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eröffnet von Goury am [unklar]
letzter Beitrag von windelfreak am 26.01.13 01:52

1. TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Goury am 01.12.05 14:04

TÖDLICHES LACHEN

Ein Kitzel-Krimi

I.

Mysteriöse Mordserie

(lr) Eine mysteriöse Mordserie in München gibt der Polizei Rätsel auf: Schon drei Opfer wurden in ihrem Bett tot aufgefunden. Alle waren junge Frauen im Alter von 24 bis 28 Jahren, alle waren alleinstehend, bei allen wurden Spuren von Fesselung gefunden. Doch keines der Opfer wies irgendeine äußere Verletzung auf: keine Würgemale, keine Wunden, als amtliche Todesursache wurde Herzversagen in den Totenschein eingetragen. Es gab auch keine Spuren einer Vergewaltigung, obwohl alle Opfer nackt waren. Unblutige Morde ?
Die Polizei tappt im Dunkel. In den Wohnungen der Opfer fehlte immer nur das Bargeld; wertvolle Stereoanlagen, Kunstgegenstände oder Schmuck blieben unangetastet. Fingerabdrücke oder andere verwertbare Hinweise gibt es nicht. Gemeinsame Bekanntschaften konnten nach den bisherigen Ermittlungen nicht festgestellt werden. Offiziell verweigert die Polizei jeden Kommentar, doch es drängt sich der Verdacht auf, daß die Ermittlungsbehörden selbst noch überhaupt keine Ahnung haben, wo sie ansetzen sollen.
(Abendzeitung vom 20. Juni 9

II.

"Schicke Wohnung," dachte Susanne Berchthold bei sich, als Sie am Tatort eintraf. Es herrschte das übliche Durcheinander: die Beamten der Kriminaltechnik bepinselten sämtliche Möbelstücke, Türen und Fenster mit silbergrauem Staub, um Fingerabdrücke zu sichern, ein Polizeifotograf blitzte wild durch die Gegend, zwei Schwarzuniformierte trugen die ominöse Blechwanne herein, vorsichtig um die Ecken manövrierend, vor der Türe drängelten neugierige Nachbarn um den besten Ausguck, die grüne Trachtengruppe stand überall im Weg, und ein Arzt beugte sich über die Hauptperson, die vor lauter Menschen nicht zu sehen war.

Mühsam quetschte sich Susanne Berchthold bis zum Bett vor, auf dem das unbekleidete Opfer lag: Eine junge Frau, vielleicht 26 oder 27, tolle Figur. Keine Fettpölsterchen, dachte die Kommissarin neidisch. Kurze brünette Haare, ein hübsches Gesicht, das aber durch die weit aufgerissenen, starren Augen entstellt war. Seltsam, trotzdem schien sie zu lächeln. Nein, nicht direkt: es war eher ein gefrorenes Lachen, so als ob sie während einer komischen Fernsehsendung in eine Zitrone gebissen hätte. Doch der Fernseher stand im Wohnzimmer, von Bett aus nicht zu sehen, und Zitronen lagen auch nicht herum. "Blödsinn," murmelte die Kommissarin.

Der Arzt richtete sich auf, er war fertig. Die üblichen Fragen: "Können Sie schon etwas über Zeitpunkt und Ursache des Todes sagen ?" Kopfschütteln. "Bestimmt trat der Tod vor nicht mehr als vier Stunden ein, vielleicht drei. Zur Ursache kann ich noch gar nichts sagen, erst nach der Obduktion. Alles höchst eigenartig. Eigenartig ! Das einzige, was wirklich ein Hinweis sein könnte: die Tote war offensichtlich gefesselt worden, ihre Hand- und Fußgelenke tragen Druckspuren. Von Vergewaltigung habe ich noch keine Spur gefunden, vielleicht nach der..."

"Nach der Obduktion, ich weiß. Danke, Herr Doktor. Verraten Sie mir noch eines: Welche Todesart verursacht solch einen Gesichtsausdruck ?" - "Keine Ahnung, vielleicht traten postmortale Muskelkontraktionen auf. Passiert ab und zu. Werden wir feststellen. Jajaja, vorgestern, wie üblich ..."

Der Doktor blinzelte über seine Brille hinweg. "Sagen Sie mal, Sie kenne ich ja noch gar nicht. Sind Sie neu beim Mord ?" - "Oh Verzeihung, ich habe mich gar nicht vorgestellt: Susanne Berchthold, Kriminaloberkommissarin beim Morddezernat. Oder ´elikte am Menschen´, wie es jetzt offiziell heißt. Ich bin seit vier Monaten dabei, dies ist mein erster richtiger Mordfall." - "Na, herzlichen Glückwunsch, da haben Sie sich ja gleich was ganz Schwieriges ausgesucht. Also, bis morgen. Tschüs."
Ihr Assistent Tom Schweiger winkte ihr von der Türe aus zu. "Kommen Sie doch mal, Frau Berchthold, hier ist die Nachbarin, die die Verblichene gefunden hat." Er drückte sich immer so geschwollen aus. Schon bei ihrem Dienstantritt hatte er gesagt: "Seien Sie versichert, Frau Kriminaloberkommissarin, daß ich Ihnen in allen Belangen zuverlässig assistieren werde." Seitdem hatte er seinen Spitznamen "der Assistent" weg, obwohl es diesen Titel nur für Anfänger gab. Anfänger war er gewiß nicht mehr, er hatte schon ein paar Jahre als Kriminalkommissar auf dem Buckel. Nicht so alt wie Derrick, aber schon ziemlich gewieft.

Tom Schweiger sah seiner Chefin zu, wie Sie sich an den beiden Leichenträgern vorbei zu ihm durchdrängelte. Er bewunderte ihre geschmeidigen, fast katzenhaften Bewegungen, die so gut zu ihren grünen Augen und ihren kurzen, kupferrot gefärbten Haaren paßten. Sie war einen Kopf kleiner als er und mußte deshalb immer nach oben sehen, wenn sie vor ihm stand. In Wirklichkeit aber sah er zu ihr auf. Immerhin war sie die jüngste Oberkommissarin in der Geschichte der bayerischen Polizei. Er fragte sich zum hundertsten Mal, ober er verliebt in sie war, und er schüttelte zum hundertsten Mal den Kopf. Nein, er mochte sie, er respektierte sie, er bewunderte sie. Aber Liebe ?

Endlich war sie bis zu ihm vorgedrungen, und er stellte ihr die Nachbarin vor: "Das ist Frau Angerer, sie wohnt einen Stock über diesem Appartment. Am Morgen klingelte sie an der Türe, um Frau Peters um etwas Dosenmilch für den Kaffee zu bitten." Yvonne Peters war der Name der Toten. Aufgeregt berichtete die Nachbarin: "Ja, wissen Sie, die Frau Peters war ja immer soo nett zu allen. Wir haben manchmal Kaffee zusammen getrunken und auch mal füreinander eingekauft, wenn eine von uns mal keine Zeit hatte. Normalerweise sitzt sie um acht Uhr immer beim Frühstück, sie fängt ja erst um neun im Büro an. Und deshalb habe ich mir gedacht, Luise, hab ich gedacht, da fragst du einfach mal die Yvonne, ob sie dir etwas Dosenmilch leihen kann. Ich hätte ja sonst noch vor dem Frühstück einkaufen gehen müs..." Ungeduldig unterbrach die Kommissarin den Redeschwall. "Sie haben also um acht Uhr geklingelt, und es hat niemand geöffnet, ist das so richtig ?" Die Nachbarin nickte eifrig. "Wissen Sie, zuerst hab ich gedacht, sie hat verschlafen, also hab ich Sturm geklingelt und auch an die Tür geklopft, damit sie aufwacht. Aber als sich nichts rührte drinnen, hab ich Angst gekriegt und die Polizei angerufen. Das arme Mädel ..."

Susanne Berchthold verdrehte ihre Augen nach oben. "Sagen Sie, Frau Angerer, hätte es nicht sein können, daß sie mal über Nacht weggewesen wäre, bei einem Freund oder einer Freundin?" Da lief die Nachbarin zur Hochform auf: "Aber nein, die hatte doch gar keinen Freund, obwohl sie ja soo hübsch war, die Yvonne. Aber sie hat immer gesagt, für einen festen Freund hat sie jetzt gar keine Zeit, die Arbeit und die Karriere sind jetzt wichtiger. Also ich glaube ja, daß sie eine tiefe Enttäuschung hinter sich hat, und daß sie deshalb nichts mehr von Männern wissen wollte. Ausgegangen ist sie schon ab und zu, aber nicht oft und immer allein." Wieder mußte die Kommissarin eine Atempause nutzen, um weiterzufragen: "Hatte sie vielleicht eine gute Freundin, die sie mal besuchte ?" Ein entrüstetes Schnaufen. "Na hören Sie mal, also andersherum war sie ganz bestimmt nicht, sowas hätte ich gemerkt. Und sie ist ja erst vor einem halben Jahr nach München gekommen, sie hat hier ja überhaupt niemand gekannt." - "Wissen Sie etwas über ihre Familie ? Wo lebt die ? Wir müssen ja ihre Angehörigen verständigen."

Frau Angerers pausbäckiges Gesicht verzog sich zu einer nachdenklichen Grimasse. "Sie hat mal erzählt, daß sie in Düsseldorf gearbeitet und gewohnt hat. Ihre Firma hat sie nach München versetzt. Und sie hat zwar immer hochdeutsch gesprochen, aber so ein bißchen Rheinisches war schon dabei. Aber ihre Eltern wohnen auf dem Land, das hat sie mir mal erzählt, irgendwo in der Nähe von Düsseldorf." - "Ja dann vielen Dank, Frau Angerer, Sie haben uns sehr geholfen. Herr Schweiger, notieren Sie bitte die Personalien und..." Die Komissarin stellte sich auf die Zehenspitzen und flüsterte ihrem Kollegen ins Ohr. "... und versuchen Sie, zumindest den Namen der Firma und eventueller Bekanntschaften herauszukriegen. Wenn ich dieser Frau noch länger zuhören muß, werde ich gewalttätig." Wieder laut: "Wir sehen uns dann später im Büro."

Nachdenklich blickte sie dem Blechsarg hinterher. Wie hatte man ihr beigebracht ? Bei Mord ist der Täter in etwa 90 Prozent der Fälle im persönlichen Umfeld zu suchen. Familie, Freunde, Kollegen, Bekanntschaften. Morde bei Einbruch, Raubmorde, Sexualmorde waren dagegen verhältnismäßig selten, auch wenn diese Mordarten in den Medien im Vordergrund standen. Nun, ein Sexualmord war zumindest denkbar, da man das Opfer nackt gefunden hatte. Dagegen sprach, daß das Mädchen zwar gefesselt worden war, aber keinerlei Stricke, Handschellen oder ähnliches vorhanden waren. Es war höchst ungewöhnlich, daß ein Sexualtäter nach der Tat die Fesseln entfernte, die Leiche aber liegenließ. Entweder rannten diese Täter in Panik weg, oder aber sie beseitigten sorgfältig alle Spuren, je nach Kaltblütigkeit. Und wie war das Mädchen gestorben ? Die Fesseln wiesen auf Sadomaso-Praktiken hin, aber am ganzen Körper gab es keine Stelle, die auf irgendeine Verletzung schließen ließ. Na egal, sie mußte ohnehin die Obduktion und den Bericht aus der Kriminaltechnik abwarten, vielleicht käme dann etwas Klarheit in diese Angelegenheit.

Also beschloß sie, ins Büro zu fahren und zunächst die Angehörigen ausfindig zu machen. Das Einwohnermeldeamt wußte bestimmt, woher die Tote kam. Sobald Schweiger zurück war, würde sie mit ihm zur Arbeitsstelle des Opfers fahren und das berufliche Umfeld unter die Lupe nehmen.
2. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Herrin_nadine am 01.12.05 14:56

war da ein sm-meister am werk und hat sie zu tode gequält

3. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Goury am 06.12.05 19:33

III.

Der nächste Morgen begann unerfreulich: Der Kaffee im Büro war alle, und in der Kaffeekasse war wieder einmal nicht genug, um neuen zu kaufen. Seufzend zückte Susanne Berchthold ihre Geldbörse und schickte Junior nach unten. Junior, das war Kriminalmeister Jürgen Bieneck, der Jüngste der Abteilung. Wie immer bürdete man ihm vornehmlich die Botengänge und langweiligen Arbeiten auf. Das war bei ihr nicht anders gewesen, als Anfängerin.

Dafür brachte Schweiger Krapfen mit, von der Bäckerei gegenüber dem Präsidium. Wieder einmal zierte sie sich, einen zu nehmen, unter Hinweis auf ihre Figur. Und wieder einmal amüsierte sich Schweiger königlich darüber. Ihre angeblichen Fettpölsterchen seien höchstens unter dem Mikroskop zu sehen, meinte er immer. Na ja, er hatte sie ja auch noch nie im Badeanzug oder in der Sauna gesehen, gottseidank.

Der Besuch bei der Firma des Opfers war ergebnislos verlaufen. Lauter nette Kollegen, die nichts Schlechtes über die Tote sagen konnten. Eigentlich konnten sie überhaupt nicht viel sagen, da keiner sie näher kannte. Immer korrekt, immer pünktlich, immer fleißig. Ihr Privatleben hatte sie für sich behalten. "Kluges Mädchen," dachte die Kommissarin. Zumindest ihre frühere Adresse hatten sie nun, auch die Anschrift der Eltern. Die Kommissarin war froh, daß ihr der Besuch bei den Eltern erspart blieb, das hatten die Kollegen aus Düsseldorf übernommen. Davor hatte sie am meisten Angst: die schreckliche Todesnachricht überbringen. Als Anfängerin war sie einmal dabeigewesen, als ihr Chef diese unangenehme Aufgabe erledigte: Ein Kind war überfahren worden, Fahrerflucht. Als sie das ungläubige Entsetzen im Gesicht der Mutter sah, mußte sie sich abwenden und heulen. Ihr Chef hatte sie beschwichtigt. Er machte diesen Job schon seit dreißig Jahren, und er hatte sich immer noch nicht an diese Situation gewöhnt. Doch nun, da sie selbst Chefin war, würde es irgendwann auch sie treffen.

Junior kam mit dem Kaffee zurück, und bald duftete es angenehm im Büro. Nach dem ersten Schluck fühlte sie sich in der Lage, die Pathologie anzurufen. Der Doktor war wie immer ungehalten ob der Störung: "Wunder dauern eben seine Zeit," meinte er. Sie konterte: "Ja ja, ich weiß. Aber das letzte Wunder hat vor 2000 Jahren stattgefunden, und so lange habe ich nicht Zeit. Sagen Sie mir einfach, was Sie bis jetzt herausgefunden haben, dann störe ich Sie nicht mehr." - "Nichts," war die lakonische Antwort. "Zumindest nichts, was Ihnen weiterhelfen würde. Der Todeszeitpunkt liegt zwischen vier und fünf Uhr morgens, aber das habe ich Ihnen ja gestern schon gesagt. Die Ursache ? Keine Ahnung. Bei einem Achzigjährigen hätte ich gesagt, Altersschwäche. Das Herz hat ganz einfach aufgehört zu schlagen. Kein Infarkt, kein Schlaganfall. Sie hatte Speichel in der Luftröhre, könnte sich also verschluckt haben, doch daran erstickt ist sie nicht."

"Hmm, also auch nicht mit einem Kissen erstickt oder so ?" - "Nein. Kein Erstickungstod. Einfach Herzversagen. Wir haben auch keine Anzeichen von Vergewaltigung gefunden. Die Tote hatte gerade ihre Menstruation, da hätte man bestimmt irgendwelche Blutspuren gefunden. Und noch etwas seltsames: Das Opfer hatte wahrscheinlich kurz vor ihrem Tod eine starke sexuelle Erregung, möglicherweise sogar einen Orgasmus. Der Blutstau in den Genitalien war nicht zu übersehen. Es muß kurz vorher zu sexuellen Handlungen gekommen sein, sonst hätte sich die Schwellung wieder zurückgebildet. Haben Sie schon den Bericht der Kriminaltechnik ?" - "Nein, warum ?" - "Die Fesselspuren weisen auf die Benutzung weicher Ledermanschetten hin, mit Fellpolsterung. Wir haben einige Vliespartikel festgestellt. Sie muß aber heftigst daran gezerrt haben, sonst wären die Spuren nicht mehr sichtbar gewesen. Seltsamerweise konnten wir aber überhaupt keine Verletzungen finden, die auf SM hinwiesen. Sie wissen schon, verheilte Peitschenstriemen, Nadeleinstiche, Verbrennungen oder so etwas. Bei manchen Arten von Folterungen tritt abrupter Herzstillstand auf, vor allem, wenn Elektrizität verwendet wird. Doch starke Stromstöße, wie dafür nötig wären, hinterlassen Verbrennungsspuren auf der Epidermis. Nichts. Selten so eine gesunde Leiche gesehen."

Ungewollt mußte die Kommissarin lachen. "Vielleicht hat man sie gezwungen, die letzen zehn Folgen der Lindenstraße anzuschauen. Ich jedenfalls hätte dann auch wild an meinen Fesseln gezerrt." Diesmal lachte der Doktor und meinte: "Wer weiß, vielleicht waren es auch Tatort-Folgen." Sie verabschiedeten sich.

Susanne Berchthold blickte auf den Stapel Akten, der vor ihr auf dem Schreibtisch lag. Sie hatte sich die Unterlagen von zwei weiteren Mordfällen aus dem letzten Jahr kommen lassen, bei denen die Todesursache ähnlich mysteriös war. Keine Verletzung, keine Vergewaltigung, aber das nackte Opfer hatte Fesselspuren aufgewiesen. Beide Fälle waren trotz umfangreicher Ermittlungen als ungeklärt vorläufig abgeschlossen worden. Vorläufig, sie wußte, was das hieß. Offiziell wurde eine ungeklärte Mordakte nie geschlossen; in der Praxis jedoch war nach Ablauf einiger Monate der Fall gegessen. Die Spuren, sofern es welche gegeben hatte, waren kalt. Die Zeugen vergaßen, was sie gesehen hatten. Niemand erinnerte sich nach Monaten an irgendein hilfreiches Detail, das ihm kurz nach der ersten Befragung nicht schon eingefallen wäre. Die einzige Hoffnung war, daß sich Querverbindungen zu einem späteren, ähnlichen Mordfall ergaben.

Vergeblich. Die Opfer sahen sich nicht einmal ähnlich. Sie arbeiteten in verschiedenen Berufen, sie wohnten in verschiedenen Stadtteilen, sie waren auch nie gemeinsam auf einer Schule oder in einem Sportverein gewesen. Das einzige, was sie gemeinsam hatten, war die Tatsache, daß sie jung und hübsch waren. Und tot. Null plus null plus null ergab wieder null. Kein Fortschritt. Verdammt, wo soll ich ansetzen, fragte sich die Kommissarin.

Ihr letzter Strohhalm war die Untersuchung der KTU, wie die Kriminaltechnik kurz genannt wurde. Die zauberte oft ein einzelnes Stäubchen aus dem Hut, das nur an der und der Stelle zu finden war. Oder eine Schuppe aus den Haaren, die nicht vom Opfer stammte. Sie rief an, wo der Bericht blieb, doch der Kollege war gerade bei Tisch. Na gut, also ging sie ebenfalls essen.

Als sie zurückkam, lag der Bericht der KTU auf ihrem Schreibtisch. Einbruchsspuren am Schloß, gewöhnliches Einbrecherwerkzeug, nichts besonderes. Aha, der Täter hatte sich also selbst Zutritt verschafft, das Opfer hatte ihn nicht hereingelassen. Das schloß zwar nicht aus, daß Täter und Opfer sich kannten, aber es war ein Hinweis auf einen fremden Täter. Allerdings gab es keine Spur eines Diebstahls. Computer, Stereoanlage, Bilder, Schmuck, sogar das Portemonnaie waren unangetastet. Was hatte der Täter in der Wohnung gewollt ? Nur die Frau ermorden ? Und wie, bitteschön ?

Sie schnappte sich Schweiger und fuhr nochmals zum Tatort. Vielleicht fanden sie ja noch einen Hinweis, wenn sie sich alles nochmals in Ruhe ansahen. Schweiger fiel es zuerst auf: "Hmm. Wissen Sie, was ich vermisse ? Der Doktor sagte doch etwas von Ledermanschetten. Haben Sie hier irgendwelche gefunden ?" - "Mensch, Sie haben recht ! Los, wir durchsuchen die Schränke nochmals. Sie nehmen das Wohnzimmer, ich das Schlafzimmer." - "Ich würde aber lieber das Schlafzimmer nehmen," schmollte Schweiger. Die Kommissarin lachte: "Wieso ? Sind Sie Wäschefetischist ?" Sie schlug sich auf die Stirn. Natürlich, sie sollte auch im Wäschekorb nachsehen, ob irgendwo getragene Höschen lagen. Es gab ja tatsächlich Typen, die sich an sowas aufgeilten. Aber wieviele Slips hat eine Frau durchschnittlich ? Wenn der Täter nur einen mitgenommen hatte, konnte sie das nicht feststellen. Doch es war eine angemessene Anzahl von Slips vorhanden, sowohl ungewaschene als auch gewaschene. Schade.

Sie sah auch unter dem Bett nach, hinter dem Nachtkästchen, sogar hinter dem Spiegel. Dann das Badezimmer. Der übliche Make-up Krimskrams, Duschgel, Badehaube. Ein zum Trocknen aufgehängter Badeanzug. Aha, sie war also kurz vorher beim Schwimmen gewesen. Vielleicht hatte der Täter sie dort getroffen und war ihr zur Wohnung gefolgt. Doch wie sollte sie das feststellen ? Schweiger kam gerade aus dem Wohnzimmer. Auch nichts, sagte seine Miene. Zusammen nahmen sie sich die kleine Küche vor. Außer einer Vorliebe des Opfers für Pasta-Gerichte konnten sie nichts feststellen. "Besitzt sie irgendwelche Videos ?" fragte sie Schweiger. Oft hatten Menschen, die nicht alltäglichen sexuellen Neigungen nachgingen, einschlägige Videos in ihrer Sammlung. Fehlanzeige, nur harmlose Spielfilme.

Frustriert verließen sie die Wohnung und brachten ein neues Siegel an der Türe an. "Wenigstens wissen wir jetzt, daß das Opfer nicht aktiv irgendwelchen SM-Praktiken nachging," sagte sie im Auto. "Das erklärt auch das Fehlen jeglicher Verletzung. Der Täter hat offensichtlich alles selbst mitgebracht, was er für sein mysteriöses Tun benötigte." Das war wieder O-Ton Schweiger. Die Kommissarin hatte genug für heute. Sie setzte Schweiger an der U-Bahn ab und fuhr nach Hause.
4. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Herrin_nadine am 06.12.05 22:00

da sind viele rätsel.

ein großes puzzle. wird man es zusammensetzen können ?


5. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Goury am 13.12.05 16:41

IV.

Ein heiserer Schrei entrang sich seiner Kehle, und mit verzerrtem Gesicht fiel er vornüber, sie mit seinem Gewicht fast erdrückend. Er atmete schwer und zuckte unkontrolliert. "Scheiße," dachte Susanne enttäuscht, "schon wieder viel zu früh." Sie war beim Sex mit ihrem Lebensgefährten gerade erst auf Touren gekommen, da war es auch schon wieder vorbei.

Immer dasselbe. Nun gut, er gab sich jetzt schon mehr Mühe beim Vorspiel, aber es dauerte so verdammt lange, bis sie sich wirklich auf den Sex konzentrieren konnte. Immer wieder mußte sie an ihren Fall denken. Vielleicht sollte sie es wirklich einmal mit Fesselsex probieren. Sie würde ihn fesseln und dann ganz langsam geil machen. Erst wenn sie ebenfalls soweit war, würde sie ihn in sich aufnehmen, und dann würden sie gemeinsam zum Höhepunkt kommen.

Wunschdenken. Diese Ideen kamen ihr immer erst, wenn es wieder einmal zu früh zu spät war. Na ja, er war sonst ein netter Kerl, sah nicht übel aus, und sie liebte ihn wirklich. Nur im Bett, da klappte es nicht so recht. "Aber das werde ich ihm schon noch beibringen !" schwor sie sich, als er sich seitlich abrollte, um sich eine Zigarette anzuzünden. Sie ging ins Bad, um sich zu waschen. So hatte eben jeder seine After-Sex-Gewohnheiten. Wieder im Bett, kuschelten sie sich zärtlich aneinander. Die typische Frage kam wie erwartet: "Na, mein Schatz, hat´s dir gefallen ?" Sie grinste wohlig, da sie es sich im Bad noch schnell mit ihren Fingern selbst besorgt hatte. "Na klar, wie immer." Bevor diese meist etwas peinliche Unterhaltung fortgesetzt werden konnte, klingelte gottseidank das Telefon.

"Bestimmt für mich," meinte Susanne und stürzte zum Telefon. Es war Schweiger: "Kennen Sie Sauerlach ?" fragte er geheimnisvoll. Sie motzte in die Sprechmuschel: "Um mich das zu fragen, rufen Sie mich um ein Uhr morgens an ?" - "Habe ich gerade bei irgendwas gestört ? Das täte mir ausgesprochen leid." Sie konnte sein süffisantes Grinsen durch das Telefon sehen. Ungerührt fuhr er fort: "Wir haben gerade wieder eine mysteriöse Tote gefunden. Ich hatte Bereitschaft, doch die Umstände lassen einen Zusammenhang mit unserem anderen Fall vermuten, so daß ich es für angeraten hielt, Sie umgehend zu informieren." Verdammter Klugschwätzer. "Na gut, ich komme. Wo ist dieses Sauerdings ?" Er erklärte ihr den Weg. Salzburger Autobahn, Ausfahrt Hofolding, dann erste Ortschaft rechts. Dort würde ihr dann das Blaulicht des Streifenwagens das richtige Haus zeigen.

Horst sah sie fragend an: "Schon wieder ein Einsatz ?" Sie nickte und zog sich schnell an. "Die Landluft ruft. Vielleicht nehme ich besser meine Gummistiefel mit, wer weiß, auf welchem Misthaufen ich herumklettern muß. Kann ein bißchen dauern, bis ich wiederkomme, weil ich wahrscheinlich anschließend gleich ins Büro muß." Er seufzte ergeben. "Na gut, wenn das deiner Karriere dient ... Paß auf dich auf, ja ?" - "Schlaf schön !" Sie gab ihm einen Kuß. Irgendwie war er doch süß.

Unterwegs dachte sie nach. Bisher waren alle Opfer in der Stadt gefunden worden. Vielleicht ergab sich jetzt endlich ein Hinweis auf einen Zusammenhang. Die Autobahn war praktisch leer, und sie konnte ihren BMW jagen. In Sauerlach angekommen fand sie das Gehöft sofort. Ein richtig schöner, alter oberbayerischer Bauernhof, mit Kühen, Hühnern und Schweinen. Der Traktor stand im Hof, gleich neben dem Misthaufen. Und neben dem Streifenwagen, dessen Blaulicht die Umgebung in geisterhaftes Licht tauchte.

Schweiger erwartete sie schon, als sie gerade ihre Gummistiefel anzog. "Wo ist die Tote ?" wollte die Kommissarin wissen, und er führte sie in die Scheune, die sich an das Wohnhaus anschloß. Ein Berg Heu nahm fast den ganzen Innenraum ein. "Winterfutter," klärte sie Schweiger auf. Sie bogen um eine Ecke, und da lag die Tote. Wieder ein hübsches, junges Mädchen, wieder nackt. Und wieder ein rätselhafter Tod. Die Fesselspuren waren diesmal ganz deutlich zu sehen; offensichtlich hatte der Täter Stricke verwendet. Die Deckenfunzel verbreitete nur spärlich Licht, also trat Susanne Berchthold näher heran. Ja, da war es wieder, ganz deutlich: dieser eigenartige Gesichtsausdruck, ein gefrorenes, säuerliches Lächeln, das in merkwürdigem Kontrast zu den starren, weitaufgerissenen Augen stand. Schweiger schaffte es tatsächlich, selbst im Angesicht der Toten einen zweifelhaften Witz zu reißen: "Paßt doch diesmal, oder ? Dieser komische Gesichtsausdruck paßt hervorragend zum Namen dieses Ortes: Sauer-Lach. Doch im Ernst: Deshalb habe ich Sie angerufen. Genauso sah die andere Tote aus. Sie sollten das sehen, bevor der Gerichtsmediziner sie verunstaltet." - "Ihren Humor finde ich geschmacklos, aber ansonsten haben Sie recht," gab Susanne zu. "Warten wir ab, was die Eierköpfe dazu sagen. Wer ist die Tote ?"

Schweiger schaute auf seinen Notitzblock. "Schreiber Sybille, 22 Jahre, Nachwuchs-Öko-Landwirtin. Sie besuchte die Universität in München, Land- und Forstwirtschaft, und leistete hier ihr Praktikum ab. Dies ist nämlich ein ökologischer Betrieb, geführt von zwei jungen Paaren. Sybille wollte nach dem Abendessen noch in die Stadt fahren. Als sie um eins noch nicht zurück war, sah eine der beiden Bauersfrauen nach ihr. Ihr Fiat stand noch da wie vorher, sie war offensichtlich gar nicht weggefahren. Im Stall war sie auch nicht, also ging die Bäuerin in die Scheune, dort lag sie. Tot." Die Kommissarin drehte sich zu den erschütterten Bauern um und fragte: "War das Licht in der Scheune an, als Sie nach ihr sahen ? Haben Sie irgendetwas gehört oder gesehen, was Ihnen verdächtig oder seltsam vorkam ?" Alle schüttelten betreten den Kopf. Der eine junge Bauer in roten Sanyassin-Hosen mit dem wallenden, roten Rauschebart meinte: "Es war alles wie immer. Die Kleine langweilte sich abends auf dem Hof und fuhr lieber in die Stadt, in die Disco. Aber sonst war sie immer bis Mitternacht zurück. Wissen Sie, wir leben hier im biologischen Rhythmus mit der Natur. Wer abends nicht mit den Hühnern ins Bett geht, kann morgens um halb fünf nicht aufstehen, um sie zu füttern, die Kühe zu melken, den Stall zu säubern."

In diesem Moment kamen die Kriminaltechniker und der Arzt und scheuchten alle aus der Scheune, damit nicht noch mehr Spuren verwischt würden. Die Kommissarin konnte es nicht glauben, daß niemand etwas gehört haben sollte. "Die muß doch geschrien haben. Hier ist es so still, daß man das kleinste Geräusch hört."

Die eine Bäuerin meinte dazu: "Na ja, das ist ein alter Hof, sehr stabil gebaut. Der Wohnteil liegt an einem Ende, die Scheune am anderen. Es kommt schon mal vor, daß sich ein Pärchen in die Scheune verzieht, wenn es ungestört sein möchte, da hört man gar nichts. Und das nächste Haus liegt zu weit weg, da ist auch nichts zu hören. Und wir haben ja schon geschlafen. Vielleicht hat sie sich heimlich mit einem Freund in der Scheune getroffen. Wir wissen aber nichts davon."

Der Polizeiarzt kam aus der Scheune und meinte: "Wie gehabt. Todeszeitpunkt vor zwei bis drei Stunden, außer den Fesselungsspuren keine Verletzung, wenn man mal von einer fast verheilten Schürfwunde am Ellenbogen absieht. Selbe Todesart, würde ich sagen. Ich verwette ein Jahresgehalt, daß auch dieses Opfer nicht vergewaltigt oder sonstwie gefoltert wurde. Haben Sie nicht mal ein etwas ergiebigeres Opfer für mich, Frau Berchthold ?" Die Kommissarin begann, den skurrilen Humor des Mediziners zu mögen. "Ich werde mich persönlich darum bemühen," versprach sie daher lächelnd. Gerade traf der Leichenwagen ein. Bei seinem Anblick überlief sie immer wieder ein Schauder. Endstation.

"Na, fahren wir zurück ?" schlug Schweiger vor, und sie nickte. "Bis wir zuhause sind, ist es schon nach fünf. Gehen wir irgendwo frühstücken ?" Donnerwetter, dachte sie, der Schweiger hat manchmal echt gute Ideen. "Wo hat denn um diese Zeit schon was auf ?" - "Am Viktualienmarkt zum Beispiel, oder in der Großmarkthalle." - "Okay, Viktualienmarkt. Wir fahren zuerst ins Präsidium und stellen die Autos ab. Von dort aus können wir zu Fuß gehen."

Beim Frühstück unterhielten Sie sich über den neuen Fall. "Was halten Sie von diesen komischen Alternativ-Bauern ?" wollte die Kommissarin wissen. Schweiger zuckte mit den Schultern. "Sie sind wie alles an diesem Fall: seltsam." Sie mußte ihm recht geben. Schweiger nieste mehrmals. "Gesundheit. Leiden Sie unter Heuschnupfen ?" Er nickte. "Das wäre doch mal eine neue Todesursache: Opfer mit Heuschnupfen wird im Heustadel gefesselt und niest sich zu Tode !" Die Kommissarin lachte: "Das würde auch den seltsamen Gesichtsausdruck erklären. Sie sahen eben sehr ähnlich aus, als Sie geniest haben." Schweiger lächelte säuerlich. "Schrecklicher Gedanke, so zu Tode gefoltert zu werden. Aber vergessen Sie nicht, daß die anderen Opfer bisher in Stadtwohnungen gefunden wurden, und von Niespulver haben die KTs nichts gefunden."

Nicht vor der Hand zu weisen. Nur um das letzte Wort zu behalten, sagte die Kommissarin: "Vielleicht haben sie auch gar nicht danach gesucht."

Der Tag verlief ohne neue Erkenntnisse. Dr. Liebermann mußte erst ausschlafen, bevor er das neuerliche Opfer untersuchen konnte. Sie beschloß, ebenfalls den Schlaf von letzter Nacht nachzuholen und fuhr nach Hause. Im Büro konnte sie ohnehin nichts tun außer Papierkram, und der konnte auch bis morgen warten.

Am nächsten Morgen fand sie den Bericht der Spurensicherung vor. Millionen von Fingerabdrücken überall, aber für diesen Fall ohne Belang. Der einzige etwas außergewöhnliche Fund waren ein paar Strohhalme, die bei Eintreffen der Spurensicherung noch feucht waren und deshalb zur Untersuchung mitgenommen wurden. Es könnten ja Speichel- oder gar Spermareste daran sein. Es war Speichel, doch nach dem DNA-Test stellte sich heraus, daß es sich nicht um menschlichen Speichel handeln konnte. Die KTU hatte keine Vergleichswerte außer Hunde- und Katzenspeichel, doch auch das traf nicht zu. Die Herren wollten nochmals zum Bauernhof fahren, um Speichelproben von verschiedenen Tieren zu sammeln. Na schön, auch wenn sie keine Ahnung hatte, wofür das gut sein sollte. Irgendein Viehzeug hatte in der Scheune gesabbert, na und ?

Kurz darauf rief Dr. Liebermann an. Ob sie kurz Zeit hätte, vorbeizukommen ? Er wollte ihr etwas zeigen. Klar. Sie haßte zwar die Gerichtsmedizin, doch sie würde auch Schlimmeres in Kauf nehmen, wenn sich dabei nur der geringste Hinweis für Ihren Fall ergeben würde.

Der Mediziner tat geheimnisvoll. "Vergleichen Sie mal die Druckspuren an den Handgelenken mit denen der Fußgelenke. Fällt Ihnen etwas auf ?" Tatsächlich, sie sahen anders aus. Während die Handgelenke rundherum tiefe Einschnitte der Stricke aufwiesen, waren an den Knöcheln nur vereinzelte Stellen leicht abgeschürft. Nicht tief, nur leicht gerötet. "Und, was heißt das ?" wollte sie wissen. Er grunzte verlegen. "Sie werden mich auslachen !" - "Nein, ganz bestimmt nicht. Ich bin so verzweifelt auf der Suche nach Hinweisen, daß ich auch auf das Absurdeste gefaßt bin."

Der Doktor setzte sich hin und zeichnete etwas auf ein Stück Papier. Es sah aus wie ein Brett mit zwei Löchern. "Wissen Sie, was das ist ? Waren Sie schon einmal in einer Folter-kammer?" Natürlich, das war ein Fußpranger. Sie hatte so etwas einmal in London gesehen, im Wachsfiguren-Foltermuseum. Es wurde benutzt, um die Füße des Delinquenten festzuschnallen, um sie mit glühenden Kohlen und ähnlichen Nettigkeiten zu behandeln. "Sie meinen, da hat jemand einen Pranger benutzt ? Wo war der ? In der Scheune jedenfalls nicht. Und wozu ? Sie hatte doch keine Verletzungen an den Füßen, oder ?" - "Nicht direkt. Aber ich habe an mehreren Stellen an den Knöcheln kleinste Holzsplitter gefunden, die genau wie die Schürfspuren auf Holzfesseln hinweisen. Und ihre Füße könnten mit irgendeiner Chemikalie behandelt worden sein. Die Haut dort war unnatürlich gerötet, und der pH-Wert unterschied sich geringfügig vom Normalwert. Keine Verätzungen, keine Wunden, aber auch kein normales Fußspray."

Nachdenkliches Schweigen. Zögernd fragte sie: "Haben Sie ähnliche Spuren auch bei den anderen Opfern gefunden ?" Er verneinte. Sie hakte nach. "Und, was schließen Sie daraus ? Was hat man mit dem Opfer gemacht ?" - "Sie sind die Kriminologin, ich bin nur Ihr Handlanger."
6. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Herrin_nadine am 13.12.05 20:23

hier treibt ein serientäter sein unwesen.

immer dieselbe handschrift.
die opfer sind gefesselt.

was ist aber passiert mit ihnen, das ist das große geheimnis.

7. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Goury am 20.12.05 00:03

V.

Seltsame Einbruchsserie in Schwabing

(lr) Noch mehr Rätsel für die Münchner Polizei: Nach der mysteriösen Mordserie, bei der immer noch keine verwertbaren Ermittlungsergebnisse vorliegen, häufen sich seltsame Einbrüche in Schwabing. Der Täter schlägt stets in den frühen Morgenstunden zu. Er nimmt nur das Bargeld mit, das er findet. Nichts wird durchwühlt, Schmuck und andere Wertsachen bleiben unberührt. Und nun das größte Rätsel: der Einbrecher sucht sich nur
Wohnungen von alleinstehenden, jungen Frauen bis 30 Jahren aus. Alle Opfer schlafen, er fesselt die Opfer, nachdem sie sich vorher nackt ausziehen mußten. Dann läßt der Täter seine Opfer in Ruhe und sucht die Geldbörse, bedient sich und verabschiedet sich wieder. Handelt es sich vielleicht um den selben Täter wie bei den Morden? Erlitten die Opfer in einigen Fällen einen tödlichen Schock? Wir berichten weiter darüber.
(AZ v. 29.6.9

VI.

Das übliche Gedrängel am Ausgabeschalter der Polizeikantine um die Mittagszeit. Susanne Berchthold fragte sich wiederholt, warum so viele Menschen für so miesen Fraß so lange Schlange standen. Die Antwort war einfach: Es war billig. Für den gleichen Preis bekam man in der benachbarten Fußgängerzone bestenfalls ein labbriges Sandwich mit zweifelhaftem Inhalt. Sie hegte immer den Verdacht, die Füllung könnte noch vom Vortag sein, nur das Baguette und das obligatorische Salatblatt wären frisch. Richtig essen zu gehen kostete ein Vermögen. Also, so schlecht war die Polizeikantine dann doch nicht. Sie machte satt und nahm trotzdem Rücksicht auf die schmalen Polizistengehälter, was man von der Welt da draußen nicht immer sagen konnte.

Sie nahm also das Tablett samt ihrem Hackbraten mit Instant-Pilzsoße und Kartoffeln und suchte sich einen Tisch, der noch Platz hatte. "Mahlzeit." Der alte Gerhard-Polt-Gag, aus jeder Ecke hallte das Echo: "Mahlzeit, Mahlzeit, Mahlzeit." Ihr Gegenüber nickte nur einladend, er hatte gerade den Mund mit mehr als hundert Gramm gefüllt, was das Sprechen bekanntlich undeutlich werden läßt, weswegen wohl auch Herr Knigge davon abriet.

Als er wieder kommunikationsfähig war, erklang ein freundliches, wohltuendes "Guten Appetit." Diesmal konnte Susanne nur nicken. "Sie sind doch die Kollegin vom Mord, die diese mysteriöse Serie am Hals hat, nicht wahr ?" - "M-hmm." - "Ach ja, mir geht es ähnlich. Mir haben sie diese eigenartigen Einbrüche in Schwabing untergejubelt. Sicherlich haben Sie davon gelesen." Die Kommissarin schluckte ihren Bissen hinunter. "Ich habe mir das Zeitunglesen fast abgewöhnt, und ich möchte auch nicht rückfällig werden. Also, was sind das für Einbrüche ?" - "Tja, ähnlich mysteriös wie Ihre Morde. Opfer allesamt junge, alleinstehende Frauen, nackt, gefesselt, und nicht vergewaltigt. Nur Bargeld, keinen Schmuck und keine Wertsachen. Der Täter dringt professionell durch die Wohnungstüre ein, spricht keine zwei Worte mit den Opfern, und schwupp! ist er wieder weg, ohne auch nur die geringste Spur zu hinterlassen. Keine Fingerabdrücke, keine Zeugen. Die Opfer sind viel zu geschockt, um eine vernünftige Beschreibung liefern zu können."

"Kein Wunder," bemerkte die Kommissarin, "ich brauche mir nur die Situation vorzustellen: Ich liege alleine im Bett und schlafe. Plötzlich dringt irgend so ein Typ ein, zwingt mich dazu, mich nackt auszuziehen und fesselt mich. Vergewaltigung ist das erste, an das ich denke. Selbst als Polizistin könnte ich da kaum eine halbwegs brauchbare Beschreibung liefern." - "Noch dazu trägt der Täter eine schwarze Gesichtsmaske. Heraus kommt ein sehr aufschlußreiches Täterbild: Mittelgroß, mittelschlank, Handschuhe, Jogginganzug mit Kapuze, Turnschuhe. Halb München läuft so herum. Ich bekomme noch Gallensteine, so muß ich mich über dieses Phantom ärgern."

- "Seien Sie froh, bei Ihnen können die Opfer wenigstens noch irgendetwas aussagen. Meine erzählen mir gar nichts mehr. Aber eigenartig, ansonsten stimmt Ihr Täterprofil erstaunlich genau mit meinem überein. Bis auf den Mord auf dem Bauernhof wurden alle Opfer in den frühen Morgenstunden im Bett überrascht und nackt gefesselt. Auch in unseren Fällen liegt nirgends eine Vergewaltigung vor, und Spuren fehlen ebenfalls. Vielleicht sollten wir uns mal zusammensetzen und die Einzelheiten vergleichen." - "M-hmm." - "Morgen nachmittag ?" Der Kollege nickte eifrig kauend. "Okay," ertönt es aus dem Mundwinkel, "um drei Uhr. Kommissar Köhler, Einbruch."

Am nächsten Morgen um acht klingelte das Telefon. Kommissarin Berchthold betrat gerade das Büro und ärgerte sich: "Wer vor dem ersten Kaffee etwas von mir will, soll gefälligst persönlich vorbeikommen." Doch es hörte nicht auf zu klingeln. Seufzend ging sie ran. "Kommissar Köhler, Einbruch. Gottseidank sind Sie schon da. Wir haben wieder einen Einbruch nach Schema F, und ich dachte mir, Sie sollten das Opfer persönlich vernehmen. Vielleicht hilfts." - Okay, ich komme. Wo sind Sie ?" - "Ainmiller 12, dritter Stock rechts. Beeilen Sie sich."

Schweiger kam auch gerade herein. Sie packte ihn wortlos am Arm und zerrte ihn mit sich hinunter zum Hof. Der arme Mensch wußte gar nicht, wie ihm geschah. So energiegeladen hatte er seine Kollegin am frühen Morgen noch nie erlebt.

Wieder ein Tatort, diesmal aber ohne Leiche. Allerdings war das Opfer fast ebenso blaß. Sie stammelte nur unverständlich vor sich hin und kicherte manchmal unmotiviert. Glücklicherweise gab es auch hier eine hilfreiche Nachbarin. Sie unterschied sich wohltuend von Frau Angerer, ihre Aussagen waren kurz und prägnant. "Ich wohne nebenan. Gegen fünf Uhr bin ich aufgestanden, weil ich heute in Urlaub fliegen wollte. Im Bad hörte ich eigenartige Geräusche aus der Wohnung von Petra, also schnell etwas übergezogen und nichts wie rüber zu ihr, ich habe einen Schlüssel für Notfälle. Aus dem Schlafzimmer höre ich Petra lachen, als ob sie übergeschnappt wäre. Ich reiße die Türe auf, und da liegt Petra nackt und gefesselt auf dem Bett. Ich hin zu ihr, aber der Kerl muß mich gehört und hinter der Türe gewartet haben. Ich bekomme einen Schlag auf den Kopf und werde ohnmächtig. Gegen halb sechs bin ich dann wieder aufgewacht mit einer Riesenbeule. Petra lag immer noch gefesselt auf dem Bett und murmelte unverständliches Zeug. Ich habe sie gleich losgebunden und die Polizei gerufen. Petra, armes Kind, was hat der nur mit dir gemacht ?" Doch Petra kicherte nur.

"Der Arzt hat ihr ein Beruhigungsmittel gegeben und will sie zur Beobachtung in eine Klinik bringen. Ich habe ihm gesagt, er soll noch ein wenig warten, bis Sie kommen," sagte Kollege Köhler. Die Kommissarin kniete sich vor das Bett, auf dem Petra saß. Die Nachbarin hatte ihr einen Morgenrock übergezogen. "Petra," fragte sie eindringlich, "was ist passiert ? Was hat man ihnen angetan ?" Petras Augen waren immer noch schockgeweitet. Erschreckt blickte sie die Kommissarin an und murmelte: "Nein, bitte aufhören. Ich halte das nicht mehr aus ! Nicht mehr kitzeln !" Sie verfiel wieder in das irre Kichern. Der Arzt forderte energisch Ruhe für seine Patientin. Die Sanitäter, die sie ins Krankhaus bringen sollten, warteten schon.

"Was hat sie gesagt ?" fragte die Kommissarin ungläubig. "Nicht mehr kitzeln ? Hat der Typ sie etwa gekitzelt ?" Die Nachbarin mischte sich ein. "Das könnte auch eine Erklärung für das seltsame Gelächter sein, das ich aus ihrer Wohnung gehört habe ! Aber warum tut jemand sowas?" Die Gedanken purzelten wild durch Susanne Berchtholds Kopf. War das die Lösung Ihres Falls ? Mord durch Kitzeln ? War das möglich ? Sie sah sich das Bett an. Dort hingen noch die breiten, fellgepolsterten Ledermanschetten, die der Täter zurückgelassen hatte. Das Opfer war tief verstört, wahrscheinlich ein Nervenzusammenbruch, aber ansonsten unverletzt. Nackt. Gefesselt. Unverletzt. Keine erkennbare Todesursache. Gepolsterte Ledermanschetten. Frühe Morgenstunden. Alleinstehende, junge und hübsche Frau. Natürlich, es paßte alles zusammen, wenn auch nicht mit der Geschichte auf dem Bauernhof. Endlich hatte sie eine heiße Spur !

"Schweiger, Sie stellen sich vor das Bett und erschießen jeden, der dort etwas anfaßt, bevor das Laborteam da war. Verstanden ?" Der arme Schweiger hatte die eigentliche Vernehmung nicht mitbekommen und verstand gar nichts. Verdattert zog er seine Dienstwaffe und baute sich neben dem Bett auf. Die Kommissarin mußte lachen, er hatte es wieder einmal geschafft. Auch Kollege Köhler schaute im Moment nicht gerade intelligent aus der Wäsche. Dieser Zustand verschlimmerte sich noch, als die Kommissarin ihm einen dicken Schmatz auf die Wange drückte und zu ihm sagte: "Herzlichen Dank, Kollege, Sie haben mich gerettet."

Ernst wandte sie sich an die Nachbarin und sagte: "Und Sie haben Petra vermutlich das Leben gerettet. Es war zwar unvorsichtig von Ihnen, in die Wohnung zu gehen, bevor Sie die Polizei riefen, aber es war auch unglaublich mutig. Möglicherweise sind Sie dabei einem Serienmörder begegnet, ganz gewiß aber einem Serien-Einbrecher. Wie sah er aus ?" Die Nachbarin wurde blaß. "Ein Mörder ? Oh Gott, was bin ich für ein Idiot. Ich hätte ihm eins über den Schädel geben sollen, statt er mir ! Wie sah er aus ? Weiß ich nicht, er hat mich ja von hinten niedergeschlagen. Petra wird Ihnen da sicher mehr sagen können, wenn sie wieder in Ordnung ist. Sie kommt doch wieder in Ordnung, oder ?" - "Klar. Ein paar Tage Ruhe, dann wird sie schon wieder." Innerlich war sie nicht so davon überzeugt. Immerhin waren schon Menschen daran gestorben, wenn sich ihr Verdacht bewahrheitete.

Plötzlich verspürte sie eine unbezähmbare innere Unruhe. Sie mußte diesen Kerl schnappen, bevor er wieder zuschlagen konnte ! Mühsam ordnete sie Ihre Gedanken. Zuerst mußte sie mit Dr. Liebermann sprechen. Hastig verabschiedete sie sich und fuhr zur Pathologie. Sie platzte in sein Labor und rief laut: "Doktor, Doktor, Sie müssen mir helfen !" Er blickte verwundert über seine Brillenränder und seine Kaffeetasse. "Was ist Ihnen denn über die Leber gelaufen ? Sie sehen ja schrecklich aus !" - "Danke für die Blumen. Hören Sie, Doktor, ich habe da eine Hypothese, die so verrückt ist, daß ich sie nicht glauben kann. Aber sie ist die einzige logische Erklärung." Sie berichtete ihm von dem mißglückten Einbruch und den vorgefundenen Fakten. Und sie sah ihm tief in die Augen, als sie ihn fragte: "Doktor, ist das möglich ? Kann man jemanden zu Tode kitzeln ? Ist das die mysteriöse Todesursache bei meinen Mordfällen?"

Entgegen ihrer Erwartung lachte er sie nicht einfach aus. Er runzelte seine ohnehin recht faltige Stirn und schwieg lange. Sehr lange. Sie rechnete schon fast nicht mehr mit einer Antwort, als er zu sprechen begann. "Es gibt meines Wissens keinen einzigen Fall in der ganzen langen Medizingeschichte. Doch ich muß Ihnen sagen, ich halte es für möglich. Mein Hobby ist auch die Geschichte des Mittelalters, und da gibt es Berichte darüber. Während der Hexenverfolgung sollen angeblich einige junge Frauen zu Tode gekitzelt worden sein. Und es gibt auch bei uns immer noch die Redensart ´zum Totlachen´. Ich kann Ihnen einige Bücher leihen, wo Sie mehr darüber nachlesen können." Sie fiel ihm um den Hals. "Danke, Doktor. Ich habe schon geglaubt, ich bin verrückt. Und daß ich gleich bei meinen ersten beiden Mordfällen überhaupt keinen Ansatz fand, hat mich auch beinahe verzweifeln lassen." - "Nicht so stürmisch, junge Frau," lachte der Doktor. "Ich bin glücklich verheiratet. Doch mir fällt da noch etwas ein: Sie erinnern sich an den Fußpranger, den ich Ihnen aufgezeichnet habe? Dieses Instrument wurde auch dazu benutzt, die Füße von Delinquenten zu kitzeln. Man bestrich ihre nackten Sohlen mit Salzwasser und ließ sie von Ziegen ablecken. Das war richtige Folter, doch das Opfer wies hinterher keine Spuren von Gewalt auf. Und das Salzwasser hat einen anderen pH-Wert als normale Haut, das würde auch dieses Faktum erklären. Und Ziegen haben eine rauhe Zunge, daher die Rötung der Sohlenhaut. Definitiv, auch Ihr Bauernhof-Opfer wurde gekitzelt. Ich wette, die gefundenen Speichelreste stammen von Ziegen. Es gibt doch Ziegen auf diesem Bauernhof ?"

Sie konnte sich nicht daran erinnern, aber sie würde es nachprüfen. Vielleicht lagen ja auch die neuen Laborergebnisse schon vor. Es paßte wirklich alles zusammen. Doch Dr. Liebermann holte sie aus ihrer Euphorie auf den Boden der Tatsachen zurück: "Es scheint, Sie haben recht. Ich werde alles noch einmal unter diesem Aspekt untersuchen. Aber haben Sie dadurch schon den Täter ?"

Ernüchtert schüttelte sie den Kopf. "Nein, der ist nach wie vor unterwegs. Aber so eine seltsame Angewohnheit wie Kitzeln sollte doch auffallen. Es muß andere Überlebende geben, die wir fragen können. Natürlich, die früheren Einbruchs-Opfer ! Doktor, können Sie mir etwas über Menschen sagen, die so etwas tun ? Wie ist dieser Typ gestrickt ?" - "Sie meinen das Täterprofil ? Nein, ich bin forensischer Mediziner, kein Psychologe oder Psychiater. Aber krank muß der Täter sein, normal ist das nicht. Ich vermute, es handelt sich um einen Menschen mit gestörter Psyche auf sexueller Ebene. Wenden Sie sich doch mal an den Sexualpsychologen Dr. Falkenstein in Freising. Der hat mir bei Sexualdelikten schon manches Mal geholfen. Er wirkt selbst leicht gestört, ist aber eine Koryphäe auf seinem Gebiet. Ich schreibe Ihnen seine Nummer auf."
8. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Goury am 20.12.05 00:04

VII.

Das Essen war hervorragend gewesen. Zum Abschluß hatte Susanne Berchthold sogar eine Flasche Champagner bestellt, und sie stieß mit Horst an. "Was haben wir eigentlich zu feiern?" wollte er wissen. "Hochzeitstag kann es nicht sein, wir sind nicht verheiratet. Und den zweiten Jahrestag unseres Kennenlernens haben wir erst vor vier Wochen gefeiert. Deine Augen glänzen so komisch, also raus mit der Sprache !"

Sie nahm noch einen Schluck, bevor sie loslegte: "Ich habe heute die erste echte Spur in meinen beiden Mordfällen gefunden. Und die ist so außergewöhnlich, daß ich richtig stolz bin, darauf gekommen zu sein. Stell´ dir vor, die Opfer wurden zu Tode gekitzelt !"

Horst hatte gerade an seinem Glas genippt, doch als er die letzten Worte hörte, prustete er los und verschluckte sich prompt. Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich beruhigt hatte. "Das gibt´s nicht !" keuchte er. "Sag das nochmal !"

Susanne erklärte es ihm, allerdings ohne Namen zu nennen. Normalerweise sprach sie mit ihm nie über ihre Fälle, aber hier konnte sie es nicht für sich behalten. Zumal sie noch ein Experiment vorhatte ...

Auf dem Weg nach Hause fragte sie ihn beiläufig: "Sag´ mal, hast du eigenlich noch deine Videokamera ?" - "Ja, warum ?" - "Ich habe heute noch ein Attentat auf dich vor, und dazu brauche ich die Kamera." - "Na, du kleines Ferkel, willst du deinen privaten Pornofilm drehen?" Sie boxte ihn in die Rippen, aber so unrecht hatte er gar nicht. Sie verriet ihm ihren Plan: "Ich möchte etwas ausprobieren, was mit meinem Fall zu tun hat. Paß auf: du bindest mich am Bett fest und kitzelst mich, aber nur ein wenig. Dabei positionieren wir deine Kamera so, daß sie mein Gesicht aufnimmt. Weißt du, die Opfer hatten alle so einen eigenartigen Gesichtsausdruck, und ich vermute, das hängt mit dem Kitzeln zusammen. Ich möchte wissen, ob das auch bei mir funktioniert."

"Hmm," brummte er. "Warum nicht ? Könnte mir vielleicht sogar gefallen. Du wirkst immer so unkonzentriert beim Sex, vielleicht denkst du dann nicht ständig an etwas anderes, wenn ich dich kitzle. Wie kitzlig bist du eigentlich ?" fragte er und griff an ihre Weichteile. Sie quietschte laut und knickte vornüber. Er fing sie gerade noch auf, bevor sie stürzen konnte. "Donnerwetter, die abgebrühte, ach so harte Frau Kriminaloberkommissarin ist schrecklich kitzlig ! Vielleicht sollte ich das mal deinem Schweiger erzählen, damit er sich rächen kann, wenn du ihn wieder triezt ?" - "Untersteh´ dich ! Aber ich bin selbst erstaunt, wie kitzlig ich bin. Ist ziemlich lange her, seit mich das letzte Mal jemand gekitzelt hat. Oh Gott, vielleicht sollte ich mich doch nicht von dir festbinden lassen !"
Horst lachte: "Nichts da, kneifen gilt nicht. Du wirst dich sonst dein Leben lang fragen, wie es wohl gewesen wäre, wenn ich dich gekitzelt hätte." Sie schmiegte sich an ihn und sagte: "Okay, du hast ja recht. Seltsam, irgendwie regt mich der Gedanke richtig auf, dir hilflos ausgeliefert zu sein. Dir und deinen unverschämten, haarigen Händen." Wieder lachte er: "Gib´s doch zu, dieser Gedanke macht dich geil. Ich kenne dich doch !"

Zwanzig Minuten später lag Susanne nackt auf ihrem Bett, Arme und Beine gespreizt an das Bettgestell gebunden. Horst hatte einige alte Krawatten geopfert, um sie damit zu fesseln. Sie lag hilflos vor ihm, ziemlich heftig atmend. Ihr war mulmig zumute. Was würde er mit ihr machen ? Er holte die Kamera aus dem Schrank und filmte die nackte Schönheit mehrere Minuten lang. "Nun fang schon an, bevor der Akku leer ist," forderte sie. In Wirklichkeit konnte sie das Warten auf das Ungewisse nicht mehr ertragen.

Er baute das Stativ neben dem Bett auf und richtete die Kamera auf ihr Gesicht ein. Großaufnahme. Dann holte er eines von Susannes Seidenhalstüchern aus dem Schrank und rollte es zu einem Strick zusammen. Er hielt es in der Mitte fest, so daß die beiden spitzgedrehten Enden lose herabhingen. Sanft berührten diese Spitzen nun ihre Haut am Oberkörper. "Aahh, das kitzelt schön !" kommentierte sie. Er ließ die Tücherenden über den ganzen Körper wandern, und sie wurde zusehends erregter. Ihre Brustwarzen versteiften sich, und Ihr Atem ging heftiger. Ab und zu kicherte sie ein wenig, aber es kitzelte nur sehr sanft und angenehm. "Das gefällt dir, was?" grinste er. "Doch jetzt ist Schluß mit lustig. Jetzt wird gelacht !"

Er legte das Tuch beiseite und näherte sich ihr mit spitzen Fingern. Schon bei der ersten Berührung schrie sie laut auf. Das war höllisch ! Überall zugleich schienen seine Finger zu sein, an ihren Rippen, an den Weichteilen, unter den Achseln, an der Hüfte, zwischen ihren Beinen ...

Sie konnte fast nicht mehr atmen, so heftig mußte sie lachen und schreien. Endlich gönnte er ihr eine Pause. Verzweifelt rang sie nach Luft. "Oh Gott, das ist schrecklich," keuchte sie. Er kitzelte sie nur ganz sanft zwischen den Beinen, und meinte: "Na, aber es scheint dir zu gefallen. So feucht habe ich dich lange nicht mehr erlebt." Er hatte recht, sie konnte es jetzt auch spüren. Ihre Muschi schmolz regelrecht dahin, und ihr ganzer Körper hörte nicht auf zu Kribbeln.

Doch die Pause war vorbei. Jetzt wandte sich Horst ihren Füßen zu. Ganz sanft streichelte er ihre Fußsohlen, und sie schrie, was das Zeug hielt. Und erst, als er seine Fingerspitzen richtig auf der empfindsamen Haut tanzen ließ ! Unter und zwischen die Zehen kitzelte es am heftigsten. Sie verlor die Orientierung. Vor ihrem geistigen Auge tauchten zwei Ziegen auf, die Ihre Fußsohlen ableckten, und als habe er ihre Gedanken gelesen, berührte er ihre Zehen mit seiner Zunge. Das war zuviel ! Susanne glaubte schon, sie würde ohnmächtig werden, da spürte sie seine Zunge an ihren Schenkelinnenseiten. Zärtlich näherte er sich ihrem Lustdreieck. Schon die erste Berührung der Zunge an ihrer Klitoris ließ sie aufbäumen. Sterne tanzten vor ihren Augen, und ihr Rückenmark wurde zu schmelzender Butter. Mit einem unirdischen, tief aus ihrem Leib dringenden Stöhnen raste sie in einen unbeschreiblichen Höhepunkt. Noch bevor die Lustwellen abebbten, warf er sich über ihren bebenden Körper und drang tief in sie ein. Die Sterne vor ihren Augen wurden immer bunter, und erneut brandete ein Mega-Orgasmus durch ihre Sinne. Wieder und wieder warf sie ihren Kopf in den Nacken, und sie zuckte und zappelte unkontrolliert in ihren Fesseln wie ein Fisch im Netz. Endlich spürte sie auch seine glühendheiße Entladung. Er schrie, nein, er brüllte seine Lust hinaus. Jeder Löwe hätte Angst vor seinem Urschrei bekommen.

Langsam beruhigten sich die Beiden. Er lag noch eine ganze Weise regungslos auf ihr, bis sie einen Wadenkrampf bekam. Schnell band er sie los, und sie umarmten sich schweigend und unendlich glücklich. Er dachte nicht an seine Zigarette, und sie nicht ans Waschen, obwohl ihr der Schweiß in Strömen herunterlief. Auch die obligate Frage, wie es ihr denn gefallen hätte, erübrigte sich diesmal.

Viel, viel später, beim zweitausendvierhundertdreiundvierzigsten innigen Zungenkuß, flüsterte sie ihm zu: "So schön wie heute war es noch nie. Machen wir das bald mal wieder ?" Er nickte nur, konnte immer noch nicht sprechen. Kurz darauf fielen sie selig in Morpheus´ Arme. Die Kamera lief unbeachtet weiter, bis auch ihr Akku leer war ...

VIII.

Susanne freute sich auf das freie Wochenende, nach dem aufregenden Freitag Abend. Horst war so lieb und aufmerksam wie schon lange nicht mehr, er brachte ihr sogar das Frühstück ans Bett. Sie gingen gemeinsam einkaufen. In der Stadt kamen sie an einem der zahlreichen Sex-Shops vorbei, und Susanne machte ihm einen Vorschlag: "Was hältst du davon, wenn wir hineingehen und uns ein paar richtig bequeme Lederfesseln kaufen ? Deine Krawatten erfüllten zwar ihren Zweck, aber meine Handgelenke und Knöchel schmerzen immer noch. Na komm´ schon, sag bloß nicht, daß du noch nie in einem Sex-Shop warst !" Er grinste verlegen, dann betraten sie Hand in Hand das Geschäft.

Für Susanne war es eine aufregende Erfahrung. Sie war zwar in ihrer Jugend einmal in so einem Laden gewesen, mit ihrer besten Freundin, doch damals war sie viel zu ängstlich und verlegen gewesen, um wirklich die Umgebung wahrzunehmen. Jetzt, als erwachsene Frau, mit ihrem Partner zur Seite, genoß sie es richtig. Sie amüsierte sich köstlich über die Männer, die sich betont cool gaben, das eine oder andere Magazin durchblätterten und dabei feuchte Augen kriegten. Kichernd bemerkte sie bei einigen eine Beule an der Vorderseite der Hose, und so manchen Griff in die Hosentasche, der etwas zurechtrücken sollte, was plötzlich nicht mehr paßte. Horst stieß sie mit dem Ellbogen in die Seite und flüsterte: "Kichere nicht so albern !", was sie nur noch mehr zum Kichern brachte.

Im ersten Stock gab es, was sie suchten: Zwischen Reizwäsche, Gummianzügen und anderen seltsamen Dingen hingen alle Arten von Handschellen, Lederharnischen und Fesselmanschetten. Sie suchten sich die bequemsten aus und zahlten. Horst wollte noch einmal in den Teil des Shops, wo die Magazine und Videos auslagen, er hatte etwas gesehen, das er Susanne zeigen wollte.

Willig ging sie mit ihm. Er führte sie zielstrebig in eine Ecke mit diversen Bondage-Videos. Darunter waren auch einige amerikanische Titel, bei denen es eindeutig um Kitzeln ging. Als sie sich weiter umsahen, bemerkten sie eine ganze Menge davon. Horst meinte zu ihr: "So außergewönlich scheint die Liebe zum Kitzeln nicht zu sein. Hier steht bestimmt nur, was auch verkauft wird. Offensichtlich gibt es eine ganze Menge Interessenten dafür." Sprachlos ob des reichhaltigen Angebots ging sie von Regal zu Regal. Plötzlich sagte sie: "Komm, laß uns eins oder zwei davon kaufen. Ich setze das als dienstliche Ausgabe auf die Spesenabrechnung. Anschauungsmaterial für den aktuellen Fall, du verstehst." Wieder mußte sie kichern, und Horst schmunzelte.

Sie suchten sich zwei Videos aus einer Reihe mit dem Titel "Tied & Tickled" aus, was soviel heißt wie "Gefesselt und gekitzelt". Als sie den Laden verließen, hatte Susanne eine Eingebung: Wenn der Täter ein Kitzelfetischist war, dann würde er bestimmt auch solche Läden aufsuchen, um sich einschlägige Videos zu kaufen. Irgendwie müßte man doch das Sex-Shop-Personal dazu bringen, diese Personen zu melden. Es war die Schrotschuß-Methode, aber vielleicht war ein Zufallstreffer dabei.

Als sie am nächsten Sex-Shop vorbeikamen, zog sie Horst wieder mit sich in den Laden. "Ich möchte wissen, ob es so etwas in allen Sex-Shops gibt, oder ob das vorhin nur ein Spezialgeschäft war," meinte sie. Sie hoffte, daß die zweite Alternative zutraf, das würde die Überwachung erleichtern. Doch sie mußte feststellen, daß es auch im zweiten und dritten Sex-Shop jede Menge Videos und Magazine zum Thema "Kitzeln" gab. Horst wurde ungeduldig: "In wieviele Sexläden willst du mich eigentlich noch zerren ? Komm, laß uns stattdessen einen Happen essen gehen, ich habe Hunger." Sie lachte und willigte ein.


Am Abend sahen sie sich zuerst ihr ganz persönliches Video vom Vorabend an. Leider war wegen der Kameraeinstellung nur Susannes Gesicht zu sehen, aber das war für die Kommissarin auch das Interessanteste: Sie stellte fest, daß ihr Gesicht dieselben, eigenartig säuerlich lachenden Züge annahm, die sie auch bei den Opfern gesehen hatte. Kein Zweifel, das was der letzte Beweis für die Todesart. Sie schauderte bei dem Gedanken, nicht von ihrem Geliebten, sondern von einem maskierten Fremden gekitzelt zu werden, der sie damit noch dazu gnadenlos so lange quälte, bis sie starb.

Horst wurde richtig aufgeregt, als er Susannes Gesichtsausdruck während des Höhepunktes betrachtete. Er schaute ihr tief in die Augen, küßte sie und sagte: "Du bist die schönste Frau, die ich jemals gesehen habe, aber in deiner ungehemmten Lust verdoppelt sich deine Schönheit noch. So einen verklärten Gesichtsausdruck habe ich noch nie vorher bei dir bemerkt."

Susanne wurde verlegen und glücklich zugleich. Sie küßte ihn zärtlich, entwand sich seiner Umarmung und holte die beiden Kaufvideos. "Die will ich jetzt sehen," bestimmte sie und legte das erste Band ein. Anfangs mußten beide beim Zuschauen lachen, als im Film eine Frau von ihrem Mann gekitzelt wurde. Doch nach einer Weile wurde das ganze einfach nur langweilig, zumal sich auf dem ganzen Video nicht eine einzige Sex-Szene befand. Im Schnelldurchlauf betrachteten sie auch das zweite Video. Der einzige Unterschied bestand darin, daß sich hier zwei Frauen gegenseitig kitzelten, aber wieder ohne Sex.

"Kannst du mir verraten, was daran erregend sein soll ?" fragte Horst enttäuscht. "Das sollen Pornos sein ? Daß ich nicht lache !" Susanne warf sich auf ihn und begann, ihn zu kitzeln, doch er war offensichtlich überhaupt nicht kitzlig. Er zuckte nur ein bißchen, aber sie schaffte es nicht, ihn zum Lachen zu bringen. Betont gelangweilt meinte er: "Das funktioniert nicht bei mir, nur bei dir !" und seine Hände näherten sich ihrem Körper. Sie quietschte schon, bevor er sie tatsächlich berührt hatte. Insgeheim genoß sie dieses Gefühl jedoch.

Bevor es richtig zur Sache gehen konnte, klingelte das Telefon. "Scheiße," dachte sie, "das ist bestimmt für mich." Die erotische Stimmung war weg, unwiederbringlich. Widerwillig knurrte sie ein "ja bitte" in den Apparat. Natürlich Schweiger. Eine neue Leiche, gleiche Symptome.

Ein Appartment in der Hansastraße war der neue Tatort. Keine gute Gegend, zahlreiche Prostituierte gingen dort ihrem Gewerbe nach. Das Schlafzimmer war als SM-Studio eingerichtet, die Tote war ganz offensichtlich eine professionelle Liebesdienerin. Arme und Beine hingen in starken Lederschlaufen, alle Viere in die Luft gestreckt. Die Lederfesseln gehörten offenbar zu Einrichtung, deshalb hatte der Täter sie nicht mitgenommen.
Schweiger stellte mir Madame Denise vor, eine stark geschminkte alternde Ex-Schönheit in engem Lederdress. Eine Domina. Sie wollte Angela abholen, um mit ihr zur Arbeit zu fahren. Arbeit, das war ein SM-Club in Pasing. Angela, die Tote, war dort einige Tage pro Woche beschäftigt, doch das hatte ihr offenbar nicht genug eingebracht. "Vielleicht hat sie sich ja auch Arbeit mit nach Hause genommen," dachte die Kommissarin bei sich. Ungewöhnlich bei diesem Fall war die Tageszeit. Alle anderen Opfer waren frühmorgens gefunden worden, jetzt war es erst gegen neun Uhr abends. Doch dieses Rätsel löste der Polizeiarzt: "Sie ist seit mindestens zwölf Stunden tot, wahrscheinlich sogar noch ein paar Stunden länger." Hier hatte es also nur etwas länger gedauert, bis man sie fand.

Der gefundene Ausweis zeigte, daß "Angela" nur der Künstlername war. Im bürgerlichen Leben hieß die Tote Ewa Piechowa, geboren in Wroclaw, Polen. Breslau. 26 Jahre. Madame Denise sagte aus, daß Ewa/Angela im Club nur als Domina gearbeitet hatte, nie in der passiven Rolle. Offenbar um im Club ihr dominantes Image zu wahren, ließ sie sich in Ausnahmefällen bei manchen Kunden zuhause auch auf passive Spiele ein.

Auf die Frage von Susanne Berchthold, wie oft denn im Club Wünsche bezüglich Kitzeln gestellt wurde, lachte die Domina. "Das waren mir immer die liebsten Kunden, so einfach zufriedenzustellen. Leider sind die viel zu selten. Etwa einmal alle sechs bis acht Wochen." -"Gab es auch Stammkunden mit diesem Wunsch ?" - "Ja, natürlich. Hauptsächlich sogar. Ich habe persönlich einen, der mich so drei bis vier Mal pro Jahr besucht. Netter, harmloser Kerl. Ich glaube, auch Angela hat mir neulich erzählt, daß sie so einen Kunden gehabt hat. Stell dir vor, der flippt schon bei der kleinsten Berührung total aus, sagte sie."

"Haben Sie etwas dagegen, daß ich mich in Ihrem Studio mal etwas umsehe ?" fragt die Kommissarin. "Da müssen Sie schon mit der Chefin reden, Lady de Sade. Sie müßte heute im Laden sein. Nehmen Sie mich mit ? Mein Auto ist in der Werkstatt, deshalb wollte ich mich von Angela hinbringen lassen." Schweiger fragte entsetzt: "Sie wollen doch jetzt nicht einfach arbeiten gehen ?" Mit ihrer rauchigen Bardamenstimme lachte Madame Denise leise: "Natürlich. Ich muß Geld verdienen, und Angela kann ich hier doch nicht mehr helfen. Immerhin werde ich heute schwarz tragen, die Farbe der Trauer, nicht wahr, Süßer ?" Sie kraulte Schweiger am Kinn. Der zuckte zurück, als ob sie eine giftige Schlange wäre und knurrte: "Die Farbe der Hölle !" Die Kommissarin schüttelte den Kopf. "Sie waren bestimmt noch nie bei der Sitte, was, Schweiger ? Nehmen Sie alle Notwendige auf und fahren Sie dann nach Hause. Wir haben schließlich Wochenende, nicht wahr, Süßer ?" Auch sie kraulte kurz Schweigers Kinn, der nur etwas verdutzt dreinblickte.

In dem Gewerbegebiet in Pasing gab es eine Menge verschiedener Clubs. Angelas Arbeitsstätte entpuppte sich als exklusiver Sado-Maso Salon. Nicht weniger als sechs Folterkammern standen zur Verfügung. Lady de Sade, die Inhaberin, war gerade beschäftigt, also setzte sich die Kommissarin an die Bar und wartete bei einem Kaffee. Schon nach kurzer Zeit rauschte die Oberdomina herein und bat sie in ihr Büro. "Sie verderben mir da draußen das Geschäft," zischte sie ärgerlich. "Ihnen sieht man die Polizistin schon zehn Meilen gegen den Wind an."

Als Susanne Berchthold ihr vom grausamen Tod ihrer Mitarbeiterin berichtete, wurde sie zugänglicher. "Schrecklich," meinte sie sichtlich betroffen. "Sie war so ein nettes Mädchen, ein richtiger Kumpel. Und nun das ! Dabei habe ich ihr tausendmal gesagt, sie soll sich zuhause auf keine SM-Spielchen einlassen. Hier im Club wäre das nicht passiert."

Die Kommissarin wollte mehr über das einschlägige Publikum wissen, und die Lady gab ihr bereitwillig Auskunft. "Die Kitzelwelle ist Anfang der neunziger Jahre von Amerika nach Europa übergeschwappt. Zuerst war es nur ein Einziger, den wir alle für total abgedreht gehalten haben. Doch langsam stieg die Nachfrage, und wir stellten uns darauf ein. Seitdem halten wir in unseren Studios neben Peitschen und Klammern und so auch Federn und elektrische Zahnbürsten parat. Sie lachen: Bei Männern muß man oft stärkere Reize anwenden. Eine der Lieblingsmethoden ist die Behandlung der Fußsohlen mit der elektrischen Zahnbürste, das bringt sie alle zum Kreischen. Andere wiederum wollen nur sehr sanftes, streichelndes Kitzeln. Das heute leider übliche Zärtlichkeitsdefizit, doch wir leben davon. Manche Kunden wollen überhaupt nur gestreichelt werden, andere wollen nur mit den Mädchen reden. Einige müssen sich einfach nur irgendwo ausheulen. In Amerika laufen diese Leute zum Psychotherapeuten, hier kommen sie zu uns. Ab und zu besuchen uns auch Frauen, die gekitzelt werden wollen, aber sehr selten."

"War eines dieser Mädchen schon mal bei Ihnen ?" fragte die Kommissarin und zeigte ihr die Bilder der anderen Opfer, doch die Lady schüttelte nur den Kopf. "Können Sie sich noch an den Kitzelkunden erinnern, von dem Angela ihrer Freundin Denise erzählt hat ?" Auch hier Fehlanzeige. "Es ist hier nicht so, daß ich die Puffmutter bin, die alle Freier persönlich empfängt. Die Mädchen arbeiten freiberuflich; sie zahlen für das Zimmer, empfangen Ihre Gäste selbst, und verlangen ihre eigenen Preise. Ich rede ihnen da nicht hinein. Natürlich kommen sie mal zu mir, wenn sie irgendwelche Probleme haben, aber ansonsten tun und lassen sie, was sie wollen. Angela hat mir zwar von diesem Freier erzählt, aber ohne Beschreibung seines Äußeren. Nur daß er ziemlich jung war, etwa Mitte zwanzig, was eher ungewöhnlich ist. Die Herren mit Spezialwünschen sind meist schon älter, zumindest über vierzig." - "Rufen Sie mich an, wenn dieser Freier hier nochmals auftaucht ?" bat die Kommissarin und gab der Lady ihre Karte. Die Lady wiegte den Kopf. "Ich weiß nicht. Wir leben von unserer Diskretion. Aber ich schätze, bei Mord hört der Kundenservice auf. Gut, ich rufe Sie an, und ich werde auch die anderen Mädchen informieren." - "Danke, ich weiß das zu schätzen," versprach die Kommissarin.

Bevor sie ging, bat sie, einen Blick in eine der Folterkammern werfen zu dürfen. "Ich habe so etwas noch nie gesehen, und ich bin schon von Berufs wegen neugierig." Die Lady lächelte verständnisvoll und führte sie in den Keller. Einer der Kammern war gerade leer, und Susanne sah sich um. Eine Streckbank, ein Andreaskreuz, ein Fesselstuhl mit sehr hoher Lehne, ein Bock zum Auspeitschen. An der Wand zahlreiche Reitgerten, Rohrstöcke, Peitschen, Lederkostüme und so weiter. Sie schauderte. "Alles halb so schlimm, wie es aussieht," lächelte die Domina. "Wir gehen sehr behutsam damit um. Unsere Kunden wollen zwar geschlagen werden, aber sie wollen auch am nächsten Tag wieder ins Büro gehen und sich dort vor allem auf ihren Sessel setzen können. Richtige Verletzungen kommen höchstens einmal bei ungeschickten Neulingen vor. Möchten Sie es mal ausprobieren ?" Susanne zuckte zurück: "Nein, nein danke. Ich glaube, ich habe genug gesehen. Vielen Dank für Ihre freundliche Unterstützung."

Sie flüchtete geradezu aus dem Studio. Nein, das war wirklich nichts für sie. Als sie nach Hause kam, war Horst nicht da. Ein Zettel lag auf dem Küchentisch: "Ertränke mich vor Kummer, weil du so lange wegbleibst. Keine Angst, nur mit Pils." Im Bett lag sie lange wach und grübelte über den neuen Fall. Nein, irgendwie paßte das nicht. Warum sollte ein Kitzelfetischist, der SM-Studios aufsucht, Mädchen umbringen ? Er konnte seiner Neigung doch auf harmlosere Weise nachgehen. Und warum beraubte er manchmal das Opfer nur, während er es manchmal tötete ? Waren es etwa doch zwei verschiedene Personen ? War der Täter, der Petra Meister überfallen hatte, der Mörder, der nur an der Ausführung seiner Tat gehindert wurde ? Sie erinnerte sich, daß bei Yvonne Peters auch das Bargeld noch dalag. Andererseits deuteten die Aussagen der anderen Einbruchsopfer darauf hin, daß es sich um den gleichen Täter handelte. Statt in dem Fall klarer zu sehen, verwirrten sich die Umstände noch mehr. Sie brauchte mehr Informationen.

Am Montag würde sie zusammen mit Kollege Köhler noch einmal die früheren Einbruchsopfer befragen. Die hatten nichts von Kitzeln erwähnt, zumindest stand es nicht in den Akten. Außerdem sollte Junior mal in die Uni-Bibliothek gehen und Material über das Phänomen Kitzeln sammeln. Sie mußte einfach mehr darüber wissen, sonst konnte sie nicht sinnvoll weitermachen. Außerdem hatte sie mittlerweile auch ein persönliches Interesse dafür entwickelt, wie sie sich eingestand. In diesem Moment kam Horst zurück. Er war blau, das hörte sie an seinem Rumoren in der Wohnung. Als er das Schlafzimmer betrat, schlug ihr schon sein Bierdunst entgegen. Schnell stellte sie sich schlafend, besoffen konnte sie ihn nicht ausstehen.

IX.

Junior zog mit einer "Einkaufsliste" von dannen. Er sollte zunächst die psychologische Fakultät aufsuchen und sich informieren, in welchen Büchern etwas über Kitzeln stand. Als nächstes standen Psychiatrie und Neurologie auf dem Programm. Mit der so zusammen-gestellten Quellenliste sollte er sich das Material bei der Uni-Bibliothek besorgen. Ein entsprechendes Schreiben der Staatsanwaltschaft berechtigte ihn, diese Bücher vorläufig als "Beweismittel" zu beschlagnahmen, wenn die Bibliothek sie nicht herausgeben wollte. Staatsanwalt Kirchschläger war sehr kooperativ gewesen, nachdem die Kommissarin ihn über die neuesten Entwicklungen in diesem Fall unterrichtet hatte. Immerhin gab es bereits drei aktuelle Mordopfer in kürzester Zeit, und noch lief der Mörder frei herum. Gottseidank hatte die Presse noch keinen Wind vom Zusammenhang mit den beiden ungeklärten Fällen vom letzten Jahr bekommen, sonst wäre der Druck der Öffentlichkeit noch stärker gewesen. Auch von der mysteriösen Todesursache war bisher nichts nach außen gedrungen.

Staatsanwalt Kirchschläger sprach sich gegen eine Nachrichtensperre aus. "Das erregt nur unnötige Aufmerksamkeit und Neugier," meinte er. Außerdem würde früher oder später ohnehin eine der Nachbarinnen plaudern. Er versprach ihr freie Hand bei den Ermittlungen, gab ihr jedoch gleichzeitig zu verstehen, daß er bald irgenwelche Ergebnisse erwartete. "Wir müssen den Kerl schnappen, bevor er noch mehr Mädchen tötet !" Da konnte ihm die Kommissarin nur zustimmen.

Sie erinnerte sich an den Psychologen, den Dr. Liebermann ihr empfohlen hatte. Sie rief seine Praxis an und vereinbarte einen Termin für den späten Nachmittag. Da sie keine Patientin war, konnte man sie irgendwo dazwischenschieben.

Schweiger hatte für seine Wochenend-Dienste freigenommen, aber ihn brauchte sie dabei ohnehin nicht. Sie ging noch ein paar Berichte durch, dann hielt es sie nicht mehr im Büro. Sie ging hinauf zu Kollege Köhler und teilte ihm ihre Absicht mit, auch die früheren Einbruchsopfer nochmals zu vernehmen. Er setzte sich sofort ans Telefon und die betreffenden jungen Damen an, um zu erfahren, wann sie am besten Zeit hätten. Es wären neue Fakten aufgetaucht, zu denen sie nochmals aussagen müßten. Ja, er wüßte, wie unangenehm das für die Opfer sei, doch es sei unbedingt notwendig, um den Einbrecher zu fassen, bevor er weitere Frauen überfiel. Ja, also dann morgen mittag, danke. So füllte sich ihr Terminkalender für die beiden folgenden Tage mit insgesamt sieben Besuchen. Das konnte ja heiter werden !

Gemeinsam mit Köhler suchte sie die Kantine auf. Sie aßen schweigend, alles wichtige war schon gesagt worden. Nächmittags suchte die Kommissarin noch einige Sex-Shops auf und wirkte auf das Personal ein, sie zu verständigen, wenn ein Mann Kitzelpornos kaufte. Zwar bezweifelte sie mittlerweile die Erfolgsaussichten dieser Aktion, doch sie wollte nichts unversucht lassen, den Täter endlich zu identifizieren. Schlimmstenfalls kam ein Haufen Verdächtiger dabei heraus, mit dem man den Staatsanwalt für eine Weile beruhigen konnte.

Dann setzte sie sich in ihren BMW und fuhr nach Freising zu Dr. Falkenstein. Sie mußte eine Viertelstunde warten, der Doktor hatte gerade noch eine Patientin. Als sie endlich vorgelassen wurde und dem renommierten Sexualpsychologen gegenüberstand, konnte sie sich nur mit Mühe ein Grinsen verbeißen. Vor ihr stand ein kleines, verhutzeltes Männchen, dessen Haare vorne nicht mehr vorhanden, hinten dafür umso länger und zerzauster waren. Das Karikaturklischee eines zerstreuten Professors. Zu allem Überfluß hatte er auch noch einen Augentick: alle paar Sekunden mußte er heftig blinzeln. "Na, von dem würde ich keinen Rat für mein Sexualleben annehmen," dachte sie.

Zuerst mußte sie ihn mühsam davon überzeugen, daß sie nicht als Patientin gekommen war. Nachdem diese Hürde endlich geschafft war und sie sich nicht auf die Couch legen mußte, schilderte sie ihm ihre Mordfälle und welche Methode dabei angewandt wurde. Der Wissenschaftler hörte aufmerksam zu und machte sich eifrig Notizen. "Können Sie mir sagen, von welchem Täterprofil ich ausgehen kann ?" fragte die Kommissarin abschließend.

Dr. Falkenstein beugte sich über seine Notizen und las sie noch einmal. Dann lehnte er sich in seinen Ohrensessel zurück und überlegte lange, dabei heftigst zwinkernd. Unwillkürlich mußte auch die Kommissarin blinzeln. Endlich erhob er seine Stimme: "Sososo. Kitzeln, sagten Sie. Mord durch Kitzeln. Sososo. Höchst interessant, höchst interessant. Nun, möglich ist das schon. Bei manchen, besonders empfindlichen Personen kann es zu einem Nervenschock durch die ständige Reizüberladung kommen, der das vegetative Nervensystem stark beeinträchtigt. Sie wissen schon, all die unbewußten, aber lebensnotwendigen Tätigkeiten wie Herzschlag, Atmung und Verdauung werden vom vegetativen Nervensystem gesteuert. Wenn nun ein Nervenschock ausgelöst wird, schießt die neurale Energie unkontrolliert durch das Gehirn. Manche Menschen werden dadurch einfach bewußtlos, bei anderen kann eine Atem- oder Herzlähmung eintreten. Wie lange, sagten Sie, wurden die Opfer gekitzelt ?"

"Das wissen wir nicht. Wir haben ja leider keine lebenden Zeugen." - "Na ja, nun gut. Nun zu Ihrem Täter. Er ist ganz gewiß sexuell gestört. Kitzeln an und für sich ist eine ganz normale sexuelle Verhaltensweise, sofern es im Rahmen einer Partnerschaft vorkommt. Ich verwende manchmal sogar Kitzeln bei meiner Therapie, vor allen, wenn Frauen sich nicht richtig beim Sex gehen lassen können, oder wenn sie dabei sehr unkonzentriert sind." Susanne Berchthold errötete leicht, als sie an ihr eigenes Sexleben dachte. Verdammt, er hat recht. Gottseidank bemerkte der Doktor ihre Verlegenheit nicht. Er fuhr fort:

"Also, der Täter muß irgendwann, vermutlich in seiner Jugend, ein prägendes Erlebnis in dieser Richtung gehabt haben. Ich habe von einem Fall gelesen, als ein Sechzehnjähriger von seiner Tante verführt wurde, bei der er seine Ferien verbrachte. Sie ließ sich von ihm festbinden und kitzeln, und dabei bekam er seinen ersten bewußten Orgasmus. So etwa könnte der Fall auch hier liegen. Oder so ähnlich. Vielleicht hat er sonst Kontaktschwierigkeiten bei Frauen, oder einige negative Sexualerlebnisse, so daß er sich nach seinem ersten Orgasmus zurücksehnt.

Da er sich wahrscheinlich nicht traut, einer eventuellen Partnerin seinen speziellen Wunsch anzuvertrauen, holt er sich seine Befriedigung anderweitig. Andere Sonderwünsche, wie etwa Sadomaso, lassen sich leicht in einschlägigen Etablissements verwirklichen. Nicht so Kitzeln. Die dort beschäftigten Damen sind meist schon so weit desensibilisiert, daß das Kitzeln bei ihnen nicht die gewünschten Reaktionen hervorruft. Nun gut, er kann sich selbst kitzeln lassen, aber die aktive Rolle kann er dort nicht richtig ausleben. Also muß er sich andere Opfer suchen. Aufgrund seiner Kontaktschwäche kann er nicht einfach Frauen auf der Straße oder in Bars ansprechen, zumal sein Wunsch gesellschaftlich nicht akzeptiert wird. Glauben Sie mir, es ist leichter, eine Unbekannte für einfachen Sex zu interessieren als für ein vermeintlich perverses Erlebnis."

Die Kommissarin nickte. "Können Sie irgendwelche Aussagen über sein Alter oder sein soziales Umfeld treffen ?" - "Hmm, nein. Bei manchen Menschen treten solche Wünsche erst sehr spät ans Tageslicht, oft nach einer gescheiterten Ehe oder während der sogenannten Midlife-Crisis. Es könnte aber genausogut ein junger Mann sein, der ansonsten überhaupt noch keine sexuellen Erfahrungen gesammelt hat und jetzt endlich befriedigt werden möchte. Solche Wünsche entstehen auch völlig unabhängig von Bildungsniveau oder Einkommens-verhältnissen. Gut, einfachere soziale Schichten tendieren bei Konfliktsituationen leichter zu Gewalt, aber das hat meist nichts mit ihrem Sexualverhalten zu tun. Die meisten Kunden von SM-Studios sind gut situiert, oft in Führungspositionen. Hier kann ich Ihnen leider nicht weiterhelfen."

"Würde sich so ein Täter auch entsprechende Videos zur Selbstbefriedigung zulegen ?"

"Ja, da bin ich ganz sicher. Ein Einbruch bedeutet immer ein Risiko, und zwischendurch wird sich der Täter mit entspechenden Phantasiekrücken zur Masturbation behelfen. Aber gibt es denn solche Videos überhaupt ?"
"Oh ja, jede Menge." Wenigstens hier hatte sie einen Ansatzpunkt. "Aber, Herr Doktor, wie wird so ein Mann zum Mörder ?"

"Nun, ich vermute, sein erstes Opfer ist rein zufällig dabei verstorben. Das hat ihm vielleicht einen Schock versetzt, so daß er eine Weile mit seinen Überfällen aufhörte. Doch irgendwann wurde der Druck zu stark, er holte sich erneut ein Opfer. Wie lange, sagen Sie, liegen die Mordfälle auseinander ?" Sie nannte ihm die Daten. "Das bestätigt meine Theorie. Das erste Opfer starb im März letzten Jahres, dann gab es eine siebenmonatige Pause, bevor er wieder zuschlug. Dann weitere sechs Monate. Die letzten Morde folgen kurz nacheinander. Das heißt, seine Tötungshemmung ist weitgehend überwunden, und er braucht wie ein Drogensüchtiger immer öfter und immer härtere Dosen zu seiner Befriedigung."

"Ich muß Ihnen noch etwas erzählen, Doktor," warf die Kommissarin ein. "Manchmal tötet er seine Opfer nicht, er kitzelt und beraubt sie nur. Das ist noch nicht bewiesen, aber wir vermuten es. Woran kann das liegen ?"

"Aha, mhm, sososo. Jajaja. Wenn das der Fall ist, heißt das lediglich, daß er sich schon häufiger Opfer zur sexuellen Befriedigung gesucht hat, als Sie bisher annehmen. Es liegt offensichtlich keine unmittelbare Tötungsabsicht vor. Manchmal sind ihm die Opfer vielleicht nicht kitzlig genug, oder aber einige Opfer sterben, weil sie nicht soviel aushalten wie die anderen. Ist das diese merkwürdige Einbruchsserie in Schwabing, von der die Zeitungen berichten ?" - "Genau. Was mich noch interessiert: Wie wählt der Täter seine Opfer aus ? Woher weiß er, daß sie kitzlig sind ? Probiert es das vorher aus ? Und wie ?"

"Hmhmm. Ich glaube nicht, daß er das vorher testet, dazu ist er vermutlich zu schüchtern. Aber er kann davon ausgehen, daß die meisten Frauen in diesen jungen Jahren recht kitzlig sind. Überhaupt sind die allermeisten Menschen kitzlig. Vermutlich beobachtet er sie nur ein paar Tage, um ihren Tagesrhythmus herauszufinden, bevor er sie überfällt. Übrigens glaube ich auch nicht, daß er sich Menschen aus seinem eigenen Lebensumfeld sucht, also Kolleginnen oder Bekannte. Dabei hätte er viel zuviel Angst, erkannt zu werden. Er dürfte im Grunde genommen ein kontaktscheuer, eher ängstlicher Mensch sein. Typischer Durchschnittsbürger, der ansonsten keiner Fliege etwas zuleide tun kann. Dafür spricht auch seine Fürsorge, nur weiche Lederfesseln zu verwenden."

"Aber einen Fall gab es doch, wo er Stricke benutzte und dabei das Opfer erheblich verletzte. Dazu hat er die Füße des Opfers in einen mittelalterlichen Fußpranger gesteckt und nach historischem Vorbild von Ziegen ablecken lassen."

Der Doktor ließ ein meckerndes Lachen hören, das recht gut zum Thema paßte. "Sososo, Ziegen also. Ist ja witzig. Er ist also historisch gebildet. Hat er den Pranger am Tatort vorgefunden ?"

"Ich glaube nicht. Zumindest haben wir keinen gefunden." - "Seltsam. Ich hätte sonst vermutet, daß er in diesem einen Fall unvorbereitet auf ein Opfer gestoßen ist. Er hatte seine Ausrüstung nicht dabei, also nahm er Stricke. Aber dann muß er den Pranger dabeigehabt haben. Vielleicht hat er ihn auf einem Trödelmarkt gefunden, oder ihn sich sogar anfertigen lassen, irgendwo in der Nähe des Tatorts. Bei der Heimfahrt sah er sein Opfer, und er wollte seine neue Errungenschaft gleich ausprobieren. Was halten Sie davon ?"

Die Kommissarin nickte eifrig. "Das wäre eine Möglichkeit. Herr Doktor, Sie haben mir sehr weitergeholfen, ich danke Ihnen herzlich." Sie schüttelten die Hände zum Abschied, und der Doktor ermahnte sie noch: "Finden Sie den Täter bald, meine Liebe. Er ist eine wandelnde Zeitbombe, der jetzt immer häufiger zuschlägt. Sie könnten theoretisch darauf warten, daß er in seinem Tatendrang bald einen entscheidenden Fehler begeht, aber bis dahin kann es noch viele Opfer geben. Zuviele."

Dr. Liebermann hatte recht gehabt: Dieser Mann war eine Goldgrube für wesentliche Informationen, wie schrullig er auch sein mochte. Recht zufrieden fuhr Susanne Berchthold zurück ins Präsidium.

Dort traf sie Junior, der gerade von der Bibliothek zurückkam. Ganze drei Bücher hatte er zu diesem Thema gefunden, allsesamt aus der psychologischen Fakultät. Weder in der Psychiatrie noch in der Neurologie war er fündig geworden. Das Phänomen Kitzeln war weitestgehend unerforscht. Seufzend blätterte sie ein wenig in den Büchern herum, doch sie konnte sich nicht darauf konzentrieren. Zuviele andere Gedanken gingen ihr durch den Kopf.

Es mußte doch eine Möglichkeit geben, den Verdächtigen irgendwie zu identifizieren. An der Wand hing ein Stadtplan von München, auf eine Korkplatte aufgezogen. Lustlos begann die Kommissarin, die bisherigen Tatorte der Morde mit roten Fähnchen zu markieren. Dann nahm sie Köhlers Akten zur Hand und markierte die Einbrüche ohne Todesfolge mit grünen Fähnchen. Sauerlach war natürlich nicht auf dem Stadtplan, deshalb steckte sie diese Markierung an den unteren Kartenrand. Sie trat einen Schritt von der Karte zurück, um das Bild in seiner Ganzheit auf sich wirken zu lassen.

Kein Zweifel, die grünen Fähnchen ballten sich in Schwabing. Auch die beiden letztjährigen Opfer waren dort gefunden worden. Das grüne Fähnchen für Petra Meister befand sich auch dort. Entweder war der Täter dort in der Nähe zuhause, oder aber seine Arbeitsstätte befand sich in dieser Gegend.

Doch damit ließ sich erst etwas anfangen, wenn man den einen oder anderen Verdächtigen hatte. Es schien jedoch einen örtlichen Zusammenhang zu geben, auch wenn die Opfer in der Hansastraße, in Bogenhausen und in Sauerlach weit entfernt vom eigentlichen Zentrum gelebt hatten.

Und noch etwas dämmerte ihr: Suchte sie überhaupt einen Mörder ? Zu Mord gehörte nach Recht und Gesetz der Vorsatz, jemanden töten zu wollen, und diese Tatsache stand nach ihrer Unterhaltung mit dem Psychologen gar nicht mehr fest. Doch das war Sache des Staatsanwalts. Der Täter hatte genügend andere Delikte auf dem Kerbholz: Einbruch, Einbruchdiebstahl, sexuelle Nötigung. Ob es sich bei den Todesfällen um Mord, Totschlag oder Körperverletzung mit Todesfolge handelte, spielte erst vor Gericht eine Rolle, und hierfür mußte man den Täter erst einmal finden.
9. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Herrin_nadine am 20.12.05 00:12

ich glaube jetzt ist man auf der richtigen spur.

war es eine ziege die benutzt wurde oder war es etwas anderes was der täter benutzt hatte ?


10. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Goury am 22.12.05 11:44

X.

"Ja, dann vielen Dank auch für Ihre Hilfe, Frau Berg. Sie haben uns wieder ein kleines Stück weitergebracht." Kommissar Köhler war wie immer freundlich, auch wenn es heute schon der dritte erfolglose Besuch bei einem der früheren Einbruchsopfer gewesen war.

Erfolglos, weil auch diese Zeugin keine genauere Beschreibung des Täters liefern konnte. Immer trug der Täter dieselbe Kleidung, immer dieselbe Maske. Er sprach nur das Notwendigste, leise und dialektfrei. Er bewegte sich schnell und ziemlich nervös. Um die Frauen am Schreien zu hindern, klebte er ihnen als erste Maßnahme den Mund mit breitem Isolierband zu, während sie noch schliefen. Dann hielt er Ihnen eine Pistole vor die Nase und befahl den mittlerweile erwachten Opfern, sich nackt auszuziehen und sich mit gespreizten Armen und Beinen auf das Bett zu legen. Die Lederfesseln wurden angebracht, das Opfer unbeweglich gemacht.

Soviel war auch den Akten zu entnehmen. Doch erst jetzt kam das Besondere: Während keine der überraschten Frauen eine irgendwie geartete sexuelle Belästigung angegeben hatte, hakte die Kommissarin, die Köhler begleitete, dort nach. Köhler ging für ihren Geschmack zu zartfühlend vor, redete um den heißen Brei herum, deshalb fragte sie die Opfer direkt: "Hat Sie der Täter befummelt ? Hat er Sie angefaßt ?"

Alle drei bisher Vernommenen wurden daraufhin verlegen. Erst nach einigem Drängen gaben sie zu, daß der Täter sie gekitzelt hatte. Die eine nur an den Fußsohlen, die andere an den Weichteilen. Nur Carla Berg, das soeben vernommene Opfer, war über eine halbe Stunde lang am ganzen Körper gekitzelt worden. Allerdings hatte es der Täter peinlichst genau vermieden, ihre Brüste oder Genitalien zu berühren.

Auf die leicht vorwurfsvolle Frage hin, warum sie das nicht schon früher ausgesagt hatten, antworteten die drei Opfer stereotyp, daß man sie danach nicht gefragt hätte, und außerdem sei es ihnen peinlich gewesen, darüber zu sprechen. Wenn der Täter sie geschlagen oder vergewaltigt hätte, würden sie es schon gesagt haben. Aber so ?

Wieder einmal verdrehte die Kommissarin die Augen nach oben. Hier war schlampig gearbeitet worden, und das liebte sie gar nicht. Köhler verteidigte sich. Man hätte ja damals nicht gewußt, sonst hätte man selbstverständlich...

Sieben der acht Einbruchsopfer waren berufstätig und deshalb nur während der Mittagspause oder abends zu sprechen. Eine war Studentin, die konnten die beiden Ermittler am Nachmittag erreichen. Drei der Mittagspausen-Zeuginnen hatten sie schon vernommen, und nun verlangte auch der eigene Körper sein Recht. Köhlers Bauch grummelte schon deutlich hörbar, und so hatte er auch gar nichts dagegen, als Susanne Berchthold ihm vorschlug, etwas zu sich zu nehmen.

Da sie gerade an einem Fast-Food-Schuppen vorbeikamen, würgten sie schnell irgendeinen Elastikburger hinunter und spülten mit Cola nach. "Was das meiner Figur wieder antut..." sinnierte die Kommissarin. Doch sie hatten es eilig, Zeugin Nr. 4 wartete schon. Sie arbeitete wieder in einem anderen Stadtteil, diesmal im Münchner Westen. Eines stand nach ihrer bisherigen Odyssee von Opfer zu Opfer fest: An der Arbeitsstelle hatte sich der Täter sein nächstes Ziel bestimmt nicht ausgesucht, dazu lagen die Orte zu weit auseinander.

Zeugin Nummer vier erbrachte das gleiche Ergebnis. Der einzige Unterschied: Bei ihr hatte der Täter mit einer mitgebrachten Feder zugeschlagen, respektive gekitzelt. Doch Nummer vier gab an, überhaupt nicht kitzlig zu sein, deshalb hatte der Täter seinen Besuch schnell beendet und war mit der Geldbörse von dannen gezogen.

Die beiden Kripobeamten setzten sich anschließend in einem Cafe zusammen und besprachen ihre Ergebnisse. Täterbeschreibung hatten sie immer noch keine brauchbare. Es stand jetzt lediglich fest, daß es sich bei dem jeweiligen Täter um ein und dieselbe Person handelte, der aller Wahrscheinlichkeit nach auch die mysteriösen Morde auf dem Gewissen hatte.

"Was können wir tun, um weitere Opfer zu verhindern ? Gehen wir an die Presse ?" wollte Susanne Berchthold wissen. "Sachte, sachte," entgegnete Köhler. "Haben Sie eine Ahnung, was Sie damit alles auslösen ? Bisher konnten wir ohne großes Aufsehen und Behinderungen ermitteln, aber das ändert sich ganz schnell, wenn die Pressefritzen davon Wind bekommen. Was glauben Sie, wieviel Druck die machen werden ? ´Polizei kapituliert vor Kitzelmörder´ dürfte noch eine der harmloseren Schlagzeilen werden. Das wäre ein gefundenes Fressen für die. Sie wären den ganzen Tag beschäftigt, einige tausend Wichtigtuer anzuhören, die Ihnen alle möglichen erfundenen Geschichten aufbinden oder etwas gesehen haben wollen. Wenn ein Pärchen in der Nacht zu laut lacht, würden besorgte Nachbarn sofort die Polizei anrufen. An die Trittbrettfahrer darf ich gar nicht denken. Die halbe Münchner Einbrecherszene würde sich kaputtlachen und bei Ihren Raubzügen einfach die Opfer ein wenig kitzeln, um die Sache unserem Täter anzuhängen. Unser ganzer Apparat würde wochenlang lahmgelegt werden. Und was wollen Sie der Presse erzählen ? Wir haben ja nicht mal ein Phantombild !"

Köhler hatte sich richtig in Fahrt geredet. Susanne Berchthold dachte darüber nach. Was der Kollege vorgebracht hatte, war völlig richtig, wenn auch vielleicht ein wenig überdramatisiert. Doch sie hatte noch überhaupt keine Erfahrung mit einer großen, öffentlichen Suchaktion, konnte ihm also nicht direkt widersprechen. "Aber wir könnten doch die Frauen in dieser Stadt vor dem Täter warnen und dadurch weitere Opfer vermeiden," wandte sie zaghaft ein.

Köhler schüttelte energisch den Kopf. "Nein. Wir versuchen seit Jahrzehnten, die Leute mit Beratung vor Einbrüchen zu schützen. Und was geschieht ? Ich will es Ihnen sagen: Immer erst nach dem ersten Einbruch in ihre Wohnung hören die Menschen zu, legen nachts die Türkette vor oder beschaffen sich Alarmanlagen. Es betrifft immer nur die Anderen, nie einen selbst. Sie könnten, selbst wenn Sie wollten, nicht ohne Details an die Öffentlichkeit gehen, ohne damit genau die Situation schaffen, die ich Ihnen vorher beschrieben habe. Statt die Presse wild zu machen, sollten wir lieber versuchen, unsere Arbeit ungestört zu erledigen. Damit werden wir schneller an den Täter herankommen und dadurch auch weitere Opfer vermeiden. Glauben Sie einem alten Hasen etwas, verehrte junge Kollegin."

Sie haßte diesen väterlichen, etwas herablassenden Ton, doch die Argumente waren gut. Also fragte Sie ihn: "Und was schlägte der verehrte ältere Hasenkollege vor ?" - "Sprechen wir mit Staatsanwalt Kirchschläger. Wir sollten zusammen eine Sonderkommission bilden, Einbruch und Mord. Vielleicht noch einen Polizeipsychologen dazu, und einen von der Sitte, der sich mit dem Sexkram auskennt, SM-Studios und so. Damit hätten wir eine Chance, den Kerl zu fassen. Immerhin haben in diesem Fall auch fast alle Morde mit einem Einbruch begonnen. Setzen wir dort an." Die Kommissarin überlegte nicht lange. "Gut, das versuchen wir." Sie machten sich auf den Weg zur Studentin, wieder zurück nach Schwabing.

Eine Woche später saßen sie alle zusammen im großen Konferenzraum der Staats-anwaltschaft. Sogar der Dezernatsleiter "Mord", Kriminalrat Dr. Höppner hatte sich die Ehre gegeben. Staatsanwalt Kirchschläger räusperte sich.

"Wir sind hier zusammengekommen, weil es gilt, einen gefährlichen, offensichtlich gestörten Einbrecher und Mörder zu fassen. Um das zu erreichen, bündeln wir unsere Kräfte und bilden ressortübergreifend ein Sonderkommission, bestehend aus dem Einbruchsdezernat und dem Morddezernat. Leiter der Sonderkommission ist Kriminalhauptkommissar Köhler, seine Stellvertreterin ist Kriminaloberkommissarin Berchthold, die beide ihre jeweiligen Kommissariate einbringen. Frau Berchthold, Sie verstehen sicherlich, daß wir die Leitung dem ranghöheren Beamten anvertrauen müssen. Oberstaatsanwalt Dr. Richel hat mich dazu bestimmt, Ihrer Sonderkommission mit all meinen Kräften zur Seite zu stehen."

Susanne Berchthold blickte in die Runde. Amüsiert dachte sie bei sich, wieviele der Anwesenden wohl kitzlig wären. Außer ihr war noch eine Kriminalkommissarin vom Einbruch dabei, alles andere waren Männer. Soviel zum Thema Gleichberechtigung, sinnierte sie. Der Staatsanwalt erläuterte die weitere Vorgehensweise und die jeweiligen Zuständigkeiten. Fragen hatte keiner, also konnte es losgehen.

Als erste Maßnahme wurde an die nächtlichen Streifen die Anweisung herausgegeben, besonders auf einen Mann in Jogginganzug mit Kapuze zu achten. Alle so gekleideten nächtlichen Männer sollten einer Überprüfung der Personalien unterzogen werden. Zwei Beamte von der Fahndung erhielten den Auftrag, sich in den Geschäften umzuhören, die den Tatorten der Einbruchsopfer am nächsten lagen. Sie sollten vor allem danach fragen, ob den Verkäufern jemand im Jogginganzug aufgefallen wäre.

Kriminalkommissar Schütte vom Dezernat für Sexualdelikte erhielt den pikanten Auftrag, alle SM-Clubs der Stadt abzuklappern, um sich dort nach Kitzelfetischisten zu erkundigen und wenn möglich Beschreibungen dieser Kunden zu erhalten. Er grinste: "Nur, wenn ich für jeden Peitschenhieb einen Tag Sonderurlaub bekomme !"

Die vergangenen Tage waren recht unergiebig verlaufen. Köhler und Susanne Berchthold hatte auch noch die restlichen ehemaligen Einbruchsopfer vernommen, ohne jedoch auf eine neue Spur zu stoßen. Dr. Liebermann hatte inzwischen die versprochene historische Literatur zum Thema Kitzeln vorbeigebracht, und das war nun die hauptsächliche Bettlektüre der Kommissarin.

Vergangenes Wochenende hatten sie und Horst versucht, das heiße Erlebnis zu wiederholen, das sie mit dem Kitzeln gehabt hatten. Nun, die Fesseln waren im Vergleich zu den Krawatten recht bequem gewesen, aber ansonsten war das ganze ein Reinfall geworden: Horst hatte einfach nicht genug Geduld mit ihr. Statt sie mit ein bißchen Liebe und Zärtlichkeit zu kitzeln, bis sie richtig heiß wurde, ging alles wieder viel zu schnell. Lange bevor Susanne auch nur in die Nähe eines Höhepunkts gelangen konnte, war er schon fertig. Sie war tief enttäuscht.

Eine mögliche Fährte hatte Schweiger entdeckt: Bei einem seiner Besuche in einem Sex-Shop, der natürlich nur dazu diente, den Kontakt mit den Verkäufern dort zu intensivieren, war er in einem Kontaktmagazin auf eine interessante Anzeige gestoßen: Ein Mann suchte Partnerinnen für ´phantasievolle Kitzelspiele". Kurz entschlossen hatte er das Magazin gekauft und es seiner Chefin gezeigt.

Seitdem rang die Kommissarin mit sich selbst, ob sie sich als verdeckte Ermittlerin betätigen sollte. Sie könnte sich ja auf diese Anzeige hin melden und ...

Schweiger war strikt dagegen. "Erstens entsprechen Sie nicht dem bisherigen Opferprofil, so daß der Täter sich Ihnen gegenüber vielleicht anders verhält, womit nichts bewiesen wäre." Hmm, auch eine Art, ihr mitzuteilen, daß sie viel älter als die bisherigen Opfer war. Charmant. "Zweitens, lassen Sie uns annehmen, es ist der Täter. Dann begeben Sie sich in eine Gefahr, die wir nicht einmal abschätzen können. Ihre gesamten Nahkampfkenntisse können Sie vergessen, wenn Sie erst mal gefesselt auf einem Bett liegen. Wir wären vielleicht nicht in der Lage, Sie rechtzeitig aus der Patsche zu holen. Und drittens könnten wir ihm erst etwas beweisen, wenn er Sie auch zu Tode kitzeln würde, und damit wären Sie bestimmt nicht einverstanden."

Natürlich hatte er recht. Falls sie sich bei ihm meldete, brauchte er ja nicht bei ihr einzubrechen, und es war auch nicht strafbar, jemanden zu fesseln und zu kitzeln, wenn der- oder diejenige sich damit einverstanden erklärt hatte. Trotzdem faszinierte sie diese Idee, sich mal von einem wirklichen Profi durchkitzeln zu lassen. Der hatte vielleicht mehr Stehvermögen und Geduld als ihr Horst ...

Nun gut, sie hatten das Netz ausgeworfen, und jetzt mußten sie wie jeder gute Fischer geduldig darauf warten, daß ihnen ein Zufallsfang ins Netz ging. Doch das Warten war frustrierend. Sie wußten nur zu gut, daß der Täter jederzeit erneut zuschlagen konnte, ohne auch nur in die Nähe des Netzes zu kommen. Insgeheim hoffte Susanne Berchthold, daß zumindest irgendetwas passieren würde.

Ihr Wunsch ging in Erfüllung, doch anders, als sie geglaubt hatte: Köhler hatte ein frisches Einbruchsopfer. Wieder einmal keine positive Identifizierung, doch etwas war neu: Das Opfer hatte den Eindruck, daß es sich bei dem Täter um eine Frau gehandelt hatte. Nicht durch die Stimme war sie darauf gekommen, denn der Täter oder die Täterin hatte nur geflüstert. Doch die Statur und die Bewegungen seien sehr weiblich gewesen, berichtete die Überfallene.

Großartig. Nun wußten sie nicht einmal genau, ob sie eine Frau oder einen Mann suchen sollten. Köhler wiegelte ab: "Die früheren Opfer haben seine Stimme gehört, und die gehörte eindeutig einem Mann. Entweder dieses Opfer irrt sich, oder es handelt sich nicht um den gleichen Täter. Dann können wir alle einpacken !"

"Nicht gleich so pessimistisch, Herr Kollege," wurde er von Susanne Berchthold ermahnt. "Es gibt mehr Männer mit weiblicher Figur und weiblichen Bewegungen, als Sie glauben. Bei der Europol in Brüssel fand während meines Lehrgangs dort ein interessanter Versuch statt: Die Kursteilnehmer sollten die Silhouetten hinter einer Milchglasscheibe beobachten und herausfinden, ob es sich dabei um Männer oder Frauen handelte. Tatsächlich hatten mehrere Kursteilnehmer nicht erkannt, daß drei der Silhouetten männlich waren. Das ganze Spiel diente dem Zweck, zu verdeutlichen, wie leicht die menschliche Beobachtungsgabe getäuscht werden kann. Viele Zeugen sehen eine Person nur durch die zugezogenen Gardinen hindurch und schließen dann oft unterbewußt auf Mann oder Frau, ohne sich dessen wirklich sicher zu sein."

Auch das neue Opfer war gekitzelt worden, wenn auch nur kurz. Das Telefon hatte unvermittelt zu läuten begonnen, daraufhin hatte der Täter die Flucht ergriffen. Nicht ohne seine Fesseln mitzunehmen. Die Duplizität des Vorgehens ließ allerdings darauf schließen, daß es sich um den Gesuchten handelte.

"Er scheint nervös zu werden," meinte die Kommissarin nachdenklich. "Vielleicht begeht er doch bald einen Fehler." - "Darauf sollten wir es aber nicht ankommen lassen !" motzte Köhler. "Mal hören, ob der Streife jemand aufgefallen ist." Er zog sein Handy.

Auf der Rückfahrt zum Präsidium fragte Schweiger: "Bei diesem Experiment in Brüssel, wurde da eigentlich auch einmal eine Frau für einen Mann gehalten ?" Die Kommissarin grinste: "Ja, eine. Aber die hatte tatsächlich einen Gang wie ein Brauereiroß." Beide lachten. Susanne hatte noch keine Lust, nach Hause zu gehen. Sie fragte Schweiger, ob er noch Lust auf ein gemeinsames Bier hätte, und leicht erstaunt stimmte er zu.

In der Kneipe war es recht ruhig. Sie setzten sich in eine Ecke, um ungestört plaudern zu können. Zum allerersten Mal erkundigte sich Susanne nach dem Privatleben von Schweiger: "Sind Sie eigentlich verheiratet ? Sie erzählen nie etwas von zuhause." Schweiger nieste in sein Taschentuch. "Scheinbar bin ich auch gegen dieses Gesprächsthema allergisch," grinste er schelmisch. "Im Ernst: ich war verheiratet. Meine Frau ist vor zwei Jahren an Krebs gestorben. Es ging ganz schnell. Keine sechs Wochen nach dem Befund war sie tot." Susanne murmelte betreten. "Oh, das tut mir leid. Ich wollte Sie nicht verletzen, indem ich dieses Thema aufgriff." Schweiger schüttelte energisch den Kopf. "Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Sie haben mich nicht verletzt, ich glaube, daß ich halbwegs darüber hinweg bin. Nur manchmal, nachts, da vermisse ich sie sehr. Deshalb lasse ich mich auch oft für die Bereitschaft einteilen, da ist die Nacht kürzer. Doch nun zu Ihnen ? Was machen Sie, wenn Sie nicht gerade Verbrecher jagen ?"

Nun, Sie hatte ja damit angefangen, also mußte sie jetzt auch etwas von sich preisgeben. "Ich bin schon seit vielen Jahren geschieden", gestand sie. "Seit zwei Jahren habe ich wieder einen Lebensgefährten, mit dem ich zusammenlebe. Heiraten kommt allerdings nicht mehr in Frage, und für ein Kind bin ich auch schon zu alt." - "Sind Sie glücklich in Ihrer Beziehung ?" - "Ja, zumindest meistens. Wenn man so lange allein gelebt hat wie ich, tut man sich manchmal schwer, wieder Kompromisse einzugehen. Ich bin bestimmt keine einfache Geliebte, und wahrscheinlich auch keine einfache Vorgesetzte."

Schweiger widersprach ihr nicht, er meinte nur: "So hat eben jeder sein Päckchen zu tragen." Beide versanken in Nachdenklichkeit, ab und zu an ihrem Glas nippend. Unvermittelt fragte Schweiger plötzlich: "Sagen Sie mal, was halten Sie eigentlich von unserem Junior ? Ich werde nicht schlau aus ihm." Susanne Berchthold überlegte. "Eigentlich habe ich mir bisher noch gar keine Meinung über ihn gebildet. Er tut seine Arbeit, ist nett, aber sehr zurückhaltend. Mehr weiß ich nicht über ihn. Sie haben recht, vielleicht sollten wir ihn tatsächlich ein wenig mehr integrieren. Solange wir ihn nicht etwas fordern, können seine vielleicht vorhandenen Talente nie zum Vorschein kommen. Morgen gebe ich ihm mal einen richtigen Auftrag. Mal sehen, was er kann."

Die Kommissarin wurde nun doch recht müde; Bier war immer eine Art Schlafmittel für sie gewesen. Sie fuhr nach Hause, nachdem sie sich von Ihrem Assistenten verabschiedet hatte. Ein bißchen waren sie sich menschlich nähergekommen, und sie nahm sich vor, in Zukunft ein wenig rücksichtsvoller gegenüber Schweiger zu sein.

Am nächsten Morgen nahm sie sich Junior vor. Sie rief ihn zu sich ins Büro und fragte ihn nach seiner Meinung über den Fortgang der Ermittlungen. Bieneck war sehr zurückhaltend. "Ich kann mir darüber noch keine Meinung erlauben, dazu habe ich viel zu wenig Erfahrung. Ich weiß nur, daß wir momentan auf der Stelle treten." - "Haben Sie irgendeine Idee, was wir noch versuchen könnten ? Jede noch so verrückte Idee ist das einzige, was uns jetzt noch weiterbringen könnte." Er dachte sichtlich angestrengt nach. -"Ich bin mir nicht sicher, aber normalerweise gibt es doch in fast allen Fetisch-Szenen irgendwelche Treffs oder Clubs, wo diese Leute offen ihren Neigungen nachgehen. Bei Homosexuellen und SM-Anhängern jedenfalls. Könnte es so etwas nicht auch bei diesen Kitzelfetischisten geben ?" Die Kommissarin blickte erstaunt auf: -"Natürlich, daran habe ich noch gar nicht gedacht. Versuchen Sie doch mal, darüber etwas herauszufinden !" Schweiger lächelte müde: "Das ist doch das gleiche wie bei den Sexclubs: Wenn unser Täter seinen Drang offen ausleben könnte, würde er nicht das Risiko eingehen, für die Erfüllung seiner Bedürfnisse bei Frauen einzubrechen. Der Psychologe hat Ihnen doch erzählt, daß der Täter normalerweise eher risikoscheu ist und sich nicht gesellschaftlich exponiert."

Typisch Schweiger. Immer fand er ein Haar in der Suppe, das er dann so geschraubt erklärte, daß man glaubte, er hätte einen für den Unsinn gelobt, den man seiner Meinung nach gerade verzapft hatte. Doch sie erinnerte sich an ihren Vorsatz und entgegnete nur: "Sie haben ja recht, Schweiger. Aber haben Sie eine bessere Idee ? Vielleicht ist unser Täter ja wegen seiner besonders sadistischen Vorgehensweise bei einem solchen Club ´rausgeflogen´ ? Oder zumindest unangenehm aufgefallen ? Bieneck, lassen Sie sich von unserem Chefpessimisten nicht einschüchtern. Machen Sie sich auf die Socken und recherchieren Sie, wo sich diese Leute treffen." - "Und wie soll ich das anstellen ? Eine Anzeige aufgeben ?" Die Kommissarin lachte: "Das überlasse ich Ihrem Einfallsreichtum. Zeigen Sie uns mal, was Sie draufhaben !" Tief nachdenklich und kopfschüttelnd zog Junior ab, Schweiger und die Kommissarin hinter ihm hergrinsend.

"Hoffentlich kommt er heil zurück," meinte Schweiger. "Nicht, daß man ihn zum Schluß noch verkitzelwaltigt !" Susanne Berchthold mußte über diese Wortschöpfung laut lachen, doch das Telefon unterbrach ihre Heiterkeit. Die Pressestelle wollte wieder einmal wissen, was sie zu dem erneuten Einbruch veröffentlichen sollte. "Nichts, wir ermitteln noch," war ihre lakonische Antwort.

XI.

Eine Woche später waren sie immer noch nicht weiter. Wenigstens hatte es keine neuerlichen Opfer gegeben. Im Laufe des Tages meldete sich Köhler bei Susanne Berchthold.

Die Streife hatte einen Verdächtigen im Jogginganzug aufgelesen. Er hatte keine Papiere bei sich, dafür aber Einbruchswerkzeug. Ein alter Bekannter: er war mehrfach einschlägig vorbestraft. Die Kommissarin nahm trotzdem an der Vernehmung teil. Der Ex-Knacki leugnete natürlich beharrlich, darin hatte er schließlich Erfahrung. Susanne Berchthold wollte wissen, ob er denn schon mal wegen sexueller Belästigung aufgefallen war. Köhler blätterte in der Vorgeschichte und verneinte. Irgendwie hatte die Kommissarin nicht das Gefühl, daß es sich bei diesem Mann um ihren Täter handelte. Er war immer nur in leere Wohnungen eingebrochen, die er vorher anhand der Briefkästen ausgekundschaftet hatte. Und: er war schwul. Frauen interessierten ihn nicht im geringsten. Seine Ausdrucksweise war so tuntig, daß es schon auffällig war, und seine Gesten ebenfalls. Man hätte ihn durch die besagte Milchglasscheibe tatsächlich für eine Frau halten können, aber das war kein Beweis. Da nichts gegen ihn vorlag, mußten sie ihn wieder laufenlassen.

Köhler gab dann auch zu: "Das ist nicht unser Mann. Aber er zeigt, wie groß der Kreis der möglichen Verdächtigen wirklich ist, nach den spärlichen Zeugenaussagen. Apropos Zeugen: Petra Meister ist wieder vernehmungsfähig. Sie wissen schon, das Mädchen, das Sie auf die Spur mit dem Kitzeln gebracht hat. Ich wollte sie heute nachmittag besuchen. Kommen Sie mit ?" - "Nichts könnte mich davon abhalten. Sie ist im Moment unsere wichtigste Zeugin."

Nachmittags fuhren sie in die Neurologische Uniklinik in die Nußbaumstraße, wo man Petra Meister nach ihrem traumatischen Erlebnis behandelt hatte. Sie hatte wieder ein wenig Farbe im Gesicht, und sie konnte normal sprechen. Nur wenn sie auf die Nacht des Überfalls angesprochen wurde, wurde ihr Blick unstet und nervös. Der Arzt ermahnte die Polizeibeamten, schonend mit ihr umzugehen und nicht zu hartnäckig auf eine Atwort zu drängen. "Mit etwas Geduld erreichen Sie mehr," war sein Rat.

Susanne Berchthold setzte sich zu ihr ans Bett. "Wie fühlen Sie sich ?" erkundigte sie sich teilnahmsvoll. "Besser, danke. Ich kann jetzt wieder ohne Tabletten schlafen, das ist gut. Ich glaube, ich komme noch über dieses Erlebnis hinweg, in ein-zwei Jahren." - "Ganz sicher !" machte ihr die Kommissarin Mut. "Fühlen Sie sich imstande ein paar Fragen zu beantworten ? Wir wollen den Kerl fassen, der Ihnen das angetan hat !" Petra wurde nervös. "Ich weiß nicht. Ich habe ja nicht einmal sein Gesicht gesehen ! Was wollen Sie denn wissen ?"

Geduldig beruhigte die Kommissarin das Opfer erst mal. "Wir möchten erfahren, woran Sie sich erinnern können. Alles kann wichtig sein, auch wenn es für Sie unbedeutend erscheint. Jeder noch so kleine Hinweis hilft uns weiter." Petra wurde aufgeregt: "Sie haben diesen Kerl also noch nicht ? Er läuft weiter frei herum ? Ich gehe keinen Schritt aus diesem Haus, solange er nicht gefaßt ist !" - "Nur die Ruhe !" beteiligte Köhler sich. "Bis jetzt hat der Täter noch nie zweimal beim selben Opfer zugeschlagen. Sie gehören also im Moment zu den wenigen Frauen, die wirklich sicher vor ihm sind, auch wenn Sie die Klinik verlassen." - "Sie verstehen das nicht. Sie wissen nicht, wie das ist, nachts aus dem Schlaf gerissen und gefoltert zu werden. Die Angst davor verschwindet nicht so einfach, auch wenn man weiß, daß so etwas wahrscheinlich nie wieder passiert."

Susanne Berchthold warf ihrem Kollegen einen vielsagenden Blick zu, der nichts weniger als ´halt die Schnauze´ bedeuten sollte, und wandte sich wieder Petra zu. "Keine Angst, wir kriegen dieses Schwein. Wenn Sie uns helfen. Also, was ist passiert in dieser Nacht ?" Petra beruhigte sich ein wenig. Sie schluckte und dachte nach, bevor sie ihren Bericht begann:

"Ich bin ganz normal ins Bett gegangen an dem Abend, so gegen elf. Mitten in der Nacht wachte ich plötzlich auf, die Nachttischlampe war an. Der Typ hatte mich gefesselt, als ich noch schlief. Im Bett habe ich nur mein Höschen getragen, es war ja warm. Er hatte die Bettdecke weggezogen, und ich lag nackt da. Daß ich mein Höschen nicht mehr anhatte, merkte ich erst später, als er mich dort kitzelte." - "Langsam, alles der Reihe nach," versuchte die Kommissarin etwas Ordnung in die Erzählung zu bringen. "Hat er mit Ihnen gesprochen?"

"Kann ich etwas Wasser haben, bitte ?" bat Petra. Köhler schenkte ihr Mineralwasser in das Glas auf ihrem Nachttisch. Langsam trank sie es aus. Sie brauchte die Zeit, um nachzudenken. Einige Minuten. Dann fuhr sie fort: "Er hat nur geflüstert, ich solle nicht um Hilfe rufen, sonst würde er mich umbringen. Wenn ich mich nicht wehren würde, sollte mir nichts passieren. Lachen dürfte ich aber. Ich wollte noch fragen, warum lachen ? Doch dann fing er schon an, mich zu kitzeln. Ganz sanft zunächst, mit den Fingern unter und neben meinen Brüsten. Ich mußte einfach kichern, ich bin so schrecklich kitzlig. Das hat er dann auch gemerkt, und sein Kitzeln wurde heftiger. Als er meine Rippen und Weichteile knetete, flippte ich vor Lachen schier aus. Es war so schlimm, ich konnte mich ja fast nicht bewegen. Und klar denken konnte ich auch nicht mehr, sonst hätte ich um Hilfe gerufen. Er hat einfach immer weitergemacht, bis ich fast keine Luft mehr bekam." - "Trug er Handschuhe ?" - "Ja, ganz komische. Sie waren rosa, so wie Haushaltshandschuhe, die man zum Abspülen benutzt. Und an jedem Finger war so ein Gummidorn, spitz, aber biegsam. Manchmal hat er meine Haut nur mit diesen Dornen berührt, und das hat dann ganz höllisch gekitzelt. Und manchmal hat er auch ganz fest mit seinen Händen zugepackt, vor allem an den Weichteilen und an den Rippen. Das war dann noch schlimmer. Am allerschlimmsten war es aber, als er meinen Oberkörper endlich in Ruhe gelassen hat und zu meinen Füßen ging."

"Wo hat sich der Kerl aufgehalten, als er Sie gekitzelt hat ? Saß er auf Ihrem Bett, oder stand er ?" - "Er kniete über meinen Hüften auf dem Bett. Dafür hat er sogar seine Schuhe ausgezogen. Ich habe noch gedacht, schön, daß er mein Bett nicht schmutzig macht. Was man so für einen Unsinn zusammendenkt in so einer Situation. Unglaublich ! Weiße Sportsocken hat er getragen, daran kann ich mich noch erinnern, weil ich selbst solche habe, mit zwei roten Ringen oben." Köhler notierte sich auch dieses Detail, während sich die Kommissarin ganz auf die Zeugin kontentrierte.

"Und was ist dann passiert, als er zu ihren Füßen ging ?" wollte sie wissen. Petra war während der Unterhaltung immer offener und lebhafter geworden. "Er hat meine Fußsohlen und Zehen gekitzelt, daß mir ganz schwarz vor Augen wurde. Dort war ich schon immer am kitzligsten, und jede Berührung dort treibt mich in absolute Hysterie. Ich muß schrecklich geschrieen haben, denn er hat mir dann ein Isolierband über den Mund geklebt. Als er mich dann weiter kitzelte, konnte ich nur noch durch die Nase lachen, und das war noch schrecklicher als zuvor. Ich habe dann erst recht kaum Luft bekommen, und ich wurde auch kurz ohnmächtig. Als ich wieder aufwachte, flüsterte er: ´Wenn Sie mir versprechen, nicht mehr so laut zu schreien, nehme ich Ihnen den Knebel ab.´ Ich nickte nur, und er entfernte das Klebeband ganz vorsichtig, als wollte er mir auf keinen Fall wehtun." Susanne Berchthold nickte versonnen. Der Täter war offensichtlich erstaunlich rücksichtsvoll in seinem Umgang mit den Opfern, von der Kitzelfolter einmal abgesehen.

Petra fuhr fort: "Er hat mich dann auch nicht mehr so heftig gekitzelt. Aber er hörte einfach nicht auf damit. Er hat sich dann zwischen meine gespreizten Schenkel gesetzt und damit begonnen, oh Gott, er hat meine Geschlechtsteile gekitzelt ! Mit den Handschuh-Dornen !" Wieder unterbrach Petra, ihre Augen flackerten wild. Die Erinnerung hatte sie eingeholt. "Ganz ruhig, es ist ja schon vorbei," beschwichtigte die Kommisarin sie. "Sie verstehen nicht! Er hat mich mit seinen Handschuhen vergewaltigt !" - "Ist er in Sie eingedrungen ?" - "Nein ! Er hat mich so lange dort gekitzelt, bis ich gegen meinen Willen einen Orgasmus bekommen habe ! Oh Gott, ich schäme mich so ! Ich fühle mich wie eine Hure."

"Kein Grund, sich zu schämen," wandte die Kommisarin mitfühlend ein. "Sie haben es ihm ja nicht erlaubt, und er hat nur Ihre natürlichen Körperreaktionen ausgenutzt. Eine Hure kommt nicht so leicht zum Orgasmus, wenn Sie das beruhigt. Er hat Sie vergewaltigt, auch wenn er nicht mit seinem Glied in Sie eingedrungen ist. Dafür werden wir ihn auch bestrafen ! Was geschah nach Ihrem Orgasmus ? Hat er sich vielleicht selbst befriedigt ?" - "Wenn, dann habe ich nichts davon bemerkt. Er hat nur gefragt, ob es mir gefallen hat, dann hat er wieder meine Füße gekitzelt. Irgendwie war ich nach dem Höhepunkt noch kitzliger als vorher, und ich habe wieder geschrieen. Plötzlich hat er aufgehört und ist vom Bett wegegangen. Ich mußte immer noch weiterlachen, als die Türe aufging und meine Nachbarin hereinkam. Er hat ihr eins übergezogen, dann ist er verschwunden. Als ich langsam wieder atmen konnte, lag meine Nachbarin am Boden, und ich konnte ihr nicht helfen, weil ich noch gefesselt war. Ich war so erschöpft, daß ich eingeschlafen bin. Aufgeweckt hat mich dann meine Nachbarin, als sie mich losband."

"Na sehen Sie, jetzt haben Sie es überstanden. Sie haben über Ihre Erinnerung gesprochen, und Sie haben uns weitergeholfen. Was können Sie uns denn noch über den Täter erzählen ? Was hatte er für eine Figur ? Könnte es vielleicht auch eine Frau gewesen sein ?" Petra überlegte. "Nein, ich glaube nicht. Er roch nach Rasierwasser. Jetzt weiß ich´s wieder: Aramis! Er benutzte das gleiche Rasierwasser wie mein Ex-Freund. Ich habe mich noch darüber gewundert." Köhler mischte sich wieder ein: "Könnte es denn Ihr Ex-Freund gewesen sein ?" Wider Willen mußte Petra lachen: "Nein, es sei denn, er wäre um zwanzig Zentimeter geschrumpft. Mein Freund war fast zwei Meter groß, und der Typ höchstens eins-achzig, wenn überhaupt. Er war auch nicht besonders kräftig, aber seine Bewegungen waren irgendwie geschmeidig. Mit dem Jogginganzug und der schwarzen Maske hat er mich ein bißchen an die japanischen Ninja-Filme erinnert." - "Toll, woran Sie sich noch alles erinnern können !" lobte die Kommissarin sie. "Ist er Ihnen denn sonst irgendwie bekannt vorgekommen ? Könnten Sie ihm vorher schon mal begegnet sein ? Hatten Sie in den Tagen vor dem Überfall den Eindruck, daß Sie jemand verfolgt oder beobachtet ?"

Petra versank wieder in nachdenkliches Schweigen. "Nun, in der Münzwäscherei unten an der Ecke, da hat mich letzte Woche mal so ein Typ angestarrt. Der war auch schlank und mittelgroß. Aber verfolgt hat er mich nicht. Ich bin mit meiner Wäsche gerade fertig gewesen, da hat er erst angefangen, die Trommel zu füllen. Außerdem kann ich mich nicht an das Gesicht erinnern. Muß wohl ziemlich nichtssagend gewesen sein. Und sonst fällt mir auch niemand ein, der dafür in Frage kommt." - "Hat Sie in letzter Zeit mal irgendwer gekitzelt ? Im Freundeskreis, in der Kneipe, unter Kollegen, beim Sport, im Supermarkt ? Vielleicht mit der Ausrede, er hätte Sie verwechselt ?" - "Nö, das hätte ich mir sicher gemerkt, so kitzlig wie ich bin."

Also wieder Fehlanzeige. Köhler bedankte sich artig, und auch die Kommissarin versprach ihr, bald mal für einen richtigen Krankenbesuch vorbeizuschauen, nicht zum Verhör. "Was meinen Sie zu dem Ganzen ? Was haben wir Verwertbares dazugelernt ?" wollte Köhler wissen, als sie die Klinik verließen. "Nun, wir wissen nur, daß der Täter Aramis verwendet, daß er außergewöhnlich rücksichtsvoll gegenüber Frauen ist, und daß er komische Handschuhe verwendet. Haben Sie die anderen Opfer nach den Handschuhen befragt ?" Köhler schüttelte den Kopf. "Alle haben ausgesagt, daß er Handschuhe getragen hat, aber eine solch detaillierte Beschreibung habe ich noch von keinem der Überfallenen gehört. Ich rufe alle noch einmal an. Aber er könnte diese Handschuhe auch erst kürzlich erworben haben." - "Und wo bitte gibt es solche Handschuhe zu kaufen ?" Darauf wußte auch Köhler keine Antwort. Die Kommissarin dachte laut: "Es könnte eine Sonderanfertigung sein. Aus Latex kann man doch alles mögliche formen. Vielleicht finden wir hier eine Spur."

Was Susanne ihm nicht erzählte: Die Beschreibung der Tat, des Kitzelns bis zum Orgasmus, hatte sie enorm erregt. Noch während Petras Geschichte hatte sie ein komisches Gefühl im Unterleib, als würde es plötzlich wärmer dort. War das normal ? Wenn ja, dann steckte vielleicht das als Methode hinter dem Kitzeln. Petra hatte sich dewegen geschämt, daß sie gegen ihren Willen einen Höhepunkt erlebt hatte. Vielleicht auch die anderen Opfer ? Und Dr. Liebermann hatte bei einem der Mordopfer ebenfalls genitale Schwellungen festgestellt, als ob sie kurz zuvor sexuell stark erregt gewesen wäre. Möglicherweise ging es dem Täter nur darum, seinen Opfern diese sexuelle Befriedigung zu verschaffen, an der er sich dann seinerseits erregte. Daß Kitzeln sexuell stimulierend sein konnte, hatte sie ja am eigenen Leib erfahren. Auch wenn Horst, dieser Trottel, diese Tatsache nicht kapiert hatte. Oder zumindest nur einmal, sie wollte nicht ungerecht sein.

Als sie ins Büro zurückkam, wartete Junior schon auf sie. Freudestrahlend, denn er hatte ein Erfolgserlebnis aufzuweisen. "Stellen Sie sich vor, ich bin fündig geworden. Es gibt einen kleinen Zirkel von Kitzelfetischisten, und jetzt raten Sie mal, wo !" - "Nicht etwa in Schwabing, oder ?" fragte die Kommissarin hoffnungsvoll. "Doch ! In einer kleinen Seitenstraße gleich bei der Kunstakademie. Die haben sich einen richtigen kleinen Folterkeller eingerichtet, echt professionell. Schalldicht, mit Klimaanlage und allen Schikanen. Sehr geheim. Nach außen hin treten sie als esoterischer oder spiritistischer Klub auf, der dort seine Treffen abhält. Einige der Hausbewohner haben offensichtlich Angst vor dem ´bösen Blick´, denn sagen will keiner etwas. Alles, was ich erfahren konnte, ist, daß sich die Mitglieder immer am ersten Samstag im Monat treffen."

Susanne Berchthold war sichtlich beeindruckt. "Und, wie haben Sie das alles herausgefunden?" Junior berichtete stolz: "Ich habe tatsächlich eine Kontaktanzeige in einem SM-Magazin aufgegeben: ´Tolerantes Pärchen sucht Mitglieder für Soft-SM- und/oder Kitzelclub.´ Raffiniert, was ? Gestern habe ich eine Antwort auf meine Chiffre-Anzeige in der Post gefunden, und ich habe mir das Haus mal angesehen. Ganz vorsichtig. Ich habe mich als Inspekteur der Feuerpolizei ausgegeben und wollte Treppenhaus und Keller sehen. Der Hausmeister hat mir anstandslos alles gezeigt. Hinter einer Brandschutztüre befinden sich die Klubräume, und auch dafür hatte er einen Schlüssel, allerdings nur für den Vorraum. Ich fragte ihn nach dem Schlüssel für die weiteren Räume, doch die hatte er nicht. Die hat nur der Mieter, ein gewisser Dr. Schlosser, der im Haus auch eine Wohnung hat, aber selten zuhause ist. Von dem Hausmeister habe ich seine andere Anschrift, in Starnberg. Er nutzt das wohl nur als Stadtwohnung. Hinter vorgehaltener Hand und nur im Flüsterton erzählte mir der Hausmeister, daß da ganz seltsame Dinge passierten. Einmal sei sogar der Notarzt gekommen. Eine zufällig vorbeikommende Hausbewohnerin bekreuzigte sich, als ich sie nach dem Klub fragte. Satans-Anbeter würden dort hausen, die ihrer Nachbarin schon mal einen Fluch an den Hals gehext hätten, weil sie zu neugierig war. Darum sollte sich die Polizei mal kümmern. Ich habe aber nachgeforscht, eine Anzeige gegen diesen Klub wurde nie erstattet."

"Donnerwetter, da haben Sie richtig gute Detektivarbeit geleistet," bemerkte die Kommissarin stolz. Sogar Schweiger meinte: "Na, aus dir wird noch mal ein guter Kommissar !" Von der Zentrale erhielt Susanne Berchthold die nicht veröffentlichte Telefonnummer von Herrn Dr. Schlosser in Starnberg. Dann rief sie bei der Feuerschutzpolizei an, wann das Anwesen Rambergstraße 24 in Schwabing zum letzten Mal überprüft worden war. Juniors Idee war goldrichtig, die ließ sich ausbauen. Die Kommissarin verabredete sich mit dem Brandschutzmann zu einer Ortsbesichtigung. Dann rief sie Dr. Schlosser an. Es meldete sich das Dienstmädchen. Der Herr Doktor sei im Moment nicht zuhause, ob er zurückrufen könnte. Nein, sie wüßte nicht, wann der Herr Doktor wieder zurückkäme. Ja, natürlich könnte man versuchen, ihn morgen zu erreichen. Klack.

"Haben Sie den Brief von Dr. Schlosser da ?" fragte die Kommissarin Junior. Natürlich hatte er das. Das Schreiben war recht nichtssagend. Er wäre interessiert, weitere Gesinnungsgenossen kennenzulernen, zumal er schon einen kleinen Klub mit diesem speziellen Interessengebiet gegründet hatte. Der Anzeigenaufgeber sollte an ein Postfach in München antworten. Kein Name, nur die Klubadresse in Schwabing. Und keine Erwähnung des Wortes ´Kitzeln´. Ein ganz Vorsichtiger, dachte sich Susanne Berchthold. Nun, gegenüber der Feuerpolizei würde er sein Reich öffnen müssen. Das Briefpapier war interessant. Der Klub nannte sich nur ganz simpel ´Der Klub´, aber in das Papier imprägniert waren zwei sich kreuzende Federn. Na ja, vielsagend und gleichzeitig unverdächtig für Nichteingeweihte.

Schweiger mischte sich ein. "Also, ich finde, Sie sollten da nicht selbst hingehen. Sie sehen ganz und gar nicht wie eine Brandschutzbeauftragte aus. Lassen Sie mich das für Sie machen, ich sehe eher wie ein Bürokratenhengst aus." Susanne Berchthold mußte lachen. "Wo Sie recht haben, haben Sie recht. Aber nur da !" Ihr ´Assistent´ wußte nicht recht, ob er über diese Antwort lachen oder weinen sollte. Doch er war zufrieden, daß er sein Anliegen durchgebrachte hatte, also tat er keines von beiden und verbiß sich stattdessen in seinen obligatorischen Krapfen.

Susanne hatte noch einen weiteren Hintergedanken bei ihrer Zustimmung zu Schweigers Vorschlag: Sie wollte sich als Interessentin melden. Weniger aus Berufsinteresse; sie dachte eher an ein aufregendes Sex-Erlebnis mit Kitzeln. Nach Feierabend setzte sie sich zuhause an die Schreibmaschine und schrieb einen Brief an den Klub. Sie hätte von einer Freundin gehört, die ... und so weiter. Das Postfach hatte sie sich im Büro notiert. Horst war sauer, weil sie ihn im Bett zuletzt hatte abblitzen lassen. Eine gute Gelegenheit, um sich mal anderweitig umzusehen, dachte sie. Nach einer Runde Schmollen würde Horst schon wieder zu ihr zurückfinden, das hatte er bisher immer. Keiner konnte ihr dann vorwerfen, sie wäre ihm untreu geworden.

Wieder vergingen ein paar Tage ergebnislos und gottseidank opferlos. Ihr Killer schien eine schöpferische Pause einzulegen. Am Freitag erhielt Susanne Post vom Klub. Eine Einladung zum Klub-Abend am Samstag. Klar, es war der erste Samstag im Monat. Ein erstes Kennenlernen war vorgesehen, aber die Aufnahme in den Klub war einer Abstimmung der Klubmitglieder vorbehalten. Man wollte nur wirklich interessierte und auch sympathische neue Mitglieder aufnehmen. Dr. Schlosser war auch in den vergangenen Tagen unerreichbar geblieben. Natürlich erzählte Susanne ihren Kollegen nichts von ihrem geplanten Alleingang, es war schließlich hauptsächlich ihre Privatangelegenheit. Wenn dabei etwas Verwertbares für ihren Fall herauskam, umso besser.

Sie freute sich auf diesen Abend, und gleichzeitig hatte sie Angst davor. Was würde man mit ihr machen ? Ganz sicher stand ihr ein Aufnahmeritual bevor, und das würde ebenso sicher aus Kitzeln bestehen. Welche Leute traf sie wohl dort ? Hoffentlich keinen Bekannten; sie hatte nicht vor, sich als Polizistin zu erkennen zu geben. Was ihr am meisten Unbehagen verursachte, war der Gedanke, daß sie an dem Ganzen Gefallen finden würde und sie dadurch in einen möglichen Interessenkonflikt gestürzt würde. Sie würde ´ihren´ Täter dann besser verstehen, und das konnte auch bedeuten, daß sie ihm nicht mehr unvoreingenommen gegenüberstehen könnte. Das konnte sie den Fall kosten, wenn nicht mehr.

Papperlapapp, dummes Geschwätz, schalt sie sich. Ebensogut konnte ihr ein gewisses Verständnis des Täters helfen, ihn zu schnappen. Und dann würde sie auch niemand fragen, wie sie sich so gut in ihn hineinfühlen konnte. Also los, fertigmachen zur Attacke. Sie duschte und legte ein dezentes Makeup auf. Ganz sicher würde sie sich ausziehen müssen, also suchte sie ihre Unterwäsche mit besonderer Sorgfalt aus. Sie wählte einen weißen Spitzen-BH mit passendem Höschen. Kritisch betrachtete sie sich im Spiegel. Na ja, für eine Enddreißigerin sah sie noch ganz passabel aus. Ihr beharrliches Fitnesstraining hatte ihre Muskeln und Haut straff gehalten, und ihre Brüste waren nie so groß gewesen, als daß sich Hängen für sie rentiert hätte. Keine Zellulitis an den Schenkeln. Nur die verdammten Fettpölsterchen an den Hüften wurde sie einfach nicht los. Das ist kein Babyspeck mehr, haderte sie mit sich. Nun, der Klub hatte sich nicht nach ihrem Alter erkundigt, auch nicht nach ihrer Figur. Eigentlich konnte sie nur Komplexe bekommen, wenn dort ausschließlich Mannequins verkehrten.

Sie nahm sich ein Taxi, denn sie wußte, sie würde sich im Klub ein wenig Mut antrinken müssen. Mit pochenden Schläfen klingelte sie. Auf dem Türschild stand nur ´Klub´. Im dritten Stock wohnte Dr. Schlosser, mit separater Klingel. Der Türöffner summte. Ein provisorisches Pappschild wies ihr den Weg zum Keller. Die Türe war angelehnt, sie stieg die Stufen hinab. Vor der von Junior beschriebenen Brandschutztüre wartete ein grauhaariger Herr im dunklen Maßanzug. Er küßte galant ihre Hand und hieß sie willkommen. Im Vorraum standen zwei Stühle an einem kleinen Bistrot-Tisch. Sie setzten sich, und er holte zwei Gläser Champagner. Sie stießen an, und er begann sein Interview.

"Herzlich willkommen im Klub. Wie darf ich Sie nennen ? Sie dürfen sich ruhig einen Namen aussuchen, wir sind hier sehr diskret." Da ihr im Moment nichts besseres einfiel, murmelte sie nur "Susanne". -"Schön, Susanne. Darf ich fragen, was Sie zu uns geführt hat ?" Geschickte Eröffnung. Ohne selbst etwas preiszugeben, forderte er ein Glaubensbekenntnis. Sie nahm noch einen Schluck, bevor sie antwortete: "Nun, wissen Sie, ahem. Ich habe vor kurzer Zeit entdeckt, daß Kitzeln mich erregt. Mein Partner hält nichts davon, und so habe ich mich meiner besten Freundin anvertraut. Ohne mir Näheres zu verraten, hat sie mir empfohlen, mich an den Klub zu wenden. Ich habe keine Ahnung, woher sie die Adresse kennt, und sie hat mich gebeten, ihren Namen zu verschweigen. Hoffentlich respektieren Sie das." Der Gentleman nickte und schwieg.

Susanne wußte nicht weiter. Was erwartete der Grauhaarige jetzt von ihr ? Ein Codewort ? Hoffentlich nicht ! Der Mann betrachtete sie nur. Von oben bis unten, aber ohne sie mit den Augen auszuziehen. Nach einer Weile fragte er sie: "Wie kitzlig sind Sie ?" Sie erschauderte leicht, als sie an ihr erstes Mal mit Horst denken mußte. -"Ziemlich !" hauchte sie. "Haben Sie jemals selbst jemand gekitzelt ?" Sie verneinte schweigend. "Und was erwarten Sie sich hier?" Eine gute Frage. Sie nahm all ihren Mut zusammen und entgegnete: "Ich will hier etwas lernen. Ich will lernen, mich dem Gefühl hinzugeben und Lust daraus zu gewinnen. Und ich will Menschen kennenlernen, die ähnlich wie ich fühlen."

Es folgte ein langes Schweigen. Endlich räusperte sich der Grauhaarige. -"Nun gut, wir werden Sie zu einer Probesitzung einladen. Sie verpflichten sich dadurch zu nichts, außer zu absolutem Stillschweigen gegenüber Außenstehenden. Ich vertraue Ihnen, Sie haben ein ehrliches Gesicht. Sollte es Ihnen nicht gefallen, gehen Sie einfach wieder. Wenn Sie aber bei uns bleiben möchten, erwartet Sie eine Aufnahmeprüfung. Sie unterschreiben uns außerdem eine Verschwiegenheitserklärung, die Sie im Übertretungsfalle ernst bestraft. Und ein jährlicher Mitgliedsbeitrag von DM 500.-- zur Unkostendeckung wird fällig. Sie müssen sich von unserem Arzt auf AIDS testen lassen, denn bei uns kann es auch zu sexuellen Kontakten kommen. Heute noch nicht, das ist speziellen Treffen vorbehalten. Sind Sie damit einverstanden ?" Susanne nickte. "Ja, okay. Wie sieht die Aufnahmeprüfung aus ? Was muß ich da machen ?" Der Grauhaarige lächelte: "Sie ? Gar nichts. Wir werden das für Sie erledigen. Jetzt lassen Sie mich bitte Ihnen den anderen vorstellen." Er schloß die Türe auf, die in die dahinterliegenden Räume führte.

Susanne war sprachlos vor Staunen. Sie hatte eine Art Folterkammer erwartet, aber das Szenario erinnerte sie eher an ein Werkstatt-Theater. Einfache Stühle, eine Bar, eine kleine Bühne mit dazugehörigem Vorhang. An der Bar saßen zwei Pärchen, ins Gespräch vertieft. Der Gentleman und Susanne setzten sich dazu. Die beiden Pärchen blickten kurz auf, ließen sich aber ansonsten nicht stören. Der Grauhaarige stellte sich nun selbst vor: "Mein Name tut vorläufig nichts zur Sache. Ich werde hier nur ´Meister´ genannt, aber das bedeutet keinerlei Unterwürfigkeit. Ich bin lediglich der Gastgeber. Wenn Sie sich wundern, warum so wenig los ist hier: Nun, die meisten Gäste treffen erst nach 22 Uhr ein. Es erwartet Sie eine kleine Show auf der Bühne, dann folgt Ihre Vorstellung und Aufnahmezeremonie, sofern Sie dazu bereit sind. Danach folgt zwangloses Beisammensein. Wer Lust dazu hat, kann sich in eines der Séparées zurückziehen, oder selbst auf der Bühne tätig werden, oder einfach auch nur plaudern. Versuchen Sie, etwas lockerer zu werden. Sie sind hier unter Freunden. Niemand wird außerhalb des Klubs über Sie sprechen. Das gleiche erwarten wir natürlich von Ihnen. Lassen Sie sich gehen, amüsieren Sie sich. Und bestellen Sie sich etwas zu trinken, das lindert Ihre Nervosität. Heute gehen Ihre Drinks auf das Haus, sonst haben wir aber auch ganz zivilisierte Preise."

Susanne bestellte sich einen Campari Soda, einerseits als Aperitif für das, was nun bald kommen sollte. Andererseits mußte sie das Gehörte verdauen. Der grauhaarige ´Meister´ flößte ihr durchaus Vertrauen ein, obwohl er sich mit einer geheimnisvollen Aura umgab. Sie war höchst gespannt auf die versprochene Show, und vor allem auf die anderen Klubmitglieder. Was verbarg sich wohl hinter dem Bühnenvorhang ? Was in den Séparées ?

Unauffällig beobachtet sie die beiden Pärchen, die mit ihr an der Bar saßen. Sie waren leger, aber teuer gekleidet, beide Frauen Ende zwanzig, vielleicht Anfang dreißig. Der eine Mann war im gleichen Alter, der andere wohl ein Mittvierziger. Keine ausgesprochenen Fotomodelle, aber auch in keinster Weise häßlich. Sie schienen sich cool über völlig alltägliche Dinge zu unterhalten. Irgendwie beruhigte sie das.

Langsam, so gegen zehn Uhr, füllte sich der Raum. Fast alle Gäste kamen allein, nur zwei Pärchen trafen zusammen ein. Alle kannten sich untereinander, wie man an der lebhaften, zwanglosen Unterhaltung sehen konnte. Es hätte irgendeine beliebige Cocktailparty sein können. Plötzlich wurde Susanne aus ihren Gedanken aufgeschreckt: Eine Frau, etwa in ihrem Alter, setzte sich zu ihr, sagte einfach ´Hallo´, und bestellte sich einen Gin-Tonic. Susanne hallote zurück. Nachdem die blonde, sehr schlanke Frau ihren Drink vor sich hatte, meinte sie: "Na, dich habe ich hier ja noch nie gesehen. Bist du neu hier ?" Susanne nickte, ein wenig schüchtern. Das sofortige Du war ungewohnt für sie, doch sie fand es nicht unangenehm. Die Blonde lächelte mitfühlend. -"Du bist wohl ziemlich schüchtern. Ich heiße hier Angela, und du?" - "Susanne." Sie gaben sich die Hand. Angela hielt Susannes Hand ein wenig länger fest, gerade lang genug, um ihr zu zeigen: Du bist mir sympathisch. Susanne war verwirrt. Sie hatte noch nie lesbische Neigungen verspürt, doch diese Frau brachte ihre Gefühlswelt durcheinander. Sie fand sie anziehend und sexy. Der Händedruck war angenehm gewesen, kräftig und erotisch zugleich.

Angela bemerkte den Aufruhr und lächelte wieder, ein wenig spöttisch: "Na, sehr gesprächig bist du ja nicht gerade. Ist dir unser Gespräch unangenehm ? Ich will mich nicht aufdrängen." - "Nein, nein, bitte bleib hier. Ich kenne ja noch niemand in diesem Klub, deshalb fühle ich mich ziemlich unsicher. Ich bin sehr dankbar, daß sich jemand um mich kümmert, mich den Anderen vielleicht auch vorstellt. Der Meister ist ja gerade beschäftigt. Ich bin sozusagen auf Probe hier, denn ich möchte eurem Zirkel möglicherweise beitreten." Angela lachte leise. "Dann steht die heute ja noch etwas bevor. Aber keine Angst, wir alle hier haben die Aufnahmezeremonie durchlaufen, und wie du siehst, leben wir alle noch. Hast du denn schon Kitzel-Erfahrung ?" Susanne räusperte sich. "Nicht viel. Ich habe erst kürzlich entdeckt, daß es mich erregt, gekitzelt zu werden. Mit meinem Lebensgefährten kann ich das nicht machen, er steht nicht darauf. Ich möchte aber mehr davon, und ich bin bereit, zu lernen."

Angela sah ihr lange in die Augen. Susanne wurde verlegen. Sie bestellte sich noch einen Campari, diesmal mit Orange. Nach einer Runde Schweigsamkeit meinte Angela: "Ich bin auch alleine hier. Darf ich für heute abend deine Begleiterin und Fremdenführerin sein ?" Wieder dieses komische Gefühl in ihrem Bauch. Sie erwiderte leise: "Das wäre schön. Kannst du mir sagen, wann die Show losgeht ? Setzen wir uns in die Zuschauerränge ?" - "Wozu ? Wir sehen alles genausogut von hier. Die Show wird gleich beginnen. Schau, der Meister geht gerade auf die Bühne."

Der Raum war nicht so groß, daß ein Mikrofon nötig war. Der Grauhaarige klatschte kurz in die Hände, und langsam verstummten die Gespräche. Er begrüßte seine Gäste: "Meine lieben Freundinnen und Freunde, ich freue mich, daß ich euch auch heute wieder so zahlreich willkommen heißen darf. Zunächst möchte ich euch Susanne vorstellen, dort an der Bar bei Angela. Sie möchte sich uns vielleicht anschließen, hat sich aber noch nicht endgültig entschieden. Nehmt sie herzlich in eurer Mitte auf; ich glaube, sie paßt gut zu uns." Kurzer Applaus, und einige Anwesende sandten ihr aufmunternde Blicke zu. Sie bedankte sich mit einem Kopfnicken und einem Lächeln.

Der Meister sprach weiter. "Carola und Valerie haben sich dankenswerterweise wieder bereiterklärt, uns ein kleines Theaterstück vorzuführen, damit wir richtig in Stimmung kommen. Anschließend haben wir unter Umständen eine Aufnahmezeremonie in Aussicht. Es wird also ein interessanter Abend, und ich wünsche euch allen viel Vergnügen." Eine kurze, vielversprechende Ansage. Die Mitglieder applaudierten, der Meister ging von der Bühne, und das Licht wurde gedämpft. Der Vorhang ging auf. Dahinter kam ein ganz normales, wenn auch edel ausgestattetes Wohnzimmer zum Vorschein. Das zimmerhohe Bücherregal zur Linken wurde gerade von einem Dienstmädchen mit superkurzem Rock abgestaubt. Dazu benutzte sie einen altmodischen Federmop. Sie stieg auf eine kleine Büchereistaffelei, um auch an das oberste Reihe heranzukommen. Dennoch mußte sie sich strecken, und ihr Minrock gab den Blick auf ein völlig nacktes Hinterteil frei.

In der Mitte des Zimmers befand sich eine Couch, auf der sich eine Brünette im schwarzen Negligé lasziv räkelte. Offensichtlich die Dame des Hauses. Sie las gerade ein Buch, das sie anscheinend nervös machte, denn sie bewegte ihre langen, ausgestreckten Beine ständig, und ihre Zehen spielten miteinander. Endlich sprach sie das Dienstmädchen an: "Mizzi, bist du denn nicht bald fertig mit dem Bücherregal ? Komm lieber her zu mir, die Couch ist noch ganz staubig. Ich bekomme schmutzige Füße, und du weißt, daß ich das nicht leiden kann." Das Mädchen wandte sich der Herrin zu und wagte einen Protest: "Das kann aber nicht sein, gnä´ Frau. Dort habe ich erst vorhin gewischt, bevor Sie sich niedergelegt haben." Dieses Mädchen sprach mit ausgeprägt österreichischem Akzent, was ihrer Rolle eine amüsante Wirklichkeitsnähe verlieh. Mizzi, in der Tat, schmunzelte Susanne.

"Dann wischst du eben nochmal !" befahl die gnä´ Frau sehr ungnädig. Mit einem unnachahmlichen Augenaufschlag gehorchte Mizzi. Sie begann, das Fußende der Couch mit dem Staubwedel zu bearbeiten, sorgfältig darauf bedacht, die Füße der Herrin nicht zu berühren. Die schaute dieser Arbeit eine Weile zu, dann beschwerte sie sich: "Und was ist mit meinen Füßen ? Die sind immer noch staubig." Seufzend, mit innerhalb ihrer Rolle gespieltem Widerwillen, berührte Mizzi die Fußsohlen ihrer Herrin, was diese sofort mit Quietschen und Lachen quittierte. Nach kurzer Zeit hielt sie es nicht mehr aus, sie zog ihre Beine unter ihre Schenkel. Diesmal war es an Mizzi, sich zu beklagen: "Aber, gnä´ Frau, so kriege ich Ihre Füße nie sauber, wenn Sie mir immer davonlaufen. Halten Sie doch mal ein paar Minuten still !"

Die Herrin jammerte: "Das kitzelt aber so, ich halte das nicht aus ! Du weißt genau, wie kitzlig ich bin, also tu doch etwas !" Mizzi grübelte, den Zeigefinger im Mund. "Ich könnte Sie ja festbinden !" Ohne die Zustimmung abzuwarten, nahm sie ihr Schürzchen ab und fesselte die Fußgelenke damit aneinander. Dann setzte sie sich auf die Knie ihrer Herrin und machte mit dem Abstauben weiter. Auch diesmal mußte die Dame heftig lachen, konnte aber ihre Beine nicht mehr bewegen. So wurde sie eine ganze Weile gekitzelt. Als Mizzi endlich fragte, ob die gnä´ Frau nun sauber sei, antwortete diese, heftig atmend: "Ich glaube, an den Zehen hast du noch ein wenig Staub übersehen." Also bewegte sich der Wedel dorthin, was in noch schrillerem Gelächter resultierte. Schon eine Minute später rief die Gequälte: "Genug ! Meine Füße sind jetzt mehr als sauber. Aber hier oben bin ich noch staubig. Speziell unter den Achseln und am Brustkorb."

Es war ganz klar, die Herrin genoß das Gekitzeltwerden, und Mizzi schien auch überhaupt nichts dagegen zu haben, ihr auf diese ungewöhnliche Weise dienlich zu sein. Sie wandte lediglich ein: "Aber gnä´ Frau, dort sind Sie ja noch kitzliger. Wenn ich Sie da nicht festbinde, schlagen Sie womöglich noch um sich und treffen mich. Warten´s a bisserl, das haben wir gleich." Sie zog eine Wäscheleine unter der Couch hervor und fesselte die Handgelenke mit geübtem Griff zusammen. Das eine Ende der Schnur zog sie über die Armlehne nach unten und befestigte es dort an einem Couchbein.

Nun lag ihre Herrin ausgestreckt auf der Couch, völlig hilflos. Das das Negligé ärmellos war, hatte Mizzis Federwisch freien Zugang zu den glattrasierten Achselhöhlen, was natürlich zum Kitzeln geradezu einlud. Gnä´ Frau wurde plötzlich sehr fröhlich, als Mizzi das ausnutzte. Eine erste Lachträne kullerte über ihre Wange. Nach einer Weile meinte Mizzi mit einem sadistischen Grinsen: "Na so was ! Heut´ ist der Staub aber hartnäckig. Mit dem Mop kriege ich das nicht sauber. Ich muß die Fingernägel zu Hilfe nehmen !" Gesagt, getan. Ihre Herrin lachte nun aus vollem Halse und warf ihren gefesselten Körper auf der Couch hin und her. Sie bekam richtige Atemprobleme, und ihr Gesicht war zu der eigenartig säuerlich lachenden Miene verzerrt, die Susanne schon kannte.

"Sind Sie woanders auch staubig ?" fragte Mizzi scheinheilig. Die Herrin schüttelte ihren Kopf, konnte aber noch nicht richtig sprechen. Das Mädchen mußte die Geste wohl mißverstanden haben, denn sie öffnete das Negligé der Herrin, das vorne praktischerweise nur von ein paar Schleifchen zusammengehalten wurde. Sie teilte das sexy Kleidungsstück, der Oberkörper war nun nackt. Mit dem Staubwedel befederte sie sanft die Brüste, deren Spitzen sich sichtbar aufgerichtet zeigten. Offensichtlich war die Herrin auch dort kitzlig, wenn auch nicht so stark wie unter den Achseln. Sie konnte dennoch nicht mit dem Kichern aufhören, und sie bekam langsam einen roten Kopf.

Susanne saß mit übereinander geschlagenen Beinen auf ihrem Barhocker und preßte ihre Schenkel aneinander. Ihre eigene Erregung stieg ständig, sie spürte ein wohlbekanntes Kribbeln im Unterleib. Wie zufällig legte Angela eine Hand auf ihr bloßes Knie, was wie ein Stromstoß wirkte. Sie konnte nicht anders, sie legte ihre eigene auf Angelas Hand und drückte sie fest. Für einen Augenblick trafen sich ihre Blicke, und die glänzenden Augen verrieten sie beide.

Auf der Bühne fuhr Mizzi mit dem erotischen Kitzeln fort. Langsam wanderte der Federmop tiefer, bis zu den Weichteilen. Wieder schrie die Herrin vor Lachen. Dann zog Mizzi am Höschen der Hilflosen, bis sie es über die Hüften gestreift hatte. Sie packte die Fußfesseln und zog sie in die Höhe, in Richtung des Körpers, wodurch sich die Knie spreizten. Mit ihrem eigenen Oberkörper schlüpfte sie durch die Lücke und befand sich nun zwischen den Schenkeln. Susanne ahnte, was nun kommen würde, und starrte wie gebannt auf die Bühne.

Der Staubwedel fand sein Ziel nur zögernd. Er kreiste unschlüssig über die Schenkel und Lenden. Wieder lachte die Herrin laut, doch nun mit einem hörbar erregten Unterton. Ab und zu entfuhr ihr leises Seufzen und Stöhnen. Sie rief verzweifelt: "Nun mach doch endlich, ich brauche es jetzt !" Mizzi ließ sich das nicht zweimal sagen. Der Mop wirbelte nun heftig über die Lustorgane ihrer Herrin, immer auf und ab. Gnä´ Frau begann, recht unherrschaftlich zu zappeln, sie wurde immer aufgeregter. Doch erst als Mizzi den Staubwedel beiseite legte, um den besonders hartnäckigen Staub mit ihrer feuchten Zunge aufzuwischen, bäumte sich die Herrin auf, sie stöhnte erbarmungswürdig, warf ihren hochroten Kopf hin und her und streckte ihrer Dienerin den Unterleib entgegen. Die griff mit einer Hand nach hinten, um sanft die Fußsohlen zu kitzeln, ohne ihre flinken Zungenbewegungen zu unterbrechen. Wieder durchrasten Stromstöße die Gefesselte, sie zuckte und zappelte wie ein Fisch im Netz. Ihr Lachen wurde hysterisch, als sie schließlich in ihrem eigenen Orgasmus unterging. Welle um Welle erfaßte sie, bis sie nicht mehr konnte. Total erschöpft und verschwitzt lag sie auf der Couch. Mizzi nahm ihr die Fesseln ab und fragte, nun wieder mit ihrer Dienstmädchenstimme: "Haben gnä´ Frau sonst noch einen Wunsch ?" Immer noch atemlos, antwortete die Gefragte: "Oh Mizzi, das war wieder einmal wundervoll. Ich liebe es, wie du Staub wischst. Du bekommst eine Gehaltserhöhung !"

Der Vorhang schloß sich, und frenetischer Applaus erfüllte den Raum. Die beiden Akteure kamen noch einmal vor den Vorhang und verbeugten sich. Die ´Herrin´ hatte immer noch einen roten Kopf, ihr Orgasmus war nicht gespielt gewesen. Auch Susanne fühlte eine nie gekannte innere Hitze in sich, ihr eigenes Gesicht war bestimmt ebenfalls gerötet. Als sie Angela ansah, wußte sie, daß es ihrer neuen Freundin genauso erging. Auch die anderen Anwesenden zeigten Spuren deutlicher Erregung.

Alle drängelten sich nun an die Bar, jeder benötigte jetzt einen Drink. Der Barkeeper, ein freundlicher Afro-Amerikaner, hatte das vorausgesehen: Er präsentierte zwei Tabletts mit Champagner, dem eifrig zugesprochen wurde. Susanne und Angela stießen miteinander auf den gelungenen Abend an und gaben sich einen Freundschaftskuß auf die Wange.

"Das war unglaublich ! Etwas so Erotisches habe ich noch nie gesehen. Sind das wirkliche Schauspielerinnen ?" fragte Susanne. Angela lächelte: "Nein, das ist ein lesbisches Pärchen, das unserem Klub angehört. Sie genießen auch in ihrem Privatleben öfter mal Rollenspiele, und ab und zu führen sie uns ein besonders gelungenes hier vor. Übrigens sind sie nicht die Einzigen, die auf der Bühne agieren. Auch andere Klubmitglieder geben hier von Zeit zu Zeit etwas zum Besten. Eigentlich haben wir fast bei jedem Treffen so eine kleine Show vorab. Es heizt die Stimmung an, wie ich ja auch an dir bemerken konnte." Susanne errötete.

Der Meister befreite sie aus ihrer gegenwärtigen Verlegenheit, nur um sie gleich in die nächste zu stürzen. Er unterbrach ihr Gespräch mit Angela und fragte sie: "Na, haben Sie sich schon entschieden, ob Sie bei uns mitmachen wollen ? Hat Ihnen unsere kleine Show gefallen ?" Susanne brauchte nicht so viel Zeit zum Überlegen, als vielmehr, um die Antwort zu formulieren. "Die Show war super. Ich glaube, ich möchte Mitglied werden." Der Meister lächelte, stand auf und ging zur Bühne. "Liebe Freundinnen und Freunde," bat er um Aufmerksamkeit. "Ich habe eine erfreuliche Mitteilung für euch: Susanne möchte sich uns anschließen, wenn ihr einverstanden seid. Wie bei allen Novizen müssen wir sie erst einer Aufnahmeprüfung unterziehen, bevor wir über ihre Aufnahme abstimmen. Gibt es dagegen Einwände ?" Alle applaudierten, also kein Einwand gegen die Zeremonie.

"Susanne, kommen Sie bitte nach vorne auf die Bühne und stellen Sie sich kurz vor. Sie brauchen keine Geheimnisse preisgeben, erzählen Sie einfach ein wenig über sich." Mit Lampenfieber bis unter die Haarwurzeln betrat Susanne die Bühne. Sie nannte ihren Vornamen und ihr Alter, und welch erregendes Erlebnis es war, das erste Mal von ihrem Freund gefesselt und gekitzelt zu werden. "Ich bin einfach neugierig darauf, mehr darüber und damit zu erfahren", schloß sie ihre Ausführungen. Ihren Beruf und ihr dienstliches Interesse verschwieg sie wohlweislich. Sie war privat hier.

Der Meister dankte ihr und erklärte: "Das war so aufschlußreich, wie man es unter den gegebenen Umständen erwarten konnte. Liebe Susanne, wir sind hier eine verschworene Gemeinschaft, deshalb duzen wir uns untereinander. Ich hoffe, das ist dir nicht unangenehm." Susanne verneinte. "Uns verbindet ein gemeinsames Interesse: die Lust am Kitzeln, und die Lust, die dadurch erzeugt wird. Deshalb müssen wir überprüfen, ob du auch wirklich kitzlig genug für uns bist. Da wir heute auf der Bühne ein Wohnzimmer aufgebaut haben, werden wir die jetzt so auf die Couch fesseln, wie es vorher Valerie gezeigt hat. Zieh dich bitte aus und lege dich auf die Couch."

Fast wie in Trance gehorchte Susanne. Sie führte keinen Striptease vor, sondern entledigte sich schnell ihrer Klamotten, die sie einfach auf der Bühne liegenließ. Ausgestreckt legte sie sich auf die nun absolut staubfreie Couch. Erst jetzt bemerkte sie, daß sich auch die anderen Anwesenden ausgezogen hatten. Ihre Arme wurden genauso gefesselt, wie es ´Mizzi´ vorher mit ihrer Herrin gemacht hatte. Ein Bein wurde auf die Rückenlehne gebunden, das andere geradeaus an der Armlehne befestigt. Einen weiteren Unterschied gab es noch: Das Fesselmaterial. Statt nur die Wäscheleine zu verwenden, schnallte man ihr mit Fell gepolsterte Ledermanschetten um Hand- und Fußgelenke. Lederriemen wurden mit Karabinerhaken in die Manschetten eingeklinkt; das andere Ende der Riemen knotete man um die Beine der Couch. Der Meister erläuterte die Vorgehensweise:

"Alle Anfänger zerren wild an den Fesseln. Um dabei Verletzungen vorzubeugen, verwenden wir diese recht bequemen Manschetten. Valerie und Carola sind schon sehr erfahren, bei ihnen ist diese Vorsicht unnötig. Lasse dir nun die Augen verbinden. Jeder von uns wird dich nun für kurze Zeit an einer Körperstelle nach Wahl kitzeln, manche mit den Fingern, manche mit Federn oder anderen Instrumenten. Bei dieser Gelegenheit finden wir vielleicht gleich heraus, wo du am kitzligsten bist. Keine Angst, wir werden dir genügend Atempausen lassen. Entspanne dich einfach und versuche, dich auf deine sexuellen Empfindungen zu konzentrieren." Inzwischen hatte man ihr mit einer Flugzeug-Schlafmaske die Augen verbunden. Vor Aufregung und Erwartung heftig atmend lag sie hilflos gefesselt da und harrte der Dinge, die da kommen würden.
11. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Herrin_nadine am 22.12.05 12:55

kann sie den täter unter den mitgliedern des clubs finden oder hinweise zu ihm finden ??


ermitteln sie jetzt in die richtige ecke jetzt ??

wünsche dir noch ein frohes weihnachtsfest.

12. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Goury am 22.12.05 16:57

Ich dir auch Nadine, werd bis Wheinachten noch den rest der Story reinstellen.


Goury
13. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Bondviewer am 22.12.05 17:13

@Goury: Du hast dich mit der Adresse girrt! Es gibt in Schwabing keine Rambergstraße, Geschweige den die Hausnummer 24!

Rück schon die korrekte Adresse raus, will da auch hin! *lol*
14. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Hal am 22.12.05 21:49

Doch, es gibt die Rambergstraße, gleich neben der Kunstakademie. Allerdings gehen die Hausnummern nur bis 8... Ich verwende nur Hausnummern, die es nicht in Wirklichkeit gibt (PS: Ich bin der Autor, Goury stellt meine Stories ins Netz).

Leider gibt es auch diesen Club nicht, sonst hätte ich vermutlich nicht die Zeit gefunden, diese Story zu schreiben!
15. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Goury am 22.12.05 23:44

Mit Hals ausdrücklicher genehmigung natürlich.
16. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Hal am 23.12.05 00:13

Völlig richtig.
17. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Bondviewer am 23.12.05 00:21

Na supi!

Aber zur Geschichte:
Sie ist einfach nur Geil, ob nun von Hal oder Goury spielt dabei keine Rolle!
18. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Goury am 23.12.05 00:41

=^.^= Dann schnall dich mal lieber an, wir haben da noch was auf Lager.
19. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Goury am 30.01.06 22:12

XI Teil 2

Der Klub ließ sie eine Weile schmoren. Sie sprachen untereinander ab, in welcher Reihenfolge sie die Probandin testen wollten. Endlich wurde es still auf der Bühne. Susanne konnte die Spannung kaum ertragen.

Plötzlich fühlte sie eine äußerst sanfte Berührung auf ihrer linken Fußsohle. Jemand kitzelte sie dort mit einer Feder. Sie mußte zwar lachen, aber es war bei weitem nicht so schlimm, wie sie es sich vorgestellt hatte. Nach ein paar Sekunden spürte sie tanzende Finger auf ihren Rippen, und das kam ihrer Erwartung schon wesentlich näher. Krampfhaft zerrte sie an ihren Handfesseln und lachte laut. Kurze Pause, dann waren ihre Knie an der Reihe. So verging Minute um Minute, bis nahezu jeder zugängliche Quadratzentimeter ihrer Haut eine Dosis Kitzeln erhalten hatte. Susanne war inzwischen von den zarten Berührungen hochgradig erregt, obwohl oder gerade weil das ständige Lachen sie vollständig erschöpft hatte. Ihre Bauchmuskeln schmerzten, doch ihr Kreischen und Quieken ertönte bei jeder Berührung von neuem.

Endlich, als sie schon glaubte, um Gnade flehen zu müssen, fühlte sie eine neuartige Stimulation. Irgendwer berührte ihre Geschlechtsteile mit einer Feder, dann mit der Zunge. Gleichzeitig wurden ihre Zehen geleckt, und zwei weitere Zungen kümmerten sich um ihre hartgewordenen Brustwarzen. Es dauerte gar nicht lange, und sie bäumte sich in einem Feuerwerk der Extase auf. Lustkrämpfe schüttelten sie, ihre Fingernägel gruben sich in ihre Handflächen. Sie zuckte völlig unkontrolliert und gab kleine, spitze Schreie von sich, die in einem pfeifenden Keuchen endeten. Wieder und wieder raste das Feuer eines Mehrfach-Orgasmus durch ihren Körper. Sie verlor den Kontakt zur Wirklichkeit, die Couch schien vom Boden abzuheben und in ein sternengefülltes Weltall zu starten. Sie flippte vollständig aus und verlor für kurze Zeit das Bewußtsein.

Als sie wieder zu sich kam, nahm man gerade ihre Fesseln und die Augenbinde ab. Angela hatte ein Handtuch mit kaltem Wasser getränkt und legte es ihr auf die Stirn, um sie vollends wiederzubeleben. Alle diskutierten fröhlich und erregt das soeben Erlebte. Sie konnte sich immer noch nicht bewegen, ihre Muskeln gehorchten ihr einfach nicht mehr. Arme und Beine waren bleischwer, obwohl sie selbst sich leicht wie eine Feder fühlte. Ihr Atem beruhigte sich nur langsam.
Es dauerte eine ganze Weile, bis sie wieder zu ihrem alten Ich zurückfand. Diese Erfahrung hatte sie verändert, das fühlte sie. Normaler Sex würde ihr keine Freude mehr bereiten, sie hatte eine neue, höhere Ebene betreten. Von dort wollte sie sich nie mehr vertreiben lassen. Angelas Augen besaßen einen ganz merkwürdigen Ausdruck, als sie Susanne ansah. Eine Mischung aus tiefer Zuneigung und grenzenloser Geilheit. Die beiden Frauen küßten sich leidenschaftlich, und Susanne schmeckte ihren eigenen Liebessaft auf Angelas Lippen. Sie war es also gewesen, die ihr diese himmlische Lust hauptsächlich bereitet hatte. Ihre Liebe wuchs mit jeder Sekunde, mit jedem Zungenschlag, mit jeder zarten Berührung.

Noch nie zuvor hatte sie eine Frau geküßt. War sie jetzt lesbisch ? Egal, es interessierte sie nicht; Hauptsache, dieser Kuß ging nie zu Ende. Angela legte sich auf Susanne, ohne das Spiel der Zungen zu unterbrechen. Ihre Körper waren heiß und verschwitzt, sie lösten sich auf und verschmolzen zu einem neuen Wesen, das Susangela hieß, oder vielleicht auch Angelanne. Zeit verlor ihre Bedeutung, und der Raum um sie herum hörte auf zu existieren.

Ihre Zungen begannen zu ermüden, und langsam kehrten die beiden wieder auf die Erde zurück. Der ganze Klub stand im Halbkreis um die Couch herum und klatschte Beifall. Der Meister, nun im grauhaarigen Brustpelz, lächelte verständnisvoll. "Wie es scheint, gehört Susanne nur wirklich zu uns. Sie hat schon eine Fürsprecherin gewonnen, die ganz deutlich einer Aufnahme zustimmt. Laßt uns zur Abstimmung kommen. Jeder von euch besitzt eine weiße und eine schwarze Kugel. Wer für Susanne als neues Mitglied ist, werfe die weiße Kugel in den Sektkübel an der Bar, wer dagegen ist, die schwarze. Eine einzige schwarze Kugel im Eimer, und die Aufnahme ist abgelehnt, ihr kennt die Regeln. Nicht drängeln, schön der Reihe nach."

Es schienen überhaupt nur weiße Kugeln ausgeteilt worden zu sein. Der Meister gratulierte ihr zur Aufnahme in den Klub. Als Mitgliedsabzeichen erhielt sie einen kleinen silbernen Anstecker in Form einer Feder. "Die genaue Bedeutung dieses Symbols erkläre ich dir später," sagte der Meister. "Der offizielle Teil des Abends ist vorbei, ich kann mir vorstellen, daß die Séparées heute sehr begehrt sein werden. Kinder, laßt wenigstens eines für Angela und Susanne frei, sie haben es sich verdient." Alle lachten und verzogen sich zu zweit, zu dritt oder zu viert. Bald ertönte heftiges Lachen aus dem Hintergrund, vermischt mit heißem Stöhnen und Seufzen.

Die beiden Frischverliebten benötigten zunächst einen Drink an der nun leeren Bar. Sie sprachen wenig und küßten viel. Mit belegter Stimme fragte Susanne: "Ich habe noch nie mit einer Frau geschlafen. Zeigst du mir, wie das geht ?" Wortlos nahm Angela sie an der Hand, führte sie in das einzige noch freie Séparée und schloß die Türe. Nach dem nächsten innigen Kuß sah Susanne sich um. Der ganze Raum bestand fast nur aus Bett. An der Wand hingen verschiedene Fessel- und Kitzelinstrumente. Angela legte sich auf das Bett und bat Susanne: "Bitte feßle mich jetzt, ich will dir ganz ausgeliefert sein." Susanne zögerte keinen Augenblick, diesem Wunsch Folge zu leisten. Ohne weitere Instruktionen zu benötigen, strich sie mit zwei bunten Straußenfedern über Angelas herrlichen Körper. Diese war schon von der Aufnahmezeremonie so erregt, daß sie alleine dadurch schon fast einen Höhepunkt bekam. Doch Susanne verhinderte das, indem sie die Rippen und Weichteile der superschlanken Blondine mit den Fingern eifrig kitzelte. Angela war mindestens ebenso empfindsam wie sie, und enstsprechend laut mußte sie auch lachen. Natürlich blieben auch die Füße nicht verschont, und die Innenseiten der Schenkel, und die Achselhöhlen, und der Nacken, und die Scheide, und die Klitoris ...

Danach liebten sie sich ohne Fesseln, wieder und wieder. Zum ersten Mal in ihrem Leben erfuhr Susanne, daß eine Frau beliebig viele Höhepunkte in einer Nacht bekommen konnte. Ihre Partnerin wurde nicht müde, ihr auf immer neue Weise Lust zu bereiten. Sie brauchte keine Zigarette danach, und auch kein Waschen, und vor allem keinen Schlaf. Ihre Pausen dauerten höchstens ein Glas Champagner lang, doch auch der ging zu Ende. Als sie endlich beide vollständig befriedigt waren, waren sie die letzten im Klub. Sie zogen sich an, löschten das Licht und verließen das Haus. Draußen wurde es bereits hell, und die Vögel zwitscherten. Engumschlungen gingen sie zum nächsten Taxistand. Bevor sie sich trennten, tauschten sie noch ihre Telefonnummern aus, und sie verabredeten sich zum Abendessen.
20. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Goury am 30.01.06 22:13

XII.

An diesem Sonntag schlief Susanne bis Mittag. Sie wachte von ihrem Hunger auf. Der gestrige Abend hatte offensichtlich eine ganze Menge Kalorien verbraucht, gut für Ihre Figur. Sie bereitete sich ein ausgiebiges Frühstück zu und aß mit Genuß. Horst schmollte gottseidank immer noch; er hatte nicht mal angerufen. Ihn konnte sie in ihrer derzeitigen Gemütsverfassung ohnehin nicht brauchen: sie war neu verliebt ! Und zwar erheblich heftiger, als es jemals mit Horst der Fall gewesen war. Oder mit ihrem Ex.

Dabei hatte sie dennoch ein komisches Gefühl in der Magengegend: Sollte sie tatsächlich lesbisch geworden sein ? Welche Konsequenzen ergaben sich daraus ? Der endgültige Bruch mit Horst ? Würde die Beziehung zu Angela auch über den Sex hinausgehen ? Oder war sie vielleicht nur eine Romanze, ein One-Night-Stand für die Andere ? Sie kannten sich kaum. Was machte Angela in ihrer Freizeit ? Hatten sie gemeinsame Interessen ? Und was tat Angela beruflich ?

Ein heißer Schreck durchfuhr sie. Sie würde Angela gestehen müssen, daß sie Polizistin war und in einem Mordfall ermittelte, der mit Kitzeln zu tun hatte. Möglicherweise nahm ihre Geliebte dann an, daß sie sich nur zum Zweck der verdeckten Ermittlung in den Klub eingeschleust hatte, und auch die Zuneigung zu ihr nur ein Teil des Plans war. Wie konnte sie Angela von der Echtheit ihrer Gefühle überzeugen ?

Ihre Euphorie wich ein wenig und machte Platz für den Gebrauch ihres Verstandes. Sie entschied sich dafür, Angela die ganze Wahrheit zu erzählen. Wenn sie es geschickt anstellte, würde sie in ihr eine wertvolle Verbündete finden, und ihre Liebe würde keinen Knacks bekommen. Und wenn Angela nun doch nur auf Sex aus war, würde sie eben den Klub nie wieder aufsuchen. Sie hoffte inbrünstig auf die erste Alternative.

Die Nachmittagsstunden zogen sich zäh in die Länge. Sie ging ein wenig im Englischen Garten spazieren, um die Spinnweben aus ihrem Kopf zu vertreiben. Überall um sie herum vergnügten sich verliebte Pärchen, und ihre Sehnsucht nach Angelas Zärtlichkeit wurde schmerzhaft. Zum ersten Mal bemerkte sie auch bewußt ein lesbisches Pärchen auf einer Parkbank. Sie stellte sich vor, sie würde jetzt mit Angela dort schmusen. Was würden die anderen Spaziergänger über sie denken ? Homosexualität bedeutete immer auch ein Außenseiterdasein. War sie wirklich bereit, ihr gesellschaftliches Ansehen der Liebe zu einer Frau zu opfern ?

Endlich wurde es Abend. Sie hatten sich in einem romantischen spanischen Restaurant in Schwabing verabredet. Als Polizistin war Susanne an Pünktlichkeit gewohnt, deshalb irritierte sie die zehnminütige Verspätung Angelas ein wenig. Sie ließ es sich aber nicht anmerken und küßte ihre Freundin zur Begrüßung. Zu ihrer großen Erleichterung fühlte sie, wie glücklich auch Angela über das Wiedersehen war.

Das Restaurant war gut gefüllt. Der für sie reservierte Platz befand sich in einer diskreten Nische, außerhalb der Hörweite des Nachbartisches. Susanne hatte bei der Reservierung speziell um diesen Tisch gebeten. Hier hatte sie sich schon so manchesmal mit dem einen oder anderen Verehrer getroffen. Angela war begeistert.

Sie unterhielten sich eine Weile recht zwanglos, suchten sich die besten Leckereien aus der Speisekarte aus und eine gute Flasche Wein dazu. Angela fragte vorsichtshalber: "Ich hoffe, du magst Knoblauch ? Ich liebe ihn, aber nur, wenn du auch etwas mit Knoblauch ißt. Sonst habe ich Angst, den Abend alleine beenden zu müssen." Nun, Susanne bestellte sich Gambas en Ajillo, da war genug Knoblauch für zwei drin. Angela grinste nur.

Nach der Vorspeise sprachen die beiden über ihre Freizeitbeschäftigungen. Es stellte sich heraus, daß sie ziemlich viel gemeinsam hatten. Beide fuhren gerne Rad, am liebsten im Englischen Garten. Beide lasen eine ganze Menge, und sie hatten sogar den gleichen Musikgeschmack, zumindest was den Radiosender betraf. Das Hauptgericht kam, und erst danach traute sich Susanne zu fragen: "Was machst du eigentlich beruflich ?" Angela wurde verlegen. "Ich habe schon befürchtet, daß du mich das fragst. Was ich dir jetzt sage, darf im Klub niemand erfahren. Verstehst du, das ist absolut oberlebenswichtig ! Versprochen ?" Susanne versprach es ihr in die Hand.

"Also: ich bin Journalistin und Schriftstellerin. In den Klub habe ich mich ursprünglich nur eingeschlichen, um dort für mein neues Buch zu recherchieren. Es geht natürlich um Sexklubs in Deutschland. Erst dort habe ich meine Vorliebe für das Kitzeln entdeckt. Jetzt stecke ich in einer Klemme: Entweder ich schreibe das Buch nicht, was natürlich schade wäre, nach all der Arbeit, die ich schon darin investiert habe. Oder aber, wenn ich dieses Buch doch schreiben sollte, müßte ich den einzig wirklich interessanten Klub, den ich kennengelernt habe, unerwähnt lassen. Ich habe dort Freunde gefunden, die ich nicht hintergehen oder bloßstellen möchte. Wenn nun dort bekannt würde, was ich beruflich mache, wäre kein Mitglied mehr bereit, sich mit mir abzugeben. Fast alle im Klub sind gesellschaftlich hochangesehene Persönlichkeiten, oder haben einen Partner aus den oberen Zehntausend, und sie fürchten um ihren Ruf, oder einen entsprechenden Erpressungsversuch. Sie würden mich sofort ausschließen, und möglicherweise versuchen, mir beruflich zu schaden. Ganz abgesehen davon ist der ´Meister´ ein Rechtsanwalt aus einer unheimlich reichen Familie. Er besitzt eine Menge Einfluß und Macht; ein wenig habe ich nämlich doch recherchiert."

Susanne lächelte: "Ich weiß, Dr. Schlosser besitzt eine Villa in Starnberg. Zu ihm vorzudringen, ist fast unmöglich für Außenstehende." Angela blickte erstaunt auf: "Du weißt auch, wer der Meister ist ? Kennst du ihn ?" - "Nein, aber auch ich habe recherchiert. Und bei dem, was ich dir jetzt anvertraue, ist Verschwiegenheit mindestens ebenso wichtig wie bei deinem Geheimnis !" Angela schluckte: "Bist du etwa auch Journalistin ?" Susanne grinste: "Viel schlimmer: ich bin bei der Kripo. Wenn meine Dienststelle erführe, wo ich mich privat herumtreibe, wäre meine Karriere wahrscheinlich beendet. Ich mache mich dadurch erpreßbar, und das ist gefährlich in meinem Job."

Angela kam ins Grübeln, sie antwortete nicht sofort. Zögernd nippte sie an ihrem Wein. Endlich platzte es aus ihr heraus: "Dann war das alles letzten Abend nur Theater ? Deine Liebe, dein Sex, deine Zärtlichkeit ? Für eine Undercover-Ermittlung ?" Susanne legte ihre Hand auf Angelas und drückte sie fest: "Nein ! Bei allem, was mir heilig ist, schwöre ich dir: Alles war echt. Ich liebe dich wirklich, und ich hoffe, auch du siehst in mir nicht nur ein Objekt für deine Recherche."
Erleichtert atmete Angela auf. "Ich habe es gehofft. Jetzt eben, als du mir deinen Beruf genannt hast, ist mir das Herz in die Hose gerutscht. Ich habe einen Moment lang wirklich geglaubt, es wäre nur Show gewesen, was wir gestern zusammen erlebt haben." - "Wenn, dann hätte ich mindestens einen Oskar für meine schauspielerische Leistung verdient," lachte Susanne, und Angela stimmte ein. Wieder ernsthaft, bemerkte Susanne: "Und ich habe befürchtet, daß du so etwas vermuten würdest, wenn ich dir von meiner Arbeit erzähle. Du hättest mir vielleicht deine Liebe entziehen können, und das hätte ich nicht verkraftet. Aber ich finde, zur Liebe gehört auch absolute Ehrlichkeit und bedingungsloses Vertrauen. Ich hätte dich keine Sekunde lang belügen können, glaube mir." Wortlos festigte sich der Druck ihrer Hände.

Angelas Neugierde war noch nicht befriedigt: "Mal ehrlich: Warst du wirklich nur privat im Klub, oder hast du dich auch ´eingeschleust´, um zu ermitteln ? Wie bist du überhaupt auf diesen Klub gekommen ?" Nun war es an Susanne, mit der Antwort zu zögern. "Tja, das darf ich dir leider nicht alles erzählen. Bitte frage mich nie nach Einzelheiten meiner Arbeit, ich kann darüber nicht sprechen. Nur soviel kann ich dir anvertrauen: Ich bin durch meinen derzeitigen Fall auf das Kitzeln aufmerksam geworden. Es war, wie ich im Klub erzählt habe: Ich habe es mit meinem Freund ausprobiert, und es hat mir gefallen. Bei meinen Ermittlungen bin ich durch Zufall auf diesen Klub gestoßen, und ich habe beschlossen, mich dort näher mit dem Thema zu befassen. Teils aus beruflichem Interesse, aber hauptsächlich aus meiner neu entdeckten Vorliebe für Kitzelsex heraus. Wenn sich daraus eine neue Erkenntnis für meinen Fall ergeben würde, umso besser."

"Nun ja, eine neue Erkenntnis hast du ja gewonnen: Mich ! Und du hast entdeckt, wie schön die Liebe zwischen zwei Frauen sein kann. Ist das etwa nichts ?" Wieder blickten sie sich tief in die Augen. "Doch, das ist viel, unendlich viel mehr, als ich erwartet habe. Warst du eigentlich schon immer lesbisch ?" Angela verneinte. "Ich bin überhaupt keine Lesbe, ich bin bisexuell. Du bist erst meine zweite Freundin. Ich war sogar schon zweimal verheiratet, und ich habe einen neunzehnjährigen Sohn, der aber bei seinem Vater in USA lebt. Und du, warst du schon mal verheiratet ? Was sagt dein Freund dazu, daß du jetzt eine lesbische Freundin hast ?" Susanne errötete schuldbewußt. "Der weiß gar nichts davon. Wir haben gerade wieder mal Streit, und er wohnt wieder in seinem früheren Appartement. Kinder habe ich keine, aber geschieden bin ich auch. Wie geht das eigentlich mit der Bisexualtität ? Hast du gleichzeitige Beziehungen zu einer Frau und einem Mann, oder nacheinander ?" Vergnügt lachte Angela: "Mal so, mal so. Wie´s gerade kommt. Aber wenn richtige Liebe im Spiel ist, schließt das eigentlich einen zweiten Partner aus, egal welchen Geschlechts. Es sei denn, es wird ein flotter Dreier daraus. Das habe ich einmal ausprobiert, und das war der heißeste Sex, den ich jemals erlebt habe."

Der Ober wagte zu stören. Ob die Damen noch einen Wunsch hätten. Nun, beide waren Schleckermäuler, auch in kulinarischer Hinsicht, und so ließen sie sich ein süßes Dessert nicht entgehen. Beiläufig fragte Angela: "Wieso hat dein Fall eigentlich mit Kitzeln zu tun ? Für welche Verbrechen bist du überhaupt zuständig ?" Susanne drohte ihr mit dem Eislöffel: Du sollst mir doch keine Fragen über meine Arbeit stellen !" - "Aber ich sterbe vor Neugier ! Hab´ Mitleid mit mir, bitte. Ich erzähle auch nichts weiter." - "Na schön. Also, ich bin beim Morddezernat." - "Wie aufregend ! Und was hast du dort mit Kitzeln zu tun ? Wurde etwa jemand zu Tode gekitzelt ?" Sie kicherte, doch Susanne antwortete sehr ernst: "Allerdings, und das ist überhaupt nicht zum Lachen. Es läuft in München ein Mann herum, der junge Frauen zuhause überfällt, fesselt, kitzelt und ausraubt. Dabei sind insgesamt schon mindestens drei Frauen um Leben gekommen. Er hat sie so lange gekitzelt, bis sie starben, stell´ dir das mal vor !" - "Das gibt´s nicht !" meinte Angela ungläubig. "Kitzeln ist doch Spaß, da kann man doch gar nicht daran sterben !"

"Leider doch," versetzte Susanne. "Es gibt Frauen, bei denen bricht dann das Nervensystem zusammen, und das endet mit einer tödlichen Herz- oder Atemlähmung. Das Dumme dabei ist: Kitzeln hinterläßt keine Spuren. Es hat ziemlich lange gedauert, bis wir überhaupt auf diese Todesursache gestoßen sind. Und unser Täter ist sehr clever: er hinterläßt nämlich auch keine Spuren. Wir tappen noch völlig im Dunkeln. Momentan ermitteln wir im SM-Milieu und in Sex-Shops, aber das ist alles nur frustrierend." Angela kicherte trotz des ernsten Themas: "Schade, daß ich darüber nicht schreiben darf. Ich hätte auch schon eine tolle Schlagzeile dafür: ´er Kille-kille-Killer´!" Gemeinsam prusteten sie los. Susanne verschluckte sich, als sie gegen ihren Willen lachen mußte, und bekam einen Hustenanfall.

Langsam wurde es Zeit, aufzubrechen. Montag rückte unaufhaltsam näher, und sie hatten beide noch etwas vor, das vielleicht länger dauern würde. Sie stritten ein Weile darum, wer wen zum Essen einladen durfte, und zahlten dann doch getrennt. Die nächste Uneinigkeit folgte dann bei der altbekannten Frage "bei dir oder bei mir". Sie gingen schließlich zu Angela, da Susanne nicht ausschließen konnte, daß Horst die Reue gepackt hatte und er in ihrer Wohnung auf sie wartete.

Angela bewohnte ein kleines, aber gemütliches Appartement in Neuperlach, einem Hochhausviertel. Praktischerweise hatte sie ein altes Bett mit Messinggittern an beiden Enden, hervorragend zum Fesseln geeignet. In einer Schublade bewahrte sie eine ganze Sammlung verschieder Dinge auf, die alle nur einem Zweck dienten: dem erotischen Kitzeln. Verschiedene Federn lagen da, eine ganze Palette von Pinseln in unterschiedlicher Stärke, ein Vibrator mit einem Präservativ darüber, das vorne mit drei Noppen bestückt war, und ein Paar Haushaltshandschuhe aus rosa Latex. Susanne sah genauer hin: Tatsächlich, jeder Finger des Handschuhs endete in einem etwa zwei Zentimeter langen Latexdorn. "Wo hast du diese Handschuhe her ?" fragte sie in ungewollt strengem Verhörton.

Dieser Tonfall erschreckte Angela ein wenig. "Den habe ich mir anfertigen lassen, nach einem Muster aus dem Klub. Warum fragst du ?" Susanne entschuldigte sich zuerst für ihre Aufgeregtheit und sagte dann: "Unser Täter hat solche Handschuhe benutzt. Die sind nirgends erhältlich, also müssen sie eine Sonderanfertigung sein. Wenn wir wissen, wer solche Handschuhe herstellt, kommen wir vielleicht einen Schritt weiter. Also: wer produziert so etwas ?" Angela war sofort Feuer und Flamme, daß sie möglicherweise einen Beitrag zur Aufklärung einer Mordserie leisten konnte. "Da gibt es einen Fetisch-Laden in Schwabing. Dort verkaufen sie hauptsächlich Leder- und Lack-Klamotten für die SM-Szene, und der Inhaber fertigt auch Latex-Kleidung nach Wunsch an. Ich suche dir nachher gerne die Adresse heraus. Aber soo selten sind solche Handschuhe nicht. Der Klub besitzt mehrere Paar davon, und vom ´Meister´ habe ich auch den Tip mit dem Hersteller. Es sind einfach ideale Kitzelinstrumente, und jeder Kitzelfreak, der sie einmal ausprobiert hat, will nicht mehr darauf verzichten. Komm´, laß dir zeigen, wie sich das anfühlt."

Ausgezogen hatten sich beide schon, und Susanne legte sich auf das Bett. Angela schlug ein Spiel vor: "Wir probieren aus, wer von uns kitzliger ist. Du spreizt Arme und Beine und versuchst, so lange wie möglich stillzuhalten. Ich nehme die Zeit mit einer Stoppuhr, dann tauschen wir. Wer es länger aushält, darf die andere anschließend festbinden und mit ihr machen, was sie will. Einverstanden ?" Susanne nickte nur, sie war trotz ihrer neuen Spur viel zu geil, um gegen das Experiment zu protestieren.

Angela streifte sich die ominösen Handschuhe über. Die weichen Latexdornen an den Fingerspitzen näherten sich langsam Susannes Bauch. Ganz sanft krabbelten sie über die emfindsamen Weichteile. "Darf ich wenigstens lachen ?" fragte Susanne. "Soviel du willst. Du darfst auch zucken und ein wenig zappeln, aber du darfst dich nicht mit den Händen oder Füßen wehren, und dich auch nicht einrollen oder gar flüchten. Bist du bereit ?" Angela drückte die Stoppuhr. Im Zeitlupentempo wanderten die Fingerdornen über den ganzen Oberkörper. Susanne mußte ständig kichern. "Mmmh, das kribbelt so schön," bemerkte sie. "Ach ja ? Mal sehen, was deine Füße dazu meinen." Angelas Hände bewegten sich die Schenkel hinunter. An den Füßen angelangt, kitzelte sie zunächst die Oberseiten. Schon das entlockte Susanne fröhliches Quietschen, doch als die Fußsohlen an die Reihe kamen, was es aus mit ihrer Beherrschung. Sie lachte aus vollem Hals und warf ihren Öberkörper hin und her. Nur Sekunden später zog sie ihre Beine mit einem spitzen Schrei an sich. "Aufhören ! Ich gebe mich geschlagen. Das ist ja nicht auszuhalten !" jammerte sie. Angela war enttäuscht. "Du gibst schon auf ? Das ist aber schade. Du hast nur zwei Minuten und fünfundzwanzig Sekunden durchgehalten. Das ist zu wenig, um gegen mich zu gewinnen." - "Das wollen wir doch mal sehen," antwortete Susanne und warf Angela mit einem Judogriff auf das Bett. Die Handschuhe wechselten die Besitzerin.

Susanne hielt sich nur kurz mit Angelas Oberkörper auf. Bei ihrem Zusammensein im Klub hatte sie entdeckt, wie kitzlig Angelas Achselhöhlen waren, und von diesem Wissen profitierte sie nun schamlos. Zunächst berührte sie Angela dort nur mit den Dornen, aber dann griffen ihre Finger fest zu. Angela schrie gequält auf. Dennoch hielt sie noch durch, was Susanne ganz erstaunlich fand. Sie selbst hätte schon lange vorher die Arme an den Körper gepreßt. Doch als sie nun Angelas Rippen und Weichteile knetete, hatte sie Erfolg. Wild um sich schlagend rollte sich das Opfer zu einem Ball zusammen und hielt sich den Bauch. Die Stoppuhr zeigte eine Minute zehn Sekunden, und Susanne entfuhr ein triumphierendes "Hah!"

"Das war unfair," beklagte sich Angela, als sie wieder zu Atem kam. "Ich habe dich nicht so heftig gekitzelt, nur deshalb hast du es länger ausgehalten." Susanne lächelte sadistisch: "Es war nicht vereinbart, wie wenig oder wie sehr gekitzelt werden darf. Ich habe gewonnen, also wo sind deine Fesseln ?" Auch Angela besaß die schon bekannten gepolsterten Ledermanschetten. Ohne weiteren Widerspruch ließ sie sich damit ans Bett binden. "Bitte gehe zärtlich mit mir um, ich bin heute viel kitzliger als sonst," bat sie leise.

Da es nicht mehr um Zeit ging, nahm sich Susanne nun genug davon. Ganz sanft streichelte sie die wehrlose Freundin überall. Sie fand heraus, daß die Fingerdornen wirklich sensibel zum Erregen der Brustspitzen eingesetzt werden konnten. An den frei zugänglichen Achselhöhlen verweilte sie minutenlang, was ihr Opfer mit Lachtränen quittierte. Dann zahlte sie Angela das Fußkitzeln heim. An den Zehen waren die Latexdornen besonders wirkungsvoll, vor allem in den Zwischenräumen. Angela wurde immer erschöpfter, Susanne immer erregter. Schließlich testete sie die Handschuhe an Angelas Muschi, die sich unter den kitzelnden Liebkosungen leicht öffnete wie eine Blume nach einem erfrischenden Regen, und wie eine Blume duftete sie auch. Gierig sog Susanne den Geruch der sich dort ausbreitenden Feuchtigkeit ein. Angelas Lachen wurde nun immer wieder von kleinen Lustgeräuschen untermalt.

Mit den weichen Dornen an Zeige- und Mittelfinger strich Susanne zu beiden Seiten der Klitoris auf und ab, ohne den Wonneknubbel selbst zu berühren. Die andere Hand hielt die Schamlippen auseinander, und ab und zu kitzelte der Daumen den Scheideneingang. Angela begann, lauter zu stöhnen. Hektische Röte breitete sich fleckenweise an Hals und Brust aus, und ihr Zucken zeigte Susanne, das es bald soweit war. Sie setzte nun ihre Zunge ein und liebkoste den Kitzler in kleinen Kreisen, ab und zu die Spitze berührend.

Das war zuviel für Angela; mit einem tief aus dem Körperinneren dringenden Stöhnen begann ihr Unterleib rasend zu zucken. Plötzlich spannte sich jeder Muskel in ihrem Körper, sie bäumte sich auf und wurde steif wie ein Brett. Ihren hochroten Kopf hatte sie weit in den Nacken gekrümmt, die Augen waren weit geöffnet, ebenso ihr Mund, doch es kam kein Laut heraus. Ihr ganzer Körper vibrierte, als ob er unter Strom stünde, und in Abständen von mehreren Sekunden durchlief eine Lustwelle nach der anderen ihren Leib. Jede Welle hinterließ einen kleinen, hellen Ton, der von mal zu mal höher wurde, bis er schließlich in den Ultraschallbereich hineinzureichen schien. Dieser Super-Orgasmus dauerte nun schon über eine Minute, und er ebbte nur langsam ab. Kraftlos sank Angela in sich zusammen; ihre Augen verdrehten sich nach oben, und sie verabschiedete sich für kurze Zeit aus dieser Welt.

Schnell befreite Susanne sie von den Fesseln, umarmte sie und führte eine zärtliche Mund-zu-Mund-Beatmung durch. Die ins Paradies Entflohene war schon wieder bei Bewußtsein, doch sie ließ sich diese Wiederbelebung gerne gefallen. Mit immer noch geschlossenen Augen erwiderte sie den Kuß. Ihr Atem ging noch schwer, und Schweißperlen standen auf ihrer Stirn. Sie begann, ein wenig zu schluchzen, und Tränen traten in ihre Augen. Tief bewegt küßte Susanne jeden Tropfen, auch in ihren Augen schimmerte es feucht. Der Sex mit Angela hatte es in sich. Dieser Wahnsinns-Höhepunkt hatte Susanne so erregt, daß auch sie nur vom Zusehen gekommen war. Sie war sicher, daß dies nicht ihr letzter Orgasmus in dieser Nacht sein würde.
21. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Goury am 30.01.06 22:13

XIII.

Montag Morgen. Susanne erschien mit Sonnenbrille im Büro, denn ihre Augen hatte sie heute im Spiegel kaum gefunden, so klein waren sie. Diese beiden letzten Nächte würde sie nie vergessen. Wieder war es halb fünf geworden, bevor sie endlich zum Schlafen gekommen waren. Angela hatte es tatsächlich geschafft, die ach so coole Kommissarin in ein unersättliches Sexmonster zu verwandeln. Während sie früher beim Sex immer von Gedanken an die Arbeit abgelenkt worden war, so erging es ihr nun umgekehrt. Die Konzentrationsprobleme tauchten plötzlich an ihrem Schreibtisch auf.

Schweiger schaute sie verwundert an, als sie mit einem wahren Heißhunger in einen Krapfen biß, ohne vorher das Ritual des Jammerns über die Kalorien absolviert zu haben. Junior fragte schelmisch: "Soll ich die Vorhänge zuziehen ? Es ist heute wirklich zu hell im Büro, finden Sie nicht auch ?" Susanne verschluckte sich an ihrem Krapfen, als sie lachen mußte. "Ich habe am Wochenende ein wenig über die Stränge geschlagen," gab sie zu. "Kommt in den besten Familien vor," meinte Schweiger verständnisvoll. Sein hämisches Grinsen zeigte jedoch mehr Schadenfreude als Mitgefühl.
Beiläufig meinte die Kommissarin: "Übrigens, unsere Brandschutz-Ortsbesichtigung können wir uns sparen, ich habe am Wochenende durch einen Freund Einlaß gefunden. Aber diesen Dr. Schlosser sollten wir uns vornehmen. Wir schicken ihm eine Vorladung zur Zeugenvernehmung, vielleicht lädt er uns dann in seine Villa ein. Ich spreche gleich mal mit Dr. Kirchschläger." - "So, so," meinte Schweiger vielsagend.

Der Staatsanwalt war sofort bereit, eine Vorladung zu verfügen, bis er den Namen des betreffenden Zeugen erfuhr. "Vorsicht, Frau Kommissarin," warnte er. "Sie begeben sich hier auf sehr glattes Eis. Dr. Schlosser ist absolut integer und unantastbar. Seine Weste ist so weiß, daß Sie ihre Sonnenbrille auch bei ihm aufsetzen müßten. Warum rufen Sie ihn eigentlich nicht erst mal an, bevor Sie ihn vorladen ?"

Susanne Berchthold erklärte ihm, wie oft sie schon versucht hatten, diesen ominösen Zeugen zu erreichen. Bedenklich wiegte Dr. Kirchschläger den Kopf. "Nun ja, das ist schon ein wenig seltsam. Aber vielleicht kann ich da vermitteln. Wir sind uns einigemale auf Juristenpartys begegnet, und er hat mich mal auf sein Segelboot auf dem Starnberger See eingeladen. Ich bin bis jetzt nicht dazu gekommen, dieser Einladung Folge zu leisten. Aber eine Segelpartie würde mir im Moment gut tun, glaube ich. Ich rufe ihn an. Sagen Sie mir, was Sie von ihm genau wissen wollen, und ich erledige das für Sie. So renommierte Zeugen sind oft bei einem privaten Gespräch viel aufgeschlossener als bei einem Verhör."

Er hatte natürlich recht. Die Kommissarin erklärte ihm den Zweck der Vernehmung, und der Staatsanwalt machte sich Notizen. Dieses Problem war so gut wie bewältigt. Sie ging zurück in ihr Büro und forderte Schweiger auf, mitzukommen. "Ja, ja, ich weiß," maulte er. "Harry, fahr schon mal den Wagen vor, das ist es doch, was Sie sagen wollten." Doch er schmunzelte bei seinen Worten. Susanne Berchthold konnte sich einen Widerspruch nicht verkneifen. "Nein, heute fahren wir U-Bahn. Können Sie die auch vorfahren ?" Lachend verließen sie das Büro.

In der Nähe der Uni befand sich der Fetisch-Shop, von dem Angela ihr erzählt hatte. Sie besprachen ihre Strategie, und die Kommissarin betrat zunächst alleine das Geschäft. Es roch nach Leder, und der Anblick der diversen Fesselinstrumente ließen ihre Gedanken kurz abschweifen. Der Besitzer des Ladens fragte sie höflich nach ihren Wünschen, und sie antwortete prompt: "Ich habe gehört, Sie stellen auch Latex-Artikel her. Ist das richtig ?" - "Ja, natürlich. Kleider aus Flüssig-Latex vor allem, die perfekte zweite Haut. Suchen Sie so etwas?"

Susanne wurde ein wenig verlegen, als sie sich nach den speziellen Handschuhen erkundigte. Die Augenbrauen des Fetisch-Ausstatters gingen nach oben. "Ah, Sie sind ein Kitzel-Fan ? Die Nachfrage nach diesem Artikel steigt ständig. Darf ich fragen, wer Ihnen unser Geschäft empfohlen hat ?" - "Ich habe diese Handschuhe bei einem Klub kennengelernt, und der ´Meister´ war so freundlich, mir zu verraten, wo ich solche Dinge bekommen könnte."

Der Latex-Freak schien beruhigt. "Na, wenn das so ist ... Folgen Sie mir bitte in die Werkstatt, damit ich Ihnen meine Sammlung zeigen kann." Er zeigte ihr verschiedene Größen und Ausführungen und meinte: "Sie können sie auch nach Maß bekommen. Das dauert dann etwa eine Stunde. Haben Sie Zeit ?" Sie hatte nicht, sondern wählte ein Paar fertige Handschuhe. Die Handschuhe waren gar nicht so teuer, wie sie vermutet hatte. Sie zahlte und verließ den Laden. Draußen winkte sie Schweiger zu, der gerade angestrengt die Speisekarte eines nahegelegenen Lokals studierte.

Ihr Assistent ging in das Geschäft und zeigte seine Hundemarke vor. "Nur ein paar Fragen. Sie produzieren Latex-Handschuhe, wie die Kundin eben von Ihnen gekauft hat ?" Verunsichert stammelte der Besitzer: "Ja, ist das etwa verboten ?" - "Nein, nein," beruhigte ihn Schweiger. "Nur: ebensolche Handschuhe wurden bei einem Verbrechen benutzt, und wir sollen herausfinden, wo der Täter sie erworben hat. Sagen Sie bitte, sind Sie der einzige Produzent dieser Waren im Raum München ?" - "Ich glaube schon. Aber wenn Sie hoffen, von mir Namen und Adressen der Käufer zu erfahren, muß ich Sie enttäuschen. Diese Artikel gehen einfach gegen Bargeld über den Ladentisch." - "Hmm," machte Schweiger. "Wer kauft eigentlich so etwas ?" Der Gefragte antwortete diskret: "Nun, das sind nur Anhänger einer kleinen Fetisch-Szene. Hauptsächlich Mitglieder von Klubs, in denen dieser Fetisch gepflegt wird." Auch Schweiger hatte Hemmungen, das Wort ´Kitzeln´ auszusprechen. "Können Sie mir wenigstens etwas über diese Klubs erzählen ? Adressen, Ansprechpartner ? Ich versichere Ihnen, wir werden Ihre Angaben vertraulich behandeln."

Der Angesprochene zierte sich zunächst ein wenig, rückte aber dann doch mit der Sprache heraus. Mit der Polizei wollte er nichts zu tun haben. "Nun, es gibt eigentlich nur zwei solche Klubs, von denen ich Kenntnis habe." Schweiger horchte auf. Bis jetzt hatten sie erst einen ausfindig gemacht. Er notierte sich also brav beide Adressen und bedankte sich. "Sie haben uns schon weitergeholfen."

Wieder auf der Straße, berichtete Schweiger seiner Chefin. Auch sie war erstaunt, von einem zweiten Klub zu hören. "Den sehen wir uns an, gleich heute nachmittag," beschloß sie. Juniors Erkenntnisse waren wohl eher ein Zufallsfund gewesen. Schweiger schlug vor, in dem Lokal essen zu gehen, dessen Speisekarte er studiert hatte. Nun, es war schon nach zwölf, und die Kommissarin stimmte zu. Ein wenig Abwechslung von der Kantine konnte nicht schaden, und hier in Uni-Nähe gab es Preise, die sowohl studenten- als auch polizistenfreundlich waren.
Der andere Club hatte natürlich geschlossen, an einem normalen Werktags-Nachmittag. Sie fanden jedoch den Besitzer heraus, denn auch hier gab es einen freundlichen Hausmeister. Mit einem Schlüssel zu den Clubräumen konnte er allerdings nicht dienen. Einen witzigen Namen hatte dieser Club: Erster Münchner Lachverein. Schweiger frozzelte: "Ich möchte nicht wissen, wieviele Komiker hier schon vergeblich um eine Anstellung nachgesucht haben." Die Kommissarin grinste.

Sie holten sich den Wagen aus dem Präsidium und fuhren zu der Adresse, die ihnen der Hausmeister genannt hatte, und sie staunten: Es handelte sich um ein professionelles SM-Studio mitten in der Prärie, an der S-Bahn nach Dachau, weit außerhalb des Sperrbezirks. Vielleicht war dieser komische Verein nur eine Deckadresse für Prostitution im Zentrum. Man würde sehen.

Die Komissarin schlug vor, zunächst den Kollegen von der Sitte zu befragen, ob einer der beiden neuen Adressen schon in irgendeiner Form aufgefallen war. Sie fuhren zurück ins Präsidium und riefen Schütte an, den ´Sittenbeauftragten´ ihrer Soko. Er kam gleich vorbei und brachte seine Unterlagen mit. "Ganz normaler Domina-Laden, dieses Studio. Ordnungsgemäß angemeldet, und die Mädels werden regelmäßig untersucht. Ein einziges Mal brauchten sie bisher die Streife, als ein Besoffener vor dem Haus randaliert hat, weil man ihn nicht reinließ. Von diesem Lachverein habe ich noch nie etwas gehört."

"Hmm, der muß ja nicht unbedingt etwas mit Prostitution zu tun haben," versetzte die Kommissarin. "Vielleicht ist das ja wirklich nur ein Privatclub, in dem sich die Mitglieder untereinander ..." Auch sie sprach das Wort nicht aus. Stattdessen rief sie den Staatsanwalt an, der ihr stolz mitteilte, er hätte das Treffen mit Dr. Schlosser unauffällig in die Wege geleitet. Sie bat ihn, Dr. Schlosser auch nach dem Lachverein zu fragen. Er versprach es.

Als Susanne nach Feierabend zurück in ihre Wohnung kam, lag Horsts Schlüssel auf dem Küchentisch, zusammen mit einer Notiz: "Ruf mich an." Nun, das konnte ja heiter werden. Sie hypnotisierte ihr Telefon ein paar Minuten lang, dann wählte sie seine Nummer. Eine Frau meldete sich mit ´Hallo´. Das genügte Susanne als Erklärung, sie legte auf. Komisch, normalerweise wäre sie nach einem solchen Abschied stinksauer gewesen, und anschließend tief deprimiert. Doch sie war sogar ein wenig erleichtert, daß sie Horst so einfach losgeworden war. Er hätte ihre Beziehung zu Angela gefährden können. Sie telefonierte nochmals, aber bei ihrer Freundin lief nur der Anrufbeantworter. Sie haßte diese Dinger. Trotzdem sprach sie auf Band, daß Angela sie anrufen sollte. Es gab bis Mitternacht keinen Rückruf, also ging sie ins Bett. Bestimmt war Angela auf Recherche unterwegs, beruhigte sie sich. Journalisten hatten ebenso unregelmäßige Arbeitszeiten wie Polizisten.

Junior zuckte nur mit den Schultern, als sie ihn am nächsten Morgen darauf ansprach, warum er nur einen Klub gefunden hatte. "Der eine hat sich auf meine Annonce gemeldet, der andere eben nicht." Die Kommissarin mußte das wohl akzeptieren. Aber Schweiger hatte etwas Neues herausgefunden: Der angebliche Besitzer des Lachvereins und des Domina-Studios war ein Strohmann, der nur seinen Namen für die Mietverträge hergegeben hatte. Ein windiger Rechtsanwalt, den nicht interessierte, wofür die angemieteten Räumlichkeiten benutzt wurden, Hauptsache, er bekam Geld dafür, nach außen hin als Besitzer aufzutreten. Sie rief ihn an, doch er verschanzte sich hinter dem Anwaltsgeheimnnis.

Also andersherum. Schütte bot sich an, am Abend das SM-Studio aufzusuchen und sich umzuhören. Er kannte die Geschäftsführerin schon lange, und sie würde ihm die gewünschten Auskünfte beschaffen, wenn er sie als Informantin bezahlte. Keine Daten über Kunden allerdings, da hatte sie ihren eigenen Berufsethos.

Auch Junior erhielt eine neue Aufgabe. Er sollte herausfinden, ob sich irgendwo hinter Sauerlach eine Werkstätte für SM-Möbel befand. Auch, ob an dem fraglichen Tag irgendwo in der Gegend ein Flohmarkt abgehalten worden war, wo der Täter den Pranger vielleicht gekauft hatte. Er war froh, mal nach draußen geschickt zu werden, statt ins Archiv oder zum Kaffeeholen.

Gegen Mittag rief Angela an. Sie war erst am Morgen nach Hause gekommen, da sie in einem neuen Table-Dance-Club recherchiert hatte. Susanne war erleichtert. Angela versprach, sie am Abend zu besuchen. Sie könnten ja gemeinsam ausgehen. Schweiger meinte: "Na, wieder alles in Ordnung in der Liebe ?" - "Hätte ich mir denken können, daß Sie so etwas bemerken," antwortete die Kommissarin. "Ja, es ist alles in Ordnung, wenn auch anders als bisher. Bitte fragen Sie mich nicht nach Details, ich schätze mein Privatleben sehr. Wahrscheinlich, weil ich sowieso viel zu wenig Zeit dafür habe." Schweiger entschuldigte sich wortreich und geschraubt für seine indiskrete Frage, doch sie winkte nur ab.

"Sagen Sie mal, eine ganz andere Frage:" sprach sie ihn an. "Wären Sie bereit, sich als Mitglied in diesen Lachverein aufnehmen zu lassen ?" Er protestierte energisch. "Wofür halten Sie mich ? Für einen Perversen ? Nein, schlagen Sie sich das aus dem Kopf. Außerdem bin ich überhaupt nicht kitzlig, und mit meinen müden Witzen könnte ich den Verein wohl kaum unterhalten." Jetzt mußte die Kommissarin schmunzeln. "Na, ein bißchen Lachen würde Ihnen bestimmt nicht schaden," meinte sie. Er setzte zu einer Entgegnung an, schwieg aber dann doch. Sie selbst wollte es nicht machen, obwohl sie als heimlicher Kitzelfan wohl am besten dafür geeignet gewesen wäre. Doch sie hatte Angst, die Ereignisse in ´ihrem´ Klub würden sich wiederholen, und das konnte das Angela nicht antun.

"Vielleicht sollten wir Junior schicken," überlegte sie grinsend. "Der ist auch immer viel zu ernst. Mal sehen, ob er ein brauchbares Ergebnis bringt, dann verkaufe ich ihm den Undercover-Einsatz als Belohnung." Schweiger hielt nichts davon. "So jung, wie der ist, fällt er sofort auf. Sie können dieses Greenhorn nicht in einen solchen Einsatz schicken !" Sie seufzte. "Sie haben wieder einmal recht," gab sie zu.

Abends sprach Susanne mit Angela über den anderen Club. Doch auch ihre Freundin hatte noch nie davon gehört, obwohl sie sich schon seit vier Monaten in dieser Szene bewegte. Dieser Lachverein kam Susanne immer geheimnisvoller vor. Schweiger hatte sämtliche Kontaktmagazine nochmals durchgesehen, aber nirgends wurde das Etablissement auch nur erwähnt.

Gemeinsam bereiteten sie sich einen Salade Niçoise zu, Susanne hatte auf dem Heimweg noch ein Baguette dazu besorgt, und Rotwein war genug da. Sie verbrachten einen wunderschönen Abend zusammen. Es gab noch so viel, was sie nicht voneinander wußten. In der Nacht hatten sie ganz zärtlichen Sex, ohne Hast, ohne Fesseln, ohne Kitzeln. Danach schliefen sie engumschlungen ein. Susanne hatte völig vergessen, daß sie ihrer Freundin eigentlich über die Trennung von Horst berichten wollte. Er war aber ganz einfach nicht mehr wichtig genug.
22. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Goury am 30.01.06 22:14

XIV.

Am Freitag traf sie Horst zufällig in der Fußgängerzone. Beide waren verlegen, doch sie einigten sich darauf, gemeinsam Mittagessen zu gehen. Susanne warf ihm seinen sang- und klanglosen Abschied vor. "Habe ich das wirklich verdient ?" Er erwiderte: "Ja und nein. Nein, weil du eigentlich immer fair zu mir gewesen bist. Du hast dich nie beschwert, wenn ich mal einen mit Freunden draufgemacht habe, und du hast viel Geduld mit mir gehabt. Und ja, weil du speziell in letzter Zeit immer zickiger geworden bist. Nichts konnte ich dir rechtmachen. Täusche ich mich, oder hat es mit der neuen Art von Sex zu tun, die du entdeckt hast ?"

"Ach, zickiger bin ich also geworden ? Gut zu wissen. Zu deiner Information: Wenn eine Frau aufhört, im Bett ständig faule Kompromisse zu schließen, ist sie noch lange nicht zickig. Du hast recht, ich habe viel Geduld mit dir gehabt. Zu viel. Bei dieser neuen Art von Sex, wie du es nennst, hast du mich zum ersten Mal überhaupt richtig befriedigt. Danach bist du wieder in deinen alten, phantasielosen Stiefel verfallen. Ich habe mehr als einmal versucht, mit dir darüber zu reden, aber du hast immer nur abgeblockt. Und dann hast du mich einfach sitzenlassen, weil ich mich ein einziges Mal geweigert habe, für dich die Beine breit zu machen und dir einen Orgasmus vorzuspielen. Ist das fair ?"
Es schwieg betroffen. Voll gekränkter Mannesehre fragte er sie schließlich: "Du willst sagen, du hast mir die ganze Zeit über etwas vorgemacht ? Das stimmt doch nicht ! Ich habe dich jedesmal gefragt, ob es dir gefallen hat, und du hast mich nur angelogen ? Warum hast die nie etwas gesagt ?" - "Du hörst schon wieder nicht zu ! Ich habe dich mehrmals darauf angesprochen, aber nicht im Bett. Es gab aber immer wieder etwas Wichtigeres im Fernsehen, oder eine Sauftour, oder du warst zu gestreßt von der Arbeit. ´Jetzt nicht, Schatz,´ hast du jedesmal gesagt. ´Laß uns ein andermal darüber reden´. Und was hättest du gesagt, wenn ich deine obligatorische Frage mit ´nein´ beantwortet hätte ? Du wärst beleidigt gewesen, so wie du es jetzt bist."

Horst war nicht so von sich selbst eingenommen, als daß er nicht erkannte, daß Susanne tatsächlich recht hatte. In Gedanken versunken stocherte er auf seinem Teller herum. Nach einer Weile sagte er: "Es hat wohl keinen Zweck, dich dafür um Verzeihung zu bitten ?" Susannes Stimme wurde etwas sanfter: "Hör´ schon auf zu betteln. Es hat keinen Sinn mehr mit uns. Ich bin kein Schulmädchen mehr, das sich weichwinseln läßt. Ich bin fast vierzig, und die Wissenschaftler sagen, das wäre die sexuell aktivste Zeit im Leben einer Frau. Ich habe nicht mehr lange Zeit bis zu den Wechseljahren, und ich will bis dahin noch etwas erleben. Du bist ein netter Kerl, kein Zweifel. Aber wir hätten uns vor zwanzig Jahren kennenlernen müssen, oder erst in zwanzig Jahren. Jetzt, genau jetzt, brauche ich jemanden, der mir auch im Bett noch etwas zeigt. Und ich glaube, ich habe diese Person gefunden, als du gerade auf dem Schmolltrip warst. Und wenn du ehrlich bist: du auch ! Oder hast du neuderdings eine Putzfrau, die ans Telefon geht ?"

"Du hast also einen Jüngeren. Na gut. Ich hätte es gerne noch einmal mit dir versucht, aber das ist wohl wirklich zwecklos. Die Frau, die ans Telefon ging, war eine Zufallsbekanntschaft. Ein One-Night-Stand, das mir meinen ´Schmolltrip´ ein wenig versüßt hat. Sonst ist da nichts. Irgendwo mußte ich mir nämlich auch meine Befriedigung holen, nachdem du den Generalstreik ausgerufen hast. Und diese Frau war durchaus mit meiner Art Sex zufrieden."

Susanne klärte ihn nicht darüber auf, daß ihre neue Errungenschaft eine Frau war. Das ging ihn nichts mehr an. Sie meinte abschließend nur: "Wir können Freunde bleiben und ab und zu ein Bier trinken gehen, wenn du willst. Ich bin dir nicht böse, ein wenig bin ich wohl auch an unserer Trennung schuld. Es hat halt nicht sein sollen mit uns beiden. Wer weiß, wofür das gut ist. Frieden ?" Er gab ihr die Hand. "Okay, Frieden. Es war trotz allem schön mit dir. Mach´s gut." - "Du auch."

Das war das Ende ihrer Beziehung. Es tat nicht halb so weh, wie Susanne befürchtet hatte. Endlich war sie all den Müll losgeworden, der ihre Seele belastet hatte, und sie fühlte sich erheblich leichter. Immerhin war es erheblich einfacher gewesen als ihre Scheidung, bei der eine Menge schmutziger Wäsche gewaschen worden war. Seine Klamotten hatte Horst schon vergangenes Wochenende geholt, als er seinen Schlüssel dagelassen hatte. Sie gehörte nun ganz und gar ihrer neuen Freundin. Eine Trennung von ihr würde ihr nicht so leicht fallen, das spürte Susanne ganz deutlich.

Der Rest des Tages verlief entsprechend. Immer noch keine neuen Erkenntnisse. Der wirkliche Betreiber des Lachvereins war immer noch unbekannt, Dr. Kirchschläger traf sich erst am Sonntag mit Dr. Schlosser, Juniors Suche war ergebnislos verlaufen, und Schüttes Domina-Bekannte hatte lediglich versprochen, sich umzuhören. Auch die vier Anrufe von Sex-Shops waren ein Flop gewesen. Mit der Beschreibung der Verkäufer konnte nicht mal ein Phantombild von den Kunden erstellt werden, die ein Kitzelvideo gekauft hatten. Es stand nur fest, daß es vier verschiedene Männer waren. Alle vier hatten bar bezahlt, also konnte man auch nicht über Scheck oder Kreditkarte die Personalien ermitteln.

Die Kommissarin war tief frustriert. Sie standen noch immer da, wo sie angefangen hatten, auch wenn sie nun die Todesart kannten. Insgeheim hoffte sie, daß der Täter vielleicht noch einmal zuschlagen würde, damit sich zumindest irgendetwas vorwärts bewegte. Gleich darauf dachte sie jedoch an das Leid der Opfer, und sie schämte sich für ihren egoistischen Wunsch.

Erst am Abend, als sie wieder mit Angela zusammen war, ging es ihr besser. Und ihre Freundin hatte eine großartige Idee: "Wir könnten doch zusammen mal zu diesem Lachverein gehen. Fast in allen Fetisch-Klubs finden die Treffen Samstag abends statt. Vielleicht kommen wir ja rein. Was hältst du davon ?" Susanne war sofort begeistert: "Mit dir zusammen gehe ich gerne dorthin. Schlimmstenfalls müssen wir uns dort ein wenig kitzeln lassen." - "Da müssen wir aber noch ein wenig trainieren, meinst du nicht ?" erwiderte Angela, und sie fiel mit allen zehn Fingern über Susanne her. Es wurde ein wilder Abend.

Wie besprochen gingen beide am nächsten Abend zu der Adresse des bewußten Klubs. Unmittelbar gegenüber befand sich ein Bistrot, wo man auch draußen sitzen konnte. Ein idealer Beobachtungsposten. Sie hatten Glück, ein Tisch wurde gerade frei, und sie bestellten sich einen Cocktail. Zuerst passierte eine Stunde lang gar nichts. Niemand betrat oder verließ das Haus. Nur ein Wagen fuhr in die Tiefgarage.

Erst gegen zehn Uhr ging das Treffen los. Mehrere einzelne Herren und Damen klingelten in Fünf-Minuten-Abständen und wurden eingelassen. Beide Freundinnen hatten Angst vor der eigenen Courage bekommen, und unschlüssig beratschlagten sie. Susanne war schon öfters in Undercover-Einsätzen tätig gewesen. Sie gab sich einen Ruck, und sie überquerten die Straße. Ein Druck auf den Klingelknopf, und der Türöffner summte automatisch. Sie traten ein. Ein Pappschild wies sie zur Kellertüre, wo ein Herr mittleren Alters sie empfing.
"Sind Sie Mitglieder ?" fragte er in dezentem Ton. Angela war schon versucht zu sagen: "Nein, Frauen sind nie mit Glied," doch im Interesse der Sache ließ sie es bleiben. Susanne erklärte: "Nein. Wir haben aber von einem Bekannten gehört, daß die Mitglieder hier nicht durch irgendwelche Witze zum Lachen gebracht werden. Wir beide sind angehende Kitzelfans, und wir würden gerne unsere Aufnahme beantragen. Oder zumindest mal einen Blick riskieren, ob uns Ihr Verein gefällt. Ist das möglich ?"

Der distinguierte Herr verbiß sich ein Lachen und antwortete: "Leider ist dies hier ein Verein, in dem nur Mitglieder Zutritt haben. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen aber einen Aufnahmeantrag mitgeben, den Sie ausfüllen und an uns zurückschicken können. Wir werden uns dann bei Ihnen schriftlich melden. Einverstanden ?"

Angela machte ein enttäuschtes Gesicht. "Wir hatten so gehofft, heute schon mal ein bißchen gucken zu dürfen. Machen Sie gar keine Ausnahme ?" - "Leider nein, wir müssen zuerst ein wenig mehr über Sie erfahren. Bitte haben Sie Verständnis dafür, es geht hier um recht intime Dinge, und unseren Mitgliedern wäre es gar nicht recht, wenn einfach jeder hier hereinspazieren könnte, um zu ´gucken´." Er gab ihnen zwei gedruckte Faltblätter und einen guten Rat mit: "Wenn Sie die Anträge gleich abschicken, können Sie vielleicht schon bei unserem nächsten Treffen dabei sein, in zwei Wochen."

Sie zogen also unverrichteter Dinge wieder ab, wieder zum Lokal gegenüber. Bei einem Capuccino gingen sie den Prospekt durch. Die ersten beiden Seiten enthielten einige dürftige Informationen. "Wir sind ein Verein von Gleichgesinnten, die sich für eine spezielle Fetisch-Variante interessieren," stand dort. "Wenn Sie ebenfalls einschlägige Neigungen haben, wagen Sie einen Versuch." Von Kitzeln war nirgends die Rede. Auf den restlichen vier Seiten befanden sich zahlreiche Fragen zur Person. Name, Vorname, Geburtsdatum, eben alles, was auf allen Fragebögen steht. Bei der Rubrik ´Beruf´ würden beide ein wenig lügen müssen. Angela gab ´Fremdsprachenkorrespondentin´ an, das lange Wort gefiel ihr. Susanne konnte beruhigt ´Beamtin´ schreiben, das war nicht geschwindelt.

Es folgten Angaben zu Größe, Gewicht, Augenfarbe, Haarfarbe, sogar die Schuhgröße war gefragt. Man wollte wissen, ob die Antragsteller an irgendwelchen Krankheiten oder Allergien litten, und wann der letzte AIDS-Test vorgenommen worden war. Angela hatte einen neueren Test aufzuweisen, da sie sich für ihre Recherchen untersuchen hatte lassen. Susanne mußte sich ohnehin einem solchen Test unterziehen, durch den Arzt des anderen Klubs.

Die interessantesten Fragen fanden sich auf der letzten Seite. Hier wurde gebeten, die ´Empfindsamkeit´ der einzelnen Körperteile zu bewerten, auf einer Skala von 1 bis 6 . "Hmm, was soll ich da hineinschreiben ?" fragte Susanne. Ich habe ja nur dich als Vergleichsmöglichkeit." Angela kicherte: "Weißt du was ? Wir testen das heute abend gegenseitig. Das macht bestimmt Spaß!" Herumalbernd gingen sie zu Angela. Zuerst ließ sich Susanne festbinden, und Angela prüfte ausgiebig, wie kitzlig sie an den einzelnen Stellen war. Dann tauschten sie die Rollen. Weil Angela schon praktischerweise gefesselt war, nutzte Susanne die Gelegenheit, sie nach allen Regeln der Kunst zu vernaschen. Wieder wurde eine richtige Orgie aus der Nacht, und Susanne seufzte: "Na, da brauche ich noch am Montag eine Sonnenbrille."

Am Sonntag machten sie es sich im Bett gemütlich. Es regnete, und so standen sie erst gegen Mittag auf, nicht ohne sich vorher ausgiebig wachzukitzeln und zu lieben. Erst heute erzählte Susanne von ihrer Trennung von Horst. Angela war taktvoll genug, um sich die dummen Bemerkungen über Männer zu sparen, die ihr auf der Zunge lagen. "Immerhin hat er dir zumindest einmal den richtigen Weg gewiesen," lächelte sie. "Ohne ihn wärst du gar nicht auf die Idee gekommen, den Klub aufzusuchen, und wir hätten uns nie getroffen." So konnte man es auch sehen. Nachmittags fuhren sie zu Susannes Wohnung, um einige ihrer Klamotten zu holen und bei Angela zu deponieren. Umgekehrt hatte auch Angela einige Kleidungsstücke mitgenommen. So hatten beide etwas Frisches anzuziehen, egal, wo sie gerade die Nacht verbracht hatten. Zusammenziehen wollten sie noch nicht, es sollte jede ihre Eigenständigkeit bewahren und sich bei Bedarf zurückziehen können. Susanne hatte es selbst erlebt, wie schnell eine Partnerschaft enden konnte, und dann stand wenigstens keine von ihnen auf der Straße.

Als sie gegen Mitternacht im Bett lagen, klingelte das Telefon. "Scheiße, Schweiger !" murmelte Susanne sofort. Sie mußte ihm unbedingt auch Angelas Nummer geben, damit er sie auch dort im Notfall erreichen konnte. Schweiger hatte unangenehme Neuigkeiten: Wieder war eine Frau tot aufgefunden worden, diesmal im Isarkanal. Nackt und gefesselt. Angela maulte ein wenig, als sich Susanne schnell anzog, um sich auf den Weg zu machen. "So ist es also, eine Polizistin zur Partnerin zu haben !"

Am Tatort erwartete sie eine Überraschung. Schütte war dort, und er war ganz aufgelöst. "Das ist meine Informantin aus dem SM-Club in Lochhausen, Sie wissen schon, die Oberdomina, die mir schon so manchen Tip gegeben hat. Sie hat mich angerufen, um mir etwas wichtiges mitzuteilen. Aber ich war nicht zuhause, so gab sie mir auf den Anrufbeantworter durch, ich sollte sie gleich im Studio aufsuchen. Dort angekommen, sagte mir eine Kollegin, daß die Chefin einen Anruf bekommen hatte und gleich weggefahren war. Zum Isarkanal, am Stauwehr. Mitten in der Nacht ! Ich fuhr hierher, und da hing sie schon tot im Wehr. Schrecklich ! Ich fühle mich schuldig, weil ich sie da hineingezogen habe." - "Na, na, beruhigen Sie sich doch erst mal. Der einzig wirkliche Schuldige ist der Täter. Und sie hätte sich ja nicht mit ihm mitten in der Nacht hier treffen müssen." Obwohl sich die Kommissarin alle Mühe gab, den verzweifelten Kollegen zu beruhigen, gelang es ihr nicht. Schweiger hatte einen Flachmann im Auto, ´für alle Fälle´, und erst nach einigen kräftigen Schlucken Cognac bekam Schüttes aschfahles Gesicht wieder etwas Farbe.

Dr. Liebermann beschwerte sich wie immer, wenn man ihn nachts aus dem Bett geholt hatte. Dann kam er zu Sache: "Liebe junge Kollegin, endlich haben Sie mal wieder einen greifbaren Mord für mich. Ich glaube, die Frau war schon tot, als sie ins Wasser gestoßen wurde. Der Hals trägt deutliche Würgemale, und das Zungenbein ist gebrochen. Sie wurde erdrosselt, und zwar ziemlich fachmännisch, soweit ich das jetzt schon sagen kann. Todeszeit vor etwa zwei bis drei Stunden. Der Rest ..." - "Wie immer, nach der Obduktion. Beeilen Sie sich bitte damit, Herr Doktor, ich habe das unbestimmte Gefühl, es könnte diesmal eine entscheidende Spur sein."

Die Kommissarin war sichtlich aufgeregt. Schweiger trat zu ihr und fragte: "Na, was halten Sie davon ? Eine beseitigte Informantin ? Hängt das mit unserem Fall zusammen, oder war das nur ein betrogener Freier ?" - "Nein, Schweiger. Dieser Mord hat mit unserem Fall zu tun. Wir haben den Täter irgendwie aufgescheucht mit unseren Ermittlungen. Er muß Wind davon bekommen haben, daß wir ihm auf der Spur sind, und daß diese Domina ihn vielleicht verraten könnte. Ich hoffe wirklich, daß der Tod dieser Frau nicht vergeblich war und der Täter diesmal einen entscheidenden Fehler begangen hat. Wir unterhalten uns morgen im Büro weiter, ich muß nachdenken." Sie fuhr nach Hause. Angela schlief schon, und sie legte sich leise dazu, um sie nicht aufzuwecken. Zum Nachdenken kam sie nicht mehr, denn auch sie wurde schnell vom Schlaf übermannt.

Krisenkonferenz im Büro. Alle waren da, auch Dr. Kirchschläger. Schütte berichtete nochmals über die Vorgänge am Vorabend. Er wollte abends nochmals in das SM-Studio fahren, das die Tote geleitet hatte, um die Kolleginnen zu befragen. Die Kommissarin brachte ihre Überlegungen vor. "Also mal angenommen, die Tote hat etwas über den Täter erfahren, womit dieser identifiziert werden könnte. Wie hat der Täter herausbekommen, daß die Domina mit uns zusammenarbeitet ?" Schütte wurde verlegen. "Vielleicht hat er mich im Studio gesehen. Ich bin in der Szene bekannt wie ein bunter Hund, und eines der Mädchen hat möglicherweise unbedacht einem Kunden gegenüber verraten, daß ich zu den Bullen gehöre. Aber das kriege ich heraus !" Die Kommissarin schüttelte den Kopf. "Ich glaube eher, daß die Domina den Täter gekannt hat, vielleicht hatte sie sogar einen Verdacht, daß er unser Täter ist. Vielleicht war sie sich nicht ganz sicher und hat auf eigene Faust nachgeforscht. Oder sie hat versucht, ihn zu erpressen. Soll ja vorkommen in diesen Kreisen." Schütte protestierte energisch: "Da täuschen sie sich aber. Eine Nutte, die ihren Freier erpreßt, lebt selten lange, das wußte auch Lady Silvia, die Tote. Sie ist schon zu lange im Geschäft, um diesen dummen Anfängerfehler zu machen. Und wenn sie ihn erpreßt hat, warum hat sie mich dann angerufen? Nein. Ich glaube, daß der Täter sie bedroht hat. Nein halt, das kann auch nicht sein, sonst hätte sie nicht eingewilligt, ihn zu treffen." Schweiger mischte sich ein. "Es könnte eine Mischung aus beiden gewesen sein. Wenn sie den Täter gekannt hat, so hat er sie auch gekannt. Vielleicht hat er sie mit einem Schweigegeld geködert, zum Treffpunkt zu kommen. Oder er hat sich am Telefon nicht zu erkennen gegeben und ihr weitere Informationen zu dem Fall versprochen. Das würde den Anruf bei Schütte erklären."

Der Staatsanwalt hatte bis jetzt geschwiegen, doch jetzt wandte er ein: "Damit wissen wir aber noch immer nicht, wie der Täter erfahren hat, daß die Domina für uns gearbeitet hat. Meine Herrschaften, so unangenehm das klingt: Wir könnten eine undichte Stelle in unseren Reihen haben. Keine wilden Verdächtigungen jetzt bitte. Mit einer Hexenjagd erreichen wir nur, daß wir uns selbst blockieren. Ab sofort werden die Ermittlungen nur noch über mein Büro laufen. Ich koordiniere das ganze, und Sie erhalten von mir ganz bestimmte, eng begrenzte Aufträge. So können wir herausfinden, wer vielleicht unwissentlich etwas ausplaudert. Ab sofort gilt strengste Geheimhaltung, ist das klar ?"

"Wie stellen Sie sich das in der Praxis vor ?" protestierte die Kommissarin. "Glauben Sie etwa, daß wir weiterkommen, wenn die linke Hand nicht weiß, was die rechte tut ? Bei allem Respekt, Herr Staatsanwalt, aber das ist nicht realisierbar. Wir sind keine Einzel-James-Bonds, wir funktionieren nur als Team. Bis zum Beweis des Gegenteils glaube ich nicht, daß einer von uns etwas verraten hat. Es gibt tausend Möglichkeiten, wie der Täter zufällig an diese Information geraten sein kann. Getratsche unter den Angestellten des Studios, was weiß ich. Wenn Sie die Ermittlungen parzellieren wollen, können sie genausogut die Soko gleich auflösen. Unser Erfolg steht und fällt mit unserem Teamwork."

Sie hatte sich in Rage geredet, doch Dr. Kirchschläger nahm ihr den Ton nicht übel, denn er konnte sich den Argumenten nicht verschließen. "Also gut," lenkte er ein. "Aber bei der nächsten Information, die nach außen dringt, kann ich nicht mehr an einen Zufall glauben. Ich würde mich dann gezwungen sehen, die Soko tatsächlich aufzulösen und andere Beamte mit dem Fall zu betrauen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich vertraue Ihnen durchaus. Aber es kann tausend Gründe geben, warum einer von uns, wenn auch nur unbewußt, in seinem Bekanntenkreis etwas verrät. Da wir nichts über den Täter wissen, könnte er durchaus zum Bekanntenkreis eines Soko-Mitglieds gehören. Ich kann auch Erpressung nicht ausschließen. Jeder von uns hatte schon mal eine schwache Stunde, mit der er sich vielleicht in die psychische Gewalt eines anderen begeben hat. Sollten Sie sich solcher Schwächen bewußt sein, stehe ich jederzeit für ein persönliches Gespräch zur Verfügung. Wenn Sie sich offenbaren, bieten Sie keinen Angriffspunkt für eine Erpressung, bedenken Sie das bitte."

Er ließ diese Worte einwirken, bevor er fortfuhr. "Also, Kommissar Schütte, Sie verfolgen wie besprochen die Spur SM-Studio. Kriegen Sie alles aus den Damen dort heraus, was auch nur entfernt mit unserem Fall zu tun haben könnte. Wenn die Tote unseren Täter gekannt hat, dann ist es sehr wahrscheinlich, daß er einer ihrer Freier war. Vielleicht hat er es auch mit anderen Mädels dort getrieben. Fragen Sie vor allem nach den Kunden, auf deren Wunschliste Kitzeln gestanden hat. Lassen Sie sich eine detaillierte Beschreibung jedes einzelnen dieser Freier geben. Er wird ja wohl nicht auch dort maskiert aufgetreten sein.

"Köhler, Sie haben mit dem letzten Mord nichts zu tun. Verwenden Sie ihre Energie darauf, festzustellen, wer bei welcher Bürobesprechung anwesend war. Vielleicht kommen wir so dem Leck auf die Spur. Und Frau Berchthold, Sie verfolgen bitte die Spur des neu in Erscheinung getretenen Kitzelvereins weiter. Ich gebe Ihnen nachher die Informationen, die ich von Dr. Schlosser erhalten habe. Dieser Teil des Falles fällt allein in Ihren Aufgabenbereich, zusammen mit Schweiger und Bieneck. Alle anderen kümmern sich um die übrigen Aufgaben. Noch Fragen ?" Keine. "Also, dann an die Arbeit. Trotz des neuerlichen Mordes habe ich das Gefühl, daß wir jetzt der Lösung des Falles ein Stück näherkommen. Außerdem ist es nun ein eindeutiger Mord, keine Körperverletzung mit Todesfolge mehr. Frau Berchthold, Sie bleiben bitte noch einen Augenblick, die anderen können gehen. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit."

Susanne Berchthold wurde es heiß. Sie war nun erpreßbar mit ihrer lesbischen Beziehung. Sollte sie es dem Staatsanwalt beichten ? Was würde er dazu sagen ? Würde er sie von dem Fall abziehen ? Oder hatte Dr. Schlosser ihm eine Beschreibung seines neuen Klubmitglieds geliefert, nach der Dr. Kirchschläger sie identifiziert hatte ?

Nun, zunächst berichtete der Staatsanwalt von seinem Segelausflug. Dr. Schlosser hatte zugegeben, was die Kommissarin schon wußte: Er war der Betreiber und Inhaber des "Klubs". Und er hatte Dr. Kirchschläger damit gedroht, seine Karriere zu ruinieren, falls jemals etwas darüber in der Öffentlichkeit bekannt werden würde. Der Staatsanwalt war niemand, der leicht einzuschüchtern war, doch er nahm diese Drohung ernst. Er schärfte der Kommissarin nochmals ein, daß diese Information unter die höchste Geheimhaltungsstufe fiel. "Sie sehen, auch ich bin erpreßbar. Wenn Sie mir nun drohen würden, damit an die Presse zu gehen, wäre ich erledigt. Ich habe einem Zeugen Sonderbehandlung gewährt, und man könnte mich sogar der Vorteilsnahme beschuldigen. Ich vertraue Ihnen." Susanne Berchthold dankte ihm dafür und sicherte ihm absolute Diskretion zu.

"Dr. Schlosser kannte diesen Lachverein allerdings. Der Inhaber ist ein gewisser Frank Scheller, Unternehmensberater. Ich habe ihn schon überprüfen lassen, er ist ein unbeschriebenes Blatt. Er war früher ein Mitglied von Dr. Schlossers Klub, doch die Action dort war ihm wohl nicht ausgefallen genug. Deshalb hat er seinen eigenen Laden aufgemacht, den Lachverein. Die Anhänger der mehr Sadomaso-orientierten Variante des Kitzelns gingen mit ihm. Und nun das Interessanteste: Er engagiert Modelle aus der Rotlicht-Szene, um sie während der Vereinstreffen foltern zu lassen. Teils Dominas, teils sogenannte Sklavinnen, teils einfache Prostituierte, die er in Bordellen aufliest. Es ist denkbar, daß auch die Tote oder eine ihrer Kolleginnen dort schon mal ´aufgetreten´ sind. Wir müßten jemand dort einschleusen, ich denke, daß auch unser Täter dort verkehrt oder verkehrt hat. Haben Sie dazu einen Vorschlag ?"

Susanne Berchthold nahm sich Zeit. Erst nach einer ganzen Weile eröffnete sie dem Staatsanwalt: "Sie werden es nicht glauben, ich habe es schon versucht, mich dort aufnehmen zu lassen. Letztes Wochenende. Ich schaffte es nicht beim ersten Anlauf, doch ich habe ein Aufnahmeformular ausgefüllt und an diesen Verein geschickt. Die werden sich wieder bei mir melden. Der Grund dafür war jedoch teilweise auch privat, und deshalb ersuche ich Sie nun meinerseits um absolutes Stillschweigen: Durch einen Zufall wurde ich selbst ein Anhänger dieses bewußten Fetisches. Ich bin auch schon Mitglied in Dr. Schlossers Klub, doch er darf auf keinen Fall erfahren, daß ich Polizistin bin."

Der Staatsanwalt bekam große Augen. "Was, Sie sind ... Ist ja unglaublich ! Sind Sie denn überhaupt noch objektiv genug, den Fall weiter zu bearbeiten ?" - "Das zu entscheiden, ist allein Ihre Angelegenheit, Herr Dr. Kirchschläger. Ich erzähle Ihnen das, weil mich Ihre Worte über Erpreßbarkeit vorhin sehr beeindruckt haben. Und ich gestehe Ihnen bei dieser Gelegenheit gleich noch etwas: In diesem Klub habe ich eine Frau kennengelernt, mit der ich nun eine lesbische Beziehung habe. Sie ist Journalistin und Schriftstellerin, doch ich habe ihr Wort, daß sie nichts davon an die Öffentlichkeit bringen wird. Ich habe ihr lediglich den Grund für mein Interesse an dieser Fetischszene genannt, keine weiteren Einzelheiten. Als Täterin fällt sie aus, da sie zumindest für den letzten Mord ein felsenfestes Alibi hat: Mich. Ich glaube, daß meine Objektivität gegenüber dem Fall nicht gefährdet ist. Mein Verständnis für die Leidenschaft des Täters nützt vielleicht sogar den Ermittlungen. Und ich bin ganz erpicht darauf, den Täter zu fassen, weil er etwas in Mißkredit bringt, was ich sehr schätze: die an und für sich harmlose Vorliebe für Kitzelsex. Nicht die Anhänger dieses Fetisches sind pervers, sondern allein der Täter, der seine Vorliebe auf kriminelle Weise Anderen aufzwingt."

Nun war es heraus. Sie fühlte sich um ein bis zwei Felsbrocken leichter. Der Staatsanwalt machte ein nachdenkliches Gesicht, und er schwieg minutenlang. Endlich hatte er seine Entscheidung getroffen: "Ihre Offenheit mir gegenüber ist richtig, Frau Berchthold. Und nur deshalb, weil Sie sich mir rückhaltlos anvertraut haben, dürfen Sie den Fall behalten. Sie sind nicht mehr damit erpreßbar, denn Offenheit ist der Todfeind jeder Erpressung. Und Ihre Neigung könnte tatsächlich zum entscheidenden Faktor in diesem Fall werden. Versuchen Sie weiter, in diesen Lachverein aufgenommen zu werden, aber seien Sie äußerst vorsichtig. Ab sofort werden Sie bei der Vernehmung von Verdächtigen nicht mehr in Erscheinung treten, um Ihrer Enttarnung vorzubeugen. Sollten Sie Hilfe benötigen, wenden Sie sich bitte nur an mich. Dies ist nun ein Geheimnis zwischen uns beiden. Weihen Sie weder Schweiger noch Bieneck ein. Einer von Ihnen könnte tatsächlich das Leck sein. Eine Bedingung habe ich noch: Sie geben mir alle Daten Ihrer neuen Gefährtin, damit ich sie auf Unbedenklichkeit untersuchen kann." Sie gab ihm die gewünschten Informationen und bat ihn, sie über das Ergebnis zu unterrichten. Der Staatsanwalt erhob sich und drückte ihre Hand fest: "Ich fühle mich ein wenig wie ein Verschwörer," gestand er. Sie lächelte und erwiderte den Händedruck.

Als die Bürotüre des Staatsanwalts sich hinter ihr schloß, atmete sie erst mal tief durch. Das war geschafft. Sie ermittelte nun in offiziellem Auftrag im Lachverein. Zum ersten Mal war ihr Dr. Kirchschläger sympathisch. Das lag daran, daß er auch seine eigenen menschlichen Schwächen zugegeben hatte. Gewiß, er war von Dr. Schlosser massiv beeinflußt worden. Doch sie war sich sicher: Wenn Dr. Schlosser irgendwann in Verdacht geraten würde, mit den Morden etwas zu tun zu haben, würde der Staatsanwalt eher seine Karriere opfern, als ihn von den Ermittlungen zu schützen.

Im Büro fand sie eine Notiz vor, daß sie Angela anrufen sollte. Ihre Freundin teilte ihr mit, daß sie kurzfristig für einen Artikel nach Hamburg fliegen müßte, für ein paar Tage. Susanne erwiderte mit ironischem Unterton: "So ist es also, eine Journalistin zum Partner zu haben," auf Angelas Reaktion auf den nächtlichen Anruf Schweigers anspielend. "Na warte, du Biest, bis ich wieder da bin," drohte Angela daraufhin scherzhaft. "Und, was wirst du dann mit mir machen ?" wollte Susanne wissen. "Dann werde ich dir zeigen, wie eine Bestrafung durch Kitzeln geht !" - "Ich kann´s kaum erwarten," lachte Susanne. "Mach´s gut, paß auf dich auf, und melde dich mal von unterwegs." Angela versprach es.

Die Kommissarin hatte immer noch ein träumerisches Schmunzeln auf den Lippen, als Schweiger in ihr Büro kam. "Na, was wollte den Dr. Kirchschläger noch von Ihnen ? Hat er Ihnen einen Orden oder eine Zigarre verpaßt ?" fragte er. Sie erklärte ihm, daß sie die Spur zu Dr. Schlosser und seinem Klub vorläufig nicht weiter verfolgen würden, es sei denn, es würden weitere Verdachtsmomente auftauchen. "Wie sollen Verdachtsmomente auftauchen, wenn wir nicht mehr in diese Richtung ermitteln ? Das gefällt mir nicht. Ganz und gar nicht. Warum schützt der Staatsanwalt diesen Dr. Schlosser ? Es sieht ihm gar nicht ähnlich, auf diese Weise in unsere Arbeit einzugreifen." Susanne Berchthold erwiderte: "Er hat mir erklärt, warum das so ist, und seine Erklärung war plausibel und in Ordnung. Es scheint tatsächlich so zu sein, daß dieser Klub nichts mit der Sache zu tun hat. Dafür sollen wir uns aber verstärkt dem Lachverein zuwenden. Dr. Kirchschläger hat von Dr. Schlosser einiges über den Inhaber erfahren, und den sollten wir wirklich näher unter die Lupe nehmen. Er heißt Frank Scheller, Unternehmensberater, und er hat nach außen hin eine reine Weste. Doch er soll angeblich Prostituierte in seinem Verein engagieren, und es könnte sein, daß unser letztes Opfer schon mal für ihn gearbeitet hat."

"Das wäre aber dann doch ein Fall für die Sitte: Prostitution im Sperrbezirk !" wandte Schweiger ein. Die Kommissarin schüttelte den Kopf: "Vergessen Sie nicht, wir suchen einen Mörder, nicht jemand, der gegen städtische Auflagen verstoßen hat. Momentan ist das unsere einzige Spur, da es Verbindungen mit dem letzten Opfer zu geben scheint. Wir dürfen diesen Informationskanal nicht zuschütten. Aber wir müssen uns zunächst um diesen Scheller kümmern. Wie verläuft sein Tag ? Wann steht er auf, was frühstückt er, wo arbeitet er, was halten seine Kollegen und Kunden von ihm, wann kommt er nach Hause, mit wem trifft er sich tagsüber und abends, wovon träumt er nachts ? Spielt er, trinkt er, kokst er ? Geht er ins Bordell oder in SM-Studios, und wenn ja, was macht er dort ? Ich will ein Dossier über ihn, in dem auch das unwichtigste Detail enthalten ist. Dr. Kirchschläger hat uns Verstärkung von der Fahndung zugesagt, die den Großteil der Observation übernehmen wird. Sie, Schweiger, leiten die Operation, und ich möchte auch, daß Sie sich selbst ein Bild von diesem Mann machen. Ich soll mich aus verschiedenen Gründen vorläufig im Hintergrund halten, das heißt, ich muß mich voll und ganz auf Sie verlassen. Klar ?"

Schweiger schluckte. Seine Chefin konnte manchmal sehr direkt sein. In solchen Momenten versprühten ihre grünen Augen eine Energie, daß er sich ihr grenzenlos unterlegen fühlte. Doch das waren auch die Augenblicke, in denen er sie am meisten verehrte. "Klar, Boss," sagte er dann, und die Kommissarin mußte über diesen Titel schmunzeln.
23. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Goury am 30.01.06 22:15

XV.

Kriminaloberkommissar Jochen Schütte kannte den Weg nach Lochhausen, und er wußte auch, wo der SM-Club zu finden war. Was seine Kollegen nicht wußten: Die ermordete Domina war über mehrere Jahre hinweg seine Lebensgefährtin gewesen. Natürlich hatte er unmöglich in seiner Dienststelle zugeben können, daß er mit einer Frau aus dem Rotlichtmilieu liiert war, das er immerhin überwachen sollte. Sie hatten sich vor zwei Jahren getrennt, in Frieden. Nun war sie tot, und Jochen Schütte fühlte sich schuldig. Er war wieder einmal nicht dagewesen, als sie ihn am nötigsten gebraucht hätte; Silvia hatte ihm das oft genug vorgeworfen. Er hatte sie immer wieder gebeten, ja sogar angefleht, sie solle ihren Job aufgeben. Er konnte es nicht ertragen, daß sie tagein tagaus andere Männer befriedigte, während er oft genug alleine in seinem Bett lag.

Anfangs hatte er versucht, sich für die SM-Spielchen zu begeistern. Doch die Behandlungen mit Kerzenwachs und Peitsche taten einfach nur weh, so liebevoll Silvia es auch machte; er konnte keine Lust dabei verspüren. Doch die körperlichen Schmerzen waren nicht das schlimmste: die Erniedrigungen, die Demütigungen durch Silvia, auch während des Spiels, waren unerträglich. Immer öfter legte sie ihren Domina-Tonfall auch zuhause nicht ab. Es war ihr zur zweiten Natur geworden, ihn herumzukommandieren. Er liebte jedoch Silvia Brecht, nicht Lady Silvia. Gegen Ende ihrer Beziehung war er regelrecht geflüchtet, wenn sie zu ihm kam. Irgendwelche Ausreden, meist die Arbeit, waren schnell gefunden. Vor zwei Jahren war es dann soweit: Während sie auf der Straße vor dem Club auf ihn wartete, weil er versprochen hatte, sie abzuholen, wurde sie von einem Freier überfallen, niedergeschlagen und vergewaltigt. Jochen hatte die Verabredung vergessen und sich mit ein paar Freunden in einer Bar besoffen. Das hatte sie ihm nie verziehen.

Er hatte versucht, sie dazu zu bringen, den Überfall anzuzeigen, doch sie hatte ihn nur ausgelacht. "Weißt du nicht, daß man eine Nutte nicht vergewaltigen kann ? Jeder Richter nimmt automatisch an, daß es sich nur um einen Freier handelt, der nicht bezahlen wollte. Was schon bei ´normalen´ Vergewaltigungen immer unterstellt wird, nämlich daß das Opfer den Täter wohl schon irgendwie sexuell provoziert hätte, das ist bei einer Nutte eine unumstößliche Tatsache. Davon lebt sie ja schließlich, nicht wahr ? Und kaum einer der Herren in der schwarzen Robe würde zugeben, wie oft er selbst schon bei einer Nutte war und sich gewünscht hatte, das Vergnügen wäre nicht so unverschämt teuer. Daß ich als Domina nie mit meinen Freiern bumse, sondern sie nur ein bißchen quäle, diesen feinen Unterschied kennt kaum jemand."

Sie hatte natürlich recht. Doch statt zuzugeben, daß sie ohne seine Unzuverlässigkeit nie in diese Situation gekommen wäre, warf er ihr wieder mal vor, wie oft er sie schon gebeten hatte, diesen Job aufzugeben. Traurig lächelnd hatte sie zu ihm gesagt: "Ich erkenne, daß du mich noch immer nicht verstehst, trotz der langen Zeit, die wir uns jetzt schon kennen. Ich glaube, Jochen, es hat keinen Sinn mehr. Gib wenigstens das zu !"

Das war ihre Trennung. Und jetzt war sie tot. Weil er wieder nicht zur Stelle war. Jochen Schütte nahm sich vor, sie zu rächen, das war alles, was er für sie nun noch tun konnte. Er mußte diesen Täter fassen und seiner gerechten Strafe zuführen. Deshalb war er jetzt auf dem Weg zum SM-Club.

Er hatte Angst davor, ihren Kolleginnen in die Augen zu sehen. Doch er mußte sie alle befragen, damit er wenigstens eine Spur des Täters finden konnte. Der Polizist in ihm gewann die Oberhand, als er auf dem Parkplatz vor dem rot beleuchteten Haus ankam. Alle Gespräche verstummten, als er die Bar betrat. In schummriges Licht getaucht, saßen dort zwei dralle Frauen in Ledermontur. An einem der Tische in den Nischen unterhielt sich eine Domina und eine Sklavin mit einem Kunden. Babsi, die Bardame, grüßte ihn unterkühlt. "Hallo, Jochen, was willst du denn noch hier ? Deine einzige Freundin kommt nicht mehr, aber das weißt du ja sicher." Er knirschte mit den Zähnen. "Hallo, Mädels. Ich komme aus zwei Gründen: Erstens möchte ich euch sagen, wie sehr mir das leid tut mit Silvia." - "Kommt ein bißchen spät, deine Reue, meinst du nicht auch ?" fragte Carola, eine der beiden Dominas an der Bar. "Ach laß´ doch, ist doch immer dasselbe mit den Männern," wandte die andere Lederbekleidete ein.

"Ihr habt ja recht," gab Jochen zu. "Aber eines muß ich noch für Silvia erledigen: den Mörder. Das ist der zweite Grund, warum ich hier bin. Ich brauche eure Hilfe, den Kerl zu fassen. Ich brauche Informationen. Tut es nicht für mich, tut es für Silvia." Babsi warf ihm einen langen, vernichtenden Blick zu, zog an ihrer schwarzen Zigarette und fragte: "Na gut, Jochen. Für euch beide. Was willst du wissen ?"

"Wir glauben, daß Silvia ihren Mörder gekannt hat, vielleicht sogar aus diesem Club. Dann müßte eine von euch ihn auch kennen. Das ganze hängt mit einem Fall zusammen, der noch viel komplizierter ist, als alles, was ich bisher erlebt habe. Ein Mann bricht nachts bei jungen Frauen ein, fesselt sie und kitzelt sie. Dabei sind schon mehrere dieser Frauen gestorben. Ich habe Silvia nun letzte Woche um Hilfe gebeten. Der Täter muß sich auch in der SM-Szene herumtreiben, denn er hat Erfahrung mit Bondage, und er holt sich wahrscheinlich auch den einen oder anderen Kick in Studios wie diesem hier. Sie sollte sich umhören, ob euch in der letzten Zeit ein Kunde aufgefallen ist, der etwas mit Kitzeln von euch verlangt hat. Hat sie mit euch darüber gesprochen ?"

Lady Carola nickte. "Sie hat uns danach gefragt. Ich hatte vor langer Zeit mal einen Kitzelfreak als Kunden, aber der war harmlos. Ist außerdem schon sehr lange her, wie gesagt. Aber Jane hatte neulich einen ganz komischen Kunden, der überhaupt nicht in diesen Laden gepaßt hat. Viel zu jung, Mitte zwanzig. Und er wollte eine Sklavin, die er nach Herzenslust kitzeln konnte. Jane, komm doch mal her."

Jane verabschiedete sich gerade von einem schweißgebadeten Kunden. Sie gab ihm noch das übliche Masturbationsverbot auf den Weg: "Und wehe, du onanierst wieder ! Wenn ich das erfahre, kannst du das nächste Mal was erleben !" Der Kunde murmelte "Ja, Herrin" und verschwand. "Was war das gerade ? Du hast ihm das Wichsen verboten ?" fragte der Kommissar. Jane lachte: "Natürlich, das mache ich immer. Jetzt onaniert er wahrscheinlich schon auf den Nachhauseweg, um es mir nächstes Mal zu beichten, damit ich ihn schön streng bestrafe. Ein alter Dominatrick, um einen Stammkunden zu halten." Jochen konnte nicht anders, er mußte grinsen. "Davon hat mir Silvia nie erzählt." Jane runzelte die Stirn. Sie war eine der jüngeren Dominas, mit blondem Pferdeschwanz und einer sagenhaften Figur. "Dann bist du bestimmt Jochen, der Bulle. Was willst du hier ?" Babsi erklärte es ihr, und Jane erzählte:

"Vorletzte Woche war so ein Typ hier, der ganz komisch war. Gar nicht der übliche Kunde. Zu jung, zu schüchtern, und zu wenig Kohle. Er hat mich erst eine halbe Stunde lang belabert, bevor er mit seinem Wunsch rausrückte. Er wollte mich kitzeln. Ich sagte ihm, daß ich als Domina dafür nicht zur Verfügung stehe, aber wenn er wollte, könnte ich ihn fesseln und kitzeln. Dieser Wunsch wird immer häufiger geäußert. Doch er wollte lieber selbst aktiv sein. Ob ich nicht eine Sklavin hätte, wollte er wissen. Wir haben hier nur ein Mädchen, das sich ab und zu als Opfer für die Kitzelfreaks hergibt, das ist Janine. Ich holte sie dazu, doch sie kannte den Typen schon und ließ ihn abblitzen. Als ich sie nach dem Grund fragte, winkte sie nur ab. Der Typ verschwand ohne weiteren Kommentar."

"Könntest du mir den Typen beschreiben ? So, daß unser Zeichner etwas damit anfangen kann?" wollte der Kommissar wissen. "Warum fragt du nicht Janine ? Sie sitzt dort drüben, bei einem Kunden, und sie kann dir bestimmt mehr erzählen, weil sie den Typen irgendwoher kannte. Aber du darfst jetzt nicht hingehen, sie ist gerade beschäftigt. Warte, bis der Kunde abgefertigt ist."

Es wurde eine schweigsame Stunde an der Bar, bis Janine zurückkam. Sie wirkte total erschöpft, doch sie lächelte Jochen an. Er hatte sie noch nie hier gesehen, sie war wohl neu. Damit sie sich ungestört unterhalten konnten, zogen sie sich in eines der ´Geschäftszimmer´ zurück, eine gut ausgestattete Folterkammer. "Babsi hat mir erzählt, wer du bist," sagte sie zur Einleitung. "Was willst du ?" Der Kommissar befragte sie nach dem bewußten Kunden, den sie abgewiesen hatte. "Kennst du ihn ? Was weißt du über ihn ?" Sie grinste breit, als sie ihn fragte: "Was kriege ich für meinen Arbeitszeitausfall, während ich hier mit dir plaudere ?" Schütte griff in die Tasche und zückte einen Blauen, hielt ihn jedoch fest: "Den kriegst du, wenn ich etwas wichtiges von dir höre. Ich könnte dich auch aufs Präsidium vorladen, wenn dir das lieber ist, doch ich würde mehr von einer freiwilligen Mitarbeit halten."

Ihr Grinsen war plötzlich verschwunden. Tiefernst sagte sie: "Laß´ dein Geld stecken, ich will es nicht. Für kein Geld der Welt kannst du Silvia wieder zum Leben erwecken. Und für kein Geld der Welt kann ich dir etwas über den Kerl erzählen. Wenn er es war, der Silvia umgebracht hat, dann bin ich die nächste auf seiner Liste, wenn ich den Bullen etwas erzähle." Schütte wurde es plötzlich heiß, als er die Wahrheit dieser Worte erkannte. Nur etwas stimmte nicht: "Janine, hör´ mir jetzt bitte genau zu: Wenn es der Kerl wirklich war, dann stehst du tatsächlich auf seiner Liste, und zwar egal, ob du mit mir sprichst oder nicht. Du bist eine Zeitbombe für ihn, die er beseitigen muß. Wenn du mir hilfst, können wir dich schützen, und wir kriegen diesen Kerl, bevor er weitere Frauen umbringen kann. Aber wenn du jetzt den Kopf in den Sand steckst, bist du vielleicht schon morgen tot. Er hat schon mehrere Morde auf dem Gewissen, auf einen mehr oder weniger kommt es ihm jetzt nicht an. Bitte, sei vernünftig!"

"Du willst mich beschützen ?" lachte Janine bitter. "So, wie du Silvia beschützt hast ? Hau bloß ab, du Klugschwätzer. Was weißt denn du ? Wo soll ich hin ? Wenn ich nicht arbeite, kann ich meine Miete nicht bezahlen und bekomme nichts zu essen. Ich habe keinen bezahlten Urlaub, den ich nehmen könnte. Nutten kriegen auch kein Arbeitslosengeld. Und ich habe nicht genug Kohle, um von hier endgültig zu verschwinden. Glaubst du, mir macht es Spaß, mich hier als Sklavin von allen möglichen perversen Schweinen foltern zu lassen ?"

Der Kommissar überlegte eine Weile. "Ich kenne einen Laden in Rosenheim, dort könntest du für eine Weile untertauchen. Kein SM-Studio, sondern ein ganz normaler Strip-Schuppen. Kannst du Striptease tanzen ?" Sie nickte unentschlossen. "Na los, überleg´ nicht lange. Pack deine Klamotten, die du jetzt bei dir hast, und ich bringe dich gleich hin. Fahr nicht vorher nach Hause, der Mörder könnte schon auf dich warten. Unterwegs erzählst du mir, woher du den Typen kennst und was du von ihm weißt. Einverstanden ?" - "Okay. Ich gebe zu, ich habe eine tierische Angst vor dem Kerl. Und mit strippen kann ich mich vielleicht eine Weile über Wasser halten, auch wenn ich dort nicht soviel verdiene wie hier. Kann ich Babsi sagen, wo du mich hinbringst ?" - "Auf keinen Fall ! Niemand darf wissen, wo du zu finden bist. Laß mich mit Babsi reden. Und ich muß ungestört telefonieren."

Er erklärte der Bardame, daß er Janine zu ihrer eigenen Sicherheit mitnahm. Nein, sie ist nicht verhaftet. Ja, er würde gut auf sie aufpassen. Er meldete Janine in Rosenheim an. Der Besitzer des Stripschuppens war ein persönlicher Bekannter aus seiner Zeit im Streifendienst. Es gab auch im Rotlichtmilieu zuverlässige Leute.

Unterwegs packte Janine aus. Sie erzählte dem Kommissar von dem Typen. "Er trug bei uns im Club einen Schnurrbart, doch ich habe ihn wiedererkannt. Weißt du, es gibt da einen Verein von Kitzelfreaks in der Hohenzollernstraße, wo ich manchmal für den Boß arbeite." Schütte unterbrach sie: "Den ´Lachverein´ ? Und dein Boß ist Frank Scheller ?" - "Donnerwetter, ihr wißt ja schon eine Menge ! Ja, der Boß ist der Vereinsvorsitzende. Er braucht manchmal Mädchen für eine der Shows, die er dort zeigt. Richtig sadistisches Kitzeln betreiben die dort. Und weil im Club fast nur Männer sind, holt sich der Boß Mädchen vom Strich oder aus Clubs dafür. Einmal kam ein Typ, den der Boß sofort wieder auf die Straße beförderte, als ich gerade auf der Bühne gefesselt war. Ich habe ihn nur kurz gesehen, aber es war derselbe Kerl wie neulich im Studio, nur daß er damals noch keinen Bart hatte. Der Boß hat mir erzählt, daß der Kerl krank sei. Er wäre früher einmal Mitglied im Lachverein gewesen, aber sie hatten ihn rausgeworfen, als er eines der anderen Klubmitglieder bis zur Bewußtlosigkeit gekitzelt hatte. Er hatte auf das vereinbarte Gefahrensignal überhaupt nicht reagiert."

Gefahrensignal war ein Begriff aus der SM-Szene. Wenn ein Masochist gequält wird, kommt es vor, daß der Schmerz auch für ihn zu heftig wird. Schreien und Betteln gehört zum normalen Spiel, doch der aktive Part muß irgendwie erfahren, wann er tatsächlich aufhören muß. Dafür wird vorher ein Gefahrensignal verabredet, ein Wort oder eine Geste, das die Tortur sofort unterbricht. SM ist vorwiegend eine Angelegenheit des gegenseitigen Vertrauens, und wer sich nicht an das Gefahrensignal hält, zerstört dieses Vertrauen. Deshalb werden solche Sadisten meist sehr schnell aus der SM-Szene ausgestoßen. Sie gelten als die wirklich Perversen und Kranken. Und dieses Verhalten paßte gut zu dem Täter, den sie suchten.

Eine wirklich brauchbare Personenbeschreibung konnte allerdings auch Janine nicht liefern. Jung, schlank, mittelgroß, Allerweltsgesicht. Sie hatte ihn auch nur zweimal kurz gesehen, einmal im Lachverein, einmal im Studio. Schütte sagte ihr, daß er sie in den nächsten Tagen mit einer Kiste Fotos besuchen würde. Vielleicht war der Täter schon anderswo im Milieu aufgefallen, und dann könnte sie ihn im Verbrecheralbum identifizieren. Schütte hatte allerdings wenig Hoffnung.

Es war alles gesagt. Sie fuhren über die nächtliche Autobahn, und Schütte vergewisserte sich immer wieder, daß sie nicht verfolgt wurden. Zweimal fuhr er auf einen Parkplatz und wartete einige Minuten, als sie trotz relativ langsamer Fahrt von dem hinter ihnen fahrenden PKW nicht überholt wurde. Doch in beiden Fällen erwies sich der Verdacht als blinder Alarm. Schütte war Profi in diesen Dingen, er hatte auch schon im Personenschutz gearbeitet.

Um die Zeit totzuschlagen, plauderten sie über alles mögliche. Schütte fragte seinen Schützling, wovon sie so erschöpft gewesen war, nach ihrem letzten Kunden. Janine lachte und meinte: "Das geht dich zwar nichts an, aber es war auch ein Kitzelkunde. Ich habe jetzt noch Bauchschmerzen vom Lachen. Aber der ist harmlos, er war schon öfter bei mir. Sehr freundlich und höflich, und er zahlt gut. Einen Riesen pro Sitzung. Manchmal muß ich ihn dann anschließend fesseln und kitzeln, dann kann ich mich richtig rächen. Dafür legt er dann noch fünf Hunderter drauf." Schütte war fasziniert: "Wofür die Leute ihr Geld rauswerfen ! Aber sag´ mal, kommt der eigentlich so richtig zum Höhepunkt davon, oder wie ?" Janine grinste: "Fast ! Aber zum Schluß muß ich ihm immer einen mit der Hand runterholen. Wenn er sich vorher richtig ausgetobt hat, geht es meist ganz schnell. Doch weißt du, was das Interessanteste daran ist ? Er hat mich schon mal zum Höhepunkt gekitzelt. Ein wenig erregt mich das Kitzeln immer, aber an diesem Abend hat er zum Schluß mit einer Feder solange meinen Kitzler bearbeitet, daß ich richtig explodiert bin. Normalerweise dürfen Freier nicht an meine Muschi, nicht in einem SM-Club. Aber das war so toll, ich habe nur ganz kurz protestiert. Und es hat mir einen Riesen zusätzlich eingebracht." Schütte schmunzelte: "Hmm, vielleicht sollte ich das auch mal probieren. Hatte Silvia eigentlich auch Kunden, die auf Kitzeln stehen ?"

Janine antwortete sofort: "Ja, sie hat auch in Schellers Lachverein ab und zu ausgeholfen. Allerdings immer in der aktiven Rolle, soviel ich weiß. Möglicherweise kannte sie den Mörder auch von dort. Mir hat sie nicht so viel darüber erzählt." Die Erwähnung Silvias brachte beide wieder zu schweigsamer Nachdenklichkeit.

In Rosenheim angekommen, brachte Schütte Janine in den Strip-Laden. Joschi, der Besitzer, wies ihr ein kleines Mansardenzimmer zu, das gerade leerstand. Er versprach dem Kommissar, sich um sie zu kümmern und ihr auch Arbeit zu geben. Schütte schärfte Janine nochmals ein, auf keinen Fall mit jemand zu telefonieren oder ihre neue Adresse zu verraten. "Wenn du etwas brauchst, rufe mich an, hier auf der Karte ist auch meine Privatnummer. Wenn ich nicht zu erreichen bin, wende dich an Kommissarin Berchthold. Gib mir deinen Hausschlüssel, wir werden deine Wohnung überwachen." Sie besprachen noch ein paar Einzelheiten, dann verabschiedete sich Schütte. Zu seiner Überraschung küßte Janine ihn kurz, aber heftig, und hauchte "Danke !"

Auf der Rückfahrt dachte er über Janine nach. Ein nettes Mädel. Sehr jung, sehr hübsch, ein bißchen naiv vielleicht. Sie war in großer Gefahr, und er hatte sie gerettet. Das klassische Ritter-beschützt-Burgfräulein-vor-bösem-Drachen-Syndrom. War er etwa gerade dabei, sich wieder in eine Nutte zu verlieben ? Unwillig schüttelte er seinen Kopf und brummte etwas vor sich hin.

Am nächsten Morgen erstatte er dem Staatsanwalt Bericht. Dr. Kirchschläger zog Susanne Berchthold hinzu. Er organisierte das Zeugenschutzprogramm und die Überwachung der Wohnung. Dann wies er die beiden an, niemand, auch nicht den Kollegen, von Janine zu erzählen. Abschließend meinte er zur Kommissarin: "Wir müssen an diesen Scheller herankommen, egal wie. Hat Schweiger schon Ergebnisse aus der Observation ?" Susanne Berchthold verneinte. "Wir haben ihn eben mal einen Tag lang beschattet, da kann eigentlich noch gar nichts Verwertbares dabei herauskommen. Ich baue immer noch auf den anderen Weg, an Scheller heranzukommen." Der Staatsanwalt schmunzelte, er wußte, wovon die Rede war. Schütte verstand dagegen nur Bahnhof.

Die Kommissarin fragte ihn: "Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mich mal mit dieser Janine unterhalte ?" Schütte zögerte etwas, ihr den Aufenthaltsort von Janine preiszugeben, doch auch Dr. Kirchschläger nickte ihm zu. "Okay," stimmte er schließlich zu. "Wir fahren morgen gemeinsam zu ihr. Aber Sie dürfen niemand verraten, wo sie versteckt ist. Auch nicht den anderen Kollegen, versprochen ?" - "Klar, Auch ich habe die Worte unseres verehrten Staatsanwalts noch im Ohr."

Plötzlich klingelte das Telefon. Dr. Kirchschläger nahm ab. "Kirchschläger. Ja, was gibt´s ? Ach nein. Ist ja interessant. Konnten Sie ihn sehen ? Schade. Haben Sie ihn wenigstens verfolgt ? Nein, Sie haben recht, die Beobachtung der Wohnung hat Vorrang. Und das Kfz-Kennzeichen ? Hmm. Also, vielen Dank, und passen Sie weiter gut auf." Er hängte ein und informierte die beiden Anwesenden: "Stellen Sie sich vor, unser Beobachtungsposten vor Janines Haus hat einen Wagen beobachtet, der mehrmals langsam an ihnen vorbeifuhr, so als ob er einen Parkplatz suchen würde. Er machte sich erst verdächtig, als gerade vor ihm ein Auto aus einer Parklücke fuhr, und er trotzdem keine Anstalten machte, einzuparken. Einer der Fahnder stieg aus, um sich diesen mysteriösen Langsamfahrer näher anzusehen. Daraufhin gab dieser plötzlich Gas und verschwand. Offenbar hat er den Braten gerochen. Wegen des gerade niedergehenden Gewitterschauers konnten die Fahnder das Gesicht im Auto nicht erkennen. Sie verfolgten ihn auch nicht, da Schweiger Anweisung gegeben hatte, die Wohnung nicht aus den Augen zu lassen. Und das hintere Nummernschild des Wagens war so stark verschmutzt, daß es unleserlich war. Wahrscheinlich sogar eine beabsichtigte Tarnung. Was halten Sie davon ?"

Schütte war kreidebleich: "Da habe ich Janine wohl wirklich im letzten Moment in Sicherheit gebracht. Stellen Sie sich vor, ich hätte sie nur nach Hause gefahren !" Auch Susanne Berchthold fühlte einen eiskalten Schauer über ihren Rücken jagen. "Zumindest diesmal waren wir dem Täter einen Schritt voraus. Hoffentlich bleibt das so !"

Später kam Dr. Liebermann ins Büro der Kommissarin. "Na, Doktor, haben Sie gute Neuigkeiten ?" - "Wie man´s nimmt. Zunächst einmal: Die Tote wurde an Land erdrosselt und erst dann ins Wasser gestoßen. Außerdem wurde sie vorher ausgiebig gefoltert. Ich habe Spuren gefunden, die auf Verbrennungen mit Zigaretten schließen lassen. An beiden Handflächen, an einer Fußsohle, an den Brustwarzen und an den Genitalien." Susanne Berchthold wurde es schlecht. "Am Mund fanden wir die gleichen Spuren von Klebeband wie bei den anderen Opfern. Zum Fesseln wurden diesmal Handschellen und Stricke verwendet, die deutliche Verletzungen hinterlassen haben. Bis auf das Klebeband gibt es keine Gemeinsamkeiten mit den anderen Todesfällen, und selbst das könnte Zufall sein. Sind Sie sicher, daß es sich um den gleichen Täter handelt ? So brutal ist er noch nie vorgegangen."

Die Kommissarin pflichtete ihm bei. "Schon. Doch diesmal ging es ihm nicht um die Befriedigung seiner Lust, sondern um die Beseitigung einer wichtigen Zeugin. Und die Folterspuren weisen darauf hin, daß er Informationen aus ihr herausbekommen wollte, die sie ihm nicht freiwillig gegeben hat. Hat die Spurensicherung vielleicht Zigarettenstummel gefunden ?" Dr. Liebermann verneinte, er hatte sich schon erkundigt. "Unser Täter weiß offenbar, daß wir anhand der Speichelreste auf den Zigaretten eine DNA-Analyse vornehmen können." Die Kommissarin entgegnete: "Das weiß wohl inzwischen jeder Fernsehzuschauer, nach dem großangelegten Speicheltest bei den Kindermorden in Norddeutschland. Aber trotzdem vielen Dank, Doktor."

Susanne Berchthold überlegte: Welche Informationen hatte der Täter aus der Domina herausfoltern wollen ? Und welche hatte sie ihm gegeben, bevor sie starb ? Eigentlich gab es dafür nur zwei mögliche Lösungen. Zum einen wollte er erfahren, wieviel die Domina über den Stand der Ermittlungen wußte. Offensichtlich zuviel, sonst hätte er sie wahrscheinlich nicht getötet. Zum anderen wollte er vielleicht Näheres über Janine herausbekommen. Ihren vollen Namen, ihre Adresse, was sie wußte. Wenn das der Fall war, dann war es wirklich dieser mysteriöse junge Mann, von dem sie erzählt hatte. Dafür sprach auch die Tatsache, daß die Fahnder heute jemand gesehen hatten, der sich der Wohnung vorsichtig näherte. Zu vorsichtig, denn er hatte die Observation bemerkt. Doch wie hatte der Täter die Fahnder erkannt ?

Die Kommissarin hatte ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Sie kannte es, es meldete sich jedesmal, wenn eine Sache oberfaul stank. Zum ersten Mal hielt sie die Theorie des Staatsanwalts für möglich, daß einer aus den eigenen Reihen der Täter war, oder ihm zumindest Informationen verschaffte. Aber wer ?

Schweiger platzte in ihre Überlegungen hinein. "Wir haben Scheller !" rief er triumphierend. "Wie, ihr habt ihn ? Habt ihr in bei einem Mordversuch ertappt ?" Schweiger verlor abrupt seinen euphorischen Gesichtsausdruck. "Nein, äh, so war das nicht gemeint !" - "Wollen Sie ein Quiz mit mir veranstalten, oder verraten Sie mir auch so, was Sie damit gemeint haben ?" Gleich darauf bedauerte die Kommissarin ihren ätzenden Sarkasmus. Sie hatte sich eigentlich vorgenommen, etwas sanfter mit Schweiger umzuspringen. Nun, Schweiger hatte sich mittlerweile an ihren Tonfall gewöhnt, so sagte er nur ein wenig unterkühlt: "Nein, Frau Kommissarin. Wir haben nur seine Spur aufgenommen. Er fuhr in ein Bordell am Stadtrand, kam aber schon nach einer Viertelstunde wieder heraus. Einer der Fahnder, die ihn observieren, ging daraufhin in das Etablissement, um sich nach dem Zweck von Schellers Besuch zu erkundigen. Der andere Fahnder verfolgte inzwischen weiter den Verdächtigen. Haben wir Kaffee ?" Er goß sich eine Tasse ein und fuhr in seinem geschraubten Ton fort: "Der Fahnder ging richtig in der Annahme, daß eine Viertelstunde überdurchschnittlich kurz für einen Bordellbesuch war. Er befragte die dort diensthabenden Damen und erfuhr, daß Scheller sich nach einem bestimmten Mädchen erkundigt hatte, das er für einen Vereinsabend engagieren wollte. Die betreffende Person hatte jedoch frei, und so versprach er, am Abend wiederzukommen."

Die Kommissarin wartete immer noch auf die Pointe. "Und weiter ?" fragte sie gespannt. Schweiger sah sie erstaunt an: "Was weiter ? Der Fahnder ließ sich von einem Streifenwagen abholen und zu seinem Kollegen bringen, der inzwischen Posten vor dem Büro von Scheller bezogen hatte. Dorthin hatte sich die Zielperson nämlich zwischenzeitlich begeben. Das ist alles. Uns ist es endlich gelungen, Kontakt mit der Zielperson aufzunehmen. Den ganzen gestrigen Tag haben wir ihn nämlich nicht zu Gesicht bekommen."

Susanne atmete tief durch und zählte langsam bis zehn. Dann sagte sie betont leise: "Ja, bin ich denn hier nur von Idioten umgeben ? Wenn Scheller bis jetzt keine Ahnung von seiner Observierung hatte, so erfährt er es spätestens heute abend, wenn er wieder ins Bordell geht. Läßt sich dieser Trottel von Fahnder von einem Streifenwagen abholen und bis vor das Büro Schellers kutschieren ! Die Mädels aus dem Bordell werden es ihm brühwarm verklickern, was da heute los war, wenn er nicht sowieso zufällig aus seinem Bürofenster gesehen hat. Und Sie feiern das auch noch als Erfolg ! Schweiger, ich hätte Ihnen mehr Grips zugetraut. Sie enttäuschen mich tief. Brechen Sie die Observierung ab, sie schadet jetzt mehr als sie nützt. Und bringen Sie mir diesen Stümper von der Fahndung, damit ich ihn erwürgen kann !"

Schweiger war total verdattert. Langsam kam ihm zu Bewußtsein, was die Fahnder angerichtet hatten. Scheller würde sich hüten, jetzt irgendetwas zu tun, was die Polizei nicht wissen durfte. Ganz untypisch vulgär sagte er "Shit" und stürmte aus dem Büro. Die Kommissarin vergrub ihr Gesicht in den Händen, sie war kurz davor, loszuheulen.

Zu allem Überfluß kam nun auch noch Junior herein und meldete sich zum Dienst. "Wieso kommen Sie erst jetzt ?" fuhr sie ihn an. Er stotterte irgendetwas von einer Autowerkstatt und vom TÜV und verzog sich wieder. Susanne Berchthold hielt es auch nicht mehr im Büro, sie brauchte dringend frische Luft. Um sich ein wenig abzulenken, unternahm sie einen Schaufensterbummel durch die nahe Sendlinger Straße. Langsam beruhigte sie sich. Es war sonst gar nicht ihre Art, so die Fassung zu verlieren, und sie fragte sich, ob es damit zu tun hatte, daß sie nun schon zwei Tage von Angela getrennt war. "Unsinn," murmelte sie. Doch ihr fehlte tatsächlich die Zärtlichkeit ihrer Freundin. Vor allem nachts.

Auf dem Rückweg über die Sonnenstraße betrat sie eines des Sex-Shops und blätterte in einigen SM-Kontaktmagazinen. Dabei fiel ihr eine Anzeige auf, die sich erbot, alle Arten von SM-Möbeln herzustellen. Und die Adresse dieser Firma überraschte sie noch mehr: Holzkirchen. Vor dieser Kleinstadt aus fuhr man, wenn man die Landstraße benutzte, direkt durch Sauerlach nach München. Wieso hatte Junior das nicht herausbekommen ? Alles mußte man selbst machen !

Sie kaufte das Magazin, um es Junior zu zeigen, wie einfach es gewesen wäre, einen SM-Ausstatter ausfindig zu machen. Der Junge mußte noch eine ganze Menge lernen. Im Büro konfrontierte sie ihn damit. "Was haben Sie eigentlich bei ihrem Ausflug letzte Woche gemacht ? Die Gegend bewundert ?" Bieneck druckste herum. "Nein, ich habe nach Flohmärkten gesucht. Und in keinem Ort in der Nähe von Sauerlach bin ich fündig geworden. Ich war auch in Holzkirchen, aber einen Laden für SM-Möbel habe ich dort nirgends gesehen." Gegen ihren Willen mußte die Kommissarin über so viel Naivität lachen. "Haben Sie etwa geglaubt, so etwas in einem normalen Laden zu finden ? Mit einer großen Aufschrift ´SM-Möbel´ über dem Eingang? Sie müßten doch wissen, daß so etwas in einer erzkatholischen Kleinstadt nur äußerst diskret existieren kann. Warum haben Sie nicht vorher besser recherchiert ? Schweiger hat eine ganze Schublade voll von diesen Magazinen, und den einen Klub haben Sie doch auch über eine Kontaktanzeige in einem SM-Magazin gefunden. Sie hätten nicht mal ein Sex-Shop betreten müssen, um das hier herauszufinden. Herr Bieneck, ich erwarte in Zukunft, daß Sie sorgfältiger arbeiten. Ist das klar ? Über ihr Zuspätkommen heute morgen unterhalten wir uns ein andermal, wenn es wieder vorkommen sollte. Hauen Sie ab !"

Sie rief die Nummer der SM-Schreinerei in Holzkirchen an, unter einem falschen Namen, und erkundigte sich, ob sie wohl am nächsten Tag mal das Angebot ansehen könnte. Sie bekam eine Wegbeschreibung und einen Termin. Da sie ohnehin mit Schütte nach Rosenheim fahren wollte, konnte sie auf dem Rückweg dort vorbeischauen.

Abends meldete sich Angela telefonisch bei ihr. Sie hatte auch in Hamburg einen Kitzel-Treff ausfindig gemacht, obwohl ihre eigentliche Recherche gar nichts damit zu tun hatte. Susanne war ein wenig eifersüchtig. "Du wirst dich doch wohl nicht von irgendjemand kitzeln lassen?" fragte sie besorgt. Angela lachte. "Warum eigentlich nicht ? Wenn mir der oder diejenige sympathisch ist ?" Susanne war sich bewußt, daß sie im Grunde genommen nichts dagegen vorbringen konnte. Doch irgendwie betrachtete sie das Kitzeln nun als sexuelle Handlung, und niemand sollte mit ihrer Geliebten Sex haben, gleich in welcher Form. Vorsichtig versuchte sie, Angela diese Ansicht zu erklären, doch die unterbrach sie: "Keine Angst, ich habe nicht vergessen, daß wir zusammengehören. Ich würde auch eifersüchtig, wenn du dich von einem anderen Menschen als mir kitzeln lassen würdest. Das bleibt aber unser kleines Geheimnis. Apropos, hast du eigentlich schon Antwort vom ´Lachverein´ ?" Susanne verneinte, erleichtert, daß Angela ihre Gefühle nachvollziehen konnte.

Am nächsten Vormittag fuhr sie mit Schütte nach Rosenheim. Er bestand darauf, selbst zu fahren. "Nur so kann ich eventuelle Verfolger identifizieren," meinte er, und sie ließ ihm seinen Willen. "Wie kommen Sie eigentlich auf die Idee, daß wir verfolgt werden könnten ? Und von wem ?" wollte Susanne Berchthold wissen. Schütte schüttelte unwillig seinen Kopf, als ob er ein lästiges Insekt verscheuchen wollte. "Alte Angewohnheit. Und mich hat es sehr nervös gemacht, daß Janines Wohnung gestern offensichtlich beobachtet wurde. Und daß die Fahnder erkannt wurden, hat mich noch viel nervöser gemacht. Ich kriege Kirchschlägers Worte einfach nicht aus meinem Kopf. Was, wenn tatsächlich einer unserer Kollegen in den Fall verstrickt ist ? Wenn er jetzt weiß, daß ich Janine irgendwo versteckt halte ? Nein, ich mache mir schon genug Vorwürfe wegen Silvias Tod, ich muß für Janines Sicherheit garantieren. Sie werden wirklich mit niemandem über das Versteck reden ?" Die Kommissarin beruhigte ihn nochmals.

Nach einer Runde Schweigen fragte sie ihn: "Woran erkennt man eigentlich, daß man verfolgt wird ? Ich kenne das zwar aus der Theorie, aber Erfahrungen damit habe ich keine." Schütte blickte in den Rückspiegel. "Drehen Sie sich mal unauffällig um, so als ob sie etwas auf dem Rücksitz suchen würden. Sehen Sie den roten Golf hinter uns ? Der fährt seit dem Autobahnbeginn in Ramersdorf hinter uns her, manchmal zwei, manchmal drei Wagen hinter uns. Er könnte ein Verfolger sein. Passen Sie auf, ich versuche jetzt, ihn abzuschütteln." Schütte beschleunigte plötzlich, wechselte auf die Überholspur und scherte nach zwei LKWs wieder rechts ein. Der Golf war nicht mehr zu sehen. "Das bleibt vermutlich so, bis wir in die Nähe der nächsten Ausfahrt kommen," prophezeite er. Tatsächlich, kurz vor der Ausfahrt Weyarn wurden sie von dem roten Golf wieder eingeholt.

"Und jetzt wollen wir einmal sehen, ob er uns wirklich verfolgt," meinte Schütte und fuhr auf die Abbiegespur. "Aber hier ist doch noch gar nicht Rosenheim !" protestierte die Kommissarin. "Richtig," grinste Schütte. An der Ausfahrt durchfuhr er eine Schleife, um gleich darauf wieder auf die Autobahn zurückzufahren. Auch der Golf hatte die Autobahn an der Ausfahrt verlassen, war dann jedoch in Richtung Miesbach weitergefahren.

"Spätestens jetzt weiß der Fahrer dieses Golf, falls er uns wirklich verfolgt hat, daß wir auf der Hut sind. Wenn er sich jetzt nochmals irgendwo zeigen sollte, ist er automatisch ein Verdächtiger. Deswegen werden professionelle Observationen immer mit mindestens zwei PKWs durchgeführt. Einer folgt der Zielperson, der andere bleibt auf der Autobahn, fährt auf den nächsten Parkplatz und wartet darauf, daß die Zielperson wieder an ihm vorbeifährt, um sich dranzuhängen."

Die Kommissarin war beeindruckt. "Haben Sie noch mehr solche Tricks auf Lager ?" wollte sie wissen. Schütte grinste wieder. "Abwarten," schmunzelte er. Kurz vor der Ausfahrt Rosenheim fuhr er auf einen Parkplatz. "Hier bleiben wir ein paar Minuten," bestimmte er. Sie waren ganz allein auf dem Parkplatz. Die Kommissarin frozzelte: "Es ist aber schon lange her, daß ich mit einem Mann alleine auf einem Parkplatz war." Schütte blieb cool. "Holen Sie sich Ihren Sexualunterricht woanders." Gleich darauf entschuldigte er sich für seine unpassende Bemerkung.

Er sah auf die Uhr und fuhr weiter. "Falls wir wirklich von einem Profi verfolgt werden sollten, wird er jetzt an der Ausfahrt Rosenheim auf uns warten. Aber diesen Gefallen werden wir ihm nicht tun." Die Kommissarin fragte ihn, wieso ein potentieller Verfolger so reagieren würde. "Nun, ganz einfach: auf der Autobahn kann man nicht einfach auf dem Seitenstreifen stehenbleiben und warten, ohne aufzufallen. Falls der Verfolger gesehen hat, daß wir auf diesen Parkplatz gefahren sind, hätte er entweder ebenfalls auf den Parkplatz einbiegen müssen. Die nächste Chance, uns abzufangen, ist erst die Ausfahrt Rosenheim. Er könnte also annehmen, wir würden diese Ausfahrt benutzen wollen. Doch wir fahren weiter bis zur nächsten Ausfahrt, Rohrdorf. Das ist nur ein kleiner Umweg, aber für die Sicherheit lohnt er sich." Susanne Berchtholds Respekt vor Schütte wuchs zusehends. "Auch wenn ich keinen Sexualunterricht bei Ihnen bekommen konnte, habe ich dennoch schon eine Menge bei Ihnen gelernt." Beide lachten.

Ein unausgeschlafener, unrasierter Joschi öffnete ihnen die Tür. Schütte bemühte sich nicht, die Kommissarin vorzustellen. "Wie geht es Janine ?" Joschi knurrte nur. "Schöne Pleite, die Kleine. Als Stripperin kann ich sie jedenfalls nicht einsetzen. Hast du schon einmal ihren Arsch und ihren Rücken gesehen ?" Schütte verneinte erstaunt. "Narben und Peitschenstriemen überall, ihre Haut sieht aus wie eine Landkarte. Wann, hast du gesagt, holst du sie wieder ab ?" Schütte packte Joschi am Kragen, drückte ihn an die Wand und sagte gefährlich leise: "Sobald ich es für richtig halte. Oder hast du schon vergessen, was ich für dich getan habe ?" Joschi beschwichtigte eilig: "Ja, ja, ist ja schon gut. Vielleicht baue ich ja eine SM-Nummer in mein Showprogramm ein." Schütte ließ ihn los und führte die Kommissarin zur Treppe. "Lassen Sie mich zuerst alleine mit ihr reden, in Ordnung ?" Susanne Berchthold nickte nur.

Zwei Minuten später stand sie vor einer Janine mit schrecklich verheultem Gesicht. "Was haben Sie mit ihr gemacht ?" fragte sie Schütte scharf. Der winkte ab. "Ich habe ihr nur erzählt, daß sich jemand bei ihrer Wohnung herumgetrieben hat. Sie hat schon geheult, als ich hereinkam. Sie hat ganz einfach tierische Angst." Susanne setzte sich zu Janine auf das Bett und strich ihr über die Haare. Sie versuchte, das verängstigte Mädchen zu beruhigen. "Janine, hören Sie mir genau zu: Wir wollen Ihnen helfen ! Das können wir aber nur, wenn Sie uns zuerst auch ein wenig behilflich sind. Können Sie den jungen Mann, den Sie wiedererkannt haben, beschreiben ?" Janine schluchzte. "Was wollen Sie denn noch ? Ich habe doch schon Ihrem Kollegen gesagt, daß ich ihn nur kurz gesehen habe. Ein Allerweltsgesicht, wie es durchschnittlicher nicht sein könnte. Die ganze Nacht habe ich mir den Kopf zerbrochen, ob es nicht wenigstens irgendein auffälliges Merkmal gibt, an das ich mich erinnere. Aber so sehr ich mir den Kopf auch zermartere, er hatte nicht einmal einen Pickel. Nur der Schnurrbart, der könnte künstlich gewesen sein. Er wirkte irgendwie angeklebt. Aber sonst weiß ich wirklich nichts mehr. Bitte, helfen Sie mir doch !" Sie vergrub ihr Gesicht in Susannes Schulter und weinte heftig.

Tief bewegt von Janines kreatürlicher Todesangst umarmte die Kommissarin sie. Sanft streichelte sie das Haar des Mädchens, und ganz unmotiviert erinnerte sie sich an Zeiten, da sie noch Berührungsängste bei Frauen gehabt hatte. "Ja," flüsterte sie beinahe zärtlich, "heul´ dich aus, dann fühlst du dich besser." Schütte sah sie ein wenig verwundert an, schwieg jedoch. Heftige Weinkrämpfe schüttelten Janine durch, doch langsam beruhigte sie sich. Schütte zog von irgenwoher ein Taschentuch ans Tageslicht, und sie wischte sich die Tränen aus den verquollenen Augen. "Behandelt Joschi dich ordentlich ?" wollte Schütte wissen, und sie nickte. "Er will mich zwar nicht als Stripperin auftreten lassen, aber das kann ich verstehen. Er hat mir in einem Spiegel meine Narben gezeigt. Ich habe es schon lange vermieden, mich von hinten zu betrachten, deshalb war ich wohl ein wenig geschockt." Sie zog ihren Männerpyjama aus. Die Kommissarin war entsetzt, als sie die Spuren der Mißhandlungen sah. "Nicht alle Freier wollen mich nur kitzeln," meinte Janine verlegen.

"Wieso läßt du das mit dir machen ?" wollte die Kommissarin von ihr wissen. "Du bist so ein hübsches Mädchen, du hast das doch nicht nötig !" Schütte verdrehte die Augen, er kannte diese Art von Gespräch auswendig. Wie er erwartet hatte, wurde Janine plötzlich feindselig: "Das geht Sie nichts an !" zischte sie Susanne Berchthold an. "Sie hören sich an wie ein x-beliebiger Freier ! Alle wollen sie mich ´da herausholen´, weil sie nicht verstehen, daß ich nur davon leben kann ! Ich habe nie etwas anderes gelernt, und soll ich Ihnen noch etwas sagen ?" Ihr Gesicht verzerrte sich zu einer höhnischen Fratze. "Manchmal macht es mir sogar Spaß ! Ja, da staunen Sie, was ? Genau wie all die anderen kleinen perversen Spießbürgerschweine ! Sie können nicht verstehen, daß auch Schläge eine Art von Zuwendung sind, die man sucht, wenn man von sonst niemand Zuwendung erhält !" Wieder fiel sie schluchzend in sich zusammen, und wieder, seltsamerweise, in Susannes Arme, die sie doch gerade eben beschimpft hatte.

Irgendwie wurde Schütte ein wenig neidisch. Er hatte sie schließlich gerettet, warum weinte sie sich nicht an seiner Schulter aus ? Blödsinn, schalt er sich gleich darauf selbst. Er zwang sich, logisch zu denken. "Hör´ mal, Janine," sagte er, "wenn du den Mann nicht beschreiben kannst, wer im Club könnte das ?" Janine hörte auf zu schluchzen. Sie schneuzte sich laut hörbar in Schüttes Taschentuch. "Hmm," machte sie, "vielleicht Jane, die hat mindestens eine halbe Stunde mit ihm geredet. Sylvia hätte es gewiß gekonnt, aber die lebt ja jetzt nicht mehr." Schüttes Herz erhielt wieder einen Stich. "Und dein Chef, Frank Scheller ?" - "Der ganz sicher. Soweit ich weiß, hat er von jedem Mitglied des Lachvereins alle Personalien. Aber an den kommt ihr nicht ran. Der genießt Protektion von ganz oben. Er ruft immer an, wenn die Polizei eine Razzia plant, damit wir gut vorbereitet sind. Deshalb konnte uns auch noch keiner etwas anhaben. Hey, Moment mal, vielleicht sollte ich ihn um Schutz bitten ? Er hat bestimmt mehr Möglichkeiten als Ihr dämlichen Bullen."

"Und was ist, wenn er mit dem Täter unter einer Decke steckt ? Oder wenn er seinerseits Angst hat, daß seine krummen Geschäfte von dir verraten werden ? Wo gehst du dann hin ?" wandte die Kommissarin ein. Janine dachte nach. "Entschuldigt bitte," meinte sie kleinlaut. "Ihr wollt mir helfen, und ich beschimpfe euch. Ich bin so durcheinander, ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich will noch nicht sterben !!!" Sie schrie den letzten Satz hinaus, und sie legte all ihre Angst in den Schrei.

Joschi riß die Türe auf: "Seid ihr verrückt ? Laßt das Mädchen in Ruhe ! Wollt ihr sie etwa umbringen ?" Schütte beruhigte ihn und beförderte ihn unsanft hinaus. Die Kommissarin wünschte sich, sie hätte Psychologie studiert. Vielleicht hätte sie Janine dann erklären können, warum sie zwar noch immer überleben wollte, obwohl sie ihr Leben, so wie es war, eigentlich satt hatte. Jetzt wäre der beste Zeitpunkt, das Mädchen auf einen anderen, besseren Weg zu führen.

Schütte hätte ihr aber erklären können, daß diese Aufgabe nahezu unlösbar war. Keine normale, bürgerliche Arbeit hätte Janine auch nur einen Bruchteil des Verdienstes eingebracht, das ihr jetzt zur Verfügung stand. Jetzt, mit Anfang zwanzig, jetzt konnte sie täglich soviel Geld ausgeben, wie ihre Altersgenossinen im ganzen Monat. Aber der Zeitfaden würde immer dünner werden. Mit achtundzwanzig, neunundzwanzig, dreißig, würde das Einkommen sinken. Das Leben im Bordell ließ Frauen verdammt schnell altern. Eine Weile würde sie sich vielleicht noch als Domina durchschlagen können, dafür wurden auch noch Frauen jenseits der vierzig akzeptiert. Wenn sie es überhaupt so lange aushielt und nicht vorher drogen- oder alkoholsüchtig wurde und schließlich als Pennerin oder als Leiche endete. Er hatte mal von einem Philosophen gelesen, der behauptete. daß Alter keine Frage der Jahre wäre, sondern der Erlebnisse. Je mehr ein Mensch erlebte, desto schneller würde seine Lebensuhr laufen. Und ablaufen.

Die Kommissarin holte ihn wieder auf den Boden zurück. "Und, was machen wir jetzt ?" Schütte meinte: "Zuerst müssen wir herausfinden, wer der ´Beschützer´ von Scheller ist. Solange wir das nicht wissen, laufen unsere Ermittlungen ins Leere. Und außerdem werde ich einen Zeichner zu Lady Jane in den Club schicken. Vielleicht kriegen wir endlich mal ein brauchbares Phantombild."

Susanne Berchthold stimmte zu. Sie verabschiedete sich von Janine und versprach ihr, sich weiter um sie zu kümmern. "Joschi will eine SM-Show in sein Programm einbauen. Hilf ihm dabei, das bringt dich auf andere Gedanken," riet Schütte ihr. Sie lächelte schon ein bißchen, als sie sich mit einem fast schüchternen "Tschüs" bedankte.

Im Auto machte Schütte keinerlei Anstalten, loszufahren. Susanne Berchthold ließ ihm Zeit, seine Gedanken zu ordnen. Ihr ging es ähnlich. Dies war ihr erster menschlicher Kontakt zu einer Frau im Rotlichtmilieu, und sie war total geschockt. Diese Welt unterschied sich so stark von allem, was sie kannte, daß sie sich absolut hilflos fühlte. Was brachte Frauen dazu, sich selbst so zu erniedrigen ? Und doch: welches Recht hatte sie, über diese Frauen ein Urteil abzugeben ? Ihnen zeigen zu wollen, daß es falsch war, so zu leben ? Es war, wie Janine gesagt hatte: sie hatte nicht die geringste Ahnung, wovon sie sprach.

Schütte zündete sich eine Zigarette an und fragte: "Wissen Sie jetzt, warum man in diesem Scheißjob nie mit dem Rauchen aufhören kann ?" Sie hatte nie geraucht, aber sie konnte sich vorstellen, was er meinte. Er fuhr los, wieder zurück auf die Autobahn, diesmal ohne seine üblichen Vorsichtsmaßnahmen. Die Kommissarin fragte ihn, warum er keinen Polizeischutz durch die Rosenheimer Polizei angefordert hatte. Er knurrte: "Haben Sie vergessen, daß der Täter unsere Fahnder erkannt hat ? Wenn dieses Haus beschattet wird, weiß er sofort, wo er suchen muß. Wenn ihm nicht irgendein naiver Kollege den Hinweis schon bei einem Anruf gibt. Denken Sie daran: es könnte auch einer von uns sein." Er hatte recht. "Scheiße !" meinte sie. Dieser Job machte schließlich den anständigsten Menschen vulgär. Außer Schweiger, aber der benutzte dieses Wort auch ab und zu.

Erst jetzt erzählte sie ihm von dem SM-Möbelladen in Holzkirchen, den sie noch aufsuchen wollte. Schütte machte ein erstauntes Gesicht. Sie berichtete ihm von dem Mord in Sauerlach, da hatte es die Soko noch nicht gegeben. "So ein perverses Schwein," war sein Kommentar. Sie waren zu früh in Holzkirchen, den Termin hatten sie erst für zwei Uhr. Also gingen sie essen. Nicht zu glauben, doch hier kostete der Schweinebraten mit Knödeln und Krautsalat noch unter zwölf Mark, und das Weißbier dazu gab es für DM 4,40 ! Beide schlugen sich den Bauch gehörig voll, denn auch die Portionen stimmten. Wieder halbwegs versöhnt mit der Welt, schmiedeten sie Pläne für ihr Auftreten in der Spezial-Schreinerei.

Sie gaben sich als Pärchen aus, das auf SM stand. Die Kommissarin sagte zu dem SM-Schreiner: "Wir haben von einem Bekannten gehört, daß er von Ihnen einen mittelalterlichen Fußpranger bekommen hat. So einen möchten wir auch. Was kostet sowas ?" Er lächelte süffisant und zeigte ihnen sein Sortiment. "Meinen Sie so einen ?" und deutete auf ein Holzgestell mit zwei Löchern. "Ja, genau." - "Der kommt auf DM 1.800,--, das ist die einfachste Ausführung. Wenn Sie die Öffnungen gepolstert haben wollen, kostet das noch 400 extra." Die Kommissarin dachte an die Holzsplitter, die man an den Fußgelenken des Sauerlacher Opfers gefunden hatte. Nein, der Täter hatte wohl die einfachere Ausführung gewählt. "Hmm," machte sie, was haben Sie denn sonst noch alles auf Lager ? Vielleicht kommen uns ja auch noch andere Ideen." Der Schreiner lachte meckernd. "Wenn Sie mir sagen, worauf genau Sie stehen, kann ich Ihnen bestimmt noch etwas Spezielles anbieten." Schütte antwortete cool: "Wenn Sie uns etwas zeigen, können wir das selbst entscheiden, ohne Ihnen unsere Vorlieben zu offenbaren." Sie sahen sich also in dem Schuppen um. Andreaskreuze und Streckbänke gab es da in allen Variationen, Stühle mit Fesselvorrichtungen, Böcke zum Auspeitschen und vieles mehr. "Verkaufen Sie eigentlich viele dieser Pranger ?" wollte die Kommissarin beiläufig erfahren. Der Schreiner wurde zurückhaltend. "Na, alleine davon könnte ich wohl nicht leben. Obwohl gerade in letzter Zeit die Nachfrage zunimmt."

Es wurde Zeit, die Flagge zu zeigen. Schütte holte seine Polizeimarke hervor, und der Schreiner erschrak. "Keine Angst," beschwichtigte ihn der Kommissar. "Solche Möbel zu verkaufen, ist nicht verboten. Wir wollen nur eine Auskunft von Ihnen: Wer hat in den letzten vier bis acht Wochen so einen Pranger bei Ihnen gekauft ?" Der Mann dachte nach. "Nun, ich glaube, ich habe zwei dieser Dinger verkauft. Einmal die Luxusausführung an einen geschäftsmäßig gekleideten Herrn, und den einfachen an einen jungen Mann. Beide kamen aus München. Dort kommen fast alle meine Kunden her." Susanne Berchthold fragte: "Können Sie die beiden Käufer beschreiben ?" - "Nun, der eine war wohl so Mitte vierzig, sehr teuer gekleidet, und er fuhr einen silbernen Jaguar. Der andere war etwa Mitte zwanzig, Blue Jeans und T-Shirt. Er fuhr einen alten Renault-Kombi. Der war aber von einer Autovermietung. Namen und Adressen habe ich nicht, so etwas wird ganz diskret bar abgewickelt." Schütte hakte nach: "Haben Sie sich die Autonummern notiert ? Oder wissen sie noch, von welcher Autovermietung der Renault war ?" Der Schreiner schüttelte den Kopf. "Wozu wollen Sie das eigentlich alles wissen ?"

Schütte meinte kurz angebunden: "Die Fragen stellen wir !" Doch die Kommissarin sah ihn strafend an und schwächte seinen schroffen Tonfall etwas ab. "Einer Ihrer Pranger ist offenbar für einen Mord benutzt worden. Können Sie uns sagen, wann der jüngere Mann den Pranger abgeholt hat ?" - "Muß ich nachsehen," brummelte der Gefragte, ein wenig beleidigt. Es war der Tag, an dem der Mord in Sauerlach passiert war, soviel ging aus dem Kassenbuch hervor. Der Täter war also hiergewesen. "Wir schicken Ihnen einen Zeichner vorbei, dem Sie bitte eine möglichst genaue Beschreibung der beiden Männer geben. Bitte helfen Sie uns, dieser Täter ist wirklich gefährlich." Susanne Berchthold gab ihm noch ihre Visitenkarte, dann gingen sie.

"Das Netz zieht sich zu !" meinte Schütte triumphierend. "Bald haben wir zwei Zeichnungen vom Täter, und dann packen wir ihn." Die Kommissarin war sich nicht so sicher. "Haben Sie vergessen, daß der Täter ein Allerweltsgesicht hat ? Wenn wir da ein nur beschränkt zuverlässiges Bild wie das eines Polizeizeichners veröffentlichen, das obendrein auf nur beschränkt zuverlässigen Zeugenaussagen basiert, haben wir ein paar hundert Verdächtige !" Schüttes Optimismus war unbeirrbar: "Immer noch besser als jetzt, wo wir noch gar keinen Verdächtigen haben. Wir überprüfen jedes Alibi, und irgendwo wird sich eine Klappe öffnen und ein einziger Verdächtiger herausfallen. Oder haben Sie einen besseren Vorschlag ?"

"Wir sollten diesen Scheller nicht außer acht lassen. Er fährt meines Wissens einen silbernen Jaguar. Und es ist irgendwie seltsam, daß dieser Mann immer öfter auftaucht, je tiefer wir bohren. Vielleicht ist er ja ein Komplize des Täters, der ihn deckt. Wenn nur Schweiger die Observation nicht vermasselt hätte !" Sie erzählte ihm von der unglaublichen Panne. Schütte wiegte nachdenklich den Kopf. "Sieht unseren Kollegen von der Zivilfahndung gar nicht ähnlich. Wenn da nur alles mit rechten Dingen zugegangen ist ..."

Beide versanken in schweigsame Nachdenklichkeit. Zurück im Präsidium bat sie Junior, den Polizeichner anzurufen und ihm die Adresse des SM-Ladens in Holzkirchen durchzugeben. Schütte wollte sich aufs Ohr legen, denn er hatte noch einen Nachteinsatz vor sich. Schweiger war nicht da, er hatte eine Nachricht hinterlassen, daß er noch etwas überprüfen wollte. Mittlerweile war es spätnachmittag geworden, und die Kommissarin beschloß, Feierabend zu machen.

In ihrem Briefkasten zuhause fand sie neben den üblichen Prospekten und Rechnungen einen Brief vom ´Ersten Münchner Lachverein´. Es wurde spannend. Sie öffnete ihn sofort. Er enthielt einen dunkelroten Mitgliedsausweis mit goldener Schrift, dazu eine Einladung zum nächsten Vereinsabend am folgenden Samstag. Auf der Einladung war handschriftlich vermerkt: "Herzlich willkommen in unserem Verein. Wir freuen uns darauf, Sie und Ihre Freundin gebührend zu empfangen. Keine Angst, wir neigen zwar zur härteren SM-Variante des Kitzelns, aber dafür haben wir spezielle ´Hilfskräfte´. Unsere Mitglieder nehmen nur freiwillig an solchen ´Foltern´ teil."

Nun, Susanne hatte dennoch ein komisches Gefühl in der Magengegend, als sie sich ein Aufnahmeritual in diesem Verein bildlich vorstellte. Hoffentlich kam Angela rechtzeitig zurück, alleine würde sie das nicht durchstehen. In ihrer Wohnung blinkte der Anrufbeantworter, sie beschloß aber, zuerst einen Happen zu essen.
Danach hörte sie das Band ab. Angela überraschte sie mit der freudigen Nachricht, daß sie schon am Donnerstag abend zurück sein würde. Susanne wollte das Band schon zurückspulen, als ein Piepsen ihr eine weitere Aufzeichnung ankündigte. Eine elektronisch vollständig verfremdete Stimme sprach emotionslos: "Hallo, Frau Berchthold. Halten Sie sich bei Ihren Ermittlungen ein wenig zurück, wenn Sie an Ihrer Gesundheit interessiert sind. Sie werden ständig beobachtet, egal wo Sie sind und was Sie tun. Denken Sie an Lady Silvia, und denken Sie an Ihre Freundin Angela !" Susanne war geschockt ! Woher wußte der Täter von Ihrem Verhältnis zu Angela ? Der einzige, dem sie davon erzählt hatte, war Dr. Kirchschläger. Sie rief ihn sofort an, gottseidank war er noch im Büro.

"Wem haben Sie von Angela erzählt, raus mit der Sprache !" fragte sie ohne Einleitung. Der Staatsanwalt reagierte verwundert. "Was ist denn los mit Ihnen, Frau Berchthold ? Sie klingen ja schrecklich !" - "Beantworten Sie meine Frage. Danach erkläre ich Ihnen, was los ist." - "Nun, ich habe lediglich Namen und Adresse Ihrer Freundin an einen mir persönlich bekannten Polizeibeamten aus der Abteilung Interne Ermittlungen zur Überprüfung gegeben. Nur einen Tag später hat er mir den Persilschein für Ihre Freundin gefaxt."

Susanne atmete tief durch. "Das verstehen Sie also unter Geheimhaltung ? Ich habe soeben einen Drohanruf erhalten, in dem auch von Angela die Rede war. Sie sind der einzige, dem ich von ihr erzählt habe, also sind Sie in diesem Fall die undichte Stelle !" - "Nun mal langsam, verehrte Frau Kommissarin. Sie unterstellen mir doch nicht etwa..." Susanne unterbrach ihn schroff: "Ich unterstelle Ihnen gar nichts, Herr Staatsanwalt. Es steht fest, daß Sie mit dem, was ich Ihnen anvertraut habe, nicht sorgfältig genug umgegangen sind. Nicht nur, daß jetzt vermutlich die ganze Abteilung Interne Ermittlungen weiß, daß Kommissarin Berchthold lesbisch ist, auch der Täter hat jetzt davon erfahren. Ich habe die Schnauze voll, geben Sie den Fall jemand anderem. Ende."

Sie war zutiefst aufgewühlt. Ihre Karriere beim Morddezernat war wohl damit zu Ende, und eine Versetzung in eine andere Stadt war das mindeste, was sie erwarten durfte. Nun gut, wenn es denn so sein sollte. Um sich selbst hatte sie keine Angst, sie würde sich ihrer Haut wehren. Aber niemand durfte Angela etwas antun ! Sie versuchte, Ihre Freundin im Hotel in Hamburg zu erreichen, doch sie war nicht auf ihrem Zimmer. Sie mußte aber mit jemand darüber reden, also rief sie Horst an. Nur der Anrufbeantworter. Verdammt ! Als letzter Ausweg fiel ihr Schütte ein. Natürlich, er hatte Erfahrung mit dem Abschütteln von Beobachtern, und er schien wirklich in Ordnung zu sein. Ihm konnte sie sich anvertrauen, denn er kannte den Fall fast so gut wie sie selbst. Und wenn er der Anrufer und damit der Täter war ? Unsinn, dann hätte er nicht Janine in Sicherheit gebracht.

Sie suchte seine private Nummer aus ihrem Notizbuch. Es dauerte neun Klingelsignale lang, bis er abhob, sie hätte schon beinahe aufgegeben. Ein verschlafenes "Ja ?" brummte aus ihrer Hörmuschel. Sie sagte ihm nur, daß sie ihn dringend sprechen müßte. Ob sie sich treffen könnten ? Wo ? Aha, in einem Schwabinger Cafe, wo er vor seinen Nachteinsätzen meist ´frühstückte´. Er nannte die Adresse. Gut sie würde es finden. In einer Stunde.

Um sich abzulenken, spülte sie das Geschirr ab und zog sich anschließend um. Nicht auf verführerisch, sondern auf harte Lady: Jeans und schwarze, abgewetzte Lederjacke. Gerade, als sie die Wohnung verlassen wollte, klingelte das Telefon. Bestimmt Schütte, dem etwas dazwischengekommen war. Oder Schweiger. Sie hob ab. Dr. Kirchschläger. "Hören Sie mir bitte zu, bevor Sie wieder auflegen. Kommen Sie morgen um neun in mein Büro, wir müssen reden. Und telefonieren Sie heute nicht mehr, schalten Sie nur den Anrufbeantworter ein. Gehen Sie nicht mehr weg, das ist zu gefährlich." Sie lachte höhnisch: "Für wen ? Aber okay, wir reden morgen. Jetzt habe ich noch eine Verabredung, aber dabei werde ich professionell beschützt. Gute Nacht, Herr Staatsanwalt." Wieder unterbrach sie das Gespräch einseitig.

Als sie das Haus verließ, schaute sie sich sorgfältig um, ob sie etwas Verdächtiges bemerken würde. In den parkenden Autos befand sich niemand, und die paar Fußgänger gingen achtlos an ihr vorbei. Sie nahm sich ein Taxi, denn sie kannte das Parkplatzproblem in Schwabing. Außerdem brauchte sie heute abend mehr als ein Bier, um sich zu beruhigen.

Schütte wartete schon auf sie. Er frühstückte tatsächlich ! Toast, Schinken, Käse, Ei, Kaffee, und das abends um acht. Mit vollem Mund winkte er ihr zu, als sie das Cafe betrat. Sie setzte sich zu ihm und bestellte ein Pils. "Na, das muß ja etwas wirklich Ernstes sein, wenn Sie mit Pils frühstücken," meinte er augenzwinkernd. Wider Willen mußte sie lachen. "Es hat eben nicht jeder Ihren Tagesrhythmus," gab sie zurück. "Aber es ist wirklich ernst, und ich muß mit Ihnen darüber reden." - "Schießen Sie los, ich bin ganz Ohr."

Sie nahm zunächst einen tiefen Schluck aus der Pilstulpe. Als sie absetzte, hatte sie einen weißen Schnurrbart, den sie eiligst mit dem Handrücken wegwischte. "Also, Herr Schütte, die Sache ist so:" - "Jochen." unterbrach Schütte sie. "Wie bitte ?" - "Sie sollen mich Jochen nennen. Sie wollen mir offenbar etwas Privates anvertrauen, und fände ich den Vornamen passender." - "Also gut, Jochen, ich heiße Susanne. Es ist etwas Privates, und ich muß Sie bitten, mit niemandem darüber zu reden." Er nickte eifrig kauend. "Ich habe heute einen Drohanruf erhalten, der mir von weiteren Ermittlungen in unserem Fall abrät." Schütte verschluckte sich. "Was ?! Dann müssen wir dem Täter aber schon gewaltig nahegekommen sein, sonst würde er diesen Fehler nicht begehen. Womit droht er Ihnen ?" - "Er sagt, daß er mich ständig beobachtet. Und er bedroht nicht nur mich." Schütte nahm einen Schluck Kaffee. "Kommt jetzt der private Teil ?" - "Richtig. Er bedroht auch meine Lebensgefährtin Angela. Und das macht mir besondere Sorgen." Schütte bekam große Augen. "Was, Sie sind ...? Das hätte ich nie vermutet. Na schön, ist Ihre Sache. Sollen wir Polizeischutz für Sie und Ihre Freundin organisieren ?"

Sie war erleichtert, daß er Ihr Bekenntnis so einfach wegsteckte. "Nein, das ist es nicht. Was mir Kopfschmerzen bereitet, ist die Tatsache, daß ich Dr. Kirchschläger als einzigem davon erzählt habe. Dieser Trottel hat Angela auf dem ganz normalen Dienstweg überprüfen lassen, und jetzt weiß der Täter von ihr. Was schließen wir daraus ?" Schütte hörte auf zu essen. "Scheiße, es ist einer von uns. Was sollen wir tun ?" Susanne erklärte ihm, daß sie Dr. Kirchschläger den Fall vor die Füße geschmissen hatte. "Ich kann nicht mehr, und ich will nicht mehr. Verstehen Sie das ?"

Schütte pulte nachdenklich Schinkenreste aus seinen Zähnen. "Schon. Aber ich halte es für einen Fehler, klein beizugeben. Viele von uns sind verheiratet, haben teilweise sogar Kinder. Wenn diese Kollegen persönlich bedroht werden, tun wir alles zum Schutz der Familien, aber die betroffenen Kollegen würden nicht im Traum daran denken, den Drohungen nachzugeben. Wenn wir damit erst mal anfangen, braucht jeder Verbrecher nur bei dem ermittelnden Beamten anrufen, und er wäre seine Sorgen los. Wo ist Ihre Freundin jetzt ?" - "In Hamburg. Sie kommt am Donnerstag zurück." - "Könnte sie nicht noch ein paar Tage länger dortbleiben?" - "Nein, wir müssen am Samstag etwas Unaufschiebbares erledigen." Schütte grinste: "Heiraten Sie etwa ? Sorry, war nicht so gemeint. Dann stellen wir eben auch Ihre Freundin unter Polizeischutz. Sie darf nicht alleine in ihrer Wohnung bleiben. Und Sie auch nicht !"

"Das wird nicht so einfach sein. Was ist, wenn unser Täter tatsächlich Polizist ist ? Dann könnte er sich leicht unter die Personenschützer mischen oder unter einem Vorwand Zugang zu ihr erhalten. Nein, haben Sie nicht ein sicheres Versteck für sie, so wie für Janine ? Nur wir beide dürfen davon erfahren." - "Hmm, solche sicheren Verstecke wachsen nicht auf Bäumen. Lassen sie mich nachdenken. Was halten Sie davon, sie in einem Bordell unterzubringen ? Nicht als Nutte natürlich. Nicht gut ? Hmm, vielleicht weiß sie selbst so ein Versteck, wir sollten sie fragen. Sie muß schließlich auch mit der Art ihrer Unterbringung einverstanden sein. Und was machen wir mit Ihnen ?" Susanne dachte nach. "Ich ziehe ins Hotel. Ich kenne da eine kleine Pension in Pasing, dort bin ich erstmal gut aufgehoben." - "Okay. Pasing liegt auf dem Weg zum SM-Club, wo ich heute abend sowieso hinwollte. Ich setze Sie dort ab. Brauchen Sie noch etwas aus Ihrer Wohnung ?"

"Halten Sie das nicht für riskant ? Wenn der Typ mich beobachtet, kann er uns anschließend nach Pasing folgen." Schütte grinste breit: "Haben Sie vergessen, daß ich Spezialist im Abschütteln von Verfolgern bin ? Vielleich können wir sogar den Spieß umdrehen !"
"Gute Idee. Also los." Sie fuhren zu ihr. Schütte begleitete sie in die Wohnung und vergewisserte sich, daß ihr niemand im Treppenhaus oder gar in der Wohnung auflauerte. Dann ging er wieder zum Auto und fuhr ein paarmal um den Block, um nach verdächtig aussehenden Fahrzeugen oder Passanten Ausschau zu halten. Auch die Fenster der gegenüberliegenden Häuser überprüfte er mit einem speziellen Feldstecher mit Restlicht-verstärker, den er für Observationen im Auto hatte. Nach etwa zehn Minuten hielt er vor dem Haus, wo die Kommissarin wohnte. Sie wartete schon mit einem kleinen Koffer am Eingang und stieg schnell zu ihm in den Wagen.

Auf dem Weg nach Pasing fuhr er zahlreiche Umwege, fuhr teilweise wieder zurück in die entgegengesetzte Richtung, parkte mehrfach ein und wartete. Dann wiederum schlich er sich an grüne Ampeln an, um dann bei Gelb plötzlich zu beschleunigen und einen eventuellen Verfolger dazu zu bringen, bei Rot über die Ampel zu fahren. Dabei behielt er ständig den Rückspiegel im Auge. Nach zwanzig Minuten gab er sich endlich zufrieden. "Wenn uns jetzt noch einer folgt, dann muß er sich unsichtbar gemacht haben." Sie lächelte ihm erleichtert zu: "Danke." Durch den Zickzack-Kurs dauerte die Fahrt nach Pasing fast eine Stunde. An der Hotelrezeption saß ein Rentner als Nachtportier. Er erkannte Susanne Berchtold gleich wieder: "Ja, guten Abend, Frau Berchthold ! Was für eine Freude, daß Sie mal wieder bei uns reinschauen !" - "Guten Abend, Herr Michel. Haben Sie ein Zimmer für mich frei ?" - "Oh je, haben Sie wieder Ärger mit Ihrem Mann ?" - "Nein, wir sind schon lange geschieden. Aber ich werde zuhause von einem Unbekannten belästigt, der ständig anruft und klingelt. Um mal richtig durchschlafen zu können, bin ich zu Ihnen geflüchtet." Herr Michel saß in seinem Buch nach, welches Zimmer frei war. "Sie haben Glück, die Nummer 5 ist gerade frei, Ihr früheres Zimmer, wissen Sie noch ?" Er schickte sich an, Frau Berchthold einzutragen, doch Schütte mischte sich ein. "Nein, nicht auf den Namen Berchthold. Nehmen Sie einen anderen Namen. Wie wollen Sie denn in Zukunft heißen, Susanne ?" Die Kommissarin überlegte: "Ach was, tragen Sie einfach Ilse Wegener ein. So heißt eine frühere Schulfreundin." Schütte fügte noch hinzu: "Und bitte verraten Sie niemand außer dem Tagportier, wer sich hinter diesem Namen verbirgt. Auch nicht, wenn ein Kollege von der Polizei anruft. Diejenigen, die es etwas angeht, werden Zimmer 5 oder Frau Wegener verlangen. Und haben Sie bitte ein Auge, wer sich hier an der Rezeption oder vor der Türe herumtreibt. Diese Belästigungen müssen endlich aufhören, sonst kommt meine Kollegin nie zum Schlafen."

Herr Michel lächelte verschmitzt: "Keine Angst, ich weiß, was ich zu tun habe. Ich war während des Krieges beim Heeresnachrichtendienst, da kriegt man schon etwas mit. Verlassen Sie sich nur auf mich. Und Kollege Steiner, der tagsüber Dienst schiebt, kennt sich auch aus. Der alte Filou hat sich zeitlebens wegen seiner Weibergeschichten vor gehörnten Ehemännern oder noch eifersüchtigeren Freundinnen verstecken müssen." Schütte und die Kommissarin lachten.
"Ich kann jetzt noch nicht schlafen," gestand sie. "Darf ich Sie in den Club begleiten ? Sie könnten mich ja danach wieder hier absetzen." Schütte brummte: "Eigentlich wollte ich mir ja die ganze Nacht dort um die Ohren schlagen. Ach, was soll´s, wir fahren zusammen. Los !"
24. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Goury am 30.01.06 22:18

XV Teil 2

Auf dem Weg nach Lochhausen schlug Schütte übervorsichtigerweise noch ein paar Haken. Babsi, die Bardame des Clubs, war zuerst nicht begeistert, daß Schütte eine Kollegin mitbrachte. Doch nach und nach taute sie auf, und die beiden Frauen sprachen bald wie alte Freundinnen miteinander. Es machte Susanne Berchthold richtig Spaß zu sehen, wie die Männer hereinkamen, die Geilheit sichtbar in den Augen, und wie sie dann total erschöpft, aber zufrieden, eine Stunde später den Club wieder verließen.

"Was erwarten die Freier denn so alles von euren Damen ?" wollte sie wissen. Babsi grinste. "Die meisten wollen keinen Sex. Wer zu uns kommt, braucht stärkeren Tobak, um befriedigt zu werden. Und die Wünsche sind zwar im Grunde genommen immer gleich, aber doch unterschiedlich von Kunde zu Kunde. Viele wollen bestraft werden. Das reicht von leichten, spielerischen Klapsen auf den Po bis zu regelrechten Peitschen-Orgien. Oft genug sind es aber nicht die körperlichen Schmerzen, die sie wirklich befriedigen. Es ist die Mischung aus Demütigung, Unterwerfung und das Ausgeliefertsein, das sie suchen. Lady Silvia war eine Meisterin des psychologischen Spiels mit den Männern. Vor ein paar Jahren hat sie mal tagsüber drei ihrer Kunden total nackt und an den Händen gefesselt über eine benachbarte Baustelle getrieben, selbst in eine Ledermontur gekleidet und mit einer Reitgerte bewaffnet. Am hellichten Tag, vorbei an den gaffenden Bauarbeitern. Das war ein Spaß ! Und die Kunden haben noch monatelang danach davon gesprochen, sie waren begeistert."

Susanne konnte sich ein Kichern nicht verkneifen, als sie sich die Situation bildlich vorstellte. "Und auf sowas stehen eure Kunden ? Ist ja unglaublich !" Babsi lachte mit. Sie erzählte Susanne auch von dem Masturbationsverbot, und daß sogar einige Kunden bei ihrem nächsten Besuch mit Selbstauslöser-Fotos kamen, um ihren Ungehorsam auch schlagkräftig zu dokumentieren. Umso sicherer folgte dann ihre Bestrafung.

"Außerdem führen unsere Damen mit jedem neuen Kunden ein ausführliches Vorgespräch, um herauszufinden, wie weit sie gehen sollen und dürfen. Ab und zu haben wir auch mal einen Anfänger, der nur mal in die SM-Szene hineinzuschnuppern möchte. Dann müssen wir natürlich besonders behutsam vorgehen. Viele davon werden später Stammkunden. Und wie bei Drogen benötigen die Masochisten mit der Zeit eine immer heftigere Dosis, um high zu werden. Es ist unglaublich, welche Schmerzen manche Männer gerne und lustvoll erdulden." - "Und ihr macht alles, was die Kunden wollen ?" Babsi schüttelt energisch den Kopf. "Da würden wir ständig im Knast sitzen. Jede unserer Damen hat ihre eigenen Spielregeln, aber es gibt für alle ein ungeschriebenes Gesetz: keine ernsthaften, bleibenden Verletzungen, und nie bis zur Bewußtlosigkeit. Letzteres ist vor allem bei den Erstickungs-Spielchen wichtig."

Susanne schüttelte ungläubig den Kopf. "Erstickungs-Spielchen ? Was ist das ?" Babsi merkte, daß sie es mit einer unbedarften Anfängerin zu tun hatte. Enstsprechend weit holte sie aus: "Hast du noch nie davon gelesen, daß Männer am Galgen manchmal einen Orgasmus hatten, bevor sie starben ? Irgendetwas daran sorgt dafür, daß sich der Geschlechtstrieb selbständig macht, bevor sie bewußtlos werden. Diesen Ultra-Kick suchen manche Männer. Es gibt da auch einen japanischen Erotik-Thriller, wo das eine Rolle spielt. Wir machen das meist nicht mit Würgen, dabei ist die Gefahr zu groß, daß der Kehlkopf verletzt wird. Dafür verwenden wir spezielle Gummimasken, ähnlich wie Gasmasken. An der Atemöffnung hängt statt eines Filters ein Schlauch, der sich ganz einfach mit der Handfläche abdecken läßt. Ab diesem Moment kriegt der gefesselte Patient keine Luft mehr. Dieser Vorgang wird mehrfach ein paar Sekunden lang wiederholt, und ich habe es selbst gesehen, wie die Delinquenten plötzlich mit nur halbsteifem Schwanz abspritzten, ohne daß die Domina sie auch nur in der Nähe ihrer Geschlechtsteile berührt hatten. Aber das erfordert sehr viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl, denn wenn der Mann plötzlich ohnmächtig wird, geht nichts mehr."

Susanne brauchte noch einen Drink, sie hatte einen ganz trockenen Mund. Nein, diese Berichte erregten sie nicht sexuell, aber sie waren richtig aufregend, wie ein spannender Film. "Wollen manche Männer eigentlich auch mal die Rollen tauschen ? Selbst jemand anderen quälen ?" fragte sie Babsi. "Nur manchmal. Die meisten sind entweder auf Sado oder auf Maso fixiert, und hier verkehren hauptsächlich die Masos. Aber wir haben auch zwei ´Sklavinnen´, die sich auf die Opferrolle spezialisiert haben. Ich glaube, dafür muß man selbst ein wenig masochistisch veranlagt sein, sonst hält man das nicht durch. Aber es ist immer eine Domina dabei, die einschreitet, wenn der Mann sich von seiner Lust am Quälen überwältigen läßt. Und wir haben einen Bodyguard, der allzu gewalttätige Freier in die Schranken weist. Aber das ist nur ganz selten der Fall, die meisten wissen selbst, wo die Grenze ist."

Susanne dachte an Janine und ihre ziemlich brutal aussehenden Narben. Hierfür mußten die Grenzen wohl schon recht großzügig gesteckt sein. "Kommen eigentlich auch Frauen hierher?" Babsi seufzte: "Viel zu wenige, manchmal ein lesbisches Pärchen, oder eine der wenigen masochistisch veranlagten Frauen. Die meisten Masochistinnen können ihre Lust am Schmerz und an Demütigung ganz einfach in einer Partnerschaft ausleben. Sie suchen sich irgendeinen brutalen Macho, der sie mit schöner Regelmäßigkeit verdrischt, das genügt ihnen, auch wenn sie sich ihrer Veranlagung oft gar nicht bewußt sind."

"Und was für Kunden sind das, die auf Kitzeln stehen ?" kam Susanne auf das eigentlich Thema zu sprechen. Babsi lachte auf. "Die ? Das sind meist die angenehmsten. Die wollen keine harte, schmerzhafte Behandlung, bei der man aufpassen muß, daß nichts kaputtgeht. Es sind entweder schrecklich verklemmte Typen, oder aber recht humorvolle, meist sogar attraktive Männer, die einfach durch Kitzeln besonders geil werden. Das sind auch diejenigen, die häufig nach der eigentlichen Behandlung noch eine Handentspannung oder sogar richtigen Sex wollen. Für die meisten ist das Kitzeln kein Ersatz für Sex, wie das sonst bei vielen harten Masochisten der Fall ist. Sie wollen allerdings oft die Rollen tauschen, aber unsere Dominas stehen dafür eigentlich nicht zu Verfügung. Sie geben sich bewußt unnahbar, damit ihre dominante Rolle auch echt wirkt. Ich habe aber den Verdacht, daß eine oder zwei unserer Damen sich ganz gerne solchen Spielchen hingeben, an besonders langweiligen Abenden auch untereinander. Unsere Janine ist aber zur Zeit die einzige Sklavin, die sich für so etwas hergibt. Auch dafür braucht man wohl eine echte Veranlagung."

Zwei neue, männliche Gäste setzten sich an die Bar, und Babsi bediente sie. Als sie fertig war, unterhielt sie sich weiter mit Susanne. "Weißt du, wir behandeln auch manchmal Masochisten mit Kitzeln, die nur Soft-SM wünschen. Dabei können sie voll und ganz ihre Hilflosigkeit auskosten, ohne daß dabei heftige Schmerzen entstehen. Einer hat mir mal erzählt, daß er durch unsere Behandlung erst zum Kitzelfan geworden ist. Ich habe gehört, es soll sogar richtige Clubs geben, die dieser Leidenschaft frönen." Unwillkürlich nickte Susanne. Babsi bemerkte es, und sie fragte: "Stehst du etwa auch darauf ?" Susanne errötete wie ein Schulmädchen. Das war Antwort genug für Babsi, und sie meinte: "Offensichtlich ja. Ich verrate dir jetzt ein Geheimnis: Ich mag das auch. Wenn du Lust hast, könnten wir das bei Gelegenheit mal ausprobieren." Susannes Kopf wurde noch heißer. "Hast du es schon mal in einer Folterkammer probiert ? So richtig als Rollenspiel mit Verhör und so ? Das finde ich besonders geil," hauchte Babsi.

Susanne war schrecklich erregt durch das Gespräch, doch sie hatte Skrupel. Was würde Angela dazu sagen ? War das nicht so etwas wie Untreue ? Und wenn es dabei vielleicht gar nicht zum Sex kam ? Babsi ließ ihr Zeit, sie bediente zunächst die beiden Männer an der Bar wieder, die sich aber gleich darauf mit zwei Damen vom Club in eine Nische zurückzogen, um Einzelheiten zu besprechen. Dafür kam Lady Jane an die Bar, die aufregende Blondine mit Pferdeschwanz, und Babsi flüsterte eine ganze Weile mit ihr. Sie sprachen über Susanne, soviel war ihren Blicken zu entnehmen. Schließlich stand Jane auf und sprach Susanne an.

"Babsi hat mir erzählt, daß du auch auf Kitzeln stehst. Was hältst du davon, wenn wir uns mal zu dritt in eines unserer Zimmer verziehen und ein kleines Spielchen spielen ? Keine Sorge, das alles bleibt unter uns. Dein Kollege hat sich schon mit einem Mädchen verzogen, deine Abwesenheit wird also nicht auffallen. Und Joe, unser Bodyguard, kann Babsi für ein Stündchen an der Bar vertreten. Los, sei kein Frosch, trau´ dich !"

Susanne zierte sich noch ein wenig. Doch nach einer Weile gab sie nach und meinte: "Okay, ich mache mit. Zumindest werde ich dadurch ein wenig von meinen momentanen Problemen abgelenkt. Und ein wenig Lachen könnte mir jetzt auch nicht schaden." Arm in Arm verschwanden sie in eine freie Folterkammer.

Jane schlug ein Rollenspiel vor: Susanne und Babsi sollten Spione sein, und sie selbst würde das Verhör leiten. Die Kommissarin bemerkte dazu, daß das normalerweise ihre Rolle wäre, andere auszufragen. Jane lachte nur und meinte: "Dann wirst du jetzt erfahren, wie man sich fühlt, wenn man selbst das Opfer ist." Eines der "Spielzeuge" in der Folterkammer war ein mittelalterlicher Fußpranger, wie sie ihn am Nachmittag in Holzkirchen kennengelernt hatte. Es war die Luxusausführung mit gepolsterten Öffnungen, und als zusätzliche Beigabe ragte hinter dem Sitz ein Pfahl auf, an dem Ledermanschetten zum Festbinden der Hände hingen. Susanne bat, als Erste verhört zu werden, und zwar in diesem Pranger. Sie wollte wissen, wie sich das anfühlte. Einen kleinen Hintergedanken hegte sie dabei: Es war recht wahrscheinlich, daß sie so ein Ding auch bei ihrer ´Aufnahmeprüfung´ am kommenden Samstag kennenlernen würde, und dann wußte sie schon mal, was sie dabei erwartete.

Doch Jane hatte ihre eigenen Vorstellungen: "Kommt nicht in Frage. Ihr seid beide Spione, habt ihr das vergessen ? Und deshalb werde ich euch beide gleichzeitig kitzeln. Wir machen einen kleinen Ausdauerwettbewerb daraus: Wer zuerst sein Geheimnis preisgibt, hat verloren und wird anschließend von der Gewinnerin und mir gekitzelt. Dieser Pranger hat nicht zwei, sondern vier Löcher, und ein Paar zusätzliche Fesselmanschetten gibt´s auch." Babsi war begeistert: "Und welches Geheimnis dürfen wir nicht ausplaudern ?" - "Hmm, als Spione benutzt ihr natürlich einen Decknamen, und das könnte zum Beispiel euer zweiter Vorname sein. Also los, ausziehen und hinsetzten !" befahl sie. Sie ließen sich im Pranger festschnallen und harrten mit einem mulmigen Gefühl im Bauch der Dinge, die auf sie zukommen sollten. "Tut mir bitte den Gefallen und gebt nicht zu schnell auf. Es kommt nicht so oft vor, daß ich gleich zwei Opfer gleichzeitig kitzeln darf, schon gar nicht so attraktive, und ich möchte das ein Weilchen genießen."

Sie verließ den Raum, um noch einige Dinge zu holen, die sie benötigte. Susanne und Babsi bekamen so die Gelegenheit, darüber nachzudenken, worauf sie sich eingelassen hatten. Als Jane zurückkehrte, begann das Spiel. Sie baute sich vor ihren Opfern auf und meinte: "Tja, meine Damen, euer Pech, daß ihr euch habt erwischen lassen. Ihr seid schon als Agentinnen enttarnt, doch jetzt folgt der ernste Teil. Da ihr nun schon so bequem sitzt, betrachtet euch als meine Gäste. Sicherlich macht es euch nichts aus, mir ein wenig aus eurem Leben zu erzählen. Zum Beispiel, mit welchem Code die geheimen Notizen verschlüsselt sind, die wir bei euch gefunden haben. Wer will anfangen ?" Susanne war kurz davor, loszuprusten. Jane verkörperte die Verhörleiterin sehr überzeugend, doch die Situation war zu komisch.
Jane bemerkte diese ungewollte Heiterkeit. "Soso, du findest das also witzig. Nun, über Witze sollte man eigentlich lachen, findest du nicht ? Los, lache darüber ! Wird´s bald ?" Susanne kniff ihre Lippen zusammen. "Du weigerst dich ? Dann muß ich wohl nachhelfen !" Sie umrundete den Pranger, bis sie hinter ihren Opfern stand. Mit beiden Händen griff sie an Susannes Taille und knetete die Weichteile. Die Gekitzelte kreischte laut auf und zerrte an ihren Fesseln. "Hallo, da haben wir ja eine sehr empfindliche Agentin. Ist die andere auch so kitzlig ?" Sie probierte es an Babsi aus, und deren Reaktion stand Susannes in keinster Weise nach. Jane fand das offenbar lustig, denn sie mußte laut mitlachen. "Das wird ein interessantes Verhör, genau wie ich es liebe," meinte sie.

Sie trat wieder an das Fußende des Prangers, um ihren Opfern in die Augen sehen zu können. "Und ? Was habt ihr mir über den Code zu sagen ?" Beide schwiegen, denn sie konnten naturgemäß nichts ausplaudern, was sie nicht wußten. Jane fing das recht geschickt an, die Prozedur zu verlängern. "Na, mal sehen, was eure Fußsohlen dazu sagen." Mit zwei spitzen Federn begann sie, die nackten, hochempfindlichen Sohlen zu kitzeln. Die Berührung war so sanft, daß es eine Weile dauerte, bis sie das Kitzeln fühlten. Doch dann gab es kein Halten mehr. Beide wanden sich auf ihrer Sitzbank, und Susanne wußte nun, warum die Polsterung der Beinöffnungen im Pranger so wichtig war. Reflexartig versuchte sie immer wieder, die Beine an den Körper zu ziehen und stieß dabei mit den Knöcheln auf Widerstand. Bei bloßem Holz hätte sie sich ganz schön verletzt.

An Anfang fühlte sich die Feder ja noch ganz angenehm an, doch als die Berührungen nicht aufhörten, wurde das ganze schier unerträglich, obwohl die Kitzligkeit nach ein paar Minuten etwas nachließ. Die Feder schien plötzlich elektrisch geladen zu sein, und sie schickte winzige Stromstöße durch die unzähligen Nervenenden auf der Sohle. Trotzdem konnten sie nicht aufhören zu lachen, obwohl ihnen schon der Bauch schmerzte. Babsi kullerte sogar eine Träne über die Wange.

Als Jane das sah, unterbrach sie die Tortur und fragte: "Na, meine Süße, willst du nicht vielleicht doch lieber reden ?" - "Ich weiß doch den Code nicht !" jammerte Babsi. "Bitte hör auf, meine Füße zu kitzeln, ich kann nicht mehr !" Jane grinste sadistisch: "Ich kann dich auch woanders kitzeln, wenn dir das besser gefällt." Sie griff wieder von hinten an, diesmal eine Hand an beiden Opfern. Wieselflink rasten ihre Finger die Körperseiten auf und ab, vor der Hüfte bis zu den Achselhöhlen. Susanne und Babsi flippten fast aus. Von Zeit zu Zeit bearbeitete Jane eines der Opfer mit beiden Händen, so daß jede immer wieder eine kurze Atempause erhielt, während die andere umso heftiger lachen mußte.

Bald waren Babsi und Susanne atemlos. Ihr Lachen hörte sich beinahe hysterisch an, und beide hatten stark gerötete Wangen. Jane wollte es nicht übertreiben, also gönnte sie ihnen eine Pause und begann wieder mit der Befragung. "Na, habt ihr denn gar keine Idee, wie der Code zu entschlüsseln ist ?" Susanne keuchte immer noch, als sie antwortete: "Nein, wirklich nicht. Wir sind doch nur die Kuriere, die diese Nachrichten weiterleiten. Von dem Code und dem Inhalt der Notizen haben wir nicht die geringste Ahnung !" Jane grinste anerkennend: "Guter Versuch ! Leider wurdet ihr mit einem Fernglas in eurer Wohnung beobachtet, wie ihr diese Notizen selbst verfaßt habt." Babsi schlug vor: "Probier doch einfach, die Buchstaben ein wenig durcheinander zu schütteln." Jane verneinte energisch: "Das ist kein guter Vorschlag. Wie soll ich zum Beispiel das Wort ´brmpftlks´ lesen ? Da kann ich noch so lange schütteln, etwas Vernünftiges kommt dabei nicht heraus, und das weißt du. Du versuchst also, mich zu veralbern, und das wird bestraft !" Sie stellte sich hinter Babsi und kitzelte und knetete ihr Rippen und Weichteile erbarmungslos. Das arme Mädchen mußte so heftig lachen, daß sie ernsthafte Atemprobleme bekam. Ihr Lachen wurde lautlos, sie brachte keinen Ton mehr hervor, nur ihr Körper schüttelte sich heftigst, und ihr Gesicht verkrampfte sich zu der eigenartig säuerlichen Miene, die Susanne schon kannte.

Kurz, bevor Babsi ohnmächtig wurde, stoppte Jane die Folter und wandte sich Susanne zu. "Du mußt dich schon richtig vernachlässigt fühlen ! Wo hast du denn deine kitzligste Stelle ? Du willst sie mir nicht verraten ? Na schön, dann muß ich sie eben suchen." Ihre Finger begannen, auf der empfindlichen Haut unter den Achseln spazieren zu gehen. Jane kitzelte sie nicht so heftig wie Babsi, doch es genügte, Susanne zum Schreien zu bringen. Als die Finger den Übergang von den kurzen Rippen zu den Weichteilen fanden, fuhr die Gekitzelte aus der Haut. Immer wieder krampfte ihr Körper sich reflexartig zusammen, ohne der Qual entfliehen zu können. Ihr Lachen wurde keuchend, mit einem kleinen, spitzen Ton am Ende jedes Atemzuges. Nach schier endloser Folter erlöste Jane sie endlich. Es dauerte mehrere Minuten, bis sie sich etwas beruhigt hatte.

Dieses Erlebnis machte Susanne klar, was die Opfer des Kitzelmörders durchgemacht haben mußten. Das war etwas ganz anderes, als die recht harmlosen Spielchen, die sie bisher mit Angela ausprobiert hatte. Hier ging es nicht darum, die Partnerin sanft zu erregen, sondern richtige sadistische Folter stand im Vordergrund. Nichtsdestotrotz fühlte Susanne, daß ihre Scheide feucht war. Also konnte man tatsächlich auch durch diese Art von Tortur erregt werden, so wie es Petra Meister beschrieben hatte.

Jane ließ beiden genug Zeit, um wieder zu Atem zu kommen. Erst dann begann der vorher vereinbarte Teil des Rollenspiels. "Tja, wie ihr seht, haben wir die Möglichkeit, euch zum reden zu bringen, ohne daß ihr später beweisen könnt, daß ihr gefoltert wurdet. Nun, vielleicht habt ihr ja wirlich den Code nicht im Kopf, also fangen wir klein an: Jede Agentin hat einen Decknamen, und die Buchstabengruppe unter den Nachrichten scheint so etwas wie eine Unterschrift zu sein. Wenn wir nun wüßten, wie euer Deckname lautet, hätten wir zumindest einen Ansatzpunkt, wie der Code zu entschlüsseln ist. Ihr habt jetzt die Wahl: entweder ihr verratet mir eure Decknamen, oder die Folter geht weiter. Um das ganze spannender zu machen, gibt es auch einen netten Preis zu gewinnen: Wer mir seinen Decknamen zuerst mitteilt, wird in ein normales Gefängnis verlegt und von uns in Ruhe gelassen. Die Andere bleibt noch eine Weile hier, für weitere Informationen und auch zu meinem Vergnügen. Na, wer fängt an ?"

Jane schien einige Erfahrung mit dieser Art von Verhör zu haben. Susanne war sich nicht sicher, ob sie nicht sofort ausgepackt hätte, wenn die Sache ernst gemeint gewesen wäre. Solche Methoden müßte man mal bei der Polizei einführen, dachte sie, in sich hineinkichernd. Jane faßte das falsch auf. und ermahnte beide: "Das ist zwar zum Lachen, aber überhaupt nicht witzig. Ihr werdet schon sehen !" Aus einer Schublade holte sie zwei Vibratoren, über deren Spitze je ein Präservativ mit drei Noppen gestülpt war. Sie drehte an den Enden, und die Dinger begannen, laut zu schnurren. So näherte sie sich dem Fußende des Prangers. Langsam und sachte bewegte sie die Vibratoren über die Sohlen der Delinquentinnen, erst von oben nach unten, dann im Zickzack. Sorgsam achtete sie darauf, daß jeder Vibrator gleichmäßig je ein Opfer berührte, so daß beide gleichzeitig in etwa die selbe Dosis Kitzeln empfingen.

Schon nach der ersten Berührung war es mit der Selbstbeherrschung der beiden vorbei. Sie kreischten laut und zerrten an ihren Fesseln. Die Noppen kitzelten derart heftig, daß keine von beiden sprechen konnte. Jane merkte das, und sie gönnte ihnen öfter mal eine kurze Pause. Susanne hielt es schon nach zwei Minuten nicht mehr aus, sie flehte lachend um Gnade. "Und, was höre ich ?" fragte Jane gespannt. Es dauerte noch eine Weile, bis Susanne antworten konnte, doch dann hauchte sie "Luise. Mein zweiter Vorname ist Luise, nach meiner Großmutter." Diesmal war es an Jane, zu lachen. "So genau wollte ich es gar nicht wissen. Aber um ganz sicher zu gehen, daß du nicht lügst, werde ich jetzt deinen Personalausweis aus deiner Jeans holen. Wehe, du hast nicht die Wahrheit gesagt !"

Susanne hatte nicht gelogen, doch ihr wurde siedenheiß bewußt, daß sie ihren Dienstausweis auf keinen Fall zur Aufnahme in den Lachverein mitnehmen durfte. Als Jane sich überzeugt hatte, öffnete sie den Pranger und band Susanne los. Babsi mußte noch eine Weile auf ihre Befreiung warten, denn sie hatte verloren. Sie bettelte darum, auch freigelassen zu werden und schwor, sie sei nun ausgekitzelt, sie könnte wirklich nicht mehr lachen.

Jane setzte wieder ihr sadistisches Grinsen auf: "Das wollen wir doch gleich mal testen ! Welche Körperteile willst du übernehmen, ´Luise´?" - "Am liebsten den Oberkörper, da ist sie am empfindlichsten." Gesagt, getan. Zusammen kitzelten sie das wehrlose Opfer fast bis zur Bewußtlosigkeit, und Babsi zeigte, daß sie sehr wohl noch in der Lage war, heftig und laut zu lachen. Doch endlich war die Tortur vorüber, und sie erlösten Babsi von den Fesseln.
Jane fing schon mal an, die Folterkammer ein wenig aufzuräumen, als sie bemerkte, daß ihre Opfer eifrig kichernd miteinander flüsterten. Sie ahnte Schreckliches, und ihr Ahnung bewahrheitete sich. Bevor sie noch protestieren konnte, fielen die beiden über ihre Peinigerin her und zerrten ihr die Ledermontur vom Leib. Dann wurde sie gezwungen, sich in den Pranger schnallen zu lassen. "Ihr macht einen großen Fehler !" rief sie. "Ich bin überhaupt nicht kitzlig, und wenn ihr es dennoch versucht, werde ich mich fürchterlich rächen !" Diesmal grinste Susanne: "Wenn du nicht kitzlig bist, wofür willst du dich dann rächen ?" Alle weiteren Proteste wurden ignoriert, und Jane erhielt eine kräftige Dosis ihrer eigenen Medizin. Von wegen, nicht kitzlig ! Sie war offensichtlich sogar die kitzligste der drei Frauen, und entsprechend heftig fiel auch ihre Reaktion aus. Babsi meinte: "Jetzt weiß ich auch, woher du so viel Ahnung vom Kitzeln hast, und warum du dich nie als Opfer für die Kunden zur Verfügung stellst ! Nun, wie fühlt es sich denn an, wenn man plötzlich auf der anderen Seite des Prangers sitzt ?" Mit wahrer Wonne zahlten sie der Domina die erlittenen Qualen heim, mit Zins und Zinseszins.

Als ihre Rachegelüste endlich befriedigt waren, hatten sie Jane auf ein kleines Häufchen Elend reduziert, das sich kaum mehr bewegen konnte, geschweige denn sprechen. Wieder konnte die Kommissarin nicht umhin, Parallelen zu ihrem Fall zu ziehen. Sie gestand sich selbst ein, daß ihr dieses Experiment viel Freude bereitet hatte, vor allem auch der aktive Part. Fühlte sich der Täter so ähnlich, wenn er seine Opfer quälte ? Erregte es ihn ebenso wie sie ? Wie pervers war sie eigentlich geworden ? Sie beschloß, das ganze nochmal in Ruhe zu überdenken, jetzt war sie zu aufgewühlt und gleichzeitig erschöpft. Auch die beiden anderen waren schweißgebadet. In weiser Voraussicht war in einem Nebenraum jedes Folterkellers eine großzügig dimensionierte Dusche installiert, die sie alle drei gleichzeitig benutzen konnten.

Sie wuschen sich gegenseitig, und Jane keuchte: "Ich bin so geil von dieser Kitzelorgie, ich könnte einen ganzen Fußballverein vergewaltigen. Geht es euch nicht auch so ? Ich muß es mir jetzt sofort selbst besorgen, sonst werde ich wahnsinnig. Kommt, helft mir !" Sie begann, mit beiden Händen an sich herumzuspielen. Babsi und Susanne ging es ähnlich, und so verliefen sich ihre Hände zu Janes Muschi und Brüste. Die revanchierte sich, and bald befingerten sie sich gegenseitig, bis alle drei in einen rauschenden Orgasmus rasten. Glücklicherweise war der Boden gefliest; auf einem Teppichboden hätten sie einen großen, feuchten Fleck hinterlassen, so erregt waren sie.

Später, an der Bar, begrüßte Schütte seine Kollegin mit einem süffisanten Lächeln. Da sie gleichzeitig mit Jane und Babsi den Raum betrat, konnte er sich ausrechnen, mit wem sie es getrieben hatte. "Na, wie war der flotte Dreier ?" grinste er anzüglich. Die Kommissarin boxte ihn in die Rippen und sagte: "Das geht sie gar nichts an, Sie kleines Ferkel. Wie war denn Ihr Schäferstündchen ?" Er murmelte nur: "Jaja, schon gut. Ich habe eben auch etwas Ablenkung gebraucht. Bei Ihnen alles in Ordnung ? Sie sehen so erschöpft aus." Babsi grinste: "Kein Wunder, ihr wurde gerade die Seele aus dem Leib gekitzelt." Nun war es heraus, Susannes kleinen Geheimnis. Schütte lachte laut auf und sagte: "Und da habt ihr mich nicht dazugeholt? Ich hätte zu gerne mal meine verehrte, gestrenge Kollegin dabei erlebt ! Ich bin enttäuscht, daß ihr mir das nicht gegönnt habt." Susanne boxte ihm nochmals in die Rippen, lachte aber dabei.

Sie nahmen noch einen Drink, dann brachte Schütte seine Kollegin in ihr neues Zuhause in Pasing. Er versprach, am nächsten Morgen den Staatsanwalt anzurufen und sie zu entschuldigen. Ab sofort würden alle Kontakte vom Präsidium zu Susanne Berchthold nur über Schütte laufen, nicht einmal Dr. Kirchschläger durfte erfahren, wo sie sich versteckt hielt.
25. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Goury am 30.01.06 22:19

XVI.

Am Morgen hatte Susanne Berchthold einen Muskelkater im Bauch, der sich gewaschen hatte. Nachdem sie ausgiebig gefrühstückt hatte, fuhr sie zunächst mit der S-Bahn ins Büro. Schweiger empfing sie ganz aufgeregt. "Wo bleiben Sie denn ? Ist Ihnen etwas zugestoßen ?" Sie bat ihn, die Bürotür zu schließen, um alleine mit ihm zu sein. Dann berichtete sie von dem Drohanruf und davon, daß sie sich in ein Versteck zurückgezogen hatte, von dem niemand erfahren durfte. "Auch Sie nicht, mein lieber Schweiger, obwohl ich nicht glaube, daß Sie damit etwas zu tun haben. Ich will nur sichergehen. Falls Sie mich dort erreichen wollen, sprechen Sie mit Schütte. Er wird mich informieren, und ich rufe Sie zurück. Und jetzt seien Sie bitte so nett und holen Sie meinen Wagen von zuhause. Außerdem veranlassen Sie bitte, daß meine Wohnung überwacht wird. Wo ist Junior ?" - "Er hat sich krankgemeldet. Brechdurchfall. Muß wohl etwas Falsches gegessen haben." - "Na gut, geht auch ohne ihn. Ich verrate Ihnen jetzt noch ein Geheimnis: Der mysteriöse Anrufer hat auch meine Lebensgefährtin bedroht. Nun glotzen Sie nicht so, ab und zu bin ich auch mal lesbisch, wenn mir die Männer zu sehr auf die Nerven gehen. Davon darf natürlich niemand wissen, ist das klar ?" Schweiger nickte, immer noch total verdattert. Diese Neuigkeit mußte er zuerst verdauen. Für die Kommissarin war sein Erstaunen ein weiteres Indiz, daß er nicht der Anrufer war.

"Deshalb muß auch die Wohnung meiner Freundin überwacht werden. Hier ist die Adresse." Sie schrieb ihm Angelas Anschrift auf einen Zettel. "Lassen Sie sich einen Vorwand dafür einfallen. Zeugenschutz, Verdächtige, was immer Sie wollen. Dr. Kirchschläger ist damit einverstanden. Los, Abmarsch !" Er zog kopfschüttelnd Leine.
Das Telefon klingelte. Susanne Berchthold schrak zusammen. Ein neuer Drohanruf ? Sie hob ab und war erleichtert, Dr. Kirchschlägers Stimme zu hören. "Ja, ich komme gleich zu Ihnen," versprach sie und machte sich auf den Weg.

Im Büro des Staatsanwalts erhielt sie zuerst mal einen Anpfiff. "Sehr geehrte Frau Oberkommissarin, ich bin es nicht gewöhnt, daß man ein Telefonat mit mir so einseitig und unhöflich beendet. Diesen Stil verabscheue ich." Sie murmelte eine Entschuldigung, doch er ging nicht weiter darauf ein. "Des weiteren ist es Vorschrift, daß ein irgendwie bedrohter Beamter das seiner Dienststelle gegenüber meldet, die dann notfalls für eine sichere Unterbringung sorgt. Dafür bin in diesem Fall ich zuständig, nicht Kommissar Schütte. Sie werden mir jetzt mitteilen, wo Sie ab sofort außerhalb der Dienststunden erreichbar sind. Es geht nicht an, daß ich eine Fahndung nach Ihnen herausgeben muß, wenn ich Sie sprechen will. Und ich denke nicht daran, über einen anderen Kollegen mit Ihnen Kontakt aufzunehmen. Also ?"

Langsam keimte Wut in Susanne Berchthold auf. Sie beherrschte sich jedoch und meinte cool: "Verehrter Herr Staatsanwalt, Sie selbst sind der Grund für meine Heimlichtuerei. Wenn Sie nicht so unverantwortlich leichtsinnig meine Freundin exponiert hätten, würde ich Sie jetzt über alles informieren. So aber kann ich nicht ausschließen, daß die undichte Stelle vielleicht gar nicht bei der Polizei, sondern bei der Staatsanwaltschaft zu suchen ist. Für meine Reaktion gestern am Telefon entschuldige ich mich, sie war ein Ergebnis der Situation. Und ich halte mein Angebot aufrecht, den Fall abzugeben. Inzwischen bin aber auch bereit, ihn weiter zu bearbeiten. Ich glaube nämlich, daß wir, ohne es zu wissen, schon recht nah am Täter dran sind, sonst würde er nicht zu so verzweifelten Methoden greifen. Meinen Unterschlupf werde ich Ihnen dennoch nicht verraten. Ich nehme eines der Dienst-Handys, über das können Sie mich erreichen. Wenn Sie damit nicht einverstanden sind, beantrage ich meinen noch ausstehenden Resturlaub von letztem Jahr. Oder Sie suspendieren mich."

Dr. Kirchschläger schluckte. So war noch keine Polizistin mit ihm umgesprungen. Kommissarin Berchthold meinte es sehr ernst, das spürte er. Und er fühlte auch, daß er mit der Art von Angelas Überprüfung einen nicht wieder gutzumachenden Fehler begangen hatte. Sie hatte recht, in diesem Fall könnte das Leck sehr wohl in der Staatsanwaltschaft zu finden sein. Immerhin hatte er das Fax erst am nächsten Morgen im Körbchen gefunden, das hieß, daß schon eine Menge Menschen es gelesen haben konnte. Angefangen von der Putzfrau bis zu seiner Sekretärin oder dem Büroboten.

Seine Gedanken wurden vom Telefon unterbrochen. "Kirchschläger. Waaas ? Sagen Sie das nochmal ! Wissen Sie schon etwas Näheres ? Und wie geht es ihm ? Danke. Halten Sie mich auf dem Laufenden." Die Kommissarin hatte einen Knoten in der Bauchgegend, wie immer, wenn sie fühlte, daß etwas faul war. "Was war das ?" erkundigte sie sich. Dr. Kirchschlägers Gesicht hatte jede Farbe verloren. "Kennen Sie Memminger, unseren Polizeizeichner ? Er ist auf der Salzburger Autobahn verunglückt. Schwer verletzt, nicht ansprechbar. Ein Hubschrauber hat ihn in die Unfallklinik nach Murnau geflogen. Wohin wollte der ?" Jetzt mußte Susanne Berchthold schlucken. "Nach Holzkirchen, vermute ich. Ich selbst habe ihn dorthin geschickt. Er sollte ein Phantombild eines Mannes erstellen, der dort einen Pranger gekauft hatte, wie er bei dem Mord in Sauerlach verwendet wurde." Ihr wurde plötzlich siedendheiß. "Herr Dr. Kirchschläger, war es wirklich ein Unfall ? Ich habe einen schrecklichen Verdacht !" - "Genaueres über den Unfall weiß man noch nicht. Warum, was für einen Verdacht haben Sie ?" Die Kommissarin brauchte einen Schluck Wasser. "Herr Staatsanwalt, Sie müssen unbedingt den Unfallwagen beschlagnahmen und genauestens untersuchen lassen. Es besteht sie Möglichkeit, daß es sich um einen gezielten Anschlag auf ihn handelte. Der Täter hat möglicherweise davon erfahren, daß von ihm eine Phantom-zeichnung erstellt werden sollte. Außerdem sollten Sie sofort die Kollegen in Holzkirchen informieren, daß sie einen Schreiner unter Personenschutz stellen müssen. Hier ist die Adresse."

Dr. Kirchschläger handelte schnell, er telefonierte sofort, ohne vorher nach dem Sinn zu fragen. Dann wandte er sich wieder Susanne Berchthold zu. "Wer weiß von Ihrem Plan, den Zeichner nach Holzkirchen zu schicken ?" Die Kommissarin dachte nach. "Nun Schütte war dabei, aber es gibt Gründe, warum ich ihn nicht für den Täter halte. Den Termin mit dem Zeichner habe ich Bieneck vereinbaren lassen, aber der grüne Junge ... Nein, das traue ich ihm einfach nicht zu. Entweder hat der Zeichner selbst jemand davon erzählt, oder aber der SM-Schreiner. Auf jeden Fall schwebt der Schreiner in höchster Gefahr. Er kann vermutlich den Täter beschreiben. Haben wir noch einen Zeichner ?" Der Staatsanwalt schüttelte den Kopf. "Wäre auch nicht ratsam, noch einen aus unserem Präsidium dorthin zu schicken. Warten Sie, ich rufe einen Kollegen in Nürnberg an, das ist sicherer."

Bevor seine Hand das Telefon erreichte, klingelte es wieder. Die Kollegen aus Holzkirchen. Der Schreiner war in seiner Werkstatt tot aufgefunden worden. Erwürgt. Erschüttert legte Dr. Kirchschläger auf. "Unser Täter macht Überstunden. Langsam wird er zum Amokläufer. Verdammt, wir müssen ihn kriegen, bevor er noch weitere Menschen umbringen kann !" Er schlug mit der Faust auf seinen Schreibtisch. Susanne Berchthold krallte sich so fest an die Stuhllehne, daß ihre Finger schmerzten. Alles, was sie sagen konnte, war ein von Herzen kommendes "Scheiße !"

Der Staatsanwalt überlegte kurz und fragte dann: "Wer ist noch unmittelbar gefährdet ? Wer hat den Täter noch gesehen ? Schnell, wir dürfen keine Zeit verlieren !" Die Kommissarin antwortete sofort: "Können Sie veranlassen, daß Schellers SM-Club in Lochhausen sofort vorübergehend geschlossen wird ? Fast alle dort haben den Täter gesehen, und eine der Dominas, Lady Jane, war bereit, uns sogar eine Phantomzeichnung anfertigen zu helfen; sie hat mindestens eine halbe Stunde mit ihm persönlich gesprochen. Ich denke, wir können mittlerweile fast sicher davon ausgehen, daß der junge Mann mit dem unauffälligen Gesicht der Täter ist." Dr. Kirchschläger reagierte schnell. Er rief sofort Schütte an und gab ihm die Anweisung, mit zwei Streifenwagen und einem Kleinbus zum Club zu fahren. Er machte klar, daß es um Minuten gehen konnte, sonst wäre vielleicht gleich das nächste Mordopfer fällig. Die Damen dort sollten vorübergehend in Schutzgewahrsam genommen werden, bis sich eine geeignete Unterbringung in einem sicheren Versteck organisieren ließ.

Als nächstes rief er einen Beamten im LKA an. Er erklärte ihm nur, daß sie etwa ein Dutzend Zeugen sofort von der Bildfläche verschwinden lassen mußten. Der Beamte schien den Staatsanwalt zu kennen. Er stellte keine Rückfragen, sondern versprach, sich gleich darum zu kümmern. Dann wandte sich Dr. Kirchschläger wieder der Kommissarin zu. "Das wird vermutlich auch gleich Scheller auf den Plan rufen. Na, vielleicht lernen wir ihn ja endlich mal kennen. Mal sehen, von welcher Seite im Präsidium ich gleich Druck bekomme, dann erfahren wir auch etwas über seine Connections zur Polizei. Ich glaube, sie sollten unter diesen Umständen Ihren Undercover-Einsatz in diesem Lachverein abblasen, das ist jetzt zu gefährlich."

Susanne Berchthold widersprach: "Ich glaube nach wie vor, daß wir dort mehr erfahren können. Damit es nicht zu gefährlich wird, sollten wir ein paar Leute unauffällig vor dem Club postieren. Gibt es eine Möglichkeit, wie wir ein Gefahrensignal nach draußen senden können, ohne daß die Anwesenden etwas davon merken ?" - "Ich habe da eine Idee, muß aber zuerst nachfragen, ob wir das Gerät in diesem Fall verwenden können." Die Kommissarin schaute skeptisch: "Wir müssen aber davon ausgehen, daß ich vermutlich für eine ganze Weile nackt sein werde, so daß wir keinen Sender an mir anbringen können." Wider Willen schmunzelte der Staatsanwalt. Er versuchte sich vorzustellen, wie Susanne Berchthold wohl aussah, wenn sie nackt und gefesselt dalag und gekitzelt wurde. Doch angesichts der Situation wurde er sofort wieder ernst. "Lassen sie mich mal machen, ich glaube, das kriegen wir hin."

Angela rief an, gerade als Susanne in ihr Büro zurückkehrte. Sie war schon am Flughafen in Hamburg und wollte wissen, warum sie weder am Vorabend noch am Morgen ans Telefon gegangen war. Susanne erklärte ihr die neue Situation und stellte ihr frei, vorübergehend noch in Hamburg zu bleiben und sie alleine in den Lachverein gehen zu lassen. Angela wollte nichts davor hören. "Na hör´ mal, ich lasse dich doch nicht in so einer Situation im Stich. Zu zweit ist es allemal sicherer." Dankbar stimmte Susanne zu. "Paß´ auf, du darfst aber nicht zurück in deine Wohnung. Hast du hier in München jemanden, bei dem du dich ein Weilchen verstecken kannst ?" Angela hatte sofort eine Idee. "Bei meiner Tante in Obermenzing. Dann wäre ich ja auch gleich in Pasing bei dir, in deinem neuen Zuhause. Holst du mich vom Flughafen ab ? Ich komme um 13.20 Uhr an." - "Klar, schon um deiner Sicherheit willen. Ich kann´s kaum erwarten, dich wiederzusehen !"

Da ihr im Moment ohnehin die Hände gebunden waren, schnappte sie sich das Handy und fuhr zum Flughafen. Sie ertappte sich dabei, ebenso wie Schütte ein paar Haken zu schlagen, um eventuelle Verfolger abzuschütteln. Angelas Maschine war pünktlich, und bald lagen sich die beiden Freundinnen in den Armen. Gemeinsam fuhren sie zu Angelas Tante, die ein altes, aber sehr gemütliches Haus in Obermenzing bewohnte. Es war fast eine kleine Villa, mit einem riesigen Garten drum herum. Von der Straße aus war das Haus wegen der dichten Hecken kaum einzusehen, also ein gutes Versteck. Susanne gab ihr noch ihre Handy-Nummer und notierte sich die Telefonnummer von Angelas Tante. Dann fuhr sie sofort zurück ins Präsidium.

Dort war ein Tumult im Gange. Acht Damen aus dem SM-Club protestierten heftigst gegen ihre Festnahme. Lady Jane war nicht dabei, auch nicht Babsi. Sie sollten erst am Abend dort eintreffen. Die Kommissarin verschaffte sich mühsam Gehör und erklärte ihnen die Situation in knappen Worten. "Das ist nur zu eurer Sicherheit. Der Täter hat mittlerweile schon zwei Zeugen getötet, einer schwebt noch in Lebensgefahr, und Janine wurde von meinem Kollegen im letzten Moment in Sicherheit gebracht. Es scheint, er will jetzt jeden umbringen, der ihn identifizieren kann. Deswegen ist es auch wichtig, daß wir sofort die Adressen erfahren, wo wir eure Kolleginnen erreichen können, die jetzt frei haben."

Lady Carola zückte gleich ihr Notizbuch und gab ihnen die gewünschten Adressen. Schütte fuhr sofort zu Babsi, und Susanne Berchthold kümmerte sich um Jane. Sie nahm Schweiger mit, da sie vielleicht Verstärkung brauchte, falls der Täter schon da war. Unterwegs informierte sie den Staatsanwalt, und der hatte inzwischen die Adresse eines ´sicheren Hauses´, das für Zeugenschutzprogramme vorgesehen war. Dort würden die Damen von drei LKA-Personenschützern bewacht werden, denn es war wegen des Kontakts des Täters zur Polizei nicht ratsam, Beamte aus dem Präsidium darüber zu informieren. Er verprach, auch einen Beamten zur Bewachung von Angelas Versteck abzustellen. Die Kommissarin wußte, wie schwierig es war, das LKA in so einem Fall so stark in Anspruch zu nehmen; immerhin fiel das nicht in deren normalen Aufgabenbereich. "Haben Sie ihre Seele dem LKA verschrieben, Herr Staatsanwalt ? Oder wie haben Sie die Herren sonst dazu gebracht, Sie so schnell und unbürokratisch zu unterstützen ?" Sie hörte Dr. Kirchschläger am Telefon grinsen. "Sie müssen nicht alles wissen, verehrte Frau Berchthold. Vielleicht erkläre ich es ihnen irgendwann einmal. Jetzt beeilen Sie sich, daß Sie Ihre Zeuginnen in Sicherheit bringen. Der Nürnberger Polizeizeichner ist schon unterwegs zu mir, bringen Sie Lady Jane zuerst hierher, das ist zu wichtig. Und: seien Sie bitte vorsichtig."
Die Kommissarin versprach es. Lady Jane wohnte in einem Appartment in Nymphenburg, und sie waren schon fast dort, als Schweiger bemerkte: "Ich glaube, wir werden verfolgt. Hinter uns fährt seit einer Weile ein silbergrauer Escort Kombi. Stadthagener Kennzeichen, also vermutlich ein Mietwagen. Was soll ich tun ?" In diesem Moment klingelte ihr Handy. Schütte, der ihr berichtete, daß Babsi in Sicherheit sei. Der kam der Kommissarin wie gerufen. Sie erklärte ihm die Sachlage. Schütte empfahl ihnen, an der nächsten Kreuzung zu wenden und ein Taxi zu nehmen. "Es könnte sein, daß der Täter einen Peilsender an Ihrem Wagen angebracht hat. Er ist ja vermutlich Polizist und hat Zugang zu solchen Dingen. Dann veranlassen Sie den Taxifahrer, einige Male den Block zu umrunden und des öfteren bei Gelb über die Ampel zu fahren. Versprechen Sie ihm, alle Strafzettel zu bezahlen. Bleiben Sie auf keinen Fall vor dem Haus von Jane stehen, fahren Sie vorbei und halten Sie an der nächsten oder übernächsten Ecke. Wenn Sie dann zu Fuß zurückgehen, achten Sie darauf, daß in keinem der geparkten Wagen jemand sitzt, auch nicht unter das Lenkrad geduckt. Ich lade nur schnell Babsi ab, dann komme ich zu Ihnen."

Sie folgten seinem Rat. Schon an der dritten gelben Ampel konnte der Taxifahrer den Verfolger abhängen. Dann erst gaben sie ihm die richtige Adresse. Vor Ort untersuchten sie zunächst jeden Wagen auf beiden Straßenseiten, auch noch eine Querstraße über das Ziel hinaus. Als sie umkehrten, sah die Kommissarin Jane, die gerade einkaufen gehen wollte. Ohne Ledermontur sah sie richtig schick aus. Sie sprachen sie an und gingen mit ihr zurück in die Wohnung. Schweiger behielt das Fenster zur Straße im Auge, während Susanne Berchthold die Domina über die Lage informierte.

Jane war leichenblaß. "Ich bin normalerweise nicht so leicht zu erschüttern, aber das haut mich um. Und, was passiert jetzt ?" Schweiger unterbrach die Unterhaltung. "Da ist der graue Escort wieder. Er fährt ganz langsam die Straße hoch. Wie hat der uns gefunden ?" - "Ich nehme an, er hat die Taxizentrale angerufen und unter einem Vorwand die Adresse erfragt, zu der der Fahrer uns gebracht hat," mutmaßte die Kommissarin. Schweiger beobachtete weiter. "Da kommt Schütte. Und der Kerl dampft mit rauchenden Reifen ab !" Schütte verfolgte den Wagen nicht, sondern hielt direkt vor dem Haus und hupte kurz. Sie gingen hinunter und stiegen schnell ein. Jane hatte schon vorher ein Köfferchen mit dem allernötigsten gepackt.

"Gottseidank, dir ist nichts passiert," begrüßte Schütte Jane. "Schweiger, haben Sie die Autonummer des Verfolgers ?" Schweiger nickte beleidigt. "Natürlich, ein Sixt-Mietwagen." Er gab Schütte das Kennzeichen, und der rief sofort bei einer Kollegin an. Keine zwei Minuten später kam der Rückruf. Schütte fluchte. "Verdammt, der Kerl ist wirklich gerissen. Der Wagen wurde von der Firma Siemens gemietet, der Fahrer ein gewisser Karl Kraus. Wahrscheinlich falscher Führerschein. Clever, denn bei einer so großen Firma wie Siemens ist es praktisch unmöglich, herauszubekommen, woher der Täter die Codenummer für den Firmenrabatt hat. Wir sollten nicht ausschließen, daß er mittlerweile das Fahrzeug gewechselt hat. Frau Kommissarin, jetzt kommen noch ein paar Tricks, passen Sie gut auf."

Er fuhr aber zunächst ganz normal in die Innenstadt. In der Klenzestraße bog er in eine Einfahrt ab, die zu einem Taxiunternehmen gehörte. Dort wartete schon ein Kollege aus Schüttes Dezernat, der bisher noch nicht mit dem Fall in Berührung gekommen war. Sie tauschten schnell die Fahrzeuge. Sie bestiegen einem Kleinbus mit verdunkelten Seitenfenstern, fuhren jedoch nicht gleich los. In ihr bisheriges Fahrzeug stiegen zwei weitere Frauen und ein Mann, so daß es für einen Verfolger so aussehen mußte, als ob die ursprüngliche Besatzung an Bord wäre. Schütte erklärte: "Wenn wir wirklich von einem Profi verfolgt werden, so weiß er bestimmt, daß wir diese Einfahrt nur in der nächsten Seitenstraße verlassen können. Diese Taxizentrale ist ideal, um Verfolger abzuschütteln, und die meisten Polizisten kennen den Trick. Ich hoffe, er folgt meinen Kollegen eine Weile, bevor er bemerkt, was wirklich gespielt wird." Nach ein paar Minuten fuhr Schütte los, umrundete noch einmal den Block und bewegte sich dann zielstrebig der Staatsanwaltschaft in der Bayerstraße zu.

Dr. Kirchschläger begrüßte sie überschwenglich erleichtert. Er bat Lady Jane sehr höflich um ihre Mithilfe. Der Zeichner würde in Kürze eintreffen. Alle genossen die kleine Pause nach der aufregenden letzten Stunde. Man trank Kaffee und versuchte, über Belangloses zu plaudern. Der Staatsanwalt informierte inzwischen Susanne Berchthold in einem Nebenzimmer, daß Schellers Rechtsanwalt sich gemeldet hätte. Er wollte wissen, warum die Razzia in dem Lochhausener SM-Club vorgenommen und warum seine Angestellten verhaftet worden seien. Dr. Kirchschläger hatte sich unwissend gegeben und versprochen, sich sofort darum zu kümmern. Damit würde er jedoch warten, bis wirklich alle gefährdeten Personen in Sicherheit waren.

Noch während der Wartezeit riefen die Kollegen von der Spurensicherung an. Sie hatten den Unfallwagen von Memminger unter die Lupe genommen und sofort eine defekte Bremsleitung entdeckt. Sie war angebohrt worden, so daß sie zwar nur langsam, aber sicher Bremsflüssigkeit verlor. Irgendwann, als der Zeichner bremsen mußte, fielen dann plötzlich die Bremsen total aus. Also ein klarer Mordversuch. Memminger lag immer noch im OP, schon seit sieben Stunden. Schädelfraktur, Nasenbein und Kiefer zertrümmert, zwei angebrochene Nackenwirbel, fast zwanzig Knochenbrüche überall, dazu Milz- und Leberriß. Im Prinzip ein Fall für Dr. Frankenstein. Ein Wunder, daß er überhaupt noch lebte.

Dann traf sein Kollege aus Nürnberg ein. Behutsam und sehr geschickt befragte er Jane nach allen Einzelheiten. Gesichtsform ? Augen ? Noch weiter auseinander ? Augenbrauen dünn. Nase ? Okay, nochmal. Wie war das ? Stimmt das so ? Warten Sie, das haben wir gleich. So ? Es dauerte fast eine Stunde, bevor das Portrait fertig war. Dann erst zeigte der Zeichner das Bild den Umstehenden. Die Kommissarin fiel fast in Ohnmacht: Das war Junior, wie er leibte und lebte ! Kriminalmeister Jürgen Bieneck war der Täter ! Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.

Natürlich, dadurch hatte der Täter immer genau gewußt, wie weit die Ermittlungen fortgeschritten waren. Er wußte, das Schütte die Domina Sylvia im Club mit Nachforschungen beauftragt hatte. Er hatte sich immer gerade dann krankgemeldet, wenn wieder ein Mord passiert war. Er hatte dem Polizeizeichner die Holzkirchener Adresse gegeben. Die Adresse des Lachvereins hatte er wohlweislich verschwiegen, da er dort bekannt war, ja, man hatte ihn dort sogar hinausgeworfen. Er hatte einen Anruf von Angela angenommen, als die Kommissarin gerade nicht im Büro war. Er hatte den SM-Schreiner absichtlich nicht gefunden. Es paßte eins zum anderen.

Er hatte ein Allerweltsgesicht, das stimmte. Seine Bewegungen waren geschmeidig, so wie das eine Einbruchsopfer es geschildert hatte. Und er war ein sehr zurückhaltender, fast schüchterner Mann, so wie der Psychologe ihn beschrieben hatte. Wie hatte sie nur so lange so blind sein können ! Die ganze Zeit hatte sie die Lösung vor der Nase gehabt, und sie hatte es nicht bemerkt ! Susanne Berchthold machte sich schwere Vorwürfe.

Schweiger saß total geschockt und kopfschüttelnd auf seinem Stuhl. Immer wieder murmelte er: "Wie konnte er uns das nur antun ? Warum macht der sowas ? Ich verstehe gar nichts mehr." Der Staatsanwalt hatte seine Überraschung schneller überwunden. Er hing schon am Telefon, um eine Großfahndung herauszugeben. Jetzt gab es ein Wettrennen. Die Funkzentrale wurde informiert, daß sie sofort dem Staatsanwalt Bescheid geben sollte, falls Bieneck sich meldete. Alle Streifenwagen sollten ihre Meldungen über die Fahndung auf einer Sonderfrequenz durchgeben. Der Täter war bewaffnet, und er besaß eine Polizeimarke mit dazugehörigem Ausweis. Er benutzte vermutlich einen grauen Ford Escort mit dem Kennzeichen... oder seinen privaten Opel Corsa mit dem Kennzeichen ...

Überall auf den Ausfallstraßen wurden Kontrollstellen errichtet, mit zusätzlicher Unterstützung aller verfügbaren zivilen Fahnder. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt für Ganoven, eine Bank oder einen Geldtransport zu überfallen. Der gesamte Münchner Polizeiapparat war nur noch auf eine Person fixiert: Ein Kollege, der mehrere Morde begangen hatte. Keiner wagte daran zu denken, was die Presse aus dieser Sache machen würde.

Nur Susanne Berchthold. Sie bat den Staatsanwalt, vor der Pressestelle ihre Freundin Angela mit allen notwendigen Informationen zu versorgen. Als kleinen Lohn für die ausgestandene Angst. Dr. Kirchschläger versprach, ihr einen kleinen Vorsprung zu gewähren. Um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen.

Doch die Fahndung blieb für den Rest des Tages ergebnislos. Schütte hatte Jane inzwischen im LKA-Versteck bei den anderen Mädels abgeliefert und blieb gleich als weiterer Bewacher dort. Susanne fuhr in ihre Pension zurück; Dr. Kirchschläger hatte ihr versprochen, sich sofort zu melden, wenn Bieneck gefaßt würde. Sie rief Angela an, doch es ging niemand ans Telefon. Das war sehr merkwürdig. Sie hatten vereinbart, am Abend zu telefonieren, und Angela hatte versprochen, zuhause zu bleiben. Außerdem ging ihre Tante nie aus, also hätte zumindest sie zuhause sein müssen.

Susanne rief nochmals beim Staatsanwalt an und berichtete ihm diese Merkwürdigkeit. "Bleiben Sie kurz am Apparat," war seine Antwort. Eine halbe Minute später schrie er ins Telefon: "Schnell, da ist was faul ! Der LKA-Bewacher Angelas meldet sich nicht. Ich habe schon das Mobile Einsatzkommando informiert, sie sind in einer Viertelstunde dort. Fahren Sie auch dorthin, Schweiger ist schon auf dem Weg. Unternehmen Sie aber vorerst nichts, warten Sie auf das MEK. Bieneck ist bewaffnet, und er hat vermutlich Angela und ihre Tante als Geiseln. Und er weiß offenbar mittlerweile, daß er auf der Fahndungsliste steht, er dürfte zu allem bereit sein."

Susanne war außer sich. Sie setzte sich sofort in ihr Auto und fuhr nach Obermenzing. Schweiger erwartete sie schon. "Es ist Licht im Haus, und ich habe Stimmen gehört. Er muß noch drin sein." Die Kommissarin überprüfte ihre Dienstwaffe. Sie haßte das Ding, doch sie wußte es zu benutzen. Und wenn das Schwein Angela irgendetwas antat, dann würde sie ihn umnieten, Gesetze hin oder her.

Endlose zehn Minuten später trafen drei Kleinbusse des MEK ein. Lautlos verteilten sich die maskierten Männer im Garten. Jedes Fenster wurde abgesichert. Ein Spezial-Richtmikrophon, das Gespräche durch die Vibration der Fensterscheiben abhören konnte, wurde in Stellung gebracht. In der Einsatzzentrale, die sich in einem der Fahrzeuge befand, konnte Susanne Berchthold verfolgen, was drinnen vor sich ging. Sie hörte Juniors Stimme:

"So, so, da hat sich die Chefin ja eine süße Freundin zugelegt. Ich hätte gute Lust, ihr einen kleinen Streich zu spielen. Bist du kitzlig ?" Man hörte Angela quieken. Susanne Berchtholds ballte die Fäuste, bis sich die Fingernägel schmerzhaft in die Handflächen gruben und die Knöchel kalkweiß wurden. Dieser verdammte Hund. Doch noch konnte sie nicht eingreifen. Angelas Tante rief: "Laß das Mädel in Ruhe, sonst kastriere ich dich höchstpersönlich !" Eine sympathische Frau. Dann ein Schmerzensruf. "Halt die Klappe, alte Schachtel. Wenn du das Maul nochmal aufmachst, mache ich dich platt !" Leises Gewimmer von der Tante. Er mußte sie heftig geschlagen haben.

Aus dem Funkgerät knackte es. "Alle Posten klar," meldete der Zugführer. Der Einsatzleiter befahl: "Noch nicht eingreifen. Wir müssen warten, bis er abgelenkt ist. Zugriffs-Signal ist ´Los´. Dann alles wie besprochen. Klar ?" Der Reihe nach meldeten sich alle Gruppen. "Wie wollen Sie ihn ablenken ?" wollte die Kommissarin wissen. "Vielleicht besorgt er das gleich selbst," antwortete der Einsatzleiter. "Ich habe da einen Verdacht ..." Susanne schwante Schreckliches, und ihre Vermutung bestätigte sich.

"Los, ausziehen, Kleine," befahl Junior. Angelas Stimme klang zittrig, als sie fragte, was er vorhabe. Aus dem Lautsprecher konnte die Kommissarin Juniors Grinsen hören. "Na, was wohl ? Los, runter mit den Klamotten. Jaa, so ist´s brav. Und jetzt auf´s Bett legen. Siehst du diese Ledermanschetten ? Die ziehst du dir jetzt an, und keine Zicken ! Gut, braves Mädchen."

Der Einsatzleiter sagte: "Gleich braucht er beide Hände, um sie ans Bett zu fesseln, dann hat er die Waffe nicht mehr in der Hand. Achtung, Leute, gleich ..." Dann wieder Juniors Stimme: "Sooo, und jetzt schön brav alle Viere von dir strecken. Jaa ! Du siehst wirklich toll aus in dieser Position." Angela protestierte lahm: "Ich wette, draußen steht schon die Polizei. Sie kommen nicht weit." Junior erwiderte: "Na und ? Bevor ich im Knast lande, will ich noch einmal meinen Spaß haben. Und wenn die lieben Kollegen kommen, erschieße ich zuerst dich und dann mich. Paß auf, ich mache dich jetzt am Bettgestell fest. Beweg dich ja nicht ! Ich bin dir auch ohne Waffe überlegen."

Da rief der Einsatzleiter "Los!" in sein Mikro, und plötzlich brach die Hölle los. Mit Vorschlaghämmern gingen zwei Fenster zu Bruch, und zwei Blendgranaten flogen in das dahinterliegende Schlafzimmer. Ein greller Lichtblitz zuckte durch die Nacht, dann wurde die Eingangstüre mit einer Ramme aufgebrochen, und vier Beamte stürmten das Haus. Die Blendwirkung hielt nur einige Sekunden an, bis dahin mußten sie das Schlafzimmer erreicht haben. Durch die zersplitterten Fensterscheiben drangen laute Rufe, ein dumpfer Schlag und ein lautes Aufstöhnen, dann war plötzlich Stille. Mehrere Sekunden. Die Spannung fraß Susanne auf, sie sprang aus dem Einsatzwagen und rannte zum Haus.

An der Türe erwartete sie ein maskierter Beamter. Es bemerkte lapidar: "Alles klar, Sie können rein." Angela lag immer noch auf dem Bett und hielt sich mit der einen noch freien Hand die Augen zu, leise schluchzend. Die Tante lehnte bleich an der Wand, aus einer Platzwunde am Kopf blutend. Ein Beamter kniete bei ihr und kümmerte sich um sie. Zwei Notärzte drängelten sich vorbei. Einer versorgte die Platzwunde, den andere verabreichte Angela Augentropfen.

Susanne ließ es sich nicht nehmen, ihre Freundin selbst loszubinden. Gleich darauf lagen sich die beiden in den Armen, und die ganze Angst Angelas macht sich Luft in einem Schwall von Tränen. Susanne strich ihr zärtlich über das Haar, sie mußte einfach mitheulen. Die innere Anspannung war mit einem Moment weg, und sie fühlte, wie sehr sie Angela wirklich liebte. Erst nach ein paar Minuten war sie in der Lage, ihre Freundin loszulassen. Ihre Arme schmerzten, so fest hatten sie Angela umschlungen gehabt.

Sie bekam gerade noch mit, wie zwei Sanitäter den immer noch bewußtlosen Bieneck abtransportierten. Einer der Beamten hatte da wohl ziemlich kräftig mit dem Pistolenknauf zugeschlagen. Gut so ! Sie zitterte noch am ganzen Körper, und Schweiger legte seinen Arm um sie. "Alles in Ordnung, Frau Berchthold ?" Sie nickte nur.
26. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Goury am 30.01.06 22:20

XVII.

Am nächsten Tag saßen alle im Kommissariat beisammen. Sogar Dr. Kirchschläger war vorbeigekommen, obwohl er sonst sein Büro nur für Gerichtstermine verließ. Er wollte alle Einzelheiten des Einsatzes erfahren, und Susanne Berchthold gab ihm bereitwillig alle Informationen. Man sah dem Staatsanwalt an, wie gerne er manchmal bei so einem Einsatz dabei wäre, doch er blieb eben nur ein Schreibtischhengst.

Natürlich war auch Angela da, und die Kommissarin stellte sie den Anwesenden vor. Das Versteckspiel hatte ein Ende, und Susanne Berchthold war erstaunt, wie gelassen die Kollegen ihre lesbische Neigung aufnahmen. Schweiger bemerkte sogar scherzhaft: "Haben Sie ein Glück, Frau Kommissarin, daß Sie Angela vor mir getroffen haben. Das wäre eine Frau nach meinem Geschmack !" Alle lachten, und die Angesprochene erwiderte: "Jetzt laß doch endlich die dämlichen Titel, Tom. Ich finde, wir sollte uns duzen. Du bist echt ein guter Typ, und ich bin stolz darauf, daß du in meiner Abteilung arbeitest. Ich heiße Susanne." - "Und ich Tom. Vielen Dank, Frau Komm... ich meine natürlich Susanne." Die Kommissarin grinste: "Jeder weitere Sie-Ausrutscher wird sofort mit einer Runde Krapfen geahndet, klar ?" Wieder allgemeines Gelächter.

Schütte fragte den Staatsanwalt: "Was passiert jetzt eigentlich mit Bieneck ? Wird er angeklagt, oder kommt er in die Psychiatrie ?" Dr. Kirchschläger antwortete: "Wahrscheinlich beides. Für die Todesfälle, die er bei der Ausübung seines Triebes verursacht hat, wird man ihn vermutlich für vermindert schuldfähig befinden. Aber die Morde an der Domina und an dem SM-Schreiner in Holzkirchen dienten nur der Vertuschung seiner Taten, und bei der Beseitigung von lästigen Zeugen setzen die Gerichte normalerweise die Höchststrafe an. Das waren heimtückische Morde. Übrigens werden wir ohne Geständnis Schwierigkeiten haben, ihm den Mord in Holzkirchen anzuhängen. Er hat keine Spuren hinterlassen, und außer dem Motiv können wir ihm nichts nachweisen."

"Und bei Silvia, der Domina ?" hakte Schütte nach. "Diesen Mord hat er schon gestanden. Wir bearbeiten ihn weiter. Außerdem bleibt auch noch der Mordversuch an dem Polizeizeichner. Memminger hat die Operation zwar überstanden, liegt aber weiter im Koma. Es ist ungewiß, ob er noch einmal aufwacht. Und wenn, dann erwartet ihn ein Leben im Rollstuhl. Fast wünschte ich ihm, daß er nicht mehr zu sich kommt." Betretenes Schweigen.

Ausgerechnet Schweiger heiterte die Runde wieder ein bißchen auf. "Aber das Gefängnis wird für Bieneck kein Zuckerschlecken, soviel ist sicher. Was glaubt ihr wohl, was machen die Ganoven in Straubing mit einem jungen, schnuckeligen Polizisten im Knast ? Und nach Straubing wird er ja wohl müssen, als Mörder. Ich kenne dort einen Vollzugsbeamten, und dem habe ich schon einen Tip gegeben. Der Bieneck steht doch so auf Kitzeln, und das wird die Runde in Straubing machen, dafür habe ich gesorgt. Die Jungs dort können es gar nicht erwarten, bis er ankommt..." Alle lachten wieder, und sogar der Staatsanwalt schmunzelte: "Das habe ich wohl gerade überhört."

Abends, in Angelas Wohnung, lagen die beiden Freundinnen engumschlungen im Bett. Sie hatten gerade einige sehr heftige Höhepunkte hinter sich, und sie fühlten sich, mit Verlaub gesagt, sauwohl. Susanne fragte: "Es wird wohl eine Weile dauern, bis ich dich wieder mal zum Kitzeln festbinden darf, nach deinem Erlebnis mit Junior ?" Angela lächelte versonnen: "Weißt du, was man einem Rennfahrer empfiehlt, der gerade einen Unfall hatte ? Er soll sich sobald wie möglich wieder in einen Wagen setzen, nur so läßt sich die Angst überwinden." - Soll das heißen ...?" - "Natürlich, du geiles Luder. Morgen früh probieren wir es gleich aus !" Susanne konnte es nicht erwarten, sie begann sofort, Angelas Rippen zu kitzeln. Die wehrte sich, doch plötzlich schrillte das Telefon. "Scheiße, das ist Schweiger !" rief Susanne und griff zum Hörer ...
27. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Goury am 30.01.06 22:21

XIX.

Kitzel-Mörder verurteilt

Der gefürchtete Schwabinger Kitzelmörder Jürgen Bieneck stand gestern vor Gericht. Nach über einem halben Jahr Vorbereitungszeit und sechs Verhandlungstagen kam der Prozeß zu einem Abschluß.

Der Ex-Polizist hatte insgesamt sechs Frauen zu Tode gekitzelt, was ihm in den Medien den Spitznamen "Kille-kille-Killer" einbrachte. Doch für all diese gar nicht lachhaften Untaten konnte die Verteidigung eine verminderte Schuldfähigkeit des Angeklagten glaubhaft machen. Verurteilt wurde er für den Mord an einer Prostituierten, die als Polizei-Informantin arbeitete, sowie für einen Mordversuch und schwerer Körperverletzung an einem Polizeizeichner, dessen Wagen er sabotiert hatte, so daß es zu einem schrecklichen Unfall kam. Der Polizeizeichner überlebte zwar, muß aber den Rest seines Lebens im Rollstuhl verbringen.
Ein weiterer Mord in Holzkirchen, der mit dem Fall in unmittelbarem Zusammenhang stand, konnte ihm nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden.

Doch für Richterin Helfsleben genügten die bewiesenen Anklagepunkte, um als Urteil lebenslange Haft mit anschließender Sicherungs-verwahrung in einer geschlossenen Anstalt zu verkünden. Besonders erschwerend wurde ihm angelastet, daß er als Polizist sich über die Ungesetzlichkeit seiner Handlungen bewußt war und die wichtige Zeugin mit beispielloser Grausamkeit gefoltert und anschließend erwürgt hatte. Die beiden Verteidiger haben Berufung angekündigt, doch bis dahin bleibt der Mörder in Haft.
(Abendzeitung vom 26. Januar 1999)

E N D E
28. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Goury am 30.01.06 22:22

Tut mir wirklich leid das es so lange gedauert hat mit dem rest, hatte in lezter zeit viel streß.
Als kleine wiedergutmachung stell ich heute noch ne Kurzgeschichte ein.


Goury
29. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Herrin_nadine am 30.01.06 22:48

der abend war ja ein voller erfolg.

läßt sie sich dadurch ablenken, die morde aufzuklären ??


30. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Goury am 30.01.06 22:54

Ähm, sorry Herrin Nadine, aber die Morde sind aufgeklährt.

Zitat: Kitzel-Mörder verurteilt

Der gefürchtete Schwabinger Kitzelmörder Jürgen Bieneck stand gestern vor Gericht. Nach über einem halben Jahr Vorbereitungszeit und sechs Verhandlungstagen kam der Prozeß zu einem Abschluß.

Der Ex-Polizist hatte insgesamt sechs Frauen zu Tode gekitzelt, was ihm in den Medien den Spitznamen "Kille-kille-Killer" einbrachte. Doch für all diese gar nicht lachhaften Untaten konnte die Verteidigung eine verminderte Schuldfähigkeit des Angeklagten glaubhaft machen. Verurteilt wurde er für den Mord an einer Prostituierten, die als Polizei-Informantin arbeitete, sowie für einen Mordversuch und schwerer Körperverletzung an einem Polizeizeichner, dessen Wagen er sabotiert hatte, so daß es zu einem schrecklichen Unfall kam. Der Polizeizeichner überlebte zwar, muß aber den Rest seines Lebens im Rollstuhl verbringen.
Ein weiterer Mord in Holzkirchen, der mit dem Fall in unmittelbarem Zusammenhang stand, konnte ihm nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden.

Doch für Richterin Helfsleben genügten die bewiesenen Anklagepunkte, um als Urteil lebenslange Haft mit anschließender Sicherungs-verwahrung in einer geschlossenen Anstalt zu verkünden. Besonders erschwerend wurde ihm angelastet, daß er als Polizist sich über die Ungesetzlichkeit seiner Handlungen bewußt war und die wichtige Zeugin mit beispielloser Grausamkeit gefoltert und anschließend erwürgt hatte. Die beiden Verteidiger haben Berufung angekündigt, doch bis dahin bleibt der Mörder in Haft.
(Abendzeitung vom 26. Januar 1999)
31. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Herrin_nadine am 31.01.06 01:01

da war ich zuschnell mit meinem beitrag und habe gar nicht mitgekommen, daß du die ganze story bis zum ende gepostet hast. das war so guter lesestoff, der hat mich auf meinen stuhl vor dem bildschirm gefesselt, bis ich alles gelesen habe.

mit dem habe ich nicht gerechnet, daß ein beamter aus dem büro der kommissarin der täter war. ich dachte eher an das organisierte verbrechen und bestechung der behörden.
da machst du bald unserem roger_rabbit konkurenz. danke dir für die super story


32. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von U1000 am 06.02.06 00:58

Hi Goury,

Die Geschichte ist super, aber ich habe sie schon irgendwo mal gelesen.

Ich weiss im Moment nur nicht wo.
Ich hoffe Du schmückst dich hier nicht mit fremden Federn?

Bis die Tage
Jörg
33. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Goury am 15.02.06 20:50

Kann dir genau sagen wo die Story steht, sie steht bei sevac.com und ich glaub bei x-stories.tv ist sie auch zu finden.


Goury
34. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Harry_W am 20.06.06 20:44

Hallo Goury,

vielen Dank für die spannende Unterhaltung. Es war nie langweilig und der Handlungsrahmen recht groß. Alle charaktere waren gut gezeichnet und hatten eine gewisse "Tiefe", was als "Liebe zum Detail" mir positiv auffiel.
Harry_W
35. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von Gerwald am 02.01.13 18:15

DAnke für die spannende und interessante Lektüre.
36. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von windelfreak am 25.01.13 23:43

Hi Goury, (hoffentlich hab ich dich jetzt richtig geschriebe)
tolle Geschichte.
Sag mal hast du schon mal überlegt als Krimiautor zu arbeiten?
Ok ich kenne bisher nur die erste Seite. Was ich allerdings auf der gelesen hab gänge heutzutage genau so auch im Mainstream.
Aber ich glaub kaum das du auf der nächsten sehr viel härter bei deinen Beschreibungen wirst. Ok, falls nicht währen das vielleicht die einzigen Punkte die du ändern müsstest. Kommt eben drauf an. Außerdem glaub ich das fast nicht, bei dem was ich in Thrillern der verschiedensten Art schon an den graußigsten Beschreibungen gelesen habe. Die müssten wahrscheinlich sogar hier in die FSk 18 Abteilung.
So das war es erstmal von mir ich meld mich wieder, sobald ich den Rest gelesen habe.
37. RE: TÖDLICHES LACHEN

geschrieben von windelfreak am 26.01.13 01:52

So nun hab ich die Geschichte fertig gelesen.
Du oder dein Autor, war das nicht Hal oder so ähnlich?
Auf jeden Fall ist eienr von euch beiden genial.
Ich als Krimifan kann nur sagen wow.
Die Geschichte ist an Spannung echt nicht zu überbieten, auch wenn es relativ schnell in den letzen Kapiteln klar ist das der Junior etwas mit den Taten zu tun haben muss.
Wenn du sowas in Zukunft mehr ausarbeiten würdest könntest du wahrscheinlich sogar Geld damit verdienen.
Was ich vorhin wegen der Sexszenen schrieb: Die sind echt nicht anders als invielen anderen Krimis auch, damit sollte es also bei einer Veröffentlichung keine Probleme geben.
Vielleicht versucht ihr ja die nächste Geschichte als Ebook zu vermarkten. Erstens kostet euch das je nach Anbieter fast nichts und ihr könnt mal antesten wie eure Krimis bei anderen so ankommen.
Was mich jetzt noch interessiert sind ein paar lose Enden:
1. Wer war der Beschützer vom Lachverein?
2. Wie hat der "Meister" des "Klubs" reagiert als er Susanne in den Medien erkannte?
4. Hat Angela ihre Reportage über die Sexclubs beendet?
5. Hat sie den "Klub" heraus gelassen?
6. Wenn sie den "Klub" nicht heraus gelassen hat wie hat dann der Meister reagiert? Durfte sie ihn vll erwähnen?

Ja wäre schön wenn ihr mir das noch beantworten könntet. Wenn nicht auch nicht schlimm.


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