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eröffnet von pfeffer am 03.01.16 23:55
letzter Beitrag von Matze23 am 16.01.19 15:56

1. Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 03.01.16 23:55

Eine Geschichte aus der Perspektive eines jungen Manns erzählt, der keine Erfahrung mit Bondage und Fetisch hat und auf eine höchst ungewöhnliche Frau trifft.

Hinweise vorneweg: Alle Personen, die in dieser Geschichte vorkommen, sind volljährig. Es gibt ein Grundgerüst für die Geschichte und ich habe im Moment etwa 70 Seiten geschrieben, von denen ein Teil aber noch überarbeitet werden muss. Fortsetzungen liefere ich so schnell ich kann. Leider komme ich nur unregelmäßig zum Schreiben und Korrigieren, weshalb zwischen den Fortsetzungen einige Zeit vergehen kann.

Bitte verbreitet diese Geschichte nicht ungefragt weiter.

Viel Spaß beim Lesen!
2. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 03.01.16 23:56

Kapitel 1 - Das Gespenst

Neuenfels. Ich steuere den Wagen meiner Eltern am Ortsschild vorbei auf eine direkt dahinter liegende Seitenstraße zu. Eigentlich wollte ich jetzt bei meiner Großmutter vorbeischauen, doch wenn ich an meinem ersten Schultag nicht gleich zu spät kommen will, muss ich auf diesen Umweg verzichten.

Erster Schultag trifft es streng genommen nicht richtig. Mein erster Schultag, mit Schultüte und allem was dazugehört, liegt mehr als 12 Jahre zurück. Das Gymnasium, auf dem ich den größten Teil meiner Schulzeit verbracht habe, musste wegen sinkender Schülerzahlen in diesem Jahr seine Pforten schließen. Mein Jahrgang hätte der letzte sein sollen, der noch sein Abitur in den größtenteils verwaisten Mauern meiner alten Schule macht. Doch nachdem einige Wackelkandidaten die Schule gewechselt hatten, waren wir einfach zu wenige.

So verteilten wir letzten Schüler uns in alle Himmelsrichtungen. Jeder hatte im Umland in einer anderen Stadt Verwandte, bei denen er für ein Jahr unterkommen konnte. Bei mir bot sich Neuenfels an. Meine Großmutter bewohnt alleine ein geräumiges Haus. Wir verstehen uns ausgezeichnet und die hiesige Schule hat einen guten Ruf. Schade ist nur, dass es meine Freunde an andere Orte verschlagen hat. Aber was ist schon ein läppisches Jahr?

Gestern haben wir vor dem verschlossenen Tor meiner ehemaligen Schule gegrillt und zünftig Abschied gefeiert. Erwartungsgemäß ist es dabei spät geworden – zu spät. Nachdem ich das Auto auf dem Parkplatz vor meiner neuen Schule abgestellt habe, sprinte ich in Richtung Eingang. Im Foyer erspähe ich eine Uhr an der Wand. Ganze drei Minuten habe ich noch bis zum Unterrichtsbeginn. Ich erkundige mich bei einem vorbeilaufenden Schüler nach dem Weg zu meiner Klasse und erreiche kurz nach dem Gong den Klassenraum.

Dort werde ich gleich von einem äußerst pünktlichen Lehrer in Empfang genommen, der mir jedoch keinen Vorwurf aus meiner kleinen Verspätung macht.

"Herrschaften, guten Morgen! Zu Beginn ihres 13. und letzten Schuljahres bekommen sie noch Verstärkung!"

Der Lehrer blickt über sein Brillengestell hinweg erwartungsvoll zu mir.

"Hi", sage ich. "Ich bin Jakob."

Eigentlich müsste ich jetzt erzählen, warum ich an diese Schule gewechselt bin. Doch zwischen meinen Sätzen entsteht eine kurze Pause. Beim Blick durchs Klassenzimmer sehe ich eine Gestalt, die ich gestern Abend nach etlichen Flaschen Bier wohl für ein Gespenst gehalten hätte. Zwischen meinen künftigen Mitschülern sitzt eine Person, die komplett von einem weißen Gewand verhüllt ist. Auf den zweiten Blick erinnert mich dieses Kleidungsstück an eine Burka. Die Augen sind hinter einem Stoffnetz verborgen.

Nachdem ich meine Überraschung überwunden habe, erzähle ich der Klasse warum ich hier bin und setze mich dann auf den einzigen freien Platz, rechts hinter der verhüllten Gestalt. Mein Sitzplatz erlaubt es mir die Person unauffällig aus dem Augenwinkel zu beobachten. Burkas kenne ich aus den Nachrichten. Bilder aus Afghanistan gehen mir durch den Kopf. Aber sind die Burkas dort nicht immer blau gewesen?
Abgesehen von der Farbe entspricht die Person dem, was ich von einer in dieser Form verschleierten Frau erwarten würde. Sie sitzt stumm und regungslos auf ihrem Stuhl.

Gefangen von diesem ungewöhnlichen Anblick bekomme ich gar nicht richtig mit, dass inzwischen der Unterricht begonnen hat. Als erstes steht Englisch auf dem Stundenplan. Die Klasse hatte über den Ferien die Aufgabe eine Geschichte zu lesen und der Lehrer überprüft nun durch Fragen zum Text ob die Klasse ihrer Aufgabe auch nachgekommen ist. Gleich bei der ersten Frage hebt die Gestalt unter ihrem Gewand die Hand. Die Hand selbst bleibt dabei unter dem Stoff verborgen. Ein merkwürdiger Anblick.
Der Lehrer nimmt einen anderen Schüler dran. Es folgen zwei weitere Fragen, bei denen sich die verhüllte Person immer wieder aufs neue meldet und dann übergangen wird. Erst bei der vierten Frage wendet sich der Lehrer an sie.

"Yes, Leila?"
"Mr Artswood is the trusted servant of the duchess. He's one of the key figures of the story because of his inner conflict to either stay loyal to the duchess or to the main protagonist, who turns out to be his long lost son."*

Der Lehrer zeigt sich mit dieser Antwort höchst zufrieden und ich stelle meinen ersten Eindruck von ihr in Frage. Richtig lag ich nur mit der Annahme, dass die Person weiblich ist. Ihre Stimme ist hell, klar und klingt selbstbewusst. Ungewöhnlich ist daran höchstens der etwas gedämpfte Klang, der sicher an ihrem Gewand liegt.
Bis zum Pausengong hat sich mein Ersteindruck als vollkommen falsch herausgestellt. Leila, wie die verhüllte Person heißt, beteiligt sich lebhaft am Unterricht. Niemand scheint den Text so gut vorbereitet zu haben wie sie. Bei den kniffeligsten Fragen richtet sich der Lehrer mehrmals folgendermaßen an die Klasse: "Can anyone, apart from Leila, tell me -" (Kann mir jemand, von Leila abgesehen, sagen -)

Offensichtlich verbirgt sich unter der Burka die beste Englischschülerin der Klasse. Erste Überraschung.

Die zweite Überraschung erfolgt beim Pausengong. Leila steht auf und geht schnurstracks zur Tür. Sie verlässt direkt hinter dem Lehrer den Klassenraum. Neugierig wie ich bin, wäre ich nur zu gerne gefolgt aber das hätte meine neuen Mitschüler wohl arg irritiert. Also überlege ich es mir anders und wende mich stattdessen meinen Mitschülern zu.

Ich werde von der Klasse freundlich aufgenommen. Um mich bildet sich ein kleiner Kreis. Es gilt, die zu erwartenden Fragen zu beantworten: Wo komme ich her, was mache ich abseits der Schule, gemeinsame Bekannte? Das Wesentliche eben.
Kurz vor dem Ende der Pause gelingt es mir noch eine Frage zu der verhüllten Gestalt zu stellen.
"Ich kenne nur ihren Vornamen. Sie ist wie ein Geist, unterhalten kannst du dich mit der nicht", erklärt mir ein Mitschüler.
"Die ist ziemlich freakig drauf", ergänzt eine Mitschülerin. "Sie ist vor drei Monaten in unsere Klasse gekommen und seit dem habe ich sie noch nie ohne ihren Schleier gesehen."
Die anderen Schüler erzählen mir das Gleiche. Niemand kennt sie, ein Phantom in ihrer Mitte. Sie ist die absolute Außenseiterin. Ich frage nicht weiter nach, obwohl ich nach wie vor neugierig bin.

Kurz vor dem Beginn der nächsten Stunde erscheint Leila wieder im Klassenraum. Sie setzt sich direkt auf ihren Platz und würdigt ihre Mitschüler keines Blickes. Sobald der Unterricht beginnt, wirkt sie wie ausgewechselt. Die mysteriöse Gestalt, die kurz vor dem Erscheinen des Lehrers regungslos wie eine Statue auf ihrem Platz sitzt, erwacht zum Leben. Auch in Mathematik ist sie bestens vorbereitet. Sie meldet sich ständig. Wenn sie dran genommen wird, sind ihre Antworten sehr ausführlich und fast immer richtig. Da sie jetzt auf deutsch spricht, fällt mir auch auf, dass bei ihr kein Akzent zu hören ist. Glasklares Hochdeutsch. Nach dem Ende der Stunde verschwindet sie wieder und taucht erst zur nächsten Stunde wieder auf. So geht es den ganzen Tag lang.
Nach der letzten Stunde greift sie sich ihre am Boden stehende Schultasche und lässt sie unter dem Gewand verschwinden, wobei ich ihre Hände nicht zu Gesicht bekomme, und verlässt dann den Raum. Ich wäre ihr gerne gefolgt um zu sehen ob sie abgeholt wird. Eine so ungewöhnliche Person kann schließlich unmöglich einfach nach Hause laufen oder sich gar aufs Fahrrad schwingen.
Aber ich will nicht unhöflich sein und ebenso geisterhaft verschwinden wie Leila. Also bleibe ich stattdessen noch einen Moment in der Klasse und verabrede mich für einen Kaffee in der Innenstadt.

Nach dem Schulschluss fahre ich erst mal zu meiner Oma. Sie erwartet mich schon in der Haustür. Eine kleine zierliche Person, die ihre grauen Haare in einem akkurat hochgesteckten Dutt trägt. Sie hat wohl selbst als junge Frau die Grenze von einem Meter sechzig niemals erreicht, hat dafür aber bis heute die Energie von gleich zwei Riesen.
Als ich aus dem Auto gestiegen bin, nimmt sie mich gleich in die Arme.
"Schön, dass du da bist", sagt sie nach der Begrüßung. "Das Essen steht schon auf dem Tisch!"
Sie ist eine leidenschaftliche Köchin und ihre Einladung auszuschlagen wäre wohl das einzige, was sie mir wirklich übel nehmen würde. Wobei das Vergnügen hier natürlich ganz auf meiner Seite liegt.

Nach dem Essen bringe ich noch einige Kartons aus dem Auto in das Zimmer, dass meine Großmutter für mich hergerichtet hat. Dann mache ich mich auf den Weg in die Innenstadt.

Wie verabredet warten meine Mitschüler schon in einem kleinen Café auf mich. Es ist nicht immer einfach in einer unbekannten Umgebung neue Bekanntschaften zu schließen. Ich sehe mich selbst als offenen Menschen aber zum Alleinunterhalter bin ich nicht geboren. Zum Glück verstehe ich mich mit den anderen gut. So gut, dass ich gar nicht daran denke sie nach der verschleierten Gestalt zu fragen.

* Nicht übersetzt, weil für den Fortgang der Geschichte irrelevant
3. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 03.01.16 23:57

Kapitel 2 - Deutschstunde

In den nächsten Tagen gelingt es mir nicht, irgendetwas Nennenswertes zu Leila herauszufinden. Direkt ansprechen kann ich sie auch nicht, weil sie mit jedem Pausengong fluchtartig den Klassenraum verlässt. So schwindet mein Interesse Tag für Tag. Gegen Ende der Woche habe ich mich an ihren Anblick gewöhnt und erspare mir weitere Nachfragen, die doch nur einsilbig beantwortet werden.

Vollkommen unerwartet kreuzen sich unsere Wege dann gegen Ende der Woche doch noch. Mein erster Deutschunterricht an der neuen Schule, gleich drei Stunden am Stück.

"Wie vor den Ferien angekündigt, werden wir uns in den nächsten Wochen mit dem Schriftsteller Thomas Mann beschäftigen", erklärt die Lehrerin.
"Dazu werdet ihr zunächst in kleinen Gruppen in den nächsten zwei Stunden einige Informationen zu Thomas Mann zusammentragen, die ihr dann in der dritten Stunde vortragen werdet. Der PC-Raum und die Bibliothek stehen euch offen. Die Zusammensetzung der Gruppen entscheidet sich durch Lose."

Die Klasse stöhnt auf. Diese eher lockere Aufgabe erledigt man natürlich vorzugsweise mit seinen Freunden. Großzügige Kaffeepausen inklusive.
Die Lehrerin hat Zettel mit den Namen aller Schüler vorbereitet. Diese Zettel zieht sie nun nach und nach aus einem Plastikbecher und liest dann die Namen vor. Jede Gruppe besteht aus zwei oder drei Schülern. Wirklich gut kenne ich die anderen noch nicht, weshalb es mir egal ist mit wem ich in eine Gruppe komme. Ganz im Gegensatz zu meinen Mitschülern, die sich gegenseitig die Daumen drücken um mit ihren Freunden in eine Gruppe zu kommen.
Der Plastikbecher und der Klassenraum leert sich immer weiter. Ich blicke nur nach vorne und folge dem Losverfahren bestenfalls mit halber Aufmerksamkeit. So bekomme ich gar nicht mit, dass zum Schluss nur noch zwei Schüler im Raum sitzen.
"Und die letzte Gruppe: Leila und Jakob. Viel Erfolg."
Mit einem Schlag bin ich hellwach.
"Euer Thema: Thomas Mann in der Weimarer Republik", sagt die Lehrerin und nickt mir mit einem aufmunternden Lächeln zu.

Leila steht auf, lässt ihre Schultasche unter ihrem Gewand verschwinden, dreht sich dann zu mir um, richtet ihren Blick wieder nach vorne und geht zur Tür. Ich greife mir ebenfalls meinen Rucksack und folge ihr.
Bisher habe ich ihren Gang nicht weiter beachtet. Jetzt, im Flur, sehe ich sie zum ersten Mal ohne das ich von meinen Mitschülern abgelenkt werde. Sie ist etwas kleiner als ich. Das Gewand reicht bis auf den Boden und verdeckt ihre Schuhe. Ihr Tempo ist überraschend langsam. Mit ein paar großen Schritten habe ich sie eingeholt.
Wir gehen wortlos nebeneinander her. Ich muss bewusst darauf achten ihr nicht davonzulaufen. Im Flur ist es ganz ruhig. Als wir in einen gefliesten Gang einbiegen, höre ich mit jedem ihrer Schritte ein charakteristisches Klick-Klack. Ich kenne dieses Geräusch gut. So klingen Absätze. Gleichzeitig meine ich auch immer wieder ein leises metallisches Klirren zu hören.

"Ich würde gerne in die Bibliothek gehen. Ich habe schon etwas zu Thomas Mann vorbereitet. Ist das ok für dich?"
Ihre Frage, mit ruhiger Stimme vorgetragen, überrascht mich als ich in Gedanken ganz mit der Frage beschäftigt bin, warum Leila unter ihrem Gewand Schuhe mit Absätzen trägt.
Der Flur teilt sich in der Form eines T in zwei Gänge auf. Wir stehen an der Weggabelung. Leila schaut mich an oder zumindest vermute ich, dass sie mich ansieht. Das Stoffnetz, hinter dem sich ihre Augen verbergen müssen, ist in meine Richtung gewendet.
"Ok", sage ich und folge ihr weiter.

In der Bibliothek angekommen stelle ich fest, dass wir dort die einzigen Schüler sind. Der Rest zieht den PC-Raum vor um zwischendurch Facebook & Co einen Besuch abstatten zu können.
Leila führt mich durch die gesamte Bibliothek in eine hinter Bücherregalen verborgene Ecke. Hier steht ein einsamer PC mit zwei Stühlen davor.
"Die wenigsten Leute wissen, dass es in der Bibliothek auch PCs gibt", erklärt sie, schaltet den Rechner an und setzt sich. Ich nehme ebenfalls Platz. Leila beugt sich zu der mir abgewandten Seite und holt unter ihrem Gewand ihre Schultasche hervor. Aus ihrer Tasche zieht sie einen Schreibblock, den sie neben die Tastatur legt. Jetzt sehe ich zum ersten Mal eine ihrer Hände. Durch einen Schlitz in ihrem Gewand hat sie ihre rechte Hand hindurch gesteckt. Dabei erlebe ich gleich die nächste Überraschung. Sie trägt fein gearbeitete schwarze Lederhandschuhe!
Sie schlägt ihren Schreibblock auf, nimmt sich einen Kugelschreiber und deutet auf einige handschriftliche Notizen. Dabei fällt mir auf, dass sie alles mit ihrer rechten Hand erledigt. Ihre linke Hand bleibt unter dem Gewand verborgen. Von ihrer rechten Hand sehe ich nur die Hand selbst. Handgelenk und Arm bleiben unter dem Gewand.

Bis jetzt habe ich angenommen, dass Leila fanatisch religiös sein muss. Es war der Widerspruch zwischen diesem vermuteten Fanatismus und ihrem selbstbewussten Auftreten im Unterricht, der mich neugierig gemacht hat. Aber vielleicht liege ich damit vollkommen falsch! Sie macht alles mit einer Hand, was arg umständlich ist wenn man mit Schreibblock und Kugelschreiber gleichzeitig hantiert. Der einzige plausible Grund dafür ist, dass sie ihre andere Hand nicht benutzen kann. Burkas bringe ich mit Afghanistan in Verbindung. Afghanistan taucht in den Nachrichten fast nur in Verbindung mit Krieg und Gewalt auf. Vielleicht wurde sie als kleines Kind bei einem Bombenattentat schwer verletzt, hat eine Hand verloren und ist dann als Flüchtling nach Deutschland gekommen? Da sie hier aufgewachsen ist, spricht sie Deutsch ohne Akzent. Das Klick-Klack der vermeintlichen Absätze könnte von Prothesen herrühren. Sie könnte sich dann für die Burka entschieden haben um ihr entstelltes Äußeres zu verbergen. Kein Wunder, dass sie mit diesem Schicksal in der Klasse abseits vom Unterricht stumm bleibt. Sollte meine Vermutung richtig sein, ist sie als Kind wegen ihrer Behinderung sicher oft gehänselt worden.

"Bei meinen Recherchen zu Thomas Mann habe ich auch ein paar Informationen zu seinem Werdegang in der Weimarer Republik gefunden", erklärt sie mit Blick auf ihre Notizen und reißt mich damit aus meinen Gedanken.
"Tut mir leid", sage ich. "Mit mir in deiner Gruppe hast du leider kein Glück gehabt. Wie du weißt, bin ich gerade erst an eure Schule gewechselt. Ich habe deshalb nichts zum Thema vorbereitet."
"Kein Problem. Du weißt aber schon, wer Thomas Mann war?" erwidert sie.
"Deutscher Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger, glaube ich."
"Alles richtig. Sonst noch etwas?"
"Ich glaube er ist während der Nazizeit ausgewandert."
"Genau", bestätigt sie meine lückenhaftes Wissen zum Thema.
"Also nehme ich mal an, dass er sich auch schon vor Hitlers Machtergreifung gegen die Nazis engagiert hat", sage ich.
"Das stimmt", sagt sie. "Aber er hat sich nicht immer so eindeutig positioniert, wie kurz vor dem Ende der Republik."

Leila beginnt einen Kurzvortrag zu Thomas Manns Werdegang zwischen den Weltkriegen, mit dem sie sowohl manchem Deutsch- als auch den Geschichtslehrern Freudentränen in die Augen getrieben hätte. Es gibt sicher nicht viele Schüler, die so kenntnisreich und sicher zu diesem Thema vortragen können. Ich bin durchaus an Geschichte interessiert, weshalb ich ihr gerne zuhöre. Während sie tiefer und tiefer in das Thema eintaucht, mache ich mir Notizen.

"Das sollte alles wichtige gewesen sein", sagt Leila schließlich und macht zum Schluss ihres Vortrags eine so unglückliche Handbewegung, dass ihr dabei der Kugelschreiber aus der Hand fliegt.
"Ich helfe dir", sage ich sofort und stehe von meinem Stuhl auf. Wenn sie wirklich Prothesen trägt, dürfte es mit dem Handicap nicht angenehm sein auf dem Boden herumzukriechen.
"Es geht schon", sagt sie und beugt sich selbst herunter. Doch der Stift ist gute zwei Meter weit geflogen und liegt nun halb unter einem Bücherregal.
"Warte", sagt sie noch, als ich schon vor dem Regal in die Hocke gegangen bin und den Kugelschreiber aufhebe. Ich bringe ihr den Schreiber und setze mich wieder hin.
"Vielen Dank", sagt sie nach kurzem Zögern.
"Kein Problem", sage ich mit einem Lächeln und schaue wieder auf meine eigenen Notizen.
"Wir sind gut vorangekommen", meint Leila. "Ich hole uns etwas zu trinken. Magst du Kaffee? Milch oder Zucker?"
"Oh ja", antworte ich sofort. "Ich komme mit. Habt ihr hier einen Kaffeeautomaten?"
"Ja, den haben wir. Aber du brauchst nicht mitkommen."
Zuerst will ich darauf bestehen sie zu begleiten um ihr zu helfen. Aber vielleicht ist es ihr wichtig solche Kleinigkeiten auch ohne fremde Hilfe erledigen zu können?
"Ok", sage ich also. "Warte, ich gebe dir Geld mit. Was kostet denn ein Kaffee?"
"Ich lade dich ein", sagt sie entschieden und steht auf.
Auch das will ich reflexhaft ablehnen aber irgendwie wäre es auch unhöflich ihre Einladung auszuschlagen. "Danke. Ich revanchiere mich. Nur Zucker bitte", sage ich stattdessen.

Leila verlässt die Bibliothek. Ein paar Minuten später kehrt sie zurück. Als sie neben mir steht, streckt sie ihre rechte Hand durch die Burka. Sie beugt sich dabei leicht nach vorne und steht ganz nah bei mir. Es wirkt so, als würde sie ganz genau darauf achten, dass nur die Hand selbst zum Vorschein kommt und der Arm unter dem Gewand bleibt.
In der Hand hält sie einen Kaffeebecher. Ich nehme ihr den Becher aus der Hand, wobei ich für einen winzigen Augenblick die Fingerspitze ihres Handschuhs berühre. Das Leder ist ganz weich. Es umspannt ihre Finger wie eine zweite Haut und wirft keine Falten.
"Eigentlich dürfen wir hier keinen Kaffee trinken", flüstert sie mir mit verschwörerischer Stimme zu.
"Danke. Gute Arbeit den heißen Stoff hier reinzuschmuggeln", erwidere ich, ebenfalls im Flüsterton.
"Einer der Vorteile meiner Kleidung", sagt sie und klingt dabei so, als ob sie unter ihrem Gewand lächeln würde.
Zum ersten mal hat sie ihr Gewand erwähnt. Während ich überlege, ob ich sie direkt danach fragen soll, fällt mir auf, dass sie sich selbst nichts mitgebracht hat.
"Magst du keinen Kaffee?" frage ich.
"Doch", antwortet sie.
Um etwas zu trinken müsste sie ihren Schleier anheben. Das kommt für sie in meiner Gegenwart offenbar nicht infrage. Trotzdem habe ich eine Idee, wie sie trotzdem etwas trinken könnte.
"Ich kann mich wegdrehen, dann kannst du einen Schluck Kaffee trinken."
Sie wendet sich zu mir, zögert einen Moment und sagt dann: "Du darfst aber wirklich nicht gucken. Versprochen?"
"Versprochen", sage ich und drehe ihr meinen Rücken zu.
Ich höre, wie sie nach dem Plastikbecher greift, einen kleinen Schluck trinkt und den Becher dann wieder auf den PC-Tisch zurückstellt. Sie braucht dafür ziemlich lange.
"Danke", sagt sie. Als ich mich wieder umdrehe, ist sie wieder komplett von ihrem Gewand verhüllt. Mit ihrer rechten Hand lässt sie gerade ein dünnes Röhrchen in ihrem Gewand verschwinden. Es könnte ein Strohhalm sein.
"Jetzt müssen wir uns aber wieder der Arbeit zuwenden", meint sie.

Der Kurzvortrag, den wir beide ausarbeiten, wird von unserer Deutschlehrerin in den höchsten Tönen gelobt. Ich habe noch nie in meiner Schulkarriere für eine eigentlich nebensächliche Arbeit einen solchen Aufwand getrieben. Abgesehen von der kurzen Kaffeepause hat Leila jede Minute der Vorbereitungszeit genutzt. Jeder Versuch von mir, ein wenig Smalltalk mit einzuschieben, wurde von ihr freundlich aber bestimmt zurückgewiesen.
Für den Vortrag selbst hatten wir gerade einmal zehn Minuten. Jeder von uns hat fünf Minuten vorgetragen und ich muss gestehen, dass Leila dabei den besseren Job gemacht hat. Sie hat die Ferien genutzt, um alle wichtigen Daten zu verinnerlichen und konnte ganz frei vortragen, während ich immer wieder in meine Unterlagen schauen musste.

Die letzte Deutschstunde ist gleichzeitig die letzte Schulstunde. Wie gewohnt verlässt Leila sofort den Klassenraum und ist längst verschwunden, als ich das Schulgebäude verlasse.
4. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 03.01.16 23:58

Kapitel 3 - Sport

Leila ist wie ein Geist. Unsere erfolgreiche Gruppenarbeit ändert nichts an ihrem Verhalten. Dabei habe ich nicht den Eindruck, dass sie vor mir oder den anderen Mitschülern aus Angst davonläuft. Sie scheint aber darauf bedacht zu sein, zu uns den größtmöglichen Abstand zu halten.

Unser nächstes Zusammentreffen geschieht wieder vollkommen unvorhergesehen. Am Freitagabend mache ich mich zum ersten mal in meiner neuen Heimatstadt zum Joggen auf. Meine Oma hat mir eine schöne Laufstrecke geschildert.
"Du läufst die Straße vor dem Haus entlang zum See, also weg von der Innenstadt. Am See führt ein Fahrradweg entlang, auf dem Abends kaum jemand unterwegs ist. Der Fahrradweg wird dich zum alten Sportplatz führen. Der ist seit einigen Jahren verwaist. Er soll irgendwann abgerissen werden aber das wird wohl noch etwas dauern. Die Tartanbahn ist ziemlich mitgenommen aber für ein paar Runden Joggen ist sie noch gut genug. Wenn du genug hast, läufst du über den Radweg wieder zurück."
Mit dieser Wegbeschreibung im Kopf laufe ich los. Die Strecke am See entlang ist an diesem lauen Sommerabend wirklich schön. Nur auf die sporadisch auftretenden Mückenschwärme könnte ich verzichten aber jede Jahreszeit hat ihr Vor- und Nachteile.
Der alte Sportplatz sieht verwildert aus. Ich laufe über einen Plattenweg, wo zwischen den Fugen das Unkraut wuchert und erreiche schließlich die Laufbahn. Am anderen Ende der Bahn sehe ich etwas, dass mich sofort stoppen lässt. Eine Person, deren Aufmachung mich an Leila erinnert, läuft auf der Tartanbahn. Sie trägt allerdings eine schwarze Burka, die durch die Laufbewegungen den Blick auf ihre Füße freigibt. Diese Person trägt weiße Turnschuhe und hat ein ansehnliches Tempo drauf. Also kann es nicht Leila sein?

"Guten Abend."
Eine unbekannte Frauenstimme. Überrascht drehe ich mich um. Eine Frau im mittleren Alter geht auf mich zu. Sie trägt eine figurbetonte Jeans, eine weiße Bluse und Stoffschuhe. Schulterlange lockige schwarze Haare und ein dunkler Teint legen die Vermutung nahe, dass ihre Vorfahren aus dem östlichen Mittelmeerraum stammen. Sie sieht sehr gepflegt aus.
"Ein wunderbarer Abend zum Laufen, nicht wahr?", fragt sie.
"Allerdings", pflichte ich ihr bei. "Ich bin gerade erst hier hergezogen. Wenn ich nicht einen Tipp bekommen hätte, wüsste ich gar nicht, dass man hier laufen kann."
"Dieser Ort ist wirklich nicht leicht zu finden. Ich bin gerade wegen meinem Schützling froh, dass sie den Sportplatz noch nicht abgerissen haben." Mit diesen Worten schaut sie zu der verhüllten Gestalt, die immer noch auf der Bahn läuft.
"Ihr Schützling?" Ich schaue die Frau mit großen Augen an, die auf meinen erstaunten Blick mit einem Lächeln reagiert.
"Mein Schützling", wiederholt sie. "Kein alltäglicher Anblick, ich weiß. Und bevor sie fragen: Nein, sie ist nicht bei den Taliban. Sie geht hier im Ort aufs Gymnasium."
"Leila?", frage ich ungläubig, während ich versuche eine plausible Erklärung für diese ganze Sache zu finden.
"Ganz genau. Sie kennen sich?"
"Ich bin Jakob. Wir gehen in die gleiche Klasse."
"Ach sie sind der Jakob mit dem Vortrag! Leila hat mir davon erzählt", sagt sie und streckt mir ihre Hand entgegen.
"Ich bin Ionnina Epikuron."
Ich nehme die Hand entgegen.
"Freut mich", sage ich und schaue wieder zu Leila. Ich suche nach den richtigen Worten, um von dieser Frau endlich zu erfahren warum sie dieses seltsame Gewand trägt. Aber ich weiß immer noch nicht, wie delikat dieses Thema ist. Zwar trägt Leila offensichtlich keine Beinprothesen aber vielleicht stimmt meine Vermutung trotzdem und sie verbirgt unter ihrem Gewand ein entstelltes Äußeres. Außerdem: Warum nennt sie Leila ihren 'Schützling'?

"Leila hat das mit dem Vortrag wirklich beeindruckend gemacht. Trotz ihrer Kleidung", sage ich vorsichtig.
"Ja, kaum jemand erwartet, dass sich unter einer Burka eine so aufgeweckte Person verbirgt."
"Ich will nicht aufdringlich sein aber wie kommt es, dass Leila von Kopf bis Fuß verschleiert ist während sie eher... wie soll ich sagen... ganz gewöhnliche Kleidung tragen?"
"Oh, sie unterliegen da einem Irrtum. Das passiert immer wieder. Weder Leila noch ich sind besonders religiös. Um es kurz zu machen und auch die Frage zu beantworten, die sie noch gar nicht gestellt haben: Wir sind keine Moslems."
"Ich fürchte, ich kann ihnen nicht folgen", sage ich.
"Meine Familie stammt aus dem Libanon", fährt Leilas Begleiterin fort. "Wir gehören zu einer sehr kleinen Minderheit, die einer mehr als zweitausend Jahre alten Lehrtradition folgt. Es gibt dabei durchaus quasi-religiöse Aspekte aber mit den großen Religionen sind wir nicht zu vergleichen. Wir missionieren nicht und haben auch nicht den Anspruch im Besitz der alleingültigen Wahrheit zu sein. Wenn sie sich für fremde Kulturen interessieren, erzähle ich ihnen bei einer Tasse Tee oder Kaffee gerne mehr. Wie wäre es mit nächster Woche Donnerstag? 18 Uhr?"
Als neugieriger Mensch muss ich dieses spontane Angebot natürlich annehmen.
"Sehr gerne", sage ich.

Während wir im Gespräch vertieft sind, bekommen wir gar nicht mit, dass Leila uns inzwischen erreicht hat. Sie reduziert ihr Tempo und trottet auf uns zu.
"Da bist du ja schon", sagt Frau Epikuron und wendet sich ihrem Schützling zu. "Schau mal, wen ich getroffen habe."
"Hi Leila", sage ich.
Sie erwidert meine Begrüßung: "Hallo."
"Ich hab eine gute Idee", sagt Frau Epikuron als Leila vor uns steht. "Du hast mir doch gesagt, dass du wegen der Sache in der Bibliothek heute noch eine Runde mehr machst. Wie wärs, wenn Jakob dich heute nach Hause bringt? Dann kann ich etwas früher zu meinem Lesekreis."
"Aber", wirft Leila sofort ein und stoppt dann. Sie sucht offenbar nach den richtigen Worten. "Aber sie wissen schon... die Hände und Füße?"
"Das schaffst du auch alleine. Und Cyria ist zuhause um dir die Tür aufzumachen."
"Mir macht das nichts aus, ich begleitete dich gerne", sage ich.
Frau Epikuron wirft mir ein Lächeln zu. Trotz ihres Gewands kann ich sehen, dass Leila diese Entscheidung nicht leicht fällt. Sie windet sich förmlich, ehe sie sich dazu durchringt "Ja" zu sagen.

Ich freue mich über ihre Entscheidung. Eine neue Gelegenheit, mehr über diese mysteriöse Person zu erfahren. Dabei hat das Gespräch zwischen den beiden gleich wieder neue Fragen aufgeworfen.

Frau Epikuron bedankt sich bei mir und bei Leila und macht sich von dannen. Leila schaut mich an. Das schwarze Gewand sieht anders aus als das, was sie in der Schule trägt. Es sieht so aus, als sei es aus Trikotstoff gemacht. Das nächste merkwürdige Detail.

"Läufst du mit?" fragt Leila.
"Klar, wo ich schon hier bin", antworte ich und wir laufen los. Anders als in der Schule, wo sie auf den Fluren ziemlich langsam gegangen ist, läuft sie nun auf der Bahn mit ordentlich Tempo. Eigentlich wollte ich mich schon beim Laufen mit ihr unterhalten aber das verschiebe ich auf den Heimweg.

Als wir wieder am Startpunkt angekommen sind, geht sie auf einen Stoffbeutel zu, der am Rande der Bahn auf dem Boden liegt.
"Ich muss jetzt... noch etwas... machen", bringt sie zögerlich hervor. "Dreh dich bitte um. Du darfst nicht gucken, bis ich dir sage, dass ich fertig bin. Du darfst auf keinen Fall gucken, ok?"
"In Ordnung", sage ich und drehe ihr den Rücken zu. Ich höre, wie sie etwas metallisch klimperndes aus dem Stoffbeutel nimmt. Dann folgen Klickgeräusche. Die Versuchung wenigstens einen ganz kurzen Blick über die Schulter zu werfen ist groß, aber ich will Leilas Vertrauen nicht enttäuschen.
"Fertig", sagt sie und ich drehe mich um. Leila steht in ihrer weißen, bodenlangen Burka vor mir. Ansonsten kann ich keine Veränderung erkennen. Vor ihr liegt der Stoffbeutel.
"Ach, jetzt habe ich den blöden Beutel vergessen", sagt sie. "Kannst du den bitte tragen?"
"Kein Problem", sage ich und hebe den Beutel auf.

Auf dem Heimweg ist Leila wieder so langsam wie in der Schule. Außerdem ist wieder dieses seltsame Klirren zu hören. In meinem Kopf schwirren hundert Fragen herum. Ich überlege fieberhaft, wie ich mit ihr ein Gespräch beginnen kann. Schließlich ist es Leila, die unser Schweigen bricht.
"Gehst du oft Laufen?"
"Mal so, mal so", sage ich. "Ich versuche mindestens einmal in der Woche eine Runde zu drehen."
"Ich laufe zwei mal die Woche hier auf dem Platz", sagt sie.
"Deine Begleiterin hat vorhin gesagt, dass du wegen der Bibliothek läufst. Wie passt denn das zusammen?"
"Ach", erwidert Leila und fällt dann in eine lange Pause. "Das ist... Ähm... Das darfst du aber nicht weitererzählen, ja?"
"Versprochen", sage ich.
"Ich habe dir doch erzählt, dass Kaffee in der Bibliothek verboten ist. Deswegen die Extra-Runde."
"Das verstehe ich nicht. Du hast doch selbst vorgeschlagen Kaffee zu trinken? Und es hat uns doch niemand erwischt. Frau Epikuron ist doch nicht die Schulaufsicht", sage ich ungläubig.
"Natürlich, aber es ist trotzdem nicht erlaubt. Ich habe mich dafür entschieden eine Regel nicht zu befolgen und muss dann eben dafür gerade stehen."
"Aber..." jetzt bin ich an der Reihe nach Worten zu suchen. "Wenn wir den Kaffee verschüttet hätten, dann würde ich dir ja zustimmen aber es ist doch nichts passiert. War doch eher so ein Kavaliersdelikt. Das ist ganz schön streng."
"Ich weiß."

Diese unverhältnismäßige Strafe und ihre strenge Kleiderordnung bringen mich dazu eine neue Theorie aufzustellen. Welche Rolle spielt Frau Epikuron in Leilas Leben? Macht Leila all diese Sachen nur, weil sie von ihr unter Druck gesetzt wird?

"Ist diese Extra-Runde die Idee deiner Begleiterin? Frau Epikuron meine ich." frage ich.
Leila bleibt stehen. Sie scheint mich einen Moment lang durch ihren Schleier hindurch anzusehen, dann sagt sie:
"Hör mal, eines möchte ich gleich klarstellen. Tut mir leid, wenn ich dabei etwas deutlicher werde aber es gab in der Vergangenheit schon mal Probleme, weil fremde Leute einen falschen Eindruck von uns bekommen haben und das möchte ich kein zweites Mal erleben.
Frau Epikuron misshandelt mich nicht. Ich wohne bei ihr. Unser Verhältnis ist sehr kompliziert und zwar weil ich es mir so wünsche."
"Ich wollte euch nichts unterstellen", sage ich. "Tut mir leid, wenn das falsch rübergekommen ist."
"Bitte erzähle nichts von dem, was du heute gesehen hast weiter", sagt Leila eindringlich. "Ich weiß, dass ich ein Freak bin aber das gibt anderen Menschen noch lange nicht das Recht sich in meine Angelegenheiten einzumischen und mir vorzuschreiben, was ich zu tun oder wie ich auszusehen habe. Das habe ich so satt!"
Leila klingt wütend.
"Ich verspreche dir, dass ich weder über dich noch über deine Begleiterin irgendwelche Geschichten verbreiten werde."
Leila schaut mich einen Moment lang an und sagt dann: "Danke. Sorry, ich wollte dich nicht so anfahren aber das ist ein sensibles Thema für mich."
Wir gehen weiter.
"Und ich finde auch nicht, dass du ein Freak bist", sage ich. "Nur ungewöhnlich eben."
"Ach, ich hab mich damit abgefunden ein Freak zu sein", sagt sie und klingt gleich wesentlich entspannter.
"Wenn ich an Freaks denke, dann kommen mir Gestalten wie Hannibal Lecter in den Sinn. Du weißt schon, der Irre aus dem Schweigen der Lämmer? Verglichen damit bist du viel umgänglicher", sage ich mit einem Lächeln.
"Das ist aber ein schönes Kompliment", sagt sie und ich glaube in diesem Moment ein Schmunzeln unter dem Gewand zu hören.

Schneller als es mir lieb ist erreichen wir ihr Haus. Ein ganz normales Einfamilienhaus, umgeben von einem hüfthohen Zaun hinter dem ein gepflegter Vorgarten liegt. Leila geht an die Pforte und drückt die Klingel.
"Danke, dass du mich begleitet hast. Vielleicht treffen wir uns mal wieder."
"Sehr gerne. Deine Begleiterin hat mich für nächste Woche Donnerstag eingeladen. Bist du Abends zuhause?"
"Was?" erwidert Leila sofort. "Das ist mal wieder typisch sie. Donnerstag ist schlecht. Bitte frag sie, ob sie Montag Zeit hat. Bitte!"
"Ok, mache ich. Kannst du mir ihre Telefonnummer geben?"

Bevor Leila antworten kann, wird die Haustür geöffnet. In der Tür erscheint eine junge Frau, die etwa in unserem Alter oder ein klein wenig älter sein dürfte. Sie trägt eine enge Jeans, ein schwarzes T-Shirt und ist barfuß. Offensichtlich hat sie es sich gerade bequem gemacht.
Ihr Gesicht erinnert mich sofort an Leilas Begleiterin. Der gleiche dunkle Teint, schwarze Haare, nur etwa 25 Jahre jünger sieht sie aus.

"Hi Leila", ruft uns die junge Frau entgegen. "Du hast ja jemanden mitgebracht!"
"Nabend! Ich bin Jakob", sage ich.
"Er ist aus meiner Klasse", erklärt Leila, während die andere junge Frau mit einem Knopf hinter der Haustür das Schloss der Pforte öffnet. "Wir haben uns auf dem Sportplatz getroffen. Er hat mich nach Hause begleitet."
"Ich bin Cyria", sagt die Frau. "Die Tochter von Ionnina. Sag mal, willst du nicht noch kurz was trinken Jakob?"
Etwas Durst habe ich schon, weshalb ich ihr Angebot gerne annehme und hinter Leila durch die Pforte gehe. Die bleibt kurz stehen, als sie die Worte der anderen Frau hört, geht dann aber weiter auf die Tür zu.

"Schuhe kannst du anbehalten, wir setzen uns einfach in die Küche", sagt Cyria und geht vor. Der Flur und die Küche sind ganz normal eingerichtet. Einzig der lange Perserteppich im Flur verbreitet einen Hauch von exotischem Charme. Ungewöhnlich sind außerdem Metallschienen, die im Flur und in der Küche im Boden eingelassen sind.

Wir setzen uns alle an den Küchentisch.
"Machst du die Getränke, Leila?" fragt Cyria.
Leila senkt ihren Kopf nach unten. Wegen dem Gewand kann ich nicht genau erkennen, was sie damit bezweckt. Aber es wirkt so, als ob sie auf ihren eigenen Bauch schauen würde. Cyria reagiert auf dieses Zeichen nicht. Erst als Leila mit einem flehenden Unterton sagt: "Cyria, bitte!" steht sie auf und geht zum Kühlschrank.
"Kannst du bitte Jakob auch die Nummer von... ähm... Frau Epikuron geben?" fügt sie zögerlich hinzu, während Cyria zwei Gläser mit Mineralwasser füllt und auf den Tisch stellt.
"Frau Epikuron?" fragt Cyria zurück. Es klingt so, als ob sie sich darüber amüsieren würde. Ohne Leilas Reaktion abzuwarten stellt sie die nächste Frage:
"Wofür brauchst du die denn?" fragt sie.
Ich antworte: "Sie hat mich für Donnerstag eingeladen, aber der Tag passt wohl nicht so gut weshalb ich lieber Montag kommen würde."
Cyria fängt an zu schmunzeln.
"Das passt zu ihr. Donnerstag! Ha!" sagt Cyria und schreibt mir die gewünschte Telefonnummer auf einen Zettel. All die geheimen Zeichen und Andeutungen verwirren mich. Ich weiß gar nicht, wonach ich zuerst fragen soll und genehmige mir erst mal einen großen Schluck Wasser.
"Leila, gleich sind fünf Minuten um", sagt Cyria zu Leila, die daraufhin auf ihrem Stuhl hin und her rutscht.
"Jakob, ich muss noch was für die Schule machen. Wir müssen uns jetzt verabschieden."
"Ok, kein Problem", sage ich und stehe auf.
Leila steht ebenfalls auf und scheint mich in Richtung Flur schieben zu wollen. Ich beeile mich zur Haustür zu kommen.
"Denk bitte an Montag. Bitte!" sagt sie hinter mir im Flur.
"Versprochen", sage ich und zeige ihr den Zettel mit der Telefonnummer, den ich mir in die Hosentasche stecke.
"5 Minuten, 30 Sekunden", sagt Cyria.
"Du musst jetzt gehen, bitte bitte!" fleht Leila mich an.
Vollkommen verwirrt öffne ich die Tür und trete nach draußen.
"Tschüss Jakob!" ruft Cyria mir hinterher, während es so aussieht, als ob Leila sich mit der Schulter gegen die Haustür lehnen würde. Mit einem Ruck wird die Haustür geschlossen. Perplex bleibe ich einen Augenblick lang vor der geschlossenen Haustür stehen. Was zum Teufel war denn das? In meinem ganzen Leben habe ich noch nie etwas so seltsames gesehen. Ich denke an mein Gespräch mit Leila auf dem Weg zum Haus. Sie hat gesagt, ihr Verhältnis sei sehr kompliziert und zwar weil sie selbst es sich so wünscht. Merkwürdig. Wenn sie das nicht gesagt hätte, würde ich mir jetzt wirklich Sorgen machen. Ich hoffe, dass mein nächster Besuch endlich etwas mehr Licht ins Dunkel bringen wird.
5. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 04.01.16 00:28

Kapitel 4 - Ausgefallene Stunde

Wie versprochen rufe ich gleich am nächsten Tag Frau Epikuron an. Die erklärt, am Montag auf gar keinen Fall Zeit zu haben und beharrt zunächst auf Donnerstag. Ich muss daran denken, wie wichtig es Leila war, dass ich nicht Donnerstag kommen sollte. Also schlage ich stattdessen Mittwoch vor, womit sie einverstanden ist.

Auch nach unserem Treffen auf dem Sportplatz ändert sich an Leilas Verhalten nichts. Nach wie vor erscheint sie wie ein Geist zum Unterricht und verschwindet dann spurlos. Ich gebe zu, dass ich durchaus versucht war, sie zu suchen. Aber da Leila mit enormer Disziplin alles dafür tut um in den Pausen nicht entdeckt zu werden und nach Schulschluss schnellstmöglich zu verschwinden ist es mehr als deutlich, dass sie auf keinen Fall gefunden werden will. Also beschließe ich ihre Entscheidung zu respektieren.

Am Montag beginnt die Woche gleich mit einer freudigen Überraschung. Kurz nach dem Beginn der großen Pause erscheint der Hausmeister der Schule im Klassenraum.
"Hallo! Gute Nachricht für euch. Herr Schuster lässt sich entschuldigen, die letzten zwei Stunden Mathe fallen also aus."
Selbstredend bricht in der Klasse Jubel aus.
"Jetzt wärs noch nett, wenn ihr dem Boten mit der guten Nachricht noch einen Gefallen tun würdet", fügt der Hausmeister noch an, als wir schon unsere Taschen zusammenpacken. "Ich brauche einen Freiwilligen."
Niemand meldet sich. Es kann nie schaden, wenn einen der Hausmeister in guter Erinnerung hat. Also melde ich mich, auch wenn das arg streberhaft wirkt.
"Danke. Wenn du zusammengepackt hast, komm bitte zum Haupteingang. Ich warte da."
Bevor ich den Klassenraum verlasse, schreibe ich noch "Mathe fällt aus" mit Kreide auf die Tafel, damit Leila Bescheid weiß, wenn sie aus der Pause zurückkommt.

Der Hausmeister erwartet mich am Haupteingang mit einem Karton voller Reagenzgläser.
"Der Karton muss zum Schuppen hinter der Schule gebracht werden. Dr. Clausen kann sich einfach von nichts trennen", meint der Hausmeister. "Jetzt stellt er sogar schon meinen Geräteschuppen mit seinem Chemiekram voll. Naja, wie gesagt, du gehst zum Hinterausgang und folgst dann dem Weg der rechts am Gebäude entlangführt. Ist etwas zugewachsen, aber du findest es schon. Wenn du fertig bist, lässt du einfach die Tür ins Schloss fallen. Danke!"

"Etwas zugewachsen" ist wohlwollend formuliert, denke ich mir, als ich mir einen Weg durch die Sträucher zum Geräteschuppen bahne. Als ich die Sträucher hinter mir gelassen habe, lasse ich fast den Karton mit den Reagenzgläsern fallen. Vor mir steht Leila, angelehnt an einer Wand. Sie hält ein Buch in ihren Händen, beiden Händen wohlgemerkt, und liest.
Als sie mich sieht, lässt sie ihr Buch fallen und zieht ihre Hände ruckartig zurück in die Burka.
"Jakob, was machst du hier!?" sagt sie.
"Der Hausmeister hat mich mit den Reagenzgläsern zum Geräteschuppen geschickt", erkläre ich und hebe den Karton an.
"Ach Mist", sagt sie und blickt zu Boden.
"Ich erzähle niemandem davon, dass ich dich hier gefunden habe", sage ich.
"Danke. Zum Glück hast du mich gefunden und nicht eine von den Tratschtanten."
"Ich bringe auch eine, nein vielleicht sogar zwei gute Nachrichten mit."
"Ja? Was ist denn passiert?"
"Mathe fällt aus. Wir haben frei. Und ich habe mit Frau Epikuron telefoniert und den Termin am Donnerstag verschoben. Sie hat zwar am Montag keine Zeit aber ich konnte stattdessen einen Termin für Mittwoch ausmachen."
"Verdammt!" ruft Leila aus. "Das geht nicht. Es geht immer nur Montag. Jede Woche Montag. Nur dann."
"Ok, dann frage ich, ob sie in der übernächsten Woche Zeit hat."
"Hat sie nicht. In der Woche danach auch nicht. Sie wird niemals am Montag Zeit haben."
Ich schaue sie entgeistert an.
"Was ist denn bei euch los? Ich kann nur am Montag kommen, aber am Montag kann ich doch nicht kommen, weil sie nie Zeit hat? Das ist doch verrückt. Dann sage ich die Sache ganz ab."
"Nein, bitte nicht", sagt sie.
"Leila, ich bin total verwirrt. Entweder du erklärst mir das alles oder ich sage ab."
Sie blickt wieder zu Boden, scheint einen Moment lang nachzudenken und richtet ihren Blick dann zu mir.
"Wie schon gesagt, ich bin ein Freak. Das Gewand ist noch das harmloseste. Die ganze Sache ist zu komplex um sie hier im Gestrüpp zu erklären. Komm einfach am Mittwoch zu uns. Wenn du dann entsetzt davonlaufen möchtest, werde ich dir das nicht übelnehmen."
Mit diesen Worten beugt sie sich zu ihrem Buch herunter, hebt es mit ihrer rechten Hand auf und verschwindet in den Sträuchern.


**

Kapitel 5 - Antworten

In den nächsten Tagen muss ich immer wieder an das denken, was Leila mir gesagt hat. Egal wie lange ich auch darüber nachdenke, ich kann mir einfach nicht vorstellen was mich im Haus der Familie Epikuron erwarten könnte. Leila hat mir gesagt, sie würde es mir nicht verübeln, wenn ich entsetzt davonlaufen würde. Ich nehme mir fest vor, genau das auf keinen Fall zu tun.

Als ich am Mittwochabend an der Pforte klingle, bin ich auf alles gefasst und ehrlich überrascht, als mich nur Frau Epikuron in ihrer Alltagskleidung in Empfang nimmt. Sie führt mich ins Wohnzimmer und bittet mich am Esstisch Platz zu nehmen. Dort stehen schon zwei Tassen und eine Teekanne bereit. Nachdem sie uns beiden Tee eingeschenkt hat, beginnt sie mit der lange erwarteten Erklärung.
"Darf ich du zu dir sagen?", fragt sie zu Beginn.
Ich nicke.
"Wie ich dir am Sportplatz schon gesagt habe, stammt meine Familie und die Familie meines Mannes aus dem Libanon. Wir sind dort als Teil einer kleinen Minderheit aufgewachsen, die ursprünglich der Handelsstadt Pârtha entstammt. Diese Stadt wurde vor über 2500 Jahren gegründet, leider existiert sie heute nicht mehr. In dieser Stadt wurde vor etwa 2000 Jahren eine Schule gegründet, die im Laufe der Zeit eine Lehrtradition hervorgebracht hat. Wir nennen es den Weg von Pârtha. Du kannst es dir vorstellen wie angewandte Philosophie. Theoretisch stehen wir dem Buddhismus näher als dem Christentum oder dem Islam.
Der Weg von Pârtha war immer eng mit der gleichnamigen Stadt verbunden, weshalb er sich nur sehr spärlich im Umland ausbreitete. In der Stadt selbst war er jedoch die beherrschende Lehre und war populärer als jede Religion. Mit dem Vormarsch des Christentums und des Islam geriet Pârtha in Bedrängnis und seine Bewohner waren gezwungen zum Schein eine der großen Religionen anzunehmen, die damit auch den Weg von Pârtha beeinflussten. Leilas Gewand ist ein Beispiel dafür.

Der Weg von Pârtha basiert auf drei zentralen Säulen. Zuerst die Toleranz, dann die Hingabe und schließlich die Bürde. Die Toleranz ist für alle Menschen wichtig. Jeder Mensch muss auf seine Weise zum Glück finden. Ebenso wichtig ist die Hingabe. Die Gemeinschaft kann nur blühen und gedeihen, wenn alle Menschen ihr Bestes geben. Zuletzt kommt die Bürde. Eine Aufgabe, die jeder Mensch auf seine eigene Art meistern muss. Die Bürde verlangt von uns, dass wir selbst Nachteile in Kauf nehmen um anderen zu helfen.
Die Idee von der Bürde ist eine der ältesten Lehren des Weges. Sie kam zuerst auf als sich unsere Vorfahren mit der Frage beschäftigten ob es ein Jenseits gibt, also ein Leben nach dem Tod. Wir bekennen, dass wir darauf keine Antwort haben. Aber wenn es ein Leben nach dem Tod gibt, dann wird es wahrscheinlich eine Verbindung zwischen unserem Leben heute und dem Jenseits geben. Wenn dieses Jenseits ein gerechter Ort ist, dann werden wir dort für unsere guten Taten belohnt. Daraus entwickelte sich der Gedanke in diesem Leben eine Bürde auf sich zu nehmen um damit sich und seinen Angehörigen ein besseres Leben im Jenseits zu ermöglichen.
Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Lehre von der Bürde weiter. Aus der Frage ob es Gerechtigkeit gibt, ergab sich der Gedanke eine Bürde auf sich zu nehmen um schon im hier und jetzt auf ausgleichende Gerechtigkeit zu hoffen.

Im nächsten Schritt wurde die Hingabe mit der Bürde verbunden. Einige Schriftgelehrte der Schule von Pârtha befestigten lange Ketten an ihren Füßen. Mit dieser freiwilligen Einschränkung nahmen sie sich selbst ein Teil ihrer Bewegungsfreiheit um sich von den Versuchungen des Alltags abzuschotten. Ohne Ablenkung, ganz auf ihre Arbeit konzentriert, versuchten sie so die Lehre von Pârtha zu perfektionieren.
Daraus entwickelten sich die Kettenbrüder und -schwestern. Gewissermaßen unsere Mönche und Nonnen. Einige dieser Gelehrten ließen sich bald darauf auf immer neue und komplexere Arten fesseln.
Diese Idee beeinflusste schließlich auch die gewöhnliche Bevölkerung. Einige Menschen ließen sich zuerst symbolische und schließlich echte Fesseln anlegen um sie als Bürde oder Zeichen der Hingabe zu tragen. Am Ende dieser Entwicklung hat sich die Bedeutung des Begriffs Kettenbruder und -schwester verändert. Heute verstehen wir darunter eine Person, die die Idee der Bürde mit totaler Hingabe umsetzt und sich ganz darauf konzentriert, den ihr nahestehenden Personen zu helfen und zu dienen."

Ich brauche einen Moment, um diese Geschichte zu verdauen.

"Dann ist Leila also eine Kettenschwester?" frage ich.
"Das stimmt."
Frau Epikuron dreht sich um und ruft in Richtung Flur: "Leila, komm bitte ins Wohnzimmer."
Sofort höre metallisches Klirren. Es klingt wie eine Kette. Einen Augenblick später sehe ich den Grund für diese Geräusche. Aus dem Flur kommt eine bizarre Gestalt auf uns zu.
Sie trägt eine schwarze Burka, die im Licht der Deckenleuchte glänzt. Die Oberfläche sieht aus wie Plastik. Diese Burka reicht der Person nur bis knapp übers Knie. Darunter kommt eine schwarze glänzende Leggins zum Vorschein, die aus dem gleichen Material gemacht zu sein scheint wie das Gewand. Als sie näher kommt, wird mir klar, dass es sich um Latex handeln muss. Die Schuhe passen zum Latex. Sie glänzen ebenfalls schwarz und stehen auf geschätzt zehn Zentimeter hohen Absätzen. An den Fußgelenken trägt sie breite Metallschellen, die mit einer Kette verbunden sind. Eine weitere Kette schaut unter ihrem Gewand heraus und ist an einem Schlitten befestigt, der auf einer unscheinbaren Schiene läuft, die im Boden eingelassen ist.

Die verhüllte Gestalt, bei der ich kaum glauben kann, dass es Leila ist, tritt auf Frau Epikuron zu, geht vor ihr auf die Knie und berührt mit dem Kopf nacheinander beide Füße. Dann steht sie auf ohne ihre Hände zu benutzen und schaut sie an.
"Unser Gast ist extra wegen dir gekommen. Bitte erweise ihm die Ehre", sagt diese als Leila vor ihr steht.
Daraufhin geht Leila auf mich zu, zieht dabei die Kette in dem Schlitten hinter sich her und geht wieder auf die Knie. Mit in einer Mischung aus Überraschung und Faszination beobachte ich, wie sie mit ihren Kopf auch meine beiden Füße berührt und dann wieder aufsteht.
Nachdem Frau Epikuron "Jetzt kannst du dich setzen", gesagt hat, nimmt Leila am Tisch Platz.

"Wenn du schreiend davonlaufen möchtest, wäre das jetzt der perfekte Augenblick", sagt Frau Epikuron.
Ich schüttle mit dem Kopf.
"Nein, da brauchen sie sich keine Sorgen zu machen. Aber ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht was ich sagen soll."
"Dann gebe ich das Wort an Leila. Du hast alles mitgehört, oder?"
"Ja, habe ich. Erstmal bin ich froh, dass du nicht ausgeflippt bist. Du stellst dir jetzt bestimmt die Frage, was das alles soll?"
"Das stimmt", sage ich. "Die Sache mit der Bürde und der Hingabe habe ich verstanden, aber dein Outfit und das alles... Es ist so extrem!"
"Da kann ich nur zustimmen. Mir ist klar, dass die allermeisten Menschen mich für verrückt halten werden, egal wie ich ihnen meine Entscheidung so zu leben erkläre. Das macht auch gar nix, wichtig ist nur, dass ich damit glücklich bin und die Menschen, die mir nahe stehen, damit gut leben können."
"Was heißt das überhaupt, so zu leben? Was machst du denn den Tag über?" frage ich.
"Ich bin die Kettenschwester dieses Haushalts", erklärt Leila. "Ich möchte mit absoluter Hingabe das Leben der Menschen, die mir wichtig sind, so angenehm wie möglich gestalten. Deshalb habe ich für mich selbst festgelegt, dass ich in der Hierarchie ganz unten stehen möchte. Ich befolge Anweisungen, erledige anfallende Arbeiten, bediene sie. So was eben."

"Das du anderen Menschen helfen möchtest, ist natürlich kein Problem. Aber warum musst du dafür in der Hierarchie ganz unten stehen? Hast du dich damit nicht selbst aufgegeben?" frage ich.
"Das stimmt so nicht. Ich habe mir damit selbst auch einen Wunsch erfüllt. Ich bin als Baby von einer Familie adoptiert worden, die zum Weg von Pârtha gehört. Als Kind habe ich alle Aspekte der Lehre kennengelernt, abgesehen von den Kettenschwestern und -brüdern. Das es so etwas in unserer Gemeinschaft gibt, habe ich erst sehr viel später erfahren. Aber als ich schließlich diesen Teil unserer Kultur kennengelernt habe, hat es mich gleich in seinen Bann gezogen. Meine Pflegeeltern halten nichts von dieser Tradition und sie haben wirklich alles versucht um mich davon fernzuhalten. Aber ich kann manchmal ziemlich dickköpfig sein und habe so Stück für Stück immer mehr erfahren.
Je mehr ich erfahren habe, desto größer wurde meine Faszination und schließlich auch mein Wunsch das ganze selbst einmal zu erleben. Du wirst das nicht nachvollziehen können, aber ich finde es irre spannend an Menschen, denen ich vertrauen kann, Kontrolle abzugeben.
Allerdings hat zuerst niemand meinen Wunsch akzeptiert. Weil ich adoptiert bin, hat mich die Gemeinschaft immer wie das Nesthäkchen behandelt. Es hat wirklich lange gedauert, bis ich einen Weg gefunden habe mir meinen Wunsch zu erfüllen."

"Aber was war denn am Montag?" werfe ich ein. "Als wir in den Sträuchern hinter der Schule über unser Treffen heute gesprochen haben, hast du überhaupt keinen glücklichen Eindruck gemacht. Da hast du einfach wie ein Mensch gewirkt, den man gegen seinen Willen zu etwas zwingt."
"Stimmt schon", erwidert Leila. "Es kommt oft genug vor, dass ich mit den Entscheidungen, die andere für mich fällen, alles andere als glücklich bin. Es gibt auch Tage, an denen ich mir wirklich wünsche ich wäre niemals Kettenschwester geworden und oft genug verfluche ich die ganzen Einschränkungen, mit denen ich ständig leben muss.
Aber diese Gefühle und Zweifel sind ein ganz wichtiger Teil von meinem Leben als Kettenschwester. Wenn die Menschen, denen ich zu Diensten bin, nur Entscheidungen treffen würden, mit denen ich immer 100% zufrieden bin, wäre es total langweilig und die Einschränkungen und Regeln wären keine Bürde. Ich finde die Ungewissheit mit der ich jeden Tag leben muss irre spannend. Für die meisten Menschen verläuft der Alltag in festen Bahnen. Sie wissen, was sie erwartet. Bei mir ist das nicht so. Ich weiß nie, welche Aufgabe mich als Nächstes erwartet. Vielleicht ist sie leicht, vielleicht fordert sie mir alles ab? Jeder Tag ist eine neue Herausforderung!"

Es fällt mir schwer, Leilas Erklärung zu akzeptieren. Ihr Leben ist so bizarr, dass ich reflexhaft dagegen Einwände erheben möchte. Aber da sie diese Entscheidung wohl tatsächlich aus freien Stücken getroffen hat, stellt sich die Frage, mit welchem Recht ich dagegen protestieren soll?
Mit ihrer Entscheidung schadet sie höchstens sich alleine. Kann ich mich da als Moralapostel aufspielen?
Ich denke zurück an all den Unsinn, den ich mit meinen Freunden schon gemacht habe. Filmrisse bei durchfeierten Nächten, der im Sommer obligatorische Sprung von der Eisenbahnbrücke nahe meiner alten Schule in den darunter fließenden Fluss, Raserei auf der Landstraße, Klettern auf alten Strommasten... Nicht, dass ich ständig das Risiko suchen würde, aber mehr als einmal habe ich es schon im Nachhinein bereut mich selbst und andere leichtsinnig in Gefahr gebracht zu haben. Wenn meine Eltern von diesem Unsinn erfahren haben, gab es die verdiente Standpauke. Aber auch wenn mir mein Vater gehörig die Ohren gewaschen hat, war ihm anzumerken, dass er für mich Verständnis hatte. Ich habe eben getan, was man von Jungs erwartet.
Auf ihre eigene Art schadet Leila sich auch selbst, aber bringt sie sich damit in große Gefahr? Die Einschränkungen, mit denen sie lebt, sind extrem aber es sieht nicht so aus, als sei ihr Leben in Gefahr. Auch für andere Menschen ist das, was sie macht, nicht gefährlich. Ganz im Gegenteil, sie hat sich aus freien Stücken dazu entschlossen anderen Menschen zu helfen. Nur eben auf eine sehr ungewöhnliche Art und Weise.

Leila und Frau Epikuron schauen mich erwartungsvoll an.

"Na gut, wenn du wirklich so leben möchtest, ist das dein gutes Recht."
"Großartig", sagt Frau Epikuron daraufhin. "Ich hatte gleich ein gutes Gefühl bei dir, Jakob. Du bist ein offener Mensch, dass ist toller Charakterzug."
"Zu viel der Ehre", sage ich mit einem Schmunzeln.
"Wie wärs wenn du noch zum Abendessen bleibst?" fragt mich Frau Epikuron.
Ich schaue auf die Uhr, die hinter dem Esstisch an der Wand hängt. 19:00 Uhr. Ich habe heute Abend nichts weiter vor. Eigentlich gibt es keinen Grund, diese Einladung auszuschlagen, abgesehen davon, dass mich die Erlebnisse der letzten Stunde ziemlich erschlagen haben. Was ich jetzt bräuchte, wäre eigentlich ein bisschen frische Luft um den Kopf wieder freizubekommen.
"Ich brauche nicht lange um das Abendessen vorzubereiten", wirft Leila ein. "Es ist ganz simpel, kein Menü mit mehreren Gängen. Du kannst in der Zeit auf dem Sofa ein Nickerchen machen."

Es wäre grob unhöflich eine dermaßen freundliche Einladung abzulehnen. Also stimme ich zu und begebe mich sogar zum Sofa. Normalerweise würde ich mich als Gast bei meinem ersten Besuch nicht faul aufs Sofa legen, aber hier will ich die Chance nutzen für einen Moment die letzten Eindrücke in Ruhe zu verarbeiten.

Ich schließe meine Augen. Wo bin ich hier nur gelandet?

Obwohl ich es eigentlich gar nicht wollte, bin ich eingeschlafen. Ich werde von Leila geweckt, die vor dem Sofa kniet.
"Das Essen ist fertig, Jakob", sagt sie mit sanfter Stimme.
"Danke", sage ich halb schlaftrunken und richte mich unbeholfen auf. Am Tisch sitzen schon Frau Epikuron und Cyria. Leila und ich gehen beide zum Esstisch, doch während ich mich hinsetze, bleibt sie hinter mir stehen. Ich drehe mich zu ihr um.
"Isst du gar nicht mit?"
"Nein", sagt sie. "Ich esse später."
"Und du setzt dich nicht mal mit an den Tisch?"
Ohne mir zu antworten schaut Leila zu Frau Epikuron. Die blickt wiederum Leila an und scheint einen Moment lang nachzudenken.
"Tisch und nach dem Essen 30 Minuten. Dafür trage ich bei dem neuen Teil dann den ganzen Freitag lang die besonderen Aufsätze." sagt Leila.
"Die Hände auch?" fragt Frau Epikuron.
"Ja, bitte", antwortet Leila.
"Dann hoffe ich, dass die Aufsätze tatsächlich funktionieren. Na gut, dafür gebe ich dir den Tisch und danach 15 Minuten", erwidert sie.
"Die Aufsätze funktionieren bestimmt!" sagt Leila. "Ich hab schließlich eine halbe Ewigkeit daran herumgebastelt."
"Aber nur, wenn Jakob mit Freitag einverstanden ist", wirft Cyria ein.
Ich schaue vollkommen verdutzt in die Runde.
"Was ist am Freitag? Womit bin ich einverstanden?" frage ich.
"Würdest du mit mir am Freitag Laufen gehen?" fragt Leila.
"Klar, gerne", antworte ich.
"Deal", sagt Frau Epikuron daraufhin und Leila setzt sich an den Tisch.
"Jetzt darfst du dich setzen, weil wir am Freitag Joggen?" frage ich und schmiere mir ein Brot.
"Nicht direkt", antwortet Leila. "Das erkläre ich dir später einmal."
"Und was hat es mit diesen Minuten auf sich?"
"Das ist außerplanmäßige Freizeit. Nach dem Essen kann ich dir eines von meinen Zimmern zeigen, wenn du magst."
Damit bin ich natürlich einverstanden.

Beim Abendessen unterhalte ich mich mit den Frauen. Dabei erfahre ich, dass Cyria gerade ihr Abitur gemacht hat und in einem nahegelegenen Krankenhaus ein Praktikum macht. Ihr Notendurchschnitt reicht nicht für das geplante Medizinstudium, weshalb sie nun überlegt vorher eine Ausbildung zur Krankenschwester zu machen.
Der Vater arbeitet überwiegend im Ausland und ist dementsprechend selten zuhause.

Als wir fertig sind, steht Frau Epikuron auf und sagt:
"Leila, komm bitte mit."
Leila steht auf und verschwindet mit Frau Epikuron im Flur. Wenige Minuten später kehren beide zurück. Leila trägt immer noch ihre Latexburka aber die Ketten sind verschwunden. Sie schaut zu mir und fragt:
"Kommst du?"
Ich stehe auf, bedanke mich für das Essen und folge Leila. Die geht zurück in den Flur. Von hinten sehe ich, dass sie an ihren Fußgelenken noch immer die Metallschellen trägt. Dort, wo vorher die Ketten befestigt waren, sehe ich jetzt merkwürdige Löcher, die mich an ein Schlüsselloch erinnern. Auf einem Schränkchen im Flur liegen drei unterschiedlich lange Ketten. Die Ketten sehen stabil aus, definitiv kein Schmuck. An beiden Enden ist ein Knopf aus Metall angebracht, der etwa so groß ist wie ein 2€ Stück, nur etwas dicker. Sie führt mich vom Flur weg zu einer Treppe, die uns in die erste Etage bringt. Sowohl auf der Treppe als auch im Flur bewegt sie sich auf ihren hohen Absätzen mit spielerischer Leichtigkeit.
In der oberen Etage sehe ich auf dem Boden die gleichen Schienen, die ich schon im Erdgeschoss überall gesehen habe.

Leila bleibt vor einer verschlossenen Zimmertür stehen.
"Nicht jeder hat das Glück, gleich mehrere Zimmer nur für sich zu haben. Ich zeig dir jetzt mein Normales", erklärt sie und öffnet die Tür.
Das Zimmer, dass dahinter zum Vorschein kommt, sieht für meine Verhältnisse nicht normal aus. Dabei ist es grundsätzlich nicht ungewöhnlich, es ist nur deutlich größer als mein Zimmer und die Zimmer, die ich von meinen Freunden kenne.
Vor einem großen Fenster steht ein geräumiger Schreibtisch, der zu beiden Seiten von breiten Regalen flankiert wird. Auf dem Tisch liegt ein Laptop. In den Regalen stehen etliche Ordner. Zusammen mit den Ordnern stehen einige Lehrbücher im Regal, die in einem makellosen Zustand sind.
An den Wänden des Zimmers stehen noch weitere Regale und Schränke. In den anderen offenen Regalen stehen Bücher, größtenteils Romane, einige typische Urlaubssouvenirs wie Muscheln und eine ganze Menge DVDs. Passend dazu hängt ein großer Flachbildschirm an der Wand, neben dem kostspielig aussehende Boxen auf dem Boden stehen. Gegenüber von dem Flachbildschirm steht ein Sofa. Über diesem Sofa hängt ein Bild, oder besser gesagt ein Gemälde. Eine Radierung, die eine Ballerina zeigt. Die Einrichtung komplett macht das Doppelbett.

Die Einrichtung ist in Form und Farbe aufeinander abgestimmt. Hier wurden nicht einfach über die Jahre hinweg Möbel zusammengetragen. Dieses Zimmer wurde nach einem Plan eingerichtet und dieser Plan muss ziemlich kostspielig gewesen sein. Gleichzeitig wirkt das Zimmer nicht so, als sei es nur ein Ausstellungsraum. Wenn man genau hinschaut, erkennt man an der Schreibtischkante ganz zarte Spuren. Das gleiche gilt für Bett und Sofa. Dieser Raum wurde oder wird bewohnt. Um die dazu passenden Spuren zu finden, muss man allerdings mit der Lupe danach suchen, denn der Raum ist penibel gepflegt.

Leila lässt sich auf das Bett fallen, steckt ihre beiden Hände durch die Burka und streckt alle Viere von sich. Zum ersten Mal sehe ich ihre Arme. Genau wie ihre Beine sind sie auch von eng anliegendem Latex umhüllt. An beiden Handgelenken trägt sie Metallschellen. Der Handschuh an ihrer linken Hand ist an einigen Stellen ausgebeult. Als sie sich auf dem Bett ausstreckt, spreizt sie auch die Finger ihrer rechten Hand. An der linken Hand jedoch bleiben ihre Finger zusammen. Auch der Daumen liegt an der Hand an.
"So ein Bett ist doch was herrliches", sagt sie.
Ich bleibe vor ihr stehen.
"Schläfst du normalerweise nicht in einem Bett?" frage ich.
"Doch, schon. Es ist nur... anders."
"Weniger bequem?" hake ich nach.
"Mhm", bejaht sie und verharrt liegend auf dem Bett. Es wirkt so, als wollte sie diesen Augenblick ganz bewusst genießen. Ich gebe ihr zwei ruhige Minuten, bevor meine Neugierde wieder die Oberhand gewinnt.
"Das Zimmer sieht großartig aus", sage ich.
"Danke. Ich habs mit meinen Pflegeeltern und Frau Epikuron eingerichtet", erwidert sie.
"Aber jetzt bist du nicht mehr so oft hier? Das ist doch irgendwie... schade?" sage ich.
"Ja und nein", antwortet sie. "Ich liebe dieses Zimmer und bin froh, wenn ich hier etwas Zeit verbringen kann. Aber es war eigentlich ein Bestechungsversuch gewesen. Ich hab dir vorhin doch erzählt, dass meine Pflegeeltern lange versucht haben mich von meinem Wunsch Kettenschwester zu werden abzubringen. Sie haben mit mir viele Reisen gemacht. Ein anderes Mitglied unserer Gemeinschaft hat uns sogar seine Yacht im Mittelmeer zur Verfügung gestellt. Sie haben alles versucht, um mir ein normales Leben schmackhaft zu machen.
Als sie feststellen mussten, dass kein Geschenk und keine Reise mich von meinem Wunsch abbringen kann, haben wir eine Abmachung getroffen. Meinen Pflegeeltern war klar, dass mich das Extreme am Leben als Kettenschwester fasziniert. Wir haben dann gemeinsam nach Alternativen gesucht, die mit einem normalen Leben in Einklang zu bringen sind. Ungewöhnliche Freizeitbeschäftigungen, Hobbies, zum Teil Sportarten, die mitunter ein bisschen gefährlich oder ungewöhnlich sind. Wenn diese Suche erfolglos sein sollte, dann würden sie meine Entscheidung Kettenschwester zu werden akzeptieren.
Wir haben alles mögliche ausprobiert. Fallschirmspringen, Fechten, Surfen, Tauchen, Ballett, Reiten, Tanzen, Schießen – zum Schluss hat mein Vater mich dann bei einem Renntraining angemeldet. Meine Pflegeeltern haben einfach alle Register gezogen. Wenn sie es gekonnt hätten, hätten sie für mich einen Flug zum Mond gebucht. Wie du siehst, hat mich nichts so sehr fasziniert wie das Leben als Kettenschwester."

"Wow", sage ich leise. "Du hast all das gemacht und nichts davon konnte dich so richtig begeistern?"
"Begeistern schon. Bei vielen Sachen hatte ich unglaublich viel Spaß und ich denke sehr oft und gerne an diese Erlebnisse zurück. Diese Zeit hat mich allerdings in meiner Entscheidung nur noch bestärkt. Nach dem ich all das erlebt hatte, wusste ich wirklich, was ich als Kettenschwester alles aufgeben würde. Das hat es noch aufregender gemacht!"
"Du bist verrückt", sage ich und lächle ganz bewusst.
"Schon etwas", sagt sie und ich stelle mir vor, dass sie unter dem Gewand ebenfalls lächelt.

Leila wirkt entspannt und mir gegenüber erstaunlich offen. In meinem Kopf schwirren immer noch tausend Fragen herum. Ich will mehr über sie erfahren aber weiß nicht, womit ich anfangen soll. Angesichts ihrer Burka werde ich den Eindruck nicht los, dass es viele Dinge gibt, die ich Leila trotz ihrer Offenheit besser nicht fragen sollte. Ich habe Angst davor, dass sie zu mir wieder auf Abstand geht, wenn ich die falschen Fragen stelle.

"Leila, ich hoffe, ich frage jetzt nichts zu persönliches... aber warum benutzt du in der Schule immer nur deine rechte Hand?"
Als sie einen Moment zögert, wünsche ich mir schon, ich hätte diese Frage nicht gestellt. Doch schließlich sagt sie:
"Das ist etwas... Besonderes. Meine linke Hand, oder besser gesagt meine Finger, sind gefesselt. Das habe ich mir selbst ausgedacht. Es war die erste Fessel, die ich als Kettenschwester getragen habe."
Ich bin erleichtert, da ich nicht ausschließen konnte, dass es sich doch um eine Prothese handeln könnte. Ich wollte Leila nicht mit Fragen zu einem Unfall oder etwas ähnlichem in Verlegenheit bringen.
Fieberhaft überlege ich nun, was ich dazu sagen soll. Darf ich mal sehen? Geht das zu weit? Leila erlöst mich schließlich und fragt leise:
"Willst du mal sehen?"
Ich nicke. Atemlos sehe ich ihr dabei zu, wie sie ihren linken Lederhandschuh abstreift. Sie hat dabei sichtlich Mühe den eng anliegenden Handschuh auszuziehen. Dabei sehe ich, dass die Finger des Handschuhs irgendwie miteinander verbunden sind. Als sie es geschafft hat, kommt darunter eine zarte Frauenhand zum Vorschein. Ihre Hautfarbe ist heller als bei Frau Epikuron oder Cyria.

Zwischen ihren Fingergelenken sind zwei etwa 1cm breite Metallbänder angebracht, die verhindern, dass sie ihre Finger spreizen kann. An ihrem Daumen trägt sie einen breiten Metallring, der mit den Metallbändern verbunden ist. Auf diese Weise gefesselt, kann sie ihren Daumen nicht benutzen und die restlichen vier Finger nur wie in einem Fäustling öffnen oder schließen.
"Bevor meine Pflegeeltern bereit waren, meine Entscheidung hinzunehmen, habe ich mir oft überlegt was für Fesseln ich tragen könnte. Ich habe viel mit Seilen, Gummibändern und Klammern herumexperimentiert um herauszufinden was so alles möglich ist und wie es sich anfühlt. Dabei habe ich die Idee dazu entwickelt", erklärt sie und hält mir ihre gefesselte Hand entgegen.
"Es gibt in unserer Gemeinschaft einen Schmied, der die Teile dann für mich angefertigt hat. Man, war ich damals aufgeregt!"

Ich starre fasziniert auf ihre Hand. Nichts, was ich bisher erlebt habe, hat mich auf diesen Moment vorbereitet. Wenn ich so ein Teil eines Morgens an meiner Hand vorfinden würde, dann würde ich in Panik geraten und einen Krankenwagen rufen.
Aus Leilas Stimme höre ich Stolz heraus. Sie wirkt so, als ob sie mir ein selbst entworfenes Schmuckstück präsentieren würde. Jetzt sitzt sie vor mir und schaut mich an. Sie erwartet meine Reaktion. Ich suche angestrengt nach den richtigen Worten und nach einer quälend langen Pause bringe ich schließlich ein knappes "beeindruckend" hervor.
Leila zeigt sich damit zufrieden, meint fröhlich "danke" und zieht den abgelegten Handschuh wieder an.
"Ich hoffe, ich habe dich heute nicht zu arg geschockt?" meint sie, als der Handschuh wieder an seinem Platz ist.
"Nein", antworte ich und schiebe hinterher: "Na gut, ich bin schon geschockt. Aber es war nicht so schlimm, dass ich schreiend davonlaufen musste."
Jetzt zögert Leila.
"Danke." Ihre Stimme klingt ernst. Dieses Wort hat sie nicht einfach so ausgesprochen, sie hat ihm bewusst Bedeutung verliehen.
"Leider ist meine Zeit um", sagt sie als Nächstes. "Es tut mir leid, ich weiß das es unhöflich ist aber..."
Ich stehe auf.
"Ich weiß", sage ich und lächle sie an. "Vielen Dank für den schönen Abend."

Leila begleitet mich zur Tür. Ich nehme an, dass sie nicht auf die Zeit geachtet hat und jetzt in Zeitnot ist. Ich weiß nicht, was passiert, wenn sie ihren Zeitplan nicht einhält, aber ein Blick zu ihr verrät mir, dass es nichts Gutes ist.
Im Flur angekommen ruft sie in Richtung Wohnstube:
"Frau Epikuron, Jakob geht jetzt."
"Das ist aber schade", wird aus der Stube geantwortet. Ich höre Schritte. Frau Epikuron kommt um mich zu verabschieden. Sie scheint sich nicht zu beeilen. Leila springt nervös vom einen Bein aufs andere. Ich habe selbst nicht auf die Uhr geschaut, aber es sieht so aus, als ob Leila auf glühenden Kohlen steht. Kurzerhand entschließe ich mich ihr zu helfen. Ich öffne die Haustür, rufe: "Auf Wiedersehen und vielen Dank!", in die Wohnstube, trete mit einem Satz nach draußen und ziehe, ohne die Antwort von Frau Epikuron abzuwarten, hinter mir die Tür zu. Etwas unhöflich, aber es wird Leila hoffentlich helfen.
6. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von bd8888 am 04.01.16 16:46

Hallo Pfeffer
Danke dass du dich entschieden hast diese Geschichte ins Netz zu stellen.
Sie ist wie das Salz in der Suppe. Spitze!!
Bitte mach weiter so.
bd8888
7. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pardofelis am 04.01.16 19:49

Hallo pfeffer,

Einfach nur "Danke".
Bitte, bitte, bitte weiterschreiben.
Ich werde auch nicht drängeln, höchstens irgendwann ein bisschen.
Hervorragend geschrieben! Nachvollziehbare Dialoge! Interessanter Hintergrund!
Gefühlvoll, neugierig machend, und einfach nur schön.

Ach, eine Bitte hab ich noch: Lass Jakob nicht nur Helfershelfer sein, sondern ein wenig Selbstinitiative zeigen.
Aber, ich hoffe ich werde lesen wie es sich entwickelt.

liebe Grüße
8. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 05.01.16 00:05

Ich hoffe, ich werde die Suppe nicht versalzen bd8888. In diesem Sinne: Guten Appetit beim nächsten Teil!

Keine Sorge pardofelis. Als gelegentlich ungeduldiger Zeitgenosse habe ich vollstes Verständnis für Drängelei.

Zu deiner Bitte ein Spoiler. Der nachfolgende kleine Text nimmt einem Teil der Handlung vorweg. Lesen auf eigenes Risiko.



gag_coll hat mich mit seiner wunderbaren Geschichte "Maria" auf die Idee gebracht zwei ähnliche Charaktere zu entwerfen. Ein in Sachen BDSM unbewanderter Mann und eine Frau als Gegenpart, die zwar die unterwürfige Rolle einnimmt aber dabei trotzdem die treibende Kraft ist. Jakob wird anfangs arg unbeholfen durch die Geschichte stolpern aber im weiteren Verlauf langsam aber sicher eine dominante Rolle einnehmen.
9. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 05.01.16 00:07

Kapitel 6 - Freitag

Am Donnerstag fehlt Leila in der Schule. Meine Mitschüler scheinen das kaum zu bemerken. Ich hingegen mache mir Sorgen. Hat ihr Fehlen irgendetwas mit meinem Besuch zu tun? Ich denke darüber nach am Abend Frau Epikuron anzurufen um mich nach ihr zu erkundigen, aber wäre das nach einem Fehltag nicht zu aufdringlich? Also verwerfe ich diese Idee wieder und am Freitag sitzt Leila wie gewohnt in ihrem weißen Gewand an ihrem Platz.
Wie immer beteiligt sie sich rege am Unterricht und verschwindet in jeder Pause. Anders als sonst, wirkt sie heute allerdings unruhig. In der ersten Stunde sitzt sie noch wie immer kerzengerade auf ihrem Stuhl. In der zweiten Stunde bewegt sie ein paar mal ihren Oberkörper hin und her. Sie bewegt sich nur ganz kurz. Bei meinen Mitschülern wäre mir es gar nicht aufgefallen.
In den folgenden Stunden bewegt sie sich immer häufiger. In den letzten beiden Stunden sehe ich wie sie sich immer wieder nach vorne beugt. Wegen dem Gewand ist es nicht leicht zu erkennen, was sie da macht, aber es sieht so aus, als würde sie mit ihrem Oberkörper an der Tischkante entlang streifen.

Am Abend habe ich mich zum Laufen mit Leila verabredet. Pünktlich um 18:30 Uhr klingel ich an der Pforte. Frau Epikuron öffnet mir die Tür.
"Hallo Jakob! Warte bitte kurz, Leila ist gleich soweit."
Während ich im Flur warte, höre ich aus einem anderen Raum Leilas Stimme.
"Muss das heute echt auch noch sein?"
"Ja, das hast du selbst so festgelegt! Und achte auf deinen Ton!", höre ich Frau Epikuron mit entschiedener Stimme sagen.
"Ich weiß... aber... ach verdammt. Wenigstens nur für heute?"
"Ganz oder gar nicht, hast du selbst gesagt", sagt Frau Epikuron.

Kurz darauf betreten Leila, bekleidet mit ihrem Sport-Gewand, und Frau Epikuron den Flur. Leila wirkt niedergeschlagen, soweit ich das erkennen kann. Frau Epikuron drückt mir einen Rucksack in die Hand.
"Den musst du bitte mitnehmen. Ihr braucht ihn auf dem Sportplatz. Pass gut darauf auf, du darfst ihn nicht verlieren", sagt sie.
Nachdem ich ihr versprochen habe, gut auf den Rucksack aufzupassen, verabschiedet sie Leila und mich an der Haustür und wünscht uns viel Spaß.

Auf dem Weg zum Sportplatz sagt Leila kein Wort. Sie geht langsam neben mir her. Als wir den einsamen Radweg erreicht haben, frage ich sie:
"Hast du heute keine Lust zu laufen?"
"Doch", erwidert sie sofort.
"Ich habe vorhin im Flur gehört, wie du dich mit Frau Epikuron gestritten hast. Wenn du möchtest, können wir uns auch einfach nur auf eine Bank setzen."
"Danke", sagt sie leise. "Aber ich will laufen. Wir haben uns wegen etwas anderem gestritten."
"Darf ich fragen weshalb?"
"Ach... du wirst es ja eh gleich sehen. Öffne mal den Reißverschluss vorne am Rucksack."
Ich öffne die vordere Tasche am Rucksack, greife hinein und hole einen äußerst merkwürdigen Metallgegenstand hervor. Es sieht aus, wie ein langes T mit Zapfen und Einkerbungen am Ende.
"Das ist ein Schlüssel", erklärt mir Leila. "Damit müsstest du mir bitte auf dem Sportplatz die Fußkette abnehmen damit ich laufen kann."
"Kein Problem", sage ich. "Ich habe dich ja gestern schon mit der Kette an den Füßen gesehen."
"Ich weiß, deswegen haben wir uns eigentlich auch gar nicht gestritten. Also schon... aber..."
Leila bleibt stehen. Sie schaut mich einen Moment lang an, atmet tief durch und sagt dann:
"Jakob, bitte schau mal kurz zur Straße."
Ich nicke, drehe ihr meinen Rücken zu und warte gespannt, was passiert. Zuerst höre ich nichts. Ich will schon fragen, ob ich mich wieder umdrehen kann, als ich ein leises Stöhnen höre. Dieses unterdrückte Stöhnen höre ich noch ein paar Mal, dann frage ich, ohne mich umzudrehen:
"Alles in Ordnung?"
"Ja, jetzt ist es besser. Für einen kurzen Moment."
Ich drehe mich wieder um. Leila geht gerade von einem Baum weg. Was soll denn das? Das nächste Rätsel.
"Kann ich dir irgendwie helfen?", frage ich.
"Im Augenblick geht es wieder", sagt sie und geht weiter.
"Hinter der Ecke da vorne kommt eine Bank. Wollen wir da kurz Pause machen?"
Ich folge ihr und sage: "Gerne."

Wie angekündigt wartet hinter der nächsten Biegung eine Bank mit Blick auf den See auf uns. Wir setzen uns beide auf die Bank.
"Heute ist so ein Tag, an dem ich mich und meine Ideen so richtig verfluchen könnte", sagt Leila mit leiser Stimme.
"Was ist denn passiert?", frage ich.
"Du erinnerst dich doch bestimmt noch daran wie ich am Mittwoch die 15 Minuten extra Freizeit bekommen habe?", fragt Leila.
"Ja", bestätige ich.
"Wenn eine Kettenschwester um etwas besonderes bittet, muss sie dafür eine Gegenleistung anbieten und diese Gegenleistung muss den Wert der Bitte übersteigen."
"Ist das wieder die Sache mit der Hingabe und der Bürde?", frage ich.
"Genau. Als ich die 15 Minuten Freizeit ohne Ketten außerhalb meines Wochenplans haben wollte, haben wir uns als Gegenleistung auf etwas geeinigt, von dem wir beide nicht wussten wie gut es funktioniert."
"Und auf was habt ihr euch geeinigt?"
"Ich trage, nach langer Vorbereitung, seit heute einen neuen BH. Deswegen war ich gestern auch nicht in der Schule. Dafür gibt es noch so eine Art Extras, die man einbauen kann."
"Diesen BH mit dem Extra musst du jetzt tragen?", frage ich.
"Ja, den ganzen Tag lang. Das ist der Deal. Leider funktioniert ein Extra viel besser als erwartet."
"Verrätst du mir, um was es da geht?"
Leila zögert kurz, ehe sie leise fortfährt:
"Cyria und ich haben das zusammen entwickelt. Es besteht aus zwei kleinen Plättchen mit ganz feinen Härchen, die meine... meine Brüste berühren. Dazu kommt noch eine Art Juckpulver. Jetzt juckt es ständig. Das ist so unglaublich nervig."
"Ihr habt das zusammen entwickelt?", frage ich ungläubig.
"Ja. Ich finde das irre spannend mir immer wieder was neues einfallen zu lassen. Und Cyria hilft mir öfters dabei. Diese Idee funktioniert leider viel besser als erwartet. Dafür hätte ich am Mittwoch locker eine halbe Stunde Freizeit verdient gehabt."
Mit diesen Worten steht Leila auf, geht zu einem Baum am Wegesrand und reibt ihren Oberkörper am Baumstamm entlang.
"Du kannst dir nicht vorstellen, wie nervig das ist! Es juckt und juckt und ich kann nichts tun. Nicht mal kratzen", sagt sie.
Ich stehe ebenfalls auf und gehe auf sie zu.
"Du siehst wirklich aus wie ein Nervenbündel. Es wäre doch fair, wenn du zumindest ohne dieses Ding Sport machen könntest. Soll ich mich umdrehen, damit du das Teil ausziehen kannst?"
Leila lehnt mit dem Oberkörper am Baumstamm.
"Ich kann den BH nicht ausziehen. Und selbst wenn ich es könnte, würde ich mit den Händen nicht mal drankommen."
"Sind deine Hände... gefesselt?" frage ich vorsichtig.
"Ja, und bevor du fragst, nein, der Schlüssel für die Fußkette passt nicht für die Handfesseln. Ich hab das selbst so festgelegt. Wenn ich diese Einlagen trage, müssen meine Hände so gefesselt sein, dass ich meine Brüste nicht erreichen kann."
Leila lässt den Kopf hängen.
"Wollen wir zurück und Frau Epikuron darum bitten dich zu befreien?", frage ich vorsichtig.
Sofort hebt sie ihren Kopf wieder an und schaut mir direkt ins Gesicht.
"Nein. Es ist zwar wirklich unangenehm, aber ich will nicht aufgeben."

Ich beschließe Leila mit einer Frage abzulenken, die ich mir schon die ganze Zeit über stelle:
"Wie kommt es eigentlich, dass du bei Frau Epikuron wohnst?"
"Du weißt ja, dass meine Pflegeeltern absolut gegen die Kettenschwester Sache sind. Ich nehme ihnen das nicht übel, aber sie können sich nicht mit meinem Wunsch abfinden. Informationen zu den Kettenschwestern habe ich bekommen, in dem ich einfach andere Mitglieder der Pârtha-Gemeinschaft danach gefragt habe. Die meisten wussten, was meine Pflegeeltern davon halten und weil sie ihnen nicht in den Rücken fallen wollten bin ich mit meinen Fragen überall auf taube Ohren gestoßen. Frau Epikuron war eine der Ausnahmen. Ich muss gestehen, dass ich sie anfangs fast dazu genötigt habe mir zu helfen. Ich hatte aufgeschnappt, dass sie sich mit diesem Thema ein bisschen auskennt und ab da habe ich einfach nicht locker gelassen und bin ihr wirklich auf die Nerven gegangen.
Nach einer Weile musste sich Frau Epikuron dann eingestehen, dass sie mich nicht abwimmeln konnte. Ein paar Monate nach meinem 18. Geburtstag hat sie dann das Gespräch mit meinen Pflegeeltern gesucht und zu viert haben wir dann entschieden, dass ich für zwei Wochen bei Frau Epikuron wohnen sollte. In der Zeit sollte ich das Leben als Kettenschwester kennenlernen.
Das war aber nur ein Trick. Ich weiß, dass das für dich total komisch klingt, aber ich mag das Gefühl gefesselt und eingeschränkt zu sein. Das ist ein wichtiger Teil im Leben einer Kettenschwester. Frau Epikuron hat mir in diesen zwei Wochen aber nichts in dieser Richtung gezeigt. Stattdessen hat sie mir mit meinen Pflegeeltern zusammen das Zimmer eingerichtet, dass ich dir gestern gezeigt habe. Dort habe ich gewohnt. Dazu bekam ich von Frau Epikuron Aufgaben, die ich für sie im Haushalt und im Garten erledigen sollte. Arbeit ist auch ein wichtiger Teil im Leben einer Kettenschwester, aber es ist eben nur ein Teil. Frau Epikuron hat versucht mir meinen Wunsch mit öder Hausarbeit madig zu machen. Aber ich habe ihren Plan sofort durchschaut.

Ich habe in den zwei Wochen jede Aufgabe erledigt, die mir aufgetragen wurde und habe mich nicht einmal beschwert. Damit konnte ich Frau Epikuron überzeugen, dass ich es ernst meine. Sie hat mir dann angeboten, einige Wochenenden bei ihr zu verbringen. Dabei sollte ich dann das Leben einer Kettenschwester wirklich kennenlernen. Das war zwar ein Schritt in die richtige Richtung aber es war nicht, wie soll ich sagen... echt? Meiner Meinung nach ist eine echte Kettenschwester über einen längeren Zeitraum immer Kettenschwester – 24 Stunden am Tag. Ich war meistens nur einen Tag lang am Wochenende Kettenschwester. Es war nur ein kurzes Spiel für ein paar Stunden. Total langweilig.
Es hat mich dann viele, viele Stunden Diskutieren und Überzeugungsarbeit gekostet, bis ich endlich eine echte Kettenschwester werden durfte. Meine Pflegeeltern sind bis heute strikt dagegen und auch Frau Epikuron versucht mich ständig zu bremsen."

"Aber du bist jetzt zufrieden?", frage ich.
"Schon, ja. Frau Epikuron unterstützt mich zwar, aber sie ist auch der Meinung, dass ich zu weit gegangen bin. Die Grundlage für mein Leben als Kettenschwester ist mein Versprechen. Es ist wie ein Vertrag, in dem ich zusichere Frau Epikuron zu dienen und zu gehorchen. Außerdem werden darin die Einschränkungen festgelegt, mit denen ich lebe und noch ein paar Dinge.
Sie findet, dass ich mir viel zu viel aufgebürdet habe und versucht mich immer wieder davon zu überzeugen, mein Versprechen zu ändern und Einschränkungen zu streichen. Diese Idee finde ich unmöglich. Eine Kettenschwester muss ihr Versprechen halten."

Bis jetzt hat sich Leila kaum gerührt. Sie hat sich ganz auf ihre Schilderung konzentriert und darüber diesen merkwürdigen BH beinahe vergessen. Kaum ist sie fertig, sehe ich ihr an, dass ihr das Teil wieder zusetzt.
Wir gehen wieder zurück auf den Radweg. Sie geht so schnell, wie ihre Fußkette es zulässt. Ich überlege, ob ich ihr anbieten soll die Fußkette schon auf dem Weg zum Sportplatz zu öffnen aber ich kenne ihre Antwort auf dieses Angebot schon.

Am Sportplatz abgekommen bleibt sie vor der Laufbahn stehen. Ohne auf ihre Aufforderung zu warten, gehe ich vor ihr in die Hocke und hole den Schlüssel aus dem Rucksack. Ich schiebe ihr Gewand ein kleines Stück nach oben um freie Sicht auf ihre Füße zu haben. Ihre Beine sind wieder in ein eng anliegendes Material gehüllt, dessen Oberfläche aber eher matt und rau aussieht. An ihren Füßen trägt sie ganz normale Sportschuhe. Darüber die schon bekannten Metallfesseln, die mit einer Kette verbunden sind.
"An den Schellen siehst du jeweils eine kleine Scheibe, an denen die Kette befestigt ist. Da ist in der Mitte ein Schlüsselloch. Du musst den Schlüssel einfach nur reinstecken und einmal umdrehen", erklärt Leila.
Die Schlösser funktionieren wie beschrieben und mit zwei flinken Handbewegungen habe ich sie von der Kette befreit. Die Kette lege ich dann zusammen mit dem Schlüssel in den Rucksack.
"Danke", sagt Leila und wendet sich der Laufbahn zu. "Auf geht’s!"
Ich nehme den Rucksack auf die Schultern und laufe ihr hinterher.

Ihr Tempo ist beachtlich. Sie läuft definitiv schneller als beim letzten mal. Es ist offensichtlich, dass sie ihr Laufpensum so schnell wie möglich hinter sich bringen will.

Nach drei schnellen Runden ist es geschafft.

Nachdem ich ihr die Fußkette wieder angelegt habe, machen wir uns auf den Rückweg. Sie hat die ganze Zeit über mit den BH-Einlagen zu kämpfen. Ich versuche sie mit etwas Smalltalk zum Thema Schule abzulenken. Dabei merke ich schnell, dass selbst ich, als absoluter Neuling, über unsere Mitschüler mehr weiß als sie.

**

Kapitel 7 - See

Am Wochenende besuche ich meine Eltern und treffe mich mit meinen Freunden aus der alten Schule. Wir haben alle viel von unseren neuen Schulen zu berichten. Aber egal wie lustig oder spannend die Geschichten der anderen auch sind, ich muss immer wieder an Leila denken. Ich hoffe, dass sie sich am Wochenende etwas erholen kann. Mit diesen Gedanken bleibe ich alleine. Meine Mutter fragt mich besonders intensiv nach meinen neuen Mitschülern aus und ihr entgeht nicht, dass ich immer wieder in meinen Gedanken versinke. Als sie wieder und wieder nachbohrt, überlege ich ob ich ihr nicht doch von Leila erzählen soll. Aber wie soll ich das anstellen? Leilas Leben ist so verrückt, dass sie mir unmöglich glauben würde. Sie würde wohl annehmen, dass mir die Großmutter Drogen ins Essen mischt. Also lasse ich die Fragen meiner Mutter ins Leere laufen und meinen Freunden erzähle ich auch nichts von Leila.


Als ich am Montag in der Schule nach einer Pause an meinen Platz zurückkomme, liegt auf meinem Schreibblock ein zusammengefalteter Zettel. Auf dem Zettel steht:

Komm bitte nach der Schule zum kleinen Geräteschuppen hinter den Sträuchern.
Gez. L

Ich folge der Einladung und treffe nach der Schule am verabredeten Ort wie erwartet Leila.
"Hi", begrüße ich sie. "Ich hoffe, du hast dich nach der Tortur am Freitag etwas erholen können."
"Hallo Jakob!", erwidert sie meine Begrüßung. Ihre Stimme klingt aufgeweckt, fast fröhlich.
"Ja, ich hab mich ziemlich gut erholt", sagt sie. "Ich hab heute meinen freien Tag. Hast du Lust mit mir heute Nachmittag im See Schwimmen zu gehen?"
"Schwimmen?", frage ich entgeistert. Angesichts ihres Gewands habe ich nicht erwartet, von ihr zum Schwimmen eingeladen zu werden.
"Ich kenne einen abgelegenen kleinen Strand. Da ist niemand. Quasi meine private Badestelle", sagt sie und nimmt damit meine Frage vorweg.
"Ok, gerne!", sage ich.
"Super. Magst du mich um 16 Uhr bei mir zuhause abholen? Die Badestelle ist nicht weit weg."
"Mach ich."
Wir verabschieden uns und ich mache mich auf den Heimweg.


Um 16 Uhr hole ich Leila bei ihr zuhause ab. Sie trägt ihr weißes Gewand und hat eine Umhängetasche dabei.
"Ich wusste gar nicht, dass du auch einen freien Tag hast", sage ich, als wir auf dem Weg sind.
"Montag ist mein freier Tag", erklärt sie. "Zumindest wenn ich in der Woche davor keine gravierenden Fehler gemacht habe. Wenn ich Fehler mache oder mich schlecht verhalte, kann der freie Tag auch gestrichen oder eingeschränkt werden."
"Kommt das oft vor?"
"Also komplett gestrichen wird mein freier Tag nur selten. Aber kleine Einschränkungen muss ich öfters hinnehmen."
Leila zieht ihr Gewand hoch. Ich sehe, dass sie ihre Fußkette trägt. Außerdem trägt sie schwarze Latex-Leggings und Schuhe, die ich noch nie zuvor bei ihr gesehen habe. Rote Ballerinas mit kleinen schwarzen Schleifen.
"Die Kette muss ich tragen, weil ich in der letzten Woche zu störrisch war. Das macht aber nichts. Ich hab mich so an die Kette gewöhnt, dass ich sie eigentlich schon vermisse wenn ich sie mal nicht trage."
"Du trägst heute andere Schuhe als sonst. Kannst du dir an deinem freien Tag aussuchen, was du anziehen möchtest?", frage ich als Nächstes.
"Nicht wirklich", antwortet sie. "Als Kettenschwester muss ich immer Einschränkungen als Bürde tragen. Meine Schuhe sind eine Ausnahme. Da kann ich an meinem freien Tag noch tragen, was ich möchte. Die Schuhe habe ich mir gerade erst letzte Woche bestellt. Toll, oder?", sagt sie und zieht ihr Gewand wieder hoch.
"Die sehen gut aus", sage ich. Das Leila sich trotz ihrer restriktiven Kleidung für Mode interessiert, habe ich nicht erwartet.
"Ich finde die passen super zu dem schwarzen Latex. Wenn man bei der Kleidung keine Wahl hat, ist es echt nicht leicht passende Sachen zu finden", sagt sie und betrachtet die Schuhe an ihren Füßen von allen Seiten.
"Das Rot passt wirklich zu dem Latex", pflichte ich ihr bei. "Vermisst du das denn gar nicht? Ich meine, dass du eigentlich nie entscheiden kannst, was du anziehst?"
"Oh doch", antwortet sie, lässt die Burka fallen und geht weiter.
"Bevor ich Kettenschwester geworden bin, war ich für mein Leben gern Shoppen. Ich hatte prall gefüllte Kleiderschränke. Ich liebe es immer noch, an meinem freien Tag einfach mit einem Becher Kakao faul auf dem Sofa zu liegen und Modezeitschriften zu lesen."
"Du hattest prall gefüllte Kleiderschränke? Was ist denn daraus geworden?"
"Alles weggegeben. Ich brauche als Kettenschwester keine normale Kleidung. Nur die Schuhe sind eine Ausnahme."
"Dann musst du ja wirklich immer nur diese... besonderen Sachen aus Latex tragen", stelle ich fest.
"Ja, das gehört zu der Bürde, die ich als Kettenschwester trage. Außerdem habe ich es mit meiner Kleidung so weit getrieben oder besser gesagt übertrieben, dass es in erster Linie Luxus war. Ich hatte so viel, dass die meisten Sachen einfach nur im Schrank lagen und nie getragen wurden. Wie du weißt, war ich früher das Nesthäkchen. Meine Eltern haben mir jeden Wunsch erfüllt. Rückblickend ist es wirklich irre, wie viel Geld ich ohne darüber nachzudenken mit vollen Händen ausgegeben habe. Heute kommt mir das so blöd vor.
Als Kettenschwester ist es jetzt meine wichtigste Aufgabe, den Menschen, die mir nahe stehen zu helfen und ihnen zu dienen. Übertriebenen Luxus brauche ich dafür nicht, deswegen mussten die Sachen weg. Nur manchmal, wenn ich es verdient habe, darf ich mir etwas Schönes gönnen. Wie eben diese Schuhe."

Das nächste ungewöhnliche Detail aus dem Leben von Leila. Ich bin wieder überrascht, mit welcher Konsequenz sie ihren Weg geht.

Der Weg zur Badestelle führt an einer leer stehenden Pension vorbei. Im Garten wuchert das Unkraut.
"Die Wirtin ist vor 3 Jahren gestorben", sagt Leila als wir uns einen Weg durch das Gestrüpp bahnen. "Ihre Erben wissen wohl noch nicht so recht, was sie mit dem Haus und dem Grundstück anfangen sollen. Neuenfels ist nicht gerade der Touristenmagnet. Seit dem ist hier nichts mehr passiert. Die Badestelle gehört zur Pension aber seit der Betrieb eingestellt worden ist, habe ich hier noch keinen anderen Menschen gesehen."

Die Badestelle entpuppt sich als hübscher kleiner Strand hinter dem ein Wald liegt. Damit ist sie bestens geschützt vor fremden Blicken. Die warme Nachmittagssonne steht über dem See. Perfektes Badewetter!
Leila und ich legen unsere mitgebrachten Liegetücher am Strand aus. Dann schaue ich gebannt zu ihr. Seit sie mich eingeladen hat, habe ich mir die Frage gestellt, was sie wohl zum Schwimmen tragen wird. Trägt sie unter ihrer Burka einen Badeanzug? Werde ich wohl möglich ihr Gesicht sehen?
Leila wendet mir zu und sagt: "Mein Schwimmzeug entspricht nicht ganz der aktuellen Sommermode. Es ist ein ziemlich seltsamer Anblick. Bitte erschrick dich nicht, ok?"
"Ok", sage ich, woraufhin sie beginnt mit beiden Händen ihre Burka nach oben zu ziehen. Der Stoff des Gewands hat kaum ihre Schuhe entblößt, da lässt sie ihn wieder fallen und schaut zu mir.
"Ich trage wirklich sehr komische Sachen. Du darfst dich nicht erschrecken. Versprochen?", fragt sie.
"Versprochen", antworte ich.

Leila greift wieder nach ihrem Gewand und zieht es nach oben.

Zuerst kommen ihre Beine zum Vorschein. Abgesehen von den Metallschellen mit der Fußkette erblicke ich nur schwarzes Latex. Oberhalb ihrer Beine sehe ich, dass auch ihre Hüften ganz von Latex umschlossen sind. Als sie das Gewand fast ganz ausgezogen hat, sehe ich einen schlanken Körper vor mir, der von den Füßen über die Schultern bis zu den Fingerspitzen in Latex gekleidet ist. Selbst ihre Lederhandschuhe hat sie gegen welche aus Latex eingetauscht.
Das Material sieht robust und ziemlich dick aus. Vom Körper erkenne ich nur grobe Konturen. Nur die Metallschellen an Händen und Füßen heben sich von dem gleichmäßigen Schwarz ab. Außerdem trägt sie auch noch ein etwa 2 cm breites Metallhalsband.
Das Leila in einem Latexanzug schwimmen geht, wundert mich nicht. Die wirkliche Überraschung bekomme ich erst zu sehen, als sie ihr Gewand über ihren Kopf streift.
Auf ihrem Kopf trägt sie eine Art Helm, der mich an eine Gasmaske ohne Filter erinnert. Die Maske glänzt matt schwarz und wirkt sehr stabil. Sie umschließt den Kopf komplett, nirgendwo ist auch nur ein einziges Haar zu sehen. Dort wo die Augen sitzen, sind zwei pechschwarze Gläser in die Maske eingelassen. Unter diesen Gläsern, etwa dort wo der Mund sein sollte, hat die Maske ein kreisrundes Loch, in das ein engmaschiges Metallgitter eingelassen ist.

Angesichts dieser bizarren Maske, die sich in einem Horrorfilm gut machen würde, stehe ich mit weit aufgerissenen Augen vor Leila.

Mein Versprechen mich nicht zu erschrecken ist hinfällig.
"Kannst du die abnehmen?" frage ich.
"Nein. Also das heißt grundsätzlich schon. Keine Angst, die ist nicht an meinem Kopf festgeklebt oder so. Ich kann sie nur jetzt nicht abnehmen."
"Warum trägst du so was selbst beim Schwimmen?", frage ich entgeistert.
Leila richtet ihren Blick zu Boden. Mein deutlich erkennbares Entsetzen beim Anblick dieser Maske geht nicht spurlos an ihr vorüber.
"Tut mir leid, wahrscheinlich hängt dir das schon zu den Ohren raus, aber das ist wieder so eine besondere Regel. Alle Kettenschwestern und -brüder versprechen der Gemeinschaft, dass sie die Bürde der Fessel tragen und den Menschen, die ihnen nahe stehen, dienen werden. Darüber hinaus kann man die eigene Bürde noch vergrößern, in dem man zusätzliche Versprechen ablegt. Ich habe unter anderem versprochen, dass ich mein Gesicht nur ganz bestimmten Menschen zeigen werde. Bitte sei mir nicht böse, aber ich darf dir mein Gesicht nicht zeigen. Vielleicht darf ich es eines Tages aber jetzt noch nicht."
"Welchen Menschen darfst du dein Gesicht denn zeigen?"
Leila windet sich. Es ist ihr anzusehen, dass dieser Moment für sie sehr unangenehm ist.
"Ich... ich möchte das jetzt noch nicht erklären. Später, wenn wir uns besser kennen. Aber jetzt kann ich es noch nicht. Bitte nimm mir das nicht übel. Bitte!"
Ich atme tief durch. Ich habe nicht erwartet diesen Badeausflug mit einer Person zu verbringen, die aussieht, als sei sie die letzte Überlebende nach dem Ausbruch einer verheerenden Seuche.

Leila setzt sich auf ihr Liegetuch und lässt den Kopf hängen. Bei ihrem Anblick verfliegt mein Entsetzen sofort. Meine Reaktion hat sie hart getroffen. Das war nicht meine Absicht.

Ich setze mich neben sie und lege ihr meinen Arm um die Schulter.
"Sorry, dass ich so erschrocken reagiert habe. Ich war nur so überrascht."
Leila lehnt sich an mich.
"Du kannst ja nichts dafür", sagt sie leise. "Ich sehe halt aus wie ein Freak."
"Hey, sei nicht so streng mit dir selbst. Die Maske ist eben etwas gewöhnungsbedürftig."
"Danke", sagt sie.
"Musst du die Maske immer tragen?", frage ich.
"Nein. Ich kann zuhause oft den Mundschutz abnehmen. Dann kann ich ganz normal essen." Sie deutet auf das runde Loch mit dem engmaschigen Metallgitter. "Und ich kann auch die ganze Maske manchmal abnehmen, wenn ich mich gut benehme. Heute, an meinem freien Tag, muss ich das Gitter vor dem Mund nur tragen, weil wir uns treffen. Das habe ich mir alles selbst ausgedacht. Ganz schön dumm von mir, was?"
Leila spricht immer noch leise und wirkt niedergeschlagen.
"Ich müsste lügen, wenn ich sagen sollte, dass ich deine Entscheidungen nachvollziehen kann. Aber du hast mir doch selbst erklärt, dass du in erster Linie anderen Menschen dienen willst. Dein Weg ist ziemlich extrem aber die Idee anderen zu helfen ist überhaupt nicht dumm. Vielleicht hast du es mit den ganzen Einschränkungen nur übertrieben? Könntest du nicht mit Frau Epikuron sprechen, damit ihr die Sache ein bisschen leichter gestalten könnt?"

"Manchmal wünsche ich mir das. Aber wenn Frau Epikuron bei so einer zentralen Regel einmal nachgeben wird, dann werde ich sie immer wieder dazu bringen nachzugeben und dann werde ich bald keine Kettenschwester mehr sein. Cyria und Frau Epikuron tragen eine große Verantwortung. Sie müssen mir dabei helfen auf meinem Weg zu bleiben, was an manchen Tagen nicht leicht ist."

"Aber dafür umsorgst du sie doch auch fast jeden Tag", sage ich.
"Das beruht aber auf Gegenseitigkeit. Sie machen aber auch sehr viel für mich. Ich habe mir viel aufgebürdet und bin oft auf ihre Hilfe angewiesen."
"Wobei müssen sie dir denn helfen?"
"Das möchte ich dir jetzt wirklich nicht sagen. Die Sachen sind noch schlimmer als die Maske."
"Och, an die Maske habe ich mich inzwischen schon gewöhnt", sage ich.
Leila richtet sich auf, blickt mich an und sagt: "Echt?"
Ich schaue in die beide pechschwarzen Augengläser.
"Na gut, ich will dich ja nicht belügen. Dein Anblick ist immer noch ungewöhnlich aber den ersten Schock habe ich überwunden. Also wäre ich bereit für den nächsten Schock", sage ich und lächle kurz.
"Den nächsten Schock kannst du dir abholen, wenn wir uns das nächste mal treffen", sagt sie und klingt dabei schon besser gelaunt.
"Treffen können wir uns gerne. Aber für die nächste ungewöhnliche Offenbarung wäre ich schon jetzt bereit."
"Meinst du? Vielleicht ist der nächste Schock ja so schlimm, dass du dich gar nicht mehr traust dich mit mir zu treffen."
"Bisher hab ich noch alles verkraftet. Vielleicht kann ich dich mit Komplimenten bestechen? Du hast die schönste Maske, die ich in diesem Sommer gesehen habe. Die Freiwillige Feuerwehr sieht ganz schön alt aus verglichen mit dir."
"Das ist ja ein tolles Kompliment", sagt Leila und lacht für einen kurzen Moment.
"Ich weiß", sage ich, beuge mich zu ihr herüber und hauche ihr einen Kuss auf die Stirn. Ich handle ohne darüber nachzudenken. Wahrscheinlich ist es die Erleichterung darüber, dass ich es tatsächlich geschafft habe, Leilas Laune etwas zu verbessern.
Sie kann davon unter ihrer Maske nur so etwas wie leichten Druck gespürt haben. Jetzt schaut sie mich mit ihren undurchdringlichen Augengläsern an. Instinktiv suche ich nach irgendeiner Reaktion in ihrem Gesicht. Doch die Maske regt sich nicht.

Nach einem quälend langen stillen Augenblick springt Leila plötzlich auf.
"Komm, lass uns schwimmen gehen!"
Wegen ihrer Fußkette kann sie nicht rennen, aber sie geht so schnell sie kann zum See. Über den kurzen Strand muss sie nicht weit laufen. Hastig streife ich mir meine Klamotten vom Leib. Zum Glück habe ich daheim noch meine Badehose untergezogen.
Fertig umgezogen renne ich ihr hinterher und bevor ich sie eingeholt habe, steht sie schon im Wasser. Als das Wasser etwa hüfthoch ist, fängt sie an zu schwimmen. Sowohl die Maske als auch die Fußkette scheinen sie dabei nicht groß zu stören, weshalb ich vermute, dass sie nicht zum ersten mal in diesen Sachen schwimmt.
Ich schwimme in ihre Richtung. Der See scheint zumindest an dieser Stelle nicht besonders tief zu sein. Ohne Probleme kann ich jederzeit mit meinen Füßen den Boden berühren.

Als ich sie fast eingeholt habe, fängt sie an mich mit Wasser vollzuspritzen.
"Da bist du ja endlich, du lahme Ente", sagt sie und lacht.
"Du bist mit einem ordentlichen Vorsprung gestartet", gebe ich lachend zurück und spritze sie ebenfalls voll.
"Ich bin sowieso schneller als du", ruft sie mir durch die Wasserfontänen hindurch zu.
"Im Leben nicht", antworte ich.
"Wie wärs mit einem Wettschwimmen?" fragt sie und hört auf mich vollzuspritzen.
Meint sie das ernst? Mit der Kette als Handicap kann sie doch unmöglich schneller sein als ich. Aber natürlich gehe ich trotzdem auf ihre Herausforderung ein.
"Wenn du verlieren willst, gerne. Um was wetten wir denn?"
Daran hat sie offenbar nicht gedacht.
"Ich weiß nicht, schlag du was vor", sagt sie.
"Ne, dass musst du schon machen. War schließlich deine Idee."
Leila überlegt einen Moment lang, dann sagt sie: "Ich weiß was: Der Verlierer muss dem Gewinner den Rücken massieren."
"Einverstanden", sage ich. Will ich gewinnen oder verlieren? Der Gedanke, von ihr massiert zu werden, ist irgendwie reizvoll. Aber wenn ich sie massiere, kann ich ihr verrücktes Outfit unter die Lupe nehmen.

Wir einigen uns auf einen Startpunkt im Wasser. Der Strand ist die Ziellinie. Beim Start zieht Leila schneller davon, als ich es erwartet habe. Sie muss wirklich Übung darin haben mit der Fußkette zu schwimmen. Aber auch wenn sie schneller ist, als ich es erwartet habe, ist sie noch lange nicht schneller als ich.
Nach ein paar Metern habe ich sie überholt. Jetzt muss ich wieder daran denken, ob ich dieses Rennen überhaupt gewinnen will? Ich werde langsamer und lasse Leila herankommen. Als sie auf meiner Höhe ist, scheint sie sich die gleiche Frage zu stellen. Sie überholt mich nicht und wird nun ihrerseits langsamer. Jetzt treffe ich die Entscheidung, dass ich Leila massieren will. Ich drossle mein Tempo so weit, dass Leila sich nach mir umdreht. Sie zögert einen Augenblick und zieht dann davon.

"Gratulation", sage ich, als ich hinter ihr aus dem Wasser steige.
"Danke", erwidert Leila.

Leila legt sich mit dem Bauch auf ihr Tuch.

Ohne Plan, wie ich Leila überhaupt massieren soll, knie ich mich über sie. Immerhin habe ich jetzt die Chance ihre Rückseite zu begutachten. Ihr Latexanzug hat auf der Rückseite einen Reißverschluss. Der sieht jedoch anders aus als ein normaler Reißverschluss. Er ist größer und macht einen sehr robusten Eindruck. Der Reißverschluss endet unter ihrem Metallhalsband.
Die Maske hat keinen Reißverschluss. Ich nehme mir einen Moment Zeit um sie von hinten und von der Seite in Augenschein zu nehmen. Wie öffnet man dieses Teil? Ich finde weder Schloss noch Scharnier oder ähnliches. Beim Blick auf die Seite fällt mir allerdings eine feine Naht auf, die die Maske in zwei Hälften teilt. Seltsam.

Zurück zu meinem eigentlichen Anliegen. Ich lege meine beiden Hände auf Leilas Schultern. Das Latex ist feucht. Es fühlt sich glatt an. Vorsichtig beginne ich ihre Schultern zu massieren. Das Material ist warm. Diese Wärme ist das einzige, was sich wie ein menschlicher Körper in meinen Händen anfühlt. Als ich etwas fester zudrücke, spüre ich an einigen Stellen etwas Hartes unter der ansonsten ebenen Oberfläche. Behutsam folge ich mit meinen Händen diesen Stellen. Zentimeter für Zentimeter fahren meine Finger an einer Kante entlang. Als mir klar wird, was ich da ertastet habe, bin ich beinahe überrascht. Es muss ein BH sein. Die Träger scheinen sehr breit und ungewöhnlich stark zu sein. Vielleicht ein besonders robuster Sport-BH? Nach allem, was ich bis jetzt erlebt habe, bin ich über jedes normale Kleidungsstück an Leilas Körper erstaunt. Oder ist es vielleicht dieser komische BH mit den Einsätzen?

Nachdem ich meine Inspektion beendet habe, fahre ich mit meiner Massage fort. Langsam arbeite ich mich von ihren Schultern hinab zu ihren Hüften. Auch hier ertaste ich wieder ein merkwürdiges hartes Band, dass wie ein Gürtel einmal um ihre Hüften entlang zu laufen scheint. Für ein Höschen sitzt dieses Band zu hoch. Ich würde gerne wissen, was ich da unter meinen Fingern spüre aber Leila hat inzwischen begonnen schwerer zu atmen. Es ist kein heftiges Stöhnen, aber doch durch ihre Maske gedämpft zu hören.
Ich habe nicht mal die leiseste Ahnung wie man einen Menschen vernünftig massiert, aber anhand von Leilas Reaktion erkenne ich, dass ich zumindest nicht alles falsch mache. An meinen Beinen spüre ich, wie sie anfängt ihre Hüften zu bewegen. Zuerst sind ihre Bewegungen kaum wahrnehmbar, aber als ich meine Massage weiter fortsetze, spüre ich es immer stärker. Langsam beginnt sie außerdem ihre Schenkel aneinanderzureiben. Ich merke, wie meine Badehose enger wird.

Ein bizarrer Moment. Ich kenne noch nicht einmal ihr Gesicht und trotzdem wirkt diese schwarze Gummipuppe anziehend.
Meine Finger gleiten über ihre Hüften hinweg in Richtung Po. Sie lässt es geschehen. Ich will sie weiter berühren, aber zwinge mich zur Zurückhaltung. Meine Hände streifen den Ansatz ihres Pos und wandern dann wieder nach oben. Leilas Hüften bewegen sich nun ein wenig mehr, gleichzeitig geht ihr Atem immer schneller. Mit meinen Händen erreiche ich das Band, dass zu ihrem BH gehören muss und kehre wieder um. Langsam arbeite ich mich mit kreisenden Bewegungen Richtung Po vor. Diesmal mache ich nicht am Poansatz kehrt. Zentimeter für Zentimeter fahren meine Hände auf dem warmen Latex über ihren straffen Hintern.
Ein leises Geräusch, ein ganz zartes Stöhnen bestärkt mich in der Hoffnung, dass sie gegen das, was nun folgt nichts einzuwenden hat. Sie hat ihre Schenkel ein wenig geöffnet. Zwischen ihren Beinen sehe ich nur blankes Latex. Der Anblick zieht mich magisch an. Einen Moment lang zögere ich und lasse meine Hände auf ihrem Po. Sollte ich wirklich...? Dann wandern meine Finger in Richtung Allerheiligstes.
Als der erste Finger sein Ziel erreicht hat, ist ihr Atem durch die Maske sehr deutlich hörbar und stoppt abrupt in der Sekunde, als ich zwischen ihren Beinen vollkommen unerwartet auf etwas hartes treffe. Es kann unmöglich das Latex sein, dass ich spüre. Es fühlt sich so an, als würde ich mit meinen Fingern eine unnachgiebige Holz- oder Metallplatte berühren.

Leila richtet sich ruckartig auf und stößt mich beiseite. Ich werde überrascht und falle neben ihr in den Sand.
"Sorry!", sage ich sofort, noch bevor ich versuche wieder aufzustehen.
Leila bleibt auf der Decke sitzen und starrt mich an. Ich sehe nur ihre schwarzen Augengläser. Die Maske verbirgt jede Regung ihres Gesichts. Ohne Anhaltspunkt um herauszufinden, was in ihr vorgeht, gehe ich vom schlimmsten Fall aus. Ich bin viel zu weit gegangen.
Ich stehe auf und sage:
"Tut mir leid, ich habe nicht nachgedacht."
Leila sitzt weiter auf der Decke, dreht ihren Kopf kurz zur Seite und starrt mich dann wieder an. Was soll ich aus dieser Geste herauslesen? Will sie mir etwas sagen? Sucht sie nach den richtigen Worten? Ohne wenigstens das Gesicht meines Gegenübers sehen zu können, tappe ich vollkommen im Dunkeln. Es ist so, als ob ich versuchen würde mit einer schwarzen Mauer zu reden.

Will sie nicht mehr mit mir sprechen?

Ich mache mich daran meine Decke zusammenzurollen. Dieser Tag ist gelaufen. Ich frage ich sie:
"Soll ich dich nach Hause bringen? Oder dir ein Taxi rufen?"
Jetzt erwacht sie urplötzlich zum Leben.
"Nein, nein! Sorry, sorry!", bringt sie hastig hervor. Die Worte überschlagen sich.
"Ich weiß nicht, was ich sagen soll", sagt sie als Nächstes, diesmal deutlich leiser.
"Du musst nichts sagen. Ich bin einfach zu weit gegangen", sage ich.
"Ja", antwortet sie und schiebt sofort "Nein", hinterher.
Ja und nein? Das macht die Sache nicht einfacher. Also versuche ich es mit einer Erklärung.
"Ich hatte den Eindruck, dass dir die Massage gefällt. Auch als meine Hände weiter nach unten gewandert sind. Deshalb habe ich es dann leider übertrieben."
"Es hat mir auch gefallen", antwortet Leila. "Aber du hast etwas gespürt, als du mich zwischen den Beinen berührt hast."
Ich nicke. Daraufhin lässt Leila den Kopf hängen.
"Ich bin so ein Freak", sagt sie leise.
Ich setze mich neben sie in den Sand.
"Ich habe nicht nur einen komischen BH, ich habe noch mehr ungewöhnliche Unterwäsche", sagt sie leise. "Du hast meinen Keuschheitsgürtel berührt", sagt sie.
"Deinen Keuschheitsgürtel?", frage ich ungläubig.
"Ja, meinen Keuschheitsgürtel", wiederholt sie. "Du solltest davon nichts wissen. Eigentlich wollte ich dich massieren. Ich weiß, dass du beim Schwimmen wegen der Kette natürlich schneller bist als ich. Ich wollte mich mit der Massage für den Schrecken revanchieren, den ich dir mit meiner Maske eingejagt habe", sagt sie. "Aber als du dann selbst langsamer geworden bist, wusste ich nicht mehr wie ich reagieren soll. Und dann habe ich bei der Massage nicht aufgepasst. Ich hätte dich aufhalten müssen. Das ist so blöd gelaufen. Du hättest einen schönen Tag am See verbringen können und stattdessen sitzt du hier mit mir und musst dich mit meinem verrückten Kram herumschlagen. Ich bin dir wirklich nicht böse, wenn du gehen möchtest. Ich komme problemlos alleine nach Hause."

Sie dreht ihren Kopf zur Seite. Ich stehe auf, steige über sie hinweg und setze mich an ihrer Seite wieder in den Sand, so dass sie mir direkt ins Gesicht schaut.
"Leila solange wir miteinander sprechen, werde ich dich niemals einfach so sitzen lassen. Ich habe noch nie einen Menschen getroffen der auch nur ansatzweise so verrückt ist wie du. Aber unabhängig davon was andere Menschen oder du selbst von dir denkst, Freak oder nicht, ich mag dich und egal wie oft du mir noch einen Schrecken einjagen wirst, daran wird sich nichts ändern."

Leila senkt ihren Blick zu Boden und fängt leise an zu schluchzen. Sie sagt nichts. Ich will sie trösten, ihr irgendwie helfen. In ihrem schwarzen Panzer erscheint mir Leila plötzlich so entsetzlich zart und verletzlich zu sein.
Ich rücke ein wenig näher an sie heran, achte aber darauf, dass zwischen uns noch eine handbreit Abstand ist. Dann lege ich ihr meine Hand behutsam auf die Schulter. Nachdem wir eine Weile so dagesessen haben, rückt Leila ganz nah an mich heran und legt mir ihren Kopf auf die Schulter.
"Danke, dass du bei mir geblieben bist", sagt sie.
Ich streichle ihr über die Maske.

"Ich liebe es gefangen zu sein, keine Wahl zu haben. Es ist so aufregend. Ich bin immer auf der Suche nach der nächsten großen Herausforderung, der nächsten verrückten Idee. Schon bevor ich Kettenschwester geworden bin, habe ich mir immer wieder überlegt wie wohl die schwerste Bürde aussieht, die ich auf mich nehmen könnte. Ich habe nicht erwartet, dass es die Reaktion der anderen Menschen sein würde.

Bevor ich Kettenschwester geworden bin, war ich an meiner alten Schule echt beliebt. Verrückt, wenn ich daran zurückdenke. Ich hatte immer meine Mädels um mich herum. Wir waren ständig unterwegs. Shoppen. Ausgehen.
Als mein Entschluss Kettenschwester zu werden feststand, war mir schon klar, dass mein Freundeskreis das nicht so einfach akzeptieren würde. Aber ich war fest davon überzeugt, dass wenigstens meine besten Freundinnen zu mir halten würden, egal wie ich aussehe. Von wegen. Schon als ich bei Frau Epikuron gewohnt habe, da sah ich noch ganz normal aus, haben sie angefangen sich von mir abzuwenden. An meiner Schule tauchte das Gerücht auf, ich hätte eine perverse Beziehung mit einer Frau die doppelt so alt ist wie ich selbst.
Viel schneller als ich es in meinen schlimmsten Alpträumen befürchtet hatte, war ich isoliert. Ich habe mir dann gedacht, dass ich auf solche Freundinnen auch gut verzichten kann und habe mich in mein neues Leben als Kettenschwester gestürzt, während ich mich gleichzeitig um die Versetzung an eine andere Schule bemüht habe. Als ich an der neuen Schule angenommen wurde, war ich schon eine richtige Kettenschwester. Vielleicht habe ich mir damals zu schnell zu viel aufgebürdet. In der neuen Klasse konnte ich keine Kontakte knüpfen. Ich habe kein Handy mehr, bin fast nie bei Facebook. Das normale Leben ist für mich inzwischen so... unnormal."

"Du bist etwas Besonderes. Damit kommt nicht jeder Mensch klar", sage ich als sie fertig ist.

Aufmerksam habe ich ihr zugehört. Am Anfang war ihre Stimme leise und brüchig, klang dann aber mit jedem Satz gefasster. Wieder habe ich etwas Neues erfahren und Leila besser kennengelernt. Aber es gibt noch so viele Fragen, die mir unter den Nägeln brennen. Was hat es mit diesem Keuschheitsgürtel auf sich?
Wir sitzen stumm nebeneinander und schauen auf den See. Wir genießen beide diesen stillen Moment und ich will ihn nicht mit einer peinlichen Frage abrupt beenden. Nach einer kleinen Ewigkeit dreht Leila ihre Maske zu mir und scheint mich anzuschauen. Ich drehe ihr ebenfalls mein Gesicht zu und versuche wieder erfolglos irgendetwas in den unergründlich schwarzen Augengläsern zu erkennen.
In erster Linie empfinde ich ihr gegenüber Mitleid, aber da ist noch etwas anderes. Trotz des Massage Desasters ist ihr bizarres Äußeres nach wie vor anziehend. Regungslos blickt mich die schwarze Maske an und scheint auf etwas zu warten. Meine Hand liegt immer noch auf ihrer Schulter. Ich ziehe sie zu mir heran und drücke ihr einen zarten Kuss auf die Stirn ihrer Maske. Hat sie darauf gewartet? Sie lässt es geschehen, zögert dann einen Moment, beugt sich nach vorne und berührt mit dem Metallgitter, dass auf dem Mundstück an ihrer Maske sitzt, ganz sanft meine Lippen. Ich spüre von ihr nur einen kurzen warmen Atemhauch durch das Gitter. Ansonsten nur hartes Metall. Es ist ihr Kuss.
Ich knie mich auf die Decke und lege ihr meine andere Hand um die Hüfte. Leila legt mir ihre Hände um den Hals und zieht mich zu sich heran. Wieder berühren meine Lippen das Metallgitter an ihrer Maske, während meine Hand an ihrer Hüfte an dem Band entlang fährt, dass zu ihrem Keuschheitsgürtel gehören muss. Ihr Atem geht durch die Maske gedämpft schneller. Mein Verlangen wird stärker. Mit meinen Händen, meiner Lippe, meiner Zunge will ich ihren Körper erkunden, aber überall treffe ich auf Latex oder Metall. Irritiert löse ich mich von ihrer Maske und schaue an ihrem Körper herab. Ist Leila wirklich in diesem schwarzen Panzer gefangen? Komplett? Keuschheitsgürtel kenne ich nur aus dem Mittelalter. Ich habe einen große Unterhose aus Metall vor Augen. So ein Teil muss sich doch überlisten lassen!

Plötzlich löst sie sich von mir.
"Ich... ich kann nicht. Der Keuschheitsgürtel", sagt sie und steht auf.
"Meine Augengläser sind... ich muss meine Maske ausspülen", fügt sie halb stotternd an.

Sie geht zum Wasser, watet bis es ihr zur Hüfte reicht und bleibt dann stehen. Sie beugt sich herunter und taucht ihren Kopf unter Wasser. Für einen Moment verharrt sie so, dann hebt sie ihren Kopf wieder aus dem Wasser. Sie bleibt vornüber gebeugt stehen. Durch das Metallgitter vor ihrem Mund läuft das Wasser wieder aus der Maske. Ein irrer Anblick und obwohl Leila mich nicht sehen kann, achte ich bewusst darauf, nicht die Augen aufzureißen. Ein paar Mal wiederholt sie diesen Vorgang. Sie bleibt mehrere Minuten im Wasser.
Als sie fertig ist, dreht sie sich um und kommt wieder auf mich zu.

Zurück bei den Strandtüchern beginnt sie unsere Sachen zusammenzupacken.
"Tut mir leid. Ich muss bald los", erklärt sie.
"Kein Problem", sage ich und helfe ihr.

Während wir die Tücher zusammenrollen, beobachte ich sie. Bin ich wieder zu weit gegangen? Anders als nach der Massage wirkt sie nicht geschockt. Ihre Stimme klingt ganz normal. Immerhin. Wenn Leila eine normale Frau wäre, würden wir jetzt vielleicht noch auf den Strandtüchern liegen und es hätte kein plötzliches und ein wenig frustrierendes Ende gegeben. Vielleicht wären wir ein Paar geworden. Aber Leila ist nicht normal. Ich mag sie. Sehr sogar. Aber eine Beziehung hat in ihrem Leben keinen Platz. Nach allem, was ich bis jetzt von ihr erfahren habe, ist das komplett unmöglich. Was Leila vielmehr braucht, ist ein guter Freund. Angetrieben von einer Mischung aus Sympathie, Neugierde und Mitleid nehme ich mir fest vor, für sie dieser Freund zu sein.

Es dämmert schon, als wir uns auf den Heimweg machen. Auf dem Rückweg wechseln wir fast kein Wort. Wir sind beide in Gedanken versunken.
Am Haus von Frau Epikuron angekommen, bedanke ich mich für den schönen Tag. Sie bedankt sich ebenfalls und wendet sich der Pforte zu. Cyria öffnet ihr die Haustür. Als Leila die Tür erreicht hat, umarmt sie Cyria.
10. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 05.01.16 00:10

Kapitel 8 - Lernen

In der Schule bleibt Leila weiter ein Geist. Trotz der Erlebnisse in den vergangenen Tagen hält sie zu mir weiter genauso viel Abstand wie zu den anderen Schülern. Die nächste Nachricht von Leila bekomme ich wieder in Form eines kleinen Zettels, den ich nach der Pause auf meinem Schreibblock finde. In früheren Schuljahren hätte diese geheimnisvolle Kontaktaufnahme zwischen einem Jungen und einem Mädchen zu Getuschel geführt, aber das Smartphone hat Zettel und andere archaische Kommunikationsmittel aus unserem Alltag vollkommen verdrängt, weshalb Leilas Nachricht niemandem auffällt.

Per Zettelchen fragt Leila mich, ob wir zusammen für die anstehende Geschichtsklausur lernen wollen. Das Angebot nehme ich per Retourzettelchen an und wir verabreden uns für Donnerstag Nachmittag.


Am Donnerstag nimmt mich Cyria an der Haustür in Empfang.
"Hi Jakob", begrüßt sie mich.
"Hallo!", erwidere ich ihre Begrüßung. "Ich hab mich mit Leila zum Lernen verabredet."
"Ich weiß", sagt Cyria und ruft in Richtung Flur: "Leila, Jakob ist da!"
Im Flur wird eine Tür geöffnet. Leila erscheint im Türrahmen, macht einen Schritt über die Türschwelle hinweg und bleibt dann stehen. Sie trägt ihren Latexanzug, die schwarze Maske und hochhackige Stiefelletten in der gleichen Farbe. Genau wie bei unserem Ausflug zum See ist ihr Mund hinter einem runden Metallgitter verborgen. Außerdem sehe ich mehrere Ketten. Abgesehen von der bekannten Fußkette sind ihre Hände vor dem Bauch mit einer etwa 20 cm langen Kette gefesselt. Dazu kommt noch eine Kette an ihrem Metallhalsband, die mit einem kleinen Schlitten verbunden ist, der auf einer Schiene im Boden läuft.
"Hallo Jakob, schön das du da bist", sagt sie. "Cyria, kannst du bitte noch die Schiene im Flur für mich aufschließen?"
"Wollt ihr nicht unten lernen?", fragt Cyria.
"Doch, schon. Aber dann kann ich in die Küche und was zu trinken holen."
"Achso, natürlich. Warte, ich hole eben meinen Schlüssel."

Cyria geht ins Wohnzimmer und verschwindet aus meinem Blickfeld. Als sie wieder den Flur betritt, hat sie einen gut 10 cm langen Schlüssel in der Hand, der sehr merkwürdig aussieht. Er hat eine schmale, zylindrische Form. Etliche fein gearbeitete Noppen, Spitzen und Vertiefungen sind am Ende angebracht. Mit diesem Schlüssel in der Hand geht sie bei dem Türrahmen, in dem Leila steht, auf die Knie. Dort steckt sie ihn in ein Schlüsselloch, dass direkt neben der Schiene in den Boden eingelassen ist, und dreht einmal um.
"Vielen Dank", sagt Leila. Jetzt betritt sie den Flur und zieht dabei die Kette mit dem Schlitten hinter sich her.
"Was möchtest du trinken?"
"Habt ihr Cola?", frage ich.
Leila bejaht und geht in die Küche.
"Wir lernen im Keller", sagt sie zu mir, als ich hinter ihr die Küche betrete. "Das ist mein kleines Reich. Erinnerst du dich? Ich habe dir am See den nächsten Schock versprochen, wenn wir uns wieder treffen."
"Ich bin gespannt!", sage ich.

Leila bittet mich noch darum einen Stuhl aus dem Wohnzimmer für mich mitzunehmen, dann gehen wir gemeinsam nach unten. Hinter der Tür erwarten mich nackte Betonwände. Die Treppe nach unten besteht ebenfalls nur aus Beton. Bis jetzt erinnert mich alles an einen typischen Keller. Abstellraum für Fahrräder, Konserven und dergleichen. Definitiv kein Ort zum Leben.
Die Schiene, an die Leila gekettet ist, macht unmittelbar vor der ersten Treppenstufe einen Bogen in Richtung Wand. Über die gesamte Länge der Treppe ist die Schiene nicht im Boden sondern an der seitlichen Wand eingelassen.
Ich folge Leila über die Stufen hinab. LED-Lampen an der Decke leuchten unseren Weg aus. Unten angekommen macht die Schiene erneut einen Schlenker und verläuft wieder am Boden.
"Mein Zuhause", erklärt Leila und folgt der Schiene in den Kellerraum hinein. "Na, wie gefällts dir?"

Ich stehe in einem großen, kahlen Kellerraum. Das einzige, was dieser Raum mit ihrem Zimmer im ersten Stock gemeinsam hat, ist seine große Fläche. Am Boden, an den Wänden, an der Decke: Überall nur Beton. Am anderen Ende des Zimmers sehe ich zwei schmale Fenster, durch die etwas Tageslicht fällt. Sie sind vergittert.
Leila folgt meinem Blick und erklärt:
"Die Gitter hab ich selbst ausgesucht und bezahlt. Das passt super zur Atmosphäre im Raum."
An den Wänden stehen mehrere verschlossene Metallschränke und zwei Regale. In den Regalen stehen Bücher. Das eine Regal ist offen. Anhand der Buchrücken erkenne ich, dass hier Lehrbücher und Schulunterlagen stehen. An dem anderen Regal ist eine Glastür mit Schloss angebracht. Hier sehe ich eine ganze Menge Romane.
Zwischen den Regalen ist ein gewaltiger Spiegel an der Wand angebracht. Ich schätze, dass er zwei mal zwei Meter groß ist. Ein zweiter Spiegel, genauso groß, ist an der gegenüberliegenden Wand angebracht. Die großen Spiegel sind mir etwas unheimlich. Während ich mich umschaue, trifft mein Blick immer wieder unbeabsichtigt auf die Spiegel. Sie sind so groß, dass ich an ihnen nicht vorbeischauen kann. Leila wird es nicht anders gehen und so wird sie jeden Tag ihr eigenes bizarres Spiegelbild vor Augen haben.
An einer der Wände steht ein Bett. Sehr bequem sieht es nicht aus. Auf dem am Boden festgeschraubten Metallrahmen liegt eine Gummimatte. Am Rahmen sind an mehreren Stellen Ösen und Ringe angebracht. Immerhin liegt auf der Matte ein normales Kopfkissen. Über dem Bett hängt wieder ein großer Spiegel an der Decke. Beim Blick an die Decke fallen mir außerdem mehrere Sprinklerköpfe auf.
Neben dem Bett steht ein Laufband. Auch hier sind wieder einige Ösen am Rahmen angebracht.
Unter den beiden Fenstern steht ein Schreibtisch. Eines der ganz wenigen Möbelstücke aus Holz. Der dazugehörige Stuhl fehlt. Auf dem Schreibtisch steht ein ausgeschalteter handelsüblicher PC und ein Wecker. Daneben steht ein erhöhter Holztisch, an dem man wohl im Stehen arbeiten soll. Die Arbeitsfläche ist kleiner als auf dem Schreibtisch, aber ein Buch und ein Schreibblock finden darauf Platz.

Über dem Schreibtisch hängt das einzige Bild im Raum. Eine Radierung von einer Ballerina. Der Stil erinnert mich sofort an das ganz ähnliche Bild, dass ich in ihrem anderen Zimmer gesehen habe.
"Das Bild gehört zu einer Serie", erklärt Leila. "Das hier durfte ich mir als besondere Belohnung hier hin hängen. Es ist mein absolutes Lieblingsbild."
Zum Schluss richte ich meinen Blick auf zwei Metalltüren.
"Die zeige ich dir später mal. Ein Schock nach dem anderen", sagt Leila.
"Wow", bringe ich hervor. "Hier wohnst du?"
"Ja, in dem anderen Zimmer bin ich nur selten."
"Es sieht so karg aus", sage ich und lasse meinen Blick nochmal durch den Raum schweifen. "Was machst du denn, wenn du mit der Arbeit fertig bist und Feierabend hast?"
"So richtig Feierabend habe ich nie", antwortet sie. "Die meiste Zeit arbeite ich entweder hier für die Schule oder im Haus. Wenn ich Schularbeiten mache, ist das mitunter schon öde, aber es hat auch seine Vorteile, wenn man sich nicht ablenken kann. Außerdem hab ich auch noch ein umfangreiches Sportprogramm. Wenn ich keine Fehler gemacht habe, wird mein Bücherschrank aufgeschlossen. Manchmal wird auch der Internetfilter deaktiviert und ich kann ein bisschen im Netz surfen. Ansonsten verbringe ich so viel Zeit wie möglich mit Frau Epikuron und Cyria."
"Internetfilter?" frage ich.
"Ja. Den Rechner habe ich vor allem für die Schule. Normalerweise kann ich nur einige wenige Seiten aufrufen um zum Beispiel Informationen für Referate zu beschaffen. Dabei wird auch automatisch ein Protokoll angelegt. Damit wird dann kontrolliert, was ich gemacht und welche Seiten ich besucht habe."
"Ganz schön streng", sage ich. "Warum hast du denn nur ein einziges Bild hier? Es wäre doch schön, wenn der Raum wenigstens ein bisschen wohnlicher eingerichtet wäre. Alleine schon für deine Gäste", sage ich und versuche meine Kritik mit einem Lächeln abzumildern.
"Du bist der erste Gast, der mich hier besucht", sagt Leila. Sofort will ich mich für mein Kommentar selbst ohrfeigen. Ganz dumme Bemerkung. Damit habe ich sie wieder daran erinnert, dass ihre Freunde sich von ihr abgewendet haben.
"Ich würde den Raum echt gerne ein bisschen hübscher einrichten, aber dieses Privileg muss ich mir verdienen. Wenn du mich ab jetzt öfter besuchen kommst, wäre das eine schöne Motivation."
Ihre Stimme klingt klar und freundlich. Kein bisschen niedergeschlagen. Ich atme innerlich auf.

Leila hat eine Flasche Cola, zwei Gläser und einen Strohhalm mitgebracht. Nachdem sie die Sachen auf dem Schreibtisch abgestellt hat, geht sie auf den erhöhten Holztisch zu. Sie folgt dabei der Schiene, über die sie mit ihrem Halsband verbunden ist. In dem großen Raum fällt mir zum ersten mal auf wie kurz die Kette an ihrem Hals ist. Diese Kette scheint mir deutlich kürzer zu sein als die, die sie bei meinem ersten Besuch in der Wohnstube getragen hat. Mit dieser kürzeren Kette kann sie sich nur etwa 30 cm von der Schiene wegbewegen, wenn sie aufrecht steht. Damit sie trotzdem alle wichtigen Stellen im Raum erreichen kann, sind die Schienen am Boden in einem komplexen Muster verlegt worden. Dieses Schienensystem unterscheidet sich von den Schienen, die ich eine Etage höher gesehen habe. Dort sind sie meist nur in einer geraden Linie am Boden verlegt worden, weshalb sie kaum auffallen. Hier im Keller sieht es aus als hätte man ein Spinnennetz aus Metall in den Boden eingelassen.

"Fangen wir an", verkündet Leila, als sie vor dem Tisch steht. Auf der Arbeitsfläche liegt schon unser Geschichtsbuch, ein Ordner und Schreibzeug.
"Normalerweise muss ich alles, was ich für die Schule an Arbeit erledige, im Voraus durchplanen. Aber heute kannst du mir helfen", sagt Leila. Mit diesen Worten fasst sie unter den Tisch und zieht eine Kette mit einem Vorhängeschloss darunter hervor. Das Schloss sieht sehr robust aus und ist ungewöhnlich groß. Noch ungewöhnlicher als die Größe ist die Uhr, die in das Schloss integriert ist. Zwei Zeiger, weißes Ziffernblatt – das erinnert mich an eine Taschenuhr. Leila verbindet das Schloss mit der Kette zwischen ihren Händen. Sie lässt das Schloss einrasten und hat sich damit an den Tisch gekettet.
"Im Schloss ist ein Timer integriert. Nach 30 Minuten öffnet es sich automatisch wieder. Wenn ich also alleine lerne, muss ich immer vorher alles bereitlegen, was ich in der nächsten halbe Stunde brauche. Das ist ein toller Weg um das Organisieren der eigenen Arbeit einzuüben", erklärt sie.
"Heftig. Aber bei deinen Noten haben sich diese ganzen Einschränkungen bezahlt gemacht", sage ich.
"Und wie. Nur für die nächsten Geschi Klausur muss ich noch eine ganze Menge machen."
"Ernsthaft? In der letzten Geschichtsstunde hatte ich den Eindruck, dass du mehr weißt als die Lehrerin."
"Das war nur Glück", erwidert Leila. "Sie hat eben nur Fragen gestellt, auf die ich die Antworten wusste."

Sie schlägt das Geschichtsbuch auf. Wir nehmen gerade die Kubakrise durch, der Höhepunkt des Kalten Krieges zwischen der USA und der Sowjetunion. Leila blättert durch die Seiten, schüttelt dann mit dem Kopf und wendet sich wieder mir zu.
"Dieses Thema ist irgendwie nicht mein Ding. Ich weiß schon, dass es wichtig ist. Aber es ist so trocken", sagt sie.
"So ausführlich, wie die Lehrerin es behandelt, hängt es mir auch schon zum Hals raus. Aber da müssen wir durch", sage ich.
"Mit was für einer Note wärst du denn zufrieden?" fragt Leila.
"Öhm... naja, eine Zwei wäre gut. Wenn es nicht so toll läuft, ist eine Drei auch kein Weltuntergang", antworte ich.
"Ich will schon eine Eins haben, am besten mit voller Punktzahl. Du weißt ja, dass ich als Kettenschwester jede Aufgabe mit ganzer Hingabe meistern möchte."
"Selbst bei einem trockenen Thema? Das ist nun wirklich grausam."
"Eher eine Herausforderung. Ich glaube eine Zwei schaffst du ohne große Probleme, aber um die volle Punktzahl zu bekommen, muss ich mich wirklich reinhängen. In so einer Situation hat mir Cyria manchmal geholfen in dem wir das Lernen ein bisschen... interessanter gestaltet haben. Würdest du mir auch helfen?"
"Was muss ich denn tun?", frage ich.
"Das ist jetzt wieder ein bisschen ungewöhnlich. Wenn du nicht möchtest, ist das gar kein Problem. Du würdest mir Fragen zum Thema stellen. Wenn ich eine falsche Antwort gebe, dann würdest du mir... naja.... einen Klaps auf den Po geben?"
"Was?", erwidere ich sofort.
"Es würde die Sache spannender und interessanter für mich machen", wirft Leila ein. "Dann ist das Lernen ein bisschen wie ein Spiel, bei dem ich etwas zu verlieren oder besser zu befürchten habe."
Nachdem ich meine erste Überraschung überwunden habe, sage ich: "Na gut. Aber du musst mir sagen, wenn ein Klaps zu hart ausfällt. Versprochen?"
"Mache ich, versprochen!", sagt sie. Ihre Stimme klingt für mich unerwartet fröhlich.

Ich nehme mir den Stuhl, den ich aus dem Wohnzimmer mitgenommen habe, und setze mich neben Leila. Früher habe ich meiner Ex-Freundin im Bett manchmal einen spielerischen Klaps auf den Hintern gegeben. Leila erinnert mich in diesem Moment daran, aber bei ihr ist es anders. Wir liegen nicht zusammen im Bett. Hier geht es nicht um Sex, wenigstens nicht vordergründig. Leila möchte diszipliniert werden. Kann ich das? Darf ich das überhaupt? Ihr Anblick nimmt mir die Entscheidung ab. Ich betrachte sie, wie sie in ihrem schwarzen Panzer angekettet vor dem Tisch steht. Der Anzug verbirgt die Konturen ihres Körpers, aber ihre Kurven sind trotzdem zu erahnen. Genau wie am See spüre ich wieder dieses Verlangen, ihren verhüllten Körper zu berühren. Und sei es nur für einen kurzen Klaps.

"Jakob?"
Ihre Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. Sie schaut mich mit ihren dunklen Augengläsern an.
"'Tschuldigung, war kurz in Gedanken", sage ich.
"Kein Problem. Wie lautet die erste Frage?"
Ich werfe einen Blick in unser Geschichtsbuch.
"Zum Beginn etwas Leichtes. Im welchen Jahr ereignete sich die Kubakrise?"
"1962", antwortet Leila ohne nachzudenken. "Das war wirklich einfach."
"Stimmt. Als nächstes etwas Schwereres. Wie hieß der sowjetische Gegenspieler von Präsident Kennedy?"
Leila überlegt für einen Moment, dann sagt sie: "Stalin?"
"Leider falsch. Es war Nikita Chruschtschow."

Jetzt ist die Bestrafung fällig. Leila schaut mich erwartungsvoll an. Ich stehe auf und gehe auf sie zu. Als ich hinter ihr stehe, hebe ich meine Hand. Sie richtet ihren Blick zur Wand, beugt sich nach vorne und streckt mir ihren Hintern entgegen. Eigentlich müsste ich jetzt zögern und Leila noch einmal fragen, ob ich es wirklich tun soll. Aber stattdessen gebe ich ihr einfach einen Klaps.

Meine Hand trifft fast geräuschlos auf ihren Po. Leila bleibt ganz ruhig stehen und gibt keinen Laut von sich. Mein Schlag ist kaum mehr als eine Berührung. Leila schaut wieder zu mir und legt ihren Kopf zur Seite. Sie lässt sich mit ihrer Reaktion Zeit. Es wirkt so, als würde sie nach den richtigen Worten suchen. Schließlich sagt sie einfach: "Danke."
"Bitte", erwidere ich, setze mich wieder und nehme das Geschichtsbuch zur Hand.

Die nächsten beiden Fragen sind nicht besonders schwer und Leila beantwortet beide richtig. Auch mit der dritten Frage sollte sie keine Probleme haben.
"Wie heißt das Verteidigungsbündnis, dass die USA mit gegründet haben und das die Vereinigten Staaten in der Kubakrise unterstützt hat?"
Leila überlegt für eine Weile und sagt dann: "Weiß ich leider nicht."
"Das ist die NATO", sage ich und stehe auf.

Als ich hinter ihr stehe, meint Leila: "Du kannst ruhig mit etwas mehr Schwung zuschlagen. Den letzten Klaps habe ich gar nicht gespürt."
"Na gut", erwidere ich. "Aber du musst mir sagen, wenn ich zu fest zuschlage."
Leila nickt und streckt mir wieder ihren Po entgegen. Diesmal schlage ich etwas fester zu aber Leila ist auch damit nicht zufrieden. Als ich mich wieder gesetzt habe, meint sie: "Schon besser aber immer noch viel zu schwach."

Bevor ich etwas erwidern kann, höre ich, wie oben an der Kellertreppe die Tür geöffnet wird. Cyria betritt den Keller.
"Hi ihr beiden! Na, seit ihr fleißig?"
"Und wie. Mit Jakobs Motivation komme ich gut voran", antwortet Leila.
Cyria lächelt mich an und schaut dann zu Leila.
"Und wie sieht die aus? Hat er etwa....?", fragt Cyria.
Leila nickt. "Aber ihm fehlt noch der richtige Schwung", sagt sie.
"Soll ich ihm zeigen, wie es richtig geht?", fragt Cyria.
Leila zögert, ehe sie wieder nickt. Cyria geht daraufhin auf Leila zu. Als sie hinter ihr steht, streckt Leila ihren Po raus.
"Wenn du Leila wirklich helfen möchtest, musst du ihr auch einen echten Schlag auf den Hintern geben", erklärt Cyria. "Nur wenn sie die Bestrafung auch wirklich spürt, ist es eine Motivation für sie."
Mit diesen Worten hebt Cyria ihre Hand in die Luft und lässt sie dann ungebremst auf Leilas Hintern niedersausen. Cyrias Hand trifft Leilas Po mit einem lauten Klatschen. Leila quittiert den Schlag mit einem unterdrückten Stöhnen. Anschließend wendet sie ihren Kopf Cyria zu und sagt: "Danke."
Ihre Stimme klingt nicht gequält. Viel eher erleichtert und tatsächlich nach Dankbarkeit.

Ich habe das Schauspiel vor meinen Augen atemlos verfolgt. Jetzt kommt Cyria auf mich zu.
"Ich weiß, dass dieser Anblick beim ersten Mal nicht leicht zu ertragen ist", sagt sie. "Am Anfang konnte ich Leila auch nicht bestrafen. Sie hat eine Ewigkeit gebraucht, bis sie mich dazu überredet hatte es doch zu probieren. Leila braucht als Kettenschwester Strafen und die Menschen, die ihr nahestehen, haben die Aufgabe ihr mit diesen Strafen zu helfen damit sie ihre Aufgaben bestmöglich erfüllen kann. Sei einfach mutig und lasse dich darauf ein."

Die beiden schauen mich an. Cyria lächelt, streckt mir ihre Hand entgegen und zieht mich sanft vom Stuhl hoch.
"Jetzt du", sagt sie und führt mich hinter Leila.
"Aber sie hat doch gar keinen Fehler gemacht", protestiere ich.
"Mach dir darüber erst mal keine Gedanken", erwidert Cyria. "Du musst mit deiner Hand Schwung holen."
Ich komme ihrer Anweisung nach und hole mit meiner rechten Hand aus.
"Und jetzt, mit dem ganzen Schwung, auf ihren Hintern. Wenn du es nicht richtig machst, dann sollten wir gleich die Gelegenheit nutzen und weiter üben. Es liegt also an dir, wie viele Schläge Leila bekommt."
Ich atme tief durch und lasse meine Hand auf ihren Po niedersausen. Das Klatschen hallt an den Kellerwänden wieder. Leila presst durch ihre Zähne ein lautes Stöhnen hervor, dass durch ihre Maske dumpf klingt. Sie windet sich in ihren Handfesseln.
"Gut gemacht!", ruft Cyria und klatscht in die Hände. Erschrocken von der Wirkung meines eigenen Schlags ignoriere ich Cyria und will mich sofort entschuldigen, doch Leila kommt mir zuvor.
"Das war ein super Schlag. Danke, Jakob." Sie klingt immer noch freundlich und dankbar, nur diesmal auch etwas atemlos.
Vollkommen sprachlos angesichts ihrer Reaktion kommt mir meine Entschuldigung nicht über die Lippen. Stattdessen schaue ich zwischen Cyria und Leila hin und her.
"Anfangs wird es dir immer schwer fallen, Leila zu bestrafen. Das ist ganz normal", sagt Cyria und Leila ergänzt: "Denk einfach daran, dass du mir damit hilfst."

Ohne meine Antwort abzuwarten wendet sich Cyria wieder an Leila. Sie stellt sich neben sie und flüstert ihr etwas ins Ohr.
"Meinst du wirklich? Wird das nicht zu viel?", fragt Leila.
"Ach was, er wird’s schon schlucken", antwortet Cyria, hebt ihre rechte Hand und lässt sie auf Leilas Hintern niedersausen. Leila wird überrascht und stößt einen spitzen Schrei aus.
"Fang an", sagt Cyria.
"Na gut", erwidert Leila und dreht sich zu mir um. "Es gibt eine weitere Regel, die ich dir gerne erklären würde. Es ist ganz einfach. Ich spreche Frau Epikuron und Cyria normalerweise mit "Herrin" an. Um beide voneinander zu unterscheiden, kann ich für Frau Epikuron auch die vollständige Anrede benutzen. Sie lautet: Verehrte Herrin. Außerdem darf ich Cyria "Herrin Cyria" nennen. Wir haben bis jetzt darauf verzichtet weil du ja sowieso schon so viele seltsame Dinge kennenlernst."

Nach dem Leila mit ihrer Erklärung fertig ist, schauen mich die beiden an. Wieder mal ist meine Reaktion gefragt. Ich zucke mit den Achseln.
"Ungewöhnlich, aber verglichen mit den Strafen ist das doch eher harmlos."
"Harmlos aber wichtig, damit Leila nie vergisst wer hier das Sagen hat", wirft Cyria sofort ein und unterstreicht ihre Aussage mit einem breiten Grinsen.
Leila pflichtet ihr mit einem "Genau" bei.

Danach setzt sich Cyria auf das Bett mit der Gummimatte und wechselt vollkommen unvermittelt das Thema.
"Ich hab gerade mit Papa telefoniert. Er ist wie geplant mit der Arbeit in China fertig geworden und kommt am Sonntag nach Hause."
Leila wendet sich, immer noch an den Tisch gekettet, Cyria zu.
"Oha, da wird die verehrte Herrin in den nächsten Tagen wie ein Gummiball durchs Haus springen. Haben sie schon alle Kochbücher rausgelegt, Herrin?"
Die beiden fangen an zu lachen. Entgeistert beobachte ich, was sich vor meinen Augen abspielt. Gerade eben hat Cyria Leila noch den Hintern versohlt, jetzt scherzen die beiden über Kochbücher.

"Herr Epikuron arbeitet oft im Ausland", erklärt Leila. "Wenn er zurückkehrt, macht die verehrte Herrin immer einen riesigen Aufstand und stellt das ganze Haus auf den Kopf damit alles für seine Rückkehr perfekt ist."
Cyria fällt Leila ins Wort: "Das schlimmste ist aber ihre Kochwut. Meine Mutter kann sehr viel, aber kochen kann sie überhaupt nicht. Das will sie aber nicht wahrhaben und immer wenn mein Vater heimkommt, probiert sie tagelang vorher alle möglichen Rezepte aus. Zum Glück fahre ich am Samstag nach München für mein neues Praktikum."
"Sie Glückspilz", sagt Leila. "Naja, lange wird die Herrin ihrer Kochwut zum Glück nicht nachgehen können. Am Mittwoch geht doch ihr Urlaub los."

Cyria und Leila scherzen noch für eine Weile weiter miteinander. Wird Herr Epikuron wieder heimlich Tiefkühlkost einkaufen? Wird Frau Epikuron in die Hotelküche einbrechen und heimlich kochen? Irgendwann öffnet sich mitten im Gespräch das Schloss, dass Leilas Handfesseln mit der Kette an dem Stehtisch verbindet. Ohne weiter darauf einzugehen drückt Leila das Schloss einfach wieder zu, so als wäre es das Normalste von der Welt. Die beiden geben sich alle Mühe mich in ihr Gespräch einzubinden. Sie erklären mir detailreich und wortgewandt jede Anekdote. Mit der Zeit entspanne ich mich und finde auch meine Sprache wieder. Als Cyria sich verabschiedet, kommt mir die Situation immer noch reichlich bizarr vor, aber ein Stück weit habe ich mich daran gewöhnt.

Nach Cyrias Visite wenden wir uns wieder dem Lernen zu. Leila hat plötzlich weitaus weniger Schwierigkeiten damit meine Fragen zu beantworten. Als sie schließlich doch einen Fehler macht, spornt sie mich mit einem fröhlichen "Nur Mut!" an. Ich verpasse ihr mit Schwung einen gehörigen Klaps auf den Po, woraufhin sie mich fast schon überschwänglich lobt.
Die Frage, die sie falsch beantwortet, war sehr einfach. Alle schweren Fragen kann sie ohne nachzudenken sofort richtig beantworten. Das bestärkt mich in meinem Eindruck, dass Leila mir ganz bewusst eine falsche Antwort gegeben hat. Das gemeinsame Lernen ist ein bloßer Vorwand für sie um mir einen neuen Aspekt ihres Lebens zu zeigen: Strafen.

Nach diesem Klaps und dem anschließenden Lob macht sie keine Fehler mehr. Als wir zum Ende kommen, erklärt mir Leila noch einmal, dass ich ihr sehr geholfen habe. Nach gut zwei Stunden verabschiede ich mich. Leila hat darauf geachtet, dass sich das Schloss, dass sie an den Stehtisch fesselt, rechtzeitig öffnet damit sie mich zur Haustür bringen kann.
An der Tür berührt sie mit dem Gitter, hinter dem ihr Mund in der Maske verborgen ist, meine Wange. "Danke für alles."
11. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von BlackV am 05.01.16 11:13

Wow
Die Geschichte ist ganz nach meinem Geschmack
Ich bin sehr gespannt wie es weiter geht!
12. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 05.01.16 22:15

Kapitel 9 - Urlaubsvertretung

Eine neue Woche, ein neuer Schock.

Am Wochenende nach unserem letzten Treffen höre ich nichts von Leila. Als ich sie am Montag in der Schule wiedersehe, wirkt sie erschöpft. Später erfahre ich, dass sie das ganze Wochenende über das Haus für die Rückkehr von Herrn Epikuron auf Vordermann gebracht hat. Kaum zu glauben, dass dafür viel Aufwand nötig war. Das Haus der Familie Epikuron war bei meinen Besuchen stets penibel geputzt. Aber wer Dreck sucht, der wird in irgendeiner unzugänglichen Ecke auch immer noch welchen finden.

Die nächste Überraschung wartet dann am Dienstag auf mich. Leila bestellt mich per Zettelchen zum Geräteschuppen hinter der Schule. Dort ruft sie mir in Erinnerung, dass das Ehepaar Epikuron in Urlaub fahren wird. Gleichzeitig ist Cyria wegen eines Praktikums in München. Leila ist wegen ihrer Fesseln und Einschränkungen auf fremde Hilfe angewiesen. Normalerweise hat sich bis jetzt eine Freundin von Frau Epikuron als Urlaubsvertretung um Leila gekümmert, aber diese Freundin ist nun leider kurzfristig ausgefallen. Jetzt komme ich ins Spiel: Leila fragt mich, ob ich als Urlaubsvertretung einspringen möchte.

Natürlich habe ich sofort zugesagt. Daraufhin treffe ich mich mit Frau Epikuron in ihrem Haus. Kurz vor dieser großen Reise ist sie ein Nervenbündel. Sie schwört mich hastig darauf ein, Leila nicht im Stich zu lassen. Sie erklärt mir, dass Leila in ihrer Abwesenheit unbedingt auf meine Hilfe angewiesen sein wird. Ich versuche zu erfahren, was genau ich alles tun soll, aber in ihrer Hektik verweist sie mich nur an ihren Schützling. Bevor sie mich hastig verabschiedet, übergibt sie mir noch einen Haustürschlüssel und eine Telefonnummer. Dort kann ich im Notfall rund um die Uhr anrufen. Außerdem lässt sie sich meine Kontonummer geben, damit sie mir für die Verpflegungskosten Geld überweisen kann. Der Betrag, den ich am gleichen Abend auf dem Kontoauszug meines Onlinebankings entdecke, ist äußerst großzügig bemessen.


Am Mittwoch ist es dann soweit. Mein erster Tag als Urlaubsvertretung. Ohne zu wissen, was ich eigentlich tun soll, stehe ich vor einem fremden Haus oder besser gesagt: Einer Villa. Leila hat mich gebeten, sie hier um 16:30 Uhr abzuholen.
Ich trete vor die imposante Eingangstür aus massivem Eichenholz und läute. Durch die Tür ist Klavierspiel zu hören, dass mit dem Klingeln abrupt endet. Nachdem ich kurz gewartet habe, höre ich wie hinter der Tür eine Melodie gesummt wird, die immer näher kommt. Dann wird die Tür geöffnet.

"Sie müssen Jakob sein! Guten Tag!"
Eine ältere Frau in einem eleganten Kostüm steht auf der Türschwelle.
"Guten Tag. Ja, der bin ich. Ich möchte Leila abholen."
"Natürlich, natürlich", sagt die Frau und schließt hinter mir die Tür.
"Leila hat mir alles erzählt", sagt die Frau, als sie mich durch einen langen Flur führt. "Es ist schön, dass sie diese Verantwortung übernommen haben. Leila ist wirklich ein ganz besonderer Mensch und ich hoffe, dass sie bei ihnen in guten Händen ist."
"Ich hüte sie wie meinen Augapfel", erwidere ich.
Die Dame im Kostüm führt mich in einen Saal. Der Boden ist mit Parkett ausgelegt. Große Fenster geben den Blick auf den Garten hinter dem Haus frei. In der Mitte des Saals steht ein schwarzer Flügel. Neben diesem Flügel kriecht eine schwarze Gestalt auf dem Boden. Es muss Leila sein.
An ihrer Seite steht ein Plastikeimer auf dem Boden, in dem ein Wischlappen hängt. Leilas Beine sind angewinkelt. Als ich genauer hinschaue, erkenne ich, dass sie auf ihren Knien läuft! Breite Ledergurte fesseln ihre Füße an ihre Oberschenkel. An beiden Knien trägt sie Polster.
"Leila, Jakob ist da!" sagt die Dame und geht auf Leila zu. Die dreht sich daraufhin um und schaut mich mit den schwarzen Augengläsern ihrer Maske an. Sie sagt kein Wort. Ihre Maske sieht anders aus als sonst. Statt des Metallgitters verdeckt jetzt ein rundes Gummiteil, aus dem ein Schlauch hängt, in ihren Mund.

Als die Dame vor Leila steht, nimmt sie vom Flügel einen Schlüssel und beugt sich zu ihr herunter. Mit diesem Schlüssel öffnet sie zwei Vorhängeschlösser, mit denen die Ledergurte um ihre Beine verschlossen sind. Nachdem sie Leila von den Gurten befreit hat, hilft sie ihr aufzustehen.
"Deine Sachen liegen im Bad. Husch, husch, zieh dich um", sagt sie. Daraufhin macht Leila vor ihr einen Knicks und geht dann in Richtung Flur. Als sie an mir vorbeigeht, sagt sie immer noch nichts, aber dafür winkt sie mir zu.
Irritiert schaue ich zu der Dame im Kostüm, die sich inzwischen an ihren Flügel gesetzt hat.

"Ist sie nicht großartig? Wissen sie, ich bin ihre alte Ballettlehrerin. Meine große Passion ist der Flügel. Ich liebe es, mich ganz in der Musik fallen zu lassen und ich hasse jede Art von Lärm. Für mein Haus benötige ich Reinigungspersonal aber egal, wen ich auch eingestellt habe, immerzu machen die Leute Lärm! Nur Leila nicht. Während sie bei mir putzt, trägt sie einen Knebel. Und damit die Metallschellen, die sie an ihren Füßen trägt, nicht auf dem Boden aufschlagen, ist sie auf die Idee gekommen einfach auf Knien zu laufen. Ich wüsste gar nicht, wie ich ohne sie auskommen sollte."
Leila putzt gefesselt. Ihre alte Ballettlehrerin erzählt das mit einer irritierenden Selbstverständlichkeit. Wirklich schockiert bin ich davon allerdings nicht. Also antworte ich: "Schön, dass ihnen Leila helfen konnte."

Bevor wir unser Gespräch vertiefen können, taucht Leila im Saal auf. Sie trägt wieder das Metallgitter vor ihrem Mund, ihre Fußkette und die Stiefeletten mit den Absätzen.
"Ich hoffe, sie waren zufrieden, Frau von Berckensburg", sagt Leila.
"Sehr zufrieden", erwidert die Dame und sagt dann: "Hast du das Mundgitter auch brav verschlossen? Jetzt wo du in Begleitung eines charmanten jungen Mannes bist, frage ich lieber noch mal nach."
"Ja, ich habe es sorgfältig verschlossen. Es würde mich freuen, wenn sie sich selbst davon überzeugen", sagt Leila und geht auf die Dame zu. Als sie vor ihr steht, beugt sie sich herab. Die Ballettlehrerin legt daraufhin eine Hand um Leilas Maske und zerrt mit der anderen Hand an dem Gitter vor Leilas Mund. Das Gitter bewegt sich keinen Millimeter.
"Sehr schön", sagt die Dame und lässt von Leila ab. "Wenn alles an seinem Platz ist, darfst du gehen."
"Sehr wohl. Vielen Dank und auf Wiedersehen", sagt Leila, macht wieder einen Knicks und wendet sich dem Flur zu.
Ich verabschiede mich höflich aber weniger förmlich und folge ihr. Vor der Haustür nimmt Leila sich ihr weißes Gewand von der Garderobe, streift es sich über und nimmt sich dann noch eine Ledertasche die sie unter ihrem Gewand verschwinden lässt.
"Ich bin fertig", sagt sie.

Als wir die Villa verlassen haben, sagt sie zu mir:
"Danke, dass du mich abholst."
"Gerne. Was kommt denn in den nächsten Tagen noch alles auf mich zu?"
"Ich hab mit der verehrten Herrin darüber gesprochen. Wir sind dir echt dankbar, dass du mir hilfst. Du sollst nur so viel machen, wie unbedingt nötig. Dafür hat meine Herrin zum ersten Mal die Regeln gelockert."
"Das ist doch toll", sage ich.
"Nein", antwortet Leila. "Finde ich gar nicht. Bis jetzt habe ich mir jede Erleichterung mit harter Arbeit verdient. Jetzt kriege ich sie quasi geschenkt. Versteh mich bitte nicht falsch, aber bis jetzt gab es noch nie einfach so Erleichterungen und darauf bin ich verdammt stolz! Auch wenn es manchmal wirklich ätzend war, ich hab immer durchgehalten."
Leila klingt wütend.
"Sorry, ich wollte nicht undankbar klingen", schiebt sie schnell hinterher, bevor ich antworten kann.
"Also wenn dir das so wichtig ist, kann ich dir doch dabei helfen so viele von den Regeln wie möglich... ähm... einzuhalten?", frage ich vorsichtig.
"Das würdest du tun? Aber das kostet natürlich etwas Zeit", sagt sie.
"Das ist nicht schlimm", antworte ich.
"Super!", ruft sie aus und fällt mir um den Hals. "Ich werde dir zuhause gleich ein paar Sachen zeigen", sagt sie.
"Ich bin schon gespannt. Wahrscheinlich wartet da gleich der nächste Schock auf mich?"
"Ja", antwortet Leila. "Das heißt, viele von den Regeln haben mit Fesseln zu tun. Das kennst du ja schon. Aber es gibt da noch etwas... das kennst du noch nicht."
"Was denn?"
"Es ist das Wichtigste an der ganzen Urlaubsvertretung. Du müsstest mich... waschen."
Leilas Stimme ist leise geworden.
"Waschen?", frage ich ungläubig.
"Ja. Keine Angst, es ist nicht eklig. Also nicht direkt. Ich kann alleine duschen, ich bin nicht immer in dem Anzug gefangen, weißt du? Es ist nur..."
Leila verhaspelt sich und hört dann mitten im Satz mit ihrer Erklärung auf.
"Wenn es sein muss, dann wasche ich dich. Kein Problem", sage ich und lächle sie aufmunternd an. Verglichen mit dem, was ich bis jetzt mit ihr erlebt habe, klingt diese Aufgabe überraschend gewöhnlich. Sie ist höchstens etwas peinlich.

Als wir ihr Haus erreicht haben, öffne ich mit dem Haustürschlüssel die Tür. Leila betritt den Flur, ich folge ihr und schließe die Tür. Jetzt öffnet Leila einen unauffälligen Holzschrank neben der Tür, legt ihre Burka ab und deponiert sie in dem Schrank. Danach nimmt sie aus dem Schrank eine Kette. Diese Kette hat ein rundes Schloss an jedem Ende, dass etwa so groß ist wie eine Münze, nur deutlich dicker. Eines der Schlösser befestigt sie an einem kleinen Schlitten, der in der Schiene am Flurboden schon auf sie wartet. Das andere Schloss macht sie an ihrem Metallhalsband fest.
"Im Haus muss ich immer an die Schiene gekettet sein", erklärt sie. "Spätestens 5 Minuten nach meiner Ankunft muss die Kette an meinem Halsband sitzen. Wegen der Schiene kann ich mich nur in bestimmten Räumen aufhalten. Der Zugang zu meinem alten Zimmer ist zum Beispiel fast immer gesperrt."
Aus dem Holzschrank, aus dem sie gerade die Kette geholt hat, nimmt Leila jetzt eine Metallkiste. In dem Deckel der Kiste ist eine Plexiglasscheibe eingebaut. Unter dieser Scheibe sehe ich einen Schlüssel. Neben der Scheibe ist ein kleiner Bildschirm angebracht. Dort steht: 07:00
"Normalerweise passen die Herrinnen darauf auf, dass ich immer an die Schiene gekettet bin und wenn nötig, schließen sie mir die Kette auf. Jetzt, wo sie nicht da sind, übernimmt diese kleine Kiste das mit dem Befreien. Jeden Morgen um 7 Uhr öffnet sie sich für 5 Minuten. Dann kann ich mit dem Schlüssel die Kette selbst abnehmen damit ich zur Schule kann. Wenn du magst, kannst du gerne darauf aufpassen, dass ich zuhause immer an die Schiene gekettet bin. Durch das Fenster in der Kiste siehst du auch, ob ich den Schlüssel brav zurückgelegt habe."
"Du bist immer daran angekettet? Die Schienen kenne ich schon aber ich habe nicht gedacht, dass du ständig daran gefesselt bist. Du kannst ja überhaupt nicht raus!"
"Doch, schon", erwidert Leila. "Ich muss die Kette halt erst anlegen, wenn ich nach Hause komme. Und das Schienensystem ist ziemlich komplex! Ich kann sogar in den Garten. Und wenn ich Termine habe oder es einen guten Grund gibt, befreien mich die Herrinnen. Ich gehe zum Beispiel meistens einmal die Woche arbeiten."
"Du arbeitest auch noch bei anderen Leuten?"
Leila nickt.
"Du hast mich gerade von der Arbeit abgeholt. In erster Linie will ich Menschen helfen, aber von denen, die es sich leisten können, lasse ich mich auch bezahlen. Das Geld brauche ich um meine Kettenschwestern Ausrüstung zu bezahlen und manchmal darf ich mir von meinem Ersparten auch was Schönes kaufen."
"Verstehe", sage ich. "Immerhin kannst du ein Teil des Geldes für etwas schönes wie neue Schuhe ausgeben."
"Och, die Kettenschwester Sachen sind auch schön. Auf ihre Art und Weise. Aber genug davon. Hast du Hunger?"
"Und wie", antworte ich.

Leila führt mich in die Küche.
"Soll ich dir ein richtiges Abendessen machen oder möchtest du lieber etwas Simples essen? Wir hätten Tiefkühlpizza und solche Sachen da."
"Tiefkühlpizza reicht vollkommen", antworte ich und Leila macht sich an die Arbeit. Nachdem sie meine Pizza in den Ofen verfrachtet hat, holt sie aus einem Küchenschrank eine Dose mit weißem Pulver. Dieses Pulver füllt sie in ein Glas, gießt dann Wasser dazu und rührt das Getränk mit einem Löffel um. Zum Schluss steckt sie noch einen Strohhalm in das Glas und setzt sich an den Küchentisch, wo ich bereits Platz genommen habe.
"Schmeckt besser als es aussieht", sagt sie, steckt den Strohhalm durch das Metallgitter ihrer Maske und nimmt einen Schluck. Ich schaue ihr dabei zu. Das Leilas Abendessen aus Flüssignahrung besteht, wundert mich gar nicht weiter.
"Darfst du nichts Normales essen?", frage ich.
"An manchen Tagen schon. Manchmal muss ich als Strafe darauf verzichten, manchmal mache ich es weil es schnell geht und ich die Herrinnen nicht darum bitten will mir das Mundgitter abzunehmen. Willst du mal probieren?"
Leila schiebt mir das Glas mit dem Strohhalm über den Tisch. Ich hole es zu mir heran, nehme den Halm in den Mund und probiere einen Schluck. Es schmeckt nach Vanille.
"Nicht besonders aufregend aber auch nicht schlecht", sage ich und schiebe das Glas zurück in ihre Richtung.
"Mit Pizza Salami kann es natürlich nicht konkurrieren", sagt sie, steht auf und öffnet den Ofen. Nachdem sie mir meine Pizza auf einem Teller serviert hat, setzt sie sich wieder zu mir und trinkt weiter.

Als wir fertig sind, lehne ich mich auf meinem Stuhl zurück.
"Das war gut. Simpel, aber gut. Danke", sage ich.
"Gern geschehen", erwidert sie. "Jetzt, wo du gestärkt bist, müsstest du mir noch helfen", sagt sie.
"Waschen?", frage ich.
Sie nickt.

Sie führt mich in ihren Kellerraum. Dort öffnet sie eine der beiden Metalltüren. Hinter der Tür liegt ein komplett gefliester Raum. Von LED-Lampen hell erleuchtet erinnert mich der Raum auf den ersten Blick an ein Badezimmer. Es gibt ein Waschbecken mit Spiegel, eine Toilette, eine Dusche und ein Holzschränkchen, auf dem Handtücher liegen. Anders, als bei einem normalen Badezimmer, hängen hier aber außerdem etliche verschiedenfarbige Schläuche an der Wand und ein sehr dicker Schlauch neben der Toilette. Dazu kommen noch zwei Ketten, die mitten im Raum von der Decke hängen. Zwei weitere Ketten sind am Boden verankert.

"Es tut mir leid, dass ich dich darauf nicht besser vorbereiten konnte", sagt Leila und stellt sich in die Mitte des Raumes. "Ich habe dir erzählt, dass ich verschiedene Versprechen abgegeben habe, die festlegen, welche Bürden ich als Kettenschwester zu tragen habe. Meine Maske ist eine Bürde. Aber das ist nicht alles. Ich habe auch versprochen keusch zu leben."
Mit diesen Worten zieht Leila ihre hochhackigen Stiefeletten aus und macht sich dann an dem Reißverschluss auf ihrem Rücken zu schaffen. Es kostet sie sichtlich Mühe den schwarzen Anzug zu öffnen. Ich will ihr helfen, doch sie lehnt meine Hilfe ab. Als sie den Reißverschluss endlich ganz heruntergezogen hat, streift sie den Anzug bis zu ihren Knien herunter. Wegen der Fußkette kann sie ihn nicht ganz ausziehen. Ihre Handschuhe behält sie an. Was unter dem Anzug zum Vorschein kommt, verschlägt mir die Sprache.

Dort, wo ihr Busen sein sollte, sehe ich zwei Halbkugeln aus Metall, die von dicken, metallverstärkten Gummigurten an ihrem Platz gehalten werden. Um ihre Hüften trägt sie einen mehrere Zentimeter breiten Metallreif. Daran ist ein Metallband befestigt, dass zwischen ihren Beinen entlanggeführt ist und den Blick auf ihre Scham versperrt.
Mit weit aufgerissenen Augen mustere ich die Metallteile an Leilas Körper. Seit unserem Treffen am See weiß ich, dass irgendeine Vorrichtung ihr den Zugang zu den eigenen intimen Stellen verwehrt. Soweit ist ihr Anblick keine Überraschung. Was mich schockiert, sind die Teile selbst. Sie sind größtenteils aus Metall gefertigt. Die Ränder sind mit Gummi versehen um die darunterliegende Haut zu schützen. Jeder Naht und jedem Verbindungsstück sieht man an, dass hier jemand mit Hingabe am Werk war. Alles sitzt perfekt. Die Ränder liegen direkt auf der Haut ohne Druck- oder Scheuerstellen zu hinterlassen. Es gibt keine ersichtlichen Schwachstellen. Ohne den Einsatz von Werkzeug oder dem passenden Schlüssel wird Leila sich aus diesen Teilen nicht befreien können.

Leila senkt ihren Blick Richtung Boden. Für sie war vorhersehbar, wie ich wahrscheinlich reagieren würde aber diese Vorahnung macht es für sie offenbar nicht leichter meinen neuerlichen Schreck zu ertragen. Ihr Anblick lässt mich meinen eigenes Entsetzen vergessen. Ich überlege, was ich sagen könnte um diese unangenehme Situation zu entschärfen. Schließlich öffne ich einfach meinen Mund und beginne ohne weiter nachzudenken eine Frage:
"Musst du... ähm... die Sachen immer tragen?"
"Fast immer. Ich habe für mich die Regel aufgestellt, dass ich keinen freien Zugang zu meiner... naja, du weißt schon haben darf um sicherzustellen, dass ich wirklich keusch lebe. Außerdem habe ich vor einem Monat zusätzlich die Bürde angenommen meine Brüste nicht mehr berühren zu dürfen. Deshalb trage ich diesen besonderen BH", antwortet sie.
"Wer hat denn den Schlüssel?", frage ich und gebe mir dabei größte Mühe sie mit einem möglichst neutralen Gesichtsausdruck anzuschauen.
"Die verehrte Herrin. Es gibt aber auch noch einen Notschlüssel hier im Haus. Der ist in einem Tresor, im Arbeitszimmer. Wenn mir etwas zustoßen sollte, während sie im Urlaub sind, wird dir die verehrte Herrin die Zahlenkombination für den Tresor geben. Außerdem gibt es einen weiteren Notschlüssel bei der Pârtha-Gemeinschaft."
"Zum Glück habt ihr für den Notfall vorgesorgt", sage ich.
Leila hebt ihren Kopf. Mein bewusst neutraler Gesichtsausdruck macht die Situation für sie erträglicher.
"Ja. Dank der Reserveschlüssel kann ich den Keuschheitsgürtel und den BH auch tragen, wenn sie nicht da sind. Sonst hätte ich die Sachen im schlimmsten Fall ablegen müssen."
"Klingt für mich nicht nach dem schlimmsten Fall", sage ich. "Ich meine, die Sachen sehen so robust aus. Die müssen doch schwer sein. Es kann doch nicht angenehm sein, so was zu tragen."
"Robust sind sie in der Tat und wie mit all meinen Sachen gibt es manchmal Tage, an denen ich die Teile verfluche. Aber gleichzeitig ist es auch unbeschreiblich aufregend in Metall eingeschlossen zu sein. Es ist wie Licht und Schatten. Der Keuschheitsgürtel und der BH sind für mich nur interessant, weil ich sie nicht einfach ablegen kann. Genau das ist aber mitunter auch wirklich ätzend.
Den Keuschheitsgürtel trage ich jetzt schon seit fast 4 Monaten und ich bin verdammt stolz darauf, dass ich es so lange durchgehalten habe! Nach dieser langen Zeit will ich, dass das Öffnen des Gürtels und des BH etwas besonderes ist! Ich möchte das es nicht einfach so passiert, nur weil meine Herrin in Urlaub fährt."

Leilas Stimme ist klarer und selbstbewusster geworden. Ihr ist anzuhören, dass sie auf das, was sie geschafft hat, wirklich stolz ist. Ihr selbstbewusstes Auftreten gibt mir den Mut mit ihr offen zu sprechen.
"Wenn du diesen Gürtel seit 4 Monaten trägst, hast du dich dann in der ganzen Zeit nicht ein einziges Mal selbst berührt? Ich weiß, dass Männer und Frauen da nicht immer gleich ticken, aber vermisst du das denn gar nicht?"
"Berührt, also mit meinen eigenen Fingern, habe ich mich nicht. Aber... es gibt da etwas anderes."
"Was denn?" frage ich.
"Da ist auch wieder ein ziemlicher Schock", erwidert Leila.
"Darin habe ich schon Übung", sage ich mit einem Lächeln.
"Ich zeige es dir, wenn du einmal hier übernachtest", erwidert sie.
"Gerne. Wenn du magst, kann ich gleich heute hier bleiben."
"Abgemacht!", sagt Leila. "Aber jetzt müssen wir uns erst mal ums Waschen kümmern."
"Was muss ich tun?", frage ich.

"Meistens wasche ich mich alleine. Dazu dusche ich ganz normal, wie du auch. Dann reinige ich den Keuschheitsgürtel und den BH. Weil ich nicht unter die Teile komme, nehme ich diese Schläuche zu Hilfe", erklärt sie und geht dabei auf die verschiedenfarbigen Schläuche zu, die aufgerollt an der Wand hängen.
"Den Gürtel reinige ich mehrmals täglich. Wenn ich die Maske länger trage, so wie im Moment, wasche ich die Maske auch mit den Schläuchen aus. Gürtel, BH und Maske haben versteckte Anschlüsse für die Schläuche. Um mich zu waschen muss ich einfach nur die Schläuche mit den Teilen verbinden und die Pumpen aktivieren, die in die Wand eingebaut sind."
Mit diesen Worten wendet sich Leila einem unscheinbaren schwarzen Kasten zu, der über den Schläuchen an der Wand hängt. Als sie die Tür des Kastens öffnet, kommen dahinter drei Knöpfe, einige Lämpchen, ein Kippschalter und ein Schlüssel zum Vorschein. Unter den Knöpfen steht: Kleine Reinigung, Große Reinigung und Not-Aus. Über und unter dem Kippschalter sind zwei farbige Punkte angebracht: Einer ist rot, der andere ist blau. Der Schalter ist auf blau gestellt.
"Die kleine Reinigung kann ich alleine durchführen. Nur bei der Großen brauche ich Hilfe. Bei der großen Reinigung wird ein spezielles Reinigungsmittel mit Druck in den BH und den Keuschheitsgürtel gepumpt. Reines Wasser kann ich dafür nicht nehmen, weil ich die Teile von innen nicht so leicht trocknen kann. In die Maske kommt aber Wasser und etwas Seife. Das ist ziemlich unangenehm und den BH habe ich auf diese Weise noch nicht oft gereinigt. Außerdem bin ich dabei gefesselt. Deswegen muss immer jemand dabei sein. Wenn ich während dem Reinigungsvorgang fest mit dem Fuß auf den Boden stampfe, musst du bitte den Not-Aus Knopf drücken."
Ich schaue mir den Kasten mit den Knöpfen an, nicke und sage: "Verstanden."

Leila stellt sich breitbeinig, soweit es ihr die Fußkette gestattet, vor die verschiedenen Schläuche. Sie nimmt sich zuerst einen roten Schlauch, den sie zwischen ihre Beine führt. Mithilfe ihrer Finger bugsiert sie den Anschluss des Schlauches an das Gegenstück an ihrem Keuschheitsgürtel. Mit einem Klick rastet der Schlauch am Gürtel ein. Als nächstes folgen zwei blaue Schläuche, die sie an der Unterseite ihres BH anschließt. Zuletzt greift sie nach einem schwarzen Schlauch, den sie mir entgegen hält.
"Kannst du mir helfen? Der Anschluss ist auf der Rückseite meiner Maske."
"Kein Problem", sage ich und nehme ihr den Schlauch aus der Hand.
Leila dreht sich um und beugt ihren Kopf nach vorne.
"Der Anschluss ist direkt über dem Metallhalsband. Du wirst nur einen Ring in dem schwarzen Material sehen. Da musst du den Anschluss vom Schlauch einfach gegen drücken."
Ich brauche einen Moment, ehe ich den geschickt versteckten Anschluss an der Maske gefunden haben. Als ich endlich fündig geworden bin, verbinde ich den letzten Schlauch mit ihrer Maske. Leila dreht sich daraufhin wieder zu mir um und zieht einmal kurz an dem Schlauch, der jetzt an ihrer Maske hängt.
"Gute Arbeit, der hält", sagt sie und stellt sich in die Mitte des Raumes, wo zwei Ketten am Boden befestigt sind. Leila bückt sich, nimmt sich eine der Ketten und verbindet sie mit Hilfe des kleinen runden Schlosses am Ende der Kette mit der Metallschelle, die sie an ihrem Fuß trägt. Als sie auch ihr anderes Bein ebenso angekettet hat, steht sie mit gespreizten Beinen im Raum.
"Hilfst du mir mit den Händen?", fragt sie.
"Natürlich", antworte ich und gehe auf sie zu. Wie ihre Fesseln funktionieren, weiß ich inzwischen. Leila streckt ihre Arme in die Höhe und ich verbinde die Ketten, die über ihr von der Decke hängen, mit den Metallschellen an ihren Händen. Leila steht jetzt wie ein X gefesselt im Raum.

"Jetzt kannst du die große Reinigung starten. Das Programm wird 10 Minuten dauern. Wenn es durchgelaufen ist, hörst du einen Piepton. Dann kannst du mich mit dem Schlüssel befreien, der neben den Knöpfen hängt", sagt Leila.
Ich wende mich dem Kasten mit den Knöpfen zu. Über dem Knopf für die große Reinigung leuchtet ein grünes Lämpchen. Ich schaue noch einmal zu Leila. Nachdem sie mir zugenickt hat, drücke ich den Knopf.

Ein gedämpftes Brummen, gefolgt von einem Surren ist im Raum zu hören. Es erinnert mich an eine Waschmaschine. Kurz darauf bewegen sich zuerst die Schläuche und dann Leila. Während die Pumpen surren, windet sie sich in ihren Fesseln und stöhnt leise. Es sind keine hektischen Bewegungen, sie gerät nicht in Panik und benutzt auch nicht das verabredete Notsignal. Ich würde mich vielleicht so bewegen, wenn ich mich eiskalt duschen würde.
Nachdem das Reinigungsprogramm gut drei Minuten gelaufen ist, legt Leila ihren Kopf nach hinten. Durch das Metallgitter vor ihrem Mund läuft Wasser. Sie wirft den Kopf ein paar Mal hin und her und beugt sich dann wieder nach vorne. Durch das Metallgitter fällt nun ein Wasserstrahl zu Boden der in einen Abfluss läuft. Die Maskenwäsche wird noch ein paar Mal wiederholt, wobei es zwischen den einzelnen Waschgängen immer eine Pause gibt.

Zum Schluss wird das Reinigungsmittel aus dem Keuschheitsgürtel und dem BH über die Schläuche wieder abgepumpt. Als die Pumpen verstummen, gibt der Kasten mit den Knöpfen einen Piepton von sich. Das grüne Lämpchen blinkt. Ich nehme den Schlüssel aus dem Kasten und gehe auf Leila zu.
"Danke", sagt sie, als ich sie Schloss für Schloss von den Ketten befreie.
"Gern geschehen", erwidere ich. "Sehr angenehm sah das nicht aus."
"War es auch nicht. Aber heute habe ich die Reinigung auch mit kaltem Reinigungsmittel und Wasser gemacht. Wenn ich keine Fehler mache, darf ich mich auch warm waschen. Durch den Druck ist das immer noch gewöhnungsbedürftig, aber ein bisschen erinnert mich das schon an die Wannenbäder, die ich früher oft genommen habe. Legst du dich gerne in die Wanne?", fragt Leila mich und nimmt sich ein Handtuch, mit dem sie das Gitter vor ihrem Mund abtrocknet.
"Schon. Oft mache ich es nicht aber wenn ich Zeit und Lust habe, ja. Vor allem im Winter ist es toll", antworte ich.
Leila nimmt die Schläuche ab und rollt sie ordentlich zusammen.
"Soll ich dir ein Wannenbad einlassen? Dann kannst du ein bisschen entspannen während ich hier saubermache."
"Entspannen? Ich habe doch gar nichts Anstrengendes getan. Wie wärs, wenn ich dir helfe damit wir hier schnell fertig sind?", frage ich.
"Kommt gar nicht in Frage", sagt sie mit gespielter Strenge. "Du hast etwas für mich getan, jetzt will ich etwas für dich tun. Sag bitte ja."
"Na gut. Aber wenn du Hilfe brauchst, musst du mich rufen", sage ich.
"Ganz bestimmt!", sagt Leila und klingt so, als ob sie unter ihrer Maske lächeln würde. "Ich mache alles bereit für dich. Wartest du bitte in der Küche, bis ich dir Bescheid gebe?"

Ich willige ein und nachdem sich Leila wieder ihren schwarzen Latexanzug und die Stiefeletten angezogen hat, folge ich ihr ins Erdgeschoss. Sie geht so schnell es ihre Fußkette zulässt und zieht dabei die Kette, die an der Schiene im Boden befestigt ist, hinter sich her. Beim Durchgang zur Küche trennen sich unsere Wege. Während ich mich an den Küchentisch setze, geht Leila ins Obergeschoss.

Leila nimmt sich für die Vorbereitungen Zeit. Länger als erwartet sitze ich in der Küche und warte. Während ich von oben das Wasserrauschen höre, wird mir die Situation zunehmend unangenehmer. Eigentlich geht es beim Baden nur ums Waschen und Entspannen aber man legt sich nicht einfach so bei Freunden in die Badewannen. Ein Wannenbad hat auch immer etwas intimes, vertrautes an sich. Man badet zuhause. Warum ist Leila so versessen darauf mir diese Freude zu machen? Will sie mir einfach nur ein wenig Entspannung verschaffen oder steckt dahinter mehr?
Hinzu kommt außerdem der Kontrast zwischen dem warmen Bad, dass auf mich wartet, und der kalten Wäsche, die Leila gerade angekettet im Keller ertragen hat. Kettenschwester hin oder her, dass ist wirklich unfair.

In Gedanken versunken höre ich Leilas Stimme, die mich von oben ruft:
"Jakob, dein Bad ist fertig!"
Ich springe vom Stuhl auf und laufe die Treppe hoch. Zweifel hin oder her – jetzt ist es ohnehin zu spät das angebotene Bad noch abzulehnen. "Ich komme!"

Im Obergeschoss betrete ich den Flur. Vor mir sehe ich wieder die inzwischen vertrauten Schienen, die im Holzboden eingelassen sind. Eine Schiene ist in der Mitte des Ganges verlegt worden. Mehrere Abzweigungen führen zu geschlossenen Türen auf beiden Seiten des Ganges. Eine einzige Tür steht offen. Am Ende des Ganges sehe ich Leilas schwarze Gestalt in einem weiß gefliesten Raum.

"Es ist alles bereit. Ich hoffe du bist mit der Temperatur zufrieden", sagt sie, als ich durch den Flur auf sie zugehe. Das Bad ist geräumig. Dusche, Toilette, Spiegelschrank und alles was man sonst noch in einem Bad erwarten würde ist vorhanden. Unter einem Dachfenster wartet die Wanne auf mich. Am Wannenrand stehen Glasflaschen mit Badezusätzen, ein Glas Rotwein und ein Kerzenständer mit drei leuchtenden Kerzen.
So ein aufwändiges Bad hat mir bisher nur ein einziges Mal meine Ex-Freundin bereitet als ich krank war. Mein erster Gedanke: Das ist zu viel! So ein Bad, mit Wein und Kerzenlicht, ist dem Freund, ihrem Partner, vorbehalten. So etwas macht man nicht für jemanden, mit dem man einfach nur befreundet ist. Eigentlich wäre das jetzt der Moment, in dem ich mit Leila ein klärendes Gespräch suchen müsste um alle potentiellen Missverständnisse von vornherein auszuräumen. Macht sie sich Hoffnungen in Bezug auf mich? Die Massage am See kommt mir in den Sinn. Ich bin damals zu weit gegangen, wir haben am See gekuschelt, bis sie die Sache mit einem Hinweis auf ihren Keuschheitsgürtel beendet hat. Ihr muss doch ebenso wie mir klar sein, dass wir unmöglich ein Paar werden können.

Leila steht vor mir und sieht mich an. Wie gerne wüsste ich, was sie jetzt denkt. Schaut sie mich erwartungsvoll an? Ängstlich? Freudig? Alles, was ich sehe, ist die schwarze Maske und die ebenso undurchdringlichen runden Augengläser. Sie muss schon eine ganze Weile auf meine Reaktion warten, während ich mit meinen Gedanken beschäftigt bin. Ganz gleich, wie sie mich auch unter ihrer Maske anschauen mag, langes Schweigen ist niemals angenehm. Zuerst will ich tatsächlich meinen Mut zusammennehmen und sie direkt auf das viel zu romantische Bad ansprechen. Aber etwas hält mich zurück. Leila hat immer wieder sehr unter den Reaktionen anderer Menschen auf ihr Äußeres gelitten. Falls sie sich, bezogen auf uns beide, Hoffnung auf mehr gemacht hat und ich sie jetzt direkt darauf stoße, dass wir nur Freunde sein können, dann ist das eine neuerliche Zurückweisung. Nachdem sie heute schon meine Reaktion auf ihren Keuschheitsgürtel ertragen musste, kann ich ihr das nicht auch noch antun. Also sage ich endlich:

"Das sieht phantastisch aus! Damit hab ich nicht gerechnet, jetzt bin ich ehrlich gesagt sprachlos. Vielen Dank!"
Ich lächle sie an.
"Bitte! Puh, ich dachte schon es gefällt dir nicht weil ich etwas... naja... vielleicht ein bisschen dick aufgetragen habe mit den Kerzen und so. Aber lieber zu viel Gemütlichkeit als zu wenig! Du sollst dich unbedingt wohlfühlen!"
Leilas Stimme klingt fröhlich und ein wenig erleichtert.
"Jetzt musst du aber schnell die in die Wanne bevor das Wasser kalt wird", sagt sie und wendet sich der Tür zu. "Wenn du etwas brauchst, ruf einfach nach mir!" Sie verlässt das Bad und schließt die Tür hinter sich.

In der Badezimmertür steckt innen kein Schlüssel. Nachdem ich Leila auf der Treppe gehört habe, öffne ich leise die Tür. Auch außen steckt kein Schlüssel. Einen winzigen Augenblick lang überlege ich, ob ich Leila nach einem Schlüssel fragen sollte. Dann verwerfe ich diese Idee wieder. Diese Frage wäre wirklich albern! Leila wird sicher nicht einfach ohne anzuklopfen das Bad betreten und selbst wenn, was wäre schon dabei?

Ich ziehe mich aus und steige in die Wanne. Die Temperatur ist perfekt. Ich greife nach dem Glas Wein, das Leila für mich am Wannenrand platziert hat, und nehme einen Schluck. Der Rotwein hat die feuchtwarme Raumtemperatur angenommen. Zu warm, aber zusammen mit dem warmen Bad bleibt er nicht ohne Wirkung. Mit geschlossenen Augen sinke ich in der geräumigen Wanne bis zum Kinn ins Wasser. Herrlich!
Meine Gedanken wandern wieder zu Leila. Ich ärgere mich über meine eigene Feigheit. Über alle Maßen zögerlich bin ich normalerweise auch nicht, aber bei Leila weiß ich nie, woran ich bin. Wenn ich wenigstens ihr Gesicht sehen könnte!

Für eine Weile döse ich vor mich hin und genieße die Stille.
Ein leises Klopfen reißt mich aus meinem Dämmerzustand.
"Jakob?"
Leilas Stimme ist durch die Tür gedämpft zu hören.
"Ja?", erwidere ich.
"Tut mir leid, ich habe ganz vergessen dir einen Bademantel bereitzulegen. Darf ich ihn dir kurz ins Bad legen?"
Ich liege immer noch bis zum Kinn im Wasser und schaue über die Wasseroberfläche bis zum gegenüberliegenden Wannenrand. Auf dem Wasser schwimmt immer noch etwas Schaum und die Badezusätze haben das Wasser trübe gemacht. Viel ist von meinem nackten Körper nicht zu sehen.
"Ok", antworte ich.
Leila öffnet die Tür und betritt das Bad. Sie trägt einen weißen Bademantel bei sich, den sie über das Waschbecken legt. Als sie sich umdreht um das Bad wieder zu verlassen, verharrt ihr Blick einen winzigen Augenblick lang in meiner Richtung. Zu lang für eine schnelle Drehung, aber viel zu kurz um mich wirklich anzuschauen. Nur ein kleiner Blick auf mich im Badewasser.
Sie wendet sich wieder dem Flur zu, verlässt den Raum und schließt hinter sich die Tür.

Ich habe mein Zeitgefühl vollkommen verloren. Als Leila die Tür geschlossen hat, fällt mein Blick auf meine verschrumpelten Fingerkuppen. Vielleicht hat Leila den Bademantel absichtlich vergessen um einen Blick auf mich zu erhaschen? Oder es ist einfach nur ein subtiler Hinweis darauf, dass ich seit einer halben Ewigkeit hier in der Wanne liege? So oder so ist es Zeit die Badewanne zu verlassen.
Nachdem ich mich abgetrocknet und das Wasser aus der Wanne abgelassen habe, ziehe ich mir meine Boxershorts und ein T-Shirt über. Als letztes folgt der Bademantel. Im Spiegel werfe ich noch einen Blick auf meine flüchtig abgetrockneten Haare und verlasse dann das Bad.

Im Erdgeschoss treffe ich auf Leila. Sie ist gerade damit beschäftigt die Geschirrspülmaschine auszuräumen.
"Das war wirklich wunderbar, vielen Dank noch mal", sage ich und betrete die Küche.
"Super das es dir gefallen hat! Und tut mir leid nochmal. Ich hätte den Bademantel nicht vergessen dürfen."
"Das macht doch nichts", erwidere ich.
"Doch", antwortet Leila sofort und dreht sich zu mir. "Das war unaufmerksam von mir. Würdest du mich bitte dafür bestrafen?"
"Was? Wegen so einer Lappalie?"
Leila nickt und geht zum Küchentisch. Sie stützt ihre beiden Hände auf dem Tisch ab und streckt ihren Hintern raus.
"Gib mir bitte zwei Schläge auf den Hintern."

Verrückte Idee. Ich muss ablehnen. Zwei Schläge wegen einem Bademantel? Das ist total unverhältnismäßig! Erst recht nachdem sie für mich ein so herrliches Bad vorbereitet hat.

Leila blickt über die Schulter zu mir.
"Am Anfang ist es niemandem leicht gefallen mich zu bestrafen. Vergiss nicht, dass du mir damit hilfst. Bitte!"
Das geht doch nicht! Aber das denke ich nur. Stumm stehe ich hinter Leila. Der schwarze Anzug spannt über ihrem knackigen Po. Ihr Anblick ist verlockend. Der Drang sie zu berühren wird mit jeder Sekunde stärker. Ich denke zurück an unsere Klausurvorbereitung und das letzte Mal, als ich ihr einen Klaps auf den Hintern gegeben habe. Leila hat unter den Schlägen gestöhnt.

Ich gehe einen Schritt auf sie zu. Nur ein leichter Schlag, denke ich mir. Aber damit wäre Leila nicht zufrieden. Also hole ich aus, so wie Cyria es mir gezeigt hat.
Mit einem lauten Klatschen landet meine Hand auf Leilas Po. Sie stöhnt gedämpft auf und windet sich in ihrer vornübergebeugten Position. Ohne sich aufzurichten sagt sie:
"Eins. Danke, das war gut."
Da Leila mir weiter ihren Hintern entgegenstreckt, folgt mein zweiter Schlag kurz nach dem ersten. Wieder stöhnt Leila, nachdem meine flache Hand auf ihrem Hintern gelandet ist.
"Zwei. Danke, du wirst mit jedem Schlag besser."
Was soll ich darauf antworten? Bitte, gern geschehen? Zu meinem eigenen Entsetzen muss ich mir eingestehen, dass dieser Moment für mich selbst nicht nur unangenehm war. Das will ich vor Leila verbergen. Sie richtet sich auf und wendet sich zu mir. Sie erwartet eine Reaktion.
Mit einem erzwungenen Lächeln sage ich ohne nachzudenken:
"Übung macht halt den Meister."
Leila bleibt einen Moment lang stumm und scheint mich zu mustern. Dann sagt sie zögerlich:
"Ja, natürlich... willst du noch ein bisschen weiter üben?"
Sie schaut mich an. Ich schaue sie an. Hinter ihren schwarzen Augengläsern bleibt verborgen, ob dieser Vorschlag ein Scherz ist oder nicht. Inzwischen halte ich beides, Scherz oder Ernst, für möglich.
"Fürs erste reichts", sage ich, lächle weiter und will mir im gleichen Moment auf die Zunge beißen für meine unüberlegte Formulierung. Fürs erste – das heißt, ich bin bereit ihr irgendwann wieder den Hintern zu versohlen.

Zum Glück gibt Leila sich mit der Antwort zufrieden.
"Was möchtest du jetzt machen? Hast du nach dem Wannenbad wieder Hunger bekommen?" fragt sie.
"Danke der Nachfrage, aber nein, ich bin immer noch satt. Kann ich dir mit irgendetwas helfen?"
"Nö", erwidert sie entschlossen. "Du könntest etwas auf dem Sofa ausspannen, fernsehen und ich massiere dir dabei die Füße."
"Ich glaube entspannter als ich kann man gar nicht sein. Wenn du mich weiter so umsorgst, komme ich mir noch vor wie der Kaiser von China", sage ich.
"Wenn du mich nachher ins Bett bringst, wartet der nächste Schock auf dich. Sieh es einfach als Entschädigung im Voraus", erwidert Leila.
Eigentlich befinde ich mich schon auf dem Gipfel der Entspannung. Jede weitere Ruhepause hätte etwas unanständig faules an sich. Allerdings ist Leilas Angebot auch verlockend. Zu meiner fortgesetzten Überraschung muss ich erkennen, dass mich ihr geheimnisvoller Körper nach wie vor anzieht. Ich nehme mir vor vorsichtig zu sein. Leila soll sich schließlich keine falschen Hoffnungen machen. Aber was ist schon eine Fußmassage? Also stimme ich zu, wobei ich mir allerdings ein wenig schäbig vorkomme.

Im Wohnzimmer führt Leila mich aufs Sofa, wo ich mich gleich hinlege. Leila schaltet den Fernseher an und legt die Fernbedienung neben mir auf dem Tisch. Dann geht sie vor meinen Füßen auf die Knie. Im Fernsehen läuft irgendeine Nachrichtensendung, der ich jedoch keine Beachtung schenke. Mein Blick ist nur auf Leila gerichtet.
Sie zieht sich ihre Handschuhe aus, wobei sie beim linken wegen der Metallbänder um ihre Finger einige Zeit braucht. Anschließend legt sie beide Handschuhe auf den Stubentisch und wendet sich meinen nackten Füßen zu. Sie beginnt mit dem rechten Fuß, den sie mit beiden Händen umfasst. Sie fährt mit ihren Händen auf meinem Fuß auf und ab, wobei sie mit dem freien Daumen ihrer rechten Hand leichten Druck auf die Innenseite meines Fußes ausübt.
"Das fühlt sich toll an", sage ich und lächle sie an.
Leila hebt ihren Kopf.
"Danke. Ich übe das seit einiger Zeit. Wegen den Metallbändern an den Fingern meiner linken Hand ist das gar nicht so leicht. Am Anfang habe ich immer zu viel Druck mit der linken Hand ausgeübt. Da hatte Cyria als Übungsobjekt einiges auszustehen."
"Das Training hat sich gelohnt", sage ich, lasse meinen Kopf nach hinten fallen und schließe die Augen.

Leila massiert hingebungsvoll meine beiden Füße. Ich habe mir nie viel aus Massagen gemacht aber schon nach wenigen Minuten steht für mich fest, dass ich mich daran wirklich gewöhnen könnte. Während der Ton der Nachrichtensendung aus meinem Bewusstsein verschwindet, döse ich vor mich hin. Wenn Leila nichts mehr gesagt hätte, wäre ich wohl hier auf dem Sofa eingeschlafen.

"Vor 22 Uhr müsstest du mich ins Bett bringen", sagt sie leise.
Ich öffne meine Augen und richte mich auf. Leila kniet immer noch vor mir, die Massage ist allerdings beendet und sie hat sich ihre Handschuhe wieder angezogen. Der Fernseher ist aus. Ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr. Es ist erst kurz nach Neun.
"Erstmal danke für die wunderbare Massage", sage ich. "Aber bis 22 Uhr ist es doch noch eine Stunde hin? Willst du jetzt schon ins Bett?", frage ich.
"Nein. Aber ich müsste dir noch ein Bett machen und falls du noch Kleidung zum Wechseln von zuhause holen möchtest, wäre das jetzt die perfekte Gelegenheit", sagt sie.
"Stimmt. Es ist so gemütlich bei dir, da habe ich das glatt vergessen", erwidere ich und stehe auf.

Zu Fuß ist das Haus von Leilas Eltern etwa 15 Minuten von dem Haus meiner Großmutter entfernt. Ohne mich hetzen zu müssen schaffe ich den Hin- und Rückweg. Meiner Großmutter erzähle ich, dass ich bei einem Freund übernachte.

Zurück bei Leila öffne ich die Tür mit dem Haustürschlüssel, den Frau Epikuron mir gegeben hat. In der Wohnstube treffe ich auf Leila, die mir auf dem Sofa ein Bett hergerichtet hat.
"Willkommen zurück. Hast du alles dabei?", begrüßt sie mich.
Ich halte meinen gepackten Rucksack hoch.
"Alles, was ich bis morgen brauche", sage ich.
"Es ist jetzt viertel vor zehn. Dein Bett ist bereit. Könntest du mich gleich zu Bett bringen? Beim ersten mal ist es besser wenn wir nicht in Zeitnot sind", sagt sie.
Zeitnot beim Zubettgehen? Ich widerstehe der Versuchung sie danach zu fragen und nicke einfach nur.

Zusammen mit Leila gehe ich in den Keller. Unten angekommen öffnet sie einen der Metallschränke. Hinter den Schranktüren sehe ich jede Menge akkurat gefaltete Latexkleidung. Leila nimmt eine Schatulle aus dem Schrank, die sie öffnet. Aus der Schatulle nimmt sie zwei längliche, kompliziert aussehende Schlüssel, die mir bekannt vorkommt. Mit einem dieser Schlüssel öffnet sie die beiden runden Schlösser an ihrer Fußkette und löst die Kette dann von den Metallschellen an ihren Füßen. Mit der Kette in der Hand öffnet sie einen zweiten Metallschrank, in dem jede Menge Metallfesseln und Ketten deponiert sind. Leila legt die Fußkette in ein freies Fach und schließt den Schrank wieder. Jetzt wendet sie sich mir zu.
"Eigentlich darf ich auf gar keinen Fall Schlüssel zu meiner Verfügung haben, aber meine Herrin hat mir ausnahmsweise diese hier für die Zeit ihres Urlaubs überlassen", sagt sie und hält mir die beiden Schlüssel entgegen.
"Ein Schlüssel ist für die Kette an meinen Füßen, der andere für meine Hände. Damit ich mich alleine fesseln und wieder befreien kann, hat sie mir die beiden Schlüssel dagelassen. Das ist für mich aber eine blöde Situation. Eine Kettenschwester sollte nicht in der Lage sein sich selbst zu befreien. Kannst du die Schlüssel verwalten, so lange du hier bist?" fragt sie.
Ihre Bitte überrascht mich nach allem, was ich bis jetzt mit ihr erlebt habe, nicht. Ich stimme zu. Als sie mir die Schlüssel in die Hand drückt, spüre ich ein seichtes Kribbeln. Leilas Fesseln sind ein vertrauter Anblick und nachdem sie mich mehr als einmal ermutigt hat ihr den Hintern zu versohlen wundert mich auch ihr Vertrauen in mich nicht. Trotzdem ist es ein besonderes Gefühl die Schlüssel zu ihren Fesseln in meinen Händen zu halten.

Nach der Schlüsselübergabe legt Leila ihren schwarzen Anzug, die Handschuhe und die Stiefeletten ab. Sie verstaut ihre Kleidung im Schrank mit der restlichen Kleidung, schließt die Schranktüren und wendet sich dann dem Bett zu. Vor dem Bett geht Leila auf die Knie und zieht eine schwarze Box unter dem Bett hervor. Die äußere Hülle der Box scheint aus einer Art robustem Plastik gefertigt zu sein. An der Oberseite sehe ich ein Schlüsselloch. Daneben kommen drei Kabel aus der Box, ein rotes und zwei blaue.
Leila spreizt im Knien die Beine, nimmt sich das rote Kabel und befestigt es an ihrem Keuschheitsgürtel. Als Nächstes nimmt sie die beiden blauen Kabel und befestigt sie am unterem Rand der beiden Halbschalen ihres Keuschheits-BH. Dann steht sie auf.
"Weißt du noch, wie du vorhin gefragt hast, ob ich es vermisse mich selbst... naja, du weißt schon... berühren zu können?", fragt Leila.
Ich nicke.
"Diese Kiste", sagt sie, schaut nach unten zur schwarzen Box und verstummt. Während ich sie fragend anschaue, sucht Leila nach den richtigen Worten. Schließlich wirft sie den Kopf in den Nacken und sagt:
"Ach Mensch, ich überlege schon die ganze Zeit wie ich dir das sagen soll. Aber egal was ich sage, es ist immer peinlich."
"Egal was es damit auf sich hat, ich verspreche dir, dass ich dich nicht im Stich lassen werde", erwidere ich.
"Puh, na gut. Also diese Kiste ist quasi das Berühren. Nein warte, dass klingt ja total komisch."
Leila atmet tief durch.
"Diese Box ist ein wichtiger Teil meines Keuschheitsversprechens. Ich habe nicht versprochen komplett darauf zu verzichten. So was wie das Zölibat und totale Enthaltsamkeit ist in unserer Gemeinschaft nicht verbreitet. Meine beiden Herrinnen entscheiden darüber, wann ich mir einen Aufschluss verdient habe und unter welchen Bedingungen er erfolgt. Das ist für mich etwas ganz Besonderes. Zur Reinigung und Kontrolle wird mein Gürtel und der BH regelmäßig geöffnet aber dabei kann ich mich nicht selbst berühren. Wirklich befreit wurde ich von den Sachen in den letzten vier Monaten nur fünfmal, zuletzt vor etwa sechs Wochen. Wenn ich über diese langen Zeiträume einfach nur permanent verschlossen wäre, dann würde ich mich irgendwann daran gewöhnen und meine Lust würde verschwinden.
Damit das nicht passiert, habe ich diese Kiste. Der Keuschheitsgürtel und der BH sind nicht einfach nur Metallschilde. Es sind Geräte mit verschiedenen Funktionen und obwohl ihr Hauptzweck darin besteht meine intimen Stellen zu verschließen können sie mir auch Lust bereiten."

"Dann kannst du es dir also selbst machen mithilfe der Box und wenn du es ganz konventionell machen möchtest, brauchst du die Erlaubnis von Cyria und Frau Epikuron?", frage ich.
Leila schüttelt mit dem Kopf. "So einfach ist das nicht. Die Box ist dafür da, dass mein Verlangen und die Lust nicht zu einer faden Erinnerung werden. Wirklich selbst machen kann ich es mir auch mit der Box nicht.
Es ist ein bisschen wie bei einer Lotterie. Bevor ich ins Bett gehe, schließe ich die Kabel an. Bei einer Chance von 1:3 werde ich leicht stimuliert. Bei einer Chance von 1:10 dauert die Stimulation länger aber sie reicht nicht bis zum Höhepunkt. Die Wahrscheinlichkeit für einen Höhepunkt liegt im Moment glaube ich bei 1:25. Als Strafe kann die Chance auf einen Höhepunkt verschlechtert werden. Zum Ausgleich kann ich aber auch mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:5 leichte Elektroschocks bekommen."
"Das ist aber fies. Deine Chancen stehen doch sowieso schon schlecht und dann musst du auch noch Elektroschocks fürchten?", sage ich sofort.
"Als Kettenschwester muss ich eben eine Gegenleistung erbringen", erklärt Leila und schaut zum Wecker, der neben dem Bett auf dem Schreibtisch steht.
"Jetzt muss ich mich aber langsam beeilen", sagt sie und kniet sich aufs Bett.

Die Schiene, an die sie immer noch mit ihrem Halsband gekettet ist, verläuft direkt an ihrem Bett entlang. Auf dem Bett kniend greift Leila unter die Gummimatte, die auf dem Bettgestell liegt. Unter der Matte zieht sie zwei kurze Ketten hervor, die sie mit ihren Fußschellen verbindet. Anschließend legt sie sich mit dem Rücken auf die Gummimatte und greift nach der Kette, mit der sie an die Schiene gefesselt ist. Am oberen Ende des Bettgestells ist ein Bügelschloss fest im Rahmen integriert. Leila führt den Bügel des Schlosses durch ein Kettenglied und lässt das Schloss einrasten. Auf diese Weise an das Bett gefesselt kann Leila ihren Kopf nur noch leicht anheben.
Zum Schluss folgen die Hände. Am Kopfende des Betts holt Leila unter der Matte zwei kurze Ketten mit den vertrauten münzenförmigen Schlössern hervor, die sie mit den Metallschellen an ihren Handgelenken verbindet.

"Fertig", verkündet sie und dreht ihren Kopf in meine Richtung. Neben dem Bett stehend habe ich ihr wortlos zugeschaut.
"Die Schlösser öffnen sich automatisch um 6:00 Uhr. Jetzt müsstest du kontrollieren, ob auch alles fest verschlossen ist."
"Ich habe aufgepasst, als du die Schlösser angebracht hast", sage ich.
"Das ist gut aber du solltest trotzdem auf Nummer sicher gehen. Zieh einfach kurz an meinen Metallschellen", sagt Leila.
Ich zögere für einen Moment. Leilas Wunsch scheint mir total überzogen und unnötig zu sein aber da sie darauf besteht, gebe ich doch nach. Also trete ich auf das Bett zu und beginne mit ihren Füßen. Behutsam hebe ich ihre beiden Beine nacheinander an und versuche sie vom Bettgestell wegzuziehen. Wie erwartet halten die Ketten bombenfest. Das gleiche mache ich auch mit ihren Händen. Zum Schluss ziehe ich an der Kette für ihr Halsband, dessen Schloss natürlich auch hält.
"Alles fest", sage ich.
"Danke", erwidert Leila und schaut mich an. Gespannt schaue ich zurück und erwarte Instruktionen für den nächsten Schritt. Da sie nichts weiter sagt, nehme ich an, dass wir fertig sind. Was Leila allerdings fehlt, ist eine Decke. Gerade will ich sie darauf ansprechen, da kommt sie mir zuvor:
"Eine Sache müsstest du noch kontrollieren", sagt sie. "Die Kabel für den Keuschheitsgürtel und den BH lassen sich auch erst morgen früh wieder abnehmen. Sie sind eingerastet, damit ich... naja... falls ich die Elektroschocks bekomme, damit ich nicht versucht bin sie irgendwie rauszuziehen."

So angekettet, wie sie vor mir liegt, scheint sie dazu überhaupt keine Möglichkeit zu haben, aber natürlich komme ich auch dieser Bitte nach. Jetzt ist es mir auch egal, dass meine Kontrolle wahrscheinlich überflüssig ist, denn sie gibt mir die Gelegenheit ihren Gürtel und den BH für einen Moment aus der Nähe zu begutachten ohne aufdringlich zu wirken.

Ich beginne mit dem BH. Beide Halbschalen sind am unteren Rand mit zwei Anschlüssen ausgestattet. In jeweils einem Anschluss steckt das Kabel für die schwarze Box, die unter ihrem Bett steht. Direkt daneben sind die Anschlüsse für die Reinigungsschläuche. Die Anschlüsse sind geschickt in den BH integriert. Wenn man direkt vor Leila steht, bemerkt man sie gar nicht. Erst wenn man sie von unten anschaut, fallen die Anschlüsse auf.
Ich ziehe kurz an den beiden Kabeln, die fest an ihrem Platz bleiben.

Dann wende ich mich ihrem Keuschheitsgürtel zu. Auf der Unterseite sehe ich zwischen Leilas Beinen drei Anschlüsse. In dem obersten steckt das Kabel aus der Kiste. Darunter befindet sich ein Anschluss mit einem etwas größeren Durchmesser, der für den Reinigungsschlauch bestimmt ist. Den Zweck des untersten und größten Anschlusses kenne ich noch nicht, vermute aber, dass er für den Toilettengang da ist.
Auf Höhe ihrer Knie greife ich nach dem Kabel und ziehe daran. Auch dieses Kabel ist fest.

"Mit den Kabeln ist alles in Ordnung", sage ich.
"Danke, du hast mir heute wirklich sehr geholfen", sagt Leila.
"Willst du gar keine Decke haben?", frage ich.
"Doch, bitte. Du findest eine Decke in dem Schrank, in dem ich die Latexsachen verstaut habe. Das Fach ganz unten."
Wie beschrieben finde ich im Schrank eine einfache Decke, mit der ich Leila zudecke.
"Danke. Fünf Minuten vor Zehn", sagt sie.
"Kann ich sonst noch etwas für dich tun?", frage ich.
"Nein. Das Licht wird später von alleine ausgehen und um zehn fängt die Box an…"
Leila beendet ihren Satz nicht.

Es entsteht eine kurze Pause, in der wir uns ohne etwas zu sagen anschauen. Die Sache mit der Box ist ihr ohne Frage peinlich. Soll ich gehen um ihr weitere Peinlichkeiten zu ersparen oder bleiben um ihr zu helfen, falls irgendetwas nicht so funktioniert wie es soll? Bei der Reinigung gab es einen Not-Aus Schalter. Und hier?

Zwei Minuten vor Zehn beschließe ich die Initiative zu ergreifen. Ich trete auf das Kopfende des Bettes zu und sage mit einem Lächeln:
"Gute Nacht."
Wenn sie meine Hilfe braucht, muss sie es jetzt sagen. Andernfalls muss sie mich nicht selbst zum Gehen auffordern.
"Gute Nacht", erwidert Leila. "Und vielen Dank für alles!"
"Ich habe mich bei dir zu bedanken. Erhol dich gut und... viel Glück", sage ich, drehe mich um und gehe zur Treppe.

Leila lässt mich einfach so gehen. Sie ruft mir nichts hinterher – zu meinem Bedauern. Wie gerne würde ich jetzt Mäuschen spielen und sehen was als nächstes passiert. Ihr halbnackter Körper, gefangen in Stahl, ist ein gleichermaßen bizarrer wie auch faszinierender Anblick. Obwohl ihre intimsten Stellen von Keuschheitsgürtel und BH wie durch eine Rüstung geschützt sind, erscheint sie mir, gefesselt in ihrem Bett und der schwarzen Box auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, so verletzlich. Deswegen musste ich heute gehen. Es wäre falsch gewesen ihre Hilflosigkeit auszunutzen und wie ein Voyeur meine Neugierde zu befriedigen während Leila mit Elektroschocks malträtiert oder von ihrem Keuschheitsgürtel stimuliert wird.

In der Wohnstube angekommen ziehe ich mich bis auf T-Shirt und Boxershorts aus und lege mich auf das zum Bett umfunktionierte Sofa. Sicher, kein vollwertiges Bett aber bequemer als Leilas Schlafstätte. Ich nehme die beiden Schlüssel zur Hand, die Leila mir im Keller übergeben hat. Vielleicht sehen die Schlüssel, die sie von ihrem Keuschheitsgürtel befreien könnten, ganz ähnlich aus. Was wäre das für ein Gefühl, wenn ich diese Schlüssel in den Händen halten würde? Ein Kribbeln fährt durch meinen Körper.
13. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von Wicki am 06.01.16 08:08

Wirklich eine tolle Geschichte.
Bitte weiter so.
Lg
14. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von confused am 06.01.16 11:56

Diese Geschichte ist faszinierend. Sehr gut und überlegt geschrieben.

Gefühle sind einfach umwerfend gut beschrieben.

Solche ausformulierte und überdachte Geschichten zu diesem Thema liest man viel zu selten!
15. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von Rainman am 06.01.16 12:36

Hi pfeffer.

Deine Geschichte ist gefällt und gut geschrieben ist sie auch.

Mir fällt allerdings auch eine Geschichte ein, die bisher ähnlich (vom Grundgerüst her) anfängt.
Sie geht in eine andere Richtung, hat aber halt auch mit bondage zu tun.

Ich weiß nicht, ob du die schon gefunden/gelesen hast, aber wenn nicht, sollest du dir vielleicht mal Maria von gag_coll ansehen. Die fängt wie schon gesagt ähnlich an wie deien.


MfG Rainman
16. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von Fehlermeldung am 06.01.16 13:31

Auch mir gefallen deine beiden Geschichten mache bitte so weiter !

und da du um Ideen gefragt hast will ich es auch
mal wie Rainman machen und dir zwei Geschichten
als Lesestoff vorschlagen , dass soll nicht heissen
das du genau das selbe schreiben sollst sondern es
soll dir zu neuen Ideen verhelfen , die vielleicht
beim lesen kommen .
.
http://kgforum.org/display_5_2407_89996.html
+
http://kgforum.org/display_5_2407_89835.html
.
17. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von Der L. am 06.01.16 14:02

Oh ja... wer hätte nicht gern die Schlüssel... .
Sehr schöne Story! Bitte mehr davon!
Danke!
18. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von swisssteel am 06.01.16 22:40

Hallo Pfeffer

Bitte schnell Weiter veröffentlichen. Tolles Kopfkino und interessanter Story Aufbau.

Ein treuer Leser Grüsst

swisssteel
19. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von Katsumoto am 07.01.16 01:40

Ich lese hier schon seit einiger Zeit mit und habe mich jetzt extra angemeldet, um dir für deine schöne Geschichte zu danken.
Wirklich gelungen!

Ich hoffe, das noch ein paar Kapitel folgen werden.

Besonders gut gefällt mir an deier Geschichte, das sie sich in einem realistischen Rahmen bewegt und man sich deshalb sehr gut hineindenken kann.
20. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 07.01.16 01:47

Danke für das Lob und die Anregungen!

„Maria“ von gag_coll habe ich vor einiger Zeit gelesen. Gag_colls Geschichte hat mich auf die Idee gebracht, zwei Charaktere in einer ähnlichen Lage zu entwerfen. Die beiden Geschichten, die Fehlermeldung verlinkt hat, kenne ich aber noch nicht. Vielen Dank dafür! Ich bin ständig auf der Suche nach neuen Ideen.

Viel Spaß mit dem nächsten Teil!
21. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 07.01.16 01:48

*** Urlaubsvertretung: Morgen & Schulweg ***


Ring, Ring – Mein Mobiltelefon meldet sich pünktlich am nächsten Morgen. Ich bin ein Morgenmuffel und schlafe an freien Tagen gerne etwas länger. Mitten in der Woche ist das natürlich keine Option. Mit der Hand taste ich auf dem Stubentisch nach dem klingelnden Quälgeist und werde zum Glück schnell fündig. Ich öffne meine Augen einen schmalen Spalt weit und schalte den Wecker des Telefons ab. Gähn – viertel nach sechs. 15 Minuten nach sechs Uhr. Irgendwas war um sechs Uhr, nur was? Als mir wieder einfällt, dass sich Leilas Fesseln um sechs Uhr automatisch öffnen sollen, schrecke ich hoch. Ich habe bis jetzt geschlafen. Kein einziger Ton hat mich vorher geweckt. Ist alles in Ordnung?

Sofort bin ich hellwach. Mein Blick fliegt durchs Wohnzimmer. Nichts. Ich springe vom Sofa auf und laufe in den Flur. Aus der Küche höre ich Geräusche, weshalb ich zuerst dort nachschaue und zu meiner Erleichterung Leila vorfinde. Sie kocht Kaffee.

„Guten Morgen! Hat alles geklappt? Tut mir leid, ich hab beim Weckerstellen gar nicht mehr daran gedacht, dass du mir gesagt hast, dass sich die Fesseln um 6 Uhr öffnen.“
„Guten Morgen,“ erwidert Leila und dreht sich zu mir um. „Alles in Ordnung. Um die Fesseln musst du dir keine Sorgen machen. Die sind äußerst gründlich getestet worden. Da geht nichts schief.“
„Das ist gut. Kann ich dir beim Frühstück helfen?“ frage ich.
„Ne. Aber es gibt da etwas, dass ich machen müsste,“ sagt sie.
„Was denn?“ frage ich. „Kann ich dir dabei helfen?“
„In gewisser Weise schon. Du musst auch nicht viel machen. Einfach nur stehen bleiben um genau zu sein. Sorry, dass ich direkt nach dem Aufstehen sofort wieder mit meinen verrückten Sachen anfange.“
„Nicht schlimm. Ein kleiner Schock hilft bestimmt um wach zu werden!“ sage ich und schaue sie aufmunternd an.

Leila geht auf mich zu und fällt vor mir auf die Knie.
„Ich wünsche dir einen wunderbaren neuen Tag und verspreche mein bestes zu geben um dir so gut ich kann zu dienen. Wenn ich faul oder ungehorsam sein sollte, bitte ich dich mich gerecht zu bestrafen.“
Als nächstes berührt sie mit ihrem Mundgitter nacheinander meine beiden Füßen und steht dann wieder auf.

Nach dieser Szene bin ich tatsächlich hellwach. Ungläubig schaue ich Leila an. Jetzt erwartet sie wieder meine Reaktion und überrascht wie ich bin, muss ich erst mal nach den richtigen Worten suchen.
„Danke, dass war... ähm... also ich verspreche dir auch zu helfen.“
„Inzwischen verdaust du all die kleinen Schocks schon ziemlich gut,“ meint Leila und ihre Stimme klingt so, als ob sie unter ihrer Maske lächeln würde.
„Überrascht bin ich trotzdem immer noch. Machst du das jeden Morgen?“ frage ich.
„Ja, fast immer. Eine Kettenschwester ist dazu angehalten, jeden Morgen ihr Versprechen vor der Herrin oder dem Herren des Hauses zu erneuern. Normalerweise ist das meine verehrte Herrin aber jetzt hast du diese Rolle vertretungsweise eingenommen. Der Kniefall mit dem Kuss auf die Füße ist auch die feierliche Form der Begrüßung als Kettenschwester. Wenn die Herrinnen aus dem Urlaub zurückkommen, werde ich sie zuhause so willkommen heißen.“
„Ganz schön heftig. Aber irgendwie...“ bringe ich zögerlich hervor.
„Ja?“ sagt Leila, um mich zu ermuntern meinen Satz zu beenden.
„Irgendwie passt es auch. Zu der Rolle als Kettenschwester meine ich.“
„Finde ich auch,“ pflichtet sie mir bei.
„Was ist eigentlich mit Herrn Epikuron?“ frage ich. „Begrüßt du ihn auf die gleiche Weise?“
„Der ist eher so wie meine Pflegeeltern. Wobei, so schlimm ist er nun auch wieder nicht. Er hat mir ganz am Anfang gesagt, dass er Kettenschwestern für eine überflüssige Tradition hält. Ansonsten verstehen wir uns eigentlich ganz gut. Nur weigert er sich hartnäckig mich als Kettenschwester zu behandeln,“ erklärt Leila und wendet sich der Kaffeemaschine zu.

Nach unserem Frühstück machen wir uns beide für den anstehenden Schultag frisch. Ich im Bad im ersten Stock und sie im Keller. Bevor wir das Haus verlassen, befreit sie sich von der Kette, die sie seit gestern ununterbrochen an das Schienensystem im Haus gefesselt hat. Als sie den Schlüssel für die Schienenkette in das Kästchen mit dem Zeitschloss zurücklegt, ermahnt sie mich sie dabei peinlich genau zu kontrollieren. Unter ihren Augen muss ich überprüfen, dass das Zeitschloss des Kästchens ordentlich verriegelt wurde. Auch die Fußkette, die sie sich im Flur selbst anlegt, muss ich kontrollieren. Erst als ich beide Schlösser überprüft habe, wirft sie sich ihr weißes Gewand über. Ich deponiere derweil die Schlüssel für ihre Hand- und Fußfesseln gut sichtbar auf dem Flurschrank. Zum Schluss obliegt es mir natürlich noch die Haustür abzuschließen.

Auf dem Schulweg sage ich zu Leila:
„Ich glaube ich habe mich noch nie so viel mit Schlössern und Schlüsseln beschäftigt. Nach der Urlaubsvertretung kann ich bei der nächstbesten Bank anfangen.“
„In meinem Leben gibt es wirklich einen riesigen Berg von Regeln. Wenn es dir zu viel wird, können wir auch manche Sachen auslassen,“ erwidert sie.
„Mir wird es nicht zu viel. Du musst die Teile ja tragen. Ich bin nur immer wieder erstaunt, wie sehr du darauf achtest, dass alles eingehalten wird und das ich dabei auch noch jeden deiner Schritte kontrolliere.“
„Dafür gibt es einen guten Grund. Bevor ich Kettenschwester geworden bin, haben mir meine Pflegeeltern propheizeit, dass ich mit allen Einschränkungen, die ich mir aufbürden wollte, nicht lange durchhalten würde. Ich habe dir ja schon erzählt, dass es manchmal Tage gibt, an denen ich die ganzen Fesseln und all das Zeug wirklich am liebsten in die Ecke schmeißen würde. Nach diesen Tagen, nach dem mein Ärger verflogen ist, bin ich immer heilfroh, dass ich meine Fesseln nicht einfach wie normale Kleidung ausziehen kann. Eine echte Kettenschwester ist immer Kettenschwester, nicht nur wenn sie gerade mal gute Laune hat. Wenn ich meine Fesseln einfach so beliebig an- und ablegen könnte, wäre ich in meinen Augen keine Kettenschwester mehr. Das wäre total langweilig und überhaupt keine Herausforderung. Ich bin echt stolz darauf, dass ich den Leuten, die mir das alles nicht zugetraut haben und auch mir selbst bewiesen habe, dass ich wirklich eine Kettenschwester bin!

Die Fesseln sind dabei für mich so was wie ein Sicherheitsnetz. Weil ich sie nicht einfach so ablegen kann, kann ich auch nicht in einem wütenden Moment alles hinwerfen, was ich dann später fürchterlich bereuen würde. Dazu ist es wichtig, dass ich auch tatsächlich gefesselt bin. Ich bin dabei natürlich ziemlich weit gegangen aber wenn ich weiß, dass alles fest verschlossen ist, fühle ich mich sicher. Deswegen ist es mir so wichtig, dass du meine Fesseln kontrollierst.“

Ich habe Leila stumm zugehört. In meinem Inneren hat sich reflexartig Widerstand formiert. Dieser Wunsch kontrolliert zu werden ist für mich immer noch nicht leicht zu akzeptieren. Aber mit welchem Recht soll ich gegen die Entscheidung einer jungen Frau protestieren und ihr damit meine Vorstellungen aufzwingen?
Würde ich ihr Leben überhaupt ändern wollen? Sie hat sich in meinen Augen einige große Erleichterungen verdient aber würde ich, wenn ich könnte, den Wunsch Kettenschwester zu sein aus ihren Gedanken tilgen und sie für immer befreien? Wenn ich ehrlich bin, muss ich mir eingestehen, dass ich nicht nur aus reiner Hilfsbereitschaft und um meine Neugierde zu befriedigen hier bin. Leila ist für mich nicht nur trotz sondern auch wegen ihrer Fesseln anziehend.

Auf unserem Weg zur Schule kann ich mich nicht dazu durchringen ihr meine Gedanken zu offenbaren. Ich beschränke mich darauf ganz allgemein Verständnis zu zeigen, wie ich es vorher auch schon getan habe.


Kurz vor der Schule bleibt Leila auf dem Bürgersteig stehen.
„Jakob, willst du vorgehen?“ fragt sie.
„Gibt es noch irgendeine Regel, die du jetzt befolgen musst?“ frage ich sie. Normalerweise würde ich sie nicht so direkt fragen, doch in diesem Moment habe ich einen Verdacht, der mit ihrem nächsten Satz bestätigt wird.
„Nein. Es ist nur... Ich bin bisher immer alleine in die Schule gekommen. Wenn ich jetzt mit dir komme... Dann fängt bestimmt das Gerede an. Ich will nicht das die Leute auch um dich einen Bogen machen nur weil du mit einem Freak wie mir zusammen auftauchst.“

Die Frage, was wohl passieren wird, wenn wir gemeinsam in der Schule auftauchen, habe ich mir seit gestern Abend immer wieder gestellt. Da Leila bis jetzt immer darauf geachtet hat, zu mir in der Schule auf Abstand zu bleiben, habe ich damit gerechnet, dass sie vehement darauf bestehen wird, dass wir getrennt das Schulgebäude betreten. Aber jetzt hat sie mich bloß gefragt, ob ich vorgehen möchte.
Mit ihrer Erklärung hat sie natürlich recht. Gut möglich, dass man uns skeptisch beäugen wird. Wenn ich Schulsprecher werden wollte, wäre es besser wenn wir uns jetzt trennen würden. Aber solche Überlegungen sind jetzt überflüssig. Leila wurde schon von zu vielen Leuten wie eine Aussätzige behandelt.

„Sollen die Leute doch reden,“ sage ich entschieden und biete ihr meine linke Hand an.

Leila zögert aber schließlich steckt sie ihre rechte Hand durch einen Schlitz in ihrem Gewand und greift nach meiner Hand. Anschließend gehen wir Hand in Hand zur Schule.

Als wir unseren Klassenraum betreten, lässt Leila nach wenigen Schritten meine Hand los und geht, so schnell es ihr die Fußkette gestattet, zu ihrem Platz, wo sie sich hinsetzt und regungslos zur Tafel schaut. Ich halte sie nicht auf, folge ihr nicht und sage auch nichts weiter. Leila hat offenbar vor diesem Moment viel mehr Angst gehabt als ich, weshalb ich die Sache nicht schlimmer machen möchte.
Hand in Hand waren wir nur für einen kurzen Augenblick in der Klasse aber in diesem Moment wurden wir von einigen Mitschülern gesehen. Es gibt kein Aufschrei, kein helles Entsetzen aber in den nächsten Minuten wird es in der Klasse auffallend leise, während um uns herum getuschelt wird.

Die erste Stunde vergeht ganz normal, wobei Leila kein Wort sagt. Wie gewohnt verschwindet sie mit dem Pausengong wie ein Geist aus der Klasse. Ich wende mich, ebenso wie gewohnt, in der Pause meinen Mitschülern zu. Ich werde nicht ausgeschlossen, es fällt auch keine abfällige Bemerkung. Mehrere Minuten vergehen, bevor ich zum ersten mal auf Leila angesprochen werde:

„Bist du vorhin echt mit der Leila Hand in Hand in die Schule gekommen? Wie kommts denn dazu?“ fragt mich ein Mitschüler.
Die Wahrheit kann ich ihm natürlich nicht erzählen. Entweder er würde mir nicht glauben und mich für verrückt halten oder er würde mir glauben und Leila dann für verrückt halten. Also entschließe ich mich zu einer Notlüge.
„Wir haben uns vor der Schule getroffen. Sie wohnt bei mir in der Nähe. Wir haben über die nächste Klausur in Geschichte gesprochen. Du weißt ja, wie gut sie immer vorbereitet ist. Wenn man sie mit ihrem Gewand so sieht, könnte man meinen darunter steckt ein Roboter aber wenn man die Chance bekommt, kann man sich mit ihr echt gut unterhalten. Wir sind dann einfach mal Hand in Hand in die Schule um zu zeigen, dass sie eben kein Roboter ist.“
„Roboter ist gut,“ meint eine Mitschülerin, die bei uns im Kreis steht und fährt fort: „Gespenst trifft es eher. Als sie unsere Klasse gekommen ist, hat sie mir am Anfang echt leid getan. Aber sie trägt immer diesen komischen Schleier. Wie soll man sich auch unterhalten, wenn man nichts von ihr sieht. Das ist doch total komisch!“

Vergeblich versuche ich das entstandene Gespräch auf Leilas Persönlichkeit zu lenken aber letztlich unterhalten wir uns doch nur über ihr Äußeres. Meine Mitschüler sind durchaus neugierig wenn es um Leila geht aber ihr Interesse gilt vor allem ihrer Kleidung, weniger dem Menschen darunter. Sie fragen mich aus, warum es so klingt, als ob Leila unter ihrem Gewand Schuhe mit Absätzen tragen würde. Und dann dieses metallische Klirren, dass man hört wenn sie geht? Ich antworte, dass ich das selbst nicht weiß. Leila würde es sicher nicht wollen, dass ich die Wahrheit über ihr Leben als Kettenschwester öffentlich mache.

Nach dieser Pause ist Leila bis zum Schulschluss kein Thema mehr in der Klasse. Für mich selbst hatte unser gemeinsamer Auftritt vor der Klasse kaum negativen Folgen. Die meisten glauben wohl, ich würde aus Mitleid Kontakt zu Leila suchen.

Beim Schulschluss verschwindet Leila sofort. Sie hat mir nicht gesagt, ob sie nach der Schule meine Hilfe braucht. Ich beschließe ihr nicht direkt nachzulaufen sondern alleine nach Hause zu gehen und dann im Haus ihrer Eltern anzurufen.

Dazu kommt es jedoch nicht, denn Leila wartet ein gutes Stück abseits der Schule auf mich.
„Hallo. Ich habe gesehen, dass die anderen in der Klasse immer noch mit dir geredet haben,“ sagt Leila, als ich vor ihr stehe.
„Ja. Einige haben gefragt, warum wir zusammen aufgetaucht sind aber so richtig das Maul zerrissen hat sich darüber niemand,“ sage ich.
„Da bin ich erleichtert. Das war wirklich verrückt von dir. Einfach so mit mir Händchen haltend in die Klasse zu gehen. Ich hätte das eigentlich gar nicht machen dürfen.“
„Warum? Gibts fürs Händchenhalten auch eine Regel?“
„Ne. Aber als Kettenschwester darf ich doch nicht die Leute in Gefahr bringen, die mir helfen! Du sollst nicht als Außenseiter enden wegen einem Freak wie mir,“ sagt sie entschieden.
Ich muss schmunzeln.
„Also in Gefahr bringst du mich damit sicher nicht. Und wenn mir ein paar Kleingeister skeptische Blicke hinterherwerfen, ist mir das egal,“ sage ich und biete ihr wieder meine Hand an.

Wir stehen auf dem Bürgersteig vor einem Mehrfamilienhaus. Während unserem Gespräch ist in der Wohnungstür eine ältere Frau aufgetaucht, die bei unserem, oder wahrscheinlich eher Leilas Anblick in der Tür stehen geblieben ist und uns unverhohlen misstrauisch beobachtet.
Leila schaut für einen kurzen Moment zu der Frau, wendet ihren Blick dann ab und senkt ihn zu Boden. Ich halte ihr weiter meine Hand hin und sage:
„Komm, gehen wir nach Hause.“
Leila ergreift meine Hand mit ihrer rechten und wir gehen zusammen den Weg entlang. Sie wirft einen Blick zurück zu der älteren Frau, die sich inzwischen bis zum Gartenzaun vorgewagt hat und uns weiter beobachtet.
„Ist dir das wirklich egal, dass die Leute dich zusammen mit mir sehen?“ fragt sie.
„Total egal,“ erkläre ich mit einem Lächeln.
„Jetzt bist du aber der Verrückte von uns beiden,“ sagt sie und ihre Stimme klingt dabei auch nach einem Lächeln.


Heute verbringe ich nicht den ganzen Tag bei Leila. Nachdem sie mir ein aufwändiges Mittagessen zubereitet hat, schlage ich ihre Entspannungsangebote aus und wir lernen stattdessen gemeinsam für die Geschichtsklausur am nächsten Tag. Wie schon bei unserem letzten gemeinsamen Lernen schlägt sie vor, dass ich sie Abfragen und ihr bei einer falschen Antwort den Hintern versohlen soll. Ich stimme zu und muss sie bei über vierzig Fragen nur zwei mal bestrafen. Leila ist wie so oft hervorragend vorbereitet.
Anschließend verabschiede ich mich. Kurz davor bittet Leila mich noch darum ihr morgen nach der Schule zu helfen.
22. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 07.01.16 01:50

*** Urlaubsvertretung: Kontrollbesuch ***


Erst am nächsten Tag in der Schule sehe ich Leila wieder. Wie immer hält sie Abstand zu mir. Die Geschichtsklausur läuft ausgezeichnet. Kein Wunder, wenn man bedenkt, wie viel ich zusammen mit Leila gelernt habe.
Nach der Schule wartet Leila auf dem Heimweg auf mich.

„Hallo,“ begrüße ich sie.
„Hi!“ erwidert sie. „Ich hätte heute leider schon wieder eine große Bitte.“
„Das macht gar nix. Wie kann ich helfen?“
„Als Kettenschwester werde ich regelmäßig von der Gemeinschaft kontrolliert. Das dient vor allem meinem eigenen Schutz. Alle Kettenschwestern und -brüder werden während der ersten zwei Jahre, nachdem sie ihr Versprechen abgegeben haben, regelmäßig zum Tempel bestellt. Dort gibt es dann eine kurze Untersuchung und ein längeres Gespräch mit dem Ältestenrat. Beim Gespräch wird man sich nach meinen Lebensumständen und meinem Befinden erkundigen um sicherzustellen, dass es mir gut geht und ich fair behandelt werde.
Es wäre super, wenn du mich zu diesem Termin fahren könntest. Wir können den Wagen von der verehrten Herrin benutzen. Und da wäre noch was. Es gibt hier im Umkreis noch zwei weitere Kettenschwestern, die heute ihren Kontrollbesuch absolvieren. Die müssten wir auch noch abholen.“
„Mache ich gerne,“ erkläre ich sofort.
„Vielen Dank! Ich sollte dich vielleicht auch vorwarnen. Eine von den beiden anderen Kettenschwestern hat für zwei Wochen ein Schweigeversprechen abgegeben. Von der wirst du also kein Wort hören. Dafür wirst du von der zweiten umso mehr hören.
Sie heißt Nicasia und ist meistens sehr offen. Sie nimmt wirklich kein Blatt vor den Mund. Dazu ist sie auch noch sehr selbstbewusst. Dabei trägt sie gar keine wirklich schlimmen Einschränkungen. Ich hoffe, sie wird dich nicht zu arg vollquatschen.“

Ich bedanke mich für die Warnung, die ich aber nicht sonderlich ernst nehme. Viel wichtiger ist, dass ich weitere Kettenschwestern kennenlernen werde und dazu werde ich auch noch den Tempel ihrer mysteriösen Gemeinschaft sehen! Neugierig fange ich auf dem Heimweg sofort an, Leila nach dem Tempel auszufragen.

„Tempel klingt so imposant. Falls du jetzt ein prächtiges Gebäude mit den Ausmaßen einer Kathedrale erwartest, wirst du enttäuscht sein. Der Tempel heißt so, weil die Treffpunkte unserer Gemeinschaft fernab von Pârtha seit jeher so genannt wurden. Von außen betrachtet ist der nächstgelegene Tempel nur ein unscheinbares Haus. Die Einrichtung innen ist ein bisschen ungewöhnlich aber das schaust du dir am besten selbst an.“

Mit dieser Erklärung gebe ich mich zufrieden. Beim Haus angekommen, geht Leila ins Haus um den Autoschlüssel zu holen, während ich draußen warte. Als sie wiederkommt und die Wohnungstür hinter sich geschlossen hat, öffnet sie das elektrische Garagentor.
„Ist es ok, wenn ich den Wagen aus der Garage fahre?“
Ich schaue sie verdutzt an. Obwohl sie dafür alt genug ist, hätte ich nicht erwartet, dass Leila Autofahren kann. Bevor ich ihr die entsprechende Frage stellen kann, hat Leila schon meinen überraschten Blick bemerkt und erklärt:
„Meine verehrte Herrin hat darauf bestanden, dass ich den Autoführerschein mache. Ich fahre aber nie, weil ich dafür meine Maske abnehmen müsste. Man darf nicht maskiert Autofahren. Hin und wieder fahre ich mit meinen Herrinnen zu einem leeren Parkplatz und drehe da ein paar Runden damit ich nicht aus der Übung komme. Ausparken ist auch eine der wenigen Gelegenheiten die ich habe um ein paar Meter zu fahren.“

„Natürlich, nur zu,“ erwidere ich sofort.
In der Garage steht ein typischer dunkler Mittelklassewagen aus deutscher Produktion. Leila steigt ein, startet den Motor und fährt den Wagen dann rückwärts aus der Garage. Sie legt die kurze Strecke bis zur Straße zügig und sicher zurück. Wie eine ängstliche Fahranfängerin wirkt sie überhaupt nicht.

Nachdem sie den Wagen am Straßenrand abgestellt hat, steigt sie aus und lässt dabei die Tür an der Fahrerseite für mich offen stehen. Ich steige auf der Fahrerseite ein und Leila auf der Beifahrerseite. Als wir beide im Auto sitzen stellt sie im Navigationsgerät eine Adresse am anderen Ende der Kleinstadt ein.
„Wir holen zuerst Melia ab. Das ist die Kettenschwester mit dem Schweigeversprechen,“ erklärt Leila.

Melia wartet auf uns unter dem Vordach eines Wohnblocks. Sie ist komplett von einer weißen Burka verhüllt, die genau so aussieht wie die von Leila. Als wir vor dem Hauseingang geparkt haben, steigt Leila aus und geht auf sie zu. Ich bleibe im Wagen sitzen.
„Hi Melia, schön dich zu sehen!“ begrüßt sie die andere Kettenschwester, die erwartungsgemäß nicht antwortet. Sie erwidert die Begrüßung nur mit einem Nicken und folgt Leila dann zurück zum Auto, wo sie auf der Rückbank Platz nimmt.
„Das ist Jakob aus meiner Schule. Ich hab dir ja von ihm erzählt,“ erklärt Leila.
„Hallo,“ sage ich zur Rückbank gedreht.
Wieder antwortet uns Melia mit einem Nicken. Dazu hebt sie eine Hand unter ihrer Burka an und bewegt sie hin und her. Da die Hand von dem Gewand verdeckt bleibt, muss ich raten was diese Geste zu bedeuten hat. Es sieht so aus, als ob sie mir zuwinken würde.

Die Fahrt zu der zweiten Kettenschwester, die wir abholen wollen, dauert nur etwa 10 Minuten. Das Navi führt uns zu einem kleinen Dorf, dass auf der Strecke zur nächsten großen Stadt liegt. Hier parken wir in einer Seitenstraße vor einem großen Haus, dass zur Straße hin gänzlich von einer gut 2 Meter hohen Hecke umgeben ist. Unterbrochen wird die Hecke nur von einer Pforte und einem größeren Tor, hinter dem ich drei Garagentore erkennen kann.
Leila steigt aus und verschwindet hinter der Pforte. Ich warte mit Melia zusammen im Auto.

Gut drei Minuten später kehrt Leila in Begleitung einer zweiten jungen Frau zurück. Genau wie Frau Epikuron und Cyria hat auch diese Frau einen orientalischen Teint. Ihre lockigen schwarzen Haare sind schulterlang und sie ist dezent geschminkt. Ich schätze, dass sie etwa 20 Jahre alt ist. Sie trägt einen beigen Trenchcoat, der oben geöffnet ist und den Blick auf eine blaue Bluse freigibt. Dazu kommen noch schwarze hochhackige Stiefel. Für den Trenchcoat ist es eigentlich noch zu warm. Auf den ersten Blick das einzige, was an ihrem Äußeren ein klein wenig ungewöhnlich ist. Ansonsten schaut sie ganz normal aus. Erst als sie zusammen mit Leila näher kommt, fällt mir ein feiner Metallring um ihren Hals auf. Der Ring ist von einem Netz aus Goldfäden umwoben. Wenn ich nicht wüsste, dass die Frau eine Kettenschwester ist, dann hätte ich den Ring für ein Schmuckstück gehalten.

Als die beiden das Auto erreicht haben, steigt die Frau vorne beim Beifahrersitz ein. Ich schaue überrascht zu Leila, die bisher dort gesessen hat. Leila steht neben dem Auto und scheint ebenso überrascht zu sein wie ich. Sie zögert einen kurzen Moment und steigt dann hinten ein.
„Hi! Ich bin Nicasia!“ begrüßt mich die Frau im Trenchcoat.
„Hallo. Ich bin Jakob, ein Freund von Leila.“
„Das weiß ich schon. Leila hat angekündigt, dass du uns abholen würdest. Fahren wir!“ erklärt sie freundlich und in einem sehr bestimmenden Tonfall.
„Gerne, aber dann müsst ihr mir auch sagen wohin. Ich war noch nie bei eurem Tempel,“ sage ich.
„Du musst zur -“ gerade als Leila mir die Adresse nennen will, fällt Nicasia ihr ins Wort:
„Ich stells schnell im Navi ein,“ sagt sie und macht sich an dem Gerät zu schaffen.
Nachdem sie die Adresse eingegeben hat, fahre ich los.

„So, du warst also noch nie beim Tempel?“ erkundigt sich Nicasia.
„Nein,“ erwidere ich knapp.
„Das ist aber unhöflich von Leila, dass sie ihren Freund nicht mal unseren Tempel gezeigt hat,“ sagt Nicasia.
„Wir sind nicht zusammen,“ antworten Leila und ich im Chor.
Nicasia tätschelt mit ihrer Hand mein Knie und fängt an zu lachen.
„Tut mir leid, natürlich nicht! Wäre ja auch total komisch. Ich wollte einem so gutaussehendem Mann nichts unterstellen. Du solltest wirklich froh sein, dass er dir hilft, Leila,“ sagt sie.
„Das bin ich. Jakob hat mir schon sehr viel geholfen,“ sagt Leila.
„Hat er dich denn überhaupt schon ohne Gewand gesehen?“ fragt Nicasia.
Nicasias direkte Art überrascht mich. Zwar hatte mich Leila schon vor ihr gewarnt aber das sie uns dermaßen unverhohlen und ohne jede Rücksicht ausfragen würde, habe ich nicht erwartet. Direkt nach der Frage entsteht eine kurze Pause. Für Leila ist ihre Maske, die sich unter ihrem Gewand verbirgt, ein wunder Punkt. Als ich sie zum ersten mal gesehen habe, war ich ziemlich schockiert und daran wird sie offensichtlich nicht gerne erinnert.

„Ich habe sie schon ohne Burka gesehen,“ sage ich schließlich.
„Ziemlich verrückt diese Masken, was? Ich könnte so was nie tragen. Diese Dinger sind doch wirklich hässlich,“ sagt Nicasia. Sie spricht frei heraus. Ihr muss klar sein, dass sie mit diesen Worten Leila verletzt, aber das scheint sie überhaupt nicht zu kümmern.
„Ich habe mich eben dafür entschieden als Kettenschwester eine echte Bürde zu tragen,“ antwortet Leila trotzig.
„Soll das heißen, ich trage keine Bürde?“ antwortet Nicasia und zieht ihren Trenchcoat hoch. Ich werfe einen kurzen Blick zur Seite und sehe, dass sie über ihren Stiefeln breite Ledergurte an den Füßen trägt, die mit einem flexiblen Stahlseil verbunden sind.
„Ich trage auch meine Bürde und überhaupt musst du dich nicht so aufspielen. Mit deiner Maske bist du doch vor allem eine Bürde für die Menschen, die dich anschauen müssen,“ sagt Nicasia.

Leila schweigt. Nicasias letzter Satz muss sie voll getroffen haben. Im Rückspiegel sehe ich, dass Melia eine Hand durch einen Schlitz in ihrem Gewand steckt und in Richtung Leila ausstreckt. Leila rührt sich zuerst nicht, doch als Melias Hand auf ihrem Gewand liegt, steckt sie beide Hände nach draußen und greift nach Melias Hand.
Nicasias Verhalten lässt Wut in mir aufsteigen. Ich bremse den Wagen ab um sie vor eine Entscheidung zu stellen: Entschuldigung oder raus aus dem Auto! Leila erkennt sofort, was ich vorhabe und bevor das Auto zum stehen kommt, sagt sie leise: „Fahr weiter.“

Ich zögere, gebe aber schließlich nach und beschleunige wieder. Schweren Herzens trenne ich mich von der Idee Nicasia an der nächsten Bushaltestelle auszusetzen aber meine Meinung muss ich ihr trotzdem sagen:
„Du hast ein bemerkenswertes Talent dafür andere Menschen zu verletzen.“
„Ach, nimm doch nicht gleich alles todernst!“ erwidert Nicasia mit fröhlichem Tonfall und tätschelt wieder mein Knie. „Ich finde es übrigens großartig, wie du Leila verteidigst! Wir Kettenschwestern sind immer wieder Anfeindungen ausgesetzt. Es ist schön auch mal jemanden von außerhalb der Gemeinschaft zu treffen, der Kettenschwestern beisteht.“
Zuerst irritiert, dann angewidert schaue ich zu Nicasia. Jetzt versucht sie die Situation für sich zu entscheiden, in dem sich mich becirct und mit Lob überhäuft. Nicasia entgeht nicht, dass sie damit bei mir keinen Erfolg hat. Also entschließt sie sich noch einen draufzusetzen und dreht sich zur Rückbank.
„Sorry, tut mir wirklich schrecklich leid, dass du meinen kleinen Scherz nicht verkraftet hast,“ sagt sie und dreht sich mit einem süffisanten Lächeln wieder nach vorne. Leila erwidert darauf nichts.


Wenige Minuten später haben wir unser Ziel erreicht. Der Tempel sieht von außen, wie angekündigt, unscheinbar aus. Er liegt am Rande eines Gewerbegebietes. Ein unauffälliger Flachbau, umgeben von einer hohen Hecke. Als wir uns dem Gebäude nähern, wird ein Metalltor geöffnet und wir können auf den Parkplatz fahren. Neben dem Tor ist ein Schild angebracht.

„Pârtha Gemeinschaft“

Auf dem Parkplatz stehen nur wenige Autos. Ein Querschnitt durch den deutschen Straßenverkehr. Einige Kleinwagen, dunkle Limousinen und in einer Ecke ein schwarzer Sportwagen. Ich stelle den Wagen in der Nähe des Eingangs ab.

Nachdem wir ausgestiegen sind, führt Nicasia unsere kleine Gruppe zum Eingang. Durch eine Flügeltür aus dunklem Holz betreten wir das Foyer. Der Raum ist etwa zwei Stockwerke hoch und sieht aus wie eine kleine Halle. An beiden Seiten des Raumes stehen schmucklose runde weiße Säulen, zwischen denen mehrere verschlossene Türen zu erkennen sind. Am Ende des Raumes führt eine breite Treppe nach unten. Ein Teil der Decke ist verglast und lässt Tageslicht in den Raum fallen. Auf dem Boden sind große schwarze Schieferfliesen verlegt.

Als wir einen kurzen Moment im Foyer gewartet haben, öffnet sich eine der Türen. Eine Frau im mittleren Alter, gekleidet in einem eleganten grauen Kostüm, tritt heraus und geht auf uns zu.
„Hallo ihr Lieben! Schön das ihr es pünktlich geschafft habt!“
Sie umarmt reihum Nicasia, Leila und Melia und streckt mir dann ihre Hand entgegen, die ich sofort annehme.
„Sie müssen Jakob sein. Ich hoffe, es ist ihnen recht, wenn ich sie duze? Ich bin Eudocia Constantin, Verwalterin des Tempels.“
„Der bin ich, angenehm!“ erwidere ich.
„Toll, dass sie bereit sind unseren Schwestern zu helfen! Sie werden es mir hoffentlich nicht übelnehmen, wenn ich, gewissermaßen, gleich zum Geschäftlichen komme. Ich habe heute leider einen prall gefüllten Terminkalender. Nicasia und Leila, für euch ist alles bereit. Wie immer, Tür Nummer 5. Melia, du müsstest dann warten, bis eine von den beiden fertig ist. Kannst du dich so lange um Jakob kümmern?“
Melia nickt.
„Ausgezeichnet. Wir haben sonst keine Gäste im Tempel. Ihr könnt also beruhigt ablegen,“ sagt die Verwalterin.
Daraufhin legen Leila und Melia ihre Gewänder und Nicasia ihren Trenchcoat ab. Unter Melias Burka kommt eine junge Frau zum Vorschein, die ich auf etwa zwanzig schätze. Ihre langen schwarzen Haare rahmen ein zierliches Gesicht ein, aus dem mich zwei aufgeweckte grüne Augen anschauen. Passend zu den immer noch warmen Temperaturen trägt sie ein T-Shirt, einen kurzen Rock und Turnschuhe. Soweit ein ganz gewöhnliches Outfit.
Umso ungewöhnlicher ist dafür die schwarze Maske, die die untere Hälfte von Melias Gesicht und ihren Hals bedeckt. Sie reicht ihr bis unter die Nase und scheint aus dem gleichen Material gemacht zu sein wie Leilas Maske. Auf der Höhe des Munds ist ein unscheinbarer Ring auf der ansonsten makellosen Oberfläche zu sehen. Der Ring erinnert mich an den Anschluss auf der Rückseite von Leilas Maske für den Reinigungsschlauch. Vielleicht kann Melia so trotz ihrer Maske etwas trinken? Möglicherweise atmet sie gar durch diesen Ring?
Außerdem trägt Melia an ihren Fußgelenken Metallschellen die, wie bei Leila, mit einer Kette verbunden sind. Davon abgesehen trägt sie keine sichtbaren Fesseln.

Die Verwalterin nimmt die Burkas und den Trenchcoat in Empfang und begibt sich zurück zu der Tür, durch die sie gerade gekommen ist. Melia dreht sich zu mir, bedeutet mir mit ihren Händen zu warten und folgt der Verwalterin. Kurz darauf kehrt sie mit einem Schreibblock und einem Stift zurück. Sie stellt sich vor mich, schreibt etwas auf den Block und hält ihn mir dann entgegen. Auf dem Block steht nur ein Wort:

„Durst?“
„Nein danke,“ sage ich.
Melia schreibt wieder auf dem Block: „Soll ich dir den Tempelsaal zeigen?“
„Sehr gerne!“ antworte ich sofort, als ich die Frage lese. Alles, was ich bis jetzt von der Gemeinschaft gesehen habe, steht im krassen Gegensatz zum bizarren Leben der Kettenschwestern. Das Gebäude, Foyer und die Verwalterin sehen mit Blick auf die Kettenschwestern geradezu aufdringlich harmlos aus.

Melia führt mich die Treppe hinab. Wir gehen durch eine Flügeltür, wieder aus dunklem Holz, und betreten den Tempelsaal. Am Boden sind die gleichen schwarzen Schieferfliesen verlegt worden, die ich schon aus dem Foyer kenne. Zwei Reihen weißer Säulen bilden in der Mitte des rechteckigen Saals einen Gang, der vor einem Podium endet. Neben den Säulen stehen schlichte Holzbänke, die mich an die Sitzbänke in Kirchen erinnern. Die Wand hinter dem Podium ist mit einem Mosaikbild geschmückt. Es zeigt eine Gruppe von etwa 15 Personen, die in einem Saal versammelt sind und diskutieren. Die meisten Personen, es sind Männer und Frauen darunter, auf dem Bild haben weiße Haare und tragen helle Gewänder, von denen einige mit Gold verziert sind. Das Bild erinnert mich an die Darstellungen antiker Philosophenschulen und ist soweit nicht ungewöhnlich. Aber es gibt einige Details, die nicht jedem Betrachter auffallen würden. Bei zwei Personen erkenne ich einige verräterische Kettenglieder, die unter dem Gewand hervorschauen. Und es gibt zwei weitere Personen, die ihre Arme auf dem Rücken tragen. Merkwürdige Gurte sind auf ihren Schultern zu erkennen.
Über dem Mosaik stehen drei Wörter, geschrieben in Goldbuchstaben in einer Schrift, die ich nicht kenne.

Meine Begleitung nimmt wieder ihren Block zur Hand, schreibt und übergibt ihn mir dann.
„Das ist unser Tempelsaal. Die Gemeinschaft trifft sich hier alle zwei Wochen am Samstag. Das Mosaik hinter dem Podium zeigt die Schule von Pârtha, wo unsere Lehrtradition entstanden ist. Über dem Bild steht: Toleranz, Hingabe und Bürde. Die drei Säulen des Weges von Pârtha. Die Schrift ist Mittelgriechisch. Das ist die Sprache des Byzantinischen Reiches gewesen.“

„Beeindruckend. Und sehr... schlicht. Versteh das nicht als Kritik aber du und Leila, ihr seht als Kettenschwestern so ungewöhnlich aus. Da hab ich gedacht, dass der Tempel ebenso ungewöhnlich aussehen würde. Aber im Gegensatz zu euch sieht dieser Tempel recht schlicht aus.“
Melias Augen sehen so aus, als ob sie unter ihrer Maske lachen würde. Sie greift wieder zum Stift:
„Hast du die Ketten und die Monohandschuhe auf dem Mosaik gesehen?“ schreibt sie.
Ich nicke. „Ja, aber das sind sehr gut versteckte Details.“
Melia schreibt: „Es gibt noch eine Menge sehr ungewöhnliche Dinge im Tempelsaal, die du nicht gesehen hast. Wenn du öfter kommst, wirst du sie vielleicht zu Gesicht bekommen.
Wir haben eigentlich nichts zu verstecken. Schließlich haben sich alle Kettenbrüder- und -schwestern freiwillig für diesen Weg entschieden. Aber ich glaube, wenn die Öffentlichkeit davon Wind bekommen würde, hätte unsere Gemeinschaft trotzdem eine Menge unangenehme Fragen zu beantworten. Unser Leben ist einfach zu ungewöhnlich für den Mainstream und viele Menschen stehen Dingen, die ihnen fremd sind, grundsätzlich ablehnend gegenüber. Deshalb gibt es im Tempelsaal keine auf den ersten Blick sichtbaren Hinweise auf die Kettenbrüder und -schwestern.“

„Dann werde ich die Augen offen halten,“ antworte ich. Melia quittiert meine Aussage mit einem freundlichen Blick, greift nach meiner Hand und führt mich zu einer Kirchenbank, auf der wir beide Platz nehmen. Dort nimmt sich Melia wieder ihren Block zur Hand und schreibt:
„Ich finde es toll, dass du Leila im Auto verteidigt hast. Nicasia ist so eine eingebildete Zicke!“
„Sie hat sich wirklich unmöglich verhalten. Wenn Leila mich nicht zum Weiterfahren aufgefordert hätte, dann würde sie jetzt irgendwo auf den Bus warten,“ sage ich.
Melia wirft mir einen weiteren freundlichen Blick zu. Dann nimmt sie wieder ihren Block und zögert für einen Moment, ehe sie schreibt. Als sie schließlich den Stift auf das Blatt setzt, hält sie den Block hoch, so dass ich nicht sehen kann was sie schreibt.
Nachdem sie die ersten Wörter zu Papier gebracht hat, schüttelt sie mit dem Kopf, reißt das Blatt aus dem Block und steckt es sich zusammengeknüllt in die Hosentasche. Dann beginnt sie von neuem zu schreiben und hält mir schließlich folgende Frage hin:
„Magst du Leila?“

Natürlich mag ich Leila, aber dass weiß Melia schon. Als ich ihren Satz gelesen habe, ist mir sofort klar, worauf sie hinaus will.
„Ich mag sie. Sehr sogar. Aber um die Frage zu beantworten, die du wirklich gestellt hast: Wir sind nicht zusammen und daran wird sich auch nichts ändern.“
Ein harter Satz, den ich mit einem nachgeschobenen Lächeln etwas abzumildern versuche.
Melia schreibt: „Auch wenn du nur mit Leila befreundet bist, ist es trotzdem toll, dass sie dich hat. Ich habe das riesige Glück, dass mein Verlobter Gefallen daran gefunden hat mit einer Kettenschwester zusammen zu leben. Genau wie Leila ist es auch mein großer Wunsch, als Kettenschwester zu leben. Aber wenn sich, wie bei Leila, alle Menschen außerhalb meiner Familie von mir abgewendet hätten, dann hätte ich das nicht ausgehalten.
Ich bewundere Leila für ihre Stärke trotz dieser ganzen Zurückweisungen an ihrer Entscheidung festzuhalten. Sie hat mir oft wahnsinnig leid getan aber jetzt freue ich mich für sie weil sie endlich einen weiteren Menschen gefunden hat, der sie so akzeptiert wie sie ist.“

Ich überlege eine ganze Weile, was ich darauf antworten soll. Melia wirkt auf mich ehrlich dankbar. Es sind keine bloß aus reiner Nettigkeit dahingesagten Worte. Darauf will ich nicht mit einem profanen „Dankeschön!“ antworten. Bevor ich zu meiner Antwort komme, erscheint die Verwalterin in der Flügeltür und sagt:
„Melia, für dich wäre jetzt alles bereit. Tür Nummer 5.“
Daraufhin steht Melia auf, nickt mir freundlich zu und verlässt den Saal. Ich folge ihr, in der Erwartung, dass nun Nicasia oder Leila im Foyer auf mich warten. Aber das Foyer ist leer. Bevor ich vor die Wahl gestellt werde, was ich jetzt machen soll, öffnet sich eine der Türen und die Verwalterin erscheint.
„Es gibt eine Verzögerung, tut mir leid. Ich bringe dir gleich Kaffee und etwas zu lesen,“ sagt sie und verschwindet wieder. Kurz darauf kehrt sie zurück mit einem Tablett, auf dem eine Tasse Kaffee nebst Zucker und Milch steht. Außerdem hat sie mehrere Zeitungen dabei.
„Warum gibt es eine Verzögerung? Ist alles in Ordnung?“ frage ich und folge ihr zu einem schwarzen Ledersessel, der im Foyer zwischen den Säulen steht. Die Verwalterin stellt das Tablett auf einen kleinen Tisch ab, der neben dem Sessel steht und legt dort auch die Zeitungen ab.
„Alles in Ordnung, mach dir keine Sorgen. Die Untersuchung dauert nur länger als ursprünglich geplant, weil es noch etwas zu Besprechen gibt,“ erklärt die Verwalterin und geht. Ich lasse mich in den Sessel fallen und akzeptiere widerwillig die vage Erklärung für die Verzögerung.

Etwa 15 Minuten später betreten Nicasia und Melia gemeinsam das Foyer. Beide gehen geradewegs auf mich zu. Neben meinem Sessel steht noch ein weiterer Sessel, wo Nicasia sich hinsetzt. Ich wende mich an Melia:
„Willst du sitzen?“
Sie schüttelt mit dem Kopf.
„Jetzt müssen wir wegen Leila warten!“ sagt Nicasia und legt den Kopf nach hinten.
„Was ist los? Die Verwalterin hat vorhin gesagt, dass irgendeine Untersuchung länger dauert als geplant? Ist Leila ok?“ frage ich.
„Ja, ja. Sie will sich wahrscheinlich nur wieder irgendeine neue Fessel oder so was zulegen. Bei der Kontrolle werden wir von einer Ärztin untersucht. Bei dieser Gelegenheit klärt sie dann die gesundheitlichen Risiken ab.“ erklärt Nicasia.
Erleichtert lehne ich mich zurück. Hauptsache Leila geht es gut! Aber was für eine neue Fessel könnte sich Leila anschaffen wollen? Weitere Einschränkungen kann sie sich doch unmöglich aufbürden.

Nach weiteren 15 Minuten erscheint Leila. Ihr Äußeres ist unverändert.
„Tut mir leid, dass ihr auf mich warten musstet,“ sagt sie.
„Kein Problem!“ erwidere ich und lächle sie an um gleich klarzustellen, dass sie wegen mir kein schlechtes Gewissen haben muss.
„Dann können wir endlich los,“ sagt Nicasia mit genervtem Tonfall und steht auf.


Auf der Rückfahrt beginnt Nicasia ein Gespräch. Sie konzentriert sich dabei ganz auf mich und verliert kein Wort über Leila. Ganz im Gegensatz zur Hinfahrt gibt sie sich zurückhaltend und charmant. Sie wirkt wie ausgewechselt. Freundlich erkundigt sie sich nach meinem Eindruck von der neuen Schule und fragt nach meinen Hobbies. Anschließend erzählt sie mir etwas über sich. Sie studiert per Fernstudium Modedesign und hat bereits mit einigen selbst gezeichneten Entwürfen erste Erfolge gefeiert. Als Kettenschwester hält sie den Aspekt des Dienens für vollkommen überbewertet. Für sie ist das Leben als Kettenschwester ein Weg um konzentriert und abseits der Verlockungen des Alltags zu arbeiten.
Als ich vor ihrem Haus parke, steckt sie mir eine Visitenkarte zu. Dazu sagt sie:

„Ich und ein paar andere Leute aus der Gemeinschaft veranstalten regelmäßig ein kleines Essen. Du wärst mit deiner offenen Art eine echte Bereicherung für uns. Schreib mir ne Mail, Tschüssi!“
Zum Abschied umarmt sie mich und steigt dann aus.

Nicasia hat mir zwei Gesichter gezeigt. Auf der Hinfahrt war sie gegenüber Leila arrogant und verletzend. Auf der Rückfahrt haben wir beide uns dann im freundlichen Plauderton unterhalten. Zum Schluss dann diese Einladung, die sie nur mir alleine gegenüber ausgesprochen hat.
Hätte ich sie alleine und nur von ihrer freundlichen Seite kennengelernt, dann wäre ich ihrer Einladung vielleicht gefolgt. Aber zum Glück hatte ich das zweifelhafte Vergnügen die ganze Bandbreite ihres Charakters zu erleben. Es würde mich nicht wundern, wenn sie mich nur eingeladen hat um Leila damit eins auszuwischen.

In Gedanken mit dem gerade Erlebten beschäftigt, wäre ich beinahe an Melias Haus vorbeigefahren. Ich bremse unsanft ab und wir drei steigen aus dem Auto. Melia umarmt zum Abschied zuerst Leila und dann mich.

Nachdem wir uns verabschiedet haben, setzt sich Leila auf den Beifahrersitz.


Auf der Rückfahrt sitzen wir schweigend nebeneinander. Der Besuch im Tempel ist anders verlaufen, als ich es erwartet habe. Jetzt mache ich mir Sorgen um Leila. Das Zusammentreffen mit Nicasia hat ihr schwer zugesetzt. Dazu kommt auch noch die neue Fessel, die sie sich vielleicht aufbürden möchte. Wird das alles nicht zu viel für sie?

Nach unserer Ankunft fahre ich den Wagen in die Garage und wir gehen beide ins Haus. Leila legt im Flur ihre weiße Burka ab und legt die Kette an, die ihr Halsband mit dem Schienensystem des Hauses verbindet. Als sie damit fertig ist, fragt sie mit leiser Stimme:
„Willst du zu dem Essen gehen?“
„Ganz bestimmt nicht. Ich bin froh, wenn ich Nicasia so schnell nicht wiedersehen muss,“ sage ich entschieden.
Daraufhin umarmt mich Leila. Es ist keine gewöhnliche Umarmung. Sie drückt mich an ihren Körper. Deutlich spüre ich die harten Schalen ihres Keuschheits-BH auf meinem Oberkörper. Sie setzt so viel Kraft ein, dass mir im ersten Moment die Luft wegbleibt.
„Hey, immer mit der Ruhe. Keine Angst, ich laufe nicht weg,“ sage ich mit einem Schmunzeln.
Ganz langsam lockert Leila ihre Umarmung. Jetzt lege ich ihr ebenfalls meine Arme um die Schultern.

„Vorhin hat Nicasia vermutet, dass deine Untersuchung so lange dauert, weil du dir eine neue Fessel zulegen willst.“ frage ich.
„Nicasia hat teilweise recht gehabt. Du weißt ja, dass ich immer wieder nach neuen Herausforderungen suche um die Bürde, die ich trage, zu erweitern. Ich habe mich mit der Ärztin ganz allgemein darüber unterhalten, was noch so möglich wäre,“ antwortet Leila.
„Würdest du dir mit noch mehr Einschränkungen nicht zu viel aufbürden?“ frage ich.
„Ich werde es schon nicht übertreiben,“ erwidert Leila zögerlich.
Damit lasse ich die Sache auf sich beruhen. Heute werde ich Leila bestimmt keine unangenehmen Fragen stellen.

Die restlichen Stunden bis zum Abend verbringe ich bei ihr. Wir essen gemeinsam, wobei Leila bei ihrer Flüssignahrung bleibt, und machen dann noch etwas für die Schule und landen schließlich im Wohnzimmer. Wie immer bedient mich Leila und versucht alles, um mir meinen Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Und wie zuvor versuche ich sie in ihrem Eifer, mir dienen zu wollen, zu bremsen. Aber mein Widerstand wird immer schwächer. Zum einen liegt das daran, weil ich mich langsam an Leilas Verhalten gewöhne. Zum anderen sehe ich, dass Leila, besonders wenn wir alleine sind, in ihrer Rolle vollkommen aufgeht.
Direkt nach unserer Ankunft wirkte sie niedergeschlagen, was Nicasias Schuld ist. Nachdem wir einige Zeit miteinander verbracht haben und sie mich umsorgen durfte, verbessert sich ihre Laune deutlich.

Am Abend besteht Leila wieder darauf, dass ich die Fesseln und Kabel an ihrem Bett kontrolliere. Die Nacht verbringe ich wieder auf dem Sofa im Wohnzimmer.
23. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von Rainman am 07.01.16 02:00

Zitat
Danke für das Lob und die Anregungen!

„Maria“ von gag_coll habe ich vor einiger Zeit gelesen. Gag_colls Geschichte hat mich auf die Idee gebracht, zwei Charaktere in einer ähnlichen Lage zu entwerfen. Die beiden Geschichten, die Fehlermeldung verlinkt hat, kenne ich aber noch nicht. Vielen Dank dafür! Ich bin ständig auf der Suche nach neuen Ideen.

Viel Spaß mit dem nächsten Teil!


Tja, irgendwie habe ich mir sowas gedacht. Ist ja auch eine tolle Geschichte und ich warte mit Sehnsucht auf die nächsten Teile. Aber er schreibt ja schon dran, sagt er zumindest.

MfG Rainman
24. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 07.01.16 02:00

Zitat
Ich lese hier schon seit einiger Zeit mit und habe mich jetzt extra angemeldet, um dir für deine schöne Geschichte zu danken.
Wirklich gelungen!

Ich hoffe, das noch ein paar Kapitel folgen werden.

Besonders gut gefällt mir an deier Geschichte, das sie sich in einem realistischen Rahmen bewegt und man sich deshalb sehr gut hineindenken kann.


Vielen Dank! Nach dem letzten Teil müsste ich jetzt noch etwa 45 Seiten haben, die ich in den nächsten Tagen veröffentlichen möchte. Der Umfang ändert sich ständig, weil ich immerzu an der Geschichte herumbastle.
25. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 07.01.16 02:05

Zitat
Tja, irgendwie habe ich mir sowas gedacht. Ist ja auch eine tolle Geschichte und ich warte mit Sehnsucht auf die nächsten Teile. Aber er schreibt ja schon dran, sagt er zumindest.

MfG Rainman


Ganz meiner Meinung. Ich warte ebenso sehnsüchtig auf den nächsten Teil. Gut Ding will Weile haben.
26. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von gag_coll am 07.01.16 19:39

Zitat
gag_coll hat mich mit seiner wunderbaren Geschichte \"Maria\" auf die Idee gebracht zwei ähnliche Charaktere zu entwerfen.

Danke für dieses schöne Kompliment
27. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von swisssteel am 07.01.16 19:56

Kann Leila das Herz von Jakob gewinnen? Kriegt Jakob das Gesicht zur schau? Welche neuen Fesseln hat sich Leila neu ausgedacht?
Tritt Jakob der Gemeinschaft der Pârtha bei?
Du siehst, Fragen über Fragen. Bitte schreib schnell weiter.
28. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von kamikazekifferin am 07.01.16 20:45

Zitat
Zitat
gag_coll hat mich mit seiner wunderbaren Geschichte \"Maria\" auf die Idee gebracht zwei ähnliche Charaktere zu entwerfen.

Danke für dieses schöne Kompliment



Ich schätze, Leila und Maria wären gut freundinnen Beide haben ihr Päckchen zu tragen, und sie könnten voneinander Lernen

gruß Kami
29. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von WatchandPlay am 07.01.16 22:55

Hallo Pfeffer,

die Geschichte ist großartig. Ich warte schon auf die nächsten Folgen. Sehr spannend und die Geschichte entwickelt sich immer wieder in neue, unerwartete Richtungen.

Großes Kompliment dafür!
30. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 09.01.16 05:54

Zitat
Kann Leila das Herz von Jakob gewinnen? Kriegt Jakob das Gesicht zur schau? Welche neuen Fesseln hat sich Leila neu ausgedacht?
Tritt Jakob der Gemeinschaft der Pârtha bei?
Du siehst, Fragen über Fragen. Bitte schreib schnell weiter.


Mal schauen, welche Frage ich zuerst beantworte


*** Urlaubsvertretung: Belohnung ***


Am Samstag kehrt Cyria von ihrem Praktikum in München zurück. Damit ist meine Urlaubsvertretung zu Ende. Ich habe in der vergangenen Nacht bei meiner Großmutter geschlafen und nutze den ersten freien Tag des Wochenendes um richtig auszuschlafen. Dabei werde ich allerdings von meinem Mobiltelefon gestört. Missmutig greife ich nach dem Telefon. Als ich den Namen des Anrufers sehe, hellt sich meine Miene auf. Es ist Cyria.

„Guten Morgen Jakob,“ begrüßt sie mich. Ich antworte mit einem knappen „Morgen!“
„Vielen Dank, von mir und meiner Mutter, dass du Leila geholfen hast. Ich habe mich heute morgen lange mit Leila unterhalten. Ihr habt das wirklich großartig hinbekommen! Ich hätte nicht gedacht, dass Leila so viele Regeln während unserer Abwesenheit einhalten kann, besonders nicht ihr Keuschheitsversprechen. Ich bin echt stolz auf euch beide!
Meine Mutter sieht das genauso und deswegen habe ich eine Frage an dich. Als Belohnung dafür, dass sie sich so sehr für die Einhaltung ihrer Regeln eingesetzt hat, wollen wir Leila einen freien Abend gewähren. Im Park ist heute Open-Air Kino mit Picknick und wir wollen dich fragen, ob du bereit wärst, mit Leila dorthin zu gehen. Bevor Leila Kettenschwester geworden ist, war sie dort immer sehr gerne.
Der Fairness halber will ich dir gleich sagen, dass diese Veranstaltung meistens recht gut besucht wird. Einige misstrauische Blicke wären also garantiert.“

Ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, sage ich sofort zu und wir verabreden, dass ich Leila am Abend abhole.

Im Laufe des Nachmittags sieht es für eine Weile so aus, als ob das Open-Air Kino ins Wasser fallen könnte. Dunkle Wolken ziehen über die Kleinstadt hinweg, allerdings fällt kein einziger Tropfen Regen.
Gegen 18:00 Uhr stehe ich dann vor der Tür von Leilas Elternhaus. Cyria öffnet mir die Tür, begrüßt mich mit einer Umarmung und bedankt sich noch einmal für meine Hilfe. Dann führt sie mich in die Küche, wo Leila auf mich wartet. Am Telefon hat Cyria mir gesagt, dass ich für das Picknick nichts vorbereiten soll. Leila trägt ihr weißes Gewand. Neben ihr steht auf dem Küchentisch ein Picknickkorb.

„Hi! Schön das du da bist!“ begrüßt Leila mich.
„Hallo!“ erwidere ich und deute auf den Korb. „Hast du das für uns vorbereitet? Vielen Dank!“
„Ja, der ist für uns. Und du müsstest ihn tragen,“ sagt Leila.
„Kein Problem,“ sage ich und nehme den Korb vom Tisch.
„Leila, deine Bettruhe beginnt dann heute um 22:30 Uhr,“ sagt Cyria.
„Danke Herrin,“ erwidert Leila und wendet sich an mich: „Wir können los.“

Ich gehe durch den Flur zur Haustür, Leila und Cyria folgen mir. An der Haustür verabschieden Leila und ich uns von Cyria, dabei raunt Cyria Leila zu: „Nutz deine Chance!“


Auf dem Weg zum Park werfe ich sorgenvoll einen Blick zum Himmel.
„Der Wetterbericht hat zwar gesagt, dass es nicht regnen wird aber wenn ich mir diese dunklen Wolken so anschaue...“ sage ich.
Leila schaut ebenfalls nach oben.
„Regen wäre fürs Picknick natürlich doof aber ich habe ja zum Glück meinen Latex-Anzug unter dem Gewand an. Damit bin ich vor jedem Regenschauer geschützt,“ sagt sie.
„Und ich hab nicht mal daran gedacht einen Regenschirm mitzunehmen. Naja, selbst schuld,“ sage ich mit einem Lächeln.

Kurz darauf erreichen wir den Park. Es ist noch immer trocken aber der wolkenverhangene Himmel hat viele Leute abgeschreckt. Die Picknickwiese, vor der die Leinwand für das Open-Air Kino aufgebaut wurde, ist beinahe leer. Mir ist das nur recht. Die wenigen Leute, die sich auf der Wiese eingefunden haben, schenken uns keine Beachtung.
Leila führt mich zum Rand der Wiese zu einigen Bäumen, die durch einen großen Strauch vom Rest der Wiese abgetrennt sind. Hinter diesem Strauch bleibt Leila stehen. Von hier aus ist die Sicht auf die Leinwand alles andere als optimal aber ich weiß natürlich, warum sie diesen Ort gewählt hat.
„Schöner Platz,“ sage ich und stelle den Korb auf den Boden.
„Wenn wir zur Leinwand schauen, sind von hier aus immer ein paar Äste im Weg. Tut mir leid aber ich würde trotzdem gerne hier bleiben. Ich glaube, hier könnte ich mein Gewand ablegen,“ erwidert Leila.
„Die paar Äste stören mich überhaupt nicht. Und heute ist es sowieso nur wichtig, dass du dich wohl fühlst,“ sage ich.
„Vielen Dank! Und da wäre noch etwas. Kannst du mir mit dem Gewand helfen?“ fragt Leila.
„Klar,“ sage ich, gehe auf sie zu und ziehe ihr das Gewand aus. Darunter kommt der vertraute schwarze Anzug und ihre Maske zum Vorschein. Die Metallschellen an ihren Füßen sind, wie so oft, mit einer Kette verbunden. Zusätzlich trägt sie allerdings auch noch einen merkwürdigen schwarzen Ledersack auf dem Rücken, in dem ihre Arme gefangen sind. Der Sack ist mit Ledergurten an ihrer Schulter befestigt. Die Gurte sind mit Vorhängeschlössern gesichert. Diese Gurte über der Schulter erinnern mich an das Mosaik im Tempel.

„Das ist ein Monohandschuh,“ erklärt Leila. „Auch wenn der heutige Abend eine Belohnung für mich ist, muss ich trotzdem eine Gegenleistung für diese besondere Ausnahme erbringen und darf deswegen meine Arme nicht benutzen. Ich hoffe, dass stört dich nicht zu sehr.“
Ihre Stimme ist bei ihren letzten Worten leiser geworden. Sie hätte heute wohl gerne auf zusätzliche Einschränkungen verzichtet aber daran können wir jetzt nichts mehr ändern. Um gar nicht erst schlechte Laune aufkommen zu lassen, antworte ich mit bewusst aufmunterndem Tonfall:
„Mich störts überhaupt nicht. Jetzt, wo du deine Hände nicht einsetzen kannst, hab ich auch mal die Gelegenheit dich ein wenig zu umsorgen!“
Ich öffne den Korb und finde, wie erwartet, eine Picknickdecke. Diese Decke breite ich auf dem Boden aus.
„Meine Dame, bitte nehmen sie Platz,“ sage ich mit einer einladenden Handbewegung.
Leila fängt an zu schmunzeln.
„Mit Vergnügen, mein Herr,“ sagt sie und setzt sich mit meiner Hilfe auf die Decke.
Im Korb befinden sich außerdem etliche Plastikdosen, dazu drei Flaschen und Gläser. In dem prall gefüllten Korb hat Leila eine Flasche Rotwein, eine kleine Flasche Wasser und eine Plastikflasche mit einer gelben Flüssigkeit untergebracht. Leila trägt wie immer das Gitter in der Maske vor ihrem Mund. In der Plastikflasche wird ihre Flüssignahrung sein.
„Ich wusste nicht genau, was du gerne essen würdest. Deshalb hab ich einfach ganz viele kleine Portionen zubereitet,“ erklärt Leila mit Blick auf die Dosen.
„Bin schon ganz gespannt, auf was ich mich da freuen kann! Aber wir sollten erst mal einen Schluck trinken,“ sage ich und nehme den Wein aus dem Korb. Unter der Flasche finde ich einen Korkenzieher, mit dem ich die Flasche öffne. Dann packe ich zwei Gläser aus.
„Trinkst du Wein?“ frage ich.
Leila nickt. „Ja, sehr gerne. Aber ich bräuchte dann einen Strohhalm und du müsstest mir das Glas hinhalten,“ erwidert sie.
Ich hole aus dem Korb einen Beutel mit Strohhalmen, fülle dann das erste Glas und stelle den Halm ins Glas. Das so präparierte Weinglas halte ich Leila hin, die sich nach vorne beugt. Sie versucht die Spitze des Strohhalms durch das Metallgitter vor ihrem Mund zu bugsieren aber die Lücken zwischen den Metallstreben sind so klein, dass sie es ohne ihre Hände nicht schafft. Ich helfe ihr und schiebe den Halm durch das Gitter. Leila nimmt den Halm mit ihren Lippen auf und trinkt den ersten Schluck.
Aufs Anstoßen müssen wir verzichten aber die dazu passenden Worte sage ich bei dieser Gelegenheit trotzdem: „Auf dich und einen schönen Abend.“
„Auf dich Jakob. Ohne deine Hilfe, wäre ich in den letzten Tagen echt aufgeschmissen gewesen,“ erwidert Leila.

Ich werfe einen Blick auf Leilas Weinglas. Sie hat sich einen großen Schluck gegönnt aber das Glas ist immer noch gut gefüllt.
„Ich habe noch nie Wein durch einen Strohhalm getrunken,“ sage ich.
„Das ist gar nicht so schlimm. Probier es doch mal aus,“ erwidert Leila.
Mit meiner freien Hand greife ich nach dem Beutel mit den Strohhalmen.
„Du kannst meinen benutzen. Ich bin nur ein bisschen verrückt. Ansonsten bin ich kerngesund!“ sagt sie fröhlich.
Die Einladung nehme ich sofort an und trinke einen Schluck mit dem Strohhalm.
„Du hast recht. Schlimm ist das wirklich nicht,“ sage ich und fülle das Glas wieder auf.

Inzwischen zeigt die Kinoleinwand die ersten bewegten Bilder. Ich habe mich vorher nicht informiert, welcher Film gezeigt wird. Der Film ist das letzte, wofür ich mich bei diesem Open-Air Kino interessiert habe.
Unmittelbar nach dem Vorspann erkenne ich, was wir heute Abend sehen werden. Es ist Titanic. Die fürchterlich teure Verfilmung des Schiffsunglücks, die wahrscheinlich jeder Zuschauer schon mindestens einmal gesehen hat. Ein klein bisschen bin ich enttäuscht. Es gibt zwar einige Filme, die ich mir gerne öfters anschaue, aber dazu gehört Titanic nicht.

„Titanic! Den habe ich schon lange nicht mehr gesehen!“ sagt Leila und schaut gebannt zur Leinwand.
„Lange nicht mehr gesehen – aber bestimmt schon mehr als einmal, oder?“ frage ich.
„Oh ja! Das ist einer der Lieblingsfilme von meiner verehrten Herrin. Sie hat ihn bestimmt schon zehn mal gesehen und zwei mal war ich dabei. Das ist aber schon etwas her. Magst du ihn nicht?“ fragt Leila.
„Mein Lieblingsfilm ist er sicher nicht. Aber schlimm finde ich ihn auch nicht. Ist ganz ok,“ antworte ich.
„Ich glaube der Film hat vor allem weibliche Fans. Ist halt eine romantische Geschichte,“ sagt Leila.
„Gegen romantische Geschichten habe ich grundsätzlich gar nichts,“ erwidere ich.
„Darauf sollten wir, ganz romantisch, noch einen Schluck Wein trinken,“ sagt Leila und lacht.

Den Wunsch erfülle ich ihr gerne. Nach dem wir uns beide jeweils einen großzügigen Schluck aus dem selben Glas und durch den selben Strohhalm genehmigt haben, öffne ich die erste Plastikdose. Unter dem Deckel finde ich einen mediterran angemachten Salat. Mit der beigelegten Gabel beginne ich zu essen. Leila schaut abwechselnd zwischen der Leinwand und mir hin und her. Liebend gerne würde ich ihr etwas abgeben aber durch das Mundgitter wird nicht mal ein Salatblatt passen.
„Das schmeckt ausgezeichnet!“ sage ich.
„Vielen Dank! Ich bin wirklich erleichtert, dass es dir schmeckt. Herrin Cyria hat mir vorhin beim Zubereiten das Mundgitter nicht abgenommen, deswegen konnte ich selbst gar nicht probieren.“
„Dann ist das erst recht beeindruckend,“ sage ich und lege die Dose beiseite. Ich wende mich wieder dem Korb zu, hole die Plastikflasche mit der gelben Flüssigkeit hervor und frage Leila, ob sie etwas davon trinken möchte. Die nimmt mein Angebot an. Nachdem sie einen Teil der Flasche mit einem neuen Strohhalm ausgetrunken hat, lädt sie mich ein zu probieren. Die Flüssigkeit ist etwas zähflüssig und schmeckt nach Vanille. Es schmeckt nicht schlecht aber verglichen mit dem, was Leila noch alles für mich zubereitet hat, ist die Flüssignahrung langweilig.

Während die Titanic unaufhaltsam in die Katastrophe steuert und die beiden Hauptcharaktere zusammenfinden, esse ich ein kunstvoll belegtes Baguette und zum Nachtisch Erdbeeren. Dazu teile ich mir mit Leila weiter den Wein.
Nach dem Essen sitzen wir beide nebeneinander auf der Picknickdecke und schauen uns den Film an. Leila rückt dabei immer näher an mich heran und als wir schließlich Schulter an Schulter dasitzen, legt sie ihren Kopf auf meine Schulter. Zuerst lasse ich es einfach nur geschehen und bleibe regungslos sitzen. Leila soll nicht auf falsche Gedanken kommen! Aber der Wein lässt meine Bedenken verschwinden. Satt und zufrieden folge ich einfach meinem Bauchgefühl und lege meinen Arm um ihre Schulter.

„Für Rose und Jack ist so schwer, zusammen zu sein,“ sagt Leila, als die beiden Hauptcharaktere auf der Leinwand zu sehen sind. „Aber sie versuchen alle Widerstände zu überwinden. Ich finde das so toll.“
„Da hast du recht. So viel Mut kann man nur bewundern,“ sage ich.
„Du bist auch sehr mutig. Schließlich verbringst du deine Freizeit mit mir. Irgendwann werden die Leute anfangen zu reden...“ sagt Leila.
„Die Leute sind mir immer noch egal. Und überhaupt bist du viel mutiger als ich. Du trägst die Sachen schließlich,“ erwidere ich.

Leila antwortet darauf nicht. Sie kuschelt sich ganz eng an mich. Wein sei dank folge ich wieder einfach nur meinem Gefühl und hauche ihr einen sanften Kuss auf die Stirn ihrer Maske. Leila hebt daraufhin ihren Kopf an und berührt mit ihrem Mundgitter meine Wange. Ich höre, wie sich ihre Lippen hinter dem Gitter trennen und spüre ihren Atem. Ihr gefangener Kuss. Ich drehe ihr meinen Kopf zu und streichle mit einer Hand über ihre Maske. Leila legt den Kopf nach hinten und zur Seite. Sie will der Bewegung meiner Hand mit ihrem Kopf folgen, sie so intensiv wie möglich fühlen. Als ich meine Hand von ihrer Maske nehme, sagt sie leise „nein“ und streckt sich nach oben um meine Hand wieder zu berühren. Ich lege meine Hand wieder auf ihren Helm, was sie mit einem kurzen Stöhnen quittiert.
„Bitte. Halt mich fest,“ sagt sie nachdem ich wieder über ihre Maske streichle.
Ich lege beide Arme um sie. Leila drückt sich gegen mich. Sie wendet Kraft auf, stemmt sich geradezu gegen meinen Körper. Im ersten Moment denke ich, dass sie mich zu Boden werfen will aber dann spüre ich mit meinen Armen, die ich um sie gelegt habe, wie sie an dem Monohandschuh zerrt, der ihre Arme fesselt. Sie kämpft gegen ihre Fesseln an und versucht dabei mir so nahe zu sein, wie sie nur kann. Sie will mich spüren. Durch die Maske höre ich gedämpft, wie ihr Atem schneller geht.

„Küss mich,“ sagt sie atemlos und windet sich dabei. Im Geiste sehe ich mich mit dem viel beschriebenen Teufelchen auf der einen und dem Engelchen auf der anderen Schulter. Ich will mich auf dieses Abenteuer einlassen, will sie weiter berühren, streicheln aber wo soll das Hinführen? Ein One Night Stand mit einer Frau, deren Körper in einer Rüstung eingeschlossen ist? Das kann für uns beide nur frustrierend enden. Aber um mich jetzt noch mit irgendwelchen Bedenken herumzuschlagen, habe ich schon zu viel Wein getrunken.
„Küss mich, bitte“ wiederholt sie. Ich will sie küssen! Meine Hände fahren über die schwarze Maske, hinter der ihre Lippen verborgen sind. Obwohl ich weiß, dass es vergeblich ist, suche ich einen Weg um die Maske zu öffnen. Als ich schließlich aufgebe, presse ich meine Lippen einfach auf das Gitter vor ihren Lippen. Leila erwidert den Druck. Ich spüre ihren Atem ganz deutlich. Unsere Lippen müssen wirklich nah beieinander sein aber die Maske ist eine undurchdringliche Mauer. Egal wie sehr wir es auch versuchen, unsere Lippen berühren sich nicht.

Während wir beide mit ihrer Maske ringen, gleiten meine Hände über Leilas Körper. Instinktiv suchen sie den Weg zwischen ihre Beine, wo sie auf das harte Metall unter Leilas Latexanzug treffen. Gerne hätte ich sie wenigstens von ihrem Anzug befreit aber wegen des Monohandschuhs kann sie nicht einmal den ausziehen. Egal wo ich sie auch berühre, es gibt mindestens eine Schicht auf ihrer Haut.
Das sie mich nicht direkt spüren kann, mindert Leilas Lust überhaupt nicht. Wir knien voreinander. Leila bewegt sich zu mir und setzt sich mit gespreizten Schenkeln auf mein rechtes Bein. Dabei bleibt meine Hand die ganze Zeit über zwischen ihren Beinen. Sie stöhnt leise und presst ihren Körper gegen mein Bein. Meine Hand wird dabei eingeklemmt, was mit jeder Minute unangenehmer wird. Ich lasse mir davon aber nichts anmerken und versuche weiter Leila irgendwie zu stimulieren aber egal was ich anstelle, ich fühle immer nur den harten Metallschild ihres Keuschheitsgürtels.
Spürt sie trotz der Metallrüstung doch etwas? Sie bewegt ihre Hüften auf meinem Bein auf und ab. Ihre Bewegungen werden immer hektischer und sie wird dabei immer lauter. Ihr Stöhnen verändert sich. Es hört sich nicht nach Lust an. Wie bei einer Welle wird es immer lauter, gipfelt in einem zwanghaften, einzelnen lauten Aufstöhnen und fällt schließlich beinahe zu einem Wimmern zusammen.
Einen kurzen Moment lang sitzt sie regungslos auf meinem Bein. Dann fängt sie wieder an sich auf meinem Bein auf und ab zu bewegen. Ihr Stöhnen ist zu einem Keuchen geworden. Ich sehe, dass ihr Körper von einer unerfüllbaren Sehnsucht angetrieben wird. Wenn sie überhaupt etwas spürt, dann reicht es nicht, um sie zu erlösen.

Sie kämpft ihren aussichtslosen Kampf bis sie erschöpft ist. Dann lässt sie den Kopf hängen und rückt von mir weg. Obwohl sie weiß, dass der Keuschheitsgürtel ihr jede Erleichterung verwehrt, hat sie trotzdem versucht sich ihrer Lust hingegeben. Vergeblich. Ich will sie in die Arme schließen um sie zu trösten aber sie kommt mir zuvor und hebt ihren Kopf wieder an.

„Leg dich hin,“ sagt sie.
Ich lege mich auf die Picknickdecke, Leila legt sich auf mich. Ohne ihre Arme kann sie sich nicht abstützen und liegt mit ihrem ganzen Körpergewicht auf mir. Die harten Schalen ihres Keuschheits-BH drücken gegen meinen Brustkorb.
Sie platziert ihren Oberschenkel zwischen meinen Beinen und berührt mein steifes Glied. Im Liegen ziehe ich meine Hose aus. Leila fährt behutsam fort mit ihrem Oberschenkel meinen Schwanz zu streicheln. Als ich auch noch meine Shorts abgestreift habe, klemmt Leila mein Glied zwischen ihren Schenkeln ein. Ein komisches Gefühl aber gerade in dieser verrückten Situation doch erregend. Leila bewegt ihre Schenkel immer schneller. Gemessen an ihren äußerst eingeschränkten Möglichkeiten macht sie ihre Sache gut aber so faszinierend diese Erfahrung auch ist, sie reicht nicht um mich bis zum Höhepunkt zu bringen. Die harten Anschlüsse an der Unterseite ihres Keuschheitsgürtels drücken unangenehm auf meinen zwischen ihren Schenkeln eingeklemmten Schwanz. Hinzu kommt der Metall-BH, der sich anfühlt als ob jemand unablässig zwei geballte Fäuste gegen meinen Brustkorb drücken würde. Wenn ich nicht komme, wird das eine Enttäuschung für Leila sein. Ich richte mich etwas auf, um eine andere Position zu finden. Aber Leila öffnet ihre Schenkel nicht. Sie hält meinen Schwanz gefangen, will nicht von ihm ablassen. Also bleibe ich liegen und versuche doch noch irgendwie die letzte Stufe zu überwinden aber es gelingt mir einfach nicht.
Schweren Herzens gebe ich auf und rolle Leila so sanft wie möglich zur Seite. Wie befürchtet endet dieses kurze Abenteuer für uns beide frustrierend. Dabei ist mir mein eigener verwehrter Orgasmus in dieser Situation schnell egal. Meine Sorge gilt allein Leila. Sie hat mit einer solchen Inbrunst versucht mir einen Höhepunkt zu verschaffen, dass sie jetzt sicher enttäuscht sein wird.

Tatsächlich blickt sie sofort nach unten, spreizt ihre Beine und schaut zwischen ihre Schenkel. Wäre ich gekommen, dann hätte ich zwischen ihren Schenkeln Spuren hinterlassen. Als sie erkennt was geschehen ist, bzw. was nicht geschehen ist, bewegt sie eines ihrer Beine wieder zu meinem Schwanz. Ich drücke es sanft zurück, rücke ganz nah an sie heran und sage ihr:
„Es ist gut. Es war... sehr interessant. Da braucht es nicht den normalen Höhepunkt.“
„Aber...“ erwidert sie sofort und sucht dann nach den richtigen Worten. „So soll es nicht enden. Nicht unser erstes Mal! Bitte...“
Wieder macht sie Anstalten ihr Bein zwischen meine Lenden zu bewegen.
„Es ist gut,“ wiederhole ich und nehme sie in die Arme.

„Das ist so scheisse. Ich hab es schon wieder versaut,“ sagt sie leise.
„Nein, hast du überhaupt nicht,“ erwidere ich sofort.
„Doch,“ sagt sie und fängt an zu schluchzen. Ich streichle ihr über die Maske und versuche sie zu beruhigen.
„Ich will mit dir zusammen sein Jakob. Aber du bist nur hier weil du Mitleid mit mir hast.“ Ihre letzten Worten werden beinahe von Tränen erstickt. Ihre Stimme klingt gequält. Eine Stimme, die mir inzwischen vertraut ist und die ich lieb gewonnen habe.

Vor mir sehe ich ihre Maske. Die beiden pechschwarzen Augengläser sind auf mich gerichtet. Als ich sie zum ersten mal gesehen habe, war ich schockiert. Auch wegen dieser Maske wollte ich Leila nie zu nah an mich heranlassen. Aber der erste Schreck ist lange überwunden. Die Wahrheit ist, ihr bizarres Äußeres wird Tag für Tag anziehender. Von ihrer verrückten Welt, die ich doch eigentlich nur als Beobachter oder bestenfalls neugieriger Besucher kennenlernen wollte, bin ich inzwischen ein Teil geworden. Ich habe ihre Fesseln kontrolliert und sie bestraft. Noch irre ich in ihrer Welt reichlich unbeholfen umher aber eines weiß ich ganz genau: Ich will mehr!
Jetzt hat sie ausgesprochen, was ich bisher nur vermutet, befürchtet und inzwischen unterbewusst wohl auch gehofft habe. Sie will, dass wir ein Paar werden. Eigentlich unmöglich. Aber jetzt, wo ich tatsächlich die Chance habe mich in dieses Abenteuer zu stürzen, kann ich einfach nicht ablehnen.

„Nein,“ sage ich. „Ich bin nicht hier weil ich Mitleid habe. Leila, du bist mir sehr, sehr wichtig. Und wenn du möchtest... dann lass es uns einfach versuchen. Auch wenn ich keine Ahnung habe wie das gehen soll.“

Ich habe es gesagt. Der Wein ist daran ein wenig mit schuldig. Aber jetzt ist es raus.

Leila reagiert sofort. Sie schmiegt sich an mich und sagt schnell: „Meinst du das ernst?“
„Absolut,“ erwidere ich.
„Jakob,“ sagt Leila nur. Ihre Stimme klingt weich und erleichtert. Die Tränen sind versiegt. Ich halte sie fest. Wir bekommen beide nicht mit, dass im Hintergrund die Titanic den Eisberg rammt. Hoffentlich kein schlechtes Omen...
31. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 09.01.16 05:55

*** Titanic ***


Während das Schicksal des Filmschiffs besiegelt wird, liegen wir beide nebeneinander.
Ich breche unser Schweigen: „Leila, wie... ich meine... wie kann ich mit dir zusammen sein?“
Sie antwortet: „Als Kettenschwester bin ich denjenigen gegenüber, die ich als Herren und Herrinnen angenommen habe, zum Gehorsam verpflichtet. Diesen Menschen darf ich auch mein Gesicht zeigen. Bis jetzt sind das meine beiden Herrinnen. Ich möchte dich gerne als meinen Herren annehmen aber das geht leider nicht so einfach.“
„Gibt es da auch wieder Vorschriften?“ frage ich.
„Ja. Die Pârtha-Gemeinschaft muss dem zustimmen. Dabei wird sichergestellt, dass Herren und Herrinnen ihrer Aufgabe auch gewachsen sind. Als Herr musst du mich führen, überwachen, erziehen und bei Fehltritten bestrafen. Ich bin Kettenschwester und möchte es auch bleiben. Als Kettenschwester darfst du mir nicht einfach alle Fesseln abnehmen, wenn dir danach ist. Du musst meinen Wunsch die Bürde zu tragen respektieren und mich dabei unterstützen. Das heißt, du musst dafür sorgen, dass ich meine Fesseln trage und die Regeln einhalte. Gleichzeitig musst du dich auch um mein Wohlergehen kümmern. Du weißt ja, dass ich zum Beispiel Hilfe beim Reinigen des Keuschheitsgürtels brauche.
Ob wir beide in der Lage sind als Herr und Kettenschwester zusammen zu leben, entscheidet die Gemeinschaft.“
„Und wie läuft das ab?“ frage ich weiter.
„Da gibt es keine festen Regeln. Die Gemeinschaft wird uns beide auf vielfältige Art und Weise testen. Außerdem werden sie mit Menschen sprechen wollen, die uns beide sehr gut kennen. In meinem Fall sind das meine Herrinnen.“
„Wow,“ sage ich, nachdem Leila mit ihrer Erklärung fertig ist. Ich habe erwartet, dass vielleicht Frau Epikuron unserer Beziehung ihren Segen geben muss. Mit so einem aufwendigen Prozess habe ich nicht gerechnet. Zweifel an meiner Entscheidung kommen mir deswegen aber nicht in den Sinn.

„Wie lange wird das dauern?“ frage ich.
„Schwer zu sagen. Einige Wochen vielleicht. Willst du es... willst du es trotzdem versuchen?“
„Unbedingt,“ erwidere ich und versuche dabei so entschlossen wie möglich zu klingen.
„Danke. Ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Ich habe gehofft, dass wir zusammen sein könnten aber ich habe befürchtet, dass du das auf keinen Fall möchtest,“ sagt sie.
„Ich habe auch oft über uns nachgedacht. Zum ersten Mal als wir am See Schwimmen waren. Aber wegen all der Sachen die du jeden Tag tragen musst... Ich dachte ein Partner hat in deinem Leben einfach keinen Platz.“
„Ich habe mir sehnlich einen ganz besonderen Menschen in meinem Leben gewünscht. Eine Zeit lang dachte ich, dass ich als Kettenschwester niemals jemanden finden werde. Ich kann wirklich verstehen, dass du große Zweifel wegen mir hattest. Umso glücklicher bin ich, dass du es wirklich versuchen willst!“ sagt sie.

Ihre Stimme klingt hell, klar und fröhlich. Wir liegen nebeneinander. Leila kuschelt sich an mich, ich habe meinen Arm um ihre Schulter gelegt. Das, was gerade passiert ist, wollte ich doch eigentlich verhindern. Wir können kein Paar werden – habe ich mir immer wieder eingeredet. Aber jetzt, wo es doch passiert ist, bin ich mit meiner Entscheidung glücklich.

Am Himmel über uns sind die Wolken inzwischen von dannen gezogen. Es hat nicht einen Tropfen geregnet. Wegen dem wolkenverhangenen Himmel waren kaum Leute zum Open-Air Kino gekommen und Leila musste sich nicht von unzähligen Zuschauern anstarren lassen. Auch das lauschige Plätzchen hinter den Bäumen, wo wir es uns bequem gemacht haben, wäre vielleicht von einem anderen Pärchen in Beschlag genommen worden. Dann hätten wir uns auf die große Wiese vor die Leinwand setzen müssen, umgeben von Zuschauern. Wahrscheinlich wäre dann heute Abend alles anders gekommen. Ich kann mich nicht erinnern, ob ich jemals über Regenwolken so glücklich war.
Jetzt funkeln über uns die Sterne. Im Hintergrund höre ich, wie der Film zu Ende geht. Plötzlich frage ich mich, wie spät es ist. Musste Leila nicht zu einem festen Zeitpunkt zurück sein? Hat sie die Zeit vergessen? Ich will nicht, dass sie sich nach so einem schönen Abend eine Strafe einhandelt.

„Hat Cyria nicht vorhin gesagt, dass du zu einer bestimmten Uhrzeit zurück sein musst?“ frage ich Leila.
„Ja. 22:30 Uhr. Ich bin zu spät aber mach dir darüber heute keine Sorgen;“ antwortet sie.
Ich schaue auf meine Armbanduhr. Es ist 23:10 Uhr.
„Aber wirst du dann nicht bestraft?“ sage ich und richte mich sofort auf.
Leila bleibt auf der Picknickdecke liegen.
„Das nehme ich heute gerne in Kauf.“
„Aber ich möchte nicht, dass du wegen diesem schönen Abend Schläge auf den Hinter bekommst.“
„Dann musst du dir keine Sorgen machen. Den Po werde ich wegen heute Abend eher nicht versohlt bekommen,“ sagt Leila und klingt dabei unbekümmert.
„Wie sieht die Strafe denn dann aus?“ frage ich.
„Weit schwerer als nur ein kleiner Klapps. Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sind enorm wichtig für eine Kettenschwester. Ich habe Freizeit bekommen obwohl heute nicht mein freier Tag ist und habe bewusst die Abmachung mit Herrin Cyria verletzt.“
„Dann lass uns schnell alles zusammenpacken. Ich bringe dich nach Hause. Vielleicht drückt Cyria ein Auge zu weil heute so ein besonderer Tag ist,“ sage ich.
„Mach dir keine Sorgen. Herrin Cyria wird mich angemessen bestrafen aber das ist jetzt nicht wichtig. Lass uns diesen schönen Abend nicht beenden, in dem wir nach Hause hetzen.“
„Ok, Kompromissvorschlag: Wir gehen in aller Ruhe nach Hause. Aber lass uns bitte losgehen. Ich möchte wirklich nicht, dass du diesen Abend später wegen der Strafe bereust,“ sage ich.
Leila richtet sich langsam auf.
„Egal wie die Strafe ausfällt, diesen Abend werde ich garantiert nicht bereuen. Aber gut, wenn du dir so großen Sorgen machst brechen wir eben auf.“

Nachdem ich die Reste des Picknicks in den Korb gepackt habe, helfe ich Leila ihr Gewand überzuziehen. Anschließend begeben wir uns auf den Heimweg. Die Route gibt dabei Leila vor. Sie führt uns nicht direkt zum Ausgang sondern läuft kreuz und quer durch den Park. Ich laufe neben ihr und habe dabei meinen Arm über ihrer Schulter. Mit meinem Arm übe ich sanften Druck aus um Leilas äußerst gemütliches Tempo etwas zu steigern. Sie lässt sich davon aber nicht beeindrucken und legt an einem kleinen See sogar eine Pause ein.
„Jakob, lass uns heute Abend einfach genießen. Ich habe so lange nicht mehr einen freien Abend im Park verbracht.“ sagt sie und schaut dabei auf den See.
„Wann warst du denn zum letzten Mal hier?“
„Vor etwa 3 Monaten. Eigentlich könnte ich an meinem freien Tag in den Park gehen aber jetzt im Sommer ist der Park immer gut besucht. Inzwischen komme ich ganz gut damit klar wegen meinem Gewand angestarrt zu werden aber... ich hatte bis jetzt noch nicht den Mut alleine in den Park zu gehen. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich mal so was langweiliges wie einen simplen Park vermissen könnte. Jetzt bin ich endlich wieder hier. Und zwar mit dir. Ich will jetzt einfach nicht nach Hause.“

Ich will nicht nach Hause. Ihr letzter Satz hallt in meinen Ohren nach. Interpretiere ich zu viel in diese Worte? Jedenfalls hat sie so etwas bis jetzt noch nie gesagt. Werden ihr all die Regeln doch zu viel? Besonders jetzt, wo wir zusammen sind?

„Das ist doch schlimm. Ganze 3 Monate. Leila, vielleicht sollten wir doch mal mit Cyria und Frau Epikuron über ein paar Regel... anpassungen sprechen?“
Regelanpassungen. Das klingt neutral. Vielleicht fällt es ihr damit leichter den Gedanken an einige Erleichterungen zu akzeptieren.

Leila dreht sich zu mir um.
„Jakob, bitte... ich will dir nichts vorspielen. Du sollst immer wissen, woran du bei mir bist. Ich bin Kettenschwester und will es unbedingt bleiben. Ich werde dieses große Versprechen nicht brechen. Ich werde die Bürde tragen, die ich angenommen habe und ich will keine Erleichterung. Ein Teil von mir würde jetzt am liebsten den Monohandschuh ausziehen um dich zu umarmen. Wenn ich es gekonnt hätte, dann hätte ich mir vorhin, als wir auf der Picknickdecke lagen, die Maske vom Kopf gerissen um dich endlich zu küssen. Aber zum Glück kann ich das nicht.
Ich habe lange und hart dafür kämpfen müssen um Kettenschwester werden zu dürfen. Auch wenn es oft schwer ist, werde ich das nicht so einfach aufgeben. Bitte erwarte das nicht von mir.“

Nicht zum ersten Mal beteuerten Leila vor mir das sie unbedingt Kettenschwester bleiben will. Einen Moment lang überlege ich noch, wie ich ihr etwas weniger restriktive Regeln schmackhaft machen könnte aber schließlich finde ich mich damit ab, dass ich mit dieser Idee zumindest heute Abend nichts erreichen werde. Auch meine Versuche sie so schnell wie möglich nach Hause zu bringen gebe ich auf. Leila hat ihren Willen durchgesetzt.

Als wir vor schließlich vor der Pforte zu ihrem Haus stehen, ist es 23:50 Uhr. Den ganzen Rückweg über war Leila gut gelaunt. Die Strafe, die sie jetzt erwartet, ist mir die ganzen Zeit nicht aus dem Kopf gegangen. Leila scheint das nicht weiter zu kümmern.

„Eigentlich würde ich dich jetzt wahnsinnig gerne noch fragen ob du mit reinkommen möchtest. Aber Herrin Cyria wird schon auf mich warten...“ sagt Leila.
An der anstehenden Strafe werde ich nichts mehr ändern können. Aber vielleicht gelingt es mir Cyria irgendwie etwas milde zu stimmen.
„Ich kann Cyria ja noch eben gute Nacht sagen,“ schlage ich vor.
„Ja, warum nicht,“ sagt Leila und drückt mit ihrer Schulter auf die Klingel neben der Pforte.

Kurz nach dem Klingeln wird die Haustür geöffnet. Cyria bleibt im Türrahmen stehen und öffnet uns per Schalter die Pforte.
„Hallo ihr beiden, da seit ihr ja wieder,“ sagt sie. Ihr Tonfall klingt zu meiner Überraschung freundlich.
Leila und ich erwidern die Begrüßung und gehen dabei auf den Eingang zu. In der Tür tritt Cyria beiseite, lässt uns in den Flur und schließt dann hinter uns die Tür. Als die Wohnungstür zu ist, fällt Leila sofort vor ihrer Herrin auf die Knie.
„Ich habe bewusst unsere Abmachung missachtet und bin viel zu spät nach Hause gekommen. Ich bitte sie, meine Herrin, um eine harte Bestrafung.“
Cyria nickt, zieht Leila das Gewand aus und öffnet dann den Flurschrank. Aus dem Schrank nimmt sie eine lange Kette, die sie mit Leilas Metallhalsband und der Schiene im Boden verbindet.
„Für deine vorsätzliche Verfehlung erwartet dich eine harte Strafe,“ sagt Cyria. Ihr Ton ist unverändert freundlich.
„Er hat ja gesagt,“ sagt Leila daraufhin unvermittelt.
Cyria schlägt ihre Hände vor dem Mund zusammen und fängt an zu lachen.
„Das sagst du mir erst jetzt? Jakob sieht so besorgt aus, ich dachte der Abend ist total mies gelaufen.“
Cyria fällt Leila um den Hals und drückt sie so kräftig, dass ihr einen Moment lang die Luft wegbleibt.
„Wunderbar! Ich freu mich so für euch!“
Ohne von ihr abzulassen wendet Cyria sich an mich.
„Und zum Einstand als ihr zukünftiger Herr bringst du Leila gleich zu spät nach Hause? Ihr wusstet doch beide, dass sie rechtzeitig wieder zu Hause sein muss.“
Cyria zwinkert mir zu und lächelt mich an.
„Das ist alles meine Schuld,“ sagt Leila sofort. „Jakob wollte mich auf dem schnellsten Weg nach Hause bringen aber ich hab ihn dazu gebracht herumzutrödeln.“
„Hab ich mir schon gedacht. Gleich beim ersten Date hast du deinen auserwählten Herren um den Finger gewickelt. Wie gut, dass ich mir als Strafe schon etwas ganz besonderes ausgedacht habe. Wenn meine Mutter einverstanden ist, wird das eine echt interessante Lektion für dich,“ sagt Cyria.

„Halt, ich bin ebenso schuld,“ sage ich laut. „Ich habe nicht auf die Zeit geachtet. Das wäre doch meine Aufgabe gewesen. Also ich denke eine harte Strafe ist unangemessen weil Leila höchstens eine Teilschuld trifft.“
Leila dreht ihren Kopf zu mir. „Jakob, bitte! Wir haben das doch schon besprochen. Ich habe meine Strafe wirklich verdient,“ sagt sie.
„Ganz genau,“ sagt auch Cyria sofort. „Und jetzt wird es Zeit, dass du endlich ins Bett kommst Leila. Verabschiede dich.“

Leila geht auf mich zu und legt ihren Kopf auf meine Brust.
„Danke Jakob. Danke für alles. Schlaf gut. Ich melde mich so schnell ich kann.“
Eigentlich müsste ich jetzt weiter protestieren und darauf bestehen, dass Leila eine wirklich harte Strafe erspart bleibt. Aber wie soll ich meiner Freundin helfen, wenn sie selbst gar keine Hilfe will? Mir bleibt nichts anderes übrig als meinen Widerstand aufzugeben.
Da sie immer noch den Monohandschuh trägt, kann nur ich meine Arme um sie legen.
„Danke Leila. Der Abend war wunderbar. Bleib tapfer und viel Glück!“

Nachdem ich mich auch von Cyria verabschiedet habe, mache ich mich auf den Rückweg zum Haus meiner Großmutter.
32. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pardofelis am 09.01.16 22:26

Hi pfeffer,

Danke auch hier für diese schöne Fortsetzung.

Dein Jakob macht ja schon schöne Schritte auf einem gutem Weg.

Ich hoffe er kann Leila von seinem wichtigstem (?) Bedürfnis auch noch überzeugen, ihr Zärtlichkeiten zu schenken.
Oder ist sie gar so egoistisch, ihm dieses Bedürfnis abzuerkennen
Ihre Bürde wäre dann, auch Zärtlichkeiten entgegennehmen zu müssen!
Bisher ist alles nur ein "ICH will..." auf Biegen und Brechen von Leila. Ob sie damit anderen Menschen,
denen sie vorgibt zu dienen, vor den Kopf stößt oder nicht ist ihr scheinbar egal.

Aber, schaun wir mal wie sich deine Geschichte weiterentwickelt.

viele Grüße
33. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von Rainman am 10.01.16 21:38

Hallo pfeffer.

Schöne Fortsetzungen zu deiner Geschichte. Hoffentlich kommt bald der nächste Teil. Finde die nämlich Klasse und lese mit begierde jeden neuen Teil.

Vor allem bin ich ja mal gespannt, ob und wann Jakob das Gesicht von Leila zu sehen bekommt. Bin ja auch mal gspannt, ob und wie er der Herr über Sie wird. Muß er sich auch mal 2 oder 3 Tage (vielleicht auch länger) in den Ferein oder am Wochenende als Kettensklave zur Verfügung stellen, um überhaupt zu wissen wie weit er gehen darf/kann, ohne das es für seine Leila gefährlich wird?
Würde ich ja so gerne lesen. Aber es ist ja deine Story.


MfG Rainman
34. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 12.01.16 17:38

An Pardofelis: Leilas Dickkopf ist das große Thema im folgenden Teil. Aber, ohne zu viel verraten zu wollen, nach jedem Gewitter folgt früher oder später auch wieder Sonnenschein

An Rainman:

Zitat
Vor allem bin ich ja mal gespannt, ob und wann Jakob das Gesicht von Leila zu sehen bekommt.


Du hast diese Frage genau zum richtigen Zeitpunkt gestellt. Viel Spaß beim Lesen

*** Strafe ***


Den ganzen Sonntag über warte ich vergeblich darauf, dass Leila sich meldet. Am Montag kann ich kaum den Schulbeginn erwarten. Als es endlich soweit ist, sehe ich Leila wieder. Sie erscheint kurz vor der ersten Stunde und setzt sich wortlos auf ihren Platz. Ungeduldig warte ich auf die erste Pause. Als es endlich soweit ist, folge ich Leila mit kurzem Abstand, als sie wie immer zur Pause die Klasse verlässt.
Wie gewohnt treffe ich sie beim Geräteschuppen. Anders als sonst hat sie diesmal nichts zu lesen dabei. Sie steht wie angewurzelt vor einer Wand.
„Hallo Leila,“ begrüße ich sie.
„Hi Jakob,“ sagt sie. „Ich habe mit Frau Epikuron über dich gesprochen. Sie hat sich irre gefreut, dass wir jetzt zusammen sind. Sie hat auch sofort die Gemeinschaft kontaktiert. Leider ist Frau Epikuron zusammen mit ein paar Leuten aus der Gemeinschaft auf eine richtig dumme Idee gekommen.“
„Geht es um diese Tests, um zu überprüfen, ob ich in der Lage bin dein Herr zu sein?“ frage ich.
„Es geht um etwas viel Grundsätzlicheres. Die wollen wissen, ob ich auch mit einem festen Freund Kettenschwester bleiben möchte. Dazu sind sie auf die Idee gekommen, dass ich für 5 Tage meine ganze Ausrüstung ablegen und ein normales Leben führen soll. In diesen Tagen bekommen wir einen Kurzurlaub spendiert! Frau Epikuron und die Gemeinschaft wollen uns beiden ein ganz gewöhnliches Leben schmackhaft machen! Nach diesen 5 Tagen darf ich dann wieder Kettenschwester werden – wenn ich das dann noch möchte. Kannst du dir das vorstellen?“
Leila klingt wütend. Perplex schaue ich sie an. Leilas Maske, ihr Keuschheitsgürtel und all die vielen Sachen, die sie permanent trägt, erschienen mir eine undurchdringliche Festung zu sein und jetzt soll all das einfach so verschwinden?
„Du sollst deine ganze Ausrüstung ablegen? Wirklich alles?“ frage ich ungläubig.
„Ja, alles. Alles! Sogar die Maske und den Keuschheitsgürtel! Nachdem ich so lange durchgehalten habe, soll ich einfach alles ausziehen wie schmutzige Klamotten.“

Ein einziger Gedanke schießt durch meinen Kopf. Ich werde endlich ihr Gesicht sehen! Ich zwinge mich dazu nicht zu lächeln. Leila ist äußerst aufgebracht und so verrückt es auch klingt, inzwischen kann ich sie sogar verstehen. Ich habe erlebt, was ihre Bürde für eine gigantische Herausforderung ist. Sie hat nie aufgegeben und ist darauf stolz. Jetzt wird all das in Frage gestellt.

„Du bist bei uns am Dienstag eingeladen um 17 Uhr. Ist das ok für dich? Frau Epikuron will dann mit uns beiden alles besprechen. Wenn es irgendwie geht, musst du bitte schon einige Zeit vorher kommen. Frau Epikuron hat sich einen wirklich perfiden Plan ausgedacht und es gibt etwas, das ich dir vorher unbedingt zeigen muss. Erklären kann ich es nicht. Kannst du bitte am Dienstag gegen 16:30 Uhr zu uns kommen?“

Ich stimme sofort zu und versuche noch mehr Details von Leila zu erfahren aber sie antwortet mir nur ausweichend. In den nächsten Pausen versuche ich mein Glück erneut aber Leila reagiert immer abweisender. Im Unterricht beteiligt sie sich viel weniger als sonst und scheint die meiste Zeit in Gedanken vertieft zu sein.

Am Dienstag erscheine ich pünktlich um 16:30 Uhr bei Leila zuhause. Nachdem ich geklingelt habe, öffnet Cyria mir die Tür. Nach der Begrüßung führt sie mich in den Keller. In Leilas Raum setze ich mich auf den einzigen Stuhl während Cyria auf Leilas Bett Platz nimmt. Leila selbst ist nirgendwo zu sehen.

„Danke das du etwas früher gekommen bist.“
„Kein Problem. Um was geht es denn genau? Leila wollte mir vor der Besprechung etwas zeigen?“ frage ich.
„Ja, dazu kommen wir gleich. Leila hat dir erzählt, dass sie für 5 Tage ihre Ausrüstung ablegen und ein normales Leben führen soll. Du weißt ja, dass Leilas Pflegeeltern die ganze Kettenschwester-Sache total ablehnen und auch meine Mutter hat anfangs versucht Leila davon abzubringen. Ich war zuerst auch dagegen aber habe mich dann sogar schneller als meine Mutter mit dem Gedanken angefreundet und bin gewissermaßen Leilas Komplizin geworden.
Jetzt, wo Leila mit dir einen festen Freund hat, soll sie die Gelegenheit bekommen ihr Leben als Kettenschwester zu beenden.
Ich weiß nicht ob meine Mutter überhaupt die Absicht hat Leila das Kettenschwester-Dasein wirklich auszutreiben. Für mich kommt das alles ziemlich überraschend. Eigentlich müsste sie längst erkannt haben, dass niemand Leila davon abbringen wird. Aber sie will ihr trotzdem diese Chance geben doch noch ihr Versprechen aufzukündigen oder wenigstens einige Regeln oder Einschränkungen zu lockern.
Mein Vater ist anders als ursprünglich geplant heute gar nicht da. Er hat kurzfristig einen dringenden Termin in den USA und ist heute Morgen zum Flughafen abgedüst. Er hat gesagt, es tue ihm wahnsinnig leid, dass er heute nicht da sein kann. Ehrlich gesagt glaube ich, dass er ganz froh darüber ist, dass er nicht dabei sein muss.

Wie du weißt, wird Leila dafür bestraft, dass sie am Samstag einfach unsere Abmachung ignoriert hat. Meine Mutter und ich sind dafür verantwortlich Leila zu bestrafen. Bei kleineren Dingen erledigt das eine von uns alleine, bei größeren Verfehlungen entscheiden wir beide gemeinsam. Leila kann nicht nur durch Schläge auf den Hintern bestraft werden. Es gibt viele Möglichkeiten. Die meisten davon haben Leila und ich uns zusammen ausgedacht.
Wenn meine Mutter und ich gemeinsam die Strafe festlegen, schlage ich meistens eine recht harte Bestrafung vor. Leila braucht immer neue Herausforderungen und deshalb dürfen die Strafen nicht langweilig sein. Meine Mutter ist da etwas sanftmütiger und als Kompromiss mildern wir meinen Vorschlag dann meistens etwas ab.
Als wir die Strafe für Samstag festgelegt haben, hat meine Mutter meinen Vorschlag akzeptiert und sogar noch verschärft. Das hat mich wirklich überrascht bis ich begriffen habe, was sie damit bezweckt. Sie nutzt diese Gelegenheit um dich und Leila zu schockieren. Das ist auch der Grund, warum Leila sich unbedingt vor der Besprechung mit dir treffen wollte. Ich werde gleich Leila hereinbitten. Ihr Anblick ist auch für ihre Verhältnisse ungewöhnlich. Heute wirst du sehen, wie sich Leilas Bürde noch erheblich verschärfen lässt. Damit wird für dich und auch für sie noch einmal ganz deutlich gemacht, was es heißt, als Kettenschwester zu leben beziehungsweise mit einer Kettenschwester zusammen zu leben. Du musst für dich die Frage beantworten, ob du Leila als Freundin selbst so gefesselt akzeptieren kannst.

Eine letzte Sache noch: Heute ist auch jemand von der Gemeinschaft zu Gast, der sich an der Besprechung beteiligen wird. Er wird sich von euch beiden ein Bild machen.“

Cyria steht vom Bett auf und geht auf die Tür zum Waschraum zu.

„Leila hat mich gebeten euch beide alleine zu lassen. Ich werde euch dann abholen, wenn die Besprechung beginnt.“

Sie wirft mir ein Paket Taschentücher zu und sagt: „Das wirst du brauchen.“ Dann öffnet sie die Tür und sagt in den Waschraum hinein: „Du kannst jetzt rauskommen.“ Danach wendet sie sich der Treppe nach oben zu und verabschiedet sich.
Ich stehe vom Stuhl auf und gehe mit dem Paket Taschentüchern in der Hand einen Schritt auf den Waschraum zu. Von meiner Position aus kann ich nicht in den Raum hineinsehen aber ich höre das vertraute Geräusch einer Kette und außerdem langsame Schritte.
Kurz darauf betritt Leila den Raum. Cyria hatte recht. Der Anblick ist selbst für Leilas Verhältnisse bizarr. Sie läuft vornübergebeugt in den Raum und schaut dabei starr zu Boden. Um den Hals trägt sie eine Art Lederkragen, der auf ihren Schultern aufliegt und ihren Kopf fixiert. An der Vorderseite hat das Lederungetüm ein Loch für die Kette, die ihr Halsband mit der Schiene am Boden verbindet. Die Kette die sie an die Schiene fesselt ist allerdings deutlich kürzer als sonst, weshalb sie nur gebückt laufen kann.
Um die Hüfte trägt sie eine weitere Kette, an der ihre Handfesseln angeschlossen sind. Ihre Hände kann sie so nur ein kurzes Stück von ihrem Bauch wegbewegen. Auch die Kette die ihre Fußfesseln verbindet ist viel kürzer als sonst. Ich schätze, dass sie nicht länger ist als 15 cm. Sie trägt auch andere Schuhe als sonst. Es sind wieder Stiefelletten aber bei diesem Modell sind die Absätze höher. Außerdem fällt mir auf, dass ihr ein Speichelfaden aus dem Mundgitter ihrer Maske hängt.

Ich stürze sofort auf sie zu und gehe vor ihr in die Knie.
„Hallo Leila!“ sage ich.
„Haffo Fakob,“ erwidert sie, den Blick weiter auf den Boden gerichtet.
„Kann ich... kann ich dir irgendwie helfen?“
„Ef geht fchon,“ sagt sie und kniet sich auf den Boden. Jetzt kann sie endlich in meine Richtung blicken.
„Fchön dif fu fehen.“ (Schön dich zu sehen) Sie deutet mit ihrer rechten Hand auf das Paket Taschentücher in meiner Hand.
„Kannf du biffe abfifchen?“ (Kannst du bitte abwischen?) fragt sie.
Ich öffne das Paket, nehme ein Tuch heraus und wische ihr Mundgitter ab.
„Fanke. Fu fragst fich ficher farum if fo fpreche?“ (Danke. Du fragst dich sicher warum ich so spreche?)
„Wahrscheinlich eine Strafe, oder?“
„Fa. Meine Funge ift mif fem Mundgiffer ferbunden. (Ja. Meine Zunge ist mit dem Mundgitter verbunden.) Daf haf fich Fyria aufgefacht. (Das hat sich Cyria ausgedacht.)“
„Wie lange musst du die Sache denn tragen?“
„Fier Fage. Fon Monfag bif Fonnersfag. Immer fagsüber fenn ich fuhause fin.“ (Vier Tage. Von Montag bis Donnerstag. Immer tagsüber wenn ich zuhause bin.)
„Vier Tage?“ wiederhole ich ungläubig.
„Fa. Ef if kannf fschön anftrengend fo fu afbeiten. (Ja. Es ist ganz schön anstrengend so zu arbeiten.) Afer daf far ef fert. Fer Famfag far funderfchön. (Aber das war es wert. Der Samstag war wunderschön.)“

Es ist nicht zu glauben. Vor mir kniet meine Freundin. Schlimmer gefesselt als jemals zuvor. Jeder einzelne Schritt muss ihr schwer fallen. Nicht mal vernünftig sprechen kann sie noch aber ihre Stimme klingt trotzdem glücklich.

„Fakob, faf fenkst fu fetzt fon mir? (Jakob, was denkst du jetzt von mir?) Iff hafe fir fchon fo oft einen Fchrecken einfejagt. (Ich habe dir schon so oft einen Schrecken eingejagt.) Jeff fann iff nifft mal mehf feinen Namen rifftif auffpreffen. (Jetzt kann ich nicht mal mehr deinen Namen richtig aussprechen.)“

Ich nehme sie in meine Arme. „Du siehst mal wieder total verrückt aus und... ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Ich will dir helfen aber ich weiß, dass es nicht geht und das du es auch gar nicht willst. Außerdem fürchte ich, dass ich mich inzwischen irgendwie ein klein bisschen an deine verrückten Sachen gewöhnt habe. Ganz egal ob du nun meinen Namen im Moment nicht richtig aussprechen kannst oder noch mehr gefesselt bist als sonst - Ich will weiter mit dir zusammen sein!“

„Fankefchön! Iff haffe efft Angft fass ef diefmal fu heftig ift. (Dankeschön! Ich hatte echt Angst, dass es diesmal zu heftig ist.)
Jetft bleift nocf fie Fache fit fer Auffeit. (Jetzt bleibt noch die Sache mit der Auszeit.)
Am lieften fürde iff ef gar nifft machen. (Am liebsten würde ich es gar nicht machen.)
Afer Fau Efufon und fie Gemeinfchaft befftehen farauf. (Aber Frau Epikuron und die Gemeinschaft bestehen darauf.)
Iff werfe auf far feinen Fall affef ablefen. (Ich werde auf gar keinen Fall alles ablegen.)
Daf fönnen fie verfeffen! (Das können die vergessen!)
Waf hälft fu fon fer Auffeit? (Was hälst du von der Auszeit?)“ fragt sie.

„Ich weiß, dass das für dich ein schwerer Einschnitt ist. Aber vielleicht ist es gar nicht so schlecht? Nach der Auszeit weißt du dann definitiv, ob du wie bisher weiter machen willst.“

„Iff wiff feitermachen!“ (Ich will weitermachen!) Leilas ist laut geworden. „Daf weif iff auch ohne flöde Auffeit! (Das weiß ich auch ohne blöde Auszeit.)“


Bevor ich darauf etwas antworten kann, erscheint Cyria im Treppenaufgang.
„Es ist jetzt alles bereit. Wir warten auf euch im Wohnzimmer.“
„Danke, wir kommen sofort,“ sage ich und helfe Leila aufzustehen.

Wegen ihrer Fesseln braucht Leila ziemlich lange um die Treppe hochzusteigen. Ich bleibe dabei hinter ihr um sie aufzufangen falls sie stolpern sollte aber auch wenn sie langsam ist, wirkt sie auf ihren hohen Absätzen sehr sicher.

Man erwartet uns im Wohnzimmer. Cyria, Frau Epikuron und ein bisher unbekannter Herr im Anzug sitzen am Wohnzimmertisch. Als Leila und ich das Zimmer betreten, stehen alle auf.
„Hallo Jakob,“ begrüßt mich Frau Epikuron. „Das ist Herr Thosarus von der Pârtha-Gemeinschaft.“
„Guten Tag,“ begrüßt mich der Mann im Anzug. Mit einem Lächeln reicht er mir über den Tisch hinweg die Hand. „Freut mich sie kennenzulernen.“

Frau Epikuron wendet sich an Leila. „Meinen Schützling kennen sie ja bereits.“
„Ja, in der Tat. Ich bin immer wieder beeindruckt, mit welcher Hingabe du deine Bürde trägst, Leila.“
„Haffo unf fankefchön,“ erwidert Leila. (Hallo und Dankeschön)
Herr Thosarus weiß offenbar schon von der Strafe und geht nicht auf Leilas Lispeln ein.

Die Kette an ihrem Halsband ist so kurz, dass Leila sich nicht auf einen Stuhl setzen kann. Sie kniet sich vor dem Tisch auf den Boden. Herr Thosarus sagt an mich gewandt: „Nehmen sie doch bitte Platz.“
Ich schaue zu Leila und erwidere dann: „Ich würde gerne bei Leila bleiben.“
„Wie sie wünschen.“
Ich stelle mich direkt hinter Leila.

„Ich gehe davon aus, dass sie alle mit den grundlegenden Formalitäten vertraut sind. Damit Leila Jakob als Herren annehmen kann, muss die Pârtha-Gemeinschaft ihre Zustimmung geben. Ich bin heute hier, um mir einen allerersten Eindruck zu verschaffen.

Jakob, halten sie die Strafe, die Leila für ihr Fehlverhalten am Samstag bekommen hat für angemessen?“
„Nein,“ antworte ich sofort. „Ich verstehe das eine Strafe unumgänglich war aber ich halte diese Strafe für zu hart. Leila trifft für Samstag bestenfalls eine Teilschuld.“
„Cyria hat mir davon schon erzählt,“ sagt Herr Thosarus. „Ich will gar nicht um den heißen Brei herumreden. Als Herr erhalten sie die Kontrolle über Leila. Wir sind dem Wohlergehen unserer Kettenschwestern und -brüder verpflichtet und müssen sicherstellen, dass Leila nicht in die Hände eines verkappten Sadisten gerät.
Sie sind nicht in der Pârtha-Gemeinschaft aufgewachsen. Frau Epikuron hält große Stücke auf sie. Das ist ein großer Pluspunkt und ansonsten wären sie heute sicher auch gar nicht hier. Da sie ansonsten aber für uns ein unbeschriebenes Blatt sind, werden wir nicht umhin kommen ihre Eignung als Herr sorgfältig zu prüfen.“

„Ich stelle mich gerne jedem Test, Herr Thosarus. Leilas Wohlergehen steht für mich an erster Stelle,“ sage ich entschlossen.

„Auch davon habe ich schon gehört. Als Herr ist es ihre Aufgabe, Leila zu kontrollieren, zu erziehen und zu bestrafen. Sie scheinen bis jetzt keinen großen Eifer bei den Bestrafungen an den Tag gelegt zu haben.“
„Also... äh...“ Ich gerate ins Stocken. Was soll ich darauf bloß erwidern? Es stimmt, besonders streng war ich nie mit Leila. Ganz im Gegenteil.

„Daf if Fakobs einfige Fchwäche, Ferr Fhosafus, (Das ist Jakobs einzige Schwäche, Herr Thosarus)“ wirft Leila ein. „Afer ef fird immer beffer! (Aber er wird immer besser!)“
„Das ist doch schon ein erster Schritt. Also, wir haben ihre bis dato größte Schwäche erkannt und werden bei den Tests darauf eingehen. Bevor sie sich aber den Tests stellen, haben sie noch etwas anderes geplant,“ sagt Herr Thosarus.

Frau Epikuron nickt. „Jakob, inzwischen weißt du bestimmt schon von der geplanten Auszeit.“
„Fie brauffe iff nifft! (Die brauche ich nicht)“ meldet sie Leila trotzig zu Wort.
„Leila, benimm dich! Wir haben schon darüber gesprochen! Es führt kein Weg daran vorbei. Du wirst dir diese Auszeit nehmen!“ sagt Frau Epikuron.
„Es entspricht zwar nicht dem traditionellen Bild von einer Kettenschwester aber gerade in ihrem Fall halte ich eine Pause für sehr sinnvoll,“ pflichtet Herr Thosarus bei.
„Na fut. Iff nehme fie Auffeit. Aber iff bfauche nur dfrei Tage.
(Na gut, ich nehme die Auszeit. Aber ich brauche nur drei Tage.)
Auferfem behalfe iff fen Keufchfeitsfürtel an.
(Außerdem behalte ich den Keuschheitsgürtel an.)
Iff habe fo lange fit fem Fürtel auffehalten, iff will meinen Auffchluff nif einfach fefenkt haben.
(Ich habe so lange mit dem Gürtel ausgehalten, ich will meinen Aufschluss nicht einfach geschenkt haben.)
Daf foll efwas fanf befonderef fein!
(Das soll etwas ganz besonderes sein!)“

„Kommt gar nicht in Frage,“ erwidert Frau Epikuron entschieden. „Du wirst dir eine echte Auszeit nehmen und dafür deine gesamte Ausrüstung ausnahmslos ablegen!“

„Daf if unfair! Iff hafe fo lange farum fämpfen müffen bif iff enflich Keffenfchwester fein durfte.
(Das ist unfair! Ich habe so lange darum kämpfen müssen bis ich endlich Kettenschwester sein durfte.)
Fie fönnen mif nifft einfach affef fegnehmen!
(Sie können mir nicht einfach alles wegnehmen!)“
Inzwischen hat sich Leila so in Rage geredet, dass ich ihr wieder das Mundgitter abwischen muss.

„Nein, diesmal wirst du nicht deinen Dickkopf durchsetzen! Ich habe das so entschieden und damit basta! Wenn du dich weiter weigerst, werde ich dir einfach hier und jetzt alles abnehmen!“ Frau Epikuron ist von ihrem Stuhl aufgestanden und geht auf Leila zu.

„Faf laffe iff nifft fu!“ (Das lasse ich nicht zu!) erwidert Leila, steht unbeholfen auf soweit es ihr möglich ist, dreht sich dann zur Tür und geht mit kurzen Schritten auf den Flur zu. Alle anderen Anwesenden, ich eingeschlossen, schauen ihr ungläubig hinterher. Wegen der kurzen Kette zwischen ihren Füßen braucht sie für den Weg einige Zeit. Dabei zwingt sie die Kette an ihrem Halsband der Schiene am Boden gebückt zu folgen. Sie ist total hilflos. Es wäre für Frau Epikuron ein Kinderspiel sie einfach an irgendeiner der Ketten festzuhalten. Wahrscheinlich könnte sie nicht mal die Tür zwischen Wohnzimmer und Flur öffnen, wenn sie denn verschlossen wäre.
Aber niemand greift ein. Leilas unbändiger Wille nötigt uns allen Respekt ab.

Nachdem sie im Flur verschwunden ist, höre ich kurz darauf ihre Absätze auf den Treppenstufen die in den Keller führen. Frau Epikuron, die eben noch selbst keinen Millimeter von ihrer Position abrücken wollte, schaut jetzt ratlos in die Runde. Schließlich steht Cyria auf.
„Ich werde mit ihr reden. Komm bitte mit Jakob.“

Wir finden Leila in ihrem Kellerraum. Sie kniet in einer Ecke, den Blick zur Wand gerichtet. Den Schlitten, an dem ihre Halskette befestigt ist, hat sie bis ans Ende der Schiene geschoben. Von hinten sieht man nur ihren schwarzen Anzug, die Maske, die Metallschellen und das kurze Stück Kette, dass sie an die Schiene fesselt. Es wirkt so, als ob sie so viel wie möglich von ihren Ketten und Fesseln in der Ecke hinter ihrem Körper verstecken will. Ein groteskes Bild.
Wegen dem Lederkragen um ihren Hals kann sie ihren Kopf nicht herumdrehen. Als sie Schritte hört, fragt sie:
„Fer ift fa?“ (Wer ist da?)
„Jakob und ich,“ antwortet Cyria.
Cyria geht hinter ihrer Schwester auf die Knie und streichelt ihr über den Rücken.
„Es sind doch nur 5 Tage Leila.“
„Fünf Fage fufiel!“ (Fünf Tage zuviel!)
Cyria schaut mich hilfesuchend an. Fieberhaft überlege ich, wie ich die Situation entschärfen könnte. Wir müssen Leila etwas anbieten, damit sie nicht das Gefühl hat, sie würde alles aufgeben. Ich knie mich neben Leila.
„Erinnerst du dich daran, dass du mir von dem aufwendigen Freizeitprogramm erzählt hast, dass deine Pflegeeltern für dich organisiert haben damit ihr gemeinsam eine Alternative für deinen Kettenschwester-Traum findet?“ frage ich.
Leila bejaht meine Frage.
„Du hast mir erzählt, dass du alles mögliche ausprobiert hast. Ballett, Fechten, Surfen und so weiter. Du hast mir auch von den Reisen erzählt, die ihr unternommen habt. Ich habe dich damals gefragt, wie du all diese Dinge aufgeben konntest nur um Kettenschwester zu werden.
Du hast mir daraufhin erklärt, dass diese Erlebnisse es für dich erst recht reizvoll gemacht haben Kettenschwester zu werden weil du wusstest, auf was du alles verzichten müsstest.

Mit der Auszeit ist es doch ähnlich. Wir können gemeinsam einige schöne Tage wie ein ganz normales Paar verbringen. Wenn du dann wieder Kettenschwester werden möchtest, musst du diese Freiheiten erneut aufgeben.“

„Fakob,“ sagt Leila leise. „Afer waf if, fenn fu nacf fen Fagen nicft fifft, daff iff fiefer Keffenfchfester ferfe? (Aber was ist, wenn du nach den Tagen nicht willst, dass ich wieder Kettenschwester werde?)
Fielleifft haft fu fanach feine Luft fehr fo fit mir fufammen fu leben?
(Vielleicht hast du danach keine Lust mehr so mit mir zusammen zu leben?)“

„Ich habe mich inzwischen so an die Sachen gewöhnt. Ich glaube fast, ich würde sie ein klein wenig vermissen, wenn du sie nicht mehr tragen würdest. Naja, einige Teile zumindest. Und all die Regeln sind natürlich gewöhnungsbedürftig aber bisher habe ich dich doch bei der Einhaltung der Regeln unterstützt. Nicht immer perfekt, aber ich lerne eben noch dazu.“

„Fu füfest ef fermiffen, fenn iff einife Fachen nifft fehr fragen fürde? (Du würdest es vermissen, wenn ich einige Sachen nicht mehr tragen würde?)
Felffe fenn fum Feifpiel?
(Welche denn zum Beispiel?)“

„Naja, ähm...“ bringe ich zögerlich hervor. „Deine Schuhe sind aufregend. High Heels eben.“
„Fas noff?“ (Was noch?)
„Der ähm... Anzug.... also das schwarz bildet einen interessanten Kontrast zu den Metallbändern die du trägst. Das sieht gut aus. Das heißt jetzt nicht, dass du denn Anzug immer tragen solltest, aber...“
Mühsam hangele ich mich von Wort zu Wort. Dabei tue ich mich nicht deshalb so schwer weil ich lüge. Nein, es ist die Wahrheit. Es ist nur ungewohnt offen darüber zu sprechen.

„Meinft fu fas allef ernft? (Meinst du das alles ernst?)“
„Ja,“ bestätige ich sofort.
„Of, fann maffe if ef. Iff lefe allef af.
(Ok, dann mache ich es. Ich lege alles ab.)
Afer ef gift einife Befinfunfen.
(Aber es gibt einige Bedingungen.)
Iff ferde fie auffchreifen. Fenn Fau Efifuon einferftanfen ift, muff fie fen Feffel unferfchreifen.
(Ich werde sie aufschreiben. Wenn Frau Epikuron einverstanden ist, muss sie den Zettel unterschreiben.)

Leila verlässt ihre Ecke, geht gebückt zum Schreibtisch, nimmt einen Zettel und einen Stift von der Arbeitsfläche und setzt sich auf den Boden. Cyria und ich schauen ihr über die Schulter während sie schreibt.

>>
Wenn Leila sich dazu entschließt nach ihrer Auszeit wieder Kettenschwester zu werden, werde ich folgende Regeln einhalten:
1. Ich werde nach der Auszeit nicht wieder versuchen Leila gegen ihren Willen von ihren Leben als Kettenschwester abzubringen.
2. Ich werde Leila auf ihrem Weg als Kettenschwester unterstützen indem ich jeden Fehltritt konsequent bestrafe.
3. Nach dem Ende der Auszeit erhält Leila ihre gesamte Ausrüstung zurück und darf ihre Bürde bzw. ihre Ausrüstung um eine Fessel erweitern.
<<

„Eine neue Fessel?“ frage ich.
„Fa, faf finf meine Befinfunfen.“
(Ja, das sind meine Bedingungen)
Um die Lage nicht noch schwieriger zu machen als sie ohnehin schon ist, frage ich nicht weiter nach.
„Fommf, fir fehen hoff, (Kommt, wir gehen hoch)“ sagt Leila und geht mit dem Zettel in der Hand Richtung Treppe.

In der Tür zum Wohnzimmer werden wir schon ungeduldig von Frau Epikuron erwartet.
„Leila, es tut mir leid. Ich wollte dich nicht so vor den Kopf stoßen. Ich glaube, die Auszeit ist sehr wichtig für euch beide und deswegen bestehe ich darauf, dass du diese Auszeit nimmst. Aber ich habe eben gerade mit Herrn Thosarus gesprochen und er hat mich davon überzeugt, dass wir doch einen Kompromiss finden sollten.“

Ich atme auf. Trotz der Dickköpfigkeit, die Leila und Frau Epikuron gemeinsam haben, sind sie schließlich doch beide zu einem Kompromiss bereit.

Leila geht vor Frau Epikuron auf die Knie und hält ihr den Zettel hin.
„Iff maffe ef. Iff lefe allef af. Unfer fiefen Befinfunfen, (Ich mache es. Ich lege alles ab. Unter diesen Bedingungen)“ sagt Leila.
Frau Epikuron faltet den Zettel auseinander und liest die aufgeführten Punkte. Sie überlegt einen Moment lang, dann sagt sie:
„Noch eine Fessel?“
„Fa! Fo ofer far nifft!“ (Ja! So oder gar nicht!)
„Und Punkt Zwei – heißt das, ich soll strenger mit dir sein?“
„Fa! Fo fi Fyria.“ (Ja! So wie Cyria.)
„Ich weiß nicht ob ich das immer kann.“
„Fie fchaffen faf. Iff weif faf fie faf fönnen, (Sie schaffen das. Ich weiß das sie das können,)“ sagt Leila und bewegt sich auf ihren Knien auf Frau Epikuron zu. Als sie unmittelbar vor ihr ist, tätschelt sie ihren Helm.
„Ach Leila, was bist du nur für ein verrücktes Huhn.“

Herr Thosarus, der sich die ganze Zeit über im Hintergrund geblieben ist, steht vom Wohnzimmetisch auf.
„Dann fällt mir die schöne Aufgabe zu euch beiden als erster zu eurem Kurzurlaub zu gratulieren. Eines unserer Mitglieder stellt euch sein Ferienhaus auf Sizilien zur Verfügung. Da momentan keine Ferien sind müsstet ihr einige Tage in der Schule... ähem... krank feiern. Wäre das möglich?“
„Da wir beide volljährig sind, können wir uns selbst Entschuldigungen schreiben. Leila und ich fehlen praktisch nie, ein paar Tage sollten kein Problem sein. Schreiben wir in der nächsten Zeit noch irgendwelche Tests oder Klausuren?“ frage ich Leila.
„Fe. Erff fiefer in fwei Fochen, (Ne. Erst wieder in zwei Wochen)“ antwortet Leila.
„Na das ist doch ausgezeichnet. Dann könnten wir doch gleich das nächste Wochenende nutzen,“ sagt Frau Epikuron.
„Das ist aber ein bisschen kurzfristig für die Flugtickets,“ gebe ich zu bedenken.
„Das lassen sie mal unsere Sorge sein,“ sagt Herr Thosarus mit einem Lächeln.

Während wir uns im Wohnzimmer weiter unterhalten, entschuldigt sich Herr Thosarus für einen Moment. Wenige Minuten später betritt er wieder das Wohnzimmer und lässt sein Smartphone in der Innentasche seines Jacketts verschwinden.
„Freitag früh geht es los. Am Dienstag fliegt ihr wieder zurück. Businnes Class. Das Haus auf Sizilien ist auch schon reserviert,“ verkündet er.
„Donnerwetter. Vielen Dank!“ sage ich.
Auch Leila bedankt sich.
„Dann werde ich schnell beim Tempel anrufen. Leila muss schließlich vor der Reise von ihrer Ausrüstung befreit werden und bei dieser Gelegenheit kann dann gleich eine Ärztin nochmal einen Blick auf sie werfen,“ sagt Frau Epikuron und verschwindet ebenfalls für einige Minuten im Flur. Ebenso schnell wie Herr Thosarus kehrt auch Frau Epikuron wieder zu uns zurück.
„Donnerstag, 17:00 Uhr,“ sagt sie. „Dr. Sergia kümmert sich darum.“
„Ferfia?“ fragt Leila und dreht ihren ganzen Körper in Richtung von Frau Epikuron.
„Ja, deine Lieblingsärztin,“ bestätigt sie.
Leila reagiert darauf nicht weiter. Hoffentlich macht das die Sache für sie leichter.

35. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von schneider am 13.01.16 08:54

Hallo pfeffer,wieder ein sehr toller teil,macht viel spass deine story zulesen!!!
36. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von Matze23 am 14.01.16 08:40

Großes Lob!
Das ist die seit langem beste Geschichte, die ich hier gelesen habe und vielleicht sogar eine der besten Geschichten hier überhaupt. Nur für diesen Komentar habe ich mich sogar hier angemeldet...

Langsame, gefühlvolle Einführung der Figuren, weiter Raum für die Entwicklung der Geschichte, ohne dabei langatmig zu werden, ein sehr interessanter und abwechslungsreicher Schreibstil, und, nicht nur am Rande erwähnt, eine angenehm sichere Beherrschung der deutschen Orthographie.

Die Geschichte lebt davon, dass man mit den Figuren mitfiebert und mitleidet und die Rahmenhandlung sehr glaubwürdig erscheint. Der durchdachte philosophische Ansatz der drei Säulen der Gemeinschaft trägt wesentlich dazu bei - ich gebe zu, erstmal eine Suchmaschine nach Partha und Kettenbrüdern befragt zu haben...

Dabei geht mir eine Frage durch den Sinn:
Führt es nicht zu unauflöslichen Widersprüchen, wenn "Herr" und "Freund" in Personalunion auftreten?
Beispiel Keuschheit: Die Kettenschwester verspricht die Keuschheit und nimmt dafür die Bürde eines KG an. Der Herr soll die Einhaltung des Versprechens und das Tragen der Bürde überwachen.
Irgendwann möchte der Freund mal intimer werden. Dann ergeben sich zwei Möglichkeiten: Der Freund verzichtet aufgrund ihres Versprechens auf seinen Wunsch nach mehr Intimität oder unterdrückt ihn. Als Mann wird er das wohl nicht dauerhaft schaffen und als "Herr" wäre dies untragbar, da er seine Wünsche den Wünschen seiner Kettenschwester unterordnen würde.
Oder er setzt sich mit seinem Wunsch durch. Dann müsste sie ihr Versprechen brechen, was er als Herr wiederum nicht zulassen darf.
Wie kann dieses Dilemma aufgelöst werden?


Dann bin ich noch am Rande noch auf ein paar Ungereimtheiten gestoßen:
Wenn Leila ihre Maske nicht selbst öffnen kann, hat sie sich dann die ganze Zeit während der Abwesenheit von Cyria (oder Cyira?) keine Zähne geputzt? Und wie putzt sie sich die Nase bei einer Erkältung?
Und ist so ein luftdichter Latexanzug im Sommer nicht etwas problematisch (Stichwort: Hitzschlag)?

Und wo kommt das ganze Geld her? Von einmal in der Woche putzen gehen kann man keinen KG finanzieren, geschweige denn ein High-Tech-Badezimmer und das ganze Fesselequipment...

Aber auch in Hollywood glänzen nicht alle Drehbücher mit lückenloser Logik

Grüße, Matze
37. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 14.01.16 17:29

Danke für euer Lob!

Besonders an dich Matze23, für deinen ausführlichen Kommentar. Der Austausch mit Lesern und anderen Autoren ist äußerst hilfreich. An dieser Stelle nutze ich die Gelegenheit und bedanke mich bei pardofelis, Rainman, mi.mo, dem Herrn A. und dem Herrn C., die mit ihren Ideen und Anregungen diese Geschichte beeinflusst haben

Der von dir angesprochene Konflikt zwischen dem Keuschheitsversprechen auf der einen und dem Wunsch nach Intimität auf der anderen Seite ist ein wichtiges Thema im weiteren Verlauf der Geschichte. Ich weiß selbst noch nicht genau, wie die Lösung für dieses Dilemma aussehen wird. Ein paar Ideen habe ich schon. Ohne zu viel verraten zu wollen, kann ich aber schon sagen, dass es keine einfache Lösung geben wird.

Zu den Ungereimtheiten kann ich mich nur schuldig bekennen Teile der Geschichte sind vollkommen unrealistisch. Für die Maske hätte ich einen Apparat beschreiben können, der die Zahnpflege übernimmt aber wären das nicht zu viele Details? Ich versuche detailreich zu schreiben ohne mich dabei in Details zu verlieren. Der Spagat gelingt mir mal mehr und mal weniger gut.

Viel Spaß beim Lesen!
38. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 14.01.16 17:30

*** Unter der Maske ***


In den nächsten Tagen bleibt Leila in der Schule schweigsam. Der bevorstehende Termin macht ihr zu schaffen. Ich habe gehofft, dass Leila mich darum bitten würde ihr beim Abnehmen der Ausrüstung im Tempel beizustehen. Aber sie sagt dazu nichts. Also frage ich selbst ob ich sie begleiten darf und nach einigem Zögern stimmt sie zu.
Am Donnerstag Nachmittag treffe ich Leila und Cyria vor ihrem Haus. Sie warten schon im Auto auf mich. Ich steige hinten ein. Die beiden Schwestern begrüßen mich. Zu meiner Überraschung lispelt Leila dabei stark. Die Strafe für Samstag zieht sie also durch bis zur letzten Minute.

Im Tempel werden wir im Foyer von Frau Dr. Sergia in Empfang genommen. Ihr Gesicht erinnert mich an Frau Epikuron. Orientalischer Teint, dunkle lockige Haare. Sie trägt einen offenen weißen Arztkittel. Unter dem Kittel sehe ich eine weiße Bluse, darunter eine schwarze eng anliegende Lederhose, gefolgt von hochhackigen roten Stiefeln. Oben Ärztin, unten Domina passt als Beschreibung ganz gut.
„Hallo ihr drei,“ begrüßt sie uns freundlich.
Wir erwidern die Begrüßung und die Ärztin nimmt Leila ihr Gewand ab. Unter dem Gewand trägt sie wie immer ihren schwarzen Latexanzug, Stiefelletten, ihre Maske und die Metallbänder. Und ausnahmsweise mal keine einzige Kette.
Nachdem sie Leilas Gewand in einem Nebenraum deponiert hat, wendet sie sich mir zu.
„Du hast auch gleich deinen neuen Freund mitgebracht! Freut mich dich kennenzulernen!“
„Ebenfalls,“ antworte ich höflich.

Dr. Sergia führt uns durch eine Tür im Foyer einen Gang entlang in einen Raum, der mich an einen Operationssaal erinnert. In der Mitte des Raumes steht eine gepolsterte Liege.
Nachdem Leila ihren Latexanzug und ihre Schuhe ausgezogen hat, legt sie sich auf die Liege. Die Ärztin setzt sich auf einen kleinen Hocker, der neben der Liege steht.

„Als ich mit Frau Epikuron am Telefon gesprochen habe, konnte ich es zuerst gar nicht glauben. Meine Lieblingskettenschwester will sich ihre Fesseln abnehmen lassen,“ sagt sie und schaut Leila wehmütig an.
„Fon Follen fann feine Fede fein. (Von Wollen kann keine Rede sein)
„Faf iff allef fie föde Ifee fon Fau Efifuon, (Das ist alles die blöde Idee von Frau Epikuron.)“ erwidert Leila.
„Sie hat mir von deiner anstehenden Auszeit erzählt. Eine echte Schande ist das. Aber was anderes, was ist das denn für ein süßes Lispeln?“ fragt die Ärztin.
„Eife Frafe. Meife Funfe iff mif fem Munffiffer ferfunden. (Eine Strafe. Meine Zunge ist mit dem Mundgitter verbunden)
Daf iff eine Ifee fon Fyria. (Das ist eine Idee von Cyria.)“
„Toller Einfall! Wie habt ihr das denn gemacht? Hast du dir die Zunge piercen lassen?“ fragt die Ärztin.
Jetzt meldet sich die Erfinderin – Cyria – zu Wort: „Nein. Es funktioniert mit einer Klammer. 100% sicher ist es nicht, weil die Klammer nicht zu fest sitzen darf. Wenn Leila es wirklich versuchen würde, dann könnte sie ihre Zunge losbekommen.“
„Interessant. Mit einer speziellen Zahnspange könnte man dir dauerhaft zu einem Lispeln verhelfen. Wäre das nicht was für dich?“ fragt Dr. Sergia.
„Fal fucken. Erfmal muff iff fie Auffeif hinfer miff bfingen,“ antwortet Leila.
„Da hast du leider recht,“ sagt die Ärztin und fährt mit ihrem Zeigefinger an Leilas Keuschheitsgürtel entlang. „Ich hoffe du bist nach der Auszeit so schnell wie möglich wieder hier.“
„Fo fnell iff fann!“ (So schnell ich kann!) sagt Leila entschlossen.

Die Ärztin wendet sich an mich:
„Gut, dass du heute mit dabei bist. Da bekommst du einen Eindruck davon, wie aufwendig ein Teil von Leilas Einschränkungen sind. Wenn du ihr Herr werden willst, musst du dich später um all diese Sachen kümmern.“
„Das mache ich gerne,“ antworte ich.

„Na gut, dann wollen wir mal. Wir fangen mit den Metallschellen an,“ sagt die Ärztin und wendet sich einem kleinen Rollwagen zu, bei dem sie eine Schublade öffnet. Aus dieser Schublade nimmt sie einen merkwürdigen Schlüssel, der auf den ersten Blick wie ein Schraubenzieher aussieht. Mit diesem Schlüssel wendet sie sich dem Metallband um Leilas Handgelenk zu. An der oberen Kante fährt sie mit der Spitze des Schlüssels vorsichtig auf und ab bevor sie auf der scheinbar makellosen Oberfläche das gut versteckte Schlüsselloch gefunden hat. Als sie fündig geworden ist, dringt der Schlüssel von oben einige cm tief in das Metallband ein. Dann dreht Dr. Sergia den Schlüssel im Schloss herum und zieht ihn dann wieder heraus. Nachdem sie den Schlüssel auf dem Rollwagen abgelegt hat, lässt sich die obere Hälfte des runden Metallbandes abnehmen. Die Ärztin befreit auf diese Weise Leila nach und nach von allen Metallfesseln, einschließlich des Halsbands.

„Den ersten Teil haben wir. Wo soll ich weitermachen?“
Leila zögert einen Moment und sagt dann: „FH.“ (BH).

Wieder wendet sich die Ärztin dem Rollwagen zu und nimmt einen anderen Schlüssel zur Hand, der kürzer ist als der für die Fesseln. Dann beugt sie sich über Leila und und sucht an der Unterseite einer der Metallhalbschalen des BHs nach einem weiteren versteckten Schlüsselloch, dass sie nach kurzer Suche auch findet. Sie dreht den Schlüssel im Schloss herum und wiederholt den Vorgang dann bei der zweiten Halbschale.

Nachdem sie den Schlüssel beiseite gelegt hat, richtet Leila sich auf. Dabei löst sich bereits ein Teil der Träger, die die Halbschalen an ihrem Oberkörper fixieren. Dr. Sergia hilft Leila dann dabei den ganzen BH abzulegen. Die Halbschalen selbst scheinen irgendwie mit ihren Brüsten verbunden zu sein. Einfach abstreifen kann sie den BH nicht. Behutsam drückt und zieht die Ärztin einen Moment lang die Schalen hin und her bis sie sie in der richtigen Position hat, dann nimmt sie Leila die Metallteile vorsichtig ab.
Für einen kurzen Moment hebt Leila ihre Hände an. Es sieht so aus, als wollte sie die Arme vor ihrer Brust verschränken. Aber sie überlegt es sich anders und legt ihre Hände wieder in ihren Schoß. Damit gibt sie den Blick auf ihren Busen frei.
Ein festes B-Körbchen, vermute ich. Ihr Busen passt perfekt zu ihrer sportlichen Statur. Unter den Metallhalbschalen kommt außerdem eine Überraschung zum Vorschein. Beide Nippel sind mit jeweils einem Metallstab gepierct. Bei dem ganzen Metall an ihrem Körper wundert mich dieser Schmuck nicht weiter.
Leila schaut mit ihren schwarzen Augengläsern abwechselnd zu mir und Dr. Sergia. Sie erwartet meine Reaktion auf ihre Piercings. Ich belasse es bei einem Lächeln, woraufhin die Ärztin mir die Innenseite des BH zeigt.
Die Schalen sind innen mit einem schwarzen weichen Material ausgepolstert, das Leilas Busen wie ein gewöhnlicher BH stützt. In der Mitte, dort wo sich der Nippel befindet, ist eine flache Klammer zu sehen.
„Du kennst ja schon die schwarze Box unter Leilas Bett, die ihr Stromschläge verpassen oder sie stimulieren kann, oder? Wenn Leila den BH trägt, werden die Klammern mit den Piercings verbunden. Auf diesem Weg wird der Kontakt zwischen der Box und ihren Brüsten hergestellt,“ erklärt die Ärztin.
„Deswegen war es so eine Fummelei, Leila von dem BH zu befreien,“ sage ich.
„Genau. Die Klammer wird mit dem versteckten Schloss an der Unterseite geöffnet, dass gleichzeitig die Träger verschließt. Es ist nicht ganz einfach die Piercings von der offenen Klammer zu befreien aber mit etwas Geduld geht’s.“

Dr. Sergia wendet sich wieder Leila zu, die sich inzwischen hingelegt hat.
„Welches Teil soll ich dir als nächstes abnehmen?“ fragt die Ärztin.
„Keuffeifsfürfel,“ (Keuschheitsgürtel) antwortet Leila.
Mit einem neuen Schlüssel beugt sich die Ärztin wieder über Leila. Auch der Keuschheitsgürtel ist mit versteckten Schlüssellöchern ausgestattet, die in dem Metallband integriert sind, dass ihre Hüften umschließt. Zwei mal dreht die Ärztin den Schlüssel in dem Schloss herum, dann lösen sich die Metallbänder vom Körper meiner Freundin.
Ebenso vorsichtig wie beim BH macht sich Dr. Sergia nun daran ihr den Gürtel abzunehmen. Leila hebt ihre Hüften an, woraufhin die Ärztin das Metallteil langsam nach unten wegzieht. Bei dem Metallband, dass Leila zwischen ihren Beinen getragen hat, kommen zwei flexible Röhren zum Vorschein, die mit dem Gürtel fest verbunden sind.
Vom Gürtel befreit schließt Leila ihre Beine. Sie unternimmt aber sonst nichts, um mir den Blick zwischen ihre Beine zu verwehren. Ich sehe an ihrer intimsten Stelle nicht ein einziges Härchen.

Genau wie beim BH erläutert mir die Ärztin wieder die Funktionsweise des Gürtels.
„Die beiden Röhren dienen in erster Linie der Hygiene. Ich denke es ist selbsterklärend, wozu die hintere Röhre und die vordere Röhre dienen. Da Leila den Gürtel permanent trägt, muss sie mit dem guten Stück auf Toilette gehen. Die Schläuche in ihrem Badezimmer hast du sicher schon gesehen. Die Röhren sind die Gegenstücke für diese Schläuche.
Außerdem können die Röhren auch mit der schon erwähnten schwarzen Box verbunden werden um sie entweder zu stimulieren oder mit Elektroschocks zu pisacken.“

Während der Erklärung von Dr. Sergia wendet Leila ihren Blick nicht von mir ab. Hinter ihrer Maske bleibt verborgen, wie peinlich dieser Moment für sie sein muss.

Der Keuschheitsgürtel wird neben dem BH auf dem Rollwagen abgelegt. Mit wenigen Handgriffen wird Leila dann von den Metallbändern befreit, die die Finger ihrer linken Hand aneinanderfesseln. Die Frage, was als nächstes kommen soll, entfällt. Es bleibt nur noch die Maske. Bisher war bei all meinen Ex-Freundinnen bisher das Schatzkästchen zwischen ihren Beinen das Ziel meiner Begierde. Die nackte Scham. Bei Leila ist ihr Gesicht das große Finale, der Blick zwischen ihre Beine ist in diesem Moment bestenfalls zweitrangig.

Wie sieht sie wohl aus? Dabei drängt sich eine Frage in meinen Gedanken unausweichlich in den Vordergrund. Eine Frage, für die ich mich schämen will. Ist sie hässlich?
Das Gesicht ist der Teil eines Menschen, den ich mir zuerst einpräge. Er entscheidet darüber, ob ich eine Frau attraktiv finde. Beim Blick in ihr Gesicht springt der Funke über – oder auch nicht. Alles, was danach kommt, folgt auf diesen ersten Blick.
Es gibt diese schöne Idee, dass Äußere zur Nebensache zu erklären. Ich bin wirklich kein Pedant, der mit Maßband und Waage der Freundin zu Leibe rücken würde aber wie soll ich Leila lieben, wenn ich beim Blick in ihre Augen nichts spüre? Ja, wenn mich ihr Gesicht vielleicht sogar abstößt?

Dr. Sergia, Cyria, Leila und ich. Wir alle schweigen. Jeder weiß, welches Gewicht dieser Moment hat. Halb konzentriere ich mich auf Leila, halb auf meine eigene Mimik. Selbst wenn sich unter der Maske eine fürchterliche Fratze verbirgt, dürfen mir nicht die Gesichtszüge entgleisen. Nichts wäre schlimmer.

Meine Freundin hat sich aufgerichtet und sitzt auf der Liege. Diesmal übernimmt Cyria zunächst den Schlüssel. Neben dem Mundgitter macht sie zwei versteckte Schlösser aus. Nach einigen Umdrehungen kann sie das kreisrunde Mundgitter von der Maske trennen. Sie zieht das Mundgitter ein kleines Stück von der Maske weg, woraufhin eine feine Kette zum Vorschein kommt. Cyria steckt dann einige Finger in den schmalen Spalt zwischen dem Gitter und der Öffnung in der Maske und löst die Klammer, die bis jetzt Leilas Zunge mit dem Mundgitter verbunden hat.
Dr. Sergia nimmt aus dem Rollwagen einen anderen Schlüssel und öffnet damit zwei versteckte Schlösser, die sich am Hinterkopf befinden. Die Maske teilt sich daraufhin in zwei Hälften. Die Ärztin legt beide Hände um die Maske und löst langsam die vordere Hälfte ab.

Der große Moment. Die Ärztin tritt beiseite, sie hält die beiden Hälften der Maske in ihren Händen. Vor mir sitzt Leila. Vollkommen nackt, von den Fußsohlen bis zu den Haarspitzen.

Sie ist wunderschön.

Schulterlange, dunkelblonde Haare rahmen ein Gesicht mit einer süßen Stupsnase ein. Ihre Haare sind zerzaust, sie ist nicht geschminkt. Aber das macht überhaupt nichts. Sie schaut mich an. Zum ersten Mal sehe ich ihre eigenen Augen, nicht nur schwarze Augengläser. In ihrem Blick liegt ein wenig Angst – vor meiner Reaktion?
Ich will ihr die Angst nehmen. So schnell wie möglich. Ich mache einen Schritt auf sie zu, lege meine rechte Hand um ihren Kopf und küsse sie auf den Mund. Sie erwidert meinen Kuss. Dafür, dass wir nicht alleine sind, dauert unser Kuss eigentlich zu lange. Aber das ist egal. Ich erinnere mich daran, wie wir beide vergeblich mit ihrer Maske gerungen haben. Die Maske hat uns diesen Kuss vorenthalten aber jetzt kann ich endlich ihre Lippen und ihre Zunge spüren.
Als wir uns voneinander lösen, sehe ich Cyria und Dr. Sergia. Sie lächeln uns beide an.

„Ich hab mir solche Sorgen gemacht, was du wohl sagen würdest, wenn du mich zum ersten Mal ohne Maske siehst,“ sagt Leila.
„Die Sorge war wohl unbegründet,“ sagt Cyria sofort und lächelt dabei fortwährend.
„Allerdings!“ sage ich entschieden.
Ich schaue Leila an. Dort, wo wir mit dem Kuss angefangen haben, möchte ich gerne weitermachen. Und dem Kuss nach zu urteilen hätte Leila nichts dagegen. Aber sie weicht meinem Blick aus und schaut zu Cyria. Die legt daraufhin eine Tasche, der ich bisher keine Beachtung geschenkt habe, auf die Liege und sagt:
„Hier habe ich dir ein paar normale Klamotten eingepackt. Zieh dich an und dann fahren wir. Auch ohne Ausrüstung bist du heute noch Kettenschwester.“
Cyrias Anweisung überrascht mich. Ich bin davon ausgegangen, dass mit dem Ablegen der Fesseln Leilas Auszeit beginnen würde. Leila antwortet „sofort,“ und steht mit Schwung von der Liege auf. Sie wirkt nicht enttäuscht oder niedergeschlagen.

Während sie sich anzieht, schaut sie immer wieder kurz zu mir. Die Angst ist aus ihrem Blick verschwunden.
39. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 14.01.16 17:30

*** Auszeit ***


Vor dem Urlaub packe ich ohne viel Aufhebens in meinem Zimmer bei meiner Großmutter meine Reisetasche. Da ich übers Wochenende weg bin, muss ich mein plötzliches Verschwinden natürlich meiner Großmutter irgendwie erklären. Bisher habe ich es vermieden ihr oder jemand anderem aus meiner Familie von Leila zu erzählen. Ich wusste nie, wie ich es anstellen sollte. Leilas Leben ist so verrückt, dass sie mir unmöglich glauben würden. Ich müsste ihnen Leila direkt vorstellen aber das hätte für meine Freundin bedeutet, von noch mehr fremden Menschen entsetzt angestarrt zu werden. Mit Rücksicht auf die vielen peinlichen Moment zwischen Leila und mir in der letzten Zeit wollte ich ihr das nicht auch noch zumuten.

Also wollte ich meiner Großmutter erzählen, dass die Schule eine spontane Kursfahrt nach Italien macht. Aber diese weitere Lüge ist mir einfach nicht über die Lippen gekommen.
Statt sie zu belügen habe ich ihr von Leila erzählt. Es war eher ein Unfall. Wir saßen gemeinsam beim Abendbrot, als ich die Geschichte mit der Kursfahrt zur Sprache bringen wollte. Aber daraus wurde nichts. Zögerlich, nach Worten suchend und in halben Sätzen habe ich ihr stattdessen berichtet, dass ich in der Schule eine junge Frau in meinem Alter kennengelernt habe. Eine sehr ungewöhnliche Frau.
Meine Oma hat die Frau im weißen Gewand schon einige Male auf der Straße gesehen. Natürlich ein merkwürdiger Anblick, gerade in einer Kleinstadt. Auf dem Wochenmarkt und über den Gartenzaun hinweg hat sie sich mit den Nachbarn über diese Frau unterhalten aber da niemand weiß, was es mit dieser Person auf sich hat, hat sie sich nicht weiter darum gekümmert.

Meine Großmutter stellt mir viele Fragen zu Leila, auf die ich allerdings nur ausweichend antworte. Effektiv erfährt sie nur, dass ich mit Leila zusammen bin und ihr Leben höchst ungewöhnlich ist.

Früher oder später muss ich Leila wenigstens einigen Menschen aus meiner Familie vorstellen. Wenn sie ihre Fesseln auch nach der Auszeit trägt, wird dass kein leichtes Unterfangen. Meine Oma zähle ich zu den Personen, die Leila nach dem unvermeidlichen Anfangsschock hoffentlich so akzeptieren werden wie sie ist.
Dazu wird es wichtig sein, dass ich nicht mit der Tür ins Haus falle. Leila hat mir ihr bizarres Leben Stück für Stück näher gebracht. Auf diese Weise soll auch meine Großmutter Leila kennenlernen, damit sie sich langsam an meine ungewöhnliche Freundin gewöhnen kann.


Am Freitag Morgen mache ich mich mit meinem Gepäck auf zum Haus von Frau Epikuron. Sie will uns zusammen zum Flughafen fahren.

Cyria, Leila und Frau Epikuron warten schon vor dem Haus auf mich. Sobald ich in Sichtweite bin, winken alle drei mir zu. Sie stehen eng beieinander. Frau Epikuron in der Mitte, Cyria und Leila links und rechts neben ihr. Ohne Maske und das alles verschleiernde Gewand, dass Leila sonst immer draußen getragen hat, sieht man sofort, dass Leila nicht das leibliche Kind ihrer Pflegeeltern sein kann. Sie hat mir vor einiger Zeit ein Bild ihrer Pflegeeltern gezeigt. Sie haben den gleichen orientalischen Teint wie Frau Epikuron und Cyria.
Cyria und ihre Stiefmutter haben einen Milchkaffee-farbigen Hautton, dazu dunkle lockige Haare. Leila hat dunkelblondes, glattes Haar. Ihre Haut ist deutlich heller. Sie trägt kurze Jeans-Shorts, dazu ein schwarzes Top. An ihren Hand- und Fußgelenken sieht man helle Streifen. Genau dort, wo sie bis jetzt die Metallfesseln getragen hat. Außerdem ist ihr Kopf vom Hals aufwärts etwas blasser als der Rest des Körpers.
Der Garten hinter dem Haus von Familie Epikuron ist von hohen Hecken umgeben. Ich vermute, dass Leila sich dort ohne den ansonsten obligatorischen Latexanzug, nur mit Fesseln und Maske aufgehalten hat.

Aber diese Unterschiede sind allein Äußerlichkeiten. Nachdem sie mir zugewunken hat, legt Frau Epikuron ihre Arme um Cyria und Leila. Überschwänglich nehmen die drei mich in Empfang als ich vor ihnen stehe. Nach der Begrüßung verfrachten wir unser Gepäck ins Auto und fahren los.

Auf der Fahrt werden die letzten Formalitäten geklärt. Wir bekommen einen Schlüsselbund für das Ferienhaus, dass uns für die nächsten fünf Tage zur freien Verfügung steht. Neben Adresse und Wegbeschreibung bekommen wir auch eine Kreditkarte für die äußerst großzügige Reisekasse und eine Ledertasche mit weiteren Schlüsseln und Unterlagen. Frau Epikuron erklärt mir, dass das Geld von der Gemeinschaft stammt.

Die Verabschiedung am Flughafen ist ebenso herzlich wie die vorangegangene Begrüßung eine Stunde zuvor. Frau Epikuron fällt es dabei sichtlich schwer sich von Leila zu verabschieden. Nicht umsonst nennt Frau Epikuron Leila ihren „Schützling“. Es ist nicht zu übersehen, dass die beiden sich trotz gelegentlicher Auseinandersetzungen sehr nahe stehen.
Cyria fällt die Sache leichter. Dabei wirkt sie nicht kalt oder abweisend. Vielmehr wirkt sie selbstsicher. Frau Epikuron schickt ihren Schützling auf eine Reise nach Sizilien und ist dabei, wie eine Mutter, besorgt das Leila etwas zustoßen könnte. Cyria hingegen scheint sich sicher zu sein, dass Leila den Urlaub unbeschadet überstehen wird um danach wieder Kettenschwester zu werden.

Während sich Frau Epikuron auf den letzten Metern zur Sicherheitskontrolle kaum von Leila lösen kann, albert Cyria herum. Als wir um eine Ecke biegen und hinter uns niemand ist, verpasst sie Leila einen Klaps auf den Po und raunt ihr zu:
„Wehe du amüsierst dich nicht!“
Leila sagt dazu nichts, grinst Cyria aber frech an.

Nach einer schier endlosen Verabschiedung bleibt uns im Anschluss an den Sicherheitscheck noch etwas Zeit. Leila geht geradewegs zum nächsten Zeitschriftenladen und deckt sich für den Flug mit Lesestoff ein. Wir fliegen nur nach Sizilien. Keine allzu lange Strecke. Ich greife nach einem Nachrichtenmagazin und warte auf Leila, die kurz darauf mit einem ganzen Stapel Modezeitschriften vor der Kasse erscheint.
Wir tauschen beide ein Lächeln aus. „Nachholbedarf,“ denke ich mir mit Blick auf den Stapel.

Auf dem Flug plaudern wir miteinander, wobei uns bald nach dem Start die Themen ausgehen. Es ist kein peinliches Schweigen wie zwischen zwei fremden Leuten, die nicht wissen worüber sie reden sollen. Bisher ging es zwischen Leila und mir immer um sie als Kettenschwester und all die vielen verrückten Dinge, die damit zusammenhängen. Ihre Fesseln und all die Regeln waren immer präsent und haben unsere ganze Aufmerksamkeit in Anspruch genommen. Jetzt sind wir plötzlich ein normales Pärchen und wir brauchen beide Zeit, um uns mit dieser ungewohnten Situation zu arrangieren.

Nach der Landung nimmt uns die Sonne in Empfang. Ich habe mir vor der Abreise den Wetterbericht angeschaut. Die Vorhersage lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Bestens!
Wir holen unser Gepäck ab. Dabei fällt mir auf, dass Leila nur einen kleinen Rollkoffer dabei hat. Sie hat weniger Gepäck mitgebracht als ich! Wenn ich vorher mit meinen Ex-Freundinnen unterwegs war, war es immer anders herum.

Vom Flughafen aus fahren wir mit einem Taxi zu der Adresse, die Frau Epikuron uns gegeben hat. Wir sind gut eine Stunde unterwegs, bis wir schließlich unser Zuhause für die nächsten Tage sehen. Ein alleinstehendes Haus, direkt am Meer. Auf den sandsteinfarbenen Außenwänden ruht ein Ziegeldach. Das dazugehörige Grundstück ist von einer Mauer umgeben. Den Ausmaßen der Mauer nach zu urteilen muss das Grundstück ziemlich weitläufig sein. Der Taxifahrer setzt uns am Tor ab. Leila holt aus ihrer Tasche den Schlüsselbund und öffnet das Tor. Sie weiß sofort, welcher Schlüssel der richtige ist.
„Ich war schon einmal hier, bevor ich Kettenschwester werden durfte,“ erklärt sie.

Über einen gepflasterten Weg gehen wir zum Haus. Neben dem Haus ist eine Garage mit zwei Toren gebaut worden. Das Haus fügt sich harmonisch in die Umgebung ein. Es sieht sehr gepflegt aus. Dem opulenten Grundstück und der Lage nach zu urteilen ist die gesamte Anlage einiges wert.

Leila öffnet die Haustür und wir betreten einen geräumigen Flur. Ein mächtiger roter Läufer liegt auf dem Boden. An den Wänden stehen filigrane Holzschränkchen. Durch den Flur hindurch kann man geradewegs in das riesige Wohn- und Esszimmer gelangen. Vom Wohnzimmer aus geht es auf die Terrasse, die direkt am Mittelmeer liegt. Vom Flur abgehend verfügt das Haus außerdem über mehrere Schlaf-, und Badezimmer und natürlich über eine Küche.

„Welches Schlafzimmer wollen wir nehmen?“ fragt Leila.
„Eins mit Meerblick!“ antworte ich.
„Komm mit,“ sagt Leila daraufhin und führt mich in ein Zimmer mit einem Doppelbett und – wie gewünscht – mit Ausblick aufs Meer.
Ich lasse mich aufs Bett fallen.
„Dieses Haus ist phantastisch! Allein schon der Ausblick!“ sage ich.
„Finde ich auch,“ sagt Leila und legt sich neben mir aufs Bett.
Ich drehe meinen Kopf zu und ihr und schaue sie an. Ihr unverhülltes Gesicht ist ein so ungewohnter Anblick. Jetzt sind wir endlich alleine. Niemand redet auf uns ein. Es gibt keine Anweisungen, keine Regeln.
Leila schaut mich ebenfalls an. Stumm liegen wir nebeneinander. Ihre blauen Augen mustern mich. Sie wirkt ein bisschen unsicher. Ohne Maske und Keuschheitsgürtel können wir jetzt endlich tun, was uns vorher verwehrt war. Ist sie bereit dazu? Ich beginne sie zu küssen. Zu Beginn ganz vorsichtig. Nur ein Hauch auf ihren Lippen. Sie reagiert zögerlich aber bewegt ihre Lippen schließlich in meine Richtung.
Die einzelnen Küsse werden zu einem langen, intensiven einzigen Kuss. Wir ziehen uns beide aus. Ich beobachte sie dabei und genieße es ihren entblößten Körper in seiner ganzen Schönheit zu sehen. Nackt liegt sie vor mir auf dem Bett. Mit meinen Fingern fahre ich über ihren Körper. Sie schließt ihre Augen und stöhnt leise. Am liebsten möchte ich mich jetzt auf sie stürzen aber ich zwinge mich dazu langsam vorzugehen.
Nachdem meine Finger ihre Brustwarzen erreicht haben, ist es Leila die das Tempo erhöht. Sie greift nach meinen Händen und zieht mich mit einem Ruck zu ihr hin. Meinen Vorsatz behutsam vorzugehen werfe ich über Bord. Zum Glück habe ich ein Kondom in meiner Hosentasche. Eilig streife ich es mir über. Als ich damit fertig bin, fallen wir übereinander her.

Nach meinen ersten Stößen fängt Leila wieder an zu stöhnen. Sie wird ständig lauter, beinahe schreit sie. Gleichzeitig krallt sie sich mit ihren Händen an mir fest. Sie zerwühlt meine Haare und zerkratzt meinen Rücken. Sie bäumt sich auf, windet sich. Sie wirkt wie ein entfesseltes, wildes Tier. Wie lange war sie in ihrem Keuschheitsgürtel gefangen? All die aufgestaute Lust bricht jetzt wie ein Vulkan aus ihr hervor.
Sie ist großartig. Es ist der mit Abstand beste Sex den ich jemals gehabt habe. Und sie ist unersättlich. Wir kommen beide. Leila lässt nicht von mir ab. Und ich bin so auf Touren, dass ich ohne Pause weitermache. Wir wirbeln auf dem Bett herum, treiben es in jeder nur erdenklichen Position.

Irgendwann, es fühlt sich so an als hätten wir eine Woche in dem Bett zugebracht, liegen wir mit pochenden Herzen nebeneinander.

„34 Tage,“ sagt Leila. Zwischen „34“ und „Tage“ muss sie einmal Luft holen.
„34?“ wiederhole ich.
„Mein letzter Orgasmus. Dafür hätte es sich aber auch gelohnt doppelt so lange darauf zu verzichten,“ sagt sie und drückt mir einen Kuss auf die Lippen.
„Ich muss zugeben, so ein Keuschheitsgürtel hat Vorteile. Du warst einfach nur unglaublich,“ sage ich.
„Das Gefühl ist unbeschreiblich. Nacht für Nacht lag ich in meinem Bett. Angekettet, der schwarzen Box ausgeliefert. Oft hat sie mich stimuliert. Ich habe dann immer an uns gedacht und davon geträumt, wie es wohl wäre, wenn wir zusammen wären und du den Schlüssel für den Gürtel hättest. Und dann hat die Box aufgehört. Viel zu früh. Immer war es viel zu früh. Ich konnte nichts machen. Es war unglaublich frustrierend – und unglaublich geil.
Nach dieser ganzen Frustration hat es sich mit dir so unfassbar angefühlt... ich weiß gar nicht wie ich das beschreiben soll. Es ist die ultimative Erlösung.“

Wie lange waren wir im Bett? Ich weiß es nicht. Wir brauchen beide einige Zeit, bis wir uns soweit beruhigt haben, dass ans Aufstehen und Duschen zu denken ist. Als es soweit ist, zeigt die Uhr neben dem Bett schon 14:00 Uhr an.
Nach der Dusche knurrt uns beiden der Magen. Im Haus gibt es einige Vorräte aber keiner von uns beiden hat jetzt noch die nötige Energie um etwas zu Kochen. Also beschließen wir Essen zu gehen.

Ich ziehe mich an, föhne meine Haare trocken und warte auf Leila. Die schminkt sich derweil im Bad und braucht, auch wenn es nur dezent aussehen soll, dafür eine ganze Weile. Ich gehe zu ihr ins Bad um die Sache ein wenig zu beschleunigen. Sie steht vor dem Badezimmerspiegel. Um das Waschbecken herum stehen etliche Kosmetikprodukte.
Leilas Blick bewegt sich ständig zwischen den Döschen, Kästchen, Stiften, ihrem eigenen Spiegelbild und einem Kulturbeutel, in dem sich weitere Kosmetikutensilien befinden, hin und her. Zuerst bemerkt sie mich gar nicht. Mein ursprüngliches Vorhaben – etwas zu drängeln – verwerfe ich. Wer weiß, wann sie sich das letzte Mal in aller Ruhe schminken konnte?

Kurz bevor sie fertig ist, fällt ihr auf, dass ich in der Tür zum Badezimmer stehe. Sie öffnet ihren Mund um etwas zu sagen aber ich komme ihr zuvor:
„Lass dir Zeit, kein Gehetze,“ sage ich.
Sie antwortet: „Danke. Ich bin auch gleich fertig.“

Ein paar Minuten später gehen wir durch den Flur zur Haustür. Leila hat sich mit größter Sorgfalt dezent geschminkt. Auch ihr Outfit ist simpel. Jeansshorts, weißes Top und an den Füßen rote Turnschuhe. Ich halte es ebenso einfach. Kurze Hose, Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln und ebenfalls Turnschuhe.
„Du siehst toll aus,“ sage ich mit einem Lächeln. Leila erwidert mein Lächeln und sagt: „Du auch. Lass uns fahren.“ In der Hand hat sie die Ledermappe, die uns Frau Epikuron auf der Fahrt zum Flughafen gegeben hat.
„Hoffentlich nicht mit dem Fahrrad,“ erwidere ich.

In der Garage neben dem Haus warten zwei Autos auf uns. Eine schwarze Limousine aus Bayern und ein roter Porsche. Zwar ein etwas älteres Baujahr aber das bremst meine Begeisterung kein bisschen.
Das entgeht Leila nicht und bevor ich fragen kann, ob sich in der Mappe der passende Schlüssel für den roten Flitzer befindet, hat sie ihn mir auch schon in die Hand gedrückt.

Wenige Minuten später haben wir das Ferienhaus hinter uns gelassen und ich drücke schon mal auf der Landstraße ordentlich aufs Gas, noch bevor Leila überhaupt im eingebauten Navi die Route in die nächste Stadt eingegeben hat.
„Wenn die Polizei dich wegen Raserei einsperrt, komm ich dich jeden Tag besuchen. Fest versprochen!“ sagt Leila und lacht.
„Schon gut,“ sage ich, lache ebenfalls und gehe vom Gas.

Wie sich herausstellt, bin ich immerhin in die richtige Richtung losgedüst und schneller als es mir lieb ist haben wir unser Ziel auch schon erreicht. Eine etwas verschlafene kleine Stadt. Auf der Suche nach einem Parkplatz fahren wir durch einige Straßen. Leila kennt auch diesen Ort noch von früher und so werden wir schließlich hinter dem Rathaus fündig.
Die Straßen sind gesäumt von einem Durcheinander aus alten und neuen Häusern. Es sieht ganz nett aus aber nicht spektakulär. Die meisten Menschen, die uns zu Fuß entgegen kommen, sehen aus wie Einheimische. Touristen scheint es hier kaum zu geben. Die meisten Geschäfte in der Stadt verdienen ihr Geld wohl mit der Versorgung der lokalen Bevölkerung.

Leila führt mich zu einem kleinen Restaurant, dass in einer Seitenstraße liegt. Hier schlagen wir uns hemmungslos den Magen voll. Nach dem Essen wäre ein Nickerchen großartig aber Leila hat einen anderen Wunsch.
„Ich habe nur ein paar Klamotten von Cyria dabei. Ich würde gerne noch schnell ein paar Sachen einkaufen.“
Ich denke an den Stapel Modezeitschriften und Leilas Erzählungen von übervollen Kleiderschränken zurück. Deswegen befürchte ich, dass die gewünschte Einkaufstour nicht „schnell“ vorüber sein wird. Aber Leila rutscht jetzt nervös auf ihrem Stuhl hin und her. Sie kann es offensichtlich kaum noch erwarten endlich mal wieder Shoppen zu gehen, was in ihrem Fall nun wirklich keine Überraschung ist. Also raffe ich mich auf und folge ihr.

In der Hauptstraße der kleinen Stadt finden wir mehrere Klamottenläden, die Leila mit mir im Schlepptau alle nacheinander besucht. Wie ein Wirbelwind fliegt sie von Geschäft zu Geschäft. Ich vermute, dass sie die Absicht hat jedes in diesem Ort zum Verkauf stehende Kleidungsstück mindestens einmal anzuprobieren. Meine Begeisterung darüber hält sich in Grenzen aber ich lasse mir davon nichts anmerken.

Als wir den letzten Laden verlassen, trage ich mehrere Taschen bei mir. Leila hat mehr Kleidung gekauft, als sie in fünf Tagen überhaupt anziehen kann. Sie kann sich jeden Tag locker zweimal umziehen. Für unsere Reisekasse ist das kein Problem aber etwas dekadent wirkt es doch. Es ist gar nicht so leicht all die Sachen im Porsche zu verstauen.
„Ich habe vielleicht ein bisschen viel gekauft,“ bemerkt Leila mit Blick auf die Taschen.
„Für die nächsten Tage wird es wohl gerade so reichen,“ antworte ich und grinse Leila an.
„Naja, Cyria wird sich bestimmt über ein paar Geschenke freuen.“

***

Zurück im Ferienhaus beschließen wir Schwimmen zu gehen. Von der Terrasse führt ein schmaler Weg direkt zu einem Strand. Er ist nur einige Meter breit und auch nicht besonders lang aber dafür haben wir den Strand ganz für uns alleine. Was für ein Luxus!
Nach dem Schwimmen zieht Leila ihren Bikini aus und legt sich nackt auf ein Strandtuch. Auf ihrer Haut sind noch immer helle Stellen zu sehen. Jede Fessel, die sie vorher getragen hat, zeichnet sich blass auf ihrem Körper ab. Die Spuren des Keuschheitsgürtels und ihres BHs sehen aus, als hätte sie einen sehr merkwürdigen Bikini beim Sonnen getragen.
Leila hat zwei Strandtücher nebeneinander ausgebreitet. Ich hole eine Flasche Sonnenmilch und lasse mich auf das Tuch neben sie fallen.
„Soll ich ich dich eincremen?“ frage ich.
„Ja!“ antwortet sie sofort und ich mache mich an die Arbeit.

Den restlichen Tag verbringen wir mit Schwimmen und Essen, bevor wir uns gegen Abend im Schlafzimmer wieder aufeinander stürzen. Den zweiten Urlaubstag verbringen wir auf die gleiche Weise. Leila wirkt dabei auf mich gelöst und entspannt. Weil sie sich zuerst so vehement gegen die Auszeit gewehrt hat, habe ich befürchtet, dass sie die fünf Tage über nur mit ihrer erzwungenen Befreiung hadern würde. Das Gegenteil ist der Fall. Sie genießt den Urlaub in vollen Zügen.

Am Morgen des dritten Tages beginnt sich etwas zu ändern. Bis zu diesem Zeitpunkt haben wir unseren Urlaub wie ein ganz normales Pärchen verbracht. Alle kleinen Arbeiten wie Spülen oder Müll rausbringen, die in und um das Ferienhaus angefallen sind, haben wir gemeinsam erledigt.
An diesem Morgen ist Leila vor mir aufgestanden und hat, ohne mich zu wecken, alleine Frühstück gemacht. Das Frühstück serviert sie mir auf einem Tablett, dass sie mir nackt überreicht. Nachdem ich das Tablett auf dem Bett abgestellt habe, kniet sie sich vor dem Bett auf dem Boden und schaut mich strahlend an.
Nach nur zwei Tagen Urlaub ist sie in ihre alte Rolle zurückgefallen.
„Vielen Dank für das Frühstück. Aber es fehlt noch etwas ganz wichtiges um es perfekt zu machen,“ sage ich.
„Was denn?“ fragt sie und steht sofort auf.
„Du, im Bett neben mir,“ sage ich, richte mich auf, lege einen Arm um ihre Hüften und ziehe sie zu mir ins Bett.

Leila wehrt sich nicht und legt sich neben mich. Frühstück im Bett, die wunderschöne Freundin neben mir – gibt es eine bessere Möglichkeit um einen neuen Tag zu beginnen? Definitiv nein. Nach dem Frühstück vergnügen wir uns gemeinsam im Bett.

Eigentlich wollten wir an diesem Tag früh aufbrechen um Palermo zu erkunden. Dank Frühstück und „Nachtisch“ fahren wir erst am Vormittag los. Die Tour durch die Stadt fällt so etwas kürzer aus als geplant aber das bereuen wir beide nicht.
Zum Abschluss des Tages beschließen wir in unserem Ferienhaus selbst zu kochen. Wir entscheiden uns für mediterran zubereitetes Rinderfilet und kaufen auf der Rückfahrt alle nötigen Zutaten ein. Zurück im Ferienhaus machen wir uns gleich an die Arbeit. Leila, die seit geraumer Zeit für Frau Epikuron das Essen zubereitet, versteht vom Kochen natürlich weit mehr als ich, weshalb ich ihr selbstverständlich die Regie überlasse. Ebenso selbstverständlich mache ich mich daran ihr im Rahmen meiner bescheidenen Fähigkeiten zu helfen. Tomaten spielen bei diesem Gericht eine wichtige Rolle. Während Leila sich dem Fleisch widmet, wasche ich die Tomaten über der Spüle ab.

„Das brauchst du nicht zu machen,“ sagt Leila, als sie mich an der Spüle stehen sieht.
„Ich helf dir gerne. Ich bin zwar kein Sternekoch aber Tomatenwaschen kriege ich gerade so hin,“ erwidere ich, mit einem Lächeln.
Meine Freundin lässt das Fleisch stehen, kommt auf mich zu und legt mir ihre Hände auf die Schultern.
„Ich weiß und das ist auch lieb von dir aber ich möchte für dich kochen. Mir gefällt es dich zu bedienen. Und du sollst dabei keinen Finger rühren. Leg dich aufs Sofa oder an den Strand,“ sagt sie.
Ich schüttle mit dem Kopf.
„Aber Leila, wir haben doch Urlaub. Du bist im Moment keine Kettenschwester, du musst mich nicht bedienen,“ sage ich.
Meine Freundin senkt ihren Blick, beißt sich auf die Unterlippe und sagt dann:
„Du sollst aber nicht vergessen, wie... naja... angenehm es ist eine Kettenschwester zu haben.“
Ich schaue Leila verwirrt an. Ehe ich mir eine Antwort zurechtlegen kann, fährt sie fort:
„Unser Urlaub ist großartig und ich muss gestehen, dass ich die Zeit echt genieße. Es gefällt mir so gut, dass ich fast ein bisschen Angst bekomme. In den letzten Tagen habe ich mir die Frage gestellt, ob ich nicht noch etwas länger ganz normal weiterleben sollte.
Aber ich weiß, dass ich so auf Dauer nicht glücklich werde. Ein ganz normales Leben ist einfach zu langweilig für mich. Ebenso wichtig ist es mir aber mit dir zusammen zu sein. Du hast in den letzten Tagen einen so glücklichen Eindruck gemacht. Du hast mir gesagt, dass du mich als Kettenschwester akzeptierst aber wie sieht das nach dem Urlaub aus? Kannst du dir nach dieser Auszeit wirklich immer noch vorstellen, mit einer Kettenschwester zusammen zu sein?“

Ich antworte: „Es stimmt, die letzten Tage waren fantastisch. Ich habe manchmal sogar die ganze Kettenschwester-Sache komplett vergessen aber ich stehe dazu, was ich gesagt habe. Mit oder ohne Fesseln – ich liebe dich.“
Leila zieht meinen Kopf zu sich heran und küsst mich.
„Danke. Ich habe gehofft, dass du das sagen würdest. Aber hast du denn gar keine Zweifel?“ fragt sie und fügt an: „Sei bitte ehrlich.“
„Doch, schon. Als Kettenschwester trägst du natürlich die schwerste Bürde. Du bist ja angekettet und gefangen. Aber für mich ist es auch nicht leicht. Ich freue mich jeden Tag, dass ich dein Gesicht sehen kann und nicht nur eine schwarze Maske. Und das wir jederzeit überall hingehen können. Wenn wir Abends zusammen im Bett liegen, vermisse ich deinen Keuschheitsgürtel auch nicht.“
Nachdem ich ihr meine Zweifel geschildert habe, senkt Leila ihren Kopf.

„Dann sind meine Fesseln für dich einfach nur... so eine Art ärgerliches Hindernis? Erinnerst du dich noch daran, was du vor der Auszeit zu mir im Keller gesagt hast? Da hast du gemeint, du würdest es vielleicht sogar vermissen, wenn ich gar keine Fesseln mehr tragen würde,“ sagt sie.
„Vielleicht würde ich es schon vermissen. Irgendwie... All diese verrückten Teile sind halt faszinierend,“ erwidere ich.
„Weißt du noch im Park? Als wir zusammen auf der Picknickdecke lagen und herumgemacht haben? Da war ich in meinem Latexanzug gefangen, meine Händen waren auf dem Rücken gefesselt. Ich habe dich zwischen meinen Schenkeln gespürt. Du warst erregt. Hat es dir nicht gefallen mich so gefesselt und hilflos zu sehen?“

Binnen weniger Minuten hat sich das gemeinsame Kochen in ein Verhör verwandelt. Die letzten Sätze hat Leila mit fester Stimme vorgebracht, dabei weicht sie gleichzeitig meinem Blick aus. Es fällt ihr schwer, offen über dieses Thema zu sprechen aber sie ist entschlossen sich in diesem Moment Gewissheit zu verschaffen. Nehme ich ihre Fesseln nur als notwendiges Übel hin oder sind sie für mich mehr als das?
Ich habe mir selbst längst eingestanden, dass ich Metall und Latex am Körper meiner Freundin aufregend finde. Im Keller habe ich das Leila bereits andeutungsweise gestanden. Trotzdem fällt es mir schwer, ihr die Wahrheit zu sagen aber jetzt, wo sie mich direkt danach fragt, führt kein Weg daran vorbei.

„Ok...“ beginne ich zögerlich. „Ich finde diese ganzen verrückten Sachen aufregend. Keine Ahnung warum aber nachdem ich meinen ersten Schock überwunden habe, ist es spannend dich gefesselt zu sehen aber du tust mir gleichzeitig auch leid. Ich bin hin- und hergerissen.“

„Das ist total in Ordnung,“ erwidert Leila. „Mir geht es auch oft so. Auf der einen Seite spüre ich dieses Verlangen mich ganz als Kettenschwester hinzugeben und jede Kontrolle abzugeben aber auf der anderen Seite habe ich auch Angst davor wo mich dieser Weg noch hinführen wird.
Für mich ist es toll zu wissen, dass du um mich besorgt bist. Genauso wichtig ist es aber auch, dass du mir ehrlich sagst, was du von meinen Fesseln hältst. Wenn es dir gefällt, dass ich in Latex und Stahl gefangen bin, dann kannst du mir das ehrlich sagen. Keine falsche Zurückhaltung! Ich weiß, dass mein Leben ganz weit weg vom Mainstream ist und ich nach den Maßstäben der meisten Menschen wohl total verrückt bin. Aber du hast mir mal gesagt, dass dir das Gerede der anderen Leute egal ist. Wenn ich dir als Kettenschwester gefalle, dann steh einfach dazu. Lass uns gemeinsam verrückt sein.“

Meine Freundin schaut mich aufmunternd an.

„Du hast recht. Verdammt, es gefällt mir, wenn du gefesselt bist. Lass uns verrückt sein,“ wiederhole ich und küsse sie. Nachdem sich unsere Lippen getrennt haben, sage ich:
„Es gibt viele Dinge, mit denen ich mich in Zukunft schwer tun werde. Ich werde bestimmt noch viele Fehler machen aber ich verspreche dir, dass ich versuchen werde ein guter Herr für dich zu sein. Wenn du das möchtest.“
„Ja, ich will,“ sagt meine Freundin und fällt mir wieder um den Hals.


Im Anschluss an dieses Gespräch wechseln wir in der darauffolgenden Stunde fast keine Worte. Aus der Umarmung wird ein Kuss, der uns schnell ins Schlafzimmer führt. Um das Essen kümmern wir uns erst, als es draußen schon dunkel geworden ist.


Am vierten Tag besuchen wir wieder eine der größeren Städte auf der Insel: Trapani. Zu den Sehenswürdigkeiten die wir uns anschauen gehört auch eine alte Festungsanlage. Auf dem Weg zur Burg laufen wir in einer Seitenstraße an einem kleinen Laden vorbei, der in seinem Schaufenster eine Rüstung ausstellt. Neben der Rüstung liegen einige Schwerter und weitere antike Waffen. Leila bleibt stehen und wendet sich dem Schaufenster zu. Ich stelle mich neben sie und folge ihrem Blick. Ihr Interesse gilt nicht der Rüstung. In einer Ecke des Schaufensters werden Fesselinstrumente angeboten. Breite Lederbänder, mit Vorhängeschlössern versehen und verschiedene Handschellen.

„Ganze vier Tage habe ich schon ohne Fesseln ausgehalten. Ich finde, ich habe mir eine Belohnung verdient,“ sagt Leila und zeigt auf die Auslage.
„Das hast du wirklich. Welches Teil gefällt dir denn am besten?“ frage ich.
„Warum suchst du nicht etwas für mich aus?“ fragt Leila zurück.

Die Probe aufs Exempel nach meinem „Geständnis“ in der Küche. Nach Leilas letztem Satz entsteht eine kurze Pause, in der ich selbst die Fesseln im Schaufenster genauer unter die Lupe nehme.

Die Lederbänder und die Handschellen sehen echt aus. Sie sind weder Dekoration noch harmloses Sexspielzeug. Verglichen mit Leilas Ausrüstung sehen sie trotzdem harmlos aus.
Aufgeregt bin ich dennoch. Ich habe zwar schon Leilas Fesseln kontrolliert doch jetzt kann ich bestimmen, was für Fesseln sie tragen wird. Außerdem werden wir sie aus unserer Urlaubskasse bezahlen. Das Geld aus der Kasse stammt nicht von mir aber ich kann darüber nach Gutdünken verfügen. Es sind also meine Fesseln.

Ich beuge mich zur Auslage herunter. Die Lederteile sehen hochwertig aus und dementsprechend fallen auch die Preise aus. Leila wird nach ihrer Rückkehr wieder ihre Metallfesseln anlegen. Wir können die Ledersachen bezahlen, aber nach dem Urlaub werden sie wohl unweigerlich in einem Karton verstauben.
Die Handschellen wären die vernünftige Alternative. Genauso wie die Lederteile würden sie auch in einem Karton landen und vergessen werden aber sie sind wenigstens preiswert.

„Und? Über was darf ich mich freuen?“ fragt Leila.
Eigentlich will ich ihr die Lederfesseln kaufen. Unverschämt teuer für die zwei restlichen Urlaubstage. Noch schlimmer ist der Gedanke, dass wir nach den Tagen für diese aufwendige Handwerkskunst keine Verwendung mehr haben. Was für eine Verschwendung. Aber ich will ihr zeigen, dass ich es ernst meine und für sie die besten Fesseln gerade genug sind. Bevor ich den Mund öffne, kommt mir eine neue Idee.
„Was passiert eigentlich mit dem Geld aus der Urlaubskasse, dass wir nicht brauchen?“ frage ich.

Leila zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung.“
„Du hast doch mit Frau Epikuron abgemacht, dass du dir nach der Auszeit neue Fesseln zulegen kannst. Meinst du, du könntest den Rest in der Urlaubskasse dafür verwenden?“ frage ich.
Meine Freundin reißt die Augen auf.
Ich weiß, dass sie ihre aufwendigen Fesseln mindestens zum Teil mit dem Geld, dass sie zum Beispiel mit ihrem Putzjob bei ihrer ehemaligen Ballettlehrerin verdient, selbst bezahlen muss. Mit dem Geld aus der Urlaubskasse könnte sie ihre Ersparnisse bestimmt beträchtlich aufstocken. Was für neue Fesseln wird sie sich noch zulegen? Dieser Gedanke, der mir urplötzlich gekommen ist, fasziniert mich. Aber als ich sehe wie Leila darauf reagiert, frage ich mich, ob es nicht doch besser gewesen wäre ihn für mich zu behalten.

Sie schaut mich stumm an, grinst dabei von Ohr zu Ohr und scheint fieberhaft darüber nachzudenken was sie mit dem Geld alles anstellen könnte. Ich habe damit gerechnet, dass sie sich freut aber in diesem Moment strahlt sie einen ungehemmten Enthusiasmus aus, der mir etwas Angst macht. Zuhause wartet mit ihrer Ausrüstung schon eine schwere Bürde auf sie. Ich hoffe, dass sie sich in ihrer Begeisterung mit dem Geld nicht eine neue Fessel zulegen wird, die sie im Nachhinein wirklich bereut.

„Geniale Idee!“ ruft Leila aus.
„Danke,“ sage ich und versuche dabei nüchtern zu klingeln um sie in ihrer Begeisterung zu bremsen. Das gelingt mir natürlich nicht.
„Warum habe ich selbst noch gar nicht daran gedacht! Weißt du was?! Ich habe dazu auch noch eine gute Idee! Wir benutzen das Geld um zusammen eine neue Fessel zu entwerfen! Die werde ich dann für dich tragen! Was sagst du dazu?“
Meine Freundin strahlt mich an.
„Sehr gerne,“ erwidere ich so schnell ich kann. Wenn ich bei der neuen Fessel ein Wörtchen mitreden kann, werde ich hoffentlich verhindern können, dass sich meine Freundin zu viel aufbürdet.

Ich drehe mich wieder zum Schaufenster.
„Wollen wir trotzdem noch die Handschellen kaufen?“ frage ich.
„Nein!“ bestimmt Leila mit fester Stimme. „Jetzt müssen wir sparen!“

Bis jetzt haben wir das Geld zwar nicht hemmungslos zum Fenster rausgeworfen aber besonders sparsam waren wir auch nicht. Der größte Posten war bisher Leilas neue Kleidung. Sie hat mehr gekauft als sie während unseres Urlaubs überhaupt anziehen kann. Angesichts dieses plötzlichen Sinneswandels muss ich schmunzeln, was meiner Freundin nicht entgeht.
„Lach nur, du wirst schon sehen. Jetzt werde ich jeden Cent zweimal umdrehen!“ sagt sie und lacht ebenfalls.


Ich habe nicht damit gerechnet, dass Leila tatsächlich eisern bleiben würde. Sie verwandelt sich in die reinste Asketin. Als wir in Tripani essen gehen, wählt sie für sich das günstigste Gericht aus und verzichtet danach beim Einkaufen auf jeden Luxus. Ich selbst bin weniger streng.
Meine Freundin versucht nicht, mich vom Geld ausgeben abzuhalten. Allerdings lenkt sie nun ständig unsere Gespräche auf die neue Fessel.

„Wie wärs mit einem Korsett aus Metall? Ob ich das ständig tragen könnte?“
Nach dem Essen besuchen wir das Museum in der nahegelegenen Burg. Wir stehen gerade vor einigen mittelalterlichen Rüstungen, als Leila diese Frage stellt. Neben uns steht ein älteres Ehepaar, dass offenbar deutsch versteht. Synchron drehen die beiden ihre Köpfe zu uns und starren uns an. Ich habe die beiden noch nie gesehen, also ist es mir egal, dass sie Leila zugehört haben. Meine Freundin nimmt die Hand vor den Mund und dreht sich weg. Wirklich peinlich ist ihr dieser Moment aber auch nicht. Wir lächeln uns gegenseitig an und gehen weiter zum nächsten Schaukasten.

Bis zum Abend überhäuft mich Leila mit schier endlos vielen Ideen für ihre neue Fessel und fragt mich immer wieder nach meiner Meinung. Ich bleibe bei meinen Antworten vage. Ich bin wieder einmal hin- und hergerissen. Einerseits glaube ich Leila vor sich selbst schützen zu müssen, andererseits fasziniert mich der Gedanke, dass ich mit entscheiden kann, was sie in Zukunft an ihrem Körper tragen muss.

Nach dem Abendessen gehen wir beide auf die Terrasse und schauen auf das Meer.
„Du sagst immer nur ´interessant´ oder ´das ist eine Überlegung wert´. Hast du den gar keine Idee für meine nächste Fessel?“ fragt mich Leila.
„Wir haben heute Nachmittag zum ersten Mal darüber gesprochen. Du bist ganz schön ungeduldig,“ erwidere ich.
„Sorry, ich bin nur so aufgeregt. Morgen fliegen wir wieder nach Hause. Wenn wir zurück sind, können wir gleich mit der konkreten Planung anfangen,“ sagt Leila.
„Das sollten wir nicht überstürzen,“ antworte ich.
Angesichts meines fehlenden Eifers lässt Leila ihren Kopf hängen und schweigt. Ich beschließe sofort, dass Leilas gute Urlaubslaune wichtiger ist als meine Bedenken und sage:
„Wenn wir das neue Teil zusammen entwerfen, dann will ich auch sicherstellen, dass es wirklich interessant ist. Dafür müssen wir uns eben etwas Zeit nehmen um sorgfältig zu planen.“

Leila schaut mich an und erwidert:
„Na gut, du hast ja recht. Wir müssen außerdem sichergehen, dass es eine echte Herausforderung ist! Die neue Fessel soll mich ständig an dich erinnern! Mit irgendwelchem langweiligen Kram gebe ich mich nicht zufrieden!“
„Wir werden uns schon etwas tolles einfallen lassen. Aber jetzt lass uns unseren letzten Abend genießen,“ sage ich, lege ihr meine Hände auf die Schultern und küsse sie. „Wer weiß, wie lange wir nach dem Urlaub auf unseren nächsten Kuss warten müssen?“ Ich küsse sie gleich noch einmal.
Sie erwidert meine Küsse, umarmt mich und zieht mich zu sich heran.
„Überredet. Nutzen wir die Zeit,“ sagt sie.
„Das wollte ich hören,“ sage ich, löse mich aus der Umarmung, lege dann einen Arm um ihre Schulter und umfasse mit dem anderen Arm ihre Knie. Ich hebe sie hoch und trage sie so schnell ich kann ins Schlafzimmer.

Bisher haben wir jede Nacht zusammen im Bett verbracht. Wir können einfach nicht genug voneinander bekommen. Keiner von uns beiden spricht es aus, aber wir wissen beide, dass diese Nacht auf absehbare Zeit die letzte gemeinsame Nacht in Freiheit sein wird.
Ich spüre, dass Leila so viel wie möglich aus dieser Nacht herausholen will. Erst jetzt, in diesen Stunden, scheint ihr wirklich bewusst geworden zu sein, wie wenig Zeit uns noch bleibt. Sie verliert kein einziges Wort mehr über die neue Fessel. Jetzt geht es nur noch darum diesen Moment auszukosten. Noch einmal eng umschlungen, schwitzend, keuchend auf dem Bett liegen. Ihre Haut auf meiner Haut, ohne Metall oder Latex dazwischen. Sie windet sich, umklammert meinen Körper mit ihren Beinen.


Am nächsten Morgen werde ich von meiner Freundin geweckt. Es riecht nach frischem Kaffee und Rührei. Leila ist wieder vor mir aufgestanden und hat für uns beide in der Küche Frühstück gemacht. Arg verschlafen schaue ich zum Wecker. Wir haben kaum fünf Stunden geschlafen. Eigentlich würde ich gerne noch etwas weiterschlafen aber Leila kniet über mir auf dem Bett und verlangt freundlich aber unnachgiebig das ich aufstehe.
Es ist 8 Uhr. Um 15:00 Uhr müssen wir zum Flughafen fahren. Leila wirkt wild entschlossen die letzten Stunden so intensiv wie möglich zu nutzen. Das Frühstück ist fantastisch und weckt meine Lebensgeister. Die Kraft brauche ich auch denn direkt nach dem letzten Schluck Kaffee will Leila dort weitermachen, wo wir in der vergangenen Nacht aufgehört haben. Ein Blick zu Leila genügt um mich wieder auf Touren zu bringen. Wir schaffen es von der Küche aus gerade noch aufs Sofa.
Die Zeit vergeht wie im Flug. Das altbekannte Problem. Wartet man auf etwas, scheinen die Zeiger am Ziffernblatt festzukleben. Jetzt würde ich die Zeit gerne anhalten aber sie fliegt davon.
Noch einmal schnell zum Meer. Sie läuft nackt auf die Terrasse und von dort aus runter zum kleinen Strand. Ich tue es ihr gleich. Wir springen in die Wellen. Das Wasser ist angenehm warm. Wir schwimmen um die Wette und albern am Ufer herum. Dabei achten wir beide nicht auf die Zeit.
Zurück im Haus stellen wir fest, dass es schon 13 Uhr ist. Hastig beginnen wir aufzuräumen. Unsere gemeinsamen Nächte sind an der Bettwäsche natürlich nicht spurlos vorübergegangen. Ab in die Waschmaschine damit, Schnelldurchlauf!
Schnelldurchlauf beschreibt auch die nächsten zwei Stunden ziemlich gut. Wir hetzen von Raum zu Raum, bringen gleichzeitig das Haus wieder in Ordnung und packen unsere Sachen. Kurz vor drei sind wir mit den wichtigsten Sachen fertig. Nachdem wir sichergestellt haben, dass jedes Fenster und jede Tür verschlossen ist, tragen wir unsere Koffer zum Tor, wo das vorbestellte Flughafentaxi schon auf uns wartet.

Von der Rückbank des Taxis aus werfen wir beide noch einen Blick zurück auf das Haus, dass in den vergangenen Tagen unser Zuhause war. Uns beiden fällt der Abschied schwer.
40. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 14.01.16 17:41

Der nächste Teil der Geschichte ist noch nicht fertig. Mit ein bisschen Glück müsste ich die anstehende Fortsetzung aber nächste Woche fertig haben.
41. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pardofelis am 14.01.16 18:59

Hallo pfeffer,

erstmal ein ganz dolles Dankeschön für die prima Fortsetzungen!!
Allein die Beschreibung der Gedanken von Jakob bei der Demaskierung Leilas ist hinreißend.

Wie wäre es wenn Jakob nach der Heimkehr mal Frau Epikuron zur Seite nimmt und von sich aus Aufklärung sucht?
Dabei Leila nach der Wiedereinkleidung einfach des Raumes verwiesen im Dunklen tappen lassen??
Und danach von sich aus, wieder nur mit Halbwissen von Leila, Kontakt zur Gemeinschaft sucht um sich schulen zu lassen??

Ausrede wäre ja immer noch die "ganz besondere" Fesselung.
Ihre Bürde kann sie ja annehmen oder ablehnen, aaaaaber eben nicht bestimmen.
Damit das alles rechtens und passig ist, gibt es ja die Gemeinschaft, uuuund Frau Doktor.
Über die notwendige Wartezeit hinweg erhält Leila nur sporadische Nachrichten über die offiziellen Gemeinschaftskanäle.
Mal schauen wie Leila mit Geduld und Demut(?) ihrer Hingabe umgehen kann?

Naja, soweit meine Überlegungen zu Jakobs Dilemma.
Zur Zeit kann sie ihm ja noch vieles mit irgendwelchen "Regeln" weismachen.

Ich warte dann mal sehnsüchtig auf deine weiteren Gedanken.

liebe Grüße
42. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von Matze23 am 14.01.16 20:03

Zitat

Teile der Geschichte sind vollkommen unrealistisch. ... Ich versuche detailreich zu schreiben ohne mich dabei in Details zu verlieren. Der Spagat gelingt mir mal mehr und mal weniger gut.


Das ist eine Besonderheit, die Deine Geschichte ausmacht. Selbst vollkommen unrealistische Dinge kommen glaubwürdig ´rüber. Und nur deshalb bin ich überhaupt auf diese Gedanken gekommen

Wäre es eine abstruse, rein hormongesteuerte Story geworden, hätte ich die Details schnell überlesen und danach wieder vergessen.

Mach´ weiter so - ich wünsche Dir viele gute Ideen!
43. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von swisssteel am 14.01.16 23:41

Herzlichen Dank für Deine Fortsetzung. Du beschreibst die Gefühle der beiden mit sehr viel Detail. Dafür Danke ich Dir.
Deine Geschichte beginnt gerade Fahrt auf zu nehmen und wir hoffen, dass noch zahlreiche Fortsetzungen folgen.
Wie verwirkliche die Beiden das neue Korsett?
Krieg Leila ein breiteres Halsband oder sogar ein Halskorsett? Wie sieht es mit einigen Piercings aus? Wäre eine Glatze nicht praktischer unter dem Helm?
Bitte schreib schnell weiter.

Deine Geschichte ist in meinen Favoriten abgespeichert.
44. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von fiasko am 15.01.16 14:42

Zitat

......
Der von dir angesprochene Konflikt zwischen dem Keuschheitsversprechen auf der einen und dem Wunsch nach Intimität auf der anderen Seite ist ein wichtiges Thema im weiteren Verlauf der Geschichte. Ich weiß selbst noch nicht genau, wie die Lösung für dieses Dilemma aussehen wird. Ein paar Ideen habe ich schon. Ohne zu viel verraten zu wollen, kann ich aber schon sagen, dass es keine einfache Lösung geben wird.
......



Hallo!

Eine Möglichkeit wäre z.B. daß beide bei einem Computer "anmelden" müssen, wenn der Schlüssel freigegeben werden soll. Möglicherweise sogar mit einem Zeitfenster zum Aufschluß und einer Wartezeit bis dahin....

CU
FiAsKo
45. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von swisssteel am 15.01.16 16:38

Vielleicht trägt Jakob bald aus Solidarität zu Leila auch einen Keuschheitsgürtel. Oder um die Bürde am eigenen Körper zu erfahren, bald einige Fesseln und findet gefallen daran.
46. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von Matze23 am 15.01.16 16:53

Zitat


Eine Möglichkeit wäre z.B. daß beide bei einem Computer \"anmelden\" müssen, wenn der Schlüssel freigegeben werden soll. Möglicherweise sogar mit einem Zeitfenster zum Aufschluß und einer Wartezeit bis dahin....

CU
FiAsKo


Hier geht es nicht um ein technisches Problem, sondern um sich gegenseitig blockierende Versprechen. Keiner kann aktiv werden, ohne ein Versprechen des anderen zu brechen.
47. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von swisssteel am 22.01.16 17:56

Hallo Pfeffer

Wie weit bist Du mit der Fortsetzung? ....Möchte Dich nicht drängen, aber ich schaue etwa im 2 Stunden Rhythmus rein, ob was neues gepostet wurde.
würde mich riesig freuen, wenn auf das Wochenende ein neuer Teil veröffentlicht wird.

Gruss
swisssteel
48. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von kamikazekifferin am 22.01.16 19:24

Zitat
Hallo Pfeffer

Wie weit bist Du mit der Fortsetzung? ....Möchte Dich nicht drängen, aber ich schaue etwa im 2 Stunden Rhythmus rein, ob was neues gepostet wurde.
würde mich riesig freuen, wenn auf das Wochenende ein neuer Teil veröffentlicht wird.

Gruss
swisssteel


Da bist du nicht alleine

Der Foltert uns hier ganz gut
49. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 22.01.16 20:21

Hallo swisssteel & kamikaze,

der nächste Teil ist fast fertig. Tut mir leid, dass ich euch heute Abend noch hängen lasse. Im Moment finde ich kaum Zeit zum Schreiben.
Endlich Freitagabend - jetzt muss ich mir erst mal fix den Kopf mit schweren Getränken freimachen Sobald ich morgen wieder fit bin gehts weiter.

Erholsames Wochenende!
50. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pardofelis am 22.01.16 21:15

Hallo pfeffer,

mach dir einen schönen Abend und keinen Stress!
Für eine gute Geschichte muss dein Kopf klar und deine Schreiblust vorhanden sein.
Da wird eigentlich jeder auch gern warten.

Bleib bitte so gut wie bisher.
Danke, und

schönes Wochenende
51. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 23.01.16 13:02

Vielen Dank für eure Kommentare und Ideen!

An pardofelis: Deine Idee (Leila zu überraschen) ist sehr gut. Mehr will ich dazu nicht sagen. Soll ja spannend bleiben

An swisssteel: Eine Glatze wäre natürlich praktischer unter der Maske. Aber ich glaube, dass wird Leila erspart bleiben. Ebenso wie Jakob ein Keuschheitsgürtel dauerhaft erspart bleiben wird. Möglicherweise wird diese Idee im Laufe der Geschichte noch auftauchen aber im Wesentlichen wird es bei der schon bekannten Dom/Sub Konstellation bleiben. Die Beziehung von Jakob und Leila, bzw. ihre Entwicklung als unterwürfiger und dominanter Part soll der rote Faden in dieser Geschichte sein. Ich fürchte, wenn ich Jakob zeitweise in Richtung Sub verschiebe, werde ich mich hoffnungslos verheddern
52. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 23.01.16 13:03

*** Rückkehr ***


Während wir auf dem Flughafen auf das Boarding warten, bekomme ich eine SMS. Sie ist von Cyria.
„Und? “ fragt sie. Ein einziges Wort. Wir haben in den letzten Tagen pflichtbewusst ein paar Postkarten geschrieben. Ansonsten habe ich alle anderen Nachrichten aus der Heimat einfach ignoriert. Nur Leila war für mich wichtig.
Cyrias Nachricht ist ans uns beide gerichtet. Leila hat kein eigenes Handy. Als Kettenschwester hat sie sich diesen Luxus nicht gegönnt. Ich halte Leila mein Handy hin. Sie liest den Text, nimmt mir dann das Handy aus der Hand und schreibt Cyria eine Antwort. Als sie fertig ist, gibt sie mir den Text zu lesen.

„Der Urlaub war wunderbar aber leider viel zu schnell zu Ende. Jakob und ich hatten eine Menge Spaß! An meiner Entscheidung als Kettenschwester weiterzumachen ändert das aber nichts. Mach bitte gleich einen Termin bei Dr. Sergia. LG Leila.“

Ich füge ein „und Jakob“ am Ende an und schicke die SMS ab.

Während des Fluges plaudern wir etwas. Kleine Anekdoten aus den vergangenen Tagen. Damit überspielen wir aber nur unsere Nervosität. Ich habe auch jetzt nicht den Eindruck, dass Leila an ihrer Entscheidung zweifelt. Aber nach diesen herrlichen Tagen ist die Rückkehr in ihr altes Leben ein krasser Einschnitt.

Nach der Landung werden wir von Frau Epikuron und Cyria in Empfang genommen. Wir verstauen unser Gepäck im Auto und fahren zum Haus. Meine Freundin und ich berichten, was wir in den vergangenen Tagen erlebt haben. Unsere gemeinsamen Nächte erwähnen wir nur in Andeutungen, dafür schildern wir unsere Besuche in Palermo und Trapani umso ausführlicher. Wirklich bei der Sache ist dabei niemand von uns Vieren. Wir alle sind in Gedanken bei dem, was als nächstes kommen muss.

Die große Frage, die der Grund für den Urlaub war. Die Frage, die Leila eigentlich schon per SMS beantwortet hat. Aber Frau Epikuron will Leilas Entscheidung noch einmal von ihr selbst hören.

Zurück in Neuenfels setzen wir uns ins Wohnzimmer. Schon einige Kilometer vor dem Ortsschild ist unser Gespräch verstummt und seit dem herrscht Ruhe. Wir nehmen am Esstisch Platz. Kein Wort wird gesprochen. Die Stille liegt bleischwer im Raum.
„Leila, ich finde es großartig dass du doch noch bereit warst dir diese Auszeit zu nehmen,“ beginnt Frau Epikuron.
„Es ist mir wirklich nicht leicht gefallen aber jetzt bin ich doch froh, dass ich es gemacht habe,“ erwidert Leila.
Frau Epikuron nickt. „Du... oder besser ihr habt euch bestimmt Gedanken gemacht wie ihr jetzt weitermachen wollt.“
„Ja. Ich habe die letzten Tage wirklich genossen. Der Gedanke noch eine Weile so weiterzumachen ist verführerisch aber... es fühlt sich falsch an und ich bin mir sicher, dass mich ein normales Leben ohne Regeln und ständig neue Herausforderung schnell anöden würde. Ich bin eine Kettenschwester und möchte es auch bleiben,“ sagt Leila.
Frau Epikuron schaut mich an. „Was sagst du dazu Jakob?“
„Der Urlaub war toll. Vielen Dank, dass sie uns das ermöglicht haben. Ich habe mit Leila in Italien darüber gesprochen.“ Ich schaue Leila an. „Ich liebe dich. Mit oder ohne Fesseln. Du hast dich für ein Leben mit Fesseln entschieden und ich werde dich dabei so gut ich kann unterstützen.“

Frau Epikuron schaut uns beide abwechselnd an. Sie zögert und scheint nachzudenken.
„Ich will ganz ehrlich zu dir sein,“ sagt sie schließlich. „Du weißt, ich habe anfangs versucht dich von deiner Entscheidung Kettenschwester zu werden abzubringen. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass du dir viel zu viel aufgebürdet hast. Als du Jakob kennengelernt hast, habe ich gehofft, dass du wenigstens bereit wärst einige der Regeln etwas zu lockern. Aber du hast deine eigenen Vorstellungen und wir müssen alle lernen, dass zu akzeptieren.
Ein letztes Mal gebe ich dir noch die Chance deine Regeln etwas abzumildern. Wie wärs, wenn du auf die Maske oder den Keuschheitsgürtel verzichtest?“

Sofort schüttelt Leila mit dem Kopf.
„Wenn ich jetzt die Regeln lockern würde, dann müsste ich mir immer die Frage stellen, ob ich überhaupt noch eine richtige Kettenschwester bin. Eine Kettenschwester muss eine Bürde tragen, die für sie eine echte Herausforderung ist. Wenn ich mir einfach so, ohne triftigen Grund, das Leben leichter mache, verstoße ich damit gegen die Grundprinzipien der Kettenschwestern und -brüder. Ich weiß, dass es einige Kettenschwestern gibt, die das nicht so sehen und meinen, mit einem dünnen Lederbändchen zwischen den Füßen würden sie eine schwere Bürde schultern, aber das entspricht nicht meinen Vorstellungen. Wenn ich schon Kettenschwester bin, dann auch richtig. Ich will keine Erleichterungen.“

Frau Epikuron nickt und spricht weiter:
„Es gibt zwei wichtige Neuigkeiten. Cyria, möchtest du es selbst erzählen?“
Cyria nickt und sagt: „Ich werde in einem Krankenhaus ganz in der Nähe eine Ausbildung zur Krankenschwester machen. Fürs erste bleibe ich zuhause wohnen.“
Dann redet Frau Epikuron weiter und wendet sich an mich:
„Ich habe früher Vollzeit in einer Buchhandlung gearbeitet. Seit Leila Kettenschwester geworden ist, arbeite ich dort nur noch halbtags. Jakob, du hast bisher Leila fabelhaft unterstützt. Bist du bereit, ihr auch weiterhin zu helfen? In erster Linie kümmern Cyria und ich uns natürlich um sie aber wenn du uns hilfst, könnte ich wieder ganztags als Buchhändlerin arbeiten.“
„Sehr gerne!“ antworte ich sofort.
„Ist das auch für dich ok Leila?“ fragt Frau Epikuron.
„Ja!“ Leila antwortet ebenso prompt wie ich. „Sie sollten unbedingt wieder Vollzeit arbeiten. Ihre Arbeit hat ihnen doch immer Spaß gemacht, oder? Mir hat es damals echt leid getan, als sie wegen mir angefangen haben nur noch halbtags zu arbeiten.“
Frau Epikuron sagt daraufhin: „Das muss dir nicht leid tun. Ich habe das gerne gemacht. Es war schön mehr Zeit für mich selbst zu haben. Aber inzwischen ist mir, ganz plump gesagt, langweilig.“
„Nichts ist schlimmer als Langeweile,“ sagt Leila mit einem Lächeln.
„Apropos Langeweile.“ Frau Epikuron greift Leilas Satz auf. „Du hast vor der Auszeit verlangt, dass ich in Zukunft strenger sein soll. Wenn ich wieder Vollzeit arbeite, freue ich mich natürlich über deine Hilfe im Haushalt. Ich weiß nicht, ob ich das wirklich übers Herz bringe aber ehrlich gesagt ist es schon angenehm, wenn ich zuhause keinen Finger mehr krumm machen muss.
Ich denke, du solltest wenigstens deinen Wunsch, dass ich strenger sein soll, vergessen. Du hast dir doch schon mehr als genug Regeln und Einschränkungen aufgebürdet. Wenn du aber darauf bestehst, dann musst du ab sofort die gesamte Hausarbeit alleine erledigen. Deine ohnehin schon knappe Freizeit wird dann noch weniger! Außerdem wird hauptsächlich Cyria deine Arbeit kontrollieren und über deine Strafen entscheiden. Du weißt was das heißt!“

Frau Epikuron hat ihre Hände auf Leilas Hände gelegt. Ihre Stimme hat einen flehenden Unterton. Sie will gar nicht, dass Leila ihr sämtliche Hausarbeit abnimmt. Sie versucht nur wieder einmal Leila mit einem vermeidlichen Schock zu Zugeständnissen zu bewegen.
Bevor Leila antwortet, sagt Cyria:
„Ich werde deine Arbeit streng kontrollieren! Ich habe mir extra schon weiße Handschuhe besorgt! Wenn ich in ein paar Tagen noch irgendwo Dreck finde, kannst du dich auf was gefasst machen!“
Bei Cyria fehlt der flehenden Unterton. Ganz im Gegenteil. Sie klingt enthusiastisch und nickt Leila aufmunternd zu.
Meine Freundin wendet sich an Frau Epikuron:
„Danke, dass sie sich so viele Sorgen um mich machen. Aber das müssen sie nicht. Nach meinem wunderschönen Urlaub mit Jakob wird es mir anfangs wahrscheinlich schwer fallen mich wieder an mein Leben als Kettenschwester zu gewöhnen. Im Moment habe ich offen gesagt sogar ein wenig Angst davor. Es fühlt sich so an, als ob ich im Schwimmbad auf dem Sprungturm stehe. Aber von dem bisschen Angst werde ich mich nicht aufhalten lassen.
Ich finde es super, dass sie wieder ganz regulär arbeiten wollen. Ich werde sie dabei so gut ich kann unterstützen und das heißt, dass ich selbstverständlich jede Arbeit übernehme, die im und um das Haus anfällt. In der ersten Zeit werden mir bestimmt noch viele Fehler unterlaufen. Ihr müsst mich dann konsequent und streng bestrafen damit ich schnell aus meinen Fehler lerne. Das gilt auch für dich Jakob.“
Leila schaut uns drei nacheinander an. Sie klingt nicht so fröhlich wie Cyria aber sie spricht mit fester Stimme.

„Ich werde dafür sorgen, dass du aus deinen Fehlern lernst!“ verkündet Cyria unverändert enthusiastisch. Meine Freundin schaut jetzt zu mir. Ich weiß, was von mir erwartet wird. Ich habe selbst gesagt, dass ich Leilas Herr werden will und habe mich damit bereiterklärt sie auch zu bestrafen wenn es nötig sein sollte. Cyrias grenzenlose Vorfreude darauf teile ich allerdings nicht.
„Ich werde dich bei deinen Aufgaben unterstützen und dir helfen, deine Regeln einzuhalten,“ sage ich und versuche dabei weder begeistert noch ängstlich zu wirken.
„Das gilt auch für mich,“ sagt Frau Epikuron. „Es wird mir schwer fallen aber ich werde mich an unsere Abmachung halten.“
„Dann ist alles geklärt,“ sagt Leila. „Bis auf eine Sache. Verehrte Herrin, sie haben bestimmt nicht vergessen, dass ich mir nach der Auszeit neue Fesseln zulegen darf. Ist es ok, wenn wir den Rest der Urlaubskasse dafür verwenden?“
Frau Epikuron schweigt. Ihr ist anzusehen, dass sie nach einer Möglichkeit sucht um diese Idee abzulehnen. Aber ihr fällt kein Grund ein.
„Das Geld habt ihr zu eurer freien Verfügung bekommen,“ sagt sie schließlich. „Es gehört euch. Ihr könnt damit machen was ihr wollt. Es gibt bestimmt eine Menge Sachen die ihr euch damit kaufen könnt.“
Eine Menge Sachen – Alles, nur bitte keine neuen Fesseln – will sie uns damit sagen. Aber diese unausgesprochene Bitte wird Leila ignorieren.

Cyria hat uns aufmerksam zugehört. Als sie von dem Geld hört, reißt sie ihre Augen auf. Das entgeht Leila nicht, die daraufhin zu ihr sagt: „Jakob und ich werden meine nächste Fessel zusammen entwerfen.“
Jetzt richten Cyria und Frau Epikuron gleichzeitig ihre Augen auf mich. Frau Epikuron sieht erleichtert aus. Sie hofft wohl, dass ich Leila in ihrem Eifer bremsen werde. Cyria sagt:
„Wenn ihr Ideen braucht, könnt ihr mich jederzeit fragen!“
„Darauf kommen wir gerne zurück,“ sagt Leila.
„Wehe, wenn nicht,“ erwidert Cyria lachend und sagt dann: „Aber erst mal musst du die Fesseln wieder anlegen, die du schon hast. Nachdem du mir die SMS geschickt hast, habe ich sofort Dr. Sergia verständigt. Sie hat sich wahnsinnig über deine Nachricht gefreut und versprochen, im Tempel auf uns zu warten. Wir können gleich hinfahren!“

Ich habe nicht damit gerechnet, dass wir die kommende Nacht noch gemeinsam verbringen können. Das Leila kurz nach ihrer Ankunft sofort wieder ihre Ausrüstung anlegen soll, überrascht mich aber. Auch Leila scheint nicht erwartet zu haben, dass es so schnell geht.
„Dein Dienst als Kettenschwester beginnt dann Morgen früh,“ schiebt Cyria schnell hinterher. „Heute Abend kannst du dich wieder an die Fesseln gewöhnen.“
Leila steht auf und erwidert: „Danke. Lass uns fahren.“


Wenig später fahren Cyria, Leila und ich mit dem Auto zum Tempel. Frau Epikuron ist zuhause geblieben. Im Foyer des Tempels werden wir von Dr. Sergia in Empfang genommen. Sie begrüßt Leila beinahe überschwänglich. Die Ärztin versprüht den gleichen Enthusiasmus wie Cyria während Leila mit jedem Schritt nervöser wird. Dr. Sergia führt uns in den gleichen Raum, in dem Leila vor der Auszeit ihre Fesseln abgelegt hat. Im Gang nehme ich meine Freundin an die Hand.

„Da wären wir,“ sagt Dr. Sergia. „Alles ist bereit.“
Neben der Liege steht ein Rollwagen, auf dem Leilas Fesseln aufgereiht nebeneinander liegen. Das Metall glänzt im Schein der Deckenbeleuchtung. Neben all den Metallteilen liegt die schwarze Maske.
„Ich habe alles gründlich gereinigt und poliert,“ erklärt sie und deutet auf die Liege. „Wir können gleich anfangen.“
Leila nickt und zieht sich aus. Cyria nimmt ihr die abgelegten Kleidungsstücke aus der Hand und verstaut sie in einer Tasche. Nachdem sie alles ausgezogen hat, legt Leila sich nackt auf die Liege.
Dr. Sergia ist Leilas Nervosität nicht entgangen.
„Seit ich hier im Tempel als Ärztin arbeite, durfte ich schon viele Kettenschwestern kennenlernen. Du bist eine der tapfersten die ich kenne,“ sagt die Ärztin und unterstreicht ihre aufmunternden Worte mit einem Lächeln.
„Danke,“ antwortet meine Freundin leise.
Ich gehe zur Liege und lege ihr meine Hände auf die Schultern.

„Fangen wir mit den Metallschellen an?“ fragt die Ärztin und nimmt schon das erste Metallband in die Hand. Leila nickt und die Ärztin macht sich an die Arbeit. Mit wenigen Handgriffen befestigt sie Leilas Hand- und Fußfesseln an ihren Plätzen. Dann kommt das Halsband.
Als nächstes folgt der Keuschheitsgürtel. Dr. Sergia reibt die beiden Röhren im Schrittband mit einem Gel ein und legt Leila dann vorsichtig den Keuschheitsgürtel an. Nachdem sie geprüft hat, dass der Gürtel ordentlich sitzt, verschließt sie ihn. Das nächste Teil ist der BH. Um ihn anzulegen richtet Leila sich auf und lässt ihre Brüste in die Metallhalbschalen gleiten. Dr. Sergia verbindet die Klammern in den Halbschalen mit den Piercings in Leilas Nippeln. Während Leila die Halbschalen mit ihren Händen festhält, legt die Ärztin ihr die metallverstärkten Träger des BH über die Schultern. Als alles an seinem Platz ist, wird auch der BH verschlossen.
„Deine linke Hand bitte,“ sagt die Ärztin. Leila streckt ihr wie gewünscht die linke Hand entgegen, deren Finger dann von ihrer Ärztin mit Metallbändern aneinander gefesselt werden.

Stück für Stück verwandelt Leila sich wieder in eine Kettenschwester. Ohne mit der Wimper zu zucken lässt sie sich in Metall einschließen. Erst als das letzte Teil an der Reihe ist, regt sie sich. Der Rollwagen ist leer – bis auf die schwarze Maske, die Leila ihr Gesicht rauben wird. Dieser Teil ihrer Bürde ist für uns beide der schwerste.
Ich gehe um die Liege herum und stehe jetzt neben ihr. Leila schaut mich an. Sie sagt nichts aber ihre Augen sprechen eine klare Sprache. Sie fixiert mich, scheint alles andere auszublenden. In diesem Moment, als neben ihr die schwarze Maske liegt, wird ihr die ganze Tragweite ihrer Entscheidung noch einmal überdeutlich bewusst. Erkenne ich in ihrem Blick Angst? Zweifelt sie?

Wann werde ich ihre Augen wiedersehen?

Ich beuge mich zu ihr herunter. Ein letzter Kuss. Leila legt ihre Arme um mich und zieht mich zu sich heran. Durch mein T-Shirt spüre ich die harten Metallringe, die sie seit ein paar Minuten wieder an ihren Handgelenken trägt.
Unsere Zungen bitten zum letzten Mal zum Tanz. Ich versuche mir dieses Gefühl einzuprägen. Wie oft haben wir uns in den vergangenen Tagen geküsst ohne darüber nachzudenken? Beiläufig. Im Bett. Nur ein Kuss unter vielen. Dieser Kuss ist ein Abschiedskuss, der doppelt schwer wiegt weil wir nicht wissen, wann sich unsere Lippen das nächste Mal berühren werden.
Cyria und die Ärztin sind mucksmäuschenstill während wir uns in den Armen liegen. Dr. Sergia muss eine halbe Ewigkeit darauf warten, dass wir uns trennen. Aber sie drängelt nicht. Ihr ist bewusst, welche Bedeutung dieser Moment für uns beide hat. Schließlich fügen wir uns dem Unvermeidlichen. Wir lösen uns voneinander.
Als ich meine Freundin nach unserem Abschiedskuss wieder anschaue, sehe ich, dass sich ein ganz zarter roter Film über ihre Augen gelegt hat. Sie lächelt mich tapfer an, dreht sich dann zu Dr. Sergia und sagt:
„Wir können weitermachen.“

Dr. Sergia nimmt die Maske vom Wagen. Sie besteht aus zwei Hälften. Dr. Sergia hält die hintere Hälfte gegen Leilas Kopf und verstaut ihre Haare in der Maske. Cyria will sich das Vorderteil vom Wagen nehmen aber ich komme ihr zuvor und lege meine rechte Hand auf die harte Schale. Alle Augen sind auf mich gerichtet. In einem Augenblick wird Leila wieder in ihrer Maske gefangen sein. Das ist unausweichlich, weil es Leilas eigener Wille ist. Ihr ist die Angst anzusehen aber inzwischen kenne ich sie gut genug um zu wissen, dass sie – Zweifel hin oder her – nicht nachgeben wird. Sie wird sich dieser Herausforderung stellen. Alles, was ich jetzt tun kann, ist ihr zu zeigen, dass ich sie ohne wenn und aber unterstütze. Deswegen will ich ihr die Maske selbst anlegen.
Ich nehme das Vorderteil der Maske in meine Hände und stelle mich vor Leila. Mit Cyrias Hilfe drücke ich die Schale vorsichtig gegen das Hinterteil. Wir passen dabei auf, dass keine Haare zwischen den beiden Teilen eingeklemmt werden. Mit sanftem Druck pressen wir die Teile gegeneinander, dann folgen Klickgeräusche. Die Maske ist verschlossen.

„Geht es so?“ fragt die Ärztin.
Leila bewegt ihren Kopf hin und her. Die Maske hält und verrutscht nicht.
„Alles in Ordnung,“ antwortet Leila. Ihre Stimme klingt wegen der Maske gedämpft.
„Steh bitte auf,“ sagt Dr. Sergia daraufhin und hilft Leila von der Liege aufzustehen. Dann kontrolliert sie noch einmal sorgfältig ob auch alle Fesseln fest verschlossen sind und ordentlich sitzen.
„Wenn es an irgendeiner Stelle unangenehm drückt, kannst du dich jederzeit bei mir melden. Meine Nummer habt ihr ja,“ sagt die Ärztin als ihre Kontrolle beendet ist. Leila streckt ihre Arme aus, beugt sich vor und zurück und springt danach aus dem Stand in die Luft.
„Nichts drückt oder zieht. Alle Teile sitzen wie angegossen,“ sagt sie daraufhin.
Cyria geht mit einer Tasche in der Hand auf Leila zu.
„Gut siehst du aus,“ sagt sie und hält ihr die Tasche hin. „Hier sind deine restlichen Sachen.“
Aus der Tasche holt Leila ihren schwarzen Latexanzug, schwarze Handschuhe und Stiefelletten, die sie nacheinander anzieht. Dann steht sie, von Kopf bis Fuß verhüllt, vor mir. Die vertrauten pechschwarzen Augengläser schauen mich an. Ich schaue zurück und hoffe, dass mein Gesichtsausdruck zuversichtlich wirkt. Die starre Maske verbirgt die Gefühle meiner Freundin aber meine Geste scheint ihr Mut zu machen. Sie wendet sich Dr. Sergia zu, geht vor ihr auf die Knie und berührt mit ihrem Mundgitter die Stiefel der Ärztin.

„Vielen Dank, dass sie mir mit meinen Fesseln geholfen haben,“ sagt sie.
Die Ärztin schaut zu meiner Freundin herunter und erwidert: „Es ist mir eine Ehre, einer so tapferen Kettenschwester zu helfen.“ Dann hilft sie Leila aufzustehen.

Nachdem sich Cyria bedankt hat, schließe ich mich ebenfalls an und die Ärztin verabschiedet uns.


Nach der Rückfahrt werden wir von Frau Epikuron in Empfang genommen. Sie begutachtet im Flur ihren Schützling. Die beiden stehen sich Auge in Auge gegenüber.
„Wie geht es dir?“ fragt sie. Sie sieht besorgt aus.
„Prima, danke.“
Leila, die während der Heimfahrt geschwiegen hat, klingt locker und fröhlich. Diese Unbekümmertheit muss gespielt sein. Ich vermute, dass sie Frau Epikuron diesen Moment nicht unnötig schwer machen möchte und sich deshalb so gibt.
Frau Epikuron durchschaut Leila sofort. Ihr besorgter Gesichtsausdruck ändert sich nicht, als sie Leila in den Arm nimmt.
„Meine tapfere verrückte Kettenschwester,“ sagt sie, als sie Leila wieder aus ihren Armen entlässt. Nun versucht sie ein zartes Lächeln – um ihrerseits diesen Augenblick für Leila nicht unangenehmer zu machen.
Frau Epikurons Verhalten überrascht mich. Ich habe nicht erwartet, dass es ihr so schwer fallen würde Leila wieder in Fesseln zu sehen. Meine Freundin scheint sich dieser Situation schnellstmöglich entziehen zu wollen. Sie greift nach meiner Hand, erklärt: „Wir gehen nach unten,“ und führt mich in ihren Kellerraum.


Klick-Klack – Leilas Absätze klingen hart auf den Betontreppenstufen, die uns in den Keller führen. Unten dringen die warmen Strahlen der untergehenden Sonne durch die vergitterten Fenster. Meine Freundin bleibt vor den Gitterfenstern stehen und schaut nach oben. Die Fenster sind schmal und unter der Decke angebracht. Typische Kellerfenster. Wenn man im Keller steht und nach draußen schaut, erkennt man nicht besonders viel. Ich sehe nur ein paar Grashalme und den Himmel.

„Gestern konnte ich den Sonnenuntergang noch sehen,“ sagt sie.
„Abgesehen von den Fesseln hast du doch heute Abend noch frei, oder? Wollen wir uns in den Garten setzen?“ frage ich.
Leila dreht sich zu mir um und schüttelt mit dem Kopf.
„Nein. Besser, ich gewöhne mich gleich daran, dass so etwas in Zukunft für mich wieder etwas Besonderes ist. Aber wenn du dir den Sonnenuntergang angucken möchtest, dann warte ich hier auf dich.“
Ich bin mit Kopfschütteln an der Reihe. Nebeneinander, Schulter an Schulter im warmen Licht der untergehenden Sonne. Es gibt kein kitschigeres Bild und als ich daran denken muss, huscht ein Lächeln über meine Lippen.

„Ganz bestimmt nicht. Sonnenuntergänge sind zwar schön, aber hier im Keller habe ich noch etwas viel Schöneres,“ sage ich.
Meine Freundin richtet ihre schwarzen Augengläser direkt auf mich.
„Danke. Ich hoffe, du sagst das nicht nur so. Wie ist es für dich, jetzt wo ich wieder meine ganzen Fesseln trage?“
Ich gehe auf Leila zu und nehme sie in die Arme.
„Wenn ich den passenden Schlüssel hätte, dann würde ich vielleicht der Versuchung erliegen dich wenigstens von der Maske zu befreien. Aber du bist auch mit Fesseln schön. Ich stehe zu dem, was ich auf Sizilien gesagt habe. Deine Fesseln sind aufregend. Und wie geht es dir?“
Sie antwortet: „Ich wünsche mir auch, dass ich dich wenigstens küssen könnte. Gleichzeitig ist es ein irres Gefühl, dass ich es nicht kann.“
Sie greift nach meiner Hand und führt sie zwischen ihre Beine.
„Spürst du das?“ fragt sie und drückt meine Hand gegen den Metallschild ihres Keuschheitsgürtels.
„Es gibt keine Möglichkeit, den Gürtel zu überlisten. Wir können ihn nicht öffnen.
Vor der Auszeit hast du zu mir hier im Keller gesagt, dass ich die Auszeit nehmen soll weil ich danach umso deutlicher wissen würde, auf was ich alles verzichten muss. Du hast recht gehabt, so verdammt recht gehabt.
Ich habe meine Fesseln gerade erst wieder angelegt. Deinen letzten Kuss spüre ich immer noch auf meinen Lippen. Heute Morgen sind wir im gleichen Bett aufgewacht. Wie oft haben wir es auf diesem Bett getrieben? Ab jetzt ist das nur noch eine Erinnerung für mich. Ich bin wieder gefangen.“
Ihre Hand führt meine Finger auf dem Metallschild entlang.
„Ich will dich in mir spüren. Unbedingt! Aber da ist nichts, ich spüre fast nichts. Nur ein ständig stärker werdendes Verlangen, dem ich hilflos ausgeliefert bin. Dieses Gefühl ist unglaublich!“

Leilas Worte haben mich heiß gemacht, was sich in meiner Hose deutlich abzeichnet. Meiner Freundin entgeht das nicht. Sie geht vor mir in die Knie und öffnet meinen Gürtel.
„Leila, du musst nicht - “ bringe ich hervor. Unser letztes Mal war heute Vormittag, vor etwa zehn oder elf Stunden. Allerdings fühle ich mich jetzt, als ob ich die letzten fünf Tage im Kloster zugebracht hätte. Ich bin spitz! Mit Ausrufezeichen!
„Doch, ich muss,“ sagt meine Freundin. „Eine gute Kettenschwester ist ihrem geliebten Herren stets zu Diensten.“

Geliebter Herr – Ihre Worte bringen mich noch mehr in Fahrt. Vor ein paar Wochen hätte ich gegen diese Geste der Unterwerfung protestiert. Mein Bedürfnis Leila vor alles und jedem, insbesondere ihrer eigenen verrückten Fantasie zu beschützen hätte die Oberhand behalten.

Sie kniet vor mir. Ich schaue zu ihr herunter und streichle ihr über die schwarze Maske. Die Maske, die ich ihr selbst angelegt habe. Mein Beschützerinstinkt wird nie verschwinden aber in diesem Moment ist mir auch bewusst, dass ich ihre Unterwerfung wirklich akzeptieren kann. Mehr sogar. Es gefällt mir.
Ich helfe ihr nicht dabei meine Hose herunterzuziehen. Mit einer Hand auf ihrer Maske sehe ich ihr dabei zu, wie sie vorsichtig meinen Schwanz aus der Unterhose holt. Behutsam beginnt sie damit der Länge nach mit ihren Fingern über den Schaft zu streicheln. Sie variiert das Tempo und fährt mit den Fingerkuppen bis zur Spitze hinauf. Ihre Maske nähert sich der Eichel. Durch das Gitter haucht sie einen Kuss und ich wünsche mir in dieser Sekunde nichts sehnlicher, als ihre Zunge zu spüren.
Diesen Wunsch kann sie mir nicht erfüllen aber sie entschädigt mich mit ihren Händen. Sie tut es nicht zielgerichtet, mechanisch. Kein zügiges auf und ab sondern ein gefühlvolles Spiel, bei dem sie ihre begrenzten Mittel so geschickt wie möglich einsetzt. Ich versuche den Höhepunkt so lange ich kann herauszuzögern. Kurz bevor ich komme, taucht eine brennende Frage auf: Wohin zielen? Bevor ich dafür eine Lösung finde, hat Leila mich schon über die Schwelle geführt – und die Spuren landen auf ihrer Maske.
„Sorry,“ bringe ich keuchend hervor.
Leila fängt an zu lachen.
„Nicht schlimm, die Sachen sind alle abwaschbar.“

Während ich wieder zu Atem komme, geht Leila ins Bad und reinigt ihre Maske. Ich folge ihr. Sie hat sich vor das Waschbecken gestellt und fährt mit einem Papiertuch über eines ihrer Augengläser.
„Ich bin echt froh, dass ich wenigstens das für dich machen kann,“ sagt sie, während sie im Badezimmerspiegel ihre Maske betrachtet.
Ich wende mich zu ihr um und drücke ihr einen Kuss auf das Mundgitter.
„Und ich wäre froh, wenn ich mich irgendwie revanchieren könnte,“ sage ich.
Leila drückt ihrerseits das Mundgitter auf meine Lippen und erwidert:
„Keine Chance. An dem Keuschheitsgürtel und dem BH führt kein Weg vorbei. Nur die schwarze Box unter meinem Bett kann mir da helfen.“
„Wie gemein. Aber vielleicht hast du ja Glück und du bekommst einen Höhepunkt? Wie standen die Chancen dafür gleich noch? 1:25?“ frage ich.
„Vielleicht. Cyria hat als Strafe die Wahrscheinlichkeit reduziert und mir nicht gesagt, wie sie die Einstellungen genau verändert hat.“
Leila fährt mit ihren Händen am Taillenband des Gürtels entlang, dass sich auf dem schwarzen Latex abzeichnet und fährt fort:
„Ich könnte auch falsch liegen und die Wahrscheinlichkeit liegt bei 1:100. Oder 1:1.000.000 . Dann werde ich meinen nächsten Orgasmus erst haben, wenn du mich als mein neuer Herr aufschließen kannst.“
„Eine Million? So gemein wird Cyria nicht sein,“ sage ich.
„Wer weiß?“ antwortet meine Freundin. „Mit der Box wäre es doch sowieso nicht so schön. Wenn es passiert, dann würde ich alleine angekettet im dunklen Keller liegen.“
„Aber du stehst doch darauf gefesselt zu sein?“ werfe ich ein.
„Klar. Die Fesseln sind wunderbar. Aber auf meinen nächsten Höhepunkt werde ich wahrscheinlich lange warten müssen. Stell dir vor: Ich werde Woche für Woche hier unten die Nächte alleine verbringen. Hilflos angekettet, der Box ausgeliefert. Sie wird mich stimulieren aber nie zum Höhepunkt bringen. Dabei werde ich immer an unsere Auszeit denken. Die gemeinsamen Nächte in Freiheit, zusammen mit dir. Ich werde mich danach sehnen dich zu spüren. Nacht für Nacht wird meine Sehnsucht stärker.“
Bei den letzten Sätzen spricht sie immer schneller. Ihr Atem beschleunigt sich. Ihre eigenen Worte erregen sie – und mich auch.

„Wenn ich das durchstehe, dann soll mein nächster Höhepunkt etwas ganz besonderes sein und nicht von einer Maschine kommen, die einfach irgendwann die richtige Zahl auswürfelt. Das ist doch doof. Total unromantisch.“
„Ok, ich verstehe dich ja. Aber wir wissen beide nicht, wie lange uns die Pârtha-Gemeinschaft testen wird. Was ist, wenn dir Frau Epikuron oder Cyria in dieser Zeit keinen Aufschluss gewähren? Wer weiß, wie lange du dann warten musst?“
„Keine Ahnung. Davor habe ich schon etwas Angst – und genau das macht die Sache auch verdammt aufregend!“
„Du bist immer noch total verrückt,“ sage ich lachend und drücke meiner Freundin einen Kuss zwischen die Augengläser.
„Ich weiß,“ erwidert sie, ebenfalls mit einem Lachen.

Damit ist das Thema beendet – vorerst. Meiner Freundin war trotz Maske anzusehen, wie sehr sie diese Idee fasziniert und deshalb habe ich nicht den geringsten Zweifel, dass sie bald wieder zur Sprache kommen wird.
Nachdem wir uns beide in Leilas Bad hergerichtet haben, schaue ich auf meine Uhr. Es ist noch früh am Abend. Wie ich meine Großmutter kenne, wird sie auf mich warten um zu erfahren, wie die Reise verlaufen ist. Und sie wird wahrscheinlich versuchen mehr über Leila zu erfahren. Diese Gedanken bringen mich auf eine Idee:

„Leila, was hältst du davon meine Oma kennenzulernen?“ frage ich.
Sie zögert.
„Meine Großmutter ist die toleranteste Person in meiner Familie. Und ich bin mir sicher, dass sie alles was wir ihr anvertrauen für sich behalten wird,“ erkläre ich.
„Weiß sie von mir?“ fragt Leila. Ihre Stimme klingt gedämpft. Ich weiß, was sie bewegt. Meine Großmutter könnte die nächste Person sein, die sie mit blankem Entsetzen anstarrt.
„Sie weiß nur, dass wir ein Paar sind,“ sage ich.
Wieder Stille. Dann sagt sie: „Na gut, du hast recht. Wir können unsere Beziehung nicht komplett geheim halten. Aber du musst deine Oma vorbereiten. Sie darf sich nicht erschrecken!“
„Mache ich. Willst du bei dem ersten Treffen das Gewand anbehalten? Darf sie erfahren, dass du eine Maske trägst?“ frage ich.
„Erzähl ihr von der Maske...“ sagt sie und verstummt, denkt wieder nach und fährt dann fort: „Beschreib ihr, wie ich wirklich aussehe damit sie genau weiß, was sie erwartet. Du musst ihr die Maske ganz genau schildern. Und dann musst du mir erzählen, wie sie reagiert hat!“
„Versprochen,“ sage ich.

Kein angenehmes Thema für meine Freundin. Sie musste sich überwinden. Meine Frage hat die bis dahin lockere Stimmung getrübt aber ich bereue es nicht, sie gestellt zu haben. Nachdem wir diese Hürde genommen haben, möchte ich gleich das nächste Problem angehen: Nach unserer Rückkehr vom Tempel hat Frau Epikuron einen bedrückten Eindruck gemacht. Ich vermute, dass Cyria mit der ihr für sie typischen Strenge erbarmungslos darauf pochen wird, dass Leila morgen wieder alle Verpflichtungen erfüllt und wie ich meine Freundin kenne, wird sie nicht widersprechen. Für Frau Epikuron wäre es bestimmt gut, wenn sie mit ihrem Schützling noch einen entspannten Abend verbringen kann, damit sie sich wieder an Leilas Fesseln gewöhnt. Deshalb schlage ich meiner Freundin vor, nach oben zu gehen.

Leila stimmt zu und wie erhofft treffen wir im Wohnzimmer auf die Hausherrin. Als wir den Raum betreten, wendet sich Frau Epikuron mit sorgenvollem Blick an Leila:
„Wie geht es dir?“
„Danke gut,“ erwidert Leila und fragt: „Darf ich ihnen etwas zu trinken bringen?“
Sofort springt Frau Epikuron vom Sofa auf, legt ihr Buch beiseite, geht in Richtung Küche und sagt:
„Nein. Ich mache das schon. Setzt euch nur.“
Wir schauen ihr beide hinterher. Ich vermute, dass Leila unter ihrer Maske jetzt ebenso sorgenvoll dreinschaut wie Frau Epikuron.

Während wir es uns bequem machen, kommt Frau Epikuron mit einer Flasche Wein und drei Gläsern zurück. Nachdem sie die Flasche und die Gläser auf dem Wohnzimmertisch abgestellt hat, legt sie ihre Hand auf die Stirn und sagt:
„Ach! Jetzt habe ich den Strohhalm vergessen. Tut mir leid. Warte, ich hole ganz schnell einen aus der Küche.“
Leila steht auf, läuft an Frau Epikuron vorbei und sagt: „Ich mache das schon.“
Ihre Herrin macht auf dem Absatz kehrt und will ihr nachlaufen. Aber nach ein paar Schritten muss sie erkennen, dass sie Leila nicht einholen wird. Sie dreht um und setzt sich zu mir aufs Sofa. Meine Freundin kommt kurz darauf mit einem Strohhalm in der Hand zurück und setzt sich neben mich. Als Frau Epikuron zum Korkenzieher greifen will um die Flasche zu öffnen, ist Leila wieder schneller. Während sie die drei Gläser füllt, sagt sie vergnügt:
„Trotz der letzten Tage bin ich noch voll im Training. Das Bedienen ist allein meine Aufgabe, verehrte Herrin.“
Frau Epikuron fügt sich sichtlich widerwillig in ihre Rolle. Wird sie am Ende diejenige sein, die sich nach der Auszeit nicht mehr an Leilas Fesseln gewöhnen kann? Meine Freundin scheint sich die gleiche Frage zu stellen und entscheidet sich dafür, ihre Herrin abzulenken. Sie beginnt von unserem Urlaub zu erzählen. Wild gestikulierend imitiert sie einen Gemüsehändler, mit dem wir uns nur mittels Zeichensprache verständigen konnten. Sie schwärmt von dem Ferienhaus, dem Meer, den Sehenswürdigkeiten. Ich unterstütze sie dabei und zusammen schaffen wir es mit unserem Plauderduett tatsächlich Frau Epikurons Laune zu verbessern.

Im Laufe des Gesprächs gelingt es Leila uns ein paar Snacks zu servieren. Ihre Herrin will im ersten Moment aufstehen um ihr zu helfen aber Leila ist wieder einmal viel zu schnell. Noch bevor sie sich ganz aufgerichtet hat, gibt sie auf und lässt sich wieder aufs Sofa fallen. Das entgeht meiner Freundin natürlich nicht. Als sie aus der Küche zurückkommt, geht sie mit einer Schale Oliven in ihren Händen vor ihrer Herrin auf die Knie. Frau Epikuron protestiert ein letztes Mal:
„Mensch Leila, du bist die fleißigste Kettenschwester die es gibt. Aber heute hast du doch noch frei! Du musst mir nichts beweisen.“
„Ich weiß aber ich mache euch gerne eine Freude, verehrte Herrin,“ antwortet Leila, steht auf und geht mit der Schale vor mir auf die Knie.

Ich sage nichts. Kein Entsetzen, kein Versuch Leila vor sich selbst zu retten. Stattdessen streichle ich ihr über die Maske, wähle dann mit überflüssiger Sorgfalt eine Olive aus der Schale aus und führe sie zu meinem Mund. Die Frucht verschwindet zwischen meinen Lippen. Frau Epikuron und Leila schauen mich beide an. Nachdem ich die zerkaute Olive heruntergeschluckt habe, nehme ich meiner Freundin die Schale aus der Hand und stelle sie vor uns auf den Tisch. Dann greife ich nach Leilas Hand, ziehe meine Freundin hoch und gebe ihr mit sanftem Druck zu verstehen, dass sie sich wieder aufs Sofa setzen soll. Sie fügt sich sofort und als sie neben mir sitzt, lege ich ihr meinen Arm über die Schulter.

„Wo waren wir gerade?“ frage ich.
53. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 23.01.16 13:03

Wie schon gestern Abend erwähnt, finde ich im Moment fast keine Zeit zum Schreiben. Dementsprechend lasse ich bei der Ankündigung des nächsten Teils lieber Vorsicht walten. Die Fortsetzung wird möglicherweise erst in ein paar Wochen erscheinen.
54. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pardofelis am 23.01.16 15:38

Hallo pfeffer,

danke für die wirklich schöne Fortsetzung.

So wie du Leilas letzten freien Abend beschreibst sehe ich auch die meisten
Probleme mit dem Gemüt von Frau Epikuron. Allerdings hoffe ich auch das aus Cyria keine "Dummdomse" wird.

So. Ich werde mich dann mal auf eine lange Wartezeit einstellen, und darauf hoffen
das dir die Schreibfreude erhalten bleibt.

liebe Grüße
55. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von kamikazekifferin am 23.01.16 17:21

Zitat


So wie du Leilas letzten freien Abend beschreibst sehe ich auch die meisten
Probleme mit dem Gemüt von Frau Epikuron. Allerdings hoffe ich auch das aus Cyria keine \"Dummdomse\" wird.



Hi Pardofelis.

Ich denke, Frau Epikuron hat eher damit gerechnet, dass Leila ihrem Körperpanzer ablegt. Dass Leila ihren Panzer noch erweitern will, damit hätte sie nach der Reise sicherlich nicht gerechnet. Daran wird sie sicher zu knabbern haben.

gruß Kami

ps: ich finde die Geschichte toll geschrieben. Ich hab zwar auch ein paar ideen zu geschichten, aber ich habe leider nicht so das talent, das so gut auszuformulieren.

Besten Dank dafür pfeffer
56. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von swisssteel am 23.01.16 22:34

Auch ich danke Dir für diese Fortsetzung. Ich wünsche Dir auch viel neue Ideen und viel Kraft zum weiterschreiben.
Obwohl hoffe ich, dass diese tolle Geschichte nicht versandet.

Bis Bald und lass schnell was von Dir lesen.
gruss
swisssteel
57. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 24.01.16 16:08

An pardofelis & swisssteel: Keine Sorge. Vom Schreiben werde ich wohl erst loskommen wenn ich unter der Erde liege. Gibt immer mal Pausen aber letztlich zieht es mich doch immer wieder zurück zur Tastatur.

An kamikaze: Sofern du nicht vor hast mit deinen Texten Preise einzuheimsen, brauchst du dafür meiner Meinung nach nur Ideen, Übung und Geduld. Wenn du Zeit erübrigen kannst und Lust hast, trau dich. Fang ganz klein an. Einzelne Szenen, vielleicht nur ein paar Sätze. Wer weiß, am Ende schreibst du die nächste große Geschichte? Und falls daraus doch nichts wird, hast du eben Tippen geübt
58. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von Matze23 am 25.01.16 10:18

Hallo Pfeffer,

danke für Deine Fortsetzung, die trotz Zeit- und Erwartungsdruck wieder das bisherige hohe Niveau hat.

Wäre ich ein Psychologe, würde mir Angst und Bange um Leila werden. Sie ist so egoistisch, dass sie selbst Menschen, die ihr am nächsten stehen, ohne Rücksicht vor den Kopf stößt. Selbst ihr Dienen ist kein Altruismus, sondern nur Mittel zum Zweck ihrer eigenen Selbstbestätigung.
Dabei scheint sie auf der Flucht vor sich selbst zu sein. Das Verbergen ihres Körpers, die Weggabe der Verantwortung über sich selbst... Da müssen doch einige "Leichen im Keller liegen".

Erstaunlich, wie Jakob das alles mitträgt. Noch ist er naiv, fasziniert und sein Blick rosa getrübt, aber ohne ein gerüttelt Maß an Sadismus (wie Cyria ihn besitzt) wird er dies auf Dauer nicht durchstehen.

Und wo liegt die Zukunft für Leila? Putz- und Sexsklavin mit Einser-Abitur? Ketten tragend, bis der Rollator unter dem Gewicht zusammenbricht?

Respekt, lieber Pfeffer, für die Ausarbeitung solch komplexer Persönlichkeitsprofile!

Grüße, MatzeText
59. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von Matze23 am 25.01.16 10:36

Hallo Pfeffer,

danke für Deine Fortsetzung, die trotz Zeit- und Erwartungsdruck wieder das bisherige hohe Niveau hat.

Wäre ich ein Psychologe, würde mir Angst und Bange um Leila werden. Sie ist so egoistisch, dass sie selbst Menschen, die ihr am nächsten stehen, ohne Rücksicht vor den Kopf stößt. Selbst ihr Dienen ist kein Altruismus, sondern nur Mittel zum Zweck ihrer eigenen Selbstbestätigung.
Dabei scheint sie auf der Flucht vor sich selbst zu sein. Das Verbergen ihres Körpers, die Weggabe der Verantwortung über sich selbst... Da müssen doch einige "Leichen im Keller liegen".

Erstaunlich, wie Jakob das alles mitträgt. Noch ist er naiv, fasziniert und sein Blick rosa getrübt, aber ohne ein gerüttelt Maß an Sadismus (wie Cyria ihn besitzt) wird er dies auf Dauer nicht durchstehen.

Und wo liegt die Zukunft für Leila? Putz- und Sexsklavin mit Einser-Abitur? Ketten tragend, bis der Rollator unter dem Gewicht zusammenbricht?

Respekt, lieber Pfeffer, für die Ausarbeitung solch komplexer Persönlichkeitsprofile!

Grüße, MatzeText
60. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pardofelis am 25.01.16 11:16

Hi Matze,

danke das noch jemand den Egoismus sieht. Ich hoffe ja auch, das sich Jakob noch eingeweihte Hilfe holt.

Und auch für Leilas eigenständiges Berufsleben hoffe ich auf Sanktionen seitens der Gemeinschaft.
Dann wäre sogar ein Rechtsstudium und eine Kanzlei denkbar.

Aber schauen wir mal, was sich bei pfeffers Phantasie so entwickelt.
Vielleicht sind wir beide auf dem Holzweg.

liebe Grüße
61. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von marmas71 am 26.01.16 00:44

Hallo pfeffer,

Ein ganz grosses Danke schön für diese sehr schöne Geschichte, ich lese deine Geschichten sehr gern.
Ich warte auf die nächste Fortsetzung, lass dir Zeit ich warte gerne mit den anderen Lesern.

Ich hätte noch eine Idee für die nächste Fortsetzung. Wenn du Interesse hast kann ich sie dir per PN gern mitteilen.

Viele Grüsse marmas71
62. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von bd8888 am 27.01.16 18:20

Hallo Pfeffer
Danke die Geschichte ist SPITZE!!!!
63. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 27.01.16 22:44

Vielen Dank für euer Lob!

Interessante Charaktere sind für mich Dreh- und Angelpunkt jeder guten Geschichten. Deshalb freut es mich, dass ihr euch über meinen Versuch originelle Figuren zu entwerfen so umfangreich Gedanken macht.

In den geplanten Fortsetzungen wird der Konflikt zwischen Leilas Wünschen und den Anforderungen des alltäglichen Lebens ein Thema sein. Ich hoffe, im letzten Teil war schon zu erkennen, dass Jakob langsam aber sicher dominanter auftritt. Die damit verbundene Selbstsicherheit könnte ihm auch die Möglichkeit geben sich gegen Leila durchzusetzen und den Versuch zu machen, sie zu ihrem Wohl zu zwingen. Könnte, wohlgemerkt

An marmas71: Deine PN ist angekommen. Vielen Dank!
64. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von lovejailträger am 28.01.16 14:28

Hallo Pfeffer,

auch von mir vielen Dank. Die Geschichte ist super.

Eine interessante Wendung könnte es auch geben, wenn die Gemeinschaft vorschreibt, dass Jakob z.B. einen KG tragen kann, und Leila eine Fessel seiner Wahl ablegen muß. Dann wäre vielleicht als Erstes Ihr Gesicht in der Öffentlichkeit wieder da.

LG
(Lovejail) jetzt CS100 Träger
65. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von SubbieSUe am 31.01.16 10:18

Hallo pfeffer, die Geschichte ist einfach schön und macht süchtig. Bitte schreib bald weiter!!!
66. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von Muwatalis am 05.02.16 04:42

Auch hier nach mehr Lesestoff lechzend.
67. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von danijelle am 10.02.16 11:59

Test
68. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von kamikazekifferin am 10.02.16 19:47

Zitat
Test


Bestanden
69. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von Matze23 am 14.02.16 15:37

Die Tage habe ich einen Artikel über das Barbie-Syndrom gelesen, einer anerkannten psychischen Störung.
Beim Barbie-Syndrom lassen sich Frauen immer wieder operieren, um im Aussehen der Barbie immer ähnlicher zu werden.
Psychologisch sind diese Frauen auf der Suche nach dem ultimativen Glück, ohne es finden zu können. Noch die Nase richten, dann bin ich glücklich. Jetzt noch die Brust vergrößern, dann bin ich aber sicher glücklich. Jetzt noch ein Pelzmantel... (To be continued.)

Hier kam mit Leila in den Sinn. Ich befürchte, sie leidet unter dem Kettenschwestern-Syndrom. Ob ihre Kindheit mit der Adoption der Auslöser für diesen seelischen Knacks ist? Ich fürchte mal, Jakob ist mit so einer massiven psychischen Störung komplett überfordert.

Grüße, Matze

PS: Gerüchteweise ist zu vernehmen, dass das Kettenschwestern-Syndrom Aufnahme in den nächsten Psyrembel (Klinisches Wörterbuch) finden soll


70. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 16.02.16 23:32

Ganz ihrer Meinung, Herr Doktor Leilas nie endende Suche nach dem nächsten Extrem / der nächsten Herausforderung hat fraglos etwas Pathologisches. Für Jakob keine einfache Situation. Aber er (oder besser ich an der Tastatur) wird nach einer Lösung suchen. Diesen Versuch kann ich hoffentlich bald veröffentlichen. Ein Teil ist schon fertig.
71. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von Matze23 am 18.02.16 15:10

Na, da bin ich ja mal auf den Therapieansatz gespannt, werter Kollege.

Mit kollegialem Gruß, Dr. Matze
72. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pardofelis am 18.02.16 21:04

Ich auch.... .....ich auch!
73. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von Tommes am 20.02.16 01:25

Danke für diese gute Geschichte. Ich habe nicht viel Zeit zum lesen, aber die Zeit habe ich mir gern genommen. Ein Hoffnungsloser Fall trifft es bestimmt richtig. Auch alle verlockungen helfen nicht. Aber die schönheit eines Menschen zeigt nicht sein äuseres.. das zeigt die Geschichte sehr gut. Ich bin gespannt wie es mit den beiden weitergeht... Potential zur eskalation kat es ja... was ich nicht hoffe.
Toll geschreiben..... bitte weitermachen.... es ist so herrlich nicht Mainstream.
74. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 22.02.16 23:23

Danke für das Kompliment!

Doctores, ich bitte um ihre Diagnose

*** Die neugierige Großmutter ***


Bis in die späten Abendstunden sitzen Leila, Frau Epikuron und ich zusammen im Wohnzimmer. Es ist kurz nach 22 Uhr, als ich mich auf den Rückweg mache.

Wie erwartet empfängt mich meine Großmutter. Nachdem sie mich überschwänglich begrüßt hat, führt sie mich ins Wohnzimmer, wo eine Kanne Kaffee auf mich wartet. Die unmissverständliche Botschaft: Ganz egal wie spät es ist, meine Oma brennt darauf alles über den mysteriösen Urlaub und die noch mysteriösere Freundin ihres Enkels zu erfahren.

Kurz vor der Auszeit habe ich ihr von Leila erzählt. Meine Großmutter kennt nur meine vage Beschreibung, was ihre Neugierde noch weiter befeuert. Ich beginne ganz allgemein von unserem Urlaub zu erzählen. Meine Großmutter ist angesichts meiner Schilderung überrascht.
„Ihr wart also in diesem Ferienhaus, habt viel Zeit am Strand und in den Städten in der Umgebung verbracht – das klingt wie eine ganz normale Reise. Bis jetzt hast du aus deiner Leila doch ein so großes Geheimnis gemacht und nun erzählst du mir, dass ihr einen fast schon spießigen Urlaub zusammen gemacht habt? Da hab ich in meiner Jugend aber mehr erlebt! Das passt doch alles nicht zusammen.“

Ich atme tief durch. Meine Beschreibung habe ich tatsächlich so harmlos wie möglich gehalten. Leila in irgendeiner Form mit dem Begriff „spießig“ zusammen zu bringen ist reichlich absurd und klingt in meinen Ohren fast wie eine Herausforderung. Ohne Plan beginne ich einfach drauf los zu reden:
„Der Urlaub war eine Auszeit von ihrem normalen Leben. Halt, normal klingt in diesem Zusammenhang total verkehrt. Also du musst dir das so vorstellen: Ihr Leben ist absolut verrückt und der Urlaub war eine Auszeit, ein paar normale Tage.“
Meine Großmutter schaut mich ratlos an. Sie kann mir nicht folgen. Ich muss einsehen, dass ich so nicht weiterkomme.
„Ok. Ich werde dir einfach alles von Anfang an erzählen. Aber zuvor musst du mir versprechen, dass du nichts davon weitererzählst.“
„Ich werde alles für mich behalten, versprochen,“ erwidert sie und ich fange an.

Nach und nach erzähle ich ihr, wie Leila und ich zusammengekommen bin. Bei vielen Details reißt sie ihre Augen auf und stellt ungläubig Fragen. Eine nachvollziehbare Reaktion. Die meisten Fragen beantworte ich wahrheitsgemäß, bleibe aber bei besonders peinlichen Sachen im Ungefähren. Zwischen den Sätzen gebe ich ihr zu verstehen, dass wir nicht einfach immer miteinander schlafen können wenn wir gerade dazu Lust haben. Das Wort „Keuschheitsgürtel“ kommt mir aber nicht über die Lippen. Zum Glück verzichtet meine Großmutter darauf vehement nachzuhaken sobald sie bemerkt, dass ich ein bestimmtes Thema lieber nicht genauer erörtern möchte.
Die Maske schildere ich ausführlich, so wie Leila es sich gewünscht hat. Zu der Maske stellt sie auch besonders viele Fragen. Zuerst will sie mir gar nicht glauben. Wenn ich an ihrer Stelle wäre, hätte ich wohl genauso reagiert. Zum Schluss erkläre ich ihr auch, was es für Leila bedeutet als Kettenschwester zu leben und wie es dazu gekommen ist.

„Verrückt, total verrückt,“ sagt meine Oma als ich mit meiner Erklärung fertig bin. „Ich kann gar nicht glauben, dass eine junge Frau heutzutage so lebt. Noch dazu praktisch in meiner Nachbarschaft. Aber so wie du sie mir geschildert hast, muss sie wirklich sehr nett sein. Ich würde sie wahnsinnig gerne mal kennen lernen! Meinst du, das geht?“
„Ja. Ich habe sie schon gefragt und sie ist einverstanden. Sie hat Montags ihren freien Tag. Wahrscheinlich wäre es am besten, wenn wir uns hier bei dir treffen,“ sage ich.
„Das wäre schön. Ich lade euch zum Essen ein,“ verkündet meine Oma und unterstreicht ihre Gastfreundschaft mit einem breiten Lächeln. Mein Gesichtsausdruck bleibt neutral. In Gedanken sehe ich Leila hilflos vor einem reich gedeckten Tisch sitzen.
„Wegen ihrer Maske -“ beginne ich zu erklären, als meine Großmutter mir ins Wort fällt.
„Natürlich! Du hast es mir erklärt, entschuldige bitte. Deine Freundin trägt ja diese besondere Maske. Aber trinken kann sie doch, oder? Und wenn sie trinken kann... Ach, lasst euch überraschen! Ich werde mir etwas einfallen lassen,“ verkündet sie.


*** Erster Schultag nach der Auszeit ***


Niemand in der Schule scheint es merkwürdig zu finden, dass Leila und ich gleichzeitig verschwinden und exakt zum gleichen Zeitpunkt wieder in der Schule auftauchen. Zu meiner eigenen Überraschung scheint noch niemand auf die Idee gekommen zu sein, dass ich mit Leila befreundet sein könnte. In den Augen meiner Mitschüler ist unsere gemeinsame Abwesenheit wohl nur ein Zufall.
Die Lehrer akzeptieren unsere selbst verfassten Entschuldigungen ohne mit der Wimper zu zucken.
Einige Schüler fragen mich, wo ich gewesen bin. Hinter vorgehaltener Hand erzähle ich ihnen eine kleine nette Geschichte von einer außer Kontrolle geratenen Geburtstagsfeier in meinem Heimatdorf. Ein besonders hartnäckiger Rausch ist eben nicht nach einer Nacht überwunden. Genau wie die Lehrer akzeptieren auch meine Mitschüler sofort meine Erklärung. Leila wird von niemandem gefragt, warum sie mehrere Tage weg war.

Gerne hätte ich auf diese neue Lüge verzichtet und dass sich niemand erkundigt warum Leila gefehlt hat, gefällt mir auch nicht aber wenn ich an dieser Situation etwas ändern will, läuft meine Freundin Gefahr, dass Details aus ihrem bizarren Leben in der Schule bekannt werden und ich bin mir sicher, dass sie das auf keinen Fall möchte.

In der großen Pause gehe ich zum Geräteschuppen hinter der Schule, wo Leila ihre Pause alleine verbringt. Wie erwartet treffe ich sie dort. Als sie mich sieht, springt sie in ihrem weißen Gewand sofort auf mich zu und ruft dabei: „Jakob!“
Sie läuft in meine ausgebreiteten Arme.
„Wie war deine erste Nacht zuhause?“ frage ich.
„Einsam. Ich hab die ganze Zeit an dich gedacht. Weißt du was? Ich hab noch gestern Nacht mit Cyria über die Box gesprochen. Sie findet es auch viel besser, wenn die Box mich nicht mehr zum Höhepunkt bringen kann. Wir haben gleich die Einstellungen geändert. Jetzt muss ich warten, bis die Herrinnen es mir erlauben oder du mich aufschließen kannst.“
„Dann hoffe ich, dass die Pârtha-Gemeinschaft mich so bald wie möglich für würdig befindet dein Herr zu sein,“ sage ich.
„Das hoffe ich auch. Streng dich an!“ sagt Leila fröhlich.
„Und wie war deine Nacht ohne mich?“ fragt sie zurück.
„Langweilig. Aber ich habe mich gestern Abend noch mit meiner Oma unterhalten. Wie besprochen habe ich ihr von dir erzählt. Die delikateren Sachen habe ich ausgespart aber im Großen und Ganzen weiß sie jetzt Bescheid. Sie war natürlich überrascht, hat ansonsten aber gut reagiert. Wir sind am Montag bei ihr eingeladen. Ist das für dich in Ordnung?“
„Ja,“ antwortet meine Freundin knapp. Sie hat sich mit dem Gedanken, dass sie eine ihr fremde Person aus meinem Umfeld kennenlernen soll immer noch nicht angefreundet.
„Mach dir keine Sorgen,“ sage ich. „Meine Großmutter ist wirklich tolerant! Ihr werdet euch prima verstehen!“
„Wenn du meinst,“ antwortet Leila. Ihr Tonfall ist jetzt monoton, beinahe abweisend.

Dieses Thema ist ein wunder Punkt. Sobald ich es anspreche, verschlechtert sich Leilas Laune.
Nach der letzten Stunde wartet Leila auf mich vor der Schule. Sie lädt mich ein, bei ihr noch einen Kaffee zu trinken. Auf dem Heimweg wirkt Leila in sich gekehrt. Ich versuche sie mit etwas Smalltalk auf andere Gedanken zu bringen, habe damit aber keinen Erfolg.

Als wir endlich am Ziel sind, legt Leila wie gewohnt im Flur ihr weißes Gewand ab und fesselt sich mit einer Kette an das Schienensystem im Haus. Anschließend folge ich Leila in die Küche. Während sie Kaffee aufsetzt, beschließe ich noch einmal das Thema Großmutter anzusprechen:
„Meine Oma hätte sicher kein Problem damit, dass Treffen zu verschieben. Vielleicht eine oder zwei Wochen später? Dann hättest du mehr Zeit, dich wieder an die Fesseln zu gewöhnen.“
„Nein, dass würde nicht helfen,“ antwortet meine Freundin. „Es ist nur...“
Sie stockt, sucht nach den passenden Worten.
„Deine Oma ist bestimmt nett. Aber deine Familie besteht nicht nur aus einer Person. Was kommt als nächstes? Vielleicht verplappert sich deine Großmutter in Gegenwart deiner Eltern? Wie würden die über mich denken? Was ist mit dem Rest der Verwandtschaft? Onkel, Tante? Soll ich die alle kennenlernen? Ich bin ein Freak aber ich will nicht wie eine Zirkusattraktion von Person zu Person ziehen um immer wieder aufs Neue angestarrt zu werden.“
„Meine Oma wird dichthalten. Aber ich verstehe deine Sorge. Ziehen wir das Treffen mit meiner Großmutter durch und wenn das geschafft ist, erspare ich dir weitere Verwandtschaftsbesuche. Abgemacht?“

Leila nimmt meinen Vorschlag dankbar an und zu meiner Erleichterung bessert sich ihre Laune spürbar.

Ebenso erleichtert und auch überrascht verfolge ich, wie mühelos sich Leila in den nächsten Tagen wieder an ihren Alltag gewöhnt. Ich bin umso mehr erstaunt, als ich mitbekomme, wie Cyria sich verhält. Frau Epikuron arbeitet inzwischen wieder ganztags und tritt, wie angekündigt, immer seltener als Aufsichtsperson in Erscheinung. Cyria hingegen hat unregelmäßige Arbeitszeiten und ist nur allzu gerne bereit einen Teil ihrer Freizeit zu investieren um Leila zu beaufsichtigen.
Sie kontrolliert mit beängstigender Gründlichkeit Leilas Arbeit und verhängt mit Lust überzogene Strafen für lächerliche Fehler. Und Leila beschwert sich nicht. Im Gegenteil. Sie nimmt Cyrias Strenge als Herausforderung an.

Cyrias drakonisches Regime hat zur Folge, dass ich mit Leila nur wenig Zeit verbringen kann. Die gemeinsamen Stunden werden dadurch umso kostbarer.
75. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 22.02.16 23:24

*** Ein kleiner Triumph ***


Endlich Montag. Ich glaube nicht, dass mir diese Worte schon einmal über die Lippen gekommen sind. Wie sich die Zeiten ändern. Nach dem Wochenende folgt Leilas freier Tag und Cyria hält sich auffallend zurück. Grundsätzlich hätte sie die Möglichkeit gehabt, Leilas Freizeit als Strafe einzuschränken. Mit Blick auf die vergangenen Tage hätte es mich nicht gewundert. Aber Cyria zeigt uns plötzlich eine andere Seite.
In der vergangenen Woche hat sich mein Eindruck bestätigt. Cyria ist in meinen Augen ohne Zweifel eine Sadistin. Allerdings eine Sadistin mit Verstand. Sie ist hart und verlangt Leila sehr viel ab. Aber sie ist sich auch der Tatsache bewusst, dass Leila nicht beliebig viel einstecken kann. Darum gewährt sie ihr diesen freien Tag.
Und sie belässt es auch nicht dabei, Leila einfach nur in Ruhe zu lassen. Als wir nach der Schule zu Leila gehen, wartet Cyria mit einem einfachen Mittagessen auf uns. Sie nimmt Leila das Mundgitter ab, damit sie normal essen kann und lobt meine Freundin sogar für ihren Einsatz.

„Du musst zwar noch viel lernen aber ich habe den Eindruck, dass du dich ehrlich bemühst und stetig Fortschritte machst,“ sagt Cyria und zwinkert Leila zu.
„Das verdanke ich eurem unermüdlichen Einsatz, Herrin. Mit eurer strengen Hand führt ihr mich auf den richtigen Weg,“ erwidert meine Freundin.
Die beiden plaudern vergnügt miteinander.
„Nach der ganzen Arbeit hast du dir eine Pause verdient,“ sage ich.
Meine Stimme ist im Gegensatz zu den beiden ernst und sehr bestimmt. Ich will, dass mein Satz wie eine Anweisung klingt. Vor allem, weil ich sicherstellen möchte, dass Leila auch tatsächlich eine Pause bekommt. Aber mich bewegt nicht nur die Sorge um Leilas Wohlergehen. Cyria hat mir Leila in den vergangenen Tagen entzogen. Wir hatten kaum Zeit füreinander. Das werde ich ändern und dazu werde ich Cyria mit ihrer eigenen Waffe schlagen: Autorität.

Leila und Cyria schauen mich an. Für einen kurzen Moment herrscht Stille. So bin ich bisher noch nie in diesem Haus aufgetreten.
„Klar, natürlich hast du dir eine Pause verdient,“ erwidert Cyria und schaut abwechselnd zu mir und zu Leila.
Leila sagt daraufhin: „Danke. Das ist lieb von euch,“ und senkt ihren Blick auf ihre auf dem Tisch liegenden schwarz verpackten Hände.
Ich schaue zu Leila.
„Morgen wirst du dich wieder deinen Aufgaben widmen. Heute aber sollst du dich erholen. Du hast mir mal gesagt, dass du dich früher zur Entspannung gerne in die Wanne gelegt hast. Leg dich aufs Sofa, Cyria und ich kümmern uns um alles,“ verkünde ich und nicke Cyria zu.
Die schaut mich mit weit aufgerissenen Augen an, nickt dann aber ebenfalls und steht auf. Leila fügt sich sofort und geht zum Sofa. Ich stehe als letztes auf und folge Cyria nach oben in Richtung Bad.

Auf der Treppe bemerkt Cyria: „So kenne ich dich ja gar nicht. Hast du über Nacht einen Kurs für angehende Herren gemacht?“
„Aus deinem Mund nehme ich das als Kompliment,“ antworte ich.
Fürs Vorbereiten einer Badewanne braucht man eigentlich nur eine Person. Ich lasse das Wasser ein und kontrolliere die Temperatur, während Cyria neben mir steht. Sie hätte nicht mitkommen brauchen aber ich werte es als Erfolg, dass sie mir widerspruchslos gefolgt ist. Damit sie sich nicht gänzlich überflüssig vorkommt, überlasse ich ihr die Wahl der Badezusätze. Als wir fertig sind, gehen wir wieder nach unten.
Cyria beeilt sich dabei als erste aus dem Bad zu kommen. Auf der Treppe wirft sie einen Blick über die Schulter. Ich bin einige Stufen hinter ihr. Im Flur angekommen macht Cyria mehrere weite Sätze Richtung Wohnzimmer. Kein Zweifel, sie will Leila selbst in die Badewanne schicken und mir damit zuvorkommen.
Ich gehe ihr langsam hinterher. Diesen winzigen Triumph gönne ich ihr gerne, denn sie hat mir damit gezeigt, dass sie mich als ernstzunehmende Konkurrenz begreift. Ich habe nicht die Absicht mir Cyria zur Feindin zu machen – aber Leila und ich sind ein Paar und ich werde mich nicht aus Leilas Leben verdrängen lassen.

Aus dem Wohnzimmer höre ich Cyrias Stimme:
„Hoch mit dir, die Wanne steht für dich bereit!“
Leila antwortet: „Danke Herrin,“ und geht in Richtung Flur, wo sie auf mich trifft. Ich lächle sie an, will an ihr vorbeigehen aber sie hält mich auf und fällt vor mir auf die Knie. Sie schaut vom Boden aus nach oben und sagt:
„Geliebter Herr, vielen Dank, dass ihr so gut für mich sorgt. Gestattet ihr mir das Wannenbad?“
Ich streichle ihr mit einer Hand über die Maske – um Zeit zu gewinnen. Sie hat mich überrascht.
„Ja, geh nur. In 20 Minuten komme ich nach oben um dich abzutrocknen,“ sage ich.
Meine Freundin steht auf und geht die Treppe hoch.

Cyria hat vom Wohnzimmer aus alles beobachtet. Sie steht mitten im Raum. Beide Arme hängen schlaff an ihrem Oberkörper herab. Ihre Mundwinkel haben einen leichten Zug nach unten. Sie sieht aus wie ein begossener Pudel. Die Dienerin Leila, um deren Gunst wir beide buhlen, hat gerade deutlich gemacht, wer ihr Favorit ist.
Innerlich mache ich einen Luftsprung. Meine Freude behalte ich aber für mich. Das dümmste wäre es jetzt, Cyria meinen Erfolg unter die Nase zu reiben. Im besten Fall wird Cyria ohne großen Widerstand akzeptieren, dass sie in Zukunft nicht mehr allein über Leila bestimmen kann. Dazu darf ich ihr die eigene Niederlage nicht unnötig schwer machen. Um die Wogen zu glätten, gehe ich ein paar Schritte auf Cyria zu und frage freundlich:
„Wollen wir noch einen Kaffee trinken?“
Sie nickt und folgt mir in die Küche.

Während die Kaffeemaschine rackert, fasse ich einen neuen Plan. Cyria soll nicht den Eindruck bekommen, dass ich sie aus Leilas Leben vollkommen heraushalten will. Daher komme ich auf die Idee, sie bei dem Entwurf für Leilas neue Fessel als Ideengeberin zu beteiligen. Sie hat extra darum gebeten, dass wir sie um Rat fragen sollen. Welchen Schaden könnte sie dabei schon anrichten? Leila und ich haben festgelegt, dass wir die Fessel beide zusammen entwerfen. Also kann Cyria mich nicht übergehen.

„Erinnerst du dich noch an die Fessel, die Leila und ich zusammen entwerfen wollen?“ frage ich, während ich den Kaffee in zwei Becher fülle.
Cyria, die bis jetzt zu Boden geschaut hat, richtet ihren Blick auf mich.
„Ja,“ antwortet sie.
„Du hast in dem Bereich viel mehr Erfahrung als ich. Würdest du uns helfen?“
Durchschaut sie meine Idee? Ist das für sie in diesem Moment überhaupt wichtig? Ihre Augen werden groß, ihr Gesichtsausdruck hellt sich auf.
„Ja, sehr gerne,“ sagt sie und klingt wie ein Kind, dass gefragt wurde ob es die Weihnachtsgeschenke einen Tag vorher auspacken möchte.
„Hast du schon ein paar Ideen?“
Wieder beeilt sie sich „Ja!“ zu sagen, schiebt aber daraufhin nach kurzem Zögern hinterher: „Also grundsätzlich schon. Nur noch nichts konkretes. Gib mir ein paar Tage Zeit. Ich lasse mir was einfallen!“

Damit ist die Stimmung gerettet und unser Gespräch beendet. Während wir Kaffee trinken, plaudern wir ein wenig aber ich merke sofort, dass Cyria nicht bei der Sache ist. Die unverhoffte Möglichkeit Einfluss auf Leila zu nehmen nimmt sie sofort gefangen und etwa zehn Minuten später verabschiedet sie sich. Ich bleibe allein zurück, freue mich über meinen Erfolg und wundere mich gleichzeitig, wie einfach es war Cyria ihre scheinbar allmächtige Stellung streitig zu machen.

Die nächsten Minuten vergehen quälend langsam. Leila abzutrocknen ist streng genommen total überflüssig. Das kann sie schließlich selbst. Aber es war die beste Möglichkeit um ihr auf die Schnelle eine weitere Anweisung zu geben. Und außerdem sehne ich mich danach meiner Freundin endlich wieder ganz nah zu sein.
Ich hole mir ein frisches Handtuch und gehe nach oben zum Bad. Die Tür ist zu aber nicht abgeschlossen. Ich klopfe, Leila antwortet „Herein,“ und ich öffne die Tür. Wie erwartet liegt sie in der Wanne. Nur die Maske schaut aus dem Wasser heraus.
„Wie geht’s dir?“ frage ich und schließe hinter mir die Tür.
„Wunderbar,“ antwortet sie, legt ihren Kopf zur Seite und fügt hinzu: „Mein geliebter Herr.“
Es klingt verschmitzt, nicht ganz erst gemeint.
Sie steht auf, ohne dass ich sie dazu auffordern muss. Grazil steigt sie aus der Wanne und stellt sich vor mir auf. Einzelne Wassertropfen lösen sich von dem Metall ihres BHs und des Keuschheitsgürtels.
„Nimm deine Arme hoch,“ sage ich und versuche dabei dominant zu klingen. Ein schmaler Grat. Wird die Stimme zu weich, verfehlt das Kommando seine Wirkung. Klingt sie zu hart, wird es albern.

Leila gehorcht und ich beginne ganz langsam sie abzutrocknen. Ich fange mit ihrer Maske an, fahre dann mit dem Handtuch über ihren Oberkörper. Spätestens jetzt ist ihr klar, dass das Abtrocknen nur ein Vorwand ist.
Sie spielt nur all zu gerne mit, nimmt ihre Arme herunter und legt sie mir auf die Schultern. Ein verlockendes Angebot. Trotz Keuschheitsgürtel. Aber ich habe Gefallen an meiner Autorität gefunden. Deshalb sage ich ruhig aber bestimmt:
„Nimm deine Arme hoch und dreh dich um.“
Für einen kurzen Augenblick wartet sie. Meine ich es ernst? Dann fügt sie sich und wendet mir den Rücken zu.
Jetzt wird nach meinen Regeln gespielt.
„Schließe deine Augen,“ sage ich und streichle mit dem Handtuch an ihrem Hals herab. Der weiche Stoff trifft auf die harten Schalen ihres BH. Sie legt ihren Kopf nach hinten. Ich stehe ganz nah bei ihr. Endlich wieder nur wir zwei. Zu lange musste ich auf diesen Moment warten. Ihr muss es ebenso gehen. Sie schmiegt sich eng an mich, behält dabei aber brav ihre Arme in der Luft.
Ich will nicht, dass müde Arme sie ablenken. Also greife ich nach ihren Händen und führe sie auf ihren Rücken. Leila versteht sofort. Sie kreuzt ihre Handgelenke auf dem Rücken. Diese Position erlaubt es ihr, selbst wieder eine aktivere Rolle zu übernehmen – und zwar in dem sie versucht mit ihren Händen auf dem Rücken meinen Gürtel zu öffnen.
Alles zu seiner Zeit. Ich gebe ihren Händen einen leichten Klaps, greife mir die Handgelenke und lege sie übereinander. Dann gehe ich in die Hocke und streichle ganz langsam über die Innenseiten ihrer Schenkel. Ihr Atem wird schneller und ich bereue es, dass ich sie davon abgehalten habe den Gürtel meiner unangenehm eng gewordenen Hose zu öffnen. Selbst schuld. Aus ihren Gedanken ist mein Gürtel inzwischen verschwunden. Wahrscheinlich kreisen sie gerade nur um ihren eigenen Gürtel aus Metall.

Das Handtuch liegt neben mir auf dem Boden. Ich habe mich wieder aufgerichtet und stehe hinter ihr. Meine Hände streicheln über ihren Körper, meine Lippen fahren über ihre Schulter. Sie presst ihren Hintern in meinen Schoss. Der Weg zwischen ihre Beine ist versperrt, ihre Brüste unter Stahl verborgen aber meine Hände und meine Küsse bringen sie trotzdem in Fahrt. Ich genieße es, mit meinen Händen den Konturen ihres zarten Körpers zu folgen und fühle, wie sie unter meinen Fingerkuppen zergeht.
Und es ist etwas hinzugekommen. Mit einem einfachen Handgriff habe ich ihre Hände auf ihrem Rücken fixiert. Nicht mit einer Fessel. Nur mit meinen eigenen Händen habe ich bestimmt, welche Position sie einnehmen soll und sie gehorcht. Sie übernimmt nicht die Regie.
Es ist erregend, Leila zu dirigieren. Besonders weil sie keine willenlose Puppe ist. Sie bewegt immer wieder ihre Hände; dreht ihren Kopf in meine Richtung, versucht etwas zu sagen und dreht ihn dann wieder zur Seite. Sie ist hin- und hergerissen. Auf der einen Seite der Wunsch, auf die Situation Einfluss zu nehmen. Auf der anderen Seite die Lust an der Unterwerfung.

„Mehr gibt es für dich nicht,“ sage ich schließlich und fahre mit einer Hand über ihren Keuschheitsgürtel. Sie weiß selbst, dass ihr der Höhepunkt verwehrt bleiben wird. Hätte ich diesen Satz besser für mich behalten? Ist es zu gemein, sie extra darauf hinzuweisen?
Meine Freundin lässt ihren Kopf hängen. Ich lege meine Arme um sie, drehe sie zu mir und ziehe sie in meine Richtung.
„Du hast selbst gesagt, dass wir den Gürtel nicht überlisten können,“ sage ich.
Das waren ihre eigenen Worte als wir zu zweit im Keller waren – unmittelbar nachdem sie ihre Fesseln wieder angelegt hatte. Sie hat gesagt, dass es sich unglaublich anfühlt den Fesseln wieder hilflos ausgeliefert zu sein. Inzwischen hat sie sich wieder an ihren Metallpanzer gewöhnt aber vielleicht hilft ihr die Erinnerung an diesen Moment dabei jetzt mit ihrer Situation klar zu kommen.

Ich versuche, den Keuschheitsgürtel mit Erinnerungen an den Keuschheitsgürtel erträglich zu machen. Ein reichlich verworrener Plan der, ehrlich betrachtet, auch meiner immer noch verdammt engen Hose geschuldet ist. Als Leila damals im Keller von ihren Gefühlen nach dem Wiederanlegen des Keuschheitsgürtels gesprochen hat, hat sie damit nicht nur sich selbst in Fahrt gebracht.
„Keine Chance,“ sagt sie leise.
„Keine Chance,“ wiederhole ich und drücke ganz leicht gegen den Frontschild ihres Keuschheitsgürtels.
„Gestern Abend hat mich die schwarze Box...“ sie stoppt.
Meine Finger gleiten über den Rand des Metallschilds. Durch die Maske klingt ihr schneller werdender Atem gedämpft.
„Ja?“ frage ich.
„Sie hat mich stimuliert. Ich war fast eingeschlafen, als es anfing. Es war wie ein Traum. Ich habe geträumt, dass du... sehr streng bist. Und dann war es vorbei. Wie immer hat die Box aufgehört bevor es richtig schön geworden ist. Ich konnte nur noch an meinen Fesseln zerren, bis ich endlich eingeschlafen bin. Das war schrecklich – schrecklich schön.“

Sie verliert ihren eigenen Kampf um Selbstbeherrschung und nimmt ihre Hände nach vorne. Eine Hand greift nach meiner eigenen Hand und presst sie gegen den Keuschheitsgürtel, die andere sucht nach der nicht vorhandenen Lücke um unter den Metallschild zu gelangen.
„Nein,“ sage ich ebenso ruhig wie bestimmt, befreie meine gefangene Hand aus ihrem Griff und führe ihre Handgelenke wieder auf ihrem Rücken zusammen. Sie lässt es geschehen.

Ich halte ihre Hände auf dem Rücken fest. Ganz locker. Sie könnte sich mit Leichtigkeit befreien, wenn sie wollte. Aber sie tut es nicht. Während ihr Atem ruhiger wird, frage ich mich, ob ich zu weit gegangen bin.
Sie schmiegt sich an mich. Ich lasse ihre Handgelenke los und umarme sie. Ihre Maske liegt auf meinem Brustkorb und ihr Atem wird stetig langsamer. Leilas wiederkehrende Ruhe lenkt meine Aufmerksamkeit auf mein eigenes, drängendes Bedürfnis. Jetzt würde ich sie nicht davon abhalten, meinen Gürtel zu öffnen. Aber wie soll ich ihr das mitteilen? Sie hat sich gerade erst wieder beruhigt; hat akzeptiert, dass am Keuschheitsgürtel nichts zu ändern ist. Im Keller hat sie mich verwöhnt, während sie selbst leer ausgegangen ist. Aber dabei hatte sie die Initiative übernommen. Kann ich das von ihr verlangen? Ein knappes Kommando, Druck auf die Schultern, ´Runter mit dir!´ - So würde Cyria vielleicht handeln, wenn sie ein Mann wäre.

Leila reißt mich aus meinen Gedanken, in dem sie vor mir auf die Knie geht. Ihre Hände behält sie dabei auf dem Rücken.
„Geliebter Herr, darf ich meine Hände benutzen und meine Augen öffnen?“ fragt sie.
„Ja,“ antworte ich.
Sie öffnet meine Hose, zieht sie herunter und widmet sich dann meinem besten Stück. Genau wie im Keller geht sie langsam vor. Behutsam fährt sie der Länge nach über den Schaft. Ihre zarten Hände bewegen sich auf und ab. Dann ein Intermezzo, bevor sie mich über die Schwelle führen wird. Ihre Finger spielen mit meinem Schwanz. Es sind kurze Berührungen, beinahe nur noch ein Hauch. Dieses delikate Spiel war zuerst ein Genuss aber jetzt zieht sie es in die Länge. Will sie, dass ich ebenfalls leer ausgehe? Oder provoziert sie eine Reaktion?

Ich schaue zu ihr herunter, lächle sie an und sage: „Mach bitte weiter.“
Sie schaut zu mir nach oben. Wie gerne wüsste ich jetzt, was unter ihrer Maske vor sich geht. Vor mir sehe ich nur die harte Schale und die schwarzen Augengläser.
Keine Antwort. Stattdessen setzt sie nun wieder ihre beiden Hände ein. Nicht grob – aber zielgerichtet, ohne sich dabei zu hetzen. Ich bemerke sofort, dass sie sich große Mühe gibt. Viele Möglichkeiten hat sie nicht. Abgesehen von ihren Händen bleibt ihr nur noch ein Lufthauch durch das Mundgitter ihrer Maske. Sie setzt alles ein, was sie hat und kurz darauf führt sie mich ans Ziel. Die Spuren landen auf ihrer Maske, ein paar Ausreißer verteilen sich auf ihrem Torso.

„Danke,“ bringe ich schnaufend hervor.
„Bitte, mein geliebter Herr,“ antwortet sie, vor mir kniend.
Ich helfe ihr hoch und deute auf die Badewanne. Sie versteht sofort, steigt über den Rand der Wanne und beginnt sich heiß abzuduschen. Ich drehe mich um und will das Bad verlassen. Wenn ich noch einmal versuche Leila abzutrocknen, werden wir wohl vor Einbruch der Dunkelheit nicht aus dem Badezimmer kommen. Stattdessen möchte ich meine Freundin mit einem Becher Kakao überraschen, sobald sie sich angezogen hat und aus dem Bad kommt.
Aber sie hält mich auf.

„Jakob,“ sagt sie, stellt das Wasser ab und will den Duschkopf einhängen. Dabei wird sie plötzlich so hektisch, dass ihr der Duschkopf aus der Hand gleitet und in die Badewanne fällt. „Mein Herr,“ fügt sie eilig hinzu, während sie den Schlauch aus der Badewanne fischt.
„Du musst mich nicht immer „Herr“ nennen,“ sage ich.
Sie steigt aus der Wanne und geht vor mir auf die Knie.
„Ich habe euch schlecht... gedient. Ihr solltet mich bestrafen.“
„Schlecht gedient? Du hast mir hervorragend gedient,“ antworte ich, gehe in die Hocke und will sie hochziehen.
Sie lässt sich nicht von mir auf die Beine helfen.
„Ich habe, als ich euch verwöhnt habe mit Absicht... naja... langsamer gemacht und euch zuerst nicht kommen lassen,“ sagt sie.
„Das ist doch nicht schlimm. Vielleicht hat es die Sache sogar interessanter gemacht?“ sage ich und versuche ein verwegenes Grinsen.
Mit dieser Antwort hat sie nicht gerechnet. Nach einer kurzen Pause sagt sie:
„Aber ich habe es nur gemacht um euch zu testen.“ Sie klingt beinahe etwas empört.
„Und was wolltest du mit deinem Test herausfinden?“ frage ich.
„Wie du... äh... wie ihr reagieren würdet!“ erklärt sie.
„Habe ich den Test bestanden?“ frage ich.
Dieses Gespräch entwickelt sich vollkommen anders als von meiner Freundin erwartet. Wieder eine Pause.
„Sei ehrlich,“ sage ich um sie zu einer Antwort zu ermutigen.
„Ein bisschen,“ bringt sie schließlich zögernd hervor.
„Und was hätte ich tun sollen um den Test zu bestehen? Als heroisches Beispiel für Selbstbeherrschung auf den Höhepunkt verzichten?“ frage ich.
„Nein,“ erwidert sie sofort. „Als Dienerin kommt für mich dein Vergnügen an erster Stelle. Ich darf nicht irgendwelche Spielchen treiben um dich zu testen und dir dafür deinen Spaß verderben.“
Ich will darauf antworten, aber sie hält einen Zeigefinger in die Luft und sagt:
„Warte...“ Sie sucht nach den passenden Worten, richtet ihren Blick dann kurz zu Boden ehe sie mit fester Stimme weiterspricht:
„Disziplin ist sehr wichtig für mich. Du musst mich für meinen Fehler hart bestrafen! Sei streng! Ich meine, seid streng, mein geliebter Herr! Und du musst mich dafür bestrafen, dass ich dich nicht als Herren anspreche! Mindestens 40 Schläge auf den Hintern!“

Jetzt bin ich überrascht. Ich habe zwar vermutet, dass es ihr um Disziplin gehen würde aber über eine besondere Anrede für mich haben wir noch nie gesprochen.
„40 Schläge?“ frage ich ungläubig.
„Mindestens,“ erwidert sie.
Leilas Wunsch sollte mich nicht überraschen. Es wäre nicht das erste Mal, dass ich ihr den Hintern versohle. Ich bin mir inzwischen sicher, dass der eine oder andere Klaps für sie nicht nur eine Strafe ist. Vielleicht wäre es sogar weit schlimmer, wenn ich sie nicht bestrafen würde? Diese Überlegung bringt mich auf eine Idee.
„Ok. Pass auf. Ich werde dich jetzt für 20 Minuten allein lassen. In dieser Zeit wirst du dieses Bad putzen. Im Anschluss werde ich deine Arbeit kontrollieren. Wenn ich zufrieden bin, bekommst du zehn Schläge. Wenn ich nicht zufrieden bin, bekommst du nur fünf. Verstanden?“
„Was? Aber... das macht doch keinen Sinn,“ erwidert sie.
„Wenn du ungehorsam bist, bekommst du gar keine Schläge.“
Zwei schwarze Augengläser starren mich an. Ich schaue zurück und versuche dabei so entschlossen wie nur möglich zu wirken.
„Natürlich, wie ihr wünscht, mein geliebter Herr,“ sagt Leila endlich.
„Brav,“ antworte ich und verlasse das Bad.

Ich warte in der Küche. Wie wird meine Freundin mit diesem Dilemma umgehen? Ist es für sie überhaupt ein Dilemma? Sie hat sich eine harte Strafe gewünscht und muss als Kettenschwester danach streben, jede Aufgabe mit ganzer Hingabe zu meistern.
Ein paar Minuten vor Ablauf der Frist mache ich für Leila einen Becher Kakao. Anschließend gehe ich nach oben, lasse den Becher aber in der Küche stehen.

Zurück im Bad erwartet Leila mich auf dem Boden kniend. Sie hat ihren schwarzen Latexanzug wieder angezogen. Als ich die Tür öffne, senkt sie ihren Kopf nach unten.
„Geliebter Herr, bitte kontrolliert meine Arbeit so sorgfältig wie möglich,“ sagt sie.
Der Raum sieht makellos aus. Ich zögere dabei über die Türschwelle zu treten und damit unweigerlich den perfekt gereinigten Boden zu beschmutzen. Aber mir bleibt keine Wahl. Ich gehe an Leila vorbei, die auf Knien bleibt, und lasse meinen Blick über die Fliesen schweifen. Die Armaturen glänzen, kein einziger Wassertropfen auf den Spiegeln und selbst die Abflüsse sehen fast aus wie neu.
Ich gehe zu Leila, reiche ihre eine Hand und helfe ihr hoch.
„Ausgezeichnet. Du hast dir deine Strafe mehr als verdient,“ erkläre ich betont freundlich.
Sie steht auf.
„Komm bitte mit,“ sage ich und führe sie in die Küche.

Ich sage ihr, dass sie sich über den Küchentisch beugen soll. Am anderen Ende des Tisches, genau vor ihren Augen, steht der Becher Kakao.
„Zehn Schläge,“ kündige ich.
Ich schlage nicht mit ganzer Kraft zu, versuche den Schwung aber trotzdem so zu dosieren, dass sie etwas spürt. Sie zählt jeden Schlag mit, ohne dass ich sie dazu auffordere.

„Zehn, danke mein geliebter Herr.“
„Du hast es überstanden,“ sage ich, gehe am Tisch entlang und schiebe den Kakao in ihre Richtung.
„Für dich.“
Leila richtet sich auf und nimmt sich den Becher. Ich hole aus dem Küchenschrank einen Strohhalm und gebe ihn ihr. Sie nimmt einen Schluck und bedankt sich. Davon abgesehen wechseln wir in den nächsten Minuten kein einziges Wort. Die Strafe als Belohnung für gute Arbeit hat meine Freundin vollkommen aus dem Konzept gebracht.

„Das war gemein,“ sagt meine Freundin endlich und schaut dabei auf ihren Kakao.
„Warum? Ich habe dir doch die Wahl gelassen,“ erwidere ich.
„Tolle Auswahl. Eine Dienerin sollte nicht für gute Arbeit bestraft werden.“
„Aber... du wolltest doch bestraft werden?“ sage ich.
„Ja, aber doch nicht so.“
Sie stellt ihren Kakao auf dem Tisch ab, geht zu mir und legt mir ihre Arme auf die Schultern.
„Du warst gerade ein schlechter Herr. Als Kettenschwester brauche ich klare Regeln und die Gewissheit, dass du mich streng bestrafst, wenn ich die Regeln missachte oder mich schlecht benehme. Eine Dienerin sollte sich nicht extra anstrengen müssen, nur um ihre Strafe zu bekommen. Das ist... total verkehrte Welt! Wie bist du bloß auf diese Idee gekommen?“
Ihre Kritik trägt sie mit einem hörbaren Augenzwinkern vor, aber ernst gemeint ist sie trotzdem.
„Ich wollte eben sehen, wie du dich verhältst,“ erkläre ich.
„Das geht so nicht. Du musst konsequent sein. Keine Experimente!“ erwidert sie und tippt mit dem Zeigefinger auf meinen Brustkorb.
„Aber du hast doch mit den Experimenten selber angefangen!“ sage ich.
„Stimmt aber dafür hättest du mich doch auch bestrafen müssen!“ antwortet sie.
„Vielleicht war das Experiment ja die Strafe?“ sage ich.
„Wenn das deine Strafe war, dann war das viel zu lasch. Wenn du mit deiner Kettenschwester nicht streng genug bist, passiert alles mögliche. Ich duze dich immer noch. Das geht doch nicht.“
Anhand ihrer Stimme und ihrer Gestik ist zu erkennen, dass sie mir nicht böse ist. Kein Wutanfall sondern ihr Versuch, Einfluss auf die Situation zu nehmen.

„Ich dachte, als Dienerin brauchst du klare Regeln? Wir haben uns noch nie darüber unterhalten, wie du mich anreden solltest. Es gibt dazu keine Regel, also kannst du mich anreden wie du willst,“ erkläre ich.
„Schon. Aber das versteht sich doch von selbst. Wir sollten das bei dieser Gelegenheit gleich festlegen. Wie soll ich dich anreden? Geliebter Herr, verehrter Herr, Meister, Gebieter?“
„Ich bin doch noch gar nicht offiziell dein Herr,“ gebe ich zu Bedenken.
„Es kann nicht schaden, wenn ich deine zukünftige Anrede gleich verinnerliche,“ erwidert sie.
„Ich möchte nicht, dass du mich ständig mit dem Majestätsplural ansprichst. Jakob reicht völlig. Alles andere legen wir fest, wenn die Gemeinschaft mir ihren Segen gibt.“
„Aber warum denn? Jede Kettenschwester spricht ihre Herrinnen und Herren auf eine besondere Art und Weise an.“
Leila lässt ihren Kopf hängen. Mein Blick fällt auf die Küchenuhr. In eineinhalb Stunden sind wir bei meiner Oma verabredet. Meine Freundin sollte vor diesem Besuch keine schlechte Laune haben.
„Weißt du was? Ich stelle es dir einfach frei, wie du mich anreden möchtest. Wenn du Lust hast, kannst du verschiedene Varianten ausprobieren. Herr, Meister und so weiter. Und wenn ich offiziell dein Meister werde, wählen wir die Anrede aus, die uns am besten gefallen hat.“
Sie schaut zu mir hoch.
„Du wählst die Anrede aus, die DIR am besten gefallen hat. Und du darfst nicht „Jakob“ nehmen,“ erwidert sie.
„Na gut,“ sage ich, rolle mit den Augen und lächle dabei.
„Siehst du – wenn du dir ganz viel Mühe gibst, wird aus dir ein sehr guter Herr werden,“ sagt sie.
„Ich will´s versuchen,“ erwidere ich und gebe ihr dann mit reichlich Schwung einen Klaps auf den Po.
76. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von marmas71 am 23.02.16 01:24

Hallo pfeffer,

Danke für die Fortsetzung, hat mir richtig Spass gemacht sie zu lesen.

Jetzt kommt Jakob ja langsam in die richtung wie er sich als Herr zu verhalten hat.
Die unsicherheiten wird er in der Gemeinschaft bestimmt ablegen.



Viel Spass beim schreiben der weiteren Folgen.

marmas71
77. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von Matze23 am 23.02.16 09:46

Hallo Pfeffer,

danke für die wieder toll geschriebene und spannende Fortsetzung der Geschichte.


Liege ich richtig mit meiner Einschätzung, dass Paul eigentlich kein "richtiger" Herr, sondern lieber ein (vielleicht etwas dominanterer) Partner von Leila werden möchte? Er liebt wohl das Spiel mit den Ketten, verabscheut aber dieses System aus Unterwerfung und Strafe. Nicht ganz einfach bei dieser Frau...

Die Idee, Cyria kaltzustellen und den Ansatz, Leila "umzudrehen", finde ich spannend. Ich wünsche Jakob jedenfalls viel Erfolg dabei!

Dr. Matze
78. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von Matze23 am 24.02.16 08:05

Beim zweiten Durchlesen ging mir so durch den Kopf, das man für den Job des "Herrn" ein Sadist sein MUSS, kein angelernter, sondern ein angeborener.

Jakob hat ein viel zu großes Herz; wenn er es nicht schafft, Leila "umzudrehen" oder aus ihren Zwängen zu befreien, muss er eigentlich scheitern. Wäre schade um ihn, scheint ein echt feiner Kerl zu sein.

Grüße, Matze
79. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 26.02.16 14:53

Vielen Dank für euer Lob!
Jakob tut sich in der Tat schwer mit der Rolle, die er nach Leilas Wunsch einnehmen soll. Er ist diesem Spiel aber nicht abgeneigt und wächst an seinen Aufgaben. So radikal wie Cyria wird er wohl nie werden – aber er wird sich definitiv zum Herren entwickeln. Auf seine eigene Art.

Die Frage, ob er dazu ein Sadist sein müsste ist interessant. Leila wäre das wohl nur recht. Aber vielleicht wird die Geschichte auf einen Kompromiss hinauslaufen? Leila akzeptiert, dass ihr Herr sie nicht an der ganz kurzen Leine führen will und Jakob lotet dafür im Gegenzug die Grenzen seiner Dominanz aus.
80. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von Rainman am 26.02.16 21:47

Hallo Pfeffer.

Schöne Fortsetzung. War mal wieder ein echter Genuß zu lesen.

Jakob hat da ja echt was intersantes an Leila entdeckt. Die scheint ja auf Schmerzen echt abzufahren und macht daher wohl einige Fehler, um daraus Lust zu gewinnen.
Aber was Jakob daraus gemacht hat finde ich toll. So frei nach dem Motto machst du gute Arbeit gibt es ein Belonhnung (Sprich bestrafung), machst deinen Arbeit unzureichend gibt es nichts. Würde das ja noch für ausbaubar halten und finde diese System besser als andersrum. Naja, jedem seine, mir ........ .

MfG Rainman
81. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von kamikazekifferin am 27.02.16 14:33

Zitat

Die Frage, ob er dazu ein Sadist sein müsste ist interessant. Leila wäre das wohl nur recht. Aber vielleicht wird die Geschichte auf einen Kompromiss hinauslaufen? Leila akzeptiert, dass ihr Herr sie nicht an der ganz kurzen Leine führen will und Jakob lotet dafür im Gegenzug die Grenzen seiner Dominanz aus.


Ich denke, dass er da schon leicht sadistisch ist. Wie Rainman schon geschrieben, hat er Cyrias System umkehrt und Leila damit vorenthält, was sie damit eigentlich bezwecken wollte,

Dazu der Berühmte WItz:

Treffen sich ein Sadist und ein Masochist. Sagt der Masochist: "Bitte quäle mich!" Daraufhin der Sadist mit hämischem Grinsen: "Nein!"



gruß kami

82. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von ABDL-Lover am 05.03.16 07:34

So bin bis hierhin durch mit der Story und Ich muss Mir eingestehen diese Geschichte ist "Superb"

Ich freue mich schon auf eine Fortsetzung!!!

Gruß Lars
83. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von Boze am 04.04.16 18:22

Wann gehts endlicher weiter? Das lange Warten macht einen ganz kirre.
84. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von Matze23 am 11.04.16 10:00

Seit dem letzten Kapitel sind mittlerweile 7 Wochen vergangen.

Bitte, lieber Pfeffer, lass dieses ausssergewöhnliche Werk nicht das gleiche Schicksal erleiden wie die Mehrzahl aller längeren Geschichten hier im Forum - nämlich als unvollendetes Fragment ohne Ende zu enden...

Grüße, Matze
85. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von marmas71 am 11.04.16 14:00

Hallo an alle leser,

Ich habe mailkontakt mit Pfeffer.

Der nächste Teil ist in Arbeit.

Pfeffer hat zur Zeit leider wenig Zeit zum schreiben.

Viele Grüsse

marmas71
86. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pardofelis am 11.04.16 21:16

Hi Marmas,

Danke!!!
87. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von swisssteel am 17.04.16 01:21

Wieder nach vorne schieben.
Bitte lass uns nicht noch länger warten.
88. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 17.04.16 19:44

Tut mir leid, dass ich mich eine Weile lang nicht gemeldet habe. Ich muss mich im Moment leider mit einem Problem herumschlagen, dass meine ungeteilte Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Fortsetzungen werde ich in nächster Zeit nicht schreiben können.
89. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von swisssteel am 17.04.16 20:45

Danke für die Informationen. Lass Dir Zeit hoffe Du denkst auch an uns. Und schreibst falls Du wieder Zeit hast.
90. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von kamikazekifferin am 11.07.16 23:50

Huhu

wollte mal fragen, ob es was Neues von Jakob und Leila gibt?

Wäre schade, wenn die geschichte ins Leere läuft.


Gruß
Kami
91. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von pfeffer am 14.07.16 22:54

Hallo!

Leider habe ich mich in den letzten Monaten arg rar gemacht. Nicht enden wollender arbeitsbedingter Ärger hält mich vom Schreiben ab.
Trotzdem bin ich nach wie vor entschlossen die Geschichte von Leila und Jakob fortzusetzen, kann aber im Moment leider nicht sagen wann es soweit sein wird.
92. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von Rowdypiper am 15.07.16 10:01

Hallo pfeffer,

dann sage ich dir jetzt, nehme dir die Zeit, die du brauchst, denn deine Geschichte ist großartig.

Und wenn du soweit bist, werden deine neuen Teile auch sehr gut sein.
Gut Ding braucht halt Zeit.
93. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von kamikazekifferin am 15.07.16 21:20

Zitat
Hallo pfeffer,

dann sage ich dir jetzt, nehme dir die Zeit, die du brauchst, denn deine Geschichte ist großartig.

Und wenn du soweit bist, werden deine neuen Teile auch sehr gut sein.
Gut Ding braucht halt Zeit.


Ich schließe mich dem an
94. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von swisssteel am 01.04.17 23:11

Hallo Pfeffer

Ich hoffe Du hast uns nicht vergessen und bist an der Fortsetzung am Schreiben.
Hat sich Dein Engpass gelichtet?
Würde mich sehr freuen, nach einem Jahr, wieder etwas von Dier zu lesen.

Grüsse
95. RE: Das geheimnisvolle Gespenst

geschrieben von Matze23 am 16.01.19 15:56

In Kürze begehen wir den zweiten Jahrestag des plötzlichen Ablebens dieser Geschichte.

Schade, dass diese außergewöhnliche Geschichte das traurige Schicksal so vieler "on the fly"-geschriebenen Lang-Geschichten teilt. Im Unterschied zu vielen anderen "Unvollendeten" wäre hier jedoch noch viel Raum für Entwicklungen gewesen...

Ich würde mich echt freuen, wenn Pfeffer die Geschichte wieder aufleben lassen könnte und wir erfahren, ob es wirklich eine gemeinsame Zukunft für die beiden Protagonisten geben und wie diese aussehen wird.


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