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Thema:
eröffnet von cream am 27.06.08 11:37
letzter Beitrag von cream am 10.12.08 18:41

1. Öl

geschrieben von cream am 27.06.08 11:37

Hallo,

anbei möchte ich ein Thema ansprechen, das gerade und in naher Zukunft aktuell ist. Öl, ein Stoff den jeder braucht.

Die Erdölvorräte gehen zur Neige, und was noch wichtiger ist, diese sind tagtäglich schwieriger förderbar, es besteht immer mehr eine Kluft zwischen Angebot und Nachfrage.

Der Peak Oil ist nach weitestgehender Einschätzung bereits seit 2006 überschritten.

Peak Oil bedeutet, dass der Hochpunkt der Erdölgewinnung erreicht ist und die Fördermengen zurückgehen. Während zu Anfang einer Förderung das Öl noch quasi aus dem Boden spritzt, lässt dieser Druck dann immer mehr nach, und es wird immer schwieriger und kostenintensiver, das Öl aus dem Boden zu holen, die weltweite Öl Fördermenge nimmt ab.

Gleichzeitig steigt die Nachfrage, da große Einwohnerstarke Länder wie z.B. China und Indien (gesamt ca. 2,5 Milliarden Personen) einen anziehenden Wohlstand und einen wachsenden Verbrauch von Öl verzeichnen.

Der Ölpreis steigt und hat sich innerhalb eines Jahres verdoppelt! Der aktuelle Kurs liegt bei 140 Dollar je Barrel (159 l).

Den größten Verbrauch von Erdöl verursacht der Transport von Waren, darüber hinaus ist Erdöl in verschiedensten Produkten fast überall zu finden. Die Kunststoff Tastatur auf der ich gerade schreibe ist auch aus Erdöl.

Eine Banane die von Mittelamerika nach Deutschland verschifft wird, wird teurer, die Transportkosten des Diesel Schiffsantriebs verteuern die Ware. Insgesamt steigen durch erhöhte Transportkosten somit auch die Lebensmittelpreise.
Der Gaspreis ist an den Ölpreis gekoppelt, die Energiekosten für ein Gebäude werden bald schon mehr als die zweite Miete sein.

Innerhalb dieses Jahres wird ein Rohölpreis von 170-200 Dollar je Barrel erwartet, nach oben keine Grenzen. Dabei ist anzumerken, dass wir momentan von dem niedrigen Dollarkurs profitieren, ansonsten hätten wir schon jetzt Spritpreise von ca. 2,00 € je Liter.

Da stellt sich dann irgendwann die Frage, wer soll das bezahlen, wer hat soviel Geld?

Zentralbanken versuchen derzeit, die große Krise mit einer sich immer rascher wechselnden Zinspolitik abzufedern, die Inflation nimmt trotzdem zu.

Stehen wir aufgrund des Preisverfalls beim Öl nicht kurz vor einer großen Weltwirtschaftskrise ungeahnten Ausmaßes?

Wie wollen wir dem begegnen, sind alle bereit die Härten, die jetzt auf uns zu kommen, mit Geduld zu ertragen?

Womit kauft ihr Euch bald Zigaretten und Schokolade, habt ihr Goldreserven?

Alle pleite, kein Benzin mehr im Tank, und dann?
2. RE: Öl

geschrieben von hink am 27.06.08 20:07

Hallo cream,
Du bist mir zuvor gekommen, die Idee hatte ich auch schon.
Man müßte eben sparen, je nun, aber ich doch nicht. Ich muß doch unbedingt...
Man müßte nachdenken: "Brauche ich diesen Verbraucher wirklich? (Lampe, oder was immer)"
Muß ich wirklich immer das allerneuste haben?"
etc.
Mit Nachdenken, sind die meisten überfordert, sonst wäre das Jammergeschrei über die hohen Preise nicht so groß. (Man würde nicht so viel verschwenden.)
Also doch sparen,
aber das geht nicht, denn das ist wirtschaftsfeindliches Verhalten, denn schließlich muß doch Wachstum sein, nicht wahr?
Und nun?
Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.
Vielleicht muß man doch die Energieerzeugung verstaatlichen, aber ich weiß auch nicht, ob das der Weisheit letzter Schluß ist.
3. RE: Öl

geschrieben von cream am 27.06.08 20:50

Sehe gerade auf dem Schirm, dass der Rohölpreis im Vergleich zu heute morgen schon wieder um 3 Dollar gestiegen ist, die Sorte West Texas Intermediate kostet jetzt schon 143 Dollar je Fass.

Ein Liter Benzin ist heute ebenfalls um 3 Cent angehoben worden, im bundesweiten Durchschnitt kostet dieser heute 1,58 € je Liter, nur so zur Dokumentation.

Vielleicht schon mal einen Krügerrand beiseite legen.

4. RE: Öl

geschrieben von bluevelvet am 27.06.08 21:51

Gemäß dem Geschwätz von Angebot und Nachfrage als den angeblichen Preisregulatoren müssten wir ja unter einer unheimlichen Verknappung von Mineralöl leiden ... Daran sieht man, dass das ganze eine Sache preistreiberischer Spekulanten ist. Die saugen den Völkern gnadenlos und ohne Rücksicht auf die Folgen die Kohle aus der Tasche. Und da der hohen Ölpreise wegen auch in den Entwicklungs- und Schwellenländern statt für Speiseöl zunehmend für Biosprit angebaut wird, gibt es selbst in Ländern wie Mexiko und Malaysia jetzt schon halbe Volksaufstände, die man in letzter Minute noch mit Milliardensubventionen (Mexiko: 2,5) beruhigen konnte.

Die maßlose Profitgier des Finanzmarktkapitalismus wird die Welt wirtschaftlich an den Rand des Abgrundes bringen - mit allen Folgeerscheinungen: Hungeraufstände, Migration, Terror etc.

VG Blue
5. RE: Öl

geschrieben von whipped scream am 27.06.08 23:47

Wir vergessen, oder besser: wir verdrängen zu oft, daß - am Beispiel Österreich - die Steuern bereits mehr als die Hälfte des Spritpreises ausmachen. Es ist nicht einzusehen, warum der Staat, der normalerweise einen Betrag x an Steuern auf Sprit einstreift, nun ohne jedes Zutun einen Betrag von 2x kassiert. Zusätzlich habe ich dann ein Problem damit, dem Staat glauben zu wollen, daß er - alle Macht geht bekanntlich vom Volke aus, der Staat sind wir ja letztlich selber, zumindest in der Theorie - unser Bestes will, wenn er daran so gut verdient, indem er eben genau dieses Beste nicht anstrebt. Zusätzlich ist für Österreich zu kritisieren, daß früher einmal die Mineralölsteuereinnahmen zweckgebunden waren, also nur für Belange des Verkehrs ausgegeben werden durften, das aber nun nicht mehr so ist und die fetten außerordentlichen Profite aufgrund des Ölpreisbooms zum Löcherstopfen z. B. der bankrotten Sozialsysteme verwendet werden.

Auch ist nicht einsichtig, warum gerade Diesel, der in der Produktion vergleichsweise günstig kommt, so exorbitant teuer sein muß.

Es ist diese widerliche Abzocke, die verbittert. Gerade bei uns in Österreich wird die Neidgenossenschaft gefördert und ausgenutzt. Besitzer großer, PS-starker Autos werden naturgemäß stärker zur Kasse gebeten. Klar. Sie zahlen unverhältnismäßig mehr an Steuern und Versicherung. Überdies zahlen sie natürlich mehr für den Treibstoff, weil ja ihre Wagen mehr verbrauchen. Nun ist man bei uns auf die Idee gekommen, große und in der Stadt "unnötige" Es-ju-wi, auf gut Deutsch SUV, aber ich mag diese Abkürzung nicht und es wird vermutlich daran liegen, daß nur die allerdümmsten Reporter Motor-Journalisten werden, daß noch kein besserer Ausdruck für diese amerikanische Abkürzung erfunden wurde, zusätzlich in Form einer CO2-Abgabe zu bestrafen. Dazu ist zu sagen, daß diese Fahrer über die durchaus progressiv gestaltete Kfz-Steuer und -versicherung "bestraft" werden, daß sie natürlich über den erhöhten Verbrauch ihrer Fahrzeuge "bestraft" werden und daß es absolut pervers ist, eine zweite dem Verbrauch völlig gleich geartete Strafsteuer einzuführen, da sich ja der CO2-Ausstoß analog zum Spritverbrauch verhält. Gleichzeitig versucht man, Fahrzeuge als vernünftig oder als unvernünftig zu einzustufen, was einen unzulässigen Eingriff in die Privatsphäre darstellt. Vernunft ist im Bereich des privaten Konsums keine geeignete Kategorie und ist ein weiterer Versuch der Bevormundung des Bürgers.

Ökologisch ist eine Verteuerung des Ölpreises zu begrüßen, weil dadurch alternative Antriebe und alternative Energiegewinnungsverfahren preislich attraktiver werden, bzw. ein gewisser Innovationsdruck entsteht. Aber bitte nicht mit staatlicher Abzocke.

Und: der Staat ist ein sehr mächtiges System, das es schon längst in der Hand gehabt hätte, unser Energieproblem nachhaltig zu beseitigen. Warum hat er es aber nicht gemacht? Warum wurde ganz im Gegenteil so manche gute Idee "abgedreht"? Zu erinnern ist da an die außergewöhnlich interessante Dokumentation "Who killed the electric car?" über ein ziemlich vordergründig mutwillig torpediertes Alternativprojekt in Kalifornien.
6. RE: Öl

geschrieben von bluevelvet am 28.06.08 05:45

Moin whipped scream!

> Warum hat er es aber nicht gemacht?


Weil er in den letzten Jahrzehnten eine Politik der Selbstentmachtung betrieben hat und die Politiker vom Kapital geschmiert oder freundlicher ausgedrückt: gesponsert werden. Die Kapitalvertreter sitzen heute in den Ministerien und machen dort sich ihre Gesetze selbst. Sie vertreten dabei nicht die Interessen der Mehrheit oder gar des Ökosystems, sondern ihre eigenen bzw. die ihrer großindustriellen Auftraggeber.

VG Blue
7. RE: Öl

geschrieben von cream am 28.06.08 19:41

Nur am Klassenkampf kann es aber nicht liegen, das ist zu einfach, das sind nur Parolen. Das Kapital hat nichts davon, wenn die Weltwirtschaft in einer Krise ist, und das Kapital sich somit auch selbst hinrichtet.

Angebot und Nachfrage sind Marktgesetze. Öl ist ja noch einige Jahre da, nur ist es im Gesamten schwieriger und kostenintensiver förderbar, das ist das Problem. Die Fördermenge im Gesamten ist nicht mehr steigerbar, sie ist um 3-6 % jährlich rückläufig, bei steigender Nachfrage.

Die Öl-Kluft ist ein existierender Sachverhalt, da das globale Rohölangebot aus billig aus der Erde gezapften Öl die wachsende Nachfrage nicht mehr decken kann. Die Frage ist doch, wer kann das teure Öl dann noch bezahlen?

Die preistreiberischen Spekulanten mögen vorhanden sein, diese sind aber nicht dafür verantwortlich, dass sich der Ölpreis innerhalb eines Jahres verdoppelt hat und das sich der Ölpreis sich vielleicht innerhalb eines weiteren Jahres nochmals verdoppelt.

Marktwirtschaftlich gesehen gibt es da zwei Regularien, entweder wird der Preis durch eine Nachfragezerstörung gebremst, oder Öl wird durch Angebotserhöhung anderer Rohstoffe ersetzt. Für den zweiten Fall sehe ich kurzfristig keine Alternative.

Selbst jetzt mit aller Macht neu entwickelte Hybrid PKW helfen da nicht großartig weiter, der PKW Anteil am Weltlölverbrauch ist marginal, die Hauptverbräuche werden woanders verursacht. Anders sieht es aber dann aus, wenn jede chinesische Familie wie bei uns ein bis zwei Autos fährt.

Um bei dem marktwirtschaftlichen Thema zu bleiben, viele Industrien werden kurzfristig kollabieren. Das momentane Problem ist die Rasanz des Anstiegs, die zum ersten Mal ein Katastrophen Szenario ermöglicht.

Das Problem ist doch derzeit, wie die Leute mit dem rasant steigenden Ölpreis umgehen. Wenn der Spritpreis an der Tankstelle 2,00-2,50 € je Liter kostet, oder die Banane 1 € je Stück, dann sind wir im Luxusgüterbereich, was ist denn dann?

Strom und Gas ziehen zum 1 Juli auch wieder gewaltig an. Wo landen wir denn dann, beim Moped oder Fahrrad, bei dem Salatkopf aus dem heimischen Feld?

Eine weltweite Nahrungsmittelkrise kommt doch automatisch auch noch hinzu. Von der globalisierten Welt zur deglobalisierten Welt.

Das heißt in diesem Fall doch, dass der eigene Rasen umgegraben wird, um darin Möhren und Spinat für die Ernährung zu ziehen.

Ein gutes Gartenbau-Buch kann daher nicht verkehrt sein, neben dem Gold im Keller.
8. RE: Öl

geschrieben von Bulli31 am 29.06.08 14:40

Hallo zusammen,

die Geschichte, dass ein in der EU eingesparter Liter Öl außerhalb der EU energieeffizienter oder umweltfreundlicher eingesetzt wird, halte ich für ein Märchen.

Also, warum sollten wir in Europa Öl einsparen?

Auch glaube ich nicht an künstliche Verknappung, also dass durch den hohen Ölpreis weniger Öl von den erdölfördernden Staaten auf die Märkte gebracht wird.

Somit ist der vermeindliche Umweltschutz durch nicht in der EU verbrauchte fossile Brennstoffe IMHO nicht existent.


Unter dem Deckmäntelchen des Umweltschutzes und der CO2-Reduktion kann man hingegen hervorragend die nachhaltige Steuerung des Devisenflusses zum positiven bzw der Kampf gegen das Abrutschen in eine negative Außenhandelsbilanz verstecken.

Wenn immer mehr Wertschöpfung (Produktionssektor) ins Ausland abwandert, müssen die "Strafen" für das Einführen von Waren weiter deutlich erhöht werden, um die Außenhandelsbilanz positiv zu halten.

Je weniger Geld aus einem Land heraus fließt, destdo reicher sind seine Bewohner.

Das ist doch positiv für die Einwohner. Oder?

Ich finde, dass die Regierung etwas für die Einwohner tut. Auch wenn es die Emotionen schürenden Medien nicht kommunizieren wollen.
Ein vom Aussterben bedrohtes kleines Fellknäul ist eben bei emotionalen Kunden wichtiger, als logisches Denken auf Basis trockener Witschaftslehre.


Der steigende Ölpreis wurde von der Politik nicht vorausgesehen, also müssen schnell neue Abgabenvorschriften erlassen werden, um das Problem Außenhandelsbilanz in den Griff zu bekommen.


Mag sein, dass inzwischen beim Öl die Spekulanten mit am Tisch sitzen. Allerdings wurde schon vor zehn Jahren jeder geförderte Liter Öl zwischen Quelle und Raffinerie etwa fünf Mal verkauft. Spekulatanten gibt es also schon lange auf den Ölmärkten.

Mag sein, dass auch das Schicksal vom pro-westlichen Dubai abschreckend auf alle erdölfördernden Länder wirkt. Dubai ist eine deutliche Warnung.


Zum Schluss ein wenig Sarkasmus:

Wenn es wirklich um die CO2-Emissionen gehen würde, könnten wir doch einfach die Katalysatoren abschaffen. Die wandeln ja schließlich das Kohlenmonoxyd (CO) in Kohlendioxid (CO2) um. Kein Katalysator unter´m Auto, also auch weniger CO2.


Edit: komplett umgebaut
9. RE: Öl

geschrieben von nowalic am 30.06.08 10:38

So lange jeder 3. Bundesbürger noch von einem extrem Sprit fressenden (Pseudo-)Geländewagen in der Art der Daimler-B-Klasse, eines Porsche-Cayenne, eines BMW, eines Jeep Defender oder eines Range Rover etc. träumt, damit er Sonntags einigermaßen standesgemäß beim Bäcker seine frischen Brötchen holen kann, ist der Mineralölpreis offenbar noch immer nicht hoch genug.

Und so lange unsere Speditionen und die Schrott-LKW unserer befreundeten EU-Länder noch die Autobahnen verstopfen und der (offbar leicht verkalkte) Minister Tiefensee neuerdings davon träumt für die LKW´s besondere Autobahn-Fahrspuren zu bauen, damit die Milch aus dem Alten Land schneller nach Griechenland kommt, wo man bekanntlich Joghurt draus macht, das dann wieder nach Deutschland zu Müller-Milch kutschiert wird, um nach dem Verpacken (teilweise) wieder auf griechischen Campingplätzen verkauft zu werden, ist der Mineralölpreis offenbar noch immer nicht hoch genug.

Und so lange 60 % der Bundesbürger noch genug Knete haben, um jedes Jahr einmal eine halbe Urlaubs-Weltreise und an jedem ausnutzbaren verlängerbaren Wochenende einen Shopping-Kurzflug nach Mailand, Rom, Paris, New York usw. usw. zu unternehmen, ist der Mineralölpreis offenbar noch immer nicht hoch genug und wohl auch noch genug Geld da, um nicht so sehr wegen des Mineralölpreises jammern zu müssen.

Schade nur, dass es halt wieder mal diejenigen am härtesten trifft, die bereits alle Sparpotentiale ausgereizt haben, mit dem Auto nur noch (gezwungenermaßen) zur Arbeit fahren und dafür auch noch die Pendler-Pauschale gestrichen bekommen. Aber auch die sind zum großen Teil selbst daran schuld. Schließlich lässt sich in dieser Hinsicht mit Schelte am Stammtisch und bei den armen Tankstellenpächtern auch nichts ändern.
Und man kann es sehen wie man will: der Haupt-Preistreiber ist immer noch unser eigener Staat, der von den 1,60 € pro Liter Sprit nach wie vor fast die 1 vor dem Komma für sich kassiert.
Aber dagegen unternimmt ja doch niemand was.

Meint
nowalic
10. RE: Öl

geschrieben von cream am 05.07.08 14:38

Wo ist die Schmerzgrenze?

Der Rohölpreis ist wiederum gestiegen, er liegt zwischenzeitlich bei ca. 146 Dollar je Fass, 150 Dollar stehen vor der Tür.

Ebenfalls hat jetzt der Gasriese Gazprom angekündigt, den Gaspreis für Westeuropa bis spätestens zum Jahresende 2008 von derzeit ca. 400 Dollar je 1.000 Kubikmeter, auf den Preis von 500 Dollar zu erhöhen. Noch Ende letzten Jahres hatte Russland sein Gas für etwa 250 Dollar je 1000 Kubikmeter an die europäischen Energieversorger verkauft. Somit steigt auch hier der Preis für Gas innerhalb eines Jahres um 100 %.

Der Spritpreis ist ebenfalls weiter gestiegen und liegt im bundesweiten Durchschnitt jetzt bei 1,60 € je Liter.

Ich wundere mich da nur, dass alle das hinnehmen, keiner geht auf die Straße. Kein Druck auf die Bundesregierung, alle schlucken die Preise.

Dann kann es ja wohl noch nicht teuer genug sein, wir sind ja schließlich ja auch nicht Burkina Faso. Oder wir sind wie die Lemminge.

Apropos Burkina Faso, auch die verteuerte Nahrung wird durchschlagen, völlig entkräftet kämpfen die Leute dann um das Benzin.

Tanken

11. RE: Öl

geschrieben von Harun al-Rashid am 10.07.08 22:01

Spekulanten hin, Staat her - die Ölpreisverteuerung sorgt vielleicht (noch rechtzeitig?) dafür, dass mehr Menschen sich über alternative Energien und Einsparpotentiale innovative Gedanken machen.

Damit sich relativ teure Wärmedämmungen an und in Häusern, Solarstrom vom Dach, Mikro-Blockheizkraftwerke im Keller und Wärmepumpen im Erdreich, die allesamt dem Klimaschutz zugute kämen, rechnen, muss das Öl aus der Wüste noch viel teurer werden! Öl ist einfach zu schade, um nur "verbrannt" zu werden. Der Welt konnte nichts Besseres in letzter Minute passieren!
12. RE: Öl

geschrieben von Harun al-Rashid am 10.07.08 22:11

Ein innovatives Beispiel für Entwicklungsländer:
Dort gibt es kaum eine zentrale Stromversorgung. Also stehen in den Oasen, in den Dörfern und Weilern Dieselpumpen, die ein bisschen Strom erzeugen und vor allem Grundwasser für die Bewässerung der Felder hochpumpen. Hier könnten Solarmodule mit kostenlosem Strom von der Sonne hervorragend die dezentrale Stromversorgung übernehmen. Die Fördergelder des rot-grünen EEG von 2002, das deutsche Solaranlagen mit z. Zt. 46,75 Ct / kwh Strom fördert, wären dort 10-mal besser eingesetzt!
13. RE: Öl

geschrieben von Siro am 10.07.08 22:14

Was mich dennoch nachdenklich stimmt, dass wir trotz all den cleveren und hochgebildeten Leuten immer noch nicht weiter sind.
14. RE: Öl

geschrieben von Black Panter am 10.07.08 22:22

Tja,Harun,da hast du nicht ganz unrecht. Dummerweise wird jedoch in der Welt,und leider wieder zunehmend auch bei uns,die neue alte
Büchse der Pandora geöffnet:

Atomkraft.

Es ist ja auch soviel einfacher. Bis es nichts Einfaches mehr gibt.

Nachdenkliche Grüße,

Black Panter
15. RE: Öl

geschrieben von bluevelvet am 13.07.08 11:33

Auch wenn die jetzigen Preisauftriebe überwiegend auf die Spekulation zurückzuführen sein dürften, so sind sie doch nur die Vorboten dessen, was kommen wird. Die sich ankündigenden Probleme in ihrer Gemengelage vor allem von Rohstoffknappheit und der Unfähigkeit des Wirtschaftssystems zu rationeller und solidarischer Ressourcenverwertung werden garantiert nicht von den Sachwaltern des Systems bewältigt werden. Dies hat vor allem zwei Gründe:

- Die Unternehmen handeln im kapitalistisch organisierten Weltwirtschaftssystem notwendig betriebswirtschaftlich borniert und:

- Die Politiker als vermeintliche Sachwalter des Ganzen sind fast in ihrer Gesamtheit vom Kapital geschmiert.

Heute morgen erschien bei Telepolis unter dem Titel Mit Vollgas gegen die Wand ein brillanter Aufsatz, der die ganze Widersprüchlichkeit des Weltwirtschaftssystems angesichts von Rohstoffknappheit und ökologischem Desaster nachweist.

Vielleicht versteht ihr dann, weshalb ich schon seit längerem dafür plädiere, in wirtschaftlicher Hinsicht die Systemfrage zu stellen. Weshalb sollen wir eigentlich ein Wirtschaftssystem weiterhin aufrechterhalten, dass uns aufgrund der notwendig bornierten Handlungsperspektiven seiner Agenten ins Chaos führt?

M. E. sollte es durch ein System ersetzt werden, in dem eine gesellschaftlich-demokratische Rahmenplanung klare bedarfsorientierte Produktions- und Verteilungsvorgaben macht und den erwirtschafteten Gewinn allen, und das heißt auch: der ökologischen Zukunft, zugute kommen lässt. Die Zerlegung von Konzernen und die Überführung von Schlüsselindustrien und Großbetrieben in gesellschaftliches Eigentum wären sicher ein guter Anfang.

Ich selbst halte das Modell der Humanen Wirtschaftsdemokratie von Ota Sik für gut durchdacht und brauchbar.

VG Blue
16. RE: Öl, Verschwendung

geschrieben von hink am 01.08.08 17:56

Ein paar Gedanken zum Energiesparen Klimaschutz etc. jenseits von Politik und Wirtschaftswissenschaft.

Jeder scheint das Grundrecht auf Verschwendung zu beanspruchen.
Hier kommen wir schon ins Stocken, was ist Verschwendung?
Der eine sagte: „Deinen SUV-Panzer brauchst du nicht, das ist Verschwendung!“ Die Antwort ist: „Den brauche ich unbedingt, sonst fühle ich mich nicht wohl.“ (Heimliche Seitenbemerkung: „Vielleicht hat er Angst vor dem Autofahren und braucht das Ding deswegen“)
Der nächste sagt: „Du hast überall Licht an, das brauchst du nicht, das ist Verschwendung!“ Antwort: „Dann müßte ich ja ständig Licht an und ausmachen, das ist total unbequem!“
Der nächste sagt: „Du heizt deine Wohnung, auch wenn du tagsüber zur Arbeit bist, das brauchst du nicht, das ist Verschwendung!“ – „Na hör mal!!! Ich will doch abends nicht in eine kalte Wohnung kommen!“
Und überhaupt, was erdreistet man sich, den anderen vorschreiben zu wollen, was sie brauchen und was nicht.
Und damit ist das Recht auf Verschwendung (was immer das ist) mit dem verfassungsmäßig garantierten Recht auf freie Persönlichkeitsentfaltung verknüpft.
Und es wird auch keiner an dieser Stelle nachgeben
Eine zweite Seite des Problems:
Bislang ist es so, daß derjenige, der viel verbraucht, einen geringeren Tarif bezahlt, als der, der wenig verbraucht, das alte Rabattprinzip.

Nimmt man mal die ganzen Miesmacher und Ökofreaks ernst, dann müßte eigentlich derjenige, der wenig verbraucht, auch weniger zahlen, sozusagen als Erziehung.
Nun sind aber die Energieversorger keine Erziehungsanstalten, sondern moderne Wirtschaftsbetriebe und da heißt es, es muß Wirtschaftswachstum und höherer Gewinn her, und deshalb, ist es wichtig, die Verbraucher zu ermutigen, mehr zu verbrauchen.
Man stelle sich einmal vor, in den 35 Mio Haushalten, die es in der BRD gibt, würde etwa 10% Energie gespart, das ergäbe, ganz vorsichtig und konservativ geschätzt 50 – 100 Mio € p. a an Umsatzeinbußen und damit 3 – 6 Mio € weniger an Profit, das kann doch wohl nicht euer Ernst sein!!!
Das geht doch nur, wenn man die Preise um mindestens 30% erhöht. (Ja, ja ich weiß, das ist sehr viel mehr, aber nicht weiter sagen, das merkt doch keiner mehr, denn Rechnen kommt doch aus der Mode, besonders Kopfrechnen. -> s. "Der Verdacht, Teil2" in Gedichte und andere Geschichten)
Und überhaupt, es muß Wirtschaftswachstum her, mindestens 3%, man soll sich doch nicht um das Gerede kümmern, daß die Vorräte zu Ende gehen, das ist doch erst in 40 Jahren. Heute ist heute, und dann sind alle die Manager, die das zu verantworten hätten, (wenn sie denn überhaupt etwas verantworten.) doch längst nicht mehr im Amt, warum soll man sie damit behelligen.
Und wenn die Vorräte wirklich zu Ende gehen, bauen wir eben noch 50 Kernkraftwerke in Deutschland.
Wer es denn immer noch nicht begriffen hat: KKWs haben etwas magisches, in allen anderen Technikbereichen gibt es Fehler, Abstürze, Irrtümer, selbst Ärzte haben sich geirrt, man höre und staune. Überall Fehler, Ursache ungeklärt, bei Bahn, Flugzeugen etc. Aber in Kernkraftwerken passiert so etwa nicht.
Und man soll sich nicht so haben, um ein paar Kilo Uran im Grundwasser, das ist doch nun wirklich nicht schlimm. Unsere Experten, die Juristen und Wirtschaftler wissen doch ganz genau, daß das unbedeutend ist. Auch wenn da ein paar Physiker und Ingenieure rumschwätzen, die wissen eben nicht, worauf es wirklich ankommt. Um es noch einmal deutlich zu sagen, es geht um das Wachstum, um nichts sonst.

Fassen wir es zusammen:
Das Gerede von ein paar Ökofreaks, Sandalenträgern und Radfahrern, die uns unbedingt ihren Lebensstil aufzwingen wollen, ist doch total obsolet.
Es geht um Wirtschaftswachstum, ein angenehmes, bequemes Leben, und nichts sonst.

Ich werde es leider nicht mehr erleben (oder vielleicht doch?), wenn dann die Menschheit endlich verschwunden ist (so in ca. 50 – 100 Jahren), und die Leichen verwest sind (noch mal 20 Jahre),
wird man wieder schöne leere Strände finden, wo man nicht mehr gestört wird, durch Lärm und Geschrei, es wird Stille sein, etwas, das heute nicht mehr zu finden ist, oder eben noch nicht wieder.
Also, helft mit, laßt euch nicht einschüchtern, konsumiert, verbraucht, macht es euch bequem, das Leben (der Menschheit) ist kurz.

Es sind so viele Tiere und Pflanzen von diesem Planeten verschwunden, warum soll der Mensch da eine Ausnahme machen?
Nur, wie gesagt, schade, ich werde es nicht mehr erleben
17. RE: Öl

geschrieben von Bulli31 am 09.08.08 17:15

Neuigkeiten von der Öl-Front.

Der Ölpreis sinkt an den Rohölmärkten.

Der Euro fällt gegenüber dem US$.

Beides hebt sich in der Wirkung nahezu auf.

Super, könnte man sagen.

Leider, leider, leider hat der Besitzer diverser Öl- und Gasfirmen in Südossezien (schreibt man das so?) einen Krieg gegen ein unabhängiges Ölförderland angefangen.
Zufälligerweise sind inzwischen Ölpipelines zerstört, die Europa einigermaßen unabhängig von den großen russischen Öl- und Gasfirmen machen sollte.

Nachdem der Sponsor von Schalke 04 (nach Medienberichten) schon Algerien, Libyen und sowieso fast alle osteuropäischen Gasquellen als Besitzer oder auf der Vermarktungsebene im Sack hat, war das kleine unabhängige Land südlich von Südossezien ein richtiger Dorn im Pelz.

Aber, jippie, gibt es ja den Besitzer diverser Öl- und Gasfirmen, der fast unbeschränkte militärische Mittel hat und den Stachel mal eben kurz ziehen kann.

Ratet mal, was mit dem Ölpreis passieren wird.
Richtig.

Merke für die Zukunft:

Wenn der Ölpreis sinkt, zettelt man einen Krieg gegen ein Öl oder Gas förderndes Nachbarland an und schwupp ist sind die Preise wieder oben.

Ideale Bedingunge für Spekulationen an Warenterminbörsen.

Als ob jetzt auch schon irgendjemand an den Rohstoffmärkten auf steigende Preise spekuliert hätte und jetzt, kurz vor Ende der Frist, den Handelspreis mittels Militärschlag über den vorher festgelegten Wert schieben müsste, damit die Spekulation auf geht.

Ein Hoch auf Firmen in staatlichem Besitz.

Das will also die Linke mit ihren ständigen Verstaatlichungsvorschlägen.

Intelligent, intelligent.

Fragt sich bloß, gegen wen die Linken die Panzer rollen und Raketen fliegen lassen wollen.

18. RE: Öl

geschrieben von bluevelvet am 09.08.08 19:45

Ave Bulli,

seit 1989 verstaatlicht die Linke nicht mehr, sondern vergesellschaftet lediglich. *gg*

Natürlich würden die Linken die Spekulation abschaffen, aber da der alte Stalin tot ist, würden die Spekulanten auch nicht mehr per Genickschuss erledigt werden - ergo braucht man gegen diese auch keine Panzer mehr rollen zu lassen. Die Spekulanten müssten dann nur ordentlich arbeiten und das Brot des Volkes essen. Also kein Grund zur Beunruhigung.

VG Blue

19. RE: Öl

geschrieben von Bulli31 am 10.08.08 00:56

Hallo bluevelvet,

na, da bin ich ja beruhigt, dass nichts mehr verstaatlicht wird. Was wurde eigentlich von Der Linken als letztes vergesellschaftet? Die WASG vielleicht? *gg*
So lange der Preis stimmt, kann Die Linke fast meinen ganzen Besitz vergesellschaften. Kein Problem. Ich hätte da z. B. ein Auto ohne Feinstaubplakette. Für 2000 Euro würde ich mich trennen.


> Natürlich würden die Linken die Spekulation abschaffen

Du meinst sicher nur die Spekulation zu Gunsten des Privatvermögens.
Also will Die Linke das Just-In-Time System auch in die Privathäuser zwingen.

Na, ja. Wie alle Ideen, die auf Träumen basieren (frei nach Goeudevert), ist diese Idee nicht durchdacht.

Was bedeutet die verklausulierte Aussage im normalen Alltag für den Normalbürger?!

Der Normalbürger darf z. B. nicht mehr Kartoffeln einlagern, denn Lagerhaltung ist eine Spekulation auf den Preis. Der Kunde spekuliert darauf, dass der Kauf von einem Jahresvorrat Kartoffeln im Herbst und deren Einlagerung billiger ist, als sich jeden Tag mit der Tagesration Kartoffeln einzudecken. Eine ganz normale Spekulation zu gunsten des Privatbesitzes. Mal ganz davon abgesehen, dass Ressourcen, also Geld, durch den täglichen Einkauf von Kartoffeln gebunden werden.

Der Apfelbaum im Garten stellt auch eine Spekulation dar. Der Besitzer spekuliert darauf, dass er mit einer jährlichen Ernte, den Kosten für den Grundbesitz und dem Einlagern der Äpfel mehr Geld sparen kann, als beim Kauf "Just-In-Time" im Laden.

Auch Ölheizungen würden verboten, weil deren Besitzer beim Einkauf des Heizöls darauf spekulieren, wann der Preis am niedrigsten ist. Als Just-In-Time-Konzepte kommen nur Heizungen mit Gas- und Stromanschluss in Frage.

Was ich mich allerdings frage ... Wie will es Die Linke durchsetzen, dass die Frauen ihre riesigen Kleiderschränke abschaffen, in denen sie haufenweise Kleidung als Spekulation auf zukünftige Situationen lagern? Soll vielleicht einheitliche Kleidung, quasi eine Volksuniform ausgegeben werden, von denen sich die Haushalte vielleicht nur zwei Garnituren auf Lager legen dürfen?

> Die Spekulanten müssten dann nur ordentlich arbeiten und
> das Brot des Volkes essen.

Da jeder Bürger ein Spekulant ist, wird wohl das ganze Volk, außer den Bonzen nur noch Brot und Wasser zu fressen bekommen. Und selbst für Brot und Wasser wird das Volk jeden Tag stundenlang Just-In-Time anstehen müssen, wegen dem Spekulationsverbot. Gelten 10 Scheiben Brot schon als Spekulation?

Schöne neue Welt.

bluevelvet, möchtest du wirklich in einer solchen Welt leben?

20. RE: Öl

geschrieben von sub-u. am 10.08.08 01:05

Hey Blue, Forumsleser,

sicherlich wird das Öl und unser Sprit nicht mehr günstiger. Ich lese gerade das Buch "Generation Doof" . Nun, habe heute getankt, knapp 90 Euro gelöhnt. Interessant, bzw. für mich unverständlich :

Drei Kunden vor mir, und jeder kaufte Snacks, Getränke, etc. ! PLUS und REWE nur 3 Minuten entfernt.....das alles am vormittag = alle Läden offen.

Ein GOLF 1 Fahrer tankte für 15 Euro, und kaufte 2x Red Bull, 1 l Cola und 3 x Mars.....

Seltsam..............................f.G.
21. RE: Öl

geschrieben von bluevelvet am 10.08.08 10:31

@ Bulli

Mich ärgert, dass ungeheure Reichtümer angehäuft werden, während immer mehr Menschen immer mehr an die Wand gedrückt werden. Und die Politik steuert nicht gegen, sondern fördert diese Prozesse. Angesichts der ökologischen und sozialen Situation können wir uns den finanzmarktgesteuerten Kapitalismus eigentlich nicht mehr leisten.


@ sub-u.

Entweder sind das Einzelfälle oder die Leute haben wirklich noch nicht gemerkt, was da abläuft. Ich selbst fahre berufsbedingt jede Woche 700 km. Mir saugt die Preistreiberei an den Tankstellen die Kohle aus dem Portemonnaie.


Gestern las ich übrigens, dass gemäß einer Untersuchung von Wilhelm Heitmeyer über die "Einstellung der Deutschen gegenüber den sozial schwachen Gruppen", "über ein Drittel der Deutschen den Aussagen tendenziell zustimmen [sic!], die Gesellschaft könne sich wenig nützliche Menschen (33,3 %) und menschliche Fehler nicht (mehr) leisten (34,8 %). Etwa 40 % der Befragten sind der Ansicht, in unserer Gesellschaft würde zuviel Rücksicht auf Versager genommen. Zuviel Nachsicht mit solchen Personen gilt 49,9 % als unangebracht, und etwa ein Viertel stimmt der Aussage zu, dass moralisches Verhalten ein Luxus ist." ["Prozent" als "%" geschrieben]

Die "neoliberale Redarwinisierung von Wirtschaft und Gesellschaft" (Robert Kurz) scheint gelungen. Das Kapital und seine multimedialen Sprachrohre haben ganze Arbeit geleistet. Moral als Luxus!! Das ist die Perversion all dessen, was zu allen Zeiten als human galt und wofür die maßgebenden Menschen gestanden haben.

Um die Kurve zum Ausgangsthema zu bekommen: Das soll die Mentalität sein, die die anstehenden ökonomischen, ökologischen und sozialen Probleme lösen soll? Diese Mentalität soll eine lebenswerte Zukunft aufbauen? Da bleibt mir das Lachen im Halse stecken!

VG Blue
22. RE: Öl

geschrieben von cream am 25.09.08 11:52

Der Ölpreis ist um 40 Dollar gesunken, die Nachfrage lässt nach, Spekulanten haben vieles übertrieben, Hamsterkäufe an den Tankstellen, die Lagerbestände in den USA sind auf einem tiefen Stand, der Markt ist nervös. Unsicherheit an den Börsen, Finanzkrise, die gesamte Wirtschaft der USA und damit auch die Weltwirtschaft steht kurz vor dem Kollaps.

Ich hatte schon im letzten Jahr davor gewarnt, manchmal kommt es aber schneller als man denkt.

Ein Versicherungskonzern wird vom Staat in letzter Minute mit 85 Milliarden Dollar gesponsert, Hypothekenbanken und andere Banken gehen in Konkurs, Europäische Zentralbank und andere Notenbanken schiessen ebenfalls Milliarden in das System. Ein Preisverfall von Kreditderivaten und Wertpapieren, atemberaubend.

Einige Leichen sind neben dem Hypothekenmarkt noch gar nicht aufgetischt, der Ausfall von Autofinanzierungen und die Kreditkartenfinanzierung.

Eine Krisensitzung jagt die nächste, der morgige Fernsehauftritt der Präsidentschaftskandidaten soll abgesagt werden, Bush unterbricht alle Termine, Fernsehansprache an die Nation, der Notenbankpräsident der USA mahnt mehrmals zur Eile.

700 Millarden Dollar Nothilfe sollen jetzt den völligen Zusammenbruch des Kapitalismus retten. Auf Kosten der Steuerzahler. Keine Alternative in Sicht, es bliebe ansonsten Massenarbeitslosigkeit, Weltwirtschaftskrise, das Horten von Konserven, der Verkauf von Goldringen.

Der amerikanische Finanzminister bittet die großen Industrienationen, sich an der Rettung der amerikanischen Finanzinstitute zu beteiligen - die 700 Milliarden Dollar, die Washington zur Verfügung stellen will, seien nicht ausreichend.

Finanzminister Steinbrück spricht heute im Bundestag: „Nichts bleibt wie es war"

Die globale Bankenkrise wird nach Einschätzung von Finanzminister Steinbrück das Weltfinanzsystem umwälzen. "Die Welt wird nicht wieder so werden wie vor der Krise", sagt Steinbrück vor dem Bundestag. "Die USA werden ihren Status als Supermacht des Weltfinanzsystems verlieren."

Der Winter kommt.
23. RE: Öl

geschrieben von cream am 26.09.08 13:35

Die größte amerikanische Sparkasse Washington Mutual ist in der Nacht ebenfalls pleite gegangen.

Vielleicht noch mal das Auto voll tanken und mehrere 50 l Kanister Benzin in der Garage horten.

Erbseneintopf in Dosen ist momentan noch günstig zu haben. Kann man gut auf dem Holzofen warm machen.

Bin mal gespannt, wann die Börse wegen Panikverkäufen mitten im Handelstag geschlossen wird.
24. RE: Öl

geschrieben von whipped scream am 26.09.08 15:41

Zitat
Das soll die Mentalität sein, die die anstehenden ökonomischen, ökologischen und sozialen Probleme lösen soll? Diese Mentalität soll eine lebenswerte Zukunft aufbauen? Da bleibt mir das Lachen im Halse stecken!

VG Blue


Was ist eine lebenswerte Zukunft? Was bedeutet für Dich "lebenswert", was für einen indischen Straßenbettler? Wieviele Menschen haben auf dem Planeten unter "lebenswerten" Umständen Platz? Ist es wirklich unser Ziel, die maximale Menschenmenge durchzubringen?

Nietzsche hat mal gesagt: Die Menschheit sollte sich nicht fort- sondern hinaufplanzen. Oder so ähnlich.

Die Lösung verschaffen wir uns selbst. Die Natur sucht ein Gleichgewicht. Glücklicherweise schaffen wir es, uns selbst zu vernichten, bevor wir den Planeten irreversibel beschädigen (von kleinen Betriebsunfällen wie Tschernobyl mal abgesehen). Das Beste für den Planeten und für uns, bzw. jene, die es überleben, ist ein ganz großer Crash. Egal, ob nun die Mayas recht haben oder ob der - längst überfällige - Polsprung kommt oder was auch immer, es reicht, wenn ein Viertel der Menschheit überlebt. Zugegeben, ich wäre gerne dabei, aber es muß nicht sein, nicht um jeden Preis. Es reicht, wenn 25 Prozent überleben und das Goldene Zeitalter bricht an. Besser als jetzt, wo zwar viermal soviele leben, besser gesagt: vegetieren, und von diesen es nur 10 Prozent gut geht (wobei von diesen wiederum 9,9 Prozent ihr "Glück" nur in vordergründigen Belustigungen, Fressen, Saufen und Hedonismus sehen). Es geht uns schon viel zu lange zu gut. Wir wählen (in Ösiland sind am Sonntag wieder mal Wahlen) immer wieder dieselben korrupten von unsichtbaren Hintermännern ferngesteuerten Figuren, die schuld an den Problemen sind, die sie zu lösen vorgeben, also geht es uns noch immer nicht schlecht genug. Höchste Zeit, daß wir wieder auf die wahren Wichtigkeiten hingewiesen werden, daß wir wieder an unsere Wichtigkeiten denken. Es kann ja nicht sein, daß wir bei uns die Kinder im Bauch ermorden und auf der anderen Seite der Weltkugel, dort wo unter den gegebenen Umständen nur wenige eine Daseinsberechtigung haben, mit einem Milchpulverfraß eine Multiplikation der Bevölkerung und damit die Multiplikation der Probleme von morgen fördern. Wir sind einen Tag und drei Mahlzeiten von der Revolution entfernt. Gut so. Ich brauche keine Welt, in der immer der Soldat gewinnt und Archimedes verliert, in der nach über 200 Jahren Schulpflicht die Menschen ethisch und moralisch primitiver sind als zuvor. Es kann nur besser werden.
25. RE: Öl

geschrieben von Bulli31 am 26.09.08 22:26

Die USA sagen immer wieder, dass der Markt sich selber regelt.

Fünf Investmentbanken haben zwei Jahrzehnte lang dem Bankensystem anderer Länder die lange Nase gezeigt: "Guckt uns an, wir machen riesige Gewinne. Das Wachstum ist unerschöpflich. Ihr Idioten beschränkt euch selbst durch Schufa und konservative Leitzinspolitik. Ihr dummen Banken!"

... und nun, wo sich der Markt selbst bereinigen könnte ...

... nix ...

... immernoch telefonisch zu erreichen! ...

... wann gehen endlich die Lichter aus, wie in Stahlwerken, Hi-Tec-Schmieden, Handwerksbetrieben, Webereien und so weiter?

Wo ist die selbstständige Regelung durch den Markt?

Selbstständige Regelungen im Kapitalismus bedeuten: Firmenpleite.

Die 700.000.000.000 USD Hilfe wurde übrigens erst dann aufs Papier gebracht, als eine chinesische Bank echtes Interesse an der Übernahme von "Morgan Stanley World Wise" hatte (kein Schreibfehler!!!!).

Vielleicht könnte man den Sinnspruch abändern in:
"Erst produziert man ein weltweites Problem, bis die Weltwirtschaft weltweit den Bach herunter geht und dann päppelt man die Anstifter, so lange sie die richtige Nationalität haben."


Die Sparkasse Washington Mutual wurde beschlagnahmt und zwangsverkauft an JP Morgan ... eine Privatbank.
Interessant ist, dass Privatbanken als deutlich gefährdeter eingeschätzt werden, als Sparkassen.



@cream
> noch gar nicht aufgetischt, der Ausfall von Autofinanzierungen und die
> Kreditkartenfinanzierung.

Naja, ein Teil der Auto- und Kreditkartenfinanzierungen sind mit Hypotheken auf die Häuser abgesichert worden. Ein Teil ist also schon mit eingerechnet.


@bluevelvet

Spekulanten vertreiben ... OK, kann man ja mal durchrechnen, obwohl ich anmerken muss, dass jeder Mensch ein Spekulant ist. Sonst würden wir verhungern, wenn wir nicht im Frühjahr spekulativ Nahrung für das nächste Jahr anbauen und Teile davon für Notzeiten einlagern würden.

Die USA haben drei fünftel ihres BIP/NIP durch Finanzgeschäfte gemacht. Nur noch zwei fünftel basieren auf "ehrlicher Hände Arbeit/Dienstleistung".

Darum war es auch so wichtig, den World Trade Center District aufzubauen. Je mehr Welthandelsspekulation in den USA abläuft, um so mehr Geld gibt es in die Staatskasse.

Für Länder der ersten Welt ist eben nicht mehr zu holen, wenn es um den Produktionssektor geht. Die Kunden wollen billig, aber billig gibt es nur mit billigen Arbeitnehmern und Umweltverschmutzung. Beides nicht mehr möglich in der ersten Welt. Wir wissen alle durch welche Organisationen.

Die Lücke muss durch Markenhype, Warenhandel und Investmenthandel ersetzt werden ... mit allen negativen Konsequenzen.


26. RE: Öl

geschrieben von bluevelvet am 27.09.08 06:33

Moin zusammen!


@ whipped_scream

Natürlich ist dir klar, dass nach einer Katastrophe, die nur 25 % der Menschheit übrig ließe, nicht das Paradies, sondern nur Chaos, Niedergang und Elend folgen würden. Ich glaube auch nicht, dass die Menschheit ethisch immer mehr absackt - es gibt auch viel Gutes in der Welt. Ein weiterer Hoffnungsschimmer: Erstmals in der Menschheitsgeschichte ist es der Fall, dass sich - per Internet - prinzipiell jeder Mensch mit jedem anderen verständigen kann und - ebenfalls prinzipiell - jeder Mensch Zugriff auf das menschheitlich erarbeitete Kulturgut hat. Vielleicht passt folgender Satz des aus der Pfalz stammenden französischen Adligen Paul Thiry d`Holbach (1723-1789) in diesen Zusammenhang: "Die Menschlichkeit ist ein Knoten, um den Bürger von Paris mit dem von Peking zu verbinden." Dies z. B. ist ein Potential, das mich angesichts der anstehenden immensen Probleme noch leidlich optimistisch stimmt. Allein die Veröffentlichung des Mai im Internet hat gereicht, um dessen Inkrafttreten zu verhindern. Vgl. dazu auch das Buch Lizenz zum Plündern!


@ Bulli

Natürlich hast du recht, wenn du schreibst, dass jeder Mensch irgendwie Spekulant sei. Ich will ja auch nicht die Spekulanten "vertreiben", was immer das heißen mag; ich finde aber, dass deren Rolle in der Weltwirtschaft zumindest radikal eingeschränkt, am besten ganz abgeschafft werden sollte. Und ich finde, dass, wenn der amerikanische Bürger die irren volks- und weltwirtschaftlichen Schäden, die diese Leute angerichtet haben, jetzt sanieren soll, entsprechend den zu investierenden Geldwerten am Besitz oder zumindest der Kontrolle dieser Finanzinstitutionen beteiligt werden sollte. Natürlich werden wir allesamt bei der anstehenden Sanierung zur Kasse gebeten werden, und das nicht zu knapp.

VG Blue
27. RE: Öl

geschrieben von cream am 29.09.08 20:05

Unser Vater Staat hat heute die deutsche Bank Hypo Real Estate mit 20 Millarden Euro gesponsert, mit Steuergeldern, sie wäre sonst pleite, die größte Rettungsaktion in der Geschichte der Bundesrepublik, entgegen den politischen Beteuerungen, dass deutsche oder europäische Banken sicher seien, jetzt wird die Bank abgewickelt.

Die Bayern LB gibt ebenfalls Liquidationsengpässe bekannt.

Die Börse schmiert gewaltig ab, Wachovia, die viertgrößte US Bank ist heute ebenfalls pleite, bzw. wird übernommen. Die Wall Street befürchtet, dass 700 Milliarden Nothilfe bei weitem nicht ausreichen.

Kann nur jedem raten, liquides Geld kurzfristig von den eigenen Konten abzuräumen, oder mit ein paar eingetauschten Krügerrand von der Bank nach Hause zu gehen.

28. RE: Öl

geschrieben von hink am 01.10.08 11:51

Dazu Erwin Belzig (Bayern3):

"Im Sozialismus wird zuerst verstaatlicht und dann ruiniert, im Kapitalismus wird zuerst ruiniert und dann verstaatlicht. Im Ergebnis doch dasselbe, oder?"
29. RE: Öl

geschrieben von cream am 04.10.08 20:19

Habe mir vorgestern 6 Goldmünzen, kanadische Maple Leaf zu je einer ½ Unze Feingold gekauft, und ein Konto umgeschichtet, Holz ist genug hinter der Hütte.

Das Gold müsste reichen, um sich im Winter, wenn es hart auf hart kommen sollte, ein paar Schweinehälften vom Bauern zu leisten.

Ein goldener Notgroschen beruhigt irgendwie.


30. RE: Öl

geschrieben von cream am 05.10.08 18:51

Frau Merkel äußert heute, dass der Staat eine Staatsgarantie für alle Sparanlagen abgibt.

Die deutsche Bank HRE steckt tiefer in der Kreide als angenommen, bis zu 100 Millarden Euro.

Warum äußert Frau Merkel das?

Wenn nur 10 % der Bundesbürger ihre Konten leerräumen, ist jede Bank, von der abgeräumt wird, pleite.

Nackte Panik.

Muss wohl morgen früh nochmal zur Bank.

Will ja nicht irgendwann umsonst in der Schlange stehen.

31. RE: Öl

geschrieben von tassilo46 am 05.10.08 19:27

Hallo cream,

zu Deinem Posting vom 04.10.:

Du hast Goldmünzen gekauft und Dein Konto umgeschichtet, und jetzt bist Du beruhigt, weil "genug Holz hinter der Hütte" ist.

Kann sein, kann aber auch sein, dass auch das noch zu kurz gedacht ist. Sowohl Gold wie auch Geld ist nur dann etwas wert, wenn es auch jemand haben will. Und damit jemand Gold haben will, wenn Du etwas zu essen haben willst, dann muß es ihm schon um einiges besser gehen als Dir.
Und mit dem Geld ist es ähnlich. Gut, ist gesetzliches Zahlungsmittel, aber der Preis bildet sich am Markt, und wenn mehr Geld als Essen da ist, dann ... brauchen wir wieder Lebensmittelmarken.

Um es mit einem alten Slogan der GRünen zu sagen: "erst wenn der letze Baum gefällt ist (usw.usf.), werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann."

Jetzt ist es eben (fast) so weit. Ein gigantisches Kartenhaus fällt in sich zusammen und es zeigt sich, wo die wirklichen Werte sind: in den Dingen, die wir zum (Über-)Leben brauchen. Nicht nur Essen, aber auch, und Kleidung, Wohnraum, Heizung und ein bißchen Mobilität.

Hoffe, ich bin jetzt nicht zu philosophisch geworden.

tassilo
32. RE: Öl

geschrieben von cream am 05.10.08 20:08

Hallo tassilo,

ich traue dem Braten nicht, sind noch viel zu viele Leichen im Keller, ein bischen Cash zu horten kann nicht schaden, wenn es dann darum geht, die letzten Reste aufzukaufen. Dabei geht es mir um die Versorgung der von Dir genannten Dinge, Heizung, Essen, Benzin, für den Notfall im Winter.

Die 6 kleinen Dukaten kann ich immer wieder verkaufen, Gold verliert in dieser Zeit nicht an Wert.

Eine Staatsgarantie für Spareinlagen, wie sie die Bundesregierung heute für die Summe von 568 Milliarden Euro abgibt, (wie auch immer die überhaupt aussehen soll) ist schon erstaunlich. Wir haben teilweise einen Einlagensicherungsfonds, der Regierung in Berlin geht der Arsch auf Grundeis, sie hat Angst, dass Leute ihre Girokonten oder Sparkonten leerräumen und eine Kettenreaktion in einer Kernschmelze mündet.

Ich pfeife momentan wo es geht auf Zinsen oder angeblich sichere Banken, was ich habe, das habe ich.
33. RE: Öl

geschrieben von Gabriela am 05.10.08 20:50

Hm ich sehe das genauso.

Wie war es denn in den Kriegsjahren- hat man da für Gold wirklich noch etwas bekommen?
Waren da nicht andere Sachen wichtiger?

Natürlich versucht die Bundesregierung gerade den kleinen Sparer davon abzuhalten seine Konten leerzuräumen. Keine Bank der Welt würde das aushalten wenn die Spareinlagen abgezogen würden.

Gabriela
(die gerade für ihre Bankprüfung büffelt...mögest du in interessanten Zeiten leben...)
34. RE: Öl

geschrieben von Bulli31 am 06.10.08 18:27

Nachdem die Iren private Spareinlagen staatlich abgesichert hatten, fühlten sich die Briten bedroht.
Als aber gestern die Bundesrepublik nachzog, fühlte sich die britische Regierung genötigt eine Krisenkonferenz anzuberaumen.

Allerdings, zur großen überraschung, nicht in einem normalen Konferenzsaal, sondern im Terrorismus-Kriseninterventionsraum in Downing Street No 10, wo man normalerweise nur nach Terroranschlägen zusammenkommt.

Auch wird in diesem Zusammenhang in der Presse nur von Deutschland geschrieben, obwohl andere europäische Staaten ähnliche oder gleiche Staatsgarantien gegeben haben.


1. Großbritannien scheint die Maßname als terroristischen Anschlag auf das vereinigte Königreich zu sehen.
2. Schuldig am Terroranschlag sind wie immer "the Germans".
3. Alle anderen europäischen Länder sind unschuldig.
4. In dem Terrorismus-Kriseninterventionsraum laufen vermutlich alle Leitungen der In- und Auslandsgemeindienste zusammen. Die Geheimdienste sind wohl im Augenblick das, was die Briten für die Bewältigung des Angriffes durch Frau Merkel brauchen ... .


Himmel, was kommt außenpolitisch noch alles auf uns zu ... .


PS: Leider weiß ich nicht, ob die Konferenz wirklich in dem Kriseninterventionsraum einberufen wurde. Geplant war sie dort lt. Medienberichten heute Vormittag.

Über das richtige Vorgehen bin ich mir nicht sicher. Es sieht so aus, als ob die Preise steigen werden. Bei hoher Inflation wird natürlich auch das Gold ständig entwertet. Gut. Auf einem Sparbuch für 0,5 Prozent auch. Und ob die Bundesregierung die Spareinlagen sofort ersetzt oder den Schaden erst nach 10 Jahren begleicht, ist auch noch fraglich.

35. RE: Öl

geschrieben von whipped scream am 07.10.08 02:34

Zitat

Eine Staatsgarantie für Spareinlagen, wie sie die Bundesregierung heute für die Summe von 568 Milliarden Euro abgibt, (wie auch immer die überhaupt aussehen soll) ist schon erstaunlich. Wir haben teilweise einen Einlagensicherungsfonds, der Regierung in Berlin geht der Arsch auf Grundeis, sie hat Angst, dass Leute ihre Girokonten oder Sparkonten leerräumen und eine Kettenreaktion in einer Kernschmelze mündet.


Dieses Pfeifen im Wald bewirkt genau das Gegenteil und zeigt, daß es (nicht nur) Deutschland in Wahrheit schon jetzt ziemlich bescheuert geht. Um nicht zu sagen: ganz unabhängig von der US-Finanzkrise sind ohnedies fast alle Staaten bankrott. Auf die Gefahr, daß ich mich wiederhole: Österreich benimmt sich wie ein Pyramidenspieler. Bei uns müssen Unternehmer im Dezember zwei Umsatzsteuern abführen, nämlich die von Jänner auch schon. Letztere darf man sich dann ein Monat später, im Jänner, wieder abziehen. Aber der Staat hatte ein Monat lang einen zinsenlosen Kredit von seinen Bürgern und konnte die Weihnachtsgelder seiner teuren Beamten bezahlen. So eine Loch-auf-Loch-zu-Strategie verfolgt doch nur jemand, der total pleite ist. Die Staaten sind bankrott, 1987 hat das schon Paul C. Martin in seinem Bestseller "Wann kommt der Staatsbankrott" vorausberechnet. Sein Point of no Return war für Österreich 1993 und für Deutschland 1995.

Ein Grund mehr, nun erst recht zur Bank zu eilen und sein Geld in Sicherheit zu bringen. Kauft irgendwas, alte Geigen, Teppiche, Briefmarken, Gemälde, egal, alles besser als Geld, das morgen vielleicht wenig wert sein wird. Unsere Großeltern sind zweimal eines wenig schönen Morgens aufgewacht und ihr Spargeld hat gerade noch gereicht, um eine Wurstsemmel zu kaufen. Warum soll uns das nicht auch mal passieren können?
36. RE: Öl

geschrieben von hink am 07.10.08 11:43

Dazu ein Spruch meines Schwiegervaters
(Er hatte die Ausläufer von 1923 und 1929 miterlebt, und 1948 gesehen, wie alles den Bach herunter ging):

"Spare in der Not, dann hast du Zeit dazu."

Es sieht wohl so aus, daß, damit das Dogma vom unbegrenzen Wachstum nicht aufgegeben werden muß, der Konjunkturverlauf eine "Sägezahnschwingung" sein muß.
Wir sind also gerade am fast senkrechten Abstieg angelangt.

In Ermangelung eines Krieges muß dann eben an den Börse hazardiert werden.
Das immer noch besser, als zerbombte Städte und Millionen Tote und das dazugehörige Leid und Elend.

Aber mir scheint, ein Krieg ist wesentlich wirkungsvoller, das Wegwerfen wird bis zum Exzeß getrieben, das sichert anschließend traumhafte Wachstumsraten
(Verg. hierzu George Orwell 1984 ("Das Buch"))
Die Terroristen sind da leider noch nicht effizient genug. Die Wirkung der Anschläge in New York nehmen sich eher noch bescheiden aus.
Man betrachte hierzu einmal die Auswirkungen von Anschlägen im Irak und im nahen Osten.
37. RE: Öl

geschrieben von bluevelvet am 07.10.08 12:49

Whipped screams Hinweis auf die Pyramidenspieler dürfte treffend sein. Mittlerweile gewinnt man den Eindruck, dass sich Banken, Investment-Fonds etc. zu Pyramidenspielern entwickelt haben. Das System funktionierte nur so lange, wie immer mehr Kapital nachgeschoben werden konnte. Und wie es bei Pyramidensystemen so ist: Irgendwann brechen sie zusammen. Die Zeche zahlen in diesem Falle die kleinen Leute, und das weltweit. Die Verursacher gehen, natürlich gut alimentiert, in den Vorruhesstand.

Bei Kritiknetz habe ich gerade unter dem Titel "Kredit, Kapital und Krise. Von der Überakkumulation des Kapitals zur aktuellen Krise des Geldes" eine ausführliche Analyse der gegenwärtigen Krisenzusammenhänge gefunden (2 Wochen alt). Da mir der Autor als grundsolider ökonomischer Analytiker bekannt ist, möchte ich euch den genannten Aufsatz nicht vorenthalten.

VG Blue
38. RE: Öl

geschrieben von bluevelvet am 07.10.08 19:12

Nachdem vorgestern abend die regierernde ostdeutsche Pastorentochter vollmundig verkündete, dass die Einlagen der Sparer vom Staat gerantiert würden, fragt man sich als Normalbürger natürlich, was denn genau durch den Staat garantiert würde. Eine Antwort:

"Der Bund garantiert alle Einlagen von Privatleuten auf Giro- und Sparkonten sowie Festgelder und Tagesgelder. Nicht umfasst von der Garantie sind Aktien, Investmentfonds, Lebensversicherungen, Riester-Renten, betriebliche Vorsorgen, Anleihen, Schuldverschreibungen, Zertifikate, Pfandbriefe, Immobilien oder Gold. Bei den Versicherungen springt im Falle einer Pleite aber die Protektor AG, vergleichbar mit dem Einlagensicherungsfonds der Banken, ein."
(Quelle: Netzeitung - Protektor AG-Link von mir eingefügt. - Blue)

Blue

39. RE: Öl

geschrieben von Bulli31 am 07.10.08 20:20

Evening Standard von gestern Abend:

> Ms Merkel promised at the weekend that the deposits of german
> savers were safe - heaping pressure on the British government
> to fully guarantee savings here.

> Today she insisted that this was a political statement rather than
> a move to a new, legally binding guarantee.

Mit meinen Worten:
Heiße Luft, ohne Substanz, nicht einklagbar, Politikergerede.

40. RE: Öl

geschrieben von whipped scream am 07.10.08 22:48

Ich finde es immer wieder witzig, wenn ein Staat etwas garantiert. Besonders aber, wenn es gleich soviel ist. Im normalen Leben des sogenannten "kleinen Mannes" nennte man das vorsätzlichen, gewerbsmäßigen Betrug. Denn: alle europäischen Staaten, mit Ausnahme Norwegens und Luxemburgs, haben zuviele Schulden, um diese zurückzuzahlen. Wenn bei uns über Defizitabbau oder gar Nulldefizit gesprochen wird, dann wäre damit, so es überhaupt gelänge, ja noch nicht ein Pfennig der Staatsschulden zurückgezahlt worden, sondern allenfalls heldenhaft versucht worden, diese Schulden zumindest am gleichen Niveau zu halten.

Also: die Staaten sind nicht in der Lage, ihre Schulden zurückzuzahlen, ganz im Gegenteil werden diese in der Regel von Jahr zu Jahr mehr. Was - zumindest bislang - gelingt, ist das Löhnen der Zinsen und Zinseszinsen. Solange ein Staat diese Zinsen zahlen kann, gilt er als nicht bankrott. Wenn auch das nicht mehr gelingt, dann ist er bankrott, wie zum Beispiel Argentinien vor kurzem. Natürlich ist ein Staat nicht wirklich bankrott. Ist ja heute nicht mehr so wie vor über hundert Jahren, als man dem säumigen Staat die Küstenstädte zusammenschießen ließ, so er welche hatte. Also heute kommt zum Staat kein Exekutor, allenfalls kann man Auslandswerte beschlagnahmen, aber das ist es schon. Ein Staat kann gar nicht pleite gehen, denn er ist in Wahrheit sehr reich. Er besitzt ja alles, bzw. kann sich alles unter den Nagel reißen, was auf seinem Staatsgebiet liegt. Wir lernen also: ein Staat kann zwar theoretisch pleite gehen, aber darum ist er nicht besitzlos, er hat weiterhin viel Vermögen. Die Pleite des Staates bezahlen seine Bürger über die mit dem Niedergang des Staates einhergehende Geldentwertung. So schaut es aus.

Aber zurück zum Focus: Wenn Staaten wohlhabend wären, dann zahlten sie ihre Schulden zurück. Das tun sie aber nicht. Weil sie in Wahrheit eben nciht wohlhabend sind, kein Geld haben, viele Verbindlichkeiten haben.

Was ist nun die Garantie jemandes wert, der kein Geld, aber viele Schulden hat?

Die sogenannte Garantie Merkels ist - und auf diese Feststellung bitte ich, besonders zu achten - nichts als ein Versprechen, zu einem bestimmten Zeitpunkt die Banknotendruckmaschinen anzuwerfen, also das Geld abzuwerten. Nichts sonst.

Den Bonzen geht es um nichts anderes, um jeden Preis Zeit zu gewinnen, um das übliche Theater noch ein bißchen spielen zu können, bis etwas anderes uns mehr ablenkt (und in der Folge auch die Weltwirtschaft wieder ankurbelt), ein kleiner Krieg zum Beispiel, oder noch besser: ein großer.

Sie müssen Zeit gewinnen, um das Schmierentheater, das ohnedies nur mehr aus miesen Taschenspielertricks besteht, aufrecht zu erhalten. Das geht nur, solange alle glauben, daß das System funktioniert. Daher muß es dem System gelingen, alle dahingehend einzulullen, sein Geld NICHT abzuheben und in Sicherheit zu bringen. Denn wenn heute nur ein lächerliches Promille der Sparer ihr Geld zur Gänze beheben wollten (wer will schon der Erste sein, der sein Geld nicht mehr bekommt), ist es mit der Fiktion, daß ein täglich kündbares Sparbuch auch wirklich ausgezahlt wird, vorbei. Alle merken: Der Staat hat kein Geld.

Damit das nicht passiert, wird alles versprochen, ganz egal, ob das jemals eingehalten werden kann oder nicht.

Merkel (und alle anderen Verantwortlichen in anderen Staaten) ist eine Hochstaplerin, nicht mehr und nicht weniger.
41. RE: Öl

geschrieben von whipped scream am 08.10.08 00:44

Kleine Ergänzung dazu.

Einer österreichischen Fernsehsendung, in der Prominente zur Krise befragt wurde, kam heraus sich nun etwas rächt, das vor 10 bis 20 Jahren nicht nur bei uns, sondern auch in Deutschland ziemlich modern war: sell and lease back. Damals erhöhten viele Kommunen ihre Liquidität durch den Verkauf von Allgemeingut, das sie dann im selben Augenblick wieder zurückleasten. Das betraf vor allem die Kanalisation, die öffentlichen Verkehrsbetriebe, aber auch anderes.

Zum Beispiel kam dabei heraus, daß damals alle (ALLE!!!) österreichischen Donauwasserkraftwerke an US-amerikanische Institute verkauft worden waren. Davon wird wohl so manches nun in den verschiedenen Konkursmassen landen.
42. RE: Öl

geschrieben von whipped scream am 08.10.08 17:57

So gut wie alle hochindustrialisierten Staaten, mit Ausnahme Norwegens und Luxemburgs, sind hoch verschuldet und so pleite, daß sie diese Schulden Jahr für Jahr ausweiten müssen. Wer gibt den Staaten - man möchte fast sagen: gegen besseres Wissen - Geld? Die wenig überraschende Antwort: die Banken geben den Staaten Geld. Nun fällt das Finanzweltkartenhaus zusammen, die Banken sind pleite, weil sich alle ihre Veranlagungen in nichts auflösen. Normalerweise müßten die Banken nun ihre Forderungen an die Staaten dieser Welt geltend machen. Geht wohl nicht, weil die Staaten nicht liquide sind. Um die Bankenwelt zu retten, garantieren nun die Staaten, eben genau jene, die ihre Verbindlichkeiten nicht begleichen können, weil sie hinten und vorne kein Geld haben, den Sparern ihre Sparguthaben, rein nominell, denn natürlich könnte niemand auf der Welt alle Sparer ausbezahlen. Diese Garantie ist rein hypothetisch und hat den alleinigen Sinn, eben genau zu verhindern, daß sie schlagend wird. Denn würde sie das, wäre binnen Stunden aller Welt klar, daß die Garantie nicht umsetzbar ist. Die Staaten versuchen eben, die Chimäre vom sicheren Sparguthaben aufrechtzuerhalten, um jene Banken, denen sie, die Staaten, jede Menge Geld schulden vor dem Zusammenbruch zu retten, um ihren eigenen Geldschei**er am Leben zu erhalten, von dem sie wie in den Jahren zuvor auch im nächsten Jahr wieder dringendst Geld bekommen müssen, um den überfälligen Staatsbankrott noch eine Zeitlang vor sich herschieben zu können. Wir haben also einen betrügerischen Staat, der, obwohl hochverschuldet, Garantien in astronomischer Höhe ausstellt, besser gesagt: ausstellen MUSS, um seinen existentiell notwendigen Geldgeber, dessen "Bonität" darin besteht, daß er das Geld der Sparer in so gut wie bankrotten Staaten mit künstlich hochgehaltenen Ratings (und Spekulantenluftblasen) verzockt, äh, angelegt hat, also in Wahrheit überhaupt keine Bonität besitzt, am Leben zu erhalten. In dem irren Geldkreislauf ist überhaupt keiner mehr dabei, der noch irgendeine Bonität besitzt, wenn wir die systembedingt nötigen Traumzahlen der Rating-Agenturen beiseite lassen. Ist doch Hirnwixerei, wenn sich die Gauner gegenseitig die Bonitäten ausstellen. Wahrlich, dieses riesige Potjemkinsche Dorf hat es verdient, hinweggefegt zu werden.
43. RE: Öl

geschrieben von Bulli31 am 08.10.08 21:12

Der Staat, das sind wir.
Alle Bürger haben entschieden, dass sich eine weit entfernte Organisation namens Staat höchstverschuldet. Angetrieben von Zweckoptimisten seit den 70ern.

Das ist alles schon lange bekannt und seit 1976 - für die Bundesrepublik D - wissenschaftlich berechnet, was passieren wird.
Der Beweis der Thesen steht noch aus, kann aber nicht mehr lange dauern.

Alles ist relativ.
In den 70ern ging es uns mit einer Steigerung des BIP um etwa 3 % bis 5 % "soooo schlecht", dass man sich verschuldete und obendrein noch den Turbolader des schwarzen Feitags, die Terminmärkte, von der absoluten "Wehret den Anfängen"-Verbotsliste auf die OK-Lass-Uns-Die-Alten-Dummheiten-Wieder-Machen-Liste setzte.
Die Bürger wollten es so.

> österreichischen Donauwasserkraftwerke an US-amerikanische Institute verkauft
Der Verkauf und das Zurückleasen von Objekten (in D meist Abwasserkanalsysteme) ist eine Sache, die nur auf Grund der massiven Verschuldung nötig wurde.
Wenn die Bürger sich weigern höhere Steuern zu bezahlen, aber die Kosten steigen, muss der Staat sein Tafelsilber verkaufen.
Fragt sich, ob die Verschuldung seit den 70ern nötig war.

Das Grundprinzip der Bundesrepublik lautet, dass der Haushalt eines jeden Jahres ausgeglichen sein muss.
Allerdings ohne Strafandrohung.
Wäre als Strafe für einen Verstoß die Todesstrafe, würden wir gar nicht in dieser Situation stecken, denn die Politiker, die nicht mit Geld umgehen können, würden aus dem Gerichtsverfahren nicht mehr lebend heraus kommen.
Heutzutage werden solcherlei Politiker von den BürgerInnen durch Wahlsiege für ihre desaströse Verschuldungspolitik belohnt.
In D hat Helmut Kohl es in den 80ern geschafft die Neuverschuldung knapp unter null Prozent zu bringen, aber auch nur weil er in Bundesrat und Bundestag die Mehrheit hatte und mit seinem Haushaltsplan die minus drei Prozent anvisierte.
Schröder hat im ersten Jahr seiner Regierung die plus drei Prozent anvisiert und ist bei irgendwas um die plus sechs Prozent gelandet.
Zwischen Planziel und Realität liegen also in etwa plus drei Prozentpunkte.
Das kann man einplanen.
Vorher.
Macht man das nicht rechtzeitig, kommt das dicke Ende.
Auf das dicke Ende antwortet die Bevölkerung mit Protestwahlen.
1933 war eine Protestwahl.
Muss man das wieder haben?

Interessant finde ich, dass die Banker jetzt sagen: "Wir sind jetzt richtig in der Krise, also muss der Staat jetzt richtig Schulden machen. Die Weltwirtschaftskriese von 1929 hat es gezeigt."
Dies weist einfach nur nach, dass sie den Steuerzahler die ganze Zeit schon verarscht haben.
Wir haben es ja noch nicht einmal geschafft in den letzten beiden "guten Jahren" die Staats[ NEU ]verschuldung nahe null zu bringen, wie soll das nun wieder funktionieren?
Sollen etwa die Chinesen mit ihrem Mindestlohn von 77 Euro die teuren deutschen Produkte kaufen? Wir wissen doch aus den 60ern bereits, dass Wachstum dann möglich ist, wenn der "Einfache Bürger" die Produkte konsumiert. Wenn wir es nicht hinkriegen den Massenmarkt in der Welt durch billige Produkte aus D zu erobern, sehe ich ziemlich schwarz.

Interessant finde ich auch, dass die Bürger der USA mit ihrem Verhalten erstmal Kredite aufzunehmen und dann nicht zurück zu zahlen sich an der Krise vollkommen unschuldig fühlen. Typisch Ami. In ihren Augen sind es die Leute von der Wall-Street, die an allem schuld sind. Nur einer, so der Interviewpartner von einer Umfrageorganisation (im CNN-Interview), hätte angegeben, dass er an der Krise mit Schuld sei.
Sonst immer nur der Zeigefinger auf die anderen.
Wir erninnern uns, als die Technik-Blase Ende 2000 platzte, waren die Anschläge vom 11.09.2001 daran schuld.


Für mich ist eindeutig die Verschuldung an der Misere schuld.
Höchste Zeit, um den Schuldenberg abzubauen.
Die Alternative wäre die Geldhändler zu enteignen und, damit sie nicht später die Summen zurückfordern können, alle umzubringen.
Das hatten wir schon.
Das brauchen wir nicht noch einmal.

Selbstständig Regelung des Marktes bedeutet: Firmenpleite!


@cream
Gerade gehört. 900 Milliarden Kreditkarten-Verbindlichkeiten sind im Augenblick noch in der Schwebe. Sind das US$ oder EU€?


@whipped-scream
> Wer gibt den Staaten - man möchte fast sagen: gegen besseres Wissen - Geld?
Die Bürger über Bundesschatzbriefe und Investoren im Ausland über sonstige von der BRD ausgegebene Staatsanleihen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang die aktuelle Fernsehwerbekampagne der BRD für entsprechende Papiere.
Anscheinend trauen sich Großinvestoren an dieses Papier nicht mehr heran, so dass das Volk durch Fernsehwerbung zum Kauf gebracht werden muss.


44. RE: Öl

geschrieben von whipped scream am 08.10.08 21:43

Zitat

Wir haben es ja noch nicht einmal geschafft in den letzten beiden \"guten Jahren\" die Staatsverschuldung nahe null zu bringen, wie soll das nun wieder funktionieren?


Ich erlaube mir zu ergänzen: "StaatsNEUverschuldung", damit es da keine Mißverständnisse gibt. Die Staatsschulden auf Null zu bringen, ist überhaupt kein Thema, jedes Land ist froh, solange es noch die Zinsen bedienen kann.



Zitat

@whipped-scream
> Wer gibt den Staaten - man möchte fast sagen: gegen besseres Wissen - Geld?
Die Bürger über Bundesschatzbriefe und Investoren im Ausland über sonstige von der BRD ausgegebene Staatsanleihen.


Nun, kein Bürger kann Bundesschatzbriefe im Supermarkt kaufen, das wird über Banken abgewickelt, allenfalls über Vermögensberater, die dann wieder mit Banken zusammenarbeiten.

Und Anleihen, insbesondere Staatsanleihen, werden über sehr große Bankhäuser begeben. Ein Freund von mir war als Großkotz einer großen österreichischen Bank übrigens mit der Abwicklung einer polnischen Staatsanleihe über eine (oder waren es drei, na egal) Mrd. Euro betraut.

Damit will ich nur sagen, daß das Geld natürlich nicht von der Bank selber kommt, daß da die Herren Vorstände und Aufsichtsräte keinen Kopfstand machen. Aber es kommt eben immer _über_ die Banken zum Staat. Die Bank ist immer der Mittler zwischen Geldgeber (Sparer) und -nehmer (Kreditnehmer). Die Geldmenge wird vom Staat reguliert, mit einer kleinen, fast unbedeutenden Ausnahme, den USA, nämlich, dort ist das ein Privatvergnügen der Fed, indem er über die Nationalbank Geld an die Banken verleiht, eben zum Leitzinssatz.
45. RE: Öl

geschrieben von whipped scream am 08.10.08 22:50

Wer die Märchen und Schönredereien satt hat, schaue sich das an:


http://www.youtube.de/?watch?v=ComjnMU0sbc
46. RE: Öl

geschrieben von cream am 09.10.08 22:11

Hi Bulli,

Die Frage zu den Kreditkartenkrediten in Bezug auf die Währung kann ich Dir jetzt auf die Schnelle heute Abend nicht beantworten, ist aber auch egal, schon wieder fast eine Billion.

Heutzutage sind einige hundert Milliarden ja schon relativ wenig im Sprachgebrauch.

Anbei ein interessanter Artikel auf n-tv online, gerichtet an unsere Bundeskanzlerin Frau Merkel, um ihr das System zu verdeutlichen.

Das System

Auch interessant: Beim Geld geht es um die Wurst:

Wie aus nichts Geld geschaffen wird

Übrigens, die ehemals noble amerikanische Firma General Motors hat nach heftigen Börsenverlusten heute nur noch den Wert wie in 1950.

Fehlen nur noch ein paar Jahre bis 1929.

Obwohl pleite gehen als wirtschaftlich starker BIP Staat ja nicht so einfach ist, man ist ja kreditwürdig, noch mehr Schulden rein in das System. Wir haben ja VW, mit dem inzwischen über 30 fachen Wert von GM.

Nur wer soll die dann kaufen?
47. RE: Öl

geschrieben von whipped scream am 10.10.08 01:02

Zitat
Wer die Märchen und Schönredereien satt hat, schaue sich das an:


http://www.youtube.de/?watch?v=ComjnMU0sbc



Die Seite wurde aus dem Netz genommen, nun kann man dasselbe hier sehen:

http://de.youtube.de/?watch?v=yvVW95Bsne0
48. RE: Öl

geschrieben von cream am 10.10.08 09:27

Ich hoffe, ihr habt alle genug Knäckebrot, Eintopf in Dosen, Fette, Zucker, Reis, Nudeln, H-Milch, Corned Beef in Dosen, Kerzen gehortet.

Die Geschäfte machen bald dicht.
49. RE: Öl

geschrieben von whipped scream am 10.10.08 12:53

Zitat
Ich hoffe, ihr habt alle genug Knäckebrot, Eintopf in Dosen, Fette, Zucker, Reis, Nudeln, H-Milch, Corned Beef in Dosen, Kerzen gehortet.

Die Geschäfte machen bald dicht.


Bin da ganz bei Dir. Da gibt es aber genug Katastrophen-Ratgeber, was man sich da alles auf die Seite legen soll. Aber H-Milch braucht keiner, bitte. Die ist ja töter als tot. Dafür aber ein paar Kilo Dinkelkörner, die halten lang und damit kann man lecker Brot machen, mniammm.

Was jeder haben sollte: ein Radio mit Kurbeldynamo, das also auch ohne Batterien funktioniert.

Und gut, wenn man mit Diesel fährt, der ist nämlich unbegrenzt lagerfähig (im Gegensatz zur 6-Monate-Lagerfähigkeit von Benzin, in dem sich die Farbstoffe absenken).

Und nicht zuletzt gilt noch immer der weise Spruch Al Capones: "Mit dem Hut in der Hand kommst Du durchs ganze Land. Mit einer Pistole in der Hand kommst Du noch viel weiter!". Es hat keinen Sinn, nette Vorräte zu haben, wenn man diese nicht vor den Leuten beschützen kann, die nicht so vorausblickend gedacht haben.

Denkt mal, was in unseren multikriminellen Städten los ist, wenn Lebensmittelkarten ausgegeben werden und - z. B. allein in Wien 400.000 - alle illegal hier Lebenden natürlich nicht damit erfaßt werden können. Da werden in unseren schönen Landen Millionen Menschen hungern. Und dann wird es wirklich lustig. Denn zuerst kommt das Fressen, dann die Moral.

Übrigens war an der Wiener Börse heute vormittag wegen dramatischer Kurseinbrüche (mehr als 10 v. H.) der Handel ausgesetzt (wurde dann um 12 Uhr wieder geöffnet). Die Party ist endgültig vorbei.
50. RE: Öl

geschrieben von bluevelvet am 10.10.08 20:25

Mit dieser Krise sollte der neoliberale Wahn von Liberalisierung, Privatisierung etc. eigentlich beendet sein. Glaubt aber bloß nicht, dass sich am System etwas grundsätzlich ändern wird. Es wird auch keine schärferen Kontrollen oder Haftungsregelungen geben. Dann würden sich "unsere" Politiker nämlich um ihre künftigen Aufsichtsratsposten bringen. Jetzt wird erstmal das Geld der Steuerzahler verzockt und dann wird es wieder "business as usual" heißen.

VG Blue

51. RE: Öl

geschrieben von cream am 13.10.08 17:44

Deutschlands größte Rettungsaktion der Geschichte, vor einigen Wochen noch undenkbar, wird jetzt mit 480 Milliarden € gesponsert, (mehr als der gesamte Bundeshaushalt eines Jahres, hier 2008 280 Milliarden), und soll bis Ende 2009 gelten. Frankreich ist mit 360 Milliarden dabei, sogar Österreich gibt 100 Milliarden.

Die Europäische Zentralbank will jetzt gemeinsam mit anderen wichtigen Notenbanken den Geldmarkt mit Dollar Beträgen in unbegrenzter Höhe fluten.

Was für ein Aufstand, die Sanierung des Auslösers Lehmann Brothers wäre billiger gewesen.

Das Paket der Bundesregierung diene dem Schutz der Bürger "und nicht dem Schutz von Bankinteressen", sagte die Bundeskanzlerin. Die Bundeskanzlerin geht auch davon aus, dass der Bundeshaushalt nicht ausgeglichen sein wird, sondern dafür natürlich Schulden gemacht werden müssen.

35 % der Kosten sollen sogar von den Bundesländern übernommen werden. Der Steuerzahler wird per Dekret Sponsor von maroden Banken. Die Banken brauchen faule Kredite vorerst auch nicht mehr bilanzieren.

Ganz schön abgezockt die Banker, alles ohne Ende hochfahren bis es kracht, in der Gewissheit, wird nicht viel passieren, der Staat kann nicht anders, um nicht zu kollabieren. Vater Staat bzw. seine Bürger werden schon kapieren, dass sie sponsern müssen. Jetzt haben wir endlich den Steuerzahler im Sack, die Kurse sind schön tief, und weiter geht’s, Rendite.

Warum habe ich eigentlich keine Privatbank gegründet? Pleite gehen wird per Gesetz verboten, hoch lebe der Kapitalismus.

Jedenfalls ist das Öl wieder billiger, ist ja auch etwas, womit man den Steuerzahler als Ausgleich für seine Last jetzt motivieren kann.
52. RE: Öl

geschrieben von whipped scream am 13.10.08 20:01

Zitat
Deutschlands größte Rettungsaktion der Geschichte, vor einigen Wochen noch undenkbar, wird jetzt mit 480 Milliarden € gesponsert, (mehr als der gesamte Bundeshaushalt eines Jahres, hier 2008 280 Milliarden), und soll bis Ende 2009 gelten. Frankreich ist mit 360 Milliarden dabei, sogar Österreich gibt 100 Milliarden.


100 Mrd. sind für Österreich im Verhältnis sehr, sehr viel. Mannomann, muß es uns schlecht gehen.

Zitat
Was für ein Aufstand, die Sanierung des Auslösers Lehmann Brothers wäre billiger gewesen.


Lehmann Brothers war nur die erste Großinsolvenz, da sind noch genügend Blasen vorhanden. Keine Sorge, das kommt alles noch. In den USA soll ein Rück- und Kreditversicherer krachen, da geht es dann nur bei dieser einen Firma um 500 Mrd. Dollar.



Zitat
Warum habe ich eigentlich keine Privatbank gegründet? Pleite gehen wird per Gesetz verboten, hoch lebe der Kapitalismus.


War das Mark Twain, der sagte: "Amateure überfallen eine Bank, Profis gründen eine"?
53. RE: Öl

geschrieben von Bulli31 am 14.10.08 00:34

Ist es nicht eine Ironie, dass gerade im Jahr 2008, dem Jahr der Mathematik, die Finanzmathematik einen internationalen Börsencrash aulöst?


OK, ich werde aktueller:

"Wir sind ins Gelingen verliebt."
Bundesfinanzminister Steinbrück

Ist Liebe wirklich ein guter Ratgeber, während Investmentbanker an der Wall Street bei abgeschalteter Kamera den Ankauf von Gold, Munition und Waffen empfehlen?


Ich hatte es mal wieder angedeutet, die USA haben 700 Milliarden Rettungspaket geschnürt, während die europäischen Freunde der USA Frankreich, Deutschland und Österreich alleine schon weit über 960 Milliarden geben. Andere europäische Länder, wie Italien, Spanien, Irland, Großbritannien und Island sind noch gar nicht mit dabei. Da wird vermutlich noch 500 Milliarden hinzu kommen. Somit muss Europa wieder mal den Löwenanteil von der Suppe löffeln, die in den USA angerührt wurde.

Die USA sind schlau.
Fürchterlich schlau.

Mit was werden sie die Europäer bald wieder herein legen?


@bluevelvet
Das, was Großbritannien macht, ist IMHO eine gute Lösung. Geld nur gegen Aktienpaket. Das finde ich gut, wenn man die Banken nicht Pleite gehen lassen will.

Mir wurde vor drei Jahren (etwa) die West-LB als Anlageobjekt angeboten, um die West-LB aus der Krise zu bekommen. Ich habe es nicht genutzt, weil ich darauf vertraute, dass Pleitebanken wirklich Pleite gehen. Tja, seitdem ist die West-LB bereits ein zweites Mal in Schwierigkeiten gewesen und immer noch nicht Pleite. Unmöglich. Ich hätte in die West-LB investieren sollen.

Banken ... was wollen wir machen?
Wir sind gezwungen zur Dienstleistungsgesellschaft zu werden.
Das können wir nicht, indem wir beispielsweise in jeder Straße einen Friseursalon aufmachen.
Früher gingen die Frauen, die nach der Friseurlehre nicht übernommen wurden, meist in die Industrie ans Fließband. Dort arbeiteten sie, bis sie ein Kind bekamen.
Heute ist keine Industrie mehr da, die die Absolventinnen mit Abschlussnote drei und vier aufnehmen könnte. Somit sind die Friseurinnen gezwungen sich fortzubilden.
Meisterschule geht aber nur, wenn sie Gesellenzeit nachweisen können. Somit arbeiten sie häufig unter Lehrlingsgehalt als Gesellin, nur um die Zeiten bescheinigt zu bekommen. Nebenher arbeiten sie für Freunde und Bekannte außerhalb des Salons und machen damit den existierenden Salons die Kunden abspenstig. Wenn sie die Zeiten zusammen haben, gehen sie auf die Meisterschule, leben vom Bafög und machen nach dem Abschluss den ohnehin schon zu zahlreichen Friseursalons mit einem eigenen Hairstyle-Laden konkurrenz.
So kann der ganze Dienstleistungssektor "Friseurgewerbe" auf keinen grünen Zweig kommen.

Was nützt uns eine Dienstleistungsgesellschaft, wenn jeder Selbstständig ist und durch den großen Konkurrenzdruck alle nur einen Euro pro Stunde verdienen.

Somit müssen neue Dienstleistungsjobs her, auch wenn es nur der Job "innovativer Finanzjongleur" ist.
Jobs wie Scheibenputzer an der Tankstelle, Kofferträger an Bahnhöfen, Feuerzeugverkäufer, Schuhputzer ... werden bei dem rapiden Abbau der Produktionsarbeitsplätze in ein paar Jahren viele tausend Familien ernähren müssen.


54. RE: Öl

geschrieben von bluevelvet am 14.10.08 05:55

Moin Bulli!

> Somit muss Europa wieder mal den Löwenanteil von der Suppe löffeln, die in den USA angerührt wurde.

Nur: Wie hätte man die USA ans Zahlen kriegen können? Die leihen sich das Geld wahrscheinlich jetzt von den Chinesen oder von ihren Pleitebanken. Aber egal, was gemacht wird, es bleiben immer Lösungen innerhalb des Systems. Das System selbst wird nicht in Frage gegestellt.

Ich seh in der Dienstleistungsgesellschaft ebenfalls nicht die Lösung der anstehenden Beschäftigungsprobleme. Dienstleistungen sind als solche nicht prodúktiv, sondern ihre Bezahlung beruht auf der Umverteilung des in Industrie, Handwerk, Landwirtschaft und Bergbau erwirtschafteten Realvermögens. Auch in Zukunft werden wir eine Industriegesellschaft bleiben - bleiben müssen.

VG Blue
55. RE: Öl

geschrieben von Bulli31 am 15.10.08 00:11

Hallo bluevelvet!

> Auch in Zukunft werden wir eine Industriegesellschaft bleiben - bleiben müssen.

Sicher _müssen_ wir das.
Wir _können_ es aber IMHO nicht mehr, weil eine ganze Generation etwas falsches gelernt hat.

Für das Kontrollieren von Socken kriegt man eben nicht mehr IGM Lohngruppe 2 mit Progression abhängig von der Zeit der Betriebszugehörigkeit. Für die Tätigkeit sind nur noch ca. 180 Euro Brutto inklu. Lohnnebenkosten drin.

Seit Jahrzehnten findet kein Umdenken statt, obwohl die Produktionsarbeitsplätze in der Industrie in Massen abwandern.


> Dienstleistungen sind als solche nicht prodúktiv, sondern ihre Bezahlung
> beruht auf der Umverteilung des in Industrie, Handwerk, Landwirtschaft
> und Bergbau erwirtschafteten Realvermögens.

Ja, genau.
Die Friseurin, die ihren Laden aus Kostengründen mit chinesischen Spiegeln, italienischem Porzellan, maroccanischen Vasen, ägyptischen Kämmen, schwedischer Bestuhlung, taiwanesischem Telefon, niederländischem Kassensystem, amerikanischem Betriebssystem, indischer modularer Software, namibischen Blumen, belgischen Haarpflegeprodukten und japanischen Scheren ausstattet, erzeugt eine Umverteilung irgendwo hin, aber nicht da hin, wo ihre Kunden das Geld zum Besuch ihres Friseursalons brauchen.
Durch den internationalen Einkauf kann sie die perfekten Produkte kaufen, allerdings verlängern sich die Wege, die das Geld nehmen muss, um wieder in den Kreis ihrer potentiellen Kunden zurück zu kommen.

Der in den 60ern so brutal verschriene "Klüngel" zwischen den Selbstständigen eines Ortes ... "Lässt du bei mir die Stühle machen, lasse ich meine Haare bei dir schneiden" ... erzeugte kürzere und schnellere Geldströme, war aber auch restriktiver gegen neue Anbieter auf dem Markt. Als "Neue" zu bestehen war in einem alten Gewerbe sehr schwer.


> Wie hätte man die USA ans Zahlen kriegen können?

Genau so, wie die USA uns ans Zahlen bekommen hat. Patriotismus, Abhören, ausspionieren und die, die zahlen sollen, gekonnt gegeneinander ausspielen.

Die Freundlichen und die ineinander Zerstrittenen werden doch immer am Schlimmsten ausgenutzt.


> Die leihen sich das Geld wahrscheinlich jetzt von den Chinesen oder
> von ihren Pleitebanken.

Von den Chinesen glaube ich nicht. Da haben die USA schon stark bejammerte 169 Milliarden Handelsdefizit.
Eher werden sie an Russland heran wollen. Russland hat fast 800 Milliarden Guthaben im Staatssäckel und Staatsbank (abhängig von der Quelle auch mal "nur" 600 Milliarden; der US-Geheimdienst wird genauere Zahlen haben).
Vermutlich wollen sie aber an die Staatsfonds der Ölstaaten. Die Emirate und Kuwait suchen eine gute Geldanlage für ihr Vermögen. Jetzt, wo die Ölquellen bald versiegen.
Die US-Truppen sind ja noch in der Golfregion. Diese können dann kreativ in den Kreditvergabe- und Kreditrückzahlungsprozess eingebunden werden.

Ja, ich glaube, so werden sie es machen, nachdem sie Europa ausgequetscht haben.


56. RE: Öl

geschrieben von whipped scream am 15.10.08 02:58

Boahhhh.
57. RE: Öl

geschrieben von bluevelvet am 15.10.08 06:26

Hi Bulli and all!

Die Banken, deren ursprüngliche Aufgabe es war, Bürger und Unternehmen mit Krediten zu versorgen, sind mittlerweile zu reinen Renditemaschinen für die Superreichen geworden, ohne Rücksicht auf die Folgen für die Realwirtschaft. Das sollte als erstes geändert werden.

Zum Thema "Geldkreislauf in der Region": Es gibt ja sog. Regionalwährungen, die sich nicht zum Sparen oder Spekulieren eignen. Aber das dürfte kaum einen Lösungsansatz für Probleme globalen Ausmaßes bieten.

Bei Telepolis erschien jetzt ein zweiteiliges Interview mit Robert Kurz, dem Autor von "Kollaps der Modernisierung" (1994), "Schwarzbuch Kapitalismus" (1999) und "Das Weltkapital" (2005).

Teil 1: Die Mutter aller Krisen

Teil 2: Sozialisierung der Verluste, Lafontaine und Attac

Der Autor hat sich schon in seinen Buchveröffentlichungen als sehr radikaler Kritiker des herrschenden Wirtschaftssystems profiliert. Allerdings bleibt mir unklar, was er an dessen Stelle setzen will oder was ein in der Verantwortung stehender Minister jetzt konkret tun sollte. Aber lohnenswert ist das obige Interview allemal. Steinbrücks Rettungsplan hält er für ein "hilfloses Quatschprogramm", das "schon nach wenigen Tagen Makulatur" sei. Weitere Texte des brillant schreibenden Autors bei Exit.

VG Blue
58. RE: Öl

geschrieben von Bulli31 am 15.10.08 08:19

Meine Güte, bin ich am Thema vorbeigeschrappt. Über den Beitrag hätte ich erst nach mal schlafen oder wenigstens Smileys einfügen sollen. *kopfschüttel*
Ich kürze das mal auf die wesentlichen Punkte.

59. RE: Öl

geschrieben von cream am 15.10.08 16:15

Einige EU Staaten sponsern insgesamt 2 Billionen €, größtenteils über Bürgschaften. Hört sich erst mal harmlos an, zu bürgen.

Mir ist allerdings nicht klar, wo das ganze Geld im Extremfall herkommen soll. Dies geht nur über Schuldverschreibungen , das Anwerfen der Notenpresse, oder Steuererhöhungen.

Das Anwerfen der Notenpresse führt zur Inflation, Steuererhöhungen würgen die auf Wachstum basierende Konjunktur ab.

Schuldverschreibungen oder Anleihen, wären aber in der Dimension der Billionen Summen überhaupt nicht auf dem Markt erhältlich. Wir bewegen uns letztlich derzeit auf große Luftbuchungen mit Luftgeld zu.

Wenn ich so alles zusammen rechne, die Sicherheiten der Europäer, der Amerikaner und der Asiaten, dann bin ich bei 3 Billionen €, die Sicherheit, dass unser Staat darüber hinaus auch noch für die Spareinlagen usw. über den Betrag von über zusätzlich 1 Billion auch noch mündlich bürgt, nicht eingerechnet.

3 Billionen für Banken, die größtenteils aus Luftgeld-Sicherheiten bestehen und gar nicht zu besorgen wären. Interessant ist dabei, dass Staaten Schulden bei Banken haben, und jetzt der Staat für Schulden der Banken bürgt, damit der Staat wieder seine Schulden an die Banken zahlen kann.

Erstaunlich auch, dass der Markt selbst bei 3 Billionen realer und fiktiver Hilfe nicht beruhigt ist. Viele kennen die Leichen, die jahrelang in einer unbeaufsichtigten Investment Freihandelszone produziert wurden und den Keller so voll machten, dass diese verschachtelten Kredite jetzt den Leuten entgegenfliegen.

Ein Vertrauen zu einer Bonität zu diesen Sicherheits-Billionen-Summen der Staaten, die aus dem Luftgeld vielleicht nicht mehr richtiges Geld machen können, schwindet.

Zum Thema auch ein Beitrag des Autors Richard Beiderbeck aus 2006, der dies ohne den jetzigen Hintergrund der aktuellen Krise darstellt.

Schuldenfalle

Ein weiterer Beitrag des gleichen Autors zu dem Finanzcrash und seinen Aussichten:

Finanzcrash

Ich sehe die Aussichten in einigen Punkten anders.

60. RE: Öl

geschrieben von whipped scream am 15.10.08 23:03

Einer der größten der "Österreichischen Schule der Nationalökonomie", Ludwig Mises, sagte dazu schon vor langer Zeit:

"Es gibt keinen Weg, den finalen Kollaps eines durch Kreditexpansion verursachten Booms zu vermeiden. Die Frage ist nur, ob die Kriese früher - durch freiwillige Aufgabe der Kreditexpansion - kommen soll (wogegen sich die internationale Polit- und Finanzelite entschieden hat, Anm.), oder später, als eine totale und finale Katastrophe des involvierten Währungssystems."

Arno Delegesta schreibt dazu in der "Zur Zeit", Ausgabe 42/08, die übermorgen erscheint:

"Anzunehmen, daß die in zunehmender Dosis erfolgende Verabreichung exakt jenes Mittels, das die Krankheit erst verursacht hat, auch zur Heilung derselben führen wird, ist der Beweis dafür, daß es den Verantwortlichen in haarsträubendem Maße an Logik mangelt. Es kann nicht oft genug wiederholt werden, daß die ideologisch motivierte, hemmungslose Ausweitung der Geld- und Kreditmenge am Anfang der katastrophalen Entwicklung an den Finanzmärkten stand (ein Umstand, der selbst von obstinaten Keynesianern nicht bestritten wird). Nun, da das dadurch in Gang gesetzte Pyramidenspiel zusammenzubrechen droht, mit einer erneuten Geldmengenausweitung zu reagieren, ist eine so frivole Strategie, daß man fragen muß, ob diese purem Unverstand, grenzenloser Bosheit oder absoluter Hybris der Geistesakrobaten in den Staatskanzleien geschuldet ist. [...]
Vielleicht läßt sich die eine oder andere Bankenpleite damit tatsächlich verhindern.
Allerdings wird der Preis dafür am Ende hoch sein. Der Fluch der bösen Tat (nämlich der Kaufkraftverringerung als Folge einer Ausweitung der ungedeckten Geldmenge) wird uns früher oder später einholen und umso schmerzhaftere Folgen zeitigen, je länger die Zentralbanken es bis dahin schaffen, irgendwie weiterzuwursteln.

[...]

Wahr indessen ist, daß genau jener Staat, der nun für die Einlagensicherheit "garantiert", das mit Geld tut, das er nicht hat (da er ja bekanntlich schon jetzt auf einem derart großen Schuldenberg sitzt, daß mit dessen Rückzahlung in den nächsten 100 Jahren nicht zu rechnen ist). Im Klartext: der Staat "garantiert" die Sicherheit heutiger Einlagen - gestützt auf sein Ausbeutungsmonopol (= Steuerhoheit) - mit morgen einzutreibenden Steuern. Wobei exakt jene diejenigen die Steuern abzuführen haben, deren Einlagen heute "garantiert" werden. Krethi und Plethi garantieren sich im Ende also selbst ihre Einlagen. Das könnte selbst ein Franz Kafka nicht origineller erdacht haben...

Allerdings werden - und das wird geflissentlich (man darf annehmen planmäßig) übersehen - von der "Staatsgarantie" nur Nominalbeträge erfaßt. Von der Kaufkraft (und alleine die ist relevant!) ist bei derlei Manövern ja keine Rede.

[...]

Zum Abschluß lassen wir den amerikanischen Ökonomen und Autor Doug Casey zu Wort kommen:"It´s too late in the game to solve the problems...but it´s still too early to line up den bastards up und shoot them."
Wenn dieser Zeitpunkt gekommen ist, sollte man es sich nicht entgehen lassen, letzterem beizuwohnen.

(Ende des Zitats)

Falls es jemand vergessen haben sollte: als die Amis vor ca. zwei Jahren bekanntgaben, ab nun die Geldmenge M 3 nicht mehr zu veröffentlichen, war den Wissenden (ahem, dazu gehöre ich ab und zu auch) alles klar. Diese volkswirtschaftliche Kenngröße beziffert die umlaufende Geldmenge. Wenn diese nicht mehr veröffentlicht werden muß, können die Druckmaschinen an "frischem" Geld produzieren, was sie wollen oder können. Da brauchte man gar nicht mehr darauf zu achten, daß die USA nun schon jährlich per Verfassungsgesetzänderung die zulässige Höchst(zusatz)verschuldung noch oben verändern. Wenn jeder und alles verschuldet ist, dann kann das nicht gut gehen. Wenn die Amerikaner, die seit Jahrzehnten immer auf Kosten des Rest der Welt leben, trotzdem scheitern, dann ist das ein besonders schlimmer Hinweis, _wie_ gescheitert unser System ist. Daß Europa nun 2.000 Mrd. Euro Geld zusätzlich produziert (und damit den Euro abwertet), ist auch schon egal, allenfalls ein Zeichen, wie schlecht es tatsächlich, ungeachtet aller Beruhigungstabletten, um unsere Wirtschaft steht.

Mit anderen Worten: die amerikanischen Investmentbanker verraten _nach_ dem Abschalten der Mikrophone, was man wirklich machen sollte: "Kaufen Sie Gold, Medikamente und Waffen!".
61. RE: Öl

geschrieben von bluevelvet am 16.10.08 05:52

> mit morgen einzutreibenden Steuern

Da die Unternehmen ja seit ca. 3 Jahrzehnten von Steuern und Sozialababen entlastet werden, ist natürlich klar, bei wem die Steuern eingetrieben und bei wem die Sozialleistungen verschlechtert ("Reformen") werden. Es wird wieder vermehrt von "Selbstverantwortung" geschwatzt werden - natürlich nicht in Bezug auf die Banken, Fonds etc.

VG Blue
62. RE: Öl

geschrieben von sub-u. am 16.10.08 21:45

Hallo zusammen,

habe gerade 2 Zimmer renovieren lassen ( Maler, Teppichleger und Elektriker am Werke = alles ortsansässige ) .

toll geworden. Echte W E R T S C H Ö P F U N G.

Und diese fehlt doch in den meisten Bereichen der wirtschaft. Woher nahm die deutsche Bank das Rendite Ziel von 20 %

Anderes Beispiel : die kiddies waren shoppen bei ZARA und H&M . Schweden und Spanier. Das Shoppingcenter ist in angelsächsischem Besitz, die Produkte alle in Asien Produziert. Was bleibt hier in diesem Lande ?

> Miete Ladenlokal ? no
> Wareneinsatz ? no

Lediglich die MWST und die Löhne / Lohnnebenkosten......... aber genau das ist doch Globalisierung, oder ?

Gruß
63. RE: Öl

geschrieben von Bulli31 am 26.10.08 23:06

Die Mercedes-Produktion boomt ohne Ende.

Vierundfünfzig Prozent Steigerung.

In Zahlen: +54 %

Nur nicht in Deutschland, sondern in China.

Dieses Jobwunder musste sich Angela Merkel auch gleich ansehen, um vielleicht Lehren für Deutschland zu ziehen.

Das Problem ist, dass die Überkapazitäten in der asiatischen Automobilproduktion durch die aktuelle Krise schon früher dazu führen werden, dass chinesische und indische Autos auf den europäischen Markt kommen. Nicht erst 2010.

Morgen um 21:00 Uhr wird die Sendung "Markt" (WDR-Fernsehen) chinesische Autos testen. Ob nur eines oder mehrere, weiss ich noch nicht.

Das abschließende Fazit wird IMHO so ausfallen: "Als Zweitwagen für Frauen oder für risikobewusste Studentinnen zu empfehlen, aber an der passiven Sicherheit und am Motor müsste man noch arbeiten."


64. RE: Öl

geschrieben von bluevelvet am 27.10.08 06:07

Wenn es so ist, wie Gabor Steingart in Weltkrieg um Wohlstand behauptet, dass nämlich unsere chinesischen "Freunde" unser technologisches Know How fast vollständig abgeschöpft hätten, dann ist es nur ein Frage der Zeit, wann sich dieser Zugewinn in qualitativ ebenbürtigen, aber aus verständlichen Gründen preiswerteren Produkten niederschlägt.

VG Blue
65. RE: Öl

geschrieben von Bulli31 am 27.10.08 08:19

> nur ein Frage der Zeit, wann sich dieser Zugewinn in qualitativ
> ebenbürtigen, aber aus verständlichen Gründen preiswerteren
> Produkten niederschlägt.

Eine provokante Gegenfrage: "Wo warst du in den letzten zehn Jahren?"

Beispiel:
Die Energiesparlampen, die man dieses Jahr bei Aldi kaufen konnte, wurden schon 2004 unter anderem Namen bei Conrad verkauft. Das Design ist also ingenieurmäßig durchgestylt und hat sich bewährt. Da gibt es nichts mehr zu verbessern. China hat sich durchgesetzt. Anfang der 90er hat Osram einen neuen Typ Minienergiesparlampen gebracht. Die ersten Geräte fielen bei uns bereits nach 300 Stunden aus. Viel Rennerei, aber überzeugend war die "Made in Germany"-Qualität selbst für den Hersteller nicht, der das Produkt bald vom Markt nahm. Dem gegenüber sind die chinesischen-Energiesparlampen richtiggehend haltbar, obwohl unter dem Markennamen erst kurze Zeit auf dem Markt.
Ob eine Entwicklung qualitativ hochwertig ist, kann man erst erkennen, wenn man viele Geräte testet. Wenn der Hersteller für solche Tests kein Geld hat, muss er die Geräte eben ohne Haltbarkeitstest verkaufen ... das macht das Produkt aber auch billiger.

Die Chinesen sind nicht zu dumm, um ebenbürtige Produkte her zu stellen.
Sie haben verinnerlicht, dass Wachstum nur durch Produkte für die Massen funktioniert. Sie haben von Japan gelernt, dass man weltweit verkaufen muss.

Packt man beide Maxime zusammen, unter der Voraussetzung, dass in den meisten Teilen der Welt Armut herrscht, bleiben nur billige Produkte als Massenprodukte übrig. Das heisst aber nicht, dass China nicht auch in der Lage wäre auf dem internationalen Markt hochwertigere, z. B. Autolacke, einzukaufen. Wenn sie das tun würden, dann würden ihre Produkte teurer und somit die Gruppe der potentiellen Käufer kleiner.

Wer verkleinert schon gerne seinen potentiellen Absatzmarkt, wenn man mit einem billigeren Produkt mehr potentielle Käufer anspricht?

China will die Werkbank der Welt sein, denn wenn sie erstmal Werkbank der Welt sind, kommen die Ingenieure zwangsläufig ins Land, die heute nur durch Kuhandel "Willst du auf dem chinesischen Markt verkaufen, müssen deine Ingenieure einen Lehrstuhl in unseren Schulen bekleiden." zur Entwicklung Chinas gebracht werden müssen.
Man denke z. B. an Cohlani, der in China europäisches Design lehrt. Also den Chinesen beibringt, wie auf den europäischen Geschmack abziehlendes Design erfunden und umgesetzt wird. Tausenden von Chinesen.

Ich bin Ingenieur und ich weiß nicht, was Chinesen nicht schaffen könnten.

Nehmen wir z. B. das "Vogelnest" in Peking. Um das Teil von den staatlichen Statikern durchrechnen zu lassen, müssten sie die neuesten Rechner und Programme angeschafft haben. Mit ein bisschen Modifikation sind diese Programme in der Lage tragende Teile von Motorrädern, Fahrrädern, Gerüsten und Autos zu berechnen. Die Chinesen sind erfinderisch und haben das Programm bestimmt schon abgewandelt und betreiben es schon in Industrielabors. Entsprechend den gesellschaftlichen Regeln, würden sie sich sogar gut fühlen, wenn sie dafür keine Lizenz bezahlen.

Lizenzen sind auch ein Kostenfaktor, den es zu minimieren gilt.
Zum Wohle der Kunden.
Zum Wohle des Absatzes.

Weißt du, Hi-Tec bedeutet, dass man sich immer wieder in neue Verfahren und computergestützte Tools einarbeiten muss.
Ein chinesischer Ingenieur, der 60 Stunden arbeitet und 600 Euro bekommt, kann das billiger, als ein deutscher Ingenieur, der 45 Stunden arbeitet und inklu. Lohnnebenkosten 5000 Euro kostet.
Das heisst, das Produkt von dem deutschen Ingenieur wird teurer verkauft werden müssen, erreicht also nur eine kleinere potentielle Kundengruppe, als das chinesische Produkt es könnte. Hinzu kommt noch der Ruf der Deutschen. Der engt die Gruppe der potentiellen Käufer zusätzlich ein.
Nicht so bei den Chinesen. Sie fertigen brauchbare Qualität zu günstigen Preisen. Will man noch günstiger, muss man Abstriche an der Qualität zulassen.

So hat Deutschland damals Großbritannien angegriffen und Großbritannien konnte sich nur teilweise durch die Erfindung des Labels "Made in Germany" vor dieser Invasion retten.


Und jetzt erzähle ich dir mal ein Geheimnis, wie Deutschland Exportweltmeister wurde:

Der Pferdefuss beim Exportweltmeister Deutschland ist nämlich, dass die billig importierten Vorprodukte immer näher an das Endprodukt heran kommen.
Nehmen wir ein fiktives Gerät ... einen Staubputzsauger.
Da werden fertige Geräte in China für 40 Euro pro Stück eingekauft, nach Deutschland verschifft und hier mit einem Markenlogo versehen, das für "deutsche Markenqualität" oder "Made in Germany" bekannt ist.
Dieser Staubputzsauger wird dann unter diesem Logo für 160 Euro weltweit verkauft.
Es brauchte also nur einen Staubputzsauger, der über die deutsche Grenze ins Ausland verkauft wurde, um den Import von 4 Staubputzsaugern in der Außenhandelsbilanz auszugleichen.
Gleichzeitig geht mit dem einen Staubputzsauger so viel Geld in die Exportstatistik, wie für 4 importierte Geräte.
In diesem Falle heißt es: "Wir sind eine Exportorientierte Firma".
Werden aber von 4 importierten Geräten glatte 2 ins Ausland verkauft ... holla ... doppelt so hohe Werte werden exportiert, als importiert ... da heißt es dann ... "Wir sind eine exportabhängige Firma" ... und wenn das viele Firmen machen, ist Deutschland Exportweltmeister.
Fällt der Inhaber der Markenrechte an einer ehemaligen "Made in Germany"-Firma weg, also verlässt er Deutschland z. B. nach Spanien, wird aus 4 importierten Geräten auch wirklich nur ein Import von 4 Geräten. Diesmal aber (4 St. a 160 Euro) zum vierfachen Preis. Die zwei Geräte, die vorher aus D ins Ausland gingen, werden nun auch aus Spanien verschickt. Also keine Exporte mehr aus Deutschland heraus. Dafür wäre in diesem Falle Spanien bei der Exportbilanz (6 St. mal 40 Euro rein, 6 St. mal 160 Euro raus) sechs Geräte besser als Deutschland.
Somit klappt der "Exportweltmeister" Deutschland ganz schnell zusammen, während z. B. China als Exportweltmeister auf soliden Füßen steht. China kauft Rohstoffe und verkauft noch namenlose Fertigprodukte (Staubputzsauger für 40 Euro). Dafür nehmen sie niedrige Löhne und geringe Gewinne in Kauf.
Zumindest im Augenblick.
Das einzige, was ihnen fehlt, sind die in Europa respektierten Markennamen, um endlich die 40-Euro-Staubputzsauger mit ordendlichen Preisaufschlägen für 160 Euro verkaufen zu können. Aber das ist nur eine Frage, wie lange die preisbewussten Kunden brauchen, um die Markeninhaber durch Kaufzurückhaltung in den Konkurs zu treiben. Die Hi-Fi-, TV-, Software-, Zeichentrick-, Computer-, Hausgeräteindustrie usw sind warnende Beispiele.
In der Panik kurz vor der Firmenpleite ... verkaufen die Pleitiers an fast jeden.
Kommt nicht gerade eine Rezession?
(Die Zahlenbeispiele wurden natürlich übertrieben dargestellt. Normalerweise sind Produkte nur 1/3 bis 1/2 so billig, wie Made in Germany.)

Ein schönes Beispiel ist diese Broschüre. Darin steht mehrfach dick und breit "Made in Germany". Selbst einen eigenen Absatz gibt es über die Vorteile von "Made in Germany".
Eigentlich kein Problem, aber ... kauf dir doch einfach mal die Produkte bei Händlern wie Conrad oder Reichelt. Dann kannst du anhand der "Made in ... "-Beschriftungen durchzählen, wie viele wirklich "Made in Germany" sind.
Mal ganz abgesehen davon, dass der "deutsche Hersteller" einer schweizer Firma gehört.

Die deutsche Wirtschaft lebt davon, dass die Kunden glauben, sie würden deutsche Qualität kaufen, dabei ist es aber häufig Qualität aus Singapur, Indien, China, Slowenien oder sonst wo. Die Deutsche Qualität ist aber häufig nur noch ein Synonym für einhundert prozentig kontrollierte Produkte.

Im Grunde kann also jemand auch direkt in Singapur, Indien, China oder Slowenien kaufen. Ohne den Umweg des deutschen Markeninhabers. Wenn der Hersteller die gleiche Qualitätskontrolle vornimmt, ist das eine wie das andere gleich.

Deutschland, so habe ich gestern gehört, hat bereits 2/3 bis 3/4 seiner Produktionsarbeitsplätze verloren ... jetzt geht es der Autoindustrie schlecht ... und die mittelständischen Hersteller von Produktionsmaschinen sind durch den Aufbau von Überkapazitäten in Asien auch bald dran.

Ich glaube weiterhin, dass sich etliche Politiker umgucken werden, wenn sie bemerken, dass viele "Industriebetriebe" inzwischen auf Handel mit asiatischen Fertigprodukten oder Veredelung von asiatischen Vorprodukten umgestiegen sind.


Und nun ein Beispiel, wie schnell man Investor in eine chinesische Schuhfabrik werden kann, die dann dem italienischen Hersteller Maresca konkurrenz macht: Link
Das was da steht, kann man auch so übersetzen: Wenn du ein Paar eines solchen Stiefels in Größe 45 haben möchtest, kostet dich das Paar 3000 USD. Aber wir behalten uns das Recht vor die Form weiter zu verwenden und durch internationalen Geschmacksmusterschutz zu schützen.
Eine solche Offenheit kannst du als normaler Kunde bei den deutschen "Herstellern" nicht erreichen. Klar, die Deutschen sind ja meist nur noch Sales-Offices.


66. RE: Öl

geschrieben von bluevelvet am 29.10.08 06:23

Umseitig habe ich auf ein zweiteiliges Interview mit Robert Kurz verwiesen. Telepolis hat jetzt nachgelegt und Werner Rügemer, Autor u. A. von "´Heuschrecken´ im öffentlichen Raum", "Privatisierung in Deutschland" und "Die Berater" in einem ebenfalls zweiteiligen, recht aufschlussreichen Interview zur Finanzkrise befragt:

Teil 1: Privatisierung als Ursache der Finanzkatastrophe

Teil 2: Das Rettungspaket: Blankoscheck für die Banken

VG Blue
67. RE: Öl

geschrieben von Bulli31 am 30.10.08 00:34

Der werte Herr Rügemer hat durchaus Recht.

Aber ... der Nutzung des innovativen Finanzkonzepts ging natürlich auch ein zwingender Weg voraus. Die Verschuldung der Kommune zu Gunsten der Bürger. Die Zukunftsprognosen der Zweckoptimisten fielen zusammen.

Es musste gehandelt werden, aber ohne den Komfort der Bürger anzutasten. Die waren sowieso schon übel gelaunt.

Und dann kamen die innovativen Finanzmanager. Ein neuer Dienstleistungsberuf, der vorher nie da gewesene Aufgaben abdeckt. Neue Jobs für den Wandel Richtung Dienstleistungsgesellschaft. Endlich wieder Jobs für hochqualifizierte Akademiker.

Sie brachten ein Finanzkonzept, das die Bürger nicht belastet, aber dennoch Geld bringt.

Jetzt gegen dieses Finanzkonzept zu wettern ist ... naja. Die Bürger hätten vorher entscheiden müssen, was sie wollen. Anstatt uns die letzten 30 Jahre zu verschulden, hätten wir Schulden abbauen sollen, dann hätten wir diese Lösung gar nicht gebraucht.

Wenn das böse "Cross Border Leasing" jetzt angegriffen wird, dann möchte ich nur kurz anmerken, dass bei jeder Neuentwicklung das Potential des Scheiterns vorhanden ist. Das gilt selbstverständlich für jede neue Frisur wie auch für neue Finanzkonzepte.

Entschuldigung, aber wer Sicherheiten will, der darf sich noch nicht mal einen Strick nehmen, weil die Überlebensrate größer null wäre.

Die althergebrachten Finanzprodukte wie Giro-Konto, Sparbuch, Kredit und Hypothek schaffen keine neuen Dienstleistungsjobs, die ein verzweifelt neue Jobkonzepte entwickelndes, zur Dienstleistungsgesellschaft verdammtes, Land braucht.


@ bluevelvet

Regionalwährungen ... gute Idee, aber was ich bisher davon mit bekommen habe, waren Verwaltungskosten von 10 %, wenn ein Geschäftsmann/-frau sie rückwechseln wollte, um sie in den Geschäftsbüchern abrechnen zu können.

> Gabor Steingart in Weltkrieg um Wohlstand

Der Weltkrieg um Wohlstand kommt, denke ich, von unten.
Die Bürger gehen lieber billig einkaufen, um viele Wohlstandssymbole nach Hause schleppen zu können, als teuer einzukaufen und nur entteuschend wenige Teile mit nach hause zu bringen.
Der gute Steingart hebt mir in dem, was ich über das Buch bisher las, zu stark auf Großkonzerne ab. Die Großkonzerne sind u. a. darum groß geworden, weil sie die Wünsche des Kunden respektierten und sich danach richteten. "Billig" ist einer der Kundenwünsche.


@ sub-u

> Woher nahm die deutsche Bank das Rendite Ziel von 20 %

Erstmal möchte ich sagen, dass es die 20% nicht auf das Anlagekapital gibt, sondern auf das Eigenkapital der Bank.

Nehmen wir an du gibst der Bank 100000 Euro Tagesgeld zu 4,8 Prozent Zinsen. Damit arbeitet die Bank und macht für sich mit allen Folgegeschäften abzüglich der Variablen- und Fixkosten, Steuern usw. 2 % Gewinn auf deine 100000 Euro Einlagen. Das für deine Einlagen eingesetzte Eigenkapital der Bank betrug vielleicht 10000 Euro. Somit macht die Bank 20% Rendite auf ihr Eigenkapital.

Renditeziel 20% erreicht. Das Beispiel ist selbstverständlich grob fahrlässig vereinfacht!

So eine Rendite erreicht sie, indem sie kaum noch Eigenkapital hat, das nicht arbeiten kann. Beispiel:
Früher waren die Immobilien, in denen die Deutschen Bank residierte, Eigentum der Bank. Somit musste das im Gebäude steckende Kapital mit zum Eigenkapital gerechnet werden und schmälerte dadurch die Rendite des Eigenkapitals, weil das in der Immobilie gebundene Geld nicht arbeiten konnte. Einige Zeit behalf man sich die Immobilien mit Krediten zu beleihen, aber das war nicht gut, denn jedes Jahr musste der Wert der Immobilie für die Bücher neu bestimmt werden.
Heutzutage stecken die Gebäude in Immobilienfonds, an denen sich die Bank nicht finanziell beteiligt, sondern nur als Immobilienfondaufleger. Finanziell werden beteiligen sich Privatanleger, die mit 4 Prozent Rendite vollkommen zufrieden sind und zusätzlich noch das Risiko fehlender Mieteinnahmen tragen, falls die Bank aus dem Gebäude auszieht und sich kein Nachmieter findet.
Das Geld, das die Bank früher in den Gebäuden stecken hatte, ist also frei, um für die Bank zu arbeiten, um Konkurrenten aufzukaufen oder oder oder.


> Lediglich die MWST und die Löhne / Lohnnebenkosten......... aber genau
> das ist doch Globalisierung, oder ?

Mag sein.
Wenn soetwas passiert, ist man in der Branche Entwicklungsland.
Zur fehlenden Wertschöpfung durch Veredelung von Rohstoffen in Fertigprodukte kommt nämlich noch, dass Deutschland Rohstoffe billig verkauft, die es später als fertige Produkte wieder teuer zurück kauft.
Alte PET-Flaschen aus dem Einwegsystem der Discounter sind wichtiger Rohstoff für Textilien. Den PET-Flaschen Abfallberg kann jeder Kunde durch Kauf von echten Mehrwegflaschen ersetzen und den Fertigpulloverimport durch Kauf von Gebraucht- oder Inlandsware unterdrücken. Nur, der Kunde will nicht.
Es werden über geschredderte PET-Flaschen hinaus massig Rohstoffe wie Stahlschrott, Kupferschrott, Altpapier usw aus D exportiert, die dann als Computergehäuse, Staubsauger und Bücher aus China wieder zurück kommen.

Entschuldige, aber Rohstoffe exportieren und Fertigprodukte importieren ... das ist das Verhalten eines Entwicklungslandes, auch wenn es Exportweltmeister ist.

Selbst oben genannter Herr Rügemer sieht die Öffentlichkeit schon als die eines Entwicklungslandes.


68. RE: Öl

geschrieben von bluevelvet am 31.10.08 17:59

Hi Bulli,

zunächst zu den Cross-Boarder-Leasings: Das Spannende daran ist, dass die entsprechenden Verträge derart geheim gehalten wurden, dass nicht einmal die Mitgleider der Stadtparlamente darin Einsicht nehmen durften. Die haben ein Paket gekauft, ohne den Inhalt zu kennen.

Ich würde die Unternehmen auch nicht als lediglich auf Bürger- bzw. Konsumentenwünsche reagierdend ansehen. Vielmehr wurde die finanzielle Situation der Bürger gezielt zugunsten der Unternehmen verschlechtert, dazu kommt die mittlerweile fast drei Jahrzehnet andauernde neoliberale Gehirnwäsche, so dass "Geiz ist geil" als normal angesehen wurde. Interessant ist doch auch, dass z. Zt. fast ausschließlich die Banken finanziell betuddelt werden. Dazu noch einmal Robert Kurz:

"Kein Sterbenswörtchen dagegen über ein Ende der Agenda 2010, über ein Aufstocken der Sozialtransfers oder ein notwendiges Mindesteinkommen. Gerettet werden muss auch der politisch gewollte Billiglohn-Kapitalismus samt den damit verbundenen sozialen Disziplinierungsmethoden; mit Sicherheit als Vorgeschmack weiterer Grausamkeiten im Namen der Krisenbewältigung."

Und der Bürger schluckt, weil der Bürger resigniert hat. Die Steigerung der Unternehmensgewinne ist ja inzwischen das unausgesprochene Staatsziel Nr. 1 geworden. Ich glaube mittlerweile, dass die Gewinne in den letzten Jahren viel zu groß waren, andernfalls wäre es kaum zu einem derartigen Kapitalverwertungsdruck gekommen. Unter dem Titel Reiche aller Länder, bereichert Euch! hat Mohssen Massarrat, em. Professor für Politikwissenschaft an der Universität Osnabrück, die Finanzkrise in den Zusammenhang der Herrschaft des Neoliberalismus gestellt und aufgezeigt, wie und mit welchen Folgen die Gesellschaften neoliberal umgestrickt wurden. Na ja, die Reichen sollten reicher und die Armen eben ärmer und vor allem gefügiger werden. Hat ja auch geklappt. Jetzt muss man nur noch an die Fleischtöpfe der Sozialversicherungen ran ...

VG Blue
69. RE: Öl

geschrieben von cream am 05.11.08 18:32

Yes we can. Der Spruch und sein Kandidat haben gewonnen.

Yes we can heißt, dass die USA 10 Billionen Dollar Schulden angehäuft haben. 10 Billionen sind 10 Millionen Millionen.

Der Autokauf ist z.B. massiv zusammengebrochen, er ist in den USA in großen Teilen auf die Zeit seit dem zweiten Weltkrieg abgesunken. Autokäufe werden zu 80 % über Kredite abgewickelt, wer gibt die noch? No, we can´t.

Yes we can dauert auch noch fast 3 Monate, bis zum 20 Januar, erst dann ist die Vereidigung Obamas.

Bin mal gespannt, was ´Yes we can´ dann heißt.

70. RE: Öl

geschrieben von Bulli31 am 05.11.08 21:31

Hallo cream,

also "Spruch" ist doch ein wenig hoch gegriffen. Soweit ich weiß, reduzierte sich alles auf "Change" und im Plakatwahlkampf auf "Hope".

Viel wird sich nicht ändern. Er betonte schon in Berlin, dass alle mithelfen müssten, die Aufgaben, die vor den USA lägen, abzuarbeiten.
Dazu gehört z. B. das 2 000 Milliarden Stützungspaket, das jeden Bürger in einem teilnehmenden europäischen Staat mit ca. 10.000 Euro belastet. Zum Vergleich: Die Bürger der USA sind nur mit etwa 1.900 Euro pro Kopf dran.

Außerdem macht er es genau so wie der Demokrat Clinton: "America [Vereinigte Staaten von Amerika] comes first." Was soviel heißt wie: "Wir machen alles mit, wenn es den USA nützt."

Das hat er alles schon in Berlin gesagt. Da wird er sich nicht umorientieren.


71. RE: Öl

geschrieben von bluevelvet am 06.11.08 09:23

Ach wisst ihr, egal ob wir pro Bürger 2000 oder 10000 Euro Schulden haben, unsere Lakaien des Kapitals werden weiter unten auspressen, um oben geben zu können. In einem bemerkenswerten Interview in der Frankfurter Rundschau sagte der Soziologe Ulrich Beck gerade:

"Was jetzt kommt, ist ein Sozialstaat für das Finanzkapital. Im deutschen Wahlkampf wird das nächstes Jahr sicher eine wichtige Rolle spielen. Auf der einen Seite wird ein Spendiersozialismus für die Reichen, für Wirtschaft und Finanzen errichtet. Auf der anderen Seite aber wird für die Arbeitnehmer die Ideologie eines nackten Neoliberalismus bereit gehalten. Die Liberalisierung der Märkte aber wird weiter gegen die Hartz-IV-Empfänger exekutiert werden."

Nicht mehr ganz neu, aber dazu passend:

Hartz IV Empfänger sollen Organe spenden

Aber klar doch, soll ja alles "freiwillig" sein. - Wäre der Begriff nicht historisch diskreditiert, würde ich das als Sozialfaschismus bezeichnen.

Blue

72. RE: Öl

geschrieben von Slaveone am 06.11.08 10:20

Um es mal so zu sagen: Wir jammern in Europa auf einem "hohen Niveu" .... Es ist keine Frage das der "Otto-Normal" Verbraucher in den letzten Jahren in seiner Kaufkraft immer weiter verstümmelt wurde. Aber durch das Soziale netz fallen die wenigsten. In den Latein-Amerikanischen oder Afrikanischen Ländern sieht das anders aus. Da gibt es kein funktionierendes Staatliches Soziales Netz. da geht es tatsächlich jeden tag ums nackte überleben. Während wir also über hohe Spritpreise für unsere Luxusfahrzeuge oder Ölpreise jammern, geht es da um essentiele Dinge wie das täglich Brot.
"Think about it"
73. RE: Öl

geschrieben von cream am 08.11.08 19:25

Stimmt, an sich sollten wir nicht jammern, wir sind ja schwerreich und haben Geld ohne Ende, überall sprudeln auf einmal Milliarden.

Jetzt gibt es für einen Neuwagenkauf sogar eine Kfz-Steuerbefreiung. Für alle Neuwagen wird für ein Jahr lang, bzw. bis Ende 2009 jedem Käufer die Kfz Steuer erlassen, für schadstoffarme Autos sogar bis Ende 2010, die Jungs aus der Autobranche stöhnen.

Die nächsten 50 Milliarden, auch noch für anderes.

Jetzt wollen sogar die deutschen Autobanken Bürgschaften vom Staat, damit die Autokredite für sie abgesichert sind. Macht man doch gerne.

Wenn man es so betrachtet, dann sind wir vielleicht sogar bald im Schlaraffenland.
74. RE: Öl

geschrieben von bluevelvet am 10.11.08 07:25

Mein obiger Hinweis war offenbar nicht ganz aus der Luft gegriffen:

Organspendepflicht für ALGII-Empfänger

>Zynismus on<
Angesichts von Milliarden-Transfers an die international agierenden Wirtschaftskriminellen können "wir" uns doch das bloße Durchfüttern von Beziehern leistungsloser Einkommen nicht mehr leisten, oder?
>Zynismus off<

Blue

75. RE: Öl

geschrieben von Bulli31 am 15.11.08 18:18

Gestern oder vorgestern in der "Aktuellen Stunde" äußerten sich Wissenschaftler besorgt über die bereits beschlossene Umstellung der Verkaufskanäle auf ausschließlich Energiesparlampen auf Leutstofflampenbasis. Diese Entscheidung sei ohne ausreichende Prüfung und wissenschaftliche Untersuchung durchgeführt worden. Probleme von Elektrosmog, die Auslösung von Depressionen, induktion von Kopfschmerzen, bis zur Überforderung der Verbraucher bei der Entsorgung der hochtoxischen defekten Energiesparlampen seien überhaupt noch nicht untersucht. Hoffentlich bekommen die Wissenschaftler kein Geld. Über die Leutstofflampentechnologie (Als Schraublampe auch "Energiesparlampe" genannt) gibt es schließlich schon lange Zeit ausreichende Forschung. Bisher empfahl sogar das 3 Millionen-DM Forschungsprojekt den Einsatz von Halogen-Deckenflutern, anstatt Leuchtstofflampen.
Bleibt der alte Tip, die normalen Glühlampen durch Halogenlampen zu ersetzen.
Ein Hersteller bietet z. B. 42W-Halogenlampen in der 230V-Ausführung mit E27 Sockel an, die so hell sind, wie eine normale 60 Watt Glühlampe. Energieersparnis immerhin 30 %.
Meine Deckenleuchte habe ich vor Kurzem von 1x100 W Halogen (entspricht ~115W normaler Glühbirne) umgebaut auf eine Mischung von 1x40 W Halogen + 1x11 W LL + 1x14 W LL. Ein Lichtstrom von 1890 lm (entspricht ~130W Glühlampe) ist der "Lohn". Das Verhältnis zwischen Licht aus Halogen und Licht aus Leuchtstofflampen ist 1:2,5. Somit ist eine gute Rotwiedergabe und eine Ersparnis von 35 % Energie bei ca. 15% mehr Licht gewährleistet.


Neuigkeiten aus Fernost.
China wechselte inzwischen von der Aussage, dass Wachstum über 8 Prozent in der Bevölkerung soziale Spannungen erzeugen würde, dahin, dass Wachstum unter 8 Prozent Unruhen auslösen würde.
Was stimmt denn nu?

@bluevelvet,

also ich finde du siehst die Belastung der Bürger sehr cool - ca. 1900 Euro gegen ca. 10000 Euro.
Schau dir einfach mal das Problem von Opel an. Da werden die GM-Marken in den USA (GMC, Pontiac, ...) vor die Wand gefahren, und nun ergeht ein Zahlungsbescheid an die deutsche Tochter. Die soll plötzlich immense Summen stemmen, um die verfehlte Modellpolitik in den USA zu sanieren, obwohl die USA einfach nur die sparsamen deutschen Autos in die USA importieren müssten. Eigentlich steckt in der USA-Krise ein wahnsinniger Wachstumsmarkt. Aber GM will die sparsamen Opels nicht in den USA. So weit so schlecht. Nun soll der deutsche Steuerzahler den US-Konzern sanieren.
Aber genau so einen Finanzierungsstrom von den deutschen Steuerzahlern in US-Mutterkonzerne wird es auch in der Bankenkrise geben, zumal das Geld, was Deutschland verleiht nicht 10 % Zinsen (USA) kostet, sondern nur 5% (EU). Die deutschen Tochterbanken werden also billiges Geld aus Deutschland holen, an die USA-Mutterbanken weiterleiten und wenn sie es dann nicht mehr abbezahlen können, werden sie vom Mutterkonzern dicht gemacht, in die Pleite geschickt oder der deutsche Steuerzahler muss noch mal zahlen. Ich sage ja, die USA sind fürchterlich intelligent.

Mich wundern zur Zeit die hohen Tagesgeldzinsen. Beipielsweise spielten die Tagesgeldkonten der Deutschen Bank noch vor einem Jahr nicht in den oberen fünf mit. Heute ja. Die Postbank hat für ihr Quartalssparen von 4,5 % auf 5,25 % aufgerüstet. An dieser Marke wird aber auch bald schluss sein, denn die Geldgeschenke des Staates kosten ja selber nur 5%. Warum Privatanlegern dann mehr zahlen?! Holt man sich das Geld eben halt nur vom Staat. Das ist in den USA anders ... da können Otto-Normalbürger ihr Geld bis zu 10 % Verzinsung anlegen, bevor die Banken an den Staatstopf dran gehen. Die USA sind sehr intelligent. Da können Sparer jetzt richtig Zinsen absahnen.

Zu deiner Befürchtung, dass Hartz IV-Empfänger Orgene und Körperteile spenden müssten. Dieses sehe ich als überhaupt nicht. Als Student haben ich und Studienkollegen schon mehr gemacht, als von Hartz IV Empfängern heute gefordert wird. Sie dürfen sogar noch Autos haben. Trotz der Formulierung im Sozialgesetz. So haben viele Studenten damals umgerechnet 25 Euro pro Blutspende bekommen. Ein Hartz-IV-Empfänger braucht nicht zur Blutspende. Stattdessen gibt es in Deutschland einen Blutnotstand. Wäre ein Hartz-IV-Empfänger wirklich durch die Formulierung im Gesetz ernsthaft zur Blutspende verpflichtet, hätten wir eine Blutschwemme.
Ich glaube, dass solche Behauptungen in die Welt gesetzt werden, um die Wähler zu verunsichern, damit sie die Welt nicht mehr verstehen.
Bis wir über Organspende reden, wären z. B. noch Prostitution usw vorzuziehen. Prostitution ist ein ganz normaler Beruf und eine wichtige Stütze in den Steuereinnahmen einer Dienstleistungsgesellschaft. Eine Domina beispielsweise braucht ja noch nicht mal intimen Kontakt mit ihren KundInnen zu erlauben.


76. RE: Öl

geschrieben von cream am 15.11.08 19:49

Das mit den Organspenden sehe ich nicht als verkaufbare Meinung an, eine gedankliche Einzeltat. Dann könnte man auch gleich den nächsten Schritt in Angriff nehmen, Hartz IV Empänger als menschliche Versuchskaninchen für Medikamenten Tests der Pharmaindustrie abrufbereit zu halten.

Was GM und seine Tochter Opel betrifft, hochgradig pervers. Bei allem Verständnis für Arbeitsplätze, aber man kann doch nicht jeden Laden, der derzeit in Schieflage gerät, dazu noch amerikanisch, über Steuergelder sponsern.

Interessant ist hierbei, dass die Deutsche Bank in der letzten Woche verkündete, dass GM ohne eine erhebliche staatliche amerikanische Hilfe eh im Dezember oder Januar in die Grütze fährt. Dieses Sell Papier, was zu den derzeitigen Turbulenzen bei GM führte, kam insoweit von hier. Man kann auch sagen, Herr Ackermann beschäftigt Frau Merkel.

Dauert auch nicht mehr lange, bis wir erhöhte Wasserstände auf den Weltmeeren haben. Wollte mir im Sommer aufgrund der damals noch hohen Öl- bzw. Gaspreise eine Windkraftanlage in den Garten bauen, um damit Strom zu erzeugen und damit über Lkw Batterien und deren Ladung über 220 V Spannungswandler einige Elektroheizkörper im Winter zu fahren.

Zu teuer, rechnet sich nicht, zu wenig Subvention. Ergebnis: Holzofen gekauft, CO2 in die Luft blasen. Ist aber ja umweltfreundlich. Denn bei der Holzverbrennung entsteht theoretisch nur so viel von dem Treibhausgas Kohlendioxid, wie der Baum während seines Wachstums aufgenommen hat. Hinzu kommt höchstens, dass bei unvollständiger Verbrennung Methangas entstehen kann. Und das, so das Umweltbundesamt, trägt 21-mal stärker zur Erderwärmung bei als die gleiche Menge Kohlendioxid.

Aber auch Kleinigkeiten der Politik sind ärgerlich, wenn ich da an Frau Ypsilanti denke. Was kostet der Spaß denn wieder, wegen Inkompetenz Neuwahlen zu veranstalten?

Da darf der Hartz IV Empfänger und Oma und Opa wieder schön Energie verschleudern, um in das Wahllokal zu kommen.

Es lebe die ‚Wirtschaft‘.
77. RE: Öl

geschrieben von whipped scream am 15.11.08 22:40

Zitat
Hinzu kommt höchstens, dass bei unvollständiger Verbrennung Methangas entstehen kann. Und das, so das Umweltbundesamt, trägt 21-mal stärker zur Erderwärmung bei als die gleiche Menge Kohlendioxid.


Das ist nix gegen das Methan, das 1,5 Milliarden oder wer-weiß-wieviel Rinder weltweit herausrülpsen.

Weiß ja nicht wie alt Du bist, aber hättest Du bei durchschnittlicher Lebenserwartung die Amortisation Deiner Windanlage noch erlebt?
78. RE: Öl

geschrieben von Miauzi am 16.11.08 00:49

Oh ja - Methangas

Wie ja bekannt ist - besteht das ach so umweltfreundliche Erdgas zum überwiegenden Teil aus -> Methan

So weit bekannt - soweit gut...
..was weniger bekannt ist:
ca. 10-15% des Erdgases (Methangas) geht auf dem Transport von der Förderstelle zum Endverbraucher verloren!

In der Regel sind es Sickerlecks in den Schweissnähten von Pipelinerohren - so alle 20-30 Meter ist da ja eine das Rohr umlaufende Naht.

Einen echten Dichtigkeitstest kann man in der Baupraxis nicht durchführen - schon gar nicht bei Unterwasser-Leitungen.

Dieses verlorene Methan trägt aber letztlich doppelt so stark zum Treibhauseffekt bei wie das beim Kunden verbrannte Methan - da bei diesem ja CO2 aus dem Schornstein entweicht.

Insofern ist es quasi eine Lüge/Täuschnung - Erdgas als umweltfreundlich zu bezeichnen...
..denn selbst die Verbrennung von Steinkohle erzeugt insgesamt weniger Treibhausgase als das methanhaltige Erdgas.

Nö - wir brauchen uns zunächst nicht mit den Rinderherden zu beschäftigen...
..aber jeden Tag Burger futtern ist zum einen nicht gut für die eigene Figur und auch nicht gut fürs Weltklima.
79. RE: Öl

geschrieben von cream am 20.11.08 14:27

Wer günstig Immobilien in warmen Gefilden sucht, der kann jetzt in Dubai einkaufen, dort sind die Luxus-Immobilienpreise aufgrund der Finanzkrise innerhalb von 2 Monaten um 40 % gefallen.



Ganz in der Nähe, im östlichen Afrika, kapern sich neumodische Piraten jetzt die ersten Öltanker. Man will ja überleben.

20 Millionen € Lösegeld, ansonsten wird der Tanker gesprengt und die 100 Mill. $ teure Öl-Ladung fließt in das Meer?

Die Leute wollen jetzt auch mal Dubai, nachdem westliche Zivilisationen ihnen auch noch den Fisch vor der Nase wegfischten.

Nun müssen Kriegsschiffe her, die Sicherung der Transportwege ist wichtig. Man kann sich doch nicht von Afrika ausbeuten lassen.

80. RE: Öl

geschrieben von whipped scream am 22.11.08 22:18

Zitat

..was weniger bekannt ist:
ca. 10-15% des Erdgases (Methangas) geht auf dem Transport von der Förderstelle zum Endverbraucher verloren!

In der Regel sind es Sickerlecks in den Schweissnähten von Pipelinerohren - so alle 20-30 Meter ist da ja eine das Rohr umlaufende Naht.

Einen echten Dichtigkeitstest kann man in der Baupraxis nicht durchführen - schon gar nicht bei Unterwasser-Leitungen.

Dieses verlorene Methan trägt aber letztlich doppelt so stark zum Treibhauseffekt bei wie das beim Kunden verbrannte Methan - da bei diesem ja CO2 aus dem Schornstein entweicht.

Insofern ist es quasi eine Lüge/Täuschnung - Erdgas als umweltfreundlich zu bezeichnen...
..denn selbst die Verbrennung von Steinkohle erzeugt insgesamt weniger Treibhausgase als das methanhaltige Erdgas.


Vielleicht noch weniger bekannt ist, daß sich Erdgas auch ohne Lecks im wahrsten Sinn des Wortes verdünnisiert. Nur Leitungen aus kohlenstoffreiem Stahl sind für Erdgas problemlos zu gebrauchen. Bei Verwendung von anderen Stahlqualitäten diffundiert das gute Erdgas durch den Stahl nach außen.
81. RE: Öl

geschrieben von Bulli31 am 03.12.08 23:32

Bei Wasserstoffgas soll es noch viel schlimmer sein, da kleinere Moleküle. In den 80ern sprach man von etwa 10% Verlust pro Tag aus den Druckbehältern. Aber seitdem haben sich die Druckbehälter stark verbessert.


Mal ein paar Gedanken


Brüning. Noch vor ein paar Monaten hat eine Studie durch Simulationen herausgefunden, dass seine Arbeitsmarktpolitik (Sparpolitik) das beste war, was man in der damaligen Krise machen konnte.
Heute wird Brüning als Negativbeispiel für die Finanzpolitik propagiert, obwohl sämtliche Schutzschirme, die seit Mitte der 60er aufgespannt wurden, nichts außer Schulden gebracht haben.
Ich verstehe die Entscheider nur so weit, dass ich verstehe, dass schon Wahlkampf ist.


Zukunftstechnologien im Wandel der Jahrzehnte:
1960er: TV-Industrie,
1970er: HiFi-Industrie
1980er: Elektronik-, Software- und Computerindustrie; Medien
1990er: Telefon-, GPS-Modul- und Handyindustrie; Medien
2000er: Autoindustrie und Maschinenbau
2010er: Kaffeefilterproduktion und Plüschtiermanufaktur (s. Merkel)
Knut war der Auslöser, das kann sein, aber seither ist nur noch Vlocke gekommen und dann nichts aktuelles mehr. Tschau, StSteiff?


Warum sagte ein Energieexperte "Braunkohlekraftwerke chinesischer Bauart" in einem Interview über Elektroautos? Ist die Technologie der im Bau befindlichen Braunkohlekraftwerke schon in China entwickelt worden?


Wie kann der InInsignia von OpOpel schon das "AuAuto des Jahres" werden, obwohl er noch gar nicht im Laden stand? Wie verlogen ist die ach so bemitleidenswerte Autoindustrie? Wird das wieder ein hochdekoriertes Desaster wie der TiTigra?
Warum stehen auf den Werksparkplätzen von OpOpel so viele Autos anderer Marken? Vertrauen die OpOpelianer ihrem eigenen Produkt nicht mehr? Machen sie das, weil sie als einzige wissen was sie da produzieren? Warum soll ein Handwerkergeselle von seinem schmalen Gehalt einen OpOpel kaufen, wenn die gut verdienenden OpOpelianer ihre mit Mitarbeiterbonus verbilligten Produkte schon nicht kaufen?


Gestern wollte ich einen Sparschäler bzw Pendelschäler erwerben.
Das war eine Rennerei, bis ich einen "Made in Germany" unter 10 Euro fand. Dies war dann nur ein Sparschäler (ohne Pendelfunktion). Unglaublich. Der Schäler mit der miesesten Qualität war Made in Germany:

- Stanzform für die Rohform hatte eine Absplitterung, wodurch der Edelstahlrohling deformiert wurde und bis heute ist.
- Der Edelstahl wurde nicht poliert.
- Der Bereich des "Kartoffelaugenstechers" ist nur entgratet, anstatt angeschliffen.
- Die Messer wurden nur von einer Seite geschliffen, wodurch auf einer Seite ein Grat entstand. Dieser feine Grat wurde nicht entfernt. Er löste sich in etwa fünf Nadelspitzen Stücken ab. Im Magen wird Edelstahl leider nicht zersetzt, so dass sich Probleme ergeben könnten.
- Der Griff ist aus mit blasen aufgeschäumten Plastik. Diese Blasen sind auch an der Griffoberfläche. Normalerweise sollte an den Stellen, wo die Blasen an der Oberfläche des Griffes auftauchen könnten, der Griff mit Gummi überzogen sein. Ist er auch an den meisten Stellen. Dennoch bleibt von den etwa 20 cm² großem unabgedeckten Bereich ein etwa 6 cm² großer Bereich übrig, bei dem die Blasen zu dünnen Kanälen an der Oberfläche wurde. Diese Kanäle sind teilweise offen und schon nach dem ersten Gebrauch hat sich Schmutz hineingesetzt, der nie wieder weg gehen wird.

Mein Resümmee über den Hersteller in Deutschland:
- Kein Geld für die Reparatur der Stanzform
- Kein Geld für die Verschrottung der misslungenen Rohlinge
- Kein Geld für die Qualitätskontrolle der Rohlinge
- Kein Geld für das Polieren des Rohlings und abrunden der Kanten.
- Kein Geld für das Anschleifen des Stechers.
- Kein Geld für die Qualitätskontrolle nach dem Schleifen der Schneiden
- Kein Geld für den Arbeitsgang des Abziehens der Schneiden
- Kein Geld für die Gesundheitsvorsorge des Kunden
- Kein Geld für einen massiven Kunststoffgriff, darum geschäumt.
- Kein Geld für die Qualitätskontrolle des geschäumten Kunststoffs
- Kein Geld für die Einstellung der Maschinen
- Kein Geld für den vorgesehenen Einspritzrhythmus.
- Kein Geld für die Warenausgangskontrolle

- Kein Geld für die Wareneingangskontrolle beim Großhandel
- Kein Geld für die Warenkontrolle beim Verräumen der Artikel im Laden

Das ist ein Beispiel, wie es vielen Herstellern von "Made in Germany"-Produkten heute geht.
Die Qualitätsdefizite liegen bestimmt nicht an den fehlenden Facharbeitern oder Ingenieren. Für eine solche Qualität muss man die Facharbeiter und Ingenieure wegen Überqualifikation rauswerfen.

Qualität, die Anfang der 90er aus dem Ostblock oder aus Fernost kam, sah so aus. Die Teile kosteten damals aber nur ein Viertel dessen, was Made In Germany damals kostete.
Heute hat sich die Lage gedreht. Durch hohe Produktionskosten muss an Stellen gespart werden, an denen Südostasien nicht mehr zu sparen brauchen. Importware verkauft sich reißend, selbst wenn sie nur noch 10% günstiger ist. Entsprechend hoch ist inzwischen die Qualität aus Fernost.

Die Pendelschäler aus komplett Edelstahl waren sogar komplett fein gebürstet oder poliert, dafür aber nur zwei Euro teurer, als der unpolierte Sparschäler aus D mit Gummi/Plastikgiff.


Irgendwie häufen sich die Backflashes:
Für die Handy-Ladegeräte wollte ich ein Schaltuhr.

Mechanisch, damit der Schalter nicht als energiefressendes Relais realisiert werden muss und ein kleiner Motor zieht nicht viel Energie.

Die Schaltuhr soll die Netzteile in der Nacht für ein Stunde zum Akku laden einschalten, damit die Netzteile nicht ständig Strom ziehen.
Gesagt, getan.
Dieses eine China-Design mit mechanischen Schaltreitern in 15 Minuten-Schritten gekauft (erhältlich unter den Markennamen: O.K., BrBrennenstuhl, QuQuigg, sowie ohne Markenaufdruck; Preis: 1,75 bis 6,75 Euro pro Stück)
Übel wurde mir beim Blick hinein. Aktiv sind zwei Bauelemente.
Eine Leuchtdiode mit ihrem Spannungsbereich 2 bis 15 Volt und ein Synchronmotor für 16 Volt. Beide über je einen Widerstand an 230 Volt angeschlossen. Alleine die Widerstände verheizen drei Watt ... 4,70 Euro pro Jahr.
Zufälligerweise weiß ich von einer Zeitschaltuhrproduktion in meinem Heimatort, dass deren Zeitschaltuhren schon in den 80ern die 3 Watt deutlich unterschritten. Bevor sie die Zeitschaltuhrensparte einstampfen mussten, waren sie zwar teuer in der Anschaffung, aber mit Schalter in Ruhestellung deutlich unter 0,1 Watt. Beim Verkaufspreis von 20 Euro hätte man das Geld nach vier Jahren Betriebsdauer wieder eingespart.
Sowas ärgert mich.
Da gehe ich davon aus, dass die Chinesen bei den Besten abgucken ... und dann machen sie die Firmen mit solchen billigen Energiefressern kaputt.

Naja, wofür hat man im zweiten Lehrjahr einige Fachzeitschriften abonniert? Eben mal 60 Eurocent für ein paar elektronische Bauteile investiert und die Schaltuhr flugs umgebaut. Schon ist sie runter auf berechnete 0,193 Watt Stromverbrauch, weil für Energiemessgeräte zu wenig Verbrauch. Und als Ingenieur weiß man dann inzwischen, welche Sicherungsmaßnahmen zum Personenschutz in der Fachzeitschrift verschwiegen wurden. )
Nun kann die Schaltuhr 16 Jahre laufen, bis sie so viel Strom verbraucht hat, wie eine unmodifizierte Schaltuhr in einem Jahr. Für nur 60 Eurocent Aufpreis.


82. RE: Öl

geschrieben von isegrimm4 am 04.12.08 08:11

Hallo Bulli 31,

kann auch eine Schaltuhrgeschichte beisteuern:

Ich habe in meinem Schlafzimmer einen Heizkörper (Elektro-Öl-Rdoator) stehen. Da ich regelmäßig spät heimkomme, aber nicht ins kalte Zimmer gehen möchte, habe ich nach einer Schaltuhr gesucht, die den Radiator einschaltet.

Auch ein tolles Teil gefunden. Deutscher Hersteller, der Name ist mir mittlerweile entfallen. Voll elektronisch, tage- aber auch wochenweise zu programmieren, also genau richtig, weil meine gewünschten Schaltzeiten am Wochenend ja anders sind.

Das Problem war dann nicht die Technik, sondern der Mensch, ich.

Obwohl ich mir einbilde, nicht ganz dumm zu sein, gelang es mir in mehreren jeweils länger dauernden Anläufen nicht, die Uhr so zu programmieren, dass sie so schaltet, wie ich es gewollt hätte. Das Problem dabei war auch, dass man erst im Ablauf der Zeit feststellen konnte, ob es jetzt richtig war, da die Uhr ja kein Rädchen zum vordrehen hatte.

Also zuerst Zeit und Wochentag programmieren,
dann die Schaltzeiten programmieren,
laufen lassen.

Abends heimkommen und feststellen, dass die Schaltzeit nicht stimmt.
Wie es mit den Schaltzeiten am Wochenende ausgesehen hätte, hätte die ganze Woche warten bedeutet.

Fazit: nach ca 14 Tagen das Ding zurückgebracht und eine vorsintflutliche mechanische Uhr genommen, mit Synchronmotor und Schaltreitern.

Das war jetzt zwar nicht ganz Dein Thema, aber ein Beispiel dafür, dass die westlichen Ingenieure in ihrem Perfektionsdrang oft genug am Kunden vorbei entwickeln.

isegrimm
83. RE: Öl

geschrieben von Bulli31 am 06.12.08 20:30

Hallo isegrimm4,

eine mechanische Zeitschaltuhr ist doch kein Beinbruch! Die digitalen Teile sind manchmal kompliziert zu programmieren, können aber dafür auf die Minute genau programmiert werden.
In schlecht beleuchteten Umgebungen sind die Schaltreiter besser zu codieren, als über die schwach lesbaren Zeichen im LCD-Display.

Die mit deutschen Arbeitnehmern produzierenden Firmen müssen leider immer Neuheiten bringen, weil die älteren Neuheiten von Billiganbietern nachgebaut werden. Ohne Fortschritt kostet das Kunden und Marktanteile. Damit ist aber eine Schraube in Gang, bei der dann irgendwann ein Ende ist, weil die Neuheiten den Verbraucher überfordern, also der Verbraucher keinen geldwerten Vorteil an den Neuheiten erkennen kann. Dann sind Arbeitsplätze in Wirtschaftsräumen mit hohen Lohn- und Sozialkosten schnell weggebrochen.

Man muss sich leider tief mit den digitalen Uhren befassen. Zuerst hätte ich die Schaltpunkte so gewählt, dass die Schaltuhr in vier Minuten einschaltet und in fünf Minuten ausschaltet.
Dann hätte ich für alle Tage die gleiche Schaltzeit eingestellt, um mit der Programmierung sicher zu werden.
Entgültige Schaltzeitprogrammierungen kann man testen, auch z. B. heute die Schaltzeit für Freitag, wenn man die eingebaute Uhr auf Freitag, eine Minute vor der Schaltzeit einstellt. Das spart Testzeit.


@all
Nach einem Redesign und 70 Eurocent oben drauf ist der Umbau der mechanischen Uhr bei gemessenen 0,155 Watt (Strom als Mittelwert genommen; bei eingeschaltetem Ausgang/LED). Im Endeffekt also etwa 0,17 bis 0,18 Watt. Im Ausschaltzustand ein bisschen weniger. Damit ist Ende der Fahnenstange. Jede weitere Verbrauchsreduktion ist nur durch Austausch der LED und des Motors möglich.
Auf jeden Fall wird gegenüber der Ursprungsversion massig Energie eingespart. Zum Wohle der Devisenbilanz, der Außenhandelsbilanz, der Umwelt und des Elektronikhandels.


84. RE: Öl

geschrieben von cream am 10.12.08 18:41

Gespannt bleibt jetzt abzuwarten, ob der erste große Automobilhersteller die Segel streicht.

Erstaunlich ist auch immer wieder, dass der Kapitalismus ein riesiges Geldpotential locker machen kann, einfach Schulden machen, machen ja alle, und weiter geht‘s.

Zumindest noch. So prognostiziert der Vorstandschef von Fiat, dass nur sechs Automobilkonzerne weltweit die gegenwärtige Wirtschaftskrise überstehen. Hierbei sei es erforderlich, 5,5-6 Millionen Fahrzeuge jährlich zu produzieren, um als Firma lebensfähig zu bleiben.

Erstaunlich auch, dass das Land, in dem damals die 3 deutschen Brüder, hier die Brüder der Familie Lehmann einwanderten, den Domino Effekt der momentanen Krise auslöste. Dies insofern, da alle Wirtschaftsnobelpreisträger der letzten 8 Jahre aus den USA stammen.

Der diesjährige Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugmann sieht es sogar noch düsterer, er glaubt nicht mehr an eine großflächige Rettung der US-Autoindustrie. 15 Milliarden, die jetzt wahrscheinlich statt den geforderten 34 Milliarden Dollar für die nächste Branche, hier für die Big3 der US-Automobilkonzerne gesponsert werden, würden wahrscheinlich nur 2 Monate reichen. Am Ende würden betroffene Konzerne verschwinden. Zumindest haben sie derzeit Glück, bei den rapide gefallen Ölpreisen, ihre Hummer Cars noch ein wenig laufen zu lassen.

Die Autozulieferer leiden mit, der größte Brembelägenhersteller der Welt, TMD Friction aus Leverkusen, meldete gerade Insolvenz an, da die die Kreditgeber innerhalb der Absatzkrise kein Geld mehr für eine Liquidität zur Verfügung gestellt hätten.

Es wird spannend, fast überall Kurzarbeit oder Stopp der Automobilproduktion in den nächsten Wochen. Und das bei einem Spritpreis, der im Gegensatz vor einem halben Jahr, jetzt wieder human ist.

Honda zog bereits in einem anderen Bereich die Notbremse, und zog aus Kostengründen aufgrund der Finanzlage sein Formel 1 Team aus dem Verkehr.

Anderseits gibt es Konzepte, die in eine ganz andere Richtung laufen. So kündigten die Vereinigten Arabischen Emirate an, alle mehr als 20 Jahre alten Autos auf den Straßen zu verbieten. Auch dürfen Gebrauchtwagenhändler keine Autos mehr verkaufen, die älter als 10 Jahre alt sind. Neuwagen sollen her, Abgase sollen reduziert werden, die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs erhöht werden, und natürlich auch, das Straßenbild soll optisch edler erscheinen.

Wenn man es sich leisten kann. Man hat ja noch Öl zu verkaufen.


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