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Thema:
eröffnet von prallbeutel am 18.09.09 22:30
letzter Beitrag von prallbeutel am 01.11.11 18:14

1. Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 18.09.09 22:30

Copyright by prallbeutel



„Choose your fate – Welcome in paradise.”
(Werbespruch von Optional Genetics)


“Megration II mit knapp 700 Menschen an Bord spurlos verschwunden“
(Überschrift eines veröffentlichten Artikels der Interstellaren Newsagentur Space Watch (INSW))



2209 n. Chr. (einige Monate zuvor)

Schwarzes endloses All. In unvorstellbarer Entfernung leuchten Sonnen als kleine Sterne. Nur ein einziger Himmelskörper erstrahlt hell und deutlich: Sonne Xeta-Sol-71 vom Xeta71-System.

Der gewaltige Raumtransporter „Solitary Hermes“ schwebte am Rand des Sonnensystems entlang auf seiner drei Monate langen Reise zu seinem Heimathafen auf Kolossus, einer Kolonie, die nun schon seit fast 50 Jahren existierte und von Exobiologen gegründet worden war.

Seit mehreren Jahrzehnten siedelten auch Zivilisten auf dem erdähnlichen Planeten mit seinen zwei kleinen Monden.
Größter Arbeitgeber der mittlerweile fast 15.000 Bewohner war „Kings & Rolls Corporation“, die aus Rohsilizium Solarzellen herstellte.

„Solitary Hermes“ war im Auftrag der Firma seit Jahren in den Tiefen des Alls unterwegs, um für ihren riesigen Fabrik-Komplex hunderte Tonnen des Elements zu liefern. Der Raumtransporter hatte vor drei Wochen auf Hope Island abgedockt und seine Tanks voll bis oben mit Rohsilizium gefüllt.
In guten zwei Monaten wollte die kleine Mannschaft des großteils automatisch fahrenden Schiffs auf Kolossus ankommen.

Die neue Entwicklung der Hyperlichttechnik machte es überhaupt möglich, diese unvorstellbaren Strecken durch unbekanntes Terrain zu überwinden.
Trotzdem musste sich die siebenköpfige Mannschaft auf eine lange Zeit an Bord einstellen.
Für den alten Haudegen Kapitän Richard Roberts war es bereits die zehnte transgalaktische Fahrt auf der „Solitary Hermes“.

Zu seinen Leuten zählten seine Vertretung, Erster Offizier Gary Mcintosh, die hübsche Schiffärztin Fiona Thompson, der Weiberheld Navigator Mitch Wellington, der Eigenbrötler und Techniker Dex Black, der erfahrene Pilot Andrew Bayer und sein Co-Pilot Barney Hudson.

Die Gruppe war schon drei Mal die lange Route gefahren und ein eingespieltes Team. Dieses Mal hatte der Konzern jedoch noch zwei Inspektoren an Bord gehen lassen – warum auch immer.
Offiziell optimierten sie Vorgänge beim Beladen, Entladen und der Lagerung der Ladung. Außerdem sollten sie unterwegs bereits verschiedene Tests mit Proben des Siliziums durchführen. Dazu war ein kleines Labor an Bord. Doch Kapitän Roberts vermutete etwas anderes: Die ihm suspekten Männer schnüffelten auf der „Solitary Hermes“ herum und trugen seltsame Geräte mit sich.
Auf Nachfragen erhielt der Kapitän nur Ausreden zu hören.
Was waren das für Geräte? Was hatten diese Männer wirklich für Aufgaben?

Roberts ärgerte sich darüber, dass die beiden Inspektoren Turner und Davis auf dem Schiff herumgeisterten. Wenigstens waren sie auf der Hinreise nicht dabei gewesen, sondern erst auf Hope Island zugestiegen.

Seine „Nr. 1“ Mcintosh hatte Turner vor drei Tagen am Log-Computer erwischt. Ohne Passwort hatte er dort zwar nicht spionieren können (und Roberts hatte außerdem nichts zu verheimlichen), aber der Mann hatte keinen Zutritt zu der Workstation.

Und dann war gestern ein Alarm Gelb ausgelöst worden, weil Turner ohne Verifizierung den Notshuttle betreten hatte.
Wären Turner und Davis Mitglieder seiner Mannschaft gewesen, hätte Roberts sie längst degradiert oder sogar in Haft genommen.
Aber leider hatte er dazu keine Handhabe. Turner und Davis waren von „Kings & Rolls“ mit zahlreichen Sonderrechten und Genehmigungen ausgestattet.
Nur bei noch ärgeren Übertritten der Schiffsregeln konnte der Kapitän etwas unternehmen.

Das Verhältnis zu den beiden Passagieren war schnell stark abgekühlt, was die Stimmung an Bord nicht gerade hob. Die „Solitary Hermes“ war zwar ein gigantischer Transporter, aber 98 % des Schiffes bestanden aus den riesigen Tanks für die Ladung.
Für die Mannschaft gab es kleine private Schlafkammern mit Waschgelegenheiten, eine winzige Küche, ein Gemeinschaftsraum, der als Aufenthaltsgelegenheit, Esszimmer und Besprechungsbereich genutzt wurde, die Brücke mit der Steuerungs- und Navigationseinheit sowie die kleine Krankenstation. Lebensmittel und Gepäck waren in einem kleinen Lagerraum aufgewahrt.

Deutlich größer als der Mannschaftsbereich war nur die Antriebseinheit, in der Techniker Dex Black das Sagen hatte. Der Nachname passte perfekt, denn der Mann trank literweise schwarzen Kaffee aus seiner Aluminiumthermoskanne. Nur zu den Pausen und Besprechungen kam er aus seinem einsamen Arbeitsbereich. Die restliche Zeit war er wie vom Erdboden verschluckt bei der Steuerungskonsole des Triebwerks und den anderen Maschinengerätschaften.

Beim gemeinschaftlichen Essen (grauseliger Fertigfraß, aber besser als nichts) moserte er über Turner und Davis, die als einzige ihre Mahlzeiten in ihren Kabinen einnahmen und sich kaum sehen ließen.
„Diese Kerle gehen mir langsam echt auf den Sack! Heute Morgen war dieser Turner schon wieder zwischen den Antriebswellen. Warum, hat er mir nicht gesagt. Wenn der Idiot da irgendwo an einen Schalter stößt, haben wir ein verdammtes Problem!“

„Ja“, stimmte ihm der junge Copilot Barney Hudson zu. „Mir gehen die Zwei auch mächtig gegen den Strich. Besonders Davis stellt ständig dämliche Fragen auf der Brücke. Hey, der bringt einen total aus dem Konzept.“

Kapitän Roberts hob beschwichtigend die Hand. „Leute, mir gefallen unsere Gäste auch nicht. Der Generalmanager von K&R hat sie mir nun mal aufs Auge gedrückt. Wir bringen sie nach Kolossus, löschen das Silizium und düsen zurück nach Hope Island.“

„Und was ist mit dem versprochenen Urlaub?“, fragte Dex Black griesgrämig.
Roberts verzog seine Mundwinkel zu einem humorlosen Grinsen. „Dex, du weißt, wie das läuft. Wir müssen bis zum Produktionsende noch eine Fahrt machen. Danach kannst du dir von mir aus in Sunny Beach den Pelz braten bis du schwarz bist.“

Der Kapitän stand auf und schob dabei laut den Metallstuhl zurück, der über den harten Rumpfboden schabte. Besonders wohnlich war es nicht auf der Solitary Hermes, aber dafür wurde der Job ausgezeichnet bezahlt. Wer wollte schon drei Monate durch das schwarze All reisen – und drei Monate wieder zurück…

Am nächsten Tag meldete Navigator Mitch Wellington ein bewegliches Astroidenfeld, das den Transporter zwang, auf 0,25-fache Lichtgeschwindigkeit zu verlangsamen. Alles andere wäre viel zu gefährlich gewesen. Die Solitary Hermes war kein besonders bewegliches Raumschiff.

„Können wir die nicht einfach aus dem Weg schießen? Sie haben doch eine Bordkanone, oder?“, fragte Turner auf der Brücke, wo er dem Kapitän im Weg stand.
Roberts drehte sich genervt zu ihm um. „Wenn Sie statt 500 Brocken lieber 500.000 haben wollen, die auf sie zufliegen und zerfetzen…“
Turner brummte etwas von „exorbitanten Kosten wegen der Verzögerung“, aber Robert ignorierte ihn.

Ganze vier Stunden lang musste die SH Slalom fahren, dann war es endlich geschafft. Turner und Davis wurden aus irgendeinem Grund immer nervöser. Davis drängte mehrmals darauf eine andere Route zu fahren.
Roberts wollte gerade seinem Pilot Andrew Bayer den Befehl zum Hyperspeed geben, da meldete Navigator Barney Hudson: „Moment! Ich habe gerade einen Funkspruch aufgefangen.“
Konzentriert lauschte er in seinen Kopfhörer.

Roberts sah ihn Stirn runzelnd an. „Hier? In diesem Nirgendwo? Wer sollte hier funken? Hier gibt es sonst keine anderen Schiffe.“
Doch Hudson war sich sicher. Der Funkspruch wiederholte sich. „Ein Notsignal! Es kommt aus der Nähe. Augenblick, ich versuche die Quelle zu eruieren.“

Wenige Minuten später war klar: Der Notruf kam von einem Planeten, der sich im Schatten einer Sonne versteckte, die der Bordcomputer als „Red Ignis“ bezeichnete.
Pilot Andrew Bayer erläuterte: „Wir sind im Red-Ignis-System. Vier Planeten. Zwei davon mit aktiven Vulkanen, einer besteht aus Eiswüste und der, von dem das Signal kommt, ist mit rotem Gestein bedeckt. Kaum Sauerstoff, aber eine dünne Atmosphäre ist vorhanden. Er liegt im Schatten der Red Ignis.“

Für Roberts war klar: „Ändern Sie den Kurs. Wir müssen klären, was es mit dem Funkspruch auf sich hat.“
Der Kapitän stand in Bayers Rücken, der seine Augen verdrehte. Jede Verschleppung der Fahrt würde Kings & Rolls ein kleines Vermögen kosten. Aber nach der obersten Direktive der Sternfahrt war jedes Raumschiff verpflichtet, einem Notruf nachzugehen.

Turner sagte fast im Befehlston: „Ich protestiere gegen diese Aktion, Käpt´n. Diesen Ausflug können wir uns nun wirklich nicht leisten. Wir müssen auf direktem und schnellstem Weg nach Kolossus. Wissen Sie überhaupt, wie gefährlich…“
Roberts unterbrach ihn barsch: „Seien Sie ruhig, Turner! Ich bin der Kapitän dieses Schiffes. Und wenn ich dem Notsignal nachgehen will, dann wird das so gemacht. Sollten Sie noch weitere Einwände haben, so werde ich das als Meuterei werten und Sie unter Arrest stellen!“

Turner wurde rot vor unterdrücktem Ärger. „Also gut. Aber ich bestehe darauf, meinen Einwand ins Logbuch eintragen zu lassen.“
Roberts zuckte mit den Schultern und tippte einen Code in ein Steuerungspaneel. Der Bordcomputer nahm grundsätzlich alle Gespräche als Audiodateien sowie in Textform auf. Roberts musste also nur noch anweisen, wo was abgespeichert werden sollte. Den Rest erledigte der Compi durch sein Logikprogramm von selbst.

Die SH verlangsamte weiter und näherte sich einer Umlaufbahn des Planeten.
Bayer murmelte: „XJ-2207/84-RI.“
Wie zur Erklärung sagte er laut: „Die Bezeichnung für den Planeten. Das System ist erst seit drei Jahren benannt. Ein Forschungsschiff hat damals hier im System zufällig mit einem Antriebsschaden geparkt. Ich glaube, das war die legendäre Investigator unter Käpt´n Quinton.“

Quinton war den meisten ein Begriff. Der Mann hatte zahlreiche Systeme entdeckt und außerdem einen Virenstamm erforscht, der den Exobiologen lange Zeit ein Rätsel gewesen war. Roberts war mit Quinton sogar auf derselben Raumakademie im selben Lehrgang gewesen.

Nun war das Signal klarer, und Co-Pilot Barney Hudson bestimmte die exakten Koordinaten der Funkquelle. Dazu richtete er den Parabolspiegel aus, der am Bug der SH angebracht war.
„Können wir landen?“, fragte der Kapitän.
Pilot Bayer nickte knapp. „Ja, Sir. Da ist eine weite Ebene aus festem Gestein. Allerdings weht da unten ein beträchtlicher Wind. Für eine Außenmission wäre es momentan zu gefährlich.“

Die SH schraubte sich mit drei weiteren Umrundungen des Planeten tiefer in die Atmosphäre und senkte sich dann vertikal über dem Notsignal ab. Für die Mannschaft galt nun Anschnallpflicht. Das Schiff bremste mit gewaltigem Schub ab. Die gezündeten Bremsraketen sorgten für einen Lärmpegel selbst auf der Brücke von etwa 70 Dezibel. Der gesamte Rumpf erzitterte wie bei einem Erdbeben.
Dann setzte die SH auf dem unbekannten Boden auf ihren stählernen majestätischen Füßen auf. Hunderte Tonnen Gewicht drückten auf das Gestein, aber der Boden, den Bayer zuvor gescannt hatte, hielt der Masse problemlos stand.

Turner und Davis machten einen sehr nervösen Eindruck. Navigator Mitch Wellington grinste. Die beiden Landratten waren wohl noch nie auf einem unerkundeten Planeten gelandet.
„Hier gibt´s vermutlich keine Alienmonster“, sagte er mit einem Auge zwinkernd zu den Beiden gewand.
Turner und Davis wechselten einen kurzen Blick.

Kapitän Roberts teilte das Außenteam ein: „Wellington, Hudson und Thompson. Sie begleiten mich. Ab in die Schleuse. Nr. 1: Sie übernehmen das Kommando an Bord.“
„Aye, Sir“, antworteten alle Vier wie aus einem Mund. Der Navigator raunte Hudson zu: „Wenn wir eine Bruchlandung hinlegen, haben wir wenigstens zwei hübsche Silikonkissen als Airbags dabei“, und deutete auf die Schiffsärztin und feixte hinter ihrem Rücken.


Fortsetzung folgt...
2. RE: Optional Genetics

geschrieben von drachenwind am 18.09.09 23:08

Noch scheint es eine einfache SF-Geschichte zu sein,
aber, wie wir alle prallbeutel kennen, können wir noch
vieles interessantere erwarten. Mal sehen, wo diese
neue Geschichte hinführen wird.
3. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 19.09.09 00:23

hallo prallbeutel,

bin gespannt wie die neue geschichte weitergeht. du hast mein interesse geweckt.
4. RE: Optional Genetics

geschrieben von hajo am 19.09.09 07:29

Hallo prallbeutel,

endlich mal wieder eine Geschichte mit Story...


Gruß

hajo
5. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 21.09.09 22:54

Es geht weiter mit einer Fortsetzung:


Der Kapitän ging mit seinem Navigator, dem Co-Pilot sowie der Schiffsärztin in die Druck- und Sicherheitskammer, dann zogen sich die Mitglieder des Außenteams die Anzüge an und gaben mit gehobenem Daumen das OK. Roberts bestätigte und sprach in sein Mikro: „Käpt´n an Brücke. Das Außenteam ist bereit.“

„Verstanden“, antwortete Macintoshs Stimme. Kurz darauf zischte es in der Kabine laut, und mit einem mechanischen Geräusch öffnete sich die Außenluke. Über dem Ausgang drehte sich ein rotes Warnlicht. Eine stählerne Treppe klappte automatisch aus und glich Unebenheit des steinigen Bodens durch ihr hydraulisches Sensorsystem aus.

Ein scharfer Wind empfing die Raumfahrer und peitschte Staub und Sand an der Außenhülle des Raumschiffs entlang, wo er wie Schleifpapier wirkte, und erfasste nun auch das Team.
Langsam stieg das Quartett aus dem gewaltigen Bauch der Solitary Hermes und setzte die schweren Stiefel auf den fremden Boden des Planeten. Ein Ausgleich der Schwerkraft war nicht nötig, denn „XJ-2207/84-RI“ hatte in etwa die Masse der Erde. Trotzdem musste das Team aufpassen, nicht von den wilden Sturmböen umgeweht zu werden.

Mit einem Decoder bewegte sich Roberts auf die Quelle des Funkspruchs zu. Sie waren nur 304 Meter von ihr entfernt. Die Gruppe blieb aus Sicherheitsgründen eng beisammen. Die Sicht war schlecht, denn die Sonne war untergegangen, und der Staub in der Luft erschwerte die Sicht weiter.

Erst zehn Meter vor dem Ziel sahen sie es vor sich aufragen: Eine kleines Shuttle, drei Meter hoch, sechs Meter lang, war hier offenbar gelandet. Sofort identifizierte Hudson es: „Die ist von der verschollenen Outland Explorer, einem Forschungsschiff, dass vor einem Jahr unterwegs nach Deltaworld war, aber nie angekommen ist. Später haben Messungen ergeben, dass die Selbstzerstörung aktiviert worden war. Vielleicht haben sich Teile der Mannschaft hiermit retten wollen.“

Navigator Wellington meinte sardonisch: „Ich fürchte, da kommen wir wohl zu spät. Oder willst du versuchen, sie wieder zu beleben, Doc?“
Die Stimme der Schiffsärztin war nicht nur wegen des verzerrenden Mikrosystems eiskalt: „Sehr komisch, Mitch.“

Als Roberts und Hudson versuchten die Kappe des Raumgleiters zu öffnen, zeigte der Navigator der Schiffsärztin durch sein Plexiglasvisier, was er sich von ihr wünschte: Mit der Zunge drückte er von innen an seine Wange und bewegte die Spitze hin und her.
Fiona Thompson versuchte den Mittelfinger auszustrecken, was bei den dicken Handschuhen nicht einfach war. Sie formte mit ihren Lippen stattdessen: „fi**k dich!“
Ins Mikro sagte sie: „Hast wohl schon wieder mal einen Samenstau, du Armer?“
Mitch machte ein Gesicht, als hätte sie ihm eine Ohrfeige verpasst und ließ sie stehen.

„Alles klar, Käpt´n? Kommen wir rein?“
Roberts ächzte. „Negativ. Der Nothebel ist bei der Landung offenbar abgebrochen.“
„Wir sollten Werkzeug holen“, schlug Co-Pilot Hudson vor.
Mitch Wellington drängte sich vor. „Quatsch. Weg da!“ Er zückte seine Laserpistole. „Käpt´n, wenn Sie befehlen, dann mache ich die Luke in fünf Sekunden auf.“

Roberts runzelte die Stirn. „Sie stecken sofort die Waffe wieder weg, Nav.“
Wellington druckste herum. „War ja nur ein Vorschlag.“
„Vielleicht war die Idee nicht die Schlechteste“, gab ihm Hudson Rückendeckung. „Da lebt sowieso niemand mehr. Selbst wenn sie die Landung überstanden haben, wäre längst der Sauerstoff zu Ende – und das Wasser auch.“
Roberts überlegte. „In Ordnung. Sie hätten uns auch längst bemerkt. Also gut, Mitch. Besorgen Sie uns eine Eintrittskarte.“

Wellington grinste breit und holte seine Pistole wieder raus, aktivierte den Laser und zielte auf das Lukenschloss. Mit einem schrillen hellen Sound erschien ein orangeroter Laserstrahl, der sich durch das Metall fraß wie ein heißes Messer durch Butter.
Nach wenigen Sekunden sprühten Funken, und schließlich sackte die Metallklappe im Rahmen rumpelnd einige Zentimeter ab: Der Eingang war frei.

Der Kapitän betrat die Kapsel als erster, gefolgt von Hudson und der Nachhut Wellington. Fiona Thompson sollte draußen die Stellung halten.
Ein grauseliger Anblick bot sich den Männern. Die vier Mitglieder der Outland Explorer saßen noch angeschnallt in ihren Sitzen, doch niemand lebte mehr.

„Noch gut erhalten, die Jungs“, gab Wellington, als sie wieder draußen waren, seinen pubertären Kommentar ab, was ihm einen bösen Blick von Thompson einbrachte.
Roberts überhörte den Satz geflissentlich, Hudson dagegen bemerkte die verärgerte Reaktion der Schiffsärztin und dachte: „Super! Da hat Mitch genau das erreicht, was er wollte.“

„Wir werden sie bergen und ihnen eine anständige Bestattung im All ermöglichen“, sagte Roberts. „Hudson, haben Sie sie schon identifiziert?“
Der Co-Pilot nickte. „Mein PDA hat die Registernummern gescannt. Es sind vier Offiziere der Outland Explorer. Ich schicke Ihnen die Namen auf ihr Pad.“

Hudson überspielte auch die Flugdaten und das Log auf einen Datenspeicher, um alles auszuwerten. Der Sturm wütete mittlerweile noch stärker, und Thompson, die leichteste Person unter ihnen, musste sich an die Außenhaut des Shuttles drücken, um nicht wegzufliegen.

„Wie sollen wir die Kerle denn bloß ins Schiff bekommen?“, rief Wellington in sein Mikro. „Ich bin Navigator und kein Packesel.“
„Wir nehmen einen der Frachtroboter“, sagte Roberts und funkte seine Nr. 1 an.
Macintoshs Stimme war in den Helmen des Außenteams verzerrt und mit einigen Störgeräuschen wegen der Wetter-Turbulenzen nur schlecht zu verstehen: „Verstanden. Ich schicke G13 los.“

Pilot Bayer programmierte die Koordinaten des Teams in den Arbeitsroboter ein und aktivierte ihn. Im Rumpf der Solitary Hermes ertönte eine Geräuschkulisse von Elektromotoren, Hydraulikzylindern, Zischen und Surren. Aus einem scheinbar ganz gewöhnlichen Stahlcontainer baute sich ein fast drei Meter großer Roboter auf vier Beinen zusammen und stampfte wie ein Kriegsgerät aus einem Alptraum den Lagerrumpf der SH entlang zu einer drei Meter hohen und noch breiteren Frachtluke.

Mit einem lauten Zischen und Rumpeln rollte sich eine Art Jalousie hoch, bestehend aus einer speziellen Legierung. Dahinter teilte sich die Außenwand in zwei Hälften, die sich zur Seite schoben. Der Roboter G13 machte sich auf den Weg.
Das Team hatte die Offiziere der OE inzwischen geborgen und vor dem Shuttle aufgereiht.
Fiona Thompson stellte offiziell fest, dass die Männer tot waren und notierte es im Log.

G13 fuhr einen Greifarm aus und lud seine Fracht behutsam ein. Die vier Männer waren keine Herausforderung für ihn. G13 war in der Lage Lasten bis zu zwei Tonnen anzuheben und bis zu sechs Tonnen zu transportieren – bei einer Vorwärtsgeschwindigkeit von maximal zehn km/h.

An der Solitary Hermes angekommen, positionierte sich G13 wieder vor der Ladeluke, während das Team an der Einstiegsklappe der Crew wartete.
Roberts sprach ins Mikro: „Käpt´n an Brücke. Was dauert das so lange?“
Die Stimme von Pilot Bayer war zu hören: „Einen Augenblick noch, Käpt´n, Macintosh hat noch keine Freigabe gegeben.“
„Was soll das?“, fragte Roberts erbost nach. „Was ist bei euch los?“
Keine Antwort.

Roberts verlor die Geduld. „Macintosh! Hören Sie mich?“
Macintoshs Stimme war nun zu vernehmen: „Es tut mir Leid, dass Sie warten mussten, Käpt´n, aber Turner und Davis haben auf dem Sicherheitsprogramm für Außeneinsätze bestanden.“
Roberts seufzte. „Die Standardprozedur. Ja, aber das kann doch nicht so lange dauern.“
Macintosh hörte sich nervös an: „Nein, Sir, es handelt sich um Sicherheitsstufe III.“

Robert wirkte irritiert und gleichzeitig wütend. „Wer hat das angeordnet? Sie etwa?“
Nr. 1 antwortete: „Käpt´n. Sie kennen die Prämisse. Turner und Davis können darauf bestehen wenn…“
Roberts unterbrach ihn unwirsch: „Das weiß ich alles. Ich weiß auch, dass wir zwei Kleinkarierte an Bord haben. Aber aus welchem saublöden Grund ist eine Sicherheitsüberprüfung Stufe III angeordnet worden? Das will ich im Log vermerkt haben. Ist das klar?“
Macintosh: „Selbstverständlich, Sir.“

Wellington drehte sich zur Schiffsärztin um: „Wenn dir kalt wird, kann ich dich wärmen.“
Fiona Thompson reagierte nur mit einem leichten Kräuseln ihrer Lippen.
Hudson starrte auf das Displays seiner mobilen Compi-Einheit, die in den Unterarm seines Raumanzuges integriert war: „Vermutlich haben die beiden Idioten von K&R Angst, dass wir bakteriologisch oder radioaktiv verseucht sind. Auf jeden Fall scannen die uns und die Ladung von G13 jetzt schon zum zweiten Mal sogar auf molekularer Ebene.“

Roberts verlor gerade die Geduld, als Macintoshs Stimme wieder ertönte: „Käpt´n Roberts? Der Check hat ergeben, dass die vier Offiziere der Outland Explorer unbekanntes biologisches Material mit sich führen. Es tut mir Leid, aber unter diesen Umständen könnten Sie sich infiziert haben und…“
Roberts unterbrach seinen Ersten barsch: „Ich kenne das Protokoll. Bereiten sie die Quarantäne vor. Aber bitte noch in diesem Millennium!“

Eine halbe Stunde später saßen Roberts, Hudson, Thompson und Wellington in der Quarantänezelle der Krankenstation wie bestellt und nicht abgeholt.
„Deshalb sind nur vier Personen für Außeneinsätze erlaubt“, dachte Wellington laut, „weil in der Quarantänestation nur vier Betten sind.“

In der Tat befanden sie sich zu viert in einer etwa 15 Quadratmeter kleinen Zelle mit zwei Doppelbetten.
Hudson legte sich zur Probe: „Wow! Hätte nicht gedacht, dass es noch unbequemer geht als in meinem Quartier.“
Wellington wollte gerade einen frauenfeindlichen Witz erzählen, ließ es aber lieber bleiben. Wer weiß, wie lange er noch mit der hübschen Ärztin diese schmucke Kammer teilen musste?

Nach langen zwei Stunden meldete sich Macintosh wieder. Er erschien auf einem Monitor an der Tür: „Hallo Käpt´n. Wir haben jetzt die Ergebnisse. Turner und Davis hatten den richtigen Riecher. Die Männer in dem Shuttle…. Sie waren befallen von…“
Die vier Quarantänepatienten warteten darauf, dass der Erste weiter sprach, aber stattdessen blendete er ein Bild eines der Männer ein: Er lag auf dem stählernen Operationstisch der Krankenstation und hatte…

Thompson, Hudson, Wellington und Roberts dachten, sie würden ihren Augen nicht trauen können.
Der nackte Mann hatte da etwas an seinem Geschlecht…
Besser gesagt: um sein Geschlecht.
Eine Art Lebensform hatte sich festgesaugt oder gekrallt.

Macintoshs Stimme erklang: „Sie sehen ja selbst. Wir wollten es auch erst nicht glauben. Alle Vier haben so ein Tier an sich kleben. Wir haben es durchleuchtet. Es hat sich nicht nur außen um das Glied und die Hoden gewickelt und festgesaugt. Es hat sich auch mit einer Art Fühler in die Harnröhre gezwängt und ist bis zur Blase vorgedrungen.“

Die unter Quarantäne stehenden Crewmitglieder starrten gebannt und fassungslos auf den Monitor.
Wellington griff sich unwillkürlich in den Schritt.
Roberts fand seine Sprache zuerst wieder: „Wo sind die Offiziere der OE jetzt?“
Macintosh berichtete: „Wir haben sie sofort in Vakuumkammern isoliert. Wir müssen diesen Fund in Kolossus dem Gesundheitsamt übergeben. Wir wissen nicht, was das ist und…“
Kapitän Roberts fiel ihm ins Wort: „Haben Sie schon unsere Ergebnisse? Sind wir infiziert?“
Macintosh schüttelte den Kopf. „Wir konnten nichts feststellen. Aber unsere medizinischen Diagnostikmöglichkeiten sind an Bord der SH limitiert. Daher habe ich mich entschieden, Sie und das Außenteam noch eine Weile in Quarantäne zu behalten.“

Roberts starrte den Monitor an, als wolle er ihn mit seinem Blick durchbohren.
„Wie war das? Wir sollen hier noch zwei geschlagene Monate schmoren?“, rief Roberts, der die Fassung verloren hatte. Seine Gesichtszüge entgleisten ihm.
Macintoshs Miene war regungslos. „Tut mir Leid, Käpt´n. Ich habe meine Entscheidung getroffen.“ Damit wurde der Monitor schwarz.
Roberts drehte sich ungläubig zu Thompson, Wellington und Hudson um.

„Mr. Macintosh“, sprach Pilot Bayer seinen Vorgesetzten an, „ist das wirklich nötig?“
Macintosh fragte unterkühlt: „Zweifeln Sie meine Befehlsgewalt an, Mr. Bayer?“
Der Pilot beeilte sich, seine Loyalität zu versichern. Doch hatte ihn ein Gesprächfetzen misstrauisch gemacht, den er zwischen Davis und Macintosh mitbekommen hatte, als das Außenteam im Shuttle war. Der Inspektor von K&R hatte der Nr. 1 irgendwas von „Geheimakte“ und „Kompetenzen“ zugeflüstert.
Anschließend hatte Macintosh den Befehl gegeben, die Luke der SH geschlossen zu halten. Die beiden Passagiere waren mit Macintosh im Besprechungszimmer verschwunden.

Danach war Macintosh irgendwie verändert gewesen. Noch vor der Untersuchung der geborgenen Männer musste ihm klar gewesen sein, dass das Außenteam in Quarantäne kommen würde. Die Frage war nur, warum war er so sicher? Was hatten Davis und Turner mit ihm besprochen? Was wussten sie und hielten es vor der restlichen Crew und sogar dem Kapitän geheim?

Bayer rieb sich in Gedanken vertieft über seinen Dreitagebart. Ob er es wagen konnte, die Audiodatei des Gesprächs zu laden? Zugriff hatte er zwar nicht, aber Roberts könnte ihm den Code geben.
Sollte er in einem unbemerkten Augenblick zur Quarantänezelle gehen und dem Kapitän von seinen ominösen Beobachtungen berichten?

Unter einem Vorwand verließ Bayer am Abend die Brücke. Der kommandierende Erste Gary Macintosh übernahm die Konsole. Jetzt musste sich Bayer nur noch an Techniker Dex Black vorbeimogeln, denn der konnte auf seinem Monitor sehen, wenn jemand die Krankenstation betrat.

Er drückte die Kommunikationstaste an einer Wand und piepte Black an. „Hey, Dex. Du sollst auf die Brücke kommen. Macintosh will dich sehen.“
Dex antwortete: „Was ist denn so wichtig? Ich konfiguriere gerade den Frequenzteiler neu.“

Mürrisch, wie er meistens war, verließ er seinen Arbeitsplatz und machte sich auf den Weg zur Brücke am anderen Ende des Schiffes. Warum konnte ihm Macintosh das nicht selbst sagen, wenn er ihn sehen wollte?

Bayer nutzte die Gelegenheit und lief zur Quarantänestation. Am Eingang der medizinischen Einheit schaltete er die Überwachungskamera so aus, dass er einen technischen Defekt vortäuschte. Dann aktivierte er vor der Zelle die Kommunikation und erschien auf dem Monitor.

„Käpt´n“, begann er und berichtete in gehetzten Worten seinen Verdacht.
Roberts antwortete: „Also gut, Andrew. Wollen wir das prüfen. Der Code lautet 972424.“
Bayer nickte knapp und schaltete die Verbindung wieder ab.

Fiona Thompson sah ihren Kapitän mit großen Augen an. „Macintosh steckt mit diesen Typen unter einer Decke? Was wollen die bloß?“
Roberts meinte: „Was heißt unter einer Decke? Aber sie werden Macintosh irgendwie unter Druck gesetzt haben. Und wir müssen wissen, worum es hier eigentlich geht.“
Wellington brummte: „Dem dreh ich den Hals um, wenn ich hier rauskomme!“

Bayer gab am Zentralcompi den Code ein und überspielte die gewünschte Audiodatei. Dann ging er zurück auf die Brücke.
„Was sollte das?“ empfing ihn Macintosh ärgerlich.
Bayer sah ihn fragend an.
„Black. Ich habe nichts davon gesagt, dass er auf die Brücke kommen sollte.“


Fortsetzung folgt...
6. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 22.09.09 00:03

hallo prallbeutel,

welche intrigen werden jetzt auf dem schiff gesponnen? was hat man vor.
du machst mich wieder neugierig auf die nächste fortsetzung.
7. RE: Optional Genetics

geschrieben von Dark Marvin am 22.09.09 23:32

Wird langsam wirklich spannend und macht neugierig auf mehr.
Leben eigentlich die Tiere noch, oder sind auch sie tot?
Sind die toten durch den Absturz gestorben oder an den Parasiten?
Sorgen die kleinen Dinger für mehr oder weniger Sex?
Wussten die Typen von K&R davon, was sie auf dem Planeten erwartet?
Was hat es mit dem Titel auf sich?
So viele Fragen und nur Fortsetzungen (möglichst viele) können helfen, bitte unbedingt weiterschreiben.
8. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 23.09.09 22:30

Hallo,
vielleicht kann ich ja mit dieser Fortsetzung einige Fragen beantworten...


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Bayer antwortete: „Da hat Dex mal wieder was missverstanden. Ich habe ihm gesagt, der Käpt´n wollte ihn gestern ursprünglich wegen eines Systemfehlers der Luftversorgung auf der Brücke sprechen.“
Macintosh sah ihn skeptisch an und schüttelte den Kopf.

Als der kommandierende Erste sich von der Brücke abmeldete, hörte sich Bayer die Datei an.
Anschließend stellte er den Autopiloten ein und eilte zur Quarantänestation zurück.
„Illegale Genexperimente?“, fragte Thompson ungläubig, als Bayer der isolierten Crew die Datei vorgespielt hatte.
Bayer nickte. „Und Macintosh haben sie bestochen, weil sie einen Verbündeten an Bord brauchen. Ich glaube aber nicht, dass wir überhaupt einen Hafen erreichen. Wenn die Sache vertuscht werden soll, werden Turner und Davis alles daran setzen, die SH ins Nirwana zu katapultieren.“

Roberts wirkte verbittert: „Deshalb haben die sich so angestellt, als wir durch das Ignis-System gefahren sind. Das Asteroidenfeld machte ihnen nur deshalb Sorgen, weil wir die Geschwindigkeit verringern mussten und damit den Notruf empfangen konnten.“
Wellington fragte: „Und diese komischen Dinger, die die Jungs der OE an den Eiern hängen… Sind das missglückte Versuche?“
Thompson rief plötzlich: „Andrew! Hinter Ihnen!“
Aber es war zu spät: Turner hatte dem Piloten eine Stange über den Hinterkopf gezogen. Er sah unbewegt kurz in die Kamera, dann schaltete er die Kommunikation aus.

Die Schiffsärztin ächzte. „Die gehen über Leichen! Die wollen uns liquidieren! Wir müssen irgendwie Black kontaktieren.“
Roberts verzog den Mund: „Von hier? Null Chance!“
Wellington zerrte an einem Aluminiumtisch und trat ein Bein ab, nahm es wie einen Knüppel in die Hand und drohte: „Sollen sie kommen! Ich schlage jedem den Schädel von den Schultern, der durch diese Tür da kommt!“
Thompson verdrehte die Augen. „Super Idee! Wenn sie dich so durch die Kamera sehen, werden sie vorher ein Narkotikum in die Zelle einspeisen. Außerdem haben die Laserwaffen. Schon vergessen?“

Als Dex Black zum Abendessen in den Aufenthaltsraum kam, verstummte schlagartig ein Gespräch zwischen Macintosh, Turner und Davis.
„Wo ist Bayer?“, fragte der Techniker, auf einem Kaugummi kauend.
„Schon in der Koje“, sagte Macintosh. „Dem war schon den ganzen Tag übel. Habe ihm ein Sedativum gegeben. Jetzt träumt er von Sunny Beach.“

„Was haben eigentlich die Proben des Außenteams ergeben? Sind sie sauber?“, wollte Black wissen.
Macintosh sah Davis an. Der meinte: „Sicher können wir das erst auf Kolossus sagen.“
Turner versuchte das Gespräch auf weniger heikle Inhalte zu lenken, aber schließlich kam Black erneut auf das Thema zurück: „Was ist denn nun mit den Leuten der Outland Explorer?“
Macintosh sagte bestimmt: „Wir nehmen sie mit nach Kolossus. Sie müssen obduziert werden.“

Dex Black schlang das Fertigessen runter und spülte mit starkem Kaffee aus seiner Aluminiumtasse nach. Dann verließ er den Raum, um nach Bayer zu sehen. Irgendwas war hier seltsam…
Als er sich über den Piloten beugte, bemerkte er plötzlich die Kopfverletzung.
„Was ist denn…“, murmelte er, aber weiter kam er nicht, denn jemand hatte ihm eine medizinische Druckpistole an den Nacken angesetzt, die Arzneistoffe ohne Nadel in den Körper jagen konnte.
In Blacks Fall war es ein starkes Narkotikum. Der Techniker sah nicht mehr, wer ihn da in Morpheus Reich schickte und kippte auf Bayer bewusstlos zusammen.

Zwei Stunden später erschien auf dem Monitor der Quarantänezelle Macintoshs aufgeregtes Gesicht. Er hatte erfahren, dass Turner den Techniker außer Gefecht gesetzt hatte. Theoretisch war das Schiff zwar auch automatisch ohne die Crew zu führen, aber die ganze Situation wurde dem Ersten langsam zu heiß. Er hatte sich entschlossen, Roberts wieder als Kapitän einzusetzen und alle Quarantänevorschriften zu ignorieren. Denn ihm dämmerte, dass Turner und Davis keine Zeugen für das misslungene Experiment gebrauchen konnten. Sollte das Außenteam wirklich infiziert sein, würde es auf Kolossus medizinische Versorgung geben.
Auf jeden Fall wollte Macintosh nicht der nächste sein, den die beiden Inspektoren von K&R aus dem Weg räumten.

„Ich öffne jetzt die Tür“, sagte er. Er tippte den Code auf dem Zahlenfeld ein, aber bevor er den Entriegelungsmechanismus aktivieren konnte, sahen die Insassen, wie der Lauf einer Laserpistole auf seinen Kopf gedrückt wurde. „Das würde ich nicht tun“, sagte Davis.
Macintosh hob langsam die Hände. Schweißperlen liefen ihm an den Schläfen hinab und tropften auf seinen Kragen.
Dann wurde der Bildschirm wieder schwarz.

Roberts fluchte. „Ich glaube, dass Turner und Davis gar nicht von K&R geschickt worden sind. Was sollen die mit Genexperimenten zu tun haben? Aber da steckt was anderes dahinter. Ich habe bemerkt, dass die Reisetasche von Turner ein Emblem von OG hat.“
Thompson ächzte, „Dann stecken wir tief in der…“
Wellington fragte: „Wer oder was ist OG?“
Hudson antwortete: „OG… Ist das nicht diese Genfirma?“
Thompson erklärte: „Optional Genetics. Relativ unbekannt, weil sie öffentlich kaum auftreten. Dafür sind sie allerdings ein sehr mächtiges Konsortium, das Kontakte bis in die höchsten Stellen hat.“
Wellington fragte: „Und die stellen Aliens her, die einem die Eier abbeißen?“

Nach einer Weile fragte Hudson in die Runde: „Was sollen wir nun machen? Die Kerle haben uns in ihrer Gewalt.“
Roberts runzelte die Stirn. „Wenn sie uns loswerden wollten, hätten sie längst Gelegenheit gehabt. Die haben irgendwas anderes vor.“
Als hätten ihre „Kidnapper“ sie gehört, strömte just in diesem Moment Gas aus dem Biosystem der Zelle.
Thompson: „Was…. Jetzt ist es soweit!“

Wellington holte aus und schlug das Tischbein gegen die Zellentür. „Ihr Dreckskerle!“
Nach wenigen Augenblicken hielt er nach Luft schnappend inne und ließ seinen Knüppel scheppernd auf den Kabinenboden fallen. Langsam sackte er in die Knie.
Thompson und Hudson fielen die Augen zu und verloren ihr Bewusstsein. Wellington krallte sich an dem Zellentürknauf fest, ließ aber nach wenigen Sekunden los und fiel zu Boden wie ein Sack Reis.
Schließlich wurde auch Roberts ohnmächtig, der auch versucht hatte, gegen das Gas anzukämpfen.

Fünf Minuten später zog das Biosystem das Betäubungsgas durch Spezialfilter aus der Zelle. Die Tür öffnete sich: Davis und Turner kamen mit einer Trage hinein.

Wellington wachte auf und sah, wie sich die Decke über ihm zu drehen schien. Langsam wurde ihm wieder bewusst, wo er sich befand und was geschehen war.
Roberts war über die Schiffsärztin gebeugt und fühlte ihren Puls.
Wellington ächzte. „Ich lebe noch. Was hatten die Schweine vor?“
Roberts hatte sein Uniformjackett ausgezogen und als Kissen unter Fiona Thompsons Kopf gelegt. Die Ärztin kam zu sich.
„Geht es wieder?“, fragte Roberts.
Langsam erhob sich Thompson und wankte wie volltrunken durch die Zelle.
„Legen Sie sich besser aufs Bett“, schlug der Kapitän vor.
Wellington rief: „Hey! Wo ist Hudson?“
Roberts sagte: „Den haben sie vermutlich mitgenommen.“

Hudson wachte zwei Schiffswände weiter in der Krankenstation auf dem Operationstisch auf.
„Was….“
Der Co-Pilot schrie, als er sich nackt und fixiert auf dem stählernen Tisch fand. Das Furchtbarste war jedoch das Bild vor seinen Augen: Zwischen seinen Füßen konnte er die Wand der Krankenstation sehen – die Körper von Bayer, Macintosh und Black standen in kleinen aufrechten gläsernen Sarkophagen. Schläuche verschwanden in ihren Nasen und Mündern.

Eine schwarze latexartige Schicht spannte sich um die Beine der Männer wie lange Strümpfe. Auch der Oberkörper war so bedeckt. Die Gummischicht reichte bis knapp unter das Kinn und passte sich so exakt den Körperformen an, dass sich sogar die Brustwarzen abzeichneten.

Und als Hudsons Schrei fast verklungen war, setzte er erneut an. Dieses Mal noch schriller und panischer: Um die Lenden von Bayer und Black hingen diese horrenden Wesen, die er bei den Offizieren der Outland Explorer bereits gesehen hatte.

Dann beugte sich von hinten plötzlich eine Gestalt über seinen Kopf. Er sah Turner hinter einer weißen Mundschutzmaske und in einen weißen Laborkittel gekleidet. „Keine Sorge. Sie sind nur als Ersatzperson eingeplant.“
Hudson versuchte dem Gurtsystem auf dem OP-Tisch zu entkommen, aber sein Körper war perfekt fixiert. „Was wollen Sie von mir? Wer sind Sie überhaupt? Sie sind nicht von K&R. Aber wer sind Sie dann?“

Turners Stimme war etwas dumpf unter der Maske. Während er sprach, holte er die Arzneidruckluftpumpe hervor und lud sie mit einer durchsichtigen Flüssigkeit.
„Wir sind im Auftrag von Optional Genetics an Bord. Inoffiziell. Da Sie niemals in Kolossus ankommen werden, kann ich Ihnen auch sagen, worum es geht. OG entwickelt generierte DNA für…. Nun, sagen wir mal zahlungskräftige Kunden. Das Militär, reiche Geschäftsleute – aber ich will keine Namen nennen. Diskretion gilt bei uns als oberste Direktive.
Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Ein Erbgutunternehmen plant seit einiger Zeit eine groß angelegte Samenbank auf Triton III im Solar-Wessley-System. Die Firma möchte aus den Genomen Wunschkinder erzeugen. Das Problem ist die große Fehlerquote. Das Unternehmen benötigte literweise menschliches Ejakulat. Und da auf Triton III bis vor 20 Jahren noch Erze abgebaut worden waren und einige Arbeiter dort unter widrigen Bedingungen ihre neue Heimat gefunden haben, war es nicht schwierig zahlreiche Spender zu finden, die sich ein Zubrot verdienen wollten. Trotzdem reichte die erzielte Menge nicht aus.“

Turner atmete tief durch. „Aber da bemerkten die Forscher, dass sechs der Männer außergewöhnlich gute Genome lieferten. Die anderen Personen wurden entlassen. Doch nun reichte die benötigte Menge erst recht nicht. Das Unternehmen musste einen Weg finden, um die Produktionsrate zu steigern. Und da kamen wir ins Spiel.“

Turner drückte die Pumpe an Hudsons Bauch und jagte das Medikament in seinen Abdomen.
„Sie haben diese Monster gezüchtet und sie auf die Versuchspersonen losgelassen?“, fragte der Co-Pilot entsetzt. „Und jetzt habe Sie auch noch Bayer und Black…“
Hudson blieb die Sprache weg. Er wurde schläfrig.

Turners verärgerte Stimme hallte in seinem Kopf, als seine Augen bereits geschlossen waren: „Was mussten Sie auch unbedingt ausgerechnet hier den Hyperspeed deaktivieren. Das haben Sie sich selbst zuzuschreiben. Wenn Sie Glück haben, dann werden wir Sie einfach nur beseitigen. Wenn Sie Pech haben, gehören Sie zu den zwei Prozent der Menschen, deren Genome so gut für unseren Kunden geeignet sind, dass er Sie behalten will. Bayer und Black haben diese Qualität übrigens nicht. Sie dienen nur einer Versuchsreihe, ob unser Produkt noch verbessert werden kann. Genau wie sie wohl auch.“

Er sprach noch weiter, als Hudson längst bewusstlos war: „Und keine Sorge: Die Monster, wie Sie sie nennen, sind keine Lebewesen. Sie bestehen aus künstlich erzeugten organischen Verbindungen, sind aber rein künstlich. Androiden, wenn Sie so wollen.“ Amüsiert setzte er hinzu: „Nun, human sehen unsere Prototypen zugegebenermaßen nicht aus.“

Turner drehte sich zu Davis um, der ihm eines dieser „Androiden“ reichte. Turner setzte ihn auf Hudsons Lenden. Sofort begann er damit, sich festzusaugen. Ein langer Tentakel glitt langsam in die Harnröhre des Co-Piloten und schlängelte sich tief hinein. Das Ende wickelte sich um die Prostata und begann sie zu stimulieren. Gleichzeitig wirkten die Ansaugnäpfe an Hudsons Penis wie ein intensiver Blowjob einer Frau.
Trotzdem erwachte der Liegende nicht. Doch sein Glied versteifte sich, und nach wenigen Minuten gab es sein Ejakulat von sich.

Das androide Wesen sammelte alles bis auf den letzten Tropfen und gab die Flüssigkeit kontrolliert ab, als Turner ein Reagenzglas an eine mundartige Öffnung hielt. Er gab eine Lösung dazu und stellte das Gefäß in einen kleinen Apparat, den Davis aus seiner Reisetasche geholt hatte.
„Die Analyse wird über Hudsons Zukunft entscheiden“, meinte Davis.
Turner verbesserte ihn: „Hudson ist Vergangenheit. Hier liegt Versuchsperson T-87.“

Wellington fummelte am Schloss der Zellentür, als plötzlich der Monitor aufleuchtete und Turners Gesicht erschien. Den Mundschutz hatte er an sein Kinn hinuntergezogen.
„Guten Tag, werte Gesellschaft. Ich werde Sie nun wieder in einen kurzen Schlaf schicken. Wir benötigen Mr. Wellington.“

Der Navigator brüllte und hämmerte gegen den Monitor, so dass er zersplitterte.
Thompson sagte genervt: „Toll! Das bringt uns auch nicht weiter.“
Schon merkten die Insassen, wie sie müde wurden. Das Gas zischte kaum hörbar in die Zelle.
Wellington brüllte herum… bis er umsackte.

Als Thompson und Roberts wieder erwachten sahen sie sich um: Wellington war weg.
Die Schiffsärztin brach das Schweigen: „Mitch! Was werden sie mit ihm tun?“

Wellington erwachte, wie eine Stunde zuvor Hudson, auf dem mattsilbernen OP-Tisch. An der Wand sah er vier gläserne Sarkophage mit seinen Crew-Kameraden. Offenbar waren sie nicht bei Bewusstsein. Schläuche verschwanden in ihren Nasen und Mündern und…
Der Navigator schrie erschrocken auf, als er die Wesen im Schritt der Männer sah.
„NEIN!“, brüllte er und stemmte sich gegen seine Fesseln.

Aber schon näherte sich Turner mit seiner Hyperspraypistole und setzte sie an.
Bald drehte sich der Raum für Wellington um sich wie ein Karussell. „Nicht schon wieder…“, ächzte er noch und dann fielen ihm die Augen bleischwer zu.

Eine Stunde später wurde Roberts mit der bewährten Methode aus der Zelle geholt.
Auch er wachte auf dem OP-Tisch auf, der ihm eher wie ein Seziertisch oder Opferaltar vorkam.

Bayer, Roberts, Wellington, Black, Macintosh und Hudson erwachten fast gleichzeitig aus ihrer Synkope. Sie versuchten zu protestieren, aber kein Laut kam aus ihren Kehlen. Sie standen nebeneinander in den gläsernen sechs Sarkophagen, hatten Schläuche in Mund und Nase sowie das OG-Wesen an ihren Körpern. Auch sie waren in eine schwarze Latexschicht gepackt.

Warum konnten sie nicht sprechen? Ihre Münder bewegten sich, aber es kam kein Ton hervor. Waren die „Särge“ schalldicht?

Turner und Davis standen in ihren weißen Laborkitteln vor ihnen. Davis hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und war leicht vorgebeugt, als wolle er die Männer begutachten.
Turner sagte: „Herzlich willkommen bei der Versuchsreihe T von Optional Genetics. Leider verfügt niemand von Ihnen über die Qualität, die wir uns wünschen. Daher müssen Sie leider aus der Versuchsreihe ausscheiden.“

Kurz darauf holte Davis mit vorgehaltener Laserwaffe die Schiffsärztin aus der Zelle. „Bevor wir uns von Ihnen allen verabschieden, sollten Sie noch sehen, was aus ihren Kameraden geworden ist, Miss Thompson“, sagte er und erfreute sich an dem entsetzten Gesichtsausdruck der Frau, als sie die sechs Männer in den durchsichtigen Tanks sah.

Davis erklärte: „Wir hatten ursprünglich nicht vor, Wesen zu schaffen, die permanent an seinem humanen Wirtstier verbleiben, aber so genau war das eben nicht zu steuern. Die Wesen der ersten Generation musste OG also ausschalten. Leider waren die Wirte dadurch beschädigt und… unwillkommene Zeugen….“

Fiona Thompson war fassungslos. „Sie haben die Menschen beseitigt?“
Turner erzählte: „Die nächste Generation der Wesen war leichter zu kontrollieren, aber nicht so leistungsstark. Wir mussten weitere Tests durchführen. Die Outland Explorer war von Optional Genetics zu diesem Zweck gechartert worden. Bei einem Versuch geschah dann ein Unfall, und die Besatzung wurde von den Wesen angegriffen. Sie hatten einen eigenständigen Willen entwickelt. Und daher blieb uns keine Wahl: Die OE musste vernichtet werden. Vier Offiziere schafften es rechtzeitig mit dem Shuttle zu entkommen und landeten auf dem Planeten. Die Notrufschleife hat Roberts leider angelockt.“

Die Schiffsärztin sagte entrüstet: „Sie wollten die ganze Sache vertuschen. Das ist mir klar. Aber warum haben Sie meine Crew mit diesen…. Monstern…“
Sie konnte nicht weiter sprechen.
Davis sagte: „Freiwillige zu finden ist nicht leicht.“
Thompson spuckte das Wort fast hinaus: „Freiwillige?“
Turner blieb gelassen: „Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. - Es wird Zeit.“

Die Männer verließen den Raum und verriegelten ihn mit einem Sicherheitscode von außen. Dann machten sie sich auf den Weg in das Rettungsshuttle.
Fiona Thompson versuchte die Sarkophage zu öffnen, aber das Spezialplexiglas war fast unzerstörbar und durch einen Keycode gesichert.

Thompson stand hilflos neben den Männern, deren Gesichter sich verzerrten. Die Ärztin sah auf die Wesen an ihren Lenden. Sie bewegten sich, schienen zu saugen und sich zu drehen.
Sei wollte ihren Blick abwenden, da öffneten sich die Münder der künstlichen Monster und spieen weißliche Flüssigkeit aus.

Turner und Davis hatten den Zahlencode für die Tür geändert, so dass sie keine Verfolgung befürchten mussten.
Thompson schaltete den Kommunikationsmonitor ein und konnte beobachten, wie die zwei Männer mit dem Shuttle das Schiff verließen.

Fortsetzung folgt...
9. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 24.09.09 00:48

hallo prallbeutel,

in solch einer zukunft möchte ich nicht leben wo es nur perfekte menschen geben soll. gott sei dank ist das noch zukunft.


sterben jetzt die besatzung des schiffes oder können sie sich befreien?

wie führt jetzt og ihre versuche fort? finden sie geeignete versuchspersonen?
10. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 27.09.09 21:42

FINALE


Auf dem Bildschirm erschien ein Raumschiff. „Optional Genetics“ prangte in großen Lettern auf der Seite des Außenrumpfes. Der kleine Shuttle dockte dort an.
Wenige Minuten später ging das Schiff auf Hyperspeed und entschwand in Augenblicken dem Kameraauge der Solitary Hermes. Ein kurzer Blitz erschien, dann deutete nichts mehr darauf hin, dass das OG-Schiff jemals hier gewesen war.

Fiona Thompson schaltete um auf die Brücke. Dort leuchteten ungewöhnliche grün phosphorizierende Zahlen auf dem Steuerungspult auf. Sie zoomte stark ran und erkannte den Selbstzerstörungscountdown.
Ihnen blieben noch knappe zwei Stunden Zeit. Dann würde die SH mitsamt ihrer Ladung in einer atomaren Wolke vergehen.

Kapitän Roberts hatte als Einziger die Freigabe, einen Generalcode für die Tür einzugeben und sie zu öffnen. Aber wie sollte sie mit ihm kommunizieren? Die Agenten von OG hatten der Crew offenbar ein Medikament gegeben, das die Stimmbänder lähmte.
Außerdem war Roberts nicht bei Bewusstsein.
Die Schiffsärztin hätte ein Gegenmittel geben können, aber wie sollte sie ihre Kameraden erreichen, wenn die Glastanks geschlossen waren?

Der Countdown stand auf minus 01:48:59.

Thompsons Finger flogen über ein Steuerpaneel. Sie versuchte den Zentralrechner auf der Brücke anzusteuern. Eine Firewall verhinderte in der Regel unbefugten Zugriff, aber Bayer hatte ihr mal gezeigt, wie man sie ausschaltete.

Wie war das noch?
Sie tippte und tippte. „Jetzt muss es gehen!“
Auf dem Monitor erschien: „Access denied“.
„Mist“, schrie sie.
Thompson überlegte fieberhaft, wie sie sich in den Schiffscompi hacken konnte.

Die nächste Stunde war nervenaufreibend. Wieder und wieder scheiterte sie an der Firewall.
Der Countdown zeigte minus 00:52:11 an.
Und dann jubelte Thompson: Die Konsole der Brückensteuerung erschien auf dem Monitor. Sie hatte es geschafft!

Jetzt suchte sie einen Weg, den Countdown zu stoppen. Aber der Zugang war gesperrt. Keine Chance!
Thompson benötigte weitere 20 Minuten, um den Code der Tür mit einem Programm zu knacken, das zur Brückensoftware gehörte. Endlich entriegelte die Schleuse.

Sie verließ die Krankenstation und eilte auf die Brücke. Von hier schickte sie ein Notrufsignal ins All.
Ihr war klar, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Schiff in diesen abgelegenen Koordinaten den Hilferuf hören würde, verschwindend gering war. Aber es war ein Versuch.
Ein Strohhalm der Hoffnung…

Als letzte Möglichkeit hatte sie noch die Rettungskapsel. Die konnte jedoch – im Gegensatz zum Shuttle – nicht gesteuert werden. Damit war es ihr lediglich möglich, das Mutterschiff zu verlassen und auf baldige Rettung zu hoffen. Denn der Sauerstoff an Bord reichte nur für wenige Tage.

Als der Countdown bei minus 00:20:00 stand, ging sie zurück zur Krankenstation. Sie musste die Männer verlassen. Sie dem Schicksal überlassen…

Macht es gut, Männer!

Sollte sie gerettet werden, würde sie das Konsortium Optional Genetics und ebenso das andere Unternehmen vor das planetarische Gericht bringen und zerschlagen. Die Verantwortlichen würden ihre Untaten teuer bezahlen.

Die Schiffsärztin wendete sich von den Sarkophagen ab. Die Männer schienen sie anklagend anzustarren. Es war ihr so, als klebten ihre Sohlen am Boden, aber sie musste die Krankenstation jetzt verlassen. Sie musste sich in der Notkapsel retten. Sofort! Bevor es zu spät war!

Fiona Thompson ging erst langsam, dann immer schneller den Gang entlang zur Antriebseinheit. Sie aktivierte die Rettungssequenz, drückte den Code und zog zwei rote Schalter herunter.
Eine Luke öffnete sich. Die Medizinerin kroch in die Kapsel und startete das Rescueprogramm.
Die Luke schloss sich automatisch. Luft zischte um sie herum. Dann begannen im Cockpit zahlreiche Lämpchen zu leuchten oder zu blinken.

Fiona Thompson wusste von vielen Tasten und Leuchten deren Funktion gar nicht. Aber sie musste nicht viel tun. Alles lief automatisch ab.
Nach zwei Minuten spürte sie einen Ruck: Die Kapsel war vom Mutterschiff gelöst und flog mit einem kleinen Raketenantrieb ins All.

Die Ärztin blickte der Solitary Hermes nach, wie sie kleiner und kleiner wurde und aus ihrem Blickwinkel verschwand.
Dann erschrak sie, als ein gleißender Blitz eine scharfe Linie bildete, die genauso schnell wieder verschwand, wie sie aufgetaucht war.

Die SH war Vergangenheit.

Fiona Thompson fühlte sich so einsam wie nie zuvor in ihrem Leben.
Nach weiteren 30 Minuten endete der Raketenschub. Der kleine Lithiumtank war leer.

Die nächsten Stunden waren grausam. Allein. Einsam. Das dunkle endlose All um sie herum. Diese fürchterliche Stille.
Hinter ihrer Plexiglasscheibe sah sie aus der Ferne die Red Ignis glühen.
Sie würde weder Kolossus noch Hope Island noch irgendeinen anderen Planeten je wieder betreten oder nur sehen.

Fiona Thompson war eingenickt und wachte durch einen lauten Knall auf.
Was war los? War sie mit einem Fremdkörper kollidiert?
Doch dann wäre die Kapsel aus Polyfaser jetzt zerfetzt und hätte ihre Passagierin ins All geschleudert, wo sie augenblicklich…

Der Ärztin wurde bei der Vorstellung übel.
Dann hörte sie ein Zischen.

Jetzt ist es aus! Die Schleuse versagt!

Die Atmosphäre würde ins All strömen und…
Horrorbilder erschienen vor ihren Augen.
Sie schrie.

Sie bemerkte nicht, wie behandschuhte Hände sie packten und aus der Kapsel zogen.
Wie sie auf einer Trage in die medizinische Abteilung des Schiffes gerollt wurde.
Zwei Ärzte kümmerten sich um sie und gaben ihr ein Beruhigungsmittel.
Fiona Thompson blickte in die Gesichter der Männer, an die Decke der Station.
„Wo…. Wie….“
„Bleiben Sie ganz ruhig. Sie befinden sich nun in Sicherheit. Wir haben ihren Notruf empfangen.“

Aus Thompsons Körper entwich die letzte Verspannung. Schlaff und völlig erschöpft lag sie auf dem Krankenbett in der Krankenstation.
Wie war das möglich? Sie war gerettet worden!
Wo war das Schiff hergekommen? Die Wahrscheinlichkeit hatte bei ca. 1:10.000.000 gestanden.

„Alle sind tot…“, sagte sie schläfrig.
Einer der Mediziner fragte: „Wissen Sie, was genau geschehen ist? Was ist auf der Solitary Hermes vor sich gegangen?“
Thompson lächelte, schwach, aber sie lächelte: „Oh, ja. Ich weiß alles. Ich werde…“
Sie hatte keine Kraft mehr zu sprechen.
Sie sah den Arzt mit schweren Lidern an. „Danke, Doc…“

Der Mann lächelte sie an und hielt ihre Hand. „Oh, ich bin kein Arzt. Ich bin Molekularbiologe, Miss Thompson.“
Fiona Thompson konnte ihre Augen kaum noch aufhalten. Ihre Sicht wurde verschwommen.
Woher wusste er ihren Namen?
Sie sah den Mann in seinem weißen Kittel, wie er sich über sie beugte.
Auf seiner Brust war ein Emblem eingestickt. Fiona Thompson kniff die Augen zusammen, um es zu entziffern.

- OG -

Fiona Thompson wollte schreien, aber ihre Kraft war zu ende. Ihre Augen schlossen sich flatternd in ihrem schweißnassen Gesicht.

.....

EPILOG

Einige Monate waren vergangen.

Das Schiff von Optional Genetics rauschte durch die Weiten des Alls. Es sah für den Unbedarften aus wie ein harmloses Forschungsschiff. Doch der Eingeweihte erkannte den Haifisch mit seinen scharfen Zähnen und toten Augen…

Sein Ziel war der kleine Planet „Desolate Rock“. Auf dem Himmelskörper im abgelegenen Sonnensystem „New Osiris“ herrschten ständige Orkane, so dass ein Andocken an die Bodenstation nur von sehr erfahrenen Piloten durchgeführt werden konnte.
Der Planet war Privatbesitz einer Scheinfirma, die zum Optional-Genetics-Konsortium gehörte.

An Bord hatte das Schiff 148 Glassarkophage. In der Bodenstation lagerten weitere 564 Exemplare.
Nach Löschung der Ladung würde der Pilot sofort wieder starten müssen. Mit Hyperspeed wurde er an geheim gehaltenen Koordinaten erwartet.
Sein Top-Secret-Auftrag: Die Aufnahme von über 600 Personen und die anschließende Liquidierung eines Schiffes. Der Pilot checkte seinen Partikelblaster. Alles OK. Er war geladen und funktionsbereit…
Skrupel kannte der Mann nicht. Er war seinem Arbeitgeber gegenüber absolut loyal.
Kein Wunder: Nur die wenigsten Angestellten von OG wussten, dass der Pilot ein Androide war.

Einige Lichtjahre entfernt:

Die Agenten des Konsortiums Turner und Davis waren auf dem Weg zu „Sunny Beach“, einem Vergnügungsplaneten, zu dem jährlich mehrere Millionen Touristen reisten.
Sie waren zwei von 613 Passagieren auf der „Megration II“, die die Urlauber in ihre Hotels bringen wollte.

Turner und Davis aktivierten die Gasgranaten, nachdem sie ihre Masken aufgesetzt hatten. In dem großen Passagierraum sackte eine Person nach der anderen in eine tiefe Bewusstlosigkeit.
Dann stürmten die Beiden die Brücke. Sie agierten präzise und effizient wie Elitekämpfer. Wie perfektionierte Androiden…

Der Kapitän sah sie erschrocken an. Als er die Laserwaffen sah, hob er langsam die Hände. Schweiß lief ihm in den Kragen.
„Wer sind Sie? Was wollen Sie?“
Turner eilte zur Steuerungskonsole und drückte den Piloten zur Seite.

Davis hielt die Offiziere und den Kapitän in Schach. Mit ernster Miene sagte er: „Es gibt eine kleine Änderung der Reiseroute.“ Dann fügte er fast freundlich dazu: „Herzlich willkommen! Ich begrüße Sie, die Besatzung sowie die Passagiere als Teilnehmer einer exklusiven Versuchsreihe von Optional Genetics.“
Davis´ breites Grinsen ließ den Raum gefrieren.

Turner saß an der Steuerungskonsole und tippte bereits mit fliegenden Fingern neue Koordinaten für ein Rendezvous mit dem OG-Raumschiff ein. Ein kleines Hologramm erschien über der Konsole und stellte eine dreidimensionale Karte ihres Zielgebietes dar.
Anschließend drehte Turner sich mit einem zynischen Blick zum Kapitän der Megration II um und zitierte ausdrucksloser Betonung aus der Werbebroschüre des Konzerns: „Choose your fate – welcome in paradise.“

ENDE

11. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 27.09.09 22:48

hallo prallbeutel,


das ende kam für mich sehr überraschend.

schade daß ich nicht mitbekommen werde wie die versuchspersonen auf dem planeten leben werden. ob die versuche erfolgreich sind, usw.

bitte laß es dir durch den kopf gehen ob du eine zweite staffel nachschieben kannst. danke.

deine geschichte ist super geschrieben. da würde sich das weiterschreiben doch sehr anbieten?.
danke für das schreiben.
12. RE: Optional Genetics

geschrieben von Dark Marvin am 12.10.09 15:23

Hallo Prallbeutel,

Die Geschichte wurde gerade richtig spannend und dann plötzlich ENDE? Hoffe du meinst das nicht ernst und setzt die Geschichte irgandwann fort, damit wir mehr darüber erfahren, was OG mit all den gesammelten Spermien anstellt. Was ich mich auch frage ist, was sie eigentlich mit den weiblichen Gefangenen machen, allen voran natürlich Fiona. Wurde sie getötet oder auch als Versuchsperson rekrutiert?
13. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 01.03.10 21:23

Fortsetzung


Das Schiff des OG-Konzerns schwebte durchs dunkle All.

Der nächste Stern strahlte nur schwach. Ein kleiner Planet namens „Desolate Rock“ erschien auf dem großen Monitor des Piloten. Der Himmelskörper des von allen bekannten Routen durch die Galaxis sehr abgelegenen Sonnensystems „New Osiris“ war sowohl politisch wie wirtschaftlich völlig uninteressant. Daher hatte ein großer Konzern dort einen Planeten erworben und eine gewaltige Forschungsstation darauf gebaut.

Der Konzern legte Wert auf Diskretion.

Besucher waren ausdrücklich unerwünscht. Der OG-Konzern hatte zur Sicherung seines Territoriums sogar eine eigene Schutzpolizei mit bewaffneten Raumfähren. Erste Regel der Männer: Verschwiegenheit. Zweite Regel: Erst schießen, dann fragen. Nicht einmal die Angestellten wussten, woher der Vorstand diese Personen rekrutiert hatte. Vermutlich waren es Söldner aus dem Nirgendwo.

Die Laborangestellten lebten in sektenähnlichen Verhältnissen. Kontakt mit Verwandten war verboten. Die Angestellten wohnten und arbeiteten in dem großen Komplex.
Bis auf ihre abgeschiedene Lebensweise ging es ihnen nicht schlecht. Die Bezahlung war fast drei Mal so hoch wie üblich. Und in dem Komplex gab es unendlich viele Möglichkeiten, sich in seiner Freizeit zu beschäftigen. Kostenlos. Kein Wunsch blieb unerfüllt. Sämtliche Sportarten, Reisen, Naturerlebnisse, erotische Unterhaltung, Weiterbildung, Fallschirmsprünge oder Flüge mit dem Heli. Beliebt war das Space-Racing mit kleinen Flugfightern, um sich gegen Konkurrenten bei einem simulierten Sternenkrieg mit Laserkanonen zu behaupten.
Andere suchten noch mehr Abgeschiedenheit in den Bergen, einige (insbesondere Männer) ließen sich von perfekten Damen verwöhnen – in allen Varianten…
Es gab Wildwasserrafting, das Leben als Revolverheld im Wilden Westen, die Identität als Piratenkapitän über die Meere zu fahren, als Söldner einen Landungstrupp anzuführen und in einem Häuserkampf zum Helden zu werden, aber auch friedlichere Freizeitgestaltungen: Manche liebten einfach die Ruhe mit einem guten Buch auf einer duftenden Blumenwiese, andere tauchten zwischen bunten Fischschwärmen nach Korallen, wieder andere lebten gerne im viktorianischen Europa. Und endlos viele weitere Optionen wie Kino, Vergnügungspark und Musikkonzerte bot der kleine Planet.

Nun, „Desolate Rock“ selbst war mit seinen Minus180 Grad Celsius kalt und ungemütlich, die Landschaft bestand ausschließlich aus Felsgestein, dass durch starke Orkane durch die Umgebung geschleudert wurde. Und die Atmosphäre war radioaktiv und schwefelhaltiger als die Hölle.

Wo war da also die Blumenwiese?

Die vielen Erlebnismöglichkeiten der Bewohner spielten sich im Inneren des großen Komplexes ab. Es gab dazu so genannte „Simultankammern“. In diesen kleinen Kabinen stand ein bequemer Vibro-Sessel. Dort verkabelte sich die Person mit E-Pads an der Stirn, der Brust und den Handgelenken. Dann setzte sie noch einen Helm auf, der gleichzeitig Augenmonitor und Kopfhörer war. Zuvor aktivierte der Interessierte das entsprechende Programm aus einer riesigen Datenbank. Und schon ging es los in die Cyberwelt.
Die Person glaubte wirklich, Teil der Erlebnisse zu sein.

So gesehen bot der Konzern seinen Mitarbeitern ein angenehmes Leben. Der Arbeitsvertrag hatte nur einen entscheidenden Nachteil: Es gab kein Zurück. Er galt lebenslang. Und eine Abreise von Desolate Rock gab es nur in einem Sarg beziehungsweise in eine Urne.
Die Geldeinheiten waren für die Angestellten grundsätzlich sinnlos, denn alles ging hier sozusagen „aufs Haus“. Doch überwiesen fast alle ihr Gehalt an Verwandte auf der Erde oder anderen Planeten. Manche spendeten ihren Lohn auch dem Konzern. Sie alle waren überzeugt von ihrer Arbeit und ihrem Leben. Und wenn es jemandem mal nicht so gut ging, besuchte er die Medi-Abteilung, wo sein Gehirn wieder ordnen lassen konnte – oder erhielt eine Vorladung.

Und so gab es keine unzufriedenen Angestellte auf bei Optional Genetics. Im Gegenteil: Glück und Zufriedenheit herrschte in allen Etagen. Niemand war schlecht gelaunt. Alle gingen ihrer Arbeit mit Vergnügen und auch sehr gewissenhaft nach.
Wenn ein Mitarbeiter allerdings gefragt würde, was OG eigentlich auf diesem Planeten herstellte oder erforschte, würde er nur mit den Schultern zucken können.

Zum einen war strengste Verschwiegenheit Teil des Vertrages, zum anderen wussten die einzelnen Angestellten nur gerade so viel, wie sie wissen mussten. Jeder kannte nur einen kleinen Baustein des Ganzen. Gespräche über die Arbeit waren strengstens verboten. Überall lauerten Angestellte der Schutzpolizei, die inkognito darauf achteten, dass niemand plauderte. Wer erwischt wurde, verschwand von der Bildfläche. Wohin – das wusste niemand so recht. Wer Glück hatte wurde „nur“ in der Medi-Abteilung behandelt.

Das graue Raumschiff näherte sich dem großen Raumhafen und bereitete die Landung vor. Überall an den Konsolen blinkten Lämpchen, ein Zischen ertönte, eine Alarmdurchsage, dass die Landung kurz bevorstand ertönte.
Der Pilot hatte den Anflug schon viele Male durchgeführt. Er war einer der wenigen Menschen, die Desolate Rock besuchen und ihn wieder verlassen durften. Allerdings war ihm der Eintritt in den Komplex der Firma verwehrt. Aber das störte ihn nicht. Er hasste diesen Ort. Unwirtlich, ungemütlich. Ganz zu schweigen von seinen Auftraggebern. OG zahlte verdammt gut, aber näher Bekanntschaft machen als nötig, wollte er mit diesen Leuten nicht.

Heute lieferte er 500 versiegelte Boxen ab. Er wusste nicht einmal woher sie kamen und was sie enthielten. Mit an Bord war ein Mr. Turner, der um die Ladung ein großes Geheimnis machte und sie bewachte wie seinen Augapfel. Aber der Pilot, der für diesen Auftrag eine Menge Geldeinheiten kassierte, unterdrückte seine Neugier. Bei dem Verdienst konnte er es sich danach einige Zeit lang gut gehen lassen.

Er musste in sich hineinlachen, als er an die Redensart mit dem Augapfel dachte. Zumindest auf einen seiner Augäpfel hatte Turner offenbar nicht gut aufgepasst, denn er trug eine zwar sehr leistungsstarke, aber dafür ausgesprochen hässliche Audioprothese, die den Kerl noch unheimlicher und unsympathischer machte, als er sowieso schon war.

Als das Raumschiff endlich angedockt war, atmete der Pilot aus. In einer Stunde würde er wieder auf dem Weg nach Hause sein und sich auch von diesem seelenlosen Kahn verabschieden, den er schon mehrfach geflogen war.

Mehrere Flutlichter blitzten auf und blendeten den Piloten in seiner Kanzel.
Der Mann sah einen Moment nur noch schmerzende Blitze vor Augen und fluchte. „Dieses verfickte obskure Firmenkonsortium! Macht ein mega Theater um ihre Basisstation, als wäre dort der Heilige Gral versteckt.“
Mr. Turner war bereits an der Ausstiegsschleuse und begrüßte einen Angestellten von OG in Uniform. Ein Spezialfahrzeug auf Ketten fuhr vor und nahm die Ladung durch einen Roboterarm des Schiffes entgegen.

Hinter einem einseitig verspiegelten kreisrunden Fenster mit einem fast drei Meter großen Durchmesser beobachteten zwei eiskalte gletscherblaue Augen die Löschung des Schiffes.
Als das Transportfahrzeug zur Laderampe des Gebäudes fuhr, drehte sich die Person vom Fenster weg und setzte sich in einen großen weißen Sessel, der einem Thron geähnelt hätte, wären nicht die Touchpads an der Armlehne angebracht gewesen.

In dem Raum war fast alles weiß gehalten: Möbel, Wände, Boden, Decke. Nur die Halogen-Lampen verstrahlten ein hellblaues Licht.
Ein Meter vor dem Mann, der einen weißen Anzug trug, erschien ein dreidimensionales Hologramm, das die Ladung aus dem Raumschiff auf ihrem Weg ins Innere des Komplexes verfolgte und in Realtime zahlreiche Parameter berechnete.

Der Mann beobachtete auf der transparenten Darstellung, wie die 500 Kisten mit einem kleinen Elektrozug in eine große lange Halle geschoben wurden. Roboterarme stapelten sie zu mehreren tausend anderen.
Der weiß gekleidete Mann, dessen Haare ebenfalls schlohweiß waren, tippte auf eine Stelle des Hologramms und erzeugte damit ein anderes Abbild: Jetzt konnte er in eine andere Halle sehen, in der hunderte aufrechte sarkophagartige Tanks standen. In der Nährlösung der Behälter schwebte jeweils ein männlicher Mensch. Mehrere Schläuche führten in und aus den Tanks. Die Personen waren nackt und ohne Bewusstsein. Am Penis war ein Schlauch angebracht, der an dem Geschlechtsteil saugte.

An einer Seite der Halle blinkten hunderte weiße Kontrollleuchten – für jeden Sarkophag eine. Die Apparatur war an drei überdimensionale Reagenzgläser angeschlossen, die halb mit einer weißlichen Flüssigkeit gefüllt waren. Nur von dem rechten Reagenzglas verlief ein weiterer Schlauch in eine andere Gerätschaft.
Eine verzerrte weibliche Computerstimme ertönte: „Gesamtmenge: 44.525 Milliliter Premium-DNA erreicht.“

Der Mann zog seine Mundwinkel kaum merklich nach oben. Durch eine kleine wischende Bewegung auf dem Touchpad, verschwand das Hologramm mit einem kurzen Aufblitzen.
Eine flache Tastatur schwenkte aus der Seite des Sessels. Der Mann tippte einen Code und anschließend einen Befehl ein. Dann folgten noch einige weitere Daten.
400 Millionen Geldeinheiten wechselten vom Konto einer Scheinfirma an eine weitere Scheinfirma, die wiederum die Summe an ein anonymes Zahlendatenpaket schickte – eine umständliche und teure Methode Geldeinheiten von einem Besitzer zum anderen wechseln zu lassen, aber OG legte auf Diskretion größten Wert. Vor allem, wenn es sich um Geschäfte handelte, die vor dem Ethikrat der Planeten nicht bestehen konnten.

Die kalten Augen des Mannes blitzten kurz auf, als er sah, dass die Summe dem Konzern gutgeschrieben war.
Das Militär war der beste Kunde des Konsortiums. Leider waren es die Feinde der Planeten-Union. Aber aus der Politik hielt sich OG heraus. Sie war ein schmutziges Geschäft.

Ein modulierender Signalton ertönte, dann eine Stimme: „Mr. White – Mr. Turner meldet sich zurück.“
„Soll reinkommen“, antwortete Mr. White. Eine elektrische Tür öffnete sich automatisch, so dass Mr. Turner eintreten konnte.
„Willkommen zu Hause“, sagte Mr. White und zeigte ein Grinsen aus schneeweißen und ebenmäßigen Zähnen.
Mr. Turner verneigte sich höflich und übergab einen kleinen flachen Datenträger.
Mr. White griff danach. Er trug weiße Handschuhe aus Latex.
Mr. Turner starrte auf die Hand. Ob sie echt war? Mr. Turner hatte sich das schon oft gefragt. Vielleicht waren die Hände nur Prothesen?

Mr. White reichte ihm einen anderen Datenträger. „Vielen Dank für Ihre Dienste, Mr. Turner. Gehen Sie nun bitte zur Vorsorgeuntersuchung.“
Mr. Turner verneigte sich wieder höflich und verließ den weißen Raum. „Lange mache ich das nicht mehr. Es wird Zeit, dass ich mich zur Ruhe setze“, dachte Mr. Turner. Doch sofort setzten starke Kopfschmerzen ein, die ihn zwangen, seine Gedanken zu verdrängen.
Nach und nach besserten sich seine Beschwerden.

Er ging einen kurzen Korridor entlang und trat dann in einen Turboaufzug, der ihn direkt in die medizinische Abteilung brachte.
Mitarbeiter von OG, die von einem Außenauftrag zurückkehrten, wurden grundsätzlich auf Krankheiten gecheckt.

Zwei Frauen in weißen Kitteln empfingen ihren Patienten. „Willkommen in der medizinischen Abteilung. Bitte geben Sie Ihren Identifikations-Code ein“, sagte die eine Frau und starrte an ihm vorbei.
Mr. Turner brummte. „Immer noch die alten WZX-Modelle!“ Er hämmerte seinen Code ein und blickte der Frau in ihren Ausschnitt, in dem sich zwei große runde Brüste wölbten.
„Und? Wie wäre es mit uns zweien heute Nacht, Süße?“, fragte er und leckte sich über die Lippen.
Die Frau sagte unbeeindruckt: „Danke für Ihre Eingabe. Betreten Sie nun die Untersuchungsdusche.“

Mr. Turner kannte die Prozedur. Er stellte sich vor eine Glastür und wartete darauf, dass sie sich öffnete. Dann ging er hinein. Ein Summen ertönte, während mehrere Laserstrahlen seinen Körper abtasteten. Dann blitzten Lichter durch die Kabine, und schließlich hörte er wieder die Stimme der Frau, dieses Mal aus einem Lautsprecher: „Vielen Dank, Mr. Turner. Sie können die Kabine jetzt verlassen.“

Mr. Turner trat auf der anderen Seite der Kabine durch die gegenüberliegende Tür hinaus und setzte sich auf den Untersuchungsstuhl.
Die zweite Frau erschien und befestigte um Mr. Turners Kopf ein Band mit mehreren Elektroden.
„Nicht bewegen!“, sagte sie kurz. Dann knallte es laut und hell in seinem Gehirn. Ihm wurde schwindelig und fast war ihm, als flöge sein Leben im Zeitraffer an ihm vorbei. Seine Augenprothese hatte sich ganz zurückgezogen. Die Augenhöhle sah nun fast leer aus.
Dann knallte es erneut, aber statt eines zweiten grellen Blitzes wurde es schwarz um ihn. Er verlor das Bewusstsein.

Als er wieder erwachte, war die Frau mit dem mimiklosen Gesicht dabei, die Elektroden von seinem Kopf zu lösen. „Sie sind fertig, Mr. Turner.“
Der Mann setzte sich auf. Er fühlte sich wie neugeboren. Gut gelaunt spazierte er aus der medizinischen Abteilung.
Wie hatte er jemals daran zweifeln können, dass dies die richtige Aufgabe sei!? Er verdiente blendend und sorgte dafür, dass OG mehr Umsatz machte, als je zuvor. Was wollte er mehr im Leben erreichen!?

Währenddessen tropfte weitere weiße Flüssigkeit in die Reagenzgläser in der Halle mit den Tanks.
Ununterbrochen füllten sich die großen Gläser mehr.
Plötzlich leuchtete ein rotes Alarmlicht auf. Eine uniformierte Frau lief zu dem betroffenen Glassarkophag.
Darin wand sich der nackte Mann in der Nährlösung und schüttelte den Kopf, bewegte unkontrollierte die Gliedmaßen und wollte sich den Schlauch von seinem Penis abziehen, was wegen der Temporärchirugie-Verbindung nicht funktionierte.

Die Frau tippte hektisch auf einigen Knöpfen umher, aber an dem Notfall änderte sich nichts. Sie rief in ein kleines Mikrofon an ihrem Revers: „U228. Ein Proband ist aufgewacht.“
Wenige Sekunden später erschien eine andere Frau mit einer leicht abgewandelten Uniform, auf deren Schulterklappen ein goldener Stern aufgestickt war.

Sie löste eine Entwässerung aus: Die Nährlösung floss zügig durch ein Gitter am Boden des Tanks ab. Der Mann blieb auf dem Boden zusammengesackt zurück. Laut sog der Proband die Luft ein, als sei er fast erstickt.
Stark geschwächt und von der plötzlichen Schwerkraft überfordert versuchte er aufzustehen, und brachte sich mit letzten Kräften auf die Füße.

Die Uniformierte stieg an einer Eisenleiter neben dem Tank hinauf und löste den Verschluss des Deckels. Der Mann röchelte unverständlich und streckte seine Hände nach oben. Die Uniformierte griff dem Probanden an den Hals. Plötzlich schoss unter ihrem Uniformärmel eine Art kleiner Metallkralle hervor und saugte sich an seinem Hals fest. Das hintere Ende löste sich von der Frau.
Die nackte Person zuckte mehrmals auf und fiel dann in sich zusammen.

Nun stieg die Frau wieder herab und ließ die Wände des Glassarkophags im Boden versinken. Sie holte aus ihrer Uniformjacke ein kleines Messgerät und fuhr damit über die Hoden des Mannes.
„Ausselektieren“, meinte sie. Die Wände fuhren wieder hoch.
Die andere Frau wusste, was nun zu tun war. OG produzierte nur erste Qualität. Denn nur damit konnten ihre Wunderprodukte erzeugt werden.

Mr. White schritt in einen Nebenraum seines Büros. Auch hier war alles weiß. Er zog seine weiße Kleidung aus. Nur die Latexhandschuhe trug er noch, als er in ein Becken mit einer breiigen weißen Masse stieg.
Die geleeartige Masse umschloss seinen nackten Körper vollständig. Schließlich legte er seine Handprothesen ab und tauchte auch mit seinen Armen ein.
Die Masse trug ihn in dem Becken. Sie änderte ihre Konsistenz und wurde fester und fester, bis sie schließlich hart wie Gummi war und den Leib des Mannes passgenau gefangen hielt.

Mr. White gab rörende und zischende Geräusche von sich. Die Wiederbelebung seiner Zellen hatte begonnen.

Der angemietete Pilot des Raumschiffes gab alle Kraft auf die Düsen und löste sich von Desolate Rock. Das Fahrgestell wurde eingefahren. Die Beklemmung, die er verspürt hatte, wurde schwächer. Je weiter er sich von dem Komplex entfernte desto wohler wurde ihm. Die kalte Hand, die sich um sein Herz gelegt hatte, zog sich zurück.
Er wusste, dass OG Experimente machte, die mit dem Ethikgesetz der Planetenunion in krassem Gegensatz standen.
Aber die Bezahlung war sehr hoch. Was sollte er sonst tun? Erze auf den Handelsrouten von A nach B transportieren und mit einem Trinkgeld abgespeist werden?
Einige Stunden später war das Schiff außerhalb der Umlaufbahn von Desolate Rock.
Aufatmend programmierte der Pilot den Heimatkurs.

Auf Desolate Rock wütete wie gewöhnlich ein Orkan um das OG-Gebäude. Im Inneren war davon nichts zu merken. In der großen Sarkophaghalle saugte der Schlauch das rechte Reagenzglas leer. Die Flüssigkeit wanderte durch verschiedene Apparaturen und wurde dort aufgespaltet. In kleine Dosen abgepackt und etikettiert beförderte ein Band sie zu einer Verpackungsanlage.
Ein hoher Militärangehöriger würde sich darüber freuen. Mit einem Hormon vermischt würde dies seine Soldaten zu Kampfmaschinen machen, die weder Schmerz noch Angst kennen.

Mr. White zitterte vor Erregung, als seine Gummihaut sein Geschlecht kräftiger umfasste und mit vibrierenden Bewegungen begann, seinen Penis zu massieren.
Dann sorgte die Gummimasse dafür, dass sich Mr. Whites Beine spreizten. Er spürte, wie ein Teil der Masse in seinen Hintern drang und sich zu einer Avocadoform bildete.
Mr. White stöhnte laut vor Lust. Die weiße Gummimasse spielte mit ihm und brachte ihn zu einem überwältigenden Orgasmus.

Mr. White genoss noch eine Weile das Gefühl des Eingeschlossenen, dann zog sich die Masse langsam zurück und entließ ihren Gefangenen an die Oberfläche, die bald spiegelglatt und wieder hart wie Gummi war.
Mr. White stand auf und kleidete sich an.
Trotz seines lustvollen Höhepunktes beneidete er beinahe seine Probanden um ihre Körperflüssigkeit. Mr. White war nicht in der Lage etwas davon abzugeben. Er wischte über das Touchpad an seinem Sessel und ließ sich mehrere Kamerawinkel der Halle aufrufen. Seine Versuchsreihen schwebten in ihren Nährlösungen und produzierten für ihn die wertvolle Zutat für sein Wundermittel.


14. RE: Optional Genetics

geschrieben von Dark Marvin am 02.03.10 18:08

Schön, dass die Geschichte weitergeht. Bin schon gespannt, was sonst noch alles passiert. Erfahren wir mehr über Mr. White? Und was ist mit den Frauen? Hoffe es geht bald weiter.
15. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 15.04.10 21:14

Fortsetzung

In einem der Labors arbeitete gerade eine Frau mit langen blonden Haaren, die sie streng zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, mit einer Pinzette und einer Petrischale.
Sie trug weiße Schuhe, eine enge weiße Hose aus Gummi, einen weißen Rolli aus einer Kunstfaser, die wie Neopren aussah. Zusätzlich trug sie weiße Latexhandschuhe.

Sie gab eine winzige Dosis eines weißen Pulvers auf die Petrischale und verschloss sie schnell. Nun legte sie sie in einen Glasschrank, dessen Türen beim Öffnen und Schließen laut zischten. Dann verließ sie das Labor durch eine Sensortür, die zunächst ihre Skelettstruktur mit einem roten Laserstrahl abtastete, um ihre ID festzustellen.

Die Frau betrat einen speziellen abgeschirmten Raum. Eine Stange mit Haken senkte sich aus der Decke hinab. Die Frau zog ihren Kittel aus und hängte ihn auf einen der Haken. Dann folgten weitere Kleidungsstücke bis sie splitternackt war.
Sie stellte sich auf ein kleines rundes Podest und blieb ganz ruhig und gerade stehen. Eine Art Hologramm senkte sich um sie in der Form eines Zylinders und hüllte sie komplett ein. Die Oberfläche verfärbte sich von durchsichtig bis schwarz.
Dann verengte sich die Röhre, bis sie die Haut der Frau berührte und sich ihrem Körper exakt anpasste wie eine zweite Schicht. Nur Nase, Mund und Ohren hatten Öffnungen, ansonsten bildete das glänzende wie Latex aussehende Material eine perfekte Umhüllung.

So stieg sie von dem Podest herab und schritt auf eine weitere Tür zu, die wegen ihrer starken Panzerung eher wie eine Tresoröffnung aussah. Mit einem lauten Zischen öffnete sich der Zugang, nachdem die Iris der Frau von einem Laser abgetastet worden war.
Die Frau ging auf einem stählernen etwa zwei Meter breiten Weg eine Halle entlang. Links und rechts waren seltsame Kreaturen, halb Mensch, halb Maschine.
Oder waren die Männer irgendwie mit den Maschinen verwachsen? Nur Teile ihres Körpers waren zu sehen.

Am auffälligsten waren sicherlich die Röhren, die von ihrem Geschlecht zu Glaszylindern mit einer weißen Flüssigkeit führten. Hinter ihren Latexverbindungen verzogen die männlichen Drohnen ihre Gesichter. Sie arbeiteten mit aller Kraft und Energie, die ihnen die Nährlösung zur Verfügung stellte, die durch Schläuche in ihre Verdauungstrakte gepumpt wurde. Ihre unnützen Arme waren hinter ihrem Rücken in Gummiummantelungen fixiert.
Um ihr Geschlecht bewegte sich ein enger Ring, der mit einem Mechanismus verbunden war, rauf und runter über den erigierten Penis – noch unter der Latexschicht, die das Geschlecht umhüllte.

Der Ring gab Elektrizität in das Lustfleisch der Drohne ab, um sie zusätzlich zur Produktion anzuregen. Die Frau sah, wie in zwei der vielen Glasbehälter weiße Flüssigkeit aus einem kleinen Schlauch abgesondert wurde. Dumpfe Geräusche waren unter den dicken Gesichtsmasken der Drohnen zu hören.
Die Frau ließ ein Hologramm erscheinen, das wie ein Monitor zahlreiche Parameter angab. Zufrieden nickte sie und berührte einige Stellen auf dem körperlosen Schild. Sofort schalteten sich zwei der Maschinen ab. Die Schläuche verschwanden wie Schlangen in einem Bau, und die Drohnen versanken langsam im Boden der Station.

Ihnen würde nun die Regenerationszeit bevorstehen. An ihrer Stelle erschienen zwei neue Drohnen, die aus dem Boden zu wachsen schienen.
Die Frau tippte an ihrer linken Hüfte auf eine Stelle ihres Latexkostüms. Eine kleine Stelle öffnete sich und entblößte ein kleines Kabelende. Nun nahm die Frau von einer Wand mit hunderten blinkenden Knöpfen das Gegenstück und schloss die beiden Kabel zusammen.

Sofort durchflutete sie eine starke Energie, die euphorische Gefühle bei ihr auslösten. Gleichzeitig wurde die Energie auch durch die Metallringe der Drohnen geleitet, die unter der ungewohnt hohen Elektrizität aufstöhnten.
Die Frau zuckte in Ekstase und drehte mit letzter Kontrolle an einem kleinen Regler, um ihre Euphorie noch weiter zu steigern.

Sie war nun völlig im Bann der künstlichen Energie, die intensive Hormone durch ihren Körper jagen ließ. Sie hatte das Gefühl zu schweben. Der starke Duft von Latex durchströmte ihre Sinne.

Währenddessen saß Mr. White wieder an seinem großen weißen Schreibtisch. Im Raum stand ein ebenfalls weiß gekleideter Mann, eine weiß gekleidete Frau mit brünettem Haar sowie zwei Männer, die eine weiß-schwarze Uniform trugen – der Sicherheitsdienst der Abteilung.

Mr. White sprach mit der Frau. „Nun, begleiten Sie Mr. Clint zur Abfahrrampe. Machen Sie es gut, Mr. Clint. Und danke für die bisherige Zusammenarbeit.“
Mr. Clint sah ein wenig irritiert zu Mr. White hinter seinem großen Schreibtisch und verbeugte sich leicht.

Nach fünf Jahren bei OG war sein Vertrag ausgelaufen. Nun freute er sich auf eine respektable Pension. Er würde auf einen Vergnügungsplaneten umsiedeln und das viele Geld in Luxushotels mit schönen Damen durchbringen…

Jetzt folgte er den beiden Sicherheitsleuten; die Frau sah zu Mr. White: ein verschwörerischer Blick. Mr. White lächelte unverbindlich. Die Frau nickte kurz. Der Code „danke für die bisherige Zusammenarbeit“ hieß: Lassen Sie den Mitarbeiter verschwinden.
Die Frau hatte die Wahl: Sollte sie Mr. Clint als Drohne einsetzen? Oder würde er als Nährlösungsobjekt mehr Profit abwerfen?

Sie entschied sich für die Drohnenarbeit. An einer elektrischen Schleusentür blieb die kleine Gruppe stehen. Auf einen kurzen Wink der brünetten Angestellten setzte einer der Securitymänner einen Stab an den Hals der Zielperson.
Durch die modifizierten Wellen, die das Gerät aussendete, verlor Mr. Clint sofort das Bewusstsein und musste von dem zweiten Mann aufgefangen werden, um nicht auf dem Kunststoffboden aufzuschlagen.

Die Frau befahl: „Bringen Sie ihn zur Medi-Abteilung und lassen Sie sein Gehirn nach Stufe 4 ordnen. Danach übergeben Sie ihn im Labor S-Fabrication zur weiteren Nutzung als D1.“

Die Uniformierten packten Mr. Clint unter den Achseln und schleiften ihn weg. Die Frau tippte sich kurz an ihr Revers und sagte in ein Mikrophon: „Auftrag ausgeführt, Mr. White.“

Nach einem stressigen Arbeitszyklus zog sie sich nun in ihren Privatraum zurück, nahm bei klassischer Musik eine Mahlzeit ein und meldete sich anschließend im Dimensionsdeck. Ihre Buchung wurde vom Stations-Computer überprüft und verifiziert.
Sie schritt in die gemietete Kabine und legte sich auf eine weiße Liege. Zwei Hüllen, die Handschuhen ähnelten, aber mit zahlreichen Drähten an der Liege verbunden waren, schoben sich automatisch über ihre Hände. Eine Apparatur senkte sich von der Decke und stülpte sich wie ein bizarrer Helm über ihren Kopf.
Dann spürte sie, wie Sensoren sich an ihrem Körper anhafteten. Vor ihren Augen erschien groß ein Countdown: zehn, neun, acht…

Bei Null blitzte es auf, und die Frau hatte das Gefühl, als jage der Lichtblitz heiß durch ihren Kopf. Kurz wurde ihr schwarz vor Augen, ihr Körper schien sich aufzulösen…

Und ganz abrupt stand sie in einem Barockkleid in einem verschwenderisch geschmückten Ballsaal, dessen Decke mit Stuck und Blattgold nur so protzte. Vor ihr stand ein Mann in edlem Zwirn und verbeugte sich vornehm. Er nahm sie bei der Hand und küsste sie.
Nun begann ein Kammerorchester zu spielen. Die Frau bemerkte noch andere Paare, die auf der Tanzfläche standen und sich zur Musik bewegten. Mit einem Lächeln ließ sie sich von dem Edelmann über den marmornen Boden führen.

Die nächsten zehn Minuten erlebte die Frau wie sechs Stunden als Ballkönigin eines französischen Königs – mit all dem Pomp und Amüsement.
Als sie wieder aufwachte, war ihr Bewusstsein sofort wieder klar: Sie war keine französische Mätresse, sondern leitende Angestellte bei OG. Aber der Ausflug ins barocke Frankreich hatte ihr gut getan – wie schon so oft.

Sie sah auf die Digitaluhr: Nur zehn Minuten waren vergangen.
Was sie nicht wusste: Im Anschluss an ihr Dimensionsprogramm spulte OG automatisch eine Gehirnordnung ab, die ausgewählte Erinnerungen löschte – so auch den Auftrag von Mr. White.
Sie erinnerte sich stattdessen daran, Mr. Clint zur Abfahrrampe gebracht zu haben und ihm viel Glück für sein weiteres Leben gewünscht zu haben.

Auch Mr. Clint hatte in den fünf Jahren, die er für OG gearbeitet hatte, mehrere unliebsame Angestellte „umfunktioniert“, wie Mr. White es gerne ausdrückte. Doch diese Erinnerungen waren auch ihm stets entfernt worden.

Mr. Turner betrat die Schleuse des Schiffes, das am Dock des Hafens lag. Hinter ihm folgten sechs Undercoveragenten des Konsortiums OG.
Doch davon wussten die Stewards nichts. Für sie waren die Männer ganz normale interstellare Reisende, wie auch die 362 anderen Passagiere der „Voyager Star“, großteils Geschäftsleute.

Kurz darauf trennte der Kapitän die letzte Verbindung zum Dock und startete das Schiff.
Die „Voyager Star“ war das neueste Raumfahrtzeug der „Planet Traveller Inc.“. Insgesamt gehörten 14 Schiffe zur Flotte der jungen Firma.
Diese Reise bot das Unternehmen erst seit kurzer Zeit an. In dem eher abgelegenen Sektor des „Solar-Wessley-Systems“ gab es nur ein Reiseziel: Triton III. Eine alte Erzanlage war dort längst stillgelegt worden, aber trotzdem war die Stadt „Mine City“ wieder aufgeblüht, nachdem sie zunächst zu einer Geisterstadt verfallen war. „Aufgeblüht“ war vor allem das Rotlichtmilieu und die Kriminalität. Aber in Mine City herrschte so viel Leben wie nie zuvor. Sprich: Es wurde so viel Geld gemacht wie nie zuvor.

Die Geschäftsleute, die es auf Triton III verschlug, waren entweder Freier der endlosen Dienstleistungen, die dort in den hunderten Etablissements angeboten wurden – gerne als Touristen bezeichnet – oder direkt mit den dubiosen Geschäften dort verwickelt, sei es als Programmiertechniker für die scheinbar lebenden Liebespuppen oder als Mitglied der „Mine-Connection“, einer mächtigen kriminellen Organisation, die ihre Struktur über den gesamten Raumsektor und darüber hinaus ausgebreitet hatte, und ihre Basis in Mine-City hatte.

Mr. Turner war zwar auch regelmäßigem Vergnügen mit einer Androidin ganz nach seinem Geschmack nicht abgeneigt, aber hier war er für seinen Arbeitgeber OG unterwegs. Er sollte mit seiner Begleitung mit einem Rotlichtboss Kontakt aufnehmen.
Bislang wurde in Mine City literweise männliche Lust ungenutzt entsorgt. OG benötigte für ihre Forschung dringend große Mengen Ejakulat, so dass nichts näher lag, als in Mine City, der größten Liebeshölle dieser und den benachbarten Galaxien, mit den Verantwortlichen einen Vertrag zu schließen.

Zwar war Prostitution von Lebewesen im gesamten Raumsektor streng verboten, doch setzten die „Dollhäuser“ sowieso zu 99 Prozent menschenähnliche Roboter ein. Das steigerte den Profit und konnte jedem Kunden seine Traumfrau bieten – oder jegliche andere Lebensform, die der Freier bevorzugte, seien es die menschenähnlichen Khoritaner, die kriegerischen Cylonen oder gar die außergewöhnlichen Boriten.
Mine City warb schließlich mit dem Slogan: „Wir machen JEDEN Traum wahr!“

Das Ejakulat wurde von den Androiden vollständig eingesaugt und konnte so problemlos und kontrolliert abgesondert werden. Das wollte OG nutzen und in großem Umfang in ihr Hauptquartier auf Desolate Rock verschiffen.

Das ursprünglich auf Triton III aktive Erbgutunternehmen war von OG feindlich übernommen und dem mächtigen Konsortium einverleibt worden.
Warum nur Zulieferer sein, wenn man den ganzen Kuchen alleine haben konnte? Mr. White hatte die Manager des Unternehmens auf Desolate Rock genötigt, ihr berufliches Todesurteil zu unterzeichnen – und anschließend waren die Männer ebenso wie ihre Firma verschwunden.

Mr. Turners Auge drehte sich in seiner mechanischen Hülse, die ihm ein grausiges Aussehen bescherte, als er seine Kabine auf der Voyager Star betrat.
Als erstes checkte er mit einem Mikrosensor den Raum auf Abhör- oder Kameraanlagen. „Negativ“, murmelte er zufrieden, als er die Anzeige las. Seine Kabine war sauber.
Aber er musste trotzdem vorsichtig sein. In seinem Gewerbe gab es skrupellose Spione für andere Konzerne, die sprichwörtlich über Leichen gingen, um an neue Technologien zu gelangen. Außerdem konnte er nicht sicher sein, dass der Vertrag mit der Mine-Connection nicht an andere kriminelle Vereinigungen wie beispielsweise die „Schwarze Allianz“ oder die „Boriten-Bruderschaft“ durchgesickert war. Sollte das so sein, war sein Leben keinen Pfifferling mehr wert. Aber Turner hatte schon oft bis zum Hals im Dreck gelegen. Und er war immer wieder aufgestanden.
16. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 15.04.10 22:43

hallo prallbeutel,

auweia. männer die als samenspender ohne willen ihr dassein fristen und einer der endstationen im leben sind.

gibt es noch menschen deren gehirne nicht manupiert sind und diese machenschaften unterbinden?
17. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 25.04.10 20:45

Fortsetzung


Bis nächste Woche, wenn das Treffen mit einem der Bosse der Mine-Connection stattfinden sollte, hatte er noch ein wenig Zeit, um sich verwöhnen zu lassen. Wenn er schon in Mine-City war, der „sündigsten Ecke des Universums“, so wollte er die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen.
Er würde sich eine Khoritanerin und eine Boritin aufs Zimmer bestellen. In Wahrheit wären die beiden Damen Androiden, doch das war Mr. Turner egal. Im Gegenteil: Die programmierten Sexladys waren genau auf seine Wünsche zugeschnitten. „Wir machen JEDEN Traum wahr“, hieß es nicht umsonst.

Die beiden Liebesmädchen würden leicht bekleidet erscheinen und Turners hohen Erwartungen mehr als gerecht werden. Turner spürte, wie sein Penis hart wurde, als er sich das Techtelmechtel vorstellte: Nach einem erregenden Striptease umgarnte und verwöhnte das Duo ihren Kunden, dass es Turner die Sprache verschlug. Und als er nur noch den Wunsch hatte in die enge warme Grotte der Khoritanerin zu stoßen, zitierte er einen Teil des Werbeslogans von OG: „Welcome in paradise!“

Turner grinste zufrieden und griff sich schmatzend in den Schritt. Leider waren auf der Voyager Star solche Vergnügungen ausgeschlossen. Abends nahm er an der Bar auf dem Salondeck ein paar Drinks. Ob er an Bord eine willige Dame finden würde?
Eher nicht, wurde ihm klar, denn bei dem deutlichen Männerüberschuss sah er für sich keine Chance.

Doch dann glaubte er seinem natürlichen und seinem künstlichen Auge nicht zu trauen: Ein Traum von Lady saß auf einem roten Sofa in einem Separee. Allein. Mit einem Longdrink. Hatte sie ihn nicht mit ihren bezaubernden Augen fixiert? Er war ihr aufgefallen. Sie war interessiert an ihm. Offenkundig.

Mr. Turner begab sich zu ihr und stellte sich vor. Durch einen Vorwand kam er mit ihr ins Gespräch. Seine Flirttechnik war ein wenig eingerostet, aber er gab sein Bestes.
Nach einiger Zeit bot sie ihm einen Platz an, den Turner dankend annahm. Er erfuhr im Laufe der Unterhaltung, dass Alcyra als Gesandte eines Firmenkonsortiums für Raumschiffantriebe zu einem Meeting auf Triton III unterwegs war. Die Dame sah aus, wie eine wunderschöne humanoide Frau. Doch wer konnte sich heutzutage schon alleine auf seine Augen verlassen? Vielleicht war sie ein Androide? Oder ein Transformwesen aus Sirius B?

Doch Turner war durch seinen Tagtraum so geil geworden, dass er das Risiko einging, mit Alcyra anzubändeln.
Nach ein paar weiteren Drinks tauschten die Beiden die ersten Zärtlichkeiten aus. Schließlich lud die Geschäftsfrau ihren neuen Bekannten in ihre Kabine zu einem Tee ein. Für Turner war das das eindeutige Zeichen dafür, dass die Dame heute Nacht mehr wollte als Geplänkel.

Aus dem Tee wurde es dann auch nichts mehr; stattdessen fand sich Turner auf dem Hybrid-Bett der Dame wieder, die sich plötzlich als sehr temperamentvoll erwies und ihn mit dominanter Selbstverständlichkeit bestieg, seine Hände neben seinen Kopf auf die Matratze presste und sich fordernd vorbeugte.
Turner merkte, wie ihm fast die enge Hose platzen wollte. Und schon nestelte Alcyra an seiner Bekleidung.

Bald entblätterte sie sich ebenfalls und hörte Turner bis aufs Höchste erregt aufstöhnen. Was für ein Body!
Da war sicherlich kaum noch etwas natürlich – so perfekt, wie er modelliert war. Das würde wohl der schönste Abend werden, den er seit langer Zeit gehabt hatte!

Doch dann wurde aus dem Traum ein Alptraum: Alcyras Gestalt wandelte sich. Erst langsam, dann immer deutlicher. Aus der Sexbombe wurde eine muskulöse Cylonin. Eine nur grob an eine Humanoidin erinnernde Kriegerin des aggressiven Volkes.
Turner schrie auf. Vielleicht hörten ihn seine sechs begleitenden Agenten, doch die hatten ihre Kabinen auf einem anderen Deck. Gefahr hatten sie auf dem Schiff nicht erwartet. Die Männer waren eher zu Turners Schutz in Mine-City eingeplant.

Alcyra gab seltsame Brunftlaute von sich. Dann setzte sie sich auf Turners Luststab, der trotz des Schrecks noch fest und hart in die Höhe stand.
Mit einem kräftigen Rutsch glitt er zwischen zwei hornhäutigen Schamlippen in eine warme und feuchte Höhle. Turner ächzte auf. Es war schmerzhaft und gleichzeitig höchst erregend. Doch musste er dem Geschehen völlig passiv folgen, denn Alcyra, die plötzlich mehr als das doppelte Gewicht zu besitzen schien, führte ihren herkulischen Leib hoch und hinab, wie sie es wollte, während sie ihr Opfer fest auf die Matratze presste.
Sie beugte sich vor, schlängelte ihre Zunge in Turners Mund. Der OG-Angestellte war regelrecht geknebelt und konnte sich nicht gegen die lange Schlange wehren, die sich bis fast in seinen Hals schlängelte und sich aufzublähen schien.

Nach einem kurzen erfolglosen Aufbäumen gab Turner die Gegenwehr auf. Und als Alcyra dann die Künste ihrer Lenden einsetzte, war es um Turners Willen geschehen: Die Vagina der Cylonin schien zu vibrieren und sich zusätzlich noch zu drehen.
Turner dachte jeden Moment abspritzen zu müssen. Als er kurz davor war, stockte schlagartig sein Atem, als er etwas an seinem Gesäß fühlte. Etwas Dickes bohrte sich drehend und windend in seine „Hintertür“, dehnte seine Öffnung, dass er dachte, platzen zu müssen.
Was war hier los? War sie ein Cylonenzwitter? Es gab seines Wissens nach einige hundert Exemplare, die zusätzlich zu weiblichen Geschlechtsmerkmalen auch einen Penis hatten.

Er konnte nicht einmal schreien. Die fremde lange Zunge füllte seinen Mund. Und sein nahender Höhepunkt wurde schlagartig zunichte gemacht, als sein bestes Stück den reinsten Frostschock erlitt. Turner hatte davon bereits in einer Onlinebibliothek gelesen: Diese Cylonenzwitter hatten die Fähigkeit, die Temperatur ihrer Geschlechtsteile extrem zu modifizieren – und das in Sekundenschnelle.

Seine Erektion fiel in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Doch die Geilheit blieb. Ihn rammte weiterhin ein monströser Penis. Turner wand sich unter der Kriegergestalt, doch seine menschliche Kraft konnte mit der weit überlegenden Physis der Kriegerin nicht mithalten.
Turner fühlte sich zutiefst gedemütigt, doch seine Geilheit verschwand nicht. Im Gegenteil: Er stellte völlig verwirrt fest, dass seine Erregung immer weiter anstieg, bis er erneut am Rande eines Orgasmus war.

Doch wollte sein Körper einfach nicht über den „Point of no return“ schwappen. Stattdessen blieb er auf der höchsten Lustschwelle stehen, wand sich nun nicht mehr vor Gegenwehr, sondern bog und wälzte sich vor unbändiger und aufgestauter Geilheit. Sie Sekunden wurden zu Stunden…

Nach wenigen Augenblicken spürte er, wie die Cylonengestalt ihren Lustsaft in ihn hineinpumpte. Turner fühlte, wie sich sein Darm mit etwa einem Liter dickflüssiger und warmer Masse füllte.
Der Cylonenzwitter zog seine Zunge zurück und stieg von Turner hinab. Doch statt sich von ihm zu lösen, wurde er in die Luft gerissen: Der dicke „Rammbock“ der seltsamen Spezi hatte sich weiterhin fest verankert. Turner schrie auf, als er mit seinem Anus in die Höhe gezogen wurde.

Langsam merkte er, wie sich das Geschlechtsteil verkleinerte. Doch das Ende war offenbar deutlich dicker als der Schaft, so dass es zwar langsam aus Turner hinausrutschte, doch immer schmerzhafter dessen Ausgang dehnte.
Turners Eigengewicht zwang ihn Richtung Bett. Krampfhaft versuchte er sich mit Füßen und Händen abzustützen, und dann ploppte der voluminöse „Hammer“ aus ihm heraus, und der Mann fiel mit einem Aufschrei auf die Matratze. Seine Hände bedeckten bestürzt seine Kehrseite.

Ein fettes Grinsen zeigte sich im Gesicht des Cylonenzwitters. Als Turner den heftigsten Schmerz hinter sich gelassen hatte, schaute er erst wieder hoch: Sein Intimpartner hatte wieder die Gestalt einer wunderhübschen menschlichen Frau angenommen.
Turner zerrte sich eilig seine Hose hoch und streife sich ein Oberteil über. Stolpernd flüchtete er aus der Kabine. Mit hastigen Schritten raste er in seine eigene Unterkunft und verschwand im Badbereich. Der Liter drängte wieder heraus…

Den Abend hielt Turner geheim. Viel zu peinlich wäre es ihm gewesen, offenbaren zu müssen, auf einen Cylonenzwitter reingefallen zu sein. Und er sorgte dafür, dass er für die restliche Fahrt keine fremde Person mehr kennen lernte.

Als die Voyager Star in die verschmutzte Atmosphäre von Triton III eintauchte, wurde das Raumschiff von einem Luftwirbel geschüttelt. Eine freundliche Stimme aus dem Lautsprecher tönte: „Bitte begeben Sie sich sofort auf einen Sicherheitssitz und aktivieren Sie den Security-Pack. Wir durchqueren eine meteorologische Anomalie. Bitte begeben Sie sich…“

Mr. Turner nahm in einem Gang auf einem der Silikon-Sitze Platz und schaltete den Modus „Sicherheitssystem“ ein, das ihn im Notfall schützte.
Eine hübsche Frau eilte über den Gang, um neben ihm Platz zu nehmen. Sonst waren keine Personen anwesend auf diesem Passagierdeckteil.
Mr. Turner ächzte auf, als er die Dame erkannte: Der Cylonenzwitter von neulich.

Turner wollte das Security-Pack deaktivieren und aufspringen, aber der Modus ließ sich nicht mehr rückgängig machen. Die unsichtbaren Luftgurte hielten ihn auf seinem Platz. Der OG-Agent versteifte am gesamten Körper. Sollte der Cylonenzwitter ihn nur einmal berühren, so würde er seine Plasmawaffe ziehen, die er unauffällig unter der Kleidung trug.
Aber zu seiner Verwunderung tat die „Frau“ so, als würde sie ihn gar nicht kennen.

Erleichtert stand er auf, als der Sicherungsmodus endlich aufgehoben war, und eilte davon.
„Herzlich willkommen auf Triton III. Mine-City freut sich auf Sie. Wir machen JEDEN Traum wahr.“

Mr. Turner und seine sechs Begleiter trafen sich an einer der Ausgänge. Das Gepäck wurde automatisch zum Hotel transportiert. Sie selbst wurden mit kleinen Shuttles zu ihrer Unterkunft gebracht.
Die Männer hatten sich im „Love And More“ eingebucht – ein besonders berüchtigtes Haus der käuflichen Liebe. Aber hier wollten sie einen der höchsten Mitglieder der Mine-Connection treffen.
Sie wussten noch nicht, wer sie dort erwartete. Es war lediglich ein bestimmter Ort zu einer gewissen Zeit in ein paar Tagen vereinbart.

Doch bis zu dem Rendezvous wollten sich die sieben Männer noch ein wenig verwöhnen lassen. Sie steckten sich Zigarren an und stolzierten durch die größte Nachtbar des Hauses.
Überall flackerte rotes Licht, An den Wänden leuchteten diverse Hologramme. Kellnerinnen in Strapsen und Bustier liefen auf den extrem hohen Absätzen ihrer Latexstiefel umher.
Zwei der OG-Agenten tranken Whisky, zwei hatten sich für den Longdrink „Mine-City“ entschieden, alle anderen bevorzugten „Yellow Hell“, die bekannteste Biermarke des gesamten „Solar-Wessley“-Systems – was dem beliebtesten Bier auf Triton III entsprach, denn außer diesem Planeten war das System so gut wie unbewohnt.

Es gab zwar noch einige andere Planeten, aber die waren entweder unbewohnbar, weil sie auf der Oberfläche 400 Grad Celsius heiß waren und eine Atmosphäre gänzlich fehlte, oder sie waren mit radioaktiven Industrieabfällen verseucht – ein Erbe der alten Minen auf Triton III.
Eine Ausnahme gab es noch: Tyra, nur etwa 280 Millionen Kilometer entfernt, wurde gern für Tagesausflüge gebucht.

Auf dem Planeten mit Wüstenlandschaft herrschte eine erdähnliche Atmosphäre und Gravitation. Interessant war er ausschließlich für Großwildjäger, die aus speziellen Jagdshuttles mit automatischen Waffen auf die bis zu 50 Meter langen „Lewis-Bugs“ schossen.
Nach dem Entdecker Abraham Lewis benannt, waren diese seltsamen Rieseninsekten eine Mischung aus gepanzerten Käfern und Würmern. Die aggressiven Tiere jagten kleinere Insekten, die immerhin zwischen einem Meter und zehn Metern groß wurden. Insgesamt waren 35 verschiedene Spezies bekannt.

Trotz der Fluten von „Möchtegernjägern“ hatte sich der Bestand der Tiere nicht verringert. Einige besonders waghalsige Touristen bevorzugten die Tiefflugjagd. Dabei gab es regelmäßig Unfälle, die in der Regel tödlich ausgingen, denn die Wesen hatten gelernt, wie gefährlich ihre fliegenden Feinde waren, gingen strategisch klug vor, vergruben sich im Sand, um dann urplötzlich viele Meter in die Luft zu schießen.
Dabei war schon so mancher Shuttle abgestürzt. Zahlreiche Wracks zeugten davon, obwohl der Treibsand schnell dafür sorgte, dass die Spuren für immer verschwanden.

Für solchen Zeitvertreib konnten sich Turner und Konsorten durchaus begeistern: große Kaliber, Sprenggeschosse, rasende Shuttles, die Gefahr im Nacken, explodierende Chitinpanzer, gelbe Blutfontänen…
Perverse Triebe wurden hier befriedigt. Verkauft von skrupellosen Geschäftsleuten, die primitiven Kerlen ihre nicht minder primitiven Vergnügungen erfüllten.
Hier galt nur das Prinzip: Jede Nachfrage wird vom Markt angeboten. Es kam nur auf den Preis an. Neben den Angeboten für die Massen gab es für die extrem liquiden Kunden noch weitere Optionen, die aber eher „unter der Ladentheke“ gehandelt wurden. Da konnte es nicht krank genug zugehen. Auch hier galt der Werbeslogan: „Wir machen JEDEN Wunsch wahr.“

Heute Abend wollten sich die Männer aber zunächst von der Reise erholen und jeweils alleine in ihren Suiten chillen.
„Alleine“ war hier nicht wörtlich zu nehmen, denn selbstverständlich nahm sich jeder von ihnen eine Androidin mit ins Zimmer.
Die Lovedolls waren darauf programmiert jeden Wunsch zu erfüllen.

In Turner steckte immer noch die Wut über den Cylonenzwitter. Doch seine schlechte Laune würde er an der Androidin auslassen. Er würde sie in allen Variationen durchrammeln, ihre Haare als Zügel verwenden, ihre Brüste packen und sie zum Stöhnen und Wimmern bringen.

Einer seiner Begleiter war insgeheim ein Freund der gleichgeschlechtlichen Liebe, doch bei OG galt das als Todsünde, so dass er seine Veranlagung nie öffentlich gemacht hatte.
Als die Androidin in sein Zimmer kam, fragte er nach einer maskulinen Person. - Es dauerte keine fünf Minuten, und die Androidin war ausgetauscht worden. Hank Chambers strahlte, als er den kräftigen Ledertypen sah. Was für eine durchtrainierte Figur! Und als der Androide seine schwarze Latexhose vorne öffnete, quoll ein Monsterschwanz hervor. Er riss sein Hemd auf und präsentierte ein perfektes Sixpack und zwei Brustwarzenpiercings. Hank Chambers nippte an seinem Drink und spürte, wie seine Lippen vor Erregung zitterten.

Die drei anderen OG-Agenten waren hellauf begeistert, als sich ihre Androidin auf ihren Schoß setzte und den „besten Freund“ aufrichtete.
Zwei weitere von Turner Begleitern hatten sich dreibrüstige Wesen bestellt und nuckelten wie Kleinkinder am mittleren Nippel, während sie die äußeren Brüste kneteten.
Die Wesen verfügten über fast doppelt so lange Arme wie ein Mensch. Damit kamen sie an alle Stellen, die sie erreichen wollten…

Turner bestellte sich eine Lovedoll in Cylonenoptik. Er musste es „ihr“ heimzahlen. Sollte er den Androiden dabei beschädigen (obwohl die Modelle extrem widerstandsfähig, teilweise sogar regenerativ waren), würde er sie eben bezahlen. Die Schmach von der Hinreise konnte er nicht auf sich sitzen lassen!

Am nächsten Tag trafen sich die Männer (über ihren nächtlichen Besuch und ihre Potenz protzend versuchten sie sich gegenseitig zu überbieten), um sich im Wellnessbereich eine „Boritenmassage“ geben zu lassen.
Die Technik hieß nicht so, weile Boriten sie ausführten, sondern weil diese aus Borit, ihrer Heimat, stammte. Dort wurde die Massage von „Ladanen“ erledigt, ein Volk, das auf Borit seit Jahrhunderten als Haussklaven Verwendung fand.
Durch ihre zehnfingrigen Hände, die teilweise mit Saugnäpfen und gummiartigen Borsten besetzt waren, eigneten sie sich als perfekte Masseure.

Turner hatte noch nie eine Boritenmassage erlebt, aber er hatte gehört: Wer sie einmal genossen habe, der würde süchtig werden.
Die Männer betraten nur mit weißen Handtüchern um ihre Lenden den Massagesalon, der einzelne Separees aufwies, in der jeweils eine Liege stand, die für den Kunden gedacht war.

Turner bemerkte, dass die Liege mit einem unsichtbaren Luftkissen ausgestattet war. Er schwebte darauf. Ein leichter Hauch warmer Luft streichelte seinen Körper. Anfangs lag er auf dem Rücken, doch als die Ladanin erschien, drehte eine Kombination aus mehreren Luftkissen seinen Körper um die eigene Achse auf den Bauch. Die Lebensform schien telepatisch mit der Liege kommunizieren zu können.



18. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 03.05.10 17:01



Fortsetzung


Auf Desolate Rock schwebte durch magnetische Schwingungen in einem Glassarkophag ein Mann mit fast weißer, ausgeblichener Haut. Dutzende Blutegel saugten an seinem nackten Körper. Im Inneren des durchsichtigen Kastens hörte Mr. White „La finta semplice“ von Wolfgang Amadeus Mozart.

Plötzlich unterbrach eine weibliche Computerstimme den Kunstgenuss: „Basiswarnung: Produktion um 23 Prozent abgefallen. Basiswarnung: Produktion um 23 Prozent abgefallen.“

Mr. White öffnete seine wimpernlosen Augen. Der Mann, der nur einen weißen Lendenschurz trug, führte eine Geste mit zwei Fingern aus, und sofort endete die Musik. Gleichzeitig sank er langsam auf eine weiße Matte, und der Glassarkophag hob sich zischend an.
Im selben Augenblick blitzten die Blutegel auf und zersetzten sich scheinbar in Nichts.

Mr. White stand auf und sagte in den Raum: „Kausaler Zusammenhang.“ Die Computerstimme antwortete: „Organisches Versagen.“
Mr. White verzog verärgert seinen Mund und ließ sein goldenes Gebiss aufblecken. Er marschierte zu seinem weißen Schreibtisch und drückte eine Sensortaste. „Goria! Was ist in der Produktion los?“
Eine andere weibliche Stimme meldete sich: „Mehrere Objekte sind leider irreversibel ausgefallen. Wir müssen sie ersetzen. In vier Stunden kommt eine neue Ladung, Mr. White.“
Mr. White: „Verstanden. Was ist mit Turner? Hat er bereits Kontakt auf Triton III aufgenommen?“
Goria antwortete: „Nein, Mr. White. Die Verhandlungen beginnen erst in wenigen Tagen.“
Mr. White: „Turner darf den Vertrag nicht platzen lassen! Wir brauchen Nachschub.“

Kurz darauf kam für den Aufsichtratsvorsitzenden eine neue Hiobsbotschaft über Funk: „Mr. White“, meldete sich die Stimme seines Chef-Sekretärs. „Wir bekommen Besuch vom Interstellaren Ethikrat der Companionship of Stars. Ihr Schiff landet in zwei Stunden. Sie wollen unsere Labors überprüfen.“
Mr. White tupfte mit einem weißen Tuch an seinem linken Auge, in dem eine Ader geplatzt war. „Dann sorgen Sie für einen netten Empfang. Sind die Labors getarnt?“
Der Chef-Sekretär antwortete: „Selbstverständlich. Die werden nur langweilige Versuchsaufbauten zu Silizium-DNA finden.“
Mr. White kleidete sich an, um bereit zu sein. Er wählte einen weißen Anzug. Seine weiße Perücke juckte ihn auf dem Schädel. Er nahm sie für einen Moment ab und vermied den Blick in den Spiegel, um die Geschwüre nicht sehen zu müssen, die auf seiner Kopfhaut wucherten.

Auf Triton III wüteten zurzeit dutzende radioaktive Tornados. Eine allgemeine Warnung für Raumschiffe sowie ein Flugverbot für kleinere Shuttles war von der Sicherheitsbehörde ausgegeben worden.
Turner und seine sechs Begleiter vergnügten sich derweil in einem großen Whirlpool mit humanoiden Androiden.

Ein Etage tiefer gab es im „Love And More“ einen komplett in schwarzen Latex ausgekleideten Raum.
Ein grobschlächtiger Mann lag dort in weiteres Latex mumifiziert auf einem Tisch. Festgeschnallt war er dort hilflos der Androidin ausgeliefert, die mit ihren überlangen Beinen und hohen Stiefeln einer Humanoidin nur ähnlich sah, in ihren Proportionen aber künstlich wirkte.

Sie trug ein schwarzes Latexkostüm, dass auch ihre Haare unter einer hautengen Haube verbarg – wenn sie überhaupt welche hatte. Nur ihre großen Augen waren zu sehen: Die Iris war so schwarz wie ihre Pupille. Der restliche Körper war in Latex verpackt und saß wie eine zweite Haut.

Boris Carat wimmerte vor sich hin, als die „Frau“ sich ihm zuwandte und einen Knopf neben der Liege drückte. Der Mumifizierte schüttelte sich am gesamten Körper vor Schmerz.
Als die Frau den Knopf losließ, erschlaffte die „Mumie“ augenblicklich und saugte gierig Atemluft ein, die er nur über einen kleinen Schlauch erhielt.

Unter der festen Latexschicht spürte Boris Carat, wie seine Erregung ins Unermessliche wuchs. Er liebte diese Spezialbehandlung. Keiner seiner Geschäftspartner oder unendlich vielen Feinde hätten sich vorstellen können, dass der skrupellose und eiskalte Chef der Mine-Connection in stillen Stunden hier seine Befriedigung suchte, dass er hier wimmerte wie ein kleines Kind oder eine Person, die er liquidierte oder „bearbeitete“.

Boris Carat hatte vor nichts und niemandem Angst. Nur so hatte er sich bis an die Spitze der Mine-Connection kämpfen können.
Es gab nur eine einzige Sache, die er fürchtete. Vor ihr hatte er regelrechte Todesangst. Boris Carat war Akrophobiker. Alles, was mit Höhe zu tun hatte, war für ihn ein Graus.

Sein Hauptquartier war in einem flachen Gebäudekomplex eines Casinos, sein Büro war im Erdgeschoss des Anbaus.
Er hatte seinen Shuttle-Landeplatz sogar auf dem Boden errichtet. Normalerweise war dies aus Sicherheitsgründen verboten. Die meisten Shuttles landeten auf den Dächern der Stationen.
Boris Carat hatte den zuständigen Beamten „überzeugen“ müssen, ihm eine Ausnahmeregelung auszustellen.

Ein Teil der Persönlichkeit des Unterweltbosses wies deutliche sadistische Tendenzen auf. So war es nicht verwunderlich, dass er seine Gegner mit speziellen Drogen künstlich zu ausgeprägten Akrophobikern machte und sie anschließend mit Halluzinationsprogramm quälte.
Die Betroffenen waren stundenlang im Glauben, sie würden über eine schmale Strebe balancieren, die 50 oder 100 Meter über einem Abgrund lag. Dabei fielen sie mehrfach hinab. Nur, um in ihrem Fieberwahn auf einer weiteren Strebe zu landen, die noch höher verlief. Todesangst war die Folge.
Die Personen hingen scheinbar kopfüber, rasten mit Glasaufzügen in die Höhe und stürzten anschließend in die Tiefe. Mal hingen sie nur an einer Hand über einer schwarzen Endlosigkeit, mal wurden sie wie eine Kanonenkugel in die Luft geschossen, mal mussten sie stundenlang auf einer kleinen Plattform in hoher Höhe ausharren. Die panischen Opfer zitterten und hyperventilierten…

Atemnot, Herzrasen, Schwindel und starkes Schwitzen brachten Carats Opfer alle früher oder später zu allem, was der Verbrecherboss von ihnen wollte.
Er war der fast unbeschränkte Herrscher von Mine-City und damit ganz Triton III.
Mit diesem verteufelt gefährlichen Mann wollte sich Turner treffen. Wenn es ihm gelang, den Underworld-King zu überzeugen, dass der geplante Deal für beide Parteien von Nutzen wäre, so sah sich Turner bereits im Aufsichtsrat von Optional Genetics.

Die Beförderung könnte Mr. White ihm dann nicht mehr abschlagen. Schließlich war er der Hauptakteur dabei gewesen, die Erbgutfirma auf Triton III zu schlucken und ihre Geschäftsidee OG zuzuschassen.
Turner schwelgte bereits in einer blühenden Zukunft. Auf Desolate Rock würde ihm ein eigenes Konferenzzimmer zustehen und eine private Sekretärin, ein kleiner Stab sowie ein Sitz im Aufsichtsrat. Er würde zu den zwölf mächtigsten Männern von OG gehören. Er würde ein eigenes Haus mit zahlreichen Suiten besitzen, Mätressen, Dienstboten, Luxus pur…

Wer würde für ihn gefeuert werden? Vielleicht Mr. Franklin? Dessen jüngstes Experiment im Humanoidlabor war ein Reinfall gewesen und hatte große Kosten verursacht.
Oder Mr. Benson? Der war Mr. White mit seinen zu kritischen Ethikfragen schon lange ein Dorn im Auge.
Turner schloss die Augen und träumte weiter, während eine Androidin im Whirlpool untertauchte, um seinen harten Penis zu saugen.

Der Ethikrat war auf Desolate Rock eingetroffen. Ein hoher OG-Mitarbeiter empfing die werten Damen und Herren, die den Rang von Sternen-Diplomaten innehatten, auf dem Landedeck mit einer kleinen Delegation und Securitypersonal in OG- Uniformen.
Aus einem großen kreisrunden Fenster beobachtete Mr. Benson aus dem Aufsichtsrat die Gäste etwa 40 Meter unter ihm.

Wenn er nur Beweise sammeln könnte, um die Zustände in den Labors öffentlich zu machen. Doch die Überwachungssysteme im OG-Center waren so ausgefeilt, dass er keine Chance sah. Außerdem kamen die regelmäßigen Gehirnsäuberungen in der Medi-Abteilung dazu. Ohne seine versteckten Dateien wüsste er gar nichts von den Interna der Geheimhaltungsstufe 4.

Benson wäre am liebsten sofort zu der Delegation der CoS gelaufen und hätte von den geheimen Labors berichtet, aber er hatte nicht genügend stichhaltige Unterlagen.
Mr. White würde garantiert dafür sorgen, dass die Kontrolleure des Ethikrates nichts Auffälliges finden. Und im Anschluss würde Benson in persona als humanoides Ejakulatzuchtvieh in den gruseligen Tiefen des OG-Centers verschwinden.

Er musste weiterhin im Aufsichtsrat sitzen, um an die Sicherheitsprotokolle und Top-Secret-Files zu gelangen. Er musste sein Wissen auf einen sicheren Träger kopieren. Er musste…
In diesem Moment zuckte er vor Schreck zusammen, als hinter ihm eine ihm bekannte Stimme ertönte: „Was die hier draußen wohl wollen? Ob die einen Tipp bekommen haben?“

Benson drehte sich um: Vor ihm stand Franklin, ebenfalls im Aufsichtsrat und ein notorischer Emporkömmling aus reichem Hause, der irgendwie Verdacht geschöpft hatte. Warum auch immer. Benson konnte es sich nicht erklären.
Franklin schöpfte Verdacht. Oder er war von Natur aus misstrauisch. Vielleicht war er auch neidisch aus sein Ressort. Benson stand mit der Leitung der OG-Center-Kommunikation dem Chef näher, war so eine Art Vizegeneral des Unternehmens, wenn auch nur auf dem Papier. Mr. White hatte alle Macht des Konzerns an die eigene Person gebunden.
Als Benson wenige Minuten später der CoS-Abordnung vorgestellt wurde, machte er gute Miene zum bösen Spiel und schüttelte die Hände der Abgesandten.

Als der Shuttle der CoS startete und bald darauf in der dreckigen Atmosphäre verschwand, um zu seinem Schiff zu gelangen, mahlte Benson nervös mit seinen Kiefern.
Natürlich hatten sie nichts Verdächtiges gefunden. Optional Genetics – der Vorzeigekonzern. In wenigen Stunden würden die Medien darüber nur Positives berichten. Benson sah aus dem Augenwinkel, wie Franklin ihn triumphierend musterte. Der Mann strich sich über seine Glatze, wie er es oft tat, und zupfte anschließend an seinem Stehkragen.

Am Abend wachte Mine-City auf Triton III erst so richtig auf. Zahlreiche Shows fanden in den diversen bunt beleuchteten Etablissements tausende Zuschauer. Erotische Tanzeinlagen von leicht bekleideten Girls, Bars mit Lapdance und Gogo-Girls, Striptease, Live-Sex auf der Bühne, SM-Vorführungen und vieles mehr.
Turner besuchte stattdessen im berüchtigten „Gringo“ einen Cage-Fight: meist zwei Gegner, die sich mit diversen Waffen oder auch im Ultimatefight-Stil an die Gurgel gingen.

Heute stand sich ein sehr ungleiches Paar gegenüber. Eine zierliche Frau mit einem langen schwarzen Pferdeschwanz und kurzer Leder-Hotpants, dazu ein knappes Lederoberteil und an den Füßen hochhackige Schnürstiefel, die ihr bis weit über die Knie reichten, war mit einer Elektropeitsche bewaffnet.

Ihr Konkurrent war ein Transformwesen von Sirius B. Diese Kreaturen konnten durch Automeditation gezielt ihre Form und sogar Masse so lange ändern, wie ihre Konzentrationskraft ausreichte.
Der Kämpfer sah aus wie ein übergroßer Humanoid, gute zwei Meter groß und mit Muskeln bepackt, wie Turner sie bei einem echten Menschen noch niemals gesehen hatte.

Der Koloss trug nur eine enge kurze Hose aus synthetischer Viskose und Militärstiefel der Starforce. Eine Waffe schien er für überflüssig zu halten. Er hatte Fäuste, Füße, Knie, Ellbogen, Stirn, Zähne sowie sein Körpergewicht von geschätzten 180 Kilogramm. Sein breiter Schädel war bis auf eine Stelle am Hinterkopf rasiert. Ein einzelner Zopf hing ihm bis über die mächtige Schulter, auf der, wie auch sonst überall, dicke Adern durch die Haut schienen. Eine Narbe reichte von seiner Oberlippe bis über ein Auge.

Turner gab seinen Wettschein bei einem schmierigen Typen mit fettigen Haaren ab, der ihn aus kleinen Schweinsäuglein musterte, und ihm eine Quittung reichte.
Die „Kleine“ wird sicherlich einiges draufhaben, wenn sie sich so einem Giganten stellt; aber der Kerl wird gewinnen, war sich der OG-Agent sicher. Die Wetten standen immerhin 1:3 gegen die Frau. Das lag vielleicht daran, dass „Cruel Cat“ nicht zum ersten Mal hier antrat – und gewonnen hatte.

Turner bestellte sich ein „Yellow Hell“ und genoss die Show unter den kreischenden, brüllenden, johlenden, grölenden Zuschauern.
Überall an der Decke waren Strahler angebracht, die entweder Blitzlichtgewitter oder farbiges Licht aufleuchten ließen. Die Kontrahenten betraten den Käfig durch gegenüberliegende Türen, die hinter ihnen verriegelt wurden.
Jetzt gab es für die Beiden kein Zurück. Einer würde die Arena mit der Trage verlassen…

Aus einer Ecke der Zuschauer wogte ein Chor auf: „Cruel Cat! Cruel Cat! Cruel Cat! Cruel Cat!“
Die kleine Kämpferin entrollte ihre Elektropeitsche, die an sich schon gefährlich aussah, aber nun mit kleinen blauen Blitzen übersäht war.
Als Antwort brüllte der Koloss mit aufgerissenem Mund wie ein Gorilla. Turner starrte auf die Zähne, die zwischen den Kiefern erschienen: Das war ein Raubtiergebiss, nichts Menschliches war an ihm. Turner war sich seines Wettgewinns sicherer als je zuvor. Wie lange die Kleine wohl durchhalten würde? Das konnte ein kurzer Abend werden… Aber es standen genügend weitere Kämpfe auf dem Programm.



19. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 15.05.10 22:12


FORTSETZUNG


Mr. Franklin hielt seine rechte Hand über einen Sensor. Sofort sondierte ein Laser seine Skelettstruktur. Eine Tür öffnete sich. Franklin betrat den kleinen Aufzug, der ihn in eine Etage der Sicherheitsstufe 3 führte.
Erst, als er auch einen Augenscan erfolgreich bestanden hatte, öffnete sich die Tür wieder, und Franklin marschierte durch das Labor.

An einer Computerkonsole blinkte eine Diode. Franklin betätigte eine Taste, um den Monitor zu reaktivieren. Seine Gesichtszüge verzogen sich. Er fragte sich, warum eine Datei über die humanoide Spermienproduktion geöffnet war. Es gab nur wenige OG-Angestellte, die eine Freigabe dafür besaßen. Eigentlich nur die Aufsichtsratsmitglieder sowie die direkt beteiligten DNA-Spezialisten des Labors.

Franklin tippte auf der Tastatur und stellte fest, dass die Datei kopiert worden war. „Verflucht!“, murmelte er. Hatte sich der Konzern einen Wirtschaftsspion eingefangen?
Er musste augenblicklich Mr. White davon berichten. Doch bevor er zum Boss eilte, prüfte er die digitale Signatur des Kopiervorganges. Die Konsole war bedient worden von…

Aber dann brummte Franklin missgelaunt: „Gelöscht! Der Kerl geht raffiniert vor!“

Er listete die Überwachungsvideos auf. Aber auch hier fehlte die entscheidende Sequenz. Als Franklin aus dem Labor geeilt war, tauchte Benson aus einer dunklen Ecke auf. Dieser Franklin war ihm auf den Fersen. Langsam kam der Schnüffler ihm auf die Spur…

Benson brauchte dringend noch weitere Beweise. Und er musste seine Erinnerungen zu dem Fall aus seinem Gehirn verbannen, bevor er zur Medi-Abteilung beordert wurde. Die Prozedur war schmerzhaft, aber unerlässlich.
Er verließ das Labor, betrat sein Privatgemach und verkabelte sich mit dem illegalen „Memory-Eraser“, den er nach Desolate Rock geschmuggelt hatte, und begann die Selbst-Behandlung.

Anschließend ging er routiniert zur Gehirnsäuberung in die Medi-Abteilung, kehrte danach in seine Kabine zurück und nahm gewohnheitsmäßig sein E-Book zur Hand, um in einer wissenschaftlichen Analyse zu lesen, da bemerkte er mitten in einem Absatz, einen völlig fremden Text, den er offenbar selbst hineinkopiert hatte.
Warum konnte er sich nicht daran erinnern? Doch er sprach sich selbst darin an und erklärte ihm, weshalb er nichts mehr davon wusste, und wo er die Dateien finden würde, mit denen er Optional Genetics das Handwerk legen konnte.

Im Geheimlabor in den Tiefen des OG-Centers saugten die Maschinen Stunde für Stunde mehr Ejakulat aus den menschlichen Drohnen. Eine Mitarbeiterin im weißen Kittel und einem langen platinblonden Pferdeschwanz sowie hohen schwarzen Stiefeln marschierte an den fixierten Versuchsobjekten vorbei.
Auf ihrem PDA notierte Goria mit emotionsloser Mimik die einzelnen Leistungen, selektierte einige Männer aus; bei anderen veranlasste sie eine höhere Produktionsrate, um das Machbare auszuschöpfen.
Nummer 287 würde ab morgen eine neue Futtermischung erhalten, die die Spermienproduktion steigern sollte. Außerdem programmierte sie eine stündliche intensive Massage der Testikel, die eine Ejakulaterzeugung unterstützen würde. Die Erregungs-Phasen mussten dazu verkürzt werden, dafür allerdings in höherer Frequenz erfolgen.

Als sie ihren Kontrollgang hinter sich hatte, verließ sie das Labor und hängte ihren Kittel auf einen Haken. Sie liebte ihre Arbeit. Aber ihre Schicht war nun um. Ihr nächstes Ziel war eine Simultan-Kammer. Sie legte einen speziellen Dateiträger ein und nahm auf einem Vibro-Sessel Platz. Goria setzte sich einen maskenartigen Helm auf und entschwand fast augenblicklich in eine Art Trance.

So entspannt ging es auf Triton III nicht zu: „Cruel Cat“ holte mit ihrer Elektropeitsche und aus versetzte dem Koloss eine tiefrote Strieme quer über das Gesicht.
Der Muskelberg brüllte auf und ließ sein Reißgebiss aufblitzen. Speichel floss ihm über die Brust. Er breitete die gewaltigen Arme aus und schloss die riesigen Hände zu Fäusten, die so groß waren wie der Kopf der Frau.

Der Gegner setzte sich in Bewegung, und es schien, als stoppe ihn keine Wand. Dann sprang er plötzlich vorwärts und stürzte sich auf die kleine Kämpferin.
Würde sie unter dem Riesen zerquetscht werden? Doch der Mann knallte mit seinen 180-Kilogramm laut krachend gegen das Gitter des Käfigs.
Cruel Cat war ausgewichen und peitschte dem Mann über dessen Gesäß. Die dünne Hose platzte auf und entblößte eine starke Hinterbacke.

Wütend drehte sich der Koloss um und näherte sich erneut der kleinen Frau. Sie verwendete erneut ihre Elektropeitsche, holte aus und wickelte das lange Ende um den Hals des Grobians.
Die Menge jubelte, schrie und brüllte. Die blauen Lichtblitze schossen durch die Peitsche und jagten durch den Hals des Mannes, der mit seinen großen Pranken versuchte, die Würgeleine an seiner Kehle zu lockern.

Doch es gelang ihm nicht. Immer wieder raste Strom durch seinen Körper und schwächte ihn weiter und weiter, bis er schließlich auf die Knie sackte. Just in diesem Moment riss der Riese an der Peitsche und zerrte die Frau zu sich heran. Cruel Cat ließ das Schlaginstrument los und sprang an die Decke des Käfigs, griff mit ihren Fingern durch das Gitter und pendelte mit ihren Stiefeln nach vorne, traf den Muskelmann vor die Brust, doch der Schwung reichte nicht, um den Gegner umzuwerfen.
Cruel Cat landete wieder auf den Beinen und überlegte fieberhaft, wie sie ihre Peitsche zurückbekommen konnte.
Doch noch immer war der Großteil um den Hals des Mannes gewickelt und jagte Strom durch dessen Fleisch. Der ständige elektrische Hagel schwächte die Konzentration des Transformwesens so nachhaltig, dass es seine aufgebaute Körperhülle nicht mehr stabil halten konnte. Die Integrität wurde durch die elektrischen Impulse massiv gestört, so dass der Muskelgigant langsam schrumpfte.

Besonders die erschöpften Muskeln und das belastete Skelett nahmen an Masse ab. Teile des Körpers, die weniger beansprucht worden waren, behielten bizarrerweise ihre Größe und Form: Der Kopf wirkte nun viel zu groß, das gefährliche Raubtiergebiss war zu flachen verkümmerten Zahnreihen geworden, die Größe des Mannes betrug nur noch etwa die der Frau, und seine Muskeln waren verschwunden.
Das Transformwesen war zu einem hageren kleinen Männlein geworden, das immer weiter schrumpfte.

Endlich löste sich die Peitsche von seinem Hals, der viel zu dünn für den großen Kopf zu sein schien. Aber es fiel noch etwas auf, was das Publikum laut aufjolen ließ: Die kurze Hose des Männleins saß nur noch schlackernd auf seinen viel schlanker gewordenen Hüften, aber sein Geschlecht war nicht geschrumpft.
Im Gegenteil: Der Penis war erigiert und enorm gewachsen. Er war länger und dicker als der Unterarm des Mannes. Fast fiel das Wesen vorne über.

Nun hatte Cruel Cat leichtes Spiel: Sie griff nach ihrer Peitsche und versetzte dem Männlein mehrere Hiebe. Das Transformwesen bemühte sich, die alte Optik wieder herzustellen, aber die elektrischen Entladungen hemmten diese Fähigkeit.
Cruel Cat konnte mit ihrem Gegner machen, was sie wollte. Und mit jeder Minute wurde das Wesen kleiner. Sein Geschlecht blieb in der anfänglichen Größe und machte bald die Hälfte seiner Masse aus.

Cruel Cat griff den gewaltigen Penis und warf das Männlein daran unter dem Jubel der Zuschauer durch den Käfig. Mal kickte sie das Männlein mit den gigantischen Hoden wie einen Ball durch die Kampfarena, mal wickelte sie ihre Elektropeitsche um den überdimensionierten Penisschaft und ließ blaue Blitze durch das Lustfleisch jagen, bis das Transformwesen endlich aufgab und um Gnade flehte.

Unter Buhrufen und Gelächter holten zwei Männer das Wesen auf einer kleinen Trage aus dem Käfig. Turner war so begeistert von dem Kampf, dass er sich nicht über den verlorenen Wetteinsatz ärgerte. Der ging sowieso auf Spesen von OG. Und irgendwie war ihm nach dem Drink schwindelig geworden. Er sah die ganzen Lichter nur noch verschwommen, die Stäbe des Kampfkäfigs verbogen sich vor seinen Augen.

Das Transformwesen landete unsanft auf seinen Riesenhoden, als die Männer die Trage unsanft kippten. Vor dem Männlein stand der Promoter des Cage-Fights. Der bullige Mensch bückte sich, hob das Wesen an und betrachtete es genau. „So etwas Lächerliches habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen“, meinte er und lachte dröhnend.
Das Transformwesen fand die Situation alles andere als lustig. „Diese Elektroimpulse! Ich müsste längst wieder meine natürliche Form angenommen haben. Aber die entstandene Modifikation ist nur schwer reversibel.“

Der Promoter steckte sich eine dicke Zigarre in einen Mundwinkel und schmatzte. Dann nahm er sie wieder in die Hand, blies dichten Rauch auf das Männlein, dass sich hustend krümmte, und sagte: „Und wenn schon! Für mein Gruselkabinett bist du genau der Richtige! Bleib ruhig so!“

Turner merkte, wie sich zwei Männer über ihn beugten. Wie war er auf den Boden gekommen?
„Bleib ruhig so!“, sagte die Stimme wieder.
Dann kamen noch zwei andere Kerle mit einer Trage und hievten ihn unsanft darauf. Es wackelte, Turner sah vorbeiziehende Lichter, Gestalten, Geräusche, neugierige Blicke, Schatten, den Kampfkäfig, und dann wurde ihm schwarz vor Augen.

Als Turner wieder erwachte, war er in einem Krankenzimmer, das so weiß eingerichtet war, wie das Arbeitszimmer von Mr. White.
„Da sind Sie ja wieder“, meinte eine unbekannte weibliche Stimme neben seinem Kopf. Turner drehte sich zu ihr: eine bildhübsche Frau. Der Uniform nach war sie Krankenschwester.
„Wo bin ich?“, wollte Turner wissen und sofort bedauerte er, gesprochen zu haben, denn fürchterliche Kopfschmerzen waren die Folge.
„Sie sind in der medizinischen Fakultät von Mine-City“, sagte sie mit ihrer zierlichen Stimme.
Turner flüsterte: „Warum? Was ist passiert?“
Die Frau fühlte seinen Puls. Anschließend meinte sie: „Da hat Ihnen wohl jemand „Crystal Ghost“ ins Bier gekippt. Seien Sie froh, dass ein anständiger Gast Sie zu erst gefunden hat. Sonst hätte man Sie ausgeraubt und vielleicht noch schlimmeres angestellt. Humanoide Organe werden hoch gehandelt.“

Turner stöhnte. Er konnte sich nur noch schwach an den Kampf zwischen dem Transformwesen und der kleinen Frau erinnern. Hatte sich die Kreatur wirklich in ein Männlein verwandelt, oder war er da schon im Fieberwahn gewesen?
Er wusste es nicht. Turner erhielt eine Infusion mit Nährstoffen. Dann meinte die Pflegerin: „Falls Sie vorhaben aufzustehen, halten Sie sich von dem Bett da vorne fern. Das ist ein Ultrasec-Inmate.“

Turner drehte seinen Kopf zur anderen Richtung und bemerkte, dass er nicht alleine im Zimmer war. Etwa drei Meter entfernt stand ein weiteres Krankenbett.
Der Mann darin war mit einem Gurtsystem sicher auf der Matratze fixiert. Zusätzlich trug er einen Spiderknebel, der seinen Mund offen hielt. Um das Bett war ein Gitter angebracht, dass über der Liegefläche ebenfalls mit Stahlstäben verschlossen war.

Turner ahnte, um was es sich handelte: Ultrasec war eine private Sicherheitsfirma, die in diesem Sektor der Galaxie zahlreiche Hochsicherheitsgefängnisse unterhielt.
Als sich Turner noch ein Stückchen weiter drehte, sah er die gelbe Linie, die um das Bett gezogen war. Sollte ein Unbefugter diese Grenze übertreten, würde sicherlich sofort ein schriller Alarm angehen. „Warum ist der Typ denn hier?“
Die Pflegerin erklärte: „Auf Triton III befindet sich ein Ultrasec-Gefängnis. Dieser Mann da ist zu einer Untersuchung hier. Aber Genaues weiß ich nicht. Krankenakten von Ultrasec-Inmates sind streng geheim. Da komme ich nicht ran.“
Sie sagte es bedauernd, als hätte sie den Grund auch gerne gewusst. Selbst, als sie gestern dabei geholfen hatte, dem Gefangenen eine Magensonde zu legen, hatte man nichts über den Anlass verlauten lassen.
Turner fragte erschöpft: „Aber die Haftanstalten haben doch eigene medizinische Abteilungen?“
Die Krankenschwester zuckte nur mit den Achseln. „Ruhen Sie sich etwas aus. Bis morgen früh sind Sie wieder fit.“

Sie verließ den Raum. Erst jetzt bemerkte Turner, dass er nur ein OP-Hemdchen trug, das auch noch nach oben gerutscht war. Die Frau hatte seine intimsten Stellen die ganze Zeit sehen können.
Sie hat gar nicht darauf gestarrt, erinnerte er sich erleichtert. Vermutlich hatte sie vorher schon genügend Zeit dazu…

Gegen Abend, zumindest schätzte Turner es, denn er hatte keinen Chronometer, und das künstliche Licht sorgte die ganze Zeit für gleich bleibend weiße Helligkeit, versuchte Turner aufzustehen, aber ein scharfer Stich in seinem Kopf ließ ihn augenblicklich wieder ins Kissen fallen.
Da hörte er die Tür. Turner wartete darauf, dass die Pflegerin etwas sagte, aber die Schritte hörten sich ganz anders an.

Ein grobschlächtiger Mann erschien neben seinem Bett. Es war kein Arzt, so viel wusste Turner sofort. Der Mann trug einen dünnen exklusiven Mantel aus Silberraupenseide. Darunter blitzten mehrere massive Schmuckketten um seinen Hals auf, die ebenfalls sehr teuer aussahen.
Fast genauso auffallend wie sein Kleidungsstil war seine Frisur: platinblonde Haare mit einer Tonsur wie ein christlicher Mönch. Ein kleiner ebenfalls platinblonder Spitzbart vervollständigte seine ungewöhnliche Optik.
„Mr. Turner? Sie wollen mir ein Geschäft vorschlagen?“ Er lächelte und zeigte breite Zähne aus purem Gold.


20. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 15.05.10 23:36

hallo prallbeutel,


was für ein geschäft?

du schreibst jetzt so geheimnisvoll. danke für das super kopfkino
21. RE: Optional Genetics

geschrieben von SteveN am 17.05.10 12:38

Hallo Prallbeutel !

Coole Fortsetzung.

Mr. Turner will ein Geschäft machen? Wenn er es
macht, dann verkauft er sich selber ... ... ... ?

Viele Grüße SteveN


22. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 17.05.10 18:50

Ich zitiere mal aus der Story:

Mr. Turner war zwar auch regelmäßigem Vergnügen mit einer Androidin ganz nach seinem Geschmack nicht abgeneigt, aber hier war er für seinen Arbeitgeber OG unterwegs. Er sollte mit seiner Begleitung mit einem Rotlichtboss Kontakt aufnehmen. Bislang wurde in Mine City literweise männliche Lust ungenutzt entsorgt. OG benötigte für ihre Forschung dringend große Mengen Ejakulat, so dass nichts näher lag, als in Mine City, der größten Liebeshölle dieser und den benachbarten Galaxien, mit den Verantwortlichen einen Vertrag zu schließen.
23. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 20.05.10 21:41

FORTSETZUNG


Der OG-Angestellte kam aus dem Staunen nicht heraus. Wer war das? War das etwa… dieser Boris Carat?

Im nächsten Moment stellte sich der Unterweltboss von Mine-City vor. Turner hob kraftlos die Hand, um diejenige des Besuchers zu schütteln. Seine Fingerknochen knirschten, als Carat zupackte.
Genau so sollte es nicht laufen. Jetzt war er ihm völlig hilflos ausgeliefert. Wo waren seine OG-Mitarbeiter? Seine Security?

Boris Carat beantwortete die Frage, als hätte er seine Gedanken telepathisch gelesen: „Ihre Begleiter… nun. Sagen wir es so: Ich dulde keine unnötigen Zeugen bei Geschäften. Daher haben Ihre Freunde eine neue Bestimmung gefunden.“
Turner wusste nicht genau, was das bedeutete, aber er war sich recht sicher, dass er Hank und die anderen wohl nicht wieder sehen würde…

„Wie… sind Sie… hier hereingekommen…?“, flüsterte Turner stammelnd und zeigte auf den Ultrasec-Inmate.
Boris Carat lachte dröhnend und bleckte sein Goldgebiss. „Mir GEHÖRT Mine-City.“ Diese Antwort reichte.
Turner war nicht sehr wohl zumute. Boris Carat duldete keine unnötigen Zeugen… Das hieß wohl, dass er, Turner, ebenfalls verschwinden würde…
Früher oder später…
Er steckte verdammt tief in der Scheiße. Und das alles, um bei Mr. White einen Fuß in die Türe zu bekommen.

Boris Carat holte einen kleinen Touchpadrechner aus seiner Innentasche und zeigte Turner seine Vorstellungen einer Zusammenarbeit mit Optional Genetics. Turner las den Text und fragte erstaunt: „Nanosonden? Wir haben keine Nanosonden.“
Der Unterweltboss lachte humorlos auf. Er beugte sich tief über Turner. „Mir hat ein Vögelchen gezwitschert, dass Optional Genetics liquide genug ist, um meine Wünsche zu erfüllen. Ich will 20 unregistrierte Nanosonden der Klasse X-7000. Keine Diskussion.“
„Aber die sind nur militärisch zugelassen“, protestierte Turner.
Boris Carat erstarrte. Völlig emotionslos sagte er: „Stehlen Sie nicht meine Zeit. Bis morgen habe ich die Zusage von Mr. White.“
Turner schluckte nervös. Er wollte antworten, aber Carat ging schon zur Tür und war im nächsten Moment verschwunden.

Während Turner kurz darauf mit Mr. White sprach, schnitt im geheimen OG-Labor auf Desolate Rock eine blonde Frau in einem weißen Kittel mit einem Skalpell eine künstliche Membran von einem Drohnengesicht. Sie führte bei der Drohne einen Strukturscan durch und modifizierte mit einem Gehirnwellenkollektor die Gedanken und Bedürfnisse der Drohne.
Die Forscherin versprach sich durch ihr Experiment eine exorbitante Erhöhung der Ejakulationsproduktion. Sollte ihre Theorie richtig sein, würden dieses Schicksal noch hunderte weitere Drohnen teilen.
Auf ihrem PDA tippte sie eine Startsequenz ein, und aktivierte damit eine Rezepturänderung der Nährlösung, die die Drohne durch ihren Schlauch erhielt: ein schleimiger gräulich-weißer Brei.

Als Turner die gesicherte Verbindung trennte, atmete er tief durch. Mr. White hatte akzeptiert. Vielleicht überlebte er ja diese Sache. Er hatte sich einen Platz im Aufsichtsrat von OG mehr als verdient! Er drückte den Rufer neben seinem Krankenbett. Vielleicht war diese Krankenschwester ja käuflich. Er brauchte jetzt einen guten Schluck Whiskey. Dafür würde er einiges bezahlen müssen – aber egal.

Mr. White saß in seinem weißen Raum und räusperte sich. An seinem Hals pulsierte eine dicke Vene. Die Forderung von Carat gefiel ihm gar nicht. Er hatte vermutet, den Unterweltboss mit Zahlungsmitteln ködern zu können, aber offenbar war der Kerl intelligenter, als er dachte.
Er rieb sich das linke Handgelenk und drehte seine weiße Hand ab. Darunter erschien ein Armstumpf, der vor Fäulnis nässte. Mr. White rief nach seiner privaten medizinischen Pflegerin. Er benötigte dringend ein antiseptisches Tuch und eine neue Ampulle Morphin.
Anschließend würde er beginne, die Nanosonden zu besorgen. Da würde er sämtliche Verbindungen spielen lassen müssen. Gut, dass OG ein Geheimarchiv mit brauchbaren Informationen über Politiker und mächtige Manager hatte, die sich eintauschen ließen…

In Mine-City schloss gerade ein Bioniker eine metallene Tür zu einem Tiefkühlraum, in dem sechs weiß gefrorene Männer auf metallenen Tischen lagen. Zischend saugte die Anlage Luft aus dem Raum.
Der Wissenschaftler trug einen schmutzigen weißen Kittel. Er wirkte sehr ungepflegt, unrasiert, hatte dreckige Fingernägel und trug eine fettig verschmierte Brille mit runden dicken Gläsern – offenbar eine Marotte, denn Augengläser waren längst veraltet und nicht mehr üblich. Besonders auffällig waren seine verschiedenen Augenfarben: braun und blau.
Gern hätte er die Männer für seine Experimente verwendet, doch sein Auftraggeber hatte sie ihm nur zur Aufbewahrung gegeben. Sie sollten eventuell durch Zellenrekonstruktion reanimiert werden. – Eventuell.

Der korrupte Wissenschaftler, der früher in der gewaltigen Erzanlage des Planeten gearbeitet hatte, war verbittert und hatte nur noch seine illegalen Experimente im Kopf.
Damals war durch die Profitgier der Manager der Anlage ein Großteil der Arbeiter und deren Angehörige verstrahlt worden. So auch seine damalige Frau. Weil der Mann aber einen Diffusionsanzug getragen hatte, waren seine Schäden gering geblieben. Ihm waren die Haare und Zähne ausgefallen, aber dank der plastischen Chirurgie war das kein Problem mehr. Seine Frau dagegen war verstorben. Das hatte ihn zu einem zynischen Mann gemacht, der für Boris Carat schmutzige Geschäfte erledigte. Bekanntlich war in Mine-City alles zu haben, für das es eine Nachfrage gab. Er war der Mann, der solche Produkte herstellte und dubiose Dienstleistungen zur Verfügung stellte. Hinkend verließ er den medizinischen Raum, der schon lange nicht mehr steril war.

Nach zwei Tagen durfte Turner die medizinische Fakultät verlassen. Endlich kam er aus der Schussbahn dieses Kriminellen!
Als er sich seine Kleidung wieder anzog, bekam er mit, wie zwei Pflegerinnen sich über den Ultrasec-Inmate unterhielten. Die eine meinte: „Die Wette gilt! Wenn er abspritzt, hast du gewonnen. Aber du darfst ihn nicht berühren!“
Die andere raunte ihr zu: „Nicht so laut! Das mit dem Potenzmittel darf niemand erfahren. Sonst gibt es Ärger.“ Die Frauen kicherten und gingen.

Turner unterschrieb ein Formular auf einem Touchpad und ließ sich ein Heli-Taxi kommen.
Ins „Love And More“ fuhr er sicherheitshalber nicht zurück. Er buchte sich unter falschem Namen in einem anderen Hotel ein.
Eigentlich war für ihn der Auftrag abgeschlossen. Die Formalitäten liefen nur noch schriftlich über gesicherte Wege direkt mit der OG-Zentrale. Er hatte den ersten Kontakt hergestellt. Jetzt konnte er nach Desolate Rock zurückkehren und seine Lorbeeren ernten.
Doch zuvor würde er sich in Mine-City noch ein paar Tage vergnügen. Das „Red Sin“ hatte genau das zu bieten, was der Name vermuten ließ.

Abends ließ er sich von einer Androidin verwöhnen, die statt Finger über lange Tentakel mit Saugnäpfen verfügte, die sie lustvoll einsetzte. Turner hätte diese Nacht als die geilste seines Lebens bezeichnen, wäre da nicht ein schmerzhaftes Erbe gewesen: Am nächsten Morgen sah er entsetzt in den Spiegel und bemerkte die vielen Saugstellen an seinem Penis, als sei er geschröpft worden.
Das alleine hätte ihn nicht beunruhigt, aber Schmerzen beim Wasserlassen ließen in ihm den Verdacht aufkommen, dass der Androide irgendwelche Erreger mitgeschleppt hatte.

War das möglich? In Mine-City nahm man es zwar mit dem interstellaren Gesetz nicht so genau, aber ausgerechnet die Hygienevorschriften wurden penibel eingehalten – schließlich lebte die sündige Stadt vom Sextourismus.
Turner griff nahm einem Kontrollstreifen, den er aus einem kleinen Medizinschränkchen holte, und prüfte mit einem Abstrich, ob sich etwas Unerwünschtes in ihm eingenistet hatte.
Am Ende des Streifens erschien ein Code. Turner gab ihn in der Raumkonsole ein. Ein Virus in zigfacher Vergrößerung erschien auf dem Monitor, und eine Computerstimme las vor: „Varius Mortis III. Gehört zur Familie der Invasor Exanimalis. Infektion durch Geschlechtsverkehr. Symptome bis zu zwölf Stunden nach der Ansteckung: brennen beim Wasserlassen. Beim Mann auch Aufquellen des Penis. Nach 24 Stunden: Anschwellen der Testikel bis zu einem Durchschnitt von zehn Zentimetern. Die Viren befallen die Blase und schwächen irreversibel die Beckenmuskulatur. Folge: Inkontinenz. Die Schwellung der Geschlechtsteile geht nach etwa drei bis vier Tagen langsam zurück. Nebenerscheinung: Impotenz mit gleichzeitig gesteigerter Libido. Die Viren verbleiben lebenslang im Körper ihres Wirts. Behandlungsmöglichkeiten: Da die Viren Testosteron benötigen, gibt es nur eine Option…“

Turner ächzte auf und hielt sich instinktiv die Hände schützend vor die Hoden. Davon wollte er nichts wissen. Er recherchierte weiter in der Medizindatenbank, aber nirgends gab es erfreulichere Informationen.
Schließlich stieg Wut in ihm auf. Dieses Hotel hatte seine Gesundheit auf dem Gewissen! Er würde sie verklagen! Schadensersatz fordern! Aber im nächsten Moment wurde ihm klar, dass er auf verlorenem Posten stand. Bevor es zu einem Prozess kommen würde, hätte der Inhaber des Hotels oder der Firma, die die Androiden zur Verfügung stellte, längst gewechselt oder hatte sich aufgelöst.

Turner war ein misstrauischer Mensch. War das ein Anschlag auf ihn gewesen? Von dem Verbrecherring, mit dem er das Geschäft abgeschlossen hatte? Der Virus würde ihn nicht umbringen, aber sein Leben… Aber hätte Boris Carat es auf ihn abgesehen, wäre er längst ein toter Mann.
Turner tobte und schrie, warf Einrichtungsgegenstände seiner Suite durch die Gegend und brüllte vor Zorn.
Seine Geschlechtsteile hatten bereits an Größe zugelegt, wie er entsetzt feststellte. Alle Energie schien seinen Körper zu verlassen. Resignierend sank er auf sein Bett.
Bald würde er in keine Hose passen. Er musste sich das Essen vom Zimmerservice bringen lassen. Die nächsten Tage würde er ans Bett gefesselt sein.
Der erkaufte Platz im Aufsichtsrat wurde immer teurer…

Mr. White saß in seinem großen Stuhl am Kopfende eines langen weißen Tisches im Konferenzraum von Optional Genetics. Der Aufsichtsrat tagte. Franklin hatte ein kompliziertes Verschachtelungssystem vorgelegt, um Bestechungsgelder für die Prüfkommission, die interstellare Planetenpolizei der galaktischen Union sowie wichtige Politiker über dunkle Kanäle leiten zu können.
„Sehr gut, Mr. Franklin“, lobte Mr. White und lächelte ihn mechanisch an wie ein Roboter der ersten Generation.

„Wir sollten nun aber über die Nanosonden sprechen. Sie haben von mir die unter Verschluss zu haltenden Informationen bekommen“, stellte er fest. „Es wird nicht leicht sein, die gewünschte Ware zu bekommen und nach Triton III zu transportieren. Außerdem wird es erhebliche Liquidationen von OG erfordern. Die Produktion in unserem X-Labor fährt bereits auf Höchstleistung. Trotzdem müssen wir so schnell wie möglich an die enormen Ejakulationsmengen aus Mine-City kommen, um die Verluste auszugleichen. Mr. Benson war so gut und hat mit der Technikabteilung bereits den Transfer vorbereitet. Es fehlt nur noch grünes Licht unseres Geschäftspartners. Und das bekommen wir, wenn wir liefern.“

Er sah aufmerksam in die Runde. „Wer möchte sich darum federführend kümmern?“ Ein ehemaliger Admiral der galaktischen Union, der nach seiner unehrenhaften Entlassung als Militärexperte bei OG eingestiegen war, meldete sich. „Ich habe die wohl besten Kontakte. Wir sprechen von 20 Stück? Das wird nicht einfach werden.“
Mr. White donnerte: „Das weißt ich auch. Sie haben unbegrenzte Mittel. Nur beschaffen Sie sie! Und noch etwas: Sie sind sich sicherlich darüber im Klaren, dass dieser Deal existenziell für OG ist. Ein Misserfolg steht nicht nur Option. – Das wäre alles, meine Herren.“

Der Ex-Admiral wurde im Flur von Mr. Franklin angesprochen: „Admiral Jacobs, warten Sie bitte einen Augenblick. Ich muss mit Ihnen sprechen.“
Franklin raunte ihm zu: „Sie sollten auf Mr. Benson aufpassen. Es besteht die Möglichkeit, dass seine Loyalität OG gegenüber Risse bekommen hat.“
Der Ex-Militär runzelte die Stirn. Er sah sein Gegenüber mit eiskalten blauen Augen an. „Wissen Sie, was sie da unterstellen? Ein Aufsichtsratsmitglied! Wie kommen Sie darauf?“
Franklin und Jacobs gingen in ein abgeschirmtes Büro, wo sie ungestört waren. Die skeptische Grundhaltung des Admirals wich bald einem staunenden Verstehen. Lange Zeit war der „Verräter“ unter ihnen ein Unbekannter gewesen. Aber Franklin hatte mittlerweile Benson im Fadenkreuz. Er konnte sich auch irren, aber eindeutige Indizien sprachen dafür, dass Benson die Laus im Pelz war.

Anschließend machte sich Franklin auf den Weg zu Mr. White, doch im letzten Moment betrat er das Büro doch nicht und kehrte in seinen Privatraum zurück. Bevor nicht weitere Beweise vorlagen, konnte er unmöglich den Vorsitzenden einweihen, sonst würde der Schuss nach hinten losgehen. Außerdem musste alles in trockenen Tüchern sein, bevor er die Bombe platzen ließ.
Franklin versprach sich davon zum Thronprinzen aufzusteigen und eines Tages OG zu übernehmen. Den Admiral musste er jedoch bereits jetzt informieren, damit Benson über ihn seine Sabotage nicht ausweiten konnte. Würde es öffentlich werden, dass OG die Nanosonden illegal erwarb und an einen Verbrecherring verkaufte… Das wäre der Ruin des Konzerns.

Benson setzte sich hinter die Steuerkonsole des Suborbitaljets und startete die Triebwerke. Mit exorbitanter Geschwindigkeit jagte das kleine Gefährt von dem Hangar und raste in die Schwärze des Alls.
Plötzlich erschienen an Bensons linker Flanke zwei feindliche Schiffe und eröffneten das Feuer auf ihn. Benson wich mit einem waghalsigen Manöver aus und wählte die Bordkanone an. Er tippte hastig einige Befehle ein und aktivierte das Verteidigungssystem. Eine Computerstimme ertöne mit einem Alarmsignal: „Treffer am Heck. Schadenwert: 23 Prozent.“

Benson fluchte und drehte sein Jet waghalsig um die Achse, riss das Steuer herum und sauste in einer steilen Kurve aus der Schussbahn des Angreifers aus seiner linken Seite.
Doch von Steuerbord kam der zweite und feuerte. Wieso war der plötzlich auf der anderen Seite?
Benson wich in Sekundenbruchteilen aus und erwiderte das Feuer. Die Computerstimme: „Unbekanntes Objekt zerstört.“ Auf dem Schirm waren die Wrackteile zu sehen.
Benson wollte gerade dem verbliebenen Schiff ausweichen, als dessen Pilot durch eine gekonnte Finte völlig überraschend von oben auf ihn niederstieß und feuerte.
Benson wurde durchgeschüttelt, Systeme fielen aus, die Computerstimme hörte sich verzerrt an: „Schwerer Treffer im Bug. Schadenwert: 88 Prozent.“

Benson katapultierte den Jet aus der Gefahrenzone und lud die Bordkanone wieder auf. Aber erneut fand der Angreifer einen toten Winkel und jagte auf Benson zu. Im nächsten Moment war die Computerstimme zu hören: „Schwerer Treffer an Backbord. Schadenwert: 96 Prozent. Totalausfall der Lebenserhaltung. Waffen außer Betrieb.“
Benson spürte, wie die Kabine, in der er saß, rapide an Temperatur verlor. Er versuchte ein weiteres Ausweichmanöver. Doch eine Leuchtdiode nach der anderen erlosch.


24. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 21.05.10 00:09

hallo prallbeutel,

jetzt geht es aber zur sache. ist jetzt der krieg ausgebrochen?
25. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 30.05.10 14:19



FORTSETZUNG


Die Steuerung wurde schwergängig. Mit aller Kraft stemmte sich Benson in das Steuer und zwang das Gefährt auf einen neuen Kurs.
Und dann blockierte alles komplett, das Licht in der Kabine ging an, der Simultanschirm an der Front erlosch.

Die Computerstimme hörte sich nun wieder klar an: „Game over, Mr. Benson. Sie sind gerade verdampft.“
Benson schlug auf die Steuerkonsole ein: „Fuck! Ich lerne es nie!“
Langsam beruhigte er sich wieder. Als Reservist bei der galaktischen Union würde er als Kampfpilot eingesetzt werden, sollte es zu einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen der Union und einer transinterstellaren Nation kommen. Doch war der letzte Krieg vor über 50 Jahren mit der Vereinigung der Galaxie und einem Friedensabkommen zu Ende gegangen. Seitdem lebten zahlreiche humanoide Spezies wie die Boriten, Cylonen, Khoritaner und einige mehr in verträglicher Koexistenz. Sogar die Transformwesen von Sirius B hatten den Friedensvertrag unterschrieben.
Aber wer weiß, was das dunkle All noch so alles zu bieten hatte? Vielleicht würde er eines Tages wieder als Jetpilot eingesetzt werden. Die Übungsstunden waren Pflichtprogramm.

Turner lag in seiner Suite und konnte fast mit ansehen, wie seine Geschlechtsteile wuchsen. Entsetzt betrachtete er seinen Penis, der eine anormale Größe angenommen hatte, obwohl er nicht erigiert war. Wegen dessen Druckempfindlichkeit lag der OG-Agent breitbeinig und schaute alle paar Minuten unter die dünne Decke, unter der er lag. Bald würden auch seine Hoden anschwellen. Turner knirschte mit den Zähnen. Sein künstliches Auge drehte sich wild im Kreis. Wenn er herausfand, wer das zu verantworten hatte…

Am nächsten Tag war sein Zorn verflogen. Er lag nackt in seinem Bett und setzte sich eine Simultan-Holomaske auf. In sein Bewusstsein strömten Bilder, Töne und Empfindungen des Tastsinns, die der Chip zuvor gespeichert hatte.
Simultan-Holomasken waren Vorläufer der modernen Simultankammern, wie sie auf Desolate Rock existierten. Für das „Red Sin“ wäre die Technik zu teuer gewesen. Aber heute begnügte sich Turner gern mit der altmodischen Maske. Da brauchte er wenigstens seine Suite nicht zu verlassen.
Wie hätte er das auch tun sollen? Seine Geschlechtsteile sahen noch immer monströs geschwollen aus; und Kontakt zu fremden Wesen war ihm ein Graus geworden. Er wollte sich nicht noch mehr Keime holen.
Wenn er erst mal im Aufsichtsrat von OG saß, würde er so viel Geldmittel haben, dass er sich eine eigene Androidin kaufen konnte. Er stellte sich eine Sexsklavin in schwarzem Latex vor, die ihm alle Wünsche erfüllte und genau nach seinen Vorstellungen gefertigt war.

Mitten in seinem geistigen Sexabenteuer schaltete das Gerät abrupt ab. „Was ist denn jetzt los, verdammte Scheiße!“ Turner knirschte mit seinen Zähnen. Er verlor wieder die Kontrolle über sein Kunstauge. Sein Orgasmus hatte sich schon angebahnt und versank nun im Nirwana. Ein sehr frustrierendes Gefühl!
„Achtung! Achtung!“, hörte er eine Computerstimme. „Bitte bleiben Sie in ihren Suiten und Zimmern. Es besteht derzeit ein Sicherheitsrisiko durch einen Ultrasec-Inmate. Alle Gäste befinden sich in Sicherheit. Es besteht keine Gefahr, wenn Sie sich in ihren Räumen aufhalten. Die Security des Hotels hat alles unter Kontrolle. Wenn das Problem gebannt ist, werden Sie darüber informiert.“

Mr. Turner runzelte die Stirn. Handelte es sich etwa um den Typen, der neben ihm gelegen hatte? Konnte er irgendwie geflüchtet sein? Aber wie kam der dann ausgerechnet ins Red Sin?
In den Fluren patrouillierten Securityspezialisten. In dem hallenartigen Vorbau vor dem Hotel waren bereits Polizeieinheiten aufgefahren. Alle Schleusen zu Shuttleverbindungen oder Suborbitaljets waren blockiert. Die Einsatzkräfte trugen Sicherheitskleidung und waren mit mehreren effektiven Waffen der neuesten Generation ausgerüstet.

Der Direktor der Ultrasec-Einheit SWS-Triton III lief in seinem Büro im Kreis wie ein hungriger Tiger herum. Das Hochsicherheitsgefängnis, das er leitete, lag auf der Rückseite des Planeten in einem unterirdischen Bunker-Gebäude.
Die Privatfirma Watson Inc., die sämtliche Ultrasec-Einheiten der Galaxie von der Union gepachtet hatte, gehörte zu den einflussreichsten Unternehmen der gesamten Union. Der Direktor der Anstalt auf Triton III sprach mit dem Polizeichef von Mine-City über Monitorverbindung: „Wie konnte so etwas geschehen?“

Die Frage hörte sich an wie ein messerscharfer Vorwurf. Ausnahmsweise hatten die Behörden von Mine-City für zwei Tage die Bewachung übernommen, weil es einen Engpass bei Watson Inc. gegeben hatte und Personal zu einem anderen Gefängnis abgezogen worden war.
Prompt konnte ein Insasse flüchten, der verlegt werden sollte. Slim Holland war Profikiller einer kriminellen Vereinigung, auf dessen Konto bereits 104 Auftragsmorde gingen. Noch schwerer wogen die über 200 Menschen, die bei einem Bombenanschlag mit einer Wasserstoffgranate ums Leben gekommen waren.

Slim Holland war nach seiner Reise nach Triton III zunächst in die Medizinische Abteilung bei Mine-City untergebracht worden, um ihn wegen einer lebensbedrohlichen Erkrankung zu behandeln. So hart das Leben in einem Ultrasec war, die Todesstrafe war in der gesamten Union abgeschafft. „Der Häftling muss Komplizen gehabt haben“, war sich der Polizeichef sicher und rückte seine Sonnenbrille zurecht, die ihm von der schwitzigen Nase zu rutschen drohte.
Der Anstaltsdirektor brummte schlecht gelaunt. Der Ausbruch war eine Katastrophe! Weniger, weil das Privatunternehmen pro Gefangenen eine Prämie von der Union erhielt, sondern viel mehr wegen des Imageschadens. Bisher war noch nie ein Insasse entkommen! Der Direktor tröstete sich damit, dass Holland erst auf der Anreise gewesen war, doch es fuchste ihn enorm.
Warum hatte er nicht wenigstens einige seiner eigenen Männer in dem Krankenhaus positioniert? Wütend schleuderte er sämtliche Gegenstände von seinem großen Schreibtisch.
Diese inkompetenten Provinzbullen!

„Zimmerservice, Sir!“, hörte Turner durch seinen Türsprecher. Er stand angestrengt vom Bett auf und wickelte sich ein Handtuch um seine geschwollenen Geschlechtsteile. Er hatte doch gar nichts bestellt…
Turner wählte die Kamera an, die die Person vor seiner Tür zeigte: ein Kellner, vermutlich ein Androide. Er trug ein silbernes Tablett mit einer silbernen Glocke darauf.
„Das muss ein Irrtum sein. Ich habe nichts bestellt“, antwortete Turner. Der Bedienstete antwortete: „Eine Überraschung des Hauses. Als Entschädigung für die Unannehmlichkeiten.“

Turner grunzte. Beinahe hätte er die Tür entriegelt, da verharrte er mitten in der Bewegung. Wie der Kellner aussah: zum Pferdeschwanz streng nach hinten gebundenes schwarzes Haar, mit Pomade gegelt und glänzend wie Klavierlack.
Der flüchtige Kriminelle! Das war doch der älteste Trick des Universums!
„Stellen Sie es ab. Ich hole es mir später“, sagte Turner.
Der Kellner gehorchte und entfernte sich anschließend ganz normal und verschwand hinter der nächsten Ecke.
Turner wartete noch eine Minute. Dann öffnete er die Tür, zog schnell das Tablett hinein und schloss wieder. Sein Atem hatte sich beschleunigt. Aber jetzt war er wieder in Sicherheit.
Was hatte das Red Sin ihm denn da Schönes gebracht? Er hob den Glockendeckel.

Mr. White lag auf einer metallenen Unterlage, die aussah, wie ein Seziertisch einer Pathologie. Eine Androidin in weißem Kittel und einem metallenen Stirnband mit Leuchte betupfte den freien Rücken des Mannes dick mit einer weißen Salbe.
Dutzende Geschwüre und Pusteln bedeckten die Rückseite des OG-Bosses. Mr. White trug ständig einen Spezialstoff, der die Flüssigkeiten, die sein Rücken absonderte, aufnahm.
Die Salbenbehandlung, die alle paar Tage ausgeführt wurde, war nötig, um das Wachstum seiner krankhaften Haut aufzuhalten.

Ohne seine Perücke, seine Hände und seine Kleidung war er nicht wieder zu erkennen. Obwohl sein Rücken brannte wie das Fegefeuer, war Mr. White in Gedanken bei der Beschaffung der Nanosonden: „Hoffentlich versagt dieser Jacobs nicht! Das Geschäft muss unbedingt verschleiert werden. Nach der Transaktion muss Jacobs verschwinden. Benson soll ihn beseitigen. Ja, auf den kann ich mich verlassen. Soll Jacobs uns im X-Labor als Drohne zur Verfügung stehen. Wenn er seine Schuldigkeit getan hat…“

Nach der medizinischen Behandlung zog sich Mr. White wieder an. Die Perücke mit den weißen Haaren verbarg nicht nur seine Glatze, sondern auch die oben auf seinem Schädel vorhandene Metallplatte, über der sich keine Haut befand.
Zurück in seinem weißen Büro informierte er das Labor, dass in Kürze gigantische Mengen an Ejakulat zur Verfügung stehen würden. Alle Vorbereitungen sollten getroffen werden.
Dann überlegte er, ob die Drohnen schließlich noch benötigt würden? Wenn nicht… Wie sie entsorgen?
Aber das war Zukunftsmusik. Zunächst benötigte er die 20 Nanosonden. Vorher lief kein Geschäft mit dem Konsortium in Mine-City. Und dieser Turner… Der wusste zuviel. Der würde, genau wie der Ex-Admiral dran glauben müssen.

Turner sah unter der Speiseglocke einen Chip liegen. Neugierig betrachtete er ihn genauer. Es war ein Chip für eine Simultan-Holomaske. „Was ist das wohl für ein Programm?“, fragte er sich und lud die Datei. Dann legte er sich zurück aufs Bett und aktivierte den Chip.
Die geilsten Sexfantasien schossen durch sein Bewusstsein. So fantastische und intensive Erlebnisse hatte er mit dieser Maske noch nie gehabt. Da musste ein waschechter Programmiergott am Werke gewesen sein!
Turner genoss die Fantasiewelt, in der all seine sexuellen Träume und Wünsche in Erfüllung gingen.

Von Turner unbemerkt ertönte erneut die Lautsprecherstimme der Zimmerkommunikationseinheit:

„Achtung, Achtung! Hier spricht die Hotelleitung!
Leider ist es unseren Spezialkräften noch nicht
gelungen, den Flüchtigen aufzuspüren. Vermutlich
hat er sich als Kellner getarnt und verfügt über große
Programmierfähigkeiten. Unter Umständen hat er einige
Dateien unter seine Kontrolle bringen können. Ein
Mitarbeiter unseres Hauses ist ohne Dienstkleidung
aufgefunden worden. Wir bitten Sie erneut, große Vorsicht
walten zu lassen und niemandem die Tür zu öffnen, der
sich nicht ausweisen kann.
Ende der Durchsage.“

Ein Sicherheitsprogramm, das bei einer Notdurchsage regulär die Holomaskenprogramme abschaltete, war deaktiviert, so dass Turner von der Information nichts mitbekam.
Slim Holland war in der Tat nicht nur ein erfolgreicher Profikiller, er war auch ein begnadeter Programmierer und nutzte seine Fähigkeiten als Hacker für kriminelle Manipulationen.

In Turner Fantasiewelt drehte sich alles um seine Lust, seinen Trieb, der ihn wie eine Droge beherrschte, alles sich nur noch um die Erfüllung und Befriedigung drehte; doch es gelang ihm nicht. Das Programm war so geschrieben, dass Turner gar nicht anders konnte, als aufzustehen und zur Tür zu gehen.
Er entriegelte das elektronische Schloss. Die Tür zu seiner Suite öffnete sich: Vor ihm stand ein Mann in Kellneruniform und langen, schwarzen Haaren, die zu einem strengen Pferdeschwanz zurückgebunden waren und vor Pomade glänzten.
Mit einem angedeuteten Lächeln betrat der Mann die Suite und drückte Turner zur Seite, der wie hypnotisiert in einer Zeitschleife seines Programms gefangen war. Die Tür schloss sich wieder.

Boris Carat, gnadenloser Chef der Mine-Connection, steckte in einer Zwangsjacke. Er lag auf dem Bauch in einer Gummizelle. Auf seinem Rücken stand ein Fuß einer Androidin, die aussah wie eine Krankenschwester. Ihre Dienstkleidung ähnelte gleichzeitig einer Militäruniform.
Sie stützte sich auf ihrem „Patienten“ ab, um die Schnürung der Jacke fester zuzuziehen. „So, mein Kleiner“, sagte sie in einen Tonfall, der vor Spott nur so troff. „Du spielst vorläufig nicht mehr mit deinem Winzling!“ Sie fixierte die Schnürung und schnallte weitere Schließen zu. Dann trat sie dem Mann in die Seite. „Umdrehen, du Stück Dreck!“

Boris Carat gehorchte aufstöhnend. Der Schrittgurt der Jacke hatte sein Geschlecht zur Seite gedrückt. Die Krankenschwester holte eine Keuschheitsschelle mit einem langen und dicken Penisplug hervor und legte sie dem Mann an. „Damit bist du sicher vor dir selbst“, sagte sie höhnisch. „Und zur Strafe lege ich dir noch den schweren Hodenstrecker an!“

Boris Carat ächzte auf. „NEIN! Bitte nicht! Nicht den schweren Strecker!“ Aber die Krankenschwester war bereits dabei. Das Monstrum war aus gebürstetem Stahl und wog drei Kilogramm. Der Patient versuchte sich zur Seite zu rollen, aber die Androidin verfügte über Kraft wie zwei Männer. Sie hielt ihr Opfer problemlos unter Kontrolle und vollendete ihre Behandlung; dann knallte sie ihre Hand auf den nackten Hintern des Mannes, der keine Hose trug. „Fertig!“, lachte sie laut.
Ihr Handabdruck war deutlich auf Carats Fleisch zu erkennen und würde sich mit der Zeit in andere Farben verwandeln, bis er schließlich seine Konturen verlor und nur noch einen langsam verblassenden Flecken abbildete.

Kaum ließ der Schmerz etwas nach, setzte die Androidin ihrem Patienten eine Simultan-Holo-Maske auf und sicherte sie in seinem Nacken. Dann aktivierte sie den Chip, der Boris Carat in zügiger Geschwindigkeit erotische Bilder von nackten oder leicht bekleideten Frauen zeigte und dazu Liebesgestöhne, erregende Laute und lustvolles Keuchen einspielte.
Zwischendurch erschienen kurze Videosequenzen, die Pärchen beim Sex, masturbierende Frauen oder ganze Sexorgien zeigten.

Von Carat unbemerkt waren in dem Programm auch Reize im Mikrosekundenbereich eingebaut, die sein Lustzentrum im Gehirn wie mit einem intensiven Hagelregen beschoss. Die Krankschwester beobachtete, wie Carat sich vor Lust und Frust wand und wälzte, wie sein Penis versuchte zu wachsen, wie sich seine Hoden vor unerfüllter Begierde drehten…

Die Androidin verließ die Gummizelle und löschte das Licht. Die Schreie des Unterweltbosses verhallten hinter der schalldichten Tür.
Die nächsten 30 Minuten erschienen ihm wie eine Ewigkeit. Doch damit war die Behandlung nicht beendet: Das Holoprogramm schaltete einen Gang zurück und sorgte durch genau abgestimmte Körperkontrollen dafür, dass Boris Carat nicht etwa zu einem Orgasmus kam, ihn allerdings stets kurz vor der Explosion hielt. Himmel und Hölle zugleich…

Erst nach einer vollen Stunde intensivierte sich das Programm erneut und brachte den Chef der Mine-Connection zu einem Höhepunkt der Superlative, der sein Gehirn zu explodieren lassen schien.
Fast eine Minute lang brüllte der Mann vor Lust und zuckte verkrampft in seiner Zwangslage.

Schließlich lag er noch fast zehn Minuten völlig erschöpft und entspannt einfach nur da. Auf ein Signalwort aus seinem Mund löste sich die Zwangsjacke komplett von seinem Körper, und er konnte sich die Maske abnehmen. Das Licht aktivierte sich. Die Tür schlug auf. Die Krankenschwester trat ein und sprach mit völlig veränderter, freundlicher Stimme: „Sind Sie mit meiner Behandlung zufrieden, Sir?“



26. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 03.06.10 18:17

FORTSETZUNG


Boris Carat schnippte mit Daumen und Mittelfinger und sofort verharrte die Androidin bewegungslos auf der Stelle. Der Glanz in ihren Augen war erloschen. Sie war deaktiviert.
Boris Carat marschierte durch eine Elektroschleuse, worauf kleine blitzende und knisternde Farbeffekte auf seinem nackten Körper auftauchten.
Als der Unterweltboss den Rahmen auf der anderen Seite verließ, trug er einen hautengen Anzug aus Latex, der ihn von den Zehen bis zum Hals umhüllte wie eine zweite Haut.

Er ging weiter zu einer Wand, drückte einen Sensor, und schon öffnete sich ein Teil der Verkleidung der Wand und Dutzende gleich aussehende und maßgeschneiderte Business-Anzüge mit Nadelstreifen erschienen.
Carat nahm wahllos einen von ihnen und zog ihn an. Nachdem er auf einen weiteren Sensor gedrückt hatte, kamen ein Dutzend gleiche Schuhe zum Vorschein: extravagantes Kridor-Leder. Extravagant nicht nur wegen seiner auffälligen Struktur, sondern vor allem wegen seines Preises.

Das Kridorwesen war seit mehreren Jahrzehnten so gut wie ausgestorben. In Gefangenschaft ließ es sich nicht züchten, und in freier Wildbahn stand es bei härtesten Strafen unter Naturschutz.
Allerdings gab es einige wenige Jäger, die sich auf Kridorwesen spezialisiert hatten.
Die Jagd war aus zwei Gründen ausgesprochen gefährlich: Zum einen lebte die Kreatur nur in sehr schwer zugänglichen Gebieten einer schroffen Gebirgskette, die schon so manchem Besucher zum Verhängnis geworden war; zum anderen patrouillierten dort Nature-Security-Units, staatliche Ranger, die gegen Wilderer vorgehen sollten.

Diese Spezialkommandos schossen erst und fragten anschließend. Doch trotz all der Schwierigkeiten versuchten es skrupellose Abenteurer immer wieder, so lange es Superreiche gab, die für ein Stückchen Leder so viel bezahlten, wie andere im gesamten Jahr nicht verdienten.
Der Handel mit Kridorleder war ausgesprochen lukrativ. Wurde man allerdings lebend gefangen, landete man in einer Internierungsanstalt, zum Beispiel einem Ultrasec-Gefängnis – und blieb dort bis zu seinem Tode.

Boris Carat dagegen hatte in seinem Leben noch nie in einem Knast gesessen. Und so sollte es auch bleiben. Er selbst machte sich nie die Finger schmutzig, niemand wagte es, gegen ihn auszusagen, und über Geldmittel verfügte er zur Genüge, um sämtliche Personen zu schmieren.
Längst war er der ungekrönte König von Mine-City und damit von gesamt Triton III. Nun reichte ihm das nicht mehr. Er wollte mehr.
Mit den Nanosonden war er in der Lage, ganze Regierungen zu stürzen. Wenn er dafür diesem OG-Konsortium ein paar Hektoliter Ejakulat überlassen müsste, war das ein perfektes Geschäft. 100 Prozent Gewinn! Das war ganz nach seinem Geschmack. Und als Bonus hatte er noch den Konzern in der Hand und konnte bei Gelegenheit weitere Forderungen stellen oder sie an die interstellare Aufsichtsbehörde verpfeifen.

Slim Holland rasierte sich mit einem Elektroapparat die schwarze „Matte“ ab. Sein Kellneroutfit wechselte er anschließend gegen einen Anzug von Turner, der etwa seine Konfektionsgröße besaß.
Der OG-Angestellte war ja nicht ohne Grund oder zufällig ausgewählt worden.
Dann nahm er die farbigen Kontaktlinsen und eine Folie mit falschen Fingerabdrücken aus der Kellnerjacke, die der Angestellte und Fluchthelfer für ihn besorgt hatte.
Dessen Pech war nur, dass er sich mit dem berüchtigten Slim Holland eingelassen hatte. Statt der versprochenen hohen Belohnung, die er hatte erhalten sollen, bezahlte er selbst so teuer wie möglich, denn Zeugen sollte es nicht geben.

Slim Holland musste noch einige Stunden in der Suite warten, bis die meisten Securitytrupps wieder abgezogen waren, weil er bereits als für aus dem Hotel entkommen galt.
Doch dafür war es jetzt noch zu früh. Der Kriminelle machte es sich daher auf einer Couch bequem und schaltete das Newsholo ein: Dreidimensional erschienen die Nachrichten. Mit einem leichten Druck auf die Lehne fuhr eine kalte Flasche erfrischendes „Yellow Hell“ hervor.

Ab und zu blickte Slim Holland zu Turner hinüber, der immer noch an der Tür stand und vor sich hinstöhnte. Mit einem dreckigen Grinsen sah er sein Opfer, dass die Holo-Maske noch trug und in der von Holland programmierten Chipfantasiewelt gefangen war: Der OG-Agent erlebte immer wieder, wie eine Domina ihm mit der Entmannung drohte, wie die schwarz gewandete Frau mit einer Zange auf ihn zukam, wie er zitterte, seine Hoden sich eng an seinen Körper flüchteten, als wollten sie sich verstecken, wie er schrie vor Panik und die Zange… Und wieder kam die Domina auf ihn zu… Und wieder und wieder und wieder.

Plötzlich erklang ein Signalton. „Mr. Turner? Die Hotelsicherheit. Bitte öffnen Sie die Tür.“
Slim Holland sprang vom Sofa hoch. Auf dem Monitor der Tür sah er einen Mann, der seine ID-Card in die Kamera hielt. Im Hintergrund standen zwei uniformierte Personen mit Laserpistolen.
Der Kriminelle überlegte fieberhaft, wie er aus der Misere herauskommen konnte.
„Einen Augenblick, bitte“, antwortete er über den Rufer. Dann sprang er zur nächsten Computerkonsole und tippte in wahnwitziger Geschwindigkeit auf den Tasten umher. Nur seine speziellen Kenntnisse und Fähigkeiten konnten ihn nun noch retten.

Derweil verfügte der Direktor der Ultrasec-Einheit SWS-Triton III eine rigide Kontrolle der gesamten Anstalt. Ab sofort galt erhöhte Sicherheitsstufe. Sämtliche Bereiche des Gebäudekomplexes sowie die Zellen wurden penibel durchsucht. Auch die Gefangenen selbst mussten sich einem Ganzkörperscan unterziehen.
Zu der verschärften Sicherheitsstufe gehörten auch strengere Tagesabläufe. Die Gefangenen blieben in ihren Zellen, erhielten keine feste Nahrung, sondern nur einen gräulichen Brei aus einem Schlauch, und bei der kleinsten Aufsässigkeit wurden Fixierungen angewandt.
So ein Regelverstoß war beispielsweise unerlaubtes Sprechen oder Blickkontakt zu Mithäftlingen oder Wärtern, Befehlsverweigerung, Nahrungsverweigerung oder Unsauberkeit.

Wenn ein Aufseher einen Grund für eine Fixierung finden wollte, dann fand er ihn auch. Der Gefangene konnte ans Bett gefesselt, im Stehen fixiert oder aufgehängt werden. Es gab diverse Knebel und zusätzliche Disziplinarhilfen wie Brustklammern oder Schwitzmasken.
In den zahlreichen Ultrasec-Einheiten war es ebenfalls üblich, dass bestimmte Häftlinge Keuschheitsgürtel trugen. Die Philosophie der Anstalt war, dem Verurteilten die Freiheit zu nehmen. Dazu zählte selbstverständlich auch die Freiheit zur Sexualität. Außerdem, so argumentierte Watson, der Inhaber und Gründer des Unternehmens, sei dies ein wirkungsvoller Schutz für die Gefangenen vor sexuellen Übergriffen ihrer Kumpane.

Während in anderen Anstalten die Mehrheit der Häftlinge resigniert und sich mit ihrem Schicksal abgefunden hatten, so galt die Ultrasec-Einheit SWS-Triton III als Hort besonders erziehungsresistenter Männer. Und besonders seit der verschärften Sicherheitsstufe waren einige Kriminelle kurz davor zu meutern.
Allerdings war so eine Revolte hinter Ultrasec-Gittern kein leichtes Unterfangen. Noch nie hatte es in irgendeiner der schier endlos vielen Anstalten der Galaxie einen erfolgreichen Aufruhr gegeben.
Neben dem ausbruchsicheren Gebäude, der lebensfeindlichen Umwelt auf Triton III, und den vielen Sicherheitssystemen, gab es noch eine effektive Disziplinierungswaffe, die jeder Wärter am Gürtel trug: Ein roter Knopf war schnell aktiviert und sorgte für hohe Stromimpulse auf den Keuschheitsgürteln aller Gefangener in einem bestimmten Umkreis. Damit würde bereits der erste Versuch eines Aufstandes oder nur einer Verweigerung sofort bestraft und niedergeschlagen.

Der Anstaltsdirektor kochte vor Wut. Doch dann kam ein beruhigender Anruf des Polizeichefs: „Wir haben ein abgestürztes und explodiertes Orbital-Jet außerhalb von Mine-City gefunden. Unsere Experten konnten die Signatur entschlüsseln. Das Fahrzeug ist an dem Hotel gestartet, in dem der Flüchtige untergetaucht war.“
Der Direktor präzise nach: „Sind Sie sicher, dass der Häftling an Bord war?“
Der Polizeichef garantierte: „Hundert Prozent! Die DNA konnte analysiert werden. Wir haben ja die Akte des Gefangenen. Wir schicken Ihnen die Todesurkunde.“

Der Direktor war erleichtert. Zumindest war der Mann nicht lebend davon gekommen. Die Flucht musste unbedingt unter Verschluss bleiben. Er wollte die Sache unter den Teppich kehren.
Offiziell war Slim Holland während des Transportes bei einem Unfall ums Leben gekommen. Wenn er Mr. Watson hätte erklären müssen, warum das Image von Ultrasec Inc. Schaden genommen hatte, wäre vielleicht sein Kopf gerollt.
Viele Jahre hatte er auf den Posten eines Direktors gewartet. Nun war er zwar an den „Arsch des Universums“ versetzt worden, durfte aber als Anstaltsleiter ein imposantes Gehalt einstreichen.
Außerdem liebte er die Macht, die er über seine Zuchthäusler hatte. Er konnte sich wie ein Gott fühlen!
Und das sollte alles vorbei sein, weil dieser eine Kriminelle abgehauen war!? Niemals! Lieber würde er die Bücher in der Verwaltung fälschen oder den Ablauf „korrigieren“.
Gut, dass der Polizeichef dafür bekannt war, käuflich zu sein. Er würde auf einer gesicherten Geheimleitung noch mal mit ihm sprechen…

Währenddessen klickte der Polizeichef eine Taste auf seiner privaten Computerkonsole. Auf dem Monitor erschien sein Kontostand. Zufrieden klickte er die Infoseite wieder weg.
Für den Fake mit dem Orbitaljet hatte der Unbekannte eine hohe Summe bezahlt. Wer da wohl dahinter steckte?
Aber bei so viel Großzügigkeit sollte er keine Fragen stellen. Dann war eben ein Häftling wieder auf freiem Fuß. Na, und!?

Der Mann öffnete die Tür. „Mr. Turner?“, fragte der Securityexperte. „Ja, der bin ich“, sagte Turner.
Der Sicherheitsmann sah sich neugierig um. „Darf ich mich mal umschauen? Reine Routine. Sie verstehen? Es geht um den Flüchtigen.“
„Aber selbstverständlich“, antwortete Turner. Die beiden bewaffneten Begleiter teilten sich auf und liefen durch die Suite.
„Kann ich ihre ID-Card sehen?“, fragte der Mann.
„Sicher“, antwortete Turner und gab sie ihm. Der Sicherheitsmann prüfte das Foto. Es stimmte genau überein. Plötzlich drückte er seinen Kopfhörer tiefer ins Ohr und lauschte. Danach winkte er seinen Helfern: „Abmarsch! Wir sind fertig.“

Die Männer verließen die Suite. Der Polizeichef hatte die Trupps abgezogen. Der Geflüchtete sei nicht mehr im Gebäude.
Als die Tür sich zischend schloss, zuckte und wackelte Turner abrupt. Sein Körper verschob sich leicht, als würde er sich wie aus Gummi strecken und verbiegen, dann blitzte es auf und der Körper war verschwunden.
„Turner“ war nur ein Hologramm gewesen. Slim Holland hatte es in höchster Eile aus dem Chipprogramm als dreidimensionales Modell in die Suite programmiert.
Holland erschien hinter einer Abdeckplatte der Wand, wo er in einem winzigen Zwischenraum gekauert hatte. Anschließend zog er den echten Turner unter dem Bett hervor, der seine Holomaske noch immer trug, allerdings wie leblos dalag.
Holland hatte seinem Chipprogramm ein „Standbild“ verpasst, damit der User nicht vor sich hin stöhnte, während die Sicherheitsleute anwesend waren.

Jetzt war es so weit: Er verließ die Suite und lief zum nächsten Versorgungsschacht der Siliziumrelais und Neutronentransponder und kletterte ihn hoch.
Der Aufstieg über sieben Etagen war Schweiß treibend, aber nötig, um unerkannt zum Startdeck zu kommen.
Dort wartete ein Orbitaljet auf ihn. Voll geladen und mit programmiertem Autopiloten.
Wo würde es ihn hinbringen? Wer hatte ihn überhaupt befreit? Und warum?
Auf all diese Fragen würde er bald die Antworten kennen oder sie einfordern. Mit Slim Holland spielte man keine Spielchen!

Mr. White hatte den Ex-Admiral Jacobs auf dem Schirm: „Und? Haben Sie Neuigkeiten?“
Jacobs ging sich fahrig durch den Kurzhaarschnitt. „Nun… Es hat einige Komplikationen gegeben… Nanosonden zu bekommen ist nicht so leicht…“
Mr. Whites Halsschlagader pulsierte. „Reden Sie! Ich will Ergebnisse! Sie haben nur ein kleines Zeitfenster. Werden wir die Ware bekommen oder nicht?“
Der Ex-Admiral schluckte. „Ja, Sir. Ich bin nah dran. Aber es wird das geplante Budget sprengen.“
Mr. White brüllte: „Dann machen Sie es zu dem Preis! Wir MÜSSEN die Dinger einfach haben.“
Damit deaktivierte er die Verbindung und schlug mit der Faust auf seinen weißen Schreibtisch.
Vor sich hin murmelnd meinte er: „Wie stehe ich vor diesem Unterweltler da, wenn der Deal platzt!? Ganz zu schweigen von den Umsatzeinbußen! Wir brauchen das Ejakulat!“

Das Türsignal ertönte, und Mr. White bestätigte die Öffnung. Goria, eine leitende Angestellte erschien in einem weißen Kittel. „Mr. White. Es gibt Probleme im X-Labor. Mehrere Drohnen sind ausgefallen. Offenbar hat die Akkordarbeit bei vielen von ihnen das zentrale Nervensystem angegriffen. Sie sind nicht mehr zu steuern. Ich fürchte, dass unsere Produktion rapide sinkt. Wir müssen daher auch die DNA-Kreationen einschränken.“
Mr. White sah sie verblüfft an. „Das würde bedeuten, dass wir wichtige Kunden verlieren!“
Goria nickte betrübt. „Positiv.“
Mr. White tippte auf den Rufer: „Mr. Franklin! Kommen Sie sofort in meinen Raum! Ich habe einen Eilauftrag höchster Priorität für Sie.“

27. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 04.06.10 00:33

hallo prallbeutel,


mußt du immer an der spannensten stelle aufhören.
was wird das für ein sonderauftrag sein?
28. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 05.06.10 11:24

Fortsetzung


Franklin war der Mann, der den Ex-Admiral am ehesten ersetzen könnte. Er sollte ihn unterstützen oder vertreten, falls Jacobs versagte. Die Nanosonden mussten so schnell wie möglich gekauft und nach Mine-City gebracht werden.
Franklin bestieg auftragsgemäß das Raumschiff kurz darauf mit gemischten Gefühlen. Er konnte sich mit dem Auftrag zwar Lorbeeren verdienen, aber seine Observierung von Benson musste er vorläufig auf Eis legen.

Benson atmete auf, als er erfuhr, dass Franklin nicht mehr da war. Sein „Aufpasser“ war weg. Jetzt war es nicht mehr so gefährlich, Daten und Beweise gegen OG zu sammeln.
Diesem skrupellosen Konzern, der Menschen versklavte und dubiose Produkte auf den Markt warf, musste das Handwerk gelegt werden!
Wer wusste schon, was Optional Genetics bisher alles angerichtet hatte mit seiner „alternativen Lebensformung“, wie es im Hochglanzprospekt stand.
„Choose your fate – Welcome in paradise.”
Benson konnte nur den Kopf schütteln. Wie hatte OG nur die vielen Ethikkontrollen und Aufsichtsbehörden neppen können?
Und gleichzeitig kannte er die nahe liegende Antwort: Mr. White hatte sie alle geschmiert.
Wo sollte das nur hinführen? Benson musste dem ein Ende bereiten. Wenn er an die Öffentlichkeit ging, war OG erledigt. Aber er brauchte noch weitere Beweise. Und das war nun, da Franklin nicht mehr wie eine Bulldogge an ihm klebte, einfacher als zuvor. Er würde die Zeit nutzen.

Slim Holland landete in einem Privatkomplex, der so abgeschirmt war wie eine militärische Einrichtung. Der Besitzer musste über einige Geldmittel verfügen!
Holland vermutete, dass einer der konkurrierenden Verbrecherkartelle von Mine-City ihn aus dem Knast befreit hatte, um ihn für seine Zwecke einzuspannen. Nun, er würde nicht billig sein…

Der Jet landete auf dem Flach-Dach. Als die Luke sich öffnete, begrüßten ihn zwei Männer mit Laserpistolen großen Kalibers. „Herzlich willkommen in der Residenz.“
Holland runzelte die Stirn. Residenz? Was für eine Residenz?
Er wurde durch Gänge geführt, die mit schweren Türen voneinander abgetrennt waren. Hier wurde wohl auf Sicherheit großen Wert gelegt, dachte Holland. Ungewöhnlich war auch, dass fast der gesamte Komplex ebenerdig gebaut war.

Bald schon sollte er den Besitzer der exklusiven Immobilie treffen: Boris Carat begrüßte ihn mit Handschlag, der die Fingerknöchel von Holland knirschen ließ. „Zigarre? Whiskey?“, fragte Carat seinen Gast, der dankend ablehnte. Trotzdem goss sich der blondierte Mann mit dem goldenen Gebiss und einer Furcht einflößenden Narbe im Gesicht einen doppelten Drink ein. „Nature – nicht synthetisch!“, betonte er und nippte genießerisch an der Spirituose. „Kommen wir gleich zur Sache. Ich benötige keinen weiteren Killer – davon habe ich genug. Aber man hat mir zugetragen, dass Sie ein begnadeter Programmierer sind.“
Der Unterweltboss sah Holland aufmerksam an. Sein Gast verriet mit keiner Miene eine Reaktion. Carat fuhr fort: „Ob Sie wohl ein paar Nanosonden für mich programmieren könnten?“
Hollands Herz schlug schneller. Nanosonden? Wie sollte ein Krimineller aus Mine-City an Nanosonden kommen? Und was noch wichtiger war: Was, verdammt noch mal, wollte der Kerl damit anstellen?
Carat fügte hinzu: „Natürlich nur zu humanitären Zwecken. Wir sind ja keine Terroristen, oder so.“
Slim Holland blickte suchend auf die Haare des Bandenchefs und meinte trocken: „Ich finde gar nicht Ihren Heiligenschein.“
Boris Carat lachte dröhnend und verschüttelte dabei beinahe sein teures Getränk. „Guter Mann! Wir werden miteinander schon klar kommen.“

Turner schrie auf und war wie in Schweiß gebadet. „Bleiben Sie ruhig! Sie waren in einem Simultanholoprogramm gefangen“, erklärte der Mann, der sich über ihn gebeugt hatte. Turners Herz raste. Wo war er? Was war geschehen?
„Ein Säuberungsroboter hat sie in einer Hotelsuite gefunden. Sie haben eine Holomaske getragen. Vermutlich war etwas an dem Chip defekt.“
Turners Gedanken schwirrten durch seinen Kopf. Was war geschehen? Er konnte sich nur schwach erinnern, wie er auf dem Bett gelegen hatte.
Und dann? Was war danach geschehen? Er erinnerte sich an eine Domina, die ihm gedroht hatte… Oh, nein! Nicht diese Bilder!
Er musste sie aus seinem Gehirn löschen lassen! Es war so grausam gewesen! Alle Eindrücke stürzten auf ihn ein. Alles drehte sich. Turner verlor wieder das Bewusstsein.

Der Arzt zeigte auf Turners Hüfte, die mit einer weißen, medizinischen Folie aus Latex bedeckt war: „Er weist eine seltsame Schwellung der Geschlechtsteile auf. Wir vermuten Varius Mortis III. Den wird er sich in einem der billigeren Absteigen geholt haben.“
Die Frau, die neben dem Mediziner stand, sah schmunzelnd zu ihrer Kollegin, dann fragte sie den Arzt: „Dürfen wir mal schauen?“
Der Mann zuckte mit den Achseln. „Warum nicht? Bereiten Sie schon mal die Schröpfbehandlung vor.“ Er ging zum nächsten Patienten.

Die Auszubildenden hoben die Folie und kicherten. Turners Geschlechtsteile waren immer noch monströs vergrößert. Die eine Dame nahm zwei Saugglocken und gab eine ihrer Kollegin. Gemeinsam setzten sie sie auf die gigantischen Hoden und sorgten für ein kräftiges Vakuum.
Turner erwachte ein wenig aus seiner Bewusstlosigkeit, wälzte sich stöhnend in seinem Krankenbett umher.
„Vielleicht sollten wir ihn fixieren?“, fragte die eine Krankenschwesteranwärterin. Die beiden jungen Frauen beschlossen, die Maßnahme zur Sicherheit des Patienten durchzuführen – allerdings auch, weil sie beide Bondage mochten. Die zwei Freundinnen kannten sich seit ihrer jüngsten Jugend, hatten schon in der Schule ihre männlichen Kameraden gefesselt, waren später völlig in die Bondagewelt abgetaucht und genossen es, wenn sie in ihrem heutigen Beruf Patienten fixieren konnten.
Dabei schossen sie auch ab und zu über ihr Ziel hinaus und legten ihren Opfern Knebel, Zwangsjacken oder Mundsperren an, wenn dies nicht nötig war.

Als die medizinischen Auszubildenden die Gurte straffer zogen, stöhnte Turner. Die Frauen verstärkten das Vakuum der Saugglocken. Wieder stöhnte der Patient. Sein mechanisches Auge drehte sich unkontrolliert. „Was… was tun Sie? Wer… wer… wer sind Sie?“, kam es leise und angestrengt aus Turners Mund.
Die eine Auszubildende erklärte: „Sie sind in Ihrer Suite ohnmächtig gefunden worden. Vermutlich war ihr Simultanholochip defekt. Sie waren in einer Zeitschleife des Programms gefangen und haben einen Teil Ihres Gedächtnisses verloren. Wir versuchen es wieder herzustellen.“

Turner schaute bestürzt auf die gefährlich aussehenden Saugglocken. „Und wozu ist das?“
Die Auszubildende sagte: „Äh…“ Sie sah ihre Kollegin an. „Die gehören zur Behandlung.“
Dann legte sie dem Patienten zwei weitere Schröpfglocken an den Armen an, wo sie therapeutisch richtig platziert gewesen waren.
Die Glocken an den Hoden dagegen hatten die beiden jungen Frauen nur aus Spaß angelegt.

Ein Signal ertönte: Die Tür öffnete sich, und der Arzt kam mit einem kleinen Gefolge herein. Mit Schwung warfen die Frauen die Foliendecke schnell über Turners Lenden.
Während der Mediziner mit einer kleinen Konsole die Saugglocken an den Armen ansteuerte und damit eine elektrische Ladung schickte, die durch ihre Modulation Turners Nervenbahnen so in Schwingung bringen sollten, dass sein Gedächtnisverlust wiederkehrte, aktivierte er unwissend auch die nun nicht sichtbaren Glocken an Turners Hoden.

Der Patient stöhnte auf. „Ouuh!“
Doch er sprach den Arzt nicht auf seine Schmerzen in den Testikeln an, denn er glaubte, dies gehöre zur Behandlung.
Bevor der Mediziner mit seinem Gefolge zum nächsten Bett weiter ging, sagte er: „Das Verfahren bietet eine immerhin 50-%ige Heilungschance. Die Modulationswellen werden noch etwa zwei Stunden andauern. Danach sollten Sie ein wenig schlafen, Mr. Turner.“

Zwei Stunden unter Strom? Turner ächzte. Die Glocken an seinen Armen waren halb so schlimm, aber seine Hoden kochten!
Das Thema war ihm vor den jungen Frauen peinlich, aber sein verzogenes Gesicht sagte auch ohne Worte, wie er sich fühlte.
Die eine Anwärterin meinte achselzuckend: „Tja, da müssen Sie jetzt durch.“ Die andere grinste. Turner schloss die Augen und atmete tief durch. „Meine Eier!“, hallte es in seinem Kopf.
Wie sollte er das aushalten?
Hinter dem Rücken des Patienten klatschten sich die beiden Frauen ab und kicherten leise in sich hinein. Wieder mal hatten sie ihren Spaß mit einem Kerl gehabt. Und dann auch noch ein besonders schönes durch Varius Mortis III deformiertes Exemplar!
Die Fotos aus der Krankenakte würden sie sich als Erinnerung und lustige Anekdote für Partys mit nach Hause nehmen.

Franklin nahm Kontakt zu dem Ex-Admiral Jacobs auf, offiziell als helfende Hand bei der Besorgung der Nanosonden; doch als die ersten Kontakte zu korrupten Militärs geknüpft waren, sollte Franklin seinen Kollegen ausschalten. Mr. White hatte ihm eine streng vertrauliche Mitteilung zukommen lassen. Es reichte nicht, Jacobs zu helfen; es durfte keine Verbindung zwischen OG und den Nanosonden geben.
Franklin sah seine Chance für einen Aufstieg gekommen. Wenn er diesen Auftrag erfüllte, würde er bei OG ganz oben mitmischen!

Nur wenige Tage später war das Geschäft nach mehreren vorgegangenen Sondierungstreffen abgeschlossen, und 20 Nanosonden wechselten gegen exorbitante Geldmittel den Besitzer. Da die Ware in einem kleinen Aktenkoffer Platz fand, trug der inkognito auftretende Admiral sie bei sich, als er sich für eine angeblich wichtige Information mit Franklin in einem Hotel auf Hermes im System Proxima Sol L-711 traf.
Die „wichtige Information“, die Jacobs erhielt, war ein Hyperspraykontakt mit einem hochpotenten Ionentoxin, das das Nervensystem des Admirals augenblicklich zerstörte. Franklin brauchte nur zuzugreifen…

…dachte er. Doch Jacobs hatte den Koffer mit einer resistenten Nanopartikel-Faser mit seinem Handgelenk verbunden. Franklin verharrte einen Augenblick ratlos. Was sollte er nun tun?
Die Faser war nicht zu zertrennen, zu lösen, und der Koffer war nur durch einen Augenscan von Jacobs zu öffnen, doch das war nun nicht mehr möglich. Der Ex-Admiral glotzte leblos zur Decke, die Augen bildeten einen matten Glibber, der nichts Menschliches mehr an sich hatte.
Da blieb Franklin nur eine Option. Er griff in seine Innentasche und aktivierte seine kleine Laserwaffe...


29. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 05.06.10 13:39

hallo prallbeutel,

du entwickelst dich langsam zum sadisten. baust so eine große spannung auf und dann läßt du mich bis zur nächsten fortsetzung zappeln?

werden die bemühungen von franklin erfolg haben?
30. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 06.06.10 14:43



Fortsetzung


Turner war nach einigen furchtbaren Tagen in der medizinischen Einheit endlich entlassen worden, und stellte erleichtert fest, dass seine Geschlechtsteile wieder die normale Größe angenommen hatten. Der Virus war dank synthetischem Interferon besiegt.
Weniger gut war die Modulationstherapie gelungen: Sein Gedächtnis konnte nicht wieder hergestellt werden, so dass ihm die Tage vor dem Klinikaufenthalt weiterhin fehlten.
Er wusste noch von dem Kontakt mit Boris Carat, aber die Erinnerung an das, was in seiner Suite geschehen war, war definitiv gelöscht.

Aber er hatte seinen Job offenbar abgeschlossen und konnte ins „New Osiris System“ zurückkehren, wo der unscheinbare Planet „Desolate Rock“ den gewaltigen Optional Genetics Konzern beheimatete.
Mr. White erwartete Turner dort zurück.
Doch nicht mit einer Medaille. Turner war Mitwisser. Er musste „entfernt“ werden. Zumindest sein Wissen musste gelöscht werden.

Franklin war inzwischen mit den Nanosonden eingetroffen. Im OG-Basiskomplex gab es endlich die Möglichkeit, den Spezialkoffer zu öffnen. Gespannt erwartete Mr. White aus dem Labor von Goria eine positive Rückmeldung. Endlich piepte der Rufer.
„Mr. White? Wir haben 20 Nanosonden. Sie funktionieren einwandfrei – wie zu erwarten. Wie schnell bekommen wir das Ejakulat?“
Mr. White antwortete: „Bei Lieferung. Die Ware geht noch heute auf den Weg.“

Er beendete die interne Verbindung und rief Benson aus dem Aufsichtsrat zu sich.
Als Benson in das schneeweiße Büro von Mr. White kam, stand der OG-Chef neben seinem Schreibtisch, mit dem Rücken zum Besuch, und schaute aus einem runden Fenster. Benson sah nur die Rückseite des langen, weißen Mantels, den Mr. White trug, sowie seine weißen Stiefel.
Dann begann der OG-Vorsitzende: „Sie wissen, wie wichtig der Vertrag mit unseren Kontakten in Mine-City ist.“
Benson antwortete: „Ja, Sir. Wir benötigen die großen Mengen an Ejakulat. Nirgends sonst würden wir diese Quantität erhalten.“
Mr. White drehte sich um und starrte Benson an: „Kann ich mich auf Sie verlassen?“
Benson schluckte. Ahnte der Mann etwas? Hatte Franklin irgendwas bemerkt?

Die Experimente mit den Drohnen würden den Konzern zu Fall bringen – und Mr. White sowie viele andere leitende Angestellte ins Gefängnis. Aber reichten Bensons Investigationen für den großen Paukenschlag? Er musste noch eine kurze Zeitspanne unentdeckt durchhalten. „Selbstverständlich, Sir.“
Mr. White nickte langsam und nachdenklich. „Sie persönlich werden die Nanosonden übergeben. In Mine-City. Unser Kontaktmann ist Boris Carat. Sie erhalten natürlich eine Eskorte.“
Benson: „Ich werde Sie nicht enttäuschen.“
Mr. White tippte auf einem kleinen Toachscreen an seinem Handgelenk einige Daten ein. „Ort und Zeit schicke ich Ihnen auf ihren Datensafe. Ach, und bevor ich es vergesse: Bevor Sie Desolate Rock verlassen… Ich möchte, dass Sie sich zuvor einer Gehirnsäuberung unterziehen.“

Benson ließ sich nichts anmerken. Das würde seine Operation deutlich erschweren. „Gerne, Mr. White. Sonst noch etwas?“
Mr. White verabschiedete Benson. Danach griff sich White an die Schläfen. Diese Kopfschmerzen! Sie waren unerträglich. Vielleicht musste er sein Medikament erhöhen. Aggressiv riss er sich die weiße Perücke vom Schädel und kratzte sich über die Geschwüre auf seiner Haut.
Vielleicht würden Goria und ihre Mitarbeiter bald ein probates Mittel gegen seine dermale Metamorphose finden. Es würde viele Geldmittel, viele Drohnen und viel Zeit kosten.
Erschöpft setzte sich Mr. White hinter seinen Schreibtisch. Um Benson würde er sich nicht sorgen müssen. Darum würde sich schon dieser Kriminelle in Mine-City kümmern.

Als Benson Desolate Rock verließ, hatte er wie immer eine versteckte und kodierte Datei mit seinen geheimen Informationen ins Computersystem infiltriert, so dass er seine Erinnerungen trotz Gehirnsäuberung wiedererlangen konnte. Im Gepäck waren 20 Nanosonden, die ein Vermögen - wenn auch ein illegales - darstellten.

Etwa zeitgleich landete Turner in einem Shuttle in der Basis und marschierte flugs zu Mr. White, um sich persönlich zurückzumelden. Mr. Whites Sekretär vertröstete ihn jedoch und begleitete ihn in die medizinische Abteilung, in der er einer abschließenden Gesundheitsprüfung unterzogen würde, um eine Infektion durch den Virus Varius Mortis III ausschließen zu können.

Doch Turners Routineuntersuchung war in Wahrheit eine angeordnete Gehirnsäuberung der Stufe VI. Mr. White hatte sie angeordnet. Damit waren mehrere Jahre seines Gedächtnisses gelöscht. Der OG-Boss wollte auf Nummer Sicher gehen, dass sein Emissär nichts mehr über die Verbindung zur Mine-Connection wusste.
Auch ein weiteres Mitglied in der Führungsriege war ihm unwillkommen, denn White war gerade dabei, die Anzahl des Aufsichtsrates abzubauen. Der Leiter des Konzerns plante, die Macht weiter zu bündeln.

Einige Stunden später meldete Goria sich aufgeregt in Mr. Whites Raum: „Sir, leider gab es Komplikationen in der medizinischen Abteilung. Es geht um die Gehirnsäuberung der Stufe VI von unserem Agenten Mr. Turner. Versehentlich hat der Computer eine Stufe IX durchgeführt.“
Mr. White wirkte entsetzt: „Wie war das möglich? Was hatte das für Auswirkungen?“
Goria musste schlucken und verspürte ein unangenehmes Kratzen im Hals. „Mr. Turner ist irreversibel auf dem Stand…. eines… nun… eines Einjährigen.“

Sie schaltete eine Bildübertragung ein, die Turner in Windeln auf einer Liege zeigte. Der Agent nuckelte an einem Schnuller und schmatzte. Seine Augen fuhren orientierungslos durch den Raum, seine Extremitäten bewegten sich unkontrolliert.
Mr. White hielt einen Moment inne, dann meinte er: „Verstanden. Rekrutieren Sie einen neuen verlässlichen Angestellten aus dem inneren Arbeitsbereich als Außenagent. Er soll von erfahrenen Männern angeleitet werden.“
Der OG-Chef rieb sich über sein Adenom. Er griff zu einer Hyperspraypistole und schoss sich ein Serum auf die erkrankte Stelle. Augenblicklich ging der Schmerz zurück.

Mr. White beendete die Übertragung und widmete sich auf einem Schirm einem komplizierten Diagramm, das die enorme Wertsteigerung des OG-Konzerns in den vergangenen fünf Jahren darstellte sowie eine Prognose für die nächste halbe Dekade.
Zufrieden rief er ein Berechnungsprogramm auf, das genau analysierte, welche Quantitäten Ejakulat für die entsprechenden Forschungen und Entwicklungen neuer, künstlicher DNA notwendig wäre. Goria hatte bereits das für diverse Kreationen notwendige Additiv hergestellt. Die Evolution würde ganz neue Wege gehen: binäre Humanoide aller Varianten. Für jeden Bedarf würde es Kreaturen geben – Und OG hätte die Patente darüber.

Anschließend beendete er die grafische Darstellung und juckte sich an seinem Keratom, das sich wie eine große Beule unter seiner Haut im Nacken wölbte und diesen rötlich verfärbte. Dagegen half auch kein Hyperspray.
Plötzlich musste er husten und spuckte eine gelbliche Masse auf den Boden.
Langsam und mühsam entkleidete sich Mr. White und stellte sich splitternackt auf einen roten Kreis, der auf dem Boden gezeichnet war. Mehrere Symbole leuchteten auf, und Mr. White begann zu wohlig stöhnen.
Von der Decke rieselten weiße Flocken, die sich bei Kontakt mit dem nackten Körper verklebten und zu einer latexartigen, weißen Masse wurden.
Immer mehr bildete sich um Mr. White, und bald schien er darin zu schweben. Gummi rieb über seinen Penis, Gummi bohrte sich in seinen Anus, Gummi zwirbelte seine Brustwarzen, die sich aufgerichtet hatten.

Im Gegensatz zu Holoprogrammen waren die Latexschichten und Bewegungen real. Mr. White verfügte über einen Prototyp einer Sensorkammer, die die Gummischichten steuerte und die Person darin durch modulierte, magnetische Strahlen in der Schwebe hielt.
Mr. White war einem Orgasmus bereits nahe, doch befand er sich erst im Startzyklus. Bald würde er laut stöhnend zittern und spastisch zucken vor Lust.

Franklin stand vor der Hochsicherheitstür des X-Labors von OG. Mit einem Augenscan erhielt er die Freigabe und konnte eintreten.
Goria erwartete ihn bereits in ihrem weißen Kittel. „Willkommen, Mr. Franklin. Mr. White möchte, dass sie sich unserer Drohnen ansehen. Die älteren Exemplare sind leider defekt. Die Akkordarbeit hat eben ihre Grenzen und…. sagen wir: Nebenwirkungen. Kommen Sie. Ich demonstriere ihnen, welche Gehirnstörungen die Männchen haben.“

Franklin folgte der blonden, langhaarigen Frau. „Geile Schnitte“, dachte das Aufsichtsratsmitglied. „Wenn ich in der Hierarchie des Konzerns nun noch weiter steige, wird sie mich bald anbetteln, mit ihr zu fi**en.“

Die beiden kamen auf einen langen Flur mit hoher Decke. Der schmale Gang wirkte wie ein Laufsteg, an dessen Seiten jeweils eine Reihe von in Latex gekleideten Drohnen stand, die mit Schläuchen und komplizierten Gerätschaften verbunden waren.

Franklin schmunzelte. Was für arme Schweine, dachte er. Aber gleichzeitig erregte es ihn auch. In zahlreiche Reagenzgläser floss Ejakulat, das aus den Drohnen gewonnen wurde. „Faszinierend“, meinte Franklin und zog Goria hinter ihrem Rücken mit seinen anzüglichen Blicken von oben bis unten aus.

„An dieser Konsole kann die Geschwindigkeit des Elektrodenringes und dessen Spannung eingestellt werden. Sehen Sie?“ Goria schob auf einem Touchpad eine Art Regler hoch, und vier Drohnen begannen lauter zu stöhnen.
Franklin grinste schmierig. „Darf ich auch mal?“ Goria trat zur Seite. Franklin griente sadistisch und schob den Regler bis zum Höchstwert. Die Drohnen zuckten und zappelten verzweifelt aber hilflos in ihren Fixierungen.

Goria erklärte: „Diese Exemplare werden nicht mehr benötigt. In Zukunft verwenden wir nur noch externes Ejakulat, wie sie wissen dürften. Einige noch gesunde Drohnen behalten wir allerdings aus Forschungszwecken.“
Franklin lachte fies. „Wie sie zucken! Wie lange halten die das durch?“
Goria: „Bei diesem Wert haben wir keine Erfahrungen. Aber sicherlich nicht sehr lange.“

Plötzlich schoss Ejakulat in die einzelnen Reagenzgläser.
Keine Minute später erneut.
Franklin starrte die Drohnen dumpf an und erfreute sich an ihren Zuckungen. Der Mann wollte sich gerade zu Goria umdrehen, da spürte er eine Art Brennen in seiner Schulter. „Was…?“
Er fasste sich mit der Hand an die Stelle. Er sah zu der Frau im weißen Kittel. Als er die Hyperspraypistole in ihrer Hand sah, starrte er sie vorwurfsvoll an.

Was hatte die Hexe ihm verabreicht? Franklin wollte auf sie zugehen, aber alles drehte sich, wurde heller, dunkler, wieder heller, so hell wie eine Sonne. Seine Beine gaben unter ihm nach. Sein Körper fühlte sich heiß an, schlaff, in seinem Gehirn sprühten Erinnerungen zu Fetzen ohne Zusammenhang, dann verkrampfte sein Leib und schließlich gingen bei ihm die Lichter aus.


31. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 06.06.10 16:19

hallo prallbeutel,

das wird immer geheimnissvoller. wo wird das alles hinführen?
32. RE: Optional Genetics

geschrieben von SteveN am 06.06.10 18:53

Hallo Prallbeutel !

Nicht das der Franklin aus der Vorstandsetage
nun als Drohne sein ejakulat abgibt
Aber scheinbar hat Gloria eigene Pläne.

Viele Grüße SteveN


33. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 07.06.10 17:57


Fortsetzung



Goria ging zu einem Rufer: „Notiz für Mr. White. Subjekt ist liquidiert.“
Sie tippte einige Daten auf der Konsole ein. Sofort eilten zwei kleine, kompakte Roboter herbei, die Franklin packten und an eine freie Zuchtstelle positionierten und ihn verkabelten.
Bald war Franklin optisch nicht mehr von einer der anderen Drohnen zu unterscheiden.

Als Goria seinen Platz aktivierte, wachte der Mitarbeiter ruckartig auf und zuckte, wie die anderen Drohnen um ihn herum. Durch die Schläuche und einige Modifikationen blieben seine Versuche zu schreien erfolglos.
Die blonde Frau sah noch einige Sekunden zu und beobachtete, wie Franklin sein erstes Ejakulat abgab, dann behielt sie die Intensität der Einstellung bei und widmete sich anderen Studien im Nebenraum.

Benson landete bei Mine-City auf einem Privatgelände. Interessiert sah er aus der Kanzel des Raumschiffes auf das prächtige Gebäude hinunter. Da residierte also Boris Carat.
Benson war in einem Zwiespalt. Sollte er die kriminellen Geschäfte dieses Unterweltbosses unterstützen? Wer wusste schon, was er mit den 20 Nanosonden im Sinn hatte? Außerdem würde er damit Optional Genetics Unmengen von Ejakulat verschaffen, mit dem sie ihre monströsen Forschungen weitertreiben konnten.
Aber er benötigte noch die letzten Beweise für eine Anklage, damit sie auch Aussicht auf Erfolg hatte. Die Rechtsverdreher des Konzerns waren zu gewieft, um sich einen Fehler erlauben zu können. Vielleicht konnte er ja dazu beitragen, auch diesen Leiter der Mine-Connection ins Gefängnis zu bringen. Doch dann wurde ihm mulmig. Wer sagte überhaupt, dass er lebend Triton III wieder verlassen würde?
Ihm fiel ein Sprichwort ein: Wer mit dem Teufel tanzen will, sollte feuerfeste Kleidung tragen.

Der Empfang gestaltete sich sehr freundlich. Nur der rote Teppich fehlte, ansonsten wurde Benson hofiert wie ein Ehrengast.
Benson hatte Carat schon auf einer Fotodatei gesehen, aber in Natura wirkte er noch beeindruckender. Seine Muskelberge ließen seinen feinen Zwirn fast reißen (und Bensons Handknöchel knacken, als er fahrlässigerweise die Hand des Mannes schüttelte), sein platinblondes Haar war kurz, seine Schuhe waren… Benson musste sich zwingen, nicht ständig auf das teure Leder zu starren. Nur echtes Kridorleder sah so… extravagant aus!

Und das passte zur gesamten Einrichtung: überall nur vom Feinsten.
„Scotch?“ Benson wurde mit der Frage aus seiner Bewunderung gerissen. „Bitte?”
„Möchten Sie einen Scotch zur Begrüßung? 80 Jahre alt und von der Erde.” Benson sah Carat ungläubig an. „Sie haben echten Scotch von der Erde?“
Carat grinste. Benson wäre fast vor Schreck zusammengezuckt, als er das goldene Gebiss des Unterweltbosses sah. „Extravagant wie alles hier“, dachte der OG-Mitarbeiter. „Sehr gerne“, antwortete er laut. „Allein der Transport der Flasche muss ein Vermögen verschlungen haben.“
Boris Carat winkte großspurig ab. „Flasche? Ich habe in einen Vorrat von etwa 300 Litern. So schnell bekomme ich ja keinen Nachschub.“

Benson nickte. Die Erde war weit entfernt. Selbst mit den schnellsten Methoden würde man für eine Strecke mehrere Jahre benötigen. Carat meinte: „Die Transportkosten waren irrelevant. Es gibt einen anderen Faktor: Es wird kein Scotch mehr hergestellt, weil das Wetter es nicht mehr zulässt. Sie wissen: die Radioaktivität.“
Benson erinnerte sich an die globalen Auseinandersetzungen der diversen Militärregime auf der Erde vor einigen Dekaden. Schade, dass die Menschheit ihre ursprüngliche Heimat endgültig verloren hatte.

„Lassen Sie uns eine Kleinigkeit essen und uns danach dem Geschäft widmen, Mr. Benson.“
Bei einem feudalen Menü stellte der Mine-Connection-Chef eine weitere Person vor. Benson und Holland machten sich bekannt. Slim Holland stellte sich unter falschem Namen als Programmierer vor. Dafür war er schließlich auch hier. Auf Benson machte der Mann einen seltsam emotionslosen Eindruck.

Nach dem Essen übergab Benson den Koffer mit den Nanosonden. Nach ein paar gegenseitigen Unterschriften war Bensons Auftrag abgeschlossen. In dem luxuriösen Ambiente hatte er sich sehr wohl gefühlt, aber nun begann sein Herz wieder schneller zu schlagen.
Würde er nun wirklich wieder abreisen dürfen? Oder würde sein Kadaver irgendwo auf diesem verseuchten Planeten landen?

Mit verkrampften Gesichtsmuskeln verabschiedete sich Benson von den beiden Männern. Er betrat die Schleuse zum Dock des OG-Raumschiffes (dessen Firmenlogo sicherheitshalber entfernt worden war) und atmete erleichtert aus, als die Luke sich hinter ihm schloss.
Benson ließ sich in einen Sessel der Kanzel fallen und aktivierte den Autopiloten. Eine Parabolantenne am Außenrumpf des Schiffes positionierte sich, um optimalen Funkempfang zu gewährleisten. Dann piepte das Startsignal.

Benson merkte, wie verspannt er war. Langsam lockerten sich seine Muskeln. Er lebte noch!

Das OG-Schiff begann mit dem Startzyklus. „Sequenz Omikron aktiviert“, verkündete der Bordcomputer. Damit brachte das Triebwerk das Schiff senkrecht in die Höhe und zog die Landefüße ein. Dann folgte Sequenz Sigma: Das Schiff beschleunigte auf die Umlaufbahn von Triton III.

Slim Holland machte sich an die Arbeit. Ihm war egal, was sein Auftraggeber damit vorhatte. Es ging offenbar um die Infiltrierung eines Neurovirus in Humanoide.
Wollte Carat einen terroristischen Anschlag verüben? Wollte er Regierungsbehörden fernsteuern? Holland zuckte gleichgültig mit den Schultern. Hauptsache war, dass es Geldeinheiten regnete und er anschließend ungehindert in ein anderes System ausreisen konnte. Dafür musste er über Carat einen talentierten Chirurgen finden, der ihm ein neues Aussehen verpasste. Seine aktuelle Optik stellte ein unkalkulierbares Risiko dar. Nach fünf Operationen spielte die sechste Modifikation auch keine Rolle mehr für sein Ego. Außerdem: Schönheit kommt von innen. Holland versuchte zu grinsen, doch es misslang.

Mr. White lag auf einer weißen Liege in einem sterilen Raum der medizinischen Abteilung der Konzernbasis. Ein Arzt hatte einen Teil des Rückens seines Patienten betäubt und schnitt nun mit einem Laserskalpell eine Geschwulst auf.
Die Exzision wurde eine schleimige Angelegenheit. Aus der Eiterbeule spritzte es in einem warmen Strahl hervor. Der Arzt tropfte eine neongrünliche Tinktur in die ausgekratzte Stelle und sprühte dann einen synthetischen Dermaschnellverband auf die Wunde. Das darin enthaltene Regenerations-Booster-Gel würde das offene Fleisch schnell schließen.

„Wird der Abszess nachwachsen?“, fragte Mr. White. Er rümpfte seine Nase, denn im Gegensatz zu dem Mediziner hatte er keine Atemschutzmaske angelegt.
„Das kann ich leider nicht mit Gewissheit sagen, Mr. White. Ich habe eine radioaktive Substanz zugeführt. In ein paar Tagen wissen wir mehr.“
Mr. White wollte schon aufstehen, da hielt der Chirurg ihn zurück. „Bitte drehen Sie sich auf den Rücken. Ich würde mir noch Mal gerne ihr Glied ansehen.“
Mr. White schnaubte. „Muss das sein? Ich habe doch wohl deutlich genug klargemacht, dass da niemand dran herumschnippelt!“
Der Blick des Arztes ließ Mr. White gehorchen. Ungnädig. Gereizt drehte er sich und schlug sein Operationshemd zur Seite und entblößte seine Genitalien. Der Mediziner beugte sich darüber. Manchmal hatte Mr. White den Verdacht, der Arzt habe sein Vergnügen an ihm. Ein Unikum. Ein Versuchskaninchen.

„Mr. White, die von mir schon mehrfach angesprochene Hormontherapie würde Ihnen…“
Der OG-Chef bedeckte sich abrupt und setzte sich ungeduldig auf. „Schluss jetzt mit dem Unsinn! Die konventionellen Heilungsmethoden werden auch zum Ziel führen.“
Er wollte aufstehen, aber seine Beine knickten unter ihm weg. Sofort rollten zwei Hilfsroboter herbei, die ihn aufhoben und in einen Rollstuhl setzten. „Geben Sie mir ein verdammtes Schmerzmittel“, forderte Mr. White.
Der Arzt warnte: „Das würde das Wachstum ihrer Geschwülste nur beschleunigen!“
Mr. White giftete ihn an: „Her damit! Oder Sie landen als Drohne im X-Labor!“
Mit einem eisigen Lächeln reichte der Mediziner dem Konzernchef eine Ampulle und dachte: „Verreck doch daran!“

Als Mr. White wieder in seinem Büro hinter dem weißen Schreibtisch Platz genommen hatte, murmelte er: „Scheiß Knochenflicker!“ Die Ampulle war leer.
Der Konzernchef tippte auf den Rufer: „Goria. Bitte kommen Sie in mein Büro. Wir müssen die weiteren Abläufe besprechen. Das Ejakulat wird in wenigen Tagen eintreffen.“

Selbst im Aufsichtsrat hielt sich Mr. White über Angaben zum streng geheimen Y-Labor zurück. Offiziell wurden dort in Brutkästen Klone der Drohnen gezüchtet, die diese nach einer Weile ersetzten. Und OG entwickelte dort DNA, die an Militärs und wohlhabende Privatleute veräußert wurde, die sich die Wunschperson kreieren wollte. Ganz nach dem Wahlspruch des Konzerns: „Choose your fate – Welcome in paradise.”
So gab es den perfekten Söldner, den Klon des verstorbenen Verwandten, den idealen Arbeiter, Mathematiker, Musiker, Sportler oder auch das vollkommene Haus- oder Zuchttier.

Aber es gab noch eine Top-Secret-Sektion im Y-Labor, in das nur Goria und ausgewählte Experten Zugang hatten.

34. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 07.06.10 20:48

hallo prallbeutel,

ich frage mich wozu braucht man soviel samen?

da hat franklin pech gehabt. geht man so immer mit seinen mitarbeitern um?
35. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 08.06.10 19:48


FORTSETZUNG


Zum Standard im Y-Labor gehörte eine sofortige Gehirnsäuberung am Ende jeder Schicht. Zu Beginn der nächsten Arbeitszeit erhielten die Mitarbeiter jeweils die für sie nötigen Informationen. Nur Goria, die Mr. Whites unbedingtes Vertrauen genoss, war von dieser Prozedur ausgenommen.

In dieser Top-Secret-Einheit forschte Optional Genetics an einer Genmodulation, die ewiges Leben versprach. Die Technik der Wunschklone, das Kerngeschäft des Konzerns, würde nicht mehr allzu lang exklusiv von OG angeboten werden, denn fremde Konzerne entwickelten eigene Technologien, die bald mit OGs Patenten konkurrieren würden.
Daher arbeitete Mr. White bereits an einem Nachfolge-Geschäftsmodell. Und mit dem ewigen Leben würde er das ultimative Produkt besitzen. Damit würde er unvorstellbare Macht und Einfluss erhalten.

Nach der Konferenz mit Goria begab sich ihr Mentor in einen sterilen Raum, in dem er regelmäßig sein Blut mit genetisch angepassten Egeln reinigte.
Fauna und Flora waren für Mr. White ein Graus, aber seine Blutegel liebte er wie engste Haustiere. Einen Gürtelwurm nach dem anderen setzte er sich an. Mit einem schlürfenden Geräusch saugten sich die Tiere an den bleichen Leib. Wohlig stöhnte der Konzernchef auf.

Boris Carat stand in seinem Anwesen und sprach wütend zu einem Mann, der auf einem großen Monitor erschienen war. „Trotzdem! Jetzt ist das Doppelte fällig! Niemand hat mir gesagt, dass die Tanks undicht sind.“
Der Mann auf dem Schirm seufzte gespielt: „Also gut. Wir werden überweisen. Aber entsorgen Sie die Ladung auf Triton III. Sobald die Tanks die Umlaufbahn des Planeten verlassen, können sie von der interstellaren Planetenpolizei aufgespürt werden. Dann sitzen wir alle in der Scheiße!“
Der Bildschirm wurde schwarz. Boris Carat knurrte. „Dieser Idiot!“

„Probleme?“ Der Mine-Connection-Boss drehte sich zu der Stimme hinter ihm um. „Ach Sie, Holland! Ich habe da eine kleine Ladung mit unsauberer Erde in Empfang genommen. Tentigo-Viren, wenn Ihnen das was sagt.“
Carat ging zu einem Rufer an seinem Schreibtisch und sagte: „Vincent! Gus! Sorgt mir dafür, dass das Orbital-Jet mit der Ladung nicht auf meinem Gelände landet. Werft sie irgendwo auf der anderen Seite unseres hübschen Planeten ab. Da liegt eh schon allerhand Müll rum. Aber bleibt auf dem Hinflug in der Atmosphäre!“
„Alles klar, Boss“, antwortete ein Mann.

Boris Carat führte seine dicken Fingerspitzen zusammen und spuckte neben seinen Tisch, wo für diesen Zweck ein kleiner Napf stand. „Ach, Holland! Noch was: Schleichen Sie sich nie wieder von hinten an mich ran!“
Der Programmierer verzog keine Miene. Die beiden Männer musterten sich einige lange Sekunden. Dann verließ Holland den Raum und setzte seine Programmiererarbeit fort.

Die Nanosonden mit dem von Carat gewünschten Programm zu füttern, war eine sehr komplizierte Angelegenheit – selbst für einen Profi wie Slim Holland. Zwar waren die meisten Inhalte der Grundbausteine verschlüsselt, doch Holland war nicht auf den Kopf gefallen: Alles sah danach aus, als wolle Carat wichtige Politiker der Galaxie-Union fernsteuern.

Slim Holland biss von einem synthetischen Schokoriegel ab und nippte an einem kühlen Yellow Hell. Ihm war es egal, ob das gesamte politische und wirtschaftliche System zusammenbrach, die goldene Fressleiste als Diktatur wütete, oder ob eine Supernova alles verdampfte. Er würde rechtzeitig seinen Abgang machen – mit Geldeinheiten sowie einer neuen Visage.
Hatte Carat nicht von einem Chirurgen erzählt, der in seiner Hinterhofpraxis diverse Aufträge erledigte?

Die Ladung mit Tentigo-Viren verseuchte Erde verstreuten die skrupellosen Tankshuttlepiloten in einer Ödnis auf der Rückseite von Triton III, ganz wie von ihrem Auftraggeber befohlen.
In Windeseile verteilten sich die Viren in der näheren Umgebung. Nur wenige Meilen entfernt stand ein massiver Gebäudekomplex: das Ultrasec SWS-Triton III. Doch wo von innen nach außen kein Durchkommen für die Häftlinge war, schlichen sich die Viren problemlos durch die Filterkonstruktionen ins Innere, indem sie sich als Sauerstoffmoleküle tarnten.

Erst Stunden nach der Kontaminierung der gesamten Ultrasec-Einheit erkannte das Security-System den Eindringling. Sofort wurden diverse Abschnitte abgeriegelt und unter Quarantäne gestellt. Insbesondere der Personalflügel sollte verschont bleiben.
Der Direktor setzte eine Krisensitzung an. Die hauseigenen Spezialisten arbeiteten fieberhaft an Analysen und der Identifizierung des Virusstammes.

Nach bangen Minuten war klar: Tentigo hieß ihr neuer Untermieter. Der Direktor wurde von einem blassen, schlaksigen Exobiologen namens Mayer aufgeklärt: „Der Tentigovirus ist hochgradig ansteckend. Die Inkubationszeit beträgt 24 bis 36 Stunden. Die Symptome sind extrem erhöhte Libido.“
Der Direktor sprang aus seinem Ledersessel: „Was? Wollen Sie mich verarschen?“
Der Wissenschaftler schluckte. „Nein, Sir. Es ist so, wie ich sage.“
Der Anstaltsleiter wollte wissen, ob der Virus bis in die Hafträume eindringen konnte. Mayer nickte mit seinem langen, dünnen Hals. Verkrampft presste er seine dünnen Lippen aufeinander.
Der Direktor stöhnte auf. „So ein Fuck!“

Er starrte auf eine Monitorwand, die Bilder diverser Überwachungskameras zeigte, die im Inneren der Haftanstalt angebracht waren. „Was kann das für Auswirkungen haben?“
Der Wissenschafter runzelte die Stirn: „Ich verstehe nicht?“
Der Direktor wurde ungeduldig: „Mann! Was heißt erhöhte Libido? Die Gefangenen tragen Keuschheitsgürtel. Wird es trotzdem zu… äh… Übergriffen kommen?“
Mayer zuckte mit den Achseln. „Woher soll ich das wissen? Ich bin Exobiologe und kein Psychologe.“
Der Direktor wedelte mit der Hand, als wolle er eine lästige Fliege verscheuchen. „Dann gehen Sie und machen Sie ihren Job! Aber noch eine letzte Frage: Gibt es eine Impfung gegen die Ansteckung? Ich kann mein Personal nicht ständig mit Schutzanzügen und Masken rumlaufen lassen.“
Mayer meinte: „Ja. Ich könnte das Serum dafür sogar innerhalb weniger Stunden herstellen. Allerdings nutzt es nur, wenn man noch nicht infiziert ist.“

Der Direktor: „Ja, worauf warten Sie dann noch? Mixen Sie das Zeug zusammen und teilen Sie es aus. - Gibt es denn irgendeine Heilungsmöglichkeit für Infizierte?“
Mayer nickte: „Ja, aber das dafür notwendige Mittel ist kostspielig und müsste importiert werden.“
Der Direktor beendete das Gespräch: „Lassen wir das. Wir haben einen maßgeschneiderten Etat. Da ist kein Geld für Extras drin. Mal sehen. Meine Häftlinge müssen sich eben mit dem Virus abfinden. Wird schon nicht so schlimm sein.“
Mayer: „Weitere gesundheitliche Bedenken gibt es nicht; aber meinen Sie nicht, Sie sollten wenigstens die Keuschheitsgürtel aufschließen lassen…“
Der Direktor sagte barsch: „Das war es, Mr. Mayer. Danke für Ihren Besuch. Kümmern Sie sich nun um das Serum.“
Mayer verließ pikiert das Büro. Der Leiter murmelte: „Biologen! Was wissen die schon!? Wenn ich jetzt die KGs aufschließe, gibt es Sexorgien in meinem Haus!“





36. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 12.06.10 21:13



FORTSETZUNG


Slim Holland hatte die Programmierung abgeschlossen und Mr. Carat eine Videoaufzeichnung als Grußbotschaft hinterlassen, in der er ihm das Zahlencode-Konto nannte, auf die er die vereinbarten Geldeinheiten überwiesen bekommen wollte.
Boris Carat schlug mit der Faust auf seinen Schreibtisch. „Verdammt! Jetzt ist der Kerl mir durch die Lappen gegangen! Ich dachte, er wollte sich noch eine neue Visage verpassen lassen! Dafür hätte ich schon gesorgt! Aber anders, als er sich das vielleicht vorgestellt hat! Ich kann keine Zeugen gebrauchen. - Vincent! Gus! Erledigt den Misthaufen!“
Die beiden Männer nickten grimmig und verließen das Zimmer ihres Bosses.
Bei ihren Kontakten in Mine-City war es für Holland unmöglich, ohne Spuren zu hinterlassen, unterzutauchen. Die gewissenlosen Kriminellen machten sich optimistisch auf die Suche. Weit konnte er noch nicht sein.

Der Unterweltboss hielt den Plexiglasbehälter mit den Nanosonden hoch und betrachtete sie. „Fantastisch“, flüsterte er fast verehrend. „Damit werde ich die Regierung stürzen.“ Ein dröhnendes Gelächter schallte durch den Raum. Die goldenen Zähne blinkten und glitzerten in dem künstlichen Licht.

Mr. White beobachtete aus einem großen, runden Fenster seines Arbeitszimmers die Tankshuttlezüge, die große Kanister mit Ejakulat von Mine-City durch eine Schleuse ins OG-Werksgebäude brachten.
Goria stand neben ihm in ihrem weißen Kittel. „Da haben Sie ihr Material“, sagte Mr. White. „Jetzt fangen Sie an und schöpfen Sie die Kapazität im Y-Labor voll aus.“
Goria antwortete: „Natürlich. Sofort, Mr. White.“

In einem medizinischen Raum in der sechsten Etage des Gebäudekomplexes lag Mr. Turner auf einer Liege fixiert. Er trug nur Windeln und eine Zwangsjacke sowie einen Mundspreizer. Die Zwangsjacke war so geschnitten, dass Teile der Brust frei zugänglich waren. Einige kleine Elektroden überwachten die Organfunktionen.

Zwei Angestellte der medizinischen Einheit betrachteten den ehemaligen Agenten. Die zwei Frauen in ihren weißen Kitteln standen sich jeweils gegenüber und schauten auf Turner hinab. „Heute bist du dran mit Windelwechsel“, verlangte die Frau, die ihre schwarzen Haare in einem Pagenkopfschnitt trug.
„Muss das denn alle 24 Stunden gemacht werden?“, nörgelte ihre rothaarige Kollegin, die ihre langen Haare in einer Hochsteckfrisur gebändigt hatte.
„So steht es im Dienstplan drin“, antwortete die erste Frau und beugte sich über Turners Mund. Dann griff sie in die Tasche ihres Kittels und holte eine kleine Ampulle hervor. Sie brach sie auf und kippte den flüssigen Inhalt in den offenen Rachen des Mannes. „Wohl bekomm`s!“
Sie sah die Rothaarige an und erklärte: „Ab heute zwei Mal eine Dosis, damit er nicht so herumstrampelt.“

Turner machte Anstalten, das Beruhigungsmittel trotz seines Mundspreizers wieder hervorzuwürgen und auszuspucken, doch die Schwarzhaarige hob mahnend den Zeigefinger und sah den Fixierten streng an: „Wenn du nicht artig bist, muss ich wieder den Schlauch holen.“
Turner hielt mit erschrockenem Gesicht inne und schluckte. Die Frau grinste zufrieden. „Na, also. Warum nicht gleich?“ Sie verließ den Raum und rief noch: „Fiona, wechsle die Windeln pünktlich. Goria überprüft das.“

Die Rothaarige machte einen Schmollmund. Sie sah in diesem Moment selbst wie ein Kleinkind aus, wie sich ihr Stupsnäschen kräuselte, die kecken Sommersprossen auf der hellen Haut, die grünen Augen geheimnisvoll.
Als sich die Türluke hinter ihrer Kollegin leise zischend geschlossen hatte, beugte sich Fiona verärgert über Turner und griff nach einer Brustwarze des Mannes und drehte kräftig daran. „Hast du etwa schon wieder etwas Böses gemacht, du kleiner Drecksack!?“

Turner würgte gurgelnd einige Laute hervor und wehrte sich gegen seine Zwangsjacke. Fiona kicherte. „Das geschieht dir Recht! Jetzt werde ich mich deiner Windel widmen. Und solltest du morgen wieder schmutzig sein, dann bekommst du eine Strafe!“

Später in der Arbeitspause fragte Fiona seine Kollegin: „Ob wir Turner künstlich ernähren dürfen? Das wäre doch viel praktischer.“ Die andere Frau antwortete: „Das müsstest du mit Goria besprechen. Vielleicht ist sie ja einverstanden mit einer Magensonde. Oder Turner bekommt Infusionen. Goria wird auch Interesse daran haben, dass Arbeitsabläufe effizienter werden.“

Auf Triton III startete ein Langstreckenraumschiff mit einer heiklen Mission: An Bord befanden sich Nanosonden, die Boris Carat zum mächtigsten Mann mehrere Galaxien machen sollten.
Vor allem wollte er die Regierung der Vereinten Union beherrschen – und damit zahlreiche Kolonien in benachbarten Galaxien. Deren Rohstoffe, deren Armeen, deren Völker… Dagegen war seine Monopolstellung in Mine-City ein „Taubchenschiss“, wie er sich befriedigt klarmachte.

Der Mann, der ihn in diese Götter gleiche Situation gebracht hatte, würde als unerwünschter Zeuge liquidiert werden müssen; aber das hatte Zeit. Er konnte ihm nicht entkommen – nicht, wenn er die gesamte Planetenpolizei der Vereinten Union befehligte.
Doch da irrte Carat: Slim Holland war auf einem Langstreckenflug der „Planet Traveller Inc.“ untergetaucht, der ihn weit hinaus ins All beförderte.

Die Reise sollte zunächst bis an die Grenze zum Boritenreich führen, und schließlich würde er zu den Cylonen überlaufen. Die würden sein Programmierwissen sicherlich zu schätzen wissen. Dieser Unterweltboss von Triton III würde ihm nicht mehr gefährlich werden. Die Nanosonden konnten nicht aktiviert werden. Dafür hatte er gesorgt.

Zwei Wochen später.

Boris Carat wischte wütend mit seinem Arm sämtliche Gegenstände von seinem Tisch. „Verdammtes Mistschwein!“
Mittlerweile war ihm klar geworden, dass die Nanosonden, die er umständlich hohen Regierungspersonen injizieren hatte lassen, wertlos waren. „Vincent! Können wir die Geldeinheiten zurückholen?“
Vincent verneinte. „Und auch eine Identifizierung des Kontos ist nicht möglich. Eine Verfolgung der Zahlung lässt sich nicht bewerkstelligen. Es tut mir Leid, Boss.“

Carat schwitzte. Seine goldenen Zähne pressten sich knirschend und quietschend aufeinander. Seine Kiefer mahlten. Dieser Slim Holland! Wenn er ihn in die Finger bekommen würde… Er würde sich eine ganze Woche lang mit ihm beschäftigen…

Wenn er keine Nanosonden hatte, dann brauchte er auch diesem Konzern keine Ejakulate mehr zu liefern. „Wenn das nächste Schiff von Optional Genetics kommt“, sprach er in seinen Kommunikationsrufer, „jagt es zum Teufel!“
„Alles klar, Boss“, meldete sich Vincent.

Doch die erste Lieferung hatte Desolate Rock bereits erreicht. Goria widmete sich ausschließlich der Forschung im hochgeheimen Y-Labor. Die perfekte DNA für ein ewiges Leben sollte entwickelt werden. Genmodulation hieß das Zauberwort, für das allerdings zig Hektoliter menschliches Ejakulat benötigt wurden.
Mr. White war guter Dinge. Bald würde er das göttliche Rezept besitzen. Außerdem würde er endlich seinen fürchterlichen Geschwüren entkommen und einen neuen Körper erhalten. Langsam fraß ihn die Krankheit auf.

Stöhnend nahm er seine Hände ab und tauchte die Armstümpfe durch Silikonschlitze, die sich eng um seinen Arm schlossen. Mr. Whites Gesichtszüge verzogen sich in Schmerzen. Diese Schleim spuckenden Insekten von Irgendwo stülpten über sein wundes Fleisch ihre Verdauungstrakte und schabten mit ihren kleinen scharfen Zähnen die Abszesse ab, saugten deren Inhalt ein und hinterließen ein brennendes Sekret.
Aber seine Therapie sah diese Behandlung nun mal vor. Mr. White biss so hart auf seine künstlichen Zähne, dass einige von ihnen zerbrachen. Zornig spuckte er sie aus und riss die Armstümpfe aus dem Insektenkäfig. Mit einem Wisch über seine Perücke riss er die Haare zu Boden. Er drehte sich zur Seite und starrte in einen Spiegel. Ein Monster blickte ihm entgegen.

In der Ultrasec-Einheit auf der Rückseite von Triton III zeigten sich immer intensivere Symptome des Tentigovirus. Die Gefangenen verhielten sich äußerst seltsam. Auf den ersten Blick sah es aus, als würden sich überall zwischen den Häftlingen „Liebespärchen“ bilden. Doch die küssenden Personen täuschten.
Der Direktor der Anstalt beobachtete über seine Kameras die zunehmende Aggression, die zwischen den sowieso groben Burschen herrschte. Die „Streicheleinheiten“ waren eher fordernde, ungebändigte Lust. Und durch die Keuschheitsgürtel konnte sie nicht ausgelebt werden.
Einige Gefangenen penetrierten sich bereits mit ihren Fingern und versuchten so ihre Befriedigung zu erhalten, aber dieses Verhalten frustrierte sie offenbar nur noch mehr.

Wenigstens war inzwischen das Personal des Gefängnisses geimpft worden. Der Anstaltsarzt Mayer betonte gegenüber dem Direktor erneut: „Wenn wir schon keine finanziellen Mittel für Impfstoffe für die Gefangenen haben… Wir sollten definitiv die KG-Einheiten abschalten. Sonst kommt es zu einer Revolte. Egal, welche Disziplinarmittel Sie einsetzen.“
Aber der Leiter blieb stur. „Mein Haus wird zu keinem Puff werden! Ist das klar?“

Mayer verließ das Büro seines Vorgesetzten mit geballter Faust in der Hosentasche. „Dieser Betonkopf wird noch unser aller Untergang sein!“, murmelte er auf dem Flur.
Wie heuchlerisch dieser Direktor war! Mayer wusste anhand einer medizinischen Routineuntersuchung und den daraus ersichtlichen Hormonwerten genau, dass sein Chef regelmäßigen Sex haben musste. Wie auch immer. Vielleicht hatte er in seinen Privaträumen eine Liebesandroidin.

Das Langstreckenraumschiff der Firma „Planet Traveller Inc.“ erreichte die Grenze zum Boritenreich. Slim Holland hatte sich nicht nur mit einer falschen ID-Card versorgt sondern er trug auch eine Spezialmaske, die ihm ein anderes Gesicht bescherte. Wenn er schon keine chirurgische Behandlung hatte durchführen lassen können, so war dies doch das Mindeste gewesen, um nicht identifiziert zu werden.
Zwar galt er bei den Behörden für tot, aber in den Fandungsprogrammen war er vielleicht noch vorhanden. Umso überraschter war er, als es in seiner Kabine leise summte: Hollands PDA. Er drückte auf das Pad und erhielt eine Textnachricht:

„Guten Tag Mr. Holland,
wie geht es Ihnen?
Sie sind wohl von den Toten auferstanden.
Machen Sie einen Ausflug?
Ich mache Ihnen einen Vorschlag:
Sie überweisen innerhalb der nächsten zwei Stunden
400.000 Geldeinheiten auf mein Konto.
Dann werde ich Sie nie wieder belästigen.

Konto: Eta-9110030302-XVZY-QGRZ-PPLU-9494,
Boritenbank Tryxalos, Solaristrium.
Bitte nehmen Sie die Transaktion über die
Galaxy-Willmon-Bank der Vereinten Union vor
unter Passwort X93838GTYQ
im genannten gültigen Zeitfenster.
Vielen Dank und schöne Grüße
Ihr Verehrer.“

Es kam nicht oft vor, dass Slim Holland Emotionen zeigte. Aber jetzt entglitten ihm seine Gesichtszüge.
Wer war der Erpresser? Wie hatte er ihn enttarnt? War es ein Zufall oder eine lang geplante Aktion?
400.000 Einheiten! Das war fast die Hälfte seines Kapitals.


37. Optional Genetics

geschrieben von SteveN am 13.06.10 11:38

Hallo Prallbeutel !

Es gibt anscheinend immer noch einen besseren,
fieseren Ganoven. Einfach mal so nebenbei die Knete
abgeben ... ... ...
Was passiert, falls die Zahlung verspätet eingeht

Viele Grüße SteveN


38. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 13.06.10 17:54

Zitat
Hallo Prallbeutel !

Es gibt anscheinend immer noch einen besseren,
fieseren Ganoven. Einfach mal so nebenbei die Knete
abgeben ... ... ...
Was passiert, falls die Zahlung verspätet eingeht

Viele Grüße SteveN




Gute Frage.

Wer so abgebrüht ist, einen Profikiller zu erpressen…

Da gibt es zwei Optionen:
Holland wird an die Behörden verpfiffen oder kalt gemacht.
Bei der zweiten Wahl muss der Unbekannte aber SEHR abgebrüht sein und aufpassen, dass er nicht den Kürzeren zieht.
Bei Variante Eins ist vielleicht eine offizielle Belohnung drin.

Oder gibt es noch eine dritte Möglichkeit?

39. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 14.06.10 19:05

FORTSETZUNG



Die langhaarige, blonde Frau trug wie meist ihre Mähne zu einem Pferdeschwanz gebunden über ihren weißen Kittel. An der vorderen, linken Brusttasche klemmte ein Ausweis mit ihrem Foto und einem Datenträger, der ihr jede Sicherheitstür öffnete.
Goria war die oberste Leiterin des Laborkomplexes von Optional Genetics. Sie schritt durch eine Stahltür, die eher an einen überdimensionierten Tresorschrank erinnerte. 64 dicke Sicherungsstifte aus Ultrastahl versenkten sich, damit das Ungetüm sich öffnen konnte.

Goria schritt den sechseckigen Luft-Korridor entlang. Links und rechts des etwa zwei Meter breiten Wegs, der wie ein Catwalk wirkte, blinkten gelbe Leuchtdioden. Daneben waren kompliziert aussehende Apparaturen mit metallenen Schläuchen angebracht.
Der circa 30 Meter lange Gang in Hexagonform wurde von kleinen, aber starken Strahlern, die senkrecht zu Boden leuchteten, erhellt.
Goria schritt bis zum Ende, wo sich der Gang verbreiterte und mit einem ebenfalls sechskantigen Podest abschloss.

Die Forscherin stieg zwei Stufen hoch und stellte sich in die Mitte der Erhöhung. Jetzt tasteten sie zwölf Laser von oben bis unten ab. Ein kurzes Signal ertönte. Aus der Wand fuhr eine Tastatur. Goria gab einen Code ein. Die Tastatur fuhr zurück.
Nun erschienen aus den Seiten des Ganges je eine Wand aus einem glitzernden Material und schlossen Goria auf dem Podest ein. Wie unter einem Zylinder war sie nun von ihnen umgeben. Der Boden drehte sich mit ihr um 180 Grad. Dann öffnete sich eine elektrische Schiebetür. Goria schritt voran: Sie war im Y-Labor.

Blaues Licht dominierte den Raum. Die Frau ging zu einer Computereinheit und tippte Formeln und Daten in die Tastatur. 90 Glasröhrchen wurden von einem Schüttler bewegt, in denen eine grünliche halbflüssige Masse Blasen warf. Goria setzte sich an einen Arbeitsplatz und beobachtete durch ein spezielles Mikroskop den Inhalt einer Petrischale.

Plötzlich atmete sie schneller. Sie hatten sich vermehrt! Gorias Mundwinkel zogen sich nach oben. Endlich! Sie hatte die Formel gefunden! Die Vorraussetzung für die nächsten Versuche. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern. Sobald sie das passende Ejakulat gefunden hatte…

Sie startete die Versuchsreihe. Roboter teilten Ejakulatportionen in Behältnisse und bedienten einen Automaten, der eine bestimmte synthetische DNA ergänzte. Das künstlich replizierte Genmaterial war Gorias ganzer Stolz. Zwar war die Suche nach dem konvenablen Ejakulat die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen; aber das Y-Labor verfügte über gigantische Kapazitäten. Während Liter für Liter der männlichen Samenflüssigkeit in tausende Reagenzgläser gefüllt wurden, testete ein Hochleistungscomputer die Ergebnisse.

Goria war geradezu euphorisch. Wie lange hatte sie darauf hingearbeitet!? Die Genmodulation war unter Neutronenstrahlung geglückt, die Moleküle stabil geblieben. Und nach Gorias Berechnungen musste trotz der Modulation jedes Molekül in den Ursprungszustand zurückkehren.
Übertragen auf Zellen konnte sie damit nicht alternde Lebewesen erschaffen. Die Tests mit den Ejakulaten wurden bereits bei Genkompositionen von OG erprobt. Jetzt wartete sie nur noch auf den Treffer.

Mr. White entspannte entkleidet in einem Massagesessel. Die Oberfläche des Möbels wechselte von hart über weich bis zu einer zähfließenden Masse aus inkonstanten Kristallen.
Wie angenehm, dachte Mr. White, war diese Behandlung. Fast schlief er zufrieden ein, doch plötzlich zuckte sein Körper hoch. Was war das?
Erschrocken sah er auf seinen weißen Bauch: Entsetzt riss er seine Augen auf. Was war das?

Etwas pochte unter der Haut. Immer intensiver. Die Wölbung kam und ging zurück und stieß erneut hervor. Die Haut spannte schmerzhaft.
Mr. White hielt seine Hände darüber. Wieder stieß es hervor und drückte seine Finger nach oben. Mr. White stöhnte schmerzhaft auf.
Er stand aus dem Sessel auf und eilte zu einer Kom-Einheit, um den medizinischen Notruf abzusetzen.
Wieder stieß etwas hervor. Mr. White schrie auf. Er hatte das Gefühl, dass er innerlich zerriss.

Was war nur los? Was war da unter seiner Haut? Als er gerade das Pad berühren wollte, brach er zusammen. Mr. White brüllte auf, als sich die Haut an seinem Bauch umso mehr spannte.
„Computer! Notfall!!“, rief White.
Eine Lautsprecherstimme ertönte: „Akustisches Signal nicht identifiziert. Bitte wiederholen Sie.“
Der Schmerz nahm immens zu, und dann wurde ihm schwarz vor Augen und er fiel in eine gnädige Ohnmacht.

Benson kopierte unbemerkt Geschäftsakten. Ebenfalls verfügte er nun über Beweise darüber, dass der Konzern mit einem Unterweltboss auf Triton III illegale Geschäfte machte. Sogar die Beschaffung der Nanosonden konnte er nachweisen. Eigentlich war er am Ziel angekommen.
Sollte er noch versuchen einen Blick in das Y-Labor zu werfen oder lieber schleunigst die Behörden verständigen?

Daten des hochgeheimen Genprojekts des Y- Labors wären die Krönung seiner Investigation. Er würde zum Medienheld der gesamten Vereinten Union werden. Und stinkreich!
Aber darum ging es ihm gar nicht. Er wollte Gerechtigkeit. OG handelte in höchstem Maße skrupellos und unethisch. Das musste unterbunden werden.
Über Goria kam er vielleicht an die brisanten Informationen, die ihm noch fehlten. Sollte er sie verführen? Schlecht sah er nicht aus, und mit Frauen hatte er immer leichtes Spiel gehabt in seinem Leben.
Goria würde trotzdem eine harte Nuss werden. Dieser Eisberg von Frau.
Aber Benson nahm sich vor, das Eis zum Schmelzen zu bringen…

Slim Holland grübelte darüber nach, wie er dem Fremden ein Schnippchen schlagen konnte. Welcher Irre legte sich mit einem Killer an?
Zwei beschissene Stunden! Das war nicht viel, um nachzuforschen, wer ihn da am Wickel hatte. Er sah auf den Holo-Chronometer: „Shit!“ Es war nur noch eine Stunde! Eine einzige Stunde!

Slim Holland hatte natürlich längst sämtliche Datenbanken des Schiffes angezapft und Synchronisationsprogramme durch die Informationen laufen lassen, um irgendwelche Zusammenhänge zu entdecken, um irgendwie den Erpresser zu enttarnen. Eine Spur. Eine winzige Spur hinterließ doch jeder!
Aber er war zu keinem Ergebnis gekommen. Vermutlich war der Typ ja nicht mal an Board. Ein ungewohntes und hässliches Gefühl mal nicht der Jäger, sondern der Gejagte zu sein. Jemand hatte ihn an den Eiern!

Zähneknirschend führte Holland die Geldtransaktion durch. Die Datenströme „flossen“ durch diverse Funknetzwerke, verschlüsselten sich, übertrugen sich in weitere Kryptosysteme, setzten neue Daten frei, Millionen Kilometer entfernt.
Trotzdem dauerte es nur 1,5 Sekunden, nachdem Holland den Auftrag bestätigte, bis auf einem kleinen Monitor erschien: „Transaktion abgeschlossen. 400.000 Einheiten übertragen. Saldo: 400.000 VU-Einheiten. Die Kontonummer wird asymmetrisch neu generiert.“

Eine Frauenhand mit rot lackierten Nägeln beendete das Programm. Die elegante Gestalt saß in der Hotellobby und klappte den Mobilcomp zu und griff nach ihrem Gin-Tonic. Das Eis darin klirrte gegen das synthetische Kristallglas. Sie schlug ein schlankes, langes Bein über das andere.
Sie trug ein kurzes, schlichtes Kleid über einer engen Hose. Bei ihrer Figur war es kein Wunder, dass bereits mehrere männliche Gäste der Luxusunterkunft einen Blick riskiert hatten. Sogar eine Einladung zu einem Drink hatte sie bereits ausschlagen müssen.
Als sie das Glas wieder abgestellt hatte, stand sie auf und schritt mit ihrem Mobilcomp unter dem Arm durch die Lobby zu den Aufzügen. Ein Hauch ihres Parfüms waberte in der Luft.

In ihrer Suite kontaktierte sie über das Holo-Kom die Planetenpolizei der Vereinten Union. Immerhin 250.000 VU-Einheiten würde es für Slim Hollands Kopf geben.
Nicht schlecht, überlegte die Frau und leckte sich genießerisch über ihre vollen Lippen. 400.000 und 250.000 ergab 650.000. Das sollte reichen, um einen ausgedehnten Luxusurlaub auf einem Entertainment-Planeten zu machen.

Seit einiger Zeit hatte sie sich mit Kleinganoven herumschlagen müssen. Endlich war ihr ein dicker Fisch ins Netz gegangen. Als privater Enforcement Agent verdiente sie damit ihr Geld, Verbrecher dingfest zu machen. Abgesehen von Holland würde sie sich damit sicherlich auch beim Polizeichef von Mine-City keine Freundschaft erwerben. Der Mann würde wohl die längste Zeit seinen Job gehabt haben. Die Kopfgeldjägerin lächelte zufrieden. Der korrupte Typ ging endlich dahin, wo auch Holland enden würde: ins Kittchen.

Der Direktor der Ultrasec-Anstalt auf Triton III starrte in die Überwachungskamera. „Das ist ja unglaublich!“ Er sah, wie zwei Häftlinge sich wild küssten, wie sie ihre Brustnippel zwirbelten, wie sie versuchten, sich in den Schritt zu fassen und dabei auf das harte und unnachgiebige Spezialmaterial stießen, aus dem die Keuschheitsschellen waren.
Und weil sie ihre Luststäbe nicht berühren konnten, kneteten sie sich gegenseitig ihre Hoden.

„Ja, wo bin ich denn hier hin geraten? Das sind Sodom und Gomorrha! Wachen! Unterbindet diese indiskutable Unzucht sofort!“ Der Direktor war so wütend, dass sein Kopf rot anlief, und an seinem Hals eine Ader dick pulsierte.
Kurz darauf hörte er das heulende Alarmsignal und konnte auf den Monitoren beobachten, wie die Uniformierten durch die Gänge rasten, die Teleskopschlagstöcke ausgefahren, um die Gefangenen auseinander zutreiben.

Es gab nicht nur ein einziges „Liebespärchen“. Überall widmeten sich Männer ihrem sexuellen Verlangen. Und die Frustrationen, diese nicht ausleben zu können, brachten so manchen um den Verstand, andere agierten immer aggressiver.
Ein Mann war an ein Gitter gesprungen und rüttelte wie ein Affe daran. Er schrie verzweifelt: „Schließt mir das Teufelsding auf! Oder schneidet mir was anderes ab! Aber ich halte das nicht mehr aus!“

Der Direktor sah, wie seine Wachen die Gefangenen in Einzelzellen trieben. Das Problem war, dass es nicht genügend solcher kleinen Unterkünfte gab. Gewöhnlich waren die Häftlinge in Gruppen untergebracht. Der Leiter würde provisorische Käfige aufbauen lassen. Hauptsache war, dass alle Männer separiert wurden.

Ein Chaos brach aus, als die Männer revoltierten. Sie wurden zwar mit Stromstößen diszipliniert, doch agierten die Wächter unorganisiert und wussten nicht wohin mit den Menschenmassen. Als alle Einzelzellen belegt waren, blieben noch zahlreiche Gefangene übrig.
Der Einsatzleiter der Zugriffaktion entschied: „Schließt einige der KGs auf. Wir benötigen eine Deeskalation.“

Seine Truppen folgten dem Befehl, aber kaum waren einige KGs geöffnet, fielen die freien Männer über die noch Verschlossenen her und nahmen sie von hinten.
Offenbar gefiel es den „Lustopfern“ sogar, denn sie streckten ihre Ärsche bereitwillig nach hinten.

Ein heilloses Durcheinander entwickelte sich, in dem die Uniformierten nicht wussten, ob sie eingreifen sollten. Der Einsatzleiter befahl schließlich den Rückzug.
Der Direktor zitierte den Mann sofort zu sich. „Wie konnten Sie meine Anweisungen missachten?“
Der Einsatzleiter versuchte zu erklären: „In dieser speziellen Situation musste ich improvisieren, um eine Massenschlägerei oder gar eine Meuterei zu verhindern. Ich…“
Der Direktor ließ seinen Angestellten nicht aussprechen: „Sie sind gefeuert! Geben Sie mir Ihren Ausweis. Sofort! Ziehen Sie Ihre Uniform aus. Ich werde Sie, so bald wir dieses Chaos beseitigt haben, nach Mine-City fliegen lassen. Ich werde dafür sorgen, dass das ein disziplinarisches Nachspiel hat.“
Der Einsatzleiter gehorchte, salutierte und verließ das Büro.

Auf Desolate Rock war Goria damit beschäftigt, die Zauberformel für das ewige Leben zu finden. Sie wusste, dass sie kurz davor war. Nach stundenlanger Arbeit nahm sie sich zum ersten Mal eine kurze Pause für eine Mahlzeit in der Kantine des Konzerns.

„Darf ich mich zu Ihnen setzen?“, hörte sie eine Stimme neben sich. „Mr. Benson. Aber natürlich. Nehmen Sie doch bitte Platz. - Wann kommt eigentlich die nächste Lieferung Ejakulat von Triton III? Was hatten Sie mit unserem Geschäftsfreund ausgemacht?“
Benson antwortete mit einer Gegenfrage: „Haben Sie denn schon wieder Nachschubbedarf?“
Goria hob ihre Augenbrauen: „Nun ja, die Maschinerie läuft.“ Mehr wollte sie nicht sagen. Sie sah ihn fragend an.
Benson meinte: „Das nächste Tankshuttle müsste uns bald erreichen. Vielleicht gab es Schwierigkeiten beim Abflug. - Aber ein anderes Thema: Ich sehe, Sie haben noch nicht gewählt. Ich könnte Ihnen das Ragout empfehlen. Schmeckt fast, als wäre es echtes Fleisch.“
Goria schmunzelte. „Na, dann will ich Ihnen mal glauben.“
Benson setzte in der folgenden Unterhaltung seinen ganzen Charme ein und bemerkte bald, dass Goria sich wie unwillkürlich durchs Haar strich, sich eine Strähne hinter das Ohr steckte und sich zart auf die Unterlippe biss.


40. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 15.06.10 13:53

hallo prallbeutel,

da geht es hoch her. wird der knast jetzt zur lasterhöhle oder läßt sich das unterbinden?

was ist mit mr. white passiert?
41. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 17.06.10 19:07



FORTSETZUNG


Nach dem Essen konnte Benson zufrieden sein: Goria hatte seine Einladung zu einem Abendessen im Restaurant des Konzerns angenommen.
Da waren seine Nachforschungen erfolgreich gewesen: Goria war ein Anhänger der boritischen Küche. Benson lief zwar jetzt schon der Schweiß in Strömen, wenn er bedachte, wie scharf dieser Abend werden würde, aber da musste er jetzt durch.
Er würde sein gesamtes Können aufbringen und Goria spätestens beim dritten Date in die Koje bekommen – und damit hoffentlich auch Geheiminformationen über das Y-Labor.

Das Projekt von Optional Genetics war auf jeden Fall illegal, so weit war Benson sicher. Im Aufsichtsrat war nebulös von „Genmodulation“ gesprochen worden. Benson vermutete, dass hier Versuche dem Ethikrat verheimlicht wurden. Das musste einen Grund haben. Wer sich Drohnen hielt, um Ejakulat zu gewinnen, der schreckte auch vor anderen Dingen nicht zurück.

Das Dinner gestaltete sich sehr romantisch. Fast verliebte sich Benson wirklich in diese blonde und unnahbare Schönheit. Doch er hatte eine Mission. Und die durfte er nicht aus den Augen verlieren. Und so spielten sie gemeinsam am nächsten Tag auf dem Simultanholodeck Cyberball, Laserhunting und schließlich maßen sie ihre Kräfte im Wildwasserrafting.
Was war diese Goria sportlich! Benson verausgabte sich völlig, und Goria schwitzte kaum.

Beim dritten Date gab es wieder ein Dinner; doch dieses Mal kochten die Beiden gemeinsam in ihrer Kabine. Benson wähnte sich kurz vor dem Ziel. Sie hatte Vertrauen zu ihm aufgebaut. Wenn er sie erst mal im Bett…

Viel erwartete Benson in der Liebesnacht nicht - zumindest nichts in Sachen Sex. Diese kühle Blonde würde vermutlich daliegen wie ein Brett…
Doch er täuschte sich gewaltig: Goria entpuppte sich als leidenschaftliche Liebhaberin.

Auch der Körper, den sie stets unter einem weißen Kittel versteckte, war der reinste Traum. Benson musste an sich halten, um nicht frühzeitig die Kontrolle zu verlieren.
Goria! Was für eine Frau!
Er hatte gedacht, sie anleiten zu müssen, sie führen zu können. Er hatte sie als sexuell unerfahren und langweilig eingeschätzt.
Wie konnte er so falsch liegen!?

Fast keimte in Benson der Verdacht, dass Goria ein Androide war. So perfekt konnte keine Frau… Aber sie war definitiv aus Fleisch und Blut, denn er hatte auch ihre medizinische Akte (unerlaubterweise) eingesehen.
Benson war fasziniert, wie „privat“ und emotional Goria sein konnte. Er hatte sie immer als dieses unnahbare Wesen gesehen, die Forscherin im weißen Kittel, die nur ihre Arbeit im Kopf hatte. Aber jetzt sah er sie mit ganz anderen Augen.

Er lag auf dem Rücken und war glücklich. Die Glückshormone verdrängten alle seine Gedanken. Die nackten Leiber lagen nebeneinander. Sie streichelten sich. Bensons drei Höhepunkte waren gigantisch gewesen. Und nach Gorias Lauten zu urteilen, war sie ebenfalls im „Land der Erfüllung“ angekommen.

Benson zwang sich, Goria vorsichtig auszuhorchen. Er musste einen klaren Kopf behalten – egal, wie geil er war und wie erotisch diese Frau wirkte. Seine ganze Mission wirkte augenblicklich so unbedeutend, so unwichtig. Am liebsten wäre es ihm, wenn die Zeit stehen bliebe. Wenn er ewig mit Goria das Bett teilen könnte.

Mr. White lag auf einer Liege in der medizinischen Abteilung. Seine Kolik war durch ein entartetes Organ aufgetreten, das gegen seine Bauchhöhle gedrückt hatte. Bewusstlos war er von einer Angestellten gefunden worden.
Sein Leibarzt Mayer hatte die lebensbedrohende Situation sofort diagnostiziert und entfernte das Organ in einer Operation mit modernsten Laserendoskopen.

Statt des kranken Organs erhielt der Konzernchef ein künstliches Implantat, das ihn weiterleben ließ. Der Konzernchef hörte, wie auf dem Flur eindringlich geraunt wurde. Mayer wehrte offenbar vehement jemanden ab: „Tut mir Leid, aber mein Patient benötigt unbedingte Ruhe. Aufregung könnte ihn töten!“
Trotzdem drängte sich der Mann in den Raum. „Mr. White“, sagte er, als er sich über die Liege beugte.
Es war sein Sekretär Anthony.

Viele Angestellte bei OG vermuteten, dass Anthony ein Androide war. Aber bewiesen war dies nicht. Anthony sagte: „Die Lieferungen wurden gestoppt! Wir bekommen kein Ejakulat mehr aus Mine-City.“ Und so leise, dass der Arzt nichts hören konnte, ergänzte er: „Da ist was mit den Sonden schiefgelaufen. Daher meint dieser Gauner, er müsse sich nicht mehr an den Vertrag halten.“

Mr. White stöhnte auf. Ein rasselndes Luftholen war zu hören. „Diese Ratte! Sorg dafür, dass wieder geliefert wird. Wir brauchen das Zeug!“
Anthony sah seinen Chef fragend an. „Aber wie…“
Mr. White packte blitzschnell und kräftig Anthonys Kragen und fletschte die falschen Zähne: „Bring mir das Ejakulat! Liquidiert dieses Nuttenpack! Fliegt mit einer Truppe Söldner hin und macht aus dem Kerl Hackfleisch! Übernehmt die Kontrolle über das ganze beschissene Fickparadies! Mir egal, wie! Aber bringt mir das verfickte Sperma!“
Abrupt ließ er Anthony los, der sein Hemd wieder glatt strich. „In Ordnung, Mr. White.“

Slim Holland checkte in einem exklusiven Orbitalhotel an der Grenze des Boritenreiches ein. Er verfügte noch über genügend Geldeinheiten, um sich feinsten Luxus leisten zu können.
Gegen Abend erklang ein dezenter Signalton. „Mr. Mason?“, sagte eine Stimme. „Ein kleiner Gute-Nacht-Gruß des Hotels für Sie.“
Hollands Augen verengten sich zu Schlitzen. War das wirklich nur der Zimmerservice? Auf dem Monitor sah er den uniformierten Mann mit einem Tablett in der Hand. Oder war da womöglich der nette Briefschreiber?

Holland griff nach seiner Laserwaffe und lud das Magazin auf höchste Energiestufe. „Moment, ich öffne“, antwortete er. Er setzte sich an einen Tisch, auf dem eine überhängende Decke seine Waffe verdeckte, die er in Richtung Tür positioniert hatte.
Holland entriegelte die Tür mit einem Code: Ein Kellner erschien. „Darf ich Ihnen einen kleinen Willkommensgruß übergeben?“, fragte der Kellner und stellte das Tablett langsam auf den Tisch; im gleichen Moment zog er in rasantem Tempo eine Laserwaffe unter seiner Uniform hervor und zielte auf Holland.

Doch der Profikiller war schneller: Seine Pistole jagte einen Energiestoß unter dem Tisch hervor und eliminierte den Angreifer. Er sprang auf und beugte sich zu dem Fremden hinab, durchsuchte seine Jacke und fand den Ausweis des Kopfgeldjägers. „Jetzt brauche ich nur noch deine Kontoverbindung, du Arschloch!“, brummte Holland.
Er schleppte den Leblosen ins Bad und bereitete seine Flucht vor. Er musste das Hotel verlassen, bevor der Mann gefunden wurde.

Wenigstens wurde die Polizei der Boriten in der Regel gar nicht tätig, wenn nicht Geldeinheiten flossen. Ein Menschenleben galt bei den Boriten sowieso nicht viel.
Sich in Sicherheit wähnend rieb Holland seinen Laser mit einer Spezialflüssigkeit ab, die jegliche DNA vernichtete, und begab sich in die Lobby, um auszuchecken.
Plötzlich spürte er etwas Hartes im Rücken. „Keine Bewegung, Mr. Holland. Sie sind verhaftet.“

Dem Killer wurde heiß. Was war hier los? Wer hatte die Behörden auf ihn gehetzt? Wie konnte das sein? Im nächsten Moment stellte Holland fest, dass der Mann hinter ihm nicht alleine war. Aus drei Richtungen kamen insgesamt sieben Ermittler der Vereinten Union.
Als die Magnetfessel um seine Handgelenke gelegt wurde, blieb Holland äußerlich ganz ruhig. Doch sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er hatte verloren.
Ultrasec – ich komme!

Im behördlichen Shuttle der Planetenpolizei, die wegen eines transgalaktischen Abkommens mit dem Boritenreich Menschen auch außerhalb der VU-Zone festnehmen durfte, wurde Holland mit dem inzwischen Gefundenen konfrontiert.
„Der Mistkerl hat mich erpresst!“ grummelte Holland. Der Inspector entgegnete: „Das kann nicht sein. Wir observieren den Mann schon sehr lange, weil er Ihnen offenbar auf der Spur war, aber den Behörden nichts verraten wollte. Da ist wohl noch eine andere Person im Spiel. Aber das ist mir ehrlich gesagt völlig egal! Sie, Holland, landen hinter Gittern. Und dieses Mal für immer!“

Turner krabbelte in seiner dicken Windel durch die Gummizelle. Laufen hatte er verlernt. Dafür bewegte er sich auf allen Vieren fort. Über seinen Kopf war eine Latexmaske gezogen worden, die am Hals mit einem Elektroschloss abgesperrt war.
Ab und zu versuchte er, sie sich abzustreifen, aber es gelang nicht. Durch mehrere kleine Löcher in der Maske atmete er saugend ein und zischend aus. Speichel floss am Hals entlang und tropfte auf den Boden.

Plötzlich hielt er inne. Eine weibliche Lautsprecherstimme dröhnte in die Kammer: „Mr. Turner! Zeit für unser Rechenspiel! Konzentrieren Sie sich! Hier kommt die erste Aufgabe: Was ist 2 + 2?“
Turner sah zu dem Lautsprecher hoch und verzog sein Gesicht. Er hielt sich die Ohren zu und strampelte mit den Beinen.
„Es erfolgte keine richtige Antwort!“, tönte es aus dem Lautsprecher.
Turner strampelte wilder. Ein durchdringender Ton schrillte auf. Dann sagte die Computerstimme: „Bestrafung erfolgt in zehn Sekunden.“

Turner strampelte und schüttelte den Kopf. Ein Piepton war zu hören, der sich immer schneller wiederholte, bis er aus einem einzigen, durchgehenden Dauerpiepen bestand. Und dann waren die zehn Sekunden vorbei…
„Was macht ihr denn da?“, wollte Doktor Mayer wissen. Die zwei MTAs schraken hoch. „Nichts“, sagte die schwarzhaarige Frau. „Wir vertreiben uns nur die Zeit.“ Die Rothaarige sah aus, als habe sie ein schlechtes Gewissen. Doktor Mayer runzelte die Stirn und ging aus dem Raum. Glücklicherweise schaute er dabei nicht durch das kleine Panzerglasfenster der Gummizelle.
Von außen war in die Tür das Logo von OG eingraviert. Darunter stand der Werbespruch der Firma: „Choose your fate – Welcome in paradise.”

Benson war seinem Ziel so nah wie nie zuvor. Goria hatte einige Interna aus dem Y-Labor ausgeplaudert. Es war gar nicht so einfach, die Forscherin auszuhorchen, stellte Benson fest, denn sie durfte keinen Verdacht schöpfen. Er musste sich immer wieder dazu zwingen, ihr nicht alles zu verraten, denn fast hatte er sich in sie verliebt.

Am nächsten Tag bekam Benson dann endlich die Möglichkeit sämtliche gesperrten Datensätze des Y-Labors zu kopieren. Gorias PDA lag achtlos in der Kabine, als sie duschte.
Benson duplizierte die Festplatte mit einem Programm, das den Vorgang geheim hielt. Er umklammerte den Datenträger und lief zu seiner Kabine, raffte alle seine Unterlagen zusammen und machte sich bereit, Desolate Rock zu verlassen.

Als Aufsichtsratsmitglied war ihm jederzeit gestattet, ein Shuttle zu starten. Dass Mr. White zurzeit außer Gefecht gesetzt war, kam ihm zu gute. Da piepte sein Rufer. Goria! Was wollte sie?
Benson atmete tief durch. Ein Abschiedskuss konnte nicht schaden. „Ich bin im X-Labor. Bitte komme zu mir. Ich warte an der Tür.“

Benson fuhr mit dem Turboaufzug in die Sicherheitsabteilung. Er lief den Korridor entlang. Nur sein Ausweis als Aufsichtsratsmitglied erlaubte ihm den Zugang. Die Tür zum X-Labor stand offen. Das war streng verboten. Goria ging ein großes Risiko ein. Sie musste ihn wirklich lieben.

Benson schritt durch das Labor. „Goria?“ Keine Antwort. Wo war sie denn bloß? Sie wollte doch am Eingang warten. Benson schritt die Apparaturen entlang und kam zu dem Gang mit den Drohnen. Entsetzt sah er die Kreaturen, die Ejakulat für die Firma produzierten. Die Gesichter der Männer waren nicht zu erkennen. Masken verhinderten die Identifizierung. Einige der Drohnen wirkten apathisch. Die Apparaturen waren abgestellt. Einer Drohne war die Maske nur locker über den Kopf gezogen worden. Die Schläuche und Kabel waren bereits von diesem Körper entfernt worden.

Benson kletterte von dem Laufsteg zu der Drohne hinab und zog die Maske vom Kopf. „Franklin!“ Benson war schockiert! Sein Kollege aus der Konzernleitung!
Benson spürte einen leichten Windhauch hinter sich. Als er sich umdrehen wollte, drückte etwas Kaltes an seinen Hals, Schwindel, alles drehte sich um ihn und wurde unscharf.
War da nicht ein weißer Kittel. War da nicht… Goria? Benson krachte zu Boden.


42. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 18.06.10 00:35

hallo prallbeutel,

da ist wieder einiges passiert.

landet benson wie franklin auch als drohne im labor? warum waren die apparaturen abgeschaltet?
43. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 18.06.10 18:44

@ Herrin_nadine

Die Apparaturen werden kaum noch benötigt, da das meiste Ejakulat vom Planeten Triton III importiert werden soll.
44. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 19.06.10 21:52


Fortsetzung


Der Ultrasec-Direktor saß auf einem Sessel in seinem privaten Raum. Er sah auf einem großen Monitor an der Wand das Chaos in seinem Gefängnis: Dutzende Häftlinge, die keinen KG mehr trugen, besorgten es ihren Mitbewohnern, die verzweifelt versuchten ebenfalls ihre Lust zu befriedigen.

Zwischen den Beinen des Direktors kniete eine Androidin mit langen schwarzen Haaren und hatte ihre vollen Lippen perfekt um den harten Schaft seines Gliedes gestülpt.
Als er bald darauf spürte, wie es ihm kam, ließ er seinen Kopf in den Nacken fallen und schloss genießerisch die Augen.

Wenige Minuten später saß er bereits wieder an seinem Schreibtisch und befahl den Wachen: „Sorgt für keusche Verhältnisse. Zur Philosophie von Ultrasec gehört ein abstinentes Leben der Gefangenen! Diszipliniert diese wilden Tiere!“

Sofort stürmten schwer gepanzerte und bewaffnete Einheiten in die Häftlingsabteilungen und trieben die Triebhaften auseinander.
Inzwischen waren zusätzliche Käfige aufgestellt worden, in die die einzelnen Männer gesteckt wurden. Der Direktor sah zufrieden zu und packte sich unter seinem Tisch unauffällig zwischen die Beine. „So ist es gut. Und bringt die KGs wieder bei denen an, die ihn nicht mehr tragen.“
In Gedanken fügte er hinzu: „Dank meines inkompetenten Angestellten!“

Sein Zorn auf den Einsatzleiter wuchs und wuchs. Der Direktor kontaktierte einen Traktleiter: „Sorgen Sie dafür, dass das Shuttle ohne Mr. Vollidiot startet. Das muss aber streng geheim bleiben! Bringen Sie ihn stattdessen in Trakt C in eine Einzelzelle – mit Häftlingskleidung.“

Der Uniformierte musste schlucken. „Jawohl, Sir.“ Er wagte es nicht, eine Frage zu stellen. Dieses Vorhaben war gesetzeswidrig. Aber der Direktor war in der Ultrasec-Einheit nun mal Gott.
Der Direktor raunte ihm zu: „Wenn alles glatt über die Bühne geht, werde ich jemanden benötigen, der die gesamte Einsatzleitung übernimmt. Sie verstehen?“
Der Traktleiter lächelte. Er würde das schon regeln. Der Einsatzleiter war ihm sowieso nie sympathisch gewesen. Und jetzt wurde er auf dessen Posten befördert. Es gab schlechtere Tage. Freudig verließ er das Büro seines Chefs.

Als der gefeuerte Einsatzleiter von Wächtern gepackt und in den C-Trakt geworfen wurde, wehrte er sich nur halbherzig. Er wusste aus Erfahrung, dass Gewalt gegen die Wachen keinen Sinn machte.
Er ließ es über sich ergehen, wie zwei Wachmänner ihn grob entkleideten und ihm die Häftlingskluft vor die Füße warfen. Warum wurde er hier festgehalten? Die Frage stellte er nicht laut, denn eine Antwort würde er von den Männern eh nicht bekommen.

Nach einer Stunde auf seiner ungemütlichen, schmalen Liege, ging die Zellentür auf, und der Anstaltsarzt Mayer sowie eine hübsche Krankenschwester erschienen. Unterstützung hatten sie von gleich vier Uniformierten, die bis vor kurzem noch seine Untergebenen gewesen waren.
Der Ex-Einsatzleiter musste feststellen, dass die Wärter in ihrer Ausrüstung aus Sicht eines Häftlings ziemlich martialisch aussahen.

Er wusste, was nun kommen würde. Mayer zog bereits einen Latexhandschuh an. Die medizinische Eingangsuntersuchung. Jede Körperöffnung wurde penibel nach Waffen und Drogen kontrolliert. Und dann erhielt er sicherlich seine KG-Einheit mit Disziplinierungsring.

Grinsend sahen die vier Uniformierten zu, wie sich Dr. Mayer an seinem Hintern zu schaffen machte. Es gefiel ihnen offenbar sehr, einen ehemaligen Vorgesetzten in dieser demütigenden Position zu sehen.
„Ausgerechnet Richards!“, stöhnte der Häftling innerlich. Den hatte er erst vor wenigen Tagen wegen einer übertretenden Dienstvorschrift gemaßregelt. Sobald er mit Richards allein sein würde… Gute Nacht!

Benson erwachte in der medizinischen Abteilung des OG-Gebäudes. Doch als er sprechen und sich bewegen wollte, war er nicht in der Lage dazu. Er spürte eine harte Matte unter seinem Körper. Und offenbar war er nackt.
Was hatten die ihm gegeben? Er erinnerte sich, wie er Goria im Labor getroffen hatte, doch plötzlich war er besinnungslos geworden. Hatte das Luder Lunte gerochen?

Er erschrak, als sich Gorias Gesicht plötzlich und unerwartet über seines beugte. Trotz des Schreckens zwinkerte er nicht einmal mit den Augenlidern. Er konnte selbst diese nicht bewegen. Goria lächelte ihn kalt an. „Mr. Benson? Sie sind jetzt sicherlich wach. Ich habe Ihnen gerade ein Mittel gegeben. Aber Sie werden sich nicht rühren können. Das erleichtert meine Arbeit.“

Benson nahm all seine Willenskraft zusammen, um seine Muskeln zu bewegen, doch sein Körper rührte sich keinen Millimeter.
Goria erzählte in einem Tonfall, als würde sie über das Wetter schwätzen: „So, dann wollen wir mal. Mr. White war sehr enttäuscht, als er erfuhr, wie illoyal Sie der Firma gegenüber sind. Sie wollten uns beim Ethikrat anschwärzen? Und Sie dachten wirklich, wenn Sie mir schöne Augen machen, würde ich auf Sie reinfallen?“ Goria lachte. „Nur, weil ich dich gefickt habe, heißt das noch lange nicht, dass ich blind werde vor lauter Liebe!“ Ihr Gelächter hallte durch den medizinischen, sterilen Raum.

„Benson, mein kleiner Kuschelbär! Du kommst mir gerade gelegen. Mr. White wird bald sterben, wenn er seinen mutierenden Körper nicht verlässt. Aber zuvor benötige ich noch eine Versuchsperson, damit ich die Operation durchführen kann.“
Benson merkte, wie ihm der Schweiß am Leib entlang rann. Er brannte in seinen Augen und ließ die Sicht verschwimmen.

Gorias Gesichtszüge wirkten nun eher wie die einer Verrückten. „Ich werde gleich dein Gehirn extrahieren und in einen einfachen Roboter verpflanzen.“
Benson hätte am liebsten laut geschrieen. Aber er war nicht dazu fähig. Seine Stimme versagte ihm. Er hatte die Kontrolle über seinen Körper völlig verloren.
Ihm wurde übel. Aber auch übergeben konnte er sich nicht.

Goria sagte an: „Ich werde gleich nach und nach deine Organe abschalten.“
Bensons Panik war unermesslich. Gefangen und hilflos war er in seinem nutzlosen Körper.
Goria fuhr wenige Minuten darauf fort: „Deine inneren Organe sind nun abgetrennt. Du wirst von einer Maschine versorgt. Als nächstes übernimmt sie deine Herzfunktion.“

Benson verlor fast den Verstand vor Angst. Aber er wehrte sich dagegen, verrückt zu werden. Der Verstand war das Einzige, was ihm blieb!
Goria sagte: „Jetzt folgen deine Sinnesorgane. Fühlst du noch etwas? Vermutlich nicht. Gleich siehst du auch nichts mehr. Aber keine Sorge. Wenn mein Programm funktioniert, wird dein Gehirn bald wieder Daten, die ich an deine Sehnerven schicke, in Bilder umwandeln können. Wenn das Programm einen Fehler hat, wirst du leider nie wieder etwas sehen…“

Vor Bensons Augen war es schwarz geworden. Schwärzer als das All, dachte er. Im nächsten Moment waren auf einen Schlag sämtliche Geräusche weg. Stille!
Die Ruhe war so extrem, dass sie wehtat.
Benson versuchte IRGENDWAS zu hören. Seinen Körper, Atem, Herzschlag… Aber nichts war zu vernehmen. Sein Herz schlug ja auch nicht mehr, fiel ihm ein. Vermutlich atmete er auch längst nicht mehr selbst.

Aller Sinnesreize entzogen fühlte sich Benson so wehrlos und verletzlich wie nie zuvor in seinem Leben. Das war die absolute Hölle! Er hatte auch kein Zeitgefühl mehr! Tiefste Panik und gleichzeitig Verzweiflung durchfuhr sein Gehirn – das Einzige, aus dem er noch bestand.

Mr. White atmete erleichtert auf, als er von seinem Androiden hörte, dass die Mine-Connection in der Hand des Konzerns war. „Wir haben diesen Boris Carat liquidiert. Ich erspare Ihnen die unschönen Details.“
Mr. White grinste unter Schmerzen, die ihm ein dicker Furunkel unter der Nase bereitete. Er hatte Anthony mit der Vorgabe „keine moralische Begrenzung bei der Auftragserfüllung“ nach Triton III geschickt.
Dass es so schnell und einfach werden würde, hätte er nicht gedacht. Allerdings wusste er auch nicht, was Anthony unternommen hatte, mit wie vielen Personen er nach Mine-City gereist war, und welchen Preis er hatte zahlen müssen…
Hauptsache war, dass wieder Ejakulat geliefert würde!

Anthony berichtete weiter: „Bei der Gelegenheit haben wir die Boriten-Bruderschaft eingesetzt. Sie hat die Kontrolle der Drogen- und Sexgeschäfte in Mine-City übernommen. Sie wird mit OG eng zusammenarbeiten. Das Syndikat wird von uns geschmiert. Marionetten für unsere Zwecke.“

Mr. White lobte den Androiden. Als der Konzernchef wieder allein war, zuckte er unter einem starken Schlag zusammen, den er in seiner Wirbelsäule verspürt hatte. Es fühlte sich an, als sei ein Wirbel zerbrochen, habe sich in Staub aufgelöst.
Es wurde Zeit, dass Goria die Operation vorbereitete. Eigentlich hatte er so lange warten wollen, bis die Genmodulationsexperimente im Y-Labor so weit vorangeschritten waren, dass er gleich in einen ewig jungen Körper transplantiert werden konnte. Aber dazu reichte die Zeit nicht mehr aus. Er würde bald sterben. Goria musste es wagen.

Derweil wachte Benson wie aus einem tiefen Schlaf auf. Irgendwann hatte sein Bewusstsein abgeschaltet. War er selbst überhaupt in der Lage dazu gewesen? Oder hatte Goria ihm den Geist ausgeknipst?
Er wusste es nicht. Aber er sah wieder. Die Bilder wirkten allerdings seltsam grobkörnig. Er hörte auch etwas: ein Rauschen einer Maschine. Aber er fühlte sich nicht. Was war geschehen?

Benson merkte, dass er mit seinem Willen einen einfachen Roboterarm bewegen konnte. Dann drehte er eine andere Stelle der Maschine und stellte fest, dass sein Blickfeld sich veränderte. Er war Teil dieses primitiven Roboters!
Er ähnelte einem frühzeitlichen, einfachen Maschinenmenschen ohne Mantel über den Gelenken und Drähten. Vermutlich war sein „Gesicht“ auch eher zweckmäßig als humanoid.
Er konnte sich wackelig und langsam auf zwei klobigen Beinen vorwärts bewegen.

Er war immer noch in der medizinischen Abteilung. Aber wo war Goria? Benson überlegte, ob er fliehen sollte.
Wohin? Und was dann? Aber er musste es versuchen.

Er verließ die Station und begab sich klackend und stolpernd Richtung Shuttle-Deck. Ungehindert ließ ihn ein Security-Wachmann passieren. Aber wie sollte er mit diesem „Körper“ aus Metallteilen ein Shuttle besteigen und sogar fliegen?
Er musste irgendwie eine unabhängige Person kontaktieren. Aber die Fernfunkverbindungen wurden von OG gestört und kontrolliert. Von Desolate Rock hatte niemand Kontakt zum restlichen Universum, wenn Mr. White nicht seine Zustimmung gegeben hatte.


45. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 19.06.10 22:28

hallo prallbeutel,

armer mr. benson. jetzt muß er sein dasein in einem roboter fristen.

wird mr. white seinen körper jetzt bekommen?

ist das jetzt spannend jetzt.
46. RE: Optional Genetics

geschrieben von SteveN am 20.06.10 09:38

Hallo Prallbeutel !

Diesmal was anderes.
Operation gelungen, Patient lebt !
Benson ist der Roboter. Mr. White ist Benson.

Ja wie soll der Roboter jetzt vom Planeten
verschwinden?

Viele Grüße SteveN


47. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 21.06.10 20:17



Fortsetzung


Goria war zu beschäftigt mit der nächsten Transplantation, um zu bemerken, dass der Roboter nicht abgeschaltet gewesen war. Im zweiten OP-Raum bereitete sie Bensons leblose Hülle vor. Apparaturen konservierten die Organe, dem Körper fehlte lediglich ein Gehirn. Und das sollte in Form von Mr. White ergänzt werden.

Es wurde auch höchste Zeit, denn Mr. White hatte bereits beim Gespräch mit Anthony bemerkt, dass sein Augenlicht immer schlechter wurde. Das Bild verzog sich streifenförmig. Für Sekundenbruchteile war es sogar völlig ausgelöscht.
Anthony hatte ihn seltsam angestarrt. Als Mr. White in einen Spiegel sah, wusste er warum: Seine Augäpfel waren um das doppelte geschwollen und quollen geradezu aus seinem Schädel.
Außerdem verlor er Rinnsale voll Lymphflüssigkeit, die seine Augen absonderten.

Inzwischen war sein Augenlicht gänzlich erloschen. Die Mutation in seinem Körper übernahm nach und nach immer weitere Kontrollen.
Mr. White lag nackt auf dem OP-Tisch. „Goria! Beeilen Sie sich doch! Es geht zu Ende mit mir!“ Die blonde Frau hantierte mit medizinischen Geräten. „Einen Augenblick. Gleich bekommen Sie eine Betäubung.“
Mr. White kratzte sich am Unterarm und stellte fest, dass er nicht nur Haut unter seinen Fingernägeln hatte sondern auch einen etwa zwei Zentimeter breiten Hautstreifen abzog, der an seinen Fingerkuppen klebte.

Der Streifen wurde immer länger. Mr. White schüttelte den Streifen angewidert ab. Er starrte auf das rohe nackte Fleisch seines Armes. „Was ist das?“, fragte er, als sich wie im Zeitraffer große Blasen bildeten, die sofort wieder platzten.
Mr. White brüllte: „Schnell! Trennen Sie mich von diesem ekelhaften, verfaulten Körper! Goria! Da ist ein riesiger Wurm in meinen Eingeweiden! Schnell! Er frisst mich auf!“

Goria setzte die Betäubungspistole an Mr. Whites Hals an. „Keine Sorge, Mr. White. Es ist gleich vorbei.“
Ein Auge des OG-Chefs platzte auf. Goria deckte es mit einem weißen Tuch ab. Sofort bildete sich ein dunkler Fleck darauf. Goria nahm die Knochensäge zur Hand. Sie musste das Gehirn nun so zügig wie möglich in Bensons Körper transplantieren. Sonst würde es ebenfalls mutieren und Mr. White den Verstand verlieren.

Der Roboter, der einmal Benson gewesen war, schaffte es mit einem Lastenaufzug in ein Shuttle und wollte die Pilotenkonsole bedienen, um zu starten, doch das war ihm wegen seiner grobmotorischen Einschränkungen nicht möglich.
Hinter ihm hörte er einen OG-Angestellten: Ein Pilot in Uniform. „Was ist hier los?“, fragte der Mann und starrte auf den rudimentären Roboter.
„Starten Sie den Shuttle! Sofort! Oder Sie werden verdampfen!“ Der Bensonroboter zeigte mit einem seiner Arme auf den Piloten und drohte: „Mein Laser ist auf höchste Stufe gestellt.“

Der Bot verfügte vermutlich über keine Bewaffnung, doch war der Bluff seine einzige Chance von Desolate Rock zu entkommen. Der Pilot schwitzte. „OK. OK. Ich fliege Sie… Wer immer Sie auch sind…“

Kurz darauf hob das Shuttle ab und jagte in die Thermosphäre des Planeten.
„WARNUNG!“, ertönte eine Computerstimme. „Ihnen fehlt die Startberechtigung. Bitte kehren Sie augenblicklich zurück zum Shuttlehafen.“
Der Computer wiederholte die Warnung. Der Pilot war nassgeschwitzt. „Hören Sie! Wir werden beschossen, wenn wir nicht umkehren. Der Shuttle hat keine Chance gegen die Geschütze der Basis. Begreifen Sie das doch!“
Aber der Bot blieb stur: „Bleiben Sie auf dem Kurs. Starten Sie das Überlichttriebwerk für einen transgalaktischen Flug!“
Der Pilot antwortete heiser: „Das wäre Selbstmord!“

Im diesem Moment jagte ein exokinetischer Torpedo an ihrer Flanke vorbei. Einige tausend Meter vor ihnen aktivierte er sich und eine gewaltige Energiewelle wirbelte den Shuttle zur Seite. Das kleine Raumschiff war völlig außer Kontrolle.
„Schwere äußere Schäden“, sagte die Boardstimme.
Der Bot gab auf. „Also gut. Das war wohl der berühmte Schuss vor den Bug. Steuern Sie das beschissene Schiff zurück!“ Erleichtert tippte der Pilot hektisch einige Daten in die Konsole.

Ohne Vorwarnung erlöschte das Licht in seiner kleinen Zelle. Der Häftling mit der Nummer 47018-SWS-TIII saß auf seiner unbequemen, harten und schmalen Liege. Er legte sich nun darauf und starrte in die Finsternis Richtung Decke.
„Vom Einsatzleiter zum Häftling – eine bemerkenswerte Kariere!“
Er zuckte zusammen, als eine verzerrte Computerstimme aus einem Lautsprecher mit 80 Dezibel schrillte: „Das Sprechen während der Ruhezeiten ist Häftlingen untersagt. Es erfolgt keine weitere Warnung.“

47018-SWS-TIII presste zornig seine Lippen zusammen. Was durfte er denn überhaupt noch!?
Er musste unbedingt irgendwie einen Advokaten sprechen. Aber wie?
Hatte er Freunde, die ihm helfen würden? Er ging seine Exkollegen in Gedanken durch, aber ihm fielen nur Leute ein, die eher froh sein dürften, ihn aus dem Weg zu haben. Besonders Richards. Es würde ihn nicht wundern, wenn mitten in der Nacht plötzlich der Wärter vor ihm stand und grausam grinsend den Disziplinierungsknopf drückte, lediglich um seinen früheren Vorgesetzten vor ihm auf den Knien winseln zu sehen.

Während Häftling 47018-SWS-TIII im Dunkeln grübelte, genoss der Direktor der Anstalt in seinen privaten Räumen ein feudales Abendessen mit ausgewählten Offizieren der Ultrasec-Einheit.
Soweit war nichts ungewöhnlich. Allerdings wäre Mr. Watson, der Betreiber von Ultrasec sehr verwundert gewesen, wenn er gesehen hätte, was in der Haftanstalt auf Triton III ablief: In diesem Gefängnis war es Usus, dass besonders zuverlässige Gefangene als Diener arbeiteten und sich so Vergünstigungen erkauften.

Die Tischgesellschaft wurde von vier Häftlingen in Kellnerkleidung bedient. Sie standen jeder an seinem Platz, um auf ein Fingerschnippen sofort zum Tisch zu eilen und jeden Wunsch entgegenzunehmen.
Nach sechs Gängen der feinsten Delikatessen waren die vier Männer und zwei Frauen mehr als gesättigt. Trotzdem reichten die Häftlinge noch einen Dessert.

Der stämmige Direktor aß etwa ein Drittel und meinte dann: „Ich platze gleich.“ Seinen Gästen ging es nicht anders. Die Kellner sahen sehnsüchtig auf die Mahlzeiten. Die Wohlgerüche quälten sie bereits seit fast zwei Stunden. Als Gefangene einer Ultrasec-Haftanstalt erhielten sie immer wieder nur den gleichen gräulichen Brei mit synthetischen Inhaltsstoffen, und das neuerdings auch nur in verringerten Rationen.
Der Direktor hatte die „Diät“ eingeführt, weil er sich bei hungrigen und erschöpften Insassen mehr Disziplin und Ruhe versprach. Außerdem stieg so das Budget für andere Dinge, beispielsweise die luxuriöse Ausstattung seiner Privaträume.
Man musste eben Prioritäten setzen.

Der Direktor winkte einem Kellner, der sofort herbeikam und sich leicht verbeugte, wie er es gelernt hatte. „Möchtest du auch einen Happen haben?“ Der Mann schluckte. Seit Monaten hatte er nichts mehr geschmeckt. Der Standardbrei war fast geschmacksneutral. „Sehr gerne, Herr Direktor“, antwortete er leise.
„Wir haben dich nicht verstanden“, meinte der Leiter und zeigte in die Runde.
„Sehr gerne, Herr Direktor“, antwortete der Häftling lauter.
Der Leiter sagte: „Aber Häftlinge sind doch wie Schweine. Der Abschaum der humanoiden Rasse! Das bist du doch, oder?“
Der Insasse schluckte und antwortete: „Jawohl, Herr Direktor.“
Der Leiter sagte streng: „Sprich in ganzen Sätzen, Schwein!“
Der Mann antwortete: „Ich bin Abschaum und ein Schwein, Sir.“

Der Direktor grinste in die Runde. „Dann friss auch wie ein Schwein!“ Er zeigte auf den Dessertteller: „Ohne Hände.“
Der Häftling beugte sich über den Pudding und versuchte von dem Teller zu naschen. In diesem Moment drückte der Direktor dem Mann das Gesicht in das Dessert. Gelächter brandete am Tisch auf. „Alles auflecken, Schwein!“ forderte der Direktor. Schließlich mussten die Mitinsassen ihm das Gesicht sauber lecken und dabei grunzen wie Schweine. Die feiernde Gesellschaft kicherte und grölte vor Spaß und stieß mit den Champagnerkelchen an.

Später am Abend hatte der Direktor noch eine Überraschung für seine Gäste. Vier weibliche und zwei männliche Androiden erschienen. Ihre Optik machte sofort klar: Das waren Lovetoys aus Mine-City. Der Direktor überreichte jedem seiner fünf Gäste eine Chipkarte für ein kleines Schlafzimmer. „Viel Vergnügen!“, wünschte er seinen Angestellten lapidar.

Die vier Kellner sahen neidvoll zu und ächzten vor Geilheit. Doch ihre Keuschheitseinheiten verhinderten auch nur die kleinste Erektion.
Eine der beiden Offizierinnen bedankte sich und sagte: „Der Androide wird sicherlich der perfekte Liebhaber sein und mich in die höchste Ekstase versetzen; aber trotzdem würde es mich mal reizen, einen echten Mann im Bett zu reiten.“
Der Direktor sah sich um: „Ihre Kollegen sind schon in ihren Kabinen. Tut mir Leid. Das müssten Sie mit ihnen ausmachen.“
Die Frau sagte: „Nein, ich meine, ich könnte mir auch einen Insassen vorstellen…“

Der Direktor stutzte einen Moment. Dann meinte er: „Warum nicht? Aber denken Sie an ihre Disziplinar-Unit.“
Die Wärterin meinte schmunzelnd: „Natürlich. Ich bin doch nicht naiv. Der Sklav… ich meine der Gefangene wird selbstverständlich den elektrischen Ring um seine Hoden tragen. Mit der neuen Technik der Sicherheitsgeräte kann ich mir einen Mikroauslöser irgendwo an den Körper fixieren, der kaum auffällt. Und vor den Stromschlägen des Ringes bin ich grundsätzlich geschützt, auch, wenn seine Hoden mich berühren.“
Der Direktor hob anerkennend die Augenbrauen: „Da kenne ich mich gar nicht so gut aus. Sie sind ja hervorragend geschult. Mein Kompliment, Fiona! Also dann: Suchen Sie sich ihr Opfer!“ Er lachte dreckig und verließ den Salon, um sich seiner eigenen Liebesandroidin zu widmen.

Fiona winkte alle Kellner herbei.
„Die Katze im Sack kaufen? Niemals!“ Sie gestikulierte, dass die Männer blank ziehen sollten. Fiona schmunzelte und meinte sehr zufrieden: „Die Wahl ist eindeutig gefallen!“
Als sie mit dem Gefangenen in ihrer Kabine verschwand, erschienen Uniformierte, die die drei restlichen Häftlinge in einen Vorraum brachten, wo sie ihre Haftkleidung anziehen mussten.

Anschließend brachte ein Wärter den ersten der Männer in eine Einzelzelle. Zuvor hatte er in einem Käfig hocken müssen. Er war froh über den Umzug, der sein heutiger Lohn war.

Der zweite Mann erhielt eine kleine Essensration der Wärter. Kaum allein, schlang er alles hinunter. Wie das mundete! Er leckte sich noch minutenlang über die Lippen.

Der Dritte erhielt als Belohnung für eine Minute die Keuschheitseinheit entfernt. Furios wichste er seinen Luststab, doch als er gerade spritzen wollte, aktivierte die Wärterin den Disziplinierungsring um seine Hoden.
Jaulend sprang der Mann hoch und ließ seinen Penis los, aus dem der Lustsaft traurig hinaus floss. „Die Minute war um“, kicherte die Frau und legte ihrem Gefangenen den KG wieder um.

Der Vierte lag auf einem Bett gefesselt unter der Offizierin und freute sich auf echten Sex mit einer echten Frau. Seine KG-Einheit hatte sie ihm schon abgenommen. Sie spielte mit dem harten Glied, doch dann rutschte sie ganz nach oben an das Kopfende und ließ sich von dem Gefangenen lecken. Der Mann stöhnte geil auf. Dieser Duft! Diese süße Lustgrotte!
Er hatte das Gefühl, seine Hoden würden jeden Moment platzen! Hoffentlich rutschte sie gleich runter und ließ seinen Pfahl eintauchen…

Nach all der abstinenten Zeit war diese Vagina vor ihm das absolute Paradies! Und seine Libido war zusätzlich durch den Tentigovirus extrem gesteigert. Fiona freute es. Sie genoss die Zunge des geilen Mannes und schaute ab und zu hinter sich, wie dessen Penis hart und aufrecht pochte und wackelte, verzweifelt und frustriert Tränen weinte, zuckte und zu jammern schien. Und das machte sie noch geiler!

Als sie schreiend und schwitzend zum Höhepunkt kam und auf dem Mann zusammensackte, genoss sie noch eine Weile die Nachwehen ihres Glücksgefühls; dann stieg sie von dem Gefangenen runter und wollte den KG anlegen, doch die harte Erektion machte dies unmöglich. „Ich zähle jetzt bis zehn. Dann wirst du diszipliniert, wenn dein Schwanz immer noch steif ist!“


48. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 21.06.10 22:56

hallo prallbeutel,


wird die op von mr. white gelingen?
schade daß die flucht von mr. benson nicht geklappt hat.
49. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 24.06.10 19:00



Fortsetzung


Der Häftling atmete schnell und kurz, starrte verzweifelt auf sein Ungetüm, das sich da zwischen seinen Beinen hoch in die Luft erhob. „Aber… Wie soll ich…“, stammelte er.
Die Wärterin zählte in aller Ruhe und emotionslos den Countdown runter:
„Zehn…
Neun…
Acht…
Sieben…
Sechs…
Fünf…“
Der Häftling ächzte und jammerte um Gnade. „Ich schaffe es nicht! Bitte! Bitte keine Disziplinierung! Bitte! Ich versuche ja alles! Ich quetsche ihn mir selbst in den KG! Bitte!“
„Vier…
Drei…
Zwei…
Eins…“
Der gefesselte Mann schrie vor Angst laut los…
Fiona grinste. Sie genoss die Furcht im Gesicht des Mannes. „Ich werde mir jetzt meine Uniform anziehen. Danach wirst du diszipliniert, wenn dein Stummelchen immer noch frech ist!“

Häftling 47018-SWS-TIII wurde mitten in der Nacht von einem schrillen Alarmsignal geweckt. Der ehemalige Einsatzleiter wusste aus seiner Dienstzeit, was das zu bedeuten hatte: Zellenkontrolle. Er sprang von seiner Pritsche und wartete darauf, dass die Tür sich öffnete.
Kaum stand er neben seinem Bett, kamen zwei gerüstete Wächter hineingestürmt. Sie trugen Helme, Schilde und Schlagstöcke. „Arme seitlich ausstrecken! Beine spreizen!“ Der Befehl kam durch ein Helmmikrofon und hörte sich verzerrt an.
Die Gesichtsgläser der Helme waren verspiegelt. Der Häftling wusste nicht, mit wem er es zu tun hatte. Aber wenn Richards dabei war, würde der Zellenkontrolle eine Körperkontrolle folgen. Häftling 47018-SWS-TIII machte sich auf das Schlimmste gefasst.

Mr. White erwachte aus einer Hyper-Anästhesie, bei der Goria und Mayer gemeinsam sein Gehirn extrahiert und in Bensons Körper transplantiert hatten. Verwirrt bewegte Mr. White seinen linken Arm und drehte den Kopf. „Ich… Wo ist ein Spiegel?“
Goria schob eine verspiegelte Glaswand zur OP-Liege. Der Konzernchef versuchte aufzustehen, doch Goria hielt ihn fest: „Bleiben Sie noch liegen. Ihr Gehirn muss sich erst zurechtfinden. Und Sie dürfen Ihren neuen Kreislauf nicht überfordern. Bensons Herz schlägt erst wieder ein paar Minuten. Es gab zwar keine Probleme bei der Reanimation, aber sicher ist sicher. Sie bekommen jetzt noch einige Mittel zur Stabilisierung und Stärkung Ihres neuen Organismus. In einer Stunde fühlen Sie sich wie neu.“

Mr. White sagte mit Bensons Stimme: „So fühle ich mich jetzt schon. Die chronischen Schmerzen, die ständigen.. Unglaublich. Alles ist weg. Ich fühle mich wie neu geboren.“
Goria strahlte über das ganze Gesicht: „Sie SIND neu geboren, Mr. White.“

Mr. Whites Sekretär Anthony meldete sich über einen Video-Rufer: „Sir, Benson wollte flüchten. Der Shuttle ist von der Bodenstation wieder zur Landung gezwungen worden. Der Pilot beteuert, unschuldig zu sein. Sicherheitshalber haben wir beide in Gewahrsam genommen.“
Mr. White antwortete: „Führen Sie bei dem Piloten eine Gehirnsäuberung der höchsten Stufe durch.“
Anthony: „Aber das würde bedeuten, dass der Mann wie Mr. Turner…“
Mr. Whites Stimme hörte sich verärgert an: „Ich weiß, was mit Mr. Turner geschehen ist. Wir wollen keine Zeugen. Wer weiß, was Benson dem Piloten erzählt hat. Führen Sie meine Anweisung aus!“
Anthony: „Ja, Sir. Ich lasse ihn in die Medi-Abteilung bringen.“
Der Androide machte sich auf den Weg in den Zellentrakt des OG-Komplexes und murmelte: „Wenn Mr. White schon nicht freundlicher geworden ist, sieht er jetzt wenigstens besser aus.“

Goria erklärte: „Bensons Gehirn habe ich in einen alten Roboter verpflanzt. Ich dachte, Sie wollten noch herausbekommen, was er weiß.“
Mr. White: „Ich muss zumindest sicher gehen, dass er niemandem von seinem Insider-Wissen erzählt hat. Sorgen Sie dafür, dass er verhört wird… Oder noch besser: Tun Sie es selbst, wenn Sie hier mit mir fertig sind.“
Goria fragte: „Benötigen Sie Benson nach der Befragung noch?“
Mr. White antwortete lapidar: „Nein.“
Goria verließ den OP-Raum. Mr. White deutete auf den Arzt Mayer: „Bringen Sie mir meine Egel.“
Mayer runzelte die Stirn: „Aber Sir, die benötigen Sie nicht mehr.“
Mr. White hörte sich traurig an: „Ich weiß.“

Der Profikiller und Computerkriminelle Slim Holland glaubte seinen Ohren nicht zu trauen, als ihm mitgeteilt wurde, dass er in die Ultrasec-Einheit im Solar-Wesley-System auf Triton III gebracht werden sollte, wie es ursprünglich gedacht gewesen war.
Weil er nun so viele Lichtjahre entfernt geschnappt worden war, hatte er gehofft in eine andere Anstalt überführt zu werden. Ihm war zwar klar gewesen, dass nur eine Ultrasec-Einheit dem Sicherheitsstandard entsprach, der für ihn geeignet war, aber warum ausgerechnet der verfickte Planet Triton III?

Holland befürchtete, dass dort Freunde von Boris Carat einsaßen, die ihm das Leben zur Hölle machen würden, nachdem er den Unterwelt-Boss mit den Nanosonden aufs Kreuz gelegt hatte. Aber tragischerweise fragte ihn niemand, wo er gerne den Rest seines Lebens verbringen wollte. Er kam in das Drecksloch. Eine weitere Option gab es nicht.

Das Schiff „Securitas VII“ der Planetenpolizei trat in die verschmutzte Atmosphäre von Triton III ein und schaltete die Bremsdüsen ein.
Holland und neun weitere Häftlinge waren in Spezialfesseln fixiert, die kaum eine Bewegung zuließen. Ein regelmäßiger Piepton tönte durch die Kabine mit den Gefangenen, der den Männern seit Stunden den letzten Nerv stahl. Plötzlich modulierte der Ton und die Häftlinge verzogen schmerzhaft ihre Gesichter. Nach fünf Sekunden hatten sie das Bewusstsein verloren.

Der kleine Raumtransporter landete in einem Hof der Ultrasec-Einheit. Sofort schalteten sich mit einem Knall grelle, leistungsstarke Scheinwerfer ein und richteten sich auf das Schiff.
Mit einem Zischen öffnete sich die Luke, dann fuhr eine Rampe aus.
Wegen des Tentigovirus, der immer noch wütete, erschienen die Uniformierten der Planetenpolizei mit Spezialanzügen. Eine Transportkiste mit den zehn neuen Häftlingen rollte auf einer elektrischen Schiene über die Rampe auf den Boden und fuhr Richtung Eingangsschleuse.

Das obere Drittel der Box war aus feinmaschigem Spezialdraht. Die Männer wurden so dem Virus ausgesetzt. Eine Schutzmaßnahme hätte nicht den hohen Sicherheitsstandards entsprochen. Die Gefangenen mussten genau nach Vorschrift transportiert und fixiert werden.
Holland versuchte die Luft anzuhalten, da er von der Verseuchung wusste, die er Boris Carat zu verdanken hatte. Aber der Transport stoppte vor der Schleuse zu lange. Holland holte tief Luft und atmete nicht nur die verdreckte Luft von Triton III ein sondern auch den Tentigovirus.
„Ihr Arschlöcher!“, brüllte er und rappelte in seiner Fixierung. Sofort erhielt er einen Disziplinierungsreiz. Slim Holland biss die Zähne zusammen. Sollte ihm der Direktor dieser Anstalt vor die Hände kommen…

Goria hatte den Kopf des Roboters geöffnet und Bensons Gehirn freigelegt. Einige Drähte führten in das Gewebe und waren mit diversen Apparaturen verbunden. „Antworten Sie, Mr. Benson“, forderte Goria. „Beantworten Sie alle meine Fragen wahrheitsgemäß und umfassend. Sie wissen, was sonst geschieht!“

Das Verhör dauerte zehn Minuten, in denen sie verschiedene Knöpfe drückte, an Reglern drehte, Parameter an einer Konsole verändert, aber immer die gleichen Fragen stellte.
Goria beendete die Befragung schließlich: „Ich bin mir nun sicher, dass Sie mit niemandem gesprochen haben. Ich werde Sie nun aus dem alten Roboter befreien. Leider steht kein humanoider Körper zur Verfügung. Daher werde ich Sie auf unbestimmte Zeit einfrieren und katalogisieren, damit ich Sie gegebenenfalls eines Tages auch wieder finde.“

Mit einem sardonischen Grinsen zog Goria die Drähte aus Bensons Gehirn. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er wenigstens per Gedankenaustausch kommunizieren können. Doch nun war auch diese letzte Verbindung zur Außenwelt abgeschnitten.
Nach einigen Momenten spürte er, wie es ihm immer schwerer fiel, einen klaren Gedanken zu fassen. Er wurde langsamer und langsamer. Ein Nebel legte sich über sein Bewusstsein wie ein Teppich. Dann wurde es dunkel. Goria hatte flüssigen Stickstoff verwendet und Benson schockgefrostet.

Slim Holland saß auf einem festgenieteten Stuhl aus Metall mitten in einer kahlen Zelle. Das Decklicht strahlte genau auf ihn hinab, sonst war der Raum dunkel. Seine Hände und Füße waren festgekettet. Sein Kopf war rot vor Wut, aber auch vor Scham. Zwei Wächter hatten ihn nackt ausgezogen und auf diesem Stuhl fixiert, der in der Sitzfläche ein großes Loch hatte, durch das nun sein Geschlecht gezogen war. Die Größe des Loches war offenbar einstellbar, denn er spürte, dass er selbst ohne Fesselung nicht mehr in der Lage gewesen wäre, seine Genitalien aus dem Stuhl zu befreien.

Würde er jetzt die Früchte seines Betruges ernten? Oder war das die normale Prozedur für Neuankömmlinge?

Ihm gegenüber starrte er in einen großen Spiegel, hinter dem ihn vermutlich jemand beobachtete. Ein Zischen und ein kühles Gefühl von unten erschreckten ihn. Was würde jetzt geschehen?
Er sah im Spiegel, wie ein Greifarm genau unter seinem Stuhl nach oben fuhr.
Sollte er etwa kastriert werden?
Slim Holland ruckte in seiner Fixierung, aber das Spezialmaterial gab keinen Millimeter nach. Angstschweiß lief ihm über das Gesicht und die Brust.
Was hatten die mit ihm vor?

Als der Greifarm sich öffnete und sich wie eine Kugel um sein Geschlecht schloss, brüllte Holland panisch auf. Er spürte, wie sich etwas an seiner Männlichkeit bewegte, wie sich innerhalb dieser Kugel verschiedene Gerätschaften bewegten und um seine Genitalien schlossen – schob sich da nicht sogar etwas in seine Harnröhre?

Dann öffnete sich der Greifarm wieder und fuhr hinab, um im Boden zu versinken.
Was hatten die Mistkerle ihm da unten nur angebracht? Er konnte es im Spiegel wegen der dunklen Schatten nicht erkennen.
Und dann lösten sich plötzlich und unerwartet sämtliche Fesselungen, zogen sich in die Struktur des Stuhles zurück. Und schließlich versank auch der Stuhl, von dem Holland inzwischen hatte aufstehen können, im Boden.

Der Häftling stand alleine in dem kahlen Raum und betrachtete seinen Schritt: Er steckte in einem hochmodernen Keuschheitsgürtel.
War das üblich? Oder hatte es jemand auf ihn abgesehen? Über Keuschheitsgürtel in Ultrasec-Einheiten gab es Gerüchte… Aber die hatte er nie für voll genommen. Sollte es tatsächlich so sein, dass die Insassen auch noch ihre sexuelle Freiheit einbüßen mussten?

Würde er jetzt wieder abgeholt und in seine Zelle gebracht werden? Slim Holland hatte ein ungutes Gefühl, und seine Intuition trog ihn selten. Gleich kommt eine Mannschaft Wärter hereingestampft und prügelt mich windelweich… Und Richards stellt seinen Stiefel in meinen Schritt, wenn ich am Boden liege…

Aber nichts dergleichen geschah. Eine weibliche Computerstimme ertönte in unangenehmer Lautstärke: „Häftling: Nennen Sie Ihre Bezeichnung!“
Der nackte Mann drehte sich im Kreis, weil er nicht wusste, in welche Richtung er sprechen sollte. „Slim Holland.“
Sofort jagte ein Disziplinarstoß durch seinen Hodenring, der Holland auf die Knie zwang.
„Bitte wiederholen Sie die korrekte Bezeichnung“, tönte es aus der Decke.
Holland ächzte. Seine Gedanken rasten. Was wollte diese Scheißmaschinentante?

Er antwortete: „47018-SWS-TIII“. Panisch hielt er sich die Hände um seinen Keuschheitsgürtel, als würde das den Bestrafungsschmerz verhindern oder nur mildern. Er war schweißgebadet.
Der Computer: „47018-SWS-TIII, begeben Sie sich in den roten Kreis.“
Slim Holland sah die Markierung auf dem Boden. Er schritt hinüber und positionierte sich, wie gewünscht.
Die künstliche Stimme sagte: „Vielen Dank für Ihre Kooperation. Sie werden nun an ihren vorläufigen Aufenthaltsort gebracht.“

Slim Holland hoffte, dass seine neue Zelle nicht so kahl und klein sein würde, wie die, die er schon erlebt hatte. Nach einem Signalton leuchtete der rote Kreis, in dem er stand auf, und dann schob sich eine Art Plexiglaszylinder nach oben, der gerade genügend Durchmesser hatte, dass Holland darin stehen konnte.
„So müssen sich geschmuggelte Papageien fühlen“, dachte er und rollte die Schultern aus Platzmangel etwas nach vorne.

Als der Zylinder etwa zwei Meter hoch war, bildete sich ein Deckel. Und dann senkte sich der Boden mit Holland in dem Rohr ab. Von seiner Umgebung erkannte er nichts, denn es war stockduster. Plötzlich kippte sich der Zylinder mit ihm auf die Seite und bewegte sich offenbar vorwärts. Holland spürte die Fliehkraft und versuchte sich krampfhaft an der glatten Innenseite festzuhalten. Nach wenigen Minuten, die Holland allerdings als einen viel längeren Zeitraum empfand, öffnete sich der Zylinder an seinem Fußende.
Wieder ertönte die künstliche Stimme: „Verlassen Sie jetzt die Transporteinheit.“



50. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 24.06.10 21:55

hallo prallbeutel,

wird sich holland im gefängnis sich zurechtfinden. hat er sich mit dem virus angesteckt.

armer benson, jetzt lagert er als eisblock in einem gefrierschrank.

mr. white fühlt sich in seinem neuen körper sich wohl.

was passiert jetzt alles noch mit unseren akteuren?


danke fürs schreiben
51. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 26.06.10 17:00


Fortsetzung



Holland ächzte und kroch umständlich rückwärts aus der engen Röhre. Wo war er denn da nur hingeraten?
Er stieß bald an eine Art Gitter. Es war kaum möglich, aus dem Zylinder zu kriechen, weil die Füße gegen eine Sperrwand stießen. Holland mühte sich ab und schaffte es irgendwie. Sofort schloss sich der Zylinder und verschwand in der Dunkelheit.
Als Holland nach der Öffnung tastete, schlug er gegen ein Gitter, das kurz zuvor noch nicht da gewesen war. Dann knallte plötzlich ein grelles und starkes Deckenlicht an.

Es flutete den ganzen Raum, fast eine kleine Halle, mit kaltem, leicht bläulichem Licht. Holland stellte fest, dass er sich nicht ausstrecken konnte. Er war in einem Käfig mit etwa einem Kubikmeter Größe: Ein Meter breit, ein Meter hoch und ein Meter tief.
Und was ihn aber noch viel mehr irritierte: Neben ihm, vor ihm, hinter ihm, überall waren weitere gleiche Käfige aufgestellt, in denen jeweils ein nackter Häftling mit Keuschheitsgürtel saß.

Holland war schockiert. „Was geht hier ab? Hey, Leute! Wie lange seit ihr schon da drin?“ Doch viele der Männer starrten ihn nur gleichgültig an, statt ihm zu antworten. Nur der Insasse direkt vor ihm machte ihm ein Zeichen: Er fuhr mit seinem Finger über seinen Hals. Holland schluckte. Was sollte das bedeuten? Waren sie stumm? Oder waren sie Todeskandidaten? Offiziell war die Todesstrafe abgeschafft in der Vereinten Union.

„Häftling 47018-SWS-TIII“, ertönte die Computerstimme. „Sie sind zur lebenslangen Aufbewahrung bei Ultrasec verurteilt. Wir heißen Sie herzlich willkommen.“

Sollte das ein Witz sein? Holland ächzte und versuchte sich irgendwie bequemer zu drehen, was aber nicht gelang. Wie auch in dem engen Käfig?
Wie lange sollte er hierin verharren? In spätestens einer Stunde würde er Krämpfe bekommen. Ein Gittermuster hatte er jetzt schon auf der Haut.

Holland war irritiert über seine Gefühle: Neben Wut und Angst verstärkte sich in ihm immer mehr eine Geilheit, wie er sie bisher nicht gekannt hatte. Waren das schon die ersten Auswirkungen dieser ominösen Virusart?

Nach einer Stunde bemerkte er zu seinem Schrecken, wie er unbewusst begann, seine Brustwarzen zu zwirbeln, seinen Po zu reiben und… Das durfte nicht wahr sein! Er hatte das Verlangen, sich einen Finger… „NEIN!“ schrie es in Holland. Das würde er nicht tun! Schon gar nicht vor all den anderen Insassen! Sonst würden die noch glauben, er wäre vom anderen Ufer.

Aber sein Begehr wurde unerträglich intensiv. „Ach, egal!“, knirschte Holland. Er hatte nur noch seine Lust im Kopf. Seine Gedanken kreisten nur noch um das Eine.
Da öffnete sich eine Tür zur Halle und eine johlende Gruppe Insassen sprang hinein. Die Männer in den Käfigen rappelten aufgeregt an den Gitterstäben und pressten ihre Hinterteile an die Wand ihrer Zwinger. Und Slim Holland reagierte genauso!

Was erwartete er denn? Genau das, was ihn fast zum Wahnsinn trieb. Seine Lust! Er wollte, nein, er MUSSTE sein Verlangen befriedigen. Und die Insassen, die um die Käfige tanzten, trugen keine KG-Einheiten, dafür riesige, harte Schwänze vor sich.
Auch diese Männer waren augenscheinlich geil bis unter die Hutschnur. Im nächsten Moment knallte es scheppernd gegen seinen Käfig, ein lautes Grunzen ertönte, Holland merkte, wie ihn etwas ausfüllte, dehnte, und es war so geil!
Er versuchte seinen Penis zu greifen, aber der war sicher verschlossen. Holland versuchte seine Entjungferung zu genießen und konzentrierte sich auf den Gipfel seiner Erregung.

Mr. White fühlte sich in Bensons Körper pudelwohl. Neben all den verschwundenen chronischen Beschwerden war er auch noch um Jahrzehnte verjüngt – zumindest oberflächlich.
Den eigentlichen Jungbrunnen hatte Optional Genetics noch nicht gefunden. Aber Goria war kurz vor dem Durchbruch.
Die Forschung verbrauchte Hektoliter humanoides Ejakulat. Dank der neuen Geschäftsbeziehungen zur Boritenbruderschaft, die die Mine-Connection im Rotlichtmilieu von Mine-City abgelöst hatte, kam nun wieder eine Ladung nach der anderen nach Desolate Rock zur Konzernbasis von OG.
Die Drohnen, die noch im abgeschalteten X-Labor dahinvegetierten, wurden mit einer Gehirnsäuberung der zweithöchsten Stufe in der OG-Medi-Abteilung ihrer Erinnerungen an ihre Mitarbeit entledigt.

Mr. White hatte entschieden, dass die Männer nicht liquidiert werden sollten. Humanitäre Gründe hatte das allerdings nicht. Es ging dem Konzernchef eher darum, dass den Personen falsche Erinnerungen eingepflanzt werden sollten. Die Ex-Drohnen sollten in der Vereinten Union für den Konzern und seine Forschung werben. Im Optimalfall konnten sie zu „ferngesteuerten Marionetten“ werden, wichtige Ämter in Politik und Wirtschaft übernehmen, um dem Konzern so zu nutzen.

Ein Versuch war es wert, fand Mr. White. Besonders gespannt war er, was sein ehemaliges Vorstandsmitglied Franklin in seinem „zweiten Leben“ werden würde.
Vielleicht würde er sogar Benson eines Tages in einen neuen Körper transferieren. Nur der ehemalige Agent Turner würde wohl nicht mehr aus seiner infantilen Situation herauskommen. Zumindest Goria hatte berichtet, dass die Gehirnsäuberung der höchsten Stufe den Patienten unwiederbringlich auf den Stand eines Zurückgebliebenen gebracht hatte. Er würde wohl weiterhin Windeln tragen müssen. „Ich würde ihn aber gerne als Versuchsobjekt behalten“, hatte Goria gebeten.

Die Chef-Forscherin des Konzerns arbeitete fieberhaft im Y-Labor. Sie stand vor einem Tausend-Liter-Tank und öffnete einen kleinen Hahn, um 100 ml des kostbaren Saftes in ein Reagenzglas abzufüllen. Sie schwenkte es und ergänzte eine pulvrige Substanz.
Goria stellte das Reagenzglas in einen kleinen Glasschrank, der einer Mikrowelle ähnelte. Sie tippte auf einer Konsole verschiedene Daten ein. Die Strahlung in dem Glasschrank erleuchtete den Raum grünlich. Goria trug daher eine Schutzbrille.
Nach einem Signalton löschte das künstlich grelle Licht der Strahlung. Goria tippte auf die Seite des Brillenbügels. Die Schutzbrille schob sich automatisch zusammen und verschwand fast komplett hinter ihren Ohren. Sie entnahm das Reagenzglas und tropfte mit einer Pipette ein wenig in eine Petrischale, die sie unter ein Elektronenmikroskop stellte.
Gespannt prüfte sie den DNA-Strang, der durch die Genmodulation entstanden war. Sie fühlte Gänsehaut am gesamten Körper.

Der Androide Anthony bereitete währenddessen die Drohnen für den Transport in die Medi-Abteilung vor. Nach und nach wurden deren Erinnerungen modifiziert.
Mr. White hätte zufrieden mit sich und dem restlichen Universum sein können, doch er spürte plötzlich einen starken Brechreiz. Er sah in einen Spiegel und stellte fest, dass Bensons Körper stark gealtert war.
Was war geschehen? Über einen Rufer kontaktierte er Goria. „Kommen Sie sofort! Irgendwas stimmt mit dem neuen Körper nicht.“

Goria und Mayer brachten Mr. White in die Medi-Abteilung und untersuchten sämtliche Organfunktionen, nahmen DNA-Proben und machten diverse Tests.
Mr. White wurde immer ungeduldiger. „Was ist los?“
Goria musste zugeben, dass sie keine Ahnung hatte, was den schnellen Verfall von Bensons Körper verursachte. „Vielleicht wehren sich die Zellen gegen Ihr wirkliches biologisches Alter. Wenn es so einfach wäre, ein Gehirn in eine neue Hülle zu pflanzen, könnte man das alle 30 Jahre tun und ewig leben.“

Mr. White brauste jähzornig auf. „Genau das versuchen wir zu schaffen, falls ich Sie daran erinnern muss, Goria!“ Er sah bestürzt auf die faltig gewordene Haut. „Stoppen Sie den Verfall!“, forderte Mr. White.
Goria versetzte den Konzernchef in Narkose und kühlte seinen Körper so weit hinab, dass alle Funktionen fast zum Stillstand gerieten. Jetzt würde die Alterung nur noch sehr langsam fortschreiten. Sie benötigte noch weitere Zeit, um die Formel des ewigen Lebens zu finden.
Goria eilte mit wehendem Kittel zurück ins Y-Labor und fütterte verschiedene Proben mit aufbereitetem Ejakulat, ergänzte modulierte Genstränge, setzte Gammastrahlen ein und verwarf die Proben wieder. Sofort machte sie sich an die nächste Versuchsreihe.
Mr. Whites Haut und Haare waren weißlich von der gefrorenen Luftfeuchtigkeit. Er lag in einer Kühlkammer und starrte blicklos an die Decke.

Auf Triton III amüsierten sich einige Wächter der Ultrasec-Einheit, die einige Tage Urlaub hatten, in der sündigen Stadt Mine-City. Hier konnten sie so richtig die Sau rauslassen, Androidinnen genau nach ihren erotischen Vorstellungen bestellen und mit diesen tun, was sie wollten.
Einer der Wächter geriet nach einigen Gläsern „Yellow Hell“ mit einem Boriten in Streit. Der Schlagabtausch der Männer, der verbal zu nichts führte, wurde schließlich mit den Fäusten weitergeführt.
Um sie herum hatte sich eine Traube Menschen und Boriten gebildet, die den einen oder anderen anfeuerten.

Es wurden schon erste Wetten abgeschlossen, doch dann ertönte eine Lautsprecherstimme: „Planetenpolizei!“
Die Menge wischte auseinander. Doch der Wachmann und der Borite rangen auf dem Boden weiter miteinander. Plötzlich schossen elektrische Impulse auf das Knäuel nieder, die die beiden Raufbolde zucken und dann bewegungslos liegen ließen.
Zwei uniformierte Androiden der Planetenpolizei steckten ihre Impulsphaser wieder ein und packten die zwei Ruhestörer und brachten sie in zwei winzige Einzelzellen eines Orbitaljets.

Der Senkrechtstarter stieg die genau eingestellten 3,89 Meter hoch und rauschte auf der Luftstraße davon. Ein verschwommen sichtbares Kraftfeld schien die nächste Umgebung des Transportjets zu verformen. Mit rund 300 km/h näherte sich der Jet der nächsten Polizeistation.

Da die Polizeistreitkräfte von Mine-City von der Unterwelt infiltriert und geschmiert waren, kam der Borite schnell wieder frei. Ein hämischer Blick zu seinem Widersacher, der aufsprang und die Gitterstäbe umfasste, brachte den Ultrasec-Angestellten in Rage. „Man sieht sich immer zwei Mal im Leben!“, spuckte er ihm giftig entgegen.
Sollte der Borite einmal den Weg in die Ultrasec-Anstalt finden, so würde der Wachmann sicherlich Mittel und Wege finden sich für den unverschämten Blick und das freche Grinsen zu revanchieren.

Nach über einer Stunde erschien ein Mann in einem Tribunalanzug, vermutlich der zuständige Richter für Schnellabhandlungen. „Der Polizeivernehmung sowie Zeugenaussagen entnehme ich, dass Sie sich der Ruhestörung der öffentlichen Ordnung schuldig gemacht haben. Ich verurteile Sie hiermit zu 30 Tagen Arbeitshaft. Das Urteil wird sofort rechtskräftig.“

Der Wachmann hatte noch nicht ganz begriffen, dass der Jurist ihm gerade einen ganzen Monat Arbeitshaft aufgebrummt hatte, da war die Gesetzesperson auch schon wieder weg.
Was hieße überhaupt Zeugenaussagen? Außerdem hatte der Borite angefangen, handgreiflich zu werden. Der Wachmann stöhnte. Man hatte ihn gelinkt!
Wenigstens musste er seine Haft nicht in einer Ultrasec-Anstalt absitzen.

Am nächsten Morgen wurde der Häftling in das Bezirksgefängnis von Mine-City überführt. Wenn er hier als Ultrasec-Wärter erkannt wurde… Nicht auszudenken!
Der Angstschweiß stand ihm dick auf der Stirn. Zwei Androiden führten ihn einen langen Flur entlang. In einem Raum wurde er neu eingekleidet. Seine Haare entfernte eine Maschine automatisch, die ihm zuvor wie eine Haube auf den Kopf gesetzt wurde.

In seinem orangefarbenen Overall mit der Häftlingsnummer kam er sich ziemlich unwohl vor. Als die Androiden ihn in eine Zelle mit drei weiteren Gefangenen führten, hoffte er inständig, keine „alten Bekannten“ zu treffen.
Die Männer sahen nicht gerade freundlich aus. Zwei Etagenbetten sowie eine Toilette aus gehärtetem Aluminium gab es in der Zelle. Intimsphäre war hier ein Fremdwort.

Er musste zugeben, dass es den Gefangenen in Ultrasec auch nicht besser ging. Ein unteres Bett war noch frei. Als er seine Zellengenossen nickend grüßte und sich hinsetzen wollte, meinte einer der drei Typen: „Das ist besetzt!“
Der Neue stand auf und fragte: „Und wo soll ich schlafen?“
„Auf dem Boden!“, griente eine Stimme von oben.
Der inhaftierte Wachmann überlegte: Wenn er jetzt nachgab, würde er bald mit den drei Grobianen verheiratet sein.
Die Alternative wäre, sich Respekt zu verschaffen.

Er packte den Mann im oberen Bett am Schlafittchen und wollte ihn von der Matratze zerren, aber der Kerl wog offenbar mehr als vermutet. Und dann packte der Rohling mit seiner Faust den Neuen am Kragen und hob ihn mit einem Arm in die Luft.
Der Neuling zappelte und rief: „Loslassen!“ Der brutale Kerl folgte der Anweisung, und der Ultrasec-Mann krachte zu Boden, verlor das Gleichgewicht und lag eine Sekunde später den Männern zu Füßen.

So viel zum Thema Respekt verschaffen, dachte der Wachmann inkognito. Wenigstens hatte ihn niemand erkannt. Doch dafür sorgte ein Androide, der sich lauthals über den neuen Häftling unterhielt, als er mit einem Kollegen den Flur vor den Zellen abschritt.

Der „Ultrasec“ glaubte nicht richtig zu hören. Seit wann führten Androiden „Small Talk“?
Ohne auf seine Zellengenossen zu sehen, wusste der Neue, dass sie ihn anstarrten und mit ihren Blicken durchbohrten.
Es wurde plötzlich so heiß, dass ihm fast die Haut zu brennen schien.
Als er sich umdrehte, standen alle drei seiner bulligen Kameraden hinter ihm. Beim einen blähten sich die Nasenflügel, beim anderen flackerte der scharfe Blick, der dritte mahlte mit seinen Kiefern.



52. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 26.06.10 21:49

hallo prallbeutel,

mr. white hat pech, der körper von benson scheint nicht so funktionieren wie erhofft. wie lange muß er in der gefriertruhe ausharren.

muß holland jetzt eine dauergeilheit aushalten?

werden die mitgefangenen den verurteilten wärter angreifen?

fragen über fragen. du verstehst es den spannungsbogen hoch zu halten. bitte schreib weiter. danke
53. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 28.06.10 20:47



FORTSETZUNG


Durch Goria schoss ein Gedanke, scharf wie ein Laserskalpell: Sie war die kommissarische Leiterin von Optional Genetics, solange Mr. White im künstlichen Koma lag. Warum also sollte sie ihn jemals wieder aufwecken?
Ihr Gesicht verzog sich maliziös. Es gab keinen Grund, Mr. White aus seiner Kältestarre zu holen. Schließlich hatte er nicht die Formel für das ewige Leben gefunden. Wenn jemand diese Leistung für sich in Anspruch nehmen konnte, dann sie selbst. Sie ganz allein!

Goria kam eine weitere teuflische Idee. Sie bereitete alles in der Medi-Abteilung für eine weitere Transplantation vor und ließ Mr. White aus der Kältekammer holen. Auch das Gehirn von Benson lag bald aufgetaut auf ihrem OP-Tisch.
Als Assistent diente ihr Doktor Mayer, der sich anfangs geweigert hatte, die unethische Operation durchzuführen, aber als Goria ihm gedroht hatte, er würde selbst in einer Kühlkammer landen, gab er nach.

Nach einer fast sechsstündigen Meisterleistung hatte Goria Bensons Gehirn neben Mr. Whites Denkzentrale ebenfalls in Bensons Körper transplantiert. Sie ließ die neu geschaffene, bizarre Kreatur in eine Gummizelle bringen und beobachtete, wie die Person aufwachte. Sie sah durch das Panzerglas, wie die beiden Männer langsam begriffen, was geschehen war. Ein schizophrenes Monster hatte sie geschaffen. Auf dem rasierten Schädel zeugten zwei lange Narben und mehrere metallene Klammern von der Öffnung.

Mr. White und Benson versuchten sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen, sich zu schlagen, zu beißen, zu boxen, gegen die gummierten Wände anzurennen. Jedes Mal, wenn einer der Männer versuchte, dem anderen Schmerzen zuzufügen, erlebte er die gleichen Reize selbst, denn sie teilten sich den einen Körper.

Irgendwann gaben sie es auf. Die Kreatur war erschöpft zusammengesunken. Verwirrt. Geschockt. Der Erzfeind im eigenen Körper! Übelkeit und Wut stiegen in Benson und Mr. White auf. Hechelnd und mit glasigem Blick wartete die Kreatur ab. Die beiden Gehirne dachten fieberhaft darüber nach, wie sie den Rivalen loswurden. Aber kein einziger Muskel gehorchte nur ihm allein. Der andere Teil der Kreatur hatte genauso viel Macht über ihn.

Gorias Mimik war kalt wie ein Eisblock. Bald würden Mr. White und Benson den Verstand völlig verlieren. Goria drehte sich triumphierend herum und schaltete das Licht in der Gummizelle aus. Lange genug hatte sie für Mr. White die Forschung vorangetrieben und immer nur die zweite Geige gespielt. - Jetzt war ihre Stunde gekommen.
Sie hatte Optional Genetics übernommen und würde ewig leben. Sie würde die mächtigste Frau der Vereinten Union und bald vielleicht des gesamten bekannten Universums sein!

Sie legte ihren weißen Kittel ab. Den hatte sie lange genug getragen. Sie würde anordnen, Mr. Whites Privaträume umgestalten zu lassen. Ab sofort würde sie von dort ihre Befehle geben und das Unternehmen leiten. Direkt aus der Kommandozentrale.

Als der Androide Anthony zu ihr kam und ungemütliche Fragen stellte, kam Goria nah zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter. Es wirkte wie eine freundschaftliche Geste. Doch mit einer geschickten Bewegung drückte Goria eine bestimmte Stelle am Hinterkopf des Androiden, die ihn augenblicklich lähmte.
Dies verschaffte Goria genügend Zeit, Anthony komplett abzuschalten.
„Dich Rappelkiste werde ich erst mal umprogrammieren. Ohne Erinnerung an deinen alten Meister wird du nur mir dienen.“

Beruhigt ging Goria zurück ins Y-Labor. Nur den weißen Kittel trug sie nicht mehr. Sie hatte ihn abgelegt als symbolisches Zeichen ihrer Machtübernahme.
Ihre aktuellste Analyse ergab, dass selbst die Unmengen von Ejakulat noch nicht ausreichten, den Quell des Lebens zu finden.
„Das gibt es doch nicht!“, brauste Goria, die sonst immer die eiskalte Ruhe selbst war, auf. „Da fi**en geile Böcke einer ganzen sündigen Stadt wie die Karnickel, und selbst das reicht nicht aus!“

Sie kontaktierte über eine Konsole einen OG-Mitarbeiter: „Vereinbaren Sie mit der Boritenbruderschaft auf Triton III, dass alle Vergnügungen für Männer im Preis um 50 Prozent gesenkt werden. Die Einnahmeverluste gleicht der Konzern über ein Nummernkonto in Geldeinheiten aus. Regeln Sie alles weitere.“
„Jawohl, Miss“, antwortete der Mann.
Goria hatte ihn schon weggeschaltet, da tauchte er erneut auf dem Monitor auf. „Miss? Nur für das Protokoll… Sie sind nun kommissarische Vorstandsvorsitzende?“
Goria beugte sich über die Konsole: „Nein. Ich bin ordentliche Nachfolgerin von Mr. White. Aus gesundheitlichen Gründen hat er sein Amt definitiv niedergelegt.“

Der Ultrasec-Angestellte, der selbst in einem Bezirksgefängnis einsaß, sah sich drei brutalen Mithäftlingen gegenüber, die gerade erfahren hatten, dass er ein Wachmann bei Ultrasec war.
„OK, Leute, beruhigt euch erst mal“, versuchte er es und hob beschwichtigend die Hände. „Man kann über alles reden.“
Doch die grobklotzigen Männer waren nicht in der Stimmung für Gespräche.

Erst zwei Stunden später bemerkte ein Wärter, dass in der Zelle etwas nicht stimmte. Er gab Alarm und ließ öffnen: Alle vier Männer lagen in ihren Betten. Doch einer von ihnen wirkte irgendwie apathisch. Sein Gesicht war verschmiert, und die Wärter wussten sogleich, was geschehen war. „Wer war das?“, wollte der Uniformierte streng wissen; aber die drei Insassen hatten nichts gesehen, nichts gehört, nichts bemerkt.

Der Neuling wurde auf die Krankenstation gebracht und versorgt. Anschließend sollte er in einer Einzelzelle untergebracht werden. Doch im Bezirksgefängnis von Mine-City regierte die Geldeinheit als oberste Gesetzesinstanz. Und so kam es, dass der Neue einige Stunden später Besuch bekam. Drei Männer in Häftlingsorange wurden in die Einzelzelle geführt, um ihm ins Gewissen zu reden, keine Aussage gegen sie zu machen. Und ihre Argumente waren überzeugend.

Goria ließ komplizierte Analysen durch die Computereinheiten des hochmodernen Y-Labors laufen. Sie hatte die genmodulierte DNA-Signatur gefunden.
Gerade wollte sie einen OG-Mitarbeiter als unwissendes Versuchsobjekt rufen, da erhielt sie die Hiobsbotschaft, dass die Boritenbruderschaft auf Triton III die Geschäftsbeziehungen mit Optional Genetics abgebrochen hatten. Der neue Unterweltboss in Mine-City wollte den Konzern erpressen. Ein Desaster für die Forschung! Goria konnte es nicht fassen. „Sorgt für die Absetzung dieses Vollidioten! Unternehmt was! Schickt wieder die Söldner hin! Liquidiert alle, die OG im Wege stehen!“ Goria war außer sich.

Einige Tage später musste sie zur Kenntnis nehmen, dass die Boritenbruderschaft nicht so leicht zu dominieren war wie die Mine-Connection. Es gab keinen Nachschub an humanoidem Ejakulat. Und es würde aus Mine-City auch keinen mehr geben.
Der reinste Krieg tobte zwischen der Bruderschaft und den OG-Agenten. Aber der Konzern war auf verlorenem Posten.

Goria hatte keine Zeit zu verlieren. Sollte sie das X-Labor mit den Drohnen wieder aktivieren? Einige der Drohnen hatten bereits eine Gehirnsäuberung hinter sich und waren auf dem Weg in verschiedene Kolonien der Vereinten Union.
Goria könnte neue Männer ködern, doch selbst tausende würden nicht genug Ejakulat erzeugen. Selbst wenn das X-Labor die höchstmögliche Produktionsrate verzeichnete und die Drohnen zigfach täglich melkte, würde die Kapazität nicht ausreichen. Bei weitem nicht.

Goria verzweifelte fast. Sie warf wütend ein Reagenzglas durch das Y-Labor, so dass es an einer Wand klirrend zerschellte. Wenn sie jetzt die Probe irgendeine Versuchsperson inhalieren ließ, war es ihr vorläufig nicht mehr möglich, eine neue Dosis herzustellen.
Vielleicht war es nie wieder möglich.
Goria dachte einen Augenblick nach. Dann hatte sie eine wichtige Entscheidung getroffen, die ihr Leben verändern würde.

Sie nahm die einzige Dosis des „Jungbrunnens“, die sie hergestellt hatte und inhalierte sie über einen speziellen Filter einer Atemmaske. Goria atmete schnell. Sie war aufgeregt.
Sie entnahm sich anschließend mit einem Nanowerkzeug eine Gewebeprobe und untersuchte diese mit einem Analyseprogramm, das die Zellenentwicklung ihres Körpers im Zeitraffer simulierte.

Es dauerte 20 endlose Minuten, bis das Ergebnis vorlag. Dann sah Goria gebannt auf den Bildschirm: Ihre Zellen waren nicht gealtert! Sie hatte den „Jungbrunnen“ gefunden! Sie würde ewig leben!
Euphorisch begab sie sich in die Privaträume von Mr. White, die nun ihre sein sollten.

Jetzt musste sie nur noch einen Weg finden, wieder genügend Ejakulat zu besorgen, um weitere Dosen herzustellen. Ihr „Baby“ würde natürlich erst dann marktreif sein, wenn es ihr gelang, aus wenigen Litern Ejakulat eine Portion zu erzeugen.

Optional Genetics hatte schon so manche Produkte auf den Markt gebracht: geklonte Haustiere, genoptimierte DNA für Sportler und andere spezielle gewünschte Leistungen, Fähigkeiten für militärische Einsätze, Charakteranpassungen bei schwer erziehbaren Personen bzw. Modifikationen der Persönlichkeit von Kriminellen und einiges mehr. Aber der „Jungbrunnen“ würde die Krönung des Konzerns sein. Damit würde sich Goria ein Denkmal setzen.

Ein Raumschiff schwebte durch das dunkle All, mehrere Sonnensysteme vom Solar-Wesley-System entfernt. Das Ziel des Fighters war der kahle, kleine Planet Desolate Rock. Die „Scorpion“ war schwer bewaffnet, Angst einflößende Phaserkanonen waren an dem anthrazitfarbenen Rumpf angebracht. Auf den Flanken stand in großen weißen Lettern: „Planetenpolizei der Vereinten Union“.

An Bord waren neben einer bewaffneten Spezialeinheit der Exekutive auch Mitglieder des mächtigen Ethikrates. Eine offizielle Petition mehrerer Ethikgruppen hatte Wirkung gezeigt und die Moralinstanz erneut auf den skrupellosen Konzern aufmerksam gemacht.
Nach eingehender Untersuchung war eine detaillierte Kontrolle der OG-Basis angeordnet worden. Die Wahrscheinlichkeit, dass OG nicht nur mit strengen Auflagen und weiteren Kontrollen rechnen musste, sondern dass auch rechtliche Schritte eingeleitet würden, war hoch.
Der Vorsitzende des Ethikrates wollte in der nächsten Konferenz sogar dafür votieren, den Konzern zu zerschlagen und in eine staatliche Forschungseinrichtung der Vereinten Union umzubilden. Und bisher hatte der einflussreiche Mann immer seinen Willen durchgesetzt.

Goria erhielt zu diesem Zeitpunkt einen anonymen Hinweis auf die baldige Ankunft der Scorpion. Optional Genetics hatte schon vor Jahren einen „Maulwurf“ in die Planetenpolizei eingeschleust.
Goria musste sich an der Konsole abstützen, vor der sie gerade stand. Der eiskalten Frau wurde heiß. Alles war aus!
Der Kontrolleure durften auf keinen Fall die Labore betreten. Aber sie würden es tun…

Goria konnte nur noch so viele Spuren wie möglich beseitigen lassen. In wenigen Stunden würde der Ethikrat auf Desolate Rock landen.
Goria gab Alarm und instruierte alle leitenden Angestellten des Konzerns über die nun zwingend notwendigen Maßnahmen.
Daten wurden gelöscht, synthetische Gen-Signaturen vernichtet. Die Drohnen hatten glücklicherweise den Planeten bereits verlassen. Doch die Apparaturen im X-Labor und auch das hochgeheime Y-Labor musste zerstört werden. Eine andere Lösung fand die Forscherin nicht.

Goria kommandierte alle Angestellten zu einer aktuellen Gehirnsäuberung. Doktor Mayer war als einziger eingeweiht, welcher Löschungsstufe dieses Mal eingestellt war.
Goria schaltete mit einem Mastercode die Selbstzerstörungsgranaten in den beiden Labors frei. Gleichzeitig ließ sie so viel humanoides Ejakulat wie möglich in das größte Tankshuttle von OG laden. Sie raffte ihre wichtigsten Unterlagen zusammen und eilte an Bord.

Neben dem Piloten und dem Androiden Anthony wurden noch der infantile Turner und das schizophrene Monster Benson/Mr. White in Käfigen in den Laderaum gebracht.
Als das Schiff startete und in die Stratosphäre eindrang, aktivierte Goria die Selbstzerstörungssequenz für die Labors.

Nach weiteren hundert Sekunden sah sie zwei gewaltige Explosionen auf der Planetenoberfläche, die zwei abgetrennte Bereiche des riesigen OG-Komplexes mit einer atomaren Mikroexplosion in Schutt und Asche legte.
Die zurückgebliebenen Angestellten hatten sich in einem Schutzbunker versammelt und warteten auf die Scorpion.

Goria umklammerte den Datenträger, auf dem die geheimen Formeln für ihren „Jungbrunnen“ geschrieben standen. Sie betrat die Brücke des Schiffes und fragte den Piloten: „Wird der Tarnfilter ausreichen, damit wir nicht verfolgt werden können?“
Der Pilot wiegte seinen Kopf unentschlossen hin und her: „So schnell werden sie uns nicht finden. Aber auf Dauer können wir uns nicht verstecken. Mit Hyperwellen werden sie uns irgendwann aufspüren. Das Tankshuttle ist nicht schnell genug, um sie komplett abzuhängen.“
Goria ballte ihre Fäuste.
Wenigstens hatte sie einen Vorsprung.



54. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 28.06.10 22:04

hallo prallbeutel,


wird die ärztin ein imperium aufbauen können? was passiert mit dem monster? wird es unberechenbar werden? was erhofft sie sich mit der erschaffung?
55. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 29.06.10 20:58

Zitat
hallo prallbeutel,


wird die ärztin ein imperium aufbauen können? was passiert mit dem monster?


@ Herrin_Nadine

Für ein Imperium wird es wohl so schnell nicht reichen. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt?

Was mit dem Monster geschieht, erzähle ich in der nächsten Fortsetzung.

56. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 30.06.10 19:37



FORTSETZUNG


In der Ultrasec-Haftanstalt auf Triton III mutierte der Tentigo-Virus auf überraschende Weise. Die Geilheit, die er anfangs ausgelöst hatte, schwächte sich ab. Dafür verklumpten die Viren zu Millionen und bildeten einen Ball, der sich im Magen der Gefangenen festsetzte.

Der Anstaltsarzt stellte bei Untersuchungen fest, dass die Viren sich zu neuen Lebensformen entwickelten. Die gute Nachricht war: Diese neue Lebensform war mit einem Serum abzutöten.
Als der Arzt dem Direktor diesen Vorschlag machte, meinte dieser: „Tun Sie es. Aber lassen Sie die Viren bei zwei oder drei Gefangenen leben. Ich möchte wissen, wie sie sich weiterentwickeln.“
Der Arzt war schockiert: „Das entspricht nicht den ethischen Grundsätzen der Vereinten Un…“
„Ruhe!“, ereiferte sich der Direktor: „ICH habe hier das Sagen! Wenn Ihnen das nicht passt, können Sie sich ja nach Mine-City versetzen lassen.“

Der Mediziner folgte den Anweisungen seines Vorgesetzten und behandelte die Häftlinge mit einem Serum, dass sie von dem Virus völlig befreite.
Der Direktor hatte ihm zwei Namen gegeben, denen die Arznei verweigert werden sollte: 47018-SWS-TIII und 47033-SWS-TIII. Es handelte sich um den gefeuerten Einsatzleiter der Anstalt und den Profikiller Slim Holland.

Während die klumpigen Geschwüre abstarben, wuchsen sie bei den beiden separierten Insassen weiter. Die Geilheit unter den Häftlingen war wieder auf einem Normalmaß, so dass sie in Gruppenzellen zurückgeführt werden konnten. In einem speziellen Raum nahe der Krankenstation blieben die zwei Sondergefangenen allerdings in Käfigen untergebracht.

In den nächsten Tagen schieden die Körper der Männer den fast Handball großen Viruscluster aus. Er war zwar bis zu einem gewissen Grad verformbar, führte aber trotzdem zu starken Dehnschmerzen, wenn er sich durch den engen Ringmuskel zwang.
Da das nekrose Gewebe schnell aus dem Organismus entfernt werden musste, um eine Sepsis zu verhindern, hatte der Arzt ein starkes Laxativa verordnet.
Zwei Tage verbrachten fast alle Häftlinge in sitzender Position über einer von mehreren langen Wannen, die die Viruscluster auffangen sollten.
Während dieser Zeit erhielten die Gefangenen nicht nur ihre tägliche Dosis Brei sondern auch erhöhte Mengen isotonische Flüssigkeit.

Bei 47018-SWS-TIII und 47033-SWS-TIII wuchs der Virus dagegen ungehindert weiter und wölbte bereits die Bauchdecke der beiden Männer.
„Faszinierend“, gab der Arzt nach einer Weile zu und stellte täglich mehrere Untersuchungen mit seinen Patienten an.
Er musste dem Direktor im Nachhinein Recht geben: So einen entarteten Virus am lebenden Objekt zu untersuchen, dass war eine Chance für die Wissenschaft, die er ergreifen musste.

Der Pilot der Scorpion konnte in letzter Sekunde den Landeanflug abbrechen und der Detonation der Gebäudeteile ausweichen. Nichtsdestotrotz stiegen Spezialeinheiten der Planetenpolizei kurz darauf in Minifighter und landeten in der OG-Basis.
Mit Schutzanzügen betraten sie den Komplex und nahmen Kontakt mit den Insassen des Schutzbunkers auf.

Die leitenden Angestellten von OG wurden verhaftet. Sämtliche Personen kamen in Quarantäne an Bord der Scorpion. Stundenlange Verhöre kamen nun auf die Männer und Frauen zu. Doch die wenigsten Personen hatten Informationen über die X- und Y-Labore.
Goria wurde zur Fahndung ausgeschrieben. Staatliche Agenten der Vereinten Union wurden beauftragt, die flüchtige Forscherin festzunehmen; und auch etliche Kopfgeldjäger und Abenteurer machten sich auf den Weg, denn eine hohe Belohnung wurde festgesetzt.

Je genauer und länger der Ethikrat in den Büchern und Unterlagen, Protokollen, Dateien und dem Forschungsmaterial des Konzerns suchte, umso mehr schockierende Details kamen zum Vorschein. Sogar die ehemaligen Drohnen, die längst mit neuer ID in den Weiten der VU verteilt waren, wurden identifiziert und medizinisch behandelt.
Experten versuchten ihre gelöschten oder umgeschriebenen Erinnerungen wiederherzustellen, doch bisher war dies nicht gelungen. Die letzte Gehirnsäuberung war zu intensiv gewesen.
Trotzdem reichten die bisherigen Beweise aus, um Goria ein Leben hinter Gittern von Ultrasec zu garantieren, sobald sie geschnappt werden würde.

Der OG-Tankshuttle schwebte an einem Asteroidengürtel eines unbewohnten Systems vorbei. „Hier werden wir die letzten Hyperwellen abschütteln“, sagte der Pilot siegessicher und bewegte ein Kaugummi von der einen Seite seiner Zahnreihe zur anderen.
Goria wurde erst jetzt klar, was die Flucht von Desolate Rock bedeutete: Sie würde ihr Leben lang auf der Flucht bleiben und in der Angst leben müssen, von der Planetenpolizei oder irgendwelchen Kopfgeldjägern gefangen zu werden.

Im Grunde war Mr. White schuld daran. Warum hatte er ihr nicht die Leitung des Konzerns überlassen, als sie noch etwas hätte ändern können?
Und dieser Benson! Wenn der nicht gewesen wäre… Ein fauler Apfel im Korb steckt alle anderen an.
Goria bekam plötzlich eine riesige Wut auf die beiden Männer. Sie ging zum Waffenschrank und holte eine Elektropeitsche heraus, wie sie von den Boriten vor einem Jahrhundert verwendet worden war, als der Erstkontakt mit den Menschen zu militärischen Konflikten geführt hatte.

Sie stiefelte zu der Zelle, in der das Doppelwesen aus Mr. White und Benson auf einer Liege fixiert war und aktivierte die Elektropeitsche. Blindlings prügelte sie auf die Kreatur ein.
Zu ihrer Verwunderung lachte das Wesen wie verrückt. Hatten die Männer ihren Verstand verloren? Sie verließ mit gemischten Gefühlen den Raum und aktivierte eine Holotafel mit geographischen Daten und Karten der Umgebung.
Nicht sehr weit von ihnen entfernt fand sich ein kleiner Planet, auf dem eine humanoidverträgliche Atmosphäre war. Ebenfalls waren dort Süßwasser, Fauna und Flora heimisch, die einem Menschen gute Überlebensmöglichkeiten boten. Sie zeigte mit einem Finger auf den Himmelskörper und sagte: „Dort werdet ihr bleiben.“

Der Tankshuttle erreichte die Umlaufbahn des Planeten zwei Tage später. Weit ab von sämtlichen Routen würden sie dort niemals entdeckt werden. Das sollte Gorias Rache sein!
Mit einem Minishuttle flog sie das Doppelwesen persönlich auf die Oberfläche und setzte es mit Fixierungen aus Temporärstruktur am Rande eines Berges ab. Wenige Minuten später war der Shuttle in den Wolken verschwunden.

Eine Stunde später löste sich die Fixierung auf. Die Kreatur sah sich verwirrt um und wankte hin und her, denn die Gehirne konnten sich nicht einigen, in welche Richtung es gehen sollte.
Wieder schlug es auf sich selbst ein, in der Hoffnung, dem anderen Schmerzen zuzufügen. Es wirkte fast ungewollte komisch, wie die Kreatur versuchte sich selbst zu schlagen.

In ihrem Wahn bemerkte es nicht die schlängelnden Lianen, die sich über den Boden bewegten. Bürstenartige Haare wirkten wie Beinchen, die die Pflanzenteile zu der fremden Kreatur führten. Plötzlich wickelten sie sich wie Dutzende Würgeschlangen um den Leib, fesselten ihn, zogen sich fest und nahmen ihm jegliche Bewegungsfreiheit. Mr. White/Benson brüllte los.
Mit einem schabenden Knirschen zog die Pflanze ihre Beute mit enormer Kraft über den Boden in ein dichtes Gebüsch.
Kurz darauf verstummten die panischen Schreie des Wesens. Selbst die Schleifspuren waren verschwunden, denn die restlichen Pflanzenlianen hatten den Untergrund glatt und wie unberührt hinterlassen.

Die Hyperreise des OG-Tankshuttles führte durch die endlosen Weiten des Alls. Das Schiff würde bald das Boritenreich tangieren und dann weiter Richtung Cylonen-Territorium reisen.
Bei dem kriegerischen Volk erhoffte sich Goria am ehesten sichere Unterkunft und außerdem die Möglichkeit weiterhin ihrer Forschung nachzugehen. Ganz ohne moralische oder ethische Einschränkungen.

Um jedoch so wenige Spuren zu hinterlassen wie möglich, um eventuelle Verfolger nicht auf den Plan zu rufen, konnte das Shuttle nur mit einer reduzierten Geschwindigkeit reisen, die die Route auf mehrere Monate verlängerte.
Goria wurde schwermütig: Nur ein Androide, ein Pilot und ein Infantiler an Bord. Das würde ja eine lustige Fahrt werden!

In diesem Augenblick verlor Goria fast das Gleichgewicht, denn der Pilot flog ein Ausweichmanöver wegen einiger großer Asteroiden. Kleinere Exemplare schoss er mit der Laserkanone einfach ins Jenseits.
„Sind Sie irre?“, ereiferte sich Goria.
Der Pilot grinste frech: „Wer wollte denn mitten durch den Asteroidengürtel fliegen?“
Goria schüttelte den Kopf: „Wir haben Tanks mit zig tausend Litern Ejakulat an Bord. Wenn durch ihre Achterbahnfahrt das Shuttle außer Kontrolle gerät…“
Der Pilot unterbrach sie: „Miss! Keine Sorge. Ich war der beste Absolvent an der Pilotenschule.“
Goria kochte innerlich. Hätte sie eine Alternative gehabt, wäre der Typ im Schiffsgefängnis gelandet. Aber noch war sie auf ihn angewiesen.

Goria kontrollierte ihre Geldeinheiten auf dem interstellaren Cyber-Konto. Vor dem Abflug von Desolate Rock hatte sie einige Konten von Optional Genetics geplündert. Leider hatte sie für die richtig dicken Konten keine Freigabe. Aber auch so reichten ihre Mittel nun aus, um die Grenzkontrollen bei den Boriten und auch bei den Cylonen zu schmieren. Eine Auslieferung hatte sie eh bei den Cylonen nicht zu befürchten. Da könnte sie alt werden…
Goria musste auflachen. Alt werden… Nein, sie würde niemals alt werden. Ihre Forschung hatte sich für sie bereits ausgezahlt. Sie würde ihr Alter behalten. Ewig. Dank der genmodulierten DNA.
Unsterblich!
Es war ein erhebendes Gefühl.

In der Ultrasec-Einheit auf Triton III wurden die Häftlinge 47018-SWS-TIII und 47033-SWS-TIII von ihren Virusclustern befreit. Zumindest war dies geplant.
Der Anstaltsarzt hatte den Direktor gewarnt, ein weiteres Wachstum der mutierten Vieren könnten letale Folgen haben.
Schließlich entschied der Leiter, die beiden Männer von ihren Lebensformen in ihrem Verdauungstrakt zu befreien.

„Ich würde eine Laseroperation vorschlagen“, meinte der Mediziner. „Für eine koloskopische Entfernung sind die Körper viel zu groß.“
Aber der Direktor bestand darauf: „Entweder so oder gar nicht. Und ich will, dass alles videografisch festgehalten wird.“

Also wurden Slim Holland und der Ex-Angestellte vorbereitet: Zwei Gynostühle wurden nebeneinander geschoben, Zangen und Schläuche bereitgestellt.
Der Direktor hatte die beiden Männer schon längere Zeit nicht mehr gesehen. Jetzt fielen ihm die dick gewölbten Bäuche auf. „Wie Schwangere im neunten Monat!“, kicherte der Direktor. „Schalten Sie die Untersuchung auf die Bildschirme in meinen Privaträumen.“

Als Vorbereitung erhielten die Patienten einen großen Einlauf mit einer speziellen Flüssigkeit.
Für jeden Mann war eine Krankenschwester zuständig, die ihnen dicke, schwarze Schläuche in den Hintern steckte und diese mit einem Ballonkatheter sicherte.

Holland und sein Mitpatient stöhnten laut, als die gewaltigen Mengen in sie hineingepumpt wurden. „Stopp! Ich platze!“, brüllte Holland und versuchte sich aus seinen Fixierungen zu befreien.
Auch der andere Mann stöhnte auf und flehte: „Nicht mehr! Das ist genug!“

Trotzdem ließen die Frauen weitere Portionen in die Männer fließen, bevor sie endlich ein Einsehen hatten.
Die Bäuche der Männer waren nun noch voluminöser geworden und schienen fast zu platzen. Der Bauchdruck musste sehr stark sein, aber egal, was die Patienten auch sagten, reagierten die Krankenschwestern gleichgültig und ignorierten die zwei völlig.

Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, durften sie sich erleichtern. Den Patienten war die Behandlung äußerst peinlich. Interessiert beobachteten die beiden Frauen die Entleerung und gaben spöttische Kommentare ab.

Holland war froh, als er endlich fertig war. Doch plötzlich spürte er, wie schon wieder neue Flüssigkeit in ihn hineingepumpt wurde.
„Nicht noch Mal!“
Dieses Mal reagierte seine Krankenschwester. Die Frau, die ein weißes Latexkleid trug, beugte sich über ihn und hauchte ihm ins Ohr: „Sei schön artig, sonst wiederholen wir das noch endlos oft.“ Ihre Brüste streiften dabei Hollands Brust. Die aufgerichteten Nippel unter dem hautengen Material verrieten ihre Erregung.
Die Frau erhob sich wieder und sah ihre Kollegin an, um sie anzuzwinkern. Das hatte dem Typen sein Maul gestopft!

Die Säuberung wiederholte sich noch zwei weitere Male.
Endlich wurden die Schläuche entfernt. Doch was hatten die Krankenschwestern jetzt in der Hand? Das war ein… Rektal-Spekulum.
Holland fragte, obwohl er die Antwort wusste: „Was wird denn das…?“ Seine zitternde Stimme verriet, wie viel Angst er hatte.


57. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 30.06.10 21:57

hallo prallbeutel,

da geht man mit den zwei gefangenen sehr brutal um. denen zerreißt doch der schließmuskel.

58. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 03.07.10 21:47

@ Herrin_Nadine

Keine Sorge, da passen die schon auf.

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FORTSETZUNG


Als die Gerätschaften an die beiden Körper gespannt waren, schoben die Krankenschwestern diverse, lange Zangen hinein, die gleichzeitig Kamera und Laserklingen waren.
Holland fragte nach dem Arzt. Seine Krankenschwester lächelte ihm zwischen seinen Beinen zu und antwortete: „Keine Sorge. Das kann ich auch. Zumindest soll ich es lernen.“
Holland brach der Angstschweiß in Strömen aus.

Vom Nebenstuhl kam die Frage: „Hast du schon was entdeckt?“
Die andere Frau meinte: „Bei dem hier ja. Der Cluster sitzt schön fest. Ich werde ihn ein wenig verstümmeln müssen, bevor ich ihn raushole.“
Die Kollegin achtete darauf, dass ihr Gesicht nicht zu den Überwachungskameras zeigte, als sie raunte: „Denk an den Direktor! Er will eine gute Show!“
Die Krankenschwestern kicherten. Dann sagte die erste: „Keine Sorge. Der Cluster wird noch dick genug sein. Die Show wird er bekommen. Garantiert! Unsere Patienten werden sich wünschen, lieber als Frau geboren zu sein und Zwillinge zu bekommen!“

Holland wurde fast schwarz vor Augen. Aber ein Hyperspray, das die Frau ihm zwischendurch gegeben hatte, verhinderte eine Ohnmacht.
Sein Mithäftling 47033-SWS-TIII stöhnte auf, als seine Krankenschwester die Zangenapparaturen in ihn steckte. Dann weiteten sich seine Augen noch mehr, als er sie plötzlich erkannte: „Denise? Bist du das?“

Die Krankenschwester grinste ihn breit an. Ihr Kopf lugte zwischen seinen Beinen durch. Sie fasste mit zwei spitzen Fingern an die Keuschheits-Einheit des Mannes und stupste sie an. „Tja, jetzt ist der große Macho weggesperrt.“
Der ehemalige Einsatzleiter der Anstalt sagte: „Denise! Bitte, bitte hilf mir hier raus. Es gibt doch einfachere Methoden, diesen Fremdkörper aus mir zu entfernen! Warum schneidest du ihn mit dem Laser nicht erst in kleine Stücke?“
Denise lächelte ihn freundlich an: „Ich schneide ja was ab. Genau soviel, dass dein Ärschlein nicht aufgerissen wird. Aber mehr auch nicht! Du bekommst gleich eine Salbe, die dich auf den Dehnschmerz vorbereitet – zumindest so gut es geht…“

Der Mann ächzte: „Denise, bitte! Hat das der Direktor angeordnet? Du musst das nicht tun. Du…“
Denise packte die Hoden des Mannes und zog sie vom Körper weg. Abrupt hatte sich ihre Stimme und Miene geändert. Eiskalt sagte sie: „DU willst mir sagen, was ich tun muss? Du hättest damals nicht mit diesem Flittchen rummachen müssen, oder? Hättest du DAS tun müssen? Wohl nicht! Und dann war da noch der Abend, als du zuviel Yellow Hell gesoffen hast und über mich hergefallen bist…“
Der Häftling schrie: „Das war ein Unfall! Ich wollte dir doch nichts antun…“
Denise: „Und genau das werde ich ebenfalls verhindern. Ich werde dich nicht verletzen. Aber schmerzfrei wird die Entfernung des Virusclusters nicht sein. Das verspreche ich dir.“

Holland starrte ungläubig zu seinem Kameraden hinüber.
Dann drehte er seinen Kopf wieder zu seiner eigenen Krankenschwester: „Aber ich habe doch nichts mit dem da zu tun. Warum ich?“
Die Frau mit dem weißen Latexkleid hauchte gegen Hollands Hoden. Sie raunte ihm zu: „Weil es mir Spaß macht.“

Bald darauf hatten die Frauen die Cluster mit dem Laser verstümmelt. Mit den Spezialzangen verhakten sie sich in dem fremden Gewebe und zogen es langsam aus den Körpern der Männer. Jetzt wurde es langsam ungemütlich…

Goria atmete auf. Die Grenze der Boriten hatten sie ohne Probleme überschritten. In wenigen Minuten würden sie das Reich schon wieder verlassen. Eine kleine „Gebühr“ an einen der Grenzposten hatte diese unbürokratische Durchreise möglich gemacht.

Während der OG-Tankshuttle weiter Richtung Cylonen-Territorium flog, widmete sich die Forscherin ihrem „Baby“, dem „Jungbrunnen-Rezept“.
Sie kontrollierte ihre eigene DNA und projizierte die Doppelhelix auf einen über einen Meter großen Holoschirm. Ihr Verfahren der Genmodulation hatte bisher keine Nebenwirkungen gezeigt. Nur das gewünschte Ergebnis war eingetreten: Gorias biologisches Alter war seit der Einnahme des Serums nicht gestiegen. Die Computersimulation hatte offenbar die Realität gezeigt.

Doch es fehlten noch Versuche, das Serum mit deutlich weniger humanoidem Ejakulat herzustellen. Bei den Experimenten verbrauchte sie das menschliche Sekret in Unmengen. Bald würde sie die nötigen Mengen nicht mehr haben. Und im Cylonen-Territorium würde sie definitiv nicht an humanoides Ejakulat kommen. Sie musste also sehr effizient forschen und bald ihre Formeln angepasst haben.

Goria träumte von einer neuen Forschungsstation. Vielleicht nicht so groß wie der OG-Komplex auf Desolate Rock, aber wenigstens so groß, dass sie Drohnenkammern unterhalten konnte. So würde sie auch im fernen Cylonen-Territorium an Ejakulat kommen, der Grundsubstanz ihres Serums.

Gorias blaue Augen funkelten in die Schwärze des Alls, als sie durch ein Bullauge des Shuttles in die Leere starrte. Sie würde alles tun, was nötig war, um den „Jungbrunnen“ zu perfektionieren. Sie würde notfalls auch Menschen entführen.
Mr. White hatte ähnliche dunkle Geschäfte praktiziert. Sie konnte sich noch an die Schlagzeile der Interstellaren Newsagentur Space Watch (INSW) erinnern: „Megration II mit knapp 700 Menschen an Bord spurlos verschwunden“.
Vielleicht würde es in wenigen Monaten eine ähnliche Überschrift geben…

Der Konzern Optional Genetics war am Boden, zerschlagen, von der Vereinten Union durch den Ethikrat kontrolliert. Goria würde ein eigenes Unternehmen schaffen müssen. Aber mit den Cylonen als Unterstützer in finanzieller und technischer Hinsicht sollte dies realisierbar sein.

Der Androide Anthony versorgte derweil Turner in einer kleinen Kabine. Der OG-Agent lag auf einer Trage fixiert. Eine Windel trug er nicht. Stattdessen hatte der Androide seinem Patienten einen Schlauch mit Ballonventil in den Hintern geschoben.

Durch diesen Schlauch wurde Turner alle vier Stunden mit einer Reinigungslösung gespült. Eine medizinische Apparatur war entsprechend programmiert. Damit war eine Windel nicht mehr nötig.
Ein zweiter, dünnerer Schlauch war transurethral in Turners Blase geschoben, der dort für regelmäßige Leerung sorgte.

Dabei war ein voreingestellter Organdruck entscheidend. Wurde er überschritten, öffnete sich das Ventil für einen kurzen Zeitraum.
Nachteil für Turner war bei dieser Automatisierung, dass er alle vier Stunden mit Flüssigkeit gefüllt wurde, und dass sein Organ nie ganz geleert wurde.

Ernährung erhielt er durch eine Magensonde. Anthony startete eine Sequenz an der medizinischen Apparatur. Auf einem kleinen Monitor stand: „Fütterungszeiten 6 Uhr/12 Uhr/18 Uhr. Dosis: 500 ml Nährlösung PPX-044-23“.
Der hochkalorische Brei enthielt pro Portion 2.000 Kilokalorien. Anthony hatte bei Goria deshalb rückgefragt, und die Forscherin hatte die Werte ausdrücklich bestätigt. Offenbar wollte sie, dass Turner Gewicht zunahm.

Anthony beobachtete, wie der gräuliche Brei durch den farblosen Schlauch floss. Bevor er die Kabine verließ, gab er Turner sein tägliches Sedativum. Dann schritt er durch den Schiffskorridor zu seiner eigenen Kammer.
Als Androide benötigte er keinen Schlaf. Er nutzte die Zeiten, in denen er nicht an Deck sein musste, für protokollarische Aufgaben. Er setzte sich vor eine Konsole und tippte Daten in den Schiffscomputer.

Goria war ebenfalls nicht mehr auf der Brücke. Sie hatte sich in ihre Privatkabine zurückgezogen. Leicht bekleidet und mit offenem, langem, blondem Haar wirkte sie sinnlich, ja sogar erotisch. Ihre geschäftsmäßige Kälte schien von ihr abgewischt zu sein.
Sie lag auf ihrem breiten Bett und schaltete ein Holosimultanprogramm an. Sie würde sich in die Welt vor mehreren Jahrhunderten zurückversetzen lassen und als Ballkönigin bei dem französischen König Ludwig als Mätresse leben – zumindest für die nächsten Stunden.

Allerdings kam schnell die Ernüchterung: Aufgrund eines technischen Defekts ließ sich das Programm nicht starten. Goria warf den Chip verärgert zu Boden und zertrat ihn mit dem Absatz ihres schwarzen Stiefels – das einzige Kleidungsstück, dass sie zu ihrem T-Shirt und einem knappen Slip trug.

Jetzt war sie erregt und hatte keine Möglichkeit, sich mit dem Erotikprogramm zu befriedigen. Wie frustrierend!
Gorias Finger glitten in ihren Schritt, schoben ihren Slip leicht zur Seite und entblößte ihre Scham. Sie spielte zärtlich mit ihrer Klitoris und den zwei Intimringen.
In ihrer erotischen Fantasie stellte sie sich vor, wie sie den Piloten scharf machte, mit ihm schlief und ihn dann aber nach ihrem Orgasmus wegstieß und in eine KG-Einheit sperrte.

Fantasie und Holoprogramme in Ehren – aber die Realität war nicht zu schlagen. Vielleicht würde sie den Typen mal reiten. Zumindest sein Gesicht, kicherte sie und spürte, wie sie die Vorstellung weiter erregte. Ihr Leib bäumte sich auf. Ihre Brustnippel waren aufgerichtet und stachen deutlich unter dem engen Shirt ab.

Der Pilot ahnte nicht, dass er gerade als Lustobjekt in Gorias Fantasie diente. Konzentriert programmierte er die weitere Route.
Durch eine Raum-Anomalie war der Shuttle gezwungen, einen weiten Umweg zu fliegen, um nicht in die gefährliche Nähe des kosmischen Bandes zu geraten. Eine Annäherung hätte die Zerstörung des Schiffes zur Folge gehabt, denn die Anomalie ähnelte einem Schwarzen Loch.

Durch den Kurswechsel führte die Flugbahn jedoch tief in eine Zone des Cylonen-Territoriums, das für zivile Schiffe nicht freigegeben war. Und es dauerte nicht lange, bis die Sensoren des Schiffes ein kleines Jagdgeschwader der Cylonischen Armee entdeckten, die auf Kollisionskurs mit dem OG-Schiff waren.

In Gorias Kabine piepte der Rufer. Dann ertönte die plärrende Stimme des Piloten: „Es gibt ein Problem. Wir bekommen Besuch.“
Goria, die gerade kurz vor einem Orgasmus war, schrie frustriert auf, als ihre Gefühle abstürzten. Dann aktivierte sie den Rufer. Barsch sagte sie: „Ich bin unterwegs.“

Wenige Minuten später stand sie auf der Brücke und starrte auf den großen Holo-Schirm: Mehrere Fighter der Cylonen umkreisten sie. Im nächsten Moment erschien das Bild eines cylonischen Kommandanten.

„Sie sind unbefugt in gesperrtes Gebiet eingedrungen“, sagte der Militär.
Goria wollte gerade erklären, wie es dazu gekommen war, da wurde sie unterbrochen: „Wir annektieren das Schiff. Schalten Sie die Waffensysteme ab. Wir kommen an Bord.“
Goria brauste auf: „Niemals! Das erlaube ich nicht!“
Der cylonische Kommandant antwortete: „Sie haben 200 Sekunden Zeit. Sollten Sie sich weigern, eröffnen wir das Feuer.“
Sein Bild verschwand vom Schirm.
Goria fragte den Piloten: „Sind wir denen gewachsen?“
Der Mann spuckte sein Kaugummi aus und kratzte sich am unrasierten Kinn. „Nein.“

Eine halbe Stunde später erschienen uniformierte und bewaffnete Cylonen an Bord des OG-Tankers. Goria knirschte mit den Zähnen. Sie hatte keine andere Wahl gehabt.
„Was haben sie geladen? Was ist in den Tanks?“, wollte der Militär wissen.
Goria sagte es ihm und erklärte in einer unverständlichen Fachsprache irgendwas von Genversuchen an der humanoiden Rasse.
Der cylonische Kommandant ließ sich mit der Erläuterung nicht abspeisen. „Alles beschlagnahmt. Wir werden es in unserer Militärbasis untersuchen lassen.“

Goria protestierte scharf. Doch statt Eindruck zu machen, kippte die Situation weiter zu ihren Ungunsten. Der Kommandant befahl hart: „Arretiert die Besatzung.“
Goria wurde von zwei bewaffneten Cylonen ruppig abgeführt - ebenso der Pilot und Anthony. Nur Turner blieb auf seiner Liege.
Ein cylonischer Pilot lenkte das Schiff hinter dem Jagdgeschwader her und beschleunigte auf Höchstgeschwindigkeit.

Gloria, Anthony und der Pilot saßen in der Gefangenenzelle des OG-Schiffes. „Was werden die mit uns machen?“, fragte der Pilot besorgt.
Goria gab keine Antwort und starrte auf das gelbliche Kraftfeld, dass die Zelle verschloss. Sie würde sich mit ihrem Fachwissen freikaufen, denn die Cylonen konnten von ihrer Forschung hochgradig profitieren. Was mit ihrer Besatzung geschah, war ihr gleichgültig.
Der Pilot zitierte den Werbespruch von Optional Genetics: „Choose your fate – Welcome in paradise.”
Grinsend sah er zu Goria. Aber die hatte keine Augen für seinen schwarzen Humor.


59. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 03.07.10 23:03

hallo prallbeutel,

ist das das ende von gloria? landet sie als sklavin bei den cylonen?

kann sie sich freikaufen und mit hilfe der cylonen ein neues imperium aufbauen?

60. RE: Optional Genetics: Letzte Folge

geschrieben von prallbeutel am 05.07.10 18:11


LETZTE FORTSETZUNG


Die Reise führte immer tiefer ins Cylonen-Territorium hinein. Schließlich landete das OG-Schiff in einer Militärbasis auf einem dunklen Planeten, der kaum über Sonnenlicht verfügte.
Die Gefangenen hätten gestaunt, wenn sie aus ihrer Zelle die gewaltige Luke hätten sehen können, die sich öffnete. Der gesamte OG-Tanker senkte sich in den Planeten.
Die Schleuse musste gigantische Ausmaße haben, damit der Tanker Platz genug hatte. Anschließend schloss sich die Luke wieder. Orangefarbene Signallichter flackerten, während sich über dem Schiff die gehärtete Karbonkonstruktion schloss.

Goria, Anthony und der Pilot wurden aus der Zelle geholt und einzeln in Verhörräume gebracht. Truppeneinheiten der Cylonen transportierten die Tanks aus dem Schiff. Eine ausgeklügelte Logistik aus fahrbaren Robotern, einem Schienensystem und kleinen Helijets sorgten dafür, dass die Ladung in eine Halle gelagert wurde.
Gleichzeitig entnahmen Roboter Proben aus den großen Behältern und analysierten den Inhalt.

Die Humanoide hatte tatsächlich die Wahrheit gesagt: humanoides Ejakulat. Insgesamt waren 28.552,754 Liter an Bord. Das musste von über sieben Millionen Einheiten stammen. Woher hatte diese Humanoide diese große Menge? Und die noch brennendere Frage war: Wozu?

Als Goria nackt auf dem Metallstuhlgerüst fixiert saß und von zwei Strahlern von vorne grell beleuchtet wurde, bekam sie Zweifel daran, ob die Cylonen gute Geschäftspartner würden…

Ein cylonischer Mann mit der Uniform nach hohem Dienstgrad erschien in dem Verhörraum: „Willkommen auf der Militärbasis 7-CC-02 der Staatssicherheit. Sie werden sicherlich verstehen, dass wir wissen müssen, warum Sie in unser Territorium eingedrungen sind, und warum Sie solche Mengen Ejakulat transportieren.“
Goria stöhnte auf. „Ich habe doch schon gesagt, dass…“
Mit einer herrischen Bewegung ließ der Mann die Frau schweigen. „Leider konnten wir von ihrem Androiden keine Informationen erhalten. Ältere Dateien sind gelöscht worden. Und bevor unser Verhörspezialist Fragen stellen konnte, hat der Androide seine Schmerzrezeptorprogramme deaktiviert und gelöscht. Unser Team arbeitet daran, sie wieder herzustellen. - Ihr Pilot hatte leider auch keine verwertbaren Informationen.“
Der Militär grinste verkrampft. „Aber offenbar sind Humanoide sehr empfindlich, was ihre Nervenbahnen angeht. Sie werden uns mehr verraten. Da bin ich mir sicher.“

Goria schluckte nervös. „Hören Sie! Ich kann Sie zu einem reichen Mann machen. Ich habe eine Formel für das ewige Leben entwickelt. Ich werde es auch auf Cylonen modifizieren können. Lassen Sie mich…“
Wieder diese herrische Bewegung. „Da bin ich mir sicher. Alles Weitere dürfen Sie mit unserem Verhörspezialisten besprechen. – Aber eine Frage habe ich doch noch: Was wollen Sie mit dem defekten Humanoiden?“
Goria wusste zwei Sekunden lang nicht, was der Cylone meinte. „Sie meinen Turner? Den Mann in der Medi-Kabine des Schiffes?“
Der Militär nickte. Goria sagte: „Ich musste ihn mitnehmen, um Spuren zu beseitigen. Ich bin auf der Flucht vor der Planetenpolizei der Vereinten Union.“
Der Cylone reagierte nicht auf Gorias Aussage sondern verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.
Goria schrie ihm hinterher: „Sie machen einen großen Fehler!“ Verschwitzt saß sie in ihrem Fesselstuhl und hielt inne, denn bei jeder Gegenwehr zogen sich die Synthetikbänder fester um ihren Körper.

Viele Lichtjahre entfernt mussten Dutzende von Kopfgeldjägern und Abenteurern ihre Jagd auf Goria aufgeben, denn spätestens an der Grenze zum Cylonen-Territorium schien ihnen die Belohnung für die Ergreifung der Forscherin nicht mehr hoch genug. Zu viele Schauergeschichten von verschwundenen Schiffen geisterten durch ihre Köpfe.
Offiziell gab es zwischen der Vereinten Union und dem Cylonenreich nur einen Waffenstillstand, aber keinen Friedensvertrag. Jeder Zeit konnte ein neuer militärischer Konflikt ausbrechen.

In Gorias Raum erschien ein Cylone in ziviler Kleidung. Er hatte eine für cylonische Verhältnisse freundliche Mimik. „Guten Tag“, sagte er höflich, „mein Name ist Gkhvthgquprxcg. Aber Humanoide haben Schwierigkeiten mit der cylonischen Sprache. Nennen Sie mich einfach Vero.“

Vero griff in seine Innentasche und holte ein Etui aus einem netzartigen Material hervor. Er öffnete es. Goria sah die vielen spitzen Gerätschaften darin. Ihr wurde übel beim Anblick.
Vero lächelte Goria an. „Darf ich Sie um Ihren Namen bitten?“
Goria nannte ihren Namen.
Vero nickte freundlich und fragte: „Würden Sie mir Ihren Beruf verraten?“
Goria nannte ihre bisherige Stellung bei Optional Genetics.
Wieder nickte Vero. Dann fragte er: „Und was führt Sie in unser schönes Territorium, wenn ich fragen darf?“

Vero spielte mit einem der spitzen Gerätschaften. Weitere Haken und Ösen kamen zum Vorschein, als er einen lateralen Sensor am Griff betätigte.
Goria ächzte leise. Ihre Worte sprudelten nur so hervor. Sie berichtete von ihrer Forschung und den Machenschaften von OG.
Dann erzählte sie von ihrer Flucht und der Idee, mit den Cylonen zusammenzuarbeiten.
Vero hörte still zu.

Goria war außer Atem, als sie endete. Würde sie nun befreit werden?
Vero lächelte und nickte. „Danke für ihren Bericht. Möchten Sie noch etwas ergänzen oder berichtigen, bevor wir mit Phase 2 beginnen?“
Goria keuchte: „Phase 2?“
Vero konstatierte: „Sie wissen nicht viel über cylonische Gepflogenheiten, oder?“
Goria schüttelte nervös den Kopf. Ihre Coolness hatte sie schon lange verloren.
Vero griff nach einem der Gerätschaften. Eine kleine rote Leuchtdiode blinkte am Ende des Metallstifts auf.
Vero lächelte immer noch freundlich.


Sechs Monate später:

Ein Touristenschiff namens „Voyager Star“ der „Planet Traveller Inc.“ befand sich auf der Route nach Triton III, dem Vergnügungsplaneten im Solar-Wessley-System.
An Bord tummelten sich reiche Geschäftsleute, Manager, Politiker, pensionierte oder beurlaubte Sternenflottenmitglieder der Vereinten Union, Privatiers und dubiose Personen aus dem Rotlichtmilieu.

In den Kabinen boten bereits Androidinnen und Boriten ihre Liebesdienste an, allerdings inoffiziell, denn ein Sternengesetz verbot solche Dienstleistungen an Bord in bestimmten Territorien der Vereinten Union – insbesondere die von Lebensformen. Androiden dagegen wurden geduldet.
Doch spätestens in Mine-City, der Hochburg für erotische Abenteuer aller Art, würden die Männer (und einige wenige extravagante und betuchte Damen) die „Sau rauslassen“.

Die Boritenbruderschaft verdiente sehr gut am Geschäft mit der Lust und hatte den alten Werbespruch der Mine-Connection übernommen: „Wir machen JEDEN Traum wahr!“
Plötzlich heulte ein kurzer, schriller Alarm durch alle Decks. Die Stimme des Kapitäns erklang:

„An alle Passagiere an Bord der Voyager Star.
Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass das Schiff
von Raumpiraten gekidnappt worden ist. Wir
sind gezwungen die Reiseroute zu ändern.
Bitte bleiben Sie unbedingt in Ihren Kabinen,
bis neue Anweisungen erfolgen.
Bewahren Sie bitte Ruhe. Es gibt keinen Grund
für eine Beunruhigung. Wir haben alles unter
Kontrolle. Niemandem wird etwas geschehen.
Die Piraten wollen lediglich das Schiff sowie
die Antriebsenergie in Besitz nehmen. Wir
werden zu einem neuen Zielhafen umgeleitet.
Dort wird ein Ersatzschiff zur Verfügung stehen.
Ihre Reise nach Triton III wird dann fortgesetzt.
Für die verlorene Zeit erhalten Sie eine Gutschrift.
Kapitän Ende.“


3 weitere Monate später erschien in der Interstellaren Newsagentur Space Watch (INSW) folgende Nachrichtenmeldung im Ticker:

„Voyager Star“ mit 824 Passagieren in der
Nähe des Solar-Wessley-Systems spurlos
verschwunden. Der Fall erinnert an die
Entführung der Megration II. Damals hatte
sich der bekannte Gen-Konzern Optional
Genetics als verantwortlich herausgestellt.
Die Passagiere waren vermutlich für illegale
Versuche missbraucht worden. Erst durch
komplizierte Verfahren konnten Erinnerungen
der leitenden Angestellten zu den nötigen
Beweisen führen, die eine Verurteilung vor
dem Obersten Gerichtshof der Vereinten
Union möglich machte und die betroffenen
Familien entschädigte.

Im aktuellen Fall kann nur spekuliert werden.
Der inzwischen unter staatlicher Aufsicht
zerschlagene Konzern Optional Genetics
kann mit dem Verschwinden der Voyager Star
nichts zu tun haben. Die Experten stehen wegen
der ominösen Parallelen des Falls vor einem Rätsel.“

In der Ultrasec-Einheit auf Triton III waren vor vier Tagen zwei Experten der Planeten-Polizei angekommen, um Slim Holland zu verhören.
Seine Verbindungen mit dem verstorbenen Mine-Connection-Boss Boris Carat und dessen Geschäfte mit Optional Genetics ließen sie hoffen, dass er etwas über den Verbleib der gesuchten Forscherin Goria wusste, doch bisher hatten selbst harsche Verhörmethoden nicht zu den gewünschten Informationen geführt.
Die Beamten hatten Anweisung bis zu drei Wochen die Verhöre fortzusetzen.

Eine geheimdienstliche Einheit der Planetenpolizei, die Spione im Cylonen-Territorium einschleusen konnte, hatte Informationen erhalten, dass Goria mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf einer Militärbasis der Cylonen liquidiert worden war.
Ebenso hatten sich die Cylonen eines Androiden entledigt, den sie in kleinste Teile auseinandergebaut hatten, ohne verwertbare Informationen zu erlangen.

Damit war der Fall abgeschlossen.
Eine Kausalität mit der Entführung der Voyager Star sahen sie nicht. Vielleicht war das Schiff nur irgendwelchen ordinären Raumpiraten zum Opfer gefallen, die es auf den teuren Anti-Neutronen-Antrieb abgesehen hatten…

Tief im weit entfernten cylonischen Territorium gratulierte ein hoher Militär einem Cylonen, der einen weißen Kittel trug, und steckte ihm eine Auszeichnungsmedaille an das Brustrevers.
„Sie haben sich um das cylonische Volk sehr verdient gemacht“, lobte er. „Durch Ihre Arbeit werden wir die Boriten und anschließend auch die Vereinte Union annektieren können. - Nun, da wir unsterblich sind, werden wir uns im Universum ausbreiten müssen. Wir werden sämtliche Galaxien beherrschen. Boriten und Menschen werden wir versklaven und für unsere Zwecke nutzen. Und in einigen Dekaden werden wir auch die Transformwesen von Sirius B besiegen und weitere Völker.“

Salutierend trat er ab und stiefelte in seinen Kommandoraum. Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch und versank triumphierend in Gedanken.
„Welche Ironie, dass die Formel, die uns das ewige Leben schenkt, von unseren Feinden stammt…“

Er aktivierte eine Videoverbindung in eine Zelle der medizinischen Abteilung: Ein Humanoider sprang wie wild in der Gummikammer umher. Die spezielle Zwangsjacke war sein einziges Kleidungsstück. „Turner! Turner!“, brüllte er immer wieder. Dann fiel der Patient hin und verfiel in einen Singsang.

Der Cylone kontaktierte per Rufer den obersten Mediziner der Station. „Gibt es Neuigkeiten mit dem Humanoiden? Hat die Elektroschocktherapie schon Wirkung gezeigt?“
Der cylonische Arzt antwortete: „Leider nein. Ich fürchte sein Gehirn ist irreversibel geschädigt. Von ihm werden wir keine Informationen erhalten.“
Der uniformierte Cylone sagte: „Versuchen Sie es weiter!“


EPILOG


Ein Monat später:

Viele Lichtjahre entfernt kam ein Exobiologe aufgeregt in die Kantine gelaufen. Die Kolonie auf dem Planeten Kolossus im Xeta71-System beherbergte etwa 15.000 Menschen. Die Firma „Kings & Rolls Corporation“ stellte hier Solarzellen aus Rohsilizium her und forschte mit transgalaktischen Viren für die zivile Nutzung.
„Was ist denn so aufregend?“, fragte sein Kollege, der gerade aus seiner Aluminiumtasse einen bitteren Kaffee trank.
„Es ist Krieg!“, rief der Exobiologe. „Sie haben es gerade durchgefunkt. Mehrere Großverbände von Cylonenschiffen sind in den Boritenraum eingedrungen und haben das Feuer auf deren Verteidigungsstationen und die Planeten eröffnet. Ein Teilverband nimmt direkten Kurs auf die Vereinte Union.“


ENDE
61. RE: Optional Genetics

geschrieben von angelika21 am 05.07.10 18:43

Vielen Dank
Für diese Klasse Geschichte , nur was ist aus Goria
geworden , hat man nur Ihre Informationen gebraucht oder wurde Sie Gedemütigt und Ihr Stolz unter die Cl. herschaft gestelt ??

LG Angelika
62. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 05.07.10 21:32

hallo prallbeutel,

ist gloria wirklich tod? oder haben die cylonen die formel unter folter aus gloria herausgebracht?

werden die cylonen die vereinigte union besiegen und die bewohnen als sklaven halten?

diese fragen werden leider offen bleiben, weil die geschichte schon zu ende ist. prallbeutel ich habe sie wirklich sehr gerne gelesen und kann dir nur bestätigen das war exzellentes kopfkino.

vielen dank fürs schreiben und deine arbeit.
63. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 06.07.10 18:57

Zitat
ist gloria wirklich tod? oder haben die cylonen die formel unter folter aus gloria herausgebracht?


Vielleicht auch beides?

Zitat
werden die cylonen die vereinigte union besiegen und die bewohnen als sklaven halten?


Das ist eine neue Geschichte. Vielleicht schreibe ich sie mal irgendwann. Bis dahin lass einfach dein Kopfkino rotieren...


@ Herrin-Nadine und angelika21

Danke für euere freundlichen Worte.

64. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 25.11.10 21:27


(3. Teil)


Eine Flotte aus aggressiv aussehenden Kampfschiffen schwebte durchs schwarze All und hinterließ auf allen Welten, die sie tangierten Vernichtung oder unterwarfen zumindest die Bevölkerung, versklavten sie, raubten ihre Rohstoffe und Technologien.

Für die Menschen auf Kolossus im Xeta71-System gab es keine Rettung. Der Angriff der Cylonen kam schnell und effektiv über sie. Die wenigen, die sich in Schutzräumen hatten retten können, wurden in den Bunkern mit Supramagnetstrahlen überflutet und verloren nicht nur ihr Gedächtnis sondern auch ihre Persönlichkeit.
Als tumbe „Zombies“ öffneten sie freiwillig die Schleusen und ergaben sich als Sklaven der Cylonenkrieger.

Die Boriten, die unter anderem das Xeta71-System verwalteten hielten sich aus dem Überfall heraus. Die militärischen Protektoren konzentrierten sich lieber auf die Boritenwelten ihres Volkes statt ihre Kräfte an Außenkolonien zu verschwenden, in denen hauptsächlich Menschen lebten.

Die cylonische Armee interessierte sich weder für die Rohstoffe noch Erzeugnisse auf Kolossus sondern betrachtete den Planeten als strategisch wertvolle Basis im Krieg gegen die Boriten sowie die Vereinte Union.
Schon immer waren die Cylonen eine angriffslustige Spezis, doch seit die junge Generation in den Senatskammern von Cylonia herangereift war, herrschte die aggressivste Stimmung seit des Großen Cylonensturms, der größten Militäroffensive seit über hundert Jahren.

In Cylonia war man entweder ein Cylone oder eine Drohne: Sklaven, die für die Cylonen arbeiteten. Ein besonders untypisches Bild zeigte sich an Bord der „Cypxr-0111001“, einem Schlachtschiff, dessen Namen man mit „Annihilator“ oder „Vernichter“ übersetzen würde: Auf der Brücke stand eine humanoide Frau in weißer Uniform, breitbeinig, die Schultern angespannt zurückgezogen, die hohen weißen Stiefel fest auf dem anthrazitfarbenen Metallboden.

Neben ihr betätigten zwei Cylonensoldaten eine große Konsole mit unzähligen aufblitzenden Lichtern und neongrellen Dioden.
„Cutus“, sprach die Frau den einen der beiden an. „Bringen Sie das Subjekt 0342 in den Verhörraum. Ich werde eine weitere Behandlung durchführen.“
„Sofort, Legatin Goria.“ Er stapfte mit akkuratem Schritt, einem Roboter gleich, von der Brücke.
Goria wandte sich konzentriert dem großen Plasma-Schirm zu, auf dem die vorbei fliegenden Sterne zu sehen waren. Im unteren Bereich erschienen in grüner Leuchtschrift zahlreiche Koordinaten und Flugwerte des Schiffes.

502 Menschen von Kolossus hatten die Cylonen gefangen genommen. Goria versuchte durch spezielle Methoden an militärisches Wissen der Vereinten Union zu kommen. Dazu musste sie zunächst herausfinden, wer nur Arbeiter und wer Führungsperson auf dem Planeten war. 14.489 Personen hatten sie bereits in der Kolonie ausselektiert. Zugeben: Bei dem Einsatz waren 807 Humanoide davon „verunfallt“. Die Majorität würde in cylonischen Fabriken nützlich sein. Die Ausgewählten dagegen, die mit an Bord des Schlachtschiffes waren, wurden seither befragt.
Doch noch keiner der 500 Geiseln hatte relevante Informationen ausgespuckt.

Die Forscherin war keiner guten Laune. Ihre Experimente mit der Unsterblichkeit waren noch nicht hundertprozentig ausgereift – besonders, wenn die Formel auf die cylonische Spezis moduliert werden sollte.
Die Führer des cylonischen Reiches drängten auf die Formel. Goria war in Zugzwang. Entweder würde sie zur nationalen Ikone aufsteigen oder tief fallen – tiefer, als es ihr lieb sein konnte.

Das Gesicht von Cutus erschien an der Konsole, an der er vor einigen Minuten Formelkolonnen eingegeben hatte, als dreidimensionales Hologramm aus feinsten grünen Laserlinien. „Legatin Goria, Subjekt 0342 ist bereit.“
Goria nickte dem plastischen Abbild des Soldatenkopfes gnädig zu. Dann verließ sie mit weiten Schritten die Brücke.

Als Goria den kalten Raum mit den Metallwänden betrat trug sie eine Facettenbrille, die ihre Augen verbarg. Außerdem konnte sie so die Lebensfunktionen von Subjekt 0342 genau kontrollieren.
Ein orangefarbenes Gitternetz aus Lasern umgab den nackten Mann, der auf einem Podest stand. Die Laserbarriere hatte er nur ein einziges Mal berührt. Seitdem versuchte er möglichst still zu stehen.

„Wie ist Ihr Name?“, fragte Goria monoton. Der Mann stöhnte. Hunderte Male hatte man ihn dies gefragt. Er leierte herunter: „Ich heiße Jack Harris. Ich habe als Arbeiter bei Kings & Rolls auf Kolossus gearbeitet. Ich weiß nichts von irgendwelchen Strategieplänen oder Truppenverbänden. Glauben Sie mir doch.“
Goria machte eine rasche Handbewegung. Vor ihr erschien eine Hologrammkonsole in der Luft. Die Frau berührte einige Stellen und tippte dort etwas ein. Das Lasernetz um den Gefangenen begann sich zu modulieren. Es zog sich enger. Der Mann atmete nur noch flach. Er wagte nicht die kleinste Bewegung, um nicht in Kontakt mit den Laserstrahlen zu geraten.

Goria pervertierte den Werbespruch des Konzerns, bei dem sie gearbeitet hatte: „Choose your fate – welcome in heaven or hell.“ Sie kam näher und blieb wieder stehen. „Sie können mir die Wahrheit sagen oder werden sich noch wünschen von einem cylonischen Geheimagenten verhört zu werden!“
Jack Harris stöhnte. Er war verzweifelt. „Ich weiß doch nichts! Ich habe alles gesagt!“

Goria kam bis auf wenige Zentimeter an den Mann heran und legte ihren Kopf schräg, sah ihn an und lächelte. Ihr langer, hellblonder Pferdeschwanz bog sich zur Seite. Doch abrupt endete ihre freundliche Miene. Der Mann, aus dessen Augen Verzweiflung und Panik sprach, blickte in eisige, blaugraue Augen ohne Emotionen.
Goria drehte sich um und verließ den Raum. Ein Cylone in medizinischer Uniform salutierte an der Elektrotür. Goria blickte den Mann nicht einmal an, als sie an ihm vorbei schritt und befahl: „Drei Einheiten Natriumpentatol. Und wechseln Sie das Subjekt aus. Ich möchte heute noch sieben weitere befragen.“

Ein Sensor tastete morphologisch Gorias Gehirnstruktur ab und öffnete die Tür, als sie identifiziert war. Jetzt betrat sie ihre private Kammer.
Als Legatin verfügte sie über einen Raum, der so groß war, wie der des Kommandanten des Schiffes. Gorias weiße Uniform wechselte ihre Farbe und Oberfläche, als sie ihren Privatbereich betrat. Nun trug sie hautenges schwarzes Latex, dass ihren schlanken Körper von Fuß bis zum Hals bedeckte wie eine zweite Schicht.

Goria betrat ein abgetrenntes Abteil mit einem Gravitronenbett. Cylonen liebten diese Art zu schlafen: Der Körper wurde von Gravitationsfeldern in der Waage gehalten. So hatte man den Eindruck, als liege man in der Schwerelosigkeit.
Üblicherweise waren die Werte so eingestellt, dass der Schwebende nur sanft vom Rand abgebremst wurde, damit er sich im Schaf nicht aus dem Kraftfeld bewegte. Goria hatte das Gravitronenbett jedoch mit dynamischen Parametern programmiert, die den Mann darin fixierten. Je näher er an den Rand der Ruhestätte kam, desto stärker wurde die Gravitationskraft, so dass er in dem Bett gefangen war und sich nur in der Mitte frei bewegen konnte.
Goria grinste breit. „Turner, mein Liebling!“

Der ehemalige Agent des Konzerns „Optional Genetics“ sah blendend aus: Er bestand scheinbar nur noch aus fein gemeißelten Muskeln, kaum Körperfett, und strahlte Goria verliebt an. Turner trug lediglich eine halbdurchsichtige Silikonhose, die hinten einem Stringtanga ähnelte. Für das Alter des Mannes war seine Haut mindestens fünfzehn bis zwanzig Jahre zu jung, zu straff, zu… makellos.
Wer Turner vor wenigen Wochen gesehen hätte – ein sabberndes Wrack mit extremer Fettleibigkeit -, der hätte ihn heute nicht erkannt. Sogar seine Exoprothese, die ihm ein Auge ersetzt hatte, war verschwunden. Stattdessen war eine modernere Version hinter einer täuschend echt wirkenden Glasiris eingesetzt. Turners martialischer Anblick war so einem attraktiven Mann gewichen. Zusätzlich war ihm ein Implantat ins Gehirn operiert worden, das ihn zu einem willenlosen Sklaven seiner Herrin machte.

Die Fixierung in dem Gravi-Bett war demnach nicht wirklich nötig, doch Goria liebte es, Turner zu kontrollieren. Willenlos im eigentlichen Sinne war Turner nicht. Sein ganzer Lebenssinn war nun, Goria zu Willen zu sein. Er wusste nichts von seiner Vergangenheit als Agent für OG. Er lebte nur dafür, Goria glücklich zu machen.

Die Forscherin strich über die junge und haarlose Brust, die sich anfühlte wie die eines Zwanzigjährigen. Turner war mehr als doppelt so alt, doch die Dermatransplantation hatte ihm ein frischeres Aussehen vermacht. Goria hatte staunend anerkennen müssen, dass die cylonische Medizin um Längen weiter war, als die Vereinte Union es in den nächsten Jahren sein würde – wenn die menschliche Rasse die begonnene Offensive des Cylonischen Reiches überhaupt überlebte…

Doch mit der Zukunft des Universums wollte sich Goria gerade nicht beschäftigen. Es verlangte ihr nach niederen, triebhaften Gelüsten, nach Befriedigung ihres sexuellen Appetits, der von Tag zu Tag zunahm. Ihr „Spielzeug“ trug dazu sehr bei. Seit Turner ihr die geheimsten Wünsche von den Lippen ablas, war sie ausgeglichener, doch auch fordernder geworden.

Die nächsten zwei Stunden gelang Goria von einem Orgasmus zum nächsten Höhepunkt der Gelüste und trieb ihre Ekstase immer weiter – bis sie schließlich völlig erschöpft in dem Gravi-Bett schwebte und mit glasigen Augen an die Decke schaute.
Mit einem kurzen Befehl entstand eine Holokonsole vor ihr. Goria änderte damit die Parameter des Gravi-Bettes und sank sanft auf ihre Füße, während die Gravitationsfelder langsam gegen Null steuerten.

Turners Gesicht war verschmiert von Gorias weiblicher Lust. Er kniete nieder und küsste ihre Füße, als gebe es nichts Wunderbareres. Goria strich über ihre Scham und schloss damit den Latexstoff über ihrer Vulva. Sie schritt zu einem Tischchen und goss sich dort ein blaues Getränk ein. Mit einer kurzen Handbewegung änderte sich ihr Latexkostüm wieder in die weiße Uniform – nur dieses Mal behielt sie den Latex unter ihrem Dienstanzug. Sie sog lustvoll die Luft ein und schnupperte das Gummimaterial. Es war eine der wenigen terrestrischen Erinnerungen an die Vereinte Union, die ihr geblieben war.

Ihre letzten Gefährten auf der Flucht vor den Behörden hatte sie bei den Cylonen verloren: Der Pilot war in einem Geheimlabor des cylonischen Militärbunds verschwunden, und ihr Androide Anthony hatte sich selbstständig abgeschaltet, bevor er verhört werden konnte. Allerdings konnten Experten ihn gegen seinen Willen wieder aktivieren und wollten ihm so Informationen über die Vereinte Union entlocken, doch Anthony lachte nur hysterisch und explodierte einen Bruchteil einer Sekunde später in tausende Teile.

Ein kurzer Signalton und ein aufleuchtender Bildschirm an der Wand verkündeten wichtige Nachrichten: Die ersten Cylonenschiffe waren in den Raum des Heimatsystems der Boriten eingedrungen und auf unerwartet großen Widerstand gestoßen. Zusätzlich hatte die Vereinte Union sich mit den Boriten verbündet und mehrere schwere Geschwader zur Unterstützung geschickt.

Doch Goria nahm es gelassen. Die Cylonen waren ihren Gegnern technisch weit überlegen. Und selbst wenn es zu gefährlichen Kämpfen kommen sollte, so würde Goria auf der „Annihilator“ nicht viel davon mitbekommen, denn das Schiff gehörte nur zur Nachhut der Angriffswelle.

„Ich werde wieder an die Arbeit gehen. Die fehlende Kompatibilität mit der cylonischen DNA macht mir Sorge…“ Goria griff einen Helm aus einer kleinen Öffnung an einer Wand und befahl: „Turner! Hierher! Ich habe jetzt keine Zeit mehr für dich.“
Turner kam in seiner Silikonhose herangekrabbelt und machte vor seiner Herrin „Männchen“ wie ein Hund.
Goria stülpte ihm den Helm über: eine schwarze Kugel, die sich luftdicht an Turners Hals verengte. Durch ein kompliziertes System konnte Turner darin atmen. Die Luft wurde mit Aromen versetzt, die Goria zuvor einprogrammiert hatte. Außerdem schaltete der Helm sämtliche akustischen und visuellen Sinne komplett aus.

Die sensorische Deprivation konnte Goria noch steigern, wenn sie Turner lähmte und in dem Gravi-Bett aufbewahrte. Dazu brauchte sie lediglich das Gehirnimplantat des Mannes anzusteuern. Doch heute reichte ihr der Helm. Sie aktivierte ein Programm. Nun konnte sie Turner guten Gewissens alleine lassen. Er würde sich nicht langweilen.
Im Helminneren erschienen Spiralen und wilde Lichtpunkte vor Turners Augen. Sie störten sein Gleichgewicht, sein Zeitempfinden und seinen Orientierungssinn. Bald schon krabbelte Turner auf allen Vieren kreuz und quer durch Gorias Raum.

Derweil herrschte auf Triton III, genauer gesagt in der Stadt Mine-City, einem Vergnügungszentrum, Ausnahmezustand: Die cylonischen Streitkräfte näherten sich gefährlich der Region, so dass die Boriten-Bruderschaft, die die sündige Stadt kontrollierte, sich zurückgezogen hatte.
Die kriminelle Vereinigung war mit „Sack und Pack“ in den Weiten des Alls verschwunden. Zurück blieb das totale Chaos. Gesetz und Ordnung waren im Sündenbabel Mine-City zwar schon seit langer Zeit Fremdworte gewesen, doch wenigstens hatte der rigide Führungsstil der Bruderschaft für eine gewisse Konstanz von Regeln gesorgt, nach denen die Einwohner und Besucher sich richten konnten.

Doch seit diese Macht weggefallen war, brach alles zusammen. Raub und Plünderungen waren an der Tagesordnung, die Bordelle lösten sich auf und die vielen androidischen Prostituierten waren entweder abgeschaltet oder hatten sich selbstständig gemacht und versuchten einen Weg zu finden, von Triton III zu flüchten. Die Besucher, die nicht abreisten, waren zwielichte Gestalten, die aus der Situation Profit schlagen wollten. Manche gewannen, manche gingen als Opfer im Sumpf der sündigen Stadt unter.


65. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 25.11.10 21:55

hallo prallbeutel,

werden die cylonen den kampf gewinnen oder werden es die boriten mit der union sein?

danke für den guten lesestoff und hoffe bald eine fortsetzung lesen zu dürfen
66. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 30.11.10 21:30

- F O R T S E T Z U N G -


Auch der anderen Seite des Planeten wurde die dortige Ultrasec-Einheit, ein privater Hochsicherheitsknast, nach und nach evakuiert. Die Häftlinge sollten in einen sichereren Sektor der Vereinten Union gebracht werden. Ultrasec-Einheiten gab es schließlich fast überall.
Auch Häftling Slim Holland gehörte zu den Transportgefangenen. Er hatte eine unangenehme Zeit hinter sich. Nachdem er in dem Gefängnis bereits von dem sadistischen Direktor sowie seinen Angestellten bizarre Experimente über sich hatte ergehen lassen müssen, war er von der Planetenpolizei harsch verhört worden, die sich wegen seiner Verbindungen zu dem verstorbenen Mine-Connection-Boss Boris Carat auch Informationen über den Verbleib der gesuchten Forscherin Goria erhoffte.

Leider konnte Slim Holland dazu keine Angaben machen. Er trug noch immer einen dicken, schweren Hodenring mit eingravierter Häftlingsnummer: 47018-SWS-TIII. Die Planetenpolizei hatte zwar viele der inhumanen Zustände in der Haftanstalt abgestellt und eine offizielle Beschwerde an Mr. Watson, den Betreiber der Firma Ultrasec, gesendet, doch bezweifelte der Kommandant der Planetenpolizei, dass sich in anderen Anstalten etwas ändern würde.

„Solange die Gefangenen in unserer Verantwortung sind, werden wir für ein Mindestmaß an humanen Rahmenbedingungen sorgen“, war sein Credo.
Er leerte – gegen die Vorschriften – eine Dose „Yellow Hell“ und rülpste. Er schaltete einige Monitore an, die Bilder von den Haftzellen in Block C übertrugen. „Eine Schande ist das“, murmelte er und zerdrückte die Dose mit einer Hand. „Warum tragen diese Gefangenen Keuschheitsgürtel?“
Der Traktleiter der Ultrasecwächter antwortete: „Anweisung des Direktors, Sir. Das ist normalerweise… äh… eigentlich nicht… also in der Regel… äh… unüblich…“
Der Kommandant stieß seinen Zeigefinger auf einen Schirm und zoomte das Bild mit der anderen Hand heran: „Und das?“
Er zeigte auf den dicken Hodenstrecker. Der Wachmann blieb jedoch gelassen: „Das gehört zum Standard. Damit werden aufsässige Exemplare diszipliniert.“
Der Polizist war außer sich: „Exemplare? Wir reden von Menschen!“
Der Uniformierte versteifte sich und erwiderte nur ein knappes: „Jawohl, Sir.“
Der Kommandant forderte: „Lassen Sie sämtlichen Ringe entfernen!“
Der Traktleiter räusperte sich. „Endschuldigen Sie, Sir, aber das wird nicht möglich sein. Die Disziplinareinheiten sind permanent angebracht. Sie lassen sich nur durch eine Explosion entfernen oder durch… Na ja… Wenn der Betroffene zu einem operativen Eingriff seine Erlaubnis gibt…“

Der Kommandant sah den Ultrasec-Angestellten mit offenem Mund an. Dann blickte er wieder auf den Metallring. „Das… Das werde ich dem Ethikrat berichten. Dieser Mr. Watson glaubt wohl, nur weil er der reichste Mann im Territorium der Vereinten Nation ist, kann er die Gesetze selbst machen!“
Der Wächter sagte: „Ja, Sir, äh, ich meinte: Nein, Sir.“
Der Kommandant brummte ungehalten. „Jetzt sorgen Sie dafür, dass das Schiff beladen wird. Wir müssen dieses Mal alle restlichen Gefangenen überführen. Uns bleibt keine Zeit mehr für eine Rückkehr. Haben Sie das verstanden?“
„Ja, Sir“, sagte der Traktleiter. „Allerdings muss ich darauf aufmerksam machen, dass jetzt fast nur noch Häftlinge der Klasse C in der Anstalt verblieben sind, die ein besonderes Sicherheitsrisiko darstellen.“
Der Kommandant schnaubte: „Unser Schiff ist sichererer als ein Atombunker.“
Der Wachmann salutierte: „Wie Sie meinen, Kommandant. Sie haben die Befugnisse und die Verantwortung.“
Er drehte sich schwungvoll um und marschierte aus dem Überwachungsraum, um die weitere Verladung der Häftlinge zu beaufsichtigen.

Die Strafgefangenen bewegten sich langsam in einer Kolonne zwischen Wachleuten, die mit Elektrostäben und dem Auslöser für die Hodenfessel bewaffnet waren.
Seltsam ungeschickt stolperten die Männer in ihren Overalls vorwärts. Zum einen lag das sicherlich an den engen Fußketten. Zusätzlich waren ihre Hände mit Stahlschellen eng an den Hodenring fixiert.

Die Overalls waren im Schritt ausgeschnitten, so dass der Intimbereich sowie das Gesäß entblößt waren. Als der Kommandant das sah, wollte er protestieren, doch der Traktleiter erklärte: „Wir haben zum Transport lediglich diese Overalls. Die Fesselung ist vorgeschrieben. Sonst wäre es zu einfach unerlaubte Gegenstände zu schmuggeln. Das könnte für alle lebensgefährlich sein!“
Der Wachmann versteifte sich wieder, als erwarte er ein lautes Kontra, doch der Kommandant blieb ruhig. „Also gut. Bringen Sie diese…. Polonaise… endlich ins Schiff.“

Als die Hälfte der Männer verladen war, begann es aus dem dunklen Himmel zu tröpfeln. Sofort schrillten Alarmsirenen auf. „Verdammt!“, brüllte der Traktleiter und gab hastig Kommandos an die Wachen.
Der Kommandant der Planetenpolizei sah verwirrt, wie der Rest der Gefangenen zurück in die Haftanstalt geführt wurde. Dieses Mal im Laufschritt. Wer zu langsam war, wurde mit den Elektrostäben angetrieben. Dabei konnte es den Uniformierten gar nicht schnell genug gehen, als mache es ihnen Spaß, die schmerzenden Enden gegen die nackten Hinterbacken zu pressen. Besonders die weiblichen Uniformierten taten sich dabei hervor.

„Was ist hier los?“, wollte der Kommandant wissen.
„Radioaktiver Regen hat eingesetzt. Das ist auf dieser Seite von Triton III nicht ungewöhnlich“, erklärte der Traktleiter. „In ein oder zwei Stunden können wir weiter verladen.“
Der Kommandant stöhnte auf. Mit jeder Sekunde kamen die cylonischen Aggressoren näher.

Drei Monate Reisezeit von Kolossus entfernt machte sich die Streitkraft der Vereinten Nation auf den Angriff der Cylonen gefasst. Die meisten Zivilisten waren von Hope Island bereits abgereist. Militärangehörige und Angestellte der Behörden sowie einige Wissenschaftler, Ingenieure und Waffentechnikexperten waren noch geblieben.
Unter ihnen war auch ein Mann, dessen einzige Erinnerungen an seine Vergangenheit das Wissen um Molekularbiologie und sein Name waren.

Sein Knowhow war seine Eintrittskarte bei einem Rüstungskonzern geworden, der ihn nun, kurz vor der militärischen Auseinandersetzung mit den Cylonen, mehr benötigte als je zuvor. Sein staatlicher Betreuer hatte ihm erzählt, dass er eine „Drohne“ in einem Labor eines skrupellosen Gen-Konzerns gewesen sei: Optional Genetics, inzwischen unter staatlicher Aufsicht geführt.

„Vielleicht haben Sie auch dort gearbeitet, bevor man Sie…“, hatte der Betreuer vermutet. Sollte der Mann tatsächlich zuvor Angestellter von OG gewesen sein, so würde man gegen ihn Anklage erheben, doch dies nachzuweisen war praktisch unmöglich. Der Mann hatte dazu alle Erinnerungen verloren. Goria, die Leiterin der Laboratorien, hatte vor ihrer Flucht von Desolate Rock allen Drohnen eine Gehirnwäsche verpasst, um Beweise ihrer Schandtaten zu vernichten.

Der Betreuer ahnte nicht, wie viel Franklin in Wahrheit noch wusste. Seine Erinnerungen waren durch einen Softwarefehler der Gehirnsäuberung nicht vollständig gelöscht worden. Und Franklin hoffte inständig, dass die Meldung, Goria sei auf einer cylonischen Militärbasis liquidiert worden, eine Fehlinformation war. Denn er wollte eines mehr als alles andere: Rache.

„Mr. Franklin“, sprach ihn ein Kollege an. „Die Biosynthese der Versuchsreiche X/9 könnte uns einen großen Schritt weiterbringen. Ich gratuliere. Woher haben Sie nur dieses unglaubliche Wissen?“
Franklin lächelte und hob die Schultern in seinem weißen Kittel. „Das kann ich aufgrund meiner Anamnese leider nicht sagen. Aber wer weiß? Vielleicht fällt es mir wieder ein…“

Er tippte einige Konfigurationsdaten in eine Apparatur mit Dutzenden kleinen Schaltern und Hebeln sowie einem Touchpad. Ein Greifarm packte hinter einer Glasscheibe eine beutelartige Lebensform mit roten Augen und schob diese in einen engen Behälter. Dieser fuhr auf einem Band, das durch kleine Zahnräder vorwärts bewegt wurde, in einen Kasten. Jetzt erstrahlten neongrüne Leuchten an dem Deckel des Behältnisses und bestrahlten die Lebensform mit modifizierten Wellen.
„Mutagenese gestartet“, informierte er seinen Kollegen, der daraufhin in seine Konsole einige Daten eingab.

Als Franklin später seinen Dienst in dem Labor beendet hatte und mit einer Magnetbahn in sein Apartment gefahren war, das die Firma ihrem Angestellten zur Verfügung stellte, zog er seine Kleidung aus und zwängte sich in ein enges Gurtsystem aus Gummi.
Er aktivierte das Holoprogramm, dass die Wände seines Domizils in das Labor von Optional Genetics verwandelte.
Franklin setzt sich eine Simultanbrille auf und erlebte sich wieder als Drohne, die gemolken wurde. Das Programm gaukelte ihm vor, dass sein Penis in einer engen Gummiummantelung steckte und eine Vorrichtung seine Erregung steigerte, um ihn zu entsamen.

Franklin stöhnte schon nach wenigen Minuten vor Verlangen. Er wusste auch nicht, warum er so eine Begierde auf diese Szenerie hatte. Dabei war er doch damals von Goria in diese Situation gezwungen worden.
Das Programm verringerte die Reizung ein wenig auf einen Wert, der Franklin daran hinderte, bereits jetzt seine ganze Lust zu verströmen. Der Abend war noch lang…

Goria meldete sich bei dem Kommandanten des Cylonenschiffes Vero. Goria mochte den Mann nicht sonderlich, schließlich hatte er sie zu Anfang auf einer Militärbasis verhört und ihr Dinge angedroht, die sie sich in ihrer kühnsten Fantasie nicht hatte vorstellen können, doch nun war sie auf ihn angewiesen.

„Herein“, war seine Stimme aus dem kleinen Lautsprecher neben der Tür zu hören. Goria trat in die Kabine ein und sprach ihn direkt an. Als Legatin war sie nicht dazu verpflichtet den Kommandanten militärisch zu grüßen. „Es gibt da etwas, dass ich Ihnen sagen muss“, begann sie und erklärte umständlich die Schwierigkeiten, die sich bei ihrer Formel ergeben hatten. Nach einer langen Rede stieß sie dann die entscheidenden Worte aus: „Ich benötige Ejakulat eines Cylonen.“

Vero sprang aus seinem Komandosessel auf, als habe sie ihm eine tödliche Beleidigung an den Kopf geworfen, aber sie hielt seinem bohrenden Blick stand.
Langsam beruhigte sich Vero und antwortete: „Wenn es sein muss… Ich werde einen Soldaten in die medizinische Abteilung schicken.“
Goria bedankte sich und verließ den Raum.

Kurz darauf erschien der Soldat Cutus bei ihr. „Legatin“, sprach er sie an und reichte ihr einen kleinen Behälter. „Das Ejakulat.“
Goria nahm es entgegen und betrachtete den Inhalt hinter dem Plexiglas. Es sah dem menschlichen Sekret sehr ähnlich. Trotzdem hob Goria die Augenbrauen: „Eventuell gibt es da ein Problem. Ich sagte, ich benötige das Ejakulat EINER Person. Nicht auch das ihrer Kameraden. Mit gemischter DNA kann ich nichts tun…“ Sie grinste Cutus angestrengt an und wollte ihm den Behälter schon zurückgeben, als der Soldat sagte: „Das ist nur von mir.“

Goria hätte sich beinahe verschluckt. Sie schätzte die Menge auf etwa 25 Milliliter. Da Cutus gerade erst die Anweisung erhalten hatte… „Ist das eine Dosis? Ich meine…“, begann Goria und starrte auf den Inhalt. Cutus nickte.
Gorias Grinsen war längst eingefroren - so fest, dass sie es gar nicht mehr aus ihrem Gesicht bekam. „Danke, Soldat. Sie können jetzt gehen.“
Cutus salutierte und marschierte im Stechschritt davon. Goria grinste immer noch.

„Los, los, los!“, schrieen die Wachleute die Gefangenen an und trieben sie in die Anstalt zurück. „Schneller, oder wir machen euch Beine“, rief eine weibliche Uniformierte und setzte den Stromstab an die Hinterbacke eines Häftlings an und jagte ihm eine Spannung in den Allerwertesten, der ihn vorwärts zucken ließ.
Zwei Wachmänner verteilten Regenkapuzen an die Angestellten, anschließend auch an die Gefangenen. „Passt bloß auf, dass ihr nicht mit dem Dreck von oben in Berührung kommt“, warnte einer der Angestellten.

Als die Kolonne Männer im Trockenen waren, wurden sie von den Wachleuten genauestens kontrolliert. Eine Frau meinte: „Einige sind an den freien Stellen feucht geworden. Wir dürfen kein Gesundheitsrisiko eingehen. Wir sollten sie einer Dekontaminierungsbehandlung unterziehen.“

Nicht alle Gefangenen waren im Schritt und am Hintern feucht geworden. Diese Männer hatten Glück und wurden vorläufig in eine Sammelzelle gebracht, wo sie sich quetschten wie Sardinen in einer Büchse – nackt, denn die nasse Kleidung musste natürlich ebenfalls dekontaminiert werden.
Die Betroffenen jedoch, fünf Männer, wurden zu speziellen Duschen gebracht und nackt ausgezogen. Einige Wachfrauen bewaffneten sich mit Wasserschläuchen und stellten sich auf. Andere zogen sich Ganzkörperoveralls einschließlich Schutzhauben an und nahmen diverse Bürsten und Schrubber in die Hand.

Bald schon waren die Hintern der Gefangenen knallrot vom Scheuern der Frauen. Und auch die Genitalien wurden ausgiebig gesäubert, was den Uniformierten offenbar große Freude machte, den Männern eher weniger, aber sie hatten keine Wahl.

Schließlich war das große Waschen beendet. Die wund geriebene Haut erhielt eine kühlende Salbe. Allerdings begannen die Gefangenen bald schon an zu stöhnen und zu jammern, denn die Creme kühlte nur im ersten Moment. Einige Minuten, nachdem sie eingezogen war, begann sie zu brennen wie Feuer.

Nun wurden sie zu ihren Kameraden gesperrt und mussten die Schadenfreude der Anderen ertragen. Die Sammelzelle ähnelte eher einem großen Käfigraum.
Weil alle Häftlinge noch ihre Hände in den Schellen an den Hodenstreckern trugen, gab es bei einigen Auseinandersetzungen in erster Linie gegenseitige Tritte, die glücklicherweise nur in wenigen Fällen dort trafen, wo es richtig weh tut.

Bei so vielen Männern auf so engem Raum waren Aggressionen vorprogrammiert. Die Wachleute schien das jedoch eher zu belustigen statt zu beunruhigen. Die fünf Gewaschenen erhielten von ihren Zellengenossen den Spitznamen „Pavianärsche“. Die wollten das nicht auf sich sitzen lassen und gingen auf die Beleidiger los, doch diese waren deutlich in der Überzahl.

Die Wachfrauen beobachteten die Auseinandersetzungen der mit Testosteron geladenen Gefangenen und deren merkwürdigen Körpereinsatz dabei. Es sah schon komisch aus, wenn nur die Beine und die vor der Hüfte fixierten Hände zum Einsatz kamen. Ab und zu versuchte es einer der Gewaschenen mit Kopfstößen. Aber letztlich mussten sich die „Pavianärsche“ geschlagen geben.

Nach vier langen Stunden in dem Käfig öffnete sich die Gittertür wieder mit lautem Schaben und Quietschen. Für ein modernes Hightechgefängnis wie eine Ultrasec-Einheit war so ein Metallgitterkäfig eigentlich nicht angemessen.
Der Direktor dieser Anstalt jedoch hatte diese Form von Sammelzelle bevorzugt – aus persönlichen Gründen, wie er damals seinem Stellvertreter erklärt hatte.
Und so mussten sich die „Pavianärsche“ geschlagen geben.

„Endlich geht es weiter mit der Verladung“, atmete der Kommandant der Planetenpolizei auf. „Was ist denn mit denen da passiert?“, wollte er wissen und zeigte auf die roten Pobacken einiger Männer. Eine Wachfrau kicherte: „Anders konnten wir sie nicht dekontaminieren.“
Der Kommandant stutzte. Es gab doch Geräte, die mit modifizierter Strahlung arbeiteten und völlig schmerzfrei die schädliche Radioaktivität entfernten. Er schüttelte verständnislos den Kopf. Er musste nicht alles verstehen.



67. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 30.11.10 21:56

hallo prallbeutel,

bekommen die häftlinge am zielort menschenwürdigere bedingungen oder geht das leiden weiter.

danke fürs schreiben. bei dem guten lesestoff wird man regelrecht süchtig danach.
68. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 05.12.10 19:47

- Fortsetzung -


In einer Stunde war er unterwegs mit seiner Ladung „schwerer Jungs“. Und das wurde auch langsam Zeit. Er wollte nicht noch in ein Gefecht mit einem Vortrupp der Cylonen geraten.
Das Schiff der Planetenpolizei war zwar mit Plasmastrahlern, Transphasenminen und Laserkanonen diverser Fabrikate ausgerüstet und verfügte über eine extrem widerstandsfähige Rumpfhülle mit einem Abschirmschild aus Koaxialenergie, aber cylonische Strahlenwaffen waren gefürchtet.

Der Kommandant stieg in das Schiff. Zwei Sergeants salutierten, als er an ihnen vorbei schritt. Die „Securitas 701“ verfügte über große Zellentrakte und ein Mannschaftsquartier für die Besatzung. Die Pilotenbrücke war eher spartanisch und klein und bildete ein eigenes Modul, das nur durch einen engen Gang mit dem restlichen Rumpf des Schiffes verbunden war.

Der Kommandant betrat sie und begrüßte den Mann am „Steuerknüppel“: Der Pilot trug ein Infrarot-Overlay. „Antriebssequenz startet in Minus 75 Sekunden.“
Eine Reihe weißer Dioden leuchtete an seinem Schaltpult auf. Eine digitale Anzeige in dreidimensionaler Optik spulte endlos Werte in neongrüner Farbe ab, von denen der Kommandant nichts verstand, dem Piloten jedoch ein zufriedenes Nicken hervorlockte. „Andockklappen sicher“, murmelte er. „Schubdüsen aktiv.“ Dann sagte er: „Ab in die Luft mit dem Vogel.“

„Kommandant Laney“, meldete sich eine Stimme hinter ihm: „Sir. Melde: Alle Gefangenen erneut kontrolliert. Code Green.“
Laney erwiderte kurz den Salut und meinte: „In Ordnung, Jankins. Wegtreten.“
Der Soldat drehte sich zackig um und verließ die Pilotenkanzel.

Im Mannschaftsdeck tummelten sich sowohl Planetenpolizisten wie auch das Personal der Ultrasec-Einheit. Ein Wärter und ein PP rempelten sich an. Der PP blitzte den Wärter an und meinte: „Vorsicht, wo du hinläuft.“ Der Ultrasec-Mann erwiderte herablassend: „Wir haben euch nicht gerufen. Ultrasec hat eigene Häftlingsschiffe. Wir wären ohne euch besser ausgekommen.“
Jetzt schaltete sich ein weiterer PP ein: „Ja, aber ihr habt den Laden ja nicht im Griff. Was ist denn da abgegangen? Euer Oberaffe hatte doch eine Schraube locker!“
Weitere Männer mischten sich in die Auseinandersetzung, die schnell hitzig und handgreiflich wurde.

Ein Ultrasec packte einen PP am Kragen und drückte ihn gegen die Schiffswand. Ein anderer schüttete seinen Kaffee nach einem Gegner, der sich darauf auf den Übeltäter stürzte.
Andere Männer schubsten sich umher, einer hieb sogar wild um sich.
Eine Wärterin schoss ihren Fuß gezielt in den Schritt eines PP, der stöhnend zu Boden sank.
Als sich ein anderer PP auf die Frau stürzen wollte, landete er durch einen Selbstverteidigungsgriff mit Wucht auf dem Rücken und spürte im nächsten Moment das Knie der Frau an seiner Kehle.
Ein PP war einem Haken eines Ultrasec ausgewichen und schwang diesem dafür seine Faust in den Solar Plexus.
Ein PP hatte einen Wärter von hinten gegriffen und drückte dessen Gesicht nun mit dem Ellenbogen fest auf den Tisch in den Kantinenfraß, der an Bord „Verpflegung“ hieß.

Kurz bevor es zu ernsthaften Verletzungen kommen konnte, erschien glücklicherweise ein Sergeant der PP sowie ein Traktleiter von Ultrasec. Die Männer nahmen sofort Haltung an und standen akkurat in zwei Reihen. „Reißt euch gefälligst zusammen“, maulte der Ultrasec-Vorgesetzte. „Wir haben noch eine lange gemeinsame Reise vor uns.“ Und der Sergeant der PP ging noch weiter: „Wenn hier jemand meint, ich dulde Disziplinlosigkeit, wird er sich noch wünschen nie geboren worden zu sein! Und jetzt alle runter und 50 Liegestützen!“

Die Männer sprangen wie eine Person synchron in den Stütz und begannen kraftvoll die Übung, während pro Wiederholung der Nachbar des Vorgängers die ausgeführte Anzahl ausrief.
Die Wärter sahen schmunzelnd zu. Doch ihnen verging das Grinsen schnell, als ihr Vorgesetzter befahl: „Wird es bald!? Ihr auch, ihr faulen Hunde! Ab sofort folgt ihr jedem Befehl des Sergeants mit unbedingtem Gehorsam!“ Murrend begannen die Wärter mit den Liegestützen.

Einige der Wächter ließen es dabei jedoch an der angemessenen Ernsthaftigkeit fehlen. Der Vorgesetzte drohte: „Wer hier nicht spurt, der landet bei den Häftlingen. Ich denke, dass will hier keiner, oder?“ Ab sofort war an den Liegestützen nichts mehr zu kritisieren.
Trotzdem gab sich der Sergeant mit den 50 Liegestützen nicht zufrieden sondern verdoppelte.

Die durchtrainierten PP schafften die Anzahl. Die Wärter dagegen quälten sich ab, um überhaupt so weit zu kommen. Besonders einige der weiblichen Wachleute hatten damit ein Problem. Aber auch sie mussten sich bis zum bitteren Ende abmühen.
Zufrieden verließen der Sergeant und der Traktleiter den Mannschaftsraum.
Die PP hatten die kleine Trainingseinheit besser weggesteckt als die Wärter.
Nur einer der PP machte ein verkniffenes Gesicht. Ihm taten noch die Hoden vom Tritt der Wachfrau weh.

Einige Schiffswände entfernt lag der Gefangene Slim Holland auf seiner harten Liege, die mit der Wand verschraubt war, und starrte nach oben, wo ein Neonlicht in die Decke eingebaut war und ein kaltes Licht abstrahlte. Unter ihm bot die dünne Latexmatratze nur wenig Komfort.
Plötzlich ertönte eine künstliche Frauenstimme: „Zellenkontrolle! Positionieren Sie sich in den Sicherheitsbereich!“ Slim Holland sprang von seiner Liege auf und stellte sich an der hinteren Wand auf. Seine Füße befanden sich innerhalb eines phosphoreszieren Rechtecks. Die Frauenstimme ertönte: „Position bestätigt. Es erfolgt keine Disziplinierung.“
Die Computerstimme hätte eher zu einer Erotiksimulation gepasst, meinte Holland.

Jetzt öffnete sich die Zellentür und zwei grinsende Wächterinnen von Ultrasec traten ein.
Mit einer lässigen Bewegung zogen sich die beiden Frauen aus ihren Gürteln Latexhandschuhe heraus und streiften sie über ihre Finger.
Slim Holland fragte sich, wozu die Untersuchungen nötig waren. Schließlich wurde die Zelle permanent durch Kameras samt Mikrofonen lückenlos überwacht.

Viel gab es sowieso nicht zu durchsuchen. Private Gegenstände waren nicht erlaubt. Die spartanische Einrichtung bestand aus verschraubten Aluminiummöbeln und nackten Wänden. Trotzdem tasteten und leuchteten die Frauen mit kleinen Taschenlampen jeden Quadratzentimeter der Zelle ab.

„Was sucht ihr überhaupt?“, wollte Holland wissen.
Plötzlich hörte er die dreckigste Lache, die er jemals vernommen hatte. Die Frau ging auf ihn zu und meinte hämisch: „Der Spaß kommt doch noch! Du kannst es wohl nicht erwarten.“
Der Gefangene sah sie fragend an.
Die Wächterin grinste breit und hob ihren Latexhandschuh: „Körperöffnungen können auch als Verstecke genutzt werden!“

Holland musste seinen weißen Overall ausziehen. Darunter trug er lediglich einen knappen Slip. „Ausziehen habe ich gesagt“, drohte die eine Frau und fuchtelte mit einem Elektroschlagstock vor seiner Nase herum.
Der Gefangene zog auch diesen aus. Nun trug er nur noch den Disziplinierungsring um seine Hoden.
„Zur Seite drehen und vorbeugen, Freundchen“, befahl die andere Wärterin.
Slim Holland gehorchte und hörte, wie die beiden Frauen dreckig lachten. Offenbar hatte eine von ihnen irgendeine vulgäre Bewegung oder ein obszönes Zeichen gemacht.
„Tiefer runterbeugen“, kommandierte die Wärterin und drückte Hollands Kopf grob nach unten.
Plötzlich spürte der Gefangene die Finger des Latexhandschuhs an seinem Hintereingang.
„Zwei Fingerlein flutschen ja fast schon von alleine hinein“, dichtete die Uniformierte. „Ich wette, da ist noch mehr möglich.“
Die andere Frau kicherte.
Der nackte Mann stöhnte tief auf, als die Wächterin drei Finger in seinen Hintern rammte. Und dann waren es schon vier…

„Steck ihm den Stab rein!“, schlug die andere Frau vor.
„Du bist ein echtes Miststück!“, sagte die andere lachend. Dann nahm sie ihren Elektrostab und führte ihn dem Gefangenen ein. „OK, los geht es! Hier kommt er! Schön dein Ärschlein entspannen! Gleich jage ich dir 500.000 Volt…“, begann sie lachend. Aber gleich danach verbesserte sie sich: „Nein, lieber nicht, obwohl es juckt mich ja in den Fingern…“
Die Kollegin lachte. „Stell doch einfach nur Schwachstrom ein. Vielleicht können wir den kleinen geilen Knasti hier ja ein bisschen melken…“
Die Wächterin sah ihre Kollegin fragend an. „Was meinst du denn damit?“
Die Andere sagte: „Lass uns mal die Positionen tauschen. Ich zeige es dir.“

Und bald darauf spürte der Mann, wie seine Prostata gereizt wurde. Slim Holland fühlte ein angenehmes Kribbeln, doch war die Situation so demütigend, dass er das Gefühl nicht genießen konnte. Gegen seinen Willen verhärtete sich sein Penis, was Frauen offenbar sehr witzig fanden. Dann wurde Holland immer geiler und geiler und schließlich begann er langsam Sekret abzugeben.

Während sich die beiden Ultrasec-Angestellten mit dem Häftling vergnügten, saß Kommandant Laney in seiner Kabine, vor ihm stand der ehemalige Direktor der Ultrasec-Einheit, der vom Konzern mit sofortiger Wirkung von allen Aufgaben entbunden worden war.
Laney schob dem Mann ein flaches PDA rüber. „Unterzeichnen.“ Das war keine Bitte sondern eine Aufforderung.

Der Ex-Direktor schnaubte und hob trotzig sein Kinn. „Und wenn ich mich weigere?“
Laney hob die Schultern in seiner Uniform und antwortete: „Letztlich ist mir scheißegal, was mit Ihnen geschieht. Aber wenn Sie die vorbereitete Erklärung nicht bestätigen, dann wird man ein Untersuchungsverfahren gegen Sie einleiten. Dann bekommen Sie nicht nur Ärger mit Ihrem Arbeitgeber sondern auch mit der Vereinten Union. Ich kann Sie nur laufen lassen, wenn ich Ihre Versicherung habe, dass auf Triton III alles im Rahmen des Gesetzes abgelaufen ist.“

Der Direktor erwiderte barsch: „Sie wissen doch, was da drin steht“, zeigte er abfällig auf das PDA. „Das ist doch ein zum Himmel stinkender Handel mit Mr. Watson. Und ich begebe mich quasi in seine Hände.“
Wieder hob Laney seine Schulterpartie. „Tja, entweder Sie vertrauen Ihrem Arbeitgeber… oder Sie werden ein Strafverfahren erwarten dürfen.“

Unwillig nahm der Direktor das PDA und drückte seinen Daumen drauf. Anschließend hob er es vor sein rechtes Auge und aktivierte einen Irisscanner. „Was bekommt ihr von Watson, dass ihr mich laufen lasst?“
Laney brummte. „Das weiß ich nicht und interessiert mich auch nicht. In dem Spiel bin ich nur eine ganz kleine Figur. Vielleicht geht es um eine Bauerlaubnis einer weiteren Ultrasec-Anstalt in einem Wohn- oder Naturschutzgebiet, die er schon in der Tasche hat und auf die er nun verzichtet? Keine Ahnung. Oder Watson zahlt in bar an die Vereinte Union dafür, dass der Skandal auf Triton III nicht an die Öffentlichkeit kommt.“

Der Direktor warf dem Kommandanten das PDA in den Schoß und stemmte sich mit seiner kräftigen Figur auf den knarrenden Schreibtisch auf: „Seien Sie froh, dass Sie kein Gast in meinem Hause waren. Sollte es doch einmal so weit kommen…“
Am liebsten hätte der Direktor ausgespuckt. Doch er beherrschte sich und drehte sich um, um den Raum zu verlassen.

Laney bebte ebenfalls vor Wut. Er tippte einen Touchscreen an und sagte: „Sergeant. Sorgen Sie dafür, dass der Direktor in eine sichere Kabine kommt. Schließlich hat er nicht nur Freunde.“
Der Sergeant wirkte irritiert: „Sir! Die Kabine des Direktors wird permanent von zwei PP bewacht. Es sind meine besten Männer.“
Laney antwortete: „Ich weiß, Serge. Aber ich wünsche, dass er in eine Gefangenenzelle umzieht.“
Stille am anderen Ende. Der Sergeant sagte: „Sir, ich bitte um Wiederholung des Befehls.“

Laney wiederholte sich in diesem Falle sehr gerne. Der Direktor dürfte sein Mütchen an der harten Liege kühlen. Und sollte er weiterhin so unkooperativ sein, so würde er vielleicht in einer Gemeinschaftszelle mit Häftlingen zur Vernunft kommen…
„Noch etwas, Serge“, ergänzte Laney.
„Sir?“, fragte der Offizier.
„Keine Extras für den Passagier. Keinerlei!“, betonte der Kommandant.
„Verstanden, Sir“, bestätigte der Sergeant.

Laney brummte zufrieden vor sich hin: „Häftlingsfraß, Licht zu den programmierten Zeiten, täglich eine Zellenkontrolle. Und ein schöner weißer Overall für unseren Passagier.“
Nur den Disziplinarring ersparte er dem Direktor. Er würde auch so vermutlich genug Ärger vom Admiral bekommen. Wenn die Sache überhaupt so weit bekannt wurde. Watson wollte kein Aufsehen. Vermutlich würde der Direktor schon auf dem Raumhafen am Andockring entgegengenommen wie bei einem Agentenaustausch. Und von Watson würde der Direktor einen Maulkorb verpasst bekommen.

Laney lehnte sich bequem auf seinem Kommandosessel zurück. Zumindest in seiner Fantasie trug der Direktor schon einen Disziplinarring. Laney musste schmunzeln als er auf einen imaginären Knopf auf seinem Schreibtisch drückte, der den Direktor in seiner Zelle röstete. Aber auch ohne das demütigende Bestrafungsgerät würde der Passagier sich bei dem eingeschränkten Komfort darüber Gedanken machen, wie er das nächste Mal dem Kommandanten gegenüber auftrat…


69. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 05.12.10 20:16

hallo prallbeutel,

jetzt darf der unisecdirektor ein leben als häftling führen. werden die prostatamassagen jetzt alltag für die häftlinge werden?
70. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 08.12.10 20:45

F O R T S E T Z U N G


Goria starrte fasziniert auf den Monitor ihrer medizinischen Laboranlage. Wenn sich die DNA-Stränge so verhielten, wie sie vermutete, müsste ihre Unsterblichkeitsformel auch mit Cylonen kompatibel sein. Damit würde sie die gefeierte Volksheldin von Cylonia werden und eine der mächtigsten Personen in dem Imperium. Und falls die Cylonen die Boriten und die Vereinte Nation unterjochen könnten…

Die Forscherin glitt mit ihren langen, schlanken Fingern ihren blonden Pferdeschwanz entlang. Nervös starrte sie auf den Monitor. Das Programm arbeitete scheinbar endlos langsam. „Abgleich 78 %“, las Goria. „Nun mach schon schneller, du dummer Kasten. Ich will es endlich wissen!“
Aber der Computer ließ sie noch weitere fünf Minuten schmoren, die ihr wie die Ewigkeit in der Hölle vorkamen. Dann endlich: „Abgleich 100 %.“
Goria tippte einen Programmbefehl ein. Sie wollte das Ergebnis sehen.

Sofort bauten sich ein Diagramm und eine Tabelle mit zahlreichen Werten auf. Doch nur die Angabe in der letzten Zeile war für Goria von Bedeutung. Von einer Bedeutung, die über ihre Zukunft – und die der Cylonen – entschied!
„Kompatibilitätsabfrage positiv“ stand dort zu lesen. Gorias Herz schlug ihr bis zum Hals.
Sie hatte es geschafft!

Sie wollte gerade die frohe Botschaft zum Kapitän bringen, da ertönte ein Alarmsignal. Eine heulende Sirene lärmte über alle Flure des Schiffes und das Licht wechselte auf Rot. „Was ist los?“, fragte Goria einen vorbeieilenden Cylonen. „Gefechtsalarm! Zwei Schiffe der Vereinten Nation greifen uns an!“
Goria spürte, wie die Schwerkraft im Schiff deutlich abnahm. Ihre Bewegungen ähnelten bald denen unter Wasser. Sie hielt sich an einem Griff an der Wand fest. Der Gang wurde von einem gelben Blinksignal in ein beunruhigendes Licht getaucht, dass sich mit der roten Grundbeleuchtung mischte.

Auf der Brücke waren die Offiziere hochkonzentriert an ihren Pulten. Kapitän Vero bellte prägnante und präzise Kommandos, die die Gefechtsoffiziere augenblicklich ausführten: Waffen laden – feuern – Ausweichmanöver – Energie auf die Schutzschilde – Kursänderung – Waffen laden – feuern.

Eines der feindlichen Schiffe musste mit schweren Schäden abdrehen, doch das andere Flugobjekt der Vereinten Union erzielte einen Volltreffer im Heck der „Annihilator“.
Das Triebwerk des Cylonenschiffs war zwar nicht vollständig zerstört worden, doch sein Hyperlichtantrieb war ausgefallen. Ein schneller Rückzug war damit unmöglich gemacht. Damit blieb den Cylonen nur der Angriff.

„Boritengeschwader auf 0,446. Entfernung 420 Kilometer“, rief ein Offizier. Kapitän Vero schnaubte. „Wieso erfahre ich das erst jetzt?“
Der Offizier entschuldigte: „Sie sind hinter der Sonne getarnt gewesen, Sir!“
Kapitän Vero fiel regelrecht in sich zusammen. „Waffen deaktivieren! Nehmen Sie sofort Kontakt mit dem Schiff der Vereinten Union auf!“
Der „Annihilator“ war nur noch eine Kapitulation oder die Vernichtung möglich, das war dem erfahrenen Militär klar.

Der cylonische Kapitän erschien auf dem Schirm der „United Freedom“ der Vereinten Union und übergab offiziell die „Annihilator“ des cylonischen Imperiums an den kommandierenden Kapitän Thompson.
Als die Übertragung beendet war, verließ Vero entschlossen die Brücke. Er dachte gar nicht daran sich dem Feind auszuliefern. Und erst recht sollte die Unsterblichkeitsformel der OG-Forscherin Goria nicht in die Hände der Vereinten Union fallen!

Sein „As im Ärmel“ war die Rettungskapsel der „Annihilator“. Es handelte sich hier eher um ein „Rettungstorpedo“: eine Shuttleart mit geheimer cylonischer Technologie, die kurzzeitig Hyperlichtgeschwindigkeit erzielen konnte. Damit blieben bis zu drei Personen die Option, bis hinter die cylonischen Kampfreihen zu gelangen.

Vero informierte Goria. Die OG-Forscherin kopierte ihre Formel auf einen Datenträger und nahm eine Probe der DNA-Schöpfung mit, löschte sämtliche Codes ihrer Arbeit an Bord und eilte Vero hinterher, der mit fliegenden Schritten das Shuttledock ansteuerte – die Schwerkraft war wieder hergestellt worden, seit das Schiff beigedreht hatte.

Für eine dritte Person war noch Platz auf der „Secret Rescue“. Vero überließ Goria eine Wahl zu treffen. Vielleicht war ein bestimmter Cylone bedeutungsvoll für die Forschung, vermutete Vero.
Goria entschied sich spontan für Turner, den ehemaligen OG-Agenten, der mittlerweile ihr willenloser Sklave war. „Seine Gehirnimplantate enthalten wichtige Informationen“, behauptete sie. Vero ließ nach Turner rufen und verwies anschließend sämtliche Personen vom Shuttledeck. Niemand sollte ihn in letzter Sekunde noch aufhalten und womöglich meutern, um der Gefangenschaft und dem Kriegsgericht zu entkommen.

Als wenig später die „United Freedom“ näher kam und mit mehreren Shuttles voller schwer bewaffneter Soldaten übersetzte, öffnete sich das Shuttledock der „Annihilator“ auf der abgewandten Seite. Vero zündete das Hyper-Triebwerk der „Secret Rescue“ unmittelbar nach dem Start und zerstörte mit der Energie des Antriebs nicht nur einen Teil des Rumpfes der „Annihilator“ sondern gefährdete auch ein Shuttle der Soldaten, das unkontrolliert vom Kurs geschleudert wurde.

Die Tarnvorrichtung der Kapsel – selektive Lichtkrümmung machte sie praktisch unsichtbar – verhinderte, dass sie noch beim Abflug abgeschossen wurde. Trotzdem ließ Kapitän Thompson eine Plasma-Rakete zünden, die die Kapsel durch ihre Sensoren anvisierte und an ihrem Kurs „klebte“, doch war selbst diese nicht mehr in der Lage die Torpedokapsel einzuholen, bevor sie mehrere Lichtsekunden entfernt von einem anderen cylonischen Schiff abgefangen wurde.

Die Soldaten der Vereinten Union und die verbündeten Boriten blieben fassungslos zurück. Zumindest war das Vorrücken der cylonischen Armee gestört und ein großes Schiff erobert worden. 255 Cylonen wurden als Kriegsgefangene auf die „United Freedom“ überführt. Kapitän Thompson sorgte dafür, dass die Cylonen dem Geheimdienst der Planetenpolizei übergeben wurden.

Der cylonische Kapitän Vero, Goria und Turner waren inzwischen wohlbehalten auf einem anderen cylonischen Schiff, der „Metallic Claw“, an Bord genommen worden. Die körperlichen Belastungen durch den Hyperflug waren allerdings so intensiv gewesen, dass die drei Geretteten in ein künstliches Koma gelegt werden mussten.

Auf Hope Island arbeitete Mr. Franklin an der Bestimmung einer Nukleotidabfolge in einem DNA-Molekül als gerade die Eilmeldung über den Kommunikationsschirm kam, dass Hope Island aus Sicherheitsgründen evakuiert werden sollte.
„Diese verdammten Cylonenschweine!“, brummte Franklin. „Ich kann die Versuchsreihe nicht mit an Bord eines Schiffes nehmen. Drei Wochen Arbeit völlig umsonst!“
„Wollen Sie lieber hier bleiben und ihre Reagenzgläschen festhalten?“, fragte ein Soldat, der plötzlich hinter ihm aufgetaucht war.
„Wer sind Sie und wie kommen Sie hier in das Labor?“, wollte Mr. Franklin wissen. Der Uniformierte tippte etwas in seinen Handgelenks-Kommunikator ein und augenblicklich erschien ein Hologramm aus neongrüner Schrift vor Mr. Franklin, in dem der Evakuierungsbefehl mit einem offiziellen Siegel der Vereinten Nation bestätigt wurde.

„Ich komme ja schon“, knurrte Mr. Franklin und folgte dem Soldaten resigniert. Ein Passagierhelikopter stand auf dem Shuttlelandeplatz bereit. Die gewaltigen Rotorblätter drehten sich bereits und verursachten nicht nur unerträglichen Lärm sondern auch heftigen Wind. „Gehen Sie an Bord oder warten Sie auf den nächsten Flieger“, brüllte der Soldat.
Mr. Franklin eilte zu der kleinen Rampe. Sein weißer Kittel flatterte und peitschte ihm um seinen Körper. Eilig stiefelte er den Metallrost hinauf und bückte sich, um die Lukenöffnung zu durchschreiten. Hinter ihm eilte nur der Soldat in den Transporter. „Das war der letzte!“, schrie er gegen den Krach der Rotorblätter an und gab mit dem ausgestreckten Daumen ein Zeichen in Richtung Pilotenkanzel.

Mr. Franklin wurde durch einen engen Gang in den hinteren Bereich des Lasthubschraubers geführt. Dort gab es keine Fenster sondern nur ein schummriges Licht durch die kalte Deckenbeleuchtung, die hinter einem Drahtgitter geschützt war. Links und rechts des kleinen Raumes war eine lange Bank mit Anschnallgurten angebracht. Die meisten Plätze waren bereits besetzt. Franklin erkannte einige Mitarbeiter der Firma, einige Männer sah er zum ersten Mal.

„Schnallen Sie sich da fest!“, gab ein Soldat der Bordmannschaft in Kevlarweste Franklin die Anweisung. Es stank fürchterlich nach Kraftstoff. Kaum hatte sich Franklin gesetzt, vibrierten Boden und Bank wie bei einem Erdbeben. Durch eine Lautsprecheranlage ertönte eine verzerrte Stimme: „Quadrocopter VHI-039 bei Take-Off Null.“

„Warum sind wir so kurzfristig informiert worden? Sieht es so schlecht aus mit den Cylonen?“, rief Franklin seinem Nachbarn zu. Der Mann war Computerexperte in der Anlage gewesen. Franklin hatte seinen Namen vergessen. Der Mann antwortete, aber das laute Rattern und Scheppern eines Gitters links von ihnen ließ seine Worte unverständlich werden. Irgendwas von „strategisch“ und „Planung“ konnte Franklin hören und nickte mit gerunzelter Stirn.

„Setzen Sie ihr Interface auf“, hörten die Passagiere die schrille Lautsprecherstimme. Die Männer griffen unter die Bank und holten eine Art Kopfhörer mit Brille hervor. Franklin machte es ihnen nach und setzte das Teil auf.
Sofort war der Lärm des Quadrocopters deutlich gedämpft. Ein Hologramm erschien vor seinen Augen: Das Siegel der Vereinten Nation sowie ein General, der hinter einem Schreibtisch saß. Im Hintergrund wehte eine holgrafische Flagge der Vereinten Nation. „Guten Tag. Mein Name ist General Vermont. Ich heiße Sie an Bord der VHI 039 willkommen. Leider sehen wir uns durch Vorkommnisse der letzten Stunden gezwungen, die Industrieanlagen von Hope Island zu eliminieren. Sie werden zunächst in einen Schutzbunker der Klasse A1 gebracht. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass Sie gegebenenfalls dazu verpflichtet werden können, als Reservisten zum aktiven Dienst eingezogen zu werden. Ich wünsche noch einen schönen Flug. Ende und Aus.“

Franklin sah seinem Nachbarn ins Gesicht, der schief grinste und rief: „Ich habe es doch immer gesagt. Ich werde noch mal zum Wochenendkrieger.“ Franklins Miene blieb ungerührt. Zum Grinsen war ihm weniger zumute. Dazu kam die abenteuerliche Flugweise des Piloten. Vielleicht hatte er auch gegen Windböen zu kämpfen. Auf jeden Fall spürte Franklin, wie sein Magen nach oben hüpfte und seinen Inhalt wieder hergeben wollte. Ihm stand kalter Schweiß auf der Stirn, ein unangenehmer Druck legte sich auf seine Ohren und die Übelkeit war kaum noch zu unterdrücken. Mit blassem Gesicht sah er zu seinem immer noch grinsenden Nachbarn, der schadenfroh meinte: „Na? Sie fliegen wohl nicht so oft, was?“
Franklin schluckte den Speichel hinab. Immer wieder. Und dann riss er schnell die Tüte auf, die an seiner Bankvorderseite für gewisse Zwischenfälle gedacht war.

Während der Quadrocopter seine Passagiere in der Stratosphäre in Sicherheit brachte, wurden die Zündvorrichtungen an den Industrieanlagen scharf gemacht. Die Antimaterie-Granaten würden nichts außer Staub übrig lassen.
Zwei Millisekunden nach der Aktivierung wurde der Quadrocopter trotz der Entfernung von einer Energiewelle grob zur Seite vom Kurs gedrückt. Der Pilot hatte das Fluggerät zwar schnell wieder im Griff, aber Franklins Magen spuckte nun Gift und Galle.

Lichtjahre entfernt feierten tausende Cylonenkrieger die „Befreiung von Triton III“. Offiziell annektierten sie den Planeten, der ein weiterer Baustein für ihren strategischen Erfolg sein sollte.
In Mine-City, der ehemaligen Vergnügungsstadt, war schon lange Zeit Anarchie an der Tagesordnung. Outlaws und Einzelkämpfer, Banden und Psychopathen machten die Stadt zur Hölle. Wer nicht fliehen konnte, musste irgendwie überleben. Verbarrikadiert und von Konserven zehrend hatten die meisten der Übriggebliebenen die Hoffnung auf Besserung längst aufgegeben. Doch wohl kaum jemand hatte damit gerechnet, dass alles noch schlimmer werden konnte.

Die cylonischen Soldaten jagten alles, was ihnen vor die Augen kam. Rotten von Kriegern randalierten in den Straßen, Gebäuden und Einrichtungen wie die Vandalen. Die selbsternannten Kriegsfürsten der Stadt waren den Hightech-Waffen der Cylonen hilflos ausgeliefert.
Erst mehrere Tage nach dem Einfall der Truppen wurde durch eine offizielle Anordnung und patrouillierende Einheiten die öffentliche Sicherheit so weit wieder hergestellt, dass zumindest die gröbsten Übergriffe verhindert oder wenigstens geahndet wurden.

Trotzdem sah Mine-City aus wie eine verlassene, verkommene Stadt. Die ersten Aufräumarbeiten und Reparaturen begannen allerdings bereits und auch die Erotik- und Casino-Etablissements öffneten ihre Pforten.
Die bisher wie marodierende Rowdys umherziehenden Cylonen murrten zwar, dass sie nun für bestimmte Dienste zu zahlen hatten, doch blieb ihnen nichts anderes übrig. Obwohl Mine-Citys Kundschaft nun nur noch aus cylonischen Militärs bestand, konnten die verbliebenen Geschäftsleute – teils Boriten, teils Menschen – über fehlende Einnahmen nicht klagen, auch wenn es ab und zu noch zu Vandalismus oder Schlägereien kam.

Selbstverständlich hatten die Inhaber der Hotels Gebühren an die cylonische Regierung zu zahlen, die jene Summe noch überstieg, die ihnen zuvor die Boritenbruderschaft als Schutzgeld abgeknöpft hatte; doch lohnte sich das Geschäft immer noch. Zu den Gebühren kamen noch Bestechungsgelder an die Militärs, aber die Betreiber der Etablissements schrieben im Rotlicht- und Glücksspielmilieu noch lange keine roten Zahlen.

Einige höhere Militärs der Cylonen führten sich trotz der wieder eingeführten Gesetze wie Privilegierte auf, die auf „echte“ Humanoide als Lustfrau bestanden. Gewöhnlich waren Astroiden im Einsatz, doch gab es auch Ausnahmen in den exklusivsten Clubs von Mine-City, in denen weibliche Menschen und Boritinnen dem Sexgeschäft nachgingen.

Die erste Begegnung mit einem nackten Cylonen war für eine Humanoidin namens Tara ein aufregendes Erlebnis. Anfangs zitterte sie fast vor Angst, denn die martialisch aussehenden Soldaten in ihren Uniformen wirkten ausgeprägt gewalttätig. Auch waren viele Gerüchte im Umlauf, in denen es hieß, dass Cylonen ihre Sexpartner gerne auspeitschten und sie quälten.

Der Cylone war mit seinen zwei Metern Größe, den extrem breiten Schultern und den scharf geschnittenen Gesichtszügen ein typisches Exemplar seiner Rasse. Tara machte sich auf eine schmerzhafte Erfahrung gefasst.
Doch zu ihrer Überraschung hatte sie niemals zuvor einen so sanften Freier erlebt. Die Muskelpakete, die unter der Uniform auftauchten, waren zwar zum Fürchten - die scheinbaren Schulterpolster waren nämlich in Wahrheit Muskelberge -, aber er ließ sich viel Zeit beim Vorspiel und schien jedes Detail zu genießen. Tara fragte sich, ob alle höheren Militärs der Cylonen so viele Geldeinheiten verdienten, dass sie sich eine Humanoide für mehrere Stunden buchen konnten.

Als der Cylone schließlich seine Hose auszog, schluckte Tara und dachte: „Da war also der Haken an der Sache!“ Das größte Geschlecht, das sie jemals gesehen hatte, stand vor ihr und schien noch zu wachsen. Es würde sie zerreißen!
Sie zitterte wie Espenlaub, als der auf dem Bettrand sitzende Cylone sie anhob, als wöge sie nicht mehr als eine Schaufensterpuppe und langsam mit gespreizten Beinen auf seinen Schoß sinken ließ…

Doch zu ihrem erneuten Erstaunen war der Kunde so vorsichtig und geschickt, dass sie keinerlei Schmerzen fühlte. Im Gegenteil: Nur wenige Minuten später ritt sie seinen Prügel wild und fühlte ein Verlangen, wie sie es bei einem Freier noch nie gespürt hatte. Sie war zum Platzen gefüllt – aber tat sooo gut! Ihre Gier nach mehr war unersättlich, und Tara japste und wimmerte, stöhnte und keuchte auf den Lenden des Riesen. Ihr heißblütiges Temperament, das sie sonst den Kunden vorspielte, war dieses Mal echt.

Dann erreichte sie einen Orgasmus, der so intensiv war, dass sie alles um sich herum vergaß. Sie schrie auf und klammerte sich an den Cylonen. Ihre Vagina zog sich zusammen, als wolle sie den Cylonenknüppel für immer behalten. Und dann kam auch der Soldat und füllte Tara mit einer Unmenge Liebessaft, wie sie es noch nie gespürt hatte. Ein erneuter Höhepunkt erreichte die Prostituierte. Wieder jauchzte sie vor Glück und bebte am gesamten Leib.

Für heute war Tara im wahrsten Sinne des Wortes bedient! Sie nahm an der Bar Platz und schlug in ihrem kurzen Kleidchen vorsichtig ein Bein über das andere. Ihre Muschi war empfindlich wie nach einem Gangbang. Dabei hatte sie heute nur einen einzigen Kunden gehabt.
Tara grinste, als sie an die Geldeinheiten dachte, die sie verdient hatte. Drei Mal hatte der Cylone es hier hintereinander besorgt. Was für ein Tier!
Sollte es einmal wieder andere Spezies in Mine-City geben, würde sie nur noch Cylonen als Freier akzeptieren. Was wollte sie mehr? Die besten Sexpartner, die auch noch sehr großzügig zahlten!
Genüsslich nippte sie an einem bläulichen Cocktail.

„Nicht so schlecht, wie ich dachte, euer Yellow Hell“, hörte sie plötzlich eine dunkle Stimme hinter sich. Sie drehte sich herum und sah ihren Kunden mit dem Nationalgetränk von Triton III in der Hand. „Ich bin cylonische Getränke gewöhnt, aber dieses Bier reicht zur Not auch.“ Er ließ den Rest des synthetischen Gerstensaftes in seine Kehle fließen und zerdrückte dann mit einer Hand die Aluminiumdose zu einer kleinen Kugel. „Morgen zur gleichen Zeit?“
Tara schaute einen Moment recht dumm daher, doch schnell hatte sie sich wieder im Griff und machte eine aufreizende Miene. „Gern. Ihr wisst ja, wo mein Apartment ist“, antwortete sie mit einem grazilen Augenaufschlag.

Der Cylone gab ein tiefes Brummen von sich und schritt davon. Tara wusste nicht so recht, ob sie den Termin nur wegen der Geldeinheiten angenommen hatte, oder ob sie auch „ja“ gesagt hätte, wenn der Cylone nichts zahlen wollen würde. Tara spürte ihre Weiblichkeit, die noch von den Stunden der Liebe schmerzte. Doch es war ein süßer Schmerz. Und sie wollte mehr davon!


71. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 08.12.10 23:22

hallo prallbeutel,

das wird jetzt richtig spannend. werden die cylonen jetzt unsterblich oder läßt sich die natur sich nicht überlisten.

bin sehr gespannt wie es weitergeht und danke fürs schreiben
72. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 10.12.10 22:05

FORTSETZUNG


Auf dem Weg tief in das Territorium der Vereinten Nation war das Raumschiff Securitas 701 der Planetenpolizei unterwegs durch das schwarze All. Die gefährlichsten Kriminellen waren an Bord und sollten in eine andere Ultrasec-Einheit überführt werden.
Doch zunächst war ein Abstecher zu einer Militärbasis geplant, wo der ehemalige Direktor der Ultrasec-Anstalt von Triton III abgesetzt werden würde.

Mr. Watson, der Inhaber des Unternehmens, gehörte zu den mächtigsten Männern der VN und hatte irgendeinen Geheim-Handel vorgeschlagen. Offiziell wurde der Direktor aus gesundheitlichen Gründen von seinem Posten abgezogen und in den Ruhestand versetzt. Doch in Wahrheit war er wegen der Vorkommnisse auf Triton III nicht mehr haltbar. Mr. Watson wollte die Vorfälle unter den Teppich kehren und hatte für das Schweigen zu den Machenschaften des Direktors sicherlich eine hohe Summe abgedrückt.

Kapitän Laney war das so egal wie ein Staubkorn eines Asteroiden. Er folgte nur den Anweisungen seines Admirals. Also setzte er zehn Tage später den Direktor sowie einen Teil der Ultrasec-Wachleute an der einsamen Raumstation „Beyond Horizon“ ab und wollte die Triebwerke der Securitas 701 nach der Proviant- und Energieaufnahme so schnell wie möglich wieder starten.
Auf der Raumstation war eine Delegation vom Ultrasec-Konzern eingetroffen und hatte die Passagiere in Empfang genommen. Die Männer trugen keine Uniformen, waren aber hochrangige Angestellte des Konzerns, die aus der Zentrale angereist waren.

Das Letzte, was Kapitän Laney von dem stämmigen Direktor sah, war, wie er von den Konzernangestellten eine schwarze Kapuze über den Kopf gezogen bekam. Fast bekam Laney ein schlechtes Gewissen. Aber nur fast. Schließlich hatte der Typ sich selbst die Suppe eingebrockt, die er nun auslöffeln durfte. Nur schade, dachte Laney, dass er immer noch eine Restbesatzung von Ultrasec-Wächtern an Bord dulden musste. Und bis zur nächsten Ultrasec-Einheit, wo er die Gefangenen abliefern musste, war es noch eine verdammt lange Reise.

Als die Anlegearme des Raumdocks sich von der Securitas 701 lösten, atmete der Kapitän auf. „Nachdem ich ihren Boss in eine Zelle befördert hatte, werden die restlichen Gummiknüppelschwinger wohl Ruhe geben“, grummelte er und drückte auf die Kommunikationstaste. „Sergeant Fisher. Bericht!“
Eine Stimme ertönte: „Kommandeur. Die Zellenkontrolle ist abgeschlossen. Keine Auffälligkeiten, Sir.“
Laney lehnte sich in seinem Sessel zufrieden zurück. Das war der richtige Zeitpunkt für einen Schluck 20jährigen Whisky von den „Freedom Islands“. „Gut, Sergeant. Sorgen Sie auch weiterhin dafür, dass das nicht der Fall ist. Wir wollen die schweren Jungs wohlbehalten auf Barren Wilderness absetzen. Und vor allem auch diese Typen von Ultrasec.“
„Jawohl, Sir.“, antwortete Fisher.
Als die Verbindung zum Kommandeur beendet war, seufzte der Sergeant. Zum Teufel mit diesem privaten Sicherheitspack! Manchmal glaubte er, die Zellen waren auf der falschen Seite der Gitterstäbe.

Als Fisher durch den Korridor marschierte, der zum Mannschaftsraum führte, hörte er Gekicher auf dem Gang. Zwei Wachleute amüsierten sich offenbar gerade über ein Vorkommnis im Zellentrakt. „Was ist hier so lustig?“, wollte der Sergeant wissen.
Im ersten Augenblick erschraken die Uniformierten, dann wollten sie trotzig reagieren, denn der Planetenpolizist hatte ihnen gar nichts zu sagen. Doch dann erinnerten sie sich daran, was der Traktleiter gesagt hatte: „Kommandeur Laney hat den Direx wegen ein paar Unverschämtheiten in eine Zelle werfen lassen. Also benehmt euch! Sonst seid ihr auch bald da drin.“
„Nichts, Serge!“, antwortete daher einer der Wachmänner. Beide standen stramm und sahen unschuldig drein, als könnten sie kein Wässerchen trüben.

Als der Sergeant verschwunden war, stießen sich die beiden Ultrasec-Wärter an und grinsten. „Hey, Bob, ich bin schon mal in der Kantine. Sag den Mädels bescheid, sie sollen aufpassen. Der Wachhund schwirrt hier rum.“
Bob tippte sich mit den Fingerknöcheln an die Stirn. „Geht klar, Hank. Bis gleich.“

Während Bob sich auf den Weg in die Kantine machte, um einen bitteren, abgestandenen Kaffee zu trinken und eine Paste mit ominösen Brocken zu essen, die sich „Boeuf Stroganoff“ nannte, schob Hank seine ID-Card in den Schlitz zur Sicherheitstür und betrat den Zellentrakt 3. Vor Zelle 3/036 blieb er stehen und steckte die Karte erneut in ein Lesegerät. Die Tür öffnete sich elektrisch. Hank trat ein und sah Michelle und Anastasia, wie sie einen heißen Strip hinlegten – vor einem splitternackt ausgezogenen und auf einen Aluminiumstuhl gefesselten Gefangenen, dem die Vorstellung offenbar sehr gefiel, was sich zwischen seinen Beinen überdeutlich zeigte.

Hank grinste und klopfte an die Metallwand. „Hallo! Ich bin´s nur. Macht die Musik ein wenig leiser. Der PP-Bello tapst hier rum. Ich gehe jetzt was essen. Kommt ihr gleich nach?“
Michelle, nur noch in aufregenden Dessous, kam mit wiegendem Schritt auf ihren Kollegen zu und strich mit ihren Fingern über dessen Uniformrevers, packte mit der anderen Hand seinen Nacken und zog ihn zu sich.

Als Hank erregt sah, wie sich Michelle mit ihrer Zunge über die Lippen fuhr, neigte er sich noch ein Stückchen vor, um sie zu küssen, doch die Frau stieß ihn lachend weg. „Nur schauen! Anfassen verboten! Das gilt nicht nur für Gefangene sondern auch für Ultrasec-Angestellte!“
Pikiert sah Hank der Frau nach und starrte auf ihren knackigen Po in dem knappen Höschen aus Latex. Als sie bei Anastasia ankam, klatschten sich die Frauen triumphierend ab und lachten. Hank verzog mürrisch seinen Mund und verließ die Zelle.

Anastasia beugte sich tief zu dem gefesselten Gefangenen hinab, so dass ihre pralle Brust das Gesicht des Mannes zur Seite drückte. Sie strich ihm über Brust, Bauch und griff ihm an den steil aufgestellten Schwanz. „Das gefällt dir wohl, hm?“
Der Häftling stöhnte. Wie lange hatte ihn keine Frau mehr berührt!? Und dann auch noch so eine Granate!
„Du möchtest bestimmt gerne spritzen, du kleine Sau?“, fragte Anastasia und wichste die steife Latte ein paar Mal. Der Mann stöhnte lustvoll auf und hauchte ein raues „Ja“.

Anastasia nickte ihrer Kollegin zu. Michelle war dabei, sich wieder anzuziehen. Sie gurtete sich ihren Gürtel mit dem Schlagstock, einem Kommunikator und der Fernbedienung für den elektrifizierten Ballstretcher um. Sie nahm den kleinen Auslöser und fuchtelte damit vor den Augen des Mannes umher: „Weißt du, was das ist, kleiner geiler Mann?“
Der Mann verkrampfte sich. „Ja. Das gibt die Disziplinarstöße…“
„Ganz richtig, Süßer“, hauchte Anastasia ihm ins Ohr. Sie wichste ihn weiter. „Abspritzen ist hier strengstens verboten!“

Der Häftling ächzte und keuchte. Er war so geil, dass er kurz davor war, seiner Lust freie Bahn zu schaffen und ruckte unruhig auf dem Stuhl umher.
Michelle erklärte ihm: „Wenn du böse bist, muss ich dich bestrafen. Das weißt du doch, oder?“
Der Mann verspannte sich total. Er stöhnte. „Ich… Oh, bitte…. Ich spritze….. bitte nicht! Bitte nicht! Aufhören! Bitte aufhören! Gnade! Bitte aufhören!!!“

„Oh, oh!“, rügte Michelle den Mann und zeigte auf die pralle Eichel. „Was muss ich da sehen? Spuckt er etwa schon, der kleine Vulkan?“
Michelles Finger schwebte über dem Knopf für die elektrischen Impulse. Anastasia sah dem Häftling tief in die Augen, während sie ihn langsam wichste. Sie liebte diesen Ausdruck von furchtbarer Angst. Von Panik. Von Qual.
Der Gefangene hatte vor zwei Monaten einen Strafimpuls in den Ballstretcher erhalten. Das hatte ihm gereicht und war ihm noch allzu gut in Erinnerung. Er musste verhindern, erneut diese Schmerzen ertragen zu müssen! Aber wie sollte er dieser Versuchung standhalten?
Sein Geist war willig…
…doch sein Fleisch war schwach…
Der Häftling stöhnte und keuchte, zappelte nackt auf seinem Metallstuhl, wandte sich unter den Berührungen von Michelle, die ihn immer wieder an den Rand der Ejakulation brachte…

Hank setzte sich in der Kantine zu Bob und wählte sich ebenfalls Boeuf Stroganoff. „Woraus die das wohl machen?“, fragte er angewidert und rührte mit seiner Gabel lustlos in der Aluschale seines Essens herum.
Bob meinte beschwichtigend: „Immer noch besser, als der Fraß, den die Häftlinge kriegen.“
Hank lachte humorlos auf. „Ja, das stimmt allerdings. Aber mich wurmt, dass die Offiziere bessere Mahlzeiten bekommen.“
Bob zuckte mit den Schultern. „Wenn wir erst mal auf Barren Wilderness angekommen sind, gibt es für uns wieder vernünftiges Zeug. Und Bier! Vielleicht haben die kein Yellow Hell, aber bestimmt ein ähnliches Gebräu.“

Hank spuckte einen Schluck Kaffee angewidert zurück in den Metallbecher. „Pfui Teufel! Wenn wir auf Barren Wilderness sind, machen wir eine fette Party mit massenweise Bier und geilen Girls!“
Bob riss ihn aus seinen Träumen: „Da gibt es nichts außer der Ultrasec-Einheit. Ich glaube, da gibt es sogar mehrere dieser Anstalten. Aber sonst nichts. Gar nichts. Die Bräute kannst du dir abschminken. Aber Bier wird sich wohl auftreiben lassen. Und Sim-Programme. Wenn schon keine echten Mädels…“
Hank seufzte. „Ich würde gern mal Michelle, das Miststück, vernaschen! Oder Anastasia!“
Bob lachte: „Vergiss es! Du weißt doch, was denen gefällt! Willst du wirklich das Kaninchen in der Schlangengrube spielen?“
Hank grummelte. „Nein, ich würde das geile Weib mal so richtig von hinten…“
Bob: „Dann pass auf deine Eier auf!“

Hank schob sein Essen unangetastet weg. „Ich gehe in meine Koje. Gute Nacht.“
Bob: „Gute Nacht.“ Dann rief er ihm hinterher: „Und lass die Fingerchen artig auf der Bettdecke!“
Hank zeigte ihm den ausgestreckten Mittelfinger und verschwand durch eine elektrische Tür.

Als die Frauen die Zelle verlassen hatten, blieb der Gefangene noch auf dem Metallstuhl fixiert. In seinem Schoß befand sich die kräftigste und größte Erektion, die er je hatte.
Nach etwa einer halben Stunde war seine Erregung immer noch deutlich sichtbar und tropfte still vor sich hin. Endlich öffneten sich die Fesselschnallen an Händen und Füßen mit einem kaum hörbaren Piepton.
Der Häftling sprang auf und sah sich verwirrt in der Zelle um. Wurde er beobachtet? Das Deckenlicht war gedämpft. Die Frauen hatten ihren Spaß mit ihm gehabt. Und jetzt? Sahen sie ihm zu?

Der Mann legte sich auf seine schmale Liege. Ganz unwillkürlich ertasteten seine Hände das geschwollene Glied und streichelten es. Es gab keine Decke, die ihm einen Sichtschutz bot, doch dass war ihm mittlerweile egal. Er musste einfach onanieren. Erst langsam, doch schon nach Sekunden explodierten seine Bewegungen fast. Und nur wenige Augenblicke später spürte er, wie sich seine Lust ergießen wollte. Aufstöhnend wichste der Mann und…

…in dem Moment, in dem er ejakulieren wollte, durchschoss ihn ein kräftiger Stromschlag seines Hodenringes. Der Schmerz ruinierte seinen Orgasmus völlig. Aufkeuchend hielt er sich den Schritt. Lautes Gekicher kam aus einem Lautsprecher der Zelle. Die beiden Wächterinnen amüsierten sich offenbar köstlich.
Der Mann sah hektisch an den Wänden und der Decke seines Gefängnisses umher, doch waren die Objektive der Videoüberwachung nicht mit bloßem Auge zu erkennen. Von wo hatten sie ihn angestarrt?

Voyeuristisch hatten sie ihn als Lustobjekt angegafft, hatten vielleicht seine intimsten Stellen herangezoomt, hatten seine Gesichtszüge genauestens studiert, hatten jeden Fleck und jeden Muskel seines Körpers analysiert.
Wütend sprang der Häftling von der Liege auf, bedeckte mit einer Hand sein Geschlecht und prügelte mit der Faust der anderen Hand auf die Tür der Zelle ein. „Lasst mich in Ruhe, ihr sadistischen Biester!“
Nur schrilles Gelächter, das mit deutlich erhöhter Lautstärke in die Zelle gesendet wurde, antwortete ihm. Außer Atem sackte der Gefangene mit dem Rücken an die Tür gelehnt, auf den Boden und umschlang mit den Armen seine Unterschenkel. Seine Erektion war komplett in sich zusammengefallen.

Anastasia und Michelle hatten inzwischen den Dienst an Bord beendet und trugen Zivilkleidung. Das lustige Zwischenspiel hatten sie schon fast wieder vergessen und flirteten stattdessen in der Kantine mit zwei Wachmännern.
Der ehemals stellvertretende Leiter der Ultrasec-Anstalt auf Triton III, ein arrogant aussehender Mann mit zurückgegelten Haaren namens Vain, beobachtete seine Untergebenen mit einem gönnerhaften Lächeln. Ihm war es egal, wer von seinen Leuten mit wem in die Koje sprang. Solange Peter, der junge Anwärter, ihm in seiner Kammer zur Verfügung stand.

Noch vor einer halben Stunde hatte der Jüngling vor ihm gekniet und ihm mit den Zähnen die Uniformhose geöffnet. Vains praller Penis war hervorgekommen wie eine Python und hatte nach dem „Blowboy“ gegiert.
Jetzt saß der Anwärter mit einem Yellow Hell in der gegenüberliegenden Ecke der Kantine und versuchte den ekelhaften Geschmack aus dem Mund zu spülen, doch egal, wie viel er trank, es gelang ihm einfach nicht.



73. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 10.12.10 23:52

hallo prallbeutel,

was wird jetzt wohl mit dem gefängnisdirektor alles passieren? wird er in einer geheimzelle schmoren müssen wie die gefangenen unter seinem kommando?

da geht es geil auf dem schiff zu. werden die unisec wachen bei ihrem treiben erwischt und bestraft?

danke fürs schreiben und freue mich wenn es weitergeht.
74. RE: Optional Genetics

geschrieben von WatchandPlay am 11.12.10 10:16

hallo Prallbeutel,

eine Fortsetzung, die das Kopfkino in Gang bringt - wie wird es weitergehen?
- wie ergeht es dem Anwärter?
- kommen die Mädels mit Ihren Spielchen durch?
- oder können die Gefangenen ausbrechen?
- vielleicht verschärfen die Mädels ihre Aktionen noch!

Bitte schreib weiter - es ist ungemein spannend

Gruß und Dank
W&P
75. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 23.12.10 14:27

F O R T S E T Z U N G



Vain war in Gedanken schon bei etwas ganz anderem. In einer speziell gesicherten Verbindung hatte er mit Mr. Watson, dem Chef des Ultrasec-Konzerns, persönlich kommuniziert. Nur Vain wusste von der geheimen Absprache. Und morgen sollte Kommandant Laney die Information erhalten, dass die Securitas 701 den Kurs zu ändern hatte. Nicht bis Barren Wilderness sollten die Häftlinge gebracht, sondern in ein recht unerforschtes Gebiet, dem System „Dark Red Dust 535“, transportiert werden.
In der Umlaufbahn des Planeten „Peril“ würde eine Außenstation von Ultrasec die Gefangenen übernehmen.

Kommandant Laney runzelte die Stirn, als er die Anweisung am nächsten Tag erhielt und befahl dem Brückenoffizier die Kursänderung einzugeben. „Warum jetzt plötzlich nicht mehr Barren Wilderness? Da müssten laut meiner Aufzeichnungen sage und schreibe 18 Ultrasec-Einheiten existieren. Der reinste Gefängnisplanet. Die haben doch garantiert noch Platz für ein paar Dutzend Häftlinge.“

Laney fiel kein Grund ein. Von der Außenstation im System Dark Red 535 hatte er zuvor noch nie gehört. Die Gegend war wegen ihrer Anomalien und Asteroidenschwärme nicht ungefährlich und daher fast unbewohnt.
Trotzdem nickte Laney vor sich hin. Zumindest würde er so schneller wieder in der Hauptbasis der Planeten-Polizei und diesen Abschaum los sein. Damit meinte er die Ultrasec-Leute, weniger die Gefangenen.

Der Raumsektor, den sie durchquerten, war mit Gesindel geradezu gepflastert: Waffenhändler, Schmuggler, Söldnergruppen, Raumpiraten – doch alle knapp außerhalb der Verwaltungszone der Vereinten Nation, so dass die Securitas 701 keine Verfügungsgewalt hatte.
Laney sorgte sich weniger um Übergriffe, denn die Securitas 701 war bestens bewaffnet; das Batteriedeck verfügte über modernste Verteidigungsanlagen. Doch die Anomalien in diesem Bereich verlangten höchste Konzentration auf der Brücke. Die kleinste Auffälligkeit musste sofort gescannt und analysiert werden.

In den vergangenen Jahren waren Dutzende Schiffe einfach verschwunden. Man vermutete, dass eine getarnte Raumfaltung verantwortlich war, deren unwissende Opfer in einem unbestimmt entfernten Ort irgendwo im Universum erschienen, und deren Kommunikation, geschweige denn Rückkehr nicht mehr möglich war.

Franklin lief in seiner Kammer in dem Schutzraum auf Hope Island hin und her wie ein hungriger Tiger in seinem Käfig. „Wie lange werden wir noch hier festgehalten? Das ist eine Zumutung! Dieser kleine Bunker soll wohl unser neues Zuhause sein. Wann werden wir von einem Schiff abgeholt?“
Der ehemalige OG-Forscher war mit einem holographischen Abbild des Militärsprechers der Vereinten Nation verbunden, der beschwichtigend antwortete: „Leider sehen wir zurzeit keine Option für ein Schiff der VN, Hope Island anzusteuern. Die Cylonenfront liegt gefährlich nahe. Wir sind gezwungen erst abzuwarten, wie der Frontverlauf sich entwickelt, bevor eine Rettungsaktion erdenklich wird.“
Franklin schaltete das zittrige Hologramm, das den Text heruntergeleiert hatte, verärgert ab.

Vielleicht sollte er versuchen den zerschlagenen Konzern Optional Genetics zum Leben zu erwecken, die Führung als Vorstandsvorsitzender zu übernehmen wie damals Mr. White, und dann hätte er die Macht, um diese ganzen inkompetenten Generäle und Admirale aus ihren Rängen zu feuern.
Und seine Erzfeindin Goria würde er so auch zu packen bekommen. Er würde mit den Cylonen, wo er Goria vermutete, einen Handel machen. Nur leider hatte Goria die wertvollste Errungenschaft von OG bereits in ihren Händen. Aber vielleicht würde er auch mit den anderen Formeln und Patenten des Konzerns genug Geldeinheiten und Einfluss verdienen, um seine Rachepläne in die Tat umsetzen zu können.

Wenigstens hatte er vollen Zugriff auf die Datenbänke von OG. Durch sein internes Wissen hatte er eine Sicherheitslücke entdeckt und sich die Daten in einen virtuellen Speicher transferiert, die Originalfiles mit unnützen Daten ausgetauscht und besaß nun die kompletten Informationen über die Versuche in den X- und Y-Laboratorien auf Desolate Rock.

Franklins Gesicht leuchtete in einem bläulichen Licht, als er im Dunkeln vor dem Monitor saß und die Datenbänke nach brauchbarem Wissen durchforstete.
Es gab viele Völker, die für bestimmte Technologien viele Geldeinheiten zahlen würden. Franklin musste nur die entsprechenden Kontakte knüpfen, ohne Aufsehen bei den Ordnungsbehörden der Vereinten Nation zu erwecken. Gelang ihm dies, war er ein gemachter Mann. Doch ihn trieb mehr an. Er musste Goria vernichten. Er träumte sogar davon, ihr die Lebensformel abzunehmen und selbst unsterblich zu werden…

Zunächst wollte er den Transfusions-Antrieb, der mit günstigem Heliumgemisch funktionierte, an die Boriten verkaufen. Das Volk verfügte über Unmengen des Elementes, doch fehlte ihm die Technologie. Die Vereinte Nation hatte vor Jahren eine Unsumme an OG bezahlt, um das Geheimhaltungspatent zu erwerben. Für die Wirtschaft in der Vereinten Nation wäre es eine Katastrophe, wenn die Boriten über den Antrieb verfügten. Aber Franklins Skrupel waren dahingehend gegen Null einzustufen. „Gleiches Recht für alle Völker“, propagierte er schmunzelnd.

Viel sensibler wäre ein Verkauf von Torpedos mit Tarnvorrichtung durch Phasenmodulatorregelung. Diese Technik war selbst der VN noch zu unausgereift, doch wurde eifrig daran geforscht. Sicherlich hätten auch Cylonen oder Transformwesen daran Interesse. Aber auch kriminelle Vereinigungen wie die „Boritenbruderschaft“ oder Terroristen der „Rise of Bionic“.
Franklin musste selbstverständlich sehr gut aufpassen, dass ihn kein „Virtual Guard“ der Aufsichtsbehörde erwischte, musste seine Spuren in den Kommunikatoren gründlich verwischen, falsche Fährten legen…
Sollte die Planetenpolizei ihn schnappen, drohte ihm lebenslange Haft wegen Wirtschaftskriminalität in besonders schwerem Falle.

Franklin stellte trotzdem die Informationen für potentielle Kunden zusammen. Zwei Mal wurde er dabei beinahe ertappt, als ein anderer Forscher überraschenderweise in seine Kammer kam, doch Franklin ließ die Daten schnell genug vom Monitor verschwinden. „Hey, kannst du nicht anklopfen, verdammt?“
Der Mann entschuldigte sich knapp, doch schien es ihn nicht wirklich zu stören. „Wir sind hier alle in einem Boot, Franklin“, meinte er. „Da haben wir nun mal nicht viel Privatsphäre. In deiner Kammer sind die Petrischalen gebunkert, also muss ich ab und zu mal hier reinschneien.“
Franklin brummte. „Du kannst auch keinen Tag ohne deine exobiologischen Kulturen auskommen, was?“
Der Mann zuckte nur mit den Schultern und ging wieder.

Sergeant Fisher von der Planetenpolizei unterhielt auf einem Kontrollgang durch das Schiff Securitas 701 mit einem weiteren Sergeant: „Was glaubst du, Marc, warum wir unseren Kurs geändert haben? Wieso will dieser Watson diese Häftlinge ausgerechnet auf einer Außenstation am Arsch des Universums haben?“
Der Sergeant wusste sich keinen Rat: „Das kann ich dir auch nicht sagen. Aber so sind wir früher zu Hause als sonst. Es sei denn, wir müssen einige Lichtsekunden unter Lichtgeschwindigkeit fliegen. Wegen dieser Asteroiden und so.“
Fisher grübelte: „Ich habe mich mal schlau gemacht: Diese Station in der Umlaufbahn von Peril ist gar keine echte Haftanstalt. Ich frage mich, was die von Ultrasec da machen und was sie mit Häftlingen wollen.“
Der andere PP meinte: „Nichts gutes. Denen ist nicht zu trauen.“

Die beiden Uniformierten traten in den Maschinentrakt. Gelbschwarze Signalfolie war links und rechts an den Wänden des Korridors verlegt. Ein blinkendes orangefarbenes Licht warnte davor, eine Luke zu öffnen, hinter der ein Raum mit Unterdruck einige Geräte des Hauptantriebes barg. Durch eine schmale Panzerglasscheibe, die aussah wie eine Schießscharte in einer mittelalterlichen Burg, leuchtete Fisher mit seiner kleinen Stableuchte und sah im Innern des Raumes zahlreiche grüne Kontrolllämpchen.

Sie gingen weiter und kamen am Zellentrakt an. Ein Ultrasec-Wachmann stellte sich ihnen demonstrativ breitbeinig in den Weg. „Tut mir Leid, aber hier haben Unbefugte keinen Zutritt. Sicherheitsstandard.“
Fisher seufzte genervt. „Immer dieses Kompetenzgerangel. Hör mal zu, du Klugscheißer! Das ist UNSER Schiff. Ihr seid nur geduldete Passagiere. Wir müssen die Bordeinheiten überprüfen. Dienstplan. Und den hat der Kommandant aufgestellt. Noch Fragen?“

Der Wächter tippte unsicher auf seinem Elektroschlagstock umher. Einige Sekunden lang sahen sich die Männer tief in die Augen, dann schnaubte der Wachmann verächtlich und spuckte zur Seite auf den metallenen Boden. Er winkte die Polizisten vorbei und deutete eine spöttische Verbeugung an.
Fisher und sein Kollege kontrollierten jede Kom-Einheit an jeder Zelle und auf dem Gang. Fisher sah auf einem Monitor einen Häftling in seiner Kammer nackt auf einem kleinen Hocker stehen. Zitternd.
„Was ist mit dem da?“, fragte er den Ultrasec-Angestellten. Der Mann antwortete: „Disziplinarmaßnahme. War nötig.“

Fisher runzelte die Stirn. Er scrollte sich per Touchpad mit der Videoübertragung durch sämtliche Zellen. „Alle Gefangenen sind nackt? Wozu? Es sind doch Overalls vorgeschrieben.“
Der Gefängniswärter schaltete die Übertragung mit einem Mastercode ab. „Genug gesehen? Fragen Sie doch Mr. Vain.“
Fisher wollte wissen: „Hat der das veranlasst?“
Der Wachmann nickte. „Bitte verlassen Sie jetzt den Zellentrakt.“
Fisher und sein Kollege würden diesen Vain ausquetschen. Er hatte die Verantwortung dafür, was mit den Häftlingen geschah.

Als die Polizisten gegangen waren, gab der Ultrasec-Angestellte ein paar Befehle in seine Kom-Einheit ein. Die Bildübertragung für die einzelnen Zellen war wieder aktiviert. Die beiden Polizisten hatten nicht bemerkt, dass sie in zwei angeblich verschiedenen Kammern denselben Gefangenen betrachtet hatten. Eine Zelle hatten sie dafür gar nicht gesehen. Der Wachmann öffnete die Tür zu dem besagten Raum: Vain stand vor einem auf einem Metallstuhl fixierten Häftling, der einen Spiderknebel trug. Mit weit aufgezwungenem Mund konnte er nichts dagegen tun, dass Vain ihm eine Flüssigkeit in den Rachen träufelte. „Ich komme in einer Stunde wieder. Und wenn du dich bis dahin vollgesaut hast, wirst du es bereuen!“ Dreckig lachend verließ er die Zelle und meinte zu seinem Untergebenen: „Pass gut auf unseren Freund auf.“
Der Wachmann griente. Als sein Vorgesetzter gegangen war, öffnete er seinen Hosenschlitz. „Weißt du was? Du könntest mir einen kleinen Gefallen tun. Das willst du doch, oder? Gute Kontakte zu den Wärtern sind bei Ultrasec immer von Vorteil…“

Fisher fand Mr. Vain in dessen Raum und sprach ihn auf die Zustände im Zellentrakt an. Mr. Vain wiegelte ab. „Meine Männer machen nur ihren Job. Strenge Disziplin ist lebenswichtig. Was würden Sie sagen, wenn die Häftlinge meutern würden? Nur, weil ihnen zuvor zu viele Freiheiten gelassen wurden…“
Fisher schüttelte den Kopf: „Das, was Ihre Leute da veranstalten, hat nichts mit normalen Disziplinarmaßnahmen zu tun.“
Vains Augen wurden klein. Sein Gesichtsausdruck war eiskalt. „Stecken Sie Ihre Nase nicht in Sachen, die Sie nichts angehen. Sonst werde ich mich bei Ihrem Kommandanten…“
Ein schriller Alarm unterbrach den Ultrasec-Angestellten.

Während Vain auf seinen Schreibtischmonitor tippte, um zu erfahren, was der Alarm zu besagen hatte, tippte Fisher auf sein kleines Kom-Gerät am Handgelenk. Beide Männer sagten gleichzeitig überrascht: „Hauptenergie in das Batteriedeck?“
Fisher stürmte unerwartet schnell aus der Kabine und lief durch mehrere Luken und Gänge bis zum Cockpit. „Was ist los?“, wollte er vom Piloten wissen. Der Mann antwortete: „Vor uns wird ein kleines Handelsschiff von einer nicht identifizierten Miliz überfallen. Wir wissen noch nichts Genaueres. Kommandant Laney will intervenieren.“
Fisher grummelte: „Dieses verdammte Piratengesindel!“

Die Securitas 701 kam schnell näher, und bald sahen die Männer es mit bloßem Auge: Ein Raumkreuzer der boritischen Bauart hatte offenbar ein Handelsschiff der Vereinten Nation geentert.
Laney stand auf der Brücke und befahl: „Kontaktaufnahme mit dem Kreuzer!“
Tatsächlich war eine Bande von Räubern dabei, das Handelsschiff zu überfallen.

In Anbetracht des Waffenrepertoires der Planetenpolizei kapitulierten die zwölf Kriminellen und ließen sich gefangen nehmen. Die verängstigten Handelsfahrer, insgesamt nur neun Personen, berichteten, dass die Piraten irrtümlich angenommen hatten, sie hätten Kraftfeldgeneratoren geladen, die gewinnbringend leicht zu veräußern gewesen wären; doch die „White Eagle“ war nur mit alten Raketenstufen beladen, die zur Wiederaufbereitung in eine Anlage der Boriten gebracht werden sollten und nur einen geringen Wert darstellten.

Der Boritenkreuzer der Piraten stellte sich als gestohlen heraus. Die Männer an Bord waren allesamt gesuchte Kriminelle aus der Vereinten Nation.
Mr. Vain begrüßte die Piraten freundlich an Bord der Securitas 701, als seien es Ehrengäste, und versprach jedem von ihnen eine gemütliche Einzelkabine.
Kommandant Laney betonte, dass die Piraten nicht einfach ohne Verurteilung, geschweige denn ohne Anklage an Ultrasec weitergeleitet würden. „Sie nehmen die Piraten unter Ihre Aufsicht, aber wir behalten sie und bringen sie in die Vereinte Nation, damit sie eine offizielle Gerichtsverhandlung erhalten“, bestimmte Laney.

Nur wenige Stunden waren die Räuber eingeschlossen, da erschienen Zelle für Zelle jeweils vier Ultrasec-Wärter mit ihren Elektrostäben. Einer der Männer griente und schlug sich mit dem Stab immer wieder in seine offene Hand.
„Ausziehen!“ Einer seiner Schneidezähne glänzte golden.
„Ich will einen Anwalt sprechen!“, forderte der Pirat.
Die vier Uniformierten sahen sich an und lachten dröhnend. „Hank“, meinte einer des Quartetts, „wie wäre es mit einer genauen Körperhöhlendurchsuchung?“

Schon packten den Mann zwei Uniformierte, rissen ihm die Kleider vom Leib und beugten ihn weit vor. Hank feixte: „Jetzt schön stillhalten, sonst rutscht mir der Finger vom Knopf und löst den Stab aus…“
Einer der Männer war heute bei einem Flirtversuch mit einer weiblichen Polizistin unschön abgeblitzt. Seine plumpe Anmache hatte ihm nur Häme eingebracht, und als er daraufhin einen Machospruch losließ, hatte die Polizistin gerufen: „Mach es dir mal lieber schön selbst, du kleiner Wichser!“ Die ganze Kantine hatte mitgehört und war in brüllendes Gelächter ausgebrochen. Knallrot war der Wärter aufgesprungen und hatte den Raum verlassen. Und jetzt hatte er endlich die Möglichkeit, seine aufgestaute Wut an dem Gefangenen auszulassen. „Hank, lass mich mal ran.“
Hank überließ ihm den Schlagstock. „Bring unserem neuen Untermieter Manieren bei, aber pass auf, dass man die Spuren nicht sieht.“
Der Angestellte grinste: „Da bin ich Experte.“

Der Gefangene stöhnte auf und biss die Zähne zusammen, als der dicke Stab in den Körper drang. Plötzlich floss zwischen den Schenkeln des Piraten weiße Flüssigkeit hinab.
Die Uniformierten sahen die Erektion des Häftlings und lachten. „Schaut euch das an!“, sagte Hank. „Dem Kerl gefällt unsere Behandlung!“

Mit einem speziellen Arzneicocktail wurden Kapitän Vero, Goria und Turner aus ihrem komatösen Zustand aufgeweckt. Sie trugen cylonische Rehabilitationskleidung: eine Art OP-Hemden, die auf dem Rücken geknöpft waren.
Vor ihnen standen mehrere hohe Militärs. In der Mitte hatte sich ein Admiral postiert und sprach Vero an: „Kapitän! Schön, Sie lebend zu sehen.“
Vero sprang auf und salutierte vor seinem Vorgesetzten, was in dem Kleidchen komisch aussah. Dann widmete sich der Admiral Goria: „Willkommen auf der Metallic Claw. Der Imperator freut sich, dass Sie sich retten konnten. Er möchte Sie einladen nach Cylonia in seinen Palast.“
Goria hielt sich mit den Fingerspitzen die Schläfen, denn sie litt unter rasenden Kopfschmerzen. „Der Imperator möchte mich sehen?“
Der Admiral schenkte ihr das kälteste Lächeln, das sie jemals gesehen hatte und salutierte kurz. Daraufhin setzte er sich samt seinem kleinen Tross wie mechanisch in Bewegung und verließ die Krankenstation der Metallic Claw.

Kapitän Vero sagte: „Ich schlage vor, Sie nehmen die Einladung ergeben an.“
Goria sah zu ihm. „Das hört sich fast wie eine Drohung an.“
Vero schnaubte verächtlich: „Wenn Chutriel ruft, dann kommt man.“
Goria hörte den Namen des Imperators zum ersten Mal. Sie ahnte, dass das plötzlich Interesse an ihrer Person mit der Formel für das ewige Leben zu tun hatte.
Würde sie ihre Forschung gewinnbringend verkaufen können? Oder würden die Cylonen ihr das Wissen einfach wegnehmen und sie beseitigen?
Goria war sich nicht sicher, doch vorläufig waren ihre Optionen sehr begrenzt. Sie musste sich fügen.

Über den cylonischen Imperator waren viele Gerüchte im Umlauf. Und keines dieser Gerüchte war sehr schmeichelhaft. Er galt als skrupellos, grausam und narzisstisch. Goria verdammte ihre Entscheidung, mit den Cylonen zusammen zu arbeiten. Aber nun war es zu spät für eine Umkehr. Wer mit dem Teufel essen wollte, benötigte einen langen Löffel. Goria hoffte, dass ihrer lang genug sein würde…


76. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 23.12.10 22:04

hallo prallbeutel,


wurden da die richtigen entscheidungen getroffen?
danke fürs schreiben und mach bitte weiter, weil ich wissen will wie es weitergeht.
77. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 30.12.10 18:09

- FORTSETZUNG -


Als Goria vor den Imperator des Cylonenreiches geführt wurde, erwartete sie einen grobschlächtigen Cylonen gewaltigen Ausmaßes mit militärischer Kleidung voller Orden, der sich auf einer Art prunkvollem Thron fläzte. Vielleicht auch eine Art Dschingis Khan.
Umso überraschter war die Forscherin, als sie den Regierungsraum betrat, wo der Imperator auf einem Sockel stand – in Form einer Holografie, einer konturenlosen Lichtgestalt, die kein Gesicht und keine Besonderheiten aufwies.

War der Imperator aus Sicherheitsgründen nicht persönlich anwesend? Oder war sie, Goria, nicht bedeutend genug, um vom Imperator von Cylonia in persona empfangen zu werden?

Sie verneigte sich höflich in cylonischer Art, in dem sie ihre rechte Hand auf ihr Herz legte, die andere Hand ausstreckte wie zu einem Salut und parallel zu ihrer rechten Schläfe hielt.

„Seid mir willkommen, Goria“, hörte sie Chutriel mit einer heiseren Stimme sprechen.
„Mir ist zu Ohren gekommen, dass Ihr endlich Eure Formel an cylonisches Leben angepasst habt.“
Goria verneigte sich erneut respektvoll. Aus der Decke strahlte ein grünes Gitternetz hinab auf sie und umschloss sie dreidimensional. Erschrocken sah die Forscherin zu der Lichtgestalt.
„Keine Sorge“, sagte die Holografie. „Biometrische Datenerfassung.“

In diesem Moment blendete ein greller Laser Gorias Iris und machte die Adaption des Lichteinfalls für einen Bruchteil einer Sekunde zu einer brennenden Qual, doch genauso schnell verschwand der Schmerz wieder.

Die Lichtgestalt schwebte von ihrem Sockel zu Boden und schritt mit rudimentär wirkenden Füßen auf Goria zu. „Sie sind doch sicherlich einverstanden mit dem kleinen Nanoprogramm?“
Goria runzelte die Stirn. „Nanoprogramm?“
Chutriel explizierte mit heiserer Stimme: „Der kurze Blitz in ihrer Iris. Haben Sie nichts gespürt? Es wurde ein spezifizierter Neurotransmitter in Ihr Gehirn implantiert. Vereinfacht ausgedrückt werden Ihre Gedanken angezapft und kontrolliert. Zumindest kann ich so ihre Loyalität dem Imperium gegenüber überprüfen.“
Goria unterdrückte ein Ächzen. Souveränität sah anders aus.

Die Lichtgestalt lachte heiser. Es hörte sich mehr an, als würde sie gerade ersticken. „Aber nicht doch, liebe Goria. Sie haben das Richtige gemacht. Stellen Sie sich in den Dienst des Cylonischen Reiches, und Sie werden reich belohnt.“

Goria versuchte ihre Gedanken zu unterdrücken, doch immer wildere Empfindungen spülten aus ihrem Unterbewusstsein hervor.
Während Goria kalter Schweiß ausbrach und sich alles um sie drehte, schien sich der Imperator zu entmaterialisieren und wurde wie von einem Sog, der aus dem Sockel kam, absorbiert.
Seine dumpfe, heisere Stimme klang noch in Gorias Ohren: „Choose Your Fate – so hieß doch das Motto von Optional Genetics? Haben Sie Ihr Schicksal gewählt, Goria? Dann beglückwünsche ich Sie zu Ihrer Wahl. Welcome In Paradise.“

An Bord der Securitas 701 bat PP-Offizier Fisher um einen Besuch bei Kommandant Laney.
„Sir, es geht um das leidige Thema Ultrasec. Diese… Leute treiben es zu weit. Das kann ich nicht mehr hinnehmen. Die Gefangenen werden den Konventionen der Vereinten Union nach nicht angemessen behandelt.“

Laney seufzte. „Und was, Sergeant, soll ich Ihrer Meinung nach unternehmen? Wir müssen das Problem leider aussitzen. Bald erreichen wir Dark Red Dust 535 und schmeißen das Gesindel samt Gefangenen hinaus. Abgesehen natürlich von dem dreckigen Dutzend: Die Raumpiraten sind Bürger der Vereinten Nation, also werden wir sie auch dort abliefern.“
Er nickte Fisher zu. „Zu Ihrer Beruhigung: Ich werde einen Beschwerdebrief an die Admiralität verfassen. Ultrasec kann sich nicht alles erlauben.“
Fisher nickte und salutierte: „Danke, Sir.“

Er verließ die Kapitänskabine und marschierte durch den engen Korridor zur Brücke und versuchte sich mit Arbeit an den Bordinstrumenten abzulenken. Ein Ersatztriebwerk musste neu auf seine Umgebungsbedingungen kalibriert werden. Das würde ihn eine Zeitlang beschäftigen.

Die Routine an Bord stellte sich einigermaßen wieder ein. Fisher versuchte, das Verhalten der Ultrasec-Angestellten zu ignorieren – was ihm sehr schwer fiel.
Die Tage vergingen, in denen sich Fisher seine ganze Aufmerksamkeit einer defekten Navigationskonsole und einer Datenbank über Robotik widmete.

Während die Ultrasec-Wärter weiter ihr Unwesen im Zellendeck trieben, näherte sich das Raumschiff der Planetenpolizei ihrem ersten Ziel, dem System Dark Red Dust 535.
Glücklicherweise waren keine Anomalien aufgetreten, und auch ein Meteoritensturm war dank der Spezialbeschichtung von Securitas 701 und der Kompetenz des Piloten glimpflich ausgegangen.

Die allgemeine Kom-Einheit des Schiffes informierte: „Peril in 4 – 3 – 9 – 6 – 0. Automatisches Pilotprogramm aktiviert. Entfernung: 202.195 Meilen. Koordinaten und Andockparameter werden errechnet und synchronisiert.“
Auf dem großen Brückenschirm betrachtete die Besatzung den Planeten, dessen Oberfläche unter einer dichten Atmosphärenschicht verdeckt war, und in dessen Umlaufbahn sie in den nächsten Stunden eintauchen würden.

Der Monitor zoomte auf eine Raumstation in etwa 5.000 Meilen Höhe über dem Planeten: Eine hässliche, alte graubraune Konstruktion aus modifiziertem temperaturbeständigen Stahl, die aussah, als habe sie schon bessere Zeiten gesehen.
Kommandant Laney murmelte: „Das soll ein offizielles Gefängnis von Ultrasec sein? Das wird in der offiziellen Auflistung nicht erwähnt.“

Fisher starrte ebenfalls auf die gezoomte Darstellung. Selten hatte er eine so hässliche Raumstation gesehen. „Wenn Sie mir die Bemerkung erlauben, Sir“, Fisher sah angewidert auf den Metallriesen, der da um den Himmelskörper kreiste, „das sieht eher aus wie Weltraumschrott!“

Laney hielt seine Hände auf dem Rücken und wippte auf den Fußballen. „Sei es, wie es ist, Mr. Fisher. Die Optik der Raumstation ist nicht unser Problem. Wir setzen unsere Gäste samt Ladung ab und machen uns auf den Weg nach Hause.“
„Ja, Sir“, stimmte ihm der Sergeant bei. In Gedanken fügte er dazu: „Abschaum und Dreck. Beide sind wir endlich los!“

Als er sich in seiner Kabine eine 3-D-Simulation der Raumstation betrachtete, schüttelte er langsam den Kopf. Wie sollten da genügend Arresträume vorhanden sein? Die Station war viel zu beengt. Selbst für die auf der Securitas transportierten Gefangenen würde der Platz nicht reichen – ganz zu schweigen von eventuell bereits vorhandenen Verurteilen und der Besatzung. Fisher grübelte darüber nach, kam aber zu keinem befriedigenden Ergebnis.

Slim Holland saß zusammengesunken in seiner Zelle. Er hatte sich immer noch nicht an die Nacktheit gewöhnt. Sollte er jemals wieder freikommen und Verantwortlichen begegnen…
Als er zur Tür sah, modulierte sich ein Teil der Spiegelfläche zu einem durchsichtigen Quadrat, durch das eine Wärterin schaute.

Holland hörte über die Sprechanlage ihre Stimme: „Guten Tag, Mr. Holland. Wie geht es Ihnen heute?“
Der Killer schützte seine Scham automatisch mit den Händen, obwohl er ahnte, dass die Frau sicherlich schon genug Gelegenheit gehabt hatte, sie sich bei Interesse genauestens zu betrachten. „Was wollen Sie von mir?“, fragte er misstrauisch.

Die Wärterin deaktivierte die Tür, die sich in Sekundenschnelle entmaterialisierte. Die Zellen auf Securitas 701 waren mit Kraftfeldern geschützt, denen von Raumschiff-Designern die Optik einer Stahltür mit einem Spiegelstreifen in Kopfhöhe verpasst worden waren.
„Ich glaube, ich habe mich immer noch nicht persönlich bei Ihnen vorgestellt, Slim“, sagte die Uniformierte. „Verzeihen Sie mir meine Unbedachtheit? Ich bin Michelle.“

Holland stand auf, die Hände vor seine exponierte Scham gehalten. „Was wollen Sie von mir?“, wiederholte er seine Frage.
Michelle machte eine beleidigte Miene. „Aber, aber. Das ist ein Höflichkeitsbesuch. Ich komme aus reiner Freundschaft.“

Hollands sorgenvoller Blick richtete sich auf den Elektrostab der Wärterin.
„Wir spielen gerade Flaschendrehen“, schmunzelte sie. „Genauer gesagt: Elektrostabdrehen. Und jetzt bin ich dran. Da habe ich mir dich ausgesucht. Mir gefällt dein süßer Arsch.“
Den letzten Satz hauchte sie ihm geradezu entgegen.

Hollands Gesichtszüge entglitten ihm. Hatte er gerade richtig gehört? Nein, das konnte nicht sein! Er musste träumen! Das musste ein Alptraum sein!

Da hörte er über die Kom-Einheit der Wärterin, dass die Securitas 701 ihr Ziel erreicht hatte und auf Rendezvous-Kurs ging. Bald darauf würde das Andockmanöver beginnen.
Michelle steckte ihren Elektrostab wieder ein. „Glück gehabt, Süßer. Du darfst mir ein andermal die Stiefel lecken. Wir sehen uns auf Peril wieder.“ Damit verließ sie die Zelle. Hinter ihr materialisierte sich die Tür dem Quartier.

Holland hatte kurz daran gedacht, die Wärterin zu überwältigen, als sie ihm den Rücken zudrehte. Aber er kannte die Disziplinareinheit. „Dieses Miststück brauchte nur den Impuls zu aktivieren, und schon werden meine Eier gebraten“, wusste Holland. Und darauf hatte er keine Lust!

„Peril?“, murmelte er. Wieso Peril? Er hatte gehört, dass sie nach Barren Wilderness gebracht werden sollten. Was, zum Henker, war Peril für ein Scheißplanet?
Er ließ sich wieder nieder und räusperte sich. Im Grunde war es egal, denn die Ultrasec-Einheiten waren genormt.
Doch in diesem Fall sollte sich der Profikiller böse täuschen…

Franklin ärgerte sich. Er saß immer noch in dieser Tristesse auf Hope Island fest. Trotz detaillierter und spezifizierter Recherche in sämtlichen Datenbanken konnte er nichts Genaues über Gorias Aufenthaltsort finden.
Was nutzten ihm die unzähligen Informationen über seinen ehemaligen Arbeitgeber Optional Genetics, wenn ihm die wichtigste Formel fehlte?

Zumindest würde er das, was er hatte, zu Geldeinheiten machen. Leider stellte es sich als komplizierter als gedacht heraus, zu potentiellen Kunden Kontakt aufzunehmen.
Am sinnvollsten wäre ein Geschäft mit den Cylonen anzuleiern, denn die besetzten schließlich gerade Hope Island. Vereinfacht ausgedrückt musste er lediglich die Tore öffnen und den „Feind“ hinein bitten…

Alle Personen, die mit ihm im Schutzbunker saßen, würden als Kriegsgefangene nach Cylonia gebracht werden und dort…
Franklin zuckte mit den Schultern. Spekulationen brachten nichts. Er hatte eine gute Geschäftsidee. Aber warum fühlte er sich dabei so schlecht?

Noch in der folgenden Stunde würde er versuchen eine nicht abhörbare Leitung nach außen zu einem Cylonensprecher zu bekommen.
Diese Kriegstreiber leckten sich sicherlich alle Finger nach den getarnten Torpedos. Wie sie die Phasenmodulation auf ihre Technik anpassten, war dann ihr Problem.

Franklin würde ihnen nur das Knowhow von OG verkaufen. Hauptsache war, dass er hier aus diesem Loch kam, um sich der Jagd nach Goria widmen zu können. Er würde sie finden und zur Strecke bringen – und wenn er dafür das gesamte Universum durchreisen musste!

In der nächsten Nacht ergab sich für Franklin die Gelegenheit seines Lebens. Auf das Stichwort „Phasenmodulation“ sprangen die Cylonen an wie ein typischer Sextourist in Mine-City auf Nutten und Yellow Hell, dem Nationalgetränk.
Franklin knackte den Code für die Schleuse des Bunkers und entriegelte die Elektronik. Die schweren Türen öffneten sich…

Sofort ertönte ein schriller Generalalarm im gesamten Komplex. Lasergewehre wurden in aller Hast verteilt, vereinzelt riefen Personen Anweisungen, eine rote Leute blinkte hysterisch an der Decke. Während sich die meisten Leute zurückzogen, jagte Franklin den Eindringlingen entgegen.
„Nicht schießen! Ich bin Franklin!“, rief er einigen heranstürmenden Soldaten zu und legte seine Waffe auf den Boden.

Cylonische Krieger packten ihn und zerrten ihn grob nach hinten, reichten ihn weiter. Andere Soldaten rannten an ihm vorbei und lieferten sich ein Scharmützel mit den Insassen des Bunkers. Die Laserwaffen blitzten und zischten auf. Quer durch die Korridore zogen sich die Strahlen wie ein chaotisches Spinnennetz. Schreie. Gebrüll.

Franklin wurde zu einem Korporal gebracht und von dort zu einem Kommandanten, mit dem er über den Computer Kontakt gehabt hatte.
„Mr. Franklin?“, fragte der stämmige Soldat.
„Ja, das bin ich.“ Franklin lächelte. Plötzlich spürte er irgendwas Kaltes in seinem Nacken. Und dann schwanden ihm die Sinne…

Als Franklin wieder erwachte, benötigte er einige Zeit, bis ihm seine Erinnerung darüber wieder präsent war, was geschehen war.
Offenbar befand er sich in einem Schiff der Cylonen in einer Kabine. Aber erst, als er sich bewegen wollte, bemerkte er, dass seine Muskeln ihm nicht gehorchten.
Er lag auf einer Liege, über ihm grelle Lampen, deren Helligkeit ihm in den Augen schmerzte.

Dann sah er einen Cylonen. Er trug keine Kampfausrüstung sondern weiße Kleidung wie ein Mediziner. Als er ihn fragen wollte, wo er war, stockte er: Auch sprechen konnte er nicht.
Der Cylone betrachtete ihn fasziniert wie ein Exobiologe eine neu entdeckte primitive Lebensform.

Als der Arzt sich über ihn beugte, folgten Franklins Augen seiner Hand, die zu seinem Kopf griff. Offenbar war wenigstens sein Sehnerv nicht gelähmt. Der Cylone zog an einem Draht, der zu Franklins Schädel führte. Ein scharfer Schmerz blitzte in Franklins Gehirn auf. Glücklicherweise ließ er schnell wieder nach. Mit ihm sank auch sein Bewusstsein wie in Watte. Franklins Denken wurde schwerfälliger, er fühlte sich müde und matt.

Die Securitas 701 dockte an die Station an, die aussah wie ein auf den Rücken gelegter Käfer. Kommandant Laney empfing den Leiter der Station, einen Mr. Grace, der ihm auf den ersten Blick bereits unsympathisch war.
Die formelle Übergabe war kurz und schmerzlos. Als Laney Hilfe bei der Sicherung der Gefangenen anbot, lehnte Grace dankend ab. „Das machen unsere Leute.“

Laney und Fisher wunderten sich, als einige Ultrasec-Angestellte der Station mit Liegen an Bord kamen. Mr. Grace erläuterte: „Für den Transport. Aus Sicherheitsgründen werden die Gefangenen sediert.“
Ein Planet-Polizist murmelte scherzhaft: „Besser sediert als seziert.“
Laney und Fisher drehten sich erbost um. Es ließ sich nicht mehr feststellen, wer diesen unqualifizierten Spruch getätigt hatte. Eine strenge Disziplinarmaßnahme wäre ihm sicher gewesen.

Der Kommandant beobachtete, wie die bewusstlosen Gefangenen aus den Zellen geholt und auf Liegen durch die Luftschleuse auf die Station gebracht wurden.
„Das kommt mir alles sehr merkwürdig vor“, sinnierte Laney. „Was meinen Sie, Sergeant?“
Fisher nickte. „Da stinkt irgendwas gewaltig zum Himmel, wenn Sie mir meine Ausdrucksweise erlauben würden, Sir.“

Eine Liege nach der anderen verließ die Securitas 701. Schließlich trat Mr. Grace zu Laney und reichte ihm ein kleines Pad. „Wenn Sie mir die Übergabe auch bestätigen möchten. Ich habe Ihnen bereits ein Zertifikat ausgestellt.“
Laney drückte auf die Benutzeroberfläche seinen Daumenabdruck in ein bläulich blinkendes Feld.

Mr. Grace nickte zufrieden. „Und Sie möchten uns die Raumpiraten wirklich nicht überlassen?“
Laney sagte bestimmt: „Nein. Die bleiben an Bord. Es sind Bürger der VN, die zunächst ein ihnen zustehendes Gerichtsverfahren erwartet.“
„Dann wünsche ich Ihnen und Ihrer Mannschaft noch eine gute Heimreise“, lächelte Mr. Grace unverbindlich und streckte die Hand zum Abschied aus.
Mr. Laney ergriff sich. Zackig drehte sich Mr. Grace um und verließ das PP-Schiff.

„Einstiegsluke geschlossen. Schott gesichert.“, ertönte Routinemäßig der Bordcomputer. Mr. Laney sprach in sein Kom-Gerät am Handgelenk: „Pilot, bringen Sie uns hier weg.“
„Aye, Aye, Sir“, antwortete eine weibliche Stimme.

Als der Kommandant in seiner Kabine war, verfolgte er das Abkoppelmanöver von einem Monitor aus. Leise sagte er zu sich selbst: „Hoffentlich kann Fisher etwas in Erfahrung bringen…“



78. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 30.12.10 20:09

hallo prallbeutel,

sind das jetzt viele baustellen wo sich die geschichte befindet. bin gespannt wie sich das alles ergänzt und die fragen beantwortet werden.

danke für die spannende unterhaltung und freue mich auf mehr.
79. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 04.01.11 19:54

- F O R T S E T Z U N G -


Als Fisher aus dem Dämmerschlaf erwachte, wollte ihn Panik ergreifen. Wo war er? Was war geschehen? Dann erinnerte er sich und zwang sich zur Ruhe.
Er hatte sich in Absprache mit Kommandant Laney als Gefangener ausgewiesen. Das hätte auch ins Auge gehen können, aber Laney hatte als Kapitän Zugang zu allen Datenbanken an Bord und somit die Möglichkeit die Insassendateien zu manipulieren.

Durch ein geschicktes Ablenkungsmanöver konnten zwei eingeweihte Mitglieder der Planetenpolizei die Ultrasec-Wärter ablenken und einen Gefangenen mit Fisher austauschen.
Am schwierigsten war es, den Disziplinarring, der um die Hoden des Gefangenen geschlossen war, unbemerkt zu entfernen und bei Fisher anzubringen. Aber auch dieses Kunststück brachten sie fertig, nachdem sie die dafür nötige Frequenz aus den Empfangsgeräten der Wächter gehackt hatten.

Da bei der Übergabe der Häftlinge in erster Linie Männer von Mr. Grace eingesetzt wurden und außerdem die Gefangenen schwarze Hauben über den Köpfen trugen, fiel Fisher nicht auf. Natürlich war auch er entkleidet und mit einem Disziplinarring um seine Hoden ausgerüstet.

Die Securitas 701 sollte 24 Stunden später wieder in der Umlaufbahn von Peril erscheinen und die Zeugenaussagen von Fisher aufnehmen, um die vermuteten illegalen Machenschaften des Konzerns Ultrasec aufzudecken – so weit der Plan.

Doch so hatte sich Fisher seine Detektivrecherche an Bord der Station nicht vorgestellt: Er lag eingeschlossen in einer engen Koje, die so schmal war, dass er sich fühlte wie in einem Sarg.
Wo hatten die Typen ihn hingebracht? Waren alle Häftlinge so untergebracht? Er konnte sich nur minimal bewegen.

Langsam brach seine Panik wieder durch. Platzangst tauchte an der Oberfläche seines Bewusstseins auf und wurde immer mächtiger bis sie schließlich omnipotent sein ganzes Tun und Denken beherrschte.
Laut schrie Fisher und versuchte um sich zu schlagen. Aber seine Muskeln wirkten schlapp und schwerfällig, als hätten Drogen sie okkupiert. Seine Rufe schrillte in seinen Ohren. Aber würden sie aus seinem engen Gefängnis dringen?

Wo war er? Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Was war mit ihm geschehen, nachdem er auf der Liege eingeschlafen war? Lagen alle Insassen in solchen Kojen? Hatten die UItrasec-Typen ihn und alle anderen in Schubladen gesteckt wie Leichname? War deshalb Platz genug für die vielen Häftlinge?

Aber so durften sie doch nicht „aufbewahrt“ werden! Skrupellos genug waren dieser Mr. Vain und der hiesige Leiter Mr. Grace vielleicht – aber welchen Grund sollte dieses Vorgehen haben?
Fisher hatte auf jeden Fall genug gesehen. Er musste nur noch durchhalten, bis sein Kommandant Laney ihn hier rausholte.
Doch ihm kamen Zweifel. Wie viel Zeit war vergangen? Insgesamt musste er 24 Stunden ertragen. Ohne den Verstand zu verlieren…

Fisher war in einem zeitlosen Raum gefangen. Dunkelheit. So gut wie keine Möglichkeit sich zu regen. Was wäre, wenn Laney aus irgendeinem Grund nicht zurückkam? Klaustrophobie meldete sich penetrant in seinem Hirn, schlang sich wie die Fühler der Meduse in sein Bewusstsein.

Fisher konzentrierte sich, tauchte in eine fast tranceartige Entspannung ab, doch nichts fruchtete. Ängste überfluteten ihn. Er wollte um sich schlagen und treten, aber seine Muskeln verweigerten den Dienst. Und irgendwann erlöste ihn eine gnädige Ohnmacht.

Die Securitas 701 war außerhalb der Raumstationscanner. Sicherheitshalber hatte Laney Energie auf die Abschirmschilde leiten lassen, die das Schiff für einige Sensorstrahlen und schwächere Scanner „unsichtbar“ machten.
Der Kapitän war in ein Selbstgespräch versunken: „Fisher, Fisher. Wenn Sie dieses Himmelfahrtskommando überleben, dann ist Ihnen der höchste Tapferkeitsorden der VN sicher.“

Besorgt sah er auf die dreidimensionale kleine Holografie, die die Bordzeit darstellte: „Noch 18 Stunden Ungewissheit.“
Laney tippte auf das Kommunikationsdisplay, das ihn mit einem Sergeant seiner Wahl verband. „Michaels. Was haben wir eigentlich mit dem Gefangenen gemacht, der wegen Fisher an Bord geblieben ist?“
Der Sergeant antwortete: „Sir, der Mann ist in einem kleinen Lagerraum versteckt. Die Ultrasecs durften ja nicht bemerken, dass er überzählig ist.“
Laney brummte. „Ich habe ein ungutes Gefühl dabei, einen gefährlichen Schwer-Kriminellen in einem Lagerraum einzusperren. Bringen Sie ihn zurück in eine der Zellen.“
Michaels bestätigte den Befehl, danach wurde der Touchscreen wieder bläulich und zeigte das Emblem der Vereinten Nation, die Union von vielen zivilisierten Welten, die sich zu einem gigantischen Politik- und Wirtschaftskonsortiums verbunden hatten.

Trotzdem war man nicht allein im unendlichen Kosmos. Feindliche Reiche wie das Cylonische Imperium sorgten wie gerade für kriegerische Auseinandersetzungen. Aber die Planetenpolizei war keine Einheit der Armee. Laney brauchte sich keine Gedanken um den Krieg zu machen und war froh, wenn er weit genug von den Frontlinien entfernt wieder zivile Prozesse überwachen konnte.

Doch vorläufig war er noch in unsicherem Raum. Und dazu hatte er noch dreizehn gemeingefährliche Leute an Bord, die er auf einem Planeten der VN abliefern musste.
Laney schnaubte. Das Dutzend Raumpiraten würde er nach Hause bringen. Die Nummer 13 dagegen würde er gegen Fisher tauschen. Sollten sich die Ultrasecs mit ihm vergnügen.

Der Sergeant Michaels marschierte mit zwei PP zu dem Lagerraum, wo sie den „Austauschgefangenen“ untergebracht hatten, den sie den Ultrasecs unterschlagen hatten.
Michaels hatte kein Risiko eingehen wollen und dem Verbrecher die Hände mit Handschellen auf dem Rücken fixiert.
Wenn er schon keinen Disziplinierungsring mehr trug, sollte er wenigstens gefesselt bleiben.
Dafür hatten die PP ihm zuvor einen orangefarbenen Overall angezogen. Nackte Gefangene verstießen gegen die Gesetze der Union der Vereinten Nationen.

„Aufmachen!“, wies Michaels seine zwei Begleiter an und zog seine kleine Laserpistole. Der schwere, mechanische Schott musste mit einer Schraubvorrichtung geöffnet werden. Dann schwang die gepanzerte Öffnung mit leisem Quietschen auf.
Einer der PP betrat den Raum. Von dem Gefangenen war keine Spur zu sehen.
Michaels wurde unruhig und lugte durch den Einstieg, ein gepanzertes Kugelschott, durch das der Häftling sicherlich nicht entkommen war.

„Schaut da hinter den Alukanistern“, zeigte der Sergeant an das andere Ende des Raumes. Der Typ musste sich dort verkrochen haben.
Die Männer zückten vorsichtshalber zwei Taserpistolen. Damit würden sie den Kerl schon ruhig stellen, falls er sich der Festnahme entziehen wollte.

Die Uniformierten schritten langsam auf die Alukanister zu, die eine undurchsichtige Wand bildeten. Auf ein Handzeichen trennten sie sich und schlichen jeweils an die gegenüberliegende Seite, um von den Flanken zuzupacken.
Auf ein Zugriff-Signal sprangen sie um die Ecke und zielten auf den vermeintlich Versteckten. Die Taserwaffen gingen von beiden Seiten los und jagten dem Liegenden dünne Drahthäkchen an die Kleidung und schickten zigtausende Volt durch den Leib, der daraufhin zuckende unkontrollierte Bewegungen von sich gab und schließlich erschlaffte.

Der Sergeant sah von der Tür aus, wie einer der Männer aufgeregt in sein Kom-Gerät am Handgelenk sprach. „Code 191. Ich wiederhole: Code 191.“
Fünf Minuten später war Kommandant Laney in seiner Kabine außer sich. „Wie konnte das passieren?“ brüllte er Michaels an.
Die Männer hatten einen PP ohnmächtig in einem orangefarbenen Overall hinter den Alukanistern gefunden. Ein Kollege.
Der Gefangene musste sich als PP getarnt und irgendwo im Schiff versteckt haben. Aber wo?

Alle Mann waren in Alarmbereitschaft. Jeder musste sich ausweisen. Mit einem speziellen Programm wurden die ID-Cards der PP durch einen Fingerabdruck aktualisiert. Sofort bildete sich ein deutlich sichtbares Siegel auf der Karte. So war eindeutig ersichtlich, dass die Person, vor der man stand, auch wirklich der PP war, der er laut Namensbezeichnung am Revers sein sollte.
Der Flüchtige hatte mit seiner Kostüm-Scharade keine Chance. Jetzt musste nur noch das Schiff abgesucht werden.

„Wie heißt der Gefangene überhaupt? Ich will alle Daten. Alles. Vorstrafen. Ausbildung usw. Wir müssen wissen, mit wem wir es zu tun haben“, verlangte Laney.
Der Computer spuckte augenblicklich die Informationen aus: „Slim Holland, Humanoid, Auftragskiller diverser kriminelle Vereinigungen, über hundert Morde…“

Laney ließ sich die Daten auf sein Display laden. Er schüttelte fassungslos den Kopf. „Über 200 weitere Personen sind bei einem Anschlag ums Leben gekommen. Der Kerl ist brandgefährlich! Der ist den Behörden schon mehrfach entwischt. Hat mit diesem Unterweltkönig Boris Carat aus Mine-City zusammengearbeitet. Dann hat er ihn über den Tisch gezogen und ist abgehauen. Später hat ihn jemand übers Messer springen lassen, so dass er bei Ultrasec auf Triton III gelandet ist, wo er ursprünglich sowieso hinsollte. Und jetzt ist er hier auf meinem Schiff und spielt Verstecken!“

Laney atmete tief durch, um sich unter Kontrolle zu bringen. „Wie geht es unserem Mann?“
Michaels antwortete: „Er ist auf der Medi-Station. In ein paar Stunden ist er wieder fit, Sir.“
Laney ärgerte sich: „Wie konnte das nur passieren!? Wieso ist der PP alleine in die Zelle gegangen? Warum hat er nicht nach Vorschrift gehandelt!?“
Antworten auf seine Fragen würde er bekommen, wenn der Mann wieder wach war. Der Schiffsarzt hatte das Opfer in einen Kunstschlaf gelegt, um die von den Taserwaffen angegriffenen Nerven besser behandeln zu können.

Chutriel grinste breit. Goria und dieser Angestellte waren nun beide unter seiner Kontrolle. Demnach war er Besitzer der Verjüngungsformel, die nachgewiesen auch mit cylonischen Genen kompatibel war. Das Wissen des zerschlagenen Konzerns Optional Genetics war in seinen fetten Fingern.

Der Imperator plante eine Armee Unsterblicher. Damit war ihm die Herrschaft über das gesamte Universum sicher. Was Generationen vor ihm nicht geschafft hatten, würde ihm nun gelingen. Das Cylonische Reich würde alle anderen Völker unterjochen, versklaven und beherrschen.

Chutriel lag auf seinem gewaltigen Diwan und war mit zahlreichen Schläuchen an Apparaturen gebunden, die ihn am Leben hielten. Bald schon würde er die Formel für sich selbst nutzen und verjüngt auch seine elende Krankheit loswerden, die ihn langsam dahinsiechen ließ.

Zu schrecklich war sein entstelltes Äußeres, als dass er sich seinen Untertanen zeigen wollte. Als Lichtgestalt erschien er ihnen seit Jahren nur in Form eines Hologramms. Doch schon in naher Zukunft wollte er sich verjüngt und gesund als kräftiger, schöner, cylonischer Kriegsführer präsentieren.

Die Wissenschaftlerin Goria benötigte er bald nicht mehr. Sie würde als seelenlose Sklavin in irgendein Lager des cylonischen Reiches verbannt werden. Das Gleiche sollte für diesen Angestellten gelten, der sein Volk für Profit verraten hatte, den er nun niemals bekommen würde.
Chutriel dachte nach, wie dessen Name war. Irgendwas mit Frank… Der Imperator ächzte, als er die Position seines aufgedunsenen, fetten Leibes ein wenig verrückte.

Die Anstrengung und die Schmerzen waren fürchterlich. Schweiß lief an seinem bleichen Körper hinab und sammelte sich in einer Pfütze auf dem Diwan, dessen Folienoberfläche die Feuchtigkeit absonderte und auf den Boden laufen ließ.
Mühsam bewegte er seinen dicken Finger über einen Touchscreen, der vor Fett glänzte und glitschig war. „Bringt mir meine Konkubine…“, stöhnte er. Die Stimme seines cylonischen Kammerdieners ertönte. „Sofort, Imperator.“

Wenige Minuten später öffnete sich mit einem Zischen die elektrische Tür zu seinem Raum, in dessen sechseckiger Mitte sein Diwan wie ein Thron auf einem Podest positioniert war.
Eine Boritin, nur mit einem hauchdünnen Schleier bekleidet, ging auf den Imperator zu. Sie streifte den Behang von ihrem Gesicht und lächelte Chutriel an. Demütig neigte sie schließlich ihren Kopf und kniete sich vor das Liegebett, das unter dem kolossalen Gewicht des Cylonen ächzte.

Sie näherte sich dem Imperator, der sie mit seinem Finger führte. Die Konkubine wusste, was sie zu tun hatte, um den Herrscher zu befriedigen. Es würde nicht leicht sein.
Schon bei einem gewöhnlichen Cylonen konnte selbst eine Boritin die Männlichkeit kaum mit ihren Lippen aufnehmen. Chutriel jedoch war besonders groß und schwer gewachsen. Außerdem musste sie sich selbst in seiner liegenden Position zu seinem Gemächt „durchkämpfen“. Überall quollen Fettschürzen und dicke Hautpolster hervor.

Die Boritin verrichtete ihre Pflicht empathielos und ohne ein Wort oder eine Miene der Gegenwehr oder gar des Ekels. Dabei hätte sie sicherlich guten Grund gehabt, zu würgen und zu schreien.
Aber sie wirkte völlig gleichgültig und verzehrte Chutriels Samen anstandslos bis auf den letzten Tropfen. Sie leckte und saugte an ihm, als sei es Routine wie das Atmen.

Der Imperator hatte geschnauft und gestöhnt, geächzt und geseufzt. Und dann hatte er einen gurgelnden Laut von sich gegeben und seiner Lust freien Lauf gelassen.
Doch nun lag er still da, erschöpft und befreit von seinem Trieb. Er wedelte der Boritin zu, als sei sie ein lästiges Insekt. Still und leise zog sich die Verschleierte zurück und ließ den Imperator wieder allein in seinem „Thronsaal“.


80. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 04.01.11 22:36

hallo prallbeutel,

das wird jetzt immer spannender. freue mich jetzt schon wenn es weitergeht. danke fürs schreiben.
81. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 09.01.11 17:06

### Fortsetzung ###


Diese Stille! Sie schmerzte! Sie brüllte und schrillte in Fishers Ohren. Er versuchte seine Muskeln anzuspannen, doch nur ein taubes Gefühl war zu vernehmen.
Lebte er überhaupt noch?
Er wollte selbst schreien, um festzustellen, dass er noch existierte. Doch selbst dies gelang ihm nicht. Seine Stimmbänder waren gelähmt.

War er überhaupt noch auf der Station um den Planeten Peril? Oder hatten diese skrupellosen Typen ihn in einem Sarg in den Weltraum geschossen? In die Tiefen des interstellaren Kosmos?
Augenblicklich potenzierte sich seine Platzangst und Panik exorbitant.

Und dann wurde er plötzlich aus dieser schwarzen Hölle in eine genauso schmerzhafte heiße grelle Lichterexplosion katapultiert, als jemand an der Fußseite seiner klaustrophobisch kleinen Welt die Tür zu seiner Kammer öffnete und ihn auf seiner Liege herauszog wie eine Schublade.

Augenblicklich brannte sich die Helligkeit in seine Augen wie ein glühendes Messer. Von einer Agonie in die nächste!
Fisher konnte seine Augenlider nicht schließen. Sie waren gelähmt wie der Rest seines unnützen Körpers. Irgendwelche nebelhafte Schemen beugten sich über ihn und sprachen, doch die Stimmen waren merkwürdig verzerrt, hörten sich an wie Gekläffe von Hunden; alles wirkte wie in Zeitlupe und durch diverse Filter gepresst.

Der PP-Sergeant wurde durch lange Korridore geschoben. Geräusche, die in seinen Ohren quälend laut und trotzdem nicht zuzuordnen waren, brannten sich in sein Gehirn.
Was geschah mit ihm? Wo wurde er hingebracht? Hatten sie seine Identität aufgedeckt? In enttarnt? Oder wurden alle Gefangenen so behandelt?

Seine Fahrt durch die Station endete an einem Raum, der eher einem Lager ähnelte. Hier war nichts von der Sterilität des ersten Bereichs zu erkennen. Alte Apparaturen mit verstaubten Bedienelementen standen an den Seiten, nackte Stahlträger und Gitterböden aus Metall dominierten den Raum. Dampf schoss zischend an einer Stelle aus einem offenbar undichten Rohr und verteilte sich in der Luft, die nach Eisen roch und schmeckte. Verstrebungen und bizarre Gestänge an den Wänden waren teilweise aufgebrochen oder verbogen, Kabel hingen lose umher, irgendeine ätzende Flüssigkeit tropfte an einer Seite auf den Boden und versickerte in einem rostigen Abfluss.
Ein altes, schmutziges Fließband verband zwei Maschinen. Der Eingang zu diesem Raum bildete ein gigantisch großes Schott mit schweren Scharnieren und erinnerte eher an eine Tresortür oder eine Druckkammeröffnung.

Doch von all dem bekam Fisher nichts mit. Nur langsam erwachten seine Sinne aus der Sedierung. Seine Augenlider flatterten, seine Finger zuckten. Das quälende Weiß in seinem Blick wurde zu Umrissen und Schemen, die mehr und mehr Gestalt annahmen.
„Guten Tag, Mr. Fisher“, hörte er eine Stimme neben sich. Ein freundliches Gesicht erschien vor seinem.
„Mein Name ist Mr. Grace. Und Mr. Vain kennen Sie ja bereits, nicht wahr?“

Fisher konnte zwar seinen Kopf noch nicht bewegen, doch mittlerweile seine Augen. Mit einem Blick nach rechts erkannte er den Ultrasec-Verantwortlichen, den sie auf der Securitas hergebracht hatten.
„Wir fragen uns natürlich, Mr. Fisher, wie es sein kann, dass ein Sergeant der Planetenpolizei sich als Häftling kostümiert in meiner Station wieder findet. Haben Sie dafür eine Explikation parat?“
Fisher wollte antworten: „Leck mich am Arsch“, aber seine Stimmbänder versagten ihm noch den Dienst.

„Ich fürchte, dass wir Sie nicht mehr zurück zu Ihrem Vorgesetzen lassen können“, stellte Mr. Grace sachlich fest. „Ultrasec betreibt hier auf Peril eine… delikate Form der Nutzung von Insassen, die leider nicht ganz den Gesetzen der Vereinten Nation entsprechen. Daher gibt es hier auch eine gewisse konzerninterne Geheimhaltungsstufe.“
Fisher konnte langsam wieder klar denken. Die Worte drangen in sein Hirn wie Menthol in seine Atemwege: messerscharf, kristallklar. Er war also aufgeflogen. Aber seine Spürnase hatte Recht: Hier lief etwas verdammt faul!

Im nächsten Moment bewegte sich Fishers Liege in die Senkrechte. Jetzt merkte er, dass nicht nur seine Muskeln gelähmt waren; seine Bewegungsfreiheit wurde außerdem durch eine Zwangsjacke, diverse Bänder und Schnallen eingeschränkt.
Von der Wand hinter ihm bewegten sich Roboterarme wie emsige Spinnenbeine, die Fisher von der Liege befreiten und augenblicklich mit den Armen über dem Kopf aufhängten.

Dann griffen zwei weitere Arme nach seinen Fußgelenken und fixierten diese sicher am Boden. Fisher spürte eine kühle Berührung in seinem Nacken. Fast gleichzeitig erhielt er wieder volles Gefühl in seinen Muskeln.
Reflexartig versuchte er der Gefangennahme durch die Roboterarme zu entkommen, aber das Unterfangen blieb erfolglos.
Nun bewegten sich die unteren Arme auseinander, so dass Fishers Beine weit gespreizt wurden. Parallel dazu bewegten sich die Greifarme, die sich um seine Handgelenke geschlossen hatten, ein wenig abwärts. Fisher war sich sicher, dass er ansonsten von dieser robotischen Kali entzwei gerissen worden wäre.

„Ein echt Scheißsituation“, dachte der Sergeant, als er breitbeinig mit seinem Hodenring vor den beiden Männern in dieser völlig hilflosen Lage stand. „Hoffentlich kam Laney rechtzeitig zurück!“

Aus der Apparatur hinter Fisher roch es dezent nach verbranntem Kunststoff. „Was veranstalten Sie hier eigentlich?“, wollte der PP wissen. „Jetzt können Sie es mir ja ruhig erzählen, wenn Sie mich sowieso um die Ecke bringen wollen.“
Mr. Grace gab ein humorloses Lachen von sich. „Ja, in der Tat. Wie Sie vielleicht wissen, Fisher, ist Peril unbewohnt, aber mit einer Atmosphäre…“

Er wurde von seinem Kom-Gerät unterbrochen, das er an seiner Gürtelschnalle trug. „Ja?“, blaffte er ins Mikro.
Eine Stimme ertönte: „Sir, die Out Of Sight hat ein fremdes Schiff gemeldet, das im Raumquadranten 6/13 parkt. Sollen wir näher ran, um es zu identifizieren?“
Mr. Grace grummelte verärgert. „Verdammt! Das ist mit Sicherheit die Securitas!“
Laut sagte er ins Kom-Gerät: „Hören Sie! Ändern Sie unbedingt Ihren Kurs. Das fremde Schiff darf Sie nicht bemerken.“
Die Stimme gab zu bedenken: „Aber dann können wir die Hunting Party nicht rechtzeitig ans Ziel bringen.“
Mr. Grace antwortete barsch: „Das weiß ich auch! Befolgen Sie meine Befehle!“
„Jawohl, Mr. Grace“, sagte die Stimme. Die Verbindung war beendet.

Fisher fragte: „Was für eine Hunting Party? Was wird hier gespielt?“
Mr. Grace war in Gedanken versunken und knetete sein Kinn. „Etwas Delikates, mein lieber Fisher. Das werden Sie noch früh genug erfahren.“
Dann zeigte sich ein maliziöses Grinsen in seinem Gesicht. Er zeigte spöttisch auf Fisher: „Unsere Kali hat noch ein paar Ärmchen frei. Wie wäre es mit einer kleinen Massage der Prostata, du Wichser?“

Er lachte rau und dreckig, drehte sich um und verließ den Raum. Er gab einem Ultrasec-Angestellten einen Wink, der an einer Konsole einige Knöpfe drückte und an einem Joystick einen Arm des Roboters zwischen Fishers Beine platzierte. Dann bewegte er den metallenen Stumpf in einem schrägen Winkel nach hinten und bohrte sich zwischen die Gesäßhälften des Mannes.

Der Gefangene versuchte dem mechanischen Arm auszuweichen, aber ihm waren nur leichte Hüftbewegungen noch vorne oder hinten möglich.
Als spiele der Uniformierte mit seinem Opfer, bewegte er den Roboterarm langsam hin und her, so dass Fisher ein Eindringen immer wieder verhindern konnte.
Doch irgendwann musste er einsehen, wie sinnlos seine Gegenwehr war. Grinsend bewegte der Mann den Joystick so, dass der Roboterarm sich in Fishers Hintereingang bohrte und tief darin versank.

Die Tür öffnete sich und die Ultrasec-Wärterin namens Michelle erschien. „Sieh an, Mr. Fisher! Ich hoffe doch, Sie haben sich gut eingelebt?“ Ein leises Kichern und ein freudig funkelnder Blick ließen Fisher schamrot werden und seine pralle Erektion in sich zusammenfallen.
„Was gibt denn das hier?“, fragte sie gespielt verwirrt. „Haben wir etwa Spaß, du kleiner Arschficker?“
Sie schüttelte verständnislos den Kopf. „Solche Ausschweifungen hier auf der Station? Das muss ich aber disziplinieren. Das wirst du doch verstehen, oder?“
Sie holte den Impulsgeber hervor, mit dem der Hodenring aktiviert wurde, und lächelte. „Drei Stöße je drei Sekunden dürften für das Erste reichen, damit dir deinen Flausen vergehen.“
Und dann ließ sie ihren Worten Taten folgen.

Fisher zuckte und stöhnte. Solche Schmerzen hatte er nie zuvor gespürt. Und schon gar nicht in den Hoden. Es war unbeschreiblich. Es explodierten in ihm Blitze und schossen durch seinen ganzen Körper. Es schwanden ihm fast die Sinne vor Intensität. Hätte er in dieser Sekunde die Möglichkeit gehabt, seine Hoden von sich zu werfen – er hätte es getan.

Gleichzeitig bohrte der Arm des Roboters in seinem Leib und reizte die Prostata weiterhin, ließ Lustflüssigkeit aus seinem Penis laufen, während die Wucht der Stromstöße ihn nichts davon merken ließ, dass er auslief wie ein leckes Fass. Der Ultrasec-Wachmann hatte offenbar Geschmack daran gefunden, den Arm entsprechend vor und zurück, hin und her zu bewegen und auch noch kreisen zu lassen.

Der Uniformierte verzog jetzt peinvoll das Gesicht, Mitleid mit Fisher vorgaukelnd, als Fisher unter den Stromstößen wild zuckte und die Hoden mit dem Ring wie tollwütig durch die Luft peitschten.
Michelle leckte sich über ihren sinnlich geschwungenen Mund. Was gab es Geileres, als einen nackten, wehrlosen Mann zu quälen und zu demütigen?

Die Securitas bekam von der „Out Of Sight“ nichts mit. Kommandant Laney saß in einer Krisensitzung im Besprechungszimmer des Schiffes mit acht weiteren Personen an einem ovalen Tisch, dessen Rand bläulich beleuchtet war. In der Mitte der Platte schwebte eine holografische Raumkarte des Systems Dark Red Dust 535.
„Also gut“, beendete er die Runde aus mehreren Sergeants und schlug seine Handflächen auf den Tisch. „Sobald dieser Holland aufgetaucht ist, werden wir zurück zu dieser ominösen Station fliegen und Fisher da rausholen.“

In Gedanken verloren sah er vor seinem inneren Auge die Station: eine aus diversen Modulen zusammengeschweißte hässliche Konstruktion.
Wofür hatte Ultrasec diesen alten Schrott – was immer er mal war – in diesen abgelegenen Teil der Galaxie gebracht? Vor einen unbewohnten Planeten mit einer für Humanoide lebensfähigen Atmosphäre?
Sollte vielleicht eine Ultrasec-Einheit auf Peril gebaut werden? Oder gab es dort bereits einen Komplex, von dem niemand wusste?
Durch ein Hüsteln eines Sergeants schreckte Laney aus seinen Überlegungen auf.

Fragend sah er in die Runde: „Gibt es schon Neuigkeiten zum Verbleib von Holland?“
Ein Sergeant sagte kleinlaut: „Aye, Sir. Der Flüchtige muss sich im Maschinendeck befinden. Alle anderen Sektoren können wir mittlerweile ausschließen. Dort sitzt er in der Falle. Es ist nur eine Frage der Zeit…“
Laney meinte unwirsch: „Genau das ist das Problem. Wir haben keine Zeit. Auf der Station stinkt etwas gewaltig. Ich kann nicht mehr für die Sicherheit von Fisher garantieren. Er hätte längst Kontakt zu uns aufgenommen…“
Er stand ruckartig auf, ohne seinen Satz zu beenden, worauf auch alle anderen Anwesenden aufsprangen. „Bringen Sie mir endlich diesen Kriminellen!“
Mit weiten Schritten verließ er das Konferenzzimmer.

Nur wenige Minuten später erhielt Laney die Information, dass Holland gefunden und überwältigt worden sei. Der Flüchtige hatte versucht, ein Shuttle zu stehlen und damit zu entkommen – wohin auch immer.
Der Kommandant wies an, den Gefangenen zu den zwölf Raumpiraten in den Zellentrakt zu bringen und dort in einer Einzelkammer streng zu isolieren.
„Pilot“, kontaktierte er die Brücke, „bringen Sie uns sofort zurück in die Umlaufbahn von Peril.“
„Aye, Aye, Sir“, antwortete die Frau.

Laney konnte seit scheinbar ewiger Zeit endlich wieder entspannen. Er merkte, wie die Anstrengungen der letzten Stunden ihn erschöpft hatten.
Über einen Touchscreen wählte er einen wissenschaftlichen Text über „Weiße Löcher“ und vertiefte sich in dem astrophysikalischen Dossier.
Glücklicherweise war die Securitas bisher in Dark Red Dust 535 von Anomalien verschont geblieben. Er hoffte, dass dies auch so blieb. Nun galt es, Fisher so schnell wie durchführbar unbeschadet aus den Klauen dieser dubiosen Ultrasec-Außenstation zu erlösen und eine offizielle Beschwerdenote an die Admiralität der Vereinten Nation zu senden.

Auf der kleinen Brücke der Securitas 701 war die Pilotin hochkonzentriert. Die Sensoren hatten vor einem Meteoritenschauer gewarnt, der ihren Kurs kreuzte. Aber wenn jemand an Bord mit dem Lasergeschütz umgehen konnte, dann sie. Sollten es zu viele kleine Meteoriten sein würden, würde sie in einer parabolischen Kurve ausweichen und gespiegelt zurück auf Kurs gehen.

Bald schon lud die Pilotin die Laserbänke. Leise modulierende Töne stiegen an bis über die Hörgrenze eines Menschen, als die Energie auf die Waffe geladen wurde.
Ein paar „Steine“ würden sie nicht aufhalten. Die Pilotin würde die Securitas unbeschadet hindurchjagen.

Der Co-Pilot verkrampfte ein wenig, als die hübsche Fiona Maloy die Zieleinheit aktivierte und auf dem Monitor ein Fadenkreuz in Neongrün erschien. Das „Nighthawk X 5000“ war nicht einfach zu bedienen, aber die Pilotin bewies ein unglaubliches Geschick und jagte das Schiff haarscharf an einem Asteroiden vorbei. Ein weiterer Flugkörper zersprang durch die Energieladung in tausende Segmente. Grinsend machte Fiona Maloy Jagd auf weitere Fremdkörper, die der Securitas gefährlich hätten werden können.

Wo hatte diese Frau bloß ihre Ausbildung gemacht, fragte sich der Co-Pilot. Fiona Maloy machte aus ihrer Vergangenheit ein Mysterium, so dass nur Kommandant Laney wusste, dass sie früher in einer Spezialeinheit der Vereinten Nation, der „Special Unit Of Space Union“, der „SUSU“, eingesetzt und mehrfach ausgezeichnet worden war. Und Laney war auch der Einzige an Bord, der wusste, dass der Nachname Maloy nicht zufällig mit dem von Admiral Maloy identisch war.
Die Pilotin wollte sich nicht nachsagen lassen, sie habe irgendetwas nur erreicht, weil ihr Vater ein hohes Tier in der Armee war. Deshalb das Versteckspiel.

Der Co-Pilot entspannte sich ein wenig, als sie die vermeintlichen Kollisionen hinter sich gelassen hatten. Fiona war schon ein Wunder, überlegte er. Zierlich und hübsch wurde sie von vielen Männern unterschätzt. Und egal, was diese Frau anfasste, gelang ihr. Sie hatte die höchste Schützen-Bewertung an Bord, legte jeden PP mit ein paar gekonnten Griffen auf die Matte und war das reinste Navigationsgenie.

„Kapitän Laney?“, sagte sie in ihr Mikro, das sie um den Kopf trug. „Wir gehen runter auf Annäherungsgeschwindigkeit. Peril liegt vor uns.“
Sie tippte mit fliegenden Fingern Befehle auf der Steuerkonsole ein. Auf dem Schirm tauchte der Planet auf und vergrößerte sich in Windeseile.
Kaum tauchte die Securitas in die Umlaufbahn ein, erschien auch die Station von Ultrasec. Die Darstellung war allerdings stark gezoomt, denn in Wahrheit befand sich das Raumschiff laut Anzeige erst 4.063 Meilen entfernt. Fiona Maloy nahm den Schub weg, und die Antriebsdüsen der Securitas 701 stellten ihren Dienst ein.

Laney ließ die Securitas in dieser Position parken und kontaktierte Mr. Grace.
Als die Verbindung hergestellt war, sprach der PP-Kommandant nicht lange um den heißen Brei sondern kam direkt zum Punkt: „Sie wissen sicherlich längst, dass wir einen Mann eingeschleust haben, um einige Dinge zu klären, die uns undurchsichtig vorgekommen sind. Ich würde vorschlagen, Sie schicken ein Shuttle mit Sergeant Fisher und erhalten im Gegenzug den Gefangenen, der noch an Bord ist. Sie können davon ausgehen, dass wir Mr. Fishers Aussage zu Protokoll nehmen werden und an den Ethikrat der Vereinten Union weiterleiten…“
Mr. Grace fiel ihm ins Wort: „Sie werden gar nichts. Wir haben keinen Mr. Fisher auf der Station. Und Sie werden auch keinen Fuß auf die Station setzen. Die Zuständigkeit der Planetenpolizei ist in diesem Raumquadranten nicht autorisiert. Also werden Sie mit ihrem schönen Schiff nach Hause fliegen.“

Laney atmete scharf ein. „Wir werden andocken.“
Mr. Grace blieb gelassen: „Nein, das werden Sie nicht. Wenn Sie versuchen zu entern, werden meine Leute sich zu wehren wissen. Ende.“
Die Verbindung war unterbrochen.
Laney drehte sich wutschnaubend zu seinen Offizieren um: „Krisensitzung. Sofort.“
Damit stampfte er in den Konferenzraum. Mehrere Sergeants folgten ihm.




82. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 09.01.11 21:22

hallo prallbeutel,


haben die unisecleute spitzel in der planetenpolizei.

was haben die unisecleute mit dem polizeisergant fischer vor? kann dieser befreit werden.

das wird jetzt sehr spannend. danke fürs schreiben
83. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 22.01.11 18:31

+++ FORTSETZUNG +++


Die Securitas 701 nahm Kurs auf die Andockstation und wurde daran nicht behindert. Die Schleusentür zur Station blieb jedoch geschlossen.
Kommandant Laney versuchte erneut einen Kontakt zu Mr. Grace herzustellen, die Verbindung wurde allerdings geblockt. „Wir sprengen den Schottdeckel auf!“, befahl der PP-Kommandant grimmig. Er war die Gegenwehr leid. Irgendwas war da faul auf der Station, und er wollte so schnell wie möglich herausfinden, was da vertuscht werden sollte.

Zwei dafür ausgebildete PP brachten den Spezialsprengstoff an der massiven Luke an.
Laney versuchte ein letztes Mal, einen Kontakt herzustellen, aber sämtliche Frequenzen waren gesperrt. „Also gut“, sagte er. „Ist das Eingreifkommando bereit?“
„Aye, Sir“, antwortete ein Sergeant.
Laney holte einmal tief Luft. Dann befahl er: „Zugriff!“

Drei Sekunden später explodierte die Schottwand so exakt, dass ein ovales Loch ohne Zacken entstand, durch das die Polizisten problemlos entern konnten.
Sie hatten sich auf massive Gegenwehr vorbereitet, vermutlich sogar mit Laserpistolen, Gasgrantaten, Ultraschallkapseln, Mikrowellenkanonen und viele Armierungen mehr. Doch nichts geschah. Sie konnten kaum glauben, was sie dort erwartete.

Mr. Grace stand umrahmt von Mr. Vain und einem anderen Ultrasec-Angestellten im Gang wie ein Begrüßungskommando und überraschte die gepanzerte Sondereinheit der Planetenpolizei, die einen bewaffneten Widerstand erwartet hatte.
Der Einsatzleiter sprach in sein Kom-Gerät am Handgelenk. „Kommandant Laney, Sir! Wir haben den Gang gesichert. Wir sind auf keine Gegenwehr gestoßen, Sir.“
Er wusste selbst nicht so recht, was er nun tun sollte.

Wenige Augenblicke tauchte zwischen den gepanzerten Spezialkräften Kapitän Laney auf. „Sieh an, Mr. Grace. So lernen wir uns also mal persönlich von Angesicht zu Angesicht kennen. - Nun, ich möchte nicht lange um den heißen Brei reden: Geben Sie uns Fisher raus!“
Mr. Grace lächelte unverbindlich. „Es tut mir Leid, aber eine Person dieses Namens haben wir nicht auf der Station.“
Er machte eine ausholende Armbewegung. „Sehen Sie sich mit Ihren Leuten ruhig um. Sie haben die Erlaubnis. Wir haben nichts zu verbergen.“
Mr. Laney schnaubte, dass sich seine Nasenflügel blähten. „Das werden wir. Verlassen Sie sich drauf!“
Auf einen Wink marschierten die Einsatzkräfte vorwärts, immer auf der Hut vor einem Hinterhalt durch Ultrasecs oder irgendwelche elektronischen Fallen.

Die „Out Of Sight“ war getarnt und von der Securitas 701 nicht erfasst worden. An Bord des Schiffes befand sich eine illustre Gesellschaft reicher Personen, die einem obskuren Hobby nachgingen. Sie gehörten zur „Hunting Party“, die auf dem abgelegenen Planeten Peril zur Jagd riefen.
Ihr Wild waren jedoch keine exobiologischen Tiere mit messerscharfen Klauen und tödlichem Gebiss, sondern Menschen.

Organisiert wurde die zynische Hatz vom mächtigen Gefängniskonzern Ultrasec. Zwar zahlten die Teilnehmer der bizarren Reisegruppe Unmengen an Geldeinheiten für ihren perversen Sport, doch ging es Mr. Watson, dem Eigentümer von Ultrasec, weniger um die liquiden Mittel als um Macht.
Er scharrte so weitere wichtige Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft um sich und machte sie erpressbar.

Zum Missgefallen von Mr. Watson war eine Exekution der Häftlinge leider indiskutabel, da es zu jedem Insassen individuelle Dateien gab. Aufsichtskommissionen der VN kontrollierten den Bestand von den Gefangenen der Anstalten.
Da nutzte es auch nichts, wenn sich die Ultrasec-Einheit noch so weit entfernt befand. Die Prüfungen fanden über spezielle Neutronen-Programme statt. Nur die Iriserkennung einer lebenden Person führte zu einer verifizierten Datei. Alles andere hätte die Kommission alarmiert. Dann hätte selbst ein gigantischer Konzern wie Ultrasec echte Probleme bekommen.

Die „Hunting Party“ wollte allerdings nicht nur mit Wattebällchen auf ihr Wild schießen. Also hatte Mr. Watson ein Simultan-Hologramm aktiviert, von dem die elitären Gäste nichts ahnten.
Die Häftlinge wurden auf dem wilden Planeten Peril ausgesetzt und von dem Simultan-Hologramm des Jägers verfolgt, während der echte Weidmann einem Hologramm des Gejagten auf der Spur blieb.

Energieladungen simulierten die Munition des Jägers, waren aber viel harmloser und vor allem von Ultrasec kontrollierbar und als Schmerzreiz auf den Hodenring der Gefangenen konzentriert. Und sobald der Schütze seine Beute niedergestreckt hatte, erhielt der echte Gefangene einen Stromstoß mit einer modifizierten Frequenz, der sein Nervensystem augenblicklich lähmte und ihm sein Bewusstsein nahm.

Für den Jäger war das Hologramm nicht von dem echten Menschen zu unterscheiden, weil es sich um eine tridimensionale Energiefeldprogrammierung handelte, die man anfassen konnte, die eine entsprechende Masse und Optik aufwies.

Kurz, bevor der ominöse Konzern Optional Genetics von der Vereinten Union zerschlagen worden war, hatte Mr. Watson die entsprechende Software dort gekauft – für ein Vermögen. Aber es hatte sich rentiert.

Derzeit befand sich Mr. Watson persönlich auf der „Out Of Sight“, einem Schiff seiner firmeneigenen Flotte, die eine „Hunting Party“ zu Peril brachte.
Leider war ihnen ein Schiff der Planetenpolizei in die Quere gekommen. Diese Schnüffler hatten doch tatsächlich einen Spion an Bord der Station gebracht. Aber Mr. Grace, der Stationsleiter, hatte dafür gesorgt, dass dieser Fisher rechtzeitig verschwand – doch nicht, ohne noch einen Vorteil daraus zu ziehen, dass endlich ein Humanoid ohne Datei zur Verfügung stand.

Fisher war offiziell nicht vorhanden. Mr. Watson konnte seinen Gästen dieses Mal etwas ganz Besonderes bieten. Zwar wollte er nicht damit hausieren, denn von den Hologrammen ahnten die Jäger nichts, doch war er selbst an dieser besonderen Beute interessiert.
Mr. Watson lehnte sich in seinem breiten Ledersessel zurück und paffte an einer dicken Zigarre. Dieses Prachtexemplar würde er für sich persönlich aufheben. Er stellte sich vor, wie er Fisher jagen würde, wie er ihn aufspüren und stellen würde und ihn dann auf ausgefallene Art präsentieren und ausstellen würde…

Franklin wand sich in seiner Fixierung. Ein Roboter hatte ihn fest im Griff.
Was war geschehen? Seine Erinnerungen waren gelöscht. Er konnte sich nur noch grob daran erinnern, wie er auf Hope Island in einem Schutzbunker Kontakt zu den Cylonen gehabt hatte, um sich freizukaufen und sein Wissen um OG zu vergolden. Doch man hatte ihn gelinkt.

Der Forscher stellte entsetzt fest, dass Drähte in seinen Schädel getrieben worden waren. Er war nackt und wurde breitbeinig und mit durchgedrücktem Rücken in einer unbequemen Haltung von massiven Greifarmen gehalten.
Eine elektrische Tür öffnete sich und ein ähnliches Robotermodell rollte auf ihn zu. Goria!
Zum ersten Mal sah er seit langer Zeit wieder die verhasste Frau, der er Rache geschworen hatte. Sie hatte ihn zu Zeiten von OG auf Desolate Rock zu einer Drohne gemacht und in ein geheimes Labor gesteckt.
Jetzt stand er ihr gegenüber. Allerdings schien sie in der gleichen Lage zu sein wie er: Auch sie war nackt und verdrahtet.

Dann öffnete sich ein großes Rolltor und ein Podest schwebte auf Magnetfeldern hinein. Bei genauem Hinsehen entpuppte sich das Monstrum als übergroßer Diwan mit allerhand Gerätschaften und einem wahren Monster von Kreatur, das dort halb liegend Platz genommen hatte: Chutriel, der Imperator des expandierenden Cylonischen Reiches, regierte sein Volk von diesem „Thron“ aus, denn eine Gen mutierende fortschreitende Erkrankung hatte ihn deformiert, fettsüchtig und von diversen Maschinen abhängig gemacht.

„Meine Lieben“, gegrüßte er seine „Gäste“. Die Roboter positionierten sich vor seinem schwebenden Thron. „Ich brauche euch wohl nicht gegenseitig vorzustellen“, grunzte Chutriel und bekam einen Hustenanfall, der damit seinen Abschluss erreichte, dass er einen gelbbraunen gallertartigen Klumpen, der fast die Größe einer Kinderfaust hatte, ausspie und zwischen Franklin und Goria rutschend auf dem glatten Boden landete und eine Schleimspur hinterließ.

„Zunächst möchte ich mich für die Informationen bedanken, um die ich gebeten hatte“, grinste er schmatzend und drückte einen Knopf, der einen Sensor auslöste und eine Schmerz stillende Substanz invasiv ins Rückenmark dosierte.
„Ich besitze nun das vollständige Fachwissen von Optional Genetics“, triumphierte der Imperator. „Damit werde ich nicht nur selbst unsterblich, sondern auch das Cylonische Reich über die gesamte Galaxie und darüber hinaus ausbreiten. Alle fremden Völker werden Sklaven für die Cylonen sein. Die Zukunft liegt in meiner Hand“, zeigte er seine aufgedunsenen Finger und bog sie zu einer Faust.
„Ohne Mr. Franklins Halbwissen wäre es selbst unseren Befragern nicht möglich gewesen, aus Goria die entscheidende Formel herauszulocken. Aber ihr habt euch wunderbar ergänzt.“

Chutriel wischte sich über den schwitzenden Kopf, dessen aufgedunsene und vernarbte Haut unter der Berührung wabbelte wie lose Lefzen eines Faltenhundes.
„Ihr könnt euch vermutlich nicht daran erinnern, dass ihr befragt wurdet“, grinste Chutriel und schmatze wieder, wobei ihm ein Speichelfaden am Mundwinkel das Kinn hinab lief.
„Ihr habt Neurotransmitter im Kopf, die euch lenken wie kleine Marionettenpuppen. Ich kann euch an und ausschalten wie Spiel-Roboter, euch in völliger sensorischer Deprivation belassen, Gefangene eures Körpers. Oder Reize in eurem Gehirn auslösen, die ihr euch gar nicht vorstellen könnt. Aber“, und Chutriel machte eine rhetorische Pause, „zuvor werde ich euch aber noch die Gelegenheit geben, euch bei eurem Gegenüber für den Verrat zu revanchieren.“
Der Imperator stieß schnaufende Laute aus, die wohl ein Lachen darstellen sollten.

„Eure Chips sind so programmiert, dass ihr euch gegenseitig Schmerzreize auf die Brustwarzen senden könnt, wenn ihr euch auf euer Pendant konzentriert. Probiert es aus! Ihr habt noch sechs Stunden Zeit, bis ich euch in einen Tiefschlaf lege. - Vielleicht hole ich euch irgendwann einmal wieder daraus hervor. Vielleicht auch nicht.“

Sein Thron schwebte zurück durch das Rolltor, woher er gekommen war. Goria merkte, wie es in ihren Brustwarzen brannte, zwickte, ziepte. Sie konzentrierte sich auf Franklin und schickte ihm die gleichen Reize. Die Roboter drehten sich zueinander, so dass die beiden Gefangenen sich gegenüber standen. Sie jagten sich hasserfüllt die Schmerzen hin und her und schrieen vor Pein, doch ließen sie nicht davon ab und trieben sich von einer Welle zur nächsten.

Erst nach über zwei Stunden, beide waren nassgeschwitzt und erschöpft, ließen sie voneinander ab. Entkräftet fielen sie nach und nach in einen Schlaf.
Irgendwann wurden sie wieder durch einen schrillen Ton wach. Die Roboter bewegten sich mit ihnen zu einer Konsole. Ein Arztroboter versetzte ihnen mit zwei schnellen Bewegungen eine Frequenzbetäubung. Es wurde schwarz und still. Die Welt und die Zeit blieben stehen.

Chutriels Thron erreichte den Regierungsraum, ein mehreckiges Rund, in dem er regelmäßig die höchsten Militärs seiner Armee empfing, und hakte sich dort in einer bestimmten Position auf einem oktogonalen Podest fest.
Sein Leibbediensteter erschien mit einem nackten und völlig kahlen Humanoiden. Der Mann wirkte auf den ersten Blick jung und gesund, doch irgendwas stimmte an ihm nicht. Seine Bewegungen waren fahrig und seine Augen waren leer.

„Das ist Gorias Sklave“, informierte der Cylone seinen Herrscher. Chutriel grinste. „Wie heißt du, Sklave?“, verlangte er zu wissen.
Der Mann senkte devot das Gesicht. „Mein Name ist Turner, mein Gebieter.“
Der Imperator sah höhnisch auf das Geschöpf hinab. „Ein willenloser Sklave einer durch einen Neurotransmitter gesteuerten Gefangenen.“ Wieder erschallten Laute, die eine Art Lachen darstellten. Chutriel spottete: „Was mache ich nur mit dir? Du bist es nicht einmal wert, unter meinen Füßen zerquetscht zu werden wie ein Käfer!“
Turner nickte untertänig. „Jawohl, mein Gebieter.“

Chutriel rief nach seinem Leibbediensteten: „Bringt mir die Boritin. Und schafft mir diesen Wurm aus den Augen. Gebt ihn den Soldaten. Sollen sie sich mit ihm vergnügen.“
Artig folgte Turner dem Leibbediensteten. Er kannte keinen eigenen Willen, keine Verweigerung. Er war nur dazu da, um zu gehorchen.

Der Bedienstete fuhr mit ihm einige Etagen tiefer zu den Mannschaftsräumen der Regierungsgarde. „Ein Geschenk des Imperators“, tönte er. 20 gerüstete Soldaten in martialischer Aufmachung starrten ihn und den Menschen an.
„Macht mit ihm, was ihr wollt.“
Gegröle und Gelächter erschallte. Turner sah, wie die Soldaten darüber stritten, wer ihn als erster besteigen dürfe.
Schließlich einigten sich die Cylonen darüber, einen Zufallsgenerator über die Reihenfolge entscheiden zu lassen. Die lüsternen Blicke der Krieger schossen wie Pfeile auf Turner, der anteilslos und nackt dabei stand. Humanoide waren so schön zierlich und eng gebaut…

Und dann war der Zeitpunkt gekommen: Der erste Glückliche griff grob nach Turner und drehte ihn herum, knickte ihn an der Hüfte vor und versenkte grunzend vor Lust sein erigiertes Geschlechtsteil in ihm.
Turner glaubte, platzen zu müssen. Doch er hatte vergessen, wie man schrie. Und das Schmerzen nicht desiderabel sind, hatte er ebenfalls vergessen.

Als die Soldaten mit Turner fertig waren, lag er in einer Pfütze voll schleimiger Flüssigkeit.
„Leck es auf!“, forderte eine weibliche Cylonin in Uniform, die dem Geschehen mit Amüsement beigewohnt hatte.
Turner fühlte sich seltsam entkräftet, aber er hatte noch genug Energie, um dem Befehl zu gehorchen. Er erhob sich auf die Knie und senkte seinen Kopf zum Boden, wie eine Katze, die aus einem Schälchen Milch schlürfen will. Das schallende Gelächter um ihn herum nahm er gar nicht wahr.


84. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 23.01.11 01:29

hallo prallbeutel,

das war wieder sehr spannend. daß die cylonen ihre helfershelfer in den tiefschlaf legen, damit habe ich gerechnet.

wird der imperator jetzt unsterblich oder hat er sich eine tickende zeitbombe ins nest gesetzt?

danke fürs schreiben.
85. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 05.02.11 14:41

******* FORTSETZUNG *******


Zwei Tage später:

Kommandant Laney saß in seiner Kapitänskajüte an dem Schreibtisch, der von einem feinen, blauen Lichtstreifen umrahmt wurde und grollte: „Eines Tages werden wir diesen Verbrechern alles nachweisen können. Und dann hat Mr. Watson nichts mehr zu lachen und landet in seinem eigenen Gitterverschlag!“

Die Planetenpolizisten hatten Fisher auf der Station nicht finden können und waren notgedrungen abgereist, um die restlichen Kriminellen endlich der Justiz der Union der Vereinten Nation zu übergeben.
Laney fühlte sich schuldig. Er hatte seinen Sergeant in die Arme dieser skrupellosen Gestalten getrieben, wie er sich immer wieder vorsagte.
Wer wusste schon, was Vain und Grace mit ihm anstellten. Als Gefangener getarnt war er auf die Station gekommen, doch die PP hatten alle Zellen und Insassen überprüft. Nirgendwo hatte sich Fisher wieder gefunden.

Schließlich war Laney nichts anderes übrig geblieben, als unter der zur Schau gestellten Häme der Ultrasecs die Station zu verlassen.
Leiter Grace hatte angekündigt, dass er „in meiner Großzügigkeit auf eine Klage vor dem Tribunal der VN für diesen illegalen Übergriff auf die Station verzichten werde“.

Laney musste die noch an Bord verbliebenen Raumpiraten an die VN abliefern. Ihm war daher keine Wahl geblieben. Fisher blieb verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben. Die Securitas 701 war auf dem schnellsten Weg in den Raumsektor der VN.

Am nächsten Tag wäre ihnen beinahe eine Anomalie zum Verhängnis geworden, als das PP-Schiff in letzter Sekunde einen Zeitwirbel identifizierte und den Kurs änderte.
Pilotin Maloy wurde für ihre Leistung von Laney ausgezeichnet. Die temporäre Spalte wäre der Securitas zum Verhängnis geworden. Durch den Zeitwirbel wäre die Integrität der Securitas zwar nicht in Mitleidenschaft gezogen worden; allerdings wäre das Schiff samt Besatzung unkontrolliert in eine andere Zeit versetzt worden.

Laney gingen bizarre Gedanken durch den Kopf. Er hatte Fishers Gefangennahme und womöglich sein Leben auf dem Gewissen. Wäre es da nicht nur angebracht, wenn er, Laney, sich in einem Shuttle in die Anomalie stürzen würde, um vielleicht in der Vergangenheit Fishers Schicksal zu ändern?

Allerdings waren temporäre Spalten völlig unerforscht. Konnte er sich in der Vergangenheit überhaupt an die Realität der Gegenwart erinnern?
Und was war, wenn er zu weit in die Vergangenheit geriet? Jahrhunderte vor die aktuelle Zeitlinie? Der Kommandant schüttelte verzweifelt den Kopf.

Die Securitas 701 reiste mit Höchstgeschwindigkeit dem Sektor der VN entgegen.
Im Zellentrakt warteten zwölf Raumpiraten auf ihre Verurteilung sowie Slim Holland auf eine neue Unterkunft in einer Anstalt der VN. Und dieses Mal, so hoffte Laney, für den Rest seines Lebens.

„Pilotin Maloy an Kommandant Laney“, vernahm er die Stimme der Frau.
„Was gibt es, Maloy?“
Die Pilotin informierte den Kapitän, dass ein unbekanntes Schiff ihren Kurs tangierte. Die Unbekannten hatten sich nicht zuerkennen gegeben, obwohl Maloy sie mehrfach aufgefordert hatte.
„Schiff klar zum Gefecht machen“, befahl Laney. Sollte das schon wieder Piratengesindel sein?

Mit Hyperlichtspeed raste das unbekannte Flugobjekt an der Securitas vorbei. Laney verfolgte das Geschehen verwundert am Monitor. „Was war denn das?“, fragte er sich.
Es musste sich um einen völlig neuen Antrieb handeln. Und gleichzeitig war das Schiff in einen Tarnzustand gewechselt, der ihm ebenfalls unbekannt war.
Und die nächste Frage war: Wo wollten die hin? Auf diesem Kurs würden sie ins nicht ungefährliche „Dark Red Dust 535“-System fliegen. Aber außer Peril gab es dort keine Planeten, die von irgendeinem Interesse sein könnten. Und in der Umlaufbahn von Peril kreiste die Station von Ultrasec…

Laney dachte eine Sekunde darüber nach, dem Schiff zu folgen. Zwar war die Securitas nicht annähernd so schnell, doch waren sie in der Lage sich an die Ionenspur zu hängen.
Seine Entscheidung war bereits gefallen: Das „dreckige Dutzend“ im Zellentrakt konnte warten. Laney befahl: „Kurs ändern. Folgen Sie dem Schiff.“
Fiona Maloy antwortete: „Aye, Aye, Sir!“ Sie tippte blitzschnell einige Koordinaten ein und zog das Steuerungsmodul zur Seite.

Die „Out Of Sight“ war leichtsinnig gewesen, wie sich nun herausstellte. Zu früh hatten sie einen Teil ihrer Tarnvorrichtung deaktiviert, um schneller auf Peril landen zu können. Dabei wären sie beinahe auf das PP-Schiff gestoßen.
Mr. Watson war trotzdem optimistisch. „Die werden keine Zeit mehr haben, uns zu folgen. Und sollten sie dennoch so dumm sein, müssen wir wohl größere Geschütze auffahren…“

Mr. Grace hatte bereits Kontakt mit Watson aufgenommen und von der Abreise der uneingeladenen Gäste berichtet. Watson hatte angewiesen, das „Hunting-VIP-Paket“ auf Peril zu „präparieren“. Das hieß nichts anderes, als Fisher unbemerkt auf dem Planeten auszusetzen – natürlich nicht, bevor die „Prey“, die Beute, mit einem Sender im Nacken ausgestattet war.
Genüsslich paffte der Ultrasec-Chef an einer dicken Zigarre seiner Lieblingssorte und freute sich schon auf die Jagd auf Fisher. Seine Gäste würde er mit den holographischen Kopien der Insassen abspeisen.

Fisher spürte eine schmerzhafte Verspannung im Nacken. Er schlug die Augen auf und starrte konsterniert auf ein Blätterdach, über dem ein blauer Himmel durchschien.
Seine Arme schabten über den bepflanzten Boden. Fisher setzte sich auf und fasste sich in den Nacken. Eine kleine Unebenheit auf der Haut zeugte von einem Fremdkörper, der juckte.

Fisher versuchte sich zu erinnern, was geschehen war. Eine Weile hatte er eine seltsame Leere im Kopf. Nur langsam kamen ihm wieder Bilder ins Gedächtnis: Er war als Spion auf der inoffiziellen Ultrasec-Station eingeschleust und schließlich enttarnt worden.
Mit Grauen dachte er an die Zeit in der engen Kammer, die ihm wie sensorische Deprivation vorgekommen war. Aber wie war er hierher gelangt und wo war er überhaupt?

Vermutlich befand er sich auf Peril. Zumindest hatte er über den Planeten gelesen, dass es sich um einen Himmelskörper mit einer Atmosphäre handelte, die für Humanoide geeignet war. Die Masse entsprach in etwa der Erde, so dass die Gravitationskräfte vergleichbar waren.
Ein Brennen an seinen Armen und Beinen erklärte sich durch die klebenden Pflanzenreste, die sich an seine Extremitäten gehaftet hatten. Fisher versuchte sich von dem lästigen Grün zu befreien, was ihm erst nach mehreren Versuchen gelang. Kleine Saugnäpfe hatten sich an seinen Armen und Beinen wie winzige Schröpfgefäße befestigt. Ein unangenehmer harziger Geruch und ein klebriges Gefühl auf der Haut blieben ihm erhalten.

Wenigstens hatten ihm die Mistkerle, die ihn hier abgesetzt hatten, eine Hose und ein Oberteil angezogen. Leider spürte er den Hodenring noch. „Verflucht!“, ärgerte sich Fisher. Hoffentlich war er außer Reichweite der Disziplinarsender...

Plötzlich sah er eine Stange mit einer kugelförmigen Antenne im Boden, etwa fünf Meter von ihm entfernt. Fisher ging darauf zu und aktivierte dadurch eine holografische Nachricht:

„Willkommen auf Peril!
Sie sind als Prey der Hunting-Party ausgewählt worden.
Die Jagdgesellschaft wird versuchen, Sie zu finden.
Sie können sich frei auf Peril bewegen. Ihre einzige
Aufgabe wird sein, 30 Stunden zu überleben.
Sollten Sie dies schaffen, erhalten Sie von Ultrasec
die Freiheit und eine neue ID.
Als Navigationshilfe erhalten Sie Stromstöße durch
Ihren Disziplinierungsring: Je weiter der Hunter
entfernt ist, desto leichter fallen sie aus.
Und nun viel Glück. Sie werden es benötigen.“

Damit endete die Nachricht. Natürlich war die versprochene Freiheit nur eine Motivationshilfe. Aufgrund der Iriserkennung der Insassen durfte kein Gefangener liquidiert oder durch fingierte Flucht abhanden kommen. Aber das waren sowieso nur theoretische Überlegungen, denn bisher hatte kein Prey den Jägern entwischen können.

Fisher sah sich aufmerksam um. Vermutlich lauerte Gefahr nicht nur durch die Hunting-Party sondern auch durch Flora und Fauna.
Wie sollte er sich verteidigen?
Als er einen Ast von einem Baum abbrechen wollte, bog er sich wie Gummi. Als Fisher sich auch noch an einem scharfen Blatt schnitt, hatte er genug davon. Er suchte auf dem Boden nach einem Stein oder irgendetwas, was er als Waffe verwendet könnte.

Endlich fand er etwas Längliches, dass den fast perfekten Knüppel abgab. Als er es in der Hand hielt, hätte er es vor Schreck beinahe gleich wieder fallen lassen: War das ein Knochen? Womöglich ein humanoider Oberschenkelknochen? Oder stammte er von einem Tier?
Fisher umfasste den Prügel und lief in eine willkürliche Richtung los.

Die Wurzeln und Äste der Pflanzen schienen nach ihm zu greifen, doch war das wohl nur Einbildung. Der PP-Sergeant jagte durch das Dickicht auf der Suche nach einem guten Versteck. 30 Stunden konnten sehr lang sein. Außerdem benötigte er dringend etwas zu trinken. Seine Kehle schien ausgedörrt. Die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit bildeten eine mörderische Symbiose. Saftige Trauben, die er an einer schlanken Pflanze gesehen hatte, ignorierte er. Wer weiß, ob die Frucht nicht giftig war…

Fisher lief weiter durchs Unterholz und schlug ab und zu allzu dichte Zweige und Blätter mit dem Knochen zur Seite. Der Boden wurde immer weicher. Vielleicht befand er sich in der Nähe eines Gewässers. Fisher lief weiter, doch als er an einer Stelle in dem schlammigen Untergrund fast bis zum Knie einsackte und sich nur mit größter Kraftanstrengung aus dem Sumpf herausziehen konnte, änderte er die Richtung.
Der Schweiß lief ihm in Strömen am Körper hinab. Die Kleidung war klatschnass und voller kleiner Pflanzenteile, die sich an den Stoff gehaftet hatten.

Als Fischers Durst fast unerträglich wurde, erreichte er einen kleinen Teich mit klarem Wasser. Sollte er davon kosten? Es blieb ihm keine Wahl. Der Sergeant kniete sich hin und schöpfte das überraschend kühle Nass mit beiden Händen zum Mund. Fisher roch daran. Dann schluckte er etwas. Die Erfrischung war atemberaubend wohltuend. Immer mehr trank Fisher, bis er seinen Durst gelöscht hatte. Als er eine Mischung aus einer kleinen Schlange und einem Wurm in dem Tümpel schwimmen sah, schreckte er hoch. Hoffentlich hatte er keine Eier dieser Kreatur geschluckt! Horrorszenarien spielten sich in seiner Vorstellung ab.
Er versuchte sich gerade zu beruhigen, als er ein leichtes Pochen in seiner nassen Hose verspürte. Der Disziplinarring! Die Hunter waren ihm auf der Fährte!
Fisher sprang hoch und lief weiter. Ob er in die richtige Richtung lief… Er hatte keine Ahnung.

An Bord der Out Of Sight meldete sich der Pilot bei Mr. Watson. „Sir, das PP-Schiff folgt uns. Die Sensoren haben die Signatur der Securitas aufgefangen.“
Mr. Watson riss sich die Zigarre aus dem Mund und schleuderte sie in einem gewaltigen Aschenbecher aus Kristall. „Verdammt! Können die uns einholen?“
Der Pilot verneinte durch die Sprechanlage. „Nein, wir haben ab der Station einen Zeitvorsprung von zwei Stunden und 23 Minuten.“

Watson rechnete. Das würde reichen, die anderen Prey und seine Gäste auf Peril abzusetzen sowie die Holoprogramme zu starten. Auch er selbst würde zur Hunting-Party gehören, jedoch unter realeren Umständen.
Er wies den Piloten an, Kontakt zur Station aufzunehmen, um alle Vorbereitungen zu treffen. Nach der Übergabe musste die Out Of Sight sofort das System wieder verlassen und zur Basisstation von Ultrasec zurückkehren. Vielleicht würden die PP dem leeren Schiff folgen.

Als die Out Of Sight endlich andockte, musste alles schnell gehen. Und kurz darauf war das Schiff auf Kollisionskurs mit der Securitas. Sie hatte Anweisung, die PP in die Irre zu führen. Doch da hatte Watson die Rechnung ohne Laney gemacht. Pilotin Maloy hielt eiskalt den Kurs und jagte an der Out Of Sight in kürzester Entfernung vorbei.
„Wir fliegen weiter zur Station“, befahl Laney. „Ich will wissen, was das Schiff da gemacht hat.“

Bald darauf näherte sich das PP-Schiff der alten Station. Laney nahm Kontakt mit Mr. Grace auf. Grace begrüßte ihn mit einem breiten Grinsen: „Sieh an! Schon wieder. Haben Sie was vergessen? Ich meine… außer ihrem eingebildeten Sergeant?“
Laney blieb äußerlich ruhig, obwohl er innerlich kochte.

Währenddessen eröffnete Mr. Watson auf der Oberfläche von Peril die Jagd. „… allen ein Waidmannsheil!“
Die Gruppe bizarrer Gestalten antwortete im Chor: „Waidmannsdank!“
Dann machten sich die Männer und Frauen in ihrer tarnenden Jagdkluft und den modernsten Laserwaffen auf, die in ihrem Alltag als reiche Geschäftsleute, mächtige Politiker, hohe Militärs oder Richter der VN in Anzug, Uniform oder Robe an ihren Arbeitstischen saßen. Teilweise trennten sie sich bereits, teilweise blieben sie in kleinen Grüppchen zusammen und hielten oberflächliche Konversation.

Gleichzeitig wurden auf der anderen Seite des Planeten in einem fast identischen Territorium einige Gefangenen in die freie Wildbahn entlassen.
Hunter und Prey glaubten, sich nicht weit voneinander entfernt zu wissen. Doch in Wahrheit sahen sie nur ihre holografischen Abbilder, damit niemand zu Schaden kam.
Nur Watson selbst wollte sich dieses Mal einen realen Beutezug gönnen…



86. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 05.02.11 20:29

hallo prallbeutel,

ich denke dass er die 30 stunden nicht durchhalten kann. er hat keine chance.

wie lange wird er es schaffen und welche gemeinheiten bietet dieser planet für ihn?

danke für die spannende lektüre
87. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 07.07.11 17:07

**** FORTSETZUNG ****


Der Jäger hatte sein umfangreiches Waffenarsenal mit diversen Munitionsbatterien dabei und steckte in einem Hightechanzug, der sich tarnend seiner Umwelt anpasste, der den Träger kühl und trocken hielt, der gegen die natürliche Strahlung schützte und beweglich und kräftiger machte, als Watson es eigentlich war.

Auf der Station in der Umlaufbahn von Peril dockte die Securitas 701 der Planetenpolizei erneut an. Dieses Mal ließen sich die Männer nicht abwimmeln und täuschen, schwor sich Kommandant Laney.
Ein sehr unfreundlicher Mr. Grace begrüßte sie an Deck. „Langsam werden Sie lästig wie eine toreanische Sumpffliege“, grinste er schief und kaute offenbar eine Art Tabak.

Laney fuhr ihn barsch an: „Wo ist das Schiff?“ Es hatte sich scheinbar in Luft aufgelöst.
„Schiff?“, fragte Mr. Grace, als hätte er dieses Wort noch nie gehört. „Die Securitas ist das einzige, das…“
„Unsinn!“, unterbrach Laney. „Wo – ist – das – Schiff?“, fragte er erneut, jede Silbe betonend. Seine Augen funkelten Grace giftig an.
Mr. Graces Grinsen endete spontan. Fast angewidert und mit hochgezogener Oberlippe antwortete er: „Verlassen Sie die Station oder zeigen Sie mir ihren Durchsuchungsbefehl.“

Laney schnaubte. „Ich werde auf Peril landen. Und falls mir auch nur eine einzige, winzige futile Bagatelle auffällt, werde ich dafür sorgen, dass in kürzester Zeit eine ganze Flotte der Vereinten Nation diesen Planeten umkrempelt. Einschließlich Ihrer Station. Mr. Watson wird sich auf etwas gefasst machen müssen, das…“
Nun unterbrach Mr. Grace seinen Gast: „Werter Herr Kommandant. Sie brauchen sich nicht so aufzublasen wie ein carionischer Teufelsfisch. Sie bekommen ja ihren Besuch auf dem Planeten. Von mir aus kann Ihre gesamte Besatzung sich da unten in der schwülen Hitze die Füße abmarschieren. Ich biete Ihnen sogar an, Sie zu begleiten… Nun, nicht ich persönlich. Mir gefällt es in der klimatisierten Station doch ein wenig besser, aber meine Männer werden Ihnen alles zeigen, was Sie möchten.“

Laney wirkte irritiert. Er runzelte die Stirn. Ein seltsamer Kauz, dieser Grace, dachte Laney. Erst unfreundlich, dann so nett… Da stank etwas zum Himmel!
„Und ob ich Ihr großzügiges Angebot annehme“, fletschte Laney seine Zähne. „In zwei Stunden. Halten Sie Ihre Leute bereit. Ich werde mit sechs PP die Untersuchung des Planeten führen. Wir werden unsere eigenen Scanner dabei haben. Und nur, damit das klar ist: auch unsere Laser!“

Mr. Grace spuckte einen dicken Brocken Kautabak aufs Deck, der ekelhaft spritzte und mit einem matschenden Geräusch landete. Laney verzog angewidert das Gesicht.
Mr. Grace grinste wieder. „Einverstanden, Herr Kommandant. Zwei Stunden. Kommen Sie mit Ihren Männern.“

Derweil gab Laney Anweisungen an seine PP an Bord der Securitas: „Alle Gefangenen bleiben in ihren Zellen, solange wir andocken. Ich gehe mit dem Außenteam vermutlich mit einem Watson-Shuttle runter. Es wird uns über die Oberfläche fliegen und an verschiedenen Stellen absetzen, die wir noch festlegen werden. Ich leite die jeweiligen Koordinaten per Realtime-Datenfluss hoch. Alles, was verdächtig wirkt, wird genauestens untersucht.“

Außerdem bestand Laney strikt darauf, dass kein („Ich betone: KEIN“) Ultrasecangestellter oder sonstiger Außenstehender die Securitas betrat. „Unter keinen Umständen“, hatte Laney im Schiffsprotokoll sogar eintragen lassen. „Diesem Verein würde ich sogar eine Enterung zutrauen“, murmelte er vor sich hin.

Die Vorstellung, dass ein gigantischer Konzern, der mit der VN zusammenarbeitete, sich mit Gewalt gegen die Planetenpolizei sträubte, war unvorstellbar, doch eine Option, mit der die PP mittlerweile rechnen musste.
Im abgelegenen System „Dark Red Dust 535“ herrschte zu einem gewissen Teil eine unberechenbare Wildwestmanier. In zwei Stunden würden sie mehr wissen…

Auf der anderen Seite von Peril war die Hunting-Party im vollen Gange. Während die Jäger nur auf Hologramme schossen, liefen die Gejagten wiederum vor Hologrammen weg.
Das hieß jedoch nicht, dass Treffer keine Auswirkungen hatten, denn der Beute versetzte es schmerzhafte Impulse, wenn sie anvisiert worden war.

Mr. Watson dagegen gab sich mit dieser „Spielerei für superreiche Spinner“, wie er seine eigene Veranstaltung nannte, nicht zufrieden. Er war auf den Spuren von Fisher und wollte ihn erlegen wie ein Stück Wild.
Noch hatte der PP einen gehörigen Vorsprung, aber der Scanner des Konzernchefs hatte bereits Witterung aufgenommen.
Er sah auf seine beleuchtete Armbanduhr: noch 28 Stunden. Die würden ausreichen, da war er sich sicher.

Noch wusste er nichts von der Rückkehr der Securitas 701. Und Mr. Grace hatte noch keine Gelegenheit gehabt, ihn zu informieren. Es wäre auch zu gefährlich, denn niemand wusste genau, welche Funkverbindungen die PP mit ihrer Technik abfangen konnten. Dieses Risiko wollte Grace nicht eingehen. Außerdem waren Laney und seine uniformierten Idioten sowieso nur noch wenige Stunden ein Problem.

Grace steckte sich die nächste Portion Kautabak in den Mund. Das Außenteam würde nicht zurückkehren. Dafür würden seine Leute sorgen. Und danach würde die Securitas wie durch eine Wunder – oder besser gesagt: durch eine Anomalie im Raum – verschwinden.
Die Gefangenen an Bord wollte er anwerben. Besser ein Ultrasec-Wärter sein, als auf der anderen Seite des Kraftfeldes in einer weißen engen Zelle ohne Sonnenlicht zu vegetieren, oder?

Das Angebot würde wohl keiner der Freaks ablehnen. Und schließlich bestand die Majorität der Angestellten sowieso bereits aus dunklen Gestalten: Söldner, ehemalige Cyberpiraten aller Couleur und Personen, die aus den unterschiedlichsten Gründen untertauchen mussten oder Exmitglieder der Boritenbruderschaft, die mit neuer ID Schutz gefunden hatten.

An Bord der Securitas hatte währenddessen die Pilotin Fiona Maloy das Kommando. Sie wies doppelte Sicherheitsstufen für die Gefangenen an und hielt Funkkontakt mit Laney und seinem Team.
„Wir sind gestartet“, meldete Laney an die Brücke der Securitas. „In minus 14 Minuten sind wir über der Oberfläche des Kontinents Perilia.“
Die Pilotin Maloy bedauerte, dass sie keine Videoübertragung hatte. „Hier Maloy. Verstanden. Over.“ Sie hoffte, dass PP Fisher doch noch irgendwo auftauchen würde. Und auch dieses ominöse Schiff. Irgendetwas Obskures geschah auf diesem Planeten. Und sie würden herausbekommen, was es war...

Imperator Chutriel wiegte sich in Sicherheit. Von seinem Regierungssitz im Cylonischen Imperium aus herrschte er über Myriaden von Raumschiffen mit noch mehr Soldaten, die die Vereinte Nation und sämtliche andere Völker unterjochen würden.
Es war nur eine Frage der Zeit. Und Zeit… ja, die würde er zur Genüge haben, wenn er die Formel der Unsterblichkeit besitzen würde!

Die Forscherin Goria hatte er bereits in seiner Gewalt. Die medizinischen Apparate, die die ehemalige Angestellte von „Optional Genetics“ samt Neurotransmitter in ein Koma gelegt hatten, saugten aus ihrem Hirn alle Informationen, die zur Herstellung des Jungbrunnens nötig waren.
Das gleiche Schicksal erlitt parallel der ehemalige Angestellte von OG namens Franklin.

Der humanoide Agent der Firma, Mr. Turner, war der Beweis: jugendlich und mit einem biologischen Alter von 23 Erdenjahren gesegnet - allerdings noch mit einem künstlichen Okularmonokel, denn die alte Laser-Prothese wurde nur kosmetisch angepasst. Ein „echtes“ Auge einschließlich der komplexen Sehnerven zu implantieren, war Goria nicht gelungen.
Aber über solche irrelevanten und peripheren Fakten machte sich Chutriel keine Gedanken. Nach menschlichen Maßstäben war er die Hässlichkeit in Person. Aber was interessierte ihn das Schönheitsideal der humanoiden Rasse?

Der Imperator hievte seinen schweren, aufgedunsenen Leib von dem pompösen Thron und schlurfte in seinem Gewand durch den Saal über einen langen, roten Teppich. An den sonst kahlen anthrazitfarbenen Metallwänden hingen rote Fahnen mit dem schwarzweißen Symbol von Colonia, einem stilisierten Wurfstern mit scharfen Klingen.
Am Ende des roten Läufers umrahmten zwei Cylonen in armierter Uniform ein Türschott.

Als der Herrscher sich näherte, öffnete sich die Tür zu drei ineinander verwebten Teilen, die sich wie eine Linse einer Kamera aufdrehten.
Chutriel stapfte durch den Zugang. Im Moment des Eintritts blitzte ein rotes Kraftfeld für einen Bruchteil einer Sekunde auf. Der Imperator schlurfte auf einem zwei Meter breiten Metallsteg einen länglichen Raum entlang. Links und rechts des Ganges waberte eine grünlich leuchtende Masse in großen Tanks.

Ein langer Roboterarm schoss aus der hohen Decke hinab und sank mit seinem martialisch wirkenden Greifarm in den gallertartigen Brei. Darauf zog sich der Arm wieder ein Stück zurück und hob etwas mit in die Luft.
Der Imperator grunzte zufrieden. Das Versuchsobjekt wurde genau nach Gorias und Franklins Informationen behandelt. Es klebte und troff, als es in der Luft hing. Die grünliche Nährlösung tropfte von dem Bündel ab.

Sollte der Cylone die Metamorphose erfolgreich durchlaufen, würde sich auch Chutriel das Serum einverleiben und ewig leben. Seine Macht würde ins Unermessliche wachsen.
Chutriel, der Herrscher der Galaxie! Ja, seine hässlichen Züge verzogen seine Visage zu einem monströsen Grinsen.

Er stapfte weiter und verließ die Laborhalle am anderen Ende durch ein weiteres Schott. Auf ein Fingerschnippen seiner kurzen dicken Finger tauchten drei gelenkige Cylonierinnen auf, die ihn umschwärmten und ihm eilfertig und devot ihre Liebesdienste anboten. Chutriels dröhnendes Lachen hallte durch den Raum.

Laney wies den Shuttlepiloten an, zu landen. Auf dem Felsplateau würde er erste Messungen durchführen. Sein Scanner hatte eine Ionenspur einer Landung eines Raumfahrzeuges aufgespürt.
Er blickte unauffällig zum Piloten, der etwas nervös wirkte. War Laney auf der richtigen Fährte? Ultrasec hatte hier irgendwas zu verbergen…

„Außenteam an Securitas. Wir landen jetzt. Haben Sie unsere Koordinaten?“
Ein Knistern in der Verbindung ließ starke Interferenzen erkennen. „Maloy? Hier Außenteam. Können Sie mich hören?“
Nur ein Rauschen antwortete. Der PP-Kapitän schnaubte verärgert. Er nickte zum Piloten des Shuttles: „Gehen Sie da vorne runter.“

Der Ultrasec begann mit der Landesequenz, die großteils automatisch ablief. Düsen ließen die Fähre im Senkrechtmodus auf dem Plateau aufsetzen. Ein Zischen ertönte. Die Schleuse öffnete sich. Die Atmosphäre auf Peril machte einen Raumanzug unnötig.
„Fertig?“, fragte Laney zwei PP, die ihn begleiten sollten. Vier weitere PP blieben im Shuttle, als das Trio auf Perils Boden sprangen.

Derweil fluchte Maloy an Bord der Securitas: „Verdammter Mist! Jackson! Versuchen Sie, das Team zu lokalisieren und einen Funkkontakt herzustellen. Ich habe die Befürchtung, dass die Ultrasecs das Signal absichtlich sabotieren.“
„Keine Ortung möglich, Sir“, antwortete der Navigator achselzuckend, der mit einem leistungsstarken Breitbandfrequenzsucher vergeblich versucht hatte, den abgerissenen Kontakt wiederherzustellen.

Maloy verzog ihr hübsches Gesicht. „Die verfluchten Watsonbrüder! Die stecken dahinter. Das Außenteam ist in akuter Gefahr! Versuchen Sie es weiter!“
„Aye, Sir“, antwortete der Navigator und deutete einen Salut an. Der Experte tippte auf seinem Touchscreen Formeln ein, die Zahlenkolonnen generierten.
Wenn es eine Möglichkeit gab, das Außenteam zu erreichen, würde er sie eruieren.

Laney und seine beiden Begleiter scannten den Boden. Die Ionenspur war hier besonders intensiv wahrzunehmen. Auch humanoide DNA war aufzufinden. Laney analysierte die Proben in einem Hochgeschwindigkeitsverfahren. „Bingo! Watson persönlich war hier! Und im Übrigen auch Fisher.“
Jetzt war Ultrasecurity geliefert! Sie hatten den Beweis dafür, dass Fisher vom Watsonkonzern verschleppt worden war.

Als sich die Drei zum Shuttle umdrehten, verschloss sich die Luke. „Hey! Was soll das?“, rief Laney. Kaum zu glauben, aber die Fähre startete.
Laney und seine Begleiter sprangen zur Seite, um nicht von den heißen Strahlen der Düsen verbrüht zu werden. Sie hielten sich als Schutz vor der Hitze und dem Staub die Arme vors Gesicht. Mit staunenden Mienen sahen sie zu, wie die Fähre im grauweißen Wolkennebel des Planeten verschwand. Warum hatten die vier PP an Bord des Shuttles nichts dagegen unternommen?

„Nicht zu fassen…“, murmelte Laney. „Entweder sind unsere Jungs übertölpelt worden, oder wir sind auf einen Maulwurf hereingefallen.“
Einer der PP fragte: „Der Watsonkonzern hat die Planetenpolizei der VN infiltriert? Unwahrscheinlich, oder Commander?“
Laney schüttelte den Kopf. Steile Falten bildeten sich über seiner Nasenwurzel: „Ich kann es auch nicht glauben. Bleibt zu hoffen, dass Maloy die Schweinerei rechtzeitig erkennt.“
Sein Sergeant meinte: „Bleiben die Sicherheitstransponder. Damit hat uns die Securitas am Haken und kann uns aufspüren.“
Laney räusperte sich. „Wenn…, ja, wenn die nicht auch geblockt worden sind…“


88. RE: Optional Genetics

geschrieben von lupo am 07.07.11 18:31

Hallo Prallbeutel,

freut mich riesig, dass es hier jetzt nach so langer Zeit wieder weiter geht. Find ich ne klasse Story und lese immer wieder gerne die Fortsetzungen.
Dickes Lob und Daumen hoch

lupo
89. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 07.07.11 22:51

hallo prallbeutel,

danke daß diese geniale geschichte weitergeht.

das sind interessante neuigkeiten die du uns präsentierst hast. ich freue mich auf die nächste fortsetzung.
90. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 16.07.11 17:57

- F O R T S E T Z U N G -

Maloy verließ die Brücke, um beim Wachoffizier am Dock zu kontrollieren, ob die Luken verriegelt waren und sich kein Unbefugter der Securitas genähert hatte, da fiel ihr auf dem Korridor ein PP auf, der seltsam wankte. „Was…?“, wollte sie ihn anranzen, doch in diesem Augenblick kollabierte der Mann und brach auf dem Boden zusammen.
Maloy stürzte zu ihm und tastete nach seinem Puls. „Medizinischer Dienst sofort auf Korridor 1“, sprach Maloy in ihren Handgelenksrufer, auch Voiceslave genannt.

Wenige Minuten später erreichte ein Team aus drei Personen den Ort. Ein Arzt beugte sich über den Bewusstlosen. Dann scannte er seinen Körper. Plötzlich stutzte er: „Wonach riecht das hier?“
Jetzt merkte auch Maloy, dass etwas nicht stimmte. Ein leicht säuerlicher Geruch lag in der Luft des Korridors. Er kam offenbar von einem Schott…

Maloy spürte, wie ihr schwindelig wurde. Auch die Mediziner sahen sich irritiert an. Hastig kramte der Arzt in seinem kleinen Alukoffer nach einer Ampulle mit einem Serum und zog es auf eine Hyperpistole auf, doch bevor er sich das Mittel injizieren konnte, sackte er wie leblos zusammen. Maloy wollte aufstehen, aber ihre Beine knickten unter ihr weg. „Verfluch…“
Dann wurde es schwarz vor ihren Augen.

Die Angestellten des Watson-Konzerns waren inkognito. Nur zwei PP, die an der Außenluke Wache gehalten hatten, wussten, wie die Ultrasecs ins Schiff gelangt waren. Die restliche Besatzung war von ihnen in ihren neutralen Kampfanzügen von dem Sedierungsgas eingeschläfert worden, bevor sie merkten, was um sie herum geschah.

Es war ein einmaliger Vorgang in der Historie der Vereinten Nation, der Vereinten Union: Ein offizielles Schiff der Planetenpolizei war von Zivilisten gekapert worden.
Mr. Grace hatte auf eigene Faust gehandelt. Nun mussten alle Zeugen aus dem Weg geschafft werden. Wie praktisch, wenn man ein Privatgefängnis unterhielt, in dem ungeliebte Personen für immer verschwinden konnten…

Laney und seine zwei Begleiter ahnten noch nichts von diesem „Supergau“. Schlimm genug, dass sie von dem Shuttle ausgesetzt worden waren!
Besorgt sah er auf seinen Biowertemesser: „Wir sind dehydriert. Wir benötigen mehr Wasser. Die Sonne steigt höher. Wir müssen spätestens in einer Stunde irgendwo Schatten finden. Sonst werden wir gebraten.“

Der Personentransporter hatte sie in einer kargen Umgebung ausgesetzt. Das Felsplateau war umgeben von einer wüstenartigen Oberfläche.
Ihre Stimmen wurden von einem Voice-Übermittler aufgenommen und im Shuttle wiedergegeben. Der Pilot grinste und schickte die Stimmdaten an Mr. Grace in der Station. Dann informierte er seinen Chef: „Dieser Kommandant und zwei seiner PP sind auf Peril, die anderen habe ich an Bord.“
Mr. Grace antwortete: „Kehren Sie zur Station zurück. Wir haben die Securitas in der Gewalt.“
Zufrieden beendete Mr. Grace die Verbindung.

Das alles war zwar mit Mr. Watson nicht abgesprochen, aber welche Wahl hatten sie schon?
Wenn die Planetenpolizei die Hunting-Party spitz bekommen hätte, wäre daraus eine politische Affäre geworden, die dem Konzern womöglich die staatliche Lizenz als Gefängnisverwalter entzogen hätte. Grace hoffte auf eine Auszeichnung von Watson. Vielleicht würde er zum Vorstandsmitglied aufsteigen?

Doch vorläufig konnte er den Konzernchef nicht erreichen, denn Watson war auf der Jagd. In seinem Kampfanzug pirschte er auf Peril hinter Fisher her. Der PP würde nicht leicht zu erlegen sein. Doch umso größer war die Trophäe dann für seine Sammlung.
Aber Watson hatte die Rechnung nicht mit seiner vermeintlichen Beute gemacht. Plötzlich legte sich eine Schlinge um seinen Hals. Watson krächzte und schlug mit den Armen um sich, aber schon bald verlor er das Bewusstsein. Fisher hatte ihn erwischt. Alles lief aus dem Ruder…

Derweil jagte der Rest der Hunter auf der anderen Seite des Planeten künstlichen Hologrammen hinterher.
Die realen Gefahren auf Peril gab es zur Genüge: Fleisch fressende, gewaltige Pflanzen mit messerscharfen „Zähnen“; zwei Meter hohe Wesen, die wie eine Kreuzung aus Gorillas und Stieren wirkten, machten die Gegend unsicher; armdicke Sumpfwürmer, die sich an ihr Opfer festsaugten und sie verdauten; Insekten, die mit ihrem letalen Gift und ihren fingerlangen Stacheln eine Gefahr aus der Luft darstellten; Schlingpflanzen, die sich um ihre Beute zuzogen wie Drahtseile; Reptilien, die mit ihren spitzen, scharfen Zähnen alles zerfetzten, was ihnen vor die übergroßen Kiefer kam; und weitere bisher unbekannte Lebensformen, die sich auf Peril tummelten.

In der Vergangenheit hatten die Ultrasecs aus dem Hintergrund heraus dafür gesorgt, dass die Hunter in Sicherheit waren. So sollte es auch bleiben; schließlich waren die elitären Kunden eine gute Geldquelle.
Im Gegensatz zu den Prey, der Beute: Sie würde für immer in den Zellen von Ultrasecurity verschwinden. Und dieses Mal gehörte auch eine ganze Schiffsbesatzung Planetenpolizisten dazu.

Mr. Grace wollte auf Nummer Sicher gehen: Wir werden die Securitas in die Sonne schicken. Alle Spuren mussten verwischt werden. Nun ja, Grace überlegte: „Die Waffen werde ich vorher von Bord holen.“
Die sedierte Mannschaft wurde auf die Station gebracht und wie ordinäre Gefangene in Zellen gesperrt. In wenigen Stunden würden die PP erwachen. Aus Sicherheitsgründen erhielt jede Person isolierende Einzelhaft. So waren keine Absprachen möglich.

Die Wärter Bob und Hank amüsierten sich über die noch bewusstlosen PP, denen sie ihre Uniformen auszogen. „Sollen wir die Unterwäsche auch…?“, fragte Bob und zog seine Oberlippe nach oben.
„Weiß nicht“, meinte Hank. „Besser ist es wohl.“
Die Männer machten sich an der untersten Schicht Stoff zu schaffen, so dass die PP bald splitternackt auf ihren Pritschen lagen.
„Und die Disziplinarringe?“, fragte Bob.
Hank grinste breit und hielt schob ein Tablett auf Rädern in die erste Zelle. Darauf stand eine Box mit zahlreichen Ringen.

Die beiden Ultrasecs befestigten nun an jeden männlichen Gefangenen einen Hodenring, der sich fernsteuern ließ, um Strafimpulse zu erzeugen. So gingen sie von Zelle zu Zelle.
Die wenigen weiblichen Gefangenen blieben verschont. „Was machen wir mit denen?“, fragte Bob. Hank zuckte mit den Schultern. „Das übliche Vorgehen. Ein abschließbares Vaginalschild.“
Bob lachte schmierig. „Oh, ja. Darauf freue ich mich schon.“

Er hatte von anderen Wärtern Geschichten gehört, wie Kollegen einige weibliche Gefangenen mit der Disziplinarvorrichtung durch sanfte Stromflüsse sexuell erregt und sogar zu einem Orgasmus gebracht hatten. „Anfangs hat sich fast jede gewehrt, aber nachher fanden sie es genial. Und nach einiger Zeit waren sie ganz wild darauf. Das Schild verdeckt nämlich auch ihre süße Knospe, wenn du weißt, was ich meine. Und die Schnittchen können nur noch über die Impulse zum Höhepunkt kommen. Da sind die nachher ganz scharf drauf. Und du glaubst gar nicht, was die für einen Wärter alles tun, der die Fernbedienung in der Hand hat.“

Hank hörte mit offenem Mund zu und sabberte schon ein bisschen bei der Vorstellung. Er hatte es bisher nur mit männlichen Insassen zu tun gehabt. In seinem Leben war er recht lange „Jungfrau“ geblieben, bis er sich eines Tages in Mine-City auf Triton III seiner Unschuld entledigte und für einige Zahleinheiten an eine sündige Boritin von ihr in die Kunst der Liebe eingeführt worden war.

Natürlich hatte er seine Stellung als Wachmann in der Zwischenzeit auch einige Male ausgenutzt und sich seinen Schwanz lutschen lassen – aber immer nur von Typen. Dabei wollte er unbedingt man eine humanoide Frau ausprobieren. Jetzt war die Gelegenheit dazu gekommen.

Die beiden Wachleute salutierten vor Mr. Grace. Inzwischen war auch der Transporter auf der Station angekommen, und die restlichen PPs waren in Zellen geschafft worden.
„Laney und seine beiden Freunde bleiben auf Peril. Die einzufangen ist mir zu umständlich“, meinte Grace und schob sich eine Portion braunschwarzen Kautabak in die Wangen. Er ging in den Funkraum und nahm Kontakt zu seinem Chef auf. „Station an Watson. Station an Watson. Hören Sie mich? Hier Grace. Wir haben Neuigkeiten.“
Keine Antwort. Grace grunzte. Wo trieb sich der Typ rum, dass er in einem Funkloch war?

Grace tippte einige Befehle in die gummierte Konsole vor sich ein. Dank des Hightech-Anzuges von Mr. Watson war dieser sofort zu orten. „Da ist er ja. Er dürfte bald auf Fisher stoßen“, murmelte Mr. Grace zufrieden und lehnte sich in dem bequemen Sesselstuhl zurück.
Eine synthetische Computerstimme näselte: „Biometrische Daten nicht identifiziert.“
Mr. Grace stutzte. „Das ist Watson, du blöder Kasten!“
Aber der Körperscanner erkannte ihn nicht. Doch statt stutzig zu werden, schimpfte Grace über die „blöde Technik“. Er versuchte per manuellen Funk Kontakt zu seinem Chef herzustellen, doch auch das gelang nicht. Die Frequenz wurde von einem weißen Rauschen überdeckt.
Mr. Grace würde einfach warten, bis Watson wieder auf der Station wäre. „Nur noch ein paar Stunden“, schmatze Grace, „dann ist die Hunting-Party eh vorbei.“

Er zog sich in seine private Kabine zurück und zog sich die Ultrasec-Uniform aus. Darunter trug er einen Latexoverall, der sich wie eine zweite Haut auf seinem Körper angepasst hatte, und deren Temperatur er zwischen Null und 50 Grad Celsius einstellen konnte.
Grace hob einen Arm an seine Nase und atmete tief den intensiven Geruch des Materials ein. Genussvoll schloss er die Augen.

Er tippte einen Zahlencode in eine Konsole an einem Schrank ein. Ein kleines Feld leuchtete neonblau auf und öffnete ein Fach. Grace nahm die weiße Gasmaske heraus und stülpte sie sich über. Die Schnallen zog er hinter seinem Nacken fest, einen frischen Filter drehte er ein. Durch die gelbliche Sichtscheibe sah er den Raum nur noch schemenhaft.
Er tapste zu einer Liege und nahm Platz. Auf ein kurzes Kommando erschien auf der Innenseite der Scheibe ein dreidimensional dargestellter Raum, in dem sich Grace durch leichte Bewegungen fortzubewegen schien.

Von den Seiten erschienen atemberaubende Boritinnen in exotischen Kleidungsstücken, die mehr zeigten als verdeckten. Die Liebeskünstlerinnen umschmeichelten Grace und seine Männlichkeit, sorgten dafür, dass er sich wie im Elysium fühlte, eine Ekstase kommen spürte, die durch seinen Leib strömte wie heiße Lava und anschließend in seinem Kopf zu explodieren schien.

Während der Leiter der Station sich seiner Libido in den Weiten des Cyberspace widmete, erfreuten sich die Wärter Hank und Bob an einem realen Gefangenen in dessen Zelle.
Es war wohl wenig überraschend, dass der Insasse sich kooperativ zeigte, denn der Disziplinarring um seine Hoden würde in einem anderen Fall für dessen schnelle Meinungsänderung sorgen.
Der Mann lag vorn übergebeugt über dem Aluminiumtisch seiner Zelle. Auf der gegenüberliegenden Seite hatte sich Bob positioniert und ließ sich seinen prallen Schwanz blasen, während Hank sich hinter den Gefangenen gestellt hatte und eifrig seine Hüften bewegte, um seine Lust in den Vordermann zu pumpen.

Die Ultrasecs waren doch ein wenig überrascht, als der Häftling vor Lust zu stöhnen begann – und fast ein wenig enttäuscht. Doch die Abschüsse waren so geil, dass die Männer sich nach einem Becher Kaffee erneut in die Zelle begaben.
Dieses Mal kommandierten sie den Gefangenen auf den Boden. Er lag auf dem Rücken, die Beine angezogen und zur Seite gedrückt, während nun Bob auf ihn niederstieß.
Hank hatte jetzt kniend von der anderen Seite aus über dem Kopf des Liegenden seinen Platz eingenommen und erfreute sich an einer gierigen Zunge und saugenden Lippen…

Vielleicht würde dieser Kerl ihr neues Lieblingsspielzeug werden, dachte Bob. Schön eng gebaut, grunzte Bob in sich hinein. Und die Zunge hat Talent…
Sicher, es gab noch Dutzende Sträflinge, die auf eine geile Behandlung warteten, aber dieser junge Bursche war frisch von der PP geliefert worden und absolut für gut befunden. Am liebsten hätte Bob dem Bengel mit seinem Laser ein Gütesiegel in die Hinterbacken gebrannt, grinste er.
Doch zu offensichtlich durften die Sexorgien auf der Station nicht werden. Sonst würde Mr. Grace Ärger machen und Sonderschichten verteilen.

Mit Grausen dachte er an eine Strafwoche, in der die Wärter wegen ähnlicher Vergehen mal den gleichen Fraß essen mussten wie die Gefangenen. Pfui Teufel, erinnerte er sich an den grauen Brei aus synthetischem Bionährstoff.
Vor allem zurzeit, in der der große Boss, Mr. Watson, persönlich anwesend war, durften sie es nicht zu toll treiben.
„Aber gegen eine gründliche Zellendurchsuchung dürfte Grace, der Alte, doch nichts haben, oder?“, fragte Hank mit den Augen zwinkernd seinen Kumpan.
Bob lachte dreckig. „Lass uns mal beim Frischfleisch aufräumen. Die müssen noch Respekt lernen. Das ist das Wichtigste.“

Die Ultrasecs marschierten zum ersten Einzelraum, in dem ein Häftling saß, der von der Securitas überführt worden war. „So, Jüngelchen“, grinste Hank schmierig und tätschelte die Fernbedienung des Disziplinarringes. „Beine breit und Hände an die Wand! Wir müssen überprüfen, ob du nicht irgendwas Verbotenes geschmuggelt hast.“
Die kahle, weiße Zelle bot eigentlich kein Versteck: eine Pritsche, eine Toilette, ein Waschbecken, ein Tisch. Und alle Möbel waren fest verankert und äußerst einfach und glatt geformt.
Spülung und Wasserhahn wurden von außerhalb der Zelle gesteuert. Selbst die dünne Matte auf der Pritsche war fest mit der Unterlage verschweißt und mit einer speziellen Schicht überzogen.

„Vielleicht hat er was am Mann versteckt“, meinte Bob süffisant.
Bob lachte. Er trat eng hinter den Häftling und grabschte ihm zwischen die Beine. „Hier ist nichts. Zumindest nicht viel!“, alberte er und ließ die Hoden aus seiner Faust schnippen.
Dann zog er seinen Schlagstock. „Ich kenne eine Stelle, in die sie sich manchmal was packen…“
Als sie die Zelle mit der ID-Nr. 039 verließen, fühlten sich die zwei Wärter richtig gut. In diesem Trakt waren sie die Herren. Und die Häftlinge ihre Sklaven. Hier galten nur ihre Gesetze.


91. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 16.07.11 23:50

hallo prallbeutel,


die sind nicht kaputt zu kriegen. jetzt gehen die verbrechen an der menschlichkeit weiter. wie grausam wird es jetzt werden.

zu welchen diensten werden die plantenpolizisten jetzt gezwungen.

danke fürs tippseln
92. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 23.07.11 17:10

+++ FORTSETZUNG +++

Viele Lichtjahre entfernt sog Chutriel die letzte Lebensenergie aus der Forscherin Goria. Er brauchte sie nicht mehr. Sie hatte ihm alles Wissen vermittelt.
Auch ihr ehemaliger Kollege Franklin konnte ihm nichts mehr nutzen. Der Imperator des Cylonischen Reiches hatte die geheime Formel von Optional Genetics gefunden und schoss sich mit einer Hypergun das Serum in den aufgedunsenen Leib.

Exobiologische Kybernetik hatte ihn nie interessiert; aber jetzt verdankte er ihr sein neues Leben. Er würde ewig leben und die Galaxie unterwerfen!
Laut und schallend war sein Lachen, das durch den Thronsaal dröhnte und von den nackten Stahlkonstruktionen und Aluminiumplatten widerhallte.

Die scharfen, spitzen, kurzen, gelben Zähne blitzten auf, als Chutriel in einem emotionalen Ausfall seine glibberigen Lefzen verzog. Prustend und schnaubend spürte er die Erschöpfung, die seine Anstrengung ihm verursacht hatte, und er suchte sich eine Liege für seinen mächtigen Leib.

Noch bevor die blutrote Sonne von Cylonia unterging, schickte Chutriel seinen Kapitän Vero, den er zum Admiral beförderte, mit der größten Armada, die die Galaxie jemals gesehen hatte, aus dem System Richtung Vereinte Union.
Die Invasionsschiffe, die bereits auf dem Weg waren, sollten nur die Spitze des Eisberges darstellen. Die Menschen und Boriten hatten ja keine Ahnung, was da auf sie zukam!

Die Cylonische Flotte verfügte über gigantische Schlachtschiffe: Bestia-, Sidus-, Scordalus- und die gefürchtete Regificus-Klasse (Besatzungsstärken: 125, 285, 740, 1250) waren mit Kanonen und Torpedos einer geheimen Technik ausgerüstet und so groß, dass eines der Exemplare es mit einem ganzen Geschwader der Sternenschiffe der VN aufnehmen konnte.
Die Citus- und die Habilis-Klasse waren kleine, dafür umso wendigere und ebenfalls brandgefährliche Gegner, die in Myriaden auf den Feind losgelassen werden konnten und jeweils nur mit sieben bzw. fünf Cylonen besetzt waren.

Die majestätische Flotte monströser Schiffe begann ihren Kriegszug während auf Triton III, dass bereits in cylonischer Hand war, weiterhin der sündigen Lust gefrönt wurde.
In Mine-City gönnten sich die Soldaten der Armee Auszeiten der frivolen Art. Cyloninnen, Boritinnen, menschliche Frauen, Transformwesen und exotische Lebensformen wie die „Kinkys“ – deren große Saugnäpfe sorgten bei den Kriegern für besonders schamlose Vergnügen.

Unter die Uniformierten mischten sich auch „Soldiers Of Fortune“, die sich als Schutzmänner in den einzelnen Bordellen verdingten. Manche von ihnen stammten aus dem kriminellen Kartell „Rise Of Bionic“. Unter ihnen waren trotz des Krieges gegen die VN auch wenige Boriten und Menschen akzeptiert. Allerdings gehörten Streitereien in den Bars zwischen Cylonen und anderen Lebensformen zur Tagesordnung.

Um die öffentliche Ordnung kümmerte sich dabei niemand. Im Gegenteil: Sport-Kämpfe zwischen Cylonen und beispielsweise Transformwesen waren angesagt und der reinste Publikumsmagnet. Je mehr Zuschauer, desto mehr Umsatz – so dachten die Betreiber der Bars und begannen, die Kämpfe zu organisieren.
Schon in früherer Zeit hatte es in Mine-City so genannte „Cage-Fights“ gegeben. Das Yellow-Hell-Bier floss dabei in rauen Mengen; die Wetten brachten den Buchmachern ein hübsches Geschäft.

Eine humanoide Liebesdienerin lag auf ihrem großen Bett in ein rotes Licht getaucht, dass von der leuchtenden Zimmerdecke hinab fiel. Die Frau nannte sich Tara und galt bei den Cylonen als ein Geheimtipp.
Mokant hatte sie vor einer Stunde einen Mann ihrer eigenen Rasse abserviert, denn sie konnte sie sich mittlerweile ihre Kundschaft großzügig aussuchen. Und warum sich mit einem winzigen Mann zufrieden geben, wenn ein Cylone mit seiner „Kanone“ winkte?

Es piepte an der Tür, Tara sah auf dem Videoschirm ihren Kunden vor ihrem Raum stehen, die Kreditkarte einschieben, und schon öffnete sich die Pforte zum Paradies: Tara lag graziös und verlockend auf ihrem Bett. Der Cylone stapfte herbei.
Seine Kameraden hatten nicht zuviel versprochen. Diese Tara war ein Leckerbissen! Und wenn er den Worten seiner Kameraden glauben konnte, war sie enger als ein Lauf ihrer „Laser-Z-Unit 011“.

Schon fiel die martialische Rüstung der Uniform auf den Boden. Tara war immer noch begeistert vom athletischen Körperbau eines Cylonen. Und dieses Exemplar übertraf alles, was sie bisher gesehen hatte.
Sie lächelte ihren Gast lasziv an und empfing ihn mit ihren erotischen Schenkeln, die in Latexstrapsen steckten. Die Stiefel mit der zehn Zentimeter dicken Sohle aus synthetischem Kristall und den noch höheren Absätzen räkelte sie in der Luft. Ihr kurzer Rock aus einer dünnen beigen Silikonschicht spannte sich über ihre weiblichen Hüften, die den Soldaten so sehr anzogen, wie die Motten das Licht.

Die aufgeputschten Sinne des Kriegerhünen ließen ihn erbeben und wie hypnotisiert von Tara zu ihr gleiten. Er griff die zarte Person mit seinen klauenhaften Pranken, doch trotz all seiner Kraft mit sensibel dosiertem Druck, der sie wohlig erschaudern ließ.
Und dann erkundeten die beiden ihre Leiber, die bald nackt aneinander rieben. Die lange Zunge des Cylonen wanderte über die glatte Haut der Liebesfrau und erforschte die geheimsten Stellen, an denen er sie zur größten Lust bringen konnte.

Gleichzeitig bereitete Tara den Gast auf die höchsten Genüsse vor, die er sich nur vorstellen konnte – oder sogar über seine Fantasie hinausgingen…

Tara wunderte sich. Die Cylonen waren in der Regel ungestüm und ausgehungert, aber dieses Exemplar suchte die gemeinsame Erfüllung. Und sie wollte sie ihm nicht vorenthalten…

Während der Cylone sich mit der drei Mal so leichten und zerbrechlichen Tara voller Wolllust vereinte, hing im Nebenraum ein Cylone an den Fußgelenken in einer Gurtfessel von der ungewöhnlich hohen Decke herab.
Seine Arme waren in einem schwarzen Monohandschuh mit 13 roten Schnallen auf dem Rücken fixiert. Ein blauer Ballgag schaute zwischen seinen großen Zahnreihen hervor.
Er schwang seinen athletischen Dreizentnerkörper in der Luft umher und grummelte in den Knebel.

Der Schweiß und Speichel tropfte auf den Boden, der sich etwa einen Meter unter seinem Kopf befand. Bis auf vier Strahler, die ihn von allen Seiten anleuchteten, war der Raum dunkel. Oberhalb seiner Armfessel, also am Unterleib und den Beinen, war der Gefangene nackt. Nur die Füße steckten in seinen Kampfstiefeln.

Plötzlich schoss ein Gummiknüppel aus mit Silikon beschichtetem Polycarbonat aus der Dunkelheit hervor und knallte auf das Gesäß des Mannes, das bereits mehrere bläuliche Stellen aufwies. Aufstöhnend zuckte die Hängende und schwang hin und her.
Für eine Sekunde war die Person mit dem Prügelstock zu sehen: eine Cylonin in einem schwarzgoldenen Uniformrock.

Für cylonische Verhältnisse hatte sie fast schon liebliche Züge, doch in Relation zu humanoidem Habitus war ihre Optik grausam und kalt.
Ein Unwissender hätte die Szenerie mit hoher Wahrscheinlichkeit falsch gedeutet: Hier wurde kein Kriegsgefangener oder Deserteur vom CMG (Cylonischer Militärgeheimdienst) verhört; auch ging es nicht um Meinungsverschiedenheiten zwischen verfeindeten Rotlicht-Clans.

Aber auch die dritte Option, dass hier ein Gast von einer Domina verwöhnt wurde, traf nicht die volle Realität.
Der Cylone hatte eine Wette unter Kameraden verloren. Seine schlechten Ergebnisse als Schütze waren ihm zum Verhängnis geworden.
Jetzt erhielt er seine Bestrafung von einer Pilotin seiner Truppe. Natürlich wurde das Ritual per Camcorder zu seiner Abteilung übertragen und sorgte zumindest bei den Zuschauern für gute Unterhaltung.

Mr. Grace war wieder in seiner Kommandozentrale der Station und schüttelte den Kopf. „Warum ist Watson nicht erreichbar!?“ Er schickte einen Jagdshuttle auf die Suche. Die Hunting-Party würde bald beendet sein, und wenn die solventen Gäste merkten, dass da etwas nicht stimmte, würden sie vielleicht das nächste Mal nicht wiederkommen.

Einige Zeit später erhielt Mr. Grace die Information des Piloten, dass Watson auf Peril umherirrte – ohne seinen Anzug. „Ich konnte seine Koordinaten bestimmen. Soll ich ihn raufholen?“
Mr. Grace ahnte, was geschehen war: Der Jäger war zum Gejagten geworden.
Dieser verfluchte Fisher, schimpfte der Stationskommandant. „Rauf mit dem Boss. Und knall Fisher ab, wenn du ihn irgendwo findest.“
„Verstanden“, antwortete der Pilot und senkte sein Gefährt weiter der Oberfläche entgegen.

Mit der Außenkamera konnte er Watson erkennen. Der Jagdshuttle landete auf einer trockenen Ebene und wirbelte drei Meter hoch den Staub auf, der dort seit Äonen gelegen hatte.
Die Luke öffnete sich. Watson taumelte auf den Eingang zu. „Fisher! Er hat mich überfallen. Er…“ Watson konnte kaum sprechen. Der Pilot half ihm an Bord. „Hier, Sir“, sagte der Ultrasec, „nehmen Sie einen Schluck Elektrolytkonzentrat.“
„Danke“, griff der Mann danach und trank die hellblaue Flüssigkeit. „Wo ist die Bordapotheke?“, fragte er.
Der Pilot zeigte hinter sich auf einen Medi-Kasten. Der Passagier nahm eine Hypopistole und setzte eine Ampulle an. Der Pilot fragte: „Was wollen Sie sich denn da…?“

Doch im nächsten Moment ächzte er überrascht auf. Seine Gegenwehr kam zu spät, denn ihm schwanden in Windeleile die Sinne. Das Sedativum wirkte bereits. „Watson“ hatte ihm den Lauf an die Schulter angesetzt und abgedrückt. Fisher, der Watsons Stationskleidung trug, setzte sich an die Steuerungskonsole und startete den Shuttle.

Der echte Watson stapfte derweil durch die trostlose und zugleich wilde Gegend von Peril und wirkte völlig desorientiert. Er übertrat eine kaum sichtbare rote Laserschranke, die in etwa Knöchelhöhe zwischen zwei Impulsgebern angebracht war.
Watson hatte das Jagdgebiet der Hunter betreten…

Kurz darauf bemerkte er den roten Laserpunkt einer Zielvorrichtung auf seiner Brust, als er zu Boden schauen wollte. „Hey!“, rief er. „Ich bin kein Prey! Ich bin Watson!“ Ich bin…“ Der Jäger drückte seine Waffe ab.
Doch nichts geschah, weil die Ausrüstung auf Hologramme programmiert war. Verwirrt kam der Jäger näher und rammte Watson den Gewehrkolben über den Schädel. Der Konzernchef sank in eine Bewusstlosigkeit.
„Geil“, meinte der Hunter. „Die haben einen Klon von Watson hier rumlaufen.“

Mr. Grace schickte mittlerweile einen größeren Transportshuttle nach Peril, um die Jagdgesellschaft aufzunehmen, denn die 30 Stunden waren vorüber.
„Sieh an“, sah er auf den Schirm. „Watson ist auch im Anmarsch.“ Doch der kleine Shuttle landete nicht am Stationshangar, sondern dockte direkt an der Securitas an.
„Was soll das, Pilot?“, rief Grace verärgert über die Voice-Verbindung. „Beweg deinen Arsch hier rüber zum Dock!“
Keine Reaktion. Fisher enterte die Securitas, die inzwischen bis auf wenige Ultrasecs verwaist war und überwältigte einige der perplexen Posten, die im ersten Moment dachten, sie hätten es mit Mr. Watson in persona zu tun.

Der PP kämpfte sich bis zur Brücke durch. Doch im Steuerungszentrum des Schiffes war niemand. Plötzlich und völlig unerwartet startete der Autopilot. Fisher prüfte an der Konsole, ob weitere Planetenpolizisten an Bord sein könnten, doch er war offenbar die einzige Lebensform außer den Ultrasecs, die er ins „Reich der Sterne“ geschickt hatte - und den Gefangenen an Bord. „Was geht hier vor sich? Wo ist Laney?“

Die Securitas jagte mit Überlichtgeschwindigkeit auf einen Kurs Richtung Sonne, und Fisher hatte keine Möglichkeit irgendwie einzugreifen. „Ausweichmanöver einleiten“, sagte Fisher und tippte auf der Konsole einige Befehle ein.
„Befehle verweigert“, sagte die Computerstimme.
Fisher wurde nervös. Wenn er den Kurs nicht ändern konnte, würde die Securitas direkt in die Sonne hinein jagen und verglühen!

Mr. Grace betrachtete die kleiner werdende Securitas auf seinem Schirm mit einem zufriedenen Grinsen. Da war Fisher wohl vom Regen in die Traufe gekommen!
Mr. Grace fragte sich allerdings, wo dann Watson steckte. Aber der würde schon noch auftauchen. Er musste ja noch auf dem Planeten sein. Die Jagdgesellschaft würde bald eintreffen. Vielleicht war Watson bereits bei ihnen.

Fisher stand der Angstschweiß auf der Stirn. Die Kleidung, die er Watson abgenommen hatte, war durchtränkt. Er hatte es aufgegeben, die Securitas auf einen neuen Kurs zu bringen. Alle Manöverversuche wurden von der Schiffssoftware geblockt.
Offenbar war die Mannschaft von den Ultrasecs geentert und manipuliert worden. Und das PP-Schiff sollte vernichtet werden.
„Die Raumtemperatur kann nicht mehr aufrecht erhalten werden“, sagte eine freundliche Stimme aus dem Computer, als sei dies das Normalste von der Welt. „Lebenserhaltungssysteme auf Maximum.“
93. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 23.07.11 17:51

hallo prallbeutel,



werden die cylonen den kampf gewinnen und jede menge skaven bekommen. hat die formel noch eine überraschung zu bieten?

danke fürs schreiben
94. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 29.07.11 16:01

~~~Fortsetzung~~~


Fisher sah auf das digitale Thermometer: 33 Grad. Und es würde noch viel heißer werden.
Wenigstens hatte er seinen Disziplinarring auf Peril an den liebenswürdigen Watson „verschenken“ können und musste nicht mit so einem würdelosen „Schmuck“ sterben.

Sollte er die Häftlinge in den letzten Stunden ihres Lebens aus den Zellen befreien?
Als letzte Gnade?
Fisher machte sich auf den Weg in den Gefangenentrakt. Keine Waffe war an Bord. Aber der PP hatte keine Angst vor den Schwerkriminellen. Was sollten sie ihm schon noch antun? Kurz, bevor sie alle im Jenseits vergingen…
Gab es ein Jenseits? Eine andere Welt? Vielleicht ein Universum außerhalb unserer Vorstellung? Ein Leben danach? Bald würde er es erfahren.
Aber als Astrophysiker machte er sich keine großen Hoffnungen auf ein ewiges Leben oder eine Wiedergeburt.

„Aber Sie müssen doch die Zugangssequenz zum Motherboard bekommen können!“, war plötzlich eine Stimme hinter ihm. Es war Slim Holland. „Lassen Sie mich mal an das Kommunikationsmodul.“
Er setzte sich an die Konsole und tippte einige Befehle ein. „Ich brauche sämtliche Codes.“
Fisher zuckte mit den Achseln. Jetzt war es auch egal. Aber Holland würde auch nichts mehr ausrichten können.
„Also gut…“, erwiderte er und begann die geheimen Kommandobefehle zu nennen.

Slim Holland tippte und hackte auf die Tastatur ein. Einige der Häftlinge standen um die Männer herum und schauten gespannt zu. Manche von ihnen waren von der Abbildung auf dem Schirm fasziniert: der helle Stern, der immer größer wurde, und sie fressen würde… bald schon…
Allen Anwesenden stand jetzt der Schweiß dick auf der Stirn. Die Temperaturanzeige gab 38 Grad Celsius an.

Das Display, auf das Slim Holland an seiner Konsole starrte, fluoreszierte blau. Der Killer und Programmierer murmelte zu sich selbst: „Eine Quantenphasenverschlüsselung. Das wird eine schwierige Kiste…“ Er drehte sich kurz zu Fisher um. „Hey, Kapitän! Wie lange haben wir noch, bis uns die Sonne brät?“
Der PP antwortete: „Wie hätten Sie denn gern Ihr Steak, Mister?“ Sein Grinsen sah eher aus wie ein Zähnefletschen.

Fisher sah auf die Temperaturanzeige. „In einer halben Stunde sind hier drin über 40 Grad. Ich teile jetzt Elektrolytkonzentrate gegen die Dehydrierung aus. Und allen würde ich empfehlen Wasserpacks zu trinken. Es sind genügend vorhanden.“
Niemandem stand der Sinn nach einer dummen Bemerkung. Aber in vielen Augen sah Fisher die Resignation. Den Männern war klar geworden, dass es vermutlich keine Rettung gab.
Die Securitas würde sie nicht in eine Ultrasec-Einheit auf Barren Wilderness bringen, sondern mit ihnen ihren letzten Flug mitten in einen Stern namens Dark Red Dust 535 unternehmen…

„Bringen Sie mich in den Maschinenraum. Ich muss mir die Platinen des Antriebs vornehmen“, sagte Holland.
Fisher führte ihn von der Brücke. In dem engen Aufzug wurde dem PP ein wenig unwohl, so alleine mit einem Schwerkriminellen, mit einem Auftragskiller, aber dann erinnerte er sich daran, dass er sich in einem Schiff befand, in dem ein Dutzend gefährliche Verbrecher frei herumliefen. Und vielleicht war sein Leben sowieso bald zu Ende, falls nicht ein Wunder geschah…

Holland riss einige Verkleidungen ab. - „Wissen Sie, was Sie da tun?“, hakte Fisher nach.
Der Programmierer verzog seinen Mund zu einem humorlosen Grinsen. Dann steckte er einige Glasfaserkabel in ein anderes Modul um und erläuterte: „Ich habe es befürchtet. Wir können zwischen zwei Optionen wählen: Entweder ich zerstöre den Translichtantrieb der Securitas. Allerdings ist dann auch die Funkverbindung komplett im Arsch. Dann fliegen wir mit Schneckentempo weiter und werden, falls wir nicht gefunden werden, in sechs Jahren aus dem System und auf einer Flugroute sein, auf der uns vielleicht jemand aufliest.“
Fisher räusperte sich nervös: „Oder?“
Holland: „Oder… ich deaktiviere eine Sperre und kann das Schiff auf einen neuen Kurs programmieren. Dann reisen wir definitiv mit unserer Geschwindigkeit weiter und entkommen vielleicht diesen Arschlöchern von Ultrasecurity.“
Fisher zuckte mit den Achseln: „Und wo ist das Problem?“
Holland grunzte. „Das Problem ist, dass mir das nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 54 % gelingt. In 46 % fliegt unser Schiffchen einfach weiter mitten in die Sonne, und ich kann nichts mehr daran ändern.“

Fisher schluckte hart. Sollten sie es riskieren oder lieber „anhalten“ im Nirgendwo?
Fishers Gedanken rasten. Immerhin waren seine Überlebenschancen gerade von Null auf 54 Prozent gestiegen. Aber was war mit den dubiosen Passagieren? War die Securitas erst mal außer Gefahr, würde das völlige Chaos an Bord herrschen. Anarchie. Mord und Totschlag.

Fisher hatte nirgends eine einzige Waffe entdeckt. Wie sollte er die Kriminellen unter Kontrolle behalten? Ganz im Gegenteil: Als erstes würden sie ihn, den PP, lynchen…
Holland drängte: „Ich muss zurück zur Brücke. Bis ich überhaupt etwas bewirken kann, muss ich noch in die interne Firewall eindringen. Und wenn wir nicht bald den Kurs ändern…“
Fisher vollendete den Satz: „…werden wir lebendig gebraten. Ich weiß.“

Dann überlegte er: „Aber wenn wir nur noch mit Notantrieb vorwärts kommen, bleibt uns die Hitze noch Wochen oder Monate erhalten. Das würden wir gar nicht überleben…“
Holland: „Kluger Junge. Also Risiko?“
Fisher blies die Wangen auf. „Bringen Sie uns auf einen neuen Kurs.“
Holland salutierte ironisch. „Aye, Kapitän. Ich gebe mein Bestes.“

Die Männer kehrten auf die Brücke zurück. Holland wischte sich die schwitzigen Finger an den Seiten ab, aber der Stoff war bereits durchtränkt und konnte keine weitere Flüssigkeit aufnehmen.
Sie ließen die restlichen Passagiere im Ungewissen, um eine vorzeitige Meuterei zu verhindern. Der Kriegszustand würde noch früh genug Einzug nehmen, befürchtete Fisher.

Holland tippte auf Tastatur und Touchpad, dann eine letzte Eingabe. Fisher bemerkte, wie Hollands Zeigefinger zitterte, als er über einem Tastenfeld der Konsole schwebte. „Alles oder nichts“, murmelte er. Dann drückte er. Die Securitas…

…blieb auf ihrem Kurs.
Holland schloss die Augen, als könne er der Realität entfliehen und seinem Schicksal entkommen.
Unruhe kam langsam unter den Männern auf. Sie wussten nicht genau, was vor sich ging, aber ahnten irgendwas.
Fisher schluckte schwer. Er blickte gehetzt vom Schirm zu Holland und wieder zurück. Er las die Koordinaten ab. Die Securitas hatte den Kurs nicht geändert. Die Temperaturanzeige gab 41 Grad an. Ihre letzte Chance war vertan…

Fisher aktivierte an seinem Handgelenkskommunikator eine analytische Software und las prophezeiend ab:

Boardzeit: 16:33 Uhr - 41 Grad
Prognose: 16:45 Uhr - 44 Grad
Prognose: 17:00 Uhr - 52 Grad
Prognose: 17:15 Uhr - 63 Grad
Prognose: 17:30 Uhr - 74 Grad
Prognose: 17:45 Uhr - 85 Grad
Prognose: 18:00 Uhr - 98 Grad
Prognose: 18:15 Uhr - 115 Grad
Prognose: 18:30 Uhr - 136 Grad
Prognose: 18:45 Uhr - 158 Grad
Prognose: 19:00 Uhr - 189 Grad

Geile Aussichten, nickte Fisher ironisch und zynisch in Gedanken. Würde er wohl bewusstlos, bevor sich die Brandblasen bildeten…?
Einer der Männer stöhnte: „Verdammte Hitze! 42 Grad ist es mittlerweile. Wir werden hier alle verrecken!“
„Der da ist schuld!“, schrie ein unrasierter Typ, der wie ein Wrestler aussah. Der Koloss zeigte auf Fisher.
„Yeah! Dreht ihm den Hals um!“, setzte ein anderer dazu.

Fisher spürte, wie ihm bereits eine unsichtbare Hand die Kehle zuzuschnüren drohte. Blitzartig drehte er sich um und flüchtete von der Brücke. Hinter ihm jagte die Meute Männer her. Nur Holland und zwei weitere Häftlinge blieben zurück.
Fisher raste keuchen und schwitzend den Korridor entlang und erreichte den Fahrstuhl, sicherte die Tür und tippte das Offiziersdeck ein.
Lange würde das die Kerle nicht davon abhalten, zu ihm vorzudringen. Mit Gewalt konnten sie sich früher oder später Zugang zum Deck verschaffen. Aber vorerst war Fisher vor der Rotte sicher.

Von hier gelang er auch in den Arresttrakt. In der Hoffnung, vielleicht doch noch irgendwo in einem Waffenschrank eine Laserpistole zu finden, suchte er überall nach einer Armierung. Aber vergeblich. Alles war sorgfältig von Bord entfernt worden.

Eine blinkende Warnleuchte an seinem Handgelenkskommunikator ließ Fisher zu einem Board-Monitor aufschauen: Das Gesindel war tatsächlich dabei, die Luke zum Deck mit roher Gewalt aufzuhebeln. Fisher seufzte. Was nutzte es überhaupt? In wenigen Minuten war es für alle vorbei.

Doch dann keimte in ihm doch noch ein Funken Wille zum Widerstand. Die Kerle sollten ihn nicht bekommen! Fisher tippte eine Sicherheitssequenz in ein Tastenmodul und deaktivierte damit für zehn Sekunden das Kraftfeld, das eine Zelle verschloss. Der PP betrat den kleinen, weißen Raum und legte sich auf die Pritsche mit der dünnen, weißen Gummimatte, die an dem Aluminiumrahmen fest verschweißt war. Bequem legte er seine Hände unter den Kopf und wartete auf das Ende.

Kurz darauf brachen die Männer durch das Schott und stürmten wütend und schreiend über das Deck durch die Offiziersquartiere. Dann kamen sie in den Zellentrakt. „Da liegt das Schwein!“, zeigte ein Übereifriger, der vor lauter Gier und Aufregung Speichel versprühte, auf Fisher und wollte in den Raum laufen, doch prallte er schmerzhaft von dem Kraftfeld gebremst ab, das giftig aufblitzte und ein knisterndes Geräusch abgab.
Sofort lag der Mann benommen am Boden und krümmte sich.

„Du Vollidiot!“, sagte ein anderer. Zwei Kerle lachten schadenfroh und begannen, den Liegenden mit den Fußspitzen anzustoßen. „Los, steh schon auf, du Weichei!“
Einer von ihnen rief in die Zelle: „Die Sicherungssequenz! Wie lautet der Code?“
Fisher reagierte nicht. Er starrte an die Decke. Der Schweiß lief ihm links und rechts von den Schläfen ins feuchte Haar.
Der Exhäftling sagte: „Ich hole mir den Code. Dieser Holland kann ihn hacken.“

Fisher wartete mit mulmigem Gefühl. Würde er kurz vor seinem Ableben noch von dieser räudigen Bande verprügelt? Oder hatten die Freaks womöglich sogar trotz ihrer Notlage noch andere Gelüste?
Während die anderen auf ihren Kompagnon warteten, ließen sie sich erschöpft auf dem Boden vor der Zelle nieder. Die Hitze war mittlerweile kaum noch zu ertragen.

Als der Typ zurückkehrte, ballte er die Faust und sagte außer Atem: „So eine gefickte Rotzkacke! Holland sagt, der Code ist zu gut verschlüsselt. Wir kommen an den Wichser nicht ran. Aber ich… verfickter Mist! Ist das heiß! Was ist bloß los? Warum bekommt dieser Trottel das Schiff nicht auf einen anderen Kurs!?“
Wankend schlurfte er zurück zur Brücke, um Holland Dampf zu machen.
Fisher grinste versteckt. Holland konnte den primitiven Code der Arrestzellen nicht knacken? Sehr unwahrscheinlich. Er hätte ihn sicherlich in zehn Sekunden gehackt. Der Killer wurde ihm gerade ein wenig sympathisch.

Als der selbst ernannte Anführer der Ausbrecher auf die Brücke kam, sah er die Dark Red Dust 535 riesengroß auf dem Schirm. Sogar die Protuberanzen waren am seitlichen Rand des Sterns zu erkennen, wie wilder Gischt eines Meeres, der durch einen Orkansturm in die Luft gewirbelt wird. Oder war der Vergleich mit einem gigantischen Feuerwerfer besser?, fragte sich der Verbrecher. Doch dann riss er sich von dem beeindruckenden und beängstigenden Blick los.
„Holland, du Penner! Was ist jetzt? Kriegst du es geregelt?“
Holland drehte sich langsam um und lächelte verklärt: „Du bist schon tot. Du weißt es nur noch nicht.“

Im gleichen Moment kamen zwei Kerle auf die Brücke, einen schlaff hängenden Piloten von Ultrasecurity zwischen sich. „Schau mal! Was wir im Shuttle gefunden haben.“
Holland rümpfte die Nase. „Den hat Fisher wohl außer Gefecht gesetzt, als er die Fähre geklaut hat. Bringt ihn in eine der Zellen.“
Einer der Männer grinste: „Ich weiß was Besseres!“ Der andere lachte gehässig. „Ja“, antwortete er, „lass uns ein wenig Spaß haben.“
Holland konnte nur den Kopf schütteln. Selbst kurz vor ihrem Ende, hatten die die Typen noch ihre Schwänze im Sinn!

Kaum hatte er den Gedanken ausgedacht, erstarrte er wie ein Block aus Eis. Der Shuttle! Holland hackte sich erneut in die Tiefen des Systems und verschaffte sich Zugang zur Steuerung des kleinen Transporters. Unauffällig machte er sich auf den Weg zur Schleuse. Vielleicht konnte er per Shuttle dem Stern lange genug entkommen, bis Hilfe für ihn kam. Zumindest für ihn selbst…
Alles war besser, als in der Securitas zu verglühen!
95. RE: Optional Genetics

geschrieben von Bondage_Frau am 30.07.11 20:00

wie im Fernsehn... immer an der spannendsten Stelle kommt eine Unterbrechung

lass uns bitte nicht so lange warten.

LG BF
96. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 05.08.11 17:21

>>>FORTSETZUNG<<<

Slim Holland hatte alle Daten gecheckt. Wenn er in 248 Sekunden startete und auf Vollschub mit exakt berechneten Koordinaten navigierte, hatte er eine Chance. Eine – zugegeben – kleine Chance. Er würde der Gravitationskraft der Sonne entkommen, doch nur, um dann im Nirgendwo zu „schweben“.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ihn jemand fand, stand 1 zu 66,4.
Er würde nicht verglühen. Phänomenal! Er würde nicht verhungern oder verdursten, denn das Biosystem an Bord war perfekt ausgerüstet mit eutrophen Konzentraten und Recyclingsystemen und würde unter rationierten Konditionen für 882 Tage Nahrung liefern. Doch der Sauerstoff… Der war bereits nach circa 40 bis 45 Tagen konsumiert.

Die Zeit wurde knapp. Holland stolperte durch den Schiffskorridor, öffnete eine Luke und blockierte sie mit einem Programmcode, den er von der Brücke aus aktiviert hatte.
Dann stand er im Hangar der Securitas und sah den Shuttle. Ein hastiger Blick auf einen Handgelenkskommunikator, den er sich auf der Brücke angelegt hatte, zeigte den Countdown an: minus 22 Sekunden.

Der Killer sprang in die Fähre und schloss die Luke, aktivierte die Startsequenz…

„Komm schon, du Scheißding!“ Mit zusammengebissenen Zähnen tippte er wild auf die Tastatur der Pilotenkanzel ein.
Der Countdown stand bei minus sieben Sekunden, als der Shuttle sich endlich vom Mutterschiff löste und auf Kurs ging. Die kleinen Triebwerke hatten gezündet. Die Reise in die schwarze Unendlichkeit begann, und nur eine dünne Membran aus polymeren Stahlscheiben trennte ihn vom Vakuum…

Das „dreckige Dutzend“ an Bord hatte davon noch nichts mitbekommen. Die Männer stöhnten unter mittlerweile 45 Grad Celsius. Sogar die „Sexspielchen“ mit dem Ultrasec-Piloten waren den Kriminellen vergangen.
Eigentlich hatten sie es dem verhassten Typen „gehörig besorgen“ wollen, wie sich einer ausgedrückt hatte, während er symbolisch die Faust hob. Aber nun sanken die meisten Männer irgendwo zu Boden, lehnten sich mit den Rücken an die Bordwand und wischten sich den Schweiß aus den unrasierten Gesichtern.

Zwei der Cyberverbrecher leerten einen Trinkbeutel nach dem anderen und fluchten über die Hitze. Ein anderer Mann schlug mit einem Aluminiumstuhl auf die Security-Konsole ein, mit der das Kraftfeld zu den Zellen gesichert war.
„Status Delta 9“, hörte Holland die synthetische Computerstimme. Mit anderen Worten: Der Shuttle flog mit Maximalleistung und zog Energie aus allen anderen Systemen, um das Triebwerk zu unterstützen. Die Integrität des Schutzschildes am Bug war gefährdet. Aber all das interessierte Holland augenblicklich nicht. Er musste aus dem Gravitationsfeld des Sterns gelangen. Im Shuttle herrschten 54 Grad Celsius, die noch weiter ansteigen würden, denn die Isolation der Fähre ließ sich nicht mit der des Mutterschiffes vergleichen.

Auf der Securitas wischte sich Fisher den Schweiß von der Stirn. Die Dehydrierung führte bei ihm zu Schwindel und Kopfschmerzen. Leider hatte er keinen Zugang zu Nahrung oder Wasser in seiner Zelle. Aber darüber machte er sich keine Gedanken. In wenigen Minuten war es sowieso vorbei. Und er hatte dafür gesorgt, dass er nicht qualvoll verbrennen musste: Der PP griff in die Beintasche der Hunterkleidung von Watson und holte die Hydrogun hervor, mit der er schon den Ultrasecpiloten außer Gefecht gesetzt hatte und legte sie sich an den Hals an. Das Betäubungsmittel würde ihn vor den Schmerzen bewahren.

Das hatte sich Fisher auch nicht vorstellen können: dass er die letzten Momente seines Lebens im Zellentrakt der Securitas arrestiert war. „Good bye, du grausames Universum“, murmelte er und drückte ab. Augenblicklich sackte er bewusstlos zusammen. Die Hydrogun fiel polternd zu Boden.
Fishers Kreislauf hatte 1,5 mg des Sedativums absorbiert. Jetzt konnte der Höllenritt beginnen…

Die Temperatur in der Securitas hatte die 50-Grad-Marke erreicht. Keiner der Männer hatte eine Idee, was sie noch unternehmen konnten. Drei Personen waren zurück auf die Brücke gekehrt und hatten festgestellt, dass Holland verschwunden war. Einer der Cyberpiraten kannte sich mit der Führung eines Raumschiffes aus und brachte den sich entfernenden Shuttle auf den großen Schirm. „Der Wichser ist abgehauen!“ Die Männer starrten auf das Heck der kleinen Fähre.

„Ich will nicht sterben“, schrie plötzlich einer der Kriminellen hysterisch. Das Thermo-Display zeigte 52 Grad Celsius auf der Brücke an. Das Atmen fiel den Männern in der warmen Luft deutlich schwerer.
Ein Display fiel knallend aus, aus dem Rand eines Touchpads sprühten Funken. Dann fiel der große Schirm aus. Das Deckenlicht, das von der Zentralenergie in Polyluxmodule gespeist wurde, flackerte bedenklich. Die synthetische Computerstimme sagte: „Bugschild zu 44 Prozent geschmolzen. Warnung: Stabilität der Lebenserhaltungssysteme gefährdet. Außentemperatur übersteigt Toleranzwert. Warnung…“
Leierte die Stimme, oder bildeten sich die Männer das nur ein?

„Kritisches Niveau erreicht“, eierte es aus dem Lautsprecher für die Voicekommunikation. Irgendwo explodierte eine Apparatur an Bord. Ein enervierendes Alarmsignal heulte im Korridor. Alles lief aus den Fugen. Es war aus. Die Securitas steuerte in ihr Unheil. Das Thermometer kletterte auf 55 Grad. Zwei der Männer ließen sich ächzend zu Boden sinken. Ein anderer zerrte sich den Overall vom Oberkörper.
Zwei Cyberpiraten, die gerade auf der Brücke erschienen stritten lautstark miteinander und bedrohten sich mit Fäusten und ordinären Gesten. Einer der Kriminellen drückte immer wieder auf die Taste der Bio-Apparatur, um Eiswürfel zu synthetisieren, aber dann brach die Funktion überlastet ab.

Die Hitze in der Luft war unerträglich; mit jedem Atemzug schienen die Männer Feuer in ihre Lungen zu saugen, das aufloderte und ihr Blut zum Kochen zu bringen schien. Das Display flackerte und sprang auf 56 Grad. Und kurz darauf auf 57 Grad.
Wären nicht alle Schirme ausgefallen, hätten die Männer nur eine überwältigende Wand aus Feuer vor sich gesehen. Die Sonne machte aus der Nähe ihrem Namen Dark Red Dust längst keine Ehre mehr, sondern sie war eine gleißende, grelle Feuerwand, die ungeschützte Augen sofort hätte erblinden lassen…

Während die Securitas sich in die Dark Red Dust stürzte, waren die großen Kriegsflotten der Cylonen längst in der Grenzzone der Vereinten Nation und eroberten einen Planeten nach dem nächsten. In wenigen Monaten würde der unterlegene Gegner kapitulieren müssen. Das Ende der Menschheit und anderer Völker war gekommen!
Der Imperator Chutriel beobachtete das Geschehen vom weit entfernten Heimatplaneten Cylonia. Rücksichtslos gingen die Soldaten des Cylonischen Reiches gegen die Humanoiden vor, versklavten sie vor Ort oder brachten Tausende in gewaltigen Stasistanks an Bord ihrer Raumschiffe nach Cylonia, wo sie ein Schicksal als Leibeigene erwarteten.

Einige cylonische Forscher hatten schon ihr Interesse an „Labormenschen“ angekündigt. Der humanoide Sexualtrieb sollte analysiert werden. Dazu verabreichten die cylonischen Wissenschaftler den Probanden ein effektiv wirkendes Aphrodisiakum und führten jeweils ein männliches und ein weibliches humanoides Exemplar in einem Versuchraum zusammen.
Erst ab einer bestimmten Dosierung wirkte der Sexualtrieb stark genug, um die Scham zu überwinden, die die Humanoiden offenbar hatten. Anfangs studierten die Cylonen die Verhaltensweise von Pärchen, später ergänzten sie die Tests mit gleichgeschlechtlichen Paaren, dann mit weiteren Kombinationen aus mehreren Personen.

War die Dosis hoch genug, aktivierte sich der Sexualtrieb der Menschen in jeder Konstellation. Die Cylonen wollten aus diesem Wissen eine Möglichkeit entwickeln, um Humanoide effizient durch einfache Gaben von Wirkstoffen manipulierbar zu machen.
Der Imperator Chutriel träumte von einem Sklavenvolk, dass dem Cylonischen Reich zu Diensten war. Das altbewährte Konditionierungsmuster „Zuckerbrot und Peitsche“ sollte auf den humanoiden Trieb angepasst werden, um die Menschen damit zu kontrollieren. Als Belohnung gab es orgiastische Emotionen, als Bestrafung würden sie vorenthalten. Die cylonische Medizintechnik war ohne Probleme in der Lage, bioelektrische Modulimplantate in die humanoiden Leiber zu operieren und sie mit den programmierten Emotionen zu füttern bzw. zu lenken.

Der Imperator saugte gerade an einem Schlauch eine cylonische Spezialität, während er auf seinem Diwan thronte, da erreichte ihn eine Videoübertragung des Präsidenten der VN. Chutriel war auf eine Verhandlung um einen Waffenstillstand gefasst, aber er verschluckte sich fast an seinem Schleimgetränk, als er hörte, wie der Humanoide einen Friedensvertrag anbot, der faktisch alle Macht und industriellen Reichtümer dem Cylonischen Reich übertrug.

Allerdings würde er die Versklavung der Menschheit und Boriten verbieten, wie der humanoide Präsident betonte. Chutriel lachte dröhnend und spuckte in hohem Bogen eine Portion Schleim aus. Nur die totale Kapitulation würde ihn stoppen. Solange diese Würmer der VN Ansprüche stellten, würde die Invasion fortgeführt werden.
Aber das beachtliche Entgegenkommen der VN bewies, dass das Cylonische Reich den Sieg über die restlichen Spezies der Galaxie erringen würde. Es gab kein Zurück und keine Alternative. Die Zukunft hieß: Cylonia. Humanoide, Boriten, Transformwesen und viele andere Völker – alle sollten sie den Cylonen Untertan sein! Und er, Chutriel, führte die hunderte Milliarden Lebewesen an.

Er würde mit der Formel des humanoiden Konzerns Optional Genetics die absolute Macht besitzen und über Leben und Tod entscheiden.
Die Forscherin Goria sollte ein Denkmal erhalten, überlegte Chutriel schmunzelnd, während Schleim aus seinen Mundwinkeln lief. Und er würde das große Forschungszentrum auf Cylonia umtaufen. Das bisherige „Cylonische Reichs-Laboratorium“ sollte „Optional Genetics Zentrum“ heißen. Die Menschen hatten sich mit ihrer Forschung ihr eigenes Grab geschaufelt, lachte Chutriel rau.

Die Jagdgesellschaft war von Mr. Grace und Mr. Vain verabschiedet worden und in der „Out Of Sight“ gen Heimatsystem geflogen. Noch ahnten die extravaganten Industriellen und Politiker nichts davon, dass die VN kurz vor dem Ende stand. Wenn sie in ihrem Heimatsystem ankommen würden, wäre von der Wirtschaft und der politischen Struktur nichts mehr so, wie es einmal war.

Erst später wurde Mr. Watson identifiziert. Wutschnaubend giftete der Konzernchef wie ein hochtoxischer Periltaipan. Mr. Grace und Mr. Vain waren peinlich berührt, als sie von der Verwechslung und dem Überfall auf ihren Boss erfuhren. Besonders kompromittierend war allerdings die Tatsache, dass Watson in einem Vieraugengespräch Grace erläutern musste, dass er einen Disziplinarring trug, den „dieser verfluchte Planetenpolizeipisser mir angebracht hat, als ich ohne Bewusstsein war.“

Mr. Grace erkundigte sich nun unter einem Vorwand bei den kompetentesten Programmierern und Technikern der Station, ob es eine Option gebe, den Ring ohne Zugangssequenz zu öffnen. Verdrießlich hörte der Ultrasec, dass ohne Code keine Deaktivierung möglich sei, ohne „einen Kollateralschaden“, wie der Uniformierte grinste. Er dachte wohl an eine verloren gegangene Sequenz für irgendeinen x-beliebigen Gefangenen.
Mr. Grace schnaubte. „Der Ring muss ab! Was schlagen Sie vor?“
Der Mann stutzte. Der Ring musste ab? Er zuckte mit den Schultern. „Eine neue Sequenz einzugeben, um die alte zu hacken, das dauert mindestens vier Wochen. Aber wenn es nur darum geht, dass der Ring benötigt wird…“ Wieder grinste der Uniformierte. „Unser Stationsarzt kann das noch eben vor der Mittagspause mit dem OP-Laser erledigen…“

Mr. Grace platzte fast vor Wut. Was erlaubte sich der impertinente Kerl!? Nun ja, er wusste nicht, dass es um Mr. Watson höchstpersönlich ging. Das waren ja tolle Aussichten! Wie sollte er das Watson jetzt erklären? Ein ganzer Monat mit dem Ring! Indigniert trat er vor seinen Chef. Grace schluckte trocken. „Ich habe die Optionen wegen der… der Sache… eruieren lassen.“

Drei Minuten später saß Watson zusammengesackt in einem Sessel und sinnierte. „Fisher ist also meiner Rache entkommen. Und mit ihm der Code, den er eingegeben hat.“
Mr. Grace räusperte sich umständlich. „Er hat den Code mit in den Tod genommen. Aber er wird in wenigen Augenblicken in der Sonne verglühen.“
Watson spuckte aus. „ICH wollte ihn töten! ICH!“
Er wies Mr. Grace brüllend aus dem Raum. „Verschwinde! Oder ich sperre dich in eine Zelle mit fünf Häftlingen, die von mir persönlich vorher eine fette Injektion mit dem Tentigovirus erhalten. Die fi**en dich Dummbeutel dann durch, bis dein Arschloch bis zu den Ohren reicht! Haben wir uns verstanden?“
Mr. Grace zuckte nervös und verließ den Raum. Auf dem Korridor knurrte er: „Du Wichser! Wenn jetzt rein zufällig deine Disziplinar-Unit aktiv würde…“
Aber das wagte er dann auch wieder nicht.

Der Konzernchef platzte fast vor Wut. Wie gerne hätte er Fisher in seine Klauen bekommen! Dem verdammten PP verdankte er neben der peinlichen Überwältigung auch den noch viel ärgerlicheren Disziplinarring. Vier Wochen sollte der Hack dauern, bis er das Teil endlich abnehmen konnte!
Er kopierte die kryptische Sequenz über Bluetooth auf sein Datenpad und leitete sie an seinen besten Programmier. Sicherheitshalber betonte er dabei, dass die Unit auf keinen Fall aktiviert werden dürfe. „Sie muss ausgeschaltet bleiben!“
Sollte Watson also in den nächsten Tagen trotzdem einen abrupten Schmerz in seinen empfindlichen Bällen verspüren, würde er dem zuständigen Software-Spezialisten eigenhändig demonstrieren, was er da gerade verursacht hatte.
So ein kleines Lasermesser aus der medizinischen Abteilung…

Die Sorgen von Ultrasecboss Watson waren irrelevant im Vergleich zu dem Problem der Passagiere von Securitas 701. Die Männer an Bord des Schiffes lagen ächzend am Boden und rutschten in ihrem Schweiß über den PVC-Boden. Das Temperaturdisplay zeigte seit geraumer Zeit 63 Grad an und flimmerte vor sich her. Offenbar war der Monitor durch die Hitze defekt und stellte nicht die aktuelle Temperatur dar.
An der Außenhülle des PP-Schiffes glühten diverse Komponenten. Ein Teil sprengte vom Rumpf ab und verschwand in der Schwärze des endlosen Universums.

Slim Holland versuchte immer noch mit dem kleinen Shuttle zu entkommen. Doch fieberhaft verfolgte er Zahlenkolonnen und Programmzeichen auf seiner Konsole. „Shit!“ Er hatte sich verrechnet. Um die Lebenserhaltung zu bewahren, benötigte der kleine Transporter so viel Energie, dass der Antrieb keine Chance gegen die gigantische Anziehungskraft des Sterns hatte. Er würde ebenso – wie die Schwerkriminellen an Bord des Mutterschiffes – verglühen…
97. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 05.08.11 23:15

hallo prallbeutel,


jetzt hat es endlich einmal von den schurken erwischt.


danke fürs schreiben
98. RE: Optional Genetics

geschrieben von Bondage_Frau am 06.08.11 21:07

Danke für diesen Teil.

Freue mich schon auf den nächsten.

LG BF
99. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 12.08.11 16:59

|F|O|R|T|S|E|T|Z|U|N|G|

Als der Killer den Monitor auf die Koordinaten der Securitas einstellte, wunderte er sich. „Wo sind die hin?“ War das Schiff bereits von der gewaltigen Sonne bereits gefressen worden? Unmöglich! So sehr hatte er sich niemals verrechnen können…

Aber das PP-Schiff war nirgends auszumachen. Holland scannte den maximalen Radius – ohne Erfolg. Das Schiff war wie vom All verschluckt.
Ächzend wischte sich der Killer über die mit Schweiß bedeckte Stirn. Er schaltete den Antrieb ab. Lieber ein schnelles Ende mit Schrecken…

Holland aktivierte das Kühlsystem und schickte alle Energiereserven in die Düsen.
Ein letztes Mal Kühle… angenehme Erfrischung…
Warum hatte er nur keine Waffe dabei!?
Ohne Antrieb war der Shuttle in kürzester Zeit wieder am Ausgangspunkt und jagte, von dem urgewaltigen Stern angezogen, dem Kurs der Securitas hinterher. Nur, dass da keine Securitas mehr war…

Holland atmete schwer in der Hitze der Kanzel. Er schaltete den Monitor ab. Dann aktivierte er die Außensicht durch das getönte Glas im Bug. Die Moleküle änderten ihre Richtung und ließen eine gedämpfte Außensicht zu.
Holland blickte in die Angst einflößende Größe und Grelle des Sterns. Vor ihm bestand der Kosmos nur aus einer scheinbar endlosen Wand aus weißem, gleißendem Feuer.
Der Shuttle war so verschwindend klein im Vergleich zu dem Stern wie ein Sandkorn vor einem Wolkenkratzer.

Holland schloss die Augen und bereitete sich auf das Ende vor. Definitiv. Ultimativ.
Die Konsole vor ihm machte knarrende und quiekende Geräusche. Die Töne einer sterbenden Maschine.
Der Killer stöhnte und nahm noch einen letzten, heißen Atemzug. Das Ende! Es war gekommen!
Seine Hände verkrampften sich in den Sessellehnen der Pilotenkanzel…

Dann geschah es. Aber nicht das unumgängliche Verschmelzen mit dem Gerüst des Shuttles, das kochende Blut, die aufplatzende Haut, die… sondern… Nichts.
Holland öffnete die Augen: Was war los? Er… lebte.

Die Hitze war weg. Die Luft war angenehm kühl. Und vor allem: Der Stern. Wo war der Stern?

Holland rieb sich über die Augen. Um ihn herum war nur die Schwärze des Kosmos. Fieberhaft tippte er auf der Konsole herum. Laut Angaben des Navigationssystems befand er sich Lichtjahre von seinen ursprünglichen Koordinaten entfernt.
War er in eine Anomalie des „Dark Red Dust 535“-Systems geraten? Die Gegend war berüchtigt für ungewöhnlich viele großteils unerforschte Anomalien.
War er in ein „Raumloch“ gefallen, durch das er ohne Zeitverzug zu einem weit entfernten Ort „fallen“ konnte?

Die VN hatte das Phänomen bereits in wissenschaftlichen Abhandlungen beschrieben, und bereits ein Dutzend Raumfahrer hatten es erlebt und davon berichtet. Doch waren diese „Raumlöcher“ nicht stabil, so dass sie an diversen Koordinaten auftauchten und danach willkürlich und spontan wieder verschwanden.
Im berüchtigten Dark Red Dust 535 war vor einigen Jahren ein solcher Vorfall geschehen, der aber nie wissenschaftlich nachgewiesen worden war.
Sollte Holland der Zweite sein, der diese Abkürzung des gebogenen Raums genommen hatte?

Auf jeden Fall war er gerettet! Es sei denn…
Es sei denn, er war weit von jeglichen transstellaren Wegen gelandet. Endlos weit von irgendeiner Zivilisation oder überhaupt einer Lebensform…

Holland aktivierte das dreidimensionale Kartendisplay und errechnete die Wahrscheinlichkeit, Kontakt zu einem Handelsschiff zu bekommen. Vierzehn Sekunden später wusste er, wo er war.
Statistisch gesehen würde er in 26 Tagen auf ein Schiff stoßen. Sauerstoff hatte er für über einen Monat. Holland konnte sein Glück kaum fassen. Er war wahrlich gerettet!


2207 n. Chr.

Der gewaltige Raumfrachter „Solitary Hermes“ war mit leeren Stauräumen auf dem Weg von Hope Island nach Kolossus, wo der Betreiber, die „Kings & Rolls Corporation“, Silizium aufnehmen würde. Kapitän Roberts betrat die Brücke.
Nur sieben Personen waren an Bord des riesigen Schiffes – die Normgröße der Besatzung. Commander McIntosh und die Medizinerin Thompson waren schon seit ewigen Zeiten ein eingespieltes Team. Auch Navigator Wellington und Mr. Black, der Techniker an Bord, waren schon seit vielen Jahren bei Kings & Rolls Corporation, allerdings bisher auf anderen Transportern eingesetzt gewesen.
Auf Kolossus würden sie bereits ein neues Schiff besteigen.
Zur Mannschaft gehörten noch ein Pilot und sein Co-Pilot. Hin und wieder nahmen die Transporter auch Arbeiter nach Kolossus mit, wo diese in den gigantischen Siliziumminen tätig waren.

Auf dieser Strecke war nur ein einziger junger Mann namens John Tender an Bord. Der 18-jährige Bursche hatte zum ersten Mal seinen Heimatplaneten Hope Island verlassen, um auf Kolossus schnelles Geld als Minenarbeiter zu machen.
Ihm stand eine kleine und spartanisch eingerichtete Passagierkabine zur Verfügung. Luxus war auf einem Frachtschiff wie der Solitary Hermes nicht zu erwarten, doch immerhin blieb ihm ein Mindestmaß an Annehmlichkeit und Privatsphäre auf der drei Monate dauernden Tour zu seinem neuen Arbeitgeber.

Einen Wehrmutstropfen hatte sein frischer Vertrag allerdings: John hatte seine erste große Liebe Amber auf Hope Island zurücklassen müssen. Doch dank der modernen Technik konnten sich die beiden über Video-Verbindungen täglich sehen und sprechen.
Und für noch etwas hatten sie sich entschieden, um auch auf intimere Einheiten nicht verzichten zu müssen, denn John würde zweieinhalb lange Jahre von seiner süßen Amber getrennt sein: jeweils drei Monate Hin- und Rückflug sowie 24 Monate auf Kolossus.
Beide trugen Keuschheitsgürtel, die der jeweils andere aktivieren und so den Partner stimulieren konnte. So war es nicht verwunderlich, dass das frisch verliebte Paar täglich miteinander „spielte“ und gemeinsame Höhepunkte der Lust erreichte.

John hatte gemeinsam mit der Belegschaft zu Abend gegessen und sich danach in seine Kabine zurückgezogen. Frisch geduscht nahm er auf seinem Liegesessel Platz, öffnete die rechte Armlehne und bewegte zwei Finger über das Touchpad.
Vor ihm erschien eine große Projektionsfläche an der weißen Wand. Noch war der Schirm blau und zeigte das Emblem von Hope Island und einer Softwarefirma. Dann erschien plötzlich Amber auf dem Bild. Die langhaarige Brünette lächelte ihren Liebling lasziv an und blinzelte ihm mit einem verführerischen Augenaufschlag zu.
Die langen Wimpern mochte John besonders an ihr. Und die Stupsnase. Und die dezenten Sommersprossen. Die Mähne ihrer glänzenden Haare. Die langen Beine. Ihre süßen Füße. Und, und, und…

„Johnny!“ Der junge Mann tippte in seine Konsole Befehle ein. „Amber! Ich habe dich vermisst! Oh, was für ein hübsches Negligé! Du bist echt der Wahnsinn!“
Amber grinste, als sie das Kompliment hörte. Sie zoomte ihren Johnny näher auf ihren Schirm.

Obwohl sie bereits 18 Jahre alt war, lebte sie noch zu Hause. „Zu Hause“ war in ihrem Fall ihre Stieftante, da ihre Eltern bereits vor zwölf Jahren bei einem Dekompressionsunfall ums Leben gekommen waren.
Amber hatte ihr Zimmer mit einem elektrischen Code verriegelt. Ihre Tante war neugierig, und es war wohl das Allerletzte, was Amber wollte, dass ihre Tante hereinplatzte, wenn sie gerade mit Johnny die Chastity-Units aktiviert hatte.

Gewöhnlich starteten sie das Stimulationsprogramm nur ganz langsam. Sie säuselten sich liebevolle Worte ins Ohr und aktivierten nur die geringste Stufe an den Gürteln. Ein kaum spürbarer „Sensitivimpuls“ reichte ihnen bereits. Aber irgendwann steigerten sich die beiden in ihren Streicheleinheiten, dass sie die Units bis fast zum Maximum aufdrehten und oft fast gleichzeitig zum Höhepunkt kamen.
Amber hatte jedes Mal Angst, dass die Tante ihre lauten Lustgeräusche hörte, aber irgendwie war es ihr in dem Moment immer egal.

Neben dem gemeinsamen Vergnügen, hatte der Chastitybelt auch eine weitere, wichtige Funktion, obwohl John und Amber davon anfangs nur lachend gesprochen hatten: unbedingte Treue, denn die CBs ließen sich nicht selbst entfernen. Dazu musste der Partner einen kryptischen Code übermitteln.

In den ersten Tagen hatten John und Amber es aufregend und spannend gefunden, die CBs rund um die Uhr zu tragen und vom Partner abhängig und ihm ausgeliefert zu sein.
Nach zwei Wochen hatten sie jedoch überlegt, die Units tagsüber abzunehmen. Aber dann hatten sie sich gegenseitig geneckt, und jeder hatte dem anderen vorgeworfen, der Versuchung einer Affäre womöglich nicht widerstehen zu können.

Sie hatten beide darüber gelacht und Witze gemacht. Und letztlich hatten sie sich doch dazu entschlossen, versperrt zu bleiben – notfalls zweieinhalb Jahre lang.
Warum auch nicht? Die Hygiene war in den Hightechunits kein Problem, und ihre Lust wollten sie sowieso nur miteinander ausleben.
Keiner wollte nachgeben und derjenige sein, der einen Aufschluss forderte. Der „Spielverderber“ war. Der Andere würde womöglich doch denken können, man wolle fremdgehen…

Die täglichen Genüsse des Cybersex waren für beide sehr befriedigend. Es war die beste und auch einzige Form, sich auf so eine große Distanz physisch zu lieben. Die Units waren genau dafür geschaffen.
Amber gab es ungern vor sich selbst zu, aber selbst Johnny – und auch keiner der vier Vorgänger, mit denen sie in ihrem Leben bereits geschlafen hatte – kam nicht ansatzweise an die ausgeklügelten Noppen, Saugglocken und Vibrationstechnik heran, die der KG bot.
Und auch Johnny vermisste zwar natürlich Ambers Geruch, ihre zarte Haut, ihr duftendes Haar, ihre Weiblichkeit, aber der CB um seine Männlichkeit ließ keinen Wunsch offen: vibrierende Perlen, feuchte Gleitringe, ein sanfter Stromimpuls, der bei Belieben auch intensiver werden konnte… Und natürlich passte sich die Innenhülle des KGs mit ihrer Silikonschicht exakt der Form des wachsenden und pochenden Liebesstabes an…

Johnny fühlte sich wie im Paradies, als vor ihm auf dem Schirm Amber ihre Augen mit den langen Wimpern schloss, die rosa Lippen öffnete und vor Vergnügen jauchzte, während Johnny spürte, wie die Unit ihm seine ganze Geilheit auf das Maximum zerrte und seine Lust mit einer Kraft und Gewalt aus ihm herausschoss, wie aus einem Feuerwehrschlauch.
Vor seinen Augen entlud sich eine Supernova, ein gewaltiges Farbspiel des gesamten Spektrums und darüber hinaus. Der junge Mann stöhnte wohlig auf und krampfte seine Hände auf die Armlehnen, schlug kraftlos darauf, gab weitere Laute von sich, die er zuvor noch nie gehört hatte, und atmete schwer. Sein kleiner Po hob sich aus dem Liegesessel und sackte wieder zurück.
Oh, wie wundervoll das wieder war! „Oh, Amber! Ich liebe dich!“

„Ich dich auch!“, hörte er in Echtzeit eine vertraute Stimme hauchen. Noch eine Weile lagen die Beiden einfach nur da und blickten sich an, saugten den anderen mit ihren Augen auf und genossen die Nachwehen ihrer Liebe.
Schließlich verabschiedeten sie sich mit einem Gute-Nacht-Kuss. Die Videoschaltung endete, und der blaue Schirm erschien.

Johnny stand auf und lief zur Dusche. In modernen Schiffen für Passagiere gab es Schallduschen, doch hier auf dem alten Frachter rieselte noch das gute alte H2O aus der Deckendüse. Aber das war ihm jetzt völlig egal.
Glücklich und tief befriedigt legte John sich eine halbe Stunde später ins Bett.
Erst einige Wochen ohne Amber, und schon fühlte es sich an wie eine Ewigkeit. Gut, dass es die modernen CB-Units gab – das waren die letzten Gedanken, bevor er in Morpheus Reich abtauchte.

Acht Tage später in einem anderen Winkel der Galaxie schlich ein Shuttle durch die Schwärze des Alls. Holland konnte sein Glück kaum fassen, als er plötzlich auf dem Radar ein Schiff empfing. Knappe neun Tage war er unterwegs gewesen.
Nur wenige Stunden später dockte er an dem Schiff namens „Sunny Beach Skipper“ an. Ein Steward des zivilen Reiseschiffes brachte ihn zu einem Offizier.

Holland gab sich als Schiffsbrüchiger namens Foster aus und kolportierte eine fantastische Geschichte über Cyberpiraten der Boritenbruderschaft, die sein Schiff überfallen hätten. „In letzter Sekunde konnte ich mich im Shuttle retten.“
Der Offizier stutzte. Die Boritenbruderschaft war in diesem und den tangierenden Systemen nicht aktiv.
Der neue Passagier erhielt eine Kabine und Passage bis zum Zielhafen auf „Sunny Beach“, einem Vergnügungsplaneten mit endlosen Stränden und Hotels.
Slim Holland freute sich jetzt noch mehr. Auf der Touristenhochburg würde er perfekt untertauchen können und sich eine neue Identität beschaffen. Mit seinen Fähigkeiten als Hacker hatte er schnell genügend Geldeinheiten besorgt – legal, illegal… scheißegal!
100. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 12.08.11 18:45

hallo prallbeutel,


diese erfindung mit den gürteln finde ich toll. so kann man seinem partner über tausende kilometern freude und orgasmen schenken.


bin gespannt was die cylonen wieder ausbrüten.

danke fürs tippseln
101. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 19.08.11 15:11

||FORTSETZUNG||

Als er sich in seiner Kabine an die kleine Konsole, die mit dem Schiffsrechner verbunden war, begab, um ein paar Daten abzufragen, wunderte er sich. „Die haben das Jahr 2207!?“
Kopfschüttelnd schickte er dem Administrator eine Nachricht darüber, das Datum anzupassen. Holland fragte sich, warum das noch niemandem aufgefallen war. Er verglich die Anzeige mit der primären Schiffszeit. Auch die war scheinbar falsch.

20 Minuten später erhielt er eine Textantwort: Die Zeit sei an „Sunny Beach“ angepasst und könne um zwei Zehntelsekunden schwanken. Dies sei normal und leider nicht zu ändern.
Holland las die Nachricht zwei weitere Male. „Ist der beschränkt? Ich rede nicht von Sekunden sondern Jahren!“
Der Programmierer ließ sich mit anderen Rechnersystemen und Servern auf nahen Planeten verbinden. Alle wiesen das Jahr 2207 auf.
Slim Holland wischte sich Schweiß aus dem Gesicht. Ihm kam ein fürchterlicher Verdacht.

War die Anomalie nicht nur ein Raumtrichter gewesen, sondern…? Wenn ein Plasmawirbel exakt durch den Trichter in Form einer Raumspalte jagt, würde das Raum-Zeit-Kontinuum aus den Fugen geraten… Er war mit seinem Shuttle nicht nur an einem völlig anderen Ort aufgetaucht – sondern auch zu einer anderen Zeit! Genau gesagt: etwa zwei Jahre in der Vergangenheit.
Durch Holland Hirn jagten die Gedanken, Überlegungen und Hypothesen. Er würde diese einmalige Gelegenheit nutzen. Und er wusste auch schon wie!

Mehrere Sonnensysteme entfernt näherte sich die „Solitary Hermes“ dem Sektor Xeta 71 mit dem Planeten Hope Island, auf dem große Siliziumminen seit Jahren für eine florierende Industrie sorgten. Der junge John Tender freute sich schon auf die Landung. Leider würde es noch einige Tage dauern. Aber in zwei Stunden „traf“ er sich mit Amber über Videoverbindung.
Wie lange zwei Stunden sein konnten! John lief in dem gewaltigen Frachter umher. Er bestaunte zum wiederholten Male die leeren Tankräume, die so groß und hoch wie Häuser waren. Die einsamen Gänge, Flure und Hallen waren manchmal Angst einflößend.

John joggte durch das Schiff, um sich die Zeit zu vertreiben. Endlich war es soweit! Er duschte und setzte sich, nur in Boxershorts gekleidet, auf den Liegesessel in seiner Kabine und schaltete die Verbindung zu seiner Geliebten ein.
Doch statt der erwarteten süßen Stunden sah er jetzt eine verheulte Amber, die schluchzend in den Schirm blickte. Sorgenvoll erkundigte sich John, was geschehen sei. Amber berichtete davon, dass ihre Stieftante von der CB-Unit erfahren hatte und darauf bestand, dass sie ihn sofort abnahm. „Ich habe mit Engelszungen auf sie eingeredet. Und jetzt ist sie einverstanden, dass wir uns weiterhin täglich sehen. Aber du musst mir den Code nennen. Ich darf den KG nur zu den Übertragungen anziehen.“

John war sprachlos. Ein wenig enttäuscht war er schon. „Also gut“, meinte er Achsel zuckend, „dann schicken wir uns den Code und tragen die Einheiten nur am Abend.“
Er transferierte die kryptische Sequenz über den Datenfluss. Die nächste Stunde war wieder Atem beraubend erregend, und John kam mit seiner Süßen gemeinsam zu einem Orgasmus, der scheinbar die gesamte Solitary Hermes erbeben ließ.
Sie verabschiedeten sich mit ihrem Kuss-Ritual. Dann wurde die Verbindung gekappt.

John seufzte. Vorbei mit dem 24/7-KG. Ein wenig erleichtert war er, aber irgendwie fühlte es sich auch leer, fad an, einfach so die CB-Unit abzulegen. Tja, murmelte er vor sich hin, da hatte die Tante ihnen wohl einen Strich durch die Rechnung gemacht. John tippte auf dem Touchpad den Datenordner an, in dem sich sein Code befinden musste.
Er war leer. John stutzte.
Er suchte und suchte, fand aber nichts. Hatte Amber denn gar keinen File mit dem Code transferiert?

Er versuchte Amber zu kontakten, aber die Gegenstelle blieb stumm. Nur die automatische Rückmeldungsfunktion war aktiviert. Amber würde bald eine Nachricht schicken.
Doch den Rest des Abends wartete John umsonst. Aber Sorgen machte er sich erst, als auch am nächsten Abend zur üblichen Zeit sich kein Kontakt aufbaute. Ein technischer Defekt war ausgeschlossen, die Funktion war einwandfrei. Da fiel ihm Ambers Tante ein: War diese Hexe etwa Grund für die Funkstille? Hatte sie Amber den Kontakt doch verboten?

John musste warten. Nervös zählte er die Minuten bis zum nächsten Abend. Und auch an diesem Tag blieb die Anwahl auf Ambers Schirm negativ. „Teilnehmer nicht aktiv“ hieß es lediglich auf dem Monitor. Kein Hinweis, keine Nachricht, keine Möglichkeit, um Amber zu erreichen. Was war nur los?, fragte er sich. Diese Frage kreiste in seinen Gedanken wie ein Planet um die Sonne: endlos, immer wieder auf der gleichen Bahn. Eine Antwort auf die Frage fand er nicht.

Slim Holland war derweil auf Sunny Beach untergetaucht und gab sich als Geschäftsmann von Triton III aus. Das würde ihn zwar nicht übermäßig seriös erscheinen lassen, doch warf es ihm einige Türen auf, um in der Erotikbranche Geldeinheiten zu verdienen.
Innerhalb von 25 Stunden, einem Tag auf Sunny Beach, hatte er einen Job als Programmierer von „Lovedolls“, Androiden, die genau den Vorstellungen des Freiers entsprachen und für solvente Herren - und einige gut betuchte Damen - angeboten wurden.

In seiner Freizeit beschäftigte sich Slim Holland allerdings mit einem ganz anderen Thema. In zwei Jahren würden die Cylonen das Kollektiv der VN mit einem Sternenkrieg überziehen, der selbst eine Allianz mit den Boriten nicht zu gewinnen war. Das Cylonische Reich würde in wenigen Jahren die gesamte Galaxie beherrschen und humanoide und boritische Rassen unterjochen, versklaven oder ausrotten.
Slim Holland war als Profikiller sicherlich alles andere als ein Philanthrop, aber schließlich war er selbst ein Mensch. Also galt es, die Cylonen aufzuhalten. Zwei Jahre hatte er Zeit.

Nicht ganz unschuldig an der abrupten Macht der Cylonen war die Lebensformel des Konzerns Optional Genetics. Da galt es anzusetzen. Slim Holland musste sich in die Struktur des Unternehmens schmuggeln. Er ließ seine Finger über die Tastatur seiner Konsole fliegen und betrachtete die Werbedarstellungen des Konzerns. „Choose your fate – Welcome in paradise“, hieß es auf der Seite von OG.

Bald hatte Holland einen Kontakt hergestellt. Sie suchten Software-Spezialisten. „Yeah!“, freute er sich. Da war er doch genau der Richtige. Und dass er die Mitbewerber ausstechen würde, war ja wohl selbstverständlich. Er war an Kompetenz nicht zu überbieten. Notfalls würde der Konkurrenz ein kleiner Unfall auf dem Weg nach Desolate Rock den Tag vermiesen…


16 Tage später:

Die Solitary Hermes landete auf Kolossus, dockte auf dem großen Raumhafen an, der von der Kings & Rolls Corporation geführt wurde. Ein leitender Techniker begrüßte Kapitän Roberts mit festem Handschlag. „Willkommen am Arsch der Welt. Einen wunderschönen Aufenthalt auf Kolossus. Ich habe die Frachtdaten bereits durchgearbeitet. Die Beladung wird 14 Stunden in Anspruch nehmen.“
Roberts nickte. „Das Triebwerk muss kalibriert werden. Bei der Konformitätsprüfung auf Hope Island ist irgendwie geschlampt worden. Ich muss mir seit drei Monaten das Gejammer meines Piloten anhören.“
Der Techniker antwortete lapidar: „Geht klar. Ich kümmere mich drum. Ach ja: Ich habe gehört, Sie haben Frischfleisch für die Mine an Bord?“
Roberts lachte humorlos auf. „Nur ein Jüngling. Die große Truppe kommt beim nächsten Mal.“
Der Techniker rümpfte die Nase. „Habe ich die ID-Kennung bekommen?“
Roberts: „Müsste beim Frachtbrief gewesen sein: John Tender, 18 Jahre, geboren auf Hope Island, hat eine abgeschlossene Ausbildung als Assistent für polykristaline Mineralogie mit Schwerpunkt mikromechanische Systeme.“
„Wow“, sagte der Techniker ironisch, „hört sich nach einem kleinen Klugscheißer an. Na, mal sehen, ob er auch zu gebrauchen ist.“

Zehn Minuten später verabschiedete sich John Tender von der Besatzung der Solitary Hermes und wurde von dem Techniker in einem kleinen gelbschwarzgestreiften Elektrowagen über das schier endlos erscheinende Gelände des Raumhafens kutschiert.
„Ist das da das Bergwerk?“, fragte John Tender und zeigte schräg nach vorne links, wo ein Förderturm aus gewaltigen Stahlträgern in die Höhe ragte.
„Nein, junger Mann“, erklärte ihm der Fahrer. „Wir müssen zu S17. Wir nennen die Mine auch Höllenschlund. Da sind wir noch ein paar Meilen durch die hübsche Landschaft unterwegs. Genieße die Aussicht. Bald siehst du nur noch Neonlicht.“

John Tender schaute links und rechts aus den verkratzten Scheiben des Elektromobils. Staubige Ebenen ohne Bewuchs reichten bis zum Horizont. Der Himmel bestand aus einem schmutzigen Grau bis Anthrazit.
Das Fahrzeug ruckelte und vibrierte, als es mit seinen dicken und großrilligen Reifen über den Boden raste. John Tender hielt sich verkrampft mit beiden Händen an verschrammten Metallbügeln links und rechts seines Sitzes fest.

Längst bedauerte er seinen Entschluss, auf Kolossus „das große Geld“ machen zu wollen. Was war mit Amber? Wieso meldete sie sich nicht mehr? Er hatte seit über zwei Wochen keinen Kontakt mehr gehabt. Und so langsam wurde ihm mulmig dabei.
Was war, wenn die Tante ihr den Umgang mit ihm endgültig verboten hatte? Würde er denn überhaupt aus seiner CB-Unit gelangen? Plötzlich brach ihm der Schweiß aus und ihm wurde so heiß, dass es ihm fast schwarz vor Augen wurde. 16 Tage ohne…

Zu der Ungewissheit kam noch der Druck. Das physische Verlangen seines besten Stückes. Wie oft am Tage spürte er, wie seine Männlichkeit hart und prall wurde!? Aber was nutzte es!? In dem KG war eine Befriedigung ausgeschlossen. Sobald er seinen Arbeitskollegen vorgestellt worden, und ihm seine Unterkunft gezeigt worden war, würde er einen neuen Versuch starten, mit Amber oder notfalls der Tante zu sprechen.

Ruckartig kam das Gefährt zum Halt. „So“, knurrte der Fahrer. „Jetzt geht es gleich abwärts.“
John Tender sah ein blinkendes Licht an einer Art Ampel. Dann tauchten an den Seiten des Mobils große Stahlarme auf.
John Tender hatte das Gefühl, in eine Schrottpresse geraten zu sein. Aber die Arme packten das Gefährt nur, während sich darunter eine Stahlluke öffnete. Im nächsten Moment sank der Wagen mit den beiden Männern in die Dunkelheit. Nur ein paar leuchtende Dioden am Pult des Fahrers sorgten noch für minimales Licht.
John Tender lauschte den kreischenden, schabenden Geräuschen, Motorgeheul im Hintergrund, eine verzerrte Lautsprecherstimme, die er nicht verstehen konnte, hallte von irgendwoher.

Plötzlich setzte das Mobil auf dem Boden auf, mehr als sechshundert Meter unter der Oberfläche. Grelle Neonröhren knallten an und blendeten ihn. Den Fahrer schien das nicht zu stören. Er fuhr los, einen langen Stollen hindurch. Auf dem Boden wies eine gelbe reflektierende Markierung aus schraffierten Pfeilen den Weg.
John erschrak, als sich plötzlich direkt neben ihm ein Abgrund auftat, der in eine Halle voller Maschinen führte. Die Wände der Höhle wurden teilweise mit Stahlkonstruktionen stabilisiert, teils waren ganze Metallwände eingezogen.

Der Krach der Apparaturen, riesigen Bohrer, Bagger und Fräsmaschinen war selbst in dem Mobil ohrenbetäubend. Dann, schlagartig, als das elektrische Fahrzeug in den nächsten Tunnel eintauchte, dämpften die Felswände den Lärm. Schließlich wurde der Stollen breiter, andere Fahrzeuge kamen ihnen entgegen, und das Mobil stoppte auf einer weiß umrandeten Parkfläche.

Ein Mann mit weißem Schutzhelm und grauem Arbeitsanzug kam auf sie zu: „Ist das der Neue?“
Der Fahrer bejahte und überreichte ihm einen Datenträger mit den ID-Informationen zu John Tender. „Kommen Sie mit! Ich zeige Ihnen alles“, winkte der Mann.
Der Eingetroffene folgte ihm zu einem Gerüst. Eine kleine Gitterkonstruktion, auf der sie standen, bewegte sich wie ein Aufzug in die Höhe.

Bald erreichten sie die Decke der Halle, in der sich ein achteckiger Durchlass öffnete und sie auf den Boden einer Art Schaltzentrale führte. Hier gab es weiße Wände, PVC-Boden und viele blinkende Dioden an Apparaturen und Monitore an den Wänden.
Die Männer und Frauen, die hier arbeiteten, trugen weiße Kittel und eine ID-Card am Revers. Tender folgte dem Angestellten durch eine Glastür, in der das Emblem von „Kings & Rolls Corporation“ eingraviert war.

Nachdem ihm sein Arbeitsplatz gezeigt und eine ganze Liste Anweisungen gegeben worden war, brachte ihn ein anderer Angestellter in den Wohntrakt.
John Tender hatte gehofft, dass sich sein Zimmer in Nachbarschaft der Technikerunterkünfte befand, doch der Weg führte ihn in einen düsteren Korridor mit dreckigen und teils verrosteten Wänden und Böden, die mehr nach Lager, als nach Wohnbereich aussahen. Hier hausten nur wenige Arbeiter aus der Mine – grobe Gestalten, die John lieber nicht im Dunkeln begegnen wollte.
Die John gar nicht begegnen wollte.

Das dumpfe Flackerlicht sorgte für die passende Atmosphäre. Der junge Mann war froh, als er in seinem Zimmer stand und per Fingerprint die Tür verriegelte.
John sah sich um: Eine spartanische Einrichtung, scheinbar viele Jahre alt und verlebt, begrüßte ihn. Nur das Nötigste war vorhanden: ein schmales Bett, ein Stuhl, ein kleiner Tisch, ein Schrank.
Die Möbel waren aus gebürstetem Stahl. Ein Durchgang mit mechanischen Flügeltüren führte in ein enges Bad, dass seine beste Zeit schon lange hinter sich hatte.

Nach der langen Reise wollte er, verschwitzt wie er war, endlich aus seinen Klamotten. Er zog sich aus und stellte sich unter die Wasserdusche, deren Armatur sich quietschend drehte. Zunächst tröpfelte es nur, aber dann schoss ein heißer Strahl erfrischendes Wasser aus den Düsen.
John stand bis auf seine CB-Unit nackt unter dem wohltuenden Nass und dachte über seine Situation nach, während das Wasser auf seinen rasierten Körper prasselte und daran hinab rann.

Als John im Bett lag, suchte er vergeblich nach einer Entertainfunktion. Nicht mal ein Audio oder Videomonitor war in seinem Zimmer. Es gab bis auf die elektronische Türverriegelung überhaupt nichts – selbst das Licht musste er mechanisch durch einen Kippschalter deaktivieren.
Im Dunkeln dachte er darüber nach, wie er Amber kontaktieren könnte. Es wurde langsam wirklich dringend, brummelte er vor sich hin und rieb sich über die CB-Unit.
16 Tage Keuschheit – war er vor seit seiner Pubertät jemals so lange abstinent gewesen? John presste die Lippen aufeinander. Was für ein ätzender Rekord!

102. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 19.08.11 23:27

hallo prallbeutel,

wird das jetzt rätselhaft.

danke fürs schreiben.
103. RE: Optional Genetics

geschrieben von lupo am 21.08.11 14:06

Hallo Prallbeutel,

und wieder mal eine klasse Fortsetzung. Jetzt nimmt die Geschichte eine Wendung, die die Möglichkeiten des Fortgangs immens erweitert.
Hoffentlich gibt´s hier noch viel von Dir zu lesen.
Danke für´s Tippen und sonnige Grüße aus dem Allgäu
lupo
104. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 26.08.11 16:23

@ lupo

Danke für das Feedback.

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###FORTSETZUNG###

Wenige Tage später nahm Slim Holland Kontakt mit Konzernchef Mr. White auf. Längst nicht jedermann würde den omnipotenten Boss von Optional Genetics zu Gesicht bekommen. Aber Holland hatte eine Kostprobe seiner Programmiererkompetenz präsentiert, die den Industriellen offenbar beeindruckt hatte.
Mit einem interstellarfähigen Hyperspeedschiff von OG war er von Sunny Beach abgeholt worden. Ein Mitarbeiter von OG namens Davis hatte ihn an Bord begrüßt und ihm seine Aufgabe auf Desolate Rock vorgestellt. Ein merkwürdiger Typ, dachte Holland, als er in das freundliche Gesicht mit den eiskalten Augen sah. Ein Androide? Nein, entschloss sich der Killer, dieser Davis war ein Mensch. Dafür hatte er eine gute Nase. Der Agent von OG war aus Fleisch und Blut wie er selbst.

Holland sollte Nanomaschinen programmieren, mit denen eine geheime Versuchsreihe gestartet werden sollte. Er erfuhr von Mr. Davis nur so viel wie nötig.
Der Profikiller war auf Sunny Beach unter falscher ID namens Tim Foster aufgetreten. Doch Mr. Davis hatte ihm auf den Kopf zugesagt, dass er so seine Zweifel an der Identität seines Gastes hatte.
Slim Holland grinste: „Jetzt, da ich praktisch für OG arbeite, kann ich meine Tarnung wohl fallen lassen. Mein Name ist Holland. Slim Holland.“
Mr. Davis erstarrte. Doch schon im nächsten Augenblick hatte er sich wieder unter Kontrolle. „DER Holland? Ich wusste gar nicht, dass Sie außer liquidieren auch noch andere Fähigkeiten besitzen…“

Der Killer ging ein Risiko ein. Schließlich wurde nach ihm in der VN und den Partnersystemen gefahndet, doch solange OG ihn brauchte, wäre er dort sicher. Das wusste er. Und er wusste ebenfalls, wie er Mr. White in kürzester Zeit in der Hand hätte. Erpressung würde seiner Liste von Straftaten nur eine unwesentliche Verlängerung zufügen.

Auf der Reise in das abgelegene System New Osiris, indem der kleine Planet Desolate Rock kreiste, auf dem die Basis von OG lag, machte sich Holland über etwas viel Grundlegenderes Gedanken: Wenn er im Jahre 2207 lebte… Wo war dann sein anderes Ich? Gab es nun zwei Hollands? Oder hatte der andere Holland aufgehört zu existieren, als er den Zeitsprung absolvierte? Oder war er gar in einem Paralleluniversum gelandet?

Der Programmierer durchforstete sämtliche ihm zur Verfügung stehenden Datenbanken nach dem Individuum Slim Holland. Die bekannten Informationen über den Killer waren spärlich. Das war keine Überraschung. Er hatte selbst dafür gesorgt, möglichst im Hintergrund und unsichtbar zu bleiben.
Vor ihm bildete ein dreidimensionales Holo-Display Aufnahmen von Nachrichtenkanälen ab, die über den geheimnisvollen Killer berichtet hatten.
Er werde auf Triton III vermutet, zitierte eine synthetische Sprecherin der interstellaren Nachrichtenagentur Space Watch einen hochrangigen Planetenpolizisten.
Wenn es ihn zwei Mal gäbe, überlegte Holland, was würde geschehen, wenn er sich selbst träfe? Oder liquidierte?
Wo war er vor zwei Jahren gewesen? Er erinnerte sich einfach nicht! Hätte er doch seine ID namens Tim Foster behalten, ärgerte er sich.

Im Büro des Leiters von OG auf Desolate Rock saß ein weiß gekleideter Mann auf einem weißen Ledersessel, der hinter einem weißen, großen Schreibtisch stand. Präziser ausgedrückt: Alles war in diesem Raum weiß. Selbst die Haare und der gepflegte Bart des Mannes.
Mr. White hatte seine Fingerspitzen gegeneinander gedrückt und überlegte. Davis würde ihm also den berühmt-berüchtigten Killer und Programmierer Slim Holland bringen. Seltsam nur, dass seine zuverlässigsten Kontakte auf Triton III behaupten, dass eben dieser Slim Holland sich in Mine-City aufhielt, um den Anführer einer Rotlichtbande zu „neutralisieren“.
Wer war also der Typ, der sich als Holland ausgab? Nun, zumindest hatte er die Demo-Software begutachtet und war sich eines sicher: Der Kerl, wer immer es war, war ein begnadeter Programmierer – und hatte offenbar nicht übertrieben viele Skrupel…

Mr. White tippte mit einem Finger auf ein Touchpad auf seinem Schreibtisch. Das hübsche Gesicht einer Forscherin in weißem Kittel erschien: „Mr. White?“ Der Firmenchef antwortete: „Goria, kommen Sie in mein Büro.“
Goria: „Jetzt? Ich bin mitten in einer Experimentphase im X-Labor, das…“
Mr. White: „JETZT! Lassen Sie das jemand anderen machen!“

Kurz darauf erschien die Forscherin. Mr. White bot ihr Platz auf einem weißen Sessel an. „Mit ein bisschen Glück werden wir bald schon über einen hervorragenden Programmierer verfügen, der sich nicht unbedingt strikt an die Vorgaben des Ehtikrates hält. Damit könnten wir Operation Invader deutlich früher als geplant durchführen. Das gibt Ihnen ungeahnte Optionen in der weiteren Forschung im Y-Labor für die Formel.“
Goria hob ihre Augenbrauen. „Operation Invader? Die Nanomaschinen? Mr. White, das ist noch Zukunftsmusik. Ich werde die Formel auch ohne fremde Hilfe…“
Mr. White: „Goria! Operation Invader WIRD gestartet. Ich will alle diese Querulanten unter meiner Kontrolle haben! Ethikrat, Politiker der Vereinten Union, den Wissenschaftsdachverband – alle!“
Goria: „Und wer soll einen so komplexen Programmcode schreiben, der in der Lage ist, die gesamte Führungsetage der Menschheit mit unseren Nanomaschinen zu assimilieren?“
Mr. White zeigte ein breites Grinsen. Eine Seltenheit bei ihm. „Er heißt Holland und ist auf dem Weg zu uns. Sind die Nanos erst einmal positioniert, lenkt OG die Elite der VN. Dann werden wir unsere Experimente nicht mehr in zwei Labors auf diesem verdammten Felsen verstecken müssen. Dann werden ganze Welten, ganze Systeme unser Versuchsaufbau. Ich garantiere Ihnen, Goria: In spätestens einem Jahr haben Sie die Formel. Wir werden von überall Ejakulat bekommen, jeder Verband, jeder Staat wird uns unterstützen und von mir ferngelenkt werden.“

Goria ging mit gemischten Gefühlen zurück in ihr Labor. Sie betrachtete die transparenten Tanks mit der Nährlösung und die Ejakulatdrohnen, die in ihren Latexgeschirren auf ihren Melkstationen standen oder hingen.
Mr. White hatte Recht. Sie benötigte deutlich mehr Versuchspersonen. Und qualitativeres DNA-Material. Die Probanden reichten nicht aus. Die Entführung von kleinen Schiffen war aufwändig und nicht effizient genug. Die Konzernagenten mussten einen größeren Clou landen. Vielleicht ein Touristenschiff… Ja, das würde sie Mr. White vorschlagen. Solange die Operation Invader noch nicht durchgeführt war, blieb ihr keine andere Wahl. Turner und Davis sollten sich darum kümmern. Das waren die Angestellten fürs Grobe.

Goria widmete sich einem der Drohnen und aktivierte mit ihrem Datenpad das neuronale Netz, mit der die Drohne verbunden war. Damit steuerte sie die Empfindungen des Probanden. Sie flutete das Nervensystem des Mannes mit Bild- und Tondaten, die auf ihn stark erotisierend wirkten. 20 Minuten würden reichen; dann konnte sie den nächsten Melkvorgang einleiten.
Das Analysediagramm auf ihrem Terminal zeigte eine signifikante Steigerung der Androgene und weiterer Hormone. Ein sadistisches Lächeln hob Gorias Mundwinkel. Die Forschungsarbeit machte ihr großen Spaß.

An einem Touchscreen, der vor ihr an einem langen Metallarm von der Decke schwebte, zeigte eine Grafik die Reihe der E-Drohnen.
Die langhaarige Blondine tippte eine Sektion an; die Grafik vergrößerte; Goria tippte erneut eine Drohnennummer an, die dem Probanden vor ihr entsprach, dann zoomte das Geschlechtsteil in stilisierter Form auf der Anzeige heran. Daneben erschien auf dem Display eine Skala. Goria tippte eine Stelle des Genitals auf dem Bildschirm an, anschließend schob sie mit dem Finger an der Skala entlang.

Die Drohne zappelte in ihrem Latexgeschirr. Die elektrischen Impulse würden bald dafür sorgen, dass die Saugglocke, die dem Geschlecht aufgestülpt war, neues Ejakulat gewinnen würde.
Goria ergänzte noch eine weitere Stelle an der Schaftwurzel und schob erneut die Skala nach oben. Dann notierte sie etwas auf einem Datenpad und ging zur nächsten Drohne, wo sie den Vorgang ähnlich wiederholte.

In einer anderen Sektion floss bereits das weißliche Sekret in einer Transportmatrix gelöst durch transparente Röhrchen zu einer Apparatur. Auf einem großen Monitor zeigten sich eine DNA-Doppelhelix und kryptische Zeichenkolonnen.
Goria tippte auf einer Tastatur des Terminals einige Befehle ein. Gespannt verglich sie die molekularbiologischen Analysen und Auswertungen des Computers, prüfte die nicht kongruenten Basenpaare und gab Formeln in den Datenstrom.

Ihre wundervollen Lippen formte Goria zu einem roten Schmollmund, als das Ergebnis sie nicht zufrieden stellte. Eilig verließ sie mit klackenden Stiefeln das Habitat der Drohnen im X-Labor und fuhr mit dem Turboaufzug in einen der hohen Türme der OG-Basis, wo sich ihr Büro neben ihren Privaträumen befand.
„Keine Störungen“, wies sie das Security-System ihres Wohnbereichs an, das die Zugänge elektronisch verschloss. Goria streifte ihren weißen Kittel ab, zog sich die Stiefel von den Füßen und nahm im Schneidersitz auf ihrem großen Schreibtischsessel Platz.

Sie benötigte anderes Genmaterial. So würde sie niemals die Formel für ewiges Leben finden. Turner und Davis mussten größere Schiffe entführen. Sie benötigte mehr Probanden. Viel mehr.
Sie überlegte sich, mit welchen Argumenten sie bei Mr. White Gehör finden würde. Fakt war, dass es nicht genügend Freiwillige gab. Es mussten große Mengen Probanden her. Wie auch immer…

John Tender hatte nach fünf weiteren Tagen immer noch keinen Kontakt nach Hope Island herstellen können. Jeden Tag nach seiner Schicht war er in den Funk-Hangar gelaufen und hatte eine Kontaktkabine gemietet.
Es gab mehrere solcher ausgerüsteten Kabinen, in denen die Arbeiter Kontakt mit ihren Familienangehörigen aufnehmen konnten. Aber das ließ sich der Bergbau-Konzern „Kings & Rolls“ fürstlich bezahlen. Für die täglichen Versuche, Amber zu erreichen, wurde der junge Mann ordentlich zur Kasse gebeten, obwohl die Verbindung stets nur eine automatische Abwesenheitsdatei abspulte.

Drei Wochen war er nun in der CB-Unit gefangen. Drei Wochen! Die Arbeit in den Kontrollräumen der Siliziummine war aufregend und interessant, aber keine Ablenkung war intensiv genug, dass er den Kerker um seine Hüfte vergessen konnte.
Der Keuschheitsgürtel saß zwar so perfekt und bequem, dass er ihn so gut wie nicht spürte; aber sein bestes Stück beschwerte sich immer häufiger und drängelte immer penetranter nach Freiheit.

John Tender war schon völlig verzweifelt – und zugegebenermaßen scharf bis unter den Scheitel – da erhielt er eine Nachricht, dass er von Hope Island kontaktiert wurde.
Es war schon spät, und John hatte schon im Bett gelegen, aber diese Neuigkeit sorgte dafür, dass er in Windeseile einige Kleidungsstücke übergezogen und zum Funk-Hangar gelaufen war.
Dort wies ihn der zuständige Nav-Offizier in Kabine 04. Für eingehende Impulse galt nur die halbe Gebühr. John zahlte mit seiner ID-Card und setzte sich auf den Sessel vor dem großen Schirm und wartete gebannt darauf, dass die Verbindung aktiviert wurde.
Was hatte er seine süße Amber vermisst! Endlich meldete sie sich!

Dann erschien kurz der blaue Bildschirm und darauf das sehnlichst erwartete Videobild von…
Ambers Tante? John Tender stutzte. „Miss Vermont…? Wo ist Amber?“
Miss Vermont sah ihn streng an. Ohne große Umschweife kam sie knallhart zum Punkt: „Ich weiß genau, was ihr getrieben habt!“
John Tender schluckte trocken. Wusste sie etwa von den… CB-Units?
Die Tante beugte sich in das Videoobjekt vor, so dass sie nun noch größer auf dem Bildschirm erschien: „Und ich habe Amber verboten, weiterhin mit dir Kontakt zu haben. Sie hat selbstverständlich diese widerliche… Technik… abgelegt, und ich habe dieses fürchterliche, sündige Ding konfisziert! Für immer! Damit das klar ist!“

Die Hoffnung, endlich wieder mit Amber sprechen zu können, war wie eine Seifenblase zerplatzt. Und die Tante hatte die junge Liebe vernichtet, wie eine meterhohe Welle eine Sandburg.
John Tender stotterte mit roten Ohren: „A…Aber…Aber dann… Wie ist denn der Code für meine Unit?“
Miss Vermont sah mit ihren hochgesteckten Haaren und ihrem hochgeschlossenen Kragen streng aus. Ihre Mimik vervollständigte die Optik. Für ihre 36 Jahre sah sie jung aus und besaß eine äußerst attraktive Figur mit den richtigen Kurven an den richtigen Stellen, wie John schon festgestellt hatte, als er sie das erste Mal in Natura gesehen hatte. Aber das waren Gedanken, die er gerade zur Seite schieben wollte.

Die Tante blickte einige Momente lang stumm und unbeweglich in die Kamera. Dann erschien langsam und gleichmäßig ein geradezu diabolisches Grinsen. Sie sagte: „Glaubst du nicht, dass ein bisschen Strafe zur Reue dir gut stehen würde?“
John verstand nicht und runzelte die Stirn. War er nicht gestraft genug damit, Amber nicht mehr zu sehen und zu hören?

„Du wird die CB-Unit noch eine Weile tragen“, lächelte sie von dem großen Schirm hinab.
Der junge Mann ächzte. „Was? Was soll das heißen? Eine Weile tragen?“
Miss Vermonts Lächeln verschwand ruckartig. „Du hörst von mir, du kleiner, geiler Bengel.“
John wollte protestieren… doch die Verbindung war bereits beendet. Ein blauer Bildschirm höhnte auf John hinab.

Am nächsten Morgen erschien John müde bei der Arbeit. Er hatte kaum geschlafen. Er musste mit Miss Vermont sprechen. Wie lange sollte er die Unit noch tragen? Diese Hexe!
Als John am Abend eine Kom-Kabine mietete, um die Tante seiner Freundin zu erreichen, hatte er ein schlechtes Gefühl dabei. Vermutlich würde sie die Verbindung nicht aktivieren…
Doch er sollte sich täuschen: Miss Vermont erschien auf dem Schirm und… trug einen Kimono, der so weit offen stand, dass John die festen Rundungen der Brüste sehen konnte. Sie waren größer als Ambers. Was sollte er sagen? Was wollte diese Frau bezwecken? Was sollte er jetzt tun?
105. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 26.08.11 21:16

hallo prallbeutel,

danke für diese geniale fortsetzung. freue mich schon auf die nächste kapitel
106. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 03.09.11 14:55

<<>>

Er hätte nicht gedacht, dass diese Frau ihn so schnell und stark erregen könnte. „Miss Vermont“, begann er, „wir könnten uns doch irgendwie einig werden. Ich werde Amber nicht wiedersehen und bereue zutiefst, was geschehen ist, aber ich bitte Sie, mir die Zugangssequenz zu meiner CB-Unit zu nennen, damit auch ich sie ablegen kann.“

Er sah sie hoffnungsvoll an. Einige Sekunden vergingen, ohne, dass jemand sprach. Dann antwortete sie mit einer betörenden, aber auch merkwürdigen Stimme: „Ich könnte mich überreden lassen, John. Aber…“ Sie öffnete den Kimono immer weiter. „Ich möchte gerne erfahren, was ihr zwei gemacht habt…“
John ächzte leise, als er den erotischen Körperbau vor sich sah. Der Ausschnitt des Mantels reichte inzwischen bis unter den Bauchnabel der Tante. Und dann klappte sie ihn auf. John hielt den Atem an.

Sie trug eine CB-Unit. Miss Vermont lächelte und stieg lasziv auf den Liegesessel. „Ich habe ihn aktiviert. Jetzt sind wir verbunden, John. Zeig mir, was ihr gemacht habt.“
John glaubte kaum seinen Ohren trauen zu dürfen. „Aber Miss Vermont…“, keuchte er überrascht. Er merkte gar nicht, wie er, fast wie ferngesteuert, auf dem Liegesessel der Kabine bequemer Platz nahm und seine Hose öffnete, um sie abzustreifen.

Es war ein seltsames Gefühl, der Frau die Funktionen der Gürtel zu erklären und mit ihr die einzelnen Stromflüsse und Optionen durchzuprobieren.
Schließlich übernahm Miss Vermont die Initiative und verwöhnte John mit elektrischen Impulsen und massierenden Bewegungen der eingebauten Apparaturen.
John revanchierte sich, so dass Miss Vermont bald schon stöhnte und erregte Lustlaute von sich gab. Anfangs war John die surreale Situation etwas unangenehm, fast peinlich; aber mit steigender Geilheit wollte er nur noch einen Höhepunkt erreichen und auch die Tante von Amber zu einem Orgasmus bringen.

Die Technik der CB-Units garantierten höchste Genüsse. Bald schon hatte John die Zeit vergessen, und plötzlich erschien ein Warnhinweis auf dem Bildschirm: „Kom-Zeit abgelaufen. Möchten Sie zusätzliche Zeit buchen?“
John seufzte. Schnell tippte er seinen ID-Code und eine Anweisung einer Geldeinheit ein, damit die Verbindung nicht unterbrochen wurde. Er hatte längst vergessen, dass Miss Vermont am anderen Ende der Verbindung saß. Sein Körper wurde von Glücksgefühlen geflutet, als er endlich nach so langer Zeit…
…ejakulierte und auch sein Gegenüber zu einem fulminanten Orgasmus brachte.

Erst jetzt wurde ihm wieder bewusst, was er da gemacht hatte. „Miss Vermont. Wir hätten das nicht tun dürfen.“
Die Tante lachte und stöhnte wollüstig auf. „Wer wird denn so schüchtern sein, mein Junge?“, fragte sie und hob keck eine Augenbraue.
John meinte: „Aber was ist mit Amber…?“
Plötzlich wurde Miss Vermont ernst und streng. „Was soll mit meiner Nichte sein? Du wirst sie nicht mehr verführen! Ist das klar?“
John schluckte. „Ja, Miss Vermont. Natürlich. Ich… Äh… Sagen Sie mir jetzt den Zugangscode?“
Miss Vermont erwiderte kurz angebunden: „Nein. Sei morgen zur gleichen Zeit bereit. Vielleicht ändere ich meine Meinung ja noch.“

John wollte noch etwas sagen, aber die Verbindung war unterbrochen. Er würde es sich nicht leisten können, jeden Tag Kom-Zeit zu bezahlen. Außerdem konnte er doch nicht eine Affäre mit der Tante seiner Freundin beginnen! Sein schlechtes Gewissen meldete sich.
Es hatte sehr gut getan, endlich den Druck seiner Lenden loszuwerden! So gut! Und der Orgasmus war richtig stark gewesen. Aber trotzdem…
Tausende Gedanken gingen dem jungen Mann durch den Kopf, als er seinen Raum aufsuchte und noch bis in den frühen Morgen schlaflos auf der Matratze lag.

Slim Holland wurde von Mr. White in seinem Büro empfangen. Der Programmierer sah sich um. Das Weiß schmerzte fast in den Augen. In diesem Raum gab es nichts, was nicht weiß war. Und grelles Licht strahlte überall das Weiß an.
„Willkommen bei Optional Genetics, Mr. Holland“, sagte Mr. White und streckte seinem Gast die rechte Hand hin.
Holland griff nach der Hand, die in einem weißen Silikonhandschuh steckte. Oder war es eine Armprothese? Er war sich nicht sicher.
„Nehmen Sie Platz“, zeigte Mr. White auf einen weißen Sessel vor seinem Schreibtisch. „Ich muss sagen, dass ich selten so beeindruckt war wie von ihrer Softwarepräsentation, die Sie uns geschickt haben.“

Ein leiser Signalton piepte, dann öffnete sich eine Seitentür. Mr. White zeigte auf die Dame: „Darf ich Ihnen Goria, meine engste Mitarbeiterin, vorstellen?“
Slim Holland stand höflich auf und lächelte die langhaarige Blondine freundlich an. Unter ihrem weißen Laborkittel war ein unverkennbar geradezu bombastischer Body versteckt, bemerkte Holland zu seiner Befriedigung.
Goria – kaum zu glauben, dass dieses sexy Wesen eine studierte Exobiologin und Chemiedoktorandin ist, dachte Holland. Und diese Frau wird – zumindest indirekt - in etwa zwei Jahren die Menschheit auslöschen!

Nach einem kurzen Smalltalk kam Holland schnell zum Kern: „Nanomaschinen. Sie möchten also die kleinen Helferlein von mir programmieren lassen.“
In einem kurzen Fachgespräch erläuterten Goria und Mr. White dem Programmierer exakt, was sein Auftrag sein würde.

Mr. White verzog sein Gesicht, dessen Haut wegen eines Ausschlages abblätterte und einige Pusteln aufwies. „Ich will von Ihnen nur die Software. OG plant eine Operation namens Invader. Details sind streng geheim. Sie werden nur über Informationen Zugang erhalten, die Sie partout benötigen.“
Slim Holland räusperte sich. „Mr. White, ich werde zu Ihrer vollen Zufriedenheit arbeiten.“
„Wir werden sehen“, sagte der Firmenchef und berührte auf seinem Schreibtisch ein Touchpad, damit sich die Tür zu seinem Büro öffnete. „Mr. Clint“, stellte er einen Mann vor, der wie ein Posten vor der Tür gestanden hatte und wie Goria einen Laborkittel trug. „Zeigen Sie unserem neuen Mitarbeiter seinen Arbeitsplatz.“

Mr. Clint führte Holland durch einen Korridor zu einem Lift, dessen Schleusentür sich zischend öffnete. Die beiden traten ein, und Mr. Clint gab an einer Konsole einen Code ein. Als der Lift die Tür schloss und sich in Bewegung setzte, schaltete die Beleuchtung in der Kabine auf ein diffuses grünes Licht um. Wenige Sekunden später betraten die Männer einen Flügel der OG-Basis in einem Untergeschoss. Slim Holland folgte dem Angestellten durch einen schmalen Korridor, an dem nur eine einzige Tür am Ende des Ganges zu sehen war. Sollte das sein Arbeitsplatz sein?

Als Mr. White wieder allein war, stand er ächzend von seinem Schreibtischsessel auf und schlurfte zu einem Seiteneingang. Die Tür versank zur Hälfte im Boden, der obere Teil verschwand in der Decke. Mr. White betrat den ebenfalls komplett weißen und oktogonalen Raum. In der Mitte wiederholte sich die achteckige Form durch ein Podest. Mr. White betrat die Erhöhung. Ein Kraftfeld aktivierte sich und umschloss zunächst das Podest, um dann immer näher an Mr. White zu fließen und ihn schließlich zu umströmen und eng wie eine Mumie einzupacken.
Seine Konturen, die zunächst durch das farblose Kraftfeld deutlich zu erkennen waren, verschwammen immer mehr hinter einer weißlichen Schicht.

Und während der Firmenchef sich einer medizinischen Therapiebehandlung unterzog, jagte draußen vor dem OG-Komplex ein Orkan über Desolate Rock. Bei minus 180 Grad Celsius peitschte die Atmosphäre des Planeten über den rauen Boden der Ödnis, wirbelte Staub und Eisbrocken durch die Luft.
Doch so tödlich und feindlich die Natur auf dem Planeten war, umso behaglicher ließ es sich in den Mauern der Station leben. OG bot den Angestellten nicht nur ein außergewöhnlich gutes Gehalt, sondern es waren auch zahlreiche, zum Teil extravagante Entertainmentoptionen vorhanden.

„Simultan-Kammer“ hieß das Zauberwort. Die neue Technologie, mit der dreidimensionale Szenarien programmiert wurden, die interaktiv mit dem User agierten. Die bisher bekannten und bewährten Holoräume waren hier um die sensorische Dimension erweitert. Der User stand nicht nur zwischen Hologrammen, sondern er fühlte sie, als seien sie real.
Allerdings lag der Nutzer dazu auf einer speziellen Liege namens „Vibro-Sessel“ und war mit einem neuronalen Netz und einer semisynthetischen Prothese verbunden, die seine Biofunktionen kontrollierte, manipulierte und dem der Software entsprechend optimierte.

Da diese Technik noch in der Erprobung war, gab es von der Vereinten Union noch keine Nutzungserlaubnis. Es waren schwere Unfälle durch Fehlfunktionen geschehen. Einige Personen, die die Verfahren getestet hatten, waren nicht mehr aus der Software-Welt erwacht. Aber OG interessierte das Verbot nicht. Mit dem Betrieb der Simultankammern bewegte sich der Konzern in einer rechtlichen Grauzone. Zwar gehörte Optional Genetics wirtschaftspolitisch zur VN, doch war die Basisstation auf einem eigenen Planeten in einer transstellaren Position.

Zahlreiche Angestellte, die außerhalb ihrer Schicht ihre Zeit frei einteilen durften, befanden sich in Simultan-Kammern und erlebten durch die polytechnische Innovation ihr ganz persönliches Abenteuer oder die gewünschte Entspannung.
Unter ihnen war auch ein Mr. Franklin. Der Mann deaktivierte gerade sein Gerät. Im ersten Moment war er verwirrt, als er sich auf der Liege wieder fand. Zu real waren die Erlebnisse als Kreuzritter im Orient gewesen. Doch dann rappelte er sich hoch.

Vor der nächsten Schicht war ein Besuch in der Medi-Abteilung Pflicht. Mr. Franklin meldete sich dort wie gewohnt für eine „Gehirnordnung“, wie es offiziell hieß. Neuartige Wellenformen sollten die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter steigern. Doch in Wahrheit war die Behandlung in der Medi-Abteilung eine Art Gehirnwäsche, der sich die Mitarbeiter von OG regelmäßig unterziehen lassen mussten.

Mr. Franklin führte noch Smalltalk mit dem medizinischen Assistenten, der seinen Kopf mit Elektroden verkabelte, dann hörte Mr. Franklin nur noch einen künstlichen Ton, dessen Frequenz immer höher wurde, bis er in den Ohren schmerzte. Dann gab es einen Knall und Blitze in seinem Kopf. Mr. Franklins Denken war gestoppt, für ihn schien die Zeit stehen zu bleiben. Für einen Sekundenbruchteil verlor er das Bewusstsein, ohne es zu spüren. Im Anschluss waren exakt selektierte Informationen aus seinem Gedächtnis gelöscht oder alterniert.

Mr. Franklin bedankte sich knapp und verließ die Medi-Abteilung. Schmunzelnd schüttelte er den Kopf. Warum sprach er überhaupt mit diesem blöden Ding? Er wusste, dass das medizinische Personal aus Androiden bestand – bis auf leitende Ärzte.
Als er den Lift betrat, bemerkte er am Ende des Korridors zwei Posten in Uniform: die Schutzpolizei von OG. In relevanten Sektionen passten die „Schießhunde“ auf, dass sich keine unautorisierte Person in Bereichen aufhielt, wo sie nichts zu suchen hatte.

Auch vor der Tür, hinter der Slim Holland spezielle Programme schreiben sollte, stand ein Uniformierter. Als der Killer alleine war und seinen Arbeitsplatz und die benachbarte Kabine, die ihm als Wohn- und Schlafraum dienen sollte, begutachtete, fand er endlich Muße, über seine Pläne nachzudenken.

Er musste Mr. White mit Informationen über Optional Genetics und seine dunklen Machenschaften erpressen, um sein eigenes Leben zu schützen, aber auch, um den besten Profit herauszuholen. Die Daten dazu allerdings aus dem Komplex zu schleusen, würde eine verdammt knifflige Angelegenheit werden, war er sich klar. Des Weiteren musste er sich absichern gegen die gefürchteten „Gehirnsäuberungen“.

Und dann grübelte Holland über den Zeitsprung. Welche Optionen hatte er? Wie konnte er das beste Kapital daraus schlagen? Auf jeden Fall würde er sämtliche weitere „Neutralisierungs-Aufträge“ in den kommenden zwei Jahren ablehnen. Auch für Boris Carat, den Mine-Connection-Boss auf Triton III, würde er nicht arbeiten. So konnte er auch eines Tages nicht von der großen unbekannten Person um 400.000 Geldeinheiten erpresst werden. Sein Schweigegeld hatte ihm damals nichts genutzt, weil der Erpresser ihn trotzdem an die Kopfgeldjäger von Ultrasec verraten hatte.

Damals… Holland schüttelte verwirrt den Kopf. Von wegen „damals“. Es „war“ in der Zukunft. Und er würde dafür sorgen, dass er von niemandem in den Knast gesperrt würde! Er würde die Menschheit retten! Da war es doch nur gerechtfertigt, wenn er sich ein kleines Stück vom Kuchen – zum Beispiel den OG-Konzern – nahm.
Grinsend machte sich der Programmierer an die Arbeit. Die Konsole leuchtete in einem dezenten Blauton. Das Licht dimmte, sobald er sich vor den Terminal setzte. „White will Nano-Sondensoftware für seine Operation Invader. Dann soll er sie haben!“

Er hatte schon einige Codes eingetippt, da grübelte er: „Wieso will White eigentlich jetzt – 2007 – schon selbst eine Software für Nanomaschinen, die er noch gar nicht hat? Und außerdem wird erst in zwei Jahren der alte Boris große, benötigte Mengen Ejakulat für OG anbieten und dafür 20 unregistrierte X-7000er Nanos von OG erhalten. Hat OG zu dem Zeitpunkt eine so reiche Quelle an Nanos, dass der Konzern welche davon an einen Kriminellen verkaufen kann?
Seltsam… Hat sich der Zeitverlauf vielleicht durch die Anomalie irgendwie verzerrt? Verläuft die Gegenwart anders als ursprünglich vorgesehen?“
Holland konnte sich keinen Reim darauf machen und widmete sich wieder seinem Bildschirm.


107. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 03.09.11 20:53

hallo prallbeutel,

das wird jetzt hoch interessant. ich bin auf die lösung gespannt.

danke fürs schreiben.
108. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 18.09.11 13:15

<<>>

Am nächsten Tag wartete John Tender wie angewiesen vor dem Schirm in der Kom-Kabine. Miss Vermont wollte sich melden.
Er saß auf dem Liegesessel und aktivierte die Verbindung. Zunächst erschien das blaue Eingangs-Bild, dann sah John einen leeren Vibro-Sessel. Die Übertragung war online, aber wo war Ambers Tante?
John fragte ins Mikro: „Amber…?“ Da erschien eine verschleierte Gestalt im Bild und nahm auf dem Vibrosessel Platz. John merkte sofort, dass es unmöglich Amber sein konnte. Die Frau hatte zu große Brüste. Außerdem hatte Miss Vermont ihrer Nichte sicherlich den Zugangscode abgenommen. Sonst hätte sie sich längst bei ihm gemeldet. Es musste Miss Vermont sein. „Miss Vermont?“, fragte er. Im gleichen Moment spürte er die Aktivierung seiner CB-Unit.

John stöhnte wohlig auf. Er versuchte seine Gefühle zu unterdrücken. Ihm war es peinlich, sich vor Ambers Tante so gehen zu lassen, aber der ferngesteuerte Keuschheitsgürtel war gleichzeitig ein Vergnügungsgürtel und garantierte eine Metamorphose seines besten Stückes zu einem Stahlrohr der Größe XL. „Miss Vermont…“, stammelte er. Was sollte er sagen? „Was tun Sie da?“
Die Gestalt zog sich den Schleier ab und entpuppte sich tatsächlich als Ambers Tante. „Starte meine Unit. Siehst du? Ich trage auch die CB-Einheit.“

John Tender wollte am liebsten wegschauen, denn die Tante war splitternackt bis auf den Gürtel. Aber ihr erotischer Leib wirkte wie ein Magnet auf ihn. Er aktivierte ihre erste Stimulus-Stufe und hörte, wie die Frau zufrieden stöhnte.
Beide näherten sich unabänderbar immer mehr dem Gipfel der Lust. Die CB-Units waren so programmiert, dass die Orgasmen hinausgezögert wurden, um sie besonders intensiv zu gestalten. Und als es dann so weit war…

…stöhnte Gisele Vermont auf und bebte am gesamten Körper vor Euphorie. John Tender ächzte auch laut auf, aber entsetzt. Was war geschehen?
Gab es eine Fehlfunktion?
Die Stimuli hatten sich komplett deaktiviert. Kurz bevor er einen Megaorgasmus bekommen hätte!

Verspannt und frustriert sah er von der CB-Unit zum Schirm. „Was ist los?“, fragte er.
Gisele Vermont hatte die Augen noch geschlossen und genoss die Nachbeben eines gewaltigen Glückgefühls. „Wow“, sagte sie, „wenn ich das früher gewusst hätte…“
Dann sah sie zu John. „Was ist denn, Junge?“
John Tender sagte irritiert: „Meine Unit. Sie hat zu früh auf Standby geschaltet! Aktivieren Sie sie bitte wieder?“
Eigentlich wäre ihm diese Frage peinlich gewesen. Aber momentan war er dermaßen scharf, dass ihm alles egal war.
Ambers Tante lächelte ihn an: „Und du glaubst, dass du dir eine Erleichterung verdient hast?“
John Tender stockte. Sollte das etwa heißen, dass dieses Biest ihn hinhalten wollte?
Gisele Vermont grinste immer breiter. „Sorry, Junge. Heute ist nicht dein Tag.“

Der Schirm wurde blau. John Tender schrie entrüstet auf: „Nein! Komm zurück! Verdammt! Das… Das können Sie nicht tun!“ Aber die Verbindung war deaktiviert.
John Tender trat aus der Kom-Kabine und schritt schnell in seinen Schlafraum zurück.
Unterwegs traf er einige Arbeiter: dunkle Gestalten, mit Muskeln bepackt, unrasiert, mit finsteren Blicken. John hatte das Gefühl, dass ihm alle seine Situation ansahen. Mit roten Ohren erreichte er seinen Raum und stellte sich unter die kalte Dusche.

Am nächsten Tag war er fahrig und unkonzentriert. Beinahe wäre deshalb ein Unfall mit einer Lore in einem Stollen geschehen. Der junge Tender musste vor seinen Vorgesetzten treten und sich eine Schimpfkanonade über sich ergehen lassen. „Den Schaden ziehe ich Ihnen von Ihrem Lohn ab. Und außerdem gibt es für vier Wochen Kom-Kabinen-Verbot.“
John Tender glaubte seinen Ohren nicht trauen zu dürfen. „Vier… Wochen…“, stammelte er. Aber er musste doch Ambers Tante erreichen.

Er versuchte zaghaft, seinen Chef umzustimmen, aber der ließ nicht mit sich reden. Im Gegenteil. Er drohte sogar damit, dass er „weitere vier Wochen verhängen werde, falls Sie nicht sofort mit Ihrem elenden Gejammer aufhören. Das ist ja erbärmlich. Schämen Sie sich nicht? Gehen Sie zurück an Ihren Arbeitsplatz. Und die Zeit, die wir hier gesprochen haben, holen Sie gefälligst nach. Und jetzt raus hier!“

Eingeschüchtert eilte John Tender zurück in die Kontrollzentrale der Miene. Ein Kollege raunte ihm zu: „Hat der Alte dir eine Strafe verpasst?“
John Tender antwortete: „Ja, Lohnabzug und vier Wochen Kom-Kabinen-Verbot.“
Der Mann pfiff durch die Zähne. „Vier Wochen… Normalerweise gibt er für so was höchstens zwei. Aber wundere dich nicht. Seine Frau hat neulich von seiner Affäre mit einer Mitarbeiterin erfahren und macht ihm jetzt mit Anwälten die Hölle heiß. Da ist er natürlich schlecht gelaunt.“
John Tender murmelte: „Da kann ich doch auch nichts dafür.“

Die nächsten Tage waren für den jungen Mann eine harte Zeit. Im doppelten Sinne: In seinem Keuschheitsgürtel drückte die Erektion, die endlos oft jeden Tag und fast jede Stunde an seine Situation erinnerte.
Er hatte keine Möglichkeit, um Miss Vermont zu kontaktieren. Es würde für sie so aussehen, als würde er sie nicht mehr sehen wollen. Nicht auszudenken, wenn sie daraufhin ebenfalls den Kontakt abbrach und ihn endgültig in der Chastity-Unit versauern lassen würde!

Viele Lichtjahre entfernt auf Hope Island versuchte Gisele Vermont vergeblich Tag für Tag, John Tender zu erreichen. „Dieser miese, kleine Drecksack“, murmelte sie und schnallte sich ihre Chastity-Unit frustriert wieder ab.
Warum war der Kerl nicht mit einer Transverbindung aktiviert? Hatte er das Interesse an ihrem kleinen Spiel verloren? Wohl kaum! Da musste etwas geschehen sein. Aber was?
Miss Vermont wurde nicht schlau daraus. Ob sie die Personalabteilung der Firma kontaktieren sollte? Vielleicht war John etwas zugestoßen?

Ambers Tante fragte kurz darauf tatsächlich nach und erfuhr, dass Mr. Tender wegen einer disziplinarischen Restriktion für vier Wochen für Kom-Kabinen gesperrt sei.
Miss Vermont atmete auf. Ihr „Spielzeug“ war nicht verunglückt oder hatte auch nicht die Lust verloren – oder gar die Chastity-Unit irgendwie von seinem besten Stück entfernen können. Der Bengel war nur böse gewesen. Und das musste bestraft werden, schmunzelte sie in Vorfreude auf die Bestrafung, die sie selbstverständlich höchstpersönlich vornehmen würde.

Mr. Franklin zog sich den weißen Laborkittel über, auf dem die Buchstaben „OG“ eingestickt waren, und betrat ein Labor in der Basis des Konzerns auf Desolate Rock.
Draußen vor den Panzerglasscheiben und der Stahlkonstruktion des Gebäudekomplexes tobte mal wieder ein Sturm und ließ Hagelkörner auf das Dach und die trostlose Umgebung prasseln, die so groß waren wie Fäuste. Beim Aufprall zerplatzten sie knallend und spritzten in scharfen Eissplittern durch die Atmosphäre des Planeten.

Doch davon bekam der Angestellte nichts mit. Er war in seine Forschung vertieft. Im Auftrag von Mr. White entwickelte er eine spezielle Polymersynthetik, die ihre Form ändern konnte wie ein Transformwesen. Dadurch versprach sich Optional Genetics nicht nur Unsummen für die Nutzung des Patents, sondern auch eigene Fortschritte in der Herstellung von Nanomaschinen, die eines Tages die Vereinte Nation unterwandern sollten. Diese Operation mit dem Codenamen „Invader“ war streng geheim und nur wenigen Angestellten des Konzerns bekannt.

Mr. Franklin durchschritt einen Raum, der einer 20 Meter hohen Glaskuppel mit Bienenwabenstruktur glich, die einen ovalen Grundriss aufwies. Hier war die Bio-Sphäre von OG angelegt.
Mr. Franklin betrachtete die genmodulierten Pflanzen, aus denen er täglich mit einer Spritze einen Saft saugte, der in einem weiteren Laborbereich erneut auf Molekularebene modifiziert wurde.

Der Angestellte transferierte die aktuellen Daten über einen kleinen Transponder an seinem Handgelenk in eine Datenbank. Eines Tages, so hatte er sich vorgenommen, würde er die Früchte seiner Arbeit ernten und weiter in der Hierarchie des Konzerns aufsteigen. Er würde hinter Mr. White der zweite Mann sein, versprach er sich, und Goria von ihrem Platz verdrängen. Dann wäre er der Leiter in den X- und Y-Labors, die das Herzstück der OG-Station bildeten.

Mit den Drohnen, die dort untersucht und ausgesaugt wurden, hatte er so wenig Empathie wie für die Genpflanzungen in der anderen Bio-Sphäre-Sektion übrig. Für die Wissenschaft mussten eben Opfer gebracht werden, sinnierte er arrogant.
Er ging durch eine massive Sicherheitsschleuse, die an eine überdimensionierte Tresortür erinnerte, und fuhr mit dem Turbolift in seinen Privatbereich in einem der Türme der Station.

Den restlichen Tag würde er mit seinem selbst geschriebenen Simultanprogramm „Zeta-Omega“ verbringen. Mr. Franklin durchlebte in seinem Gehirn eine Metamorphose zum fiktiven „Sultan Frankan“ und suhlte sich zwischen nackten Haremsdamen der Extraklasse, ließ sich Trauben in den Mund stecken und gleichzeitig von anderen erotischen Schönheiten verwöhnen – auf alle nur erdenkliche Arten.

Draußen, nur wenige Meilen vom Gebäudekomplex des Konzerns entfernt, rauschte ein Meteoritenschauer nieder auf eine felsige Ebene. Dabei trafen die Gesteinsbrocken auf einen Stahlcontainer, der an einer Schweißnaht wenige Millimeter aufriss.
Sofort ertönte ein Alarmsignal in der Überwachungszentrale von OG. Mr. Clint saß dort vor einer Konsole mit hunderten leuchtenden Lämpchen. Er tippte einige Programmbefehle auf einer Touchtastatur ein und ließ sich auf einem Monitor einige Werte anzeigen.
„Container 031 hat die Oberfläche kontaminiert“, gab er den Hinweis an die Sicherheitscrew weiter.

Mr. White wurde informiert. Der Konzernchef prüfte die radioaktive Strahlung und entschied: „Kein Außenteam. Zu riskant. Fordern Sie Robotgerät an. Bis wann können sie auf Desolate Rock sein?“
Der Sicherheitssergeant antwortete: „In drei Wochen, Sir.“
Mr. White wies an: „Alle Schiffe, die im Hafen andocken, sollen mit Zeolith-Duschen behandelt werden. Keine Landungen mehr, ohne vorherige Sorption.“
Der Sicherheitsmann bestätigte und fragte: „Und bei den Starts?“
Mr. White: „Das wäre zu teuer. Andockende Schiffe werden gereinigt. Das reicht.“

Der OG-Chef ärgerte sich. Wieder unnötige Kosten. Warum hatte er auf die Abfangraketen als Schutzschild verzichtet? Jetzt war es zu spät. Einer der 39 Container mit strahlendem Material aus früherer Fabrikation war aufgeplatzt.
Desolate Rock war ein ökologisch betrachtet toter Planet. Das Problem war jedoch, dass industrielle Verstrahlungen beim Ethikrat der VN meldepflichtig waren. Sollte irgendjemand auf die Idee kommen, mit einem Geigerzähler in der Umlaufbahn von Desolate Rock herumzuspielen, würde das eine Neutralisation des Störenfriedes erfordern.
Mr. White grinste schief. Da hatte er ja den richtigen Mann an Bord. Slim Holland war Fachmann.

Als ihm der Killer bewusst wurde, meldete sich White per Videosignal auf Hollands Schirm. „Wie sieht es aus mit den Programmen für die Nanos?“
Slim Holland lächelte. „So gut wie fertig. Es fehlen nur noch die Aktivierungscodes. Dafür benötige ich noch einige Informationen zu den Opf… äh… den Zielpersonen und Einsatzzeiten.“
Mr. White: „Ich transferiere Ihnen die Daten auf ihr System.“
Slim Holland: „Danke.“
White schaltete sein Bild ab. Dieser Holland war ihm ein bisschen zu neugierig. Vielleicht brauchte er die Daten wirklich, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall musste er nach Beendigung des Auftrags von der Bühne verschwinden. Aber wozu verfügte OG über eine Sicherheitspolizei sowie Agenten wie zum Beispiel Turner?
Mr. White streckte sich auf seiner Liege aus Polymerschaum aus und dimmte das Licht.

Goria hatte gerade einen Melkdurchgang beendet. Die Drohnen waren völlig erschöpft und ausgesaugt wie ausgepresste Zitronen. Mehr würde heute nicht zu erzielen sein.
Sie verließ das Labor und bemerkte einen Angestellten aus dem Kommunikationsbereich im Laborflügel. „Mr. Benson. Was tun Sie denn hier?“
Der Mann erklärte etwas fahrig: „Der Turbolift hat in der falschen Etage gehalten. Es war wohl ein Defekt in meiner ID-Card. Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich mich verlaufen habe. Ich bin so in Gedanken gewesen. Entschuldigen Sie, falls ich Sie gestört habe.“
Goria lächelte: „Aber nicht doch. Ich begleite Sie nach oben.“

Mr. Benson dankte der Forscherin. Zusammen fuhren sie im Turbolift nach oben. Als der Angestellte wieder allein war, stützte er sich mit dem Rücken an der Wand ab und schloss die Augen. Erleichtert atmete er aus. Die Frau hatte wohl nicht bemerkt, dass er nach Beweisen im X-Labor gesucht hatte, um für den Ethikrat Argumente zu liefern, gegen Optional Genetics vorzugehen.
Er wollte sich nicht ausmalen, was geschehen würde, falls er eines Tages enttarnt würde!

Slim Holland sammelte ebenfalls Daten über OG. Allerdings nicht für die VN sondern für sich selbst. Als prophylaktische Schutzmaßnahme. Und als Präparation auf seine Übernahme des Konzerns. Er musste nur noch etwas mehr Vertrauen gewinnen. Bald würde er Mr. White so weit haben. Es würde nicht mehr lange dauern…

Doch noch an diesem Abend erschienen zwei Uniformierte der Sicherheitspolizei bei ihm. „Wir haben Befehl, Sie sofort in die Medi-Abteilung zu eskortieren.“
Slim Holland fragte, was das solle, bekam aber keine Antwort. Auch Mr. White war für ihn nicht zu sprechen. Er ahnte, dass er einer Gehirnsäuberung unterzogen werden sollte.

Bald schon lag er auf einer medizinischen Liege und war mit Elektroden verkabelt. Eine Person, die irgendwie künstlich aussah – vermutlich ein Androide – sagte: „Bitte jetzt nicht bewegen. Sie werden einen kleinen Stich im Kopf spüren; aber danach merken Sie nichts mehr und schlafen für einige Sekunden. Danach können Sie wieder an ihre Arbeit zurückkehren.“
109. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 18.09.11 15:38

hallo prallbeutel,

das sind wieder sehr interessante dinge wo hier passieren.


was wird damit bezweckt? mehr macht, mehr kontrolle, mehr profit?

danke für den exzelllenten lesestoff
110. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 24.09.11 12:08

<<>>

Slim Holland verkrampfte sich. Gut, dass er vorgesorgt hatte. In versteckten Dateien hatte er seine Identität gespeichert. Egal, was sie mit ihm veranstalteten – er würde anschließend seine Erinnerungen nachlesen können.
Plötzlich schoss ein Blitz durch sein Gehirn. Holland wollte aufstöhnen, doch da wurde es schwarz um ihn. Er war bewusstlos.

Auf einem Monitor stand: „Säuberung Stufe 1“. Wellenförmige Linien erschienen auf dem Bildschirm und fluktuierten immer stärker, bis die Schwankungen so groß waren, dass sie nicht mehr abgebildet wurden.
Dann beruhigte sich die Linie wieder und wurde zu einer Geraden. Der Androide stöpselte routiniert die Elektroden ab und entfernte sie von seinem Patienten. Mit einer Hyperspraypistole weckte er Holland, der noch etwas benommen, aber direkt geistig klar, aufstand.

Er fühlte sich merkwürdig. Irgendwie kam ihm alles seltsam neu und ungewohnt vor. Er ging wie ferngesteuert zum Turbolift und steckte seine ID-Card ein, um zu seinem Arbeitsplatz zu gelangen. Warum er dies tat, wusste er gar nicht so recht. Alles machte er automatisch. Vor dem Rechner dämmerte ihm langsam, wo er war und warum. Und dann fand er den geschickt positionierten Hinweis auf die geheime Datei.

Er aktivierte sie und las fasziniert, was er dort hinterlassen hatte. Es war kaum zu glauben. Er hatte keinerlei Erinnerung daran, dies jemals geschrieben zu haben. Aber wenn er tatsächlich einer Gehirnsäuberung unterzogen worden war, gab das alles einen Sinn.
So leicht würde OG ihn nicht manipulieren können! Da hatte Mr. White sich den falschen Gegner ausgesucht!

Er hatte die Offerte angenommen, für OG zu arbeiten. Doch sein Ziel war ein ganz anderes. Slim Holland hatte durch seinen Zeitsprung die einmalige Option, seine Zukunft neu zu gestalten. Und damit vielleicht die Zukunft der gesamten Galaxie und darüber hinaus der VN. Auf keinen Fall durfte er zulassen, dass das Cylonische Reich exorbitant an Macht gewann, wie es in bereits in drei Jahren geschehen sollte. Aggressor Chutriel sollte seinen madenartigen Leib nicht auf den Thron des Universums hieven, sondern seinen fetten Arsch im Kehricht, dem Morast und Unrat der Gosse reiben.


2201 (6 Jahre zuvor)

Die an Bord der Securitas 701 befindlichen Kriminellen und der eingesperrte Fisher hatten wegen der Hitze das Bewusstsein verloren.
Als der Planetenpolizist erwachte, lag er in einem Krankenbett. „Wer… wo… was…?“, stammelte er. Eine medizinische Assistentin erschien in seinem Blickfeld. „Sie dürfen sich nicht zu sehr anstrengen, Mr. Fisher.“
Fisher fragte: „Woher wissen Sie meinen Namen?“
Die Frau lächelte ihn an. Es sollte wohl beruhigend wirken. „Ihre ID-Card. Und sechs ihrer Kollegen haben wir auch gerettet. Für die Übrigen konnten wir leider nichts mehr tun. Das Schiff ist detoniert. Wollten Sie Häftlinge abholen auf Barren Wilderness?“
Fisher stutzte: „Barren… Wieso? Wo bin ich?“
Die Frau antwortete: „Auf einer Umlaufstation. Waren Sie nicht mit einem leeren PP-Schiff unterwegs, um…“
Fisher unterbrach sie: „Leer? Nein! Es waren zwölf Raumpiraten an Bord. Sie hatten das Schiff in ihre Gewalt gebracht und…“
Die Frau bekam große Augen: „Ach du meine Güte! Sie sind bereits per Transitshuttles zu einem transstellaren Hafens unterwegs. Man dachte, es handele sich um Planetenpolizisten. Die IDs müssen manipuliert worden sein…“
Fisher hievte sich aus dem Bett. Er war mit Schläuchen und Kabeln verbunden.
„Aktivieren Sie sofort Alarm! Die Personen sind gefährliche Verbrecher!“

Die Frau lief zu einer Meldestation und tippte auf der Konsole einen Code ein. Fisher stöhnte vor Schmerzen. Was hatte die Frau gesagt? Er war bei Barren Wilderness? Das Schiff war dort gewesen?
Es gab nur eine Erklärung: Offenbar war die Securitas 701 in eine Anomalie geraten und hatte einen Sprung in ein anderes System gemacht.

Er zog sich mit Mühe hoch und versuchte aufzustehen, aber ein Androide der Klasse 4 hinderte ihn freundlich, aber bestimmt daran. „Bitte bleiben Sie liegen“, sagte er mit etwas blecherner Stimme und drückte Fisher wieder aufs Bett.
Der PP wunderte sich. Die Androiden der vierten Klasse waren schon vor mindestens drei oder vier Jahren abgeschafft worden, nachdem so viele Kompatibilitätsprobleme mit intelligenter Software für Störfälle gesorgt hatten. „Außerdem bist du hässlich wie ein Haufen Schrott“, dachte Fisher und sah in das Kunststoffgesicht.

Plötzlich fiel Fisher ein, dass der Fahndungsalarm an Raumhäfen längst automatisiert war und über Datenknoten erfolgte. Die Frau musste offenbar manuell den Ausbruch an die zuständige Stelle weiterleiten. Da stimmte doch was nicht! Ein fürchterlicher Verdacht schwoll in ihm an…
Er fragte den Androiden nach dem heutigen Datum. Fisher wollte nicht glauben, was der Androide ihm da sagte. Er war im Jahre 2201? Die Securitas war also acht Jahre in die Vergangenheit gesprungen?

Fisher murmelte: „OK, es gibt also gleich zwei schwerwiegende Probleme. Erstens schwirren da draußen sechs Schwerkriminelle frei herum. Und zwar mit dem Wissen aus der Zukunft. Und zweitens war Slim Holland, wie er noch in der Securitas erfahren hatte, mit dem Notshuttle geflüchtet und vielleicht auch in einen Zeitstrudel geraten. Jetzt war nur die Frage: War der Killer weiter in die Vergangenheit gesprungen oder von ihm, Fisher, aus gesehen in der Zukunft? Er musste es herausfinden.
Noch wichtiger als die Flüchtlinge war Holland. Er musste dem Kerl das Handwerk legen. Es gab nur eines, was noch gefährlicher war, als ein Profikiller der Marke Slim Holland: Das war Slim Holland mit dem Wissen über die Zukunft, dass er für seine Zwecke skrupellos missbrauchen würde!

Fisher wagte sich vorzustellen, was schlimmer war: Chutriel, der Imperator des Cylonischen Reiches, als Herrscher über die bewohnten Galaxien – oder Slim Holland als allmächtiger Diktator über die vielen bevölkerten Welten. Pest oder Cholera. Er musste beides verhindern.

Das Sechsergespann aus Raumpiraten hatte sich erfolgreich aus dem Staub gemacht. Einer von ihnen war jedoch so dumm, in einer Bar groß von seinem Abenteuer zu berichten. Planetenpolizisten, als verdeckte Ermittler unterwegs, wurden auf ihn aufmerksam und nahmen ihn nach einer kurzen Schießerei in Gewahrsam.
Bis zur nächsten Ultrasec-Anstalt auf Barren Wilderness war es nicht weit. Die verworrene Geschichte mit dem Zeitsprung glaubte ihm jedoch niemand. So wies ihn ein Richter der VN in die psychiatrische Abteilung eines PP-Untersuchungsgefängnisses ein. Damit blieb ihm vorerst der Aufenthalt in einer Ultrasec-Einheit erspart.

Doch fünf der Flüchtlinge waren noch frei. Sie zog es in verschiedene Richtungen. Zwei von ihnen suchten sich eine neue, unauffällige Identität, um als Kleinkriminelle ihr Unwesen auf einem stark bevölkerten Planeten der VN zu treiben; zwei andere suchten erneut Kontakte zu Syndikaten.
Einer der Männer wurde Mitglied bei der terroristischen Vereinigung „Rise Of Bionic“ und konnte durch sein geheimes Wissen ungewöhnlich schnell und weit in der Hierarchie aufsteigen.
Der andere Bandit suchte den Kontakt zum Unterweltboss Boris Carat auf Triton III, um in Mine-City durch einige Exempel, die er statuierte, sein Stellvertreter zu werden.
Der fünfte Mann arbeitete bald als Agent für die Cylonen und spionierte Technik und wissenschaftliche Daten bei der VN aus.

Fisher verzichtete darauf, von seinem Zeitsprung zu berichten, denn er hatte Sorge, dass er einer Gehirnrefragmentierung unterzogen werden würde, weil ihn die Mediziner schlicht für durchgeknallt hielten. Stattdessen konzentrierte sich der ehemalige PP als Privatinvestigator auf Daten über Slim Holland und schaffte es sieben Monate später tatsächlich, den Killer aufzuspüren, obwohl dieser kaum Spuren hinterließ, nachdem er einen Auftrag beendet hatte.

Er hatte in der Securitas bereits detailliert die Holland-Akte gelesen und kannte daher die Arbeiten und Vorgehensweisen des Mannes. Fisher war fest entschlossen, den Killer zu neutralisieren.
Wenn die späteren Untersuchungen Recht hatten, würde sich Holland als Kellner verkleiden und mit einer Nanogranate ein erfolgreiches Attentat auf einen hohen Politiker der VN verüben. Fisher begriff noch gar nicht richtig, was er damit auslöste, dieses Verbrechen zu vereiteln: Andere politische Verträge würden geschlossen werden. Ganze Konzerne würden sich auf andere Art entwickeln, eine Rezession auf Kolossus würde nicht stattfinden, und schließlich würde Fisher vielleicht sogar den Genkonzern Optional Genetics in seinem Machtstreben aufhalten können, denn die manipulierte Zukunft würde dem Ethikrat deutlich größere Befugnisse einräumen. Damit würde das Cylonische Reich niemals an die geheime Formel kommen, von denen Fisher nur wenig wusste, aber offenbar war dieses Wissen so bedeutsam, dass die Cylonen einen Sternenkrieg gegen die VN und Boriten gewinnen könnten.

Doch dann blieb Fisher fast das Herz stehen. Was war, wenn Holland weiter in die Vergangenheit gereist war? Dann würde er von seinem, Fishers, Vorhaben wissen und IHN liquidieren. Fisher schluckte. Er musste es trotzdem riskieren. Zuviel hing davon ab.
Er gesellte sich mit gefälschter Eintrittskarte zu den geladenen Gästen des politischen Treffens. Seine Waffe hatte er in Einzelteilen durch die Sicherheitsschleusen geschmuggelt. Als PP kannte er auch den Deaktivierungscode eines Standard-Scanners, der an der Tür benutzt wurde.

Jetzt würde es nur noch 20 Minuten dauern, stellte Fisher mit einem nervösen Blick auf sein Chronometer fest. Der Politiker der VN würde seine Rede halten wollen, doch dazu würde es nicht mehr kommen, wusste Fisher. Wenn… Ja, wenn er nicht eingreifen würde.
Wo war Holland? Der Kerl war ein Verkleidungskünstler. Vielleicht erkannte Fisher ihn trotz seiner Informationen nicht. Er musste ihn rechtzeitig erwischen und ausschalten.

Noch 19 Minuten. Fisher drängte sich weiter Richtung Rednerpult, wurde dort aber von Bodyguards abgeschirmt. Dann bewegte er sich mehr zu linken Seite. Von dort, so würde es morgen durch die Presseagentur INSW verkündet werden, muss die Granate geworfen worden sein. Und es sollte noch von einem zweiten Attentäter geschrieben werden, der allerdings rechtzeitig von den Sicherheitskräften überwältigt worden sein würde. Um den musste sich Fisher also nicht kümmern. Sein Fokus lag auf Holland.
Fishers Herz schlug ihm bis zum Hals. Sein Puls raste. Unter seinem Anzug war er nass geschwitzt. Er fand Holland nicht…

Wo konnte er sein? Er musste den richtigen Augenblick abpassen, wenn… Da! Ein Mann nestelte in der Innentasche seines Jacketts…
Fisher hechtete auf den Verdächtigen zu und…
…bremste gerade noch rechtzeitig, um zu bemerken, dass der vermeintliche Attentäter nur ein Kom-Pad in der Hand hielt, um ein Gespräch zu führen.

Fisher sah auf sein Chronometer: Noch 18 Minuten. Er konzentrierte sich auf jeden einzelnen Mann, aber er konnte keine Auffälligkeiten oder Ähnlichkeiten mit Holland erkennen.
War er vielleicht noch nicht im Raum? Die Zeit verstrich wie im Raffer. Noch 17 Minuten. Noch 16. 15…
Fisher atmete flach und schnell. Die Leute sahen ihn schon merkwürdig an. Wenn er jetzt selbst in den Fokus von Bodyguards geriet, war es aus.

Eine Durchsage verkündete die Ankunft des Redners. Applaus brandete auf. Fisher schaute mit großen Augen auf sein Chronometer. Wieso jetzt schon? Panik stieg in ihm auf.
Dann beruhigte er sich ein wenig, als ihm klar wurde, dass der Politiker lediglich im Gebäude angekommen war, seine Rede aber erst in einer Viertelstunde beginnen würde.
Fisher grinste ironisch: 15 Minuten Zeit, um die Welt zu retten! Wo war dieser verfickte Holland!?

Fisher drängte sich durch die Reihen der Menschen, aber keiner der Kerle konnte der Killer sein. Verdammt!, fluchte Fisher. Wo blieb der Mistkerl?
Und dann kam die Durchsage, dass nun die Eingänge geschlossen würden. Fishers Mund öffnete sich. Vermutlich sah er ziemlich dumm aus in diesem Moment. Die Zugänge waren gesperrt? Das hieße aber doch, Holland war schon da!

Fisher kniff die Augen zusammen und kontrollierte Mann für Mann. Die vier Kellner hatte er längst ausgeschlossen. Sie waren es definitiv nicht. Noch zehn Minuten, bis der Politiker die Bühne betreten würde, um seine Rede zu halten, die so viel bewirkt hätte – aber dazu sollte es ja nicht kommen. Wenn er nichts unternahm. Fisher tastete nach seiner Waffe. Sie war einsatzbereit. Seine Suche blieb erfolglos. Noch neun Minuten. Er musste Holland finden!

Die Kellner waren es nicht. Aber wer dann?
Hinter der Bühne wurde es unruhig. Bodyguards schritten auf und ab, sprachen in ihre Kom-Geräte und sahen sich in dem Raum um, um potenzielle Gefahren zu erkennen. Der Veranstalter trat hinter das Rednerpult und begann mit einigen Ansagen. Er stellte kurz seine Organisation und ein paar Sponsoren vor und kündigte den Politiker an. Fisher sah auf sein Chronometer: noch fünf Minuten.

Der Mann versprach eine „bedeutende und historische Wende“ durch die heutige Rede. Applaus brandete auf. Fisher blickte durch die Reihen der Personen. Die Kellner hatten sich auf die rechte Seite zurückgezogen. Nur eine Kellnerin stand noch an der linken Seite der Bühne und betrat sie kurz, um ein Glas mit Wasser zu füllen. Holland sah auf seinen Chronometer: noch vier Minuten.
Kellnerin?

Holland sah sich die Frau genauer an. Konnte es sein, dass dieser Holland sich als Frau verkleidet hatte? Das musste die Lösung sein!
Der PP schob sich durch die Menge und versuchte zu der Kellnerin zu gelangen. Das war nicht so einfach, denn alle Menschen drangen nun weiter nach vorne. Fisher kämpfte sich zu der Frau durch. Noch etwa 15 Meter. Und er hatte noch drei Minuten Zeit.

Er erreichte die Kellnerin. Sie war sehr hübsch und feminin. Holland hatte einen breiteren Körperbau. Sie konnte es nicht sein! Verdammt! Fisher sah auf den Chronometer: noch zwei Minuten.
Der Veranstalter hatte seine Ankündigung beendet und die Bühne verlassen. Musik ertönte, um den Auftritt des Politikers wie einen Star zu begrüßen. Kam er etwa jetzt schon? Fisher biss sich auf die Lippen. Der Mann erschien bereits und winkte in die aufjubelnde Menge. Noch eine Minute…
111. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 24.09.11 21:45

hallo prallbeutel,


also werden die gehirnsäuberrungen immer noch vorgenommen.

bin gespannt was da wieder ausgeheckt wird.


danke fürs tippseln
112. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 30.09.11 15:40

<<>>

Fisher ächzte. Da! Er sah eine zweite Kellnerin. Sie war eher vollschlank und groß. Holland! Fisher drängte sich zu ihr… Aber sie war zehn Meter entfernt. Das Audiosystem der Halle wurde aktiviert. Die Musik verstummte. Der Politiker begann seine Rede: „Sehr geehrte…“
Holland kämpfte sich zu der anderen Servicekraft durch. Er war noch fünf Meter entfernt, als er sah, wie die „Frau“ unter ihre Schürze griff und einen kleinen Gegenstand hervorholte. Oval, anthrazitfarben, mit einem roten Knopf, der durch eine Dreh- und Drückbewegung…
Fisher schrie: „NEIN!“ Aber im Jubel der Menschen ging sein Brüllen unter.

Holland war dabei, die Nanogranate zu aktivieren. Fisher zielte auf den Killer. Seine Waffe würde Holland mit Elektrowellen betäuben. Als Holland gerade die Nanogranate werfen wollte, schoss Fisher mit seinen Betäubungsstrahl ab…
…der Holland verfehlte. Sofort warfen sich Securityagenten auf den vermeintlichen Attentäter mit der Waffe. Währenddessen warf die „Kellnerin“ die Nanogranate Richtung Rednerpult, wo es zu einer gewaltigen Implosion kam und alles mitriss, was sich in nächster Nähe befand.
Fisher wurde schwarz vor Augen. Die Securitymannschaft hatte ihn neutralisiert. Langsam begriff der PP, dass er als angeblicher zweiter Attentäter in die Annalen der Geschichte eingehen würde. Dann schwanden ihm die Sinne… für immer.


2209 (acht Jahre später)

Mr. Watson keuchte erleichtert auf. Der Disziplinarring war endlich ab. Froh rieb er über seinen Schritt. „Was glotzen Sie so dämlich, Vain?“, giftete er seinen Angestellten an. „Das hat lange genug gedauert! Und jetzt her mit zwei Androidinnen! Für das Erste! Und dann will ich echte Weiber hier haben!“

Mr. Vain verließ stumm das Büro. Er wollte die Aufnahmen und Daten über den Verbleib des PP-Schiffes Securitas 701 erneut studieren. Da musste irgendwo ein Fehler versteckt sein. Er glaubte nicht an die Hypothese von Mr. Grace, das Schiff sei durch eine Anomalie in eine andere Galaxie gewirbelt worden.
Mr. Grace war sogar noch weiter gegangen. Er hatte darüber nicht öffentlich gesprochen, aber er hielt sogar einen Zeitsprung für möglich. Eine kardinale Tatsache hatte ihn auf diese Spur gebracht: In den Fahndungsdateien der VN stand ein hohes Mitglied der „Rise Of Bionic“ ausgeschrieben, das einem der verschollenen Raumpiraten verdächtig glich. Sämtliche biometrische Daten waren kongruent. Es musste dieselbe Person sein! Seltsamerweise war sie nach einem Bioscan zwei Jahre älter.

Mr. Grace konstruierte aus diesen Informationen die Theorie des Zeitreisenden. Und dann würde auch dieser Fisher noch irgendwo leben. Der PP wusste zuviel über Ultrasec. Mr. Grace musste dafür sorgen, dass der Polizist seinen Mund hielt. Aber dazu musste er ihn erst einmal finden.
Mr. Vain hörte mit der transstellaren Kom-Verbindung die Warnung der VN, dass auch die Außenbereich von Dark Red Dust 535 vor den cylonischen Invasionsflotten nicht sicher seien. Eine Evakuation wurde dringend empfohlen.

Doch Mr. Watson wollte davon nichts wissen. Er wollte mit dem Cylonischen Reich zusammenarbeiten. Die Cylonen benötigten nach Ende ihres Kriegszuges sicherlich professionelles Wissen zu Haftanstalten: Logistik, Sicherheit, Aufbau, Disziplinierung usw. Mr. Watson versprach sich gute Geschäfte mit Chutriel, dem Imperator dieses kriegerischen Volkes. Es würde nicht mehr lange dauern, und das Cylonische Reich würde über die Galaxie herrschen. Die Chance der Vereinten Nation und der Boriten, gegen die cylonischen Aggressoren militärisch zu bestehen, tendierte gegen Null.

Der Inhaber von Ultrasecurity ließ eine abhörsichere Transverbindung zu Chutriel auf Cylonia herstellen und bot ihm seine Unterstützung an.
Der Imperator saugte an einem Schlauch, der in ein Gefäß, ähnlich einer Wasserpfeife, endete, und blies einen fluoreszierenden Rauch aus.
Die beiden Männer waren sich schnell über eine vertragliche Kooperation einig und bereiteten einen Kontrakt aus, der mit ihren elektronischen Signaturen unterzeichnet werden sollte.

Chutriel stöhnte wolllustig auf. Dieser Gefängnisfuzzy kam ihm gerade recht. Aber er dachte gar nicht daran, einen Humanoiden an seiner Macht teilhaben zu lassen. Watson würde er akzeptieren, solange er ihn benötigte. Danach würde er in den großen, geplanten Menschenfabriken verschwinden, wo er für die Cylonen schuften sollte.
Chutriel öffnete den Mund, und über seine schwulstigen Lippen lief ein glibberiger Speichel. Seine Gedanken wanderten zu seiner Brust: Seine Brustwarzen waren mit gummierten Kapseln bedeckt, die intensiv an ihnen saugten. Chutriel hielt es kaum aus, aber er wollte sich auch nicht von ihnen trennen. Sie waren so wundervoll…

Der Imperator führte eine lässige Handbewegung aus, die das Licht in seinem Thronsaal dimmte. Aus dem Boden tauchte eine trübe Scheibe aus Licht auf und bildete einen Monitor. Tausende kleine Partikel formten sich zu Schriftzeichen und Bildern, militärischen Plänen und Darstellungen. In Kürze wollte Chutriel persönlich in den befriedeten Welten erscheinen und sich als Imperator ausrufen lassen. Die Orbitalstation, die sich in der Umlaufbahn Cylonias befand, hatte zufrieden stellende Neuigkeiten. Die cylonischen Truppenverbände waren weit in das Gebiet der Vereinten Nation eingedrungen und waren auf kaum nennenswerten Widerstand gestoßen.

Phase Eins der Neugliederung war somit fast beendet. Inoffiziell werde er so bald wie möglich das sündige Mine-City auf Triton III besuchen und sich verwöhnen lassen, schwärmte Chutriel. Egal, wie scheinbar perfekt seine Liebesdienerinnen waren – es waren eben keine echten Humanoidinnen, wie sie es dort gab. In seiner Vorstellung sah er bereits vor sich, was er alles mit diesen Menschenfrauen anstellen wollte. Und eines musste man dem Imperator lassen: Fantasie hatte er…

Da hatte Admiral Vero dem Imperator bereits einige süße Erfahrungen voraus. Denn der Cylone war Konsul auf Triton III geworden und genoss selbstverständlich das Liebesleben in Mine-City in vollen Zügen.
Vor seinem palastartigen Domizil wehten die cylonischen Flaggen in ihrem blutrot und dem schwarzweißen Logo, das an einen Wurfstern erinnerte.
Eine menschliche Frau in züchtigem Mantel und Kopftuch über ihren zusammengebundenen Haaren meldete sich am Empfang. Sie nannte ihren Namen Tara und wurde von einem uniformierten Cylonen hineingelassen. Sie folgte dem großen martialisch aussehenden Angestellten durch einen kühlen Gang.

Am Ende des kahlen Stahlschlauches berührte der Cylone ein unscheinbares Interface. Dann wies der Uniformierte Tara an, sich vor die Konsole zu stellen. Plötzlich schoss ein Laserstrahl für einen Bruchteil einer Sekunde exakt in Taras Auge. Kurz war sie geblendet, doch konnte sie im nächsten Moment schon wieder sehen.
„Datentransfer abgeschlossen. Analyse positiv“, sagte eine synthetische Stimme.
Daraufhin öffnete sich die Wand, aus der sich circa 20 Segmente bildeten, die sich flirrend scheinbar in Luft auflösten. Der Zugang zu einem weiteren Raum war gegeben.

Als Tara hinein getreten war, bildeten sich die Teilstücke erneut und schoben sich wie Lamellen zu einer Wand zusammen.
Abrupt öffnete sich die gegenüberliegende Wand in Form eines Oktogons. Konsul Vero stand in seiner prachtvollen Toga da und strahlte Tara an.
Die Frau zog an ihrem Gürtel. Mit einem Mal öffnete sich der Mantel und fiel von ihren Schultern zu Boden. Tara stand in hochhakigen, schwarzen Lackstiefeln, Strapsen und einem Bustier in ihrer ganzen Perfektion und Erotik vor ihrem VIP-Kunden. Die Sexualrezeptoren des Cylonen waren maximal gereizt; Vero kannte Tara und ihre Kunst. Keine Liebesdienerin war besser.

Derweil konferierten hohe Politiker der Vereinten Nation gemeinsam mit Abgesandten der Boriten wegen der kaum noch abzuwendenden Kapitulation.
Im Regierungskomplex auf Hope Island, der Führungsbasis der VN, wurde hitzig über das weitere Vorgehen debattiert. Die Bevölkerung stand kurz vor einem Bürgerkrieg. Archaische Züge hatten die übereilten Evakuierungen ganzer Welten. Hope Island war mit den Massen an Menschen völlig überfordert. Lebensmittel und Energie wurden knapp. Die Kriminalitätsrate wuchs um 400 Prozent – Tendenz stark steigend. Die Teuerungsrate erreichte 600 Prozent. Aufrührerische Banden tobten in den Städten und übernahmen nach und nach die Kontrolle.

Dabei waren viele Flüchtlinge aus anderen Systemen auf andere Routen ausgewichen und in großteils unbewohnten Welten gelandet.
Nachdem die Siliziumförderanlage auf Kolossus evakuiert worden war, hatte ein Raumtransporter die letzten Arbeiter und Forscher evakuiert. Unter ihnen war auch ein 20-Jähriger namens John Tender. Er war aufgrund der politischen Lage etwas länger auf Kolossus geblieben, als sein Arbeitsvertrag dies vorgesehen hatte.

Als er wegen der Evakuierung endlich Richtung Heimat flog, fiel ihm ein Stein vom Herzen, denn endlich würde er seine Amber wiedersehen. Seit zwei langen Jahren war er quasi eine Art Sexsklave ihrer Tante Giselle Vermont. Nur, weil er so dumm gewesen war, sich in eine abschließbare CB-Unit zu stecken. Diese fatale Entscheidung bereute er zutiefst bis heute. Aber wie hatte er auch ahnen können, dass Ambers Tante hinter ihre Liebelei kommen könnte und diese verbieten – ja, noch viel schlimmer: Nie hatte sich John auch nur im Traum ausmalen können, dass die Tante nun sozusagen Ambers Rolle übernahm und etwa zwei Mal wöchentlich mit John in einer Transverbindung per Video- und Audiokanal die CB-Unit dafür nutzte… John schüttelte den Kopf. Er konnte es immer noch nicht fassen. Aber er hatte mitspielen müssen! Sonst wäre er eines Tages vor Geilheit geplatzt. Ambers Tante hatte ihn erpresst.

Und nach den langen zwei Jahren hatte der Konflikt mit dem Cylonischen Reich dazu geführt, dass zunächst niemand Kolossus verlassen konnte, und schließlich komplett evakuiert wurde. Doch leider musste der Raumtransporter, in dem John sich befand, auf ein anderes Sternensystem ausweichen, weil die direkte Route von cylonischen Verbänden blockiert war.
Jetzt trug er die CB-Unit immer noch. Und als wäre das nicht furchtbar genug, konnte nun auch Miss Vermont ihn nicht mehr erreichen und ihm wenigstens per Transverbindung die CB-Unit aktivieren, um ihm eine, wenn auch demütigende, aber doch zumindest immerhin überhaupt eine Befriedigung zu verschaffen.

John Tender hatte schon diverse Besatzungsmitglieder des Transporter befragt, wann man denn mit einer Weiterreise nach Hope Island rechnen könne, aber niemand konnte oder wollte ihm das sagen.
Der Jüngling hatte sich tausende Male gefragt, was aus seiner süßen Amber geworden war. Tante Vermont hatte ihm den Kontakt untersagt und nie auf seine Nachfragen geantwortet. Zwei Jahre…
John war sich fast sicher, dass Amber längst einen neuen Freund hatte. Und wer weiß, grübelte er nicht zum ersten Mal, was ihre Tante ihr für ein Lügenmärchen erzählt hatte…

John sah sich in seiner Unterkunft um, die nicht viel luxuriöser war als seine Kabine auf Kolossus. Hatte er im Bergwerk kaum Kontakt zu Frauen gehabt, waren auf dem Raumtransporter gleich drei sehr hübsche Besatzungsmitglieder, die offenbar an ihm Gefallen gefunden hatten.
Noch nie in der Vergangenheit hatte John erlebt, dass er so sehr vom anderen Geschlecht begehrt zu werden schien. Amber war seine erste Liebe gewesen… War sie noch… Aber was nutzte ihm das hier? Lichtjahre entfernt?

John durfte sich selbst nicht anlügen: Wenn er keine CB-Unit getragen hätte, wäre er vielleicht auf die Avancen der uniformierten Damen eingegangen. Das waren aber auch geile Geschosse!, grinste er.
Anfangs waren es nur unbedeutende Flirtversuche. Doch nach und nach fuhren die Frauen schwerere Geschütze auf, ließen ihm „ganz zufällig“ tiefe Einblicke in ihr Dekollete oder positionierten ihren Po in so verführerischer Weise, dass John schon völlig verblödet hätte sein müssen, um die eindeutigen Signale nicht zu bemerken und zu verstehen.

Seufzend dachte er an den vermaledeiten Keuschheitsgürtel. Wahrscheinlich würden die Damen ihn bald für homosexuell halten und ihre Bemühungen einstellen…
Würden dann etwa interessierte Herren ihre Rollen einnehmen? John schloss die Augen. Wie war er nur in diese katastrophale Situation gekommen?

Ganz in Gedanken war er durchs Raumschiff geirrt und stand plötzlich vor einem großen Schott zu einem Hangar. „Halt!“, wurde er von einem Uniformierten streng angesprochen. „Hier haben Zivilisten nichts zu suchen. Das ist Sicherheitszone Eins.“
John wollte schon umdrehen, als er eine weibliche Stimme hörte: „Lass gut sein, Mike, er soll rein zu den Shuttles. Die Außenmodule müssen getauscht werden. Da brauche ich Hilfe.“

Der Wachmann tippte eine Sequenz ein, und die schwere Luke öffnete sich. John stand etwas ratlos da. Die Uniformierte nahm ihn beim Arm und führte ihn in den Hangar. Hinter ihnen schloss sich das Schott laut zischend wieder. Jetzt erst erkannte John die Frau, die ein kleines Spiegelvisier vor den Augen getragen hatte, und dieses nun abnahm. Eine seiner Verehrerinnen!
Er wusste nicht mal ihren Namen und…
„Hier sind wir ein bisschen ungestört“, hauchte sie ihm ins Ohr, welches John augenblicklich so heiß wurde, als hätte sie ihn mit einem Flammenstrahl berührt.
„Wohl ein wenig schüchtern?“, fragte sie und strich John über die Schulter und Brust.
„Ich äh…“ – mehr war aus ihm nicht herauszubekommen. Er ließ es einfach geschehen. Er wollte es ja auch irgendwie. Irgendwie musste es geschehen! Er musste dringend eine Erleichterung haben. Aber die würde er nicht bekommen können! Das war Fakt.

Seufzend stand er unbeweglich da und beobachtete, wie die Frau sein Hemd aufknöpfte und seine Brust küsste, an seiner Brustwarze knabberte. Gleich würde sie an die CB-Unit stoßen und…
Ja, was würde dann geschehen? Würde sie schreiend und verstört weglaufen? Ihn als Perversling niederschlagen und festnehmen? Ihn auslachen? Oder einfach „Adieu“ sagen?

Er könnte es verhindern, sagte er sich. Er könnte einfach weggehen. Sie wegstoßen. Nein sagen. Aber er hatte keine Kraft dazu. Und sie war so schön…
Fast erschrocken stellte John fest, dass seine eigenen Hände längst die Uniformjacke der Frau aufgeknöpft und ihren Weg unter ihr Oberteil gesucht hatten, die warmen, straffen Brüste ergriffen, die harten Knospen mit den Daumen streichelten…

Jetzt kniete sich die Schönheit hin und riss John leidenschaftlich den Gürtel auf. Sie nestelte an seiner Hose und zog sie schließlich samt Slip hinab. Der Moment der Wahrheit war gekommen!
113. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 30.09.11 21:00

hallo prallbeutel,


auf diese wahrheit bin ich sehr gepannt.

danke fürs posten
114. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 07.10.11 15:30

>| Fortsetzung |<

Die Frau starrte auf die CB-Unit. John schloss die Augen. Drei Sekunden geschah gar nichts. Er wartete auf die Explosion seiner Verehrerin. Drei Sekunden konnten zur Ewigkeit werden…

Dann hörte er sie sagen: „Wenn ich das richtig sehe, hat da jemand eine eifersüchtige Freundin, oder?“
John machte die Augen wieder auf. Die Uniformierte stand auf und sagte: „Willst du das Teil loswerden? Klar willst du!“ Sie grinste. „Ist nur eine 128-Bit-Verschlüsselungssequenz. Das bekomme ich hin.“
John starrte sie mit offenem Mund an, bis ihm bewusst wurde, wie dämlich das aussehen musste. „Du kannst mir helfen?“
Sie gab ihm die freundschaftlich die Hand: „Ich heiße Denise.“

Der junge Mann stellte sich vor. Denise nahm seine Hand und führte ihn durch die Halle des Hangars. Sie ging mit ihm in einen weiteren Raum, der durch eine Luke hermetisch abgeriegelt war. „Zieh dich aus!“ Das Kommando kam so überraschend, dass John gar nicht daran dachte, ihm nicht zu folgen. Also gehorchte er und stand kurz darauf nackt bis auf seine CB-Unit vor seiner Bekanntschaft.
Plötzlich drückte sie auf einen großen roten Knopf mit gelber Umrandung. John sah entsetzt, wie eine rote Leuchte aufblinkte, wie es zischte und…

„Was hast du gemacht? Wir… das Vakuum des Alls wird uns…“
Denise lächelte ihn beruhigend an. „Hast du Angst vor Dekompression?“
John merkte, wie sein Körper zu schweben begann, wie die Schwerkraft nachließ. Diese Frau musste eine Außenluke geöffnet haben! Gleich würden sie in die endlose Schwärze gerissen werden und sterben…

Denise amüsierte sich über die Angst des Jünglings. Dabei hatte sie nur die künstliche Gravitation deaktiviert. Als John endlich begriff, was vor sich ging, drückte er sich an einer Wand ab, um Denise schwebend zu folgen.
Ein merkwürdiges Gefühl von Freiheit, aber auch ungeschützter Nacktheit, fand John. Schließlich schwebte er nicht täglich nackt durch irgendwelche Raumtransporter.
Wenn ihn jetzt jemand dabei sah… Schon peinlich genug, dass Denise ihn schmunzelnd betrachtete.

Die beiden packten einige Meter entfernt an der Außenhülle eines kleinen Shuttles die Lukengriffe und prallten aufeinander. Denise grinste breit und küsste ihren Verfolger. Denise öffnete den Einstieg und schwebte hinein. John gab sie Zeichen, er solle draußen warten.
Nach einer Weile erschien die Frau wieder. Sie trug einen kleinen Kasten mit zwei Antennen. Sie tippte auf dem Display herum und zielte mit den Antennen auf seine CB-Unit. John konnte es kaum glauben: Innerhalb von fünf Minuten hatte Denise den Sicherheitscode geknackt. Der Keuschheitsgürtel öffnete sich. Denise nahm ihn von seiner Männlichkeit und grinste.

Dann schwebte sie zu der Wand zurück, von der sie sich vorhin abgestoßen hatte. John folgte ihr ein wenig ungeschickt. Die junge Frau schlug mit ihrer Handfläche auf den Gravi-Knopf und schaltete die Schwerkraft wieder ein. John konnte sich nicht schnell genug auf die Beine stellen und fiel aus einem halben Meter Höhe auf seinen nackten Hintern. ‚“AUUU!“, rief er. Denise kicherte. „Du bist lustig“, lachte sie. John sah sie böse an. Sein Steißbein schmerzte.
Er stand auf und rieb sich über die Kehrseite. Dann stellte er erschreckend fest, dass seine Männlichkeit rapide an Größe zunahm. Die lange Enthaltsamkeit forderte nun seinen Preis...

Johns Hände, die gerade noch sein Gesäß gerieben hatten, schoben sich schnell als Sichtschutz vor seine Lenden. Sein Kopf wurde knallrot. Und Denises Lachen machte es nur schlimmer.
Doch dann kam sie zu ihm und umarmte ihn. Er roch ihr dezentes Parfüm, ihre Haare, ihre Haut…
Die beiden küssten sich leidenschaftlich, dabei nestelten sie an ihrer Uniform. Denise entblätterte sich und sackte mit John zu Boden. Sie stieß ihn dominant auf den Rücken und nahm auf ihm Platz. Ein triumphierendes Gesicht zeigte sie, als sie sein hungriges Stöhnen vernahm, rieb mit ihrer Scham über seine Männlichkeit und…

… ließ den Liebesstab in ihre Weiblichkeit gleiten. Die Vorstellung einen Jüngling zu reiten, der seit zwei Jahren in dieser Keuschheitsvorrichtung gesteckt hatte…

Hatte er überhaupt schon mal eine echte, eine reale Vagina erlebt? Denise stellte sich vor, seine erste Frau zu sein. Sie nahm ihn tief auf und genoss das pralle Fleisch, das sie lustvoll dehnte…

Lichtjahre entfernt auf Hope Island weinte Amber in ihrem Zimmer. Tante Giselle war ungerecht! Nachdem sie vor zwei Jahren von ihrem Liebesspiel mit John erfahren hatte, hatte sie alle Kontakte mit ihm unterbunden.
Nach sechs Monaten hatte sich Amber in einen anderen jungen Mann an der teuren Privatschule, die sie besuchte, verliebt. Oder war es einfach nur Trotz gewesen?
Doch auch hinter dieses Verhältnis war die Tante gekommen und hatte ihr tatsächlich die CB-Unit angelegt, um ihre Keuschheit zu erzwingen!

Seit nun über eineinhalb Jahren steckte sie in ihrem KG. Und selbstverständlich aktivierte die Tante ihn nicht. Sexuelle Erfüllung war für Amber außer Reichweite geraten. Sie hasste ihre Tante und alle Menschen dafür, dass diese Sex hatten, den sie selbst nicht haben konnte.
Ihren neuen Freund war sie längst wieder los. Der Typ hatte anfangs noch Verständnis gezeigt oder vorgetäuscht. Aber nach einer Weile wollte er doch tatsächlich von ihr oral verwöhnt werden!
Als Amber sich empört geweigert hatte, war ihr so genannter Freund schnell Vergangenheit.

Amber hatte in dieser Zeit mehrfach versucht, an den Sicherheitscode ihrer CB-Unit zu gelangen, aber Tante Giselle hatte ihn zu gut versteckt. Die nötige Sequenz war verschlüsselt in einem Datenpad ihrer Tante.
Eines Tage lief Amber aus ihrem Zimmer und fuhr mit einem Turbolift aus dem Haus in die Untergrundverkehrslinien der Metropole. Sie wollte sich endgültig aus der CB-Unit befreien. Sie würde dazu in ein zwielichtiges Viertel der Stadt müssen, aber dort würde sie jemanden finden, der den Code mit einer illegalen Software knacken könnte.

Sie bangte schon jetzt vor dunklen Gestalten, Gangs, Bettlern, Dieben und Räubern, Gangstern und Lustmolchen, die… Sie schloss die Augen vor der Vorstellung. Und viele Geldeinheiten würde sie nicht haben. Womöglich wollte ihr Befreier dafür etwas anderes… Amber hoffte, dass der Typ wenigstens gut aussah.
Sie schlich durch die dunklen Gegenden, fuhr eine Strecke mit der schmutzigen Metro in ein anderes Viertel der Stadt, stieg aus und ächzte: „Das sieht ja hier noch verwahrloster und düsterer aus, als ich befürchtet habe!“

Sie zitterte vor Angst und trippelte einen schlauchartigen Durchgang entlang, der nur durch wenige rote Lampen in ein Schummerlicht getaucht wurde. An einem Lift zur Oberfläche stand ein Kerl in abgerissener Kleidung und mit wirren Haaren. „Hey, Süße! So ganz allein zu später Stunde? Soll ich dich beschützen?“
Amber schüttelte schnell den Kopf und sah zur Seite. Der unrasierte Typ kam näher, und Amber roch den Alkohol, den der Mann inhaliert hatte. So, wie er schwankte, hatte er eine Menge inhaliert, dachte Amber und drehte sich weg. Der Fremde wollte sie gerade an der Schulter herumdrehen, da öffnete sich die Aufzugstür mit einem „Ping“.

Die beleuchtete Kabine war leer. Sollte Amber da wirklich alleine mit dem aufdringlichen Unbekannten hinein? Aber hier unten war auch niemand, der ihr helfen konnte. Sollte sie einfach weglaufen? Aber wohin? Hier streunten überall Banden umher.
Sie entschied sich für den Lift. Leider folgte ihr die Alkoholwolke. Amber drückte sich in eine Ecke der Kabine und sah den Mann abschätzend an. Er grinste dreckig und griff in eine Innentasche eines Mantels, der schon bessere Tage gesehen hatte. Wie vermutet, holte er ein kleines Inhalationsflässchen hervor und nahm einen kräftigen Zug. „Du auch mal?“, sagte er mit schwerer Zunge und näherte sich Amber wankend.

Wann war der Aufzug endlich oben?, fragte Amber und zählte die Sekunden.
„Redest wohl nicht mit jedem, was?“, fragte der Mann mit einem aggressiven Unterton. Amber lächelte verkrampft und meinte: „Danke, nein. Ich möchte nicht.“
Der Mann sah sie böse an. „Das ist aber unhöflich von so einer jungen Dame, einfach meine Einladung abzulehnen. Du solltest mir dankbar sein! Das ist bester Alkohol mit einer Prise ‚God´s Bloom’.“
Amber hatte von „God´s Bloom“ gelesen. Die synthetische Substanz führte zu euphorischen Zuständen, die einem Orgasmus ähnelten. In Wellen kamen sie über den Konsumenten der Droge und brachten ihn von einem Höhepunkt zum nächsten – bis der Organismus abschaltete und in eine entspannende Bewusstlosigkeit versank. God´s Bloom führte bereits nach einmaliger Einnahme zur Abhängigkeit und war illegal.

Der Mann schüttelte sie an der Schulter: „Nun nimm schon! Nur ein Zug! Zier dich nicht so, Mädchen!“ In diesem Moment öffnete sich die Kabinentür, die von innen mit Graffiti verschmiert war. Amber holte aus und trat dem Kerl blitzschnell zwischen seine Beine. Der Typ ließ sein Inhalationsgerät fallen und sackte stöhnend zusammen. Amber drängte sich schnell vorbei und eilte aus der Kabine. Sie rannte den Weg entlang.

An den Seiten waren Leuchtreklamen angebracht, die für Sex, Casinos, Simultanprogramme, Cocktails und diverse dubiose Firmen warben. Amber eilte in die erstbeste Bar und bestellte sich ein „Yellow Hell“ – eine Art Biergetränk, das neuerdings in Mode war und von Triton III stammte.
Wie sollte sie nur jemanden finden, der ihr aus der CB-Unit half?
Was für eine dumme Idee das gewesen war, einfach so in dieses Viertel zu fahren! Sie hatte keinerlei Ahnung, wen sie fragen könnte. Bekümmert starrte sie in ihr Glas. Da fiel ihr Blick auf eine Werbeanzeige auf der Kunstpapierserviette, die als Platzdeckchen auf ihrem Tisch lag: Eine Firma bot CB-Units an. Warum war Amber nicht gleich auf die nahe liegende Idee gekommen? Sie würde bei der Firma um Aufschluss bitten. Die mussten doch in der Lage sein…
Sie scannte mit ihrem Handgelenks-Pad die Adresse ein und war schon bald darauf in einem Taxiroboter unterwegs.


2207 (circa 2 Jahre zuvor)

Slim Holland bot dem OG-Chef Mr. White einen Deal an. Er würde Unmengen hochwertiges Ejakulat von Triton III besorgen. Dafür wollte er in den Aufsichtsrat von Optional Genetics aufsteigen.
Mr. White dachte über die Offerte nach. Seine Forschungsleiterin Goria drängte ihn schon seit geraumer Zeit, mehr Drohnen zu besorgen. Leider war das mit dem Ethikrat der VN als Wachhund im Rücken nicht so einfach.
Mr. White war beeindruckt von Hollands Wissen über Ex-Admiral Jacobs. Er wusste von dem bestechlichen Militär, der über Nanomaschinen verfügen konnte. Woher wusste dieser ordinäre Killer das alles?, fragte sich Mr. White.
Auf jeden Fall war dessen Idee, die Nanos zu kaufen und dann in Triton III gegen Ejakulatlieferungen einzutauschen, ein zwar schmutziges, aber profitables Geschäft. Mr. White beauftragte Holland in der Folge, die Nanos zu besorgen und danach auf Triton III einen Deal mit der Mine-Connection zu schließen. Mr. White wies den Agenten Turner und den leitenden Angestellten Franklin an, Holland zu begleiten.

Der OG-Chef fuhr sich mit dem Finger über seinen weißen Bart und sah durch die kreisrunde Panzerglasscheibe seines Büros auf die umtoste Oberfläche von Desolate Rock. Wenn der Deal stand, würden Holland, Turner und Franklin eine Gehirnsäuberung der Stufe III erhalten. Und dieser Ex-Admiral Jacobs musste eliminiert werden – aber da hatte er ja mit Holland den perfekten Mann für diese Aufgabe. Zufrieden setzte sich Mr. White hinter seinen weißen Schreibtisch. Seine Knochen schmerzten. Es wurde dringend Zeit für eine neue Behandlung. Er stand wieder auf und lief zu einem medizinischen Aggregat, das per Knopfdruck aus der Wand fuhr und sich um Whites Körper wand. Im nächsten Moment erschienen Dutzende kleine Arme mit spitzen Enden, die White abtasteten und elektromagnetische Strahlungen abgaben. Der Firmenchef ächzte auf, als er sich fühlte, als würde er innerlich verbrennen. Aber dieses Verfahren war obligatorisch, um seine monströse Metamorphose aufzuhalten.

Am nächsten Tag imponierte Holland dem Firmenleiter ein weiteres Mal, um sich tiefer in dessen Vertrauen zu schleichen. Er deckte Bensons Identität auf: Der Angestellte war Maulwurf und sammelte belastende Informationen über Optional Genetics für den Ethikrat.
Mr. White wollte zunächst nicht an eine Infiltration des Konzerns glauben. „Das ist völlig unmöglich“, behauptete er. „Die Security von OG durchleuchtet alle IDs bis zur Geburt der Personen.“
Holland bedachte: „Benson ist nicht beauftragt worden. Er agiert eigenständig. Er war nicht mit der Geschäftspolitik von OG einverstanden und handelt auf eigene Faust.“
Mr. White: „Wenn es so sein sollte, werde ich das durch eine Veritas-Untersuchung feststellen.“ Er wies die Security an, Benson in die medizinische Abteilung bringen zu lassen.

Holland war zufrieden. Selbstgefällig sagte er: „Ich werde bei unserem Admiral ein paar Nanos mehr bestellen. Dann bleiben uns auch welche. Meine Programmierungen sind nämlich so gut wie abgeschlossen.“
Mr. White grinste. „Sehr gut, Mr. Holland. Ich sehe schon: Sie erweisen sich eines Aufsichtsratspostens für würdig.“
Slim Holland stolzierte wie ein Hahn zurück in sein Quartier. Das lief ja alles wie am Schnürchen! Die Programme für die Nanos manipulierten nicht nur wichtige Politiker der Vereinten Nation, sondern auch die Führung von OG. Aber das sollte White erst erfahren, wenn es zu spät war.
115. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 07.10.11 23:02

hallo prallbeutel,

jetzt hat mal die liebe ihren platz und wird voll ausgekostet.

du hast wieder sehr interessanten tatsachen geschrieben.


danke für die tippselei
116. RE: Optional Genetics

geschrieben von lupo am 10.10.11 16:52

Hallo Prallbeutel,

wieder mal eine gelungene und viel zu kurze Fortsetzung

Weiter so - bin schon gespannt auf den nächsten Teil...

Danke für Deine Phantasie
Gruß
Lupo
117. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 14.10.11 15:32

# Fortsetzung #

Vier Stunden später erreichte Mr. White die Analyse von Bensons Gehirnströmen. „Er ist also tatsächlich ein Maulwurf“, grummelte White.
Er alarmierte die Security und ließ Benson verhaften. In einem Krisengespräch mit Goria, sagte die Laborleiterin: „Geben Sie mir Benson als Drohne für das X-Labor. Welche Ironie! Er wollte OG schaden, und nun muss er sein Ejakulat für die Forschung zur Verfügung stellen.“
Mr. White nickte. Goria verließ schrill lachend das Büro des Konzernchefs.

Eine Stunde später stand Benson in einer Reihe mit anderen Drohnen im X-Labor in einen dicken Latexanzug gekleidet. Ein Schlauch führte in seinen Magen, eine Augenbinde verhinderte, dass er etwas sah. In seinem Anus steckte eine elektrische Sonde. Über sein Geschlecht war eine Apparatur gestülpt, die ebenfalls elektrische Impulse diverser Art und Intensität abgeben konnte.
Des Weiteren war das Gerät auch zu mechanischer Reizung der Geschlechtsteile fähig.

Goria tippte einige Werte an einer Konsole ein. „Mal sehen, wie ergiebig du bist, Benson“, schmunzelte sie und aktivierte einen Knopf. Ein grünes Feld leuchtete mit dem Hinweis „automated milking“ auf.
Die Drohne zappelte in ihrem aufgehängten Anzug, der ihr fast keine Bewegungsfreiheit gab. Goria sah die hektischen Zuckungen, als stehe ihr Proband kurz vor einem Kollaps. „Ach, du möchtest zu Anfang noch gezähmt werden, mein Wildpferdchen? Nichts lieber als das!“ Goria erhöhte die Intensität in der Analsonde und schaltete Disziplinarimpulse an Bensons Hoden dazu. „Programm Eins. Das dürfte vermutlich reichen. Sonst habe ich noch neun weitere, mein Süßer.“

Auf Triton III badete der Boss der Mine-Connection Boris Carat gerade in einem Whirlpool voller Champagner in seiner Villa. Genau genommen war seine Residenz ein großzügiger Anbau an sein größtes Casino. Der skrupellose Syndikatschef, der ganz Mine-City kontrollierte, erhob sich aus dem brodelnden und exklusiven Nass und zog einen Bademantel über.
Er trat zu einer kleinen Konsole vor einem riesigen Bildschirm und aktivierte ihn. Zu sehen war ein Borite in Panik. Er lag auf einem schräg gestellten Bett in einem Gurtsystem fixiert und war nass geschwitzt. Sein nackter Körper zitterte, sein Kopf war festgebunden, seine Augenlider mit einer Vorrichtung aufgesperrt.

Der Unterweltkönig Carat grinste zufrieden. Die Boritenbruderschaft versuchte seit Jahren bereits ihm den Platz streitig zu machen. Doch dieses Mal hatte er die Nummer Eins der Konkurrenz in seine Gewalt bekommen und ihm ein modulierendes Halluzinogen verabreichen lassen. Die psychotrope Substanz machte den Boriten zu einem ausgeprägten Akrophobiker, dem suggeriert wurde, dass er in Schwindel erregender Höhe kurz vor einem Absturz in endlose Tiefen sei.

Boris Carat kannte diese quälenden Gefühle, denn er litt selbst an einer ausgeprägten Höhenangst. Sein gesamter Gebäudekomplex war deshalb markant ebenerdig angelegt. Für Raumflüge, die er möglichst mied, nutzte er ein spezielles Angst lösendes Sedativum und Räume ohne Fenster.
Nachdem sich Boris Carat eine Weile an der Furcht und Panik des Gefangenen befriedigt hatte, schaltete er den Schirm ab. Ihm gelüstete nach ein paar Liebes-Androidinnen aus seinem Gefolge. In Vorfreude strich er über seinen kleinen platinblonden Spitzbart und spürte, wie unter seinem Hausmantel sein Geschlecht erigierte.

Er betrat einen Nebenraum und winkte herrisch eine leicht bekleidete Androidin herbei, die exakt nach seinen Vorgaben und Vorlieben programmiert und geformt war. Boris Carat setzte sich auf einen Barhocker, der mit der Haut einer perilischen Sumpfechse bezogen war, und befahl barsch: „Los, Schlampe! Blas meinen Schwanz!“
Während er sich verwöhnen ließ, öffnete er eine Flasche Yellow Hell und trank gierig das kalte Bier. Ein lauter Rülpser entrann sich seiner Kehle. Seine goldenen Zähne blitzten im kalten Kunstlicht des Raumes.

Das automatische Gestöhne der programmierten Androidin machte Carat unglaublich an, obwohl er es schon fast zu oft gehört hatte. Er steckte sich seinen kleinen Finger in den Mund und wischte danach über seine blondierten Augenbrauen, in die ein Muster rasiert war. „Beeil dich, Schlampe!“
Der Mine-Connection-Boss liebte das dominante Spiel. Aber hin und wieder gelüstete es ihn nach Unterwerfung. Bei all der Macht und den gewissenlosen Entscheidungen, die er traf, hatte er ein Bedürfnis nach einem Gegensatz, einem Ausgleich. Sein Kontrastprogramm war das einer Domina, die ihn mit seiner größten Angst konfrontierte.

Vergangene Woche war er nackt in einer Zelle aufgewacht, deren Boden sich plötzlich zu einer transparenten Scheibe modulierte. Und der Gangsterboss fand sich scheinbar hundert Meter über dem Boden wieder…
Sein Betteln, Weinen, Jammern und Schreien nach Gnade… Letztlich hatte die Domina ihn erlöst und ihm einen grandiosen Orgasmus geschenkt. Aber jetzt würde Boris Carat es erst mal dieser Schlampe zeigen, die vor ihm auf den Knien rutschte. Die Androidin würde für seine Ängste, die er ausgestanden hatte, leiden müssen. Ja, ihr würde er es richtig heimzahlen. Wenn er sie voll gepumpt hatte, würde er seine Strafanalzapfen hervorholen, die sonst nur humanoide Liebesdienerinnen tragen durften, wenn sie nicht genügend Geldeinheiten verdient hatten, und testen, wie dehnbar der Arsch seiner Puppe war…


2209 (zwei Jahre später)

Auf Triton III ließ sich der cylonische Konsul Vero gerade von seiner liebsten Konkubine Tara verwöhnen, als der Generalalarm ertönte. Der gesamte Regierungspalast musste sofort evakuiert werden. Sämtliche Bediensteten und hohe Militärs mussten augenblicklich den Sicherheitsbunker tief unter dem Gebäudekomplex aufsuchen.
Hier würden selbst Quantenbomben ihnen nichts anhaben können, die die Oberfläche des Planeten komplett verheeren würden. Vero schimpfte und fluchte. Mitten im schönsten Liebesspiel! Hastig zog er seine Leibhose unter seine edle Toga und eilte zum Turbolift. „Was ist los? Werden wir angegriffen? Von wem? Die VN hat doch gar keine Kapazitäten mehr, um Verbände bis Triton III zu bringen… Oder sind etwa Boritenschiffe aus einem anderen System aufgetaucht? Verdammt! Ich will Antworten! Sofort!“

Ein cylonischer Konteradmiral, in glänzender Uniform und mit Orden behangen, erwartete den Konsul bereits in der Turboliftkabine und beruhigte ihn: „Es handelt sich nur um einen Test, ehrenwerter Konsul Vero. Eine Fehlfunktion in der Integrität des Abwehrschildes wird simuliert.“
Vero wütete: „Und wegen einer verdammten trivialen Übung bin ich gestört worden!?“
Im Gesicht des Konteradmirals war keine Gefühlsregung abzulesen. Der Politische Rat der Cylonischen Neukolonien hatte die Übung beschlossen. Und da musste sich selbst ein Konsul fügen. „Ich habe Angst“, hörte er plötzlich eine Stimme hinter dem Konsul. Eine zitternde, dünne, hohe Stimme. Eine humanoide Stimme….

Ein weiblicher Mensch kam hinter dem breiten Kreuz des Konsuls zum Vorschein. Tara, die Menschenfrau hatte sich hinter Vero versteckt und war von dem Konteradmiral bisher nicht bemerkt worden. „Ehrenwerter Konsul’“, sagte der Offizier, „dieser Lift ist nur für die Führungsebene…“
Vero hielt die kleine Frau schützend im Arm. „ICH bestimme, wer in diesem Aufzug fährt und wer nicht!“
Nach einigen Sekunden fragte er: „Wie lange müssen wir in dem Bunker bleiben?“
Der Konteradmiral informierte: „Sechs Stunden dauert die Maximalsicherheitsphase, ehrenwerter Konsul.“
Vero räusperte sich. Da war es doch sehr gut, dass er seine Konkubine dabei hatte. Er würde sich die Langeweile schon zu vertreiben wissen.

Im Bunker gab es für den Konsul ein luxuriös ausgestattetes Privatgemach. Morgen würde er offiziell Beschwerde beim Politischen Rat einlegen, weil er nicht über dieses exerzierte Manöver informiert worden war. Aber heute wollte er noch sein Vergnügen mit Tara haben.
Der Lift erreichte die Bunkeranlage und öffnete. Simultan blinkte eine rote Leute über der Tür auf. Vero schritt mit Tara im Schlepptau unverzüglich in die private Sektion, in der ihm ein Wohnraum und Schlafquartier zur Verfügung stand. Dort sagte er: „Schließen“. Sein Audiosignal verriegelte den Zugang zu der Örtlichkeit. Die semitransparente Membran, die die Tür bildete, modulierte zu einer undurchsichtigen Polymerschicht, die mit einem Kraftfeld gesichert war.

„Wo waren wir stehen geblieben?“, fragte er frivol. Die immer noch verängstigte Frau empfand er nun noch erregender als sonst. Sie klammerte sich an ihn, während er ihr ihre Textilien vom Leib riss. Er sollte ab heute generell alle seine Bettgefährtinnen vor dem Akt in Angst versetzen…

Als die Übung endlich beendet war, und Vero aus dem Tiefbunker hinauf in seine Residenz zurückkehren konnte, verspürte er in der Turboliftkabine plötzliche Übelkeit und intensive Kopfschmerzen. Er fasste sich an die Schläfen und seinen Bauch.
„Was ist nur los mit mir…?“, fragte er sich. Aber auch der Konteradmiral und ein weiterer Uniformierter, die in der Kabine hochfuhren, zeigten die gleichen Symptome. Den Männern wurde schwindelig und sie sackten bewusstlos zu Boden. Auch die vierte Person, Tara, fiel in eine Ohnmacht. Ihre Augenlider flatterten unkontrolliert, dann blieb sie still und regungslos halb auf dem Konsul liegen. Blitze schossen durch den Kabinenraum. Und auch die Cylonen, die bereits an der Oberfläche waren, spürten diese Schmerzen und verloren das Bewusstsein.

Waren sie von elektromagnetischen Granaten angegriffen worden? Der letzte Cylone, der noch wach war, würgte. Er sah zum Himmel, der sich pechschwarz verfärbte. Dann erschienen ihm bunte Lichter vor den Augen. Das gesamte Farbspektrum entstand vor ihm und schien sich in sein Gehirn zu fressen. Plötzlich hatte er die Orientierung verloren. Ja, sogar sein Gedächtnis.
Als sei sein Gehirn gelöscht. Wo war er? WER war er? Er wusste es nicht.
Und als er sich mit einer Hand an einem Fusionsmodul abstützte und mit der anderen Hand an seinen Kopf fassen wollte, um den Druck zu mildern, erreichte er den Kopf nicht mehr. Er verharrte mitten in der Bewegung.
Die Zeit hatte aufgehört, sich fortzubewegen.
Zu der Frage, was da los war, kam er nicht mehr.
Im nächsten Moment hatten er und alle anderen aufgehört zu existieren.


2208 (einige Monate zuvor)

Slim Holland wurde mit seinen beiden Begleitern Turner und Franklin vom Boss der Mine-Connection auf Triton III herzlich begrüßt. Die dröhnende Stimme des Unterweltkönigs hallte durch den Raum. Die Delegation von Optional Genetics war zuvor inkognito ein Geschäft auf Hermes im Proxima-Sol-L-711-System mit einem korrupten Ex-Admiral namens Jacobs eingegangen.
Holland hatte den ehemaligen Militär im Auftrag seines Chefs Mr. White kurz nach dem Treffen mit hochpotentem Ionentoxin neutralisiert und verfügte nun über Nanomaschinen, die auf dem Schwarzmarkt teuer gehandelt wurden.

Boris Carat war sofort hellauf begeistert. Das viele Ejakulat aus der sündigen Mine-City, das er für die Nanos tauschen sollte, stellte für ihn keinerlei Wert dar. Er lieferte laut Vertrag zukünftig das humanoide Sekret an die Genfirma; und dafür erhielt er die kostbaren, kleinen Wunder der Wissenschaft, die ihm noch viel mehr Macht versprachen.
Holland musste sich dazu verpflichten, die Steuerungsprogramme für die Nanos zu kopieren und Carat zur Verfügung zu stellen. Holland ging zum Schein darauf ein und stieß mit ihm, mit Carats größtem Stolz, seinem echten Whiskey, an. „Kein synthetisches Dreckszeug!“, betonte der Gangster. Holland prostete ihm grinsend zu und dachte: „Du Dreckschwein! Du willst mich als Mitwisser der Programme liquidieren, aber ich werde schneller sein. Wie bereits in der Zukunft geschehen…“

Und tatsächlich war das OG-Schiff mit dem Ejakulat bereits auf dem Rückweg nach Desolate Rock, da betrat ein neu angeheuerter Matrose Hollands Kabine und zielte mit einem Laser auf das Bett, unter dem sich die Konturen eines schlafenden Mannes abbildeten. Mit einem leisen, scharfen Zischen brannte der Auftragskiller der Mine-Connection ein großes Loch in das Laken. Dann kam er näher und riss das Bettzeug weg: Darunter befanden sich nur Kissen. Im nächsten Moment spürte er eine kurze, kalte Berührung im Nacken. Dann fiel er bewusstlos zu Boden. Holland hielt eine Hyperspraypistole in der Hand. Das Serum hatte den Schergen außer Gefecht gesetzt.

Holland sprach in sein Kom-Pad: „Sicherheitsalarm in Kabine 16.“ Einige Minuten später befand sich der Matrose in der kleinen Zelle, die als Schiffsgefängnis diente. Goria würde sich freuen: wieder eine Drohne mehr.
Die 20 Nanomaschinen der Produktionsreihe X-7000 waren für den Unterweltboss wertlos, denn die Software funktionierte nicht. Und eine weitere Hiobsbotschaft erreichte Carat. Einer seiner Leute musste ihm melden, dass ein gefährlicher Virus namens Tentigo durch eine Verunreinigung auf Triton III angekommen sei.
„Sollen wir das kontaminierte Material in die Sonne schießen?“, fragte der Mann und kratzte sich ratlos seinen Dreitagebart. Boris Carat kniff die Augen zusammen. „Nein! Wir werden es in das Ejakulat mischen, das OG bekommt. Regel das!“
Der Mann nickte und brummte: „Geht klar, Boss.“

Boris Carat überlegte. Er hätte es auch gerne auf der Rückseite des Planeten entsorgen lassen, aber die Idee mit OG war noch besser. Die Nanos waren wertlos. Er würde vorläufig so tun, als habe er es noch nicht bemerkt und diese verfluchten Genlabors von OG mit Tentigo verseuchen, der die Libido von Humanoiden ins Unermessliche trieb. Sollten sie alle verrückt vor Geilheit werden und verrecken, diese paranoiden Giftmixer!
118. RE: Optional Genetics

geschrieben von Herrin_nadine am 14.10.11 22:39

hallo prallbeutel,


die abmelkstadion ist wieder voll funktionsfähig. wird wieder am unsterblichkeitsserum geforscht?

machst du es wieder einmal sehr spanndend.


danke fürs tippseln
119. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 17.10.11 17:39

> Fortsetzung <

Slim Holland hackte wild auf seiner Konsole in die Tasten. Er musste sich in das Programm der Boritenbank Tryxalos, Solaristrium, hacken. Das Konto mit der Nummer „Eta-9110030302-XVZY-QGRZ-PPLU-9494“ war noch nicht vergeben. Aber in den nächsten Wochen musste sein Erpresser, dessen Botschaft er in einem Jahr auf dem Langstreckenschiff von „Planet Traveller Inc.“ empfangen würde, genau dieses Konto eröffnen.
Holland musste nur noch auf die Registrierung warten, indem er sporadisch die Aktivierung prüfte, und die Kundendaten daraufhin abfangen.

Wer wusste von ihm so viel, dass er ihn ausliefern konnte? Der Killer hatte keine Ahnung. Vielleicht würde es gar nicht zu dem Erpressungsversuch kommen, grübelte er, weil sich die Fakten durch seinen Zeitsprung geändert hatten. Eine andere Realität wirkte in dieser Zeit…
Er hatte in die Vergangenheit eingegriffen. Auf jeden Fall wollte er diesem Wichser einen Denkzettel verpassen! Mit Slim Holland legte sich niemand ungestraft an!

Als das OG-Schiff auf Desolate Rock landete, übergab Holland den Häscher des Unterweltbosses an die Security des Konzerns. Der Mann erwartete ein Gerichtsverfahren vor der VN, doch es sollte anders kommen: Goria nahm ihn dankend als Drohne für das X-Labor entgegen. Noch ahnte der Mann nicht, was das für ihn bedeutete. Er ließ sich von der Sicherheitsmannschaft des Konzerns abführen und war sich immer noch sicher, dass ihn ein windiger Advokat, den ihm sein Auftraggeber besorgen würde, schon retten würde.

Einen Standardtag später besuchte Holland den Mann in seinem neuen Umfeld. Die Drohne hing in ihrem Latexkostüm an Apparaten und war mit Schläuchen und Kabeln an Maschinen und Aggregate verbunden. Der Programmierer lachte. „Das geschieht mit Leuten, die mir ans Hemd pissen wollen.“
Holland bedauerte, dass er Carat kein Video von seinem Mann senden durfte, aber die Arbeiten im X- und Y-Labor der OG-Basis waren streng geheim.
Stattdessen wollte Holland sich wieder der Software widmen, da wurde er von zwei uniformierten Securitymännern eingerahmt. „Kommen Sie augenblicklich in die medizinische Abteilung!“
Widerstand war zwecklos. Die Uniformaffen führten nur Befehle aus und würden nicht mit sich reden lassen. Außerdem war sich Holland nicht einmal sicher, ob es nicht vielleicht Androiden waren.

Sollte er eine weitere Gehirnsäuberung erhalten? Wegen seines Wissens über das dreckige Geschäft mit den Nanos und der Mine-Connection? Glücklicherweise hatte er wieder ein Memorial in einem Datenfragment angelegt, dass ihm seine Erinnerungen zurückbringen würde.
Wie vermutet wurde er auf der Liege in der Medi-Abteilung verkabelt und mit einer Gehirnsäuberung behandelt. „Einen schönen Tag noch“, verabschiedete sich das veraltete Androidenmodell nachdem Holland wieder wach geworden war.
Der Programmierer lief zu seinem Quartier. Er musste noch eine Arbeit fertig stellen. Aber irgendwas war doch da noch gewesen… Er erinnerte sich nicht mehr.

Er hatte das Gefühl, als sei ein Loch, ein leeres, weißes Blatt in seinem Kopf, auf dem ursprünglich Erinnerungen gespeichert gewesen waren.
Als er seinen Arbeitsplatz betrat, kam ihm Mr. Clint, ein leitender Angestellter entgegen. „Ich musste mal an ihre Konsole. Der Terminalserver war deaktiviert. Irgendein Datenstrom hat ihn gekillt. Aber nun ist wieder alles in Ordnung. Ich werde ihren Zugang initialisieren. Dann sind Sie wieder im Netz.“

Slim Holland bedankte sich mit einer lässigen Handbewegung und setzte sich an seine Konsole, als Clint verschwunden war. „Reboot completed“, zeigte der Monitor an. Der RAM-Speicher war gelöscht. Holland zuckte mit den Schultern. Wird schon nichts Wichtiges drin gewesen sein. Er öffnete seine Datenordner und kümmerte sich um die wissenschaftliche Datenbank, die OG von ihm erstellt habe wollte. Ein Kinderspiel, dachte er. Morgen würde er fertig sein damit. Dann war sein Auftrag zu Ende.

Am nächsten Standarttag bedankte sich Mr. White bei seinem Mitarbeiter und stellte ihm den Scheck aus, den er laut Vertrag erhalten sollte. „Und einen guten Rückflug nach… Wohin wollen Sie eigentlich?“, fragte Mr. White.
Slim Holland grinste. „Sie wissen, dass ich ungern Besuch bekomme. Machen Sie es gut.“
Eine Stunde später startete das OG-Schiff, dass Slim Holland zur nächsten interstellaren Andockphalanx bringen sollte. Agent Turner begleitete ihn.
Als sich die Männer an Bord gegenübersaßen, war ihnen so, als haben sie schon gemeinsam irgendetwas erlebt, an das sie sich nicht erinnern konnten. Aber sie kamen einfach nicht drauf.

Slim Holland tauchte mit neuer ID in einem Systemhaufen der Boriten unter. Auch dort wurden Liquidatoren benötigt. Neben einigen kleineren Syndikaten war die Boritenbruderschaft die mächtigste Vereinigung. Es war bekannt, dass die Boss der Bruderschaft für Spezialdienste sehr gut zahlten. Holland musste davon ausgehen, dass auch Cylonen zu seinen Zielpersonen zählen würden. Ein gefährliches Spiel. Sicherer war es, auf Rasierklingen zu lutschen…
Aber Holland wusste, dass er sich bei Bedarf „unsichtbar“ machen konnte wie ein Transformwesen. Wenn es sein musste, würde er auch mit Cylonen in den Ring steigen.

Turner kehrte zurück zur OG-Basis. Er freute sich schon auf die Simultankammer mit seinem Lieblingsprogramm. Ein wenig Entspannung hatte er sich redlich verdient.
Wenige Wochen später hatte der Agent seinen nächsten Auftrag. Mr. Whites Deal mit Boris Carat war geplatzt. Die erste Lieferung Ejakulat war versucht gewesen. Mr. White hatte getobt vor Wut. Dieser Gangster wollte sie verarschen! Er lobte Goria, dass sie die Kontamination noch rechtzeitig bemerkt hatte.
„Bringt dem Wichser seinen Dreck zurück!“ Das war die Anweisung an Agent Turner. Anschließend sollte er sich auf einem Schiff namens Solitary Hermes einschreiben und einen Geheimauftrag ausführen.

Turner - begleitet von einem Kollegen namens Davis - trat sie in die Umlaufbahn von Triton III ein und warf das kontaminierte Ejakulat ab. Allerdings landete der Tentigovirus wegen eines Berechnungsfehlers der Bordelektronik exakt auf der falschen Seite des Planeten.
Turner ließ sich bei den Koordinaten anzeigen, ob dort Kolonien existierten. Laut Atlas gab es dort nur eine Ultrasec-Anstalt. „Strafgefangene“, murmelte Turner abwertend. „Na, auch egal. Dann bekommen die jetzt ein bisschen Spaß.“
Die beiden Männer machten sich auf ins Xeta-71-System, wo ihr Ziel ein Bergbauplanet namens Kolossus war. Dort sollten sie in einen Raumtransporter steigen und sich als Inspektoren von „Kings & Rolls“ ausgeben.

Derweil wurde Mr. Clint auf Desolate Rock von den Sicherheitsleuten der Firma abgeführt. Er wunderte sich, als die Männer ihn in einen Vorraum des X-Labors brachten. Gorias Silhouette erschien hinter einer Glaswand. Die Uniformierten ließen Clint alleine. Ein Zischen dichtete die Eingangstür hermetisch ab.
Mr. Clint sah, wie die Forscherin in ihrem weißen Kittel hinter der Glaswand stand und auf einen Knopf drückte. Sofort wurde aus der wabenartigen Strukturdecke ein Sedativum in den Raum geleitet.
Was hatte das zu bedeuten?
Mr. Clint brach nach wenigen Sekunden zusammen. Seine Muskeln wurden schwer und schwerer, schlaff… Seine Augen fielen zu…

Als er erwachte, sah er nichts. die Augenbinde aus einem synthetischen Gel verhinderte jegliche Sicht. Er spürte, wie sein Körper halb in der Luft hing, halb den Boden berührte. Etwas füllte unangenehm seinen Anus. Und auch an seinem Geschlecht… nein, auch IN seinem Glied steckte etwas.
Mr. Clint zappelte herum, aber der Latexanzug, der an einigen Stellen mit Drähten verstärkt war, und die Aggregate hielten ihn in der vorgegebenen Position mit den anderen Drohnen. Es konnte sich nicht um einen Alptraum handeln, nicht um eine phantasmagorische Illusion. Er war zur Drohne geworden. Er wollte schreien, aber seine Kehlkopfmuskulatur war sediert.


2210 (2 Jahre später):

Amber war bereits seit einigen Monaten verschwunden.
Miss Vermont hatte eine Vermisstenanzeige bei der Planetenpolizei aufgegeben. Aber die PP machte ihr keine großen Hoffnungen, denn die Spuren der jungen Frau endeten in einem berüchtigten Viertel der Stadt.
Ambers Tante beauftragte eine Kopfgeldjägerin, aber auch diese musste sich nach drei Monaten geschlagen geben, obwohl sie als so genannte „Pathfinder“ und „Tracer“ einen guten Ruf besaß. Amber blieb verschollen.

Giselle Vermont stürzte sich in ihre wissenschaftlichen Arbeiten, um sich abzulenken. Als Genforscherin war sie an einem renommierten Forschungsinstitut auf Hope Island beschäftigt. Sie entwickelte wichtige Formeln und erhielt Preise und Auszeichnungen für Molekularexobiologie und therapeutischer Genmodulation zur Zellenverjüngung.
Innerhalb weniger Wochen erhielt sie Angebote aus diversen Sternensystemen von großen Firmen und Instituten. Nicht nur Pharmakonzerne und DNA-Produzenten, sondern auch die berühmte Boriten-Universität wollten sie als Dozentin und Forscherin haben. Das Angebot war eine große Ehre - selbst für ein Ausnahmetalent wie Giselle Vermont.

Schließlich musste sie zu sich selbst ehrlich sein: Amber würde nicht mehr auftauchen. Sie war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen. Miss Vermont verdrängte die Bilder, die ihr im Kopf herumspukten. Sie musste weg von Hope Island. Sonst würde sie noch verrückt werden!
Also fasste sie einen Entschluss. Sie würde das Angebot der Boriten-Universität annehmen. Dort würde sie inoffiziell nebenbei noch für Pharmabetriebe Versuche durchführen und doppelt absahnen. Ein schlechtes Gewissen hatte sie dabei nicht. Giselle Vermont war schon immer auf ihren Vorteil bedacht und kannte wenig Skrupel. Und Ambers Verlust sowie John Tender, der sich einfach nicht mehr gemeldet hatte, hatten sie weiter verbittert und zynisch werden lassen.


2211 (drei Monate später)

Giselle Vermont reiste mit einem Langstreckenschiff von Hope Island in Richtung Boritencluster. In ihrer ID-Card waren Geldeinheiten in einer Höhe gespeichert, die sie angespart hatte. Eigentlich war es das Erbe ihres Bruders, das sie lediglich für Amber verwalten sollte – bis zu Ambers 27. Geburtstag. Doch da die Göre nicht mehr existierte…

Auf dem Weg zu den Boritensystemen, musste das Langstreckschiff „Voyager Star II“ des Transitunternehmens „Planet Traveller Inc.“ wegen eines Fehlers im Quantenantrieb einen Zwischenstopp einlegen.
Dem Kapitän war nicht wohl bei der Sache, denn die Voyager Star II musste dazu durch das berüchtigte „Dark Red Dust 535“ fliegen, ein System mit gefährlichen Asteroidenschwärmen, Anomalien und gigantischen Plasmawolken. Ganz zu schweigen von Raumpiraten, die dort ihr Unwesen trieben…
Aber ein Umweg würde in jedem Fall durch Koordinaten der entmilitarisierten Zone zwischen VN und Cylonischen Reich führen. Also entschied sich der Kapitän für den Durchflug des Systems.

Giselle Vermont nahm gerade einen synthetischen Wodka Martini zu sich, als sie Schwindel erfüllte. Vor ihr schien sich ein Mann zu verbiegen wie aus Gummi. War er ein Transformwesen, oder hatte sie Halluzinationen? Reagierte sie allergisch auf das Getränk? Was war los? Die Wände des Schiffes schienen sich zu verbiegen, die Luft wurde dick wie Sirup. Miss Vermont hatte das Gefühl, als müsse sie ersticken…


2197 (14 Jahre zuvor)

Als sie aufwachte lag sie in einem Krankenbett. „Wo bin ich?“, fragte sie einen Mann in einem weißen Kittel, der mit dem Rücken zu ihr an einem medizinischen Modul stand. Der Arzt drehte sich herum: „Miss Vermont? Sie befinden sich auf einem Großshuttle der Firma Optional Genetics. Vielleicht haben Sie schon von uns gehört?“
Giselle Vermont runzelte die Stirn. Optional Genetics war vor mehreren Jahren vom Ethikrat der Vereinten Nation zerschlagen worden, nachdem die illegalen Machenschaften der Firma ans Tageslicht gekommen waren…

Wie war sie hierher gekommen? Sie war doch mit einem Planet-Traveller-Schiff unterwegs in ein Boritensystem gewesen…
„Wie komme ich hierher?“, fragte sie verwirrt und fasste sich an den Kopf, der furchtbar schmerzte.
Der Mediziner erzählte, dass sie als einzige Überlebende aus einem Wrack geborgen worden war, das ziellos durchs All getaumelt war. „Haben Sie selbst keine Erinnerung daran, was geschehen ist?“
Giselle Vermont schüttelte den Kopf und zuckte vor Schmerz im gleichen Moment zusammen. Der Arzt sagte: „Keine Sorge. Ich habe Ihnen ein Mittel gegen die Beschwerden gegeben. Es wird gleich wirken.“

Die Patientin fuhr sich durch ihre langen blonden Haare. „Ich war auf dem Weg zum Boritencluster…“
Der Mediziner hob die Augenbrauen. „Boritencluster? Mir wäre neu, dass es dorthin eine zivile Verbindung gibt.“
Miss Vermont erinnerte den Mann: „Schon seit den Wirtschaftsverträgen mit den Boriten über die Uranplanetoiden im Lapideumsystem.“
Der Arzt wirkte irritiert. „Davon ist mir nichts bekannt… Ich gebe Ihnen…“
Die Patientin unterbrach ihn: „Die kennen Sie nicht? Ohne diese Verträge hätte die Vereinte Nation niemals die Invasion des Cylonischen Reiches zurückschlagen können.“
Der Arzt nickte mitfühlend. „Verstehe. Einen Moment. Ich habe mich in meiner Diagnose vielleicht doch… So.“ Er lud eine Hyperspraypistole und setzte sie seiner Patientin an den Hals an.

„Ruhen Sie sich aus. Ihnen wird es bald besser gehen. Sie stehen unter Schock. Wie heißen Sie?“
Miss Vermont nannte schläfrig ihren Namen. Der Arzt fragte nach ihrem Wohnsitz und dem heutigen Datum. Dann fiel die scheinbar verwirrte Patientin in einen tiefen Schlaf.
Der Mediziner schüttelte den Kopf. Er würde eine detaillierte Inspektion der Gehirnnerven und ihrer Denkmuster durchführen müssen. Die Frau litt offenbar an einer Wahnvorstellung. Sie glaubte, dass sie im Jahr 2211 lebte, eine seltene Form der anachronistischen Psychose war indiziert. Der Arzt diktierte die Diagnose in seinen Handgelenks-Kommunikator.


120. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 21.10.11 15:41

Drei Wochen später ging es Giselle Vermont besser. Sie erhielt spezielle Medikamente und hatte sich einer Gehirnoperation unterziehen müssen. Der kleine Eingriff hatte dafür gesorgt, dass sie die Schrecken ihres Unfalls auf der Voyager Star II besser verarbeiten konnte.
Sie saß in ihrem Quartier und litt unter seltsamen Erinnerungslücken. Als das Schiff auf der Basis der Genfirma landete, hatte Miss Vermont das Bedürfnis, mehr über die Forschung des Konzerns zu erfahren. Uniformiertes Sicherheitspersonal begleitete sie zum Vorstandschef Mr. White.

Als sie sein großes Büro betrat, sah sie sich erstaunt um. Jeder Gegenstand, Wände, Boden und Decke – alles war weiß. Und Mr. White machte seinem Namen ebenfalls alle Ehre: Der Mann war vollständig weiß gekleidet und trug weiße Haare und einen weißen Bart. Seine Haut sah ungesund weiß und durchscheinend aus. Nur die Adern, die sich darunter abbildeten wirkten bläulich.

„Nehmen Sie doch Platz, Miss Vermont“, bot er ihr einen Sessel an.
Giselle Vermont lächelte verlegen. „Ihr Name passt zu Ihnen.“
Mr. White versuchte zu lachen, aber ein Hustenanfall ließ ihn eher würgen als frohlocken. „White ist mein Pseudonym. Verstehen Sie?“
Miss Vermont schenkte sich die Frage nach seinem realen Namen und erkundigte sich stattdessen: „Ich habe schon so manches über Optional Genetics gelesen - an Bord Ihres Schiffes. Ich könnte mir durchaus vorstellen, in Ihrem Labor zu arbeiten, wenn das Entgelt stimmt.“
Mr. White grinste. „Da werden wir uns einig. Garantiert.“
Die Wissenschaftlerin lächelte. „Arbeiten Sie einen Kontrakt aus, der mir gefällt.“
Mr. White: „Dann kann ich schon jetzt sagen: Willkommen an Bord! Oder wie unser offizieller Werbespruch heißt: Choose Your Fate – Welcome in paradise!“

Er schüttelte der Frau die Hand. Als Miss Vermont den Raum verließ und zu ihrem Quartier gebracht wurde, sah sie die vielen Hautschuppen, die an ihren Fingern klebten. Angeekelt wischte sie sich die Hände an ihrer Hose ab. Dieser Mann musste todkrank sein.
Später, als sie in ihrem Privatraum saß, grübelte sie darüber nach, was sie eigentlich vorgehabt hatte und wie sie hierher kam. Irgendwie fehlten ihr zahlreiche Erinnerungen an ihr Leben.

Nach und nach kamen Fragmente zurück in ihr Bewusstsein. Sie hatte über Optional Genetics in mehreren Datenbänken viel gelesen. Diese skrupellose Firma hatte die Macht, großes Unheil anzurichten. Wenn das Wissen von OG in die falschen Hände fallen würde…
Giselle Vermont blitzte plötzlich ein Gedanke durch den Kopf: SIE war die Forscherin, die brandgefährliche Formeln entwickeln würde, die letztlich dem Cylonischen Reich zur Herrschaft über die Galaxie verhelfen würde…
SIE war… Goria? Von dieser Frau hatte sie auch gelesen…

Giselle Vermont aktivierte eine Datenbank und wollte sich ein Foto von Goria anzeigen lassen, aber dann fiel ihr ein, wie dumm die Idee war. Natürlich gab es noch kein Foto von ihr, weil… sie gerade erst ihren ersten Arbeitstag hatte.
Wie war sie nur auf den seltsamen Namen Goria gekommen? Wenige Sekunden später erinnerte sie sich an den Geburtsnamen ihrer Mutter: Oria. „G steht für Giselle“, murmelte sie.

Fast drei Stunden lang saß Vermont still da und dachte nach. Dann war sie zu einem Entschluss gelangt: Sie musste das Desaster stoppen, bevor es begann.
Als erstes löschte sie die Doppelhelix zweier Makromoleküle für ihre Formeln zur Zellenverjüngung, die die Grundlage für die spätere Lebensformel enthielten.
Anschließend erschien sie bei Mr. White. Sie trug einen weißen Kittel und ihr Namensschild „Goria“. Mr. White lächelte: „Ah, wie ich sehe, haben Sie sich schon eingelebt. Und… einen Namen haben Sie auch schon? Goria? Interessantes Pseudonym.“
Goria sprang vor und drückte dem OG-Chef die Hyperspraypistole an den Hals, die sie unter ihrem Kittel verborgen hatte.

Das konzentrierte Ionentoxin wirkte sofort. Der Vorstandsvorsitzende hatte sich mit letzter Kraft auf den Schreibtisch gestützt, dann war er zusammengebrochen.
Goria wollte den Raum schnell verlassen, doch ein Trupp Sicherheitsleute erschien und zielte mit Lasern auf sie. Goria ließ das medizinische Gerät fallen, das polternd auf dem weißen Silikonboden landete. Im nächsten Sekundenbruchteil jagten elektrische Impulse durch ihren Körper und ließen nahmen ihr Bewusstsein.

Schweißnass wachte sie auf und befand sich in einem Latexanzug, halb hängend im X- Labor. In ihrem Anus und ihrer Vagina steckten dicke Sonden, durch die Impulse jagten. Goria schrie…

… und wachte auf.
Sie lag auf einer harten Gummipritsche in einer Zelle. Sie erinnerte sich: Sie hatte den Chef von Optional Genetics eliminiert. DAS war kein Traum gewesen. Sie würde für ihre Tat vor Gericht gebracht werden und ihr Leben in einer Zelle verbringen müssen. Trotzdem bereute sie ihre Tat nicht.
Sie hatte mit ihrem Eingreifen die Historie zum Guten gewendet

Fast vier Wochen blieb Goria isoliert in ihrer Zelle. Das Wachpersonal sprach mit ihr kein Wort.
Dann war der Tag der Abreise gekommen: Ein Schiff der Planetenpolizei war auf Desolate Rock gelandet, um sie nach Hope Island zu überführen, um sie vor Gericht zu stellen.
Ein Uniformierter erschien vor ihr und stellte sich als PP-Kommandant Laney vor. „Sie werden mit der Securitas 701 nach Hope Island verbracht werden.“

Goria wurde von zwei kräftigen PP-Männern abgeführt und durch einen Hangar zum Schiff gebracht, das dort angedockt hatte. Ein gewaltiger Schott aus Stahl öffnete sich und gab den Schleuseneingang frei.
Gorias letzter Blick zurück zum Gebäudekomplex von OG zeigte ihr das große runde Fenster, 40 Meter in der Höhe, das zum Büro von Mr. White führte. Dort standen drei Personen. Goria glaubte die Männer als Benson, Clint und Franklin zu identifizieren.
Die drei Vorstandsmitglieder würden Optional Genetics zukünftig leiten – hoffentlich mit einem Gewissen.


2199

„Die Genfirma Optional Genetics, die eng mit der Regierung zusammen arbeitet und sich freiwilligen Kontrollen des Ethikrates unterwirft, hat eigene Ethikstatuten aufgestellt. Die Dreierspitze aus den Wissenschaftlern Benson, Franklin und Clint setzten sich ebenfalls für die Bekämpfung der Armut in den Außenbezirken von Hope Island City ein. OG sicherte sich vergangene Woche ein Patent für eine synthetische Universalaminosäure, die die Produktion artifizieller Nahrung deutlich verbilligt.“
(Ausschnitt einer Veröffentlichung der Interstellaren Newsagentur Space Watch (INSW))


2201

„Attentat auf Präsident der VN-Ethikkommission verhindert – Täter F. war Planetenpolizist“
(Überschrift einer Veröffentlichung der Interstellaren Newsagentur Space Watch (INSW))


2209

„Vorstandsmitglied von Optional Genetics verhindert illegalen Handel mit Nanos – Exmilitär Jacobs festgenommen“
(Überschrift einer Veröffentlichung der Interstellaren Newsagentur Space Watch (INSW))


Ende 2209

„Passagierraumschiff „Megration II“ bringt 613 Touristen in neu eröffnetes Urlaubsparadies auf Sunny Beach“
(Überschrift einer Veröffentlichung der Interstellaren Newsagentur Space Watch (INSW))


2211

„Ungewöhnliches Ambiente: Junges Paar heiratet in ehemaligem Siliziumbergwerk“
(Überschrift eines Interviews der Interstellaren Newsagentur Space Watch (INSW))

Textausschnitt:
INSW: „Wie sind Sie auf die Idee gekommen, gerade hier zu heiraten?“
John: „Nun ja, ich habe über zwei Jahre hier auf Kolossus gearbeitet – und konnte meinen Schatz so lange nicht in den Armen halten.“
Amber: „Das holen wir alles nach.“
INSW: „Und wo verbringen Sie ihre Flitterwochen?“
John: „Wir wollen nach Sunny Beach.“
INSW: „Dann wünschen wir heiße Tage – und Nächte!“
John & Amber: „Vielen Dank.“
INSW: „Wir haben zu danken für das Interview.“

(Ausschnitt aus einem Interview der Interstellaren Newsagentur Space Watch (INSW))


Eine Woche später auf Sunny Beach

Amber lag in Johns Armen. Ihr Geist drehte freudige Pirouetten vor Glück. Die Laken auf der Latexmatratze waren zerwühlt. Das Liebespaar hatte vom Bett aus einen traumhaften Ausblick auf Strand und Palmen.
Amber zeigte auf den Aluminiumkoffer vor dem Bett. „Ob unsere Liebe die lange getrennte Zeit überstanden hätte? Ohne die da?“
John sah zu dem Behälter, in dem sich zwei CB-Units befanden, und wendete sich dann wieder Amber zu und sagte im Brustton der Überzeugung: „Unsere Liebe übersteht alle Zeiten!“
Amber schmunzelte: „Und falls ich mal meine Zweifel bekommen sollte, dass du treu bist, werde ich dich wieder in eine Unit stecken.“

Das junge Paar fiel übereinander her, liebkoste sich und konnte bald die gemeinsame Erregung nicht mehr zurückhalten. John tauchte in seine Braut ein, die wohlig aufstöhnte. Beide versanken in euphorischer Lust und Leidenschaft…
Später lagen sie wieder nebeneinander und dachten über die Zukunft nach. Amber hatte ihre wissenschaftliche Ausbildung fast abgeschlossen.
Ihr zu erwartendes Zeugnis war so überragend, dass sie überall mit Handkuss genommen würde. Sie liebäugelte mit dem großen Gen-Unternehmen Optional Genetics. Dann wäre sie von John wieder weit getrennt. Aber zum Glück gab es ja CB-Units und Transverbindungen…


2212

Turner saß in seiner Gefangenenzelle in einer Ultrasec-Anstalt. Er hatte DNA-Polymerasen von synthetischen Proben bei OG unterschlagen und wollte damit Handel treiben. Sein Kollege Davis hatte ihn hochgehen lassen, weil sich Turner nicht erpressen lassen wollte.
Bei der Verhaftung war es zu einer wilden Schießerei gekommen, wobei Turner an einem Auge schwer verletzt worden war. Die medizinische Abteilung der Ultrasec-Einheit hatte ihm synthetische Haut und eine visuelle Prothese eingesetzt.

Der Häftling hörte das Signal für die Essensausgabe. Der vibrierende Brummton kündigte an, dass ein Tablett mit dem Mittagessen durch ein Schubfach in die Zelle fahren würde. Turner hatte keinen großen Appetit. Der Fraß war der reinste Dreck, wie er sich ausdrückte. Aber ihm blieb wohl nichts anders übrig, als sich damit zu arrangieren, denn die nächsten 25 Standard-Jahre würde er nichts anderes bekommen.

Giselle Vermont, alias Goria, war vor 15 Jahren zu lebenslänglicher Haft in einer Ultrasec-Einheit auf Hope Island verurteilt worden und saß dort wegen Mordes seitdem ein.
Sie hatte sich niemals zu dem Fall geäußert und auch ihren realen Namen zu keiner Zeit genannt. In ihrer Gefangenenakte stand lediglich „Goria“.
Die Insassin verweigerte jedwede Kommunikation mit den Aufsehern oder ihrem Pflichtadvokaten. Ihren einzigen Satz hatte sie vor dem Hohen Gericht während ihrer Verhandlung gesprochen: „Ich habe die Vereinte Nation vor dem Cylonischen Reich gerettet.“
Das Gericht hatte dies als Versuch bewertet, als unzurechnungsfähig zu gelten. Doch auf Mord stand unerlässlich lebenslange Haft in einer Ultrasec-Anstalt.

Goria starrte die Wand ihrer Zelle an. Alles, bis auf die stumpf silberfarbene Aluminiumtoilette, war in dem Haftraum in Weiß gehalten.
Mr. Whites Fluch, sinnierte sie. Stundenlang sann Goria über ihr Schicksal nach. Jeden Tag aufs Neue. Ein ewiger Kreislauf. Und doch… Sie würde wieder so handeln.


2213

„Kämpfe um Vorherrschaft im kriminellen Milieu von Mine-City scheinbar entschieden“
(Überschrift einer Veröffentlichung der Interstellaren Newsagentur Space Watch (INSW))

Textausschnitt:
„…gestern wurde der Kopf der so genannten ‚Mine-Connection’ - Boris C. – vermutlich von einem Auftragsliquidator der Boritenbruderschaft in 2.200 Metern Höhe aus einem Kurzstreckenshuttle geworfen. Besonders tragisch: Der Syndikatboss litt unter extremer Höhenangst. Die Planetenpolizei vermutet hinter dem Anschlag einen einschlägig bekannten Killer namens Slim Holland…“


2214

"Gefürchteter Auftragsliquidator der Boritenbruderschaft geschnappt - Kopfgeldjägerin spürte ihn auf"
(Überschrift einer Veröffentlichung der Interstellaren Newsagentur Space Watch (INSW))


2215

„Junge Forscherin des Unternehmens Optional Genetics erhält bedeutendsten Wissenschaftspreis der VN“
(Überschrift einer Veröffentlichung der Interstellaren Newsagentur Space Watch (INSW))


2218

"Schwerer Gen-Unfall bei Optional Genetics: Komplette Führungsetage unter den Opfern"
(Überschrift einer Veröffentlichung der Interstellaren Newsagentur Space Watch (INSW))

Textausschnitt:
„…unter den kontaminierten Opfern sind die drei Leiter des Unternehmens Benson, Franklin und Clint. Die Körper konnten nicht geborgen werden. Kommissarisch leitet die aufstrebende und viel versprechende junge Forscherin Amber Vermont-Tender den Konzern. Unglaublich ist, was diese Frau bereits in ihren jungen Jahren durchgemacht hat. Vor einem Jahr verschwand ihr Ehemann, nun die zweite Tragödie in ihrem Leben…“


Drei Monate später

Amber Vermont-Tender tippte den Geheimcode ein. Die ein Meter dicke Stahltür zu dem geheimen Labor öffnete sich, nachdem ein grüner Laser ihre Iris abgetastet hatte.
Die vorläufige Leiterin von OG stiefelte - ganz in Weiß gekleidet - den Gang entlang und öffnete eine weitere, hermetisch verschlossene Tür.
Nun stand sie vor einer Reihe Drohnen: Humanoide in Latexanzügen, die verkabelt und an Schläuche angeschlossen waren.

Von der Existenz des Labors wussten nur sehr wenige ausgewählte Mitarbeiter des Unternehmens. Und diese erhielten nach jedem Besuch eine spezielle Gehirnsäuberung in der Medi-Abteilung.
Die junge Frau strich einer Drohne liebevoll über den Körper: „John, es tut mir Leid. Aber du hättest meine Forschung nicht zugelassen.“
Die Drohne zappelte. Amber rümpfte verärgert ihre Nase. Sie griff nach einem Datenpad und tippte einen Befehl ein. Sofort setzten sich die Analsonden und Geschlechtsgeschirre von vier Drohnen unter Strom.

Franklin, Benson, Clint und John waren ihre ersten Drohnen. Und es sollten noch viele folgen. Sie träumte davon, eines Tages eine Lebensformel zu finden, die ihr ewige Gesundheit, Macht und Reichtum bringen würde. Und wenn sie dafür Tausende Probanten versklaven müsste…


2219

„Miss Amber Vermont-Tender zur offiziellen Leiterin von Optional Genetics ernannt – die neue Konzernchefin erschien wie üblich ganz in Weiß“
(Überschrift einer Veröffentlichung der Interstellaren Newsagentur Space Watch (INSW))

Textausschnitt aus der Antrittsrede von Miss Vermont-Tender:
„…Selbstverständlich werden wir von Optional Genetics uns weiterhin den strengen Vorgaben des Ehtikrates der Vereinten Nation freiwillig verpflichtet fühlen, wie bereits meine geschätzten Vorgänger Mr. Franklin, Mr. Benson und Mr. Clint. Moral und Ethik stehen bei OG garantiert immer an erster Stelle. Wir werden uns auch künftig und sogar verstärkt für die Ärmsten der Armen einsetzen (….)
…hiermit möchte ich auch Gründer Mr. White ein Andenken bewahren, der viel zu früh aufgrund einer tragischen Begegnung mit einer offenbar verwirrten Frau von uns gegangen ist (…)
Ich verspreche Ihnen, meine Damen und Herren, dass ich alle meine Kraft darin verwenden werde, das Unternehmen gut und erfolgreich zu führen, damit die Menschen von unserer Forschung profitieren, Krankheiten besiegt werden und der Fortschritt in der wundervollen Gentechnik unserer aller Leben verbessert. Denken Sie an die unendlichen Optionen, die uns in den Schoß gelegt sind! Und daher möchte ich mit unserer Firmenphilosophie enden, die sich in den Worten manifestiert: ‚Optional Genetics – welcome in paradise.’ Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!“



EPILOG

Der große Raumtransporter „Solitary Hermes“ der Firma „Kings & Rolls Corporation“, der lange Zeit Silizium von Kolossus nach Hope Island transportiert hatte, war auf seiner neuen Route unterwegs. Auf dem Planeten „Peril“ im abgelegenen System „Dark Red Dust 535“ waren große Vorkommen Silizium gefunden worden. Seit einigen Monaten hatte dort ein gewaltiges Bergwerk seine Arbeit aufgenommen.

Techniker Dex Black fachsimpelte im Antriebsraum: „Das Bergwerk ist von einem Kraftfeld der Stufe Vier umgeben. Auf Peril sind Kreaturen beheimatet, denen ich nicht begegnen möchte. Selbst die Flora ist partiell gefährlich.“
Co-Pilot Hudson meinte: „Deshalb haben die ja auch ein Areal gerodet. In der Area des Bergwerks ist im Radius von zwei Meilen kein Grashälmchen mehr lebendig.“
„Und wie haben die das hinbekommen? Breitphasenherbizide?“, wollte Mr. Black wissen.
Hudson zuckte mit den Schultern: „Ich weiß nur, dass das Zeug von Optional Genetics kommt.“

Black sah ihn fragend an. Der Co-Pilot bekam plötzlich schlechte Laune: „Der Genkonzern, der vor zwanzig Jahren dieses synthetische Universalprotein auf den Markt geworfen hat. Anfangs sah es so aus, als wolle der Konzern damit tatsächlich die Armut auf Hope Island bekämpfen. Aber später verwickelten die Advokaten der Firma die Regierung in Knebel-Verträge, bei denen OG exorbitant hohe Profite einstrich. Und damit war die gesamte Entwicklungshilfe ad absurdum geführt. Unter der neuen Leiterin verdient OG sich bis heute eine goldene Nase, während die VN kaum noch die finanziellen Verpflichtungen erfüllen kann. Die Armut hat sich mittlerweile verdoppelt. Liest du keine interstellaren News?“
Black grummelte: „Politik interessiert mich nicht.“

Hudson schüttelte den Kopf. „Da müsste man längst gegen vorgehen! Aber wie? Optional Genetics gilt als das mächtigste Wirtschaftskonglomerat der Galaxie.“
Black brummelte: „Du bist ein Co-Pilot eines schrottreifen Siliziumtransporters; und ich bin ein Techniker auf dem alten Kahn. Was können wir denn unternehmen, hä?“
Hudson seufzte: „Man hätte das alles viel früher wissen müssen. Dann hätte man noch eingreifen können. Wenn der Ethikrat rechtzeitig über die Machenschaften des Konzerns informiert gewesen wäre, wäre die Geschichte vermutlich anders verlaufen.“

Navigator Wellington schäkerte derweil auf der Brücke des Transporters mit Schiffsärztin Thompson herum: „Wie wäre es mit einem Date auf Peril? Nur wir zwei.“
Dr. Thompson lächelte den Weiberheld ironisch an: „Klar. Aber ich liege oben.“
Wellington war sprachlos. So wortgewandt kannte er sie gar nicht.
Die Ärztin ergänzte: „Aber zuerst kümmerst du dich um den Kurs. Wenn du keinen Ärger mit Bayer haben willst, solltest du die Quantenspulen neu kalibrieren. Dein Monitor zeigt eine Fehlermeldung Code 04.“
Wellington bemerkte es erst jetzt. „Scheiße! Der alte Schrottkasten ist einfach reif für die Rente!“

In der Pilotenkanzel nippte Kapitän Richard Roberts an seiner Titantasse, auf der das Emblem von „Kings & Rolls Inc.“ eingebrannt war, mit bitterem Kaffee gefüllt, und blickte auf den Schirm. „Was ist das?“, fragte er den Piloten Andrew Bayer, mit dem er bereits zig Mal durchs All gekreuzt war, und nickte zum großen Monitor.
„Keine Ahnung, Sir“, antwortete Bayer und vergrößerte die Darstellung. Das Bild zoomte heran.
Roberts beugte sich vor: „Als würde sich der Raum verzerren… Ist da etwa was Wahres dran an diesen Geschichten mit den Anomalien in diesem System?“
Bayer schmatzte auf seinem Kaugummi und winkte ab: „Ach, was! Das behaupten höchstens Fantasten!“
Der Kapitän wies ihn an: „Ändern Sie die Koordinaten. Bringen Sie uns näher ran an dieses Phänomen. Ich will wissen, was das ist.“
Bayer nickte: „Aye, Sir.“

Zwölf Sekunden später änderte die Solitary Hermes ihren Kurs und flog genau auf die Anomalie zu.

Sechs Minuten und 23 Sekunden darauf tauchte die Solitary Hermes in die Anomalie ein.

Zwei Sekunden danach schien sie sich aufzulösen.

Ein Blitz zuckte auf und verschlang das Schiff.


ENDE










121. RE: Optional Genetics

geschrieben von lupo am 22.10.11 14:20

Hallo Prallbeutel,
wie gewohnt spannend.....und auch hat sich jetzt so manches aufgeklärt. Ich muss gestehen, ich war zeitweise schon fast ein wenig verwirrt und hatte Mühe den "Zeitsprüngen" zu folgen
Schade, daß die Abenteuer von Slim, Amber, John und den Cylonen schon zu Ende sind - Aber Dein Schluss lässt ja einigen Freiraum für die Phantasie. So ein Bisserl a la "Und täglich grüßt das Murmeltier".
Auf jeden Fall wars super zu lesen. Vielen Dank dafür.
Sonnige Grüße
Lupo
122. RE: Optional Genetics

geschrieben von prallbeutel am 01.11.11 18:14

Hallo lupo,

ich gebe zu, dass die Zeitsprünge etwas kniffelig sind, aber ich habe sie für den Ablauf und die sich im Grunde überschneidenden und sogar teilweise löschenden Ereignisse benötigt.
Ich hoffe, Optional Genetics ist trotzdem eine unterhaltsame Lektüre geworden.


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