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eröffnet von Ansichtssache am 11.03.14 03:52
letzter Beitrag von Ansichtssache am 11.03.14 03:52
1. Ansichtssache: Schmerz
geschrieben von Ansichtssache am 11.03.14 03:52
Ansichtssache: Schmerz
Langsam, Tropfen für Tropfen löste sich das Wachs von der brennenden Kerze. Wie in Zeitlupe findet der erste Tropfen seinen Weg, begleitet von der Anziehungskraft, auf das rosige Fleisch.
Bruchteile der Zeit verschwimmen. Der Schmerz setzt ein, bahnt sich den Weg in jede Faser und lässt nach. Die Zeit läuft weiter, schreitet voran, setzt wieder aus, als der nächste Tropfen fällt.
Wie ein Blitz schlägt das Gefühl ein, spitz, heiß und kurz.
Das weiße Wachs benetzt langsam, Stück für Stück, in ewiger Dauer, den offenen Schritt. Sie kann nichts verbergen, nichts verstecken, einfach nichts schützen. Erbarmungslos sucht das Wachs die Haut, setzt sich fest, bringt die Wirkung mit.
Sie hält still. rührt sich nicht, lässt sich vom dem wiederkehrenden Schmerz fort tragen. In eine Welt, die nur ihr gehört, die ihrer Lust zu Grunde liegt, die sie genießt. Brennend und dennoch mit Sehnsucht erfüllt.
Das Ziel ändert sich, nicht mehr der zarte Kitzler ist das Objekt. Es geht tiefer, tiefer in sie. Es schmerzt anders, gewaltiger, sie hält still. Tropfen für Tropfen findet nun den Weg in ihr Innerstes. Nur ein Stöhnen durchbricht die Stille, sie bleibt es.
Die Beine hält sie offen, ohne Zutun, ohne Fesselung. Es ist ihr freiwilliger unfreiwilliger Wille. Die Sehnsucht treibt an, sie an, ihr Erleben, ihre Sucht. Donnernd trifft sie jede Wachsperle aufs Neue. In ihr eine Scheide ist nur noch Schmerz. Nur noch?
Die Gefühle, die fremden und eigene, lassen sie abtauchen in ihre Lust, sie ist erregt, deutlich spürbar. Im Rausch der Sinne, berauscht vom Schmerz, der noch immer beständig begleitet.
Ein Schrei durchbricht die Harmonie, erschreckt sie selbst. Der Schmerz wandert, wandert zum Anus, zu der empfindlichen Haut.
Sie bleibt still.
Bleibt unverändert.
Erlebt und fühlt.
Sie bleibt still.
Beißend erlebt sie den Regen aus Wachs. Er trägt sie weiter weg, weiter als bisher bekannt, bisher erlebt. Sie verschwindet in ihr eigenes Ich.
Das Wachs versiegt, neue Dimensionen eröffnen sich, ein Hieb trifft sie, wo eben das Spiel begann. Schneidend in ihr Fleisch, brennend in der Nachwirkung. Er klingt nicht ab, verdoppelt sich Schlag um Schlag.
Sie bleibt still.
Die eigene Hitze verbrennt sie, lässt sie nicht los. Sanfte Tränen finden sich in ihren Augen wieder. Schwer atmend begreift sie sich selbst. Sehnt sich nach mehr. Sie empfängt jeden neuen Treffer mit Hingabe, gibt ihn nicht her, lässt ihn in ihre Seele strömen. Ein zufriedener Ausdruck umspielt das feuchte Gesicht. Sie hat die Erfüllung gefunden, das Gefühl der Freiheit paarte sich zu ihrem Höhepunkt.
Sie wird wieder still.
In Tränen aufgelöst lachte sie dennoch. Der Ausdruck in den nassen Augen sprach Bände, sprach von ihr, ihrem Moment.