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Thema:
eröffnet von gag_coll am 11.03.14 04:54
letzter Beitrag von MartinII am 04.04.22 09:49

1. Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von gag_coll am 11.03.14 04:54

Die Idee einer Schule beziehungsweise eines Internats, in dem Bondage unterrichtet wird, hat mich schon immer fasziniert. Mit »Vinctae in Monasterio Antiquo« möchte ich über so eine Schule berichten, in der sechszehn junge Damen auf ihr zukünftiges "Leben in Fesseln" vorbereitet werden.

Dabei soll über diese Ausbildung nicht als abgeschlossene Geschichte berichtet werden, sondern es werden immer mal wieder einzelne Ereignisse aus dem Ablauf der Ausbildung geschildert. Im Prinzip so wie eine Serie im Fernsehen. Und genauso wie im Fernsehen gibt es auch hier eine Art Pilot-Film, in dem die Heldinnen und die Örtlichkeiten vorgestellt werden. Die ersten drei Kapitel schildern die Anreise der Schülerinnen und der Lehrerinnen, Kapitel Vier beschreibt den ersten Unterrichtstag.

Im ersten Kapitel zeigt die Direktorin den Lehrerinnen einige Karten und führt sie durch das Klosterareal sowie den Ort. Um dies leichter nachvollziehen zu können, stehen diese Karten hier http://www.knebelreich.de/demo/ViMA/index.html zur Einsicht bereit.
2. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo Kapitel 1 - Ankunft im Kloster

geschrieben von gag_coll am 11.03.14 04:58

Vinctae in Monasterio Antiquo
Kapitel 1 - Ankunft im Kloster
Autor: Karl Kollar

Jedes Mal, wenn Karin Michels in der jüngeren Zeit auf der Fahrt zu einer neuen Stelle als Lehrerin war, gingen ihr die gleichen Gedanken an die Vergangenheit durch den Kopf. Voller Zorn musste sie an die Frau denken, der sie den ganzen Ärger zu verdanken hatte und die ihr auch ihre Tochter weggenommen hatte. Sehr deutlich sah sie die Schlagzeile von damals vor sich: »Minderjährige Tochter als Sklavin verkauft«. Die Presse hatte es sehr aufgebauscht und natürlich war an diesem Satz kein Wort war. Aber mit so einem plakativen Satz ließ sich eben die Auflage steigern.

Sie seufzte. Ihre Tochter war damals gerade mal seit zwei Monaten 18 Jahre alt und hatte sich sehr von ihrer Mutter abgekapselt. Karin wusste nur, dass sie oft bei dieser Frau war, die vom Alter her eigentlich auch ihre Mutter hätte sein können. Natürlich hatte sie ihre Tochter zur Rede gestellt, doch diese schaltete nur auf stur. Karin hatte sich mit ihrer Tochter total zerstritten wegen der Frau.

Es war für Karin eine große Enttäuschung, ihre Tochter sozusagen an eine fast gleichaltrige Frau zu verlieren. Sie wusste damals weder, was ihre Tochter bei der Frau machte, noch dass sie in diese Frau verliebt war und sich von ihr fesseln ließ. Sie wusste auch nicht, wie die Presse zu diesem Foto gekommen war. Es zeigte ihre Tochter, wie sie sich an ihre Geliebte ausgeliefert hatte. Die Presse hatte dazu eine Schauergeschichte erfunden, die Karin letztendlich ihre Anstellung an der Schule kostete. Immer wieder kam Karin der Ärger hoch und sie sah sich wieder beim Direktor sitzen. Sie müsse doch Verständnis haben, dass sie keinen Kontakt mehr zu den Kindern habe dürfe. Karin hatte damals nur noch weinen können.

Das Ortschild ´Goldersbach´ riss sie etwas aus ihren Gedanken, denn sie hatte den kleinen Ort gefunden, in dem sie hoffte wieder eine Anstellung zu bekommen, diesmal vielleicht eine etwas längere. ´Am Kloster 1´ war als Adresse angegeben. Da der Ort auf der Karte nur sehr klein eingezeichnet war, hoffte Karin, schnell die angegebene Adresse zu finden. Zumal so ein Kloster-Gebäude sicher auffallen würde. Sie blickte auf die Uhr. Eine halbe Stunde hatte sie noch, um die Schule zu finden.

In den letzten Jahren hatte sie immer nur befristete Angebote bekommen. Ob es diesmal wohl etwas längeres sein würde? Sie hoffte, dass es vielleicht ihre letzte Stelle sein könnte.

* * *

Catherina von Taubach, die Direktorin der Schule, saß in ihrem Büro im Abthaus und blickte auf die Uhr. Bald würden die ersten beiden Betreuerinnen eintreffen. Sie warf noch einmal einen Blick auf die Bewerbungen von Karin Michels und Andrea Falk. Beide Frauen hatten den einen oder anderen Punkt in ihrem Lebenslauf, der sie für diese besondere Aufgabe geeignet schienen ließ. Doch diese Entscheidung lag nicht bei ihr. Herzog Karl von Kollstein hatte fast alle Entscheidungen für diesen Lehrgang allein getroffen.

Sie sah aus dem Fenster auf den Klosterhof und fragte sich, ob die Handwerker die Unterkünfte für die Betreuerinnen vielleicht doch schon fertig hatten. Für alle Fälle hatte sie aber in dem kleinen Gasthof des Ortes einige Zimmer reserviert. Sie beschloss, noch einmal kurz bei den Arbeitern vorbei zu sehen. Dazu nahm sie sich das Schlüsselbund aus dem Schreibtisch und verließ ihr Büro. Sie trat vor die Tür des Abthauses und ging zur Klosterpforte.

Sie blickte sich noch einmal um. Es hatte sich viel verändert, seit der Herzog sie mit dieser neuen Aufgabe zusätzlich betraut hatte. Die Handwerker waren beauftragt, die Räumlichkeiten des Klosters, die das Militär früher genutzt hatte, wieder in einen guten Zustand zu bringen. Der bisherige Schulbetrieb hatte für diese Räume keinen Bedarf, deswegen standen sie leer und waren bis vor kurzem noch in dem Zustand, in dem das Militär sie verlassen hatte. Außerdem erforderte der Lehrgang, den der Herzog wünschte, noch zusätzliche räumliche Veränderungen, die sie zu überwachen hatte.

Zur Zeit stand die Klosterpforte noch offen, um den Handwerker freien Zugang zu gewähren. Aber wenn die Bondagetten einmal eingezogen waren, dann musste diese Pforte und damit der einzige Zugang zum inneren Klosterbereich streng kontrolliert werden. Und zwar in beide Richtungen. Zum einen sollte kein Unbeteiligter Zugang zu den neuen Lebensbereich der Mädchen bekommen und genauso durften sich die Mädchen nur innerhalb der Klausur, dem inneren Klosterbereich frei bewegen.

Es bot sich an, diese Zugangskontrolle in der alten Klosterpforte zu realisieren, da diese früher schon einmal diese Funktion hatte. Zukünftig würde dieser Gang eine Schleuse darstellen, die von zwei Türen begrenzt wurde. Die geplante Konstruktion sah vor, dass immer nur eine der beiden Türen geöffnet sein konnte. Dies war eine wichtige Forderung vom Herzog.

Er war es auch, der den Begriff »Bondagetten« eingeführt hatte. Er kennzeichnete recht gut, was diesen besonderen Lehrgang auszeichnen würde. Die Bondagetten würden fast die ganze Zeit immer irgendwie gefesselt beziehungsweise in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sein, immer passend zu der jeweiligen Aufgabe und zu dem jeweiligen Unterrichtsstoff. Die Direktorin bekam immer eine Gänsehaut, wenn sie an die Tragweite dieses Konzeptes dachte. Denn für einige der Mädchen war ausgemacht, das sie hier sehr langsam und behutsam an ihr zukünftiges Leben in Fesseln heran zuführen waren.

Frau von Taubach schritt durch die Klosterpforte und trat in den Kreuzgang. Es sah schon fast wieder aus wie in einem Kloster, nur lagen an vielen Stellen noch die Maschinen und Materialien der Handwerker herum. Sie ging die wenigen Schritte bis zum direkt an den Kreuzgang angebaute Brunnenhaus und stieg die Stufen der Treppe hinauf. Das Militär hatte das Treppenhaus einbauen lassen und die Direktorin musste sich eingestehen, dass diese Änderung nur von Vorteil war. Der Kreuzgang wurde damit so gut wie nicht verändert, aber die oberen Bereiche waren sehr gut zu erreichen.

Auf der Suche nach dem Handwerksmeister stieg sie die Treppe zum Dachgeschoss hoch und trat in den Korridor. Sie fand ihn im einem der vier Wohnbereiche für die Betreuerinnen und fragte nach dem Stand der Arbeiten und ob die Wohnungen schon bezugsfertig seien.

Doch der Meister musste sie enttäuschen. »Die Zimmer werden erst am Sonntag fertig werden.« Er sah den besorgten Blick der Direktorin. »Es geht einfach nicht schneller. Die Sachen müssen trocknen.«

Frau von Taubach fragte nach den anderen Räumlichkeiten.

Der Meister berichtete über den Stand der Arbeiten. »Der Klausurbereich, also die Räume links und rechts vom Kreuzgang werden bis Sonntag Abend fertig sein.« Er machte eine Pause. »Aber der Turm und die Räume im Gästehaus werden frühestens in zwei Wochen fertig.«

Frau von Taubach nahm es zur Kenntnis. Der Meister spürte ihre Enttäuschung, wenn gleich beide den Grund für die Verzögerungen kannten.

Sie dankte ihm für seinen Extraeinsatz am Wochenende und bat ihn, dies auch seinen Mitarbeiten auszurichten. Dann ging sie langsam wieder in Richtung Treppenhaus und dachte über die Verzögerungen nach. Während der geplanten Umbauaktionen wurde historische Mauerreste gefunden, die vermutlich zu einem Vorgängerbau des Klosters gehört hatten. Die archäologischen Arbeiten hatten alle Zeitpläne kräftig durcheinander gewürfelt. Doch der Herzog hatte entschieden, dass der geplante Zeitplan für den Lehrgang auf jeden Fall einzuhalten sei. ´Dann müssen Sie eben etwas improvisieren´, hatte er gesagt. ´Die Mädchen sollen ja lernen, mit Einschränkungen klar zu kommen.´ Sie seufzte wieder.

Da noch etwas Zeit war, machte sie noch einen Abstecher ins Obergeschoss, wo die Unterkünfte der Bondagetten sein würden. Zu ihrer großen Erleichterung waren diese Räume schon genauso fertig gestellt, wie es der Herzog gewünscht hatte. Sechzehn Mädchen konnten sich auf vier Schlafräume verteilen, die alle gleich eingerichtet waren. Aus Sicht der Direktorin konnten die Mädchen jetzt schon kommen. Doch sie wusste, dass dies nicht im Sinne des Herzogs war. Er hatte ganz genaue Vorstellungen, wie das nächste halbe Jahr für seine Tochter und die anderen Mädchen ablaufen sollte.

Fast ehrfürchtig öffnete sie eine der Türen und trat in das Zimmer. Auf den ersten Blick sah es fast aus wie in einer Jugendherberge. Die Betten waren noch nicht bezogen, nur der robuste Matratzenschoner aus Leinen war schon über gezogen. Auf dem Tisch lagen vier mal Bettwäsche und Handtücher bereit. Eine der ersten Aufgaben der Bondagetten würde es sein, ihr Bett selbst zu beziehen.

Dabei würden sie dann sicher auch die Besonderheit von Bettlaken und Schonbezug entdecken. Frau von Taubach ging zu einem der Betten und warf einen Blick auf die Manschetten, die auf dem Leinen angebracht waren. Sie waren innen weich gepolstert und von außen leicht mit einem Klettverschluss zu öffnen und zu schließen. Doch ihre Aufgabe war, die Mädchen in der Nacht an das Bett zu fesseln.

Mit einer Gänsehaut dachte sie daran, dass die Herzogstochter Prinzessin Tamara selbst im Kloster anwesend war, um das Herrichten der Betten zu überwachen. Von ihr war der Wunsch nach dieser besonderen Ausstattung und von ihr stammte auch der Entwurf, der dann von der Schneiderei umgesetzt wurde.

Auch die weich gepolsterten Bettlaken gehörten dazu, denn diese hatten an den entsprechenden Stellen Aussparungen, durch die dann die Manschetten gezogen wurden. Die Prinzessin hatte in der Schneiderei sogar auf einen Probe-Mittagsschläfchen bestanden, bei dem sie wunschgemäß mit den Manschetten festgeschnallt wurde.

Die Direktorin riss sich aus ihren Gedanken. Sie verließ das Zimmer und schloss leise die Tür so, als wollte sie die schon schlafenden Mädchen nicht weiter stören.

* * *

Karin war bereits vier Mal die kleine Dorfstrasse entlang gefahren. Doch sie hatte bisher weder das Kloster gefunden noch eine Straße, die »Am Kloster« hieß. Dabei gab es in dem kleinen Ort ohnehin nur ganz wenige Nebenstraßen. Keine jedoch hatte sie zu etwas geführt, was ein Kloster oder eine Schule hätte sein können.

Es gab auch ein kleines Geschäft in dem Dorf, doch es hatte noch geschlossen. In der Ortsmitte war eine Tafel, auf der neben viel Werbung auch ein kleine Karte von dem Ort war. Doch auch die hatte Karin schon drei mal studiert und nirgends ein Kloster gefunden. Sie war verzweifelt. Die Zeit schritt voran und sie hätte eigentlich schon lange in der Schule sein müssen.

Sie hielt auf dem kleinen Platz in der Ortsmitte und ging noch einmal zu dem ausgehängten Plan. Doch auch jetzt fand sie keinen Hinweis auf das Kloster.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sah Karin eine Frauengestalt. Obwohl sie ungern Fremde ansprach, sah sie keine andere Möglichkeit mehr. »Guten Tag, könnten sie mir bitte helfen?« rief Karin über die Straße.

Die Gestalt blieb stehen und blickte misstrauisch auf Karin. Diese lief über die Straße und zeigte ihr Schreiben der Schule vor. Doch als die fremde Frau den Brief sah, blickte sie Karin verschreckt an und entschuldigte sich. »Damit will ich nichts zu tun haben.« Dann ging sie schnell weiter.

Enttäuscht ließ Karin das Schriftstück sinken und blickte der Frau verwundert nach. »Aber wie komme ich denn dahin? Mehr will ich doch gar nicht.« Sie hoffte allerdings nicht, noch eine Antwort zu bekommen.

Doch zu ihrer Überraschung drehte sich die Frau und blickte Karin mitleidig an. »Den Weg hinter dem Huber-Hof immer geradeaus. Bis hoch in den Wald. Aber seien sie vorsichtig. Die sind verrückt.« Dann drehte sie sich schnell um und ging mit schnellen Schritten weiter.

Karin war über den Hinweis so dankbar, dass sie vergaß zu fragen, welcher Hof das denn sei. Doch sie wollte Frau nicht länger belästigen. Sie ging noch einmal zu dem kleinen Ortsplan.

Diesmal hatte sie Glück, denn der Huberhof machte Werbung für den Verkauf von Kartoffeln und es war die Adresse angegeben, so konnte Karin sich den Weg einprägen.

* * *

Auf ihrem Weg durch das Treppenhaus blickte Frau von Taubach noch einmal auf die Uhr. Bis zur Ankunft der Betreuerinnen war noch Zeit. Sie ging in Gedanken den Terminplan von heute noch einmal durch und beschloss, kurz beim Hausmeisterehepaar vorbei zu schauen. Sie wollte wissen, ob die drei angekündigten Mädchen schon eingetroffen wären. Als sie an das vom Herzog für die drei Damen bestellte Programm dachte, bekam sie schon wieder eine Gänsehaut.

Gleich als sie aus der Klosterpforte trat, sah sie Frau Klebe vor ihrem Haus stehen. Sie schien auf ihren Mann zu warten, der wohl mit dem Auto unterwegs war, denn der Parkplatz für den alten VW-Bus war leer.

Frau Klebe sah ihre Chefin kommen und ging ihr etwas entgegen. Sie wünschte ihr einen ´Guten Morgen´.

Die Direktorin erwiderte den Gruß und fragte nach den drei jungen Frauen, die der Herzog angekündigt hatte.

»Mein Mann holt sie gerade.« bestätigte sie die Vermutung der Direktorin. Sie holte tief Luft. »Aber es ist doch grausam, was der Herzog wünscht, meinen Sie nicht auch?«

Frau von Taubach wollte hier ihren wahren Gefühle nicht zeigen, sie gab vor, nicht so genau über das Programm Bescheid zu wissen.

»Sie sollen in den drei Kellerräumen diesmal wie richtige Gefangene untergebracht werden.« Die Empörung war deutlich in ihrer Stimme zu hören. »Angekettet und bei Wasser und Brot.« ´Und keinen Kontakt´, fügte sie nach kurzer Pause noch hinzu.

Die Direktorin wusste, dass es in dem alten Jagdhaus im zweiten Kellergeschoss ein paar kleinere Räume gab, in denen früher das frisch erlegte Wild kühl gelagert wurde. Später wurden daraus Gefängniszellen gemacht, die in der neueren Zeit für besondere Erziehungsmaßnahmen genutzt wurden.

Das Schweigen der Direktorin nahm Frau Klebe als Anteilnahme. »Zwei Tage bei Wasser und Brot hat noch keinem geschadet, das hat der Herzog mir gesagt, als er hier war.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht.« Dann dachte sie einen Moment nach. »So streng musste es doch sonst nicht sein.«

Das tiefe Brummen kündigte den kleinen Bus an, der gleich darauf um die Ecke bog. Herr Klebe fuhr bis dicht vor die Haustür und stieg aus. Er ging auf die beiden Frauen zu, begrüßte die Direktorin und gab seiner Frau einen Briefumschlag. »Vom Herzog für Dich. Es sind wohl weitere Anweisungen.« Dann drehte er sich wieder um und ging zurück zum Auto. Er nahm ein Schlüsselbund aus der Hosentasche und suchte nach einem Schlüssel, dann öffnete er die Schiebetür des Busses und ging hinein.

Nach kurzer Zeit kam er langsam wieder heraus und hielt dabei eine Kette in der Hand, an der er unnachgiebig zog. Langsam kamen nacheinander drei Gestalten aus dem Bus, die alle einen Sack über dem Kopf trugen und deren Hände und Füße mit Ketten verbunden waren. Unter den Säcken war ein sehr gedämpftes Stöhnen und Ächzen zu hören. Die Direktorin erkannte diesen besonderen Klang, der sehr wahrscheinlich darauf zurückzuführen war, das die drei Mädchen strenge Knebel trugen.

Herr Klebe half ihnen, aus dem Bus zu kommen, dann zog er sie relativ schnell hinter sich her und ging in das Haus. Mit sehr harter Stimme kündigte er kurz die Stufen an, dann zog er wieder an der Kette und führte die drei Mädchen in das Haus. Es war deutlich zu sehen, dass er dies nicht zum ersten Mal machte.

Erst als alle vier im Haus verschwunden waren, nahm Frau Klebe den Brief des Herzogs zur Hand. Sie riss ihn vorsichtig auf, nahm das Schreiben heraus und begann zu lesen.

Der Direktorin, die von dem eben gesehenen Schauspiel noch sehr beeindruckt war, fiel auf, dass sie sich Miene von Frau Klebe auf einmal sichtlich veränderte. Aus dem bisher eher mitleidigen Blick wurde auf einmal ein eher grimmiger Blick. Sie zeigte ihrer Chefin den Brief und deutete auf die Stelle, an der die drei Namen der Mädchen zu lesen waren.

Jetzt verstand auch die Direktorin den Gefühlswechsel und auf einmal glaubte sie auch verstanden zu haben, was der Herzog mit dieser ach so strengen Behandlung bezweckte. Denn diese drei Damen hatten es mehr als verdient.

»Ich will mal schauen, was ich noch an altem und hartem Brot habe.« Mit diesen Worten verabschiedete sich die Hausmeisterin und ging mit entschlossenen Schritten auf ihr Haus zu.

Catherina von Taubach blickte ihr verblüfft nach. Erst als sie die Frau in dem Haus verschwinden sah, drehte sie sich langsam um und ging in Richtung des Besucherparkplatzes. Es war Zeit, nach der Betreuerin zu sehen.

* * *

Bis zum Waldrand war Karin jetzt schon gefahren. Sie blickte immer verzweifelter auf die Uhr. Sie war jetzt schon über eine Stunde zu spät und hatte immer noch keine Spur von dem Kloster. Und das an ihrem ersten Arbeitstag. Dabei war sie sonst sehr pünktlich und hasste es, wenn sie zu spät kam. Sie würde als Entschuldigung anführen, das sie nicht her gefunden hatte.

Doch zu ihrer großen Erleichterung gab es Waldrand einen ersten Hinweis, dass sie auf dem richtigen Weg war. Der Feldweg in den Wald war wie üblich nur für Landwirtschaft und Forstarbeit erlaubt, doch es gab ein kleines Zusatzschild: »Zufahrt zum Kloster frei.« Karin atmete auf.

Trotzdem musste sie noch eine recht lange Strecke durch den Wald fahren, ohne das sich etwas von einem Kloster zeigte. Nach einer lang gezogenen Kurve stand sie zu ihrem Erstaunen auf einmal vor einem Kasernentor. Zumindest sagten dies die Schilder. ´Sicherheitsbereich!´. ´Militärisches Hoheitsgebiet!´. Und noch einiges mehr. Sogar ein kleines Wachhäuschen gab es, vor dem ein Mann in seltsamer Uniform stand. Karin blieb einige Meter vor dem Schlagbaum stehen und machte den Motor aus. Sie war ratlos.

Der Wachmann kam auf sie zu und blickte sie streng an. Doch dann sah er bei einem Blick in den Wagen den Brief auf dem Beifahrersitz. Die Miene des uniformierten Mannes entspannte sich.

Karin hatte das Fenster runter gekurbelt und wollte gerade nach dem Weg fragen, als sie die sanfte Stimme des Mannes überraschte. »Sie sind die neue Lehrerin?«

Karin fand keine Worte.

»Die Chefin erwartet sie schon.« Der Mann ging zurück zu seinem Häuschen und schien kurz zu telefonieren. Dann trat er wieder heraus und machte den Schlagbaum auf. Er winkte Karin heran.

»Bitte fahren Sie nach dem Stadttor gleich rechts auf den Parkplatz. Die Chefin wird Sie dort abholen.« Dann winkte er Karin durch.

* * *

Nach der nächsten Kurve konnte Karin endlich einen Blick auf das Kloster werfen. Der Wald öffnete sich zu einer sehr großen Lichtung, es war eher ein großes nicht bewaldetes Tal, welches sich vor Karin auftat. In mitten dieses Tales waren die Gebäude des Klosters sowie einige Wohnhäuser zusehen. Dies vermutete Karin zumindest.

Aber sie war erleichtert. Jetzt wusste sie, dass sie richtig war und das Kloster war endlich in Sichtweite.

Doch die Überraschungen für Karin sollten noch nicht aufhören. Kaum hatte sie die große Kurve passiert, als sie vor einem großen und verschlossenem Tor stand.

Ihr gingen die Worte der Wache durch den Kopf. Diese hatte von einem Stadttor gesprochen und dies würde es wohl sein. Karin überlegte, wie es jetzt wohl weiter gehen würde und war gerade im Begriff, den Motor auszumachen, als sie sah, wie sich erst der eine und dann der andere Torflügel öffnete. Ein Mann winkte sie herein und zeigte ihr den Weg.

Sie fuhr mit ihrem Wagen auf den Parkplatz. Er war komplett leer. Karin suchte sich einen Parkplatz aus und stellte ihr Auto ab. Dann stieg sie aus und blickte sich um. Sofort fielen ihr die großen hohen Mauern und der kleine runde Wachtum auf und sie kam sich vor wie unterhalb einer Burg. Doch es war hoffentlich ihr Kloster.

»Schön, dass Sie da sind.« hörte Karin eine Stimme. Sie folgte der Stimme und sah auf der Treppe vor der Mauer eine Frau stehen. Karin ging zu der Treppe hin und stieg die Stufen hinauf.

Catherina von Taubach stellte sich vor und gab Karin die Hand. »Schön, dass sie her gefunden haben.«

Karin stellte sich ebenfalls vor und wollte sich für ihre Verspätung entschuldigen. Doch die Direktorin winkte ab. »Wir wissen, dass wir hier sehr abgelegen und vor allem sehr schwer zu finden sind. Aber das ist auch so gewollt.«

Karin blickte sie sprachlos und erstaunt an.

»Dies war früher mal ein sehr geheimes Militärgelände, deswegen ist es nirgends verzeichnet. Da unser Institut aber auch auf Diskretion baut, haben wir an diesem Zustand nicht viel geändert.«

So langsam fand Karin ihre Worte wieder. »Und dieser seltsame Kaserneneingang?«

Frau von Taubach lächelte. »Den hat damals das Militär nicht abgebaut. Und wir nutzen es jetzt als Tarnung. Es verschreckt vor allem neugierige Wanderer.« Sie blickte auf die Uhr. »Wir müssen noch auf eine Kollegin von Ihnen waren, dann können wir zum Gasthof gehen.«

Karin blickte sie schon wieder etwas verwundert an. Aber insgeheim war sie erleichtert, dass sie nicht die einzige war, die zu spät kam.

»Die Unterkünfte für sie sind noch nicht fertig, und deswegen werden sie noch zwei Nächte in dem Gasthof einquartiert. Aber jetzt können wir oben auf meiner Terrasse warten.« Die Direktorin bat Karin, ihr zu folgen.

* * *

»Sitzt mein Handschuh gut?« Alexandra Zirbel drehte sich vor dem großen Spiegel in dem kleinen Zimmer des Gasthofes. Ihre Geliebte Birgit Solcher hatte sie gerade in ihren geliebten Monohandschuh eingeschnürt.

Birgit strahlte. Als Antwort gab sie ihrer Freundin einen Kuss. »Du siehst super aus.«

Trotzdem war Alexandra skeptisch. »Ob das wirklich klappen wird? Was machen wir, wenn sie nicht da ist?«

Birgit war zuversichtlich. »Sie ist sicher da, glaubt mir.« Sie nahm sich ihren eigenen Monohandschuh vom Tisch und rollte ihn locker zusammen. Auf einmal lagen doch leichte Zweifel in ihrer Stimme. »Es wäre schon schön, wenn es klappen würde.« Dann steckte sie den Handschuh in ihre Tasche und hängte sich diese um.

»Ich freue mich auf heute. Es wird sicher toll.« Alexandras Augen strahlten. Sie wackelte etwas mit ihren vom Leder gefangenen Armen und versuchte ihre Freundin zärtlich zu streicheln.

»Wir haben das ja auch lange genug geplant«, erwiderte Birgit. »Schade, dass Frau Windisch nicht da ist.« In ihrer Stimme klang etwas Bedauern mit. »Paula kennt sich mit dem Handschuhen leider nicht aus.« Die Wirtin hatte heute morgen einen Termin beim Herzog und deren Tochter wollten die beiden nicht fragen.

Alexandra wollte sicher gehen. »Hast Du auch die Knebel eingepackt?«

Birgit griff in ihre Tasche und zeigte ihrer Freundin die glänzenden roten Bälle mit den schwarzen Lederriemen. Trotzdem war sie noch unsicher. »Ob wir das wirklich machen können?«

»Warum sollte das nicht gehen, wir sind doch hier total ungestört.« In Alexandras Blick lag etwas träumerisches. Dann lächelte sie. »Lass uns gehen«.

Sie ging zur Tür und mit einer erstaunlichen Sicherheit nutzte sie ihre ledereingehüllten Arme, um die Klinke herunter zu drücken und die Tür zu öffnen. Es war sehr deutlich zu sehen, dass sie nicht zum ersten Mal mit dem Monohandschuh unterwegs war.

* * *

»Wir können hier auf der Terrasse warten.« Frau von Taubach führte Karin zu einer kleinen Sitzgruppe vor dem Abthaus. Sie nahmen beide Platz. »Ich habe mit Frau Falk ausgemacht, dass sie hier her kommt.«

Karin blickte sich um und war beeindruckt. »Man sieht, dass es früher mal ein Kloster war.«

Die Direktorin gab ihr recht. »Dabei wurde es schon im 16. Jahrhundert aufgelöst. Es war dann lange Zeit eine kirchliche Schule und später nach deren Auflösung stand es leer. Bis es dann das Militär in seiner Abgeschiedenheit entdeckt hatte.«

Karin dachte über ihre Anfahrt nach. »Es ist gut bewacht.« Sie hatte es es als Feststellung formuliert, gemeint war es aber als Frage.

»Ja, Sie haben recht, wir legen hier sehr viel Wert auf Sicherheit und Diskretion.« Sie machte eine Pause und schien kurz nachzudenken. »Wir sind hier im Prinzip völlig autark und könnten monatelang hier leben, ohne das die Außentore geöffnet werden müssten.« Sie blickte auf die Uhr. »Aber das möchte ich Ihnen erklären, wenn ihre Kollegin auch da ist, dann muss ich es nicht zweimal erzählen.«

Karin versuchte ihre Neugier im Zaum zu halten.

Auf einmal waren Schritte zu hören. Beide blickten auf. Durch das große Tor am Schreibturm kam eine Frau mit energischem Schritt auf sie zu.

Karin und die Direktorin standen auf und gingen auf sie zu. »Schön, dass sie her gefunden haben.«

Andrea Falk stellte sich vor, dann blickte sie etwas verunsichert auf die beiden Frauen. »Ich habe mich etwas verspätet. Ich wusste nicht mehr, dass es so abgelegen ist.«

Die Direktorin wollte sie beruhigen. »Es liegt ja heute noch nichts wichtiges an. Aber bevor wir gleich mit dem Dienstlichen anfangen, es wäre Mittagszeit. Darf ich Sie zum Essen einladen? Wir können in den kleinen Gasthof gehen, wo Sie auch untergebracht sind.«

Die beiden zukünftigen Lehrerinnen nahmen das Angebot gern an.

»Wir gehen aus dem Kloster heraus in den inneren Ort«, erklärte die Direktorin und deutete auf den Turm, durch den Andrea gerade gekommen war. Sie sah, dass beide Frauen verständnislos schauten. Sie beschrieb kurz die Besonderheiten dieses Ortes mit seinen drei Mauerringen.

»Sie werden die Details zu unserem Ort hier noch kennen lernen. Interessanterweise haben die drei Mauerringe die Zeiten weitestgehend überstanden und sind heute wieder so wichtig wie zu aktiven Zeiten des Klosters.«

Mit gemütlichen Schritten gingen die drei auf das große Portal zu. Karin war beeindruckt. »Mit dem Turm und dem Wehrgang sieht es eher aus wie eine Burg und nicht wie ein Kloster.«

Die Direktorin bestätige Karins Beobachtung. »Das gehört alles zum ersten Mauerring. Ich werde Ihnen das gleich noch anhand einer Karte erläutern.«

Wieder waren Schritte zu hören und gleich darauf bogen zwei junge Frauen um die Ecke. Frau von Taubach war erstaunt, als sie die beiden erblickte. »Sie sind heute schon hier?«

»Wir wollen den Tag heute genießen«, erklärte eine der beiden Frauen.

»Darf ich die Damen einander vorstellen«, die Direktorin wurde auf auf einmal übertrieben vornehm, so dass deutlich zu spüren war, das die Förmlichkeit nicht ernst gemeint war. Sie zeigte auf die beiden Lehrerinnen. »Karin Michels und Andrea Falk, zwei der Betreuerinnen.« Dann zeigte sie auf die beiden jungen Damen. »Birgit Solcher und Alexandra Zirbel. Sie werden den Lehrgang mitmachen.«

Birgit Solcher trat vor und reichte den beiden Frauen die Hand zur Begrüßung.

Alexandra Zirbel hingegen blieb regungslos stehen. Sie lächelte etwas verlegen. Sie spürte Karins fragenden Blick. »Bitte entschuldigen Sie, dass ich Ihnen nicht die Hand reichen kann.« Sie drehte sich langsam einmal um ihre eigene Achse.

Karin sah voller Erstaunen, dass ein lederartiges Gebilde ihre Arme auf dem Rücken zusammen hielt.

Birgit spürte die fragenden Blicke. »Wir haben uns für dieses Wochenende ein Zimmer im Gasthof genommen.«

Alexandra wackelte etwas mit ihren verpackten Armen und ergänzte. »Wir wollten die Abgeschiedenheit hier ausnützen. Nur hier können wir die Handschuhe so schön ungestört und frei tragen.«

Karin wunderte sich etwas über das »Wir«. Doch sie sollte sofort erfahren, was gemeint war. Mittlerweile war ihr auch wieder eingefallen, dass Alexandra einen Monohandschuh trug. Sie hatte so etwas auch schon mal bei ihrer Tochter gesehen. Es gab ihr deswegen einen leichten Stich.

»Catherina, können Sie mir da bitte hinein helfen?« Birgit hatte aus ihrer Tasche ebenfalls so ein Ledergebilde genommen. Dabei sah sie mit träumerischen Blick abwechselnd auf die Direktorin und ihre Partnerin.

Frau von Taubach schien diese Bitte nicht zu überraschen. »Aber gern.« Sie nahm den Handschuh entgegen. Auf einmal war ein strenger, aber deutlich gespielter Befehlston zu hören. »Umdrehen, Arme auf den Rücken.«

Birgit Solcher lächelte, dann drehte sie sich übertrieben zackig um und genauso schnell hatte sie ihre Unterarme auf dem Rücken aneinander gelegt.

Karin sah sehr interessiert zu, wie die Direktorin ziemlich routiniert die Lederhülle an Birgits Armen hoch zog und sie dann nach und nach zuschnürte. Noch mehr faszinierten sie aber die verliebten Blicke, die Birgit dabei mit Alexandra austauschte.

Frau von Taubach legte die Riemen des Handschuhs über die Schulter und schien sie dort zu befestigen. Karin erkannte, das die Lederhülle so nicht von den Armen herunter rutschen konnte. Sie war ziemlich beeindruckt von dem Mut der beiden Frauen. Immerhin war es ihnen so nicht mehr möglich, ihre Arme oder Hände zu benutzen.

»Und was haben Sie heute noch so vor?« In der Stimme der Direktorin lag Neugier.

»Wir wollen heute spazieren gehen und den Tag genießen.« Birgit hatte sehr viel Stolz und Vorfreude in der Stimme. Sie bedankte sich für das Anlegen und ging auf Alexandra zu. Sie sprach leise, aber Karin verstand es. »Sollen wir wirklich?« Es lag einiger Zweifel in ihrer Stimme.

Alexandra schien ebenfalls noch einmal nachzudenken, doch dann hatte sie sich entschlossen. »Ja, wir tun es.«

Birgit ließ sich von der Entschlossenheit anstecken. Sie ging wieder auf die Direktorin zu. »Könnten Sie bitte einmal in meine Tasche fassen?«

Karin fiel auf, wie sehr sich die Körperhaltung von Birgit verändert hatte. Sie reckte ihren Oberkörper hervor und ging auf einmal viel gerader und stolzer.

Frau von Taubach kam der Bitte nach und als Karin sah, was sie aus der Tasche holte, musste sie innerlich stöhnen. Es waren zwei dieser Bälle mit Lederriemen, die sie gelegentlich auch bei ihrer Tochter gesehen hatte.

Die Direktorin schien auch von diesen Bällen nicht besonders beeindruckt zu sein, aber sie erkannte sehr wohl die Konsequenzen, die dieser Wunsch hatte. »Sind Sie sicher, dass Sie das wirklich wollen?«

Wieder war es Alexandra, die antrieb. Sie blickte verträumt zu ihrer Geliebte. »Wir freuen uns schon die ganze Zeit darauf.« Sie trat auf Frau von Taubach zu und öffnete ihren Mund. Als sie sah, das sich der Ball ihrem Mund näherte, schloss sie genüsslich ihre Augen. Es war deutlich zu sehen, wie sehr sie die Prozedur genoss.

»Einmal umdrehen, bitte«, die Stimme der Direktorin war in diesem Moment sehr verhalten. Auch sie war von der Entschlossenheit und der zunehmenden Hilflosigkeit der beiden Frauen sehr gefangen.

Karin konnte erkennen, wie ihre zukünftige Chefin den Lederriemen wie bei einem Gürtel mit einer Schnalle verschloss. Sie erkannte, dass sich die Alexandra so den Ball nicht mehr aus dem Mund entfernen konnte. Sie bekam eine Gänsehaut.

Frau von Taubach nahm den zweiten Ballknebel in die Hand und blickte Birgit fragend an. Es schien, als zögere diese noch etwas. Sie blickte zweifelnd auf ihre Geliebte. »Du spinnst.« Doch dann lächelte sie, trat ebenfalls auf die Direktorin zu und blickte sie mit einem ähnlichen Blick an wie zuvor schon ihre Freundin.

Karin hielt den Atem an. Erst jetzt wurde ihr bewusst, was die beiden Frauen da tatsächlich machten. Sie würden beide sehr hilflos und geknebelt sein. Sie war fasziniert von so viel Liebe und gegenseitigem Vertrauen.

Nach dem Birgit ebenfalls geknebelt war, bedankte sie sich mit einem Knicks bei der Direktorin und trat dann auf ihre Freundin zu. Beide blickten sich sehr verliebt in die Augen und ihre verschlossenen Münder näherten sich.

Karin spürte, wie eine Hand sie auf ihrer Schulter sehr sanft weg zog. Sie verstand sofort. Sie wollten das verliebte Paar allein lassen.

* * *

Schweigend gingen die drei Frauen sehr langsam die Straße entlang. Sie waren noch sehr von dem Zauber gefangen, der das Liebespaar umgeben hatte. Keiner sagte etwas.

Erst nach dem sie schon vor dem kleinen Gasthaus standen, brach Karin das Schweigen. Sie wunderte sich, wie sie sich gegenseitig aus dem Monohandschuh befreien würden.

Die Direktorin lächelte hintergründig. »Vielleicht wollen sie das ja auch gar nicht.«

Karin blickte ihre zukünftige Chefin erstaunt an.

»Sie sind sehr fasziniert von den beiden?«

Karin musste zustimmen. Sie war von dem sehr verliebten Frauenpaar schwer beeindruckt. Besonders weil sie den eigentlich sehr strengen Monohandschuh weniger als Fesselung verstanden, sondern eher als schickes und nur etwas einschränkendes Kleidungsstück.

»Sie werden die beiden zusammen mit noch zwei anderen Mädchen das nächste halbe Jahr betreuen und sie auf ihrem besonderen Weg begleiten.«

Karin war von dieser Nachricht sehr erfreut. Doch dann gingen ihr wieder die Bilder ihrer Tochter durch den Kopf.

»Wir könnten uns nach draußen setzen.« Die beiden Lehrerinnen waren mit dem Vorschlag ihrer Chefin einverstanden. Sie gingen durch die Gaststube auf die kleine sehr gemütliche Terrasse und nahmen Platz.

Paula kam gleich heraus und brachte die Speisekarten. Sie entschuldigte sich: »Es wird heute etwas länger dauern, wir haben eigentlich mit keinen Gästen gerechnet und ich bin allein.«

Frau von Taubach konnte sie beruhigen. »Das macht nichts, wir haben heute viel Zeit.«

Die Wirtstochter fragte nach den Getränken und die drei Frauen äußerten ihre Wünsche.

Es standen nicht viel Gerichte zur Auswahl, und so fiel den Frauen die Wahl auch nicht schwer. Als Paula die Getränke brachte, hatten sie sich entschieden und teilten ihre Auswahl mit.

»Wie sie vielleicht wissen, sind wir eine Schule, die schon immer Wert auf Diskretion gesetzt hat.« Die Direktorin begann unvermittelt mit der dienstlichen Begrüßung. »Bei uns werden vorwiegend die Damen der Oberschicht ausgebildet und manchmal haben die Familien schon sehr seltsame Anforderungen an das Ausbildung für ihre Töchter.«

Sie machte eine Pause, um die Wichtigkeit dieser Aussage zu betonen und vermutlich auch, um den beiden Frauen Zeit zu geben, darüber nachzudenken, wie außergewöhnlich diese Wünsche wohl sein würden.

»Der Anblick, den Frau Solcher und Frau Zirbel zur Zeit bieten, ist für die Bewohner des inneren Ortes nichts ungewöhnliches. Das kennen und respektieren sie. Das ist der Hauptgrund, warum der Herzog uns für den Lehrgang seiner Tochter ausgewählt hat.«

Karin und Andrea hörten aufmerksam zu.

»Ein weiterer Grund dürfte sein, dass wir hier innerhalb des großen äußeren Zaunes für Wochen autark sein können. Die Universität aus der Landeshauptstadt lässt hier ein Forschungsprojekt laufen, dass zeigen soll, das der Ort über Jahre sich selbst versorgen kann, mit Landwirtschaft, Handwerkern und allem sonst.«

Die Direktorin trank einen Schluck.

»Bloß die Versorgung mit Strom sowie die Müllentsorgung wird noch von außen durchgeführt, ansonsten sind wir wie früher das Kloster auch vollkommende Selbstversorger. Aber der Herzog sagt, dass dies auch schon in Planung ist. Er ist Mitglied in dem Ausschuss der Uni für dieses Projekt.«

Sie machte eine kleine Pause.

»Alle Bediensteten und ihre Angehörigen wohnen hier im Ort innerhalb des zweiten Mauerrings.« Frau von Taubach griff in ihre Tasche und legte einen Ortsplan auf den Tisch. Sie nahm einen Stift zur Hand und erklärte den Aufbau des Klosters sowie des Ortes.

»Hier ist sozusagen als Innerstes die ehemalige Klausur der Mönche.« Sie zeigte auf dem Plan den Kreuzgang sowie die daran angrenzenden Gebäude. »In diesem Bereich wird der halbjährliche herzogliche Lehrgang hauptsächlich stattfinden und dort können sich die Mädchen auch völlig unbefangen in ihrer jeweiligen Fesselung bewegen.« Sie machte eine kleine Pause und mit einem Lächeln in der Stimme fügte sie ein »soweit ihnen das möglich ist« hinzu.

»Im Anbau, also im ehemaligen Gästehaus des Klosters ist die sonstige Schule untergebracht. Der Unterricht beginnt allerdings erst im September. Die ersten beiden Monate sind wir mit dem Lehrgang also völlig ungestört.«

Sie zeigte auf der Karte die Mauern des Klosters. »Diese Mauer haben sie schon gesehen, das ist die mit dem Wehrgang. Damit ist der innere Klosterbereich gegenüber dem Ort abgeschirmt. Es gibt nur drei Zugänge, die vom Hausmeister kontrolliert werden.« Sie zeigte das Tor im Schreibturm, den Aufgang beim Parkplatz und den Zugang im Norden zur Herberge.

»Dann wäre hier der zweite Mauerring.« Sie zeigte den Verlauf auf der Karte. »Er schließt die frühere Klosterversorgung ein.« Sie zeigte die verschiedenen Wirtschaftsgebäude, die Geschäfte, sowie die Bauernhöfe und die Mühle. »In diesem Bereich herrscht für alle Schülerinnen ein großer Vertrauensraum, nicht nur für ihre Bondagetten.«

Sie zeigte auf ein Gebäude auf der Karte. »Hier ist der Gasthof, in dem wir uns befinden. In diesem Bereich sind die Wohnungen der Schülerinnen und aller sonstiger Bediensteten, die nicht direkt bei den Arbeitsstätten wohnen können.«

Paula brachte die Essen.

»Nach dem Essen schauen wir uns die Räumlichkeiten an. Und jetzt wünsche ich einen guten Appetit.«

* * *

»Das hier wird in Zukunft der einzige Zugang zur Klausur sein.« Frau von Taubach hatte Karin und Andrea wieder in das Kloster zurückgeführt und zeigte ihnen jetzt das Innere des zukünftigen Ausbildungsbereichs.

»Bitte achten Sie auf diese beiden Türen.« Sie zeigte die äußere und die innere Tür des Pfortenganges. »Zukünftig wird sich immer nur eine von beiden öffnen lassen. Damit lässt sich der Zugang in und aus der Klausur streng kontrollieren.«

´Und das wird auch nötig sein´, fügte sie in Gedanken noch dazu.

Karin versuchte sich den Vorgang vorzustellen. Erst als die Direktorin dies mit einer Schiffsschleuse verglich, erkannte sie die Wirkung der zwei Türen.

Die Direktorin trat mit den beiden Lehrerinnen in den Kreuzgang. Karin war beeindruckt vor der strengen symmetrischen Klosterarchitektur. Frau von Taubach war bemüht, ihnen die heutige Nutzung des Klosters zu erläutern.

»Hier links gleich neben der Schleuse ist unser für den Betrieb wichtigster Raum, hier ist der Empfang und die Überwachungstechnik untergebracht. Sie zeigte auf die beiden Schreibtische sowie die acht Bildröhren, die im Moment noch einige Handwerker bei der Arbeit zeigten.«

Sie trat wieder in den Kreuzgang. »Wir können einmal herum gehen. Hier rechts ist das Parlatorium. Hier gab es früher für die Mönche Sprecherlaubnis, sonst musste im Kloster geschwiegen werden.« Sie hielt inne und ließ die Frauen diesen Gedanken zu Ende denken. Erst nach einiger Zeit dämmerte es Karin, das ihre Chefin vermutlich auf die Ballknebel der Schülerinnen anspielte.

Frau von Taubach verwies auf das große abgesperrte Loch im Boden. »Hier wurden alte Mauerreste gefunden, deswegen hat sich unser kompletter Zeitplan verschoben. Wir müssen in den ersten Wochen noch viel improvisieren.«

Sie gingen weiter und passierten eine verschlossene Tür. »Das war früher der Kapitelsaal. Für die geplante Ausbildung wird er bisher nicht gebraucht.«

Sie passierten das alte Portal zur Kirche auf der Nordseite. »Für den gesamten Lehrgangszeitraum wird diese Tür zugesperrt sein. Die Schülerinnen bekommen Zugang zur Kirche nur über die Empore.« Sie beschrieb, das jeden Sonntag in der Kirche der Gemeindegottesdienst stattfand.

Sie gingen durch den nördlichen Teil des Kreuzganges und kamen in den Westflügel des Klosters. Dort betraten sie zunächst das zukünftige Pausenzimmer. »Hier können sich die Schülerinnen während der Pausen aufhalten. Gleich daneben ist der große Unterrichtssaal.« Sie ließ Karin und Andrea jeweils einen Blick hineinwerfen.

Karin fielen sofort die vielen Lederriemen an den Stühlen der Schülerinnen auf sowie viele Haken und Ösen. Sie musste wieder an ihre Tochter denken.

Im nächsten noch größeren Raum war der Speisesaal untergebracht. Sie gingen hinein und die Direktorin führte sie zu einer Treppe in den Raum darunter. Durch eine Tür konnten sie in den Raum unterhalb des Unterrichtssaal blicken. »Hier werden die Schülerinnen ihren Mittagsschlaf halten. Darauf legt der Herzog besonders viel Wert.«

Karin war erstaunt. Sie sah einige Betten, ein paar Liegen und ein Tisch, auf dem ein Rahmen mit Gummi aufgespannt war. Die Direktorin erklärte, das dies ein Vakuumbett sei. Es sei vorgesehen, dass die Schülerinnen sich jeweils einigen müssten, wer jeweils darin schlafen dürfte. Karin konnte mit diesen Worten allerdings nichts anfangen.

Sie gingen wieder nach hinauf und die Direktorin führte sie zum Treppenhaus. »Im Obergeschoss ist der Wohnbereich für die Schülerinnen untergebracht.« Sie zeigte ihnen die vier Teamräume sowie das große Freizeitzimmer und die sanitären Anlagen.

»Nur ein kleiner Unterrichtsraum ist hier im östlichen Flügel untergebracht und die Bibliothek mit dem ehemaligen Scriptorium, der Schreibstube der Mönche.«

Sie zeigte auf die kleine Treppe, die nach oben führte. »Im Dachgeschoss werden Ihre Privaträume sein, sowie noch einige Räume für die Ausbildung.« Sie machte eine Pause und ihr Tonfall veränderte sich. »Aber leider sind die Räume noch nicht fertig. Erst Sonntag Abend können sie einziehen.«

Die Direktorin zeigte auf einen Durchgang im Ostflügel, der noch abgesperrt war. »Dort geht es zum Turm und in den neuen Bau. Aber der Bereich wird erst in einigen Wochen fertig. Dort sind weitere Unterrichtsräume in Vorbereitung. Vor allem die Räume, die wir für die Spezialprojekte brauchen werden.«

* * *

»Ich hoffe, meine Tochter Paula hat Sie gut bedient?« Frau Windisch, die Wirtin des kleinen Gasthofs erkundigte sich bei Karin, nach dem sie ihr das gewünschte Getränk gebracht hatte.

Karin bedankte sich. »Es war alles in Ordnung.«

»Sie macht das noch nicht lange.« Es war zu sehen, dass sie trotzdem ziemlich stolz auf ihre Tochter war. »und sie geht noch zur Schule.«

Andrea kam und setzte sich zu Karin. Sie bestellte sich ebenfalls etwas zu trinken. Die Wirtin fragte, ob sie auch etwas essen wollten.

Karin fragte nach einem Salatteller und Andrea schloss sich an. Die Wirtin verschwand in der Küche und ließ die beiden Lehrerinnen zurück.

Beide schwiegen zunächst, denn sie waren sehr damit beschäftigt, all die neuen Eindrücke und Informationen zu verarbeiten. Nach den inneren Klosteranlagen hatte die Direktorin die Außengebäude innerhalb des Klosters gezeigt und sie außerdem dem Hausmeisterehepaar vorgestellt. Sie waren dann noch in der Kirche gewesen und hatten sich das Außengelände angesehen.

Die Tür zur Straße öffnete sich langsam und Karin war überrascht als sie Birgit und Alexandra erblickte. Obwohl es Karin schwer fiel, dies zu glauben, trugen beide ihre Monohandschuhe und sie hatten auch noch die Knebel im Mund. Was ihr aber vor allem auffiel, waren die vor Glück strahlenden Augen der beiden. Sie funkelten um die Wette und beide machten einen genauso verliebten wie glücklichen Eindruck.

Frau Windisch hatte die Tür ebenfalls gehört und als sie die beiden erblickte, kam sie auf sich zu und half ihnen, sich an einen Tisch zu setzen. Mit einem erfreuten Lächeln fragte sie nach, ob sie etwas trinken wollten. Sie blickte Birgit an und fragte »Du magst Apfelschorle?« Birgit nickte dankbar.

Dann wurde ihre Freundin von ihr gefragt: »Alexandra, Dir darf ich eine O-Saft-Schorle bringen?« Auch Alexandra nickte. Als Frau Windisch hinter der Theke verschwand, gab Birgit ihrer Freundin einen Kuss mit den geknebelten Lippen. Karin tat dieser Anblick etwas weh, obwohl sie sich doch auch über das Glück des Paares freute.

Die Wirtin brachte die Getränke und stellte sie vor die beiden Frauen hin. In beiden Gläsern steckte ein Strohhalm. Ohne das sie gefragt wurde, trat sie dann hinter Birgit und nahm ihr den Knebel ab. Genauso befreite sie Alexandra von ihrem Knebel. Zu Karins Erstaunen nahm sie die beiden Knebel mit.

Paula brachte die beiden Salatteller und wünschte einen guten Appetit. Karin und Andrea ließen es sich schmecken.

* * *

Als Paula die Salatteller wegräumte, blickte Birgit die Wirtstochter an und sagte, dass sie dann wieder weiter wollten. Paula erwiderte den Blick und sagte: »Ich werde es meiner Mutter ausrichten.«

Gleich darauf kam Frau Windisch und hielt die Ballknebel in der Hand, die sich noch einmal mit einem Handtuch trocken rieb. Ohne das eine der Frauen etwas gesagt hätte, trat die Wirtin hinter sie und legte beiden den Knebel wieder an. Wieder schauten sich die beiden sehr verliebt in die Augen und küssten sich mit den jetzt wieder geknebelten Lippen. Dann standen sie vorsichtig auf und nachdem sie sich beide noch einmal mit einem Knicks bedankt hatten, verließen sie die Gaststube.

Karin blickte ihnen total fasziniert hinterher.

Die Wirtin trat zu Karin und Andrea an den Tisch. Es war ihr anzusehen, dass auch sie von dem außergewöhnlichen Liebespaar beeindruckt war. »Ich kenne sie von früher. Sie waren immer schon so verliebt und mutig.«

Karin war noch sehr fasziniert von der besonderen Ausstrahlung der beiden Frauen.

Andrea fragte es: »Wie kommen sie denn aus dem Handschuhen wieder heraus?«

Die Wirtin blickte sie mit einem hintergründigen Lächeln an: »Es täte mich nicht wundern, wenn sie Morgen früh so zum Frühstück kämen.«

3. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von M.J. am 11.03.14 10:43

Wow!
Wieder eine supertolle Storie, ganz genau meine Wellenlänge!
Der Anfang ist äußerst vielversprechend, läßt mein Kopfkino so richtig loslegen.
Mir würde gefallen, wenn die Lehrkräfte auch gebondagt oder sehr bewegungseingeschränkt wären.
Immerhin: Wenn man an eine Domina in typischer Aufmachung denkt, gibt es ja auch ziemlich restriktive Aussattungsteile: Ich denke da an Korsett, sehr eng anliegende Jacken + Blazer, äußerst enge oft lange und auch Humpelröcke, High Heels mit deutlich mehr als 12 Zentimeter Absatz, gern auch als Overknee-Schnürstiefel. Selbst Nahtstrümpfe unterstreichen noch das dominante Outfit, mit dezenter Schminke, bis auf Lippen und Augenpartien, viel klimpernden Schmuck wie dünne silberne und goldene Armreifen zum Überstreifen, also nicht irgendwie bewegungseinschränkend, sondern als richtiger Schmuck und komplizierte Hochsteckfrisuren. Wenn Kleidung der 1950er bis Anfang 1960er Jahre gewählt wird oder von ungefähr 1850 - 1912, dann gibt es viele Beispiele, wo die Reichen und Herrschenden ziemlich restriktive Kleidung trugen und das war normal, also kein Ausdruck von Demut oder unterdrückt werden.
Clou wäre natürlich, wenn selbst den Lehrkräften ein Sprechverbot auferlegt wäre und sie bei Zuwiderhandlung auch einen Knebel tragen müßten, außerhalb der Betreuung oder des Unterrichts.
Ja, es gibt auch die dominante Version von Bondage! Denn weitergedacht delegieren ja Vorgesetzte untergeordnete Aufgaben an ihre Angestellten (Untergebenen). Also müssen sie genaugenommen doch gar nicht ihre Arme und Hände benutzen oder laufen!

Und die richtige Konstellation dafür ist vorhanden: Der Herzog als Chef und die Direktorin als Vorgesetzte für alle anderen, allerdings auch 1. Untergebene vom Herzog!!!

Ich würde darauf achten, daß die Bondagetten selbst beim Wechsel der Fesselung oder z.B. unter der Dusche immer mit mind. 1 Fuß, 1 Hand oder am Hals irgendwo stabil angekettet sind. Nur absolute Konsequenz ist richtig sicher und führt dazu, daß sich die Bondagetten in ihre Rolle fallen lassen können.
4. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo Kapitel 2 - Die Tochter des Herzogs - Teil Eins

geschrieben von gag_coll am 15.03.14 07:39

Vinctae in Monasterio Antiquo
Kapitel 2 - Die Tochter des Herzogs - Teil Eins
Autor: Karl Kollar

Karin schloss die Tür zu ihrem Zimmer im Gasthof und ging den Gang entlang zum Treppenhaus. Schon auf der Treppe duftete es appetitlich nach Kaffee und sie glaubte sogar, frische Brötchen zu riechen. Fast etwas vorsichtig betrat sie den kleinen Frühstücksraum und blickte sich um. Der Raum war nicht sehr groß und es standen auch nur sechs Tische darin, die aber sehr liebevoll gedeckt waren. An der Wand neben der Tür war das Frühstücksbüfett aufgebaut, an dem sich ihre zukünftige Kollegin Andrea Falk gerade bediente. Karin wünschte ihr einen guten Morgen und Andrea erwiderte den Gruß.

Paula, die Tochter der Wirtin, begrüßte die Lehrerinnen und fragte, ob sie, ob sie lieber Tee oder Kaffee trinken wollten. Beide entschieden sich für Kaffee.

Karin nahm sich ebenfalls einen Teller und bediente sich am Büfett. Dann setzte sie sich zu Andrea an den Tisch. Beide begannen zunächst schweigend mit dem Frühstück.

Paula brachte den Kaffee und schenkte beiden Frauen gleich eine Tasse ein. »Und was haben Sie heute vor?« Sie wollte nett sein.

»Wir werden im Kloster sein.« Karin versuchte sich zu erinnern, was gestern ausgemacht wurde. »Die Direktorin wird uns abholen.«

Paula lächelte. »Meine Mutter hat mir von den Mädchen erzählt. Das wird bestimmt toll.« Dann wünschte sie den beiden Lehrerinnen einen guten Appetit und ging wieder in die Küche.

Andrea war unzufrieden. »Alle Welt scheint hier Bescheid zu wissen, nur ich habe nichts erfahren.« Sie nahm einen ersten Schluck Kaffee. »Keine Lehrpläne, keine Schülerlisten, gar nichts.« Sie schien die Ungewissheit nicht zu mögen.

Karin blickte nachdenklich aus dem Fenster. »Ich habe auch keine Informationen bekommen.« Sie berichtete von ihrer Ankunft, während sie langsam ihr Frühstück genoss. »Sie meinten, ich sei für den Lehrgang geeignet.«

Andrea musste ihr beipflichten. »So war es bei mir auch.« Sie klopfte ihr Ei auf. »Aber sie haben mir nicht gesagt, welche Fähigkeiten ich hier brauchen werde.«

* * *

Die Tür zum Flur öffnete sich und Birgit kam in den Frühstücksraum. In ihrer Hand hielt sie die Hand ihrer Freundin, die nach ihr den Raum betrat. Sie wünschten den beiden Lehrerinnen einen »Guten Morgen«.

Karin und Andrea erwiderten den Gruß. Sie freuten sich, das außergewöhnliche Liebespaar wieder zu sehen.

Karin warf einen verstohlenen Blick auf die beiden Frauen. Aber sie entdeckte keine Fesselungen irgendwelcher Art, zumindest keine sichtbaren so wie gestern. Doch das Strahlen in den beiden Gesichtern war überdeutlich zu sehen. Sie bedienten sich am Büfett und setzen sich an den Tisch neben Karin und Andrea.

Paula kam und fragte, was sie denn trinken wollten. Birgit bestellte sich Kaffee, während Alexandra sich schwarzen Tee wünschte.

Karin lag die Frage auf der Zunge, aber sie wagte es nicht, sie auszusprechen. Zu gern hätte sie gewusst, wie lange die beiden Frauen gestern ihre Monohandschuhe noch getragen hatten. Und natürlich hätte sie auch gern gewusst, wie sie letztendlich daraus heraus gekommen waren.

Ihre Kollegin Andrea war weniger zurückhaltend. »Sollen wir Ihnen heute wieder bei den Handschuhen helfen?« Aber direkt fragen wollte auch nicht. Bei dem Gedanken daran spürte Karin ein leichtes Ziehen im Unterleib. Sie war von der gestrigen Hilflosigkeit dieser beiden Frauen sehr fasziniert.

Alexandra lächelte. Ihre Stimme hatte immer noch etwas verträumtes. Aber über die Frage war sie nicht verwundert. »Heute können wir das nicht machen, wir wollen in die Stadt zum Einkaufen. Die Direktorin hat uns eines ihrer Autos geliehen.«

Karin hatte jetzt auch etwas Mut gefasst. Trotzdem fiel ihr die Frage nicht leicht. »Machen Sie so etwas öfters?«

»Nein, leider geht das leider nur sehr selten.« Birgit blickte Alexandra verliebt an und gab ihrer Freundin einen kurzen Kuß. »Aber ab Montag...« Beide Augenpaare strahlten. Sie schien Fragen dieser Art gewohnt zu sein.

Das weitere Frühstück verlief in fröhlichem Schweigen.

* * *

Doch gegen Ende des Frühstücks sollten die beiden Lehrerinnen doch noch erfahren, wie Birgit und Alexandra ihre Befreiung organisiert hatten. Paula kam leicht verschämt ins Frühstückszimmer und hielt etwas in ihrer Hand. Sie warf einen verstohlenen Blick auf die beiden Lehrerinnen und ging auf das Liebespaar zu. »Danke, das ich es ausprobieren durfte.« Sie hielt etwas in ihrer Hand und legte es auf den Tisch.

Birgit sprach im Gegensatz zu ihr ganz unbefangen. »Wir haben zu danken. Das wäre sonst doch eine eher ungemütliche Nacht geworden.«

Es war Paula sichtlich unangenehm. Ihre Stimme war sehr leise, trotzdem verstand Karin, was sie sagte. »Bitte verraten Sie meiner Mutter nichts davon.« Sie drehte sich um und verschwand sehr schnell in der Küche.

Karin blickte fast etwas verstohlen hinüber auf den Tisch und sah, was die Wirtstochter zurückgebracht hatte. Vor Birgit lag ein roter Ballknebel.

Alexandra spürte die nicht ausgesprochenen Fragen der beiden Frauen. »Paula hat uns gestern die Knebel abgenommen und uns dann aus den Handschuhen geholfen.«

Birgit ergänzte, »Sie hat uns gefragt, ob sie so einen Ball einmal ausprobieren dürfte.«

»Wir haben ihr das gern erlaubt.« Alexandras Stimme klang schon wieder sehr verliebt. Karin war fasziniert von der Unbefangenheit, mit der hier über die Knebel gesprochen wurde. Bisher hatte sie das leider ganz anders erlebt. Alexandra blickte auf die Uhr, die über dem Büfett an der Wand hing. »Wollen wir los?«

Sie verabschiedeten sich von den beiden Lehrerinnen, dann gingen sie aus dem Raum. Karin und Andrea blickten ihnen fasziniert nach.

Auf dem Flur waren Stimmen zu hören. »Ja, wir wollen in die Stadt.« Das war Birgit, aber es war nicht zu erkennen, wem sie die Frage beantwortet hatte.

Es klopfte und Frau von Taubach steckte ihren Kopf in den Frühstücksraum. »Ich wünsche einen guten Morgen.«

Die beiden Lehrerinnen erwiderten den Gruß. Die Direktorin trat herein und setzte sich zu den beiden Frauen an den Tisch. »Ich denke, wir sollten dann so langsam mit der Arbeit beginnen.« Sie machte eine kleine Pause.

»Ich möchte sie in die Bibliothek des Klosters bringen, dort habe ich Ihnen diverse Unterlagen bereitgestellt, mit denen sie sich auf die nächsten Monate vorbereiten können.«

Es beruhigte beide Frauen, dass sie endlich ein wenig über den Lehrgang erfahren sollten.

»Heute Nachmittag werden wir noch in die Stadt fahren. Der Herzog möchte, dass sie während des Lehrgangs so etwas wie eine Uniform tragen, die werden wir einkaufen.« Sie erwähnte, dass der Herzog für alle Kosten aufkommen würde.

* * *

Prinzessin Tamara, die Tochter von Herzog Karl hatte ihren heutigen Auftritt gegenüber der Baroness schon seit längerem geplant. Sie war vor kurzem extra auf den großen Speicher des herzoglichen Schlosses gestiegen und hatte in dem Schrank mit der im Frühjahr weggeräumten Winterkleidung gekramt. Dort hatte sie ihren Spezial-Mantel untergebracht, den sie allerdings schon länger nicht mehr getragen hatte, denn er hatte ein paar für sie eher unangenehme Eigenschaften. Doch heute konnte sie genau diese Einschränkungen sehr gut gebrauchen.

Ihr Vater hatte ihr damals einen großen Wunsch erfüllt, als er den Mantel nach ihren detaillierten Plänen anfertigen ließ. Die beiden Ärmel oder besser das gemeinsame Armteil war so gerarbeitet, dass es eine lange Röhre bildete, mit der ihre Arme vor dem Körper gefangen waren.

Es war nicht leicht, den Mantel anzuziehen und Tamara brauchte stets Hilfe dazu. Aber wenn ihre Arme einmal in dem Mantel verschwunden waren, konnte sie sich ohne fremde Hilfe daraus auch nicht mehr selbst befreien. Das hatte sie sich so gewünscht und die Schneiderin hatte es nach ihren Vorgaben zur vollen Zufriedenheit umgesetzt.

Doch dass war ihr damals nicht genug gewesen. Sie hatte noch eine andere große Einschränkung machen lassen. Der Mantel hatte den Verschluss im Rücken. Zwei Reißverschlüsse im Rücken verschlossen den Mantel, einer davon von der Taille bis zu ihren Knöcheln, der andere reicht bis zum Nacken. Darüber befand sich noch eine Knopfleiste und dazu kam dann noch ein schicker Gürtel, der wieder nach vorn zu schließen war. Vorn hatte der Mantel zwar auch eine elegante Knopfleiste, aber die war nur Tarnung. Der Mantel war ausschließlich im Rücken zu öffnen und zu schließen.

Das Beinteil des Mantels hatte noch eine weitere Besonderheit, es bestand quasi aus zwei Lagen. Der äußere sichtbare Teil schwang locker um ihre Beine, wie es bei einem Mantel üblich war. Der innere Teil jedoch bildete bei geschlossenen Reißverschluss einen sehr engen Rock, der ihr unauffällig nur sehr kleine Schritte erlaubte.

Tamara war mit der Arbeit ihrer Schneiderin sehr zufrieden, zumal der Mantel auch wunschgemäß sehr robust ausgefallen war. Sie hatte es bisher noch nie geschafft, sich darauf zu befreien.

Im Nachhinein dachte sie auch gern an die Zeit, als sie dem Mantel mal gegen ihren Willen tragen musste. Damals verfluchte sie ihren gründlichen Entwurf sowie die sehr gute Arbeit der Schneiderin. Seit dieser Zeit wusste sie, dass dieser Mantel ausbruchssicher war. Treppensteigen war mit dem Mantel allerdings sehr schwierig, da sie ihre Beine kaum bewegen konnte. Doch Tamara liebte diese Art von Schwierigkeiten.

* * *

Jetzt lag der Mantel ausgebreitet auf dem Tamaras Bett und wartete nur darauf, seine Trägerin gefangen zu nehmen. Die Herzogstochter trug den Mantel nur sehr selten, da er sie wirklich sehr effektiv hilflos machte. Doch heute war es dieses Opfer wert.

Bertha stand neben ihr und blickte sie zweifelnd an. »Wollt Ihr das wirklich machen, Prinzessin?« Sie war schon sehr lange die Dienerin im Schloss und für Tamara eher so etwas wie eine Oma. Berta stand stets auf Tamaras Seite, sie hatte damals bei der Erziehung geholfen, als die Herzogin starb. Und im Laufe der Zeit war sie eher zu einer älteren Freundin geworden. »Ihr könntet doch auch so in das Internat fahren.« Doch sie kannte den Dickkopf der Prinzessin, die wenn sie sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, durch nichts davon abzubringen war. »Freut Ihr Euch nicht, dass es jetzt endlich losgeht?«

Statt einer Antwort ging Tamara zum Bett, hob den schweren Mantel hoch und reichte ihn der Dienerin. Dann blickte sie Bertha auffordernd an.

Es war für Tamara stets schwierig, in den Mantel hinein zu kommen, denn sie musste ihre beiden Armen gleichzeitig in die Armröhre stecken und sie dann so lange hinein schieben, bis ihre Hände an den gegenüberliegenden Ellenbogen angekommen waren. Sie musste teilweise sogar ihre Finger zu Hilfe nehmen, um die eher enge Armröhre an die richtige Stelle zu bringen.

Bertha half ihr dabei, in dem sie an diversen Stellen von außen an dem besonderen Ärmel zog und zupfte, bis sie das Gefühl hatte, dass er richtig angezogen war. Irgendwie wurde deutlich, dass sie dabei eine gewisse Erfahrung hatte.

Schließlich war sie mit dem Sitz des Mantels zufrieden. Sie trat hinter Tamara und mit einer etwas feierlichen Stimmung bat sie ihren Schützling, die Beine zusammenzustellen. Sie kniete sich hin und ergriff die beiden Teile des Reißverschlusses, um sie zusammen zu führen. Langsam zog sie den Verschluss zunächst bis zu den Knien der Prinzessin hinauf. Tamara spürte sofort den leichten Druck auf ihren Beinen und ihr Blick wurde zufriedener. Aber ihr Atem wurde unmerklich schneller.

Die Dienerin schloss die zwei Schnallen, die die Beinteile des Mantel um die Knöchel und die Waden zusätzlich zusammen hielten. Ihre Aufgabe war es, den Reißverschluss zu entlasten, wenn die Beine der Trägerin versuchen sollte, sich mehr als den vorgesehenen Freiraum nehmen zu wollen. Dann wurde der Reißverschluss bis zu Tamaras Taille hochgezogen. Ein zweiter Reißverschluss sicherte das Oberteil des Mantels bis zum Nacken.

Berta trat einen Schritt zurück und für einen Augenblick lag tiefe Bewunderung in ihrem Blick. »Toll, wie ihr darin ausseht. Man sieht es dem Mantel wirklich nicht an, wie streng er ist.«

Tamaras Augen leuchteten und sie ließ sich von der Stimmung anstecken.

Doch dann sprach Berta weiter. »Aber muss das wirklich sein? Ihr kennt sie doch.«

Die Erinnerung an die Baroness riss die Herzogstochter aus der Stimmung. Sie blickte entschlossen auf den kleinen Tisch neben ihrem Bett.

Dort lag noch ein Ballknebel sowie ein winziges Vorhängeschloss. »Seit Ihr sicher, dass Ihr das wirklich wollt?« fragte die Bertha, als sie den Knebel zur Hand genommen hatte. Doch eine Antwort erwartete sie nicht wirklich. Sie kannte die Entschlossenheit der Prinzessin, wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte. »Wo habt ihr den Schlüssel diesmal versteckt?«

»Den trage ich nahe bei meinem Herzen.«

Bertha wusste, dass Tamara dies immer dann sagte, wenn sie etwas in ihrem BH versteckt hatte. »Ob das wirklich so klug ist?«

»Mach es bitte, bevor ich es mir noch mal anders überlege.« bat Tamara, dann öffnete sie ihren Mund und schloss die Augen.

Mit gewohnter Routine legte die Dienerin ihrem Schützling wie gewünscht den Ballknebel an. Mit Bedauern in der Stimme strich sie ihrem Schützling über die kurzen Haare. »Was habt ihr bloß aus Eurer schönen Frisur gemacht. Ihr hattet so schöne lange Haare.« Doch auch diesmal erwartete sie keine Reaktion. Nicht wegen des Ballknebels, sondern weil sie die Antwort schon wusste. Es lag natürlich an der Baroness, der neuen Bekannten ihres Vaters, weswegen Tamara sich nicht nur äußerlich so drastisch verändert hatte.

»Bequem wie immer?«

Tamara öffnete die Augen und bewegte ein wenig ihren Kiefer, dann blickte sie ihre Dienerin zufrieden an. Diese nahm das kleine Schloss vom Tisch und wie sonst auch sicherte sie den Knebel gegen unerlaubtes Entfernen.

* * *

Herzog Karl kam in die große Eingangshalle seines Schlosses, wo seine neue Freundin, die Baroness Franziska von Widgenstein schon wartete. Ihr Blick zeigte ihm sofort, wie verärgert sie war. »Kommt sie endlich?« Ihre Stimme war ungehalten. »Ich verstehe nicht, warum sie so lange braucht. Es ist doch alles fertig und das Gepäck ist im Auto.«

Herzog Karl blieb eine Antwort schuldig.

»Ich hoffe, sie weiß sich wenigstens dies eine Mal korrekt zu benehmen.«

Der Herzog wusste, wie wichtig der Baroness das korrekte Benehmen innerhalb ihrer Kreise war, aber genauso war ihm auch klar, wie wenig seine Tochter davon hielt. Dabei war es nicht immer so gewesen. Erst seit er die Baroness kennen gelernt hatte, legte Tamara ein nahezu unmögliches Verhalten an den Tag. Er seufzte. Wenn doch ihre Mutter noch leben würde.

»Ich erwarte eine korrekte Verabschiedung, wie es sich gehört. Sie soll mir doch nur die Hand geben und sich ordentlich verabschieden. Das ist doch nicht zuviel verlangt oder?« Sie formulierte es als Frage, aber eine Antwort erwartete sie nicht.

Herzog Karl seufzte wieder.

»Ich bin froh, wenn sie dann erst mal für einige Zeit weg ist. Ich hoffe, sie bekommt in diesem ... Internat endlich mal etwas Benehmen beigebracht.« Die Pause vor dem Wort ´Internat´ sprach Bände.

Herzog Karl holte tief Luft, denn eigentlich wollte er seine Tochter verteidigen. Doch dann hielt er inne, denn er wusste, dass er nichts ausrichten konnte. Zu tief waren die Gräben zwischen seiner Tochter und seiner neuen Bekannten, als dass er da hätte etwas schlichten können. Zumal die Herzogin für die Leidenschaft seiner Tochter und auch die seiner verstorbenen Frau nichts abgewinnen konnte. Die Baroness hatte kein Verständnis dafür, warum sich jemand freiwillig in seiner Freiheit einschränken ließ. Dass Tamara ihrer vielleicht zukünftigen Stiefmutter alles zum Trotz machte, kam noch dazu. Darin war sie Meisterin und sie nutze dazu wirklich jede Gelegenheit, um sie zu reizen.

Insgeheim dachte er darüber nach, der Baroness in dem einen Punkt Recht zu geben. Wenn Tamara für das nächste halbe Jahr in dem strengen Internat war, dann würde sich vielleicht ihre Abneigung etwas legen. Immerhin hatte Tamara einen Großteil des Internats selbst entworfen, sie würde sich dann also ihren eigenen Regeln unterwerfen müssen. »Papi« hatte wie üblich hauptsächlich als Finanzier herhalten müssen.

Doch es war schon bitter, dass die Baroness von Bondage und den damit verbundenen Spielarten so gar nichts hielt.

* * *

Nur noch dieses lästige und vollkommen überflüssige Ritual hinter sich bringen, dann endlich würde sich für Tamara ein lange gehegter Wunsch erfüllen. Das nächste halbe Jahr würde sie in dem Internat verbringen, welches sie sich ausgedacht hatte und welches ihr Vater für sie möglich gemacht hatte. Sie musste nur noch die Begegnung mit der Baroness hinter sich bringen und sie war sich sicher, diesmal würde sie gewinnen.

Sie genoss die Enge des Mantels, dessen Beinteil ihr nur noch winzigste Schritte erlaubte. Vorallem weil sie wusste, dass die Baroness dafür kein Verständnis hatte und jedes Mal verärgert reagierte, wenn sie Tamara mit irgendwelchen seltsamen Einschränkungen ertappte. Mit Wehmut dachte Tamara an die Zeit zurück, als ihre Fesselungen gern gesehen waren. Als ihre Mutter noch lebte, da war auch ihr Vater sehr stolz auf sie, wenn sie ihrer Mutter nacheiferte. Doch mit dieser neuen Schnepfe, die für die Leidenschaft von ihr und ihrer Mutter so überhaupt kein Verständnis hatte, war alles verändert und nicht mehr schön. Sie verstand überhaupt nicht, warum ihr Vater ausgerechnet diese Person »angeschleppt« hatte, die für ihre so schöne Tradition so rein gar nichts über hatte.

Und das schlimmste war, das ihr Vater dieser Schnepfe hörig war. Er machte alles, was sie sagte oder vorschlug. Zum Glück waren die Vorbereitungen für den Lehrgang schon vollständig abgeschlossen, als die Baroness in ihr beider Leben trat.

Bislang hatte Tamara ihren Vater bei jedem Termin begleitet und so gut wie es eben ging, wollte sie ihm die Frau ersetzen. Nur ein einziges Mal hatte sie sich nicht die Zeit genommen, um an seiner Seite zu sein. Es war beim Ball des Botschafters und sie blieb dahin, um noch einmal von ihrem Internat zu träumen. Sehr groß war ihr Entsetzen, als sie am nächsten Morgen beim Frühstück die fremde Frau antraf, die zugleich noch sehr zärtlich tat mit ihrem Vater.

Sie war sauer. Seit sich die Baroness hier einquartiert hatte, hatte sich alles verändert. Sie war nicht mehr die First Lady, das war jetzt »sie«. Tamara machte sich bis heute Vorwürfe. Wenn sie ihn auf bloß besser aufgepasst hätte.

Doch heute würde sie es der Zicke zeigen. Von wegen richtiges Benehmen. Natürlich wusste Tamara sich formvollendet zu benehmen. Aber nicht gegenüber diesem Biest, welches ihr den Vater wegnommen hatte. Heute würde sie es dieser Schnepfe schon zeigen. Tamara wusste, dass sie stets auf allen Förmlichkeiten bestand. Auch wenn Tamara es jedesmal anekelte, bestand die Baroness darauf, dass sie sich mit Händedruck und den richtigen Worten verabschiedete oder begrüßte.

Aber diesmal nicht. Diesmal wollte Tamara dem Ritual, welches sie bis auf den Tod hasste, entgehen. Genüsslich bewegte sie den Ball in ihrem Mund. So bald würde der dort nicht mehr herauskommen. Sie grinste innerlich. Je näher sie den drei kleinen Stufen kam, desto ruhiger wurden ihre Schritte. Aber innerlich wurde sie immer aufgewühlter.

* * *

Herzog Karl blickte auf die Gestalt seiner Tochter, die sich gerade sehr mit den drei kleinen Stufen abmühte. Früher hatte ihn dieser Anblick gefreut, doch heute war ihr Auftreten denkbar ungeeignet. Er stöhnte innerlich auf, denn er ahnte was kommen würde.

Die Baroness sah, wie sie mit kleinen Schritten auf sie zu kam. Sie nahm an, eine artige und brave Tamara würde sich verabschieden wollen. Innerlich war sie über das demütige Auftreten sehr angetan. Doch von dem geknebelten Mund sah die Baroness nichts.

Doch als Tamara vor ihr stand, hob sieh ihren Kopf und reckte ihr den geknebelten Mund entgegen. Ihre Augen blitzen und ihre Arme zuckten in ihrem Armgefängnis.

Die Baroness, die sehr auf die Etikette fixiert war, sah jetzt erst, das sie sich wieder diesen seltsamen Ball in den Mund gesteckt hatte, mit dem sie nicht vernünftig reden konnte. Sie blickte an ihr herunter und nach kurzer Zeit hatte sie auch den besonderen Ärmel entdeckt. Voller Ärger hatte sie sich nicht mehr unter Kontrolle, ihr rutsche die Hand aus und sie gab Tamara eine schallende Ohrfeige.

Die Prinzessin zwang sich, dies ruhig hinzunehmen. Sie nahm es als Triumph auf, dass sie es geschafft hatte, die Baroness aus der Reserve zu locken.

Herzog Karl war geschockt über den Vorfall. Es war für ein gleich eine doppelte Enttäuschung, zum einen der bewusst provozierende Aufzug seiner Tochter und zum anderen die übertrieben heftige Reaktion seiner Freundin, die sich hatte aus der Reserve locken lassen. Mit einer eher traurigen Miene zog er Tamara weg und schob in unnachgiebig in Richtung Haustür, wo der Wagen bereits wartete.
5. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von AK am 17.03.14 00:06

Cooles Konzept und wie immer super geschrieben.

Würde sehr gerne weiter lesen.
6. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo Kapitel 2 - Die Tochter des Herzogs - Zweiter und letzter Teil

geschrieben von gag_coll am 19.03.14 21:30

Vinctae in Monasterio Antiquo
Kapitel 2 - Die Tochter des Herzogs - Zweiter und letzter Teil
Autor: Karl Kollar

Tamaras Wange brannte deutlich von der Ohrfeige, aber die Herzogstochter war zu stolz, um dem Schmerzgefühl nachzugeben. Im Gegenteil, sie genoss ihren Triumph, die Baroness so aus der Contenance getrieben zu haben. Es störte sie auch überhaupt nicht, dass ihr Bertha jetzt beim Einsteigen helfen musste, da sie wegen dem Beinteil des Mantels ihre Beine kaum bewegen konnte. Denn der Triumph von eben wog diese Nachteile mehrfach auf.

Der Herzog, der sie zum Auto begleitet hatte, war sichtlich verärgert. »Schnallen sie sie an«, herrschte er Bertha an, die neben dem Wagen bereit stand. Dann ging er mit schnellen Schritten ins Schloss zurück.

Es tat Tamara lediglich ein wenig leid, dass ihr Vater jetzt ebenfalls verärgert war. Ihn wollte sie mit dieser Aktion nicht treffen. Sie schloss ihre Augen und fühlte, wie sich der Sicherheitsgurt langsam über ihren hilflosen Körper legte. Es war alles genau so gelaufen, wie sie es sich erträumt hatte, dazu kam das noch nicht nachlassende Hochgefühl ´ihr´ eins ausgewischt zu haben.

»Hätte das denn sein müssen?« Die Stimme der Dienerin klang ebenfalls etwas verärgert.

Tamara ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Sie ignorierte Bertha einfach.

* * *

Ausgerechnet heute musste sie diesen vermaledeiten Mantel tragen. Er war sauer, denn dieses besondere Stück aus echtem Leder war damals selbst für seine Verhältnisse sehr teuer gewesen, zum einem wegen Materialmenge, da der Mantel fast überall zwei Lagen hatte und zum anderen wegen den sehr vielen Arbeitsstunden für die Schneiderin, die ihn nach den Vorgaben seiner Tochter angefertigt hatte. Er ging zur Baroness und herrschte sie an. »Hättest Du dich nicht unter Kontrolle haben können?« Er war hörber verärgert.

Doch die Baroness rechtfertigte sich. »Das Biest hat es doch mehr als verdient, wenn sie mich so provoziert.«

»Du hättest die Stärkere sein können.« Er war verärgert und enttäuscht, das die beiden Frauen sich so überhaupt nicht verstanden und bisher noch nie miteinander ausgekommen waren. Tamara nutzte jede Gelegenheit, um seine neue Freundin zu provozieren.

Die Baroness drehte sich wortlos um und ging in Richtung Treppenhaus.

Der Herzog seufzte hörbar, doch zu seinem Verwundern drehte sich die Baroness vor der Treppe noch einmal um und blickte ihn mit einer Mischung aus Bedauern und Sehnsucht an. »Komm bitte bald zurück.« Sie schien auch ein schlechtes Gewissen zu haben.

Der Herzog versprach es, dann ging er zum Telefon. Er wählte die Nummer, die er in den letzten Tagen oft gewählt hatte.

Caterina von Taubach meldete sich.

Er begrüßte sie und kam dann gleich zum Anliegen des Anrufes. Er beschreib, wie Tamara sich gerade aufgeführt hatte und bat die Direktorin, sie in dieser Hinsicht völlig zu ignorieren. »Ich möchte ihr eine Lektion erteilen. Bitte helfen sie ihr nicht mit dem Mantel. Sie hat sich da selbst hineinmavövriert, jetzt soll sie sehen, wie sie da wieder heraus kommt.«

Die Direktorin wusste von dem schwierigen Verhältnis zwischen der Prinzessin und der Baroness. Der Herzog hatte ihr bei den letzten Treffen oft genug davon berichtet. Sie versprach, der Bitte vom Herzog nachzukommen.

* * *

Der Herzog lenkte seinen Wagen auf den Parkplatz vor dem Abthaus und stellte den Motor ab. Er sah, dass die Direktorin ihn und seine Tochter schon erwartete, denn sie stand mit einer anderen Frau vor dem Haus. Er schnallte sich los und blickte noch einmal in den Rückspiegel zu seiner Tochter. Wieder seufzte er innerlich. Seit sie vor einer dreiviertel Stunde losgefahren waren, hatte sich die Prinzessin nicht ein einziges Mal bewegt und hatte den Kopf in Schweigen vor sich gesenkt. Er hatte eigentlich angenommen, Tamara würde sich über den Beginn ihres Bondage-Internats freuen. Immerhin hatte sie einen Großteil aller Ideen dafür geliefert. Er ließ den Gurt los, öffnete die Tür und stieg aus.

Die Direktorin Frau von Taubach gab Karin einen kurzen Wink, dann ging sie auf den Herzog zu und begrüßte ihn. Karin kam dem Wink nach und wurde von der Leiterin vorgestellt. Sie reichte ihm ebenfalls die Hand.

Der Herzog blickte zurück zum Auto, dann wandte er den Blick auf die Direktorin. Diese ahnte, was er wollte. Sie drehte sich zu Karin und bat sie, der Tochter des Herzogs beim Aussteigen zu helfen. Sie blickte dabei kurz auf das Auto. Dann wandte sie sich wieder zum Herzog. »Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«

* * *

Karin ging zum Auto und fragte sich dabei, was für ein verwöhntes »Flittchen« sie denn da bedienen sollte. Sie ahnte nicht, dass die Direktorin ihr bewusst Informationen vorenthalten hatte. Sie öffnete die Tür und stellte sich höflich neben das Auto. Bei einem Blick auf das Abthaus sah sie, wie der Herzog gerade hinter ihrer Chefin in das Haus hineingegangen waren.

Als sich die Tür schloss, blickte Karin verwundert in das Wageninnere, denn zu ihrer Verwunderung war die Prinzessin immer noch nicht ausgestiegen. Sie sah, dass Tamara den Kopf trotzig nach unten gesenkt hatte.

»Wollen Sie nicht aussteigen?« Karins Stimme klang verwundert.

Tamara war über die unbekannte Stimme verwundert und reflexartig drehte sie den Kopf zu Karin hin. Sie wusste nicht, dass die Direktorin der Lehrerin bewusst nichts gesagt hatte. Karin sah voller Erstaunen, das die Prinzessin einen Knebel im Mund hatte. Da der Herzog sozusagen noch in Rufweite war, vermutete sie, dass sie Tamara den Knebel wohl nicht abnehmen sollte.

Doch die Prinzessin machte keinerlei Anstalten, aus dem Auto auszusteigen. Karin war verwundert. Sie sah, dass Tamara noch angeschnallt war. Dann fiel ihr Blick auf Tamaras Arme und als sie den Ärmel sah, war sie zugleich fasziniert und verwirrt zugleich. Sie blickte Tamara an und empfing einen Blick, der sowohl Stolz als auch Unsicherheit und Hilfesuche enthielt.

Karin wusste nicht so recht, was sie von der Situation halten sollte. »Soll ich sie los schnallen?«

Die Prinzessin blickte Karin misstrauisch an, dann nickte sie vorsichtig.

Karin beugte sich in den Wagen. Sie stützte sich am Vordersitz ab und suchte den Verschluss für den Gurt. Es machte leise Klick und Karin sah, wie der Gurt langsam über das Leder des Mantels rutschte.

Karin zog sich wieder aus dem Auto zurück und wartete. Sie war sich unsicher, ob Tamara noch Hilfe beim Aussteigen brauchen würde.

Sie sah, wie Tamara sehr auffällig zum Abthaus hinüber blickte, erst dann begann sie langsam ihre Beine zu bewegen. Karin sollte später begreifen, dass Tamara sich vor ihrem Vater keine Blöße geben wollte, wenn sie von Karin Hilfe an nahm.

Sie sah, wie die Prinzessin ihre Beine zusammen anhob und zusammen nach rechts aus dem Auto schob. Das äußere Beinteil des Mantels teilte sich vorn und gab einen Blick frei auf die vom Leder umspannten Beine der Prinzessin.

Karin blickte unauffällig auf die Art, wie Tamara ihre Beine bewegte, und sie begriff, das der Prinzessin nur wenig Beinfreiheit verbliebt. Die Lehrerin war mehr als verwundert, doch sie zwang sich, keine Reaktion diesbezüglich zu zeigen.

Tamara schien mit ihrem ganzen Körper zu kämpfen, um aus dem Auto zu rutschen. Karin erkannte die weiteren Gemeinheiten dieses sehr seltsamen Mantels. So wie Tamara ihre Arme trug, konnte sie sich auch nicht mit den Händen abstützen.

Reflexartig griff Karin an die Schulter der Prinzessin und wollte sie aus dem Auto ziehen. Tamara zuckte zusammen und schaute sie verwirrt an. Ihr Blick wechselte noch einmal zum Abthaus, dann sah sie Karin ermutigend an. Karin griff an Tamaras Schulter und zog sie aus dem Auto, dann half sie ihr, auf die Beine zu kommen. Tamara blickte sie an und trotz des Balles in ihrem Mund war das »Danke schön« gut zu verstehen.

Karin machte die Autotür zu und blickte noch einmal unauffällig auf die Prinzessin, die so einen außergewöhnlichen Auftritt hingelegt hatte. Mit sehr kleinen Schritten ging Tamara zielstrebig auf den Eingang zum Kloster zu. Karin war fasziniert von der Anmut, mit der Tamara die Einschränkungen des Mantels hin nahm. Erst später sollte Karin erkennen, dass Tamara ihrem Vater nicht mehr begegnen wollte und deswegen im Klostereingang Sichtschutz suchte.

Kaum war Tamara in dem Eingang verschwunden, da öffnete sich die Tür des Abthauses und der Herzog trat mit Frau von Taubach wieder vor die Tür. Er blickte noch einmal kurz zu der Direktorin, dann ging er zum Auto. Er holte einen großen Koffer aus dem Kofferraum und stellte ihn wortlos auf die Erde. Dann stieg er ein und fuhr los.

Karins Blick wechselte vom Auto wieder zum Klostereingang und erst jetzt fiel ihr auf, dass der Herzog sich nicht von seiner Tochter verabschiedetet hatte.

Ebenso ging ihr durch den Kopf, dass Tamara immer noch den Mantel und den Knebel trug. Eigentlich hatte sie angenommen, dass der Herzog seine Tochter daraus noch befreit hätte. Sie war verwundert.

Als der Wagen außer Hörweite war, kam Tamara mit langsamen Schritten aus dem Klostereingang heraus. Sie sah etwas verunsichert aus.

Caterina von Taubach ging zum Koffer, nahm ihn in die Hand und kam auf Karin zu. »Wir bringen die Prinzessin jetzt zu ihrem Quartier in der alten Herberge.« Sie warf einen kurzen auffordernden Blick auf Tamara, dann setzte sie sich mit langsamen Schritten in Bewegung. »Schenken Sie der Prinzessin jetzt bitte keine Aufmerksamkeit.« fügte sie flüsternd hinzu. »Ich erkläre Ihnen das später.« Karin nahm es zur Kenntnis.

Sie gingen den Weg zum nördlichen Tor, vorbei am Jagdhaus sowie den Weg neben dem Künstlerhaus zu dem kleinen Tor. Frau von Taubach schritt mit Karin durch das Tor, dann hielt sie die Tür auf und wartete auf Tamara, die sich mit den zwei Stufen sehr abmühte.

Karin wollte gerade den Arm ausstrecken, um der Prinzessin zu helfen, doch ein warnender Blick ihrer Chefin erinnerte sie an die entsprechende Bitte. So schaute sie lediglich auf die sehr intensiven Bemühungen der Prinzessin, mit der ihr verbliebenen Beinfreiheit die Stufen zu erklimmen. Erst ein Blick in Tamaras Gesicht nach der zweiten Stufen zeigten Karin, dass die Prinzessin diese Einschränkungen anscheinend so haben wollte und mit jetzt mit Eifer dagegen kämpfte.

* * *

Die Tür zur Herberge stand auf und die zwei Frauen gingen hinein. Frau von Taubach zeigte Karin kurz die Räume im Erdgeschoss, während Tamara noch mit dem Weg vom Tor her beschäftigt war.

Es gab die großen Gemeinschaftsräume sowie die Küche und das große Esszimmer. Aber, so erklärte sie, da sie im Moment keine größere Anzahl von Gästen erwarten, sind die Räume im Moment nicht in Betrieb.

Mittlerweile hatte Tamara es auch geschafft, in das Haus hinein zu kommen. Doch zu ihrem Entsetzen erklärte Frau von Taubach, dass ihr Zimmer im Obergeschoss sei und sie zeigte auf die Treppe. Karin blickte auf die Stufen und fragte sich, ob Tamara mit ihrem Mantel diese Stufen wohl schaffen würde.

Mit einem auffordernden Blick zu Karin ging die Direktorin zur Treppe und schritt sie empor. Karin ging hinterher und zwang sich, nicht zu Tamara zurück zu sehen. Im Obergeschoss zeigte ihre Chefin ihr die Zimmer entlang des langen Korridors, bis sie am Ende des Ganges zu einer kleinen Küchenecke kamen. Wortlos nahm sie zwei Tassen und ließ sich an der bereitstehenden Maschine zwei Kaffee machen. Dann stellte sie sich zusammen mit Karin an einen der Stehtische und schweigend genossen sie den Kaffee.

Erst nach langer Zeit war Tamara am anderen Ende des Korridors zu sehen. Sie hatte die Treppe geschafft. Frau von Taubach winkte sie heran.

Beim Näherkommen war zu sehen, dass Tamara schwitzte und außer Atmen war. Aber ihr stolzer Blick war geblieben. Karin fragte sich, wie sie wohl die Treppe geschafft hatte.

Als Tamara an dem Tisch angekommen war, zeigte die Direktorin auf das Zimmer ganz am Ende des Ganges. Karin fiel auf, dass es das Zimmer war, welches am weitesten entfernt von der Treppe war. Sie fragte sich, ob dies Zufall war.

Catherina von Taubach beantwortete die nicht gestellte Frage. »Euer Vater hat dieses Zimmer für Euch reserviert.« Sie öffnete die Tür und zeigte dann auf die Küche. »Wenn Ihr Kaffee mögt, bedient Euch nur.« Sie wies auf die Kaffeemaschine und zeigte die Schranktür mit den Tassen.

Tamaras Blick folgte der Bewegung, dann betrat sie mit langsamen Schritten in ihr Zimmer. Frau von Taubach winkte Karin kurz, dann gingen sie hinterher. Die Direktorin warf einen Blick auf ihre Uhr, dann wandte sie sich noch einmal an die Prinzessin. »Sie kommen zurecht?«

Karin war überrascht über den Sarkasmus, der in der Frage mit schwang. Sie war zwar höflich gestellt, aber es war klar, dass Tamara in ihrem Mantel bei weitem nicht zurecht kommen würde. Die Lehrerin ahnte, dass hier ein Machtspiel stattfand zwischen dem Herzog und seiner Tochter. Sie wusste, dass sie hier nicht eingreifen durfte.

Als Antwort legte Tamara sich aufs Bett und drehte sich mit genauso viel Mühe wie Entschlossenheit mit dem Gesicht zur Wand.

Frau von Taubach warf Karin wieder einen auffordernden Blick zu, dann ging sie zur Tür. Sie wartete, bis Karin an ihr vorbei gegangen war, dann trat sie ebenfalls auf den Korridor und zog die Tür hinter sich ins Schloss. Sie blickte Karin an und legte dabei ihren Zeigefinger auf ihre Lippen. Dann ging sie mit schnellen Schritten in Richtung Treppenhaus. Karin ging nachdenklich hinterher.

* * *

Schweigend erreichten sie das Abthaus, vor dem schon wieder ein anderes Auto parkte. Karin sah, dass auf der Bank neben der Eingangstür zwei Personen saßen. Beim Näherkommen konnte sie sehen, dass es eine junge Frau mit langen dunklen Haaren und ein älterer Herr waren. Der Herr trug einen eleganten Anzug, während die Frau eine Jeans, eine Lederjacke und Stiefel trug. Sie unterhielten sich. Karin hatte erst angenommen, dass es Vater und Tochter waren, doch ihr war aufgefallen, dass die junge Frau den Herrn mit ´Sie´ anredete. Neben der Bank standen drei große Taschen und ein Koffer.

Herr Professor Bartels und seine Studentin Juliane Reger, so wurden sie von der Direktorin vorgestellt. Karin erfuhr, dass Juliane die vierte Frau in ihrem Team sei.

Der Professor sah mit einem gewissen Stil auf seine Uhr. Obwohl er nichts dazu sagte, verstand Frau von Taubach dieses Signal. Sie warf Karin und Juliane einen auffordernden Blick zu, dann ging sie auf Professor Bartels zu. »Machen sie es gut, Professor Bartels.« Sie reichte ihm die Hand. Karin folgte ihrem Vorbild.

Juliane trat vor und reichte ihm ebenfalls die Hand. Der Professor hielt ihre Hand ein wenig länger. »Ich wünsche Ihnen bei ihrem Vorhaben sehr viel Erfolg.« Er blickte noch einmal kurz auf die Direktorin. »Ich komme gelegentlich vorbei, um nach Ihnen zu sehen.«

Juliane schien vor dem Herrn sehr viel Ehrfurcht zu haben. »Ich danke Ihnen noch einmal für die Gelegenheit, dies machen zu dürfen.« Auch sie klang sehr bedeutungsschwanger. »Ich hoffe, ich werde Sie nicht enttäuschen.«

Der Herr Professor ging bedächtig zum Auto, und ohne sich noch einmal umzublicken, stieg er er und fuhr zügig los. Die drei Frauen blickten dem Auto hinterher, bis es durch das große Tor verschwunden war.

Die Direktorin ergriff die Initiative. »Wir sollten zuerst ihre Arbeitssachen in die Bibliothek bringen, dann kann ich ihnen ihre Unterkunft zeigen.«

Jede der Frauen griff sich eine Tasche. Karin wunderte sich über das Gewicht ihrer Tasche. »Ziegelsteine?«

Juliane musste lächeln. »Bücher! Die brauche ich zum Arbeiten.«

Schweigend gingen sie den Weg zur Klosterpforte. Sie betraten die Klausur und gingen durch das Treppenhaus in das Obergeschoss zum Scriptorium. Juliane war sehr entzückt über die historische Einrichtung. Sie stellte ihre Tasche auf den Tisch und öffnete sie. Sie legte ein Diktiergerät sowie Schreibzeug auf den Tisch. Doch dann wurde sie von der Direktorin unterbrochen. »Ich würde Ihnen gern erst Ihr Quartier zeigen, dann können sie hier auspacken.« Juliane war einverstanden.

Mit einem Blick auf die Uhr wandte sich die Direktorin an Karin. »Ich schlage vor, sie gehen dann langsam zum Gasthaus, der Herzog wird sie bald erwarten.« Karin war innerlich ein klein wenig enttäuscht, denn sie hätte gern gewusst, wie es Tamara in der Zwischenzeit ergangen war, doch sie kam der Bitte ihrer Chefin nach.

* * *

Auf dem Weg zum Gasthof fragte Karin sich innerlich, was der Herzog wohl mit ihr zu besprechen hatte und ob die Sprache auf ihre Tochter kommen würde. Bisher war ihre Tochter bei jedem Vorstellungsgespräch ein Problem gewesen, seit der Bericht damals in der Presse erscheinen war.

Auf der anderen Seite würde es in diesem Lehrgang, soviel hatte Karin inzwischen begriffen, auch um Fesselungen aller Art gehen. Insofern dachte sie sich sarkastisch, hätte sie ja schon ein gewisses Vorleben vorzuweisen. Dennoch hoffte sie, dass der Herzog sie nicht darauf ansprechen würde.

Als Karin Gaststube ihres Quartiers betrat, sah sie, dass Andrea schon mit dem Herzog an einem Tisch saß. Sie ging darauf zu und reichte dem Herrn die Hand. Dann setzte sie sich zu den beiden.

Herzog Karl reichte Karin eine Mappe und bat sie, diese in Ruhe durch zuarbeiten. »Darin steht alles, was sie über den Lehrgang wissen müssen.« Doch dann wurde sein Blick etwas betrübter. Er wandte sich an Karin und ließ sich berichten, wie Tamara sich in der Zwischenzeit benommen hatte.

»Es ist nicht leicht mit ihr.« Er seufzte, dann beschrieb er, dass sie sich mit der Baroness überhaupt nicht verstehen würde. »Aber jetzt könnte es sich bessern, denn im Internat wird sie vielleicht etwas Abstand bekommen.«

Der Lehrgang sei schon geplant gewesen, als die Baroness in ihrer beider Leben trat, so berichtete er. Dann blickte er Karin ermunternd an. »Seien sie ruhig sehr resolut zu meiner Tochter. Sie ist ein Sturkopf.« Erst verzog er das Gesicht, dann lächelte er. »Den hat sie vermutlich von mir.«

Karin musste mit Wehmut an ihre eigene Tochter denken, zu der sie so gut wie gar keinen Kontakt mehr hatte. Sie versprach, hart zu bleiben. Als Lehrerin sei sie es gewöhnt, mit schwierigen Schülern umzugehen.

»Tamara ist eigentlich ein herzensguter Mensch«, seine Stimme klang bedauernd, »aber seit die Baroness da ist, hat sie sich total verändert.« Er berichtete von den diversen Eskapaden seiner Tochter. »Sie versteht sich überhaupt nicht mit ihr und das tut mir sehr weh.«

Karin wusste keine Antwort.

* * *

Karin trug ihre diversen Einkaufstaschen auf ihr Zimmer im Gasthof. Sie stellte die Taschen auf ihr Bett und packte sie aus. Frau von Taubach hatte sie im Gasthof abgeholt und gemeinsam mit Andrea waren sie in der Stadt gewesen, um die Ausrüstung für den Lehrgang zu kaufen.

Schwarze Stiefel kamen zum Vorschein, die Karin bis knapp über das Knie reichten. Atemlos hatte Karin sie im Geschäft probiert und war sehr aufgeregt. Nicht nur, weil sie solche Stiefel mochte, sich aber damit nicht unter die Leute traute, sondern auch, weil sie gesehen hatte, was sie kosteten. Doch alles, was sie jetzt auf ihr Zimmer getragen hatte, war aus der Kasse des Herzogs bezahlt worden.

Nicht nur zwei Paar dieser Stiefel, sondern auch einige schwarze Hosen und weiße Blusen, dazu noch passende Jacken. Karin malte sich in Gedanken aus, dass sie damit sicherlich sehr streng aussehen würde und sie war amüsiert.

Im Handwerkerbedarf hatte Frau von Taubach noch jeweils eine Weste ausgesucht, die sich dadurch auszeichnete, viele Taschen und Ösen zu haben. Karin konnte nur ahnen, wofür die wohl wichtig waren.

Leider reichte die Zeit nicht mehr, um sich einmal um zuziehen, denn die Direktorin hatte sie gebeten, bald wieder ins Kloster zu kommen. Die Sachen für die Ponygirl-Ausbildung würden gebracht werden und sie brauche jede helfende Hand beim Ausladen. Karin fragte sich seitdem allerdings schon die ganze Zeit, was denn ein ´Ponygirl´ sei. Sie hatte nur nicht den Mut gehabt, ihre Wissenslücke einzugestehen, in dem sie sich danach erkundigte.

Karin packte die letzte Tüte aus. Sie hatte sich auch noch einige Freizeitkleidung aussuchen dürfen. Dabei hatte es zwar keine Preisvorgaben gegeben, trotzdem suchte sich Karin nur Sachen aus, die sie selbst hätte im Gegensatz zu den Stiefeln locker bezahlen konnte. Trotzdem war sie erstaunt, dass der Herzog auch diese Sachen bezahlt hatte.

Sie blickte auf die Uhr und beschloss, gleich wieder ins Kloster zu gehen. Es war ihr nicht recht, wenn sie auf sie warten müssten. Sie warf noch einen letzten Blick auf die faszinierenden Stiefel, dann verließ sie das Zimmer und ging in Richtung Kloster.

* * *

Mit schnellen Schritten ging Karin den Weg am Abthaus entlang, vorbei an der Klosterpforte hin zu der großen Scheune, zu der sie ihre Chefin bestellt hatte. Sie sah, dass die Direktorin schon da war und sich mit einer älteren Frau unterhielt. Sie trat zu ihnen und Frau von Taubach stellte sie der Hausmeisterin Frau Klebe vor. Dann erklärte sie, dass sie auf die Familie Steinmüller warteten, die jeden Moment kommen müssten. Doch zunächst kam nur Andrea um die Ecke, die ebenfalls vorgestellt wurde.

Karin erfuhr, dass die Familie Steinmüller eine Ponyfarm betrieben und ihre drei Töchter jetzt zu ihr auf den Lehrgang schicken würde, damit sie zu Ponymädchen ausgebildet werden könnten.

Karin nahm es zur Kenntnis, obwohl sie nicht wirklich wusste, was denn mit ´Ponymädchen´ genau gemeint war. Sie warf einen Blick auf Andrea und stellte fest, dass diese in diesem Moment einen ebenfalls eher fragenden Blick hatte. Sie nahm sich vor, Andrea heute Abend zu befragen, falls sie sie im Gasthof noch mal treffen sollte.

Das dumpfe Grollen eines Motors war zu hören und gleich darauf bog ein alter Ford Transit um die Ecke, auf dem Karin den Schriftzug »Ponyfarm Steinmüller« lesen konnte. Darunter war eine Telefonnummer angegeben. Der Transporter hielt an und ein älterer Herr stieg aus.

Die Direktorin ging auf den Herrn zu und begrüßte ihn. Dann fragte sie ihn scherzhaft, wo er denn seine drei Ponys gelassen hätte.

Doch die Miene von Herrn Steinmüller verdunkelte sich. Er berichtete, dass diese zusammen mit ihrer Mutter und dem zweiten Auto von der Wache aufgehalten wurde. Das Wachpersonal wollte sie nicht herein lassen, weil nur ein Auto angemeldet war. »Und dann berichtete die Wache, dass die Direktorin auch nicht telefonisch erreichbar sei.«

Frau von Taubach erkannte das Problem und bat ihn um Entschuldigung. »Aber sie müssen verstehen, dass wir hier streng sein müssen.«

Frau Klebe bot an, das Telefon in ihrem Haus zu nutzen. Karin sah zu, wie die drei Personen in das Jagdhaus verschwanden.

Sie blieb mit Andrea zurück. »Wissen Sie, was es mit diesen ´Ponymädchen´ auf sich hat?«

Andrea blickte sie etwas verunsichert an. »So genau weiß ich das auch nicht. Irgendwie geht es um Mädchen, die wie Pferde behandelt werden wollen.« Karin konnte sich darunter nichts vorstellen.

Frau von Taubach kam mit Herrn Steinmüller aus dem Haus zurück und ging mit ihm zielstrebig auf die Scheune zu. Sie winkte Karin und Andrea, ihnen zu folgen.

»Wir können uns die Anlagen schon einmal ansehen, bis ihre Frau mit den Mädchen da ist.« Sie ging auf das große Scheunentor zu und schloss es auf. Dann trat sie ein und machte Licht.

Karin und Andrea gingen den beiden hinterher. Karin blickte sich neugierig um. Es sah aus, wie in einem normalen Pferdestall, nur das die Boxen doch wohl her nur für kleine Pferde geeignet waren. Karin zählte sechzehn Türen, von denen einige offen standen und einen Blick in die sehr kleine Box erlaubten.

»Dort wollen wir die Ponys während den zwei Wochen unterbringen.« Frau von Taubach zeigte auf die sechzehn Türen. »Und dort werden die verschiedenen Dressur- und Trainingsplätze sein.«

Karin blickte auf den großen Raum, in dem später das Training stattfinden sollte. Allerdings konnte sie mit diesen Worten nicht wirklich viel anfangen.

»Die Ausrüstung müssen wir dann aber oben im Dachboden unterbringen.« Die Direktorin zeigte auf eine Treppe, die nach oben führte.

»Naja, wir sind ja genug Hände zum Ausladen.« Herr Steinmüller blickte zuversichtlich. Dann ging er zu einer der offenen Türen und blickte in die Ponybox. »Ja, das ist groß genug. Der Ponybock dürfte hier gut hineinpassen.«

Von außen war wieder ein lauter werdendes Motorengeräusch zu hören. Die Vier gingen hinaus. Dort stiegen gerade vier Frauen aus einen alten Käfer aus. Es war auf den ersten Blick zu sehen, dass es die Mutter und drei Töchter waren, denn die Gesichter waren sehr ähnlich.

Karin schaute ihnen zu, während sie das Gepäck aus dem Kofferraum holten. Zwei von ihnen trugen einfache Jeans und ein lockeres T-Shirt dazu, während die dritte Tochter ein sehr auf Figur geschnittenes Lederkleid trug.

Herr Steinmüller ging auf die vier Frauen zu und begrüßte sie. Dann stellte er zuerst eine Frau und dann die drei Schwestern vor. »Das sind meine drei ´Ponymädchen´«. Karin hielt dies für einen Kosenamen, sie ahnte nicht, wie wörtlich der Begriff doch gemeint war. Er stellte sie vor. »Das sind Anna, Sandy und Jasmin.«

Auch Herr Klebe, der Hausmeister war jetzt dazugekommen und mit vereinten Kräften wurden jetzt die vielen kleinen und großen Kisten ausgeladen. Es dauerte lange, bis der Transporter leer und alle Kisten in die Scheune getragen waren.

Karin erfuhr so nebenbei, dass die drei Töchter später einmal die Leitung der Ponyfarm übernehmen sollten und dass sie deswegen hier eine gründliche Ausbildung machen sollten. »Bei uns auf der Farm wird das wegen dem Alltagsgeschäft einfach nicht gehen.«

Frau von Taubach erklärte, dass alles für die Ausbildung vorbereitet sei. Anna fragte nach, ob das vierte Ponymädchen schon da sei. »Nein, die wird erst Morgen eintreffen.«

* * *

Karin schloss die Tür ihres kleinen Gasthofzimmers und hätte sich gern sofort auf das Bett fallen lassen. Doch sie musste erst noch ihre vielen Sachen vom Einkauf beiseite räumen. Erst dann konnte sie sich auf das Bett legen und begann über den Tag nachzudenken.

Tamaras so seltsamer Mantel und ihr geknebelter Mund gingen ihr als erstes durch den Kopf sie fragte sich, wie sich die Herzogstochter wohl daraus befreit hatte. So wie der Mantel aussah, dürfte es schwierig werden.

Sie dachte an ihre zukünftige Aufgabe und stellte fest, dass sie jetzt alle Damen aus ihrem Team kennengelernt hatte. Da war das faszinierende Liebespaar Birgit und Alexandra, sowie Juliane, die von ihrem Professor gebracht worden war. Und natürlich noch Tamara. Dieses Mädchen war bisher am rätselhaftesten. Selbst als sie vorhin die drei Pony-Mädchen in die Herberge begleitet hatte, war von Tamara nichts zu sehen gewesen.

Allerdings wunderte sie sich etwas. Tamara hatte das Zimmer ganz am Ende des Ganges im ersten Stock bekommen, also das, welches am weitesten abgelegen war. Die drei Mädchen wurden hingegen in einem Vierbettzimmer im Erdgeschoss gleich nahe am Eingang untergebracht. Karin fragte sich, warum diese unterschiedliche Behandlung gemacht wurde.

Ob die Mädchen sich nicht begegnen sollten? Die Herzogstochter und die diese drei »Ponymädchen«. Wieder ging ihr der neue Begriff durch den Kopf. Was waren Ponymädchen? Sie erinnerte sich daran, dass die Mutter der drei Mädchen Prospekte verteilt hatte. Sie hatte sich eines davon unbesehen eingesteckt. Vielleicht fand sie die Antwort darauf.

Seufzend stand sie wieder auf und holte das Prospekt aus ihrer Tasche. Sie setzte sich an den Tisch und nahm es in die Hand. Auf der Vorderseite war ein Photo von einem Reiterhof zu sehen, auf dem Karin allerdings keine Besonderheiten entdeckte. ´Ponyfarm Steinmüller´ stand groß darüber. Auf dem Bild waren allerdings weder Menschen noch Tiere zu sehen. Sie drehte es um und sah sich die Rückseite an. Dort war mit einer groben und einer feinen Karte die Anfahrt zum Reiterhof zu sehen.

Doch dann schlug Karin das Prospekt auf und hielt sofort den Atem an. Das Gesicht erkannte sie sogleich, es war eine der drei Töchter, wenn sie auch nicht sagen konnte, welche der drei Mädchen. Doch das Mädchen trug eine Stange zwischen den Zähnen und so etwas wie ein Kopfgeschirr, so wie sie es schon einmal bei ihrer Tochter gesehen hatte. Vom Oberkörper war nicht viel zu sehen, doch sie schien nur so etwas wie ein Ledergeschirr zu tragen.

Karin blickte verwirrt zum nächsten Bild. Es zeigte ebenfalls eine der Töchter, diesmal aber von der Seite und in voller Größe. Wieder trug das Mädchen so ein Kopfgeschirr und über den ganzen Körper zog sich ein Gewirr von verschiedenen Lederriemen, welches Karin schon sehr an das Geschirr eines Pferdes erinnerte.

Die Gedanken flogen Karin wild durch den Kopf und auf einmal glaubte sie erkannt zu haben, was mit »Ponymädchen« wirklich gemeint war. Die Tochter war wie ein Pferd oder besser wie ein Pony aufgezäumt und auch die Beinhaltung erinnerte an ein Pferd in der Dressur, denn sie hatte ein Knie weit nach oben angehoben.

Der Blick von Karin ging zum nächsten Bild. Wieder war dort so ein menschliches Pony zu sehen, doch diesmal, so schien es, war es vor eine kleine Kutsche gespannt. Karin ließ das Prospekt sinken. Jetzt hatte sie verstanden, um was es sich bei dem Ponyfarm wirklich handelte. Sie kam ins Grübeln. Hatte die Direktorin nicht etwas von sechzehn Ponyboxen gesagt? Genauso viele Mädchen sollten hier ihre Ausbildung machen. Es war auch von Dressur und Training die Rede gewesen.

Sie wurde unruhig. Sie hätte sich jetzt gern mit jemand ausgetauscht. Ob vielleicht Andrea noch da war? Sie beschloss einmal nachzusehen. Sie stand auf und ging mit verunsichert aus dem Zimmer.

* * *

Karin war sehr erleichtert, als sie Andrea, Birgit und Alexandra am Tisch sitzen sah. Sie setzte sich dankbar dazu und obwohl es ihr sehr auf den Nägeln brannte, zwang sie sich, erst einmal zuzuhören. Birgit und Alexandra erzählten gerade von ihren Einkäufen.

Paula kam dazu und fragte, ob Karin etwas trinken wolle. Ihre Stimme zitterte als sie sich eine Apfelschorle bestellte. »Mit Strohhalm?«, fragte Paula mit einer gewissen Faszination in der Stimme.

Karin blickte auf dem Tisch umher und sah, dass bei Birgit und Alexandra jeweils ein Strohhalm im Glas steckte. »Nein danke.« Sie war etwas verwirrt. Doch dann erinnerte sie sich an die früheren Begegnungen mit dem so faszinierenden Liebespaar und blickte zu Birgit und Alexandra. Sie sah bei beiden keine Arme, aber dafür die sich über der Brust kreuzenden Lederriemen. Sie ahnte, dass sie sich wohl wieder in ihre Handschuhe hatte schnüren lassen.

Andrea sprach es aus. »Karin, was ist los mit Ihnen? Sie machen so einen verwirrten Eindruck.«

Karin fühlte sich auf der einen Seite ertappt, doch andererseits war sie froh, dass sie es aussprechen konnte. »Diese...« Sie musste sich räuspern. »Diese Ponymädchen. Die so aussehen wie...« Sie wusste nicht, wie sie weiter sprechen sollte.

Birgit kam ihr entgegen. »Die Ponygirls von der Farm? Meinen Sie die?«

Karin konnte nur mit dem Kopf nicken.

Paula brachte ihr Getränk und stellte es vor Karin auf den Tisch.

Dankbar ergriff Karin das Glas und nahm einen Schluck. »Ich habe so etwas noch nie gesehen.« Das Sprechen fiel ihr schwer.

Andrea ging es ähnlich. Auch sie hatte bisher mit Ponygirls noch nichts zu tun gehabt. Sie hatte die Mappe vom Herzog mit dabei und schlug sie auf. Sie zeigte auf die Übersicht. »Für die Ausbildung ist ein zweiwöchiges Projekt geplant.«

Alexandras Augen leuchteten. »Oh, sind es jetzt doch zwei Wochen?« Sie freute sich sichtlich. Doch dann sah sie die fragenden Augen der anderen Frauen und beschrieb, wie sie Tamara und ihr Vater teilweise in die Planung miteinbezogen hatten. »Die Prinzessin ist eine entfernte Cousine von mir. Gelegentlich bin ich mal bei Ihnen zu Besuch.«

Birgit schien auch Bescheid zu wissen. »Ich freue mich schon auf die Nächte in den Boxen.«

Karins Blick wurde immer verwunderter. »Was heißt das, ´Nächte in den Boxen´?«

»Wir werden wie die echten Ponys in den Ställen übernachten.« In Birgits Stimme klang viel Begeisterung mit. »Die Ponyböcke sind echt bequem.«

Karin und Andrea tauschten ein paar ratlose Blicke aus.

Birgit lächelte. »Wir beide haben mal ein Wochenende auf der Farm verbracht. Es war echt schön so als Pony.«

Alexandra stimmte ihr zu: »Das war aufregend, die Nacht auf dem Bock. Aber auch vor der Kutsche war es toll.« Sie blickte zu Birgit. »Wenn es auch anstrengend war.«

Birgit erwiderte den Blick. »Die beiden Wochen werden sicher toll.«

Alexandra wechselte das Thema. »Wie war eigentlich Tamaras Auftritt. Hat sie sich wieder was spektakuläres ausgedacht? So etwas liebt sie ja.«

Karin war enttäuscht über den Themawechsel, doch sie beschrieb, wie sie Tamara mit dem seltsamen Mantel und dem Knebel im Mund vorgefunden hatte.

Alexandra war erstaunt. »Den Mantel trug sie? Wie ist sie denn da wieder raus gekommen?«

Karin antwortet, dass sie das nicht wisse. »Ich habe sie nur zusammen mit der Direktorin in die Herberge gebracht.« Sie beschrieb, wie sich Tamara dann auf das Bett gelegt hatte. »Dann sind wir gegangen.«

Birgit wischte die Gedanken weg. »Macht Dir keine Sorgen. Wir kommen doch auch immer wieder aus den Handschuhen heraus.«

7. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo Kapitel 3 - Kirsten - Teil Eins

geschrieben von gag_coll am 28.03.14 06:00

Vinctae in Monasterio Antiquo
Kapitel 3 - Kirsten - Teil Eins
Autor: Karl Kollar

Obwohl es noch sehr früh am Sonntag Morgen war, hatte es Karin nicht lange in ihrem Bett im Gasthof ausgehalten, denn sie hatte sehr unruhig geschlafen. Immer wieder musste sie über das außergewöhnliche Auftreten der Herzogstochter nachdenken. Besonders dieser so seltsame Mantel beschäftigte sie. Obwohl sie fast die ganze Nacht gegrübelt hatte, war ihr keine Möglichkeit eingefallen, wie sich die Prinzessin daraus hätte befreien können. Karin hatte noch deutlich das Bild vor Augen, wie die beiden Arme der Prinzessin in der Ärmel-Röhre gefangen waren und welch hilflosen Eindruck sie damit machte.

Da es noch sehr früh am Morgen und entsprechend kühl war, hatte Karin sich ihre Sommerjacke über gezogen und ohne dass es ihr so recht bewusst war, führten ihre Schritte sie zu der Herberge nördlich vom Kloster. Erst als Karin vor dem großen Gebäude stand und daran hoch sah, wusste sie, was sie hergezogen hatte. Tamara stand innen vor dem Fenster und machte einen sehr verzweifelten Eindruck. Dies sah Karin auf den ersten Blick. Ebenso sah sie, das die Prinzessin immer noch den Ball im Mund trug.

Auch Tamara schien Karin entdeckt zu haben, denn sie machte auf einmal hektische Bewegungen, soweit der strenge Mantel dies zuließ. Auch ihre Lippen bewegten sich um den Knebel und Karin kam es vor, als würde sie rufen. Es sah zudem aus, als würde Tamara an das Fenster klopfen, doch ein Geräusch war nicht zu hören. Karin ahnte, wie grausam konsequent dieser Mantel seine Trägerin gefangen hielt. Sie bekam eine Gänsehaut. Gleichzeitig aber wusste sie, was sie tun musste.

* * *

Zügig betrat Karin die Herberge und stieg in das obere Stockwerk. Mit eiligen Schritten ging sie den Weg bis zu dem Zimmer, in dem sie gestern Abend die Prinzessin zurückgelassen hatte. Sie klopfte an die Tür und wartete kurz, doch dann dachte sie über die gegenwärtige Lage von Tamara nach und wagte es einzutreten, ohne auf eine Antwort zu warten. Tamara war gerade dabei, sich mit dem Mantel zur Tür zu drehen. Karin konnte gut erkennen, das der Mantel der Prinzessin nur sehr wenig Beinfreiheit ließ.

»Geht es Ihnen gut?« Karin wollte eigentlich nicht so herein platzen, doch der verzweifelte Gesichtsausdruck von Tamara hatte Besorgnis in ihr geweckt.

»Aufmaffen, biffe aufmaffen.«

Karin musste erst ein wenig über die seltsamen Worte der Prinzessin nachdenken. Doch dann fiel ihr der Ball im Mund der Herzogstochter auf und es war ihr klar, dass sie deswegen nicht mehr richtig sprechen konnte.

»Soll ich Ihnen den Mantel aufmachen?« Karin war sehr unsicher. Sie wollte sich nach wie vor nicht einmischen, doch Tamaras Blick am Fenster war ein deutlicher Hilfeschrei gewesen.

Ein heftiges Nicken von Tamara war die Antwort. Dann blieb sie stehen.

Karins Blick fiel auf den Reißverschluss auf der Rückseite des Mantels und sie begann sich, der Prinzessin den Mantel zu öffnen. Ein etwas gedämpfter Seufzer der Erleichterung war zu hören.

Karin sah, dass es noch einen zweiten Reißverschluss gab, der das Beinteil des Mantels geschlossen hielt. Sie zog auch diesen auf und öffnete auch die beiden Schnallen, die das Beinteil unten am Saum noch zusätzlich zusammen hielten.

Tamara drehte sich um und blickte Karin mit einem Gemisch aus Scham und Dringlichkeit an. Karin sah, dass die Prinzessin zwar ihre Arme heftig zu bewegen versuchte, aber die Armröhre hielt ihre Arme nach wie vor gefangen. Karin fasste am Oberteil des Mantels an und zog ihn zu sich her. Dabei sah sie, wie Tamara so nach und nach ihre Arme aus dem Ärmel ziehen konnte.

Kaum waren die Prinzessin aus dem Mantel befreit, als sie blitzschnell den Raum verließ. Karin fragte sich, ob ihre Hilfe richtig war oder ob es jetzt Ärger mit dem Herzog geben würde. Immerhin hatte sie seine Tochter aus ihrer seltsamen Gefangenschaft befreit.

Sie horchte, ob sie Schritte von der Treppe hören würde, doch von dort kamen keine Geräusche. Sie blickte aus dem Fenster, ob die Prinzessin die Herberge vielleicht schon verlassen hatte, doch auch draußen war sie nicht zu sehen.

Karin legte den Mantel, den sie immer noch in den Händen hielt aufs Bett und ging mit langsamen Schritten zur Tür, um aus dem Zimmer zu sehen. Aus einem anderen Raum fiel Licht auf den Korridor und sie hörte das Geräusch einer Toilettenspülung. Karin war erleichtert, denn anscheinend war die Prinzessin nicht weggelaufen, zumindest bis jetzt nicht. Doch sie fragte sich, ob sie wohl zu ihr zurück kommen würde.



Mit verschämt langsamen Schritten kam Tamara aus dem Bad und ging auf Karin zu. In ihrer Hand hielt sie einen kleinen Schlüssel, den sie Karin reichte, während sie sie mit einer Mischung aus Verlegenheit und Flehen an sah. Dann drehte sie sich um und griff mit einer Hand an das Schloss, welches ihren Ballknebel geschlossen hielt.

Schnell hatte Karin das kleine Schloss geöffnet und Tamara konnte sich von dem Knebel befreien. »Danke.« Verschämt blickte sie Karin an.

Diese war immer noch sehr verwundert. »Sie haben die ganze Zeit in dem Mantel gesteckt?« Sie bereute die Frage gleich nach dem sie sie ausgesprochen hatte.

Die Prinzessin versuchte es zu überspielen. »Ja, haben Sie etwas dagegen?« Ihre Stimme klang etwas schnippisch.

Sie schwiegen sich einen Moment an, dann fiel Karin der rettende Ausweg ein. »Darf ich Sie zum Frühstück in meiner Pension einladen?«

Tamara kämpfte sichtlich mit ihrem Stolz, doch schließlich siegte ihr Hunger. Mit noch etwas Misstrauen in der Stimme nahm sie die Einladung an. »Ich würde nur vorher gern noch unter die Dusche springen.«

* * *

Karin lauschte dem Rauschen des Duschwassers, während sie auf die Herzogstochter wartete. Sie war wieder in das Zimmer gegangen, wo der so faszinierende Mantel noch auf dem Bett lag. Karin nutzte die Gelegenheit, ihn sich einmal etwas genauer anzusehen. Besonders der seltsame Ärmel interessierte sie. Er war tatsächlich aus einem Stück gearbeitet und jeweils links und rechts an dem Schulterteil des Mantels angenäht. Karin stellte sich gerade und hielt ihre Arme so, wie sie sie wohl in dem Ärmel halten müsste. Ihr Atem ging etwas heftiger, denn sie spürte die grausame Hilflosigkeit, die dieser besondere Ärmel erzwang.

In diesem Moment kam Tamara zur Tür herein. Sie hatte sich schon umgezogen und blickte Karin dankbar an. Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht, als sie ihre Armhaltung entdeckte.

Karin fühlte sich ertappt. Trotzdem wollte sie etwas Nettes sagen. »Das ist ein sehr seltsamer Mantel. Aber schön.«

Tamara fühlte sich geschmeichelt. »Gefällt er Ihnen? Ich habe ihn selbst entworfen und dann nähen lassen. Aber ich brauche Hilfe zum An- und Ausziehen.«

Karin war zu verblüfft, um darauf eine Antwort zu geben. Stattdessen ließ sie ihren Blick vom Mantel zum Fenster wandern.

Tamara fing diesen Blick auf und spürte die nicht gestellte Frage. Sie lächelte und schüttelte dann den Kopf. »Nein danke, das reicht mir erst mal.« Sie ging zu ihrem Koffer, öffnete ihn und nahm eine Lederjacke heraus. Sie reichte diese Karin und sah sie etwas verlegen an. »Tut mir leid, ich habe nichts anderes dabei. Könnten Sie mir bitte da hinein helfen?«

Karin kam der Bitte gern nach, auch wenn sie noch nicht verstand, warum die Prinzessin die Jacke nicht selbst anziehen konnte. Sie nahm das Lederstück in die Hand und war überrascht von dem großen Gewicht der Jacke.

Tamara spürte die Neugier und die Fragen von Karin. »Die Jacke ist sehr robust gearbeitet, überall mindestens zwei Lagen, deswegen ist sie so schwer.«

Karin öffnete die Jacke und jetzt fiel ihr die eigentliche Besonderheit der Jacke auf. Die Ärmel waren bis zum Ellenbogen fest mit der Jacke verbunden. Die Trägerin wäre nur in der Lage, ihre Unterarme zu bewegen. Karin blickte Tamara fragend an.

Die Prinzessin lächelte. »Sie müssen mir die Jacke von unten anreichen, dann kann ich in die Ärmel schlüpfen. Dann ziehen Sie sie nach oben und können sie zumachen.«

Karin kam der Bitte nach und hielt die Jacke so, dass Tamara ihre Hände in die Ärmelöffnungen stecken konnte. »Gut so?« fragte Karin leise. Ihre Hände zitterten ganz leicht.

Die Stimme der Prinzessin war ebenfalls etwas leiser. »Jetzt bitte langsam hochziehen.« Sie hielt ihre Arme längs neben ihrem Körper, so dass Karin die Jacke an ihr bis zu den Schultern hochziehen konnte.

»Das ist eine sehr seltsame Jacke.« Karin bemühte sich, ihre Stimme neutral klingen zu lassen. Sie traf damit allerdings trotzdem Tamaras Eitelkeit.

»Gefällt Sie Ihnen? Ich habe sie auch selbst entworfen.« Es klang eine Menge Stolz in ihrer Stimme mit.

Die Lehrerin war sichtlich irritiert von der Begeisterung der Prinzessin, sich durch Kleidung die Bewegungsfreiheit rauben zu lassen.

»Könnten Sie sie noch zumachen? Das kann ich so nicht mehr?« Tamara spürte die Irritation von Karin. »Ich kann meine Unterarme noch gut bewegen, aber ich komme nicht mehr an die Verschlüsse.« Sie bewegte etwas ihre Arme, um den verbliebenen Freiraum zu zeigen.

Karin wankte zwischen Abneigung und Faszination. Es wurde ihr unheimlich, denn schon wieder war die Prinzessin in einem seltsamen Kleidungsstück gefangen. Die Lehrerin versuchte sich nichts anmerken zu lassen, trat vor Tamara und schloss mit leichtem Zittern den Reißverschluss. Unwillkürlich fiel ihr Blick auf den Ballknebel, den die Prinzessin vorhin auf den Tisch gelegt hatte.

Tamara folgte dem Blick, schüttelte mit dem Kopf und lächelte. »Nein danke, den braucht es nicht. Den habe ich nur wegen ?ihr? getragen, dieser blöden Schnepfe«

Karins fragender Blick brachte Tamara dazu, zu erzählen. »Die neue Freundin von meinem Vater.«

So langsam konnte Karin das Handeln der Prinzessin nachvollziehen. Die neue Lebensgefährtin des Vaters war schon immer eine Quelle für tiefgründige Konflikte. Aber sie sah eine gute Gelegenheit, der Herzogstochter etwas näher zu kommen. Es würde ihr bestimmt gut tun, wenn sie ihr Herz erleichtern würde.

»Wir sollten dann gehen.« Karin spürte jetzt auch Hunger und immerhin wartete im Gasthof ein reichlich gedecktes Frühstücksbuffet.

* * *

Es war nach wie vor recht kühl draußen und Karin war über ihre Jacke recht dankbar. Sie ging langsam neben der Prinzessin her entlang der Klostermauer zum Gasthof und hörte lauschte ihren etwas traurigen Stimme.

»Es hat damit angefangen, dass meine Mutter vor einigen Jahren gestorben ist. Das hat uns alle richtig aus der Bahn geworfen.«

Karin war bemüht, nicht zu schnelle Schritte zu machen, damit die Prinzessin mit ihrer selbst gewählten geringen Beinfreiheit nachkommen konnte. Der ziemlich enge Rock, den sie trug, war wadenlang und hatte keinen Gehschlitz.

»Aber es hat uns auch zusammen geschweißt.« Die Prinzessin berichtete, dass sie versucht hatte, ihrem Vater so gut wie es eben ging, die Frau zu ersetzen. »Ich habe ihn oft begleitet, wenn er wichtige Termine hatte und er war stolz darauf, mich an seiner Seite zu haben.«

Karin gab die gute Zuhörerin. Sie spürte, dass es für der Prinzessin gut tat, einfach mal ihr Herz ausschütten zu können.

»Irgendwie war da schon immer die Idee zu diesem Lehrgang. Meine Mutter hatte mir oft davon erzählt, dass sie in ihrer Jugend selbst an so einer besonderen Schule unterrichtet wurde und dass sie es sehr gern gesehen hätte, wenn ich in ihre Fußstapfen treten würde.« Es war einige Trauer in ihrer Stimme zu hören und Karin legte vorsichtig ihren Arm um die Prinzessin, um sie zu trösten. Tamara nahm diese Geste dankbar an. Sie gingen noch langsamer weiter.

»Ich habe war immer an der Seite meines Vaters und habe alles gemacht, um ihn glücklich zu machen.« Ihre Stimme wurde bewegter. »Nur ein einziges Mal habe ich ihn nicht begleitet, weil ich an dem Tag unbedingt ein spannendes Buch zu Ende lesen wollte. Ich hätte damals nicht so egoistisch sein dürfen.«

Karin ahnte schon, was an dem Abend passiert war. Doch sie sagte nichts, sondern ließ Tamara reden.

»Ich hätte ihn unbedingt begleiten müssen. Doch ich habe es nicht getan. Und als Ergebnis hat er SIE an dem Abend mit nach Haus gebracht. Ich habe SIE am nächsten Morgen gesehen, als er mit IHR zusammen am Frühstückstisch saß. Ich bin auf mein Zimmer gelaufen und habe nur noch geweint.«

Sie waren stehen geblieben. Karin nahm die Prinzessin in den Arm und tröstete sie durch Streicheln.

»Sie kamen später auf mein Zimmer und er hat sie mir vorgestellt. Eine Baroness Franziska von Widgenstein.« Der Klang ihrer Stimme zeigte deutlich, was sie von der neuen Freundin ihres Vaters hielt. »Ich habe sie von Anfang an nicht gemocht. SIE hat ihn mir weggenommen.«

Es war Karin aufgrund ihrer Erfahrung klar, dass hier einer der klassischen Vater-Tochter-Konflikte vorlag, doch sie wusste auch, dass sie Tamara dabei nicht wirklich helfen konnte. Immerhin würde es ihr gut tun, wenn sie ihr Herz erleichtern konnte.

»Ich wollte sogar diesen Lehrgang absagen, nur damit ich immer bei ihm sein kann. Doch dann wurde mir klar, dass ich damit meinen größten Traum aufgeben würde. Und ich würde auch meiner Mutter sehr weh tun, denn es war auch ihr größter Wunsch, dass ich eine ebensolche Erfahrung machen sollte, wie sie sie damals erfahren hat.«

Sie gingen langsam weiter. Es schien, als sei Tamara über einen großen Berg hinweg gegangen. »Doch jetzt beginnt es.« Sie blickte Karin dankbar an.

Nach der Kurve kam Gasthof ins Blickfeld. Paula fegte gerade die Stufen vor dem Haus. Als sie die beiden kommen sah, beeilte sie sich und ging wieder hinein.

* * *

Im kleinen Frühstücksraum war es angenehm warm. Karin zog ihre Jacke aus und hängte sie über einen der Stühle. Dann ging sie zum Frühstücksbuffet. Gerade als sie sich einen Teller nehmen wollte, fiel ihr Blick auf die Prinzessin, die immer noch etwas unsicher an der Tür stand. Die Lehrerin sah, wie Tamara nahezu gierig auf das Buffet blickte und dabei versuchte, mit ihren Armen an den Verschluss ihrer Jacke zu kommen. Karin konnte hier sehr eindrücklich sehen, wie gut die Jacke gearbeitet war. Weder konnte die Prinzessin den Reißverschluss erreichen, noch gab es für sie irgendeine andere Möglichkeit, sich aus der Jacke zu befreien.

»Wollen Sie die Jacke nicht ausziehen?« Karin blickte Tamara mit einer Mischung aus Neugier, Humor und gespielter Naivität an. »Hier ist es doch gut geheizt.«

Tamara hielt in ihren vergeblichen Befreiungsversuchen inne und blickte Karin verunsichert an. Hatte ihre Begleitung schon vergessen, was die besonderen Eigenschaften dieser Jacke waren. Und die Prinzessin wusste nur zu gut, wie zuverlässig dieses Kleidungsstück sie gefangen halten konnte. Wenn der Reißverschluss geschossen war, gab es für sie keine Möglichkeit mehr, sich daraus zu befreien. Und ihre Armfreiheit war zudem drastisch eingeschränkt.

Ein Lächeln glitt über Karins Gesicht. »Es sollte ein Scherz sein.« Sie trat auf Tamara zu und öffnete den Reißverschluss Dann half sie Tamara, sich aus der Jacke zu befreien, in dem sie sie an ihrem Körper nach unten zog.

Karin fragte sich, wie es wohl sein würde, wenn sie diese Jacke tragen würde. Doch das sie traute sich nicht zu fragen.
8. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von Unkeusch am 28.03.14 07:46



Na .... ob es gut ist, dass die Lehrerin sich mit einer Schülerin schon vor Beginn der Unterweisungen vertraut macht? Hoffentlich wird Tamara nicht eine den anderen vorgezogene Lieblings-Schülerin!

Und Karin sollte sich unbedingt wagen, um eine Erfahrung in der Jacke oder gar dem Mantel zu bitten. Lehrerinnen sollten wissen, was sie ihren Zöglingen zumuten können und was diese auszuhalten fähig sind.

Auch diese eine schöne Erzählung! Vielen Dank!
9. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von Fehlermeldung am 28.03.14 13:27

Eine wirklich tolle Fortsetzung

Doch Karin hätte warten sollen bis das Prinzesichen sie darum bittet befreit zu werden .
Dies währe eine Lehre für sie gewesen , das jede Aktion auch Folgen hat und nicht alles
nach ihrer Nase geht . Wenn sie dann noch gefüttert worden währe , hätte die Direktorin
Karin bestimmt gelobt . So nach dem Spruch `` Bedenke was du dir wünschst , du könntest
es bekommen´´

.
10. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo Kapitel 3 - Kirsten - Teil Zwei

geschrieben von gag_coll am 01.04.14 05:46

Vinctae in Monasterio Antiquo
Kapitel 3 - Kirsten - Teil Zwei
Autor: Karl Kollar

Elke Helmar, die Betreuerin des gelben Teams stand an dem kleinen Tischchen im Stehcafes des Bahnhofs und nippte an ihrem Morgenkaffee. Sie wartete auf eine der zukünftigen »Schülerinnen«, die sie auf der Anreise zum Kloster begleiten sollte. Ihre Chefin Frau von Taubach hatte ihr erklärt, dass sie als eine der zukünftigen Betreuerinnen hier ihre erste Aufgabe war zunehmen hatte und das es wichtig sei, auf Jennifer Weber gut aufzupassen.

Immer wieder blickte sie an ihrer außergewöhnlichen Kleidung hinunter. Die schwarzen Lederstiefel reichten ihr bis kurz über das Knie und gaben ihr in Kombination mit der weißen Hose ein sehr strenges Aussehen. Dazu trug sie die weiteren Sachen, die in Zukunft ihre Uniform ausmachen würde: eine weiße dazu passende Bluse sowie eine schwarze Jacke mit gelben Ärmelaufschlägen und Schulterteilen. Sie schüttelte den Kopf ob des Aufwandes, der hier getrieben wurde, denn sie war extra in die 200 km entfernte Stadt gefahren und hatte eine Nacht im Hotel geschlafen, nur um jetzt am Morgen rechtzeitig am Bahnhof zu sein und die Teilnehmerin in Empfang nehmen zu können. Und Frau Falk, eine ihre zukünftigen Kolleginnen, würde mit dem Auto am Zielbahnhof warten, um sie dann abzuholen und ins Kloster zu bringen.

Sie blickte auf die Uhr. Es war kurz vor Acht Uhr, Frau Weber und ihr Mann sollten jeden Moment eintreffen. Ihre Begeisterung darüber, schon so früh aufstehen zu müssen, nur um eine der Teilnehmerinnen begleiten zu können, hielt sich in Grenzen. Und sie wusste bis jetzt auch nicht, warum eine Begleitung von Frau Weber so wichtig war. Dazu hatte ihre Chefin ihr nichts gesagt. Sie hatte nur etwas von einem besonderen Zustand der Teilnehmerin erwähnt. Und das diese sich so etwas schon lange gewünscht hatte.

Und dann bogen sie um die Ecke. Elke war sich sicher, dass sie es waren, noch ehe sie näher gekommen waren. Von ihnen ging irgendwie ein gewisser Zauber aus. Elke konnte zunächst gar nicht sagen, was es war.

Beim Näherkommen konnte sie das Paar unauffällig mustern. Der Mann trug einen dunklen Anzug mit Krawatte, während von der Frau nur ihre Haare zu sehen waren. Der Rest ihrer Figur war versteckt unter einem leicht gräulichen Umhang, der bis zu ihren Waden reichte. Nur gelegentlich öffnete sich vorn ein kleiner Spalt und gab einen Blick frei auf Rock und Bluse, die die Frau sehr wahrscheinlich darunter trug. Nur ihre schwarzen glänzenden Stiefel mit hohen Absätzen waren deutlich zu sehen.

Elke drehte sich deutlich zu ihnen und blickte das Paar erwartungsvoll an. »Sie sind Herr und Frau Weber? Ich bin Elke Helmar und werde sie ins Kloster begleiten.«

Herr Weber stellte sich und seine Frau ebenfalls vor. »Jenni freut sich schon sehr auf die Zeit.« Er blickte seine Frau sehr verliebt an, diesen Blick erwiderte Jenni. Dann wandte er sich wieder an Elke: »Sie wurden über alles informiert?«

Elke bejahte. »Ich soll Ihre Frau auf der Zugfahrt begleiten.« Mehr hatte ihr ihre Chefin allerdings nicht gesagt. Was genau Jennis besonderem Zustand ausmachte, wusste sie nicht.

Herr Weber wollte anscheinend ganz sicher gehen. »Sie wissen, dass sie Jennis Gepäck tragen müssen?«

Die Betreuerin wollte sich keine Blöße geben. »Ja sicher, das kann ich machen.« Sie wußte es zwar nicht, aber der kleine Koffer stellte auch kein Problem dar.

Sie warf einen Blick auf Jenni, die neben ihrem Mann etwas nervös hin und her trippelte. Sie schien recht aufgeregt zu sein.

»Ich muss dann los, ich habe einen dringenden Geschäftstermin.« Er gab seiner Frau noch einen Kuss, dann war er auch schon verschwunden.

Elke war verwundert. Als ihr Blick auf Jenni fiel, sah sie, wie sie ihm sehr verliebt hinterher blickte. Allerdings machte sie keinen Versuch, ihm nach zu winken. Auch nicht, als er sich in der Bahnhofshalle noch einmal zu ihr umdrehte und winkte. Elke kam dies schon etwas seltsam vor. Doch sie sagte nichts. Stattdessen blickte sie auf die Uhr. »Wir sollten dann langsam zum Bahnsteig gehen, der Zug wird bald da sein.«

Jenni warf einen Blick auf ihren Koffer, dann sah sie Elke bittend an.

Die Betreuerin verstand den Blick und nahm sich den Koffer, doch sie fand es schon etwas seltsam, dass die Frau bisher keinen einzigen Ton gesagt hatte. Nicht mal gegenüber ihrem Mann war ein Abschiedswort gefallen. In Elke stieg ein Verdacht auf. Sie lächelte in sich hinein.

* * *

Im Abteil war es warm und gemütlich. Jenni hatte sich sofort ans Fenster gesetzt und machte es sich gemütlich. Sie blickte aus dem Fenster und stöhnte leise vor sich hin.

Elke hatte sich im Bahnhof eine Zeitschrift gekauft und begann nun darin zu lesen. Nur ab und zu blickte sie hinüber zu Jenni und fragte sich, ob sie mit ihrem Verdacht richtig liegen sollte. Es war schon auffällig gewesen, wie unsicher Jenni vorhin auf der Treppe zum Bahnsteig unterwegs war und wie schwer sie sich mit dem Einsteigen in den Zug getan hat. Sie hatte nicht um Hilfe gefragt, aber Elke bittend angesehen und auch ihre Unterstützung dankbar angenommen

Durch das Fenster zum Gang sah Elke, wie der Schaffner näher kam. Sie holte ihre Fahrkarte aus ihrer Tasche hervor und blickte dann hinüber zu Jenni. Die baldige Schülerin blickte die ganze Zeit aus dem Fenster. Doch Elke konnte an ihren Augen sehen, dass sie wohl eher träumte. »Frau Weber, wo haben Sie denn ihre Fahrkarte?«

Auf einmal kam Unruhe in Jennis Erscheinung auf. Es schien, als würde sie leicht hektisch.

Elke war verunsichert. Sie würde doch wohl eine Fahrtkarte haben. Jetzt ärgerte sie sich, dass sie ihren Mann nicht danach gefragt hatte.

Jenni blickte Elke wieder mit diesem hilfesuchenden Blick an, doch wiederum sagte sie kein einzigen Wort.

Elke wurde es zu bunt. Ihre Stimme wurde etwas energischer. »Frau Weber, wo ist ihre Fahrkarte?«

Jenni blickte sie fast verzweifelt an. Ihr Atem ging heftig. Aber es fiel Elke auf, dass sie nur durch die Nase Luft holte, dieses tat sie dafür mittlerweile recht heftig.

Die Tür des Abteils wurde aufgezogen und der Schaffner trat ein. Er fragte nach den Fahrkarten. Elke reichte ihm ihre Fahrkarte und wandte sich dann wieder an Jenni. Diese reckte ihren Oberkörper hervor.

»Machen Sie bitte ihren Mund auf, wo ist ihre Fahrkarte.« Elke war mittlerweile aufgestanden.

Jenni blickte ihre Begleitung mit verschreckten Augen an. Dann öffnete sie ihren Lippen leicht. Es kam ein Stück gelbes Schaumgummi zum Vorschein.

Jetzt endlich verstand Elke.

»Was ist jetzt?« Die Stimme des Schaffners klang schon etwas ungeduldig.

Elke setzte sich neben Jenni und legte ihre Hand leicht unter Jennis Kinn. Dann drückte sie es sanft nach oben. Jenni schloss ihren Mund wieder.

»Sie haben eine Fahrkarte dabei?« fragte Elke jetzt in einem sehr viel geduldigeren Stil.

Jenni nickte dankbar. Dann blickte sie an sich herunter.

Elke folgte dem Blick. Doch zunächst wusste sie nicht, was Jenni damit andeuten wollte.

Jenni wackelte mit dem Hals. Ein wenig öffnete sich dabei der Umhang.

Elke verstand endlich und griff mit ihrer Hand nach dem Umhang, um ihn etwas zu öffnen. Dort hing die Fahrkarte in einer Plastikhülle. Die Betreuerin nahm die Fahrkarte heraus und gab sie dem Schaffner, der schon sehr ungeduldig schaute.

Der Schaffner stempelte die Karte ab und gab sie zurück, dann verließ er das Abteil und schloss die Tür.

Als Elke die Karte wieder in die Hülle zurück steckte, fiel ihr noch etwas anderes auf, was bisher durch den Umhang verdeckt war. Über Jennis Brust verliefen zwei gekreuzte Lederriemen. Jetzt verstand sie endlich, was das Ganze sollte und warum die Reise für Jenni allein viel zu gefährlich war.

Sie blickte ihren Schützling bewundernd an, während ihre Hände den Umhang vorn wieder schlossen. »Ich staune über Ihren Mut.«

Jenni blickte sie mit verträumten Augen an. Gern hätte sie etwas erwidert.

Elke verstand die Antwort auch so. Sie setzte sich wieder auf ihren Platz und widmete sich wieder ihrer Zeitung. Nur ab und zu blickte sie hinüber zu Jenni, die gelegentlich leise vor sich hin stöhnte.

* * *

Es war sehr gemütlich in dem kleinen Frühstücksraum und sowohl Karin als auch Tamara genossen ihr Frühstück ausgiebig.

»Entschuldigen Sie bitte, ich bin Sabrina Friedheim. Sind Sie auch von dem Lehrgang im Kloster?« Das Mädchen vom Nachbartisch war aufgestanden und hatte sich neben den Tisch von Karin und Tamara gestellt.

Karin blickte sie etwas verwundert an.

Sabrina wurde etwas verlegen. »Ich hörte, dass Sie sich darüber unterhalten. Und ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich bin auch dafür angemeldet und ...« Auf einmal brach sie in Tränen aus.

Bislang war ihr die Frau nicht weiter aufgefallen. Sie hatte an einem der anderen Tische gesessen und hatte, soweit Karin es gesehen hatte, bisher noch nichts gegessen. Sie machte einen ziemlich traurigen Eindruck. Karin ermunterte sie, sich auf den freien Stuhl zu setzen und bot ihr noch etwas Kaffee an.

Sabrina nahm dankend an und trank einen Schluck. Dann blickte sie die beiden Damen an. »Ich denke, ich bin ihnen eine Erklärung schuldig.« Auf eine Antwort wartete sie nicht. »Mein Freund hat mich hergebracht, damit ich hier zu seiner ... »

Auf einmal wurde sie rot und blickte zu Boden. »zu seiner ... » Sie stammelte wieder.

»Ich soll für ihn hier ausgebildet werden. Wir hatten das ganz toll geplant, er wollte mich in Ketten legen und in das Kloster führen, doch dann...« Sie schluchzte wieder. »Dann musste er ganz überraschend auf einen Geschäftstermin und hat mich hier zurückgelassen.«

Auf einmal wurde Tamara hellhörig. »Du bist Sabrina, die Kettensklavin?« platze es aus ihr heraus.

Sabrina blickte sie erst verblüfft an, dann wurde sie sehr rot und blickte verschämt zu Boden. »Ja«, kam es ganz leise von ihr.

»Natürlich werden wir Dir helfen, Deinen Traum zu erfüllen.« Tamara blickte zwischen Karin und Sabrina hin und her.

Sabrina blickte Tamara sehr verwundert an.

»Mein Vater hat mir deine Anmeldung gezeigt,« erklärte die Prinzessin, »deswegen weiß ich, was Du Dir gewünscht hast.« Tamara sah, dass Sabrina immer noch sehr ungläubig schaute. »Ich bin Tamara, die Tochter von Herzog Kollstein.«

Sabrina war nach dieser Vorstellung sehr erleichtert. »Ja, ich bin Sabrina. Ich möchte zur Sklavin erzogen werden.«

Karin ging in Gedanken noch einmal die Namen der Mädchen durch, die in ihrem Team waren und sie war sehr erleichtert, als sie feststellte, dass diese Sabrina nicht dazu gehörte. Trotzdem war sie irritiert, mit welcher Inbrunst dieses Mädchen hier ihren Wunsch nach Sklaverei dar brachte.

Tamara blickte Sabrina kritisch an. »Du weißt aber auch, was mein Vater zu Deinem Wunsch gesagt hat?«

Sabrina sagte, das sie es wußte. »Das ist mir egal. Ich werden alles lernen, was ich lernen soll. Und in einem halben Jahr, zu Weihnachten, werde ich mich dann an ihn ausliefern, dann werde ich seine Sklavin... und ich werde perfekt sein.«

Karin versuchte, wieder zurück zum Anfang zu kommen. »Und was möchten Sie von uns?«

»Es war mein großer Traum, schon in Ketten ins Kloster geführt zu werden, das wollte er machen, wenn er nicht plötzlich weg gemusst hätte.« Die Enttäuschung war deutlich in Sabrinas Stimme zu hören.

Karin sah, wie bei Tamara auf einmal die Augen leuchteten. Sie ahnte, dass dies gewiss nichts Gutes bedeuten würde, zumindest nicht für Sabrina. Und da sprach es Tamara auch schon aus: »Sollen wir Dich in Ketten legen und ins Kloster bringen?«

Auf einmal bekam Sabrina leuchtende Augen. »Das würdet ihr tun?« Das wäre sehr nett von Euch.«

»Hast du denn was da?«

»Mein Freund hat alles da gelassen.«

Tamara stand auf. »Worauf warten wir noch?« Sie blickte Sabrina auffordernd an.

Karin war etwas verunsichert ob dem Eifer der Herzogstochter. Sie hatte schon verstanden, dass wenn Tamara sich etwas vornahm, dann machte sie es gründlich. Sie fragte sich, wie es Sabrina wohl ergehen würde und ob ihre Hilfe erforderlich wäre.

Doch Tamara machte einen sehr selbstsicheren Eindruck. Sie blickte kurz zu Karin herüber »Warten Sie hier auf uns.«

Karin kam der Bitte gern nach. Der Eifer von Tamara war ihr ohnehin genauso wenig geheuer wie dieser seltsame Wunsch von Sabrina.

Karin nahm sich noch einen Kaffee und wartete.



Auf einmal waren Schritte auf dem Korridor zu hören, die näher kamen, dazu zwei Frauenstimmen. Karin war sehr gespannt, was Tamara wohl mit Sabrina gemacht hatte. Doch als die Tür aufging, sah sie, dass stattdessen Birgit und Alexandra in den Raum kamen und freundlich »Guten Morgen« wünschten. Karin erwiderte den Gruß.

Paula hatte die Schritte ebenfalls gehört und kam aus der Küche. »Möchten Sie frühstücken?«

»Nein, danke.« antwortete Birgit. »Wir haben schon gefrühstückt. Aber Du könntest mal Deine Mutter holen. Wir möchten in die Kirche gehen und sie muss uns in die Handschuhe helfen.«

Paula schien zu wissen, was diese Bitte bedeutete. Ihre Augen leuchteten, als sie sich umdrehte und zurück in die Küche ging.

Karin glaubte sich verhört zu haben. Unwillkürlich blickte sie erstaunt zu dem Liebespaar. Doch als sie sah, was Birgit aus ihrer Tasche holte und auf den Tisch legte, sah sie, dass sie es richtig verstanden hatte. Auf dem Tisch lagen die zwei Monohandschuhe, die Karin schon gestern an den Mädchen bewundert hatte.

Alexandra blickte ihre Freundin zweifelnd an. »Ich bin nach wie vor nicht sicher, ob das so richtig ist.«

Birgit hingegen war zuversichtlich. »Warum sollte das denn nicht gehen. Beim letzten Mal haben wir das doch auch gemacht.«

»Aber das war doch auch was ganz anderes.« widersprach Alexandra. »Jetzt gehen wir allein zum Gottesdienst. Ob wir da wirklich die Handschuh tragen können?«

Karin hätte sich bei diesen Worten fast verschluckt. Anscheinend planten die beiden Liebenden, die Kirche mit angelegten Monohandschuhen aufzusuchen.

»Natürlich könnt ihr das machen.« Frau Windisch kam in den Raum. »Und ihr seid bei weitem nicht die Ersten. Meine Gäste machen das oft. Zumindest die weiblichen.«

»Sie meinen, wir können das wirklich wagen?« Alexandras Stimme ließ noch einige Unsicherheit erkennen.

»Aber natürlich. Außerdem könntet ihr euch auch in den geschützten Bereich setzen.« In der Kirche dürfen alle Schülerinnen der Schule so erscheinen, wie sie es möchten, solange sie ordentlich bekleidet sind, dies erklärte Frau Windisch. Sie ging zum Tisch und griff sich einen der Handschuhe. »Wer möchte zuerst?«.

Laura kam in den Raum. »Darf ich zusehen?«

Birgit trat vor und legte ihre Arme auf den Rücken, während sie Laura anlächelte. »Aber gern.«

Karin glaubte nicht, was sie da sah. Birgit und Alexandra hatte sich sehr schick gemacht. Birgit trug einen dunkelblauen Hosenanzug und Alexandra hatte sich ein graues Kostüm angezogen, welches einer Chefsekretärin alle Ehre gemacht hätte. Die schwarzen Monohandschuhe passten dabei so überhaupt nicht ins Bild.

Doch Frau Windisch ließ sich davon nicht beirren. Sehr routiniert legte sie wie gewünscht Birgit den Handschuh an. Und Karin musste innerlich zugeben, dass es doch sehr gut zu dem Anzug passte.

Auch Laura blickte sehr interessiert auf die immer enger werdende Lederhülle, die sich um Birgits Arme legte. Es war zusehen, dass sie etwas auf dem Herzen hatte, aber sich nicht zu fragen traute.

Ihrer Mutter schien das nicht recht zu sein. »Hast Du nichts zu tun?«

Laura seufzte, dann drehte sie sich um, um wieder in die Küche zu gehen.

Doch Frau Windisch hatte es sich anders überlegt. »Laura, warte mal.«

Laura drehte sich verwundert um.

»Eigentlich bist Du alt genug dafür.« Sie hatte nachgedacht. Es kam oft vor, dass während der Schulzeit die Schülerinnen gelegentlich Besuch von Verwandten und meist älterer Schwestern bekamen. Und diese wollten manchmal noch einmal so einen Handschuh tragen. Manche mussten ihn sogar tragen. Und auch die Gäste der Wochenendseminare wollten manchmal am Abend noch »trainieren«. Deswegen wäre es gut, wenn Laura das Anlegen auch lernen würde, da sie immer häufiger sich auch um die Gäste kümmern muss.

Sie lächelte ihre Tochter an. »Aber Alexandra müsste es erlauben.«

Die Freundin von Birgit drehte sich neugierig um. »Was müsste ich erlauben?«

»Ich würde Laura Dir gern den Handschuh anlegen lassen, wenn Du nichts dagegen hast. Es wird Zeit, dass sie das lernt.«

Laura ließ einen kurzen Freudenschrei hören, dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle. »Ja, das würde ich gern machen.«

Alexandra lächelte. »Aber gern.« Dann ging sie zum Tisch, nahm sich den Handschuh und reichte ihn Laura. »So musst Du ihn halten, wenn ich meine Arme rein stecken möchte. Dann ziehst Du ihn an meinen Armen hoch.« Alexandra drehte sich um und als Laura den Handschuh wie beschreiben hielt, steckte sie ihre Arme hinein. Vorsichtig zog Laura ihn höher.

»Jetzt solltest Du die Riemen über der Schulter anbringen.« lies Alexandra mit etwas leiserer Stimme hören.

Lauras Hände zitterten etwas, als sie die Riemen sortierte. Doch sie verstand nicht, was sie damit machen sollte. Ihre Mutter kam ihr zu Hilfe. »Schau her, das ist ganz einfach.« Sie nahm einen der Riemen, legte ihn unter Alexandra Schulter hindurch über die Brust, um ihn dann über die andere Schulter nach hinten zu ziehen. Laura durfte ihn dort in der Schnalle befestigen.

»Jetzt mache es mit dem anderen Riemen entgegengesetzt.« ermutigte sie ihre Tochter.

Laura hatte jetzt keine Schwierigkeit mehr, Alexandra den zweiten Riemen ebenfalls anzulegen.

Birgit war hinzu getreten. »Du machst das gut und lernst schnell«

»Ich will das auch können, wenn ich mal die Gäste bedienen muss.« lächelte Laura.

»Dann kommt die Schnürung«, erklärte ihre Mutter. »Immer gleich die Schnüre nachziehen und immer nur ein paar Ösen weiter.«

Laura wusste zuerst nicht, was gemeint war, so dass ihre Mutter die ersten paar Ösen vormachte. »Du musst die Gäste immer fragen, wie eng geschnürt sie es wünschen.«

Laura sagte, dass sie es machen wird, dann stutzte sie einen Moment. Sie ließ die Schnürung kurz los und ging um Alexandra herum. »Wie streng mögen sie es denn, Frau Solcher?«

Doch Birgit antwortete für sie. »Alexandra ist ehrgeizig, auch wenn sie es nicht gern zugeben mag. Mache den Handschuh ruhig ganz zu.«

Alexandra versuchte einen bösen Blick in Richtung ihrer Geliebten, doch dann bestätigte sie es. »Ja, ich liebe es gern sehr eng.«

Laura hatte zunehmender Enge der Schnürung deutliche Schwierigkeiten, doch sie ließ sich davon nicht beirren. »Ich würde ja gern mal wissen, wie sich so ein Handschuh trägt.« schien sie laut zu denken.

»Das ist gar nicht so einfach«, ließ Birgit hören, »das braucht viel Übung und eine gute Gelenkigkeit.«

Frau Windisch freute sich insgeheim über den Eifer ihrer Tochter. Sie dachte darüber nach, ihr auch einmal so ein Wochenendseminar zu schenken. »Du hast ja bald Geburtstag« sagte sie laut.

Alexandra war schon sehr verzückt, deswegen reagierte sie erst etwas später. »Das fühlt sich ganz toll an. Probieren solltest Du es auf alle Fälle mal.«

»Jetzt musst Du noch dafür sorgen, dass der Handschuh nicht versehentlich wieder aufgeht, das ist wichtig. Unsere Gäste sollen sich stets auf uns verlassen können.« Sie zeigte ihr, was sie am oberen Ende der Schnürung mit der langen Schnur eine Schleife machen sollte und das der Lederriemen an den Oberarmen auch noch verschlossen werden konnte.

Alexandras Augen glänzten, als sie sich umdrehte und bei der Wirtstochter für die gute Arbeit bedankte.

Laura wurde rot.

Karin hatte sich während dieser faszinierenden Prozedur nicht von der Stelle bewegt, zu sehr hatte sie dieses gefühlvolle und doch auch nüchterne Einschnüren fasziniert. Und sie sah, dass beide Frauen wirklich gern diesen Handschuh trugen. Wie es wohl ihrer Tochter erging?

Das Paar verabschiedete sich. Sie winkten noch einmal mit den jetzt so unerbittlich verpackten Armen, dann öffnete Alexandra geschickt die Tür und dann verließen sie den Raum.

Auch Frau Windisch ging mit ihrer Tochter wieder in die Küche und ließ eine total nachdenkliche Karin am Tisch zurück.



Wieder öffnete sich die Tür. Karin blickte auf und sah, dass Tamara in den Frühstücksraum kam. Sie grinste bis zu den Ohren. Sie blickte sich kurz um, dann zog sie kurz an einer Kette, die sie in der Hand hielt.

Es war Kettengerassel zu hören und nur langsam betrat die über und über mit Ketten versehene Sabrina den Raum. Sie strahlte ebenfalls, selbst der Ballknebel der von einem Kopfgeschirr gehalten wurde, konnte das Leuchten in ihren Augen nicht verdecken.

Tamara tat, als wäre überhaupt nichts. Sie blickte Karin an und lächelte. »So, fertig.« Sie setzte sich zu Karin an den Tisch und zog noch einmal kurz an der Kette.

Sabrina senkte den Kopf zu Boden, dann versuchte sie mühsam, sich trotz der Ketten vor Tamara hinzu knien. Nur sehr langsam gelang ihr dies.

Tamara hörte Frau Windisch in der Küche hantieren, sie stand wieder auf und ging zu ihr, um sich noch einen Kaffee zu bestellen. Dann setzte sie sich wieder auf ihren Platz.

Karin war sprachlos, versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen.

Frau Windisch brachte den Kaffee. Als sie Sabrina auf dem Boden knien sah, protestierte sie. Sabrina solle sich bitte auf einen Stuhl setzen.

Doch Tamara erklärte ihr, dass ihr »Anhängsel« sich das selbst so gewünscht hatte. Sabrina musste es ebenfalls bestätigen, erst dann war die Wirtin zufrieden. Erst im Nachhinein fiel Karin auf, dass Frau Windisch wegen der Ketten und dem Knebel nichts gesagt hatte.

Tamara ließ sich von Sabrinas Gestalt nicht beeindrucken. Zumindest versuchte sie es vorzugeben. Genüsslich und langsam genoss sie ihren Kaffee. Die Kette von Sabrinas Halsband hatte sie auf dem Tisch um den Zuckerstreuer gehängt.

Schließlich hatte sie ausgetrunken. Sie stand auf, reckte sich leicht, dann ging sie zur Garderobe und nahm sich ihre Lederjacke vom Haken. Damit ging sie auf Karin zu. »Wären Sie bitte so freundlich?« Sie grinste. »Wir müssen dann wieder ins Kloster.«

Karin tat sich diesmal etwas leichter, der Prinzessin in dieso faszinierende Jacke zu helfen, die sie recht unauffällig hilflos machte. Sehr schnell hatte Karin die Jacke an Tamaras Armen hochgezogen und sie dann mit dem Reißverschluss geschlossen.

Als wäre nichts gewesen, ging die Prinzessin danach wieder zum Tisch, vor dem Sabrina immer noch kniete und den Kopf gesenkt hielt. Tamara konnte gerade eben so zum Zuckerstreuer greifen. Sie zog ihn ein wenig zu sich heran, dann griff sie sich das Kette und zog daran. Sabrina stöhnte leise in den Knebel, als sie mühsam versuchte, mit ihren Ketten wieder aufzustehen.

Karin glaubte kaum, was sie sah. Obwohl Tamara durch ihre Jacke eigentlich ziemlich hilflos war, schaffte sie es dennoch, Sabrina gegenüber sehr dominant aufzutreten. Und Karin sah, dass es ihr auch noch viel Spaß bereitete.

Sabrina hatte sich sehr schnell in die Rolle einer Sklavin fallen lassen. Sie war glücklich, dass ihr Traum in Fesseln und Knebel ins Kloster geführt zu werden sich jetzt doch noch erfüllte. Sie stöhnte leise vor sich hin.



Karin fand es seltsam faszinierend, mit den beiden Frauen zum Kloster zu gehen, die beide aus unterschiedlichen Gründen recht hilflos waren. Dabei waren es beide aber aus eigenem Willen und zumindest die Prinzessin ließ sich deswegen überhaupt nichts anmerken. Recht zielstrebig ging Tamara den Weg zum Abthaus und genoss es dabei, die in Ketten gelegte Sabrina hinter sich her zu ziehen.

»Was wollen Sie denn jetzt schon hier?« Frau von Taubach war nicht begeistert, als sie Sabrina erblickte.

Tamara trat vor und erklärte die Zusammenhänge.

»Ich habe noch keinen Aufpasser für Euch.« Sie blickte etwas ratlos. »Frau Helmar wird erst gegen Mittag hier eintreffen.«

Karin bot sich an. »Könnte ich nicht auf die beiden Damen aufpassen?« Sie fand es in der Gegenwart dieser beiden so unterschiedlichen Frauen sehr faszinierend.

Frau von Taubach war erleichtert. »Ich kann es Ihnen nicht anordnen, weil sie noch gar nicht arbeiten. Aber sie wären mir eine große Hilfe, wenn sie auf die Zwei so lange aufpassen könnten, bis Frau Helmar da ist. Bleiben sie bitte möglichst in der Nähe.«

Karin fragte, wann der nächste Termin wäre.

»Wir wollen gegen Zwölf Uhr gemeinsam zum Mittagessen gehen. Bis dahin müssten sie wieder hier sein.«

Karin versprach es.
11. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von Novizin Bea am 01.04.14 08:43

Und wieder eine tolle Geschichte
12. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von Rainman am 01.04.14 23:48

Hallo cag_coll

Schöne Fortsetzung. Wieder einmal klasse geschrieben.


Mfg Rainman.
13. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo Kapitel 3 - Kirsten - Teil Drei

geschrieben von gag_coll am 02.04.14 18:28

Vinctae in Monasterio Antiquo
Kapitel 3 - Kirsten - Teil Drei
Autor: Karl Kollar

Catherina von Taubach legte die Mappe mit den Anmeldungen neben das Telefon und stand auf. Soeben hatte die äußere Torwache das Eintreffen von Marianne Leisner gemeldet, die von ihrem Onkel, dem Graf Bastius hergebracht wurde. Sie ging mit langsamen Schritten vor das Haus und wartete auf die Ankunft der beiden.

Sie musste nicht lange warten, denn bald darauf kam ein eher unauffälliger Kleinwagen durch den Torturm und nahm den Weg bis vor das Abthaus. Die Direktorin ging auf das Auto zu, um den Grafen standesgemäß zu begrüßen. Immerhin war es ein guter Freund von Herzog Kollstein und er hatte seine Nichte für den Lehrgang angemeldet.

»Es ist schön, dass sie es möglich machen konnten.« Der Graf war sichtlich erleichtert.

Frau von Taubach wiegelte ab. »Es war sowieso noch einige Plätze frei, insofern ist es kein Problem gewesen.«

Der Graf wandte sich wieder zum Auto und öffnete die Tür. Dann blickte er ins Innere des Wagens. »Du kannst jetzt aussteigen.«

Sehr langsam schob sich eine eher zierliche Gestalt aus dem Auto und blickte sich ängstlich um. Marianne machte einen sehr unsicheren Eindruck und trippelte nervös umher.

Der Direktorin fiel dies auf. Sie versuchte sie zu beruhigen. »Hier sind sie sicher, hier kann Ihnen nichts passieren und hier wird Sie auch keiner finden.«

Marianne blickte sie verunsichert an.

Graf Bastius blickte auf seine Nichte und bat sie, ihr Gepäck aus dem Kofferraum zu holen.

Mit bedächtigen Bewegungen kam Marianne dieser Bitte nach. Sie ging zum Kofferraum, öffnete ihn und stellte einen Koffer sowie einen kleinen Rucksack neben das Auto. Sie schloss den Kofferraum, dann schnallte sie sich den Rucksack auf den Rücken, nahm den Koffer in die Hand und trat neben ihrem Onkel.

Frau von Taubach spürte immer noch einige Unruhe bei der künftigen Schülerin und deswegen bot sie an, dass sie in ihr Büro gehen könnten. Bis zum Mittagessen sei noch etwas Zeit.



Marianne und ihr Onkel nahmen auf den beiden Stühlen vor dem Schreibtisch platz, während die Direktorin auf die andere Seite setze. Sie bat ihre Sekretärin, doch drei Kaffee zu bringen.

Es fiel Frau von Taubach auf, dass Marianne eine gewisse Erleichterung zeigte. Ein Teil ihrer Anspannung hatte nachgelassen. Aber ob sie wirklich wusste, auf was sie sich hier eingelassen hatte? Unvermittelt wandte sie sich an Marianne. »Du wirst große Opfer bringen müssen, wenn Du Dich hier verstecken willst.«

Marianne blickte sie mit fest entschlossenen Blick an. »Das werde ich schaffen.« Sie verzog das Gesicht. »So schlimm wie ´er´ kann es nicht werden.«

Graf Bastius blickte sie an und versicherte ihr, hier sicher zu sein.

Marianne blickte kurz auf ihren Onkel, dann wandte sich sich wieder ihrem Gegenüber zu. »Ich habe aber kaum Erfahrung und werde mich bestimmt dumm anstellen.«

Die Direktorin lächelte hintergründig. »Darüber brauchst Du Dir überhaupt keine Sorgen zu machen.« Sie reichte Marianne einige Fotos, auf denen einige Frauen in Fesseln und mit Knebel zu sehen waren.

Es war Marianne anzusehen, dass sie von dem Anblick erschrocken war. Ihr Blick wechselte verstört zwischen ihrem Onkel und der Direktorin hin und her.

Frau von Taubach ließ ihre Stimme einen winzigen Ton strenger klingen. »Unter anderem das wird Dich hier erwarten.«

Marianne schluckte. Eine Träne lief über ihre Wange. Dann warf sie noch einen Blick auf die Bilder, diesmal etwas länger. Sie schien in Grübeln zu kommen. »Die machen alle so einen glücklichen Eindruck, obwohl sie so ...« Sie wusste offensichtlich nicht, was sie sagen sollte.

Die Direktorin testete weiter. »Gefällt dir so etwas?«

Es war Mariannes Miene abzulesen, dass sie am liebsten spontan aufgesprungen und davon gelaufen wäre. Doch ein Blick zu ihrem Onkel ließ ihre Miene verändern. »Ich weiß nicht.« Sie blickte wieder auf die gefesselten jungen Frauen. »Was hat die denn da im Mund?« Ihre Stimme zitterte deutlich.

Jetzt war es an Frau von Taubach, einen verwunderten Blick zu Graf Bastius zu werfen. Er schaute etwas hilflos und mit deutlich sichtbaren schlechtem Gewissen zurück. Es hatte den Anschein, als habe er seine Nichte überhaupt nicht vorbereitet.

Die Direktorin wusste, dass es falsch wäre, Marianne jetzt zu schonen. »Das ist ein Knebel, ein Ballknebel. Er wird dich mehr oder weniger effektiv am Sprechen hindern.«

Eine weitere Träne lief über Mariannes Wange, die sie hastig wegwischte.

Der Direktorin fiel ein, dass sie noch ein Prospekt von der Ponyfarm Steinmüller bereitliegen hatte. Sie nahm es aus der Schublade und reichte es Marianne.

Diese schlug es auf und ließ es mit offenem Mund sinken, als sie die aufgezäumten Mädchen erblickte. »Was ist denn das? Was macht die da?« Ihre weinerliche Stimme zitterte.

Frau von Taubach bemühte sich, ihre Stimme streng klingen zu lassen. »Das sind die Ponymädchen, die hier ausgebildet werden.«

Marianne fiel das Sprechen schwer. »Werde ich auch so...« Sie blickte wieder verstört auf das Prospekt.

Die Direktorin wusste, was sie meinte. »Auch Sie werden einmal so ein Ponymädchen sein.«

Marianne ließ ihren Kopf in ihren Hände sinken und brach in Tränen aus.

Frau von Taubach und Graf Bastius blickten sie schweigend an. Helfen konnten sie ihr in diesem Moment nicht.

Marianne hob ihren Kopf und blickte ihren Onkel an. »Gibt es denn gar keine andere Möglichkeit?«

Ihr Onkel blickte sie mit einem bedauernden Blick an. »In zwei Wochen ist deine Trauerzeit vorbei und dann müsstest Du zu deinem Wort stehen.«

Es war deutlich zu sehen, wie sehr Marianne mit sich kämpfte. Schließlich hob sie ihren Kopf und blickte noch einmal über die gefesselten Frauen, die vor ihr lagen. »Und wie lange würde ich so...«

Frau von Taubach ahnte, dass die Entscheidung gefallen war. »Die Ausbildung ist für ein halbes Jahr vorgesehen.«

»Und so lange wäre ich hier sicher?« Diese Frage ging an ihren Onkel.

»Hier wird dich keiner finden.«

Frau von Taubach griff in ihre unterste Schublade. Dort hatte sie ein paar ihrer Probe-Sachen bereitliegen. Sie nahm einen kleinen Ballknebel heraus und wischte ihn mit dem bereitliegendem Tuch ab. Dann stand sie auf und trat hinter Marianne. »Wie wäre es, wenn Sie es gleich einmal ausprobieren?«

Marianne drehte sich mit einer Mischung aus Erschrecken und Unglauben zu ihr um und blickte verängstigt auf den seltsamen Ball mit den Riemen, den Frau von Taubach in ihrer Hand hielt.

Graf Bastius trat zu ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Du schaffst das, mein Kind.«

Marianne blickte verschreckt zu ihrem Onkel, dann wieder langsam zurück zu dem Furcht einflössenden Ball. »Was muss ich denn tun?«

Die Stimme von Frau von Taubach klang auf einmal fast zärtlich. »Machen Sie einfach Ihren Mund recht weit auf.« Dabei hielt sie den Ball vor ihren Mund.

Marianne sah den drohenden Ball vor ihrem Mund und kam doch der Bitte nach.

Langsam sah sie den Ball näher kommen, bis er in ihrem Mund und damit aus ihrem Sichtfeld verschwunden war. Dafür spürte sie ihn um so deutlicher zwischen ihren Lippen. Ihre Zunge musste weichen.

Frau von Taubach verschloss mit schneller Routine die Schnalle hinter ihrem Kopf und zupfte dann Mariannes lange Haare zurecht. Dann trat sie wieder an ihrem Schreibtisch und legte einen breiten Gürtel auf den Tisch. »Das sollten Sie zur Eingewöhnung auch gleich tragen.«

Marianne warf einen Blick auf den ziemlich breiten Gürtel, konnte aber außer ein paar zusätzlicher Riemen an der Seite nichts Seltsames daran finden. Sie nahm ihn in die Hand und wollte etwas antworten, aber jetzt bemerkte sie die Wirkung des Balls in ihrem Mund. Sie war verwirrt.

Sie entdeckte die zusätzlichen Schnallen und blickte Frau von Taubach verwirrt an. »Wenn Sie möchten, können Sie sich ihn selbst umlegen. Ich zeige Ihnen dann, wofür die weiteren Riemen sind.«

Marianne nahm den Gürtel vom Tisch und schlang ihn um ihren Taille. dann zog sie ihn fest. Doch Frau von Taubach war es nicht streng genug. »Zwei Löcher enger gehen sicher noch.« Sie blickte sie ermutigend an.

Marianne kam der Bitte, die eigentlich ein Befehl war, nach. Sie keuchte etwas, was durch den Knebel in ihrem Mund ziemlich gedämpft wurde.

»Stehen Sie bitte einmal auf.«

Marianne stand auf und blickte die Direktorin unsicher an.

»Reichen Sie mir ihre Hand.«

Marianne steckte ihre Hand aus.

Frau von Taubach nahm die Hand und führte sie zu Mariannes Taille, wo von dem Gürtel zwei kürzere aber nicht minder breite kleinere Riemen herunter hingen. Fast wie in Zeitlupe nahm Frau von Taubach die beiden Riemen zur Hand und zu Mariannes Überraschung schlang sie sie um ihr Handgelenk und schloss mit einer routinierten Schnelligkeit die Schnalle.

»Jetzt die andere Hand«

Marianne war noch viel zu überrumpelt um zu begreifen, wie sie in kürzester Zeit sehr viel ihrer persönlichen Freiheit verloren hatte. Jetzt blickte sie verblüfft zwischen Frau von Taubach und ihrem Onkel hin und her und nur langsam begann sie zu verstehen, dass sie jetzt sowohl geknebelt als auch gefesselt war.

Graf Bastius trat zu ihr. »Sei tapfer, dann wirst Du es schaffen.« Er strich ihr über ihren Kopf. »Ich bin stolz auf Dich.«

»Dann möchte ich Sie zu ihrer Ausbildung willkommen heißen.« Sie reichte Marianne so die Hand, dass sie diese ergreifen konnte, obwohl ihr Handgelenk an der Taille fixiert war.

Es war ihr anzusehen, dass sie etwas antworten wollte, doch sie musste sich wieder mit der Wirkung des Balls in ihrem Mund auseinander setzen. Da sie die Lippen etwas bewegt hatte, passierte es, das etwas von ihrem Speichel aus dem Mund lief und über ihr Kinn nach unten tropfte. Sie zuckte etwas wilder an ihren Armen und es war gut zu sehen, dass sie mit ihrer Hand zum Mund wollte, um sich den Speichel abzuwischen.

Frau von Taubach hatte insgeheim auf diesen Moment gewartet. Es kam nicht oft vor, das sie so ein unschuldiges Mädchen in die süßen Geheimnisse einweihen konnte. Sie legte ihren Hand unter ihr Kinn und führte ihren Kopf so sanft, dass sie sie anblicken musste. »Gewöhnen Sie sich daran, dass wird Ihnen noch oft passieren.«

Graf Bastius trat zu ihr und strich ihr ebenfalls über die Wange. »Der Ball verhindert, dass Du schlucken kannst.« Er machte eine Pause und gab Marianne so Gelegenheit, darüber nachzudenken. Wieder rannte eine Träne durch ihr Gesicht.

»Am Anfang ist es schwer zu ertragen, aber Sie werden sich daran gewöhnen. Es wird allen Mädchen so ergehen.«

Erst langsam begann Marianne zu begreifen, in welcher Situation und Hilflosigkeit sie sich befand. Ihr Mund war mit einem Knebel versiegelt und ihre Hände waren am Gürtel fixiert. So konnte sie sich den Ball nicht selbst aus dem Mund nehmen. Und sie konnte auch keinen bitten, ihr die Hände los zumachen, denn sie konnte nicht mehr sprechen. Sie war völlig hilflos. Auf einmal spürte sie ein seltsames Kribbeln in sich.
14. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von Oliver KG am 04.04.14 02:23

Das wird sicher wieder eine tolle Geschichte.

Hoffentlich mit vielen Fortsetzungen, die nicht lange auf sich warten lassen.

Nur weiter so!
15. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo Kapitel 3 - Kirsten - Teil Vier

geschrieben von gag_coll am 04.04.14 07:13

Vinctae in Monasterio Antiquo
Kapitel 3 - Kirsten - Teil Vier
Autor: Karl Kollar

Andrea Falk hatte das Auto auf dem Parkplatz vor dem Bahnhof geparkt und ging mit unsicheren Schritten in Richtung des Bahnsteiges, auf dem der Zug ankommen sollte. Es war das erste Mal, dass sie mit solchen gewagten Stiefeln unterwegs war und sie glaubte, ständig die Blicke der anderen Passanten zu spüren. Doch, so sagte sie sich, trug sie doch nur die für die Schule vorgeschriebene Uniform. Und zu dieser gehörten eben diese schwarze Stiefel mit dem ewig langen Schaft, der ihr bis über die Knie reichte.

Sie sollte ihre Kollegin Elke Helmar abholen, die eine der zukünftigen Schülerinnen auf der Anreise mit der Bahn begleitet hatte. Andrea war bisher beeindruckt, wie gut die Ankunft der Teilnehmer dieses Lehrgangs organisiert war. Gleich nach der Ankunft des Zuges sollten sie dann zu dritt zu der Universitätsklinik fahren, um dort noch eine weitere Teilnehmerin abzuholen.

Die Lautsprecherstimme kündigte die Ankunft des Zuges an. Andrea blickte noch einmal an sich herunter um zu prüfen, ob ihre Uniform in Ordnung war. Sie bückte sich und zog noch einmal an den Stiefelschäften. Natürlich hatten die Stiefel etwas verrufenes, doch insgeheim genoss sie es, sie in dieser Form in aller Öffentlichkeit tragen zu dürfen.

Der Zug fuhr ein und die Türen öffneten sich. Andrea erblickte ihre Kollegin Elke sofort, denn auch sie fiel mit diesen Stiefel sofort auf. Elke stieg aus und stellte einen Koffer neben sich und blieb neben der Tür stehen. Sie reichte ihre Hand der Person hinter ihr und half ihr beim Aussteigen. Andrea musterte das Mädchen, welches hinter Elke mit etwas unsicheren Schritten her trippelte. Doch außer dem grauen Umhang und den Stiefeln fiel ihr nichts an ihr auf.

»Guten Morgen,« die Stimme von Elke klang gut gelaunt, als sie Andrea die Hand reichte. »Wo hast Du denn geparkt?«

Andrea erwiderte den Gruß und beantwortete Elkes Frage nach dem Parkplatz, dann reichte sie auch Jenni die Hand. Doch zu ihrem Erstaunen blickte Jenni sie nur erschrocken an.

Elke kam ihrem Schützling zur Hilfe. »Jenni kann ihre Hände nicht benutzen.« Dabei grinste sie bis über beide Ohren. »Und sie möchte auch schweigen.«

Andrea konnte nur ahnen, was diese Worte genau bedeuteten, aber da die Direktorin sie entsprechend vorbereitet hatte, blickte sie Jenni freundlich an. »Dann seien Sie bei uns herzlich willkommen.«

Als Antwort lächelte Jenni. Den Mund hielt sie geschlossen.

Elke gab den Anstoß. »Dann lasst uns zum Auto gehen.« Sie nahm den Koffer und die Tasche und ging mit eiligen Schritten voran.

Andrea blickte ihr etwas verwundert nach und gerade als sie sich in Bewegung setzen wollte, war ein ´mmmpf´ von Jenni zu hören. Andrea wandte ihren Blick auf die Schülerin, die sich ebenfalls in Bewegung gesetzt hatte, die aber deutlich langsamer unterwegs war. Andrea war auf einmal klar, dass Jenni anscheinend in ihrer Beinfreiheit deutlich eingeschränkt zu sein schien. Sie machte den Eindruck, als wollte sie sich so schnell wie möglich bewegen, da sie schon nach kurzer Zeit schwer durch die Nase zu keuchen begann und zu schwitzen begann.

Andrea war klar, dass sie Jenni überforderten. Sie ging auf sie zu und legte zunächst ihre Hand auf ihre Schulter. »Langsam,« versuchte sie ihren Ehrgeiz zu bremsen. »Gehen sie bitte langsam.«

Jenni blieb verblüfft stehen und blickte Andrea dankbar an. Sie atmete heftig durch die Nase.

Andrea Legte ihren Arm um Jennis Schulter und mit ruhiger Stimme sprach sie zu ihr. »Wir gehen jetzt langsam zum Auto. Nur so schnell wie es geht.«

Jenni blickte sie erleichtert an. Sie setzte vorsichtig einen Fuß nach vorn und begann mit kleinen Schritten ihren Weg. Andrea passte sich dem langsamen Tempo an.

Dennoch hatte Andrea den Eindruck, als würde Jenni sich sehr hastig bewegen. Sie fragte sich, was Jenni so alles unter ihrem Umhang versteckt hatte.



Als Andrea mit Jenni im Arm beim Auto ankam, hatte Elke das Gepäck vor den Kofferraum gestellt und wartete. Sie schien sich entschuldigen zu wollen. »Der Koffer war schwer.«

Andrea löste sich von Jenni und ging mit dem kleinen Schlüsselbund, welches sie aus ihrer Tasche nahm zum Kofferraum und öffnete ihn. Dann ging sie zur Fahrertür. Sie öffnete die Türen und blickte Jenni auffordernd an.

Elke hatte mittlerweile das Gepäck eingeladen und den Kofferraum wieder zugemacht. Sie überblickte die Situation und ging dann auf Andrea zu. Sie flüsterte ihr etwas ins Ohr.

Andrea warf einen bewundernden Blick auf Jenni, dann ging sie zu ihr und brachte sie zur hinteren Beifahrertür.

Jenni drehte sich mit dem Rücken zum Auto, dann setzte sie sich auf die Rückbank, drehte sich dann ins Auto und holte ihre Beine hinterher. Andrea musste grinsen, es schien Jenni hatte hiermit einige Erfahrung. Aber sie sagte nichts.

Elke setzte sich neben Jenni und bat Andrea, ihr den Sicherheitsgurt an zureichen. Andrea kam der Bitte nach, dann schloss sie die Tür, ging um das Fahrzeug und setzte sich ans Steuer. »Auf zur Klinik.« Ihre Stimme klang in dem Moment etwas unsicher.

* * *

Andrea blickte noch einmal auf den Brief, den Elke ihr gegeben hatte. Die Angaben waren sehr detailliert: Universitätsklinik, Gebäude 23, Stockwerk 5, Station F: Kieferchirurgie. Sie betrat den Fahrstuhl und drückte den Knopf für das fünfte Stockwerk. Während sich der Fahrstuhl sich in Bewegung setzte, fragte sie sich, um was es sich bei Kirstens Operation wohl handeln würde.

Nach einer sehr sanften Fahrt öffneten sich die Türen und Andrea trat auf den Flur. Ein eigentümlicher Geruch empfing sie und sie musste sofort an ihre letzten Zahnarztbesuch denken. Zum Glück war bei ihr alles in Ordnung gewesen.

Mit etwas Zögern ging sie auf die Tür zu, in der auf großen Buchstaben »Station F: Kieferchirurgie« stand. Sie drückte gegen die Tür und betrat vorsichtig den langen Korridor. »Melden sie sich bei der Oberschwester.« stand als weiterer Hinweis in dem Brief.

Mit vorsichtigen und leisen Schritten ging sie auf das Schild ´Schwesternzimmer´ zu. Eine Krankenschwester kam heraus und erblickte Andrea. »Sie sind Frau Helmar vom Kloster?«

Andrea nannte ihren Namen. »Frau Helmar sitzt unten im Auto.« Sie warf noch einmal einen Blick auf ihr Schreiben. »Wir sollen eine Kirsten Michels abholen.«

Ein Schatten fiel über das Gesicht der Schwester, die sich etwas ängstlich umsah. »Gehen sie zu Zimmer 24 und warten sie dort. Ich hole die Oberschwester.«

Andrea blickte die Schwester noch einmal kurz fragend an.

Diese drehte sich um und zeigte mit der Hand auf das Ende des Ganges. »Das letzte Zimmer auf der rechten Seite.«

Andrea bedankte sich, dann ging sie mit bedächtigen Schritten weiter. Sie schaute auf die einzelnen Zimmernummern und ging den Gang entlang. Vor dem Zimmer mit der Nummer 24 standen zwei Stühle. Andrea nahm Platz und blickte sich um.

Die Tür des Zimmers gegenüber trug keine Nummer, dafür ein Schild mit der Aufschrift »Labor«. Die Tür stand halb auf, aber es war keiner zu sehen. Andrea hörte, dass sich in dem Raum zwei Frauen unterhielten.

Auf einmal hörte Andrea den Namen ihrer Chefin Frau von Taubach und unwillkürlich hörte sie etwas aufmerksamer zu.

»Wann wird Kirsten von ihr abgeholt?« fragte die eine Stimme.

Die andere Stimme, ein wenig tiefer, antwortete. »Die Damen sollen gegen 11 Uhr da sei. Sie melden sich bei der Oberschwester, dann bringt diese sie zu mir.«

»Ich bin froh, wenn ich Dich nicht mehr mir ihr teilen muss. Es war nicht leicht, ihr die ganze Zeit die Geliebte vor zuspielen.« Sie lachte. »Aber was tue ich nicht alles für meine geliebte Ärztin.«

Ihr Gegenüber schien ebenfalls zu lachen. »Du hast es ja auch für die Wissenschaft getan. Aber meine liebe Nina, sei ehrlich, es hat Dir auch Spaß gemacht, sie mir in die Arme zu treiben.«

»Du meinst wohl in deine Messer.« Sie lachte wieder. »Du hast sie ganz schön zugerichtet.«

»Och komm, so ein paar kleine Wunden am Kiefer, dass fällt doch kaum auf. Außerdem ist es doch schon wieder gut verheilt.« Die Stimme der Ärztin war einen Moment still. Andrea war sich mittlerweile sicher, das es eine Ärztin sein musste. »War es denn so schlimm mir ihr? Gib es zu, Du hast es genossen, wenn Du mit ihr spielen konntest.«

»Höre ich da etwa Eifersucht?« ein Lächeln war in Ninas Stimme zu hören. »Naja, sie hat oft Augenbinde, Gehörstöpsel und Knebel getragen, da hatte ich meine Ruhe vor ihr.«

»Und sie hat nichts mitbekommen?«

«Sicher nicht. Die Ohrstöpsel waren von eurer HNO-Abteilung. Die sind gut, da hörst Du nichts mehr. Und die Kleine ist voll darauf abgefahren«

Andrea begriff so langsam, was für ein gemeines Spiel mit der armen Kirsten gespielt wurde.

»Hat ihre Mutter keinen Ärger gemacht? Du musstest Sie doch wegen der Operation fragen oder nicht?« fragte die Ärztin.

»Die Kleine ist seit einem halben Jahr volljährig, vergiss das nicht. Sie hat es zur Hälfte aus Liebe zu mir getan und um ihrer Mutter eins auszuwischen.«

»Du bist ein Biest, weißt Du das?« die Stimme der Ärztin strahlte Bewunderung aus.

»Und das Beste ist, dass sie jetzt für ein halbes Jahr weg ist.« Es war das Geräusch eines Kusses zu hören.

»Ob sie etwas gemerkt hat? Sie war heute morgen bei der Kontrolle so seltsam abweisend zu mir.«

Nina wiegelte ab. »Und selbst wenn, was macht es schon aus. Wenn sie mit dem Kloster fertig ist, wird sie mich vergessen haben.«

Die Ärztin blieb skeptisch. »Ich weiß nicht. Irgendwie habe ich ein schlechtes Gefühl dabei.«

»Was willst Du denn?« Nina schien die Gedanken ihrer Freundin wegwischen zu wollen. »Es ist passiert und Du konntest Dein Projekt erfolgreich durchziehen. Dein Bericht wird Wellen schlagen.«

»So langsam müssten die Damen vom Kloster auftauchen. Ich hatte ihnen gesagt, dass ich nicht viel Zeit habe und sie pünktlich sein sollen.«

Andrea überlegte. Sie konnte jetzt schlecht in genau diesem Moment klopfen, denn dann würde sie sich verraten. Sie sah auf der gegenüberliegenden Seite des Ganges eine Toilettentür und da wusste sie, wie sie es anstellen würde. Sie erhob sich langsam und ging sehr leise zu der Tür. Sie öffnete sie mit Schwung und trat ein, dann trat sie ans Waschbecken und wusch sich die Hände. Nachdem was sie gerade mehr oder weniger unfreiwillig mit angehört hatte, hatte sie das dringende Bedürfnis, sich zu waschen.

So nebenbei beschäftigte sie der Gedanken, dass der arme Kirsten, die sie ja noch gar nicht kannte, Übles angetan worden war und das sie heftig manipuliert wurden war.

Sie trocknete sie die Hände ab und verließ bewusst geräuschvoll die Toilette. Sie ging auf das Zimmer zu, aus dem die grausame Geschichte zu hören war und klopfte.

Es dauerte erst einen Moment, dann war ein verschrecktes »Ja?« zu hören.

Andrea drückte die Tür ganz auf und trat ein. Sie sah, wie sich eine Frau mittleren Alters ihren Arztkittel zuknöpfte. Und der Vorhang an der Wand wackelte noch heftig. Sie ahnte, was hier wohl gerade passiert war.

»Entschuldigen Sie bitte, ich komme vom Kloster und soll Kirsten Michels abholen.« Sie hatte das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen. »Die Oberschwester wollte mich abholen, aber bis jetzt ist sie nicht gekommen.«

Die Ärztin hatte sichtbare Mühe, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten. »Gehen Sie ins Schwesternzimmer. Ich sage ihr inzwischen Bescheid, dass sie da sind.«

Andrea hatte es nicht geschafft, die Ärztin lange anzusehen. Sie wusste, dass diese Frau keinerlei Skrupel hatte und deswegen war sie froh, schnell wieder aus dem Raum heraus zu kommen. Mit sehr gemischten Gefühlen ging sie wieder in Richtung des Schwesternzimmers.

Gerade als sie den Raum betreten wollte, kam von der Tür eine resolute Stimme. »Sie haben da nichts verloren.« Es konnte nur die Oberschwester sein, bei dem resoluten Auftreten war Karin sich sehr sicher. Sie trat auf den Flur zurück und blickte die Frau wie ein verschreckter Hase an. »Ich bin vom Kloster und soll Kirsten Michels abholen.«

Die Oberschwester blickte auf ihre Uhr. »Sie sind unpünktlich, meine Liebe.« Ihre Stimme klang sehr hart.

Andrea war perplex. Es war doch nicht ihre Schuld. Doch ihr war klar, dass sie durch Widerspruch nichts erreichen würde.

Die Oberschwester ging ins Schwesternzimmer und nahm eine Mappe vom Tisch. Dann trat sie mit resolutem Schritt auf den Flur und grunzte Andrea an. »Kommen Sie mit.«

Andrea gehorchte widerspruchslos. Sie traten in das Zimmer ein, vor dem sie bisher gewartet hatte. Andrea blickte ins Zimmer und als sie die Gestalt auf dem Bett sitzen sah, war ihr irgendwie sofort klar, dass dies Kirsten sein muss und das diese über den Verrat ihrer Geliebten Bescheid wissen musste. Von ihrem Gesicht ging so etwas abgrundtief Trauriges aus, dass es kaum eine andere Interpretationsmöglichkeit gab.

Erst auf den zweiten Blick fielen Andrea die anderen Besonderheiten an der Patientin auf. Ihre Hände wurden von einem Lederriemengeschirr an ihrer Taille festgehalten und seitlich am Kiefer waren seltsame Metallteile zu sehen.

Andrea konnte nur ahnen, was jetzt in Kirsten vorgehen musste. Sie schien heftig geweint zu haben und als die Oberschwester sie unsanft vom Bett zog, hatte sie Schwierigkeiten, auf den Beinen zu stehen.

Die Oberschwester ging zum Telefon und wählte eine Nummer. Sie meldete sie nicht, sondern sie sagte nur kurz: »Kommen Sie bitte in Zimmer 24.«

Andrea hatte es in der Zwischenzeit gewagt, zu Kirsten an Bett zu treten. Sie wischte ihr ein paar Tränen weg und mit leiser Stimme fragte sie, ob es ihr gut gehe.

»Sie kann Ihnen nicht antworten.« Die Stimme der Oberschwester hallte durch den Raum.

Andrea erschrak und fragte sich, was für eine Teufelei die Ärztin diesem unschuldigen Geschöpf angetan hatte.

Die Tür flog auf und eine junge Schwester, nur wenig älter als Kirsten kam in den Raum. Sie war fast etwas außer Atem. Sie sagte nichts, blickte aber die Oberschwester mit einem Blick aus Angst und Gehorsam an.

»Erklären Sie der Dame bitte den Verschluss und händigen Sie ihr die Schlüssel aus. Aber nur gegen Unterschrift. Die Patientin wird entlassen.« Dann drehte die Oberschwester sich zur Tür und verließ den Raum mit schnellen Schritten.

Alle drei blickte ihr verunsichert hinterher.

Die Schwester ging langsam auf Kirstens Bett zu und nahm ein kleines Schlüsselbund aus dem Nachtschrank. Diesen zeigte sie Andrea. »Diese Schlüssel sind sehr wichtig, mit diesen können sie den Verschluss ent- und verriegeln.«

Andrea nahm allen ihren Mut zusammen. »Welchen Verschluss?«

Die Schwester blickte Andrea verblüfft an. »Na den Mund von unserer Patientin.« Sie blickte auf Kirstens Kopf.

Andrea verstand immer noch nichts.

Die Schwester wandte sich an Kirsten und mit sehr liebevoller Stimme bat sie sie, doch einmal ihren Kopf zu heben.

Jetzt sah Andrea die Metallteile deutlich an Kirstens Kiefer. Etwas unterhalb ihrer Ohren war ein Metallstück anscheinend in ihren Wangenknochen implantiert, an diesem saß eine kleine Runde Scheibe, von der wiederum ein Metallbügel zu ihrem Unterkiefer lief. Der Bügel war an drei Stellen ebenfalls im Kiefer eingelassen. Die beiden Scheiben waren mit einem Metallstreifen hinter ihrem Kopf miteinander verbunden.

Die Stimme der Schwester zitterte, als sie es erklärte. »Sehen sie hier dieses kleine Scharnier? Das ist das Schloss und mit dem Schlüssel damit können sie es öffnen und schließen.«

Andreas Blick ließ die Schwester weiter erklären: »Die dreieckige Öffnung ist für den Schlüssel vorgesehen, das Schloss hat vier Stellungen: Frei, Auf, Zu und Gesperrt.«

Andrea musste schlucken. So langsam begann sie zu ahnen, was Kirsten angetan wurde.

»?F? bedeutet Frei, sie kann ihren Mund beliebig öffnen und schließen.« Die Schwester reichte Andrea den Schüssel und bat sie, das Schloss einmal auf ´F´ zu stellen.

Andreas Hände zitterten. Sie musste mit beiden Händen zufassen, um das kleine Loch zu treffen. Der Schüssel stand im Moment auf ´S´ und sie musste ihn drehen, um zu ´F´ zu kommen. Es machte drei mal leicht »Klick«.

Die Schwester blickte Kirsten auffordernd an.

Kirsten wirkte nach wie vor sehr apathisch, aber sie wusste, was die Schwester von ihr wollte. Langsam öffnete sie ihren Mund auf, machte ihn wieder zu und wieder auf.

Die Schwester erklärte: Bei ´F´ kann sie den Kiefer frei bewegen.« Sie legte sehr sanft die Hand unter Kirstens Kinn.

Kirsten schloss ihren Mund.

»Jetzt stellen Sie es mal auf ´A´.«

In Kirstens Blick war eine kleine Spur Angst zu sehen. Die Schwester sah dies und deswegen streichelte sie ihr sanft über den Kopf. »Tut mir leid, aber das kann ich Dir nicht ersparen. Deine Betreuerin muss sich doch damit auskennen.«

Es war vermutlich der Blick in die Zukunft, der bewirkte, das Kirstens Miene sich etwas aufhellte. Sie drehte ihren Kopf so hin, dass Andrea das Schloss bedienen konnte. Den Mund hatte sie geschlossen.

Andrea steckte den Schlüssel wieder ins Schloss und mit einem leichten Druck sprang es in die gewünschte Stellung.

»´A´ bedeutet ´Auf´, der Mund lässt sich nur in Richtung "weiter auf" bewegen, die andere Richtung ist blockiert.«

Sie ließ Andrea einen Moment über ihre Worte nachdenken.

»Wenn man Kirsten eine Weile in dieser Stellung allein lässt, wird sie irgendwann ihren Mund so weit auf haben, wie es nur geht, denn jede kleinste Bewegung des Kiefers bringt denselben unweigerlich in die nächste Rasterstellung. Das müssen Sie wissen und stets berücksichtigen.«

Die Schwester blickte Kirsten ermutigend an. Ganz langsam öffnete diese ihren Mund und das Öffnen war begleitet mit einem leisen Klicken. Dann hielt sie inne und fast so, als wolle sie es überlisten, war zu sehen, dass sie ihre Kiefermuskeln anstrengte. Aber die Apparatur gab keinen Millimeter nach. Im Gegenteil, als sie ihre Muskulatur etwa entlastete, waren gleich wieder zwei Klicks zu hören.

Hätte Andrea in diesem Moment in Kirstens Augen gesehen, hätte sie ein glückliches Leuchten gesehen.

Andrea hingegen hatte Mitleid mit Kirsten und deswegen versuchte sie, die Prozedur von sich aus abzukürzen. Sie steckte den Schüssel wieder in das Schloss und drehte auf ´F´. Sie blickte die Schwester an. »Was bedeuten dann ´Z´ und ´S´?«

Kirsten schien lange nichts gesagt zu haben, denn ihre Stimme war im ersten Moment sehr heiser. Sie musste sich räuspern. Dann blickte sie Andrea bittend an »Ich möchte es ihnen vorführen.«

Andrea verstand nur sehr langsam, dass Kirsten auf ihren Mundverschluss stolz war.

Die Schwester war über Kirstens Reaktion ebenfalls erstaunt. »´Z´ ist das Gegenstück von ´A´, der Verschluss blockiert dann in Richtung des Öffnens.« Sie blickte Kirsten an.

Diese machte den Mund weit auf und drehte ihren Kopf so, dass Andrea das Schloss auf ´Z´ stellen konnte.

Kirsten wartete einen Moment, dann ließ sie ihre Kiefermuskeln arbeiten und wieder war dieses unheimliche Klicken zu hören. Immer kleiner wurde die Mundöffnung.

»´S´ sperrt den Verschluss in jeder beliebigen Stellung.«

Andrea verstand. Doch dann steckte sie den Schlüssel wieder in das Schloss und drehte sie ihn wieder auf ´F´. Ihr war das Ganze nicht geheuer.

Kirsten schien enttäuscht zu sein, als sie merkte, das ihr Kiefer seine Freiheit wieder hatte. Es war zu sehen, dass sie mit sich kämpfte. Sie drehte sich zu Andrea. »Sie bringen mich ins Kloster? Frau ...?«

Andrea brachte es nicht übers Herz, sich von diesem so arg gebeutelten Mädchen mit dem Nachnamen anreden zu lassen. »Ich bin Andrea.«

»Andrea.« Sie blickte auf ihren Nachttisch, dann wieder auf Andrea. »Ich hätte da einen Wunsch. Ob Sie mir den wohl erfüllen könnten?«

Andrea blickte Kirsten liebevoll an. »Alles was Du willst.«

Kirsten blickte noch einmal auf den Nachttisch. »Dort in der Schublade ist ein kleines Päckchen.«

Andrea machte die Schublade auf und entnahm es. Sie öffnete es und sah, das es ein schön besticktes Taschentuch enthielt.

Kirsten blickte sie bittend an. »Das habe ich selbst bestickt und das würde ich gern tragen auf dem Weg ins Kloster.«

Andrea verstand nicht. »Wie tragen?«

Kirstens Stimme wurde etwas leiser. Es schien, als schämte sie sich. »Im Mund und auf ´S´«

Andrea musste schlucken. Jetzt hatte sie den Wunsch verstanden. Dennoch zögerte sie.

»Ich träume schon so lange davon. Seit ich angemeldet wurde.« Eine Träne lief über ihre Wange. »Bitte erlauben Sie es.« Ihre Stimme hatte etwas flehendes.

Andrea wollte ihr den Gefallen auf jeden Fall tun. »Ich will es gern erlauben. Aber was muss ich denn machen?«

Kirsten hatte etwas Mut gefasst. Sie lächelte. »Formen Sie einen Ball und stecken Sie mir den dann in den Mund. Dann nehmen Sie den Schlüssel und stellen auf ´Z´. Wenn ich es Ihnen dann andeute, bitte auf ´S´.

Andrea ahnte, dass Kirsten sich dies schon lange vorher oft ausgemalt hatte. Jetzt hoffte Andrea, es auch wirklich so sein würde, wie Kirsten sich das vorgestellt hatte. Sie wollte auf keinen Fall ihre Hoffnungen zerstören. Ihre Hände zitterten etwas, als sie das kostbare Taschentuch leicht zusammen rollte.

Kirsten hatte die Augen geschlossen und ihr Mund war weit geöffnet. Sie drehte ihren Kopf zu Andrea.

Es war still im Raum.

Andreas Hand mit dem Ball nährte sich langsam Kirstens Mund. Sie bemühte sich, ihn mit sehr viel Zärtlichkeit zu füllen. Sie dachte nicht darüber nach, dass sie Kirsten damit Knebeln und der Stimme berauben würde, sondern darüber, dass sie Kirsten einen lange gehegten Wunsch erfüllen würde. So fiel es ihr dann auch leichter, das seltsame Schloss auf ´Z´ zu stellen.

»Fertig«, es war fast ein Flüstern, als sie Kirsten mitteilte, dass das Taschentuch komplett in ihrem Mund verschwunden war und sie den Mundverschluss wunschgemäß eingestellt hatte.

Kirsten schloss ihren Mund sehr langsam, es schien, als wollte sie jeden Klick einzeln auskosten. Obwohl ihre Augen geschlossen waren, wurde das Strahlen in ihrem Gesicht immer deutlicher sichtbar.

Es dauerte fast zwei Minuten, bis Kirsten die Augen öffnete und Andrea sehr dankbar anblickte. Dann senkte sich ihr Blick langsam auf Andreas Hand, in der sie immer noch den Schlüssel hielt.

Andrea war von ebenfalls von dem seltsamen Zauber gefangen, als sie den Schlüssel jetzt wieder in das winzige Schloss steckte und ihn auf ´S´ drehte.

Fast etwas misstrauisch probierte Kirsten danach, ihren Kiefer zu bewegen und erst, als sie es nicht zustande brachte, blickte sie Andrea mit noch größerer Dankbarkeit an.

Andrea strich ihr bewundernd über das Haar. Doch dann fiel ihr Blick auf Kirstens Arme, die immer noch an der Taille befestigt waren. »Soll ich Dir die Arme losmachen?«

Kirsten blickte sie lange an und schien ernsthaft nachzudenken.

Doch dann wurde ihr die Entscheidung von der Schwester angenommen.

»Es tut mir ja leid, aber es ist eine Anordnung der Ärztin, dass Kirsten die Arme noch die nächsten zwei Wochen fixiert haben muss.«

Bei dem Wort ´Ärztin´ glitt ein Schatten über Kirstens Gesicht und sie blickte auf ihre Tasche sowie zur Tür. Andrea ahnte, was dieser Blick bedeutet.

Die Schwester ging zu Schrank und nahm eine Mappe heraus. »Hier ist alles wichtig noch einmal aufgeschrieben. Und passen sie sehr gut auf die Schlüssel auf. Es gibt keine anderen«

Andrea bekam eine Gänsehaut. Sie nahm die Mappe entgegen und steckte den Schlüssel in ihre Geldbörse.

»Bitte achten Sie darauf, dass sie möglichst nicht ihr Kinn berührt. Sie darf in den ersten zwei Wochen ihren Mundverschluss noch nicht berühren, deswegen sind ihre Hände ständig zu fixieren.« Sie kam näher und beugte sich zu Andrea hinunter, damit sie flüstern konnte. »Ich glaube nicht, dass das stimmt. Bei unseren anderen Patienten ist diese Dauer viel kürzer, nur zwei Tage.«

Auf dem Flur waren Schritte zu hören. Die Schwester trat wieder zurück und reichte Andrea ein Stück Stoff. »Für alle Fälle wäre hier noch eine Augenbinde.«

Andrea nahm auch diese entgegen und blickte Kirsten fragend an. Diese schüttelte leicht mit dem Kopf. Andrea steckte sie Binde in ihre Tasche.

Auf einmal sah Andrea, dass Kirsten ihre Fäuste ballte und es war deutlich zu sehen, dass sich ihr Körper verspannte. Andrea blickte zur Tür und erkannte den Grund für Kirstens Stimmungsumschwung. Die Ärztin war in den Raum eingetreten und hinter ihr betrat noch eine andere Frau das Zimmer.

Bei Kirsten lief eine Träne über die Wange und ihre Arme zuckten heftig.

»Na, wie geht es unserer so tapferen Patientin am Tag ihrer Abreise?« Die Ärztin wandte sich an Nina, die sich neben sie gestellt hatte. »Siehst du, sie weint Abschiedstränen.«

Andrea war sichtlich empört und aufgebracht. Wie konnte diese Frau nur so kalt und gefühllos sein. Sie hatte das Gefühl, Kirsten beschützen zu müssen. Sie nahm allen ihren Mut zusammen, stellte sich vor die Ärztin und fragte mit fester Stimme: »Brauchen Sie uns noch?« Dann nahm sie wortlos Kirstens Hand, griff ihre Tasche und sie stürmten gemeinsam aus dem Raum.

Auf dem Flur gingen sie mit schnellen Schritten weiter, bis sie die Tür zum Treppenhaus erreicht hatten. Doch das laute Rufen der Schwester hielt sie auf. »Augenblick, Frau Falk, warten sie bitte noch einen Moment.«

Als die Schwester bei ihnen war, musste sie kurz innehalten, um wieder zu Atmen zukommen. Dann und ihre Stimme zitterte dabei, sagt sie mit fester Stimme. »Ich möchte mich in aller Form für meine Chefin entschuldigen. Das war absolut gefühllos und gemein.«

Andrea war etwas verblüfft, doch dann nahm sie nach einem Blick zu Kirsten die Entschuldigung an.

Die Schwester reichte sie Andrea einen kleinen Zettel. »Wenn es Probleme mit dem Kiefer geben sollte, unter dieser Nummer bin ich immer erreichbar für Sie.«

Sie drehte sich zu Kirsten und strich ihr leicht über das Haar »Tapferes Mädchen. Du wirst dein Glück finden.«

Doch dann veränderte sich ihr Blick noch einmal. » Ich habe noch etwas Wichtiges vergessen. Würden sie bitte auf mich warten? Es ist wichtig.«

Erst als Andrea es bestätigte, lief die Schwester noch einmal in die Station. Ihre schnellen Schritte verhallten. Es war still. Dann kamen die Schritte zurück.

Die Tür ging auf und die Schwester hielt einen Umhang mit Kapuze in der Hand. »Die ersten Tage sollte Kirsten den Kopf vor Zugluft schützen. Achten Sie darauf, dass sie draußen immer die Kapuze aufsetzt.«

Andrea blickte die Schwester zweifelnd an. Ohne das ihr richtig bewusst war, vermutete sie auch hier eine Intrige der Ärztin. Doch die Schwester konnte ihren Verdacht entkräften und ihr sogar die medizinischen Zusammenhänge erklären. Die Wunden waren noch nicht ganz verheilt und sollten deswegen nicht dem frischen Wind ausgesetzt werden. »Das hat ´sie´ nicht angeordnet. Das ist eine Empfehlung, die wir allen unseren Patienten geben.«

Sie trat auf Kirsten zu und blickte sie fragend an. Als Kirsten nickte, legte sie ihr den Umhang über die Schulter schloss ihn vorn und setzte ihr die Kapuze auf. Die Kapuze war groß und reichte ihr so weit über den Kopf, dass von ihrem Gesicht so gut wie nichts mehr zu sehen war.

»Wie eine Nonne« scherzte die Schwester.

»Naja, wir fahren ja auch ins Kloster.« antwortete Andrea, dann reichte sie der Schwester noch einmal die Hand. Kirsten winkte zum Abschied mit dem Kopf.

Andrea drehte sich um und ging zum Fahrstuhl. Sie drückte auf den Knopf nach unten, dann drehte sie sich um und blickte zu Kirsten. Ein wenig Glanz war in ihre Augen zurück gekehrt, zumindest soweit Andrea es unter der Kapuze sehen konnte.



Mit schnellen Schritten lief Kirsten auf den Ausgang zu. Andrea hatte fast Schwierigkeiten mit ihrem Tempo mitzuhalten. Es war deutlich, dass Kirsten froh war, die Klinik verlassen zu können.

Nach dem Eingangsportal blieb sie stehen und sah Andrea fragend. Diese zeigte auf das Auto, welches sie in Sichtweite des Eingangs geparkt hatte. Kirsten nahm ihr Tempo wieder auf und ging mit genauso schnellen Schritten in die Richtung, die Andrea angedeutet hatte.

Andrea fragte sich, wie sie das schnelle Tempo deuten sollte. Es schien, als würde Kirsten sich doch auch auf das Kloster freuen würde. Andrea wünschte sich für sie, dass sie ihre Trauer und ihren Ärger bald vergessen würde.

Als Elke sie kommen sah, ging sie um das Auto herum und machte die Beifahrertür auf. Kirsten blickte Andrea fragend an und als ihre Begleitung auf den Beifahrersitz deutete, setze sie sich in das Auto und blickte Andrea bittend an.

Andrea schien zu wissen, was sie wollte und griff zum Sicherheitsgurt. Sie beugte sich in das Auto und legte ihr vorschriftsmäßig den Gurt an, dann zog sie sich aus dem Auto zurück und sah, dass Elke sie fragend ansah.

Andrea bückte sich noch einmal ins Auto und mit etwas belegter Stimme sagte sie, dass es noch einen kleinen Moment dauern würde. Dann zog sie sich aus dem Auto zurück und schloss sanft die Tür.

Elke sah sie verblüfft an. Andrea ging um Auto herum und gab Elke einen kurzen Überblick über die Ereignisse auf der Station und was sie auch mehr oder weniger unfreiwillig erfahren hatte.

Elke war fassungslos. Sie brauchte ein paar Augenblicke, um zu verarbeiten, was Andrea ihr gerade gesagt hatte. Dann stiegen sie wortlos wieder ein.

Andrea ließ den Motor an und fuhr aus der Parklücke. Immer wieder gingen ihre Gedanken zur Station und sie war mehr als empört über die Kaltschnäuzigkeit und Skrupellosigkeit der Ärztin, Kirsten einfach so für ihre Zwecke zu missbrauchen.

Doch auf Rücksicht auf ihre beiden Passagiere unterließ sie es, darüber auch zu reden. Auch wenn sie sich gern mit Elke darüber ausführlich unterhalten hätte.

Als sie die Hauptstraße erreichte, forderte der Verkehr ihre Aufmerksamkeit und sie wurde in ihren Gedanken abgelenkt.
16. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von pardofelis am 04.04.14 20:58

Hallo gag_coll,

großes Danke.

Hat Kirsten an ihrem festem "Zaum" auch Ösen für die Zügel??
Und läst sich auch weiterer Kopfputz befestigen?

Eine sehr interessante Konstruktion, die ich der Chirurgin auch wünsche.
Eventuell mit der Möglichkeit die Daumen in Ohrhöhe zu fixieren.
Das gibt prima Scheuklappen.
17. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo Kapitel 3 - Kirsten - Teil Fünf

geschrieben von gag_coll am 04.04.14 21:40

Vinctae in Monasterio Antiquo
Kapitel 3 - Kirsten - Teil Fünf
Autor: Karl Kollar

Andrea war froh, als sie den Wagen endlich neben dem Abthaus abstellen konnte. Ihre Chefin erwartete sie schon. Sie war wie üblich von der Wache informiert worden.

Die beiden Betreuerin halfen zuerst den beiden Mädchen beim Aussteigen, dann ging Andrea zu Frau von Taubach und berichtete ihr kurz von den Ereignissen in der Klinik. Auch der Blick ihrer Chefin verfinsterte sich, als sie von den grausamen Ereignissen hörte.

Elke beschrieb, wie die Bahnfahrt verlaufen war. Frau von Taubach entschuldigte sich. »Ich hoffe, sie sind mir nicht böse, dass ich Ihnen von Jennis besonderem Zustand nichts gesagt habe. Ich hatte es einfach vergessen.«

Elke erwähnte, dass es für Jenni so vielleicht sogar authentischer war. »Sie hat es sehr genossen.« Die Betreuerin lächelte. »Erst bei der Fahrkartenkontrolle habe ich es gemerkt.«

Frau von Taubach bat Elke, die schon anwesenden Mädchen zum Mittagessen zusammen zu holen. Dann wandte sie sich an Andrea. »Sie werden sich heute nur noch um Kirsten kümmern. Vorher müssen sie allerdings Jenni noch beim Telefonieren helfen.« Sie blickte auf die ebenfalls noch mit einem Cape verhüllte Gestalt von Jenni, die fast etwas aufdringlich zu der Direktorin hinüber sah.

Andrea blickte etwas verwirrt.

»Jenni hat sich dies noch für ihre Anreise gewünscht.«

Andrea kam der Bitte nach, obwohl es ihr etwas seltsam vor kam. Sie ging auf Jenni zu und blickte sie fragend an. »Sie wollten telefonieren?«

Jennis Blick zeigte Erleichterung. Sie nickte heftig.

Andrea blickte sie auffordernd an. »Dann folgend Sie mir bitte.«

Jenni trippelte langsam hinter Andrea her.



Im Büro drehte Andrea zu Jenni um und zeigte auf das Telefon. »Bitte schön. Sie kommen klar?«

Jenni schüttelte heftig mit dem Kopf.

»Was ist?« fragte Andrea sichtlich genervt. Doch dann wurde ihr bewusst, das sie hier einen Job machte und dass es ihre Aufgabe war, sich den Problem und besondere Bedürfnissen der Mädchen zu stellen. »Können Sie nicht reden?« Sie versuchte ihre Stimme etwas freundlicher klingen zu lassen.

Zur Antwort kam Jenni auf Andrea zu und als sie vor ihr stand, öffnete sie den Mund und zeigte ihre Mundfüllung.

Andrea grinste. »Ach deswegen.«

Jenni grinste ebenfalls. Doch dann blickte sie Andrea ernst an und ebenso zum Telefon.

Andrea folgte dem Blick »Du möchtest telefonieren.«

Jenni nickte.

»Soll ich Dir den Mund freimachen?«

Heftiges Nicken war die Antwort.

Andrea kam der Bitte nach und holte einen gerade zu riesigen Schaumgummiball aus Jennis Mund.

Jenni räusperte sich, dann sagte sie leise »Danke.«

Andrea wusste nicht, was sie mit dem Ball machen sollte. Sie blickte Jenni fragend an.

Diese lächelte hintergründig. »Ich glaube, der ist reif für den Müll.«

Andrea machte Anstalten, den Raum zu verlassen. Doch Jenni war dies nicht recht. »Halt, warten Sie.«

Andrea drehte sich verwundert um.

»Könnten Sie mir einmal den Umhang abnehmen, es ist warm hier drin. Und könnten Sie dann auch wählen und mir den Hörer halten?«

Andrea kam dies schon etwas seltsam vor, doch sie kam der Bitte nach.

Gleich als sie den Umhang von Jennis Schultern genommen hatte, sah sie den Monohandschuh und ein ungläubiger Blick lag auf seiner Trägerin. »Oh, wie lange tragen Sie den denn schon?«

»Seit heute Morgen, mein Mann hat mich nach dem Frühstück hinein geholfen.«

»Auch im Zug?«

Jenni bestätigte es. »Auch im Zug. Aber jetzt würde ich gern telefonieren.«

Andrea begleitete sie zum Telefon, sie wählte die von Jenni genannte Nummer und hielt ihr den Hörer.

»Hallo Schatz, ich bin es.« Jennis Stimme strahlte Begeisterung aus. »Es war genauso, wie ich es mir erträumt habe. Es war toll.«

Andrea bemühte sich, möglichst gut weg zu hören. Unwillkürlich blickte sie auf die Uhr.

Jenni fing diesen Blick auf. »Ich muss Schluss machen. Wir gehen gleich zum Mittagessen.«

Die Gegenseite fragte etwas.

»Ja, den trage ich noch.« Sie blickte zu Andrea. »Sie hält mir gerade den Hörer.« Sie blickte sie dankbar an. »Sie sind alle sehr nett hier. Ich muss jetzt los. Ich liebe Dich.«

* * *

Karin saß auf der Bank vor dem Abthaus und blickte sich um. Es war Mittagszeit und alle Teilnehmer des Lehrgangs sollten sich für den gemeinsamen Weg zum Gasthof hier treffen.

Sie blickte immer wieder auf die kleine Gruppe der Mädchen, die beieinander standen und sich unterhielten. Dabei waren es allerdings die Monohandschuhe, die Karin so sehr faszinierten. Von Birgit und Alexandra wusste sie schon, dass sie diese so seltsamen Fesselgeräte gern trugen. Jetzt war noch ein drittes Mädchen dabei, welches ihre Arme ebenfalls auf dem Rücken gefangen hatte. Sie stand allerdings bei den drei Mädchen der Familie Steinmüller und unterhielt sich mit ihnen sehr angeregt.

Fasziniert beobachtete Karin, wie gelegentlich ihre Arme in ihrem Ledergefängnis zuckten. Dieser Handschuh machten einen sehr sicheren Eindruck. Daneben stand noch die Herzogstochter, die, so wusste Karin, in ihrer Lederjacke ebenfalls so gut wie gefangen war.

Einige andere Mädchen waren noch da und je weiter die Zeit fortschritt, desto mehr Mädchen trafen ein. Karin hielt ihre Augen bei den Monohandschuh-Mädchen.

Frau von Taubach kam auf sie zu und bat sie zu einer kurzen Besprechung. »Ich möchte gern die Aufsicht auf dem Weg zur Gaststätte eingeteilt wissen.«

Karin erhob sich und folgte ihrer Chefin. Elke und Andrea, ihre beiden Kolleginnen traten ebenfalls herbei. Die Direktorin begann zu erklären. »Andrea, sie führen ihren Schützling allein.« Sie blickte auf eine mit einer Kapuze verhüllte Gestalt, die mit gesenktem Kopf auf der Bank saß.

»Elke, sie passen auf unsere »Sklavin« auf.« Elke grinste. »Sie dürfen sie ruhig ein wenig härter anfassen.«

»Karin, Ihnen würde ich gern alle anderen Mädchen anvertrauen. Es geht leider nicht anders. Ich selbst werde auf Marianne aufpassen.«

Karin blickte zu die Mädchen, auf die sie aufpassen würde. Sie freute sich insgeheim, denn je länger sie diese Handschuhe betrachtete, desto besser gefielen sie ihr.

Andrea ging auf die Bank zu, setzte sich neben die Gestalt und legte ihren Arm um ihre Schultern. Sie schien ihr etwas zu erklären.

Dann trat Frau von Taubach vor die Mädchen und gab diese Einteilung ebenfalls bekannt. Frau von Taubach ging auf die vier Ponymädchen Jasmin, Sandy Anna und Jenni zu und bat sie, ihr zu folgen. Sie führte sie zu Karin und machte sie einander bekannt. »Ihre Betreuerin Daniela Bringel hat eine Autopanne, sie kann erst später kommen. Ich möchte Sie bitten, sich Frau Michels und ihren Mädchen anzuschließen.«

Frau von Taubach blickte über die anwesenden Mädchen und winkte dann Karin zu sich. »Sie können mit ihren Mädchen schon einmal vorgehen.«

Karin sah sich ebenfalls um und als alle ihre acht Mädchen da waren, gingen sie los. Karin freute sich insgeheim, jetzt schon von drei Monohandschuh-Mädchen umgeben zu sein. Irgendwie hatten diese Handschuh trotz allem etwas faszinierendes.



Elke ging mit geringschätzigem Blick auf Sabrina zu und fragte nach den Schlüsseln für die vielen Ketten und Handschellen.

Auf einmal wurde Sabrina kreidebleich. Sie stammelte etwas in ihren Knebel, der in ihrem Mund steckte.

Elke trat hinter sie und nahm ihr den Knebel ab. »Wo sind die Schlüssel?« wiederholte sie ihre Frage etwas ungehaltener.

»Die sind bei meinem Freund.« Sie war kaum zu verstehen.

»Und wo ist der?« Elke musste gar nicht erst schauspielern. Über soviel Leichtsinn war sie echt sauer.

»Der musste weg auf eine Geschäftsreise.« Sabrina hielt ihren Kopf gesenkt. Sie schämte sich.

»Rühre Dich nicht vom Fleck!.« Elke ließ Sabrina stehen und ging zu ihrer Chefin. Dieser »Fehler« von Sabrina kam ihnen beiden sehr gelegen.

Frau von Taubach wusste natürlich, was unter normalen Umständen in so einem Fall zu tun gewesen wäre. Sie hatte in ihrem Büro alle Schlüssel für die gängigen Fesselgeräte. Und für alle Fälle war da auch noch Frau Windisch mit ihrer großen Sammlung von Spezialwerkzeugen zum Öffnen von Schlössern. Sie hatte bisher noch jedes Schloss auf bekommen. Aber das wäre im Fall von Sabrina nicht zweckdienlich gewesen. Sie dachte noch einmal an die Worte des Herzogs von einer der vielen Vorbesprechungen. Sabrina hatte ein sehr romantisches Bild einer Sklavin und es war jetzt eine sehr gute Gelegenheit, dieses Bild ein wenig zurecht zu rücken und ihrem Schützling die Augen zu öffnen.

»Sie bringen Sabrina so wie sie ist, zum Gasthaus und ich telefoniere noch schnell mit Frau Windisch und erkläre ihr meinen Plan.«

Elke dachte an die Tochter. »Sie soll auch Paula einweihen.«

Frau von Taubach grinste. »Und Sie erklären ihr, dass die Handwerker, die die Ketten öffnen können, erst am Mittwoch wieder da sind und dass sie solange in den Ketten bleiben muss.«

Elke ging langsam auf Sabrina zu und ergriff die Kette, die vorn am Halsreifen baumelte. Ohne Sabrina noch eines Blickes zu würdigen, ging sie los und zog Sabrina hinter sich her.



Frau von Taubach ging in ihr Büro und blickte kurz auf Marianne, die noch auf dem Besuchersessel saß. Tapfer ertrug sie den Knebel im Mund und ihre Hände waren auch noch an dem Taillenriemengeschirr befestigt. Auf ihrer Bluse waren deutliche Spuren ihres Speichels zusehen. Das brachte das längere Tragen eines Ballknebel einfach mit sich.

Während Frau von Taubach sich das Telefon griff, warf sie einen kurzen Blick auf Marianne. Sie machte nach wie vor einen recht traurigen Eindruck, schien sich aber von den Fesseln und dem Knebel nicht weiter beeindrucken zu lassen. Das war schon mal ein ganz gutes Zeichen. Vielleicht hatte der Graf ja doch recht und sie würde es über kurz oder lang doch mögen.

Sie ging ins Nebenzimmer, so dass Marianne sie nicht hören konnte und telefonierte kurz mit Frau Windisch. Sie erzählte ihr von dem Plan, bat sie mit zuspielen und auch ihre Tochter zu informieren.

Dann legte sie auf und ging zu ihrem Schreibtisch zurück. Sie stellte das Telefon auf seinen Platz zurück und blickte dann zu der Gestalt im Besuchersessel. Marianne war gerade wieder mit einem Speichelfaden beschäftigt und versuchte sich vorzubeugen, um ihre Bluse trocken zu halten.

Die Direktorin versuchte, ihrer Stimme einen recht strengen Klang zu geben und vor allem ein Lächeln in der Stimme zu unterdrücken. »Und wer wird dann meinen Fußboden sauber machen?«

Marianne erschrak und zog ihren Oberkörper zurück. Sie fing wieder an zu weinen.

Frau von Taubach wusste, dass es falsch war, Marianne jetzt zu schonen. Sie musste wissen, dass sie ihr Versteck hier im Kloster teuer erkaufen musste mit dem Verlust ihrer körperlichen Freiheit. Und dennoch war sie überzeugt, das die Nichte des Grafen hier eine andere Art von Freiheit entdecken würde und dass es ihr trotz der scheinbaren Strenge und Härte bald sehr gut gefallen würde.

»Wir gehen jetzt zum Gasthaus.« Dabei klang ihre Stimme wieder etwas weicher. »Dort gibt es Mittagessen.«

Marianne blickte auf.

»Hältst Du den Knebel noch solange aus?«

Marianne war sichtlich verstört. Dennoch bemühte sie sich um Höflichkeit. Sie nickte verschüchtert.

Frau von Taubach trat auf sie zu und streichelte ihr sanft über den Kopf. »Du wirst Dich schon daran gewöhnen. Es ist alles nicht so schlimm wie es aussieht.«

Marianne war über den auf einmal sehr versöhnlichen Ton etwas irritiert.

»Ich möchte dir diese Brille aufsetzen. Damit wird Dich keiner erkennen können und Du kannst unbesorgt nach draußen.« Sie verschwieg, dass die Brille mit den großen Gläsern in Wirklichkeit eher die Wirkung eine Augenbinde hatte, denn die Gläser waren von innen zugeklebt. Nur unten war ein kleiner Spalt offen, so dass die Trägerin ein kleines bisschen auf den Weg achten konnte.

Marianne zeigte keine Reaktion, als ihr die Brille aufgesetzt wurde. Frau von Taubach half ihr beim Aufstehen, dann legte sie ihren Arm um das Mädchen und führte sie nach draußen.

* * *

Christine war sehr aufgeregt. Heute sollte es endlich losgehen. Sie hatte sich von ihren Eltern und ihren drei älteren Brüdern verabschiedet, hatte sich ihre schon lange zuvor gepackte Tasche gepackt und war die wenigen Straßen vom Bauernhof ihrer Eltern zum Gasthof zu Fuß unterwegs.

Sie hatte schon öfters mal bei den Wochenendeseminaren als Betreuerin ausgeholfen, um ihr Studium zu finanzieren. Dabei war sie von den Fesseln immer sehr fasziniert gewesen und hatte stets davon geträumt, selbst einmal so etwas zu erleben.

Um so mehr hatte sie sich gefreut, als Frau von Taubach sie angesprochen und gefragt hatte, ob sie Lust hätte, den letzten freien Platz zu besetzen. Christine hatte sofort zugesagt. Auch wenn ihre Eltern von dem Gedanken nicht so angetan gewesen waren. Doch das war der Bauerntochter egal.

Allerdings hatte Christine zuvor noch einen Termin bei Frau Windisch, denn sie hatte auch ihr zugesagt, bei dem Lehrgangsessen mit dem Bedienen zu helfen. Auch damit konnte sie sich ein wenig dazuverdienen. Und dann sollte es losgehen.



»Was machst Du denn mit der großen Tasche?« fragte Frau Windisch nach der Begrüßung.

»Die ist für den Lehrgang, der jetzt bei Ihnen essen wird«, erklärte Christine. »Ich nehme ebenfalls an diesem Lehrgang teil.«

Frau Windisch war etwas verwirrt. »Aber dann hätte ich Dich ja gar nicht fragen dürfen, ob Du mir hilfst? Du bist doch dann mein Gast.«

Christine winkte ab. »Ich helfe ihnen gern.«

»Aber Du wirst Dich zu Ihnen setzen und mit Ihnen essen, darauf besteht ich.«

Christine winkte ab. »Wir schauen mal.«

Paula kam mit den weißen Tischdecken. Christine stellte ihre Tasche ab und half der Wirtstochter beim Decken der Tische. Frau Windisch ging in die Küche, um nach dem Essen zu schauen.

* * *

Frau von Taubach war schon etwas verwundert, Christine als Bedienung zu sehen. Sie wandte sich an die Wirtin und sagte mit einem Lächeln in der Stimme. »Ich muss Ihnen ihre Christine dann aber wegnehmen.«

»Ich habe es befürchtet.« Frau Windisch antwortete auf gleicher Wellenlänge. »Aber ich geben sie gern Ihnen in die Ausbildung.« Sie zwinkerte Christine zu. »Sie hat mir versprochen, danach alles mit einer Hand auf den Rücken gebunden servieren zu können.«

Frau von Taubach blickte etwas verwundert auf Christine.

Diese lächelte. »Das möchte ich mindestens bei Ihnen lernen.«

Birgit trat zu ihr und stupste sie mit ihrem Handschuh an. »Das geht auch mit beiden Händen auf dem Rücken.« Sie grinste, dann drehte sie sich zu Frau Windisch. »Haben Sie noch das Tablett mit dem Halsband?«

Frau von Taubach blickte sie verwundert an. Sie schien nicht zu wissen, was gemeint war.

Alexandra war ebenfalls zu ihnen getreten. Eigentlich wollte sie Birgit zurückhalten, denn sie wusste, wie aufdringlich ihre Freundin manchmal sein konnte. Doch als das Tablett erwähnt wurde, bekam sie auch leuchtende Augen. Sie erinnerte an den letzten Geburtstag, der hier gefeiert wurde.

Frau Windisch fiel es wieder ein. »Ach das meinst Du.« Sie überlegte, dann blickte sie zu ihrer Tochter. »Das wollte Paula zur Erinnerung behalten.«

Es war Birgit anzusehen, dass sie etwas im Schilde führte. Sie wandte sich an Paula. »Könntest Du das Tablett holen? Ich würde gern damit den Kaffee servieren.« Sie lächelte hintergründig.

Frau von Taubach blickte auf den gedeckten Tisch. »Ich glaube, jetzt sollten wir die Fesseln aber erst einmal beiseite lassen und das Essen genießen.«

Es ging ein leiser Seufzen durch den Raum.

* * *

Andrea hatte Kirsten gerade den Umhang abgenommen und wollte ihn auf den Haken an der Wand hängen, als sie einen gedämpften Schrei von ihr hörte. Fast gleichzeitig hörte sie, wie jemand im Raum »Kirsten« gerufen hatte. Sie drehte sich rasch um und konnte gerade noch sehen, wie Kirsten langsam zu Boden fiel. Karin war auf Kirsten zu gestürmt und kniete vor ihr. Sie blickte sie voller Angst an.

Andrea erinnerte sich an die Worte der Schwester und kramte hastig in ihrer Geldbörse. Sie kniete sich ebenfalls nieder und hantierte hastig an Kirstens Kiefer. Dann stand sie wieder auf und blätterte hastig in der Mappe, die sie vom Krankenhaus bekommen hatte.

Mittlerweile hatte sich alle um Kirstens scheinbar leblosen Körper versammelt und blickten voller Sorgen auf die Geschehnisse vor ihnen auf dem Boden. Auch Frau von Taubach kniete sich nieder und blickte ebenso besorgt auf Kirsten. Sie fühlte Kirstens Puls und ihre Miene entspannte sich ein kleines bisschen. Dann blickte sie auf die sehr besorgte Karin. Sie fragte sich, warum Frau Michels sich so nach vorn gedrängt hatte. »Frau Michels, sie machen sich anscheinend sehr viel Sorgen um Kirsten. Kennen Sie sie näher?«

Karin liefen die Tränen über das Gesicht, als sie ihren Kopf hob. Sie blickte ihre Chefin verzweifelt an. »Kirsten ist ...« Sie schluchzte. »Sie ist meine Tochter.«

18. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von pardofelis am 04.04.14 22:47

Hi gag-coll,

so treffen gemobte Mutter und Tochter wieder aufeinander.
Entwickelt sich ein sehr verständnis- und liebevolles Familienverhältniss? Bitte Bitte.

Achso, und Sklavin sein kann sehr lange und kräftezehrend sein.
Auch sollte Sabrina als Sklavin lernen, unbeachtet in der Ecke zu stehen.

Danke für die schöne Fortsetzung
19. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo Kapitel 3 - Kirsten - Teil Sechs

geschrieben von gag_coll am 09.04.14 05:49

Vinctae in Monasterio Antiquo
Kapitel 3 - Kirsten - Teil Sechs
Autor: Karl Kollar

Andrea hatte unterdessen die Mappe wieder beiseite gelegt und kniete sich ebenfalls vor Kirsten hin. Sie drückte ihren Mund nach unten und zog das mittlerweile triefende Taschentuch heraus. Sie legte es auf den Teller, den Elke ihr geistesgegenwärtig hinhielt.

Karin blickte an dem Körper ihrer Tochter entlang und sah die in Taillenhöhe fixierten Arme. Karin fasste hastig an die Schnallen, doch sie war viel zu nervös, um die Schnallen lösen zu können. Sie blickte wieder zu ihrer Chefin. »Machen Sie sie bitte los.« Es war mehr ein Befehl als eine Bitte.

Doch da zuckten Kirstens Arme und mit zarter Stimme widersprach sie. »Nein, bitte nicht, das muss so sein, sagen die Ärzte.«

Andrea beugte sich zu ihr herunter und strich ihr sanft über die Haare. »Tapferes Mädchen.« Dann half sie ihr beim Aufstehen und führte sie zu dem Stuhl, den Elke bereitgestellt hatte.



Frau von Taubach hatte sich von dem ersten Schrecken erholt und versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen. Sie wusste durch Andreas Bericht, was in der Klinik passiert war und was Kirsten angetan wurde. Nicht zuletzt deswegen wusste sie Kirsten bei Elke in guten Händen, denn sie und die andere noch nicht eingetroffene Betreuerin Daniela hatte beide eine ausführliche medizinische Ausbildung und wussten was in solchen Fällen zu tun war. Jetzt war es an der Zeit, sich um die Mutter zu kümmern.

Sie ging auf Karin zu und nahm sie beiseite. »Nehmen Sie bitte alles so hin, wie es jetzt ist. Sie werden genug Gelegenheit bekommen, ausführlich mit ihrer Tochter zu reden.«

Karin verstand nicht, was ihre Chefin meinte. Sie schaute sie zweifelnd an.

»Ihrer Tochter wurden ein paar grausame Sachen angetan.« Sie wusste es wäre falsch, Karin jetzt zu schonen. »Aber das ist vorbei und jetzt ist es wichtig, nicht zurück zu blicken.« Sie bemühte sich ihre Stimme wichtig klingen zu lassen. »Fragen Sie jetzt nicht nach der Vergangenheit. Blicken Sie zusammen mit ihrer Tochter in die Zukunft.« Sie sah ihr dabei sehr eindrücklich in die Augen.

Karin war fassungslos, dennoch gab sie sich Mühe, den Worten ihrer Chefin zu folgen.

»Stehen Sie ihr zur Seite und seien Sie für sie da. Sie braucht ihre Mutter jetzt ganz besonders.« Noch etwas fiel ihr ein. »Machen Sie ihr jetzt auf keinen Fall irgendwelche Vorwürfe.« Sie bemühte sich, besonders eindringlich zu klingen. »Sie werden später alles erfahren, aber jetzt müssen sie einfach nur für sie da sein.«

Frau von Taubach konnte nur ahnen, was so alles zwischen Mutter und Tochter vorgefallen war. Trotzdem war es wichtig, dass die beiden jetzt für einander da waren. Sie ergriff Karins Hand und zog sie zu dem Stuhl, auf dem ihre Tochter saß. Karin kniete sich wortlos vor den Stuhl und ohne etwas zu sagen, nahm sie ihre Tochter in den Arm.

Frau von Taubach gab Andrea ein Zeichen und blickte dabei auf Kirstens Hände. Andrea schien kurz zu überlegen, dann kniete sie sich vor Kirsten und öffnete die Riemen, die Kirstens Hände festhielten. Wieder wollte Kirsten protestieren, doch Andrea legte einen Finger auf Kirstens Lippen und beruhigte sie.

Kirsten legte ihre jetzt freien Arme um ihre Mutter und zog sie ebenfalls an sich. Dann begann sie hemmungslos zu weinen.

Frau von Taubach erkannte, dass es Tränen der Erleichterung waren. Sie ließ Kirsten weinen, denn sie wusste, das es ihr gut tat.



Frau Windisch räusperte sich. »Wir würden dann gern das Essen auftragen.« Es war die willkommene Ablenkung.

Frau von Taubach ging auf den Stuhl zu und legte eine Hand auf Karins Schulter. Mit leiser sehr vorsichtiger Stimme sagte sie, dass es jetzt Zeit zum Mittagessen wäre. Sie wusste, dass es beiden gut tat, jetzt auf andere Gedanken zu kommen. Karin erhob sich.

Frau von Taubach reichte Kirsten die Hand und zog sie sanft vom Stuhl hoch. Sie begleitete beide zum Tisch und ließ sie sich jeweils links und rechts auf den Stuhl neben ihr setzen. Sie sollten sich jetzt noch nicht so einfach austauschen können, aber sie wollte sie auch nicht unnötig weit trennen. Sie bat Andrea, neben Kirsten Platz zu nehmen um ihr notfalls helfen zu können. Marianne durfte sich auf die gegenüberliegende Seite von Frau von Taubach hinsetzen. Sie trug immer noch ihre Fesseln und den Knebel. Aber ihr Blick war schon sehr viel entspannter.

Dann blickte sie sich wieder um und bat auch die anderen Mädchen, sich einen Platz zu suchen. Es fiel auf, das Birgit, Alexandra und Jenni immer noch in ihrem Handschuh gefangen waren. Auch Sabrina trug noch ihre Fesselung.

Sie erhob sich und begrüßte noch einmal alle, die bisher eingetroffen waren zu diesem besonderen Lehrgang, der so turbulent begonnen hatte. »Und jetzt wünsche ich Ihnen Guten Appetit.«

Sie blickte den Tisch entlang und ihr Blick blieb auf den drei Monohandschuhen liegen. Sie lächelte. »Die Betreuerinnen werden Ihnen jetzt noch einmal die Fesseln abnehmen, damit sie das Essen genießen können. Später einmal werden sie lernen, wie sie auch mit dem Monohandschuh essen können.« Ein erstauntes Raunen füllte den Raum und bei einigen der Mädchen waren leuchtende Augen zu sehen. Elke und Andrea standen auf. Frau von Taubach gab Karin ein Zeichen, sitzen zu bleiben.

Dann blickte sie zu Sabrina und sie gab sich Mühe, ihrem Blick etwas Mitleid zu geben. »Es tut mir leid, aber Sie müssen sich mit ihren Ketten arrangieren, wir haben leider keine Möglichkeit, Ihnen die Fesseln zu öffnen.«

Sabrina hatte irgendwie damit gerechnet, auch befreit zu werden, doch sie musste sich eingestehen, dass dies nicht möglich war, denn alle Schlüssel waren bei ihrem Freund und der war weit weg auf Geschäftsreise.

Laura und Christine servierten die Getränke. Für Sabrina steckte ein Strohhalm im Glas.

Es wurde auf ein erfolgreiches halbes Jahr angestoßen. Alle erhoben ihr Glas, auch Kirsten und ihre Mutter. Sabrina blickte als einzige etwas verunsichert in die Runde.

Dann wurde das Essen serviert und als alles aufgetragen war, setzte sich auch Christine mit an den Tisch. Alle griffen herzlich zu und ließen es sich schmecken. Nur Sabrina blickte gelegentlich auf ihren leeren Teller.

Frau von Taubach sah gelegentlich unauffällig zu ihr hinüber. Sie nahm die Blicke wahr, die Sabrina auf die vollen Teller der anderen warf. Doch sie traute sich nichts zu sagen.

Schließlich war es Zeit für die nächste Demütigung. Fast schon scheinheilig blickte sie deutlich auf Sabrina und ihren leeren Teller. »Haben Sie keinen Hunger?« Ob sie ihr wohl auf den Leim ging?

Sabrina blickte sie verwundert an. »Und ob ich Hunger habe.« Sie hoffte irgendwie, doch noch von den Fesseln befreit zu werden.

Frau von Taubach äußerte ihr Bedauern. »Es ist schade, dass Sie nicht an die Schlüssel gedacht haben.« Sie schien nachzudenken. Dann wandte sie sich an Frau Windisch, die an der Theke stand. »Hätten Sie nicht etwas Brot für Frau Friedheim?«

Frau Windisch hatte den Plan von Frau von Taubach sofort begriffen. Sie ging in die Küche und kam nach kurzer Zeit mit einem Teller zurück, auf dem einige Brotscheiben lagen. Den stellte sie Sabrina auf ihren leeren Teller.

Sabrina blickte verwundert auf das Brot und zuckte etwas mit den gefangenen Armen. Sie blickte Frau von Taubach fragend an.

Diese wusste natürlich genau, was Sabrina wollte, aber genau das übersah sie. »Lassen Sie es sich schmecken.«

Sabrina schien nachzudenken. Ihr Blick wechselte von Neugier zu Verlegenheit. Sie wurde rot und es war zu sehen, dass sie mit sich kämpfte. Schließlich siegte ihr Hunger. Sie beugte sich vor und versuchte, mit dem Mund etwas von einer der Scheiben abzubeißen. Es gelang ihr erst nach einiger Zeit, da das Brot auf dem glatten Teller nicht wirklich Halt hatte. Als sie ihren Kopf wieder hob, waren einige Tränenspuren in ihrem Gesicht zu sehen, die sie auch nicht wegwischen konnte.

So als wäre nichts gewesen, genossen die Damen weiter ihr Mittagessen. Keiner wollte oder traute sich, Sabrina zu helfen.

Frau von Taubach war zufrieden. Die erste Lektion war erfolgreich.

* * *

Frau Windisch kam auf den Tisch zu und fragte, wer denn nach dem Essen alles einen Kaffee oder etwas anderes zu trinken haben wollte. Sie nahm die Wünsche auf. Birgit stand auf und ging zu Frau von Taubach. Sie flüsterte ihr etwas ins Ohr.

Die Direktorin antwortete so, dass es alle hören konnten. »Wenn Du das machen willst, sehr gern.«

Birgit wandte sich an Frau Windisch und flüsterte ihr ebenfalls etwas in Ohr.

Ein Lächeln war auf dem Gesicht der Wirtin zu sehen. Dann antwortete sie. »Paula wird Dir gern helfen.« Dann wandte sie sich an ihre Tochter und bat sie, das besondere Tablett zu holen. Laura schien zu wissen, was gemeint war, denn sie verließ den Raum.

Birgit warf einen Blick auf ihre Geliebte. Diese schien zu wissen, was ihre Partnerin wollte. Sie stand ebenfalls auf und nahm sich einen der bereitliegenden Monohandschuhe. Mit einer fast erstaunlichen Routine und Geschwindigkeit legte sie diesen ihrer Freundin an. Dann setzte sie sich wieder an ihren Platz. Ihrem amüsierten Blick war zu entnehmen, dass sie wusste, was Birgit vorhatte.

Paula kam zurück in den Gastraum und hatte ein seltsames Brett in der Hand. An einer Seite hatte es eine etwas nach innen gebogene Kante, an deren einen Ende ein längerer Lederriemen befestigt war. Am anderen Ende war eine Schnalle. An der gegenüberliegende Seite des Brettes hingen kleine Ketten herunter. An den Ketten war noch so etwas wie ein runder Lederriemen zu sehen.

Christine war ebenfalls aufgestanden. Zusammen mit Laura und Birgit ging sie in die Küche.

Frau von Taubach stand auf und warf ein Lächeln in die Runde. »Ich wollte heute eigentlich noch keinen Unterricht machen, aber bitte schauen Sie zu, wenn jetzt der Kaffee serviert wird. So etwas erwarte ich später von Ihnen allen.«

Mit sehr kleinen Schritten kam Birgit aus der Küche und grinste über das ganze Gesicht. Sie bewegte sich sehr vorsichtig und machten einen sehr konzentrierten Eindruck. Vor ihrer Taille befand sich das Tablett, welches Paula vorhin geholt hatte. Jetzt war gut zu sehen, wofür die Riemen und Ketten des Tabletts waren. Mit den Riemen war das Tablett um Birgits Bauch geschnallt und die Ketten auf der anderen Seite führten jetzt zu dem dazugehörigen Halsband und hielten das Tablett waagerecht. Auf dem Tablett standen acht Becher, aus denen es nach Kaffee duftete. Birgit ging langsam auf den Tisch zu und bat, sich doch bitte zu bedienen.

Karin war fasziniert von diesem Anblick und auch von dem Stolz, der aus Birgits Gesicht hinaus strahlte. Sie vergaß für diesen Moment sogar ihre Tochter. Auch die anderen Mädchen waren von Birgits Anmut sehr fasziniert. Zugleich konnte man den Eindruck haben, als würde Birgit schon die ganze Zeit auf diese Weise servieren, denn sie strahlte dabei eine gewisse Natürlichkeit aus.



Nach einiger Zeit stand Frau von Taubach noch einmal auf und dankte der Wirtin für das gute Essen. Dann wandte sie sich an ihre baldigen Schülerinnen und lud zum gemeinsamen Spaziergang ein. »Doch vorher hätte ich noch ein Anliegen.« Sie ließ ihre Stimme wichtig klingen.

»Wie Sie wissen, hilft Christine hier im Gasthaus mit.« Sie warf einen Blick auf Christine, die mit der plötzlichen Aufmerksamkeit gar nicht gerechnet hatte. »Wenn wir jetzt alle in der Küche helfen, dann könnte Christine mit auf den Spaziergang kommen.«

Es herrschte einmütige Zustimmung. Sie standen auf und blickte alle Frau Windisch erwartungsvoll an. Diese gab bekannt, was so alles zu tun wäre. Sie zählte auf. »Die Tische abräumen, es muss alles in die Geschirrspülmaschine, die großen Töpfe müssen abgewaschen werden und die Tische müssen wieder richtig hingestellt werden.«

Frau von Taubach teilte die Mädchen auf die verschiedenen Aufgaben ein. Sie machten sich fröhlich an die Arbeit. Alexandra und Birgit halfen beim Tisch abräumen. Alexandra stellte die Sachen auf das Tablett, welches Birgit immer noch trug und ihre Freundin brachte die Sachen in die Küche, wo das Tablett gleich wieder leer geräumt wurde.

Karin war fasziniert von der Selbstverständlichkeit und der Professionalität, mit der Birgit ihre verbliebenen Möglichkeiten nutzte.



Schon nach kürzester Zeit war alles zur Zufriedenheit der Wirtin erledigt. Jasmin und Anna hatten sogar frische Blumen für die Tische geholt. Frau Windisch bedankte sich für die Arbeit und hielt dabei ihre Tochter im Arm.

Frau von Taubach blickte auf Birgits Handschuh sowie auf den Tisch auf dem neben den Handschuhen von Alexandra und Jenni auch noch die anderen Fesseln lagen, die die Damen auf dem Weg zum Gasthof getragen hatten. Sie bat die Betreuerinnen, die Mädchen für den Spaziergang fertig zu machen.

Karin wusste im ersten Moment nicht, was jetzt von ihr erwartet wurde. Erst als Alexandra sich ihren Handschuh vom Tisch genommen hatte und zu ihr trat, erkannte sie, was jetzt ihre Aufgabe war. Doch Laura kam ebenfalls auf Alexandra zu und blickte sie verlegen an. »Dürfte ich das noch mal machen?«

Alexandra warf einen fragenden Blick zu Frau von Taubach und als diese leicht nickte, reichte Alexandra der Wirtstochter den Handschuh.

Laura war jetzt schon etwas sicherer, so dass das Anlegen des Handschuhs diesmal etwas schneller ging.

Sie hatte es gar nicht bemerkt, aber die anderen Mädchen hatte sich um sie gescharrt und schauten zu, wie Alexandras Arme langsam in dem Handschuh verschwanden. Besonders bei Kirsten lag etwas Sehnsucht im Blick.

Laura hatte gerade die Schnürung von Alexandras Handschuh beendet und blickte sowohl glücklich als auch fasziniert auf die jetzt so erbarmungslos gefangenen Arme von Alexandra, dass sie es zuerst gar nicht merkte, als Jenni ihr ihren Handschuh ebenfalls hin hielt.

»Magst Du mir den auch anlegen.« fragte Jenni mit etwas befangener Stimme. Sie empfand einen gewissen Zauber, von dieser so unschuldigen Wirtstochter in ihren Handschuh gesteckt zu werden.

Laura war sichtlich überrascht. »Aber... Aber gern.« Sie nahm den Handschuh entgegen und blickte ihn verwundert an, weil er anders aussah, als der von Alexandra.

Frau von Taubach sah Lauras Zögern und trat zu ihr. »Das ist ein Handschuh ohne Schnürung, da ist nur ein Reißverschluss zu schließen. Ansonsten musst Du den aber genauso handhaben.«

Sie half Laura etwas beim Anlegen dieser Variante des Handschuhs. Sie nutzte die Gelegenheit gleich noch einmal zu etwas Unterricht. »Dieser Handschuh lässt sich sehr schnell anlegen, dafür ist er nicht in der Breite zu variieren. Der Handschuh wird also schon auf Maß gefertigt.«

Lauras Augen leuchteten, als sie langsam den Reißverschluss entlang von Jennis Armen nach oben zog. Die Direktorin machte noch auf das Riemenpaar aufmerksam, welches am oberen Rand der Armhülle angebracht war. »Damit wird der Handschuh noch gesichert und der Reißverschluss wird etwas entlastet.«

Auch Karin war fasziniert und hatte für einen Moment ihre Tochter vergessen. Doch Andrea erinnerte sie wieder daran, als sie mit dem Lederriemen, mit dem bis vorhin Kirstens Hände gefesselt waren, in der Hand vor ihr stand. Sie blickte Karin verlegen an. »Ich müsste ihrer Tochter den Riemen wieder anlegen.« Es war ihr anzusehen, dass ihr dieser Satz nicht leicht gefallen war.

Karin musste sichtlich schlucken. Sie blickte zweifelnd auf das Fesselgerät, welches ihrer Tochter wieder ihre Armfreiheit rauben würde.

Kirsten war ebenfalls auf ihre Mutter zugekommen. Sie sah sie mit festem Blick an und mit etwas zittriger Stimme sagte sie, das es eine Forderung der Ärzte sei. »Es ist nur zu meinem Besten.«

Es war ein ermutigender Blick von ihrer Chefin, der Karin sagte, was sie zu tun hatte. Sie nahm Andrea den Riemen aus der Hand, dann trat sie zu ihrer Tochter und strich ihr liebevoll über den Kopf. »Du bist sehr tapfer.« Sie legte danach den Riemen um Kirstens Taille und schnallte ihn fest.

Fast wie in Zeitlupe bewegte Kirsten ihre Arme und legte sie so, dass ihre Mutter die beiden Riemenpaare schließen konnte. Eine Träne lief über Kirstens Gesicht.

Ihre Mutter wischte die Träne zärtlich weg und zog Kirsten in ihre Arme. »Meine Kleine.« Sie streichelte ihr über den Rücken. Kirstens Arme zuckten.



Christine trat auf Andrea zu und hielt ein paar Handschellen in der Hand. »Dürfte ich die wohl tragen? Ich habe leider nichts anderes.«

Andrea war darauf nicht vorbereitet. Sie blickte etwas hilflos zu ihrer Chefin.

Frau von Taubach trat zu ihnen und warf einen kritischen Blick auf die Handschellen. »Eigentlich Spielzeug«, war ihre abschätzige Äußerung. »Aber für den Spaziergang geht es.« Sie blickte Christine fragend an. »Hast Du die Schlüssel dabei?« Der Blick von ihr zu Sabrina sagte alles.

Christine war verblüfft. Doch ein schneller Griff in ihre Tasche brachte einen kleinen Schlüssel hervor. Sie reichte ihn Andrea, dann legte sie ihre Arme auf den Rücken. Sie fühlte eine Gänsehaut, als sie das leise metallische Klicken hörte. Sie schloss die Augen und stöhnte in sich hinein.



»Würden Sie mir bitte wieder mit der Jacke helfen?«

Karin blickte auf und sah, dass die Prinzessin ihre Jacke in der Hand hielt. Sie löste sich von ihrer Tochter und wandte sich der Prinzessin zu.

»Ich wollte aber nicht stören.« sagte Tamara und blickte etwas verlegen, als sie Karin ihre Jacke reichte.

Karin murmelte ein »kein Problem«, dann sie nahm die Jacke entgegen und diesmal wusste sie gleich, wie Tamara in die Jacke zu helfen war. Sie zog die Jacke entlang den Armen empor und rückte sie an den Schultern zurecht. Dann griff sie zum Reißverschluss und zog ihn langsam nach oben. Die Prinzessin war wieder in ihrer sehr faszinierenden Jacke gefangen.



Marianne warf einen sehr verunsicherten Blick zu Frau von Taubach. Sie war sehr verwirrt. Die Fesseln nahmen ihr sehr viel Freiheit, aber andererseits fühlte es sich auch irgendwie aufregend an. Sie selbst wusste nicht, wie sie sich entscheiden sollte.

Es war der Blick der Direktorin zu dem Tisch, auf dem nur noch ein Knebel und ein Lederriemen lag, der Marianne die Entscheidung abnahm. Gehorsam ging sie zum Tisch und mit leicht zitternder Hand nahm sie sich den Knebel vom Tisch. Sie schob sich den Ball in den weit geöffneten Mund und griff dann zu den Lederriemen, die links und rechts neben dem Ball herunter hingen. Doch sie wusste nicht so recht, was sie damit machen sollte. Etwas zögernd ließ sie sie wieder los.

Andrea trat zu ihr und half Marianne, den Knebel zu schließen. Dann blickte sie fragend auf den Taillenriemen, der als einziges noch auf dem Tisch lag.

Marianne war in Gedanken noch dabei, sich mit dem Ball im Mund zu arrangieren. Sie legte fast ohne nachzudenken ihre Arme wieder so an ihre Taille, wie sie sie auch vor dem Essen hatte halten müssen.

Andrea legte ihr den Riemen um und fixierte ihre Hände entsprechend.



Juliane blickte sehr interessiert auf die Mädchen, die sich ihre Freiheit hatten nehmen lassen. Etwas neugierig war sie schon, aber sie hatte sich keinerlei Fesselsachen mitgebracht. Den drei Ponymädchen Jasmin, Sandy und Anna schien es ähnlich zu ergehen. Auch sie blickten neidisch auf die Mädchen, die jetzt Fesseln tragen durften.

* * *

Frau von Taubach bat Elke Helmar und Andrea Falk zu einer kleinen Abstimmung. Sie erläuterte ihren Gedanken. »Elke, sie gehen mit den Mädchen voraus. Schaffen Sie es, auf alle ein Auge zu haben?«

Elke konnte dies bestätigen. »Das schaffe ich. Sie machen es mir ja leicht.« Sie blickte dabei auf die Monohandschuh-Mädchen und lächelte hintergründig.

»Andrea, wir beide werden uns um Mutter und Tochter kümmern.« Sie warf einen Blick auf Karin, die ihre Tochter noch in der Umarmung hielt. »Versuchen Sie bitte unauffällig herauszufinden, wie viel Kirsten wirklich weiß. Ich werde derweil ihre Mutter vorbereiten.« Sie versuchte ihrer Stimmung Zuversichtlichkeit zu geben, doch sie innerlich wusste sie, was für ein großes Leid Kirsten angetan wurde und wie schwer es sein würde, ihrer Mutter dies schonend zu erklären.

Sie sprach noch kurz die Route ab. »Wir werden oben am Jordan entlang gehen.« Dies war der Weg, der oberhalb des Klosters parallel zum zweiten Mauerring entlang lief. Warum er ?Jordan? genannt wurde, war heute nicht mehr bekannt.

Die Chefin gab das Signal zum Aufbruch. »Wir brechen jetzt zum ersten gemeinsamen Spaziergang auf. Ich möchte Sie bitten, sich Frau Helmar anzuvertrauen.« Sie blickte die Mädchen an, die sich in Fesseln hatten legen lassen. »Sie wird auf sie aufpassen.« Sie gab noch bekannt, wann sie wieder im Kloster sein sollten.

Marianne kam bestürzt auf Frau von Taubach zu. Diese ahnte sofort, um was es Marianne ging. Dabei sah sie eine gute Gelegenheit, gleich zwei Sachen auf einmal zu erledigen.

Sie lächelte und blickte zu Laura. Sie fragte nach einem leichten Schal oder etwas ähnlichem. Dann ging sie zur Garderobe und hängte Marianne den Umhang von Kirsten um. Es kam ihr mehr als zu gute, dass es für Kirsten einen Grund gab, sich nicht mehr in diesem Umhang zu verstecken.

Laura brachte den Schal. Frau von Taubach legte diesen Schal um Kirstens untere Gesichtshälfte.

Kirsten war zufrieden, Andrea ebenso, denn so waren Kirstens doch noch frische Wunden auch vor dem Wind geschützt. ´Die anderen Wunden lassen sich nicht so einfach schützen´ dachte sie beim Losgehen.

* * *

Frau von Taubach hoffte, dass sie die richtigen Worte finden würde. Sie wusste, dass sie Kistens Mutter eine für sie schreckliche Nachricht überbringen musste. »Sie wissen, dass ihre Tochter bei einer Kieferorthopädin war?«

Karin ahnte noch nichts. »Hatte sie Probleme mit den Zähnen?« Sie stellte erschreckend fest, dass sie von ihrer Tochter nicht mehr viel wusste.

»Nein, darum ging es bei der Operation nicht.« Frau von Taubach hatte sich einen Plan zurechtgelegt, wie sie langsam die grausame Wahrheit enthüllen wollte.

Karin begann das Nachdenken. »Sie wurde bei einer Kieferorthopädin operiert?«

»Wenn Sie ihre Tochter noch lieben, dann akzeptieren sie die Veränderung.«

Karin war stehen geblieben. »Welche Veränderung? Was hat dieses Biest meiner Kleinen angetan?«

Frau von Taubach war bemüht, die Gedanken der Mutter in die richtige Richtung zu lenken. »Bitte bedenken sie, dass ihre Tochter diese Veränderung gewünscht hat.«

Karin schwieg und blickte ihre Chefin erschrocken an.

Jetzt war es an der Zeit, die ganze Wahrheit zu offenbaren. »Machen Sie ihr bloß keine Vorwürfe, auch wenn sie entsetzt sind. Dann bricht sie erst Recht zusammen.« Sie holte noch einmal Luft. »Nehmen sie alle ihre Kraft zusammen und bewundern sie den Mundverschluss.«

Jetzt war das Wort gefallen. Doch wie es Frau von Taubach erwartet hatte, konnte Karin mit dem Begriff nichts anfangen. Jetzt war es an der Zeit, Kirsten hinzu zu ziehen. Sie blieb stehen und bat Andrea, doch mit Kirsten ein paar Schritte näher zu kommen.

Frau von Taubach nutzte die Zeit, Karin weiter vorzubereiten. »Es nicht mehr änderbar. Wenn sie ihre Tochter lieben, dann akzeptieren sie es.« Ihre Stimme wurde schneller. »Bewundern sie es, auch wenn es ihnen schwer fällt. Es ist sehr wichtig für Kirsten.«

Als ihre Tochter vor ihr stand, musste Karin trotz all ihrer Ängste ein kleines bisschen lächeln. So stand Kirsten immer vor ihr, wenn sie ein schlechtes Gewissen hatte. Den Kopf hielt sie zu Boden gesenkt und ihre Hände zitterten ein wenig.

Frau von Taubach wollte es voran bringen. »Andrea, nehmen Sie bitte den Schal ab.« Ohne das sie es wollte, klang ihre Stimme streng. »Kirsten, sehen Sie Ihre Mutter bitte an.«

Kirsten kam dem Befehl nach und es war ihr anzusehen, wie schwer es ihr fiel.

Auf den ersten Blick konnte Karin keine Veränderungen dem Gesicht ihrer Tochter feststellen. Fast breitete sich so etwas wie Erleichterung in ihr aus. Doch dann entdeckte sie die Metallbügel, die unten entlang des Kiefers nach hinten führten. Als Kirsten ihren Kopf etwas drehte, konnte Karin die anderen Bestandteile des Mundverschlusses entdecken. Doch noch verstand sie nicht, was es für einen Zweck hatte.

»Kirsten, möchtest Du es vorführen?« Andrea war zu ihnen getreten und hielt etwas metallisch glänzendes in der Hand.

Kirsten blickte erst sehr verunsichert auf den Schlüssel in Andreas Hand, dann wieder zu ihrer Mutter. Sie wusste in diesem Moment nicht, was sie machen sollte.

Es war ein auffordernder Blick von Frau von Taubach, der Andrea handeln ließ. Sie steckte den Schlüssel in das kleine Schloss des Kieferverschlusses und beschrieb die Funktionen der vier Stellungen.

Karin war sprachlos. Nur ganz langsam begriff sie, welches Funktion diese seltsamen Metallteile hatten und dass es damit möglich war, Kirsten die Kontrolle über ihren Kiefer zu nehmen. Karin kämpfte innerlich mit den Tränen, als sie so langsam begriff, was diese Frau ihrer Tochter so nachhaltig angetan hatte. Doch sie gab sich große Mühe sich nichts anmerken zu lassen.

Andrea stellte das Schloss wieder auf ´offen´, dann steckte sie den Schlüssel wieder ein.

Es war der erwartungsvolle Blick ihrer Tochter, der sie schließlich dazu brachte, all ihre Wut und ihren Ärger hinunter zu schlucken. Ohne ein Wort zu sagen, nahm sie ihre Tochter in die Arme und drückte sie fest an sich.

Bei Kirsten flossen Tränen der Erleichterung. Jetzt war es heraus und ihre Mutter hatte ihr verziehen.



Frau von Taubach spürte, dass es jetzt an der Zeit war. Sie trat auf das Paar zu und mit bewusst liebevoller Stimme fragte sie, ob Kirsten jetzt nicht von ihrer Operation erzählen wolle. Sie wusste, dass es Kirsten sehr helfen würde, wenn sie sich ihren Ärger und ihre enttäuschte Liebe von der Seele reden könne.

Kirsten blickte Frau von Taubach zunächst recht ungläubig an, doch dann begann sie mit leiser Stimme zu erzählen. Sie berichtete von der Nachbarin, die neben ihr eingezogen war und die sich sofort um sie gekümmert hatte. Sie schien sehr bald erkannt zu haben, nach was Kirsten sich sehnte, ohne das es ihr bewusst war.

Kirstens Stimme hatte zu kämpfen, als sie von der gemeinsamen Zeit mit Nina berichtete. Doch Frau von Taubach spürte, dass es ihr zunehmend leichter fiel.

Kirsten hatte schon immer gern Knebel getragen. Sie liebte es, ihre Stimme zu verlieren und sich nicht mehr äußern zu können. Dann war da die Idee mit dem permanenten Mundverschluss. Kirsten konnte nicht mehr genau sagen, wie es zu der Idee gekommen war, irgendwann stand der Gedanke einfach im Raum.

Sehr aufgeregt war Kirsten damals zusammen mit Nina in die Klinik gefahren, um bei der Ärztin ein erstes Beratungsgespräch zu führen.

Als Andrea diese Worte hörte, musste sie heftig schlucken. Das Kirsten damals heftig manipuliert worden war, wusste sie auch jetzt noch nicht. Sie glaubte bis jetzt, das es wäre ihre eigene freiwillige Entscheidung gewesen wäre.

Kirsten erzählte, dass Nina ihr gesagt hatte, dass sie das jetzt selbst entscheiden dürfe und sie nicht mehr ihre Mutter fragen muss, weil sie schon volljährig war.

Bei diesen Worten ballte Karin heimlich die Fäuste. Doch sie zwang sich, weiter ruhig zuzuhören.

Schließlich war der Termin der Operation da und Kirsten war sehr aufgeregt. Doch wegen der Vollnarkose bekam sie davon gar nichts mit. Erst später auf dem Zimmer erwachte sie und spürte sofort, dass sie ihren Kiefer nicht mehr bewegen konnte. Das lag aber an den Verbänden, erklärte ihr die Ärztin, die am Bett stand. Der Kieferverschluss brauche noch Zeit, um auszuhärten.

»Und dann wollte ich Nina überraschen. Ich hatte ihre Stimme auf dem Flur gehört und habe mich heimlich in das Zimmer der Ärztin geschlichen, aus dem ich sie gehört hatte.« Ihre Stimme wurde auf einmal sehr traurig. »Dort sah ich sie, wie der Ärztin einen sehr intensiven Kuss gab. Beide hatten die Augen geschlossen, deswegen haben sie mich nicht gesehen. Ich bin sofort aus dem Zimmer gegangen und dann auf mein Zimmer gelaufen und habe geweint.« Das tat sie auch jetzt wieder und Karin musste ihre Tochter trösten.

»Sie hat mir Nina weggenommen« schluchzte Kirsten.

Andrea wurde bleich. Kirsten wusste wirklich nichts von dem Verrat. Die Betreuerin blickte etwas hilflos zu ihrer Chefin. Diese hatte dies ebenfalls erkannt und legte als Antwort ihren Finger auf ihre Lippen. Wenn es irgendwie möglich war, sollte Kirsten diese zusätzliche Enttäuschung erspart werden. Wenn sie glaubte, sie hätte ihre Geliebte erst in der Klinik verloren, dann sollte es so bleiben. Denn die Wirklichkeit wäre noch viel schmerzhafter für Kirsten und es stand zu befürchten, dass sie diesen Schock nicht verarbeiten könnte.

»Wir hatten noch so viel vor.« Sie holte tief Luft. Ihre große Enttäuschung war deutlich zu spüren. »Ich hätte auch noch auch Arm- und Beinschienen bekommen sollen, dann hätte sie mich vollständig kontrollieren können.« Trotz der Enttäuschung war da auch ein gewisses Leuchten in ihren Augen.

Karin war entsetzt über sich selbst. Sie musste sich eingestehen, sich sehr von ihrer Tochter entfernt zu haben. Es war ihr schlechtes Gewissen, was sie nach den Schienen fragen ließ.

Kirsten erklärte mit weinerlicher Stimme, dass sie damit ihre Gelenke genauso wie ihren Kiefer verschließbar machen könnte. Sie könne sich dann nur so viel bewegen, wie es ihr erlaubt wurde.

Frau von Taubach hatte das Gefühl, sich einmischen zu müssen. »Ich könnte mir vorstellen, dass dies im nächsten halben Jahr ein Projekt werden könnte.« Sie wollte Kirsten eine Perspektive bieten.

Kirsten blickte erstaunt hoch. Sie begann zu strahlen.

Doch Frau von Taubach wollte ihr nicht zu viel Hoffnung machen. »Ich muss dass aber erst mit dem Herzog besprechen. Der muss es genehmigen.«

Karin sah die leuchtenden Augen ihrer Tochter und sie ahnte, wie sehr Kirsten wohl unterwürfig war. So langsam begann sie zu ahnen, was zuletzt zwischen ihr und ihrer Tochter so alles schief gelaufen war. Karin hatte geglaubt, sie müsse ihrer Tochter viel Freiheit lassen, doch jetzt musste sie erkennen, dass es genau das Falsche gewesen war. Kirsten brauchte die Enge und die Eingeschränktheit, nur dort schien sie Erfüllung zu finden. Karin begann zu ahnen, was sie tun musste, um ihrer Tochter wieder zu Glück zu verhelfen. Und sie fürchtete sich zugleich davor.

»Ich freue mich auf den Lehrgang.« Kirstens Augen strahlten ein klein wenig. Doch dann fiel ein Schatten über ihr Gesicht und eine Träne lief über ihre Wange. »Nina wird mich nicht wieder sehen wollen.« Sie schluchzte. »Ich wollte mich total von ihr kontrollieren lassen.«

Andrea war zu ihr getreten. »Es ist bestimmt besser, wenn Du nicht mehr an sie denkst.« Sie ist ein hundgemeines Schwein, fügte sie in Gedanken noch dazu.

Frau von Taubach spürte, dass Kirsten jetzt etwas Abwechslung in ihren Gedanken bestimmt gut tun würden. »Jetzt bereite Dich erst mal auf den Lehrgang vor. Du wirst sehen, dass wir Dich hier auch gut kontrollieren können.«

Kirsten blickte zwischen ihren Tränen zu Frau von Taubach auf. Es war etwas Ungläubiges in ihrem Blick.

Frau von Taubach zählte einige der Sachen auf, die für die Mädchen geplant waren. Je mehr sie erwähnte, desto entspannter wurde Kirstens Blick. Frau von Taubach wusste, dass es für Kirsten wichtig war, sich wieder auf die Zukunft freuen zu können.

»Wir fangen gleich an.« Sie blickte auffordernd zu Karin. »Wenn wir im Kloster sind, wird Deine Mutter dich zur Mittagsruhe bringen. Du wirst wie zukünftig jede Nacht dazu auf dem Bett fixiert. Deine Leben in Freiheit ist jetzt zu Ende.« Sie hoffte, dass diese fast übertriebenen plakativen Worte bei Kirsten das Richtige auslösen würden.

Schweigend ging sie neben Kirsten her und lies ihr Zeit, über das Gesagte und damit ihre Zukunft nach zu denken.

20. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von Fehlermeldung am 09.04.14 06:45

Toll wieder eine super Fortsetzung !

Jetzt freue ich mich schon darauf wenn Sabrina aus ihrer Kleidung herraus geschnitten werden muss
und dann nur noch Cape oder Toga tragen kann . Weil sie aber auch nicht ihre Haare pflegen kann ,
kommen diese dann auch gleich mit weg ? Hängen dann auch nicht im Essen . Und wer ohne Hände
essen muss , kann doch dann gleich einen Napf benutzen .
Noch einen Vorschlag für den Spaziergang , weil einige Mädels bummeln und so alle aufhalten ,
müssen diese an der Leine geführt werden . Währe auch für die Ponys gut , denn wer läst schon Ponys frei laufen ?
.
21. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von gag_coll am 09.04.14 18:25

Zitat
Jetzt freue ich mich schon darauf wenn Sabrina aus ihrer Kleidung herraus geschnitten werden muss und dann nur noch Cape oder Toga tragen kann.

Entschuldige bitte, mir ist nicht ganz klar, auf was du hier anspielst...
Zitat
Weil sie aber auch nicht ihre Haare pflegen kann, kommen diese dann auch gleich mit weg ? Hängen dann auch nicht im Essen . Und wer ohne Hände essen muss , kann doch dann gleich einen Napf benutzen.

Naja... die Mädchen sind hier in Ausbildung, um später mal in Würde essen zu können, selbst wenn sie gefesselt sind. Und ein so Napf kommt nur in Frage kommen, wenn sie mal allein sind.
Zitat
Noch einen Vorschlag für den Spaziergang , weil einige Mädels bummeln und so alle aufhalten ,
müssen diese an der Leine geführt werden . Währe auch für die Ponys gut , denn wer läst schon Ponys frei laufen?


LOL... Jetzt lass die Schülerinnen doch erst mal ankommen... Außerdem beginnt der reguläre Unterricht erst "morgen", also in Kapitel 4
22. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von Fehlermeldung am 09.04.14 20:12

Zu Sabrina , die ja Fessel trägt zu denen sie keinen Schlüssel hat , wie anders als mit einer Schere soll
sie ihre Kleidung ausziehen oder wechseln ? Wenn schon das Essen ohne Hände eine Demütigung ist , was ist dieses dann ?
Also hoffte ich du gehst etwas mehr darauf ein und läst uns Teilhaben .
23. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von pardofelis am 09.04.14 22:44

Hallo Karl,

erst mal ein großes Dankeschön für diese Fortsetzung.

Bitte bitte bitte keine Entfernung des Haupthaares!!! Solche Mädels tun mir immer sehr leid.

Erstens gibt es nichts Erniedrigerendes als wegen ungepflegter Haare nix essen oder sehen zu können.
Zweitens: Was umschmeichelt und verdeckt den Körper einer Frau besser als das eigene Haar?
Drittens: Hat schon einmal jemand eine Dame flüchten gesehen, die mit ihrem Haar irgendwo befestigt ist?
Im Gegenteil, sie wird jeden Druck/Zug auf der Kopfhaut vermeiden.

Rasieren kann jeder Blöd-Mann, richtig pflegen und binden ist Kunst!
Allerdings ist Dom () dazu immer zu faul oder zu geizig.
24. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von Exdriver am 10.04.14 01:09

Fehlermeldung hast du vergessen die Frau von Taubach gesagt hat, das die mehrere Schlüssel hat für verschiedene Fesseln .
25. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von Zahnspangenfan am 10.04.14 19:14

bitte noch genauer beschreiben, wie die Veränderungen aussehen und funktionieren, wo kommt der Schlüssel hin? ist im Mund auch was sichtbar?
26. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von gag_coll am 10.04.14 20:46

Zitat
bitte noch genauer beschreiben, wie die Veränderungen aussehen und funktionieren, wo kommt der Schlüssel hin? ist im Mund auch was sichtbar?

Ich habe hier eine Zeichnung, wie Kirstens Mundverschluß wohl so ungefähr aussehen könnte...
http://www.knebelreich.de/demo/ViMA/vima_kirsten.html
(Genau genommen ist ein Großteil der Geschichte um dieses Bild herum entstanden)
27. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von Fehlermeldung am 10.04.14 22:12

Wer Intersse an Kirstens Mundverschluß hat dem könnte auch diese alte Geschichte von
``Toms Korsettierung´´gefallen
http://www.tightwaist.de/story/corsetting.php
.
28. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo Kapitel 3 - Kirsten - Teil Sieben

geschrieben von gag_coll am 11.04.14 20:58

Vinctae in Monasterio Antiquo
Kapitel 3 - Kirsten - Teil Sieben
Autor: Karl Kollar

Die Glocke vom Kirchturm schlug drei mal.

Frau von Taubach blieb stehen und blickte auf ihre Uhr. »Meine Damen, wir sollten umkehren und ins Kloster zurückgehen. Der Herzog wird bald eintreffen.«

Andrea und Karin waren stehen geblieben und hatten sich umgedreht. Karin suchte den Blick ihrer Tochter. Kirsten blickte mit leicht sehnsuchtsvollem Blick auf die vor ihnen liegende Klosteranlage.

»Der Herzog erwartet uns zu einer ersten Besprechung, doch ich werde ihm erklären, was vorgefallen ist. Wir fangen dann einfach später an.« Sie blickte Karin auffordernd an. »Sie werden ihre Tochter zur Mittagsruhe zu Bett bringen. Andrea, sie werden ihr dabei helfen und ihr erklären, worauf es ankommt.«

Andrea schien zu wissen, was gemeint war. Sie nickte zustimmend.

»Sobald sie fertig sind, kommen Sie dann bitte zur Besprechung ins Abthaus.«

Karin hingegen blickte fast etwas ratlos. Sie wusste nicht, was Frau von Taubach von ihr erwartete.

Frau von Taubach legte den Arm um Kirstens Schulter und zog sie leicht zu sich heran. Dabei warf sie Andrea einen ermutigenden Blick zu und deutete ihr an, mit Karin voraus zu gehen. So würde Kirsten nicht so leicht hören, was Andrea mit ihrer Mutter besprechen würde.



»Sie müssen sich überwinden.« Andreas Stimme hatte fast etwas flehendes. »Auch wenn es sie sehr viel Überwindung kostet, sie müssen es unbedingt tun.«

»Was denn?« Karin verstand nicht. »Was muss ich tun?«

Andrea blickte sich noch einmal um, sie wollte sich vergewissern, ob sie genügend Abstand zu Frau von Taubach und Kirsten hatte. Trotzdem sprach sie etwas leiser weiter. »Sie müssen ihre Tochter auf dem Bett festschnallen.«

Karin war sprachlos.

»Sie wünscht sich das schon so lange und es wäre ein ganz wichtiges Zeichen für Kirsten, wenn ihre Mutter es machen würde.«

Karin musste schlucken. »Ich wollte ihr nie weh tun.«

»Sie tun ihr erst dann weh, wenn Sie es nicht tun.« Andrea betete, dass es die richtigen Worte waren. »Ersparen Sie ihr bitte noch so eine große Enttäuschung.«

In Karin arbeitet es. Sie schwieg

»Sie wollen doch, dass Kirsten glücklich wird.« Andrea hatte das Gefühl sich sehr weit aus dem Fenster zu lehnen. »Kirsten ist von Natur aus unterwürfig und das weiß sie auch, zumindest unterbewusst. Zeigen Sie ihr, dass Sie sie so lieben, wie sie jetzt ist. Und auch wenn es ihnen sehr schwer fallen wird, bewundern sie ihren Mundverschluss, sonst bricht sie völlig zusammen.«

Karin blickte Andrea verwirrt an. »Geben sie mir ein paar Minuten Zeit zum Nachdenken.«

Schweigend gingen sie weiter.

* * *

Der Wagen von Herzog von Kollstein stand neben dem Abthaus. Er selbst saß auf der Bank vor dem Haus und blätterte in einer Mappe. Als er die Damen kommen sah, legte er die Unterlagen beiseite und stand auf.

Frau von Taubach begrüßte ihn freundlich, dann drehte sie sich zu Karin, Andrea und Kirsten um und bat sie, Kirsten wie abgesprochen ins Bett zu bringen. Der Herzog blickte ihnen hinterher.

»Das sind Mutter und Tochter Michels.« Frau von Taubachs Stimme ließ eine deutliche Anspannung erkennen. Sie berichtete kurz von den bisherigen Vorkommnissen.

Herzog Kollstein war sichtlich erstaunt über diesen seltsamen Zufall. Sein Blick zeigte Sorgen. »Wird uns das Probleme bereiten?« Es schien, dass er den Lehrgang sehr ernst nahm. »Ich möchte meine Tochter nicht enttäuschen, wenn wir da Ärger bekämen.«

»Ich denke nicht, dass wir uns sorgen müssen.« Sie berichtete vom Spaziergang und wie Karin von dem Mundverschluss erfahren hatte. Doch auch der Herzog wusste mit diesem Wort nichts anzufangen.

Frau von Taubach beschrieb ihm kurz, um was es sich handelte. »Aber Frau Falk wird ihnen dazu mehr sagen können, sie hat Kirsten aus der Klinik abgeholt und hat auch eine Einweisung in die Mechanik bekommen.«

Der Herzog war erstaunt. »Sie mache mich richtig neugierig. Ich möchte Mutter und Tochter gern kennen lernen.«

Frau von Taubach vertröstete ihn auf später. Es wäre wichtig, dass Frau Michels ihre Tochter jetzt zur Bettruhe bringt. »Kirsten hat in den letzten Stunden sehr viel durchgemacht und ist sehr labil. Sie braucht jetzt erst mal Ruhe. Das Wiedersehen mit ihrer Mutter war ein großer Schock für sie.« Sie beschrieb, was sich im Gasthaus zugetragen hatte.

»Sind wir eigentlich vollständig?« Der Herzog wechselte das Thema.

Frau von Taubach berichtet von den einzelnen Anreisen und dass zwei Frauen später kämen. »Sie hatten eine Autopanne und mussten erst in die Werkstatt.«

»Wir werden auf jeden Fall mit den Besprechungen und dem Theater warten, bis alle Damen eingetroffen sind.«

* * *

Als sie vor dem Teamzimmer standen, ließ Andrea Kirsten los und drehte sich zu Karin um. »Ich bringe Kirsten kurz ins Bad. Sie könnten schon einmal ihr Bett vorbereiten.«

Karin zögerte etwas.

»Es ist nur Marianne im Zimmer und die wird nicht stören.« Sie legte wieder ihren Arm um Kirstens Schulter. »Christine wollte noch mal in den Gasthof. Sie hatte dort wohl etwas vergessen.«

Karin kam der Bitte nach und trat in das Zimmer ein. Erst jetzt fiel ihr ein, dass sie gar nicht wusste, welches der vier Betten das von Kirsten war.

Marianne saß mit traurigem Blick am Tisch. Sie hatte immer noch ihren Knebel im Mund und die Arme waren an dem Taillenriemen fixiert. Karin nickte ihr freundlich zu. Marianne erwiderte den Gruß höflich.

»Welches Bett ist das von Kirsten?« Ihre Stimme zitterte. Und erst nach sie es ausgesprochen hatte, fiel ihr ein, dass Marianne wegen dem Ball im Mund schlecht antworten konnte.

Marianne blickte sie verunsichert an. Doch dann stand sie auf, ging zu einem Bett und blieb davor stehen.

Karin verstand die Geste nicht richtig. »Ist das ihres oder das von Kirsten?«

Marianne war es überhaupt nicht gewöhnt, geknebelt zu sein. Sie blickte sie mit dem Ball im Mund hilflos an.

Karin wusste nicht, was sie von dem Blick halten sollte. »Soll ich dir den Ball abnehmen?«

Marianne schien zu überlegen. Sie zögerte etwas, dann schüttelte sie den Kopf.

»Das ist Dein Bett?«

Wieder ein Kopfschütteln.

»Das von Kirsten?«

Marianne nickte. Eine Träne lief über ihre Wange. Mit dem seltsamen Ball im Mund war es so demütigend. Aber sie wagte es nicht, sich gegen die Anordnung von Frau von Taubach aufzulehnen. Sie würde das durchhalten, hatte sie sich vorgenommen.

Karin wischte ihr die Träne weg. Dann drehte sie sich zum dem Bett um und schlug die Bettdecke zurück. Sehr provokativ lagen die Klett-Riemen bereit, um ihre Tochter gefangen zu nehmen.

Die Tür ging auf und Andrea trat eilig ein. Sie war allein. Sie warf einen Blick auf Marianne und bat sie fast etwas unhöflich zu ihrem Bett. »Beeile Dich, wir haben nicht viel Zeit.« fügte sie eilig hinter her. Sie schlug ebenfalls die Bettdecke zurück und mit einer Handbewegung deutete sie Marianne an, sich aufs Bett zu legen.

Sie winkte Karin ebenfalls zu sich. »Schauen Sie zu, damit sie wissen, was sie gleich mit ihrer Tochter machen müssen.«

Karin kam der Bitte, die eigentlich ein Befehl war nach. Sie sah, wie Marianne sich auf das Bett gelegt hatte und etwas ratlos blickte, denn sie schien nicht zu wissen, was passieren würde.

Andrea nahm ein Bein von Marianne und zog es zu dem Riemen auf dem Bett. Sie zeigte Karin, wie die Riemen anzuwenden waren. »Zum Öffnen der Riemen den Klettverschluss lösen und dann hier aus dem gegenüberliegenden Bügel herausziehen.« Sie legte die geöffneten Riemen auseinander, dann zog sie Mariannes Bein darauf. »Es ist wie beim Blutdruckmessen. Die Seite mit dem Klettverschluss hier durch den Bügel schieben und dann einfach festziehen. Das hält sicher und ist von innen heraus nicht mehr zu öffnen.«

Karin blickte mit einer Mischung aus Faszination und Gänsehaut zu, wie Mariannes Beine in sehr kurzer Zeit ans Bett fixiert wurde.

Andrea befreite Mariannes Arme, dann öffnete den Taillenriemen und schloss stattdessen die breiten Matratzenriemen um ihren Bauch. Zuletzt ergriff sie die Arme und befestigte sie ebenfalls mit den Klettriemen. Dann zog sie die Decke über Mariannes gefesselten Körper.

Karin blickte ein wenig ängstlich auf das Bett. Von der Fixierung der Schülerin war nichts mehr zu sehen. Lediglich der Ball in ihrem Mund zeigte noch etwas von dem besonderen Zustand von Marianne.

Andrea sah diesen Blick und versuchte ihre Kollegin zu beruhigen. »Die Mädchen werden in Zukunft jede Nacht so schlafen.«

Karin blickte noch etwas verunsichert und zweifelnd.

»Ich hole dann ihre Tochter.« auf dem Weg zur Tür drehte sie sich noch einmal kurz um. »Seien Sie stark. Kirsten braucht es jetzt dringend.«

* * *

Herzog von Kollstein und Frau von Taubach saßen im Büro am Besprechungstisch. Vor ihnen lag eine Liste mit zwanzig Namen, auf der achtzehn davon schon abgehakt waren. Nur bei Petra Krannitz und Daniela Bringel fehlte der Haken.

Der Herzog nahm einen Schluck Kaffee aus seiner Tasse. Er überlegte laut. »Könnten wir auch ohne die beiden anfangen?«

Die Direktorin überlegte. »Das würde schon gehen. Frau Bringel betreut die Ponymädchen und die sind sehr selbstständig.« Sie lächelte hintergründig. »Obwohl gerade die eine starke Führung brauchen.«

Der Herzog lächelte ebenfalls. Er fragte nach der Aufgabe von Frau Krannitz.

»Sie ist eine der Damen im roten Team, welche Frau Falk betreut werden.«

Der Herzog musste lächeln. »Ich darf mich nicht von meiner Tochter erwischen lassen. Ich sollte jedes dieser Mädchen kennen. Zumindest die Namen.«

Frau von Taubach lächelte ebenfalls. Dann erklärte sie. »Frau Krannitz ist die ´Ahnungslose´.«

Jetzt wusste ihr gegenüber, wer gemeint war. »Ach die Bauunternehmer-Witwe? Die von ihrer Freundin ohne ihr Wissen angemeldet wurde.« Er erinnerte sich gut, weil es ihretwegen zwischen ihm und seiner Tochter anfangs viel Streit gegeben hatte. Er meinte, man müsse der Frau doch sagen, was sie hier erwarten wurde. Doch seine Tochter war auch der Seite der Freundin gewesen und sie hatte sich wie üblich durchgesetzt.

Das Telefon klingelte. Frau von Taubach nahm ab und meldete sich kurz. Sie hörte zu und ihre Miene erhellte sich. Sie bedankte sich und legte auf, dann blickte sie den Herzog erleichtert an. »Frau Bringel und Frau Krannitz sind eben durch die Wache gefahren.«

Auch die Miene des Herzogs entspannte sich.

Frau von Taubach griff wieder zum Telefon. Sie wählte eine kurze Nummer und wartete. »Catherina hier. Frau Bringel kommt.«

Sie hörte die Antwort.

»Bring bitte ihre vier Mädchen zum Abthaus. Bis gleich.« Sie legte auf.

Herzog von Kollstein nahm sich die Liste zur Hand und machte hinter den beiden Namen ebenfalls einen Haken. Dann blickte er auf die Uhr. »Dann können wir ja doch fast wie geplant beginnen.«

* * *

Sie hatten die Wache passiert und Daniela lenkte den Wagen durch den engen Waldweg. »Gleich sind wir da.« Sie blickte zu Petra Krannitz, die neben ihr auf dem Beifahrersitz saß.

»Jetzt musst Du mir aber verraten, was mich erwartet.« Petra hoffte, endlich zu wissen, was ihre langjährige Freundin mit ihr vorhatte. »Und warum musste ich allen erzählen, ich wäre auf einer langen Weltreise?«

Daniela lächelte, während sie den Wagen durch das kleine Stadttor steuerte. »Damit Dich keiner vermisst.«

Petra schwieg.

Ihre Begleitung steuerte den Wagen auf den Parkplatz und stellte den Motor ab. Sie drehte sich zu ihrer Freundin. »Das hier wird Dir helfen, den Tod von Klaus zu verarbeiten und darüber hinweg zu kommen.« Sie öffnete beide Sicherheitsgurte, dann stieg sie aus. Sie ging um das Auto herum und öffnete die Beifahrertür.

Während Petra sich sehr mit dem Aussteigen abmühte, kramte Daniela derweil in ihrer etwas zu große geratenen Handtasche. Währenddessen lächelte sie über die Bemühungen ihrer Freundin, aus dem Auto auszusteigen. »Das mit der Zwangsjacke war Deine Idee.«

»Ich weiß«, keuchte Petra. »Aber es ist schön.« Dann sah sie, das Daniela einen Ballknebel mit Kopfgeschirr aus ihrer Tasche genommen hatte. Petra lächelte. »Weitere Fragen sind also nicht erlaubt?« fragte sie, als Daniela mit dem Knebel näher kam. Dann öffnete sie ihren Mund und blickte ihre Freundin erwartungsvoll an.

Sehr routiniert und schnell legte Daniela ihrer Freundin das Kopfgeschirr an. Dann griff an die Leine, die an ihrem Halsband baumelte. Sie zog spielerisch daran und mit sehr viel Grinsen in der Stimme befahl sie. »Folgen Sie mir bitte, Frau Krannitz.«

Petra brummelte etwas in ihren Knebel, dann gab sie dem Zug der Leine nach und ging hinter ihrer Freundin her. Ihre Augen leuchteten. Sie stiegen die Treppen empor und traten in den Klosterhof.



Frau von Taubach wartete vor dem Abthaus. Sie war erleichtert. »Jetzt sind wir vollständig.«

Daniela berichtete kurz von der Wagenpanne und wie schnell die Werkstatt dann doch noch geholfen hatte.

Frau von Taubach wandte sich an Petra. »Sie wissen, was sie hier erwartet?«

Petra hatte keine andere Möglichkeit, als mit dem Kopf zu schütteln.

Frau von Taubach bat Daniela, Petra zunächst im Freizeitraum unterzubringen und dann gleich zur Besprechung zu kommen. Dann wandte sie sich wieder an Petra. »Sie werden bald erfahren, weswegen Sie hier hergebracht wurden.«

* * *

Karin war wie benommen. Sie stand neben Kirstens Bett und wartete auf ihre Tochter. So viel Neues strömte auf sie ein. Sie wusste, was jetzt alles von ihr erwartet wurde. Von ihrer Chefin, von ihrer Kollegin und vor allem von ihrer Tochter. Sie hoffte sehr, dass sie es richtig machen würde.

Die Tür ging auf und Kirsten trat langsam in den Raum. Es war deutlich zu sehen, dass auch sie ziemlich verunsichert war.

»Komm her.« Sie versuchte, ihrer Stimme etwas strenges zu geben. Sie hoffte, dass sie den richtigen Ton treffen würde.

Kirsten verstand noch nicht, was gerade passierte.

»Du hast doch gehört, was die Chefin gesagt hat. Dein Leben in Freiheit ist vorbei.« Sie blickte auf Kirstens Bett. »Leg Dich aufs Bett.«

Kirsten blickte ungläubig auf ihren Gürtel, der immer noch ihre Arme festhielt.

»Nun mach schon, wir haben nicht so viel Zeit.« Ihre Stimme klang noch ein wenig strenger.

Kirsten blickte verwirrt noch einmal kurz auf ihre Mutter, dann ging sie zügig zum Bett und legte sich langsam darauf.

Karin drehte sich zu ihr hin und hoffte dabei, dass sie alles richtig machen würde. Es fiel ihr unendlich schwer, aber sie wollte ihre Tochter nicht enttäuschen.

Sie griff sich ein Bein und zog es zu der Stoffschnalle auf der Matratze. Sie legte die Riemen um das Bein ihrer Tochter und schloss den Klettverschluss. Dann griff sie das andere Bein und schnallte es ebenfalls fest.

Kirstens hatte ihren Kopf gehoben und schaute ungläubig. Es schien als konnte sie nicht glauben, was gerade passierte.

Erst jetzt machte Karin die Schnalle der linken Armfesselung auf und dabei achtete sie sehr darauf, dass sie immer den Arm ihrer Tochter festhielt. Obwohl es ihr große Überwindung kostete, bemühte sie sich, ihrer Tochter jetzt wie angekündigt keine Freiheiten mehr zu lassen. Sie hoffte innig, dass es jetzt richtig war.

Gleich nachdem die Schnalle offen war, zog sie Kirstens Arm zur Seite, wo die Schnalle für den Arm wartete. Mit fast schon so etwas wie Routine fixierte sie den Arm ihrer Tochter.

Kirsten schaute ihr sprachlos dabei zu.

Genauso verfuhr sie mit dem anderen Arm. Kirsten wollte den Mund aufmachen, doch Karin blickte sie streng an. »Wir sind noch nicht fertig.«

Sie löste den Lederriemen um die Taille und schlang stattdessen die dafür vorgesehen Riemen aus der Matratze um den Bauch ihrer Tochter. Sie schloss auch diesen Klettverschluss und drückte sie alle noch mal etwas fest. Dann kniete sie sich vor das Bett und strich ihrer Tochter durch das Gesicht. »Ruhe dich schön aus. Liegst Du bequem?« Dabei ließ sie ihre Stimme bewusst sanft klingen.

Kirsten blickte ihre Mutter total verblüfft an. Doch dann lächelte sie glücklich. »Ja, so ist es sehr bequem.«

Andrea klopfte und steckte ihren Kopf zur Tür herein. »Wir müssten dann gehen.« Sie wartete aber auf keine Antwort, sondern zog sich gleich wieder zurück, nach dem sie einen Ballknebel auf Kirstens Bett geworfen hatte.

Kirsten blickte ihre Mutter verblüfft an. Eine Träne lief über ihre Wange, die Karin sofort wegwischte.

»Mama, ich...« Karin legte einen Finger auf die Lippen ihrer Tochter und blickte sie voller Liebe an. »Nicht jetzt, Liebling. Wir reden später.« Dann nahm sie den Knebel zur Hand und blickte ihre Tochter fragend an. Jetzt war sie zu keinem Wort mehr fähig, diese Minuten kosteten sie alle Kraft, die sie noch hatte.

Kirstens Augen leuchteten und dennoch blickte sie ungläubig zwischen dem Knebel, den ihre Mutter in den Händen hielt und ihrem Gesicht hin und her. Schließlich blieb ihr Blick auf dem Knebel liegen.

Karin hoffte sehr, dass sie alles richtig machen würde. Sie hatte bisher nur gesehen, wie Birgit und Alexandra einmal geknebelt wurden.

Sie hielt den Ball vor Kirstens Mund, so wie es bei Birgit beobachtete hatte. Kirsten öffnete mit einem sehr glücklichen Blick ihren Mund und Karin schob unter Aufbringung all ihrer verbliebenen geistigen Kräfte den Ball in den Mund.

Kirsten hob von selbst ihren Kopf und Karin konnte die Schnalle am Hinterkopf schließen. »Ist es so in Ordnung?« Kirsten nickte leicht und blickte ihre Mutter glücklich an.

Über ihre Wange liefen ein paar Tränen, die Karin wegwischte. Sie strich ihr noch einmal über die Haare, dann erhob sie sich und tat so, als wollte sie die Fesseln, die ihre Tochter an Bett fesselten, noch einmal kontrollieren. Dann strich sie ihr noch einmal liebevoll über den Körper. »Bis später«

Kirsten drehte ihren Kopf zu ihr und blickte ihr mit einem strahlenden Lächeln zu ihr.

Karin streichelte ihr noch einmal durch die Haare. »Ruhe Dich aus.«

* * *

»Das haben sie toll gemacht.« Andrea hatte vor der Tür gewartet, damit sie zum Abthaus gehen konnten. Der Herzog hatte zur ersten Besprechung geladen.

Karin ging zunächst wortlos neben Andrea her. Erst im Treppenhaus brach sie ihr Schweigen. Sie beschrieb, dass es ihr unendlich schwer gefallen ist, ihre Tochter zu fesseln.

Andrea erwiderte ihr, dass es genau das Richtige war. »Ihre Tochter braucht das jetzt. Die Fesseln geben ihr jetzt Halt und das ist wichtig.«

»Ich werde noch einige Zeit brauchen«, Karins Stimme war leise, »bis ich das verarbeitet habe.«

»Es war toll, dass sie sich überwunden haben. Sie haben genau das richtige gemacht.«

»Es war so schwer.« Karin seufzte. »Ich wollte ihr nie ein Leid antun.«

Sie gingen schweigend weiter. Immer wieder musste Karin an die leuchtenden Augen ihrer Tochter denken. Es war ihr sehr sehr schwer gefallen, sie an das Bett zu fixieren und noch viel schwerer fiel es ihr, sich n den Gedanken zu gewöhnen, dass Kerstin Gefallen an diesen Fixierungen gefunden hatte.

Andererseits sagt sie sich, dass es ihr bei ihrer Aufgabe hier im Kloster sicher helfen wird, denn ihre erste Pflicht war es, für ihre vier Team-Mädchen da zu sein, wenn diese Hilfe brauchten. Gleichzeitig sollte sie stets für den richtigen Sitz beziehungsweise der sicheren Anwendung der jeweiligen Fesselung sorgen, soviel hatte sie schon verstanden.

Auf einmal begann in ihr der Gedanke zu reifen, dass Bondage und Fesselungen sowie die damit verbundene Hilflosigkeit etwas schönes sein konnte. So ganz langsam begann sie ihre Aufgabe in einem etwas anderen Licht zu sehen.
29. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von pardofelis am 11.04.14 22:24

Hallo gag-coll,

meinen herzlichsten Dank für´s Veröffentlichen.

Und insbesondere dafür, das du es wiedermal geschafft hast, mir einen Kloß in die Kehle zu zaubern.
Wie sanft, unsicher und gespalten du Karin zeichnest, ist unglaublich.
Und hoffentlich schafft Kirsten es, irgendwie sich frei fallenzulassen.
30. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von Rainman am 11.04.14 22:35

Hallo Cag_coll.

Du überraschst mich immer wieder. So schöne Geschichten werde ich wohl nie schreiben. Dazu fehlen mir einfach die nötigen Ideen.

Umso mehr Respekt habe ich vor Leuten wie dir.


Mfg Rainman.
31. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo Kapitel 3 - Kirsten - Teil Acht

geschrieben von gag_coll am 13.04.14 15:29

Vinctae in Monasterio Antiquo
Kapitel 3 - Kirsten - Teil Acht
Autor: Karl Kollar

Frau von Taubach wartete mit Herzog von Kollstein vor dem Abthaus. Karin und Andrea gingen zu ihnen. Frau von Taubach stellte sie zunächst einander vor und erkundigte sich dann bei Karin, wie der Kontakt zu ihrer Tochter verlaufen sei.

Karin berichtete zögernd von ihren sehr aufgewühlten Gefühlen und dass es ihr unendlich schwer gefallen ist, Kerstin ans Bett zu fesseln.

Andrea mischte sich ein. »Eigentlich wäre es meine Aufgabe gewesen, aber ich denke, für Kerstin war es sehr wichtig.« Sie wandte sich an Karin. »Ich hoffe, es war nicht falsch mit dem Knebel, aber ich dachte, es wäre eine sehr großes Zeichen, wenn sie ihn nutzen.«

Karin musste zugeben, dass sie das noch mehr Kraft gekostet hat.

»Sie haben das richtige gemacht.« Andrea legte ihr die Hand auf die Schulter.

Karin blickte sorgenvoll zu ihr.

Herzog von Kollstein ergriff das Wort. »Wie geht es meiner Tochter?« Er blickte dabei Karin an.

Karin fühlte sich aus ihren Gedanken gerissen. Sie musste zugeben, nicht zu wissen, was die Prinzessin im Moment machte.

Ihre Chefin kam ihr zu Hilfe. Sie erwähnte, dass Tamara im Moment mit den anderen Mädchen im Freizeitraum wäre und dass Frau Helmar bis jetzt auf sie aufpasst hatte.

Der Herzog blickte Karin wieder an, diesmal etwas zweifelnder. »Warum wussten sie das nicht?«

»Kirsten...« Karin begann zu stottern. »Ich meine... Tochter...«

Wieder kam Frau von Taubach ihr zu Hilfe. »Karin hat eben ihre Tochter wiedergefunden.« Sie beschrieb, was sich bis eben ereignet hatte. Dann bat sie Andrea, noch einmal einen kurzen Überblick über die Ereignisse in der Klinik zu geben.

Auch Herzog Kollstein war tief betroffen von diesem gemeinen Verrat. Jetzt blickte er Karin verständnisvoll an und bat sie um Verzeihung. »Sie werden das schon schaffen. Und jetzt lassen Sie uns beginnen.«

Sie betraten das Abthaus und begaben sich in das Besprechungszimmer.



Der Tageslichtprojektor warf eine Folie an die Wand, auf dem der Herzog eine Tabelle gezeichnet hatte. Er zeigte auf die erste Spalte. »Ich möchte Ihnen noch einmal kurz einen Überblick über den Lehrgang geben. Wie Sie ja wissen, verfolgen wir drei Ausbildungslinien.«

Er blickte auf die Tabellenüberschriften und lächelte. »Die Namen sind von meiner Tochter.«

Karin blickte auf die Folie, doch ihre Gedanken schweiften immer wieder zu Kirsten.

»Bondagette rund um die Uhr«, »Ponymädchen« sowie »Devot und gehorsam«, diese drei plakativen Titel stellte der Herzog als die drei Ausbildungslinien vor und nannte dazu einige Details, die Karin jedoch überhörte. Sie musste wieder an ihre Tochter denken, wie sie jetzt so hilflos im Teamraum auf dem Bett lag und sich nicht bewegen konnte.

»Frau Michels, haben Sie die Prioritäten verstanden?« Die Stimme ihrer Chefin erst riss Karin aus ihren Gedanken. Sie sah erschreckt auf und blickte den Herzog verlegen an.

Dieser blickte noch einmal auf das Projektorbild und zählte noch einmal auf. »Oberste Priorität hat die Gesundheit und die Unversehrtheit der Mädchen. Behalten Sie dieses Ziel zu jeder Zeit im Augen.«

Karin dachte an das Metall an dem Kiefer ihrer Tochter und seufzte.

»Weiterhin ist mir wichtig, dass der Tagesplan so weit wie möglich eingehalten wird, natürlich immer mit dem gesunden Menschenverstand.«

Karin versuchte tapfer dem Vortrag zu folgen.

»Und als Drittes schließlich: Sie haben die Freiheit, von allen unseren Vorgaben abzuweichen, wenn es Ihnen für wichtig und richtig erscheint. Ich möchte Sie in diesem Fall aber bitten, den Vorgang später schriftlich festzuhalten, damit wir gegebenenfalls die Regeln besser an die Realitäten anpassen können.«

Karin nahm die Worte wahr, aber deren Tragweite erkannte sie nicht. Ihre Gedanken waren schon wieder bei Kirsten.

»Frau Michels, sollen wir Sie von ihren Aufgaben entbinden?« Die Stimme des Herzogs klang besorgt.

Diese Worte waren es, die Karin aufrüttelten. »Nein, bitte nicht.« Sie wurde verlegen und brach in Tränen aus. »Bitte nicht, dies ist meine letzte Chance.« Sie wischte sich die Tränen weg. »Ich bin ab sofort aufmerksam.« versprach sie.

Der Herzog machte sich eine Notiz.

»Ich fürchte, sie werden nicht die nötige Autorität aufbringen, um meine Tochter unter Kontrolle halten zu können.« Er blickte besorgt zu Frau von Taubach.

Doch Frau von Taubach stand auf Karins Seite. »Lassen Sie es uns versuchen. Ich habe Vertrauen in Frau Michels. Sie wird das schaffen.«

Der Herzog stand auf. »Nun denn, ich werde dann die »Bösen« holen, bereiten Sie bitte alles andere vor.« Dann ging er aus dem Raum.

Frau von Taubach stand ebenfalls auf und schaltete den Projektor ab. Dann drehte sie sich zu ihren Betreuerinnen. »Bringen sie bitte Ihre Damen auf das jeweilige Teamzimmer. Ich komme dann vorbei, bringe die Ausrüstung und erkläre ihrem Team, was wir vorhaben.«

* * *

Frau Klebe, die Hausmeisterin stand schon vor ihrer Haustür und wartete auf den Herzog. Ihr Gesicht zeigte ein besonderes Lächeln.

Der Herzog begrüßte die Hausmeisterin und erkundigte sich nach dem Befinden der drei eingekerkerten Mädchen. »Tragen sie wie abgesprochen den neuen Knebel?«

Frau Klebe musste lächeln. »Ja, es brauchte zwar ein wenig Überzeugungskraft, aber mein Mann hat mir geholfen.«

Der Herzog ahnte, was sich in den drei Kerkerzellen unterhalb des alten Jagdhauses abgespielt haben musste.

»Nur etwas ist merkwürdig.« Die Stimme von Frau Kleben wurde fast etwas nachdenklich. »Das Gestöhne und die Schreie der Mädchen sind erstaunlich leise geworden.«

»Das liegt an der Besonderheit der neuen Knebel.«Der Herzog lächelte. »Meine Tochter hat sich das ausgedacht.« Er erklärte, dass der Knebel innen mit einem Spezialgranulat gefüllt war, welches sich ausdehnt, wenn es feucht wird. »Es quellt durch den Speichel der Mädchen auf.«

Frau Klebe blickte amüsiert. Sie hatte die Wirkung dieses Knebels, der sich im Mund der Mädchen immer weiter ausdehnte, sofort verstanden. »Das geschieht ihnen recht. Warum hatten sie auch immer so eine große Klappe. Und was haben sie mit dem Tonband vor?«

Der Herzog blickte finster. »Ich habe ihre Eltern jeweils gebeten, ein paar Worte zu sprechen.« Der drückte auf die Play-Taste. Es ertönte die Stimme eines der Väter. ?Meine liebe Sophie, wir haben deinem Treiben lange genug zugeschaut, jetzt ist es vorbei...?

Frau Klebe blickte ihn verwundert an. »Und Sie meinen, damit erreichen Sie etwas bei diesen Gören?«

Der Herzog war von seinem Plan überzeugt. Allerdings nahm er die Zweifel der Hausmeisterin zur Kenntnis. »Das wird nur ein Baustein von vielen sein.« Es schien, als würde er noch einmal über seinen Plan nachdenken. »Sind die anderen Sachen verfügbar?«

Frau Kleben wusste, er meinte. »Mein Mann hat die Fesseln im Keller neben den Zellen bereitgelegt. Die blickdichten Kapuzen sind auch schon unten.«

Er blickte zur Tür. »Nun dann, lassen wir es angehen.« Sie gingen in das Jagdhaus hinein.

* * *

Karin war erleichtert, als sie in das Zimmer ihres Team trat. Alle ihre vier Mädchen, auf die sie in Zukunft aufzupassen und zu betreuen hatte, hatten sich schon versammelt.

Birgit und Alexandra saßen auf dem Bett von Birgit und schmusten mit ihren noch angelegten Monohandschuhen. Juliane saß am Tisch und lass in einem Buch, während Tamara noch in ihrer Jacke am Fenster stand und irgendwie sehnsüchtig nach draußen blickte.

Die Herzogstochter drehte sich um und blickte Karin erwartungsvoll an. »Jetzt wird es losgehen?« Es schien, als war auch sie über den Ablauf gut informiert.

Karin blickte sie etwas ratlos an. »Ich weiß es nicht. Ich sollte bloß dafür sorgen, dass Sie jetzt alle hier sind.«

Es klopfte. Karin drehte sich um und öffnete die Tür.

Frau von Taubach trat ein. Sie ging zum Tisch und legte ein Bündel von Lederriemen sowie einige Stoffbeutel auf den Tisch. Es waren auch vier Ballknebel dabei.

Unvermittelt wandte sie sich an die vier Damen. »Ich möchte Sie im Namens des Herzog auffordern, etwas zu schauspielern.«

Tamara kam zum Tisch und blickte wissend auf die mitgebrachten Gegenstände. Die anderen vier blickten etwas skeptisch.

»Ich möchte sie bitten, dass Sie alle diese Arm- und Beinfesseln tragen, den Knebel angelegt haben und den Beutel über den Kopf tragen.« Während sie erläuterte, hob sie den jeweiligen Gegenstand hoch. »Die vier Damen von gelben Team sollen glauben, es würde allen so ergehen wie ihnen selbst.«

Frau von Taubach spürte die Fragen der Mädchen, auch wenn sie nichts sagten. »Der Herzog möchte ein neuartiges Erziehungsprogramm ausprobieren und das bedarf einiger Vorbereitungen.«

Die anderen Mädchen kamen ebenfalls zum Tisch. Ihre Blicke waren noch etwas zweifelnd.

»Die Beutel, die sie über dem Kopf tragen, erlauben noch ein gedämpftes Sehen. Bei den vier Damen wird das nicht so sein, sie werden nichts mehr sehen können.« Sie erklärte, dass den vier Mädchen die Hauben zuerst abgenommen werden, dann erst allen anderen. »So sollen sie annehmen, dass es allen so erginge wie ihnen selbst auch.«

Karin blickte ihre Mädchen neugierig an.

»Ein mehr oder weniger lautes Jammern in den Knebel ist erwünscht. Auch dürfen sie gern an ihren Fesselungen zerren und ziehen, es soll glaubwürdig sein. Die Fesseln werden das schon aushalten.« Sie lächelte hintergründig

Sie beschrieb, wie sich der Herzog den späteren Ablauf vorgestellt hatte. »Die Mädchen werden einander vorgestellt, dann wird von jeder ein Strafregister vorgelesen.« Sie holte ein Schreiben aus ihrer Rocktasche. »Damit Sie später nicht versehentlich lachen müssen, möchte ich Ihnen jetzt gleich Ihre »Sünden« vorlesen, damit Sie wissen, was ihnen dann scheinbar vorgeworfen wird.« Sie nahm das Schreiben zur Hand und begann die »Sünden« vorzulesen.

Karin fragte sich, was dieses seltsame Theater sollte und ob sich die vier Damen wirklich so beeindrucken lassen würden, wie der Herzog sich das wohl vorgestellt hatte. Die Vorwürfe an Ihre Damen waren auf jeden Fall bestenfalls schlechtes Benehmen und Ungehorsam, aber mehr nicht.

»Frau Michels,« sie blickte Karin an, als sie mit dem Verlesen der Liste fertig war. »helfen sie dann bitten Ihren Damen beim Umkleiden.« Sie zeigte noch einmal auf den Tisch, auf dem die Fesselsachen lagen. »Wenn sie fertig sind, kommen sie bitte ins Parlarium.« Sie ließ ihren Blick noch einmal durch das Zimmer schweifen, dann ging sie hinaus.



Karin wusste im ersten Moment nicht, was mit dem Umkleiden gemeint war. Erst als Tamara sich vor sie hinstellte und sie bat, ihr wieder bei der Jacke zu helfen, verstand Karin, was gemeint war. Sie musste sich erst wieder klar machen, dass drei ihrer vier Mädchen ja mehr oder weniger strenge Fesseln trugen, aus denen sie sich nicht selber befreien konnten. Sie war etwas über sich selbst erstaunt.

Sie half Tamara wie schon einmal aus der Jacke und legte diese dann über den Stuhl. Auch Birgit und Alexandra waren zu ihr getreten und Karin öffnete ihnen ihre Monohandschuhe.

Als sie sich wieder zum Tisch drehte, hatte Tamara schon den Ballknebel im Mund und war gerade dabei, ihn in ihrem Nacken zu schließen.

Alexandra trat ebenfalls an den Tisch und nahm sich einen der Knebel. Sie reichte ihn ihrer Geliebten und nahm sich noch einen. Beide Mädchen legten sich recht routiniert die Knebel an.

Vier Augenpaare richteten sich auf Juliane. Diese blickte sehr verunsichert auf den Tisch, auf dem jetzt nur noch ein Ballknebel lag. Sie schluckte schwer.

Alexandra sah den zweifelnden Blick von Juliane und blickte sie ihrerseits aufmunternd an. »Ich helfe Dir.« Obwohl sie ihren Knebel im Mund hatte, war sie noch gut zu verstehen.

Juliane blickte Alexandra verunsichert an.

Doch Alexandra ließ ihr gar keine Zeit, eine weitere Reaktion zu zeigen. Sie nahm sich den vierten Knebel vom Tisch und hielt ihn Juliane vor den Mund.

Es war nicht klar, ob Juliane noch etwas sagen wollte oder ob sie »brav« sein wollte, denn Alexandra schob ihr einfach den Ball zwischen die geöffneten Lippen. Dann trat sie hinter Juliane und hatte ihr genauso schnell die Riemen hinter dem Kopf geschlossen.

Tamara und Birgit hatten sich derweil die Taillenriemen vom Tisch genommen und sich diese um den Bauch gelegt und festgeschnallt. Ebenso schnallten sie sich die Fußfesseln fest. Diese erlaubten den Mädchen nur noch sehr kleine Schritte.

Tamara ging mit winzigen Schritten auf Karin zu und blickte sie auffordernd an. Dabei hielt sie ihre Arme so, wie sie später von den Riemen auch festgehalten würden.

Karin war der besondere Zauber dieses Augenblicks wohl bewusst. Fast etwas langsam griff sie zu den Riemen und schnallte die Arme der Prinzessin fest.

Genauso machte sie es bei Birgit und Alexandra, die sich in der Zwischenzeit auch die Riemen umgelegt hatte.

Juliane war immer noch ziemlich verunsichert, doch jetzt griff auch sie zu den letzten Riemen, die noch auf dem Tisch lagen und schnallte sich diese um. Dann folgte sie ihren Teampartnerinnen und legte ihre Arme ebenfalls in die richtige Position. Karin schnallte auch ihr die Arme fest.

Auf einmal war von Birgit ein sehr wehleidiges Stöhnen zu hören und als gleich darauf auch Alexandra mit Stöhnen einsetzte, drehte Karin sich erschreckt um. Ihr Blick zeigte Sorge. Erst das gedämpfte Lachen von Tamara machte sie darauf aufmerksam, dass das Paar schon mit dem Schauspiel-Jammern begonnen hatte. Karin lächelte erleichtert. »Wir müssen dann losgehen.«

Tamara blickte auf den Tisch und stupste Karin an. Dann warf sie den Blick auf die vier Hauben, die noch auf dem Tisch lagen.

Karin war verunsichert. »Sollen Sie die jetzt gleich aufsetzen?«

Tamara nickte.

Karin seufzte innerlich. Insgesamt war ihr das ganze Getue mit Fesseln und Knebeln nach wie vor unheimlich. Doch sie gab sich einen Ruck und bat ihre vier Mädchen noch einmal zu sich. Sie nahm sich nacheinander die Kapuzen vom Tisch und zog sie den Mädchen über den Kopf.

Wieder setzte ein gedämpftes Jammern ein, was gleich darauf in ebenso gedämpftes Kichern überging.

Karin versuchte, ihrer Stimme ein Lächeln zu verleihen. »Aber meine Damen, ich bitte um Ruhe.«

Prompt wurden die vier noch etwas lauter.

Tamara drehte sich demonstrativ zur Tür. Karin sah die Geste und bat zum Aufbruch. Sie war sich allerdings nicht sicher, wo sie hinzugehen hatten. Sie wusste nur den Namen des Raumes ?Parlarium?, aber ihr war nicht klar, wo dieser Raum zu finden war. Doch da Tamara trotz der Kapuze zielstrebig voran ging, hoffte Karin, sich auf die Herzogstochter verlassen zu können.



Andrea war mit ihren Mädchen schon anwesend und Daniela kam mit ihren Mädchen gerade den Kreuzgang entlang, als Karin mit ihren Mädchen in das Parlarium eintrat.

Karin war beeindruckt von dem Raum, der wegen der nackten, nur grob behauenen Steine einen sehr martialischen Eindruck machte. Sie kam sich fast vor, wie in einem alten Historiendrama. Der Herzog hätte für das »Theater« keinen besseren Raum finden können.

Frau von Taubach war schon anwesend und freute sich sehr, dass alle Mädchen ihrer Bitte nachgekommen waren. Sie erklärte noch einmal eindringlich, was jetzt wichtig war, dann trat sie wieder in den Kreuzgang und gab dem Herzog ein Zeichen.

Ohne das es angesagt wurde, setzte jetzt im Parlarium ein Knebelgestöhn und ein Jammern ein und die Mädchen begannen zunächst zurückhaltend, doch bald immer stärker an ihren Fesseln zu ziehen. Karin sah dem Treiben fasziniert zu.

Auf einmal waren Schläge und Schmerzensschreie zu hören, während von draußen vom Kreuzgang her ein immer lauter werdendes Stöhnen und Jammern zu hören war.

Karin blickte sich erstaunt um und fragte sich, ob das mit den Schlägen nicht ein wenig zu weit ging. Doch dann sah sie, dass Frau von Taubach ein Tonband in der Hand hatte. Sie grinste Karin an.

Der Herzog schritt voran und zog hinter sich an einer Leine. Vier Mädchen mit Kapuzen stolperten hinter ihm her. Sie hatten ihre Arme und Beine ebenfalls mit dem Lederriemen gefesselt, nur eine von ihnen war sogar mit Ketten gefesselt. Erst nach einiger Zeit fiel Karin ein, dass dies Sabrina sein musste, die sie schon kennen gelernt hatte. Die Mädchen trugen graue Stoffhosen und dazu ein T-Shirt in gleicher Farbe. Nach den vier Mädchen betrat Elke den Raum. Ihr war deutlich anzusehen, dass sie Mühe hatte, ein ernstes Gesicht zu machen.

Frau von Taubach und Elke halfen den Mädchen, ihren Platz zu finden. Karin fand, dass sie dabei nicht gerade zimperlich mit ihnen umgingen.

Der Herzog ergriff das Wort. Er begrüßte die Trainerinnen und verwies dann auf die 16 Zöglinge, die sich hier zu einer Therapie eingefunden hätten.

Frau von Taubach hielt ein Schild hoch, auf dem »Protest« stand. Ein Welle von Knebelstöhnen war die Antwort. Es war so laut, dass der Herzog erst einmal um Ruhe bitten musste.

»Wir werden Ihnen jetzt zum gegenseitigen Kennenlernen die Hauben abnehmen. Ich erwarte dann Ruhe.«

Wie es abgesprochen war, nahm erst Elke dem »gelben« Team die Hauben ab, dann ging sie in der Runde weiter und nahm auch den anderen Mädchen die Hauben vom Kopf.

Karin suchte ihre Tochter unter den Mädchen und als sich ihre Blicke trafen, zwinkerte Kirsten ihrer Mutter kurz zu, dann machte sie wieder ihr trauriges Geschichte und stöhnte. Karin war erstaunt, dass sie trotz ihres Mundverschlusses trotzdem noch einen Knebel trug. Noch etwas fiel ihr auf. Von Kirstens Gesicht ging trotz der Schauspielerei ein Strahlen aus, wie sie es schon lange nicht mehr bei ihr gesehen hatte. Sie musste sich eingestehen, dass sie sich für ihre Tochter vor allem wünschte, dass sie glücklich werden würde. Es tat ihr zwar weh, dass sie dabei so schlimme Erfahrungen machen musste, aber wenn diese Fesseln bewirkten, dass Kirsten glücklich war, dann war Karin auch bereit, diese zu akzeptieren. Auch wenn es ihr noch schwer fiel.

Der Herzog räusperte sich noch einmal, dann nahm er ziemlich theatralisch eine Schriftrolle und begann mit dem Verlesen der 16 »Sündenregister«. Es war sehr still im Raum. Er nannte jeweils den Namen des Mädchens und lass dann ihre Sünden vor. Die vier Damen vom gelben Team kamen wie zufällig als Letzte dran. Nachdem jedes der Mädchen bisher immer nur beschämt den Kopf gesenkt hatte, folgten die Vier mehr oder weniger freiwillig diesem Beispiel.

Gleich danach trat Elke auf sie zu und zog ihren vier Mädchen wieder die Kapuzen über den Kopf.

Frau von Taubach hielt ein weiteres Schild hoch auf dem die Worte: »Aufstehen! Umhergehen!« standen.

Die anderen Mädchen kamen der Bitte nach und in dem Geräuschtumult sahen sie, wie die vier Mädchen von Elke abgeführt wurden. Der Herzog ging hinterher, blieb aber im Kreuzgang stehen und wartete. Erst nach einiger Zeit kam er in den Raum zurück und bat wieder um Ruhe.

Es war augenblicklich still. »Ich danke Ihnen, dass sie dieses kleine Theater mitgemacht haben.« Er blickte dankbar in die Runde. »Ich denke, dass war sehr überzeugend.«

Er gab Frau von Taubach ein Zeichen, dann sprach er weiter. »Sie können es sich jetzt gemütlich machen. Nach einer kurzen Pausen beginnen wir mit der richtigen Vorstellung.«

Frau von Taubach bat die Karin, Andrea und Daniela zu sich und gab ihnen die weiteren Anweisungen. »Der kritische Teil ist vorbei, jetzt können es sich ihre Mädchen so gemütlich machen, wie sie wollen. Wenn sie wollen, dürfen sie auch Fesseln tragen, ganz wie belieben. Achten Sie bitte nur darauf, dass die Mädchen jetzt nicht in die Nähe der Teamräume kommen, dann wäre die gesamte Komödie umsonst gewesen.«

Karin gab die Anweisungen an ihre vier Mädchen weiter, nach dem sie sie von den Hand- und Fußfesseln befreit hatte. Tamara war es, die den Anstoß gab. »Ich würde gern meine Jacke tragen. Könnten Sie sie holen?«

Alexandra, die noch ihren Knebel im Mund hatte, fügte schnell und relativ deutlich hinzu: »Und unsere Monohandschuhe, das wäre toll.«

Frau von Taubach nahm diese Anregung auf. Sie ging zu dem Schrank, der neben der Tür stand und öffnete ihn. »Ein paar Sachen sind auch hier, wenn sie möchten, dürfen Sie sich auch hier bedienen.«

Karin bat die Mädchen, hier zu warten, dann ging sie in den Kreuzgang zum Treppenhaus. Je näher sie dem Zimmer des gelben Teams kam, desto lauter wurde das Jammern, welches aus dem Zimmer nach draußen drang. Fast wurde es ihr unheimlich. Das Theater hatte anscheinend einen ziemlichen Eindruck bei den Damen hinterlassen.

Mit schnellen Schritten ging sie zu ihrem Teamraum und holte die verlangten Kleidungsstücke. Sie hielt sowohl die Jacke als auch die beiden Handschuhe in der Hand und sie fand es fast unheimlich, wie so wenig Leder und so eine unschuldig aussehende Jacke so fesselnde Eigenschaften haben konnten.



Als Karin in das Parlarium zurück kam, wurde sie schon begierig von Tamara und dem Liebespaar erwartet. Tamara nahm ihr einen Handschuh aus der Hand und ging damit auf Alexandra zu. Diese hatte ihre Arme schon erwartungsvoll auf ihrem Rücken zusammengelegt, so dass Tamara ihr schnell den Handschuh anlegen konnte.

Birgit war fast etwas verlegen auf Karin zugekommen. Sie schien Karins mangelnde Erfahrung zu spüren. »Würden Sie mir bitte da hinein helfen?«

Karin wollte sich jetzt allerdings auch keine Blöße geben, immerhin gehörte es zu ihren Aufgaben, den Mädchen zu jeder Zeit und bei allen Wünschen zu helfen. Sie versuchte, Birgits Wünschen nachzukommen, doch es ging bei weitem nicht so schnell wie bei Tamara oder Elke.

Tamara war neben sie getreten und fast unauffällig gab sie Karin hier und da Tipps zum richtigen Anlegen und Zuschnüren. Karin war für die Hilfe sehr dankbar.

Schließlich blickte die Herzogstochter sie voller Erwartung an. Karin wusste im ersten Moment nicht, was sie jetzt tun sollte. Doch dann fiel ihr ein, dass sie ja auch die Jacke von Tamara geholt hatte. Sie nahm sie zur Hand und half der Prinzessin beim Anziehen der faszinierenden Jacke.

Sie blickte sich um. Einige der Mädchen standen noch vor dem Schrank und suchten nach etwas schönen zum Tragen, andere hatte schon etwas gefunden. Karin suchte nach ihrer Tochter. Sie fand Kirsten auf ihrem Stuhl, auf dem sie vorhin schon gesessen hatte, doch jetzt trug sie eine schwarz glänzende lederne Zwangsjacke. Die Jacke stand ihrer Tochter sehr gut, dass musste Karin sich eingestehen. Sie ging zu ihr und setzte sich auf den Platz neben ihr.

Kirsten blickte ihre Mutter glücklich an. »Es ist schön, dass Du da bist.«

Karin strich ihr über den Kopf. »Meine Kleine« Sie wollte was Nettes sagen. »Die Jacke steht Dir gut.« Trotzdem war es ihr schwer gefallen.

Die Augen ihrer Tochter strahlten. »Die hatte zufällig meine Größe.«

Karin lächelte ebenfalls. Als Antwort strich sie ihr über ihre verpackten Arme.

Kirsten genoss die Zärtlichkeit ihrer Mutter. Doch dann veränderte sich ihre Stimme. »Ich glaube, Du musst Deine Arbeit machen.« Sie blickte auf Juliane, die verlegen vor Karin und ihrer Tochter stand.

Karin blickte auf und sah, wie Juliane vor ihr stand und ihre Arme wieder an den Lederriemen hielt. »Ich habe nichts besseres gefunden. Und ich möchte mich nicht ausschließen.« Sie blickte auf die anderen drei Mädchen ihres Teams, die ihre wieder angelegten Fesseln sichtlich genossen.

Nur langsam schaffte Karin es, sich an die Lust der Mädchen auf das Gefesselt sein zu gewöhnen. Sie stand auf und schloss Juliane wie gewünscht die Lederriemen um ihre Handgelenke.



Nach einiger Zeit, die Mädchen hatten es sich alle gemütlich gemacht, trat Herzog von Kollstein wieder vor die Gruppe und und bat um Aufmerksamkeit. Sofort herrschte Ruhe. »Ich möchte Sie nochmals begrüßen zu unserem Lehrgang, der ein halbes Jahr andauern wird. Sie haben sich ein Ausbildungsziel ausgesucht oder werden dies noch tun. Wir werden alles tun, damit sie dieses Ziel auch erreichen.«

Er nahm eine Liste zur Hand. »Zunächst möchte ich Ihnen noch einmal ihre Betreuerinnen vorstellen.« Er bat die vier Damen bei der Nennung ihres Namens einmal aufzustehen. »Karin Michels, Daniela Bringel, Andrea Falk und Elke Helmar.«

Dann blickte er wieder auf seine Liste und fuhr fort. »Die Damen vom Gelben Team haben sie ja schon kennen gelernt.« Er lächelte in die Runde, dann nannte er die Namen der vier Mädchen. »Diese vier Damen sind für das Ausbildungsziel »Devot und gehorsam« angemeldet.« ?Mehrheitlich von ihren Eltern?, fügte er in Gedanken noch dazu.

»Das blaue Team besteht aus den drei Geschwistern Steinmüller sowie Jennifer Weber. Diese Vier wollen zu Ponymädchen ausgebildet werden.« Er blickte in vier leuchtende Augenpaar.

»Das dritte Ausbildungsziel ist die Bondagette, ein Mädchen, welches ihr ganzes Leben lang Fesseln trägt. Wir möchten Ihnen zeigen, wie sie trotz diverser Fesselungen und Einschränkungen ihren Alltag meistern können.« Er warf einen vorsichtigen Blick zu seiner Tochter. Tamara lächelte glücklich. Er lass die Teilnehmerinnen vor. »Birgit Solcher, Alexandra Zirbel, Tamara von Kollstein, Kirsten Michels und Petra Krannitz.« Wieder blickte er in erwartungsvolle Gesichter.

»Drei Damen haben sich noch nicht entschieden. Juliane Reger, Christine Buchser und Marianne Leisner.« Er suchte die drei Damen mit dem Blick. »Sie haben einen Monat Zeit, um sich für eines der drei Ziele zu entscheiden.«

Damit waren alle Mädchen vorgestellt und Herzog von Kollstein klappte seine Liste wieder zu. »Damit möchte ich an Frau von Taubach übergeben. Sie wird Ihnen über die Details zum Lehrgang Auskunft geben.«

Frau von Taubach trat neben den Herzog. Sie begrüßte die Damen ebenfalls noch einmal, dann gab sie einen Überblick über den Ablauf des Unterrichts. »Wir haben einen Stundenplan ausgearbeitet, der Ihren Tagesablauf regelt.« Sie hielt ein Blatt hoch und zeigte es. »Es wird am Vormittag jeweils zwei Theorie-Einheiten geben sowie am Nachmittag eine Einheit Praxis.«

Die Augen der zukünftigen Bondagetten leuchteten.

»Den ersten Monat wird der Unterricht für alle gleich sein, nur das gelbe Team bekommt Einzelunterricht. Danach beginnt dann die Spezialisierung.« Sie ließ den Stundenplan wieder sinken und zeigte einen anderen Plan. »Es werden auch regelmäßig Prüfungen stattfinden, sowohl schriftliche Arbeiten als auch praktische Prüfungen. Und natürlich wird das auch benotet.«

Ein leichtes Stöhnen war im Raum zu hören.

Frau von Taubach überhörte es. »Etwas ganz wichtiges wäre noch zu sagen. Drei mal kurz. Das ist das universelle Sicherheitswort. Wann immer irgendwie irgendwas nicht in Ordnung ist oder etwas zu anstrengend ist, scheuen Sie sich nicht, es zu benutzen.« Sie ahnte die Gedanken der Schülerinnen. »Ihr Ehrgeiz in allen Ehren, aber oberste Priorität hat ihre Gesundheit. Also seien Sie vor allem ehrlich zu sich selbst.«

Sie ging zur Wand und stellte sich dort neben den Ortsplan, der dort aufgehängt war. »Ich möchte Ihnen dann auch noch einmal die Besonderheiten unseres Ortes vorstellen. Wir unterscheiden grob zwischen drei Bereichen. Innerhalb der Klausur, also dem inneren Klosterbereich, können Sie sich ganz frei bewegen, egal ob sie gerade Fesseln tragen oder nicht.« Sie lächelte etwas über das Wortspiel.

»Innerhalb des ersten Mauerrings, also dem äußeren Klosterbereich kann ebenfalls jede Fesselung offen getragen werden, ausgenommen Sonntag Vormittag und Samstag Nachmittag, falls in der Kirche geheiratet wird. Ansonsten dürfen sie sich in dem Bereich ebenfalls frei bewegen.«

Sie zeigte auf der Karte die Mauerringe. »Außerhalb des Kloster sollten sie nur in Begleitung unterwegs sein. In den ersten zwei Monaten dürfen sie außerdem außerhalb des Klosterbereichs Fesseln nur mit Genehmigung tragen.«

Sie hängte eine Liste neben die Karte. »Ich habe Ihnen hier noch zusammengestellt, welche Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung es gibt. Sie dürfen sich da frei entscheiden.«

Sie warf einen Blick in ihre Unterlagen. »Ach und noch etwas ist wichtig. Sie werden einen Monat Zeit haben, sich an das Tragen der Knebel zu gewöhnen. Dafür werden wir Ihnen genügend Gelegenheit bieten, das zu trainieren. Nach einem Monat wird das Tragen der Knebel fast ausnahmslos Pflicht sein. Nur zu den Mahlzeiten und in der Nacht sind sie von der Pflicht befreit.«

Ein Teil der Mädchen schaute sehr fasziniert, andere blickten wiederum sehr skeptisch.

»Wir werden einige Spezialprojekte veranstalten. Eines davon werden zum Beispiel die zwei Wochen als Ponymädchen sein. Wir werden Sie rechtzeitig darüber informieren.«

Sie blickte noch einmal in ihre Papiere. »Das sollte es erstmal von meiner Seite gewesen sein. Ich wünsche Ihnen eine schöne Zeit hier im Kloster und hoffe, dass sie ihr Ausbildungsziel hier erreichen.«

Sie blickte auffordernd zu Herzog von Kollstein hinüber. Dieser stand auf und trat noch einmal vor die Mädchen. »Ich möchte Ihnen noch einmal für das spontane und sehr glaubwürdige Schauspielen danken.« Er ließ seinen Blick über die Damen wandern. »Und jetzt möchte ich zum Abendessen an das kalte Buffet bitten.«

* * *

Im großen Speisesaal war das Buffet an der Wand nach Süden hin aufgebaut. Karin hatte einen schnellen Blick darauf geworfen und sah, dass es fertig belegte kleine Brotscheiben und Häppchen bereitstellte. Sie hatte zwar auch Hunger, wollte sich aber gemäß ihrer Aufgabe zunächst um ihre vier Mädchen kümmern.

Tamara kam mit leuchtenden Augen auf sie zu und bat sie um einen Gefallen. »Ich würde gern in der Jacke bleiben. Könnten Sie mir bitte beim Buffet helfen?«

Karin war über den Wunsch der Herzogstochter zwar sehr erstaunt, aber sie half ihr gern. Sie nahm sich einen Teller und lud nach den Angaben von Tamara ein paar Sachen vom Buffet auf den Teller.

»Danke, das reicht schon.« Tamara streckte die Hand aus und Karin reichte ihr mit leichtem Zögern den Teller. Die Prinzessin spürte die nicht gestellte Frage. »Ich komme zurecht.«

Karin blieb skeptisch.

Tamara kam ihr etwas näher und sprach eine Spur leiser. »Ich esse so nicht zum ersten Mal.« Sie lächelte hintergründig. Dann ging sie zum Tisch.

Birgit und Alexandra standen auf einmal neben Karin. »Frau Michels, könnten Sie bitte etwas für uns ausknobeln?«

Karin blickte die beiden Monohandschuhträgerinnen etwas ratlos an. »Was soll ich?«

Birgit trat etwas näher an sie heran und sprach leiser. »Ich möchte gern mit Alex auslosen, wer von uns im Mono verbleiben darf.«

Jetzt hatte Karin verstanden. Sie nahm sich nach einem kurzen Blick über das Buffet einen der kleinen Steine von der Dekoration und kehrte dann den beiden Damen den Rücken zu. Sie tat den Stein in eine Hand und machte dann zwei Fäuste. Dann drehte sie sich zurück und hielt Birgit und Alexandra die beiden Hände hin.

Alexandra entschied sich für eine Hand, Birgit nahm die andere.

Karin öffnete langsam die beiden Hände. Birgit hatte gewonnen. Sie gab Alex einen Kuss. »Danke«

Alexandra seufzte ein kleines bisschen, dann wandte sie sich an Karin. »Bitte nehmen Sie mir den Handschuh ab?«

Karin kam der Bitte gern nach. Während sie dabei war, die Schulterriemen zu öffnen, trat Andrea auf Karin zu und wollte ihre Meinung hören. Kirsten hätte sie als Betreuerin gefragt, ob sie in der Jacke verbleiben könnte und ob sie ihr beim Essen helfen könne.

Karin half zunächst Alexandra aus dem Handschuh, dann warf sie einen Blick auf ihre Tochter, die ihre Zwangsjacke sichtlich genoss. Karin war verunsichert. Sie wollte jetzt nichts falsches tun. Doch dann wusste sie, was richtig war. Sie blickte Andrea an und bat sie, ihr zu folgen.

Sie ging zu ihrer Tochter und setzte sich neben ihr. Sie wusste schon, was sie machen wollte, sie suchte nur noch nach den richtigen Worten. Um etwas Zeit zu gewinnen, griff sie an den Riemen vorn am Bauch, in den ihre Tochter ihre Arme gesteckt hatte. Zu Kirstens Überraschung zog sie ihn ein Loch enger.

»Sie mag gern Käse«, Karin blickte Andrea an. »Wenn Sie es ihr klein schneiden und Sie dann füttern...«

Es war Kirsten deutlich anzusehen, wie sehr sie sich über die Worte ihrer Mutter freute.

Es fiel Karin sehr schwer, aber sie nahm ihre Tochter in den Arm und streichelte sie etwas.

Kirstens Arme zuckten in ihrem Gefängnis. Doch dann veränderte sich ihre Stimme. »Mama, Du wirst schon wieder gebraucht.«

Karin blickte verblüfft auf. Juliane stand vor ihr. Sie sah sehr verlegen aus. »Ich möchte auch etwas essen. Würden sie mir bitte die Arme frei machen?«

Karin stand langsam auf und trat auf Juliane zu. Sie öffnete ihr die Riemen, die ihre Arme an der Seite festhielten. Dann blickte sie sich noch einmal nach ihren Mädchen um.

Birgit und Alexandra hatten sich nebeneinander an den Tisch gesetzt. Vor ihnen stand ein gut gefüllter Teller. Birgits Augen leuchteten, als sie sich von ihrer Geliebten füttern ließ.

Neben ihnen saß die Herzogstochter. Auch sie strahlte einen gewissen Stolz aus, als sie trotz der strengen Jacke so nach und nach ihren Teller leerte. Sie spießte den jeweiligen Bissen mit einer Gabel auf und mit dieser Hilfe konnte sie ihren Mund erreichen. Karins Blick blieb ein paar Momente an ihr haften, denn obwohl die Jacke ihr eigentlich eine sehr demütigende Essweise zumutete, schaffte es Tamara, ihren verbliebenen Freiraum mit sehr viel Würde auszunutzen. Es war keinerlei Unsicherheit in ihren Handlungen zu sehen. Sie wusste genau wie viel Freiraum ihr die Jacke ließ und diesen nutze sie sehr gut aus.
32. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von pardofelis am 13.04.14 19:35

Danke

Auf die Aufgaben von Team gelb bin ich sehr neugierig
33. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo Kapitel 3 - Kirsten - Neunter und letzter Teil dieses Kapitels

geschrieben von gag_coll am 15.04.14 06:30

Vinctae in Monasterio Antiquo
Kapitel 3 - Kirsten - Neunter und letzter Teil dieses Kapitels
Autor: Karl Kollar

Am Nebentisch saßen Kirsten und die anderen Mädchen ihres Team. Christine hatte sich auch befreien lassen. Sie sah mit sehr viel Leuchten in den Augen, wie Andrea zwischen Kirsten und Petra saß und beide fast wie selbstverständlich fütterte. Gelegentlich suchte Kirsten den Blick zu ihrer Mutter. Sie lächelten sich zu.

Marianne hatte sich nur wenig auf ihren Teller geladen. Es war ihrem Blick anzusehen, dass sie von den vielen freiwillig getragenen Fesseln sehr irritiert war. Sie selbst hatte Andrea gebeten, von den Fesseln befreit zu werden.

Karin selbst hatte nicht so viel Hunger. Sie nahm sich selbst nur ein paar Häppchen aus Höflichkeit und setzte sich dann an den Tisch, an dem ihre Mädchen saßen.

Karin steckte sich nur gelegentlich einen der wenigen Bissen in den Mund. Viel interessanter fand sie es, ihren Mädchen zuzusehen, die sich teilweise mit Leuchten in den Augen von ihren Fesseln oder ihrer Kleidung die Freiheit nehmen ließen und dies auch noch zu genießen schienen. Besonders Tamara beeindruckte sie. Ihre Jacke hielt ihre Oberarme zwar an ihrer Seite fest, aber gleichzeitig hatte sie mit dem Unterarm noch genügend Freiheit, um die Sachen von ihrem Teller mit der Gabel aufzuspießen und sie so in ihren Mund zu führen. Dabei machte sie aber keineswegs einen gedemütigten Eindruck, wie Karin eigentlich vermutet hatte, sondern sie war eher stolz auf ihr außergewöhnliches Können, mit den Einschränkungen, die ihre Jacke auferlegte, so elegant umzugehen.

Auch Birgit war faszinierend. Karin erinnerte sich an die kleine Knobelei vor hin und sie fragte sich schon, ob Birgit die Knobelei verloren oder gewonnen hatte. Sie war im Handschuh verblieben und genoss es sichtlich, von Alexandra gefüttert werden. Trinken konnte sie selbst, denn an jedem Gedeck lagen auch Strohhalme bereit.

Nur Juliane war keinen Einschränkungen unterworfen und Karin hatte den leisen Verdacht, dass sie etwas neidisch war. Allerdings ließ sie sich so nichts anmerken, sondern genoss die Häppchen vom Buffet.

Gelegentlich schaute Karin hinüber an den Tisch, an dem Kirsten saß. Sie sah, wie Andrea ihre Tochter im Arm hielt und ihr so ähnlich wie Alexandra die Bissen nach und nach in den Mund steckte. Kirstens Augen leuchteten voller Glück und Karin war sehr erleichtert, das Kirsten ihre Trauer so gut beiseite geschoben hatte.

So nach und nach waren die Mädchen fertig mit dem Essen und es setzen wieder mehr oder weniger leise Gespräche ein. Natürlich war das Schauspielern das Hauptthema, aber auch die Erwartungen an das Kommende wurden besprochen.

Nur Marianne saß fast apathisch vor ihrem spärlich gefüllten Teller. Sie hatte sich nur wenig aufgetan und selbst davon hatte sie noch nichts gegessen. Ihr Blick wechselte zwischen Traurigkeit, Ängstlichkeit sowie Unverständnis. Karin fragte sich, was sie wohl bewegte. Auf jeden Fall hatte sie mir der Begeisterung der anderen Mädchen für die Fesselungen und Einschränkungen so ihre Probleme.



»Kinder, ich freue mich auf die erste Nacht.« Alexandras Stimme strahlte sehr viel Begeisterung aus. Birgit äußerten ebenfalls ihre Vorfreude. Nur Karin und Juliane blickten etwas ratlos. Doch dann erinnerte Karin sich an die seltsamen Bettlaken mit den Manschetten zum Festschnallen. Sie traute sich nicht zu fragen, doch die drei Mädchen waren sensibel genug, um ihre Gedanken zu erkennen.

»Machen Sie sich keine Sorgen, wir sind das gewöhnt.« Alexandras Stimme strahlte. »Und die Nachtwache passt ja auf.«

Tamara deutete an, dass sie sich auch schon sehr auf die Nacht freute. Nur Julia blickte etwas ratlos. Sie wusste anscheinend nicht, was auf sie zukommen würde.

»Du wirst ruhig schlafen.« grinste Birgit.

Juliane nahm den Trost entgegen, der in den Worten enthalten war, aber trotzdem wusste sie nicht, was in der Nacht auf sie zukommen würde.

Auch Karin hatte mit dem Gedanken, in der Nacht fixiert zu sein, so ihre Probleme. Sie fühlte eine gewisse Verbundenheit mit Juliane, die in dieser Hinsicht einen sehr unerfahrenen Eindruck machte.

* * *

Nach dem Essen stand Frau von Taubach auf und bat um Gehör. Nachdem Stille eingekehrt war, gab sie die Details zum Abendprogramm bekannt. »Wer müde ist, kann gern sofort ins Bett gehen. Bitte beachten Sie aber, dass sie schon zu Lehrgangsbedingungen übernachten werden.«

Sie blickte in teilweise etwas ratlose Gesichter. »Damit ist gemeint, dass sie schon diese Nacht in ihrem Bett fixiert werden.« Sie ließ ihren Blick über die Mädchen schweifen. »Frau Bringel wird die Bandscheune für die Ponyausbildung inspizieren. Wer möchte, kann sich ihr anschließen.«

»Weiterhin besteht die Möglichkeit für einen Spaziergang im Klosterbereich oder sie können auch in Freizeitraum gehen. Dort stehen einigen Möglichkeiten zur Verfügung, den Abend ausklingen zu lassen. Bitte teilen Sie Ihrer Betreuerin ihre Wünsche mit.«

Sie nahm wieder Platz. Sofort setzte wieder die Unterhaltung zwischen den Mädchen ein.

Karin drehte sich zu ihren Mädchen und fragte nach ihren Wünschen. Sie wollten auf bleiben und mit in den Freizeitraum gehen. Nur Tamara wollte gleich ins Bett.

Die anderen Mädchen am Tisch waren verwundert. Besonders Alexandra war über ihre Cousine verwundert. »Was ist los, Du gehst doch sonst nie so früh ins Bett?«

Tamara lächelte hintergründig. »Ich habe letzte Nacht nur sehr wenig geschlafen.« Sie warf Karin einen Blick zu.

Karin lächelte wissend zurück.

* * *

Herzog von Kollstein war aufgestanden und bat die Mädchen noch einmal um Ruhe. »Ich möchte mich dann bis demnächst verabschieden. Ich wünsche Ihnen eine schöne Zeit und eine spannende erste Nacht. Sie wissen doch: Das, was Sie in der ersten Nacht träumen, geht in Erfüllung.« Er verbeugte sich leicht und verließ dann den Raum. Frau von Taubach begleitete ihn.

Tamara stand auf und blickte Karin auffordernd an. Diese wusste im ersten Moment nicht, was gemeint war. Doch die Prinzessin war geduldig. »Sie müssen mich ins Bett bringen.«

Karin entschuldigte sich. »Für mich ist das noch neu. Ich muss erst lernen, was alles meine Aufgaben sind.« Dann stand sie ebenfalls auf.

»Für mich ist das ja auch ganz neu.« Tamara wollte ihr helfen. »Aber ich freue mich schon darauf, von jetzt ab nur noch so zu schlafen.«

Karin musste nur kurz überlegen, was mit ´so# gemeint war. Sie würde die Herzogstochter genauso wie vorhin ihre Tochter auf das Bett fesseln müssen. Innerlich seufzte sie.



Sie gingen schweigend durch die Gänge zum Treppenhaus und stiegen empor. Aus dem Zimmer des gelben Teams war jetzt kein Laut mehr zu hören. Die Damen waren vermutlich eingeschlafen.

Karin öffnete die Tür des Zimmers und ließ Tamara eintreten, dann folgte sie ihr in den Raum. Sie spürte ein wenig Unruhe und Zweifel. Würde sich die Herzogstochter, die sie bisher als sehr selbstbewusst kennen gelernt hatte, sich wirklich von ihr an Bett fesseln und damit ihrer Freiheit berauben lassen?

Doch Tamara blieb stehen und drehte sich zu Karin um. »Es ist schön, dass es jetzt endlich los geht. Ich habe mich schon so sehr darauf gefreut.« Sie blickte Karin erwartungsvoll an.

Doch Karin begriff nicht, was die Prinzessin jetzt von ihr erwartete. Sie schaute ihr Gegenüber fragend an.

Tamara lächelte. »Sie müssten mich jetzt wieder aus der Jacke heraus lassen.«

Karin erwiderte das Lächeln verlegen. Dann beugte sie sich leicht vor und öffnete den Reißverschluss der Jacke, die Tamara auf recht geheimnisvolle Weise ein Teil ihrer Freiheit genommen hatte. Tamara half mit, die Jacke nach unten zu ziehen, so dass sie ihre Arme aus den Ärmeln nehmen konnte. Dann reichte sie Karin die Jacke.

Karin nahm die Jacke entgegen und legte sie über ihren Arm. Sie wusste nicht, was sie als nächstes zu tun hatte und wartete auf ein Zeichen von Tamara.

Doch Tamara handelte selbstständig. Sie nahm sich ihren Kulturbeutel und ihr Nachthemd aus dem Schrank und verließ das Zimmer.

Karin blickte ihr verblüfft hinterher. Ob es richtig war, dass sie Tamara befreit hatte? Karin war sich über ihre Aufgaben immer noch sehr unsicher.

Sie blickte sich im Zimmer um und ging dann zielstrebig zum Bett der Prinzessin. Sie schlug die Bettdecke auf und nahm sich das Kissen zur Hand, um es noch etwas aufzuschütteln. Unbewusst versuchte sie sich zu beschäftigen, um nicht ins Grübeln zu kommen. Sie ließ ihren Blick über die Matratze gleiten. Da waren die fünf Stoffmanschetten, die Tamara sogleich ans Bett fixieren würden.

Karin zwang sich, dies als einen Teil ihrer neuen Aufgabe zu nehmen. Sie setzte sich auf das Bett und blickte nachdenklich auf die Stoffriemen. Ihre Hände befassten sich mit damit und eher unbewusst öffnete sie die Riemen.

Sie ließ ihren Blick durch das Zimmer gleiten. Zwischen den beiden Fenstern hing an der Wand eine Zeichnung, die eine Ansicht von Klosterkirche zeigte.

Karin stand auf und ging zum Fenster. Dieses ging in den Innenhof und erlaubte einen sehr schönen Blick in den Kreuzgang. In Gedanken sah sie die Nonnen, wie sie wohl früher hier im Kreuzgang gebetet hatten. Sie kam ins Grübeln. Oder war es vielleicht ein Männerkloster gewesen. Sie wusste es nicht.



Tamara war leise ins Zimmer zurückgekehrt. Sie sah Karin am Fenster stehen und grübeln. Sie ging zu ihr und blickte ebenfalls aus dem Fenster. »Machen Sie sich wegen Kirsten nicht so viel Gedanken. Sie mag es sehr und der Schmerz wird vergehen. Lassen Sie Kirsten ihren Weg finden.«

Die sehr klug anmutenden Worte von Tamara ließen bei Karin alle Dämme brechen. Sie begann hemmungslos zu weinen. Es hatte sich so viel aufgestaut.

Tamara brachte sehr viel Verständnis für ihre Betreuerin auf. Sie nahm sie bei der Hand und zog sie zu ihrem Bett. Sie setzen sich nebeneinander.

»Ich hatte sie schon verloren geglaubt.« Karin beschrieb immer noch unter Tränen, wie ihre Tochter die wesentlich ältere Frau kennen lernte und wie sie ihr immer stärker hörig wurde.

Tröstend streichelte Tamara ihre Hand. »Das war keine Liebe.«

Karin schluchzte.

Tamara hielt ihre Hand und versuchte ihr Trost zu geben. Heute morgen hatte sie bei der Lehrerin ihr Herz über die Freundin ihres Vaters ausgeschüttet, dann war es nur gerecht, wenn sie ihr jetzt auch zuhörte. So konnten sie sich gegenseitig Trost und Kraft geben.

Tamara spürte, dass es Karin gut tat, als sie jetzt von den Sorgen um ihre Tochter erzählen konnte. Auf der anderen Seite konnte sie sie auch beruhigen, hier im Kloster würden Kirsten nichts mehr zustoßen können.

Das Wort ´Kloster´ war es, welches Karin in die Gegenwart zurück rief. »Ich glaube, ich muss Sie dann noch ins Bett bringen.« Sie stand auf.

Tamara lächelte. »Ja, darauf freue ich mich schon die ganze Zeit.« Sie hob ihre Beine hoch und drehte ihren Körper auf das Bett. Ihre Augen leuchteten erwartungsvoll.

Karins Hand zitterte, als sich dem ersten der fünf Verschlüsse näherten.

Tamara war sensibel genug, dies wahr zu nehmen. Sie versuchte ihre Betreuerin zu beruhigen. »Machen Sie sich keine Sorgen, ich bin es gewohnt, fixiert zu schlafen.« Sie lächelte geheimnisvoll. »Ich hatte bloß in der letzten Zeit wenig Gelegenheit dazu.«

Karin öffnete den Klettverschluss und Tamara legte ihr Bein zwischen die beiden Stoffriemen.

Karin schloss die beiden Riemen und blickte Tamara dabei fragend an.

Tamara ahnte die Frage. »Oh, bitte ruhig etwas fester zuziehen.«

Karin öffnete den Verschluss noch einmal und versuchte dem Wunsch der Prinzessin nachzukommen.

»Ja, so ist es gut.« Die Prinzessin hatte die Augen geschlossen und schien das neue Gefühl zu genießen.

Dermaßen ermutigt schloss Karin auch die zweite Klettverschluss, nachdem Tamara dort ihr zweites Bein hinein gelegt hatte.

Dann stütze sich die Prinzessin mit den Händen ab und hob ihren Bauch hoch.

Karin griff zu den sehr breiten Bauchriemen und schloss diese ebenfalls. Obwohl sie die Antwort eigentlich wusste, fragte sie. »Wird Kirsten auch so übernachten?«

Tamaras Stimme war etwas leiser. »Bis auf wenige Ausnahmen werden wir jede Nacht so schlafen.«

Karins besorgter Blick lies sie weiter sprechen. »Man gewöhnt sich schnell daran.« Sie streichelte noch einmal beruhigend über Karins Hand, dann legte sie ihre beiden Hände demonstrativ neben die beiden Klettriemen.

Kaum hatte Karin die Riemen geöffnet, als Tamara auch schon ihre Arme dazwischen legte und sich so von ihrer Betreuerin die letzte Freiheit nehmen ließ.

Obwohl Karin die Herzogstochter bis gestern noch überhaupt nicht kannte, fühlte sie jetzt doch eine große innere Verbundenheit zu ihr. So beugte sie sich zu ihr herunter und wünschte ihr eine ´Gute Nacht´ und bedankte sich fürs Zuhören. Dann küsste sie Tamara auf ihre Wange.

Tamara ihrerseits hob ihren Kopf soweit an wie es ihr noch möglich war und küsste sie ihrerseits auf die Wange. »Es wird eine schöne Zeit.«

Karin freute sich sehr über das Vertrauen der Prinzessin. Sie stand auf und deckte sie sie mit der Decke zu, dann ging langsam zur Tür. Sie blickte noch einmal zum Bett und wünschte Tamara eine Gute Nacht.

Tamara ihrerseits bedankte sich und erwiderte den Gruß. Sie winkte mit der Hand, soweit die Fesselung u nd die Bettdecke dies zuließen.

Karin trat aus dem Zimmer und schloss die Tür.

* * *

Karin betrat den Freizeitraum und blickte sich um. Vier Mädchen waren im Zimmer und schauten sich einen Film an. Auf dem Sofa saßen Birgit und Alexandra und zwischen ihnen saß ihre Tochter. Sie trug immer noch die Zwangsjacke und machte einen im Moment sehr glücklichen Eindruck.

Birgit und Alexandra trugen beide wieder ihre Monohandschuhe, zumindest ließen die gekreuzten Riemen über der Brust dies vermuten. Juliane saß im Sessel und blickte ebenfalls zum Fernseher.

Die leuchtenden Augen der Vier zeigten Karin, dass sie mit dem Film mit fieberten und im Moment ihre Umwelt verdrängt hatten.

Es freute Karin, dass Kirsten zwischen dem Liebespaar sitzen durfte. Es gab Kirsten sichtlich Trost.

Karin setzte sich zu ihnen in den noch freien Sessel und blickte ebenfalls zum Fernseher. Es lief ein Film aus der »Mantel-und-Degen-Zeit«. Eine Frau hatte sich in Männerkleidern unter die Musketiere des Königs gemischt und musste jetzt verschiedene Abenteuer bestehen und um ihre Liebe zum Hauptmann kämpfen.



Nach einiger Zeit betrat Frau von Taubach den Raum und bat Karin auf den Flur zu einem kurzen Gespräch.

»Ich wollte Ihnen nur kurz mitteilen, wie der Abend noch ablaufen wird.« Sie berichtete kurz, was die anderen Mädchen machten. Petra, Christine und Marianne hatten sich von Andrea ins Bett bringen lassen. Die vier Ponymädchen, so erfuhr Karin, zeigten Daniela die Bandscheune und die dort vorhandenen Möglichkeiten zur Ponyausbildung.

»Wenn Sie ihre drei Mädchen zu Bett gebracht haben, dann kommen sie bitte noch einmal in mein Büro, wir wollen noch eine kleine Nachbesprechung abhalten. Danach dürfen sie sich in ihr Zimmer zurück ziehen.«

Karin versprach es. Dann ging sie wieder in den Raum und setzte sich zu den anderen, um weiter mit der Heldin mitzufiebern. Nur gelegentlich warf sie einen Blick auf ihre Tochter, die sich von dem Film auch ablenken ließ. Die in der Zwangsjacke gefangenen Arme zuckten oft. Karin fragte sich, was wohl in ihr vorgehen mochte.

* * *

»Wir werden jeden Abend eine kurze Abschlussbesprechung abhalten.« begrüßte Frau von Taubach die vier Betreuerinnen in ihrem Büro. »Ich möchte, dass wir bei diesem Termin noch einmal kurz den Tag durchgehen und wichtige Ereignisse besprechen. Weiterhin möchte ich jeweils einen Ausblick auf den nächsten Tag geben.«

Sie nahm sich ein Blatt Papier zur Hand und warf einen Blick darauf. »Heute sind wir alle gut und fast problemlos zusammengekommen, so dass der Lehrgang so wie vom Herzog gewünscht beginnen konnte.« Sie hob ihren Kopf. »Gäbe es etwas zu erwähnen?« Sie blickte Karin an. »Ihre Tochter einmal ausgenommen.«

Karin dachte noch einmal über den Tag nach, doch ihr fiel nichts erwähnenswertes ein.

»Ich möchte Sie bitten, für jeden Abend eine kleine Zusammenfassung aus ihrer Sicht vorzutragen. Elke, fängst Du bitte an.«

Elke berichtete sehr routiniert von ihrem Tag, wie sie Jenni und Kirsten abgeholt hatten und wie sie sich danach um ihr Team gekümmert hatte.

»Wie ist denn unser kleines Theaterstück bei den Damen angekommen?« Die Direktorin sprach das Thema an, welches Karin trotz all ihrer Sorgen auch sehr interessierte.

Elke musste hintergründig lächeln. »Nun, die Zwillinge waren danach sehr sehr kleinlaut, ich glaube, die sind schon weich gekocht.«

»Was macht unsere »Kettensklavin« Sabrina?« fragte Frau von Taubach nach einem Blick auf ihre Liste.

Elke lachte. »Sie macht jetzt schon einen sehr unglücklichen Eindruck, beklagt sich aber nicht. Ob sie wirklich bis Mittwoch durchhalten wird, bezweifele ich.«

Frau von Taubach grinste. »Na, dann wirkt es ja wie gewünscht.« Sie fragte nach Sophie.

»Das Mädchen macht mir Sorgen.« Elkes Blick wurde nachdenklich. »Sie zeigt sich total unbeeindruckt und ist immer noch sehr rebellisch.«

Frau von Taubach nahm es zur Kenntnis. »Warten wir es ab.«

Sie blickte Karin an, die neben Elke saß.

Karin musste erst einmal schlucken, bevor sie sprechen konnte. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich alles richtig gemacht habe. Ich musste ständig an Kirsten denken.«

Frau von Taubach konnte sie beruhigen. »Tamara passt schon auf, dass sie alles richtig machen. Sie haben das leichteste Team.«

Karin überlegte, was es zu erwähnen gäbe. »Tamara wollte früh ins Bett, sonst wüsste ich nichts wichtiges.«

Insgeheim war Karin über ihre vier Mädchen sehr froh, denn sie waren sehr geduldig und hilfsbereit, wenn sie als Betreuerin mit manchen der so seltsamen Fesselsachen nicht sofort zurecht kam.

Sie musste an das zu Bett bringen der drei Mädchen denken, welches sie eben hinter sich gebracht hatte. Birgit und Alexandra hatten sich nicht nur selber bis auf die Hände festgeschnallt, sie hatten ihr sogar vorher noch geholfen, Juliane an die Fesseln zu gewöhnen, in dem sie ihr beschrieben hatten, wie sie selbst schon oft in Fesseln geschlafen haben.

Karin war sehr erleichtert gewesen, denn vor diesem Augenblick hatte sie sich fast gefürchtet. Doch die beruhigenden Worte von dem Paar hatten es geschafft, dass Juliane sich zwar immer noch etwas skeptisch war, sich dann aber festschnallen ließ.

»Frau Michels?« Die Stimme ihrer Chefin riss Karin aus ihren Gedanken.

Karin musste sich entschuldigen. »Ich war gerade etwas in Gedanken.«

Frau von Taubach wiederholte ihre Anmerkung. »Ich möchte sie bitten, dienstliches und privates zu trennen. Deswegen möchte ich auch nicht, das Kirsten das Team wechselt. Tagsüber haben sie einen Job und den machen sie bitte. Was sie in den freien Stunden machen und mit wem, das ist ihre Sache.«

Karin war mit dieser Regelung sehr zufrieden. Sie wollte auf jeden Fall einen guten Job machen.

»Sie haben an Kirsten gedacht?« vermutete Andrea.

Karin lächelte etwas verschämt.

»Sie hat gefragt, ob sie noch einmal zu ihr ans Bett kommen könnten.«

Karin blickte ihre Chefin fragend an.

Diese blickte sie wohlwollend an. »Sie sollten hingehen.« Dann wandte sie sich an ihre Nachbarin.

Daniela durfte von ihrem Team berichten. »Die Mädchen sind sehr ungestüm. Am liebsten wären sie vorhin schon in die Ponysachen geschlüpft.« Sie berichtete von der Besichtigung der Scheune und dass sich diese sehr gut für die Ausbildung zu Ponys eignen würde.

Karin fragte sich, was »Ausbildung zu Ponys« genau bedeuten würde, doch sie traute sich nicht zu fragen.

Andrea berichtete von ihren Mädchen. Alle Mädchen hatten so ihre Probleme, aber erwähnenswert wäre nichts.

Frau von Taubach nahm eine weitere Liste zur Hand. »Ich möchte Ihnen dann noch einen Ausblick geben auf den morgigen Tag. Die Damen werden damit beginnen, sich einen Knebel selbst anzufertigen. Dann werden sie ihr Tageskleid schneidern.« Sie zeigte kurz eine Zeichnung, die ein wadenlanges und sichtlich enges Kleid zeigte. »Ab Mittwoch werden wir dann auch mit dem Theorieunterricht beginnen.«

Sie griff zu einem weiteren Papierstapel »Noch etwas zum Tagesablauf.« Sie gab jeder Betreuerin einen der Zettel. »Dies ist der von uns geplante Ablauf. Ich möchte Sie bitten, die eingeplanten Zeiten zu überprüfen, ob sie einigermaßen passen oder ob wir da noch etwas hin- und herschieben müssen.«

Karin nahm sich die Listen und warf einen Blick darauf. Sie war erstaunt, denn der ganze Tag war minutiös durchgeplant.

»Ich möchte sie auch bitten, alle Anordnungen zu hinterfragen und eventuell davon abzuweichen, wenn sie das für richtig halten.« Ihre Stimme hatte in diesem Moment etwas wichtiges. »Darüber werden wir dann hauptsächlich am Abend sprechen. Wir machen so etwas zum ersten Mal, deswegen ist es noch sehr unsicher, ob das alles so machbar ist, wie es ausgedacht wurde.«

* * *

Karin machte leise die Tür zum Schlafraum auf, in dem sie ihre Tochter wusste. Vorsichtig trat sie ein und blickte sich um. Die drei anderen Mädchen schliefen schon, nur Kirsten hatte ihren Kopf zur Tür gedreht. Sie lächelte.

Es tat Karin immer noch etwas weh, ihre Tochter jetzt auf dem Bett festgeschnallt zu wissen. Doch dann machte sie sich klar, dass das Festschnallen hier zum Programm gehörte, dem sich die Mädchen freiwillig unterordneten oder sich teilweise sogar nach den Fesseln sehnten.

Sie bemühte sich, ein freundliches Gesicht zu machen, als sie zum Bett ihrer Tochter schritt und sich neben sie setzte. Sie kannte diesen Blick ihrer Tochter, mit dem sie sie jetzt empfing. So sah sie immer aus, wenn sie etwas auf dem Herzen hatte.

Karin strich ihr etwas die Haare aus dem Gesicht. Doch dabei fiel ihr Blick auf den metallenen Mundverschluss, den die Ärztin ihrer Tochter angetan hatte. Es gab ihr wieder einen großen Stich ins Herz.

Kirsten musste schlucken und sich räuspern. Dann kam ihre Stimme ganz leise. »Mama, du hattest Recht. Ich war so dumm.«

»Ich habe Dir schon lange verziehen.« Karin legte ihrer Tochter symbolisch einen Finger auf den Mund. »Aber was soll jetzt damit werden?« Es tat Karin in der Seele weh, aber sie musste sich jetzt Kirstens Mundverschluss stellen. Ihre Stimme ließ sehr viel Wehmut mitklingen.

Doch Kirstens Antwort machte ihr wenig Hoffnung auf Änderung. »Ich finde ich es ganz toll.« Ihre Stimme lies sehr viel Stolz mitklingen. »Andrea hat den Schlüssel.« Ihre Augen leuchteten dabei.

Karin seufzte innerlich. Ihre Tochter liebte es anscheinend sehr, die Kontrolle abzugeben zu können.

»Sie hat mir versprochen, dass sie mir morgen Nacht den Kiefer verschließt.« Bei diesen Worten strahlten ihre Augen. »Ich freue mich schon.«

Karin musste bei diesen Worten heftig schlucken. Es tat ihr immer noch in der Seele weh und sie konnte sich nur schwer an den Gedanken gewöhnen, dass ihr Tochter darauf gewartet hatte und sich jetzt über diese ihre ´Folter´ freuen würde. Sie war zwar innerlich entsetzt über dieses große Maß an Unterwürfigkeit, aber so langsam begann sie damit, es zu akzeptieren.

Es kostete sie große Überwindung, doch sie hörte sich sagen, dass Kirsten ihr den Verschluss Morgen einmal vorführen sollte.

Kirsten machte in diesem Moment einen sehr glücklichen Eindruck. Die böse Ärztin und ihre Freundin waren zumindest für den Moment vergessen. »Weißt Du noch, früher, wo Du immer sagtest, ich könne meinen Mund nicht halten.« Sie strahlte. »Jetzt kann ich es.«

Karin zwang sich ein Lächeln auf die Lippen, doch innerlich seufzte sie.


34. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von pardofelis am 15.04.14 20:42

Hallo gag-coll,

Dankeschön

Hoffentlich schafft Karin es irgendwann, sich vorbehaltlos und ohne
eigene Bedenken für Andere zu freuen. Dann wird es für sie viel leichter.
35. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo Kapitel 4 - Der Ernst beginnt - Teil Eins

geschrieben von gag_coll am 21.04.14 08:25

Vinctae in Monasterio Antiquo
Kapitel 4 - Der Ernst beginnt - Teil Eins
Autor: Karl Kollar

Karin hatte sich ihren Wecker extra etwas früher gestellt, um auch ja zur richtigen Zeit wach zu sein. Sie wollte an ihrem ersten Arbeitstag gut vorbereitet und fit sein. Jetzt saß sie angezogen auf ihrem Bett und nahm sich den Plan zur Hand, den die Direktorin ihr am Abend gegeben hatte. Sie warf einen sorgenvollen Blick darauf. Noch immer hatte die Lehrerin so ihre Probleme damit, dass es bei dem ganzen Lehrgang darum ging, die Mädchen an ein mögliches Leben in Fesseln heranzuführen.

Und als wäre dies nicht genug, hatte Karin gestern sehr schmerzlich feststellen müssen, dass auch ihre Tochter an diesem Lehrgang teilnahm. Nicht nur, dass Karin sich das Wiedersehen mit ihrer Tochter etwas weniger dramatisch gewünscht hätte, es tat ihr auch ziemlich weh, dass Kirsten sehr daran interessiert war, ihre Freiheit aufzugeben und sich in Zukunft von diversen Fesselungen den Alltag schwer machen zu lassen.

Seit dem Ärger um ihre Tochter und dem damit verbundenen Verlust ihres Arbeitsplatzes war Karin den Fesselungen und allen damit verbundenen Ritualen mehr als abgeneigt eingestellt. Um so größer war ihre Überraschung gewesen, als sie den wahren Umfang ihrer neuen Aufgabe erkannt hatte. Sie würde vier Mädchen ein halbes Jahr begleiten und sie betreuen, während diese sehr entschlossen waren, alles zu lernen, was sie brauchten, um in Zukunft ein Leben in Unfreiheit zu führen. Auf der anderen Seite wusste Karin, dass dies eine einmalige Gelegenheit war, wieder im Berufsleben Tritt zu fassen, wenn auch etwas anders, als sie es sich erhofft hatte.

Sie dachte an die vier jungen Frauen, die sie zu betreuen hatte. Birgit und Alexandra hatte sie schon als ein sehr faszinierendes Liebespaar kennen gelernt, deren Liebe zueinander mindestens genauso stark war wie der Wunsch, zusammen in Fesseln in ein gemeinsames Leben zu schreiten. Und bei ihnen hatte sie auch zum ersten Mal gesehen, dass Bondage und die damit verbundene Hilflosigkeit etwas schönes sein konnte.

Dann war da Tamara, die Tochter des Herzogs Kollstein. Auch diese Frau hatte Karin schon kennen lernen dürfen. Die Herzogstochter war zweifelsohne die wichtigste Person dieses Lehrgangs. Ihr Vater hatte den ganzen Lehrgang nach ihren Angaben und Wünschen zusammengestellt. Doch dann war eine neue Frau in das Leben von Vater und Tochter getreten und Tamara hatte unter der neuen Freundin ihres Vaters sehr zu leiden. Es wäre eigentlich nur der übliche Vater-Tochter-Konflikt, doch durch Tamaras besondere Leidenschaft, die von der Baroness überhaupt nicht geteilt wurde, bekam die Beziehung einige Spannungen. Tamara war in den letzten Wochen nur noch unglücklich, weil sich die Baroness sehr in dem Leben ihres Vater und vor allem auch in ihrem eigenen Leben breit gemacht hatte.

Es war Karin deutlich aufgefallen, wie gelöst Tamara den gestrigen Tag über gewirkt hatte, als sie von Vater und Stiefmutter in spe getrennt war und ihrer Lust ungehemmt nachgehen konnte. Doch der Gedanke an die Ereignisse vom Vortag gaben Karin auch einen großen Stich in ihr Mutterherz, denn die plötzliche und unerwartete Begegnung mit ihrer Tochter verlief mit mehr Dramatik, als Karin in ihrer Lage verkraften konnte.

Sie war zwar auf der einen Seite froh, dass sie ihre Tochter wieder in die Arme schließen konnte, doch auf der anderen Seite musste sie mit sehr viel Wehmut die Grausamkeit erkennen, die ihr die sehr viel ältere Freundin ihrer Tochter zugefügt hatte. Sie wagte nicht, über die Details des Mundverschlusses nachzudenken, umso mehr, als sie wusste, dass dies nicht mehr rückgängig zu machen war. Zumindest nicht ohne größere Narben zu hinterlassen. Und es war nur ein schwacher Trost, dass ihre Tochter über diese so grausame Behandlung glücklich war. Immerhin waren der Ärger und die Trennung überwunden, das hatte sich am Abend an Kirstens Bett deutlich gezeigt. Sie waren glücklich, sich wieder begegnet zu sein.

Sie stand seufzend auf und warf noch mal einen Blick auf den Tagesablauf. Am Vormittag waren zwei Unterrichtsstunden vorgesehen, bei denen sie anwesend sein sollte. Im ersten Block sollten alle die Räumlichkeiten kennen lernen, im zweiten Block sollten sich die Mädchen ihren Tagesknebel selbst bauen und das erste der verschiedenen Kleider würde angefertigt werden. Das hatte sich Tamara so gewünscht, stand als Bemerkung daneben. Etwas irritiert war Karin allerdings von der Anmerkung, dass auch die Betreuerinnen an dieser Übung aktiv teilzunehmen hatten mit dem Ziel, ein Gefühl für den Umgang mit den Knebeln zu bekommen. Karin blickte mit viel Sorge auf diesen Absatz, denn bisher hatte sie mit diesen Sachen überhaupt keine aktive Erfahrung gehabt.

Noch verwunderter war sie allerdings über die detaillierten Zeitangaben, die den kompletten Tagesablauf nahezu minutiös vorgaben. Sie blickte genauer hin und ihr fiel auf, dass für das Wecken, Bad und Umziehen für den Tag sehr viel Zeit vorgesehen war. Es dämmerte ihr langsam, dass es vermutlich ja nicht nur um die Kleidung, sondern auch um das sorgfältige Anlegen und Wechseln der jeweiligen Fesselung ging und damit machten die Zeiten schon etwas mehr Sinn.

Ihr erster Termin lag allerdings sogar noch vor dem Wecken der Mädchen. Die Direktorin hatte zu einer Tagesbesprechung geladen, auf der sie kurz über die Erfordernisse und Besonderheiten des heutigen Tages informieren würde. Karin blickte auf den Raumplan, um zu erfahren, wohin sie gehen müsste. Im Obergeschoss neben der Bibliothek war noch ein Besprechungsraum eingerichtet, in den die Direktorin geladen hatte.

* * *

Andrea war schon anwesend und unterhielt sich mit Frau von Taubach, als Karin in den Raum kam. »Ah, Frau Michels. Einen Guten Morgen! Wir sprachen gerade von Ihnen.«

Karin blickte etwas verwundert zwischen Andrea und Frau von Taubach hin und her, dann erwiderte sie den Gruß.

»Wie sie sich sicher denken können, geht es um ihre Tochter.« Die Stimme der Direktorin ließ erkennen, dass sie von Kirstens Schicksal ebenfalls sehr berührt war. Sie drehte sich zu Andrea. »Ich möchte, dass Kirsten zunächst in ihrem Team integriert wird, Frau Falk.« Sie blickte Andrea ermutigend an. »Machen sie es ihr so einfach wie möglich. Sie wird es schwer genug haben, sich mit der neuen Situation abzufinden.«

Sie wandte sich an Karin. »Und sie möchte ich bitten, nicht von sich aus den Kontakt zu ihrer Tochter zu suchen. Sie werden genug mit ihren vier Mädchen zu tun haben.«

Karin seufzte innerlich, doch sie versprach, sich an die Anweisung zu halten.

Frau von Taubach ahnte, was Karin durch den Kopf ging. »Wenn sie auf sie zukommt, dürfen sie natürlich mit ihr reden oder sie trösten.« Sie machte eine bedeutsame Pause. »Aber primär müssen sie sich um ihr eigenes Team kümmern.«

Daniela und Elke betraten den Raum.

»Jetzt sind wir vollständig.« Frau von Taubach begrüßte die neu hinzugekommen Betreuerinnen und stellte dann den heutigen Tagesablauf vor. Im wesentlichen war es das, was Karin auch schon auf ihrem Zettel stehen hatte. Als die Direktorin die Ballknebel für die Betreuerinnen erwähnte, verzogen die drei anderen keine Miene. Entweder kannten sie sie schon, oder sie waren es gewöhnt. Karin gab sich große Mühe, ebenfalls keine Reaktion zu zeigen.

»Dann dürfen sie ihre Damen wecken und von der Nachtfesselung befreien.« Sie warf einen Blick auf ihre Unterlagen. »Die Kleidung für heute ist den Mädchen noch freigestellt. Ich erwarte sie und ihre Damen dann zum ersten gemeinsamen Frühstück.« Doch dann blickte sie Karin noch einmal auffordernd an. »Frau Michels, eine Kleinigkeit noch.«

Karin war schon im Aufstehen begriffen, so wie die anderen Damen auch, jetzt setzte sie sich wieder hin.

»Sie betreuen Tamara von Kollstein, die Tochter des Herzogs.« Sie blickte Karin ermutigend an.

Karin war bei der Erwähnung des Namens ein klein wenig zusammen gezuckt.

»Die Prinzessin wünscht sich, dass sie ihr gegenüber genauso dominant auftreten, wie gegenüber allen anderen. Sie möchte nicht, dass sie da wegen ihr eine Ausnahme machen.«

Karin runzelte sorgenvoll die Stirn. »Ich fürchte, dass ich überhaupt nicht dominant auftreten kann.«

Frau von Taubach lächelte. »Ich bin sicher, dass sie das hin bekommen. Wichtig ist, dass sie Tamara nicht besonders behandeln.«

Karin seufzte.

* * *

Ihr Herz klopfte laut, als Karin die Tür zum Zimmer ihrer vier Damen öffnete. Vorsichtig und leise trat sie ein. Es war noch dunkel im Zimmer und Karin überlegte einen Moment, ob sie leise und vorsichtig die Vorhänge öffnen sollte. Doch eine leise Stimme von einem der Betten forderte ihre Aufmerksamkeit.

»Guten Morgen.« Obwohl es nur geflüstert war, erkannte Karin die Stimme von Tamara und wünschte ihr ebenfalls leise einen guten Morgen. »Ich hoffe, sie haben gut geschlafen?«

Tamara hob ihren Kopf, soweit es die Riemen erlaubten. »Es war herrlich.« Obwohl sie flüsterte, war die Begeisterung in ihrer Stimme deutlich zu hören. »Ich hatte mich schon seit Ewigkeiten sehr auf diese Nacht gefreut.«

Karin ging langsam auf das Bett der Herzogstochter zu. Sie war sich unsicher, was sie tun sollte. Es überraschte sie nicht, dass Tamara ihr die Entscheidung zunächst abnahm. »Setzen sie sich bitte etwas zu mir ans Bett?«

Karin kam der Bitte liebend gern nach, denn es erlaubte ihr, die Begegnung mit den Bettfesseln ihrer Mädchen noch etwas hinaus zu zögern.

»Haben sie das Wiedersehen mit ihrer Tochter verarbeitet?« Tamaras Stimme zeigte ehrliche Anteilnahme.

Karin antwortete ebenso ehrlich. »Ich bin noch dabei.« Sie senkte ihren Kopf und kämpfte etwas mit den Tränen.

»Ich freue mich, dass es jetzt endlich losgeht.« Tamaras Stimme strahlte Begeisterung aus. »Jetzt kann ich endlich tun und lassen, was ich möchte und stehe nicht mehr unter ihrer Kontrolle.«

Karin ahnte, dass es um die neue Freundin ihres Vaters ging. Doch sie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Sie versuchte abzulenken. »Darf ich sie mal was ganz anderes fragen?«

Tamara nickte neugierig.

»Wie sind sie eigentlich mit dem Mantel die Treppe in der Herberge herauf gekommen? Wenn ich das richtig sehe, dann hatten sie darin doch keinerlei Beinfreiheit.«

Tamara grinste etwas verlegen und wurde rot. »Das würde ich lieber gern für mich behalten.« Sie schloss kurz die Augen und öffnete sie wieder. »Aber es war sehr anstrengend.«

Karin war nervös, denn schließlich sollte sie gegenüber Tamara dominant auftreten. Doch zum einen wusste sie überhaupt nicht, was sie dazu machen sollte und zum anderen lag so ein Auftreten auch nicht in ihrer Natur. Im Gegenteil, die sehr dominierende Ausstrahlung von Tamara brachte Karin dazu, ihrerseits ihre Unsicherheit einzugestehen. »Ich bin soo nervös, weil ich nicht weiß, was ich genau zu tun habe.«

Tamara lächelte. »Eigentlich ist es so auch viel schöner.«

Karin schaute die Prinzessin etwas verwirrt an.

»Ich hatte mir eigentlich vorgestellt, hier komplett die Kontrolle abgeben zu müssen, um die Fesseln völlig genießen zu können.«

Insgeheim war Karin erleichtert, denn sie spürte, dass Tamara versuchte, es ihr leicht zu machen. Doch sie wollte auch zeigen, dass durchaus noch sie lernfähig war. »Oh, wenn ich einmal weiß, was zu tun ist und was wichtig ist, dann kann ich mich auch durch setzen. Was ich bloß nicht mag, ist die Unsicherheit, was kommen wird und ...« Karin blickte auf Tamaras festgeschnallten Körper. »Ich möchte Ihnen nicht weh tun.«

Tamara schob ihre Hand, soweit wie es ihr möglich war, unter der Bettdecke hervor und versuchte Karin zu berühren. »Machen sie sich keine Sorgen. Ich werde immer einen Weg finden, meinen Willen kund zu tun.«

Karin musste ob dieser sehr theatralischen Äußerung unwillkürlich lächeln.

»Jetzt könnten sie mich los schnallen, denn ich bin wach.«

Karin blickte schon wieder etwas verwirrt, denn Tamara hatte ihre Worte auf eine eher seltsame Weise betont. Sie wusste aber nicht, ob sie einfach nach einer Begründung fragen konnte.

Tamara spürte die Frage. Sie lächelte und erklärte dann. »Sie sollten uns immer erst wecken und dann los schnallen. Es ist etwas sehr Schönes, in den Fesseln aufzuwachen.«

Unwillkürlich blickte Karin auf die anderen drei Betten im Zimmer. Die anderen Mädchen schienen noch fest zu schlafen.

Tamara spürte die Unsicherheit und wollte Karin helfen. »Ziehen sie mir bitte die Bettdecke weg, dann öffnen sie die Schnallen.«

Mit zitternden Händen kam Karin der Bitte nach. Sie zog die Bettdecke weg, faltete sie grob zusammen und legte sie ans Fußende. Dann wandte sie sich wieder der Prinzessin zu. Sie blickte etwas zweifelnd auf die fünf Schnallen, die den Körper so streng an die Matratze fixierten.

»Wenn sie mir die Hände losmachen, kann ich den Rest auch selbst machen.« Tamara wollte Karin entgegenkommen.

Karin sah eine erste Chance, den Erwartungen der Prinzessin zu entsprechen. »Meinen sie nicht, dass ich das entscheiden sollte?« Sie blickte Tamara dabei mit einem leicht strengen Blick an. Die Verblüffung in Tamaras Gesicht zeigten Karin, dass sie es mit ihrem Versuch, etwas Dominanz zu zeigen, wohl getroffen hatte. Immerhin zeigte sich bald ein kleines Leuchten in den Augen der Prinzessin.

Karin hoffte sehr, dass sie es richtig machen würde und dass ihre Aktion im eigentlichen Sinne der Herzogstochter war. Sie stand auf und mit einem Blick auf die noch geschlossenen Fesseln sagte sie, dass sie zunächst die anderen drei Mädchen wecken würde. Sie drehte sich um und ging zu Alexandras Bett.

Im Augenwinkel versuchte sie das Bett der Herzogstochter im Auge zu behalten. Sie konnte sehen, wie Tamara ihr zunächst verblüfft hinterher schaute. Und obwohl sie wusste, dass es aussichtslos war, versuchte sie, ihre Fesseln von innen zu öffnen. Karin zwang sich, ihren Blick abzuwenden und sich Alexandra zuzuwenden. Sie mochte das Mädchen, das so anmutig den Monohandschuh getragen hatte und das so verliebt war in ihre Freundin.

Sie setzte sich ebenfalls auf das Bett und blickte auf das schlafende Mädchen. Eine Träne lief ihr die Wange herunter, denn so hätte sie gern an dem Bett ihrer Tochter gesessen. Sie stricht ihr zärtlich über die Wange und flüsterte ein »Guten Morgen, Alexandra.« Als ein leises Stöhnen zu hören war, fügte sie ein »Aufwachen« hinzu.

Alexandra schlug die Augen auf und an dem Zucken unter der Bettdecke war zu erkennen, dass sie versuchte sich zu bewegen und dabei ihre Fesselung entdeckte. Sie blickte sich verwundert um.

Karin blickte sie an und wiederholte ihr »Guten Morgen.« Dann erhob sie sich und ging zum Bett von Birgit.

Birgit war anscheinend zusammen mit ihrer Freundin aufgewacht, denn sie blickte Karin mit schon geöffneten Augen an und wünschte ihr ebenfalls einen guten Morgen. Karin warf heimlich einen Blick auf das Bett der Prinzessin. Sie sah, dass Tamara immer noch versuchte, sich selbst aus den Fesseln zu befreien. Und zumindest bisher war ihr das auch nicht annähernd gelungen.

Birgit und Alexandra hatten beide die Köpfe gehoben und wünschten sich gegenseitig einen Guten Morgen.

Karin trat zum Bett von Juliane. Über dieses Mädchen wusste sie bisher noch am wenigsten. Auch hier setzte sie sich neben das Bett und versuchte sie durch Streicheln im Gesicht zu wecken.

Juliane erwachte und blickte sich ebenfalls etwas verwundert um. »Was...« Ihre Stimme war noch etwas belegt. »Warum bin ich gefesselt?«

Karin hatte insgeheim mit so einer Reaktion gerechnet. »Sie sind im Kloster-Internat zur Ausbildung.«

Julias Blick zeigte Erleichterung und Besorgnis zugleich. Sie schaffte es nach einiger Zeit, ihre Gedanken zu ordnen und zu formulieren. »Ich bin so aufgeregt.«

Alexandra hatte das Gespräch anscheinend verfolgt, denn sie blickte Juliane verständnisvoll an. »Das sind wir alle.« Leichtes Lachen erfüllte den Raum und die Spannung löste sich etwas.

Karin fand, dass sie ihre Mädchen nun genug hatte zappeln lassen. Sie zog Julias Bettdecke weg und öffnete ihre Fesseln. Dann ging sie zurück zu Birgit und befreite sie ebenfalls.

Birgit stand blitzschnell neben dem Bett und folgte Karin zum Bett von Alexandra. Birgit warf sich nahezu stürmisch auf ihre Geliebte, so dass Karin ziemliche Mühe hatte, deren Fesseln zu öffnen.

Kaum hatte Alexandra ihre Freiheit zurück, umschlang auch sie ihre Geliebte gierig und die beiden versanken in ihrem heftigen Liebesspiel.

Karin hatte auf der einen Seite natürlich Verständnis für diesen heftigen Gefühlsausbruch, auf der anderen Seite fand sie es etwas unfair den anderen beiden gegenüber, die ihre Gefühle nicht so ausleben konnte. Sie beschloss einzugreifen und zog die beiden Mädchen auseinander. »Auseinander jetzt...« Karin versuchte. Ihrer Stimme einen strengen Touch zu geben. »Bitte ziehen sie sich jetzt an.«

Die beiden Verliebten blickten ihre Betreuerin verblüfft an und ließen sich tatsächlich trennen.

Karin ließ die beiden in ihrer Verwunderung stehen und ging zum Bett von Tamara. In der ersten Sekunde kam von Tamara ein sehr bewundernder und anerkennender Blick, erst danach begann sie eine Art Schmollblick aufzusetzen und blickte etwas missmutig auf die Fesseln, die sie jetzt als einzige noch im Bett festhielten.

Karin hatte beide Blicke registriert und fühlte sich in ihrem Vorgehen bestätigt. Sie hoffte sehr, dass sie die Erwartungen der Prinzessin erfüllen würde. Sie blickte auf Tamaras Fesseln und versuchte, ihrer Stimme viel Ernst zu verleihen. »Sie sind ja immer noch im Bett. Wollen Sie nicht endlich aufstehen?«

Tamaras fassungsloser Blick zeigte, dass sie mit so einem Satz nicht gerechnet hatte. Sie wusste keine Antwort und begann wieder an ihren Fesseln zu zerren.

Es klopfte und gleich darauf steckte Frau von Taubach ihren Kopf zur Tür herein. »Guten Morgen, die Damen. Frau Michels, Sie kommen zurecht?«

Karin drehte sich zur Tür und war noch beim Überlegen, als die Prinzessin die Frage beantwortete. »Sie macht es ausgezeichnet.«

Insgeheim freute sich Karin sehr über das Lob der Prinzessin, denn sie war sich immer noch nicht sicher, welcher Teil von Tamaras Reaktionen gespielt und welche ernst gemeint waren.

Frau von Taubach schien die Situation zu überblicken. »Seien sie bitte alle rechtzeitig beim Frühstück.« Dann schloss sie die Tür wieder.

Alexandra schien das kleine Spiel zwischen Karin und ihrer Cousine begriffen zu haben. Noch in ihrem Pyjama stellte sie sich zu Tamara ans Bett und blickte sie gespielt vorwurfsvoll an. »Also wirklich, Du könntest jetzt aber mal aufstehen.«

Tamara schien zu begreifen, dass sie begann, so langsam die Kontrolle zu verlieren und dies war ein Moment, den sie sowohl herbeigesehnt als auch befürchtet hatte. Sie begann leise zu stöhnen.

»Jetzt sehen Sie zu, dass Sie endlich aus dem Bett kommen.« Karin bemühte sich um eine strenge Stimme, dann beugte sie sich herunter und öffnete Tamara nacheinander die Klettverschlüsse, die sie an die Matratze fesselten. Dabei begann sie bewusst mit den Beinen, dann den Bauchriemen und erst zum Schluss befreite sie ihr die Arme. Dabei blickte sie heimlich ins Gesicht der Prinzessin und die leuchtenden Augen verrieten ihr, dass sie bisher nichts Falsches gemacht hatte.
36. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von Rainman am 21.04.14 12:03

Warte wie immer auf eine Fortsetzung. Danke für die Veröffentlichung.


Mfg Rainman.
37. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo Kapitel 4 - Der Ernst beginnt - Teil Zwei

geschrieben von gag_coll am 25.04.14 20:11

Vinctae in Monasterio Antiquo
Kapitel 4 - Der Ernst beginnt - Teil Zwei
Autor: Karl Kollar

Es klopfte und gleich darauf trat Frau von Taubach noch einmal in den Raum. Sie legte einige Blätter Papier, ein paar Stifte und zwei Maßbänder auf den Tisch, dann bat sie Karin und die Mädchen zu sich. »Die Schneiderinnen bitten uns, ihnen so bald wie möglich ihre Maße durch zugeben, damit sie die Stoffe für die Kleider schon zuschneiden können. Ich möchte, dass sie das noch vor dem Frühstück erledigen.«

Tamara trat noch etwas benommen zum Tisch und nahm sich eines der Blätter in die Hand. Sie hatte einen sehr kritischen Blick, als sie die Bögen studierte, doch nach kurzer Zeit entspannte sich ihre Miene.

Karin nahm ebenfalls einen der Bögen zur Hand. Es zeigte schematisch eine Frau von vorn und von der Seite, dabei waren Linien angedeutet, die aussagten, welche Maße zu nehmen waren. Oben rechts war eine wesentlich kleinere Zeichnung einer Frau zu sehen, die ein auf den ersten Blick etwas enges Kleid trug. Als Karin genauer hinsah, konnte sie noch weitere Details des Kleides ausmachen. Das Beinteil war wadenlang und schien sehr auf Figur geschnitten zu sein, denn die Trägerin hatte ihre Beine sehr dicht zusammengestellt. Obwohl die Zeichnung eher klein war, war doch deutlich zu erkennen, dass die Trägerin ohne einen Gehschlitz wohl keine Beinfreiheit mehr haben würde beziehungsweise nur noch ganz kleine Schritte machen konnte. Ein weiteres Detail war an ihren Armen zu entdecken. Sie hielt ihre Arme seitlich sehr eng an ihren Körper und Karin vermutete, dass die Ärmel des Kleides irgendwie mit dem Kleid verbunden waren.

»Gefällt es Ihnen?« Tamara blickte Karin neugierig an.

Karin wusste im ersten Moment nicht, was sie sagen sollte. »Es sieht sehr eng aus.«

Die Prinzessin lächelte. »Das soll es auch sein.«

»Ohne einen Gehschlitz hat man darin doch kaum Beinfreiheit, oder?« Karins seltsam fragender Blick brachte Tamara zum Lachen.

»Das soll auch so sein.« Sie zeigte mit dem Finger auf die kleine Zeichnung. »In das Beinteil wird ein Reißverschluss eingearbeitet, der ein Öffnen oder besser Verschließen des Beinteils erlaubt. Entweder bis oberhalb der Knie, unterhalb oder komplett bis zu den Waden.« Sie machte eine Pause, um Karin Zeit zu geben, diese Angaben nachzuvollziehen. »Das gleiche gilt auch für die Arme. Auch die können entweder bis zum Ellenbogen oder bis zum Handgelenk fixiert werden.«

Karin blickte der Prinzessin verwundert in die Augen, doch als sie das Leuchten darin sah, ahnte sie, wer diese Kleider entworfen hatte.

»Diese Kleider werden wir die meiste Zeit hier tragen und es werden von den Schneiderinnen einige davon für uns angefertigt.« Sie holte tief Luft und Karin spürte ihre innere Erregung. »Eines davon wird sogar genau wie das Vorbild.«

Es war Karins verständnisloser Blick, der Tamara weiter beschreiben ließ. »Bei dem Original gibt es an den Hüften nur jeweils eine kleine Öffnung für die Hände und einen Reißverschluss auf dem Rücken, um es anziehen zu können.«

Karin brachte nicht die Phantasie auf, um sich die Details es Kleides vorstellen zu können.

Alexandra mischte sich ein. »Wir sollten dann mit dem Maßnehmen beginnen.« Sie griff sich eines der Maßbänder. »Wir vermessen uns gegenseitig und Karin, Sie schreiben bitte auf.«

Karin war streng genommen dankbar, aus ihren Gedanken gerissen zu werden. Sie setze sich an den Tisch und nahm sich einen der bereitliegenden Stifte. Dann blickte sie ihre Mädchen neugierig an.

Tamara übernahm. »Wir müssen uns ausziehen und die Maße nehmen. Die Kleider sollen sehr gut passen.«

Das Maßnehmen ging sehr flott voran. Jeweils ein Mädchen nahm die Maße bei der anderen und Karin schrieb die Maße auf. Schließlich waren vier der fünf Zettel ausgefüllt.

»Für was ist denn der fünfte Zettel?« fragte Karin.

Tamara blickte sie lächelnd an. »Der ist für ihre Maße.« Dann nahm sie sich eines der Maßbänder und blickte Karin auffordernd an. »Für Sie wird nur ein Kleid genäht, damit sie wissen, wie sich diese Kleider tragen und welche Möglichkeiten darin verbleiben.«

Karin blickte noch einmal zweifelnd auf die kleine Skizze. »Sie meinen, ich muss das auch tragen.«

»Wir werden sehen.« Tamara lächelte geheimnisvoll. »Und jetzt sollten sie sich auch ausziehen.«

Karin kam der Bitte verunsichert nach. Dabei wusste sie nicht, ob sie sich auf das Kleid freuen sollte oder ob sie davor Angst haben sollte. Doch sie ahnte, dass sie auf die Ereignisse diesbezüglich keinen Einfluss haben würde.

* * *

Es klopfte. Frau von Taubach steckte ihren Kopf zur Tür herein. »Sind sie fertig mit den Maßen?«

Karin hatte sich wieder angezogen, nahm die fünf Bogen vom Tisch und reichte sie ihrer Chefin.

Diese nahm die Bögen entgegen und blickte Karin etwas verwundert an. »Sie denken daran, dass sie noch ihre Uniform anziehen?«

Karin erschrak leicht und musste zugeben, dass sie daran nicht gedacht hatte. »Ich werde mich gleich umziehen.« Sie blickte verlegen zu Tamara hinüber.

Die Prinzessin ahnte, um was es Karin ging. Sie blickte sie aufmunternd an. »Wir warten auf Sie.«

* * *

Mit doppeltem Herzklopfen betrat Karin ihr Zimmer. Es ärgerte sie, dass sie heute Morgen überhaupt nicht an die Uniform gedacht hatte. Dabei hatte sie sich schon so auf die tollen Stiefel gefreut, die sie so verwegen fand und die sie sich selbst nie gekauft hätte.

Sie ging an ihren Schrank und legte die Teile der Uniform auf ihr Bett. Sie zog sich aus und schlüpfte schnell in Bluse und Hose. Dann nahm sie atemlos die Stiefel zur Hand und zog sie sich hektisch an. Sie ärgerte sich sehr, denn sie hätte diesen Moment viel lieber langsam genossen, doch jetzt musste sie sich beeilen, da ihre vier Mädchen auf sie warteten. Und auf das leckere Frühstück freute sie sich auch.

Mit unsicheren Schritten ging sie den Weg zurück zum Zimmer ihrer Mädchen. Vorsichtig klopfte sie an die Tür und trat ein. Die Mädchen saßen am Tisch und drehten sich zu Karin um. Tamara sprach aus, was alle dachten. »Sie sehen gut aus. Die Stiefel stehen Ihnen.«

Karin blickte verlegen an sich herunter. Doch dann besann sie sich auf ihre Aufgabe. »Wir wollen dann zum Frühstück gehen.«

Die vier Mädchen standen auf und folgten Karin Richtung Treppenhaus. Erst auf der Treppe fiel Karin ein, dass sie gar nicht wusste, wo das Frühstück stattfand. Sie überlegte, ob sie sich diese Blöße geben sollte. Doch dann fiel ihr Blick auf Tamara, die sehr zielstrebig die Stufen hinunter schritt. Karin ließ sie unauffällig vorgehen.

* * *

Im Speisesaal waren die anderen alle schon anwesend und hatten sich an die verschiedenen Tische verteilt. Karin und ihre Mädchen nahmen an noch freien Stühlen platz. Die Betreuerin suchte den Blick zu ihrer Tochter, doch diese unterhielt sich angeregt mit einem anderen Mädchen. Erst als die Direktorin sich erhob und um Ruhe bat, winkte Kirsten ihrer Mutter kurz zu. Diese erwiderte kurz den Gruß. Dann blickten sie alle auf ihre Chefin.

»Einen guten Morgen möchte ich Ihnen allen wünschen an ihrem ersten Tag bei uns im Internat. Wir werden nach dem Frühstück mit dem geplanten Unterricht beginnen und heute Nachmittag werden wir Ihnen ihre Uniformen zur Verfügung stellen können.« Sie machte eine kurze Pause, um ihren Worten etwas dramatischer klingen zu lassen. »Und jetzt genießen sie bitte ihre letzte Mahlzeit in Freiheit.«

Es setzte leises Getuschel ein und die ersten Mädchen erhoben sich, um sich am gut sortierten Buffet zu versorgen.

Frau von Taubach bat Karin, ihr kurz zu folgen. Sie ging mit ihr zu Kirsten und wartete ab, bis Mutter und Tochter sich herzlich begrüßt hatten. »Ich möchte Sie beide bitten, das Private ab jetzt außen vor zu lassen und sich auf die Ausbildung und ihre Aufgaben zu konzentrieren.« Sie machte eine kleine Pause, um ihre Anordnung wirken zulassen. »Am Nachmittag in der Freizeit dürfen Sie machen was sie wollen. Wären Sie damit einverstanden?«

Kirsten blickte noch etwas verunsichert zwischen ihrer Mutter und Frau von Taubach hin und her, dann senkte sie ihren Blick und sagte mit leiser Stimme: »Ja, das geht in Ordnung.« Dabei fiel ihr Blick auf die Stiefel, die ihre Mutter trug und sie blickte erstaunt wieder an ihr hoch.

Karin war dem Blick gefolgt und lächelte. Sie nahm ihre Tochter in den Arm und streichelte ihr sanft über die Wange. »Du wirst eine tolle Bondagette werden.«

Kirsten blickte ihre Mutter zunächst erstaunt an, doch bald wechselte ihr Blick hin zu Bewunderung und Vorfreude. Dann wurde sie wieder ernst. »Aber Mama, Du hast doch gehört, was Frau von Taubach gesagt hat.« Dann grinste sie.

Karin war mehr als erleichtert. Sie lächelte ebenfalls. »Aber natürlich, Frau Michels. Sie sollten jetzt frühstücken.«

* * *

Da Tamara sich zu Frau von Taubach und Elke an den Tisch gesetzt hatte, war am Tisch von Birgit, Alexandra und Juliane noch ein Platz frei. Karin freute sich, dass sie sich zu dem faszinierenden Pärchen an den Tisch setzen konnte. Juliane wurde gerade gefragt, wie sie denn die erste Nacht in Fesseln geschlafen hätte.

»Oh, das war schrecklich...« Doch dann wurde sie nachdenklich. »Nein, dass stimmt nicht. Ich wusste bloß nicht, was auf mich zu kommt. Es ist ein total seltsames Gefühl, sich nicht mehr bewegen zu können.« Sie nahm einen Schluck Kaffee. »Ich habe wirklich verrückte Sachen geträumt.«

Alexandra nickte verständnisvoll. »Ich weiß noch, wie ich meine erste Nacht so verbracht habe. Ich habe auch ziemlich wild geträumt.« Sie blickte verliebt zu Birgit. »Aber es bleibt aufregend.«

Birgit nahm ihre Hand und streichelte sie. »Das war die erste Nacht, die wir nicht zusammen verbracht haben. Ich habe Dich vermisst.«

Karin und Juliane blickten beide ungläubig auf das Liebespaar. Juliane sprach es aus. »Aber ihr wart doch zusammen im gleichen Zimmer?«

Alexandra lächelte. »Ja, schon. Aber durch die Fesseln konnten wir uns nicht berühren. So lange getrennt waren wir schon lange nicht mehr.«

Juliane drehte sich zu Karin. »Danke für das verständnisvolle Wecken.« Ihr Blick zeigte Besorgnis. »Ich war wirklich erschrocken, als ich feststellte, dass ich mich nicht bewegen konnte.«

Alexandra legte ihr die Hand auf den Arm. »Du wirst Dich schnell daran gewöhnen.«

Juliane blickte sie zweifelnd an..

Birgit lachte. »Naja, nicht jede ist so fessel verrückt wie Du, mein Schatz.« Sie blickte Juliane ermutigend an. »Aber man gewöhnt sich wirklich sehr schnell daran. Und in Fesseln aufzuwachen ist dann wirklich etwas schönes.«

Juliane blickte noch etwas zweifelnd. Es war ihr anzusehen, dass es in ihr arbeitete. Es schien ihr so langsam zu dämmern, dass sie in nächster Zeit jede Nacht gefesselt sein würde.

* * *

Es wurde allmählich wieder etwas lauter im Frühstücksraum, was ein sicheres Zeichen dafür war, dass die meisten mit ihrem Frühstück fertig waren. Die Anspannung der Mädchen war deutlich zu spüren.

Frau von Taubach stand auf und klopfte an ihr Glas. Augenblicklich kehrte Stille ein.

»Noch einmal einen guten Morgen, meine lieben Bondagetten und Ponygirls, ich hoffe, sie hatte alle eine schöne erste Nacht?«

Allgemeines Gemurmel war die Antwort, dabei waren aber viele leuchtende Augenpaare zu sehen.

»Sie wissen doch, dass das, was man in der ersten Nacht in einem fremden Bett träumt, in Erfüllung gehen wird.« Sie machte eine Pause und ließ die Mädchen über ihre Worte nachdenken. Einige von ihnen stöhnten leise vor sich hin.

»Ich möchte jetzt nicht viel Worte machen. Folgen Sie mir einfach in den Unterrichtsraum.« Sie machte eine bedeutsame Pause. »Die erste Stunde ihrer Ausbildung steht bevor.«

Tamara stand auf und ging voran. Sie schien den Weg zu kennen. Die anderen Mädchen folgten ihr etwas zögernd.

* * *

Andrea trat zu ihrer Chefin. »Catherina, ich habe noch mal über das nachgedacht, was ich gestern in der Klinik erfahren habe.« Ihre Miene verdunkelte sich. »Kirstens Mutter muss bald erfahren, was dort passiert ist. Ich weiß nur nicht, wie wir ihr das schonend beibringen könnten.«

Frau von Taubach stimmte ihr zu. »So bald wie möglich.« Auf einmal glitt ein Lächeln über ihr Gesicht. »Ich habe eine Idee, wie wir es machen können.«

Andrea blickte auf und wartete auf die Erklärungen, doch ihre Chefin blickte sie nur verschmitzt an.

»Sie werden gleich Gelegenheit bekommen, es ihr zu erklären.« Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht. »Erzählen sie, was sie erlebt und gehört haben.« Sie seufzte ein wenig. »Irgendwann würden die anderen es sowieso erfahren.«

Andrea war noch sehr skeptisch. »Aber wird sie dann nicht zusammenbrechen oder wild herum toben?«

»Nein«, Frau von Taubach grinste. »Aber warten sie auf mein Stichwort. Wenn ich »Unterlagen« sage und den Raum verlassen habe, können sie anfangen.«

* * *

Karin staunte sehr, als sie hinter ihren Mädchen den Unterrichtsraum betrat. Nach dem sehr streng und feierlich aussehenden Kreuzgang des ehemaligen Kloster kam sie in einen hellen Raum, der auf den ersten Blick wie ein ganz normales Klassenzimmer aussah. Erst auf den zweiten Blick waren die Besonderheiten des Raumes auszumachen. Zum einen waren immer noch die Spuren des Klosters in dem Raum zu sehen in Form von Fresken-Gemälden an den Wänden und den gotischen Fenstern. Dies nahm Karin aber nur unterbewusst wahr. Viel stärker fielen die Ausstattungen des Klassenzimmers auf, die auf den Inhalt hindeuteten, der hier zu unterrichten war.

Da war die Schaufensterpuppe an der hinteren Wand, die neben anderen Bondage-Gegenständen auch einen Monohandschuh trug und die mit mehreren Schildern beschriftet war.

Ebenso stachen die Sitzmöbel hervor. Nicht nur, dass sie einen sehr robusten Eindruck machten, es waren vor allem die vielen Lederriemen mit den Schnallen, die keinen Zweifel daran ließen, wie die Schülerinnen hier den Unterricht folgen sollten.

In einem Regal waren einige Styroporköpfe zusehen, wie sie sonst bei Frisören zu sehen waren, wenn es galt, Frisuren vorzuführen. Doch diese Köpfe präsentierten allerlei Arten von Knebel, und natürlich gab es zu jedem der Köpfe einige Beschriftungsschilder.

Einige Filmplakate hingen an der Wand, unter anderem das Plakat von »Gwendoline« und »Die Geschichte der O«. Einige verschlossene Schränke standen an der Wand zum Kreuzgang und an der anderen Seite zwischen den großen Fenstern waren Glasvitrinen aufgebaut, in denen diverse Bondage-Gegenstände ausgestellt waren. Es hätte auch ein kleines Museum sein können, so sorgfältig waren die Vitrinen vorbereitet worden.

Tamara stand mit leuchtenden Augen im Saal und es war deutlich ihr anzusehen, wie sehr sie das Wirklich werden ihres Traumes genoss und alles in sich auf sog.

Erst die Worte von Frau von Taubach, sich doch bitte ihren Platz zu suchen, rissen Tamara und auch die anderen Mädchen aus ihren Gedanken.

Auf den sehr martialisch aussehenden Stühlen standen kleine Namensschildchen. Beim Näherkommen wurden die Riemen der Stühle immer sichtbarer und die Mädchen wurden nervöser. Sie ahnten, was damit wohl als nächstes passieren würde. Tamara stand neben einem der wie in einem Klassenzimmer aufgestellten Stühle und begutachtete die dort angebrachten Riemen.

Karin war ehrlich überrascht über den Anblick des Raumes. Es sah auf der einen Seite aus wie ein normales Klassenzimmer, doch die Riemen der Stühle und die sehr liebevoll gestaltete Dekoration mit dem eindeutigen Bondage-Thema irritierten Karin doch sichtlich.

Auch ein Lehrerpult gab es, dies nahm Karin besonders amüsiert zur Kenntnis. Doch etwas irritierte sie. Auf dem Pult stand ein Schälchen mit Gummibärchen, ein Glas Honig und daneben lag ein Ballknebel. Nicht nur Karin schien über diese seltsame Kombination erstaunt. Es war Alexandra, die nach der Bedeutung des Knebel fragte.

Tamara lächelte hintergründig. »Das ist der Strafknebel für Ungehorsam im Unterricht.«

Alexandra verstand die Zusammenhänge noch nicht. »Und die Gummibärchen? Und der Honig?«

Tamara grinste, dann erklärte sie, dass die Bondagette zwei Gummibärchen oder einen Löffel Honig in den Mund nehmen müsse und dann den Knebel angelegt bekomme. »Sie wird heftig sabbern, weil beides sehr intensiv den Speichelfluss anregt und mit dem Ball im Mund wird sie nicht schlucken können.«

Sie blickte sich um und sah, dass auch die anderen Mädchen sehr ehrfürchtig im Raum standen und von der Ausstattung ebenfalls beeindruckt waren. Nur langsam dämmerte es ihnen, dass die Riemen auf den Stühlen für sie bestimmt waren und dass sie dem Unterricht gefesselt folgen werden müssten.

Frau von Taubach trat mit einer gewissen Anspannung zu Tamara. Sie wusste, dass die Prinzessin die Stühle zwar in Auftrag gegeben hatte, sie bisher aber nicht in Augenschein nehmen konnte. Sie drehte sich zu Tamara und deutete auf den Stuhl, auf dem das Namensschild der Prinzessin stand. »Möchten Sie die Stühle vorführen? Wir haben sie genau nach Ihren Angaben fertigen lassen.«

Tamara blickte etwas überrascht in die Runde, dann ging sie mit einem strahlenden Lächeln auf ihren Stuhl zu. »Sie sehen toll aus.« Sie drehte sich kurz zu der Direktorin umgedreht, dann wandte sie sich wieder ihrem Stuhl zu. Sie klappte die Tischplatte hoch und beugte sich dann vor, um die beiden Hälften des Kasten am Boden auf zuklappen. Sie trat mit ihren Füßen in den Kasten und setzte sich dann auf den Stuhl, nachdem sie die Riemen etwas beiseite geräumt hatte.

Karin konnte gerade noch sehen, dass die Sitzfläche des Stuhles ergonomisch geformte Einbuchtungen für das Gesäß hatte und ähnlich einem sehr breiten Fahrradsattel einen niedrigen mit Leder bespannten Knauf besaß, der ein Verrutschen nach vorne behinderte. Dieser Knauf erschien jedoch ein separates Teil zu sein, welches ausgewechselt werden konnte.

»Möchten Sie es uns etwas erläutern?« Frau von Taubach zeigte ein leichtes Leuchten in den Augen, als sie das fragte.

Tamara zögerte zunächst etwas, dann räusperte sie sich und blickte etwas verlegen in die Runde.

Karin lächelte Tamara ermunternd zu. Sie ahnte, was die Prinzessin bewegte. Es war immer ein großer Moment, wenn Träume wahr wurden.

»Zuerst kommen die Füße in den Fußkasten.« Sie griff zu den beiden Deckelhälften und klappte sie herunter. In dem Deckel waren zwei Löcher für die Beine vorgesehen. »Jetzt müssen die beiden Hälften verriegelt werden.« Sie grinste und schloss den auf dem Deckel angebrachten Riegel. »Hier könnte noch ein Schloss angebracht werden.« Sie hob ihre Beine um zu zeigen, dass sie jetzt in dem Kasten gefangen war.

Als nächstes griff sie zu einem der Riemen, der an der Sitzfläche angebracht war. »Hier diesem Riemen werden die Oberschenkel fixiert.« Sie zog sich den Riemen über die Oberschenkel und verschloss ihn mit der Schnalle.

»Hier kann auch ein Schloss durchgeführt werden.« Sie zeigte die etwas größeren Löcher in dem Riemen.

Dann griff sie sich zwei Riemen und schloss sie sich vor dem Oberkörper. Sie lehnte sich zurück und zog die Riemen fest, dann verschloss sie die Schnalle. Sie hielt einen Moment inne, schloss die Augen und atmete tief. Dann griff sie zur Tischplatte und klappte sie vor sich herunter. Karin sah, dass die breite Tischplatte eine halbkreisförmige Ausbuchtung hatte, die nun Tamaras Taille umschloss uns seitlich bis zur Stuhllehne reichte und so Tamaras Unterkörper und ihre Beine komplett ihren Blicken und auch ihrem Zugriff entzog. »Der Tisch kann auch noch verriegelt werden.« Sie zeigte mit ihren noch freien Händen die Stelle, an der ein Schloss angebracht werden konnte.

Auch auf der Tischplatte waren Riemen angebracht. Tamara blickte sich in der Runde um und ihr Blick blieb auf Karin liegen. Diese begriff erst nach einiger Zeit, was die Herzogstochter von ihr wollte, trotzdem brauchte es auch noch einen ermutigenden Blick von Frau von Taubach. Karin ging die wenigen Schritte zu Tamaras Stuhl und sah, dass die Prinzessin ihre Arme schon genau an die Stellen gelegt hatte, wo sie durch die Riemen fixiert werden konnten.

Karins Hände zitterten ein wenig, als sie die Riemen über Tamaras Armen schloss. Sie blickte sie an, weil sie nicht sicher war, ob sie es richtig gemacht hatte, doch die Prinzessin hatte die Augen geschlossen und Karin bemerkte, dass ihr Atem etwas heftiger ging.

Erst nach einigen Momenten öffnete Tamara ihre Augen wieder und ihr entglitt ein »phantastisch.«

* * *

Mit etwas Anspannung in der Stimme bat die Direktorin nun die Betreuerinnen, ihre Mädchen entsprechend dem Sitzplan auf die Stühle zu verteilen und sie mit den Riemen zu fixieren. Sie blickte zu den Mädchen und lächelte. »Sie dürfen auch gern selbst schon mit der Fixierung beginnen, sie haben ja gesehen, wie es geht.«

Karin konnte gar nicht so schnell schauen, wie Birgit und Alexandra zu ihren Stühlen gegangen waren, sich gesetzt hatten und mit ihrer Fixierung begannen. Auch Juliane schien sehr aufmerksam zugesehen zu haben und hatte mit den Besonderheiten ihres Stuhls keine Probleme.

Die Lehrerin war verblüfft, als sie zu Alexandra und Birgit trat, um ihnen die Armriemen zu schließen, denn obwohl beiden ihre Arme in der richtigen Position hielten, war es ihnen doch möglich, sich bei den Händen zu halten. Sie strahlten.

Karin lächelte ein wenig.

Alexandra schien ihre Gedanken zu erraten. »Wir haben uns das bei Tamara so gewünscht, als wir die Detailplanung gemacht habe.« Sie drehte sich zu Birgit und warf ihr einen sehr verliebten Blick zu. »Es ist toll geworden.«

* * *

Als Karin auch Julias Arme festschnallen wollte, protestierte diese und bat Frau von Taubach, ihr zu helfen.

Die Direktorin trat zu ihnen und blickte Juliane verständnisvoll an. Dann drehte sie sich zu Karin und erklärte ihr, dass bei Juliane im Unterrichtsraum stets der rechte Arm frei bleiben sollte, weil sie sich Notizen machen würde. »Aber heute brauchen Sie das nicht.« Die Stimme klang etwas resolut. »Karin, machen Sie weiter.«

Juliane wollte zuerst widersprechen, doch dann legte sie ihren Arm so zwischen die Riemen, dass Karin ihr auch den rechten Arm festschnallen konnte.

Frau von Taubach wandte sich anschließend an die Trainerinnen. »Ich denke, es schadet nicht, wenn sie auch wissen, wie gut es sich in diesen Stühlen sitzen lässt.« Sie gab Elke und Daniela ein Zeichen und diese begaben sich sofort zu jeweils einem der noch freien Stühle und begannen, sich genauso fest zuschnallen, wie Tamara es vorgemacht hatte. Andrea und Karin blickten sich etwas verunsichert an, dann gingen sie zu den noch verbliebenen Stühlen und nahmen Platz.

Tamara hatte sich mit viel Mühe umgedreht und lächelte Karin aufmunternd zu »Nur zu, er beißt nicht.«

Karin seufzte innerlich, trotzdem versuchte sie sich keine Blöße zu geben. Sie setzte sich neben Andrea und mit zitternden Händen fixierte sie sich ebenfalls auf dem Stuhl.

Frau von Taubach war mit dem Vorgang sehr zufrieden. Sie ging an den vier Stühlen vorbei und schloss auch dort jeweils die Riemen, die die Arme fixierten. »Ich hole dann die Unterlagen« sagte sie übertrieben deutlich und zwinkerte Andrea ermutigend zu, dann verließ sie den Raum.

* * *

Die drei Ponymädchen begannen zuerst mit einer leisen Unterhaltung, bald darauf setzen auch Alexandra und Birgit an, sich mit ihrer Cousine zu unterhalten. Elke und Daniela waren ebenfalls kurz eingeweiht worden und sorgten ebenfalls für eine gewissen Geräuschkulisse.

Andrea wartete noch einen kleinen Moment, dann drehte sie ihren Kopf zu Karin. Sie hatte verstanden, was ihre Chefin bezweckte. So wie Karin fixiert war, konnte sie keine unkontrollierte Reaktionen zeigen.

Karin war noch sichtlich damit beschäftigt, den völligen Verlust ihrer Bewegungsfreiheit zu verarbeiten.

Andrea flüsterte. »Karin, es gibt da noch etwas, was Sie wissen sollten.«

Karin war noch sichtlich mit ihren Fesseln beschäftigt. Sie hielt in ihren Bewegungen inne und drehte ihren Kopf zu Andrea.

»Es geht um ihre Tochter und das, was ihr angetan wurde.« Die Anspannung in der Stimme war deutlich zu hören.

Karin wurde bei diesen Worten sehr hellhörig und ihr Blick verfinsterte sich.

Andrea berichtete mit leiser, aber bewegter Stimme, was sie während des Abholens in der Klinik erfahren hatte. Als sie von dem Verrat von Nina berichtete, zuckte Karin heftig in ihren Fesseln, doch der Stuhl hielt sie erbarmungslos fest. Andrea konnte trotz der Fixierung ihre Hand ergreifen und hielt diese fest.

Karin schrie laut auf. »Dieses gemeine Biest.«

Andrea drückte ihre Hand und versuchte sie damit zu trösten.

«Sie müssen jetzt zu ihrer Tochter stehen.« Andrea hoffte, die richtigen Worte zu finden. »Besonders weil es nicht rückgängig gemacht werden kann.«

Karin seufzte tief. Sie konnte es nicht verhindern, dass ihr einige Tränen über das Gesicht liefen.

»Kirsten liebt es sehr und Sie würden ihr einen sehr großen Gefallen erweisen, wenn sie sie in ihrem Zustand akzeptieren würden.«

Karin schwieg lange. Endlich rang sie sich zu einer Antwort durch. »Ich möchte doch nur, dass sie glücklich wird.«

»Glauben sie mir, Kisten ist glücklich, wenn sie eingeschränkt ist. Und ihr Mundverschluss ist für sie das höchste.« Andrea dachte etwas nach. »Sie möchte vermutlich auch für jemanden schweigen müssen.« Wenn sie Ihnen so ihre Stimme schenkt, dann weisen Sie sie nicht zurück, dass würde ihr vollends das Herz brechen.«

Karin seufzte tief.
38. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo Kapitel 4 - Der Ernst beginnt - Teil Drei

geschrieben von gag_coll am 24.05.14 07:14

Vinctae in Monasterio Antiquo
Kapitel 4 - Der Ernst beginnt - Teil Drei
Autor: Karl Kollar

Frau von Taubach ließ sich bewusst viel Zeit, dann kam sie mit den Unterlagen zurück in den Unterrichtsraum. »Ah, ich sehe, Sie sind noch da.« Sie blickte amüsiert in sechzehn fassungslose Gesichter.

Erst nach und nach wurde es den fixierten Frauen klar, dass es als Scherz gemeint war.

»Wie sie sehen konnten, sind die Stühle nicht nur sehr bequem, sondern sie können sie auch sehr gut fixieren.«

Ein Murmeln ging durch den Raum.

»Wir möchten Ihnen in den nächsten sechs Monaten alles beibringen, was sie brauchen, um zukünftig ihren Alltag als Bondagette oder als Ponygirl zu verbringen oder besser zu leben. Die ersten zwei Monate werden sie alle das gleiche machen, erst dann beginnen wir mir der Spezialisierung. Eine Bondagette darf ruhig auch wissen, was ein Ponygirl so ausmacht und ein Ponygirl sollte auch wissen, um was es bei den Bondagetten so geht.«

Ab und zu warf die Direktorin einen kurzen Blick auf die Prinzessin. Doch es schien, als wäre Tamara bisher mit allem einverstanden.

»Sie sollten wissen, dass bei allem, was wir von Ihnen verlangen, ihre Gesundheit stets oberste Priorität hat. Um dies zu gewährleisten, prägen sie sich bitte die Ampel ein.«

Um ihre Worte zu verdeutlichen, ging sie an die Tafel und schrieb zunächst drei Worte untereinander: ´Grün´, ´Gelb´ und ´Rot´. Daneben machte sie bei Grün einen Punkt, bei Gelb zwei und bei Rot drei Punkte. »Prägen Sie es sich gut ein: Grün oder ein Signal bedeutet ´Es ist alles in Ordnung, es geht mir gut.´«

Sie blickte kurz zu Tamara. Diese nickte.

»Gelb oder zwei Signale stehen für ´Bitte eine kleine Pause´. Und Rot oder drei Signale bedeuten ´Stopp, Sofort aufhören.« Ihre Stimme klang in diesem Moment besonders intensiv. »Es ist egal, was für ein Signal. Ob sie klopfen, sich räuspern oder mit den Augen blinzeln.«

Sie ließ ihre Worte einige Zeit wirken. Dann ergänzte sie: »Scheuen Sie sich bitte nicht, die Ampel zu benutzen, es wird in Bezug auf ihre Ausbildung nie eine Konsequenz haben. Ihre Gesundheit hat aller oberste Priorität. Darauf nehmen wir in jedem Fall Rücksicht.«

Sie richtete ihren Blick in die hintere Reihe zu den Trainerinnen. »Und Sie meine Damen möchte ich auffordern, sehr aufmerksam zu sein. Fragen Sie lieber einmal mehr nach dem Wohlbefinden ihrer Mädchen.«

Sie schwieg einige Zeit.

»Jeden Freitag wird eine Wochenprüfung stattfinden, die den gelernten Stoff der Woche ab prüft.«

Ein Stöhnen war im Raum zu hören.

»Dies kann sowohl eine Wissens- als auch eine Könnensprüfung sein. Dies werde ich je nach Wochenprogramm festlegen.« Sie machte eine bedeutsame Pause. »Und seien sie sicher, falls sie eine Prüfung nicht bestehen, haben wir genügend Mittel, um ihren Ehrgeiz etwas in Schwung zu bringen. Ihr freies Wochenende ist dann natürlich gestrichen.«

Bei diesen Worten musste Karin leise lächeln. So ein Internat hatte schon gewaltige Vorteile.

* * *

»Nachdem ich Ihnen nun einen Überblick über ihre Ausbildung gegeben habe, möchte ich Ihnen die Räumlichkeiten vorstellen, die in der nächsten Zeit für sie wichtig sind.« Sie ging auf Elke zu und öffnete ihre Armriemen. Sie gab Anweisung, alle Mädchen zu befreien und dann zu warten, bis sie mit den Schlüsseln zurück sei.

Karin schreckte hoch. Sie war so in Gedanken bei ihrer Tochter gewesen, dass sie überhaupt nicht zugehört hatte.

* * *

Gleich neben dem Unterrichtsraum befand sich der Pausenraum. Karin blickte sich erstaunt darin um und war verwundert. Im Gegensatz zum Unterrichtsraum gab es hier fast überhaupt keine Hinweise auf Fesselungen oder Knebel. Der Raum war sehr gemütlich eingerichtet. Viele Sofas standen an den Wänden, sowie vier Tische mit jeweils vier Stühlen.

Die Rückenlehnen der Stühle waren etwas seltsam gearbeitet, doch Karin erkannte dies erst, als Alexandra sich über die tolle Rückenlehne freute. Monohandschuh-tauglich war das Wort, welches Tamaras Cousine benutzte und Karin war auf einmal klar, was das Besondere dieser Rückenlehne war. Die Bondagette konnte bequem auf dem Stuhl sitzen und sich auch nach hinten lehnen, auch wenn ihre Arme in einem Monohandschuh gefangen sein würden. Und Karin wusste, wie gern Alexandra und Birgit damit unterwegs waren.

Ansonsten hatte der Raum alles, was man sich für einen Pausenraum nur wünschen konnte. Es gab eine kleine Bar, eine Musikanlage sowie einen Fernseher mit Videorekorder.

In einem Regal lagen einige Spielekartons. Einer davon fiel Karin besonders auf. Es war eigentlich ein »Mensch-ärgere-Dich-nicht«-Spiel, bei dem das Wort »Mensch« mit »Bondagette« überklebt war.

Alexandra schien den Karton ebenfalls entdeckt zu haben. Sie sprach ihre Cousine darauf und fragte, was den aus dem Monohandschuh-tauglichen Würfel geworden war, denn sie mal ausgetüftelt hätten.

Tamara grinste, dann ging zu einem der Schränke und nahm etwas Rundes heraus. Sie hielt es so, dass es die anderen sehen konnte. »Wir haben an alles gedacht.« In diesem Moment lag sehr viel Stolz in ihrer Stimme.

Frau von Taubach blickte auf ihre Uhr und bat dann mit höflicher Stimme, ihr nach unten in den Raum für die Mittagsruhe zu folgen.

* * *

Der Raum war ähnlich gemütlich zurecht gemacht wie das Pausenzimmer, nur mit dem Unterschied, dass es hier keine Sitzmöbel gab, sondern einige Käfige, Andreaskreuze und ähnliche Gerätschaften, mit denen Karin so überhaupt nichts anfangen konnte.

Frau von Taubach bat Tamara, zu erläutern, wie das mit der Mittagsruhe vonstatten gehen soll.

Tamara musste sich erst von dem faszinierenden Anblick losreißen, bevor sie etwas sagen konnte. »Die Mittagsruhe wird jeweils 90 Minuten dauern, und je nach der tagesaktuellen Rangliste dürfen sich die Schülerinnen ihr Gerät aussuchen.«

Tamara ging auf zwei seltsame Rahmen zu, die mit Gummi bespannt waren. »Wir haben zwei Vakuumbetten und zwei Lederschlafsäcke.« Sie zeigte kurz auf die von ihr genannten Gegenstände. »Das sind die bequemen Sachen.«

Sie ging ein paar Schritte weiter. »Hier an der Wand sind vier Andreaskreuze, die sind auch noch einigermaßen erträglich.«

Daneben standen vier seltsame Metallgestelle. Tamara stellte sie als »Hogtie-Trainer« vor. »Die sind schon sehr unbequem.«

Sie ging auf vier noch mit einem Tuch abgedeckte Würfel zu. Die Würfel hatte nur eine Kantenlänge von einem Meter. Sie griff nach einem der Tücher und mit einer sehr theatralischen Geste zog sie es herunter. Zum Vorschein kam ein sehr martialisch aussehender Käfig mit Metallstangen. »Das sind die Strafkäfige.« Sie klappte die Tür des Käfig auf und blickte hinein. »Die sind sehr unbequem.«

»Sie sehen also, es gibt immer Gründe für sie, ihren Ehrgeiz nicht zu vernachlässigen.« Frau von Taubach blickte wieder auf ihre Uhr. »Folgen sie mir nur bitte wieder nach oben.«

* * *

Nach einem Gang durch den Kreuzgang auf die andere Seite der Klausur betraten sie das Palarium. »Dies ist der Raum, in dem es früher den Mönchen erlaubt war zu reden.« Frau von Taubach machte eine kleine Pause, um ihre Worte wirken zu lassen. »Diese Tradition wollen wir beibehalten.«

Sie zeigte auf den kleinen Konsolentisch, der neben den Eingang gestellt war. »Dort können sie ihre Knebel ablegen.«

Gemurmel war die Antwort.

»Nun folgen Sie mir bitte ins Obergeschoss.«

* * *

Am Ende des Ganges öffnete Frau von Taubach eine Tür und ließ die Mädchen eintreten. »Dies ist die Bondagetten-Empore der Klosterkirche. So können sie, wenn sie möchten, an den Gottesdiensten teilnehmen, die für die Gemeine hier stattfinden.«

Sie erwähnte, dass zum einen die Empore vom Kirchenraum her nicht einsehbar war und dass es von der Kirche her auch keinen Zugang mehr zur Klausur gab. »Sie wären hier also völlig ungestört.«

Sie verließ die Empore und öffnete die nächste Tür. »Hier ist unsere kleine bescheidene Bibliothek.«

»Hat das mit dem Lesepult geklappt?« wollte Tamara wissen.

Frau von Taubach bat Tamara, doch einen Blick in die Bibliothek zu werfen.

Tamara freute sich sehr, als sie ein Stehpult entdeckte, welches oben noch mit einigen seltsamen Gerätschaften versehen war. Doch so richtig wollte sie es noch nicht glauben. »Funktioniert es auch?«

Statt einer Antwort ging Frau von Taubach zu einem der Regale, nahm ein Buch heraus und legte es auf das Lesepult. Sie schien es dort einzuspannen, dann bat sie Tamara vor zutreten. Diese kam der Bitte mit sehr neugierigen Augen nach.

»Hier unten auf dem Boden ist der Schalter.« Die Direktorin deutete nach unten. »Treten Sie einmal darauf.«

Tamara kam der Bitte nach und konnte erleben, wie gleich danach die Apparatur oben auf dem Lesepult in dem Buch eine Seite weiter blätterte.

»Genial« war sowohl von Tamara als auch von ihrer Cousine zu hören.

»Nur zurückblättern geht noch nicht, dass sollten sie wissen.« Frau von Taubach blickte wieder auf ihre Uhr. »Lassen sie mich ihnen kurz noch die anderen Räume zeigen.«

Sie gingen an den nächsten Türen vorbei. Frau von Taubach beschrieb sie als den kleinen Unterrichtsraum, den Waschraum und den großen Freizeitraum.

Tamara wollte den Freizeitraum betreten, doch Frau von Taubach hielt sie davon ab. »Zum einen ist der genauso eingerichtet wie der Pausenraum unten und zum anderen dachte ich, dass sie vielleicht noch etwas im unserem Lager stöbern wollen.«

* * *

Im Dachgeschoss zeigte die Direktorin kurz die Wohnräume der Trainerinnen sowie die Waschräume und noch einen kleinen Pausenraum.

»Für jede Team gibt es hier noch einen kleinen Team-Raum, den sie je nach Bedarf nutzen können.« Sie zeigte auf die vier dazugehörigen Türen.

»Und nun meine Damen, viel Spaß in unserem Mehrzweckraum, den wir im Moment noch als Lager nutzen. Sie dürfen gern den einen oder anderen Gegenstand ausprobieren, aber es wird alles hier bleiben.« Sie blickte wieder auf ihre Uhr. »Wir müssen uns aber beeilen. Es gibt gleich Mittagessen.«

* * *

Alexandra und Birgit waren sehr entzückt über die reichlich vorhandenen »Körbchen-Knebel« wie sie sie nannten. Durch die Mundplatte waren sie bequem und über eine lange Zeit tragbar und die vielen Riemen um den Kopf erinnerten die Bondagette stets daran, dass sie geknebelt war.

Die Ponymädchen hatten die alten Ponystiefel entdeckt und suchten nach passenden Größen. Frau von Taubach erklärte ihnen jedoch, dass ihre eigenen Hufstiefel später Maßstiefel sein würden. Aber natürlich dürften sie jetzt etwas ausprobieren.

Es fiel den meisten Mädchen schwer, sie von den sehr faszinierenden Sachen im Lager wieder loszureißen. Erst als Frau von Taubach das Licht ausmachte, ließen sich auch die letzten die Mädchen langsam zum Gehen nötigen.

* * *

Es duftete schon lecker, als die Mädchen sich im Speisesaal an die liebevoll gedeckten Tische setzten. Die beiden Köchinnen trugen die Töpfe auf. Es gab Eintopf, wahlweise mit oder ohne Fleisch.

Frau von Taubach bat kurz zum Gehör. »Bevor sie mit dem Mittagessen beginnen, hätte ich schon ihre erste Aufgabe für sie. Legen sie bitte eine Hand auf den Rücken und tun sie so, als wäre sie dort festgebunden.« Sie machte eine kleine Pause und blickte auffordernd auf die Mädchen, die der Anweisung zögernd nach kamen. »Später wird ihre Hand dort tatsächlich festgebunden sein.«

Sie bat die Trainerinnen, den Mädchen beim Zugreifen zu helfen. »Ach ja, bevor ich es vergesse. Wer beim Schummeln erwischt wird, bekommt Strafpunkte.« Sie zeigte auf eine Tafel an der Wand, auf der zwölf Namen verzeichnet waren.

Gleich darauf kehrte Ruhe ein und die Mädchen bemühten sich, ihre Hand während des Essens auf dem Rücken zu lassen. Es lag eine gewisse Spannung in der Luft und obwohl es nur Eintopf gab, der sich bequem mit einem Löffel essen ließ, hatten gegen Ende des Essen drei Mädchen schon einen Strafpunkt bekommen.

* * *

»Auf die Mittagspause werden wir heute verzichten, die Schneiderinnen warten«, erklärte Frau von Taubach bald darauf. »Dort an der Wand können sie sich ihre Hände waschen und dann folgen Sie mir bitte in den Festsaal.«

Nur Tamara, Birgit und Alexandra ließen ihre Hand auf dem Rücken, als sie sich vom Tisch erhoben. Alle anderen Mädchen nahmen ihre Hand dort weg. Frau von Taubach schien nur darauf gewartet zu haben. »Hatte ich Ihnen schon erlaubt, ihre zweite Hand schon wieder zu benutzen?« Ihre Stimme klang etwas süffisant.

Die Mädchen blickten erschrocken zu der Tafel, auf der sich jetzt hinter fast jedem Namen mindestens ein Strich befand.

»Das war unfair«, beschwerte sich Christine.

Frau von Taubach ließ diesen Einwand nicht gelten. »Ich wollte ihnen eine kleine Lektion erteilen und sie daran erinnern, dass sie stets genau zuhören.« Sie blickte zur Tafel, auf der Elke gerade bei Christine schon den dritten Strich machte. »Jetzt dürfen sie die Hände wieder bewegen.«

* * *

Als Karin durch die große Tür in das ehemalige Sommerrefektorium der Mönche schritt, hatte sie für die architektonische Schönheit des gotischen Raumes keine Augen. Dafür blieb ihr Blick an den vielen Nähmaschinen hängen, die an der Westseite des langen Raumes aufgebaut waren. Karin zählte sechs Maschinen und ebenso viele Frauen, die sie bedienten. Es fiel Karin ein, dass die Direktorin von den Schneiderinnen gesprochen hatte, die jetzt die Kleider für die Bondagetten anfertigen würden.

Neben jeder der Maschinen stand jeweils eine Nummer von Eins bis Sechs und daneben auf dem Tisch lagen einige Stoffstapel mit jeweils einem Namensschild.

Auf der kleinen Bühne am Ende des Raumes gegenüber den Schneiderinnen hatte eine Frau im weißen Arztkittel einen Tisch und eine Untersuchungsliege aufgebaut. Karin erinnerte sich daran, dass ein Orthopäde angekündigt war.

Daneben waren einige Tische aufgebaut, auf denen Karin viele kleine bunte Bälle sowie sehr viel Lederriemen ausmachen konnte. In der Mitte des langen Raumes standen einige kleine runde Tische, jeweils mit einigen Stühlen darum herum.

»Ich möchte Sie bitten,« die Stimme der Direktorin riss Karin aus ihren Gedanken, »sich erst mal einen Platz zu suchen, ich möchte dann ein paar Worte zum Ablauf des Nachmittags zu sagen.« Frau von Taubach wartete, bis alle Damen einen Platz gefunden hatten und es etwas ruhiger wurde.

»Heute Nachmittag werden wir einige Dinge parallel machen.« Sie nahm eine Mappe zur Hand. »Die Schneiderinnen werden für Sie das erste ihrer Kleider anfertigen, welches sie während ihrer Ausbildung tragen werden.« Sie stellte die sechs Schneiderinnen mit ihren Namen vor.

»Des weiteren steht unsere Orthopädin Frau Basler zur Verfügung, um ihre gesundheitliche Eignung für die Ausbildung zu überprüfen.« Die Ärztin verbeugte sich kurz.

»In der Zwischenzeit werden Sie sich ihre ersten Knebel anfertigen.« Sie hielt einen Ballknebel hoch. Neben dem roten Ball waren die Ringe auffällig, die im angelegten Zustand auf den Wangen liegen würden. »So einen Knebel sollen sie sich zunächst anfertigen.«

Sie legte die Mappe beiseite und nahm den Knebel in beide Hände. »Beachten sie die Details: Der Ball wird mit Hilfe dieser kleinen, eher schmalen Riemen im Mund gehalten, die dann durch die beiden Ringe mit den eher breiten Riemen verbunden sind. Die Halteriemen werden dann mit der Schnalle im Nacken geschlossen.« Sie zeigte mit den Händen jeweils auf die Teile, die sie erwähnte. »Die schmalen Riemen schneiden weniger in die Mundwinkel ein und das ist für eine längere Tragedauer sehr wichtig.«

Ein wohliges Raunen ging durch den Saal.

»Wenn Sie mit den Knebel fertig sind, kommen Sie bitte zu mir, ich möchte ihr Werk kontrollieren.« Sie machte eine kleine Pause. »Wenn ich ihn für gelungen befinde, dürfen Sie ihn danach tragen, wenn sie möchten. Das ist aber freiwillig. Achten Sie doch bitte darauf, dass Sie Ihren Knebel zu Beginn nicht länger als dreißig Minuten tragen. Ihr Kiefer muss sich erst an die neue Haltung gewöhnen.« Sie blickte auf Juliane und die Mädchen aus Andreas Team.

»Und auch die jetzt schon etwas erfahrenen Bondagetten möchte ich daran erinnern, dass sie nach spätestens zwei Stunden ihre Kiefermuskulatur entlasten sollten.«

Das leichte Raunen im Saal ermutigte Frau von Taubach, eine Warnung hinterher zu schieben. »Ihre Gesundheit sollte stets die oberste Priorität haben. Deswegen möchte ich Sie eindringlich bitten, stets auf ihren Körper zu hören und sich bei Schmerzen sofort bemerkbar zu machen, damit wir für Abhilfe sorgen können.« Sie bemühte sich, ihre Stimme besonders eindringlich klingen zu lassen. »Falscher Ehrgeiz ist an dieser Stelle mehr als gefährlich.«

Sie legte den einfachen Knebel auf den Tisch und ergriff eine Art Netz aus Lederriemen mit ebenfalls einem roten Ball. »Des weiteren möchte ich, dass Sie sich auch ein Kopfgeschirr mit einem Ballknebel anfertigen. Diese sind aufwendiger gearbeitet und sie werden dafür sicher auch etwas länger brauchen. Dafür ist das Tragegefühl wesentlich besser und der Ball wird besser im Mund festgehalten.«

Sie ging zu dem Tisch in der Mitte und griff unter die Tischplatte, um ein etwas vergrößertes Kopfmodell hervor zu holen. Deutlich waren neben den stilisierten Haaren die schwarzen Riemen zu erkennen.

»An diesem Modell können Sie sich orientieren.« Sie hielt es mit einer Hand in die Höhe und zeigte mit der anderen Hand auf die Teile, die sie jeweils beschrieb.

»Die Basis ist wieder der einfach Knebel, doch diesmal werden weitere Riemen angebracht. Der sogenannte Y-Riemen verläuft von den beiden seitlichen Ringen zu einem Ring oberhalb der Nase, von dort wird er als ein Riemen bis zur Kopfmitte geführt. Dort teilt sich der Riemen wieder und führt links und rechts zum Hauptriemen zurück.« Mit der freien Hand zeigte sie auf die jeweiligen Riemen.

»An den beiden Wangenringen sind noch ein weiteres Riemenpaar angebracht, die unter dem Kinn geschlossen werden und bewirken, dass Sie den Mund nicht weiter öffnen können.«

Sie machte eine kleine Pause, um ihre Worte wirken zu lassen. »Die meisten Bondagetten lieben es, wenn die Riemen besonders eng angezogen sind, weil sie dann den Knebel um den ganzen Kopf herum spüren können.«

Sie stellte das Modell auf den Tisch und nahm wieder ihre Mappe zur Hand. »Wir rechnen mit 20 Minuten für den einfachen Knebel und zirka einer Stunde für das Kopfgeschirr, so dass für Sie noch genügend Reserve übrig bleiben dürften.«

Nach einem weiteren Blick auf den Plan fügte sie hinzu: »Wer früh fertig ist, darf sich wenn es gewünscht ist, noch einen Wunschknebel anfertigen.«

Wieder ging ein Raunen durch den Raum.

»Ich möchte aber noch einmal deutlich darauf hinweisen, dass die beiden Pflichtknebel ein wichtiger Bestandteil der ersten Freitagsprüfung sein werden und ich möchte Ihnen raten, deswegen mit der notwendigen Sorgfalt zu arbeiten.«

Mit der Mappe in der Hand ging die Direktorin zu der Stellwand in der Nähe der Tür und zeigte auf eine große Tabelle, die dort angebracht war. »Hier sind die Pläne ausgehängt, wann Sie ihren Termin bei der Orthopädin und bei den Schneiderinnen haben.« Sie wies auf die große Uhr, die auf dem Tisch daneben aufgestellt war. »Wir haben zunächst einmal eine Stunde für die Schneiderinnen eingeplant sowie zwanzig Minuten für die orthopädische Untersuchung.«

Sie drückte auf einen Knopf auf der Uhr und ein recht durchdringender kurzer Ton breitete sich durch den Raum aus. »Alle zwanzig Minuten wird ein Gong ertönen und sie so an ihre Termine erinnern. In der Zwischenzeit werden Sie sich mit dem Anfertigen ihrer Knebel befassen.«

Sie ging zu dem Tisch, auf dem die vielen kleinen Kugeln lagen. »An der ersten Station werden Sie die für Sie optimale Ballgröße ermitteln. Daniela und Elke werden Ihnen dabei helfen.«

Sie ging zum nächsten Tisch. »An der zweiten Station können Sie sich die für ihre Kopfgröße passenden Lederriemen aussuchen und auch zurecht schneiden. Andrea wird sich darum kümmern. Von ihr bekommen Sie auch die nötigen Schnallen.«

Sie ging zum dritten Tisch, auf dem zwei Maschinen aufgebaut waren. »An dieser Station wird Karin die Maschine bedienen, mit denen sie Löcher in die Riemen stanzen können.« Sie zeigte auf die zweite Maschine. »Hier können Sie die jeweiligen Nieten anbringen und ihre Knebelriemen damit robust genug zusammenfügen.«

Sie ging zu der zweiten Stellwand. »Hier haben wir noch einmal skizziert, wie sie sich die beiden Knebel anzufertigen haben. Ich empfehle Ihnen, sich hier jeweils kurz zu informieren.«

Sie ging zurück zu dem Tisch mit der Uhr. Sie warf einen kurzen Blick darauf und drehte sich dann zu den angehenden Bondagetten. »Wir beginnen um Zwanzig nach. Viel Erfolg beim Basteln.«

* * *

Frau von Taubach ging zu Karin und bat sie, ihr zu der Nietmaschine zu folgen. »Bitte entschuldigen Sie, dass wir Sie so einfach überrumpeln, aber das Bedienen der Maschine ist wirklich leicht.«

Sie steckte den Stromstecker in die Steckdose und nahm ein Stück Leder zur Hand. »Es ist eigentlich ganz einfach. Für jede Stelle, die vernietet werden soll, nehmen sie eine der Nieten, stecken sie durch das entsprechende Loch im Leder und legen sie dann hier in den Stempel. Das Leder kann hier links und rechts eingespannt werden, dann müssen sie nur noch den Stempel herauf schieben und dann diesen Kopf drücken.«

Ein gab einen dumpfes Geräusch und die Platte senkte sich wieder. Karin konnte das Lederstück entnehmen und sah, dass die beiden Lederteile fest miteinander verbunden waren.

»Für schwierige Stellen haben wir hier auch noch eine Handnietzange, aber die muss mit einiger Kraft bedient werden. Sie sollten sie nur einsetzen, wenn Sie die Teile nicht in die Maschine spannen können.«

Karin sollte eine Probenietung machen. Sie stellte fest, dass sie die Maschine problemlos bedienen konnte.

Gerade als sie sich neben die Maschine gesetzt hatte, wurden ihr schon die ersten Lederstücke zum Nieten gereicht. Sie blickte auf und war sehr erstaunt, als sie ihre Tochter vor sich stehen sah.

Karin wunderte sich ein wenig. »Warum bist Du denn so schnell?«

Kirsten schien mit dieser Frage nicht gerechnet zu haben, denn sie war auf einmal ziemlich verlegen. »Ich kenne meine Ballgröße und ich weiß auch, wie lang die Riemen sein müssen.«

Karin seufzte. Die Begeisterung ihrer Tochter in Verbindung mit der Erfahrung, die sie offensichtlich besaß, sich ihre Stimme nehmen zu lassen, war ihr mehr als unheimlich. Doch nach einem kurzen Moment hatte sie sich wieder unter Kontrolle und half ihrer Tochter, an den Lederriemen wie gewünscht die Nieten anzubringen. Dabei hatte sie das erste Mal Gelegenheit, ein wenig genauer auf die so martialisch aussehenden Metallgestelle zu schauen, welches die Scharniere des Mundverschlusses hinter ihrem Nacken miteinander verbanden.

Sie stutzte. »Wird denn das überhaupt gehen mit dem Ballknebel bei Dir?« Karins Hand zitterte sehr, als sie über das so fremdartige Metall in Kirstens Gesicht strich.

Kirsten fasste sich selbst an die betreffende Stelle im Gesicht und ihre Miene zeigte sowohl Zweifel als auch Enttäuschung.

Mittlerweile hatte sich hinter Kirsten schon eine Schlange gebildet. Auch die anderen Bondagetten wollten ihre Knebel mit den Nieten zusammen bauen und einen sowohl robusten als auch schönen Knebel bekommen.

Frau von Taubach bemerkte die Schlange und trat zu Karin. »Es gibt Startschwierigkeiten?«

Kirsten wollte nichts auf ihre Mutter kommen lassen. Ihre Stimme zitterte etwas, als sie darauf aufmerksam machte, dass sie wohl den normalen Ballknebel nicht tragen konnte wegen der Scharniere. Sie wurde etwas traurig. »Ich möchte doch alle Prüfungen bestehen.«

»Jetzt machen sie erst Mal Platz, damit die anderen auch nieten können, dann überlegen wird gemeinsam.« Sie nahm einige Lederriemen zur Hand und nahm Kirsten beiseite.

Der Gong ertönte zum ersten Mal.

Kirsten sprang auf und lief zu der Station des Orthopäden. Karin seufzte. Sie hatte immer noch Schwierigkeiten, sich an die Begeisterung ihrer Tochter für Bondage zu gewöhnen beziehungsweise sich damit abzufinden. Doch dann wandte sie sich wieder der Maschine und den höflich wartenden Mädchen zu.

Es wunderte sie überhaupt nicht, dass Tamara, als sie das zweiten Mal zum Nieten kam und schon die Anfänge des Kopfgeschirrs in den Händen hielt, ihren Knebel im Mund hatte. Dabei strahlte sie trotzdem sowohl Lust als auch Würde aus und es machte den Eindruck, als wäre es für die Prinzessin das natürlichste auf der Welt, mit so einem Ball im Mund herum zu laufen. Auch von den gelegentlich tropfenden Speichelfäden ließ sie sich nicht aus der Ruhe bringen.

Es war für Karin immer noch schwer, an der Verwandlung von unschuldigen Lederriemen zu recht restriktiven Knebelgeräten mit ihrer Nietmaschine so aktiv beteiligt zu sein. Auch für die Begeisterung der Mädchen, sich durch die Knebel die Stimme nehmen zu lassen, hatte sie im Moment noch wenig Verständnis.

Tamara schien Karins Gedanken lesen zu können. Sie nahm sich den Ballknebel aus dem Mund, wischte ihn kurz mit einem Taschentuch trocken und ergriff Karins Hand. »Kirsten liegt es im Blut, sie ist eine gute Bondagette. Lassen sie sie ihren Weg gehen und sie wird glücklich werden.«

Karin war verblüfft ob der einfühlsamen Worte der Prinzessin, für die sie sogar von ihrem Ballknebel getrennt hatte.

»Denken Sie nicht länger an das, was ihr angetan wurde. Es ist nicht mehr zu ändern.« Sie drückte Karins Hand. »Für Kirsten ist es jetzt wichtig, dass sie viel Liebe und Zuneigung erhält. Sie hat es doppelt schwer.«

Wieder war Karin wegen der einfühlsamen Worte der Prinzessin sehr bewegt und gerührt. Sie war dankbar für die tröstende Geste.

»Seien sie offen für die besondere Welt der Bondagetten. Hier gehen Träume in Erfüllung.«

Mit etwas Verzweiflung in der Stimme fragte Karin, was denn daran so toll sei.

Tamara schaute auf einmal sehr verträumt. »Das Fallenlassen, die Geborgenheit... Und die Liebe, es gibt einem Halt.«

Alexandra stand hinter Tamara und mit sehr viel Scherz in der Stimme schimpfte sie »Jetzt trödelt hier nicht herum, wir wollen auch noch arbeiten.«

Tamara blickte Karin aufmunternd an. »Wir unterhalten uns später weiter.«

Mit etwas Seufzen wandte sich Karin wieder der Maschine zu und half Alexandra, die Anfänge ihres Kopfgeschirrs zu vernieten.

* * *

Kirsten kam mit einem Strahlen im Gesicht zu ihrer Mutter. Karin seufzte, denn so sah ihre Tochter immer aus, wenn sie sich über etwas besonders freute. »Sie hat gesagt, ich bin sehr gelenkig und darf alles machen. Sie hat mich gelobt, ich sei wirklich sehr talentiert.«

Kirstens Stimme strahlte sehr viel Stolz aus, als sie ihrer Mutter von der Untersuchung berichtete. »Sie hat mich überall abgetastet und ich musste dann bestimmte Bewegungen machen.« Kirsten zeigte ein paar der Bewegungen.

Karin musste sich zwingen, ihre negativen Gedanken außen vor zu lassen.

»Sie hat gesagt, es gäbe gar keine Bedenken, ich dürfe den Mono auf jeden Fall tragen.« Kirsten legte kurz ihre Arme auf den Rücken und Karin konnte erstaunt beobachten, dass sich die Ellenbogen ihrer Tochter auf dem Rücken berührten. Karin war sehr beeindruckt wegen der Gelenkigkeit ihrer Tochter. Sie selbst brachte dieses Kunststück nicht fertig.

»Sie hat gesagt, ich dürfte sogar am Backprayer-Training teilnehmen.« Kirsten strahlte. »Sie meint, dass ich dieses Kunststück mit gutem Training schaffen würde.« Sie blickte ihre Mutter auf einmal bittend an. »Darf ich an dem Training teilnehmen?«

Karin wusste nicht, was ein Backprayer war. Sie wollte dies aber auch nicht zugeben, sie nahm sich vor, später einmal Andrea zu fragen. Dabei war sie sich sicher, dass sie eigentlich gar nicht wissen wollte, was es bedeutete.

Karin sah die bittenden Augen ihrer Tochter und sie wusste, dass sie es jetzt erlauben musste. Sie versuchte ein Lächeln. »Aber natürlich darfst Du, mein Schatz.«

Kirsten strahlte.

Erst später ging Karin durch den Kopf, dass Kirsten eigentlich gar nicht hätte fragen brauchen und sie ahnte, dass es ihr wohl sehr viel bedeutete, die Zustimmung ihrer Mutter für so etwas zu bekommen.
39. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von Rainman am 25.05.14 21:41

hallo cag_coll.


Schöne Fortsetzung.
Anscheinend kommt ja doch noch ein gutes Verhältnis zwischen Karin und Kerstin zustande (hmm, komisch, beide Vornamen fangen mit K an). Bin ja mal gespannt wie sich das weiterentwickelt.

und ob Karin auch gefallen an Bondage findet. Naja, mal abwarten, was du draus machst.


Mfg Rainman.
40. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo Kapitel 4 - Der Ernst beginnt - Teil Vier

geschrieben von gag_coll am 26.05.14 19:33

Vinctae in Monasterio Antiquo
Kapitel 4 - Der Ernst beginnt - Teil Vier
Autor: Karl Kollar

Für Kirsten mit ihrem Kieferscharnier kam ein normaler Ballknebel nicht in Frage, da bei diesem die Riemen direkt über dem Scharnier ihres Kieferverschlusses gelegen hätten. Tamara fühlte sich in gewisser Weise auch für die anderen Schülerinnen mitverantwortlich und weil sie Kirsten auch das Gefühl des Geknebeltseins vermitteln wollte, setzte sie sich mit Alexandra, Birgit und Andrea sowie Kirsten zusammen und gemeinsam tüftelten sie aus, wie es möglich war, dass Kirsten trotz der Scharniere in den Genuss einer Ballknebelung kommen konnte.

Es galt, den Haupthalteriemen, der hinter dem Kopf entlang lief, durch etwas Geeignetes zu ersetzen. Jeweils auf Höhe der Wangen wurde ein Ring eingesetzt, von dem aus ein Riemen in den Nacken verlief und einer nach oben in Richtung Stirn.

Frau von Taubach schaute sich den Vorschlag an und war mit dem Lösungsvorschlag einverstanden. Kirsten würde so zwei Kopfgeschirre bekommen.

* * *

Es kostete Karin schon viel von ihrer Kraft zuzusehen, wie Kirsten sehr eifrig zusammen mit den anderen an ihrer Speziallösung für einen Ballknebel bastelte. Immer wenn ihre Tätigkeit es erlaubte, blickte sie etwas verstohlen zu ihr hinüber und obwohl sie einsah, das Kirsten einen sehr glücklichen Eindruck machte, gab es ihr doch einen Stich ins Herz, als sie daran dachte, dass ihre Tochter ihre Erfüllung darin fand, durch allerlei Gerätschaften und Lederzeug gefesselt und eingeschränkt zu sein. Mit Erschauern dachte sie an diesen so grausamen Mundverschluss und vor allem an die Tatsache, dass diese Entscheidung nicht mehr rückgängig zu machen war.

Karins Herz klopfte lauter, als sie sah, dass Kirsten mit einigen Lederriemen in der Hand auf sie zu kam. Hinter ihr folgte ihr Frau von Taubach, die ebenfalls noch einige Teile in der Hand hielt.

»Mama, es gibt doch eine Lösung für mich.« Kirstens Augen strahlten so sehr, dass Karin ihre Sorgen und Befürchtungen etwas beiseite schon und sich über die sehr gute Stimmung ihrer Tochter freute.

Sie hielt ihrer Mutter ein Gebilde aus aus Lederriemen entgegen, welches eine T-Form hatte. »Kannst Du das hier mal zusammen nieten?«

Innerlich seufzend nahm Karin das Gebilde vorsichtig entgegen und spannte es in die Maschine ein. Während die Maschine die Riemen zu einem Stück machte, blickte Karin etwas verwundert auf das seltsame Gebilde. An allen drei Enden des ´T´-Stücks war eine Schnalle angebracht.

Sofort als sich die Maschine wieder senkte, nahm Kirsten das Teil in die Hand und hielt es sich in den Nacken. »Geht es so?« Dabei blickte sie die Direktorin fast etwas ungeduldig an. Sie steckte sich zunächst den Ball in den Mund und umschloss ihn so weit es ging mit den Lippen. Sie stöhnte dabei leise und blickte danach ihre Mutter etwas schuldbewusst an. Karin strich ihr zärtlich über das Haar.

Karin schaute interessiert zu, wie ihre Chefin versuchte, ihrer Tochter ihren im Moment innigsten Wunsch zu erfüllen. »Wenn wir im Nacken die doppelte Schnalle anbringen, dann können wir die Riemen hier unter den Bügeln durch ziehen. Und mit dem Riemen über den Kopf könnte es gehen.«

Die leuchtenden Augen ihrer Tochter waren es, die Karin sehr dabei halfen, die Begeisterung hinzunehmen und an dem Kopfgeschirr ihrer Tochter mitzuarbeiten.

Mittendrin, als Kirsten kurz einmal ohne den Ball im Mund neben ihr stand, brach es aus ihr heraus. »Oh Mama, das habe ich mir immer so sehr gewünscht, dass wir zusammen meine Fesseln basteln.«

Es kostete Karin sehr viel Kraft, ihre Tochter an zulächeln. Nur sehr langsam begann sie zu akzeptieren, dass Kirsten ihr Glück und ihre Zukunft in Bondage und Fesselungen finden wollte.

Frau von Taubach lächelte. »Das werden wir sehen.« Sie reichte ihr weitere Lederriemen. »Jetzt das hier.«

Kirsten nahm die Teile entgegen und legte sie ebenfalls in die Maschine. Nur zu deutlich hob sich der rote Ball dabei ab.

Doch erst als Frau von Taubach begann, die Riemen um Kirstens Kopf zu spannen, erkannte Karin, wie das Kopfgeschirr für Kirsten gedacht war. Von den Wangenringen verliefen zwei einfache Lederriemen nach hinten unten in den Nacken und wurden dort von den beiden Schnallen an den T-Enden erwartet. So konnten die Riemen noch unter den Stahlbügeln von Kirstens Mundverschluss hindurch gezogen werden und drückten dann nicht auf die Scharniere.

Weiterhin verliefen von den Wangenringen je ein Lederriemen nach oben auf den Kopf zu einem weiteren Ring. Von diesem Ring wiederum verlief der letzte Riemen nach unten zu der dritten Schnalle des T-Stücks.

»Auch wenn es für eine Mutter schwer zu ertragen ist«, Frau von Taubach bemühte sich, ihre Stimme möglichst einfühlsam klingen zu lassen, »Kirsten hat oft davon geträumt, dass ihre Mutter ihr die Fesseln anlegt und ihr bei ihrem neuen Leben in Fesseln helfen wird. Bitte enttäuschen sie sie jetzt nicht.«

Innerlich seufzte Karin.

* * *

Andrea ging zu Karin und bereitete sie entsprechend vor. »Kirsten möchte ihnen ihr neues Kopfgeschirr vorführen. Bitte weisen sie sie nicht zurück, sondern freuen sie sich mit ihr.«

Als Karin die leuchtenden Augen ihrer Tochter sah, die von einigen schwarzen Lederriemen eingerahmt waren, konnte sie nicht anders, als ihr liebevoll über das Haar zu streicheln und sie in den Arm zu nehmen. »Meine Kleine.«

Kirsten schluchzte leise.

* * *

So nach und nach schaffte es Karin, auch einmal einen Blick auf die anderen Mädchen zu werfen, die zu ihr kamen, um ihre Knebel vernieten zu lassen.

Am souveränsten kam Tamara daher. Sie trat so selbstbewusst auf, dass es Karin irgendwie überhaupt nicht verstand, dass dieses so starke Mädchen sich den Fesseln unterordnen wollte. Sie kannte sich sehr gut aus und half sogar den anderen Bondagetten bei Fragen zu ihrer Knebelung.

Ähnlich begeistert waren nur die drei angehenden Ponymädchen der Familie Steinmüller. Auch sie kamen oft zu der Maschine, um ihre Ledergeschirre vernieten zu lassen. Und jedes mal sahen die Gebilde furchteinflössender aus als zuvor.

Einen ganz anderen Eindruck dagegen machten Juliane und Marianne. Beiden schienen sehr bedrückt und zurückhaltend. Bei Marianne hatte Karin sogar den Eindruck, dass sie Angst hatte. Karin wusste nur nicht, wovor. Sie machte auch einen noch sehr unerfahrenen Eindruck und Karin fragte sich, ob sie wirklich für eine Bondagette geeignet war.

Ähnlich war es mit Juliane. Auch sie schien ein Neuling zu sein, doch im Gegensatz zu Marianne versuchte sie dies ein wenig zu verbergen.

Birgit und Alexandra, das so faszinierende Liebespaar, kam ebenfalls sehr oft zum Nieten und Karin war jedes mal wieder fasziniert von der Ausstrahlung der beiden Bondagetten, die sich sichtlich auf ihr zukünftiges Leben in Fesseln freuten.

Ein wenig war Karin erleichtert, denn die Mädchen ihres Teams schienen wirklich die einfachsten zu sein.

* * *

Nach einiger Zeit, alle Mädchen waren mit ihrem ersten Knebel fertig und die meisten hatten auch schon ihr Kopfgeschirr fertig, kam Frau von Taubach auf Karin zu und erinnerte sie daran, dass sie sich selbst auch einen Ballknebel anzufertigen hatte.

Karin erhob sich seufzend und ging mit sehr viel Grummeln im Bauch an die erste Station, um sich die richtige Größe für den Ball auszusuchen.

Daniela blickte sie ermutigend an und reichte ihr dann einen Ball an einer Stange. Die rote Kugel war mit 3,5 beschriftet. »Ich denke, dass könnte ihre Größe sein.«

Karin hielt den Ball etwas verunsichert vor sich und blickte zweifelnd darauf.

»Nur zu, er beißt nicht.« Daniela versuchte sie zu ermutigen.

Karin musste lachen und ließ den Ball wieder sinken. Doch dann schluckte sie noch einmal heftig und steckte sich den Ball in den Mund. Sie konnte die Lippen fast komplett um den Ball schließen.

Sie nahm den Ball wieder heraus und blickte Daniela wieder an. »War das gut?«

»Ich denke, eine Dreieinhalb steht ihnen gut.« Sie reichte Karin einen Ball in Orange. »Dies ist die Farbe der Trainerinnen. Jetzt müssen sie die Löcher bohren lassen.« Sie zeigte auf Andrea und die große Bohrmaschine, die dort aufgebaut war.

* * *

Karin hatte mit den weiteren Stationen wenig Probleme, so dass sie kurz darauf ihren ersten eigenen selbst gebauten Ballknebel in der Hand hielt. Ihre Hände zitterten ein wenig und sie blickte zweifelnd darauf. Sie sah sich vorsichtig um und wollte den Knebel gerade wegpacken, als sie spürte, wie ihr jemand den Knebel aus der Hand nahm. Sie drehte sich verblüfft um und sah, dass Tamara hinter ihr stand. Obwohl sie ihr Kopfgeschirr trug, hielt es sie nicht davon ab, Karin den Knebel vor den Mund zu halten.

Die Lehrerin war dermaßen überrumpelt, dass sie ohne weiteres Nachdenken ihren Mund öffnete und sich von der Prinzessin den Knebel anlegen ließ.

Die weiteren Nietarbeiten machte Karin mit dem Ball im Mund, und obwohl sich ihr Kiefer sofort bemerkbar machte, zwang sie sich, durchzuhalten. Irgendwie wollte sie sich vor den anderen keine Blöße geben.

Besonders schwer fiel es ihr, als Kirsten ihre Mutter mit dem Ball im Mund entdeckte. Sie grinste trotz des Balles in ihrem Mund bis über beide Ohren, als sie ihre Mutter mit dem Knebel erblickte. Sie kam auf ihre Mutter zu und strich ihr ihrerseits über das Haar. Weil sie selbst auch ihren Knebel trug, sagte sie nichts, aber kurz darauf hielten sich Mutter und Tochter fest umschlungen in den Armen.

* * *

Wieder einmal ertönte der Gong, doch diesmal dreimal hintereinander.

Frau von Taubach stand auf und bat um Ruhe. »Jetzt ist erst einmal Kaffeepause.« Sie gab den beiden Köchinnen, die an der Tür warteten, ein Zeichen. Dann drehte sie sich zu den Mädchen, die jetzt fast alle einen ihrer neuen Knebel im Mund trugen. »Ich möchte Sie bitten, sich für die Kaffeepause von ihren Knebeln zu befreien. Zum einen gäbe das eine große Sauerei und zum anderen lernen Sie das Trinken mit Knebel sowieso bald.«

Die Mädchen kamen der Bitte mehr oder weniger eifrig nach und gleich darauf setzte ein wohliges Geschnatter ein.

Karin war sehr erleichtert, ihren Knebel wieder ablegen zu dürfen. Ihr Kiefermuskeln zeigte ihr deutlich, was sie von der außergewöhnlichen Haltung hielten. Sie war erstaunt, wie schnell doch die Zeit vergangen war.

* * *

Kirsten hatte sich zwei Becher mit Kaffee geholt und ging mit schnellen Schritten zu ihrer Mutter. Sie strahlte sie an. »Jetzt hast Du auch einen Knebel.« Dann reichte sie ihr einen der beiden Becher.

Karin wusste nicht so recht, was sie antworten sollte. Streng genommen war sie mit ihren Gefühlen völlig verunsichert. Das Gefühl, so einen Ball im Mund zu haben, war nicht unbedingt negativ gewesen. Sie nahm den Kaffee entgegen und blickte ihre Tochter liebevoll an. »Ich weiß noch nicht so recht, was ich davon halten soll.«

»Oh, das muss ihnen auch nicht wirklich gefallen.« Tamara war neben sie getreten und hielt ebenfalls einen Kaffee in der Hand. »Aber sie sollten wissen, wie es sich an fühlt, damit sie besser auf uns aufpassen können.«

Karin musste lächeln. »Es ist schon ein sehr interessanter Gefühl, nicht mehr sprechen zu können.«

»Das Sprechen verhindern diese Knebel aber nicht.« Sie reichte Karin ihre Tasse und steckte sich daraufhin ihren einfachen Knebel in den Mund. Mit einer Hand hielt sie die Riemen im Nacken zusammen und grinste Karin an. »Es ist wie beim Schauspielunterricht, man muss langsam sprechen und die Lippen gut aufmachen, dann behindert der Ball fast überhaupt nicht.« Sie lachte, während sie sich den Ball wieder aus dem Mund nahm.

Karin war fasziniert und verlegen zugleich. »Da müsste ich noch viel üben.«

»Knebelsprechen ist Unterrichtsfach.« Tamara grinste hintergründig. »Wir werden das oft üben können.«

Karin dachte den Gedanken weiter. »Aber ist das nicht furchtbar demütigend?«

»Schon«, gab Tamara zu, »zumal das Sabbern noch dazu kommt.« Ihre Augen strahlten dabei. »Aber das gehört dazu.«

»Sabbern?« Karin war schon aufgefallen, dass den Mädchen gelegentlich etwas Speichel zwischen den Lippen heraus lief, aber die Zusammenhänge hatte sie nicht verstanden.

Kirsten blickte ihre Mutter fast etwas empört an. »Mit dem Ball im Mund kannst Du nicht mehr schlucken.« Sie lächelte. »Und dann läuft der Speichel aus dem Mund.«

Karin wurde rot. Jetzt verstand sie es und war etwas verlegen.

Tamara lächelte »Es gehört einfach dazu. Und so ein wenig Demütigung ist ganz erfrischend. Es steigert die Hilflosigkeit beträchtlich.«

»Wer wird hier gedemütigt?« Alexandra hatte ihre Freundin im Schlepptau und stellte sich zu ihrer Cousine.

Tamara grinste. »Wir besprechen gerade die netten Folgen der Ballknebel.«

Karin freute sich über die Gegenwart von Alexandra und Birgit. Nicht nur, dass sie ein sehr faszinierendes Paar waren, Karin schätze auch ihre Erfahrung sehr.

Alexandra strahlte ihre Cousine an. »Das mit dem Knebel selbst herstellen war eine tolle Idee von Dir.«

Tamara lächelte etwas verlegen.

Birgit gab ihrer Geliebten einen Kuss. »Ich freue mich schon auf den Doppelknebel.«

Karins Miene verriet, dass sie nichts mit diesem Begriff anfangen konnte.

Tamara legte ihr die Hand auf die Schulter. »Warten sie es nur ab. Die beiden sind sehr verliebt.« Dann lachte sie und legte einen Finger auf ihren Mund.

Karin seufzte gespielt. »Ich werde warten.«

»Auch die Kleider werden toll.« Birgit setzte das Lob fort. «Ihr habt das toll organisiert.«

»Oh, ich bin selbst ganz gespannt«, antwortete Tamara, »Wir haben nur mal kurz einen Probeentwurf gemacht. So richtig ausgetestet ist das Kleid eigentlich noch nicht.«

Birgit wollte den Einwand nicht gelten lassen. »Trotzdem klappt das mit den Schneiderinnen doch perfekt.«

* * *

Karin konnte die leuchtenden Augen ihrer Tochter nicht übersehen, als diese ihr von dem Kleid berichtete, welches jetzt für alle Bondagetten angefertigt wurde.

»Es ist an den Beinen ganz eng... Und die Arme können zwei Mal gefesselt werden. Ich freue mich schon sehr auf das Kleid und auf den Lehrgang.«

»Du wirst eine tolle Bondagette werden.« Es fiel Karin schwer, das Wort auszusprechen.

Kirsten blickte ihre Mutter verblüfft an, dann lächelte sie: »Ich wusste gar nicht, dass Du auch Bondage unterrichten kannst.«

Karin musste ebenfalls lachen. »Das wusste ich bis vor kurzem auch nicht, mein Schatz.«

Frau von Taubach hatte die letzten Worte verfolgt. »Wir mussten ein wenig improvisieren.« Sie legte Karin die Hand auf die Schulter. »Ich bin zuversichtlich, dass sie alles Nötige schnell lernen werden.«

Karin blickte ihre Tochter mit ein paar Tränen in den Augen an. »Es ist schön, dass Du wieder da bist.« Mehr sagte sie nicht, stattdessen nahm sie ihre Tochter in ihre Arme. Sie freute sich, dass es ihrer Tochter gut ging und dass sie den Ärger der Klinik anscheinend so gut verdrängt hatte. Trotzdem ballte sie als Mutter innerlich die Fäuste, wenn sie daran dachte, was diese Frau ihrer Tochter so nachhaltig angetan hatte.

* * *

Frau von Taubach klopfte an ihre Tasse und bat um Ruhe. »Mit ihren Pflichtknebeln sollten sie jetzt so weit fertig sein.«

Zustimmendes Gemurmel war die Antwort.

»Wer möchte, darf sich jetzt einen Wunschknebel bauen.« Sie wies auf die noch vorhandenen Materialien. »Lassen Sie ihrer Phantasie freien Lauf.«

Die Mädchen stürzten sich fast auf die verbliebenen Bälle und begannen zu arbeiten. Sofort war wieder Ruhe eingekehrt.

* * *

Frau von Taubach stand auf einmal neben Karin. »Haben sie ihre Juliane gesehen?«

Karin blickte sich erschreckt um. Eigentlich hatte sie sie ebenfalls beim Knebelbasteln vermutet. Doch von Juliane war nichts zu sehen. »Nein, ich weiß nicht, wo sie ist.« Ein wenig trat bei Karin etwas schlechtes Gewissen hervor, denn schließlich war Juliane ihrem Team und ihrer Fürsorge zugeordnet.

»Bleiben sie hier und passen Sie auf die Mädchen auf, wir werden sie suchen.«

Nach kurzer Zeit kam Daniela zurück und ging zielstrebig auf Karin zu. »Wir haben sie gefunden. Aber sie weigert sich, wieder zurück zu kommen. Sie möchte mit ihnen reden.«

»Seltsam, ich kenne sie doch überhaupt nicht.« Karin war verwundert.«Wo ist sie denn?«

»Wir haben sie in der Bibliothek gefunden. Sie saß dort in einer Ecke und hat geweint. Die Chefin ist bei ihr, doch sie sagt, sie möchte nur mit Ihnen reden.«

Auf dem Weg zur Bibliothek erinnerte sich Karin, dass Juliane nach ihrem Termin beim Orthopäden einen sehr bedrückten Eindruck gemacht hatte. Doch zu dem Zeitpunkt war Karin zu sehr mit der Nietmaschine und den wartenden Mädchen beschäftigt, als dass sie ihr hätte Aufmerksamkeit schenken können. Immerhin hatte Juliane wie verlangt ihre beiden Knebel angefertigt.

* * *

Juliane hatte immer noch ihren Knebel im Mund, als Karin in der Bibliothek an kam. Die Chefin stand etwas hilflos, aber sichtlich betroffen neben ihr.

Karin hatte für den Knebel jetzt überhaupt kein Verständnis. Als erstes öffnete sie Juliane die Schnalle und nahm ihr den Ball aus dem Mund. »Was ist denn los, Juliane? Warum sind sie weggelaufen?«

Juliane schluchzte wieder und blickte Karin mit verweinten Augen an. »Es ist alles aus«, kam unter Tränen aus ihr heraus.

Frau von Taubach nutzte den Moment und verließ die Bibliothek. An der Tür drehte sie sich noch einmal kurz zu Karin um, doch sie sagte nichts.

»Ich darf den Monohandschuh nicht tragen«, Juliane schluchzte ein wenig zwischen ihren Worten, »und damit ist meine Arbeit geplatzt.«

Karin ahnte so langsam, warum Juliane so einen bedrückten Eindruck gemacht hatte. »Die Orthopädin erlaubt es nicht?«

»Ich habe eine Sportverletzung, die noch nicht richtig auskuriert ist und deswegen wäre der Handschuh für mich eine zu große Belastung.«

»Aber deswegen können Sie doch an dem Lehrgang teilnehmen.« Karin verstand noch nicht, was Juliane so traurig machte.

»Aber meine Arbeit ist damit gefährdet.« Juliane schluchzte wieder. »Ich habe nicht mal einen Tag durchgehalten.«

»Was ist das für eine Arbeit?« Karin ahnte, dass sie hier nicht locker lassen durfte.

»Meine ...«, wieder schluchzte sie, »meine Diplomarbeit.«

Karin war sprachlos.

»Mein Professor hat mich hier eingeschleust, damit ich eine wissenschaftliche Arbeit über BDSM und Bondage schreiben kann und das haben wir zum Thema meiner Diplomarbeit gemacht.« Sie heulte wieder. »Ich bin gar nicht so veranlagt.«

Karin nahm Juliane in den Arm und streichelte sie.

»Ich habe mich so gut vorbereitet und alles wichtige gelesen, doch ich habe nicht mal einen Tag durchgehalten.«

»Wer weiß denn alles von der Arbeit?« Karin versuchte sich mit der neuen Situation zu arrangieren.

»Nur mein Professor und Frau von Taubach.«

Ein Räuspern war von der Tür zu hören. »Und ich.« Tamara stand dort und nahm sich gerade das Kopfgeschirr ab. Sie kam zu Juliane und kniete sich neben sie. »Wir wollen dir helfen, dass du dein Ziel trotzdem erreichst. Was hat dich denn schon so früh aus der Bahn geworfen?« Tamaras Worte zeigten, dass sie sehr gut über die anderen Teilnehmerinnen des Lehrgangs informiert war.

»Die Ärztin sagt«, Juliane schluchzte, »ich darf den Monohandschuh nicht tragen wegen meiner Sportverletzung.«

Tamara war verwundert. »Das ist alles?«

Juliane schluchzte wieder. »Es wird alles herauskommen. Das ich mich gar nicht auskenne... Und es bis jetzt auch nicht kannte.«

Tamara streichelte ihr über das Gesicht. »Aber das wissen wir doch alles.«

Juliane sah sie verblüfft an.

»Und was den Handschuh betrifft, das werden wir auch hin bekommen.«

Sie stand auf und ihre funkelnden Augen zeigten, dass sie einen Plan hatte. Sie drehte sich zu Karin und bat sie, bei Juliane zu bleiben. »Ich bin sofort wieder da.«

Karin kam der Bitte nach und hielt die immer noch schluchzende Juliane weiter im Arm. Sie hoffte, dass sie tröstende Worte finden würde. »Juliane, ich bin auch sehr unerfahren, ich wurde auch ins kalte Wasser geworfen.«

Julianes Schluchzen wurde etwas weniger. Karin streichelte sie leicht weiter.

* * *

Eilige Schritte waren zu hören. Tamara betrat den Raum und hinter ihr folgte ihr die Orthopädin den Raum. Karin sah, dass Tamara einen seltsamen Beutel in der Hand trug. Sie ging direkt auf Karin zu und beugte sich zu ihr herunter. »Darf ich sie um einen großen Gefallen bitten? Ich möchte der Ärztin gern meine Idee präsentieren.«

»Gern«, Karin war einverstanden, »was muss ich denn tun?«

»Legen Sie bitte die Arme auf den Rücken, die Unterarme parallel zu einander.« Sie zeigte Karin, wie sie ihre Arme legen sollte.

Karin kam der Bitte nach und gleich darauf spürte sie, wie die Prinzessin etwas über ihre Arme streifte. Im ersten Moment war sie etwas erschrocken, denn sie stellte fest, dass sie ihre Arme nur noch wenig bewegen konnte.

Doch das war Tamara in diesem Moment egal. Sie hatte sich zur Ärztin gedreht und blickte diese ernst an. »Dies wäre die Haltung, von der ich sprach. Wäre das in Ordnung?«

Die Ärztin stellte sich direkt neben Tamara und betastete nach Rückfrage Karins Arme. »Ja, das wäre kein Problem. Hierbei tritt keine Belastung der Schulter auf.«

Karin war in diesem Moment sehr verwirrt. Die plötzliche Hilflosigkeit in dieser seltsamen Tasche irritierte sie sehr, zumal sie diese Seite eigentlich überhaupt nicht kennen lernen wollte.

Tamara strahlte. Sie nahm den Beutel wieder von Karins Armen ab und trat auf Juliane zu. »Ich habe eine Lösung für Dich.« Sie reichte ihr die Hand und bat sie aufzustehen. »Du hast zugesehen?«

Mit noch etwas verweinten Augen nickte Juliane und legte ihre Arme so wie sie es gesehen hatte auf den Rücken. Zur Überraschung von Karin und Juliane holte Tamara zunächst zwei Lederriemen aus der Tasche und band ihr jeweils das Handgelenk an den jeweils anderen Unterarm. Erst dann schob sie die Armtasche über die Arme und diesmal legte sie ihr auch die Riemen an, die ein Herunterrutschen der Tasche verhinderten. »Die Riemen kreuzen sich auch über der Brust, so dass es fast genauso aussieht wie ein echter Mono.« Tamaras Stimme zeigte eine gewisse Faszination.

Karin hatte sich mittlerweile wieder gefasst. Sie nahm ein Taschentuch zur Hand und wischte um Juliane die Augen.

Tamara war mit dem Anlegen der Riemen fertig, sie ging einmal um Juliane herum und begutachtete sie. »Sieht doch gut aus, oder?«

Juliane bemerkte erst jetzt, dass sie ihre Arme nicht mehr bewegen konnte. Sie wusste in dem Moment überhaupt nicht, wie ihr geschah.

Tamara sah den Ballknebel, der um Julianes Hals baumelte. Sie grinste, dann löste sie die Schnalle und hielt die Kugel vor Julianes Mund.

Juliane öffnete ihren Mund gehorsam und erst als Tamara die Schnalle geschlossen hatte, fiel ihr auf, dass sie nun auf einmal sehr hilflos war und weder ihre Arme noch ihre Stimme benutzen konnte.

Tamara stellte sich vor Juliane und blickte abwechselnd sie und Karin an. »Von einer Diplomarbeit haben wir nichts gehört, okay?« Die Prinzessin machte in diesem Moment einen sehr dominierenden Eindruck. »Du hattest einen Schwächeanfall, aber jetzt ist alles wieder gut, verstanden?«

Juliane nickte verwirrt. Sie hatte noch nicht verarbeitet, was gerade mit ihr passiert war.

Karin war sehr verwundert über Tamaras sehr dominanten Auftritt.
41. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von Novizin Bea am 30.05.14 10:41

Eine traumhafte Fortsetzung nur so langsam frage ich mich wäre die Prinzessin nicht besser auf der Seite der Lehrerinnen aufgehoben
42. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo Kapitel 4 - Der Ernst beginnt - Teil Fünf

geschrieben von gag_coll am 30.05.14 20:42

Vinctae in Monasterio Antiquo
Kapitel 4 - Der Ernst beginnt - Teil Fünf
Autor: Karl Kollar

Als Karin wieder in den Festsaal kam, standen schon einige Bondagetten bereit und warteten darauf, sich weitere Knebel zusammen nieten zu können.

Frau von Taubach betrat kurz hinter Karin den Raum. Sie hielt etwas sehr seltsames in der Hand, zwei Knebelbälle, die mit einer sehr kurzen Stange verbunden waren. Die Bälle waren höchsten einen Zentimeter auseinander. Sie reichte Alexandra und Birgit das Ding und blickte sie fragend an. »Besser geht es nicht, sagt der Meister.«

»Das ist näher als wir es uns erträumt haben.« Alexandra und Birgit waren über das Ding sehr erfreut. »Das wird ganz toll.«

Karin hatte gerade wieder neben der Maschine Platz genommen, als Birgit und Alexandra diesmal zu zweit zu der Maschine kamen und einige Sachen vernietet haben wollten.

Karin begriff erst nach einiger Zeit, was sie dort zusammen bastelten. Es waren zwei Kopfgeschirre, die mit den beiden Bällen verbunden waren.

Auch Tamara und ihre Tochter wollten sich weitere Sachen nieten lassen, doch Karin konnte nicht genau erkennen, um welche Art von Geschirr es sich im Detail handelte.

* * *

Es dauerte gar nicht mehr lange, da ertönte der Dreifach-Gong zum zweiten Mal. Mit der einsetzende Stille erhob sich Frau von Taubach und gab bekannt, dass es jetzt zum Abendessen gehen würde. Sie hielt einen Zettel in der Hand und warf einen Blick darauf. »Nach dem Abendessen wird es eine kurze Anprobe ihrer Kleider geben und gegen Abend werden sie dann fertig sein.«

Die freudige Erwartung der Bondagetten war an dem erhöhten Geräuschpegel deutlich zu erkennen.

Frau von Taubach bat noch einmal um Ruhe. »Wenn Sie in Zukunft den Speisesaal betreten, nehmen Sie bitte immer mit dem Knebel im Mund platz und warten, bis die Betreuerinnen ihnen den Ball abnehmen. Damit sie sich an den zukünftigen Ablauf bei den Mahlzeiten gewöhnen, wollen wir das gleich mal üben, obwohl sie ihre Hände noch benutzen könnten.« Sie blickte die Bondagetten erwartungsvoll an.

Ein Raunen ging durch den Saal und die Mädchen warfen sich zunächst einmal nur etwas verunsicherte Blicke zu. Tamara und Alexandra waren die ersten, die verstanden hatten, was zu tun war. Sie griffen zu ihren neuen Knebeln und legten sie sich an. Danach legten sie ihre Arme Ellenbogen an Ellenbogen auf den Rücken und sahen die Direktorin erwartungsvoll an.

Die anderen Mädchen blickten dem seltsamen Treiben zunächst nur verunsichert zu. Erst nach und nach dämmerte es ihnen, dass sie sich ebenfalls ihre Knebel anzulegen hatten.

»Beachten sie bitte die Armhaltung von Tamara und Alexandra.« Sie verwies auf die beiden Mädchen. »Diese Haltung erwarte ich von ihnen allen, wann immer sie nicht über ihre Arme verfügen wollen oder dürfen, aber keine Fesseln bereitstehen.«

Einige der Mädchen schluckten, als sie ihre Arme hinter dem Rücken verschränkten. Nur Kirsten hatte Andrea um Hilfe bitten müssen. Ihr neues Geschirr war so kompliziert geworden, dass sie es sich nicht selbst anlegen konnte.

Die Nervosität der Mädchen stieg beträchtlich. Diesmal hatten sie sich ihre Knebel noch selbst anlegen dürfen. Doch es war ihnen sehr klar, dass sie in Kürze diese Option nicht mehr haben würden.

Sehr aufgeregt, aber stumm folgten die Mädchen ihrer Direktorin in den Speisesaal und nahmen wie es vorgeschrieben war an den Tischen platz.

* * *

Noch während die Mädchen mit dem Essen beschäftigt waren, traten die Schneiderinnen in den Speisesaal und baten, mit der Anprobe schon beginnen zu dürfen.

Frau von Taubach erhob sich und bat die Mädchen, sich für die Anprobe der Kleider bereit zu machen. »Wer schon fertig ist mit dem Abendessen, darf sich selbstständig in den Festsaal begeben.« Kaum hatte sie den Satz ausgesprochen, als die Mädchen schon zur Tür hinaus stürmten.

* * *

Nachdem die Mädchen alle von den Schneiderinnen zurück gekommen sind, gab Frau von Taubach bekannt. »Die Schneiderinnen werden noch eine gute Stunde brauchen, bis sie fertig sind. Wenn sie möchten, dürfen sie etwas Kloster spazieren gehen.«

Tamara stand auf, ging zu der Direktorin und flüsterte ihr etwas ins Ohr.

Frau von Taubach grinste. »Natürlich dürfen sie dabei auch eine Fesselung tragen, wenn sie möchten.«

Tamara schien auf diese Worte nur gewartet zu haben. Sie ging zu einem der Schränke im Festsaal, öffnete eine Tür und nahm sich etwas heraus. Sie strahlte, als sie das Lederbündel vor sich herunter baumeln ließ.

Karin sah, dass es ein Monohandschuh war. Tamara blickte sich im Saal um, dann ging sie zu ihrer Cousine Alexandra und flüsterte ihr ebenfalls etwas ins Ohr, dann ging sie zu Karin und bat sie, ihr den Handschuh anzulegen. Sie grinste dabei mit gespieltem Ernst. »Ich denke, sie könnten ein wenig Übung gebrauchen.«

Karin lächelte, dann bat sie Tamara, sich um zudrehen und die Arme auf den Rücken zu legen. Sie schob die Lederhülle über Tamaras Arme und wollte die Riemen über ihre Brust ziehen. Doch da stutzte sie, denn bei diesem Handschuh waren die Riemen ganz anders angebracht.

»Das ist ein Ledermeister-Handschuh«, sagte Alexandra, die auf einmal neben ihr stand. Karin blickte verblüfft auf und sah, dass sowohl Alexandra als auch Birgit jeweils auch einen Monohandschuh in der Hand hielten und sie erwartungsvoll anblickten.

Alexandra legte ihren Handschuh auf den Tisch und zeigte Karin, wie sie Tamara diese Art von Handschuh anzulegen hatte. Sie grinste »Bei mir und Birgit können sie dann weiter üben.«

* * *

Karins anfängliche Nervosität war gewichen, als sie feststellte, dass die Prinzessin mit ihrem Monohandschuh zufrieden war.

Bei Alexandra gab Birgit noch den einen oder anderen Tipp und bei Birgit wusste Karin dann schon selbst jeden Handgriff und sie konnte Birgit fast schon routiniert in den Handschuh schnüren.

* * *

Frau von Taubach ging zu Andrea und nahm sie beiseite. »Achten Sie mal auf Kirsten, wie sehnsüchtig sie ihrer Mutter zuschaut.«

Andrea sagte, dass ihr dies auch schon aufgefallen war. »Sie scheint richtig gehend erregt zu sein.« Sie dachte etwas nach. »Soll ich ihr auch so einen Mono anlegen?«

Frau von Taubach fand dies eine gute Idee. »Sie traut sich sicher nicht zu fragen.« Doch dann stutzte sie und flüsterte etwas in Andreas Ohr.

Andrea grinste. »Ja, das machen wir.« Sie ging ebenfalls zu dem Schrank und nahm sich einen Monohandschuh heraus. Dann ging sie damit zu Kirsten und reichte ihr den Handschuh.

Kirsten nahm ihn verblüfft, aber mit einem Strahlen im Gesicht entgegen. Doch noch verblüffter war sie, als Andrea ihr etwas ins Ohr geflüstert hatte.

Kirsten blickte ungläubig erst zu Andrea, dann zu Frau Taubach und dann zu ihrer Mutter. Und wieder zu der Direktorin. »Meinen sie wirklich?« fragte sie sehr verunsichert.

»Aber sicher«, versuchte Andrea sie zu ermutigten.

Kirsten spielte noch etwas unsicher mit dem Handschuh in ihren Händen, doch dann nahm sie all ihren Mut zusammen und ging langsam auf ihre Mutter zu.

* * *

Karin musste erst einmal heftig schlucken, als sie ihre Tochter so auf sich zu kommen sah. Sie wusste nicht, was für sie schwerer zu ertragen war: die so liebevoll bittenden Augen oder der Handschuh, den sie in ihrer Hand hielt.

Als Kirsten direkt vor ihrer Mutter stand, musste sie heftig schlucken und eine Träne lief ihr über die Wange. Karin konnte nicht anders als ihre Tochter zunächst in den Arm zu nehmen. Karin tat es in der Seele weh »Ist es wirklich dein Wunsch?«

Kirstens Stimme war leise. »Ich träume schon so lange davon.« Sie schluchzte ein wenig. »Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn Du es machen würdest.« Doch dann wurde sie etwas mutiger. »Ich habe doch gerade gesehen, dass Du es kannst.« Sie lächelte frech.

Karin seufzte. »Ich wollte Dir nie weh tun.«

Kirsten wollte die Bedenken ihrer Mutter entkräften. »Du tust mir damit nicht weh.« Sie hielt ihre Arme auf den Rücken und Karin konnte sehen, dass sich ihre Ellenbogen von selbst berührten. »Ich kann das sehr gut.«

Frau von Taubach hatte die Szene sehr aufmerksam beobachtet. Jetzt war sie der Meinung, eingreifen zu müssen. Sehr behutsam ging sie auf Karin zu und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Sie tun nichts falsches.«

Karin seufzte innerlich, dann nahm sie ihrer Tochter den Monohandschuh aus den Händen.

Die Arme hatte Kirsten schon korrekt auf dem Rücken liegen, so dass Karin ihrer Tochter die Lederhülle nur noch über die Arme zu ziehen brauchte.

Kirsten blieb während der Prozedur still, aber Karin merkte deutlich, dass ihr Atem heftiger ging. Sie hielt ihre Arme ganz ruhig, so als wollte sie es ihrer Mutter leicht machen, sie in den Handschuh zu schnüren.

Als Karin fertig war und ihr noch einmal über den Kopf strich, so wie sie es früher immer gemacht hatte, da drehte sich Kirsten um und ließ sich schluchzend in die Arme ihrer Mutter fallen. »Ich habe mir das schon so lange gewünscht.«

Es fiel Karin sehr schwer, ihre Tochter fest in ihre Arme zu schließen, doch sie zwang sich dazu.

* * *

Tamara warf einen erleichterten Blick auf Mutter und Tochter. Es freute sie sehr, dass die beiden wieder zusammengefunden hatten. Sie hätte es sehr schade gefunden, wenn ihr so lang ersehnter Lehrgang durch so etwas gestört worden wäre.

Obwohl ihr Vater ihr diesen Lehrgang geschenkt hatte, war Tamara trotzdem bis in das kleinste Detail in sämtliche Planungen miteinbezogen. Gerade deswegen ärgerte es sie, dass ihr damals die Namensgleichheit nicht aufgefallen war.

* * *

Frau von Taubach bat Karin, mit dem Spaziergang noch einen Moment zu warten. »Christine und Juliane wollten sich noch anschließen.«

»Ich habe gefragt«, ergänzte Andrea, »aber Marianne und Petra wollten nicht mitkommen.«

Die Direktorin warf einen Blick auf Christine. »Sie kennen sich doch im Kloster aus. Wollen Sie die Gruppe führen und ihnen alles Interessante zeigen?«

Christine war im ersten Moment etwas verlegen, doch dann stimmte sie zu. »Das will ich gern machen.«

Frau von Taubach beugte sich etwas zu Christine hin und gab ihr leise noch ein paar Tipps.

Christine hörte es sich aufmerksam an und am Schluss sagte sie begeistert: »Das ist eine gute Idee, das werden ich machen.« Doch dann wurde ihr Miene etwas wehmütig und sie blickte neidisch auf den Monohandschuhe der Mädchen. Sie wäre selbst auch gern gefesselt gewesen, aber sie traute sich auch nicht zu fragen.

Frau von Taubach war diesem Blick gefolgt. Sie lächelte und ging an eine der Kommoden, die gleich in der Nähe stand. Sie zog eine Schublade heraus und nahm sich zwei Seilbündel heraus. Damit ging sie zu Christine zurück.

Die Schülerin war noch dabei, sich von ihrer Überraschung zu erholen, so dass sie der Anweisung, die Arme auf den Rücken zu legen, widerspruchslos nach kam. Mit sehr flinken Bewegungen hatte die Direktorin Christine die Arme so auf den Rücken gefesselt, dass sie diese bequem tragen konnte.

Christine blickte sie verblüfft an. »Aber ich habe doch gar nichts gesagt?«

»Aber ich habe ihre Blicke gesehen.« Frau von Taubach streichelte ihr liebevoll über die Wange. »Trauen sie sich ruhig zu fragen.«

Christine war noch etwas benommen von der Überrumpelung. »Danke« sagte sie etwas schüchtern.

»Und jetzt führen sie bitte die Damen durch unser schönes Kloster.« Sie deutete mit der Hand zur Tür. »Sie kennen sich doch bestens aus.«

Christines Stimme wurde etwas leiser. »Ich war bloß so noch nie im Freien.«

Tamara kam grinsend auf sie zu und stupste sie mit ihren verpackten Armen ein wenig in die Seite. »Dann wird es Zeit.«

Christine blickte die Prinzessin etwas ängstlich an. Doch Tamara war schon dabei, sich um das nächste Sorgenkind zu kümmern. Juliane stand ebenfalls vor einer sehr schwierigen Aufgabe und die Prinzessin wollte ihr nicht künstlich Steine in den Weg legen. Der neidische Blick war ihr aufgefallen und außerdem fand sie es viel schöner, wenn alle Mädchen aus dem Lehrgang eine in etwa ähnliche Fesselung tragen würden. »Lass Dir doch die Armtasche anlegen, das hat die Ärztin Dir doch erlaubt.«

Juliane war etwas beschämt und gab sich bescheiden. »Ach nein, ich möchte keine Umstände machen«

Tamara hatte es im Gefühl, dass sie Juliane etwas rauer anfassen konnte. »Dann bestehe ich darauf.« Obwohl die Prinzessin sich vorgenommen hatte, sich nicht auf diese Weise einzumischen, brach sie mit ihrem Vorsatz und bat Andrea, die bereitgelegte Armtasche zu holen.

Als Andrea mit der Ledertasche zurück kam, war es Tamaras sehr aufdringliche Art, die Juliane schließlich dazu brachte, ihre Arme wie verlangt auf den Rücken zu legen.

Andrea schien sich mit dieser Art des Handschuhs auszukennen, denn es bedurfte nur eines auffordernden Blickes von Tamara und schon waren Julianes Arme recht hilflos in der Ledertasche gefangen.

Tamara stand daneben und grinste etwas. »Ich würde ihnen ja gern helfen, aber ich bin etwas »eingeschränkt«.

Andrea griff es auf. »Oh, kein Problem, ich komme auch so gut zurecht.«

Juliane hatte ihren Kopf beschämt gesenkt. Als sie spürte, wie hilflos sie mit ihren verpackten Armen war und Andrea wieder vor ihr stand, blickte sie vorsichtig auf und drehte sich zu Tamara, um sich bei ihr zu bedanken.

Doch Tamara würgte es ab. »Bist Du wohl ruhig!« Doch dann schon sie ein freundliches »Passt schon.« hinterher.

* * *

Karin spürte, dass die Arme ihrer Tochter in ihrem strengen Ledergefängnis zuckten. So langsam begriff die Lehrerin, wie unnachgiebig diese Armfesselung wohl sein musste. Doch für Kirsten schien es keine Strenge zu sein, im Gegenteil, ihre Tochter schien es sehr zu genießen Seit langer Zeit spürte Karin, dass ihre Tochter in ihrer Gegenwart glücklich war. Sie beschloss, all ihren Groll und Ärger hinunterzuschlucken. »Es ist schön, dass Du wieder da bist.« Sie drückte ihre Tochter noch etwas fester an sich.

»Ach Mama, ich freue mich so.«

Nur sehr langsam ging Karin durch den Kopf, dass ihre Tochter in dem Handschuh genauso bezaubernd aussah, wie sie zuvor Alexandra und Birgit bewundert hatte. »Du siehst toll aus mit dem Handschuh.« Ihre Stimme war sehr leise.

»Findest Du wirklich?« Kirsten blickte sehr verwirrt zu ihrer Mutter. Doch dann strahlte sie. »Und Du hast ihn mir angelegt.«

»Aber ja, mein Schatz.« Sie streichelte ihr über den Kopf. »Du wirst eine tolle Bondagette werden.« Es fiel ihr nach wie vor schwer, das Wort auszusprechen.

Kirsten blickte sich um. Alexandra und Birgit waren gerade dabei, sich gegenseitig mit ihren Handschuhen zu streicheln, während Tamara fast etwas ungeduldig an der Tür stand. »Es ist so toll mit den anderen Bondagetten. Ich fühle mich hier sehr wohl.«

Karin war dem Blick gefolgt und als sie Tamaras ungeduldigen Blick sah, mahnte sie zum Aufbruch.

* * *

Es dauerte nicht lange, bis sich alle Spaziergängerinnen durch die erste der beiden Schleusentüren gedrängt hatten. Jetzt mussten sie warten, bis die Technik die innere der beiden Türen geschlossen hatte. Erst danach ließ sich die äußere Tür öffnen.

Karin wurde während des Wartens bewusst, dass nicht nur die Schülerinnen so in der Klausur gefangen waren, auch sie als Betreuer und Lehrkräfte waren durch die Schleuse eingesperrt.

Alexandra und Birgit wollten gerade mit dem Streicheln weitermachen, als sich ihre Cousine zwischen sie drängte. »Ich habe einen Auftrag für euch.«

Alexandra konnte nicht umhin, sich über ihre Cousine zu amüsieren. »Hilflos gefesselt und gibt dennoch Befehle aus.«

Tamara überhörte den Seitenhieb. Sie flüsterte ihrer Cousine etwas ins Ohr.

Alexandra blickte sie darauf bewundernd an. »Das ist natürlich was anderes. Klar machen wir das.« Sie drehte sich zu ihrer Freundin und gab die Informationen leise weiter. Auch Birgit bedachte Tamara daraufhin mit einem bewundernden Blick.

Die Prinzessin übersah die Blicke. Sie machte in dem Moment ein eher ernstes Gesicht. »Ich gebe Euch dann ein Stichwort.« Sie warf einen flüchtigen Blick auf Karin und sagte dann etwas übertrieben laut. »Ich freue mich schon sehr auf das Kleid.« Es war deutlich, dass sie ablenken wollte. Sie war erleichtert, als sich abzeichnete, dass Karin von ihrem »Auftrag« anscheinend nichts mitbekommen hatte.

Alexandra schien ihre Cousine gut zu kennen, sie griff den Themenwechsel auf. »Ist das eigentlich das Originalkleid?«

»Nein, das wäre für unseren Lernalltag nicht praktikabel.« Die Prinzessin war erleichtert, dass ihr Ablenkungsmanöver geklappt hatte. »Das Originalkleid ist nach einer Zeichnung von John Willie gefertigt. Das Kleid wäre aber sehr viel strenger, weil es nur minimale Freiheiten lässt und damit zu unflexibel ist.« Sie lächelte. »Aber jede von uns wird so ein Kleid bekommen. Ich dachte mir, dass wir es vielleicht an den Sonntagen tragen können, wenn es nichts zu lernen gibt.«

Sie machte eine Pause, um ihre Worte wirken zu lassen. »Wir werden später nach andere Kleider bekommen für die unterschiedlichen Anlässe. Aber alle werden nach dem gleichen Prinzip gefertigt sein und genauso streng sein.«

Karin war insgeheim sehr neugierig auf das Kleid. Sie konnte es sich nicht vorstellen, wie ein Kleid allein so restriktiv sein konnte.

Tamara schien die Gedanken zu erahnen. Sie drehte sich zu Karin hin und lächelte sie an. »Für Sie wird auch so ein Kleid angefertigt, damit sie wissen, wie es sich an fühlt.«

Karin lächelte etwas ungläubig zurück. Es war ihr klar, dass die Prinzessin keine Scherze machte, soviel hatte sie schon gelernt. Doch sie wusste nicht so recht, was sie von der Ankündigung zu halten hatte.

* * *

Karin wartete, bis alle Mädchen die äußere Tür passiert hatten, dann trat auch sie vor die Klosterpforte. Sie blickte glücklich auf ihre Tochter und sie musste sich eingestehen, dass Kirsten neben den drei »Profis« eine sehr gute Figur machte. Sie stellte fest, dass alle vier Mädchen den Monohandschuh in der gleichen strengen Weise trugen und es schien ihnen so gut wie überhaupt nichts auszumachen. Im Gegenteil, sie erweckten den Anschein, als würden sie nur ein weiteres modisches Accessoire tragen und nicht einen restriktiven Fesselgegenstand.

Etwas wehmütig dachte Karin an ihren Beruf, den sie in seiner bisherigen Form wohl nicht mehr würde ausüben dürfen. Doch da sie jetzt wieder auf Schülerinnen aufpassen durfte, fühlte sie so etwas wie eine Entschädigung. Zumal es sehr außergewöhnliche Schülerinnen waren.

Sie fühlte sich jetzt in der Gesellschaft der Bondagetten sehr wohl und es erinnerte sie sehr an die abendlichen Ausflüge mit Schülerinnen, wenn sie auf Klassenfahrt gewesen waren.

* * *

Christine glaubte immer noch, sie würde träumen. Doch wann immer sie versuchte, ihre Arme zu bewegen, machten ihr die Seile an den Handgelenken und an den Armen deutlich, dass es kein Traum war. Sie war glücklich, überglücklich.

Das Schönste war, dass sie die Fesseln trug und sich keiner daran störte. Im Gegenteil, sie war sogar in Gesellschaft anderer Frauen, die ebenfalls gefesselt waren. Es war irgendwie überirdisch. Dazu kam, dass sie sogar eine Aufgabe aufgetragen bekommen hatte und damit ein klein wenig Verantwortung trug. Und das trotz ihrer Fesselung. Christine fühlte sich auf einmal wie im siebten Himmel.

Sie dachte sehr dankbar an ihre Oma, die ihr zu diesem Schritt geraten hatte. Sie seufzte innerlich. Nur ihre Großmutter hatte Verständnis für ihre Leidenschaft. Ihre Eltern waren leider nur daran interessiert, dass sie in ihrer freien Zeit auf dem Bauernhof half.

Sie dachte noch einmal an die Worte, die ihre Oma ihr mit auf den Weg gegeben hatte. »Lebe dein Leben und mache, was dir gefällt.« Die Worte ´dein´ und ´dir´ hatte sie dabei besonders betont.

Es ärgerte sie doppelt, dass sie so oft auf dem Hof helfen musste, so hatte sie nie Zeit, um die Haltung für den Mono zu trainieren. Sie hatte immer sehr fasziniert zugesehen, wenn sie bei den Lehrgängen helfen durfte und die zur Erziehung angetretenen Mädchen das Mono-Tragen lernen mussten.

Sie kannte alle Übungen und Vorbereitungen, doch sie kam leider viel zu selten dazu, diese auch für sich selbst durchzuführen.

Ob ihre Eltern wohl schon gemerkt hatten, dass sie nicht mehr da war? Sie war einfach ohne jede weitere Nachricht verschwunden. Dies hatte ihre Oma ihr so geraten. Sie würde es den Eltern erklären.

* * *

Christine ging zu dem großen Tor der Bandscheune und versuchte, mit ihren gefesselten Händen den Riegel zu öffnen. Doch sie musste einsehen, dass ihr dazu etwas Bewegungsspielraum fehlte. Eine wohlige Gänsehaut überkam sie dabei.

Karin kam ihr zu Hilfe und öffnete die Tür. Christine bat die Mädchen herein. »Das ist die Bandscheune, hier wird die Ponygirl-Ausbildung stattfinden.«

Als sich die Augen der Mädchen an die Dunkelheit in der Scheune gewöhnt hatten, sahen sie, dass die drei Steinermädchen und Jenni das Gebäude schon inspizierten.

Tamara stöhnte leise. »Sie können es nicht abwarten.« Sie lächelte. »Aber ich wäre vermutlich genauso.«

Jenni hatte den Besuch bemerkt und stutzte, als sie die Monohandschuhe entdeckte. Neugierig kam sie auf die Mädchen zu. »Warum tragt ihr die Monos?« In ihrer Miene stritten Neid und Schadenfreude miteinander.

Tamara schien mit der Frage gerechnet zu haben, denn sie hatte die Antwort sofort parat. »In unserer Freizeit ist das Tragen von beliebigen Gegenständen erlaubt und die Betreuer helfen gern beim An- und Ablegen.«

Jenni war empört. »Warum hat uns Daniela das nicht gesagt?« Doch dann leuchteten ihre Augen.

Die drei Steiner-Schwestern waren zu ihr gekommen. Auch sie hatten das Monohandschuh-Quartett entdeckt. Anna lächelte. »Ob es wohl daran liegt, dass wir sofort in die Scheune wollten und ihr gar keine Zeit gelassen haben?«

Allgemeines Gelächter war die Antwort.

* * *

»Wenn ihr nichts dagegen habt, würde ich gern mal schnell am Grab meiner Uroma vorbei schauen. Ihr könnt gern mitkommen.« Die Mädchen waren einverstanden.

Christine ging zur Tür und wollte sie öffnen, als sie mal wieder ihre Fesselung bemerkte. Sie blickte sich verlegen um. »Die Tür klemmt sehr stark und ich müsste sie eigentlich mit beiden Händen öffnen.«

Tamara gab Karin einen kleinen Stups. Diese trat zur Tür und auch sie hatte große Mühe, die Tür zu öffnen. Doch schließlich konnten sie eintreten.

»Das Holz hat sich im Laufe der Jahre etwas verzogen.« erklärte Christine noch etwas verlegen. Sie ging zu einem kleinen Grab und blieb ehrfürchtig davor stehen. Die anderen Mädchen hielten respektvoll etwas Abstand.

Schließlich drehte sich Christine wieder zu den Mädchen um. »Ich war sieben, als sie gestorben ist. Sie ist sehr sehr alt geworden.«

Die anderen schwiegen höflich.

»Meine Oma lebt noch und sie freut sich sehr, dass ich jetzt diese Ausbildung mache.« Christines nachdenkliche Miene war wieder dem Strahlen gewichen. »Ich glaube, sie hat sehr viel Erfahrung. Wir sollten sie bald mal besuchen.«

Es fiel Karin auf, dass sie nichts über ihre Eltern sagte. Doch nachfragen wollte sie auch nicht.

* * *

Ein großer Holzstapel am nördlichen Ende der Bandscheune verdeckte die Sicht auf das dahinter liegende Gebäude. Erst als die Mädchen an dem Stapel vorbei waren, konnte sie einen Blick auf das Haus des Hausmeisters werfen. Herr und Frau Klebe saßen vor der Tür und genossen den Abend.

Christine ging auf das Ehepaar zu und wünschte Ihnen einen schönen Guten Abend.

Klebes erwiderten den Gruß. »Na, macht ihr einen Spaziergang?«

»Ja, ich zeige meine Mitschülerinnen das Kloster.« Christine war etwas verlegen. »Ich kann Ihnen leider nicht die Hand geben.« Mit einem Strahlen im Gesicht drehte sie sich einmal im Kreis und wackelte etwas mit den Händen. »Einen Mono darf ich leider noch nicht tragen.« Mit etwas Wehmut blickte sie auf die anderen Mädchen, die etwas verunsichert neben ihr standen. »Ich darf noch nicht. Ich muss dass erst lernen.«

Tamara trat einen Schritt nach vorn und mit ihren verpackten Händen streichelte sie Christine ein wenig entlang der Seite. »Du wirst das sicher schnell lernen.«

»Wie geht es euch, Prinzessin? Habt ihr euch schon eingewöhnt?« Frau Klebe lächelte Tamara freundlich an. »Mögt ihr uns eure Freundinnen vorstellen?«

Die Herzogstochter strahlte. »Es ist herrlich.« Doch dann wurde sie ein klein wenig verlegen und wandte ihren Blick einmal zu Alexandra und dann zu Birgit, während sie diese als ihre Cousine mit deren Freundin vorstellte.

Frau Klebe erinnerte sich. »Alexandra, sie waren das eine oder andere Mal zu Besuch hier?«

Alexandra war erfreut, dass sich die Hausmeisterin noch an sie erinnerte.

Tamara stellte Juliane vor. »Sie darf den Mono nicht tragen, hat die Ärztin gesagt.«

Juliane wurde wegen der ihr zugewandten Aufmerksamkeit etwas verlegen. »Die Tasche trägt sich aber auch sehr gut.«

Frau Klebe lächelte.

»Das hier sind Kirsten und Karin.« Tamara blickte aufmunternd zu Karin. »Sie ist unsere Lehrerin und passt auf uns auf.«

Die Hausmeisterin wunderte sich über die Ähnlichkeit zwischen den Beiden.

Karin trat neben Kirsten und legte ihren Arm um sie. »Kirsten ist meine Tochter. Sie wird einmal eine tolle Bondagette werden.« Sie strich ihr zärtlich über die lederverpackten Arme.

Kirsten strahlte. Sie blickte ihre Mutter glücklich an und sagte, dass sie sich auch sehr auf den Unterricht ihrer Mutter freute. Dann benutzte sie ihrerseits den wenigen Freiraum, den ihr der Handschuh noch ließ und versuchte so etwas wie eine Umarmung.

Karin spürte irgendwie sehr deutlich, dass ihre Tochter nicht nur körperlich zu ihr zurück gekehrt war.

»Wie geht es denn Ihrer Tochter?« Tamara griff den Faden auf. »Ich habe Klara schon lange nicht mehr gesehen.«

Frau Klebe bekam auf einmal ein etwas verklärtes Gesicht. »Sie ist jetzt eine Gräfin Bodenstein.«

Tamara war fasziniert. »Wie ist es denn dazu gekommen.«

»Tja, wie das Leben so spielt.« Frau Klebe lehnte sich zurück. »Die Tochter des alten Grafen war hier zur Ausbildung. Und der alte Graf hat darauf bestanden, dass sich Klara sich persönlich um sie kümmert.«

Die Prinzessin bekam ebenfalls einen etwas verklärten Blick. »Ja, sie kannte sich schon immer gut mit den Monos aus.«

Frau Klebe nahm einen Schluck aus dem Glas, was vor ihr stand. »Eines Tages kam der Sohn des Grafen vorbei, weil er seine Schwester besuchen wollte.« Sie lächelte. »Es hat sofort zwischen ihnen gefunkt.«

Die anderen Mädchen lauschten atemlos dieser fast märchenhaften Geschichte.

»Der Rest ist schnell erzählt. Der alte Graf bestand darauf, dass Klara die gleiche Ausbildung zu durchlaufen hatte wie ihre zukünftige Schwägerin und bald nach dem Abschluß haben sie geheiratet.«

»Ich würde sie gern mal wiedersehen.« Tamara wollte es nicht so direkt aussprechen, aber sie vermutete, dass die jetzige Gräfin wohl selten hier bei ihren Eltern sein würde. Doch damit sollte sie falsch liegen.

»Oh, Klara hat uns nicht vergessen, sie kommt sehr oft vorbei und hat auch fast immer unsere Enkel dabei.« Frau Klebe machte einen sehr glücklichen Eindruck. »Ich glaube, sie nimmt dann immer mal wieder ein paar Stunden »Unterricht«, während wir auf die Kleinen aufpassen.« Sie lächelte hintergründig.

Karin hatte der Geschichte bisher nur zugehört. Doch eine Frage wollte sie auch loswerden. »Entschuldigen Sie bitte, aber warum arbeiten sie dann hier noch aus Hausmeister?«

Diese Frage schien die Hausmeisterin schon öfters gehört zu haben. »Oh, das sind keine finanziellen Gründe. Wir werden hier gebraucht...« Sie ließ den Satz ein wenig wirken. »Und wir haben Freude an den Ergebnissen der Erziehung hier.«

Christine räusperte sich. »Ich möchte nicht unhöflich sein, aber wir müssen dann weiter.«

»Was haltet ihr davon, wenn Du und Deine Freundinnen mal zum Kaffee bei mir vorbei kommt? Natürlich nur, wenn es der Stundenplan erlaubt.«Mit einem Blick auf die vier Mono-Mädchen ergänzte sie: »Wir haben auch Strohhalme.«

Christine blickte sich um und wollte gerade antworten, als sich Tamara vordrängelte. »Aber sehr gern.«

»Und natürlich darf Kirsten auch ihre Mutter mitbringen, wenn sie möchte.« Sowohl Kirsten als auch Karin bedankten sich für die Einladung.

* * *

Tamara hatte beim Weggehen von Klebes ihrer Cousine das verabredete Zeichen gegeben. Alexandra und Birgit hatten Kirsten daraufhin recht unauffällig in ein Gespräch verwickelt und sie dabei in ihre Mitte genommen. Mit Tamara hatten sie verabredet, dass sie mit ihr zurückbleiben sollten, so dass Kirsten außer Hörweite ihrer Mutter war.

Jetzt ging sie langsam neben Karin her und suchte nach einem Anfang. »Es ist doch schön, wenn sich Mutter und Tochter so gut verstehen wie bei Frau Klebe.«

Karin begriff sofort, dass Tamara auf etwas ganz anderes hinaus wollte. Sie zögerte mit einer Antwort.

»Kirsten hat sehr viel Talent, sie wird einmal eine sehr gute Bondagette werden.« Tamara versuchte, möglichst viel Überzeugung in ihre Stimme zu legen. »Sie können sehr stolz auf sie sein.«

Karin spürte, dass sie ihr Herz öffnen konnte. »Es ist mir so unendlich schwer gefallen, ihr den Handschuh anzulegen.« Sie seufzte.

»Machen Sie sich darüber keine Gedanken.« Tamara interpretierte den Satz bewusst anders, als er gemeint war. »Erstens ist es ihre Aufgabe und zweitens können sie bestimmt Übung gebrauchen.« Sie grinste.

»Ich wollte ihr immer so viel Freiraum wie möglich bieten.« Karin seufzte. Sie zögerte etwas, denn sie war sich noch unsicher, wie weit sie sich der Prinzessin wirklich anvertrauen konnte. »Ich glaube, jetzt ist sie zu mir zurück gekommen. So glücklich wie jetzt habe ich sie schon lange nicht mehr erlebt.«

Tamara griff das Bild auf. »Jetzt möchte sie gefangen sein.«

»Genau das wollte ich sie aber nie fühlen lassen«, es war ein schwacher Versuch der Rechtfertigung, »sie sollte alle die Freiheit bekommen, die sie haben wollte.«

»Glauben Sie es mir, Kirsten braucht die Fesseln, um dann die innere Freiheit zu erleben.« Sie holte tief Luft. »Ich weiß, wovon ich rede. Je stärker sie eingeschränkt ist, desto glücklicher wird sie sein.« Dann wurde sie etwas wehmütig. »Ich beneide Kirsten. Sie hat eine Mutter, die Verständnis für sie hat.« sagte sie mehr zu sich selbst.

Erst sehr viel später begriff Karin, was dieser Satz wirklich bedeutete.
43. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von pardofelis am 30.05.14 22:20

Einfach Danke.

Auch dafür das Karin langsam auftaut. Irgendwann kann sie es vorbehaltlos akzeptieren.
Vielleicht ja auch selber genießen??
44. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo Kapitel 4 - Der Ernst beginnt - Teil Sechs

geschrieben von gag_coll am 31.05.14 21:53

Vinctae in Monasterio Antiquo
Kapitel 4 - Der Ernst beginnt - Teil Sechs
Autor: Karl Kollar

Christine wartete, bis die Mädchen alle wieder beisammen waren, dann führte sie sie weiter zu den drei ehemaligen Handwerker-Häuschen. Heute dienten sie als Wohnraum für das Personal der Schule.

Die zwei Köchinnen saßen vor dem Haus und genossen den lauen Sommerabend.

Christine begrüßte sie wie alte Bekannte und wünschte Ihnen einen schönen guten Abend.

Die beiden Damen erwiderten die Begrüßung. »Na, musst Du mal wieder aufpassen?«

Als Antwort drehte Christine sich einmal um sich selbst und lächelte. »Nein, ich habe die Seiten gewechselt.« Stolz zeigte sie dabei ihre gefesselten Arme. Doch dann wurde sie etwas wehmütig. »Ich darf nur den Mono noch nicht tragen.«

»Oh, das geht schnell«, konnte sie die eine der beiden Köchinnen trösten. »Klara konnte das schon nach vier Wochen.«

Sie blickte zu den anderen Mono-Trägerinnen und sprach ihnen ein großes Lob aus. »So anmutig getragen. Sie machen das sehr gut.« Beide Frauen lächelten.

»Das sind alles Profis« Christine lächelte etwas. »Wir müssen dann weiter, wir haben noch einen wichtigen Termin.« Sie verabschiedeten sich und gingen weiter.

* * *

An dem großen Eingangstor blieb Christine kurz stehen und wartete, bis alle in Hörweite waren. »Dies ist der Schreibturm. Früher war dort die Schreibstube der Klosterverwaltung drin, daher hat er seinen Namen.«

Sie machte eine kleine Pause und ließ die Mädchen hoch blicken.

»Jetzt ist dort eine Wohnung eingerichtet, die aber leer steht.« Ein wenig Bedauern war in ihrer Stimme zu hören. »Es ist im Winter sehr schwer dort zu heizen.«

Christine drehte sich in Richtung des Abthauses. »Es gab auch mal eine Zeit, da waren dort oben Gefängniszellen eingerichtet.« Sie drängte zum Weitergehen.

* * *

Vor dem Abthaus blieb Christine noch einmal stehen. »Dies ist das Reich der Direktorin.« Sie wartete, bis alle Mädchen stehen geblieben waren.

»Von dort aus leitet sie die ganze Schule, nicht nur unseren Lehrgang.« Es war deutlich zu spüren, dass sie gern etwas mit den Händen gezeigt hätte. »Sie wohnt im Obergeschoss, und im Erdgeschoss sind ihre Büros und die Besprechungszimmer.«

Christine drehte sich zu Karin. »Könnten sie bitte aus dem Schlüsselkasten den Schlüssel für den grünen Turm holen? Der Kasten ist gleich links neben der Tür.«

Karin betrat das Abthaus und hatte keine Probleme, den Schlüsselkasten zu finden und darin den verlangten Schlüssel.

* * *

»Das Schönste habe ich mir für den Schluss aufgehoben.« Christine strahlte, als sie auf der kleinen Terrasse vor dem Turm standen. Sie bat Karin voran zu gehen und aufzuschließen.

Als die Mädchen nacheinander in den runden Raum eintraten, war das Erstaunen und Entzücken deutlich zu hören.

Als wollte sie es noch einmal verdeutlichen wiederholte Christine, »Dieser Raum steht uns für Parties während der Freizeit zur Verfügung. Hier lassen sich auch gut Geburtstage feiern.«

Die Mädchen sahen sich im Raum um und ihre Augen leuchteten. Der Raum war ausgestattet einem großen Sofa, zwei Sesseln, einigen Matratzen und einem Kamin, der an kühlen Abenden angeheizt werden konnte. In einem Regal lagen einige Decken und einige Seilbündel.

Christine bat Karin, einmal den kleinen Schrank zu öffnen. Darin lagen noch einige Ballknebel, teilweise mit Kopfgeschirr, viele Lederriemen und auch ein paar Monohandschuhe. Auch Getränke und Gläser standen in dem Schrank bereit.

Neben dem Schrank stand noch eine kleine Musikanlage mit einer gut sortieren CD-Sammlung.

»Hier ist noch etwas ganz besonderes.« Christine stellte sich neben ein seltsames Gestellt, an dem vor allem die große Wasserflasche auffiel. Sie fasste ein ungefähr zwanzig Liter und war hoch aufgestellt. »Das ist der Getränkeautomat für Bondagetten.«

Tamara hatte ein Leuchten in den Augen. »Magst Du es uns vorführen?«

Christine zögerte ein wenig. Es war deutlich zu spüren, dass sie jetzt gern ungefesselt gewesen wäre. Sie lächelte verlegen. »Ich habe das bisher immer durch Zeigen erklärt.«

Christine beugte sich über einen langen schmalen Kasten, auf dem die Namen der sechzehn Mädchen angebracht waren. Daraus ragten kleine Röhrchen heraus. »Hier sind eure persönlichen Mundstücke. Die nehmt ihr in den Mund und steckt sie dann auf den Wasserhahn. Wenn ihr dann mit dem Fuß auf den Schalter tretet, öffnet sich der Hahn und ihr könnt einen Schluck nehmen. Ich führe es einmal vor.«

Wie sie es beschrieben hatte, konnte Christine mit Hilfe ihres Mundstücks tatsächlich einen Schluck Wasser trinken.

Die Mädchen waren begeistert. »Das werden tolle Parties werden.« war die einhellige Meinung.

Christine steckte das Mundstück wieder in seine Halterung und blickte etwas verlegen an sich herunter. »Es hinterlässt allerdings etwas Spuren.« Sie grinste und blickte auf die feuchten Stellen auf ihrer Bluse.

Diesmal war es Tamara, die an den nächsten Termin erinnerte. »Wir müssen dann gehen. Die Kleider dürften gleich fertig sein.« Die Vorfreude war deutlich in ihrer Stimme zu hören.

* * *

Karin hatte die Tür des grünen Turms abgeschlossen und den Schlüssel dafür wieder zurück gebracht. Sie ging zurück zu ihren Mädchen und fühlte sich mittlerweile vertraut genug mit ihnen, um eine gewisse Frage zu stellen. »Was hat es eigentlich noch mal mit dem Sabbern und den Knebeln auf sich?«

Ihre Tochter drehte sich zu ihr um lächelte. »Das weißt Du nicht, Mama? Das hatten wir doch schon.« sagte sie mit deutlich gespielter Empörung. »Und Du willst uns unterrichten?«

Allgemeines Lachen war die Antwort.

»Mit dem Ball im Mund kannst Du nicht mehr schlucken und der Speichel läuft dann aus dem Mund.« Sie strahlte.

Karin war noch dabei, die Antwort zu verarbeiten, als Kirsten schon auf die Frage antwortete, die ihre Mutter noch gar nicht gestellt hatte. »Ich mag es gern, wenn ich sabbern muss Es ist so demütigend.«

Auch Alexandra, Birgit und Tamara gaben bekannt, dass diese Demütigung durch den Knebel einen gewissen Kick verursacht.

Karin schüttelte den Kopf.

»Es ist irgendwie die ultimative Hilflosigkeit,« versuchte Tamara zu erklären, »Du kannst einfach nichts dagegen machen.«

»Und jeder sieht es,« ergänzte Alexandra, »weil es Spuren auf Deiner Kleidung hinterlässt.«

Birgit grinste. »Oder auf der Haut.« Dafür bekam sie von Alexandra einen kleinen Hieb mit den Monoarmen.

* * *

Frau von Taubach erwartete sie schon an der Klosterpforte. »War es ein schöner Spaziergang?«

Christine berichtete kurz von ihrem Weg und richtete die Grüße von Klebes und von den Köchinnen aus.

Nachdem alle Mädchen in Hörweite waren, erklärte die Direktorin den weiteren Ablauf. »Ich möchte sie bitten, auf ihr Teamzimmer zu gehen und dort zu warten, bis die Schneiderinnen die Kleider bringen. Die Monos sollten sie bis dahin abgelegt haben.« Sie blickte Karin auffordernd an.

»Ich möchte ihnen noch empfehlen, sich die Kleider erst im Pausenraum vollständig verschließen zu lassen. Wenn sie noch unerfahren sind, ist es sehr schwer, sich in dem Kleid auch nur einigermaßen behende zu bewegen.«

Sie drehte sich zu Karin und lächelte sie an. »Ich fürchte, sie werden sich jetzt für kurze Zeit von ihrer Tochter trennen müssen.« Das Augenzwinkern war in dem Satz deutlich zu hören.

Karin strich ihrer Tochter noch einmal über die gefesselten Arme, dann ließ sie sie los und wandte sich ihrer Chefin zu.

»Bitte kümmern sie sich jetzt um ihre Mädchen.« Sie sagte es in einem sehr gemütlichen Ton. »Die Schneiderinnen werden gleich die Kleider bringen. Bis dahin sollten sie ihnen die Monos abgenommen haben.«

Karin wollte noch einmal nach ihrer Tochter schauen, doch Kirsten war schon zu ihrem Teamzimmer unterwegs.

* * *

Als Karin das Teamzimmer betrat, bot sich ihr ein merkwürdiger Anblick. Alle vier Mädchen standen mit dem Rücken zu Tür in einer Linie. »Stube 17 zum Abnehmen des Monos angetreten.« sagte Juliane mehr zu sich selbst, doch es war laut genug, dass es alle hören konnten.

Ein wenig Gekicher war die Antwort. Trotzdem war die Anspannung der Mädchen und die Vorfreude auf die Kleider deutlich zu spüren.

»Mein Bruder hat mir viel vom Militär erzählt,« schob Juliane erläuternd hinterher.

Karin wurde auf einmal verlegen. Sie druckste ein wenig herum. »Sie haben mir zwar gezeigt, wie man so einen Mono anlegt, aber nicht, wie ich ihn jetzt öffnen kann.«

Alexandra sprach es aus. »Es wäre schon ein faszinierender Gedanke, für immer im Handschuh gefangen zu sein.« Birgit stimmte ihr zu.

Doch Tamara war in dem Moment weniger romantisch. »Ihr seid Träumer.« Sie drehte sich um und stellte sich so neben Karin, dass sie gut auf den Handschuh von Alexandra und Karins Hände blicken konnte.

»Zuerst öffnen sie die Schleife der Schnürung und ziehen sie ein wenig auseinander.«

Karin tat das, was von ihr verlangt wurde.

»Dann öffnen sie die Riemen, die links und rechts über die Schulter laufen.«

Karin öffnete die Schnallen, die die Riemen über die Schulter führten.

»Jetzt können Sie unten am Handschuh anfassen und ihn vorsichtig nach unten ziehen.«

Als Karin der Anweisung nach kam, stöhnte Alexandra ein wenig und zuckte mit den Armen.

»Falls es so noch nicht geht, dann müssen Sie die Schnürung noch weiter öffnen.«

Karin kam auch dieser Anweisung nach und so konnte sie Alexandra den Handschuh abnehmen.

* * *

Gerade als Karin ihre Mädchen alle vom Handschuh befreit hatte, klopfte es an die Tür und nach einem freudigen ´Herein´ traten zwei der Schneiderinnen ein. Eine von beiden trug einen Stapel Stoff vor sich her. Sie legte ihn auf den Tisch und blickte sich fragend um. »Wer fängt an?«

Der Blick von Karin richtete sich zuerst auf Tamara, diese war aber sichtlich noch mit dem Zusammenlegen ihres Handschuhs beschäftigt. Karin hatte eine Idee. »Welches Kleid liegt denn oben?«

Die Schneiderin blickte auf den angehefteten Zettel. »Alexandra.«

Diese kam sehr erfreut zum Tisch. »Das bin ich.«

Die Schneiderin blickte Alexandra etwas verlegen an. »Die Kleider sind sehr auf Figur geschnitten. Ich würde Ihnen empfehlen, sich bis auf die Unterwäsche auszuziehen.«

Karin musste kein weiteres Wort sagen, sofort begannen sich alle vier Mädchen auszuziehen. Zu Karins Erstaunen ging es wirklich blitzschnell.

»Für das erst Mal ist es einfacher, wenn sie sitzen.«

Alexandra kam der Bitte der Schneiderin nach. Sie setzte sich auf den Stuhl und steckte ihre Beine in das Fußteil, welches ihr die Schneiderin hinhielt. »Sie sollten vor dem Anziehen immer prüfen, das alle Verschlüsse offen sind, sonst wird es mit dem Anziehen sehr schwierig.«

Karin betrachtete den Vorgang sehr aufmerksam. Natürlich wollte sie die notwendigen Handgriffe genau kennen, aber sie fand auch die Strenge der Kleider etwas übertrieben. Sie konnte sich nicht so richtig vorstellen, wie ein paar einfache Stoffbahnen eine solche Wirkung haben sollten.

»Jetzt stecken Sie bitte ihre Arme hier in die Ärmel.«

Alexandra hatte ein wenig Mühe, da ihre Hände etwas zitterten. Doch kurz darauf war es der Schneiderin möglich, das Kleid bis zu den Schultern hinauf zu ziehen.

Jetzt wandte sich die Schneiderin an Karin. »Die Kleider werden im Rücken mit dem langen Reißverschluss geschossen.« Sie zog den Anfasser bewusst langsam hoch und Alexandra keuchte dabei ein wenig, weil sie die Enge des Kleides zu spüren begann.

»Oben am Hals ist ein winziger Karabinerhaken eingenäht, bitte denken sie stets daran, den Anfasser dort einzuhängen.« Sie zeigte Karin, wie sie den Reißverschluss zu verriegeln hatte.

Karin war etwas verblüfft. »Dann sind sie ja in dem Kleid eingesperrt.«

Alexandra war ihrem Gedankengang gefolgt. Sie griff mit ihren Händen in den Nacken. »Noch nicht«, grinste sie. Es war deutlich, dass sie mit etwas Geschick den Anfasser hätte befreien können.

Es war Karin gar nicht aufgefallen, aber ihre drei Mädchen hatten sich jetzt nur noch in Unterwäsche bekleidet um sie geschart und blickten genau so gespannt wie sie auf die besonderen Details des Kleides.

Die Schneiderin lächelte ebenfalls. »Wir sind ja auch noch nicht fertig.« Sie bat Alexandra, jetzt aufzustehen. »Für das Beinteil haben wir wie bestellt drei Varianten vorgesehen. ?, ? oder Ganz.«

Alexandra begriff erst nach einem Moment, dass es als Frage gemeint war. »Ganz bitte.«

»Dann drehen sie sich bitte um und stellen Sie bitte ihre Beine ganz eng zusammen.«

Die Schneiderin zeigte den Reißverschluss, der hinten in der Mitte der Beine oberhalb der Knie angebracht war. »Für den ganzen Verschluss ziehen sie den Anfasser einfach bis zu den Knöcheln hinunter und befestigen ihn dort wie schon im Nacken.« Sie führte es einmal vor.

Karin erkannte, dass es ein schwerer und vor allem robuster Verschluss war.

»Jetzt sollten sie immer auch noch den Entlastungsriemen verschließen.« Die Schneiderin zeigte die beiden Stoffriemen, an denen passend zueinander zwei Klettbänder angebracht waren.

»Und das hält?« fragte Karin etwas ungläubig.

»Und wie das hält.« Tamara hatte sich eingemischt. »Das ist extra starkes Klettband.«

Alexandra keuchte ein wenig. »Uih... Das ist eng.«

»Jetzt zu den Ärmeln. Dort haben wir ´frei´, ´halb´ und ´ganz´ vorgesehen.«

Diesmal reagierte Alexandra etwas schneller. »Bitte auch ´ganz´.«

Ein kurzer ungläubiger Blick der Schneiderin war die Antwort, dann zeigte sie Karin, wie die Ärmel zu fixieren waren. Zwischen Arm und Körper war ein ebenso starker Reißverschluss angebracht, den sie nun langsam ganz nach unten bis dicht an die Handgelenke zog. Auch dort waren Klettriemen zur Entlastung vorgesehen, die sie genauso schloss.

»Fertig.« Die Schneiderin war von dem Anblick des Kleides und der jetzt sehr hilflosen Alexandra etwas ergriffen. »Wie fühlen sie sich jetzt?«

Alexandra brauchte ein wenig, bis sie ihre Worte wiederfand. »Super, ich kann mich fast überhaupt nicht mehr bewegen.« Sie machte ein paar Trippelschritte, kam jedoch kaum vom Fleck. Ihre Hände wackelten ein wenig, wurden ansonsten aber sehr zuverlässig von den Ärmeln in Zaum gehalten.

»Versuchen Sie einmal, sich mit Gewalt zu befreien.«

Alexandra traute sich zunächst nicht, erst als Tamara sie mit glänzenden Augen ebenfalls dazu ermutigte, begann sie unter Stöhnen mit den Versuchen, sich aus dem Kleid zu befreien. Doch alle Versuche blieben erfolglos. Es riss keine einzige Naht, die Reißverschlüsse hielten und die Klettbänder ebenfalls.

»Es sind alles Dreifach-Nähte und alle wichtigen Stellen sind zusätzlich noch vernietet.« Es lag sehr viel Stolz in der Stimme der Schneiderin. »Sogar das Garn ist extra reißfest. Das Kleid ist mehr als ausbruchssicher.«

Tamara kam nicht umhin, einmal laut aufzustöhnen. Ihre Augen strahlten.

»Es war nicht bestellt, aber wir haben an den Klettbändern und im Nacken jeweils noch eine kleine Vorrichtung angebracht, um das Kleid mit kleinen Vorhängeschlössern zu verriegeln.

Tamara war etwas irritiert, weil dies so nicht abgesprochen war. Doch die Schneiderin konnte ihr den Wind aus dem Segeln nehmen. »Die Chefin lässt ausrichten, dass es ein Geschenk des Hauses ist.« Sie stellte eine kleine Dose auf den Tisch, in der sich 12 kleine Schlösser befanden. Dazu legte sie zweimal vier Schüssel auf den Tisch. »Sie sollten nur aufpassen, dass sie die Schlüssel nicht verwechseln.«

Die Schneiderin ging zum Kleiderstapel und blickte auf den Zettel des nächsten Kleides. »Birgit?«

Alexandras Freundin trat vor. Ihr Blick wechselte zwischen dem Kleiderstapel und ihrer Freundin hin und her.

»Wie wäre es«, wandte die Schneiderin sich an Karin, »wenn sie es jetzt gleich mal probieren?«

Als Karin sich das Kleid vom Stapel genommen hatte und sich zu Birgit drehte, saß diese schon auf dem Stuhl und hatte die Beine hoch gehoben.

Karin hatte lediglich etwas Schwierigkeiten, das Kleid bis zu den Schultern hoch zu ziehen, dazu die Schneiderin musste ihr die richtigen Handgriffe zeigen.

»Wie wollen Sie...« begann die Schneiderin, doch sie konnte ihre Frage nicht vollenden. Birgit fiel ihr mit einem »Zweimal ganz« ins Wort.

Mit den Reißverschlüssen hatte Karin keine Probleme, ebenso konnte sie die Klettverschlüsse ganz einfach schließen.

»Juliane?« fragte die Schneiderin und reichte Karin das Kleid.

Juliane trat viel zögernder auf. Karin spürte, dass sie etwas auf dem Herzen hatte. »Was gibt es denn?«

Der Blick von Juliane wechselte zwischen Tamara, Karin und den beiden schon angezogenen Mädchen hin und her. »Könnte ich die Verschlüsse erst ausprobieren, bevor ich mich entscheide?«

»Aber natürlich.« Tamara hatte geantwortet.

Juliane konnte alle Verschlussarten ausprobieren. Sie entschied sich dann für die ganze Armfesselung und die dreiviertel Beinfesselung.

Tamara hingegen entschied sich sehr zur Überraschung aller für die offene Variante. Sie lächelte entschuldigend. »Ich habe heute noch einen Termin.«

Alexandra drehte sich etwas mühsam zu Karin. »Frau Michels, könnten sie uns noch einen Gefallen tun?«

»Aber gern.« Sie sah, dass sich Birgit sehr langsam auf sie zu bewegte. »Was denn?«

Alexandra blickte auf ihr Bett, wo ein seltsames Gewirr von Lederriemen sichtbar war. »Könnten Sie uns, wenn wir im Pausenraum sind, den Doppelknebel anlegen?« Es war deutlich in ihrer Stimme zu hören, dass sie sehr erregt war.

»Aber gern«, auch wenn sie noch nicht verstanden hatte, was es mit dem Doppelknebel auf sich hatte. »Das Ding auf dem Bett?«

»Genau.«

Karin ging zum Bett und griff sich das große Bündel von Lederriemen. Als sie es in ihren Händen hielt, erkannte sie die beiden miteinander verbundenen Bälle wieder, die sie am Nachmittag beim Basteln gesehen hatte. Dennoch war ihr noch nicht klar, was es genau damit auf sich hatte.

»Gut, dann lasst uns gehen.« Tamara drängte zum Aufbruch.

* * *

Da Tamara ihr Kleid noch offen trug, war sie mit schnellen Schritten verschwunden.

Karin blieb bei ihren drei Mädchen und hatte sich ihrem Tempo angepasst. Im Prinzip gab Juliane das Tempo vor. Obwohl ihr Rock ihr noch am meistens Beinfreiheit bot, war sie mit der Enge um die Waden herum nicht vertraut und so konnte sie nur mühsam ein Bein vor das andere setzen. Weiterhin fehlten ihr die Arme zum balancieren. Obwohl Birgit und Alexandra viel weniger Beinfreiheit hatten, konnte sie doch mit Julias Tempo problemlos mithalten.

Karin wunderte sich. Die beiden schienen mit so engen Röcken doch schon einige Erfahrung zu haben.

* * *

Kaum waren sie im Pausenraum, als sich Birgit und Alexandra zu Karin umdrehten und sie mit erwartungsvollen Augen ansahen.

Ein wenig zitterten Karins Hände, als sie das Riemengewirr nach oben hielt. »Helfen Sie mir bitte.«

Die beiden zuckten etwas mit ihren Armen. »Würden wir ja gern.« Sie lachten.

Alexandra hatte eine Idee. »Tamara, kannst du uns kurz helfen?«

Als Tamara den Doppelknebel in Karins Händen sah, musste sie verträumt lächeln. »Na dann mal los.« Sie erklärte Karin, dass dieser Knebel wie ein normales Kopfgeschirr anzulegen sei, eben nur zweimal.

Karin seufzte ein wenig. ´Was ist denn ein einem Kopfgeschirr schon normal?´ dachte sie bei sich.

Doch dann gab sie sich Mühe, den Wunsch von Alexandra und Birgit möglichst gut zu erfüllen. Zunächst legte sie Alexandra das Kopfgeschirr an. Diese stöhnte zuerst leise und wurde immer lauter, je mehr Riemen Karin angezogen hatten. Doch der faszinierendste Moment kam, als Birgit sich direkt vor ihre Freundin stellte und den zweiten Ball in den Mund nahm, der direkt vor ihrem Gesicht lag.

Mit ein klein wenig Übung hatte Karin dann die Riemen auch um Birgits Kopf geschlossen und war dabei sehr fasziniert davon, wie nah das Liebespaar jetzt durch den doppelten Knebel miteinander verbunden war.
45. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo Kapitel 4 - Der Ernst beginnt - Siebter und letzter Teil

geschrieben von gag_coll am 02.06.14 06:02

Vinctae in Monasterio Antiquo
Kapitel 4 - Der Ernst beginnt - Siebter und letzter Teil
Autor: Karl Kollar

Frau von Taubach wartete, bis Karin und Tamara fertig waren, dann winkte sie sie heran und bat sie an dem kleinen Tischchen Platz zu nehmen. Sie legte eine dünne Mappe vor sich auf den Tisch und schlug sie auf.

Tamara hielt ihr neues Kopfgeschirr in den Händen, sie legte es vor sich auf den Tisch.

»Es gibt keinen konkreten Grund im Sinne einer Beschwerde oder etwas ähnliches«, so begann die Direktorin, »es ist viel mehr so, dass Tamara sich dieses Gespräch gleich zu Beginn der Planung gewünscht hat.«

Karin zitterte etwas, sie fühlte irgendwie, das dieses Gespräch sehr wichtig für ihre Zukunft war.

Frau von Taubach sah auf ihre aufgeschlagene Mappe. »Frau Michel, gäbe es Punkte, die sie von sich aus angesprochen hätten?« Sie stutzte einen Moment. »Von ihrer Tochter einmal abgesehen.«

Karin fühlte, dass sie ehrlich sein musste. »Mit diesen intensiven Wünschen nach Fesselung und Hilflosigkeit habe ich noch so meine Schwierigkeiten. Aber es kann durchaus sein, dass ich durch die Ereignisse rund um Kirstens Vergangenheit negativ vorbelastet bin.«

Karin warf einen Blick auf Birgit und Alexandra, die die quasi erzwungene Nähe ihres doppelten Kopfgeschirrs genossen und eng aneinander tanzten. Sie konnte sehen, dass die Kleider ihnen gerade so viel Freiheit ließen, sich gegenseitig die Hände zu halten. »Sie machen so einen sehr glücklichen Eindruck.«

Tamara räusperte sich, bevor sie antwortete. »In der Tat, es ist etwas sehr schönes, wenn die Umgebung stimmt.«

Karin fühlte, dass sie hier ehrlich fragen konnte. »Aber ist das nicht sehr anstrengend und umständlich? Und vor allem demütigend?«

Tamara musste lachen. »Ja, etwas schräg veranlagt sind wir hier wohl alle.« Sie blickte ebenfalls in den Raum, in dem sich einige Bondagetten mit der Strenge des neues Kleides abmühten. »Aber wir empfinden es eben als schön, wenn selbst die kleinste Aktion zu einem anstrengenden Kampf wird. Und wenn der Knebel im Mund einen dazu zwingt, entweder die Lippen konzentriert still zu halten oder den Speichel laufen zu lassen.«

Karin schüttelte den Kopf. »Geben Sie mir bitte noch etwas Zeit, mich daran zu gewöhnen.«

Tamara hatte eine Idee, wie sie Karin etwas ermutigen konnte. »Die Szene heute Morgen beim Wecken war toll.« Sie schloss kurz die Augen und schien noch einmal daran zu denken. »Ich hatte wirklich das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren und vor dem Moment habe ich mich sowohl gefürchtet als es auch herbei gesehnt.«

Karin hatte gehofft, dass ihr kleiner Dominanzversuch erfolgreich gewesen sein könnte, jetzt bekam sie die Bestätigung dafür.

»Ich möchte aber auch«, fuhr Tamara fort und ihre Stimme klang wichtig, »dass sie für mich keine Ausnahme machen. Ich möchte genauso wie alle anderen behandelt werden.«

»Oh, ich werde mich bestimmt durchsetzen. Vier Bondagetten sind bestimmt leichter zu bändigen als eine Horde Schüler in der Pubertät.« Mit etwas Wehmut dachte Karin an ihre bisherige Karriere als Realschul-Lehrerin zurück.

Tamara lachte. »Ich hoffe, das war als Kompliment gemeint.«

Karin grinste.

Frau von Taubach blätterte etwas in ihrer Mappe, dann blickte sie Karin ernst an. »Wenn alles stimmt, dann möchte Tamara sich Ihnen unterordnen und die Verantwortung abgeben. Gleichzeitig möchte sie aber auch, dass der Lehrgang im Gesamten so läuft, wie sie sich das vorgestellt hat und gegebenenfalls eingreifen können.«

Karin wunderte sich über die Prinzessin. Sie wollte die Verantwortung abgeben, aber trotzdem bei Bedarf bestimmen, wo es lang gehen sollte? Erst viel später sollte sie den Fachbegriff dazu kennenlernen. »Topping from the bottom«

Einerseits wollte sie sich das natürlich nicht ´bieten´ lassen, denn das passte irgendwie nicht zu dem ersten Wunsch Tamaras. Andererseits war sie sich bewusst, dass Tamara ja den ganzen Lehrgang entworfen hatte, und sich damit also viel besser aus kannte, während sie selbst noch alle paar Minuten über ihre eigene Unerfahrenheit stolperte. Ein gelegentliches Verlassen von Tamaras Bondagetten-Rolle wenigstens zur Kommunikation war also nicht nur nötig, sondern auch für die Sicherheit geboten.

Karin kam eine Idee. »Könnte man das nicht mir der Ampel verbinden? Wie wäre es mit »Blau« und der Botschaft, »Es stimmt etwas nicht und das möchte ich Ihnen mitteilen?« Oder vier mal klopfen oder etwas Ähnliches.«

Tamara wartete die Reaktion der Direktorin gar nicht erst ab. »Genau so werden wir es machen.«

Frau von Taubach warf noch einmal einen Blick auf ihre Mappe. »Dann hätten wir alles besprochen?«

Tamara musste kurz nachdenken, dann antwortete sie, dass sie mit dem Verlauf des Gesprächs sehr zufrieden sei.

Karin war erleichtert. »Ich werde mein Bestes geben.«

Tamara lächelte. Doch dann fiel ihr Blick auf die anderen Mädchen, die so gut wie alle ihren Lieblingsknebel trugen. Sie drehte sich zu Karin und griff zu ihrem Kopfgeschirr, welches vor ihr auf dem Tisch lag. »Haben Sie sich schon mit meinem großen Kopfgeschirr vertraut gemacht?«

Tamara nahm es in die Hand, ordnete die Riemen etwas und reichte es dann Karin. »Könnten Sie es mir besonders streng anlegen?«

Karin nahm das Geschirr in die Hand und blickte etwas ratlos auf das große Gewirr der vielen Riemen. Was ihr vor allem auffiel war, dass das Geschirr keine Schnallen hatte, wie es sonst üblich war.

Tamara schien dies zu spüren. »Das Geschirr wird mit Klettverschlüssen geschlossen. Die tragen nicht so auf und können sehr fein eingestellt werden.«

Karin versuchte, sich einigermaßen geschickt anzustellen. Sie griff zum Ball und zog die Riemen von ihm weg. Sie glaubte erkannt zu haben, wie herum auf Tamaras Kopf gehören würde. Trotzdem fragte sie nach. »So herum?«

Tamara lächelte verträumt. »Ja, so ist es richtig.«

»Wo kommen denn die vielen Riemen hin?« Irgendwie war Karin klar, dass Tamara es nicht mehr so gut erklären konnte, wenn sie den Ball erst einmal im Mund haben würde.

Tamara zeigte den Verlauf der Riemen an ihrem Kopf. »Der Hauptriemen verläuft vom Ball links und rechts in den Nacken. Von den Wangenringen nach unten verlaufen die beiden Kinnriemen. Dann gibt es den Y-Riemen, der nach oben bis zur Kopfmitte läuft. Auf der Stirn gibt es einen weiteren Ring um den Kopf und von dort verlaufen noch Riemen zu den Wangenriemen.«

Karin versuchte sich die Lage der einzelnen Riemen einzuprägen. Dann bat sie die Prinzessin, ihren Mund zu öffnen. Tamara kam der Bitte mit leuchtenden Augen nach.

Karin hatte mit dem Anlegen der diversen Riemen keine Schwierigkeiten. Dabei hatte sie sich einen Plan zurecht gelegt. »Ich schaue erst mal, dass alle Riemen an die richtige Stelle kommen und dann werde ich sie festziehen, ist das in Ordnung?«

Tamara nickte leicht. Ihre Hände zitterten, als sie die Riemen immer stärker um ihren Kopf spürte.

Schließlich war Karin fertig. »So, das war?s.«

Auf einmal blickte die Prinzessin etwas verlegen zu Karin und deutete mit den Händen auf ihre Arme und Beine.

Karin ahnte was Tamara wollte. »Ich nehme an, ich soll Ihnen das Kleid noch vollständig schließen?«

Die Prinzessin nickte noch etwas verlegen.

»Zwei mal ´ganz´, nehme ich an?« Karin ahnte, dass die Frage unnötig gewesen wäre.

Die Prinzessin nickte und blickte Karin bittend an.

Die nötigen Handgriff beherrschte Karin jetzt schon etwas besser. Mit wenigen Handgriffen hatte sie Tamara so wie vorgesehen vollständig in das Kleid eingeschlossen.

Die Augen der Prinzessin glänzten, als sie danach ihre verbleibende Freiheit auslotete. Sie strahlte. Doch dann blickte sie Karin ein klein wenig verlegen an und versuchte einen Knicks. Doch durch das Kleid blieb es bei dem Versuch. Dann drehte sie sich um und begann, sich ein wenig im Rhythmus der Musik zu bewegen.

Karin blickte ihr fasziniert hinterher und sah, dass auch andere Mädchen zur Musik tanzten. Zumindest soweit, wie es ihnen die sehr restriktiven Kleider erlaubten. Karin wollte es sich selbst nicht eingestehen, aber der Anblick hatte etwas sehr faszinierendes.

Doch es tanzten nicht alle Mädchen. Die vier »Ponymädchen« hatten Ponygirl-Magazine entdeckt und saßen am Tisch, um darin zu schmökern.

Karin hatte erst nicht verstanden, warum sie gelegentlich aufstanden, um sich gleich danach wieder hinzusetzen. Das war ihr bisher nur so aus dem Augenwinkel aufgefallen. Jetzt erkannte die Lehrerin, warum sie das machten. Die Ärmel ihrer Kleider waren alle ganz geschlossen und nur so war es ihnen möglich, in dem Magazin eine Seite umzublättern.

Doch am beeindruckensten waren Birgit und Alexandra mit dem Doppelknebel, mit dem ihre Köpfe dicht aneinander gehalten wurden. Karin kam nicht umhin, gelegentlich zu ihnen hinüber zusehen. Sie machten einen sehr verliebten und glücklichen Eindruck und schienen das Wahr werden ihres Traum mehr als nur zu genießen. Beide stöhnten leise vor sich hin und fast im gleichen Rhythmus hatten beide die Augen geschlossen oder blickten sie sehr verliebt an.

Karin ließ ihren Blick zu ihrer Tochter gleiten. Auch sie machte einen sehr zufriedenen Eindruck und hatte die Augen auch die meiste Zeit geschlossen. Karin versuchte, den Ärger beiseite zu schieben und ahnte, dass ihre Tochter jetzt sehr glücklich und zufrieden war.

Petra saß gedankenverloren auf dem Sofa. Karin sah, dass sie neben dem Kopfgeschirr noch etwas seltsames um den Hals trug, was ihr augenscheinlich die Bewegungsfreiheit ihres Kopfes nahm. Sie erinnerte sich, dass sie in der Ausrüstungskammer solche Geräte gesehen hatte.

* * *

Andrea sah, dass Tamara aufgestanden war. So wagte sie es und ging zu ihrer Chefin, und setzte sich auf den Platz von Tamara. Sie blickte zunächst sie etwas besorgt an.

Frau von Taubach schien zu wissen, was sie bewegte. »Ja, ich denke, jetzt ist ein guter Zeitpunkt.« Sie blickte sich im Raum um. »Warten sie auf mein Zeichen und bringen sie Sie dann her.«

Sie bat Karin, sitzen zu bleiben und stellte noch einen vierten Stuhl dazu. Dann setzte sie sich wieder und wandte sich an die Lehrerin. »Was nun kommt, ist sehr wichtig für ihre Tochter. Bitte versuchen Sie all ihren Groll zu vergessen und nehmen sie ihre Tochter so, wie sie jetzt ist. Es ist sehr sehr wichtig für Kirsten.« Sie machte eine Pause, um die Wichtigkeit ihrer Worte zu betonen. »Sie möchte Ihnen die Funktionen ihres Mundverschlusses vorführen.«

Karin konnte nicht verhindern, einmal laut aufzustöhnen.

»Bitte bedenken Sie«, sprach die Chefin weiter, »dass sich mit dem Kieferverschluss sich ihrer Tochter ein sehr großer Wunsch erfüllt hat. Bitte akzeptieren sie es.« In diesem Moment blickte sie geradezu flehend zu Karin.

»Es fällt mir so unendlich schwer.« Karin seufzte.

»Sie möchten doch, dass Kirsten glücklich wird.«

Karin seufzte wieder.

»Dann weisen sie sie jetzt nicht zurück, sondern nehmen sie so, wie sie ist.«

Karin nickte kraftlos.

»Versuchen sie, die Grausamkeit, die ihrer Tochter angetan wurde, zu übersehen, dann können sie stolz auf sie sein, denn sie hat jetzt etwas wirklich außergewöhnliches.«

»Geben Sie mir noch einen Moment Zeit.« Karin senkte den Kopf und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Schließlich hob sie ihren Kopf wieder und nickte ihrer Chefin zögernd zu.

Frau von Taubach winkte Andrea zu. »Frau Falk wird ihnen noch kurz die Funktionen erklären und dann wird sie Kirsten zu ihnen führen.« Dann flüsterte sie ihr noch ein »Viel Erfolg« zu.

* * *

Als Kirsten mit langsamen Schritten auf sie zu kam, musste Karin lächeln. So sah sie immer aus, wenn sie wegen irgendwas ein schlechtes Gewissen hatte. Zuerst hatte Karin angenommen, Kirsten wäre wegen des Mundverschlusses so langsam unterwegs, doch dann erkannte sie, dass sich auch Kirsten für die komplett geschlossene Kleid-Variante entschieden hatte, bei der sie nur noch Trippelschritte machen konnte. Gleichzeitig fehlten ihr die Arme, um etwas zu balancieren.

Für einen Moment war Karin fasziniert davon, wie sehr restriktiv ein paar unschuldige Stoffbahnen sein konnten. Sie versuchte, die leuchtenden Augen ihrer Tochter zu übersehen, als sie dann endlich vor ihr stand.

»Hallo Mama«, ihre Stimme zitterte deutlich und Karin konnte nicht anders, als sie in den Arm zu nehmen und sie an sich zu drücken. Dem Zucken der Arme nach hätte Kirsten ihre Mutter auch gern in die Arme genommen, doch das neue Kleid verhinderte dies zuverlässig.

Schließlich löste Karin die Umarmung und Kirsten blickte kurz zu Andrea, die hinter ihr stand. »Ich möchte es dir zeigen.«

Andrea hob ihre Hand und ließ sie entlang des dünnen Metallbügels bis zum Schnarnier entlang gleiten. »Mein Kieferverschluss.« Es kostete Kirsten Kraft, dieses Wort in Gegenwart ihrer Mutter auszusprechen.

Karin hatte bisher verdrängt, sich mit den Apparaturen links und rechts vom Kopf zu befassen, jetzt nahm sie sich alle Kraft zusammen und zeigte ehrliches Interesse. Es erschauderte sie nachwievor, dass jemand Freude daran fand, seinen Kiefer nicht mehr bewegen zu können und es tat ihr weh, dass es ausgerechnet ihre Tochter war.

Tamara stand plötzlich neben Karin und hielt ein Stofftaschentuch in der Hand. Sie knüllte es demonstrativ zu einem Ball zusammen und reichte es dann wortlos Karin.

Karin stutzt erst einen Moment, doch dann erkennt sie, was Tamara ihr damit sagen wollte. Sie blickte einmal fragend in Tamaras Gesicht und diese nickte ihr aufmunternd zu.

Karin nahm sich alle ihre Kraft zusammen. Sie nahm Andrea den Schlüssel aus der Hand und steckte ihn so, wie es Andrea ihr erklärt hatte, in das Scharnier. Zunächst stellte sie es auf ´Auf´. Dann wartete sie.

Kirsten war etwas verwundert und schien etwas fragen zu wollen. Doch als Reaktion passierte nur, dass sich ihr Mund weiter öffnete. Kirsten blickte ihre Mutter erschreckt an. Wieder war ein leises Knacken hören, das anzeigte dass sich ihr Kiefer noch weiter geöffnet hatte.

Karin zwang sich ein Lächeln ins Gesicht. »Ich möchte doch nicht, dass Du mir auf die Finger beißt.«

Kirsten blickte ihre Mutter noch verblüffter an. Wieder waren zwei Klicks zu hören.

Karin nahm das kleine Stoffbündel und schob es genauso sorgfältig wie vorsichtig in den Mund ihrer Tochter. Zum Schluss nahm sie den Schlüssel und stellte ihn das Schloss auf ´Zu´. Dann blickte sie ihre Tochter erwartungsvoll an.

Kirsten war schon etwas erleichtert, dass sie ihren Kiefer wieder bewegen konnte, sie schloss ihn, um einmal schlucken zu können. Groß war ihr Erstaunen, als sie feststellte, dass sie ihn nicht wieder öffnen konnte.

Karin reichte mit dem Schlüssel ein letztes Mal zum Kiefer und stellte ihn auf ´Geschlossen´. Dann gab sie Andrea den Schlüssel zurück.

Kirsten begriff erst langsam, dass sie soeben von ihrer Mutter mit ihrem Mundverschluss geknebelt wurde. Freudentränen liefen über ihre Wange und als Karin sie wieder in den Arm nahm, weinte Kirsten sehr sehr glücklich.

Andrea sagte etwas zu Kirsten. Diese nickte und gab ihrer Mutter mit den jetzt versiegelten Lippen einen Kuss. Karin nahm sie noch einmal in die Arme, dann streichelte sie ihr über den Kopf und wünschte ihr eine gute Zeit.

Erst nach einiger Zeit, als Kirsten sich schon wieder dem Tanzen zugewendet hatte, kam Frau von Taubach auf Karin zu und nahm sie ihrerseits in den Arm. »Das haben sie sehr sehr gut gemacht.«

»Es ist mir so unendlich schwer gefallen«. Karin seufzte tief.

»Aber es war genau das richtige.« Sie strich ihr noch einmal über die Hand.

* * *

Karin war erleichtert, als ihre vier Mädchen ihr ohne Widerstand in ihre Teamzimmer folgten. Kurz zuvor hatte Frau von Taubach im Pausenraum an die baldige Nachtruhe erinnert und gebeten, den Anweisungen der Trainerinnen zu folgen.

Alexandra und Birgit strahlten um die Wette und machten einen sehr glücklichen Eindruck. Karin hatte sie auf Nachfrage noch im Pausenraum von dem Doppelknebel befreit, denn so sagte sie sich, das Gehen damit wäre doch sehr umständlich.

Beide Mädchen bedankten sich sehr höflich für die Hilfe und versanken darauf in einem sehr innigen Kuss.

Im Zimmer angekommen, öffnete Karin bei allen vier Mädchen die Verschlüsse an Armen und Beinen und zog den Reißverschluss auf dem Rücken auf. Doch zur allgemeinen Überraschung war es den Mädchen immer noch nicht möglich, sich aus dem Kleidern zu befreien. Erst als Karin ihnen die Kleider von den Schultern zog, kamen die Mädchen allein zurecht.

»Die Kleider sind echt toll.« Alexandra sprach aus, was alle dachten. »Es ist unmöglich, sie ohne Hilfe auszuziehen, selbst wenn sie offen sind.«

Tamara schwieg zu diesem Lob, doch ihre Augen sprachen Bände, als sie sich auf dem Weg ins Bad befanden.

* * *

Karin ging zu den vier Betten und schlug die Bettdecke zurück. Noch immer erschauderte es sie etwas, als sie die Schnallen sah, die die Mädchen während der Nacht gefesselt halten würden. Sie setzte sich auf eines der Betten und ihre Hand spielte mit einer der Schnallen. Sie fragte sich, wie es Kirsten wohl ergehen würde.

»Sie haben das mit ihrer Tochter und dem Mundverschluss sehr gut gemacht.« Tamara kam in den Raum und ging auf ihr Bett zu.

Karin seufzte tief. Dann erhob sie sich und ging zu der Prinzessin, die sich schon mit erwartungsvollen Augen ins Bett gelegt hatte. Mit schon fast routinierten Handgriffen hatte sie die fünf Schnallen um die Arme und Beine der Prinzessin gelegt. Dann breitete sie die Decke über sie aus.

Juliane kam in das Zimmer. Sie ging ein wenig langsamer.

Karin ahnte, dass sie Juliane nicht drängen durfte. So wartete sie geduldig, bis sie sich auch auf das Bett gelegt hatte. Doch erst als Juliane ihrer Betreuerin verlegen zunickte, fixierte Karin sie ebenfalls an das Bett und deckte sie anschließend zu.

Nur bei Birgit und Alexandra musste Karin ein wenig deutlicher werden. Das Liebespaar war nur mit Mühe zu trennen und erst als Karin sie an den Armen fasst und auseinander zog, schienen sie aus ihrem Liebestraum zu erwachen und ließen sich ebenfalls für die Nacht ans Bett fesseln.

Karin wünschte ihren vier Mädchen eine gute Nacht, dann löschte sie das Licht und verließ den Raum.

* * *

Die Nachbesprechung des Tages war im kleinen Unterrichtsraum angesetzt. Auf dem Weg dahin ließ Karin sich durch den Kopf gehen, was sie berichten wollte.

Andrea und Daniela waren schon anwesend. Karin trat ein und nahm ebenfalls Platz. Gleich darauf betraten auch Elke und Frau von Taubach den Raum.

»Ich will es kurz machen.« begann die Chefin. »Ich war mit dem Ablauf des Tages sehr zufrieden. Gäbe es etwas anzumerken?« Sie blickte die vier Betreuerinnen kurz an.

Daniela merkte an, dass ihre vier Ponymädchen sehr ungeduldig sind. »Man müsste sie etwas aus bremsen.«

Frau von Taubach machte sich eine Notiz. »Wie haben sie denn auf das Kleid reagiert?«

Daniela lächelte verschmitzt. »Ja, sie haben recht. Das wird sie morgen gut unter Kontrolle halten.«

»Was machen Deine Mädchen?« Die Direktorin blickte Elke etwas besorgt an. »Wirkt unsere Therapie?«

Elke lächelte »Also Sabrina ist schon geheilt. Sie möchte von all den Sklavinnenzeug nichts mehr wissen und ihren Freund möchte sie zum Teufel schicken.« Doch dann wurde sie ernst. »Bei den anderen sieht es nicht so gut aus. Besonders Sophie ist sehr rebellisch. Sie lässt sich überhaupt nicht beeindrucken.«

Wieder machte sich Frau von Taubach Notizen, dann drehte sie sich zu Andrea. »Wie geht es ihren Mädchen? Marianne und Petra haben ich ja kaum gesehen«

»Die beiden sind sehr apathisch.« Andrea legte ihren Kopf kurz zurück und schien nachzudenken. »Marianne macht einen sehr ängstlichen Eindruck, wobei sie sich aber nicht vor den Fesseln fürchtet. Es scheint etwas anderes zu sein, vor dem sie Angst hat.«

Die Direktorin nickte wissend.

»Petra macht einen eher traurigen Eindruck.« Andrea wirkte besorgt. »Sie ist sehr teilnahmslos und zeigt so überhaupt keinen Ehrgeiz.«

Die Direktorin wandte sich an Daniela. »Sie sind ihre beste Freundin. Wollen Sie es erklären?«

Daniela musste einmal schlucken, dann berichtete sie davon, dass Petra vor kurzem ihren Mann verloren hatte und seitdem sehr sehr unglücklich gewesen sei. »Sie war bei ihm fast immer irgendwie gefesselt und das hat sie sehr genossen. Sie war todunglücklich, bis ich sie hier her gebracht habe.« Sie berichtete, dass sich Petras Stimmung hier schon wesentlich gebessert hätte. »Geben sie ihr noch einige Zeit, dann wird hier aufleben. Sie mochte die Unfreiheit immer sehr gern und wird hier glücklich werden.

Frau von Taubach ergänzte ihre Notizen. »Bei den anderen Mädchen habe ich mir selbst ein Bild machen können. Wie sieht es mit dem Punktekonto aus?«

Daniela führte die Liste und nahm sie zur Hand. »Wir hatten bisher nur die Regeln beim Mittagessen, die bewertet wurden.« Sie las die Liste vor. Christine hatte drei Punkte, Marianne und Anna hatten zwei, Birgit und Alexandra sowie Tamara hatten noch keinen Punkt. Alle anderen hatten einen Punkt bekommen.

Elke schien sich an das Mittagessen zu erinnern. »Eigentlich hatte Christine Recht, es war schon unfair.«

Frau von Taubach musste lächeln. »Im Prinzip ja, aber so lernen sie, stets genau zuzuhören. Das ist einfach sehr wichtig bei ihrem zukünftigen Leben.«

Karin wollte wissen, welche Konsequenzen diese Punkteliste hatte.

»Tamara wollte hier kein Strafregiment haben, obwohl wir damit durchaus Erfahrung haben.« Sie machte eine Pause, um ihre Worte wirken zu lassen. »Aber es gibt oft Gelegenheiten, wo die Schülerinnen sich etwas aussuchen dürfen. Die Positionen für die Mittagsruhe hatte ich schon vorgestellt. Die Schülerinnen mit den wenigsten Punkten dürfen zuerst auswählen. Die Punkte stellen also eine Rangfolge dar.«

Daniela wartet die Frage von Karin gar nicht erst ab. »Ihre Tochter hat bisher einen Punkt.«

Karin lächelte etwas verlegen.

»Die Ergebnisse der Freitagsprüfungen werden ebenfalls in diese Rangliste eingehen, so dass sich da auch schnell Verschiebungen ergeben können.« Frau von Taubach blätterte in ihrer Mappe. »Morgen werde ich die Theoriestunden halten, sie hatten bisher noch keine Zeit, sich in den Stoff einzuarbeiten.« Sie reichte Karin eine Mappe. »Machen Sie sich bitte damit vertraut, Sie werden am Mittwoch ihre erste Stunde halten.«

Karin nahm die Mappe sehr aufmerksam entgegen. Sofort fiel ihr der Titel auf. »Benimm und Umgangsformen für eine Bondagette« Sie blätterte kurz darin. Die äußere Form kam ihr sehr bekannt vor.

»Ein wenig von ihrer Stunde wird am Freitag in der Prüfung gefragt werden.« Die Direktorin nannte eine Seitenzahl. »Dort finden sie die voraussichtlichen Prüfungsfragen.«

Karin fühlte sich sehr an ihren früheren Beruf erinnert und sie wurde etwas wehmütig. Doch dann schlug sie die Mappe zu und blickte ihre Chefin zuversichtlich an. »Ich werde es hin bekommen.«

* * *

Karin schloss die Tür zu dem kleinen Appartement, welches für ihre Zeit im Kloster ihre Wohnung war. Viel Zeit hatte sie darin noch nicht verbracht. Es war auch nicht besonders groß und eher spartanisch, aber trotzdem liebevoll eingerichtet.

Sie zog sich ihre Stiefel aus und während sie sie in die Ecke stellte, dachte sie darüber nach, wie bequem sie doch waren im Vergleich zu der langen Tragedauer. Trotzdem hatten sie ein sehr strenges Aussehen und Karin war froh, die Stiefel hier tragen zu »müssen«. Freiwillig hätte sie nie den Mut dazu aufgebracht, in Overkneestiefeln herum zu laufen.

An ihrem Gürtel hing in einer Schlaufen der Ballknebel mit der orangenen Kugel, den sie heute Nachmittag für sich anfertigen musste. Karin nahm ihn aus der Halterung und legte ihn vor sich auf den Tisch. Sie platzierte die Mappe mit dem Unterrichtsstoff daneben und wollte sich gerade setzen, als ihr eine Idee kam. Sie ging zum Nachttisch und holte sich den Wecker, um ihn neben die Mappe zu legen, dann setzte sie sich an den Tisch und hielt kurz inne.

»Du musst verrückt sein, dass du das freiwillig machst.« sagte sie in Gedanken zu sich, doch dann griff sie zu ihrem Knebel und nahm ihn hoch.

Ihre Hände zitterten ein wenig, als sie die Riemen ordnete und sich den Ball vor den Mund hielt. Sie öffnete ihre Lippen und sehr nervös legte sich den Knebel an. Sie warf einen Blick auf den Wecker und nahm sich vor, mindestens fünf Minuten durchzuhalten.

Ihr Herz klopfte laut, als sie nun die Mappe aufschlug und sich in den Lernstoff vertiefte.

* * *

Als sich ihr Kiefer bemerkbar machte, blickte Karin von ihre Mappe auf und blickte auf den Wecker. Sie war erstaunt, denn sie hatte schon acht Minuten durchgehalten.

Sie griff in ihren Nacken und hatte einige Mühe, um die Schnalle des Knebels zu öffnen. Als sie den Ball aus ihrem Mund nahm, entdeckte sie die kleine feuchte Stelle vor sich auf dem Tisch. Ihr gingen die Worte von Tamara und ihrer Tochter durch den Kopf, dass es mit dem Ball im Mund nicht möglich sei zu schlucken und dass deswegen der Speichel laufen würde. Sie schämte sich ein wenig, weil es ihr überhaupt nicht aufgefallen war. Sie hatte sich so sehr in den Lernstoff vertieft, dass sie es einfach nicht wahrgenommen hatte.

* * *

Während Karin sich für das Bett fertig machte, versuchte sie das, was sie gerade gelesen hatte, noch einmal zusammenzufassen. Die wichtigste Grundlage für die Benimmregeln, die sie zu unterrichten hatte, waren einige Abgrenzungen. Eine Bondagette sei weder eine Devotee, noch eine Sklavin und erst recht keine Masochistin. Karin hatte diese Begriffe zwar zur Kenntnis genommen, aber die genaue Bedeutung wusste sie nicht. Es waren einige Quellen angegeben, bei denen sie die Bedeutungen nachlesen konnte. Sie hoffte, dass sie die entsprechenden Bücher in der Bibliothek finden würde.

* * *

Im Bett ließ Karin sich ihren ersten Arbeitstag noch einmal durch den Kopf gehen. Unterrichten musste sie noch nicht, aber sie hatte schon sehr viel Zeit mit den faszinierenden Mädchen verbracht, die ihr anvertraut waren.

Vorallendingen musste Karin lernen, ihre Vorurteile aussenvor zu lassen. Sie schob es ihrer Vergangenheit zu, dass sie Fesseln und Knebeln als etwas sehr Negatives einschätzte. Immerhin hatte die Ereignisse um ihre Tochter ihr die Anstellung als Lehrerin gekostet und daran hatte sie lange zu kämpfen gehabt. Erst als sie sah, wie glücklich Alexandra und Birgit waren, wenn sie die Monos trugen, zeigte ihr, dass es anscheinend auch eine positive Seite von Bondage geben konnte.

Sie hatte aber auch schon das Vertrauen gefühlt, welches die Mädchen in ihre Betreuerin setzten. Es war Karin klar, dass ihre Schützlinge in ihren Fesselungen oft sehr hilflos waren und auf ihre Hilfe bauten. Sie war fest entschlossen, dieses Vertrauen auch nicht zu enttäuschen.

Dabei hatte es ihr besonders Tamara angetan, die zweifelsohne im Mittelpunkt dieses Lehrgangs stand. Anscheinend hatte ihr Vater genügend Mittel, um seiner Tochter diesen sehr aufwendigen und gewiss teuren Lebensstil zu ermöglichen. Die Prinzessin konnte dabei vollständig ihren Wünsche und Träumen nachgeben und ihre, wie sie es selbst formuliert hatte, etwas schrägen Veranlagung ausleben.

Zudem fragte sich Karin immer noch, wie denn ein »Leben in Fesseln« mit einem Beruf zu vereinbaren sei. Ihr fielen auf Anhieb keine Beschäftigungen ein, bei denen die Fesseln und vor allem der Knebel nicht stören würden.

Andererseits glaubte sie auch Tamaras Erklärung verstanden zu haben, dass nicht die Unbeweglichkeit das Ziel der Fesselungen und Einschränkungen war, sondern nur das Erschweren der Bewegungen. Allerdings verstand sie den Sinn dahinter noch weniger.

Sie war irgendwie auch froh, dass der Tag vorüber war. Am meisten freute es sie, dass sie mit ihrer Tochter wieder im Reinen war, auch wenn sie mit den Wünschen ihrer Tochter nach Gefangenschaft und körperlichen Einschränken noch so ihre Probleme hatte. Vor allem die nicht wieder rückgängig zu machenden Verstümmlungen im Gesicht wegen des Mundverschlusses ließen ein paar Tränen fließen. Dennoch blieb ein positiver Gesamteindruck, weil sie fühlte, dass ihre Tochter zu ihr zurück gekommen war.

Und Karin war fest entschlossen, ihrer Tochter die Freiheit zu geben, nach der sie verlangte und bei der sie glücklich war: die Unfreiheit.
46. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von Rainman am 02.06.14 19:15

Hallo cag_coll.

Da hast du aber wieder eine schöne Fortsetzung veröffentlicht. Macht richtig Laune das zu lesen.


Bin ja mal gespannt, wann Karin mal einen Monohandschuh probiert. Faszinierend scheint so einen ja schon zu finden. Und wann muß Sie das erste mal so Bondagekelid tragen??
Fragen über fragen. bin ja mal gespannt, wann ich darauf eine Antwort bekomme.


Mfg Rainman.
47. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von kamikazekifferin am 02.06.14 20:29

Hallo gag_coll

ich find deine Geschichte supertoll und wünsche Kirsten und ihrer Mutter alles gute Besonders interessieren mich die Kleider. Ich wäre neugierig, wie das wohl ausschauen würde.

mit fesselndem Gruß

Kami
48. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von gag_coll am 03.06.14 05:49

Zitat
ich find deine Geschichte supertoll und wünsche Kirsten und ihrer Mutter alles gute
Danke, ich werde es ausrichten
Zitat
Besonders interessieren mich die Kleider. Ich wäre neugierig, wie das wohl ausschauen würde.
Ich habe hier auf http://www.knebelreich.de/demo/ViMA/vima_kleid.html die Zeichnung bereitgestellt, die in der Geschichte erwähnt wird.
49. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von M.J. am 27.07.14 19:04

gag_coll:

Bitte unbedingt weiterschreiben!
Nicht noch weitere Figuren und Nebenhandlungen, sind tendenziell jetzt schon zu viele.

Diese Geschichte und "Maria" sind die Storys aus deiner Feder, die mich am meisten interessieren.
Deshalb unbedingt diese möglichst bald fortsetzen.


Danke!
50. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von der suchende am 27.07.14 20:01

Ich kann mich nur anschließen. Bitte weiterschreiben.
51. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von gag_coll am 27.07.14 20:31

Zitat
Bitte unbedingt weiterschreiben!
Nicht noch weitere Figuren und Nebenhandlungen, sind tendenziell jetzt schon zu viele.


Hier muss ich dich allerdings enttäuschen. "Vinctae in Monasterio Antiquo" ist von mir quasi als Serie konzipiert, bei denen die einzelnen Kapitel auch notfalls allein stehen können und bei denen auch immer mal wieder Zeitsprünge erfolgen werden.

Kapitel 1-3 waren sozusagen der "Pilotfilm" und Kapitel 4 das erste Kapitel aus dem tatsächlichen Unterricht.

Im Moment sind weitere Kapitel erst mal nicht in konkreter Planung.
52. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von M.J. am 27.07.14 22:38

gag_coll:

Seufz!

Sowas wollte ich ganz und gar nicht lesen.

Ja, die Kapitel können auch als einzelne Geschichten gelten.
Allerdings hast du einen so überdeutlichen roten Faden gesponnen, daß du damit beim Lesen sofort den Reflex auslöst "ich will mehr lesen, SOFORT!!!"

Daß es für den Autoren meist ja besser erscheint, immer wieder ein Kapitel zu veröffentlichen, um das Interesse dauerhaft am Leben zu halten.

Aber ein bisserl ne Qual ist es für den geneigten Story-Leser ja schon......
53. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von gag_coll am 18.02.18 08:00

Hallo,

ich mag gar nicht daran denken, dass es schon 3 1/2 Jahre her ist, seit ich diese vier Kapitel geschrieben habe. Diese Geschichte war von je her als Serie konzipiert und vielleicht finde ich demnächst wieder einmal etwas Ruhe für eine neue Folge. Ideen haben sich eigentlich schon viele angesammelt und Handlungsfäden zum Weiterspinnen sind eigentlich auch genügend vorhaben.

Vielleicht habt ihr auch auch Lust, für die Geschichte einzelne Folgen mitzuschreiben. Einzige Bedingung wäre, dass die Figuren sich nicht grundlegend verändern dürfen.

Viele Grüße
gag_coll
54. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von DarkMephisto am 20.01.19 01:23

Hallo gag_coll,

Eine interessante Geschichte, es wäre toll, wenn es irgendwann einmal mit dem 5. Kapitel weiter geht.

Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet, vor allem Karin mit ihrer Unsicherheit, aber auch Tamara die es liebt gefesselt zu sein und trotzdem ihren Willen durchsetzt.

Viele Grüße Darkmephisto
55. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von der suchende am 16.06.19 13:01

Hallo gag_coll, ich wollte nur mal nachfragen, ob diese Geschichte noch weitergeht auch wenn sie schon lange hier steht. Es wäre doch interessant, wie es z.B. mit der "gelben" Gruppe weitergeht.

Auf jeden Fall DANKE für´s Schreiben deiner Geschichte(n).
56. RE: Vinctae in Monasterio Antiquo

geschrieben von MartinII am 04.04.22 09:49

Ich finde Deine Geschichten so schön, weil sie (in der Fantasie) durchaus denkbar wären. Danke, Karl


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