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eröffnet von kleene am [unklar]
letzter Beitrag von träumerin am 16.12.05 23:51

1. Knisternde Stille

geschrieben von kleene am 13.12.05 21:43

Der Wagen hielt in einem Waldweg neben der Straße. Dunkelheit und Stille drang durch die weit geöffneten Fenster hinein. Der Sommer war vorüber und die Kraft der wärmenden Sonnenstrahlen des Herbstes ließ bei hereinbrechender Nacht nach, dies spürte sie als ein Windhauch ihr Gesicht traf. Sie zog die Jacke tiefer ins Gesicht.
Der Mann neben ihr sagte kein Wort und lies ihr die Zeit die sie brauchte um sich an diese Ruhe zu gewöhnen. Sie saßen still auf ihren Sitzen und lauschten nach Wild was zu dieser Jahreszeit auf der Suche nach dem Partner war, den sie begleiten wollten durch den langen kalten Winter.
Doch außer dem Rauschen des Windes war nichts zu hören. Die Bäume bewegten sich unter der Kraft des Windes und der Mond leuchtete durch die Lücken der Bäume und hinterlies unheimliche Schatten. Die Luft war klar und kühl, sie fühlte sich geborgen in dieser Stille, der Dunkelheit und dem Mann an ihrer Seite. Auch wenn sie ihn nicht wirklich gut kannte, so spürte sie doch, dass da etwas war, was sie verband und sie fühlte sich seit langer Zeit wieder geborgen und sicher. Sie genoß das Gefühl und den Moment in dem sie dies fühlte.

Ihre anfängliche Nervosität war verschwunden, als sie auf dem Weg zu diesem Treffen war.
Es war reiner Zufall, dass sie ihn traf. Zuerst las sie nur eine Beschreibung von ihm selbst und die Einstellung die er zum Leben hat. Auch sie war schon seit langer Zeit allein und machte ihre Erfahrungen mit dem Singledasein. Am Anfang genoss sie es Komplimente zu bekommen für die sie sich nicht mal verstellen musste, dann veränderte sich etwas in ihr. Sie hatte den Schmerz den letzten Trennung überwunden und es machte sich Sehnssucht in ihrem Herzen breit. Sehnsucht nach einem Menschen an den sie sich anlehnen konnte, der ihr das Gefühl gab geliebt zu werden um ihrer selbst Willen. Mit jedem Date, dass sie hatte in den vergangenen Monaten, starb diese Hoffnung ein wenig mehr. Immer wieder blockte sie Dates ab und ging auch nur noch selten in den Chat. Ihre Schwester gab ihr einen Nicknamen und sie solle doch mal auf dieses Profil gehen um es zu lesen.
Die Worte berührten sie, sie wollte sich nicht melden bei ihm, da sie es leid war, die immer selben Geschichten zu lesen, von einsamen Menschen die jemanden suchten den es niemals gab. Lange dachte sie darüber nach was sie schreiben könnte, alle Worte die ihr in den Sinn kamen waren so banal und belanglos, bis sie doch wieder die Seite aufrief und ein paar Zeilen hinterlies. Sie schreib, wie sehr sie seine Worte berührten und das er sich seine Lebenseinstellung bewahren soll, denn das sei etwas ganz Besonderes. Da sie keine Rückantwort erwartete, war sie um so überraschter als sie am nächsten Tag in ihren Posteingang sah.
Sie unterhielten sich per Mail und sie erfuhr mehr über ihn. Es waren gewählte Worte die Nachdenklichkeit und Lebensfreude verrieten. Es machte Spaß seine Zeilen zu lesen und sie freute sich schon auf den Nachmittag um nachzusehen ob er ihr geschrieben hatte. Jeden Tag erfuhr sie ein wenig mehr von ihm als Mensch und auch sie öffnete sich wieder, erzählte von sich und ihrem Leben. Sie fühlte sich zu ihm hingezogen, ohne das es dafür eine Erklärung gab, so kam es, dass sie ein Treffen ausmachten, da sie aus familiären Gründen an diesem Wochenende in der seiner Nähe war. Spontan ging er darauf ein, sie freuten sich beide aufeinander und zählten die Tage wie frischverliebte Teenager. Und doch hielt sie beide einiges von dem unbeschwerten Gefühl ab einfach nur aufgeregt zu sein. Ihre Naivität und Unbeschwertheit verloren sie beide auf dem Weg der langen Erfahrungen die sie in den letzten Jahren machten und sprachen auch darüber, was denn wäre, wenn sie sich begegnen und dieses Gefühl was sie jetzt hatten anders sei, als auf der anonymen Seite im Chat. Sie waren beide Realistisch genug um diesen Fakt miteinzubeziehen und so kam das Wochenende immer näher.

Jetzt saß sie neben ihm und er war ihr so vertraut, als würden sie sich schon ewig kennen, es gab nichts peinliches oder unangenehmes, sie hatten die letzten Stunden viel geredet und gelacht. Über ihre Ängste und Träume gesprochen und spürten beide, dass die Sympatie und das was sie füreinander empfanden auf den leeren Seiten des Internets nicht getrügt hatte.

Sie dreht sich zu ihm um und sah in seine Augen, er war kein Fremder für sie und es machte sich eine knisternde Spannung breit. Die Stille umgab sie beide wie ein warmer Mantel und hüllte sie ein. Niemand sagte auch nur ein Wort.

Sie wußte um seine Prinzipien die er ihr mitgeteilt hatte, kein Kuss beim ersten Date, so sollte es sein. Doch was sollte sie tun? Einen Korb riskieren, weil sie es doch versuchte? Ihre Augen an seine geheftet dachte sie eine Augenblick lang nach und versuchte die Gedanken abzuschütteln. Sie würde es respektieren und unterhielt sich mit ihm. Sie wollte soviel von ihm erfahren und so hing sie an seinen Lippen wenn er erzählte.

Die Zeit verging, immermal wieder wurde die Stille durch ein vorbeifahrendes Fahrzeug unterbrochen, als der Lichtschein des Wagens sein Gesicht traf.
Sie spürte wie er sich veränderte, wenn er von seinen Träumen sprach leuchteten seine Augen und er sah sie immer länger an und beobachtete sie. Von der Enge des Wagens taten ihre Füße weh, sie wollte ihre Stiefel ausziehen, als er zu ihr sagte:“ Wir können uns auch nach hinten setzen und davon laufen die Scheiben an“, gab er grinsend und nickend mit dem Blick auf ihrer Stiefel zu bedenken. Sie sah im in die Augen, sein Kopf lehnte lasziv an der Kopfstütze und er grinste sie auf eine unverschämt charmante Art an, dass sie sich einen passenden Kommantar nicht verkneifen konnte, sagte grinsend und mit leiser Stimme:“ Du bist ein freches Stück“ Automatisch beugte sie sich nach vorn und küßte ihn....... das erste Date, der erste Kuss und er wehrte sich nicht gegen das, was sie tat.
Er spürte, dass er keine Macht hatte und wehrlos war wenn sie ihn mit diesen Augen ansah....er lag ihr zu Füßen und wollte niemehr aufstehen, er vergaß die Prinzipien und genoß die Berührungen ihres Mundes, er roch ihren Duft und spürte die Wärme ihrer Haut.....Immerwieder trafen sich ihre Zungen und ihrer beider Herzen und Atem wurde schneller. Er hielt sie fest in seinen Armen und vergaß all seine Prinzipien, die er so oft aufrecht gehalten hatte um sein Gesicht zu wahren. Er lies von ihr ab und sah sie an:“ Bitte, lass mir das letzte bisschen Würde, ich möchte morgen noch in den Spiegel sehen können, denn ich liege dir schon zu Füßen, wie weit runter soll ich denn noch?“

Dieses Gefühl kannte sie bisher noch nicht, eine Mischung aus Macht und Zärtlichkeit, sie war sich ihrer Wirkung auf ihn bewußt geworden und spürte, dass sie in diesem Moment sein Herz in der Hand hatte. Sie würde es mitnehmen und nie mehr hergeben.
Er sah sie an und sagte:“Und das schlimme ist, ich wußte, dass das passiert.“ Er nahm sie fest in seine Arme und hielt sie fest. Sie hatte sich soweit hinüber gebeugt zu ihm das sie halb auf ihm lag und etwas spürte, von dem sie wußte, was es bedeutete. Sie rückte nur ein paar wenige Millimeter näher zu ihm und spürte seine Anspannung und das leise Aufstöhnen als ihr Arm auf die Beule in seiner Hose stieß. Sie vergrub ihre Nase in seinem Hals und sog seinen Duft ein, sie fühlte die Wärme die von ihm ausging und die Leidenschaft entbrannte erneut. Ihre Lippen berührten sich und sie konnten nicht voneinander ablassen. Seine Hände waren überall, ertasteten jeden Zentimeter ihres Körpers und eine Gänshaut durchfuhr sie als er ihre Brust berührte und ihren Hals küßte. Es war so ein unbeschreibliches Gefühl, was sie beide so lange schon vermissten.
Die Zeit verflog und trotz der Leidenschaft und Anspannung machte sich Erschöpfung breit, schweigend fuhren sie zurück zu ihrem Wagen, immerwieder legte er seine Hand in ihre Hände um sie zu berühren.

Zu Hause angekommen fiel sie in eine tiefen entspannenden Schlaf, alle Anspannung war vorüber und am Morgen wurde sie von der Nachricht des Handys geweckt. Er schrieb:-Wo ist denn nur mein Herz hin, ich kann es nirgends finden?- Ein Lächeln machte sich breit in ihrem Gesicht und ihr fielen die Gedanken wieder ein, die sie hatte als sie die Nacht im Wagen saß. Strahlend schrieb sie zurück:-Das habe ich mitgenommen und werde es behalten-

Endlich hatten ihre Tage wieder ein Ziel und ihre Träume wieder einen Sinn.
2. RE: Knisternde Stille

geschrieben von bluevelvet am 14.12.05 05:22

Sehr schön, stimmungsvoll und emotional anrührend erzählt. Es wird deutlich, dass und wie sich zwei Menschen auf den verschiedenen Ebenen ihrer Perönlichkeiten begegnen.

Bluevelvet
3. RE: Knisternde Stille

geschrieben von träumerin am 16.12.05 23:51

Einfach wunderschön, Kleene!

Deine Geschichte hat mich zutiefst berührt. Vielen Dank dafür.

die träumerin


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