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eröffnet von gimahani am 10.05.15 04:21
letzter Beitrag von Rian am 19.06.20 20:52

1. Endstation

geschrieben von gimahani am 10.05.15 04:21

Disclaimer: Die Handlung der Geschichte wurde von der Autorin frei erfunden. Alle Ähnlichkeiten mit vorkommenden Personen, Namen, Örtlichkeiten usw. sind zufällig und nicht beabsichtigt.

***

Nach mehreren Jahren Passivität traue ich mich, eine eigene Geschichte zu schreiben. Ich hoffe, dass ihr Spaß daran habt und Lust auf mehr bekommt.

Wie jeder Schreiberling freue ich mich über Rückmeldungen.

Teil I

Zugegeben – manchmal war ich ein bisschen komisch. Und vielleicht verhielt ich mich gelegentlich so, dass es für andere nicht nachvollziehbar war. Aber war das ein Grund, mich aus dem normalen Leben zu reißen und in eine Beklopptenanstalt zu stecken? Ganz sicher nicht. Und trotzdem sitze ich hier mit fünf anderen Bekloppten und drei Betreuern. Eine Reihe unbedachter Bemerkungen brachte mich hier her, in eine intensivtherapeutische Wohngruppe für chronisch psychisch Kranke. Was nach außen hin toll wirkt, ist in Wirklichkeit meine Hölle.

Mein Name ist Susanne Wegener und ich bin 29 Jahre alt. Inzwischen lebe, vegetiere, ich seit knapp zwei Jahren hier. Als Kind wurde bei mir Epilepsie diagnostiziert. Durch eine Medikation ließen die Anfälle schnell nach und ich konnte ein normales Leben mit nur minimalen Einschränkungen führen. Erst im Alter von 15 Jahren kam die Krankheit zurück, diesmal mit voller Wucht. Wieder musste ich Tabletten nehmen, allerdings wesentlich mehr als früher. Ich versuchte, mich nicht davon aufhalten zu lassen, aber schon damals war ich innerlich zerrissen. Zerrissen zwischen den schier unendlichen Möglichkeiten, die man mit meinem Potential hat und der ebenso endlosen Traurigkeit, die sich in mir ausbreitete. Manche Momente waren an Peinlichkeit nicht zu überbieten. So zum Beispiel, als ich auf dem Weg in die Jugendherberge einen solchen Anfall hatte. Wir waren an einer Raststätte und ich lief gerade zu den sanitären Anlagen, als es passierte: Ich kippte um, zappelte und verrichtete mein Geschäft inmitten meiner Klassenkameraden. Stunden später kam ich wieder zu Bewusstsein. Ich lag in einem Krankenhausbett, versehen mit einer Unmenge an Kabeln, hochgezogenen Bettgittern und einer Windel.

Jeder wusste, was passiert war, aber zum Glück verlor keiner je ein Wort darüber. Meinen unendlichen Kummer betäubte ich mit Drogen und Alkohol, was wiederum den einen oder anderen Anfall nach sich zog. Im Jahr meines 18. Geburtstages schaffte ich den Absprung, weil es für mich nichts Wichtigeres als den Führerschein und die damit erreichbare Unabhängigkeit gab.

Erneut gingen ein paar Jahre ohne Auffälligkeiten vorbei. Ich machte eine Ausbildung, holte mein Abitur nach und führte ein fast langweiliges Leben. Die Epilepsie glaubte ich besiegt zu haben, nur gelegentlich ging es in Gesprächen mal darum. Ich sagte stets frei heraus, dass ich mich wohl umbringen würde, wenn ich wieder einen Anfall bekäme. Das stieß natürlich auf Unverständnis, aber wer meinen Krankheitsverlauf kannte, hatte nur geringe Befürchtungen, dass dieser Fall je eintreten würde. Mir ging es ähnlich, bis mich mein Gehirn am Abend eines Junitages im Jahr 2012 eines Besseren belehrte und ich bei einem harmlosen Spaziergang plötzlich umkippte. Noch auf der Fahrt ins Krankenhaus erkannte ich meine missliche Lage: Ohne Anfallsfreiheit keine Verkehrstauglichkeit. Ohne Verkehrstauglichkeit kein Autofahren. Ohne Autofahren keine Unabhängigkeit. Scheiße, scheiße, scheiße. Würde ich mit einem blauen Auge, also engmaschigeren verkehrsmedizinischen Gutachten, davon kommen? Im Krankenhaus ließ man mich eine Art Belehrung über meine einjährige Fahruntauglichkeit unterschreiben. Ich machte keinen Hehl daraus, was das für mich bedeutete, mein Leben quasi zusammenbräche, wenn das ernst gemeint war. Die unzähligen Narben an meinen Extremitäten schienen Ärzte und Pflegepersonal zu Vorsicht zu mahnen und so sollte ich vor meiner Entlassung ein Gespräch mit der zuständigen Psychologin führen. Nach vier Tagen wurde ich mit dem Rat, dringend psychologische Betreuung wahrzunehmen, nach Hause entlassen. Die folgenden Wochen bestanden aus Schlafen, Weinen und massiver Selbstverletzung, die Idee mit der blöden Betreuung sollte sich die Alte gleich wieder aus dem Kopf schlagen.

Teil II

Ich kam mit einem blauen Auge davon, scheinbar war das Glück wenigstens einmal auf meiner Seite. Nicht nur gesundheitlich war ich stabil, auch meinen favorisierten Studienplatz hatte ich ergattert und stürzte mich in meinen Traum, in dem Krankheit und Einschränkungen jeglicher Art keinen Platz hatten. In neurologischer Behandlung befand ich mich nach wie vor, da ich aller paar Jahre zu einem Gutachten und dort nachweisen musste, dass alles okay war.

Trotz der stets präsenten Gedanken an die dunkelste Seite meines Lebens meisterte ich den Alltag wunderbar. Meine Freunde wussten, wie ernst mir die ganze Sache war und dass ich das nicht noch einmal ertragen konnte. Auch meine Neurologin weihte ich beiläufig ein, als ich auf ihre Frage, ob es Anfälle gegeben habe, antwortete, dass ich dann nicht mehr bei ihr säße. Das war wirklich ein merkwürdiges Gespräch. Ich war genervt von ihrer ruhigen Art und diesen Fragen. Irgendwann sagte ich, dass ich mich umbringe, wenn ich je wieder wegen der Epilepsie ins Krankenhaus käme und dass man mich dann gar nicht mehr heraus lassen bräuchte.

Obwohl mich Angst und Druck manchmal zu übermannen schienen, ließ ich mich nicht unterkriegen. Wann immer ich das Gefühl hatte, einen Anfall zu bekommen, sprach ich im Geiste zu mir, dass alles gut ist. Ein paar Schlucke kühlen Wassers beruhigten mein Gemüt meistens ausreichend. Meistens, leider nicht immer. Zumindest einmal nicht. Und an diesem bestimmten Tag war mein altes Leben zu ende.

Teil III

Wieder war ich im Krankenhaus. Wieder ein oranges Armband, das signalisierte, dass ich sturzgefährdet war. Einmal machte ich es ab, doch da wurde mir umgehend ein neues angelegt. Eingepinkelt hatte ich diesmal zum Glück nicht, sodass mir wenigstens die Windeln erspart blieben. Trotzdem war alles anders als beim letzten Mal: Ständig kam jemand in mein Zimmer, um mir ein Gespräch ans Knie zu nageln oder mich wegen belangloser Dinge wie dem Mittagessen zu belästigen. Dabei war mir das alles sowas von egal! Ich schickte alle weg oder zeigte hartnäckigen Personen mein Desinteresse, indem ich mich von ihnen weg drehte. Meine Konversation zum Personal beschränkte sich auf zwei Fragen. Die erste lautete: „Kann ich eine rauchen gehen?“ „Ohne Begleitung verlassen Sie bitte nicht die Station. Im Moment hat keiner Zeit, mit Ihnen nach unten zu gehen, aber vielleicht sieht es heute Abend besser aus.“ Meiner zweiten Frage, wann ich entlassen werde, wich man an den ersten beiden Tagen aus.

Am dritten Tag meines Krankenhausaufenthaltes reichte es mir. Ich packte meine wenigen Sachen und verschwand ohne Abschiedsgruß aus dem Gebäude, doch weit kam ich nicht. Auf dem weitläufigen Gelände des Klinikums kam mir eine Schwester, die gerade ihre Schicht antreten wollte, entgegen. „Oh, Frau Wegener. Ich wusste gar nicht, dass sie heute entlassen werden sollten. Holt Sie denn keiner ab?“ Ich setzte zögernd zu einer Antwort an, doch die Schwester führte ihren Monolog fort. „Wissen Sie, Frau Wegener, am besten verständige ich gleich mal den Fahrdienst. Sie haben Anspruch darauf, nach Hause gebracht zu werden, wenn keiner Sie abholen kann.“ Sie zog ihr Handy aus der Tasche. „Ach Mist, die Nummer habe ich ja gar nicht hier. Aber das ist auch kein Problem, ich rufe einfach auf der Station an. Da kann ich auch gleich fragen, warum das nicht vorher geklärt wurde.“ Während sie tippte, sagte ich, dass alles okay sei und ich niemanden brauche. Sie winkte ab und am anderen Ende der Leitung schien jemand das Gespräch entgegenzunehmen. „Hallo, hier ist Sandra. Ich habe gerade die Frau Wegener getroffen, die heute entlassen wurde. Wieso hat denn keiner den Fahrdienst verständigt?“ Der erstaunten Miene der Schwester entnahm ich, dass man ihr soeben gesagt hatte, dass ich offensichtlich einfach gegangen war. Mit „Okay, ich verstehe. Wir werden zusammen zurückkommen“ beendete sie das Telefonat und wandte sich an mich.

„Frau Wegener, Sie wurden gar nicht entlassen, sondern haben sich unerlaubt von der Station entfernt. Aus versicherungstechnischen Gründen geht das nicht. Kommen Sie bitte mit zurück und unterschreiben Sie, dass Sie auf eigene Gefahr und trotz Bedenken der behandelnden Ärztin entlassen werden möchten.“ Auch ich hatte Bedenken, aber ein Chauffeur kam mir ganz gelegen, da ich mich doch noch recht schwach fühlte. Nur auf die Diskussion mit der Stationsärztin hatte ich absolut keine Lust. Ich beruhigte mich mit dem Gedanken, dass ich nur ein blödes Formular unterschreiben und vielleicht ein paar Minuten auf ein Taxi warten musste, doch das war weit gefehlt.
2. RE: Endstation

geschrieben von windel28 am 10.05.15 12:49

Intressanter Anfang bin gespannt wie es weiter geht.
3. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 10.05.15 14:09

so geht es weiter

***

Teil IV

Entgegen meiner Erwartungen dauerte alles wahnsinnig lange. Schwester Sandra hatte sich umgezogen und war zur Übergabe ins Dienstzimmer gegangen. Ich wartete auf einer Sitzgelegenheit im Korridor. Die Schwestern und Pfleger wünschten sich gegenseitig eine ruhige Schicht oder einen schönen Feierabend, dann wandte sich Schwester Sandra an mich. „Frau Wegener? Die Ärztin macht Ihre Papiere noch fertig, bis dahin müssten Sie bitte noch warten.“ „Wie lang soll das denn dauern?“ „Nicht länger als eine halbe Stunde, ich sage Ihnen dann Bescheid.“ Verärgert setzte ich mich wieder und starrte ungeduldig viel zu oft auf die Uhr. Die zähen Minuten verbrachte ich mit einem Spiel auf meinem Handy und vertiefte mich so sehr darin, dass mich die neuerliche Ansprache ein wenig aufschreckte. Ich blickte auf und sah zu meiner Überraschung nicht die Schwester, sondern meine behandelnde Neurologin Frau Dr. Ottke. „Was machen Sie denn hier?“ war meine nicht sonderlich nette Begrüßung. Ein kurzes „Wir müssen reden.“ ihrerseits ließ mich schaudern.

Die Stationsärztin trat aus dem Zimmer, grüßte ihre Genossin und bat uns beide in das Dienstzimmer. „Frau Wegener“, begann die Ärztin der Klinik, „ich habe Frau Dr. Ottke kontaktiert, weil sich in Ihrer Akte Vermerke befinden, die uns ernstlich Anlass zur Sorge geben. Neben Ihrem Anfallsleiden sind Sie an dem Borderline-Syndrom erkrankt und haben sich über mehrere Jahre massiv selbst verletzt. Auch Selbsttötung wurde mit Ihnen bereits mehrfach thematisiert und sie hinterließen den Eindruck, nicht abgeneigt zu sein, diesen auch in Erwägung zu ziehen. Einen Suizidversuch gab es bisher offenbar nicht, wohl jedoch eine dementsprechende Ankündigung.“ Ich erstarrte, sie nickte meiner Neurologin zu, um das Wort an sie zu übergeben. „Frau Wegener, ich wurde vom Krankenhaus angerufen und darüber informiert, was vorgefallen ist. Als behandelnde Ärztin bin ich in Ihrer Akte aufgeführt und bei Ihrem letzten Aufenthalt haben Sie die Klinik von ihrer Schweigepflicht gegenüber mir entbunden. Die Angestellten der Station waren ratlos, als Sie nicht aufzufinden waren.“ Außer einem unsicheren „Und?“ brachte ich nichts hervor. „Tja“, sagte Frau Dr. Ottke, „nach Ihrer Äußerung bei einem unserer letzten Gespräche habe ich wirklich Bauchschmerzen, wenn wir Sie jetzt nach Hause gehen lassen.“ „Was genau soll das jetzt bedeuten?“, fragte ich.

Die Stationsärztin übernahm wieder: „Das bedeutet, dass ich jetzt den Fahrdienst anrufen werde. Allerdings wird der Sie nicht nach Hause, sondern in die psychiatrische Klinik bringen, in der Sie noch eine Weile unter Beobachtung stehen werden.“ Mir stockte der Atem, es herrschte Totenstille. Nach einer gefühlten Ewigkeit fand ich meine Stimme wieder. „Ich möchte das nicht. Ich will zu mir nach Hause in mein eigenes Bett und mich dort ausruhen und schlafen.“ Die beiden Ärztinnen sahen sich an, schauten zu mir und dann tippte die Stationsärztin die Kurzwahl in ihren Apparat. Ich hörte sie etwas ins Telefon sprechen und ich bemerkte auch, dass Frau Dr. Ottke etwas sagte, das mich wohl beruhigen sollte. Aber gleichzeitig hatte ich eine Art Rauschen in den Ohren, das die Bedeutung aller Worte nicht zu mir durchdringen ließ. Wie ferngesteuert stand ich auf, nahm meinen Rucksack und steuerte den Ausgang der Station an. „Das dachte ich mir“, sagte die Stationsärztin und drückte auf einen roten Knopf, der sich an der Wand über ihrem Schreibtisch befand. Ein Klicken war zu hören und ich versuchte vergeblich, die Tür zu öffnen.
4. RE: Endstation

geschrieben von pauli2004 am 10.05.15 16:39

Das sieht ja schlecht aus für sie, bin gespannt wie es weitergeht.
Hoffentlich müssen wir nicht so lange warten...
Gruß
5. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 10.05.15 16:42

keine sorge, ich bin vorbereitet. die teile poste ich immer erst, wenn bereits der nächste fertig ist. aktuell schreibe ich an teil VI, nummer V ist nur noch nicht veröffentlicht, weil ich auf ein paar rückmeldungen hoffe.

ich freue mich auch über vorschläge zur weiteren handlung
6. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 10.05.15 18:11

Teil V

Ich rüttelte an der Tür, wusste aber insgeheim schon, dass die junge Ärztin sie verriegelt hatte. „Sie setzen sich jetzt bitte wieder hin. Im Moment ist das alles sehr aufregend, ich weiß. Ich werde Ihnen etwas zur Beruhigung geben und dann wird es Ihnen besser gehen“, meinte sie. Innerlich kochte ich vor Wut. Wollten die mich jetzt wirklich einsperren? Ich verkraftete sicher eine ganze Menge, aber das nicht. Das war der Punkt, an dem ich ausrastete. Ich lief zum Dienstzimmer und schubste auf dem Weg die Ärztin einfach um. Frau Dr. Ottke saß noch darin, doch mein Auftreten kümmerte mich wenig. Normalerweise war ich anders, möglicherweise erklärte das ihren etwas erschrockenen Gesichtsausdruck. Den roten Knopf hatte ich schon mal gesehen und wusste daher, wo er war. Da er mit „Not-Zu“ beschriftet war und bei Betätigung ein rotes Lämpchen aufleuchtete, würde beim nochmaligen Drücken die Verriegelung der Tür wieder entsichert werden, hoffte ich jedenfalls. Doch zuerst musste ich meine Neurologin aus dem Zimmer kriegen. Mehr als „Los, raus hier!“ war dazu nicht nötig, damit sie sich auf den Weg in den Korridor machte. Mit etwas zu viel Kraft landete meine flache Hand auf dem Knopf und ein kurzer Schmerz durchfuhr meinen linken Arm. Hinter mir krachte ich die Tür zu, damit nicht sofort wieder jemand die Stationstür verriegeln konnte. Auf dem Flur rappelte sich die Ärztin der Klinik wieder auf, scheinbar hatte ich recht fest zugedrückt. Die Tür war wieder offen, was für ein Glück …

Ich raste die Treppe runter, um aus dem Gebäude zu entkommen. Nun machte es sich bemerkbar, dass ich die letzten drei Tage nahezu nichts gegessen hatte. Mein Körper war total geschwächt. Ich gönnte mir eine kurze Verschnaufpause und lief schließlich weiter. Wieder einmal hatte ich das Gefühl, gleich umzukippen und einen Anfall zu haben. Ich schob diesen Gedanken so weit weg, wie es möglich war. Doch mal wieder hatte ich mich getäuscht. Irgendwo im Park, auf dem Weg zwischen Eingangstür der Klinik und der Straße, muss es mich umgehauen haben.

Als ich wieder zu mir kam, hatte ich Mühe, mich an das Geschehene zu erinnern. Mein Kopf dröhnte und ich hatte einen brutalen Muskelkater. Sehr langsam öffnete ich die Augen und sah das mir bekannte Patientenzimmer. Nur die Typen auf den Stühlen waren neu. Sie bemerkten nicht gleich, dass ich wach war. Wie immer nach dem Schlafen wollte ich nach meinem Handy greifen und meine Nachrichten checken. Es ging nicht. Während ich realisierte, dass man mich ans Bett gefesselt hatte, tauchte die Erinnerung in Schritten wieder auf: Ich wollte abhauen und bin im Krankenhauspark zusammengebrochen. Irgendwie schaffte ich es, wieder aufzustehen und legte noch ein paar Meter zurück. Doch dann war endgültig Feierabend. Peripher vernahm ich einen Weißkittel, beruhigende Worte und das Bild einer Spritze.

Reflexartig versuchte ich, meine Hand unter der Bettdecke hervorzuziehen, Erfolg hatte ich jedoch nicht. Stattdessen wurden die Männer in meinem Zimmer auf mich aufmerksam und einer drückte sogleich den Knopf der Patientenklingel. „Wieso …?“, die erste Frage blieb mir im Halse stecken. „Wo ist mein Handy? Wieso bin ich ans Bett gefesselt? Machen Sie mich los, ich will das nicht und es gibt keinen Grund dafür.“ Ich hatte so wenig Kraft, dass eine Fixierung wirklich keinen Sinn ergab. „Tut mir leid, Frau Wegener“, begann einer der beiden, „wir dürfen und können das nicht. Wir sind vom Fahrdienst.“

Wie auf Bestellung kam die Stationsärztin in mein Zimmer. Ihre Mimik hatte sich verändert. War sie vorher distanziert, jedoch freundlich, empfand ich ihre Blicke nun abschätzend. „Na, Frau Wegener, wie geht es Ihnen?“ „Beschissen“, antwortete ich verschnupft. „Machen Sie mich los, ich möchte nach Hause.“ Der Gesichtsausdruck der Stationsärztin glich nun dem, mit dem man Verrückte ansah. „Tut mir leid, aber das geht nicht. Es bleibt dabei. Die beiden Herren vom Fahrdienst werden Sie in die Psychiatrie bringen. Ich sehe dringenden Handlungsbedarf, da Sie vorhin gezeigt haben, dass Sie sich nicht unter Kontrolle haben und eine Gefahr für sich und andere darstellen. Sicher haben Sie schon bemerkt, dass Sie sich bei Ihrem Zusammenbruch eingenässt haben, daher haben wir Ihnen eine Windel angelegt. Um Ihrem aggressiven Verhalten vorzubeugen, habe ich Sie außerdem fixieren lassen. Schwester Sandra wird Sie in wenigen Minuten für die Fahrt vorbereiten. Vorher werde ich Ihnen ein Beruhigungsmittel verabreichen, damit alles reibungslos verläuft.“ Aus ihrer Tasche zog die Ärztin ein eine Packung Tabletten. „Das ist Tavozepam, es beruhigt und entspannt alle Muskeln des Körpers. Das sind Schmelztabletten, ich lege Ihnen jetzt eine in den Mund. Wenn Sie sie ausspucken, mich beißen oder sich anderweitig wehren, wird das ernste Konsequenzen haben.“ Ich hatte keine Lust auf Konsequenzen gleich welcher Art, also nahm ich brav die Tablette in den Mund und gab keinen Ton von mir, bis sie sich komplett aufgelöst hatte. „Es ist alles weg, mein Mund ist leer“, sagte ich und öffnete ihn zum Beweis. Ohne einen Kommentar verließ die Ärztin das Zimmer und wenige Minuten später trat Schwester Sandra ein.

Auch ihr Verhalten mir gegenüber hatte sich verändert. Sie nickte den Herren vom Fahrdienst zu, was sie als Zeichen zu verstehen schienen. Die Schwester kramte in einem Regal des angrenzenden Bades herum und baute anschließend verschiedene Utensilien auf dem ausziehbaren Tisch des Nachtschrankes auf. Trotz der recht starken Betäubung sah ich eine Dose mit Reinigungsschaum, eine Krankenunterlage, Einmalwaschlappen und –handtücher und einen Stapel Windeln. Ich hasste es, gewindelt zu sein, aber in meinem Zustand wäre jede Gegenwehr aussichtslos gewesen, so ließ ich sie einfach machen. Nach Kräften half ich ihr, indem ich mich auf die Seite drehte oder mein Gesäß etwas anhob. Recht schnell hatte Sandra die alte Windel, die wider Erwarten recht nass war, entfernt und meinen Intimbereich gesäubert. Das, was auf dem Nachttisch wie ein Stapel von drei oder vier Windeln aussah, entpuppte sich als eine einzige. Als Sandra sie unter meinem Hintern ausgebreitet hatte, fühlte es sich an, als läge ich auf einem länglichen Kissen. Als die Schwester das Vorderteil der Windelhose entfaltete und hoch zog, spürte ich, dass sie so dick war, dass sie sogar leicht meine Oberschenkel spreizte. Ohne darüber nachzudenken, drehte ich mich weg, so gut es trotz der Fixierung ging. Es ging nicht gut und ich wurde mit starker Hand wieder in die ursprüngliche Position gedrückt.

Sie verschloss die Windel und kramte erneut in den von ihr geholten Sachen herum. Vor mir hielt sie eine Gummihose hoch, prüfte die Größe nach Augenmaß und nickte zur Selbstbestätigung. „Ich werde jetzt die Gurte lösen und Ihnen die Schutzhose bis über die Knie ziehen. Anschließend helfe ich Ihnen beim Aufstehen und beim Anziehen der Kleidung.“ Sie wies mich an, mich ordentlich zu verhalten, nachdem sie die Gurte vom Bett gelöst hatte. Mich verwunderte, dass die Manschetten an meinen Fuß- und Handgelenken blieben, doch ich sagte nichts. Das Betäubungsmittel, mein geschwächter Körper und die halb hoch gezogene Hose ließen mich fast hinfallen, sodass ich mich lieber auf einen sicheren Stand konzentrierte. „Halten Sie sich am besten hier unten am Bett fest, Frau Wegener.“ Das war eine gute Idee. Kaum fühlte ich mich auf meinen Beinen einigermaßen sicher, bemerkte ich die Größe der elastischen Hose. Nach meinem Empfinden war sie ungefähr drei Nummern zu klein. „Schwester Sandra, ich glaube, dass diese Hose viel zu klein ist.“ „Wollen mal sehen“, meinte sie und zog die Gummischlüpfer Stück für Stück nach oben. Das einzige, was bei dieser Hose zu groß zu sein schien, war der Schrittteil. Die Breite des Gummis zwischen den Beinen schätzte ich auf ungefähr 25 cm. Schwester Sandra verstand ihr Handwerk offensichtlich hervorragend, denn nur kurze Zeit später zierte dieses leuchtend orange Monstrum meinen Unterleib. So etwas Enges hatte ich noch nie getragen. Die Gummihose drückte die Windel so fest in meinen Schritt, dass sie sich gleich doppelt so dick anfühlte, wie vorher.

Als nächstes hielt die Schwester mir einen Overall hin, in den ich hineinsteigen sollte. Er hatte lange Arme und Beine und einen Reißverschluss auf dem Rücken. Zum Glück hatte dieses Teil eine nicht ganz so auffällige Farbe und auch das Anziehen ging wesentlich schneller als bei der Hose. Ich durfte mich wieder aufs Bett setzen und Schwester Sandra zog mir noch ein paar Socken an. Dabei achtete sie penibel darauf, dass die Manschetten des Fixiersystems über dem Stoff saßen und keine Falten unter sich hatten. Sie überprüfte ihre Arbeit und schien zufrieden.
7. RE: Endstation

geschrieben von hugo am 10.05.15 19:25

Ein netter Anfang!

Freue mich schon auf die Fortsetzungen.
8. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 10.05.15 21:39

Klingt irgendwie sehr authentisch und realitätsnah, also hervorragend geschrieben diese erfundene Story, und sie macht Lust auf mehr....
9. RE: Endstation

geschrieben von Petbitch am 10.05.15 22:12

Auf jeden Fall sehr lesenswert!!
10. RE: Endstation

geschrieben von didibuzz am 10.05.15 22:54

Klasse Geschichte und super Schreibstil!
Genau nach meinem Geschmack!
Auf auf... schnell weiter!
DANKE!

11. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 10.05.15 23:52

wow, ich danke euch von ganzem herzen! hoffentlich beflügeln eure netten rückmeldungen meine fantasie
12. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 11.05.15 08:14

Na das hoffe ich doch, dass sie deine Fantasie beflügeln und auch deine Motivation weiterzuschreiben!
13. RE: Endstation

geschrieben von SteveN am 11.05.15 11:45

Hallo gimahani !

Da hat Sandra aber wieder richtig Pech gehabt.
Sie wird fixiert und ist den Launen der Aufpasser/
innen ausgeliefert.

Viele Grüße SteveN

14. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 11.05.15 12:38

Mit sandra passiert nix, sie ist doch die Schwester ^^
15. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 11.05.15 19:07

Teil VI

Im selben Moment traten die beiden Fahrer wieder in mein Zimmer. Zu meinem Entsetzen schob einer von ihnen einen Rollstuhl vor sich her. Wobei, konnte man das noch einen Rollstuhl nennen? Allenfalls war er mit einem Pflegerollstuhl vergleichbar, denn an Aktivität war nicht zu denken, wenn man darin saß. Nahezu jeden Körperteil schien man separat fixieren zu können. Man half mir vom Bett in mein Transportgefährt und während die beiden Fahrer mich an den Armen festhielten, nahm Schwester Sandra sich meiner Beine an. Nun machte es natürlich Sinn, dass die Manschetten direkt an meinen Extremitäten verblieben waren. In die Sitzschale war eine Wölbung eingearbeitet, die die Oberschenkel unweigerlich auseinander drückte. Obwohl ich diese wegen der wahnsinnig dicken Windel ohnehin nicht hätte schließen können, war mir das fast breitbeinige Sitzen sehr unangenehm. Nachdem auch meine Hände dank der S-Fix-Gurte mit den Armlehnen verbunden waren, legte die Schwester mir noch eine Art Hosenträgergurt an, der verhindern sollte, dass ich mich nach vorn aus dem Sitz lehne. „Können Sie meine Hand noch mal lösen? Ich habe Durst.“ „Das fällt Ihnen ja zeitig ein, Frau Wegener. Für sowas haben wir jetzt keine Zeit, ich werde Ihnen gleich etwas geben.“ Die Antwort kam mir reichlich merkwürdig vor und während ich grübelte, wie das wohl gemeint sein könnte, war Schwester Sandra schon unterwegs, um mir etwas zu trinken zu holen. Das Tavozepam machte meinen Kopf mächtig langsam. So kam es, dass ich die Schnabeltasse erst realisierte, als der Sauger bereits in meinem Mund steckte. Schnell versuchte ich, dieses peinliche, für Pflegefälle konzipierte, Ding loszuwerden, doch die Kopfstütze des Rollstuhls ließ das nicht so recht zu. Stattdessen kleckerte ich mich voll und sah nun sicher aus, wie ich mich fühlte: Wie eine Behinderte, die sich in die Hosen macht und nicht mal aus einer Schnabeltasse trinken konnte. „Na klasse!“, schimpfte Schwester Sandra, „ich werde Sie jetzt sicher nicht umziehen. Sie trinken den Becher jetzt aus und dann ist Abfahrt.“ Ich wollte nicht, aber ich trank. Nach der Fahrt kam ich wenigstens aus diesem Sitz raus.

Die Schwester wünschte mir alles Gute und dann schob einer der Fahrer mich durch den Korridor und in den Fahrstuhl. Wir fuhren direkt bis in die Tiefgarage, wo unweit des Lifts ein Auto mit der Aufschrift Patiententransport parkte. Einer der Männer öffnete die Tür am Heck des Wagens und steuerte die Rampe für Rollstühle erst auf den Asphalt und, nachdem ich darauf geschoben wurde, wieder nach oben. Man verlud mich in dem hinteren Bereich des Kleinbusses und arretierte die Räder des Transportstuhls in einer dafür vorgesehenen Halterung. Mir schoss der Gedanke in den Kopf, dass sich Vieh auf dem Weg zum Schlachthof ähnlich fühlen musste. Die Tür fiel hinter mir ins Schloss und ich kam mir elend und verloren vor.

Die Straßen unserer Stadt kannte ich ganz genau und doch kam es mir vor, als sei ich in einer völlig neuen Welt gelandet. Doch das war nicht wichtig, denn mit den Gedanken war ich ohnehin woanders. Was würde mich wohl in der Psychiatrie erwarten? Wann kam ich wieder raus? Meine Fragen würden bald beantwortet werden, denn der Weg war nicht weit.

Immer noch halb gelähmt von dem Betäubungsmittel starrte ich kraftlos aus den Fenstern des Kleinbusses. Wollte der Fahrer mich ärgern? Offensichtlich nahm er jedes Schlagloch mit. Eine Weile konnte mein Schließmuskel dieses Gerüttle recht gut kompensieren, doch beim siebenten oder achten Ruck verlor ich Urin und die ohnehin schon dicke Windel quoll augenblicklich auf. Zwischen meinen Beinen drückte es wahnsinnig und ich freute mich ebenso sehr, dass ich im Krankenhaus mit einer vollen Windel ankommen würde – der erste Eindruck war schließlich alles. Der Transporter bog in die Aufnahme der Nervenklinik ein und hielt an einem Nebeneingang der geschlossenen Station. Obwohl ich nie dort drin gewesen war, wusste ich das. Die Anstalt lag nicht weit außerhalb des Zentrums, Einwohner nutzten das weitläufige Parkgelände mit dem uralten Baumbestand für ihre sonntäglichen Spaziergänge – ich einst auch. Mit Freunden hatte ich die Patienten, die im Therapiegarten, so lautete die offizielle Bezeichnung, verweilten, regelrecht angegafft. Wir nannten die Patienten „Kloppis“, das Verweilen „Ausgang“ und den Therapiegarten „Gehege“, denn exakt diesen Anschein machte er.

Der Fahrer verließ das Fahrzeug und klingelte an der Stationstür, wahrscheinlich erwartete man mich. Währenddessen öffnete der Beifahrer die hinter mir befindliche Tür. Er schien mich in ein Gespräch verwickeln zu wollen, doch ich wich seinen Blicken aus. Mir war nicht nach Konversation zumute. Er löste die Schellen, die den Rollstuhl in seiner Position hielten, und klappte die Rampe herunter. Ich wurde ausgeladen und zum Eingang geschoben, wo inzwischen eine Schwester und ein Pfleger standen. Der Fahrer übergab der jungen Dame Papiere, offensichtlich meine Akte, und forderte eine Unterschrift. Der Kleiderschrank in Weiß übernahm meinen Rollstuhl und schob ihn durch das Portal, durch das man eine andere Dimension betrat.
16. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 11.05.15 19:33

Die andere Dimension scheint nichts Gutes zu verheißen.....
17. RE: Endstation

geschrieben von didibuzz am 12.05.15 00:53

Mensch gimahani, da fällt mir echt ein Stein vom Herzen!!!
Glücklicherweise wurden die Notsignale, welche Frau Wegener ausgesandt hat, von ihrem Psychologen völlig richig interpretiert, und durch das umsichtige Handeln aller Pflegekräfte Schlimmeres verhindert.
Es wäre wünschenswert, das eine solche professionelle Fürsorge jedem zuteil wird, der sich in einer psychischen Notlage befindet...auch wenn dem Betroffenen die Einsicht aufgrund seiner Unzurechnungsfähigkeit fehlt!
Meinst Du nicht auch?
Susanne ist da wo sie jetzt ist jedenfall gut aufgehoben!
18. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 12.05.15 06:08

Zitat

Meinst Du nicht auch?


das tut hier glücklicherweise nichts zur sache
19. RE: Endstation

geschrieben von straightjacket1989 am 12.05.15 10:23

Bitte weiterschreiben..ist eine klasse geschichte. Ich lechze nach dem nächsten teil
20. RE: Endstation

geschrieben von SteveN am 12.05.15 11:05

Hallo gimahani !

Tja der erste Buchstabe war noch richtig... ... ...
Aber dann muß ich aus Sandra natürlich die Susanne
Wegener machen.

Jetzt wird Susanne zu den "Kloppis" hineingeschoben.
Wenn das Beruhigungsmittel nachläßt wird die Panik
größer werden.

Viele Grüße SteveN


21. RE: Endstation

geschrieben von didibuzz am 04.06.15 00:40

...Oh je...ich habe das manische Bedürftnis diese tolle Geschichte weiter lesen zu müssen ...solltest Du nicht bald weiter schreiben, dann werf ich mich hintern Zug! ...uppps... ist mir nur so rausgerutscht...
Verratet das blos nicht meinem Psychiater, sonst muss ich mit Fr.Wegener in den Stuhlkreis! ...Quatsch..sie ist ja bestimmt auf der Damenstation...oder ist sie auf einer "gemischten" Geschlossenen? ))
22. RE: Endstation

geschrieben von SteveN am 04.06.15 10:34

Hallo didibuzz !

Zum Glück willst du dich HINTER und nicht davor
werfen. Was würdest du bevorzugen nen Güter- oder
ein Personenzug?
Ein Zug mit einer roten Lok oder was Buntes, Privates ?
Da hat dann Frau Wegener genug Ansatzpunkte ... ... ...

Viele Grüße SteveN

23. RE: Endstation

geschrieben von didibuzz am 04.06.15 12:41

Hallo SteveN,
du hast schon wieder die Personen vertauscht

Noch einmal zum Mitschreiben:
Susanne Wegener: Patientin
Frau Dr.Ottke: Neurologin von Susanne Wegener
Sandra: Krankenschwester

Ich glaube nicht dass Fr.Wegener etwas mit meiner psych. Störung anfangen kann, aber ich kann mit ihr ja mal darüber reden, sollte ich sie treffen.
Im Stuhlkreis oder beim Fingermalen(So gefährliche Werkzeuge wie Pinsel gibts da sicher nicht)
Natürlich vorausgesetzt, ich komme auf die gleiche Station...und noch haben Sie mich nicht!

Grüße didibuzz
24. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 04.06.15 21:33

hm.. seid ihr denn so kurz nach der auferstehung des forums schon bereit für den nächsten teil?
25. RE: Endstation

geschrieben von hugo am 04.06.15 23:06

Oh, ja!
26. RE: Endstation

geschrieben von sub78 am 04.06.15 23:20

Wirklich großartig - ich wünschte, ich könnte mit Frau Wegener tauschen
27. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 04.06.15 23:31

Teil VII

„Willkommen, Frau Wegener“, begrüßte mich eine Frau, die sich als Frau Dr. Meißel vorstellte. Was für eine Farce! Man wird in der Klapse untergebracht und soll sich dort willkommen fühlen. Nur aus Höflichkeit erwiderte ein stummes Nicken meinerseits ihren Gruß. „Das ist Pfleger Frank. Er wird Sie jetzt aus dem Transportrollstuhl befreien. Haben wir mit Schwierigkeiten zu rechnen, wenn Sie sich frei bewegen können?“

Die Ärztin sprach noch keine zwei Minuten und war mir in höchstem Maße unsympathisch. Ich war mir sicher, dass jeder Fachmann sehen konnte, dass ich mit bestens Beruhigungsmitteln versorgt war. Ein unnatürlich gewölbter Unterleib ließ außerdem erahnen, dass ich aktuell nicht mal in der Lage war, die simpelsten Dinge zu steuern. Meine verwaschene Aussprache hätte jede Argumentation lächerlich wirken lassen, daher schüttelte ich nur den Kopf und hoffte, dass das glaubwürdig genug war.

Frau Dr. Meißel nickte dem Pfleger zu und der machte mir endlich Arm- und Beinmanschetten ab. Den Hosenträgergurt löste er noch nicht, damit ich nicht aus der Sitzschale fallen konnte. Noch während ich mich fragte, wie ich es über diesen monströsen Spreizkeil schaffen sollte, brachte Frank den gesamten Rollstuhl mittels einer Art Fernbedienung in eine aufrechte Position. Der Keil in der Mitte der Sitzfläche bewegte sich analog dazu nach vorn und neigte sich, sodass ich kurze Zeit später auf einer Art Sattel saß. Mein Rumpf war nach wie vor an die Rückenlehne gegurtet. Ich hoffte inständig, dass sich das bald ändern würde, denn ich hasste das Gefühl, direkt auf der Windel zu sitzen und jeden Quadratzentimeter von ihr zu spüren. Ein weiterer Hebel führte dazu, dass meine Füße den Boden erreichten und ich einen sicheren Stand hatte. Ich sehnte den Augenblick herbei, in dem ich mich wieder frei bewegen konnte und war erleichtert, als der Gurt gelöst und der Sattel nach unten geklappt wurde. „Frau Wegener“, setzte Frau Dr. Meißel an, „Frank wird Sie jetzt auf Ihr Zimmer bringen, in dem Sie sich etwas ausruhen können. Ich werde in einigen Minuten zu Ihnen kommen, um das Aufnahmegespräch zu führen.“ „Halt!“, rief ich, „erstmal brauche ich andere Sachen. Ich will sofort die Windel loswerden und normal auf Toilette gehen.“ Mir war in jenem Moment völlig egal, wer das alles hatte hören können. Was sich unter meinem Patientenoverall befand, war ohnehin nicht zu übersehen. „Frank, bist du bitte so nett?“ Frau Dr. Meißel stolzierte davon. Unterdes griff der Pfleger nach mir und zog mich in Richtung eines Zimmers. Auf dem Schild las ich „Beobachtungszimmer“. „Großartig“, dachte ich mir. Rund um die Uhr von irgendwem gesehen zu werden stellte ich mir äußerst unangenehm vor. „Geben Sie mir jetzt andere Sachen? Ich will hier raus!“, begann ich den Dialog mit Frank. Doch sowie er zu sprechen begann, wurde mir klar, was für ein Ekel er war: „Vergiss es. Bei dem Zeug, das die dir im Krankenhaus gegeben haben, wirst du deine Windel sicher noch brauchen. Und was glaubst du, wer die Schweinerei dann wegmachen muss? Ganz genau, ich. Darum kläre ich gleich mit der Ärztin, dass das zumindest bis morgen Früh so bleibt. Und gib dir keine Mühe, der Overall geht ohne Schlüssel nicht auf.“ Er verließ das Zimmer und ich fiel regelrecht auf das Bett. Tränen rannen mir übers Gesicht und ich wollte nicht mehr. Nicht mehr dort sein und nicht mehr in diesen blöden Sachen stecken. Die folgenden Minuten brachte ich weinend im Bett zu, dann stieß die Ärztin zu mir und bat mich an den Tisch, der ebenfalls im Raum stand. Sie setzte sich, sah mich an und seufzte, wahrscheinlich bot ich einen jämmerlichen Anblick mit meinen verquollenen Augen. Umso merkwürdiger schien mir der Beginn unseres Gesprächs:

„Wie geht es Ihnen?“
„Ich will nach Hause.“
„Das geht nicht. In der neurologischen Klinik hat man Sie als suizidal eingestuft. Ihr aggressives Verhalten lässt außerdem den Schluss zu, dass Sie sich nicht an Empfehlungen des medizinischen Personals halten. Ich bin verpflichtet, Sie hier stationär aufzunehmen.“
„Und wie lange?“
„Das wird sich zeigen. Eine Unterbringung kann nur auf richterlichen Beschluss hin erfolgen. In Fällen wie Ihrem muss dieser umgehend eingeholt werden. Morgen wird die zuständige Amtsperson kommen, Ihren psychischen Zustand unter Berücksichtigung der Meinungen Ihrer Ärzte einschätzen und dann eine Unterbringung beschließen oder eben nicht.“
„Super“, entgegnete ich ironisch. „Ich möchte endlich was Normales zum Anziehen haben.“
„So hat es der Gesetzgeber festgelegt, ein anderes Handeln ist gar nicht möglich. Haben Sie das Gefühl, dass man Ihnen schaden möchte?“
Ich besann mich und verneinte ihre Frage.
„Bezüglich Ihres Anliegens bitte ich Sie um etwas Geduld. Durch die hohe Dosis des Tavozepams kann es noch einige Stunden unkontrollierten Urin- oder Kotverlust geben. Morgen früh wird sicher wieder alles in Ordnung sein, dann benötigen Sie keine Windeln mehr.“
Die Wanduhr verriet, dass es jetzt kurz vor 16 Uhr war, das würde ich aushalten.
„Das gefällt mir zwar nicht, aber ich werde es hinnehmen. Ich möchte allerdings eine frische und vor allem dünnere Windel und meine normalen Anziehsachen haben.“
„Tut mir leid, Frau Wegener. Den zweiten Wunsch kann ich Ihnen nicht erfüllen. Potenziell suizidgefährdete oder aggressive Patienten tragen bei uns grundsätzlich derartige Overalls. Die sind aus einem speziellen Stoff, der reißfest und nicht brennbar ist, außerdem schützt er durch seinen Sicherheitsverschluss Personal und andere Patienten davor, mit Fäkalien angegriffen zu werden.“
Wenn Blicke töten könnten, hätte die Ärztin nach dieser Aussage dringend medizinische Hilfe benötigt.
„Zum Wechseln des Inkontinenzmaterials werde ich Ihnen jemanden auf Ihr Zimmer schicken. Auch, wenn Sie gegen Ihr …“
„Ich brauche niemanden dazu, die zu wechseln. Sie brauchen mir bloß den blöden Overall aufzumachen.“

Mein Gegenüber war ob der Unterbrechung nicht gerade erfreut. Ihr Gesichtsausdruck wirkte plötzlich kalt und distanziert. Auf meinen Einspruch reagierte sie gar nicht und ich fühlte mich irgendwie hilflos, dem Personal ausgeliefert. Als wäre es egal, was ich sagte.

„Auch, wenn Sie gegen Ihren Willen in unserer Einrichtung sind, bitte ich Sie, sich an die Stationsregeln zu halten. Zuallererst haben Sie unseren Anweisungen Folge zu leisten. Die Patienten hier leiden an den unterschiedlichsten psychischen Krankheiten, daher ist es wichtig, dass das medizinische Personal einen gemeinsamen Nenner herstellen kann. Jeder Mensch möchte respektvoll behandelt werden – Sie als Patientin und die hier arbeitenden ebenso. Wie ich sehe, sind Sie wegen Ihrer Epilepsie auf Medikamente angewiesen. Diese werden Ihnen zu den Ausgabezeiten vom Personal gegeben, wo sie unter Aufsicht einzunehmen sind.“
„Und wann ist das heute noch? Morgen bin ich eh nur früh da, dann lässt der Richter mich gehen.“
„Es ist jetzt 16:30 Uhr. Abendessen gibt es in einer Stunde, direkt danach die Medikamente. Außerdem findet um 21:00 Uhr die Ausgabe der Nachtmedikation statt.“
„Okay. Wo sind eigentlich meine Sachen? Ich hatte meinen Rucksack mit im Krankenhaus. Dort sind lauter wichtige Dinge drin, wie zum Beispiel mein Handy, das Ladekabel, meine Zigaretten und auch meine Tabletten.“
„Gut, dass Sie fragen. Damit wären wir wieder bei den Stationsregeln. Ihre Tasche befindet sich in der Garderobe. Um Diebstählen und der Verwendung verbotener Dinge vorzubeugen ist diese immer abgeschlossen und darf nur unter Aufsicht betreten werden. Mobiltelefone unterliegen einer Sonderregelung, um die Privatsphäre aller anwesenden zu schützen. Wir haben zwei sogenannte Telefonzellen eingerichtet, in die die Patienten sich kurzzeitig einschließen lassen können, um über das Handy ihre sozialen Kontakte aufrecht zu erhalten. Kabel werden selbstverständlich unter Verschluss gehalten, schließlich könnte man diese zur Strangulation verwenden. Nach zwei Wochen besteht die Möglichkeit, die Regeln schrittweise zu lockern, wenn Sie einen stabilen Eindruck machen und sich an die Stationsordnung halten. Einige unserer Patienten dürfen die Station mit privater Begleitung für einen vereinbarten Zeitraum verlassen, um auf dem Gelände spazieren zu gehen.“
„Das betrifft mich ja nicht, da ich nur eine einzige Nacht hier bin. Was ist jetzt mit meinen Zigaretten? Ich hab Ewigkeiten keine geraucht.“
„Wie lange Sie letztlich hier bleiben, wird der Richter entscheiden. Wenn die Gefahr besteht, dass Sie sich verletzen oder suizidal sind, darf der Sie auch gar nicht gehen lassen.“
Stille.
„Aber rauchen können Sie natürlich. Wir hatten schon häufiger Probleme mit Zigarettendiebstahl, deshalb bewahren wir die Tabakwaren im Stationszimmer auf. Dort können Sie jederzeit eine Ihrer Zigaretten holen und sich ins Raucherzimmer begleiten lassen, wo Sie Feuer bekommen.“
Na ja, wenigstens etwas. Man will ja nicht an allem etwas auszusetzen haben. Nach dieser Information entschleunigte sich mein Puls deutlich
„Haben Sie noch Fragen, Frau Wegener?“
„Nein, im Moment nicht.“
„Gut. Dann sehen wir uns später. Sie können jetzt auf Ihr Zimmer gehen, Pfleger Frank wird Ihnen gleich beim Wechseln der Windel behilflich sein.“
28. RE: Endstation

geschrieben von didibuzz am 05.06.15 00:24

wie schön...es geht weiter!

Gimahani, ich hab da mal ne indiskrete Frage:
Arbeitest Du in einem Pflegeberuf?
Das klingt alles sehr authentisch, und Du drückst dich auch sehr gewählt aus!

Grüsse didibuzz
Danke für die tolle Geschichte!

omg...Ich bekomme schon wieder einen manischen Anfall
Biiiitte stell hier schnell das nächste Kapitel rein ))

29. RE: Endstation

geschrieben von sub78 am 06.06.15 10:44

Ja, die Erzählung liest sich wirklich sehr authentisch - das gefällt mir auch sehr. Bitte, bitte, bitte unbedingt fortsetzen ... würde gern lesen, wie es Frau Wegener weiter ergeht. Hoffentlich muss sie sich auf einen längeren Aufenthalt gefasst machen - so ein Problem wie das ihrige wird man bestimmt nicht so schnell in den Griff bekommen bzw. kurieren können. Außerdem stellt sie in ihrem Zustand ja wirklich eine Gefahr für sich und ihre Umgebung dar.
30. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 06.06.15 14:11

Na da bin ich gespannt wie das weitergeht, ob sie tatsächlich die Windeln losbekommt, oder......
31. RE: Endstation

geschrieben von Gumi am 06.06.15 15:43

Hallo Mike, ich denke das es nicht der Fall ist und sie weiter Windeln tragen muss
32. RE: Endstation

geschrieben von Toree am 07.06.15 13:45

Also ich glaube auch nicht dran, dass sie die Windeln los wird. Zumal sie ja den gesicherten Patientenoverall trägt.

Topp Geschichte!!!
33. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 08.06.15 08:45

auf jeden Fall eine tolle Geschichte, so dass man doch schon mit Spannung auf die nächste Fortsetzung wartet
34. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 08.06.15 13:06

Gute Neuigkeiten für meine leser: der nächste Teil ist fertiggestellt.

Wenn ich mich ausreichend gelobt fühle, geht er online also haut in die tasten und erzählt mir was nettes
35. RE: Endstation

geschrieben von gender-bender am 08.06.15 16:33

........ Ausreichend Lob für zwei Fortsetzungen........
Meine Lobhudelei ist lange nicht so gut wie deine Geschichte
Gruß GB
36. RE: Endstation

geschrieben von Toree am 08.06.15 17:59

Lieber gimahani
nicht nur ich, sondern auch andere würden sich freuen, wenn du den nächsten Teil schnell posten würdest.
37. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 08.06.15 18:17

Ich bin eine frau^^ nix da mit "liebeR"
38. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 08.06.15 18:24

Teil VIII

Ausgerechnet der Widerling Frank? Der Gedanke daran brachte mich fast zum Erbrechen. Doch ich versuchte, ruhig zu bleiben, immerhin wollte ich morgen früh nach Hause und es war sicher nicht förderlich, kurz nach der Ankunft einen Aufstand zu proben. Immerhin hatte die Ärztin mir zugesichert, dass ich eine dünnere Windel bekomme. Ich ging auf mein Zimmer und sah mich um. So sah also eine Patientenunterkunft in der geschlossenen Psychiatrie aus. Eigentlich unterschied sie sich nicht großartig von denen anderer Krankenhäuser. Als erstes fiel mein Blick auf ein Pflegebett, das mit dem Kopfende an einer Wand stand und von den restlichen Seiten zugänglich war. Zu Hause hatte ich mich bisher immer so eingerichtet, dass das Bett in einer Ecke stand. Ich mochte es nicht, wenn es mitten im Raum stand. Irgendwie hatte ich dann das Gefühl, aus dem Bett herauszufallen. Mein zweiter Anlaufpunkt war das Fenster. Ich war auf den Ausblick gespannt und freute mich auf frische Luft, zum Glück hatte der Fenstergriff kein Schloss. Na ja, jedenfalls war keines sichtbar. Doch öffnen ließ sich das Fenster nicht, der Wirbel bewegte sich keinen Millimeter. Ich versuchte es noch ein zweites und drittes Mal und wandte immer mehr Kraft an.

„Nur zu, die Kamera zeichnet alles auf. Aggressives Verhalten macht sich in der Akte gut, wenn man lange hier bleiben will.“ Ich drehte mich um und sah den Pfleger. „Können Sie mir bitte den Overall öffnen? Ich möchte …“, weiter kam ich nicht, bis ich von dem Glatzkopf unterbrochen wurde. „Ja ja, ich weiß schon. Vielen Dank auch, dass ich die Arbeit jetzt doppelt habe. Als hätte ich sonst nichts zu tun. Ab ins Bad!“

Ich lief zur Tür der Nasszelle, aber diese war abgeschlossen und ich erschrak dadurch ziemlich. Wie sollte man dann auf Toilette gehen können? Ich schauderte bei dem Gedanken daran, dass ich jedes Mal jemanden bitten müsste, mir die Tür zu öffnen, wenn ich mal musste oder mir die Hände waschen wollte. Pfleger Frank schloss die Tür auf und schob mich in den kleinen fensterlosen Raum. Von seinem stetig klappenden Schlüsselbund nahm er einen kleinen Steckschlüssel und öffnete das Schloss des Overalls, das sich am Kragen befand. Ich zog das Kleidungsstück aus und machte mich an der viel zu engen Gummihose zu schaffen, was wirklich sehr schwierig war. Frank schien mein Bemühen sehr amüsant zu finden, er lehnte im Türrahmen und kicherte. ‚Tief durchatmen, nur nicht provozieren lassen‘, ermahnte ich mich in Gedanken. Schließlich konnte ich mich der Schutzhose entledigen und die Klebestreifen der Windel lösen. Frank sprühte mir ohne Vorwarnung den eiskalten Reinigungsschaum direkt in die Arschritze. Vor Schreck fiel mir die Windel herunter und auf dem Boden kam sie klatschend auf. Ich vernahm ein Schnaufen hinter mir, wagte mich jedoch nicht umzudrehen. Während Frank die benutzte Gummihose und die Windel entsorgte und irgendwelchen Kram zu meinem Bett trug, säuberte ich meinen Intimbereich gründlich. Ich warf den schmutzigen Lappen in den Abfalleimer und ging zu dem Krankenhausbett, in dem ich die folgende Nacht schlafen musste.

Durch das weiße Laken und die helle Bettwäsche wirkte alles sehr steril. Ungefähr in der Mitte der Schlafstatt hatte Frank eine saugfähige Unterlage positioniert, der mit einem barschen „Leg dich hin!“ darauf wies. Ich tat, wie mir geheißen und deckte mich notdürftig mit dem in der Eile um den Körper geschlungenen Handtuch zu. Frank drehte sich um, nahm es wie selbstverständlich weg und hängte es über das Fußende. Normalerweise genierte ich mich wenig, doch ich kam mir unendlich nackt und gedemütigt vor, als ich dort lag. Tränen rannen mir übers Gesicht und meine Welt verschwamm. Zuerst zog eine Art Unterhose aus sehr elastischem Netzstoff über meine Füße, dann folgte der Overall. Wie in Trance vernahm ich die Hand des Pflegers, die mir mit einem leichten Klaps bedeutete, dass ich mein Gesäß anheben sollte. Als ich keine Reaktion zeigte, wurde Frank ungehalten. „Hör auf zu flennen und nimm endlich deinen Arsch hoch!“ Ich gehorchte und wollte so schnell als möglich diese entwürdigende Prozedur zu Ende bringen. Der Widerling Frank zog das Hinterteil unter meinem Gesäß zurecht und drückte mein Unterleib wieder auf das Bett zurück. Noch ehe ich mich’s versah, zog er den vorderen Teil nach oben und verschloss die neue Windel. Zu meinem Entsetzen war sie nur unwesentlich dünner als die vorherige und ich machte meinem Ärger Luft:

„Ey! Ich sollte eine dünnere kriegen“ Die Windel hier ist doch genau so dick wie die andere.“

„Ich hab keine andere parat. Und suizidale Patienten dürfen nicht ohne Aufsicht sein.“

„Von wegen suizidal, so ein Blödsinn! Gehen Sie mir eine andere holen, Frau Dr. Meißel hat es mir zugesichert.“

„Wenn ein Patient einkotet, kann ich ja wohl schlecht dünneres Inkontinenzmaterial anlegen.“

„Einge..-was? Die letzte Windel war nur nass. Und das auch nur, weil ich diesen beschissenen Overall nicht ausziehen und auf Toilette gehen konnte.“

„Im Protokoll steht aber was anderes.“

„Das haben Sie doch geschrieben, oder?“

„Stimmt.“

Ich murmelte etwas wie „dämlicher Penner“ vor mich hin. Leider etwas zu laut, wie Franks Blick vermuten ließ.
„Wenn der Beschluss morgen durch ist, kriegst du das wieder, verlass dich drauf.“

„Es wird keinen geben, morgen gehe ich nach Hause.“

„Glaub ich kaum. Und jetzt steh auf.“

Ich wollte mir keinen weiteren Ärger einhandeln. Wenn Frank schon das Protokoll fälschte, war er sicher noch zu ganz anderen Dingen in der Lage. Also stand ich auf. Zuerst zog der Pfleger die Netzhose hoch, um die Windel vor dem Herunterrutschen zu schützen. Mit einem ‚Ratsch‘ schloss er den Overall und sicherte den Reißverschluss mit dem dazugehörigen Schloss. Während ich meine Straßenschuhe wieder anzog, um mich gar nicht erst heimisch zu fühlen, verriegelte Frank das Bad. „Egal“, dachte ich, „morgen früh hat der Spuk ein Ende. Zu Hause muss ich keine Windeln mehr tragen.“
39. RE: Endstation

geschrieben von Toree am 08.06.15 19:14

Zitat
Ich bin eine frau^^ nix da mit \"liebeR\"


Ups, das kommt davon, wenn man die Brille nicht auf hat.
40. RE: Endstation

geschrieben von sub78 am 08.06.15 22:38

Vielen Dank für die gelungene Fortsetzung. Hoffentlich wird die Enttäuschung bei der undankbaren Frau Wegener umso größer, wenn sie merkt, dass sie nicht schon nach einer Nacht wieder nach Hause darf. Das aggresive Rütteln am Fenster drängt doch geradezu den Eindruck auf, dass sich herunter stürzen wollte. Schade, dass sie nicht wieder eine schöne fest Gummihose anbekommen hat. Zwar kann sie sich ihrer Windel unter dem Sicherheitsoverall nicht entledigen, aber mit der Gummihose sitzt doch alles viel ordentlicher.
41. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 09.06.15 18:02

ja ohne Gummihose kann es sein, dass sie schneller ausläuft, das wäre dann perfide, nichts mehr mit dünnerer Windel!
Es steht zu befürchten, dass der Richter nicht in ihrem Sinne entscheiden wird und Frank und sie noch viel Spaß haben werden.
Jedenfalls freue ich mich schon auf die Fortsetzung!
42. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 10.06.15 12:39

Also, ich finde es schade, dass hier sowenig Kommentare zu der tollen Geschichte geschrieben werden. Die Autorin veröffentlich hier ihre erste Geschichte, und da sollte man sie, zumal die Geschichte ja toll ist, auch entsprechend motivieren. Sonst wird diese Geschichte ihre erste und letzte bleiben und womöglich ohne Schluss bleiben!
43. RE: Endstation

geschrieben von schneider am 10.06.15 15:18

Sehr schöne Geschichte,freue mich drauf wenn es weiter geht!
44. RE: Endstation

geschrieben von Toree am 10.06.15 17:38

Hallo gimahani,

wieder ein toller Teil.

So wie der Pfleger drauf ist, würde es mich nicht wundern, wenn Susanne demnächst im ´hab -mich-lieb-Jäckchen´ stecken wird.

Auf einen nächsten tollen Teil wartend

Toree
45. RE: Endstation

geschrieben von Gumi am 10.06.15 17:42

Ich warte auch schon auf den nächsten Teil, wär gern an ihrer Stelle!!
46. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 10.06.15 20:26

Teil IX

Meinem Gefühl zufolge musste jeder direkt sehen können, dass ich eine Windel trug – nur wegen dieses Idioten! Ich war unendlich traurig, fühlte mich eingesperrt und hatte zu nichts Lust. Die Uhr zeigte dreiviertel fünf. Noch immer quälende fünfundvierzig Minuten bis zum Abendessen. Ich lief zum Dienstzimmer und bat darum, mich mit meinem Handy in eine der so genannten Telefonzellen einschließen zu lassen. Natürlich hatte keiner vom Personal Zeit, sich um mich zu kümmern. Es nervte mich, zur Untätigkeit verdammt zu sein, weil ich genug zu erledigen gehabt hätte. Andererseits konnte ich die Ruhe nutzen, um Dinge zu tun, die sonst zu kurz kamen. Im Gruppenraum saßen andere Patienten, viele wirkten apathisch und schienen kaum Notiz von mir zu nehmen. Mir war das Recht, auf Konversation hatte ich gar keinen Bock.

So stöberte ich im Bücherregal nach etwas Brauchbarem, fand allerdings nur Schundromane, die von Liebe, Leidenschaft und Romantik erzählten. Im hinteren Teil ertastete meine Hand noch mehr Bücher, darunter sogar echte Literatur. Ich schnappte mir einen Tolstoi und verzog mich in mein Zimmer. Wenn ich nur schnell genug las, würde ich es bis zum anderen Morgen geschafft haben. So schlecht meine Konzentration sonst auch sein mochte – ein spannendes Buch zog mich stundenlang in seinen Bann. Ich stellte das Kopfteil meines Bettes in eine aufrechtere Position und begann zu lesen. Die Zeit verging wie im Flug. Ein Gong, gefolgt von der Lautsprecherdurchsage „Bitte alle Patienten zum Abendessen“ riss mich aus der Handlung. Nur kurz überlegte ich, ob ich gehen wollte oder nicht. Ich wollte nicht. Mein Blick richtete sich nach unten und ich tauchte erneut in die Welt des geschriebenen Wortes ab. Zwei Seiten später, in Minuten vermochte ich die Zeitspanne nicht einzuschätzen, kam die diensthabende Schwester herein.

„Frau Wegener? Ich bin Schwester Bettina und möchte Sie zum Abendessen abholen, es ist bereits fünf Minuten nach halb sechs.“
„Ja, hallo. Ich hab keinen Hunger“, war meine knappe Antwort.
„Wirklich nicht?“
„Nein.“
„Aber Sie haben doch sicher den ganzen Tag noch nichts gegessen.“
„Ich hab keinen Hunger.“
„Vielleicht möchten Sie etwas Salat oder einen Joghurt essen?“
Redete ich undeutlich? Zu leise? In einer ihr fremden Sprache? Mit einer falschen Betonung?
„Danke“, begann ich neuerlich meine Aussage, „ich will nichts essen. Keinen Salat und auch keinen Joghurt. Ich möchte einfach nur weiter in diesem Buch lesen.“
„Aber Sie sollten wenigstens etwas trinken“, meinte die nervige Schwester.
„Keinen Durst.“ Mir reichte es. Wenn diese Bettina wieder anfangen würde, blickte ich stoisch in mein Buch. Zum dritten Mal bereits begann ich den aktuellen Absatz zu lesen.

Schwester Bettina stand ebenso beharrlich in der Tür, wie ich den Erzählungen des tapferen Kriegers auf der Krim folgte.

„Ich kann Ihnen verschiedene Teesorten, Wasser oder einen Saft anbieten.“

Hatte die was an den Ohren? Wieder antwortete ich nicht und endlich verschwand sie.

Kapitel um Kapitel verschlang ich das Buch. Draußen wurde es allmählich dunkel und ich unterbrach das Lesen, damit ich das Licht einschalten konnte. Als ich mich bewegte, fiel mir auf, wie sehr ich auf Toilette musste. Es kam unerwartet, schließlich hatte ich tatsächlich sehr wenig gegessen und getrunken. Bislang war die Windel trocken geblieben, denn in meinem Empfinden war sie nur für den Notfall. Zuerst fummelte ich wie wild an dem Verschluss des Overalls herum, leider jedoch ohne Erfolg.

Auf dem Monitor der Überwachungskamera sah das sicher lustig aus. Auch Versuche, den Overall an einer Naht aufzureißen, scheiterten. Eilig schritt ich zum Dienstzimmer, um Hilfe zu erbitten. Was für ein Pech! Durch das Fenster sah ich, dass nur Frank darin saß und ich beschloss, es irgendwie noch ein wenig auszuhalten – vielleicht käme Schwester Bettina ja in den nächsten paar Minuten vorbei. Auf einer Sitzgelegenheit im Korridor nahm ich Platz und wartete ungeduldig, doch sie kam nicht. Stattdessen versuchte ich dem immer stärker werdenden Druck standzuhalten. Ob ich es noch lange durchhalten würde? Wahrscheinlich nicht. Ich kämpfte mit mir, weil ich Frank nicht bitten wollte, den Overall zu öffnen. Schon nachmittags hatte er das Protokoll absichtlich falsch geführt. Nun stand in meiner Akte, dass ich eingekackt hatte und das würde bei dem morgen erscheinenden Richter sicherlich keinen guten Eindruck machen. Doch zum Glück war ich redegewandt und wusste meine Situation darzustellen, weshalb ich den folgenden Tag nur wenig fürchtete.

Ich nahm all meinen Mut zusammen und ging wieder zum Dienstzimmer. Kurz nachdem ich angeklopft hatte, öffnete Frank wortlos die Tür.
„Können Sie mir bitte den Overall aufmachen? Ich muss ganz dringend zur Toilette!“
„Können kann ich schon, mach ich aber nicht.“
„Es ist wirklich wahnsinnig dringend! Bitteeeee!“
Frank schien ob meines Bettelns gänzlich unbeeindruckt.
„Du hast die Medikamentenausgabe verpasst. Die ist immer direkt nach dem Essen.“
„Mann! Ich will keine Tabletten, sondern aus diesem beschissenen Teil raus!“, entgegnete ich ihm ungehalten.
„Ich zitiere: ‚Frau Wegener ist als stark suizidgefährdet einzustufen, daher bitte folgende Punkte beachten
- striktes Ausgansverbot
- durchgängige Überwachung
- ständiges Tragen von Sicherheitskleidung.‘
Reicht das? Der Overall bleibt zu. Jetzt komm her und nimm deine Tabletten“, endete Frank.

Ich war wie paralysiert von dem, was er vorgelesen hatte. So dachte man also über mich? Hatten die echt vor, mich ein paar Wochen in die Klapse zu stecken? Ich begann zu zittern und aus meinen Augen quollen dicke Tränen. Für mich war es schier undenkbar, wochenlang eingesperrt zu sein, auf Privatsphäre zu verzichten und mich an eine Litanei an Regeln halten zu müssen. Mein Verstand malte sich die schlimmsten Szenarien aus.

„Ach!“, höhnte Frank, „nimmst du jetzt doch deine Windel?“

Ich war außerstande zu erklären, was gerade passiert war. Der Druck in meiner Blase, die Aufregung wegen einer eventuellen Unterbringung usw.

Frank hielt mir ein Becherchen mit verschiedenen Präparaten vor die Nase. Normalerweise war ich nicht vertrauensselig, aber die besonderen Umstände ließen mich meine Zweifel an der Richtigkeit der Medikation vergessen. Ich nahm die Pillen in den Mund und spülte sie mit dem Wasser, das Frank mir gab, meinen Rachen hinunter.

Mir fehlte die Kraft, das Geschehene zu rechtfertigen, genützt hätte es wohl eh nichts. Ich war erschrocken über das, was in meiner Akte stand und beschämt darüber, dass ich unbeabsichtigt den Urin hatte laufen lassen. Dass die Windel aufquoll und ich nun mit einem unübersehbaren Paket zwischen den Beinen im Gang der geschlossenen psychiatrischen Station stand, ging auch irgendwie an mir vorüber. Reichlich geknickt begab ich mich in mein Zimmer. Dort angekommen setzte ich mich auf einen Stuhl und glitt in eine tiefe Lethargie.
47. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 11.06.15 00:38

Die Spannung wird sehr schön gehalten und die Story ist so gut geschrieben, dass man sich in die Charaktere gut hineinversetzen kann. Echt klasse. Die Peinlichkeit Windeln tragen zu müssen wird ebenfalls sehr gut beschrieben. Weiter so!
48. RE: Endstation

geschrieben von sub78 am 11.06.15 11:01

Liebe gimahani,

deine Erzählung ist wirklich hervorragend und liest sich sehr faszinierend und spannend.

Besonders gut hat mir am letzten Teil gefallen, als sich Frau Wegener in die Lektüre ihres Buches flüchtete und vielleicht für ein paar Stunden die Wahrnehmung hatte, sie würde das alles "nichts angehen". Das zeigt sich auch daran, wie sie die arme fürsorgliche Schwester Bettina nahezu ignoriert hat und ihre gut gemeinten Vorschläge nicht angenommen hat. Wahrscheinlich glaubt die Patientin sie könne schon bald wieder allein darüber bestimmen, was sie essen und trinken darf. Gerade deshalb hat mir gefallen, wie sie am Ende wieder in der harten Realität angekommen ist - mit voller Windel in einem Sicherheitsoverall in der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie untergebracht zu sein. Schön, dass ihr das am Ende wieder so bewusst geworden ist und die Euphorie wegen der scheinbar so nahen Entlassung und die "Flucht" aus der Realität damit ein Ende genommen haben. So sehr, wie die Patientin ihre Erkranung verdängt ist es ja kein Wunder, dass für sie ein absolutes Ausgangsverbot vorgesehen ist. Sie würde sich doch ihrer notwendigen Behandlung bei erster Gelegenheit wieder versuchen zu entziehen. Eines dürfte sie durch ihr ständiges Einnässen ja wohl bewiesen haben: ohne Windel geht es gar nicht bei ihr. - Ach, wundervoll - ich wünschte, ich könnte ihr Mitpatient sein.
49. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 11.06.15 12:32

Vielen Dank für diesen ausführlichen Kommentar, ich freue mich sehr darüber
50. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 11.06.15 16:24

In die Akte kommen ja einige Negativpunkte, wie Suizidgefahr, Verweigern von Nahrungsaufnahme, Trinken, dann das Einnässen und Einkoten, Renitenz mit dem Versuch den Overall auszuziehen und zu zerreißen und wer weiß was Frank noch reingeschrieben hat.... und sich in der Akte findet.
Und wer weiß ob nicht gegenüber der Medikamentation etwas Misstrauen angebracht wäre.....ob sie sich noch eloquent herausreden kann...
51. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 11.06.15 17:48

ach ja und ungezogene Gören kommen bei mir nicht in eine orangefarbene Gummihose sondern in einen orangen Gummianzug, natürlich mit Windelpaket.....
52. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 11.06.15 18:34

Na dann such dir eine, die du in diese Klamotten stecken kannst :P
53. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 11.06.15 18:42

ein gebildet nein, einmalig ist sie aber schon!
54. RE: Endstation

geschrieben von sub78 am 12.06.15 23:55

Liebe gimahani,

besten Dank - dass mein Kommentar Deine Aufmerksamkeit gefunden hat und Dich erfreut hat, finde ich großartig. In der Hoffnung, dass Dich ausführliche Kommentare ermutigen, weiter an Deiner großartigen Erzählung zu schreiben, versichere ich Dir, auch zukünftig ausführlich auf Deine Texte einzugehen, denn Dein Thema hat mich sehr intensiv berührt und fasziniert. Einer Fortsetzung fiebere ich entgegen.
55. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 14.06.15 12:18

Zitat
Liebe gimahani,

besten Dank - dass mein Kommentar Deine Aufmerksamkeit gefunden hat und Dich erfreut hat, finde ich großartig. In der Hoffnung, dass Dich ausführliche Kommentare ermutigen, weiter an Deiner großartigen Erzählung zu schreiben, versichere ich Dir, auch zukünftig ausführlich auf Deine Texte einzugehen, denn Dein Thema hat mich sehr intensiv berührt und fasziniert. Einer Fortsetzung fiebere ich entgegen.


Natürlich tut er das! Deine investierte Zeit und Mühe zeigen mir, dass meine Arbeit sich deutlich von anderen Storys unterscheidet bzw. abhebt.

Fortsetzung ist in Arbeit, vielleicht beglücke ich euch noch heute damit
56. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 14.06.15 12:33

Na die Spannung steigt jetzt aber.....
57. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 14.06.15 12:57

Der folgende Teil ist nicht ganz so lang, aber seid nicht traurig! Um Spannung und Dynamik zu erhalten, muss ich die Geschichte sinnvoll einteilen. Und seid euch sicher - eine Fortsetzung ist bereits in Arbeit.

Teil X

Wie lange ich dort saß? Keine Ahnung, mögen es zwei Stunden gewesen sein. Ein paar Mal hatte ich vor, aufzustehen und aus dem Fenster zu schauen, konnte mich aber nicht aufraffen. Inzwischen hatte ich mächtig Durst bekommen und rang mich dazu durch, zum Dienstzimmer zu gehen und jemanden nach einem Getränk zu fragen. Wieder war nur Frank da, aber auch das war mir inzwischen egal. Aus dem „Kann ich bitte etwas zu trinken ha

ben?“ in meinem Kopf wurde in der Realität ein verwaschenes „Gann sch bte …?“ Seit wann war meine Zunge denn so riesig und so schwer!? Ein erneuter Versuch verlief trotz größerer Anstrengung nur wenig erfolgreicher. Aufschreiben könnte man es vielleicht als „Gann isch btte wa su ring’n ham?“

„Natürlich. Bei der Gelegenheit kriegst du auch gleich deine Nachtmedikamente, es ist eh bald Schlafenszeit“, lächelte Frank mich an und reichte mir einen Becher mit Tabletten. Wieso war dieser blöde Kerl auf einmal so freundlich? Irgendwas musste er im Schilde führen.

„Sis dnn das?“ Geplant war die Frage danach, was das in dem Becher ist, aber eine derart komplizierte Frage auszusprechen war ich gerade nicht in der Lage.

„Nur ein bisschen Tavozepam, damit du diese Nacht gut schlafen kannst“, antwortete der Pfleger. „Eigentlich“, fuhr er fort, „brauchst du nach dem Cocktail vorhin gar nichts mehr. Blöd nur, dass es in der Anweisung von Frau Dr. Meißel steht.“ Sein teuflisches Grinsen ließ mich schaudern.

„Hä? Goggtäil?“

„Ich hab dir vorhin schon mal was zur Entspannung verabreicht, damit du morgen nicht ausflippst, wenn der Richter die Unterbringung ausspricht. Solche Retardtabletten sind schon was Feines. Sie wirken über viele Stunden oder sogar mehrere Tage.

„Schwill geine Dawleddn weider, du Aschlo!“

„Nehmen wirst du es trotzdem. Entweder freiwillig oder in höherer Dosierung unter Zwang. Die ärztliche Anordnung lautet so, das kannst du dir gern selbst ansehen.“ Er hielt mir einen Wisch hin, auf dem in einer unleserlichen Handschrift irgendetwas stand. In meinem Kopf rotierte es. Obwohl mir ein solches Verhalten absolut zuwider war, mimte ich die brave Patientin und nahm die Tablette in den Mund. Sobald ich außer Sichtweite war, wollte ich sie wieder heraus nehmen. Leider ging mein Plan nicht auf, weil Frank mich aufforderte, nach der Einnahme noch eine Minute bei ihm zu warten. Er meinte, dass das Medikament unter Aufsicht einzunehmen sei. Nach der Wartezeit hätte es sich bereits komplett aufgelöst, sodass der Wirkstoff ins Blut übergehen könne, so seine Aussage. Dann ließ er mich zwei Becher Wasser trinken, damit ich nicht heimlich den Speichel in meinem Mund und später ausspucken konnte. Was für ein Arschgesicht.

„So“, begann Frank, „jetzt ab ins Bett, bevor du noch hier bei mir einpennst und ich dich ins Beobachtungszimmer tragen muss. Das Zeug geht nämlich unheimlich schnell in die Glieder.“

Das war ein schlagendes Argument. Ich hatte auch keine Lust darauf, von Frank ins Bett gebracht zu werden. Also drehte ich mich um und lief los. Schon auf dem kurzen Weg zu meiner ungewollten Schlafstätte verminderte sich mein Tempo merklich. Das Vorankommen beschäftigte mich so sehr, dass ich diesen blöden Türstopper völlig übersah. Dass da überhaupt einer war, registrierte ich erst, als ich auf dem Boden lag und fragend in die Richtung schaute, aus der ich gekommen war. Es kostete mich sehr viel Kraft, aus der liegenden in eine sitzende Position zu kommen. Weil ich mich so benebelt fühlte, lehnte ich mich an den Rahmen meiner Zimmertür und sammelte mich. Mann, war mir warm! Mir war so warm, dass mir der Schweiß von der Stirn lief. Ich wischte mir den roten Schweiß mit dem Ärmel des Overalls weg. Roter Schweiß? ROTER Schweiß?! Ein Anflug von Panik wurde von der Wirkung des Tavozepams regelrecht weggespült.

Langsam richtete ich mich am Rahmen der Tür auf. Die paar Meter bis zu meinem Bett würde ich schon noch irgendwie schaffen.

Tatsächlich gelang es mir relativ problemlos, die letzten Meter zurückzulegen. Wie tot fiel ich in mein Bett und sofort übermannte mich der Schlaf. Wäre ich doch nur wirklich tot gewesen.
58. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 14.06.15 13:18

Ui, das ging aber rasch!
ein kurzer aber absolut toller Teil.
Wie doch die Medis einen Menschen verwandeln und hemmen können!
Das wird weil die Wirkung anhält nichts mit toller Argumentation beim Richter, es wird wohl mit einer Einweisung enden.
Aber sie hat sich auch verletzt, die Frage ist ob sie künftig einen Helm tragen muss oder angeschnallt wird!
Mit Helm zum Richter, unfähig zu sprechen, das wäre fatal!

Weiter so ist echt eine super Geschichte!
59. RE: Endstation

geschrieben von sub78 am 14.06.15 14:00

Liebe gimahani,

auch wenn der neueste Abschnitt etwas kürzer als sonst ausgefallen ist, bin ich wieder sehr davon angetan. Dir gelingt es wirklich sehr gekonnt, einen Spannungsbogen aufzubauen. - Fast schon ein wenig beängstigend der "rote Schweiß". - Die Arme ... aber Du bescheibst die Wirkung der Medikamente wirklich eindrucksvoll. Die Dosierung benebelt die arme Frau Wegener so stark, dass ihre Ausflüchte vor ihrem Problem sicher bald ein Ende haben werden ... in ihrem Zustand wird ihr sicher bald klar, dass sie ein Problem hat und Hilfe braucht: nicht mal eben nur für eine Nacht, sondern einen sehr langen Aufenthalt in der geschlossenen Psychiatrie. Vielleicht ist sie ja "nur" gestürzt - und auch dann wären Sicherheitsmaßnahmen erforderlich -, aber es könnte ja auch so sein, dass sie wieder versucht hat, sich etwas anzutun. Hoffentlich wird sie vor sich selbst geschützt und im erforderlichen Maße eingewiesen. Schön ist aber auch, wie Du beschreibst, dass ihr Freiheitswille nicht gebrochen ist.
60. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 15.06.15 15:11

Teil XI

Ein klappernder Schlüssel holte mich unsanft aus dem Traumland. Ich vernahm Geklapper, einen Wasserhahn und, als ich die Augen zu öffnen versuchte, ein viel zu grelles Licht. Was zur Hölle war hier los? Wer war bloß in meiner Wohnung? Seit wann hatte ich diese hässlichen Neonröhren an der Decke? In sehr kleinen Schritten wollte mein Gehirn mich in die Realität zurückholen, als einige Hände sich an meinem Kopf zu schaffen machten. Eine mir unsympathische Stimme bemühte sich um einen besorgten Tonfall. Wie Schuppen fiel es mir von den Augen – das war Frank, dieser fiese Pfleger. Und ich war auch nicht in meiner Wohnung, sondern in der Psychiatrie. Gestern Abend hat der Kotzbrocken mich mit Beruhigungsmitteln vollgepumpt und dann war ich mit dem Kopf gegen den Türrahmen geknallt.

Das, was ich in meinem Rausch als roten Schweiß wahrnahm, schien Blut gewesen zu sein. Ich schlussfolgerte das daraus, dass man sich über „Nähen oder Kleben“ unterhielt.

„Frau Wegener, können Sie mich hören?“
„Ja“, antwortete ich schwach.
„Ich bin Herr Dr. Göllner und habe heute Nacht Bereitschaftsdienst. Wie Pfleger Frank mir erzählte, sind Sie vorhin aus dem Bett gefallen und haben sich am Kopf verletzt. Zum Glück ist Ihre Platzwunde nicht sehr groß, sodass Ihnen …“
„Gar nicht wahr“, antwortete ich entschlossen und mit erstaunlich klarer Aussprache. „Nachdem er mir haufenweise Beruhigungsmittel gegeben hat, bin ich über den Türstopper auf dem Korridor gestolpert.“
Frank mischte sich ein. „Ein Türstopper im Flur des Krankenhauses? Machen Sie sich nicht lächerlich, Frau Wegener. Wir sind darum bemüht, kranken Menschen zu helfen, da werden wir doch keine Stolperfallen aufbauen.“
„Klar! Ich bin doch nicht blöd!“ Entrüstet über diese Lüge und die Art, wie er mit mir sprach, machte ich mich auf den Weg zum Verursacher des Unfalls. Zu meinem Entsetzen musste ich feststellen, dass der Boden völlig plan war. Kein Türstopper und auch nichts anderes war auf dem Boden. Der Arzt folgte mir. Bei meiner Suche muss ich einen erbärmlichen Anblick geboten haben. Frank verblieb in meinem Zimmer, um das vollgeblutete Bett neu zu beziehen.
„Ich werde Ihre Wunde gleich versorgen. Bitte kommen Sie mit in das Dienstzimmer, Frau Wegener“, sprach der Arzt zu mir.

„Sie hatten Glück“, sagte Dr. Göllner, „die Wunde ist nicht sehr groß. Ich werde sie reinigen und dann mit einem speziellen Klebstoff versiegeln. In aller Regel bleibt bei diesem Verfahren keine Narbe zurück. Vorausgesetzt, der Heilungsprozess kann ohne Störungen verlaufen. Lassen Sie Ihre Verletzung bitte in Ruhe und entfernen Sie nicht das Pflaster. Wenn Sie ein Jucken, Hitzegefühl oder Brennen verspüren, wenden Sie sich an das Pflegepersonal, das wird Ihnen gern helfen.“

„Okay“, meinte ich, „aber ich bin mir ganz sicher, dass ich nicht aus dem Bett gefallen, sondern über etwas gestolpert bin.“

„Natürlich, ich verstehe Sie.“

„Hören Sie bitte auf, mit mir zu reden, als wenn ich bekloppt wäre. Ich falle doch nicht aus dem Bett. Und ich hab auch gestern nicht in die Windel gekackt! Dieser Frank hat das Protokoll gefälscht!“ In mir kochte es.

„Das muss Ihnen nicht unangenehm sein, Frau Wegener. Ihr Einkoten ist sicher auf die Kombination aus Beruhigungsmittel und der Aufregung zurückzuführen. Dazu noch Ihr geschwächter Körper, da kann so etwas schon mal …“

Wütend unterbrach ich den Arzt: „Noch mal zum Mitschreiben, extra für Sie. Ich habe kein einziges Mal unbeabsichtigt in die Windel gemacht, weder Groß noch Klein.“

„Wir werden zu gegebener Zeit untersuchen, welche Ursachen dem zugrunde lagen und Sie dann mit Hilfsmitteln und einer entsprechenden Therapie zu versorgen.“

Hörte dieser Freak mir überhaupt zu? Offenbar war es völlig egal, was ich sagte – er glaubte dem Protokoll. Der Bereitschaftsarzt war gerade mit der Wundversorgung fertig geworden, als ich mich von dem Stuhl erhob.

„Moment, Frau Wegener“, meinte er, „für den Rest der Nacht werden Sie besser in den anderen Überwachungsraum umziehen. Frank wird Ihr Bett nach gegenüber schieben.“

„Schon fertig!“, tönte es von draußen.“ Ein Klacken war zu hören, wahrscheinlich arretierte Frank die Bremsen des Bettes. Ein weiteres Geräusch ertönte, welches ich jedoch nicht zu deuten wusste. Quietschenden Schrittes näherte sich Frank und wandte sich in ungewohnter Freundlichkeit an mich: „Es ist jetzt kurz nach halb elf und mein Kollege kommt jeden Augenblick zur Übergabe. Bis wir gegen viertel zwölf fertig sind, können Sie sich im Freizeitraum aufhalten oder eine Zigarette rauchen. In das neue Zimmer bringt mein Kollege Sie dann.“

Das ‚neue Zimmer‘ hatte außen keine Klinke, sondern einen Knauf, sodass ich auch noch nicht herein konnte.

„Okay“, meinte ich, „dann würde ich gern eine rauchen. Und danach setze ich mich in das große Zimmer.“ Langsam schmerzte mein Schädel und ich wäre lieber wieder ins Bett gegangen, aber mir blieb ja keine Wahl. Frank gab mir eine meiner Zigaretten, begleitete mich in das Raucherzimmer und gab mir Feuer. Seine Korrektheit ängstigte mich.

An der Stationstür piepte der Alarm, der darauf hinwies, dass sie geöffnet war. Offenbar kam der Kollege gerade zur Nachtschicht. Einen Moment dachte ich darüber nach, den neuen Mitarbeiter umzurammen, wie ich es in der neurologischen Klinik mit Sandra getan hatte. Doch was hätte das gebracht? Ich steckte in diesem komischen Overall fest und darunter zeichnete sich eine dicke Windel ab. In diesem Aufzug hätte mich ohnehin jeder für eine Entflohene gehalten. So rauchte ich meine Zigarette und blendete den Rest so gut als möglich aus. In einer blödsinnigen Zeitung fand ich ein Kreuzworträtsel, das von einem offenbar unwissenden Menschen mit überwiegend falschen Begriffen gefüllt wurde. Ich widmete mich den niedergeschriebenen Dummheiten und wartete darauf, dass ich endlich wieder ins Bett gehen konnte.

Endlich hörte ich Schritte und Stimmen auf dem Gang, die beiden Pfleger näherten sich mir. Der mir fremde ergriff das Wort: „Guten Abend, Frau Wegener. Wir haben uns schon kurz gesehen, aber ich konnte mich noch nicht vorstellen. Ich bin Pfleger Michael und habe heute Nacht Dienst. Mein Kollege und ich werden Sie jetzt ins Bett bringen.“

Bereitwillig stand ich auf und lief vor den beiden auf die Tür des zweiten Beobachtungszimmers zu. Hinter mir hörte ich Frank einen seiner dämlichen Sprüche klopfen: „Pass auf, dass du nicht wieder über den Türstopper fällst.“ Gelächter durchdrang den schwach beleuchteten Korridor.

An der Tür angekommen griff Michael zielsicher nach dem richtigen Schlüssel – meines Erachtens eine echte Leistung, wenn man mindestens zwanzig verschiedene Schlüssel an seinem Bund hat. Er öffnete die Tür und Frank drängte mich in den dunklen Raum.

„Dort steht Ihr Bett, Frau Wegener.“ Wenigstens war Michael etwas respektvoller als Frank. Ich war zu müde, mich richtig umzusehen und kroch unter meine Bettdecke. Mit einem metallischen Rattern zog einer der beiden ein Gitter von der Decke, das das Bett komplett umschloss. Ich drehte mich blitzschnell um und schimpfte.

„Ganz ruhig, Frau Wegener“, begann Pfleger Michael, „das ist nur zu Ihrem Schutz. Wenn etwas ist, können Sie jederzeit klingeln. Verhalten Sie sich bitte ruhig und schlafen Sie sich aus.“

Ich wollte nicht wissen, was die Alternative gewesen wäre. Hoffentlich würden die letzten Stunden in der Psychiatrie schnell vergehen. Voller Unbehagen legte ich mich bequem hin und binnen weniger Minuten übermannte mich der Schlaf.
61. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 16.06.15 01:10

Na diese Fortsetzung folgte ja rasch und mit einigen scheinbaren Wendungen, ein netter Pfleger, die Wirkung der Medis scheint nachzulassen.
Aber dann scheinbar ein Käfig und immer wieder reflektiert sie das dicke Windelpaket, das sie tragen muss.
Die Frage ist warum sie gestolpert ist.....oder worüber.
Hoffnung keimt auf für den Termin beim Richter, der Ausgang erscheint offener....
Bin schon gespannt wie es weitergeht!
62. RE: Endstation

geschrieben von hugo am 19.06.15 01:33

Bin schon sehr neugierig, wie es weitergeht. Bitte lass die Heldin nicht all zu lange schlafen.
63. RE: Endstation

geschrieben von Gum am 19.06.15 20:02

Hallo gimahani,


auch ich wollte Dir mitteilen. dass mir die Geschichte sehr gefällt und ich schon gespannt auf eine Fortsetzung warte.

Ich weiss, dass dieses Lob nicht halb soviel Wert ist, wie das von mike zed. (dessen Storys übrigens auch sehr gut sind) aber das Kompliment ist ehrlich gemeint.

Grüsse von

Gum
64. RE: Endstation

geschrieben von sub78 am 19.06.15 21:34

Liebe gimahani,

endlich bin auch ich heute dazu gekommen, Deine interessante Fortsetzung zu lesen. Das Lesen hat mir wieder einmal sehr viel Spaß gemacht. - Sehr schön, wie Du die wahren Ursachen des "roten Schweißes" aufgelöst hast. Wirklich amüsant, was Frau Wegener sich da in ihrem Zustand einbildet, ... ein Türstopper - ja, das könnte ihr in ihrer Wohnung (die sie hoffentlich so schnell nicht wiedersehen wird) vielleicht auf diese Weise passiert sein, aber doch nicht in einer geschlossenen Abteilung. Wie sie sich gefühlt haben wird, als sie feststellte, dass es keinen solchen Türstopper in ihrer Nähe gibt, kann ich mir sehr gut vorstellen. Hoffentlich ist sie in ihrem Bettkäfig wieder gezwungen, ihre Windel zu benutzen, was bestimmt einen guten Eindruck auf den sie begutachtenden Richter machen wird.

Bitte behalte Deinen sehr gelungenen Schreibstil bei; es ist ein Genuss, auch die von Dir beschriebenen Details - wie das Lesen des schlecht gelösten Kreuzworträtsel - mitzulesen. Das verleiht Deinem Text einen sehr authentischen Eindruck.
65. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 22.06.15 00:49

Teil XII

Traumlos verbrachte ich die Nacht in dem von allen Seiten mit Gittern versehen Bett. Nach viel zu wenig Schlaf wachte ich auf und schaute mich müde in dem Raum um. Am liebsten hätte ich mich wieder hingelegt, aber wenn der Richter kam, wollte ich frisch geduscht sein und nicht noch den Schlafsand in den Augenwinkeln haben. Außerdem genoss ich die Stille – endlich mal kein nerviges Personal um mich herum. Das Zimmer sollte wohl zur Beruhigung dienen, aber mich verängstigte diese sterile Einrichtung eher. An den Wänden hingen keine Bilder und zu allem Übel waren sie mit einer abwaschbaren Farbe gestrichen worden. Im Licht einer Laterne glänzten einige Stellen und verrieten das.

Als nächstes nahm ich die Überwachungskameras wahr, von denen sich zwei an der Decke befanden. Alle wichtigen Teile des Raumes, die Tür, das Fenster und mein Bett, waren einsehbar. Ich wollte so gern einen Blick aus dem Fenster werfen und mich an der dunklen Nacht ergötzen, die ich wahnsinnig mochte, dass ich die Technik vergas. An jeder für mich erreichbaren Stelle suchten meine Hände nach einem Knopf, einem Hebel, irgendetwas. Leider hatte ich keinen Erfolg, also blieb nur rohe Gewalt. Mit aller Kraft zog ich an dem Gitter, um wenigstens ein bisschen freier zu sein.

Als auch das nicht klappte, befasste ich mich näher mit diesem Patientenkäfig. Um Verletzungen bei Stößen vorzubeugen, hatte man umlaufend eine Art Nestchen, wie man es von Babybetten kennt, angebracht. Gemütlichkeit strahlte es allerdings nicht aus, da es mit einem leicht zu reinigenden Stoff, vielleicht handelte es sich um Kunstleder, überzogen war. Richtig erkennen ließ sich die Farbe im Halbdunkel nicht, aber ich nahm es als ein kühles Blaugrün wahr.

Die Matratze war sehr bequem, jedoch mit einem Laken aus ähnlich widerlichem Stoff bespannt. Wenigstens das Bettzeug schien normal zu sein. Ein Klacken ertönte und aus einem Lautsprecher tönte die blechern klingende Stimme von Michael:

„Frau Wegener, ist bei Ihnen alles in Ordnung?“

Ich war unsicher, ob er eine Antwort von mir haben wollte.

„Der Bewegungssensor und die Kamera zeigen mir an, dass Sie wach sind. An der Wand hinter Ihrem Bett befindet sich ein Mikrofon, über das ich Sie hören kann. Also sprechen Sie bitte mit mir.“

Ich drehte mich zu der besagten Wand um, konnte jedoch nichts erkennen. Obwohl es mir merkwürdig vorkam, antwortete ich nun: „Ja, alles gut. Ich wollte nur aus dem Fenster schauen. Wie spät ist es überhaupt? Ich bin wach geworden und weiß nun nicht, ob es sich lohnt, nochmal zu schlafen.“

„Es ist erst viertel sechs, Sie können getrost noch ein paar Stunden schlafen. Das Bett lässt sich nur von der Steuereinheit an der Zimmertür aus steuern, also stellen Sie bitte das Gerüttel ein.“

So ein Scheiß. Meine Chancen, von Michael befreit zu werden, schätzte ich als eher gering ein. Dennoch wollte ich nichts unversucht lassen und setzte erneut an. „Michael? Ich muss mal auf die Toilette. Können Sie mich bitte hier raus lassen?“

Es klackte wieder. „Das heißt ‚Pfleger Michael‘ und die Antwort lautet nein. Sie wurden aufgrund Ihrer gestörten Wahrnehmung in den Intensivbeobachtungsraum verlegt.“

Sicher hätte er noch weiterreden wollen, aber ich ließ ihm keine Möglichkeit dazu: „Gestörte Wahrnehmung? Das einzig Gestörte ist, dass Pfleger Frank hier die Protokolle fälscht und unschuldige Patienten mit Medikamenten vollpumpt. Ich bin doch nicht blöd. Vorhin war im Flur irgendwas, worüber ich gestolpert bin. In den letzten 25 Jahren bin ich sicher nicht ein einziges Mal aus dem Bett gefallen und vorhin genauso wenig! Der will mich fertig machen!“

„Ich verstehe Ihre Beunruhigung, Frau Wegener. Das ist alles sehr aufreibend für Sie. Ich kann Ihnen ein Präparat gegen Ihre Erregung anbieten“, sagte Frank. Dass er mich nicht ernst nahm, war offensichtlich. Wäre ich an seiner Stelle gewesen, hätte ich meine Glaubwürdigkeit sicherlich auch infrage gestellt.

„Nein, danke. Ich versuche, noch ein bisschen zu schlafen. Vielleicht ist ja später mal jemand da, der mich nicht wie eine Irre behandelt.“

Die Bitte, auf Toilette gehen zu dürfen, war eigentlich eine Ausrede, um aus diesem Käfig zu kommen. Inzwischen machten sich die zwei großen Becher Wasser jedoch bemerkbar, in meiner Blase nahm der Druck stetig zu. Als letzte Amtshandlung vorm Schlafen bemühte ich mich, im Sitzen den Urin in die Windel zu pressen. Trocken war sie eh nicht mehr, also konnte ich sie ebenso gut benutzen und dadurch mein Wohlbefinden wenigstens etwas steigern. Sicher – eine vollgesogene Windel am Leib war nicht angenehm. Aber wer je versucht hat, mit einer vollen Blase den Weg ins Traumland zu finden, wird mich verstehen. Trotz der absehbaren Erleichterung kostete es mich ein enormes Maß an Überwindung, an einem anderen Ort als der Toilette zu pullern. Ich konzentrierte mich und konnte nach kurzer Zeit einen Erfolg verbuchen. Nachdem der Druck in meinem Unterleib nachließ, wartete ich noch ein wenig und begab mich schließlich wieder in die Waagerechte.
66. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 22.06.15 08:24

Da hat jemand aber Nachtarbeit geleistet! Wieder einmal eine tolle Fortsetzung, die mit Detailliebe (Wie das Bett beschrieben wird) den Leser an den unterschiedlichen Perspektiven der Patientin teilnehmen läßt. Die Wirkung der Medis hat nachgelassen, das Bewußtsein kommt wieder.
Was mich etwas wundert, es sind Retardtabletten, deren Wirkung eigentlich noch anhalten sollte, und ich frage mich ob sie nicht wiederkommt, evt zum unpassenden Zeitpunkt.
Der Kampf sich absichtlich in die Windeln zu entleeren ist einfach super genau nachfühlbar beschrieben.
Das alles führt dazu, dass die Spannung auf hohem Niveau gehalten wird und Lust auf die nächste Fortsetzung macht!!
67. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 28.06.15 23:22

Also ich finde es schade, dass hier niemand weiter kommentiert, gerade für eine neue Auorin ist dies wichtig, Resonanz zu erhalten! sind hier alle unter Tavor eingepennt`!?
68. RE: Endstation

geschrieben von modex am 29.06.15 16:59

Jau, Recht hast Du.
Die weitere Entwicklung stelle ich mir wahrscheinlich ähnlich vor wie alle, sie kommt da nicht mehr raus und die Behandlungen werden intensiver. Aber vielleicht wollen wir ihr vorher noch etwas Hoffnung geben: In der Anhörung wird ihre Entlassung so gerade eben angeordnet ("es dürfte sich um einen einmaligen Ausrutscher handeln, im Wiederholungsfall wäre natürlich neu zu prüfen") nur blöderweise nimmt sie noch irgendwelche Tabletten ein, die dann kurz nach der Entlassung voll zuschlagen und sie gleich zurückbringen lassen.
69. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 29.06.15 20:48

danke für deine ansage, mikezed. kennt ihr das prinzip einer marktwirtschaft? die nachfrage bestimmt das angebot. da die nachfrage offenbar nicht sonderlich groß ist, brauche ich auch nichts weiter zu veröffentlichen. weitere teile der geschichte sind längst vollendet, nun liegt es an den stummen unter euch.
70. RE: Endstation

geschrieben von Mahatma am 29.06.15 21:58

Ich habe heute erst angefangen die Geschichte zu lesen und gleich alles bis zum aktuellen Stand durchgelesen. Mir gefällt es, ich bin neugierig wie es weitergeht.

Mahatma
71. RE: Endstation

geschrieben von DieFledermaus am 01.07.15 06:04

*kicher*
Gute Möglichkeit muss ich mir merken, immer schön Kommentare schreiben lassen.

Ich las die Geschichte eigentlich nur um herauszufinden was andere hier so schreiben.

Aber jetzt hast du meine Neugier geweckt wie es weiter geht *böse kuk*

Aber ich hoffe diese Geschichte hat auch irgendwann ein happy end. (Entlassung aus der Hölle)

Wobei ich zugeben muss das ich das Prinzip von geben und nehmen bzw. Ursache und Wirkung, schöner finde.
Aso wenn der nächste Teil gut ist, schreibe ich gerne einen weiteren Kommentar *frech grins*

Da schon einige Teile existieren muss ich wohl noch eine Ganze weile auf mein Happy end warten.
Würde mich sehr über eine PN freuen in der steht ob es eines gibt, oder ob die arme Frau Wegener ihr leben lang in dieser Hölle vor sich hin vegetiert und sie irgendwann akzeptiert.
72. RE: Endstation

geschrieben von Toree am 04.07.15 18:14

Liebe gimahani,

Frau Wegener ist jetzt schon 13 Tage im Spezial Bett.
Kannst du sie nicht langsam rausholen?
Ihre Windel müsste doch schon überlaufen.
73. RE: Endstation

geschrieben von straightjacket1989 am 05.07.15 07:39

BITTE BITTE WEITERSCHREIBEN..ich halte es kaum aus vor spannung. Irgendwie erinnert mich das ein ganz kleines bisschen an die geschichte von verena und das psch-krankenhaus. Nur das die andere geschichte weniger spannung bot...und weniger langlebig war. Würde mich aber freuen wenn diese geschichte sich ähnlich weiterentwickelt.
lieber gruss
74. RE: Endstation

geschrieben von Latexdolljaci am 05.07.15 18:15

Sehr interessante Geschichte, spannend geschrieben.
Hoffentlich gibt es noch viele spanende Teile.
75. RE: Endstation

geschrieben von winipu77 am 05.07.15 21:35

Wahrscheinlich hat man Frau Wegener einfach vergessen... Die Arme Bitte weiterschreiben...
76. RE: Endstation

geschrieben von Jochen1979 am 07.07.15 19:10

Sehr gut geschrieben Geschichte, bitte schreibe weiter.

Jochen
77. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 12.07.15 20:22

Teil XIII

Wider Erwarten schlief ich sehr schnell ein. Nicht einmal der sich im Schloss der Tür drehende Schlüssel drang in mein Bewusstsein. Erst als eine Seite des Bettgitters mit einem metallischen Rattern nach oben ging, wachte ich auf. Es war seltsam – ich fühlte mich, als hätte ich verschlafen. Bevor der Richter kam, wollte ich diese Windel loswerden, duschen und mir etwas anderes anziehen. Meinem Vorhaben standen zunächst zwei Aspekte im Weg. Zum ersten wusste ich nicht, wie spät es aktuell war und zum zweiten hatte man mir keine Uhrzeit mitgeteilt, zu der der Richter mich begutachten sollte. Nun galt es, alle notwendigen Informationen einzuholen und mich auf das Gespräch vorzubereiten. Mein Oberkörper schnellte nach oben, um gleich danach fast wieder auf die Matratze zurückzufallen. So klar meine Gedanken eben noch waren, so schwammig. Die Wirkung der Tabletten war offenbar immer noch ziemlich heftig.

„Langsam, langsam, Frau Wegener!“ Eine mir unbekannte Stimme mahnte mich zur Ruhe. „Ich bin Schwester Corinna und habe diese Woche Frühdienst. Haben Sie gut geschlafen?“

„Geht so. Wie spät ist es denn? Und wann kommt der Richter heute? Ich möchte endlich nach Hause.“ Mein ruppiger Tonfall tat mir fast etwas leid, weil die Schwester sehr nett zu sein schien. Unter normalen Umständen wäre ich sicher freundlicher zu ihr gewesen, aber das war für mich eine Stresssituation.

„Es ist jetzt 08:30 Uhr, Frau Wegener. Um welche Uhrzeit der Richter bezüglich Ihrer Unterbringung kommt, muss ich nachschauen. Ich habe vorhin etwas von 10:00 Uhr gelesen, werde mich aber noch mal vergewissern. Bis dahin ist auf jeden Fall noch genug Zeit. Ich würde Sie jetzt gern zum Duschen bringen und Ihnen beim Umziehen behilflich sein. Anschließend gibt es Frühstück.“

Mit diesen Worten schob Schwester Corinna einen Rollstuhl an mein Bett heran. Ich war so perplex, dass ich gar nichts sagen konnte. Ungläubig starrte ich sie an, sodass sie beruhigend erklärte, dass nur für jetzt sei und auch nur, weil ich gestern Abend aus dem Bett gestürzt sei und das Tavozepam den Gleichgewichtssinn häufig störe. Es war mir reichlich unangenehm, aber die Aussicht auf eine heiße Dusche, normale Klamotten und meine Entlassung ließen mich gehorchen. So stand ich langsam auf und setzte mich in den Rollstuhl. Es war mir unheimlich peinlich, da meine Füße und Beine nicht lädiert waren.

„Schnallen Sie sich bitte an?“, fragte die Schwester.

„Was?“ Die Fahrt ins Krankenhaus vom Vortag war mir noch allzu gut im Gedächtnis. Ich wollte nicht schon wieder mit Gurten irgendwo festgezurrt sein und mich null bewegen können. Doch zum Glück war nur ein Beckengurt angebracht, den ich auch selbst wieder öffnen konnte. Ich schnallte mich an und die Schwester steuerte mit mir auf ein großes Bad zu.

„Ich öffne Ihnen jetzt den Overall. Sie können sich anschließend ausziehen und Ihre Windel in diesen Behälter werfen. Möchten Sie noch auf die Toilette gehen?“ Die Schwester war so freundlich, dass es mir schon fast unheimlich war.

Ich horchte in mich hinein. Musste ich mal oder nicht? Ich musste nicht, jedenfalls nicht groß. Doch das war kein Wunder, denn ich hatte ewig nichts gegessen. Diese ganze Sache hier war mir gewaltig auf den Magen geschlagen, ich hatte weder Appetit noch Hunger. „Ja“, antwortete ich der Schwester, „ich möchte gern.“

Wie versprochen öffnete Corinna das kleine Schluss, das sich an dem Overall befand. Mit dem Ausziehen wollte ich warten, bis sie das Bad verlassen hat, aber sie tat nicht dergleichen. „Könnten Sie mich bitte allein lassen?“, fragte ich sie also.

„Hm …“, die Schwester schien mit sich zu ringen. „Eigentlich darf ich Sie nicht unbeaufsichtigt lassen, doch Sie machen einen vernünftigen Eindruck auf mich. Ich werde Ihnen frische Kleidung von nebenan holen.“

Sie ließ mich allein und ich streifte diesen hässlichen Anzug ab und warf die volle Windel in den Müllsack. Ich genoss das Gefühl, auf einer handelsüblichen Toilette zu sitzen länger, als für die paar Tropfen Urin nötig gewesen wäre. Als sich Schritte näherten, säuberte ich mich mit etwas Klopapier. Ich stand auf, wollte spülen und stockte – kein Spülknopf weit und breit.

„Das geht nur mit einem Code und von hier aus“, sprach Corinna und deutete auf ein Bedienfeld neben der Tür. Wahrscheinlich konnte man hier alles nur von der Tür aus und nur mit einem Schlüssel oder Code erledigen. Ich war genervt. Die Schwester kam zur Toilette und sah hinein. „Kein Stuhlgang?“

Ich errötete und schüttelte den Kopf. Es war mir unangenehm, so offen nach meinen intimsten Angelegenheiten gefragt zu werden.

„Das muss Ihnen nicht peinlich sein. Manche unserer Patienten schlucken Drogenpäckchen oder andere Sachen. Damit können wir diejenigen überwachen. In den normalen Zimmern gibt es sowas nicht, nur in Ihrem. Sie können jetzt duschen. Aus dem Spender in der Kabine bekommen Sie je eine Portion Waschlotion und Shampoo. Ein Handtuch lege ich Ihnen her und wenn etwas ist, befindet sich in der Dusche eine Klingel.“

Auf dem Weg nach draußen fummelte Sie an dem Touchscreen neben der Tür herum und die Toilettenspülung legte los. Unterdessen stieg ich in die Duschkabine und drehte das Wasser auf. Jeder Tropfen war ein Genuss. Als ich sauber und abgetrocknet war hielt Schwester Corinna mir eine Windelpants hin, der neue Overall lag auch schon bereit. Mein Gesicht ballte sich zur Faust und ich wäre sie am liebsten angesprungen.

„Bitte, Frau Wegener. Ich weiß, dass das unangenehm für Sie ist, aber machen Sie es sich und uns nicht schwer“, wirkte sie beschwichtigend auf mich ein.

„Okay“, sagte ich, „ich ziehe das Zeug an, aber vermerken Sie bitte, dass ich nicht einverstanden bin.“

Keine dreißig Sekunden später hatte ich wieder das so verhasste Outfit an, aber wenigstens war die Windel dieses Mal wesentlich dünner.

„Kommen Sie bitte? Sie können jetzt frühstücken und Ihre Medikamente einnehmen.“

„Danke, ich hab keinen Hunger. Ich nehme meine Tabletten und danach würde ich gern einen Kaffee trinken und eine Zigarette rauchen. Geht das?“

„Ja, natürlich. Wie Sie möchten.“

So eine nette Schwester – sie ging mir nicht auf die Nerven und ließ mich (fast) machen, was ich wollte. Ich trottete ihr hinterher, nahm meine Tabletten und ließ mir von Schwester Corinna im Raucherzimmer die Zigarette anzünden. Mir wurde ganz schwindelig, weil ich so lang nichts gegessen hatte und nun rauchte, aber schließlich kennen Indianer keinen Schmerz. Meine Kippe war alle, doch ich blieb noch etwas sitzen. Gerade als ich mich wunderte, dass sonst kein Patient zu rauchen schien, ging die Tür auf. Ich stand schnell auf, damit es so aussah, als wollte ich eh gerade gehen. Mir war immer noch nicht nach einer Unterhaltung mit einem Irren zumute. In den Raum trat ein Mann, den ich ungefähr auf mein Alter schätzte. Er sah nett aus, aber mehr als ein ‚Hallo‘ war meinerseits nicht drin.

Die Stationsuhr zeigte 09:12 Uhr und mir fiel ein, dass Schwester Corinna sich wegen der Uhrzeit nicht ganz sicher war. Was für ein Glück, dass ich sie nochmal fragte – der Richter wollte schon 09:30 Uhr kommen. So ruhig wie möglich verbrachte ich die verbleibende Zeit im Gemeinschaftsraum der Station, in dem auch andere Patienten saßen, die jedoch kaum Notiz von mir nahmen. Wieder vertiefte ich mich in die Rätsel der Klatschzeitschriften, die eine gelungene Ablenkung darstellten. Die Schwester näherte sich und teilte mir mit, dass der Richter nun da sei und ich bitte mitkommen solle.

Ich war wahnsinnig aufgeregt, ging es doch um nichts Geringeres als meine Freiheit! In einen schwarzen Anzug gekleidet saß der Amtsmensch an einem Tisch und studierte eine Akte, die nur meine sein konnte. Ab und zu ein Stirnrunzeln, hin und wieder ein „Hm“, dann war er fertig und sah auf.

„Guten Tag, Frau Wegener. Ich wurde wegen Ihrer Unterbringungsangelegenheit bestellt, um Sie zu begutachten. Wie schätzen Sie die Lage ein? Sind Sie suizidal oder haben den Wunsch, sich selbst zu verletzen?“

Ich konnte ihn nicht einschätzen. Keine Ahnung, was das Personal ihm erzählt hat oder was in meiner Akte steht. Übertrieben fröhlich sollte ich am besten nicht wirken, aber auch nicht zutiefst depressiv. „Na ja“, begann ich, „mir geht es natürlich nicht sonderlich gut. Aber das ist kein Wunder, nachdem was passiert ist. Umbringen möchte ich mich allerdings nicht, nur ausruhen.“

Wieder sah er in diese Akte. „Wissen Sie“, sagte der Richter, „mir liegen hier Einschätzungen verschiedener Fachleute vor. Nicht eine davon sagt aus, dass Ihre Psyche stabil ist. Sie haben mehrfach geäußert, sich das Leben zu nehmen, wenn Sie wieder einen epileptischen Anfall hätten. Laut Akte neigen Sie außerdem dazu, sich zu schneiden oder sich in gefährliche Rauschzustände zu bringen. Seit über 24 Stunden verweigern Sie die Nahrungsaufnahme. Ich werde Ihnen die Gelegenheit geben, sich unter Aufsicht auszuruhen. Gemäß den §§ 421 und 422 des FamFG ordnet das Gericht eine Unterbringung von Frau Susanne Wegener an. Die vorläufige Dauer der Unterbringung beträgt 6 Wochen, beginnend ab gestern. Die Option einer Verlängerung besteht nach §425 FamFG. Gute Besserung.“

Die Akte klappte mit dem Geräusch eines Richterhammers zu.
78. RE: Endstation

geschrieben von SteveN am 13.07.15 09:13

Hallo gimahani !

An so einen Ausgang mit dem Richter hat sie in keinster
Weise gedacht. Sie hatte gebetet rauszukommen. Nun
klatscht die Kladde zu und sie bekommt einen Anfall,
der nätürlich alles Bestätigt was das Pflegepersonal
vorhergesagt hat.
Nicht das der Tobsuchtsanfall so stark wird, daß sie in
eine Spezialabteilung gebracht wird, eine Spezial-
Gummizelle zum Abkühlen.

Viele Grüße SteveN



79. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 13.07.15 18:54

ja das hatte sie wohl nicht gedacht, dass sie nicht nachhause kann. Da sitzt sie nun in Windeln und Overall und hat bestimmt noch nicht realisiert, was passiert ist. Das heißt für sie weiterhin die verhasste Kleidung tragen, was kommt noch alles auf sie zu? Zwangsernährung, Spezialhandschuhe, Zwangsjacke, dickere Windeln, Pfleger die ihre Lage ausnutzen, Gummizelle, Medikamente, die sie hilflos machen....?
Sehr gut und spannend geschrieben, regt das Kopfkino an!
Ich freue mich auf die nächsten Fortsetzungen!
80. RE: Endstation

geschrieben von modex am 13.07.15 22:04

Hoffentlich war der Richter mit Verfahrensbeistand da-sonst wird sein Beschluss aber ratzfatz aufgehoben. Aber weiß sie überhaupt von ihrem Beschwerderecht? Ich glaube kaum, daß sie überhaupt Post von ihren netten Pflegern weitergeleitet bekommt...
81. RE: Endstation

geschrieben von schneider am 15.07.15 12:04

Sehr gute Geschichte, bitte schreibe weiter,
82. RE: Endstation

geschrieben von Toree am 20.07.15 13:48

Hallo gimahani,
Hm. über FamFG in die geschlossene, da musste ich auch erst einmal nachlesen. Denn ich kenne es nur über das PsychKG.
Ansonsten Klasse wie immer!!!
Freue mich schon auf den nächsten Teil.

LG

Toree
83. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 20.07.15 16:33

Ich hab mich extra erkundigt: wenn ich das richtig verstanden habe, gehört das psychKG in sachsen zum famGG
84. RE: Endstation

geschrieben von Toree am 20.07.15 19:11

Hallo gimahani,

nicht nur bei den Sachsen, auch etwas nordwestlicher in Sachsen- Anhalt. Hab mich auch mittlerweile schlau gemacht!
85. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 20.07.15 19:23

wenn bei mir und meinen lesern sogar noch etwas wissen hängen bleibt, bin ich vollends zufrieden
86. RE: Endstation

geschrieben von LordGrey am 20.07.15 20:59

Na ja, Gesetze sind nicht gerade einfach. Wenn ich das richtig gelesen habe, dann ist der §312 da ausschlaggebend, Unterbringung nicht Freiheitsentziehung, und auch dann nur bei Betreuten oder Minderjährigen. Ausserdem ist ein Verfahrensbetreuer zwingend vorgeschrieben. Habs jetzt aber nicht genau recherchiert.
87. RE: Endstation

geschrieben von Toree am 28.07.15 14:02

Liebe gimahani,

bitte einen neuen Teil veröffentlichen.
Ich habe schon Entzugserscheinung.

LG

Toree
88. RE: Endstation

geschrieben von Rudgar am 31.07.15 23:45

Hallo gimahani!

Du hast Dir da echt eine tolle Geschichte aus den Fingern geleiert. Bin gestern abend erst drauf gestoßen und habe sie regelrecht verschlungen... Leider bin ich recht selten hier unterwegs, daher kommt mein Feedback erst recht spät. Bitte spinn den Faden weiter!

Gruß Rudgar

PS: Das Einbringen Deines Fachwissens macht die Geschichte nicht nur gut, sondern fast glaubwürdig... Da wünscht man sich schon fast einen Rollentausch
89. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 11.08.15 17:25

liebe leser, wie versprochen lasse ich euch nicht im stich. aber natürlich kennt jeder die zeiten, in denen viel zu tun ist und man den kopf nicht zum schreiben frei hat. heute gibt es wieder eine fortsetzung und ich befleißige mich, zukünftig nicht gar so große abstände zu haben. viel vergnügen beim lesen und vergesst nicht, mich zu loben

Teil XIV

Da saß ich nun. Wieder setzte dieser tranceartige Zustand ein, bei dem ich alle Geräusche hallend und wie durch Watte wahrnahm. Ansprechbar war ich währenddessen kaum. Tränen rannen mir übers Gesicht und ich wünschte mich weit, weit fort.

Sanft griff Schwester Corinnas Hand um meinen Oberarm und führte mich, nachdem ich aufgestanden war, aus dem Zimmer heraus und in den Gemeinschaftsraum. Der Richter und die diensthabende Ärztin schienen sich noch zu unterhalten. Sollten sie doch gleich meine dauerhafte Unterbringung beschließen, diese Vollpfosten! Sowie mein Geist der Apathie entfloh beschloss ich, das nicht mitzumachen und bei der nächstbesten Gelegenheit abzuhauen. Hier drinnen würde ich erst verrückt werden. Gedanklich lotete ich bereits aus, wie ich den „Ausbruch“ am besten durchführen konnte, aber das war mangels meiner Kenntnisse über Station, Personal und die allgemeinen Abläufe wenig sinnvoll.

Nach einiger Zeit kam die Schwester wieder: „Frau Wegener, die Ärztin möchte nochmals mit Ihnen sprechen. Begleiten Sie mich bitte in das Dienstzimmer.“ „Ahhh“, begann ich, „die haben sich das mit der Unterbringung sicher noch mal überlegt. Macht ja auch gar keinen Sinn, mich wochenlang hier festzuhalten.“ Die Schwester antwortete nicht. Mir war das recht, denn Widerworte hätten so gar nicht in mein Wunschdenken gepasst. Auf dem Weg zu meinem Gespräch versteifte ich mich immer mehr auf den Gedanken, dass ich nun doch nach Hause gehen konnte. Kaum, dass ich den Raum betreten hatte, redete ich drauf los: „Gut, dass Sie sich das nun doch anders überlegt und den Richter überzeugt haben, ich gehöre schließlich gar nicht hier her. So ein bisschen rumgesponnen und über Selbstmord geredet hat doch jeder schon mal, nicht wahr?“

„Ehrlich gesagt“, setzte die Ärztin nun an, „weiß ich nicht, wovon Sie sprechen, Frau Wegener. Diesbezügliche Entscheidungen obliegen mir nicht, aber ich halte Ihre Unterbringung für dringend notwendig und habe sie demnach auch kräftig befürwortet. Ich möchte mit Ihnen gern den Ablauf der kommenden Tage besprechen, damit Sie wissen, worauf Sie sich einstellen können. Jeweils nach den Mahlzeiten findet die Ausgabe der Medikamente statt. Frühstücken können Sie bis 09:00 Uhr, Mittagessen gibt es 12:00 Uhr, Kaffeetrinken 15:30 Uhr und Abendessen 18:00 Uhr, an der Obstschale und den Getränken können Sie sich jederzeit bedienen.“

Die Arme vor dem Oberkörper verschränkt saß ich mit ihr an einem Tisch und muss auf sie wie ein trotziges Kleinkind gewirkt haben, als ich fragte, wann ich denn endlich aus diesem beschissenen Overall raus komme.

„Wie steht es denn um Ihre Windel, Frau Wegener? Muss die schon gewechselt werden?“

„Gucken Sie doch nach und geben mir bei der Gelegenheit gleich meine eigenen Klamotten“, antwortete ich schnippisch. Freundlichkeit ist ohnehin nicht meine größte Stärke, aber jetzt war ich regelrecht auf Krawall gebürstet. Ohne lange zu fackeln beugte sich die Ärztin über den Tisch und griff mir in den Schritt. „Okay“, meinte sie, „die ist noch fast trocken.“ Mit großen Augen starrte ich sie an und konnte kaum fassen, was sie eben getan hatte. „Je nachdem,“ fuhr sie fort, „wie Sie sich betragen, kann ich Ihnen nach der Mittagsruhe …“ Energisch unterbrach ich diese blöde Kuh und sagte ihr, dass ich ganz bestimmt keinen Mittagsschlaf machen würde.

„Ob Sie schlafen oder nicht kann ich ohnehin nicht beeinflussen. Sie werden jedoch die Mittagsruhe in Ihrem Bett verbringen. Nach dem Essen wird Schwester Corinna Sie in Ihr Zimmer bringen. Ich rate Ihnen dringend davon ab, ich zu weigern oder anderweitig renitent zu verhalten. Unser Team reagiert umgehend, wenn Patienten aggressives Verhalten zeigen. Dass den Anweisungen des Personals Folge zu leisten ist, können Sie auch in der Stationsordnung nachlesen. Das gilt natürlich auch während der verschiedenen Therapieangebote wie zum Beispiel Ergotherapie, Musiktherapie, Bewegungstherapie und Gruppengesprächen. Während der ersten Woche nehmen Sie an keinerlei therapeutischen Angeboten teil, sondern finden sich auf Station ein und kommen zur Ruhe. Am sechsten Tag Ihres Aufenthaltes setzen wir uns erneut zusammen und besprechen, welche Gruppen für Sie infrage kommen. Haben Sie noch Fragen?“

Ich verneinte.

„Dann können Sie sich wieder in den Gemeinschaftsraum begeben. Und denken Sie daran – niemand möchte Ihnen schaden. Nutzen Sie Ihren Aufenthalt bestmöglich.“

Ich erbat mir eine Zigarette und verschwand.
90. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 11.08.15 18:29

oh, endlich wieder einmal eine Fortsetzung. Klingt spannend, wie wird sie sich einleben, wird sie sich brav anpassen?
91. RE: Endstation

geschrieben von Toree am 13.08.15 17:04

Hallo gimahani,

wieder eine Tolle Fortsetzung.

@ mikezed
das glaube ich eher nicht, so wie sie drauf ist!!!

LG

Toree
92. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 23.08.15 00:39

Liebe Leser,

ich bin von der wenigen Resonanz ziemlich enttäuscht. Hier ist ein weiterer Teil der Geschichte. In meinem Kopf ist die Handlung weitgehend ausgereift, nur getippt habe ich noch nicht weiter. Für euch mache ich mir diese Arbeit gern, wünsche mir jedoch etwas Anerkennung

Viel Spaß beim Lesen und liebe Grüße,

gimahani

***

Teil XV

Offenbar war es weniger schwierig als ich dachte, jemanden gegen seinen Willen irgendwo festzuhalten. Während ich überlegte, wie ich dieser Misere entkommen konnte, ging der Rollladen einer Durchreiche auf, Zeit zum Mittagessen. Andere Patienten gingen zu der Küchenfrau, einer Mitfünfzigerin mit gelocktem grauen Haar, und holten sich ihre Tabletts. Fast schien es, als seien die Mahlzeiten hier eine willkommene Abwechslung. Mir jedoch schnürte sich der Magen zu, als ich das Essen roch. Ich beobachtete die anderen. Obwohl sie für meinen Begriff die Verrückten waren und ich die Normale, hatte keiner von ihnen ein so scheußliches Outfit an wie ich.

„Frau Wegener, kommen Sie bitte Ihr Essen holen“, sagte die Dame. Appetit hatte ich keinen. Noch weniger jedoch stand mir der Sinn nach Diskussionen darüber, warum ich nichts aß. An der Ausgabe erhielt ich von Frau Schabe, wie ein Namensschild verriet, ein Tablett aus Kunststoff. Darauf stand ein Teller, ebenfalls aus Plastik, auf dem sich Kartoffelbrei, Bohnen, Fleisch und eine Soße befanden. Ganz so ungenießbar sah die Mahlzeit gar nicht aus. Auf den Nachtisch, eine Quarkspeise mit Früchten, freute ich mich sogar regelrecht. So kam es, dass ich das fehlende Besteck gar nicht realisierte. „Entschuldigung“, wandte ich mich an die Küchenfrau, „ich habe noch kein Besteck.“ Sie musterte mich und sagte dann, dass sie gleich komme. Anstatt mir Messer und Gabel zu bringen, legte sie mir einen großen und einen kleinen Löffel – natürlich aus Plastik – neben meinen Teller.

„Wie zum Teufel soll ich damit das Fleisch essen?“ Wütend hielt ich der Küchenschabe den Löffel entgegen. „Ach ja“, meinte sie, klatschte sich die Hand an die Stirn und lief in die Küche. Kurz darauf kam sie mit Messer und Gabel zurück. Ich streckte ihr bereits meine Hand entgegen, als sie mein Tablett zu sich zog und das Fleisch in hässliche kleine Fetzen riss. Ihr Kommentar dazu: „Sie kriegen nur einen Löffel. Messer und Gabel darf ich Ihnen wegen der Verletzungsgefahr nicht geben, diese Anmerkung steht auf der Liste neben Ihrem Namen.“ Bis dato war mir gar nicht bewusst, wie schnell ich mir den Appetit verderben ließ.

Der junge Mann, dem ich neulich beim Rauchen begegnet war, saß ebenfalls an meinem Tisch. Er blickte mich an, während er kaute. Es macht mich schon ein wenig neidisch, dass er normal essen konnte, während ich an meinem Plastelöffel herum lutschte.

„Neu hier?“, war seine knappe Frage.

Ich nickte.

„Bist bestimmt zum ersten Mal hier, oder?“

Hatte ich ein Schild um oder einen Stempel auf der Stirn? „Ja. Und auch zum letzten Mal.“

Schmunzelnd schüttelte er den Kopf und bearbeitete weiter sein Essen.

„Was gibt’s da zu lachen?“

„Nichts, alles gut. Ich bin übrigens der Peter. Wie heißt du?“

„Sag schon, wieso lachst du da?“

„Na ja“, erwiderte er, „das sagen alle Neulinge. Und dann kommen doch alle wieder. Unsere Station hat wohl eine Drehtür.“ Peter war scheinbar schon hier zu Hause.

„Ich ganz bestimmt nicht. Wenn ich hier raus bin, gehe ich nie wieder zu irgendeinem Arzt.“

Peter kaute.

„Sanne“, ergänzte ich.

„Bei dem, was die dir angezogen haben, glaube ich das irgendwie nicht so richtig. Solche Overalls haben nur die schweren Fälle an. Du bist seit gestern hier, oder?“

„Ja“, antwortete ich, „laut richterlichem Beschluss muss ich sechs Wochen bleiben.“

Mit ernstem Blick und fester Stimme sagte mein Gesprächspartner, dass ich mich mental schon mal auf eine längere Zeit einstellen könne.

„Wie meinst du das?“

Kaum, dass ich meine Frage gestellt hatte, trat Schwester Corinna mit einem Tablett an unseren Tisch heran und sagte, dass es Zeit für die Medikamente und die Mittagsruhe sei. „Wieder nichts gegessen? Ach Mensch, Frau Wegener …“, besorgt tippte sie etwas in ein kleines Gerät. Dass ich wegen der Unterhaltung kaum zum Essen gekommen war, schien sie gar nicht als Möglichkeit in Betracht zu ziehen.

„Aber wir haben geredet, ich bin noch gar nicht fertig“, erklärte ich mich.

„Na gut, dann ist das was Anderes. Beeilen Sie sich bitte ein wenig, ich komme gleich zurück.“

In Rekordzeit schaufelte ich mein Mittagessen in mich hinein. Als ich den Nachtisch auslöffelte, stand die Schwester wieder am Tisch.

„Sehr brav, so gefällt mir das. Hier sind Ihre Medikamente und ein Becher Wasser. Nach der Einnahme bringe ich Sie ins Bett und in der Spätschicht wird Pfleger Frank wieder für Sie zuständig sein. Er hat die Anweisung, Sie nach der Mittagsruhe in ein anderes Zimmer zu verlegen, wenn es bis dahin keine Schwierigkeiten gibt.“

„Das klingt doch gut!“, sagte ich. „Hoffentlich hält er sich auch daran und schreibt nicht wieder irgendwelchen Mist in die Akte, der nicht wahr ist.“ Um meinem Umzug nicht im Wege zu stehen, schluckte ich wie geheißen meine Medikamente, stellte der Küchenschabe mein Tablett hin und folgte Schwester Corinna.

Wieder öffnete sie das Zimmer mit einem Code und bat mich hinein. Nachdem ich mir die Hände waschen durfte, deutete sie auf das Bett. Wenn der Nachmittag nicht mit einer positiven Situation hätte beginnen sollen, hätte ich Widerworte gegeben. Doch so stieg ich hinein und ließ die Schwester das Gitter herunter ziehen.
93. RE: Endstation

geschrieben von Jochen1979 am 23.08.15 07:20

Vielen Dank für die Fortsetzung, ich freue mich über jeden Teil dieser Geschichte bitte schreibe weiter.
94. RE: Endstation

geschrieben von SteveN am 23.08.15 10:17

Hallo gimahani !

Sie versucht es allen recht zu machen. Und so denkt
sie sich, dann wird das nächste Untersuchungsergebnis
zu ihren gunsten ausfallen und sie kann nach Hause
gehen ... ... ... ... ...

Viele Grüße SteveN


95. RE: Endstation

geschrieben von straightjacket1989 am 23.08.15 11:52

Hey das ist ne klasse geschichte. Aber ich glaub ich weiss wieso die resonanz so gering ist. Du solltest grössere teile machen, in denen mehr passiert, sonst verscheuchst du deine fans. Die geschichte hat verdammt viel potenzial.
Gruss straightjacket
96. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 23.08.15 12:53

Zitat
Hey das ist ne klasse geschichte. Aber ich glaub ich weiss wieso die resonanz so gering ist. Du solltest grössere teile machen, in denen mehr passiert, sonst verscheuchst du deine fans. Die geschichte hat verdammt viel potenzial.
Gruss straightjacket


Vielen Dank für den Hinweis, ich werde deinen Tipp zu beherzigen versuchen.
97. RE: Endstation

geschrieben von didibuzz am 25.08.15 12:35

Liebe gimahani,
ich schließe mich der Einschätzung von straightjacket1989 an. Die Abschnitte sollten auch für meinen Geschmack länger sein, dann kommen auch sicherlich mehr Reaktionen.
Die Geschichte ist echt toll geschrieben, klingt authentisch, und macht Lust auf mehr!

Nur so am Rande:
Du hast meine Frage noch nicht beantwortet...
Arbeitest Du in einem Pflegeberuf?!

Danke Dir für die Geschichte und die Antwort!
98. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 25.08.15 23:24

Zitat
Liebe gimahani,
ich schließe mich der Einschätzung von straightjacket1989 an. Die Abschnitte sollten auch für meinen Geschmack länger sein, dann kommen auch sicherlich mehr Reaktionen.
Die Geschichte ist echt toll geschrieben, klingt authentisch, und macht Lust auf mehr!

Nur so am Rande:
Du hast meine Frage noch nicht beantwortet...
Arbeitest Du in einem Pflegeberuf?!

Danke Dir für die Geschichte und die Antwort!


Entschuldige, das antworten muss mir entgangen sein. Nein, ich arbeite nicht in der Pflege
99. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 30.08.15 03:00

Also ich finde die kurzen Teile sind doch okay, aber da mag die Meinung unterschiedlich sein.
Bin auf jeden Fall gespannt wie es weitergeht, hoffentlich steht nicht wieder was vom Einkoten im Bericht....
100. RE: Endstation

geschrieben von Gummimike am 31.08.15 04:54

Interessante Geschichte Gimahani.
Der Pfleger Frank scheint Susanne irgendwie auf dem Kieker zu haben sonst würde er sie nicht so vorführen. Kann aber auch sein das er einfach seine Machtgelüste an den Patienten auslebt. Mich wundert es schon das sie so einfach Eingewiesen werden konnte. Der Richter hat wohl nur nach Aktenlage geurteilt.
MikeZed hat ja eine Vorliebe für Frauen in Gummi und in Gummizellen.
101. RE: Endstation

geschrieben von Toree am 06.09.15 16:28

Hallo gimahani

Ich
leide
schon
an
Entzugserscheinung!

Wann geht es weiter
102. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 07.09.15 03:30

Längere Teile dauern länger. Die Zeit, die ich brauche, um die nötige Motivation aufzubringen, steigt überproportional.. es kann noch dauern
103. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 10.09.15 21:52

Naja, das ist doch nachvollziehbar, dass längere Fortsetzungen auch längere Zeit in Anspruch nehmen! Das ist ebendie Kehrseite der Medaille, wenn man längere Episoden fordert.
104. RE: Endstation

geschrieben von Psycho am 11.09.15 18:28

Eine absolut tolle Geschichte!

Und ich würde mich auch über kurze Fortsetzungen freuen!

Gruß psycho
105. RE: Endstation

geschrieben von Toree am 11.10.15 19:48

Schade dass es hier nicht weiter geht. Die Geschichte ist eigendlich toll.

106. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 11.10.15 21:01

Tut mir leid, Torree (und alle anderen)

Ich hatte den Sommer über wahnsinnig viel zu tun und brauchte dringend eine Auszeit. Leider hab ich derzeit auch keinen Gesprächspartner, der meine Phantasie anregt und mich zum Schreiben beflügelt. Vergessen habe ich euch jedoch nicht! Ich denke jeden Tag an Susanne und ihre Erlebnisse, die ich mir eigentlich für mich wünschen würde

Gruß, Gimahani
107. RE: Endstation

geschrieben von hartmann_g am 11.10.15 21:07

Hallo gimahani,

Bin gerne bereit mich mit dir zu unterhalten!

Lg
108. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 11.10.15 23:23

Zitat
Hallo gimahani,

Bin gerne bereit mich mit dir zu unterhalten!

Lg


ich hab dir eine pn gesendet
109. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 12.10.15 21:57

Viel Vergnügen beim Lesen

***

Teil XVI
Das hässliche Rattern des Gitters setzte meinem Mittagsschlaf ein jähes Ende. Ekelpaket Frank fummelte an dem Panel an der Zimmertür herum und kam nun zu mir. Ich schlug die Decke zur Seite und traute meinen Augen kaum: Der Overall war zwischen den Beinen komplett nass und auch die Matratze hatte Einiges abbekommen. Wie war das nur möglich?
„Los, Aufstehen. Ich hab keine Zeit, hier eine Stunde auf dich zu warten!“, herrschte Frank mich an.

„Ich … ähhh … ich möchte lieber noch etwas liegen bleiben. Wenn ich munter bin, komme ich rüber in den Gemeinschaftsraum.

„Nichts da. Bei uns gibt’s keine Extrawürste.“ Mit diesen Worten zog er die Decke von mir weg und erblickte, was geschehen war. „So so, die Madame braucht also keine Windeln. Na ja, das ist halb so wild. In den nächsten Wochen werden wir beiden noch jede Menge Spaß haben, da die Stationsleitung mich als deinen Bezugspfleger eingeteilt hat. Warte hier!“

Nachdem er das Gitter wieder herunter gemacht hatte, kam mir diese Anweisung wie eine Verarsche vor – als hätte ich etwas anderes tun können. Wenige Augenblicke später kam er zurück und schob einen Wagen in das Zimmer. Das Gitter meines Bettes ging wieder nach oben und er legte sich Utensilien zurecht. Ich sah Feuchttücher, mehrere Handtücher, Creme und zu meinem Leidwesen auch einen Stapel Windeln. Nun griff er nach seinem Magnetschlüssel, um mir den Overall zu öffnen. Vorher hielt Frank mir noch eine Spritze vor die Nase und warnte mich, keine Sperenzchen zu machen. Ich verstand.

Er öffnete das Schloss und ich zog mir langsam den Overall aus. Die Prozedur des Wickelns in einem Gitterbett in der Klapse hätte nicht peinlicher sein können, zumal die Tür offen stand und die anderen sich daran erfreuten, nicht Franks Spielball zu sein. Er nahm mehrere Feuchttücher, um meine Scham von dem Urin zu befreien. Die übervolle Windel wanderte in den Eimer und sogleich zog er eine neue von seinem Stapel.

„Ey!“, protestierte ich, „ich brauch keine Windel!“
„Und warum“ fuhr Frank in einem auf mich schauderhaft ruhig wirkenden Ton fort, „ist dann dein ganzes Bett nass?“
„Was weiß ich? Vielleicht war die andere nicht richtig angelegt worden und ich hab heut Mittag unter der Einwirkung der Medikamente gepinkelt. Kann doch sein?! Im wachen Zustand kann ich meine Blase bestens kontrollieren.“
„Das Risiko will ich nicht eingehen. Die Medikamente bekommst du ja auch weiterhin und ich hab wirklich keine Lust, dich ständig neu zu wickeln und alles sauber zu machen.“ Er breitete eine sehr saugstark anmutende Windel auf dem Bett aus und wies mich an, mich hinzulegen. Anstatt des erwarteten Vorderteils nahm sich Frank einige Einlagen von seinem Wagen und deutete mir mit einem leichten Klaps auf den Oberschenkel, dass ich mein Gesäß nochmals anheben solle. Gekonnt platzierte er die zusätzlichen Sauglagen auf der Windel und schloss sie anschließend sehr sorgsam.

„Wirst du die Windel dran lassen oder brauchst du weiterhin abschließbare Wäsche?“, fragte Frank.

„Ich lasse sie dran. Dann können hier alle sehen, dass ich sie gar nicht brauche.“

„Gut. Dann zieh dich jetzt an. Und vergiss die Gummihose nicht, falls doch was ausläuft.“ Frank deutete auf einen Stapel mit Klamotten. Zuoberst lag ein hässlicher Schutzslip darauf, aber das war mir egal. Alles war besser als so ein blöder Overall. Das nächste sah auf den ersten Blick wie ein T-Shirt aus, entpuppte sich jedoch als im Schritt knöpfbarer Body. Die Kombination aus Druckknöpfen und einer dicken Windel erinnerte mich zu sehr an Babys, sodass ich beschloss, die Enden einfach offen zu lassen. Das nächste Teil des Stapels war ein bequemes Sweatshirt. Mausgrau wäre nicht meine erste Wahl gewesen, aber ich wollte nicht meckern. Gerade musterte ich die ebenfalls in einem nichtssagenden Grau gefärbte Jogginghose, als Frank sich umdrehte.

„Du hast die Knöpfe da vergessen.“
„Die lasse ich lieber offen. Sieht eh bisschen klein aus für mich“, erwiderte ich.

„Nein, das Ding wird zugeknöpft.“

Noch während ich seufzte, kniete Frank vor mir und zog sich die beiden Enden zurecht. Der Body schien wirklich etwas kurz geraten, denn der nun verschlossene Schrittteil drückte ziemlich auf meine Windel. Ein paar Schlappen komplettierten mein Outfit und ich sah zufrieden in den bruch- und kratzsicheren Spiegel, der sich an der Wand befand. Auf der Brust war ein kleines Schild aufgenäht, auf dem sich mein Name und ein gestickter roter Balken befanden, dem ich jedoch keine Bedeutung zumaß.

„Kann ich gehen?“, fragte ich möglichst freundlich.
„Ja. Im Aufenthaltsraum gibt es Kaffee.“
„Danke.“ Wow, was für ein normales Gespräch. Ich war fast ein bisschen verwirrt über diese Freundlichkeit.

Am Kaffeeausschank traf ich Peter, meinen Gesprächspartner vom Mittag, wieder.
„Hey Sanne, du bist wohl brav gewesen und darfst jetzt normale Klamotten anziehen?“ Ich nickte. „Allerdings verrät dich der rote Balken.“ Peter schmunzelte, ich schaute ihn fragend an. „Na ja, der hat eben seine Bedeutung. Den roten Streifen bekommen nur Leute, die auf Beschluss hier untergebracht sind und bei denen Suizidgefahr besteht.“

„fi**k dich.“ Mir reichte es schon wieder. Ich wollte raus aus dieser Scheiße. So lief ich von Fenster zu Fenster, um vielleicht doch ein offenes zu finden.

„Ach, hier bist du.“ Nicht auch noch der, dachte ich. Doch Frank sprach weiter: „Wie versprochen wohnst du ab sofort in einem normalen Patientenzimmer.“

„Ich wohne“, erwiderte ich schnell, „überhaupt nicht hier in dieser Irrenanstalt. Das ist nur vorübergehend und dann seht ihr mich nie wieder.“ Lachend verzog sich Pfleger Frank.

Inzwischen war auf der Station Besuchszeit. Die sonst hermetisch verriegelte Tür ging ständig auf und zu. In einem unbeobachteten Moment schlich ich mich mit hinaus und machte mich so schnell wie möglich auf den Weg. Doch … Auf den Weg wohin? Wie schnell würde man in der Psychiatrie bemerken, dass ich geflohen war? Sicher würde die Polizei eingeschaltet werden. Und die würde wahrscheinlich zuerst bei mir zu Hause suchen. In einem Anzug mit der Aufschrift „Eigentum der Psychiatrie Parsburg“ konnte ich nicht draußen bleiben. Ich rechnete mir aus, dass ich noch eine Weile Zeit haben würde, bevor man mich sucht. So machte ich mich auf den schnellsten Weg zu meiner Wohnung. Das verräterische Sweatshirt hatte ich mir um die Hüfte geknotet und klingelte nun bei der Nachbarin, die meinen Zweitschlüssel verwaltete.

Ich öffnete meine Tür, lief ins Wohnzimmer und erstarrte. Da standen doch tatsächlich schon vier Pfleger aus der Psychiatrie, darunter auch Frank. Auch die diensthabende Ärztin hieß mich willkommen. Komplettiert wurde das Empfangskomitee durch zwei Gorillas, die mir ihre Dienstmarken entgegenhielten. Gefühlsmäßig sackte ich in mich zusammen und kam mir plötzlich sehr klein und verletzlich vor.

Die erste Rednerin war die Ärztin: „Das war nicht klug, Frau Wegener. Sie sind durch einen richterlichen Beschluss in der Psychiatrischen Klinik untergebracht. Somit wird Ihnen Ihr Aufenthaltsbestimmungsrecht zeitweilig entzogen. Sie dürfen sich hier nicht aufhalten, sondern nur auf der geschützten Station, wo wir für Ihre Sicherheit sorgen können.“

„Ich gehöre dort nicht hin.“

Offenbar hörte die Ärztin mir nicht zu, denn sie setzte ihren Monolog fort: „Ich werde Ihnen nun ein Beruhigungsmittel verabreichen. Um Ihre sozialen Gefüge nicht ins Wanken zu bringen, werden die Kollegen des Sicherheitsdienstes Sie in die Klinik fahren. Sollte es unterwegs Probleme geben, sind die Kollegen und ich in unmittelbarer Entfernung und können blitzschnell reagieren.“

Ich wagte einen zweiten Versuch: „Ich gehöre dort nicht hin.“
Nun fand ich Gehör. „Der Richter sagt aber etwas anderes und daran halten wir uns, denn unserer Einrichtung wurde die Verantwortung für Sie übertragen.“

Ohne jede Vorwarnung stach mir Frau Doktor eine Spritze in den Oberarm und wies mich an, die Herren nun zu begleiten, bevor das Mittel zu wirken begänne.

„Über die Konsequenzen Ihres Ausbruchs werden wir uns unterhalten, sobald Sie wieder ansprechbar sind.“

„Was soll das heißen?“, fragte ich erschrocken.

„Die nächsten zwei, vielleicht auch drei Tage wird das Medikament Sie an einer sinnvollen Konversation hindern. Also, bis dahin, Frau Wegener.“
110. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 12.10.15 22:09

endlich eine Fortsetzung und was für eine....alles scheint sich zu normalisieren und dann der Fluchtversuch, ohne zu überlegen....ja und dann, dann müssen wir warten, klingt ja heftig, was nach der Spritze passiert....aber verdient hat sie es ja....
111. RE: Endstation

geschrieben von SteveN am 14.10.15 10:56

Hallo gimahani !

Nun damit hat sie ganz und gar nicht gerechnet. Zack
die Spritze in den Oberarm und nun kann sie für 2 bis
3 Tage nicht mehr kommunizieren. Jetzt wird sie in ihr
Bettchen gebracht um für die 2 bis 3 Tage dort zu
liegen. So hatte sie sich das wirklich nicht vorgestellt.

Viele Grüße SteveN



112. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 14.10.15 17:26

um die Spekulationen etwas anzutreiben...
Wie ist das mit Pfleger Frank, wird er Spaß mit ihr haben, oder aber....
wird ihm angekreidet, dass sie fliehen konnte?
Immerhin ist er ihr Bezugspfleger.
Und welche Maßnahmen werden ergriffen als Konsequenz aus dem Fluchtversuch?
113. RE: Endstation

geschrieben von windel28 am 19.10.15 08:18

Wie wird ihr es nach der Spritze ergehen?
Hat die Flucht eventuell auch auswirkungen auf die Zeit in der Abteilung. Vielleicht verlängert ja der Richter denn Aufenthalt. Bekommt Frank denn auch eine Strafe, indirekt hat er ja bei der Flucht mitgeholfen, weil er nicht auf sie richtig aufgepasst hat.
114. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 19.10.15 22:06

Ich war wieder fleißig, viel Spaß beim Lesen und Danke für alle bereits geschriebenen und zukünftigen Kommentare

Teil XVII

Unglaublich langsam gestaltete sich der Weg zurück ins Bewusstsein. Beim vierten oder fünften Erwachen hatte ich genug Kraft, meine Situation zu untersuchen. Ich lag in einem Krankenhausbett. Natürlich hatte man mich wieder angegurtet – die mir bekannten weißen Manschetten umfassten die Fuß- und Handgelenke, auch um den Bauch hatte man mir einen breiten Gurt angelegt, wenn ich meinen noch benebelten Gefühlen trauen konnte. Aus meiner Nase ragte ein Schlauch, was ich sehr befremdlich fand. Wozu war dieses Ding da? Meine Augen folgten dem Schlauch und sahen am anderen Ende einen Beutel mit einer breiigen Flüssigkeit, wahrscheinlich Sondennahrung. Ich konnte mich nicht daran erinnern, irgendetwas in die Nase geschoben bekommen zu haben. Dieses widerliche Teil störte mich wahnsinnig. Es kam mir vor, als würde meine Atmung dadurch beeinträchtigt.

Trotz der Fixierung an fünf Punkten hatte ich recht viel Spielraum. Ich lotete aus, wie weit ich meine Gliedmaßen bewegen konnte. Offenbar hatte jemand schlampige Arbeit geleistet, denn schon nach kurzer Zeit war es mir möglich, die rechte Hand aus der Fessel zu ziehen. Hatte mir nicht mal jemand gesagt, dass dieses System ausbruchssicher sei? Ich lachte in mich hinein. Nach wie vor ließ sich kein Personal in meinem Zimmer sehen, eine Überwachungskamera suchte ich auch vergebens. Ich tat, was in meiner Situation wohl jeder gemacht hätte – schnell riss ich die Pflaster von der Wange und zerrte den Schlauch aus meiner Nase. Ich musste fürchterlich würgen, als er den Rachen passierte. Was dann heraus kam, ist kaum des Beschreibens wert. Es war eklig und glitschig und aus dem Ende tropfte diese hellbraune Suppe. Der Schlauch hinterließ auf meiner Decke eine schleimige Spur und klatschte dann auf den Boden. Nach dieser Aktion kam ich mir richtig heldenhaft vor und döste erneut ein.

Eine wütende Schwester machte ihrem Ärger über den Saustall Luft und andere Menschen gesellten sich dazu. Schließlich begriff ich, dass es um mich ging. Die Nahrung aus dem Beutel war ungehindert auf den Boden gelaufen und hatte sich in meinem ganzen Zimmer breit gemacht. Meine rechte Hand war nach wie vor frei und baumelte an der Seite meines Bettes herunter.

„Frau Wegener? Was haben Sie hier für eine Sauerei veranstaltet? Warum ist die Nahrungssonde nicht mehr an ihrem Platz? Wieso steckt Ihre rechte Hand nicht mehr in dem Fixiersystem?“ Die Schwester war sichtlich aufgebracht.
„Ich … äh … weiß nicht, wovon Sie reden.“ Sicher wirkte ich wenig überzeugend, denn die Schwester drückte ein rotes Knöpfchen auf ihrem Pieper. Wahrscheinlich war es eine Art Alarm, denn nur Augenblicke später hörte ich, wie sich mehrere Personen meinem Zimmer näherten.

Wie in einem Orchester dirigierte Schwester Bettina, wie ihr Namensschild verriet, die anderen Leute: Die Praktikantin sollte Eimer und Wischmopp holen, der Pflegeschüler besorgte neue Nahrung für mich, mein heiß geliebter Frank schleppte noch ein paar Meter weißer Gurte herbei und eine weitere noch in der Ausbildung befindliche Schwester sollte mir das Inkontinenzmaterial wechseln.

„Inkontinenz? Machen Sie mich los, dann gehe ich ganz normal auf die Toilette und beweise Ihnen, dass ich nicht an Inkontinenz leide!“

„Dafür haben Sie in den beiden vergangenen Tagen aber recht häufig in Ihre Windeln gekackt.“ Schwester Bettina war offensichtlich sehr schlechter Laune, wenn Sie ihre Position so ausnutzen musste. Obwohl immer alle sagen, dass es für sie normal sei, Erwachsenen die Windeln zu wechseln und dass das zu ihrem Beruf gehöre, schmunzelten die umstehenden Leute, auch ein Kichern war zu hören. Ich hingegen schämte mich natürlich ungemein und bedankte mich sarkastisch für diese diskrete Bemerkung.

Bettina bat ihre junge Kollegin, doch bitte eine viel saugstärkere Windel zu wählen, um meinem Unvermögen gerecht zu werden. So eine blöde Kuh! Eine trockene Windel war natürlich schöner als eine nasse oder gar volle, aber man muss es ja nicht übertreiben.

„Haben wir alles bereitliegen? Den Sondenschlauch? Betäubungsgel? Fixierpflaster? Einen Beutel mit Nahrung? Gut. Dann können wir Frau Wegener nun wieder die Nasensonde legen.“

Wie auf Befehl warf ich mich in meinem Bett von einer Seite auf die andere. So gut es die Gurte erlaubten, wich ich den Griffen des Personals aus und musste nach einem kurzen Kampf einsehen, dass ich mich in einer aussichtslosen Position befand. Während Frank meinen rechten Arm festhielt, steckte Bettina ihn wieder in die dafür vorgesehene Manschette. Auch das restliche Fixiermaterial kam nun zum Einsatz. Nach und nach wurden die Gurte erweitert, sodass ich mich immer weniger bewegen konnte. Erst kamen meine Oberschenkel dran, die nun auch ihren sicheren Platz auf der Matratze hatten. Um Brust und Schultern kamen weitere Gurte, die, genau wie ein Schrittgurt, mit dem Bauchgurt verbunden wurden. Nun wurde ein Herauswinden nach oben und nach unten verhindert. Durch zusätzliche Bänder wurde mein Oberkörper streng auf dem Bett gehalten, jedes Aufsetzen wurde im Keim erstickt. Gerade versuchte ich mit Tränen und Geschrei, ein zusätzliches Fixieren meines Kopfes zu verhindern, als Frank sich an dem Schrittgurt zu schaffen zu machen schien. Er stand an der Seite, öffnete das entsprechende Schloss und zog sehr kräftig an dem Gurt. Der „Hygieneslip für schwerste Inkontinenz“ wurde eng an meinen Schritt gepresst und ich bekam einen solchen Schreck, dass ich mich zu wehren vergaß und mein Kopf nun ebenfalls unverrückbar an seinem Platz gehalten wurde.

Ich weinte und war verzweifelt. Doch auch das half nichts. Das Kopfteil wurde mittels einer Fernbedienung so hoch gestellt, dass ich aufrecht im Bett saß. Die darauf folgende Prozedur bestand aus Tränen, Würgen und sinnlosem Gezappel. Obwohl ich das alles nicht wollte, hatte ich binnen von zwei Minuten wieder eine Magensonde, deren Schlauch sorgfältig an meiner Wange fixiert wurde. Immerhin war alles schnell vorüber, sodass ich nicht lange leiden musste.

Abschließend wand Bettina sich an mich: „Sind Sie in Ordnung, Frau Wegener?“ Ich wollte nicken, aber durch die Kopffixierung ging das nur ansatzweise. „Zur Sicherheit werde ich die Gurtschlösser nochmals kontrollieren. Wenn alles sitzt und gut verschlossen ist, werde ich Sie von dem Kopfgurt befreien.“ Etliche Klack-klacks später durfte ich meinen Kopf wieder bewegen. Der Pflegeschüler hatte inzwischen einen neuen Beutel Essen aufgehängt, der direkt in meinen Magen lief. Schwester Bettina überprüfte die Einstellung an der Sonde und erklärte dem Schüler, dass über ein zusätzliches Ventil Medikamente verabreicht werden können.

„Brauchen Sie noch etwas zur Beruhigung, Frau Wegener?“, fragte die Schwester. Ich verneinte, nicht schon wieder K.O.-Tropfen. „Gut. Die Ärztin wird gleich nach Ihnen schauen. Wir sehen uns später.“

Wie versprochen kam die Ärztin nur wenig später zu mir. Mit einem mitleidigen Blick eröffnete sie mir, dass sie bei rechtlich gezwungen war, meine Flucht der Behörde zu melden und dass ich nun erst medikamentös eingestellt werden müsse, ehe man über Lockerungen nachdenken könne – so laute die richterliche Anordnung. „Morgen“, sagte sie, „sind wir bestimmt so weit, dass Sie anfangen, sich an Ihre neuen Medikamente zu gewöhnen. Dann können wir Ihnen zumindest einen Großteil der Gurte abnehmen und Sie in die Therapien eingliedern. Okay?“

Noch einen ganzen Tag ans Bett gefesselt sein? Das war natürlich nicht okay, aber ich war mir sicher, dass Einwände keine Änderung herbeigeführt hätten, sodass ich nickte.

Das Bett wurde in eine angenehme Liegeposition gebracht und dann ließ mich die Ärztin allein.
115. RE: Endstation

geschrieben von hugo am 19.10.15 23:37

Vielen Dank für die kurzfristige Fortsetzung deiner lesenswerten Geschichte.

Ich hoffe, du lässt uns auch auf die nächsten Kapitel nicht all zu lange warten. Ich bin schon sehr neugierig, wie die Medikamente das Wesen der Protagonistin verändern werden und wie sie dies erlebt und verarbeitet.

116. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 20.10.15 09:51

Das ging aber rasch mit der Fortsetzung und damit überraschend! Überraschend in jeder Hinsicht auch in Hinsicht auf den Verlauf.
Nun liegst sie strengstens fixiert und gewindelt rum, wird versorgt und füllt ihre Windel. Da bin ich schon gespannt, wenn sie es das erste Mal wahrnehmen muss wenn sie ihre Windel mit Groß füllt, bisher hat sie das ja wohl nicht bewußt mitbekommen! wirklich eine super Geschichte, die einen packt und miterleben läßt
117. RE: Endstation

geschrieben von allesindie am 20.10.15 12:29

Hallo,

Danke für diesen weiteren Teil deiner Geschichte.

Ich lese sie gerne, schwanke dabei immer zwischen Mitleid und Neid ... aber auf jeden Fall freue ich mich auf viele weitere Teile.

Gruss, Allesindie
118. RE: Endstation

geschrieben von Doran am 21.10.15 22:54

Eine tolle Geschichte. Komplett fixiert in verschlossenem Pflegeoverall. Das gefällt mir.
119. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 07.11.15 13:37

.....und wieder eine lange, für meinen Geschmack zu lange Pause!
Es gibt ja immer zwei Möglichkeiten, nämlich Zuckerbrot oder Peitsche!
Da die erste Möglichkeit wohl nicht fruchtet, gäbe es die zweite!
Ich könnte sie bestrafen, wenn sie innerhalb eines gewissen Zeitraumes nicht weiterschreibt! Natürlich muss die Fortsetzung gewissen Kriterien entsprechen, auch in der Länge!
Was würdet ihr denn für Bestrafungen für sie vorschlagen?
120. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 07.11.15 13:53

Du spinnst ja völlig.. Lösch das sofort!
121. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 07.11.15 14:15

Und welche Strafe haltet ihr für sinnvoll, um sie für diese verbale Entgleisung für gerechtfertigt halten?
122. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 07.11.15 14:19

Gar keine.
123. RE: Endstation

geschrieben von DieFledermaus am 07.11.15 15:21

Ach deswegen höre ich so wenig von dir *kicher*
Du bist bei Mikezed. Nu ich hoffe es gefällt dir, er hat viele schöne Fixiermöglichkeiten und Strafen von denen du bisher nur Träumen konntest XD.

Da sieht man mal wieder wie schnell sich das Rad drehen kann.
Aber ich denke ich muss keine Strafe vorschlagen Mike hat da wie schon erwähnt genügend Möglichkeiten. *fies grins*

Aber keine sorge, in dem Fall verschmerze ich gern die Verzögerung meiner Geschichte. Aber eine Nachricht wäre schon nett gewesen

Was lernen wir daraus? Immer aufpassen was man sich wünscht.

Was die Strafe angeht, da Sanne ja so unheimlich gerne Windeln mag und auch benutzt würde ich mich nicht wundern wenn das gleiche auch bei Gimahani zutrifft und würde wohl in diesem bereich eine Strafe auswählen.

Rizinus wirkt selbst bei den eingebildetsten Menschen Wunder *grins*
124. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 07.11.15 15:47

Ich bin nicht bei ihm, sondern hatte keine Zeit und nun bin ich krank. Bettruhe und bisschen Pflege wären toll, aber man kann ja nicht alles haben^^
125. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 07.11.15 15:51

Ja leider ist sie nicht bei mir, sonst würde die auch entsprechend gepflegt und für die nötige Bettruhe würde ich auch sorgen!
126. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 07.11.15 15:59

Das wäre sicher wenig erholsam, so wie ich ständig husten muss. Das ist im Liegen schwierig
127. RE: Endstation

geschrieben von DieFledermaus am 07.11.15 16:41

Oh
na in diesem Fall ist dir natürlich auch verziehen. *schäm*

Gute Besserung dir, ich hoffe zumindest das dir nicht langweilig wird solange du das Bett hüten musst.

PS:
Wegen dem liegen, es gibt auch bequeme Pflegerollstühle in welchen man auch wundervoll fixiert werden kann
128. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 07.11.15 19:38

Ich weiß schon, dass es die gibt. Und ganz zufälligerweise hat Mikezed da auch einen. Dann könnte ich meinen Tag aber sicher nicht so verbringen, wie ich gern möchte.
129. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 07.11.15 19:53

Ein fixieren im Pflegerollstuhl ist nicht so das Ideale bei Husten und Schnupfen. Ich dachte da eher an ein Käfigbett
130. RE: Endstation

geschrieben von Jaye Schuessler am 08.11.15 10:41

Hallo gimahani,

Deine Story ist schlicht und einfach nur klasse und ich freu mich tierisch auf die Fortsetzung.

Jaye
131. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 08.11.15 12:51

na as sollte doch auch motivieren, gleich von einem Neuling so gelobt zu werden!
132. RE: Endstation

geschrieben von Jaye Schuessler am 08.11.15 13:58

Hallo Mikezed,

ohne jemanden bauchpinseln zu wollen: ich hab´ im Laufe der Zeit hier schon viele wirklich gute Stories gelesen, doch genau diese hier hat mich dann -endlich- veranlasst mich anzumelden um meinen Senf dazu abzugeben.

Liebe Grüße
133. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 08.11.15 15:29

Na das ist doch mal ein Kommentar der wirklich motiviert!
134. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 08.11.15 17:58

Meine Güte.. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll^^ Wenn ich die Geschichte binden ließe, bekämst du eine Ausgabe mit persönlicher Widmung

Vielen vielen Dank für dieses wundervolle Kompliment
135. RE: Endstation

geschrieben von Jaye Schuessler am 08.11.15 18:18

Aloha,

schön, dass Du dich so über meinen Kommentar gefreut hast (worüber ich mich nun wieder freu)... Der war auch wirklich ernst gemeint und nicht um Dir ´Honig um´s Maul zu schmieren´. Es gibt nach meinem Gefühl einige wirklich gute ´Schreiberlinge´ hier, und ab und an taucht auch mal jemand auf, der nach meinem Empfinden wirklich das Zeug haben könnte damit wirklich Geld zu verdienen. Ich bin mit Sicherheit keine Referenz in irgendeiner Hinsicht dafür, doch ich bin mir sicher schon genügend verlegte Bücher gelesen zu haben, die zumindest kein Stück besser waren. Wenn dies wirklich Deine erste Story ist, an der Du dich ´versucht´ hast -chapeau.
136. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 08.11.15 18:25

hör bloß auf, sonst fang ich zu weinen an^^
137. RE: Endstation

geschrieben von Jaye Schuessler am 08.11.15 18:40

Nein, bitte nicht, kein Grund dafür... Schreib´ einfach weiter und denk mal darüber nach ob Du dir auf diese Weise nicht vielleicht irgendwie ein paar Pesos dazuverdienen kannst. Es soll immerhin schon Menschen gegeben haben bei denen das geklappt hat.

Hoffe Dein Husten wird besser (den habbich auch gerade), fühlst Dich nicht allzu mies und hast jemanden der Dich vielleicht ein wenig bemuttert...
138. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 08.11.15 18:47

den hab ich leider nicht.. ich sitze in meinem bett und wünsche mir einen beamer, der mich an einen anderen ort bringt :/

dir auch gute besserung
139. RE: Endstation

geschrieben von Jaye Schuessler am 22.11.15 11:33

Hallo Gimahani,

schon seit Tagen mach´ ich mir Gedanken weil man von Dir nix mehr hört. Da ich nicht davon ausgehe dass Du den Beamer, der Dich woanders hinbringt, gefunden hast, kann ich nur hoffen dass es Dir gesundheitlich wieder besser geht und Dich die Dinge des ´gemeinen Alltags´ zu sehr in Anspruch nehmen...

Ganz liebe Grüße + einen sonnigen Sonntag fuer Dich.
Jaye
140. RE: Endstation

geschrieben von Toree am 22.12.15 22:45

Hallo gimahani,

schade dass deine tolle Geschichte nicht weiter geht, hätte mich gern über einen neuen Teil gefreut.

LG

Toree
141. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 23.12.15 23:14

Hallo ihr Lieben! Es tut mir leid, dass schon so lange nichts mehr kommt. Mir hat einfach die Muße gefehlt. Und da ich keinen Schrott abliefern möchte, pausiere ich lieber.

Ich verspreche euch, dass die Geschichte weitergehen wird.

Ich bitte jeden enttäuschten Leser um Verzeihung.

Grüße, gimahani
142. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 29.04.16 13:15

Teil XVIII

Nachdem ich allein gelassen worden war, döste ich ein wenig. Abgesehen von der doch sehr massiv eingeschränkten Bewegungsfreiheit fühlte ich mich gerade zu wohl und so dauerte es nicht lang, bis ich eingeschlafen war. Beim Aufwachen überkam mich jedoch ein Gefühl der Panik. Nichts schien sich verändert zu haben. Wie lang hatte ich geschlafen? Meine Blicke wanderten, so gut es die Gurte zuließen, durch den Raum und suchten nach einer Uhr oder einem anderen Hinweis auf die Uhrzeit.

Doch ich fand nichts. Keine Wanduhr, keinen Wecker, keine digitale Anzeige. Der Beutel über mir war leer, doch daraus konnte ich keine zuverlässigen Rückschlüsse ziehen, weil ich nicht wusste, mit welcher Geschwindigkeit mir die Pampe in den Magen gepresst wird. Eine weitere Möglichkeit wäre gewesen, die Oberschenkel aneinander zu drücken und so den Füllstand der Windel zu erfühlen. Allerdings waren da immer noch die Gurte, sodass auch dieser Plan zum Scheitern verurteilt war.

Diese Desorientierung setzte mir ziemlich zu. Trotz meiner Fesseln und in Ermangelung einer Klingel randalierte ich in meinem baumwollenen Käfig und schließlich erbarmte sich jemand, nach mir zu sehen.

„Na nu!“, die eintretende Schwester schien ob meiner plötzlichen Aktivität überraschter als ich wegen ihres plötzlichen Erscheinens. „Was ist denn mit Ihnen? Brauchen Sie Hilfe?“

„Vor allem brauche ich eine Uhrzeit. Können Sie mir bitte sagen, wie spät es ist?“

„Tut mir leid“, stammelte die mir unbekannte Schwester, „ich darf Ihnen keinerlei Auskünfte geben.“

Ich erstarrte. Dieser Satz setzte meinen kompletten Denkapparat außer Gefecht und ich verharrte mit offenem Mund.

„Zu gegebener Zeit“, fuhr sie fort, „werden die Ärztin und alle anderen Beteiligten mit Ihnen sprechen und Sie über alles Weitere informieren. Bis dahin hat das Personal die Anweisung, an Ihnen nur die Grundpflege durchzuführen. Wobei“, kicherte sie kaum hörbar, „das mit dem Füttern fällt ja weg. Einfach ein neues Beutelchen, Medikamente dazu und das Bäuchlein ist zufrieden.“ Nun schaute sie mit einem milden Lächeln auf mich hinab.

„Könnten Sie bitte aufhören, so zu reden, als stünden Sie vor einer Bekloppten?“

Ihre Miene verfinsterte sich und etwas verschnupft fuhr sie mit ihrer Arbeit fort. Sie schob die Bettdecke ein wenig zur Seite und rümpfte die Nase. „Sieht aus, als hätten Sie eingekackt, Frau Wegener. Ich werde einen Kollegen holen und dann machen wir Sie gemeinsam frisch.“

Ich überlegte, wann mir das passiert sein sollte. Die Wolke, die sich nun langsam an meinen Riechkolben schob, ließ keinen Zweifel zu. Hatte ich die Windel vollgemacht, während ich schlief? Normalerweise wacht man doch von so etwas auf?! Ich war sichtlich verwirrt, als die Schwester mit einem mir ebenfalls unbekannten Kollegen. Den beiden fiel meine Ratlosigkeit offenbar sofort auf. Der Pfleger stellte sich als Christian vor und hatte eine unglaublich warme, aber doch sehr männliche Stimme.

Die beiden begannen zu hantieren, während ich nach Antworten und einer Erklärung suchte. Wimmernd und von Schluchzen unterbrochen äußerte ich etwas wie: „*schnief* … wollte ich nicht *schluchz* nicht gemerkt … noch nie passiert *schnief* bestimmt von den Medikamenten …“

Geradezu mütterlich hielt mir die namenlose Schwester nach dem Wickeln und neuerlichen Angurten ein Papiertaschentuch vor die Nase und wischte mir allen Rotz aus dem Gesicht. Natürlich machte es das nicht besser, sondern schlimmer. Wenn man etwas jahrzehntelang selbst tut und plötzlich dazu verdammt ist, es machen zu lassen, fühlt es sich einfach beschissen an.

„Sie sind recht aufgebracht, Frau Wegener. Ich denke, Sie sollten Ihre Bedarfsmedikation in Anspruch nehmen, damit Sie sich ausruhen können“, sprach der Pfleger. Nach dem ich genickt hatte, verschwand er kurz. Eigentlich wollte ich keine zusätzlichen Medikamente, aber in meinem Zustand war wirklich nicht ans Ausruhen zu denken. Und ich wollte fit sein. Was die Schwester vorhin erwähnt hatte, klang beunruhigend, als stünden Verhandlungen an.

Pfleger Christian betrat das Zimmer erneut und brachte eine Einwegspritze ohne Kanüle und ein neues Lunchpaket für mich mit. „Es ist eh wieder an der Zeit.“, meinte er knapp und schloss den Beutel an. Das Beruhigungsmedikament befand sich offensichtlich in der Spritze, deren Inhalt Christian nun durch das zusätzliche Ventil in meinen Organismus pumpte.

Das Säubern des Ventils vernahm ich nur peripher, viel mehr beschäftigte mich, was auf mich zukommen mochte. Irgendwie klang das alles nicht gut und ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit mir noch blieb, um das drohende Unheil abwenden zu können. Mit diesen Gedanken ließ ich mich in mein Kissen sinken und wurde sehr entspannt. Als ich wieder allein in meinem Raum lag, war ich schließlich schon fast eingeschlafen.
143. RE: Endstation

geschrieben von Toree am 01.05.16 19:26

Danke, dass diese tolle Geschichte weiter geht!

Toree
144. RE: Endstation

geschrieben von winipu77 am 13.05.16 05:56

Oh! Du bist endlich wieder kreativ Dann schreib mal fleissig weiter...

DANKE!
145. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 30.09.16 16:23

Teil XIX

Im Grunde genommen war ich ganz froh darüber, faul im Bett liegen zu können und gab mich meinen Tagträumen hin. Was würde ich wohl tun, wenn ich jetzt frei wäre? Ich überlegte eine Weile und kam zu dem Schluss, dass ich wahrscheinlich in meinem eigenen Bett faulenzen würde. Dort hatte ich allerdings mein Notebook und konnte mir via Internet Filme ansehen oder etwas spielen.

Neben mir ertastete meine angegurtete Hand die Klingel, die Pfleger Christian dort platziert hatte. Ich beschloss, jemanden vom Personal zu fragen, ob ich fernsehen kann. Nach kurzer Zeit trag der Pflegeschüler, der mir Tags zuvor mein Essen serviert hatte, in das Zimmer und fragte, was er für mich tun könne. Offenbar hatte die Spätschicht begonnen. Vom Flur vernahm ich einen Hauch von Kaffeeduft, was meine Vermutung bestätigte. Ich sagte ihm, dass mir langweilig sei und ich gern etwas TV schauen würde.

„Da muss ich die diensthabende Ärztin fragen, das darf ich nicht entscheiden. Einen Moment bitte, Frau Wegener.“ Er verließ das Zimmer und kam nach kurzer Zeit zurück. „Was den Fernseher betrifft“, setzte er an, „muss ich Sie leider enttäuschen. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen dann ein wenig Musik anschalten. Dann ist es hier nicht ganz so still. Ich kann mir schon vorstellen, dass es mit der Zeit langweilig wird, wenn man nichts machen kann.“ Während er sprach, präsentierte er mir einen CD-Player und stellte ihn auf ein Tischchen.

„Ich weiß nicht, ob man sich das vorstellen kann, wenn man nicht selbst in der Situation ist. Das mit dem Fernseher ist zwar schade, aber Musik ist auch gut. Können Sie auf die Frequenz 89,9 gehen? Da kommt mein Lieblingssender.“ Die Aussicht auf ein wenig Normalität machte mich ein wenig gesprächig. Allerdings fiel meine aufkommende gute Laune wie ein Kartenhaus in sich zusammen, als die ersten Geräusche ertönten. „Wollen Sie mich verarschen?“, fragte ich den jungen Mann. Ich sollte mir allen Ernstes ‚Eine entspannende Reise durch die Klänge der Natur‘ anhören? Auf meine Frage wurde gar nicht eingegangen. Stattdessen wollte der Neuling von mir wissen, ob er mich noch ein eine andere Position bringen solle. Ich antwortete ihm, dass ich am liebsten das Kissen im Gesicht hätte, wenn ich solchen Scheiß anhören soll.

Just in diesem Moment steckte Schwester Bettina ihren Kopf durch die Zimmertür und erklärte mir ruhig, dass das Personal die Inhalte der normalen Sender nicht kontrollieren könne und er möglicherweise zu aufreibend für mich sei. Ich murmelte in mich hinein, dass die alle einen an der Klatsche haben und ich froh bin, wenn ich endlich aus diesem Affenstall raus kann, während das Personal das Zimmer verließ. Ich hörte, wie die beiden auf dem Weg zum Dienstzimmer noch über die Dokumentation sprachen. Schwester Bettina meinte, dass es vor allem unter Umständen wie den meinen wichtig sei, genau Buch über die Äußerungen und Beobachtungen zu führen.
Die Stimmen wurden leiser und ich war dazu verdammt, mir Meeresrauschen und Vogelgezwitscher anzuhören. Wenngleich ich solche Aufnahmen nicht mochte, verging so wenigstens etwas Zeit und dafür war ich letztendlich schon ziemlich dankbar.
Der Abend verlief ohne besondere Ereignisse. Mein Vorsatz, keinen Blödsinn zu machen, war recht sinnlos, da ich dazu ohnehin nicht in der Lage gewesen wäre. Wahrscheinlich war es gegen 18 Uhr, als mein Dinner serviert wurde. Statt eines silbernen Tabletts erwartete mich ein Plastikbeutel mit der gleichen blassbraunen Brühe, die ich schon von meiner letzten Mahlzeit kannte. Es dauerte, bis ich aufgegessen hatte. Anschließend kam mein besonderer Freund Frank in das Zimmer und meinte, dass nun eigentlich Zeit für die Medikamente sei. Allerdings habe er vor der Übergabe an die Nachtschicht meine Kurve überprüft und dabei festgestellt, dass mein letzter Stuhlgang vor zwei Tagen war, als ich noch im Rausch war und meinen Körper nicht zu kontrollieren vermochte. Einen gewissen Druck verspürte ich schon seit meinem Erwachen. Allerdings sagte ich das keinem, weil man mich sicher nicht aus den Gurten gelassen hätte. In der Hoffnung, am anderen Morgen auf die Toilette zu dürfen, wollte ich noch aushalten und war mir sicher, das auch zu schaffen. Zumindest bis der Pfleger fortfuhr: „Wahrscheinlich ist es besser, wenn wir da ein bisschen nachhelfen. Dein Essen ist nicht besonders reich an Ballaststoffen und durch die fehlende Bewegung wird die Verdauung zusätzlich verlangsamt. Deswegen habe ich etwas Schönes mitgebracht.“ Triumphierend hielt er eine Flasche nach oben und mir stand der Schock ins Gesicht geschrieben. „Hab keine Angst, es wirkt schnell und zuverlässig. In einer halben Stunde komme ich mit dem Azubi her und dann wickeln wir unseren kleinen Dreckspatz neu und bereiten ihn für die Nacht vor.
Frank zögerte nicht. Mit einer Spritze entnahm er die entsprechende Menge des Abführmittels, nahm die Kanüle ab und drückte den Inhalt über einen zusätzlichen Port des Nahrungsschlauchs in meinen Körper. Er konnte sich nicht verkneifen, mir viel Spaß zu wünschen und dann ging er aus dem Raum hinaus.
Mit der Wirkungsweise sollte er Recht behalten. Schon nach wenigen Minuten gurgelte mein Darm unangenehm. Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass man es nur schlimmer macht, wenn man sich dagegen wehrt. Auf Krämpfe und einen aussichtslosen Kampf hatte ich keine Lust und so drückte ich aus meinem Po, was ich eigentlich bis morgen behalten wollte.
Die Tür klackte und das angekündigte Personal trat ein. „Uiuiui, da hat aber jemand gestinkert. Na, mein Kleines, hast du dich wieder vollgemacht? Das war bestimmt ziemlich anstrengend und du könntest sicher eine Dusche gebrauchen, aber leider dürfen wir dich nicht komplett abschnallen. Deswegen haben wir gleich alles mitgebracht, was wir zum Waschen und Wickeln brauchen. Und deine Tabletten habe ich schon gemörsert, aufgelöst und in die Spritze gesogen. Wenn wir mit allem fertig sind, wirst du sicher gut schlafen können.“
Die anderthalb Pfleger brachten meinen Körper in eine waagerechte Position und begannen mit ihrer Arbeit. Der Schüler hatte offenbar wenig Erfahrung mit fixierten Patienten und übte unter Franks Anleitung an mir. Aus diesem Grund dauerte alles ziemlich lang.
„Es ist ganz wichtig, dass du mit der Patientin sprichst und ihr deine Arbeitsschritte nennst. Frau Wegener befindet sich nicht ohne Grund in einer umfassenden Fixierung. Sie ist verwirrt, suizidal, fluchtgefährdet, steht unter dem Einfluss starker Medikamente und ist obendrein Epileptikerin. Alles zusammen kann in Schockmomenten zu unvorhersehbaren Reaktionen führen, zumal sie nicht sehen kann, was du gerade machst.“ So schlimm es sich für mich anhörte, wie man mich einschätzte, so gut war die Erklärung für den Schüler. Wenn ich vorgewarnt wurde, fühlte ich mich nicht ganz so ausgeliefert. Trotzdem konnte ich mir die Bemerkung, dass ich nicht verwirrt bin und diesen Schlamassel nur seiner Manipulation zu verdanken habe, nicht verkneifen.
„Siehst du“, sagte Frank zu dem Schüler, „das sind die paranoiden Wahnvorstellungen, von denen du vorhin in ihrer Akte gelesen hast.“ Der Lehrling machte ein erstauntes Gesicht und wandte sich schließlich an mich: „Keine Sorge, Frau Wegener. Wir kümmern uns gut um Sie und haben Verständnis dafür, dass Sie durcheinander sind. Es ist momentan auch alles sehr schwierig für Sie.“ Frank stand hinter ihm, rieb sich die Hände und grinste. Es war offensichtlich, dass er sich darüber freute, dass eine weitere Person meine Äußerungen für Hirngespinste hielt.
„So“, fuhr der Pflegeschüler fort, „sauber gemacht und eingecremt habe ich Sie jetzt. Nun wird es Zeit für eine frische Pampers. Pfleger Frank hat mir gesagt, dass Ihnen ein Abführmittel verabreicht wurde. Manchmal kann das noch Nachwirkungen haben, deswegen muss ich Ihnen für die Nacht eine besonders dicke Windel anlegen. Ihre Medikamente führen vielleicht dazu, dass Sie zu tief schlafen und Ihre Schließmuskel dadurch nicht steuern können.“ Ich drehte meinen Kopf zur Seite und ließ ihn machen. Irgendwann musste dieser schreckliche Albtraum zu Ende gehen und bis dahin ertrug ich ihn am besten irgendwie. Nach einigen Minuten spürte ich, wie die zuvor gelösten Gurte wieder angelegt und von Frank überprüft wurden.
Während der Schüler alle Utensilien wegräumte, drückte Pfleger Frank die Medikamente durch den Schlauch in meinen Magen. Anschließend sog er die Spritze nochmals mit Wasser auf und spülte damit den Zugang. Dann schnappte er sich die Fernbedienung, veränderte meine Liegeposition ein wenig, löschte das Licht und verließ den Raum. Das letzte, was ich hörte war „Gute Nacht, Baby.“
146. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 01.10.16 21:43

Es geht ja überraschend weiter, das freut mich doch.....
Es ist doch ein Unterschied, ob man unter Beruhigungsmittel in die windeln macht, oder eben unter Bewusstsein mit Abführmittel!
Ich warte drauf, dass sie mal in den Rollstuhl geschnallt wird....
147. RE: Endstation

geschrieben von mikezed am 01.10.16 21:44

Ich würde mich freuen, wenn die Fortsetzungen in kürzeren Abständen erscheinen würden!
148. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 02.10.16 00:26

Zitat
Ich würde mich freuen, wenn die Fortsetzungen in kürzeren Abständen erscheinen würden!


Ich mich auch ^^
149. RE: Endstation

geschrieben von DieFledermaus am 03.10.16 02:06

Ei hat wirklich spaß gemacht zu Lesen =)

Tut mir leid das ich nicht früher dazu kam.
Aber freue mich ebenso über eine fortsetzung.

LG
Melanie
150. RE: Endstation

geschrieben von SteveN am 03.10.16 11:57

Hallo Gimahani !

Nun wird sie ins Bett gebracht wie ein kleine Babylein.
Über diesen Ausspruch wird sie sich ärgern. Aber
erstmal wird eine gehörige Ladung in die Pupas gehen.

Vieleicht lassen sich die Pfleger/innen zu einem
Datum hinreissen. Vieleicht zu 2035 ... ... ...

Viele Grüße SteveN


151. RE: Endstation

geschrieben von Rian am 22.12.16 19:54

Liebe Gimahani,

Das Lesen deiner Story hat mich so sehr erregt, dass ich teilweiese am ganzen Körper gezittert habe. Du hast VOLL INS SCHWARZE getroffen! Genau mein Kopfkino. Dazu noch dein realistischer Schreibstiel und die nicht zu leugnenden Fachkentnisse... genial.

Fragst du dich auch manchmal, wieso gerade solche Phantasien?

Dank Dir für diese Story, Rian
152. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 22.01.17 21:16

Vielen Dank, Rian. Ich bin völlig geplättet von deinem ausführlichen Kompliment. Um deine Frage zu beantworten: Ja, gelegentlich stelle ich mir diese Frage. Allerdings ist die Handlung nicht völlig fiktiv.

Hoffentlich überkommt mich die Muse bald mal wieder, damit es hier weitergehen kann.
153. RE: Endstation

geschrieben von N0V0 am 04.05.17 18:20

Wooow super geschrieben. Mach weiter so.
Freue mich auf die nächste Fortsetzung!
154. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 24.10.19 20:11

Guten Abend ihr Lieben und weniger Lieben,

Frau Wegener schmort nun seit über drei Jahren in ihrem Gitterbettchen und ich konnte endlich motiviert werden, ihr ein bisschen zu helfen. Oder so ... Es geht also weiter!

Teil XX
Baby? Was bildete sich dieser Idiot überhaupt ein? Viel Zeit zum Nachdenken blieb mir jedoch nicht. Einige Minuten versuchte ich noch, meine Position etwas angenehmer zu gestalten. Auf dem Rücken schlief ich normalerweise nicht, aber die Beruhigungsmittel führten dazu, dass mich das nicht lange störte. Somit war es auch egal, dass ich mich kaum bewegen konnte. Nur mit Händen und Füßen konnte man in so einer Fixierung noch wackeln und der Kopf ließ sich bewegen. Letzteres hatte ich in den vergangenen Tagen bereits erlebt und schlief schließlich mit dem Gedanken ein, dass das zum Glück vorbei war.
Direkt aus dem Tiefschlaf wurde ich von einem Poltern und der grellen Deckenlampe gerissen. Der Reflex, nachzuschauen, wanderte von den Ohren über das Hirn, zur Muskulatur und dann in die Gurte. Wer da Krach machte, zeigte sich trotzdem recht schnell. Die Reinigungskraft trat in mein Sichtfeld und zog nach einem knappen „Morgen!“ weiter ihre Halbkreise. So beschissen ich mich fühlte, so normal schien es für sie zu sein, jemanden angeschnallt im Bett liegen zu sehen. Wer je in einer Situation wie der meinen gesteckt hat, kann all die Gefühle wie Scham, Traurigkeit, Demütigung und Wut nachvollziehen. Um das alles etwas weniger wahrnehmen zu müssen, schloss ich die Augen wieder und drehte meinen Kopf zur Seite. Einige Male knallte die Putzfee ihren Mopp noch gegen diverse Hindernisse, bevor sie endlich wieder verschwand und ich erneut alleine war. Nun erst bemerkte ich, dass mir während des Schlafens tatsächlich ein Missgeschick passiert war. Die Windel unter meinem Po fühlte sich ziemlich dick an und ich versuchte angestrengt, herauszufinden, was genau mein Körper da verloren hatte. Wenn ich mich auf meinen Geruchssinn verlassen konnte, war es nur Urin, aber trotzdem schämte ich mich enorm. Es war mir ja nicht möglich, das irgendwie zu verbergen. Je öfter das Personal mich in einer benutzen Windel vorfand, desto öfter würden sie wohl davon ausgehen, dass ich dauerhaft darauf angewiesen war. In diesen Gedanken steigerte ich mich noch ein bisschen hinein, fand dann aber wieder in den Schlaf.
Das nächste Erwachen war zum Glück sanfter und ich fühlte mich richtig ausgeruht. Es dauerte nicht lang, bis sich die Tür öffnete und Schwester Corinna eintrat. „Guten Morgen, Frau Wegener“, sagte sie freundlich und ich war froh, sie zu sehen. Immerhin war sie bislang die einzige, die mich einigermaßen normal behandelte. Zumindest so normal, wie es bei Patienten in der geschlossenen Psychiatrie angemessen ist. „Haben Sie gut geschlafen? Es ist schon nach 8 Uhr und die Visite wird bald kommen. Uns bleibt nicht mehr sehr viel Zeit, aber ich wollte Sie nicht aus dem Schlaf reißen.“ „Guten Morgen, Cor… Schwester Corinna. Ja, danke. Ich habe wirklich sehr gut geschlafen und es geht mir gut. Visite? Heißt das, dass ich endlich aus der Fixierung herauskann?“ „Da muss ich Sie leider enttäuschen.“ Sie sah meinen Gesichtsausdruck und fuhr fort. „Wenn so eine Fixierung von einem Arzt angeordnet wird, kann ich sie nicht einfach entfernen. Das wäre, als würde ich Ihnen eigenständig Medikamente verabreichen oder Ihnen die Mittel nicht geben, die Sie gegen Ihre Epilepsie benötigen. Als Pflegepersonal darf man so etwas nicht, tut mir leid. Aber wenn nachher die Visite kommt, können die Gurte vielleicht wenigstens reduziert werden.“ „Na gut. Wahrscheinlich hätte es für Sie schlimme Konsequenzen, wenn Sie so eigenmächtig handeln. Aber verstehen Sie bitte auch meine Frage, schließlich bin ich jetzt schon seit … ähm, seit wann liege ich denn überhaupt hier? Und welcher Tag ist heute? Na ja, ist nicht so wichtig. Jedenfalls ist es schon eine ganze Weile, die ich in diesem Zimmer zubringe. Die meiste Zeit bin ich nicht nur in diesem Bett eingesperrt, sondern sogar noch fixiert. Nicht mal an der Nase kratzen kann ich mich“, sagte ich und rümpfte sie, weil sie wirklich gerade juckte.
Schwester Corinna hatte inzwischen Waschutensilien auf den Krankenhaustisch gestellt und lief nun zu der Kontrolleinheit an der Tür, um das mir so verhasste Gitter endlich nach oben zu fahren. Dann kam sie zurück zum Bett und nahm die Fernbedienung für die Verstellung des Bettes in die Hand. „Ich weiß schon,“ fuhr sie fort, „dass das im Moment sehr hart ist. Mehr Freiheit und Eigenständigkeit als Ihnen kann man einem Menschen ja kaum wegnehmen. All diese Maßnahmen sind erforderlich geworden, nachdem Sie die Einrichtung ohne Erlaubnis verlassen hatten. Das war übrigens vor fünf Tagen, also ist heute Dienstag. Wahrscheinlich können Sie sich an die vergangenen Tage kaum erinnern. Die Medikamente waren ziemlich hoch dosiert, aber diese Verordnung galt nur für das Wochenende. Seit gestern erhalten Sie eine geringere Menge an Beruhigungsmitteln, ansonsten wäre eine Unterhaltung mit Ihnen gar nicht möglich.“ Sie schmunzelte ein wenig und meinte dann, dass es nun Zeit sei, die Vitalwerte zu messen und mich anschließend frischzumachen. Ich brauche wohl nicht extra erwähnen, wie beschämend ich es wieder empfand, so nackt und schutzlos vor einer fremden Person zu liegen. Zuerst wusch sie mir ausgiebig das Gesicht und arbeitete sich dann nach unten vor. Das Peinlichste stand mir noch bevor, schließlich musste Schwester Corinna auch meinen Intimbereich säubern und das empfand ich als besonders demütigend. Und ehrlich gesagt wusste ich auch nicht, was sie erwartete, wenn sie die Windel öffnete. Mit der Überraschung rückte ich aber erst ganz zum Schluss raus, nachdem alles andere schon gewaschen und wieder angegurtet worden war. „Ach“, sagte sie, „nun hätten wir die Zähne beinahe vergessen. Ist es Ihnen recht, wenn Sie das selbst machen? Dann kann ich mich in der Zwischenzeit um Ihre Windel kümmern und Sie müssen diese peinliche Situation nicht untätig abwarten.“ Wow, sie wusste echt gut Bescheid. „Oh ja, liebend gern!“, antwortete ich ihr. Sie kam mit frischem Wasser, Zahnputzutensilien, einem neuen Handtuch und einer erstaunlich dünnen Windel aus dem Bad zurück und stellte alles hin. Anschließend hielt sie den Magnetschlüssel nach oben und fragte, welche Hand ich bräuchte. Meinem Wunsch entsprechend befreite sie meine rechte Hand wieder aus der Fixiermanschette, quetschte etwas Zahnpasta aus der Tube und reichte mir die Zahnbürste.
Ich ließ mir seeehr viel Zeit und genoss es, eine freie Hand zu haben und etwas selbst tun zu können. Eine unangenehme Frage riss mich zurück in die Realität. „Hatten Sie früher bereits Problem mit Bettnässen, Frau Wegener?“ In meinem Mund war reichlich Schaum, deswegen schüttelte ich nur eifrig den Kopf. Hatte ich etwa schon wieder während des Schlafens gepinkelt und es nicht bemerkt? Verdammt! Der himbeerrote Kasack wackelte abermals ins Bad und steuerte mein Bett mit einer dickeren Windel an. „Dann bleiben wir besser bei denen, bis geklärt ist, warum Ihnen das schon die ganze Zeit passiert.“ Wirklich äußern konnte ich mich dazu nicht, weil ich ziemlich schockiert war. Wie war das nur möglich gewesen? Abgesehen von den wenigen Malen, bei denen bei einem Anfall die Hose nass geworden war, hatte ich nie Probleme mit meiner Kontinenz gehabt. So richtig in der Realität war ich wohl noch nicht angekommen, sonst hätte ich diesen Zirkus nicht einfach so mitgemacht. Zum Glück war Schwester Corinna nach wenigen Minuten fertig mit ihren „Po hoch“- und „Po runter“-Kommentaren. Sie wusch sich die Hände und kam dann mit einer Nierenschale und einem Becher Wasser zurück, um mir die Zahnbürste abzunehmen. Anschließend griff sie nach meiner Hand und ich wusste direkt, dass sie wieder fixiert werden sollte. Alles Bitten und Betteln half nichts – meine Freiheit verschwand erneut in einem dicken Baumwollgurt. Auch der Hinweis darauf, dass sich die Fixierung nach der Visite anders gestalten könnte, half nicht. Ich heulte und versank in Selbstmitleid. Durch die Bettdecke, die Schwester Corinna über mich legte, konnte ich zwar keine Gurte mehr sehen, aber das Gefühl war ohnehin schon mehr als genug.
155. RE: Endstation

geschrieben von terraner_333 am 24.10.19 20:26

Eine sehr gelungene Fortsetzung! Vielen Dank für diese hervorragend recherchierte Geschichte. Ob Frau Wegener bald wieder aus dieser Situation entfliehen kann?
Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Teil. Lass uns nicht wieder so lange warten!
156. RE: Endstation

geschrieben von Gummibaby am 30.10.19 09:09

Eine sehr gelungene Geschichte wie ich finde! Ich als Leser kann mich ziemlich gut in Ihre Position hinein denken und der Phantasie freien Lauf lassen... bitte weiter so!
157. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 31.10.19 22:54

Guten Abend an alle lieben und nicht so lieben unter euch. Auch diese Woche war ich nicht untätig, da sich eine Motivationsquelle in Menschengestalt (oder so ähnlich) aufgetan hat. Hoffentlich habe ich meine Leser durch die eeeewig lange Unterbrechung nicht total verprellt. Viel Vergnügen beim Lesen und lobt mich bitte ganz fleißig.

Teil XXI
Ein paar Minuten war ich allein und ließ die Tränen laufen. Binnen so kurzer Zeit war ich mir nie so oft völlig hilflos vorgekommen. Nahezu bewegungsunfähig lag ich in meinem Käfig und konnte nichts tun, was für andere Menschen selbstverständlich ist. Stattdessen sorgten diverse Hilfsmittel und Pflegepersonal dafür, dass mein Körper versorgt wurde. Da ich wegen der Fesseln nicht eigenständig essen und trinken konnte, hätte ich eigentlich gar nicht auf Toilette gehen müssen. Allerdings steckte immer noch der Schlauch in meiner Nase, der meinen Magen unweigerlich füllte, wenn es mal wieder an der Zeit war. Und dann noch diese dämlichen Windeln!
In all diese negativen Gefühle habe ich mich wohl so reingesteigert, dass ich Schwester Corinna erst bemerkte, als sie am Bett stand. „Alles okay, Frau Wegener?“ Nein, ich möchte am liebsten ausrasten und euch alle kurz und klein schlagen! Zum Glück habe ich das nicht gesagt, sondern nur gedacht. „Geht so“, heulte ich ihr entgegen. „Diese ganze Situation macht mich alle. Ich habe das Gefühl, als hätte ich gar kein richtiges Leben mehr.“ „Ach, Frau Wegener. Das stimmt doch gar nicht.“ Während sie das sagte, schloss sie meinen Fressbeutel an den Schlauch an. Wahrscheinlich sah sie meinen „Ach-wirklich?“-Blick und fuhr fort. „Ich weiß, es scheint im Moment alles nicht so gut auszusehen. Das wird jedoch nicht immer so bleiben und das wissen Sie auch.“ „Wenn es nach mir ginge, würde es das ganz bestimmt nicht. Aber diesen Mist hier habe ich mir nicht komplett alleine eingebrockt, sondern …“ Schwester Corinna hielt ihren Zeigefinger an die Lippen und zwinkerte mir zu. Ich konnte mir mein Vertrauen zu ihr nicht erklären, aber hielt meine Klappe. „Ich gehe noch die Medikamente und etwas zur Beruhigung für Sie holen, dann muss ich weiter“ sagte sie und war zur Tür raus. Boah, schon wieder Drogen? So richtig klar fühlte ich mich noch nicht und hatte gar keine Lust, schon wieder vollgepumpt zu werden, was ich auch direkt sagte, als die Schwester wieder in mein Zimmer kam: „Bitte nicht schon wieder diese K.-O.-Tropfen, ich bin immer noch ganz matschig in der Birne.“ „Keine Sorge“, sagte sie ruhig, „das habe ich gar nicht gemeint.“
Was dann geschah, machte mich gleich in zweifacher Hinsicht sprachlos. Bevor ich in irgendeiner Weise protestieren konnte, hatte ich einen Schnuller in meinem Mund. Ein verdammter beschissener Schnuller, wie nur Babys ihn benutzen! Natürlich wollte ich ihn direkt wieder ausspucken, aber Schwester Corinnas Hand verhinderte das. „Pssst, Frau Wegener. Bitte versuchen Sie doch, sich zu beruhigen. Das muss sehr merkwürdig für Sie sein, aber so ein Sauger kann wirklich dazu beitragen, dass Sie etwas ruhiger werden. Mir gefällt die Alternative nicht und Sie selbst sagten doch auch, dass Sie nicht schon wieder Medikamente möchten.“ Sie schien zu bemerken, dass der Drang, das Ding auszuspucken, geringer wurde, denn langsam ließ der Druck ihrer Hand auf meinem Mund nach. Okay, dann behielt ich den Nuckel eben widerwillig erst mal drin. Ich konnte ihn ja ausspucken, wenn die Schwester weg war. Blöderweise führt ein Fremdkörper im Mund dazu, dass der Speichelfluss angeregt wird. Man will schlucken und zieht den Schnuller dadurch ein Stück weiter in den Mund hinein und direkt danach gleitet er an seine ursprüngliche Position zurück. Man nuckelt also, ob man will oder nicht. Ich wollte nicht und ließ den „Sauger“ aus meinem Mund gleiten. Meine Medikamente waren mir gerade verabreicht worden und Schwester Corinna wollte gehen, als sie sah, dass ich wieder ohne Nuckel im Bett lag. Sie schaute mich vorwurfsvoll an. „Ich hab es doch probiert, ehrlich! Aber so ein Schnuller ist was für Babys und nicht für Erwachsene“, erklärte ich. Sie lief ins Bad, wusch ihn ab, kam zurück und steckte ihn mir wieder rein. „In fünfzehn Minuten schaue ich wieder nach Ihnen und dann haben Sie ihn noch im Mund!“
Ähm … okay, das war keine Frage mehr, sondern eine Anweisung. Bislang war sie die einzige in dieser Irrenanstalt, zu der ich so etwas wie eine Beziehung aufbauen konnte. Die wollte ich nicht unbedingt riskieren und somit vielleicht doch wieder unter Bedarfsmedikation gesetzt werden. Also nuckelte ich und musste dann feststellen, dass mich das wirklich ein wenig beruhigte.
Zwar hatte ich immer noch keine Uhr, um die genaue Zeit abschätzen zu können, aber wahrscheinlich war Schwester Corinna pünktlich zurück, denn sehr lange war ich nicht allein. „Alles klar?“, fragte sie kurz. Ich nickte, es war wirklich gerade alles okay. „Prima, wir sehen uns dann zur Visite. Bis später.“ Und somit war ich wieder allein und weinte zur Abwechslung mal nicht.
Die Ruhe war angenehm, da es auch in meinem Kopf so ruhig war. Klar, es war immer noch alles scheiße. Aber ich konnte es in diesem Moment hinnehmen, ohne direkt durchdrehen zu wollen. Stattdessen träumte ich mich nach draußen und stellte mir vor, an Orten fernab dieser Anstalt zu sein. Besonders gern mochte ich es, schwimmen zu gehen. Wasser ist schon immer mein Element gewesen und ich genoss es, im Sommer jeden Tag ins Freibad zu gehen und ein paar Bahnen zu ziehen. Mir gefiel es auch, wenn sich die Jugendlichen an den Sprungtürmen gegenseitig zu übertrumpfen versuchten und die Fontänen eine beachtliche Höhe erreichten.
Plötzlich fiel alles wie ein Kartenhaus in sich zusammen. All das Geträume von spritzendem Wasser und Nässe, dazu diese Entspannung in mir. So richtig wollte mein Bewusstsein das nicht aufnehmen, aber ich musste den Tatsachen ins Auge sehen: Eben hatte ich mich eingenässt und gar keine Kenntnis davon genommen. Vielleicht eine Nachwirkung der Tabletten? Ich merkte die Wärme unter meinem Po und auch, dass es nass war. Wie viel Urin ich verloren hatte, konnte ich jedoch nicht feststellen. Wenn man stand oder saß, merkte man das ja einigermaßen. Im Liegen und mit den durch die Fixierung leicht gespreizten Beinen und den gefesselten Händen hatte ich jedoch keine Chance, den Füllstand zu ermitteln. Ich hoffte inständig, dass es nicht so viel war und dass ich erklären konnte, wie es dazu kam. Oder vielleicht konnte jemand anderes mir erklären, warum ich plötzlich ins Bett pieselte? Erschreckenderweise hatte ich gar nicht bemerkt, dass Druck auf meiner Blase war, weil ich so darin vertieft war, woanders zu sein. Vielleicht hatte ich ja Glück und Schwester Corinna sah nochmals in mein Zimmer, bevor eine Schar von Ärzten sich um mein Bett versammelte und wie ein seltenes Insekt betrachtete. Aber ob dann noch die Zeit wäre, den Unfall zu vertuschen? Mangels einer Klingel in Reichweite hatte ich nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich machte richtig Radau oder ich wartete. Da ich endlich aus diesem Bett herauswollte, bemühte ich mich sehr, Ruhe zu bewahren. Wenn ich im Rahmen meiner Möglichkeit randaliert hätte, könnte ich Augenblicke später ein paar Gorillas in meinem Zimmer begrüßen, die wahrscheinlich keine gute Laune hätten.
Ein bisschen wand ich mich hin und her, um die blöde Windel nicht so zu spüren, aber es geschah einfach nichts. Das unangenehme Gefühl ließ nicht nach, Gorillas kamen keine und Schwester Corinna ließ sich auch nicht blicken. Nur meine Stimmung änderte sich und ich wurde wieder recht traurig. Vor ein paar Minuten hatte ich mich in meinem normalen Leben noch unglaublich wohl gefühlt und nun hatte ich den Schlamassel. Schon zum zweiten Mal heute kullerten mir ein paar Tränen der Verzweiflung über die Wangen. Ich sah zum Fenster hinaus und wünschte mir, dass ich vor diesem Alptraum einfach hätte sterben sollen. Mir wäre so viel erspart geblieben!

Endlich öffnete sich die Tür und Schwester Corinna trat ein. Ich wollte gerade anfangen, ihr von meinem Missgeschick zu berichten, da sah ich, wie sie hinter sich den Wagen mit Patientenakten in das Zimmer zog. „So, Frau Wegener. Die Visite findet jetzt statt“, sagte sie. Mein Schicksal hatte echt Sinn für Humor. Der Wagen war gefolgt von Frau Dr. Meißel, einem weiteren Arzt, der sich mir als Assistenzarzt Dr. Böhme vorstellte, Schwester Bettina und einer Schwesternschülerin, die laut Namensschild Maria hieß. Mit einigen Augenblicken Verspätung trat ein weiterer, sehr wichtig aussehender Arzt in den Raum, der sogleich die bunte Show eröffnete: „Entschuldigen Sie die Verspätung, Frau … ähh …“ Jemand flüsterte ihm meinen Nachnamen zu. „Richtig, Frau Wegener. Mein Name ist Prof. Dr. Joachim Steinfeldt. Ich bin der Chefarzt der Klinik und freue mich, dass wir uns persönlich kennenlernen. Wie geht es Ihnen heute?“
158. RE: Endstation

geschrieben von Gummibaby am 01.11.19 08:15

Eine tolle Fortsetzung. Ich bin gespannt was die Visite ergibt und ob sie nun dauerhaft schnullern muß. Immerhin erfreulich dass der nuckel sie beruhigt
159. RE: Endstation

geschrieben von Gummibaby am 01.11.19 08:15

Eine tolle Fortsetzung. Ich bin gespannt was die Visite ergibt und ob sie nun dauerhaft schnullern muß. Immerhin erfreulich dass der nuckel sie beruhigt
160. RE: Endstation

geschrieben von terraner_333 am 02.11.19 21:05

Hallo gimahani!

Da ist dir wieder eine sehr schöne Fortsetzung gelungen. Ich hoffe, du lässt dich auch weiterhin von deinem Motivator zum schreiben animieren.
Die arme Susanne... kaum konnte sie sich ein bisschen beruhigen, passiert sowas und die Visite steht im Zimmer. Wenn das so weitergeht, dann sehe ich keine schöne Zukunft für das Mädchen.
161. RE: Endstation

geschrieben von DieFledermaus am 02.11.19 22:51

Juhuuu
Endlich eine Fortsetzung. Vielen Tausend dank dafür. :* Ich hoffe es werden noch viele Kapitel Folgen.

Auf das dich die Muse weiter küsst.
162. RE: Endstation

geschrieben von agent anal am 03.11.19 22:38

eine Tolle Geschichte, das hast du dir wirklich viel Gedanken gemacht und viel Mühe gegeben beim schreiben. LG
163. RE: Endstation

geschrieben von Toree am 04.11.19 00:21

So, nach dem ich die Geschichte aus dem 'Giftschrank' wieder zurück geholt habe, und noch einmal alles gelesen habe, tolle neue Teile gimahani!
Ich hoffe, du lässt Frau Wegener nicht wieder drei Jahre leiden!
164. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 07.11.19 21:54

Och, sooo giftig ist die Geschichte doch nun auch nicht, Toree

Danke für eure Kommentare und hört ja nicht damit auf, mich zu loben. Viel Vergnügen beim Lesen


Teil XXII
Was für eine Farce! Kennt nicht mal meinen Namen und freut sich sooo sehr darüber, mich kennenzulernen. Unsympathischer konnte ein erster Eindruck auf mich kaum sein. Gleichzeitig liefen mir wieder ein paar Tränen die Wange hinunter, weil ich daran denken musste, welch jämmerlichen Anblick ich in meinem Aufzug doch bieten musste. Schwester Corinna war umsichtig genug, mir einigermaßen unauffällig den Schnuller aus dem Mund zu nehmen, damit ich antworten konnte. „Danke und guten Tag. Ähm … ganz gut, denke ich. Nur über etwas mehr Bewegungsfreiheit würde ich mich sehr freuen und alleine essen würde ich auch gern wieder.“ Chefarzt Dr. Steinfeldt schien an meiner Antwort kaum interessiert zu sein, denn er reagierte nur mit „Mhm, ich verstehe.“ und blätterte in meiner Kurve. Wirklich ein unangenehmer Typ, aber ich war auf sein Wohlwollen angewiesen.
Dann wandte er sich an Schwester Corinna und wollte wissen, wie sie mein Verhalten einschätzt. „Mir gegenüber hat Frau Wegener auch geäußert, dass sie gern weniger fixiert wäre. Nachdem ich ihr erklärt habe, dass das in der Visite angesprochen werden kann, kooperierte sie sehr gut. Am Morgen war sie also weitgehend ruhig, sodass ich die Körperpflege ohne Probleme durchführen konnte. Im Anschluss war sie emotional etwas aufgebracht, dann habe ich ihr jedoch einen Beruhigungssauger angeboten, den die Patientin auch angenommen hat. Pflegerisch würde also nichts dagegensprechen, die Fixierung zu entfernen und Frau Wegener in ein reguläres Zimmer zu verlegen.“
„Das halte ich für etwas voreilig“, warf Frau Dr. Meißel nun in die Waagschale. „Ich sehe kein Problem darin, einige Lockerungen vorzunehmen, aber das muss langsam geschehen. Frau Wegener hat unter Beweis gestellt, dass sie jede ihr zur Verfügung stehende Möglichkeit nutzt, um sich der Behandlung zu entziehen und dass sie auf Veränderungen hochemotional reagiert. Die Patientin weint mehrfach täglich, weshalb ich nicht ausschließen kann, dass sie sich erneut selbst schädigen könnte. Aber es muss natürlich darauf geachtet werden, dass Frau Wegener mobil bleibt und sich die Sicherungsmaßnahmen nicht negativ auf die Bewegungsfähigkeit auswirken. Außerdem muss sie wieder Gelegenheit bekommen, mit anderen Menschen zu interagieren, die nicht dem Personal angehören oder verschiedene Medien zu nutzen. Wenn Sie erlauben, Herr Dr. Steinfeldt, …“
„Aber gern“, erwiderte der Anführer der Irrenwärter, „wie würden Sie mit Frau … äh … der Patientin fortfahren?“ Unbewusst rollte ich mit den Augen und hoffte dann, dass nicht gerade jemand zu mir gesehen hatte. Ich hatte Glück. Man sprach zwar über mein Wohl, aber nicht mit mir. Auch schien es, dass meine Akte von höchster Bedeutsamkeit war, weil alle so daran klebten. So lange sich für mich etwas Gutes daraus ergab, konnten sie das ruhig machen. Ich wollte nur endlich aus dem Bett raus, selbst etwas essen, auf Toilette gehen und eine rauchen. Nun setzte die Stationsärztin an, dem Publikum ihren Plan vorzustellen: „Zuerst würde ich gern die Magensonde entfernen lassen, da sie nicht mehr nötig ist. Die restlichen Maßnahmen könnte man stufenweise entfernen. Bis zur nächsten Visite am Freitag schlage ich daher vor, Frau Wegener tagsüber aus dem Bett zu holen und in einen Pflegerollstuhl zu setzen. Damit sie die Möglichkeit hat, fernzusehen oder sich zu unterhalten, kann sie sich zum Beispiel in den Aufenthaltsraum bringen lassen. Fluchttendenzen sowie Eigen- und Fremdgefährdung werden wir in den kommenden Tagen vorbeugen, indem Frau Wegener eine Fixierweste angelegt wird. Das Anlegen von Arm- oder Beinmanschetten ist nicht geplant, wird sich aber vorbehalten. Vorerst wird die Patientin außerhalb des Bettes wieder Schutzkleidung tragen, damit sich mit potenziell gefährlichen Gegenständen außerhalb des Zimmers nicht verletzen kann. Der Kurve kann man entnehmen, dass es in den vergangenen Tagen immer wieder zu Einnässen kam. Aus diesem Grund wird Frau Wegener tagsüber mit IKM versorgt, hat aber morgens und abends die Möglichkeit, die Toilette aufzusuchen. Nachts würde ich die intensive Überwachung gern noch ein wenig fortsetzen und dazu die Fixierung aufrechterhalten, bis wir uns sicher sein können, dass ihr Zustand auch da eine Lockerung zulässt. Auf die Medikamente spricht die Patientin gut an, weswegen ich da vorerst keine Änderung vornehmen möchte.“ Frau Dr. Meißel sah nun in die Runde, natürlich nur in die stehende, und wartete auf Ergänzungen, Einwände oder Bestätigung.

„Was ist mit der Teilnahme an therapeutischen Angeboten?“, wollte Schwester Corinna wissen. „Ach richtig,“ sagte Frau Dr. Meißel, „diesen Punkt habe ich noch nicht bedacht. Ich schätze, dass es dafür noch ein wenig zu früh ist. Frau Wegener wird den Rest der Woche Gelegenheit haben, den normalen Stationsalltag kennenzulernen und sich über Angebote zu informieren. Wenn sich ihr psychischer Zustand als stabil genug erweist, wird sie entsprechenden Therapiegruppen zugeteilt. Damit haben wir alles, oder?“ Erneut blickte die Stationsärztin in die Gesichter aller stehenden Personen. Reihum nickten Köpfe und der Chefarzt wandte sich an mich. „Gut, Frau Redinger …“ „Wegener“, warf ich ein. „Wegener, entschuldigen Sie. Sie haben nun gehört, wie sich die folgenden Tage gestalten werden. Sie sind hier, weil Sie krank sind und Ihr Verhalten nicht immer steuern oder einschätzen können. Deswegen werden wir so vorgehen, wie Frau Dr. Meißel es vorgeschlagen hat. Wenn wir uns entscheiden, Ihnen mehr Freiheiten zuzugestehen, müssen wir behutsam vorgehen, denn schließlich tragen wir die Verantwortung für Sie. Bis zur nächsten Visite am Freitag haben Sie Gelegenheit, sich zu bewähren. Ist das Kollegium zufrieden, können Sie ab dem kommenden Montag in den Therapiealltag eingegliedert werden. Alles Gute und bis Freitag.“
Eilig stürzten die Weißkittel nach draußen und Schwester Corinna warf mir im Gehen noch zu, dass sie später wegen der Sonde vorbeikommen würde.
Ich wusste nicht, ob ich mich freuen oder heulen oder schreien sollte. Waren die noch ganz dicht, mich weiter wie eine komplett Irre zu behandeln? Ich wollte aus dem Bett raus, um mich frei bewegen zu können und nicht, um dann direkt wieder woanders gefesselt zu werden! Oder war das vielleicht wenigstens ein Schritt näher in Richtung Freiheit? Irgendwie wusste ich gar nichts mehr. Gedanklich zählte ich, wie oft ich mich noch der erniedrigenden Prozedur des Wickelns und Fixierens würde unterziehen müssen – falls alles glatt ging. Da war ja immer noch mein toller Bezugspfleger Frank, der sicherlich auch den Rest der Woche für die Spätschicht eingeteilt war. Und es hatte sich gezeigt, dass er eine sadistische Ader hatte und es genoss, jemanden zu quälen. Ob es vor mir auch schon andere Patienten gab, die er so behandelte? Warum war noch nie aufgefallen, was für ein Aas er war? Es wurde Zeit, dass ich endlich in Ruhe und somit außerhalb dieses Raumes mit jemandem über ihn sprechen konnte. Vielleicht war ja auch Peter noch auf Station, mit dem ich mir bei meinem letzten Mittagessen im Gruppenraum einen Tisch geteilt hatte. Insgeheim hoffte ich darauf, denn er schien eine angenehme Gesellschaft zu sein und ich wollte wissen, warum er hier war und wie lange schon und und und … Überhaupt sehnte ich mich danach, ungezwungen mit jemandem zu plaudern. Insofern war es gar nicht schlecht, aus dem Zimmer zu kommen, wenngleich ich mir von der Visite einen anderen Ausgang versprochen hatte.
Mit einiger Anstrengung gelang es mir, einen Blick auf meinen Fressbeutel zu werfen, der inzwischen fast leer war. Wonach diese Pampe wohl schmecken mochte? Mich schauderte es bei dem Gedanken, so etwas auf einem Teller serviert zu bekommen. Hoffentlich kam Schwester Corinna bald zurück, um mir den Schlauch aus der Nase zu ziehen.
Einige Zeit musste noch vergangen sein, bevor sich die Tür wieder öffnete und Schwester Corinna ihren Kopf in mein Zimmer steckte. Mit allerlei Utensilien kam sie an das Bett und stellte alles auf den rollbaren Tisch. „Na, Frau Wegener, haben Sie fein aufgegessen?“, fragte sie. „Ja, habe ich. Allerdings hat etwas Salz gefehlt. Doofer Krankenhausfraß!“, erwiderte ich. Wir mussten beide ein wenig kichern, weil die Unterhaltung so absurd war und das tat zur Abwechslung mal ganz gut. „Dann wollen wir mal loslegen. Es könnte sein, dass Sie würgen oder sich übergeben müssen, deshalb muss ich Sie erstmal etwas aufrichten. Dann mache ich Ihnen die linke Hand frei und Sie können sich eine Schale vor den Mund halten, falls etwas kommt. Eine angenehme Prozedur ist das nicht gerade, aber meistens passiert nichts. Und hinterher könne Sie wieder normal essen, da lohnt sich das.“ Nach ihrer Erklärung setzte Schwester Corinna ihr Vorhaben in die Tat um und das war wirklich ein ekliges Gefühl. Zum Glück musste ich nicht kotzen und hatte es ganz schnell hinter mir.
„Super, das hat doch gut geklappt!“, sagte die Schwester. „Dann bringe ich mal den Abfall weg und anschließend hole ich Sie aus dem Bett. Den Rollstuhl habe ich schon draußen stehen.“
F.U.C.K.! Da war ja noch was, was ich ganz verdrängt hatte. Plötzlich wäre ich doch lieber im Bett geblieben.
165. RE: Endstation

geschrieben von Toree am 07.11.19 23:19

Zitat

Och, sooo giftig ist die Geschichte doch nun auch nicht, Toree


Nee,mit Giftschrank bezeichne ich mein Archiv 'für unvollendete Geschichten'.
Das heißt, ich muss noch einmal mindestens vierzig Seiten erneut lesen, um den neuen Teil zuversten.
166. RE: Endstation

geschrieben von Manni241 am 09.11.19 08:35

Wieder eine gelungene Fortsetzung. Danke.
Bin schon jetzt gespannt wie es weiter geht.

Gruß Manni
167. RE: Endstation

geschrieben von terraner_333 am 13.11.19 16:51

Da hast du wieder eine gelungene Fortsetzung geschrieben. Das Gefühlsleben von Susanne ist wie immer sehr detailliert beschrieben. Es ist schön zu lesen, dass Fr. Wegener nun endlich auch eine positive Bezugsperson in Schwester Corinna gefunden zu haben scheint.
Der Rollstuhl wird in Susanne wahrscheinlich ein paar negative Erinnerungen hervorholen.
Ps.: Wird man diese Geschichte irgendwann mal als Buch kaufen können?
168. RE: Endstation

geschrieben von DieFledermaus am 13.11.19 16:58

Eine wubdervolle Fortsetzung

Ich hoffe es folgen noch sehr viele mehr.
Bin ja gestpannt was frau Wegener mit ihrer neu gewonnenen "Freiheit" anstellt und was Frank sich einfallen lässt um seine sadistischen Triebe zu befriedigen.

Jedenfalls freu ich mich auf den nächsten Teil =)
169. RE: Endstation

geschrieben von PVCBOY am 13.11.19 18:46

Ich muss sagen das die Geschichte sehr gut geschrieben ist und sich gut liest.
170. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 26.11.19 21:10

Und weiter geht die wilde Fahrt von Frau Wegener. Viel Spaß beim Lesen und lobt mich recht fleißig!

Teil XXIII
Natürlich wollte ich aus dem Bett raus, aber musste das denn sein? Einen Rollstuhl hatte ich stets als Hilfsmittel für diejenigen betrachtet, die aufgrund von Alter, Behinderung oder Krankheit nicht in der Lage waren, zu laufen. Die Krankheit, wegen derer ich hier war, bestand in meiner Empfindung ohnehin nur auf dem Papier, weswegen ich es als absolut ungerechtfertigt ansah, mich in dieses Ding zu setzen. Andererseits würde ich dann wenigstens wieder in der Lage sein, mich fortzubewegen – dachte ich jedenfalls. Von einer Bekannten, die seit einem Unfall querschnittgelähmt war, wusste ich, wie beschwerlich die Fortbewegung im Rollstuhl mitunter war. Jede Schwelle konnte zum Hindernis werden und eine Treppe war schlicht nicht passierbar. Doch dann dachte ich, dass Krankenhäuser ja möglichst barrierearm sind und mich wohl nur meine unterentwickelte Armmuskulatur aufhalten würde.
Schwester Corinna schob den Rollstuhl durch die Tür und ich bekam große Angst und ein großes Schamgefühl stellte sich ein, als sie damit näher zum Bett kam. Auf der Sitzfläche lagen diverse Sachen, die ich nicht gleich zuordnen konnte. „So, Frau Wegener, ich habe alles mitgebracht. Zuerst ziehen wir Ihnen den Overall an und dann können Sie aus dem Bett raus. Muss ich dazu Unterstützung holen oder schaffen wir das allein?“ „Benehmen kann ich mich schon, aber ich finde das mit dem Rollstuhl echt albern. Und auf diesen blöden Overall habe ich auch keine Lust“, antwortete ich. „Das dachte ich mir schon“, sagte sie darauf, „aber wollen Sie denn nicht aus dem Bett raus und mal was Anderes sehen, als immer nur dieses Zimmer?“ Schwester Corinna verstand es echt, auf mich einzuwirken. „Und wenn das bis zur nächsten Visite gut klappt mit Ihnen, bekommen Sie bestimmt mehr Freiheiten. Die drei Tage werden ganz schnell um sein, glauben Sie mir.“ Ich dachte einen Moment darüber nach und sagte, dass ich das so noch gar nicht gesehen hätte. Außerdem freute ich mich tierisch auf meine erste Zigarette seit gefühlten sechs Wochen und signalisierte meine Bereitschaft. Angezogen war ich recht schnell und wollte mich gerade in den bereitgestellten Rollstuhl setzen, als ich sah, dass da noch etwas lag. Ich wollte es wegnehmen und Schwester Corinna sagte dann, dass das dortbleiben müsse. „Frau Dr. Meißel hat doch von der Fixierweste gesprochen und die muss ich Ihnen gleich anlegen. Den Schrittgurt habe ich unter der Rückenlehne nach hinten gezogen. Sie setzen sich jetzt einfach hin, ich befestige den Therapietisch und schließe dann die anderen Gurte. Dann wird sicher nichts passieren.“

Ich atmete tief durch und versuchte, meinen Unmut beiseitezuschieben. Also stand ich aus dem Bett auf, streckte mich noch kurz in alle Richtungen und tat dann, wie mir geheißen wurde. Bequem war der Rolli schon, da konnte ich mich nicht beschweren, aber dennoch war mir das alles total unangenehm. Während ich noch ein bisschen nach hinten rutschte, schnappte sich Schwester Corinna den Therapietisch, um ihn zu montieren. Dabei handelte es sich um eine Platte aus Plexiglas, die rechteckig war und eine Aussparung für den Rumpf hatte. Damit man keine Druckstellen bekommen konnte, war an der Kante noch eine Polsterung angebracht. An zwei Ecken des Tischs konnte ich eine Art Bolzen erkennen, die wohl zur Befestigung gedacht waren. Mir wurde erklärt, dass die Platte mit Magnetverschlüssen fixiert wird, damit sie abgesehen vom Personal niemand entfernen kann. Ich hörte es zweimal kurz klacken, wodurch der Tisch fixiert zu sein schien. Nun hockte sich Schwester Corinna vor mir hin und brachte die Gurte so in Position, dass sie sie verschließen konnte. Ganz automatisch wollte ich einen davon unter meinem Oberschenkel hervorziehen und realisierte dabei, dass ich keine Chance hatte, meine Hände unter diesen verdammten Tisch zu bekommen. Egal, ob ich es an der Seite oder davor oder an meinem Bauch probierte, es ging einfach nicht. „Muss ich doch noch jemanden holen?“, fragte die Krankenschwester. „Nein, eher dieses Teil wieder entfernen. Was ist das für ein verschissener Mist? Das ist doch alles zum kotzen! Kann man gegen diese dämliche Unterbringung nicht Widerspruch einlegen? Ich will hier raus und nach Hause und in mein normales Leben zurück.“ Mir wären noch mehr Sachen eingefallen, die mir absolut nicht passten, aber Schwester Corinna schien alle Gurte fertig positioniert zu haben und richtete sich wieder auf. „Es reicht, Frau Wegener. Dieses Theater wird Ihnen absolut nicht helfen. Ein Einspruch ist rechtlich möglich und Sie können darüber mit unserer Sozialarbeiterin sprechen.“

Damit hatte sie mich wirklich zum Schweigen gebracht. Während ich alles um mich herum hasste und mich selbst bemitleidete, wurde sich um die restlichen Gurte gekümmert. Am Bauch führte jeweils einer nach links und rechts, an den Seiten der Rückenlehne wurden sie durch eine Schlaufe gezogen. Mit den Gurten, die über die Schultern führten, wurde ähnlich verfahren. Ich merkte, wie Schwester Corinna hinter mir schließlich alle fünf Enden zusammenführte und das vertraute Klacken verriet mir, dass auch dort ein Magnetverschluss zum Einsatz gekommen war. Wenn nicht jemand so nett wäre, mir eine Schere zu geben, würde ich mich nicht befreien können. Noch einmal beugte sich die Schwester vor mir herunter und klappte eine Art Keil unter dem Sitz hervor, der nun einerseits dafür sorgte, dass ich meine Beine nicht mehr schließen konnte und andererseits in dem Tisch einrastete, der dadurch bombenfest saß.

„Prima“, setzte Schwester Corinna an, „wir sind fertig. War doch gar nicht so schlimm, oder?“ Wirklich ernst meinen konnte sie die Frage nicht, nachdem ich bereits meinem Ärger Luft gemacht hatte. „Kann ich endlich in den Gruppenraum?“, fragte ich etwas ungehalten. Schwester Corinna nickte. Ich führte meine Hände nach unten, um mich mithilfe der Handläufe aus dem Zimmer zu bewegen, doch ich konnte nichts ertasten. Zur Seite lehnen und schauen konnte ich durch die Weste auch nicht, die mich zuverlässig in meiner Sitzposition hielt. „Ähm, Schwester Corinna? Wie soll ich mich denn damit fortbewegen?“, fragte ich. „Sie selbst sollen das natürlich überhaupt nicht. So viel Freiheit müssen Sie sich erstmal verdienen. Ich bringe Sie in den Gruppenraum und dann können Sie etwas fernsehen oder lesen oder sich unterhalten.“ Freiheit? Sehr lustig! Ich war immer noch eingesperrt in diesem Irrenhaus, in dem man absolut nichts selbst machen konnte. Denken konnte ich all das, aber ich hielt mich zurück.

Schließlich löste Schwester Corinna die Feststellbremsen und steuerte auf die Tür zu. Ich hatte echt Schiss, was die anderen wohl denken würden, wenn sie mich so sahen. Ob es oft vorkam, dass Patienten sehr „geschützt“ wurden? Mir war wahnsinnig peinlich, wie ich im Rollstuhl durch den Korridor der Station geschoben und schließlich im Gruppenraum abgestellt wurde. Die Bremsen wurden wieder arretiert, als ich einen guten Blick auf den Fernseher hatte, der wundersamerweise nicht eingeschaltet war. „Moment,“ sagte Schwester Corinna, „ich gebe Ihnen noch die Fernbedienung. Haben Sie es bequem?“ „Danke, das müsste schon passen. Wo sind denn die anderen Patienten?“, fragte ich noch. „Die meisten werden gerade Therapie haben und die restlichen vielleicht die Zeit in ihren Zimmern verbringen. Aber Sie werden hier bestimmt nicht lange allein bleiben, Fernsehen ist schließlich sehr beliebt.“

Ich bedankte mich abermals und schaltete mich dann durch die Programme. Die Zerstreuung tat mir gut und ich war froh, etwas Normalität zu erleben, obwohl im Grunde gar nichts normal war. Immerhin lief im Fernsehen derselbe Mist, wie früher. Früher – wie das klang! Als wäre ich schon eine Ewigkeit hier. Ich klickte mich ungefähr durch siebzig Kanäle, bis ich endlich etwas Akzeptables fand. Zwar kannte ich schon die meisten Dokus über das Dritte Reich, aber sie konnten immer wieder mein Interesse erwecken. Nach einer Weile war ich so vertieft, dass ich zwar die Schritte hinter mir hörte, aber schnell wieder ausblendete. Es war noch einige Augenblicke ruhig, bis eine Männerstimme mich ansprach. „Na ja, Frau Wegener, das ist nicht unbedingt ein für Sie geeignetes Programm.“ War das Frank? Nein, er hatte eine andere Stimme. Ich wollte mich umdrehen, aber Fixierweste und Kopfstütze ließen das nicht zu. Die Schritte näherten sich mir und ich konnte endlich erkennen, dass es sich um Peter handelte, der mich ärgern wollte. „Hey“, sagte er, „haben sie dich auch mal wieder aus dem Bett rausgelassen?“, fragte er. „Du bist vielleicht ein Arsch, ich hab eben echt Angst gekriegt,“ antwortete ich. Er drückte mir einen kleinen Kuss auf die Stirn und setzte sich dann zu mir. Mir war der ganze Mist mit dem Rollstuhl immer noch unheimlich peinlich, aber Peter tat so, als wäre alles wie immer.
171. RE: Endstation

geschrieben von pauli2004 am 27.11.19 15:32

Schöne Geschichte, sehr gut geschrieben, ich freue mich auf weitere Teile.
Gruß
172. RE: Endstation

geschrieben von DieFledermaus am 09.12.19 05:18

Schöne Fortsetzumg.

Ich bin gespannt wies weiter geht mit Frau Wegener. Nutzt sie ihre neue freiheit? Macht sie einen Rückschritt durch ihre Auflehnung? Oder verhilft ihr Frank zu einem Rückschritt?

Auf alle fälle bin ich gespannt wie es weiter geht =)
173. RE: Endstation

geschrieben von michellle am 19.12.19 12:18

sehr, sehr schön
174. RE: Endstation

geschrieben von Baby_Moritz am 23.12.19 23:22

Klasse Geschichte, bitte mehr davon
175. RE: Endstation

geschrieben von gimahani am 27.04.20 16:13

Bei Frau Wegener kehren die ersten Boten von Normalität ein. Doch wird das lange so sein? Es bleibt spannend. Jetzt hat sie erstmal Gelegenheit, sich ein wenig zu unterhalten. Viel Spaß beim Lesen!

Teil XXIV
„Ich wusste gar nicht, dass man das Fernsehen nach so kurzer Zeit so sehr vermissen kann“, sagte ich, um die Stille mit irgendwas zu füllen. Stille war etwas, was ich schlecht ertragen konnte, weil man dann mit seinen Gedanken allein war. So kam es, dass ich meistens irgendwas plapperte. Peter jedoch saß da und sah der Doku zu. Nur halbwegs aufmerksam schaute ich auch in den Fernseher und erschrak trotzdem ein wenig, als Peter ganz plötzlich die Fernbedienung von meinem persönlichen Tisch wegnahm und ausschaltete. „Sowas solltest du dir wirklich nicht anschauen, Sanne. Wenn ich mir dich angucke, denke ich, dass du auch ohne solche Grausamkeiten fertig genug sein wirst.“ Das war der schreckliche Zeitpunkt, auf den ich gewartet hatte und an dem sogar ich schwieg. Wahrscheinlich sah ich auch ziemlich geknickt aus, weil Peter so etwas gesagt hatte. „Ich weiß etwas, das du mit Sicherheit noch viel mehr vermisst hast!“ Er lief davon und die Fernbedienung blieb auf dem Sofa liegen und war somit natürlich außerhalb meiner Reichweite. Mein Gehirn überlegte noch, ob ich rumschreien soll, da kam Peter schon zurück und brachte ein Päckchen Zigaretten und ein Feuerzeug mit. Wie krass! Er durfte mich mitnehmen und ganz ohne lästiges Pflegepersonal konnte ich eine rauchen und mich aufregen. Ich überlegte kurz, wie das plötzlich möglich war, als Peter die Bremsen des Rollstuhls löste und mir klar wurde, dass ich ganz gewiss keine Gefahr darstellen könnte.

Da das Wetter schön war, durften wir sogar in Garten gehen. Dort war die Atmosphäre nicht so bedrückend wie in dem Raucherraum. Noch immer war alles total surreal mit dem Rollstuhl und den Gurten, aber als ich im Schatten abgestellt wurde und wir beieinandersaßen und ich eine meiner geliebten Zigaretten anzündete, fühlte ich mich nahezu glücklich. Das Feuerzeug war sicher nicht dafür bestimmt, in meine Hände zu gelangen, doch die Wut in mir war zu diesem Zeitpunkt so gering, dass ich nicht mal daran dachte, irgendwelchen Mist zu machen. Drinnen hatte ich gesehen, dass es gerade gegen 11 Uhr war. Die vormittäglichen Therapien waren also bestimmt vorüber und wir konnten einfach ein bisschen hier draußen sitzen und quatschen. Ich nahm einen tiefen Zug, atmete aus und ließ mich dabei etwas entspannter in den Sitz gleiten. „Oh, ich danke dir so unendlich!“, sagte ich zu Peter. Er war in meinem winzig gewordenen Universum echt der Held des Tages. Ein paar Augenblicke seufzte ich genussvoll und dann war es mit der Herrlichkeit schon wieder vorbei. Ich war nicht sicher, ob da gerade das passiert war, was ich befürchtete, oder ob ich mich irrte. Hatte ich gerade …? Nein, ausgeschlossen! Oder? Möglichst unauffällig versuchte ich, herauszufinden, ob ich gerade Urin gelassen hatte. Zuerst wollte ich in meinen Schritt fassen, aber dieser völlig sinnlose Therapietisch ließ das absolut nicht zu. Es brachte auch nichts, hin- und herzurutschen oder die Oberschenkel aneinanderzudrücken. Der zwischen meinen Beinen verlaufende Schrittgurt verhinderte, dass ich die sie richtig schließen konnte. Mein Held sah, dass etwas nicht stimmte und fragte sofort, was los sei und ob es mir gut gehe. Es kommt durchaus vor, dass der Kreislauf ein wenig spinnt, wenn man nach Tagen des Liegens und Nichtrauchens plötzlich wieder raucht. Ich senkte den Blick und versuchte, ihm das zu erklären. Welche Ironie, dass ich dabei direkt auf den Ort des möglichen Geschehens schauen musste. Ich konnte förmlich spüren, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. Mein Kopf begann bereits, Ausreden zu erfinden, denn selbst mit dem Wissen, ob ich eingemacht hatte oder nicht, hätte ich nicht viel anfangen können. Nach dem Entfernen des Tisches und der Gurte hätte ich immer noch diesen Overall an, durch dessen blöde Sicherungen ich mich nicht allein ausziehen konnte. „Hey!“, wurden meine Gedanken unterbrochen, „mach dir keinen Kopf. Vielleicht ist ja gar nichts passiert. Und für den Fall, dass du deine Pampers doch benutzt hast, lassen wir uns einfach eine Ausrede einfallen.“ Er wollte mich sicherlich etwas beruhigen, doch das stachelte mich nur an. „Pampers sind für Babys, also nenn das gefälligst nicht so!“ „Schon gut, beruhig dich mal wieder. Ich kann mir eh nicht vorstellen, dass die dich jetzt komplett aus- und wieder eingepackt hätten, nur um dich mal zur Toilette zu bringen. Am besten gehen wir gleich mal rein und du sagst, dass du mal musst. Wenn Schwester Corinna dir sagt, dass du deine ‚Nenn-die-gefälligst-nicht-so‘ tagsüber nutzen sollst, brauchst du dir wegen später keinen Kopf mehr zu machen.“ Bei der Vorstellung, dass mir das tatsächlich so gesagt wurde, musste ich kichern und wurde wieder ruhiger. „Mal schauen, ob ich meine ‚Wehe-jemand-sagt-das-böse-P-Wort‘ nehmen darf“, schmunzelte ich ihn an und wir machten uns auf den Weg nach drinnen.

Peter schob mich also wieder auf Station, wo wir bereits erwartet wurden, weil es in Kürze Mittagessen geben sollte. „Na, alles gut?“, fragte Schwester Corinna, als wir uns am Dienstzimmer meldeten. „Ja, total! Es tat richtig gut, mal wieder draußen zu sitzen, zu quatschen und ein bisschen Grün zu sehen. Obwohl rumlaufen natürlich noch viel schöner wäre. Und ja – ich weiß, dass das bald wieder gehen wird, wenn ich brav bin. Ein kleines Stück müsste ich aber sehr dringend laufen, und zwar zur Toilette.“ Schwester Corinna sah auf ihre Uhr, dann auf mich, machte ein nachdenkliches Gesicht und sagte schließlich, worauf Peter und ich gehofft hatten: „Das werden wir vor dem Essen nicht mehr schaffen. Vielleicht ist es besser, wenn Sie dafür Ihr IKM verwenden. Ich mache einen Vermerk in die Akte, damit es nicht zu Missverständnissen kommt.“ Es hat mich wirklich Kraft gekostet, zerknirscht auszusehen, obwohl ich mich insgeheim freute, denn so würde ich mein Malheur vertuschen können. „Oder müssen Sie groß?“, fragte Schwester Corinna halb flüsternd, „Dann würde ich jemanden von einer anderen Station holen, der Sie zur Toilette bringt.“ „Äh … danke, im Moment nur klein. Ich nutze dafür die Windel, aber schreiben Sie das bitte wirklich in die Akte. Ich hab keine Lust darauf, dass alle denken, dass ich unbewusst in die Hose mache und deswegen die ganze Zeit Windeln anziehen muss.“ „Klar“, sagte die Schwester, „das kann ich absolut verstehen. Es gibt gleich Mittagessen. Vielleicht nimmt Herr Schönberg Sie mit zum Händewaschen.“ Peter hatte die ganze Zeit hinter mir gestanden und schien nun genickt zu haben, denn nun brachte er mich in Richtung Stationsbad.

„Und, Herr Schönberg? Was führt Sie denn zu uns?“, begann ich Peter zu necken. „Ich war unvorsichtig, hab mich nicht um meine Medikamente gekümmert und dann einen psychotischen Schub bekommen. Als ich dann als Schamane an der Straße stand und die Leute heilen wollte, haben sie mich abgeholt.“ Für einen Augenblick war ich sprachlos, was bei mir eher selten vorkommt. Dann sagte ich „wow“ und „krass“, weil mir irgendwie nicht mehr dazu einfiel. Akute Psychosen sind ja weit weg von der Realität und für mich nicht greifbar. „Mach dir keinen Kopf, Sanne. Es ist nicht das erste Mal gewesen. Ich wohne in einem Dorf in der Nähe und einige Leute dort wissen ebenfalls von meiner Erkrankung. So lange ich meine Tabletten nehmen kann, ist alles okay, aber ich habe nicht rechtzeitig Nachschub geholt und dann passieren eben solche Sachen.“ Mir war immer noch nichts Sagenswertes eingefallen, deswegen sagte ich gar nichts.

Inzwischen waren wir im Stationsbad angekommen. Es war behindertengerecht eingerichtet und so konnte Peter meinen Rollstuhl direkt bis ans Waschbecken fahren. Ich genoss das geringe Maß an Normalität und wusch mir gründlich und vor allem alleine meine Hände. Peter tat das auch und dann begaben wir uns in den Gemeinschaftsraum, in dem die Mahlzeiten eingenommen wurden. Das Essen roch immer noch nicht sehr verführerisch, aber nach all den Tagen mit der Nahrungssonde hätte ich sogar Rosenkohl gegessen, so lange ich es nur selbstständig hätte tun können. Auf dem Plan standen Kartoffelbrei, Fischstäbchen und Rotkraut, da konnte man wenigstens beim Kochen nicht viel verkehrt machen. Der Platz, an dem bereits ein Tablett, aber kein Stuhl stand, war offenbar für mich gedacht. Peter parkte mich ein und arretierte die Bremsen. Offenbar war es immer noch zu gefährlich, mir normales Besteck zu geben und so nahm ich meinen Plastiklöffel aß. Die Fischstäbchen konnte ich zum Glück damit zerteilen, sodass ich nicht schon wieder um Hilfe bitten musste. Nachdem Peter sich sein Tablett geholt hatte, setzte er sich neben mich und ich war froh, keine anderen komischen Leute kennenlernen zu müssen. Schwester Corinna teilte die Medikamente aus, die ich nun auch wieder selbst nehmen konnte. Es kam mir vor, als wären das mehr gewesen, als ich sonst hatte, aber mir stand der Sinn nicht nach Diskussionen. Ich schluckte die Pillen und musste anschließend sogar meinen Mund kontrollieren lassen. Wäre ich nicht so sicher angeschnallt gewesen, wäre ich bestimmt vor Scham nach unten gerutscht.

„Was hast du eigentlich angestellt, dass man dich so behandelt und nicht aus den Augen lässt?“, fragte Peter. „Ach, gar nichts. Die spinnen einfach alle!“ Ich achtete darauf, nicht zu laut zu sprechen. Niemand konnte wissen, was sonst wieder in der Akte landen würde. „Weißt du, ich hab das jetzt echt schon einige Jahre an der Backe. Am Anfang dachte ich ähnlich wie du, aber das nützt dir nichts. Durch den richterlichen Beschluss hast du vorübergehend nicht das Recht, selbst zu bestimmen und das wird man dir erst wieder zugestehen, wenn man den Eindruck hat, dass du dich um dich kümmern kannst und dich oder andere nicht gefährdest. So lange du hier nicht richtig ankommst, wirst du nicht wieder rauskommen. Manche Patienten begreifen das schnell, andere erst nach Monaten oder überhaupt nicht. Wäre doch schade, wenn du ewig hier bleiben müsstest, während das Leben draußen alleine weitergeht, oder?“
176. RE: Endstation

geschrieben von diaper_brace_lisa am 14.06.20 16:03

Schade, dass anscheinend so gar kein Interesse mehr an der Geschichte besteht. Jedenfalls wenn ich die nicht vorhandenen Rektionen und Kommentare bedenkt. Mich persönlich interessiert es schon sehr, was weiter passiert ...
177. RE: Endstation

geschrieben von Rian am 19.06.20 20:52

Danke, gimahani.

Diese Geschichte kann hier nicht enden.

So leicht lassen wir Frau Wegener sich nicht aus der Affäre stehlen. Zwar beginnt sie gerade in Ansätzen zu kooperieren bzw. die notwendige Behandlung anzunehmen, doch wir kennen ihr Temperament!

Liebe gimahani, ich verordne dir hiermit zeitnah eine Stunde Phantasie, versorgt mit einer weichen Windel und was du sonst noch benötigst.

Dein Profil hat über 500.000 Ansichten.
Lass uns bitte weiterlesen


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