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Freak
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RE: Endstation
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Datum:16.06.15 01:10 IP: gespeichert
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Na diese Fortsetzung folgte ja rasch und mit einigen scheinbaren Wendungen, ein netter Pfleger, die Wirkung der Medis scheint nachzulassen.
Aber dann scheinbar ein Käfig und immer wieder reflektiert sie das dicke Windelpaket, das sie tragen muss.
Die Frage ist warum sie gestolpert ist.....oder worüber.
Hoffnung keimt auf für den Termin beim Richter, der Ausgang erscheint offener....
Bin schon gespannt wie es weitergeht!
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von mikezed am 16.06.15 um 01:11 geändert
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hugo |
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KG-Träger
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RE: Endstation
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Datum:19.06.15 01:33 IP: gespeichert
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Bin schon sehr neugierig, wie es weitergeht. Bitte lass die Heldin nicht all zu lange schlafen.
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Stamm-Gast
Sachsen/Anhalt
Erlaubt ist, was Beiden Gefällt
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RE: Endstation
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Datum:19.06.15 20:02 IP: gespeichert
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Hallo gimahani,
auch ich wollte Dir mitteilen. dass mir die Geschichte sehr gefällt und ich schon gespannt auf eine Fortsetzung warte.
Ich weiss, dass dieses Lob nicht halb soviel Wert ist, wie das von mike zed. (dessen Storys übrigens auch sehr gut sind) aber das Kompliment ist ehrlich gemeint.
Grüsse von
Gum
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sub78 |
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Sklave/KG-Träger
Hannover
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RE: Endstation
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Datum:19.06.15 21:34 IP: gespeichert
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Liebe gimahani,
endlich bin auch ich heute dazu gekommen, Deine interessante Fortsetzung zu lesen. Das Lesen hat mir wieder einmal sehr viel Spaß gemacht. - Sehr schön, wie Du die wahren Ursachen des "roten Schweißes" aufgelöst hast. Wirklich amüsant, was Frau Wegener sich da in ihrem Zustand einbildet, ... ein Türstopper - ja, das könnte ihr in ihrer Wohnung (die sie hoffentlich so schnell nicht wiedersehen wird) vielleicht auf diese Weise passiert sein, aber doch nicht in einer geschlossenen Abteilung. Wie sie sich gefühlt haben wird, als sie feststellte, dass es keinen solchen Türstopper in ihrer Nähe gibt, kann ich mir sehr gut vorstellen. Hoffentlich ist sie in ihrem Bettkäfig wieder gezwungen, ihre Windel zu benutzen, was bestimmt einen guten Eindruck auf den sie begutachtenden Richter machen wird.
Bitte behalte Deinen sehr gelungenen Schreibstil bei; es ist ein Genuss, auch die von Dir beschriebenen Details - wie das Lesen des schlecht gelösten Kreuzworträtsel - mitzulesen. Das verleiht Deinem Text einen sehr authentischen Eindruck.
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Freak
Beiträge: 99
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RE: Endstation
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Datum:22.06.15 00:49 IP: gespeichert
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Teil XII
Traumlos verbrachte ich die Nacht in dem von allen Seiten mit Gittern versehen Bett. Nach viel zu wenig Schlaf wachte ich auf und schaute mich müde in dem Raum um. Am liebsten hätte ich mich wieder hingelegt, aber wenn der Richter kam, wollte ich frisch geduscht sein und nicht noch den Schlafsand in den Augenwinkeln haben. Außerdem genoss ich die Stille – endlich mal kein nerviges Personal um mich herum. Das Zimmer sollte wohl zur Beruhigung dienen, aber mich verängstigte diese sterile Einrichtung eher. An den Wänden hingen keine Bilder und zu allem Übel waren sie mit einer abwaschbaren Farbe gestrichen worden. Im Licht einer Laterne glänzten einige Stellen und verrieten das.
Als nächstes nahm ich die Überwachungskameras wahr, von denen sich zwei an der Decke befanden. Alle wichtigen Teile des Raumes, die Tür, das Fenster und mein Bett, waren einsehbar. Ich wollte so gern einen Blick aus dem Fenster werfen und mich an der dunklen Nacht ergötzen, die ich wahnsinnig mochte, dass ich die Technik vergas. An jeder für mich erreichbaren Stelle suchten meine Hände nach einem Knopf, einem Hebel, irgendetwas. Leider hatte ich keinen Erfolg, also blieb nur rohe Gewalt. Mit aller Kraft zog ich an dem Gitter, um wenigstens ein bisschen freier zu sein.
Als auch das nicht klappte, befasste ich mich näher mit diesem Patientenkäfig. Um Verletzungen bei Stößen vorzubeugen, hatte man umlaufend eine Art Nestchen, wie man es von Babybetten kennt, angebracht. Gemütlichkeit strahlte es allerdings nicht aus, da es mit einem leicht zu reinigenden Stoff, vielleicht handelte es sich um Kunstleder, überzogen war. Richtig erkennen ließ sich die Farbe im Halbdunkel nicht, aber ich nahm es als ein kühles Blaugrün wahr.
Die Matratze war sehr bequem, jedoch mit einem Laken aus ähnlich widerlichem Stoff bespannt. Wenigstens das Bettzeug schien normal zu sein. Ein Klacken ertönte und aus einem Lautsprecher tönte die blechern klingende Stimme von Michael:
„Frau Wegener, ist bei Ihnen alles in Ordnung?“
Ich war unsicher, ob er eine Antwort von mir haben wollte.
„Der Bewegungssensor und die Kamera zeigen mir an, dass Sie wach sind. An der Wand hinter Ihrem Bett befindet sich ein Mikrofon, über das ich Sie hören kann. Also sprechen Sie bitte mit mir.“
Ich drehte mich zu der besagten Wand um, konnte jedoch nichts erkennen. Obwohl es mir merkwürdig vorkam, antwortete ich nun: „Ja, alles gut. Ich wollte nur aus dem Fenster schauen. Wie spät ist es überhaupt? Ich bin wach geworden und weiß nun nicht, ob es sich lohnt, nochmal zu schlafen.“
„Es ist erst viertel sechs, Sie können getrost noch ein paar Stunden schlafen. Das Bett lässt sich nur von der Steuereinheit an der Zimmertür aus steuern, also stellen Sie bitte das Gerüttel ein.“
So ein Scheiß. Meine Chancen, von Michael befreit zu werden, schätzte ich als eher gering ein. Dennoch wollte ich nichts unversucht lassen und setzte erneut an. „Michael? Ich muss mal auf die Toilette. Können Sie mich bitte hier raus lassen?“
Es klackte wieder. „Das heißt ‚Pfleger Michael‘ und die Antwort lautet nein. Sie wurden aufgrund Ihrer gestörten Wahrnehmung in den Intensivbeobachtungsraum verlegt.“
Sicher hätte er noch weiterreden wollen, aber ich ließ ihm keine Möglichkeit dazu: „Gestörte Wahrnehmung? Das einzig Gestörte ist, dass Pfleger Frank hier die Protokolle fälscht und unschuldige Patienten mit Medikamenten vollpumpt. Ich bin doch nicht blöd. Vorhin war im Flur irgendwas, worüber ich gestolpert bin. In den letzten 25 Jahren bin ich sicher nicht ein einziges Mal aus dem Bett gefallen und vorhin genauso wenig! Der will mich fertig machen!“
„Ich verstehe Ihre Beunruhigung, Frau Wegener. Das ist alles sehr aufreibend für Sie. Ich kann Ihnen ein Präparat gegen Ihre Erregung anbieten“, sagte Frank. Dass er mich nicht ernst nahm, war offensichtlich. Wäre ich an seiner Stelle gewesen, hätte ich meine Glaubwürdigkeit sicherlich auch infrage gestellt.
„Nein, danke. Ich versuche, noch ein bisschen zu schlafen. Vielleicht ist ja später mal jemand da, der mich nicht wie eine Irre behandelt.“
Die Bitte, auf Toilette gehen zu dürfen, war eigentlich eine Ausrede, um aus diesem Käfig zu kommen. Inzwischen machten sich die zwei großen Becher Wasser jedoch bemerkbar, in meiner Blase nahm der Druck stetig zu. Als letzte Amtshandlung vorm Schlafen bemühte ich mich, im Sitzen den Urin in die Windel zu pressen. Trocken war sie eh nicht mehr, also konnte ich sie ebenso gut benutzen und dadurch mein Wohlbefinden wenigstens etwas steigern. Sicher – eine vollgesogene Windel am Leib war nicht angenehm. Aber wer je versucht hat, mit einer vollen Blase den Weg ins Traumland zu finden, wird mich verstehen. Trotz der absehbaren Erleichterung kostete es mich ein enormes Maß an Überwindung, an einem anderen Ort als der Toilette zu pullern. Ich konzentrierte mich und konnte nach kurzer Zeit einen Erfolg verbuchen. Nachdem der Druck in meinem Unterleib nachließ, wartete ich noch ein wenig und begab mich schließlich wieder in die Waagerechte.
Viele sagen, ich sei eingebildet - dabei gibt es mich wirklich!
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Freak
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RE: Endstation
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Datum:22.06.15 08:24 IP: gespeichert
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Da hat jemand aber Nachtarbeit geleistet! Wieder einmal eine tolle Fortsetzung, die mit Detailliebe (Wie das Bett beschrieben wird) den Leser an den unterschiedlichen Perspektiven der Patientin teilnehmen läßt. Die Wirkung der Medis hat nachgelassen, das Bewußtsein kommt wieder.
Was mich etwas wundert, es sind Retardtabletten, deren Wirkung eigentlich noch anhalten sollte, und ich frage mich ob sie nicht wiederkommt, evt zum unpassenden Zeitpunkt.
Der Kampf sich absichtlich in die Windeln zu entleeren ist einfach super genau nachfühlbar beschrieben.
Das alles führt dazu, dass die Spannung auf hohem Niveau gehalten wird und Lust auf die nächste Fortsetzung macht!!
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von mikezed am 22.06.15 um 08:28 geändert
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Freak
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RE: Endstation
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Datum:28.06.15 23:22 IP: gespeichert
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Also ich finde es schade, dass hier niemand weiter kommentiert, gerade für eine neue Auorin ist dies wichtig, Resonanz zu erhalten! sind hier alle unter Tavor eingepennt`!?
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modex |
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KG-Träger
Mit KG ist besser als ohne Phantasie
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RE: Endstation
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Datum:29.06.15 16:59 IP: gespeichert
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Jau, Recht hast Du.
Die weitere Entwicklung stelle ich mir wahrscheinlich ähnlich vor wie alle, sie kommt da nicht mehr raus und die Behandlungen werden intensiver. Aber vielleicht wollen wir ihr vorher noch etwas Hoffnung geben: In der Anhörung wird ihre Entlassung so gerade eben angeordnet ("es dürfte sich um einen einmaligen Ausrutscher handeln, im Wiederholungsfall wäre natürlich neu zu prüfen") nur blöderweise nimmt sie noch irgendwelche Tabletten ein, die dann kurz nach der Entlassung voll zuschlagen und sie gleich zurückbringen lassen.
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Freak
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RE: Endstation
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Datum:29.06.15 20:48 IP: gespeichert
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danke für deine ansage, mikezed. kennt ihr das prinzip einer marktwirtschaft? die nachfrage bestimmt das angebot. da die nachfrage offenbar nicht sonderlich groß ist, brauche ich auch nichts weiter zu veröffentlichen. weitere teile der geschichte sind längst vollendet, nun liegt es an den stummen unter euch. Viele sagen, ich sei eingebildet - dabei gibt es mich wirklich!
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Fachmann
Ruhrgebiet
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RE: Endstation
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Datum:29.06.15 21:58 IP: gespeichert
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Ich habe heute erst angefangen die Geschichte zu lesen und gleich alles bis zum aktuellen Stand durchgelesen. Mir gefällt es, ich bin neugierig wie es weitergeht.
Mahatma
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Story-Writer
Bayern
Freunde findet man wie Sand am Meer, gute und wahre Freunde so selten wie Muscheln mit einer großen Perle darin
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RE: Endstation
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Datum:01.07.15 06:04 IP: gespeichert
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*kicher*
Gute Möglichkeit muss ich mir merken, immer schön Kommentare schreiben lassen.
Ich las die Geschichte eigentlich nur um herauszufinden was andere hier so schreiben.
Aber jetzt hast du meine Neugier geweckt wie es weiter geht *böse kuk*
Aber ich hoffe diese Geschichte hat auch irgendwann ein happy end. (Entlassung aus der Hölle)
Wobei ich zugeben muss das ich das Prinzip von geben und nehmen bzw. Ursache und Wirkung, schöner finde.
Aso wenn der nächste Teil gut ist, schreibe ich gerne einen weiteren Kommentar *frech grins*
Da schon einige Teile existieren muss ich wohl noch eine Ganze weile auf mein Happy end warten.
Würde mich sehr über eine PN freuen in der steht ob es eines gibt, oder ob die arme Frau Wegener ihr leben lang in dieser Hölle vor sich hin vegetiert und sie irgendwann akzeptiert.
mit lieben Grüßen von der Fledermaus
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Stamm-Gast
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RE: Endstation
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Datum:04.07.15 18:14 IP: gespeichert
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Liebe gimahani,
Frau Wegener ist jetzt schon 13 Tage im Spezial Bett.
Kannst du sie nicht langsam rausholen?
Ihre Windel müsste doch schon überlaufen.
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Erfahrener
luzern
besser eingepackt, als ausgepackt!
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RE: Endstation
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Datum:05.07.15 07:39 IP: gespeichert
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BITTE BITTE WEITERSCHREIBEN..ich halte es kaum aus vor spannung. Irgendwie erinnert mich das ein ganz kleines bisschen an die geschichte von verena und das psch-krankenhaus. Nur das die andere geschichte weniger spannung bot...und weniger langlebig war. Würde mich aber freuen wenn diese geschichte sich ähnlich weiterentwickelt.
lieber gruss Zwangsjacken-liebhaber..ballknebel rot, fäustlinge, windel
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Latexdolljaci |
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Stamm-Gast
Aachen
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RE: Endstation
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Datum:05.07.15 18:15 IP: gespeichert
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Sehr interessante Geschichte, spannend geschrieben.
Hoffentlich gibt es noch viele spanende Teile.
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Erfahrener
Nähe Bautzen
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RE: Endstation
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Datum:05.07.15 21:35 IP: gespeichert
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Wahrscheinlich hat man Frau Wegener einfach vergessen... Die Arme Bitte weiterschreiben...
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Erfahrener
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RE: Endstation
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Datum:07.07.15 19:10 IP: gespeichert
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Sehr gut geschrieben Geschichte, bitte schreibe weiter.
Jochen
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Freak
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RE: Endstation
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Datum:12.07.15 20:22 IP: gespeichert
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Teil XIII
Wider Erwarten schlief ich sehr schnell ein. Nicht einmal der sich im Schloss der Tür drehende Schlüssel drang in mein Bewusstsein. Erst als eine Seite des Bettgitters mit einem metallischen Rattern nach oben ging, wachte ich auf. Es war seltsam – ich fühlte mich, als hätte ich verschlafen. Bevor der Richter kam, wollte ich diese Windel loswerden, duschen und mir etwas anderes anziehen. Meinem Vorhaben standen zunächst zwei Aspekte im Weg. Zum ersten wusste ich nicht, wie spät es aktuell war und zum zweiten hatte man mir keine Uhrzeit mitgeteilt, zu der der Richter mich begutachten sollte. Nun galt es, alle notwendigen Informationen einzuholen und mich auf das Gespräch vorzubereiten. Mein Oberkörper schnellte nach oben, um gleich danach fast wieder auf die Matratze zurückzufallen. So klar meine Gedanken eben noch waren, so schwammig. Die Wirkung der Tabletten war offenbar immer noch ziemlich heftig.
„Langsam, langsam, Frau Wegener!“ Eine mir unbekannte Stimme mahnte mich zur Ruhe. „Ich bin Schwester Corinna und habe diese Woche Frühdienst. Haben Sie gut geschlafen?“
„Geht so. Wie spät ist es denn? Und wann kommt der Richter heute? Ich möchte endlich nach Hause.“ Mein ruppiger Tonfall tat mir fast etwas leid, weil die Schwester sehr nett zu sein schien. Unter normalen Umständen wäre ich sicher freundlicher zu ihr gewesen, aber das war für mich eine Stresssituation.
„Es ist jetzt 08:30 Uhr, Frau Wegener. Um welche Uhrzeit der Richter bezüglich Ihrer Unterbringung kommt, muss ich nachschauen. Ich habe vorhin etwas von 10:00 Uhr gelesen, werde mich aber noch mal vergewissern. Bis dahin ist auf jeden Fall noch genug Zeit. Ich würde Sie jetzt gern zum Duschen bringen und Ihnen beim Umziehen behilflich sein. Anschließend gibt es Frühstück.“
Mit diesen Worten schob Schwester Corinna einen Rollstuhl an mein Bett heran. Ich war so perplex, dass ich gar nichts sagen konnte. Ungläubig starrte ich sie an, sodass sie beruhigend erklärte, dass nur für jetzt sei und auch nur, weil ich gestern Abend aus dem Bett gestürzt sei und das Tavozepam den Gleichgewichtssinn häufig störe. Es war mir reichlich unangenehm, aber die Aussicht auf eine heiße Dusche, normale Klamotten und meine Entlassung ließen mich gehorchen. So stand ich langsam auf und setzte mich in den Rollstuhl. Es war mir unheimlich peinlich, da meine Füße und Beine nicht lädiert waren.
„Schnallen Sie sich bitte an?“, fragte die Schwester.
„Was?“ Die Fahrt ins Krankenhaus vom Vortag war mir noch allzu gut im Gedächtnis. Ich wollte nicht schon wieder mit Gurten irgendwo festgezurrt sein und mich null bewegen können. Doch zum Glück war nur ein Beckengurt angebracht, den ich auch selbst wieder öffnen konnte. Ich schnallte mich an und die Schwester steuerte mit mir auf ein großes Bad zu.
„Ich öffne Ihnen jetzt den Overall. Sie können sich anschließend ausziehen und Ihre Windel in diesen Behälter werfen. Möchten Sie noch auf die Toilette gehen?“ Die Schwester war so freundlich, dass es mir schon fast unheimlich war.
Ich horchte in mich hinein. Musste ich mal oder nicht? Ich musste nicht, jedenfalls nicht groß. Doch das war kein Wunder, denn ich hatte ewig nichts gegessen. Diese ganze Sache hier war mir gewaltig auf den Magen geschlagen, ich hatte weder Appetit noch Hunger. „Ja“, antwortete ich der Schwester, „ich möchte gern.“
Wie versprochen öffnete Corinna das kleine Schluss, das sich an dem Overall befand. Mit dem Ausziehen wollte ich warten, bis sie das Bad verlassen hat, aber sie tat nicht dergleichen. „Könnten Sie mich bitte allein lassen?“, fragte ich sie also.
„Hm …“, die Schwester schien mit sich zu ringen. „Eigentlich darf ich Sie nicht unbeaufsichtigt lassen, doch Sie machen einen vernünftigen Eindruck auf mich. Ich werde Ihnen frische Kleidung von nebenan holen.“
Sie ließ mich allein und ich streifte diesen hässlichen Anzug ab und warf die volle Windel in den Müllsack. Ich genoss das Gefühl, auf einer handelsüblichen Toilette zu sitzen länger, als für die paar Tropfen Urin nötig gewesen wäre. Als sich Schritte näherten, säuberte ich mich mit etwas Klopapier. Ich stand auf, wollte spülen und stockte – kein Spülknopf weit und breit.
„Das geht nur mit einem Code und von hier aus“, sprach Corinna und deutete auf ein Bedienfeld neben der Tür. Wahrscheinlich konnte man hier alles nur von der Tür aus und nur mit einem Schlüssel oder Code erledigen. Ich war genervt. Die Schwester kam zur Toilette und sah hinein. „Kein Stuhlgang?“
Ich errötete und schüttelte den Kopf. Es war mir unangenehm, so offen nach meinen intimsten Angelegenheiten gefragt zu werden.
„Das muss Ihnen nicht peinlich sein. Manche unserer Patienten schlucken Drogenpäckchen oder andere Sachen. Damit können wir diejenigen überwachen. In den normalen Zimmern gibt es sowas nicht, nur in Ihrem. Sie können jetzt duschen. Aus dem Spender in der Kabine bekommen Sie je eine Portion Waschlotion und Shampoo. Ein Handtuch lege ich Ihnen her und wenn etwas ist, befindet sich in der Dusche eine Klingel.“
Auf dem Weg nach draußen fummelte Sie an dem Touchscreen neben der Tür herum und die Toilettenspülung legte los. Unterdessen stieg ich in die Duschkabine und drehte das Wasser auf. Jeder Tropfen war ein Genuss. Als ich sauber und abgetrocknet war hielt Schwester Corinna mir eine Windelpants hin, der neue Overall lag auch schon bereit. Mein Gesicht ballte sich zur Faust und ich wäre sie am liebsten angesprungen.
„Bitte, Frau Wegener. Ich weiß, dass das unangenehm für Sie ist, aber machen Sie es sich und uns nicht schwer“, wirkte sie beschwichtigend auf mich ein.
„Okay“, sagte ich, „ich ziehe das Zeug an, aber vermerken Sie bitte, dass ich nicht einverstanden bin.“
Keine dreißig Sekunden später hatte ich wieder das so verhasste Outfit an, aber wenigstens war die Windel dieses Mal wesentlich dünner.
„Kommen Sie bitte? Sie können jetzt frühstücken und Ihre Medikamente einnehmen.“
„Danke, ich hab keinen Hunger. Ich nehme meine Tabletten und danach würde ich gern einen Kaffee trinken und eine Zigarette rauchen. Geht das?“
„Ja, natürlich. Wie Sie möchten.“
So eine nette Schwester – sie ging mir nicht auf die Nerven und ließ mich (fast) machen, was ich wollte. Ich trottete ihr hinterher, nahm meine Tabletten und ließ mir von Schwester Corinna im Raucherzimmer die Zigarette anzünden. Mir wurde ganz schwindelig, weil ich so lang nichts gegessen hatte und nun rauchte, aber schließlich kennen Indianer keinen Schmerz. Meine Kippe war alle, doch ich blieb noch etwas sitzen. Gerade als ich mich wunderte, dass sonst kein Patient zu rauchen schien, ging die Tür auf. Ich stand schnell auf, damit es so aussah, als wollte ich eh gerade gehen. Mir war immer noch nicht nach einer Unterhaltung mit einem Irren zumute. In den Raum trat ein Mann, den ich ungefähr auf mein Alter schätzte. Er sah nett aus, aber mehr als ein ‚Hallo‘ war meinerseits nicht drin.
Die Stationsuhr zeigte 09:12 Uhr und mir fiel ein, dass Schwester Corinna sich wegen der Uhrzeit nicht ganz sicher war. Was für ein Glück, dass ich sie nochmal fragte – der Richter wollte schon 09:30 Uhr kommen. So ruhig wie möglich verbrachte ich die verbleibende Zeit im Gemeinschaftsraum der Station, in dem auch andere Patienten saßen, die jedoch kaum Notiz von mir nahmen. Wieder vertiefte ich mich in die Rätsel der Klatschzeitschriften, die eine gelungene Ablenkung darstellten. Die Schwester näherte sich und teilte mir mit, dass der Richter nun da sei und ich bitte mitkommen solle.
Ich war wahnsinnig aufgeregt, ging es doch um nichts Geringeres als meine Freiheit! In einen schwarzen Anzug gekleidet saß der Amtsmensch an einem Tisch und studierte eine Akte, die nur meine sein konnte. Ab und zu ein Stirnrunzeln, hin und wieder ein „Hm“, dann war er fertig und sah auf.
„Guten Tag, Frau Wegener. Ich wurde wegen Ihrer Unterbringungsangelegenheit bestellt, um Sie zu begutachten. Wie schätzen Sie die Lage ein? Sind Sie suizidal oder haben den Wunsch, sich selbst zu verletzen?“
Ich konnte ihn nicht einschätzen. Keine Ahnung, was das Personal ihm erzählt hat oder was in meiner Akte steht. Übertrieben fröhlich sollte ich am besten nicht wirken, aber auch nicht zutiefst depressiv. „Na ja“, begann ich, „mir geht es natürlich nicht sonderlich gut. Aber das ist kein Wunder, nachdem was passiert ist. Umbringen möchte ich mich allerdings nicht, nur ausruhen.“
Wieder sah er in diese Akte. „Wissen Sie“, sagte der Richter, „mir liegen hier Einschätzungen verschiedener Fachleute vor. Nicht eine davon sagt aus, dass Ihre Psyche stabil ist. Sie haben mehrfach geäußert, sich das Leben zu nehmen, wenn Sie wieder einen epileptischen Anfall hätten. Laut Akte neigen Sie außerdem dazu, sich zu schneiden oder sich in gefährliche Rauschzustände zu bringen. Seit über 24 Stunden verweigern Sie die Nahrungsaufnahme. Ich werde Ihnen die Gelegenheit geben, sich unter Aufsicht auszuruhen. Gemäß den §§ 421 und 422 des FamFG ordnet das Gericht eine Unterbringung von Frau Susanne Wegener an. Die vorläufige Dauer der Unterbringung beträgt 6 Wochen, beginnend ab gestern. Die Option einer Verlängerung besteht nach §425 FamFG. Gute Besserung.“
Die Akte klappte mit dem Geräusch eines Richterhammers zu.
[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von gimahani am 19.10.19 um 18:50 geändert Viele sagen, ich sei eingebildet - dabei gibt es mich wirklich!
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SteveN |
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KG-Träger
Köln-Porz
Latex ist cool
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RE: Endstation
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Datum:13.07.15 09:13 IP: gespeichert
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Hallo gimahani !
An so einen Ausgang mit dem Richter hat sie in keinster
Weise gedacht. Sie hatte gebetet rauszukommen. Nun
klatscht die Kladde zu und sie bekommt einen Anfall,
der nätürlich alles Bestätigt was das Pflegepersonal
vorhergesagt hat.
Nicht das der Tobsuchtsanfall so stark wird, daß sie in
eine Spezialabteilung gebracht wird, eine Spezial-
Gummizelle zum Abkühlen.
Viele Grüße SteveN
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Freak
Beiträge: 103
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RE: Endstation
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Datum:13.07.15 18:54 IP: gespeichert
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ja das hatte sie wohl nicht gedacht, dass sie nicht nachhause kann. Da sitzt sie nun in Windeln und Overall und hat bestimmt noch nicht realisiert, was passiert ist. Das heißt für sie weiterhin die verhasste Kleidung tragen, was kommt noch alles auf sie zu? Zwangsernährung, Spezialhandschuhe, Zwangsjacke, dickere Windeln, Pfleger die ihre Lage ausnutzen, Gummizelle, Medikamente, die sie hilflos machen....?
Sehr gut und spannend geschrieben, regt das Kopfkino an!
Ich freue mich auf die nächsten Fortsetzungen!
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modex |
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KG-Träger
Mit KG ist besser als ohne Phantasie
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RE: Endstation
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Datum:13.07.15 22:04 IP: gespeichert
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Hoffentlich war der Richter mit Verfahrensbeistand da-sonst wird sein Beschluss aber ratzfatz aufgehoben. Aber weiß sie überhaupt von ihrem Beschwerderecht? Ich glaube kaum, daß sie überhaupt Post von ihren netten Pflegern weitergeleitet bekommt...
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