Restriktive Foren

Thema:
eröffnet von Butterfly am 13.06.07 19:27
letzter Beitrag von Ambi Valent am 10.04.10 17:08

1. Simulation

geschrieben von Butterfly am 13.06.07 19:27

Guten Abend.
Neulich überkam mich die Muse und fesselte mich hilflos. Dann hat sie mir eine Eingebung in meinen widerstrebenden Kopf gesetzt.

DISCLAIMER.
Alle Urheberrechte dieser Geschichte liegen bei mir. Ich stimme jeder freien Wiederverwendung in Foren, in Druckform und auf Webseiten zu. Ich schließe alle Veröffentlichungsformen aus, bei denen für den Benutzer Kosten über die normalen Einwahlkosten hinaus entstehen, z.B. dialerfinanzierte Seiten, Bezahlforen o.ä.
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The Unnamable, 2007
2. RE: Simulation

geschrieben von Butterfly am 13.06.07 19:27

Er überlegte fieberhaft, während er stockstill hinter dem Betonpfeiler kauerte, der seitlich die Tür einfasste.
Seine Augen suchten noch einmal die leere Eingangshalle ab. Sein Fuß und das Handgelenk schmerzten erbärmlich. Er hatte sie weggeschickt, solange es noch ging. Sie hatte sich widerwillig unter die Menschenmenge gemischt, die chaotisch aus dem Gebäude flüchtete.
Inzwischen war das Gebäude sicher völlig umstellt. Es gab nur noch zwei Möglichkeiten.
In einer Geste, die er aus zig Kinofilmen kannte, tastete er fast unbewusst nach seinem Gürtel.

-----

Die Art in der sie sich ihre roten Haare aus der Stirn strich war einfach unbeschreiblich. Und ihr Lächeln... es schien direkt dafür gemacht zu sein, ihm das Blut in die Ohren zu treiben. Und nicht nur in die Ohren.
Sandra Körner. Lars stöhnte in Gedanken, als sie zu ihm in den Aufzug stieg.
Sie lächelte ihn an: "Hallo..."
Er nickte und nuschelte etwas, was man mit gutem Willen als Begrüßung auslegen konnte. Er vermied, ihr in die Augen zu sehen, aber als sein gesenkter Blick auf die Oberkante ihres Spaghettitops fiel, war das auch nicht besser. Eher im Gegenteil.
Er sah schnell weg und konzentrierte sich darauf, ruhig zu atmen.

Sandra schien ihn in ein Gespräch verwickeln zu wollen: "Entschuldigen sie, sie sind Herr... Bosheim?"
Er schüttelte den Kopf und konnte ein Grinsen nicht ganz unterdrücken: "Fast. Bosberg. Lars."
Sie schien das als Einladung zu verstehen. "Ich bin Sandra Körner. Sie können ruhig Sandra sagen. Ich wohne seit ein paar Wochen hier, vorher habe ich auf der anderen Stadtseite gewohnt... ich habe neulich gesehen, dass sie im Hof an ihrem Fahrrad herumgebastelt haben. Sie können mir bestimmt eine Werkstatt empfehlen... meine Bremsen sind völlig dahin."
Der Aufzug hielt in seiner Etage und Sandra stieg mit ihm aus.
Sie redete weiter: "Die sind schon länger nicht wirklich gut, aber gestern bin ich die Augustinergasse runtergefahren und unten an der Hauptstraße, da ging gar nichts mehr. Ich bin geradeaus über die Straße gesaust und beinah hätte mich ein Bus auf die Hörner genommen."

Lars hatte während ihres Redeschwalls genug Zeit gehabt zu überlegen. "Fahrrad Hübsch in der Kanalstraße. Die arbeiten ordentlich und wenn die Bremsen in ein paar Wochen nochmal eingestellt werden müssen, machen die das so. Ist nicht der billigste, aber..."
Ihr Gesicht hatte sich etwas verzogen, dann schüttelte sie den Kopf. "Ich bin völlig abgebrannt. Was richtig Gutes kann ich mir nicht leisten."
Er schwieg einen Moment, weil er nicht genau wusste, was er zu so einem überraschenden und irgendwie peinlichen Eingeständnis sagen sollte, dann nickte er: "Ich sehe mir das mal an. Vielleicht bekomme ich das ja hin."

"Jetzt?", fragte Sandra überrascht.
Lars nickte. Sie lächelte ihn dankbar an, hakte ihn unter und zog ihn in Richtung des Fahrradkellers.

Eine Stunde später und unter Zuhilfenahme von ein paar alten Teilen seines Rades, die er noch nicht weggeworfen hatte, war Sandras Rad so gut wie neu.
Lars stemmte zufrieden die Hände in die Hüften: "Ich denke, so wird es vorläufig gehen."
Sandra drehte eine Runde auf dem Hof, stieg ab, umarmte ihn, "Danke...", und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

Lars lief knallrot an und befreite sich vorsichtig. "Äh... kein Problem. Wenn wieder was ist..."

Drei Tage später fand er in seinem Briefkasten einen Zettel.
"Hallo Lars. Ich möchte mich nicht aufdrängen, aber wenn du vielleicht Lust hättest, heute Abend so gegen 19:00 Uhr bei mir zu essen, ruf kurz an. 555 0815. Schönen Gruß, Sandra."

Lars unterdrückte mühsam eine Panikattacke. Ein Abendessen. Krawatte. Anzug. Blumen. Ja. Und eine Flasche Wein. Ein Abendessen, das Natürlichste der Welt. Mit Sandra. Die Panik erfasste ihn vollends.

Nach ein paar Minuten hatte er sich soweit gefasst, dass er sie anrufen und ihr stotternd zusagen konnte. Dann ging er einkaufen.

Der Blumenstrauß dauerte fast 40 Minuten. Rosen? Zu intim. Nelken? Er ging doch nicht auf eine Beerdigung. Bunte Sommerblumen. Ja, das wäre das Richtige. Aber wie groß? Nicht protzig. Aber auch nicht popelig.
Schließlich verließ er die grinsende Verkäuferin mit einem Blumenstrauß in der Hand und um eine völlig überhöhte Summe ärmer. Er war sicher, dass es der Falsche war. Aber er war auch sicher, dass er dieses Gefühl bei jeder anderen Entscheidung auch gehabt hätte.

Der Wein war einfacher. Er hoffte einfach, dass es keinen Fisch geben würde und entschied sich für einen halbtrockenen Rotwein. Fünf Minuten vor Sieben stand er im Anzug vor Sandras Tür, rannte dann noch einmal in seine Wohnung und zog sich um. Jeans und kurzärmeliges Hemd. Ja. Das war besser.

Was hatte die Verkäuferin gesagt? Blumenstrauß auspacken, oder nicht? Er konnte sich nicht erinnern.
Wie auch immer. Mit dem Gefühl, sich mit etwas anzulegen, womit er sich nicht wirklich messen konnte, streckte er die Hand nach der Klingel aus.
3. RE: Simulation

geschrieben von Butterfly am 14.06.07 18:23

Er würde einfach aufspringen und anfangen zu schießen. Nur, dass er keine Pistole hatte. Selbst die Campingaxt, die er voerher noch hatte, war weg. Hatte er sie in dem Zimmer weggeworfen?

Wahrscheinlich würde es reichen, wenn er sich so verhielt, als hätte er eine Waffe und laut "Peng-peng" riefe.
Er würde sich keine Sorgen mehr machen müssen. Draußen stand so viel Polizei, die Waffen im Anschlag...
Die Kugeln würden in ihn einschlagen. Wahrscheinlich würde er nicht einmal Schmerzen haben, zumindest wenn das stimmte, was man so las. Sie würden Haut, Gewebe, Knochen zerreißen, Zellstrukturen durch ihre Schockwellen zerstören.

Es schüttelte ihn. Er wollte nicht sterben. Nicht so, sondern friedlich in seinem Bett, umgeben von seinen Enkeln oder besser Urenkeln.
Draußen näherte sich das Klopfen eines Helikopters, schnürte das Netz noch enger, aus dem er sowieso schon nicht entkommen konnte.

-----


Sie öffnete die Tür, rief ein schnelles: "Hallo Lars", und verschwand dann wieder in der Küche, aus der ein eigenartiger Geruch stieg.
Etwas verloren blieb er im Treppenhaus stehen, den Blumenstrauß in der ausgestreckten Hand.

Nach einer 30 Sekunden erschien sie wieder. Immer noch hektisch rief sie: "Komm rein, komm schon rein. Ich bin noch nicht ganz fertig. .. oh! Sind die Blumen für mich? Vielen Dank..."
Sie ließ ihn wieder stehen. Er folgte ihr in die Küche, legte den Blumenstrauß auf den Tisch, stellte die Weinflasche daneben und setzte sich.
Sie redete, ihm den Rücken zugewendet: "Ich bin gleich so weit. Dauert nur noch eine Minute...", dann füllte sie die Teller mit Reis und einem undefiniert aussehenden Eintopf auf.

"Guten Appetit, fang schon mal an. Ich stell nur rasch die Blumen ins Wasser... habe ich mich schon bedankt?"
Er nickte und begann zu essen. Er bemühte sich, das "Mmmm... lecker" überzeugend klingen zu lassen.
Schließlich war sie soweit, setzte sich zu ihm und nahm einen Löffel voll.

Nach etwa einer halben Sekunde spuckte sie ihn mit einem angeekelten Gesichtsausdruck wieder aus. "Mein Gott, wie kannst du so etwas essen?", keuchte sie und griff nach der Wasserflasche. Sie hielt sich nicht damit auf, sich ein Glas einzuschenken, sondern setzte die Flasche direkt an den Hals.
Dankbar legte er seinen Löffel weg und grinste gequält: "Reine Selbstbeherrschung...", dann griff auch er nach dem Wasser.

Mit einem Käsebrot in der Hand gingen sie in das Wohn/-Schlafzimmer des 1-Zimmer Appartements, das noch nicht ganz fertig eingerichtet war. Aber neben dem Bett stand ein Sofa und bot genug Platz für zwei Personen.

Lars erzählte, dass auch er noch nicht lange in der Stadt wohne und dass er abgesehen von ein paar Arbeitskollegen kaum jemanden kenne.
"Und die sind alle verheiratet und haben Kinder. Wenig gemeinsame Interessen."
Sandra nickte, dann fragte sie ihn, woran er den Interesse hätte, "abgesehen von Fahrrädern natürlich."

Hätte Lars nicht schon drei Gläser Wein getrunken gehabt, um den gräßlichen Geschmack von seiner Zunge zu entfernen, hätte er vermutlich nicht leise "An dir." geantwortet.
Sandra lächelte, strich sich die Haare aus dem Gesicht, dann setzte sie sich dicht neben ihn und gab ihm einen langen Kuss.
4. RE: Simulation

geschrieben von Butterfly am 14.06.07 18:25

Ich will mal nicht so sein, also gibt´s heute noch einen zweiten Teil, weil die Geschichte etwas braucht, in Gang zu kommen.
Butterfly
5. RE: Simulation

geschrieben von Butterfly am 14.06.07 18:25

Als er vor ein paar Minuten um die Ecke geschielt hatte, hatte eine Kugel wenige Zentimeter von seinem Kopf entfernt eine Furche in den Beton gegraben. Offenbar war es ihnen ernst.
Er konnte nur hier warten, bis sie stürmten, oder sich ergeben. Flucht war ausgeschlossen, mit seinem geschwollenen Knöchel. Verdammte Treppe. Im ersten Moment war er fast ohnmächtig geworden vor Schmerzen. Auch sein rechtes Handgelenk pochte schmerzhaft.

Langsam, ganz vorsichtig streckte er seine linke Hand aus der Deckung. Er winkte einige Sekunden lang, dann ließ er die zweite folgen.
Er wartete einen langen Moment, dann stand er langsam auf, die Hände immer für die Polizei sichtbar.
Dann atmete er tief durch und trat ins Freie.

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Sie waren noch eine Weile spazieren gegangen und hatten ín der lauen Nacht unter dem Vollmond auf einer Bank gesessen. Sie hatte ihm versprochen, das indische Kochen den Indern zu überlassen.

Einige Tage später war Sandra praktisch bei Lars eingezogen, der die größere Wohnung der beiden hatte. Er hatte sich immer mit leichem Abscheu gefragt, wie es wohl wäre, mit einer Frau zusammenzuleben und sein Single-Dasein stets hochgehalten.
Aber mit Sandra... gab es etwas schöneres?

Nicht, dass er so etwas geplant hätte oder sie ihn gefragt hatte. Es waren einfach aus praktischen Gründen mehr und mehr ihrer Kleidungsstücke (und ihre Zahnbürste, Schminkzeug, ihre Lieblingskaffeetasse, ihr Laptop und Handyladegerät) in seine Wohnung gewandert. Als sie dann mit einer großen Reisetasche und ihrem Gummibaum unter dem Arm vor seiner Türe stand, hatte er ihr grinsend einen Schlüssel gegeben.

Gut drei Wochen waren seit dem denkwürdigen Abendessen vergangen. Lars kam zur üblichen Zeit nach Hause und fand Sandra auf seinem Bett in Unterwäsche, geknebelt, die Fußgelenke weit gespreizt mit Seilen an den unteren Ecken des Bettes festbegunden, die Handgelenke nach oben gezogen mit Handschellen am Kopfende.

Sprachlos blieb er einen Moment stehen, dann kniete er sich neben sie auf das Bett und versuchte den Knebel zu lösen, aber der Verschluss war mit einem winzigen Schloss gesichert. Sie schüttelte heftig den Kopf, grunzte etwas und sah ihn mit großen Augen an.
Er ließ ab: "Was ist passiert? Ist jemand eingebrochen? Hat dir jemand etwas getan?"
Wieder schüttelte sie den Kopf und gab ein Geräusch von sich.
"Du... du hast das selbst gemacht?"
Sie vermied für einige Sekunden seinen Blick, dann nickte sie.
Er starrte sie einen Moment lang nachdenklich an, während er versuchte zu verstehen, was vor sich ging.
"Du... du machst das gerne... dich fesseln, meine ich? Du magst das?"
Sie nickte.
"Und du wolltest mir das auf diese Weise beibringen, nehme ich an?"
Ein heftiges Kopfschütteln. Sie sah ihn bedrückt an, dann schloss sie die Augen und wendete den Kopf ab.
"Dann ist wohl etwas schiefgegangen? Du hast gespielt und du hast dich nicht selbst befreien können?"
Sie nickte, ohne ihn wieder anzusehen.

Er überlegte kurz, stand dann auf und sah unter das Bett.
Wie erwartet sah er am Kopfende einen Ring mit zwei kleinen Schlüsseln liegen. Er machte einen langen Arm und holte sie hervor. Zuerst war ihm danach, zu lachen, dann begann er sie auszuschimpfen.
"Weißt du eigentlich, wie gefährlich das ist? Was hättest du gemacht, wenn ich nicht nach Hause gekommen wäre? Du wärest hier glatt verdurstet! Kann ein einzelner Mensch so blöd sein?"

Sandra sah ihn wieder an und er sah, wie ihre Augen sich mit Tränen füllten. Sie begann, leise in den Knebel zu schluchzen.
Lars sah ein, dass er zu weit gegangen war und kniete sich wieder neben sie. Er löste die Handschellen, den Knebel und band ihre Fußgelenke los.

Sie zog ihre Beine an und drehte sich, immer noch schluchzend, auf die Seite, weg von ihm.
Etwas hilflos blieb er neben ihr sitzen.

Nach ein paar Minuten stand sie auf und sammelte schniefend ihre Kleidung ein.
"Was machst du?", fragte Lars sie.
Ihre Antwort klang ziemlich gedrückt: "Ich geh´ dann... meine Sachen hole ich mir morgen."
Lars schüttelte den Kopf und stand auf. Er legte seine Arme fest um sie. "Wenn du glaubst, dass ich dich so einfach gehen lasse, dann irrst du dich."
Sie sah ihn erst mit großen Augen an, dann begann sie, sich zu wehren. "Lass mich... lass mich los! Was bildest du dir eigentlich ein, du Arschloch..."
Sie trat ihm vors Schienbein, was ihr mit ihren nackten Füßen wahrscheinlich mehr weh tat, als ihm, aber das führte dazu, dass er sie schließlich losließ.

Er trat zwei Schritte zurück und hob die Hände: "Sandra, ich weiß nicht, was hier gerade schief läuft. Man findet nicht jeden Tag seine Freundin gefesselt in seinem Bett liegen. Was ich gesagt habe, tut mir leid. Warum willst du jetzt weglaufen?"
Sie blieb stehen und sah ihn an: "Du bist nicht... angewidert?"
6. RE: Simulation

geschrieben von gummibaeerchen am 14.06.07 19:34

so... ich glaube nun wirds interessant...
na dann mach mal schnell weiter!!!

greetings vom gummibaeerchen
7. RE: Simulation

geschrieben von Praide am 15.06.07 00:23

Heh, wo bleibt der Rest?! Das ist nicht fair! Das ist ja noch schlimmer als RTL II, die machen die Werbepausen auch immer an den spannendsten Stellen.



*zusammenreiss* *tiefdurchatme* *säusel*
Lieber, lieber Schmetterling. Bitte schreib doch deine wundervolle Geschichte schnell weiter und mach die bösen Pausen nicht so lang... (Jetzt muss ich aufhören, sonst wird´s unglaubwürdig )
8. RE: Simulation

geschrieben von Butterfly am 15.06.07 17:26

Die Sonne blendete ihn. Blinzelnd sah er mindestens 15 Polizeiwagen und Truppentransporter und eine Menschenmenge, die sich hinter einer Absperrung drängte. Über allem kreiste der Helikopter. Irgendwo in der Menschenmenge meinte er einen roten Haarschopf wahrzunehmen. Er hoffte, dass es nicht Sandra war.

Es kostete ihn einiges an Überwindung mit erhobenen Händen auf die waffenstarrende Sperre zuzuhumpeln.
Als er etwa die halbe Strecke hinter sich gebracht hatte, hörte er einen lauten Knall und fühlte einen Schlag in den Bauch. Ungläubig dachte er, die haben mich erschossen, dann brach er zusammen.

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Lars hatte eine längere Diskussion mit Sandra, die sich inzwischen angezogen hatte. Er versicherte ihr mehrfach, dass er keine Probleme damit hatte, wenn sie sich gerne selbst fesselte, dass er aber ein Problem damit hätte, wenn sie sich damit selbst gefährdete.
Dabei spielte er die ganze Zeit mit den Handschellen herum, aus denen er sie befreit hatte. Schließlich, halb um sie zu beruhigen, halb aber auch aus Neugier, ließ er die Handschellen um seine eigenen Handgelenke zuschnappen. Dann versuchte er, den Schlüssel in das Loch zu fummeln, um sich zu befreien, während Sandra ihm belustigt zusah.

Schließlich lachte sie leise: "Mmmmm... selbst gefährden. Du meinst so? Du hast sie verkehrt herum gemacht. Wenn das Schlüsselloch nicht in Richtung deiner Hände zeigt, hast du keine Chance, weil sie keine Kette haben sondern nur ein Gelenk in der Mitte. Da musst du schon den Mund zu Hilfe nehmen und das ist schwierig genug."

Er hatte keine besondere Lust, weiterhin ihren Spott auf sich zu ziehen und streckte seine gefesselten Hände auffordernd in ihre Richtung. Sie befreite ihn grinsend, fesselte sich selbst die Hände auf den Rücken und zeigte ihm, wie sie die Handschellen in wenigen Sekunden wieder aufschloss.

"Abgesehen davon, wenn dir der Schlüssel irgendwo hinfällt, wo du nicht drankommst oder du einen anderen Fehler machst", nickte Lars. "Du musst mir versprechen, dass du das nie allein machst, wenn du nicht zuverlässig Hilfe herbeirufen kannst oder mir vorher Bescheid gesagt hast. Klar?"

Sandra nickte betreten.

Er nahm sie an die Hand und führte sie ins Schlafzimmer. Dann fesselte er ihre Handgelenke mit den Seilstücken, die noch am Fußende festgeknotet waren, an das Bettgestell.
"Denk darüber nach, während ich das Abendessen mache."
Mit einem Kuss auf die Stirn ließ er sie allein. Sie überlegte, ob sie versuchen sollte, sich zu befreien, ließ es aber lieber bleiben.

Nach einer knappen Viertelstunde kam er zurück und setzte sich mit einem Teller auf das Bett. Er nahm einen Löffel, den nächsten Löffel hielt er Sandra vor den Mund. Zunächst sah sie ihn mit großen Augen an, dann öffnete sie den Mund.
Nachdem sie heruntergeschluckt hatte, gab er ihr einen Kuss. So fütterte er sie, bis sie den Kopf schüttelte.
Dann ging er wieder in die Küche und brachte den Teller weg. Als er zurückkam, begann er, sie zu streicheln, bis sie sich zunehmend erregt gegen ihn presste und leise stöhnte.

"Soll ich dich lieber knebeln?", flüsterte Lars ihr ins Ohr.
Sie schüttelte den Kopf. "Küss mich."
Das und mehr tat er dann auch ausgiebig.

Später begutachtete er ihre Handgelenke: "Das sieht ja gemein aus. Tut das nicht weh?"
Sandra nickte und berührte vorsichtig die aufgeschürfte Haut: "Doch... ziemlich."

Lars sah sie fragend an: "Geht es darum, oder würde es auch was bequemeres tun?"
Sie nickte wieder und sagte leise: "Normalerweise ziehe ich nicht so daran, sondern genieße es einfach, gefesselt dazuliegen."
9. RE: Simulation

geschrieben von Butterfly am 15.06.07 17:27

Ein Polizist in einem Bombenanzug näherte sich dem daliegenden Attentäter. Hinter dem Schutzvisier konnte man sehen, dass ihm der Schweiß die Stirn hinabtropfte, während er vorsichtig den Körper abtastete und die Jacke öffnete.
Nach kaum einer Minute sagte er in sein Mikrofon: "Er ist sauber. Bitte die Sanitäter her."
Im Laufschritt kamen zwei Sanitäter, luden die verdächtige Person auf eine Trage und brachten ihn im Eiltempo zum Rettungswagen.

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"Was machst du eigentlich, drüben an dem Institut? Ich meine... klar, Biologie. Aber womit beschäftigst du dich?", fragte Lars einige Tage später, als sie auf dem Sofa saßen.

Sandra hatte etwas getrunken und sah ihn erstaunt an, denn das wäre das letzte Thema gewesen, was sie ausgerechnet jetzt angesprochen hätte. Sie setzte sich etwas auf, dann erklärte sie, dass sie in einem Drittmittelprojekt arbeiten würde, also von einem Industrieunternehmen gesponsort, bei dem es um die Erforschung einiger Eigenheiten des Stoffwechsels innerhalb von Zellen ginge.
"Ich arbeite an einer Simulation, die vieles vereinfachen wird... falls es irgendwann mal klappt, können wir uns drei Viertel aller Tests sparen und brauchen nur noch Ergebnisse bestätigen. Das wird die Versuchsreihen deutlich beschleunigen."
Sie redete weiter, aber ungefähr da war der Punkt, an dem ihre Sprache den Lars bekannten Bereich verließ.

Schließlich sah er sie fragend an: "Ich kann jetzt nicht unbedingt behaupten, dass ich besonders viel verstanden habe. Ist das auf einen bestimmten Anwendungszweck zugeschnitten, oder ist das eine Grundlagenforschung?"
Sandra runzelte die Stirn, dann sagte sie: "Um regelrechte Anwendungen habe ich mir ehrlich gesagt nie wirklich soviel Gedanken gemacht. Es ist einfach ein superinteressanter Bereich zwischen Informatik, Physik, Chemie und Biologie, in dem es unendliche Spielwiesen gibt."
Sie tippte sich mit dem Fingernagel auf einen Schneidezahn: "Ich weiß nicht... das ganze Projekt... Krebsforschung, Übergewicht, Klonen, Alterungsprozesse, ... da lässt sich eine Menge vereinfachen."

Sie sah noch einen Moment lang nachdenklich aus, dann küsste sie ihn und stand auf.
"Komm mit, ich habe da was vor...", sagte sie verführerisch und winkte ihn hinter sich her.
Sie blieb im Flur stehen, nahm ein Tuch, das sie offenbar genau für diesen Zweck hingelegt hatte, und verband ihm die Augen.

Dann schob sie ihn langsam an den Schultern durch die Schlafzimmertür.
Lars witzelte: "Oh, du hast unser Schlafzimmer von ´Wohnen nach Wunsch´ überarbeiten lassen und hier wartet das Kamerateam. Stimmts?"
Sie kicherte wortlos und schob ihn weiter. Ihre Hände suchten seinen Hosenbund, öffneten Gürtel, Knopf und Reißverschluss. Sie ließ die Hose ein Stück fallen, hielt sie dann aber mit ihrem Knie auf. Dann drehte sie ihn um und gab ihm einen kleinen Schubs, so dass er auf der Bettkante landete.

Sie setzte sich auf seinen Schoß und begann ihn zu küssen, hielt aber sorgfältig seine Hände auf Abstand, wenn er sie streicheln wollte. "Läßt du das wohl?", schimpfte sie ihn spaßhaft, als er versuchte, sie zu umarmen.

Dann begann sie, sein Hemd aufzuknöpfen und ihn weiter zu liebkosen. Schließlich stand sie auf, und während sie ihn mit einer Hand zwischen den Beinen streichelte, kippte sie ihn zur Seite und rollte ihn auf den Rücken. Dann kniete sie sich schwungvoll mit dem einen Bein auf seine Jeans, die immer noch in Kniehöhe hing, so dass seine Beine in die Matratze gedrückt wurden.
Sie nahm seine rechte Hand und legte sie in die bereitliegende Lederfessel, die sie im Internet bestellt hatte. Sie hatte am Nachmittag mit einer Flasche geübt, die ungefähr den richtigen Durchmesser hatte. Wenn man es richtig machte, brauchte man kaum eine Sekunde, um den Bügel durchzuziehen und ihn mit der angebrachten Lederzunge festzumachen.
Bei der zweiten Hand wehrte er sich zuerst reflexhaft, dann ließ er sie machen.

Er wollte etwas sagen, aber Sandra biß ihm leicht in die Lippe. "Sei still", flüsterte sie ihm zu. Dann hielt sie ihn eine schier endlose Zeit kurz vorm Orgasmus, bis sie ihn endlich kommen ließ.
Erschöpft kuschelte sie sich unter seinen linken Arm, legte ihren Kopf auf seine Schulter und zog ein Bettlaken über beide. Sie legte ihren rechten Arm auf seine Brust, ihr angezogenes Bein auf seine Oberschenkel und murmelte: "Gute Nacht...".

Augenblicke später verriet ihre gleichmäßige Atmung, dass sie eingeschlafen war.

Lars genoß ihre Wärme, auch wenn er seine Lage nicht wirklich bequem fand. Als er mitten in der Nacht aufwachte, schmerzte sein Rücken fürchterlich. Aber Sandra hatte sich inzwischen von ihm heruntergewälzt, so dass er unter Zuhilfenahme seiner Zähne seine Arme befreien konnte.
10. RE: Simulation

geschrieben von Butterfly am 16.06.07 15:52

Liebe Leser,
ich möchte anmerken, dass eine gewisse Sorglosigkeit im Umgang mit Daten schonmal in Verluste oder Beinahverluste, wie demletztens bei ihro Lordschaft gesehen, resultieren kann.

Ich kann´s in dem Fall nicht mal auf einen technischen Defekt schieben, sondern es ist einfach Blödheit. Ich habe den USB-Stick, wo die Story drauf ist (nein, ich habe nirgends eine Kopie) verschlampt.
Ich bin zwar ziemlich sicher, dass ich weiss, wo er ist, dummerweise komme ich da erst in gut zwei Wochen wieder hin.

Wenn also kein Wunder geschieht: bis denne.
Und wenn ich ihn endgültig verschlampt habe, dann gute Nacht, zumindest so lange, bis ich dazu komme, die Geschichte nochmal neu zu schreiben.

Ich könnte mich in der Luft zerreissen....
Traurigen Gruß
Butterfly
11. RE: Simulation

geschrieben von Praide am 18.06.07 14:31

Autsch, das ist bitter. Tut mir lied für dich...

Ich wünsche dir, dass das Ding sich wieder einfindet (nicht nur der story wegen)
12. RE: Simulation

geschrieben von Zwerglein am 18.06.07 15:08

Zitat

Ich könnte mich in der Luft zerreissen....

Auch das hilft nicht!!!! Der Stick muss einfach wieder her. Da sieht man wie wichtig Datensicherung ist.

Ich hoffe das alles gut geht und der USB-Stick wieder auftaucht.
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Gruss vom Zwerglein.
13. RE: Simulation

geschrieben von Butterfly am 30.07.07 19:40

Tjaja, die Datensicherung. Allerdings ist das ein zweiseitiges Schwert, denn man muss die Daten nicht nur vor Verlust sichern, sondern auch vor den Zugriffen anderer. Und daher war (und ist) die Story auf einem USB-Stick, den normalerweise niemand zu Gesicht bekommt.

Und den ich wie gesagt dusseligerweise irgendwo habe liegen lassen, wo ihn niemand gefunden hat. Und dann, nachdem ich ihn wieder hatte, bin ich ganz simpel lange lange Zeit nicht dazu gekommen, hier was zu posten, aus ganz unterschiedlichen Gründen.

Wie auch immer, das Ding ist wieder da, ich auch, und hier ist der nächste Teil der Geschichte. Heiliges Versprechen, euch nicht mehr so lange warten zu lassen.


Im Krankenwagen entfernte der Notarzt den Pfeil mit dem Betäubungsmittel. Bei der Dosierung war bewusst hoch gegriffen worden, auch auf die Gefahr hin, dass der Beschossene ohne ärztliche Hilfe sterben würde.
Der Arzt maß die Vitalfunktionen, dann entschloss er sich, den Patienten vorsorglich zu intubieren, auch wenn er noch selbstständig atmete. Aber er war nicht sicher, ob das Mittel den Höhepunkt seiner Wirkung schon erreicht hatte.
Währenddessen drängte sich ein Polizist in den Rettungswagen und bestand darauf, dem Attentäter Handschellen anzulegen.
Einer der Sanitäter grinste ihn an: "Bei der Elefantenspritze könnt ihr froh sein, wenn er morgen in der Lage ist, allein die Augen zu öffnen."

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Sie streichelte ihn wach. "Hallo... hast du gut geschlafen?"
Dann ging sie ins Bad.
Lars grinste verträumt. Tatsächlich hatte er hervorragend geschlafen, nachdem er sich erst mal losgemacht hatte. Als sie gerade von der Toilette zurückkam, begutachtete er die Fesseln im Morgenlicht. Sie waren aus dickem braunen Leder, das sich sehr steif anfühlte, aber von innen waren sie unter einer weichen Lederschicht gepolstert.
Sie sahen sehr solide aus und er meinte, solche Fesseln schon in dem einen oder anderen amerikanischen Spielfilm gesehen zu haben.

"Ja... das sieht in der Tat sehr viel eher so aus, wie ich mir das vorgestellt hätte..."
Dann nahm er ihre Hand und zog sie zu den Fesseln. Sie zog die Hand spielerisch in dem Moment weg, als er die Ledermanschette schließen wollte, aber er fing sie sofort wieder ein.
"Na, wirst du wohl hierbleiben? Das geht ja wohl gar nicht."

Als ihre Hände zuverlässig gesichert waren, schob er ihr Nachthemd hinauf. Sie preßte die Beine zusammen. "Nicht so schnell..."
Verdutzt sah er sie an und fragte: "Was fehlt denn noch?"
Sie schlug schüchtern ihre Augen nieder. "Da ist noch was in dem Karton unter dem Bett", antwortete sie mit einem schüchternen Grinsen.

Lars stand auf und sah unter das Bett. Er zog den Karton hervor, den sie offenbar am gestrigen Tag daruntergeschoben hatte. Zu den Handfesseln gab es ein passendes Paar Fußfesseln. Außerdem lag eine durchsichtige Plastiktüte mit einem von außen nicht näher erkennbaren Stoffbündel darin.
Er entnahm die Fußfesseln und befestigte sie seitlich am Bett, dann um ihre Fußgelenke.
Noch nicht ganz zufrieden löste er den Gurt, der ihre linke Hand in Hüfthöhe an das Bett fesselte und zog die Manschette mitsamt ihrem Arm zum Kopfende. Als er das gleiche mit ihrer Rechten tat und die Gurte so einstellte, dass sie weit ausgestreckt und wie ein X dalag, protestierte sie pro forma.

Lars nahm das nickend zur Kenntnis und fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen und deutlich übertrieben: "Schweig still! Muss ich dich knebeln, oder wirst du auch so ruhig sein?"
Sie spielte mit: "Niemals! Ich werde das ganze Haus zusammenbrüllen."
Er nickte: "Dacht´ ich´s mir. Aber alles Widerstreben wird dir nichts nützen!"

Er griff in die Nachttischschublade, in der sie seit ein paar Tagen ihr Spielzeug aufbewahrte und holte einen Knebel heraus, den sie selbst aus einem Schaumstofftennisball gebastelt hatte.
"Der ist ziemlich effektiv", hatte sie gesagt, als sie ihm ihre Spielzeugsammlung gezeigt hatte. "Aber ein bisschen zu groß. Am Anfang geht es, aber nach ein paar Minuten tut mir der Unterkiefer weh. Ausserdem sabbere ich furchtbar damit, wenn sich der Ball vollgesaugt hat."
Sie schüttelte erschreckt den Kopf, aber auf sein bestätigendes Nicken hin öffnete sie brav den Mund.

Er verknotete das Band, das sie durch den Ball gezogen hatte, in ihrem Nacken, dann gab er ihr einen Kuss auf die Nase.

So richtig wollte es nicht funktionieren, bis er auf die Idee kam, ihr ein Kissen unter das Hinterteil zu schieben. Dann passte alles perfekt.
14. RE: Simulation

geschrieben von Herrin_nadine am 30.07.07 22:21

hallo butterfly,

da ist dir bestimmt ein stein vom herzen gefallen, wo du das ding gefunden hast.

danke daß du an uns gedacht hast und weiterpostest.


das wäre jammerschade gewesen, das nicht lesen zu dürfen.


bin jetzt wirklich froh, daß es hier wieder weitergeht.
15. RE: Simulation

geschrieben von Butterfly am 31.07.07 20:05

Weitergehen tut es, jetzt auch regelmäßiger

Sie gab sich alle Mühe, unauffällig zu wirken, auch wenn ihr zum Heulen zumute war. Langsam verlief sich die Menge der Gaffer, unter die sie sich gemischt hatte. Sie bog um eine Hausecke und sah zwei Polizisten, die sich gerade den Personalausweis eines jungen Mannes zeigen ließen, der mit zerlöcherter Jeans und Springerstiefeln unterwegs war.
Sie war versucht, auf der Stelle umzudrehen, aber das hätte sie nur noch verdächtiger gemacht. Also gab sie sich Mühe, in der richtigen Mischung aus Desinteresse und Neugier hinüberzusehen, während sie ganz normal weiterging.
Hoffte sie zumindest. Sie war nie eine große Schauspielerin gewesen.
"Entschuldigen sie bitte...", rief einer der Polizisten. Sie fuhr herum, sah aber, dass sie nicht gemeint gewesen war.
Als sie um die nächste Hausecke gebogen war, begann sie zu laufen.

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"Und du willst heute wirklich an die Arbeit?", fragte Lars mit einem leicht enttäuschten Unterton. "Ist doch ein wunderschöner Samstag. Hat so schön angefangen... Na gut. Wollen wir wenigstens heute abend grillen?"
Sandra bewegte vorsichtig ihren Unterkiefer, der immer noch etwas schmerzte und lachte.
"Ich muss zusehen, dass ich mit meiner Arbeit vorankomme und heute stört mich da niemand."

Sie nahm ihn in den Arm und drückte ihn fest. "Gehst du einkaufen? Ich bin dann um fünf wieder da."
Grummelnd stimmte er zu: "Hätte ich gewusst, was es heisst, sich mit einer Doktorandin einzulassen... die Überstunden, die du machst, sind ja unnormal."

Sandra verließ seine Wohnung und dachte daran, dass er ihr vorhin vorgeschlagen hatte, dass sie ihre kündigte. Während sie zum Institut radelte, dachte sie darüber nach und versuchte etwas zu finden, das dagegen sprach.
Ihr wollte nichts einfallen.

Schließlich begann sie über ihre Arbeit nachzudenken. Nicht alles war so eitel Sonnenschein, wie sie gestern Abend Lars erzählt hatte. Sie kam mit ihrem Projekt nicht so recht voran, aber irgendwie hatte sie das vor Lars nicht zugeben wollen. Am Freitag hatte ihr Chef sie angesprochen und sie gebeten, dass sie sich heute um 12 Uhr mit ihm zusammensetzen sollte, um den Stand durchzusprechen. Er hatte nicht lange gefragt, ob es ok war, dass er den Termin auf einen Samstag gelegt hatte. Und ihr war nicht danach gewesen, auf ihr freies Wochenende zu pochen.

Sandra sah auf die Uhr. Jetzt war es kurz vor 10. Das würde ihr genug Zeit geben, sich vorzubereiten.

Eigentlich hätte sie noch ein paar Dinge im eigentlichen Labor überprüfen müssen. Die Ergebnisse stimmten einfach nicht. Aber vielleicht war ja nicht die Simulation verkehrt? Vielleicht war ja etwas anderes schiefgegangen?
Aber das Labor konnte man nur mit einem Kunststoffanzug der Marke Ganzkörperkondom betreten, mit externer Luftversorgung, sowohl um die Proben vor Verunreinigungen zu schützen, als auch um die Mitarbeiter vor den Proben zu schützen. Und aus Sicherheitsgründen war das nur erlaubt, wenn mindestens zwei Personen anwesend waren.

Stattdessen ging sie in das vollgestopfte Büro, das sie mit einer Kollegin teilte. Frau Miller -- sie hatte sich beharrlich allen Versuchen widersetzt, sich auf einer persönlicheren Ebene kennenzulernen und Sandra hatte es schnell wieder aufgegeben, da man den Eindruck hatte, mit einem Eisschrank zu sprechen -- hatte die Angewohnheit, alle möglichen Papiere zu sammeln, so belegte sie fast achtzig Prozent aller Flächen und Schränke des Büros. Sie schien ein phänomenales Gedächtnis zu haben, denn sie fand ohne zu suchen direkt alles, was sie gerade brauchte.

So lange wie Sandras Computer benutzbar blieb, hatte sie nichts gegen die ungerechte Raumausnutzung einzuwenden. Sie schaltete ihn ein und öffnete ihr Simulationsprogramm. Wenn es funktionieren würde, bräuchte man statt einer langen Versuchsreihe nur die Versuchsparameter einstellen und dann nur noch das Endergebnis verifizieren.

Dummerweise ärgerte sie sich damit jetzt schon seit Monaten herum und war kurz davor, sich endgültig von dem Gedanken zu verabschieden.
Im Großen und Ganzen funktionierte die Simulation, aber von Zeit zu Zeit stürzte die Berechnung einfach ab oder kam zu völlig schwachsinnigen Ergebnissen. Und die Ergebnisse, die halbwegs vernünftig aussahen, lagen zu häufig gerade so weit daneben, dass das alles mehr Arbeit machte, als es nützte.

Leise fluchend ging sie das Protokoll des letzten Testlaufes durch -- ab einem bestimmten Zeitpunkt spielte einfach alles verrückt und sie hatte keine Idee, warum eigentlich. Und dann fror auch noch die ganze Kiste ein. Für fast zwanzig Sekunden ging gar nichts mehr, während denen die Leuchte der Festplatte hektisch blinkte.

Sie schloss das Programm. Vielleicht war irgendwas mit dem Computer nicht in Ordnung? Sie durchwühlte die beiden Schubladen, die noch ihr gehörten. Schließlich fand sie, was sie suchte: eine wiederbeschreibbare CD, die sie vorher für Musik verwendet hatte. Sie war mit "A Momentary Lapse of Reason" beschriftet. Bloß schnell die Daten sichern.
Ausserdem fand sie eine Antiviren-CD, die neulich irgendeiner Zeitung beigelegen hatte.

Sie beschloss, dem Systemadministrator ein wenig Arbeit abzunehmen und den Rechner nach Viren zu durchsuchen. Wenn sie mit der Geschichte, dass ihr Rechner bestimmt einen Virus hätte, zu ihm hin ging, würde sie sowieso nur den völlig übertriebenen Versuch, in ihren Ausschnitt zu spähen erleben, eine Ausrede hören und einen frauenfeindlichen Witz, während sie den Raum verließ.
Sie konnte den Kerl einfach nicht leiden.

Sie steckte die fertig gebrannte CD in ihren Rucksack, dann legte sie die Antiviren-CD ein. Der Rechner bootete in ein Textmenü und sie wählte eine gründliche Überprüfung der Festplatte aus.
Es dauerte nicht lange, bis eine Meldung über einen Fund auftauchte, wenig später eine zweite mit einem anderen Namen. Hatte sie es nicht gewußt? Sie notierte sich die Namen der Viren und bootete erneut.

Dann suchte sie im Internet nach. Sie wurde nicht richtig schlau aus dem, was sie fand, aber das Eine schien weniger ein Virus zu sein als ein Programm, um fremde Rechner zu überwachen, fernzusteuern und sämtliche Aktivitäten mitzuprotokollieren.
Sie schluckte und schaltete den Rechner aus.
Am Montag würde sie zum Systemadministrator gehen und ihn solange bearbeiten, bis er ihren Rechner analysierte, dann würde er schon sehen.

Sandra sah auf die Uhr. Es war bereits kurz vor zwölf und sie hatte sich überhaupt nicht auf das Gespräch mit ihrem Chef vorbereitet.

Eigentlich hatte sie nach dem Gespräch noch arbeiten wollen, aber so, wie sich der Computer verhielt hatte das keinen Sinn. Sie nahm das Telefon ab und rief Lars an. Leider hob nur der Anrufbeantworter ab; offenbar war Lars schon unterwegs zum Einkaufen.
Sandra wartete ungeduldig die Ansage ab, dann begann sie: "Lars, ich komme wahrscheinlich so gegen 13 Uhr zu dir, mein Computer hier spinnt...", dann legte sie auf.
16. RE: Simulation

geschrieben von Herrin_nadine am 31.07.07 21:21

da ist man sehr gründlich beim einrichten eines pc.

wird lars den anrufbeantworter abhören und sich um den pc kümmern?
17. RE: Simulation

geschrieben von Butterfly am 01.08.07 18:28

Ja ja, nicht nur die Datensicherung ist wichtig, sondern auch, dass man ab und zu mal nach Viren sucht. Wie auch immer, diesmal gibt es zwei Teile auf einmal, der erste wäre nämlich ziemlich kurz geraten und ich habe das eine oder andere zu entschuldigen.

Sie hatten Lars. Verdammt, sie hatten Lars. Sie konnte kaum etwas anderes denken.
Als sie davon ausging, dass sie in Sicherheit war, lehnte sie sich an eine Hauswand. Sie hatten Lars.

Was sollte sie jetzt machen? Wo konnte sie hin? Polizei? Die würden alles tun, nur nicht ihr helfen. Bestimmt suchten sie schon nach ihr. Tränen liefen ihre Wangen herunter, dann biss sie sich auf die Unterlippe und rang um ihre Beherrschung. Ein Passant hatte sie angesehen. Sie wandte sich ab und ging weiter die Straße entlang, ohne ein direktes Ziel im Auge.
Sie hatten Lars.

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Sie zog ihren Rucksack auf und verließ das Büro, ging zu der Tür von Professor Traubner und klopfte an.

Er bat sie herein und wies auf einen Stuhl am Besprechungstisch, setzte sich ihr dann schräg gegenüber. Nach einer kurzen Begrüßung kam er sofort zur Sache.
"Frau Körner, ihre Arbeit liegt mir sehr am Herzen und ich wollte gerne abseits der allgemeinen Meetings mit ihnen darüber reden. Ich denke sie wird ein Glanzstück für unser Institut sein."
Nach einer kleinen Pause fuhr er fort: "In den letzten Wochen habe ich allerdings den Eindruck, dass sie nicht recht voran kommen. In den Meetings erzählen sie nichts Neues und sie scheinen sich da an etwas festgebissen zu haben."

Sandra schluckte. Er war genau auf den Punkt gekommen. Sämtliche Befürchtungen, die sie mit diesem Treffen verbunden hatte, schienen einzutreffen, sämtliche Hoffnungen, dass es schon nicht so schlimm werden würde, lösten sich in Rauch auf.
Sie stammelte, dass er zwar recht habe, dass noch irgendwo in der Simulation ein Problem steckte und dass es nicht leicht war, der Sache auf die Spur zu kommen, aber...

Professor Traubner unterbrach sie und wiegte seinen Kopf zweifelnd: "Lassen sie mich meine Aussage präzisieren. Es wirkt so, als ob sie nicht voran kommen wollen. In den letzten Wochen hat sich bei ihnen gar nichts getan."

Sandra starrte ihn mit großen Augen an. Ihr schoß durch den Kopf, dass sie tatsächlich, seit sie Lars kannte, viele andere Dinge im Kopf gehabt hatte. Aber die Formulierung, die er gebraucht hatte, war von einem ganz anderen Kaliber. Es gab schließlich einen Unterschied dazwischen, sich nicht gerade übermäßig zu engagieren und willentlichem... ja was eigentlich?
Sie wollte gerade damit beginnen, sich zu verteidigen, da legte er einen Ausdruck vor sie hin, in dem einige Stellen mit einem grünen Textmarker angestrichen waren.

"Schauen sie, das ist der Verbindungsnachweis ihres Telefons. Erkennen sie die Nummer hier? Und hier nochmal? Und hier?"
Er blätterte auf die nächste Seite, auch hier waren grüne Markierungen zu sehen.

Sandra starrte auf die Seite, dann schüttelte sie den Kopf. Eine Zornesfalte bildete sich in seinem Gesicht und er begann loszuschimpfen: "Was bilden sie sich eigentlich ein? Das ich nicht die Nummer von Syntaron erkenne? Wenn sie Geschäfte mit der Konkurenz machen?"

Sandra war zusammengezuckt, sowohl wegen dem wütenden Tonfall als auch wegen dem Namen Syntaron. Es war ein direktes Konkurenzunternehmen von Celebris, der Firma, die fast das halbe Institut bezahlte. Unter anderem auch ihre Stelle.

Professor Traubner kostete einen Moment lang die Bestürzung auf ihrem Gesicht aus, dann sagte er in befehlendem Ton: "Würden sie mir ihren Rucksack geben?"

Sandra war fassungslos. Wie in Trance legte sie ihren Rucksack auf den Tisch. Traubner öffnete ihn und schüttete ihn aus. Neben ihrem Portemonnaie, Schlüsseln und ein paar Binden fiel eine CD heraus. Er nahm sie und legte sie mit einem triumphierenden Lächeln in seinen Rechner ein. Seine Finger klapperten auf der Tastatur.

Plötzlich verstand sie. Sie schüttelte den Kopf und stammelte: "Nein... es ist nicht, wie sie denken. Das ist alles ein schrecklicher Irrtum. Wirklich... mein Computer... er hat einen Virus und ich habe sicherheitshalber eine CD mit den Daten gebrannt, bevor ein größerer Schaden entsteht."

"Ja klar...", lachte er höhnisch auf, "deshalb ist die CD auch mit Pink Floyd beschriftet und in ihrem Rucksack. Es ist ihnen wohl klar, dass das die schlimmste Form des Vertrauensbruchs ist, die denkbar ist. Das ist eine Kopie unserer wichtigsten Datenbestände."

Sandra stand auf. Sie war den Tränen nah. "Gut... dann stelle ich meinen Job zur Verfügung. Ich glaube nicht, dass wir auf der Basis sinnvoll weiterarbeiten können, oder?"
Die Tränen begannen zu laufen und sie wendete sich ab, verzweifelt bemüht, halbwegs die Fassung zu bewahren.

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Irgendwann begann sie, sich zu beruhigen und nachzudenken. Sie hatte sich in den letzten Tagen eine Menge Gedanken gemacht. Traubner hatte ihr vorgeworfen, dass sie Daten an Syntaron weitergegeben hätte. Was, wenn dieser Vorwurf nicht völlig aus der Luft gegriffen war?
Syntaron... das waren die einzigen, die ihr helfen konnten. Aber wie sollte sie einen Kontakt bekommen? Den richtigen Ansprechpartner, der ihr helfen würde?
Und was konnte sie ihm im Gegenzug für Hilfe bieten?

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Das Telefon klingelte. Traubner nahm ab, hörte kurz zu, dann sagte er irgend etwas, was Sandra nicht mitbekam und drückte ein paar Tasten.
Er auf und schüttelte den Kopf: "Sie enttäuschen mich. Gut, ohne die Daten sind sie für Syntaron nicht so viel wert, aber das, was sie im Kopf haben, wird ihnen dort eine gute Stelle einbringen."
Er machte eine Pause, dann fuhr er lapidar fort: "Ich hätte sie wirklich für intelligenter gehalten. Sie müssen einsehen, dass ich das nicht zulassen kann."

Jetzt wurde Sandra wütend. Sie fühlte sich in eine Ecke gedrängt und von oben herab behandelt. Durch den Schleier von Tränen fauchte sie ihn an: "Ach ja? Und was wollen sie dagegen machen?"

Sie hatte mit allem gerechnet, nur nicht mit seinem leisen Lachen. Ihr Magen zog sich zu einem eiskalten Knoten zusammen. Er ging zur Tür, öffnete und winkte in den Gang: "Hier!"

Dann drehte er sich zu ihr um: "Frau Körner, bitte beruhigen sie sich. Das ist eine sehr belastende Situation für sie. So etwas kann jedem von uns passieren. Sie brauchen sich nicht zu schämen, ich weiß, dass es nicht ihre Absicht war, unser Labor kurz und klein zu schlagen. Heute morgen hat mich ihr Mann angerufen, dass sie ihre Medikamente abgesetzt haben, und dass sie ihn angegriffen hätten."

Sandra starrte ihn verwirrt an. Sie kam überhaupt nicht mehr mit. Lars? Traubner wusste doch gar nichts von ihm. Er musste ihren Ex meinen.

"Das ist nicht wahr!", stieß sie unter heftigem Kopfschütteln hervor, "Ich bin vor über drei Monaten bei meinem Exfreund ausgezogen. Und von was für Medikamenten sprechen sie eigentlich?"
Sie sprang auf und machten einen Schritt auf Traubner zu. Er wich zurück, mit einem angsterfüllten Gesichtsausdruck. Sie sah seinen Seitenblick zur Tür.

Sie folgte seinem Blick. Sie sah zwei Männer in orangen Overalls. Sie blieb verwirrt stehen, sah dann wieder Traubner an, der bis zu seinem Schreibtisch zurückgewichen war, Panik in den Augen.

Plötzlich verstand sie. Das alles war eine Theatervorstellung und sie entwickelte eine recht klare Vorstellung, worauf es hinauslaufen würde. Sie gab sich alle Mühe, einen ruhigen und vernünftigen Eindruck zu machen, aber mit den verheulten Augen, den hektischen roten Flecken im Gesicht und den vor Aufregung zitternden Händen war die Außenwirkung nicht so, wie sie es sich erhoffte.

Was sie sagte, schien ihr im ersten Moment absolut richtig und sinnvoll. Etwas verspätet wurde ihr klar, dass sie damit die Falle, in der sie saß, zuklappte und vernagelte.

Sie wendete sich an die Sanitäter und begann hektisch zu sprechen: "Moment. Das ist alles völliger Unsinn. Ein Komplott. Professor Traubner hier möchte mich mundtot machen und verschwinden lassen. Er glaubt, dass ich für ein Konkurrenzunternehmen arbeiten würde und dass ich..."
Sie brach ab, als sie den leicht amüsierten Gesichtsausdruck der Sanitäter warnahm. Sie glaubten ihr kein Wort. Sie versuchte es noch einmal: "Bitte... sie müssen mir glauben. Professor Traubner hat..."

Sandra brach ab, als sie merkte, dass sie nur ihre eigene Verrücktheit untermauerte. Niemand glaubte ihr auch nur ein Wort. Es konnte nicht sein, dass ihr so etwas passierte. So etwas gab es höchstens im Film.
Sie spürte, wie ihr Verstand zusammenbrach. Sie begann zu zittern, Tränen liefen ihre Wangen hinunter, ohne dass sie es fertig brachte, eine Hand zu heben und sie wegzuwischen. Sie schluchzte krampfartig, konnte, wollte nicht aufhören.

Wie aus weiter Ferne hörte sie Taubners Stimme: "Frau Körner, bitte setzen sie sich. Wir wollen ihnen nur helfen. Schauen sie hier. Sie sollten sich freiwillig behandeln lassen und mit den beiden Herren mit gehen."
Willenlos ließ sie sich von dem einen Sanitäter zu einem Stuhl leiten und nahm das Taschentuch, dass er ihr gab.
Traubner legte ihr einen eng beschriebenen A4-Zettel vor: "Hier unten müssen sie unterschreiben. Andernfalls..."
Er gab ihr einen Kugelschreiber in die Hand. Ein Alptraum. Ja. Sie sah sich zu, wie sie den Zettel unterschrieb, dann starrte sie blicklos auf den Tisch, nachdem der Zettel vor ihren Augen verschwunden war.

Der Sanitäter drückte sanft ihre Schulter. Nicht zum ersten Mal, aber erst jetzt reagierte sie. Er hielt einen kleinen Plastikbecher vor ihr Gesicht: "Hier, trinken sie das."
Es gelang ihr, in sein Gesicht zu sehen, das immer wieder hinter den Tränenschleier verschwamm. Sie flüsterte: "Was..."
Der Sanitäter lächelte sie gewinnend an: "Wir werden uns dann gleich viel besser fühlen... wenn wir das hier nicht trinken, werden wir eine Spritze bekommen. Das wollen wir doch nicht, oder?"

Normalerweise hätte sie über die Absurdität der Formulierung gelacht und eine sarkastische Bemerkung gemacht, aber sie verstand die Drohung sehr gut. Sie begehrte noch einmal auf, versuchte seinem Blick standzuhalten, was mit dem hysterischen Schluckauf, in den ihr Schluchzen übergegangen war, nicht einfach war, dann presste sie hervor: "Ich werde das nicht trinken."
Sie schluchzte tief, versuchte durchzuatmen, was mit einem weiteren Schluchzen endete und fügte hinzu: "Und ich will keine Spritze."

Sie folgte seinem bezeichnenden Blick hinüber zu dem anderen Sanitäter, der einen roten Koffer aufklappte und ihm eine Spritze und eine Ampulle entnahm, dann die Spritze aufzog.

"Sie sollten den Becher wirklich austrinken."
Sandra wusste nicht, ob es der Sanitäter gesagt hatte, dessen Hand immer noch auf ihrer Schulter lag, oder Professor Traubner. Wenn sie den Becher nicht austrank, würde sie die Spritze bekommen. Ob sie wollte oder nicht.

Sie sah den ersten Sanitäter wieder an und nickte. Sie versuchte, den Becher zu nehmen, aber ihre Hand zitterte zu stark. Er hielt den Becher an ihre Lippen. Es schmeckte furchtbar und Sandra war versucht, das eklige Zeug wieder auszuspucken. Aber sie konnte sich einfach nicht mehr wehren.

Die beiden Sanitäter nickten sich zu und der mit dem Koffer verschwand aus der Tür. Sandra wollte aufstehen, aber der Sanitäter, der immer noch neben ihr stand, legte wieder seine Hand auf ihre Schulter und drückte sie zurück. "Keine Eile... bleiben sie noch ein wenig sitzen."

Ihr Schuchzen begann sich langsam zu legen, als der zweite Sanitäter einige Minuten später wieder den Raum betrat. Der andere, der die ganze Zeit neben ihr stehen geblieben war, wandte sich an Sandra: "Kommen sie, es ist Zeit zu gehen. Nur ein paar Schritte."
Er half ihr aus dem Stuhl und führte sie auf den Gang, wo der Zweite die Trage hingestellt hatte.

Die beiden halfen ihr, sich zu setzen, dann hob einer ihre Beine an während der andere ihren Oberkörper hinunterleitete. Was auch immer sie ihr gegeben hatten, sie konnte oder wollte sich nicht mehr wehren. Aber die Tränen begannen wieder zu laufen, als die beiden Sanitäter ihre Handgelenke und Unterarme an der Trage festschnallte. Dann schoben sie ein Kissen mit einer ausgeprägte Vertiefung unter ihren Kopf, zogen eine dünne Decke bis über ihre Brüste und machten über ihren Fußgelenke, Knie, Hüften und unter ihren Brüsten Gurte fest. Seitliche Gitter wurden hochgezogen.

Plötzlich fühlte sie etwas Kaltes an ihrer Schulter, dann einen Einstich. Sie drehte langsam den Kopf zur Seite und sah, wie der eine Sanitäter die Spritze aus ihrem Arm zog.

Es war dieser letzte Verrat, der sie am meisten verletzte, bis die ölige Woge des Beruhigungsmittels ihre Bewusstsein überspülte.
18. RE: Simulation

geschrieben von SteveN am 08.08.07 19:28

Hallo Butterflügel !

Was ist Realität, was ist Traum ?
Man einerseits eine schöne Bondage Geschichte,
anderseits eine Industrie-Spionage-Geschichte.
Es macht LUST auf MEHR.

Viele Grüße SteveN
19. RE: Simulation

geschrieben von Butterfly am 09.08.07 00:24

Sorry für die Verzögerung, aber hier kommt wieder ein längeres Stück... auch wenn vielleicht die LUST noch etwas warten muss

Sandra wartete, bis Frau Miller nach Hause kam und die Tür aufschloss. Bevor sie etwas tun konnte, schubste Sandra sie in ihre Wohnung und drängte sich hinter ihr her.
"Sie verkaufen Daten an Syntaron", sprach Sandra sie in bestimmtem Ton an, "und Professor Traubner hat mich dafür in eine Psychiatrie geschickt!"
"Ich könnte sie jetzt wegen Hausfriedensbruch anzeigen, oder das sie mich bedroht haben...", sagte Frau Miller.
"... das werden sie aber nicht tun. Traubner würde anfangen, Fragen zu stellen, wieso ich zu ihnen gegangen bin.", komplettierte Sandra.
Frau Miller seufzte leise: "Sie haben recht. Und ich vermute, ich bin es ihnen schuldig."

-----

Lars hörte den Anrufbeantworter ab. Es war nach halb Drei. Aber wo war Sandra? Er rief ihr Handy an und bekam keine Antwort.
Er wartete bis zum frühen Abend. Als sie immer noch nicht da war, rief er im Stadtkrankenhaus und bei der Polizei an, hatte aber keinen Erfolg.
Bevor er ins Bett ging, sah er noch einmal in Sandras Wohnung nach.

Er schlief schlecht.

Am nächsten Morgen ging er zur Polizei. Es war Sonntag und der bürokratische Aufwand und sein Bedarf an Überzeugungskraft war gewaltig. Schließlich schickten ihn die Beamten aber mit dem Versprechen weg, sich umzusehen und ihn auf dem Laufenden zu halten.

Lars hockte nervös auf dem Sofa, entschied sich schließlich in seiner Verzweiflung dafür, eine Grundreinigung der Küche vorzunehmen.
Als das Telefon klingelte, schrak er zusammen und stieß sich den Kopf an dem Schrank, den er gerade putzte.

Fluchend hob er ab. Der Polizist erklärte ihm, dass sie Frau Sandra Körner gefunden hätten.
"Ihr geht es gut, den Umständen entsprechend."
Lars fragte nach, was das bedeuten sollte, aber der Polizist druckste nur herum, dass er ihm keine Auskunft geben dürfte, weil Lars kein Angehöriger wäre.

Lars stöhnte, dann erklärte er dem Polizisten, dass er keine Ahnung hätte, ob es überhaupt Angehörige gäbe. "Ja. Sie wohnt praktisch bei mir. Ja, ich weiß. Eigentlich zwei Wohnungen weiter, aber ich glaube sie war vor einer guten Woche das letzte Mal in ihrer Wohnung... sie will ihre Wohnung Ende des Monats kündigen."

Schließlich gab der Polizist nach. Er erklärte Lars, dass Sandra sich selbst in ein privates Sanatorium eingewiesen hätte.
Lars fragte noch einmal nach, aber er hatte richtig verstanden.
Der Polizist gab ihm die Adresse.

Das Sanatorium war in einem Gebäude in der Innenstadt untergebracht, dessen Rückseite an den Stadtpark grenzte. Es sah sehr konservativ aus und es war nicht möglich, etwas durch die Fenster zu erkennen.
Er ging in die Eingangshalle, die mit hohen Säulen ausgestattet war. Eine junge Frau in einem Businessanzug saß hinter einem Tresen.
"Hallo, mein Name ist Lars Bosberg, ich möchte zu Frau Sandra Körner."
Die Frau hinter dem Tresen bat ihn um seinen Personalausweis.
"Und wie sind sie mit Frau Körner verwandt, Herr Bosberg?"

Er beschloss, schamlos zu lügen, denn er war sich sicher, sonst nur weggeschickt zu werden: "Sie hat ihren alten Namen beibehalten wollen. Eine Heiratsurkunde habe ich jetzt leider nicht dabei."
Die Frau sah, dass die Adresse auf dem Personalausweis mit Sandras Daten übereinstimmte und nickte. Dann tippte sie etwas auf ihrem Computer, nickte und sah ihn an.
"Herr Bosberg, das wird nicht gehen. Wir sind sehr um die Privatsphäre und Ruhe unserer Patienten bemüht, und ihre Frau ist gerade erst wieder aufgenommen worden. Besuche, auch von Familienangehörigen, sind erst frühestens in drei Wochen möglich."

"Dann möchte ich gerne den behandelnden Arzt sprechen."

Wider Erwarten musste er keine Szene machen, sondern die Empfangsdame nickte einfach.

Der Arzt war sehr freundlich. Es gelang Lars irgendwie, sich nicht zu sehr in Wiedersprüche zu verstricken. Schließlich nickte der Arzt verständnisvoll.
"Sie hat ihnen überhaupt nichts gesagt? Sie sind noch nicht lange verheiratet, nehme ich an. Wie lange kennen sie sich jetzt?"
Lars biß sich auf die Lippe und beschloss zu übertreiben: "Vier Monate..."

Sein Gegenüber seufzte: "Sie ist nicht das erste Mal bei uns. Vor drei Jahren kam die Psychose das erste Mal auf. Sie hat ihre Mutter schwer verletzt, dann hat sie versucht, sich selbst zu töten. Sie konnte nichts dafür. Solange sie ihre Medikamente nimmt, ist alles in Ordnung. Aber ich habe mit ihrem Arzt telefoniert... sie muss die Medikamente vor wenigen Monaten abgesetzt haben."
Er sah Lars bezeichnend an und fuhr fort: "Das ist leider typisch. Eine Änderung der Umstände, ein neuer Freund... sie fühlt sich gut, setzt die Medikamente ab und dann..."

Er zuckte die Schultern: "Danach war es nur noch eine Frage der Zeit. Immerhin hat sie eingesehen, dass sie sich wieder behandeln lassen sollte, nachdem sie ihr Labor in einen Scherbenhaufen zerlegt hat."
Lars nickte betreten, dann fragte er: "Und was wird jetzt passieren?"
"Na ja, wir haben ihr ein paar Medikamente gegeben, um sie zu beruhigen. Im Moment schläft sie. Dann werden wir sie medikamentös neu einstellen... in drei bis vier Monaten dürfte es ihr wieder gut gehen."

"Ach du großer Gott!", entfuhr es Lars. Dann fasste er sich wieder: "Ich möchte sie sehen."
Der Arzt schüttelte den Kopf: "Das ist keine gute Idee. Es geht ihr im Moment nicht gut."
"Ich kann damit umgehen", bestand Lars darauf.
Der Arzt seufzte, überlegte einen Moment und nickte.

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"Ich brauche einen Kontakt zu Syntaron. Und ich brauche Zugang zum Institut."
Frau Miller seufzte: "Ich weiß nicht, ob ich ihnen da genug helfen kann. Es... es nicht ganz einfach.... ich... weiß nicht, wer...", sie verstummte, dann fing sie sich wieder.
"Ok. Hören wir mit dem dummen gesieze auf. Ich bin Luise. Aber keine Witze, die kenne ich alle schon."

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"Wir sind eine Privatklinik, aber Celebris sorgt gut für Mitarbeiter", erklärte der Arzt, während sie eine Station betraten.
Er blieb vor einer Zimmertür stehen und drehte sich zu Lars um: "Sie müssen verstehen, dass ihre Frau sehr, sehr aufgeregt war. Im Moment steht sie unter starken Medikamenten, aber wir mussten sie fixieren."
Dann öffnete er die Tür und führte Lars in das Zimmer.

Lars ging zu dem einzelnen Bett, das darin stand. Sandras Gesicht wirkte sehr bleich über der dünnen Bettdecke. An den Seiten des Bettes waren Gitter befestigt. Sie lag auf dem Rücken und ihr Körper zeichnete sich unter der Bettdecke ab.
Lars trat neben das Bett und berührte ihre Wange, dann griff er nach ihrer Hand, die halb unter der Bettdecke heraushing.

Um das Handgelenk lag eine breite weiße Manschette, offenbar die humanere Version derer, mit der er sie erst gestern morgen gefesselt hatte, die sie selbst wo auch immer bestellt hatte.
Die Ironie entlockte ihm ein trauriges Kopfschütteln. Er ging zum Fenster und sah auf den Park hinaus. Draußen vor den Fenstern war ein unauffälliges, aber massives Gitter, einen Fenstergriff gab es nicht. Dann sagte er mit beleger Stimme, um Festigkeit bemüht: "Bitte machen sie sie los."

Der Arzt sagte leise: "Es ist wirklich notwendig, so schlimm das auch ist. Sie ist leider überhaupt nicht zurechnungsfähig und hat heute morgen unser Personal angegriffen. Wir können sie mit Medikamenten ruhigstellen, aber das hilft nicht auf Dauer. Und die Medikamente, die ihr längerfristig helfen, brauchen ein paar Tage, bis sie richtig zu wirken anfangen. Deshalb gehen wir einen Mittelweg."

Dann winkte er Lars aus dem Zimmer. Von innen gab es keinen Türknauf oder Schloss, nur einen Kartenleser und ein Tastenfeld. Die Tür schloss mit einem dumpfen Geräusch.

Lars verließ die Klinik mit einem mehr als gemischten Gefühl im Bauch. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Sie hatte nie viel von sich geredet. Er verbrachte den Abend damit, das Telefonbuch von Sandras Handy, das ihm der Arzt gegeben hatte, durchzugehen, ihre Wohnung nach einem Adressbuch zu suchen, irgendeinem Kontakt oder Hinweis.
Er ging die beiden Aktenordner durch, die nicht direkt mit ihrer Arbeit zu tun hatten. Sie war in Hamburg geboren und offenbar auch aufgewachsen und schließlich hatte sie dort auch Abitur gemacht. Anschließend hatte sie in Berlin studiert.
Natürlich fand er die Adresse ihres Elternhauses, so nahm er jedenfalls an, selbst eine Telefonnummer, aber leider war diese nicht mehr verbunden. Und im Hamburger Telefonbuch fand er über 200 Körners, in Berlin noch mehr.

Es erschien ihm sinnlos, in diese Richtung forschen zu wollen.
Frustriert ging er ins Bett.

Am Montag war er mit seinen Gedanken überall, nur nicht bei seiner Arbeit. Er gab sich redliche Mühe, aber am späten Vormittag ging er zu seinem Vorgesetzten und bat ihn, im den restlichen Tag freizugeben.
"Meine", er machte eine winzige Pause und räusperte sich, "meine Schwester ist plötzlich erkrankt. Sie ist im Krankenhaus und ich muss ihr ein paar Sachen bringen. Kann ich heute nachmittag einen halben Urlaubstag nehmen?"
Sein Vorgesetzter schüttelte den Kopf: "Nein, sie haben in den letzten paar Wochen so viele Überstunden angesammelt. Nehmen sie den Tag frei."

Lars bedankte sich und verließ den Betrieb in Rekordzeit.

Knapp zwanzig Minuten später war er bei dem Sanatorium.
"Ich möchte zu Sandra Körner", meldete er sich am Empfang, an dem die gleiche Frau wie am Vortag saß.
Die Dame nickte: "Warten sie bitte einen Moment."

Etwa 30 Sekunden später stand der Arzt von gestern zusammen mit zwei bulligen Pflegern vor Lars.
"Herr Bosberg. Ich muss sie eindringlich auffordern, dieses Gebäude und Grundstück zu verlassen. Sie können sich glücklich schätzen, dass wir sie nicht anzeigen... erst verfolgen sie Frau Körner, dann schleichen sie sich hier ein, indem sie vortäuschen, mit ihr verheiratet zu sein."

Die beiden Pfleger traten einen Schritt vor. Lars hob die Hände: "Moment, moment. Ja, sie haben recht. Wir sind nicht verheiratet. Aber wir leben zusammen. Schon seit ein paar Wochen."

Der Arzt schüttelte heftig den Kopf: "Ich wiederhole. Ich fordere sie auf, sich zu entfernen, andernfalls sehe ich mich gezwungen die Polizei zu rufen."
Lars wich vor den beiden Pflegern zurück, dann drehte er sich um und ging.
Im hinausgehen schlug er wütend mit seiner Faust vor einen der Betonpfeiler, die den Türrahmen bildeten. Der Effekt wurde davon in Mitleidenschaft gezogen, dass er einen leisen Schmerzlaut nicht unterdrücken konnte und reflexartig die Hand an sich zog und mit der anderen umfasste.
20. RE: Simulation

geschrieben von Herrin_nadine am 09.08.07 00:58

hallo butterfly,


lars ist hier sehr hartnäckig. da wird er sich eine andere taktik einfallen lassen müssen.

ist sie wirklich freiwillig hier oder will man aus ihr eine brave sklavin machen?


wir werden sehen wie lange sie fixiert werden muß und wie die medikamente wirken.
21. RE: Simulation

geschrieben von Butterfly am 09.08.07 18:33

@Nadine: dass sie nicht wirklich freiwillig da ist, sondern ihre "freiwillige" Einweisung nur unter massivstem psychischen Druck unterschrieben hat, sollte dem aufmerksamen Leser eigentlich nicht entgangen sein... wie auch immer, jedenfalls geht es wieder weiter.

Sandra nickte kurz: "Ok. Ich bin Sandra. Wie auch immer. Ich muss einige Daten von Professor Taubners Rechner stehlen. Ich brauche Beweise... verstehen sie... ich meine, verstehst du? Offiziell bin ich verrückt. Wenn die Polizei mich erwischt, bringen sie mich einfach so in die Klapsmühle zurück. Ich brauche etwas, was mich reinwäscht. Die Vereinbarung zwischen Celebris, Traubner und diesem Doktor Grohe von diesem... Sanatorium."

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Sandra wachte auf. Ihr Rücken tat etwas weh, aber sie fühlte sich gut. Verschlafen wollte sie sich die Augen reiben, aber etwas hinderte sie daran. Sie öffnete die Augen und nahm ihre Umgebung wahr. Dann stöhnte sie, als die Erinnerung zurückkam. Sie schloß die Augen noch einmal, atmete tief durch und flüsterte ein leises Stoßgebet. Aber als sie die Augen wieder öffnete, hatte sich nichts geändert.

Ihre Hand- und Fußgelenke waren am Bett festgeschnallt und sie fühlte einen breiten Gurt, der um ihre Hüften lag. Sie versuchte genauso verzweifelt wie erfolglos, sich zu befreien und blieb schließlich erschöpft liegen.
Sie kämpfte noch mit sich selbst, ob sie anfangen sollte, um Hilfe zu rufen, als Professor Traubner das Zimmer betrat.

"Hallo Frau Körner, wie fühlen sie sich?"
Sie stieß einige unflätige Beschimpfungen aus, die er offenbar ignorierte, denn er fuhr ungerührt fort: "Gut... sie sind wach und offenbar geht es ihnen gut. Ich bitte, die Unbequemlichkeiten zu entschuldigen. Die letzten Woche haben ich und drei Spezialisten von Celebris eine Überprüfung ihres Programmes vorgenommen. Wir hätten sie gerne in unserem Team."
Er setzte sich auf den Rand des Bettes, von dem inzwischen die Gitter entfernt worden waren, dann begann er zu erklären.

Professor Traubner war zusammen mit Celebris dabei, die Simulation zum Patent anzumelden, aber Syntaron arbeitete an dem gleichen Ziel.
"Verstehen sie? Das ist der Baustein zu völlig neuen Verfahren. Das Patent wird Lizenzgebühren in zweistelliger Milliardenhöhe einbringen."
Sandra fauchte: "Sie und ihre sogenannten Spezialisten verstehen nicht, was ich gemacht habe. Sie nehmen hinter meinem Rücken mein Programm auseinander und jetzt brauchen sie meine Hilfe. Und als nächstes wollen sie mir erzählen, dass sie das alles zu meinen Gunsten machen wollten und das ich dabei reich werden würde!"

Traubner lächelte sie unverbindlich an: "In ihrem Arbeitsvertrag steht ein Passus, dass sämtliche Rechte an allen Verfahren, die sie entwickeln beim Institut und Celebris liegen. Aber selbstverständlich wären sie beteiligt worden. Eine Position als Leiterin einer Forschungsabteilung oder etwas anderes in der Art. Sie hätten es sich aussuchen können... ich wollte sie überraschen."

Er machte eine dramatische Pause, das Lächeln verschwand, dann fuhr er ruhig fort: "Aber sie, sie haben sich entschieden, dass sie lieber mit Syntaron arbeiten wollen. Und das können wir nicht zulassen. Natürlich liegt es bei ihnen, ob sie mit uns arbeiten wollen. Wir brauchen sie nicht, aber mit ihrer Hilfe wird es schneller gehen. Wir wollen sie nicht zwingen. Es ist ihre Entscheidung. Aber wir werden verhindern, dass sie gegen uns arbeiten."

Sandra schluckte und bemühte sich um eine feste Stimme, als sie antwortete: "Warum sollte ich mit ihnen arbeiten? Sie können mich hier nicht ewig festhalten. Irgendwann müssen sie mich gehen lassen. So oder so."
Sie schluckte die Bemerkung hinunter, dass sie ihn dann bis in die nächste Steinzeit verklagen würde, wegen Freiheitsberaubung, Entführung,...
Traubner nickte: "Ja, das stimmt. Die Frage ist allerdings, ob so oder so", sagte er mit einer eigenartigen Betonung.

Die Drohung war unüberhörbar. Sandra sah ihn mit wachsendem Entsetzen an und startete einen weiteren erfolglosen Versuch, ihre Hände zu befreien.

Traubner stellte einen Koffer neben das Bett. Dann zog er ein Etui aus der Tasche. Vorsichtig entnahm er ihm eine Ampulle und eine Spritze.
Er öffnete die Ampulle und sprach weiter, während er die Spritze aufzog und entlüftete.
"Wissen. Wissen und die Erinnerung... das ist das Problem. Aber ich habe die Lösung. Ein kleiner Virus, den ich vor ein paar Jahren entwickelt habe. Oblivio. Es gibt keinen regulären Infektionsweg, da der Virus innerhalb weniger Minuten nach der Infektion in ihre Gehirnzellen, in erster Linie die Hippocampi, eindringt und passiv dort bleibt. In ziemlich genau sechs Wochen wird er sich dann explosiv vermehren und die Hirnareale zerstören, die für die Erinnerung und die Formulierung neuer Erinnerungen zuständig sind. Das Schöne ist, dass diese Form des Virus dann nicht mehr infektiös ist. Das alles sieht nach einer, zugegebenermaßen merkwürdigen, Gehirnhautentzündung aus."

Er lächelte die Spritze liebevoll an, zufrieden mit seiner Erfindung.
"Wahrscheinlich bleibt genug übrig, dass sie etwa auf dem Stand einer Sechsjährigen sind. Plus minus drei Jahre, befürchte ich, so genau lässt sich das nicht festlegen. Und das bleibt dann so für den Rest ihres Lebens, weil sie nie mehr in der Lage sein werden, neue Erinnerungen zu bilden. Ein tragischer Gehirnschaden, der eine globale Amnesie zur Folge hat. Das Kurzzeitgedächtnis wird noch funktionieren, aber sobald etwas sie ablenkt oder sie einschlafen..."
Er verstummte, schnippte mit den Fingern und zuckte die Schultern.

"Es wird nicht weh tun. Ein, vielleicht zwei Tage Fieber, wenn die Hirnstruktur zerstört wird, aber davon merken sie nichts. Oder vielmehr: sie werden sich nicht daran erinnern."
Er grinste über seinen Witz, dann lächelte er Sandra mit einem eigentümlichen Funkeln in den Augen an: "Verstehen sie, was für ein Geschenk das ist? Sie werden ewig Kind sein, nichts von ihrem Zustand wissen. Wissen sie eigentlich, wie viele Menschen sich das wünschen?"

Sandra begann, sich in ihren Fesseln zu winden und zu schreien, als er die Bettdecke an der Seite zurückschob. Unberührt drückte er ihren Oberkörper zurück in die Kissen, stach die Sprizte in ihren Oberschenkel und injizierte den Inhalt.

Als sie aufhörte, zu schreien und ihn nur noch mit weit aufgerissenen Augen anstarrte, wendete er sich mit ernstem Ton an sie: "Selbstverständlich existiert ein Gegenmittel. Wie gesagt: sie haben bei vorsichtiger Kalkulation fünf Wochen, nicht mehr als sechs Wochen, um zu beweisen, dass sie auf unserer Seite stehen. Der Koffer enthält einen Laptop mit sämtlichen Daten aus ihrem System sowie einigen Unterlagen, von denen ich denke, dass sie sie brauchen können. Ich erwarte einen wöchentlichen Report."

Bevor er den Raum verließ, fügte er hinzu: "Nachher wird eine Schwester sie losmachen. Wir stellen ihnen alles zur Verfügung, was sie benötigen, abgesehen von Kommunikationsmitteln natürlich."

Nachdem er gegangen war, starrte Sandra an die Decke. Sie wusste nicht, wie lange es dauerte, bis zwei Schwestern kamen.
"Versprechen sie, gut zu sein?"
Sandra versuchte, die Agression aus ihren Worten zu halten, als sie verständnislos fragte: "Was?"
"Ich werde sie losmachen, wenn sie versprechen, sich wie ein zivilisierter Mensch zu benehmen. Aber wir haben unsere Methoden, sie genau dort hin zurück zu bringen, wo sie jetzt sind."
Die andere Schwester ließ demonstrativ Funken zwischen den Elektroden eines Elektroschockers überspringen.

"Alles klar. Machen sie mich los. Ich muss aufs Klo."
Die Schwester löste die Fesseln, ließ sie aber am Bett befestigt. Dann wies sie mit der Hand auf eine Tür.
Das Badezimmer war klein, aber gut ausgestattet. Die Tür öffnete sich nach außen und es gab keinen Riegel. Alles schien darauf ausgelegt zu sein, möglichst solide angebracht zu sein und keinerlei scharfe Kanten zu besitzen.

Als sie wiederkam, verlangte sie einen Tisch, Stuhl, Papier, Stifte und ein Radio, ein normales Bett. Die letzten beiden Wünsche wurden ihr verwehrt.
"Keine Kommunikationsmittel. Und abends um 8 Uhr werden wir sie am Bett fixieren und das Licht löschen. Sie wollen sich schließlich nicht überarbeiten, oder? Also bleibt das Bett."

Eine Stunde später hatte sie alles, was sie verlangt hatte.

Sie vertrödelte einige Zeit mit Grübeln, dann kam schon eine Schwester, die ihr Abendessen brachte und ihr befahl, anschließend auf die Toilette zu gehen und sich ins Bett zu legen.

Sandra tat wie befohlen und die Schwester lobte sie, während sie zuerst den Hüftgurt schloss und dann die Hand- und Fußgelenke fixierte.
Die Frage, ob sie ein Schlafmittel wolle, beantwortete sie mit einem Kopfschütteln.

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Und sie brauchte etwas, um den Virus zu heilen, mit dem Traubner sie infiziert hatte. Wenn er existierte und er sie nicht nur geblufft hatte. Das musste sie herausfinden.
Luise sah auf die Uhr: "Ich denke, in spätestens zwei Stunden ist niemand mehr im Institut. Solange müssen wir warten. Also fangen wir mit einem Telefonat mit Herr Bergen von Syntaron an."
Das Telefonat dauerte nicht lange. Bergen versprach, gegen elf Uhr abends da zu sein.

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Lars rief seinen Vorgesetzten an: "Ich brauche den Rest der Woche Urlaub."
Diesmal war sein Chef nicht so begeistert, stimmte schließlich aber zu. Er packte einen Rucksack, dann platzierte er sich im Stadtpark. Er beobachtete das Sanatorium durch seinen Feldstecher.

Bis zum Abend beobachtete er das Haus. Hinter den Fenstern konnte er niemanden sehen, den er erkannt hätte. Als die Lichter nach und nach ausgingen, ging er nach Hause.

Am nächsten Morgen nahm er seinen Beobachtungsposten wieder auf. Das dritte Fenster von rechts im Erdgeschoss... das musste das Büro des Arztes sein. Sie waren zwei Treppen hinaufgegangen, dann in einem Flur nach links... vier, wahrscheinlich fünf Türen.
Die Räume hatten zwei Fenster? Vielleicht drei?

Das engte es auf eine Reihe von sieben Fenstern ein. Sicherheitshalber noch drei, vier nach rechts und links.
Gegen Mittag sah er an einem der Fenster, die er beobachtete, eine Gestalt. Er hob den Feldstecher, aber da war sie schon verschwunden.

Etwa eine Stunde später sah er sie. Sandra stand am vierten Fenster, wo er sie es erwartet hatte. Er trat aus seinem Versteck unter dem Baum hervor. Er hüpfte und winkte. Nach kurzer Zeit schien sie ihn zu sehen. Sie winkte, dann verschwand sie. Nach wenigen Sekunden kam sie zurück. Sie hielt ein Blatt Papier hoch.
"Hilfe!"
Dann verschwand sie plötzlich von dem Fenster.
22. RE: Simulation

geschrieben von Butterfly am 12.08.07 21:07

Luise fuhr sie zum Institut.
"Bleib im Wagen, ich schaue nach, ob noch jemand drin ist."

Sandra wartete ungeduldig, bis Luise nach wenigen Minuten wieder in der Tür erschien und ihr zuwinkte. Dann stieg sie aus und lief hinüber zum Eingang.

Sandra ging zur Tür von Professor Taubners Büro. Sie war verschlossen. Warum hatte sie nicht daran gedacht? Sie fluchte leise, dann holte sie aus und gab der Tür in Höhe des Schlosses einen Tritt. Als sie das dritte Mal zutrat, ohne dass die Tür Anstalten machte nachzugeben, tauchte Luise wieder auf.
Sie hielt einen Schlüssel in der Hand.
"Den habe ich vor ein paar Monaten anfertigen lassen."

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Als sie diesmal aufwachte, hatte sie erbärmliche Kopfschmerzen und ihr war schlecht. Sie fühlte sich, als hätte sie ein ausgiebiges Saufgelage hinter sich und ihre linke Schulter schmerzte, als wäre sie von einem Bus gestreift worden. Eine Nachtbeleuchtung erhellte das Zimmer schwach.
Sie war am Bett festgeschnallt und die Schwestern hatten die Gurte um ein Geschirr erweitert, das ihren Oberkörper so effektiv festhielt, dass sie sich kein Stück aufsetzen konnte. Auch um ihre Oberschenkel lagen enge Gurte, die jedes Strampeln stoppte.

Sie begann zu rufen. Nach einigen Minuten kam eine Schwester in das Zimmer. Sie stellte das Licht an und ging dann zu Sandras Bett. Sie mochte etwa so alt sein wie Sandra selbst und trug einen Kassack, dessen unterer Rand mit bunten geometrischen Figuren bedruckt war. Als sie sich dem Bett näherte, fragte Sandra in möglichst ruhigem Ton: "Warum bin ich hier? Was ist passiert?"

Die Schwester sah sie einen Moment lang an, ging dann schweigend zu dem Tisch, der in dem Zimmer stand. Sie hielt Sandra den Zettel hin, den sie Lars am Fenster gezeigt hatte. Erst jetzt antwortete sie.
"Das betrachten wir nicht als freundlich. Sie haben Kontakt mit Außenseitern aufzunehmen versucht. Das können wir nicht tolerieren. Als eine meiner Kolleginnen sie daran hindern wollte, haben sie sie angegriffen. Wir haben ihnen ein Beruhigungsmittel spritzen müssen und sie zurück ins Bett gesteckt. Sämtliche Vergünstigungen wurden gestrichen."

Sandras Stimme klang weinerlich: "Ich weiß doch gar nicht... ich kann mich nicht erinnern. Meine Schulter tut weh. Machen sie mich los. Bitte. Ich habe das nicht... oder wenn, dann mache ich sowas nie wieder. Ehrlich. Es tut mir leid."

Die Schwester lächelte und schob wortlos die Decke über Sandras Schulter zurück. Sie tastete die Schulter ab, was ein leises Wimmern von Sandras Seite provozierte, dann sagte sie freundlich: "Keine Sorge, sie sind nicht ernsthaft verletzt, nur eine leichte Verrenkung, ein paar gezerrte Bänder von dem Haltegriff. Wenn sie sich nicht so sehr gewehrt hätten, wäre das nicht passiert."

Sie machte eine Pause, dann fuhr sie fort: "Ich weiß, dass das weh tut. Aber wir werden dafür sorgen, dass sie so etwas nicht mehr tun... sie werden die nächsten Tage genau dort bleiben, wo sie sind. Vielleicht entscheiden wir uns anders, wenn sie sich anständig verhalten. Ich kann ihre Hände losbinden und ihnen den Laptop geben, wenn sie arbeiten wollen."

Sandra protestierte lautstark und beschimpfte die Schwester. Nach wenigen Sekunden drehte sich die Schwester um und ging wortlos zur Tür.
Sandra rief hinter ihr her: "Hey, sie haben gesagt, sie würden meine Hände losbinden!"

Die Schwester blieb stehen und fragte, ohne sich umzudrehen: "Ich sagte, ich KANN sie losbinden. Warum sollte ich das tun?"

Sandra brauchte weniger als eine Sekunde, um schließlich aufzugeben. "Bitte", presste sie hervor. "Bitte machen sie mich los. Ich will auch brav sein. Es tut mir leid, was ich gesagt habe."

Sandra konnte ein Schluchzen nicht unterdrücken. Mein Gott, war das kindisch. Aber sie fühlte sich genauso hilflos wie ein kleines Kind. Aber offenbar genügte das, was sie gesagt hatte der Schwester, die nickte, sie anlächelte und sich dann wieder anschickte zu gehen.

"Bitte gehen sie nicht. Können sie mich jetzt losmachen? Bitte?"

"Sie wollen jetzt arbeiten? Mitten in der Nacht?"

Sandra nickte. Die Schwester seufzte, kam zurück, stellte den Laptop auf einen Krankenhausnachttisch. Dann stellte sie das Bett in eine sitzende Position.
Sie sah Sandra lange in die Augen, dann fragte sie: "Sie lassen sich ohne Murren wieder festmachen. Versprochen?"

Sandra sah der Schwester in die Augen und nickte: "Versprochen."

Dann sah sie der Schwester zu, wie sie einen Schlüsselbund aus der Tasche zog und einen Anhänger auf die schwarze Kappe des Stiftschlosses drückte, dass ihre linke Handmanschette verschloss. Sie steckte die Kappe zurück auf den Stift, nachdem sie ihre Hand befreit hatte. Dann befreite sie auch Sandras rechte Hand.
Sandra sah interessiert zu. Gestern hatte sie das vor lauter Aufregung nicht so genau mitbekommen.

Die Schwester stellte einen Kunstoffbecher mit Wasser hin und daneben einen kleinen Kunststoffbecher mit einer Tablette.
Sie bemerkte Sandras zweifelnden Blick und schüttelte den Kopf: "Das ist Aspirin. Sollte ihrem Kopf helfen. Müssen sie natürlich nicht nehmen, wenn sie nicht wollen."

Sie wollte gerade das Zimmer verlassen, als Sandra sie noch einmal rief: "Entschuldigen sie. Ich müsste mal auf die Toilette."
Grinsend winkte ihr die Schwester zu: "Ich komme dann später wieder und wechsele die Windel", damit verschwand sie aus dem Zimmer, bevor Sandra protestieren konnte. Sandra tastete entgeistert mit der Hand zwischen ihre Beine. Tatsächlich. Bisher hatte sie nichts von der Windel bemerkt.

Schwester Monika trank im Schwesternzimmer einen Kaffee, während sie auf dem Überwachungsmonitor zusah, wie Sandra erfolglos an den Schlössern ihrer Fesseln herumfummelte. Sie beschloss, davon nichts in ihrem Bericht zu vermerken, als Sandra schließlich begann zu arbeiten, dann schaltete sie den Fernseher an.

Sandra konnte sich bald nicht mehr konzentrieren. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus und erleichterte ihre Blase in die Windel.
Nach der Uhr des Rechners zu urteilen, kam die Schwester zwei ewige Stunden später wieder.
Sie fragte burschikos: "Na, hat´s geklappt?"
Sandra lief knallrot an und murmelte etwas Unverständliches.
"Ok, dann wollen wir sie mal wieder festmachen. Es ist sowieso längst Zeit zum Schlafen."

Die Schwester stellte das Bett wieder flach, dann öffnete sie den Verschluss der rechten Handmanschette und nickte auffordernd. Sandra schüttelte den Kopf und bat: "Nein, bitte nicht."
Die Schwester griff mit einer zielsicheren Bewegung Sandras Handgelenk und sagte energisch: "Los!"

Sandra wehrte sich kurz, dann sah ein, dass es ihr nichts nützen würde, ließ locker und erlaubte der Schwester, ihre Hand in die Manschette zu legen und nutzlos zu machen. Die andere legte sie selbstständig auf die Manschette. Auch diese wurde schnell fixiert.
Dann zog die Schwester auf beiden Seiten das überstehende Manschettenband nach außen und befestigte es irgendwo, so dass Sandras Hände unverrückbar festgehalten waren. Sandra wollte schon den Mund zu einem Protest öffnen, entschied sich aber, es lieber bleiben zu lassen.

Anschließend entfernte die Schwester die Windel und schob eine neue zurecht. Sandra lief erneut rot an. Sie wagte sich, ein leises "Bitte nicht..." zu flehen.
Doch die Schwester machte schweigend weiter. Dann wusch sie Sandra und begann, sie einzucremen. Die Berührung war nicht unangenehm und Sandra wurde es ganz warm, bis die Schwester etwas mit einer schnellen Bewegung in ihr Rectum schob.

Sandra fuhr zusammen und fragte panisch: "Was?!"
Die Schwester schwieg, schloss die Windel und legte eine Decke über Sandra. Dann strich sie ihr die Haare aus dem Gesicht.
"Das war ein Abführzäpfchen... denken sie mal drüber nach, warum."
Sandra sah sie entgeistert an. Sie war sich nicht sicher, warum wirklich, also schwieg sie und schwor sich, beim nächsten Mal, wenn eine der Schwestern etwas zu ihr sagte, ohne Zögern zu gehorchen.

Als die Schwester nach einer halben Stunde wiederkam, waren die Krämpfe abgeflaut. Sandra war völlig verschwitzt und tief gedemütigt. Zunächst wand sie sich vor Scham, soweit dies möglich war.
Aber die Schwester lächelte sie an und meinte: "Entspannen sie sich. Sie können sowieso nichts dagegen tun und mich stört es nicht."
Schließlich genoss Sandra es, wie die Schwester sie gründlich wusch. Die Schwester lächelte und liebkoste Sandras Brüste, streichelte ihre Scham mit dem lauwarmen Waschlappen, bis Sandra sich verlangend gegen ihre Hand presste.
"Siehst du? Alles wunderbar, wenn du brav bist. Alles hat auch seine positiven Seiten", sagte die Schwester. Sie machte noch eine Weile weiter, bis Sandra anfing zu stöhnen, dann lächelte sie und hörte auf.
Sie schloss die Windel, strich Sandra die Haare aus der Stirn und gab ihr einen scheuen Kuss auf die Wange.
"Jetzt schlaf schön, mein Kleines. Ich bin Monika."
23. RE: Simulation

geschrieben von Herrin_nadine am 12.08.07 21:54

hallo butterfly,

wid schwerster monika die ersatzherrin für sie. wird sie sich die behandlung als baby jetzt gefallen lassen oder wird sie sich weiterhin wehren und sich strafen einhandeln.
24. RE: Simulation

geschrieben von lucky boy am 12.08.07 22:19

Hey Butterfly,
Eine gut geschriebene Geschichte . Der Countdown für Sandra läuft. Ich bin gespannt ob es ihr gelingt zu fliehen oder spielt sie einfach mit und wartet auf das Gegenmittel. Welche Rolle wird Monika spielen?
Fortsetzung sehnlichst erwartet.

Viele Grüße lucky boy
25. RE: Simulation

geschrieben von Butterfly am 13.08.07 18:28

Hastig begann Sandra sich umzusehen. Sie hatte nie bemerkte, wieviele Aktenordern Traubner in seinem Büro hatte. Sie las die Beschriftungen auf den Ordnerrücken.
Als sie mit dem ersten Regal fertig war, räusperte sich Luise: "Es würde helfen, wenn ich besser wüsste, wonach du eigentlich suchst."
Sandra drehte sich zu ihr um, überlegte kurz, dann sagte sie: "Verbindungen zwischen Celebris und Traubner, zwischen Traubner und Grohe. Und etwas über Oblivio."

Luise murmelte: "Oblivio... da war etwas. Das habe ich schon mal gesehen."
Sie schloss die Augen. Sandra fand das nicht wirklich hilfreich und fuhr fort, Beschriftungen von Ordnern zu lesen. Schließlich kam sie zu einem Regal mit Büchern. Zwischen einer Menge Nachschlagwerke und Grundlagenmaterial fand sie ein schmales ledergebundenes Buch, auf dessen Rücken in Gold ein Wappen eingelegt war.

Das Buch nahm sich ungewöhnlich aus. Auf der Vorderseite prangte das gleiche Wappen und eine Aufschrift: "Diligentia, Honor et Patria" und die Jahreszahl 1981.

"Ich hab´s! Hier drüben muss es stehen", rief Luise. Sie ging zu einem Regal und runzelte die Stirn.
Sandra sah zurück auf das Buch und schlug es auf. Es war ein Jahrbuch. Sie blätterte zu dem Index. Traubner, Grohe. "Wie heißt der Gründer von Celebris?", fragte sie Luise.
"Klaus Sechten", kam die Antwort umgehend.
Auch er stand in dem Index.

Sandra war unterbewusst die Narbe auf Professor Taubners Wange aufgefallen. Als sie durch die Bilder blätterte, verstand sie. Er, Grohe und Sechten waren Kommilitonen in der gleichen schlagenden Verbindung.

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Lars ging zur Polizei. Der Beamte, der sich um ihn kümmerte, war unsympathisch. Lars erzählte, was er wusste.
"Sie halten Sandra Körner gegen ihren Willen fest", schloss er seinen Vortrag.

Der Polizist nickte ein paar Mal scheinbar verständnisvoll, dann sah er Lars nachdenklich an.
"Wissen sie Herr Bosberg, es ist gar nicht mal so selten, dass Menschen gegen ihren Willen in einem psychiatrischen Krankenhaus festgehalten werden."
Lars sah ihn mit aufgerissenen Augen an. Das durfte doch wohl nicht wahr sein?

Aber der Polizist fuhr fort: "Im Falle von ihrer", er machte eine Kunstpause und hüstelte, "Freundin liegt die Sache allerdings anders. Sie ist freiwillig in dem Sanatorium, um sich behandeln zu lassen."

Konnte der Kerl nicht verstehen, oder wollte er nicht? Lars stöhnte und sagte langsam und zum Mitschreiben: "Sie müssen sie gezwungen haben."

Der Polizist schwieg eine Weile, dann sagte er: "Ich habe heute bereits eine andere Version der Geschichte gehört."
Lars hatte gerade ansetzen wollen, etwas zu sagen und starrte den Polizisten jetzt mit offenstehendem Mund an.

"Doktor Grohe, der behandelnde Arzt ihrer... bleiben wir mal bei ´Freundin´, war gestern Nachmittag hier. Sie haben vorgetäuscht, ihr Mann zu sein und sich Zugang zu ihr verschafft. Frau Körner ist völlig verängstigt. Vor ihnen. Sie verfolgen sie seit Wochen. Das ist Stalking. Dagegen gibt es Gesetze. Doktor Grohe bevorzugt allerdings bisher, sie nicht im Namen seiner Patientin anzuzeigen, obwohl wir ihm dazu geraten haben."

Lars stand auf und ging hektisch hin und her. "Ich... das ist nicht wahr. Das ist nicht wahr! Er lügt. Das ist alles ein Geflecht aus Lügen. Ich weiß nicht, was dahinter steckt..."
Er hatte eine Idee. "Haben sie mit ihr gesprochen? Mit Sandra? Sie ist nicht verrückt."

Der Polizist brauchte nichts zu sagen, sein Gesichtsausdruck war eindeutig.
Lars war sofort klar, dass er das nicht getan hatte. Und dass er es auch nicht tun würde. Egal was er sagte. Er war ein Perverser, der eine hübsche junge Frau ins Irrenhaus getrieben hatte.

Er kalte Wut wallte in ihm hoch: "Doktor Grohe hat keine Anzeige gemacht, nicht? Aber ich habe kein... wie heißt das noch?... Offizialdelikt begangen, sondern sie ermitteln nur auf Anzeige, oder? Dann wünsche ich ihnen einen schönen Tag."
Lars drehte sich um und ging. Er war versucht, dem Beamten den nackten Mittelfinger zu zeigen, aber er wusste, dass dieser nur einen Vorwand suchen würde.

Der Polizist stand auf und rief hinter Lars her: "Wir werden sie im Auge behalten, Herr Bosberg."

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In seiner Wohnung angekommen legte Lars sich in die Badewanne, anschließend ging er ins Bett, auch wenn es noch lange nicht Abend war. Er hatte einfach keine Idee, was er noch tun konnte.

Am nächsten Tag war er kurz davor, verrückt zu werden. Er beobachtete die Fenster von Sandras Zimmer den halben Tag lang, aber nichts rührte sich. Den Rest des Tages versuchte er sich erfolglos abzulenken, bevor er wieder früh ins Bett ging.

Er wurde von der Türklingel geweckt.

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Luise nickte zustimmend: "Eine Seilschaft, darauf eingeschworen, sich gegenseitig zu schützen. Im wahrsten Sinne des Wortes die Verbindung, die du suchst."
"Ja. Aber wahrscheinlich liegt dem allen noch ein komplexes Netzwerk von Geschäftsbeziehungen zugrunde", nickte Sandra aufgeregt. "Was ist mit Oblivio? Hast du etwas gefunden?"
Luise schüttelte den Kopf: "Hier drüben war es. Ich bin sicher, dass hier eine Kunststoffbox mit der Aufschrift ´Oblivio´ stand."

Sie wies auf ein Regal. Sandra und Luise durchsuchten den Raum, aber sie fanden nichts. Nachdenklich sah Sandra sich Professor Taubners Computer an. Sie war versucht, ihn einzuschalten, aber sie war sicher, dass er mit einem Passwort geschützt war.
"Kennst du jemanden, der sich mit Computern auskennt und dem wir...", Sandra unterbrach sich selbst: "Syntaron."
Luise zuckte die Schultern: "Und? Der Computer ist hier und... Hey! Du kannst doch nicht...", dann sah sie, dass Sandra, die munter Kabel aus dem Rechner zog, sich kaum darum kümmern würde.
"Scheiße! Er wird uns die Polizei auf den Hals hetzen!"
Sandra sah auf: "Meinst du, dass das jetzt noch einen Unterschied macht?"

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"Wieviele deiner Patienten, die unter diesen Sicherheitsmaßnahmen gehalten werden, können sich vernünftig mit dir unterhalten und dürfen einen Laptop verwenden?"
Ihre Zunge fühlte sich an, als wäre sie ungefähr einen Meter lang und sie hatte ziemlich lange gebraucht, den Satz hervorzubringen. Jetzt fuhr sie fort: "Ich meine: theoretisch."
Schwester Monika hielt einen Moment lang inne, dann machte sie weiter: "Du hattest versprochen, dich vernünftig zu verhalten."

Der Tag war grausig gewesen. Sie hatte gut geschlafen, aber die Schwester, die sie morgens mit dem Frühstück weckte, war nicht wirklich freundlich gewesen.
"Na, fit? Ich habe hier ihr Frühstück."
Sie hatte ein Tablett auf den Tisch gestellt, der gut drei Meter von Sandras Bett weg stand.

"Guten Appetit", hatte die Schwester gesagt, dann war sie gegangen.
Sandra hatte Hunger und sie hatte nicht verstanden, was das alles sollte. Sie hatte hinter der Schwester hergerufen: "Hallo? Wie soll ich denn das essen? Würden Sie mich bitte losmachen?"
Die Schwester hatte sie ignoriert und den Raum verlassen.

Als sie wiedergekommen war, hatte die Schwester sie höhnisch angelächelt. "Sie verweigern also die Nahrungsaufnahme?"
Sie hatte sich nicht weiter um Sandras Proteste gekümmert, sondern ihr eine Magensonde gelegt und eine Flasche mit Babynahrung angehängt. Dann hatte sie Sandra angegrinst: "Geht doch viel einfacher so, oder? Und einer irren Kuh wie dir glaubt sowieso niemand was."

Sie versetzte Sandra einen schmerzhaften Hieb in den Solarplexus, der alle Luft aus ihrer Lunge trieb: "Und jetzt hör auf mit der Flennerei. Ich habe dir etwas in deinen Brei getan, damit du dich gut fühlst."

Sandra keuchte verzweifelt nach Luft, so dass sie nur die Hälfte verstanden hatte. Aber wenig später war ihr das ziemlich egal, während sie dem Raum zusah, der sich langsam um sie drehte, während M.C.Escher-Fische durch die Luft schwammen.
Irgendwann tauchte das Gesicht der Schwester wieder vor ihr auf. Sie hängte eine neue Flasche an den Infusionsständer und schloss sie an die Magensonde an.
Es gelang Sandra irgendwie, "Bitte, bitte nicht noch mehr...." zu lallen. Aber die Schwester lachte nur.

Irgendwann am Nachmittag kam Sandra halbwegs zu sich, aber ihr Körper wollte ihr nicht richtig gehorchen. Erst als dann die Nachtschwester Monika ihren verschwitzten Körper wusch, gelang es ihr, sich stockend zu artikulieren.

"Du hattest versprochen, dich vernünftig zu verhalten."

Die Schwester schien... beleidigt zu sein. Sandra sammelte Kraft, dann entschuldigte sie sich: "Es tut mir leid."
Die Schwester wusch sie weiter. Dann stoppte sie und fragte: "Warum hast du das Frühstück verweigert?"

Sandra erklärte ihr, was vorgefallen war. Monika war nicht wirklich überzeugt.
"Wirklich! Sie hat mich nicht losgemacht und das Tablett auf den Tisch gestellt. Und dann hat sie behauptet, ich hätte das Essen verweigert. Und dann hat sie irgendwas in meine... meine Nahrung getan."

Schwester Monika nickte nachdenklich. Laut Akte hatte Sandra keine Medikamente bekommen. Aber sie wusste sehr wohl, dass niemand von allein in einen derartigen Zustand kam. Schwester Annelise hatte Frühdienst gehabt. Der war so etwas durchaus zuzutrauen. Sie seufzte tief.

"Ok, angenommen, das stimmt. Versprichst du, dich zu benehmen und dass du dich wieder festmachen lässt, wenn ich will?", fragte sie. Sie war selbst nicht ganz sicher, ob das eine gute Idee war.

Sandra zögerte nicht lange und antwortete: "Natürlich, Monika."

Monika löste sie die Verschlüsse von Sandras Fesseln. "Ich... ich kann dich jederzeit niederringen, weisst du? Ich habe einen schwarzen Gürtel... und ich bin auch so stärker als du..."

Sandra war in einem miserablen Zustand. Sie konnte kaum ihr Gleichgewicht halten und Monika musste sie auf dem Weg zur Toilette stützen. Dann half sie ihr auf einen Stuhl und holte ihr einen Kaffee, aber Sandra zitterte zu sehr, um die Tasse selbst halten zu können.

"Du musst mir helfen. Bitte. Bitte. Ich bin nicht verrückt. Hilf mir hier heraus. Geh zu Lars. Ihr müsst mir helfen."

Sie redeten eine ganze Weile, immer wieder von Gähnen unterbrochen. Schließlich nickte die Schwester Sandra zu und meinte: "Du solltest jetzt ins Bett gehen. Du bist todmüde."
Sandra sah sie einen Moment lang unglücklich an, dann ging sie zum Bett und legte sie sich auf den Rücken, ihre Hand- und Fußgelenke auf den passenden Manschetten. Sie sah Monika erwartungsvoll an.

Monika machte ihre rechte Hand fest, dann winkte sie ab: "Lass mal gut sein. Ich denke, du schläfst ohne die restlichen Gurte besser. Vor dem Schichtwechsel komme ich und mache dich wieder fest."

Sandra sah sie einen Moment lang fast ungläubig an, drehte sich dann auf die Seite und zog die Beine an. Monika deckte ein Laken über sie, das in der warmen Nacht völlig ausreichte, setzte sie sich auf die Bettkante und begann, Sandra sanft durch die Haare und am Rücken zu streicheln.
Als sie eingeschlafen war, stand Monika auf und verließ auf Zehenspitzen den Raum.
26. RE: Simulation

geschrieben von Herrin_nadine am 13.08.07 21:53

hallo butterfly,


hat sie in der schwester monika eine freundin gefunden wo ihr hilft oder ist sie eine spionin um sie auszuhorchen?

wird lars ihr helfen können oder wird er auf eis gelegt?


danke butterfly
27. RE: Simulation

geschrieben von Butterfly am 14.08.07 18:26

Luise murmelte die ganze Zeit Flüche, während sie Sandra half, den Computer, einige interessant aussehende Akten und das Jahrbuch in ihr Auto zu schaffen.
Dann fuhr sie knapp unter der erlaubten Höchstgeschwindigkeit nach Hause.
Es war kurz vor elf Uhr.

Wenige Minuten später ließ sich Karl Bergen auf Luises Sofa fallen. Er schüttelte den Kopf: "Sind sie verrückt? Sie können doch nicht einfach..."
Sandra unterbrach ihn: "Nein. Ich bin nicht verrückt. Und das muss ich beweisen. Und dazu muss jemand die Daten auf diesem Computer auseinandernehmen."

-----

Lars hüpfte auf einem Bein den Flur entlang, während er versuchte, das andere ebenfalls in der Jogginghose unterzubringen. Ein Glück, dass niemand diese Verrenkungen sieht, fuhr es ihm durch den Kopf. Und gleich hinterher, dass Sandra sie ruhig hätte sehen dürfen.

Der Postbote, mit dem er gerechnet hatte, war eine junge Frau in Krankenschwesternuniform, die ziemlich erschöpft aussah und sich als Schwester Monika vorstellte.

"Ich soll sie von Sandra grüßen", führte sie sich ein.

Lars war ziemlich erstaunt und bat sie herein.
"Ich brauche jetzt erst mal einen Kaffee. Wollen sie auch einen?", fragte er.

Die Schwester nickte: "Einer mehr kann nicht schaden, auch wenn ich jetzt ins Bett gehe."

Sie saß am Tisch und sah nachdenklich zu, während Lars den Kaffee kochte. Schließlich drehte er sich zu ihr um: "Und was führt sie nun genau zu mir?"

Die junge Frau kaute auf ihrer Unterlippe herum, schließlich räusperte sie sich: "Sandra... sie ist nicht wirklich freiwillig in der Klinik, sagt sie."

Lars pustete in seine Kaffeetasse und sah die Schwester weiter an.

"Verdammt. Ich riskiere hier meinen Job auf die Worte einer Irren hin. Laut ihrer Akte ist sie paranoid. Leidet an Verfolgungswahn. Sie war schonmal vor drei Jahren bei uns... steht da. Sie sagt, dass das nicht stimmt."
Die Schwester sah Lars an.

Lars zuckte bedauernd die Schultern: "Ehrlich, ich weiß es nicht. Ich kenne sie noch nicht so lange und ich habe keinen Kontakt zu irgend jemandem, der sie kennt."

"Sie hat eine völlig irrsinnige Geschichte erzählt, dass ihr Chef sie gezwungen hat, sich bei uns einzuweisen. Und dann hat er sie mit irgendeinem Virus infiziert, der ihr Gehirn zerstören wird. Und das Gegenmittel will er ihr nur geben, wenn sie irgendein komisches Projekt fertigmacht."

"Das klingt wirklich ziemlich... unlaubwürdig", bestätigte Lars. "Aber ich verstehe immer noch nicht, warum sie hier sind?"

Die Schwester kaute wieder auf ihrer Unterlippe: "Sie... sie war sehr unglücklich, heute Nacht. Ich habe ihr versprechen müssen, dass ich zu ihnen gehe... weil sie sie doch nicht besuchen dürfen."
Sie schwieg betreten, dann setzte sie hinzu: "Sie hat mir leid getan."

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Lars hatte rasende Kopfschmerzen. Ein halbdunkeles Krankenzimmer. Langsam kamen die Erinnerungen zurück. Ruckartig setzte er sich auf, nur um stöhnend wieder auf das Kissen zu sinken, als grelle Blitze vor seinen Augen explodierten.
Sie hatten ihn erschossen.

Um sein linkes Handgelenk lag eine Handschelle, die ihn an das Bettgitter fesselte, also tastete er trotz des steifen Verbandes an seinem Unterarm mit der Rechten nach seinem Bauch. Da war nichts. Kein Verband, kein Einschussloch.
Er atmete auf. Dann versuchte er nochmal, sich aufzusetzen, langsamer diesmal.

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"Er hat also keine Ahnung?"

Dr. Grohes Gesichtsausdruck war unleserlich wie immer, aber Monika meinte, ein leichtes Lächeln wahrzunehmen, als sie nickte. Sie war direkt von Lars wieder an die Arbeit gefahren und war auftragsgemäß zu Dr. Grohe gegangen, um ihm zu berichten.

Er stand auf und legte ihr die Hand auf die Schulter: "Sie sind eine meiner besten Kräfte. Ich bin stolz auf sie."

Sie wurde rot, nickte und stand auf. Als ihre Hand die Türklinke berührte, blieb sie stehen und drehte sich noch einmal um.

"Herr Doktor Grohe?", sprach sie ihn noch einmal an. Er hatte sich wieder hinter seinen Schreibtisch gesetzt und sah von seinen Papieren auf.
"Ich... also... Frau Körner... sie hat gesagt, dass ihr Chef sie mit einem Virus infiziert hat, das ihr Gehirn zerstören wird. Ich meine..."

Dr. Grohe lächelte ihr freundlich zu, aber Monika wusste, dass er dieses Lächeln ganz nach Bedarf an- und abschalten konnte.
"Sie haben doch ihre Akte gelesen. Sie ist paranoid. Sie sind doch zu lange im Dienst um solche Geschichten von unseren Patienten zu glauben..."

Monika nickte und drehte sich um. Als sie ihre Hand wieder auf die Türklinke legte, fuhr er fort: "... und wenn sie dann in ein paar Wochen an einer unerklärlichen Gehirnhautentzündung erkrankt, werden wir natürlich alles für sie tun. Ich befürchte, dass anschließend ihre kognitiven Fähigkeiten sehr eingeschränkt sein werden, aber ich bin sicher, mit den richtigen Medikamenten wird sie einer unserer angenehmsten Dauergäste werden."

Monika schluckte, dann verabschiedete sie sich und ging. Entgegen ihrer sonstigen Praxis schlief sie an diesem Morgen ziemlich schlecht. Schon am frühen Nachmittag stand sie auf und saß ziemlich lange beim Frühstück.

Als sie am Abend zur Arbeit kam, sahen ihre Kolleginnen sie mitfühlend an.

"Anstrengende Nachtschicht", murmelte Monika und fügte hinzu, dass sie froh wäre, wenn die Woche endlich herum wäre.

Nach der Übergabe machte sie eine Runde über die Station, wobei sie zunächst das Zimmer, in dem Sandra untergebracht war, ausließ.
Alles war ruhig. Schließlich hatte sie keinen Grund mehr es länger hinauszuzögern und sie ging in Sandras Zimmer.

Sie lag noch am Bett festgeschnallt da, wie sie sie am frühen Morgen verlassen hatte, kurz bevor ihre Kolleginnen kamen.
Monika wollte schon aufatmen, weil Sandra sehr gleichmäßig atmete, aber dann öffnete sie die Augen. Ein breites Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.
"Monika... endlich. Der Tag war furchtbar."

Schwester Monika nickte abwesend. Ihre Kolleginnen hatten die normalen Handfixieurngen entfernt und Sandra die Handschuhe angezogen. Einige Exemplare hiervon waren irgendwann mal angeschafft worden, wurden aber selten eingesetzt, da sie sich in der Praxis als zu restriktiv erwiesen hatten. Allerdings musste Monika zugeben, dass sie für einen Fall wie Sandra prädestiniert waren.

Sie sahen ähnlich aus wie Boxhandschuhe, aber der Daumen war nicht extra abgesetzt und die harte Plastikeinlage in der Hand verhinderte zusammen mit der dicken Polsterung, dass der Patient etwas greifen konnte. Verborgen in der Polsterung um die Handgelenke war ein breiter Stahlreif mit einem Schnappschloss, das man mit einem Adapter unverrückbar mit dem Bettgestell verbinden konnte.

Sie hatte schon bei der Übergabe die Geschichte gehört. Schwester Annelise hatte gesagt, dass Sandra versucht hätte, ihr den Schlüsselbund zu stehlen, als sie ihr die Windel wechselte.

"Was war denn das mit Schwester Annelise?"

Sandra zog einen Schmollmund. "Der Schlüssel für die Fixierung hing ihr aus der Tasche. Ich dachte..."

Monika sah sie ärgerlich an und schüttelte den Kopf: "Ja, glaubst du denn, der wäre nicht an ihrem Gürtel festgebunden? Hältst du uns für so unvorsichtig? Ich würde eher sagen, sie wollte dich provozieren."

"Das weiß ich jetzt auch", murmelte Sandra.

"Du kannst von Glück reden, dass du nur die Handschuhe anbekommen hast. Sie hätte sonstwas mit dir machen können. Man könnte wirklich glauben, dass du völlig irre bist", schimpfte Monika weiter, erleichtert, dass Sandra gar nicht erst versucht hatte, sie zu belügen.

Sandra biß sich auf die Unterlippe, konnte die Tränen aber nicht unterdrücken. Dann schüttelte sie den Kopf und begann zu schluchzen: "Nicht nur die Handschuhe. Sie... sie hat irgendwas mit mir gemacht. Mir die Augen verbunden. Dan hat sie mir eine Spritze gegeben, da unten. Und jetzt... ich kann... es läuft einfach aus mir raus. Ich kann es einfach nicht mehr halten. Sie hat einfach hämisch gelacht und gesagt, dass ich jetzt für immer eine Windel tragen muss."

Monika sah sie sprachlos an, dann öffnete sie die Windel, während sie murmelte: "Dann wollen wir mal sehen..."
Sie untersuchte Sandra kurz, dann sah sie auf: "Sie hat dir wahrscheinlich ein Lokalanästhetikum gespritzt. Sie hat dir einen kurzen Katheter gelegt, durch den dein Urin abläuft. Mach dir keine Sorgen. Sie war einfach garstig und wollte dich fertigzumachen. Es ist alles in Ordnung."

Monika verließ das Zimmer und holte das notwendige Zubehör. Als sie wiederkam, führte sie vorsichtig eine Sonde in den Katheter ein, hielt das trompetenförmige vordere Ende fest und zog ihn lang, so dass sich der kleine Gummiball in Sandras Blase abflachte. Dann zog sie ihn langsam heraus und zeigte ihn Sandra.

Sandra atmete auf und bedankte sich bei bei Monika. Monika winkte ab, dann fragte sie Sandra, ob sie sie losmachen sollte.
Sie löste die Gurte und schloss mit einem kleinen, feingezahnten Schlüssel die Schlösser der Handschuhe auf, so dass Sandra sie aus ihrer Verankerung heben konnte.

"Versuch, die Handschuhe selbst auszuziehen. Sie sind nicht mehr abgeschlossen."

Sie sah für ein paar Sekunden amüsiert zu, wie Sandra versuchte, die Handschuhe auszuziehen, dann irritiert den Verschluss ansah.
Sie versuchte es noch einmal, dann gab sie auf und streckte Monika wortlos ihre Hände entgegen.

Nachdem sie befreit war, umarmte Sandra Monika stürmisch.

"Darf ich mich duschen?"

Auf Monikas Nicken hin verschwand Sandra im Badezimmer. Als sie wiederkam, nahm sie einen der Hnadschuhe vom Tisch. Sie ließ nachdenklich den Verschluss zuschnappen, öffnete ihn dann wieder. Es war klar zu sehen, dass man dazu beide Hände brauchte und sich selbst mit einer freien Hand und den Zähnen kaum behelfen konnte.

Sie schüttelte den Kopf: "Wer hat sich denn die perfiden Dinger einfallen lassen?". Sie wartete nicht auf eine Antwort und fragte Monika bedrückt: "Du... du wirst sie mir wieder anziehen, stimmts?", dann etwas hoffnungsvoller: "Morgen früh erst. Oder soll ich...?"
Sie zog einen der Handschuhe an und machte Anstalten, den Verschluss zuzudrücken.

Monika lächelte und schüttelte den Kopf, dann verließ sie das Zimmer und ging zum Stationszimmer.
28. RE: Simulation

geschrieben von Herrin_nadine am 14.08.07 20:17

hallo butterfly,


wie ich es mir denken konnte ist die schwester monika eine spionin und will sandra zur freundin machen um an informationen zu kommen.
sie hat lars in eine falle laufen lassen und ich kann mir denken, daß er jetzt auch in der klapsmühle ist.

werden die beiden sich jemals wiedersehen oder wird lars noch als geheimwaffe gegen sandra eingesetzt.

was ist das für ein projekt, wo sandra so dringend mitarbeiten soll?
29. RE: Simulation

geschrieben von Butterfly am 14.08.07 20:30

...bin ich tatsächlich so leicht berechenbar? *seufz* Ok, zur Belohnung, weil die liebe Nadine so gut geraten hat, geht es ein Stückchen weiter. Nur was Lars angeht... da habe ich andere Pläne. Wartet es ab.

Diesmal gelang es Lars sich aufzurichten. Er machte eine Bestandsaufnahme. Sein rechtes Handgelenk war geschient. Sein Fuß war verbunden und offenbar war eine Kunststoffschiene unter dem Verband, denn er konnte den Fuß zwar ein kleines Stück auf und ab, aber nicht seitlich bewegen. Und allein der Versuch schmerzte schon höllisch.

Ansonsten schien alles normal zu sein, abgesehen von den bohrenden Kopfschmerzen und der Handschelle. Er folgerte korrekt, dass die Polizei mit einem Betäubungsgewehr auf ihn geschossen hatte. Er begann, ein tiefes Mitleid mit den Eisbären und Löwen zu entwickeln, deren Schicksal er teilte.
Einen Vorteil hatte die Situation aber: er hatte als Kassenpatient ein Einzelzimmer bekommen.

-----

Das Stationszimmer hatte ein großes Fenster auf den Flur hinaus. Die Tür war wie alle anderen auf der Station mit einem berührungslosen Kartenleser und einem Nummernschloss gesichert.

Als Monika näher kam, stellte sie fest, dass die Tür des Stationszimmers nur angelehnt war.
Hatte sie sie vorhin offengelassen? Sie schimpfte sich für ihre Schusseligkeit. Das war gegen alle Vorschriften, wenn auch sicher keiner der Patienten um diese Zeit allein aus seinem Zimmer konnte. Trotzdem, Verbot war Verbot.

Sie setzte sich und trank ihre Kaffeetasse aus, die inzwischen kalt war. Sie schüttelte sich leicht, weil das Gesöff erbärmlich bitter war, dann schaltete sie das Radio ein.

Sie erschreckte sich furchtbar, als sich die Tür des Nebenraums öffnete, in dem die Medikamente aufbewahrt wurden.
Ihr Schreck verwandelte sich in Verwunderung, als Dr. Grohe herauskam. Sie warf einen möglichst unauffälligen Blick auf den Monitor der Überwachungsanlage. Er zeigte Sandras Zimmer, mit der Patientin, die offenbar gerade einige Gymnastikübungen machte.

Monika stand auf und fragte: "Was machen sie hier um die Zeit?"
Sie ging möglichst unbeteiligt in Richtung des Monitors und schaltete auf das nächste Zimmer.

Dr. Grohe sah sie mit seinem unleserlichen Gesichtsausdruck an: "Das können sie sich sparen."
Er zog ein Diktiergerät aus der Tasche und drückte den Wiedergabeknopf. Er legte das Gerät auf den Tisch. Monikas verzerrte Stimme war zu vernehmen.

"Hallo Herr Bosberg? Hier ist Monika Jensen. Ich war doch heute morgen bei Ihnen... Ja. Genau... Sandra Körner hat tatsächlich recht. Das Ganze ist ein Komplott... Ja. Auch das. In ein paar Wochen wird der Virus... Ja. Genau. Pflegefall.... Ja. Natürlich helfe ich. Ich komme morgen früh zu ihnen. Unternehmen sie bitte nichts ohne mich."

Dr. Grohe stoppte das Band. Er seufzte: "Schwester Monika, wissen sie eigentlich, was sie da angerichtet haben?" Er schüttelte den Kopf und verzog angewidert das Gesicht: "Das ist eine schlimme Verletzung unseres Vertrauensverhältnisses. Sie werden sicherlich verstehen, dass ich sie unter diesen Umständen nicht weiterhin beschäftigen kann, oder?"

Monikas Gedanken rasten, ihr Herz schlug bis zum Hals und ihre schlimmsten Befürchtungen wurden bestätigt, als er fortfuhr: "Es ist wirklich bedauerlich, dass so etwas bei uns passiert. Ihre Kolleginnen hatten schon ein paar Mal bemerkt, dass sie unglücklich wirkten. Und dann die Nachtschichten und der Medikamentenmißbrauch..."

Er streckte seine Hand aus und nickte auffordernd: "Bitte geben Sie mir ihre Schlüsselkarte und kommen sie mit, ja?"

Monika sprang an ihm vorbei und stürmte aus dem Zimmer. Sie taumelte den Flur hinunter und drückte ihre Schlüsselkarte gegen das Lesegerät, dann hämmerte sie ihre Geheimnummer in das Tastenfeld.
Ein ärgerliches Summen ertönte und ein rotes Licht leuchtete auf. Sie versuchte es erneut, mit dem gleichen Ergebnis. Sie ließ sich an der Wand in die Hocke gleiten und schlug die Hände vors Gesicht.

"Ich habe mir erlaubt, ihre Berechtigung für die Stationstüre zu deaktivieren", sagte Dr. Grohe beiläufig. "Man merkt das Beruhigungsmittel selber kaum... es ist gut, dass sie ihren Kaffee getrunken haben...."

Sie war kaum noch in der Lage, sich zu wehren, als er sie hochzog. Er schleppte sie zum Schwesternzimmer.
Wie aus weiter Ferne sah sie zu, wie er ihren linken Ärmel hochschob und mit einem sauberen Schnitt ihre Pulsader aufschlitzte, dann wurde alles schwarz.
30. RE: Simulation

geschrieben von Butterfly am 15.08.07 17:55

Bergen seufzte: "Verstehen sie nicht? Sie können nicht einfach einen Computer klauen und dann die Daten als Beweismittel verwenden wollen."
"Darum geht es mir überhaupt nicht!", fauchte Sandra ihn an. "Ich brauche ein Druckmittel. Irgend etwas, womit ich Traubner und Konsorten erpressen kann, damit sie Lars gehen lassen. Und wenn sie mir nicht helfen können, dann geben sie mir die Handynummer von ihrem Chef!"

Bergen sah sie mit gefurchter Stirn an. Offenbar fragte er sich, ob die leicht überdreht wirkende junge Frau, die ihm gegenüber saß, einfach nur eine Irre war. Andererseits: die Gelegenheit, auch nur inoffiziell gegen Celebris nutzbares Material zu bekommen, war verlockend.

-----

Sandra erstarrte, als Dr. Grohe das Zimmer betrat, gefolgt von einem bullig aussehenden Pfleger.

Grohe schüttelte verstimmt den Kopf: "Da haben sie etwas angerichtet. Bitte legen sie sich hin und erlauben sie Pfleger Karl hier, sie zu fixieren."

Sie hatte keine Ahnung, wovon er sprach, aber nach einem beunruhigten Blick auf den Pfleger und die ernste Miene des Arztes ging sie zum Bett hinüber und legte sich hin. Der Pfleger zog ihr die Handschuhe an, schnallte sie fest und zog die Einmalunterhose, die Monika ihr gegeben hatte, herunter. Sie lief knallrot an, als er ihr mit geschäftsmäßiger Miene eine Windel anzog.

Dr. Grohe schüttelte noch einmal den Kopf, dann verließ er das Zimmer.

Später, als Sandra gerade eingeschlafen war, schob der Pfleger ein Bett in das Zimmer. Sandra wachte auf und verrenkte sich den Hals, dann erkannte sie zu ihrem Schrecken Schwester Monika, die offenbar ohne Bewußtsein auf dem Bett lag, mit dicken Verbänden an den Handgelenken, die Arme an den Ellenbogen festgeschnallt.

"Was haben sie mit ihr gemacht?", fragte Sandra.
Der Pfleger sah sie mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck an. "Halt die Klappe, blöde Kuh."

Dann ließ er die beiden alleine. Es dauerte bis in die frühen Morgenstunden, bevor Monika auf Sandras leichte Zurufe mit einem Stöhnen antworten konnte.

Aber erst als Schwester Annelise das Zimmer betrat, war Monika in der Lage etwas Verständliches von sich zu geben.
"Mach mich los... Annelise, bitte mach mich los. Ich habe verstanden. Du kannst mich jetzt losmachen."

Schwester Annelise grinste sie hämisch an: "Wissen sie, Patientin Monika, ich habe sie nie leiden können."
Dann versetzte sie ihr einen schmerzhaften Schlag auf die linke Brust: "Und es heißt Schwester Annelise, klar?"

Monika verlegte sich auf Betteln: "Ann... Schwester Annelise, bitte..."

Die Schwester legte Zeigefinger an die Lippen: "Ruhe."

"Bitte hol Dr.... holen Sie Dr. Grohe. Ich habe meine Lektion...", der Rest des Satzes ging in einem schmerzerfüllten Stöhnen unter, als Schwester Annelise ihr eine deftige Ohrpfeige versetzte.

"Sie sollten wissen, dass wir Mittel und Wege haben, für Ruhe zu sorgen. Und wenn sie sich nicht anständig verhalten, werde ich Dr. Grohe vorschlagen, dass sie künstlich beatmet viel weniger Ärger machen. Sie wissen schon... Atemlähmung von den Beruhigungsmitteln, die sie geklaut haben."

Monika brach in Tränen aus, die sie bis jetzt zurückgehalten hatte. Auch als sie sich beruhigt hatte, reagierte sie nicht auf Sandra, sondern hielt den Kopf von ihr weggedreht.

Im Laufe des Vormittags kam Dr. Grohe zu Monika. "Na? Haben sie sich gut ausgeschlafen?"

Sie sah ihn ernst an: "Dr. Grohe, ich möchte mich entschuldigen. Das war ein dummer Fehler. Ich werde so etwas nie wieder tun."

Er lächelte sie mit seinem falschen Lächeln an, aber trotzdem schöpfte sie zunächst Hoffnung, als er sagte: "Natürlich werden sie das nicht", dann fuhr er fort: "So ein Selbstmordversuch ist tatsächlich eine dumme Sache. Verstehen sie? Wir müssen sie vor sich selbst schützen. Gott sei Dank sind wir in der Lage dazu."

Bei seinen letzten Worten verließ sie alle Hoffnung, dass all dies nur eine kleine Warnung war. Trotzig antwortete sie: "Ich habe keinen Selbstmordversuch gemacht. Sie haben mich unter Drogen gesetzt und mir die Pulsadern aufgeschlitzt."

Dr. Grohe verzog seine Stirn zunächst in eine zornige Falte, dann lächelte er vergebend und sagte: "Es ist nicht gut, wenn sie solche Lügen in die Welt setzen... sie sollten wissen, dass wir Maßnahmen treffen werden, um das zu verhindern. So, und jetzt muss ich nach ihren Verletzungen schauen."
Er sah sie nochmal ernsthaft an: "Sie wissen, dass wir am längeren Hebel sitzen, oder?"

Monika biss sich auf die Unterlippe und nickte. Grohe lächelte und strich ihr die Haare aus der Stirn. Unwillig drehte sie den Kopf weg.
"Ich bin gleich wieder da", mit diesen Worten verließ Dr. Grohe das Zimmer. Er kam nach einigen Minuten mit Schwester Annelise wieder, die einen Instrumentenwagen schob.

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"Wir müssen hier weg", erklärte Sandra Luise Miller.
Die war völlig verdattert. "Was? Meine Wohnung..."
"Wie lange glauben sie, wird Traubner brauchen, um zwei und zwei zusammenzuzählen und die Zugangsdaten für das Institut zu prüfen, nachdem er gemerkt hat, dass wir seinen Computer geklaut haben?"
Sie überlegte kurz, dann setzte sie hinzu: "Vielleicht weiß er auch schon längst Bescheid... Wenn Dr. Grohe ihn angerufen hat, nachdem ich geflüchtet bin..."

Luise fluchte lästerlich, dann nickte sie. "Daran habe ich nicht gedacht. Super. Dann ist die Polizei jetzt hinter mir her. War ja schließlich meine Zugangskarte. Bisher hatte ich immer aufgepasst, dass nichts auffällt. Sogar von deinem Telefon aus habe ich bei Syntaron angerufen."
Sie nahm eine Reisetasche aus einem Schrank und begann eilig zu packen. Ein paar Sachen warf sie zu Sandra hinüber: "Hier, das müsste dir passen. Das auch. Und das."

Sie fand auch noch eine zweite Zahnbürste. Dann verließen sie die Wohnung.

-----

Lars war sauer.

Er war früh aufgewacht, hatte sich angezogen, ein kleines Frühstück vorbereitet und dann gewartet. Wann war Schwester Monika gestern dagewesen? So gegen 8 Uhr, nahm er an. Als der Zeiger der Uhr die 9 erreichte, war er sicher, dass sie nicht kommen würde.

Hatte sie es sich anders überlegt?

Gegen 9:30 Uhr klingelte es an der Tür. Aber statt Schwester Monika standen zwei unfreundlich aussehende Polizisten davor.

"Herr Bosberg? Wir müssen sie bitten, mit uns auf die Wache zu kommen."

Er starrte sie sprachlos an und überlegte kurz, ob er flüchten sollte. Blödsinn, er hatte sich nichts vorzuwerfen.
"Warum?", fragte er, sich um einen möglichst normalen Tonfall bemühend.

"Gegen sie liegt eine Anzeige vor, wegen Hausfriedensbruch und Belästigung. Wir wollen dazu ihre Aussage aufnehmen. Bitte kommen sie mit, ohne viel Aufhebens zu machen."

Sein Herz sackte in die Hose: "Soll das heissen, dass ich verhaftet bin?", fragte er zaghaft.

Der eine von den beiden schüttelte den Kopf: "Nein, wir bitten sie nur freundlich, mit uns zu kommen und eine Aussage zu machen."

Lars nickte. Er konnte sich denken, dass es nicht zu seinem Vorteil wäre, wenn er diese freundliche Einladung nicht annahm. Er zog seine Schuhe an, dann ging er zur Tür. Der eine der Polizisten griff seinen rechten Arm kurz über dem Ellbogen und zog ihn in Richtung Treppe.

Lars entzog ihm den Arm: "Würden sie mich bitte loslassen? Ich komme freiwillig mit und kann sehr gut alleine laufen."

Der Polizist zuckte die Schultern und ließ ihn gewähren. Allerdings griff er noch einmal beherzt nach Lars Arm und Schulter, als er ihn auf den Rücksitz des Polizeiautos bugsierte.
"Schnallen sie sich bitte an", kommandierte er und hielt Lars auffordernd den rechten Teil des Gurtes hin.

Lars wunderte sich einen Moment, dann verstand er das Prinzip. Er steckte seinen Arm durch die Gurtschlaufe, dann den linken durch die zweite.
Der Polizist griff zwischen seine Beine und zog das Schloss des Fünfpunktgurtes hoch. Dann steckte er die Laschen der seitlichen Gurte in das Schloss und zog den Gurt mit einem geübten Griff fest.

Die Tür fiel zu. Lars sah sich um. Das Gurtschloss hatte keinen Knopf zum Entriegeln, auch der Türgriff fehlte. Und zwischen ihm und den Polizisten, die auf den vorderen Sitzen Platz nahmen, war ein dichtes Maschendrahtgitter.
Er konnte nicht einmal den Gurt lockern, den der Polizist sehr eng gezogen hatte, denn offenbar funktionierte der Verstellmechanismus nur in eine Richtung, solang der Gurt verriegelt war.

Sie hatten darauf verzichtet, ihm Handschellen anzulegen, aber er fühlte sich trotzdem sehr ausgeliefert und hilflos.
31. RE: Simulation

geschrieben von baki-baer am 15.08.07 22:13

Eine sehr interessante Geschichte. Ich bin sehr gespannt, was mit Lars, Sandra, Luise und natürlich Schwester Monika passiert. Einige Einblicke gewährst du uns ja.

Freue mich schon auf die Fortsetzung.

Grüße
baki
32. RE: Simulation

geschrieben von Herrin_nadine am 15.08.07 22:27

hallo butterfly,

hier werden alle register gezogen, daß sie verrät wo der pc steht und die zugangsdaten zu bekommen. da wird noch schwester monika als mitpatientin eingeschleußt und lars wird von polizisten abgeholt. ich bezweifle daß das echte polizisten sind.


das wird immer spannender jetzt. wird sie dem druck noch lange stand halten können? oder kann sie die konsorten alle austricksen?
33. RE: Simulation

geschrieben von Butterfly am 16.08.07 17:56

... vielen Dank für die ganzen Blumen . Allerdings scheint die Herrin mit den Zeitlinien etwas durcheinander geraten zu sein. Die Sache mit dem "beschlagnahmten" PC passiert von dem Zeitpunkt aus gesehen, an dem Monika eingeschleust wird, in der Zukunft.

Wenn sie erlaubt ist, noch eine weitere Anmerkung: Meine Güte, ich dachte, ich wäre paranoid. Ganz ehrlich, wenn mein Arbeitgeber mich betäuben würde und mir die Unterarme aufschlitzt, dann hätte ich ein echtes Problem mit dem Vertrauensverhältnis zu ihm, nicht umgekehrt...
Aber wie sagte der Blinde: Schau´n wir mal.


Luises alter Golf klapperte ab 130 Stundenkilometer erbärmlich.
"Ok, Thelma, wohin geht es?"

Sandra starrte sie einen Moment lang irritiert an, dann dämmerte es. Sie grinste und antwortete: "Immer geradeaus. Irgendwo in der Richtung muss der Grand Canyon liegen."
Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: "Ich dachte, du magst keine Witze über deinen Namen?"

Luise lachte zynisch: "Nur nicht, wenn andere Leute sie machen."

Das Gespräch versickerte, Sandra seufzte und hing ihren Gedanken nach. Es war spät und sie war müde, trotzdem war sie hellwach. Das Gefühl, etwas Wichtiges vergessen zu haben, nagte an ihr.

Plötzlich sah sie auf: "Fahr ran... bitte fahr den nächsten Rastplatz ran."
Dann begann sie, hektisch zu erklären.

-----

Dr. Grohe hatte ihr eine Kanüle in den rechten Fußrücken gelegt und ihr lächelnd eine Ampulle vor das Gesicht gehalten. Monika hatte den Namen des Medikaments gelesen. Sie war sehr sicher, dass sie keine Injektion wollte, also lag sie still und ließ sich widerstandslos den Verband von ihrem rechten Handgelenk abwickeln. Entsetzt sah sie die rote Wunde, die sich unterbrochen von Nahtstichen über fast zwei Drittel ihres Unterarmes zog.
"Mein Gott... da..."

Dr. Grohe unterbrach sie: "Da haben sie aber ganz schön geschnitten. Und glauben sie mir, der andere Arm sieht nicht besser aus. Es war reiner Zufall, dass ich eine Runde über die Station drehte und sie gefunden habe. Meistens geht es schief, wenn man sich versucht, die Pulsadern aufzuschneiden, aber sie haben wirklich ganz erstaunliche Arbeit geleistet."

Monika war nach wie vor in einer Art fasziniertem Entsetzen gefangen, während Dr. Grohe weiterredete: "Immerhin haben sie ein steriles Skalpell genommen. Die Wunden waren sehr sauber und es gibt keine Anzeichen einer Entzündung."

Er zog einen strumpfartigen Verband über ihren Unterarm, dann begann er Watte darauf zu wickeln. Sandra sah interessiert zu und wunderte sich darüber, was der Arzt da machte.
Monika hingegen war es fast sofort klar. Sie versuchte, ihre Hand wegzuziehen: "Nein... das will ich nicht."

Dr. Grohe hielt inne und sagte beiläufig: "Ich fürchte, sie haben keine Wahl. Wir dürfen ja nicht zulassen, dass sie an ihren Verbänden herumfingern. Schwester Annelise?"
Die Schwester reichte ihm mit einem Grinsen eine Spritze und die Ampulle, die er Monika eben gezeigt hatte. Sie stöhnte auf, dann hielt sie Dr. Grohe den Arm wieder hin: "Bitte. Machen sie. Ich werde mich nicht wehren."

Grohe nickte: "Werden sie es schaffen, für zwanzig Minuten die Hand nicht zu bewegen? Sonst werde ich ihnen fünfzehn Milligramm spritzen müssen. Und ich bin sicher, dass sie den Gipsverband, den sie dann beim Aufwachen haben, nicht leiden können werden."

Monika stimmte zu. Als Dr. Grohe fertig war, ragten nur noch ihre Fingerspitzen aus dem blauen Kunststoffgipsverband, der ihren Arm bis zur Mitte des Oberarmes umschloss. Danach bekam ihre linke Hand einen identischen Verband.

Der Kunststoff härtete in wenigen Minuten aus und ließ ihr keinen Spielraum.
Der Arzt fixierte ihre Arme in den beiden Verbände mit den Gurten.

Dann sah er sie mit einem ernsten Gesichtsausdruck an: "Monika. Sie können es sich ruhig eingestehen. Wir alle haben unsere schwachen Momente. Es ist nicht schlimm, dass sie versucht haben, sich das Leben zu nehmen. Und sobald sie wieder auf den Beinen sind, ist alles vergeben und vergessen. Sie müssen nur ehrlich sein. Zu sich selbst und zu uns. Sie wissen, was wir für Alternativen haben?"

Er nickte zu dem Wagen hinüber, von dessen unterem Bord Annelise ein Tuch zurückzog. Nach einem kurzen schaudernden Blick nickte Monika. Mit ruhiger Stimme, die Augen ins Leere gerichtet sagte sie: "Ich konnte einfach nicht mehr anders. Meine Bandscheibe... es tat so schrecklich weh. Mein Arzt hat mir eine Muskelrelaxans verschrieben. Es fühlte sich so toll an, endlich keine Schmerzen... Jetzt weiss ich, dass es wahrscheinlich weniger als einen Monat dauerte, bis ich abhängig war."
Sie gab einen Laut von sich, der irgendwo zwischen einem trockenen Lachen und einem Aufschluchzen lag.

Nach einer kurzen Pause sah wieder zu Dr. Grohe hinüber, sah ein aufmunterndes Nicken, dann fuhr sie fort: "Barbituriate. Am Anfang habe ich gedacht, ich hätte es unter Kontrolle, hinterher war mir alles egal. Nur noch mit ihnen war das Leben lebenswert. Irgendwann konnte ich mich selbst nicht mehr ertragen. Die einzige Möglichkeit schien der Selbstmord zu sein."

Nach einer neuerlichen Pause sah sie Dr. Grohe an: "Sie werden mir helfen, oder? Ich bin sicher, dass sie mir helfen werden. Vielen Dank, dass sie mich gefunden haben."

Sie hasste sich selbst für diese Nummer, aber das Beatmungsgerät, dass sie unten in dem Wagen gesehen hatte, hatte ihr eine Heidenangst eingejagt. Sie hätte alles gesagt, um das zu vermeiden.

Scheinbar war ihr kleines Theaterstück erfolgreich gewesen, denn Dr. Grohe lächelte zufrieden: "Das ist mein Mädchen. Ich bin sicher, in ein paar Wochen sind sie wieder hergestellt und sie können wieder arbeiten, stimmts? Natürlich hängt das auch ein bisschen davon ab, wie sich ihre Freundin hier führt."
Bei den letzten Worten hatte er bezeichnend zu Sandra hinübergesehen.

Monika zwang ein Lächeln auf ihre Lippen: "Das wäre schön. Ich würde gerne wieder hier arbeiten..."

Dr. Grohe verabschiedete sich freundlich von ihr, dann ging er zu Sandra hinüber. Als er sich abwandte, begann Monika leise zu weinen.

"Sehen Sie? Wenn sie kooperieren und ihre Fehler einsehen, dann sind wir gar nicht so. Wie schaut´s aus? Was haben sie von der armen Monika erfahren? Und wollen sie, dass wir sie losbinden"

Sandra nickte eifrig: "Mein Gott, ich hätte nie gedacht... die Arme hat versucht, sich umzubringen. Und ja, ich würde alles tun, damit sie mich wieder aus dem Bett lassen."
Ein Schatten huschte über ihr Gesicht, dann fügte sie hinzu: "Und... damit ihr nichts passiert."

Grohe lächelte und strich auch ihr die Haare aus dem Gesicht: "Wir werden sehen. Vielleicht morgen. Wenn sie sich gut führen."

Schwester Annelise und der Arzt gingen. Sie kam kurze Zeit später mit einem Wagen wieder. "So, dann wollen wir mal Mittag essen."
Sie hängte Sandra einen Beutel Sondenkost an, dann legte sie auch Monika eine Magensonde: "Du wirst ja wohl kaum in der Lage sein, selbst zu essen. Und wenn du glaubst, dass ich dich füttere, hast du dich geschnitten."

Zu Monikas Überraschung legte Annelise ihr die Magensonde nach allen Regeln der Kunst und fast schmerzlos.

Nachdem sie auch Sandra den Beutel mit der Sondenkost angehängt hatte, lächelte sie und sagte: "Ich komme dann gleich mit etwas zu trinken wieder."

Nach einer halben Stunde kam sie wieder. Ohne viel Federlesen zwängte sie einen Knebel zwischen Monikas Zähne und verschnürte ihn am Hinterkopf. Dann hielt sie eine große Spritze hoch und lächelte: "Rizinusöl..."

Monika versuchte verzweifelt, ihren Kopf beiseite zu drehen, so dass Schwester Annelise nicht an die Magensonde kam.
Diesen Kampf konnte sie nicht gewinnen. Wenig später hatte sie eine steife Halskrause an, die sie leicht würgte und effektiv verhinderte, dass sie den Kopf bewegte.
Annelise leerte die Spritze in Monikas Magensonde, hängte einen großen Beutel einer trüben Flüssigkeit an die Magensonde, dann flüsterte sie in ihr Ohr: "Dein Essen eben hat schon eine kräftige Ladung Abführmittel enthalten. Und hier der Beutel auch... das wird eine sehr, sehr gründliche Darmreinigung. Ich will mir die Krämpfe lieber nicht vorstellen, aber ich bin sicher, du wirst deine Freude haben."
Dann schloss sie einen Perfusor an die Kanüle in Monikas Fuß an, während Monika verzweifelt versuchte sich zu wehren und in den Knebel schrie.

Sie wandte sich an Sandra: "Und du? Willst du auch? Oder willst du lieber etwas arbeiten?"

"Ich würde lieber arbeiten, Schwester Annelise", sagte Sandra so unterwürfig, wie es ihre Panik erlaubte. Sie wusste, dass sie keine echte Wahl hatte, konnte aber nicht einschätzen, wie die sadistische Schwester entscheiden würde.
34. RE: Simulation

geschrieben von Herrin_nadine am 16.08.07 22:14

hallo butterfly,


jetzt wird es richtig fies und gemein. die haben keine chance mehr. wenn sie keine chance zur flucht haben oder nicht gerettet werden, dann sollten sie friedlich einschlafen dürfen. mehr grausamkeiten, würden die nicht mehr durchstehen.
35. RE: Simulation

geschrieben von Butterfly am 16.08.07 22:25

Dankeschön .
Aber wenn du glaubst, dass das gemein ist...

Ich spendiere noch einen Teil, weil ich dann mindestens bis Montag zu nichts mehr komme.


Nach einigem Zögern drückte Lars auf den Klingelknopf, der von dem Galgen über seinem Bett herunterhing.

Wenige Sekunden später kam ein Pfleger in das Zimmer.
"Wo bin ich?", fragte Lars.
In kaltem Tonfall antwortete der Pfleger: "Auf der Krankenstation des Untersuchungsgefängnisses. Was kann ich für sie tun?"

Soweit hatte er nicht gedacht. Schließlich fragte er: "Können sie mich losmachen? Ich muss auf die Toilette."

Zu seinem Erstaunen nickte der Pfleger, löste die Handschelle, klappte auf der einen Seite das Bettgitter weg, dann führte er Lars in einen Nebenraum, wo die Toilette untergebracht war.

"Würden sie mich bitte allein lassen?", fragte Lars, aber der Pfleger schüttelte nur den Kopf.

Nachdem Lars fertig war, brachte der Pfleger ihn wieder zum Bett, befestigte die Handschelle und ließ ihn allein.

-----

Sie fuhren nicht auf die kleine Polizeistation, wo Lars gewesen war, sondern hielten nach einer kurzen Autobahnfahrt vor einem großen Bürogebäude.
Der Wagen fuhr geradewegs in die Tiefgarage.

Der eine Polizist öffnete die Tür, dann drückte er einen im Türrahmen angebrachten Knopf. Mit einem leisen Klicken entriegelte sich der Gurt. Lars sah ihn wütend an, dann befreite er sich und stieg aus dem Auto.

Die Polizisten griffen links und rechts seine Arme, jeweils mit einem festen Griff am Ellbogen und führten ihn zu einer breiten Stahltüre, dann einen Gang hinunter in eine Art Umkleideraum.

"Ausziehen!", kommandierte der eine.

Lars sah die Zeit gekommen, sich zu beschweren: "Ich denke, ich soll nur eine Aussage machen?"

Der Polizist ging nicht darauf ein und wiederholte: "Ausziehen!"

"Ich muss mit meinem Anwalt telefonieren und muss sie bitten, mir ihre Dienstnummern zu geben."

Lars sah den Schlag nicht kommen. Er war nicht besonders fest, aber traf exakt seine linke Niere. Mit schmerzverzerrtem Gesicht brach er in die Knie.

"Ausziehen, habe ich gesagt", wiederholte der Polizist.

Lars nickte und begann, sein Hemd aufzuknöpfen.

Ein Mann in einem weißen Kittel untersuchte seine sämtlichen Körperöffnungen nach verborgenen Waffen, bevor ihm der Polizist einen hellgelben Overall aus einem steifen Stoff gab.

Diesmal hieß das Kommando: "Anziehen", und Lars gehorchte sofort.

Zufrieden legte der Polizist ihm Fußfesseln an, zwischen denen eine etwa zwanzig Zentimeter lange Kette war und einen breiten Gürtel, an den er Lars Hände fesselte, dann ging es den Gang hinunter zu einer kahlen Zelle.

Die Tür schlug zu, ohne dass sein Bestehen darauf, dass er das Recht habe, mit einem Anwalt zu sprechen, irgendwie beachtet wurde.

Er hatte keinen Indikator, wie lange sie ihn schmoren ließen.

Irgendwann kamen die beiden Polizisten wieder und führten ihn in einen anderen kahlen Raum, wo er seine Aussage machen sollte. Sie schleiften ihn zu einem Stuhl und zwangen in darauf nieder.

Wenn das, was folgte das "Aufnehmen einer Aussage" war, dann wollte Lars lieber nie erfahren, was ein verschärftes Verhör war. Die Vorwürfe reichten von Stalking und Hausfriedensbruch bis zu Entführung.

"Entführung?", stotterte Lars verdattert.

Der eine Polizist lächelte sarkastisch: "Die Durchsuchung ihrer Wohnung war überaus aufschlussreich. Wie erklären sie sich das?"
Er holte ein paar durchsichtige Plastiktüten aus einer Sporttasche, die sein Kollege in den Raum gestellt hatte. Lars erkannte entsetzt die Handschellen und Knebel aus der Nachttischschublade.
"Und das?"
Die nächste Tüte enthielt die Lederfesseln, die Sandra gekauft hatte, die übernächste die - jetzt ausgepackte - Zwangsjacke.

Lars stöhnte, aber bevor er etwas sagen konnte, fuhr der Polizist fort: "Sie haben sich ihre kleine heile Welt gebaut. Sie haben Frau Körner entführt, unter Drogen gesetzt, sich hörig gemacht, bis sie schließlich zusammenbrach. Sowas wie sie ist der letzte Abschaum!"

"Hören sie", versuchte er zu antworten, nachdem er sich von dem Schock erholt hatte, "das ist alles schrecklich verkehrt. Sie ist ganz freiwillig zu mir gezogen. Und das da", er nickte in Richtung des Tisches, auf dem die Tüten lagen, "das hat sie selbst gekauft, irgendwo im Internet. Sie... sie steht auf Fesselspielchen. Und ich habe keine Ahnung, von was für Drogen sie reden."

Der Polizist lächelte, dann legte er eine Rechnung auf den Tisch, ebenfalls in einem Plastikbeutel. Der Briefkopf war von einer Firma "BDSM´r´us" und er erkannte seinen Namen und Adresse, seine eMail-Adresse, sowie seine Kreditkartennummer. Seine Gedanken rasten und ihm wurde übel.

"Das... sie... sie muss das auf meinen Namen bestellt haben, mit meinem Computer... und meine Kreditkartennummer... wahrscheinlich ist sie an mein Portemonnaie gegangen..."
Die Erklärung klang selbst in seinen Ohren unwahrscheinlich.

Der Polizist ließ weitere Plastikbeutel folgen. Er erkannte ein paar Einwegspritzen, zwei Schachteln mit Ampullen, eine Schachteln mit Medikamenten sowie einen Beutel mit losen Pillen.
"Das hier", der Polizist wies auf die Spritzen und Ampullen, "das genügt, um jemanden wochenlang leicht kontrollierbar und hilflos zu halten. Und hier haben wir Cialis, Viagra und Extasy... sie bekommen ihn wohl nicht alleine hoch, sie perverses Schwein?", kommentierte der Polizist.

Lars sah ihn ungläubig an. Schließlich stotterte er: "Ich habe keine Ahnung, wo sie das herhaben."

Der Polizist lächelte.

In den Stunden, die folgten, wiederholte Lars nur noch monoton: "Ich will mit meinem Anwalt sprechen", was seine Verhörer maßlos erboste.

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"Monika. Wir müssen sie da rausholen."
Luise sah Sandra irritiert an, dann fragte sie: "Wer ist Monika?"

Sandra erklärte in kurzen Worten, was in der Klinik vorgefallen war.
Schließlich zuckte Luise die Schultern: "Ok, aber ich verstehe nicht..."

"Sie ist die einzige wirkliche Zeugin von dem Ganzen. Sie ist ein Risiko für Traubner und Grohe. Glaubst du, sie werden sie am Leben lassen? Oder in einem Zustand, in dem sie aussagen kann?"
Luise sah Sandra verstört an, dann stammelte sie: "Aber sie können doch nicht... sie werden doch nicht..."

Sandra seufzte: "Doch. Du hast keine Ahnung. Ich hatte doch gesagt, dass du nach Oblivio suchen sollst, stimmts? Aber ich habe dir nicht gesagt, worum es sich handelt. Hör zu..."

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Sandra bemühte sich, konzentriert zu arbeiten, auch wenn das Stöhnen von Monika sie wieder und wieder ablenkte.

Schwester Annelise hatte ihre Hände losgemacht und ihr die Handschuhe ausgezogen, dann hatte sie das Kopfende des Bettes hochgestellt und ihr mit einem Grunzen den Laptop gereicht. Sie hatte sogar das Schultergeschirr vom Bettgestell gelöst, so dass Sandra sich etwas freier bewegen konnte. Und sie hatte Sandras Bett näher an das von Monika geschoben.

Scheinbar hatte Annelise für den Moment ein anderes Opfer gefunden und nun profitierte Sandra davon.

Sie riskierte einen Blick zu Monika. Zwischen den Krämpfen schien sie immer wieder einzuschlafen, stöhnte leise und zeigte keinerlei Reaktion, wenn Sandra sie ansprach.
Als sie merkte, dass sie jetzt schon seit einiger Zeit zusah, wie Monika der Schweiß ausbrach, sie begann, sich zu winden und mit hervorquellenden Augen in den Knebel schrie, wendete sie sich wieder ihrem Laptop zu.

Sie versuchte sich irgendwie im Bett zurechtzusetzen, aber mit dem engen Gurt um ihren Bauch, dem Schultergeschirr und den Fußfesseln war das kaum möglich. Sie konnte nur zeitweise ihren Hintern entlasten, indem sie sich mit beiden Händen auf dem Bett abstützte.

"Faszinierend, nicht?"

Sandra fuhr erschreckt zusammen. Sie hatte sich so sehr in ihre Arbeit versenkt und nicht mitbekommen, dass Schwester Annelise das Zimmer betreten hatte. Sie sah die Schwester an und versuchte, keine Reaktion zu zeigen.

"Du hasst mich, stimmts?", fragte die Schwester sie direkt. Sie winkte ab und lächelte: "Ich bin gar nicht so schlimm. Glaub mir, es ist das schönste Erlebnis, das sie je hatte. Die Drogen, die wir ihr zusammengemisch haben, lösen sowas wie einen permanenten Orgasmus aus. Allerdings haben sie einen kleinen Nachteil... es dauert ein paar Tage, bis sie richtig drauf ist, aber dann ist die psychische Sucht viel, viel stärker, als Koks, Zigaretten, Heroin und Crack zusammen."

Sie ging zu Monika hinüber und entfernte den Knebel und die Halskrause. Dann gab sie Monika ein paar leichte Backpfeifen, bis diese die Augen aufschlug und sie glücklich anlächelte. Annelise begann, Monikas Brüste zu streicheln und Sandra sah, wie die Gefesselte verlangend versuchte, sich an Annelise zu pressen.

"Wie fühlst du dich, Schätzchen?", fragte Schwester Annelise und streichelte Monikas Wange.
Monika murmelte etwas, was Sandra nicht verstehen konnte. Aber sie verstand die Antwort, die Annelise ihr gab: "Ja... ich habe dich auch lieb, meine Kleine."

Dann kam der nächste Krampf über Monika und sie verrollte die Augen. Annelise stand auf und ging zu Sandra hinüber. Sie setzte sich auf die Bettkante. Sie sah weiter zu Monika hinüber und fragte: "Siehst du? Nichts, wovor man Angst haben muss. Wenn wir mit ihr fertig sind, wird sie gerne alles tun, nur um wieder halb soviel Glück und Liebe zu fühlen. Morgen fangen wir mit der Konditionierung an. Sie wird sicher eine tolle Sklavin abgeben. Natürlich müssen wir noch die Stimmbänder entfernen. Sklaven haben nicht zu reden."

Sie seufzte freudig und sah Sandra an, um Zustimmung heischend: "Weisst du, was sich damit für ein Preis erzielen lässt?"

Offenbar bekommst du deinen Teil ab, du fiese Schlange, dachte Sandra, während sie sich verzweifelt um ein ausdrucksloses Gesicht bemühte.

Schwester Annelise sah sie freundlich an: "Die Gurte sind unbequem, wenn man so lange da drin steckt, stimmt´s?"
Sandra nickte.

"Wart ab... ich denke, morgen werden wir dich daraus befreien, weil du so ein braves Mädchen gewesen bist."

Sandra sah sie, allen Zweifeln zum Trotz, mit unverholener Hoffnung an.

Die Schwester lächelte wieder: "Würde es dir besser gefallen, wenn du von der Brust abwärts gelähmt wärest, oder sollen wir dir lieber einen kompletten Gipsverband machen? Natürlich würden wir die Arme so eingipsen, dass du noch tippen kannst..."

Sandra sah die Schwester mit aufgerissenen Augen an und versuchte irgendwie, die in ihr aufkeimende Panik zu unterdrücken.

Offenbar fand Schwester Annelise, dass sie sie noch weiter erschrecken könnte, denn sie fuhr gönnerhaft fort: "Also ich bin für die Querschnittslähmung. Das ist viel einfacher für uns und für dich. Natürlich nur zeitweise, als Spinalanästhesie. Solange, bis der Virus dein Gehirn zermust hat. Und ich bin sicher, dass sich in Japan oder den USA jemand findet, der viel, viel Geld für eine Frau mit dem Verstand eines Kindes bezahlt."
Sie kniff in Sandras rechte Brust: "Natürlich kann das hier nicht so bleiben. Die Dinger hier müssen weg, genauso die Eierstöcke und die Gebährmutter, aber dann wirst du der Renner schlechthin sein, jeden Tag, jede Stunde aufs Neue. Keine Erinnerung, keine Fragen, egal, was dein Herr tut. Ich denke, es wird ein Japaner werden. Ist auch besser so, die sind viel kreativer in ihren Spielen als die Amerikaner."

Sandra gab einen erstickten Laut von sich. Annelise sah die nackte Angst in ihren Augen stehen. Sie lachte, wechselte die Spritze in Monikas Perfusor und winkte: "So, bis Morgen. Warte es einfach ab... etwas anderes bleibt dir sowieso nicht zu tun, stimmts? Ich mache jetzt Feierabend. Träum was Schönes."

Sandra war wie gelähmt. Sie war allein. Völlig allein. Dieser Psychopathin und dem irren Arzt ausgeliefert. Sie biss sich auf ihre Unterlippe und schmeckte Blut. Sie schluchzte hilflos und bekam kaum mit, wie Schwester Annelise das Zimmer verließ.

Nach einigen Minuten fing sie sich wieder.

Es würde niemand kommen, um ihr zu helfen. Es würde niemand kommen, um ihnen zu helfen.

Sie versuchte, zu Monika hinüber zu rufen, aber diese reagierte überhaupt nicht. Verzweifelt stellte sie ihren Laptop auf den Nachttisch, der neben ihrem Bett stand und begann wieder damit, zu versuchen, sich zu befreien.
An den Tagen zuvor waren ihre Versuche höchstens halbherzig gewesen. Zum einen, weil meistens ihre Hände gefesselt waren, zum anderen, weil sie genau wusste, dass sie es niemals alleine aus dem Zimmer, geschweige denn aus der Station schaffen würde.

Schließlich gelang es ihr, die Verstellung des Bettes zu ertasten. Kurz darauf lag sie etwas flacher. Sie hängte sich seitlich aus dem Bett, soweit es ging. Tatsächlich kam sie an die Bremse ihres Bettes und es gelang ihr, sie zu lösen. Sie hangelte sich an Monikas Bett entlang, bis zum Fußende, dann rätselte sie über die Einstellung des Perfusors und rechnete schnell nach. Das verdammte Zeug würde die ganze Nacht laufen.

Sie fummelte die Spritze heraus, dann zog sie den Schlauch ab. Nur wohin mit dem Zeug?
Sie hielt die Spritze an den oberen Rand ihrer Windel und leerte sie dort hinein. Dann steckte sie die Spritze wieder in den Perfusor und den Schlauch drauf. Hoffentlich wirkt das Zeug nicht durch die Haut, dachte sie, aber es war schon zu spät.

Jetzt nur noch alle Spuren beseitigen. Als es ihr endlich gelungen war, ihr Bett wieder gerade hinzustellen, ungefähr im richtigen Abstand zu Monikas Bett, war sie völlig fertig.

Schon wenige Minuten später reagierte Monika mit einem klagenden Stöhnen auf Sandras Zurufe.
36. RE: Simulation

geschrieben von Butterfly am 19.08.07 20:36

Als Luise mit weit aufgerissenen Augen von Sandra abrückte, schüttelte sie energisch den Kopf: "Ich habe doch gesagt, es ist nicht ansteckend, verdammt nochmal."
Sie beruhigte sich und fuhr fort: "Glaubst du mir jetzt, dass die über Leichen gehen? In vielleicht vier Wochen bin ich auf dem intellektuellen Niveau einer Blumenvase."

"Und wie willst du Schwester Monika da rauskriegen?", fragte Luise. Sie entnahm Sandras Schweigen korrekt, dass sie noch keine Idee hatte.
Luise nahm ihr Handy und wählte die Nummer von Bergen.
Das Gespräch war kurz. Er musste zurückfragen. Wenige Minuten später klingelte das Telefon. Er stimmte einem Treffen zusammen mit seinem Geschäftsführer, dem Leiter der Rechtsabteilung und einem Techniker zu.

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Lars war von dem ewigen Verhör und den Schlägen, die die beiden Polizisten wieder und wieder auf die unterschiedlichsten empfindliche Stellen gesetzt hatten, so entkräftet, dass sie ihn halb in die Zelle zurücktragen mussten. Nach einer undefinierbaren Zeit kam ein Polizist undefinierbaren Alters mit einem zerdrückten Anzug. Er brachte ein Glas Wasser mit, das Lars gierig trank.

Der Polizist sah ihn lange an.
"Sie scheinen ein intelligenter Mensch zu sein, Herr Bosberg", sagte er schließlich.

Lars reagierte nicht.

"Wir können sie lange Zeit hinter Gitter bringen, das ist ihnen doch klar, oder?"

Lars konnte ein leises Nicken nicht unterdrücken.

"Gut. Ich mache ihnen einen Vorschlag. Wir alle vergessen, was passiert ist. Es gibt keine Sandra Körner, und sie haben sie nie entführt."

Lars hob den Kopf und wollte gerade den Mund zu einer Entgegnung öffnen, als der Polizist beschwichtigend die Hand hob und weiterredete: "Oder wie auch immer, das ist unwichtig. Was wichtig ist, ist das sie verstehen, dass wir alles haben, um sie zu zerstören. Die eindeutigen Bilder, Filme und Geschichten auf ihrem Rechner noch gar nicht mitgezählt."

Lars öffnete wieder den Mund, wieder hob der Polizist die Hand und fuhr fort: "Das entsprechende Gutachten ist bereits gedruckt. Aber wir sind keine Unmenschen. Sie werden so etwas natürlich nie wieder tun. Und natürlich werden wir die Beweismittel aufheben, als Pfand für ihre Kooperation. Wer ist Sandra Körner?"

Er hatte verstanden. Er sah den Polizisten an und zuckte die Schultern: "Ich weiss nicht, was sie von mir wollen. Ich kenne keine Sandra Körner."
Der Polizist lächelte, gab ihm seine Sachen wieder und leitete ihn aus einem Nebeneingang, wo bereits ein Taxi wartete.
Er verabschiedete sich mit einem Handschlag: "Ich hoffe, wir müssen uns nie wieder sehen."

Lars sah das ganz ähnlich, aber hier lief ihm einiges gegen den Strich. Erst im Taxi sah er auf die Uhr. Wahrscheinlich würde bald die Sonne aufgehen. Zuhause schrieb er eine Liste, suchte ein paar Sachen zusammen, arbeitete noch ein paar Minuten in der Küche, dann stellte er seinen Wecker auf 13:30, ließ den Rolladen herunter und ging ins Bett.
Sich auszuschlafen war ja wohl das Mindeste.

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Als Sandra und Luise am Syntaron-Gebäude ankamen, war der Techniker bereits an der Arbeit. Er erklärte, dass er zunächst die Festplatte komplett kopiert hätte. Dann hatte er irgendwie das Benutzerpasswort von Professor Traubner zurückgesetzt.

Sandra gab dem Techniker eine Liste von Begriffen, nach denen er den Rechner durchsuchen sollte.

Sandra erzählte dem Geschäftsführer die Geschichte und zeigte ihm das Jahrbuch. Karl Meesters, so hatte er sich vorgestellt, sah sich interessiert die Bilder von Traubner, Sechten und Grohe an.
"Hmmm... das Traubner und Sechten alte Freunde sind, das wusste ich schon lange. Aber diesen Dr. Grohe...", er schüttelte den Kopf, "... gut, aber wie kann ich ihnen jetzt helfen?"
Sandra riss die Augen auf: "Das liegt doch auf der Hand. Wir müssen Monika Jensen und Lars Bosberg befreien. Und diesen Verbrechern gründlich das Handwerk legen. Und ein Gegenmittel gegen diesen verdammten Virus finden."

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Es dauerte ziemlich lange, bis Monika wieder halbwegs vernünftig reagierte. Sie war sehr erschöpft und fühlte sich miserabel, aber schließlich bedankte sie sich bei Sandra.

Die Schwester, die Abends nach den beiden schaute, Sandras Hände wieder fixierte und ihr die Windel wechselte, bemerkte nicht, dass Monikas Perfusor leer war. Monika gab sich alle Mühe, zwischen den Krämpfen, die sie immer noch von Zeit zu Zeit schüttelten, möglichst friedlich und glücklich zu wirken.

Als die Schwester weg war, flüsterten die beiden weiter und schmiedeten Pläne, die einer wie der andere nicht durchführbar waren. Monika wurde allerdings zunehmend einsilbiger, schließlich würde Annelise sie spätestens am nächsten Tag wieder unter Drogen setzen.

"Du darfst das nicht noch einmal riskieren. Diese Aktion hätte dich Kopf und Kragen kosten können", flüsterte Monika schließlich. "Ich bin egal. Sie du zu, dass du dieses Programm fertigbekommst, dann bist du hier raus."

Sandra lachte: "Ach ja? Meinst du wirklich, dass Traubner mir das Gegenmittel gibt? Und dass sie mich gehen lassen? Ich denke, Dr. Grohe wird ganz froh sein, wenn er eine friedliche Dauerpatientin hat, die keinen Ärger macht."
Schaudernd dachte sie an das, was Schwester Annelise erzählt hatte, aber sie brachte es nicht über sich, es Monika zu erzählen.

Monika biss sich auf die Lippe. Was Sandra gesagt hatte, ähnelte sehr den Worten, die Grohe gebraucht hatte. Sie wollte Sandra nicht die Hoffnung nehmen, also schwieg sie.
Sandra wertete das richtig.

"Siehst du? Es ist völlig egal, was ich tue. Im besten Fall bringen sie mich um. Im schlimmsten Fall können sie mich noch ein paar Wochen lang quälen, dann kann mir alles egal sein. Was soll´s also?"

Monika war sich ziemlich sicher, dass Sandra diese Einstellung nicht besonders lange beibehalten würde, wenn es hart auf hart kam, aber was würde es nutzen, ihr das zu sagen?

Am Morgen kam verspätet eine andere Schwester, die Monika nur vom Sehen her kannte. Sie stellte sich als Schwester Sonja vor und erklärte, dass Schwester Annelise auf dem Weg zur Arbeit einen Unfall gehabt hatte und daher ausfallen würde.

Sandra und Monika gaben sich große Mühe, ihre Freude zu verbergen.

Die Schwester verschwand und kam mit einem Tablett mit Medikamenten wieder.
"Hmmmm, Frau Körner, sie bekommen ein Vitaminpräparat und Frau Jensen... da muss ich noch einmal nachfragen."

Monika fragte mit belegter Stimme nach dem Grund.

Die Schwester nickte: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Dosierung stimmt, die Schwester Annelise hier notiert hat. 25mg Tromazin-Tropfen... da können sie froh sein, wenn es ihnen noch ab und zu gelingt, selbstständig ein Augenlid zu heben."
Monika nickte: "Ich befürchte, die Verordnung wird schon stimmen."

Die Schwester sah sie verwirrt an: "Haben sie denn um diese Verordnung gebeten?"
Sandra lachte laut los und Monika schüttelte den Kopf: "Nein. Ich würde das Zeug niemals freiwillig nehmen. Eher würde ich mich umbringen."

Schwester Sonja ging. Nach ein paar Minuten kam sie wieder und hielt ein kleines Becherchen in der Hand. "Dr. Grohe hat die Verordnung bestätigt", sagte sie kleinlaut. Offenbar war sie in dem Gespräch nicht gut weg gekommen.
"Da kann ich nichts machen. Werden sie die Tropfen nehmen oder wollen sie sie verweigern?"

Monika sah sie ernst an: "Ich habe versucht mich umzubringen, aber es gibt keinen Grund, mich dauerhaft ruhigzustellen, vor allem nicht, wenn ich von Beruhigungsmitteln abhängig bin. Das wissen sie auch."

Die Schwester wurde rot und zuckte hilflos die Schultern: "Dr. Grohe hat angeordnet, dass ich ihnen ein zwei Wochen-Depot in der doppelten Dosierung spritze, wenn sie die Einnahme verweigern."

Monika lächelte: "Ich hatte mir so etwas gedacht. Ich werde die Tropfen nehmen, aber nur unter ausdrücklichem Protest. Vermerken sie das bitte in der Akte?"

Die Schwester nickte und hielt Monika den Becher an die Lippen. Monika trank, dann bedankte sie sich bei der Schwester.
Sie schaffte es, die Tränen zurückzuhalten, bis die beiden allein waren.
37. RE: Simulation

geschrieben von Herrin_nadine am 19.08.07 20:58

hallo butterfly,


jetzt geht es hin und her. bleibt aber jedoch spannend.
38. RE: Simulation

geschrieben von SteveN am 29.08.07 12:30

Hallo Butterfly !

Mann ist das spannend.
Monika nimmt das "nette" Mittel. So stellt sie sich
für die nächste Zeit selber ruhig.
Was hat nun Doctor Grohe vor?
Und wie wird Lars behandelt ?

Viele Grüße SteveN
39. RE: Simulation

geschrieben von Butterfly am 03.09.07 19:49

sorry, dass das so lange gedauert hat. Ich hatte eine Menge anderer Dinge im Kopf...

Meesters schob sich seine Brille zurecht und seufzte: "Das rundum-glücklich-Paket also. Warum auch weniger."
Er sah auf seine Uhr, dann fragte er den Techniker, was er bisher gefunden hatte. Immerhin hatte er eine eMail gefunden, von Traubner an Grohe und Sechten, in der er anfragte, dass er eine unbequeme Mitarbeiterin auf unbestimmte Zeit "untergebracht" haben wollte.

Dann warf Sandra noch etwas in die Wagschale. Sie erklärte Meesters, dass sie ihre Simulation fertig hatte. "Die Ergebnisse stimmen."
"Traubner meinte, sie hätten daran gegebenenfalls Interesse... allerdings ist das alles hier... ich habe die Änderungen natürlich wieder rückgängig gemacht", fügte sie unschuldig hinzu und tippte sich an die Stirn.
"Und ich fürchte, da ist es auf Dauer nicht gut untergebracht. Aber im Moment bin ich überhaupt nicht motiviert, es zu Papier zu bringen."

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"Machen sie keinen Quatsch und bleiben sie ruhig. Und halten sie die Hand von dem Alarmknopf da weg!", raunzte Lars. Er hielt sein Handy hocherhoben in der einen Hand, in der anderen einen Aktenkoffer. Er hatte ihn kurz geöffnet und der Frau den Wecker, das Gewirr von Drähten und die zwei Tüten mit rot gefärbtem festem Kuchenteig gezeigt, die er in rohe Barren geknetet hatte.
"Hier ist genügend Plastiksprengstoff drin, um die ganze Bude in die Luft zu jagen. Wollen sie sterben? Gleich hier und jetzt? Sie bringen mich jetzt auf die Station im zweiten Stock, zu Sandra Körner. Los jetzt!"

Die zitternde Empfangsdame nickte. Sie nahm einen Schlüssel aus ihrem Schreibtisch und öffnete ein kleines Schließfach, dem sie einen anderen Schlüssel entnahm.

Dann ging sie vor Lars her die Treppe hinauf. Sie schloss die Tür der Station auf, dann schob sie sich hindurch. Lars sah, dass auch auf der Innenseite ein Schlüsselloch war. Er stellte den Koffer kurz ab, nahm der Frau den Schlüssel ab und schob die Tür zu.
Dann nahm er wieder den Koffer und schubste sie vor sich her, den Gang hinunter.
"Wieviele Schwestern sind auf der Station?", fragte er, immer noch in barschem Tonfall.

"Eine... nein, zwei", korrigierte sie sich nach einem Blick auf sein Gesicht.

Beide saßen im Stationszimmer.
"Los! Mitkommen!", kommandierte er, dann fügte er hinzu: "Ich habe hier eine Bombe. Wenn ich den Finger von dem Knopf hier nehme, dann fliegt das ganze Gebäude in die Luft."

Er befahl die drei Frauen in Sandras Zimmer. Er selbst blieb in der Tür stehen. Kurz glitt sein Blick über das zweite Bett, an das eine offenbar bewusstlose Frau gefesselt war, dann winkte er in Richtung von Sandra und befahl den beiden Schwestern: "Macht sie los! Schneller!"
Sandra starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. Die beiden Schwestern lösten schnell ihre Fesseln.
Nach einem abschätzenden Blick auf die Empfangsdame raunzte Lars: "Ausziehen!"


Er musste den richtigen Ton getroffen haben, denn sie begann sofort, ihre Bluse zu öffnen.

Sandra zog sich sofort an. Die Sachen passten nicht gut, aber es würde gehen.

Sie sprach ihn an, aber er sah sie nur gehetzt an, während er versuchte, die Schwestern im Auge zu behalten. Er presste ein "später...", hervor. Dann sah er sich kurz um, stellte den Koffer ab und zog eine Campingaxt aus dem Holster an seinem Gürtel. Mit ein paar harten Schlägen machte er das Tastenfeld unbrauchbar, dann zerrte er Sandra aus dem Zimmer und schob die Tür zu.

Beide hetzten den Gang hinunter. "Lars, die Tür!", ächzte Sandra. Er zog den Schlüssel hervor und schloss auf.
Draußen im Treppenhaus blieb er stehen und sah sich einen Moment lang suchen um. Dann zerschlug er das Sicherheitsglas von einem Feuermelder und drückte den Knopf.

Eine schrille Klingel schellte. Mit vor Anspannung gefletschten Zähnen stieß er hervor: "Jetzt bringen wir mal ein wenig Leben in die Bude."
Sie warteten, bis sie die Feuerwehrsirenen hörten und die Bewohner der offenen Station im Obergeschoss die Treppe hinunterflüchteten. Währenddessen fasste Lars kurz zusammen, was ihm passiert war. Als die ersten bei ihnen waren, begannen auch sie zu rennen. Das Treppenhaus füllte sich zusehends. Plötzlich gab jemand Lars einen Stoß und er trat nur auf den Rand einer Treppenstufe, dann stürzte er die Treppe hinunter.
Benommen versuchte er sich aufzurappeln, aber sein Fuß wollte ihn nicht tragen.

Sandra rannte zu ihm und hockte sich hin, aber er fuhr sie an: "Sieh zu, dass du hier herauskommst! Ich sorge für mich selbst. Halt dich von der Polizei fern."
Sie blieb einen Moment lang stehen, dann riss sie eine andere Frau mit sich. Sandra wehrte sich und blieb stehen, aber Lars fuhr sie nochmal an: "Geh schon, verdammt nochmal!"
Sie lächelte traurig, nickte, dann rannte sie los.

Lars rappelte sich mühsam auf und humpelte zu einer Niesche. Dort lehnte er sich gegen die Wand. Es war völlig utopisch, wie geplant zu seinem Auto zu fliehen, das er zwei Straßen weiter geparkt hatte. Er hoffte nur, dass Sandra es schaffen würde, irgendwo unterzutauchen.
Bis er am Ausgang war, waren längst die Sirenen da. Er steckte seinen Kopf um die Ecke der Eingangstüre, die mit Betonpfeilern eingefasst war.

Eine Stimme rief: "Da ist der Bombenleger. Er ist bewaffnet!" und eine Kugel riss kurz neben seinem Kopf eine Furche in den Beton.

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Ihr Gegenüber lachte, dann nahm er den Telefonhörer ab und wählte eine Nummer. Gedankenverloren blätterte Meesters in dem Jahrbuch, das immer noch vor im lag, dann begann er zu sprechen: "Ja. Wirtschaftskriminalität. Celebris. Eine Anzeige. Oh? Ja, dann verbinden sie mich mit... Ach so, heute ist ja Sonntag.Moment, wie war noch der Name? Sander? Und der Vorname?"
Er zog die Augenbrauen zusammen, dann schüttelte er den Kopf: "Ich brauche die Telefonnummer von Sanders Vorgesetzten. Ja, die private. Ja. Ja. Mir ist klar.... Ja. Bitte verbinden sie mich."

Er seufzte und klimperte mit dem Finger auf dem Schreibtisch herum, dann redete knapp fünf Minuten lang ohne Punkt und Komma. Wärend dieses Monologs fielen mehrfach die Begriffe "Korruption", "BKA", "Innenminister", "Kapitalverbrechen", "Mafia", "Anschlag", "Terroristen" und "Landeskriminalamt".

Schließlich notierte er sich eine Adresse.

Auf der Fahrt schüttelte Meesters den Kopf: "Man glaubt es nicht, man glaubt es nicht."
Dann bat er Sandra und Luise, in erster Linie ihm das Reden zu überlassen.
"Ich habe mehr Erfahrung als sie, wie man etwas richtig verkauft", lächelte er. "Und erzählen sie nichts von diesem Virus. Das klingt zu sehr nach Science Fiction."
"Ok", stimmte Sandra zu. "Sind sie wirklich ein Freund des Innenministers?"
Meesters schüttelte sich vor Lachen: "Meine Bekannten meinen immer, ich hätte Gebrauchtwagenverkäufer werden sollen. Mir kauft jeder alles ab."

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Kriminaloberrat Jahn war massiv verstimmt. Er wurde äußerst ungern früh am Sonntagmorgen geweckt und er hatte nicht die Hälfte des Unsinns geglaubt, die der Leiter der Bereitschaft ihm am Telefon erzählt hatte. Er konnte immer noch nicht fassen, dass dieser Idiot seine Privatadresse herausgegeben hatte. Seit über vierzig Jahren hatte er so etwas noch nie erlebt. Das widersprach den einfachsten Grundregeln.

Er hatte sich kaum angezogen und einen Kaffee aufgesetzt, als es schon klingelte es und zwei Männer zusammen mit zwei Frauen vor seiner Tür standen. Er wünschte ihnen einen guten Tag und bat seine Besucher in sein Büro.

Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch und stützte müde das Kinn auf die Hände.

Dann fragte er: "Ich habe nicht genau verstanden, warum sie damit zu mir kommen, aber der Kollege hat irgend etwas von einer Weisung des Innenministers, Celebris und dem BKA erzählt."

Sandra hüstelte und Meesters sah sie strafend an. Dann erklärte er, dass er etwas übertrieben hätte, aber das es um einen Korruptionsfall im Zusammenhang mit Celebris ging.

Kriminaloberrat Jahn verzog das Gesicht. "Für Celebris ist Hauptkommissar Sander zuständig. Er wird sicher interessiert sein, am Montag", er wiederholte betont, "am Montag neue Fakten zu hören... er hat letzte Woche der Staatsanwaltschaft empfohlen, die Akten zu schließen."

Meesters ließ sich nicht beeindruckend und lächelte: "Schade, schade. Ich muss ja zugeben, dass ich mit Vorurteilen behaftet bin... mein Unternehmen steht in direktem wirtschaftlichen Wettbewerb mit Celebris. Sie kennen den Geschäftsführer von Celebris?"

Der Kriminaloberrat gab seufzend auf und schüttelte den Kopf. Er nahm sich fest vor, die Besucher in spätestens zwei Minuten herauszuwerfen, egal was passierte.

Meesters öffnete seine Aktentasche, legte einen Hochglanzprospekt und zeigte auf ein Bild: "Klaus Sechten. Gründer und Vorstandsvorsitzender von Celebris."

Dann legte er das Jahrbuch auf den Tisch. Er wies auf ein anderes Foto: "Hier. Klaus Sechten." Dann blätterte er auf die nächste Seite und wies auf ein Bild.

Kriminaloberrat Jahn starrte eine Weile auf das Bild, dann nickte er: "Ja. Ich verstehe. Das ist Kriminalhauptkommissar Sander."
Plötzlich wirkte er interessiert und gar nicht mehr müde.

Meesters zeigte Jahn noch die Bilder von Professor Traubner und Dr. Grohe: "Vielleicht sollten sie sich noch diese beiden Herren merken: Professor Traubner ist der Chef dieser beiden jungen Damen hier und Dr. Grohe leitet eine kleine, aber sehr lukrative Privatklinik."

Dann gab er Sandra das Wort. Als sie geendet hatte, schwieg Jahn eine Weile, dann griff er ohne weitere Worte nach dem Telefon und begann zu reden.
40. RE: Simulation

geschrieben von Herrin_nadine am 03.09.07 20:36

hallo butterfly,


ist dieser beamter auch bestochen wie kommisar sanders? wird sie wieder eingeliefert in die privatklinik? was wird jetzt mit ihrem freund passieren? kommt er jetzt ins gefängnis?
41. RE: Simulation

geschrieben von Butterfly am 06.09.07 22:48

Der Besuch von Polizeioberrat Jahn und den beiden Polizisten, die er organisiert hatte, dauerte nicht lange. Sie hatten einen Durchsuchungsbefehl dabei.

Sie hatten gleich einen Krankenwagen und einen Notarzt mitgebracht. Sie verlangten, dass ihnen Monika Jensen sowie Kopien der Akten von Sandra Körner und Frau Jensen ausgehändigt wurden.

Dr. Grohe lamentierte, dass Frau Jensen keinesfalls transportfähig wäre, aber Polizeioberrat Jahn wischte das vom Tisch: "In dieser Beziehung", er hüstelte, "in dieser Beziehung verlasse ich mich lieber auf das Urteil ihres Kollegen hier, der sie jetzt untersuchen wird."
Das "jetzt" war mit einer deutlichen Betonung gekommen. Grohe gab auf und führte den Tross auf die Station.

Schwester Sonja führte den "Besuch" in Monikas Zimmer.

Mit einer steilen Falte auf der Stirn las der Notarzt die Patientenakte, dann gab er sie Jahn weiter und untersuchte Monika. Schließlich wendete er sich an Dr. Grohe: "Was für Medikamente hat sie bekommen? Ich kann das nicht entziffern. Und was soll das hier mit den Gipsverbänden und der Fixierung?"

"Sie... sie ist eine Gefahr für sich selbst. Sie hat... sie... ", Dr. Grohe begann zu schwitzen und biss sich auf die Unterlippe, während seine Augen verzweifelt im Raum herumirrten. Sie blieben auf Monikas Händen hängen.

"Der Gips, ja. Mit den normalen Verbänden an den Handgelenken konnten wir sie nicht richtig fixieren. Sie hat ihre Hände losbekommen und eine Schwester angegriffen. Beinah umgebracht hätte sie die Ärmste. Daraufhin haben wir sie sediert und die Gipsverbände angelegt."

Jahn nickte verständnisvoll: "Das klingt nach einer guten Idee, so kommt sie bestimmt nicht los. Warum steht von dem Vorfall nichts in der Akte? Das ist ja eine wichtige Information, oder? Und sie können mir bestimmt den Namen der Schwester nennen, die das bestätigt."

Dr. Grohe rang die Hände: "Wir... wir hatten einen Feuer- und Bombenalarm gestern... hier ist einiges drunter und drüber gegangen. Schwester Sonja... ja hier. Schwester Sonja war es."
Er sah die junge Krankenschwester flehend an, die erschreckt aufgesehen hatte, als er ihren Namen nannte.

Jahn nickte ihr zu: "Sie können das sicherlich bestätigen?"

Schwester Sonja schwieg einen Moment, sah Dr. Grohe in die Augen, dann nickte sie ihm zu und lächelte: "Ja. Gerne. Ich bestätige gerne jederzeit, dass es diesen Vorfall nie gegeben hat."

Dr. Grohes Gesicht verfiel vor ihren Augen, dann verließ er mit schleppendem Schritt den Raum. Niemand hielt ihn auf.

Der Notarzt erklärte, dass Monika transportfähig wäre, Schwester Sonja löste die Fesseln und die beiden Sanitäter luden Monika auf die Trage und brachten sie zum Krankenwagen.

Jahn und der Arzt ließen sich von Schwester Sonja noch die Krankenakten geben, dann verabschiedeten sie sich.

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Fast zur gleichen Zeit durchsuchte die Staatsanwaltschaft die Büros von Celebris, das Institut von Professor Traubner und das Büro von Kriminalhauptkommissar Sander.

Kurz nachdem das Überfallkommando von Kriminaloberrat Jahn das Sanatorium verlassen hatten, betraten zwei junge Männer in Anzügen und mit einem Durchsuchungsbefehl das Gebäude.

Sie erklärten alle Akten für beschlagnahmt.

Als sie das Büro von Dr. Grohe betraten, fanden sie seine Leiche, eine Spritze noch in der Armvene steckend.
Die Patienten wurden auf umliegende Krankenhäuser verteilt und das Sanatorium vorläufig geschlossen.

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Sandra wartete bereits beim Krankenhaus, als der Krankenwagen vorfuhr, im Schlepptau den Notarztwagen und den Polizeiwagen, in dem Jahn saß.

Der Anblick von Monika auf der Trage wollte ihr gar nicht gefallen.
"Wie geht es ihr?", herrschte sie den Arzt nach einem kurzen Blick in Monikas Gesicht an. Es sah eingefallen und gelblich aus.

Seine Antwort war nicht unbedingt beruhigend: "Es ist noch zu früh, um etwas zu sagen. Aber irgend etwas..."
Sandra ging neben der Trage her. Eine Schwester, die aus der Liegendaufnahme gekommen war, wollte sie zurückdrängen, aber Jahn schob die Schwester einfach beiseite und folgte zusammen mit Sandra dem Tross.

Sie rollten die Trage in die Notaufnahme und der Arzt untersuchte sie noch einmal und nahm ihr Blut ab, während eine Schwester diverse Kabel anschloss.
"Ich brauche die Laborwerte. Leber und Nieren. Zügig."

Eine Schwester eilte davon. Der Arzt bat Jahn und Sandra, den Raum zu verlassen. "Bitte warten sie vorne. Ich werde sie auf dem Laufenden halten."

Widerstrebend folgten die Beiden einer Schwester aus dem Raum in einen Wartebereich.
Knapp zehn Minuten später kam der Arzt mit einem betretenen Gesicht zu ihnen. Er schwieg einen Moment, dann begann er zu erklären: "Wir haben die Akte von Monika Jensen gefunden. Sie war letztes Jahr für mehrere Tage bei uns aufgenommen, mit einer akuten Knollenblätterpilz-Vergiftung."

Sandra unterbrach ihn ungeduldig: "Und was hat das jetzt hiermit zu tun?"

Der Arzt ignorierte sie und fuhr fort: "Sie war sehr, sehr krank damals und wir haben sie nur knapp retten können. Seitdem hat sie eine schwere Leberschädigung. Und sie hat damals eine Patientenverfügung verfasst, von dem sie eine Kopie bei uns hinterlegt hat."
Er machte eine Pause: "Die Medikamente, die Dr. Grohe ihr gegeben hat, werden über die Leber abgebaut. In ihrer Patientenverfügung hat eine Transplantation untersagt sowie jede weitere Behandlung abgesehen von Schmerztherapie, sollte ein Leberversagen eintreten."

Jahn starrte den Arzt verständnislos an, aber Sandra hatte verstanden: "Und dieser Fall ist jetzt eingetreten."
Sie holte tief Luft fixierte den Arzt mit den Augen und fuhr ihn an: "Sie können sie doch nicht einfach sterben lassen."

Er schüttelte den Kopf: "Uns sind die Hände gebunden. Das einzige, wie wir ihr helfen könnten, wäre eine Lebertransplantation."

Sandra starrte ihn fassungslos an. Jahn fasste sie an die Schulter: "Beruhigen sie sich bitte", dann an den Arzt gewandt: "Wie lange hat sie noch?"

Der Arzt schüttelte den Kopf: "Ein paar Stunden."

Sandra ließ sich auf einen Stuhl gleiten und schlug die Hände vors Gesicht. Nach zwei oder drei Minuten sah sie zu Jahn auf: "Ich will bei ihr bleiben. Können sie sich um Lars kümmern?"

Der alte Polizist nickte und drückte zum Abschied ihre Schulter, dann ging er.

Monika starb drei Stunden später, ohne noch einmal zu Bewusstsein zu kommen.

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Lars freizubekommen war nicht einfach. Er hatte offensichtlich die Öffentliche Sicherheit gefährdet. Eine Bombendrohung, Geiselnahme und der Verdacht der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung waren nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

Aber am späten Nachmittag setzte ein Untersuchungsrichter ihn auf freien Fuß, da er keine Fluchtgefahr feststellte.

Abends besuchte Jahn Sandra und Lars in dessen Wohnung. Er hatte eine große Sporttasche dabei.
Er zeigte ihnen die Beweismaterialien, die Kommissar Sander aus Lars Wohnung mitgenommen hatte, sowie die Erklärung von Dr. Grohe, dass sie ausgesagt hätte, von Lars unter Drogen gesetzt und missbraucht worden zu sein.

Mit roten Ohren erklärte sie ihm, dass das alles überhaupt nicht stimmte.
"Ich bin zu ihm gezogen. Und... also. Das mag komisch erscheinen, vor allem, nachdem, was ich ihnen gestern erzählt habe. Aber ich... also... ich habe das alles selbst gekauft. Weil ich... äh..."
Sie verstummte, dann fasste sie sich ein Herz: "Ich stehe auf Fesselspiele. Solange es Spiele sind."

Jahn sah sie lächelnd an.
"Ist schon gut. Wissen sie, ich habe noch zwei Jahre bis zur Pensionierung. In den einundvierzig Dienstjahren ist eine Menge Zeug geschehen, das ich besser nicht in meine Memoiren schreibe. Stecken sie die Sachen weg und ich lasse die Akten verschwinden. Sander hat sie nicht in das System eingegeben, offenbar, um sie als Druckmittel zu gebrauchen."

Als Lars und Sandra wieder allein waren, flüsterte sie ihm zu: "Mach das Zeug weg, ich will es nicht mehr sehen."

Lars nickte, nahm die Rechnung zwischen den anderen Sachen heraus, packte den Rest wieder in die Sporttasche und ging zur Tür.

Er brachte die Sachen nicht zur Mülltonne sondern in den Keller. Man konnte schließlich nie wissen, ob man sie nicht brauchen konnte.

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Professor Traubner schwieg beharrlich. Als er gehört hatte, dass Sandra aus dem Sanatorium geflohen war, hatte er alle Proben vernichtet. Aber in einem Tresor in seiner Wohnung fand die Staatsanwaltschaft einige Akten über seine weniger öffentlichen Forschungsarbeiten.
Sein Anwalt bekam ihn schon nach zwei Tagen Untersuchungshaft frei, weil keine Fluchtgefahr bestand.

Kriminaloberrat Jahn besorgte eine Kopie der Akten, nachdem Sandra ihm erklärt hatte, was es mit Oblivio auf sich hatte.

Zusammen mit einem Chemiker von Syntaron arbeitete Sandra fieberhaft daran, den Wirkstoff zu synthetisieren, von dem sie sich erhoffte, dass er den Virus lahmlegen würde.

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Lars kam von der Arbeit nach Hause und fand Sandra schreibend am Küchentisch.
"Was tust du da? Warum bist du nicht bei Syntaron?"

Sie sah ihn ernst an: "Wir haben den Wirkstoff fertig. Ich bin gerade dabei, mein Testament zu machen. Und meine Patientenverfügung. Ich will in ein Pflegeheim. Wirst du ab und zu nach mir sehen, auch wenn ich dich dann nicht mehr kenne? Wenn es möglich ist, will ich ein Zimmer mit Blick auf die Berge. Ich wollte immer in die Berge, als ich noch klein war..."
Sie brach in Tränen aus. Lars gab sich Mühe, sie zu trösten, so gut es ging. Schließlich fragte er: "Aber ich denke, ihr habt den Wirkstoff?"

Sandra riss sich zusammen, ging aber nicht direkt auf seine Frage ein: "Morgen habe ich eine Gehirnoperation. Sie werden Proben meiner Nervenzellen nehmen, damit wir testen können, wie der Virus reagiert. Sie werden zwei kleine Löcher in meinen Schädel bohren und dann..."
Lars schluckte und winkte ab. Er wollte sich lieber nicht vorstellen, wie es war, ein Stück des Gehirns entfernt zu bekommen.

Aber er begleitete Sandra am nächsten Tag ins Krankenhaus und hielt ihre Hand, während die Schwester ihr den Kopf rasierte und sie für die Operation fertig machte.

Nach einer dreiviertel Stunde schob die Schwester das Bett mit Sandra in den Aufwachraum. Lars sah entsetzt, dass Sandras Handgelenke an die Bettgitter gefesselt waren. "Warum haben sie... machen sie sie los", bat er.

Die Schwester schüttelte den Kopf und zeigte auf ihr linkes Auge, das so aussah, als würde es sich zu einem ausgewachsenen Veilchen entwickeln: "Ihre Freundin hat eine ganz schöne Rechte. Ist mir lange nicht mehr passiert, dass ein Patient mich so erwischt hat."
Sie erklärte ihm, dass das manchmal vorkomme, wenn die Patienten von den Narkosemitteln durcheinander wären, aber spätestens in einer Stunde wäre Sandra sicher wieder so klar, dass sie sie losmachen könnten. "Keine Sorge. Sie wird sich wegen des Beruhigungsmittels später an nichts erinnern."

"Na, wir wollen hoffen, dass das nur vorübergehend ist", sagte Lars mit einem gewissen Galgenhumor. "Und das mit ihrem Auge tut mir leid. Wahrscheinlich hat sie in ihrem Unterbewusstsein eine Menge Aggressionen gegen Leute in Schwesterntracht aufgebaut."

Die Schwester sah ihn leicht irritiert an und verließ den Raum.

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Eine Woche fuhren sie gemeinsam in das Labor von Syntaron. Sandra unterschrieb lächelnd eine Erklärung, die ihr der Rechtsanwalt der Firma hinhielt, die Syntaron von jeder Verantwortung entband, dann gab sie sich unzeremoniell eine Spritze in den Oberarm.

Der Rechtsanwalt trat einen Schritt zurück. Sandra lächelte ihn an: "Es ist nicht so, als wenn jetzt mein Kopf explodieren würde."
Dann wendete sie sich an Lars: "Fährst du mich bitte nach Hause? Du weißt ja, wenn etwas ist..."
"... womit ich nicht selber fertig werde, dann rufe ich den Notarzt", vollendete er den Satz. Er fühlte sich nicht wirklich wohl dabei, aber Sandra hatte darauf bestanden, dass sie nur im Notfall in ein Krankenhaus wollte, auch wenn sie nicht wusste, wie sie auf das Mittel reagieren würde.

"Und wie willst du herausfinden, ob es geklappt hat? Willst du noch einmal ins Krankenhaus?", fragte er auf dem Heimweg.

Sandra schüttelte den Kopf: "Nein. Um sicherzugehen, müsste ich ein paar Tage warten. Und dann wäre die Zeit zu kurz, das Mittel nochmal zu überarbeiten und im Tierversuch zu testen. Ich habe noch eine Woche, vielleicht ein paar Tage mehr. Es muss beim ersten Mal funktionieren."

Er warf einen Blick zu ihr hinüber. Er konnte ihr ansehen, dass ihr nicht ganz wohl in ihrer Haut war. Ihm selbst ging es nicht viel besser, aber er gab sich Mühe, Zuversicht auszustrahlen: "Es wird funktionieren. Schließlich habt ihr das getestet und die Viren in den Gewebeproben sind abgestorben. Das einzige, was ich nicht verstehe, ist, woher du wusstest, welche Dosis..."

Sandra grinste ihn an: "Ich habe keine Ahnung. Ich habe soviel genommen, wie mir richtig erschien und dann noch mal verdoppelt."

Sie musste ihm ins Lenkrad greifen, weil er völlig entgeistert zu ihr hinüber sah.

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Es hatte keine unerwarteten Nebenwirkungen gegeben. Zwei Tage, nachdem Sandra sich die Injektion mit dem Gegenmittel gegeben hatte, rumpelte Lars im Schlafzimmer und im Bad herum, während Sandra sich mit dem Fernsehprogramm abzulenken versuchte.

Schließlich stellte er zwei große Reisetaschen neben die Wohnungstür.

"Was tust du da?", fragte Sandra, auf deren Stirn sich eine steile Falte gebildet hatte.

"Ich habe die Schnauze voll. Ich halte das nicht mehr aus. Ich gehe. Ich habe mit meinem Anwalt gesprochen. Da erst in einem knappen Monat Prozesseröffnung ist, spricht nichts dagegen, solange ich nicht ausreise."

Sie sah ihn mit großen Augen an.

Lars ging zu ihr hinüber und sah sie ernst an: "Bitte versteh mich. Ich halte es einfach nicht mehr aus, mit dir hier herumzusitzen und zu warten..."
Dann schaffte er es nicht mehr ernst zu bleiben und grinste: "Such´s dir aus. Ostsee, Nordsee, Alpen, wilde Party in Berlin oder Köln, Sightseeing in Dresden. Ich fahre dich hin, wo auch immer du hinwillst."

Sie sprang auf und begann, spielerisch auf ihn einzuschlagen. "Du Arsch! So eine Gemeinheit! Wie kannst du mich so erschrecken!"

Sein Grinsen wurde breiter und er nahm sie in die Arme.
Ende
42. RE: Simulation

geschrieben von Herrin_nadine am 07.09.07 00:58

hallo butterfly,

die gerechtigkeit hat gesiegt. das freut mich sehr.

butterlfly da hast du eine sehr gute geschichte geschrieben. mein kopfkino ist auf hochtouren gelaufen. dafür möchte ich dir sehr herzlich danken.
43. RE: Simulation

geschrieben von Gummimike am 29.11.07 18:39

Ein Tolles ende einer Faszinierenden Geschichte lieber Butterfly.Nur schade das Monika es nicht geschafft hat.Die Geschichte ist wirklich toll geschrieben
44. RE: Simulation

geschrieben von Ambi Valent am 10.04.10 17:08

Ich habe die Geschichte erst jetzt gelesen und bin begeistert. Wahnsinnig spannend. Ich stelle mir vor, ich hätte sie nur mit Verzögerungen lesen können.

Das wäre allerdings grausam gewesen. Mein uneingeschränktes Lob. Bestnote.


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