Hallo!
Vorweg: Ich hatte nie einen Neosteel, aber mal einen My-Steel ... bis er weiterverkauft wurde.
Sport: Joggen geht eigentlich besser als schnelles Gehen, denn beim Gehen werden die Beine über einen großen Winkel bewegt, während die Schrittlänge beim Joggen durch kleine Sprünge zustandekommt. Folglich reibt es im Schritt weniger, weil die ausholenden Bewegungen des Oberschenkels fehlen. Problem ist, dass das Gewicht dem KG dank Trägheit ein Eigenleben verleihen kann. Stell Dir Joggen mit 2 Liter Wasser im Rucksack vor. Je enger der KG am Körper anliegt und eine starre Einheit mit dem Becken bildet, desto wenig Probleme verursacht das (um im Bild zu bleiben 2 Liter Wasser im Magen).
Radfahren: Da musst Du schon überaus maso sein. Die meisten KG sind für den Alltag durchaus tragbar mit kleinen Abstrichen im Komfort. Also Stehen, Liegen im Bett oder auf dem Sofa und Sitzen auf Stühlen / Sesseln. Wer sich z.B. auf eine Tischkante setzt / anlehnt, kann sich die Haut einzwicken, weil die fast gestreckten Oberschenkel den Po nicht straff ziehen; wer auf rauhem Beton sitzt riskiert Löcher in der Hose und wer auf Holz sitzt, hinterlässt verräterische Druckstellen. Sportarten, die einen besonderen Sattel erfordern würde ich von vornherein nicht versuchen: Fahrrad, Motorrad, Reiten, Rudern, Foltergeräte in der Muckibude.
Silikon: Ich finde, dass es unangenehm auf der Haut klebt. Edelstahl pur wäre mir lieber. Wenn sich der KG bei Bewegung von allein von der Haut löst, pumpt das immer mal wieder einen Schwall Luft durch und lässt die Haut wenigstens etwas trocknen. Unter Silikon kommt das viel seltener vor.
Früher wurde dickeres Neopren verklebt, vermutlich, weil die zusätzliche Polsterung kleine Unzulänglichkeiten in der Maßanfertigung kaschieren konnte. Das Silikon beim My-Steel ist jedoch so dünn, dass es kein Polster darstellt. Es hatte einzig den Zweck, die arg scharfen Metallkanten abzurunden. Als Gegenentwurf kann man die nach außen gewölbten Kanten des Latowski nennen. Die schneiden dann selbst ohne Silikon nicht ein. Allerdings ist die dreidimensionale Form erheblich aufwändiger herzustellen als Flachband-Stahl von der großen Rolle abzuschneiden.
Was ich bei beiden Herstellern ähnlich kritisch sehe: Mir fehlt die Aufnahme für die Hoden, wie ich sie von Reinholds und Latowski gewohnt bin. Ich halte das für einen inhärenten Designfehler bei allen Gürteln nach klassischem Florentiner-Style, der seit den Anfängen von vielen Herstellern kopiert wurde: Tollyboy, Walter Jones, Access Denied, Neosteel und zuletzt von My-Steel. Meine persönliche Mutmaßung ist, dass der Erfolg des Modells weniger auf den Trageeigenschaften, als vielmehr auf der industriellen Herstellung und Verarbeitung von Flachbandstahl als Meterware beruht. Die geraden Linien und scharfen Kanten passen so gar nicht zu den erotisch-organischen Formen des menschlichen Körpers.
Taille- oder Hüft-Band: das lässt sich am besten beim Hersteller spontan vor Ort entscheiden. Bei My-Steel darf man verschiedenen Modelle anprobieren. Je nach Körperbau eignet sich das eine oder andere besser. Zu beachten: Je höher der Gürtel, desto eher stößt er gegen die unteren Rippen was automatisch zu einer bedacht aufrechten Haltung führen soll. Außerdem muss der KG sehr viel enger anliegen, um durch Einschnüren der Weichteile den gleichen Halt zu bekommen. Den Trend zum Hüftband halte ich für eine ergonomische Weiterentwicklung als Zugeständnis an die Anatomie, weg vom Flachbandstahl zum immerhin in 2D gelaserten Blech näher an den Knochen des Beckens ran. Das gibt einerseits viel mehr Stabilität und räumt andererseits einen gewissen Freiraum für den Bauchraum ein. Vermutlich wurde es früher nicht so gemacht, weil es ohne ausgestellte Kanten zu bösen Druckstellen kam. Andererseits können die Einschränkungen im Bauchumfang aber auch gewollt sein (Stichworte Korsett und Wespentaille).
Im hinteren Bereich hatte ich nie etwas anderes als ein festes Band mit Loch um den Anus. Ketten über den Pobacken finde ich blöd, weil sie die Haare einzeln ausrupfen und Stahlseile oder Strings in der Ritze kann ich mir beim Toilettengang nicht wirklich vorstellen. Außerdem halte ich Ketten und Strings für ein Sicherheitsrisiko, die das Abheben der Penisröhre vorn begünstigen, weil sie sich gerade nicht auf einem Knochen abstützen: auf dem Steiß- (Reinholds, anfangs gewöhnungsbedürftig mit längerer Eintragezeit) oder dem Sitzbein (Latowski: von Tag 0 sehr angenehm). Die Pobacken selbst sind einfach zu flexibel. Aber beim Thema Sicherheit spielt ja immer auch die Einstellung rein, ob und in wie weit der Träger den KG überhaupt auf die Probe stellen will. Auf die Gefahr, mich zu wiederholen: Ketten und Stahlseile halte ich wiederum für eine billige Notlösung, weil man den Körper einfach nicht an die Maschinen-freundlichen rechten Winkel anpassen konnte ... also gibt mehr es Meterware, diesmal von der anderen Rolle.
Elektronisches Schloss: In der Fantasie ein absolut hinreißender Gedanke. Am besten mit Fingerabdrucksensor und Fernsteuerung übers Internet ... Aber so weit ist die Technik noch nicht. Zwar sind die Komponenten inzwischen zu erschwinglichen Preisen verfügbar. Aber es fehlt an der geeigneten Langzeit-tauglichen Stromversorgung, an der Wasserbeständigkeit für so einen harten Extremeinsatz, an Miniaturisierung und an der Integration zu einem Gesamtkonzept \"Schloss\". Ich wäre ja schon froh, wenn die Hersteller vernünftige mechanische Sicherheits-Profilzylinder im Angebot hätten, anstatt immer nur die Kofferklasse Schlösschen von den Kinderspardosen zu verbauen. Leider wirkt das alles eher wie nachträglich aufgeklebte Fremdkörper. Man stelle sich nur mal eine Überfalle mit Vorhängeschloss an der Tür eines Sportwagen vor. Da könnte man ebenso gut ein Fahrradschloss durch die Alufelgen ziehen. Immerhin gibt es einige Ausnahmen, allen voran Goethals, die Schluss machen mit dem Gepuzzel von Unterlegscheiben, Bolzen und anderen fisseligen Kleinteilen. Das färbt hoffentlich auf die anderen Hersteller ab.
LG
private_lock
@masophilus Verwarnung |