und James Dean habe ich in diesem Zusammenhang noch nie gehört. Danke für die beiden Hinweise. Von Gor die Gegenerde natürlich schon.

Ich möchte zwei neue Beispiele nennen:

Vor Jahren habe ich eine Zeichnung von Albrecht Dürer gesehen, auf der seine Frau zu sehen ist, wie sie Pferdezaumzeug (Halfter, Bißstange, Sporen usw.) in den Händen hält. Aus der Bildunterschrift ging hervor, wie Dürer sich vorstellt, damit von seiner Frau an die Kandare genommen zu werden. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob meine Erinnerung mir nicht einen Streich spielt.

Der Film "Barbarella": Unvergessen ist mir die Szene, in der Jane Fonda alias Barbarella die Lustmaschine von Duran Duran, die eigentlich sie töten sollte, durch ihre übergroße Libido zum Kollaps bringt.

Fabian

6. Re: Nachfrage

geschrieben von Fabian am 27.02.03 11:42

Hallo,

hier ist eine (etwas ausführliche) Leseprobe anstelle eines bloßen Hinweises.

Im Roman "Fabian" (1931) von Erich Kästner beschreibt der Erzähler im dreizehnten Kapitel ein "reziprokes Bordell". Was das ist? Wusste ich auch nicht! Hier ist die Beschreibung:

" »Und wer wohnt in dieser übersichtlichen Pension?« »Junge Männer, mein Herr. Wohnung und Verpflegung gratis. Außerdem erhalten sie dreißig Prozent der Einnahmen.«
»Welcher Einnahmen?«
»Mein Verein unchristlicher junger Männer wird von Damen der besten Gesellschaft mit wahrer Leidenschaft frequentiert. Die Damen sind nicht immer schön und schlank, und daß sie mal jung waren, glaubt ihnen kein Mensch. Aber sie haben Geld. Und wieviel ich auch verlange, sie zahlen. Und wenn sie vorher ihre Herren Ehemänner bestehlen oder ermorden sollten, sie kommen. Meine Pensionäre verdienen. Der Möbelhändler sieht zu. Die Damen gehen ihren Passionen nach. Drei junge Leute sind mir schon abgekauft worden. Sie haben beträchtliche Einkünfte, eigene Wohnung und kleine Freundinnen nebenher, heimlich, versteht sich. Der eine, ein Ungar, wurde von der Frau eines Industriellen erworben. Er lebt wie ein Prinz. Wenn er klug ist, hat er in einem Jahr ein Vermögen. Dann kann er sich die alte Schießbudenfigur abschaffen.«
»Also ein Männerbordell«, sagte Fabian.
»So ein Institut hat heute viel mehr Existenzberechtigung als ein Frauenhaus«, erklärte Irene Moll. »Außerdem träumte ich schon als junges Mädchen davon, Besitzerin eines solchen Etablissements zu werden. Ich bin sehr zufrieden. Ich habe Geld, ich engagiere fast täglich neue Kräfte für das Unternehmen, und jeder, der sich um eine Pensionärstelle bewirbt, muß bei mir eine Art Aufnahmeprüfung bestehen. Ich nehme nicht jeden! Wirkliche Talente sind selten. Naturbegabungen gibt es schon eher. Ich werde Fortbildungskurse einrichten müssen.«
Sie blieb stehen. »Ich bin angelangt.« Die Pension lag in einem großen eleganten Mietshaus. »Ich möchte dir einen Vorschlag machen. Als Pensionär kommst du nicht in Frage, mein Lieber. Du bist zu wählerisch, du bist auch schon zu alt für die Branche, meine Kundschaft bevorzugt Zwanzigjährige. Außerdem leidest du an falschem Stolz. Ich könnte dich als Sekretär verwenden. Allmählich wird eine geordnete Buchführung notwendig. Du könntest in meinen Privaträumen arbeiten, wohnen könntest du auch dort. Wie denkst du darüber?«
»Hier sind die Pakete«, sagte Fabian. »Ich möchte meinem Brechreiz nicht zuviel zumuten.«
In diesem Augenblick kamen zwei junge Burschen aus dem Haus. Sie waren schick angezogen, zögerten, als sie Frau Moll erblickten, und nahmen die Hüte ab.
»Gaston, hast du heute Ausgang?« fragte sie.
»Mackie meinte, ich soll mir mal das Auto ansehen, das ihm Nummer Sieben versprochen hat. In zwanzig Minuten bin ich wieder da.«
»Gaston, du gehst sofort auf dein Zimmer. Was ist das denn für eine Wirtschaft? Mackie geht allein. Marsch! Für drei Uhr hat sich Nummer Zwölf angemeldet. Bis dahin schläfst du, los!«
Der junge Mann ging ins Haus zurück, der andere setzte, nochmals grüßend, seinen Weg fort.
Frau Moll wandte sich Fabian zu. »Du willst wieder nicht?« Sie nahm ihm die Pakete ab. »Ich gebe dir eine Woche Bedenkzeit. Die Adresse weißt du nun. Überlege dir s. Verhungern ist Geschmacksache. Außerdem tätest du mir einen persönlichen Gefallen. Wirklich. Je mehr du dich sträubst, um so mehr reizt mich der Gedanke. Es eilt nicht, Zeitvertreib habe ich mittlerweile genug.« Sie ging ins Haus.
»Das grenzt an Zwangsläufigkeit«, murmelte Fabian und kehrte um."

Möglich, dass es im Berlin der frühen Dreißiger Jahre so etwas gegeben hat, möglich auch, dass der Autor indirekt eine Phantasie ausgelebt hat.


Fabian
7. Re: Nachfrage

geschrieben von beitlamed am 27.02.03 18:41

Leopold von Sacher-Masoch nicht zu vergessen. Der hat zwar nicht dem Hotel Sacher in Wien den Namen gegeben, wohl aber dem Masochismus, und
er hat auch versucht, Masochismus in seinem Leben umzusetzen - recht erfolglos, so weit ich weiß. "Venus im Pelz" ist die zentrale Novelle zum Thema, es gibt ja auch ein bekanntes Lied mit diesem Titel von Velvet Underground.

Was ich immer gerne dazu sage: Venus im Pelz ist eigentlich nur eine Novelle in einem ganzen Zyklus, der 6x6 Novellen umfassen hätte sollen - 6 zum Thema Liebe, sechs zum Thema Arbeit usw. - LvSM wollte eigentlich das ganze Leben thematisieren, und zwar in der Form, daß immer 5 Novellen eine Art Negativbeispiel darstellen, u nd die sechste dann das Positivbeispiel. Soweit ich weiß, hat er nur den Teil zum Thema "Liebe" fertiggestellt. Die andern 5 sind übrigens genauso lesenswert wie "Venus im Pelz", nur halt nicht SMig.

beitlamed
8. Re: Nachfrage

geschrieben von Bernhard am 28.02.03 09:57

Hi zusammen,

das hier wird sehr interessant.

Ich meine, die Autoren, mit deren Namen man die "Szene" mittlerweile identifiziert, dürften ja jedem bekannt sein.

Das mit Erich Kästner ist mir allerdings neu. Wie erfrischend, gilt er durch seine erfolgreichen Kinderbücher sozusagen als "Gutmensch" schlechthin.

Eine Frage dazu: Ist das Zitat aus diesem Buch bloß ein Zwischenspiel oder Hauptstrang der Erzählung? Jedenfalls läßt es Rückschlüsse auf die Wahl des Nicks "Fabian" zu, oder? *gg*

Generell finde ich, das unser Thema - oder besser - die herrschende Frau, so zwischen Ende 19. Jhdrt. bis in die 30er Jahre des 20 Jhdrts. ziemlich häufig in der sog. Weltliteratur vertreten war.

Zweig, Hauptmann, beide Manns, Maupassant, ... um nur einige zu nennen. Aber auch Simenon, leider fast vergessen Leo Malet, dieser übrigens eher mit der Vorliebe für hauchdünne Seidenstrümpfe und hohe Absätze.

Viel Spaß beim Suchen der einschlägigen Stellen wünscht ....... Bernhard

Übrigens noch ein Werk aus dem Reich des "Trivialen: Willi Heinrich "In einem Schloß zu wohnen"! Das hat mich in meiner Jugend mächtig beeindruckt.

Fabian, vielleicht solltest Du diesen Thread umbennen - frag Johni, ob und wie das geht - denn unter dem Titel Nachfrage, wird sich der "Belesene" nur durch Zufall hierher verirren. Und das wäre schade!!!

Liebe Grüße ....... Bernhard
9. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Nachtigall am 28.02.03 11:03

Hallo Fabian,

ich finde Deine Themenwahl auch sehr spannend! Und drauf gestoßen bin ich auch ohne entsprechend auskunftsfreudigen Titel. Immerhin, übersichtlicher wär´s schon, wenn jemand Neues sich so die Überschriften durchliest...

Lieben Gruß
Anja
10. Re: Nachfrage

geschrieben von Fabian am 28.02.03 13:04

Hallo Beitlamed, Bernhard und alle anderen Leser/innen,

die Hinweise zum geplanten Novellenzyklus von Sacher-Masoch sind sehr interessant, denn bisher war mir nur die eine Novelle "Venus im Pelz" ein Begriff. Von der wird ja auch immer nur geschrieben / geredet, wenn das Stichwort S(acher)-M(asoch) fällt.

Willi Heinrich, wer hätte das gedacht!
Leo Malet - vermaledeit sei meine Unkenntnis! - wer ist denn das?

Zu deiner Frage wegen "Fabian": Das Zitat ist Teil einer Nebenhandlung im Roman. Mehr sag ich dazu nicht!


Hier kommt ein sehr frühes Beispiel einer ausgeprägten SM-Szene in der Weltliteratur, das sich im 10. Abenteuer des Nibelungenliedes versteckt:

König Gunther, der die Königin Brünhild mit Sigfrieds Hilfe im Wettkampf betrogen hat, möchte in der Hochzeitsnacht, nun ja, was wohl ...? Aber er hat die Rechnung ohne die starke Maid gemacht.

Er rang nach ihrer Minne. Das war der Fraue leid.
Da griff nach ihrem Gürtel die herrliche Maid,
einer starken Borte, die sie allzeit trug.
Sie erfüllte dem König seinen Willen schlecht genug.

Die Füße und auch die Hände zusammen sie ihm band,
trug ihn zu einem Nagel und hing ihn an die Wand.
Er konnte sich nicht wehren. Grimm war seine Not.
Er hätte durch ihre Stärke beinahe erlitten den Tod.

Da begann zu flehen, der Minne hatte im Sinn:
"Nun löset meine Bande, vieledle Königin!
Ich gedenke, Euch nimmer mit Minne zu besiegen
und will auch nie wieder Euch so nahe, Fraue, liegen."

Sie fragte nicht, wie ihm wäre, da sie in Ruhe lag.
Dort mußte er dauernd hängen die Nacht bis an den Tag;
bis durch die Fenster strahlte des Morgens heller Schein.
Des Königs Kurzeweile war derweilen äußerst klein.



Ja, was will man mehr? Da sind doch viele Versatzstücke einer klassischen Session vorhanden!


Fabian
11. Re: Nachfrage

geschrieben von Chinolina am 28.02.03 15:16

Zitat

Ich finde Deine Themenwahl auch sehr spannend! Und drauf gestoßen bin ich auch ohne entsprechend auskunftsfreudigen Titel. Immerhin, übersichtlicher wär´s schon, wenn jemand Neues sich so die Überschriften durchliest...


Hier stimme ich Nachtigall zu, das Theme ist wirklich interessant, aber leider ist der Titel nicht so interessant.

Übrigends gibt es nicht nur Literatur, die sehr aufschlussreich ist, sondern auch Malerei. Schaut euch doch mal Louis Rojo an *g*.

Chinolina
12. BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Fabian am 28.02.03 21:18

Hallo,

eine Nachfrage:

Wer kennt Personen der Weltliteratur oder andere bekannte Persönlichkeiten, von denen überliefert ist, dass sie devot oder dominant, masochistisch oder sadistisch oder alles zusammen waren?

In aller Regel steht das nicht in den Schulbuchausgaben und sogenannten Gesamtausgaben, weil verklemmterweise von den Erben bereinigt.

Zum Aufwärmen hier ein paar Beispiele:

"Selbst in der Tugend ist der letzte Zweck unseres Trachtens die Wollust."
(Michel de Montaigne, frz. Schriftsteller, 16. Jahrhundert)

"Quäle mich, wenn der Tag erwacht,
laß nicht ab, wenn die Nacht kommt
- quäle mich!"
(Friedrich von Schiller)

"Es ist seltsam, daß der wahre Grund für Grausamkeit Lust ist."
(Novalis, romantischer Dichter, Erfinder der Blauen Blume der Romantik)

"Weißt du, was ich meine, Nora, Liebe? Ich wünschte, Du würdest mich schlagen oder sogar auspeitschen. Nicht im Spaß, Liebe, im Ernst und auf mein nacktes Fleisch. Ich wünschte, Du wärst stark, stark, Liebe, und hättest einen großen, vollen, stolzen Busen und große, dicke Schenkel. Mir wäre es eine Lust, von Dir gepeitscht zu werden, Nora, Geliebte!"
(James Joyce, aus einem Brief an seine Frau)


Fabian
13. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von fa445962 am 01.03.03 10:45

Hallo Fabian,
Leo Malet war ein französischer (Kriminalroman-)Schriftsteller, geb.1909. Sein bekanntestes Werk ist der Roman-Zyklus um den Privatdetektiv Nestor Burma, die z. T. auch verfilmt worden ist und die ich als Fernsehfilme gerne gesehen habe. Malets reizvollste Idee war es, jeden Roman in einem anderen Parsier Arrondissement (Stadtviertel) spielen zu lassen, so dass für den Leser, der sich in Paris etwas auskennt, notfalls mit einem Arrondissement-Stadtplan die Handlungsstränge vor dem geistigen Auge imaginieren lassen.
Verschlossene Grüße
fa

(Diese Nachricht wurde am 01.03.03 um 10:45 von fa445962 geändert.)
14. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von ChristineX am 03.03.03 00:00

Hi miteinander,

ich könnte noch Edgar Allen Poe empfehlen. Wer so detailliert und liebevoll Fesselungen und Martern und das Gefühl dabei beschreibt, muß schon "vom Fach" gewesen sein...

Liebe Grüße
Christine
15. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Felix am 03.03.03 20:52

Hallo allerseits!

BDSM in der Weltliteratur? Lust und Schmerz und die Verbindung von beiden als literarisches Sujet? Eine schmale Stiege knarrt unter den Sohlen, leise quietschend öffnet sich die Tür zur Bibliothek, wo selbst das liebe Himmelslicht trüb durch gemalte Scheiben bricht. Wahllos greifen wir ein Buch heraus: Sacher-Masoch, Namenspatron einer entsprechenden Neigung ... wurde schon angesprochen, seine „Venus im Pelz“ – Faszination mit einen ganzen Schatz an Verweisen auf ältere Klassiker und auf die Philosophie und den Umfang der humanistischen Bildung des Verfassers; die Novelle „Der Wanderer“ ... obwohl eher nicht zum hier diskutierten Thema passend, für mich ein absolutes Kleinod humanistischer Literatur. Was steht daneben? Nochmal Sacher-Masoch, „Seiner Herrin Diener“ – ein Briefwechsel; na ja, nicht uninteressant ... stellen wir wieder zurück. Und da? Ja, da schau her, auch S.-M.´s Frau Wanda (eigentlich Aurora Rümelin) hat geschrieben: „Damen mit Pelz und Peitsche“ – kurze Geschichten, für den geneigten Leser sehr lesenswert, aber kaum Weltliteratur. Darunter im Goldschnitt: Gesammelte Werke vom Marquis de Sade – für mich eher langweiliges Kompendium unerotischer Quälereien. Dort – Joyce! Ist auch schon erwähnt worden; im „Ulysses“ Dutzende Anspielungen, besonders im Monolog von Bloom´s Frau im letzten Kapitel. Schluss jetzt, nur nicht festlesen. Rüber zum Regal „Literatur-Nobelpreis“: In Sienkiewicz´s „Quo vadis?”  begegnet uns die Sklavin Eunike, in heimlicher Liebe die Statue ihres Herrn Petronius küssend und am Ende mit ihm aus dem Leben scheidend ... staubend schließt sich der verzogene Leineneinband. Nächste Abteilung, „Deutsche Klassiker“ ... Gretchen in Ketten? Eher unerotisch. Aber hier; Goethe´s Gedicht „Lili´s Park“ - der Seelenzustand des Bären dürfte manchem hier nicht unvertraut sein. Keine Zeit bleibt – weiter schweift unser Blick. Was haben wir hier? „Mephisto“ – einer von den Mann´s; bei dieser Tänzerin mit der Peitsche geht wirklich die Post ab – ob´s Vater Thomas, selbst von seinen Neigungen geplagt, gern gesehen hat? Hier steht noch ein Klassiker: Robert Musil; Sprachakrobat, Seelenzergliederer, kürzlich vom schnoddrigen Literaturpabst R.-R. mit den „Verwirrungen des Zöglings Törleß“ in den „Kanon der Deutschen Literatur“ erhoben – die Verbindung zum hiesigen Thema ist vielleicht eher auf den zweiten Blick, dann aber umso heftiger erkennbar.  Neuer Griff in anderes Regal: Wilde´s „Bildnis des Dorian Gray“; böse Dinge stellt der Held mit Frauen an. Passt das hierher? Sollen andere beantworten ... Hier ein Taschenbuch, „Die geschützten Männer“ von Robert Merle, sonst bekannt für Anspruchsvoll-Historisches – nette Geschichte über Rollenverteilung. Rauslegen, später noch mal reinsehen. Schräg darunter: „Girl“ von David Thomas, was war das noch mal? Ach ja, vertauschte Krankenakte, und statt entfernter Weisheitszähne gab´s komplette und hervorragend gelungene Geschlechtsumwandlung; klingt etwas zotig, ist aber ein ziemlich grandioses Buch, vielleicht irgendwann mal ein Klassiker. Noch ein Taschenbuch – Regine Deforges „Der schwarze Milan“ – nett, aber eher keine „Weltliteratur“, ebenso wie Almudena Grandes´ „Lulu“ (mit recht heftigen SM-Szenen). Zurück zu den Klassikern – Circe verzaubert Männer in Schweine – Pet-Play im Altertum? Odysseus lässt sich an einen Mast binden – navigation by bondage? Dem Minothaurus werden Jungfrauen geopfert – was macht der mit denen? Fragen über Fragen ... Nächstes Regal, Lyrische Dichtung. Finden wir hier auch was? Wertvolles Dünndruckbüchlein, „Les fleurs du mal – Die Blumen des Bösen“, klingt interessant ... “Leuchte um meine Lenden,  Gürtel der Keuschheit ...“ –  könnte passen. Und hier: „Ich will ganz ohne Zorn Dich schlagen ...“ – in der Tat, noch ein passender Klassiker ... schnell noch einen Blick zum Barden aus Stratford; Helenas fragwürdiger Masochismus in der ersten Szene des 2. Aktes im „Sommernachtstraum“ entlockt uns ein nachsichtiges Lächeln ... gerne würde ich weitersuchen, doch spät ist es geworden; Tageslicht schwindet, kaum vermag ich die Titel noch zu unterscheiden ... und außerdem, wie jener andere sagte, der Daumen schmerzt mich ...

Felix


(Diese Nachricht wurde am 03.03.03 um 20:50 von Felix geändert.)
(Diese Nachricht wurde am 03.03.03 um 20:52 von Felix geändert.)
16. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von oxymoron am 03.03.03 22:04

Moin, moin,

"S(acher)-M(asoch)" müsste eigentlich "S(ade)-M(asoch)" heissen, denn Marquis de Sade war der Namensgeber des Sadismus.
Ansonsten fällt mir noch Pauline Reage (Pseudonym) ein, die "Geschichte der O" geschrieben hat, gehört allerdings auch nicht unbedingt zur "Weltliteratur".

oxymoron
17. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von AndyE am 03.03.03 22:19

Hi Fabian, im Buch "Das Labyrinth" ( oder Film "die Reise ins Labyrinth, einer schnuckeligen Muppet Verfilmung mit David Bowie als Koboldkönig) Kommt folgender Spruch vor:

Wenn Du tust, was ich will, werde ich Dein Sklave sein....

gruß Andy
18. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Chinolina am 04.03.03 07:21


Zitat
Moin, moin,

\"Ansonsten fällt mir noch Pauline Reage (Pseudonym) ein, die \"Geschichte der O\" geschrieben hat, gehört allerdings auch nicht unbedingt zur \"Weltliteratur\".



Also diese Schriftstellerin gehört zur Weltliteratur, denn ihre Bücher bekommst du in normalen Buchläden bestellt und diese sind auch in der Welt bekannt.

Chinolina
19. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Bernhard am 04.03.03 09:44

Hallo Chinolina,

Du kannst auch Bücher von Barbara Cartland bestellen.

Und?

Nicht alles, was die Welt liefert, gehört zur Weltliteratur!

Andererseits sollte man auch nicht übertreiben. So nach dem Motto, je langweiliger, desto literarischer; und wenn´s vollends unverständlich ist, gibts den Nobelpreis.

In diesem Sinn, viel Spaß beim Lesen ....

und viele Grüße ...... Bernhard
20. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Chinolina am 04.03.03 10:07


Zitat


Du kannst auch Bücher von Barbara Cartland bestellen.



Ähm *grins* ich weiss dass man alle möglichen Bücher bestellen kann, aber wer zum Kuckuck ist Barbara Cartland? Habe ich da was verpasst? Ich lese ja nicht alles, es muss schon ansprechend und interessant sein.

Chinolina
21. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Nachtigall am 04.03.03 12:00

Hi Chinolina,

Barbara Cartland ist eine ältliche Verwandte (Tante??) von Prinzessin Diana, der "Queen Of Hearts", die versucht hat, ihre Groschenromane auf der Basis von deren Berühmtheit erfolgreicher loszuschlagen - und, soweit ich das beurteilen kann, durchaus mit Erfolg.

Bernhard hat sie vermutlich als Beispiel für seichte bzw. eigentlich schlechte "Literatur" angeführt, um zu beweisen, dass man ziemlich viel Schrott in Buchhandlungen bestellen kann; das allein sei kein Merkmal von "Weltliteratur". Ich finde, damit hat er Recht!! Nichts gegen Pauline Reage, versteh mich bitte nicht falsch. Aber unter "Weltliteratur" würde ich sie nicht einordnen, eher unter "BDSM-Literatur".

Liebe Grüße
Anja
22. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Fabian am 07.03.03 18:17

Hallo,

bei einem Ausflug in die russische Literatur habe ich ich vor einigen Monaten unter den frühen Erzählungen und Novellen von Anton Tschechow die Erzählung "Die Herrin" (dt. Erstausgabe bei Diogenes, Zürich 2000) entdeckt, in der Tschechow die große Kluft zwischen dem unverdienten Luxus der Herrschenden und dem armseligen Leben der ehemals Leibeigenen in Russland schildert. Ein junger Kutscher wird neu eingekleidet und muss (halb) gegen seinen Willen seiner adeligen Herrin sexuell zu Diensten sein. Da verheiratet, zerbricht er an diesem Zwiespalt.

Fabian
23. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Black_Rose am 08.03.03 10:45

Guten Tag, liebe Gemeinde *g
Das wird nun mein erster Beitrag hier im Forum *g:
Ein etwas ungewöhnlicher Vorschlag kommt von mir. Ich empfehle "Der Kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupery, nicht weil es nun tatsächlich ein ausgesprochenes SM-Buch sei, sondern, weil es kleine feine Weisenheiten im Umgang zwischen zwei Menschen beinhaltet.
Da ich hier schon so manches über "D/s-lastige" Beziehung oder Träumerei gelesen habe, möchte ich denjenigen genau dieses Büchlein empfehlen.
Im Übrigen sind Passagen darin versteckt, die ich überaus mag, da sie liebevoll neckisch und simpel wahr sind:
Im 10.Kapitel beispielsweise trifft der Kleine Prinz einen König: "...Denn der König hielt in hohem Maße darauf, dass man seine Autorität respektiere. Er duldete keine Ungehorsam. Er war ein absoluter Monarch. Aber da er sehr gütig war, gab er vernünftige Befehle.
Wenn ich geböte , pflegte er zu sagen, wenn ich einem General geböte, sich in einen Seevogel zu verwandeln, und wenn dieser General nicht gehorchte, es wäre nicht die Schuld des Generals. Es wäre meine Schuld. "

Liebe Grüße fürs erste...Black_Rose
(Diese Nachricht wurde am 08.03.03 um 10:45 von Black_Rose geändert.)
24. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Fabian am 08.03.03 21:18

Hallo Black_Rose,

so ungewöhnlich finde ich deinen Vorschlag gar nicht, wenn ich mir das Zitat aus dem 10. Kapitel genau anschaue. Eigentlich ist es schön, wie weit du den BDSM-Begriff auslegst.

Hallo,

nachfolgend stehen Links zu den Texten einiger Autoren, die in diesem Thread genannt worden sind:

Goethe: Lilis Park
Poe: Phantastische Erzählungen
Sacher-Masoch: Venus im Pelz
Shakespeare: Sommernachtstraum

Fabian
(Diese Nachricht wurde am 08.03.03 um 21:18 von Fabian geändert.)
25. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von J_Oxtrap am 09.03.03 22:32

Proust ist auch für SM bekannt, eine männliche Figur der "Suche" ist maso, aber da ich es nicht ganz gelesen habe, kann ich keine genaue Szene nennen.

Die Brüder Jules und Edmond de Goncourt sollen auch SMler gewesen sein - aber da kenne ich keine genauen Fakten und kann mich irren.


In der Musik hat Carlo Gesualdo (1561 - 1613, Ende der Renaissance) wunderschöne und verrückte Madrigale komponiert, wo es ständig nur um Tod und Schmerz und Liebe geht - er hat bekannterweise seine Frau getötet, nachdem er sie im Bett mit einem Anderen gefunden hat (als Adler war ihm auch sowas völlig erlaubt), und danach sein ganzes Leben lang eine Clique von jungen Männern unterhalten, deren einzige Aufgabe war, ihn regelmässig zu peitschen.
26. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Fabian am 11.03.03 15:30

Hallo,

im folgenden möchte ich an eine Person erinnern, die in doppelter Hinsicht einen Grenzfall darstellt:

1) Sie ist mehr als Politiker und Redner denn als Schriftsteller bekannt geworden.
2) Ihre erotischen Schriften sind weniger als BDSM-Literatur, sondern mehr im Stil von Casanovas Memoiren geschrieben.

Es handelt sich um den pockennarbigen Grafen Mirabeau, den unbestreitbaren Führer der Französischen Revolution in ihren ersten zwei Jahren - er starb, erst 42 Jahre alt, am 2. April 1791, sonst hätte die Große Revolution einen anderen Verlauf genommen. Gabriel Honoré Riquetti, Comte de Mirabeau, war als junger Mann für seinen Vater ein "verlorener Sohn", der, obwohl selbst verheiratet, eine 24-Jährige entführte, die mit einem 70-jährigen Marquis verheiratet war. Wegen dieses doppelten Ehebruchs wurde er zum Tode verurteilt, später begnadigt.

Um sich, seine (entführte) Frau und die gemeinsame Tochter über Wasser zu halten, schrieb Mirabeau anonym politische Bücher, die zu Wegbereitern der Großen Revolution wurden, aber auch den erotischen Roman "Meine Läuterung" (1783). In diesem Roman kann man interessante Einblicke in das gesellschaftliche und erotische Leben der vorrevolutionären Epoche werfen. Ein den Hofkreisen angehörender Kavalier ermöglicht darin sein kostspieliges Leben, indem er seine "Gunst" an reiche und nicht selten alte und hässliche Damen feilbietet. Die realistischen Schilderungen lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Eine "typische" Dreierkonstellation im Roman: Bevor der Kavalier z. B. eine Gräfin kopuliert, wird er durch deren erste Kammerzofe "vorbereitet".


Fabian

(Diese Nachricht wurde am 11.03.03 um 15:30 von Fabian geändert.)
27. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Fabian am 11.03.03 15:33

Hallo J_Oxtrap,

die Maso-Figur in der "Suche nach der verlorenen Zeit" dürfte Palmède de Charlus sein.

Dass die Brüder de Goncourt mit SM-Praktiken vertraut gewesen sein sollen, ist leicht vorstellbar, wenn man liest, dass sie die erste ausführliche Geschichte der "Frau im 18. Jahrhundert" (1862, dt. 1905) herausgegeben haben. Die höheren Stände des 18. Jahrhunderts sind alles andere als prüde gewesen.

Carlo Gesualdo?  - da habe ich im Musikunterricht wohl geschwänzt.


Hallo Bernhard,

Hauptmanns "Bahnwärter Thiel" - noch heute in der Mittelstufe meistens durchgenommen, auch diese Szene?

Thiels zweite Frau drangsaliert seinen Sohn Tobias aus der Ehe mit seiner verstorbenen ersten Frau, als Thiel unbemerkt hinzukommt:

"Thiel hörte kaum, was sie sagte. Seine Blicke streiften flüchtig das heulende Tobiaschen. Einen Augenblick schien es, als müsse er gewaltsam etwas Furchtbares zurückhalten, was in ihm aufstieg; dann legte sich über die gespannten Mienen plötzlich das alte Phlegma, von einem verstohlenen Aufblitzen der Augen seltsam belebt. Sekundenlang spielte sein Blick über den starken Gliedmaßen seines Weibes, das, mit abgewandtem Gesicht herumhantierend, noch immer nach Fassung suchte. Ihre vollen, halbnackten Brüste blähten sich vor Erregung und drohten das Mieder zu sprengen, und ihre aufgerafften Röcke ließen die breiten Hüften noch breiter erscheinen. Eine Kraft schien von dem Weibe auszugehen, unbezwingbar, unentrinnbar, der Thiel sich nicht gewachsen fühlte.

Leicht gleich einem feinen Spinnengewebe und doch fest wie ein Netz von Eisen legte es sich um ihn, fesselnd, überwindend, erschlaffend. Er hätte in diesem Zustand überhaupt kein Wort an sie zu richten vermocht, am allerwenigsten ein hartes, und so mußte Tobias, der in Tränen gebadet und verängstet in einer Ecke hockte, sehen, wie der Vater, ohne auch nur weiter nach ihm umzuschauen, [...]" das Zimmer verließ.


Herzliche Grüße

Fabian

(Diese Nachricht wurde am 11.03.03 um 15:33 von Fabian geändert.)
28. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Fabian am 12.03.03 11:03

Hallo,

unter den 100 erotischen Novellen des "Dekameron" von Boccaccio verbirgt sich auch das ein oder andere Kleinod,
z. B. die 1. Geschichte des dritten Tages (der stumme Gärtner im Nonnenkloster) oder
die 9. Geschichte des fünften Tages (die berühmte Falkennovelle).

Es lohnt sich, auch mal unter den "100 neuen Novellen" (Anonym, 1486) herumzustöbern. Die 45. Novelle ("Der Schotte als Wäscherin") könnte was für TVs sein.

Schließlich ein Lob der Leidenschaften, der Lüsternheit und der Wollust von Marquis de Sade, das ich erst jetzt entdeckt habe und eigentlich an den Anfang dieses Threads gehört:

"An die Libertins
Wollüstige jeden Alters und jeden Geschlechts, euch allein widme ich dieses Werk: Nährt euch von seinen Lehren, sie befeuern eure Leidenschaften, und diese Leidenschaften, vor denen euch nüchterne und kalte Moralisten Angst einjagen, sind nichts anderes als die Mittel, die die Natur gebraucht, um den Menschen zu den Anschauungen hinzuführen, die sie über ihn hat. Hört nur auf diese köstlichen Leidenschaften; ihre Stimme allein kann euch zum Glück führen.
Lustvolle Frauen, euch möge die wollüstige Madame Saint-Ange ein Vorbild sein. Verachtet wie sie alles, was den göttlichen Geboten des Vergnügens entgegensteht, die sie ein Leben lang fesselten.
Junge Mädchen, die ihr allzu lang in den absurden und gefährlichen Schlingen einer phantastischen Moral und einer geschmacklosen Religion gefangen wart, macht es wie die feurige Eugénie. Zerstört und zertretet mit derselben Unbedenklichkeit wie sie all die lächerlichen Vorschriften, die törichte Eltern euch eingeschärft haben.
Und ihr, liebenswerte Lüstlinge: ihr, die ihr von Jugend auf keine anderen Zügel kanntet als eure Begierden und keine anderen Gebote als eure Launen, euch möge der zynische Dolmancé als Beispiel dienen; geht genauso weit wie er, wenn ihr - wie er - all die blumigen Pfade durchlaufen wollt, die euch die Lüsternheit bereitet; in seiner Schule mögt ihr euch überzeugen: Nur indem es den Spielraum seiner Neigungen und Phantasien erweitert, nur indem es alles auf dem Altar der Wollust hingibt - nur so kann jenes unglückliche Individuum, das unter dem Namen Mensch bekannt ist und gegen seinen Willen in dieses traurige Universum geworfen wurde, dahin gelangen, ein paar Rosen über die Dornen des Lebens zu streuen." (aus: La Philosophie dans le Boudoir, 1795)


Fabian

(Diese Nachricht wurde am 12.03.03 um 11:03 von Fabian geändert.)
29. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Fabian am 12.03.03 12:14

Hallo,

Hier riecht s nach Fisch - oder ist s schon starker Tobak? Das Suchen hat trotzdem Spaß gemacht. Noch mal vielen Dank an Bernhard für den Hinweis auf Maupassant:

"Von den Frauen und Frankreichs als unbestrittener Führungsmacht in Sachen Frauenverehrung und Galanterie war man schließlich beim dritten Cognac und Fragen der Religion angelangt.
»Wir Franzosen«, ließ sich Monsieur de Sombreterre vernehmen, »sind von Geburt an gute Katholiken. Zweifellos läßt sich auch unsere tiefverwurzelte Frauenverehrung von der Verehrung Unserer Lieben Frau herleiten - sie ist gewissermaßen die Frau schlechthin, in der wir alle Frauen beispielhaft wiedererkennen.«
Ein sardonisches Lächeln umspielte bei diesem Satz Monsieur Rades Lippen. »Monsieur, Sie sollten bei Menschen, ganz besonders bei Franzosen, grundsätzlich nie ein edles Motiv annehmen, wenn sich ein niedriges finden läßt. Ich will Ihnen ein Beispiel geben«, schob er eilig hinterher, wobei er mit den Händen die allgemein aufflackernde Empörung zu dämpfen suchte. »Sehen Sie, der Auferstehungsmythos - und ein solcher ist er, denn er durchzieht zahlreiche Religionen der Antike, ich will nur den wiederauferstandenen Dionysos erwähnen - stellt sich mir sehr viel schlichter und einleuchtender dar als die abgeschmackte Passionsgeschichte, die wir auch noch jährlich als Osterfest pompös nachbeten. Wenn die Gläubigen wüßten«, hier verzog sich sein Lächeln zu einer zynischen Grimasse, »was sie da in der Tat als Auferstehung des Fleisches feiern... Meine Herren, bitte lassen Sie mich ausreden. Zum zweitenmal wischte er aufkommende Einwände so souverän vom Tisch, daß ihm die ungeteilte Aufmerksamkeit aller sicher war. Jeder wußte, Monsieur Rade war unmöglich, aber immer für eine Überraschung gut. »Die ergreifende Geschichte des Gottessohnes - genau wie die seines heidnischen Gottesbruders Dionysos, Gott des Rausches und der Sinneslust - ist nichts anderes als das Gleichnis von der intermittierenden Virilität. « Ratlosigkeit spiegelte sich in den Zügen der Zuhörer. »Ich will mich deutlicher, ja - da wir unter Männern sind - drastischer ausdrücken. Der Menschensohn am errichteten Kreuz steht für das erigierte Glied. Nicht umsonst wählten die frühen Christen den Fisch als Erkennungssymbol. Das erregte und aufgerichtete männliche Glied riecht nach Fisch. Jesu Worte >Es ist vollbracht< meinen nichts anderes, als daß nach der Ejakulation das Glied zusammenfällt, sprich Kreuzabnahme. Nach erzwungener Ruhepause - >hinabgefahren in die Hölle< - ist das Glied bereit zur Auferstehung. Und wer ist zuerst an Jesu Grab und bewirkt die Auferstehung? - Lesen Sie s selbst nach, meine Herren, das >Buch der Bücher< bildet durchaus und bringt manch pikante Aufklärung. - Natürlich Maria Magdalena. Die Geliebte und, wie man hier weiß, kundige Professionelle hat die Auferstehung schnell im Griff, wenn Sie den Ausdruck gestatten. Sie können das von allen Seiten beleuchten, alles stimmt, alles paßt, sogar der Ausdruck Menschensohn, womit wiederum sein Schwanz gemeint ist, der durchaus ein gewisses Eigenleben an den Tag legt. Tod und Auferstehung des Menschensohnes, der Christus-Mythos ist nichts anderes als die gleichnishafte Darstellung vom Geheimnis des samenspendenden, dann ruhen müssenden und wiederauferstehenden membrum virilis.«
Der dann ausbrechende Tumult der Tafelrunde war unbeschreiblich. Rade wurde nicht zum Unterchef in Charenton ernannt." (aus: Les Dimanches d un Bourgeois de Paris, 1880)

sardonisch = höhnisch
membrum virilis = männliches Glied



Fabian
30. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von reddog am 14.03.03 12:59

Hallo, alle miteinander!
Zwei Fragen drängen sich mir auf:
1. Was ist schon oder noch BDSM? Zählt alles dazu, was mit fesseln, schlagen usw. zusammenhängt. oder ist das Zusammentreffen mit sexuellen Befindlichkeiten notwendig?
2. Was ist Weltliteratur? Alles, was am Markt erhältlich ist? (Also auch Telefonbücher) Oder nur, was in Erzählform geschrieben wurde? Oder ist die Nähe zum Nobelpreis erforderlich?

Natürlich "löcke ich hier gegen den Stachel".

@ Fabian
Du bringst treffliche Beispiele. Deine Links ins "Projekt Gutenberg" sind alle durchaus lesenswert. (Es lohnt so wie so im "Projekt" zu stöbern. Ich, jedenfalls, tue es gerne!)

Mein Eindruck der bisherigen Beiträge ist, dass jeder beide Fragen mit deinem Motto "panta rei" (alles fließt) beantwortet hat.
Ist das "consensual"?

Ich kann im Moment den bisher genannten Beispielen nichts hinzufügen, bin aber für die Quellen-Nennung dankbar.

@ J
Ich hoffe doch sehr, du hast die (von einem Franzosen geschriebene) Passage:
Zitat
Monsieur, Sie sollten bei Menschen, ganz besonders bei Franzosen, grundsätzlich nie ein edles Motiv annehmen, wenn sich ein niedriges finden läßt.
überlesen.

@ Angi
Du solltest doch bei Barbara Cartland gebranntes Kind sein. Oder?
Sie ist eine geistige Schwester von Hedwig Kotz-Malheur (vielleicht sogar geistig-unehelich! Pfui!)

Bitte, liebe Freundinnen und Freunde, strapaziert eure grauen Zellen und eure Bücherschränke, um die Liste zu komplettieren (so weit möglich).
Gruß
Detlef
(Diese Nachricht wurde am 14.03.03 um 12:59 von reddog geändert.)
31. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Fabian am 14.03.03 18:05

Hallo,

im Moment bin ich immer noch dabei, Bernhards Hinweise abzuarbeiten:

Thomas Mann lässt in den "Bekenntnissen des Hochstaplers Felix Krull" den "Knecht Felix" und "Madame Houpflé" miteinander Liebe machen, und zwar ganz und gar nach den Vorstellungen von Madame. Mehrere Male muss der "Liftjunge", der "kühne Knecht", der "Domestik", der "süße Helot", die "Ausgeburt der Lust", der "dumme kleine Sklave", der "holde Dümmling" Madame körperlich und geistig zu Willen sein. Da geht die Post ab! Das Kamasutra ist dagegen eine geistlose Gymnastikübung.

Hallo reddog,

du hast Recht, die Grenzen sind fließend.


Fabian
32. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von mister am 14.03.03 20:44

hallo Detlef
Um Deine Frage aus meiner Sicht zu beantworten.
Zur Weltliteratur zähle ich die Romane und Autoren die schon einmal verfilmt worden sind und da gehören Nobelpreisträger und Telefonbücher nicht unbedingt hin,
Viele Grüße Michael
Mister
33. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Fabian am 14.03.03 20:45

Hallo J_Oxtrap,


hast du gewusst, wie scharf die Frauen bei den Brüdern de Goncourt sind? Nein? - Nun, dann hör dir mal dies an:

Während die Lagier das alles sagt, reibt sie sich bald am einen, bald am anderen: "Ich hatte heute wahnsinnige Lust auf eine scharfe Nummer, es war zum Heulen! Ich habe mich dreimal selbst befriedigt und dazu meine linke Hand mit der rechten geführt." Und sie geht von einem zum andern, wirft sich wieder auf Edmond, den sie einen großen Ausgelutschten nennt, auf Flaubert, dann auf mich und sagt zu mir: "Du vögelst lieber in irgendwelchen Ecken eine wasserblütige Gesellschaftsdame." Und zum Beschluß dieser Annäherungsversuche einer Pasiphae sagt sie zu uns dreien: "Ach was! Ihr seid Anhänger des Neuen, alle drei! Dennoch, ich versichre dir, mit mir würde es sich lohnen, heute nacht. Es würde die stärkste Nummer deines Lebens ..."
[...]
Über die lesbische Liebe äußert sie wenig. Sie sagt uns nur, daß sie es mit Frauen macht, weil sie so bei Bedarf in gewissen Vierteln von Paris ihre Lust befriedigen kann; und als man mehr von ihr erfahren will, sagt sie, daß sich Frauen mit Frauen vergnügten, komme daher, daß sie keine Hemmungen voreinander hätten, und daß in der lesbischen Liebe Freiheiten herrschten, die fast denjenigen glichen, die sich Männer untereinander gestatteten, zum Beispiel zu furzen. (aus: Journal des G., Memoires de la vie littéraire).


Fabian
34. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Bernhard am 14.03.03 21:33

Hallo Fabian,

danke für das Kompliment. Da bin ich gleich 5 cm gewachsen, was sich zumindest auf meinen BMI - Index positiv auswirkt. *gg*

Im "Der Untertan" von Heinrich M. gibts auch ein paar Stellen. Und obwohl ich es noch nicht gelesen habe, dürfte es auch in "Professor Unrat" Einschlägiges geben.

Bei Maupassant meinte ich eigentlich andere Stellen, viel Spaß bei der Suche. Bei Gelegenheit neue Autoren!

@ Mister

Was Verfilmungen angeht, bin ich genau anderer Ansicht.
Erstens wird sehr viel seichter Stoff verfilmt.
Zweitens werden gute Bücher in der Verfilmung meiner Meinung nach häufig völlig vermurkst. Die Verfilmung eines Buches, das mir gefallen hat, schaue ich mir deshalb so gut als nie im Kino oder Fernsehen an.

Viele Grüße und neugierig auf mehr Lesestoff ....

Bernd
35. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Bernhard am 14.03.03 22:28

Hi Mister,

wollte nicht streiten, sondern bin bloß anderer Ansicht. Ist doch erlaubt?

Die beiden von Dir erwähnten Filme sind allerdings sehr gelungene Adaptionen. Da stimme ich zu.

Ein Problem habe ich mit Verfilmungen dennoch: Auch eine sehr gute Adaption kann nie mit meiner Vorstellung der Figuren etc konkurrieren. Und nachdem man sich einen Film angeschaut hat, verwischt sich beides.

Ein umgekehrtes Beispiel: Der Name der Rose, da habe ich zuerst den Film gesehen und später beim Lesen waren die Figuren alle "besetzt". Auch wenn sie völlig unterschiedlich zum Film beschrieben wurden. Wie zB der Gehilfe Adson.

Viele Grüße ...... Bernhard
36. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von mister am 14.03.03 22:47

Hallo Bernhard
Da sind wir uns fast einig, der Name der Rose gehört mit zu den schlechteren Verfilmungen. Ich hatte Gott sei Dank das Buch zuerst gelesen und ich halte Es so, dass; ich immer erst das Buch lese bevor ich mir die Verfilmung anschaue.
Viele Grüße Michael
Mister
37. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von ChristineX am 14.03.03 23:00

Hallo Freunde,

schön, daß die Diskussion zu diesem Thema so lebhaft ist. Wenn Fetische erwiesenermaßen was für Frauen wären, dann wäre Sprache nämlich meiner.

Weltliteratur sind für mich solche Bücher, die unabhängig von Trends und Moden über längere Zeit gelesen werden, meistens behandeln sie auch Themen, die immer aktuell bleiben (muß allerdings nicht so sein). An Verfilmungen würde ich das nicht festmachen. Rosamunde Pilcher wird ja auch verfilmt *schüttel*, also kann das nicht der Maßstab sein.

Bernhard, wenn Du meinst, daß Verfilmungen meist schlechter sind als die literarische Vorlage, kann ich Dir leider nur Recht geben. Wenn ich daran denke, was das Fernsehen aus meinen Lieblingskrimis von Elizabeth George gemacht hat, läuft es mir eiskalt den Rücken runter.

Übrigens fiel mir für die Liste neulich noch Marguerite Duras ein. Das ist vielleicht nicht unbedingt Weltliteratur, aber in "Der Liebhaber" werden sehr interessante erotische Machtstrukturen dargestellt.

Liebe Grüße
Christine
(Diese Nachricht wurde am 14.03.03 um 23:00 von ChristineX geändert.)
38. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Fabian am 15.03.03 00:25

Hallo Bernhard,

schön, dass du den "Professor Unrat" und den "Untertan" in einem Atemzug erwähnst. Die Machtproblematik des Professors Unrat (eigentlich Raat) wird in der Figur des Diederich Heßling im "Untertan" konsequent weitergeführt.

Ich meine allerdings, dass der "Professor Unrat" außer ein paar lasziven Andeutungen zum moralischen Verfall der Kleinstadt (Glücksspiel und erotische Libertinage in der "Villa vor dem Tor") keine handfesten BDSM-Stellen enthält.

Andererseits sind der Roman und die Verfilmungen "Der blaue Engel" von Sternberg (mit Marlene Dietrich als Rosa / "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt") und "Lola" von Faßbender geeignet, wieder grundsätzliche Wertungen zwischen literarischer Vorlage und Verfilmung anzustellen.

@ Michael: Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn das Thema sehr allgemein aufgefasst und eventuell auch erweitert wird. Außerdem habe ich, nur weil ich den Thread losgetreten habe, überhaupt kein Recht, zu sagen, wo oder wie es langgehen soll. Deswegen war deine Entschuldigung nicht nötig. Dieser Thread gehört allen, die sich dafür in irgendeiner Weise interessieren, und kann selbstverständlich so gelenkt werden, wie sie sich das wünschen.

Herzliche Grüße

Fabian
39. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von mister am 15.03.03 08:12

Hallo Bernhard
Ich möchte noch einmal kurz antworten ohne ein Streitgespräch führen zu wollen.Sicherlich hast Du Recht das es schlechte Verfilmungen gibt, aber es gibt auch sehr gute zb der Alte Mann und das Meer von Hemingway oder der Schatz der Sierra Madre von Traven um nur einige zu nennen.
Sorry Fabian gehört zwar nicht zum Thema aber das muste ich noch einmal loswerden
Viele Grüße Michael
Mister  

(Diese Nachricht wurde am 15.03.03 um 08:12 von mister geändert.)
40. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Fabian am 17.03.03 18:02

Hallo,

im Roman "Der Untertan" (1914) von Heinrich Mann muss man bis zum letzten Kapitel warten, bis die einzige SM-Szene in der Ehe des Familien- und Unternehmertyrannen Diederich Heßling mit seiner Ehefrau Guste abgeht.


"Aber Guste zeigte keine Teilnahme mehr; sie gähnte immer häufiger. Unter dem strafenden Blick des Gatten schien sie sich an eine Pflicht zu erinnern, sie machte herausfordernde Schlitzaugen und bedrängte ihn sogar mit ihren Knien. Er wollte noch einen nationalen Gedanken äußern, da sagte Guste mit ungewohnt strenger Stimme:
»Quatsch«; Diederich aber, weit entfernt, diesen Übergriff zu bestrafen, blinzelte sie an, als erwartete er noch mehr... Da er sie unten zu umspannen versuchte, verscheuchte sie vollends ihre Müdigkeit, und plötzlich hatte er eine mächtige Ohrfeige - worauf er nichts erwiderte, sondern aufstand und sich schnaufend hinter einen Vorhang drückte. Und als er wieder in das Licht kam, zeigte es sich, daß seine Augen keineswegs blitzten, sondern voll Angst und dunklen Verlangens standen... Dies schien Guste die letzten Bedenken zu nehmen. Sie erhob sich; indes sie in fesselloser Weise mit den Hüften schaukelte, begann sie ihrerseits heftig zu blitzen, und den wurstförmigen Finger gebieterisch gegen den Boden gestreckt, zischte sie: «Auf die Knie, elender Schklafe!« Und Diederich tat, was sie heischte! In einer unerhörten und wahnwitzigen Umkehrung aller Gesetze durfte Guste ihm befehlen: »Du sollst meine herrliche Gestalt anbeten! « - und dann auf den Rücken gelagert, ließ er sich von ihr in den Bauch treten. Freilich unterbrach sie sich inmitten dieser Tätigkeit und fragte plötzlich ohne ihr grausames Pathos und streng sachlich: »Haste genug?« Diederich rührte sich nicht; sofort ward Guste wieder ganz Herrin. »Ich bin die Herrin, du bist der Untertan«, versicherte sie ausdrücklich. »Aufgestanden! Marsch!« - und sie stieß ihn mit ihren Grübchenfäusten vor sich her nach dem ehelichen Schlafgemach. »Freu dich!« verhieß sie ihm schon, da gelang es Diederich, zu entwischen und das Licht abzudrehen. Im Dunkeln, versagenden Herzens, vernahm er, wie Guste dort hinten ihm die wenigst anständigen Namen gab, wobei sie freilich schon wieder gähnte. Etwas später lag sie vielleicht schon und schlief - Diederich aber, noch immer des Äußersten gewärtig, kroch auf allen vieren die Estrade hinan und versteckte sich hinter dem bronzenen Kaiser..." (Fischer TB S.446)

Einige Seiten weiter gibt es eine zweite SM-Anspielung:

" Die Monarchie ist unter den politischen Regimen eben das, was in der Liebe die strengen und energischen Damen sind. Wer dementsprechend veranlagt ist, verlangt, daß etwas geschieht, und mit Milde ist ihm nicht gedient. Hier errötete Diederich ... Leider bekundete Buck solche Gesinnungen nur, solange er nüchtern war." (Fischer TB S.452)


Fabian

(Diese Nachricht wurde am 17.03.03 um 18:02 von Fabian geändert.)
41. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Francesco am 17.03.03 23:27

möchte ein Drama der klassischen Literatur beisteuern: "Penthesilea" von Heinrich von Kleist. Beschreibt die Macht, die in der Unterwerfung liegt, benutzt dazu viele erotische Andeutungen. Geht um den Kampf/die Liebe zwischen der Amazonenkönigin Penthesilea und Achill beim Kampf zw.Griechenund Trojanern.
Eine - Kulturkritikern zufolge - sehenswerte Aufführung läuft derzeit in einem Züricher Theater.
42. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Fabian am 19.03.03 13:45

Hallo Francesco,

sehr schöner Hinweis auf eine klassische Verbindung zwischen SM und Weltliteratur.

"Ein rasendes und außerordentliches Stück ist von Kleist die Penthesilea. Sie hat ihm bei Goethe das Genick gebrochen, aber ist gräßlich schön geblieben ..." (A. Döblin, Der deutsche Maskenball, 1921)

Viele Grüße .... Fabian
(Diese Nachricht wurde am 19.03.03 um 13:45 von Fabian geändert.)
43. Re: BDSM in Literatur

geschrieben von Nachtigall am 22.03.03 09:03

Hallo,

da hier jetzt schon so viele Beispiele aus der der "allgemeinen Belletristik" aufgetaucht sind, möchte ich noch ein Beispiel erwähnen, dass mir anlässlich einer Bemerkung von Why-Not wieder einfiel:

In Joanne K. Rowling´s "Harry Potter und der Feuerkelch" startet Hermine Granger eine Befreiungsaktion für die in Hogwarts beschäftigten Hauselfen. Leider reagieren die aber nicht ganz, wie erwartet - sie finden Hermines Vorschläge sogar anstößig, wollen weder befreit, noch bezahlt werden und auch kein Urlaubsrecht etc. - sie sind "von Natur aus" Sklaven...!!! Fand ich damals, als ich es las, sehr bemerkenswert.

Liebe Grüße
Anja
44. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von mister am 22.03.03 09:29

Hallo zusammen
Das Buch SPARTACUS von H. FAST handelt über die Verwerflichkeit der Römischen Sklavengesellschaft. Auch das sollte mal erwähnt werden
Viele Grüße Michael
Mister
45. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Fabian am 22.03.03 18:50

Hallo,

nachfolgend stehen Links zu den Texten einiger Autoren, auf die in diesem Thread schon hingewiesen worden ist:

Baudelaire:Les Fleurs du Mal (Die Blumen des Bösen)
Duras: Der Liebhaber
Musil: Verwirrungen des jungen Törleß
46. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Fabian am 29.03.03 17:31

Hallo,

das Hohelied der Liebe aus dem Alten Testament macht richtig Lust.


Viele Grüße .............. Fabian
(Diese Nachricht wurde am 29.03.03 um 17:31 von Fabian geändert.)
47. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Fabian am 09.04.03 12:58

Hallo,

im Roman "Fabian" (1931) von Erich Kästner, den ich schon einmal weiter oben zitiert habe, findet sich folgende Stelle, die mehrere klassische Versatzstücke SM / DS enthält: dominante/sadistische Frau, devoter Ehemann, Ehevertrag, Voyeurismus ...... aber lest bitte selbst! Die Stelle befindet sich im zweiten Kapitel und trägt die Überschrift: "Ein Rechtsanwalt hat nichts dagegen"

"Im Fahrstuhl war ein Wandspiegel. Fabian zog das Taschentuch und rieb die roten Flecken aus dem Gesicht. Die Krawatte saß schief. Die Schläfe brannte. Und die blasse Blondine sah auf ihn herunter. »Wissen Sie, was eine Megäre ist?« fragte er. Sie legte den Arm um ihn. »Ich weiß es, aber ich bin hübscher.«
Am Türschild stand: Moll. Das Dienstmädchen öffnete. »Bringen Sie uns Tee.«
»Der Tee steht in Ihrem Zimmer.«
»Gut. Gehen Sie schlafen!« Das Mädchen verschwand im Korridor.
Fabian folgte der Frau. Sie führte ihn geradenwegs ins Schlafzimmer, schenkte Tee ein, stellte Kognak und Zigaretten zurecht und sagte mit einer umfassenden Geste: »Bediene dich!«
»Mein Gott, ein Tempo haben Sie am Leibe!« »Wo?« fragte sie.
Er überhörte das. »Sie heißen Moll?«
»Irene Moll sogar, damit Leute mit Gymnasialbildung etwas zu lachen haben. Setz dich. Ich komme gleich wieder.«
Er hielt sie zurück und gab ihr einen Kuß.
»Na, es wird ja langsam«, meinte sie und entfernte sich. Er trank einen Schluck Tee und ein Glas Kognak. Dann musterte er das Zimmer. Das Bett war niedrig und breit. Die Lampe gab indirektes Licht. Die Wände waren mit Spiegelglas bespannt. Er trank noch einen Kognak und trat ans Fenster. Vergittert war es nicht.
Was hatte die Frau mit ihm vor? Fabian war zweiunddreißig Jahre alt und hatte sich nachts fleißig umgetan, auch dieser Abend begann ihn zu reizen. Er rank den dritten Kognak und rieb sich die Hände.
Er betrieb die gemischten Gefühle seit langem aus Liebhaberei. Wer sie untersuchen wollte, mußte sie haben. Nur während man sie besaß, konnte man sie beobachten. Man war ein Chirurg, der die eigene Seele aufschnitt.
»So, nun wird der kleine Junge geschlachtet«, sagte die Blondine. Sie trug jetzt einen Schlafanzug aus schwarzen Spitzen. Er trat einen Schritt zurück. Sie aber rief »Hurra!« und sprang ihm derart an den Hals, aß er die Balance verlor, kippte und samt der Dame auf den Fußboden zu sitzen kam.
»Ist sie nicht schrecklich?« fragte da eine fremde stimme.
Fabian blickte verwundert hoch. Im Türrahmen stand, mit einem Pyjama bekleidet, ein dürrer großnasiger Mensch und gähnte.»Was wollen Sie denn hier?« fragte Fabian.
»Entschuldigen Sie, mein Herr, aber ich konnte nicht wissen, daß Sie mit meiner Frau bereits durchs Zimmer kriechen.«
»Mit Ihrer Frau?«
Der Eindringling nickte, gähnte verzweifelt und sagte vorwurfsvoll: »Irene, wie konntest du den Herrn in eine so schiefe Lage bringen! Wenn du schon wünschst, daß ich mir deine Neuerwerbungen anhaue, kannst du sie mir wenigstens gesellschaftsfähig präsentieren. Auf dem Teppich! Das wird dem Herrn sicher nicht recht sein! Und ich schlief so schön, als du mich wecktest ... Ich heiße Moll, mein Herr, bin Rechtsanwalt und außerdem«, er gähnte herzzerreißend, »und außerdem der Gatte dieser weiblichen Person, die sich auf Ihnen breitmacht.«
Fabian schob die Blondine von sich herunter, stand
auf und ordnete seinen Scheitel. »Hält sich Ihre Gattin einen männlichen Harem? Mein Name ist Fabian.«
Moll kam auf ihn zu und reichte ihm die Hand. »Es freut mich, einen so sympathischen jungen Mann kennenzulernen. Die Umstände sind ebenso gewöhnlich wie ungewöhnlich. Das ist Ansichtssache. Aber falls Sie der Gedanke beruhigt: ich bin daran gewöhnt. Nehmen Sie Platz.«
Fabian setzte sich. Irene Moll rutschte auf die Armlehne, streichelte ihn und sagte zu ihrem Mann:
»Wenn er dir nicht gefällt, brech ich den Kontrakt.«
»Aber er gefällt mir ja«, antwortete der Rechtsanwalt.
»Sie reden über mich, als wär ich ein Stück Streuselkuchen oder ein Rodelschlitten«, meinte Fabian.
»Ein Rodelschlitten bist du, mein Kleiner!« rief die Frau und preßte seinen Kopf gegen ihre volle, schwarz vergitterte Brust.
»Himmeldonnerwetter!« schrie er. »Lassen Sie mich gefälligst in Ruhe!«
»Du darfst deinen Besuch nicht ärgern, liebe Irene«, erklärte Moll. »Ich werde mit ihm in mein Arbeitszimmer gehen und ihm dort alles Wissenswerte mitteilen. Du vergißt, daß er die Situation als merkwürdig empfinden muß. Ich schicke ihn dir dann wieder herüber. Gute Nacht.« Der Rechtsanwalt gab seiner Frau die Hand.
Sie stieg in ihr niedriges Bett, stand betrübt und einsam zwischen den Kissen und sagte: »Gute Nacht, Moll, schlaf gut. Aber red ihn nicht tot. Ich brauch ihn noch.«
»Ja, ja«, antwortete Moll und zog den Gast mit sich fort.

Sie nahmen im Arbeitszimmer Platz. Der Rechtsanwalt zündete sich eine Zigarre an, fröstelte, legte eine Kamelhaardecke über die Knie und blätterte in einem Akten bündel.
»Mich geht zwar die Sache nichts an«, begann Fabian, »aber was Sie sich von der Frau bieten lassen, steigt auf Bäume. Werden Sie oft von ihr aus dem Bett geholt, um die Liebhaber zu taxieren?«
»Sehr oft, mein Herr. Ursprünglich erwirkte ich mir diese Begutachtung als verbrieftes Recht. Nach dem ersten Jahr unserer Ehe setzten wir einen Kontrakt auf, dessen Paragraph 4 lautet: >ie Vertragspartnerin verpflichtet sich, jeden Menschen, mit dem sie in intime Beziehungen zu treten wünscht, zuvor ihrem Gatten, Herrn Doktor Felix Moll, vorzuführen. Spricht sich dieser gegen den Betreffenden aus, so ist Frau Irene Moll angewiesen, unverzüglich auf die Ausführung ihres Vorhabens zu verzichten. Jedes Vergehen gegen den Paragraphen wird mit einer hälftigen Kürzung der finanziellen Monatszuwendung geahndet.< Der Kontrakt ist sehr interessant. Soll ich ihn extenso vorlesen?« Moll holte den Schreibtischschlüssel aus der Tasche.
»Bemühen Sie sich nicht!« Fabian wehrte ab. »Wissen möchte ich nur, wieso Sie auf den Gedanken verfielen, einen solchen Kontrakt überhaupt aufzusetzen»Meine Frau träumte so schlecht.«
»Wie?«
»Sie träumte. Sie träumte entsetzliche Dinge. Es war offensichtlich, daß ihre sexuellen Bedürfnisse proportional der Ehedauer zunahmen und Wunschträume erzeugten, von deren Inhalt Sie, mein Herr, sich glücklicherweise noch keine Vorstellung machen können. Ich zog mich zurück, und sie bevölkerte ihr Schlafzimmer mit Chinesen, Ringkämpfern und Tänzerinnen. Was blieb mir übrig? Wir schlossen einen Vertrag.«
»Meinen Sie nicht, daß eine andere Behandlung erfolgreicher und geschmackvoller gewesen wäre?« fragte Fabian ungeduldig.
»Zum Beispiel, mein Herr?« Der Rechtsanwalt setzte sich aufrecht.
»Zum Beispiel: pro Abend fünfundzwanzig hintendrüber?«
»Ich hab s versucht. Es tat mir zu weh.«
»Das kann ich gut verstehen.«
»Nein!« rief der Rechtsanwalt, »das können Sie nicht verstehen! Irene ist sehr kräftig, mein Herr.«
Moll senkte den Kopf. Fabian zog eine weiße Nelke aus der Schreibtischvase, steckte die Blume ins Knopfloch, erhob sich, lief im Zimmer umher und rückte die Bilder gerade. Vermutlich hatte es dem alten langen Kerl auch noch Vergnügen gemacht, von seiner Frau übers Knie gelegt zu werden.
»Ich will gehen«, sagte er. »Geben Sie mir den Hausschlüssel! «
»Ist das Ihr Ernst?« fragte Moll ängstlich. »Aber Irene erwartet Sie doch. Bleiben Sie, um des Himmels willen! Sie wird außer sich geraten, wenn sie sieht, daß Sie gegangen sind! Sie wird denken, ich hätte Sie weggeschickt. Bleiben Sie, bitte! Sie hat sich so darauf gefreut. Gönnen Sie ihr doch das kleine Vergnügen!«
Der Mann war aufgesprungen und packte den Besucher am Jackett. »Bleiben Sie doch! Sie werden es nicht bereuen. Sie werden wiederkommen. Sie werden unser Freund bleiben. Und ich werde Irene in guten Händen wissen. Tun Sie s mir zu Gefallen.«
»Vielleicht wollen Sie mir auch noch ein sicheres Monatseinkommen garantieren?«
»Darüber ließe sich reden, mein Herr. Ich bin nicht unvermögend.« "
48. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von beitlamed am 11.04.03 10:08

Ich muß nochmal nach-joyceln, obwohl der Übervater der Postmoderne schon erwähnt wurde. Im Ulysses (Im Lotus Eaters-Kapitel) holt Leopold Bloom einen Brief vom Postamt, der unter seinem Pseudonym "Henry Flower, Esq." hinterlegt ist. In diesem Brief versucht eine Dame, mit der Bloom offenkundig in so etwas wie dem damaligen Äquivalent zu einer Email-Affäre steht, seinen S/M-Wünschen nachzukommen. Was dann so klingt:

>>

Zitat

Dear Henry,

I got your last letter to me and thank you very much for it. I am sorry you did not like my last letter. Why did you enclose the stamps? I am awfully angry with you. I do wish I could punish you for that. I called you naughty boy because I do not like that other world. Please tell me what is the real meaning of that word. Are you not happy in your home you poor little naughty boy? I do wish I could do something for you. Please tell me what you think of poor me. I often think of the beautiful name you have. Dear Henry, when will we meet? I think of you so often you have no idea. I have never felt myself so much drawn to a man as you. I feel so bad about. Please write me a long letter and tell me more. Remember if you do not I will punish you. So now you know what I will do to you, you naughty boy, if you do not wrote. O how I long to meet you. Henry dear, do not deny my request before my patience are exhausted. Then I will tell you all. Goodbye now, naughty darling. I have such a bad headache. today. and write by return to your longing

Martha.

P.S. Do tell me what kind of perfume does your wife use. I want to know.

>>



(Quelle: http://www.robotwisdom.com/jaj/ulysses/lotus.html)

Gar köstlich ist auch die Nausikaa-Episode (http://www.robotwisdom.com/jaj/ulysses/nausikaa.html),
wo wir Bloom am Strand antreffen, wie er einer Gruppe junger Damen zusieht und sich dabei selbst... eben *erröt* tut was Keuschheitsgürtelträger nicht können )) ... Und
das Ganze in der Sprache viktorianischer Liebesromane.

bl
(Diese Nachricht wurde am 11.04.03 um 10:08 von beitlamed geändert.)
49. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Fabian am 11.04.03 13:29

Hallo beitlamed,

schöne Hinweise zu James Joyce, dem "Übervater der Postmoderne"! Ich habe mal schnell deinen beiden Links Beine gemacht.


Joyce Lotus
Joyce Nausikaa

(Diese Nachricht wurde am 11.04.03 um 13:29 von Fabian geändert.)
50. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von verve am 06.05.03 23:33

Hi,

ich weiß nicht ob s schon einer erwähnt hat. Die GOR Reihe von John Norman gehört zwar trotz Verfilmung nicht zur Weltliteratur hat aber unzählige BDSM Bezüge. Ich denke drei der 26 Bücher beschreiben detailiert das Leben "unfreier" Frauen auf Gor, während die restlichen 23 nur kurze Bezüge zu dem Thema aufweisen.

Mit Thomas oder sogar Heinrich Mann kann sich John Norman aber keinesfalls messen, literarisch jedenfalls nicht.

Beste Grüße

Verve
51. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Fabian am 19.05.03 19:04

Hallo,

hier gibt es eine enzyklopädische Liste zu Romanen, Sachbüchern u.a.m. mit BDSM-Hintergrund.
(Diese Nachricht wurde am 19.05.03 um 19:04 von Fabian geändert.)
52. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von reddog am 23.05.03 08:08

Sorry, diese Post war für einen anderen Thread bestimmt!
(Diese Nachricht wurde am 23.05.03 um 08:08 von reddog geändert.)
53. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von reddog am 26.05.03 14:47

Kleine Anfrage an alle!
In diesem Thread sind neben Links und Quellenangeben auch einige Gedichte enthalten!
Da diese, im Gegensatz zu Erzählungen oder Romanen oftmals nur versprengt in anderen Werken stehen, die nicht in unsere Kategorie fallen, könnte ich mir vorstellen, zwei neue Threads - mit eurer Hilfe - zu eröffnen!
1. Gedichte - Fundstücke
2. Eigenes

Was haltet ihr davon?
Es ist m..E. doch immer wieder schön, Gedichte zu lesen, neu zu entdecken!
Und ebenso schön wäre es doch, den mehr oder weniger gereimten Phantasien unserer Schreiberlinge nachzuhängen! Oder?
Die bisher hier zitierten Gedichte könnten doch als Einstieg in die Materie übernommen werden.
Es braucht ja nicht extra ein neues Board eröffnet zu werden, obwohl sich das vielleicht anböte!
Also, noch mal die Frage: Was haltet ihr davon?
Gruß
Detlef
(Diese Nachricht wurde am 26.05.03 um 14:47 von reddog geändert.)
54. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Fabian am 31.05.03 13:17

Anaïs Nin, 1903 - 1977, amerikanische Schriftstellerin, lebte in den Dreißiger Jahren in Paris, hatte dort intime Beziehungen mit Henry Miller (s.u.) und dessen Frau, worüber sie in freizügigen Tagebüchern berichtet: "Die Tagebücher der Anaïs Nin", 1979 - 82. Nin beeindruckt auch durch freizügige erotische Erzählungen in: "Das Delta der Venus", 1978 und "Die verborgenen Früchte", 1979.

Hier eine kleine Kostprobe aus "Delta der Venus":

"Die Pferde schwitzten und schäumten. Ein starker Geruch stieg von ihnen auf und durchdrang die Kleidung der beiden Reiterinnen. Leilas Körper schien immer leichter zu werden. Nervös fingerte sie an der Peitsche. Mit halb offenen Mündern galoppierten sie nun Seite an Seite, den Wind in ihren Gesichtern. Als Bijou ihre Oberschenkel an die Flanken des Pferdes drückte, erinnerte es sie daran, wie sie einmal auf dem Bauch des Basken gesessen hatte. Hinterher war sie aufgestanden und hatte sich auf seinen Brustkasten gestellt. Dabei war ihre fo***e genau im Blickfeld des Basken gewesen. Er hatte sie festgehalten und sich an dem Anblick geweidet. Ein anderes Mal war er auf allen vieren auf dem Boden gekrochen, und sie hatte sich rittlings auf ihn gesetzt und versucht, ihm durch den Druck ihrer Knie in seine Flanken Schmerz zuzufügen. Er hatte nervös gelacht und sie angefeuert weiterzumachen. Ihre Knie waren so kräftig wie die eines Mannes, der ein Pferd reitet. Es hatte den Basken in eine derartige Erregung versetzt, daß er mit einem Riesenständer im ganzen Zimmer herumgekrochen war."

Henry Miller, 1891 - 1980, schrieb 1934 den autobiographischen Roman "Wendekreis des Krebses", dt. 1953. "Miller ist wahrscheinlich der obszönste Schriftsteller der Weltliteratur. Mindestens übertrifft er auf diesem Gebiet die sehr beachtlichen Leistungen von Catull, Petronius, Boccaccio und Rabelais" (H. Read, in: Die zehnte Muse. 1957)
55. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von private_lock am 22.08.03 22:22

Ein Zitat, das jeder Top kennen sollte:

Und bist Du nicht willig, so brauch ich Gewalt.

Aus dem "Erlkoenig" von Goethe ...

Wenn man es aus dem Zusammenhang reisst klingt es doch sehr ueberzeugend
56. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Fabian am 02.12.03 18:07

Hallo,

hier wieder ein paar neue Fundstücke:

SONETTE von Friedrich Schlegel,
(Philosoph, Kritiker und Dichter der Frühromantik)


jetzt in: Gedichte - Fundstücke und eigene

(Diese Nachricht wurde am 02.12.03 um 18:07 von Fabian geändert.)
57. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Fabian am 02.12.03 18:10

Wollust des Schmerzes

„Es gibt wenig Weiber, die die Wollust des Schmerzes, namentlich der Ruten und der Fetische kennen“, sagte sie. „Unter den unzähligen weiblichen Gefangenen, die vor den Komitats- und Stadthäusern (oder Rathäusern in den Dörfern) Karbatschenhiebe erhalten, gibt es kaum eine, die sich vor dieser Strafe nicht fürchtete.
Ich habe jetzt nur zwei Frauenzimmer gefunden, die diese Wollust erkannt hatten. Die eine war eine Lustdirne in Raab, die mehrere Diebstähle beging, einzig und allein darum, damit sie Karbatschenhiebe erhielte. Bei dieser war sogar die Öffentlichkeit und die damit verbundene Schande eine Wollust. Sie war stolz darauf, eine Hure genannt zu werden. Dennoch kreischte und jammerte sie, wenn sie die Hiebe erhielt, dann aber, als sie in ihre Zelle gebracht oder ganz entlassen wurde, was zumal bei kleinen Diebstählen, wenn das gestohlene Gut wiedergefunden wird, immer der Fall ist, entkleidete sie sich und betrachtete im Spiegel ihre geschundenen Hin-terbacken; sie spielte dabei mit den Fingern an ihrer Mu-schel und bei der Exekution, inmitten des schneidend-sten Schmerzes, hatte sie die wonnigsten Empfindungen. Auch hier in Pest habe ich ein solches Mädchen entdeckt; sie befindet sich auf dem Stadthause und erhält vierteljährlich dreißig Karbatschenhiebe. Sie kreischt aber niemals dabei, und ihr Gesicht drückt mehr Wollust als Schmerz aus. Hätten Sie Lust, dieses Mädchen zu sehen, während sie ihre Strafe erhält?“ [...]

aus: Wilhelmine Schröder, Aus dem Tagebuch der Mademoiselle S., Budapest 1851.


58. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Fabian am 02.12.03 19:56

Nachfolgend sind alle bislang genannten Autoren erotischer Literatur mit BDSM - Anteilen aufgelistet. Natürlich ist nicht alles Weltliteratur, aber über die Abgrenzung dazu ist oben an mehreren Stellen schon einiges gesagt worden ...

Baudelaire Mirabeau
Boccaccio Musil
de Goncourt Nin
de Sade Norman
Deforge Novalis
Duras Poe
Fast Proust
Goethe Rowling
Grande Sacher-Masoch
H. Mann Saint-Exupéry
Hauptmann Schiller
Heinrich Schröder
Homer Sienkiewicz
Joyce Skakespeare
Kafka H. Mann
Kästner Th. Mann
Kleist Thomas
London Tschechow
Maupassant Wilde
Miller Zweig

Nicht, dass jemand jetzt denkt, das wäre eine abschließende Bestandsaufnahme! Es wäre im Gegenteil sehr schön, wenn der eine oder andere Name hinzugefügt werden könnte. Und - wie schon gesagt - der Begriff „Weltliteratur“ kann ruhig sehr großzügig ausgelegt werden.


59. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von beitlamed am 03.12.03 15:16

Ich möchte nur ergänzen, daß der Erlkönig ja nicht nur in diesem einen Zitat ein wenig mehr als Queer ist... der ist als ganzes recht ... ähm... noncon.


bl
60. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Fabian am 20.02.04 19:43

Ralf Kramp, Cup H, in: Ein Viertelpfund Mord. Hillesheim, KBV, 2003.


Ich weiß: Weltliteratur .... Ein Taschenbuch mit Kurzkrimis, noch nicht mal ein Jahr auf dem Markt, gehört doch nicht zur Weltliteratur!

Egal! Lust-/schmerzvoll ist die erste Story „Cup H“, gemeint ist die XXL-Größe eines BHs, in dieser kleinen Krimisammlung trotzdem. Sie schildert den Einbruch in ein Dessous-Geschäft in der Vorweihnachtszeit. Aber es kommt alles anders, als man als Leser/in denkt, denn der Einbrecher hat nicht mit der kräftigen, voluminösen Putzfrau gerechnet. Der Täter wird zum Opfer:

(Ein Ausschnitt):
„Sie hielt in der Tat meine Handgelenke umklammert. Allerdings war sie weder im Begriff, meine Hände in irgendeiner Form auf eine besonders appetitliche Stelle ihres Körpers zu pressen noch sie in anderer Form zu liebkosen oder zu massieren. Sie war damit beschäftigt, unter stetigem Zischeln und Geflüster etwas um meine Gelenke zu schlingen, das ich, je mehr ich meine Augen öffnen konnte, als das erkannte, was man einen Tanzgürtel nennt. Ein violettes, spitzenbesetztes Etwas, von dem die Knopfbänder für die Strümpfe herabbaumelten und das sich mir tief ins Fleisch grub.
Irgendetwas steckte in meinem Mund und etwas anderes spannte über meinen Wangen. Als ich den Kopf bewegte, konnte ich schemenhaft weitere Strapsbänder unterhalb von meiner Nase baumeln sehen. Ein Knebel aus feinster cremefarbener Spitze hinderte mich daran, in dem Moment loszuschreien, in dem sich mein Gesichtskreis erweiterte und sich aus dem Nebel meiner Umnachtung die Gestalt meiner geheimnisvollen Schönheit herausschälte.
Der Duft, der mir in die Nase stieg, war alles andere als der von karibischer Kokosmilch. Es war Schweiß. Herber, süß-saurer Schweißgeruch, der aus dicht behaarten Achseln drang.
Sie war groß, mächtig und unglaublich fett. Selbst als sie vor mir kniete und unter Ächzen und Schnaufen die Spaghettiträger eines Bikinis um meine Fußgelenke schnürte, sah sie im Halbdunkel aus wie ein Berg. Ich sah ihre teigigen, zitternden Arme, die aus ihrer Kittelschürze he~ orwuchsen, ihren feisten Nacken, sah das dunkle Haar, das sie zum Knoten gebunden hatte und von dem sie sich immer wieder die eine oder andere fettige Strähne aus dem Gesicht strich. Im Hintergrund lag der Schrubber, ganz offensichtlich die Waffe, mit der sie mich außer Gefecht gesetzt hatte.
Als sie die Schlinge um meine Füße zuzog, durchzuckte mich ein Schmerz, und mir entfuhr, gedämpft durch meinen Knebe1, ein leiser Schrei.

Sie blickte auf.
Dicht unter der knolligen, kleinen Nase, direkt über der Oberlippe kräuselte sich der Flaum des beeindruckendsten Damenbartes, den ich je gesehen hatte. Am Kinn erkannte ich kleine Borsten. Ich stöhnte erneut auf. Dieses Mal allerdings nicht vor Schmerz. Ihr Mund verzog sich augenblicklich zu einem Grinsen, das auf vielerlei Arten gedeutet werden konnte.

Eine Putzfrau hatte mir meinen Bruch versaut. Wenn das die Runde machte, hätte ich für die nächsten paar Jahre unter den Kollegen den Vogel abgeschossen.

Die Putzfrau erhob sich. Ich hörte Gelenke knacken, ich sah, wie sich ihre gewaltige Silhouette aufrichtete und fast völlig das kleine, mattgraue Rechteck des hinter ihr liegenden Schaufensters verdeckte. Sie stemmte die Hände in die Seiten und seufzte schwer.
Sie sagte: »Arschkarte jezogen, wa?« Und dann kicherte sie. Eine rheinische Frohnatur.
Ich machte den Versuch, mit ein bisschen Zappelei und mit ein paar melodiös aneinander gereihten Vokalen darum zu betteln mich loszubinden, oder mir wenigstens den Knebel aus dem Mund zu nehmen. Ich bin nicht klaustrophobisch veranlagt, aber zusammengeschnürt wie eine Kohlroulade fühle ich mich unwohl. Dazu kam ein Gedanke, der plötzlich irgendwo in meinem Hinterkopf Gestalt annahm:
Wenn sie jetzt stolperte und nach vorne fiele, dann ...
Der Knebel, nur den Knebel raus, und ich könnte meine Überredungskünste einsetzen. Ich kann das gut. Frauen mögen es, wenn ich erzähle.
»Armes Würstchen«, sagte die Walküre und ich sah eine Reihe gelber Zähne in der Höhe über mir. Das von unten hinauf scheinende, rötliche Licht meiner am Boden liegenden Taschenlampe gab ihr etwas Höllisches. »Dat haste dir so jedacht, wa?«
Bind mich los, lass mich reden und atmen! »Strapsejeil, wa? Biste so ,n Perverser? Ziehste so wat selber an oder wat haste hier jewollt?« Und sie hob sehr langsam einen ihrer Füße, die in - das glaubt mir alles sowieso kein Mensch! - die in dunkelbraunen Socken und Birkenstocklatschen steckten. Der Fuß kreiste für einen Moment über meinen Füßen, wanderte hoch, bis sie ihn über meinem Unterkörper positioniert hatte, und dann senkte er sich langsam, bis er schließlich auf meinem besten Stück ruhte.
»Un?« Sie verstärkte den Druck. »Tut sich da wat? Macht dich dat alles an hier?«
Da tut sich überhaupt nichts! Da ist etwas klein und verängstigt und versucht sich zu verkriechen!
Ich spürte, wie mir buchstäblich der kalte Angstschweiß auf die Stirn trat. Was war, wenn sie jetzt ihr Gewicht verlagerte... nur ein bisschen mehr nach vorne
»Ooooh, ist der kleine Piephahn müde?« Sie verschränkte die Arme und schüttelte mit gespieltem Bedauern den Kopf. Aus meinem Blickwinkel sah sie aus wie der Golem, wie das
Monster des Dr. Frankenstein, wie ein überlebensgroßes Michelinmännchen ... nein -weibchen. Nur noch viel, viel fetter.
Als sie den Fuß mit einem Ruck wegnahm, entspannte sich mein Körper.
Sie bummelte scheinbar ziellos umher, bis sie schließlich neben der kaffeebraunen Papp-Latina zu stehen kam, die mich vorhin noch so beeindruckt hatte. Abschätzig ließ sie den Blick von oben nach unten an ihren Kurven entlanggleiten. Schließlich packte sie sie und trug sie zu mir herüber. Sie hielt sie locker mit einer Hand fest, und ich erkannte, dass ihre Fingerkuppen auf beiden Seiten der Taille der braunen Schönheit hervorguckten.
»Dat isset, wat dich anmacht? Biste deswejen hier?«, fragte der Berg patzig. »Nä, nä, nä, Liebelein. Da isset ja kein Wunder, dat de keinen hochkriegst. Dat is doch en Fliejenjewicht. Dat is doch en Handtuch. Nix dran, kein Arsch, kein Busen. Nur Haut un Knochen. Wat du brauchs, is wat anderes, glaub et mir, Kerlchen.« Und sie presste die ausgestreckte Hand einfach zusammen, dass der Schönen mit leisem Knistern die Hüfte zerschrumpelte, bis ihr Oberkörper nach vorn klappte und zu Boden segelte. Ich sah noch ihr Lächeln, das ungebrochen strahlte, bis sie mit dem Gesicht nach unten auf dem fleckigen Teppichboden lag.
Den Unterleib warf die Wuchtbrumme hinter sich. Er schwebte zu den Bademoden und blieb schief auf einem Metallständer mit Tangas liegen.
»Die liebe Tante zeicht dir jetz mal, wie so wat wirklich aussehen muss. Pass emal auf.«
Es war, als sei ich in den Albtraum von Russ Meyer geraten. Das alles hier war doch inszeniert! Vielleicht war es ein mieser Scherz, den sich meine Kollegen mit mir erlaubten. Dieses Monstrum konnte doch unmöglich echt sein. Keine Frage, wenn ich noch ein paar Minuten tapfer aushielte, würde jemand hervorspringen und »Uberraschung« rufen und würde sie wieder wegsperren, zurück in irgendein Versuchslabor, von dem man sie ausgeliehen hatte.

Aber das Grauen hatte gerade erst begonnen.“

61. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Fabian am 19.06.04 22:22

Hallo,

Chinolina, wo findet man Bilder von Louis Rojo? Ich vermute nur, dass er ein spanischer Maler ist. Du merkst, ich habe keine Ahnung.

fa, Danke für deine präzisen Hinweise zu Malet!

Felix, bei deinem Gang durch die Bibliothek der Weltliteratur - übrigens ein sehr schön durchkonstruiertes Bild!! - fühle ich mich an die Bibliothek in dem Film "Tanz der Vampire" (von Roman Polanski) erinnert.

Christine, natürlich E. A. Poe! Manchmal ist es schön, nur den Dichternamen auch von anderen noch einmal lobend erwähnt zu hören.

Qxymoron, O ja, die "Geschichte der O" gehört dazu, obwohl keine Weltliteratur, das Buch ist aber immer noch viel, viel besser als der Film.

Andy, eine ähnliche Dialektik enthält der folgende Dialog: Quäle mich, sagt der Masochist. - Nein, antwortet der Sadist.


Herzliche Grüße

Fabian
(Diese Nachricht wurde am 19.06.04 um 22:22 von Fabian geändert.)
62. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Marfisa am 01.08.04 23:12

Aus dem Briefwechsel zwischen Abaelard und Heloisa:

"Während der Unterrichtsstunden hatten wir vollauf Zeit für unsere Liebe; und wenn Liebende sich wohl nach einem stillen Fleck sehnen, wir brauchten uns dafür nur zur Versenkung in die Wissenschaften zurückzuziehen. Die Bücher lagen offen da, Frage und Antwort drängten sich, wenn die Liebe das bevorzugte Thema war, und der Küsse waren mehr als der Sprüche. Meine Hand hatte oft mehr an ihrem Busen zu suchen als im Buch, und statt in den wissenschaftlichen Textbüchern zu lesen, lasen wir sehnsuchtsvoll eins in des anderen Auge. Aber man sollte in uns Lehrer und Schülerin sehen, und darum bekam sie manchmal Schläge; es war zärtliche Verliebtheit, die mir die Hand führte, nicht zufahrender Zorn, und ihr war diese Züchtigung linder als kostbarste Salbe. In unserer Gier genossen wir jede Abstufung des Liebens, wir bereicherten unser Liebesspiel mit allen Reizen, welche die Erfinderlust ersonnen. Wir hatten diese Freuden bis dahin nicht gekostet und genossen sie nun unersättlich in glühender Hingabe, und kein Ekel wandelte uns an."

"Ein festes Eheband, eine Morgengabe -- habe ich je danach gefragt? Du bist mein Zeuge, nicht meine Lust, nicht mein Wille war je mein Ziel, nein, nur Deine volle Befriedigung. In dem Namen Gattin hören andere vielleicht das Hehre, das Dauernde; mir war es immer der Inbegriff aller Süße, Deine Geliebte zu heißen, ja -- bitte zürne nicht! -- Deine Schlafbuhle, Deine Dirne. Die tiefste Erniedrigung vor Dir versprach die höchste Huld bei Dir, und ich brauchte so in meiner Niedrigkeit Deinen Ruhmesglanz auch nicht zu trüben."

Die Briefe spielen an auf Ereignisse des Jahres 1117; ihre Echtheit ist umstritten (ich selbst halte sie eher für unecht, aber die Mehrheitsmeinung scheint wohl eher in Richtung echt zu gehen).

Die weitere Geschichte von Abaelard und Heloisa verläuft leider tragisch: Heloisa wird schwanger, die beiden heiraten rasch noch, aber Abaelard wird dennoch von den aufgebrachten Verwandten Heloisas entmannt, beide gehen darauf in ein Kloster; später wird Abaelard noch zum Ketzer erklärt (das passierte damals mehr oder weniger fast allen prominenten Theologen).
63. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Marfisa am 01.08.04 23:15

Ein weitaus älterer Beleg für BDSM: eine der Aufgaben des Herkules besteht darin, ein Jahr lang Omphale zu dienen -- was er dann auch tut, in Frauenkleidern, Frauenarbeiten verrichtend und von Omphale geschlagen werdend.
64. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von Marfisa am 01.08.04 23:32

Ein Autor, der es locker mit den weithin bekannten de Sade, Sacher-Masoch oder Réage aufnehmen kann, dabei aber unterhaltsamer zu lesen ist:

Apollinaire, Elftausend Ruten

Apollinaire gehört zweifellos zur "Weltliteratur", was auch immer das ansonsten sein mag (ich weiß es jedenfalls nicht). Hierzulande ist er vielleicht nicht ganz so bekannt, aber in Frankreich ist er hochberühmt und geachtet; das Wort "surrealistisch" stammt aus seinem Drama "Die Titten des Teiresias" (jaja, in Frankreich kann man mit solchen Titeln hochberühmt und geachtet werden). Die "Elftausend Ruten" sind allerdings anonym erschienen, aber an der Urheberschaft Apollinaires besteht inzwischen kein Zweifel mehr.

Es handelt sich allerdings um ein recht drastisches Werk, die einzelnen Szenen gehen, ähnlich wie bei de Sade, bis zu Verstümmelung und Mord.

Noch eine Autorin, die wohl recht eindeutig der Weltliteratur zugeordnet werden kann:

Elfride Jelinek, Die Klavierspielerin

Wie es sich für richtige Weltliteratur gehört, ist dieses Buch sehr ernst und nicht sehr erotisch, auch wenn BDSM am Rande darin vorkommt. Eigentlich geht es mehr um das Elend des Lebens als solches, insbesondere, wenn man noch bei seiner unerträglichen Mutter wohnt und partout keinen einfühlsamen dominanten Mann, sondern nur devote Egoisten trifft.
65. Re: BDSM in Weltliteratur

geschrieben von yaguar am 04.08.04 22:41

Ulla Hahn, Ein Mann im Haus, Deutsche Verlagsanstalt 1991.

nein, keine gedichtsammlung, sondern:
eine goldschmiedin holt sich ihren (leider verheirateten) lover ins haus ....

"Nach Mustern aus einem Buch über die Pestinsel in Neuguinea hatte sie das Gold zu einer geschmackvollen, soliden Fesselung verarbeitet. Die Reifen schimmerten matt - Hansegon liebte das Understatement - und waren zu seinem Komfort innen mit weichem lila Samt gepolstert. Der Mann verdiente Maßarbeit, und Marie liebte ihren Beruf."



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