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pauli2004 |
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Keyholderin
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RE: Haus Waldstetten
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Datum:08.01.25 10:13 IP: gespeichert
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So ist das richtig, genauso hätte ich auch entschieden. Nochmal ganz von vorne anfangen, damit Frau Ferner endlich Zeit hat, sich auszuruhen und damit ganz ruhig zu werden.
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Fachmann
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RE: Haus Waldstetten
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Datum:08.01.25 10:53 IP: gespeichert
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Eine grundlegende sensorische Reduzierung
Was die angedeuteten, ganz unten angesiedelten therapeutischen Maßnahmen betrifft, erfahre ich am Donnerstagmorgen. Schwester Gerda hat wieder Dienst. Sie kommt mit ihren beiden Bütteln, die wieder einen Rollstuhl für mich vor sich herschieben, in unser Zimmer. „So, Sie haben sich also beim leitenden Arzt ausgeheult,“ begrüßt sie mich, „Sie wollen mich wohl los sein. Aber gut, dass hier nicht die Patientinnen zu entscheiden haben, wer sie betreut. Sie werden wohl weiter mit mir vorliebnehmen müssen. So, und jetzt erst einmal die Hände nach vorne.“ Marcel fummelt mir die Patientenhandschuhe ab, und dann schlüpfe ich die langen Ärmel der Zwangsjacke, die mir Eddie hinhält. Marcel verschließt die Schnallen auf dem Rücken und Schwester Gerda lässt es sich nicht nehmen, den Schrittgurt anzulegen und die losen Enden der Ärmel auf dem Rücken zu befestigen. Dann drücken mich die Pfleger in den Rollstuhl und werde zunächst wieder gründlich festgeschnallt. „Nachdem Sie gut verpackt sind, Frau Ferner, werden Sie jetzt eine neue Brille bekommen“, kündigt die Schwester an und zeigt mir dann ein großes schwarzes, mit Gummibändern versehenes Gestell. „Das ist super bequem. So ein Gestell kennen Sie ja schon. Sie werden es wie bisher ununterbrochen tragen. Das neue daran sind die Gläser. Schauen Sie mal.“ Und dann hält sie mir die Brille hin und ich entdecke viele Ringe in den dicken Gläsern. Die Gläser sind ganz anders als die, die mir sonst verpasst wurden. Sie ist eigentlich für sehr kurzsichtige Menschen gedacht wie Liz. „Wenn Sie diese Brille tragen, werden Sie nur noch Nebel sehen; vielleicht noch hell und dunkel unterscheiden können. Es ist eine grundlegende sensorische Deprivation für Sie verordnet. Wie gehabt kann es sein, dass nach und nach die Maßnahmen zurückgefahren werden. Aber erst einmal drei Tage das volle Programm. Und dazu gehört auch dieser Helm.“ Und sie zeigt mir wieder den blauen Helm, den ich schon häufiger tragen musste. „Diesmal ist er an den Ohren extrem verstärkt. Sie werden nicht nur wie blind, sondern auch wie taub sein. Es wird Ihnen sicher gut tun, um mal ganz abzuschalten, und Sie werden nicht negativ auffallen. Auf eine Sprachregulierung verzichten wir erst einmal, aber, Frau Ferner, sollten Sie das ausnutzen, dann stellen wir Sie ruhig. Da können Sie sicher sein.“
Dann nimmt sie mir meine Brille ab, legt mir die neue an und augenblicklich versinkt mein Blickfeld in milchigen Nebel. Nichts, aber auch rein gar nichts kann ich durch die Gläser deutlich sehen. Ich nehme nur Schemen wahr und undeutliche Farben. Die breiten Gummibänder sitzen eng an meinem Hinterkopf, damit ich die Brille nicht abschütteln kann. Danach wird mir der Helm angepasst, diesmal ohne Gitter, und meine Welt wird ganz, ganz leise. Ich kann nichts sehen und auch nichts hören. Bekomme nur mit, wie der Rollstuhl sich in Bewegung setzt und ich irgendwo hingefahren werde. Dass es sich um den Aufenthaltsraum handeln könnte, schließe ich daraus, dass ich ziemlich viele Personen in meiner Nähe bemerken, ohne sie recht identifizieren zu können.
Irgendwann setzt sich mein Rollstuhl wieder in Bewegung und ich werde in einen anderen Raum gefahren. Meine Nase sagt mir, dass es der Speisesaal sein muss, wo mir dann auch vorsichtig das Mittagessen gereicht wird. Ich orientiere mich alleine am Geruch und am Geschmack, sehen und hören kann ich ja so gut wie nichts, und so werde ich behutsam gefüttert.
Danach werde ich in den Hygieneraum gefahren, wo ich eine frische Windel bekomme. Und da ich jetzt endlich mal aus dem Rollstuhl herausgekommen bin, werde ich von vier starken Armen in die Gummizelle geführt, die ich bis zum Abend genießen kann.
Die Nacht verbringe ich dann im S-Fix-Bett, war ja klar, aber immerhin wird mir die Zwangsjacke ausgezogen.
Der Freitagvormittag gestaltet sich genauso ereignisarm wie der Tag zuvor. Ohne wirkliche Orientierung sitze ich in meiner Zwangsjacke im Rollstuhl festgeschnallt und lasse die Zeit verstreichen. Schwester Gerdas Warnung vor einem Knebel ist sehr effektiv; ich hüte mich, mich irgendwie zu äußern und bin ganz still.
Nach dem Mittagessen geht es diesmal nicht in die Gummizelle, sondern ich muss auf unser Zimmer, wo mich dann wieder die Gurte empfangen und mich sanft aber unnachgiebig umfassen. Seltsamerweise bekomme ich eine Spritze in die Vene am Arm. Irgendetwas wird mir gegeben. Ich frage, warum, aber die Antwort kann ich nicht verstehen. Ich merke jedoch, wie ich allmählich immer unruhiger werde. Ich wälze mich, so gut es geht, in meinen Gurten, zerre an ihnen und zappele herum. Was haben sie mir da gespritzt und warum?
Michael Seehausen (2)
Die hier sollen wissen, dass ich nicht so schnell locker lasse. Nach meinem missglückten Besuch vor einer Woche meldete ich mich wieder rechtzeitig telefonisch an, um Frau Ferner zu treffen, auch mit der Bitte, einen Blick in Frau Ferners Krankenakte zu werfen. Dr. Härich war am Telefon sehr kooperativ und wir vereinbarten ein Treffen um 14.00 Uhr. Als ich dann pünktlich in Haus Waldstetten erschien, teilte mir der Arzt mit, dass aus einem Treffen mit der Patientin leider heute nichts würde. Frau Ferner sei in einem emotionalen Ausnahmezustand und in keinster Weise in der Lage, sich mit mir zu treffen. Ich tat erstaunt und erwähnte, dass sie doch noch vor geraumer Zeit mit Richter Ahrends vernünftig zusammengesessen hätte. Das sei nur eine Momentaufnahme gewesen, teilte mir der Arzt mit, die Tendenz ginge bei der Patientin eindeutig nach unten, ich könne dies alles samt der Diagnostik gerne nachlesen. Ein Treffen heute sei jedoch dem Wohle der Patientin sehr abträgig. In der Akte steht einiges zu einer ausgeprägten Psychose, einer ausgeprägten Selbst- und Fremdaggression, einer verschobenen Selbstwahrnehmung sowie ersten Anzeichen von Selbstvernachlässigung. Die Patientin sei mittlerweile inkontinent.
Das alles deckte sich so wenig mit den Gutachten von Herrn Ahrends und Dr. Aschdorf, dass ich gegenüber Dr. Härich darauf bestand, meine Betreuungsperson sehen zu können. Der Arzt seufzte nur und bedeutete mir mitzukommen. Wir betraten ein Zimmer und ich sah Frau Ferner in höchster Erregung mit den S-Fix-Gurten kämpfen. Sie war in Fünf-Punkt-Fixierung einschließlich einer Schulterhalterung am Bett befestigt und stieß, während sie an ihren Gurten zerrte, aufgeregte Schreie aus. Ob sie sich selbst hörte, konnte ich nicht beurteilen, da sie einen dicken Helm, der auch die Ohren bedeckte, trug. Meine dahin gehende Frage wurde von Dr. Härich mit einer reizreduzierenden Maßnahme begründet; dazu zählen nicht nur der Gehörschutz sondern auch die starken Gläser der Brille, was der Patientin helfe, sich auf sich selbst zu konzentrieren, indem die Umwelt ausgespart würde. Ich musste Dr. Härich recht geben, dass ich so nicht mit Frau Ferner sprechen könne, fragte mich aber, ob hier alles mit rechten Dingen vor sich gehe. Die Aussagen von Richter Ahrends waren so ganz anders und viel positiver. Ich verabschiedete mich, ohne einen Folgetermin anzukündigen, und werde auf jeden Fall in den nächsten Tagen mit Herr Ahrends über die Lage sprechen.
Stillgelegt
Irgendwann habe ich trotz meiner Unruhe mitbekommen, dass wer mein Zimmer betreten hat. Ich konnte aber nicht ausmachen, wer da herein kam; ich glaube, es waren zwei Personen. Auf jeden Fall bekam ich kurz danach einen Ballknebel angelegt. Wahrscheinlich bin ich zu laut geworden; nun bin ich zwar leiser, sabbere aber dafür vor mich hin. Abends werde ich im Bett gefüttert und darf dann, da ich so verschwitzt bin, unter die Dusche. Dort natürlich mit Gurten festgeschnallt und auch wieder mit dem Ballknebel im Mund. Mit einer frischen Windel versehen werde ich später angezogen, im Rollstuhl verfrachtet und in den Aufenthaltsraum gerollt. Ich spüre die Anwesenheit anderer Patientinnen. Wahrscheinlich läuft ein Fernseher, hören oder sehen kann ich ja nicht viel und fragen auch niemanden.
Der Samstag und der Sonntag verlaufen in aller Langeweile. Morgens in die Zwangsjacke, dann im Rollstuhl fixiert und entweder nach draußen oder in den Aufenthaltsraum, am Nachmittag in die Gummizelle. Und nachts dann rundum fixiert im Bett. Ein toller Alltag, zum Glück wird mir der Ballknebel nicht mehr eingesetzt.
Ich frage mich, ob irgendwann die versprochenen Erleichterungen kommen, bis ich am Montagmorgen wieder bei Dr. Härich sitze. Mir wird der Helm abgenommen und Dr. Härich erklärt mir, er sei sehr zufrieden mit meinen Fortschritten. Damit das Ganze sich aber stabilisiert, solle die Reizreduzierung weitgehend fortgesetzt werden. Zusätzlich soll ich in Zukunft noch mein Knebelgeschirr tragen - das habe ich nun wirklich schon so lange vermisst – dafür bekäme ich allerdings einen neuen, etwas weiteren Helm angepasst, damit nichts drückt. Wie fürsorglich! Der Ohrschutz bleibe bestehen. Auf die Zwangsjacke könne man erst einmal verzichten, dafür werde ich wieder die dicken Patientenhandschuhe tragen. Wenigstens ein kleiner Lichtblick. Ansonsten bleibe der Tagesablauf so wie bisher. Bei einem erneuten Fehlverhalten müsse ich wieder die Zwangsjacke tragen und überdies im Netzbett bleiben. Und das würde ich doch bestimmt nicht wollen, fügt er süffisant hinzu. Bevor mich der Arzt wegschickt, kommen Marcel und Eddie herein und setzen mir mein heiß geliebtes Knebelgeschirr an. Ich kann nur noch grunzen und bin nun für die nächste Zeit stillgelegt. Dann noch den neuen weiteren Helm aufgesetzt und alles wird wieder still. Und dann wird mir tatsächlich die Zwangsjacke ausgezogen, was für eine Wohltat!
Mittlerweile frage ich mich allerdings, wann eigentlich der von Richter Ahrends angekündigte Betreuer kommt. Ich hätte ihm einiges zu erzählen.
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pauli2004 |
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Keyholderin
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RE: Haus Waldstetten
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Datum:08.01.25 11:39 IP: gespeichert
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So wie der Herr Seehausen es gesehen hat, hat Frau Ferner wohl einen erheblichen Rückfall erlitten, insofern ist es nur gut, sie noch länger in Waldstetten zu behalten. Hier bekommt sie schließlich die beste Therapie, denke ich.
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KG-Träger
Hamburg
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RE: Haus Waldstetten
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Datum:08.01.25 15:20 IP: gespeichert
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Zitat | So wie der Herr Seehausen es gesehen hat, hat Frau Ferner wohl einen erheblichen Rückfall erlitten, insofern ist es nur gut, sie noch länger in Waldstetten zu behalten. Hier bekommt sie schließlich die beste Therapie, denke ich. |
Merkst du eigentlich, was du da schreibst?
Man merkt deine sadistischen Züge....
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Erfahrener
Luzern
Bevor ich ins Gras beisse, rauche ich es zuerst weg!
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RE: Haus Waldstetten
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Datum:08.01.25 17:57 IP: gespeichert
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Danke vielmal für die fortsetzung..ist echt super geworden. Weiter so
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Fachmann
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RE: Haus Waldstetten
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Datum:09.01.25 13:24 IP: gespeichert
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Michael Seehausen (3)
Eigentlich hatte ich vor, unangekündigt in Haus Waldstetten aufzutauchen, aber Richter Ahrends hat mir dringend davon abgeraten, weil das Haus Besuche nur nach Ankündigung gestatte und damit ich mich nicht angreifbar mache. Also habe ich für Freitagnachmittag wieder einen Besuch vereinbart, aber Dr. Härich sagte mir schon am Telefon, dass sich Frau Ferners Zustand kaum verbessert habe und sie aus therapeutischen Gründen nicht kommunizieren dürfe. Wie ich dieses Gesäusel und diese Begründung, mit der sich alles rechtfertigen lässt, hasse.
Dennoch soll mich das nicht vom Besuch abhalten. Als ich dann am Freitag in Waldstetten war, schlug mir seine Vertreterin, Dr. Reichinger, vor, ich könne bei dem schönen Wetter ja die Patientin ein wenig durchs Außengelände schieben. Ein Pfleger brachte Frau Ferner in ihrem Rollstuhl. Allerdings konnte ich von ihrem Gesicht so gut wie gar nichts erkenne. Dicke Brillengläser und eine Ledermaske bedeckten ihr Gesicht, ein voluminöser Schutzhelm saß ihrem Kopf. Wie mir die Ärztin sagte, könne Frau Ferner mich aufgrund der Brille nicht erkennen und wegen des Ohrschutzes nicht hören. Ich solle sie aber behutsam draußen etwas herumfahren, die Gute käme so selten nach draußen. In einer halben Stunde würde sie nach uns sehen.
Frau Dr. Reichinger kam dann tatsächlich in Begleitung eines Pflegers. Er nahm Frau Ferner ihren Helm ab und auch die Ledermaske. So hatte ich endlich Gelegenheit mich der Patientin vorzustellen. Frau Ferner verhielt sich ruhig und vernünftig und bat darum, dass man ihr die Brille abnähme, damit sie wisse, wie ich aussähe. Der Wunsch wurde ihr erfüllt, allerdings stammelte sie dann nur, sie könne immer noch nichts erkennen, sie sei wie blind, ob sie nicht ihre eigene Brille tragen dürfe. Das würde die Therapie gerade nicht vorsehen, war die knappe Antwort der Ärztin, man würde ihr jetzt gleich wieder Brille, Knebelgeschirr und Helm anziehen. Ob sie noch kurz mit mir alleine reden dürfe, fragte die Patientin. Auf meinen auffordernden Blick gestattete das die Ärztin, jedoch nicht länger als zehn Minuten. Das Personal entfernte sich etwas und Frau Ferner bat mich inständig, sie hier herauszuholen, sie könne nicht mehr und hätte Angst, sich selbst oder bei Gelegenheit jemand anders etwas anzutun. Auf meine Fragen, ob die Maßnahmen, die ich bei meinen drei Besuchen gesehen habe, die Regel seien, antwortete sie nur, ja das seien hier übliche Methoden der Verhaltenstherapie.
Da kam auch schon der Pfleger wieder. Ich versprach Frau Ferner, in einer Woche wiederzukommen, vielleicht wüsste ich bis dahin schon, wie es weitergehen soll. Ich muss mir auf jeden Fall externen Rat bei Dr. Aschdorf oder Herr Ahrends holen.
Ein sabberndes, lallendes Etwas
„Das ist ja wohl das Letzte,“ schreit mich Schwester Gerda am nächsten Morgen an. Und damit ich sie gut verstehe, hat sie vorher den Ohrschutz vom Helm abgenommen. „Da wird Ihnen eine kleine Vergünstigung gewährt und die nutzen Sie sofort aus. Marcel hat mir einiges erzählt, was draußen draußen abgelaufen ist, als Sie sich bei Ihrem Betreuer ausgeheult haben. Diese Frau Dr. Reichinger ist einfach zu gutgläubig, halt noch zu grün hinter den Ohren. Wissen Sie was, Frau Ferner, einer unserer Isolationsräume unten im Keller ist heute frei geworden! Das ist der richtige Aufenthaltsort für renitente Personen wie Sie. Dr. Härich hat schon sein Okay gegeben und mir freie Hand gestattet. Sie brauchen das wohl und, wie ich finde, für länger. Die Herren bringen Sie jetzt hinunter und dann hört der Spaß erst einmal auf.“ Eddie und Marcel fassen mich an den Oberarmen und wollen mich zu meinem Rollstuhl bugsieren. Zurück in den Käfig? Alles, nur das nicht. Und dann noch mit Gewalt. So lasse ich mich nicht behandeln. Und warum ich in den Käfig zurück soll, ist doch reine Willkür. Nicht zurück in den Käfig, bloß nicht. Ich strampele und wehre mich in den Armen der Pfleger, schlage um mich. Ich höre Schwester Gerda schreien, irgendjemand versucht meine Füße zu fassen, aber ich trete dagegen. Ich kämpfe mit allem, was ich an Kraft noch habe. Es müssen mittlerweile einige Pfleger da sein, die mich bändigen wollen, aber sie bekommen mich nicht zu fassen. Ich reiße mich immer wieder los, aber auf Dauer habe ich keine Chance. Irgendwann werde ich in den Rollstuhl gedrückt und dort blitzschnell fixiert. Ich rudere mit meinen Armen und Füßen und dann spüre ich den Stich im Hals…
Ich wache mit Kopfschmerzen auf. Meinen Kopf kann ich kaum halten, Speichel läuft mir aus dem Mundwinkel. Ich habe kein Knebelgeschirr mehr angelegt, auch der Helm fehlt. Dafür haben sie mich wieder in die Zwangsjacke gesteckt bin und ich bin im Rollstuhl an den Füßen und im Brustbereich fixiert. Ich habe immer noch die Brille mit den starken Gläsern auf. Und da ich nichts erkennen kann, versuche ich zu rufen. Meine Zunge fühlt sich wie dick geschwollen und pelzig an und mein Rufen endet in unartikulierten Lauten. Aber ich höre Schritte und es ist Schwester Gerda. „Sie haben uns ja vorhin einen schönen Tanz bereitet, aggressiv hoch drei. Frau Ferner, die Konsequenzen müssen Sie jetzt ausbaden.“ Ich kann die Worte der Schwester gut verstehen, bin ganz klar im Kopf. „Wir mussten Sie sedieren, weil Sie eine Gefahr für sich selbst und für andere darstellten. Vielleicht erinnern Sie sich noch, wie Sie getreten und um sich geschlagen haben. Die Dosis ist dementsprechend hoch und hält noch zwei Tage. Wenn es nach mir ginge, bekommen Sie dann die nächste Portion. Na, mal sehen, was die Ärzte vorschlagen, aber ich fürchte, die lassen sich wieder erweichen.“ Und ich höre ihr hässliches Lachen. „Auf jeden Fall sind Sie an dem Punkt, wo Sie hingehören. Ihr Betreuer ist bereits über die Sachlage informiert und er hat von mir ein Video von Ihnen bekommen. Ein sabberndes, lallendes Etwas. Und so jemand sollte er hier rausholen? Vergessen Sie es. In diesem Zustand können Sie die Klinik nicht verlassen. Ja, Pech gehabt, meine Gute, richtig Pech gehabt.“ Ich versuche zu fragen, was mit mir geschehen soll, bekomme aber nur undeutliche Worte heraus. „Sparen Sie sich Ihre Mühe,“ fährt mich die Schwester an. „Bevor wir Sie in den Käfig stecken werden, bleiben Sie noch, so lange sich Ihr Zustand nicht bessert, hier auf Station. Natürlich Zwangsjacke und Rollstuhl und im Netzbett die Vollfixierung. Ich wünsche Ihnen viel Spaß damit. Und“, so fügt sie hinzu, „eine Entlassung können Sie vergessen. Auch wenn Ihr Betreuer noch davon überzeugt sein sollte, er könne Sie hier rausholen: wenn er Ihren Zustand sieht, weiß er sicher Bescheid. Wir sehen uns.“
Was die Vollfixierung im Netzbett bedeutet, erfahre ich, nachdem mir der Brei zum Mittagessen gereicht und mir danach eine frische Windel angelegt wurde. Gurte überall – ein Bauchgurt, ein Schrittgurt, die Schulterhalterung, je zwei Gute an den Armen und an den Beinen, die Fuß- und Handgelenke sind gesichert und als Krönung eine Kopffixierung. Außer meinen Fingern und Zehen kann ich überhaupt nichts mehr bewegen. Damit mir der Sabber weiterhin schön abfließt, hat man das Kopfteil vom Bett etwas angehoben und mir ein Lätzchen umgehängt, aber zum Glück gelingt es mir, den Speichel nun besser zu kontrollieren. Das Schlucken des Breis klappte ja auch schon ganz gut. Die Gitter des Bettes sind hochgezogen und auch das Netz als zusätzlicher Schutz über mir angebracht. So werde ich nach draußen gefahren und darf wenigstens etwas die frische Luft genießen.
Mich wieder aus der Fixierung zu entlassen, die Mühe macht sich keiner. Ich bleibe den ganzen restlichen Tag und die Nacht in den S-Fixgurten, erst am Morgen werde ich losgeschnallt, bekomme meine volle Windel ausgezogen und werde frisch gewickelt. Schwester Gerda kümmert sich persönlich darum, wie immer mit einigen hässlichen Bemerkungen. Das Frühstück reicht sie mir, als ich wieder fixiert im Rollstuhl sitze. Irgendetwas Sedierendes müssen sie ins Essen gemischt haben, denn sehr bald danach wird mir sehr schwindelig, meine Zunge fühlt sich wieder pelzig an und meine Muskeln erschlaffen. Gerda setzt mir den Helm auf und befestigt ihn an der Kopfstütze. „Wir mussten Ihnen noch einmal etwas für die nächsten Tage verabreichen,“ ist ihr Kommentar, „Ihr Betreuer soll Sie ruhig in diesem Zustand sehen. So lange sollen Sie noch auf Station bleiben und danach geht es wirklich in den Isolationsraum.“
Michael Seehausen (4)
Was machen sie mit der Frau und was hat sie angestellt? Ich begegne Frau Ferner und diesmal ist jegliche Kommunikation nicht möglich bzw. untersagt. Frau Ferner sitzt fest in einer Zwangsjacke im Pflegerollstuhl, sie ist am Oberkörper und an den Füßen fixiert. Die Patientin wirkt fast völlig apathisch, die Verstärkung des Helms an den Ohren lässt sie wie taub sein. Erkennen könne sie wegen der dicken Gläser der Brille nur Schatten, sagt mir die Schwester. Alles, damit die Patientin zu sich selbst findet. Ich fasse Frau Ferner zur Begrüßung an den Oberkörper. Wenigstens ein undeutliches Murmeln entfährt ihrem Mund. Die Schwester bedauert, dass ich mein Mündel in diesem Zustand sehen müsse, aber das hoch aggressive Verhalten vor ein paar Tagen hätte leider diese Folgen. Morgen oder übermorgen geht es ihr bestimmt schon besser.
Eigentlich hatte ich ja vor, Frau Ferner in die psychiatrische Abteilung des Kreiskrankenhauses verlegen zu lassen, aber in diesem Zustand kann ich das vergessen. Für mich ist hier gerade nichts mehr zu tun. Ich verlasse die Station wieder mit dem Hinweis, in einer Woche wiederzukommen.
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andreas |
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Stamm-Gast
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RE: Haus Waldstetten
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Datum:10.01.25 10:39 IP: gespeichert
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Nun habe ich es endlich geschafft diese schöne Geschichte zu lesen und bin froh das diese noch nicht zu Ende ist. Wirklich interessant was in diesem Haus so alles passiert. Mich würde interessieren wie es Frau Ferners geht immer gewickelt zu sein und alles in die Windel zu machen. Gerade wenn sie die Windel sehr lange tragen muß. Ich freue mich auf den nächsten Teil.
VG Andreas
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Erfahrener
Luzern
Bevor ich ins Gras beisse, rauche ich es zuerst weg!
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RE: Haus Waldstetten
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Datum:10.01.25 16:35 IP: gespeichert
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Sorry, dass ich mich erst jetzt melde. Ich war beruflich ziemlich beschäftigt. Die Geschichte hat super Wendungen. Ich freue mich schon irrsinnig auf den nächsten Teil.
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Fachmann
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RE: Haus Waldstetten
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Datum:10.01.25 17:02 IP: gespeichert
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Herzlichen Dank für euer tolles Feedback. Das motiviert! Allerdings neigt sich die Geschichte langsam dem Ende zu...
Nachher poste ich noch was und dann wird am Samstag oder am Sonntag der letzte Teil kommen.
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Fachmann
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RE: Haus Waldstetten
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Datum:10.01.25 19:26 IP: gespeichert
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Wieder im Käfig
Sie drücken mich in meinen Rollstuhl, fixieren mich darin und dann wird mir ein aufpumpbarer Knebel angelegt, der schnell meine Mundhöhle füllt und mich völlig verstummen lässt. Ich lasse alles geschehen, fühle mich noch zu schwach, um zu protestieren. Und mich zu wehren, hat überhaupt keinen Sinn. Das habe ich hier oft genug erfahren. Dann rollen Sie mich zum Fahrstuhl. Ich weiß, was mich erwartet: ein großer Käfig, nur mit einem Bett darin. Ich war ja schon ein paar Mal da, gottlob immer nur kurz. Und das letzte Mal mit Liz. Doch jetzt fröstelt es mich. Die Pfleger schieben mich in den großen Raum mit den Käfigen, deren Gitter bis zur Decke gehen. Eine Gittertür wird geöffnet, man befreit mich aus dem Rollstuhl und dann werde ich in den Käfig geführt, bevor schnell wieder abgeschlossen wird. Ob ich alleine hier unten bin oder noch andere Patientinnen kann ich nicht beurteilen, ich bin ja weiterhin halbblind und so gut wie taub. Meine Arme stecken weiterhin in der Zwangsjacke; man hat sie mir einfach angelassen, obwohl ich hier nun wirklich nichts Schlimmes mehr anrichten kann.
Ich versuche mich, so gut es geht, einigermaßen zu orientieren. Ich stoße an das Bett und zähle die wenigen Schritte bis zum Maschendraht des Käfigs. Ich fühle mich absolut leer und habe keine Ahnung, was sie hier mit mir vorhaben. Jetzt heißt es erst einmal nur warten und möglichst nicht negativ aufzufallen. Die neue Brille trage ich ja nun schon ein paar Tage und ich stelle fest, dass sich meine Augen langsam an die Gläser gewöhnen. Ich sehe zwar noch sehr unscharf, aber bei weitem nicht mehr so verschwommen, wie noch vor am Anfang.
Irgendwann wird die Tür geöffnet und ein Pfleger – ich glaube, es ist Eddie – zieht mich hinaus und setzt mich auf eine Bank. Sofort schnallt er meinen Hals fest und nimmt mir dann endlich den Knebel aus dem Mund und nimmt mir den Helm ab.
Da kommt schon Schwester Gerda. „Ich darf Ihnen jetzt das Essen anreichen, liebe Frau Ferner,“ säuselt sie, „und dann geht es zurück in Ihr reizvolles Appartement hier unten.“ Ich sage lieber nichts und lasse mir das Essen geben. Als wir fertig sind, traue ich mich zu fragen, wie lange ich noch die Zwangsjacke tragen muss. „Oh, Ihre Schutzjacke haben Sie noch bis heute Abend an, und dann geht es zur Nachtruhe ein die Vollfixierung. Morgen sehen wir weiter. Aber wissen Sie, ich bin ja nicht so: auf den Gummiknebel verzichten wir nun. Sie bekommen ihr Kopfgeschirr aus Leder aufgesetzt und dann wieder den passenden Helm dazu. Damit sind sie sicher verpackt und können keinen Unfug anstellen. Und schon wird mir wieder mein Kopfgeschirr über die Brille gestülpt, die Ledergurte schließen sich um meinen Hals und am Hinterkopf und ich kann nur noch grunzen. Dazu dann ein dicker Lederhelm mit einer breiten Stirnkrempe, damit ich mir nicht weh tun kann, und dann ab zurück in den Käfig.
Der Nachmittag zieht sich endlos, am Abend darf ich immerhin duschen – endlich raus aus der Zwangsjacke -, und dann geht es ins Bett, wo mich Eddie wieder nach allen Regeln der Kunst fixiert. Auch meinen Kopf lässt er nicht aus und damit mir auch wirklich nichts passieren kann, bekomme ich wieder die Patientenfäustlinge angezogen.
Am nächsten Morgen kommen Gerda und Marcel an mein Bett. „Guten Morgen, Frau Ferner,“ begrüßt mich die Schwester, „ich habe gute Nachrichten für Sie. Ich habe mit Dr. Härich die weitere Behandlung abgesprochen. Wir verzichten weiter auf den Gehörschutz und auch die Schutzjacke ersparen wir Ihnen erst einmal. Vorausgesetzt natürlich, es kommt zu keinem Rückfall. Was halten Sie davon?“ Ich grunze irgendwas in meinen Knebel, bin aber innerlich ganz froh. „Der Herr Doktor hat mir ganz freie Hand in Ihrer Behandlung gelassen. Ich möchte ehrlich sein: Sie stellen mit Ihren unvorhersehbaren Aggressionsschüben immer noch eine Gefahr für sich selbst und andere dar. Eine Möglichkeit wäre die Dauerfixierung im Pflegerollstuhl, ist nur ein bisschen eng hier unten. Und nur fixiert im Bett zu liegen, kann auf die Dauer auch nicht die Lösung sein. Aber irgendwas müssen wir zu unserem Schutz tun. Und deshalb, tata, hat mir Dr. Härich erlaubt, Ihnen wieder eine Spreizhose samt Laufgeschirr anzulegen. Und das machen wir jetzt!“
Ich grunze entsetzt in meinen Knebel. Nein, bitte nicht die Spreizhose. Aber schon schnallt Marcel die S-Fixgurte los. Ich darf mich etwas dehnen und strecken und dann geht es Richtung Wickelraum. Ich bekomme eine dicke Windel für den Tag angezogen, darüber eine Gummihose und dann eine Hose und ein Oberteil mit Knie- und Ellenbogenschonern. Und dann ziehen die beiden mir die Spreizhose an und befestigen die Gurte des Laufgeschirrs an meinem Oberkörper. „Nun, dann krabbeln Sie mal los,“ weist mich die Schwester an. Ich lasse mich vorsichtig auf alle viere nieder und unter den höhnischen Kommentaren der Schwester krabbele ich zum Essensplatz, wo ich mich mit breit gespreizten Beinen auf eine niedrige Bank setze. Damit ich keinen Unfug mache, wird mir wieder der Ledergurt um den Hals gelegt und meine Unterarme mit einem Gürtel an meiner Taille befestigt. Und dann gibt es das erlesene Frühstück, bevor man mich wieder losschnallt und ich zurück in meinen Käfig krabbele. „Das wird Ihr Tagesprogramm sein,“ lächelt die Schwester mich an, „tagsüber die Spreizhose, nachts die Vollfixierung im Bett. Viel Spaß dabei.“ Und dann wird die Käfigtür abgeschlossen und ich bin alleine. Ein langer Tag liegt vor mir, nur unterbrochen von den Mahlzeiten. Zum Glück ist die Spreizhose nicht so breit eingestellt, dass es mir in den Hüften weh tut. Aber unangenehm ist sie schon. Stehen kann ich nur kurzzeitig damit. Es gelingt mir irgendwie, auf mein Bett zu kommen. Ich lege mich auf den Bauch mit hochgestrecktem Po – ich muss wunderbar aussehen.
Michael Seehausen (5)
Ich hatte einen heftigen Disput mit Dr. Härich am Telefon. Ich hatte mich spontan zu einem Besuch angekündigt, um mit Frau Ferner reden zu können. Aber der Arzt beharrte auf medizinischen Vorsichtmaßnahmen, ein Besuch würde die Patientin beunruhigen, gerade seien in der Therapie erste Fortschritte zu sehen, die man auf keinen Fall beeinträchtigen wolle. Es gelang mir, den Arzt auf diesen Freitagnachmittag festzulegen. Aber erst als ich Richter Ahrends erwähnte, der ja schließlich die Zwangseinweisung nicht verlängert hatte, gab Dr. Härich nach. Ich erzählte ihm noch nicht, dass ich vorhabe, in kurzer Zeit die Patientin ins Kreiskrankenhaus überweisen zu lassen. Am Donnerstag kam dann der Anruf aus Waldstetten, dass es besser sei, meinen Besuch abzusagen, da die Patientin überaus labil sei. Da wurde ich schon sehr laut und deutlich am Telefon und sprach von widerrechtlichen freiheitsberaubenden Maßnahmen, so dass der Arzt merklich kleinlauter wurde. Mittlerweile habe ich mir die Aufnahmegenehmigung der Psychiatrie des Kreiskrankenhauses besorgt. Dort könnte Frau Ferner erst einmal durchatmen. Herr Ahrends, Dr. Aschdorf und ich möchten sie dann dort begleiten und ihre Integration in den Alltag in die Wege leiten.
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KG-Träger
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RE: Haus Waldstetten
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Datum:10.01.25 19:44 IP: gespeichert
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Zitat | Herzlichen Dank für euer tolles Feedback. Das motiviert! Allerdings neigt sich die Geschichte langsam dem Ende zu...
Nachher poste ich noch was und dann wird am Samstag oder am Sonntag der letzte Teil kommen. |
Moin. Dann hoffe ich, dass die Gerda, die beiden Pfleger sowie dieser Dr. Härig auch verklagt werden und eine gerechte Strafe bekommen.
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Erfahrener
Luzern
Bevor ich ins Gras beisse, rauche ich es zuerst weg!
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RE: Haus Waldstetten
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Datum:10.01.25 22:04 IP: gespeichert
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Danke für die fortsetzung. Sehr schade, dass die Geschichte bald beendet ist. Macht mich traurig.
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Fachmann
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RE: Haus Waldstetten
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Datum:11.01.25 16:11 IP: gespeichert
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Uiuiui... Fr. Ferner wird aber hart bestraft. Erst starke Beruhigungsmittel und nun auch das noch. Wie wird es weitergehen?
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Fachmann
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RE: Haus Waldstetten
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Datum:11.01.25 20:48 IP: gespeichert
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Und nun: der letzte Teil.
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Fachmann
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RE: Haus Waldstetten
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Datum:11.01.25 20:55 IP: gespeichert
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Der Betreuer
Ein Tag ist wie der andere. Sie ziehen sich endlos. Der Höhepunkt ist der Besuch von Dr. Härich, der sich sehr zufrieden über meinen Zustand äußerte, jedoch eine Fortführung der Therapie mit unbestimmter Dauer empfahl. Ich habe jedes Zeitgefühl verloren, weiß gar nicht, welchen Tag wir haben. Nur das tägliche Duschen, der Windelwechsel, das An- und Ausziehen der Spreizhose und die Mahlzeiten bringen Abwechslung in meine Tage. Natürlich trage ich weiterhin mein Knebelgeschirr, die dicke Brille und den Helm. Zum Essen krabbele ich auf allen vieren und jede Nacht verbringe ich voll fixiert in den S-Fix-Gurten. Schwester Gerda kümmert sich rührend um mich. Sie scheint Dauerdienst zu haben, denn täglich legt sie mir die Spreizhose an und abends mit einem Pfleger zusammen die Gurte. Gestern Abend hat sie sich verabschiedet, mit der Bemerkung ich solle schön brav sein, sie hätte jetzt langes Wochenende.
Heute am Freitagnachmittag wird es plötzlich spannend. Marcel kommt herein, zieht mir die Spreizhose aus, nimmt mir Helm und Knebelgeschirr ab und zieht mir die Brille vom Kopf. Ich frage natürlich, was los ist, bekomme aber nur die einsilbige Antwort „Befehl von ganz oben“. Dann hilft er mir auf und ich stehe etwas wackelig auf meinen Beinen. Meine Augen versuchen sich ohne Gläser zu orientieren. So langsam kehren die Konturen zurück und ich kann einigermaßen deutlich sehen. „Ach ja, Ihre Brille“, sagt Marcel und gibt mir meine eigene richtige Brille in die Hand. Ich setze sie schnell auf und schon ist die Umwelt wieder einigermaßen scharf gestellt. „Sie haben Besuch“, murmelt Marcel, „ich soll Sie ins Besucherzimmer führen. Also benehmen Sie sich gut, sonst muss ich Ihnen die Schutzjacke anziehen.“ Ich sage, nein, das geht schon, er müsse sich keine Sorgen machen. Und dann führt er mich zum Fahrstuhl, wir fahren nach oben und betreten dann bald ein Zimmer, das ich noch gar nicht kenne. Dort sitzt ein großer, schlanker Mann mit schütterem Haar, der sich als mein Betreuer Michael Seehausen vorstellt. Natürlich erinnere ich mich an die kurze Begegnung draußen vor einigen Wochen und ich bin gespannt auf das, was nun kommt.
Herr Seehausen schickt Marcel aus dem Zimmer und fragt, wie es mir geht. Ich antworte ihm ehrlich und berichte detailliert von den Tagen im Käfig. Herr Seehausen schreibt auf seinem Laptop mit, bis es energisch an die Tür klopft und Dr. Härich mit hochrotem Kopf das Zimmer betritt. „Aus Sicherheitsgründen hören wir mit, was die Patientin Ihnen erzählt. Sie glauben diesem kranken Menschen doch hoffentlich kein Wort. Das ist doch absolut lächerlich.“ „Damit ich Ihnen glauben kann, würde ich gerne die Kameraaufnahmen aus den Isolationsräumen sehen, zu denen Sie verpflichtet sind“, lächelt Herr Seehausen zurück. „Das geht nicht“, stammelt der Arzt, „sie sind versehentlich gelöscht worden.“ „Dann möchte ich gerne mit dem Pfleger sprechen und zwar sofort.“ „Das hat doch keinen Sinn, aber wenn Sie meinen…“
Dr. Härich telefoniert und kurz darauf erscheint Marcel. „Herr Müller, der Herr Betreuer möchte mit Ihnen sprechen. Er will wissen, was in den Isolationszimmern vor sich geht. Ich verlasse mich auf Sie.“ Zunächst streitet Marcel jeden Punkt meines Berichtes ab. Doch dann nehme ich meine Brille ab und zeige Herrn Seehausen die Abdrücke des Brillengestells mit den starken Gläsern, die sich deutlich von meinem Gesicht abheben. Ich verweise auf die Knie- und Ellenbogenschoner, die ich noch immer trage, und biete sogar an, die Abdrücke der Spreizhose an meinen Leiste zu zeigen. „Das ist wohl hoffentlich nicht nötig,“ meint Herr Seehausen. „Herr Müller, ich möchte, dass Sie mir folgende Dinge bringen, von denen die Patientin berichtete: das Kopfgeschirr, die Brille, die sie wochenlang tragen musste, die Schutzjacke und die Spreizhose. Und danach führen Sie mich bitte nach unten, damit ich das Isolationszimmer selber sehen kann. Und wenn das nicht klappt, meine Herren,“ und damit blickt er den Arzt an, „Richter Ahrends ist in seinem Büro, der ist wenigen Augenblicken erreichbar und erklärt Ihnen die rechtliche Lage.“
Dr. Härich zuckt nur noch mit den Schulter und weist Marcel an: “Sie haben es gehört. Machen Sie, was er gesagt hat.“ Marcel kommt wenig später mit den Utensilien zurück. „Und?“ fragt Herr Seebergen den Pfleger. „Musste Frau Ferner das alles hier tragen?“ Marcel nickt. Dr. Härich beeilt sich zu sagen, dass dies alles zu den medizinisch-therapeutischen Maßnahme gehöre, die bei vielen Patientinnen überragende Erfolge gezeigt haben. Herr Seebergen brauche übrigens gar nicht ins Isolationszimmer zu gehen. Er hätte hier einige Fotos. Und ob Frau Ferner auch von diesen Maßnahmen profitiert habe, fragt Herr Seebergen. „Selbstverständlich“, antwortet der Arzt, „wir waren auf einem guten Weg.“ „Das freut mich“, erwidert Herr Seebergen, „trotzdem habe ich den Eindruck, dass Ihr Konzept nicht das Richtige für Frau Ferner ist. Hier ist der Aufnahmebescheid des Kreiskrankenhauses, wo Frau Ferner eine Woche zur Beobachtung geladen ist und danach werde man weitersehen.“ Ich schaue den Mann überrascht an, aber der spricht schon weiter. „Auch wenn Sie, Dr. Härich, Anträge auf eine weitere Zwangseinweisung der Patientin gestellt haben, so sind diese noch nicht bewilligt worden. Sie befinden sich noch in der Prüfung mit ungewissem Ausgang. Aus juristischer Sicht kann Frau Ferner in Absprache mit mir Haus Waldstetten verlassen und daher bitte ich Sie, uns unverzüglich die persönlichen Sachen von Frau Ferner zu übergeben, damit wir diese Einrichtung verlassen können.“
Ich bin baff und sprachlos. Ich soll hier raus, endlich. Okay, erst in eine andere Einrichtung, aber ich habe noch die Worte von Dr. Aschdorf und Richter Ahrends im Ohr. Es scheint sich doch noch alles zum Guten zu wenden.
Dr. Härich steht abrupt auf. „Wie Sie wollen, aber wenn das Ganze schief gehen sollte, hier brauchen Sie nicht mehr anzuklingeln. Herr Müller wird Frau Ferners Sachen besorgen. Die Entlassungspapiere bekommen sie per Post.“ Und weg ist er.
Marcel kehrt nach einiger Zeit mit meiner Tasche zurück und ich ziehe mich in einem Nebenraum um. Wie gut das tut, wieder persönliche Kleidung zu tragen!
„Nun, Frau Ferner, überrascht?“ fragt mein Betreuer. „Ja,“ antworte ich, „und sehr glücklich.“ „Ich fahre Sie jetzt in Kreiskrankenhaus nach C. Sie werden dort eine ganz andere Atmosphäre erleben. Dr. Aschdorf wird Sie besuchen und wenn alles normal läuft, sind Sie in einer Woche wieder zu Hause.“
Epilog
Ich stehe in meinem Badezimmer vor dem Spiegel. Nur undeutlich sehe ich mein Gesicht. Ich setze mir vorsichtig meine neue Brille auf und sehe meine durch die dicken Gläser stark vergrößerten Augen. Sie haben sich weiter verschlechtert, der Sehtest beim Optiker ergab eine Veränderung auf plus 8 Dioptrien. Ein heftiger Sprung, wie die Angestellte meinte. Aber Hauptsache, ich kann wieder scharf sehen.
Ich nehme die Brille wieder ab, augenblicklich wird alles verschwommen. Dann setze ich sie wieder auf und sehe mich um. Wie gut, wieder klar gucken zu können. Der dunkle Rahmen passt gut zu meinem Gesicht und sorgt dafür, dass die Dicke der Gläser nicht so auffällt.
Dann nehme ich mein braun-weißes Knebelgeschirr in die Hand und stülpe es vorsichtig um meinen Kopf. Das breite Lederstück umfasst meinen Mund, schmale Gurte führen links und rechts an der Nase entlang zum Stirngurt. Ich spüre das Lederband an der Stirn und die Gurte an meinem Kopf. Dann ziehe ich die Schnallen am Hinterkopf fest und dann die des Halsgurtes. Etwas in mir tief drin kribbelt sehr, als ich mich so sehe. Ich versuche etwas zu sagen, aber heraus kommen nur undeutliche Wörter. Ich bin erregt.
Dann gehe ich ins Schlafzimmer. Auf dem Bett liegt ein komplettes S-Fix-Set mit Schulterzusatzhalterung. Ich lächle und freu mich darauf, später von Dominik ins Bett gebracht zu werden. In einer halben Stunde wird er kommen, ich stelle schonmal den Auflauf in den Backofen.
Mal sehen, wie ich ihm mit neuer Brille gefalle. Schließlich haben wir die zusammen ausgesucht und er weiß, dass ich stärkere Gläser brauche und diese meine Augen sehr vergrößern. Ich löse die Gurte meines Knebelgeschirrs und nehme es wieder ab, vielleicht werde ich es noch später tragen.
Ich bin jetzt seit vier Wochen zu Hause. Die eine Woche in der Psychiatrie des Krankenhauses war unspektakulär. Man hat mich weitgehend in Ruhe gelassen, es gab zwei nette Gespräche und dann wurde ich nach sieben Tagen entlassen. Eine Windel brauchte ich auch nicht mehr zu tragen. Alles funktionierte, von wegen inkontinent… Was mir zu schaffen machte, waren meine Alpträume und meine Schlafstörungen, die auch zu Hause regelmäßig auftraten.
Dominik, der mir in Waldstetten so sehr geholfen hat, hatte mich angeschrieben. Wir haben ein paar Mal telefoniert und uns dann regelmäßig getroffen. Ich glaube, ich habe mich in ihn verliebt, und ich scheine ihm auch nicht ganz gleichgültig zu sein. Als angehender Mediziner habe ich ihn wegen meinen Alpträume um Rat gefragt und dass ich nachts so sehr unruhig sei. Irgendwie kamen wir gemeinsam auf die Idee, dass mir vielleicht das Fixiertsein fehlen könne. Dominik konnte über Beziehungen bei seiner neuen Praktikumsstelle ein gebrauchtes S-Fix-System bekommen. Ich habe es die letzten Nächte mit Dominiks Hilfe ausprobiert und ich konnte tatsächlich tiefer schlafen. Eine meiner Hände habe ich nicht fixieren lassen, so dass ich mich dann morgens von den Gurten alleine befreien konnte. Die Zeit in der Psychiatrie hat ihre Spuren hinterlassen. So ganz fühle ich mich noch nicht zu Hause und meine dunkle sexuelle Sehnsucht nach Fixierungen und Restriktionen ist sehr präsent. Ich habe Dominik davon erzählt, der mich ermutigte, mir die Zeit zum Verarbeiten zu geben. Er weiß auch von meinem Knebelgeschirr.
Zweimal war ich bei Richter Ahrends und er hat mich nach meiner Zeit in Waldstetten befragt. Ich habe so genau wie möglich geantwortet und der Richter hat die Verantwortlichen bereits angezeigt. Die Polizei wird nun ermitteln. Ich soll mich als Zeugin bereithalten, aber ich weiß, es wird für mich schrecklich sein, sollte ich Schwester Gerda vor Gericht begegnen.
Da klingelt es. Er kommt. Dominik hat ein flaches Paket unter dem Arm, als ich ihn hereinlasse. Das legt er erst einmal in den Flur und umarmt mich. Er schaut mir lange ins Gesicht und sagt dann, dass ich mit meiner Brille toll aussehe. Die neuen Gläser würden meinen Augen noch einen ganz neuen Ausdruck verleihen.
Wir essen zusammen und dann machen wir es uns gemütlich. Ich frage Dominik, was es mit dem Paket auf sich habe. Er holt es herein und öffnet es langsam. Darin liegt eine weiße Zwangsjacke. „Wo hast du die denn her?“ frage ich ihn. „Ich hatte heute in der Einrichtung auf dem Speicher zu tun, wo das Equipment, was nicht mehr benutzt wird, herumliegt. Da sah ich einige Jacken in einem Schrank liegen und ich dachte, vielleicht möchtest du noch einmal eine anziehen.“ „Da du ja auch die S-Fix-Gurte magst,“ fügt er schüchtern hinzu. „Dann verwöhne mich doch heute“, antworte ich. „Aber ich habe noch einen Wunsch. Ich möchte, dass du dabei meine alte Brille aufsetzt.“ Und dann hole ich die Brille mit dem silberfarbenen Metallrand, die mir Frau Dr. Schardtwald gegeben hatte und setze sie Dominik auf.
Gut steht sie ihm. Ich ziehe schnell meine Hose und meinen Pulli aus. Dann reiche ich ihm mein Knebelgeschirr. „Bitte das zuerst.“ Dominik legt es mir an und dann strecke ich meine Arme nach vorne und empfange die Ärmel der Jacke. Sie sitzt eng und umhüllt mich verführerisch. Nachdem Dominik die Schnallen auf dem Rücken verschlossen hat und meine Arme verschränkte, streichelt er sacht über meine Brüste. Ich zittere vor Erregung. Dann zieht er den Schrittgurt fest, ich könnte schreien, weil es mich so anmacht. Ich stöhne in meinen Knebel hinein und Dominik beginnt, mich an den schönsten Stellen zu streicheln. Ich sehe seine großen Augen hinter den Brillengläsern und dann wird es ganz bunt um mich. Wir lassen uns aufs Sofa fallen. Ein Gefühl des Zerfließens. Vielleicht brauche ich in dieser Nacht kein S-Fix mehr.
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andreas |
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Stamm-Gast
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RE: Haus Waldstetten
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Datum:12.01.25 03:59 IP: gespeichert
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Vielen Dank für die letzten Teile der Geschichte. Es ist schon ein bisschen schade das diese schon zu Ende ist. Eine wirklich schöne Geschichte und ich würde gerne erfahren wie es mit den beiden weiter geht. Kommen sie zusammen, wird sie wieder Windeln undd Spreizhose tragen und möchte gern als Adult Baby leben, etc. So viele Fragen und Möglichkeiten und ich hoff auf eine weitere Fortsetzung.
VG Andreas
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Stamm-Gast
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RE: Haus Waldstetten
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Datum:12.01.25 14:23 IP: gespeichert
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Schön das es ein Happy end gibt, für beide.
Die zeit in Waldstetten hat ihre spuren hinterlassen.
Schön und schade zugleich ist die Geschichte zu ende.
schade, es ist zu ende
Schön Geschichte wurde zum abschluss gebracht und jeder kann ja sein teil selber denken was mit Gerda und Co weiter geht, vielleicth dürfen beide ja die eigene medizinische therapie am eigenen leibe erfahren.
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Einsteiger
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RE: Haus Waldstetten
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Datum:12.01.25 22:20 IP: gespeichert
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Vielen Dank für dieses Happy End.
Ich freue mich auf dein nächste Werk
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Story-Writer
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RE: Haus Waldstetten
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Datum:13.01.25 15:05 IP: gespeichert
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vielen Dank für diese gelungene Geschichte. Das Ende hast Du zum richtigen Zeitpunkt gewählt, denn ich glaube sonst währe die Story zu langatmig geworden und hätte diesen besonderen Charakter verlosen!
Ich ziehe meinen Hut, verneige mich und vielleicht kommt eine Fortsetzung oder eine ganz neue genau so spannende Geschichte dabei rum.
Grüßli von burli
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ball |
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Keyholder
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RE: Haus Waldstetten
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Datum:13.01.25 16:25 IP: gespeichert
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Dankeschööön für die schöne Geschichte.
Ich habe beim lesen viel Spass gehabt.
ich hoffe das er eine nachfolge Geschichte gibt
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