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Thema:
eröffnet von Ambi Valent am 20.02.10 12:07
letzter Beitrag von Muwatalis am 05.02.16 04:58

1. Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 20.02.10 12:07

Rattatatam, Rattatatam … Das Geräusch der Geleise erinnerte sie an ihre Jugendzeit. Die lange Zugfahrt lud dazu ein, in Erinnerungen zu schwelgen.

Es war die Zeit als Gardemädchen, eine glückliche Zeit. Mit den anderen Mädchen kicherte sie zwischen den Auftritten. Alle konnten die Beine so schön synchron schwingen, in diesem Rhythmus, und die Kostüme waren irgendwie toll. Sie fühlte sich eins mit den Anderen und machte gerne mit in der Gruppe. Den Anweisungen des Trainers folgte sie bereitwillig. Alles war geordnet und hatte seinen Platz. Keine Verunsicherung. Sie tat, was ihr gesagt wurde, und das war sehr schön so. Sie erntete Anerkennung und Aufmerksamkeit. Vielleicht mehr als die anderen Mädchen, und dann wurde es auch immer unschöner. Der Neid ließ einige ziemlich zickig werden. Obwohl die auch ganz süße Dinger waren, waren es eben nicht solche auffallenden Schönheiten wie sie. Nicht alle sahen mit 15 schon so fraulich aus.

Recht war ihr das nicht, das mit der Schönheit. Ihr Ding war es eben, lieber in der zweiten Reihe zu tanzen. Sie wollte sich aus der Masse nicht abheben, sie wollte einfach nur dabei sein. Aber die Zickerei verleidete es ihr. Als sie dann noch merkte, eigentlich recht spät, dass es eben nicht nur unbeschwertes Karnevalsvergnügen war, was ihre Bewunderer so schätzten, oder ihre tanzsportliche Leistung, sondern dass hier unverholene Geilheit entgegen schlug, war es vorbei. Seit sie 16 war hatte sie nicht mehr die Tracht der Gardemädchen getragen und alleine Tanzen ging nicht. Doch eher eine wehmütige Erinnerung.

Irgendwie typisch war es schon. Sie hatte sich auch nie wirklich gegen ihre Mutter aufgelehnt, selbst als sie sich als wesentlich strenger erwiesen hatte als die Mütter ihrer Klassenkameradinnen, aber ihre Mutter hatte ihr meist den Eindruck hinterlassen, das sie nie ganz mit ihr zufrieden war.

Obwohl, sie war stets eine der Klassenbesten. Immer fleißig. Aber auch das ging irgendwie schief. Die anderen hatten sie damit gedisst. ´Streber!´, so nannten sie sie stets. Auch als sich ihre Noten verschlechterten wurde sie nicht von den anderen akzeptiert. Immer gab es einen Grund, warum sie nicht dazu gehören sollte. Dann gab sie es auf, den anderen hinterher zu laufen, nur um akzeptiert zu werden. Sie zog sich ein wenig in sich selbst zurück. Als ihre Mutter ihr sagte, sie solle nicht studieren, sondern Krankenschwester lernen, hat sie sich doch ein wenig gesträubt. Bis ihre Mutter ihr klar machte, dass sie als Schwester eben schon früh eigenes Geld bekam.

Sie folgte schließlich dem Wunsch der Mutter, aber das Gefühl der Entfremdung ließ sie nicht mehr los. Sie war eine gute Schwester geworden. Beste Leistungen, beste Noten. Sie scheute sich nicht davor, Alten und Hilflosen die Bettpfannen zu wechseln und sie zu säubern. Die Kranken liebten sie, da diese spürten, dass sie sich wirklich ganz auf sie einließ. Aber natürlich war auch das verkehrt. Denn die Kolleginnen schätzten es gar nicht, wenn eine ´was Besseres sein wollte´. Sie setzte sich auch nicht zu den Anderen, wenn diese ´mal´ Pause machen wollten und das Schwesternzimmer vollqualmten, so dass man den Kaffeeduft kaum noch roch. Sicher zerrissen sie sich dann die Mäuler über sie. Schließlich petzten sie doch jeden noch so kleinen Fehler, und sie hatte schon mehrfach zu Personalgesprächen antanzen müssen.

Ihr Liebesleben? Oh ja, das war doch noch ein Lichtblick. Voller Gefühle ging sie in jedem Roman durch Höhen und Tiefen, auch wenn sie wusste, dass diese Schnulzen eigentlich keine große Literatur war. Aber sonst? Wieder nichts. Ihre zurückhaltende Art und ihre anscheinend auffallende Schönheit waren eine ungute Kombination. Die Aufschneider, die sie nur wie ein Stück Frischfleisch behandelten, wollte sie nicht. Und die eher normalen oder schüchternen Jungs trauten sich nicht mal in ihre Nähe. Also auch hier nichts. Liebe und Sex, dass war für sie nur was für den Kopf.

Mit 22 wollte sie nun was Neues probieren. Auf ihre Bewerbung für die Stelle zu dem sehr abseits gelegenen Sanatorium kam tatsächlich eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. In dem Einladungschreiben wollten sie offensichtlich noch mal die falschen Bewerberinnen abschrecken, denn da war die Rede von Disziplin und strenger Hausordnung, traditioneller Schwesterntracht und tadellosen Verhalten die Rede. Viele wären davon abgeschreckt, sie nicht. Irgendwie kribbelte es schon, bei einem solchen Verein zu arbeiten. Eigentlich alles zog sie daran an. Und jetzt war sie auf dem Weg zu dieser Vorstellung. Ob das was werden würde?
2. RE: Die gute Schwester

geschrieben von BaldJean am 20.02.10 12:19

Schön geschrieben, bis auf eine Stelle. "Gedisst" gefällt mir nicht; da gibt es bessere Ausdrücke, zum Beispiel "gehänselt". Wenn sie wirklich Klassenbeste ist, dann gebraucht sie Ausdrücke wir "dissen" nicht. Das grenzt sie ja gerade von den anderen ab und macht sie zum Außenseiter.
3. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 20.02.10 13:29

Zitat
Schön geschrieben, bis auf eine Stelle. \"Gedisst\" gefällt mir nicht; da gibt es bessere Ausdrücke, zum Beispiel \"gehänselt\".


Ich hatte ernsthaft darüber nachgedacht, aber dann wollte ich ein bisschechen frischer und moderner sein. Hmmm ... deine Kritik hat mich aber doch ünerzeugt. Ich wollte es sogar korrigieren (natürlich mit Verweis auf deine Kritik). Aber dann wurde ich unsanft daran erinnert, dass ich ja meine Beiträge hier ja nicht editieren kann.
4. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 20.02.10 17:18

2. Eigentlich ganz logisch

Nach endlosem Umsteigen wurde sie letztlich von der letzten Busstation mit dem Wagen abgeholt. Und dann noch mal eine Viertelstunde. Wirklich recht abgelegen.

Der Empfang war kühl aber freundlich. Sie wurde gleich zu Frau Ritter, Pflegedienstleitung, ins Arbeitszimmer geführt. ´Ihre Zeugnisse sind hervorragend. Aber von ihrer jetzigen Vorgesetzten habe ich von einigen Unachtsamkeiten gehört. So etwas geht hier aber nicht.´

Frau Ritter war sehr direkt, und ganz offensichtlich war das mit der angekündigten Strenge im Brief nicht untertrieben. Hatte sie gar schon verloren, wo es doch so spannend begann?

´Vielleicht will sie mich ja nur behalten, sonst würde sie mich sicher wegloben.´

Frau Ritter lächelte nicht. Sie hob die Augenbrauen. Wohl schon wieder falsch. ´Ich will nicht, dass sich Schwestern für irgend was rausreden, sondern dass sie es beim nächsten Mal besser machen.´

´Jawohl, ich werde mir Mühe geben.´ Sie senkte den Blick. Wenn sie gewusst hätte, dass jetzt bereits Frau Ritter sie haben wollte, dann hätte sie gejublet. Aber so leicht wollte es die Pflegedienstleitung der neuen Mitarbeiterin nicht machen.

´Ich muss ihnen ein wenig zur Arbeitssituation in diesem Haus erklären. Wir haben einen exzellenten Ruf, und das brauchen wir auch, denn es ist ein sehr teures Haus. Um diesen Ruf zu bekommen haben wir hart gearbeitet. Und in meinem Bereich werde ich auch alles dafür tun, dass es so bleibt. Damit kommen wir zum Personal und zur Arbeitsatmosphäre.

Das Schwestern nicht nur fachlich kompetent sein sollen, sondern fleißig um das Wohl der Patienten bemüht, ist ihnen sicher klar. Warum ist es oft nicht so? Weil eine Reihe von Dingen dem entgegen steht. Zum Beispiel bildet sich unter den Schwestern oft eine störende Dynamik heraus. Einige werden drangsaliert, und die anderen eingeschüchtert. Das wollen wir unbedingt vermeiden. Hier gibt es keine Zickenherrschaft.

Um das zu erreichen habe ich einfache Mittel an der Hand. Disziplin. Sie werden sehr genau beaufsichtigt sein. Wohlverhalten wird aber nicht besonders gelobt, sondern erwartet. Sie werden auch nicht meine Favoritin sein oder die der Oberschwestern, denn Günstlingswirtschaft fördert Neid, und dann wären wir wieder da, wo wir nicht hin wollen.

Durch die Strenge leiden alle meine Schwestern, und das führt zur Solidarisierung. Sie werden also wahrscheinlich sehr gute Freundinnen finden, die mich alle hassen. Aber ich werde stets gerecht urteilen, das heißt: Fast immer. Ich liefere den Schwestern ein Ventil, um ihrer Unzufriedenheit und Aufmüpfichkeit ein Ziel zu geben. Denn ich finde den Kleinkrieg in der Schwesternschaft viel schlimmer. Nicht das ich es gerne täte, aber Schwestern muss eben Disziplin beigebracht werden. Da ich nicht mit Zuckerbrot belohnen kann, müssen eben andere Ma0nahmen her.´

Frau Ritter machte eine Pause, und beobachtete die Bewerberin. Ihr Minenspiel war sehr zurückhaltend, aber dennoch konnte sie vieles erraten. Diese Agathe Solms würde tatsächlich hervorragend hier her passen. Sicher war sie abgestoßen, als sie von Disziplin und Strafen sprach. Aber sie reagierte nur sehr wenig auf die Andeutung der Peitsche. Verstanden hatte sie sehr wohl. Agathe aber schwieg, sie wollte offenbar mehr hören. Also fuhr Frau Ritter fort.

´In unserem Haus gibt es allerdings einige besondere Probleme. Da wir etwas abgelegen sind, haben die Schwestern und auch die Ärzte, die hier arbeiten nicht die Abwechselung der Großstadt. Man gluckt mehr aufeinander. Die Ärzte scheinen ein besonderes Interesse an den Schwestern zu zeigen, mehr noch als in anderen Häusern. Besonders wenn sie so hübsch sind wie Sie. Ich hätte Sie beinahe nicht eingeladen, denn ich fürchte, sie könnten mit ihren Reizen die Mannschaft betören. Und wo ich sie sehe, erscheinen sie gar noch anziehender als auf dem Foto.´

Agathe erschrak. Schon wieder sollte ihr hübsches Gesicht zum Nachteil gereichen?

´Nicht genug damit. Einige Schwestern bewerben sich mit einem Plan hier. Sie wissen, dass hier häufig ältere reiche Männer sind. Sie wollen dann die Patienten becircen, um sie zuerst zu ehelichen und dann recht bald zu einem ansehnlichen Erbe zu kommen. Solche Goldgräberinnen sind hier unerwünscht. Sie gehen auf Avancen der Patienten ein, und es hatte früher schon einige äußerst anzügliche Szenen gegeben, bei denen unser Haus beinahe in Verruf gekommen wäre.

Die Patienten sind auch nicht ohne. Sie wollen immer mehr. Manche glauben gar, dass eine sehr persönliche Betreuung in dem hohen Tagessatz enthalten wäre. Andere wollen sich die Gunst der Schwestern mit hohen Trinkgeldern erkaufen. Aber das geht gar nicht. Wir sind hier kein Puff.

Können sie sich vorstellen, wie man diese Probleme lösen kann, wie ich diese Probleme gelöst habe?´

Agathe viel erst nichts ein. Aber dann zog eine gewisse Schamröte auf. ´Sie glauben doch nicht, dass ich so ein Mädchen bin?´

´Danach hatte ich Sie nicht gefragt. Auch wenn sie einen recht ordentlichen Eindruck auf mich machen, so steckt man in einem anderen Menschen doch nicht drin. Und manche mit guten Vorsätzen werden dann doch schwach, wenn nur die Versuchung groß genug ist.
Also ... wie würden Sie das Problem lösen?´

Agathe ertrug die Gesprächspause kaum, aber Frau Ritter schien ohne eine Antwort von ihr nicht weiter machen zu wollen. Sie stotterte: ´Man müsste verhindern, dass sich die Schwestern sexuell betätigen … aber ich wüsste nicht wie.´

Frau Ritter lächelte nun leicht. ´Ihnen ist der Begriff „Keuschheitsgürtel“ anscheinend fremd. Moderne Keuschheitsgürtel sind hinreichend Hygienisch und gar nicht so unangenehm zu tragen.´

Wieder eine Pause. Agathe lief nun rot an. ´Und ich müsste so einen Keuschheitsgürtel tragen, wenn ich hier arbeiten will?´

´Ich kann verstehen, wenn sie das sehr abschreckt. Ich will ihnen nichts aufdrängen oder sie zu irgend etwas überreden, was sie nicht wollen. Schauen sie sich erst mal in Ruhe das Haus an und sprechen mit den potentiellen Mitschwestern. Geplant war ja, dass sie hier übernachten. Die Schwestern sind in Doppelzimmern untergebracht. Bei Schwester Ilse ist noch ein Bett frei. Darum habe ich auch sie gebeten, dass sie Sie ein wenig herumführt und das Haus zeigt.

Falls sie allerdings zu sehr geschockt sind und gleich abreisen wollen, dann werde ich selbstverständlich den Fahrer rufen. Ich würde mich allerdings freuen, wenn sie erst einmal sich alles anschauen und eine Nacht darüber schlafen.´

Agathe war zwar schon verunsichert, aber noch immer neugierig. Natürlich wollte sie bleiben. Nachdem Frau Ritter auf einen Klingelknopf gedrückt hatte, trat Schwester Ilse ein.
5. RE: Folge 3: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 21.02.10 13:04

3. Eine neue Freundin

Die Schwester trug die hier übliche Tracht, ein hellblaues Bauwollkleid, weiße Trägerschürze, weißer steifer Kragen, hochgeschlossen und weißes Häubchen. Die weißen Strümpfe steckten in flachen weißen Schuhe. Ein Brosche am Kragen komplettierte die Tracht. Ilse lächelte freundlich, ja fast warm. Eine sehr angenehme Erscheinung von 29 Jahren. Ein Bisschen eingeschüchtert war sie durch die Gegenwart von Frau Ritter.

´Schwester Ilse, das ist Agathe Solms. Sie weiß noch nicht, ob sie Schwester Agathe werden soll. Bedrängen sie sie nicht, sondern erzählen sie ihr alles frei heraus auf ihre Fragen. Zeigen sie ihr das Haus. Heute Nacht soll sie mit in ihrem Zimmer schlafen. Ich hoffe, sie beide verstehen sich.´

Schwester Ilse nickte nur knapp und verließ mit Agathe das Zimmer. Zuerst gingen sie raus in den Park, denn es war an dem lauen Maiabend noch hell. Schwester Ilse wirkte recht locker, was man bei ihrer strengen Tracht ja nicht vermutete. ´Darf ich du sagen?´ fragte sie zuerst. ´Natürlich, ich bin die Agathe.´

´Der Drachen hat dir gewiss wieder einen gehörigen Schrecken eingejagt … ach ja, wir Schwestern nennen Frau Ritter immer so.´

´Allerdings, ist die wirklich immer so?´

´Nein, meist ist sie nicht so nett, im Ernst. Aber vermutlich hat sie dir die ganze Wahrheit gesagt. Denn, was man ihr auch nachsagen kann, aber sie ist so was wie eine Wahrheitsfanatikerin.´

´Und was kann man ihr nachsagen?´

´Vielleicht, das sie streng bis zur Grausamkeit ist. Einige meinen, sie sei eine ausgesprochene Sadistin, die es liebt, uns Schwestern zu schikanieren. Andere sagen, sie sei ein Machtmensch, ein Control-Freak …´

´Und was sagst du?´

´Ich meine, das sie besessen ist. Besessen von der Idee, eine hervorragende Arbeit zu leisten. Besessen von der Vorstellung, dass ihre Schwestern einen tollen Job machen und trotz der harschen Maßnahmen glücklich sind.´

´Das wundert mich. Bist du glücklich, so tyrannisiert zu werden? Sie schlägt doch sogar die Schwestern!´ Bei Agathe setzte erst jetzt der Terror ein, den ihre Worte auslösten.

´Hat sie das gesagt?´ Schwester Ilse war verdutzt.

´Nein, aber angedeutet.´

´Dann hast du sie falsch verstanden. Erstens tyrannisiert sie nicht, denn sie ist gerade nicht willkürlich, sondern sehr konsequent bei den Regeln, und sie achtet auch stark auf die Gerechtigkeit. Nicht dass ich sie deswegen weniger fürchte, aber man sollte sich kein falsches Bild machen.
Und sie schlägt auch nicht. Sie lässt schlagen. Andere müssen die Strafen vollstrecken.´

´Bist du auch schon mal verprügelt worden?´ Agathe war immer noch geschockt.

´Mehr als einmal. Aber ich hatte es auch verdient.´ Agathe war sehr verwirrt wegen dieser Aussage, denn wie konnte eine junge erwachsene Frau so etwas sagen? Aber manchmal hatte sie selber schon gedacht, dass sie Strafe verdient hätte. Sehr verwirrend. Und dann noch von dieser Schwester, die ihr so sympathisch und offen erschien.

´… aber du stürzt dich auf die Problempunkte. Das ist zwar verständlich, macht aber ein ganz falsches Bild. Viele Schwestern sind wirklich glücklich. Und irgendwie hat der Drache schon recht mit der Idee vom Ventil. Die Schwestern sind wirklich alle wie ein Verein von Freundinnen. Kaum eine will wieder weg, sondern bleiben viele Jahre. Auch die, die den Drachen für eine Sadistin halten.´ Schwester Ilse wirkte so locker beim Erzählen der Ungeheuerlichkeiten, als ob es das normalste von der Welt wäre. Nichts künstliches … kein dunkles Geheimnis.

´Hat sie irgend eine besondere Macht über euch? Lässt sie euch nicht weg? Hält sie euch wie Sklaven?´ Agathe blieb argwöhnisch, auch wenn Schwester Ilse einen ganz anderen Eindruck machte.

Aber diese lachte nur: ´Nein, wir können ganz normal kündigen. Ab und zu machen es doch einige. Meine Zimmergenossin hat zum Beispiel mit 35 einen Patienten geheiratet.´

Agathe war verwirrt: ´Ich dachte, das sei nicht erwünscht.´

´Ist es auch nicht. Der Drache ist immer etwas übervorsichtig, wenn sich etwas anbahnt. Aber sie hat bis zum Schluss den KG getragen. Vielleicht tut sie es sogar jetzt noch. Und auch oral war da nichts. Das weiß ich genau. Und wenn alles keusch zugeht, dann sagt der Drache doch glatt: „Ich will euerm Glück nicht im Wege stehen.“ Bei der Trauung hatte sie sogar eine Träne im Auge, das war ganz unfasslich. Alle die es nicht selber gesehen haben, glauben es auch bis heute nicht.´

´Ich finde das alles sehr seltsam´, meinte Agathe als sie weiter gingen und nicht nur den Park, die verschiedenen Stationen, Behandlungsräume zeigte. Unterwegs begegneten ihnen öfters Patienten und Schwestern, seltener mal ein Arzt. Aber zumeist war ein entspannter Friede auf allem.

Für die Schwestern gab es die Mitbenutzung der Sportanlagen, ein Sportstudio, einen Federball-Platz, einen großen Pool, einen Volleyball-Platz. ´Im Volleyball sind wir richtig gut. Unsere Mannschaft – oder soll ich besser sagen: Schwesternschaft – spielt in der Landesliga.´

Agathe fragte, ob man denn die Keuschheitsgürtel unter den Trikots nicht sieht? Da konnte sich Schwester Ilse kaum halten vor lachen. Natürlich kommen die beim Sport ab. Einer der Gründe, warum der Sport besonders beliebt unter den Schwestern war.

So unterhielten sie sich noch über dies und das, das Fortbildungsprogramm und Freizeitaktivitäten. Trotz ihres Schocks über die Disziplinarmaßnahmen und das strenge Regiment war Agathe geneigt, die Stelle anzutreten. Nicht zuletzt wegen Schwester Ilse, denn sie hatte sich immer nach einer Freundin gesehnt, mit der sie ohne Vorbehalte über alles reden konnte.
6. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Trucker am 21.02.10 14:08

Hey das ist ja mal ein super anfang und hoffentlich geht es auch bald weiter mit dieser super spannend und blumig erzälten geschichte.
7. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 21.02.10 17:16

4. Unverhohlene Neugier

Abends gingen sie dann auf Schwester Ilses Zimmer, dass beide Teilen sollten. Agathe schaute etwas interessiert auf die Schwesterntracht, wollte es sich aber nicht so anmerken lassen. ´Ist die nicht sehr unbequem?´

´Am Besten, du probierst sie selber mal aus. Unsere Größen sollten passen, und ich habe immer noch welche zum Wechseln im Schrank.´

Gesagt – getan. Eigentlich fühlte sich Agathe ganz wohl darin, auch wenn das Kleid ein wenig kratzig und steif wirkte. Aber Synthetic-Kittel mochte sie viel weniger. Nur mit dem hohen, steifen Kragen hatte sie ihre Probleme. ´Ich komme mir vor wie auf einem Kostümfest.´

´Der Drache meint, das sei gut für die Haltung. Und die Ärzte und Patentien reagieren sehr positiv darauf. Das ist mir deutlich aufgefallen, als sie diese Kragen eingeführt hat. Man gewöhnt sich daran.´ Nachdem auch die Frisur gemacht war und das Häubchen aufgesteckt war, sollte Agathe sich im Spiegel betrachten. Und es gefiel ihr sehr, was sie da sah. Die Tracht stand ihr mit ihren dunklen Haaren noch besser als Schwester Ilse mit ihren Rotblonden.

Schwester Ilse trat hinter sie und umarmte sie lächelnd: ´Ich finde, du passt hier sehr gut her.´

Agathe platzte es aber nun heraus. ´Ich will eigentlich schon wissen, wie das mit dem Keuschheitsgürtel ist. Kannst du es mir nicht mal zeigen?´

´Aber Agathe, das sind intime Dinge! Wir kennen uns doch erst seit 3 Stunden.´ Schwester Ilses empörung war da so deutlich gespielt, dass Agathe keinen Zweifel haben konnte. Die Blicke waren aber das entscheidende. Schwester Ilse kokettierte gerne und war immer für eine präsente Kotaktaufnahme gerne aufgelegt. Das hatte Agathe auch beim Rundgang über das Areal bemerkt. Sie war nicht nur bei attraktiven Männern sehr aufmerksam, sondern hatte einen blick auch für ältere Damen, die ihnen als Patienten begegneten, bei ersteren aber besonders. Schwester Ilse mag vielleicht die Schönheit Agathes nicht erreichen, aber sie machte es durch große Aufmerksamkeit und ihr extrovertierteres Wesen mehr als wett. Jede Geste, jeder Blick erhielt gleich eine Bedeutung.

Sie schob den Saum ihres Kleides langsam und verführerisch ein wenig nach oben, als wollte sie eine Art Strip vorführen, fing aber gleich darauf ein Gekicher an. Agathe fand das auch sehr lustig.

´Ich ziehe die Tracht lieber aus, da kannst du die ganze Pracht viel besser untersuchen.´ sagte sie mit einem gespielt sachlichen Ton. Ihr Gurt war ein enges Taillenband, Neopren gefüttert, und ein relativ schmales Schrittband, mit etwas breiterem Frontschild. Agathe hatte keine Scheu, sich dieses faszinierende Teil genauer anzusehen. Der Schlitz war offenbar für das kleine Geschäft. Hinten an der Rosette passte ein etwas größeres Loch ziemlich genau. Auf dem Schild war ihr Name eingraviert. Die Spezialschlösser waren eher klein und flach, keine Vorhängeschlösser, wie sie erwartet hatte.

´Dazu einige Erklärungen: Die Schlüssel bewacht der Drache … nee, die Oberschwestern haben auch welche. Wenn wir mal wegen Hygiene oder Sport aufgeschlossen werden wollen, dann müssen wir uns ein eine von den Dreien wenden. Als Strafe bekommen wir manchmal den Sekundärschild angebracht. Das ist eine Lochblende über dem Schlitz. Dann wird es mit der Hygiene etwas aufwendiger. Schwester Petra wurde einmal beim Masturbieren erwischt. Sie musste das Sekundärschild einen Monat lang tragen. … da kommt man auch mit einem Radiergummi nicht mehr an den Kitzler.´

´Hört sich so an, als sprichst du aus Erfahrung?´ Schwester Ilse grinste nur vielsagend.

´Und tragt ihr den Gurt ständig? Und wie ist das mit der Hygiene?´

´Viele tragen ihn über mehrere Tage, ohne aufgeschlossen zu werden. Denn wir haben ja alle ein Bidet. Damit geht das mit der Hygiene noch ganz gut. Andere, und vor allem die mit Sekundärschild, lassen sich jeden Tag zum Duschen aufschließen. Mir ist das aber zu lästig. Ich gehe nur dann täglich hin, wenn ich meine Tage habe.

Agathe, du solltest dich mal sehen. Du scheinst ja ganz heiß darauf zu sein, in so ein Ding gesteckt zu werden. Sooo toll ist das aber auch nicht. Auch wenn man sich dran gewöhnt, ich wäre lieber ohne.´

Agathe fühlte sich ertappt, und Schwester Ilse sah das auch durch die unverkennbare Rötung.

´Du hast bestimmt bemerkt, dass alle auf Maß gefertigt sind. Du müsstest also genau vermessen werden. Dann können wir das ja auch gleich machen. Zufällig bin ich die Keuschheitsvermessungsexpertin.
Wenn sie sich mal bitte etwas frei machen wollen?´ Der letzten Satz sollte die Immitation eines Frauenarztes sein, den Agathe aber nicht kannte. Für beide schien es ein Spaß zu sein, auch wenn die Schamgrenze Agathes mächtig bedrängt wurde. Aber sie zog sich ohne großes Zaudern aus. Immerhin hatte ja auch Schwester Ilse ihr den Zugang zu ihrem Unterleib gewährt.

Schwester Ilse hatte auch ein Maßband schnell bei der Hand und Maß wie ein Weltmeister. Immer fleißig mitnotierend. Schließlich zog sich Schwester Ilse Latexhandschuhe an und drang mit dem Zeigefinger in Agatehs Spalte ein. Jetzt wurde es Agathe etwas komisch, ´Gehört das zum Vermessen eines Keuscheitsgürtels hinzu?´

´Na klar, es gibt doch auch Einsätze für die KG´s, das sind solche Zapfen. Aber Jungfrauen wie du kriegen keine.´ Jetzt war Agathe aber richtig geschockt, wohin war sie nun geraten? Sie schaute verdutzt drein. Schwester Ilse konnte aber nicht lange ernst bleiben, sie krümmte sich bald vor lachen. ´Ich hab dich verarscht. Es gibt wohl auch tatsächlich KGs mit Einsätzen, aber die kriegen keine hier, auch nicht die, die keine Mädchen mehr sind.´

´Und was hast du denn in meiner Scheide gemacht? Nachgefühlt, ob ich Jungfrau bin?´

Schwester Ilse sah Agathe sehr interessiert in die Augen. ´Genau, ich bin schrecklich neugierig. Und später haben wir wohl keine Möglichkeit mehr. Dann ist dein Döschen sicher so verschlossen wie meines. Und verboten ist es auch.´ Sie erntete wieder fragende Blicke.

´Manchmal hätten wir schon Gelegenheit. z.B. wenn wir nach dem Sport die letzten in der Dusche sind. Aber auch da hat der Drache uns enge Grenzen gesetzt.
OK. Ich sehe, dass du es genau wissen willst. Also: Mit den Fingern in anderer Schwestern M*se popeln ist verboten. Auch das hier.´

Schwester Ilse strich sanft über Agathes Kitzler. Dieser wurde fest und pulsierte warm. ´Ist was? Hast du noch nie mit einer Frau gespielt? Bist du so ganz richtig Jungfrau, mit Allem?´ Jetzt wurde Schwester Ilse etwas verlegen. ´Ich wollte dir nicht zu nahe treten.´ Sie biss sich auf die Zunge. Wenn sie Agathe nun durch ihr forsches Auftreten verschreckt hatte, würde sie vielleicht noch reiß aus nehmen. Und das, obwohl Schwester Ilse Agathe am liebsten gleich als Zimmergenossin behalten hätte.

Nach einer kurzen Schrecksekunde, in der Agathe alle Ressentiment gegen Lesbierinnen durch den Kopf schossen, und sie sich erschreckt fragte, ob sie nun auch eine solche wäre, kam Agathe zu einer Entscheidung: ´Ich war zwar wirklich noch nie mit einer Frau zärtlich, aber ich fand es sehr schön. Ich habe dich lieb, und ich habe es genossen.´ Puh, einmal tief durchatmen. Schwester Ilse lies aber dennoch von Agathes Kitzler ab.

Ihre Hände, noch immer in den Untersuchungshandschuhen und leicht feucht von Agathes Saft, wandertenhoch an die Brüste und massierten diese. Schwester Ilse sein besonderes Interesse an Agathes Brustwarzen zu haben. ´Und das schöne ist: Das ist erlaubt. Solange wir züchtig die KG´s tragen, dürfen Schwestern sich schon streicheln und Küsschen geben. Nicht offiziell, aber es wird nicht verfolgt – Alle wissen das. Natürlich geht das nur, wenn beide das auch wollen … ich glaube, wir sollten langsam aufhören. Wir sollten ins Bett – zum Schlafen.
Um Viertel nach Fünf klingelt der Wecker, ich habe morgen Frühschicht. Ich würde es toll finden, wenn du mir hilfst. Wir haben einige Bettlägerige, und die Tracht steht dir doch so gut.´

Natürlich stimmte Agathe sofort zu, arbeiten hatte ihr noch nie was ausgemacht. Und dann könnte sie das Haus noch besser kennenlernen.
8. RE: Die gute Schwester

geschrieben von AlterLeser am 21.02.10 17:44

Hi Ambi Valent,

gefällt mir gut deine Story, kann nur sagen bitte mehr von dem Guten, bin mal gespannt wohin du uns führst.
Wenn ich hier Danke sage für deine Mühe an dieser Story, gilt dies für alle deine Postings, auch wenn ich nur still mitlese.
Bitte weiterso.

lg siehe unten .....♥♥

9. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ted64 am 21.02.10 22:28

Hallo Ambi Valent

der Anfang ist klasse. Ich bin mal gespannt.

Ted64
10. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 22.02.10 00:55

Hallo AlterLeser, hallo Ted64

Zitat

der Anfang ist klasse. Ich bin mal gespannt.


Ich hoffe ihr seid noch immer zufrieden, wenn es in der nächsten Folge nur um einige Rahmenbedingungen geht und nicht so sehr zur Sache geht. Aber ein wenig sollte man schon verstehen, worauf sich Agathe einließ und warum ... und natürlich , dass sie es tat.
11. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 22.02.10 01:00

5. Inquisition

Ihr machte die Arbeit richtig Spaß. Eigentlich wusste sie nicht, warum sich das Haus ´Sanatorium´ nannte, denn neben Stationen für Reha- und Kurbetrieb gab es auch eher das, was man als ganz normales Krankenhaus eher gewohnt war. Na ja, es gab auch Abteilungen für plastische Chirurgie, und auch den Pflegebetrieb für Demente und ältere. Eigentlich ein sehr breites Spektrum für die großzügige Anlage. Innen war auch alles eher vom Feinsten, ein weniger gewöhnlicher Pflegeschlüssel, keine gestressten Schwestern, sondern vorbildliche Versorgung … wobei sich Agathe allerdings deutlich fragte, ob es wirklich an der großzügigeren Ausstattung mit Personal lag – so viel mehr war dann eigentlich doch nicht. Vielmehr machte sie die Arbeit der Pflegedienstleitung dafür verantwortlich. Ja, die Schwestern schafften ordentlich was weg und blieben immer freundlich.

Und auch ihr selber macht die Arbeit hier richtig Spass. Bei den Schwestern galt die Pflegestation als die unbeliebteste, denn die alten Leute waren schwer und manchmal etwas eigen. Früher waren sie reich und mächtig, heute auf Hilfe angewiesen. In ihrem alten Krankenhaus hörte sie oft, wie sich Schwestern über Demente lustig machten, oder wie sie Kranke nicht sehr nett behandelten. Das tat ihr nicht nur weh, sondern brachten ihr auch die Feindschaft mit den Kolleginnen ein, denen sie es eben nicht gleichtun wollte. Sie selber hatte eigentlich alle Patienten gern, auch die mürrischen. Aber das Umfeld verleidete ihre Arbeit.

Hier war es so anders, Schwester Ilse hatte die gleiche Einstellung zu den Patienten wie sie selber, und da ging die Arbeit ganz anders von der Hand. Sie war zwar immer noch schwer, aber die Zufriedenheit mit sich und der Welt verlieh ihr innere Kräfte. Sie fragte Schwester Ilse, warum sie dann gerade auf der unbeliebtesten Station arbeite. ´Ich könnte dir jetzt sagen, weil ich ein Herz für gerade die Hilflosen habe … und das wäre nicht mal gelogen. Es gibt aber einen anderen Grund, den ich dir heute nicht verrate.´ Und wieder dieses schelmische lächeln.

Sie war gegen 8 mit dem Hauptteil der Arbeit fast durch, als Agathe zu Frau Ritter gerufen wurde. Diese musterte sie in ihrer Tracht. ´Etwas fehlt noch an ihrer Ausstattung.´ meinte sie nach einer knappen Begrüßung.
Agathe errötete sofort. ´Ich meinte eigentlich nicht den Keuschheitsgürtel, sondern die Brosche, die die Schwestern tragen. Wollen sie so eine?´

´Sie meinen, ob ich hier arbeiten will?´

´Nein, ich fragte nur, ob sie so eine Brosche wollen. Drücke ich mich so unklar aus?´

´Verzeihung, ich konnte mir keinen Reim auf die Frage machen.´

´Na, sie haben sich hier gleich hervorragend eingeführt, und als kleines Dankeschön wollte ich Ihnen eine Brosche unseres Hauses schenken.´

Agathe entspannte sich wieder. Sie vermutete, dass Frau Ritter sie absichtlich verunsichern wollte. ´Natürlich würde ich mich über das Geschenk sehr freuen.´

´Sie dürfen sich setzen. Aber ansonsten war es völlig korrekt, dass sie stehen geblieben sind.´

Wie schaffte es diese Frau nur, mit so wenigen Worten eine unglaubliche Distanz aufzubauen? Noch nicht mal ein böses Wort, kein Tadel, und trotz dem fühlte Agathe sich so klein.

´Eigentlich hatte ich bedenken, ihnen Schwester Ilse zur Begleiterin zuzuweisen, denn sie ist machmal sehr … ´ Frau Ritter tat so, als suche sie nach dem passenden Wort.

Agathe meinte, dass es eine Aufforderung war, selber das Wort zu finden. ´Offenherzig? Redselig? Lustig?´ waren ihre Vorschläge.

Frau Ritter wurde wieder sehr bestimmt: ´… sexuell aggressiv! Sie wurde aber verwarnt und hat die Gelegenheit, sich wieder durch korrektes Verhalten auszuzeichnen. Wie hat sie sich Ihnen gegenüber benommen?´

Agathe kam sich vor, als würde sie auf sehr dünnem Eis gehen. Wenn sie alles frei heraus berichtete, könnte das negative Konsequenzen für Schwester Ilse haben. Würde sie aber nicht die Wahrheit sagen und Frau Ritter etwas vorflunkern … vielleicht wusste Frau Ritter einfach mehr? Und die Aussage verweigern würde bestimmt auch nicht gut ankommen.

´Schwester Ilse hat stets in meinem Einverständnis gehandelt. Ich empfand an ihrem Verhalten nichts, was ich mir anders gewünscht hätte. Haben sie sie denn nicht beauftragt, dass sie gleich Maß nehmen sollte für meinen Keuschheitsgürtel?´

Frau Ritter lächelte: ´Sie haben soeben die letzte Prüfung mit Bravur gemeistert. Wir wollen hier keine Petzen, aber auch nicht das Gegenteil, nämlich sich nicht zu äußern und somit die Disziplin untergraben. Mir geht es um die korrekte Balance. Und die haben sie anscheinend gefunden.

Kurz: Wir würden sie gerne einstellen. Wann können sie anfangen?´

´Nun, nach meiner Ausbildung habe ich den Arbeitsvertrag als Schwester unterschrieben. Sie haben mir aber ein halbes Jahr Probezeit auferlegt, obwohl ich doch schon über 3 Jahre da arbeite …´

Frau Ritter hob die Hand: ´Keine Bitterkeit, das bringt nichts. Sie wollten mir sagen, dass sie bereits zum nächsten Ersten anfangen können … richtig?´

Agathe nickte nur stumm und Frau Ritter fuhr fort. ´Einen großen Hausstand haben sie ja nicht, sie wohnen jetzt ja auch im Schwesternwohnheim. Auch hier brauchen sie sehr wenig. Möbel und Bettwäsche wird ihnen gestellt, die Tracht sowieso, und auch die Sportbekleidung. Auch ist bei uns in den Zimmern der Schwestern wenig Platz. Wenn sie aber etwas einlagern wollen, so können wir auch Transportkisten bei uns verwahren. Wir können alles abholen lassen.

Über unsere Disziplinarmaßnahmen und der Pflicht einen Keuschheitsgürtel zu tragen, sind sie ja bereits informiert worden. Die Vereinbarung, dass sie diesen Maßnahmen ausdrücklich billigen, müssen sie zusätzlich zum Arbeitsvertrag unterschreiben.´

Sie hatte sich dennoch alles genau durchgelesen. Eigentlich war der Hauptteil des Arbeitsvertrages weitgehend Standard. Das Zusatzprotokoll war dagegen schon ziemlich hart. Nichts neues, alles wesentliche war ja schon gesagt worden. Aber es war doch noch etwas anderes, wenn sie selber auf einige wichtige bürgerlichen Rechte verzichten sollte. Schweren Herzens unterschrieb sie. Hatte sie damit ihre Seele verpfändet? Oder eben ihre Bestimmung gefunden?
12. RE: Die gute Schwester

geschrieben von SteveN am 22.02.10 11:54

Hallo Ambi Valent !

Agathe ist nun in das Pflegeteam eingetreten.
Natürlich muß sie noch einiges lernen, umziehen und
den Keuschheitsgürtel tragen. Aber sie ist sooo
froh über ALLES, daß sie den neuen Job hat.

Viele Grüße SteveN


13. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 22.02.10 14:11


Zitat

Schweren Herzens unterschrieb sie. Hatte sie damit ihre Seele verpfändet? Oder eben ihre Bestimmung gefunden?


Da glaube ich eher an letzteres.

Das ganze Arbeitsumfeld und die anderen Schwestern tun ihr gut.

Der erste freiwillige Arbeitstag hat ihr auch gut gefallen, besonders da es nirgends ein dummes Gerede, über die Patienten, gab.

Auch Sticheleien gegen Sie oder andere Schwestern blieben aus.

Was kann einem, bei einem so frohen Gemüt, der Drache oder der KG schon anhaben.

Ja, ich glaube sie hat ihre Bestimmung gefunden, obwohl sie sich am Anfang doch schwer tun wird.

Danke Ambi Valent.
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Gruß vom Zwerglein
14. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Trucker am 22.02.10 17:00

Na dann wollen wir mal sehen wie es ihr ergeht wenn sie dort anfängt.
15. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 22.02.10 22:27

6. Auf zu neuen Ufern

Bereits nach drei Wochen war alles soweit vorbereitet. Die Kündigungen durch, der Miniumzug geplant. Auf zu einem neuen Leben. Sie sollte auf dem Weg zum Sanatorium einen Umweg fahren, zur Installation und letzte Anpassung des Keuschheitsgürels. Das sollte direkt bei dem Atellier geschehen, die könnten noch Kleinigkeiten richten.

An der angegebenen Adresse war ein Ladengeschäft mit eher neutralem Aussehen. Die Bedienung, eine Mitte 50-jahrige Frau, war freundlich und wirkte nicht konspirativ. ´Ich habe einen Termin, … äh … wegen der Anpassung.´ Agathe war schon leicht gerötet.

Aber die Frau grinste nicht. ´Alles halb so wild, Kindchen. Das fühlt sich nur beim ersten mal etwas neu an. Sie kommen gewiss vom Sanatorium?´
Agathe nickte. Die Frau kümmerte sich um die Anpassung selber. ´Wenn es was größeres ist, dann gebe ich den rüber in die Werkstatt …´ meinte sie nur. Gehen sie doch bitte nach hinten und machen sie sich unten herum frei.
Agathe schämte sich in Grund und Boden, obwohl die Frau ihr keinen Grund dazu gab. Dann dachte sie daran, dass es ja auch eine etwas verruchte Dreißigjährige mit großen Tätowierungen und dem Gesicht voller Piercings hätte sein können, oder gar ein junger Mann. Aber so war es doch ganz harmlos. Also – tief durchatmen.

Im angegebenen Raum war ein gynäkologischer Stuhl, der deutlich in die Jahre gekommen war. Sicher bei der Auflösung einer Praxis erworben, die wegen Alters geschlossen wurde. Sie hatte noch den Schlüpfer an als die Frau mit dem Keuschheitsgürtel, ihrem Keuschheitsgürtel, in den Raum kam. Er sah eigentlich genau so aus wie den, den sie schon bei Schwester Ilse untersucht hatte. Die Frau zeigte ihr die Gravur, die den Gürtel mit ihrem Namen zierte. Die Frau erklärte noch dies und das.
Als sie den Schlüpfer ausgezogen hatte, war die Frau eher unzufrieden: ´Hat man Ihnen nicht gesagt, dass sie sich epilieren lassen sollten? Mit den Schamhaaren siet das nicht mehr so gut aus, und auch sonst kann es zu Problemen führen.´
´Was für Probleme?´
´Ach Sie werden es schon selber merken.´ Brummte sie nur, als sie zuerst das Taillenband und dann das Schrittband anlegte. Ein klein wenig nachgebogen, und das Schloss rastete ein.

´Sie sind doch Jungfrau … das sieht man auch ohne nachfühlen. Jetzt sein sie eine verschlossene Jungfrau. Sie wollen ihn sicher gleich anbehalten.´ Das war eher eine Feststellung als ein Frage.
Ein seltsames Gefühl, dachte sich Agathe, als sie sich wieder anzog. Die Frau gab ihr einen verschlossenen Umschlag mit. ´gut drauf aufpassen, da sind die Schlüssel drin. Wenn du den verlierst, hast du Probleme.´ Jetzt war sie schon beim Du angekommen …
Noch eine Empfangsquittung unterschreiben … die Rechnung ging direkt an das Sanatorium. Und schon war sie wieder draußen auf den Weg zu ihrer neuen Arbeitsstätte. War doch gar nicht so schlimm, und der KG drückt nur wenig. … aber irgendwie hatte sie sich die Einkleidung feierlicher vorgestellt.
16. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Unkeusch am 23.02.10 13:22

Sie hat sich also entschlossen, sich für den Job verschließen zu lassen und ist auf dem Wege, mit Sack und Pack zu ihrer Arbeitsstelle zu fahren.

Schnellschnell mach weiter !!!!
17. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 23.02.10 15:30

hallo ambi valent,

ich glaube du möchtest einen rekord in schnellposten aufstellen.
mit großen vergnügen habe ich deine bisherigen folgen gelesen. das macht lust auf mehr. bitte schreib weiter. danke
18. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Black Panter am 23.02.10 15:34

Gestattest du einen kurzen Einwurf,ambi valent?

Nadinchen ist wieder da. Es ist nicht zu überlesen.

Hat ja schon fast was gefehlt....

Mit besten Grüßen,

Black Panter
19. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 23.02.10 16:43


Zitat

Nadinchen ist wieder da. Es ist nicht zu überlesen.

Hat ja schon fast was gefehlt....


Hallo schwarze Katze, lass doch bitte unser "Nadinchen" in ruhe.

Wer von UNS kann schon behaupten alles zu lesen und zu allem einen Kommentar zu geben.

Hallo Nadine, Deine Kur gut überstanden??

zum Schluss möchte ich Ambi Valent für die Fortsetzung danken.
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Gruß vom Zwerglein
20. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 23.02.10 16:54

hallo zwerglein,

danke für deine rückendeckung. die reha ist gut und erfolgreich verlaufen
21. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 24.02.10 00:55


Zitat

die reha ist gut und erfolgreich verlaufen


Freut mich!!!!!

Gruß vom Zwerglein
22. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Trucker am 24.02.10 17:52

Hey super weitergeschrieben, dann wollen wir mal sehen wie sie sich da so einlebt und was ihr noch alles passiert.
23. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 24.02.10 23:58

Hallo Trucker

Zitat
Hey super weitergeschrieben, dann wollen wir mal sehen wie sie sich da so einlebt und was ihr noch alles passiert.


Danke für das Lob, aber ich habe ein Problem: Die Geschochte ist für den Anfang ganz nett, bietet aber zu wenig Spannung, um sie richtig auszubauen. Das Problem ist doch, dass alle viel zu brav sind und gar nicht wirklich einen KG brauchen.

Ich könnte natürlich Agathe auf die geheime station versetzen, wo man Frauen nicht nur etwas Fett absaugt, sondern etwas außergewöhnliche Operationen durchführt. Aber das ist mir wieder zu viel Freak Show.

Oder es gab eine Verschwörung zwischen Frau Ritter und Schwester Ilse, die Agathe in eine kleine Intrige und den KG gelockt haben um sich ihre Gutgläubigkeit auszunutzen - und zwar auf ziemlich fiese Weise. Aber dann hätten wir mit der Logik Probleme.

So beim Nachdenken kommt mir allerdings doch noch eine Idee, die ganz brauchbar sein könnte.
24. Folge 7: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 25.02.10 00:56

7. Ernüchterung und neue Reize

Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie sollte nicht mit Schwester Ilse das Zimmer teilen, sondern mit Schwester Anna. Und auch nicht in der Gerontologie arbeiten, sondern in der Psychiatrie, die auf dem Areal etwas abseits gelegen war. Die Gerontologie sei doch so was wie eine Strafabteilung, wenn sich eine Schwester nicht richtig benommen habe. Die Psychiatrie wäre dagegen sehr beliebt. Da wäre es zwar ziemlich hart, aber da gäbe es immer so spannende Geschichten, und eine Erschwerniszulage gab es auch. Durch eine akute Vakanz musste eine freie Stelle besetzt werden, und da Agathe gerade ankam … Die Schwestern wohnten in der Nähe, weil es mal öfters Reorganisationen im Dienstplan gab.

Schwester Anna war 46, burschikos und nett. Sie hatte einen kräftigen Körperbau und meinte, das das auf dieser Station schon sehr gut wäre, Schwester Agathe hielt sie eigentlich nicht für zu gut geeignet. Aber das sei nur ihre fachmännische Meinung. Gerade darum wollte sie Agathe um so mehr unterstützen und ihr helfen, gut klar zu kommen.

Natürlich trug auch Schwester Anna den hausüblichen KG. Und sie trug ihn gerne. ´Ich sag mir dann immer, dass es wegen dem KG sei, dass ich keinen feschen Kerl abbekomme. Eine tolle Entschuldigung …´ Sie lachte rauh. ´ … und du wirst dich nicht nur dran gewöhnen, sondern du wirst ihn lieben.´ Aber so richtig wollte der Funke nicht überspringen. Schwester Anna lud Schwester Agathe auch zum Bridge ein, die große Leidenschaft, die sie mit drei anderen Schwestern jenseits der 40 teilte. Schwester Agathe konnte sich aber sehr vieles vorstellen, was sie lieber täte.

Aber sie fand auch noch Schwester Petra, die auch auf der Station arbeite und beim Volleyball mitspielte. Schwester Agathe wollte da mitmachen.

Zur Arbeit: Die meisten Patienten waren Frauen, eigentlich jeden Alters. Das einzige Merkmal war, dass sie aus wohlhabenderen Kreisen stammten, aber das nutzte den Armen auch nicht so viel. Zum Beispiel hatte Birget, 27, eine Neurose mit Waschzwang, weil sie nach einem Unfall unter Inkontinenz litt. Sie brauchte dringend Intensivbetreuung. Wenn es gar zu schlimm wurde, zogen sie ihr eine extradicke Windel an, steckten sie in eine Zwangsjacke und brachten sie in die Gummizelle. Da konnte sie sich dann austoben.

Schwester Agathe verstand auch, warum Schwester Anna einen kräftigen Körperbau hier so wichtig fand. Denn nicht nur Birget, sondern auch einige andere Insassinen wussten nicht, was das Beste für sie waren und wehrten sich manchmal heftig gegen die erforderlichen Maßnahmen. Anfangs hatte Schwester Agathe nicht den Bogen raus, wie sie eine widerspenstige Patientin in dieses Kleidungsstück verpacken konnte, aber Schwester Anna zeigte ihr ein paar Tricks.

Es sei wichtig, dass ihre Schätzchen (so nannte Schwester Anna die Patientinnen) auch stramm verschnallt waren. Das zeigte ihnen, das alle verrückten Befreiungsversuche erfolglos sein müssten. Bei locker angelegten Zwangsjacken versuchten sich die Schätzchen immer an Tricks a la Houdini. Das Ergebnis waren dann meist verrenkte Arme, und das tat Schwester Agathe schon beim Zuhören weh. Auch wäre der Schrittband sehr wichtig, dann sonst versuchen es die so Bekleideten, die Jacke über den Kopf zu schlüpfen.

Als sie Birget nun trotz allen widerstand gut verpackt hatten, beruhigte sie sich. Schwester Anna trat hinter sie, umarmte sie leicht und sagte lächelnd: ´Das steht ihr so gut. Ein Jammer, dass sie in der Gummizelle keinen Spiegel hat. Sie würde sonst die ganze Zeit Schnewittchen spielen. Eigentlich sollten wir sie ständig so anziehen.´

Zu Schwester Agathes Überraschung lächelte Birget sogar. Ihr schien die Zwangsbehandlung sogar Spaß zu machen.

´Ach Agathe, wenn du deinen freien Tag hast, solltest du dich auch einmal hier einsperren lasen. Keiner kann dir erklären warum, aber einige Frauen lieben das. Wenn du es nicht selber ausprobiert hast, kannst du auch nicht wissen, ob es dein Ding ist.´

Schwester Agathe wurde es doch etwas mulmig. Sollte sie es tatsächlich ausprobieren? Eigentlich reichte ihr es schon, in den Keuschheitsgürtel gesperrt zu sein.
25. RE: Folge 8: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 06.03.10 14:23

8. Ein Selbstversuch kündigt sich an

Die nächsten Tage waren immer noch neu, aber es spielte sich eine Art Normalisierung ein. Schwester Anna blieb die nette Kollegin, und Schwester Agathe versuchte sogar ernsthaft, Bridge zu lernen. Aber es war eben nicht ihre Sache. Besser klappte es mit dem Volleyball. Die anderen waren wirklich fit und passten besser zu ihrem Alter, sie halfen Agathe, ins Team reinzukommen. Und das waren auch die besonderen Highlights ihres Lebens. Irgendwie war sie wirklich überrascht dass es wirklich nicht das übliche Gezicke unter den Schwestern gab. Wenn eine mal anfing, etwas über eine andere zu lästern gingen sofort mehrere dazwischen, die sich auf Seiten der Angeschuldigten stellten.

Schwester Agathe fühlte sich sehr wohl und bereute kein Stück, diese Arbeit angetreten zu haben. Auch wenn das mit dem Keuschheitsgürtel noch immer etwas verrückt war, man gewöhnte sich dran. Die Ärzte machten tatsächlich immer wieder mal Avancen, fast so wi in den Kitsch-Romanen oder alten Spielfilmen. Es war anderes als in dem Krankenhaus, in dem sie vorher arbeitete. Dort gaben sich die Schwestern eher neutral bis unnahbar, hier waren sie fleißig, aufopfernd und durchaus anziehend. Aber durch den Keuschheitsgürtel blieb alles stets auf der Ebene eines kleinen Flirts ohne Folgen. Sie selber passte sich der Umgebung an und antwortete auf die Avancen eines jungen Assistenzarztes, der ihr gut gefiel. Vermutlich hatte er eine Geliebte, mit der er mehr machen konnte … auf jeden Fall aber machte sich Schwester Agathe keine Hoffnungen, dass da mehr daraus würde. Einem Küsschen in einem leeren Flur wäre sie allerdings nicht abgeneigt gewesen.

So was ereignete sich allerdings auf andere Art. Sie sah Schwester Ilse gelegentlich, aber selten. Viel redeten sie nicht, aber sie versicherten sich durch Blickkontakt ihre besondere Sympathie. Eines abends nach dem Sport waren sie beiden die Letzten. Die Oberschwester hatte ihnen nach dem Duschen die Keuschheitsgürtel wieder angezogen und war dann gegangen.

´Schön, dass wir uns mal wieder alleine treffen´. Schwester Ilses Körpersprache sagte Agathe, dass Ilse mehr wollte. Und sie ließ es geschehen, denn eigentlich wollte sie auch dieses prickelnde Gefühl der Nähe und der Berührungen. Es würde ja auch ganz harmlos sein, denn sie trugen ja beide den KG. Ilse bemerkte die Einladung, und kam schnell zu einer kräftigen Umarmung. Die Anstrengungen des Sports waren bald wie weggeblasen. Und Agathe hette ihren ersten feuchten Kuss. Sie fand das sehr schön.

Viel Zeit hatten sie nicht, und sie waren ja auch in unterschiedlichen Häusern untergebracht. Aber Schwester Agathe musste doch loswerden, was sie zunehmend beschäftigte.

´Schwester Anna hat vor kurzem eine Patientin in eine Zwangsjacke gesteckt und dann in die Gummizelle gesperrt. Ich fand das ziemlich krass, aber am seltsamsten war, dass die Patientin das irgendwie gut fand. Als hätte sie es darauf angelegt. Noch verwirrender war, dass Schwester Anna mir dann vorschlug, ich sollte mich an meinem freien Tag auch mal so ausgestattet einsperren lassen.´

Schwester Ilse schien gar nicht geschockt. ´Und? Hast du es gemacht?´

Schwester Agathe war fast empört. ´Nein! Natürlich nicht!´

´Schau dich doch nur selber an. Dich beschäftigt offensichtlich das Thema, aber ausprobieren willst du nichts. Das ist doch schon ein Bisschen zimperlich. Oder hat dich Schwester Anna bedrängt?´

Schwester Agathe war nun verunsichert. War es doch nicht so abwegig, so einen Versuch zu unternehmen? Ok, sie wird es doch probieren müssen. Aber allein die Vorstellung, Schwester Anna nur das zu sagen, löste bei ihr Gefühle aus, die ihr die Schamröte ins Gesicht trieb.
26. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 06.03.10 15:02

hallo ambi valent,


oh welche peinlichkeiten jetzt und wie geht es weiter?

heute ist mein kopfkino leider nicht ins rotieren gekommen. lag es daran, weil die fortsetzung so kurz war?
27. RE: Nadine

geschrieben von Ambi Valent am 06.03.10 15:29

Zitat

oh welche peinlichkeiten jetzt und wie geht es weiter?

heute ist mein kopfkino leider nicht ins rotieren gekommen. lag es daran, weil die fortsetzung so kurz war?


Ich bin untröstlich, aber der Tag ist ja noch nicht zu ende. Natürlich wird Agathe sich und ihren Körper noch genauer kennenlernen.

Irgendwie meine ich, dass da doch noch Spannung drin sitzt, obwohl es hier mal gar niemand fiesen gibt, der irgend was Übles den armen Opfern antut. Noch nicht einmal notgeile Akteure, die irgend eine harte Pornoszene konstruieren. Aber der Versuch, trotzdem was Anregendes raus zu bekommen, ist bei einem etwas überreizten Publikum gar nicht so einfach zu machen.

Irgendwie bin ich noch immer überrascht, das ´Bettina´ mit über 17 000 Hits mehr Interesse bekommen hat, obwohl sie eigentlich rein gar nichts spannendes Geschrieben hat. Allein das Wort ´Internat´ reichte schon aus, das Interesse an einer hohlen Girlie-Story zu befördern.

Und auch dieses Geschichte ist m.E. nicht schlecht, aber in meinen Augen weit weniger Spannend als mein Agnes-Roman. Die Forenleser sehen es wohl anders. Man wundert sich.
28. RE: Die gute Schwester

geschrieben von ray am 06.03.10 16:54

..ich wunder mich über garnix mehr
29. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 06.03.10 19:27

9. Eine neue Erfahrung

´Ich bin doch nur ein ganz normales Mädchen, eine gute Schwester,´ dachte Agathe. ´a kann ich mich doch nicht freiwillig in eine Zwangsjacke stecken lassen. Das ist ja krank. Die behalten mich bestimmt gleich da drinnen. Oder wollen die mich vielleicht nur dazu bringen, dass ich mich selbst ausliefere? Das ist doch Quatsch. Schwester Anna ist doch sonst ganz nett, und ich habe keinen Anlass, ihr was Böses oder Hinterhältiges zu unterstellen. Und auch Schwester Ilse hat mir Mut gemacht. Die steckt keinesfalls in irgend einer Verschwörung, bloß um mich irgendwo hin zu führen, wohin ich nicht will.´

Jetzt irrten Schwester Agathes Gedanken ab. Irgend einen Film hatte sie mal gesehen, oder war es ein Buch, da hatten sie eine völlig gesunde Frau in so eine Psycho-Klinik gesteckt. Allerlei Übles ist da passiert. In der Erinnerung kamen ihr die Gefühle wieder ganz aktuell vor. Ja, damals hatte sie sich stark mit dem Opfer identifiziert, und war sogar ganz erregt gewesen. Aber das passte nicht zu ihrem Selbstverständnis und wurde ganz schnell wieder verdrängt. Jetzt holte sie die Vorstellung ein und es baute sich zugleich Schauer und Angst im Verein mit einer äußerst prickelnden Lust auf.

Kann ich Schwester Anna wirklich vertrauen? Hat sie nicht vielleicht doch etwas von dieser Schwester bei ´Einer flog über das Kuckucksnest´ ?

Allen Bedenken zum Trotz, sie wurde den Gedanken nicht los. Sie musste es selber erfahren. Also gab sie ihrem Herz einen Ruck und sprach Schwester Anna an:

´Neulich hast du doch mal gesagt, dass ich mich an einem freien Tag in eine Zwangsjacke stecken lassen könnte und in so eine Gummizelle gesteckt werden könnte.´ Puh, jetzt war es raus.

´Natürlich. Willst du? Fast alle Schwestern haben das mal gemacht. Wir Frauen sind doch eben Neugierig. Einige machen es fast regelmäßig wieder. Ich nicht, ist nicht meine Sache. Einmal genügt mir. Aber ich meine, jede sollte es mal ausprobieren.´

´Mir kommt das schon komisch vor. Freiwillig sich fesseln zu lassen. Aber du hast recht, ich BIN neugiereig.´

´Und für die Arbeit ist es auch gut. Wenn du Patienten versorgst, solltest du immer auch ein wenig mitfühlend sein. Und da sind diese Erfahrungen einfach wichtig. Nicht das wir uns falsch verstehen, nicht zu mitfühlend – sonst drehst du ja noch selber durch. Und das wollen wir gar nicht, du wirst noch gebraucht.´ Schwester Annas Art war schon etwas herb, jetzt lächelte sie.

´Also Morgen?´ … ´Ja …´


Schwester Anna brauchte keine zweite Hilfe, da Schwester Agathe ja kooperativ war. Sie meinte, Schwester Agathe sollte alles ausziehen, auch das Unterhemd, nur der Keuschheitsgürtel blieb dran. Das sei eben intensiver. Die Zwangsjacke war aus etwas gröberen, robusten Stoff, aber bevor sie da hinein schlüpfen sollte, sollte sie noch eine große Einmal-Windel anziehen. Schwester Agathe wirkte nun doch befremdet.

´u wirst das schon ein paar Stunden aushalten müssen, und da wirst du über die Windel sehr dankbar sein, denn du kannst ja nicht einfach aufs Klo. Du würdest dann den Schrittgurt einsauen. Ich lass dich sowieso nicht raus, wenn die Windel noch trocken ist. Die Erfahrung gehört einfach mit dazu. Ohne wäre es nur eine halbe Sache.´

Schwester Agathe sah ein, dass auch diese beschämende Prozedur dazu gehörte. Sie empfand das Tragen einer Windel entwürdigend. Aber Schwester Anna hatte recht. Irgendwie verachtete sie Patientinnen, die inkontinent waren. Sie ließ sich zwar nichts anmerken, wenn sie diese versorgte (so glaubte sie zumindest), aber es war doch ein bisschen Ekel und Überheblichkeit in ihr. Und mit dem KG darunter war die Windel besonders erniedrigend. Es war allzu deutlich, dass sie die Kompetenz über ihren Körper verloren hatte. Auf jeden Fall war es ihr sehr unangenehm, die breite Packung zwischen den Beinen zu spüren. Und es sollte ja noch schlimmer kommen.

Schwester Anna hielt ihr die Zwangsjacke hin. Agathe schluckte noch kurz und schlüpfte dann mit ihren Armen in die Ärmel, die unten zugenäht waren. Die Gurte wurden hinten zugezogen und ihre Arme sollte sie dann vorne verschränken. Sie spürte, wie Schwester Anna die Ärmel erst ziemlich fest zuzog.

´as sieht jetzt besonders gut aus. Ich hab dir ja auch mal einen großen Spiegel mitgebracht.´ sagte sie, als sie das Schrittband durch die Beine zog. Ihr Leib war nun ziemlich steif und fest umwickelt. Ihre Arme konnte sie fast gar nicht rühren. Im Spiegel hatte es tasächlich eine ganz eigene Wirkung. Ihre Mienenspiel war sogar für sie selber nicht zu deuten. Aber die Arme fingen zu kribbeln an. Sollte das noch Stunden so weitergehen?

´Ich wundere mich, dass du nichts sagst. Das musste bald recht unangenehm sein. Die Arme sind viel zu fest so. Das ist ein üblicher Fehler von Schwestern, die das zum ersten Mal jemanden anlegen. Die Jacke muss doch über Stunden getragen werden können. So geht das aber nicht, das wäre die reinste Folter. Du solltest es nur mal kurz selber spüren.´ Schwester Anna löste die Fesselung, beziehungsweise machte sie deutlich lockerer.

´Es ist für die Gefesselte schon schlimm genug, ihre Arme nicht gebrauchen zu können. Egal was die Person angestellt hat, man sollte ihr nie mit übermäßiger Härte begegnen.´

´Und wenn sie es selber will?´ Schwester Agathe dachte noch an die Patientin, die sich so zufrieden zeigte, als sie so aussah wie jetzt Agathe.

´Es gibt sicher einen Spielraum, in der wir auf die Bedürfnisse der Patienten eingehen können. Aber wir sind in der Fürsorgepflicht. Wir tragen die Verantwortung. Und wir können nicht zulassen, dass die Patienten sich selber schaden.´ Schwester Anna stellte so pflichtbewusst mit Schwesterntracht und Häubchen eine Autorität dar, der sich Schwester Agathe, nun als gespielte Patientin, auch gerne anvertraute. Ja, so soll das Verhältnis zwischen Patient und Schwester sein, dachte sie.

Zur Bekräftigung umarmte Schwester Anna sie noch kurz und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. ´Jetzt musst du noch dieses große Glas Wasser trinken. Es ist nicht, damit du auch schön in die Windel pullern kannst, sondern weil du ansonsten dehydrierst. Ich komme nur ganz selten zum Nachschauen vorbei. Und wenn du mal wirklich musst: Es hat keinen Sinn, lange einzuhalten. Lass dich einfach ganz gehen. Du kannst dann besser empfinden, was deine Patienten fühlen.´

Schwester Anna ließ sie dann allein und machte die Tür zu. Sie war in der Gummizelle gefangen. Alles gepolstert. Sie konnte sich kaum an was stoßen. Die Tür öffnen geht nicht. Eigentlich konnte sie auch nichts tun, keine Beschäftigung. Sich hinlegen, auf den gepolsterten Boden, ja. Aber Aufstehen mit Zwangsjacke war schon schwierig. Sie übte sich damit zu bewegen und zurecht zu kommen. Ihre nackten Füße wurden auf einmal viel empfindlicher, da es ja die einzigen Gliedmaßen waren, mit denen sie etwas anfangen konnte.

Dann versuchte sie zu rufen. Es hörte sich dumpf an. Keine Reaktion. Sie rief weiter, sie schrie. Keine Reaktion. Gut. Dann eben singen. Das half … eine Weile. Sie dachte drüber nach, ob auch Insassinnen geknebelt wurden. Irgendwie erschien ihr das ganz selbstverständlich, aber sie hatte noch keine geknebelte Frau gesehen. Also sang sie weiter …

Die Zeit tröpfelte nur langsam dahin. Nichts passierte. Sie rannte vorsichtig gegen eine gepolsterte Wand. Tat nicht sehr weh, war aber ganz lustig. Und nochmal. Und nochmal. Sie stolperte. Mit den gefesselten Armen konnte sie sich nicht abfangen, aber der Boden war ja auch gepolstert. Es tat weh, aber nur ein Bisschen. Sie musste lachen, immer mehr. Ja es war bald ein Lachkrampf. Dann siegte die Langeweile.

Irgendwas muss man doch tun können, dachte sie sich. Sie überlegte sich gymnastische Übungen, die auch mit Zwangsjacke gingen. Sit-ups. Rumpfkreisen. Springen. Sie kam ins schwitzen. Eine Weile ging es ganz gut. Dann wieder Langeweile.

Sie setzte sich. Sie legte sich. Sie dachte über ihren Körper nach. Jeder Teil wurde ihr besonders bewusst. Die Zehen, ihre Tastsinn Nummer 1 – solange sie in der Zwangsjacke war. Es wäre gemein gewesen, wenn sie noch Schuhe oder Strümpfe angehabt hätte.

Ihre Schenkel fühlten sich nun ganz anders an. Weich und stark und frei. Als bekämen sie ein Eigenleben. Ihr Unterleib, in Watte gepackt. Irgendwie fühlte sie da nichts, nur Harndrang. Und jetzt wo sie darüber nachdachte, wurde er immer stärker. Nein, sie wollte noch nicht in die Windel pinkeln.

Ihr Oberkörper fühlte sich auch ganz anders an, so eingeengt. Auf ihrer Haut spürte sie den rauen Stoff. Ihr Brüste spürten ihn. Ihre Knospen wurden fest, ja hart. Und spürten den kräftigen Stoff immer sensibler. Irgendwie hatte es nun doch was mit Sex zu tun. Die Erregung nahm bei ihr langsam zu. Und der Harndrang auch. Schwester Anna hatte doch geraten, nicht krampfhaft einzuhalten. Gut. Sie ließ es laufen. Erleichterung. War doch gar nicht so schlimm. Irgendwie befreiend. Sie lächelte.

Da öffnete sich die Tür. Aber nicht die erwartete Schwester Anna kam herein, sondern der süße Assistenzarzt. Ihr Kopf muss in Sekunden zur Tomate angelaufen sein.

´Ich kam zufällig vorbei, sah das die Tür zu war, aber keine Kladde draußen hing. Dann erkannte ich Sie durch das Guckfenster. Ist alles in Ordnung? Wer hat sie denn hier eingesperrt?´

Schwester Agathe war mittlerweile Aufgestanden und versuchte nicht zu stottern: ´Alles in Ordnung. Wir Schwestern machen ab und zu eine Übung, damit wir erfahren, wie es den Patienten geht, wenn wir eine Zwangsmaßnahme ausüben müssen. Sozusagen ein Experiment. Ich mache das zum ersten mal. Schwester Anna betreut mich.´

Etwas entspannt, aber noch vorsichtig, fragte Dr. Jonas Schwichert weiter: ´Hat sie Sie gezwungen? Soll ich sie befreien?´

´Nein, ich wollte das so, Schwester Anna ist mir ein Vorbild als Schwester. Denken sie nichts falsches.´ Sie stockte. Eigentlich war es lange genug, dachte sie. Wenn sie sich von dem süßen Arzt befreien ließe, würde er sie berühren (traumhaft), ihren nackten Busen sehen (eigentlich sehr schön), ihre frisch vollgepinkelte Windel (extrem peinlich) und ihren Keuschheitsgürtel (ziemlich peinlich). Schwester Anna wäre sicher auch ein wenig enttäuscht, wenn sie sich selbst entlassen hätte. ´Und sie brauchen mich auch noch nicht zu befreien. Ich habe alles mit Schwester Anna abgestimmt.´

´Würde es Sie stören, wenn ich Ihnen trotzdem ein wenig Gesellschaft leiste? Ich habe jetzt sowieso etwas Pause. Und ich hätte sie gerne ohnehin eigentlich gerne angesprochen. Sie sind mir schon öfter aufgefallen.´

´Nein, bleiben sie doch ruhig ein wenig. Ich habe gerade ohnehin nichts wichtiges zu tun.´ Agathe lächelte. Ihre Röte im Gesicht, die Dr. Schwichert demonstrativ übersehen hatte, ließ langsam nach. So stand sie vor diesem Traum von Mann, in Zwangsjacke, Keuschheitsgürtel und nassen Windeln. Und sie musste noch mehr kichern.

Dr Schwichert musste einfach mitlachen, aber er war verunsichert. ´Was ist denn?´

´Na hören sie mal! Finden sie die Situation nicht merkwürdig, wenn sich zwei schöne Menschen auf diese Weise begegnen? Ist das für Sie normal?´ Jetzt war es raus. Sie hatte ihr Interesse an Ihm unmissverständlich klar gemacht.

Und Jonas fand die Situation mehr als anregend. Diese kleine Schwester hat ihn ganz eingenommen. Zum Einen zu einem hilflosen Paket verschnürt hatte sie zum Anderen gar Macht über ihn gewonnen. ´Egal was sie Anziehen, ob Schwesterntracht oder Zwangsjacke, sie sind einfach eine bezaubernde Person. Und ich muss Ihnen sagen …´

Schwester Anna platzte gerade rein. ´Was machen Sie denn hier? Diese Therapiemaßnahme darf nicht unterbrochen werden. Wenn Sie unbedingt turteln wollen, dann erst nach der Übung. Und jetzt raus.

Agathe, da bin ich wohl gerade rechtzeitig gekommen. Wenn das so weiter gegangen wäre, hättest du die ganze Übung nochmal machen müssen. Du hättest ihn gleich raus schmeißen sollen.´ Ein vorwurfsvoller, und zugleich schelmischer Unterton lag in ihrer Stimme.

´Noch zwei Stunden, und ich lass dich raus. Vorher noch ein Glas Wasser?´
30. RE: Die gute Schwester

geschrieben von ray am 06.03.10 19:42

Danke für die Fortsetzung!
Ging ja schneller als ich dachte!
LG ray73
31. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Alexa am 07.03.10 16:43

bin ja mal gespannt wie es hier weitergeht
32. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 07.03.10 17:22

Zitat
bin ja mal gespannt wie es hier weitergeht

Ich auch. Bis jetzt habe ich keine rechte Idee.

Sollte hier eine bizarre Variante eines Arztromanes entstehen? So mit viel Liebe zwischen dem süßen Dr. Jonas und der guten Schwester? (Das ist leider ein Genre, das ich gar nicht kenne )

Oder doch noch düstere Geheimnisse der Schwarzwaldklinik gelüftet werden?

Hmmm
33. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 08.03.10 00:10

hallo ambivalent,

die geschichte wird immer vielfältiger. es mach einfach spaß sie zu lesen. weiter so machen. danke
34. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Unkeusch am 09.03.10 07:04


Eine gute Geschichte über eine sexy Schwester.
Eine sexy Geschichte: "Die gute Schwester" ...

Das Lesen macht Spaß. Vielen Dank.
35. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 13.03.10 11:37

Zweisamkeit – oder: So nah und doch so fern

Schwester Agathe wusste, das die nächsten beiden Stunden wieder ereignislos würden. Und zwei Stunden in diesem Raum waren sicher eine weitere Ewigkeit. Sie wiederholte ihre Gymastikübungen und kam wieder ins schwitzen, wie beim letzten mal. Ihre Haare mussten auch schrecklich aussehen, zerzaust, ungekämmt. So hatte sie vermutlich auch ausgesehen, als der süße Dr. Schwichert vorhin rein kam. Auch wenn sie sich von ihm angezogen fühlte und gerne in seiner nähe war, so war es doch nicht gut, ihm so zu begegnen. Jedes mal, wenn sie ihn künftig begegnen würde, müsste sie an diese Szene denken. Schon im gedanken daran wurde sie rot.

Und jetzt war der Harndrang schon wieder so stark. In ihrer Beschämung ließ sie es wieder laufen. Ihre Gefühlswelt war durcheinander. Sie sollte sich den süßen Dr. einfach aus den Kopf schlagen und solche verrückten Ideen – sich in Zwangsjacke in ein Gummizelle sperren zu lassen – ganz schnell aus dem Kopf schlagen. Sie war eine gute Schwester, und gute Schwestern machen so was nicht.

Die Tür ging auf. Waren die zwei Stunden so schnell ´rum? Nein es erschien nicht Dr. Schwichert, wie sie insgeheim doch hoffte, sondern Schwester Anna.

´Entschuldigung, Schwester Agathe. Deine Zeit ist noch nicht um, aber wir sind etwas knapp mit Gummizellen. Ich muss dir noch einen zweiten Mitbenutzer rein geben. Aber keine Sorge, er wird dir genau so wenig tun können wie du ihm.´ Die besorgte Miene der Peinlichkeit erschien bei Schwester Anna eher gespielt. Was hatte sie denn vor? Einen randalierenden Insassen mit ihr zusammen zu sperren? Es war ein ´Er´ und ihr war doch lieber nicht nach solch dubioser Gemeinschaft zu Mute. Bevor sie aber sich ihren Befürchtungen weiter Raum gebn konnte, wurde die mit Zwangsjacke bekleidete Gestalt zu ihr rein geschoben und die Tür geschlossen. Es war Dr. Schwichert.

Ihr Erstaunen war nun perfekt. Auch er war barfuß und mit Windel bekleidet. So als o beide die gleiche Tracht oder Uniform trügen. Es schien ihm auch irgendwie peinlich, denn diese Verlust des Status, als Schwester, der sie schon ziemlich erschüttert hatte als sie die Zwangsjacke angelegt bekam, muss für ihn um so schlimmer sein. Aber er bemühte sich offensichtlich, die Haltung zu bewahren.

´Ich war von der Idee der Selbsterfahrung so fasziniert, das ich gleich dachte: Das muss ich auch ausprobieren. Und irgendwie war ich beschämt, dass Sie mir den Schneid abkauften, vor mir dies durchzuziehen. Das einzige, was ich tun konnte, um mir weiterhin in den Speigel schauen zu können, war, sofort zu reagieren. Und so sprach ich gleich Schwester Anna an, denn meine Schicht war gerade zu Ende.´

Irgendwie schien es Schwester Agathe nun doch etwas zu amüsieren. ´Das mit Schneid und Männlichkeit scheint ihnen sehr wichtig. Können sie dieses Gefühl auch aufrecht erhalten, wenn Sie jetzt so hilflos wie ein Baby sind?´

Dr. Schwichert lächelte. ´Natürlich nicht. Ich wollte mir vorher die Situation auch nicht zu genau ausmalen, denn nachher hätte mich doch der Mut verlassen.

Natürlich hatte ich auch noch was anderes im Sinn. Ich dachte an sie. Ihr Bild, so verpackt, hat mich sehr angezogen. Diese Jacke steht ihnen sehr gut.´

Mit diesem forschen Wort hatte Dr. Schwichert die Situation gedreht. Vorher hatte sie gespürt, dass sie irgendwie die Dominanz hatte, jetzt hatte er ihr eine neue Rolle zugewiesen. Die der begehrten und hilflosen Frau. Und irgendwie dachte sie, dass das doch etwas seltsam ist, wenn er sich von ihr, wenn sie gefesselt ist, angezogen fühlte. Ist es vielleicht doch nicht nur ein süßer Mann, sondern ist er gar ein Perverser?

Dr. Schwichert sprch weiter: ´Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich bewundere Sie und halte es für sehr mutig, sich hier herein zu wagen. Sonst habe ich sie immer nur un Schwesterntracht gesehen, und auch das hat mich sehr angezogen, die Tracht steht ihnen selbstverständlich noch viel besser. Aber sie waren dann ganz auf eine Rolle beschränkt. Sie Waren dann Schwester durch und durch. All die Regeln des Umgangs miteinander waren allzu präsent. Und auch wenn es seinen Reiz hat, Regeln mit Leben zu füllen, so habe ich hier einen ganz anderen Menschen, eine ganz andere Frau gesehen. Hier Sind sie nur noch Mensch, müssen keine Rolle spielen.

Darf ich Sie hier einfach Agathe nennen, und Sie nennen mich Jonas?´

Agathes Züge entspannten sich, sie lächelt sogar wieder. ´Gut, dann sind wir aber auch beim Du. Aber nur solange wir hier drin sind. Danach wieder Schwester und Dr., lieber Jonas.´

Das Spiel wurde wieder ausgeglichen. Sicher, er war vielleicht 8 oder 9 Jahre älter, er stand höher in der Hierarchie, aber er hatte auf alles verzichtet und sie begegneten sich auf Augenhöhe in dieser Gummizelle. Auch körperlich passte es, denn selbst ohne Schuhe waren auch da die Höhe der Augen tatsächlich fast gleich. Agathe entspannte sich. Jonas hatte ihre Bedenken schließlich auch damit zerschlagen, dass er selber keinen Anspruch erhob, sich in irgend einer Form sich über sie zu stellen.

Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: ´Aber, Jonas, das mit der Selbsterfahrung wird erst so richtig funktionieren, wenn ich nicht mehr da bin. Denn mit einer Frau, die du anscheinend anziehend findest, in einen Raum zu sein, ist eben keine normale Erfahrung für einen Patienten.´

´Vielleciht. Ich stelle mir gerade vor ich sei Patient und in die Hände einer Schwester gegeben. Manche Schwestern können sehr streng sein.´

Agathe widersprach: ´Falsch. Alle sind streng. Das ist Teil unserer Ausbildung. Wenn wir nicht auf die Durchführung der Anordnungen achten würden, dann würde ein heilloses Chaos ausbrechen.´

´Es ist mein Fehler. Ich hätte nicht von der Arbeit anfangen dürfen. Ich interessiere mich doch viel mehr für dich, ohne deine Rolle. Und das sollten wir eher zum Thema haben.´

Sie saßen beide auf dem Boden an die Wand gelehnt. Nur die Ecke des Raumes war dazwischen. Einen Moment dachte sie darüber nach, ob man nicht doch was mit Berührungen machen konnte, aber sie wich entsetzt zurück. Und dann doch wieder der Gedanke, es sei doch alles ein Spiel, ein harmloses Spiel. Ihre Füße glitten zu seinen rüber. Dadurch, dass ihnen sonst so viele Reize genommen waren, wirkte alle viel intensiver. Die Berührung der Füsse wirkte elektrisierend. Sie suchte den Blickkontakt und merkte, wie er voll darauf einstieg. Es lag der Schalk, die Neugier, die Attraktion und ein Schuss Verliebtheit in seinen Augen. Irgendwie schien er die Situation sehr zu genießen.

Dann lachte er los. Auf Agathes fragenden Blick antwortete er: ´Ich stelle mir gerade vor, dass ich alt und grau bin. Meine Enkel sitzen auf meinem Schoß und fragen mich, wie ich denn die Oma kennen gelernt habe. Und ich sage ihnen, dass wir mit den Füßen zusammen gespielt haben. Ich würde ihnen aber wahrscheinlich nichts von den Zwangsjacken erzählen.´

Agathe schmolz dahin. Fast so wie in ihren Arztromanen. Ein ganz sensibler Held, der es ernst meint und Sicherheit vermittelt. Ein harmloses Treffen, so romantisch. Und jetzt prustete auch sie los. ´Ich habe gerade gedacht, dass unser Treffen hier richtig romantisch sei, aber dann stellte ich mir vor, wie das wohl für Dritte aussehen mag.´

Sie hatten gar nicht gemerkt, wie sich die Tür geöffnet hatte. Schwester Anna sagte, dass sie wohl diese Dritte sei. Und dass Agathes Zeit nun um wäre. Sie sollten bedenken, dass persönlich Beziehungen zwischen dem Krankenhauspersonal auf den beruflichen Rahmen zu beschränken seien.

Jetzt protestierte Agathe. ´Wir sind beide außer Dienst. Hier ist nichts unschickliches passiert. Du kannst mich ruhig noch eine Stunde hier drin lassen. Wir verstehen uns prächtig.´

´Das sehe ich, wie gut ihr euch versteht. Aber ob eure Fußspiele nichts unschickliches sei, darüber kann man sich streiten. Und jetzt auf und raus. Du weist doch, wir Schwestern sind eben streng mit den Anordnungen.´

Dr. Schwichert merkte, dass Schwester Anna sie belauscht hatte. Sollte es ihm peinlich sein? Immerhin, sie hatte ihn ja vorher auch in eine Windel gesteckt. Er wollte sich selbst die Anziehen, aber sie bestand darauf, dass die Prozedur, von der Schwester gewindelt zu werden, eben dazu gehörte. Natürlich hatte er eine Erektion. Schwester Anna tat so, als ob sie nichts sehen würde und nur ganz Schwester war. Sie selbst war zwar schon etwas älter und eher robust, aber sie war doch Frau. Hatte sie die Regeln so stark verinnerlicht, oder hielt sie die Form nur darum ein, da sie mit negativen Reaktionen rechnete? Egal, Schwester Anna war nun eben doch mit einigen intimen Details aus seinem Leben vertraut. Wenn sie tratschte … was wäre dann?

Agathe stand, trotz der Zwangsjacke, noch recht geschmeidig auf und verließ mit einem eher traurigen ´Bis später einmal …´ mit Schwester Anna den Raum. Stunden der Einsamkeit warteten auf ihn. Aber seine Gedanken kreisten um Agathe. Könnte es wirklich sein, dass diese junge Schwester wirklich die Frau seines Lebens werden würde?
36. RE: Die gute Schwester

geschrieben von drachenwind am 13.03.10 19:04

Ja, ja, immer diese Hormone. Welche Selbsterfahrungen hat sie nun
gemacht? Wirkt sich das auch auf ihre Arbeit aus?
Oder aber wird sie Hausfrau und Mutter (altes Klischee)?

Also kurz gesagt, bis jetzt gefällt mir diese Geschichte sehr gut und
ich erwate bereits eine Fortsetzung.
37. Folge 11: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 14.03.10 21:05

11. Reingerissen

Als sie nacheher wieder auf geduscht hatte und sich zivil anzog, Wollte Schwester Agathe noch mal kurz bei Schwester Anna nachsehen. Samstag nachmittags ist nicht viel los, und sie wollte doch so einiges loswerden. Tatsächlich saß Schwester Anna im Stationszimmer und sah aus lauter Langeweile Krankenblätter durch.

´Ich wollte mich bei dir bedanken. Das war wirklich eine sehr intensive Erfahrung. Gut, dass du mich dazu motiviert hast.´ Schwester Agathe wirkte noch immer etwas verwirrt.

Schwester Anna war interessiert. ´Keine Ursache. Aber erzähle doch etwas mehr von deinen Erfahrungen.´

´Also, irgendwie erlebt man so eingeschränkt seinen Körper ganz anders. Es ist eine Art Reizarmut. Ich weiß nicht, manche wird es ganz verrückt machen, aber ob sich andere wirklich beruhigen … ich weiß nicht. Ich nehme eher an, dass die Ärzte, die so was verordnen, kein Selbstversuch gemacht haben.´

´Bis auf Dr. Schwichert … in dem Zusammenhang muss ich dir aber noch was beichten.´ Schwester Anna wurde recht verlegen.

´Du kennst doch die Regel, dass es Schwestern strengstens verboten ist, Körperkontakt zu den Ärzten zu suchen – auch in der Freizeit … nicht wahr?´

Agathe erschrak. Stimmt, das stand auch irgendwo in der Verhaltensrichtlinie für Schwestern. ´Aber wieso willst du mir da was beichten?´

´Ich hätte dich besonders darauf hinweisen müssen. Ich wusste, dass so was bei raus kommen würde. Ich habe sogar mit einem Kuss gerechnet. Kurz: Ich bin zumindest mitverantwortlich über das, was da eben geschehen ist.

Und jetzt bist du sicher neugierig, was das mit der Beichte soll: Du konntest eigentlich nur verlieren, und das wird weh tun.

Du musst wissen, dass es in vielen gesellschaflichen Gruppen so was wie Initiationsriten gibt. Bei den Stämmen Afrikas oder sonst wo auf der Welt gibt es immer irgend welche Dinge, die der Heranwachsende tun muss. Oftmals unangenehme oder gefährliche Dinge. Von den Hells Angels habe ich gelesen, dass sie eine Frau mit Monatsfluss die Vulva auslecken müssen. Aber auch bei Burschenschaften und Sororities gibt es seltsame Dinge. Und auch unsere Schwesternschaft hat faktisch so einen Initiationsritus.´

In der Pause, die sich nun Schwester Anna leistete, sah Schwester Agathe ziemlich belämmert aus. ´Ich stehe auf dem Schlauch und verstehe nicht, wovon du sprichst.´

Mit hochgezogenen Augenbrauen fuhr Schwester Anna fort. ´Du hast doch den Drachen kennengelernt. Die hat dir doch gewiss was davon gesagt, dass Schwestern hier mit Prügel diszipliniert werden. Und mit deinem Verhalten hast du dir 3 bis 5 Schläge verdient.´

Langsam dämmerte es Schwester Agathe, was da auf sie zu kam. ´Aber können wir da nicht einfach nur den Mund halten? Und was hat das mit Initiationsregeln zu tun?´

´Nein, Schätzchen, so kommst du nicht durch. Die Räume – vor allem die Gummizelle - sind videoüberwacht. Und wahrscheinlich würde das auch auffallen. Wenn du dich nicht selber meldest, oder wenn ich dich nicht melde, dann wird es für uns beide sehr viel teurer, das Strafmaß ist mindestens Doppelt oder Dreifach so hoch.´

´Warum sagst du – für uns beide - ?´

´Ich habe die Aufsicht über dich. Ich muss dafür sorgen, dass du dich korrekt verhältst, und wenn nicht, muss ich dich melden. In beiden Fällen kriege ich auch eine Tracht Prügel, meist genau so viel wie der Deliquent. Es heißt, dass eben auch petzen bestraft wird. Aber Verschweigen von meldepflichtigen Ereignissen wird sehr viel härter bestraft.´

Und was ist das nun mit der Beichte? Was wolltest du mir damit sagen?´

´Na, ich hab dich doch da ´reingerissen. Du bist doch sonst nicht auf den Kopf gefallen. Ich habe es darauf angelegt, das du Hiebe bekommst.´

´Oh … und warum hast du das getan? Du hast doch gesagt, dass du selber welche kriegst.´

´Und jetzt sind wir beim Initiationsritus. Das tut nicht nur weh, sondern ist ziemlich demütigend, vor der gesamten Schwesternschaft Prügel zu bekommen. Alle Schwestern haben das hier schon durchgemacht. Und die Neuen sind eben noch nicht ganz aufgenommen, wenn sie nicht das Gleiche mitgemacht haben. Sie gehören einfach noch nicht richtig dazu.

Du warst eben einfach dran. Solange du eben viel zu brav bist, bestehen immer Vorbehalte seitens der Anderen. Manche meinen, die wären eben zu stolz, zu brav oder eine Favoritin des Drachens.´

´Aber die hat gesagt, dass sie keine Favoritinnen hat.´

´Richtig, und darum unterstützt sie auch diese Prügelorgien. Ein Mal im Monat findet die an dem Schwesternabend statt. Das nennt der Drache so und das nenne ich euphemistisch. Disziplinabend hätte besser gepasst.´

´Aber wenn du doch selber auch Prügel kassierst …?´

´Es war unvermeidlich. Besser, die Sache schnell hinter sich bringen. Morgen Abend ist es so weit. Und glaub mir, ich habe es wirklich nicht böse gemeint.´

´Ich glaub dir ja. Aber mir ist schon bange davor. Wie geht das ab?´

´Zuerst einmal hält der Drache eine kleine Ansprache. Dann bekommen alle die Gelegenheit zur Selbstanzeige. Das Strafmaß ist dann am geringsten. In der zweiten Runde werden dann die Betreuerinnen und Schwestern gebeten, Verfehlungen bei Dritten anzuzeigen. Auch dann geht das Strafmaß noch. In der Dritten Runde werden dann alle nicht-angezeigten Vergehen geahndet. Und das wird dann wirklich hässlich. Ab und zu gibt es auch immer solche Fälle. Der Drache meint dann, das es gut für die Erinnerung an die Regeln ist.

Am Schluss Trösten dann die Schwestern die Abgestraften. Das ist dann wie Balsam für die geschundene Seele – eben das Ritual.´

Irgendwie hätte sie es ahnen können, dass so was passiert, aber als alles so schön und friedlich in dem Haus zuging, hatte Schwester Agathe es ganz gezielt vergessen. Sie war zwar geknickt, aber noch immer neugierig: ´Und wer prügelt da eigentlich? Schwester Ilse sagte, dass es nicht der Drache wäre.´

´Das machen wir selber. Wenn zwei an dem Vorgang beteiligt sind, so wie bei uns, dann muss immer die Eine die Andere versorgen, und umgekehrt. Ich werde mit all meiner Kraft zuschlagen. Und das wirst du ganz brav auch bei mir tun. Sonst zählen die Schläge nicht.

Denk einfach, das es eben unvermeidlich ist. Dann kommst du besser damit klar. Auch wenn ich dir ziemlich weh tun werde, dank dran: Ich hab dich trotzdem lieb.´
38. RE: Die gute Schwester

geschrieben von AlterLeser am 14.03.10 21:53

Hi Ambi Valent,
in diesem Teil heißt deine Agathe, hin und wieder Agnes. vielleicht kannst du es noch ändern.
Lese diese Story gerne und wünsche dir viele neue Ideen dazu.

lg der alte Leser
39. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 15.03.10 06:23

Zitat
in diesem Teil heißt deine Agathe, hin und wieder Agnes. vielleicht kannst du es noch ändern.


Oops, da habe ich doch meine Heldinnen vertauscht. Aber mit Namen stehe ich ohnehin auf Kriegsfuss.

Das Gute ist: Ich durfte sogar korrigieren ...
40. RE: Folge 12: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 15.03.10 21:53

12. Zarte Entdeckungen

Später am Abend hatte auch Schwester Anna ihre Spätschicht beendet. Schwester Agathe lag im Bett und las noch. Irgendwie war die Atmosphäre gespannt.

‚Du bist mir jetzt gewiss böse …?‘ Schwester Anna war etwas besorgt.

Schwester Agathe wimmelte ab. ‚Nein, nicht wirklich. Aber ich fürchte mich vor dem Schmerz. Ich will nicht, dass du mir weh tust. Wir sind doch erwachsene Frauen. Die können doch nicht wie Schulmädchen vor 100 Jahren behandelt werden.‘

Schwester Anna war ohnehin etwas kräftiger und rauher. ‚Jetzt stell dich nicht so an. Der Schmerz ist das wenigste. Die Striemen wirst schon nach 3 Tagen nicht mehr spüren. Schlimmer finde ich die Demütigung. Du magst vielleicht meinen, dass ich das ja gewohnt sei. Aber ich gewöhne mich einfach nicht daran. Ich bin jetzt schon über 40 und eine gestandene Schwester. Da vor aller Augen den Hintern voll zu bekommen – und zwar von dir – finde ich überhaupt nicht toll.‘

‚Und du meinst wirklich, das muss sein?‘

‚Du hast doch den Drachen kennen gelernt. Die hat eben die Vorstellung, dass es unter den Schwestern besser klappt, wenn sie diese ungewöhnlichen Mittel einsetzt. Und der Erfolg gibt ihr recht.

Ich stelle mir vor, es müsste auch ohne gehen. Aber zum Einen weiß ich auch aus Erfahrung, wie schnell es zu einer üblen Arbeitsatmosphäre kommen kann – und das stört mich noch viel mehr. Zum Anderen ist es hier eben nicht möglich, mal eben die Dinge auf den Kopf zu stellen. Also mache ich mit.‘

‚Hmmm … wenn es denn sein soll. Aber müssen wir denn wirklich so fest zuschlagen.‘

‚Leider ja. Der Drache sagt sonst, das der Hieb nicht zählt. Dann gibt es eben mehr Schläge. Du würdest mir keinen Gefallen tun, wenn du da Zurückhaltung übst. Und ich werde auch ziemlich feste hauen.

Aber ich würde dir gerne zeigen, dass ich dich wirklich mag. Einiges dürfen wir Schwestern schon miteinander tun … aber vielleicht bin ich dir ja zu alt?‘

Irgendwie hatte Schwester Anna schon etwas Rührendes. Schwester Agathe fand sie zwar nicht so ansprechend wie Schwester Ilse, aber … Wenn sie nun abgelehnt hätte, dann müsste sich Schwester Anna wegen ihres Alters zurückgesetzt fühlen. Also stimmte sie zu. ‚Du willst mich also streicheln und verwöhnen?‘ Schwester Agathe lächelte auffordernd.

‚Ja. Ich hatte schon oft darüber nachgedacht, Aber jetzt solltest du wissen, dass ich dir nicht wirklich weh tun will. Wenn es so weit ist, kannst du dich mit den Gedanken an schönere Erlebnisse ablenken. Und solche würde ich dir gerne schenken.‘

Schwester Anna trug noch ihre Tracht. Ihr Dienst war ja gerade erst zu Ende. Sie machte keine Anstalten, sich ihres Kleides zu entledigen. Auch das Häubchen ließ sie auf und zog sich sogar noch Latex-Handschuhe an.

‚Wegen der Hygiene?‘ fragte Schwester Agathe irritiert.

‚Quatsch, aber es gibt ein ganz anderes Gefühl, wenn ich dich so streichele. Und etwas Besonderes muss ich dir ja schon bieten, mein kleines Vögelchen. Am besten du entspannst dich ganz und lässt mich machen.‘ Dieses Lächeln und die intensiven Blicke war Schwester Agathe von ihrer Zimmergenossin gar nicht gewohnt. Sonst wirkte Schwester Anna doch kühl und professionell, ja schon spröde, Jetzt aber hatte sie plötzlich eine erotische Ausstrahlung angenommen. Wie konnte das sein? Eine Frau in Tracht, ohne besondere Schönheit und nicht mehr ein junges Mädchen, und dennoch ging Schwester Agathe das Wort ‚Femme fatal‘ nicht aus dem Sinn.

Schwester Agathe wollte es einfach geschehen lassen. Sie sah, wie Schwester Anna ihre Bettdecke wegzog und ihr Nachthemd hochschob. Mit den behandschuhten Händen glitt sie über Schenkel und Bauch, ganz sanft. Ihr leicht geöffneter Mund, ihr angedeutetes Lächeln – alle strahlte an Schwester Anna eine Konzentration und Sinnlichkeit aus, die Schwester Agathe nie bei ihr vermutet hätte. Mit ihren Fingern zeichnete sie die Konturen von Agathes Keuschheitsgürtel ab, als wollte sie sie necken.

‚Die Haare, die da neben dem Schrittband wuchern, stehen dir aber gar nicht. Darf ich sie dir rasieren?‘

Ein leichtes Nicken ließ Schwester Anna fortsetzen. Schnell hatte sie eine Plastikunterlage, Rasierschaum und einen Rasierer bei der Hand. ‚Eigentlich hätte ich dir deinen ganzen Busch am liebsten rasiert, aber das geht ja leider nicht.‘

Als ihr Werk vollendet war, sagte Schwester Anna: ‚Jetzt merkt man erst, wie gut dir der KG steht. Du bist eine so schöne Frau. Ich sollte eigentlich neidisch sein, aber in Wirklichkeit genieße ich dich einfach nur.‘

Agathe dachte über Anna nach. Sicher, sie war vielleicht nicht so attraktiv, auch in ihren besseren Jahren nicht. Aber nun hatte sie sich als empfindendes Wesen offenbart, als Frau aus Fleisch und Blut. Und die Blicke, die Gefühle zeigten ein ganz anderes Bild als nur das einer reiferen, burschikosen Frau. Irgendwie kam eine Welle der Zuneigung, ja Liebe über Agathe. Sie hatte den Wunsch, auch Anna so zu verwöhnen.

Sie dachte über einen Kuss nach, so richtig mit Zunge. Zuerst schreckte sie innerlich zurück. Waren es nur die Konventionen, die eben Sex zwischen Frauen ja nicht gerade förderten? Oder war ihr Anna doch nicht attraktiv genug? Sie überlegte weiter und erinnerte sich an ihre Gefühle, die sie neu für Anna entdeckt hatte. Ja, sie wollte den Sprung gehen. Es ging eben um mehr als um Optik und Sinnlichkeit, Es ging um die Beziehung, die sich zwischen ihnen entwickelte.

‚Sind eigentlich Küsse zwischen Schwestern erlaubt?‘ Agathe lächelte provozierend. Anna lächelte etwas schelmisch zurück und hauchte ihr einen Kuss auf den Hals.

Agathe genoss es, meinte aber: ‚Ich meine so richtige Küsse, so zwischen Liebenden. Mit Spiel der Zungen.‘

Anfangs fröstelte Agathe etwas, so ohne Decke und mit hochgeschlagenen Nachthemd, aber die Ereignisse brachten ihr Blut in Wallung Jetzt wurde es auch Anna heiß, obwohl das Hochdrehen der Heizung noch keine große Wirkung haben konnte. Sicher, sie hatte schon etliche Male mit anderen Schwestern Zärtlichkeiten ausgetauscht. Eigentlich fühlte sie sich zwar von Männern sehr viel stärker angezogen, aber den Richtigen finden … das war für sie, die von der Natur nur mäßig gesegnet war, wohl eher eine Mission Impossible. Und hier in diesem Haus ging eigentlich gar nichts, das war aber auch nicht weniger als in ihrer enttäuschten Vergangenheit. Kurz, trotz dien Alters hatte sie noch nie einen Zungenkuss geübt. Ihr stieg die Schamröte auf.

Agathe verstand zwar nicht ganz, aber sie fand es irgendwie süß, dass Schwester Anna so eine Reaktion zeigte. Sie hatte das Gefühl, dass sie ihr helfen müsste. Sie richtete sich auf und umarmte die ältere Schwester. Ihre Lippen waren ganz sanft, vorsichtig tastend, nicht wild und fordernd. Und auch ihre Zungen bewegten sich eher wie scheue Rehe, Langsam näherten sie sich an. Sie schmeckten einander. Oh wie süß können doch Zärtlichkeiten sein.

Jetzt gab es kein Halten mehr. Agathe zog die Haarklammern ab, die das Häubchen noch auf Annas Kopf hielten. Mit offenem Haar sah Anna auch viel eher dem Anlass und Gefühl entsprechend aus. Schürze und Baumwollkleid waren schnell, fast hastig, entfernt. Der Blick auf den vollen Busen Annas erfüllte Agathe mit einem Stück Wehmut. Wie sehr schienen sie das Verlangen auszudrücken, Kinder zu stillen, Annas Kinder, die ihr verwehrt geblieben sind.

Sie lagen in Agathes Bett, mal küssend und streichelnd, mal eng aneinander gekuschelt. Sinnlichkeit und Traurigkeit und Glück – alles lag ganz dicht beieinander. Keine der Beiden hatte das Gefühl, dass sie mehr gaben als sie empfingen. Eng umschlungen schliefen sie ein.
41. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 15.03.10 22:01

hallo ambi valent,


super geschrieben. diese geschichte läßt einem nicht los. bitte weiterschreiben.

danke
42. RE: Die gute Schwester

geschrieben von SteveN am 16.03.10 09:07

Hallo Ambivalent !

Ohhhh, da sind Anna und Agathe aber auf einem
gefährlichen Abweg gelandet. Die Mutter Oberin hat
garantiert was gegen das gemeinsame Schlafen im
Bett.
Agathe wird genauso wie Anna bestraft werden!
Der Keuschheitsgürtel wird wohl sehr eng angelegt
werden ... ... ...
Nicht das die Mutter Oberin noch eine Verschärfung
mit hereinschraubt?

Viele Grüße SteveN


43. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Micum am 16.03.10 12:46

Hallo Ambi Valent!

Deine Story ist echt klasse! Wirklich mal was anderes.
Ich bin auch gespannt, wie die Chefin auf diese Entgleisung der beiden reagiert.

MfG
44. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 16.03.10 23:20

Zitat
Hallo Ambivalent !

Ohhhh, da sind Anna und Agathe aber auf einem
gefährlichen Abweg gelandet. Die Mutter Oberin hat
garantiert was gegen das gemeinsame Schlafen im
Bett.
Agathe wird genauso wie Anna bestraft werden!
Der Keuschheitsgürtel wird wohl sehr eng angelegt
werden ... ... ...
Nicht das die Mutter Oberin noch eine Verschärfung
mit hereinschraubt?


Frau Ritter hat zwar einen bösen Ruf bei den Schwestern wegen ihrer Strenge. Aber sie ist gerecht. Und sie lässt den Mädels ihre Privatsphäre. Solange der gute Ruf des Hauses nicht leidet und die brav ihre Arbeit machen.
45. Folge 13: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 16.03.10 23:30

13. Schwesternabend, Erster Akt

Der Morgen war glücklich. Es war so viel Wärme zwischen den Frauen, die sich doch an diesem Tag noch so viel Leid bereiten sollten. Beide hatten die Liebe beschworen, ohne das Wort in den Mund zu nehmen. Sie spürten, dass es eben Dinge gibt, die eben schwer unter einen Hut zu bringen sind. Schwester Agathe dachte mit bange an den Abend, der für sie diese demütigende Initiation in die Schwesternschaft bedeuten sollte. Aber irgendwie erschien es ihr schlüssig, eben notwendig. Und Anna hatte es ihr ja so leicht wie möglich gemacht.

Dennoch, als sie in den Spiegel sah um sich die Haare zu machen und das Häubchen festzustecken erschien sie sich selber fremd. Was war aus ihr geworden? Sie fand es auf einmal normal, in altmodischer Tracht und Keuschheitsgürtel den ganzen Tag rumzulaufen, abends mit älteren Schwestern schlafen, und sich öffentlich verhauen zu lassen. Eigentlich absurd. Wenn ihr das jemand vor 3 Monaten erzählt hätte, denn hätte sie für komplett durchgeknallt erklärt. Und da stellte sich schon die Frage: War sie selber durchgeknallt?

Der Tag war fast wie immer. Sie konzentrierte sich auf die Arbeit, war nett und liebevoll zu den Patienten, half ihnen wo es nur ging. Die Arbeit war hart, besonders wenn man sie ernst nahm. Aber oft fühlte sie sich belohnt, wenn sie die Reaktion der Patienten sah. Nicht selten huschte ein Lächeln über deren Gesichter, ein Zwinkern, oder manchmal eben nur ein etwas weniger griesgrämiger Blick. Sie liebte ihren Beruf.

Immer, wenn sie zwischendurch an den bevorstehenden Horror des kommenden Abends dachte, versuchte sie eine fatalistische Einstellung zu gewinnen. Lass es auf dich zukommen.

Gegen 19:30 hatte sich die halbe schwesternschaft versammelt. Die andere Hälfte hatte Dienst, war anderweitig verhindert, oder eben nur für den zweiten Termin eingetragen. So waren nur 68 Schwestern, alle in Tracht in der Aula erschienen. Nur Frau Ritter, genannt ´der Drache´, kam in einem grauen Kostüm. Und sie begrüßte die Schwestern freundlich. Das Thema des Abends und damit ihres Vortrages war:

‚Wandel und Sicherheit – das Salz in der Suppe‘:

Liebe Schwestern. Ich höre fast nur Gutes über Euch. Die Patienten loben den Pflegedienst. Die Ärzte machen Bemerkungen, dass es eine Freude sei, mit so engagiertem Personal zusammen zu arbeiten. Und die Trinkgeld- und Spendeneingänge bleiben auf gleich hohem Niveau. Ihr wisst doch, dass wir ja keine Gelder direkt annehmen, und schon gar nicht von Patienten, die hier frisch ankommen. Patienten berichten zuweilen, dass es für einige Usus sei, zu Beginn eine großzügige Spende zu geben, da sie sich so eine bessere Behandlung zu bekommen. Wer kann dann bitte sagen, wie darauf die korrekte Antwort ist?‘

Schwester Heidi bekam bei der Einleitung einen roten Kopf, aber keine der Anderen bemerkte es. Wir werden später erfahren, warum. Schwester Ursula wurde unter den vielen Händen, die sich meldeten, das Wort erteilt. ‚Ich sage dann immer: Unser Anspruch ist, jedem Patienten die allerbeste Pflege zu geben. Die kann man durch Geld nicht weiter verbessern. Wenn sie uns durch ihre finanzielle Gabe eine Anerkennung zuteilwerden lassen wollen, dann spenden Sie bitte bei der Entlassung oder danach. Und darüber würden wir uns sehr freuen.‘

Frau Ritter fuhr fort: ‚Genau so ist es richtig. Danke Schwester Ursula. Ich wundere mich immer wieder, wie solch einfachen Dinge in anderen Häusern nicht berücksichtigt wird. Aber nun zum eigentlichen Thema.

Wandel ist wie eine Schimäre. Auf der einen Seite macht sie uns Angst. Wir könnten etwas verlieren, was uns wichtig und teuer ist. Wir könnten ein Wagnis eingehen, und übles erleben. Manche lieben die Routine, die Beschaulichkeit. Sie wollen keine Änderung und keinen Wandel.

Vielen aber wird dies langweilig. Sie wollen was neues erleben, was anderes ausprobieren. Sie wollen den Kick. Auch das ist nur menschlich, meist steckt beides in uns. Auch in jedem von euch Schwestern. Zum einen sind hier die Schwestern eher konservativ, das macht der Charakter unseres Hauses aus.

Menschen wollen Sicherheit. Sie wolle etwas verlässliches, auf das sie bauen können. Ein Gemeinschaft, die sie trägt, eine Ordnung, die sie schützt. Und viele sind deswegen so gerne und lange Mitarbeiterinnen dieses Hauses, weil sie hier eine Sicherheit finden, die ihnen viel gibt und den Ungemach vergessen lässt, den ihr hier erleidet.‘


Ein leichtes Raunen ging durch die Reihen. Manche dachten: Von wegen – Ungemach. Andere dachten: Ja, sie hat recht. Und die ganz Kritischen befürchteten schon wieder die Ankündigung von weiteren bitteren Pillen, die der Drache in Honig verpackte.

‚Wie aber bringen wir das zusammen? Der Wunsch nach Wandel, und dennoch das Bewahren der Sicherheit? Wir müssen, um zu bewahren stets erneuern. Denn eine Tradition mag noch so gut sein, sie wird schal, wenn sie sich nicht wandelt und mit neuem Inhalt gefüllt wird. Sicher ist das kein Plädoyer für eine Revolution oder blinden Aktivismus, sondern für maßvolle Ideen, unsere Errungenschaften auch weiter zu tragen. Also, keine braucht Angst zu haben, dass sie vom Zug der Zeit fällt. Vielleicht fragt sich hier so manche Schwester, von was ich hier rede. Die Antwort ist einfach: Ich spreche von der Hausordnung.

Also alles steht grundsätzlich auf dem Prüfstand. Zum Beispiel die Kleiderordnung. Vielleicht meint eine Schwester, dass wir mal andere Häubchen tragen sollten, vielleicht gar keine, oder gar so große Flügelhauben wie in einigen Krankenhäusern des 19 Jahrhunderts. Oder sollten wir moderne Synthetic-Kittel für Pflegekräfte anschaffen?‘

Wieder ging ein Raunen durch die Zuhörer. Eigentlich fühlten sich die Schwestern in dieser altmodischen Tracht ganz wohl.

‚ Es kann auch mal eine andere Tracht sein, auch traditionsorientiert. So habe ich eine ganze Reihe von Mustern bestellt, die euch vielleicht Inspiration liefern könnte.

Andere Beispiele sind die Ordnung der Dienstpläne: Sollen die beiden Zimmergenossen immer zusammenarbeiten oder gerade eben nicht?

Oder das Verhalten der Schwestern: Sollen sie ihre Arme stets auf dem Rücken verschränken, wenn sie sie nicht brauchen? Das würde immerhin die Haltung verbessern.

Oder die Strafen – sollten andere Maßnahmen eingeführt werden oder das jetzige System geändert werden?

Ihr seht. man kann sich über vieles Gedanken machen. Hier und heute wird noch nichts beschlossen oder abgestimmt. Ihr sollt euch aber Gedanken machen und diese Gedanken auch einreichen. Natürlich werden nicht alle Wünsche berücksichtigt. Auch ist es nicht nötig, originell zu sein. Auch wenn mehrere das Selbe sagen, so ist es doch nicht verloren, sondern zeigt mir, welche Wünsche euch wichtig sind. Ich erwarte, dass jede ein paar Vorschläge mitbringt.

Und jetzt kommen wir zu den Neuvorstellungen. Schwester Ulla ist schon dreieinhalb Wochen bei uns, Schwester Agathe ziemlich genau 3 Wochen. Alle haben sie ja schon gesehen, aber wir wollen sie nun offiziell in unserem Kreis willkommen heißen. Kommt ihr beiden bitte einmal vor.

Zum Vorstellen machten wir das jetzt so, dass ihr Euch gegenseitig Interviewt. Schwester Agathe fängt an. Sie interviewt Schwester Ulla.‘

Schwester Agathe: ‚Kannst du bitte sagen, wie du heißt, wie alt du bist und wo du her kommst.‘

Schwester Ulla: ‚Ich heiße Ulla Schmitt, bin 32 und komme aus Catrop-Rauxel. Da war das letzte Krankenhaus, ja das letzte.‘

Schwester Agathe: ‚Das hört sich an, als ob du da nicht gerade zufrieden warst?‘

Schwester Ulla: ‚Das kann man wohl sagen. Bloß weil ich so große Brüste habe – das kann man wohl nicht übersehen – wurde ich oft angegrabbscht. Die Ärzte sowieso, die Pflege, aber auch die Patienten und andere Schwestern. Wenn ich mich beschwerte machte man sich über mich lustig, ich solle nicht so prüde sein oder mich nicht so anstellen. Trotzdem wurde hinter meinem Rücken getuschelt, ich sei ein liederliches Frauenzimmer, mit der man alles machen könnte. Schließlich hat mich sogar der Pflegedienstleiter vergewaltigt. Ich habe ihn angezeigt, aber meine Klage wurde abgewiesen. Der Richter meinte, dass es einvernehmlicher Sex gewesen sei. Nicht nur, dass ich fristlos entlassen war und darüber hinaus gedemütigt, ich fand auch keinen neuen Job. Nur hier nahm man mich auf. Und hier bin ich glücklich. Ihr seid alle so nett zu mir. Ich habe nie das Gefühl, dass hinter mir her getratscht wird, und auch mit dem Keuschheitsgürtel finde ich richtig gut. Ich fühle mich richtig geschützt.‘

Schwester Agathe war es nun recht peinlich. So eine Art Seelenstriptease und öffentliche Beichte war gar nicht der Art, womit sie umgehen konnte. Sie hatte schon bei dem Redeschwall gedacht: Erde tu dich auf. Aber sie fand keinen Punkt, wo sie hätte unterbrechen können. Frau Ritter kam ihr zu Hilfe: ‚Danke Schwester Ulla. Das war sehr erschütternd. Vielleicht unterhalten sich ja einige Schwestern über die näheren Umstände mit Ihnen in der Freizeit.

Willst du nicht nun Schwester Agathe befragen?‘

Schwester Ulla: ‚Schwester Agathe, du siehst so hübsch aus. Was für eine Körbchengröße hast du denn?‘

Jetzt lachten wohl alle im Saal. Sogar der Drache nahm sich die Hand vor den Mund. Wahrscheinlich war es nicht eine Art derber Humor, sondern verriet wirklich etwas von dem, was in Schwester Ulla vor sich ging.

Der Drache kam Schwester Agathe zuvor, die sich noch überlegte, wie sie auf die Frage wohl antworten könnte. ‚Nun, Schwester Ulla, wir haben dich wirklich alle sehr gern, aber wir mögen es hier lieber etwas dezenter. Normalerweise – außer bei den Strafen – respektieren wir die Intimsphäre der Mitschwestern und vermeiden Anzüglichkeiten. Es war sicher nicht böse gemeint, aber es wäre hilfreich, wenn Sie etwas weniger persönliche Fragen stellten …‘

Die Fragerunde ging dann ohne großes Aufheben weiter. Schwester Agathe antwortete unspektakulär auf unspektakuläre Fragen. Schwester Ulla war sicher eine besondere Marke, und Schwester Agathe hatte schon sehr schnell einen Eindruck gewonnen, warum es anderswo mit den Kolleginnen nicht klappte. aber irgendwie spürte sie, dass die Mitschwestern tatsächlich diese etwas überdrehte Nudel schätzten und respektierten. Später sagte mal eine andere Schwester dazu. ‚Wir haben doch alle unsere Macken. Warum sollten wir einige für schlimmer halten?‘

Schließlich war aber auch dies zu Ende und das Unheil rückte näher. Der Drache leitete den auch ein: ‚Soweit der angenehme Teil des Abends. Kommen wir nun zum unangenehmen Teil.‘
46. RE: Die gute Schwester

geschrieben von drachenwind am 17.03.10 00:32

Monn o Mann, schon wieder Werbepause.
Wie bei allen gute Geschichten fängt man an zu lesen,
schmeißt das Kopfkino an und....

Fortsetzung folgt!

Ich freue mich schon auf die nächste Fortsetzung.
47. RE: Die gute Schwester

geschrieben von SteveN am 17.03.10 09:15

Hallo Ambi Valent !

Klang doch alles gar nicht so schlimm. Aber jetzt
nach der Ankündigung müssen einige Kröten
geschluckt werden ?
Garantiert wird die Moral unter den Schwestern
angesprochen ... ... ...

Viele Grüße SteveN

48. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 17.03.10 18:38


Zitat

Kommen wir nun zum unangenehmen Teil.‘


Tja, der UNANGENEHME Teil scheint mir erst mal die "berühmte Werbepause" zu sein.---gg---

Zitat

Vielleicht fragt sich hier so manche Schwester, von was ich hier rede. Die Antwort ist einfach: Ich spreche von der Hausordnung.

Also alles steht grundsätzlich auf dem Prüfstand. Zum Beispiel die Kleiderordnung.


Da glaube ich nicht, das etwas elementares geändert wird.

Die alte Schwesterntracht und der KG, werden, vermutlich auf alle Fälle, bleiben.

Aber ich warte jetzt auf das Ende der Werbepause.

Da ich unbedingt erfahren will wie sie jetzt den Unangenehmen Teil mit der Abstrafung übersteht.

Jetzt hat sie ja noch Angst vor den Schmerzen.

Aber wie wird es nachher sein?

Lasse mich überraschen.
-----
Gruß vom Zwerglein
49. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 17.03.10 23:12

Hallo SteveN !

Zitat

Klang doch alles gar nicht so schlimm. Aber jetzt
nach der Ankündigung müssen einige Kröten
geschluckt werden ?
Garantiert wird die Moral unter den Schwestern
angesprochen ... ... ...


Die Frage ist nur: Welche Moral? Man beachte das Strafmaß !
50. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 17.03.10 23:18

14. Schwesternabend, zweiter Akt

Frau Ritter fuhr fort: ‚Die Disziplin unter den Schwestern ist sehr wichtig. Es ist in manchen Häusern normal, wenn über einige Vergehen gnädig hinweg geschaut wird, aber wir sehen ja, was daraus wird. Der Schlendrian reißt ein, die Patienten werden schlechter behandelt, und letztlich sind auch die Schwestern damit nicht wirklich glücklich. Das alles kennt ihr, aber ich wiederhole mich gerne für die Neuen. Und die sind ja von der Maßnahme umso mehr betroffen, da wir ja hier unkonventionelle Wege gehen.

Wir machen hier wieder unsere drei Runden. Ich hoffe, dass wir bei Runde zwei und vor allem Runde drei keinen Schwestern mehr auf den Pfad der Tugend helfen müssen. Zuerst kommen also alle Schwestern nach vorne, die eine Selbstanzeige aufgeben wollen.‘

Nachdem sich drei Schwestern erhoben haben, stand, mit rotem Kopf, auch Schwester Agathe auf, dicht gefolgt von Schwester Anna. Schwester Ulla blieb sitzen. Und dann kam noch Schwester Heidi, sichtlich verunsichert und bewegt. Stimmte das wirklich mit den Initiationsriten?

Schwester Giesela trat ans Pult. ‚Ich hatte vor 2 Wochen Nachtwache. Dabei las ich in einem Roman, was ja erlaubt war. Gerade als es wirklich spannend war klingelte ein Patient. Ich war dann sehr unfreundlich zu ihm. Er hat sich zwar nicht beschwert, aber ich weiß, dass es falsch war, was ich tat.‘

Der Drache antwortete: ‚Und was willst du tun, um zu vermeiden, das das wieder vorkommt? Willst du keine Romane bei der Nachtwache mehr lesen?‘

Schwester Giesela.: ‚Nein. Ich wollte schon weiter lesen, aber ich wollte mich daran erinnern, dass es meine erste Pflicht ist, den Patienten zu dienen. Ich bitte darum um einen Extra-Hieb, damit ich es auch nicht vergesse.‘

Drache: ‚Unfreundlichkeit gegen Patienten ist ein mittleres Vergehen, was normaler Weise 8 Hiebe kostet. Durch die Selbstanzeige werden daraus nur 4. Deiner Bitte wird entsprochen und es werden 5. Schwester Gerda hilft dir mit der Reitgerte.‘

Bevor sich Schwester Giesela über den bereitgestellten Bock beugte, ging sie zu dem Tisch und griff sich einen Knebel, den sie sich umlegte und festschnallte. Sie beugte sich mit den Gesicht zu den Schwestern. Von ihrem hochgerafften Kleid konnte man nicht viel sehen. Schwester Gerda achtete darauf, einen guten Stand zu haben und zog dann voll durch. In kurzen Abständen erfolgten die nächsten Schläge. Man konnte an ihrem Gesicht die Wirkung der Schläge genau sehen. Am liebsten hätte sie ja nach unten gesehen, oder sogar ihr Hinterteil de Schwestern zugewandt. Aber das durfte sie nicht. Bei dem ersten und zweiten Schlag war sie noch standhaft, aber dann hörte man ein unterdrückte Schluchzen. Beim fünften und letzten hätte sie geschrien, wäre nicht der Knebel so effektiv.

Sichtbar geknickt und unter Schmerzen zog sich Schwester Giesela den Knebel wieder ab. Sie schluchzte ein wenig und wurde mit ihren verweinten Augen von Schwester Gerda getröstet. Sie umarmte sie und flüsterte ihr etwas zu .. aber Agathe konnte es nicht hören. Danach musste sich Schwester Giesela auf die andere Seite stellen.

Mit wenigen Varianten wiederholte sich die Prozedur bei Schwester Harriet und Schwester Petra. Schwester Harriet hatte ein volles Tablett mit Geschirr aus Unachtsamkeit fallen gelassen. Der Drache verordnete dafür nur einen Schlag. Petra bekannte, schlecht über eine Mitschwester gesprochen zu haben. Das kostete sie 3 Hiebe. Beide nahmen sich keinen Knebel. Schwester Petra war wohl eine beinharte. Sie zuckte unter den Schlägen nur kurz, gab aber keinen Mucks von sich. Alle Akteurinnen schienen mit den Prozeduren bestens vertraut.

Dann war Schwester Agathe an der Reihe: ‚Ich habe Körperkontakt zu einem Arzt gesucht‘, war ihr knappes Bekenntnis.

Weiterhin mit Notizen wirkte nun der Drache besonders streng. ´Wir sind hier kein loser Haufen wilder Frauen. Und Ärzte fühlen sich dann ermutigt, den Schwestern nachzustellen. Das ist ein schweres Vergehen, welches normalerweise mit 12 Schlägen geahndet wird.‘

Der Drache machte eine Pause, in der Schwester Agathe das Herz fast stehen blieb.

‚‘Wegen der Selbstanzeige wären es immer noch 6, aber da du noch ganz neu hier bist, bekommst du noch den Debütantinnen-Bonus. Vier Schläge musst du aber erdulden.‘

Es meldete sich Schwester Anna, die direkt in der Reihe stand. ‚‘Zu Schwester Agathes Entlastung muss ich nennen, dass ich sie in diese Situation gebracht habe. Ich habe darum erhebliche Mitschuld. Schwester Agathe sollte darum einen Hieb erlassen bekommen.‘

Der Drache stimmte nicht zu. ‚Es bleibt bei den vier Schlägen, denn jede Schwester muss stark genug sein, um auch in der Versuchung zu bestehen. Wir sind hier nicht beim Kuhhandel. Und auch du, Schwester Anna, wirst die vier einstecken. Ihr werdet sie euch gegenseitig verabreichen.‘

Schwester Agathe ging zu dem Tisch mit dem Knebel. Ihr war es doch zu gefährlich, dass sie laut losbrüllte. Und das wäre dann wirklich peinlich. Der blaue Ballknebel schmeckte noch ein wenig nach dem Desinfektionsmittel, mit dem Schwester Giesela den Knebel nach der Benutzung wieder gereinigt hatte. Sie raffte die Tracht, um ihren Hinten zu entblößen und beugte sich vor. Sie musste die Schwestern ansehen. Diese schienen sehr neugierig zu sein, wie sie die Hiebe aufnehmen würde. Da explodierte auch schon der erste Schlag. Schwester Agathe verkrampfte sich und biss fest auf den Ball. Der zweite, dritte und vierte Schlag war jedes Mal ein wenig anders. Zum einen waren diese nicht weniger schmerzhaft, zum anderen aber auch nicht mehr so furchteinflößend. Sie war beschämt, aber irgendwie doch zufrieden, dass sie es überstanden hatte. Und sie hatte es geschafft, nicht laut loszuschreien. Das betrachtete sie als einen Erfolg. Aber ein Schlag mehr, und sie hätte diesen Stolz nicht aufrecht erhalten können. Die Umarmung von Schwester Anna nach der Prüfung war so entspannend, und glücklich machend … dennoch: Eine solche Erfahrung wollte sie künftig unbedingt vermeiden. Sie reinigte noch schnell den Knebel und legte ihn weg. Schwester Anna hatte sich schon in Position gebeugt. Sie wollte keinen Knebel.

Kein Stück der Rachegedanken waren in ihr, als sie Schwester Annas präsentierten Hintern vor sich hatte. Es war fast mechanisch, eben ein nötiges Ritual, als sie es den anderen Schwestern gleich machen wollten in ihrer Schlagposition sorgfältig aufstellte. Als sie die Schläge sorgfältig und mit großer Härte platzierte, hatte sie gar nicht im Sinn, dass es die geliebte Schwester Anna war, der sie nun diese Schmerzen antat, sondern nur die Aufgabe, die es zu erfüllen galt. Zum Glück wurden auch ihre Hiebe nicht beanstandet, dass es mit den vier auch gut war. Schwester Anna war auch Mucksmäuschen still geblieben. Schwester Agathe dachte, dass sie sie doch auch gerne beobachtet hätte, wie sie die Strafe weg gesteckt hätte. Aber als sie dann nachher sich in den Armen lagen, waren sie wieder die Freundinnen, die sich gegenseitig glücklich versicherten. ‚Wir haben es überstanden.‘

Zuletzt trat Schwester Heidi nach vorne. Sie war jetzt schon ganz aufgelöst. ´Ich habe Trinkgeld angenommen. Es waren nur 50 Euro. Ich habe sie nicht in die Kasse gegeben. Aber es war doch nur, weil meine Mutter ins Krankenhaus muss. Und als Kleingewerbetreibende wird das dann ganz eng.´

Frau Ritter stoppte Schwester Heidi, die schon in Tränen ausbrach. ´Schwester Heidi! Wenn sie oder ihre Familie in eine soziale Notlage kommen, dann sollten sie den Kontakt mit mir suchen. Ich werde sehen, was wir da machen können. Und sie dürfen auch trotz ihres Vergehens morgen bei mir vorsprechen. Das ist aber keine Entschuldigung für ihr Verhalten. Wir haben klare Regeln, und die haben sie gebrochen. Morgen geben sie das Geld an den Patienten zurück und erklären ihm, warum wir das so nicht machen. Aber jetzt müssen sie bestraft werden. Auf derartige Fälle steht die Höchststrafe von 20 Hieben. Weil sie sich besonnen haben, sind es nur noch 10. Aber die müssen Sie nehmen.´

Schwester Heidi nahm den Knebel und die Hiebe. Irgendwie schien sie doch zwar gedemütigt, aber mit sich selber im Reinen. Sie wusste, dass es falsch war. Die Zusage, dass der Drache ihr helfen wollte, wog schwerer als die Schmerzen.

Dann durften sie sich alle wieder setzen, oder sich auf Wunsch auch hinten hinstellen. Schwester Agathe überlegte noch kurz. Auf dem gestriemten Po zu sitzen war sicher nicht angenehm, aber sie hatte etwas weiche Knie, da war es vielleicht das kleinere Übel.

‚Wir kommen zur zweiten Runde. Welche Schwester hat ein meldepflichtiges Ereignis bei einer anderen Schwester beobachtet? Sie möge vortreten.‘

Es stand nur eine, Schwester Helga. auf und ging nach vorne. ‚Ich habe gesehen, dass Schwester Ulla einen Patienten auf die Finger gehauen hat. Nicht fest, aber deutlich.‘

Schwester Ulla musste nach vorne kommen. Man sah ihr an, dass sie sich nicht recht entscheiden konnte, ob sie nun verlegen – demütig sein solle, oder doch eher kämpferisch. Sie entschied sich für das Zweitere.

Empört sagte sie: ‚Der wollte mich angrabbschen!‘

Frau Ritter: ‚Und? Hat er?‘

Schwester Ulla: ‚Das konnte ich noch verhindern.‘ Es schwang ein wenig Selbstzufriedenheit in ihrer Stimme.

Frau Ritter: ‚Schwester Helga, wie hat das für Sie ausgesehen?‘

Schwester Helga: ‚Also ich dachte, der wollte sich nur das Glas Wasser greifen.‘

Frau Ritter: ‚ Schwester Ulla, angrabbschen lassen sollten sie sich wirklich nicht. Aber dafür muss man für gewöhnlich niemanden auf die Finger hauen, sondern kann weniger offensive Wege finden. Hier aber lag der Fall noch anders. Ich müsste es als schweres Dienstvergehen ahnden. Auch weil sie sich nicht selbst angezeigt haben und auch nicht so rechtes Schuldbewusstsein zeigen, sehe ich keine Möglichkeiten, das Strafmaß zu vermindern. Alleine die Tatsache, dass Sie so neu sind. gibt ihnen einen Debütantinnen-Bonus. Selbst auf die Gefahr hin, dass mich die Schwestern für zu nachgiebig halten, werde ich das Strafmaß auf Sieben reduzieren.

Schwester Helga, Sie haben zwar ihre Pflicht getan, dass sie den Vorfall meldeten. Dennoch war es Petzen, dass sie eine Kollegin öffentlich anklagten. Darum werden auch sie drei Hiebe hinnehmen müssen.

Denkt noch mal daran: Wenn ihr auf eure Mitschwestern achtet und euch darum kümmert, dass es keine meldepflichtigen Ereignisse gibt, dann tut ihr euch auch selber einen Gefallen.‘

Schwester Ulla wirkte nun gänzlich verunsichert. Sie wollte nicht noch weiter negativ auffallen. So ging sie zu dem Bock, wie es auch die anderen Taten. Den Knebel steckte sie sich nicht in den Mund. Bereits mit dem ersten Schlag ging das Geheule los. Und es steigerte sich mit dem zweiten und Dritten. Schwester Helga wurde das zu bunt und holte den Knebel herbei. Die Nächsten vier Hiebe waren dann unter erträglicher Lautstärke.

Mit verquollenen Augen machte Schwester Ulla dann eigentlich nicht den Eindruck, dass sie sich von Schwester Helga trösten lassen wollte. Zum Einen am Boden zerstört, zum Anderen wütend schmollte sie. Aber Schwester Helga ging mit einem so freundlichen Gesicht auf sie zu, dass sich ihr Groll schnell auflöste. Ja, sie nahm den Trost dann doch mit ganzem Herzen an. Auch ihre drei Schläge machte sie dann pflichtschuldig.

‚Und nun zur dritten Runde. Es scheint doch immer wieder Schwestern zu geben, die meinen, niemand sieht sie. Schwester Gabi und Schwester Iris. Kommt doch bitte mal nach vorne.

Jetzt ist es zu spät. Ihr hättet auch einiges ersparen können, wenn ihr Euch am Anfang gemeldet hättet. Ich habe gesehen, wie ihr in der Öffentlichkeit euch einen ziemlich feuchten Kuss gegeben habt. In der Öffentlichkeit! Das musste nun nicht sein. Ihr habt doch ein gemeinsames Zimmer. Und da macht Euch die Hausordnung keine Vorschriften. - Aber in der Öffentlichkeit!

Es ist zwar nur ein kleines Vergehen, was nur zwei Hiebe kostet, aber weil ihr euch nicht gemeldet habt, sind nun vier daraus geworden‘.



Schwester Agathe und Schwester Anna gingen Arm in Arm auf ihr gemeinsames Zimmer. Schwester Anna war wieder guter Dinge. ‚Stell dir vor, dass es Schwestern gibt, die es geradezu darauf anlegen, Hiebe zu bekommen. Beim letzten Mal wurde der Drache deswegen richtig sauer. Heute haben die sich zurück gehalten. Ich nenne natürlich keine Namen, sonst müsste ich bestimmt beim nächsten Mal eine Selbstanzeige machen‘. Schwester Anna lächelte konspirativ.

Ganz erschrocken sagte Schwester Agathe: ‚Wirklich? Ich würde fast alles geben, um so was zu vermeiden. Um den süßen Jonas werde ich gewiss einen weiten Bogen machen.‘ Das Thema schien durch … oder doch nicht?

Heiter erklärte Schwester Anna: ‚Es gibt da eine gute Salbe. Die wartet schon in unserem Zimmer. Aber wir schlafen heute Nacht wohl eher auf dem Bauch …‘
51. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 17.03.10 23:32

hallo ambi valent,


danke für das gute kopfkino. davon will ich noch mehr haben.
52. RE: Die gute Schwester

geschrieben von drachenwind am 18.03.10 01:58

Kann mich Nadine nur anschließen.
Wer kontrolliert und bestraft eigentlich diese Oberin?
Wie wird sie bei Vergehen bestraft? Bekommt sie nun
von jeder untergebener Schwester ihr Strafmaß?
53. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Muwatalis am 18.03.10 07:17

Hallo Ambi Valent!

Die Geschichte ist an sich sehr gut!
Der einzige Störfaktor, den ich sogar erst nach einem Nasenstüber von ganz aufmerksamer Seite bemerkt habe, ist die Vergewaltigung durch den Pflegedienstleiter!
Es ist durchaus erschreckend, das diese Gesellschaftskritik an den Gerichten und der schwierigen Situation des Aussage gegen Aussage bei fehlenden Beweisen immer wieder vorkommen muss.
Die Frau hat es verdammt schwer, wenn die Beweissammlung unterbleibt.
Immer wieder wird geraten, wehrt euch nicht, es kann euer Leben kosten, doch ohne wehren keine blauen flecken und wie sonnst soll Frau einen definitiven Beweis dafür liefern, dass sie vergewaltigt wurde.
Eine Tonaufnahme müsste die Frau ständig vornehmen und eine Knopfkamera an der Bluse tragen, wenn sie keine blauen Flecken vorweisen kann.
Eine verdammt schwierige Sache.
Wie beweist eine Frau einem Gericht, dass sie vergewaltigt wurde?
Praktisch müsste sie dann immer einen Zeugen oder eine beweissichere Bild und Tonaufnahme haben oder blaue Flecken vorweisen können.
Was sagt ein Anwalt dazu?

Herzlichst!

Muwatalis
54. RE: Die gute Schwester

geschrieben von SteveN am 18.03.10 11:45

Hallo Ambi Valent !

Da sind die neuen Schwesterschülerinnen aber gerade
so nochmal davongekommen. Durch den "Neuen-
Bonus".
Agathe denkt weiter an den "süßen" Jonas. Garantiert
wird jemand dieses Auffallen und petzen... ... ...

Aber immer noch nicht geklärt wurde von der Mutter
Oberin, wie die Schwesternkleidung sich verändern
oder bleiben wird. Ob altmodisch oder hypermodern.
Ob nur die Schürze oder die gesammte Uniform
gegen Wasser und andere Spritzer Flüssigkeits-
abweisend geschützt wird. Durch Materialien wie
Lack, Plastik oder Latex ... ... ...

Viele Grüße SteveN

55. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 18.03.10 20:01

Hallo SteveN

Zitat

Aber immer noch nicht geklärt wurde von der Mutter
Oberin, wie die Schwesternkleidung sich verändern
oder bleiben wird. Ob altmodisch oder hypermodern.
Ob nur die Schürze oder die gesammte Uniform
gegen Wasser und andere Spritzer Flüssigkeits-
abweisend geschützt wird. Durch Materialien wie
Lack, Plastik oder Latex ... ... ...


Nette Idee. Daran hatte ich noch nicht gedacht. Irgendwie bringe ich es schon noch rein ... aber es muss ja noch stimmig in der Geschichte sein.
56. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Muwatalis am 18.03.10 22:22

Hallo Ihr Lieben!

Ich habe mein Urteil zu dieser Geschichte oben geändert, nachdem ich auf ein Problem von aufmerksamer Seite mit der Nase drauf gestoßen wurde!
Da gibt es ein Problem, dass eigentlich einer genauen Betrachtung wert ist.
Wie beweist Frau vor Gericht eine Vergewaltigung?
Was muss eine Frau tun, wenn so etwas passiert, um sicherzustellen, dass der Täter nicht unbestraft davon kommt?
Ganz wichtige Fragen, deren Beantwortung vielleicht einen eigenen Thread im Hauptteil des Forums bedarf!

Herzlichst!

Muwatalis
57. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 18.03.10 22:42

Zitat
Hallo Ihr Lieben!

Ich habe mein Urteil zu dieser Geschichte oben geändert, nachdem ich auf ein Problem von aufmerksamer Seite mit der Nase drauf gestoßen wurde!
Da gibt es ein Problem, dass eigentlich einer genauen Betrachtung wert ist.
Wie beweist Frau vor Gericht eine Vergewaltigung?
Was muss eine Frau tun, wenn so etwas passiert, um sicherzustellen, dass der Täter nicht unbestraft davon kommt?
Ganz wichtige Fragen, deren Beantwortung vielleicht einen eigenen Thread im Hauptteil des Forums bedarf!

Herzlichst!

Muwatalis


Danke für den Hinweis. Aber das ist nun wirklich kein Thema in diesem Thread. Denn es wurde von Schwester Ulla behauptet, dass sie vergewaltigt worden sei und dass sie es als schlimm empfand, dass das nicht anerkannt wurde. Andererseits scheint sie auch sexuell provozierend aufzutreten, so dass die Zweifel zumindest nachvollziehbar sind.

Im Kreis der Schwestern wurde sie jedenfalls einfach akzeptiert, ohne den Fall noch mal aufrollen zu können. Das kommt leider allzu oft vor. Andererseits werden Männer nach einvernehmlichen Sex tatsächlich auch mit dem Vorwurf der Vergewaltigung konfrontiert, so dass nicht jeder Vorwurf auch der Wahrheit entsprechen muss.

Dass das alles höchst traumatisch ist, steht wohl außer Frage. Die Geschichte macht keine Aussagen und keine Urteile. Dass aber Vergewaltigungen passieren ist leider auch eine Tatsache.

Wie also beeinflusst das dein Urteil der Geschichte? Sollte ich diese Dinge nicht erwähnen? Immerhin gibt es doch eine Erklärung, warum Schwester Ulla sich hier so wohl fühlt. Die Schwesternschaft ist doch nun wirklich ungewöhnlich, aber sie bietet ein Zuhause für ganz unterschiedliche Frauen.
58. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 18.03.10 22:51

15. Intermezzo

Der nächste Arbeitstag verlief fast ereignislos. Abgesehen davon, dass ihr die Arbeit Freude machte, fielen ihr einige Schwestern auf, die ihre Arme auf dem Rücken verschränkt hielten, als sie zusammen standen und sich unterhielten. Hatte die Bemerkung des Drachens, die ja noch nicht mal ein Vorschlag war, so viel Eindruck hinterlassen? Zu reden gab es eigentlich nichts darüber. Aber ausprobieren … so richtig klappte es ja nicht, aber Schwester Agathe fühlte sich irgendwie gerader, aufrechter. Eine Haltungsübung. Vielleicht genügte es ja schon, wenn man den Unterarm mit der anderen Hand umfasst.

Schwester Ilse kam heute mal wieder vorbei. Sie sahen sich selten, da ihre Stationen und Schlafzimmer weit auseinander lagen. Oft sahen sie sich nur mal im Sport, und auch da waren sie in unterschiedlichen Gruppen. ‚Ach, Schwester Agathe, du fehlst mir so.‘

‚Schwester Ilse, mir ist das am Anfang auch so gegangen. Jetzt freue ich mich wirklich, dich wieder zu sehen, aber die anderen Schwestern sind so nett, dass ich nicht wirklich Mangel an guter Gesellschaft habe. Verstehe mich nicht falsch, ich freue mich sogar sehr, dass du vorbei kommst. Aber sind deine Mischwestern nicht genau so nett?‘ Schwester Agathe war etwas überrascht.

‚Nein, zum Beschweren reicht es nicht. Alle sind freundlich und korrekt, zu korrekt für meinen Geschmack. Ich bin zum Beispiel mit Schwester Gudrun im Zimmer. Wir mögen uns und sie liest mir gelegentlich Gedichte vor, manchmal auf Französisch.‘

‚Kannst du denn Französisch?‘

‚Nein, nur ein paar Brocken aus der Schulzeit. Aber der Klang der Sprache ist wirklich faszinierend. Ich liebe es, wenn sie mir Französisch vorliest.‘

‚Na Also; und warum bist du dann so unglücklich?‘

‚Sie liest auch manchmal Dada-Lyrik. Das ist dann sogar noch besser. Am liebsten würde ich sie dann umarmen, drücken, streicheln und küssen. Aber das geht gar nicht. Und dann denke ich an dich. Mit dir funktionierte die Chemie viel besser. Wie Liebe auf den ersten Blick.‘

Schwester Agathe lächelte versonnen. Ja, sie fühlte sich zu Schwester Ilse auch hingezogen. Und sie konnte dieses Bedürfnis nach Zärtlichkeit so gut verstehen. Es lag auch irgendwie in ihrem Blut. Am liebsten hätte sie Schwester Ilse direkt umarmt und geküsst. Aber die Hände behielt sie hinter dem Rücken verschränkt. Sie waren im öffentlichen Bereich, und sie hatte die Lektion gelernt.

Schwester Ilse schien ihre Gedanken zu lesen. ‚Wir hatten unseren Schwesternabend schon vorgestern. Aber ich habe gehört, das zwei beim Küssen in der Öffentlichkeit erwischt worden sind. Wollen wir nicht vielleicht wohin gehen, wo das besser geht?‘ Schwester Ilse hatte einen so provozierenden Blick drauf.

‚Hmm, wir haben doch beide Frühschicht, und die ist noch nicht zu Ende. Außerdem … ich bin jetzt mit Schwester Anna zusammen. Auch wenn ich schon Lust auf dich habe, irgendwie habe ich Skrupel wegen der Treue.‘ Schwester Agathe wirkte etwas zerrissen.

‚Was? Das hätte ich nie gedacht. Die ist doch ein ganz anderes Kaliber. Und verhauen hat sie dich doch gestern auch.‘

‚Täusche dich nicht, es kommt weder auf Alter noch auf Aussehen an, mir jedenfalls nicht. Schwester Anna ist ein so gefühlvoller Mensch, den man einfach nur lieb haben kann. In der Vergangenheit war sie nicht unbedingt verwöhnt, Aber das hilft Manchen umso mehr, eine Art innere Schönheit zu gewinnen. Und mit dem Verhauen geht schon in Ordnung, Das war doch nur ein notwendiges Ritual.‘

Schwester Ilse war nun auch etwas zerrissen, Eifersüchtig und enttäuscht auf der einen Seite, und erst recht neugierig und verliebt auf der anderen. ‚Irgendwie rührend, das mit Schwester Anna. So habe ich sie noch nie gesehen. Aber ihr seid noch nicht verheiratet. Und warum soll man nur eine Freundin haben?

Ich bin auch bedürftig und brauche mal ein Bisschen Aufmerksamkeit.‘

‚Warum klappt das nicht mit Schwester Gudrun? Ich kenne sie nicht – ist sie alt oder hässlich?‘

‚Nein, sie ist ganz hübsch und jung. Nicht so schön und so jung wie du, aber wirklich recht appetitlich. Einmal habe ich sie – natürlich ganz unabsichtlich – so ein Bisschen am Arm berührt. Sie wurde dann ganz steif und sagte eher scharf, dass sie nicht lesbisch sei.

Dann aber war sie wieder ganz furchtbar nett. Ein Bisschen bin ich schon in sie verliebt, aber wir haben uns seit dem nie mehr berührt.‘ Schwester Ilse hatte nun einen eher schmachtenden, wehmütigen Blick drauf.

Sie fuhr fort: ‚Soll ich sie mal fragen, ob du von Schwester Anna grünes Licht bekommst, dass du mein Problem etwas linderst? Oder willst du sie selber fragen. Du willst doch auch … oder?‘

Schwester Agathe dachte nach. Ja, sie wollte auch. Und so richtigen Sex geht doch bei Frauen sowieso nicht, so dachte sie. Auf jeden Fall nicht mit Keuschheitsgürteln. Aber hinter Schwester Annas Rücken wollte sie nichts machen, das käme ihr zu schmierig vor. Besser, sie spricht mit Schwester Anna. Und das sagte sie auch Schwester Ilse.

Diese strahlte nun richtig. Allein die Bestätigung ihrer Gefühle machte ihr das Herz warm, selbst wo sie sich noch genau so wenig berührt hatten wie mit Schwester Gudrun. ‚Aber ich bin wegen was konkretem gekommen. Die Rede von dem Drachen hatte bei den Schwestern offenbar ordentlich Eindruck gemacht. Sie hat noch gar nicht gesagt, dass es in der Hausordnung steht, das die Schwestern ihre Arme auf dem Rücken verschränken sollen – aber wo du auch hin siehst – die Schwestern probieren es aus. Du machst es und ich mache es. Es ist schon verrückt.‘

Etwas irritiert lächelte Schwester Agathe, hielt aber die Arme weiter hinter dem Rücken. ‚Schon seltsam. Aber was ist das Konkrete daran?‘

Jetzt lachte Schwester Ilse. ‚ja, ich komme immer von Hölzchen auf Stöckchen. Der Drache erzählte doch was von den unterschiedlichen Trachten, die sie als Muster bei sich hätte. Ich habe schon als Kind gerne verkleiden gespielt. Aber alleine macht das keinen Spaß. Ich würde mich freuen, wenn du mit gingst, sagen wir heute um Vier?‘

Schwester Agathe nickte interessiert: .Aber wenn wir jetzt nicht sofort fleißig weiterarbeiten, dann müssen wir beim nächsten Schwesternabend uns selbst anzeigen, wegen Tratschens während der Arbeitszeit.‘

Die nächsten Stunden vergingen wie im Fluge. Sie hatte die ruhige Gewissheit, dass sie eine gute Arbeit machte. Für die Patienten hatte sie stets ein offenes Ohr, zumindest einen freundlichen Blick übrig. Ihr ging alles, ob Bettenmachen, Füttern, Waschen und auch die Büroarbeit, gut von der Hand. Sie hatte das kleine Schwätzchen gut wieder aufgeholt. Am Ende der Schicht wollte sie noch rasch auf ihr Zimmer und sich duschen und umziehen. Der Weg durch den kleinen Park war kurz, aber Dr. Jonas Schwichert muss sie regelrecht abgepasst haben.

‚Schwester Agathe, entschuldigen Sie die Störung, aber haben sie eine Sekunde für mich Zeit?‘

Sie wich zurück aber verlangsamte den Schritt und nickte scheu. Er spürte, dass sie Distanz halten wollte und respektierte das. Aber immerhin, sie wollte ihn anhören. ‚ Ich wusste eigentlich nicht, wie streng die Regeln hier im Hause sind. Erst danach hat mich ein Kollege aufgeklärt, dass private Kontakte zwischen Schwestern und Ärzten total verboten sind. Das führt mich in ein riesiges Problem, denn ich habe mich so ziemlich verliebt. Und wenn Sie mich nicht sehen dürfen, dann geht es mir ganz elend.‘

Ein etwas verliebter Blick, aber noch züchtig und scheu, traf auf den süßen Jonas – so nannte Agathe ihn im Gedanken. ‚Sie wissen, die Umstände … ich hätte es mir auch anders gewünscht.‘

Lieber zwei Spätzchen in der Hand als einen Tauber auf dem Dach. Wird das nicht ein bisschen viel der Liebe? Sie dachte an die Jahre, in denen sie sich in Einsamkeit und unerfüllter Sehnsucht verzehrte, Und nun gleich drei, die sie jeden Einzelnen nicht missen wollte. Jeder hatte etwas Besonderes. Und Jonas war der süßeste, der sie am meisten anzog, zugleich aber auch der fernste. Nein, sie wollte keine Hiebe und Selbstanzeigen … sie musste auf Distanz gehen.

Jonas sagte: ‚Vielleicht sollten wir uns wirklich nicht sehen. Dann bekommen Sie auch keine Schwierigkeiten. Aber wir können uns doch schreiben. Wir stellen uns einfach vor, ich wohne auf dem Mars und Sie auf der Venus, und es kursieren die Depeschen. Gegen eine platonische Beziehung wird doch die Hausordnung nichts einzuwenden haben?‘

Das bezauberndste Lächeln, was sich Jonas sich nur Vorstellen konnte, verblasste gegen den Blick, den Agathe ihm schenkte, ganz kurz und flüchtig. Wenn er nicht bereits verliebt gewesen wäre, so wäre er es gewiss jetzt. Er sah nur ihr Nicken, hörte ein gehauchtes, ‚Dann erwarte ich deinen Brief‘. Und schon hatte sie sich umgedreht. und eilte davon.

Rein zufällig hatte Frau Ritter die Szene auf dem Überwachungsmonitor. Sollte sie es eintragen? Nein, Schwester Agathe hat sich völlig korrekt verhalten. Aber sie spürte nun selber ein Bisschen Wehmut. Vor 30 Jahren, da gab es auch so einen galanten Arzt, der ihr den Hof machte. Der war fast so süß wie dieser Dr. Schwiechert gewesen. Damals war sie auch überkorrekt gewesen, hatte an Pflicht und Beruf gedacht – jetzt schalt sie sich darob eine Närrin. Sollte sie bei der schönen Agathe die Zügel lockern, damit es ihr einmal besser ginge? Nein, denn wenn die Liebe zwischen denen etwas Wert sei, dann würde sie auch Mittel und Wege finden. Die Disziplin würde deswegen nicht ausgesetzt.
59. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Muwatalis am 18.03.10 22:56

Hallo Ambi Valent!

Es hat mich nur nachdenklich gemacht, deshalb auch mein Vorschlag das eventuell woanders zu erörtern.
Es ist eigentlich kein Problem der Geschichte, sondern der Gesellschaft.
Es sind Fragen, die bei mir aufgetaucht sind.
Im Moment denke ich viel darüber nach und vielleicht war diese gesellschaftskritische Erklärung der Schwester sogar ein Punkt, der literarisch sogar die Geschichte relevanter macht.
In sofern ist das also keine Kritik an der Geschichte sondern vielleicht sogar ein Punkt, der der Geschichte zum Vorteil gereicht, weil sie mindestens einen, mich, zum darüber nachdenken angeregt hat.

Herzlichst!

Muwatalis
60. RE: Folge 16: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 21.03.10 21:54

16. Rückblende

Es war ein leicht regnerischer Tag, 18 Jahre vor den gerade genannten Ereignissen. Eine Familie war auf dem Heimweg von einer Familienfeier, eine intakte Familie. Der Vater, auf Ordnung und Fleiß beflissener Beamter, saß am Steuer. Seine Frau, Mutter der beiden im Fond sitzenden Töchter (15 und 17), hatte seit 5 Jahren eine Halbtagsbeschäftigung in der nahegelegenen Bankfiliale inne. Sie war rundum zufrieden mit ihrem Leben. Das Haus war schon fast abbezahlt, die Töchter eigentlich mustergültig. Und das war mehr als man auch in diesen Tagen erwarten konnte. Nun ja, Ihr Mann hätte ein wenig strenger sein können, er ließ sich von dem Charme der Mädchen zu leicht einwickeln. Aber eigentlich reichte es nicht, um sich zu beschweren. Plötzlich tauchten Scheinwerfer vor ihnen auf, ganz nah. An einen Aufschlag konnte sich Frau Ritter nicht mehr erinnern. Es war plötzlich ganz dunkel.

Als sie wieder zu sich kam, konnte sie sich nicht rühren. Gips? Was war passiert? Aber auch die Augen konnten nur gerade aus sehen. Nicht mal zucken konnte sie. Das also ist Wachkoma, dachte sie. Man meinte ja, dass da meist kein Bewusstsein sei, aber hier zumindest war das falsch. Sie bekam alles mit, jedes Wort, das die Schwestern sprachen. Nur konnte sie nichts, aber auch gar nichts tun, um sich zu verständigen. Gelegentlich huschte eine Schwester durch ihr Gesichtsfeld. Jetzt waren sie zu Zweit zugange. Aber ihr Reden war wohl das schlimmste, was ihr nun passieren konnte.

‚Die Frau tut mir schon leid. So alles zu verlieren.‘

‚Wieso, die hat doch schon fast 40 Jahre ein gutes Leben gehabt. Wohl eher gehobener Mittelstand. Das ist mehr, als viele andere haben. Und Mann und Töchter hatte sie auch. Viele hatten das nie. Die kann doch eigentlich zufrieden sein.‘

‚Na hör mal, willst du mit der vielleicht tauschen?‘

‚Wenn ich vorher so ein langes gutes Leben haben würde … vielleicht schon. Die soll sich nicht so anstellen.‘

‚Tut sie doch auch nicht, die ist doch im Wachkoma.‘

Die Schwestern hatten ihren Körper ausgezogen um ihn zu waschen und umzubetten.

‚Das ist so wie Leichenwäsche. Nur, dass sie noch warm ist. Hey, guck mal, ist das nicht lustig?‘

Die Schwester kniff ihr in die Brustwarze. ‚Die zuckt nicht mehr. Die wacht gewiss auch nicht mehr auf. Wie lange sollen wir das Stück Fleisch eigentlich noch pflegen? Ist doch ganz schön Arbeit.‘

‚Ich glaube, es geht um die Organentnahme. Man sucht noch nach einer Patientenverfügung. Ihr Mann kann ja nichts mehr dazu sagen. Der liegt schon unter der Erde, zusammen mit dem kleinen Töchterchen.‘

‚Na, du bist ja doch ganz schön kaltschnäuzig. Ich dachte du wärst so mitfühlend.‘

‚Iwo, wenn ich mich um alle Patienten mit Gefühl kümmern wollte, würde ich ja verrückt werden. Das schafft doch so ein kleines Mädchen wie ich nicht.‘

‚Kleines Mädchen? Manche würden auch sagen, nimmersatte Schlampe. Wen hast du denn von den Ärzten noch nicht durch?‘

Die andere schien rau zu lachen, war anscheinend nicht beleidigt. ‚Da spricht der pure Neid.
Aber denken wir wirklich so unterschiedlich über die Fälle? Ich würde mir gerne mal die Clit von der Koma-Tante genauer ansehen, die muss gewiss doch auch gewaschen werden. Ich habe da so eine Bürste … und mit Beschwerden ist wohl nicht zu rechnen.‘

Frau Ritter sah nur die Decke, keine der Schwestern. Aber sie stellte sich vor, wie so ein bösartiges Lächeln an der Schwester aussehen müsste.

----

So ging es mehr oder minder ein halbes Jahr. Sie erfuhr, dass ihre ältere Tochter ein Bein verloren hatte, ansonsten wiederhergestellt war. Gelegentlich kam diese dann auch an ihr Bett, weinte und gab ihr Küsse auf das Gesicht. Sie erzählte ihr alles, was sie bewegte. Wahrscheinlich glaubte sie nicht, dass ihre Mutter sie hören könnte, aber das störte sie nicht. Sie sagte ihr, dass sie nicht mit dem Abstellen der Maschinen einverstanden war, und dass sie auch keine Freigabe zur Organentnahme gegeben hat, obwohl die Ärzte sie bedrängt hatten.

Während dieser Zeit hatte sich nicht nur Bitterkeit gegen die Pflegekräfte angesammelt, sondern sie überlegte sich, was sie alles tun könnte. Anfangs sann sie über Rache nach. Von Beschwerdebriefen, über Klage wegen Körperverletzung und anderer legaler Möglichkeiten dachte sie, dass man den bösen Schwestern auch auf illegale Weise beikommen könnte. Aber dann dachte sie, dass das nichts bringen würde. Vielleicht würde sie die Schwestern leiden lassen können, und die waren ja auch schuldig. Aber sie waren schlicht schlecht geführt. Das System trug mindestens Mitschuld. Und sich an den Schwestern zu rächen, die sowohl Täter als auch Opfer waren, konnte ihr nicht wirklich Befriedigung und Lebensinhalt geben. Immer mehr fragte sie sich, ob es denn nicht auch anders ginge.

Aber was musste geschehen, dass Patienten nicht so mies behandelt wurden? Sie fragte sich, ob ihr Mann und jüngere Tochter nicht von Schwestern wie diesen zu Tode gepflegt worden war. Aber bei all der Bitterkeit, hilfloses Opfer dieser schlechten Pfleger zu sein, - und sie erlebte viele weitere demütigende und verächtliche Behandlungen – versuchte sie sich in die Lage der Schwestern zu versetzen. Vieles bekam sie ja durch deren lose Reden mit. Das entschuldigte zwar nichts, und sie wurde durch diese Betrachtung auch nicht besser, aber sie dachte über die Beziehungen und Strukturen im Pflegebereich nach.

Sie merkte, wie sie innerlich immer stärker wurde. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie wieder ganz die Alte war, davon wurde sie immer mehr überzeugt. Sie hatte Grundkenntnisse in Psychologie und kannte sich mit Verwaltung und Organisation aus. Sie könnte ja ein Buch schreiben und Anklage erheben. Aber würde das funktionieren? Selbst wenn alles klappen würde, dann hätte sie zwar persönliche Erfolge, aber würde das was ändern? Der Erfolg blieb fraglich, denn man kannte offensichtlich keine Strukturen, die im Pflegedienst zu anderen Ergebnissen führen kann, aber man könnte da mal was versuchen.

Oder sollte sie in die Politik gehen, Initiativen gründen? Vielleicht, aber auch mit der Schwierigkeit, nicht zu wissen, was man denn Vernünftiges machen könnte. Denn wenn die Bedingungen schwierig sind ist es nur eine Frage der Zeit, dass sich bestimmte Dinge wieder ereignen. Umso länger ihre erbärmliche Situation andauerte, umso mehr sie über die Probleme nachdachte, umso mehr verfestigte sich die fixe Idee, dass es eines Gegenmodells bedurft, um hier einen Wandel zu bewirken.

Und so erarbeitete sie schrittweise einen Plan, wie sie ein gut geführtes Krankenhaus aufbauen könnte. Um dies zu erreichen, Musste sie ein entsprechendes Studium an einer Fachhochschule ableisten. Aber das brauchte viel Energie, Durchhaltevermögen und Disziplin, diesen Plan auch umzusetzen. Aber das war für sie kein Problem. Sie hatte eine neue Lebensaufgabe gefunden. Und dann erwachte sie aus dem Wachkoma.
61. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Micum am 22.03.10 01:17

Also Hut ab!

Du bringst einen echt zum nachdenken über Werte und das was manche als würdevolle Pflege und Behandlung bezeichnen.

Für mich eine der besten Storys hier!
MfG
62. RE: Die gute Schwester

geschrieben von drachenwind am 22.03.10 15:07

Hi Ambi Valent!

Ich bin angenehm überrascht, einen weiteren Autor kennen zu lernen, der auch
nicht alltägliche, tiefe Gedanken in Geschichten hinein bringt. Bei dir sind die
Prügeleien und Keuschhaltung nur ein maßvoller normaler Bestandteil deiner
Geschichte. Deine Geschichte verspricht noch interessanter zu werden.
Bin schon auf die Fortsetzung gespannt.

LG
Drachenwind
63. Folge 17: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 24.03.10 09:21

17. Zur Kleideranprobe

Als Schwester Agathe aufs Zimmer kam, lag Schwester Anna auf dem Bett. Sie hatte sich nur das Häubchen abgezogen. Aber fest schien sie nicht geschlafen zu haben. Denn sie begrüßte gleich den Neuankömmling. Schwester Agathe beugte sich zu ihr runter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

‚Heute so müde?‘

Schwester Anna richtete sich auf. ‚Ja ich fand es heute sehr anstrengend, aber es geht schon wieder.‘

‚Ich wollte mich nur noch mal frisch machen. Dann habe ich mich mit Schwester Ilse verabredet, dass wir uns mal die Trachten anschauen und anprobieren, die der Drache gesammelt hat. Willst du mitkommen?‘

‚Nein, mich interessieren solche Sachen nicht. Ich wollte mich heute noch in den Park setzen und Lesen. Um Sechs habe ich Gymnastik-Gruppe und um Acht ist wieder unser Bridge Abend – du wirst dann sicher nicht kommen?

Aber mal was anderes. Schwester Ilse. Wir sprechen ja nicht schlecht über Mitschwestern. Aber sie hat schon ihren Ruf weg, dass sie immer viel mit anderen Schwestern rumspielen will …‘

Schwester Agathe lachte: ‚Du bist ja eifersüchtig! Tatsache ist, dass ich gerne mit Schwester Ilse rumspielen wollte. Aber weil ich ja mit dir zusammen bin, habe ich erst mal abgelehnt. Denn ich halte viel von Treue. Es sei denn, du erlaubst es mir … ?‘

Schwester Anna sagte erst mal nichts. Ja, sie war wirklich eifersüchtig. Sie dachte weiter nach. Was würde es bedeuten, wenn sie nein sagte?

Als könnte sie Gedanken lesen sagte Schwester Agathe: ‚Wenn du nein sagst, dann mache ich auch nichts – außer der Kleiderprobe. Und ich bin dir auch nicht böse. Ich kann verstehen, wenn du mich ganz für dich haben willst.‘

Aber auch das half Schwester Anna nicht in ihrer. Denn wenn doch Schwester Agathe es so aufrichtig meinte, wie sie es sagte, um so mehr wäre es selbstsüchtig von ihr, auf eine enge Zweisamkeit zu bestehen. Und sie hätte sich damit auch selbst verpflichtet, wäre eine Art Bündnis mit ihr eingegangen. Das aber Schwester Agathe überhaupt ihr alles sagte und ihr die Entscheidung überließ war bereits ein so großer Liebesbeweis, dass sie eigentlich kaum ablehnen konnte. So ganz war sie aber noch nicht glücklich. ‚Was sagt denn Schwester Ilse dazu. Will sie dich dann ganz haben?‘ Jetzt war es raus. Eher Verlustängste als generelle Eifersucht.

Agathe legte sich zu Anna und sah ihr tief in die Augen. ‚Ich habe dich lieben gelernt und will nicht auf dich verzichten. Ich will dich nicht im Stich lassen und will dir nahe sein. Wenn Schwester Ilse mehr will als ihren Teil an mir, dann weiß ich genau, was ich tun würde. Ich würde sie nach Buxtehude schicken.

Sie hat aber nur gesagt, dass wir ja nicht verheiratet seien. Also das es keine notwendig mongamen Beziehungen geben müsse. Unter uns Frauen ist es ja auch wirklich so, dass wir keine stabile Lebensgemeinschaft auf Dauer aufbauen müssen. Und ich mag euch beide sehr, sehr gern. Ich würde mich auch freuen, wenn ihr beide euch auch anfreunden würdet.‘

Anna hatte zwar noch ihre Zweifel, ob das gut ginge, aber sie hatte keine Zweifel, dass Agathe es genau so meinte, wie sie es sagte. Trotz ihrer Bedenken und nicht ganz ausgeräumter Eifersucht musste sie einfach Agathe frei geben. Aber sie hoffte, dass ihre zärtliche Freundschaft auf Dauer erhalten blieb, denn sie liebte Agathe immer mehr.

Unter der Dusche konnte sich Agathe ganz entspannen, Sie genoss es, wie das warme Wasser über ihren Körper rann. Und das Anna sie in die Freiheit entließ war für sie aufregend. Sie war neugierig, was sie heute noch mit Schwester Ilse erleben würde. Sie könnten ja nach der Kleiderprobe auf ihr Zimmer gehen. Anna hatte ja volles Programm, und selbst wenn sie die beiden überraschen würde, so hatte sie ja ihren Segen.

Ihr Körper war durch die Dusche und die Erwartung wieder ganz wach, die Seife glitt über die Haut. Irgendwie fühlte sie sich ganz attraktiv. Die meisten Frauen sind mit ihrem Körper unzufrieden, selbst die wirklich schönen.
Agathe nicht. Sie war einfach nur glücklich. Das Einzige, was sie störte, war der Keuschheitsgürtel. Sollte sie dem Drachen den Wunsch äußern, dass der KG wieder abgeschafft werden sollte? Das würde gewiss sowieso nicht durch gehen. Wenn sie es aber nicht tat, dann hieß das doch, dass sie den KG weiter tragen wollte. Sie wollte in diesem Haus sein, denn es hatte ihr in so kurzer Zeit so viel Freude bereitet, hier mit den Schwestern zusammen zu arbeiten. Das wollte sie sicher nicht aufs Spiel setzen.

Jetzt wurde ihr langsam der Sinn der Übung vom Drachen klar. Sie sollten sich entweder zum KG freiwillig bekennen, in dem sie nichts sagten. Oder aber sie würden den Aufstand proben müssen. Aber die Stimmung unter den Schwestern war gut. Sie würden das Risiko, dass alles auseinander bricht, sicher nicht gerne eingehen. Der Drache ist wirklich klug. Irgendwie bewunderte Agathe diese Frau. Vielleicht wäre es besser, wenn sie sie im Gedanken nicht mehr ‚Drache‘ nennen würde, sondern einfach Frau Ritter.

Schwester Anna war schon weg, als sie aus der Dusche kam, vermutlich im Park. Sie zog sich ein Jeanskleid an, mit vorne Reißverschluss. Es trug sich zwar nicht so angenehm, weil der Stoff eher rau und hart war (Hatten sie den bei der Wäsche gestärkt?), aber es war sicher praktisch, wenn sie bei der Anprobe die Kleider öfter wechseln würde.

Am Treffpunkt wartete Schwester Ilse schon. Sie trug ein einfaches weißes T-Shirt und eine weiten Jeansrock – auch ganz praktisch zur Anprobe. Sie umarmten und drückten sich kurz. Das ging in der Öffentlichkeit. War je nur Begrüßung.

Frau Ritter kam sich schon selber wie ein Kontroll-Freak vor, dass sie ständig ein Blick auf, oder besser durch die Überwachungskameras einen Überblick hatte, was so überall bei ihren Schwestern passierte. Als sie nun sah, dass die Schwestern Agathe und Ilse in Privatkleidern händchenhaltend auf den Verwaltungsbau zusteuerten, fragte sie sich, was die bloß wollen könnten. Richtig, die Trachten. Für ihr persönliches Wettspiel war es nun nur noch wichtig, die Bestätigung ihrer These zu erhalten. Und die folgte auf dem Fuße.

Sie hatte die Trachten in einem Ankleidezimmer gesammelt. Alle waren in Bügeln fein ordentlich in Kleidersäcken getrennt aufgehängt. an dem Sack waren Nummern und die Details, von wann und woher die Trachten stammten. Die Schwestern durften dort alleine bleiben. Aber sie sollten jedes Mal, wenn sie eine Tracht an hatten, zu ihr ins Büro damit kommen und ihre Meinung dazu los lassen. Das sollte sie auch auf Trab halten.

An der weißen Wand hingen noch Bilder. Frau Ritter hängte die ab. Sie wollte einen Katalog der Trachten machen, und da traf es sich gut, dass die beiden Schwestern zu den hübschesten aus der ganzen Schwesternschaft gehörten. Die Fotos würden sicher was her machen und die Entscheidung erleichtern. Auch ihre Bürolampen wurden schon mal so bereit gestellt, dass es nach was aussah, wenn auch nicht professionell.

Die Schwestern einigten sich darauf, dass sie stur alle der Reihe nach durchprobieren wollten. Wenn eine besonders gefiel, dann könnte die Andere ja die auch mal anziehen. Ansonsten ging es eben paarweise weiter. Immerhin hingen da etwa 30 Trachten. Zuerst aber, nachdem sie ihre Kleider ausgezogen hatten, lagen sie sich wieder in den Armen. Und hier war ja auch keine Öffentlichkeit. Und da war dann ein langer feuchter Kuss auch völlig o.k.

Das dachte auch Frau Ritter. Die kleine Kamera, die von den Schwestern unbemerkt geblieben war und das Mikro hatten schon etwas übles. Wahrscheinlich war es nicht ganz legal. Aber Frau Ritter beruhigte ihr Gewissen damit, dass sie den Schwestern ja nichts übles daraus zuweisen wollte. Außerdem konnte sie so sehr viel mehr über die Schwestern erfahren, auch, was sie wirklich zu den Kleidern denken. Und jeder Mensch hat eben seine Schwächen. Kleine Freuden wollte sie sich auch gönnen.

Schwester Ilse war nun ganz versessen darauf, endlich die Kleider anzuprobieren. Die schienen nicht nach irgend welchen Kriterien geordnet zu sein. Bei Nr. 1 stand auf dem Schild: UK 1960, kariert.

Eigentlich recht freundlich, dachte Schwester Ilse, als sie sich das feinkarierte blau-weiße Baumwoll-Kleid vorne zuknöpfte Schwester Agathe wirkte etwas unentschlossen und schaute nur zu. Da Kleid hatte kurze Ärmel, die mit einem weißen Bündchen abgesetzt waren. Auch der Kragen – nicht angeknöpft – war weiß, rund auslaufend und nicht sehr eng. Die Schürze gestärkt und glockig fallend, war eher wie ein Rock und trägerlos. Das Lätzchen wurde am Kleid festgesteckt. Ein passendes großes weißes Häubchen komplettierte die Tracht. Sie eilte vor den Spiegel und drehte sich. ´Was meinst du?´

Schwester Agathe fand die Tracht nett, nicht sehr streng, eher femininer. ´Ist sie wirklich so bequem, wie sie aussieht?´

´Ja, deutlich angenehmer zu tragen als unsere Tracht. … aber ich bin trotzdem unsicher. Ich fühle mich nicht so richtig als Schwester damit. Mehr so wie ein Mädchen, das sich als Schwester verkleidet. Aber du hast dir ja noch gar nichts angezogen´. Schwester Ilse wollte nun auch eine Tracht an Schwester Agathe sehen.

Nr.2 – Beschriftet mit UK, 1940 – war ein weiter geschnittenes Kleid aus festerem grau-blauem einfarbigen Stoff, der etwas fester wirkte und lange Ärmel hatte. Der weiße kragen war wie ein kleiner Stehkragen, auch weit geschnitten. Sie Schürze war eher ein Überkleid mit einem Ausschnitt für den Hals. Erst nach Anziehen dieser konnte man das Häubchen anziehen. Es hatte Bändchen, die unter dem Kinn zur Schleife gebunden wurde. Auf der Schürze wurde eine Anstecknadel, wohl dem Haus zugehörig, befestigt. Schwester Agathe schaute etwas verdrießlich drein. Offenbar hatte sie nicht so viel Spaß am Verkleiden wie ihre Freundin. Auch im Spiegel war sie nicht zu begeistern.

´Komm, Mädchen lach doch mal´, sang sie Schwester Ilse an. Schwester Agathe kannte diesen Song der Wise Guys zwar nicht, musste aber doch unwillkürlich der Aufforderung folgen. Im Spiegel sah sie nun eine Schwester mit einem ganz eigenen Charme an.

Schwester Ilse meinte: ´Ist schon ziemlich altmodisch, aber du fühlst dich sicher mehr als Schwester als ich. … Wir sollten rüber zum Drachen gehen, die macht sich sonst ihre Gedanken.´

´u hast recht. Aber eines noch. Ich will sie nicht mehr Drachen nennen. Ich denke oft über sie nach. Klar, sie stößt alle von sich, die ihr nahe kommen wollen. Und sie kann schon eine Pest sein. Aber ich nehme ihr die Story einfach nicht ab, dass sie eben keine Favoritinnen will. Das mag zwar so sein, aber sich damit aus einer Gesellschaft zu distanzieren, in der man Anerkennung erhält … ich denke, da steckt noch was anderes dahinter. … nun aber los.´

Frau Ritter hatte nun diese kleinen Ereignisse mit viel Neugier verfolgt. Natürlich wusste sie es ja, mit welchem Spitznamen sie die Schwestern hinter ihrem Rücken riefen. Einmal hatte es eine Schwester es in ihrer Gegenwart gesagt. Da hatte sie in ihrer kühlen Art gesagt: ´Wenn du dich beim Schwesternabend wegen Respektlosigkeit selbst anzeigen willst, dann solltest du einen Vorschlag über das Strafmaß mitbringen.´ Eigentlich war die Verlegenheit der Schwester nach diesen Worten so grandios und Entschädigung genug. Die Schwester nannte zwei Wochen später selber 20 Schläge als Strafmaß. Wegen der Selbstanzeige waren es dann noch 10. Frau Ritter war es peinlich, dass die Schwester selber eine so harte Strafe vorschlug. Sie war drauf und dran, die Strafe auf zwei Schläge zu reduzieren. Sie als Geschädigte dürfe immerhin Gnade vor Recht walten lassen. Aber sie hatte dann den Verdacht, dass das ihre Autorität untergraben würde. Sie wollte bei den Schwestern auch nicht als die Gnädige, sondern als die Strenge erscheinen. Aber selten tat es ihr beim Zuschauen so weh wie dieses Mal. Denn eigentlich lag ihr Stolz und Egomanie nicht. Es gehörte zur Rolle, sie musste diese ausfüllen. Sie wählte damals die Schwester zur Vollstreckerin aus, die ihr zwar noch nie was unhöfliches sagte, hinter ihrem Rücken aber die schamlosesten und entwürdigendsten Worte für die verhasste Frau Ritter übrig hatte. Das wussten natürlich alle Schwestern. Aber diese Wahl sagte den Schwestern, dass der Drache eben mehr wusste als sie normalerweise wissen konnte. Es war damit auch eine Bestrafung der Vollstreckerin. Denn diese gehörte nicht zu jenen, die gerne Mitschwestern verprügeln.

Als die beiden so anders bekleideten Schwestern im Büro des Drachen aufkreuzten, waren sie wegen der Veränderungen sehr irritiert. Frau Ritter, wie üblich im grauen Kostüm, mit ernster und strenger Mine und Fotoapparat in der Hand war das letzte, was sie erwartet hatte. Aber als Frau Ritter ihnen die Idee mit dem Katalog auch für die anderen Schwestern erläutert hatte, waren die beiden Schwestern auf die Idee angesprungen. Schwester Ilse posierte gar mit Handkuss und einem Blick, der vielleicht weniger sensiblen Steinen gut wich gemacht hätte.

Schließlich nahmen die Schwestern den Fotoapparat selber in die Hand. Sie hatten Spaß daran bekommen. Frau Ritter hielt sich zurück. Irgendwie hatte sie große Sympathie mit den unbekümmerten Schwestern, aber sie wollte dies auf keinen Fall zeigen. Aber sie gab nach, als die Schwestern sich die Bilder gleich ansehen wollten. Schnell war ein Bildschirm angeschlossen und sie schauten sich die Fotos an.

Überrascht stellten sie die Wirkung fest. Schwester Ilse wirkte locker, freundlich und richtig niedlich in der etwas moderneren Tracht. Das Kokettieren kam sogar auf den Bildern raus. Dagegen wirkte Schwester Agathe züchtig, hingebungsvoll und eher streng. Das die Bilder so unterschiedlich wirkten, hatten sie nicht gedacht. Natürlich hatten beide ein Unterschiedliches Naturell, aber das war längst nicht so auffällig. Es wirkte eher so, als ob die Kleider die natürlichen Unterschiede weit stärker betonten als erwartet. Schwester Agathe fragte Fraue Ritter, ob sie sich das nur einbilde oder ob sie das auch so sähe.

´Ich habe sie beide genau beobachtet. Sie unterschieden sich vor allem in ihrem Verhalten. Und das sieht man in den Bildern. Es ist in ihrem Minenspiel deutlich. Das bestätigt nur meine These:

Kleider machen Leute – das ist nicht nur ein Motto der Außenwirkung. So wie man sich anzieht, so wirkt es auf das eigene Bewusstsein zurück. Man identifiziert sich mit seinem Äußeren. Man verhält sich so, wie man angezogen ist. Kleider verändern das Verhalten.

Sicher, ein Kostüm kann das Verhalten nur beeinflussen, die Person in ihrem Sein nur etwas verändern. Wichtig ist natürlich noch immer, wer in den Kleidern steckt. Aber auch die Person ist eben keine starre Größe.

Und jetzt verstehen sie vielleicht, warum ich auf die Kleiderordnung so viel wert lege. Es hilft den Schwestern, ihre Aufgabe zu erfüllen, und es hilft den Patienten, eben die beste Pflege zu erhalten.

Jetzt aber zu euren Eindrücken. Beschreibt bitte, was ihr empfindet, wenn ihr so angezogen sind. Schwester Ilse?´

´Also ich fühle mich sehr wohl, so wie sich ein Mädchen eben fühlen soll. Ich fühle mich begehrlich. Das Kleid trägt sich angenehm und behindert nicht. Die Schürze ist etwas steif und wirkt wie ein Schutz meiner Weiblichkeit. Im Vergleich mit unserer normalen Tracht fällt mir vor allem der weite Kragen auf. Ich fühle mich etwas weniger dienstbar, aber noch immer als Schwester. Ich würde diese Tracht wirklich gerne tragen, aber ich glaube nicht, dass das gehen wird. Die Ärzte und Patienten würden gewiss schnell auf dumme Gedanken kommen.´

Schwester Agathe war ja bereits durch das Fotografieren wieder gelöst und heiter, aber dennoch blieb sie im Rahmen ihrer strengen Erscheinung. ´Ich fühle mich wie in eine andere Zeit versetzt. Es ist schon so, als ob die Tracht mir sagt, wie ich mich bewegen kann, wie ich denken kann. Irgendwie kann ich mit dieser Rolle, in die sie mich drängt, sehr gut anfreunden. Es ist das Gefühl, ganz für die Patienten da sein zu wollen, eben nicht mehr, sich selber auszudrücken. Und damit trifft es ja meine eigenen Wünsche. Der Stoff ist etwas kratzig, nicht sehr bequem. Vor allem mit dem Schleifchen unter dem Kinn finde ich irritierend. Überraschend, das ich mich dennoch wohl fühle. Trotz aller Sympathie kann ich mir nicht vorstellen, so zu arbeiten. Es ist einfach zu altmodisch.´

Frau Ritter meinte dann, ob sie noch weitere Trachten anprobieren möchten ...
64. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Nimrot am 24.03.10 13:02

hallo Ambi Valent
mal wieder eine gelungene fortsetzung einer guten geschichte die lust auf mehr macht
bin mal gespannt wie die weitere anprobe verläuft was da wohl auf die beiden noch so alles zukommt

MfG

Nimrot
65. RE: Folge 18: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 27.03.10 09:34

18. Ein Brief

Sie ging ihm einfach nicht aus den Kopf. Jonas saß vor dem Schreibtisch. Eigentlich hatte er eine Sauklaue, und mit der Orthografie klappte es auch nicht immer. Liebesbriefe sollten schon mit der Hand geschrieben werden …

Zitat
´Agathe, meine Liebe

Das ist nun der dritte Versuch. Eigentlich kenne ich mich ganz gut aus mit Hormonspiegel und Induktionen von Verhaltensänderung. Es war ein Schwerpunkt meiner Studienarbeit. Aber wahrscheinlich willst du gar nichts von einem Experten wissen, der sich nicht selber heilen kann. Ich bin nämlich verliebt, und fühle mich wie ein kompletter Trottel. Andere Männer erzählen mir immer, dass Frauen eigentlich gar nicht von denen beeindruckt sind, die eben nicht männlich stark sind. Aber als wir da zusammen in der Gummizelle saßen, habe ich gedacht, dass du anders bist. Und darum wage ich den Sprung ins Ungewisse.

Du kennst mich nicht, außer den wenigen Worten und Blicken. Also will ich dir etwas von mir erzählen. Ich bin kein Frauenheld. Es heißt zwar, dass moderne Frauen sich den sensiblen Mann wünschen, aber ich habe eher den Eindruck, dass viele den Mann wünschen, der soviel Sensibilität vorspielt, dass er noch in das Rollenbild passt. Also den sensiblen Macho. Und der bin ich nicht. Ich hatte zwar mehrere Beziehungsversuche, aber so richtig hat es nicht geklappt. Von den kleinen und großen Katastrophen möchte ich hier nichts erzählen. Nur so viel: Mein letzter Versuch liegt nun drei Jahre zurück und endete mit dem festen Entschluss, die Frauen lieber von Ferne anzubeten. Aber auch dieser Entschluss ist nun gescheitert.

Dabei bin ich sonst eigentlich kein Looser. Ich muss noch 3 Jahre hier arbeiten für meine Facharzt-Ausbildung. Das sind schon meine ganzen Verpflichtungen. Allerdings heißt das nun, dass ich diese hier machen muss, ein Wechsel wäre äußerst schwierig.

Das Dilemma ist aber, dass ich dann dir oft so nahe bin und du dennoch unerreichbar. Denn irgend etwas sagt mir, dass auch ich auf dich nicht abstoßend wirke, ja, dass auch du die Sehnsucht hast, mit mir zusammen zu sein. Ich wage ohnehin nur darum dir zu schreiben, weil du es mir erlaubt hast. Die Ordnung in diesem Hause ist mir verhasst. Denn wenn es eine Ordnung ist, die mich von dir trennt, so kann es keine gute Ordnung sein.

Immerzu sehe ich dich vor mir, ich kriege keinen vernünftigen Gedanken zusammen. Zur Arbeit muss ich mich zwingen. Denn ich ertappe mich dabei, wie ich deine braunen warmen Augen unvergesslich vor mir sehe. Es ist das Verlangen nach deiner Nähe, das mich kaum schlafen lässt. Ich will dir also nicht von deinen wunderbaren Vorzügen erzählen, denn du kennst sie ja. Aber Schönheit ist nicht der Grund, warum es mich vollständig getroffen hat. Es ist deine Ausstrahlung. Ruhe, Friede und Neugier in einer Mischung, die wohl einzigartig ist. Du erscheinst mir wie ein Engel. Aber meine nicht, dass ich dich in eine Rolle drängen will, die nicht zu dir passt. Die wenigen Sätze und Begegnungen reichen wohl kaum aus, um dich, so wie du wirklich bist, zu erkennen. Sei aber versichert, dass ich gerne bereit bin, mein idealisiertes Bild von dir zu revidieren. Denn wenn du die bist, für die ich dich halte, dann bist du viel komplizierter, als sich von so einer einfachen Vorstellung angemessen beschreiben zu lassen.

Falls du nun diesen wirren Brief nicht magst, dann gib ihn mir bitte zurück. Wenn aber meine Torheit doch dein Herz bewegt, dann antworte mir bitte. Die Spannung steigt von Stunde zu Stunde, wenn ich nichts von dir höre. Sicher würde ich viel darum geben, wenn dieser Brief deinerseits einen Widerhall auslöste, aber auch eine Absage, die ich mit Trauer befürchte, wäre weniger schlimm als die Ungewissheit, die mich quält.

Dein dich liebender
Jonas


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Auch dieser Versuch schien nicht wirklich gut zu sein. Aber es war in Ordnung, und ohne diesen Brief würden sicher seine Tage hoffnungslos dahin tröpfeln. Schlimmeres als eine Abfuhr war wohl nicht zu erwarten. Dann auch, wenn sie den Brief verwendet, um unter den Schwestern Heiterkeit zu erzeugen, dann würde er ihr verzeihen.

Was er nicht zu fragen wagte waren die Behauptungen seines Kollegen, dass alle Schwestern – also auch seine Agathe – einen Keuschheitsgürtel trugen. Und das die Schwestern mit Schlägen diszipliniert wurden. Er glaubte zwar, dass das sicher nur lüsterne Gerüchte seien. Aber er bekam die Vorstellung von einer verschlossenen Agathe einfach nicht aus dem Kopf. Dieses bizarre Bild verfolgte ihn nicht nur in seinen feuchten Träumen, sondern auch wenn er seine Hände gebrauchte, um das verlangen seines Körpers zu befriedigen. Er schämte sich. Kann es denn möglich sein, einen Engel im Gedanken zu missbrauchen? Sollte er sich andere Bilder denken? Und damit vielleicht seiner Agathe untreu werden? Das Dilemma erschien ihm unauflöslich.

Der Brief wurde verschlossen. Jetzt musste er nur noch übergeben werden. Und die Zeit des Wartens auf die Antwort wird unerträglich sein … ganz gewiss.


66. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 27.03.10 13:17

Das geschieht dem Jonas ganz Recht.

Er muss jetzt ganz genau so, wie wir, auf eine Antwort warten. ---gg---

Wenn ich mir nur vorstelle, wie es uns geht, wie wird es erst dem von Liebeskummer geplagten Jonas gehen.

Warten, warten, warten.....

Dann kommt noch die Vorstellung dazu, der Brief, bzw. sein Brief, könnte in der Schwesternschaft die Runde machen!!!!!!

Von einer Absage, vor der er sich genauso fürchtet, ganz abgesehen.

Also keine beruhigende Vorstellung.

Kann er unter diesen Umständen den Brief überhaupt abgeben?

Egal wie er sich auch Entscheidet, seine Leidenszeit beginnt so oder so.

Darum Bitte ich Dich Ambi Valent schnell weiter zu schreiben, um seine und unsere Leidenszeit abzukürzen.---ggg---

Danke für diesen neuen Teil.
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Gruß vom Zwerglein
67. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 27.03.10 21:31

Hallo Zwerglein

Zitat
Das geschieht dem Jonas ganz Recht.

Er muss jetzt ganz genau so, wie wir, auf eine Antwort warten. ---gg---

Wenn ich mir nur vorstelle, wie es uns geht, wie wird es erst dem von Liebeskummer geplagten Jonas gehen.

Warten, warten, warten.....


Gemach, gemach. Ich habe ja schon einen schlechten Ruf, weil ich oft nur einen Tag zwischen zwei Folgen lasse. Man hat mir geraten, die Frequenz zu verlängern. Aber ich werde mir Mühe geben. Diese Geschichte ist aber quasi in Echtzeit und braucht auch Inspiration, um die Qualität zu erhalten ...

Zitat
Dann kommt noch die Vorstellung dazu, der Brief, bzw. sein Brief, könnte in der Schwesternschaft die Runde machen!!!!!!


Damit muss er rechnen. Er kennt natürlich Agathe noch nicht gut genug um zu wissen, dass sie das nie machen würde - aber er glaubt an sie.

Auch weiß er ja nicht, was für Strafen auf derartiges Verhalten für die Schwestern steht. Und Schwester Agathe ist ja auch nicht Schwester Sylvia, die auf Strafen steht...

Zitat
Von einer Absage, vor der er sich genauso fürchtet, ganz abgesehen.

Also keine beruhigende Vorstellung.

Kann er unter diesen Umständen den Brief überhaupt abgeben?


Jonas ist zwar süß und alles andere als Macho, aber er ist kein Weichei. Und durch das Risiko muss er eben durch.

Zitat
Egal wie er sich auch Entscheidet, seine Leidenszeit beginnt so oder so.

Darum Bitte ich Dich Ambi Valent schnell weiter zu schreiben, um seine und unsere Leidenszeit abzukürzen.---ggg---


So ein Bisschen musst du schon noch Geduld haben.
68. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 28.03.10 12:06

Zitat

So ein Bisschen musst du schon noch Geduld haben.


Ok, ok.

Ich weiss ja das es nicht einfach ist, eine solch gute Story zu schreiben.

Ich weiss auch das alles seine Zeit braucht.

Aber ich glaubte, das durch mein "---ggg---", klar wäre das es Ironisch gemeint war, und wir der Fortsetzung harren.
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Gruß vom Zwerglein
69. Folge 19: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 28.03.10 16:55

19. Der verhinderte zweite Durchgang

Schwester Agathe hatte nun fast so viel Spaß an der Kleideranprobe wie Schwester Ilse. Als sie wieder im Umkleidezimmer waren, fiel Ilse geradezu über Agathe her. Sie trugen noch beide ihre recht unterschiedlichen Trachten, aber Ilse war schon ganz aus dem Häuschen. ´Ich bin so glücklich. Alles ist perfekt. Und ich glaube, ich habe mich in dich verliebt.´

In Agathes Glücksgefühl mischte sich der Wermutstropfen des Zweifels. Konnte sie mit so vielen Menschen eine so intensive Beziehung zugleich haben? Und das, obwohl sie doch nur einfach eine gute Schwester sein wollte, die ganz in ihren Pflichten den Patienten gegenüber aufgehen wollte? Schwester Annas eher Sensible und zärtliche Art viel ihr ein, als Ilse sie mit gierigen Küssen überhäufte. Warum dachte sie nun jetzt an sie? Sie fühlte nun auch diese Gier in sich, die doch nun gar nicht zu ihrer Tracht, mit artigem Schleifchen unter dem Kinn, passen wollte. Und sie liebte Ilse, mit Haut und Haaren. Sie erwiderte die Küsse, ebenso gierig. Sie Fühlte sich in Lust und Verlangen ganz eins mit Schwester Ilse.

Auch wenn es für Frau Ritter nur so aussah, dass sich eben zwei bekleidete Schwestern nur eben leidenschaftlich küssten, so erkannte auch diese unerkannte Beobachterin, dass hier mehr Leidenschaft im Spiel war als in vielen Porno-Streifen. Frau Ritter spürte, dass sie nur vom Zusehen feucht würde. Wenn sie das in der Öffentlichkeit machen würden, dann wären hohe Strafen unausweichlich. Hier aber, im vermeintlich Geheimen, taten sie ja nichts unerlaubtes. Und Frau Ritter wollte gar nicht, dass sie aufhörten. Auf einem andern Monitor sah sie, dass eine Schwester in Sportbekleidung auf das Verwaltungsgebäude zueilten.

´Hey, ich finde die Trachten ja ziemlich heiß … bin ich jetzt durchgeknallt?´ Schwester Ilse lächelte Schwester Agathe schelmisch an. ´Aber wir sollten die Trachten ausziehen. Und auch die BH´s.´

Gesagt - getan. Die nächste Runde mit Zärtlichkeiten war weniger wild, aber eher genießerisch. Sie spielten ein Spiel, wie sich die Brustwarzen ganz leicht berührten, sich gegenseitig streichelten. Eine Weile sagten die verliebten Mädels nichts. Sie kicherten und warfen sich Blicke des Verlangens zu. Und dann Umarmungen mit leidenschaftlichen Küssen. Dann seufzte Schwester Ilse. ´Es ist ein Jammer. An Tagen wie diesen hasse ich meinen Keuschheitsgürtel. Und deinen ebenso. Ich stelle mir gerade vor, wie machen das unten genau so wie mit unseren Zitzen.´

Halb aus Verlangen und Übermut, halb als Witz meinte Schwester Agathe: ´Wir können ja mal zu Frau Ritter rüber gehen und sie bitten, uns mal für eine halbe Stunde aufschließen könnte. Und wir würden sie ja auch zusehen lassen – es sei denn, es widerspräche gegen das Öffentlichkeitsverbot. Wir bräuchten doch bestimmt auch eine Aufpasserin.´ Sie wusste auch nicht, warum sie das sagte, aber es würde der Sache zugleich einen besonderen Kick geben, und anders herum die Erfahrung auch legalisieren.

Frau Ritter war ganz fasziniert. Am liebsten wäre sie ja rüber zu den erregten Frauen gegangen und hätte es genau so gemacht. Keine bescheuerten Heimlichkeiten. Wäre das nicht verlockend? Nein, zwang sie sich zu entscheiden, denn das ging doch der Disziplin wegen gar nicht. Sie hatte dieses Idyll an Gemeinschaft aufgebaut und hatte allen Schwestern einiges abverlangt. Jetzt das ganze aufs Spiel setzen, wegen dem Moment der Erregung? Das wäre viel zu gefährlich, es könnte unabsehbare Folgen haben. Wenn es aber im Geheimen entsteht? Wenn sie den Mädchen das als Verhaltensexperiment darstellen würde? Vielleicht wäre es möglich, aber die Schwester in Sportbekleidung betrat gerade das Haus, und gewiss wollte sie zu ihr. Sie nahm sich vor, sie schnell abzufertigen, damit sie doch nicht etwas verpasst.

Und tatsächlich huschte Schwester Petra kurze Zeit später in ihr Büro. Natürlich waren die zärtliche Schwestern schon vorher nicht mehr zu hören, der Lautsprecher abgeschaltet. Schwester Petra schaute sich irritiert um. Das Büro sah anders aus. ´Guten Tag, Frau Ritter. Wir suchen Schwester Agathe. Man hat mir gesagt, dass sie bei ihnen wäre.´

´Sie und Schwester Ilse wollten mal die Trachten ausprobieren. Ich hole sie gleich.´

Ein paar Schritte über den Gang, ein Klopfen an der Türe. ´Man fragt nach ihnen.´ Die Schritte entfernen sich.

Schwester Ilse und Schwester Agathe, beide mehr nackt als angezogen und eng umschlungen, werden sprunghaft tomatenrot. Sie sind Frau Ritter dankbar, dass sie weder ungefragt die Türe öffnete, noch dass sie auf ein Eintreten nach dem Klopfen bestand. Sie musste doch zumindest etwas ahnen. Hastig lösten sie sich voneinander und zogen rasch ihre Zivilsachen an.

Kurz darauf fanden sie sich im Büro von Frau Ritter ein. Schwester Petra musterte die Beiden. Die Haut noch leicht gerötet, die Körperhaltung die Atmung … einfach alles gaben ein perfektes Bild ab. Sie haben sich sicher mehr füreinander als für die Trachten interessiert. Petra hatte eigentlich keine Fragen. Ihr Blick wanderte zum Drachen. Diese schien unbewegt vor allem Schwester Petra anzusehen. Dieses demonstrative Vorbeisehen am Offensichtlichen fand sie äußerst seltsam. Hier passieren merkwürdige Dinge, sagte sie sich.

´Schwester Yvonne ist beim Training unglücklich gestürzt. Nichts ernstes, aber sie kann am Wochenende zu unserem Turnier nicht spielen. Und für uns im A-Team ist das sehr wichtig. Als wir nach Kandidaten für den Ersatz fragten, meinten alle, dass Agathe die besten Anlagen hat. Aber sie ist ein wenig inkonsequent, neu und noch nicht gut in Form.´

Zu Agathe gewandt fuhr sie fort. ´Ich wollte dich abholen. Wir müssen dich turbomäßig ein paar Klassen anheben. Und darum musste du gleich mitkommen. Das Team braucht dich. Du bist doch dabei, oder?´

Schwester Agathe war hin und her gerissen. Gerade noch ganz auf Liebe eingestellt, vom Kopf bis in die Zehenspitzen, fand sie das Angebot dennoch verlockend. Es war für sie so gut, wenn sie die Zustimmung vom Team erhielt. Und jetzt kneifen ging eigentlich nicht, auch nicht rumlamentieren. Ein Blick zu Schwester Ilse, die wohl etwas enttäuscht, aber verständnisvoll nickte, und die Entscheidung war gefallen. Sie beeilten sich, zum Training zu kommen.

Das Training war auch hart. Aber ohne Keuschheitsgürtel, und das war ein wunderbares Gefühl. Nur hatte es einen Haken: Jetzt, wo es am schönsten ginge, war natürlich Ilse nicht da. Zuerst ging es ums Warmlaufen. Ein paar Dehnungs- und Sprungübungen und dann konnte sie am freien Spiel teilnehmen. Hier ging es um gutes Abspiel. Präzises bridgen, kontrolliertes baggern klare Signale, wann wer wohin ging, um den Ball zu übernehmen. Sie hatte das Ballgefühl, Volleyball hatte ihr schon immer Spaß gemacht. Aber die Anderen waren so viel besser. Und die Zustimmung, die sie trotzdem spürte, erfüllte sie mit einer tiefen Freude. Zum Schluss hatte sie noch ein Spezialtraining für die Aufschläge. Vor allem sicher, aber auch nicht zu leicht, dass die Gegnerinnen allzu leicht den Return holten.

Um Neun waren sie fertig, fixundfertig. Und Agathe war besonders ausgepumpt. Morgen wieder so ein hartes Training, und übermorgen … bei allem Glücksgefühl, das machte ihr schon Angst. Wie sollte sie das nur schaffen?

Wie köstlich war es, dass warme Wasser an ihren Körper herunterlaufen zu spüren. Sie merkte, das Petra sie beobachtete. Wollte die auch was von ihr? Aber Petra dachte gar nicht daran. Sie hatte wenig sexuelles Interesse, weniger als es ihrer Freundin lieb war. Schwester Petra war am Sport interessiert, und an dem was so mit den Leuten ihrer Umgebung geschah. Neugierig wie sie war, wäre sie in einer anderen Situation für die Rolle der Tratschtante prädestiniert gewesen. Aber die Regeln des Hauses verhinderten dies recht wirkungsvoll. Nur ihre ganz persönliche Neugier war ihr geblieben.

Sie lag schon erschöpft und glücklich in ihrem Bett, als Schwester Anna von ihrem Bridgeabend zurückkehrte. ´Stell dir vor, ich bin im Volleyball-A-Team.´

Etwas kühl, fast schnippisch, die Antwort: ´Bist eben eine gefragte Frau. Heute schlich hier so ein verhinderter Liebhaber herum, sah aus wie Falschgeld. Konnte ihn erst loswerden, nachdem ich ihm versicherte, dir den Brief so schnell wie möglich persönlich zu geben.´
70. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 28.03.10 19:23

hallo ambi valent,

da hast du wieder tolles geschrieben. freue mich schon auf den nachschub von dir. danke
71. RE: Die gute Schwester

geschrieben von drachenwind am 28.03.10 19:34

Diese Fortsetzung hat einen gravierenden Fehler, sie ist für jeden
Leser entschieden zu kurz, weil es eine gute Geschichte ist.

Also beende schnell deine Werbepause für die nächste Fortsetzung.
72. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 28.03.10 19:41


Zitat

Diese Fortsetzung hat einen gravierenden Fehler, sie ist für jeden
Leser entschieden zu kurz, weil es eine gute Geschichte ist.

Also beende schnell deine Werbepause für die nächste Fortsetzung.


---ggg---

ohne weiteren Kommentar.

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Gruß vom Zwerglein
73. Folge 20: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 29.03.10 20:24

20. Man ist nie zu alt, was neues zu lernen

Agathe brannte darauf, den Brief zu lesen, den Anna ihr hin hielt. Mehr, als alles andere – fast als alles andere. Nur eines war ihr noch wichtiger. Sie streckte ihre Hand aus und streichelte Annas Wange und schaute sie intensiv an. Anna stiegen die Tränen in die Augen; ´Aber, Anna! Komm, legt dich zu mir.´

Anna war völlig verwirrt, gerade noch fühlte sich ihr Herz wie aus Stein an. Und jetzt? Sie schmolz dahin wie ein Eiszapfen in der Frühlingssonne. Was war mit ihr los? Sie erstarrte und wusste nicht mehr, was sie denken oder fühlen sollte. War Agathe eine Zauberin?

Agathe richtete sich auf: ´Ich habe dich so lieb. Aber ich fürchte, du zweifelst an mir. Du siehst aus, als meintest du, ich würde dich weniger lieben, wenn es auch andere gibt, die ich liebe? Meinst du dass es nur eine begrenzte Menge Liebe gibt, die ich aufteilen kann. Und das dann für dich nichts mehr übrig bleibt?´ Agathe umarmte Anna, sie strahlte und verströmte so viel Glück, dass sie es nicht fassen konnte.

Anna schaute Agathe ungläubig an. ´Und ist es etwa so? Du bist nur ein Mensch, und ich bin ein Mensch. Wir sind begrenzt. Wir machen Fehler. Wir verletzen einander. Ich mache dir keinen Vorwurf.´ Die Tränen stiegen ihr wieder in die Augen.

´Ja, ich bin ein Mensch und habe meine Grenzen. Und ich mache auch Fehler. Und vielleicht verletze ich auch dich. Aber warum willst du diese Stunde herbeireden? Noch ist sie nicht da. Ich produziere auch die Liebe nicht aus mir selber. Ich empfange sie nur, um sie weiter zu geben. Und ich gebe sie gerne. Warum aber soll die Liebe, die ich empfange, endlich sein?´

Anna war bewegt. Kann es sein, dass Anna ihr nur eine Geschichte erzählte? Ganz gleich ob oder nicht, aber Agathe war überzeugt, dass es genau so war. Es war ein Zauber, der sie umgab. Ein wunderschöner Zauber. ´Aber sieh mich nur an, ich bin schon alt. Was findest du an mir? Du bist so jung und schön. Alle lieben dich, und sie tun wohl daran – du verdienst es, denn nicht nur dein Körper weckt die Begierde. Du hast ein gutes Herz. Und auch ich kann dir nur das aller-Allerbeste zu wünschen. Es ist kein Neid.´

Jetzt fing auch Agathe an zu weinen, aber es waren keine Tränen des Schmerzes, sondern der Rührung. ´u bis 46 Jahre alt, das ist knapp über der Hälfte deiner Lebenserwartung. Wieso sagst du, dass du alt bist? Aber ich sehe nicht eine Frau, die mehr als doppelt so alt ist wie ich, sondern ich sehe ein kleines Mädchen, das Narben auf ihrer Seele hat. Aber es sind keine Narben, die nicht verheilen können.´

Ein Körnchen, eher der Hauch einer Hoffnung keimte in Anna auf. Sie dachte an den Schmerz der enttäuschten Liebe, die Sehnsucht, die sich nicht erfüllt hatte. Mal um mal. Ja, sie war bescheiden gewesen. Sie hatte ihre Träumereien an diese wunderschönen Jungs, die ihr unerreichbar erscheinen, unterdrückt. Sie hatte Angst, wenn sie in den Spiegel sah. Sie war nicht schön, nicht hübsch. Ein grober Körper, fast maskulin. Sie konnte sich nie leiden. Fünf mal hatte sie es trotzdem versucht. Beim letzten Mal – es war ein nicht gerade schöner Mann, ist es nicht schon gleich am Anfang zu Ende gewesen. Das Entjungfern tat schon weh, aber es war dennoch so was wie Romantik in ihren Gefühlen. Sie hatte ihn richtig lieb. Vielleicht, weil er sie nicht verlachte oder ignorierte. Aber noch als sie in seinen Armen lag, sagte er ihr die schrecklichen Worte, die sie von jedem weiteren Versuch kurierte: ´Ich wollte schon immer mal eine Jungfrau probieren. Aber eigentlich stehe ich nicht auf Freaks.´ Das war vor 25 Jahren, aber die Worte waren ihr noch immer so präsent wie damals.

Anna wurde ärgerlich: ´Wer bist du? Ein bezauberndes junges Mädchen. Aber was weist du vom Leben? Hast du je den Schmerz der Zurückweisung gespürt? Was willst du mir erzählen?´

Agathe sagte nichts. Sie sah sie nur an und streichelte ihre Wangen. Sie kam ihr näher und küsst sie auf die Stirn. Dann begann Agathe, Anna auszuziehen. ´Lege alles ab, was dich belastet. Denn innen bist du frei. Du bist eine empfindsame Seele. Und in dir ist die Gabe des Lebens. Du bist eine Königin.´

Anna hatte keine Worte, aber die Spannung in ihrem Körper nahm ab, sie wurde weich der Krampf löste sich. Agathe zog sie in ihr Bett. Es war nichts primär Erotisches, nicht die Lust, nicht das Verlangen. Es war die Nähe, die Wärme. Agathe umarmte Anna, und Anna umarmte Agathe. Es war ein stiller Friede, der ihre Spannung von ihr nahm. Sie schliefen eng umschlungen ein.

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Zuerst wachte Agathe auf. Die aufgehende Sonne durchflutete den Raum mit Licht. Anna schlief mit ganz entspannten Zügen. Sie sah wunderschön aus. Der Schlaf ließ sie rein und zerbrechlich erscheinen. Langsam erwachte sie. Anna beobachtete sie dabei. Als sie ihre Augen öffnete, blieben ihre Züge so entspannt. Langsam zeichnete sich ein leichtes Lächeln ab.

Der Blick auf die Uhr sagte ihnen, dass es keinen Grund zur hast gab. Aber beide hatten Frühschicht. Sie streichelten einander wortlos, und dann standen sie auf. Sie teilten sich die Dusche. Nach allgemeinen Maßstäben war Annas Körper wirklich nicht schön. Er hatte seine eigene Schönheit. Der Keuschheitsgürtel sah sehr unpassend und albern aus. Aber das war nun mal hier so. Sie verscheuchte die Gedanken, die sie irgendwie der Welt entrückten. Heute waren sie wieder zurück auf der Erde, mit beiden Füßen.

Sie zogen wieder die Tracht an. Ein letzter Blick in den Spiegel zeigte ihr eine hübsche Schwester in Tracht. Sie strahlte das Glück aus, das sie empfand. Das Häubchen stand ihr, der Kragen etwas steif. Die Brosche im Kragen trug sie mit Stolz. Sie strich mit den Händen den Latz der Schürze glatt und spürte den Druck auf ihren adrett verpackten Brüsten. Sie war mit sich völlig im Reinen. Auf dem Weg zum Frühstücksraum sprachen sie über die Pflichten des Tage, über die Patienten, die es zu versorgen galt. ´Sag mal Anna, hast du sie lieb?´

´Ich weiß nicht, irgendwie schon. Sogar die garstigen. Aber es ist ganz anders als bei dir. Ganz anders.´

Agathe nickte. ´Genau das meinte ich. Es ist immer ganz anders. Ich glaube nicht, dass man zwei Menschen auf die selbe Art lieben kann. Es ist immer anders. Wenn man eine verflossene Liebe in einen anderen sucht, dann kommt mir das wie untreue vor. Untreue gegen den Verflossenen, sein Erinnerungen zu tilgen, die Spuren zu verwischen. Und Untreue gegen den neuen Geliebten, denn er würde ja nicht um seiner selbst willen geliebt. Aber die Liebe ist wie das Leben. Es ist so vielgestaltig. Um jede Ecke öffnet sich ein neues Universum.´

Sie hatten den ganz starken Wunsch, sich nochmal zu Umarmen und zu drücken. Die Arme zuckten schon fast hoch. Aber im selben Moment fiel ihnen das Öffentlichkeitsverbot wieder ein. Hier draußen ging es doch nicht. Aber jetzt störte sie es noch nicht einmal. Sie kicherten. Jede hatte das Gefühl, genau das zu denken, was der andere dachte.

Beim Frühstücken sagte Anna: ´Und deinen Brief hast du noch nicht mal geöffnet. Interessiert er dich gar nicht? Schon vorbei?´

´Keineswegs. Ich brenne darauf, ihn zu lesen. Stell dir vor, ich bin immer noch in ihn verschossen, auch wenn ich den Abend so sehr genossen habe. Ich liebe ihn trotzdem, es ist eben was anderes - und würde darum den Brief wahnsinnig gerne lesen. Aber ich weiß nicht wann. Ich brauche Zeit dafür. Gleich nach der Schicht muss ich aber wieder zum Sport. Das Team braucht mich. Und wenn ich nicht alles tue, was in meiner Macht steht, sind sie zu recht enttäuscht von mir.´

´Und er? Wird er nicht enttäuscht von dir sein?´

74. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 29.03.10 22:22

hallo ambi valent,

danke für die geile fortsetzung
75. Folge 21: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 30.03.10 20:33

21. Birget´s Fall

Der Morgen verlief fast ereignislos. Nur einmal im Gang begegnete sie Dr. Jonas Schwichert, der sie sehnsüchtig und vielsagend anblickte. Sie erwiderte den Blick, fast einladend, sagte aber nichts und ging weiter. Jonas dachte an das Verbot, und das das wohl der Grund für ihr Schweigen war. Schwester Agathe aber war diesmal das Verbot gerade recht, denn sie hätte es nicht übers Herz gebracht, ihm zu sagen, dass sie seinen Brief noch nicht mal gelesen hatte.

Die Versorgung der Patienten war wie üblich. Nur bei Birget von Semmering, die sich gerne mal in die Zwangsjacke stecken ließ, entspann sich ein längeres Gespräch. Sie war die letzte in der Runde, und so kannte sich Schwester Agathe Zeit für sie nehmen. Frau Dr. Smeroff hatte angeordnet, sie in ihrem Bett zu fixieren. Birget war sichtlich nervös. Sie brauchte nicht zu sagen, dass ihr der ganze Körper juckte und kribbelte. Agathe sah sie an, und eine Welle der Sympathie überzog sie. Die Blicke die sie miteinander Austauschten sagten beiden, dass sie sich nicht gleichgültig waren. Birget war eine intelligente Frau und Schwester Agathe war neugierig. Sie hatte vor kurzem die Krankenakte gelesen. Ein seltsamer Unfall muss das vor einem halben Jahr gewesen sein. Organisch fehlte ihr nichts. Aber die Therapie schien keine großen Erfolge zu zeigen. Als sie nachschaute, was die verordneten Psychopharmaka für Nebenwirkungen hatten, staunte sie nicht schlecht als da von extremen Juckreiz die Rede war. Daraufhin fragte sie Dr. Smeroff, dass diese Nebenwirkungen gerade bei der Patientin so stark waren. Die Therapeutin meinte, dass das sogar erwünscht sei, sie habe es mit der Patientin abgestimmt. Es gehe darum, dass sie sich einfach an ein hohes Maß an Juckreiz gewöhnen solle. Die erzwungene Ruhigstellung solle ein Verhalten im Umgang mit diesen Reizen einüben. Erklärte was von NLP und so weiter.

Das dumme war, dass die Therapie nicht anschlug. Birget schien unter dem Juckreiz zu leiden, und das schon seit einem halben Jahr. Wenn man davon nicht verrückt wird, dann muss man schon viel drauf haben. Schwester Agathe strich ihr freundlich, fast liebevoll, über die Wange. Birget gab sich alle Mühe, tapfer drein zu schauen. ´Wie geht es ihnen denn heute?´

´Wenn ich sagte „gut“, dann wäre das gelogen. Ich ärgere mich, dass ich dem Therapieplan zugestimmt habe. Wenn ich nicht schon eine Störung hätte, dann würde ich bestimmt eine bekommen. Ich glaube auch nicht mehr, dass die Therapie irgend wann erfolgreich sein wird. Es ist nur eine Qual.´ Aber sie sagte das mit einem Ausdruck, als ob sie doch irgendwie zufrieden mit ihrer Behandlung wäre. Sehr seltsam.

Mit einem mitleidigen Blick sagte Schwester Agathe: ´So, und jetzt Mund auf. Agathe fütterte Birget, denn sie sollte ihre Arme auch beim Essen weiterhin fixiert behalten. Zu erst waren die Medikamente dran, ein Schluck Wasser, und das Frühstück in Form von Müsli. Natürlich hatte ihr Schwester Agathe vorher ein Plastiklätzchen angezogen. ´Ich habe Ihre Krankenakte studiert. Da stand nur was von einem Unfall. Ich kann mir aber davon kein Bild machen. Was war denn passiert?´

´Es waren noch heiße Septembertage. Ich hatte ein leichtes Sommerkleidchen an und bin zu Fuss an an einer Straßenbaustelle vorbei gegangen. Eine Gruppe halbwüchsiger versperrte die Engstelle zwischen Hauswand und neu gemachter Teerdecke. Der Teer war noch ganz frisch und dampfte. Aus einem Kessel stank noch heißer Teer ziemlich ekelhaft. Die Arbeiter hatten gerade Pause gemacht. Schnell wollte ich passieren, aber die vier Burschen versperrten mir den Weg.´ Birget stockte. Schwester Agathe konnte förmlich sehen, wie sie die Erinnerungen neu durchlebte, ihr Körper verspannte sich und konnte für eine Minute, die ihr wie eine Ewigkeit vorkamen, nicht sprechen.

Birget hörte wieder, wie die südländischen Typen, vielleicht 17, sie angrabbschten und lautstark behaupteten, sie sei eine scharfe Hure, die extra zu ihnen gekommen sei um es ihnen zu besorgen. Sie scheuerte dem ersten eine, und zwar gesalzen. Der geriet nun erst recht in Wut, packte sie, und warf sie auf die frische Teerdecke. ´Du miese kleine Rassistin. Meinst wohl, du kannst Ausländer auf offener Straße schlagen. Nazi-Schlampe, dreckige.´

Die Anderen hatten schon ihre Arme gepackt und in den feuchten Asphalt gedrückt. Einer öffnete den Kessel, und der heiße Teer floss über ihren Kopf. ´Jetzt fehlen nur noch die Federn.´ Dann hörte sie nichts mehr. Sie wollte schreien, aber der heiße Teer floss ihr in den Mund. Die Angreifer müssen ganz schnell verschwunden sein. Neben dem Schmerz bekam sie nun Erstickungsängste. Aber da sie keiner mehr fest hielt, konnte sie sich aus dem Teerstrahl lösen, der Mund war frei und sie konnte wieder atmen. Aber den Teer konnte sie nicht leicht aus ihrem Gesicht wischen. Er war heiß und klebrig.

Zum Glück waren Helfer da, die sie mit einem Eimer kalten Wassers übergossen. Aber der Teer wurde dadurch nur noch zäher und klebte auf ihren Augen und ihren Haaren. Ein Krankenwagen brachte sie in die Ambulanz. Sie hatte nur leichte Verbrennungen davon getragen. Aber beim entfernen des Teers mussten alle Haare ab. Wimpern, Augenbauen und natürlich das Kopfhaar. Es war für sie ein Schock, als sie sich so geschoren im Spiegel sah. Aber jetzt waren ihre Haare so weit nachgewachsen, dass sie nicht mehr auffiel. Den Teergeruch brachte sie jedoch lange nicht aus der Nase, und auch jetzt, fast neun Monate nach dem Vorfall, meinte sie den Geruch zu riechen.

Natürlich machte sie ihre Aussage bei den Polizisten, die sie am Krankenbett besuchten, einschließlich einer Täterbeschreibung. Kurze Zeit darauf erhielt sie ein kleines Päckchen ans Krankenbett.

Es war ein kleiner Kunstharzblock mit dem vorderen Glied eines abgetrennten Mädchenfingers. Oder war es nur eine Attrappe? Vermutlich ja, aber auf den ersten Blick sah es echt aus, mit einem rot lackierten Fingernagel.

Der gekritzelte Zettel lies sich schwer entziffern:

Zitat
An die Teerschlampe

Wenn du mit deiner Märchengeschichte Ervolg hast, werden vielleicht ein paar 17-jährige ferfolkt. Die haben ein Alibi. Und weist du, wie viele Zeugen du hast? Gar keine. Aber die Jungs, die du da verladen willst, die haben viele Zeugen, die sie an dem Tag zu dieser Stunde ganz wo anders gesehen haben. Aber die Jungs mögen nicht, wenn die Bullerei bei ihnen rumschnüffelt.

Bu willst doch deine Greiferchen behalten? Also, dann erzähl den Kartoffelbullen, dass du so´ne Halluzidings hattest, und machst dann die richtige Aussage.

Ein Freund


Birget hatte Angst, richtige Angst. Diese Schweine mögen strunzdumm und gefährlich sein, aber sie haben die stärkeren Argumente. Selbst wenn es zur Verurteilung reichen würde. Bis zur Verhandlung wären sie auf freiem Fuß. Und nach Jugendstrafrecht gäbe es da nicht sehr viel. Ihr aber droht eine weitere Körperverletzung, vor der sie sich kaum schützen konnte.

Also ging sie, kaum entlassen, zur Polizei. Nein ihre Aussage war wohl aus dem Schock entstanden. Die Teerdämpfe hätten da was durcheinander gebracht. Die Jungs standen nur ein wenig im Weg, aber als sie ausweichen wollte, stolperte sie und viel auf den frischen Teer. Um sich beim Fallen festzuhalten, habe sie wohl versehentlich den Öffnungsmechanismus des Teerkochers geöffnet. Ein Unfall. Die Jungs hätten keine Schuld.

Das alles war so beschämend. Zuerst derartig übel misshandelt zu werden, die Schmerzen, und nun geschoren. Dann keine Chance, das ihr Gerechtigkeit widerfuhr und die Angst, dass der Albtraum nie enden würde. Einmal hatte sie einer Freundin die wahre Geschichte erzählt. Die war so aufgebracht, dass sie alles der Presse mitteilen wollte. Aber Birget zitterte vor Angst. Mit Mühe nur konnte sie ihre Freundin überzeugen, nichts zu tun, was Gefahr auf sie zog. Das Gefühl der Feigheit war aber keineswegs ein hinreichendes Entgelt für ihre Sicherheit. Ständig stellte sie sich vor, die Bande, die ja ihren Namen kannte, sicher auch ihre Adresse, würde ihr auflauern, vielleicht sogar in ihre Wohnung eindringen. Angst, Schmach und Feigheit. Eigentlich sind das Gründe genug, zum Psycho zu werden, so dachte sie tief in ihrem Inneren.

Allen aber erzählte sie die zweite Version der Geschichte. Das ersparte Fragen. Es war weniger demütigend als die andere. Auch Schwester Agathe erzählte sie die Geschichte vom Unfall.

´Und was ist mit Dr. Smeroff? Kennt die auch nur diese Version der Geschichte?´ Schwester Agathe glaubte ihr kein Stück.

Ein wenig pikiert meinte Birget: ´Aber natürlich!´

´Und Dr. Smeroff hat auch nicht nachgefragt, wie es wirklich passierte?´

´Nein, Dr. Smeroff ist doch Psychiaterin, keine Psychoterapeutin. Sie geht doch eher von einem behavoristischen Standpunkt aus. Psychospielchen und vor allem Psychoanalyse ist ihr ein rotes Tuch. Wichtig sei doch, was man heute aus der Situation macht. Vergangenheit bereinigen kann man den Weicheiern überlassen. Das Sein bestimmt das Bewusstsein.´

´Wenn alles so gute Fortschritte machen würden, wie Ihr Verständnis von Frau Dr. Smeroff, dann könnten wir sie sicher bald entlassen. Aber irgend was läuft hier schief.

Ich mache Ihnen ein Vorschlag: Sie erzählen mir die wahre Geschichte, und ich halte sie geheim, so lange sie es wünschen. ´ Schwester Agathe hatte die wohl dosierte Mischung aus strenge und rührigem Mitleid nicht mit Kalkül eingesetzt. Es war einfach Ausdruck ihrer Person.

Birget schien aber nur auf den Augenblick gewartet zu haben, sich jemanden anvertrauen zu dürfen. Sie sprudelte los und ließ keine Details aus.

´Jetzt muss ich Sie noch unten herum sauber machen und frisch Windeln, denn mit der Fixierung brauchen sie ja die Unterstützung. Ich kann ihre Fixierung ohne ärztliche Anweisung nicht aufheben …´ Schwester Agathe hätte am liebsten mehr gesagt. Aber damit konnte an nur etwas kaputt machen. Sie liebte diese Birget, die eigentlich gar nicht mehr gesund werden wollte, auf ihre Weise. Das leben auf dieser Station, mit ständigen Fixierungen, Medikamente, die Juckreiz auslösten, Waschzwang … all das war für Schwester Agathe der nackte Horror. Birget aber hatte sich wohl fast damit arrangiert. Es schien ihr wohl das kleinere Übel zu sein. Wer krank ist, der hat auch keine Verantwortung für ein verpfuschtes Leben.

Sie hatte tatsächlich die Gelegenheit, bei Frau Dr. Smeroff zwischen zwei Terminen vorbei zu schauen. Die Ärztin hatte ein freundliches, aber bestimmtes Wesen. Eigentlich nicht unsympathisch, auch wenn sie die arme Birget so falsch behandelte, wie es nur ein ausgemachter Sadist der übelsten Sorte tun würde.

´Es geht um Birget von Semmering. Hätten Sie mal fünf Minuten?´

Die Ärztin hatte nun schon etwas weniger von ihrer natürlichen Freundlichkeit, stimmte aber zu.

´Ich habe nicht den Eindruck, dass die Therapie bei ihr anschlägt. Sie ist doch nun ein halbes Jahr bei uns, und die meiste Zeit fixiert. Wie lange soll das denn noch weiter gehen? Ich mache mir sorgen, dass ihre Muskulatur abbaut.´

´Hat sie sich beschwert? Haben sie den Eindruck, das sie unglücklich ist? Ich bin mit ihr die Therapie detailliert durchgegangen. Sie hatte allem zugestimmt. Und nun überraschen Sie mich.´

´Nein, sie hat sich nicht beschwert. Sie scheint aber auch gar nicht, gesund werden zu wollen. Und ihren Zustand halte ich, bei all der Pflege, für erbärmlich. Können wir da nicht noch mehr tuns.´

´Was schlagen Sie vor, Frau Kollegin? Welches Therapiekonzept haben Sie im Sinn?´ Die Ärztin mochte es offensichtlich gar nicht, wenn ihre Anweisungen in Frage gestellt werden. Und die „Kollegin“ war mit einer hinreichenden Spur Spott gewürzt, die Schwester Agnes deutlich machte, dass die Ärztin sie offensichtlich nicht ernst nahm. Aber Schwester Agathe überhörte das ganz bewusst.

´Gesprächstherapie? Vielleicht in der Gruppe? Und das Juckreiz-Medikament sollte abgesetzt werden. Zur körperlichen Ertüchtigung sollte sie in das Muskeltainings-Programm. Vielleicht bekommt sie dann auch wieder etwas mehr Lebensfreude.´

´Gesprächstherapie – das ich nicht lache. Patienten mit Ablutomanie – dem Waschzwang - sitzen für gewöhnlich ewig und drei Tage in diesen Therapiegruppen. Das bringt nichts. Lesen sie ruhig mal in der Fachliteratur nach. Da werden sie sehen, dass Verhaltenstherapie, verbunden mit Medikationen, die beste Aussicht hat.

Aber auch wenn ich eine unqualifizierte Kritik an meinen Anweisungen nicht schätze: Ich hatte ohnehin vor, die Medikation neu einzustellen. Und das mit dem Muskelaufbau ist tatsächlich ein guter Vorschlag. Aber sie muss noch fixiert bleiben, sonst kommt es gewiss zu einem Rückschlag. Sie können die Handgelenke ja an den Griffen vom Stepper oder dem Rad befestigen. Das sollte gehen.
Machen Sie das aber nicht allein, denn auch wenn sie ganz umgänglich und vernünftig wirkt, sie können nie nie wissen, wie sich eine Patientin, die dauerfixiert gehalten wird, sich verhält, auch wenn sie die Chance dazu hat.

Jetzt aber muss ich mich entschuldigen …´

Jetzt konnte sich Schwester Agathe eine kurze Pause nehmen. Es war einfach unumgänglich, dass sie den Brief las. Sie hastete auf ihr Zimmer. Zehn Minuten später war sie wieder am Arbeitsplatz, oder vielleicht doch nicht so ganz?
76. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 30.03.10 22:28

hallo ambi valent,

du verstehst es die spannung hoch zu halten und die lust nach mehr zu entfachen. freue mich schon auf die nächste fortsetzung
77. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Gummimike am 30.03.10 22:38

Ist ja grausam was Birget zugestoßen ist.
Ob Agathe Ärger kriegt weil sie sich in die behandlung einer patientin eingemischt hat?
Armer Jonas er wartet so Sehnsüchtig auf ein zeichen von Agathe abe rdie hat den Brief noch nicht gelesen.
78. Folge 22: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 31.03.10 22:13

22. Inoffizielle Therapiestunde

Sie war ganz gerührt. Dieser Jonas ist so süß. Aber was für eine Sauklaue. Zum Glück bin ich keine Graphologin, dachte Schwester Agathe. Im Kopf ging sie noch jede Zeile durch, formulierte ihre Antwort. Entsprechend schwierig war die Papierarbeit zur Dokumentation der morgendlichen Aktivitäten. Gerade war sie fertig mit der Notiz zum Gespräch mit Dr. Smeroff, da stand auch schon Schwester Anna neben ihr. Wenn sie ihrem Impuls gefolgt wäre, hätte sie sie umarmt und geküsst. Aber im öffentlichen Bereich, und da zählte der Stationszimmer mit Fenster zum Gang mit dazu, ging das nicht. Sie wunderte sich, wie sie nahtlos aus einer Träumerei über Jonas in die wohlige Nähe zu Anna schlüpfen konnte.

´Ich habe grünes Licht, wir können der armen Birget von Semmering besser helfen. Ich fand die bisherige Therapie grausam. Ich kam mir schon wie eine Mittäterin vor. So kann man doch Menschen nicht behandeln. Schon gar nicht so liebe wie die Birget.´

´Nun mal langsam. Du dramatisierst doch etwas. Ich pflege sie auch schon eine Weile. Und irgendwie scheint sie ganz zufrieden, selbst wenn ich diese Behandlung auch nicht gut finde. Frau Dr. wird schon wissen, was sie tut.´

Schwester Agathe ging nicht darauf ein. ´Ich bin zwar keine Psychologin, aber da stimmt einiges nicht. Kennst du die wahre Geschichte, was das mit dem sogenannten Unfall auf sich hatte?´

Nun erwachte die Neugier bei Schwester Anna. ´Wir sprachen nie groß darüber. Irgend was mit Teer, der ihr über den Kopf geflossen ist. Jetzt wo du es sagst, kommt es mir auch seltsam vor. Also erzähle ..´

´Das darf ich nicht. Ich habe ihr versprochen, mit niemanden darüber zu reden. Wir können sie mal fragen, ob du auch eingeweiht werden kannst.´

´Du machst es vielleicht spannend … aber was meinst du mit „grünes Licht“?´

´Mein Vorschlag zum Muskelaufbau-Training wurde von Frau Dr. unterstützt. Jetzt können wir etwas Sport mit ihr machen. Aber sie müsse fixiert bleiben. Sie sagte, wir müssten ihre Handgelenke an den Geräten festmachen, sonst hätte sie einen Rückfall. Und ich dürfte sie nicht alleine betreuen, man weiß ja nie.

Mit dem Fixieren finde ich zwar immer noch schlimm, aber ich freue mich über jede Verbesserung. Und ich will weder ihren Heilungsprozess gefährden, noch mich mit Dr. Smeroff anlegen. Die war sowieso schon gereizt, dass ich ihre Therapie in Frage stellte.´

´Und was willst du konkret tun?´

´Das frage ich eigentlich dich. Du kennst dich doch viel besser aus. Ich bin doch hier nur das Küken. Birget braucht ein Bisschen Training zum Muskelaufbau, und das möglichst angenehm, aber sicher.´

´Gut. Ich würde sagen, wir ziehen sie für draußen an. Mit einem Bauchgurt mit Manschetten ist genug Sicherheit gewährleistet. Dann bekommt sie einen leichten Umhang, damit das nicht so auffällt. Wir haben solche eigentlich genau aus diesem Grund. Das Wetter ist heute so schön, und wir marschieren gemeinsam durch den Park.´

Beide hatten erwartet, dass Birget jubelte, als sie ihr die Pläne darlegten. Aber sie wirkte eher verunsichert und scheu. Schwester Agathe war ja ganz lieb, und zu ihr hatte sie vielleicht mehr Vertrauen als zu sonst jemand auf dieser Welt. Aber Schwester Anna? Die war nicht nur stark und resolut, sondern stellte für sie eine Autoritätsperson dar. Wie leicht Schwester Anna sie immer in den Griff bekommen hatte, als sie randalierte, hatte sie schon eingeschüchtert. Gegen diese Frau fühlte sie sich hilflos. Sicher, sie war stets korrekt, und eigentlich auch nie gemein zu ihr. Aber mit ihr zusammen spazieren und vielleicht noch reden?

Die Pläne wurden umgesetzt. Birget entspannte sich. Die Schwestern führten sie nach dem Ankleiden vor einen großen Spiegel. Ja, sie sah fast normal aus. Man konnte nicht sehen, dass sie gefesselt war. Draußen im Park zwitscherten die Vögel, und das Sonnenlicht drang durch die Zweige der Bäume. Es war wie aus einem fast vergessenem Lebend. Der Duft der Blumen führten sie ein Stück Weit ins Leben zurück. Und mit jedem Schritt – ganz langsam - baute sich bei ihr ein neues Glücksgefühl auf.

Schwester Agathe ging Rechts und Schwester Anna links von Birget. ´Ich habe dein Eindruck, dass Sie etwas zu viel Respekt vor Schwester Anna haben. Das heißt nicht, dass sie sie weniger respektieren sollten, sondern dass sie ihr mehr vertrauen sollten. Ich selber war anfangs auch etwas eingeschüchtert. Dann aber habe ich sie als einen sehr zärtlichen und liebevollen Menschen kennengelernt, dem man unbedingt vertrauen kann.

Trotzdem habe ich ihr nichts von dem erzählt, was Sie mir anvertrauten. Mein Versprechen, dass ich es nicht weiter sage, gilt. Aber ich meine, sie sollten sie einweihen.´

In Birget rumorte es. Zum Einen bereute sie es, überhaupt mit Schwester Agathe gesprochen zu haben, denn nicht nur, dass die Erinnerungen ihr weh taten, sondern ihr Leben schien nun wieder viel komplizierter zu werden. Zum Anderen war es für sie aber auch ein beglückende Erfahrung, als würde eine Last abfallen. Diese Schwester Agathe war ihr wohl zur besten Freundin geworden. Jetzt aber wollte sie, dass sie ihr Innerstes vor dieser robusten Frau ausbreitete, die doch gar nicht auf ihrer Wellenlänge lag. Aber, wenn Schwester Agathe es sagte …

Zögerlich fing sie nach einer Pause an, ihre Geschichte zu erzählen. Anfangs sehr viel distanzierter und knapper. Während des Erzählens spürte sie aber die Welle der Liebe und Zuneigung, die auch von Schwester Anna ausging, ganz anders als sie sie zu kennen glaubte. Schwester Agathe scheint doch recht zu haben. Sie konnte Schwester Anna vertrauen, ganz unerwartet. Und sie wusste nicht, woher dieses Gefühl kam. Denn sie sagte wenig, schien nur genau zuzuhören. Birget wurde entspannter und erzählte auch Details und ihre Gefühle. Aber hier in dieser Umgebung, im Park mit seinen Düften, erschienen ihr ihre Erlebnisse sehr fern und Unwirklich. Wie ein böser Albtraum. Sie hatte auch nicht mehr den Geruch von Teer in der Nase. Hatte sie das wirklich alles erlebt ? Es schien von ihr abzufallen.

Schwester Anna legte einen Arm um ihre Schultern, ganz leicht, nicht um sie zu kontrollieren. Sie fühlte sich getröstet und ernst genommen. Eigentlich war sie nicht mehr der Freak, die Verrückte, sondern nur ein Mensch, dem eben Schlimmes widerfahren war.

Schwester Anna bestätigte mit Worten nur das, was Birget fühlte. ´Ihr Vertrauen werde ich genau so sorgsam hüten wie Schwester Agathe. Ich spreche mit niemanden darüber – außer ihnen Beiden - und mache keine Aufzeichnungen. Aber ich finde, sie sollten auch mit ihrer Ärztin sprechen. Vielleicht stimmen wir nicht in Allem mit ihr überein, aber Ihre Scheu ist sicher unbegründet. Ärzte stehen unter dem Schweigegebot.´

Birget seufzte. Sie war noch nicht überzeugt. Aber sie hatte sich verändert. Das spürte sie zweifellos. Aber sie hatte neuen Mut zu ihrem neuen Vertrauen gewonnen und eröffnete ein neues Thema: ´Es ist doch normal, dass Menschen sexuelle Bedürfnisse haben?´

Jetzt waren die Schwestern überrascht. Eigentlich eine normale Frage, aber durch die restriktive Politik das Hauses in Sachen Sex war das Thema quasi ausgeblendet. Die anwesenden Schwestern hatten ja einen Weg gefunden, wie sie mit ihrem Verlangen umgehen konnten. Was aber ist mit den Patienten? Birget hatte ja mit ihrer Dauerfixierung keine Möglichkeit, sich Erleichterung zu verschaffen.

Schwester Agathe hatte keine Lösung: ´Ich sehe das Problem. Sie liegen den lieben langen Tag im Bett, hören Hörbücher, sehen fern, oder studieren dies und das. Da kommen einem sicher Gedanken, die den meinen vielleicht nicht so unähnlich sind. Und das ist auch ganz natürlich. Aber sagen sie lieber selber, was sie denken.´

Birget schluckte. Wenn ihr Vertrauen nicht so grenzenlos wäre, hätte sie geschwiegen. ´Ich habe Träume, Tagträume, dunkle Träume. Ich denke an das schreckliche Ereignis. Ich stelle mir vor, diese Schweine federn mich und binden mich fest. Sie sagen, >Was für ein schräger Vogel< und dann vergewaltigen sie mich. Ich kann ihre Penisse schon fast in mir spüren. Ich werde ganz feucht. Und dann schäme ich mich entsetzlich. Das ist vielleicht das schlimmste. Mein Körper verrät mich.
Nicht, dass Sie jetzt denken, ich wollte vergewaltigt werden, oder dass man mich schlecht behandelt. Das will ich absolut nicht, eher wollte ich sterben. Aber warum reagiert mein Körper so? Warum habe ich Phantasien, die ich zugleich abstoßend und erregend empfinde?´

Mulmig wurde es den Schwestern, denn sie waren ja keine ausgebildeten Therapeuten. Jetzt nur nichts falsches sagen. Schwester Anna traute sich mit Standardfragen. ´Und hatten sie schon ähnliche Erfahrungen vor dem Ereignis? Wie war da Ihr Sexleben?´

´Also eher normal. Ich hatte mal einen Freund über drei Jahre, dann ein halbes Jahr Pause, und dann wieder einen für 3 Jahre. Den Ersten habe ich weg geschickt, denn er schien das Interesse an mir verloren zu haben. Der Zweite hatte mich verlassen, weil er eine neue gefunden hat. Wir haben immer so was wie Blümchensex gehabt, nichts ausgefallenes.´

´Blümchensex? Woher haben sie den Ausdruck?´ Schwester Anna war aufmerksam geworden.

´Nun, ich mochte Zärtlichkeiten eigentlich immer, aber irgend was fehlte mir. Da habe ich ein bsschen gegoogelt und bin bei BDSM-Seiten hängen geblieben. Da kommt der Ausdruck her, eben als Gegenpart. Ich habe mich bei diesen BDSM-seiten immer abgestoßen gefühlt, dann aber auch angezogen. Schließlich habe ich mir einfach gesagt, dass ich da nicht mehr hingehe. Ich wollte eine einfache romantische Liebe, mit Mann zum Heiraten und Kinder und so. Und dann passiert mir so was.´

´Und als sie solo waren, was haben sie da gemacht?´
´ich mag keine Vibratoren. In so einen Sexladen bin ich nie gegangen. Aber ich konnte mich selber ganz gut streicheln, ich brauchte solche Dinge nicht. Aber jetzt geht ja auch das nicht mehr.´ Birget sprach sehr freimütig über diese intimen Details. Man konnte sie nicht verklemmt nennen, eher konservativ.

Schwester Agathe beteiligte sich nun auch wieder: ´Wir Frauen haben aber oft viel Phantasie. Und das ist wichtiger als das Streicheln.´

´Ja, ich dachte oft an meinen Freund dabei. Manchmal war es auch ein Fremder, so ähnlich wie bei „Die Jagd nach dem Grünen Diamanten“. Das war zwar eine Komödie, und Kathleen Turner war schon recht zickig, aber so ähnlich habe ich mich eben doch gefühlt. Manchmal habe ich aber doch daran gedacht, gefesselt zu sein und missbraucht zu werden.´ Birget lief rot an. Die Schwestern sagten nichts.

´Und dann habe ich gedacht, wenn ich diese Phantasien habe, dann verhalte ich mich vielleicht auch so. Vielleicht habe ich diese Schweine dahin provoziert. Ich fühle mich selber schuldig. Es sind nur meine eigenen Wünsche, schlecht behandelt zu werden, wahr geworden. Vielleicht haben sie ja recht, wenn sie mich Teerschlampe nennen.´ In ihrer Stimme war mehr als nur ein Anflug von Hysterie.

´Niemand hat das Recht, einen anderen so zu behandeln wie sie es bei dir getan haben. Und du hast ihnen auch nicht das Recht gegeben. Du hast keine Schuld! - Du hast keine Schuld! Schuld darfst du dir nicht selber einreden und auch nicht von anderen einreden lassen.´ Schwester Agathe war so bewegt, dass sie gar nicht gemerkt hat, dass sie ins Du gefallen war. ´Entschuldigung, ich habe mich so intensiv mit Ihnen identifiziert, und ich bin auch keine Therapeutin.´

´Nee, das geht schon klar, ihr dürft mich ruhig duzen, wenn ich das auch darf. Irgendwie fühle ich mich wie bei Freundinnen, und zwar solche, wie ich sie schon immer haben wollte. Aber wenn wir ja keine Therapie machen, sondern unter Freundinnen sind, dann könnt ihr mir ja auch mal was erzählen, wie das so bei euch ist.´

Die Schwestern ließen sich darauf ein und lachten ein wenig. Schwester Agathe fing an: ´Also ich habe zur Zeit ein paar Liebschaften zu viel. Ich habe zärtliche Kontakte mit zwei Frauen, und zugleich eine Verliebtheit mit einem Mann, mit dem ich Briefe austausche. Keine von ihnen will ich aber missen.´

´Und ich bin eine von diesen Frauen, aber außer Agathe habe ich sonst niemanden. Mir aber reicht meine einfache Liebe, und die füllt mich ziemlich aus.´

Birget fühlte sich pudelwohl, denn so viel Verständnis hatte sie schon lange nicht mehr geerntet. Hier konnte sie so alles raus lassen, ihre Ängste, ihr Verlangen … Und ihre neuen Freundinnen schien das nicht zu stören. Sie trugen die Nasen auch nicht zu hoch. Sicher, die Probleme waren nicht wie weggeblasen, aber es war ein sehr hoffnungsvoller Anfang auf ihrem Weg zurück ins Leben. Denn schlicht die Rolle der hilflosen Kranken zu spielen hatte zwar auch was, war aber letzlich nur eine Methode, um sich der Herausforderung des Lbens eben nicht zu stellen.
79. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 31.03.10 23:13

hallo ambivalent,

da hast viel und spannenden lesestoff uns geschrieben. da will man mehr davon lesen. hast du noch genügend nachschub für uns.
80. RE: Folge 23: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 01.04.10 22:10

23. Eine Antwort

Der Rest des Arbeitstages war recht unkonzentriert. Die Gedanken wanderten zwischen Birget und zu dem süßen Jonas und zur Antwort auf den Brief. Mal hatte sie den Impuls, ihre Arbeit hinzuschmeißen, und mit ihm eine Familie gründen zu wollen, mit mindestens 3 Kindern. Sie hatte ein starkes Bild im Kopf, in dem so ein süßes Würmchen, die Frucht der Liebe zwischen ihr und Jonas, an ihren Brustwarzen saugte. Und Jonas beugte sich über sie, und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie spürte regelrecht das Saugen an ihrer linken Brust. Ja, das wäre vielleicht noch eine Steigerung des Glückes, was sie gerade erfüllte. Dann aber dachte sie, wie unsicher das denn wäre. Sie kannte ihn doch erst so kurz. Und außerdem wollte sie sich nicht von ihren Freundinnen trennen. Sie war doch hier so glücklich. Den Ausschlag gab doch auch Jonas selber. Er wollte hier bleiben zumindest noch drei Jahre. Und wenn das wirklich so eine große Sache ist, wie es sich anfühlt, dachte Agathe, dann ist in drei Jahren noch immer Zeit, große Pläne zu schmieden. Wenn sich das Ganze bis dahin verlaufen hat, war es auch gut, dass sie es nicht Hals-über-Kopf erzwungen hat.

Zwischen Dienst und Training nahm sie sich eine halbe Stunde, um den Brief, den sie im Kopf hatte, zu Papier zu bringen. So viel Zeit musste sein. Sie konnte Jonas nicht noch länger auf eine Antwort warten lassen. Und die Antwort sah so aus:


Zitat

Liebster Jonas

Voller Rührung habe ich deinen Brief gelesen, dann du scheinst ähnlich wie ich zu empfinden. Womöglich noch ein bisschen mehr als ich, aber auch du hast selbst nach den wenigen Begegnungen einen festen und wichtigen Platz in meinem Herzen. Und dein Brief hat mir die Zweifel genommen.

Die Rührung war auch mit etwas Beschämung verbunden, als du mich mit einem Engel verglichest. Und so ganz falsch ist es ja auch nicht. Tatsächlich bin ich ein Mensch, dessen größte Freude es ist, anderen Menschen Freude zu bereiten und zu helfen in ihren Nöten. Darüber hinaus bin ich Jungfrau und werde dies wohl auf absehbare Zeit auch bleiben. Ehrlichkeit ist nach der Liebe mein zweithöchster Wert.

Vielleicht unterscheiden sich unsere Vorstellungen von Engeln doch erheblich. Und ich will nicht, dass du dir ein allzu idealisiertes Bild von mir schnitzt. Ich habe Freundinnen, mit denen ich zärtlich bin. Und die wollte ich auch nicht so schnell aufgeben. Bist du nun schockiert? Bin ich nun entzaubert?

Auch auf die Gefahr hin, dass du dich nun abwendest, schreibe ich dennoch weiter. Ich glaube nicht, dass ich als Lesbierin gut bezeichnet wäre, denn dann wäre mein Verlangen nach deiner Nähe sicher nicht erklärbar. Und wenn ich an dich denke, denke ich an Verständnis und Zuneigung, Vertrauen und Austausch, Zärtlichkeiten und richtigen Sex. Ich stelle mir vor, wie schön und erregend es wäre, mit dir zusammen zu sein, aber das werden - mindestens für die nächsten Jahre – wohl Träume bleiben.

Vielleicht hast du so seltsame und unglaubliche Gerüchte gehört, wir Schwestern würden einen Keuschheitsgürtel tragen. Das dumme daran ist, dass die Gerüchte wahr sind. Mich trifft das sicher schwerer als dich, denn ich kann meine Träume nicht – wie du - mit eigenen Aktivitäten befriedigen. Ich stelle mir vor, dass du dabei vielleicht an mich denkst. Und ich finde es nicht schlimm, in deinen Träumen zu sein. Falls du wirklich so zartfühlend sein willst, Skrupel zu haben, mich in deinen Gedanken zu missbrauchen, dann spricht das sicher für dich, und gereicht mir zur Ehre. Was aber bedeutet das? Das du mit eisernem Willen gesegnet bist, deine moralischen Vorstellungen auch bis in die Welt deiner Gedanken zu beherrschen? Wenn ja, dann will ich dir nur meine Bewunderung aussprechen und dich auf deinem Weg ermutigen. Aber wenn nein, dann erscheint mir das nur nicht übermenschlich.

Sei versichert: ich fordere nichts von dir, was du nicht geben kannst oder was du nicht ganz aus dir nicht geben willst. Mir ist an dir gelegen, sehr sogar – aber ich fordere keine Enthaltsamkeit von dir, denn die erforderliche Gegenleistung kann ich dir zunächst nicht geben.

Eine dich liebende

Agathe

PS.: Du darfst mir auch Briefe mit dem Computer schreiben. Ich weiß deinen guten Willen ja zu schätzen, aber ...



Eigentlich war sie versucht, noch direkter auf sinnliche Erfahrungen und Phantasien einzugehen, aber für den ersten Brief wäre das sicher zu hart. Sie wollte ihn schließlich nicht als verkappter Vamp verschrecken.
Nun aber rein in den Trainingsanzug und losjoggen, dachte Agathe. Der Trimm-Dich-Pfad führte natürlich ganz zufällig an Jonas´ Büro vorbei. Glücklicher Weise saß er auch gerade drin, denn den Brief einfach nur wo hinzulegen, wäre ihr nicht recht gewesen. Das strahlendste Lächeln begleitete die Briefübergabe, war aber nur kurz und wurde mit einem ´Habs eilig´ beendet.

Unterwegs begegnete sie noch Schwester Ilse. ´Hey, wann geht es eigentlich weiter mit unser Kleideranprobe?´

´Weiß nicht, jetzt erst mal nicht. Das Team braucht mich.´

81. RE: Die gute Schwester

geschrieben von drachenwind am 02.04.10 00:36

Ja, ja, wo die Liebe hinfällt. Wenn das so weiter geht, muß Agathe
sich klonen lassen, damit sie alle Beziehungswünsche erfüllen kann.
Schön, das du so zügig weiter erzählen kannst. Danke für die bisher
nette Geschichte, weiter so!
82. RE: Die gute Schwester

geschrieben von SteveN am 02.04.10 10:29

Hallo Ambi Valent !

Da ist Agathe aber ganz schön hyperaktiv.
Ihr Doktor geht ihr nicht mehr aus dem Kopf und dann
noch die eigene Therapie an Birget. Schließlich noch
die Kleiderprobe ... ... ...
Wie paßt alles dieses der Heimleitung in den Kram ?

Viele Ostergrüße SteveN

83. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Xanduli am 02.04.10 11:53

Sehr nette Geschichte nur muss jetzt einmal die Spitalsleitung einschreiten in die eine oser andere Richtung

lauter Hormonüberschüssige Frauen das kann ja nicht gut gehen
brauchen dringend ein Ventil

Bitte weiter machen
84. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 02.04.10 15:44

Hallo SteveN !

Zitat
Da ist Agathe aber ganz schön hyperaktiv.
Ihr Doktor geht ihr nicht mehr aus dem Kopf und dann
noch die eigene Therapie an Birget. Schließlich noch
die Kleiderprobe ... ... ...


Das hat sie sich nicht ausgesucht. Aber ihr Leben war lange genug frustrierend und langweilig. Da hat sie schon einiges nachzuholen.

Zitat
Wie paßt alles dieses der Heimleitung in den Kram ?


So lange sie ihren Job gut macht sollten die nichts dagegen haben. Und selbst Frau Ritter hat sie besonders ins Herz geschlossen - sie gibt es nur nicht zu. So lange sie keine Regeln bricht ...

Viele Ostergrüße an alle

Ambi
85. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 02.04.10 15:51


Zitat

Ja, ja, wo die Liebe hinfällt. Wenn das so weiter geht, muß Agathe
sich klonen lassen, damit sie alle Beziehungswünsche erfüllen kann.
Schön, das du so zügig weiter erzählen kannst. Danke für die bisher
nette Geschichte, weiter so!


Aber Hallo Drachenwind,
kommt jetzt nach Dolly schon der Mensch?

Habe jetzt die andern Kapitel auch gelesen.

Aber, und jetzt kommt das schöne, die Storyefällt mir immer besser.

Weiter so...
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Gruß vom Zwerglein
86. Folge 24: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 02.04.10 23:47

24. Bestürzung

Es hätte schlimmer kommen können. Zum Einen sind sogar seine kühnsten Träume wahr geworden. Sie liebt ihn, und sie ist intelligent, klammert nicht und wirkt ganz und gar nicht zickig. Irgendwie ein echter Engel.

Zum Anderen hat sie auf Ehrlichkeit und Offenheit bestanden. Das ist allerdings eine Katastrophe. Natürlich könnte er sie belügen. Oder schlicht und ergreifend manches verschweigen können. Das ist ja keine Lüge. Vielleicht hätte sie später, wenn die Dinge sich nicht mehr verheimlichen lassen, sogar Verständnis dafür. Aber es wäre nicht richtig, und so kann er keine Beziehung beginnen. Wenn er aber alles sagt, dann ist es bestimmt gleich aus. Mit großer Wahrscheinlichkeit. Und vielleicht kommt durch eine Indiskretion alles raus. Und dann wäre wo möglich sein Job in Gefahr.

Sollte er abbrechen? Sollte er sich der Möglichkeit berauben, den Traum seines Lebens zu erfahren, bloß weil er sich vor der Ehrlichkeit fürchtet? Das ging aber auch nicht. Also muss die Strategie so sein, dass er die Wahrheit sagt, und zwar ein Bisschen mehr als ihm lieb ist. Aber doch noch hinreichend vorsichtig, so dass der Kollateralschaden möglichst gering bleibt, wenn es schief geht – und das wird es bestimmt. Er fühlte sich jetzt schon wie ein Looser. Aber er dachte: ´Lieber ein trauriger Verlierer als ein hoffnungsloser Feigling.´ Mit dem Mut der Verzweiflung machte er sich an den Versuch, der ihm wie eine Mission Impossible erschien.

Der landete im Papierkorb – im elektronischen, denn sie hatte ihm ja ausdrücklich die PC-Nutzung gestattet. Auf Papier wäre da sicher ein ganzer Schreibblock drauf gegangen. Als er Freitag Abend endlich die Version fertig hatte, die er ihr geben wollte, war sie nicht da. Sei war schon mit dem Volleyball-Team ab zu diesem Landesturnier.

Bei seinem Verlangen, sie zu sehen, litt er doch mehr, als sich wegen seiner verschobenen Bangigkeit zu entspannen. Denn er erwartete ja noch immer einen Fehlschlag und das abrupte Ende dieser Beziehung, die nun sein ganzes Denken bereits einnahm. Aber er konnte und wollte nicht von seiner Hoffnung lassen, dass sie vielleicht doch …

Sein Schreiben, dass er ihr eigentlich übergeben wollte, las sich wie folgt:
Zitat


Agathe, meine Liebe

Ich bin schockiert. Aber nicht, wie du denkst. Dass du Zärtlichkeiten mit anderen Frauen austauscht und auch andere Menschen liebst … was sollte mich das stören. Vielmehr bin ich gerührt, dass du dir so viel sorgen um mich machst, wie denn wohl mein Befinden sei und das du sogar die Gedanken an dich frei gibst zu Verwendung in meinen erotischen Phantasien. Das ist mehr, ein Mann hoffen darf und Ausdruck einer Großzügigkeit, die meine Wertschätzung für dich noch weiter steigern würde, wenn das überhaupt noch möglich wäre.

Was mich schockierte war deine Nennung der Ehrlichkeit als überragend hoher Wert. Ein dummer Spruch sagt: ´Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt.´ Dem widerspreche ich entschieden. Ich denke wie du, dass Aufrichtigkeit ein Ausdruck der Liebe ist, und dass derartige Sprüche nur von jemanden kommen können, die die Liebe noch nicht kennen gelernt haben. Trotz dieser hohen Gedanken habe ich aber erbliche Probleme mit der Umsetzung. Denn mein Innenleben will dazu gar nicht so recht passen. Ohne Einschränkungen kann ich ganz erfüllt von dem Gedanken an dich sein, dich zu streicheln, zu küssen, aber dennoch gibt es andere Gedanken, dunkle Gedanken, die mich erregen, und die ich auch kultiviere. Es sind Vorstellungen, deren Realisierung ich zutiefst verabscheuen würde. Gedanken, in denen Frauen leiden, und zu Dingen gezwungen werden, die sie nicht wollen.

Schon sehr lange habe ich diese Leidenschaft, die so ganz im Gegensatz zu meinen moralischen Werten steht. Das war auch ein Grund, warum ich mich als Arzt auf die Psychiatrie spezialisiert habe. Ich könnte nun Vorträge halten, was es mit BDSM auf sich hat, aber heilen konnte ich mich nicht. Allein die Vorstellung, nur spielerisch das Eine oder Andere im wirklichen Leben umzusetzen, macht mir Angst. Ich will es nicht. Aber ich habe gelernt, diese Phantasiewelt ganz von der wirklichen Welt zu trennen. Sie haben nichts miteinander zu tun. Dennoch fühle ich mich selber als Monster, selbst wenn ich niemanden etwas Böses tue. Ich weiß nicht was ich dachte, als ich den Kontakt zu dir aufnahm – vielleicht, dass du mich trotzdem verstehst?

Als ich dich in der Zwangsjacke sah, war es um mich geschehen. Du warst mir ja vorher aufgefallen, und ich habe dich dies ja auch spüren lassen, aber diese Erfahrung in der Zelle lässt mich nicht mehr los. Ich bin dennoch davon überzeugt, dass unsere Beziehung so schnell wieder enden wird, denn deine Erklärung war doch so rein und unschuldig, dass ich eher davon ausgehe, dass du mich nun für den schrägen Freak halten musst. Ich würde weinen und weiß nicht, wann ich darüber hinweg kommen werde, aber mir geht dein Wille über alles. Und ich weiß nicht, wie lange ich meine Neigungen dir verheimlichen sollte, es käme mir wie eine Lüge vor.

Betrachte dies bitte als eine Art Beichte. Wenn du mir trotzdem weiter schreiben wolltest, würdest du mich zum glücklichsten Menschen der Welt machen. Und wir brauchen auch nie mehr darüber zu reden oder schreiben, jetzt, da ich dir gegenüber die Wahrheit gesagt habe. Denn nun könnte ich, ohne in die Gefahr der Lüge zu fallen, auch mehr von den Gefühlen der Zärtlichkeit schreiben, die mich berücken, wenn ich an dich denke.

Es sind die Gedanken, die sich auf die wenigen Worte von dir beziehen. Du hast eine so zarte Seele, bist aber dennoch eine sehr intelligente Frau, der ich eher einen akademischen Grad zugetraut hätte, als die Ausübung eines Lehrberufes. Nicht dass ich Dünkel hätte und deine Arbeit gering schätzen würde, jeder Beruf den du ausübst, muss ein besonderer Beruf sein. Ich wollte lediglich ausdrücken, dass deinem Verstand auch anspruchsvolleren Aufgaben sicher gewachsen wäre. Man sagt, dass Männer vor Frauen Angst haben, die ihnen intellektuell überlegen seien. Ich weiß nicht, ob ich so empfinden würde, aber ich wünsche mir eine Frau, die mir in nichts nach steht. Und ich fühle, dass du genau das bist.

Ganz gleich, wie deine Antwort aussieht, antworte mir. Du wirst verstehen, dass ich in großem Zweifel bin, ob wir eine gemeinsame Zukunft haben – nach diesen Eröffnungen. Um so mehr ist mir dein Wunsch Befehl. Aber eine Bitte sei mir gewährt: Lass mich nicht zu lange warten. Auch wenn du den Kontakt abbrechen willst, so gib mir wenigstens davon eine Nachricht.

Dich liebend

Jonas





Er hielt nun den Brief in seinen Händen. Sollte er ihn so absenden? Hatte er den Mut? Oder sollte er den Brief noch ändern? An diesem Abend und den folgenden schlief er schlecht.
87. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 02.04.10 23:54

hallo ambi valent,

wird er den brief abschicken?

du machst es wieder einmal sehr spannend.
88. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 03.04.10 09:30

Ja, soll er ihn Absenden, oder soll er ihn nochmals ändern?

Das ist jetzt die Frage, die er sich stellt.

Dabei müsste er doch wissen, das in allen Schwestern ein bisschen SM Veranlagung herrscht.

Wie sonst würden sie sich in einen KG einsperren lassen, und die Strafen des Drachen annehmen?

Sie haben das alles akzeptiert, denn sonst hätten sie schon längst gekündigt.

Freue mich jedenfalls auf Ihre Antwort.
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Gruß vom Zwerglein
89. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 03.04.10 12:46

Hallo Zwerglein

Zitat

Dabei müsste er doch wissen, das in allen Schwestern ein bisschen SM Veranlagung herrscht.

Wie sonst würden sie sich in einen KG einsperren lassen, und die Strafen des Drachen annehmen?

Sie haben das alles akzeptiert, denn sonst hätten sie schon längst gekündigt.


Hmmm ... da ist vielleicht was dran. Aber es geht denen doch zuerst um Disziplin. Und wer es auf Prügel anlegt, der ist unter den Schwestern und vor allem beim Drachen nicht gut angesehen. Bei einigen scheint da zumindest was dran zu sein.

Aber woher soll es der süße Jonas wissen? Kennt er vielleicht Gerüchte? Ich glaube eher, der weiß nicht so viel, was bei den Schwestern so abgeht. Wird er es erfahren? Oder darf Schwester Agathe nicht über die Schwesternabende sprechen.

Das mit dem KG hat ihn sicher etwas stutzig gemacht, aber das reicht natürlich noch nicht aus, weitreichende Vermutungen loszulassen.
90. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 03.04.10 15:29

25. Sport

Während Jonas´ dreitägigen Wartezeit hatte Schwester Agathe genug anderes im Kopf. Im Kleinbus war die Mannschaft – oder heißt es hier auch Schwesternschaft? - unterwegs zu ihrem Landesturnier. Im Bus waren neben den 7 Spielerinnen noch die Trainerin, die ansonsten als Oberschwester ihren Dienst tat. Dabei war auch Frau Dr. Gernhard, Frauenärztin mit besonderem Interesse für Sportmedizin. Alle wussten natürlich, dass Frau Dr. Gernhard, selber erst 42, ausschließliches Interesse an Frauen hatte, aber sie betrieb ihren Beruf stets äußerst korrekt, und in Sachen Disziplin lag sie ganz auf Frau Ritters Linie. Manche Munkelten gar, dass die beiden etwas miteinander hätten, andere meinten, dass das nicht sein könnte, denn Frau Dr. Gernhard stand vor allem auf jüngere Frauen.

Als sie weder mal im Stau standen, nutzte Oberschwester Gertrud die Gelegenheit für einige Ansagen: ´Heute Abend gibt es erst noch ein Vorrundenspiel. Die KG´s bleiben in den Umkleideräumen, aber danach kommen die wieder um.´

Es gab ein Geraune unter den Schwestern. Schwester Silke fragte ganz direkt: ´Was soll denn das. Wir sind doch nicht bei der Arbeit. Und hier können wir weder Patienten noch Ärzte verführen. Und mit medizinischen Fragen der Empfängnisverhütung kennen wir uns auch genug aus, dass keine in ein paar Monaten mit einem dicken Bauch ´rum läuft. Wir haben uns doch mal ein Bisschen Urlaub vom strengen Regiment verdient!´

Schwester Gertrud überzeugte das nicht. ´Zum Einen haben auch andere Spitzensportler vor und während den Turnieren meist Sexverbot von ihren Trainern. Das ist also ganz normal. Zum anderen ist es auch eine Sache der Pragmatik. Wir haben nach Manschaften separate Umkleideräume, aber meist unterschiedliche Austragungsstätten. Wollt ihr vielleicht die KGs dann sichtbar über den Parkplatz tragen?´

Die Schwestern fanden diese Argumente nicht überzeugend: ´Wir können sie doch im Bus, hier und jetzt, aus bekommen. Dann verstauen wir sie hier drin, und auf dem Rückweg ziehen wir sie auch brav wieder an.´

Schwester Gertrud aber blieb hart. Die Schwestern murrten, aber waren ja Kummer gewöhnt. Schwester Agathe hatte sich zurück gehalten, denn weder Schwester Anna, noch Schwester Ilse waren ja da, der süße Jonas schon gar nicht. Was sollte sie dann mit der neuen Freiheit machen? Ihr waren ihre Beziehungen doch schon eher zu viel, darum wollte sie sich nicht noch auf jemanden neues einlassen. Aber ohne KG, im Doppelzimmer, wäre das schon fast wie eine Verpflichtung gewesen.

Schwester Petra saß neben ihr und kuschelte sich an sie. Ganz offensichtlich wollte sie auch mehr. Schwester Agathe mochte es zwar, aber wie sollte sie sich vor den Komplikationen schützen? Sicher, sie mochte auch Schwester Petra, aber ihre Möglichkeiten, Beziehungen zu unterhalten, waren bereits mehr als erschöpft.

Die Vorrunde war ein nettes Spiel, aber die Gegnerinnen waren deutlich schwächer. Gut zum Einspielen unter echten Bedingungen. Agathes Aufschläge kamen überraschend sicher, waren aber oft nicht gefährlich genug und führten meist zu einem starken Gegenangriff. In der Abwehr zeigte sie aber sehr gute Leistungen, Auch im Zuspiel war sie meist recht Präzise und mit guter Übersicht. Der Angriff war nicht ihre Stärke. Dennoch hatten sie sich mit dem Anfangserfolg eine gute Ausgangsposition erspielt.

Bei der Zimmerverteilung kam Agathe zusammen mit Petra. Sie war gleich wieder bei ihr und wollte sie küssen. Agathe wies sie zurück: ´Ich kann es nicht. Es wird mir zu viel.´

Natürlich war Schwester Petra ziemlich enttäuscht: ´as kann doch nicht war sein. Ich dachte du magst Frauen. Hast du was gegen mich?´

´Nein, nein, es ist nicht persönlich. Ich mag dich, ich mag dich sogar sehr. Aber ich bin bereits so zu mit Beziehungen, da kann ich nicht noch eine anfangen. Sorry.´

´Manches spricht sich ja bei uns rum. Schwester Ilse, ich weiß. Aber warum willst du nur eine Beziehung unterhalten? Wir Frauen schaffen es doch, mit mehreren Freundinnen zusammen zu sein.´ Petra wollte sich nicht so leicht geschlagen geben.

´Ich bin nicht nur mit Schwester Ilse zusammen.´

´och nicht auch mit Schwester Anna? Die ist doch bei dir auf dem Zimmer?´ Petra schaute ungläubig drein.

´Es geht dich zwar nichts an, mit wem ich zusammen bin, aber es stimmt. Schau mal, die meisten Schwestern machen diesen Zirkus mit Disziplin und Keuschheitsgürtel doch nicht ganz freiwillig mit. Sie haben einfach davor Enttäuschungen und Verletzungen davon getragen. Sie zeigen es nur nicht gerne. Und da erscheint das Leben in der Schwesternschaft bei uns eben als das kleinere Übel. Warum wollen aber alle nur mich. Ich bin sicher, es gibt noch andere Mauerblümchen, die eben nicht belagert werden.´

´Tatsächlich, Schwester Anna, das Mauerblümchen! Diese Kuh ist doch genau so langweilig wie die anderen Bridge-Tanten.´

´Ich möchte nicht, dass du so von meiner Geliebten sprichst!´ Schwester Agathe wurde nun etwas ärgerlich. Was bildete sich Petra ein?

´Kannst mich ja beim Schwesternabend verpetzen. Eigentlich musst du das ja auch tun …´ Dabei setzte sie ein Lächeln auf, dass Bände sprach. Agathe musste keine Besonderen Fähigkeiten als Gedankenleserin mitbringen, um zu erkennen, was Petra dachte: ´Ich krieg dich schon - entweder auf die sanfte, oder auf die harte Tour.´

Natürlich ging Petra davon aus, dass sie sich dann gegenseitig verprügeln mussten. Aber Petra stand auf so was. Schmerzen und verprügelt werden machte sie sogar noch ein Bisschen, aber nur ein kleines Bisschen, mehr an, als Agathe zu verhauen. Eine schöne Erwartung. Sie wusste ja zu diesem Zeitpunkt nicht, dass alles ganz anders kommen sollte. Jedenfalls war seitens Agathe nun Eiszeit angesagt. Sie sprachen an diesem Abend nicht mehr miteinander.

In der nächsten Nacht tauschten sie die Zimmer. Schwester Agathe zog bei der Oberschwester und Trainerin ein. Und Schwester Petra bekam Gesellschaft von Frau Dr. Gernhard. Das klappte dann erheblich besser.

Die Trainerin war drahtig und selbst ziemlich fit. Ihre Strenge mit den Schwestern blieb zwar etwas schrill, aber Agathe sah, dass sie selber auch einen KG trug. Sie erklärte, dass sie sich keine Sonderrechte den Schwestern gegenüber raus nehmen wollte. Sonst wurden sie nicht persönlich. Oberschwester Gertrud war wirklich sportversessen. Den Abend über sprach sie noch über die Spiele, die zwar alle erfolgreich liefen, hat aber auf die kleinsten Fehler in der Mannschaft, oder auch im Spiel von Agathe hingewiesen. Schwester Agathe war dankbar, dass sie sich diesmal keiner Avancen zu erwehren hatte. Und die Tipps von der Trainerin waren wirklich interessant und wertvoll.

Am Sonntag ging das Turnier zu Ende. Es hätte ein voller Erfolg werden können, aber es kam zum Eklat. Ihre Mannschaft hatte schließlich gewonnen, aber einige der Anderen Spielerinnen hatte mitbekommen, das die Schwestern KG´s trugen. Es wurde zwar nicht an die große Glocke gehängt, aber es sprach sie herum wie ein Lauffeuer. Viele der anderen Spielerinnen verachteten sie offen, andere bemitleideten sie. Neben denen im Rest , die vor allem als Toleranz verstanden, wenn sie sich nicht in anderer Leute Angelegenheiten mischten, gabe es auch einige, die neugierig fragten, wie das Leben im KG sei. Zwei Abiturientinnen, die in anderen Mannschaften spielten, fragten sogar, ob sie denn nicht als Schwesternschülerin nach dem Abi in das Sanatorium kommen könnten. Einige Monate später war Agathe wenig erstaunt, dass sie sich in der Schwesternschaft einfanden. Ihr Interesse war offensichtlich nicht geheuchelt.

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Während dieser Tag litt Jonas in seinen Zweifeln. Drei Tage, wie sein Namensvetter im Bauch des legendären Fisches. Um sich abzulenken machte er eine Radtour. Wenn Agathe Sport trieb, wollte er es auch. Und die Wälder und Felder machten ihm auch viel Freude und brachten ihn auf andere Gedanken. Bis schließlich der Regenschauer kam, kurz und heftig. Nass wie ein Pudel quälte er sich heimwärts.

Um sich aufzuwärmen dachte er an seine Agathe. Aber auch das war nicht so gut, denn durch die Unkonzentriertheit kam es zum Sturz. Nichts Ernstes, aber es tat schon weh. Neben der Schmach der eigenen Ungeschicklichkeit hatte er Schrammen und musste wohl mit blauen Flecken rechnen. Reale Schmerzen hatten auch keineswegs irgend etwas erotisches oder anregendes. Sie regten eher ab …
91. RE: Die gute Schwester

geschrieben von drachenwind am 03.04.10 15:46

Was hat ein KG mit Sport zu tun? So lange der keine technische Spielereien zur
Leistungssteigerung hat, ist es doch völlig egal. Eine diskriminierende Haltung ist
Grund einer saftigen Klage und Schadensersatzforderung für den gestohlenen Sieg!

Danke für deinen Fleiß!
92. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 03.04.10 19:48

Zitat

Eine diskriminierende Haltung ist Grund einer saftigen Klage und Schadensersatzforderung für den gestohlenen Sieg!


Hallo Drachenwind,
es ist nur von der Diskriminierung zu lesen.

Es steht nirgends, das der Sieg gestohlen oder aberkannt wurde.

Zitat

Es hätte ein voller Erfolg werden können, aber es kam zum Eklat. Ihre Mannschaft hatte schließlich gewonnen, aber einige der Anderen Spielerinnen hatte mitbekommen, das die Schwestern KG´s trugen.


Im Bus hieß es doch noch die kommen zum Spiel ab und bleiben in der Umkleide.

Was stimmt jetzt?

Warte auf die Auflösung.
-----
Gruß vom Zwerglein
93. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 03.04.10 22:00

Hallo Zwerglein

Zitat
Zitat

Eine diskriminierende Haltung ist Grund einer saftigen Klage und Schadensersatzforderung für den gestohlenen Sieg!


Hallo Drachenwind,
es ist nur von der Diskriminierung zu lesen.

Es steht nirgends, das der Sieg gestohlen oder aberkannt wurde.


Korrekt bemerkt, es war sozusagen ein verdeckter Eklat.

Zitat
Zitat

Es hätte ein voller Erfolg werden können, aber es kam zum Eklat. Ihre Mannschaft hatte schließlich gewonnen, aber einige der Anderen Spielerinnen hatte mitbekommen, das die Schwestern KG´s trugen.


Im Bus hieß es doch noch die kommen zum Spiel ab und bleiben in der Umkleide.

Was stimmt jetzt?

Warte auf die Auflösung.
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Gruß vom Zwerglein


Beim Spiel hatten die natürlich keine an. Das hätten alle sofort gesehen.

Aber am Samstag Abend sind zwei Schwestern - die Namen sagen wir hier noch nicht - nach ihren Erfolgen an die Hotelbar gegangen. Sie haben sich sehr gut mit ihren Mitspielerinnen asu den anderen Teams verstanden. Und nach dem zweiten Whiskey ist ihnen da ein Indiskretion unterlaufen. Brigitte Schuster, die im schließlich zweitplatzierten Team spielte, fand das alles lustig oder spannend. Eigentlich wollte sie nicht tratschen, aber unter Freundinnen erzählt man sich halt auch mal was. Und dann war es auch schon bei allen bekannt.

... eben dumm gelaufen.

Übrigens: Brigitte Schuster war eine der beiden, die als Schwesternschülerinnen später im Sanatorium neu anfingen.
94. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 03.04.10 23:18

hallo ambi valent,

sind das viele irrwege gewesen. wird jetzt alles klarer laufen?
95. Folge 26: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 04.04.10 16:37

26. Was zwischendurch geschah …

Ihre Stimme klang unfreundlich, fast schnippisch: ´Schwester Agathe ist nicht da. Ein Team-Event.´

Schwester Ilse gab sich Mühe, freundlich zu klingen. ´Zu ihr wollte ich auch nicht. Ich wollte Sie besuchen, Schwester Anna.´

Schwester Anna blieb reserviert, aber leicht angetaut. ´Und in welcher Sache?´

´Nun, wir haben eine gemeinsame Freundin. Eine, deren Urteil uns sicher beide sehr wichtig ist. Und sie hat mir nicht viel über Sie erzählt, aber es reichte, um ein ganz anderes Bild zu gewinnen.´

Schwester Anna entspannte sich und lachte: ´Was denn für eines, das einer Bridge-spielenden alten Schachtel?´

´Ja, so ähnlich. Ich bilde mir nun ein, Sie ein wenig durch Agathes Augen zu sehen. Und da erscheinen auf einmal ganz andere Dinge wichtig.´

Schwester Anna wurde nun etwas verlegen. ´Ich nehme an, du wolltest mir mit dem Sie besonderen Respekt erweisen. Wir sollten uns besser duzen.´ Sie reichte ihr die Hand.

Sehr freudig, mit einem warmen Lächeln schlug Schwester Ilse ein. ´Ich hatte es mir sehr viel schwieriger vorgestellt. Ehrlich gesagt, mir war vor diesem Besuch etwas mulmig.´

´Sollte es das? Nun ja, ich bin ja auch nicht immer die Freundlichkeit in Person. Aber Agathe hat mir auch nahe gelegt, dass wir beide Freundinnen werden sollten. Insgeheim dachte ich dabei: Aber sicher, am Sankt Nimmerleinstag.´

Das war zwar kein guter Witz, aber Ilse lachte nicht nur des schönen Wetters wegen. Irgendwie war das Eis gebrochen. Schwester Anna war doch nicht mehr so fern und anders. Sie hatte eine eigene Präsenz in Ilses Augen gewonnen. Zugleich stark und doch zerbrechlich. Eine Welle der Zuneigung stieg in ihr auf.

´Jetzt finde ich das natürlich albern. Und ich denke, dass ich etwas beschämt bin, dass du mir den Rang abgelaufen bist und zuerst auf mich zukamst. Ich glaube nun auch, das du anders bist als ich e mir vorstellte.´

´Was hast du denn in mir gesehen, jetzt aber raus mit der Sprache.´

´Eine junge Lesbe, die wegen ihrer Schönheit die Nase etwas hoch trägt.´

´as ist aber hart. Ich dachte nie, dass ich eingebildet auf andere wirken könnte. Aber du meinst, ich sei schön? Ich selber bin nicht davon überzeugt.´

´Oh ja. Vor langer Zeit war ich von dir einmal so angezogen, fast in dich verliebt. Du siehst immer noch traumhaft aus. Wenn man die meisten anderen Fragt, dann würde das Spieglein an der Wand wahrscheinlich sagen das Agathe tausend mal schöner als Ihr sei. Ich aber habe meine eigene Meinung. Ich liebe Agathe von Herzen, aber du gefällst mir noch viel besser. Ich habe mir damals nicht so recht eingestehen können, dass ich auch Frauen lieben kann und das meine Sehnsucht dir galt. Du erschienst mir aber so unerreichbar. Immer mehr habe ich dann alles in mir, mit dem ich selber nicht klar kam, dann auf dich übertragen. So sehr ich dich anfangs wollte, so sehr begann ich dich zu hassen. Aber auch das hast du wahrscheinlich nicht gemerkt.´ Jetzt schien es so, als litt Schwester Anna an einem tiefen Schmerz der Zurückweisung.

´Als Agathe mir dann eröffnete, dass sie dich liebt, ging es mir wie ein Stich durchs Herz. Mir schien es, als wärst du ein böser Dämon mit einem süßen Gesicht, dass mir das Glück rauben wollte.

Ich bitte dich nun um Verzeihung für all die dummen Gedanken, die ich über dich hatte. Denn so wie du nun vor mir stehst, erkenne ich, dass es alles ein Trugbild war. Nichts davon beruht auf Wahrheit. Du bist vor mir so ein bezauberndes Mädchen, wie ich es selber gerne gewesen wäre.´

Schwester Ilse wahr nun wie vom Donner gerührt. Sie hatte früher Schwester Anna keine Beachtung geschenkt. Nun aber sah sie sich selber wie in einem Spiegel. Sie verstand Anna und hatte sie sehr lieb. Sie lagen sich in den Armen, küssten sich auf die Wangen und waren glücklich. Was beide dachten, aber nicht auszusprechen wagten, war der Gedanke an Agathe. War sie nun ein guter Geist, der sie beide zusammen brachte? War sie in irgend einer Form gar selber irgend wie dabei? Oder haben sich hier zwei Frauen auf eine Art gefunden, die des Katalysators nicht mehr bedurfte.

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Die Wochen enden waren das Schlimmste. Noch weniger los als sonst. Die Arme hatten sie ihr wieder fixiert. Aber ihr Körper juckte beileibe nicht mehr. Birget wollte ihr altes Leben zurück. Die geänderte Medikation hatte angeschlagen. Sie wollte was tun. Das Fernsehprogramm und die Lerncassten hat sie ziemlich durch. Aber Medien ersetzen keine lebende Menschen. Sie konnte nach der Schwester klingeln. Und das tat sie jetzt.

Herein kam Schwester Silvia. Sie sah aus wie ein Engel, aber hatte es faustig hinter den Ohren. Eimal, als ihr auch so langweilig war, hatte sie schon mal geklingelt, bevor sie kam. Sie hatte Durst, aber Schwester Silvia hat ihr nichts gegeben. Da wurde sie rammelig. Schwester Silvia hat sie dann nur geknebelt und mit ihrem Durst allein gelassen. Erst die Nachtschwester hat sie dann gut versorgt. Sie war damals drauf und dran, den Vorgang zu melden. Aber sie hatte Angst, dass etwas negatives auf sie selber zurück fällt.

´Na, wollen wir heute wieder ein Bisschen randalieren?´ - Kein guter Anfang. Aber Birget war schon viel weiter und ließ sich nicht gehen, sondern schüttelte nur leicht den Kopf.

´Seien sie doch bitte ein Bisschen lieb zu mir. Ich habe wirklich Durst.´

Was Birget nicht wusste ist, dass Schwester die Zimmergenossin von Schwester Petra war und wohl über den ausgeprägtesten Libido der ganzen Schwesternschaft verfügte. Der zweite Tag Enthaltsamkeit machte ihr schwer zu schaffen. Und jetzt lag vor ihr eine hilflose hübsche junge Frau, die darum bat, dass sie lieb zu ihr sein soll. Wen das keine Aufforderung zum Tanz ist?

Birget staunte, als sie den Glanz in Schwester Silvias Augen sah. Es war ein kribbeln in ihr, dann sie spürte, dass hier etwas ganz und gar nicht Gewöhnliches begann. Sie wusste nur nicht, ob sie es wollte oder ob sie sich ekeln sollte. Nein, Ekel war es nicht. Sie spürte ein Verlangen der Hingabe, auch wenn sie bislang keine persönliche Beziehung zur Schwester Silvia hatte. Aber es ging nicht sofort ganz heiß zur Sache. Dem oberflächlichen Beobachter wäre nicht aufgefallen, dass hier ein Vulkan vor dem Ausbruch stand. Eine Schwester gab einer hilflosen Patientin liebevoll Wasser zu trinken. Und strich ihr liebevoll die Haare aus der Stirn.

Beide Frauen wussten zu diesem Zeitpunkt allerdings, dass hier ein Vorspiel stattfand. Beide spürten eine knisternde Erotik, eine Erregung, die sich langsam aufbaute und immer stärker wurde. Aber das Ritual wollte ausgekostet sein. Für Birget war alles ganz neu, denn die Schwestern waren ansonsten immer korrekt mit ihr umgegangen.

´u armes Ding. Bist hier ganz hilflos´, hauchte Schwester Silvia ihr zu. Und küsste sie auf die Stirn.

´Wo du so Durst hattest … sollte ich mal nach deiner Windel sehen.´ Alle Worte waren in so lasziven Ton, dass es Birget bereits heiß und kalt wurde.

´Oh, das braucht aber mein volle Aufmerksamkeit. ´ Schwester Silvia steifte sich die Latex-Handschuhe über und reinigte Birgests Unterleib ganz langsam mit einem Feuchttuch.

´Und die Stoppeln da brauchen auch eine Nachrasur´. Womit sich Schwester Silvia viel Zeit ließ. Wie eine erblühende Knospe öffnete sich langsam Birgets Lippen.

´Und nun noch desinfizieren´, Mit einem Alkohol-getränkten Wattebäuschchen tupfte die Schwester die stöhnende Patientin ab.

´Aber mit den Handschuhen spüre ich nicht, ob auch wirklich alles gut ist.´ Birget sah nur noch das Häubchen auf gewelltem blonden Haar, dass sich an ihrem Unterleib zu schaffen machte, aber sie spürte um so mehr. Zarte Lippen sogen an ihrem Kitzeler, bis sie schließlich fast explodierte. Es war als ob nichts mehr wichtig war, nur das jetzt. Schwester Silvia hatte an diesem Erlebnis teil, obwohl sie nur doch dienstbar war, denn unter der gestärkten Schwesternschürze verhinderte der Keuschheitsgürtel den Zutritt zu ihrer Blume.

Es dauerte gerade noch lange genug, um harmonisch auszuklingen, bis die Tür geöffnet wurde. Herein kam Oberschwester Gerlinde, vor Wut schnaubend. ´Wir sind hier ein anständiges Haus! Das wird ein Nachspiel haben, Schwester Silvia!´

Sie wusste, auf was sie sich eingelassen hatte und schaute beschämt zu Boden. Noch etwas geschwächt, aber glücklich, meldete sich Birget zu Wort: ´Sie sollten nicht schimpfen, sondern Schwester Silvia belobigen. Sie hat mir das gegeben, was ich so verzweifelt brauchte. Ich bin so dankbar.´
96. Folge 27: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 05.04.10 23:18

27. Routine

Ein Gefühl von Heimat durchflutete sie, als sie nach dem ereignisreichen Wochenende wieder ihre Tracht anzog. Alles war gut und an seinem Platz. Der blaugestreifte Baumwollstoff hatte vielleicht nicht den chic, aber er verlieh ihr die Sicherheit der Rolle, die sie damit anzog. Der enge steife Kragen war nicht bequem, aber er verlieh ihr Haltung. Sie konnte sich noch daran erinnern, als sie das erst mal ihn angezogen hatte, im Zimmer bei Schwester Ilse. Ach Ilse, dachte sie, ich muss dich küssen. Vor dem Spiegel befestigte sie noch die Brosche, die zu Tracht gehörte.

Anna kam von hinten und reichte ihr die Schürze. Sie war schon fertig angezogen und gab ihr einen Kuss auf die Wange. ´Für mich bist du wie ein guter Engel. Seit du da bist hat sich vieles zum Guten verändert. Ich habe mich tatsächlich auch mit Schwester Ilse angefreundet.´

Sie lächelte versonnen, als sie Agathe half, die Schürze umzubinden. Ein Blick in den Spiegel wagte sie, aber sie gefiel sich selber immer noch nicht. Sie hatte aber ihren Selbsthass abgelegt, denn die Zuneigung, die sie von Schwester Agathe und nun auch Schwester Ilse bekam ließen sie selber mit anderen Augen sehen. Sie war, so wie sie ist ein geliebtes Geschöpf. Dieses Gefühl tröstete sie über den Schmerz, nicht der zu sein, der sie vielleicht mal gerne gewesen wäre. Und hat nicht jeder sein Päckchen zu tragen?

´ir scheint die Tracht noch immer zu gefallen, so versessen auf die Anprobe der anderen Trachten scheinst du ja nicht zu sein.´

´Hat sich Schwester Ilse beschwert? Ich hab ihr doch gesagt, dass es wegen des Training ist. Vielleicht könnten wir heute Abend ja weiter machen. Das Turnier ist ja jetzt durch. Und du kommst mit!´

Als auch Schwester Agathe das Häubchen festgesteckt hatte, sahen sie noch mal in den Spiegel. Die zwei Schwestern in Verbundenheiten strahlten so viel Zufriedenheit aus, dass es wie das lautere Glück aussah.

Auf dem Weg zum Frühstück gingen sie eingehakt. Schwester Anna dachte laut: ´Wenn es nach mir ginge, könnte das immer so weitergehen. Ich bin ansonsten wunschlos glücklich. Aber du bist noch jung, und denkst gewiss daran, eine Familie zu gründen. Dieser Doktor Schwichert schien, als wollte er dir wieder ein Brief geben, aber mir wollte er ihn nicht anvertrauen.

Ich sehe das nicht als persönliches Misstrauen, sondern eher, dass es ihn schwer erwischt hat. Und dann denke ich, ja, süß ist der schon, und mein eigenes Leben und die nicht vorhandene Chancen fallen mir ein. Ich sag es nicht gerne, aber du solltest die Möglichkeiten ergreifen, wenn sie sich bieten.´

Schwester Agathe lächelte ihre Freundin an. ´Ich denke vielleicht ähnlich wie du, aber du brauchst trotzdem keine Angst zu haben, dass ich dir verloren gehe. Der süße Jonas hat gleich gesagt, dass er noch mindestens drei Jahre hier abdienen muss. Und da kann er sich eine Affäre mit einer Schwester genau so wenig leisten wie eine Heirat. Und was in drei Jahren ist … wer weiß? Wahrscheinlich ist dann sowieso alles ganz anders.´

Der Montag Morgen war immer besonders stressig. Denn neben der Versorgung der Patienten wurde die Visite nach dem Wochenende immer besonders Gründlich durchgeführt. Bis dahin sollten alle ihr Frühstück gehabt haben, und einige mussten gewaschen sein. Es machte ihr nichts aus, auch wenn die Patienten stanken. Einige hatten feuchte Träume gehabt, oder sind sonst wie zum Spermaerguss gekommen. Bei den meisten Männern war die Erektion nicht zu verbergen, vor allem, wenn sie sie freundlich anlächelte. Das störte sie überhaupt nicht, aber sie genoss es auch nicht. Es gehörte zum Job, und warum sollten die Männer sie nicht für äußerst begehrenswert halten?

Sie sprach die Männer darauf auch nicht an, einigen schien es eher peinlich zu sein. Als einer sich mal so sehr schämte, dass er gar nicht damit klar zu kommen schien, beruhigte sie ihn mit sanften Worten und erklärte ihm, dass es ganz normal sei, und das er sich keine Gedanken machen bräuchte. Aber er solle das nicht verstehen, dass er ihr näher kommen dürfe. Ganz nett und freundlich, aber ohne Anlass für weitere Komplikationen zu liefern. ´Aber meine Phantasien … ´ sagte er mit einer Mischung aus peinlichem Geständnis und aberwitziger Hoffnung.

Darauf lächelte Schwester Agathe vielsagend, ohne den Hauch eines Vorwurfs oder Spott, aber auch ohne die Aussicht, dass er mehr bekommen könnte: ´Ihre Phantasien sind ihre private Angelegenheit. Mich gehen diese nichts an, solange Sie sich korrekt verhalten.´

Unter den Schwestern wurden in diesem Haus auch keine anzüglichen Witze über Patienten gemacht, wie sie es aus ihrem vorherigen Krankenhaus kannte. Sicher, sie hatte dann auch mal mitgelacht, und konnte auch damals die Schwestern verstehen, aber es war trotzdem hässlich. Die armen Kerle, was sollten sie denn machen? Und abfällige Bemerkungen setzen sich doch irgendwie im Kopf fest, die Beziehung wird gestört.

Bei den Frauen hatte sie weit weniger diese Besonderheit. Frauen sprachen eher über Sex und erwähnten gelegentlich auch auf unerfüllte Wünsche. Aber es ging weniger um direkte Interaktion. Wenn eine Frau mal nicht nur weben des Wassers feucht wurde beim Waschen, dann war es meist so, dass die Patientinnen in Erinnerungen schwelgten.

Ob es doch eine eigene Leidenschaft war, dass sie an Birgets Schicksal besonderes Interesse hatte, dass sie sie ihr besondere Liebe entgegen brachte? Weil die junge Frau schön war? Sicher, Schönheit ist anziehend, und man braucht sich nicht dafür zu schämen, dass man schöne Menschen gerne ansieht. Aber es war ein Stück eigene Leidenschaft, die Agathe an Birgets Geschichte anzog. Es war die Unsicherheit, mit eigenen Wünschen umzugehen, die so wenig zur Theorie der selbstbestimmten Frau passten. Nun fand sie sie ganz verändert vor.

Birget war noch immer fixiert, aber die Nervosität und Ängstlichkeit waren von ihr gewichen. Sie strahlte Schwester Agathe an. ´u wirkst heute so guter Dinge?´

´Aber ja, sollte ich mich nicht freuen, wenn mich eine Freundin besucht?´

Schwester Agathe lachte los. Zu wie viel Charme und Souveränität eine gefesselte Frau fähig war, ist ihr erst jetzt klar geworden.

´Zum einen habe ich nicht mehr den Juckreiz, und ich denke, ich habe auch keinen Waschzwang mehr. Trotzdem würde ich mich noch wohler fühlen, wenn du mal so langsam anfängst, mich zu waschen.´

Unter Gekicher machte sich Schwester Agathe an ihre Arbeit. ´Ich hab das Gefühl, dass du mir was erzählen willst.´

´u bist lustig. Fährst in der Weltgeschichte rum und bewirbst dich zur Sportlerin des Jahres, aber ich, die ich hier im wahrsten Sinn des Wortes ans Bett gefesselt bin soll dir was erzählen?

Aber ich bin ja nicht so. Weil du es bist!´ weiteres Gekichere.
´Ich hatte einen sehr netten Besuch von Schwester Silvia. Der fehlte ihre Petra, mit der du ja zum Turnier gefahren bist. Und da hat sie mich eben verwöhnt. Ich hatte das so bitter nötig. Wie sehr, weiß ich erst jetzt, wo der Druck von mir abgefallen ist.

Ich fühle mich so gesund, dass ich nachher, bei dem Termin mit Frau Dr. Smeroff um meine Entlassung bitten werde.´

´Ich freue mich riesig, aber übertreib es mal nicht gleich. Wäre es nicht besser, wenn das mit der Fixierung ein Ende hat und du dich hier ganz normal noch ein bisschen erholst? Aber hoffe nicht zu viel. Frau Dr. gibt die Anweisungen. Sie ist zwar offen für Vorschläge, aber man sollte den Bogen nicht überspannen. Sonst geht der Schuss nach hinten los.´
97. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 05.04.10 23:26

hallo ambi valent,

das will ich mal nicht hoffen daß der schuß wirklich nach hinten losgeht.

danke fürs schreiben. warte mal gespannt wie es weitergeht.


@all

bin ich jetzt die einzige die ambi valent zur seiner guten geschichte kommentiert. er könnte mal ein paar streicheleinheiten brauchen. danke
98. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 05.04.10 23:47


Zitat

Es dauerte gerade noch lange genug, um harmonisch auszuklingen, bis die Tür geöffnet wurde. Herein kam Oberschwester Gerlinde, vor Wut schnaubend. ´Wir sind hier ein anständiges Haus! Das wird ein Nachspiel haben, Schwester Silvia!´


Wird die Oberschwester den Vorfall wirklich melden?

Und wenn ja, kann Birget das, als auf ihren Wunsch ausgeführt, abwenden?

Ansonsten, sind die Spiele vorbei, und der Alltag ist wieder eingekehrt.

Zitat

Ich fühle mich so gesund, dass ich nachher, bei dem Termin mit Frau Dr. Smeroff um meine Entlassung bitten werde.´


Ob das allerdings schon klappt, wage ich bei dieser Ärztin zu bezweifeln.

Danke Ambi Valent
-----
Gruß vom Zwerglein
99. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 06.04.10 11:23

28. Erfolge in kleinen Schritten

´Sie haben also beschlossen, wieder ein normales Leben zu führen? Und Sie glauben, das genügt?´ Frau Dr. Smeroff war alles andere als überzeugt.

´Allerdings ist das ein wichtiger Start zurück ins Leben. Ich habe erkannt, dass ich auf der Flucht war. Ich habe mich meinen Erfahrungen und Wünschen nicht stellen wollen und mich zu Ersatzhandlungen leiten lassen. Dass ich keine Verantwortung mehr übernehmen wollte passte dann ganz gut zusammen. Aber mit der Erkenntnis ist auch der Entschluss gereift, das zu ändern.´ Birget sprach ganz entspannt. Sie hatte sich die Warnung von Schwester Agathe zu Herzen genommen. Die Hürde die vor ihr stand, war die skeptische Ärztin.

´as ist sicher eine erfreuliche Entwicklung, aber ich befürchte Rückschläge. In dem Bericht vom Wochenende habe ich etwas sehr irritierendes gelesen. Sie hatten eine sexuelle Erfahrung mit einer pflichtvergessenen Schwester. Hier steht, dass sie die Schwester ausdrücklich gelobt haben. Was sollte denn das?´ Frau Dr. Smeroff schaute sie sehr streng an.

´Sie wissen, ich bin nur ein Mensch. Und diese haben nun mal sexuelle Bedürfnisse. Ich konnte meine Bedürfnisse schon lange nicht befriedigen. Sie wissen, dass kein Mann an mich heran kommt. Aber in jedem Falle bin ich ständig gefesselt – oder fixiert, wie sie es nennen – das ich mir selber auch keine Erleichterung verschaffen kann. Das staut enormen Druck auf. Da ist es doch normal, wenn ich die Dienste von Schwester Silvia sehr genossen habe. Ich glaube, dass es meiner Therapie sehr genutzt hat. Ich spüre auch keinen Waschzwang mehr.´ Birget lächelte, mit Erinnerung an dieses sensationelle Ereignis.

´Sehen sie nicht, wie begründet meine Bedenken sind? Für mich sieht es so aus, als würden sie eine Manie mit einer anderen ersetzen wollen. Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben.

Zum Thema Normalität: Über die Hälfte der Frauen masturbiert nicht. Die meisten haben dabei auch keine befriedigende Sexualbeziehung. Es ist eben keineswegs normal, triebgesteuertes Verhalten zu üben. Mir erscheint es, als wollten sie vor allem aus einem Grund die Hände frei bekommen. Sie wollen dauernd an sich rumspielen. Aber das geht natürlich nicht. Es wäre ein übler Rückschlag, wenn sie statt ihres Waschzwanges eine Sexsucht entwickeln.´ Frau Dr. Smeroff war so etwas wie eine alte Jungfer. Ihre Eltern hatten sie extrem prüde erzogen. Sie hatte als Kind selber mal ihren eigenen Körper erforschen wollen. Das hatte ihr Vater irgendwie erfahren und sie schrecklich verprügelt. Darauf hin hat sie nie mehr derartige Versuche gemacht. Später, im Studium, hat sie das natürlich alles aufgearbeitet – so dachte sie zumindest. Aber sexuelles Verlangen kannte sie dennoch nur aus der Theorie. Es blieb ihr vor allem als potentiell krankhaft haften.

Ihre Enttäuschung verbergend bemühte sich Birget, möglichst reif und entspannt zu wirken. Das Gespräch lief alles andere als erhofft. ´Aber nein, das war ein einmaliges Ereignis. Es war nur eine Station auf dem Weg der Genesung.
Ich denke, ihre Therapie hat angeschlagen. Die Besserung, die ich erzielt habe, war darauf zurück zu führen, dass ich mich eben nicht habe den ganzen Tag kratzen konnte. Aber wie lange soll das so weiter gehen?´ Birgets Versuch, der Frau Dr. Honig um den Damenbart zu schmieren, wurde zwar erkannt, erreichte aber dennoch die Wirkung.

Frau Dr. ließ ein leichtes Lächeln erkennen: ´Sie haben recht. Wir können sie nicht dauerfixieren. Aber wir wollen es nicht übertreiben. Sie dürfen unter Aufsicht fortan auch ohne Fesseln sein. In der Nacht bleibt natürlich alles beim Alten. Natürlich sind ihnen sexuelle Aktivitäten streng untersagt. Wir wollen keinen Rückfall riskieren. Ich werde Schwester Anna bitten, ihre Betreuung zu übernehmen.´ Sie drückte auf einen Knopf, sprach ins Telefon. Schwester Anna erschien und wurde kurz instruiert.

Während sie Birgets Fesseln löste, schärfte ihr Frau Dr. ein, dass es keine sexuellen Handlungen geben dürfe. Beim kleinsten Rückfall würde wieder Dauerfixierung gelten.

Zuerst haben sie sich einen Spaziergang durch den Park vorgenommen. Schwester Anna war eher mütterlich, aber auch streng: ´Ich bedauere, dass ich so harte Auflagen bekommen habe, aber mach dir nichts vor. Ich werde konsequent nach Anweisung handeln und dir nicht mehr erlauben als was die Anweisungen von Frau Dr. zulassen.´

Birget schluckte ein wenig, aber ihre Freude über den Fortschritt überwog deutlich. Und sie mochte Schwester Anna, die sich ihr als mütterliche Freundin anbot. Nun wusste sie plötzlich nicht mehr, was sie mit den befreiten Händen tun sollte. Bloß nicht nervös werden, schärfte sie sich ein. Ihr fiel auf, das Schwester Anna die Arme im Rücken verschränkte und eine sehr aufrechte Haltung beim Gehen hatte. Sie fand es merkwürdig, probierte es aber auch. Sie war etwas steif, und so gut ging e nicht, aber sie blieb dabei und fragte, was es damit auf sich habe, dass man öfters Schwester in dieser Haltung sah.

´Es ist lustig. Auf unserem Schwesternabend hatte Frau Ritter, unsere Pflegedienstleiterin, eine Bemerkung gemacht. Seit dem haben es die Schwestern einfach ausprobiert, wenn sie mit ihren Händen eben nichts zu tun hatten, es ist wie eine neue Marotte geworden. Nicht bequem, aber es fördert die aufrechte Haltung.

Aber mal was ganz anderes. Was hattest du eigentlich für einen Beruf?´

´Ich war in der Werbebranche. Zuerst hatte ich allerdings Krankenschwester gelernt. Ein anstrengender Beruf. Nach dem Examen habe ich allerdings noch mal eine Abschluss in BWL an der Fachhochschule gemacht. Mehrmals wurde ich angesprochen, als Model zu arbeiten und habe damit mein Studium finanziert. Meine Eltern, mit denen ich etwas verkracht bin, haben zwar recht viel Geld, aber der Stolz trieb mich dahin, unabhängig sein zu wollen.

Als Vollzeit-Model wollte ich nicht arbeiten, denn die Karrieren sind kurz und hart. Einige Mädels packen das auch nicht. Und da wollte ich auch nicht hin. Aber ich hatte Kontakte, und bin schließlich im Vertrieb und Pre-Sales gelandet. Ich fürchte, die Karriere kann ich knicken, nach so langer Auszeit bin ich bei den meisten vergessen, und die Anderen haben vielleicht noch Vorurteile gegen ehemalige Psychoten.

Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung, was ich machen werde, wenn ich hier wieder raus bin.´

Schwester Anna wirkte etwas aufgeregt. ´Ich würde dich am liebsten gar nicht mehr fixieren. Aber mit der Aufsichtspflicht ist das so eine Sache. Ich muss noch viele andere Sachen mit den anderen Patienten machen und könnte vielleicht nur 1 – 2 Stunden am Tag deine Aufsicht sein. Es sei denn … du arbeitest mit mir zusammen.

Du hast doch das Examen. Und wenn wir ständig zusammen sind, verletzte ich die Aufsichtspflicht nicht. Ich würde sagen, das schlägt nicht nur zwei Fliegen mit einer Klappe. Sag ja, und wir sehen sofort nach, ob wir einen Termin bei Frau Ritter bekommen.´

Jetzt wurde auch Birget ganz aufgeregt. So könnte man den Anweisungen von Frau Dr. Entsprechen, aber dennoch den Weg ins normale Leben wieder finden. Sie schlug freudig ein.

´Halt, ich hab noch was wesentliches vergessen. Ich habe mich so daran gewöhnt, dass ich es gar nicht mehr für so ungewöhnlich halte – aber die Meisten würden uns hier für ziemlich bizarr halten. Also: Wir Schwestern müssen alle einen Keuschheitsgürtel tragen. Und, wenn wr die Regeln Brechen, werden wir mit Schlägen diszipliniert.´

Birget wirkte gar nicht geschockt. ´Sex darf ich ja sowieso nicht haben. Und mit Keuschheitsgürtel wird mich Frau Dr. sicher auch schneller aus der Fixierung entlassen. Dass ist doch sogar was positives. Und das mit den Schlägen wird gewiss nicht so schlimm sein. Sonst würde es hier nicht so viele nette Schwestern geben.´ Die Idee gefiel ihr immer besser.

–---

Frau Ritter musste sich schon schwer beherrschen, nicht laut loszuprusten. Eine Patientin von der Geschlossenen wird direkt Schwester? Geht das überhaupt? Aber Schwester Anna wirkte sehr überzeugend und Birget machte einen guten und vernünftigen Eindruck.

´Und sie wollen sich dann, wenn Schwester Anna sie nicht mehr betreuen kann, wieder brav in ihrem Krankenzimmer von ihr fixieren lassen?´ Frau Ritter war immer noch ungläubig, aber Birget nickte ganz entschieden.

Ein Formblatt und Zentimetermaß wurde Schwester Anna gereicht. ´Gut. Während Schwester Anna schon mal vorsorglich die Maße für den KG nimmt, mache ich noch ein paar Anrufe. Ich würde das nicht ohne Dr. Smeroff´s Zustimmung machen.´

Sie gingen zur Toilette. ´Ich hatte ja ganz vergessen, dass du noch die Windel trägst. Hättest du doch was gesagt.´ Schwester Annas Stimme klang eher sanft als Vorwurfsvoll. Aber Birget hatte sich schon daran gewöhnt.

Beim Vermessen hielt sie still. Schwester Anna gab sich Mühe, Birget nicht zu stimulieren. Sie selber versuchte etwas ernstes zu denken. Sie erinnerte sich an ihre Zeit als Schwesternschülerin, aber so recht wollte es ihr nicht gelingen. Der Gedanken an einen Keuschheitsgürtel und die sanften Berührungen an ihrem Unterleib führten unweigerlich dazu, dass sie wieder feucht wurde. Aber Schwester Anna sagte nichts dazu. Hatte vielleicht Frau Dr. Smeroff doch recht?
100. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 06.04.10 12:30

hallo ambi valent,

schon wieder die nächste fortsetzung. du versorgst uns täglich mit neuem lesestoff. so wird dein pulver bald verschossen sein.

laß mich überraschen mit was du morgen mich überrascht. danke
101. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 07.04.10 13:23

Hallo Nadine

Ich freue mich über die Aufmunterungen. Denn es tut immer gut zu wissen, dass die Geschichte bei einem dankbaren Leser ankommt.

Zitat
... so wird dein pulver bald verschossen sein.


Ich würde es mir fast wünschen, denn ich habe auch noch vieles Anderes zu tun. Allerdings habe ich eher das Problem, dass ich nicht so viel schreiben kann, wie mir Ideen im Kopf herum spuken. Ich leide also weniger an einem zu wenig, sondern an einem zu viel an Ideen.
102. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 07.04.10 14:37

29. Überraschungen

Der Brief in ihrer Hand fühlte sich fast wie lebendig an. Noch steckte er in dem Umschlag, aber es war klar, dass Jonas wohl nie einen passablen Schauspieler abgeben würde. Er gab sich offenbar Mühe, den Brief als etwas belangloses darzustellen. Sein Publikum sollten aber nicht mögliche unerwünschte Zuschauer sein, sondern er wollt ihr was vorspielen. Er hatte wohl etwas mehr rein gelegt, als er es selber wollte. Die Neugier brachte sie fast um.

Irgendwann stahl sie sich auf die Toilette, mit schlechtem Gewissen. Denn während der Arbeitszeit tat man so was auch nicht. Die Zeilen überraschten sie schon. Der süße Jonas schien doch ganz ordentlich pervers zu sein. Was sollte sie mit ihm machen? Sie erforschte ihre eigenen Gefühle. Es ging irgendwie immer noch eine große Anziehung von ihm aus. Aber wenn er doch so drauf war, wie sollte es zwischen ihnen werden? Würde er nicht doch mit diesen Spielen anfangen, die nachher sehr gefährlich werden konnten? Oder wünschte sie sich, dass er mit diesen Spielen im realen Leben anfing, und war ihre Gefühl der Abscheu weniger auf ihn, sondern auf ihre eigenen Wünsche gerichtet?

Beim Nachdenken über diese Situation machte sie sich zum ersten Mal klar, dass sie tatsächlich ein Verlangen bewegte, dass sie ablehnte. Sie hatte sich nie eingestanden, dass da etwas persönliches ist, als sie nach Bondage und Fetisch im Internet recherchierte. Sie erklärte sich selber ihr eigenes Interesse mit nackter Neugier. Und damit waren die Rückfragen an ihre Motivation auch schon geklärt. Damals zumindest. Die neue Selbsterkenntnis überraschte sie. Heute aber war sie viel mutiger geworden. Sie hatte in der neuen Umgebung weit mehr erotische Erfahrungen gesammelt, als in ihrem ganzen Leben davor. Ihr Selbstbild als braves und züchtiges Mädchen hatte ohnehin schon heftige Risse. Dieses Selbstbild erschien ihr zum Einen als allzu durchsichtige Fassade.

Zum Anderen aber war es nichts als die lautere Wahrheit, dass sie lieb und brav sein wollte, einfach nur gut. Fast alle Menschen, Patienten und Schwestern hatte sie sehr gern. Und ihre Liebe zu ihren besonderen Freundinnen war auch so echt, ja sie würde sagen: rein.

Wie also passte das alles zusammen? Und was macht sie wohl mit Jonas? Sie entdeckte, dass er ihr vielleicht ähnlicher war, als sie sich zunächst vorstellen konnte. Nein, ihn kann sie gar nicht abservieren. Sie hat diese seltsame Seelenverwandtschaft ohne es zu wissen so sehr gesucht. Die Skrupel, die er in dem Brief ausdrückte, waren auch ihre Skrupel. Und die Ehrlichkeit, mit der er seine Neigung bekannte, hatten etwas entwaffnend Rührendes.

Sicher, es machte ihr dennoch Angst. Wo würde der Weg hinführen? Aber dann stellte sie sich einfach vor, sie würde ihm den Laufpass geben und einen anderen die ewige Treue schwören. Dieser Andere könnte dann in zwei Arten sich entwickeln: Entweder softig und in Langeweile sterben, oder aber doch als verkappter Sadist, der eben nicht Jonas Ehrlichkeit mitbrachte. Und dafür hätte sie dann den süßen Jonas aufgegeben?

Trotz der Nachdenklichkeit kamen ihr einige bösen Gedanken. Sie wollte es ihm nicht zu leicht machen. Soll er doch ein Bisschen zappeln. Jetzt hatte sie ihn an der Leine. Und wenn sie ihn tatsächlich dauerhaft halten wollte, musste sie einen kühlen Kopf bewahren. Wenn ihr Widerstand nicht existent war, würde er sich vielleicht keine Mühe geben. Oder er würde sie gering schätzen. Andererseits schien er unter der Oberfläche schon ziemlich fertig zu sein. Der hatte doch keine Nerven wie Drahtseile. Und wenn sie ihm übel mitspielte, würde sie ihm seine Liebe zerstören. Selbst wenn sie ihn von ihr abhängig machen könnte, so wollte sie die Beziehung auch nicht. ´Was bin ich doch für ein kalter Fisch´, sagte sie sich, ´Wie denke ich von dem Mann, den ich liebe? Oder ist das noch gar nicht die Liebe?´

Einfach war es auf jeden Fall nicht. Sie wollte sich mit der Antwort etwas Zeit lassen. Wie aber sollte sie sich ihm gegenüber verhalten wenn sie sich auf dem Flur begegneten? Wenn sie ihn anlächelte, hatte er bereits seine Bestätigung und Entwarnung. Wenn sie ihn ignorierte oder mit Blicken der Verachtung begegnete, dann wäre er sicher zu sehr am Boden zerstört. Sie nahm sich vor, möglichst geheimnisvoll und unklar auf ihn zu wirken. Immerhin, sie hatte ja tatsächlich über den Abbruch der Beziehung nachgedacht.

In der Kantine um 12:15, so hatte sie sich mit Schwester Anna und Schwester Ilse verabredet. Schwester Ilse machte im Gedanken schon Pläne für die Kleideranprobe, und Schwester Agathe ging Jonas nicht aus dem Sinn. Beide staunten aber nicht schlecht, als sie Schwester Anna mit Birget im Schlepptau auftauchen sah.

´arf ich euch eine zukünftige Mitschwester vorstellen?´ Schwester Anna war sichtlich stolz auf ihre Erfolge. Birget strahlte über die neue Situation, mit der sie nun in einen neuen Freundeskreis eingeführt wurde. Schwester Ilse kannte allerdings nicht die Vorgeschichte. Sie ließen es lieber Birget erzählen, denn weder Schwester Anna noch Schwester Agathe wollte, dass sich Birget verraten fühlte.

Aber Schwester Ilse war sehr mitfühlend: ´Gar kein Sex? Das ist aber hart!´

Birget wunderte sich: ´Aber du trägst doch auch einen KG. Was ist denn da so besonderes?´

´Es gibt immer Möglichkeiten. Wo ein Wille, da auch ein Weg. Genitale Stimulation ist sicher was wunderbares. Aber man kann mit Schwestern auch so viel Spass ohne haben …´

Schwester Anna unterbrach: ´Ich finde das gemein, wenn du die arme Birget jetzt so anheizt. Sie darf nicht. Und so lange sie unter der Kontrolle von Frau Dr. Smeroff ist, werde ich ihre Anweisungen genau befolgen und ihr das verwehren, was ich ihr persönlich so sehr gönnen würde. Ich hoffe allerdings, dass sie sie dadurch schneller aus der Therapie entlässt.´

Birget seufzte. Zum einen fühlte sie sich unter den Schwestern richtig wohl und verstanden. Aber ihre aufgezwungene Enthaltsamkeit machte sie zur Schwester zweiter Klasse. Auch die Strenge von Schwester Anna drückte schon sehr. Aber sie verstand Anna als eine Freundin, die es letztlich nur gut mit ihr meinte. Sie hoffte, dass diese Zeit bald zu Ende war.

´ann wird Birget heute nicht zur Kleideranprobe mitkommen können. Eigentlich schade. Aber Schwester Anna, du musst mit, das ist doch klar.´ Schwester Ilse hatte eigentlich gelogen. Die Kleideranprobe war ihr aus zwei gründen wichtig. Denn tatsächlich war sie ganz neugierig auf die Sachen. Mindestens ebenso wichtig waren ihr aber die Zärtlichkeiten, die sie zumindest beim Letzten Mal mit Schwester Agathe ausgetauscht hatte. Birget, die ja auf gar keinen Fall mitmachen durfte, würde da nur stören.

´Wenn Birget nicht mitdarf, dann werde ich auch nicht dabei sein. Ich kann doch das arme Ding nicht in ihrem Bett anbinden um hier mit euch Spaß zu haben.´ Schwester Anna war ohnehin nicht so scharf auf die Kleidergeschichte. Es war ihr schlicht nicht so wichtig, aber sie hätte ansonsten mitgemacht.

´arf ich auch mal was sagen?´ meldete sich Birget zu Wort. Die anderen nickten ganz selbstverständlich. ´Ich habe ja mal eine Zeit als Modell gearbeitet, nebenberuflich. Und ich fand es ganz toll, andere Sachen auszuprobieren. Ich würde es nicht gut finden, wenn Schwester Anna um meinetwillen auf den Spass verzichtet. Ich war nun monatelang fixiert und habe mich fast daran gewöhnt. Das Bisschen mehr oder weniger macht den Kohl nicht fett. Aber wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich wahnsinnig gerne mitmachen.´

Schwester Ilse dachte nun daran, dass mit Birget im Beipack die Zärtlichkeiten nicht so gingen, aber sie konnte der Schönen diesen Wunsch einfach nicht abschlagen. Sie überredete schließlich Anna, dass beide zusammen das Quartett vervollständigte, die sie nun ´Schwesternmodenschau´ nannten.

Schwester Petra kam ihnen an den Tisch: ´Habt ihr schon gehört: Wir haben heute wieder einen Schwesternabend.´ Sie sah Schwester Agathe vielsagend an. Diese wusste sehr wohl, was sie damit meinte. Gegenseitiges öffentliches verprügeln war aber ganz und gar nicht das, was Schwester Agathe mochte.

´as ist aber arg kurz. Wieso so schnell wieder?´ fragte Schwester Anna.

´Genaues weiß ich auch nicht, aber e sei bereits wieder genug vorgefallen. Darum hatte der Drache das so beschlossen. Sie wird sich sicher heute Abend dazu erklären.´ Schwester Petra genoss es offensichtlich, besser informiert zu sein. Die Vorfreude elektrisierte sie ein wenig. Sie stand auf Action. Und ihre Schwester Silvia hatte ihr gebeichtet, dass sie wohl auch eine Tracht Prügel ab bekäme. Schwester Silvia zitterte zwar bei dem Gedanken, denn sie war in dieser Hinsicht das krasse Gegenteil von Schwester Petra, aber Petra fand die Vorstellung, Silvia leiden zu sehen, sehr erregend – auch wenn sie sie liebte.
103. RE: Die gute Schwester

geschrieben von SteveN am 07.04.10 18:03

Hallo Ambi Valent !

Aha, ein neuer Schwesternabend steht auf dem
Programm. Die Leiterin meint anscheinend die Zügel
noch etwas straffer anziehen zu müssen ?

Viele Grüße SteveN


104. RE: Die gute Schwester

geschrieben von drachenwind am 07.04.10 20:00

Schon wieder Prügel?
Wer kontrolliert und bestraft eigendlich den Drachen?
Sie will doch gleich behandelt werden.

Erzähle deine Geschichte bitte weiter!
105. RE drachenwind: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 07.04.10 20:32

Hallo drachenwind

Zitat
Schon wieder Prügel?
Wer kontrolliert und bestraft eigendlich den Drachen?
Sie will doch gleich behandelt werden.


Disziplin kostet eben was. Aber diesmal läuft es etwas anders.

Leider müsst ihr etwas Geduld haben. Denn morgen kommt erst mal ein neuer Faden, der allerdings bereits in einer anderen Folge vorbereitet war. Dann muss was von der Modenschau mit vier Modelen berichtet werden.

Also: Es bleibt spannend.
106. RE: Die gute Schwester

geschrieben von drachenwind am 08.04.10 00:38

Wir müssen uns eben in ernster Geduld üben.
107. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Xanduli am 08.04.10 08:02

loss spann uns nicht auf die folter

du machst aus einer zweierbeziehung ja ein octogonbeziehung oder noch mehr!!

schön langsam muss die Ritterin(Drache) einschreiten!

mach weiter so sehr spannend!!!!
108. Folge 30: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 08.04.10 12:57

30. In der Redaktionsstube eines Frauenmagazins

´Frau Schimmelpfennig, ich habe einen heiklen Auftrag für sie. Sie wollten schon immer mal investigativ tätig sein, nicht wahr?´

Gerlinde Schimmelpfennig war neugierig. Aber ein heikler Auftrag? Ja, erst recht.

´Wie ein Lauffeuer ist eine ganz bizarre Geschichte uns bekannt geworden. Vielleicht ist es ja doch nur eine Ente. Aber wenn nicht …´

´Jetzt machen sie es nicht so spannend. Um was geht’s´

´Auf dem letzten Volleyballturnier war die Siegermannschaft aus einem großen Privatsanatorium. Alles Schwestern, die dort angestellt sind.´

´as ist zwar seltsam, aber was besonderes wohl kaum. Oder machen sie da Menschenversuche zur Leistungssteigerung?´

Emma Braun, Chefredakteurin, lachte. ´Ja, das wäre auch eine schöne Story, aber es geht um was anderes. Eine der Spielerinnen hat nach ihren Siegen etwas kräftig dem Alkohol zugesprochen. Und als natürliche Plaudertasche sprudelte da ein wirklich schrille Geschichte raus. Die Schwestern da tragen alle einen Keuschheitsgürtel. Und andere Disziplinübungen soll es auch geben.´

Gerlinde fiel fast der Kinnladen runter. ´ie Schnapsdrossel hat eine blühende Phantasie. Da ist gewiss nichts dahinter.´

Ich habe mir mal auf die Schnelle ein paar Informationen zu dem Haus gezogen. Einiges passt da schon zusammen. Auf der Webseite sieht man einige Schwestern, die eine altmodische Tracht tragen. Und sie suchen ständig neue Schwestern und inserieren regelmäßig. Der Text deutet schon etwas Seltsames an.´

´Und ich? Sollte ich mich da bewerben und in Tracht mit Häubchen und Keuschheitsgürtel rumlaufen? Das ist nun wirklich nicht mein Ding.´

´Sie sind die Einzige in unserem Autorinnen-Team mit Schwesternexamen. Und als Journalistin müssen sie da durch. Am Besten machen sie die Probezeit von 3 Monaten. Mindestens aber sollten sie 1 Monat durchhalten.´

´Gibt’s dafür was extra?´

´Sie kriegen weiter das Gundgehalt, und ihren Verdienst dort dürfen sie natürlich auch behalten. Und natürlich das Übliche, wenn wir was veröffentlichen. Wir dachten an eine Art Tagebuch, dass wir dann zeitversetzt bringen. Natürlich wollen wir nicht, dass ihre Tarnung auffliegt. Wenn sie diesen Job ablehnen, können sie sich aber vorstellen,wie oft ihr Name fällt, wenn es was zu untersuchen gibt.

Sagen sie mal, reizt sie diese Geschichte nicht?´

´Sie sind lustig. Frau Braun. Das hört sich ja so an, als ob sie am liebsten in so einen Keuschheitsgürtel gesteckt werden wollen.´ Gerlinde schaute ziemlich sauer drein. Als sie was von einer heiklen Aufgabe gehört hatte, dann dachte sie an einer Reportage im Milieu, bei der Russenmaffia oder bei Soldaten in Afghanistan. Nun sollte sie zu verrückten Hühnern in die Provinz.

Frau Braun wurde nun etwas ärgerlich. ´Ich will ihnen mal was sagen, liebes Fräulein. Mit dieser Einstellung werden sie nicht mal zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Wenn sie es nicht wirklich wollen und sich ganz auf die Aufgabe einlassen, wird das nichts. Sie müssen die Personalerin und die Kollegen davon überzeugen, dass sie eben so schräg drauf sind, dass sie unbedingt da hin müssen. Überlegen sie es sich gut, ob sie zu- oder absagen. Und wozu sie sich entschieden haben, das ziehen sie dann ohne weiter rumzuzicken durch. Ist das klar?´

Gerlinde war etwas eingeschüchtert. ´Bis heute Abend haben sie meine Antwort.´

So hatte sie sich investigativen Journalismus nicht vorgestellt. In ihrer Vorstellung war sie die harte Heldin, die die Bösewichter aufs kreuz legt. Sie war gut im Kampfsport und wusste, dass sie einiges vertragen konnte. Sie dachte mit Schauer an ihre Fantasie mit der Russenmaffia. Wie sie trotz ihrer Stärke überwältigt und vergewaltigt wurde. Nein, sie wollte das nicht wirklich, aber so einen Kick gab es schon. Und ein Jack Bauer musste ja auch immer durch die Hölle gehen. Wahre Helden leiden eben. Immer.

Aber die Hexe hatte natürlich recht. Wenn sie diesen Job übernehmen wollte, dann musste sie sich ganz darauf einlassen. Sie musste so denken wie eine verklemmte Tusse. Vielleicht musste sie zur Vorbereitung noch Arztromane lesen. Ihr schauderte. Damals, als sie die Ausbildung gemacht hatte, hatte sie die Nase voll von den Mädchen, und was die so erzählten. Schwester sein heißt doch, einem Zickenverein beizutreten. Nie wieder, hatte sie sich damals geschworen. Und jetzt war sie dabei, diesen Schwur zu brechen.

Wenn sie ein Mann wäre, dann würde sie sagen, die Chefin hat sie beim Sack. Wenn sie jetzt kniff, dann war wohl ihre strahlende Karriere als investigative Journalistin zu Ende, bevor sie begonnen hatte. Und was tut man nicht alles für die Karriere. Also, Augen zu und durch.

´Liebes Fräulein´ hatte sie sie genannt. Das war schlimmer als ein Schlag ins Gesicht.

Sie sah sich die Website des Sanatoriums und Waldkrankenhauses an. Ein Riesending, wie geleckt. Und die Schwestern auf den Bilden, ja so wollte sie auch aussehen. Immer dienstbar und pflichtbewusst, so schärfte sie es sich aller Widerstände zum Trotz ein. Dann kamen die Seiten über Keuscheitsgürtel dran. Ziemlich schräg, aber wenigstens wurde sie nicht von so einem Russenmafiosi vergewaltigt. Das ist doch schon mal was, so versuchte sie sich zu motivieren. Und zur Nachspeise verordnete sie sich drei Arztromane. Das Würgen im Hals musste sie ja noch unter Kontrolle kriegen.

Ob diese Frau Braun wusste, was sie ihr antat? Aber sie wollte ja ein anderes Mindset. Und da ist Gehorsam wichtig. Also ging sie in deren Büro.

´Jawohl, verehrte Frau Braun, sie haben so recht. Den Auftrag übernehme ich gerne. Ich bin ihnen ja so dankbar für die Chance, die sie mir bieten.´

Die Chefredakteurin stutzte. Was war nun in diese Schimmelpfennig gefahren? Völlig verändert?

´Machen sie sich keine Sorgen um mich. Ich stelle mich nur auf meine neue Aufgabe ein, die sie mir ja dankenswerter Weise zuwiesen. Ich bin sehr dienstbeflissen und habe bald ein zuckersüßes völlig gehorsames Mindset.´

Emma Braun prustete los. ´Hervorragend. So könnte es klappen. Ich weiß zu schätzen, was sie da tun. Aber für eine gute Reportage muss man auch mal über seinen Schatten springen.´
109. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Micum am 08.04.10 13:45

Schön, wie du es immer wieder schaffst, neue Wendungen und Handlungsstränge einzubauen!

Also mir gefällt die Geschichte immer besser.

Weiter so!!!

MfG
110. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 08.04.10 16:45

Kaum hat man mal fast keine Zeit, muss (darf)man schon 3 Kapitel lesen.

Das gibt es auch nur in diesem Sanatorium, das eine Patientin, Schwesternarbeit verrichtet.

Aber jetzt kann es nur noch besser werden, wenn die Presse ins Haus kommt. ---ggg---

Aber, was ist wenn diese Dame, die Frau o. Frl. Gerlinde Schimmelpfennig als Pressefrau erkannt wird?

Oder falls nicht, werden die KG´s und die Prügelstrafen nachher, unter dem Druck der Öffentlichkeit, wieder abgeschafft?

Freue mich jedenfalls auf den nächsten Teil.

Danke Ambi Valent
-----
Gruß vom Zwerglein
111. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 08.04.10 17:17

Hallo Zwerglein

Zitat
Das gibt es auch nur in diesem Sanatorium, das eine Patientin, Schwesternarbeit verrichtet.


Warscheinlich hast du recht, aber warum ist das eigentlich so ungewöhnlich? Physisch fehlt doch Birget nichts, außer dass sie etwas schwach ist wegen der langen Fixierung. So ist es jedenfalls die beste Reha-Maßnahme, die sie sich denken kann. Und kostet noch nicht mal extra.

Zitat
Aber jetzt kann es nur noch besser werden, wenn die Presse ins Haus kommt. ---ggg---

Aber, was ist wenn diese Dame, die Frau o. Frl. Gerlinde Schimmelpfennig als Pressefrau erkannt wird?

Oder falls nicht, werden die KG´s und die Prügelstrafen nachher, unter dem Druck der Öffentlichkeit, wieder abgeschafft?


Ich will nicht vorgreifen, aber es drohen sich da schon Komplikationen an. Nur so viel: Es läuft wohl etwas anders, als es sich die Beteiligten vorstellen. Es bleibt in jedem Fall spannend.

PS.: Frau Schimmelpfennig hasst es, wenn sie mit Fräulein angesprochen wird. Eigentlich hätte sie lieber bei den Spezialeinsatzkräften anheuern sollen.
112. RE: Die gute Schwester

geschrieben von SteveN am 09.04.10 11:23

Hallo Ambivalent !

Das ist aber wirklich eine neue coole Wendung.
Eine neue Schwester die in den Keuschheitsgürtel
gesteckt werden will.
Eine Schwester, die überall ihre Finger reinsteckt.

Viele Grüße SteveN


113. Folge 31: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 09.04.10 15:24

31. Schwesternmodenschau

Frau Ritter war etwas irritiert, als nun gegen 16:30 die vier Frauen bei ihr aufkreuzten. Eigentlich passte ihr das nicht so recht. Aber die Vorbereitungen für den Schwesternabend hatte sie eigentlich schon fertig. Warum also nicht? Das mit Schwester Anna auch mal jemand aus der anderen Altersgruppe dabei hatte war für sie noch wichtiger als Birget, die als Model sicher etwas her machte, vor allem, da sich alle etwas heraus geputzt hatten. Man sah zwar kaum Schminke, aber sie machten alle eine sehr angenehme Erscheinung aus. Der Arbeitsvertrag mit Birget war noch nicht finalisiert, aber Frau Ritter hatte die Zustimmung von allen, die etwas zu sagen haben.

Nach kurzer Überlegung entschied sie aber, dass Birget noch nicht am Schwesternabend teilnehmen sollte. Es ging doch ein Bisschen schnell. Die ´Models´ erklärten sich bereit, dass sie auch fotografiert werden dürften. Frau Ritter hatte dann doch noch Spaß bekommen. Aber es sollte nur bis 18:30 gehen. Denn dann müsste der Schwesternabend für 19:00 seine letzten Vorbereitungen erfahren. Immerhin müsste ja auch Birget wieder an ihr Bett fixiert werden, denn Schwester Anna könnte sie ja nicht beaufsichtigen. Birget nahm diese etwas ernüchternden Aussichten mit stoischer Gelassenheit hin.

Schwester Anna griff sich eine italienische Tracht von 2002. Die kurzen Ärmel des himmelblauen Kleides waren weiß gesäumt. Der weiße Kragen hatte rund auslaufende Ecken und war weit geschnitten. Die Schürze stellte eher ein Überkleid da. Anstelle der Träger wurde sie an den Schultern angeknöpft und lief rund im Abstand von 10 cm um den Hals. Das Häubchen war eher ein Kopftuch. ´as passt zu dir. Sieht aber etwas rustikal aus.´ Meinte Schwester Agathe grinsend.

Schwester Ilse hatte eine australische Tracht aus dem zweiten Weltkrieg erwischt. Sie wollte sie gerade wieder zurück hängen, aber die anderen meinten, sie solle sie unbedingt anprobieren. Aber nachher meinten sie doch übereinstimmend unter Gekicher, dass sie ihr doch nicht so gut stünde. Das graublaue langärmelige Baumwoll-Kleid wurde wie üblich vorne weiß geknöpft. Anstelle einer Schürze gehörte allerdings eine dunkelblaue Pelerine dazu, die unter dem spitzen, weit auslaufenden weiten Kragen geschlossen wurde und bis über die Ellenbogen ging. Das Häubchen wurde durch eine Art Schleier ersetzt. Aber sie schwelgte wieder in der Erinnerung. Wie schön war es doch letztes mal, als sie Agathe umarmen konnte und küssen … Vielleicht könnten sie ja Schwester Anna und Birget schon vorschicken, dann zumindest nur mal ganz kurz ...

Schwester Anna hatte eine englische Tracht angezogen. Dunkelblau und kurzärmelig, wit kleinen weißen Streifen an den Ärmeln und Kragen. Typisch war der breite Gürtel mit Einhäng-Verschluss – hier in Schwarz. Das passte dann auch zu den schwarzen Strümpfen. Die Pulsuhr als Insignium über der linken Brust. Hier auch ohne Schürze.

Birget erwischte ein sehr ähnliches englisches Kleid. Etwas anders geschnitten und mit weißem Gürtel. Geschlossen maschierten sie ins Büro von Frau Ritter, die ihnen die Sachen zum Fotografieren gab. Frau Ritter, die sonst eher so bierernst war, ließ sich vom Lachen und kichern anstecken, blieb aber hinter dem Schreibtisch sitzen. Die Schwestern fühlten sich durch ihre Anwesenheit gar nicht eingeschüchtert. Eine heitere Veranstaltung. Es wurde posiert und geknipst. Die Schwestern Da aber die Zeit knapp war, ging es auf zur nächsten Runde.

Diesmal erwischte Birget eine eher moderne Tracht aus einer rosa Kunstfaser. Ein einfacher Schnitt, der ihre schlanke Figur betonte. Nur das Hütchen aus dem gleichen Stoff anstelle des Häubchens, der weiße Kragen und die abgesetzten Taschen konnten sie als Schwester erkenntlich machen.

Schwester Anna erwischte eine Tracht der Vinzentinerinnen, die ja viele Krankenhäuser unterhalten hatten. Es war noch die alte Tracht vor dem 2. Vatikanischen Konzil. Sie zog das lange blaugraue Taillenkleid und die ausladende, weiße Flügelhaube, die „Cornette“, unter großem Interesse der anderen an.

Schwester Agathe hatte wohl ein Faible für englische Trachten, diesmal aus den 70ern. Die Kurzen Ärmel des mittelblauen Kleides wurden allerdings von weißen Gummizug-Manchetten abgeschlossen. Weißes Häubchen, weißer Kragen, weiße Schürze mit viereckigem Latz, über der Brust festgesteckt mit Uhr und Abzeichen. Der breite rote Gürtel wurde über der Schürze getragen und betonte ihre gute Figur. ´Neckisch´ meinte Schwester Ilse. Die noch etwas herum stöberte.

Schließlich wurde Schwester Ilse ganz aufgeregt. ´Ich habe etwas ganz Ausgefallenes gefunden. Aber es soll eine Überraschung werden. Ich brauche Schwester Agathe als Ankleide-Hilfe, Ihr anderen Beiden könnt ja schon mal vorgehen. Aber es wird bei mir noch ein wenig dauern.´

Birget war neugierig, was Schwester Ilse wohl gefunden haben mochte, aber die hielt siech bedeckt. Ansonsten dachte sich Birget nichts böses. Anders dagegen Schwester Anna sie ermahnte sich selber, nicht Eifersüchtig zu werden, im Besonderen, wo sie doch die strenge Tracht trug. Denn sie meinte sehr wohl zu wissen, worum es Schwester Ilse wirklich ging, und das waren nicht Kleider.

Falsch waren Die Gedanken Schwester Annas nicht gewesen, denn kaum war die Tür zu, da fiel Schwester Ilse regelrecht über Schwester Agathe her. Die ganze Situation hatte sie richtig heiß gemacht. Schwester Agathe war es ein wenig zu viel aber nur ein kleines Bisschen zu wenig. Sie genoss diese Art von stürmischer Zärtlichkeit nicht minder wie die überraschende Zartheit von Schwester Anna. Mit Schwester Anna aber konnte sie ja jeden Abend zusammen sein, mit Schwester Ilse mussten sie die wenigen Gelegenheiten nutzen. Aber das Glück war von kurzer Dauer. Denn sie konnten sich nicht zu viel Zeit nehmen ohne unangenehm aufzufallen.

Es war allerdings etwas ausgefallenes, was Schwester Ilse gefunden hatte und sogar anziehen wollte. Eine Schwesterntracht aus Latex. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie die wohl hier her gekommen ist. Im professionellen Einsatz – im Pflegebetrieb – war die sicher noch nie gewesen. Eigentlich eher dezent, knielang und blusig geschnitten mit engem Kragen aus himmelblauen Material und weiß abgesetzt, weißer Gummischürze und Häubchen aus weißen Plastik sah sie fast seriös aus. Nur glänzte das Kleid sehr. Vielleicht wäre es in mattem Gummi weniger auffällig gewesen. Schwester Agnes schüttelte sich fast vor Lachen. ´ie willst du wirklich anziehen? ´

´Aber ja, ich war schon immer mal neugierig, wie es ist, so was zu tragen. Und praktisch ist das Material doch auch, wenn du beim Waschen der Patienten bist und sie dann rumplanschen.

Ich habe mit so was noch gar keine Erfahrung, aber man sollte sich wohl vorher einpudern. Dafür brauche ich dich jetzt.´ Schwester Ilse stand nun bis auf den Keuschheitsgürtel nackt da. Aber ohne Umarmung und einem kurzen Kuss konnte es natürlich nicht weiter gehen. Dann aber war Puder und Kleid schnell angezogen. Und nach weiteren Küssen, diesmal mit den neuen Gefühlen in diesem seltsamen Kleid, beeilten sie sich, zu den anderen zu gehen.

Etwas sauer wegen der Wartezeit (und einiger Hintergedanken) empfingen die drei nun die beiden Nachzügler. Aber das Interesse an Schwester Ilses bizarrer Tracht ließ den Ärger schnell vergessen. Schwester Ilse log entschuldigend: ´Wir mussten uns noch mit dem Stoff vertraut machen. Man muss sich einpudern, damit es richtig sitzt.´

Frau Ritter war es doch etwas Peinlich, dass sie die Latex-Tracht nicht entfernt hatte und meinte nur sauertöpfisch: ´Wie groß schätzen sie die Chancen ein, dass das die neue Standard-Tracht des Hauses werden kann?´

´Besser als eine alte Vinzentinerinnen-Tracht. Mir geht es auch weniger um realistische Chancen, sondern um den Spaß, mal was anderes auszuprobieren´, antwortete Schwester Ilse keck. Sie schien auch keine Bedenken zu haben, in dieser Tracht vor der Kamera zu posieren. ´ieses Gefühl ist so anders. Ihr müsst das auch mal ausprobieren´

Die anderen, sogar Schwester Anna, ließen sich von der Neugier anstecken und probierten das Kleid reihum aus. Schwester Agathe zog auch die Vinzentinerinnen-Tracht aus. Seltsames Gefühl mit der Flügelhaube.

Es drängte die Zeit. Schwester Anna musste ja Birget wieder im Bett fixieren und Frau Ritter wählte von den frischen Fotos noch welche für die Präsentation am gleich beginnenden Schwesternabend aus.
114. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 09.04.10 23:33

Da gab es ja einiges zum anprobieren.

Wie ich gelesen habe, hatten auch alle Ihren Spass.

Aber eine Latextracht?? Davon habe ich noch nie gehört.

Dabei sind Schwester Agnes und Schwester Ilse, mit ihren Küsschen,
auch noch auf Ihre Kosten gekommen.

Aber jetzt geht es ja zum berüchtigten Schwesternabend.

Danke Ambi Valent auch für Deine Erläuterung.
-----
Gruß vom Zwerglein
115. Folge 32: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 10.04.10 12:27

32. Der Sonder-Schwesternabend

´Liebe Schwestern! Einige sind sicher überrascht, dass wir nun schon wieder einen Schwesternabend haben, wo der letzte doch gerade erst 2 Wochen her ist. Es gibt natürlich dafür einen besonderen Anlass.

Unser Volleyball-Team hat hervorragende Leistungen beim letzten Turnier gezeigt und den Sieg errungen.´ Frau Ritter machte eine Pause. Die Schwestern merkten natürlich, dass das kein hinreichender Grund für einen vorgezogenen Schwesternabend war und blieben neugierig. Aber natürlich wollte Frau Ritter, dass die Siegerinnen geehrt werden. So setzte der Applaus eher verhalten ein, kam aber dennoch pflichtschuldigst.

´Leider ist aber bekannt geworden, dass wir hier einen ungewöhnlichen Stil pflegen. Das wir hier Keuschheitsgürtel tragen kam bei vielen keineswegs gut an. Es gab Gerede. Viele mögen jetzt denken: Sollen sie doch. Die sollen sich um ihren eigenen Kram kümmern.

Leider ist das aber nicht so einfach. Wenn es bei dem Bisschen Gerede bleiben würde, bräuchte ich keinen Schwesternabend deswegen einzuberufen. Wenn es sich damit verlaufen würde, wäre auch kein weiterer Grund der Sorge gegeben. Ich fürchte aber, dass wir das Interesse der Medien geweckt haben könnten. Und dann stehen uns harte Zeiten bevor. Zunächst würde in einem Blatt eine Sensationsmeldung stehen. Oder ein Fernsehteam freut sich über die Chance, die Quote zu heben, oder beides. Und weitere werden folgen. Die Öffentlichkeit ist für Bigotterien bekannt. Hauptsache, man hat was für die öffentliche Aufregung. Wir können nicht davon ausgehen, dass die Medien immer ausgewogen, fair und nüchtern berichten. Eher ist mit einer verfälschten, negativen Berichterstattung zu rechnen.

Ich habe mit dem Management des Hauses gesprochen. Diese haben mit ihre Unterstützung zugesagt und ausdrücklich unsere gemeinsame Arbeit hier gelobt, einschließlich der Maßnahmen. Ich bilde mir allerdings nicht viel darauf ein. Im schlimmsten Fall wird der Druck aber so groß, dass wir unsere Verfahren hier grundsätzlich ändern müssen. Vielleicht werde ich Euch auch verlassen müssen.´

Ein Raunen ging durch die Schwesternschaft. Denn der Drache wurde bei weitem nicht so gehasst, wie sie sich es vorstellte. Die Schwestern verstanden die Maßnahmen meist schon, zumindest waren sie mit den Ergebnissen mehr als zufrieden. Wenn Frau Ritter ging, würde es sicher erheblich schlechter werden, die schöne Gemeinschaft würde womöglich zerbrechen. So dachten zumindest viele Schwestern.

´Falls das alles nur Unkenrufe und übertriebene Befürchtungen sind, würden wir uns sicher freuen. Dennoch sollten wir bestmöglich vorbereitet sein, dass der Erfolg unserer Arbeit so wenig als möglich gefährdet ist. Ich mache mir selber die größten Vorwürfe, dass ich dies so wenig vorausgesehen habe. Wir sind bislang für diesen Fall nicht gut vorbereitet. Was würde denn passieren, wenn morgen Reporter hier auflaufen und Schwestern befragen? Würde jede einfach nur sagen: „Kein Kommentar“? Dann würden sie sicher ehemalige Befragen, so lange, bis sie irgend eine Sensation berichten könnten.

Oder würden die befragten Schwestern einfach freimütig von ihren Erfahrungen berichten? Meist werden nur Bruchstücke wiedergegeben. Selbst wenn man den Redakteuren keine böse Absicht unterstellt, und sie auch die begrenzte Sendezeit, den begrenzten Platz verweisen, so bleiben doch die plakativsten Aussagen im Raum stehen.

Ich möchte euch allen hier keine festen Anweisungen geben, was ihr sagen dürft und was nicht. Ich will euch lediglich vorbereiten auf dass, was kommen kann. Und das fängt damit an, sich selber die Situation vorzustellen. Dann werden euch die Journalisten nicht so leicht aufs Glatteis führen. Ich möchte euch ein Beispiel geben. Schwester Susanne, komm doch mal nach vorne.´

Bei den Schwestern gab es Gemurmel. Frau Ritter hatte völlig recht. Selbst die Spielerinnen, die ja die Öffentlichkeitserfahrung gemacht hatten, hatten nicht bedacht, was auf sie zukommen könnte. Sie hatten einfach nur Glück gehabt, dass es nicht beim Turnier bereits zu indiskreten Interviews gekommen ist.

´Also, Schwester Susanne, stellen Sie sich vor, ich sei eine Journalistin.

Guten Tag Schwester, dürfte ich ihnen einige Fragen stellen?´

Schwester Susanne: ´Leider nein, ich bin gerade sehr beschäftigt.´ Gelächter unter den Schwestern.

Frau Ritter: ´Das war zwar schon sehr gut, aber das wird nicht immer so gehen. Wir sollten auch eine andere Variante vorstellen.

Dieser Ort strahlt so viel Ruhe aus, die Schwestern machen einen so freundlichen Eindruck. Täuscht das?´

Schwester Susanne lächelt: ´Keineswegs. Wir haben hier eine super Atmosphäre. Die Schwestern arbeiten hier gerne, denn vieles, was sie in anderen Häusern an Negativem erlebt haben, gibt es hier nicht.´

´Negatives in anderen Häusern?´

Schwester Susanne: ´Spannungen in der Schwesternschaft. Mobbing. Fehlende Rückendeckung von oben. Enormer Leistungsdruck.´

´Sie malen da ein Schreckensszenario. Und sie leben hier gemütlich auf der Insel der Seligen?´

Schwester Susanne: ´Die meisten arbeiten noch fleißiger als anderswo. Nicht wegen dem Druck, sondern weil wir den Rücken frei haben und uns auf unsere Aufgaben konzentrieren können. Und das macht uns meist sehr zufrieden.´

´Auch weil sie keinen Sex haben dürfen und einen Keuschheitsgürtel tragen müssen?´

Schwester Susanne: ´Es ist nicht wie sie denken. Das kann man so einfach nicht erklären.´

´Versuchen sie es doch einfach. Warum müssen sie einen Keuschheitsgürtel tragen? Das tun sie doch nicht freiwillig.´

Schwester Susanne: ´In gewisser Hinsicht schon. Ich habe hier einen Arbeitsvertrag unterschrieben und wusste, worauf ich mich einlasse. Die besonderen Maßnahmen der Disziplin sind eben Teil des Paketes, und es ist enorm erfolgreich. Ich bin hier sehr glücklich.´

´Aber sie können den Keuschheitsgürtel nicht einfach ablegen. Wie zwingt man sie dazu?´

Schwester Susanne: ´Nun, ein Keuschheitsgürtel ist eben verschlossen, da gibt es ein Schloss. Und ich habe nicht die Schlüssel.´

´Für mich klingt das wie Sklaverei. Womöglich schlägt man sie auch noch. Können sie mit dem Wort „Masochismus“ etwas anfangen?´

Schwester Susanne errötete und konnte erst mal nichts sagen.

´Danke, Schwester Susanne. Das war sehr gut.´ Schwester Susanne, immer noch rot, setzte sich wieder.

´Dieses kleine Beispiel sollte ihnen eine mögliche Variante zeigen. Es gibt tausende andere Varianten. Schwester Susanne hat sich tapfer geschlagen. Der Gesprächsverlauf war so, dass Schwester Susanne hat erst einmal erzählen können, was ihr wichtig ist. Sie hat etwas Vertrauen bekommen, denn die Journalistin schien faire Fragen zu stellen. Dann aber hat sie die üblichen Tricks angewendet, um Sachverhalte in den Fragen zu behaupten. Schwester Susanne konnte da nicht einfach widersprechen.

Und jetzt stellen sie sich mal vor, das wäre gefilmt worden und würde gesendet. Natürlich geschnitten. Welcher Teil würde gesendet? Vermutlich nur die letzten 10 Sekunden. Mit so etwas, liebe Schwestern, müssen wir rechnen.

Wenn ihr euch die Situation selber vorstellt, werdet ihr zumindest einige Fallen umgehen können. Aber wenn sie euch dran kriegen sollten, dann entspannt euch. Man kann nicht immer alles richtig machen, und wenn – dann werden sie euch trotzdem einen Strick daraus drehen.´

Den Schwestern ist nun etwas mulmig geworden. Eigentlich hatten sie kaum eine Chance, im Ernstfall bestehen zu können.

´Aber wir können ja beten, dass dieser Kelch an uns vorüber gehe. Wenn ich euch einschärfe, dass ihr euch darüber Gedanken macht, dann bitte ich auch noch, den Ball möglichst flach zu halten. Redet besser so wenig wie möglich über Interna. Also: Nichts zu Ärzten, Besuchern oder außenstehenden Freunden. Wir wollen Risiko und Schaden so gering wie möglich halten.

Jetzt etwas in Sachen Gemeinschaft. Schwester Gudrun will uns verlassen. Kommen sie doch mal nach vorne:´

Ein Raunen ging durch die Reihen. Schwester Gudrun war zwar eher zurückhaltend, und nicht besonders in Erscheinung getreten, außer bei einem Kreis besonders kulturinteressierter Schwestern, aber sie war dennoch beliebt, weil man ihr freundliches Wesen schätzte. Das sie gehen wollte führte zu Fragen und Bedauern.

´Liebe Mitschwestern. Ihr wisst vielleicht, dass Kunst und Kultur meine große Leidenschaft ist. Ich habe einen Lebenstraum, Das Studium in der Angesehensten Kunsthochschule in Paris. Immer wieder wurde ich abgelehnt. Aber ich habe es immer wieder probiert. Dann habe ic so viel Freude an der Arbeit hier gefunden, dass ich mich bereits damit gut abgefunden habe, dass es eben nur ein Traum sei. Aber nun kam doch die Zusage, dass ich angenommen bin.´

Ein Applaus unterstützte Gudrun, den sie sehr dankbar zur Kenntnis nahm.

´Als ich den Brief in Händen hielt, war ich überglücklich und traurig zu gleich. Ihr seid mir hier alle so ans Herz gewachsen, dass ich schon fast daran dachte, abzusagen. Dennoch, ich will meiner Bestimmung folgen. Ihr werdet aber stets in meinem Herzen bleiben.´

Schwester Ilse kam mit einem Blumenstrauß nach vorne. ´Mir als deiner Zimmergenossin viel die Ehre zu einer Künstlerin das Beste zu wünschen. Wir lassen dich nicht wirklich gerne gehen, denn du bist uns Schwester und Freundin geworden. Eigentlich hatte ich dich gebeten, noch ein wenig Dada-Lyrik vorzutragen, aber du hast mich überzeugt, dass es nicht jeder Schwester Sache sei und dein Andenken eher beschädigen könnte.´
Nicht alle Schwestern lachten. Viele hatten keine Ahnung, wovon Schwester Ilse sprach.

´Aber wir wollen dich gerade als Schwestern in deinem Lebensweg unterstützen und dir nur Gutes wünschen. Fast möchte ich dir das Versprechen abnötigen, dass du uns noch weiter Besuche gewährst. Vielleicht kannst du eine Performance geben, die dann die Interessierten auch zu schätzen wissen. Oder, falls es mit der Kunst doch nicht so geht, wie du es erwartest, habe keine Scheu, zu uns zurück zu kommen. Wir würden dich mit Freuden wieder aufnehmen.´

Donnernder Applaus beim Abtritt der beiden Schwestern.

Frua Ritter trat wieder an das Pult: ´Nun aber etwas zur Auflockerung. Ich hatte beim letzten Mal Anregungen gegeben, was an der Hausordnung geändert werden kann. Noch sind nicht alle Vorschläge gesammelt und ausgewertet. Das ist ein Thema für den nächsten Schwesternabend. Aber Vorab einige Anmerkungen:

Ich hatte angeregt, dass man die Arme auf dem Rücken verschränken kann, wenn man nichts weiter zu tun hat. Das hat offensichtlich anklang gefunden. Vielen Schwestern scheint es bereits in Fleisch und Blut übergegangen zu sein. Ich finde es beeindruckend. Aber ich will hier keinen Punkt der Hausordnung daraus machen. Es ist lediglich eine Empfehlung, und niemand ist gezwungen, sich daran zu halten.

Zum Thema Schwestern-Trachten haben sich einige Schwestern mal den Fundus angeschaut. Wir haben da eine kleine Modenschau daraus gemacht.´ Ein Kichern ging durch die Reihen als das Licht abgedunkelt wurde und die Bilder gezeigt wurden, die in den letzten Tagen entstanden sind. Ein jedes Bild wurde mit kleinen Kommentaren und Getuschel quittiert. Als Iris in Gummitracht gezeigt wurde, bekamen alle erst große Augen und fragten sich, was sie da trug. Es war plötzlich ganz still geworden. Schwester Ernas sagte eher leise, aber trotz dem für alle in der Stille hörbar: ´Das ziehe ich nicht an.´

Die Schwestern lachten nun alle laut. Denn natürlich war es wohl eher ein Witz, solche Kleider zu tragen. Hatte Schwester Erna wirklich geglaubt, dass jetzt alle Schwestern diese Tracht tragen sollte? Eine der Schwestern meinte, die Schwesternschaft sollte ein Kostümfest machen. Es gäbe ja doch eine schöne Auswahl im Fundus. Und mit etwas Mai-Bowle wäre das gewiss lustig.

Als das Licht wieder anging, machte Frau Ritter ein ernstes Gesicht. ´Und nun wieder zum unangenehmen Teil. Haben wir Selbstanzeigen?´

Schwester Silvia und Schwester Susanne kamen nach vorne mit ängstlichen und schuldbewussten Minen. Schwester Petra schaute provozierend zu Schwester Agathe, ging aber selber nicht nach vorne.

Schwester Silvia fing an: ´Ich hatte Sex mit einer fixierten Patientin.´

Frau Ritter blieb streng: ´Das ist ein sehr ernstes Vergehen, auf das die Höchststrafe von 30 Schlägen steht. Wegen der Selbstanzeige wären es immer noch 15.´

Schwester Silvia zuckte zusammen.

´Allerdings ist mir zu Ohren gekommen, dass die Patientin sich besonders lobend geäußert hat. Es hätte ihren Therapieerfolg gefördert. Dann dürfte es auch keine Strafe geben. Das aber geht auch nicht, denn die Regeln wurden klar gebrochen. Denn wenn auch der Erfolg dir recht gibt, so war das vielleicht eher Glückssache. Es hätte auch ganz anders kommen können.

Ich weise Schwester Gertrud an, zwei Hiebe zu erteilen. Im Wiederholungsfall würde es aber das volle Maß geben.´

Schwester Silvia holte sich den Knebel und biss fest darauf. Sie war besonders schmerzempfindlich und war dem Drachen sehr dankbar, dass sie nur so eine milde Strafe ertragen musste.

Schwester Susanne war bereits am weinen als sie bekannte, dass sie es war, die nach dem zweiten Whiskey eine lose Zunge hatte und damit die Gemeinschaft in Verruf gebracht hatte.

Frau Ritter war überraschend nachsichtig. ´Ich wüsste jetzt nicht, welche Regel du gebrochen hast. Was soll das wohl für ein Strafmaß bedeuten?´

´Manche Regeln sind vielleicht nicht aufgeschrieben, aber das Wohl der Gemeinschaft durch eine Gedankenlosigkeit zu gefährden ist sicher eine üble Sache. Ich stelle mir vor, dass es wirklich schwierig werden kann. Und wenn ich dann noch keine Strafe bekommen habe, dann wäre das vor den Augen der Anderen so was wie ungesühnte Schuld. Ich könnte es dann den anderen nicht verübeln, wenn sie über mich sprächen. Das wäre aber noch schlimmer, als jetzt fünf Schläge hinzunehmen.´

Schwester Gertrud führte auch diese Strafe aus. Schwester Susanne legte es wirklich nicht darauf an, geschlagen zu werden, aber irgendwie hatte sie dann mit den Schmerzen eher zum Frieden Gefunden. Viele der Schwestern verstanden sie sehr gut.

Es standen eigentlich keine Selbstanzeigen an, aber Frau Ritter verließ die Position am Rednerpult und ging in die Mitte.

´Diesmal werde ich mich selbst anzeigen. Denn ich habe die Gemeinschaft nicht hinreichend vorbereitet, dass so etwas nicht passieren kann. Ich denke, mich trifft mindestens eben solche Schuld wie Schwester Susanne. Darum sollte ich auch fünf Hiebe einstecken. - Schwester Gertrud, walten Sie ihres Amtes.´

Die Schwestern waren nun sehr bewegt. Das hätten sie dem Drachen nicht zugetraut. Sie hat sich selbst angezeigt und den ungeschriebenen Regeln unterworfen. Keine empfand das als Abartig oder ein Verlust an Autorität. Im Gegenteil, mit diesem Schritt stieg der Respekt vor Frau Ritter weiter sehr stark. Sie benutzte auch den Knebel und Streifte ihren Rock hoch. Die Schwestern sahen, dass auch sie einen Keuschheitsgürtel trug. Sicher. Sie hatte die Schlüssel sicher selber, oder hatte sie ihre Schlüssel abgegeben? Egal, denn Frau Ritter hatte bereits deutlich gemacht, dass sie keine Sonderrechte für sich beanspruchte. Sie Steckte die Schläge nicht leicht weg, denn Schwester Gertrud wollte ihr keinen Bonus zubilligen, und schlug eher fester denn schwächer zu.

Es dauerte ein wenig, bis sich Frau Ritter die Tränen abwischte und ihre Fassung wieder gewann. ´So, und nun Meldungen über andere Schwestern.´

Nach den Ereignissen wollte eigentlich keiner mehr noch was sagen. Aber Schwester Agathe hatte sich fest vorgenommen, nicht zu kneifen. Sonst würde Schwester Petra ihr auf der Nase herumtanzen. Sie hatte sie ja fast dazu gezwungen, sie anzuzeigen. Sie trat vor: ´Schwester Petra hat schlecht über eine Mitschwester gesprochen.´

Nun musste Schwester Petra auch vor kommen. Ihr Gesichtsausdruck irritierte nicht nur Frau Ritter. Sie schien es auf irgend etwas anzulegen. Etwas keck sagte sie: ´Aber ich kann doch nicht Lügen. Wenn die Schwester, deren Namen ich nicht sagen darf, eine Langweilerin ist, dann kann ich doch nicht das Gegenteil behaupten.´

Frau Ritter reagierte aber ganz anders, als es Schwester Petra erwartete. ´Wir wissen, dass Sie, Schwester Petra, ein ganz außergewöhnliches Verhältnis zu einer Züchtigung haben. Sie stecken das immer leicht und ohne Knebel weg, obwohl die Schläge genau so hart sind wie bei den Anderen. Hier geht es aber nicht darum, seltsame Gelüste zu befriedigen, zu denen sie provozieren wollen, sondern es geht um Disziplin. Diese schützt die Gemeinschaft und ermöglicht uns, eine sehr befriedigende Arbeit zu tun. Ich möchte unsere Disziplinübung nicht für andere Zwecke instrumentalisieren lassen. Es geht um ihr Verhalten. Schläge nutzen da anscheinend nichts. Und Sie bekommen da auch keine.

Aber sie bekommen eine Abmahnung, morgen schriftlich. Gemeinschaftsschädigendes Verhalten kann ich nicht dulden. Ich möchte ausdrücklich betonen, dass wohl alle hier ihre Leistungen zu schätzen wissen, Sie machen als Schwester eine hervorragende Arbeit. Als Teamspielerin fallen sie nicht nur durch großartige Einzelleistungen auf, sondern sind oft sehr kollegial. Wenn sie sich hier eine persönliche Marotte leisten, so haben sicher viele grundsätzliches Verständnis dafür, aber einen schlechten Geist unter die Schwestern zu bringen wird damit nicht entschuldigt. Wir würden auf Sie äußerst ungern verzichten, aber wenn sie ihr Verhalten nicht ändern, wird genau das geschehen. Fassen sie es als dringende Mahnung auf, ändern sie ihr Verhalten und bleiben sie eine wertvolle Mitschwester.´

Schwester Petra war ganz blass geworden. Das war jetzt schlimmer, als ein paar Schläge auf dem Po einzustecken. Sie fühlte sich vor allen Bloßgestellt, aber auf eine Weise, die sie eben nicht zerstören wollte.

´Schwester Agathe, Sie haben wohl damit gerechnet, dass Sie wegen Petzens auch was einstecken müssen. Das wäre auch normal dran gewesen. Die besonderen Umstände machen dies aber heute überflüssig. Sie dürfen sich setzen.´ Die anderen Schwestern fanden es vorbildlich, wie Frau Ritter das Problem gelöst hat.

Die Schwestern wurden beim Weg auf die Zimmer noch weiter von den Gedanken umgetrieben. Sie sollten noch Tage über diesen Abend nachdenken.

Auf dem Weg sprach Schwester Ilse noch Schwester Agathe an. ´Jetzt, wo ein Bett bei mir frei wird, wie steht es eigentlich mit dir und Schwester Anna?´

´Ich liebe euch beide gleichermaßen. Aber ich werde das Anna nicht antun, zu dir zu ziehen. Du wirst auch viel leichter eine finden, mit der du ebenso gut kannst wie mit mir.´
116. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 11.04.10 13:32

33. Eine Turbo-Bewerbung mit Clou

Dienstag morgen, 8:33. Das Telefon klingelt. ´Gerlinde Schimmelpfennig´

´Guten morgen, hier Ritter. Es geht um ihre e-mail Bewerbung von gestern Abend. Sie schreiben, dass sie unsere Anzeige erst so spät gelesen haben, und dass sie sich schon fast für eine andere Stelle entschieden haben. Wir sollten uns bei Interesse noch kurzfristig bei ihnen melden. Gut – wir haben Interesse. Hätten sie gerade Zeit für ein kurzes Telefoninterview?´

Gerlinde war sofort hellwach, obwohl sie sonst eher der Morgenmuffel war. Erstaunlich, wie schnell die reagieren, ging es ihr durch den Kopf. ´Ja, natürlich. Ich freue mich riesig, denn zu ihnen würde ich viel lieber gehen.´

´Nun mal halt. Sie kennen uns doch noch gar nicht.´

´Ja, vielleicht. Aber so ziemlich alles passt bei Ihnen, auch ihre Webseite hat mich sehr angesprochen. Und außerdem will ich raus. Meine Wohnung ist gekündigt, und seit das Krankenhaus geschlossen hat bin ich auch ohne Arbeit. Ehrlich gesagt, ich wollte den Schwesternberuf sogar schon ganz aufgeben, denn das Arbeitsklima war grässlich.´ Ein schlechtes Gewissen hatte sie nicht, denn einiges stimmte sogar.

´Und bei uns sei es besser, meinen Sie?´

´Aber das haben sie doch geschrieben. Und das Haus scheint auf Tradition, Ordnung und Disziplin besonderen Wert zu legen. Ich bin zwar noch jung, aber das ist es, was mich bei Ihnen so anspricht.´

´Sie wohnen recht weit weg. Haben sie denn keinen Freund oder Partner, oder Freundinnen?´

´Es ist mir etwas peinlich., ihnen meine Lebensprobleme zu schildern. Aber meine Beziehung ist erst vor kurzem endgültig in die Brüche gegangen. Er hat jetzt eine Andere - meine beste Freundin, oder besser: Meine ehemalige beste Freundin.

Aber ich hätte auch eine Frage. Mir ist aufgefallen, dass sie dauerhaft nach Schwestern suchen. Das kommt mir komisch vor. Nehmen die sonst schnell alle reisaus?´

Frau Ritter lachte: ´Nein, wir haben eine eher geringe Fluktuation, und die meisten Schwestern versichern mir, dass sie sich hier wirklich wohl fühlen, auch wenn wir einiges anders machen als üblich. Und unsere ständige Suche nach geeigneten Mitarbeiterinnen hat nicht nur seinen Grund in der immer noch vorhandenen Fluktuation, sondern weil wir beständig weiter wachsen. Und um steigenden Patientenzahlen zu begegnen, benötigen wir mehr Personal, das zu uns passt. Sie könnten das sein.

Aber viele Bewerberinnen sind dann doch von unserer Kleiderordnung abgeschreckt. Altmodische Schwesterntrachten ist nicht jedermanns Sache.´

Gerlinde musste sich ins Zeug legen. Ein bisschen Flunkern muss erlaubt sein. ´Aber meine Sache schon. Ich habe es immer bedauert, dass ich immer nur so einen modernen Kittel anziehen musste. Es sei eben praktischer. Als ob das das wichtigste auf der Welt wäre.

Gibt es noch weitere Gründe, warum sich so wenige melden? Außer, dass ihr Haus so abgelegen ist?´

Frau Ritter blieb geheimnisvoll. ´Ja die gibt es auch, aber darüber wollte ich am Telefon nicht reden. Ich würde sie lieber einladen, und da können Sie sich selber ein Bild machen. Wie schnell könnten sie uns besuchen?´

´Ich bin zur Zeit ja ohne Beschäftigung, und Termine habe ich auch keine. Ich könnte heute Nachmittag bereits bei ihnen sein.´

´Das wäre hervorragend. Wenn sie wollen, können sie auch über Nacht bleiben. Bei dem weiten Fahrtweg. Und morgen früh könnten sie eine Art Kurzpraktikum machen. Das wäre für beide Seiten sicher ideal.´

Gut, dann packe ich gerade und mache mich gleich auf den Weg. Bis nachher.´

Einen kleinen Freudentanz führte Gerlinde auf. Ihr Widerwille gegen diesen bizarren Auftrag war schon vergessen. Noch beim Packen erreichte sie ein weiterer Anruf.

´Hallo, hier Emma Braun. Sie kommen doch noch heute rein? Ich habe einen kleinen Auftrag.´

´Nein. Sie haben mir doch gesagt, ich solle in das Sanatorium.´

´Aber das dauert doch gewiss Wochen, bis Sie mal einen Vorstellungstermin bekommen.´

´Pustekuchen. Gestern Abend habe ich noch eine Bewerbung per e-mail geschickt, ich hätte schon andere Angebote, aber wenn sie schnell sind …´

´Und Sie haben schon Antwort?´

´Heute morgen schon ein Telefoninterview und jetzt bin ich auf dem Weg in das Haus. Also, wenn mich diese Finsterlinge hoch nehmen und mich in den Keller oder die geschlossene Abteilung einsperren, dann sollten Sie mal die Bullen auf die Spur setzen. Aber warten Sie noch bis übermorgen.´

´Wow, rekordverdächtig. Jetzt versauen Sie es bloß nicht. Also denn bis Übermorgen.´


Gegen 15:30 saß Gerlinde bereits Frau Ritter gegenüber. Sie hätte kaum geglaubt, dass die schon 58 wird. Gepflegtes Äußeres, graues Kostüm. Blitzende lebendige Augen, die ihren scharfen Verstand offenbarte.

Gelinde wurde auch einer kritischen Musterung unterzogen. Das dunkelbraune Haar fast zu kurz. Eher introvertierter Ausdruck. Wirkte bescheiden und unterwürfig. Eigentlich hätte Gerlinde einen Preis für hervorragendes Laienschauspiel verdient. Frau Ritter fiel nichts auf. Gerlinde hatte noch einen alten Rock und eine weiße Bluse in ihren Sachen gefunden. Gut, dass sie sie nicht zu der Altkleidersammlung gegeben hatte. Aber sie musste ja unbedingt konservativ aussehen. Auch ihren Ring hatte sie aus ihrem Augenbrauen-Piercing entfernt. Man sah das Loch erst bei gezielter Suche.

Nach einleitenden Floskeln und kurzer Wiederholung des Telefonats lächelte
Gerlinde . ´Sie waren vorhin so geheimnisvoll. Und ich bin sehr neugierig.´

´Was glauben sei, was viele Bewerberinnen bewegt, sich hier zu bewerben?´

Gerlinde mochte nicht, dass ihre Frage ins Leere lief. Am liebsten hätte sie pampig reagiert, erinnerte sich aber rechtzeitig, dass sie ja die Unterwürfige spielte.

´Ich weiß nicht, was andere Schwestern denken. Ich kann nur für mich selber sprechen.´

´Kennen sie Arztromane?´

´Ja, ich habe ein paar gelesen.´

´Und um was geht es da?´

´Meist um Liebe und Romantik. Ein bisschen heile Welt.´

´Eben. Einige Schwestern, die sich hier bewerben, haben Flausen im Kopf, hier sei die Schwarzwald-Klinik. Wir wollen aber nicht ein billiges Schmierentheater aufführen, sondern exzellente Arbeit leisten. Und da können wir uns Liebschaften im Personal nicht gut leisten. Das schlägt sich negativ auf das Betriebsklima. Wir wissen das zu verhindern.

Andere Fälle in der Vergangenheit waren auch mit unerwünschten Kontakten mit den Patienten verbunden. Seltener Lust und Trieb, eher Goldsucherinnen. Das können wir selbstverständlich nicht dulden. Gerade in der abgelegenen Lage, wo die Schwestern im Heim hier leben, verschärft sich die Situation nur noch. Was glauben Sie wie man da die Disziplin wahren kann?´

Gerlinde musste sich schwer zusammen nehmen, denn sie wusste ja von Anfang an, worauf Frau Ritter hinaus wollte. Aber sie machte das sehr gut. Gerlinde schaffte es aber, ein völlig dummes Gesicht zu machen. ´Ich habe nicht die leiseste Ahnung.´

´Unsere Schwestern tragen alle einen Keuschheitsgürtel.´ sagte Frau Ritter ganz nüchtern.

Gerlinde erschrak nicht. ´So was wie im Mittelalter? Und das hilft?´ eher irritiert.

´Moderne Keuschheitsgürtel haben einen hohen Komfort und können auch hygienisch unbedenklich über länger Zeit getragen werden. Die Schwestern, die sich darauf einlassen, sind weit weniger zickig, haben weit weniger Flausen im Kopf und sind meist sehr sozialverträglich. Eine Art Selektionskriterium.´

´Das ist zwar sehr seltsam, aber für mich kein Problem.´

´Aber sie sagten doch, dass Sie bis vor Kurzem einen Freund hatten. Und jetzt wollen sie so plötzlich auf Sex ganz verzichten?´

´Ich habe ihnen nicht die ganze Wahrheit gesagt. Mein Freund hat mich verlassen, weil ich im Bett eine Niete sei, hatte er mir aller ernstes gesagt. Vielleicht hat er recht. Ich habe es eigentlich nur ihm zuliebe gemacht. Selber hatte ich keinen Spaß daran. Vielleicht lag es ja daran, dass ich als Kind ein so hübsches Mädchen war. Das meinten jedenfalls meine Betreuer im Heim. Sie machten mich zu ihrer Favoritin. Seit dem will ich eigentlich keinen Sex.
Mir bräuchten sie keinen Keuschheitsgürtel umzuziehen. Von mir geht keine Gefahr aus.´

Gerne hätte Gerlinde so dick aufgetragen und auf die Tränendrüse gedrückt. Sogar Frau Ritter standen die Tränen in den Augen. Dummerweise war das noch nicht einmal gespielt. Sie hatte nur eher untertrieben. Und sie hatte auch keinen Freund gehabt. Trotzdem schämte sie sich unendlich. Normalerweise setzte sie immer die Miene der coolen Frau auf, wenn sie darüber sprach – was aber höchst selten vorkam. Jetzt aber war ihr ziemlich zum Heulen. Und hier würde ihr es sogar nutzen. Also lies sie es raus. Sie schaute beschämt zu Boden. Es hatte sogar was befreiendes.

Frau Ritter war sichtlich bewegt. ´Ich glaube Ihnen, dass sie schreckliche Kindheitserlebnisse hatten. Und auch das Examen ist echt. Dennoch stimmt mit ihnen was nicht.´

Gerlinde dachte – Scheiße, was ist los? - fragte aber, immer noch mit guter Beherrschung. ´Was meinen sie damit?´

´Nach unserem Telefonat, als sie schon unterwegs waren, habe ich im Internet nach ihrem Namen recherchiert. Es sind einige Artikel von einer Frau mit ihrem Namen erschienen. Reiner Zufall?´ Frau Ritters Ton war weder schrill noch bösartig. Eher milde, aber dennoch treffsicher.

´So selten ist mein Name nicht´, meinte sie noch, war aber längst nicht mehr überzeugt, dass sie die Situation retten könnte.

´Rein zufällig sieht dann ihre Doppelgängerin auch noch so aus wie sie, ist so alt wie sie, und hatte auch Krankenschwester gelernt.´

Gerlinde gab auf. Sie war enttarnt. ´Und was jetzt? Schmeißen sie mich raus? Oder reichts noch wenigstens für ein Interview? Ich bin ziemlich weit gefahren.´

Frau Ritter wirkte gar nicht streng als sie sagte: ´Ich könnte sie wegen Urkundenfälschung anzeigen. Das Zeugnis von dem geschlossenen Krankenhaus haben sie selber fabriziert. Es würde vielleicht andere Journalisten abschrecken.´

´Oder erst recht anziehen´, meinte Gerlinde, etwas niedergeschlagen.

´Keine Sorge. Ich wollte das ohnehin nicht tun. Ich habe etwas ganz anderes vorzuschlagen. Sie müssen verstehen, dass ich sehr stolz auf unsere Arbeit hier bin. Und auch die Schwestern sind wirklich glücklich hier. Das mit der Insel der Seligen ist noch nicht mal weit ab von der Realität.

Aber nun, wo schon zu viel in die Öffentlichkeit durchgesickert ist, droht uns Übles. Unser kleines Paradies ist vom Untergang bedroht. Nun möchte ich den Schaden begrenzen.´

´Und was habe ich damit zu tun? Wollen sie mich zu irgend was erpressen?´

´Ich könnte mir vorstellen, dass sie trotzdem bei uns anfangen und ihre Recherchen betreiben. Aber ich erpresse sie zu nichts. Ich werde sie so oder so nicht anzeigen. Ich werde ihnen auch nicht vorschreiben, was Sie zu schreiben haben. Und ich werde den anderen Schwestern nicht sagen, was ich weiß. Ich will Ihr Vertrauen gewinnen.´

´Ganz ehrlich, ich verstehe sie nicht. Wo ist der Haken? Was motiviert sie zu diesem Angebot?´

´Ich habe mir sie sehr genau angesehen. Sie sind noch recht frisch in dem Beruf. Sie haben ihren Namen korrekt angegeben, weil das Examens-Zeugnis auf diesem Namen lautete. Sie wirken auf mich wie eine, die gerne die Harte spielt. Und sie spielen sehr gut. Die Rolle der konservativen und unterwürfigen Schwester hätte ich ihnen abgekauft, wenn ich nicht bessere Informationen gehabt hätte. Ich glaube aber, dass sie auch als die Harte nur eine Rolle spielen. Vielmehr haben sie noch idealistische Vorstellungen von ihrem Beruf. Sie glauben gewiss noch, dass journalistische Erfolge und Quote der Lohn guter und ehrlicher Arbeit ist. Das glaube ich aber den meisten Journalisten nicht, ihnen aber wahrscheinlich schon.

Wenn sie sich auf uns einlassen, guten Journalismus betreiben wollen, und kritisch unsere Arbeit anerkennen, dann denke ich, dass es unsere beste Chance ist. Vielleicht schützen wir uns so vor einem Sensationsjournalismus.

Was hatten Sie vor gehabt, wie lange sie bleiben wollten?´

´Wenn sie glauben, dass sie mich auf die sanfte Tour zur Hofberichterstatterin machen können, dann täuschen sie sich in mir. Wenn ich schreibe, dann nehme ich kein Blatt vor den Mund. Ich bin nicht käuflich.´

Frau Ritter lächelte: ´Ich freue mich, dass ich mich in Ihnen nicht getäuscht habe. Sie haben zumindest mein Vertrauen schon erworben. Wenn sie sich selber ein Bild machen, dann bin ich sicher, dass sie zumindest einige guten Seiten erkennen. Außer der Forderung der Ehrlichkeit und Offenheit mache ich Ihnen keine Vorgaben.

Sie sollten ihren Spruch, von wegen nicht käuflich, auch ihrer Redaktion gegenüber durchsetzen. Bevor sie Anfangen, lassen sie sich es schriftlich bestätigen, dass keine Veränderungen oder Kürzungen ohne ihre Zustimmung veröffentlicht werden darf. Und vereinbaren sie eine hohe Vertragsstrafe bei Zuwiderhandlung.´

Sie wunderte sich über sich selber, aber irgendwie hatte sie diese Frau Ritter schon beeindruckt. Alles hatte Hand und Fuß. Sie war geradezu entwaffnend offen. ´Geplant war, dass ich drei Monate bleiben sollte. Dabei sollte ich ein Tagebuch schreiben, dass zeitversetzt veröffentlicht werden soll. Mindestens aber sollte ich es einen Monat hier aushalten.´

´Sie werden natürlich ganz normal wie jede andere Neue behandelt. Von mir bekommen sie auch keinen Bonus. Bei den Schwestern bin ich wegen meiner Strenge gefürchtet. Hinter meinem Rücken haben sie mir den Spitznamen ´Drachen´ angedichtet. Natürlich müssen Sie auch einen Keuschheitsgürtel tragen. Der wird auf Maß gefertigt, und den dürfen sie natürlich als Souvenir behalten. Auch um Körperstrafen werden sie nicht herumkommen. Ganz wie die anderen Schwestern auch.´

Gerlinde war hin und hergerissen, zum einen hatte sie fast mehr als zu sonst jemanden Vertrauen gewonnen. Jetzt sprach sie von Ungeheuerlichkeiten. Körperstrafen – Mittelalter – Folter: Wohin war sie hier geraten? Gerlinde schluckte.

´Ich sage das, damit sie noch rechtzeitig abspringen können. Ich wäre ihnen nicht böse, würde aber um eine wohlwollende Berichterstattung bitten. Außerdem erhöht es sicher den Einsatz bei ihrer Redaktion. Was sie hier erfahren können, wird sonst wohl keiner erfahren. Aber sie entscheiden, was davon wie an die Öffentlichkeit gehört.´

Gerlinde schluckte wieder. Sie konnte eigentlich gar nicht abspringen. Oder aber, sie fuhr und schrieb einen Artikel über das Wesentliche, was sie bereits erfahren hatte. Dann hätte sie doch schon was. Und bei den Abartigen müsste sie nicht bleiben. Aber ihre Neugier war geweckt. Es käme ihr wie Feigheit vor. Die anderen Schwestern, hatte sie gesagt. Die lächeln und machen so einen harmlosen Eindruck. Und sie als die harte Investigatorin traute sich nicht? Dann hätte das schöne Selbstbild aber heftige Risse.

´Sie sehen aus, als wären sie bereits entschieden. Aber sie brauchen noch nichts zu sagen. Bleiben sie einfach über Nacht und arbeiten sie morgen Früh mit. Dann sagen sie mir, was sie sie wollen.

Ich möchte Sie mit Schwester Susanne bekannt machen. Sie soll sie bis Morgen betreuen.´
117. RE: Die gute Schwester

geschrieben von drachenwind am 11.04.10 16:07

Hi Ambi Valent!

Ich lese noch immer mit Vergnügen diese Geschichte und melde mich
aber selten hier zu Wort. Ich möchte mich nicht ständig wiederholen,
trotzdem sage ich, sie ist gut geschrieben und hat auch etwas versteckt
einen Spannungsbogen, gerade richtig, so daß das Lesen nie langweilig
wird.
Jedenfalls freue ich mich jeden Tag, wenn eine neue Fortsetzung
erschienen ist.
Ich hoffe von dir noch vieles zu lesen.

LG
Darchenwind
118. RE: Folge 34: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 12.04.10 13:10

34. Jonas bekommt einen Brief

Endlich hatte er seine Antwort. Immer, wenn er Schwester Agathe zwischendurch begegnet war, verhielt sie sich seltsam. Nicht abweisend, aber auch nicht einladend, freundlich aber irgendwie verschlossen. Er konnte sich keinen Reim aus ihr machen. Heute ließ sie ihm den Brief senden. Schwester Anna übergab ihn ihr. Wenn das mal kein schlechtes Zeichen ist.

Er hatte ja voller Ungeduld auf diese Antwort gewartet. Jetzt, wo er sie in Händen hielt, wagte er nicht, den Umschlag zu öffnen. Er steckte ihn sorgfältig weg und wollte sich das erst antun, wenn er in seiner Wohnung ist. Der Tag hatte noch drei Arbeitsstunden, die sich zur Ewigkeit hin zogen. Schließlich saß er an seinem Schreibtisch und öffnete den Umschlag. In ihrer kleinen und präzisen Handschrift hatte sie ein Blatt mit Vorder- und Rückseite beschrieben.

Zitat
Lieber Jonas

Ja, ich schreibe dir ´lieber´ Jonas, obwohl mich das mit den gequälten Frauen erschreckt hat. Aber ich bin davon überzeugt, dass es keine Bosheit ist, die deine Leidenschaft befeuert, denn du hast dich freimütig dazu bekannt. Ich finde es sehr mutig, dass du mir solche Eingeständnisse machst, denn es wirft natürlich kein gutes Licht auf dich und deine Person. Ich habe dich bislang als einen sanftmütigen Mann kennengelernt, dessen Zartheit schon gar eine Rührung bei mir auslöste. Und dann dieses Bekenntnis! Ich bin natürlich davon überzeugt, dass du mir nichts antun willst, und meine Hochachtung vor dir hat nicht gelitten.

Wie aber könnte die Gemeinschaft eines Paares sein, der in so grundlegenden Dingen völlig anders empfindet? Müsste sie sich nicht fürchten, dass das, was da in der Phantasie spukt, allem guten Willen zum Trotz sich nicht doch Bahn bricht in die gemeinsame Realität? Selbst wenn nicht, muss sie nicht befürchten, dass in zärtlichen Stunden ein ganz anderer Film im Kopf ihres Liebhabers abläuft? Selbst wenn dem nicht so wäre, woran würde sie es merken?

Auch er muss sich als Verräter an der gemeinsamen Liebe fühlen, wenn sie seine Gedanken und Empfindungen nicht teilen kann, ja, vor ihr verbergen muss. Vermutlich war dies der Grund, warum du mir deine Neigung gebeichtet hast. Und hier geht es nicht nur um Absolution und Vergebung, sondern um die Frage, ob Liebende auch eine gemeinsame Zukunft haben können.

Ich habe dir versichert, dass ich dich liebe, und ich versichere es dir wieder und wieder. Wenn mein Empfinden aber nicht zu Deinem passen würde, wie könnten wir dann zusammenkommen?


Die erste Seite war zu Ende, und seine Nerven auch. Er hatte Tränen in den Augen, denn mehr denn je verehrte er dieses engelgleiche Geschöpf, das ihm so zu entschwinden schien. Hätte er doch besser geschwiegen, oder sie erst sehr viel später eingeweiht. Vielleicht hätten sich ja andere Gründe gefunden, warum es zwischen ihnen nichts werden konnte. Aber ihre Argumente waren stark. Ja, sie war so eine wunderbare und intelligente Frau. So nah und doch so fern.

Er war nicht der Mann, der seine Probleme im Alkohol ertränkte. Aber heute wollte er sich etwas Mut antrinken, um sich an die zweite Seite zu wagen. Er hatte eher billigen Whiskey noch im Haus. Nach dem zweiten Glas wagte er sich an die zweite Seite.

Zitat
Allerdings habe ich dir noch nicht gesagt, was mich an der Vorstellung gequälter Frauen erschreckte. Es war mein Erschrecken über mich selbst. Denn ich habe schon mein halbes Leben diverse Phantasien, die in diese Richtung wandern. Ich wollte sie vor niemanden eingestehen, sogar nicht mal mir selber. Als ich aber deine Zeilen las, da konnte ich mich nicht mehr selbst belügen.

Eigentlich bin ich sogar froh, dass wir nicht mehr Versteck spielen müssen. Mein Empfinden mag zuweilen brutal und gewalttätig sein, aber ich will mindestens ebenso wenig wie du im wirklichen Leben irgend etwas Schmerzhaftes oder Unfreiwilliges. Ich spende regelmäßig für Amnesty International. Vorstellungen, wirkliche Menschen müssen leiden und Qualen erdulden erregen nicht meine sexuellen Gefühle, sondern nur meinen Zorn. Und selber will ich es auch nicht. Aber wem sage ich das. Das ist doch fast genau das, was du mir schriebst.

Da wir ja für die nächste Zeit auf den Austausch von Briefen beschränkt bleiben müssen mache ich dir einen Vorschlag. Du benutzt mich in deiner Phantasie, und tust mir – nur dort!!! - schlimme Dinge an. Aber unter der Bedingung, dass du diese Vorstellungen aufschreibst. Ich kann dann ja einige Details dazu beisteuern.

Mir erscheint das zwar auch sehr riskant, aber ich glaube, wir müssen da durch. Schreibe mir ruhig auch Gedanken der Zärtlichkeit, aber es muss aus dir selber kommen. Ich will nichts lesen, was du nur mit dem Wunsch geschrieben hast, mich zu beeindrucken. Mir ist die Wahrheit schon sehr wichtig.

Dich immer mehr liebend

Agathe

PS.: Ich bin schon sehr neugierig auf deinen nächsten Brief.


Er konnte es nicht fassen. Er war außer sich vor Glück. Dieses kleine Luder, dachte er sich. Erst hält sich mich auf der ersten Seite zum Narren um mir dann Balsam auf meine Wunden zu legen. Nett war es nicht. Aber der Trick war ihr gelungen. Konnte sie so gut in seine Seele blicken?

Nein, kein Luder, sondern das himmlischste aller Wesen, die er kannte. Heute hatte er aber keine bösen Phantasien, sondern nur Phantasien der Zärtlichkeit. Und er war nicht allein damit.
119. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 12.04.10 13:46

hallo ambi valent,


hoffentlich entpuppt sich die neue nicht als kuckucksei. ich hoffe sie steht zu den anderen schwestern. kann sie sich in die gemeinschaft einfügen.
120. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 12.04.10 15:50

Das war für Jonas zuerst ein starker Schock,
als er den Brief anfing zu lesen.

Warum nur hatte er ihr soviel verraten?

Aber dann, die zweite Seite.

Erst getraut er sich gar nicht sie zu lesen.

Aber nach zwei Glas Whiskey hat er den Mut gefunden.

Was er jetzt liest kann er gar nicht glauben,
denn die 2. Seite ist ganz anders.

Da kommt sie ihm so entgegen,
das er es vermutlich selbst nicht richtig glaubt.

Zitat

PS.: Ich bin schon sehr neugierig auf deinen nächsten Brief.


Ich glaube nicht nur Agathe!

Danke Ambi Valent

Noch kurz zur Turbobewerbung

Zitat

hoffentlich entpuppt sich die neue nicht als kuckucksei. ich hoffe sie steht zu den anderen schwestern. kann sie sich in die gemeinschaft einfügen.


Auch da bin ich gespannt wie es weitergeht.

Denn die ganzen Vermutungen wurden ihr ja bereits Bestätigt.

Oder Entdeckt sie eine Dunkle Seite in sich und findet Gefallen daran??

Freue mich jedenfalls auf den nächsten Teil.
-----
Gruß vom Zwerglein
121. Folge 35: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 13.04.10 13:32

35. Heimkinder

Schwester Susanne trug die hausübliche Tracht, als würde sie zu ihr gehören. Auf Gerlinde wirkte sie stolz, und eine gewisse Autorität ausstrahlend. Dennoch durchlief ihr ein Schauer über den Rücken, als sie sich vorstellte, sich auch so verkleiden zu müssen. Dies Titelbilder von den alten Arztromanen gingen ihr nicht aus dem Sinn. Und der hohe steife Kragen sah sehr unbequem aus. Ein grässliche Vorstellung.

Dies Schwester sah adrett aus, sauber und aufgeräumt. Die längeren Haare wohl zu einem Dutt unter dem Häubchen versteckt. Eigentlich nicht unsympathisch, aber sicher bis über beide Ohren Spießer, auch wenn man es ihr nicht am Gesicht ansah.

Sie wurden einander vorgestellt. Herzliche Freundlichkeit strahlte Schwester Susanne aus. Und Gerlinde konnte ihren Widerwillen ganz gut verbergen und spielte weiter mit.

Zuerst spazierten sie durch den Park und unterhielten sich, schnell einigten sie sich auf das Du. ´Mir hat diese Frau Ritter schon einen kräftigen Schrecken eingejagt. Keuscheitsgürtel, Körperstrafen, Kleiderordnung. Wie kommst du hier im Haus klar?´

´Ach, der Drache. Sie liebt es, kleinen Mädchen Angst zu machen.´ Schwester Susanne lachte.

Am liebsten hätte ihr Gerlinde ihr eine gelangt. Sie ein kleines Mädchen zu nennen. Das sollte sie besser lassen. Aber sie musste ja die Rolle durchhalten.

Schwester Susanne fuhr fort. ´Ja, das gibt es alles, ist aber weit weniger schlimm, als es sich anhört. Man gewöhnt sich daran. Das ist aber eine neuer Tradition, die erst der Drache eingeführt hat. Eigentlich sollte ich nicht mehr vom Drachen sprechen, denn Frau Ritter hat sich ziemlich gewandelt. Die meisten Schwestern fürchten sie weniger als das sie sie respektieren, vielleicht sogar verehren und lieben.´

´Seine Chefin verehren? So wie einen Sektenführer?´ Gerlinde konnte ihren Journalistengeist nicht ganz unterdrücken.

´Alle Schwestern haben Erfahrungen in anderen Häusern gemacht. Und die wissen, wie ätzend die Arbeit sein kann. Hier herrscht ein Geist der Schwesterlichkeit, den viele als äußerst wohltuend empfinden. Und das liegt sicher hauptsächlich an Frau Ritter und ihren seltsamen Methoden.

Sektenführerin? Coole Idee!´ Schwester Susanne brach in lautes Gelächter aus, das passte eigentlich nicht so recht zu der Erscheinung, die sie abgab.

Gerlinde flaxte mit: ´Ist denn so was korrektes Verhalten für eine Schwester? Oder besser ein Fall für eine Disziplinübung?´

´So ein Quatsch! Was für eine Regel sollte ich gebrochen haben, liebes Fräulein? Lautes Lachen verboten? Wenn ich hier in der Öffentlichkeit so ein süßes Ding wie dich vernaschen würde, dann hätte ich Probleme.´ Schwester Susanne hatte ein eigenartiges Talent, zu provozieren.

Gerlinde war irgendwie auf der Mischung zwischen einer garstigen Explosion und einem freundschaftlichen Lachanfall. Diese Schnepfe nannte sie ´liebes Fräulein´ und ´süßes Ding´ – aber auf eine Art, die man ihr noch nicht mal übel nehmen konnte.

´Und? Würdest du gerne? Machen denn Schwestern so was?´ Natürlich mit einer verdeckten Spitze.

´u meinst ob ich ne Lesbe bin, dich auf dich steht? Ja, schon etwas. Aber hab keine Angst. Ich werde mir solche Flaxereien nicht erlauben und dich irgendwie weiter belästigen. Es gibt hier viele süße Schwestern, die nichts von einer intimen Beziehung halten. Und die fühlen sich hier trotzdem wohl, weil die auch nicht angemacht werden. Solche Mädchen wie ich respektieren das.

Und ob das Schwestern ansonsten machen? Ja, letzthin wurden welche erwischt, wie sie sich in der Öffentlichkeit geküsst haben. Das wurde bestraft, aber nur leicht.´ Schwester Susanne wurde nun wieder etwas ernster.

´Also nicht nur Keuschheitsgürtel, sondern auch nicht mal ein Bisschen Zärtlichkeit unter Schwestern?´

´er Drache, Frau Ritter, hat nur was dagegen, sich erwischen zu lassen. Was wir im Privaten machen, will sie nicht wissen.´ Schwester Susanne irrte da etwas und hatte nur offiziell recht. Neugierig war Frau Ritter schon. Aber das brauchte ja niemand zu wissen.

´Aber mal zu dir – was soll das Gefrage? Stehst du auch auf nette Mädchen? Oder ist das dir zu anrüchig? Sollte ich dir gegenüber etwas züchtiger sein?´ Schwester Susanne hatte immer noch diesen losen Ton drauf.

´Also – ich habe nicht gerade einen Hormonstau und suche auch nicht eine neue Liebhaberin. Aber ich bin keineswegs prüde. Mach ruhig deine Späße. Ich habe nichts dagegen. Aber erwarte nicht von mir, dass ich gleich darauf einsteige.´ Gerlinde fühlte sich an einige Erfahrungen in ihrer Jugend erinnert. Irgendwie klang eine Seite bei ihr an. Aber solche eher unzüchtigen Reden hätte sie in der Umgebung, in der alles so sauber und adrett erschien, nicht erwartet. Und irgendwie fand sie dies Schwester Susanne tatsächlich anziehend, auch wenn sie sich nicht gleich verliebte.

Als hier die Schwesternunterkünfte gezeigt wurde, kamen einige Erinnerungen auf: ´as erinnert mich fatal an das Heim, in dem ich meine Kindheit verbrachte. Sicher, hier ist es viel ordentlicher, aber die schlechte Erinnerung haftet dem an.´

´u warst im Heim? Ich auch. Aber so schlecht fand ich das nicht. Wir haben den Betreuern das Leben zur Hölle gemacht.´ Über Schwester Susannes Gesicht zog sich ein fieses Grinsen.

´Bei mir war es eher umgekehrt. Bei uns haben die Betreuer uns das Leben zur Hölle gemacht, mir besonders.´

Aber Schwester Susanne hörte nicht gut zu. Sie war ganz in ihrer eigenen Erinnerung. ´Ich blieb drin, bis ich 16 war. Da haben wir einen Betreuer auf die Intensivstation geprügelt.´

Gerlinde war nun neugierig. Irgendwie hätte sie es den Schweinen gerne heimgezahlt. Eben das, was da diese Schwester, die gar nicht so brav war, wie sie anfangs aussah, gerade andeutete. ´Los, erzähle!´

´Eine Tusse aus unserer Clique erzählte, das sie ein Betreuer angefasst hätte. Eigentlich war das ein ganz Süßer, dem man das gar nicht zugetraut hätte. Wir waren sofort auf 180 und haben den uns vorgeknöpft. Irgendwie bin ich froh, dass er keine bleibenden Schäden davon getragen hatte, aber er lag eine Woche auf Intensiv.´

Gerlinde war nun selber emotional beteiligt. ´Warum hast du jetzt auch noch Mitleid mit diesem Schwein.´ Innerlich hatte sie einen ganz Anderen vor Augen.

´Na ja, es stellte sich heraus, dass die Tusse die Geschichte nur erfunden hatte. Eigentlich wollte sie ihn verführen. Er war auch wirklich ganz süß, aber verheiratet. Und als er sich standhaft geweigert hat, hat sie eine Story erfunden. Wir sind darauf rein gefallen. Damals fand ich schlimmer, dass wir in den Jugendknast kamen, als das, was wir ihm antaten. Heute sehe ich das anders. Ich empfinde so was wie Schuld. Bislang habe ich mich noch nicht getraut, mich persönlich zu entschuldigen. Ist ja auch schon lange her. Aber ich glaube, ich sollte es trotzdem tun.´

´u warst also schon eine richtig Wilde. Und dann im Jugendknast wegen schwerer Körperverletzung. Wie passt das zu der braven Schwester, die hier vor mir steht?´

´Im Knast ließ ich mich natürlich auch nicht unterkriegen. Kira. meine Zellengenossin war so ähnlich drauf wie ich. Wir feierten Parties und hatten wilden Sex. Drogen gabs natürlich auch. Aber eigentlich nur bis zu einem Tag, der mein Leben veränderte.

Ich hatte noch einen dicken Kopf, also wollte ich das Zeug nicht nehmen, was Kira mir anbot. Sie nahm es dann alleine. Wir haben dann trotzdem miteinander geschlafen. Bis auf einmal Kira ganz merkwürdig wurde. Sie fing an zu schreien, und hatte einen glasigen Blick. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Die Aufsicht zu rufen war immer mit Risiko verbunden. Wahrscheinlich gab es ein Verweis wegen den Drogen. Aber das war nicht nur ein Bisschen was, das wurde ernst, sehr ernst. Das merkte ich gleich. Und ich rief die Aufsicht. Die ganze Zeit. Niemand kam.

Kira ging es immer schlechter. Ich liebte das Mädchen und hatte dieses Gefühl der Hilflosigkeit. Ich hielt sie in den Armen, und Blut lief ihr aus der Nase. Sie stöhnte und jammerte. Immer wieder rief ich nach der Aufsicht. Niemand kam. Sie winselte weiter. Ich war am Ende. Aber es war noch nicht vorbei. So ging das etwa zwei Stunden weiter. Die Aufsicht kam kurz nachdem Kira in meinen Armen gestorben war.

Sie brachten mich dann erst mal in die Klapse. Die Schwestern waren richtig nett zu mir. Und ich habe eine Entscheidung getroffen. Ich wollte nicht so enden. Irgendwie bildete ich mir ein, dass mich ein Schutzengel davor bewahrt hatte, diese teuflische Zeug zu nehmen. Und das ich jetzt eine Aufgabe hätte.

Ich hab mich dann richtig auf den Hosenboden gesetzt und noch die mittlere Reife gepackt. Und nachher noch das Schwesternexamen. Aber die Welt hat mich dort auch nicht auf Rosen gebettet. Ich war nicht mehr die, die ich früher war. Ich wollte den Leutchen helfen. Das war mir wichtig. Statt dessen hatte ich Stress mit den anderen Schwestern. Die haben mich nie richtig akzeptiert. Und die waren so schnodderig mir gegenüber drauf.

Und dann hab ich diese Anzeige gesehen. Auf, du verrücktes Huhn, sagte ich mir. Das probierst du jetzt mal aus. Ich dachte ich bin irre, als ich hier ankam. Im Nachhinein kann ich nicht mal sagen, wie ich das gemacht habe, oder was mich dahin geritten hat. Vielleicht war es Schwester Gisela, die mich am Anfang in Empfang genommen hat. Ich hatte mich sofort in die verliebt. Aber dann habe ich mich an diesen etwas schrillen Stil hier gewöhnt. Und irgendwie fand ich es doch gut.

Hier habe ich zwei Dinge erfahren, die ich mir sehr gewünscht hatte. Ich konnte mich um die Patienten wirklich liebevoll kümmern, ohne von den Mitschwestern deswegen gleich gemobbt werde. Und es gibt hier einen Zusammenhalt unter den Schwestern, der ist wirklich großartig.´

Gerlinde war wirklich beeindruckt. Es war zwar ziemlich anders als ihre eigenen Erfahrungen, aber es hatte sie persönlich bewegt. Trotzdem wollte sie ihrer journalistischen Aufgabe nachkommen. ´Und jetzt stehst du auf Hausordnung und Keuschheitsgürtel?´

´Quatsch! Wenn du nur diese Sachen dir anschaust, dann ist es einfach nur schrill. Aber es geht schon ein wenig um Disziplin. Ich habe gemerkt, dass ich das auch brauche. Wenn da keine Hilfe durch Regeln und eine gute Gemeinschaft ist, dann raste ich regelmäßig aus. Bevor ich hier her kam, hatte ich natürlich mehrere Rückfälle, Ich habe meine Ausbildung an einem zweiten Krankenhaus abgeschlossen, weil ich aus dem ersten geflogen war. So ohne weiteres kriege ich mein Leben nicht in den Griff.´

´Und jetzt bist du dankbar dafür, das man dich an der Kurzen Leine führt? Wieso haben die dich hier überhaupt genommen?´

´Meine Zeugnisse und mein Lebenslauf waren nicht gut. Frau Ritter hat auch sehr kritisch geguckt. Ich hab ihr gesagt, dass ich eben Disziplin brauche, sonst gehe ich vor die Hunde. Ja, ich bin dankbar, dass ich hier den Halt finde, den ich brauche. Niemand wirft mir hier meine Vergangenheit vor. Und wenn ich heute Scheiße baue, dann gibt es vielleicht mal eine ätzende Strafe, aber dann ist es auch wieder gut. Kein Mobbing, kein Bossing.´

´Also, du findest gut, wenn du den Arsch versohlt bekommst?´

´Quatsch! Ich hasse es. Ich stehe nicht auf Schmerz und Erniedrigung. Aber Strafe muss sein. Ehrlich, ich finde das sogar human. Man ist hier nicht nachtragend. Mir hilft das.´

´Kann ich mir nicht vorstellen. Du wirst also tatsächlich geschlagen?´

´Ja. Und es tut auch sauweh. Aber es hilft. Mir zumindest. Gerade gestern erst habe ich eine Strafe eingefangen. Willst du mal meine aufgeplatzten Striemen pflegen.´

Gerlinde war leicht angewidert, aber zu neugierig, um abzulehnen. Sie waren ja noch in Schwester Susannes Zimmer. Sie nickte nur. Schwester Susanne drehte sich um, raffte den Rock und zog den Schlüpfer runter. Gerlindes Blick blieb an dem neoprengepolsterten Keuscheitsgürtel hängen. Aber ihre Backen waren makellos, noch nicht mal gerötet.

´Sag mal, willst du mich verarschen? Außer dem Keuschheitsgürtel ist nichts zu sehen.´

´Jetzt beleidigst du mich aber. Habe ich nicht einen knackigen Arsch?´ Schwester Susanne lächelte keck.

´Nein, der sieht wirklich gut aus, aber das mit den Schlägen von gestern Abend. Da hast du mich hoch genommen.´

´Hab ich nicht. Ich habe fünf gekriegt mit einem Lineal, voll durchgezogen. Das hinterläst eben keine Spuren.´

´Und wofür hast du die gekriegt? Hat der Drache das Strafmaß festgelegt?´

´Ich bin Volleyball-Spielerin. Bei einem Auswärts-Turnier hat mir der Whiskey zu gut geschmeckt. Und dann habe ich mich verplappert.´

´Und dafür wirst du geschlagen?´

´So einfach ist das nicht. Ich habe damit unsere Gemeinschaft gefährdet. Wenn die Presse davon Wind kriegt, dann wird das hier ziemlich hässlich. Die werden daraus eine Sensation machen. Und wir können unser kleines Glück knicken. Ich fühle mich wie durch den Gully gezogen.´

Gerlinde dachte, wenn du wüsstest! Aber sie verstand Schwester Susanne. Und sie mochte sie. Ihr war zwar der Stil trotz der Erklärungen immer noch ziemlich strange. Aber sie war nachdenklich geworden und wollte sich nun ernsthaft auf diese merkwürdigen Sitten einlassen.

´u hast nicht gesagt, wer das Strafmaß festlegt.´

´Normalerweise gibt es ein Regelheft. Da stehen die Strafen drin. Wer sich selber anzeigt, bekommt meist als Bonus die Hälfte erlassen. Aber für mein Vergehen gab es keine Regel. Frau Ritter hat ausdrücklich darauf hingewiesen. Ich war überrascht, dass sie mir keine Vorwürfe gemacht hatte, sondern sich selber angeklagt hat.

Ich selber habe gesagt, dass ich fünf verdient habe. Es war mir mit meiner Zerknirschung schon verdammt ernst. Und die anderen Schwestern sollten mir auch glauben, wie leid es mir tut.´

Gelinde schaute etwas ungläubig. ´Es heißt doch immer, dass diese Frau Ritter so streng sei.´

´Ist sie für gewöhnlich auch. Nur gestern war sie mehr streng gegen sich selber. Sie hat dann auch fünf genommen. Sie sagt, sie habe uns nicht hinreichend vorbereitet. Es sei also ihre Schuld gewesen.´

Sie sprachen noch über dies und das. Eine sehr nachdenkliche Gerlinde brauchte etwas Zeit, um einzuschlafen. Diese Frau Ritter spielte sehr hoch. Schwester Susanne war wirklich eine Plaudertasche. Was die alles erzählt hatte, daraus lassen sich wirklich hässliche Sensationen basteln. Aber sie wollte das gar nicht. Ihr wurde Vertrauen entgegen gebracht. Und diese Leute, die sie hier traf, gehörten zu den nettesten, denen sie in ihrem ganzen Leben begegnet ist. Sie wollte nicht deren Lebenstraum in den Dreck treten.
122. RE: Die gute Schwester

geschrieben von SteveN am 13.04.10 14:08

Hallo Ambivalent !

Du schreibst es ja schon, daß Schwester Susanne
eine Plaudertasche ist. Nicht daß da wieder eine
Strafe wartet ?
Kann Gerlinde diese Informationen nach draußen
schmuggeln ?
Oder wird sie beim Schmuggeln erwischt und dann
dafür bestraft?

Viele Grüße SteveN


123. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 13.04.10 14:39

Hallo SteveN

Zitat

Du schreibst es ja schon, daß Schwester Susanne
eine Plaudertasche ist. Nicht daß da wieder eine
Strafe wartet ?


Aber das weiß doch auch der Drache. Warum hat sie sonst die beiden zusammengesetzt? Ich meine, die pokert eben hoch.

Zitat
Kann Gerlinde diese Informationen nach draußen schmuggeln ?
Oder wird sie beim Schmuggeln erwischt und dann
dafür bestraft?


Sie könnte schon und Frau Ritter hat ihr ja ziemlich freie Hand gelassen. Ob das mal gut geht?
124. RE: Die gute Schwester

geschrieben von drachenwind am 13.04.10 16:56

Ich glaube eher, daß Gerlinde eine feste Daueranstellung erhält,
nachdem sie einen sehr seriösen Bericht abgeliefert hat.

Hauptsache, sie vergißt nicht die Sondervereinbarung mit der
Redakteurin.
125. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Xanduli am 14.04.10 07:51

Ich kann mir nicht vorstellen das es so einfach mit der Presse von statten geht seht euch andere geschichten von Ambi an.

das kann nicht so "ja hier ist es toll da bleib ich" werden wird sicher eine dramatische wendung nehmen.

Läuft hier meine meinung viel zu gut ist ja fast das Paradies hier

Ambi lässt uns hoffen und dann geht es ruckzuck und unsere Schwestern stehen vor einem Trümmerhaufen.

aber alles spekulationen wir sind hier die zuschauer

weiter so Ambi und Danke für die Fortsetzung von Agnes in Licht und Schaten.
126. Folge 36: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 14.04.10 23:05

36. Ein erfundener Traum

Das war eine Herausforderung. Natürlich musste es schon ein bisschen krass sein, aber nicht zu sehr. Wenn Jonas eine zu zahme Geschichte erzählte, dann wäre Agathe sicher enttäuscht. Aber wenn sie zu blutig würde, könnte die Sache doch schief gehen. Eigentlich war es ihm gar nicht recht, dass Agathe selber darin mitspielen wollte. Denn er hatte sie auch viel zu lieb, um ihr was Böses anzutun, auch wenn es nur die Phantasie war. Aber er verstand sie schon. Es war ihr wichtig, selber Teil seiner Gedanken zu sein, nicht eine Nebenrolle dort zu spielen.

Zum Glück hatte sie ihm ja erlaubt, mit dem Computer zu schreiben. Da konnte er wenigstens noch alles wieder ändern. Seine erste Geschichte sah so aus:

Zitat
Du wachst auf. Deine Augen sind noch tränennass. Deine Brustwarzen schmerzen gewaltig. Und nun fällt dir der Traum wieder ein. Oh ja, es war nur ein Traum, was für ein Glück. Im Gedanken gehst du noch mal alle Szenen durch. Wie lebendig sie noch waren, aufgeladen mit Gefühlen – und Schmerzen.

Du meldest dich zum Dienst bei der Oberschwester. ´So geht das aber nicht!´, sagt sie streng nach einer missbilligenden Musterung. Du merkst, dass du nackt bist. Bis auf den Keuschheitsgürtel hast du rein gar nichts an. ´Sie müssen heute auf die Männerstation, aber hurtig. Wo haben Sie denn ihre Kleider?´

´Die waren auf einmal alle weg.´ Sagst du ganz verzweifelt.

´Dafür haben wir jetzt keine Zeit. Sie müssen los. Für ihre Nippel habe ich aber etwas.´ Die Oberschwester zeigt die zwei wunderschöne, blau schillernde Schmettelinge. Du betrachtest sie und merkst, das die metallernen Flügel über ein Scharnier verbunden sind. An der Unterseite haben sie spitze Krallen. Du setzt sie auf deine rechte Brustwarze und betätigst den Mechanismus. Es tut so weh, das dir sofort Tränen in die Augen steigen. Mit Mühe unterdrückst du einen Schrei. Die Flügel sind eingerastet und lassen sich nicht mehr öffnen. Mit großen fragenden Augen siehst du die Oberschwester an.

´Keine Bange. Ich habe den Schlüssel. Heute Abend mache ich sie dir wieder ab. Aber du musst auch noch deine linke Brustwarze bedecken.´

Du zuckst zusammen, alles krampft sich in dir zusammen. Erst heute Abend ?! Du siehst die Oberschwester mit deinen verheulten Augen an und schüttelst mit dem Kopf.

´Stellen sie sich nicht so an. Sehen sie doch nur, wie hart die linke Warze schon geworden ist. Sie vertrödeln ihre Zeit.´ herrscht sie dich an.

Du bist eingeschüchtert. So sehr, dass du tust, was sie von dir verlangt. Obwohl du weißt, wie viel Schmerz sich hinter der Schönheit verbirgt.

´Na also, geht doch. Nicht ganz standesgemäß … aber ab auf Station. Mit nackten Füßen läufst du über den Gang, der Schmerz pocht in deiner Brust. Du aber bist stolz und verschränkst die Arme hinter dem Rücken. Dennoch schämst du dich. Was sollen die Leute sagen. Sie sehen deine Tränen, sie sehen deinen fast nackten Körper. Aber du gehst weiter. Einige Leute begegnen dir. Keiner spricht dich an. Alle sehen vorbei an dir.

´Gut´, denkst du, ´Wenigstens lassen sie mich in Ruhe.´ Du arbeitest dein Pensum. Fütterst die Patienten, wäscht sie, achtest auf die Medikamenteneinnahme. Keiner sieht dich an, keiner interessiert sich für deine Tränen oder deinen erregten Körper. Nun wird es dir unheimlich. ´Bin ich so wenig attraktiv? Mag mich niemand ansehen? Bin ich nicht begehrenswert? Bin ich so unwichtig?´ Die Männer langweilen sich, dein Schmerz lässt nicht nach …

Eine Schwester kommt lächelnd an dir vorbei. Sie ist komplett in Tracht. Sie bewundert deine Schmetterlinge. ´Sind die aber schön. Kannst du die mir auch mal ausleihen?´ Aber sie wartet nicht auf eine Antwort, schon ist sie weg.



Schwester Agathe hatte Spätschicht, er hatte Frühschicht. Als sie kam, drückte er ihr den Umschlag wortlos in die Hand. Nur die Augen funkelten und blitzten. In Sekundenbruchteilen eine intensive Kommunikation. Er stellte sich vor, wie sie durch die ganze Schicht den Umschlag mit sich herumtrug. Wo sollte sie ihn ablegen? Sie ahnte grob, was drin stand, aber sie konnte ihn während der nächsten Stunden im Dienst nicht lesen.

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Am nächsten Morgen schon sah er sie, als sie durch den Park joggte. Im vorbeilaufen steckte sie ihm einen Umschlag zu. Zum Glück war noch Zeit bis zum Dienstbeginn. Er las:

Zitat
Liebster Jonas

Eine surreale Geschichte. Ich habe trotzdem sofort nachgesehen, ob meine Knöspchen noch unversehrt sind. Sie taten weh beim Lesen. Aber sie waren auch wirklich ganz hart.

Was ich vermisst habe, bist Du. Du tauchst ja gar nicht auf … ist das bei deinen Geschichten öfters so? Traust du dich nicht?

Aber nun will ich die Geschichte ´meines´ Traumes weiter schreiben:

Als ich gerade ein Bett in einem Zimmer mit 4 Männern frisch bezogen hatte, kam die Oberschwester rein und schimpfte. Das Bett sei nicht ordentlich gemacht. Sie hatte eine Reitgerte dabei und meinte, ich solle mich über das Bett legen. ´Aber doch nicht vor den Patienten´ rief ich erschrocken. Die aber meinten, ich habe es verdient.

Auch die Oberschwester bestand darauf: ´Gerade vor den Patienten, damit sie sehen, dass wir hier keine Schlamperei dulden. Also kniete ich mich vor das Bett und biss die Zähne zusammen. Den ersten Schlag konnte ich noch ohne Wimmern ertragen, aber ich wusste, dass es mir beim zweiten nicht mehr gelingen würde.

Da öffnete sich die Tür und du kamst herein. ´Was ist denn hier los?´ kam von dir in so scharfen Ton, dass sogar die Oberschwester zusammenzuckte.

Die meinte dann nur kleinlaut: ´Das hat sie verdient.´

´So ein Unsinn. Das hat kein Mensch verdient.

Ich habe Sie heute Morgen beobachtet, wie Sie einen großen Kleidersack in den Keller gestellt haben. Gerade habe ich nachgesehen. Das Namensschild von Schwester Agathe war noch an der Tracht. Sie haben sich eines scheußlichen Verbrechens schuldig gemacht.

Früher hatte man Hexen verbrannt. Heute bekommen sie einen Verweis.´

Dann hast du mich in deine Arme genommen, und mir diese schrecklichen Schmetterlinge von den Brustwarzen genommen. Aber es tat noch mal sehr weh, als das Blut wieder in meine Knospen strömte. Du hast mich dann ganz fest umarmt und mich gedrückt. Ich musste weinen, aber diesmal nicht wegen der Schmerzen, die ja immer noch da waren, sondern vor lauter Glück, als du mich küsstest. Dann hast du ganz zärtlich meine Aureolen massiert. Und der Schmerz ging gleich weg.

Irgendwie bist du mein Held, obwohl mich deine Geschichte ja erst in diese schmerzhafte Lage gebracht hat. Aber ich sehe dich als meinen Retter. Vielleicht musst du mir in der Phantasie auch mal richtig weh tun. Oder vielleicht besser doch nicht?

Deine
Agathe


PS.: Leider ist die Folter nicht nur in der Phantasie. Du weißt, ich trage den hier üblichen Keuschheitsgürtel. Und bei dieser Geschichte und den Gefühlen, die sie bei mir auslöst, denke ich, dass es ein Folterinstrument ist.



Abgefahren, dachte Jonas. Die Frau raubt mir die Sinne. Wie kann ich heute überhaupt noch arbeiten, mit dieser Geschichte im Kopf. Man könnte gar nicht glauben, dass eigentlich doch gar nichts passiert war.


127. RE: Die gute Schwester

geschrieben von SteveN am 15.04.10 11:32

Hallo Ambi Valent !

In den Briefen mit ihren Geschichten lassen sie ihren
Gefühlen freien lauf. Vieleicht kommen die Träumereien
ja so weit, daß sie in die Keuschheitsgürtel Zapfen
reindenken ?

Viele Grüße SteveN


128. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 15.04.10 12:51

Zitat

Die Frau raubt mir die Sinne. Wie kann ich heute überhaupt noch arbeiten, mit dieser Geschichte im Kopf.


Tja der arme Jonas.
Ich würde sagen selber Schuld, warum muss er auch so neugierig sein, den Brief noch vor der Arbeit zu lesen. ---gg---

Danke Ambi Valent
-----
Gruß vom Zwerglein
129. RE: Folge 37: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 15.04.10 19:18

37. Keine Mission Impossible

´Da haben sie mir was schönes eingebrockt.´ Gerlinde war eher verwirrt als verärgert. ´Ich habe tatsächlich bereits eine starke Sympathie zu ihrem Haus, den Schwestern und sogar zu ihren schrägen Methoden gewonnen. Wie soll ich da meine Arbeit machen können? Sie wissen doch, dass zu starke Identifikation mit den Opfern der Journalistin nicht gut tut. Eigentlich müsste ich wegen Befangenheit schmeißen.´

´Bitte bloß nicht. Damit würden Sie uns denen zum Fraß vorwerfen, die kaltschnäutzig so eine Geschichte ausschlachten. Und was wollen sie dann tun? Zusehen, wie sie uns auseinander nehmen? Oder wollen sie nachher gar ganz einfach als Schwester bei uns arbeiten – auch wenn sie ahnen können, was auf uns zukommt?´ Frau Ritter, die sonst immer streng und diszipliniert den Eindruck eines Felsens machte, den nichts erschüttern konnte, hatte sich in den letzten Tagen verändert. Sie war besorgt und schien keinen sicheren Ausweg zu sehen.

´Aber was sollte ich schreiben? Dass es irgendwie OK sei, wenn junge Frauen gezwungen werden, einen Keuschheitsgürtel zu tragen? Die müssten mich doch auch für völlig durchgeknallt halten. Als wäre ich durch eine Hirnwäsche gelaufen.´

´Ich habe Ihnen nicht vorgemacht, dass ihr Job einfach wäre. Das ist eine Herausforderung. Mein Tipp zum Beginn: Enthalten sie sich eines Urteils. Beobachten sie und versuchen, neutral zu bleiben. Und schreiben sie, was sie sehen und erleben.

Die besten Reportagen, die ich las, waren in diesem Stil. Und glauben sie mir, ich kenne die unterschwellige Manipulation, die nur so tut, als wäre sie neutral, um so doch den Leuten was unterzujubeln. Die meine ich nicht. Versuchen sie erst gar nicht, eine Undercover-Pressesprecherin des Hauses zu werden. Schreiben sie einfach ohne irgend einen Hintergedanken. Danach können sie ja die Sache noch mal durchgehen.

Wenn sie wollen, und nur dann, helfe ich Ihnen. Ich habe allerdings den Verdacht, dass ich selber kritischer über meine Arbeit schreibe, als Sie das zur Zeit im Sinn haben.´

Gerlinde war unentschlossen, jetzt in zivil. ´Als ich vorhin in der Tracht alte sabbernde Männer gefüttert habe, und deren Undankbarkeit spürte, dann dachte ich nicht zuerst, „Was für ein Scheiß-Job“, sondern: „Es ist wirklich befriedigend, das Richtige zu tun. Es ist besser, einfach die Welt im Kleinen zu gestalten, als hier die Pseudo-Revolutionärin und Kämpferin für Frauenrechte zu spielen.“ Ich habe zum ersten Mal gespürt, dass es nicht zuerst um Dankbarkeit und Anerkennung geht, sondern dass das Dienen einen Sinn in sich selber hat. Das hat mich erschreckt. Es passt nicht zu meinem Selbstbild und zu meiner Lebenseinstellung.

Und dieses ganze bizarre Set-Up schien mir auf einmal als Hilfe, von mir und meinen Wünschen abzusehen. Ich habe eine Aufgabe gespürt, mal nicht Selbstdarstellerin oder Schauspielerin zu sein, obwohl ich eine definierte Rolle ausübte. Irgendwie hat mich diese Erfahrung umgehauen.´

´Schreiben sie das doch einfach mal auf. Das Gefühl wird so nicht lange anhalten. Ihr Ego und Ihre Bedürfnisse werden sich schon wieder zu Wort melden. Aber sie dürfen sich ruhig mal auf solche Gefühle einlassen. Die meisten Schwestern erleben so was bei weitem nicht so stark wie sie. Sie scheinen das nicht erwartet zu haben. Deswegen sind sie so betroffen.

Also, was ist nun? Bleiben Sie dabei? Was sagen Sie ihrer Cheffin?´ Frau Ritter wirkte auf einmal eher mütterlich.

Innerlich war Frau Ritter tief bewegt. Sie hatte sich regelrecht in Gerlinde verliebt. Nicht auf eine erotische Weise, das war ihr hier und jetzt nicht wichtig. Sondern auf eine Art Seelenverwandtschaft, wie sie es noch nie bei einem Menschen empfunden hatte. Ihr Idealbild von einer guten Frau war die starke und kritische Person, die aber dennoch fähig war, sich selbst zu hinterfragen, und auch sich selbst einem Ziel hingeben zu können, das größer war als sie selber. Und das sah sie in Gerlinde.

Aber sie blieb auch diesem Gefühl gegenüber wachsam. Sie wollte nicht ihre eigenen idealisierten Vorstellungen auf einen lebenden Menschen projizierten. Gerlinde würde sie früher oder später zwangsläufig enttäuschen müssen, denn lebende Menschen gleichen nie den Idealen.

Etwas unschlüssig, fast verträumt, kam leise ´Ja. Aber ich habe ehrlich gesagt keinen Plan, dafür aber die Angst, dass ich das gehörig versauen werde. Wahrscheinlich schade ich Ihnen mehr als ich nütze.´

´Und wenn schon. Wir sind alle Menschen, machen Fehler und leiden an Unzulänglichkeiten. Das macht die Fehler zwar nicht besser, und entbindet uns nicht von dem Bemühen, die Fehler zu vermeiden, aber es sollte uns Mut machen, auch Risiken einzugehen. Wahrscheinlich werden sie die Aufgabe nicht so gut lösen, wie sie es hoffen. Vielleicht werden sie uns dennoch Verraten. Petrus hatte ja auch Jesus versprochen, dass er immer standhaft bleiben wollte, und ihn dann doch verraten. Jesus hatte ihn trotzdem lieb.

Natürlich will ich mindestens so sehr wie Sie, dass unserer beider Wünsche in Erfüllung gehen, und das sie der Versuchung nicht erliegen. Aber wenn sie nun vor der Aufgabe erstarren wie das sprichwörtliche Kaninchen vor der Schlange, dann ist nichts gewonnen. Auch nicht, wenn sie kneifen. Es werden andere kommen, die weniger Skrupel haben.´

Frau Ritter schickte sie noch zu Schwester Ilse. Sie sollte sie vermessen für den Keuschheitsgürtel. Schwester Ilse war schon eine Marke für sich. Bestimmt ebenso Lesbe wie diese Schwester Susanne, aber auch auf eine kecke Art, die Gerlinde eher ansprach, als sie es wahr haben wollte. Wie zufällig sie ihre Klitoris streichelte, ihr Blicke zuwarf, und dann doch noch mit einem Spekulum zu kommen. ´Das braucht man für den KG nicht, aber ich bin eben neugierig.´ hatte sie erklärt.

Eigentlich hätte Gerlinde eher pikiert sein müssen, von einer Lesbe an ihren privatesten Teilen befingert zu werden, aber es störte sie zu ihrem eigenem Überraschen nicht. ´Falls du danach suchst, Ich bin, seit ich neun war, da unten keine Jungfrau mehr.´

Schwester Ilse zog sich sofort zurück und bekam einen ernsten Ausdruck. Sie setzte sich neben sie und nahm sie in die Arme. ´Ich war schon 17 als ich vergewaltigt wurde. Da ist es sicher nur noch halb so schlimm.´

Gerlinde wollte eigentlich gar nicht so persönlich werden. Aber jetzt war es passiert. Und die Schwestern verstanden sie anscheinend sehr gut.

Bevor sie wieder auf dem Heimweg war, rief sie vom Handy aus ihre Chefin an: ´Entwarnung! Sie haben mich nicht in ein Verließ gesteckt. Ich bin auf dem Heimweg.´

Emma Braun lachte: ´Da haben sie wohl noch mal Glück gehabt. Wie ist es gelaufen?´

´Ich bin drin. Die haben mich schon vermessen und einen speziell für mich gemachten Keuschheitsgürtel in Auftrag gegeben.´ Gerlinde wusste, dass das bei Frau Braun einen Schauer auslösen würde. Zumindest war sie davon überzeugt, dass dem so wäre.

Frau Braun reagierte aber ein Bisschen anders: ´Sie wissen, dass ich da keine einfache schrille Sensationsstory haben möchte. Sie sollen das etwas differenzierter schreiben. Tun sie ruhig so, als ob es ganz OK wäre, mit so einem Teil rumzulaufen. Ich will die Spannung bei unseren Leserinnen aufbauen. Die sollen nicht nur einmal unser Blatt kaufen, sondern da muss eine schöne Fortsetzungsgeschichte draus werden. Und wenn wir da gleich die Katze aus dem Sack lassen, dann ist die Spannung verpufft. Wenn es aber kontrovers wird, dann interessieren sich die Leute dafür. Vielleicht gibt es dann ein heftiges Diskussionsforum. Das treibt letztlich die Verkaufszahlen. Meinen Sie, Sie packen das?

Also: Beißen sie die Zähne zusammen und halten sie es möglichst drei Monate aus. Vielleicht können sie mir Morgen schon was zu ihren Erfahrungen bringen.´

Auf der Autofahrt pfiff Gerlinde die Lieder aus dem Radio mit. Es war vielleicht doch nicht so schwer wie sie dachte. Wenn die Braun dachte, sie würde sich verbiegen, wenn sie viel Verständnis für derartige Praxis vorheuchelte, dann brauchte sie ja auch nicht zu wissen, dass es ihr damit viel ernster war. Sie war durch und durch glücklich. Im Gedanken ging sie schon den Text durch, den sie zunächst für Frau Braun schreiben wollte.

Ein toller Auftrag. Aber sie wollte sich nicht zu früh freuen. Es lagen da noch Tretminen auf dem Weg.
130. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 15.04.10 19:33

hallo ambi valent,


auf die tretminen bin ich gespannt.
131. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 16.04.10 16:47

38. Unangenehme Veränderungen

´Merkst du eigentlich noch was?´ Schwester Anna standen die Tränen in den Augen.

Schwester Agathe sah sie ahnungs- und fassungslos an. ´Ich weiß wirklich nicht, wovon du sprichst.´

´u läufst rum, als wärst du ganz wo anders. Deine Arbeit ist fahrig und unkonzentriert. Du stehst völlig neben dir. Und wenn man sich dann den schönen Jonas ansieht, dann meint man, dass er die gleichen Symptome hat. Möglicherweise von der gleichen Krankheit befallen.´

Schwester Agathe wurde nun etwas ärgerlich. ´Ich halte nicht so viel von Eifersucht.´

´Ja, ich bin eifersüchtig, aber es geht nicht um mich. Jeder sieht das, auch Frau Ritter.´

´Und? Was will sie mir vorwerfen?´ Schwester Agathe blieb noch uneinsichtig.

´Sie wirft dir vielleicht gar nichts vor. Sie will dich versetzen. Aber das soll sie dir lieber selber sagen.´ Die Tränen standen Schwester Anna noch immer in den Augen.

Schwester Agathe brauchte eine Weile um zu verstehen, was da passierte. ´Sie will, dass ich hier ausziehe?´ Schwester Anna nickte stumm.

Schweigen.

Langsam merkte Schwester Agathe, was für eine Enttäuschung über Schwester Anna herein brach. Ihre Liebe war so zart und zerbrechlich. Und endlich sah sie Anna wieder mit den Augen einer Liebenden. Sie umarmte Anna, drückte sie. ´Kann man denn da gar nichts machen? Ich will nicht weg von dir.´

Als sich Schwester Anna wieder etwas gefangen hat, und die Tränen aus ihren Augen wischte, erzählte sie von der Unterredung. ´Frau Ritter will Birget aus der Station raus haben. Sie soll ganz normal im Schwesternwohnheim sein. Sie scheint sie aus dem Einflussbereich von Frau Dr. Smeroff entfernen zu wollen. Aber sie gibt es nicht zu. Wir haben uns nur angesehen und sofort verstanden, dass wir beide mit den Ansichten von Frau Dr. nicht einverstanden sind.

Aber sie hat dennoch bei ihr angefragt, ob sie als behandelnde Ärztin die Maßnahme unterstützt. Die hat sogar zugestimmt, allerdings unter der Auflage, dass ich sie weiter beaufsichtige. Und sie soll auf der Psycho-Station bleiben, damit sie sie unter Kontrolle behält. Mir kommt das wie ein subtiler Kleinkrieg zwischen Frau Dr. und dem Drachen vor. Bis jetzt steht es Gleichstand.

Kurz: Birget soll hier einziehen.´

´ann ist das doch gar nicht wegen mir! Und ich hatte schon ein schlechtes Gewissen dir gegenüber.´

´Täusch dich mal nicht. Die weiß genau was läuft. Morgen früh nach der Visite sollst du dich bei ihr melden. Sie murmelte was von „Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“. Ich denke, sie will dich möglichst weit von Jonas weg bringen.´

´Weiß sie das zwischen uns beiden?´

´Ich hab es ihr nicht gesagt, aber ich glaube, dass sie es nicht weiß. Sonst hätte sie es mir vielleicht auch nicht angetan.´

Schwester Agathe versuchte zu trösten. ´Birget ist doch auch total nett, und gut sieht sie auch aus. Und gegen Zärtlichkeiten mit Frauen hat sie auch keine prinzipiellen Probleme. Ich glaube, die mag dich. Vielleicht wird es mit ihr noch besser als mit mir.´

Schwester Annas Züge verhärteten sich. ´u bist herzlos. Mir geht es doch nicht um ein Bisschen Schmuserei. Mir geht es um Dich. Ich liebe dich.´

Schwester Agathe war nun betroffen. Dieser Trost war wohl keiner gewesen.´Wir machen natürlich weiter. Mach dir keine Sorgen.´ Aber sie selbst war nicht überzeugt.

Schwester Anna fuhr fort: ´Und außerdem hat doch die bescheuerte Smeroff mich zur Aufsicht verdonnert, dass Birget keinen Sex haben soll.´ Beide wussten nicht so recht, ob sie nun lachen oder weinen sollten.

´u weißt doch. Ich bin immer total zuverlässig. Ich richte mich nach den Anweisungen und werde nichts tun, was Birget oder mich gefährdet.´

´Aber wenn du doch mit Frau Ritter unter einer Decke steckst …´

´a kennst du den Drachen aber schlecht. Auch wenn wir die gleiche Meinung haben, wird sie kein Auge zudrücken, niemals. Und ich würde es auch nicht tun.´

´Jetzt aber genug geredet. Wenn wir vielleicht nur noch wenig Zeit haben, dann sollten wir sie auch nutzen. Komm zu mir ins Bett.´ Agathe machte das Licht aus. Oh ja, sie liebte Schwester Anna auch. Und nicht nur ihre besondere Art, sondern auch ihre Zärtlichkeiten.

----

Am nächsten Morgen fand sich Schwester Agathe bei Frau Ritter ein. Der strafende Blick ließ Unheil erwarten. ´Schwester Agathe, der Wandel ihrer Arbeiteinstellung ist augenfällig. Wir brauchen wohl nicht zu rätseln, was da die Ursache ist?´

Schwester Agathe nickte betreten.

´Gut. Gehen sie und holen sie die Briefe. Ich will sie sehen.´

Stark errötend setzte sich Agathe zur Wehr. ´as geht nicht. Es sind persönliche Briefe, sehr persönliche sogar.´

´Und wie stellen sie sich das weiter vor? Wir sind hier ein Pflegebetrieb mit einem hohen Anspruch an Qualität. Die Hausregeln wurden extra dafür gemacht, dass so etwas nicht passiert.´

´Welche Regel habe ich denn gebrochen?´ Schwester Agathe versucht sich zu wehren.

´Über Spitzfindigkeiten und Formalia werde ich nicht mit Ihnen diskutieren. Sie wissen sehr wohl, dass sie nur versuchen, ein Schlupfloch zu graben. Das aber lasse ich nicht zu. Ich will, dass sich das ändert.

Schwester Anna hat ihnen ja schon etwas gesagt. Sie arbeiten ab morgen auf der Gerontologie. Bei Schwester Ilse ist ein Bett frei geworden. Sie verstehen sich doch mit Schwester Ilse? Da wird ihnen diese Maßnahme sicher etwas erträglicher sein. Ich will ihre Kooperation.´

Schwester Agathe wollte ihr Liebe zu Schwester Anna nicht so klaglos verraten, gerade weil ihr das Zusammensein mit Schwester Ilse durchaus reizvoll erschien. ´Aber ich bin sehr gern mit Schwester Anna in einem Zimmer. Ich will sie nicht verlassen.´

Frau Ritter merkte auf. Sie war tatsächlich in Unkenntnis über die Beziehung zwischen ihnen. ´Es tut mir leid, eigentlich mehr wegen Schwester Anna, aber ich kann da nicht anders entscheiden. Für die nächste Zeit muss ich auf diese Trennung bestehen. In einem halben Jahr können wir vielleicht noch mal darüber reden.

Aber bezüglich der Briefe. Ich werde nicht darauf bestehen, sie zu lesen. Aber ich will nicht, dass das so weiter geht. Wir müssen das eindämmen. Ich werde auch nichts unerträgliches von Ihnen verlangen. Aber es wird ihnen nicht schmecken:

Erstens. Sie schreiben einen kurzen Brief, in dem sie ihren Briefpartner über die Änderungen Informieren, und dann drei Wochen Sendepause.

Zweitens: Danach nur ein Brief pro Woche.

Können Sie damit leben?´

´Und was, wenn nicht?´

Frau Ritter sah Schwester Agathe traurig und streng zugleich lange an. ´enken sie mal nach!´

Schwester Agathe merkte, dass hier kein Verhandlungsspielraum war.

´Falls sie glauben, dass sie schummeln können. Vielleicht würde es eine Weile gehen. Aber ich würde das als schweren Vertrauensbruch werten. Sie sollten das lassen. Ich denke, mit den Auflagen bin ich ihnen schon weit entgegen gekommen.´

Schweren Herzens nickte Schwester Agathe.

´Ich will ihre Kooperation. Sprechen sie bitte aus, wozu sie sich verpflichten.´

´Ich werde mich beugen. Die nächsten drei Wochen nur ein Brief und danach nur wöchentlich einer.´

´Gut, dann wäre das geklärt. Aber dennoch, Strafe muss sein. Ich gehe davon aus, dass sie sich beim nächsten Schwesternabend mit einer Selbstanzeige melden.´
132. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 16.04.10 23:27


Zitat

Gut, dann wäre das geklärt. Aber dennoch, Strafe muss sein. Ich gehe davon aus, dass sie sich beim nächsten Schwesternabend mit einer Selbstanzeige melden.´


Wofür die Selbstanzeige?

Aber doch nicht wegen dem Briefeschreiben, denn das ist ja nicht verboten.

Höchstens wegen Vernachlässigung des Dienstes!

3 Wochen lang nur ein Brief, wie hält das der verliebte Doktore aus

Mindestens ein halbes Jahr wird er sie auch nicht sehen können.

Oder lässt er sich auch versetzen?

Auch Schwester Anna trift es hart, wenn sie jetzt ausziehen muss.

Gerlinde wird jetzt erstmals einen Schwesternabend miterleben.

Zitat

´Ich habe tatsächlich bereits eine starke Sympathie zu ihrem Haus, den Schwestern und sogar zu ihren schrägen Methoden gewonnen.


Wird die Sympathie nach dem miterlebten Schwesternabend auch noch vorhanden sein

Fragen über Fragen.

Danke Ambi Valent.
-----
Gruß vom Zwerglein
133. RE: RE Zwerglein: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 17.04.10 01:56

Hallo Zwerglein.

Zitat

Zitat

Gut, dann wäre das geklärt. Aber dennoch, Strafe muss sein. Ich gehe davon aus, dass sie sich beim nächsten Schwesternabend mit einer Selbstanzeige melden.´


Wofür die Selbstanzeige?

Aber doch nicht wegen dem Briefeschreiben, denn das ist ja nicht verboten.

Höchstens wegen Vernachlässigung des Dienstes!


Du wirst erkennen, dass Schwester Agathe lange Zeit hat, über ihre ´Verfehlungen´ nachzudenken. Das ist natürlich perfid, denn so braucht Frau Ritter keine eigene Anklage zu konstruieren, sondern die ´Übeltäterin´ sucht selber die Anklage.

Zitat
3 Wochen lang nur ein Brief, wie hält das der verliebte Doktore aus

Mindestens ein halbes Jahr wird er sie auch nicht sehen können.

Oder lässt er sich auch versetzen?


Das werden wir sicher noch herausfinden.

Zitat
Gerlinde wird jetzt erstmals einen Schwesternabend miterleben.


Aber das duert noch ein wenig.

Zitat
Zitat

´Ich habe tatsächlich bereits eine starke Sympathie zu ihrem Haus, den Schwestern und sogar zu ihren schrägen Methoden gewonnen.


Wird die Sympathie nach dem miterlebten Schwesternabend auch noch vorhanden sein


Wie gesagt: Es bleibt spannend.
134. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 17.04.10 18:11

39. Tagebuch, Erster Versuch

Emma Braun sah aus dem Fenster, wie Gerlinde Schimmelpfennig gerade auch zur Redaktion kam. Sie öffnete die Mail, die sie gestern spät abends noch absandte. Der erste Entwurf für ihre Reportage.

Zitat
Das seltsame Sanatorium 1

Es ist Dienstag in einem großen Privatsanatorium in Deutschland. Ich habe ein Bewerbungsgespräch als Pflegekraft. Was mein Gegenüber nicht wissen sollte: Es sind Gerüchte zu äußerst ungewöhnlichen Praktiken zu uns gedrungen. Stimmen diese? Ist hier ein dunkles Geheimnis? Oder findet man Wege, deutliche Verbesserungen im Pflegesystem einzurichten. Kann es hier Schule machen oder stehen wir vor einem Skandal? All diesen Fragen gehe ich nach, nicht als Reporterin, sondern als Betroffene, als Schwester, der man nichts vor machen kann. Wenn es ein Geheimnis gibt – ich werde es heraus finden …

Ich lege mein Examen vor. Ja, die Anzeige hat mich sehr angesprochen. Ich finde Ordnung und Disziplin sehr wichtig, so versichere ich der Pflegedienstleitung. Ich sollte mir das noch mal gut überlegen, meinte die ältere Dame, deren Strenge einschüchternd wirkt. Es würde kein Sex geduldet. Nicht mit Ärzten, nicht mit Patienten. Man sähe es nicht gerne, wenn betagte wohlhabende Patienten in einer Weise behandelt werden, die zu einer unerwünschten Beziehung führen. Sie nannte das Wort Goldsucherinnen. ´Soll ich denn nicht die Patienten sehr zuvorkommend behandeln?´ will ich wissen.

´Doch schon, aber jeder Patient soll diese Premium-Pflege erhalten, nicht nur die, von denen man sich einen persönlichen Vorteil erhofft.
Natürlich dürfen wir auch keine Trinkgelder annehmen, die bei Beginn des Aufenthaltes gezahlt würden. Wenn die Patienten sich wohl fühlen, dürfen sie anonyme Spenden in die Gemeinschaftskasse eben.´

Ich bin beeindruckt. Man nimmt es hier mit der Qualität sehr genau. Hier würde ich vielleicht selber gerne Patient sein. Aber Schwester? Wie sollen denn diese strengen Regeln durchgesetzt werden? Und nun nähern wir uns der Kehrseite, den dunklen Geheimnissen. Denn es geht hier um allzu menschliches. Schwestern sind keine höheren Wesen, die über jeder Versuchung stehen.

Viele Menschen wissen, dass der Stress im Gesundheitswesen oft sehr schwierige Arbeitsverhältnisse hervor bringt. Klagen über Mobbing der Angestellten und schlechte Behandlung von Patienten sind allerorts zu hören. Hier soll es anders sein? Ist da nur eine geheuchelte Firnis über ein ´Business as Ususal´ gezogen? Allerdings sprechen die Gerüchte eine andere Sprache. Man würde mit äußerst unkonventionellen Methoden die Regeln durchsetzen.

Schwester Monika (Name geändert) soll mir das Haus zeigen. Die Schwester scheint aus einer längst vergangenen Zeit zu stammen. Sie trägt eine altmodische steife Tracht, so wie alle Schwestern des Hauses. Mir wird bange, dass ich auch einen so engen Steifen Kragen tragen soll.

Adrett sieht sie aus, aufgeräumt, ordentlich, so wie das ganze Anwesen. Sieh strahlt die Freundlichkeit in Person aus, einladend, als ob sie selber vor Glück überströmt. Drogen? Nein, Schwester Monika lacht. Die sind hier auch strengstens verboten.

´Wie setzt man denn diese Verbote durch?´ Insistiere ich, denn es gibt vieles auf der Welt, was verboten ist, und die Menschen tun es doch. ´Hier herrscht ein sehr aufmerksames Regiment der Überwachung. Und die Maßnahmen zur Disziplinierung werden dir auch nicht gefallen,´ sagt die Schwester geheimnisvoll.

Ach ja, wer sich nun eine ältere und mütterliche Schwester Monika vorstellt, der würde überrascht sein. Sie ist etwa 25 und bildhübsch, ein Traum für einen gesunden Mann. Sie spielt im Volleyball-Team des Hauses, dass es immerhin in die Führungsgruppe der Landesliga geschafft hat. Mich interessiert diese Schwester, die Glück verströmt wie Freibier und dabei etwas von unangenehmen Disziplinarmaßnahmen spricht.

Das Heile-Welt-Szenario zerbröselt, wenn sie von ihrer Vergangenheit spricht. Sie war ein schlimmer Finger, Heimkind, Jugendknast, Drogen, schwere Körperverletzung. Jemand, der eigentlich eine vorgegebene Biografie hat, und die sieht nicht gut aus. Kaum zu glauben, dass sich diese bei ihr nicht ereignete. Ein Wunder?

Sie selber spricht von einem Schutzengel, der sie davor bewahrte, dass Teufelszeug zu nehmen, an der ihre Zellengenossin und beste Freundin verreckte. Eine traumatische Erfahrung, die ihr Leben auf den Kopf stellte. Sie wollte nicht so enden, und lernte, was das Zeug hielt. Aber viele Rückfälle führten sie wieder an den Rand des Abgrundes, bis sie schließlich in diesem Haus ankam. Ihr Lebenswandel konnte nicht verborgen werden. Dennoch bekam sie den Job, denn sie erklärte: ´Ich brauche die Disziplin, sonst gehe ich vor die Hunde´.


Gerlinde kam in Emma Braun´s Büro:´Und?´

´Bin gerade fertig geworden. Das schreit nach mehr.´ Frau Braun wollte nicht zu euphorisch sein. ´Aber sie haben noch nichts von Keuschheitsgürtel und Körperstrafen geschrieben.´

´Sollte sich?´

´Nein, sie haben mich nur allzu gut verstanden. Die Serie wird ein Renner.´ sagte Frau Braun. Zumindest wenn die anderen Frauen so empfinden wie ich, dachte sie weiter.

´Oder vielleicht doch – Die Reportage könnte zumindest im zweiten Teil davon anfangen.´

Gerlinde schaute sie an. ´Und da ist noch was. Ich möchte eine Vereinbarung, dass redaktionelle Änderungen nur mit meiner Zustimmung erscheinen dürfen. Anderenfalls wird eine hohe Vertragsstrafe, sagen wir 20 000 Euro fällig.´

Emma Braun wurde sehr dienstlich: ´Das ist hier aber nicht üblich.´

Gerlinde spürte aber, dass diese Gegenwehr nicht unüberwindlich ist. ´Hören sie. Ich soll drei Monate mit einem Keuscheitsgürtel rumlaufen. Da kann ich schon etwas entgegenkommen erwarten. Und mich interessiert es einen Scheiß, was hier üblich ist.´

Emma Braun schluckte, aber sie sah das Argument ein. Immerhin schien Frau Schimmelpfennig das Thema richtig anzugehen. Das Risiko war da eher gering. ´Schicken sie mir bitte den Vertragsentwurf rüber. Wenn es so bleibt was sie sagen, sollte das problemlos durch gehen.´

Nachdem Gerlinde Schimmelpfennig den Raum verlassen hatte, leistete sie sich einige Tagträume. Sie stellte sich ihre Mitarbeiterin sehr intensiv mit Keuschheitsgürtel und Schwesterntracht vor und fühlte sich irre kinky dabei.
135. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Blaubaer43 am 17.04.10 18:55

Hallo Ambi Valent!
Um Frau Braun zu zitieren: "Das schreit nach mehr." Aber Du veröffentlichst ja schon in einer geradezu atemberaubenden Geschwindigkeit, da mag ich gar nicht drängeln. Eine tolle Geschichte, ich bin ganz weg.
136. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 18.04.10 01:01

Zitat

Hallo Ambi Valent!
Um Frau Braun zu zitieren: \"Das schreit nach mehr.\" Aber Du veröffentlichst ja schon in einer geradezu atemberaubenden Geschwindigkeit, da mag ich gar nicht drängeln. Eine tolle Geschichte, ich bin ganz weg.


Stimmt, er hat ein Waahhhnnnsinnnnsss Tempo drauf.

Der erste Versuch war ja gar nicht so schlecht.

Die Vertragstrafenklausel wir wahrscheinlich auch durchgehen.

Und zu guter letzt,
Zitat

Sie stellte sich ihre Mitarbeiterin sehr intensiv mit Keuschheitsgürtel und Schwesterntracht vor und fühlte sich irre kinky dabei.

habe ich das Gefühl, das Frau Braun auch dringend einen KG benötigt.

Danke Ambi Valent
-----
Gruß vom Zwerglein
137. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 18.04.10 03:19

hallo ambivalent,

da hast du mich wieder schwer begeistert. danke für den guten lesestoff. hoffentlich hast du noch mehr davon.
138. RE: Die gute Schwester

geschrieben von SteveN am 18.04.10 10:22

Hallo Ambivalent !

Mir scheint, daß Gerlinde eine Aspirantin auf eine
(dauerhafte) Schwestern-Stellung ist. Erst fühlt sie
sich dabei kinky, dann wird es sie zur Berufung ...

Viele Grüße SteveN


139. Folge 40: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 18.04.10 17:17

40. Überraschende, märchenhafte Post

Der Umschlag war dick. Völlig unerwartet, das Agathe ihm schon wieder schrieb, wo er doch seinen Brief noch gar nicht fertig hatte. Zum Glück hat sie ihm den erst zum Ende seiner Schicht in die Hand gedrückt. Eigentlich hätte er vor Erwartung zitternd es kaum erwarten können, den Brief zu lesen. Aber etwas stimmte nicht. Agathe hatte kein Wort gesagt, aber sie hatte einen so traurigen Blick, der Unheil verhieß. Ein flüchtige Berührung ihrer Finger, wie zum Abschied.

Es half nichts, die Bedenken beiseite wischend öffnete er den Umschlag:

Zitat
Liebster Jonas

Unsere Beziehung hat mich völlig eingenommen, ich war dieser Welt entrückt. Zu sehr in eine Welt des Märchens und der Phantasie, als dass es auch in dieser Welt unbemerkt bleiben konnte. Und auch im Märchen gibt es die böse Hexe, die dem Glück des Traumpaares entgegen steht. Hier haben wir keine bösen Hexen, aber wir haben unsere Frau Ritter. Und die hat mich aufs schärfste ermahnt, denn die Hausregeln verbieten Beziehungen zwischen Ärzten und Schwestern. Ich dachte zwar, dass die für Brieffreundschaften nicht gelte, aber Frau Ritter hat mir nur zu deutlich gemacht, dass ich hier im Irrtum sei.

Kurz gesagt, sie hat mir Auflagen verordnet, die mir wahrscheinlich genau so wenig schmecken wie dir. Die nächsten drei Wochen dürfen wir uns nur einmal schreiben – und das ist dieser Brief. Danach nur ein Brief pro Woche. Außerdem hat sie mich auf die Gerontologie versetzt, damit wir uns nicht so häufig über den Weg laufen.

Das ist alles sehr hart für mich, aber ich bin gewillt, die Auflagen einzuhalten. Es könnte alles viel schlimmer kommen. Und auch dich bitte ich, dich an die Vorgaben zu halten. Vielleicht hat es für unsere Beziehung doch etwas Gutes, wenn sie nicht so hitzig abläuft. Dennoch, so recht will ich es nicht einsehen.

Damit du aber nicht 3 Wochen auf dem Trockenen sitzt, wollte ich dir etwas Wegzehrung für die Durststrecke mit geben. Du sollst mich nicht vergessen. Darum habe ich ein Märchen für dich geschrieben. Viel mehr, den Anfang eines Märchen, das du dann weiter schreiben kannst. Zeit genug hast du ja, deine Phantasie walten zu lassen. Also denn:

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Es war einmal ein weiser König, den seine Untertanen liebten, denn er war gerecht und sorgte für Frieden und Wohlstand im Land. Er war gesegnet mit einer weisen, wunderschönen Frau, die ihn noch mehr liebte als sein Volk. Was er aber nicht wusste war, dass ein dunkles Geheimnis seine Frau Gertrudis umgab. Einst, als sie in einer schweren Krankheit lag, und kein Arzt ihr helfen konnte, besuchte ein altes Kräuterweiblein ihre verzweifelten Eltern. Sie sagten ihr, dass sie sie heilen könnte. Sie gab ihr einen Tee, und das Fieber sank.

Aber sie forderte zu ihrem Lohn die erste Frucht ihres Leibes. Die Eltern erschraken und wollten einen so verwerflichen Handel nicht eingehen. Da sagte die Alte: ´Der Tee hat euch Linderung gebracht, aber er war nicht stark genug für die Heilung. So wird das Fieber wieder steigen. Morgen komme ich wieder, aber ich werde sie nur heilen, wenn ihr mich nicht um meinen Lohn prellen wollt´, sagte sie und verschwand.

Als das Fieber wieder stieg berieten die Eltern, denn es war erkennbar, dass das Kind sterben würde und keine andere Möglichkeit bleib, als dem Begehr der Hexe statt zu geben. Gesagt, getan. Die Kräuterfrau gab sich mit dem Versprechen zufrieden und Gertrudis wurde wieder gesund und erblühte zu der schönsten aller Frauen, die zu Recht die Königin wurde.

Nun aber, als sie einem wunderschönen Kind namens Agathe das Leben schenkte, klopfte es an die Tür und die Kräuterfrau trat ein. Sofort fiel Gertrudis ihre eingegangene Verpflichtung ein, aber sie weinte und flehte darum, das Kind behalten zu dürfen – zumindest bis es abgestillt sei.

Die Alte aber sprach: ´Ich sehe in deinem Herzen, dass du mir das Kind nicht geben willst, auch in 2 Jahren nicht, denn so lange gedachtest du, das Kind zu stillen. Ich gebe dir 8 Wochen Zeit. Denn dann muss ich wieder in dieses Land kommen, das meiner Hilfe bedarf.´

Gertrudis merkte wohl auf und fragte: ´Erklärt Euch, weise Frau.´

´Eine schreckliche Plage zieht durch die Länder. Sie wird an den Grenzen eures Reiches nicht halt machen. Und ich muss eilen, anderen zu Helfen. Wenn ich in acht Wochen wiederkomme, und ihr meiner Hilfe nicht bedürft, so sei Euch eure Schuld erlassen´, sprachs und verschwand.

Leider erfüllte sich die Prophezeiung der Alten und die Not war groß im Lande als die Alte abermals an die Tür klopfte. Gertrudis öffnete so traurig und niedergeschlagen, dass sogar das Herz der Alten weich wurde. ´Willst du mir nun dein Töchterlein geben?´ fragte sie dennoch.

´Oh nein, ich will es nicht. Aber ihr habt das Recht auf Eurer Seite, und sollte mir auch das Herz brechen, so will ich mich nicht gegen Recht und Schuldigkeit stellen. Nur zwei Bitten habe ich an euch. Sorgt für sie gut und gebt mir ein Mittel, das mir einen leichten Tod gewährt.´

´Mit Nichten sollt ihr sterben, edle Frau. Ihr werdet weitere Söhne und Töchter gebären, die ich nicht von euch fordere. Ich gebe Euch ein Tee, der dir das Vergessen schenkt und so Eure Last erleichtert. Und – als Zeichen meiner Verbundenheit mit Euch – werde ich Eure Tochter zu euch zurück bringen, nachdem sie 25 Lenze und 25 Sommer mir diente. Sie wird rein und schön zu euch kommen, gekleidet wie eine Magd. Sie wird von keinem Manne wissen. Und eure Herzen sollen wieder vereint sein.´ So sprach sie, nahm das Kind und ging.

Es war nicht das Leben einer Königstochter sondern das Leben einer Dienstmagd in armen Hause, das Agathe von Kindesbeinen an erfuhr. Sie erfuhr heiße Sommer und bitterkalte Winter. Die Alte war stets streng zu ihr, aber sie strafte nur um zu erziehen. Sie musste viel lernen, zwischen der Haus-und Gartenarbeit. Kräuterkunde vor allem, aber auch lesen und schreiben, und die alten Bücher und Kenntnisse über die Natur, die ihr die Alte vermittelte.

Agathe gewöhnte sich daran, kratzige Kleider zu tragen. Die Alte hieß sie oft, sich nackt auszuziehen und trug ihr auf, nicht zu zucken oder zu lachen. Dann streichelte sie sie am ganzen Körper und kitzelte sie sie. Aber sie konnte sich nie beherrschen. Auf kurz oder lang kicherte sie oder zuckte. Zur Strafe zwickte sie dann die Alte.

Als Agathe zu einem schönen Mädchen herangereift war, ging die Alte mit ihm zu einem Schmied dessen Ruf seiner Geschicklichkeit durch alle Lande ging. Er fertigte ein eisernes Höschen für Agathe, das nur wenig drückte und scheuerte.

Die Alte erklärte ihr, dass sie ihrer Mutter versprochen hatte, sie ihr als Jungfrau zurück zu bringen. Und das sei nun der Preis für ihr Versprechen …

-------

So weit die Geschichte. Jetzt will ich, dass du weiter schriebst. Will die Alte, dass auch Agathe sie streichelt? - Natürlich erst, nachdem sie ihren achtzehnten Geburtstag hinter sich hat. Wird sie geraubt von bösen Wegelagerern, und wer befreit sie? Vielleicht der edle Prinz Jonas?

Überlege dir gut was du schreibst und vergiss mich nicht

Deine Agathe



Sehnsucht und Wehmut erfüllten ihn. So nah und doch so fern. Eine Durststrecke, ja Agathe empfand genau wie er. Aber wie hätte er sie vergessen können, auch wenn sie ihm nicht dieses Märchen gesandt hätte …

140. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 18.04.10 21:18

hallo ambi valent,

da war wieder eine menge los. danke fürs posten
141. Folge 41: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 19.04.10 17:39

41. Eine Reisebekanntschaft

Auffallend schön sah sie aus, aber nichts deutete auf eine arrogante Hochnäsigkeit hin, die so oft den Frauen zu eigen wurden, die sich ihrer Macht bewusst sind. Eher eine bezaubernde Demut, die aber nichts duckmäusisches hatte. Gerlinde musste an das Lied von Allison Moyet ´weak in the presence of beauty´ denken.

Als sie den Anruf von Frau Ritter erhielt, dass ihr Keuschheitsgürtel fertig sei und sie sofort anfangen könnte, rutschte ihr doch noch das Herz ins Höschen. Jetzt sollte es ernst werden. Nach einem kurzen Schlucken bestätigte sie, dass sie schon tags darauf bereit sei.

´Tun sie mir noch einen gefallen. Ihr Fahrtweg zu dem Laden, wo sie den Keuschheitsgürtel abholen und letzte Anpassungen machen lassen, führt fast an unserem Haus vorbei. Und da ist einer andere Schwester, die mit Ihnen zusammen neu anfängt und die gleiche Aufgabe hat. Es wäre doch schön, wenn sie sie abholen könnten. Wissen sie, ich schlage gerne zwei fliegen mit einer Klappe.´ Frau Ritter hatte schon einen recht skurrilen Humor.

Die andere ´Fliege´ stellte sich mit Birget vor. ´Ein seltsamer Name. Sie sollten gewiss Birgit heißen?´ Gerlinde versuchte einen unbeholfenen Smalltalk.

´Ja, aus einer Laune meines Vaters, der meinte, man sollte möglichst einen eigenen Namen tragen, der nicht so leicht verwechselbar ist. Aber das mit dem Sie solltest du besser vergessen. Oder bestehst du darauf?´ Schnell stellte sich eine entspannte Atmosphäre ein, als ob die beiden schon lange Freundinnen wären.

In den Laden zu gehen, sich vor fremden Menschen auszuziehen, die vermutlich stockpervers waren – das war ihr doch äußerst unangenehm. Jetzt, da die Chemie mit Birget so stimmte, entspannte sie sich. Durch ihr gemeinsames Los waren sie auch auf andere Weise Schwestern geworden. Die Fahrt über die Landstraße nahm nur wenig Aufmerksamkeit in Anspruch.

´Aber wenn du nun auch als Schwester da anfangen willst … wie kommt es, dass du bereits in dem Haus bist, ohne Auto?´

Birget räusperte sich. Es war ihr offensichtlich nicht sehr angenehm, all die Details aus ihrem Leben zu erzählen. Aber es half nichts, was sollte sie lange um den heißen Brei reden.

´Ich war mehrere Monate Patientin. Psycho. Meinen Job in der Werbebranche kann ich knicken. Da habe ich mich auf meine Ausbildung besonnen. Nicht zuletzt ist die äußerst warme Aufnahme in der Schwesternschaft etwas, was mir sehr gut tut.´ Birgets Stimme hat schließlich zu ihrer Festigkeit hinzugewonnen.

Gerlinde wollte aber keineswegs eine handzahme Süßholzrasplerin werden, sonder fragte, halb scherzend, halb provokant: ´Psycho? Bestimmt in der Geschlossenen?´

Birget blieb ihrem Entschluss treu. Offenheit kostet immer Überwindung, aber danach geht es dann leichter. ´Ja, Geschlossene mit Fixierung und all dem Zeug.´

Jetzt wurde es sogar Gerlinde peinlich, denn so intime Fragen sind ungehörig. Aber ihre Neugier blieb. Sie nahm sich aber vor, erst später und mit etwas behutsamkeit zu fragen. Immerhin wirkte Birget doch völlig normal, und das sagte sie ihr auch.

´Ich hatte eine schlimme Zeit nach einem traumatischen Erlebnis. Mit meiner Ärztin hier bin ich auch nicht wirklich glücklich. Ich denke, es waren die Schwestern, die mich da raus geholt haben. Sie sind mir zum Vorbild geworden.´

Gerlinde war beeindruckt. Ständig derartige Berichte über das Lob der Schwestern. Das war ihr bald unheimlich.

Gerlinde erzählte auch ihre Geschichte, aber sie hatte ein ganz schlechtes Gewissen, denn natürlich war vieles davon erfunden. Gezieltes Lügen war ihr sonst nicht so schwer gefallen, aber in der Gegenwart eines Menschen, dessen Ehrlichkeit so entwaffnend ist, ließ sie selber als irgendwie schmutzig erscheinen.

Aber ganz so engelgleich war dann Birget doch nicht. Voll Neugier fragte, ob Gerlinde denn auch Enthaarungscreme verwendet hatte. Gerlinde war ahnungslos. ´Wurde dir das nicht empfohlen? Wegen dem Keuschheitsgürtel natürlich. Es sei viel einfacher so.´

´Nein, ich habe da noch mein Fellchen. Ich will es erst mal so ausprobieren. Aber hast du denn keine Bedenken so verschlossen rumzulaufen?´ Gerlinde hatte da eher einen Plauderton drauf.

´Früher war mir Sex immer recht wichtig. Ich mochte es sehr. Aber mit meinem Zusammenbruch hat sich einiges geändert. In der Klinik geht das ja auch nicht als Patient. Da bin ich es also schon gewöhnt. Und ich komme schon damit klar ... hoffe ich.´

Die Stimmung wurde im Wagen immer gelöster, und es gab auch fast keine Tabu-Themen. So betraten beide scherzend den Laden. Ob sie denn zusammen oder hintereinander bedient werden wollten. Beide sagten gleichzeitig; ´Natürlich zusammen!´

Sie waren mittlerweile in einer Stimmung, in der sie alles etwas lustig fanden. Nicht aber, das jemand denkt, sie hätten sich ein Gläschen gegönnt, vielmehr wahren sie von der Situation ein wenig angetüdelt. Sogar die Bedienung, eine altere Frau wurde von der Fröhlichkeit angesteckt. Gerlinde dachte noch, ´Welch absurde Situation. Die kann ich so nicht in meiner Reportage beschreiben. Das versteht niemand mehr.´

Anstelle Beklemmungen zu haben, mit dem leichten Druck um den Unterleib und dem Bewusstsein des Verschlossen-Seins, hielt die Stimmung an. Vielleicht der Mut der Verzweiflung? Vielleicht, weil Birget so völlig unbefangen damit umging? Es sei aber wirklich das erste Mal, dass sie so ein Ding trug, versicherte sie Gerlinde. Der Rückweg erschien gar nicht so lange, denn Birget war ganz aufgetaut und erzählte ihr von Besonderheiten in der Modebranche, und was sie da so alles erlebt hatte.

Sie Meldeten sich bei Frau Ritter und übergaben ihr die Schlüssel. Sie erhielten ihre Schwesterntrachten die sie auch gleich anziehen wollten. Sie fragten, ob sie das gleich bei Frau Ritter im Büro machen könnten, was jene überraschte. Denn trotz ihrer Neugier hätte sie nicht gewagt, die neuen Schwestern zu fragen, ob sie den Sitz der Keuschheitsgürtel begutachten könnte. So aber wurden ihre Interessen mehr als befriedigt. Etwas missbilligend bemerkte sie die Schambehaarung bei Gerlinde, sagt aber nichts.
142. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 19.04.10 22:09

hallo ambi valent,


danke für die gelungene fortsetzung. hast du noch mehr davon?
143. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 20.04.10 00:57


Zitat

hallo ambi valent,


danke für die gelungene fortsetzung. hast du noch mehr davon?


Mensch Nadine, drängle doch nicht so.

Er postet ja jetzt schon im Turbogang.

Aber Bedanken möchte ich mich natürlich auch.
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Gruß vom Zwerglein
144. Folge 42: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 25.04.10 23:31

42. Stunk!

Frau Ritter war sauer, sogar stinksauer! Ein Verein von Idioten, Schildbürgern … sie dachte sogar darüber nach, ob sie kündigen sollte. Was bildete sich der Verwaltungssrat des Sanatoriums eigentlich ein? Als ob sie nicht schon genug Probleme hätten. Was war eigentlich passiert? Sie ging die Sitzung des Verwaltungsrates noch mal durch.

Eröffnet wurde die Sitzung mit dem üblichen blabla, Protokoll usw. Dann hatte sie von der Gefahr berichtet, dass die Presse sich auf die Praktiken der Hausregeln stürzen wollte, und dass sie die Arbeit in Gefahr sähe. Wenn Zeitungen und Fernsehen berichten, würde das auf die Belegung erheblichen Einfluss haben. Sie könnten wo möglich so nicht mehr weiter arbeiten.

Der Geschäftsführer, Dr. jur. Pohlschmidt, wiegelte nur ab. Sie würde Gespenster sehen. Das Haus hätte eine so gute Reputation, dass da schon nichts passieren würde. ´Ist ja auch nichts ungesetzliches. Sie sollte nun keine Neurosen entwickeln, bloß weil sie von so vielen Kranken umgeben sind.´

Natürlich rechnete Emelly Ritter damit, dass Pohlschmidt der erste wäre, ihr ein Messer in den Rücken zu jagen, wenn die Presse sich erst mal einschießen würde. Krankenschwestern in süßer Tracht mit Keuschheitsgürteln und Prügelstrafen – wenn das mal kein handfester Skandal ist.

Und Frau Dr. Schildwächter, die medizinische Leitung, hätte sich mal besser in Frau Nachtwächter umbenennen sollen. Schlief dir? Die hatte gar nichts gesagt. Der kaufmännsiche Leiter, Christof Gernhardt, hat nur gegrinst. Das allein war schon eine Frechheit. Als ob es nicht auch um sehr viel Geld ginge. Kollektiver Wahn. Das hätte ja schon genügt, um einfach aufzustehen und rauszugehen. Hätte sie das bloß mal gemacht. Was danach kam war ja noch viel schlimmer. Aber dann hätte sie nicht sagen können, dass sie alles getan hätte, um das Übel vom Haus abzuwenden. So konnte sie zwar nicht auf einen Erfolg schielen, aber zumindest hatte sie alle Lanzen gebrochen, die sie zu Verfügung hatte.

Sie erinnert sich an den letzten, fatalen Tagesordnungspunkt. In der Ankündigung hat es so harmlos geheißen: Nutzungsplan des Erweiterungsbaues. Sie war eigentlich sicher gewesen, dass die Idee mit der Seniorenresidenz eine beschlossene Sache gewesen war. Und jetzt, wo der Bau fast fertig ist, ging es nur noch um die Details.

Da hob Pohlschmidt an: ´Wir haben die besondere Chance, Dr. Marcus Gruber für unser Haus zu gewinnen. Wie sie ja wissen, sie Dr. Gruber ja eine vielbeachtete Kapazität und Autor der auflagenstarken Fachbücher zur Sexualtherapie. ´Fetischismus ist normal´, ´Befriedigendes Sexualleben für Senioren´ und ´Anything goes: BDSM – aber safe´. Einige von ihnen werden die Titel sicher kennen. Und Dr. Gruber ist nun hier und wird unser Konzept erläutern.´

In der kleinen rhetorischen Pause dachte sich Frau Ritter: Noch nie davon gehört.

´Sexualität ist ein Lebensbereich, der immer größere Bedeutung in der Gesellschaft einnimmt. Viele Probleme, die durch die sexuelle Revolution glücklicher Weise nur noch Geschichte sind, bekümmert uns nicht mehr. Wir diskriminieren keine Homosexuellen mehr und bezeichnen sie als krank. Prüderie als Auslöser vieler Zwangsstörungen ist eher die Ausnahme als die Regel.

Dennoch haben wir noch immer viele Menschen, die sehr unglücklich sind und ihre Sexualität nicht ausleben. Die Resonanz auf meine Bücher und Vorträge ist überwältigend. Sie glauben gar nicht, wie viele Menschen mir Anfragen senden, wo sie mit ein wenig Hilfestellung genau das einüben können, was sie bei mir nur lesen. Mich erreichen dann Berichte, dass es in Clubs und anderen kommerziellen Etablissements nicht zu befriedigenden Lösungen kommt. Manche dieser Ideen sind zugegebener Weise auch wirklich ziemlich … naja, lassen wir das.

Der Bedarf nach einer seriösen, medizinisch betreuten Einrichtung ist gewaltig. Sicher erreichen mich Zuschriften von wohlhabenden Damen fortgeschrittenen Alters, aber auch Herren, und auch jüngere Menschen wenden sich mit ähnlichen Bitten an mich.

Dankenswerter Weise hat Herr Dr. Pohlschmidt ein Konzept vorgeschlagen, dass eben auch die angstfreie Einführung gelebter Sexualität im Raum dieses Sanatoriums anbieten kann. Das neue Haus soll das Haus für Sexualtherapie werden.´

Da hatte Frau Ritter den ersten heftigen Einspruch gesetzt. Mit bewusst schneidender Stimme hatte sie gefragt: ´Also geht es nicht nur um Gesprächstherapie, sondern um praktizierten Sex in unserem Haus? Sozusagen als Bordell für Reiche mit bizarren Ideen unter dem Deckmantel der Therapie?´

Dr. Pohlschmidt wahr nun seinersts scharf: ´Frau Ritter! Wir schätzen Sie, nicht zuletzt wegen der Erfolge, die wir Ihnen zu verdanken haben. Dennoch sollten sie sich nicht im Ton vergreifen. Nur böse Zungen wurden unser Konzept so benennen.´

´Also ist es wahr. Bedenken sie nur, was das für die Reputation des Hauses bedeutet.´

´Ich habe ihnen vorhin schon gesagt: Wir leben nicht mehr in der viktorianischen oder wilhelminischen Zeit, auch die prüde Nachkriegsgeneration mit ihrer Heuchelei haben wir hinter uns gelassen. Die heutige Gesellschaft dämonisiert Sex nicht mehr, auch nicht die etwas ausgefalleneren Spielarten nicht. Auch reguläre Sex-Worker haben nicht mehr den Geruch des unmoralischen.´

´Und solche Damen und Herren wollen sie dann hier einstellen? Wer sollte dann diese „Pflegekräfte“ betreuen?´

Pohlschmidt blieb hart: ´Ich höre noch immer eine Feindseeligkeit in ihrer Stimme, meine liebe Frau Ritter. Natürlich sind Sie als Pflegedienstleitung auch für die Pflege im Haus der Sexualtherapie zuständig. Sie haben die Freiheit, die Profile für neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen festzulegen. Herr Dr. Gruber wird sie gerne unterstützen.´

Dieser Dr. Gruber war ihr ohnehin schon suspekt. Und jetzt, direkt angesprochen, sandte er ihr einen solch verächtlichen Blick hinüber, dass es Frau Ritter völlig klar war, dass ein gute Zusammenarbeit in diesem Leben wohl ein schlechter Witz wäre.

Pohlschmidt fuhr fort: ´und ich darf ergänzen: Gerade Sie, Frau Ritter, haben durch recht innovative Verfahren, die immerhin in eine ähnliche Richtung gehen, ihre besonderen Erfolge gefeiert. Sie sind mutig und experimenttierfreudig. Oder leiden sie etwa an einem „Not-invented-Here“-Syndrom?´

Frau Ritter konnte sich aber auch wehren: ´Es geht nicht um mich oder meine Meinung. Sondern um das Risiko, dass dem Haus Schaden zugeht. Sicher haben sie recht, wenn sie auf das Problem unserer Hausregeln verweisen. Ich halte die Risiken, die uns seitens der Presse drohen, nach wie vor für äußerst kritisch. Schon jetzt dachte ich, dass ich, gleich dem berühmten Zauberlehrling, die Geister, die ich rief, nicht unter Kontrolle bringen kann. Und Sie wollen nun noch einen drauf setzen. Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis erbricht.

Und dieses Personal wird sich nicht so leicht in die Provinz bringen lassen. Entweder, wir müssen extrem bezahlen, und dann hätten wir ein Problem mit den anderen Mitarbeitern des Hauses, oder aber wir bekommen nur drittklassige Frauen. Und das kann nicht das Interesse des Hauses sein.

Ich habe schon Probleme, genügend normale Schwestern zu rekrutieren.´

Jetzt lachte dieser Christof Gernhardt laut auf: ´Ihre Schwestern sind alles, aber eines sicher nicht: normal. Normale Frauen würden schreiend davon laufen, wenn man sie in einen Keuschheitsgürtel stecken will. Aber ihre Schwestern sind doch auffallend hübsch. Die wären sogar bestens geeignet, auch in dem neuen Haus ihren Dienst zu tun. Ich bin sicher, dass bei den Mädels auch solche dabei sind, die ihre helle Freude an einer derartigen Tätigkeit hätten. Vielleicht sogar, wenn wir nicht den fetten Extra-Bonus zahlen würden. Frau Ritter, sie haben sich bislang als fähig erwiesen. Bleiben Sie sich treu. Zeigen sie, dass sie auch dieser Aufgabe gewachsen sind.´

Alles Argumentieren half nichts. Sie konnte die anderen Verwaltungsrat-Mitglieder nicht überzeugen. Die aberwitzige Idee eines Hauses der Sexualtherapie wurde tatsächlich angenommen. Wie sollte sie das nur ihren Schwestern sagen? Wer wäre ein Kandidat, in dieses Haus zu wechseln?

145. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 26.04.10 00:18

hallo ambi valent,


das war wieder einmal hochinteressant.
146. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 26.04.10 00:37

Ob da die Schwestern mitmachen??

Für die Presse ist das Ganze nazürlich ein gefundenes Fressen.

Mit diesem neuen Material wird die Zeitung nicht mehr auf Gerlinde angewiesen sein.

Also kann das Andere mit den KG´s der Schwestern noch zusätzlich ausgeschlachtet werden.

Ob Gerlinde jetzt bei den Schwestern bleibt??

Wie will Frau Ritter jetzt dieses Drama abwenden

Freue mich auf den nächsten Teil.
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Gruß vom Zwerglein
147. Folge 43: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 26.04.10 22:46

43. Nacht-aktiv

Schwester Ilse musste gewiss schon einen Krampf im Gesicht haben, so sehr strahlte sie. Welch glückliche Fügung, Agathe schläft jetzt bei ihr. Welch glückliche Fügung!

´Eigentlich würde ich diesen Jonas wahnsinnig gerne knuddeln´, dachte sie laut.

´Hey, hey – das höre ich aber gar nicht gerne. Auch wenn Schwestern gerne alles teilen, dann geht das nun aber ein Bisschen weit. Ich habe ihn selber ja gar nicht.´ Aber böse klang das nicht, eher amüsiert. ´Aber ich kann dich ja verstehen, er ist schon wahnsinnig süß. Aber …´ Schwester Agathe biss sich fast auf die Lippen. Beinahe hätte sie intime Details ausgeplaudert. Und so weit geht die Freundschaft nun nicht.

´Aber … was?

Ach weißt du, so genau will ich es gar nicht wissen, und als Mann interessiert er mich nicht wirklich. Ich wollte ihn knuddeln, weil wegen ihm du doch nun bei mir gelandet bist. Und das ist wirklich großartig.´ Schwester Ilse konnte sich immer noch nicht ganz einkriegen. Schon hatte sie Schwester Agathe umarmt und küsste sie stürmisch und leidenschaftlich. Agathe erwiderte die Zärtlichkeiten dankbar. Ja, eigentlich hatte sie Ilse schon sehr vermisst. Die beiden passten hervorragend zusammen. Agathe mochte die stürmische Art wirklich sehr gern, und wegen des Öffentlichkeitsverbotes hatten sie sich viel zu selten gefunden. Aber jetzt ist es ja ganz anders geworden.

´Sag mal´, Agathe fand kaum eine Pause zwischen den Küssen. ´Ob die Frau Ritter das mit uns weiß? Und hat sie uns aus lauter Sympathie zusammen aufs Zimmer gesteckt?´

´Nee, die ist doch so sittenstreng. Die denkt sich da gar nix bei. Die trägt doch sogar selber einen KG.´

´Ich glaube, du liegst da völlig schief. Sie betont immer, dass die Verbote nur in der Öffentlichkeit gelten. Als ob wir uns auf den Zimmern entsprechend schadlos halten sollten.

Und außerdem: Sie ist extrem aufmerksam und kriegt doch sonst alles mit. Die weiß genau, was hier läuft. Und ich glaube, sie findet das auch noch gut.´ Schwester Agathe kam der Sache schon ziemlich nahe.

Schwester Ilse zog Agathe sehr zielsttebig aus, auch der BH war sogleich runter. Ilses Lippen schlossen sich um das harte Knöspchen. Ihre Zunge spielte mit der zarten Haut. Agathe fand es gar nicht gut, dass Ilse noch die Tracht trug und leistete ihr die Dienste beim Ausziehen, mit ähnlich neugierigen Lächeln auf den Lippen. Viel redeten sie nicht, denn ihre Münder waren anderweitig beschäftigt. Ilse hatte allein von den Zärtlichkeiten bald einen Höhepunkt.

´Also ich bräuchte da sicher etwas mehr direkte Stimulation´, meinte Agathe.

´Alles nur eine Frage des Drucks. Ich war ja schon fast am platzen. Du hast mich gerettet. Ich glaube, dass hängt mit diesen bescheuerten Keuschheitsgürteln zusammen. Früher war ich gar nicht so wild auf Sex, aber jetzt denke ich kaum noch an was anderes.´

Eng aneinander gekuschelt schliefen sie glücklich ein.

Mitten in der Nacht waren sie wieder am liebkosen. Agathe wurde erst wach, als sie schon wieder dabei waren. Wohl ganz im Schlaf hat es wohl angefangen. …

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In Schwester Annas Zimmer passierte etwas anderes. Schwester Anna wachte auf von klagenden, ängstlichen Worten: ´Nein, Nein, Frau Dr. Smeroff … das können sie doch nicht tun! … Nein, ich will nicht …´ und dann das Wimmern von Birget. Anna brauchte einen Moment, um wach genug zu werden. Dann wusste sie: Birget hatte einen bösen Traum. Einen Moment dachte sie: Die erste Nacht hier bei mir, und dann so was. Ob das die nächsten Nächte so weiter geht?

Aber dann übermannte sie das Mitleid mit der armen Birget. Die wurde nicht wach und wimmerte weiter vor sich hin. Anna ging rüber zu ihrem Bett und nahm sie in die Arme. Sie war ganz verkrampft und noch ganz in dem Traum gefangen. Schwester Anna streichelte sie und summte ein Schlaflied. Langsam, ganz langsam, löste sich der Krampf und sie entspannte sich. Dann wachte Birget auf. Sie sah mit so viel Dankbarkeit in Annas Augen, dass ihr ganz warm ums Herz wurde.

Es dauerte Minuten, wie sie so da saßen, bis Birget sprechen konnte. ´Es war nur ein Traum.´

´Komm, erzähl mir deinen Traum. Dann wirst du ihn besser los.´ Annas stimme war ganz sanft und mütterlich.

´Es war ganz klar. Ich war im Sprechzimmer von Frau Dr. Smeroff. Sie hat mich ganz streng angesehen und meinen Keuschheitsgürtel inspiziert. Ich sollte versuchen, an mein Knöspchen zu kommen. Sie forderte es unerbittlich, aber es ging nicht.

Sie sagte: „Du spürst das Verlagen, es ist wie ein Feuer in deiner Vulva, aber du kannst es nicht löschen. Es brennt weiter, ohne sich zu verzehren und ohne gelöscht zu werden. Du wirst zur Konstanze. So werde ich dich fortan nennen.“

Ich sagte: „Konstanze? Was ist das?“

Sie sagte: „Das ist eine Frau, die konstant erregt ist, immer zu ist sie in Flammen, und es wird nicht aufhören, es wird immer weiter brennen. Du wirst nie mehr einen Orgasmus haben, Konstanze.“

Sie sagte das, wie man ein Todesurteil spricht.´

Birget schluchzte, als ob sie das gerade erlebt. Anna hielt sie weiter in ihren mütterlichen Armen. Birget beruhigte sich wieder etwas, und fuhr fort: ´Ich fragte sie: „Aber wie soll das gehen? Wie wollen sie das mit mir tun?“

Sie wieder, mit einer Stimme, die unverrückbare Wahrheit verkündet: „Ich brauche gar nichts zu tun. Das tust du alles selber. Der Keuschheitsgürtel bleibt um dich und verschließt dich. Du bist eine Konstanze ohne Orgasmus.“

Die Worte schien so endgültig, und ich weinte: „Nein, nein, ich will das nicht.“

Aber sie blieb ganz beinhart: ´Doch Konstanze, das ist dein Schicksal. Du darfst keine Orgasmen mehr haben. Nie mehr!´

Und es tat mir so weh. Dass mir das verwehrt wird, was mir doch so wichtig wie das Essen ist. Und ich habe allen Mut verloren, dass ich jemals wieder ein normales Leben leben könnte. Ich bin ständig erregt, und ich finde keine Erleichterung. Ich bin eine Konstanze.´ Es war keine Panik in ihrer Stimme, eher Fatalismus.

Ganz sanft sagte Anna: ´Alles nur ein böser Traum. Du bist nicht Konstanze, du bist Birget. Und du wirst ganz außergewöhnliche Orgasmen haben, viele von der Sorte >großartig<. Es geht dir jetzt schon viel besser. Du brauchst keine Angst zu haben. Du brauchst nur ein wenig Geduld.´

Birget lächelte Anna mit so viel Zufriedenheit an, dass Anna ein tiefes Glücksgefühl durchflutete. Am liebsten hätte ihr Anna einen solchen Orgasmus geschenkt, aber es gab zwei böse Gründe, die das verwehrten. Zum Einen war da immer noch der Keuschheitsgürtel, der verhinderte zu tun, was getan werden musste. Zum Anderen war da das Wort, dass sie Frau Dr. Smeroff gab: Dass Birget keinen Sex haben dürfte.


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Einige Tippfelchen fragten nach Aufmerksamkeit ...
148. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 26.04.10 23:06

hallo ambi valent,


das ist hart. keinen orgasmus mehr haben zu dürfen. wie wird sie damit fertig werden?
149. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Xanduli am 27.04.10 07:48

ambi das wird ja immer härter die mädchen werden ja noch irre!
ich hoffe die kommen auf die neue station und dann sodom und gomora?
und die Ritter wird die fürstin der station

wird immer toller deine geschichte und die spannung nimmt immer mehr zu weiter so bin ein grosser fan deiner geschichten
150. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 27.04.10 14:43


Zitat

das ist hart. keinen orgasmus mehr haben zu dürfen. wie wird sie damit fertig werden?


Oh Nadine, da hast Du wieder zu schnell gelesen.

Es war doch, Gott sei Dank, nur ein Traum!!!!!!!!!!!!

Aber Du kannst beruhigt sein, ich habe es auch zweimal lesen müssen.

Weil ich am Anfang dachte, warum kann Schwester Agathe auf einmal Gedanken lesen?

Beim 2.durchlesen, habe ich Gesehen, das Schwester Ilse ja laut Gedacht hat.

Danke Ambi Valent
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Gruß vom Zwerglein
151. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 27.04.10 14:45

@Nadine und @Xanduli

Vielen Dank für eure Rückmeldungen

Zitat
ambi das wird ja immer härter die mädchen werden ja noch irre!
ich hoffe die kommen auf die neue station und dann sodom und gomora?
und die Ritter wird die fürstin der station


Ich bin immer versucht, voll abgedrehtes Zeug zu schreiben, da das ja hier recht beliebt ist. Je härter desto besser. Aber irgendwie passt es nicht zu den süßen Schwestern. Die sind doch alle ganz putzig ... und es gibt keinen richtigen Bösewicht. Mal sehen, wie lange ich das noch durchhalte.

Denn merke: Das Böse ist immer und überall!

Zitat
wird immer toller deine geschichte und die spannung nimmt immer mehr zu weiter so bin ein grosser fan deiner geschichten


Die Rückmeldungen der Fans machen auch enorm Mut, denn sonst verliert man die Lust am Schreiben.
152. RE: Folge 44: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 27.04.10 19:50

44. Märchenstunde – Bärchenstunde

Die Geschichte beschäftigte ihn. Aber eine Qualität, die ihrer würdig ist? Jonas saß an seinem PC und versuchte was … um den Anschluss zu finden las er

Zitat

´Mit Nichten sollt ihr sterben, edle Frau. Ihr werdet weitere Söhne und Töchter gebären, die ich nicht von euch fordere. Ich gebe Euch ein Tee, der dir das Vergessen schenkt und so Eure Last erleichtert. Und – als Zeichen meiner Verbundenheit mit Euch – werde ich Eure Tochter zu euch zurück bringen, nachdem sie 25 Lenze und 25 Sommer mir diente. Sie wird rein und schön zu euch kommen, gekleidet wie eine Magd. Sie wird von keinem Manne wissen. Und eure Herzen sollen wieder vereint sein.´ So sprach sie, nahm das Kind und ging.

Es war nicht das Leben einer Königstochter sondern das Leben einer Dienstmagd in armen Hause, das Agathe von Kindesbeinen an erfuhr. Sie erfuhr heiße Sommer und bitterkalte Winter. Die Alte war stets streng zu ihr, aber sie strafte nur um zu erziehen. Sie musste viel lernen, zwischen der Haus-und Gartenarbeit. Kräuterkunde vor allem, aber auch lesen und schreiben, und die alten Bücher und Kenntnisse über die Natur, die ihr die Alte vermittelte.

Agathe gewöhnte sich daran, kratzige Kleider zu tragen. Die Alte hieß sie oft, sich nackt auszuziehen und trug ihr auf, nicht zu zucken oder zu lachen. Dann streichelte sie sie am ganzen Körper und kitzelte sie sie. Aber sie konnte sich nie beherrschen. Auf kurz oder lang kicherte sie oder zuckte. Zur Strafe zwickte sie dann die Alte.

Als Agathe zu einem schönen Mädchen herangereift war, ging die Alte mit ihm zu einem Schmied dessen Ruf für seine Geschicklichkeit durch alle Lande ging. Er fertigte ein eisernes Höschen für Agathe, das nur wenig drückte und scheuerte.

Die Alte erklärte ihr, dass sie ihrer Mutter versprochen hatte, sie ihr als Jungfrau zurück zu bringen. Und das sei nun der Preis für ihr Versprechen …


Auf seinem PC konnte er bald das Werk seiner Finger zur Fortsetzung lesen:

Zitat
Die Alte gereute es, dieses fatale Versprechen gegeben zu haben. Denn es wäre allzumal eines fetten Goldstückes wert geachtet wenn die liebreizende Agathe einem reichen Wandersmann die Aufwartung gemacht hätte. Freilich erst, wenn sie achtzehn Lenze gesehen hätte.

Die alte Hexe war zwar von Herzen gut und dem Kinde zugetan, aber auch eine alte Frau braucht etwas zu essen, und ein Stück Fleisch war etwas, nachdem sie vergeblich gelüstete. Der Verlust ihrer Zauberkraft entzog sie dem Zugang zu lukrativer Geldquellen. Nur das Kräutersammeln sicherte ihr ein äußerst bescheidenes Auskommen. An ihrer Tafel war Schmalhans häufig Küchenmeister.

Der Fluch, der über dem Leben der Alten lastete, war allerdings ihr selber zuzuschreiben. Denn sie hatte, um den Zugang zu den Zauberkräften zu gewinnen, das Gelübde der ewigen Keuschheit abgelegt. Und hatte dieses getreulich eingehalten, auch wenn sie der Wunsch nach Kindern fast verzehrte. Aber da hatte sie Agathe schon gewonnen.

Nun trug es sich zu, dass einst der jung Prinz Jonas durch die Wälder streifte. Er war in ihren Augen so schön, dass ihr Höschen ganz feucht wurde und entbrannte in unstillbares Verlangen. So wurde die Alte, obwohl sie ein Leben in Enthaltsamkeit lebte, schließlich doch ihrem Schwur untreu. Sie verwandelte sich in ein junges Mädchen, voller Anmut und Unschuld, dass der Prinz alles vergaß, wovor er gewarnt worden war. Er war empfänglich für ihre Werbung und teilte das Lager mit der Alten, die er für ein blühendes Mägdelein hielt. Die Alte gedachte dieser Nacht, die für sie so schön war, dass es fast all den darauf folgenden Unbill wert war. Agathe hörte und sah nichts davon, denn über ihr lastete der Spruch eines magischen Schlummers, unterstützt durch das Gebräu as einigen Kräutern. Gut für deine Gesundheit, hatte die Alte ihr gesagt.

Aber der Unbill folgte auf dem Fuße. Die ehernen Gesetze der Magie zu verletzen bleibt nicht ungestraft. Als der nächste Morgen graute, erschütterte heftiges Pochen das einsame Haus im Wald. Meister Ringhard, der Vorsteher der Magiergilde, begehrte den Einlass, den ihm keiner verwehren konnte. ´Du hast gegen dein heiliges Gelübde verstoßen, so kannst du keine Zauberin mehr sein.´

Mit diesen Worten fiel der Zauber der Schönheit von ihr ab und Jonas erkannte, mit welch hässlich altem Weiblein er das Lager geteilt hatte. Jonas erschrak kräftig, aber schon schnell vergab er ihr, denn sein Herz war auch der Edelmut, und er wusste um die Kraft ihres Verlangens seiner Liebhaberin. Er sah zwar ihre welke Gestalt, aber er sah auch ihr Herz, das in Verlangen, in Verlangen nach ihm, schlug. Und da konnte er sie nicht verdammen.

Meister Ringhard aber war ein Mann der Regeln, nicht des Herzens. Er setzte darum die Strafe nicht aus. ´Du wirst diesen Mann, der dein Gelübde brach, immer lieben, und diese Liebe wird der Stachel sein, der dein Verbrechen auf ewig sühnt. Denn der Prinz, der sich wie ein Tier gebärdete, wird fortan auch eines sein.´

Mit diesen Worten klatschte Meister Ringhard in die Hände und aus Jonas war ein großer Braunbär. Die Alte, die den Prinzen schon vorher lieb gewann, brach in Tränen aus. ´Ihr könnt den armen Mann doch nicht für mein Vergehen bestrafen!´ klagte sie.

´Er hat das Herz eines Bären, wild und stark, nur mühsam ward es gezähmt. Nun ist er auswendig, was er inwendig stets war.´ belehrte sie Meister Eckhard. Aber die Alte glaubte ihm nicht. Auch der Meister wusste viele Dinge nicht, und her kannte nicht die Sprache des Herzens. Aber der Bär ward keiner menschlichen Sprache mehr fähig. Er sah die Alte, der er trotz allem verziehen hatte, nur traurig an und trollte sich in das Dickicht des Waldes. Er ward nicht mehr gesehen.

Die Alte jammerte und klagte: ´Gibt es denn nichts, um das Unheil zu lindern? Mein Geliebter ist unschuldig!´

Meister Ringhard hob an und sprach: ´Sprich nicht, Weib, denn du weißt nicht. Was du verlangst. Denn der einzige Weg, das Schicksal zu wenden ist ein beschwerlicher, ein sehr beschwerlicher – aber nicht für dich, sondern für deine jungfräuliche Magd aus königlichem Geblüte. Sie muss viel Leiden und Prüfungen durchlaufen. Das Einzige, was du tun könntest, ist, sie vorzubereiten. Vielleicht hat sie so den Hauch einer Chance, die Prüfungen zu bestehen. Aber wage es nicht, ihr diese Prüfungen zu wünschen. Es ist die Prüfung der Reinheit des Herzens!´

Die Alte erschrak, denn sie wusste um das Herz des Menschen. Seit dem Fall von Eva und Adam waren die Herzen der Menschen trübe geworden. Sie ermangelten der Reinheit, jeder trug diesen Makel. Wie sollte dann ihre Ziehtochter eine solche Prüfung bestehen können?

Sie wollte den Meister noch vieles fragen, doch er verschwand und ließ sie im Unklaren. Agathe aber erwachte und wusste nicht, welch schweres Schicksal ihrer harrte. Sie lebte ein unbekümmertes leben, ein reines Leben, wenn auch in arbeitsamer Ärmlichkeit. Die Alte aber fand nicht zum Frieden ihres Herzens. Mal um Mal durchzog der Schmerz um den verwandelten Liebhaber durch ihr Gemüt. Dann wieder war sie in Reue um das schwere Leben, dass sie Agathe auferlegt hatte, und wollte sie alles lehren, was sie selber wusste. Anderentages aber haderte sie mit dem Schicksal und ließ das ganze Unglück ihres Lebens an dem armen Kinde aus. Sie schlug sie mit der Rute wegen der kleinsten Lässlichkeit – nur, um dies wieder bitter zu bereuen.

So gingen die Jahre dahin, und aus dem lieblichen Mädchen wurde eine stattliche Jungfrau, die viel Wissen um Kräuter und Heilkunst in sich trug. Sie hatte sich an ihr eisernes Höschen so gewöhnt, dass sie nicht fragte, warum sie es noch trug. Es war eben so. Die Alte lehrte sie nicht nur die Kunst des Lesens und des Schreibens, sondern auch des Lateins und weiterer Sprachen. Einige Bücher wurden in Ehren gehalten und Gelesen. Aber es waren keine Bücher der schwarzen Magie. Immer, wenn ein Reisender ein derartiges Wort sagte, bekreuzigte sich die Alte und sprach laut: ´Davor bewahre uns der gnädige Gott.´ Dann schwiegen die Reisenden und trugen ihr dunkles Begehr nicht mehr vor.´



So weit schrieb er die Geschichte. Doch war sie gut genug? Sollte er sie noch weiter schreiben? Oder sollte er besser ganz neu beginnen. Das Jonas im Märchen so schön war, dass die Alte nasse Höschen bekam, war ihm nicht recht. Es klang so eingebildet. Und er empfand sich selber auch nicht als so schön, sondern eher äußerst mittelmäßig. Aber es passte doch so schön rein. Und im Märchen darf doch vieles anders sein als im wirklichen Leben. Immerhin hatte der Jonas des Märchens aber auch ein dunkles, animalisches Herz, ein Bärenherz, das wilde Gedanken des Blutes trieb, und nur mühsam gezähmt war.

Oder war gar die geschichte nicht deftig genug? Erwartete Agathe nicht etwas mehr prickeln? Oder war er gar zu überkritisch und verdarb alles mit überzogenen Erwartungen?

Zumindest hatte er eine Auszeit verdient, denn sein Kopf war leer. Und Zeit hatte er noch reichlich. Die drei Wochen waren noch lange nicht um.
153. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 27.04.10 21:09

hallo ambi valent,

da will ich dir auch noch honig ums maul schmieren. danke für deine exellente geschichte.

du verstehst es einen an dem bildschirm zu fesseln.
154. RE: Folge 45: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 28.04.10 11:56

45. Schönwetter

Dr. Marcus Gruber bereitete sich auf den Termin mit Frau Ritter vor. In zehn Minuten sollte sich zeigen, ob er hier erfolgreich wirken könnte oder nicht. Es war ein schlimmer Fehler, der Pflegedienstleitung die kalte Schulter zu zeigen. Anfangs dachte er, dass es genübt, die Unterstützung des Geschäftsführers zu haben, aber diese Ritterin war streitbar, und Pohlschmidt würde die täglichen Probleme nicht lösen können. Eigentlich hatte er nichts gegen Frauen, die sich auch durchsetzen konnten. Aber der Punktsieg, den er in der Sitzung errungen hatte, konnte sich nun gegen ihn wenden und die Ritterin würde ihm das Leben zur Hölle machen. Er musste sie gewinnen.

Seine persönliche Lebenssituation war allerdings äußerst bescheiden. Als bekannter Autor zum Thema Sex war er im Licht der Öffentlichkeit. Viele Patientinnen kamen ganz offensichtlichen Erwartungen zu ihm, manche deuteten nicht nur an, dass sie auf dem gynäkologischen Stuhl von ihm regelrecht gevögelt werden wollten. Doch für gewöhnlich sprechen sie von ihren Träumen, und es schien, dass es keine echten Träume waren, sondern bestenfalls Tagträume. Ältere Damen, die zwar durchaus noch Sinnlichkeit und Charme versprühten, aber um ihre vergangenen körperlichen Reize wussten, boten ihm sogar Geld an.

Seine Reaktion darauf war in der Regel: ´Sehr verehrte Frau Meier. Sie sind eine so bezaubernde Person, die ich am liebsten auch ohne ihr großzügiges Angebot genießen würde. Aber als Arzt und Mann der Öffentlichkeit kann ich mir keine Indiskretionen leisten. Ich bin gebunden, und selbst wenn sie mir glaubhaft versichern würden, dass das auch unter Folter unser Geheimnis bliebe, es wäre nicht recht.
Sie werden sicher einen Partner finden, der zu ihnen passt und ihr Verlangen weit besser befriedigt als ein Mann, der unter der Überwachung der Öffentlichkeit steht. Ich kann ihnen bestenfalls einige Tipps dazu geben. …´

Leider waren das keine leeren Worte, um sich unliebsame Verehrerinnen vom Hals zu halten. Er liebte tatsächlich die Frauen, die meisten jedenfalls. Und er fand es auch nicht abfällig, wenn sie recht schamlos Verlangen nach Sex äußerten. Sein Verlangen entsprach dem ja auch. Einmal hatte er eine süße Blondine, da sind bei ihm alle Sicherungen durchgeschlagen. Sie war 20 Jahre jünger als er und ihr Augenaufschlag … er hatte dem nichts entgegenzusetzen. Ihr Körper war ein Traum, und sie hatten eine großartige Zeit. Die Kleine entpuppte sich nicht als Hexe, aber sie hatte wohl eine sehr seltsame Beziehung zu ihrem Stiefvater. Und der erpresste ihn. Wahrscheinlich waren da auch Leichen im Keller, und die stanken gewaltig, aber er hatte mehr zu verlieren. Im Besonderen, da er die Süße nicht nur mit Blümchensex verwöhnte. Die Kleine war stark devot veranlagt und wollte, dass er ihr weh tat. Und dann gab es Spuren auf ihrem Körper.
So zahlte er und war um eine leidvolle Erfahrung reicher.

Er hatte auch mehrere längerfristige Beziehungen hinter sich, aber auch die letzte Trennung war etwas, an die er sich nicht gerne erinnerte. Helga wollte nicht mehr, denn sie meinte, er würde intime Details von ihr in seinen Büchern beschreiben. Dazu sei sie sich zu schade. Und auch sie setzte einen Unterhaltsanspruch bei Gericht durch, auch wenn sie nur eine eheähnliche Beziehung unterhalten hatten. So war er seit Jahren nicht mehr bereit, sich auf eine Beziehung einzulassen.

Sein persönliches Sexleben war eine mittlere Katastrophe, die er selber nicht in den Griff bekam, aber natürlich niemanden davon erzählen durfte. Immerhin war er ja der große Experte. Aber auch Donatien Alphonse de Sade hatte ja kaum nennenswerte eigene Erfahrungen gemacht. Es waren mehr seine exzessiven Phantasien, für die er berühmt war.

Mit seinen 57 und seiner guten Körperpflege war er immer noch sehr attraktiv, und die Anerkennung daraus gehörte zu den wenigen Freuden, die er sich gönnte und in dessen Licht er sich sonnte. Er hatte den Eindruck, dass persönliche Beziehungen besser gingen, wenn eine gewisse erotische Spannung in der Luft lag. Andeutungen genügten meist schon. Bei Frau Ritter kostete es indes keinerlei Überwindung, denn trotz ihrer ablehnenden Haltung und ihrem strengen Auftreten war sie nur unwesentlich älter wie er und hatte sich auffallend schlank gehalten und gut gepflegt. Ja, sie strahlte schon einen Reiz auf sie aus. Selbst wenn es ihrer beruflichen Beziehung nicht zuträglich wäre, so hätte er diesen Eisberg dennoch als Herausforderung gerne angenommen.

Er wusste auch, dass es für ihn völlig unakzeptabel war, nur aus Berechnung zu flirten, denn das hinterließ bei ihm das ekelhafte Gefühl des Schwein sein. Er hatte das früher tatsächlich auch gemacht, aber er konnte sich tagelang dann nicht mehr im Spiegel sehen. Die einzige Methode wie er selbst seinen Charme auch beruflich einsetzen konnte war, sich ganz auf die Frau einzulassen, sie wirklich zu begehren. Er war ein schlechter Schauspieler, aber wenn sein Begehren echt war, dann hatte er oft phänomenale Erfolge. Aber er musste vorsichtig sein, gerade bei konservativen Frauen. Die mochten zu plumpe Avancen nicht.

So gewappnet kam er in das Büro seine potentiellen Feindin.

´Guten Tag, Herr Dr. Gruber. Sie haben um ein Gespräch gebeten.´ Frau Ritter blieb kühl und professionell. Das wird eine harte Nuss werden.

´Guten Tag, Frau Ritter … darf ich mich setzen?´ Sie verwies auf den Besucherstuhl vor ihren Schreibtisch.

Er war zum Bittsteller geworden und musste Demutsgesten praktizieren. Das mochte er nicht, aber er zahlte lieber jetzt einen Preis, als dass es zu einem endlosen Kleinkrieg kommen würde. ´Eigentlich wollte ich mich bei Ihnen entschuldigen. Ich habe in der Sitzung ihre Argumente nicht recht zu würdigen gewusst. Das war ungehörig. Ich würde gerne mit Ihnen konstruktiv zusammenarbeiten und benötige Ihren Rat.´

Wow, dachte Frau Ritter. Sie hatte sich auf einen zähen Grabenkrieg eingestellt, und dass dieser dahergelaufene Pfau ihr das Wasser abgraben wollte. Aber er eröffnete gleich mit einem Schritt, der weit mehr als nur das Angebot eines Burgfriedens war. Er wirkte auf sie nun auch keineswegs als die personifizierte Eitelkeit, dessen Einbildung ihr noch in der Sitzung entgegen schlug. Sein Blick war offen, lebendig und interessiert. Und er hatte Charme, sein Schläfen grau meliert, seine Augen voller Lächeln.

´Nun, ich gestehe, dass ich ihre Bücher nicht kenne und auch noch immer nicht die leiseste Ahnung habe, was Sie eigentlich genau vorhaben. Ich war auf der Sitzung völlig überrascht worden.´

´Kann es sein, dass sie bei so wenig Wissen vielleicht etwas schnell eine schroffe, ablehnende Haltung eingenommen haben?´, sein Lächeln war nicht spöttisch, eher freundlich werbend, und der Ton seiner Stimme hatte eher etwas nachdenkliches als einen vorwurfsvollen Charakter.

Aber auch Frau Ritter entspannte sich spürbar. ´Vielleicht haben sie recht, aber ich sehe unsere Lage hier sehr viel bedrohter als Herr Pohlschmidt. Ich fürchte um Skandale und negative Presse. Und das Praktizieren von Sexualität in einer medizinischen Einrichtung hat alles Zeug dazu.´

´Sie sagen ja selber, dass sie noch zu wenig von meinem Ansatz kennen. Ich sollte vielleicht erst mal kurz damit anfangen. Sonst verbeißen wir uns an der falschen Stelle. Seien sie aber gewiss, dass ich auf ihren Rat sehr großen Wert lege, denn mir ist es ebenso wenig wie Ihnen daran gelegen, dass wir negative Wirkungen erreichen würden. Doch zunächst mal die Theorie:

Menschliche Sexualität ist etwas völlig natürliches. Unser kulturelle Prägung und eine lange Geschichte haben allerdings einen Variantenreichtum erzeugt, der ein weites Spektrum von Bedürfnissen und Praktiken hervor gebracht hat. Früher hat man dies durch die Formulierung von Verhaltens-Normen unbedingt kanalisieren wollen. Alles, was nicht Ehe und Missionarsstellung war, galt als pervers und Krank. Diese Einstellung hat sich eigentlich in den letzten 60 Jahren stark geändert. Aber dadurch wurde das Leben dennoch nicht leichter für die Menschen. Sowohl Frauen und Männer haben durch den Wegfall normierender Verhaltensformen neue Probleme. Wie leben sie konkret mit ihren Bedürfnissen, ihren Wünschen, ihrem Verlangen?. Das ist nicht leicht zu beantworten. Im Besonderen, da jeder von uns, auch Sie und ich, unsere eigene Geschichte mit uns herumtragen.´

´Kommen sie bitte zur Sache, und bitte nicht persönlich werden´, Der Ton von Frau Ritter passte nicht zum Inhalt. Sie war deutlich offener als der Inhalt vermuten ließ, aber sie biederte sich keineswegs an.

´Menschen leiden oft darunter, dass sie keinen Weg finden, ihr Sexleben ihnen gemäß zu entwickeln. Mein Ansatz ist nun, dass ich ihnen möglichst wenig normierende Vorgaben mache. Sie sollen die Möglichkeit haben, selber zu entdecken, was für sie passt. Störungen in diesem Bereich sind die häufigste Ursache für Erkrankungen, psychosomatische und Neurosen – bis hin zum Suizid. Oder denken wir an die vielen Verbrechen, die aus sexuellen Antrieb geschehen. Und dabei denke ich nicht nur an Vergewaltigungen und Missbrauch, sondern auch um Raub und Betrug, die nur darum verübte werden, um seinen Sexualpartner zu beeindrucken. Ich denke, es ist nicht nur ein medizinisches Problem, aber es hat einen deutlichen medizinischen Anteil. Und darum hat es einen deutlichen Platz im Betreuungsangebot. Diesem Bedarf wird aber heute, 40 Jahre nach der sexuellen Revolution, noch immer nicht hinreichend entsprochen. Lediglich Etablissements mit oft zweifelhaften Ruf und mäßiger Fachkenntnis sind hier bekannt - und natürlich psychologische Einrichtungen, die allerdings den Charakter des ´Krank-Sein´ vermitteln und eine puritanische Praxis betreiben, frei nach dem Motto: Redet so viel wie ihr wollt über Sex, aber tun dürft ihr nichts.´

Jetzt lächelte Frau Ritter sogar: ´So weit bin ich ja noch bei Ihnen, aber was wollen sie tun?´

´Meine Vision ist ein Sanatorium, das zum Einen völlig seriös und fachlich kompetent ist, zum Anderen aber ein sehr breites Spektrum von Praktiken unterstützt und es den Klienten ermöglicht, ihr Leben ihren Bedürfnissen gemäß zu entwickeln.´

´Sie denken da in wilde Orgien und Gang-Bang? Swinger-Clubs und SM-Studios unter medizinischer Aufsicht?´

´Ein wenig, vielleicht. Aber das, was es schon gibt, brauchen wir hier nicht neu aufzukochen. Und , ich habe erwähnt, dass Seriosität ein äußerst wichtiges Ziel ist. Wir werden einen anderen Klientenkreis ansprechen. Denn Besucher eines Swinger-Clubs werden eher seltener ein Bedürfnis haben, sich bei der Erforschung ihrer eigenen Sexualität von uns unterstützen lassen.

Ich vermute, dass eher die restriktiveren Typen auf unser Angebot ansprechen. Aber auch Sexualfeindlichkeit ist eine Form der Sexualität. Manche verursachen letztlich ein Leiden am Mangel an Befriedigung, das ihrerseits eine andere Art der Befriedigung auslöst. Promiskuität ist für mich keineswegs ein Ideal. Manche Menschen sind gerade in einer monogamen Beziehung glücklich, oder unter völliger sexueller Enthaltsamkeit. Und ich will diese Menschen keineswegs nach meinen Vorstellungen ummodeln, sondern ihnen helfen, für sie befriedigende Lösungswege zu finden.´

´Es gibt aber doch so einiges, was hier echt strafbar ist. Wie wollen sie denn damit umgehen?´

´Es kann doch einen Menschen, der Neigung zu Pädophilie oder anderen Formen von unzulässiger Sexualität hat, keine befriedigende Lösung sein, diese Neigungen auch auszuleben. Hier müssen wir helfen, sozialverträgliche Lösungen zu finden. Und da sehe ich eine Chance, einen Freiraum zu schaffen, in der auch alles zur Sprache kommt. Vielleicht ist der Pädophile eigentlich ein verkappter Sadist, der eben gerne Macht ausüben will. Und ein passendes erwachsenes Gegenstück wird sich vielleicht finden lassen, das ihrerseits Befriedigung erfährt. Was will er dann noch mit Kindern anfangen?

Aber was sagt dem die moderne, aufgeklärte Gesellschaft? Du bist ein Monster! Du darfst eben nicht! Natürlich hat sie recht, dass es zuerst um den Schutz potentieller Opfer geht. Eine Lösung ist das für den Betroffenen nicht.´

Frau Ritter wirkte nachdenklich: ´Hmm, ich ahne, wo es hin läuft. Dennoch, ein solches Vorhaben bleibt gefährlich. Ich fürchte Skandale. Durch unser Hausordnung sind wir bereits mehr als exponiert.´

Jetzt war Dr. Gruber etwas irrtiert und hob die Augenbrauen. ´Sie wissen offenbar nichts über uns?´

´Mir ist nur diese äußerst aufgeräumte Atmosphäre ihres Hauses aufgefallen. Auffallend nette Schwestern in altmodischen Trachten. Und viele sind ausnehmend hübsch.´

´Wir sprechen nicht gerne darüber, und halten einiges lieber vertraulich. Was ich jetzt sage fällt natürlich auch unter die ärztliche Schweigepflicht: Die Schwestern tragen alle einen Keuschheitsgürtel.´

Jetzt war es an Dr. Gruber, sprachlos zu sein. Er hatte ja schon vieles gehört, aber das war selbst für ihn ein Hammer. Frau Ritter erklärte ihm nun ihre Theorien über Disziplin und Schwesternschaft. ´Und das funktioniert? Darauf lassen sich die Schwestern ein?´ fragte er nach dem kleinen Vortrag.

´Sehen sie sich doch um. Die Schwestern sind sehr glücklich dabei. Sicher, es sind ausgesuchte Schwestern. Viele würden das nicht mitmachen. Die passen dann auch nicht hier her.´

´Ganz ehrlich, Sie haben mich nun völlig überrascht. Ich denke, ich brauch eine Bedenkzeit, wie wir hier weiter kommen. Ich habe allerdings den Eindruck, dass auch sie meinen Konzepten nicht mehr grundsätzlich ablehnend gegenüber stehen. Vielleicht fällt ihnen ja noch ein Betreuungskonzept ein, wie wir die unterschiedlichen Ansätze zusammen bringen können. Natürlich unter Berücksichtigung von Sicherheitsinteressen.´
155. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 28.04.10 20:59

Da wurde ja die Pflegedienstleitung völlig eingeschleimt.

Der Herr Dr. weiss anscheinend wie so was ankommt.

Da Frau Ritter inzwischen Wankelmütig ist,
bin ich auf die Fortsetzung gespannt.

Danke für diesen neuen Teil.
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Gruß vom Zwerglein
156. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 28.04.10 22:23

hallo ambi valent,

da hat mir zwerglein alles vorweggenommen und deshalb schließe ich mich ihm an.


danke fürs schreiben
157. RE: Frage zu: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 29.04.10 13:07

Eigentlich hatte ich ja auf Rückmeldungen zu der Idee mit der eingeschobenen Märchenstory gehofft. Kommt die hier gut? Oder ist das doch etwas zu abseits der Main-Line?

Es war für mich ein Experiment, auch den Sprachstil zu verändern und eine andere literarische Gattung zu integrieren. Da aber bislang nichts dazu kam, fürchte ich, dass ich das unter fehlgeschlagenen Versuch buchen muss.
158. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Xanduli am 29.04.10 13:20

Hallo Ambi
Wieso fehlschlag ist ja hier alles wie im Märchen

Finde deine Idee mit dem Märchen sehr gut!!

Aber zur zeit passiert so viel anderes das man das alles erst ordnen muss und die Märchengeschichte ist zur zeit sagen wir mal so etwas das im hintergrund läuft für Jonas und Agathe natürlich nicht (Wie sollen sie sonst ihren gefühlen freien lauf lassen)
aber für uns die wir alles sehen ist das restliche geschehen zur zeit etwas auregender!

Will aber mehr vom Bärenprinzen und der Magd!!

Grüsse und weiter so
Xanduli
159. Folge 46: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 29.04.10 15:08

46. Fleiß

Was war eigentlich los mit ihr, fragte sich Gerlinde. Sie hatte die letzten Tage gearbeitet wie eine Irre. Körperliche Arbeit, wie fast noch nie in ihrem Leben. Die alten Leute ins Bett zu wuchten, zu waschen … das war schon heftig, und immer freundlich. Sie wusste gar nicht, dass sie so viel Nettigkeit versprühen konnte wo doch so viele Patienten so knurrig waren. Öfters mal hatte sie eine spitze Bemerkung gemacht, mal über einen depressiven Dementen, mal über eine keifende Alte, die ihren Töchtern das Leben zur Hölle gemacht hatte. Aber Schwester Susanne hatte sie dann immer so lieb angesehen und gesagt, dass manche Menschen eben eine schwierige Geschichte hinter sich haben. Vorschnelle Urteile sei da völlig fehl am Platze. ´Stell dir lieber vor, du wärst in ihrer Lage – oder meinst du, dass dir das nicht auch passieren könnte?´

´Grumpy´ dachte sie sich, als sie wieder mal missmutig eine vollgeschissene Windel wechselte und ihren Gemütszustand beschreiben wollte. Da kam Schwester Susanne und sagte: ´Schätzchen, du siehst etwas überarbeitet aus. Mach mal 5 Minuten Pause. Ich komme auch gleich rüber. Mein anderes Schätzchen hier will nur so gerne wieder herrlich duften.´ Das letzte hatte sie in Richtung der 87-jährigen Ottilie Schlomberg gesagt. Dies lächelte dann sofort. Aber sonst sprach sie nicht. Frau Schlomberg spürte offenbar die Liebe und Fürsorge, die sich in Schwester Susannes kleinste Bewegung hinein manifestierte.

Und diese Liebe war ansteckend. Gerlinde merkte, wie sie diese faszinierende Einstellung selber immer mehr übernahm. Sie ging bald selber in dem Beruf auf. War es gar ihre Berufung, im Kleinen alten Menschen zu dienen? Gar nicht die berühmte und erfolgreiche und beinharte Enthüllungsjournalistin zu sein? Hmmm.

Trotz aller selbstkritischen Distanz fühlte sie sich sehr wohl. Eigentlich viel zu wohl. Sie misstraute der wohligen Zufriedenheit und dem Gefühl, mit sich und der Welt im Reinen zu sein. Sie stand fast neben sich, und beobachtete die hübsche fleißige Schwester, die lächelnd und strahlend ganz in ihrer Arbeit aufging. Wahrscheinlich war das die Wirkung der Verliebtheit. Die Beziehung mit Schwester Susanne – kurz genannt Sanne, manchmal nannte sie sie einfach auch Sahne, um sie zu necken – war überraschend plötzlich passiert. Sie hielt sich zwar immer für tolerant und offen, gar nicht prüde, aber Lesbe? Nein, das war sie nicht. Oder nun doch?

Vielleicht hätte sie sich gegen Sannes Avancen wehren müssen. Vielleicht hätte sie nicht die Tolerante spielen dürfen, und lächelnd ihre Küsschen auf die Wange und Umarmungen quttieren dürfen. Nein, Sanne war keine hinterhältige Verführerin, die sie in etwas rein gezogen hat, das sie nicht wollte. Sanne war so ein liebes, bezauberndes Geschöpf. Gar nicht vorzustellen, dass sie wegen gefährlicher Körperverletzung im Jugendknast gesessen hatte. Aber jetzt war sie eine Andere. Und oft ging die Initiative mit der Knutscherei und dem Streicheln ja von ihr selber, Gerlinde aus. Es war ja auch soooo schön. Und wie süß ihre Haut war. Und der Klang ihrer Stimme. … Da ist die Diagnose eindeutig: Verliebt bis über beide Ohren!

Aber wie passte das mit ihrem Job als Journalistin zusammen. Sollte sie in ihr Tagebuch das schreiben, was sie fast völlig beschäftigte? Was würde Emma Braun sagen, wenn da eine bizarre Lovestory heraus käme? Nein, ihre Leidenschaft musste da außen vor bleiben. Aber sie musste doch voran mit der Artikelserie kommen. Darum auch der Besuch bei Frau Ritter.

Frau Ritter wirkte nicht ganz anwesend, als ob sie sich mit etwas anderem beschäftigte, Kühl und alles andere als mütterlich, eher die Bürokratin und Schreibtischtäterin.

´Guten Tag, Frau Ritter. Danke, dass sie für mich Zeit haben. Darf ich mich setzen?´

Frau Ritter sah nur kurz von Ihrem Schreibtisch auf: ´Nein, bleiben sie bitte stehen. Das steht ihnen sehr gut.´

Ein blödes Wortspiel und ein blödes Psycho-Game. Sie wollte sie einschüchtern, Warum? Irritierend fand sie, dass sie sich diese seltsamen Angewohnheiten der Schwestern schon übernommen hatte und ihre Arme auf dem Rücken verschränkte.

´Sie tragen die Schwesterntracht mit Stolz. Das ist sehr gut und findet meinen Respekt. Womit kann ich ihnen helfen?´ Aber Frau Ritter lächelte noch immer nicht.

´Nun … ah … ich hänge etwas fest mit dem Schreiben. Ich hatte gehofft, dass Sie … mir vielleicht Tipps geben könnten?´

´Mein liebes Fräulein´, hob Frau Ritter an, wohl wissend wie sehr sie Gerlinde damit reizte, ´Ich bin zwar gerührt über das Vertrauen, dass sie mir entgegen bringen und ich bin Versucht, mit ihnen ein Team zu bilden, dass eine feine, abgestimmte Artikelserie zum Ergebnis haben könnte. Trotz aller Sympathie Ihnen gegenüber habe ich mich entschieden, dass sie nicht aus eine persönlichen Verpflichtung heraus mir zu Willen sein sollen. Sie sollten ihre kritische Distanz bewahren.

Es wird Ihnen jetzt zwar weh tun, dass ich sie eher strenger als die anderen Schwestern behandle, aber sie werden es sicher später verstehen. Sie sollten nicht nur als Schwester eine exzellente Arbeit leisten, und da höre ich nur die allerbesten Rückmeldungen.
Sie sollten auch als Journalisten eine Spitzenleistung liefern. Und da hilft Ihnen ein gerüttelt Maß an Frustration und Wut sicher mehr als die wohlige Wärme eines Hortes aus Liebe und Anstand.´

Gerlinde schluckte. Irgendwie verstand sie zugleich diese Frau Ritter in ihrer Schroffheit. Aber dennoch funktionierte Frau Ritters Plan. Sie spürte Wut in sich aufsteigen gegen die kalte Chefin.

´Und noch etwas. Bald ist wieder Schwesternabend. Sie wissen doch sicher, dass da die Verstöße der Schwestern mit Schlägen geahndet werden. Die Schwestern sind zwar tatsächlich ganz lieb, aber sie wissen sehr wohl, dass die Schwestern, die es nicht am eigen Leib erfahren hatten, eigentlich nicht so richtig dazu gehören. Sie sollten sich nun fragen, ob sie diese Erfahrung machen wollen. Zur Zeit liegt wohl nichts gegen Sie vor, so weit ich weiß. Wenn sie also diesen Initiationsritus mitmachen wollen, dann sollten sie eine strafwürdige Verfehlung begehen. Zum Beispiel ein Verstoß gegen das Öffentlichkeitsverbot.´

Gerlinde schluckte. Sollte sie sich wirklich öffentlich demütigen lassen? Und das jetzt auch noch Frau Ritter ihr offenes Einverständnis abforderte machte es noch schlimmer. ´Offentlichkeitsverbot? Sie meinen, Zärtlichkeiten zwischen Schwestern in der Öffentlichkeit?´

´Sie glauben doch nicht, dass ich das zwischen Schwester Susanne und Ihnen nicht weiß?´

´Aber wenn ich das täte, würde ich doch Schwester Susanne mit hinein ziehen. Das kann ich wohl nicht.´

´Es wäre ein besonders intensive Erfahrung.Schwester Susamme kann es auch wieder gut vertragen. Vielleicht sprechen sie es vorher mit ihr mal durch und entscheiden dann, ob sie es tun wollen. Alternativ könnten sie es mit schlechtem Reden über Patienten und einer Selbstanzeige versuchen. Das ist recht harmlos, und Schwester Susanne bekäme nichts ab.´

Gerlinde war mittlerweile etwas rot angelaufen. Sie hatte gar nicht versucht, die Beziehung zu Sanne abzustreiten. Aber nun zwang sie sich, nachzuhaken und ihrem Job nachzugehen: ´Das mit den lesbischen Beziehungen, das ist doch Usus unter den Schwestern? Das gehört doch zu ihrer Masche?´

Frau Ritter zuckte nicht mal. ´Lesbische Beziehungen sein verboten, zumindest in der Öffentlichkeit. Das sollten sie eigentlich wissen.´

Jetzt erwachte Gerlindes altes Selbst wieder. ´Jetzt stellen sie sich nicht dumm. Sie bringen die Schwestern zusammen, die sie genau ausgesucht haben, und kasernieren sie in Zweierzimmern, wohl gewiss in einer perfiden Absicht!´

Jetzt lächelte Frau Ritter: ´Sehen sie, ich brauche sie als Journalistin. So sind sie wieder voll auf Zack.

Sie meinen, bei ihnen hat es so funktioniert, und ich sei ein Mastermind, der mit den Schwestern wie mit Puppen spielt? Sie stellen zwar endlich die richtigen Fragen, aber die Antworten sind dennoch nicht so einfach.

Ich kümmere mich tatsächlich sehr genau um meine Schwestern und interessiere mich für die Beziehungen, die sie untereinander haben. Aber es ist keineswegs so, das ich irgend jemanden direkt oder indirekt zu irgend etwas anstifte. Ich weiß, dass es der Arbeit zuträglich ist, wenn sie alle befreundet sind. Aus der Freundschaft entsteht Kraft und Unterstützung auch für schwere Aufgaben. Andere Management-Konzepte bauen auf Konkurrenz und menschliche Leidenschaften wie Neid und Habsucht. Ihnen ist das Konzept von „Management by Conflict“ vielleicht bekannt. Es wird auch oft unbewusst in vielen Firmen praktiziert. Diese Manager zitieren dann gerne auch „Teile und Herrsche!“.

Ich habe das Gegenkonzept auf meiner Agenda und nenne es „Management by Love“. Die Schwestern sollten eben eine starke Zuneigung verbinden, zunächst im Kleinen, in der Zweierschaft, dann aber auch mit den anderen Schwestern. Freundschaften sind definitiv erwünscht. Wenn es krieselt, dann sollten die Beiden ihre Probleme lösen, und ich helfe ihnen dabei. Wenn es nicht passt, setze ich sie auseinander. Normalerweise sind die Schwestern, die auf einem Zimmer sind, auch die besten Freundinnen.

Nun zum Thema Sex. Die Mehrheit der Schwestern sind nicht lesbisch, bzw. praktizieren nichts dergleichen. Die beste Freundin zu sein heißt noch lange nicht, dass man zusammen ins Bett steigen muss. Aber bei vielen Schwestern, ich schätze mal bei einem Drittel, bilden sich auch enge erotische Beziehungen aus. Vielleicht liegt es an der restriktiven Art, wie sie hier leben, dass das Interesse an Zärtlichkeiten stark gesteigert ist. Und dann finden sich Freundinnen eben noch auf eine andere Art zusammen. Solange das auf dem stillen Kämmerlein passiert, habe ich auch nichts dagegen.´

Gerlinde war wach. Sie hatte sich nun ohne Erlaubnis in den Stuhl gesetzt und sehr wohl zur Kenntnis genommen, dass Frau Ritter das offensichtlich billigte. ´Ich fühle mich dennoch wie eine Laborratte. Sie spielen mit mir.´

´Das glaube ich nicht wirklich. Sie können jederzeit über ihre Handlungen bestimmen. Und ich helfe ihnen sogar dabei. Soll ich sie auf ein anderes Zimmer verlegen? Haben sie besondere Wünsche?´

Gerlinde wurde bewusst, was Frau Ritter da sagte, und erschrak: ´Bitte bloß nicht. Ich habe mich richtig in Sanne verliebt und bin eigentlich so glücklich wie noch nie in meinem Leben. Aber ich will einen gute Reportage schreiben und mit dieser Verliebtheit kriege ich das nicht so gut hin. Was soll ich nur machen?´

Frau Ritter war schon lange nicht mehr der Eisberg wie zu Beginn des Gespräches. Sie hatte Gerlinde einfach zu gern.

´Ich mache ihnen einen Vorschlag: Sie schreiben einen möglichst bissigen Rohentwurf. Sie nehmen dabei keine Rücksicht auf meine Gefühle oder die von Schwester Susanne. Wenn er immer noch zu zahm ist, werde ich es ihnen sagen, wenn sie zu hart werden, mache ich entsprechende Anmerkungen.´
160. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 29.04.10 20:32

hallo ambi valent,


wird ihre befürchtung wahr werden oder passt alles. wie werden die reaktionen darauf sein.
161. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 29.04.10 23:05


Zitat

´Ich mache ihnen einen Vorschlag: Sie schreiben einen möglichst bissigen Rohentwurf. Sie nehmen dabei keine Rücksicht auf meine Gefühle oder die von Schwester Susanne. Wenn er immer noch zu zahm ist, werde ich es ihnen sagen, wenn sie zu hart werden, mache ich entsprechende Anmerkungen.´


Die arme Gerlinde weiss jetzt nicht mehr ein und aus.

Das Leben als Schwester gefällt ihr überraschend gut.

Aber sie liebt auch ihren Job als Jornalistin.

Erst dachte sie,das sie ehrlich aber verharmlosend schreiben soll.

Und jetzt hört sie, von der Strengen Frau Ritter, sowas.

Aber was bezweckt Frau Ritter mit dem ganzen

Will sie der Geschäftsführung und dem Hr.Dr. Gruber zeigen, was auf das Haus zukommt, wenn die Pläne verwirklicht werden.

Denn sie hat ja in der damaligen Sitzung davor gewarnt, und wurde nicht für voll genommen.

Wie wird sich Gerlinde entscheiden??
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Gruß vom Zwerglein
162. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 30.04.10 17:52

Hallo Zwerglein

Zitat

Erst dachte sie,das sie ehrlich aber verharmlosend schreiben soll.

Und jetzt hört sie, von der Strengen Frau Ritter, sowas.

Aber was bezweckt Frau Ritter mit dem ganzen

Will sie der Geschäftsführung und dem Hr.Dr. Gruber zeigen, was auf das Haus zukommt, wenn die Pläne verwirklicht werden.


Wenn eine verliebte Schwester Gerlinde das Leben im Keuschheitsgürtel bejubelt, dann muss doch Emma Braun sie für durchgeknallt, vielleicht für das Opfer einer Gehirnwäsche halten. Damit wäre sie als ´Anwältin´ für das Haus eher diskreditiert. Sei musste schon zeigen, dass die die sache sehr journalistisch Kritisch ran geht. Und die wirklich dicken Klöpse kann Frau Ritter dann schon noch entschärfen.
163. Folge 47: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 30.04.10 17:57

47. Der Märchenautor

Die Tage normalisierten sich. Die Fälle erforderten seine volle Aufmerksamkeit. Und er war mit seiner Arbeit auch zufrieden. Abends verordnete er sich weiteres Fachbuch-Studium. Aber wenn Jonas sein Pensum geschafft hatte, dann ging er seinem Hobby nach und schrieb an dem erotischen Märchen weiter.

Heute ging er aber zuerst die Ereignisse des Tages durch. Der Oberarzt erzählte ihm von der neuen geplanten Sexklinik. Von Dr. Gruber hatte er vorher nur flüchtig gehört. ´Das wäre doch was für sie. So ein hübscher Kerl, der kommt gewiss ganz hervorragend an. Und es würde mich wundern, sollten sie da nicht zum Stich kommen.´

Jonas mochte keine derben Späße, und die Besucher durften wohl eher alte Männer mit Potenzproblemen sein, oder alte Frauen, die meinen, sie müssten alles nachholen, was sie bislang in ihrem Leben versäumten. Nichts gegen alte Leute. Dachte er sich, aber was sollte ich da für gesteigertes Interesse aufbringen? Außer, rein beruflichem natürlich.

´Glauben sie nicht, dass sich da nur höhere Semester anmelden, da gibt es bestimmt einiges recht knackiges dabei.´

´Lieber Herr Dr. Beinmoser. Ich fühle mich zwar geehrt, dass sie mir so viel Vertrauen entgegen bringen, auch Anzüglichkeiten mit mir zu teilen. Mein Ding ist es dennoch nicht.´

Heinmoser schnitt nur amüsiert eine Grimasse als ein neuer älterer Herr in die Cafetria kam, und kommentierte gleich: ´Kaum spricht man vom Teufel, da ist er auch schon da. Lieber Dr Gruber, gerade versuchte ich unseren Dr. Jonas Schwichert für ihr Institut zu rekrutieren, was meinen sie?´

Gruber ging auf den jovialen Plauderton von Beinmoser ansatzlos ein. ´Sie wollen ihn wegloben?´

´Keine Chance. Der ist so gut den würde ich ihnen nicht abtreten. Höchstens vorübergehend Teilzeit, quasi als Belohnung für gute Leistungen.´

Jonas war das Gespräch eher peinlich, aber er machte gute Mine zum bösen Spiel. ´Sie haben wohl die Vorstellung, dass da ganz viele Models mit Sexualproblemen kommen, die sich am liebsten von einem jungen hübschen Arzt mal so richtig versorgen lassen wollen … Vielleicht ist das ja so, zumindest ein Bisschen. Aber der Arzt hat da leider gar nichts davon, denn Beischlaf mit Patienten geht gar nicht. Der Arzt hat die Rolle des Hohenpriesters, der zwar von allem weiß, aber über den Fingen stehen muss. Oder wie ein Domina, die alles mögliche mit ihren Kunden macht, außer, selbst involviert zu sein. Gerade für die Ärzte, die sexuelles Verlangen kennen, ein beinharter Job.

Aber nichts für Ungut, Dr. Schwichert, denken sie ruhig mal darüber nach. Ich könnte mir vorstellen, dass sie mich tatsächlich unterstützen könnten. Lesen sie mal meine Bücher.
Wir können uns ja, wenn es in die heiße Phase kommt, noch mal näher unterhalten.´

Jonas wollte eigentlich nicht darüber nachdenken, und auch nicht die Bücher lesen. Gruber war zwar populär, aber in Fachkreisen eher verpönt. Dennoch, so ganz kalt ließ ihn die Idee doch nicht. Jetzt aber zu den angenehmen Dingen.

Nach Durchsicht der letzten Sitzung entschied er sich, den ersten Absatz zu streichen. Das war der, in dem die Alte Agathe am liebsten prostituiert hätte. Zu heftig. Und passte auch nicht zu dem Persönlichkeitsprofil der namenlosen Alten.

Die Bären-Geschichte gefiel ihm immer besser. Es war zwar ein Versatzstück aus Schneeweißchen und Rosenrot, aber durchaus ausbaubar. Denn der Bär hatte so viel Symbolkraft. Zum einen wirkte er freundlich und gutmütig, bleib aber dennoch gefährlich und von großer Kraft. Aber auch stets etwas ungezähmtes, animalisch-triebhaftes steckte in dem Bild. Irgendwie identifizierte er sich mit dem Bild. Er fühlte sich auch nur eingeschränkt domestiziert.

Zitat
Der Bar durchstreifte die Wälder und tat, was alle Bären tun. Er jagte und fischte, riss sich Schafe, aber mied die Menschen soweit möglich. Es war nicht viel von Jonas, dem Königssohn in ihm geblieben und er liebte den Geschmack des frischen Blutes eines erbeuteten Tieres. Eines Tages traf er auf eine Bärin, die empfänglich war. Der Duft lockte ihn über Kilometer an. Sie war nicht leicht zu erobern und biss, aber nur leicht. Denn sie wollte einen starken Vater ihrer Jungen. Aber es war ein bäriges Vergnügen … dennoch zog er bald seines Weges.

Als ihn einst der Hunger verfolgte und seine Jagd erfolglos blieb, hörte er schließlich knacken im Unterholz. Er stellte zwei Kinder, einen Jungen von 16 und ein Mädchen von 14 in prächtigen Kleidern. Nicht ein Gedanke an Moral durchzog ihn – er war schließlich Bär und nicht Mensch - und wollte sich dankbar den Hunger stillen, da fiel der Junge auf die Knie und betete laut. Er verstand jedes Wort und blieb zurück, um den fast vergessenen Worten zu lauschen: ´So nimm uns denn hin, oh Herr durch das Werk deines Dieners, den Bären. Denn wenn es deiner Güte gefallen hätte, uns aus den Händen der Mörder zu retten, so hättest du sicher einen Weg gefunden. Nun aber sendest du den Bären, damit sich die Menschen nicht an unserem Tod versündigen, und dem Bären ist nichts vorzuwerfen, denn er tut ja nur, was Bären gemäß deines Ratschlusses tun. Amen´

Prinz Jonas erwachte im Bären wieder, als er die trefflichen Worte hörte. Mehr als nur Mitleid rührten ihn sondern eine Welle der Liebe durchflutete ihn, als seien es Brüder. Die Kinder verwunderten sich, dass der Bär so nachdenklich blieb und nicht angriff, aber sie bleiben starr vor Schreck.

Da hörten sie auch bereits das Hundegebell und Pferdegetrappel. Bestimmt ein Trupp aus 4 Reitern. Es mussten die Verfolger der Kinder sein. Der Bär bewegte sich in Richtung der Angreifer, aber machte den Kindern ein Zeichen, in welche Richtung sie sich trollen sollten. Jonas hatte Angst. Eine Meute Hunde konnte ihm arg zu schaffen machen und eine Begegnung mit vier bewaffneten Reitern sähe böse für ihn aus. Da erwachte in ihm der Mensch, der auch die Lehrjahre eines Meisters der Kriegskunst nicht vergessen hatte.

Zuerst musste er die Meute von den Kindern weg locken. Und dann aus einem Hinterhalt angreifen und schnell verschwinden. Das erste war leicht getan. Die Hunde setzten sich auf die Bärenfährte und jagten in großer Freude. Sie waren kläffend eine gute Entfernung vor den Reitern, die sich durch das Geäst einen Weg bahnen mussten. Der Bär hatte mit der Meute leichtes Spiel. So jagdbeflissen sie auch waren und in der Überzahl, so hatten sie seiner Stärke doch nichts entgegen zu setzen, Schnell lagen die 5 Hunde in ihrem Blute. Doch er labte sich nicht daran, sondern verschwand und beobachtete die Reiter. Sie trugen Armbruste, Fangnetze und Lanzen. Sehr viel gefährlicher. Und sie waren geschickt und sahen, was geschehen war. Als sie erkannten, dass sie ohne die Hunde die Kinder nicht würden finden können, ließen sie von ihrem Vorhaben ab und zogen alsbald von dannen.

Prinz Jonas, der Bär, setzten den Kindern nach. Die erschraken, sahen aber, dass er kleine Verletzungen vom Kampf trug und erkannten ihn als ihren Retter. Da fassten sie vertrauen und der Bär führte sie durch die Wälder, bis sei vor der einsamen Hütte der Alten und ihrer Magd Agathe ankamen. Dann trollte sich der Bär und die Kinder traten ans Haus.

Als die Alte die Mär von der wundersamen Errettung von Prinz Peter und Prinzessin Kunigunde vernahm, brach sie in lautes Wehklagen aus.

´Gute Mutter, was klagst du? Ist es nicht vielmehr ein Grund der Freude und des Dankes?´ fragte besorgt Agathe.

´Du lagst in tiefem Zauberschlaf, als sich der Grund der Trauer ereignete. Ich liebte den wunderschönen Prinzen Jonas. Ich verwandelte mich in deine Gestalt und auch er liebte mich, doch es war verboten. Zur Strafe wurde er in einen Bären verwandelt und mir blieb das Herzeleid. Eben dieser Bär, der die Kinder rettete, wird mein Geliebter gewesen sein. Er wird wir den Kummer lindern wollen, dass er den Umgang meidet, denn ich weiß, dass er mir meinen Betrug schon vergeben hatte.´

Agathe war befremdet, dass sich der Betrug ja auch mit Ihr ereignete. Der Prinz war verliebt in ihre Gestalt, aber jetzt ist er zum Bären geworden. Ein guter Bär, aber doch ein Tier, der eben bärige Gedanken denkt. ´Aber auch ihr Kinder scheint gar nicht glücklich über eure Rettung?´

´Auch wenn wir entkommen sind, so ist es doch nicht unser Vater und unsere liebe Mutter. Wir hörten die Schreie durch das Schloss gellen, nachdem der üble Tyrann Grimmelschlag uns mit List und Zauberei besiegt hatte. Unser Vater ist ein tapferer Mann, aber wir wissen nicht, ob es für ihn das bessere Los wäre, wenn er denn bei Gott wäre. Denn Grimmelschlags Grausamkeit wütete schrecklich.
Und unserer Mutter soll es noch übler widerfahren sein. Der Mörder wollte sie zum Weibe nehmen, aber sie weigerte sich allen Drohungen zum Trotze. Wir wissen nichts über ihr Los, aber wir fürchten das Schlimmste. Und das Volk darbt unter seiner eisernen Knute und unmenschlichen Gelüsten. ´

Die beiden Frauen erschraken nun ebenso wie die Kinder. ´Wir können dies nicht einfach hinnehmen. Wir werden alles tun, was getan werden kann.´ In der Alten entfachte die Glut der Wut. Rasch schrieb sie ein Nachricht für Meister Ringhard mit einem eindringlichen Unterstützungsersuchen per Brieftaube und sandte Agathe zu dem alten Einsiedler, um die Hilfe der Kirche zu erflehen.


´Und wie es weiter geht, liebe Kinder, das erfahrt ihr dann beim nächsten mal´, so hätte er am liebsten geschrieben, aber er fürchtete, dass dies zu grausam sei, dass man es Kindern erzählen könnte.


164. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 01.05.10 15:19


Zitat

Wenn eine verliebte Schwester Gerlinde das Leben im Keuschheitsgürtel bejubelt, dann muss doch Emma Braun sie für durchgeknallt, vielleicht für das Opfer einer Gehirnwäsche halten. Damit wäre sie als ´Anwältin´ für das Haus eher diskreditiert. Sei musste schon zeigen, dass die die sache sehr journalistisch Kritisch ran geht. Und die wirklich dicken Klöpse kann Frau Ritter dann schon noch entschärfen.


Richtig, das ist die eine Seite, aber gleichzeitig kann sie so der Geschäftsführung eins auswischen.

Einfach nach dem Motto: ich habe Euch ja gewarnt, aber Ihr wolltet ja nicht auf mich hören.

Somit würde ´ihr Rat´ wieder gefragter, und ihr Ansehen stieg.

Danke noch für den neuen Teil.
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Gruß vom Zwerglein
165. RE: Die gute Schwester

geschrieben von windel28 am 01.05.10 22:22

wow
einfach genial die Geschichte.
ich hoffe es viele weitere Fortsetzungen.
Bin ja mal gespannt wie Gerlinde die Story für ihre Chefin weiter schreibt oder ob sie ihren alten Job gar ganz auf geben wird.
166. RE: Folge 48: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 02.05.10 12:38

48. Tagebucheintrag

5:00 – Der Wecker klingelt. Nein, ich bin nicht in eine Armeekaserne gewechselt. Aber nun heißt es, hurtig in den Trainingsanzug und ab zum Frühsport. Ich kann nicht glauben, worauf ich mich da eingelassen habe. Ich, der klassische Morgenmuffel – und das auch noch freiwillig. Sanne hatte mich eingeladen, mit den anderen vom Volleyball-Team eine Runde zu laufen und Gymnastik zu machen. Ich bin gerne mit Sanne zusammen, und da stehe ich auch mal mitten in der Nacht auf – und meiner Fitness tut es sehr gut. Aber zuerst die Minimaltoilette. Und mit Keuschheitsgürtel ist das schon bizarr. Sanne meinte, nach wenigen Wochen hätte man sich dran gewöhnt.

Gut auch, dass ich so sportlich bin. Ich wäre sonst den anderen Schwestern hoffnungslos unterlegen gewesen, aber so kam ich immerhin noch mit. Das Duschen tat dann richtig gut, und wir mussten uns die Dusche teilen. Wir halfen uns gegenseitig beim Abseifen. Alleine deswegen hat sich die Frühaufsteherei richtig gelohnt. Aber bei allem hieß es ja schnell – schnell. Nur mal kurz in der Cafeteria vorbei gehuscht, ein hastiges Müsli vor Dienstbeginn in der Frühschicht.

Und dann ging es an das Waschen der Alten im Akkord. Zwar etwas übertrieben, denn wir sollten auf jeden Fall lieb und nett sein, und auch unsere Patienten zuvorkommend behandeln, aber sich beeilen war schon angesagt. Aus meinen anderen Erfahrungen als Schwester weiß ich, dass die Patienten nicht immer angenehm sind, denn viele leiden, sind dement, oder einfach unangenehme Persönlichkeiten, die mit den Behinderungen des Alters nicht gut zurecht kommen. Ich konnte meine Kolleginnen damals schon verstehen, dass sie manchmal recht herablassend waren, oder etwas unwillig, aber schön war es nicht. Hier waren die Patienten auch nicht viel besser. Im Gegenteil, während in anderen Häusern manche Patienten eher eingeschüchtert sind, schienen sich die Alten hier nicht vor den Schwestern zu fürchten und ließen ihre Launen manchmal ungeniert raus. Viele aber waren ganz einfach dankbar, denn die Betreuung und Stimmung war so gut, dass auch ich hier gerne versorgt wäre. So hat mich Frau Fischer, die bettlägerig und dement ist, so nett angelächelt, als ich sie gewaschen habe, dass ich so viel Freude dabei empfand.

Ich verstehe die Welt nicht mehr. Als ich noch vor wenigen Wochen von den Gerüchten über das Haus hörte, war ich empört und wollte den Laden auffliegen lassen. Ich hätte auch glühende Reden gehalten oder Unterschriftaktionen initiiert: Das ist ja schlimmer als Sklaverei, und die Zimmer sind so unpersönlich wie ein Sommercamp, eher steril. Heute finde ich es immer noch schräg, dass Krankenschwestern hier erzwungener Weise einen Keuschheitsgürtel tragen müssen, und dass es fast keine Intimsphäre gibt.

Aber ich sehe es mit anderen Augen. Ich beobachte mich, wie befriedigend es ist, hier Schwester zu sein. Es gibt keinen Konkurrenzdruck, keine Hackordnung kein übles Getratsche – kurz: Eigentlich alles was auf meiner Liste der Zufriedenheitskiller oben an steht. Und der Keuschheitsgürtel und die seltsamen Hausregeln – sind die der Preis dafür?

Aber vielleicht entdecke ich ja noch dunkle Geheimnisse und blicke hinter die schöne Fassade- Denn ein Bisschen geredet wir schon. So kam die Tage eine Neue zu uns auf Station. Schwester Agathe sei strafversetzt worden. Hört sich spannend an. ´Warum?´ will ich wissen. Die Schwestern sagen jetzt aber nichts mehr. Sie wissen wohl zu wenig, oder sagen, ´Frag sie doch selber!´

Da mir ja nichts wirklich peinlich ist, spreche ich sie tatsächlich an. Sie erklärt lachend, das es wegen der Beziehung zu einem Arzt ist, das ist den Schwestern hier streng verboten. ´Wie das? Dich haben sie doch auch in die Lustbremse gesperrt, oder?´

Sie nickt, immer noch amüsiert. ´Also Blasen?´, hake ich nach, fühle mich aber etwas indiskret dabei.

´Nein, wir haben uns noch nicht mal Küsschen auf die Wange gegeben. Wir haben uns nur Briefe geschrieben. Bei uns geht doch alles ganz harmlos zu. Du trägst doch auch den Keuschheitsgürtel.´

Schockiert frage ich nach, ´Das müssen aber gewaltige Briefe gewesen sein.´

Schwester Agathe lässt sich nicht aus der Fassung bringen. ´Das ist geheim, und ich zeige meine Briefe auch nicht herum. Es ging nur deswegen, weil wir uns in der alten Station ständig über den Weg gelaufen wären. Und wir sind beide ziemlich verliebt, und unsere Arbeit litt darunter. Ich sag´s ja nicht gerne, aber ich fürchte, das war schon korrekt mit der Versetzung.´

Ich staune. Auch so eine, die sich gerne gängeln lässt. ´Aber wenigstens bist du nicht auch so eine Lesbe, sondern wenigstens normal gepolt.´

´Ob ich normal bin? … weiß ich nicht. Ich habe sogar mehrere Freundinnen. Du scheinst dich mit Schwester Susanne auch sehr gut zu verstehen.´ Ich werde rot über beide Ohren.
´Aber du brauchst dich doch deswegen nicht zu schämen. Ich finde, ihr seid doch beide ganz süß.´

Es ist auffällig, wie viele erotische Beziehungen es zwischen den Schwestern gibt. Eigentlich erklärbar, denn sie leben unter aufgezwungener sexueller Enthaltsamkeit, keine ´richtigen´ Kontakte zu Ärzten und Patienten. Und so abgelegen, dass auch sonst ein großes Loch im Beziehungsbedarf klafft. Da ist es verständlich, dass man sich untereinander findet. Aber weniger als ein Drittel, schätzt die Pflegedienstleitung, die streng darauf wacht, dass nichts an die Öffentlichkeit dringt.

Weniger als ein Drittel? Ist das nicht heftig untertrieben? Was machen dann die Anderen? Ich spreche mit Schwester Monika (47) die mit Schwester Hanna (26) in einem Zimmer ist. Ist bei denen der Altersunterschied zu groß? Wie werden sie mit der aufgezwungenen Keuschheit fertig? Oder haben sie auch ein besonderes Verhältnis?

´Weißt du, ich bin eher das, was man wohl fromm nennt. Ich glaube an Jesus und versuche, mich an die Empfehlungen des Neuen Testamentes zu halten.´ Sagt sie. Hört sich auch überzeugend an, aber ist es nicht doch geheuchelt?

´Und Hanna? Wie denkt die darüber?´

´Wir sind sehr gut befreundet, und denken in Vielem ähnlich. Wir beten zusammen, aber mit Sex ist nichts zwischen uns. Ich glaube, dass uns die Arbeit beide sehr befriedigt, und unsere Zweierschaft ist fast wie der Vorhof zum Himmel.´

´Wie kommst du dann damit zurecht, in einen Keuschheitsgürtel gesperrt zu werden?´

´Es bedeutet mir nichts, eine lästige Übung, aber man ist ja mit den Schwestern solidarisch. Ich tanze nicht gerne aus der Reihe. Aber frag ruhig mal Hanna. Es würde mich wundern, wenn sie was anderes sagen würde.´

´Aber was machst du mit deinen Bedürfnissen?´

Jetzt schaut mich Schwester Monika etwas streng an. ´Du bist wohl auch so überdreht wie so einige hier. Was meinst du, wie viele Frauen weltweit solo sind. Die Masturbieren auch nicht, sind nicht lesbisch und denken auch nicht den lieben langen Tag an Sex. Das Leben bietet so viele Möglichkeiten.´

Ich will sie ein Bisschen aus der Reserve locken. ´Und du verachtest die überdrehten Lesben für ihr sündiges Verhalten?´

Aber Schwester Monika lacht: ´Wäre ich sonst hier? Unter all diesen Schwestern? Wenn ich von Sünde spreche, dann ist das etwas zwischen mir und Gott. Ich soll andere nicht richten und tue es auch nicht, denn jeder hat da sein eigenes, ganz persönliches Verhältnis.

Ganz ehrlich, ich habe eigentlich alle Schwestern sehr gern, die Frommen wie auch die, die einen anderen Lebensstil bevorzugen. Ich moralisiere nicht, aber ich kümmere mich darum, wie ich selber lebe.´

Hmmm, also Frömmelei oder Bigotterie kann ich ihr nicht anhängen, das wäre doch mal was gewesen.

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So würde sie das nicht an die Redaktion schicken. Da musste noch einiges geschehen, wenigstens die Namen ändern. Und der Teil, wo ihre Beziehung zu Sanne zur Sprache kommt, kann so auch nicht drin bleiben. Oder doch? ´Vielleicht einmal kräftig überarbeiten und dann der Frau Ritter mal zur Durchsicht geben´, dachte sie bei sich.

Was Gerlinde aber nicht in ihr Tagebuch schrieb war der kleine Spaziergang zur Mittagszeit.

´Aber es regnet doch´, wandte Gerlinde ein, als Schwester Susanne mit ihr eine Runde durch den Park machen wollte. ´Als ob das ein Problem wäre. Wir nehmen uns so einen großen Schirm und gehen eng umschlungen.´

´Dürfen wir das denn? Ich meine wegen dem Öffentlichkeitsverbot?´

Schwester Susanne erklärte: ´Gut, dann also erst eine Übungseinheit in Hausregel-Exegese. Schwestern dürfen in der Öffentlichkeit keine Handlungen begehen, die sich als erotisch von allen erkennen lassen. Also Knutschen Streicheln der Brüste und des Hinterns. Eine normale Umarmung bleibt unkritisch.´

Als sie dann so umarmt unter dem großen Schirm gingen, griff Schwester Gerlinde das Thema noch mal auf. ´Frau Ritter erzählte was von Initiationsriten mit öffentlichen Körperstrafen beim Schwesternabend. Mir läuft es kalt über den Rücken, wenn ich nur daran denke.´

´Na, dann wird es ja Zeit, dass du da durch musst. Hast du eine Idee wie?´

Schwester Gerlinde druckste ein Bisschen rum: ´Frau Ritter meinte, ich könnte ja mit dir gegen das Öffentlichkeitsverbot verstoßen. Ich aber sagte: Nein! Ich will dich doch da nicht mit rein ziehen. Lieber mach ich den Tratsch über Patienten oder Schwestern. Also, da muss ich dir was von der Frau Neumeier erzählen …´

´Stopp!´, unterbrach sie Schwester Susanne. ´Das mit dem Öffentlichkeitsverbot ist keine schlechte Idee. Die bringt bei Selbstanzeige gerade mal 3 Schläge. Dann wärst du durch. Unter den Schwestern gilt das eher als Verbrechen aus Leidenschaft. Aber wenn du schlecht über andere sprichst, kostet dich das mehr. Und auch die Schwestern finden das nicht so gut.´

´Aber wenn ich einen Öffentlichkeitsverstoß beginge, dann würdest du doch auch geschlagen werden …´

´Du bist lustig. Ich würde nicht einfach geschlagen werden, sondern du würdest mich schlagen, und ich würde dich schlagen. Wir bestrafen uns dann gegenseitig.´

Gerlinde hatte gemischte Gefühle, sie wollte ihrer Freundin doch nicht weh tun. Aber dann hellte sich ihre Mine auf: ´Na, dann könnten wir das ja ganz leicht machen, und wir bräuchten beide nicht zu leiden.´

´Pustekuchen! Du wirst voll durchziehen, so wie auch ich voll durchziehen werde bei dir. Und es würde mich wundern, wenn mir nicht die Tränen kommen. Aber vielleicht bist du ja härter. Es ist nämlich so, dass die zu leichten Hiebe gar nicht zählen. ´

´Oh´, sagte Schwester Gelinde und erbleichte.

´Aber mach dir wegen mir keine Sorgen, ich hab das schon öfters ertragen. Ich mache es nicht gern, aber wenn es meinem Schatz hilft, dann ist das ja auch wie ein Liebesbekenntnis, eigentlich demütigend, aber dennoch romantisch.´ Schwester Susanne hatte lächelte spitzbübisch, als sie Dr. Gruber ihnen entgegenkommen sah. Er trug eine Regenjacke und ging allein. Schwester Susanne trat nun vor Schwester Gerlinde und begann sie zu küssen. Schwester Gerlinde war ganz gerührt, ja sie dachte auch an die Schmerzen, aber doch lieber an den Liebesbeweis. Sie ließ sich ganz auf Sanne ein öffnete die Lippen und ließ ihre Zungen zusammen spielen. Sie bekam eigentlich gar nicht mehr mit, wie Dr. Gruber ganz dezent an ihnen vorbei schlich. Aber die Leidenschaft hielt sie einige Minuten außer Atem ...
167. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 02.05.10 13:29

hallo ambi valent,


das war wieder spitze was du das geschrieben hast. ich hoffe dein vorrat geht nie zuende.
168. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 02.05.10 15:29

Also haben sie das Öffentlichkeitsverbot gebrochen.

Damit sind bei Selbstanzeige 3 Schläge fällig.

Da es für Schwester Gerlinde die ersten Schläge sind, wird wahrscheinlich noch einer erlassen.

Natürlich kann der Drachen auch die vollen 3 Schläge verhängen, um sie für den Bericht etwas wütender zu machen.

Aber dabei könnte das Gegenteil eintreten.

Nach den Schlägen hat sie den Initiationsritus überstanden, spürt, und auch die Schwestern lassen sie spüren, das sie jetzt dazugehört.

Dazu, zu der verschworenen Schwesterngemeinschaft.

Freue mich jedenfalls auf den nächsten teil.

Danke Ambi Valent
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Gruß vom Zwerglein


169. Folge 49: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 03.05.10 10:37

49. Kooperation und Machtspiele

´Und? Haben sie sich was überlegt?´ Dr. Gruber sah aus, als hätte er selber einen Plan.

´Ja, ich werde sie unterstützen, aber nur sehr eingeschränkt.´ Frau Ritter wirkte durchaus kooperativ und nicht auf Frontstellung bedacht. ´Zuerst einmal: Es muss eine klare rechtliche Trennung geben zwischen dem Sanatorium und ihrem Institut. Eine Kooperation zwischen den Häusern ist sicher möglich, aber nur unter klaren Regeln, mit Leistungsverrechnung. Ich will auch einen Zaun zwischen den Arealen. Aber ich denke ohnehin, dass im Bereich Pflege eher weniger Bedarf der Zusammenarbeit ist. Ihre „Patienten“ sind ja nicht krank im klassischen Sinn. Da werden sie auch keine Schwestern brauchen. Und die Hausregeln bei Ihnen werden sicher erheblich flexibler sein müssen als bei uns.

Grundsätzlich stehe ich aber gerne zur Verfügung, ihnen beim Aufbau Ihres Teams zu helfen, wenn sie das wünschen.´ Frau Ritter lächelte zuckersüß.

´Rechtlich-organisatorische Trennung? Das gefällt mir eigentlich nicht so gut. Der Geschäftsführer hatte da andere Vorstellungen. Ich verstehe aber, was Sie meinen. Ich könnte auch damit leben, aber sie sollten das besser mit Herrn Pohlschmidt diskutieren.´

´Natürlich. Aber ich wollte gerne mit Ihnen vorher zu einem kooperativen Modell kommen, um eine vernünftige Diskussionsgrundlage mit Pohlschmidt zu haben.

Aber sie haben ja schon konkretere Vorstellungen?´

´Es besteht durchaus Kooperationsbedarf. Mittelfrist geplant sind bei mir 4 Abteilungen, die jeweils unterschiedlichen Personalbedarf haben:

1. Die Wellness-Abteilung: Hier soll es dezent zugehen, freundlich, aber sexuell nicht zu anzüglich oder aggressiv. Neue Klienten kommen zuerst hier hin. Nettes Ambiente, zum Entspannen und orientieren. Das Personal sollte freundlich sein, aber nur in Ausnahmefällen selber sexuell aktiv werden. Nicht restriktiv, aber es bleibt im Ermessen der Mitarbeiter, was sie tun wollen. Die Empfehlung geht aber mehr in Richtung Zurückhaltung, aber grundsätzlich eine offene Einstellung. Wir müssten hier neues Personal einstellen. Vielleicht wollen ihre Schwestern sich aber auch beruflich verändern. Aber das sollte lediglich eine Option sein. Ich will sie ihnen nicht abspenstig machen.´

Frau Ritter nickte: ´Ja so habe ich mir das auch gedacht. Aber es wird nur wenige betreffen. Es ist nicht die Arbeit für eine Krankenschwester. Eher für Hostessen und Therapeuten. Ich könnte sie bei der Personalauswahl unterstützen, aber allzu eng sehe ich da keinen Bedarf der Zusammenarbeit.´

´Gut wir kommen langsam auf einen gemeinsamen Nenner. Die nächste Abtelung nenne ich

2. Wild Zone. Hier sollte es sehr freizügig zugehen. Nicht ganz so wie in einem Swinger-Club, aber so ähnlich, natürlich mit therapeutischer Unterstützung. Auch hier wird das Personal zu nichts gezwungen, sollte aber durchaus sich selber auch aktiv einbringen. Eine Unterstützung bei der Personalführung kann ich mir zwar vorstellen, aber ist sicher nicht ihre Domäne. Ein netter Zug wäre, wenn die Abteilungen jeweils unterschidliche Dienstbekleidungen hätten. Hier sind die Kleider dann deutlich aufreizender. Aber es sollte auch immer noch ein Hauch von Romantik dabei sein, eher Richtung soft Sex. ´

Frau Ritter lächelte: ´Auch hier verstehen wir uns. Mein Angebot bleibt. Aber meine Schwestern sind da wohl eher zu züchtig dafür.´

Dr. Gruber hob die Augenbrauen. ´Dazu will ich später was sagen. Die nächste Abteilung wird noch weniger berührungspunkte mit ihnen haben, oder vielleicht doch?

3. Tough Zone. Fetisch und BDSM sind die Themen hier. Wir brauchen vor allem Frauen und Männer, die es gerne hart angehen lassen. Also Gummiliebhaber, Dominas und Subs, Zofen etc. Wir werden uns da in der einschlägigen Szene zur Rekrutierung umsehen. Und dann haben wir natürlich keine Mitarbeiterinnen in rosa Seidenfummel, sondern eher Gummischwestern.´

Frau Ritter sagte nicht, lächelte aber wissend, fast verschwörerisch.

´In der letzten Abteilung sehe ich dann wieder Kooperationsbedarf.

4: Restricted Zone. Alle, die auf medizinische Fesseln, Zwangsjacken, Klinik-Atmosphäre, Keuschheitsgürtel, Windel-Fetisch und so weiter stehen, werden hier bestens betreut. Und da sind ihre Schwestern sicher ideal für geeignet. Und kommen sie mir nicht mit dem Märchen, ihre Schwestern wären zu brav dafür. Ich habe selber gesehen, wie ihre Hausregeln umgesetzt werden.´

Frau Ritter wurde nun etwas zurückhaltend. Etwas schärfer Fragte sie: ´Was wollen sie damit sagen? Unsere Hausregeln werden streng befolgt. Übertretungen werden geahndet.´

´Als ich letzthin durch den Park spazierte, kamen mir zwei junge, wirklich attraktive Schwestern entgegen. Sie haben sich leidenschaftlich geküsst. Das hat sogar meine Phantasie beflügelt und war schon sehr eindeutig. Ich hatte den Eindruck, dass sie das erst machten, als sie mich sahen. Hört sich eher nach Exibitionismus und Lesbiertum an.´

Frau Ritter kicherte. ´Das ist eine andere Geschichte. Hat vermutlich mit Ihnen nicht viel zu tun.´

´Jetzt machen sie mich aber neugierig. Sie fragen mich nicht, wer das war – was wissen sie über den Vorfall?´

´Wahrscheinlich kennen sie die Schwestern nicht, und sie würden gewiss nicht petzen. Aber ich bin ziemlich sicher, dass ich die Überltäterinnen kenne. Es handelt sich um eine Provokation, aber nicht ihnen gegenüber, sondern an mich adressiert. Man will Disziplinar-Maßnahmen erzwingen. Hat eher was mit Initiationsriten zu tun.´

´Sie sprechen in Rätseln:´

´Bei Übertretungen der Hausregeln setzte es Strafen. Körperstrafen. Neue Schwestern müssen das am eigenen Leibe erfahren. Und darum provozieren sie zuweilen kleinere Verstöße gegen die Hausordnung, um genau das zu erreichen.´

´Vielleicht können sie mich doch auch in der Tough Zone unterstützen. Vielleicht sogar persönlich? Natürlich maskiert ...´ Dr. Gruber hatte sehr wohl verstanden, und lächelte ziemlich eindeutig.

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Das Gespräch mit Herrn Pohlschmidt war weit weniger erfreulich. ´Ihre Öffentlichkeitsphobie hat ja schon was Krankes. Überall sehen sie Gespenster. Ich habe ihnen doch schon gesagt: Wir leben in einer liberalen Gesellschaft. Da ist ihr altbackenes Weltbild nicht mehr angesagt. Meine Anordnungen sind klar. Es gibt keine rechtlich-organisatorische Trennung. Das macht nur riesigen organisatorischen Overhead für die Leistungstrennung. Und wozu? Nur um ihre Ängste zu bedienen. Ich habe mich klar ausgedrückt. Die Schwestern werden ohne Einschränkungen auch in dem neuen Institut mitarbeiten. Machen sie ihre Arbeit, und ich mache meine.´

´Ich habe mit Dr. Gruber zusammen ein Konzept diskutiert, das allerdings anders aussieht. Auch seine Vorstellungen sind da sehr viel differenzierter. Vielleicht sollten sie erst mal mit ihm sprechen.´ Frau Ritter gab sich mühe, verbindlich, aber nicht zu aggressiv zu klingen.

´Sie mischen sich in Angelegenheiten, die sie nichts angehen. Es ist nicht in ihrer Kompetenz, Konzepte über die neuen Vorhaben hinter meinem Rücken zu diskutieren. Wollen sie meine Kompetenz in Frage stellen.´

´Nun, ich wollte lediglich auf der Arbeitsebene eine durchführbare Idee entwickeln. Und da muss man eben auch auf der unteren Ebene miteinander reden.´

´Für mich sieht das eher wie eine Intrige aus. Und da mache ich nicht mit. Sie unterstehen nach wie vor den Weisungen der Geschäftsleitung. Und die bestimmt nach wie vor, was gemacht wird. Wenn sie das nicht einsehen, werden sie wohl die Konsequenzen tragen.´

´Die Konsequenzen könnten wie folgt aussehen. Ich kündige und sie werden in ein Schlamassel geraten, dass sie besser den ganzen Laden dicht machen können.´

´Wollen sie mir drohen? Sie haben zwar bislang gute Arbeit geleistet, aber es gibt auch andere fähige Mitarbeiter, die diesen Job machen könnten. Jeder ist ersetzbar.. Mir wäre es lieber, sie spuren wieder richtig ein und arbeiten weiter mit. Aber wenn sie das nicht wollen, werde ich ihnen keine weitere Steine in ihren Lebensweg legen.´

´Sie verstehen nicht richtig. Es geht nicht um mich, sondern um die Zukunft des Hauses. Ich fühle mich dem Verpflichtet und möchte nicht, dass sie wegen ein paar krasser Fehlentscheidungen an den Abgrund geführt werden.´

´Sie dramatisieren. Nichts dergleichen wird geschehen. Es wird das geschehen, was ich sage. Und jetzt Schluss. Gehen sie wieder an ihre Arbeit.´

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Das wird ein heißer Ritt, dachte sich Emelly Ritter. Eigentlich kann es nur schief gehen. Auch ohne diesen Dr. Gruber und mit einem vernünftigen Pohlschmidt wäre die Zukunft brenzlig. Und jetzt hatte sie sogar zugestimmt, diesen Dr. Gruber zu unterstützen. Verrückte Idee. Aber mit dem Pohlschmidt wird das nichts mehr. Was wird wohl werden, wenn sie Erfolg haben würde und Pohlschmidt wäre abgesägt? Wenn dann doch alles den Bach runter geht, wäre sie erst recht in der Schusslinie. Aber was solls, da musste sie eben durch. Sie schrieb den Brief an die Mitglieder des Verwaltungsrats, im Besonderen an die Vertreter der Träger:

Zitat
Sehr geehrte Damen und Herren

Hiemit muss ich sie leider über einen massiven Dissens zwischen Herrn Pohlschmidt und mir informieren. Ich habe Herrn Pohlschmidt darüber in Kenntnis gesetzt, dass die Presse und Medien möglicherweise eine Skandalgeschichte über unser Haus vorbereiten. Gegenstand sind unsere strikten Hausregeln, die dem Zeitgeist massiv widersprechen. Ich bin dabei, einen wahrscheinlichen Schaden vom Haus abzuwenden, bzw. diesen zu minimieren. Würde der Skandal losgetreten, so ist mit einem massiven Einbruch der Patientenzahlen zu rechnen. Der wirtschaftliche Schaden wäre immens, möglicherweise würde man das Haus schließen müssen.

Herr Pohlschmidt teilt meine Bedenken nicht und gießt mit seinen neuen Maßnahmen nur weiter Öl ins Feuer. Ich halte es darum für meine Pflicht, sie über die aktuellen Vorkommnisse zu informieren. Ich betone, dass es nicht zuerst um mich geht, sondern um das Überleben des Hauses. Selbstverständlich stelle ich unter der Annahme, sie könnten die Ansicht Herrn Pohlschmidts teilen, mein Amt gerne zu Verfügung. Denn ich würde den Untergang des Hauses nicht mehr aufhalten können und ein Festhalten meines Jobs wäre bestenfalls eine Sache weniger Monate.

Ich bitte sie darum inständig: Bewahren sie das Haus vor Schaden! Kümmern sie sich um die aktuellen Entscheidungen. ….

170. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 03.05.10 13:16

hallo ambi valent,


das sind schlechte aussichten für die anstalt. welche maßnahmen werden jetzt getroffen?
171. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 03.05.10 14:57

Oha, da wird ja massiv am Stuhl von Herrn Pohlschmidt gesägt.

Können der Verwaltungsrat und die Vertreter der Träger noch was erreichen ??

Oder sind sie mit Herrn Pohlschmidt einig, und wachen erst auf, wenn sie die neueste Presse vor sich haben?

Dann jedoch kann Emelly Ritter ihren Hut nehmen, da man ihr unterstellen wird, die Presse informiert zu haben.

Das ist wahrlich ein Heisser Ritt der Emelly Ritter.

Bin jetzt gespannt wie es weitergeht.
-----
Gruß vom Zwerglein

172. RE: Die gute Schwester

geschrieben von SteveN am 03.05.10 17:42

Hallo Ambivalent !

Da muß der Aufsichtsrat und Emily Ritter sich aber
gewaltig anstrengen, daß aus ihrem Institut keine
SM-Vergnügungsanlage wird. Das muß ganz strickt
getrennt sein!
Nicht das nachher die Patienten, wie die alte Oma,
in der SM-Vergnügungsanlage erwachen. Dann wäre
es ein gefundenes Fressen für die Presse.

Viele Grüße SteveN


173. Folge 50: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 04.05.10 20:25

50. Storywriter

Die drei Wochen Schreibpause neigten sich ihrem Ende entgegen. Da fiel Schwester Agathe ein, dass sie eigentlich noch nicht genug vorbereitet hatte, um auch ihren Jonas zu überraschen. Also versuchte sie sich auch mit einer Geschichte.

Zitat

Eigentlich aus lauter Langeweile sah ich mir die Stellenangebote für Krankenschwestern durch. An einer blieb ich hängen:

Zitat

Zuverlässige und sorgfältige Schwester zur Privatbetreuung einer reichen jungen Frau gesucht. SEHR attraktive Bezahlung. Chiffre ...


Eigentlich dachte sie, dass es eher ein Scherz sei, aber als Versuchsballon könnte sie sich ja mal bewerben. Denn Geld war ja immer knapp, und als Schwester kann man ja nicht reich werden. Ich legte ein Bild von mir in Tracht bei. Denn es bewarben sich sicher viele, auch wenn die Anzeige nur ganz klein war.

Um so überraschter war ich, als ich schon bald eine Antwort erhielt.


Zitat

Liebe Schwester Agathe.

Ich freue mich, dass du dich gemeldet hast. Aber zunächst sollten wir wissen, ob die Stelle wirklich etwas für dich ist. Es handelt sich um eine Rund-um-die-Uhr Betreuung. Das heißt, du müsstest bei uns wohnen, um meine Frau zu versorgen. Weiterhin ist wichtig, äußerste Verschwiegenheit und Gehorsam an den Tag zu legen. Wir sind gelegentlich auf Reisen und erwarten, dass du uns dann auch ständig begleitest. Ein Urlaub ist somit ja integriert. Es wird kein weiterer Urlaub gewährt. Die Mindestvertragsdauer sind 24 Monate, ohne vorherige Kündigungsmöglichkeit. Essen, Wohnung und alles notwendige bekommst du gestellt. Das sind harte Bedingungen, die eine außergewöhnliche Bezahlung rechtfertigen.

Am Ende der 24 Monate erhältst du 120 000 Euro netto. Natürlich kannst du auch mit weiteren Vertragsverlängerungen rechnen. Aber ich kann verstehen, dass die dich die Bedingungen abschrecken werden. In diesem Fall wünschen wir dir viel Glück auf deinem weiteren Lebensweg. Solltest du dich dennoch weiter für die Stelle interessieren, dann rufe mich bitte an.

Herzlichst

Dr. med. Krüger



Die Bezahlung war für diese Bedingungen eigentlich nicht besonders üppig, dachte ich. Aber so viel könnte ich sonst nirgendwo verdienen. Hmmm. Wenn sie eine halbe Million geboten hätten, dann hätte ich auch annehmen müssen, dass es eine unseriöse Anzeige gewesen wäre.

Was den Ausschlag gab, dass ich mich doch meldete, war meine Neugier. Was war mit der jungen Frau, dass sie ein solch intensive Pflege benötigte? Und warum so komplett? Ich rief an. Dr. Krüger wollte gesiezt werden, mich aber duzte er gleich von Beginn an. Aber er hatte eine so angenehme Stimme und sonst nette Umgangsformen, dass ich mir zunächst nichts dabei dachte. Ich sollte, nach einem kurzen Telefoninterview, das Paar bei sich zuhause besuchen. Ich willigte ein. An meinem nächsten freien Tag möchte ich mich auf den Weg machen.

Zuerst dachte ich daran, dass ich natürlich zivil tragen sollte, aber ich hatte das Gefühl, dass es besser ankäme, wenn ich in Tracht erschiene. Die Adresse führte zu einem offensichtlich sehr reichen Anwesen. Dr- Krüger bat mich freundlich, ja charmant zum Kaffee. Ich wär eher irritiert, als sich eine andere Frau, Mitte 40 und kräftig dazu setzte und sich als Schwester Ursula vorstellte. Schnell stellte sich heraus, dass sie keine Konkurrentin, sondern eben die Vorgängerin war.

´Ich bin nun schon 5 Jahre dabei und habe nun ein ordentliches Sümmchen gespart. Nun wollte ich mich eben verändern, dass ich auch was von dem vielen Geld habe.´

´Ja, ich bedaure, dass Schwester Ursula uns verlassen will . Wir haben uns über die Jahre gut verstanden, aber ich kann verstehen, dass sie auch mal was anderes machen will. Sie hat nur zugestimmt, so lange zu bleiben, bis eine Nachfolgerin gefunden ist. Vielleicht bist du das ja.´ Schwester Ursula nickte.

´Aber und um was oder wen geht es eigentlich?´

´Ich sagte dir ja, dass Verschwiegenheit Voraussetzung für die Tätigkeit ist. Um eingeweiht zu werden, verpflichtest du dich, mittels Unterschrift, zu einer Vertragsstrafe von einer Million Euro, wenn du die Diskretion verletzt. Eigentlich nur eine Formsache, denn du willst sicher ohnehin die Sache nicht breit treten. Aber ich muss auf die Form bestehen.´

Ich machte mir keine Sorgen, da ich immerhin verschwiegen bin wie ein Grab. Also unterschrieb ich. Immerhin wirkte alles ganz normal, und auch Schwester Ursula war nicht auffällig.

Dr. Krüger bat Schwester Ursula zu sprechen: ´Frau Krüger hat beide Unterarme und beide Unterschenkel verloren. Sie ist sehr hilflos und kann nichts alleine machen. Darüber hinaus plagen sie heftige Depressionen und sie redet manchmal wirres Zeug. Da sie bei Anfällen eben auch Spritzen benötigt, ist eine ausgebildete Fachkraft erforderlich. Dr. Krüger ist als Chefarzt einer Privatklinik häufig und unregelmäßig nicht da. Es versteht sich von selbst, dass eine Intensivbetreuung unumgänglich ist. Als Mann der Gesellschaft soll auch nicht bekannt werden, welcher Art die Leiden von Frau Krüger sind. Das wäre ein gefundenes Fressen für die Presse. Und ständige Beileidsbekundungen wären dabei das mindeste, dass er eben überhaupt nicht möchte.´

Ich fragte: ´Kann ich sie mal sehen?´

´Leider hat sie heute Morgen einen Anfall gehabt, aber nach der Beruhigungsspritze schläft sie sehr tief. Sie können sie ruhig sehen und untersuchen.´

Frau Krüger schlief in einem Krankenhausbett wirklich so tief, dass sie nichts mitbekam. Sie war erst 27 und hatte ein ganz liebes, wunderhübsches Gesicht. Es war ein Jammer, eine so schöne Frau so verstümmelt zu sehen. Das Mitleid übermannte mich. Es war klar, dass ich die Stelle antreten wollte.

Wieder im Wohnzimmer fragte ich, wie dieses schwere Schicksal den passierte. ´Es war auf dem Heimweg vom Besuch bei einer Freundin. Wohl ein Geisterfahrer. Es ist ein Wunder, dass sie überhaupt überlebt hat.´

Später, sehr viel später erst erfuhr ich eine ganz andere Geschichte von ihrem Zustand, eine unglaubliche Geschichte, eine bizarre Geschichte. Aber davon war an diesem Tag nicht die Rede.

´Also, wenn es nach mir geht, würde ich die Stelle annehmen. Was müssen sie noch von mir wissen?´

Dr. Krüger hatte Schwester Ursula wieder weg geschickt. ´Ich benötige eine hingebungsvolle Schwester, die auf einen Kontakt mit anderen Menschen für so lange verzichten kann. Sie sollte ja auch ganz gehorsam sein, und Anordnungen einfach ausführen, ohne diese zu hinterfragen. Ich möchte die Kleider festlegen, die die Betreuerin meiner Frau trägt.´

´Das ist recht seltsam. Finden sie nicht?´

´Nein, denn ich habe auch negative Erfahrungen gemacht. So wollten die ersten Schwestern, die ich beschäftigte, mich regelmäßig verführen. Sie zogen anzügliche Sachen an und meinten, mich von meiner Frau, der Armen, abspenstig machen zu können. Das ist aber nicht erwünscht. Ich schlafe sehr häufig mit meiner Frau, und habe da sicher meine Besonderheiten. Das wird dir nicht entgehen, da du ja mit zur Familie gehörst. Eventuell müsstest du uns assistieren. Die altmodische Tracht, die Schwester Ursula trägt, ist nun überhaupt nicht chic oder sexy. Sie ist eine deutliches Zeichens ihrer Funktion. Vielleicht etwas restriktiv, aber meine Frau sollte merken, das auch ihre Betreuerin nicht ganz frei ist. Das macht ihr ihr Los akzeptabler.

Und natürlich müsstest du einen Keuschheitsgürtel tragen. Du solltest stets daran erinnert werden, dass du es gar nicht versuchen solltest, mich zu verführen. Ich liebe meine Frau. Als ihre Betreuerin hätten sie zumindest eine Sache, in der du mehr behindert wären.´

Ganz schön hart, ich musste schlucken aber ich sagte: ´Sehen sie mich an. Ich habe kein Problem, ständig eine altmodische Tracht zu tragen. Und einen Keuschheitsgürtel trage ich schon lange. Ich bin Jungfrau und möchte das auch bleiben.

Aber wer sollte den Schlüssel verwalten?´

´Das würde selbstverständlich ich sein.´ Dr Krüger fragte noch, wann ich frühest möglich anfangen könnte. - Sofort sagte ich.
174. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 04.05.10 20:56

hallo ambi valent,


dieser vertrag riecht nach fußangeln. wetten daß sie nach zwei jahren nicht herrauskommt und in dem haus noch länger ausharren muß.

wird sie ihren entschluß noch bereuen?
175. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 04.05.10 23:21


Zitat

dieser vertrag riecht nach fußangeln. wetten daß sie nach zwei jahren nicht herrauskommt und in dem haus noch länger ausharren muß.


Das wäre vermutlich richtig, aber das Ganze ist eine Story bzw. Geschichte die sie Jonas schreibt.

Hat also indirekt nichts mit realität zu tun.

Die Wette hättest Du also verloren.

Wer weiß, ob Agathe überhaubt einen Dr. med. Krüger kennt.

Danke Ambi Valent
-----
Gruß vom Zwerglein
176. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 05.05.10 00:48

Hallo Zwerglein

Zitat

Zitat

dieser vertrag riecht nach fußangeln. wetten daß sie nach zwei jahren nicht herrauskommt und in dem haus noch länger ausharren muß.


Das wäre vermutlich richtig, aber das Ganze ist eine Story bzw. Geschichte die sie Jonas schreibt.

Hat also indirekt nichts mit realität zu tun.


Was ist Realität? Ist eine erfundene Geschichte in einer erfundenen Geschichte weniger real als eine einfach erfundene Gescichte?

Allerdings ist es durchaus realistisch, wenn süße Schwestern, die eigentlich furchtbar lieb sind, auch ganz andere Sachen im Kopf haben können.


Zitat

Die Wette hättest Du also verloren.

Wer weiß, ob Agathe überhaubt einen Dr. med. Krüger kennt.


Das wäre Schlecht für unsere Agathe, denn das hieße ja, das sie zu wenig Phantasie hätte. Und dass sie sich da in eine brenzlige Situation rein phantasiert liegt nicht zuletzt an unserem süßen Jonas. Der hat ihr ja geschrieben, worauf er steht. Hoffentlich wird die Geschichte nicht zu abgefahren. Ob denn die Frau Krüger wirklich Opfer eines Autounfalles war?

Danke fürs Mitdenken und den Kommentar, Zwerglein

Ambi Valent
177. Folge 51: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 05.05.10 11:34

51. Schöne Aussichten

Sanftes Streicheln und Küsse weckten sie. Aber sie hatte doch heute Spatdienst, und der Wecker zeigte erst 5:37. Aber Sanne hatte Frühdienst. Oh ja, so mochte sie auch früh geweckt werden. Sanne hatte ihre Tracht schon an, wirkte frisch und verliebt. Beide sagten nichts, sondern sahen sich nur strahlend in die Augen. Nach einer halben Ewigkeit sagte Sanne. ´Komm, dreh dich noch mal um. Ich massiere deine Schultern noch kurz, und dann muss ich los.´

Und die Massage tat gleich doppelt gut. Nicht nur Sannes Aufmerksamkeit zu genießen, sondern auch den verspannten Nacken zu lockern. Gestern war Intensiv-Training mit der Volleyball-Gruppe dran gewesen. Gerlinde hatte sich im Turbogang bei der Mannschaft Respekt verschafft. Sie wurde als Reserve-Spielerin nominiert und durfte bei dem Auswärtstermin am übernächsten Wochenende mitfahren. Das Besondere war, dass es eine Hotelübernachtung gab, denn am Folgetag sollten sie noch bei dem Sportfest als Landesmeisterinnen mitwirken. Und noch viel mehr besonders war, dass die Keuschheitsgürtel nicht mit sollten. Nach dem Drama beim letzten Mal galt es nun, den Ball ganz flach zu halten. Sanne war schon ganz heiß auf diese Zeit, wo nichts mehr zwischen ihnen beiden sein sollte.

Auch Gerlinde freute sich auf diese Liebesnacht. Aber sie hatte noch etwas Hemmungen. Denn mit Keuschheitsgürtel waren ihre Zärtlichkeiten ja irgendwie harmlos, so eher Erotik Light. Sie meinte ja noch immer von sich, dass sie gar nicht richtig lesbisch sei, nur eben gerne mit Sanne schmuste. Aber es gab nun kein zurück mehr, und das war eigentlich auch sehr gut so.

Nachdem sie sich noch eine Weile im Bett geräkelt hatte, ging es ran an die Arbeit. Sie musst ja noch einiges schreiben und schaltete ihr Handy an. Die Mailbox meldete sich sogleich. Es waren drei Anrufe in der Mailbox, alle von Emma Braun. Nach der ersten Bitte um Rückruf gestern Mittag und einen etwas besorgten gegen 18:00 war der um 21:47 richtig ängstlich. Auch in Ihrer E-Mail war eine besorgte Rückfrage. Endlich rief sie an, und hörte förmlich, wie der Chefredakteurin ein Stein vom Herzen fiel.

´Ich dachte schon, dass Sie aufgeflogen wären und das man schlimme Dinge mit Ihnen tat. Ich habe dann auch noch Horrorstories über medizinische Fesseln gelesen und wie leicht man jemanden in die geschlossene Anstalt bringen kann. Einfach unter Drogen setzen, ein Gutachten über Missbrauch, Kollaps und vermeintliches Randalieren, und schon hat man eine missliebige Person voll unter Kontrolle. Und dann habe ich auch gelesen, dass euer Sanatorium auch so eine geschlossene Abteilung hat. Ich hatte richtige Albträume deswegen.´

Gerlinde lachte: ´Sie sollten nicht so viele Horrorstories lesen. Hier geht es äußerst seriös zu.´ Und dann erzählte sie noch von den Ereignissen das letzten Tages und ihren Erfolgen. ´Aber ich finde es ganz rührend, dass Sie so besorgt um mich sind. Aber warum wollten sie mich so dringend sprechen?´

´Nun, ich habe ihre Berichte gelesen. Sie haben sich verändert. Es las sich alles sehr interessant, eigentlich äußerst interessant – zu schön, um wahr zu sein. Ich weiß aber nicht, ob wir die Geschichte mit Ihrer Liebesbezihung zu der anderen Schwester so bringen können. Dennoch, ich hatte schon den Verdacht, dass sie ein Bisschen zu rosig ihre Situation beschreiben. Hat man sie doch unter Drogen gesetzt? Oder eine Hypno-Behandlung unterzogen, oder gar gezwungen, so ein Bild abzugeben?´

Wieder lachte Gerlinde laut auf, ´Nein, dass ist wirklich so gut hier.´

Emma Braun war nicht überzeugt. ´Wie dem auch sei, ich habe in einem Wellness-Hotel ganz in ihrer Nähe nächstes Wochenende gebucht und wollte sie mal vor Ort als ihre Tante besuchen. Das darf ich doch, oder?´

Gerlinde korrigierte. ´Meine Lieblings-Tante. Dann sollten wir uns aber duzen. Und ich schau mal, ob du auch einen Termin bei Frau Ritter bekommst, um nachzufragen, wie sich denn deine aufmüpfige Nichte so macht.´

------

´Meine Lieblingstante steht mir näher als meine Mutter. Sie will mich nächstes Wochenende besuchen.´

Frau Ritter war am Anfang des Gespräches etwas angespannt, als ob sie etwas anderes sehr beschäftigen würde. Jetzt aber entspannten sich ihre Züge, so als ob es wirklich eine Entspannende Abwechslung wäre. Gerlinde bewunderte diese Frau immer mehr. ´Fein. Sie wird sicher ihre Kamera mitbringen, aber ihren Presseausweis nicht aus der Tasche ziehen, wenn sie mich interviewt … äh, mit mir gemütlich über ihre Nichte plaudern will?´

Schwester Gerlinde lachte nur. ´Emma Braun ist über unsere besondere Vereinbarung und Kooperation nicht informiert, und es wäre mir wichtig, dass das so bleibt.´

Beinahe hätte Frau Ritter Schwester Gelinde noch gefragt, ob sie sie mit diesem Spruch beleidigen wollte. Statt dessen wechselte sie das Thema:

´Ich habe bereits gehört, dass sie sich unseren schmerzhaften Initiationsriten gar nicht entziehen wollen. Fein, das findet meinen Respekt. Aber ich sage ihnen gleich: Sie bekommen keinen Strafnachlass als Sonderbonus, nur die Standard-Halbierung bei Selbstanzeige.
Darf ich Raten? Schwester Susanne hat die Entscheidung getroffen, dass sie die Sache gemeinsam durchziehen?´

Schwester Gerlinde nickte nur stumm.
´Na, dann kann ich sie zu Ihrer Freundin nur gratulieren.´

´Ach, sagen sie, bezüglich meiner Nominierung als Reserve-Spielerin im Volleyball-Team. Hatten sie da ihre Finger mit im Spiel? Sozusagen als kleine Belohnung?´

Frau Ritter war wirklich überrascht. ´Nein, davon wusste ich nichts. Es wäre auch nicht mein Stil, Schwestern zu bevorzugen. Und auch unsere Kooperation sollten sie nicht mit einer Kumpanei verwechseln. Selbst wenn ich persönlich Sie durchaus sehr sympathisch finde und von Ihnen wirklich beeindruckt bin, so würde ich sie dennoch nicht zuvorkommender behandeln als wenn sie sich als Biest herausgestellt hätten.´

Für einen Moment dachte Frau Ritter noch darüber nach, ob sie Gerlinde in das Ränkespiel des Managements des Hauses einweihen sollte. Es wäre vielleicht ein guter strategischer Schachzug, die Presse gleich in Stellung zu bringen. Aber es war noch zu früh. Und der Schuss könnte nach hinten losgehen - auch wenn Frau Ritter Gerlinde viel Vertrauen entgegen brachte.

´Wie geht es ihnen eigentlich persönlich? Sie sehen sehr glücklich aus. Ich bekomme auch nur die besten Rückmeldungen über Ihre Arbeit.´

Schwester Gerlinde strahlte mehr von innen, selbst wenn sie kein Lächeln auf den Lippen trug. ´Oh ja, ich hätte nie gedacht, dass das Leben hier so befriedigend sein kann. Ich verstehe es selbst nicht. Ich weiß, ich sollte viel kritischer sein, aber irgendwie will ich das gar nicht.´

´Und der Keuschheitsgürtel? Haben sie den auch lieben gelernt?´

´Eigentlich habe ich mich nicht daran gewöhnt. Alle Mitschwestern, die ich fragte sagten, dass es eher ein kleiner Preis ist für den persönlichen Gewinn, hier arbeiten zu dürfen. Aber ich fühle mich etwas dumm, denn jetzt sage ich das selbe.´

´Den nächsten Schwesternabend habe ich für Dienstag nächster Woche geplant. Ich hoffe, dass sie das danach immer noch so positiv sehen.´

´Zum Glück ist das ja erst nach dem Besuch meiner Tante. Und die Aussicht auf meine kleine Reise mit Sanne, äh … Schwester Susanne, wird mir schon genug Trost geben´

Also noch bis Dienstag … Schwester Gelinde war etwas mulmig, aber sie wollte das sich selbst nicht eingestehen.
178. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 05.05.10 17:05


Zitat

Was ist Realität? Ist eine erfundene Geschichte in einer erfundenen Geschichte weniger real als eine einfach erfundene Geschichte?

Allerdings ist es durchaus realistisch, wenn süße Schwestern, die eigentlich furchtbar lieb sind, auch ganz andere Sachen im Kopf haben können.


Tja Ambi Valent,
da haben wir beide Recht.

Das ihre geheimen Gedanken darin eine Rolle spielen, habe ich schon vermutet.

Aber das DIESER VERTRAG, bis jetzt nur Kopfkino ist und nur in der Story steht, ist bestimmt nicht anzuzweifeln.

Folglich hätte Nadine ihre Wette verloren.

Und nur das wollte ich zum Ausdruck bringen.

Zitat

Ob denn die Frau Krüger wirklich Opfer eines Autounfalles war?


Das weiss ich leider nicht, aber Du wirst es uns, zu gegebener Zeit, mitteilen.

Übrigens Danke für den neuen Teil.

Bin schon auf das Gespräch der Frau Braun mit Frau Ritter gespannt.

Den Presseausweis wird sie, wie Frau Ritter schon vermutet, bestimmt nicht vorzeigen.
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Gruß vom Zwerglein
179. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 05.05.10 23:23

hallo ambi valent,

du machst es aber spannend jetzt. danke fürs posten
180. RE: Folge 52: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 06.05.10 23:22

52. Schwester Ilses Sorgen

Sie sah sie lange an. Ihr Gesichtsausdruck wirke konzentriert. Oder besser: Kritisch. Agathe wurde unruhig. ´Ilse, was geht in dir vor?´

´Das wollte ich dich fragen, nur anders herum.´

´Ich verstehe dich nicht.´ Agathe nahm die Hand von Ilses Schulter. Es war doch Ilse gewesen, die zu ihr unter die Bettdecke gekuschelt kam. Irgend was stimmte nicht.

´Du weist, wie sehr ich dich liebe. Und wie glücklich ich war, als du zu mir ins Zimmer kamst. Aber irgendwie hast du dich verändert. Du scheinst oft abwesend, als würdest du nicht mehr ganz im Hier und Jetzt leben. Du machst mir Angst, du entgleitest mir.´

Agathe hatte kein gutes Gefühl. Denn sie merkte, dass Ilse recht hatte. Was aber sollte sie sagen? Sie versuchte, ihren Blick zu erwidern. Es ging nicht, die Augen irrten ab. Was war los mit ihr?

Die Tage zuvor hatte es noch irgendwie über die Runden geklappt. Sie hatte das Licht gelöscht und Ilse einfach gestreichelt. Das mochte sie so gerne. Aber es hatte den Hauch des Routinemäßigen, den Charme der Gewohnheit in sich. Agathe erschrak, denn Ilse hatte sehr genau gesehen, das etwas nicht stimmte. Sie wollte sich nicht durch Zärtlichkeiten einlullen lassen, auch wenn sie diese genoss.

´Weißt du, wenn du dich in diesen süßen Jonas verschossen hättest, und darum von mir nichts mehr wolltest, dann würde mir das schon sehr weh tun. Aber ich müsste es eben akzeptieren. Ich glaube aber, das da noch was anderes ist. Es ist etwas Ungesundes in dir. Sprich doch, was beschäftigt dich so sehr?´

Agathe wollte keine Ausflüchte machen: ´Ich weiß es selber nicht. Ich male mir eine Geschichte aus, eine seltsame Geschichte. Die Figuren haben alle recht verwirrende Rollen. Sie kommen irgendwie selber nicht ganz klar, aber doch sind sie auch irgendwie glücklich. Aber wenn ich so in dieser Phantasiewelt lebe, dann wird die Wirkliche Welt immer weniger wichtig. Und ich erkenne mich selbst bald nicht mehr wieder.´

Ilse schaute sie voller Liebe an. ´Agathe, du bist eine so wundervolle Frau. Du bist aus Fleisch und Blut. Und ich gönne dir von Herzen, wenn du mal Ausflüge in die Welt der Phantasie machst. Aber bitte verliere dich nicht, bleibe hier, bleib bei mir.´

Es war fast wie eine Beschwörung. Agathe wusste, dass Ilse weit mehr war als eine oberflächliche Freundin und liebeshungrige Lesbe. Sie stand ihrem Herzen sehr nahe. In ihrer Gegenwart, deren Präsenz sie wieder ganz wahrnahm, war ein Traum verborgen, eine Sehnsucht, auch verrücktes tun zu können, albern sein zu können, sinnlich sein zu können und doch ganz Mensch zu bleiben, durch alle Tiefen hindurch.

´Ilse, du erinnerst mich an Dorothy im „Zauberer von Oz“. Sie ist in das Land über oder hinter dem Regenbogen gelangt. Du willst auch die Begegnung und die Freiheit, einfach lieben zu können und geliebt zu werden. Und irgendwie fühle ich mich als deine Gefährtin. Aber auch in diesem Land lauern die Gefahren, und die Helden stellen sich ihren eigenen Unzulänglichkeiten. Ich habe auch meine Grenzen und meine Unzulänglichkeiten. Ich fühle mich auch wie ein Löwe ohne Mut.´ Agathe streichelte ganz sanft über Ilses Wangen. Wie viel leben waren in ihren Augen …

´Ich glaube, ich weiß was du meinst. Es ist so wie die Jagd nach dem Goldtöpfchen am Fuß des Regenbogens. Irgendwie schön aber doch idiotisch.´

Jetzt lachte Agathe. Sollte sie erklären, dass der Regenbogen gar kein Ort ist, sondern eine Illusion, die auf einem physikalischen Effekt der Lichtbrechung beruht? Aber das wäre ja nur ein Dozieren von Schulbuch-Wissen.

´Ich habe mal in der Bibel das Buch „Prediger“ gelesen. Da heißt es dann: „Alles ist eitel und ein Haschen nach dem Winde“. Ich frage mich, ob das nicht der Inbegriff des Lebens ist. Oder ist es nur einfach unweise, nicht darüber hinaus zu gehen.´ Ilse wirkte auf einmal so nachdenklich.

´Du liest in der Bibel? Du überrascht mich.´ Agathe war jetzt ganz aus der Fassung. Ilse war für sie der Inbegriff der Lebenslust. Und jetzt kam so was?

´Wäre doch auch auch traurig, wenn ich dich nicht mehr überraschen könnte. Oder traust du mir nicht zu, über das Leben und die Liebe nachzudenken? Müsste ich mich jetzt beleidigt fühlen?´, Ilse setzte wider ihr spitzbübisches Lächeln auf.

Agathe wusste nicht, ob sie einfach mitlächeln sollte. Nein, denn sie hatte Ilse einfach in eine falsche Schublade gepackt. Und das war schon doof. Denn genau das hasste sie doch so sehr, wenn das andere mit ihr machten, und nun war sie selber nicht besser. ´Entschuldige …´

´Quatsch, ich bin dir nicht böse. Oder vielleicht doch? Dann könnte ich dir eine Buße auferlegen. Hier … lies mal was vor; Schlag auf: Hoheslied – Kapitel 1 …´

Agathe musste etwas blättern, denn sie kannte das nicht so gut. Aber dann las sie:

Zitat
Er küsse mich mit dem Kusse seines Mundes; denn deine Liebe ist lieblicher als Wein. Es riechen deine Salben köstlich; dein Name ist eine ausgeschüttete Salbe, darum lieben dich die Mädchen. Zieh mich dir nach, so wollen wir laufen. Der König führte mich in seine Kammern. Wir wollen uns freuen und fröhlich sein über dich; wir preisen deine Liebe mehr als den Wein. Herzlich lieben sie dich. Ich bin braun, aber gar lieblich, ihr Töchter Jerusalems, wie die Zelte Kedars, wie die Teppiche Salomos. Seht mich nicht an, dass ich so braun bin; denn die Sonne hat mich so verbrannt. Meiner Mutter Söhne zürnten mit mir. Sie haben mich zur Hüterin der Weinberge gesetzt; aber meinen eigenen Weinberg habe ich nicht behütet. Sage mir an, du, den meine Seele liebt, wo du weidest, wo du ruhst am Mittag, damit ich nicht herumlaufen muss bei den Herden deiner Gesellen. Weißt du es nicht, du Schönste unter den Frauen, so geh hinaus auf die Spuren der Schafe und weide deine Zicklein bei den Zelten der Hirten. Ich vergleiche dich, meine Freundin, einer Stute an den Wagen des Pharao.


´Hey, das ist ja ein scharfer Text. Hab ja noch nie gehört, dass so was in der Bibel steht.´

Ilse hatte sich vorgenommen, Agathe noch weiter zu irritieren. „Dann weißt du sicher auch nicht, dass dieser Text auch auf einen der Bilder von Paul Klee ist.“

´Ich glaube, du willst mir etwas sagen. Nicht, dass du auch belesen bist, aber dass das Leben so viel mehr bietet, als sich hier in Trübsal zu verzehren oder ganz abzudriften.´

Jetzt, wo auf einmal Ilse ein so anderes Bild von sich zeigte, setzte sie noch einen drauf. ´Wenn das alles wäre, was du daraus verstehst, dann wäre es mir zu wenig. Die Fragen sind recht vielfältig. Aber Sinnlichkeit gehört sicher mit dazu.

Und jetzt will ich die Süße deiner Haut kosten, du meine Freundin, die Schönste unter den Frauen.´

181. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 07.05.10 00:03

hallo ambi valent,


kann es sein daß du bei deiner neuen story die "Privatschwester" hier bei dieser geschichte ausleihen gemacht hast? mir kommt da einiges bekannt vor?


bitte weiterschreiben und vielen dank
182. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 07.05.10 10:41

Zitat

hallo ambi valent,

kann es sein daß du bei deiner neuen story die \"Privatschwester\" hier bei dieser geschichte ausleihen gemacht hast? mir kommt da einiges bekannt vor?


Oh Nadine du liest einfach zu schnell und oberflächlich.

Schau doch mal was Ambi Valent dort im Vorwort geschrieben hat.

Zitat


Darum lasse ich Agathe lieber mal in einem eigenen Thread ihre Geschichte entfalten. Ich hoffe, ihr seht das so wie ich.

Die Freunde von ´Die gute Schwester´ werden sicher erst ab dem Teil 2 ihren Spaß haben, denn der erste Teil ist ja als Fortsetzung 50. bereits verfügbar. Neueinsteiger wird es aber freuen, denn ihnen ist ´Die gute Schwester´ sicher zu unübersichtlich. Und hier wird dann kein weiteres Vorwissen vorausgesetzt.

Ambi Valent


Danke Ambi Valent, für die Sorgen der Schwester Ilse.
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Gruß vom Zwerglein
183. Folge 52: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 07.05.10 14:57

53. Tante auf Besuch

´Hallo Tantchen´, Schwester Gerlinde hatte den lila Clio schon von weitem erkannt und sie regelrecht empfangen. Eigentlich hatte sie heute dienstfrei, aber sie hat sich trotzdem in ihre Tracht begeben. Emma Braun hatte sich das fast so vorgestellt, aber die wilde Gerlinde – wie sie sie sonst nannte – nun so brav in der altmodischen Tracht zu sehen, strahlend wie ein Honigkuchenpferd, das haute sie dennoch um. Früher waren sie sich eher auf Distanz geblieben. Obwohl sie mit den Meisten ihrer Mitarbeiterinnen auf Du war, hatte Frau Schimmelpfennig immer auf die Beachtung der Arbeitsverhältnisse geachtet. Als Chefin sollte da nicht zu eng gemauschelt werden. Gerlinde Schimmelpfennig war als spröde bekannt.

Und nun das, ein herzliches Mädchen umarmte sie, gab ihr Küsschen auf die Wangen. Jetzt übertrieb sie sicher die Show. Immerhin sah man ja niemanden sonst auf dem Parkplatz. Das war aber eben Gerlindes Plan, ihre Frau Braun ihrerseits ein wenig hoch zu nehmen.

´Ich dachte, du hast heute frei. Musstest du für jemanden anderen einspringen?´

´Nein … ach so, wegen der Tracht. Die habe ich extra für dich angezogen. Du solltest doch einen guten Eindruck gewinnen. Und außerdem – ich trage gerne die Tracht.´

Emma Braun verzog das Gesicht in Irritation. ´Allein der steife, hohe Kragen. Das muss doch wirklich unbequem sein.´

´Alles eine Frage der Gewöhnung. Komm, ich führe dich herum.´ Gerlinde blieb weiter zuckersüß

Die Anlage imponierte ihr. Die Bilder gaben die propere Lage kaum angemessen wieder. Schwester Gerlinde brachte sie zur Geriatrie. ´Hier arbeite ich. Ich möchte dich mit einigen Leuten bekannt machen.´

Ein älterer Her, der aber noch nicht bettlägerig war, aber bereits Zeichen der Demens trug, kam ihnen entgegen. ´Guten Tag, Herr Regierungsrat. Haben sie mal Zeit, dass ich Ihnen meine Tante vorstellen darf?´

´Bedaure, dringende Geschäfte!´ Als er weiter ging hörten sie ihn noch murmeln: ´Immer diese jungen Dinger. Faul bis auf die Knochen. Nur am rumschnattern.´

Schwester Gerlinde schaute Emma braun an und zwinkerte mit den Augen, sagte aber nichts.

Dann überholten sie Schwester Agathe, die mit einer Engelsgeduld sich bei Frau Fischer untergehakt hat, die ihrerseits sich mit winzigen Schritten im Schneckentempo zur Tür hin bewegte. Emma Braun sah, wie freundlich und liebevoll Schwester Agathe mit der alten Dame umging. Diese strahlte ihr ganzes Glück durch ihre lebendigen Augen. ´Frau Fischer leidet etwas unter Aphasie. Sie kann sich nicht mehr mit Worten äußern. Aber sie ist so glücklich, wenn sie raus in die Natur kann. Und ich bin auch sehr glücklich, wenn ich mit Frau Fischer ein wenig spazieren kann. Ihre Freude ist doch ansteckend. Das spürt ihr doch auch. Oder?´

Frau Braun hatte ein seltsames Gefühl. Die Alten wirkten eigentlich ganz und gar nicht fit. Nicht alle waren so glücklich wie Frau Fischer, aber es wirkte tatsächlich so idyllisch hier, so menschlich.

Emma Braun sprach die strahlende Schwester Agathe an. ´Dass sie sich so viel Zeit nehmen können? Ich dachte immer, dass die Schwestern immer so viel zu tun haben, dass eine Intensivbetreuung gar nicht mehr ginge.´

Schwester Agathe lächelte versonnen. ´Das ist hier auch so. Während meiner regulären Dienstzeit könnte ich das nicht machen. Das tue ich heute eigentlich hier in meiner Freizeit. Es gibt auch in anderen Häusern viele Ehrenamtliche, warum sollte ich das nicht tun?´

´Sie sind wohl eine Musterschwester! Oder zwingt man sie zur Extraarbeit.´

Schwester Agathe wirkte nicht beleidigt. ´Das ist doch keine Arbeit. Ich habe mir die charmanteste Dame hier zur Gesellschaft erkoren. Es ist doch die reine Freude, in ihrer Gegenwart zu sein.´ Frau Fischer schien alles genau mitzubekommen und vor lauter Glück fast zu platzen.

´Natürlich zwingt uns niemand dazu. Und eine Musterschwester bin ich auch nicht. In letzter Zeit war ich eher nachlässig und abwesend. Da hat mich meine Freundin, Schwester Ilse, dazu überredet, mir diesen kleinen Ausflug mit Frau Fischer zu gönnen. Sie sagte, es würde mir gut tun. Und sie hat recht. Was für ein Glück, dass Frau Fischer für mich Zeit hatte.´

Emma Brauns kritischer Blick suchte immer die Fußangel, den Pferdefuß. Es kann doch so ein Heile-Welt -Szenario gar nicht geben. Da musste doch was faul sein. Aber sie fand nichts. Und von Gerlinde Schimmelpfennig, die sie hier doch extra darum eingeschleust hatte, war wohl auch nichts kritisches zu erwarten.

Jene führte sie weiter herum und zeigte ihr das Zimmer, dass sie zusammen mit Schwester Susanne bewohnte. Es war durchaus nett eingerichtet, klein, aber nicht zu klein. Freundlich, aber nicht persönlich. Intimsphäre war nicht drin, auch nicht für Schwester Susanne. Die lag noch Samstag morgen um 11 mit Pyjama im Bett und war ganz in ein Buch vertieft. Aber sie grüßte recht freundlich.

´Entschuldigen Sie, dass ich nicht aufstehe, aber zur Zeit habe ich mich nicht empfangsfertig rausgeputzt. Und außerdem ist das Buch so spannend.´

´Was fesselt sie denn so?´ wollte Emma braun wissen.

´"Glanz und Elend der Kurtisanen“ von Balzac. Gerlinde hatte mir „Verlorene Illusionen“ empfohlen, und jetzt habe ich einen Narren an Balzac gefressen. Ich leide so richtig mit. Einfach schrecklich.´

Nachdem Gerlinde ihr das Bad gezeigt hatte wollte Frau Braun eigentlich schnell wieder gehen, denn sie störte Schwester Susanne nur ungern bei ihrem Lesevergnügen. Aber Gerlinde machte keine Anstalten dazu. ´Du warst doch so neugierig wegen dem Keuschheitsgürtel. Komm, ich zeig ihn dir.´

Emma Braun kannte das Gefühl des Errötens eigentlich gar nicht mehr, aber jetzt lief sie regelrecht an. Mit Blicken deutete sie auf die im Bett liegende Leserin.

´Wir haben keine Geheimnisse voreinander. Susanne wird es schon nicht stören.´ Die Genannte lächelte kurz bestätigend. ´Und anderswo könnt ich dir das wohl schlecht zeigen.´

Gerlinde raffte die Tracht und gab Frau Braun den freien Blick auf die Pracht. ´Sieh her. Da ist mein Name eingraviert. Die Gürtel sind speziell angepasst, und da alle Schwestern fast den gleichen haben, könnte es zu Verwechselungen kommen. Das wäre doch unangenehm.´

´Aber ich dachte, ihr habt den ständig um?´

´Fast, aber zum Sport ziehen wir die schon aus. Habe ich dir nicht erzählt, dass ich jetzt im Volleyball A-Team aufgenommen wurde? Zwar nur als Ersatzspielerin, aber du solltest mal Schwester Susanne in Aktion sehen. Die springt und schmettert, dass es den Gegnern nur so Angst und Bange wird.´ Offensichtlich hörte Sanne zumindest mit einem Ohr mit, denn sie konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.

´Nächstes Wochenende haben wir ein Spiel bei dem Turnfest in Berlin. Hättest du da nicht Zeit?´

Immer mehr erschien es Emma Braun, dass sie in eine fremde Welt gekommen war. Sie war auch mehr als interessiert, als Gerlinde Schimmelpfennig ihren Unterleib im Keuschheitsgürtel so ungehemmt präsentierte. Sie spürte, dass sie selber ein wenig feucht wurde. Aber natürlich wollte sie sich nichts anmerken lassen. Fotos von Schwester Gerlinde im Keuscheitsgürtel hätte sie am liebsten sofort gemacht, egal ob zur Veröffentlichung oder nicht. Aber mit Mühe konnte sie sich gerade noch beherrschen.

Gerlinde genoss diese Inszenierung. Sie hatte sehr schnell mitbekommen, dass sich hinter dem professionellen Interesse ihrer Chefin noch ein sehr persönliches Interesse verbarg. Und sie so zu sehen, wie sie sich mühsam beherrschte, bereitete ihr eine diebische Freude.

´Oh, ich habe die Zeit ganz aus den Augen verloren, wir müssen schnell machen, denn ich habe dir extra einen Termin bei der Pflegedienstleitung organisiert.´

Schnellen Schrittes brachte Gerlinde sie zum Verwaltungsgebäude. ´Frau Braun, wollen Sie Frau Ritter alleine interviewen, oder soll ich dabei bleiben´´

Jetzt auf einmal so förmlich? Emma Braun war schon wieder irritiert. ´Wir sollten besser beim du bleiben. Ich finde sie wirklich sehr sympathisch. Da ist eine solche Distanz doch nicht so nett.´

´Ok, aber du solltest wissen, dass ich diese ganze Aktion hier wegen der Reportage mache. Ich lass mich aber nur intensiv drauf ein, damit das auch funktioniert. Nicht dass du meinst, ich wäre als Investigatorin unbrauchbar geworden.´ Das war zwar fast gelogen. Aber Gerlinde wollte sich ihre Chancen offen halten und einige Punkte kassieren.

´Du hast recht. Ich dachte schon, du wolltest den Job in der Zeitung an den Nagel hängen und ganz hier bleiben. Ich glaube, ich könnte es jetzt sogar verstehen.

Und zu dem Gespräch mit Frau … wie heißt sie noch gleich?´

´Frau Ritter.´

´Und zu dem Gespräch mit Frau Ritter: Es wäre gut, wenn du dich anfangs dazu gesellst, dich dann aber – nach vielleicht 5 Minuten - mit einem Vorwand wieder verabschiedest.´

Die Pflegedienstleiterin wirkte kühl, professionell, aufgeräumt, aber doch etwas besorgt. Offensichtlich war sie sehr intensiv am Arbeiten. Nach der Begründung stiegen sie gleich ein. ´Ich möchte Ihnen danken, Frau Ritter, dass sie sich für mich Zeit nehmen. Sie wissen vielleicht, dass mir meine Nichte sehr am Herzen liegt. In der Vergangenheit hat sie mir ja auch oft Schwierigkeiten gemacht und ist immer ein Bisschen Aufmüpfig gewesen. Nach dem Unfall ihrer Mutter ist sie ja bei mir aufgewachsen. Sie ist mir so etwas wie eine Tochter. Und darum ist es mir ein Anliegen, dass es ihr gut geht.´

´Haben sie bedenken, dass ich sie zu streng ran nehme?´ Frau Ritter war so kühl wie eine routinierte Bürokratin nur sein konnte.

´Nein, im Gegenteil. Ich habe es gehasst, aber Gerlinde hat immer nur auf Strenge reagiert. Ich musste sie öfters disziplinieren. Das dürfte man nach heutigen Gesetzen zwar nicht mehr, aber sie hat es gebraucht.´

´Sie können stolz auf ihre Gerlinde sein. Sie hat sich hervorragend eingefunden. Sicher ein Ergebnis ihrer guten Erziehung.´

Gerlinde saß freundlich lächelnd daneben. Sie konnte es sich kaum verkneifen, laut loszuprusten. Darum stand sie auf ´Ich hatte den anderen zu dem heutigen Training absagen wollen, weil du doch zu Besuch bist. Aber sie sagten, dass das Team mich braucht.´

´Geh nur, Liebes. In zehn Minuten muss ich auch los. Dann müssen wir uns schon jetzt verabschieden.´ Frau Braun stand auf. Mit Küsschen auf den Wangen war Gerlinde aus dem Zimmer gehuscht. Draußen hielt sie sich die Nase zu und die Hand vor den Mund. Sie durfte es doch nicht zeigen, was für eine Komödie sich hier abzeichnete. Frau Ritter war wirklich grandios. Sie hatte nicht mal die Mine verzogen. Sie wäre als Schauspielern sicher auch wahnsinnig erfolgreich geworden.

Dabei wusste Gerlinde ja noch nicht mal, wie sich die Geschichte drinnen weiter entwickelte, denn sie wollte es nicht riskieren, an der Tür zu lauschen.

´Also, ich möchte ihnen zu ihren Maßnahmen gratulieren. So ein ordentlich geführtes Haus habe ich noch nie gesehen. Das mit den Keuschheitsgürteln erscheint mir aber dennoch ungewöhnlich.´

´Ist es auch. Hat ihnen Schwester Gerlinde davon erzählt?´

´Ja … sollte sie das nicht?´

´Ich habe strikte Anweisung gegeben, dass die Schwestern nicht mit Dritten darüber reden sollten. Auch nicht zu engen Angehörigen. Das ist nun kein Mißtrauen ihnen persönlich gegenüber, aber es geht ums Prinzip. Die Presse würde sich sicher darauf stürzen, wenn sich herumspricht, wie wir hier leben.´

´Oh, haben sie was gegen die Presse?´

´Ganz und gar nicht. Aber ich fürchte, dass man durch eine verzerrte Berichterstattung uns erheblich schaden könnte. Und das will ich verhindern.´

´Ich verstehe. Aber zurück zu meiner Gerlinde. Wenn sie mir nun zuviel gesagt hat, dann wollen sie sie doch nicht deswegen bestrafen? Oder?´

Frau Ritter dachte bei sich: Diese Hexe, am liebsten würde diese Frau Braun Gerlinde wohl selber verprügeln, nur um danach die Empörungsmine aufzusetzen. Aber sie zeigte nicht den Hauch dieser Gedanken nach außen.

´Sie wissen. Es geht ums Prinzip. Und sie wissen auch, dass Strenge konsequent sein muss. Bei uns wird aber auch Petzen bestraft. …´

Sie machte eine längere Pause.

Emma Braun verstand anfangs nicht. Dann wurde ihr bewusst, dass Frau Ritter wohl sie gemeint hatte. Langsam lief sie rot an, heute zum zweiten Mal, und das seit Jahren.

´Keine Sorge, ich werde Sie natürlich nicht bestrafen, und auch deswegen nicht Schwester Gerlinde. Wir strafen nicht starr und üben keine Disziplin um der Disziplin willen. Sondern uns geht es ums große Ganze. Und da sind ganz leichte, aber spürbare Strafen durchaus hilfreich. Zumindest bei unseren Schwestern.´

´Meinen sie, dass Ihre Methode nicht besser an anderen Krankenhäusern auch zum Einsatz kommen sollte, wo sie hier doch so erfolgreich ist?´

´Auf gar keinen Fall! Es ist keine übertragbare Methode. Es geht immer um Umgebung und Beziehung. Das Ziel, eine freundliche und produktive Umgebung zu schaffen, ist natürlich auch von der Ausgangsumgebeung und den beteiligten Personen abhängig. Die Schwestern hier sind sorgfältig ausgesucht. Die meisten anderen Schwestern würden sicher nicht passen. Es bedarf eben eines besonderen Persönlichkeitsprofiles. Und dann sind die Schwestern hier auch sehr, sehr glücklich. Auch wenn die Presse das sicher anders darstellen würde.

Sie verstehen das vielleicht nicht, da sie ja Gerlinde kennen und selber erfahren haben, dass manche unkonventionellen Methoden durchaus hilfreich sein können, wenn sie in die Situation passen. Aber glauben sie mir, andere Menschen denken d nicht so wie sie und ich.´

Frau Braun schluckte. Eigentlich wollte sie ja diese Frau Ritter aufs Glatteis führen. Aber irgendwie hatte sie sie doch gepackt. War es vielleicht wirklich ok, was hier so veranstaltet wurde?
184. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 07.05.10 23:16

hallo ambi valent,

das ist ja mißlungen.
ist die methode wirklich besser?
185. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 07.05.10 23:39

Da kann man sehen, das selbst eine professionelle
Pressemieze das auf´s Glatteis führen nicht immer beherscht.

Jetzt möchte ich Mäuschen sein, wenn Frau Ritter und Gerlinde über den Besuch sprechen, und sich dabei schieflachen.

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Gruß vom Zwerglein
186. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 08.05.10 10:00

Hallo Zwerglein

Zitat
Da kann man sehen, das selbst eine professionelle
Pressemieze das auf´s Glatteis führen nicht immer beherscht.


Ich finde, dass Emma Braun gar nicht schlecht war. Sie konnte eben nicht wissen, was die anderen wussten, und Frau Ritter kann man ja eigentlich nur unterschätzen. Abgesehen davon, dass sie sich wegen der falschen Vorraussetzungen lächerlich gemacht hat, war es zumindest aus meiner Sicht ein ´nice try´.

Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das ethisch auch ok. ist. Sollten Journalisten so mit ihren ´Opfern´ umgehen, um dann irgend was aus ihnen herauszukitzeln, was sie lieber nicht sagen sollten? Ist das ´Business as usual´? Und ist es auch moralisch vertretbar?

Zitat
Jetzt möchte ich Mäuschen sein, wenn Frau Ritter und Gerlinde über den Besuch sprechen, und sich dabei schieflachen.


Die beiden gehen zum Lachen besser in den Keller. So eng ist die Kumpanei zwischen beiden doch nicht. Immerhin will Gerlinde ja als Journalistin weiter Karriere machen, zumindest denkt sie es noch so. Und da sollte sie es mit Frau Braun nicht verscherzen. Die wäre sicher sauer, wenn sie herausbekommt, wie sehr sie sich zum Affen gemacht hat.

Und Gerlinde hat ihrer Chefin gegenüber ein Bisschen schlechtes Gewissen. Aber für die ging es ja nicht wirklich um was. Für Frau Ritter und das Haus steht erheblich mehr auf dem Spiel.
187. Folge 54: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 08.05.10 19:20

54. Ein Schwesternabend mit vielen Neuigkeiten

Pohlschmidt konnte einem schon leid tun. Ein so schlechter Kerl war er doch eigentlich gar nicht. Sie hatten einige Jahre ganz erfolgreich zusammen gearbeitet. Er hatte Frau Ritters Ideen immer gerne unterstützt. Und nun das.

Aber er hatte es sich letztlich selber zuzuschreiben. Sie hatte ihn gewarnt, mehr als einmal. Natürlich durfte er seine eigene Meinung und andere Einschätzung der Lage haben, aber hier ging es um mehr, als mal eben seine Meinung durchzusetzen. Es war eher wie die Durchquerung der Meerenge zwischen Skylla und Charybdis. Ohne Verluste ging gar nichts. Und damit das Schiff nicht verloren geht, muss man genau fahren und Opfer bringen. Pohlschmidt wahr nun so ein Opfer.

Frau Ritter gingen noch die Gedanken von der gestrigen Verwaltungsratssitzung auf dem Weg zum Schwesternabend noch durch den Kopf. Pohlschmidt zeigte, was er von ihr hielt: Verräter. Das konnte sie ganz gut aushalten. Aber ihre Argumente waren einfach die stärkeren. Dabei musste sie zum Glück nicht alle Karten auf den Tisch decken. Es genügte der Hinweis, dass sie bereits verdeckt arbeitende Journalisten im Hause erkannt habe, und dass sie mit Behutsamkeit die Lage unter Kontrolle halten wollte. Das hatte sie Pohlschmidt nicht gesagt, aber der war ja auch ohnehin nicht interessiert.

Man sagt wohl auch ´innerer Reichsparteitag´, wenn man die Zustimmung zu ihrer Lageeinschätzung beachtete. Auch war es sicher ein guter Schritt, als sie mit ihrer Demutsgeste bekannte, dass ihre eigene strikte Überwachungs-Politik und eigenwillige Maßnahmen sie eben in diese exponierte Position erst gebracht hätten. Der Sprecher des Verwaltungsrates hatte sie dann sofort entlastet: ´Sie haben zunächst das Haus aus einer sehr prekären Lage gerettet und nicht zuletzt durch diese Maßnahmen zu einer kaum erwarteten Blüte geführt. Wir haben damals ihre Unterstützung beschlossen und werden jetzt ihnen daraus keinen Strick drehen.´

Das war mehr, als sie erwartet hatte. Aber das sie Pohlschmidt gleich mit sofortiger Wirkung freistellten? Den Ausschlag hatte gegeben, als sie Dr. Gruber hereinbaten und er sein Konzept vorstellte. Er bedankte sich am Beginn brav bei Dr. Pohlschmidt, aber dann hieß es ´Beratungen mit Frau Ritter´ … ´Konstruktive Vorschläge´ … ´organisatorisch solide.´ … ´klare Trennung vorteilhaft.´ Dann konnte eigentlich der Verwaltungsrat gar nicht anders, zumal er die ganze Zeit noch während der Sitzung aus allen Rohren auf sie schoss. Aber sie war jetzt natürlich auch an Dr. Gruber gebunden, sie konnte nun sein Projekt nicht hinten herum torpedieren. Es blieb spannend. Nun aber volle Konzentration auf den Schwesternabend.

´May you live in interesting times. Auf dass du in einer spannenden Zeit leben mögest.

Liebe Schwestern, dieser Wunsch wurde mir von guten Freunden auf den Weg gegeben, als wir viel über die Geschichte nachdachten. Da gab es Ereignisse, die die Welt veränderten. Aber wir hier, in unserer provinziellen Ecke der Welt? Was bedeuten wir schon? Nun, es ist die Welt einer jeden von uns, und wir tragen dazu bei, unser Leben zu gestalten. Das auch, wenn sich viele Änderungen in unserem Umfeld ereignen. Manchmal überschlagen sich auch die Ereignisse, und wir würden uns ganz so viel Trubel nicht wünschen.

Warum sage ich das alles? Nun, hier im Hause geht es auch überraschend turbulent zu. Viele mögen davon nichts mitbekommen haben, aber seit gestern ist Dr. Pohlschmidt nicht mehr Geschäftsführer, sondern ich habe kommissarisch die Geschäftsleitung übernommen. Das heißt für Sie, dass ich ihnen nicht mehr in gleichem Umfang unterstützende zur Seite stehen kann.´

Gemurmel erhob sich im Saal. Die Schwestern hatten mit Dr. Pohlschmidt nichts zu tun, und die Nachricht seines Ausscheidens berührte sie so sehr, wie wenn in China ein Sack Reis umfällt. Dass sich Frau Ritter aber rar machen wolle lag auf einer anderen Schiene. Einige hofften, dass sie nun mehr Freiheiten haben würden. Andere befürchteten, dass ihr Idyll, ihre Insel der Seeligen mehr dem Verfall preisgegeben werde.

´Aber keine Sorge! Für alle wichtigen Fragen will ich weiterhin für Euch da sein. Nur sollte möglichst alles über die Oberschwestern delegiert werden. Routinedinge sowieso, aber auch Entscheidungen die die Oberschwestern sehr gut treffen können, sollten auch möglichst nahe am Ort des Geschehens verbleiben. Wenn es darüber hinaus Probleme gibt, dann haben ich weiterhin ein offenes Ohr.

Das ist noch nicht alles, was es an Neuerungen gibt. Es wird sicher Monate brauchen, bis das neue Institut seinen Betrieb aufnimmt. Es wird durch einen Zaun vom Sanatorium getrennt sein, aber – es wird in enger Verbindung zum Sanatorium geführt. Warum ich Euch das jetzt schon sage? Ihr seid meine wichtigsten Mitarbeiter und ihr sollt aus erster Hand erfahren, was hier gespielt wird.

Aber es wird durch das neue Institut einiges an Irritationen geben. Denn es handelt sich um das Institut zur persönlichen Erforschung der eignen Sexualität.´

In der rhetorischen Pause hörte man die Schwestern etwas irritiert tuscheln.

´Manchen mag das als Affront erscheinen, denn ich habe von ihnen viel Verzicht hinsichtlich ihrer sexuellen Bedürfnisse abverlangt. Einige leiden sehr darunter, aber sie wissen, dass es dem Wohlbefinden und der Atmosphäre dient. Andere werden den keuschen Lebensstil im besonderen zu schätzen wissen, da er die Betonung auf andere Werte erleichtert.

Ein Institut, in dem Sex in verschiedenen Spielarten unterstützt wird, und das in unmittelbarer Nachbarschaft, könnte zu Verstimmungen führen. Unsere Hausregeln sollten dadurch nicht verändert werden, auch nicht unser Selbstverständnis. Darum war es mir wichtig, durch einen Zaun hier eine klare Trennlinie zu ziehen. Die Regeln in dem neuen Haus werden grundlegend verschieden von diesem sein.

In dem neuen Haus wird es unterschiedliche Abteilungen geben. Einige werden durchaus auch von Euch als eher seriös eingeschätzt werden. Andere aber nicht. Sowohl die Lösung von restriktivem Umgang mit seinen Bedürfnissen, therapeutische Ansätze, als auch weitgehend tabulose Praktiken werden unterstützt werden.

Ich habe den Auftrag, ihnen das Angebot zu machen, im neuen Institut mitzuarbeiten. Sowohl die eher seriöse Pflege wird es im neuen Haus geben, die Möglichkeit einer Fortbildung zur Sexualtherapeutin, als auch die etwas spezielleren Möglichkeiten.´

Ein Lachen, das aber nicht von allen geteilt wurde war aus den Reihen zu vernehmen. Einige Schwester schauten tatsächlich sehr befremdet.

´Wir brauchen sie eigentlich alle hier, und ich würde mich freuen, wenn keine der Anwesenden auf das Angebot einginge. Aber es wäre nicht recht, Euch nicht die Möglichkeiten anzubieten. Vielleicht würde es eine Schwester wollen, und dann wäre es nicht Recht, wenn ich sie an unser Haus binden wollte.

Dr. Gruber ist mit dem Aufbau des Institutes beschäftigt. Wenn sie sich im Detail informieren wollen, dann sollten sie bei ihm vorsprechen. Wenn nun keine Schwester bei ihm vorbei ginge, würde ich das zum Einen als Vertrauensbeweis und Zeichen der Keuschheit der Schwesternschaft ansehen. Aber es würde auch nicht wirklich überzeugend sein, denn wir wissen sehr wohl, dass auch die Schwestern, die sich den Hausregeln tadellos gefügt haben, bestimmte Interessen haben. Dr. Gruber müsste dann auch denken, dass ich Euch nicht richtig über die Möglichkeiten informiert habe. Immerhin sind Informationsanfragen unverbindlich. Sein Büro ist im Verwaltungsgebäude.

Noch Fragen dazu? … ja, Schwester Anna?´

´Aber leidet nicht die Reputation unseres Hauses darunter, wenn wir hier einen Puff oder Swinger-Club direkt in Verbindung mit dem Sanatorium aufbauen?´

´Eine sehr gute Frage. Das waren auch meine Hauptbedenken und ich habe mich darum erst gegen das Vorhaben gestellt. Die Gegenargumente waren, dass wir in einer modernen, aufgeklärten Gesellschaft leben. Heute sind Begriffe wie ´Sittenstrenge´ nicht mehr positiv besetzt. Ich meine zwar, dass ich Ihre Bedenken zwar weiterhin für berechtigt halte, aber dass ich trotzdem den Aufbau des Institutes unterstütze. Nicht nur, weil ich im Verwaltungsrat überstimmt wurde, sondern weil ich durch zwei Maßnahmen hoffe, dass hier keine negativen Wirkungen auf das Sanatorium tragen.

Zum Einen eine klare organisatorische und räumliche Trennung. Es wird keine großen Überschneidungen geben. Zum Anderen werde ich die Ausprägung des neuen Hauses mit bestimmen. Mir ist daran gelegen, dass alles weitestgehend seriös bleibt. Das heißt nicht, dass es harmlos wird, aber das eine gewisse Form gewahrt wird. So sollte das Haus nicht als Puff oder Swinger-Club wahrgenommen werden. Und es wäre mir auch lieb, wenn sie es nicht so bezeichnen, selbst wenn sie ihre ablehnende Haltung damit ausdrücken wollen.´

Schwester Ilse meldete sich: ´Also, mir gefällt es hier sehr gut. Ich würde gerne weiter hier arbeiten, auch zu den unveränderten Hausregeln. Aber Teilzeit im neuen Institut beschäftigt zu sein, das hätte auch seinen Reiz.´ Einige Schwestern lachten.

´Nun, solche Modelle sind eigentlich nicht vorgesehen. Ich fürchte, dass hier der einvernehmliche Arbeitsstil dadurch in Gefahr geriete. Aber es ist ja noch Zeit … vielleicht können wir Ihren Vorschlag ja noch mal prüfen. Sie müssten aber, wenn sie weiterhin bei uns arbeiten wollen, auch drüben ihren Keuschheitsgürtel tragen.´

Die Schwestern tuschelten miteinander. Auch die Prüden schienen es zu akzeptieren, wenn ihre Kolleginnen Ausflüge in eine exotische Welt machen wollten – wenn sie den Keuschheitsgürtel anbehalten, dann sind die Anforderungen der Schwesternschaft ja nicht verletzt. So lange sonst alles beim Alten bleibt und sie nicht selber da hin müssten ….

´Da nun keine weiteren Fragen sind, kommen wir wieder zum unangenehmen Teil. Haben wir Schwestern, die sich selber eines Bruches der Hausregel anklagen? Sie mögen vor treten.´
188. RE: Folge 55: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 12.05.10 23:34

55. Strafreform

In Gerlinde rumorte es gewaltig. Sie hatte keine Angst vor Schmerzen. Bei ihren Selbstverteidigungstrainig ging es gelegentlich hart her. Sie wusste zwar, dass es noch härtere Frauen als sie gab, aber nicht so viele. Auch die Demütigung, vor den anderen abgestraft zu werden, viel bei ihr unter den Anspruch, zu den ganz Harten zu gehören. Aber sich selbst zu einer Bestrafung zu melden, ganz nach mittelalterlichen Muster, das konnte sie nicht wirklich ab. Sie wäre bestimmt raus gelaufen und hätte alles hingeschmissen, wäre da nicht Sanne an ihrer Seite gewesen, die ihr die Hand hielt. Nicht auszudenken, wenn sie alleine hätte aufstehen müssen. Sanne war so ein Schatz. Sie machte diesen Zirkus nur für sie mit. Und das sie es nicht wirklich gerne tut, hat sie bereits sehr deutlich gemacht. Für sie hatte das irgend etwas leichtes, eben ein schmerzhaftes Ritual, dass dazu gehört. Nun drückte sie Gerlinde nochmal die Hand, dass sollte wohl heißen: Auf geht’s! Mit etwas weichen Knien marschierte sie im Schlepptau von Schwester Susanne nach vorne. Mit dabei waren auch Schwester Agathe und zwei weitere Schwestern, die sie nicht persönlich kannte. Sie standen nun auf dem kleine Podium aufgereiht, alle ein wenig nervös. Öffentliche Schuldbekenntnisse sind wohl für niemanden leicht zu verkraften. Aber sie würde sich das sicher bezahlen lassen …

Frau Ritter musterte die Deliquentinnen und schien die Situation zu genießen. Mit quälender Langsamkeit trat sie ans Pult und tat etwas, dass die Schwestern, die die Prozedur nur allzu gut kannten, überraschte. Sie heilt eine kleine Rede.

´Schaut sie euch an. Erwachsene Frauen, tapfere Schwestern. Es könnte jede von euch sein, die die Regeln übertreten hätte und hier zur Übung Disziplin lernen sollte. Und ihr wisst, auch ich habe mich nicht gedrückt. Manche finden das albern, mittelalterlich, entwürdigend. Und ich denke auch so. Aber mir fiel bis jetzt nichts ein, wie wir ohne diesen Ritus die Ordnung sicher stellen könnten. Vielleicht machen wir es künftig anders. Ihr schlagt Alternativen vor, wie ansonsten die Hausordnung durchgesetzt werden kann.
Am Besten, ihr bringt Vorschläge, was man hieran ändern kann. Fangen wir mit den ersten Delinquentinnen an: Schwester Agathe, Sie stehen an Position 1. Was schlagen Sie vor?´
Schwester Agathe schien nicht lange überlegen zu müssen: ´Ich denke, Extra-Dienste nutzen der Gemeinschaft. Also ich meine Dienste, die ansonsten eher unbeliebt sind, und die sonst gar nicht gemacht werden. Vielleicht, eine Schwestern-Sprechstunde einrichten. Die Schwestern, die irgend ein Problem haben, kommen dann in die Sprechstunde, und die diensthabende Schwester kümmert sich nach allen Kräften, sie bei ihren Problemen zu unterstützen.
Oder einen Kranken-Besuchsdienst: Wir arbeiten in der Pflege, haben aber oft keine Zeit, uns mit den einzelnen Menschen zu beschäftigen. Und auch sonst kümmern sich oft sehr wenige um die Kranken. Es ist eine gute Tat, sich einfach zu einer Mehrarbeit zu verpflichten. Wie sehr das hilft, habe ich selber erfahren, als …´

´Stopp!´ sagte Frau Ritter. ´Das sprudelte nur so heraus. Sie haben sich offensichtlich schon länger Gedanken zum Thema gemacht. Ich finde diesen Vorschlag sehr gut, aber ich sehe zwei Nachteile. Zum einen sind vorgeschlagenen Tätigkeiten eigentlich keine Strafe, und wenn diese im Kontext genannt werden, bekommen sie ein negative Konnotation. Dann will niemand mehr die guten Taten tun, wenn er sich nichts hat zu schulden kommen lassen. Und das wäre dann wieder kontraproduktiv. Oder aber, es ist jemand bereits engagiert in solchen Dingen, dann kann er nicht noch mehr heran gezogen werden, das wäre wie ein Freifahrtschein zum Übertreten der Hausregeln.
Bitte, Schwester Susanne, was sind Ihre Vorschläge?´

´Ich finde Sport ja sehr gut, und das macht mir richtig Spaß. Aber es gibt einige ziemlich üble Übungen, die hasse ich wirklich. Ich mache die dann auch nicht, obwohl sie eigentlich gut für mich wären. Also, wenn ich diese Übungen machen müsste, dann wäre das wie eine Strafe, aber sie wären trotzdem für was gut.´
´Auch darüber könnten wir nachdenken´, meinte Frau Ritter.
´Schwester Gerlinde, was meinen Sie?´
´Vergehen werden im Rest der Welt oft mit Geldstrafen geahndet. Wie wäre es, wenn die Schwestern was vom Gehalt abgezogen bekämen und in eine Gemeinschaftskasse einzahlen würden? Dann könnte davon was gemacht werden, was es sonst nicht gibt. Zum Beispiel ein Fest. Oder eine Hobby-Einrichtung.´
Schwester Annalena schlug vor. ´Wir könnten ja mal was mit der Kleidung machen. Wir hatten doch diese Trachten bei der Modenschau gesehen. Einige sahen ziemlich fies aus. Wenn man nun zur Strafe so was anziehen müsste, dann wäre das ziemlich schlimm. Mir graut richtig davor, einen Tag als Gummischwester rumlaufen zu müssen. Dann würde ich noch viel mehr darauf achten, dass mir nicht falsches passiert.´

Schwester Hildegard schlug keine weiteren Strafen vor, sondern stellte die Frage nach dem Verfahren: ´Einige der vorgeschlagenen Strafen sind wirklich abschreckend. Aber oft ist es von der jeweiligen Schwester abhängig, wie die Strafen wirken. Da wäre dann nicht nur die Schwere der Schuld, sondern auch die persönliche Befindlichkeit eine Sache. Das führt zu der Frage, wie es dann noch gerecht zugehen sollte? Ich könnte mir vorstellen, dass es eine Art Geldbuß-Katalog gibt, der den einzelnen schon empfindlich weh tut. Außerdem gilt es als Unehrenhaft, sich mit Geld freizukaufen. So kann jede Delinquentin einen Vorschlag zur alternativen Bestrafung machen, und auch dritte können Vorschläge zur Strafe machen. Wenn die Gemeinschaft die Strafe für angemessen hält, dann wird sie anstelle der Geldstrafe ausgeführt. Wenn sie als zu leicht und billig erscheint, werden andere Vorschläge oder eben die Geldstrafe verhängt.´

Gerlinde entspannte sich bei der lebhaften Diskussion etwas. Sie vergaß fast, dass sie als Missetäterin nun vor den anderen stand. Es wurden noch weitere Vorschläge diskutiert, aber Frau Ritter brach dann ab:
´Sie können noch Vorschläge schriftlich einreichen, und ich werde die neuen Regeln noch vor dem nächsten Schwesternabend veröffentlichen.
Für die anwesenden Täterinnen gelten diese noch nicht. Die Schwestern hier werden nach den alten Regeln bestraft. Vielleicht zum letzten Mal werdet ihr sehen, wie Schwestern für ihre Verfehlungen Hiebe kassieren.
Schwester Agathe, welcher Schuld klagen Sie sich an?´

Gerlinde kochte innerlich. Zuerst hatte diese Frau Ritter sie animiert, hier bei diesem Schmierentheater mitzumachen, und dann nahm sie ihr auch noch die Möglichkeit, sich mit journalistischen Mitteln zu rächen. Ihr kam es so vor, als hätte sich der Drache diese Wendung speziell für sie ausgedacht. Aber nun hieß es, gute Mine zum bösen Spiel zu machen …

Zuerst war Schwester Agathe dran. ´Es gibt die Regel, dass eine Schwester nicht mit einem Arzt anbändeln darf. Ich dachte anfangs, dass sich dies alleine auf einen körperlichen Kontakt bezog. Und da war ich auch ganz brav. Ich gab keine Küsschen, keine Schwätzchen, kein kokettieren. Aber ich schrieb Briefe. Und meine Arbeit litt darunter. Ich denke, dass ich damit die Regel gebrochen habe und möchte mich nicht mit Diskussionen über Formalia rausreden.´

´Auch wenn die Form ihres Bekenntnisses einer guten Schwester würdig ist, so handelt es sich doch um ein ernstes Vergehen, das nicht umsonst mit 14 Hieben regulär geahndet wird. Ich sehe wegen der Schwere auch keine Möglichkeit unter die Halbierung der Strafe zu kommen. Es wären dann noch immer 7, die sie hinnehmen müssten. Die einzige Gunst, die ich ihnen gewähren kann ist, dass sie selber die Schwester bestimmen können, die die Strafe ausführen wird.´

´Ich wähle Schwester Anna.´ Anna liebte sie noch immer, und es war ihr eigentlich nicht recht, dass sie nun Agathe öffentlich verhauen sollte. Aber sie verstand, dass es so was wie eine Bitte um Vergebung an sie persönlich war. Denn Agathe hatte nicht zuletzt durch ihr Verhalten Anna sehr wohl einen seelischen Schmerz zugefügt. Anna sah nun in der Ausführung der Strafe keine Befriedigung, aber in dem Symbol, dass Agathe offenbar sehr wohl wusste, dass sie sich ihr gegenüber schuldig gemacht hatte.

Während Schwester Anna nach vorne kam, ging Schwester Agathe zu der Vitrine und holte sich einen Ballknebel, den sie sich umschnallte, und stellte sich vor den Bock. Ihre Bewegungen waren fast mechanisch, als wollte sie es schnell hinter sich bringen, aber vor Angst wegen der Schmerzen ihre Gefühle sonst kaum in den Griff kriegen zu können. Sie beugte sich zu den sitzenden Schwestern vor und Anna zögerte nicht, die Strafe auch zu vollstrecken.

Gerlinde stand ja in der Reihe der Schwestern, die selber um eine Bestrafung nachsuchte und sah von der Seite alles sehr genau. Sie war von den Anblick dieser bizarren Szene bald so gepackt, dass sie ihre Angst vergaß, selber bald diesen Platz einzunehmen. Es war einfach faszinierend, wie Agathe offensichtlich mit Mühe die Schmerzen ertrug. Ihr stiegen die Tränen in die Augen, und sie zuckte bei jedem Hieb zusammen. Aber sie hielt ihr Kleid oben und nahm das Urteil hin. Auch das Minenspiel von Anna zeigte innere Konflikte. Gerlinde konnte sehen, dass Anna Agathe liebte, aber trotzdem hart zuschlug. Sie erinnerte sich daran, dass Hiebe, die nicht fest genug waren, einfach nicht zählten. Hier zu viel Mitleid würde die Qual nur vergrößern. Im Saal war es muxmäuschenstill, man hörte nur das Klatschen der Schläge und das Stöhnen in den Knebel. Gerlinde hatte einen starken Impuls, einzuschreiten und dem ein Ende zu gebieten. Aber das ging ja nicht. So also war sie Zuschauerin und machte sich bereits darin der Mittäterschaft schuldig. Einfach ein perfides Ritual.

Schließlich hatte es Agathe überstanden. Schwester Anna legte Ihr zuerst sanft eine Hand auf die Schulter, und Schwester Agathe ließ das Kleid wieder herunter. Anna umarmte sehr zärtlich dann Agathe, die mit verheultem Gesicht noch den Knebel trug, Es muss ein unglaublicher Trost sein, nach dieser traumatischen Erfahrung so umarmt zu werden, dachte noch Gerlinde, als ihr zu Bewusstsein kam, dass sie selbst bald an Agathes und an Annas stelle in diesem Ritual teilnehmen sollte.
Als Agathe beschämt und gedemütigt das Podium verließ, nachdem sie den Knebel noch abgespült hatte, richteten sich die Augen auf Gerlinde und Sanne, die ihre Hand hielt. Beide traten nach vorne und Ilse ergriff das Wort. ´Schwester Gerlinde und ich haben uns in der Öffentichkeit geküsst. Erschwerend kam hinzu, dass uns dieser neue Arzt dabei sehr gut sehen konnte.´ So, jetzt war es raus. Gerlinde war dankbar, dass Sanne ihr den entwürdigende Aussage erspart hatte - dachte sie zumindest.

Frau Ritter wurde offenbar nicht zu unrecht als der Drache bezeichnet. Und Gerlinde wollte sie auch nicht so billig davon kommen lassen. ´Schwester Gerlinde, sie sind noch ganz neu hier, und schon stellen sie sich durch eine Übertretung der Hausordnung vor. Was haben sie sich dabei gedacht?´

´Ich wollte die Hausordnung ja beachten, aber …´

´Aber was ?´

Jetzt vorsichtig. Kein Wort wegen der beabsichtigten Provokation, und erst recht nicht was über Sanne. ´Ich mache es nicht wieder und akzeptiere die Strafe.´ Gerlinde hasste sich dafür, dass sie das sagte.

Frau Ritter machte es ihr dennoch nicht leicht, auch wenn sie nicht weiter in sie drang. ´Es handelt sich eigentlich um eine minder schwere Strafe, die bei Selbstanzeige mit drei Schlägen geahndet wird. Da es aber unter der Verschärfung durch die exibitionistische Darstellung vor dem neuen Arzt war, gibt es einen drauf. Also 4. Die Schwestern vollstrecken das Urteil gegenseitig.´

Sie sah nur kurz zu Sanne rüber, und fasste etwas Zuversicht, als sie den Gleichmut auf Sannes Gesicht sah. Zuerst wollte Sanne die Strafe empfangen. Denn sie wusste, dass es Gerlinde erheblich was ausmachte. Und nachdem sie dann den Hintern voll hatte, würde sie es nachher nur versauen und nicht korrekt zuschlagen. Sanne knebelte sich genau so, wie es vorher schon Schwester Agathe gemacht hatte. Und Gerlinde nahm sich Anna zum Muster, wie sie die Strafe ausführte. Sie dachte jetzt nicht mehr an Sanne, und wie viel Schmerz sie ihr bereiten würde, sondern nur, dass sie den Job reibungslos zu ende bringen wollte. Und es funktionierte überraschend gut. Sie hörte zwar Sannes geknebeltes Stöhnen, aber sie zog die Nummer durch.

Als sie sich dann kurz in den Armen lagen, ein immerhin genehmigter Trost, der offensichtlich zum Ritual gehörte, fiel etwas von der Spannung ab. Sie fühlte sich ein wenig erleichtert, dass sie diesen Teil nun gemeistert hatte, aber auch schuldig, dass sie der süßen Sanne so was antat. Sie dachte an die Schergen in den KZ´s und wie sehr sie diese hasste und verachtete. Und nun hatte sie auch einen Schritt in diese Richtung getan. Sicher, die Strafen waren vergleichsweise gering, aber es war bei ihr eine empfindliche Grenze überschritten worden, die ihre Gefühle in Aufruhr brachte. Es war so verwirrend, dass sie sogar auch gezüchtigt werden wollte. Eben, um die Schuld zu sühnen.

Gerlinde verzichtete auf den Knebel. Sie wusste nicht, ob sie das mit Würde auch überstehen konnte, aber sie wollte es zumindest versuchen. Manche meinten, Gerlinde hatte so einen Ausdruck von Trotz, als sie sich vorbeugte, um die Schläge von ihrer geliebten Sanne zu empfangen.

Der erste Schlag war der schlimmste. Denn es mischte sich vor allem die Ungewissheit, bis er denn traf. Ja, er tat weh. Ziemlich weh, aber nichts wirklich schlimmes, dachte sie sich. Sie zuckte zwar zusammen, aber meinte, dass die anderen Beiden ein wenig übertrieben hätten. Nach dem vierten Schlag war sie dann doch froh, es überstanden zu haben. Aber Sannes besorgter Blick entspannte sich sichtbar, als sie sah, dass Gerlinde weder gejammert hatte, und auch keine Tränen vergossen hatte. Sogar ein verkrampftes Lächeln brachte sie zustande.

Auch im Rückblick erschien ihr diese Situation äußerst bizarr. Aber das Erlebnis wollte sie dann doch nicht missen. Denn ihre Gefühlsachterbahn war im Rückblick doch so was wie eine Bewusstseinserweiterung. Demütigend und doch irgendwie würdevoll. Sie sollte noch eine weile brauchen, um das zu verarbeiten. Was aber sollte sie dazu ins Tagebuch schreiben?
189. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 13.05.10 00:28

Auf diese Strafreform bin ich gespannt.

Welcher der Vorschläge wird umgesetzt?

Vielleicht kommt auch was ganz anderes.

Zitat

Frau Ritter wurde offenbar nicht zu unrecht als der Drache bezeichnet. Und Gerlinde wollte sie auch nicht so billig davon kommen lassen.


Von Frau Ritter war das ganz fies, dazu noch eine Strafverschärfung aufzubrummen.

Normal war beim ersten Vergehen, die Hälfte der Strafe erlassen zu bekommen.

Da es eineinhalb Schläge nicht gibt, wären aus Gerlindes 3 eben 2 geworden.

Im Endefekt wurde Gerlindes Strafe verdoppelt.

Zitat

Was aber sollte sie dazu ins Tagebuch schreiben?


Das ist eine gute Frage, bei der ich auch nicht helfen kann.

Danke für den neuen Teil.
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Gruß vom Zwerglein
190. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 13.05.10 00:39

hallo ambi valent,


super kann ich nur sagen und schließe mich hiermit den worten von zwerglein voll an.

danke fürs schreiben
191. Folge 56: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi Valent am 14.05.10 16:09

56. Nachlese

Gerlinde staunte über sich selber. Sie genoss es noch mehr als sonst, als sich Sanne ganz zärtlich an sie kuschelte. Wie süß war ihr Geruch. Sie sah ganz verträumt aus, und Sanne küsste ganz sanft ihre Augen. War dass die Frau, die sie heute öffentlich geschlagen hat? Und die, die sie vor aller Augen so gedemütigt hat? Sie bekam die Geschichte nicht richtig auf die Reihe.

´Ich finde, so ist es viiiiiel besser. Ich stehe nicht auf Sado-Maso.´ Gerlinde lächelte.

´Und eine versaute Lesbe bist du auch nicht, die gerne andere versaute Lesben knutscht!´

´Natürlich nicht´, kicherte sie. ´Mit unseren Keuscheheitsgürteln sind wir doch ganz brave Mägdelein. Ist doch alles ganz harmlos.´

´Dann freust du dich gar nicht auf das nächste Wochenende, wenn wir ohne Keuschheitsgürtel auf Reisen gehen? Der Gürtel wird dir gewiss richtig fehlen.´ Sanne liebte es, Gerlinde zu necken.

Sie genoss es, wie Sannes Hand über ihren Busen glitt und sanft mit ihren Knöspchen spielte. ´Eigentlich wollte ich dich jetzt gerne da kneifen. Aber ich bin da nicht so sehr in Stimmung.´

´Ich auch nicht. Wir haben uns heute schon genug gegenseitig weh getan.´ Und dann hatten ihre Zungen etwas anderes zu tun. …

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Auch am nächsten Morgen hielt das Gefühl der Zärtlichkeit und irren Verliebtheit an. Wie gut, dass beide da nicht wussten, wie nahe schon ein jähes Ende dieser Geschichte schon war.

Bei der Arbeit war es auch seltsam. Die anderen Schwestern schauten Gerlinde so merkwürdig an. Schließlich hatte sie einfach Schwester Annegret, die sicher schon 53 war, direkt angesprochen: ´Was ist denn eigentlich los, Habe ich schon wieder etwas falsch gemacht?´

´Nein, überhaupt nicht. Eher das Gegenteil. Du gehörst jetzt ganz zu uns.´

´Wie meinst du denn das?´

´Na, jeder Schwester die sich den Regeln unterwirft und dann diese Krise durchmacht, erlebt etwas ähnliches. Es ist ihr wirklich schrecklich. Aber wenn sie weiß, dass es anderen genau so ergangen ist, dann ist das etwas anderes. Und wenn du dann Schwestern begegnest, die dein Geheimnis kennen, aber selber nicht diese Erfahrung gemacht haben, führt das zu gewissen Vorbehalten. Und die hast du gestern Abend ausgeräumt.
Wohl alle haben sich gedacht, dass ihr Beide diese Übertretung inszeniert habt.´

´Gilt es nicht als unfein, wenn Schwestern eine Bestrafung provozieren?´

´Nicht beim ersten Mal. Das gilt als ausgesprochen Gemeinschaftsfördernd. Aber damit ist jetzt ja leider Schluss.´ Schwester Annegret klang etwas resigniert.

´Was mochtest du denn an den Prügelszenen? Die Demütigung? Die Schmerzen? Oder hast du gerne ausgeteilt? Oder nur zuzusehen?´ Gerlindes Stimme klang fast wie im Plauderton, interessiert, ohne einen Vorwurf oder Überheblichkeit.

´Nichts dergleichen. Für mich hat es nichts mit Sex zu tun. Bei anderen sicher, aber ich interessiere mich eigentlich für den Menschen. Was geht in der Schwester vor, wenn sie so exponiert ist? Ich setze mich darum in die erste Reihe, denn ich mag es, in den Gesichtern zu lesen. Viele haben ähnliche Empfindungen, aber sie unterscheiden sich dann immer mehr. Man kann einen Menschen in einer Krise viel besser erkennen.
Es ist dir gewiss peinlich, aber sei dir gewiss, wir alle sind schon so dagestanden wie du, und da brauchst du dich auch nicht zu schämen. Du solltest dir lieber meine Beobachtungen anhören, das könnte deiner Suche nach Selbsterkenntnis helfen. Soll ich weiter sprechen?´

Trotz der Scham sagte Gerlinde leise: ´Ja, bitte.´

´Ich mag es nicht, wenn sich die Schwestern knebeln. Da sieht man zu wenig, was in ihnen vorgeht, wie sich die Lippen bewegen. Aber auch diese Entscheidung sagt viel. Zum einen haben die Schwestern Angst, dass sie durch Schreie und Jammern sich noch lächerlicher machen. Denn wenn sie es tun, obwohl sie doch die Möglichkeit gehabt haben, sich selbst zu knebeln, dann wirkt es überheblich. Zugleich ist aber die öffentliche Selbstknebelung auch wieder ein Akt der Demütigung. Gerade Neue machen es dann oft nicht. Die meisten, weil sie sich überschätzen.´

Schwester Annegret machte ein kurze Pause und sah Gerlinde freundlich, aber doch prüfend an. Sie wollte in ihr lesen, aber nicht wie ein kalter Kritiker oder ein Arzt, der einen Frosch seziert, sondern wie eine liebende Schwester, voll liebenden Mitfühlens.

´Du warst auch stolz, und es ging dir sehr gegen den Strich, dich demütigen zu lassen. Aber man sah deine Stärke, dass du dich trotz des inneren Widerstandes gebeugt hast. Für mich warst du da eine Heldin. Du wolltest natürlich cool bleiben, möglichst keine Gefühle zeigen. Das versuchen sie alle, aber auch das ist schon ein Gefühl. Es war grandios, dich nach dem ersten Schlag zu beobachten. Es war, als wolltest du sagen: „Das war ja gar nicht so schlimm.“ Dann kehrte ein wenig Stolz ein über die bestandene Prüfung. Und die Anspannung fiel von dir ab. Die nächsten Schläge hast du regelrecht genossen. Wahrscheinlich fühltest du dich nicht schuldig wegen dem Küssen in der Öffentlichkeit, wohl aber, deine Freundin geschlagen zu haben. Es erschien dir dann nur gerecht. Und das trug mit dazu bei, dass du die Prozedur einfach durchhieltest.

Also, was ich in dir las, ist: Du bist nicht wirklich devot, und brauchst keine Sorge zu haben, man könnte dich für eine Masochistin halten. Du bist stark - so stark, dass du es wagst, dich auch unterzuordnen. Und du hast einen starken Gerechtigkeitssinn. Ich denke, du bist eine echte Perle.´

In Gerlinde stiegen auf einmal Tränen auf. Sie umarmte Schwester Annegret. Diese Schwester schien sie so gut durchschaut zu haben. Es kam ihr alles so richtig vor. Und sie hatte es vorher nicht gewagt, sich mit ihren Gefühlen auseinander zu setzen und sich diese einzugestehen. Ja, es stimmte, sie hatte die Schläge genossen. Aber sie hätte es vor sich selber nie zugegeben.

´Und jetzt verstehst du sicher auch, warum ich diese Strafreform bedaure. Körperstrafen wird es nicht mehr geben, und damit auch nicht mehr die Chance, dass Schwestern eine so enge Gemeinschaft mehr haben werden.´
Gerlinde nickte wissend. ´Es ist paradox. Ich finde das Gefühl noch immer ganz schrecklich, und ich will es weder jemals selber wieder erleben, noch will ich, dass es anderen Schwestern angetan wird. Aber ich verstehe jetzt tatsächlich, dass dieses Ritual ein starkes Band zwischen uns webte. Diese Erkenntnis und Eingeständnis passt aber nicht in mein Weltbild.
Mal was anderes: War nicht der Drache besonders eklig zu mir?´

´Ja, alle Schwestern haben das bemerkt. Frau Ritter scheint dich besonders zu mögen.´
´Ich bin jetzt nicht so für Sarkasmus aufgelegt, sondern eher etwas sauer.´

´Kein Sarkasmus. Die alten Hasen unter uns Schwestern haben das schon öfters beobachtet. Wenn Frau Ritter eine Schwester besonders ins Herz geschlossen hat, behandelt sie diese etwas strenger, fast schon gemein. Sie überkompensiert damit wohl den Impuls, sie vorzuziehen. Ob das Absicht ist, weiß ich nicht. Auf jeden Fall bemüht sich keine Schwester bei ihr um die Favoritinnen-Rolle. Und die hast du anscheinend gerade inne.´
192. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zwerglein am 14.05.10 17:50

Wie habe ich nach Teil 48 noch vermutet!

Zitat

Aber dabei könnte das Gegenteil eintreten.

Nach den Schlägen hat sie den Initiationsritus überstanden, spürt, und auch die Schwestern lassen sie spüren, das sie jetzt dazugehört.

Dazu, zu der verschworenen Schwesterngemeinschaft.


Und genau das ist jetzt eingetreten.

Jetzt hat sie es überstanden und ist unter den Schwestern einfach IN...

Oder lassen wir Schwester Annegret sprechen, die, nachdem sie von Gerlinde gefragt wurde, sagte:

´Nein, überhaupt nicht. Eher das Gegenteil. Du gehörst jetzt ganz zu uns.´

Und Diese Aussage spricht für sich.

Danke Ambi Valent
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Gruß vom Zwerglein


193. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Herrin_nadine am 14.05.10 21:58

hallo ambi valent,

bin mal wieder schwer begeistert und schließe mich den worten von zwerglein an
194. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Annabelle am 17.05.10 07:46

Hallo Ambi,
jetzt habe ich ein Lesemaraton hinter mir. Deine Geschichte gefällt mir ausnehmend gut, sie ist auf ihre Art anders. Sie hebt sich wohltuhend von den anderen Geschichten zu diesem Thema ab. Sie ist keine einfache hau drauf und vergiss es Geschichte, da steckt viel Herz hinter.

Danke das ich sie Lesen durfte.

LG
Annabelle
195. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Keuschling am 03.06.10 00:43

Hallo Ambi Valent,

soooo eine lange Pausenzeit, was ist denn nur los Ich mache mir schon echt Sorgen um Dich, echt. Das kann doch nicht nur Schreibsperre sein.

Melde Dich doch wenigstens, daß wir wissen, daß es Dir gut geht, und Dir nicht am Ende irgendwas passiert ist.

Allerdings muß ich zugeben, über eine neue Folge wäre ich noch glücklicher (und das nicht nur in dieser Geschichte).

Keusche Grüße
Keuschling
196. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Linux am 20.02.11 15:41

Nicht übel
197. RE: Die gute Schwester

geschrieben von derrubber am 20.02.11 16:35

Ich mache mir auch Sorgen. Nicht nur weil die Gefahr besteht, dass der Friedhof erweitert werden muss wegen all der toten Storys.
Ambi Valent ist nun auch schon seit Juni nicht mehr im Forum gewesen. Da ist doch hoffentlich nichts passiert?
198. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi.Valentox am 09.04.13 22:42

Auch hier habe ich noch ein paar Kapitel weiter geschrieben. Aber nur bei interesse. Ich will ja niemanden langweilen oder zum Lesen nötigen, was er nicht will ...
199. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Zorjan am 10.04.13 15:25

Wann kommen denn die neuene Kapitel
200. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Keuschling am 10.04.13 22:46

Willkommen zurück, Ambi Valent(ox)!

Ja, ich würde mich ebenso freuen, wenn diese geniale Geschichte weitergehen würde. Zu lange schon ist diese Geschichte, die ich verschlungen habe, nicht weitergegangen. Und wenn Du schon ein paar weitere Kapitel geschrieben hast, wäre es ein ungeheurer Verlust, diese einfach vorzuenthalten oder gar zu löschen. Ich hoffe, Du entscheidest Dich für die Veröffentlichung hier!

Keusche Grüße
Keuschling
201. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi.Valentox am 10.04.13 23:54

Hallo Keuschling

Zitat
Willkommen zurück, Ambi Valent(ox)!

Danke.

Ich hatte dir gegenüber eigentlich schon ein schlechtes Gewissen. denn du hattest stets aufmunternde Worte. Wenn ich vielleicht ein wenig enttäuscht von der geringen Resonanz war, dann nicht von dir.

Zitat
Ja, ich würde mich ebenso freuen, wenn diese geniale Geschichte weitergehen würde. Zu lange schon ist diese Geschichte, die ich verschlungen habe, nicht weitergegangen. Und wenn Du schon ein paar weitere Kapitel geschrieben hast, wäre es ein ungeheurer Verlust, diese einfach vorzuenthalten oder gar zu löschen. Ich hoffe, Du entscheidest Dich für die Veröffentlichung hier!

Ich habe mich schon entschieden. Neben dem Kapitel ´Auswärtsspiel´, dass ich nachher noch rein stelle, sind noch 4 weitere Kapitel fertig.

Allerdings bin ich mir über den weiteren Verlauf noch nicht ganz im Klaren. Ich wäre darum dankbar, wenn du oder andere ein wenig von ihrer Neugier erzählen würden. Welcher Charakter interessiert euch am meisten?

Anfangs war es ja nur Agathe, und dann kamen doch recht interessante Persönlichkeiten hinzu, Anna, Birget, Frau Ritter, Jonas und nicht zuletzt Gerlinde. Der Fokus war je Kapitel oft etwas anders. Von wem würdet ihr gerne mehr wissen? Welche Person sollte mehr von ihren Gefühlen offenbaren? Ist hier gerade die softe Variante und die Gescichte mit den Schwesterntrachten gut, oder die Beziehungsgeschichten, Herzschmerz und Schicksale? Die Geschichte in der Geschichte? Oder sollte es ruhig ein wenig härter werden?

Neugierige Grüße
Ambi
202. 58 Auswärts-Spiel

geschrieben von Ambi.Valentox am 11.04.13 00:17

58 Auswärts-Spiel

Sollte sie ihm eine Nachricht zukommen lassen? Die drei Wochen waren noch nicht ganz um. Und Agathe hatte doch versprochen, kein Brief in dieser Zeit. Auch ein kleiner Zettel würde nicht gehen. Dabei wäre es doch nun eine besondere Gelegenheit. Vielleicht könnte ja Schwester Anna eine Bemerkung fallen lassen, aber mehr als eine Andeutung bei ihr müsste man auch als einen Vertrauensbruch werten. Dabei hatte sich Agathe es so schön ausgemalt.

Anlässlich des Spiels ging es am Wochenende wieder raus, und diesmal ohne Keuschheitsgürtel. Wenn nun ein gewisser Arzt, der ganz gewiss ein Fan der Mannschaft – äh, der Schwesternschaft ist, dieses Spiel unbedingt sehen wollte, und dann würden sich beide zufällig sehen ….

So schnell stand sie sicher nicht auf der Verlustliste, wenn sie sich mal ein wenig vom Team absetzte. Auch wenn sie sich wie ein Teenie aus vergangenen Jahrzehnten auf Klassenfahrt aufführte, so war sie doch eine erwachsene Frau. Was sollte Jonas von ihr denken, wenn sie zum Einen ziemlich abgedrehte Geschichten schrieb, jetzt aber weiterhin die Unnahbare sei? Es musste einfach klappen.

Agathe hatte es eingerichtet, dass sie Anna beim Essen traf. Irgendwie war die Beziehung wieder weiter, das hatte Anna schon zu recht befürchtet. Aber auch mit Birget war sie gut ausgelastet, da tat es nicht so weh. Und bei einem Blick, bei dem sie sich tief in die Augen schauten, war es wieder da. Wie eine Verschwörung, eine lebendige Erinnerung … es war einfach schön, zusammen zu sein.

´Und jetzt musst du auch am Wochenende auf mich verzichten. …´ Anna antwortete mit einem fragenden Blick.

´Na, wir haben doch wieder ein Auswärts-Spiel. Und eigentlich bräuchten wir doch auch Groupies, einen Fan-Club. Da hast nicht zufällig dienstfrei?´

´Nee, wohl bestimmt, weil da so viele anderen fehlen.´

´Auch Ärzte werden da sicher fest eingeplant sein.´
Natürlich verstand Anna sofort. Ein wenig kam sie sich missbraucht vor, denn ihr wurde der Plan ihrer Rede von Beginn an offensichtlich - aber wer könnte Agathe denn böse sein.

Eine Bemerkung von Anna bei Dr. Schwichert reicht noch nicht. Nein, er hatte in Esslingen keine Verwandten, und er kannte auch die schöne Altstadt nicht. Und auch, dass dort ein unbedeutendes Sportereignis stattfinden sollte, brachte nichts bei ihm zum klingeln. Als er noch nicht einmal zuckte, dass er, falls er doch ganz zufällig da am Wochenende vorbei käme, einmal ihre Kolleginnen anfeuern könne … Anna dachte, oh wei, ob dieser Jonas denn der Richtige für ihre Agathe sei? Der steht ja völlig auf den Schlauch.

Endlich sah Jonas von der Krankenakte auf. In seinen Augen blitzte etwas. Schwester Anna sagte nichts, nur ein angedeutetes Nicken, und leicht verzogene Mundwinkel. Und nun war die schwere Geburt raus. Auch wenn es ein wenig weh tat, aber sie liebte Agathe so sehr, dass sie ihr dieses Glück unbedingt wünschte. Freitag hatte er zwar noch die Spätschicht, aber Samstag sehr früh in der Nacht war er auf der Autobahn.

Beinahe konspirativ, mit Hut, beobachtet er den Frühstücksraum. Endlich kam sie, entdeckte ihn hinter einer Zeitung in der Lobby. Sie ließ sich nichts anmerken, kam aber kurze Zeit später, wohl unter dem Vorwand eines Toilettenbesuchs, zu ihm hin - sie gingen nach draußen. Eigentlich lächerlich, dachte er. Aber sie sollten es als ein Spiel verstehen. Und wenn es klappte, dann hätte es auch sicher weniger Fragen gegeben.
Kaum waren sie um die Ecke gebogen, außerhalb der Sichtweite einer möglichen Kollegin, die vielleicht nur auch mal raus wollte, da zog Jonas sie eng an sich, umschlang sie, und bedrängte sie mit einem Mund, der einen sehr feuchten Kuss forderte. Da war kein Widerstand zu brechen, und sie schmolz dahin, in den Armen des Mannes, den sie so verzweifelt begehrte. Alles Glück der Welt schien sich in diesen Beiden zu konzentrieren. Seine Hände umfassten den muskulösen,aber schlanken Körper der Angebeteten. Sie ließ ihn gewähren, auch wenn sie merkte, dass er nach dem Keuschheitsgürtel taste.

„Brauchst nicht weiter zu suchen … wir sind heute unten ohne …´

„Du kommst doch nach dem Frühstück auf mein Zimmer?“

„ich brenne darauf, aber mach dir keine falschen Hoffnungen. Ich bin noch Jungfrau, und wolle wirklich erst in der Hochzeitsnacht defloriert werden.“

„So was verrücktes habe ich mir bei dir schon fast gedacht. Und du hast mein Wort … aber ich darf dich doch trotzdem da unten verwöhnen?“

„Nur wenn gilt: Gleiches Recht für alle.“
Jonas war hin und weg. Kann der Himmel noch schöner sein?

„Jetzt muss ich aber zurück, die anderen werden sonst zu aufmerksam auf mich.“

War das warten, nun eine wunderbare Vorfreude? Oder war es eine kaum erträgliche Qual?
Wie dem auch sei, sie kam so voller Erwartungen in sein Zimmer. „Wir haben 2 Stunden.“

Sie waren eher schüchtern, und zwar beide. Hätte es einen Beobachter gegeben, so hätte er die Zärtlichkeiten eher als harmlos bezeichnet. Auch als sie sich ausgezogen hatten und sich in den Armen hielten. Sie erkundeten die Genitalien des Anderen voller Neugier, aber es hätte eher an Teenies erinnert, nicht an Erwachsene. Jonas lachte dann auch los:

„Wenn ich nicht wüsste, dass du auch ganz ordentlich abgründiges denkst und Obszönitäten dir nicht ganz fremd sind … ich hätte es nicht erraten. Aber du bist so viel schöner, als ich es mir in meiner kühnsten Phantasie ausmalen konnte. Und soll ich dir was sagen: Ich will es gar nicht anders, als mit dir nur so ganz sanft zu schmusen.“

Agathe lachte: „Für mich ist es das Glück in höchster Reinheit. Aber das heißt nicht, dass ich dich nicht in mir spüren will, aber nicht heute. Zu fühlen ist doch noch etwas ganz anderes, als sich nur in Vorstellungen zu ergehen.
Weißt du, Jonas, für mich bist du so was wie ein Traumprinz, und ich habe ein wenig Angst, dass ich erwachen werde ...“

„Ach, meine Blume, du kennst doch so viel von mir, auch meine dunklen Seiten. Wie kannst du mich dann noch so idealisiert sehen?“

Ihr Blick war ganz entrückt, im Rausch romantischer Gefühle. Sie sah sich nicht in die Phantasiewelt ihrer eigenen schrägen Geschichten oder der von Jonas versetzt, sondern, als ob die Kitsch-Romane wahr würden. „Das müssen hormongesteuerte Funktionen sein. Du bist doch darin Experte.“ Aber ihr lasziver Ton hörte sich gar nicht intellektuell an.

„Davon will ich jetzt nichts hören, auch nichts von körpereigenen Drogen, sondern ich will es einfach genießen, mit dir zusammen zu sein.“
Sie sagte nichts mehr, aber die Zeit ging viel zu schnell herum. Keiner hatte einen Orgasmus, aber beide waren so zufrieden, dass sie kaum ihr seliges Lächeln aus ihren Gesichtern bekamen.

Die Teamkolleginnen hatten eine klare Vorstellung, was mit Agathe los war, auch Oberschwester Gertrud dachte sich ihren Teil, aber keiner sagte etwas oder machte eine spitze Bemerkung. Wer derjenige war, darüber gab es nur Gerüchte, denn keine hatte Jonas bemerkt. Zuerst noch ein leichtes Training, in dem Agathe anfangs noch deutliche Konzentrationsprobleme hatte. Um 14:00 dann das Punkt-Spiel.

Jonas überlegte sich, ob er besser nicht in den Zuschauerrängen Platz nahm. Denn so viele Zuschauer gab es nicht, und ihr Treffen sollte doch geheim bleiben. Aber er wollte nicht darauf verzichten, seine Agathe spielen zu sehen.

Anfangs wollte Gertrud, die Trainerin, Agathe nur auf der Ersatzbank lassen. Aber sie merkte, wie sehr sie auf den Einsatz brannte. Sie war nun völlig fit und strotze vor Selbstbewusstsein. Fast alles, was sie Anpackte, gelang. Auch die Angriffsbälle kamen hart und präzise, mit Übersicht und top-gefährlich. Egal, was sie heute Vormittag getan hatte, aber es hatte sie noch stärker gemacht. Gertrud war sich aber ziemlich sicher, dass daraus kein Rezept für die anderen Spielerinnen werden könnte.

Ihre Gegnerinnen waren ziemlich schwer. Routiniert und ballsicher waren sie nicht umsonst an die Spitze der Liga gerutscht, und auch heute waren sie in gewohnt kämpferischer Verfassung. Aber der Spielwitz und Teamgeist der Schwesternmannschaft war heute überragend. Die erfolgsverwöhnten Gastgeberinnen mussten eine herbe Niederlage einstecken. Jonas war voller Stolz auf seine Agathe, an deren Bewegungen er sich kaum satt sehen konnte.

Die obligatorische Siegesfeier wurde natürlich im Team begangen, aber bereits nach einer halben Stunde hatte sich Agathe abgesetzt. Ein Treffen in Zweisamkeit war offenbar noch reizvoller.
203. RE: Die gute Schwester

geschrieben von heniu am 12.04.13 16:44

Hi Ambi.Valent(ox),

habe deine Geschichte " Die gute Schwester " erst jetzt in 2 Tagen komplett gelesen. Natürlich solltest du sie fortsetzen. Ich kann dir leider nicht sagen, welche Figur mich am meisten interessiert oder begeistert. Alle haben es mir gleich angetan. Darum ist es für mich egal wie du die Geschichte weiter schreibst. Irgendwie gehören alle zu der Handlung dazu und machen deine Geschichte so unverwechselbar und gut.

LG

heniu
204. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi.Valentox am 12.04.13 23:40

Hallo heniu
Zitat

habe deine Geschichte \" Die gute Schwester \" erst jetzt in 2 Tagen komplett gelesen. Natürlich solltest du sie fortsetzen.

Das sond die stellen, die einem Autoren Mut machen. Denn du kannst dir vorstellen, dass es immer ein Risiko ist, was von sich zu geben, denn das hat ja immer mit einem selbst zu tun, und wenn es nur eine abgedrehte Phantasie ist. Da sind Eitelkeiten und Selbstzweifel immer ganz nahe beieinander.
Aber deine nette Art hilft wirklich.

Zitat

Ich kann dir leider nicht sagen, welche Figur mich am meisten interessiert oder begeistert. Alle haben es mir gleich angetan. Darum ist es für mich egal wie du die Geschichte weiter schreibst. Irgendwie gehören alle zu der Handlung dazu und machen deine Geschichte so unverwechselbar und gut.

Allein das du dir Gedanken gemach hast, ist ein netter Zug. Und wenn dir noch was einfallen sollte, denn nur zu.

Ohne zu viel zu verraten: Es lieg ja auf der Hand, dass das mit dem Haus so nicht weiter gehen kann, aber ob das mit der Sex-Klinik eine gute Idee ist? Ich weiß nicht. Vielleicht hat ja der Leiter in spe ja einen Unfall, und dann geht es dann doch nicht ....

Zuerst aber ist sicher spannend, wie es mit den Turteltäubchen und deren finsteren Geheimnissen weiter geht ....

Ich werde dich und die Anderen bestimmt nicht so lange warten lassen ...

Gruß
Ambi
205. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Keuschling am 13.04.13 00:51

Hi Ambi,

ein schlechtes Gewissen brauchst Du wegen mir nun wirklich nicht zu haben. Das wäre auch abträglich für Deine Kreativität in den Geschichten.

Vielen Dank für die Fortsetzung Deiner Geschichte hier. Es tut so gut, daß Du uns daran teilhaben läßt, wie es nun weitergeht.

Du fragst, an welchem Charakter Deiner Geschichte besonderes Interesse besteht. Und Agathe und Jonas wären als tragende Charaktäre sicherlich an erster Stelle zu nennen, gefolgt von den Freundinnen Ilse und Anna, die beide äußerst interessante Persönlichkeiten sind. Da könnte man sicherlich sehr interessante Konstellationen und Verwicklungen draus stricken. Auch Birget und Sanne bieten viel Potential, insbesondere wegen ihrer Vergangenheit und ihrem Schicksal. Und was Emma Braun aus dem Erlebten macht, ist ebenso bisher unklar - wenn auch sicher ist, daß sie diese Erfahrung durchaus sehr berührt hat. Da bliebe viel nachzuholen, insbesondere, was die Art und Weise der Berichterstattung und Veröffentlichung dann angeht. Aber am meisten bin ich dann doch von Frau Ritter fasziniert, denn einerseits ist sie inzwischen zur Geschäftsführerin erkoren, will aber nicht wirklich den Kontakt zu ihren Schwestern abbrechen, und ist selbst verschlossen, auch wenn sie so derart aufgeschlossen, gerecht und offenherzig ist - aber irgendwie wirkt sie mir doch so sehr gefangen in sich selbst. Sie hilft anderen sehr bereitwillig nach allen ihren Möglichkeiten - dabei hätte sie doch als erste Hilfe echt verdient. Ob Dr. Gruber ihr weiterhelfen kann? Immerhin ist sein Projekt doch alles andere als das, was Harmonie zwischen den beiden erzeugen könnte. Aber Dr. Gruber scheint ja nicht viel besser dran zu sein als Frau Ritter, selbst nicht zu arg erfahren und dann noch nicht mal mit guten Erfahrungen, auch wenn er soooo viel schreibt und berät. Die beiden wären eigentlich das ideale Paar, da seelenverwandt, wenn auch mit unterschiedlichen Ansätzen. Nur bezweifle ich, daß sie sich auch wirklich gegenseitig helfen können. Aber nun, als Autor wirst Du das sicherlich besser wissen und beurteilen können.

Keusche Grüße
Keuschling
206. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi.Valentox am 13.04.13 09:58

Hallo Keuschling

Zitat

Vielen Dank für die Fortsetzung Deiner Geschichte hier. Es tut so gut, daß Du uns daran teilhaben läßt, wie es nun weitergeht.

Ich bin für Lob sehr empfänglich, kann aber auch Kritik ganz gut vertragen. Schwierig ist nur, wenn gar kein Feedback jommt. Aber dass ist ja nicht zuletzt von dir und einigen Anderen ja nicht mehr das Problem.

Zitat
Du fragst, an welchem Charakter Deiner Geschichte besonderes Interesse besteht. Und Agathe und Jonas wären als tragende Charaktäre sicherlich an erster Stelle zu nennen, ...

Dadurch dass die beiden ja selbst Autoren sind, ergibt sich eine für mich interessante Variante in mehreren Ebenen. Denn das, was sie im Kopf haben, wollen sie auch gar nicht im wirklichen Leben ausleben, machen aber trotzden das wozu sogar die strengsten Moralisten nur sehr milde mahnende Worte haben dürften.

Zitat
gefolgt von den Freundinnen Ilse und Anna, die beide äußerst interessante Persönlichkeiten sind. Da könnte man sicherlich sehr interessante Konstellationen und Verwicklungen draus stricken.

Die sind sogar mir ein wenig aus dem Fokus gerutscht. Danke für die Erinnerung. Mit denen wird gewiss noch was passieren, aber hier muss ich zu Geduld mahnen.

Zitat
Auch Birget und Sanne bieten viel Potential, insbesondere wegen ihrer Vergangenheit und ihrem Schicksal.

Auch das könnte noch spannend werden. Über Birgets innenleben wissen wir ja nur sehr wenig, und von Sanne kan man sich auch sehr viel mehr vorstellen.

Zitat
Und was Emma Braun aus dem Erlebten macht, ist ebenso bisher unklar - wenn auch sicher ist, daß sie diese Erfahrung durchaus sehr berührt hat. Da bliebe viel nachzuholen, insbesondere, was die Art und Weise der Berichterstattung und Veröffentlichung dann angeht.

Vielleicht. Bislang habe ich die eher als o8/15-Kulisse betrachtet. Was man ebenso denkt, wenig originell. Aber eine Möglichkeit sehe ich da schon.

[quote]Aber am meisten bin ich dann doch von Frau Ritter fasziniert, denn einerseits ist sie inzwischen zur Geschäftsführerin erkoren, will aber nicht wirklich den Kontakt zu ihren Schwestern abbrechen, und ist selbst verschlossen, auch wenn sie so derart aufgeschlossen, gerecht und offenherzig ist - aber irgendwie wirkt sie mir doch so sehr gefangen in sich selbst. Sie hilft anderen sehr bereitwillig nach allen ihren Möglichkeiten - dabei hätte sie doch als erste Hilfe echt verdient. Ob Dr. Gruber ihr weiterhelfen kann? Immerhin ist sein Projekt doch alles andere als das, was Harmonie zwischen den beiden erzeugen könnte. Aber Dr. Gruber scheint ja nicht viel besser dran zu sein als Frau Ritter, selbst nicht zu arg erfahren und dann noch nicht mal mit guten Erfahrungen, auch wenn er soooo viel schreibt und berät. Die beiden wären eigentlich das ideale Paar, da seelenverwandt, wenn auch mit unterschiedlichen Ansätzen. Nur bezweifle ich, daß sie sich auch wirklich gegenseitig helfen können. Aber nun, als Autor wirst Du das sicherlich besser wissen und beurteilen können.
[quote]
Ich weiß es wirklich nicht besser. Die Geschichte hat sich eigentlich eher selbst entwickelt. Ich hatte keinen Plan, wo ich hin wollte, und den habe ich auch jetzt nicht, auch wenn sich nun manches wir ein großer Bogen darstellt, und im nachhinaein schon wie zwei, drei verwobenen Hauptstränden aussieht. Gerade im gemeinsamen Nachdenken aber werden Ideen befruchtet, die dann wieder ihr Eigenleben haben können.

Zu den beiden einsamen Senioren ... Ich denke da an den Beatles Song Eleanor Rigby. Nicht nur eine wunderschöne Melodie und Arrangement, sondern auch ein herrlich trauriger Text. Auch hier die Bilder von der Frau, die den Reis nach einer englichen Hochzeit aufsammelt und in einem Traum lebt, einsam stirbt, und von einem ebenso einsamen Pfarrer begraben wird. Ich bin jedes mal gerührt.

Und das passt auch ganz gut auf diese Beiden, auch wenn sie durchaus in soziale Netze eingebunden sind, aber innerlich bleiben sie allein. Sie können sich nicht wirklich jemanden anvertrauen.
Ich denke, deine Idee ist gut. Wir sollten den Beiden ein wenig helfen.

Grüße
Ambi
207. 59 Ein Gespräch beim Eis: Showtime

geschrieben von Ambi.Valentox am 09.05.13 20:27

59 Ein Gespräch beim Eis: Showtime
Das Eiscafé war ziemlich leer, aber wirklich leise war es nicht. Das vermittelte ihnen aber das Gefühl, dass sie auch in der Öffentlichkeit intim sprechen konnten. Kein Anderer konnte sie so belauschen.

„Sag mal. Wie geht es bei dir mit dem Schreiben?“
„Es hat sich fast zur Leidenschaft entwickelt.“
„Oh, dann kann ich sicher bald die Fortsetzung des Bärenmärchens lesen?“
„Natürlich. Magst du die Geschichte?“
„Soll ich ehrlich oder lieb sein?“

Jonas wurde ganz blass. Er schluckte. Das war bereits eine vernichtende Kritik. „Was gefällt dir denn nicht daran?“
„Nun, sie ist ganz nett, und irgendwie zauberhaft. Ich lese sie mit Spannung und würde auch gerne wissen wie es weiter geht. Aber ...“
Jonas wartete geduldig, aber Agathe schien keine passenden Worte zu finden. Er sagte: „Das war jetzt der liebe Teil. Ich muss aber auch den ehrlichen Teil bekommen.“

Agathe errötete. „Ich will dich nicht verlezten, dafür bist du mir einfach zu teuer. Aber ich meine, die Geschichte ist zu zahm. Hör mal, wir sind in der Phantasie, da kannst du sogar Frauen langsam zerstückeln, und dennoch fließt kein wirkliches Blut. Wenn du so sanft schreibst, habe ich den Verdacht, dass du mir nicht wirklich vertraust. Ich denke, du willst mir gefallen, und das finde ich wirklich süß.
Ich will aber mehr. Ich will auch die dunkle Seite von dir kennen lernen, nicht nur den gezähmten Jonas.“

„Hast keine Angst vor dem Öffnen der Büchse, Pandora“

„Ich glaube, du kannst sehr gut zwischen Phantasie und Wirklichkeit unterscheiden. Und im wirklichen Leben will ich nur den süßen und lieben Jonas. Ich frage mich, ob man die dunkle Seite der Macht tatsächlich mit guten Vorsätzen in Schach halten kann, oder ob es des Ventils bedarf, mit dem der Überdruck abgebaut werden kann.“

„Das ist schon fast zu professionell, denn es gibt ja hier viele Theorien, und ich bin vom Fach. Du sprichst da von der Katharsis-Theorie. Sie geht eben davon aus, dass ein gewisses Aggressionspotential da ist, dass sich in einer geordneten Umgebung harmlos entladen kann. Dann ist der Mensch sozusagen gereinigt, und kann unbeschadet seiner dunklen Triebe seinem Leben nachgehen.
Diese Theorie wird allerdings weitgehend abgelehnt. Vielmehr glaubt die Mehrheit, dass eine Beschäftigung mit der Aggression das Aggressionspotential weiter aufbaut. Es ist so was wie Training in bösen Dingen. Um so mehr man sich in dies Denkwelt hinein begibt, um so mehr wird man darin verhaftet.“

„Hört sich gruselig an. Aber ich glaube, keine der beiden Theorien stimmt völlig. Schau mal, was es da auf dem Markt der bösen Ideen so gibt. Quentin Tarantino wirkt auf mich wie ein echter Psycho. Wenn der keine Filme gemacht hätte, dann hätte er wahrscheinlich ziemlich üble Sachen in der Wirklichkeit veranstaltet. Andererseits bringt er damit vielleicht Leute nur auf den Geschmack. Und dann gibt es Nachahmungstäter, die die Filmszenen im wirklichen Leben praktizieren.“

„Ich meine auch: Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen … vielleicht ist das mit Sex und Aggression so ähnlich wie Essen und Trinken. Zu wenig ist eine Störung, und zu viel auch. Ich weiß nur nicht, ob wir bereits gestört sind.“
„In den Augen vieler, gewiss.“

„Aber zurück zu uns: Du hast gewiss eine Geschichte geschrieben, die viel finsterer ist als meine …“ Agathe nickte leicht, und sah dabei nach unten. „Es bleibt ein Spiel mit dem Feuer. Ich schäme mich, dir so eine Geschichte zu geben, wenn du einfach zu lieb bist.“

„Ach so, du gibst mir deine Geschichte nur, wenn meine nicht ebenso abgedreht ist?“
Agathe nickte stumm mit gesenktem Haupt, grinste darunter aber schelmisch heraus.“

„Ok. Du hast es so gewollt. Aber wundere dich nicht, wenn es ziemlich übel ist. Und deine Rolle ist auch nicht sehr angenehm. Ich habe die Geschichte bereits im Kopf.“ Jonas blickte an Agathe vorbei ins Nirgendwo.

Sie war heute ein wenig keck. „Ich will aber nicht warten. Denn diese bescheuerte Wochen-Regelung würde mich zum Wahnsinn bringen. Ich will, dass du mir jetzt eine Vorlesung deiner bösen Geschichte hältst, ganz ohne Manuskript. Dann werden wir ja sehen, ob du die Geschichte wirklich im Kopf hast.“
Jonas war nun doch verblüfft, schloss dann aber die Augen in einem sehr konzentrierten Gesicht:

Zitat

Sie erwachte. Aber sie konnte nichts sehen. Ihre Augen waren verbunden. Sie konnte sich bewegen, aber alles fühlte sich seltsam an. Man hatte sie irgendwo hin gebracht, und ihre Hände konnte sie nicht nicht weiter als ihre Schultern heben. Ein seltsames Kleidungsstück, in dem sie da gefangen war. Glatt und dehnbar, irgend eine Art Gummi. Die Hände steckten in Beuteln aus dem selben Material. Die Beine konnte sie nur angewinkelt halten, denn auch diese steckten in einem weiten Sack, der zu dem Kleidungsstück gehörte. Sie räkle sich und versuchte. Ihren Zustand und die Umgebung weiter zu erforschen, aber viel bekam sie nicht raus. Nur eines viel auf: Sie trug keinen Keuschheitsgürtel.

„Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Zuschauer.
Sie sehen, das der Star des Abends schon aufgewacht ist. Willkommen zur Agathe Show!“ Der Sprecher hörte sich an, als ob er eine gewaltige Vorstellung, vielleicht vor dem Fernsehen moderierte. Und tatsächlich, donnernder Applaus. Es müssen viele Zuschauer sein. Sehr viele.
Agathe zappelte hilflos und Blind in diesem einschränkenden Gummidress. Ihr wurde so langsam klar, dass sie sich in einer höchst peinlichen Lage befand, dass öffentlich mit ihr Dinge gemacht wurden. Was für Dinge? Irgend was mit Sex, gewiss, aber vielleicht alles Maskiert, vielleicht blieb sie unter dem Mantel der Anonymität.

Der Sprecher fuhr fort. „Ja,meine Damen und Herren, sie taten wohl daran, hier her zu kommen, denn sie werden in dieser Show noch Blut sehen. Das Blut der lieblichen Agathe.“ Ein leichtes, interessiert-neugieriges Raunen ging durch die Menge.

„Aber ich muss sie dennoch enttäuschen, wenn sie heute ein Snuff - Demonstration erwartet haben, auch keine Amputation von Gliedmaßen, keine invasiven Operationen, noch nicht einmal eine Auspeitschung. Zumindest nicht, wenn unser grobes Drehbuch beachtet wird. Aber wir sind Live, und die Beteiligte und die Regie ist in für viele Überraschungen gut.“
Agathe lauschte mit Schrecken.

„Unser Programm sieht vor, dass sie Zeugen einer Defloration werden. Ja, sie haben richtig gehört, meine Damen und Herren. Die bezaubernde Agathe ist noch Jungfrau. Aber sie wird es nach dieser Show nicht mehr sein.“ Und wieder brandete Applaus auf.
„Was aber jetzt und zu dieser Stande keiner weiß ist, wie lange diese Show dauern wird. Vielleicht nur wenige Stunden, vielleicht drei Tage. Keinesfalls aber Minuten. Natürlich wäre es ein Leichtes, eine Krankenschwester zu Agathe zu senden, die das hilflose Ding auf einen gynäkologischen Stuhl schnallt und eine öffentliche Operation durchführt, nachdem sie vorher ihre Clitoris vereist hat.
Im Redaktionsteam war auch die Variante diskutiert worden, ob eine Domina mit Umschnall-Dildo diesen Job machen sollte.“

Während er sprach, wurde der Text auf großen Leinwänden jeweils bebildert, Eine riesige Vulva,deren Kitzler mit Eisspray betäubt wurde, eine Domina mit Umschnall-Dildo, aber das sah Agathe alles in ihrer Panik ja nicht, denn sie trug noch immer die Schlafmaske

„Aber wir haben uns für etwas viel weniger dramatisches entschieden. Agathe wird es selbst tun, und zwar freiwillig. Hier auf der Bühne. Auf einem Stab, der hier mit dem Dildo darauf montiert ist.“ Agathe dachte: Im Leben nicht!

„Sei wissen ja das unser Star ein unfreiwilliger ist. Wir mussten sie betäuben und dann vorbereiten, damit sie uns heute ihre Defloration vorführen kann. Wie aber soll das gehen?

Ganz einfach, wir lassen unsere unfreiwillige Heldin hier einfach ein wenig Zappeln, während wir hier einige Hinterrundinformationen über unser Prinzesschen erfahren.

Nach einigen Stunden wird unser Mädchen verstanden haben, dass sie ohne aus der Nummer nicht mehr heraus kann. Sie wird sich denken, dass die Show-Leitung genau dann, wenn die Sendung droht langweilig zu werden, sich doch der anderen Versionen erinnern. Dann entschließt sie sich zur Kooperation. Sie wird ihnen freudig zeigen,wie sie sich selbst aufspießt.

Wenn der Applaus verhallt ist, und sie auch hören, dass alles seinen guten Gang geht, wird unsere Heldin in ihrer Pracht auf der Bühne stehen und einen honigsüßen Knicks machen vor ihnen, ihrem Publikum. Und dann wird ihr der Cheque über 100 000 € überreicht.“

Agathe war ganz mulmig. Sollte sie sich auf das Geld einlassen? Aber es war zu schrecklich, und dann selbst als Mittäter zu agieren! Nein, sie wollte nicht, sollten doch die 10 Schwarzafrikaner kommen und sie alle vergewaltigen. Sollten sie sie doch foltern. Zumindest würde sie dann noch ihren Stolz bewahren.

Aber würde sie es denn wirklich aushalten? Sie fühlte sich jetzt schon wie ein bibberndes, hilfloses Wrack, und wenn sie dann einfach zusammenbrach, hat das mit Stolz nichts zu tun. Vielleicht sollte sie sich doch drauf einlassen, und als Anonyma könnte sie ihren Fantasien doch einfach ihren Lauf lassen. Und danach duschte sie dann ausgiebig. Und so viel Geld verdiente sie in 2 Jahren nicht. Vermutlich war das ja auch steuerfrei.

Aber sie bäumte sich auf und schrie, „Nein, ich will das nicht.“

„Habe ich ihnen zu viel versprochen? Diese Agathe hat Feuer im Blut! Aber auch für diesen Fall haben wir etwas vorbereitet. Da kann ich ihnen Sandrine, meine entzückende Assistentin vorstellen. Sandrine!“
Mit einer großen Geste wies er auf den zweiten Spot, in dem sie eine strahlende Frau in glitzerndem Kleid und blonden Locken bewegte. Wieder brandete Applaus aus einer unsichtbaren Menge im Dunkeln auf. Sandrine hielt etwas in der Hand, und ging auf die sich hilflos räkelnde Agathe zu. Sandrine schob den Penisknebel geschickt in Agathes Mund und sicherte diesen gegen Herausrutschen mit einem Gummiband, das sie hinter Agathes Kopf verschloss. Man sah dies auf einer der großen Projektionswänden in Nah-Einstellung.

Der Spot ruhte nun wider auf der hilflosen Agathe, die abermals versuchte, mit ihren Händen an Knebel und Augenbremse zu kommen. Der Conferencier erklärte weiter.

Keine Sorge, unser Heldin wird nur eine Weile, höchstens ein paar Stunden, geknebelt und mit verbundenen Augen bleiben. Denn sie wollen sich doch diese außergewöhnliche Schönheit nicht nehmen lassen. Damit sie hier keinen Mangel leiden, blenden wir nun ein Bild von Agathe, oder soll ich sagen, Schwester Agathe ein.“ Überlebensgroß erscheint ein Portrait von ihr, glücklich aber unschuldig lächelnd in ihrer Schwesterntracht mit weißem Häubchen, hohem Kragen und Brosche.
„Sieht sie nicht herzallerliebst aus? Das Häubchen steht ihr doch ausnehmend gut. Und wie diese wundervollen Augen leuchten. Leider müssen wir sie in der jetzigen Phase noch ein wenig zappeln lassen.
Zur Show gehört nicht nur, was wir mit den Augen sehen können, sondern wir denken ihre Gedanken sozusagen mit. Wir haben alle Anteil daran, was in diesem schönen Köpfchen vor sich geht. Agathe fühlt, wie das Latex über ihre Haut gleitet. Sie spürt den Schweiß, sie spürt die Scham, sie spürt die Sensation, des Augenblicks und die Demütigung, die sie erregt. Noch aber ist sie ganz im Widerspruch zur Regie.

Sie denkt ein großes Nein. Und dann ist sie ganz still. Sie glaubt, dass sie die aufreizenden Gefühle besser unterdrücken kann, wenn sie ganz still liegt. Und außerdem will sie Ihnen, dem Publikum, so ein obszönes Schauspiel verwehren.“

Und tatsächlich liegt Agathes nun ganz still da. Der Moderator beherrscht die Kunst der Pause, und auch die Zuschauer wagen nicht zu atmen. Dann hebt er an:

„Aber Agathe weiß, dass wir auch für diesen Fall etwas vorbereitet haben. Sie weiß nur nicht was.“
Er hielt eine Fernbedienung in die Kamera und drückte ein Knopf. Sofort zuckte Agathe zusammen, und dann noch mal.

„Ach Agathe, wir wollen, das du immer in Bewegung bleibst, denn das wird dich richtig geil machen und dir die Entscheidung zur Kooperation erleichtern. Und wenn nicht, kann ich die Elektroden in deinem Anzug jederzeit aktivieren.“


Jonas war wie in Trance, immer mit geschlossenen Augen. Er dachte gar nicht daran, dass seien Angebetete direkt neben ihm saß, und das es ein öffentlicher Platz war. Agathe, nun die echte Agathe, war ganz fasziniert und amüsiert zugleich. Ihr geliebter war tatsächlich so verrückt, wie sie sich erhoffte. Eigentlich hätte sie ihn viel früher schon unterbrochen, aber sie war selbst von der Geschichte gefangen. Und auch jetzt legte sie ihm die Hand nur auf seinen Schenkel, weil sich die Bedienung näherte. Er verstummte gerade rechtzeitig und öffnete die Augen.

„Wir schließen bald, und ich müsste kassieren ...“

Kaum war die leidige Pflicht erfüllt sah er in Agathes Augen, die verträumte Verliebtheit zeigte. „Oh mein Schatz. Ich glaube, das war pervers genug, dass ich dir auch meine Geschichte geben kann.

Jetzt habe ich nur das Problem, dass ich auf zwei Fortsetzungen geduldig warten muss. Das Bärenmärchen und die Geschichte meiner öffentlichen Defloration.“ Jonas stimmte in ihr Gekicher mit ein.

Jetzt waren sie plötzlich wieder wie zwei harmlose Verliebte …

208. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Muwatalis am 12.05.13 19:37

Hallo Ihr Lieben!

Ich glaub es kaum, da gibt es hier Fortsetzungen und prompt funktionieren Eure Tastaturen nicht?
Da quetschen sich die Autoren Hirn und Seele fast zu Brei, nehmen sich die Zeit und riskieren beim Schreiben ihre Fingerkuppen und -nägel und kein Kommentar kommt als Belohnung für die schwere Arbeit.
Ich liebe diese Geschichten und es tut mir jedesmal in der Seele weh, wenn kein Kommentar kommt.

Herzlichst!

Muwatalis
209. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Keuschling am 16.05.13 21:18

Hi Ambi,

eine sehr hintergründige Fortsetzung, zumindest am Beginn, die dann doch so leichtfüßig unterhaltsam endet - ein toller Kontrast! Und das Stilmittel der Geschichte in der Geschichte gefällt mir wirklich sehr gut - eröffnet es doch noch einen weiteren Zugang zum Innenleben Deiner Protagonisten und deren Phantasien. Sehr gut gemacht, vielen Dank Dir!

Keusche Grüße
Keuschling
210. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi.Valentox am 18.05.13 23:33

Zitat
Hallo Ihr Lieben!
...
Ich liebe diese Geschichten und es tut mir jedesmal in der Seele weh, wenn kein Kommentar kommt.


Lieber Muwatalis

Du kannst das schon recht gut aus eigener Erfahrung. Es ist immer ein kleines Wagnis, sein Zeug hier zum Besten zu geben. Denn immer ist die Frage: Ist es vielleicht doch nicht so gut? Zu verschroben? Oder zu langweilig?

Wenn man sich dann diesen Gedanken hin gibt, behält man seine Sachen doch ganz gerne für sich.
Aber das hilft auch nicht. Ein paar kurze aufmunternden Worte reichen da schon

Danke ... Herzlichst
Ambi
211. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi.Valentox am 18.05.13 23:39

Hallo Keuschling

Ich denke, du bist mein treuester Kritiker. Gerade dein Versuch, auch etwas genauer und differenierter zu Antworten machen mir besonders Mut.

Zitat

eine sehr hintergründige Fortsetzung, zumindest am Beginn, die dann doch so leichtfüßig unterhaltsam endet - ein toller Kontrast! Und das Stilmittel der Geschichte in der Geschichte gefällt mir wirklich sehr gut - eröffnet es doch noch einen weiteren Zugang zum Innenleben Deiner Protagonisten und deren Phantasien. Sehr gut gemacht, vielen Dank Dir!


Ich will aber nicht nur Komplimente einholen, auch wenn ich die lieber mag, als allzu kritisches. Aber das Fehlen deines Feedbacks im anderen Strang hat mich doch frustriert. War das von Toms Innenwelt zu wenig anregend?

Aber ich finde eine (nicht allzu) kritische Anmerkung weit weniger schlimm als das Schweigen.

Trotzdem hier: Vielen Dank!

Gruß
Ambi
212. 60 Damoklesschwert

geschrieben von Ambi.Valentox am 19.05.13 00:01

60 Damoklesschwert

Unangemeldet, natürlich kamen sie immer unangemeldet. Sie hatte ansonsten immer ein gutes Verhältnis zu den Behörden gepflegt. Und die Aufsicht war Frau Ritter auch bekannt. Frau Schleiermacher, die Amtsleiterin hatte sie nur einmal gesehen, ansonsten hatte sie eher Kontakt zur Frau Heumann, die regelmäßig zu Inspektionen vorbei kam. Dabei war noch ein unbekannter Endevierziger, etwas längeres Haar, der ihr als Herr Müller von der Rechtsabteilung vorgestellt wurde. Heute zu Dritt, das verhieß nichts Gutes.

Frau Ritter wollte sich nichts anmerken lassen. Nur eine Art Tadel mit einem Lächeln: „Wenn sie vorher angerufen hätten, wäre der Kaffee schon fertig gewesen. ...“

Frau Schleiermacher schnaubte: „Wir sind nicht zum Kaffeetrinken gekommen, sondern um ihren Laden hier dicht zu machen. Genau das werden wir tun, wenn sich die Anzeige bestätigt!“

Frau Heumann wirkte völlig eingeschüchtert und verunsichert, so kannte Frau Ritter sie gar nicht. Vermutlich hatte sie auf der Herfahrt bittere Vorwürfe hinnehmen müssen. Denn immerhin hatte Frau Heumann dem Sanatorium immer die besten Zeugnisse nach ihren Inspektionen ausgestellt. Und dann das. Blauäugigkeit waren die harmlosesten Vorwürfe. Zwischen den Zeilen hatte Frau Schleiermacher angedeutet, dass sie sogar Bestechlichkeit vermutete, oder Komplizenschaft. Da war zwar nichts dran, aber der Vorwurf, wenn er denn über einem schwebte, wirkte schwer.

Herr Müller war ganz schwer einzuschätzen. Eher ein Alt-68er, der am liebsten Lachfalten um die Augen zur Schau stellte, wirkte ernst. Man könnte gar den Duktus eines Inquisitors vermuten. Er sagte zunächst nichts.

Frau Ritter blieb ruhig. „Das hört sich ja dramatisch an, was wird dem Haus vorgeworfen?“

Frau Schleiermacher war aber bereits mächtig in Fahrt. „Als ob sie das nicht wüssten! Tun sie doch nicht so scheinheilig!“

Frau Ritter sagte leise aber sehr entschieden: „Ich muss doch sehr Bitten!“

Eigentlich hatte Frau Schleiermacher ihren Gefühlen bewusst viel Raum gegeben, denn sie hatte gehofft, dass sich Frau Ritter dadurch einschüchtern ließ. Dem war nicht so. Vielleicht waren die Vorwürfe doch nicht berechtigt? Oder aber, sie hatte in Frau Ritter ein Gegnerin, die sich sehr viel schwerer niederringen ließ.

„Uns liegt eine Anzeige vor, dass hier das Pflegepersonal massivst misshandelt werde. Die Schwestern werden geschlagen und in Keuschheitsgürtel gesteckt. Das sind ja Verhältnisse wie vor 2 Jahrhunderten. Was sagen sie dazu?“ Der Ton jetzt war der eine eher kalter, einer einer Amtsleiterin, die sich ihrer Macht bewusst ist.

„Reagiert die Aufsicht nun auf anonyme Anzeigen, die die Reputation des Hauses angreifen?“

„Es handelt sich nicht um eine anonyme Anzeige, sondern über einen Insider, der über detaillierte Kenntnisse verfügt. Sonst hätten wir diesen Berichten nie geglaubt.“

Frau Ritter blieb ruhig: „Herr Dr. Pohlschmidt ist keineswegs ein Insider, der mit den Verhältnissen bestens vertraut ist. Er war bis vor kurzem Geschäftsführer des Hauses, und hat genau darum seine Position verloren, da seine Einschätzungen dem Aufsichtsrat eben nicht vertrauenswürdig erschienen.“

Natürlich hatte Frau Schleiermacher keinen Namen genannt, aber Frau Ritter hatte mit ihrer Vermutung voll ins Schwarze getroffen. „Die Person des Anzeigenden spielt bei der Schwere der Vorwürfe keine Rolle.“ Indirekt hatte Frau Schleiermacher damit Frau Ritter bestätigt. Und die nutzte dies weidlich aus.

„Oh doch! Wenn ein beleidigter Ex-Geschäftsführer einen Rachefeldzug starten will da sollte sich niemand, am wenigsten wir Frauen, uns von diesem instrumentalisieren lassen!“

Das saß. Frau Heumann entspannte sich nur ein wenig. Denn sie durfte nun in dieser angespannten Lage nicht für Frau Ritter Partei ergreifen, aber eine Klärung der Vorwürfe nutzte ihr selbst sehr viel.Aber eine Amtsleiterin kann man vielleicht etwas Wind aus den Segeln nehmen, nicht aber so leicht stoppen. Der Ton war nicht mehr so scharf, aber noch immer schneident.

„Mir fällt auf, dass sie inhaltlich nicht zu den Vorwürfen Stellung genommen haben. Also: Tragen die Schwestern hier Keuschheitsgürtel?“

Mit genau der richtigen Mischung an Selbstbewusstsein und Nüchternheit antwortet Frau Ritter: „Ja!“

Das schweigen dauerte 4 Sekunden. Und das ist in einem hitzigen Gespräch eine kleine Ewigkeit. Die Verblüffung von Frau Schleiermacher war sichtbar: „Und?“
Frau Ritter hatte, ohne dass es eine inhaltliche Klärung dieser Vorwürfe gab, die innere Führung übernommen.
„Sie erwarten Erklärungen?“

„Allerdings! Sie werden mir doch jetzt nicht erzählen wollen, das die das alle freiwillig tun, und sich dann auch noch verprügeln lassen?“

„Ich will ihnen aber keine Erklärungen geben, obwohl ich Ihnen einen kleinen Vortrag über die umgesetzten Maßnahmen in diesem Haus halten könnte, und ihnen die Erfolge berichten könnte.
Statt dessen biete ich ihnen zwei Möglichkeiten an. Ich lasse ihnen den Zugriff auf die Personalakten, und sie suchen sich die Mitarbeiterinnen aus, die sie interviewen möchten. Da werde ich ihnen keine präparierte Parteigängerinnen unterschieben können. Oder besser, sie sprechen mit Frau Schimmelpfennig.“

Jetzt war Frau Schleiermacher wirklich verwirrt. Was so einfach aussah, wurde nun etwas unübersichtlich. „Wer ist Frau Schimmelpfennig, und warum sollten wir mit der sprechen wollen?“

„Frau Schimmelpfennig ist seit wenigen Wochen Schwester in unserem Haus. Zugleich ist sie aber investigative Journalistin bei der Zeitschrift ´Frauen-Power!´. Sie hatte von unseren ungewöhnlichen Methoden Kenntnis erhalten und sich Under Cover hier eingeschlichen. Ihr Anliegen war, eine Enthüllungsgeschichte zu schreiben, eine ganze Artikelserie. Als ich von diesem Plan Kenntnis erhielt, habe ich mit ihr gesprochen und zugesichert, sie in ihrer journalistischen Tätigkeit nicht behindern wolle, und ihr auch keine Potemkinschen Dörfer vorzuführen. Sie solle lediglich wahrheitsgemäß, aber fair berichten. Im Gegenteil, sie sollte alles sehr genau erfahren. Wir betreiben hier ja nichts anrüchiges, sondern verwenden tatsächlich ungewöhnliche Methoden, die aber zum Besten Aller dienen.“

Herr Müller schaute amüsiert und skeptisch drein, sagte aber noch immer nichts. Das Wort behielt Frau Schleiermacher, auch wenn dies von Frau Ritter in Frage gestellt wurde. „Gut, dann sprechen wir mit Frau Schimmelpfennig.

Es dauerte ein wenig, bis Frau Ritter Schwester Gerlinde am Telefon hatte: „Kommen sie bitte sofort. Hier sind einige wichtige Leute, die sie sprechen möchten.“

Gerlinde wurde etwas mulmig. Frau Ritter hörte sich so seltsam an. War doch irgend etwas nicht in Ordnung? Musste sie sich Sorgen machen?
Nachdem sie einander Vorgestellt worden waren – Gerlinde fiel natürlich auf, dass Frau Ritter völlig korrekt ihre Zusammenarbeit schilderte, aber bewusst offen ließ, ab wann ihre Legende aufgeflogen war – blieben die Beamten nur noch eine Rest-Skepsis.

„Sie haben sicher einen Presse-Ausweis?“

„Aber damit gehe ich hier nicht hausieren. Den habe ich in meinem Auto versteckt. Wollen Sie mich begleiten?“

Ein Blick zu Frau Ritter. Die wirkte ganz entspannt. „Natürlich würde ich liebend gerne Mäuschen spielen. Aber sie sollten das Gespräch besser unter sich führen.“

Frau Schleiermacher wollte sich aber nicht die Fäden aus der Hand, nehmen lassen. Frau Ritter, hätte die Zeit, in der sie wieder alleine war, für Dinge nutzen können, die nicht in ihrem Sinne waren. Das musst verhindert werden, aber Frau Heumann ist in Ungnade, und könnte sich zu kooperativ zur Angeklagten verhalten. Also musste sie Herrn Müller abstellen. Vielleicht ganz gut so, da ging es leichter, auch intime Fragen zu stellen.

Über das Gespräch lesen wir lieber den Tagebuch-Eintrag unserer Journalistin.
213. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Keuschling am 25.05.13 00:01

Hi Ambi,

wirklich eine sehr spannende Fortsetzung, die ich sehr genossen habe. Frau Ritter wird mir immer sympathischer! Sie durchblickt die Situation, behält einen kühlen Kopf und läßt sich die Fäden nicht aus der Hand nehmen, und hat obendrein noch die echten Trümpfe in der Hand. Frau Schimmelpfennig gerade jetzt ins Spiel zu bringen ist ein genialer Schachzug. Es zahlt sich jetzt aus, daß Frau Ritter eben nicht panisch verhindert hat, daß sie dort auch als Schwester Gerlinde voll integriert wurde - warum auch, zwar mag nicht jeder die Methoden gleich verstehen oder sympathisch finden, aber zu verbergen hat dieses Haus ebenso nichts. Und Dr. Pohlschmidt´s letzter Versuch einer Attacke, die Aktion eines A-lochs hoch drei, wird wohl ins Leere gehen. Und wenn nicht, wird er sich ernsthaft fragen lassen müssen, wieso er in seiner Rolle als langjähriger Geschäftsführer nicht schon lange vorher hätte tätig werden müssen, um seiner Fürsorgepflicht gerecht zu werden, wenn er diese Verfahrensweise nun auf einmal nach seinem Rausschmiß für anzeigenswert hält. Interessant wäre es allerdings, ob diese spezielle Verfahrensweise des Hauses nun sogar amtlich abgesegnet wird... Gewisse Gefahren wären dabei natürlich gegeben. Ohne eine so gewissenhafte und verantwortungsvolle Seele wie Frau Ritter an der Spitze und in voller Kontrolle könnte es bei Nachahmern durchaus im Fiasko enden. Aber vielleicht gibt es eine Sondergenehmigung, oder ein spezielles Prüfverfahren für Häuser, die diese Verfahrensweise übernehmen wollen. Frau Ritter könnte noch eine große Rolle dabei spielen, als behördliche Prüferin beispielsweise. Und doch wünsche ich ihr, daß sie in diesem Haus bleiben wird, in der Nähe ihrer Schwestern, alles andere könnte bald ziemlich anonym werden, was die zwischenmenschliche Wärme der jetzigen Situation für sie vermissen lassen würde.

Ich bin sehr gespannt auf den Tagebuch-Eintrag von Frau Schimmelpfennig!

Keusche Grüße
Keuschling
214. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi.Valentox am 26.05.13 17:51

Hallo Kesuchling

Zitat
Interessant wäre es allerdings, ob diese spezielle Verfahrensweise des Hauses nun sogar amtlich abgesegnet wird...

Ich mag zwar auch Fiction, die sich einen Dreck um Realismus schert, aber diese Geschichte ist bislang noch nicht so weit ab davon ...

Zitat
Gewisse Gefahren wären dabei natürlich gegeben. Ohne eine so gewissenhafte und verantwortungsvolle Seele wie Frau Ritter an der Spitze und in voller Kontrolle könnte es bei Nachahmern durchaus im Fiasko enden.

Du siehst das Problem sehr wohl.

Zitat

Ich bin sehr gespannt auf den Tagebuch-Eintrag von Frau Schimmelpfennig!

Da sollst du auch nicht enttäuscht werden. ...

Mit Dank an deine Kritik
Ambi

215. 61 Artikel Rohfassung: Effektive Aufsicht.

geschrieben von Ambi.Valentox am 26.05.13 18:14

61 Artikel Rohfassung: Effektive Aufsicht

Beamte und Behörden haben einen schlechten Ruf. Meist tun sie auch vieles dafür, diesen zu bestätigen. Aber nicht immer. Es ist darum höchst verwunderlich, wenn diese offensichtlich mustergültig arbeiten. So geschah es in der aktuellen Krise.

Frau Schleiermacher, Abteilungsleiterin im Landesgesundheitsamt, die für die Aufsicht für private Einrichtungen zuständig ist, erklärte es zur Chefsache, als ihr eine haarsträubende Anzeige unter kam. Immerhin, ein ehemaliger Geschäftsführer des Sanatoriums soll sie gemeldet haben. Das kann man ja nicht ignorieren. Also: Frau Schleiermacher prüfte höchst selbst die Vorgänge, und zwar sorgfältig. Meine Rolle darin? Ich war die Sachverständige und Kronzeugin. Sie lesen nun von denkwürdigen Ereignissen aus erster Hand.

Meinen Leserinnen wissen ja bereits, dass es in diesem Sanatorium höchst merkwürdig zugeht. Sie wissen sogar auch, dass ich, die Kämpferin für Frauenrechte, diesen anscheinend antiquiert-restriktiven System positive Seiten abgewinnen konnte, ja, dass ich sogar gerne in diesem Haus als Schwester arbeite, obwohl ich einen Keuschheitsgürtel tragen muss und selbst schon verprügelt wurde. Wer nicht zu meinen treuen Freundinnen gehört, muss mich für völlig durchgeknallt halten. Und das taten offensichtlich die beiden Beamtinnen auch, als sie meine Geschichte hörten. Sie fragten:

„Sind sie sich sicher, dass sie nicht traumatisiert wurden? Oder unterzieht man hier allen, auch Ihnen, eine Gehirnwäsche?“

Ihre Blicke waren so sezierend, als ob man einen Psychiater alter Schule, bzw. seine Karikatur, vor sich hätte.
„Ich kann sie sehr gut verstehen. Genau so hätte auch ich gefragt, wäre ich an ihrer Stelle. Und auch ich habe mich das gefragt.“

„Und?“

„Eine Traumatisierung kann ich ausschließen. Ich habe einige sehr schwierige Erfahrungen in meinem Leben gemacht. Ich war Heimkind, müssen sie wissen, und mehr will ich dazu hier nicht sagen. Ich weiß also, was Traumatisierung ist und wie die sich anfühlt, leider viel zu gut. Das hat hier rein gar nichts damit zu tun.

Gehirnwäsche? Schon eine schwierigere Sache.

Prüfen wir es mal genauer. Bei der Gehirnwäsche meint man, dass der Mensch seine Selbstbestimmung aufgibt, und völlig fremdbestimmt wird. Man tut Dinge, die man nicht will, und verliert die Möglichkeit der kritischen Distanz und des Vetos.
Das trat hier aber nicht ein. Meine Leserinnen wissen, wie sorgfältig ich nach Anzeichen dafür bei den Kolleginnen gesucht habe. Aber aus Selbstbeobachtung weiß ich, dass eine Bejahung des Systems Schwesternschaft mit all ihrer Skurrilität keineswegs jenseits der kritischen Zustimmung liegt.

Alle intervieweten Schwestern blieben, trotz höchst unterschiedlicher Ausgangslage und Persönlichkeit eher außergewöhnlich reflektierte Charaktere, die genau wissen was sie taten. Sie trugen die Tracht und ihren KG zumeist mit einem gewissen Stolz und Demut. Sie gestanden Fehler ein, und waren zumeist keineswegs devot oder masochistisch. Sie waren einfach nur nett. Sie sind fleißig, mitfühlend, treten für ihre Patienten und Schwestern ein. So, wie man es sich einfach nur wünschen kann. So wie ich es von mir und auch von anderen wünsche. Die Schwestern sind das, was sich wohl jeder wünscht: Glücklich! Sie haben ihren Platz im Leben gefunden.

Und die seltsamen Begleitumstände? Who cares?"

Bei einer Bemerkung von Frau Schleiermacher fällt mir die Behrrschung schwer. „Sie sind sich sicher, dass sie investigativ arbeiten, keine Auftragsarbeit?“

„Sie glauben gar nicht, wie sehr ich es hasse, irgend jemanden nach dem Mund schreiben zu müssen. Immer einer vermeintlichen Mehrheit hinterher jagen und diese so einer Quote oder die Meinung des Herausgebers bedienen. Nicht mehr die Wahrheit zählt, sondern das, was man glaubt, gut ankommt. Mir ist das zuwider. Ich beobachte genau, und bilde mir erst dann eine Meinung. Wer meint, dass nur der Skandal und Empörung eine gute Story ausmacht, auf den kann ich verzichten. Ich wollte anfangs tatsächlich einen Enthüllungsbericht schreiben, und fühlte mich wie der Held, dass ich mich höchst selbst diesem Drachenregime stellte. Bis ich feststellte, dass es dem ersten Anschein zum Trotz, eine wirklich gute Sache ist."

Ich bat die Beamtinnen, dass sie doch auch zwei weitere Kolleginnen noch befragen sollten. Ich schlug ihnen Schwester Anna und Schwester Ulla vor. Warum gerade diese? Schwester Anna ist eine ältere Frau, mit langjähriger Berufserfahrung, keine junge Frau. Die gibt eine ganz andere Perspektive.

Und Schwester Ulla? Nun, die ist jemand ganz Besonderes, eher schlicht, und nimmt kein Blatt vor den Mund. Sozusagen das Gegenteil von Diplomatie.

„Aber bitte, sagen sie nicht, dass ich Journalistin bin. Die Schwestern wissen nichts davon, und wären sicher ganz enttäuscht.“

Frau Schleiermacher findet Schwester Ulla. Wäre sie nicht in ihrer adretten Tracht, hätte man sie eher in einem anderen Gewerbe vermutet. Ich stelle sie vor.

„Sind sie von der Presse? So jemand, die hier über unsere tolle Gemeinschaft lustig machen will?“ lispelt Ulla.

Ich: „Nein, Ulla, die sein vom Amt und die zuständige Aufsichtsbehörde. Die können den Laden hier schließen. Das ist viel mehr als die Presse kann.“

Ulla wurde nun etwas sauer. „Ach so, sie wollen uns das Leben hier versauern? Wissen sie, ich war schon in vielen Häusern. Immer musste ich wieder weg, wegen der sexuellen Belästigung. ...“

Irgendwie merkt Ulla was:
„Sie brauchen gar nicht so komisch zu gucken. Nicht ich habe irgend wen sexuell belästigt, dass waren immer die Anderen. Ärzte, Patienten, Pfleger. Nie war man vor denen sicher. Nur weil ich so schöne große Brüste haben meinten die, die könnten mich angrabschen.“

„Und mit einem Keuschheitsgürtel wird alles besser?“ fragte Frau Schleiermacher mit einem spöttischen Unterton.

„Ja, kaum zu glauben. Die Stimmung hier ist irgendwie anders. Da sind die Schwestern Respektspersonen. Und da gibt es so was fast gar nicht. Und wenn, dann lernt der Belästiger gleich, woran er ist. Und dann macht er das nie wieder.“

„Hauen sie dem dann auf die Finger?“

„Das habe ich früher immer gemacht, aber das funktioniert nicht. Die Männer haben dann gesagt: ´Ach wie neckisch´

„Sie hauen ihn natürlich mit einem Stock, oder Elektroschocks.“ Frau Schleiermacher erlaubte sich nun Alberneheiten, aber das merkte Ulla.

„Sie sollten nicht so reden. Denken sie doch nur, wer sie sind!“ und das wirkte auf Frau Schleiermacher, als hätte sie ein Ohrfeige bekommen.

„Sehen sie, so wirkt das auch auf die, die mich angrabschen wollen. Das habe ich hier gelernt. Und bei den ganz hartnäckigen Fällen habe ich Frau Ritter Bescheid gesagt. Und die hat dann mit den Betroffenen ein ernstes Wort geredet. Und dann war Ruhe. Aber das kam nur zwei mal vor.“

„Und warum erzählen sie mir das?“

„In den anderen Häusern hatte ich nie Unterstützung bekommen, sondern wurde nur noch verspottet. Diese Häuser sollten sie lieber dicht machen. Da werden Schwestern als Freiwild gesehen. Aber uns sollten Sie mal schön in Ruhe lassen.“

„Sie tragen doch einen Keuschheitsgürtel?“

„Ja – und?“

„Doch gewiss nicht freiwillig!“

„Eigentlich schon. Ich könnte ja jederzeit kündigen, oder hätte erst gar nicht hier anfangen brauchen. Aber es ist zwar seltsam, aber ich merke, es ist gut für mich.“

„Und verprügelt wurden sie auch schon?“

„Ich habe gebrüllt wie am Spieß. Aber nachher hab ich gemerkt, dass es genau richtig so war. Sie sollten da nichts falsches denken.“

Nach dem Interview machte Frau Schleiermacher ein seltsames Gesicht, als wollte sie sagen: Diese Ulla ist schon ein verrücktes Huhn. Aber sie sagte das selbstverständlich nicht. Aber man sah Frau Schleiermacher an, dass sie sich fragte, was aus Ulla wird, wenn sie das Haus schließen lassen würde.

Bei Anna war es ähnlich und doch ganz anders. Anna war durchweg vernünftig, und weigerte sich, über Sex, Keuschheitsgürtel oder Schläge im Detail einzugehen.

Sie sagte nur lapidar, dass man immer einen Preis bezahlt. Wer etwas kauft, zahlt. Und wer auf den Kauf verzichtet, zahlt mit dem Gefühl des Mangels, dass er das Ersehnte eben nicht hat.

„Ich will ihnen aber eine andere Geschichte erzählen. Wir hatten in der Psych eine schwer gestörte Patientin. Ich kann ihnen weder Namen noch Details sagen. Aber ich versichere ihnen: Wenn sie ein Herz in ihrer Brust haben, dann wären sie bei dieser Geschichte in Tränen ausgebrochen. Keine Therapie schlug an. Die Patientin hatte es sich in ihren Neurosen eher dauerhaft eingerichtet und wollte nicht mehr raus.

Ich will ihnen die Geschichte jetzt nicht in ihrer Breite erzählen. Nur so viel. Sie arbeitet jetzt mit uns als Schwester, und kann eigentlich als geheilt gelten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das irgendwie anders gegangen wäre.

Und wenn sie das sehen, dann nehmen sie jede Merkwürdigkeit gerne in Kauf. Dann wissen Sie, dass man Prioritäten setzen muss.“

Frau Schleiermacher war nach den Treffen sehr nachdenklich geworden. Ich durfte dann beim Abschlussgespräch mit Frau Ritter dabei sein.
Frau Ritter, bekam eine Rüge. Natürlich wurde es nicht für akzeptabel gehalten, dass die Schwestern keinen Zugang zu ihren Genitalien hatten. Das ginge gar nicht. Aber es wäre durchaus akzeptabel, wenn die Schwestern den ganz freiwillig trugen. Dazu mussten sie aber selbst im Besitz ihrer Schlüssel sein. Das wäre das Mindeste. Schwestern, die keinen KG trugen, dürften in keiner Weise benachteiligt sein.

Und Schläge würden gar nicht gehen. Weder öffentlich, noch im stillen Kämmerlein. Auch wenn das Prinzip gelte, wo kein Kläger, da kein Richter, so müsse diese Praxis sofort aufhören. Eigentlich müsse von Amts wegen eine Strafanzeige wegen Körperverletzung erfolgen. Da aber aufgrund der Voruntersuchung und der Zeugenaussagen die Wahrscheinlichkeit einer Verurteilung sehr gering sei, und die positiven Äußerungen gewichtet würden, blieben die Vorkommnisse der Vergangenheit ohne Beachtung. Vorausgesetzt, es kommt nicht mehr vor!

Frau Ritter versicherte, dass eine Strafreform ohnehin auf der Agenda stand, und ich dies mit dem Verweis auf den letzten Schwesternabend bestätigte, ging das Treffen doch noch recht glimpflich zu Ende.
Frau Ritter wirkte dann sehr erleichtert. Sie bat mich dann zu sich.

Ob ich denn nicht dennoch im Hause bleiben wolle. Es gefiele mir doch gut, und ich könnte zusätzlich die Funktion der Öffentlichkeitsarbeit übernehmen. Das wäre zwar nur eine halbe Stelle, aber das wäre doch kein Problem. Da muss ich nun aber nachdenken....
216. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Keuschling am 27.05.13 22:22

Hi Ambi,

puh, alles scheint noch mal gut gegangen zu sein - auch wenn ich Dr. Pohlschmidt doch gewünscht hätte, daß die Aktion Boomerang-mäßig auf ihn zurückfällt. Aber es stehen einschneidende Reformen im Haus jetzt an. Da bin ich allerdings gespannt, wie sie aussehen und umgesetzt werden, um am Ende genauso effektiv zu sein. Ich fürchte, daß die bisher so eingeschworene Gemeinschaft doch etwas an Zusammenhalt verlieren wird. Aber vielleicht hat ja Dr. Gruber eine zündende Idee, wie das unter Berücksichtigung aller behördlichen Anforderungen doch verhindert werden kann, eventuell ja in seinem Institut, das ja einige interessante Abteilungen umfasst.

Wenn Frau Ritter sich derart bewährt, könnte die kommisarische Geschäftsführung doch in eine dauerhafte umgewandelt werden. Dann würde doch für Frau Schimmelpfennig auch eine andere Perspektive frei, nämlich die Pflegeleitung unter Anleitung von Frau Ritter. Daß Frau Ritter sie mag, steht für mich außer Frage - sie drängt sie ja regelrecht, dort zu bleiben.

Zwar ist Deine Geschichte hier im Bereich "Geschichten über Damen" abgelegt, aber ich frage mich gerade, was eigentlich mit dem männlichen Pflegepersonal ist. In Zeiten des allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (fürchterlicher Begriff, ich weiß) darf es Männern gar nicht unmöglich sein, hier auch eine Stelle finden zu können - auch ganz unabhängig von ihrer sexuellen Ausrichtung... Das wäre für das Haus sicher eine Herausforderung - aber ich will nicht in Deine Geschichte eingreifen, das sind nur so spontane Gedanken meinerseits.

Und jetzt bin ich erst mal gespannt darauf, wie es mit Jonas und Agathe weitergeht, nachdem diese Krise geklärt wurde.

Keusche Grüße
Keuschling
217. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Ambi.Valentox am 09.06.13 16:46

Hallo Keuschling

Zitat
Aber vielleicht hat ja Dr. Gruber eine zündende Idee, wie das unter Berücksichtigung aller behördlichen Anforderungen doch verhindert werden kann, eventuell ja in seinem Institut, das ja einige interessante Abteilungen umfasst.

Sicher möglich. Ich habe nur noch nicht den Dreh raus, wie das am elegantesten geht ... ich habe die Geschichte noch nicht weiter geschrieben ...

Zitat

Wenn Frau Ritter sich derart bewährt, könnte die kommisarische Geschäftsführung doch in eine dauerhafte umgewandelt werden. Dann würde doch für Frau Schimmelpfennig auch eine andere Perspektive frei, nämlich die Pflegeleitung unter Anleitung von Frau Ritter. Daß Frau Ritter sie mag, steht für mich außer Frage - sie drängt sie ja regelrecht, dort zu bleiben.

Ich glaube nicht, das Schwester Gerlinde der Sinn nach einer derartigen Karriere steht. Aber man weiß ja nie, was in anderen Menschen so vor sich geht.

Zitat

Zwar ist Deine Geschichte hier im Bereich \"Geschichten über Damen\" abgelegt, aber ich frage mich gerade, was eigentlich mit dem männlichen Pflegepersonal ist. In Zeiten des allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (fürchterlicher Begriff, ich weiß) darf es Männern gar nicht unmöglich sein, hier auch eine Stelle finden zu können - auch ganz unabhängig von ihrer sexuellen Ausrichtung... Das wäre für das Haus sicher eine Herausforderung - aber ich will nicht in Deine Geschichte eingreifen, das sind nur so spontane Gedanken meinerseits.

Also Pfleger gibt es im wirklichen Leben schon, aber das passt dann mit der Tracht, die hier getragen wird, nicht. Da müsste es schon einen sehr femininen Transvestiten oder Transsexuellen geben, denn die Schwestern würden das bestimmt ein wenig zu heftig finden, wenn sie das wüssten ... also ein perfektes Spiel a la Tootsie?

Zitat
Und jetzt bin ich erst mal gespannt darauf, wie es mit Jonas und Agathe weitergeht, nachdem diese Krise geklärt wurde.

Das kommt gleich ... und diesmal ein wenig heftiger ...

Grüße
Ambi
218. RE: 62 The Show must go on

geschrieben von Ambi.Valentox am 09.06.13 17:13

62 The Show must go on

Jonas bedauerte, dass sich das Treffen so schnell aufgelöst hatte. Der leidenschaftliche Abschiedskuss, und ihre gehauchte Versicherung, dass sie auf gleicher Wellenlänge sendeten und empfingen war für ihn so was wie ein Verlobung. Er hoffte inständig, dass Agathe das auch so sah. Der Rückweg dauerte etwas länger. Er kroch sozusagen über die Autobahn, kaum schneller als ein LKW. Denn im Gedanken war er noch ganz bei seiner Agathe, ihrer so sanften, zarten Haut, ihrem straffen Körper, begehrlicher als alles andere auf der Welt.

Die Szene wollt er auch gar nicht vergessen. Ihre Hand auf seinem Oberschenkel, Ihre nahe Präsenz spürbar, und dann die gedemütigte Phantasie-Agathe in dem Fesselkeid, sich erzwungener Weise sich immer räkelnd, das Latex über ihre verschwitzte Haut gleitend. Und sie, die wirkliche Agathe, erlebte das alles mit, war an der Geschichte doppelt beteiligt, als virtuelle Aktrice wider Willen und als genießende Zuhörerin. Über Kilometer um Kilometer genügte ihm die Vorstellung, wie sie sich räkelte, auf der Bühne. Er versuchte das mit seiner Erinnerung an jeden Quadratzentimeter ihrer Haut, wie das glatte Latex drüber glitt, wie sie erschauerte, wie sie Gänsehaut bekam.

Aber als Geschichte natürlich unzulänglich. Auch wenn er noch bessere Worte fände, jedem, auch Agathe, würde es langweilig werden. Im Gedanken schrieb er die Geschichte weiter:

Zitat
„Ach Agathe, wir wollen, das du immer in Bewegung bleibst, denn das wird dich richtig geil machen und dir die Entscheidung zur Kooperation erleichtern. Und wenn nicht, kann ich die Elektroden in deinem Anzug jederzeit aktivieren.“

Was Agathe ahnte, war völlig korrekt: Die Kameras zeigten einen ständig veränderten Blickwinkel auf die sich windende Kreatur. Das Latex war so klar wie möglich, das Agathes Körper hie und dort unter dem Latex immer wieder erkennbar wurde. Welch ein Anblick. Nach einigen Minuten die nur von lasziver Hintergrundmusik begleitet war, meldete sich der Entertainer wider zu Wort.

„Wir denken laut mit, was in diesem schönen Kopf vor sich geht. Es sind zwei widerstrebende Gedanken. Der Eine dreht sich nur um den Körper und seine Gefühle, Agathe spürt das Latex, immer mehr nehmen die Gefühle sie gefangen, wollen sie davon tragen. Die Sensation des glatten Materials .., es nimmt sie mehr und mehr gefangen und beansprucht ihre ganze Aufmerksamkeit.

Der andere Gedanke kreist um ihre aktuelle Situation, und was sie damit anfangen kann. Sie ist völlig hilflos. Sie kann sich nicht befreien. Sehr viele Menschen sehen ihr zu und werden selbst vom Zuschauen ganz geil. Sie ist ein Sexobjekt - ein unfreiwilliges. Es ist so demütigend. Sie kann sich nicht entziehen, sie kann sich nicht einfach tot stellen, denn es drohen empfindliche Schocks. Sie muss immer weiter machen.

Oder doch nicht? Sollte sie es nicht darauf ankommen lassen? Sollen ihre Herren doch ihr den Schmerz bereiten, sie bliebt dann rein. Denn der Körper ist schwach, aber der Geist regiert.
Sehen sie nur, sie bleibt ganz still liegen. Sie erwartet einen schmerzhaften Elekroschock. Sie weiß wie er sich anfühlt. Er war am ganzen Körper. Der reine Schmerz. Aber nun ist es die Erwartungshaltung, sie wartet auf den Schmerz. Er kommt unabänderlich … sie weiß es. Und nun merkt sie, wie allein die Angst vor dem Schmerz immer größer wird. Und das stimuliert ihre Libido. Sie wird feucht, trotz oder wegen der Angst vor dem Schmerz. Jetzt fragt sie sich: Bin ich doch maso?

Denn sie spürt ihre Erwartung des Schmerzes und ihre Erregung. Ihr Körper verrät sie, sie wollte doch so sauber sein, im Recht bleiben. Die Anderen, die ihr das antun, das sind die Bösen. Sie will keine Erregung. Sie will keinen Schmerz, bloß, um fremde Leute damit aufzugeilen. Aber was tut sie denn da? Sie liegt da, und provoziert ihre Herren, dass sie ihr weh tun. Und davon wird sie feucht. Mist. Sie kommt da nicht raus.

Sie fängt an, sich wieder zu bewegen ….“ Aber in Wirklichkeit liegt sie noch still da. Jetzt zuckt sie von elektrischen Schlägen geschüttelt.

„Tja Agathe … das war Stufe 2, zu der du mich da getrieben hattest. Wir wollen eigentlich keine elektrisch zuckende Leiber sehen. Auch wenn dich das noch so sehr anmacht. Wir lieben lieber laszive Bewegungen. Ich weiß, das war jetzt hart, aber du wolltest es ja so.

Langsam bewegte sich Agathe wieder. Es war frustrierend. Sie konnte sich nicht wehren. Sie musste den Regieanweisungen folgen. Mit einem gewissen Fatalismus fügte sie sich. Und wieder baute ihr Körper ein heißes erotisches Verlangen auf. Da nutzte es wenig, wenn sie sich verzweifelt sagen wollte, denk an was Anderes! Diese Schweine sollen nicht triumphieren.

Und wieder dieser infame Sprecher: „Ja, sehr verehrtes Publikum, sehen sie genau hin. Sie will es nicht, und versucht, nur mechanische Bewegungen zu machen. Aber sehen sie nur, wie erregt sie dabei wird.

Dennoch Zeit für etwas Abwechslung: Manche Zuschauer sind sicher skeptisch, ob unsere reizende Agathe tatsächlich noch Jungfrau sein kann.

Bevor wir den Beweis antreten wird meine Assistentin Sandrine unsere Agathe demaskieren. Sie wollen die wunderschönen Augen doch sehen, und die wunderschönen Augen wollen etwas von der Show sehen. Und sie haben auch allen Grund dazu: Denn Agathe wird einiges über ihren Körper erfahren, was sie noch nie gesehen hat. Es wäre doch unhöflich wenn Sie, werte Zuschauer, mehr über Agathe wüssten als Agathe selbst.

Sandrine trug ein kleines Köfferchen mit sich. Sie stellte es ab, bevor sie Agathe vorsichtig aufrichtete. Zuerst streichelte sie Agathe ganz sanft über die Wangen. Agathe kniete im Licht, noch immer geknebelt und mit verbundenen Augen, in dem Latex-Fesselkleid. Sie war sexuell erregt. Aber Agathe blieb ganz ruhig. Langsam nahm Sandrine die Augenbinde ab. Agathe sah Sandrine ganz ruhig in Sandrines Augen es war klar. Agathe würde kooperieren.

Sandrine nahm ihr den Knebel ab. Die Kameras fingen die natürliche Schönheit ein, auch wenn ihre Haare klebten und ihr Gesicht ganz verschwitzt waren. Bei jeder anderen hätte man gesagt, sie sähe furchtbar aus. Nicht so Agathe, nichts konnte ihre Schönheit berühren. Aber man konnte dies noch besser betonen. Sandrine holte aus dem Köfferchen eine Flasche mit Wasser und sprüht Wasser auf ihre Haare. Mit einem ziemlich nassem Tuch . Sie wäscht ihren Kopf. Die Kameras nehmen alles minutiös auf. Nun das flauschige, trockene Tuch, ein Haarföhn stylten ihre Haare. Nun ein leichtes Make-up. Agathe wirkte absolut betörend. Die Lippen leicht geöffnet, ihre Erregung anzeigend.
Sandrine umarmte sie. Auf den Bildwänden sah man einen Film.

Die betäubte Agnes wurde auf den Untersuchungstisch gelegt. Mit elektrischen Scheren wurden ihr die Kleider vom Leib geschnitten. Ihr nackter Körper lag da, entspannt, bewusstlos. Die Kameras nahmen ihn aus allen Winkeln auf.
Ihre Beine wurden sanft gespreizt. Sandrine erschien in einem weiß glänzenden Latex Kittel. Sie führte ein Spekulum in Agathes Scheide ein. Die Kameras in Großaufnahme. Sie drangen in sie ein. Lampen leuchteten ihren Scheidenkanal aus. Zentimeter um Zentimeter wurde Agathes Hymen inspiziert.

Nun hörte man den Kommentar des Moderators: „Sehen sie meine Damen und Herren: Keine Narbe, keine Naht. Das ist alles Original. Das ist die Blume, die gepflückt werden will.“

Agathe kniete und lag Sandrine in den Armen, Sie betrachtete die Reise in das Innere ihres Körpers. Zugleich distanziert und doch völlig neugierig. Sie gestattete sie keine Gedanken an Konventionen, keine Gedanken an die Zuschauer. Das würde nichts verbessern. Widerstand war sinnlos. Sie genoss einfach die Zärtlichkeit Sandrines.

Und Sandrine tat alles, dass sie sich nicht als das gedemütigte Opfer fühlte, dass sie eigentlich war. Ihre Hände glitten über Agathes Körper, nur das glatte Latex dazwischen. Agathe ließ es geschehen, und genoss.

Nach einer kleinen Ewigkeit war die Stimme des Moderators wieder zu hören. „Täuschen sie sich nicht, meine Damen und Herren. Agathe ist nicht gebrochen. Auch wenn sie ihre Kooperation nicht nur vorgespielt hat, so ist sie doch bereit, jederzeit ihren eigenen süßen kleinen Kopf durchzusetzen, wenn man sie nur ließe.“

Der Showmaster fragte sie: „Bist du nun so weit, mitzuspielen und die werte Audienz zu entzücken. Denk daran, der Cheque wartet auf dich, und auch dein Auftritt ... und das Publikum wartet auf deinen Knicks, mit dem du alle danach bezaubern wirst.\"

Agathe nickte. Ihr war klar, dass sie keine Chance hat, da ungeschoren heraus zu kommen. Eine Anzeige und Strafverfolgung wäre wohl ohnehin kaum möglich und würde nichts bringen. Da gab es wohl nichts, was sie dagegen machen könnte. Wenn sie sich  aber ganz ihren angeheizten Gefühlen hingab, und denen die öffentliche Defloration liefern würde, dann war zumindest gutes Geld zu machen. Gerade, wenn diese Leute nichts von ihr zu befürchten hatten, würden sie sie danach sicher gehen lassen.

Sandrine befreite sie aus dem Fesselkleid. Unter der gespannten Aufmerksamkeit der Zuschauer und Kameras trat sie nach vorne. Sie sah in den blendenden Scheinwerfern niemanden. Aber ein Raunen ging durch die Menge. Ganz offensichtlich war Agathe kein Showgirl, aber sie verströmte eine natürliche Anmut. Die leichten Andeutungen einer Koketterie an das unsichtbare Publikum wirkte eher schüchtern.


An dieser Stelle stockte er. Seine ursprüngliche Idee war ja, eine böse Geschichte zu schreiben. Nun aber hatte er doch Skrupel bekommen. Zwar hatte Agathe ihn ja herausgefordert. Eigentlich wollte er schreiben:

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Ihre Scheide war ganz feucht, mehr noch als das Kondom, welche über den Dildo auf der Stange übergestülpt war. Sie gab sich einen Ruck, da musste sie nun durch. Sie stellte sich über die emporgereckte Stange und führte ihre Schamlippen über den Dildo. Sie ahnte mehr, als dass sie sah, dass Großaufnahmen davon auf den Bildwänden hinter ihr erschienen. Aber das schob sie zur Seite. Kein Publikum, keine Scheinwerfer, kein anderer Gedanke, nur das Gefühl, die Erregung, die Konzentration ... Es war ihre Entjungferung, und die wollte sie auch für sich genießen. Ob Öffentlichkeit oder nicht, war zweitrangig.

Sie senkte sich langsam auf dem Stab und spürte, wie der Dildo immer tiefer in sie glitt. Sie spürte den Widerstand an ihrem Hymen. Jetzt kurz und kräftig, damit der Schmerz schnell vorüber geht.

Als es dann getan war, lief ein dünnes Rinnsal Blut die Stange herab. Applaus brandete auf, donnernder Applaus. Das brachte sie wieder auf die Bühne zurück. Aber sie sah wegen der blendenden Scheinwerfer immer noch nichts. Sie dachte an das Publikum, an das Geld, an die gute Mine zum bösen Spiel. Was wurde von ihr erwartet?

Sie löste sich von der Stange und trat einen Schritt vor, Sie machte einen ganz niedlichen Knicks vor dem Publikum in ihrer nackten Pracht.

Der Showmaster wedelte mit einem Stück Papier. „Sandrine, der Cheque!“ Sandrine nahm ihn und brachte ihn Agathe. Sie las ´Ungültig! - Sklaven haben kein Eigentum!´

Agathe wurde nun schwindelig. Tränen schossen ihr in die Augen. Aber auch an ihrem Elend wollte sich das Publikum weiden. Der Showmaster: ´Und damit ist die Nutte zur allgemeinen Benutzung freigeben.´
Ohnmacht übermannte sie.


Nein, das ging gar nicht. Immerhin war es doch Agathe. Seine Agathe. Die kann man auch nicht in der Phantasie so behandeln. Er war selbst ganz verstört. Das konnte er ihr gar nicht antun.
Romantik und Kitsch, Heldensaga und Märchen, nichts schreckte Jonas, um aus der Geschichte doch noch ein Happy End zu machen. Dazu musste er noch einmal zurückspulen, wo sich die Wege kreuzten.

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Plötzlich wurde es Unruhig im Studio. Laute Stimmen, Geräusche wie bei einem Kampf. Dann trat eilenden Schrittes ein Mann auf Sie zu. Sie kannte diesen Mann, es war Jonas. Eine Welle der Erleichterung durchflutete sie. Schon hatte er sie erreicht und umarmte die zur Schau gestellte entblößte Agathe. Sie schmolz in seinen Armen regelrecht dahin, genau wie die Heldinnen der Liebesromane, die sie früher so leidenschaftlich verschlang.

Jonas zog seinen Trenchcoat aus und hüllte Agathe damit ein. Er trat vor und sprach mit lauter Stimme. „Sehr verehrtes Publikum: Agathe seht ihnen nicht mehr zu Verfügung. Meine Verlobte gehört mir, und die Früchte ihre Jungfernschaft werde ich in der Hochzeitsnacht pflücken. Und dazu sind sie nicht eingeladen.“

Jonas umarmte Agathe und geleitete sie von der Bühne. Keiner wagte es, sie daran zu hindern. Irgendwie waren es große Gefühle, und die entschädigten für den entgangenen Spaß der vollzogenen Defloration.
219. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Keuschling am 11.06.13 22:20

Hi Ambi,

tja, nun hat Jonas tatsächlich ein Problem: Welches Ende würde seine Agathe wohl bevorzugen? Da müßte er eigentlich tiefere Einblicke in sie haben, um das zu wissen. Er will sie nicht verschrecken, will nicht, daß sie sich von ihm abwendet - aber genau das scheint seine eigene Falle werden zu können.

Auch wenn die erste Option sicher heftig ist: Es ist das, was er eigentlich schreiben wollte. Damit hätte er ihr offen und ehrlich seine wahre Phantasiewelt offenbart - was auch immer sie dann damit anfängt. Dabei hätte er immer noch jederzeit erklären können, daß es sich nur um eine Geschichte handelt, die er nie zur Realität werden lassen wollte, da die reale Agathe ihm einfach viel zu wertvoll wäre. In der zweiten Option vermischt er diesen Fakt mit der Geschichte - und macht sie aus meiner Sicht ziemlich lahm dadurch. Ob Agathe das als Ende gefällt, würde ich sogar bezweifeln. Sicher wünscht sie sich ihren Jonas als ihren edlen, weißen Ritter - aber eben in der Realität, nicht unbedingt in einer Geschichte. Obwohl er durch dieses Ende andere Dinge über sich offenbart, seine wahren Gefühle, so bleibt er dennoch unehrlich, da er seine innere Phantasiewelt und deren Abgründe aus einer gewissen Angst heraus nicht offenbaren will.

Ein möglicher Ausweg aus diesem Dilemma wäre vielleicht, ihr beide Enden zu präsentieren, mit einer kurzen Erläuterung, wie er dazu kam, es einmal so und einmal so zu schreiben. So hätte er Agathe beides erklärt - und sie sicher ihren Spaß, aber auch eine romantische Liebeserklärung.

Ich bin gespannt darauf, wie Du das weiterführen wirst.

Keusche Grüße
Keuschling

PS.: Nimm meinen Gedanken mit den Pflegern nicht zu ernst - das war wirklich nur ein sehr spontaner Gedanke. Und wenn er eben nicht zu Deiner Geschichte passt, ist das eben so, damit kann ich sehr gut leben - und verstehe es sogar sehr gut!
220. RE: Die gute Schwester

geschrieben von Muwatalis am 05.02.16 04:58

Absolut fantastisch!


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