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ZdBdLa
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  RE: Mädchenpensionat Datum:20.06.24 20:13 IP: gespeichert Moderator melden


Zitat
Aus der Sicht der Eltern? Da bin ich ja mal gespannt, was die sich zusammenreimen, von wegen \"Wir haben doch nur das Beste gewollt\" und \"undankbar\" etc.

Lass Dich einfach überraschen. Ich habe mir viel Mühe gegeben, die Geschichte möglichst realistisch zu erzählen. Allerdings kommt die Aussöhnung mit den Eltern erst in Kapitel 26 und 27.
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ZdBdLa
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  RE: Mädchenpensionat Datum:21.06.24 23:49 IP: gespeichert Moderator melden


Kapitel 23: Im Krankenhaus (Teil 2)

In den nächsten Wochen taten die beiden Ärzte alles, um mich körperlich und psychisch wieder herzustellen. Auch mein Vater hatte sich in seine Zuschauer-Rolle gefügt und überwies mir Unsummen an Geld. Erst später erfuhr ich, dass er Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hatte, um den Gerichtsbeschluss anzufechten. Nur leider galt Prof. Dr. Brinkmann als absolute Koryphäe im Bereich der Psychiatrie von jungen Erwachsenen, sodass sich kein in der Schweiz zugelassener Gutachter fand, der seine Expertise in Zweifel gezogen hätte. Vielleicht beruhigte es meinen Vater aber auch, dass wohl alle von ihm angefragten Gutachter und Psychiater ihm versichert haben, dass ich bei Herrn Brinkmann in den besten Händen sei.

Den Großteil des Geldes meines Vaters tastete ich vorerst gar nicht an.

Nach der Zeit im Pensionat war es eine Wohltat wieder weite Trainingshosen, enge Leggings, Jeans-Hosen und einfache T-Shirts und vor allem keine Korsetts zu tragen. In der Schweiz ist das Gesundheitswesen besser als in Deutschland mit finanziellen Mitteln ausgestattet, sodass mir vom Krankenhaus eine Erstausstattung an Klamotten - ich meine natürlich Kleidungsstücken - zur Verfügung gestellt wurde. Als ich das Krankenhaus zunächst mit einem Rollstuhl, später auf Krücken und schließlich zu Fuß verlassen konnte, nutzte ich die Möglichkeit zum Einkaufen. So konnte ich meine geliebten Sommerkleider wieder tragen. Bei warmen Wetter trug ich teilweise sogar Shorts oder Hotpants sowie manchmal sogar ein Crop-Top, nachts einen Schlafanzug oder einfach nur ein Negligée. Vor meiner Zeit im Internat hatte ich ausschließlich 'normale' Unterwäsche, sprich Schlüpfer und BHs in weiß und aus Baumwolle getragen. Jetzt entdeckte ich auch eine Vorliebe für Dessous. So trug ich auch mal Spitzen- oder Seidenunterwäsche – auch in rot und schwarz, mal einen Body, String und Strümpfe mit Strapse. Nur die Lust auf Korsetts war mir ein für alle mal vergangen. Wenn ich mich so im Spiegel betrachtete, musste ich öfters an die Damen Durcet und Niedermayer denken. Wenn diese mich in diesem Outfit gesehen hätten, wären sie sicherlich in Ohnmacht gefallen, dachte ich das eine oder andere mal. Auch musste ich feststellen, dass ich der Zeit im Internat sich meine weiblichen Proportionen gut entwickelt hatten und ich inzwischen durch meinen Kleidungsstil mehr meine weiblichen Reize zur Geltung brachte.

Dass ich für Herrn Brinkmann und sein Team eine Herausforderung werden würde, bestätigte ich in den nächsten Wochen und Monaten. Im Nachhinein betrachtet, habe ich allen einiges abverlangt. In manchen Sitzungen habe ich nur geheult. Für die Geduld, die man mir hatte, bewundere ich sie noch heute. Die ein oder andere Beruhigungstablette habe ich gebraucht. Manchmal hatte ich die Befürchtung, dass es in der ganzen Schweiz bald kein Baldrian mehr geben wird, weil ich alles verbraucht hatte. Aber Herr Brinkmann bliebt seinen Prinzipien treu und stellte mich nicht mit Psychopharmaka ruhig.

Anders als meine Psyche regenerierte sich mein Körper recht schnell. Naja einige Monate dauerte es schon. Eines Tages kamen Frau Meyer und Herr Brinkmann zu mir. „Wir müssen mit Dir besprechen, wie es weitergeht“, begann Frau Meyer, mit der ich zwischenzeitlich beim 'Du' war. „Ich kann nichts mehr für Dich tun. Deine Brüche sind verheilt und durch entsprechende Physiotherapie haben wir Deinen Muskulatur wieder aufgebaut.
Eine Sache muss ich Dir allerdings noch erzählen. Du gehst davon aus, dass wir uns am Tag nach Deinem Sprung in Deinem Krankenzimmer kennen gelernt haben. Tatsächlich liegen zwischen beiden Ereignissen knapp vier Wochen. "Was ist denn alles passiert?", stammelte ich.
Zunächst haben wir 18 Stunden lang um Dein Leben gekämpft. Alle Beteiligten werden Dich und Deine OP nie in ihrem Leben vergessen.

Zuerst ging es um die Frage, ob Du überhaupt eine realistische Überlebenschance hast. Ich habe dann entschieden, dass wir alles versuchen. Mir war allerdings auch klar, dass wir es eventuell nicht schaffen könnten. Ich wollte Dich als junges Mädel, welches sein ganzes Leben noch vor sich hat, nicht aufgeben.

Wir haben mehrfach das komplette Team ausgewechselt. Insgesamt waren 78 Ärzte, OP-Schwestern und weitere Pfleger beteiligt. Die meisten Kollegen sind im Krankenhaus geblieben, um dann später wieder eingesetzt zu werden. Manche sind kurz nach Hause gefahren, um sich im ihre Familien zu kümmern. Für die meisten Kollegen waren es unbezahlte Überstunden. Mehrfach sah es so aus, als ob wir den Kampf verlieren würden. Immer wieder traten Komplikationen - vor allem innere Blutungen - auf. Wir mussten Dich dreimal reanimieren. Als wir Dich nach 18 Stunden dann soweit stabilisiert hatten, dass wir Dich auf die Intensivstation verlegen konnten, lagen wir uns allen in den Armen. Viele Kollegen – einschließlich mir – hatten Tränen in den Augen.

Deine Kleidung lag übrigens die ganze Zeit bei mir zu Hause herum. Ich hatte sie nach der OP an mich genommen und als das Pensionat mich mehrfach kontaktierte, war mir klar, dass es wichtig war, dass Du diese bekommst. Im übrigen konnte ich Dich dadurch im Glauben lassen, dass Dein Sprung erst gestern war.

Nach der OP hast Du gut drei Wochen im Koma auf der Intensivstation verbracht. Auch in dieser Zeit sind weitere Komplikationen aufgetreten. Wenn ich das alles betrachte, ist es schon ein großes Wunder, dass Du jetzt ohne körperlichen Schäden das Krankenhaus verlassen kannst. Allerdings hat der Kollege noch ein großes Stück Arbeit vor sich hat“, sagte Frau Meyer.

Herr Brinkmann fuhrt fort: „Eine gute Freundin betreibt zusammen mit ihrem Freund ganz in der Nähe eine Stiftung, die traumatisierten jungen Erwachsenen Zimmer anbietet. Diese leben in einer Art Wohngemeinschaft zusammen und gehen ganz normal auf die örtliche Schulen, machen ihre Ausbildungen oder gehen arbeiten. Es ist gerade ein Platz in einer WG frei geworden. Es ist ganz in der Nähe, sodass ich Sie weiter betreuen kann. Wir können uns diese heute ansehen. Wenn es Ihnen nicht zusagt, können Sie selbstverständlich 'nein' sagen.“
Ich hatte eigentlich weder Lust, das Krankenhaus, in dem ich in den letzten Monaten wenigstens etwas Halt gefunden hatte, zu verlassen, noch mir irgendwelche WGs in der Schweiz anzusehen. Aber auf der anderen Seite wollte ich die beiden Ärzte, die so viel für mich getan hatte, nicht vor den Kopf stoßen. So sagte ich zu.

Bei Frau Meyer bedankte ich mich noch persönlich und bat sie, mich, wenn ich das nächste mal auf ihrem OP-Tisch liege, doch nicht sterben zu lassen. Sie entgegnete, dass dies die ohnehin nicht getan hätte.

Die Krankenhäuser in der Schweiz sind zwar – verglichen mit Deutschland – finanziell verhältnismäßig gut aufgestellt. Jedoch kennen auch sie das Wort „Sparzwang“. Ich hatte in den letzten Wochen erfahren, dass das allseits sehr beliebte Mitarbeiterfest in diesem Jahr leider ausfallen muss. Nachdem mir Frau Meyer die meine komplette Geschichte erzählt hatte, fühlte ich, dass es jetzt an der Zeit ist, sich hierfür beim Krankenhaus und dessen Mitarbeitern zu bedanken. So bat ich Frau Meyer um ihr Smartphone. Ich suchte mir einen Catering-Service, einen DJ sowie weitere Unternehmen, die Dienstleistungen im Zusammenhang mit Festlichkeiten anbieten, heraus und beauftragte diese, mit der Durchführung des Mitarbeiterfestes. Mir war klar, dass mein Vater als sparsamer Schwabe, wie er im Buche steht, hiervon alles andere als begeistert sein wird. Aber das war mir in diesem Augenblick vollkommen egal.

Nach dem Mitarbeiterfest wurde ich im Krankenhaus nicht nur mit der längsten und dramatischsten Operation sondern auch mit der ausgelassensten und besten Feier aller Zeiten in Verbindung gebracht. Als ich Jahre später mit Blinddarmbeschwerden mich wieder im Krankenhaus behandeln ließ, wurde ich noch ständig sowohl auf meine OP als auch auf die Feier angesprochen.
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ChasHH
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  RE: Mädchenpensionat Datum:22.06.24 05:50 IP: gespeichert Moderator melden


Das geht ans Herz. So ist das Geld ihres "Vaters" gut angelegt.
Und in der WG kann sie liebe Freunde finden.
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ZdBdLa
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  RE: Mädchenpensionat Datum:25.06.24 07:59 IP: gespeichert Moderator melden


Kapitel 24: Die WG im Seiberhof (Teil 1)

Ich hatte Herrn Brinkmann zugesagt, mir die Wohngemeinschaft von traumatisierten jungen Erwachsenen anzusehen. So fuhr ich mit ihm dorthin. Es war ein ehemaliger Bauernhof, der weit abseits über dem Rhonetal lag. Wir parken unser Auto unten im Tal und weiter ging es mit einer kleinen Seilbahn, die sicherlich schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel hatte. Oben empfing uns ein junges Pärchen, beide so Mitte / Ende Zwanzig. „Du musst Natalie sein und willst eventuell bei uns einziehen“, begrüßte mich die Frau, nachdem sich die beiden als Felix und Louisa vorgestellt hatten.
Wir haben hier insgesamt 20 Plätze, verteilt auf 3 Gebäude. Aktuell haben wir in Haus 3, den Seiberthof aus dem 17. Jahrhundert ein Zimmer frei. Es sind ca. 10 Minuten zu Fuß. Dort haben wir acht Plätze und ein wirklich schönes Einzelzimmer für Dich. Vom Alter würdest Du in Gruppe, übrigens alles Mädels im Alter von 18 bis 22 Jahren, gut reinpassen. Wie im Mädchenpensionat fühlte ich mich unwohl und meine Zweifel stiegen. Anders als im Pensionat wusste ich nicht, was der Grund war. „Welche Probleme haben meine eventuell zukünftigen Mitbewohnerinnen?“ fragte ich. „Das kann ich Dir nicht sagen. Wir stellen lediglich die Unterkunft in der Abgeschiedenheit zur Verfügung. Für Deine Therapie bleibt weiter Dein Arzt zuständig. Da halten wir uns raus.“
„Wie gesagt, wenn es Ihnen nicht gefällt, können Sie jederzeit 'nein' sagen. Dies gilt selbstverständlich auch, wenn Sie bereits eingezogen sind“, sagte Herr Brinkmann, dem meine Skepsis als guter Psychologe nicht verborgen geblieben war.

Dann zeigen wir Dir einmal unsere Einrichtung, sagte Louisa. Hier ist das Haupthaus, ein ehemaliger Bauernhof, in dem auch Felix und ich sowie unsere drei Helfer wohnen. Wir haben einen angestellten Hausmeister und zwei Jugendliche machen bei uns eine Art freiwilliges soziales Jahr. Auch das Nebengebäude - früher mal eine Scheune - haben wir ausgebaut. Nun lass uns zum Seiberhof gehen. Wir gingen durch ein kleines Wäldchen und erreichten nach ca. 800 Metern und 50 Höhenmetern den Hof. Er sah genau so aus, wie ich mir einen Bergbauernhof in den schweizerischen Alpen immer vorgestellt habe. Das Haus lag auf einer Lichtung mit einem wunderschönen Blick über das Tal. Vor dem Gebäude stand eine majestätische Eiche, die im Sommer sicherlich viel Schatten spendet. Das Gebäude selbst hatte ein gemauertes Sockelgeschoss und darüber 1,5 Geschosse aus Holz. Prägend waren die schön bepflanzten Blumenkästen vor den Fenstern und die grünen Fensterläden.

Ich dachte mir, dass Heidi in jedem Augenblick um die Ecke kommen kann. In meiner Kindheit gehörten die Geschichten von Heidi, die frei und unbeschwert durch die schweizerische Bergwelt streifen konnten, zu meinen Lieblingsbücher. Ich hatte mir öfters ausgemalt, wie es sein wird, wenn ich eines Tages wie Heidi die Bergwelt genießen kann. Allerdings hatte ich mit meinen 19 Jahren nicht viel gemein mit der Heidi aus dem Roman.

Wir betraten das Haus und standen in einer großen Küche mit einem Tisch mit Eckbank für mindestens 15 Personen. In der einen Ecke stand ein großer Kachelofen. Die Kücheneinrichtung schien alt und abgenutzt zu sein. Sofort sah ich den Fernseher und die Stereoanlage. Wenigstens das ist vorhanden, dachte ich bei mir und erinnerte mich, dass es derartige Selbstverständlichkeiten seinerzeit im Pensionat nicht gegeben hatte, da Frau Durcet der Auffassung war, dass diese schlecht für unsere Entwicklung seien.

„Wir wollen, dass Ihr Euer Leben weitgehend selber organisiert. Dies ist ein wesentlicher Teil unseres Konzeptes. Selbstverständlich lassen wir Euch nicht allein und unterstützen Euch, wenn Ihr es braucht. So müsst Ihr selber kochen und auch das Haus selbst sauber halten, sprich putzen. Auch die notwendigen Lebensmittel müsst Ihr unten im Tal selber einkaufen. Wir stellen Euch dafür ein Budget zur Verfügung, welches ausreichend ist. Rechnen müsst Ihr allerdings schon.

Wir haben hier im Haus drei Duschen und drei Toiletten. Auf jedem Zimmer ist zudem eine Waschgelegenheit.“ In diesem Moment betrat ein Mädchen in meinem Alters den Raum und fragte, ob ich die neue Mitbewohnerin sei. „Ich weiß noch nicht“, antwortete ich, worauf das Mädchen sagte, „ich glaube schon, dass Du hier einziehen wirst.“ Sofort musste ich an den ersten Tag im Pensionat und die Begegnung mit der Mutter Oberin denken und bekam einen fürchterlichen Heulkrampf. „Oh Dich hat es psychisch aber ziemlich stark verwischt“, entgegnete meine potenzielle zukünftige Mitbewohnerin und riet mir dringend, dass Angebot, hier einzuziehen, anzunehmen.

Mit vereinten Kräften schafften es Herr Brinkmann und Louisa, dass ich mich beruhige. Nun zeigen ich Dir, das freie Zimmer. Wir gingen in den ersten Stock. Es war wirklich ein schönes und großes Zimmer. Die Möbel waren teilweise fast so alt, alt, wie das Gebäude selber. So hätte man das Bett, den Schrank sowie den kleinen Tisch mit der Eckbank und den zwei Stühlen problemlos in ein Museum transportieren können. Als Fremdkörper wirkten hingegen der moderne Schreibtisch mit dem Schreibtischstuhl, der Sessel sowie das Bücherregal. Als ich den Ofen mit dem Topf und die Waschschüssel mit zwei Kannen sah, fragte ich, ob es auf den Zimmern kein fließendes warmes Wassere geben würde. „Leider nein“, antwortete Louisa, „wir planen schon lange, den Einbau einer Zentralheizung mit Warmwasseraufbereitung und übrigens auch die Erneuerung der Küche. Die Gelder, die wir für Euch erhalten, reichen gerade für die laufenden Kosten und von irgendetwas müssen unsere Helfer und wir ja auch noch leben. Daher sind für für größere Investitionen auf Spenden angewiesen.“

Als mich Louisa fragte, was ich über das Zimmer denke, antwortete ich, dass ich mir noch unsicher bin. „Das Zimmer ist sehr schön, aber ich habe doch Zweifel, ob ich es schaffe, hier mein Leben auf die Reihe zu bekommen.“ Herr Brinkmann ergriff das Wort. „Natalie, wie wäre es, wenn Sie probeweise für eine Woche hier einziehen und es erst einmal versuchen?“
„Trauen Sie mir dies zu?“, fragte ich Herrn Brinkmann und sah ihn mit großen Augen an. „Wenn ich nicht überzeugt wäre, dass Sie es schaffen, hätte ich Ihnen die WG nicht vorgeschlagen und Sie auch nicht hingefahren. Sie haben mir erzählt, dass Ihre Eltern schon immer wenig Zeit für Sie hatte. Folglich mussten Sie schnell früh Ihr Leben selber organisieren. Das Problem ist nur, dass man im Internat versucht hat, Sie zu brechen und zur absoluten Unterwürfigkeit zu erziehen.
Selbstverständlich brauchen Sie noch Unterstützung, aber die bekommen Sie hier. In erster Linie von Felix und Louisa und mein Team und ich sind auch noch da.“ Ich willigte ein. Anders als bei meinen Eltern hatte ich zu Herrn Brinkmann das Vertrauen, dass er seine Versprechen einhält und ich die Einrichtung wieder verlasen kann, wenn es mir dort nicht gefällt.

Herr Brinkmann verabschiedete sich und auch Louisa ging wieder in Richtung Haupthaus. Ich blieb allein zurück. Ich sah mich nochmals um, ging zur Stereoanlage und schaltete sie ein. Es lief gerade ein Lied von den Toten Hosen aus Düsseldorf. Zuerst hörte ich nur zu, um dann mitzusingen. Zuerst ganz leise und dann schließlich aus voller Brust: „Steh auf, wenn Du am Boden bist, steht auf.“ Ich bemerkte das Mädchen, welches gerade Zeugin meines emotionalen Zusammenbruchs geworden war. Sie kam auf mich zu und sagte: „Du hast Dich also entschieden, hier einzuziehen. Gute Entscheidung.“ „Nur probeweise“, antwortete ich. Sie sagte noch, dass ich ihr so deutlich besser gefallen würde.

Herr Brinkmann ließ noch am gleichen Tag meine paar Habseligkeiten vorbeibringen. Ich räumte diese in meinen Kleiderschrank ein. Zunächst so akkurat, wie es im Internat erwartet wurde, dann ordentlich, wie ich es immer getan hatte und schließlich stopfte ich den Rest einfach nur noch in den Schrank.

Als etwas kompliziert gestaltete sich dann das Waschen am Abend. Ich hatte mir nie Gedanken über das warme Wasser gemacht. Es kam einfach aus dem Wasserhahn. Dies war daheim in Süddeutschland und selbst im Pensionat so. Jetzt musste ich erst einmal mit dem Topf zum Brunnen vor dem Haus gehen. Da es draußen noch angenehm warm war, war der Ofen in meinem Zimmer noch kalt. Daher musste ich den Topf auf den Herd in der Küche stellen. Während sich das Wasser erwärmte, ging ich mit den beiden Kannen ebenfalls zum Brunnen, füllte diese auf und brachte sie zurück in mein Zimmer. Zwischenzeitlich kochte das Wasser, sodass ich dieses dann auch holen konnte. Nach verrichteter Arbeit musste ich dann die Schüssel in der Küche entleeren. Etwas viel Aufwand für einmal kurz waschen, dachte ich so bei mir.

Auf das Abendessen verzichtete ich dann. Als ich am Abend einen kleinen Sparziergang unternahm, um ein wenig die Umgebung zu erkunden, fiel mir ein Mädchen auf, welches wie ein Häufchen Elend auf einer Bank unter der großen Eiche, die vorm Haus stand, saß. Ich ging zu ihr hin und fragte sie, ob sie auch im Haus wohnen würde, was sie bejahte und sich als Melanie bzw. Mel vorstellte. Als ich sie fragte, was ihr zugestoßen sei, antwortete sie mir: „Dass glaubst Du mir sowieso nicht.“ Worauf ich entgegnete: „Schauen wir mal, erzähle erst einmal.“ Sie erzählte, dass ihre Eltern sie kurz nach ihrem 18. Geburtstag als Belohnung für ihre sehr guten schulischen Leistungen auf einen privaten, sehr luxuriösen Mädchenpensionat angemeldet haben. „Zuerst war ich sehr stolz, aber ich merkte ziemlich schnell, dass das Pensionat die Hölle ist.“ Ich fragte sie, ob dieses Pensionat zufällig in Montreux am Genfer See sei, worauf sie mich großen Augen ansah und fragte, woher ich dies wisse. Ich erwiderte, dass ich auch in den 'Genuss dieser Anstalt' gekommen bin. „Wie hast Du die Hölle ausgehalten“, wollte Melanie wissen. „Gar nicht“, antwortet ich. „Als im vierten Stock ein Fenster offen stand, bin ich einfach runter gesprungen, um meinem Leben ein Ende zu bereiten.“
Mich haben meine Eltern vom Internat genommen, als sie merkten, dass es mir nicht gut tut. Nur leider war es da schon zu spät. Ich hatte meinen psychischen Knacks bereits bekommen und wurde danach von Einrichtung zu Einrichtung weitergereicht, bis ich letztendlich hier gelandet bin. Auch die Ehe meiner Eltern ist an den gegenseitigen Schuldzuweisungen zerbrochen.

Wir unterhielten uns fast die ganze Nacht. Mehrfach kam Felix vorbei und bat uns, endlich schlafen zu gehen, was ihn ihm versprachen – dann aber doch nicht taten.

Am nächsten Morgen kamen wir beide ziemlich schlaftrunken zum gemeinsamen Frühstück aller Bewohner des Hauses. Ein Mädchen fragte mich, ob Mel mir ihr Horror-Märchen vom Mädchenpensionat erzählt habe. Sofort fielen mir die Worte von Frau Dr. Meyer wieder ein und ich sagte: „Kommt bitte alle mit auf mein Zimmer. Ich will Euch etwas zeigen und dann reden wir weiter.“ Meinen Mitbewohnerinnen war die Mischung aus Unbehagen und Neugierde sichtlich anzumerken. Anschreiend hat dann schließlich doch bei allen die Neugierde gesiegt. In meinem Zimmer angekommen ergriff ich das Wort: „Auch ich war Insassin in diesem Mädchenpensionats. Glaubt mir, die Ausführungen von Mel sind zutreffend. Und wenn Ihr uns nicht glaubt, hier sind die Sachen, die ich mehrfach unter anderem als Strafe unter anderem für schlechte Schulnoten – es war übrigens eine drei in Mathe – oder wegen des angeblichen Verbreitens von Lügen über das Pensionat – dann für vier Wochen - tragen musste. Die Ärzte im Krankenhaus mussten die Sachen vom Leib schneiden, um mich operieren zu können, aber Ihr seht sicherlich, dass sie alles andere als bequem sind. Und dies ist nur die leicht verschärfte Version. Wie die deutlich verschärfte Version aussieht, wollt Ihr gar nicht wissen. Das Wort „Horror“ könnt Ihr gerne verwenden, aber bitte verwendet nie mehr das Wort „Märchen“ im Zusammenhang mit den Pensionat.“ Alle waren beim Anblick der Kleidung, insbesondere dem Korsett sichtlich geschockt.

Schließlich ergriff das Mädchen, welches sich eben noch über Mel lustig gemacht hatte, die Initiative und ging auf Mel zu und bat sie um Verzeihung. „Aber warum habt Ihr Euch nicht gegen die Schikanen gewehrt“, wollte sie wissen. „Die schöne Fassade wird gewahrt und wenn Du nicht bedingungslos gehorchst, bekommt Du drakonische Strafen und außerhalb des Internats glaubt Dir sowieso niemand. Ihr nicht und noch nicht einmal meine Eltern“, sagte ich. „Und meine Therapeuten auch nicht“, ergänzte Mel. „Ich habe nur noch die Chance gesehen, auf dem vierten Stock zu springen, als ein Fenster offen stand. Wisst Ihr, was das für ein Gefühl ist, wenn Du im vierten Stock am Fenster sitzt und überlegst, ob es nicht einfacher ist, einfach zu springen, weil dann alles vorbei ist?“ Ich bekam – wie sollte es auch anderes sein – einen Weinkrampf. Mel ging auf mich zu und tröstete mich, sodass ich mich wieder beruhigte. Wir gingen wieder in den Frühstücksraum und ich bemerkte, dass die Stimmung sehr bedrückt war. So ergriff ich abermals das Wort: „Ich wollte die Stimmung nicht verderben. Wir alle haben schreckliches erlebt. Ich weiß, die meisten Menschen unten im Tal möchten nicht mit uns tauschen. Aber wir sind jung und haben den Großteil unseres Lebens noch vor uns. Also lasst uns gemeinsam nach vorne sehen.“

Wir versprachen uns gegenseitig für einander einzustehen, was auch kommen möge. Anschließend strecken wir alle unseren rechten Arm nach vorne und schworen uns: „Eine für alle – alle für eine.“

Das Mädchen, welches ich bereits am Vortag kennengelernt hatte, sagte dann noch: "Hier ist Dein Lied, Natalie." Sie griff zu Ihrem Mobiltelefon und es erschallte "Steh aus, wenn Du am Boden bist" durch den Raum. Am Ende sangen wir alle lautstark mit.

Wenig später schaute dann Felix bei uns vorbei. Er erkundigte sich, wie es uns geht, als das Telefon klingelte. Er nahm der Hörer ab. Offensichtlich ging es um mich. Felix erzählte, dass ich mich die ganze Nacht mit einer anderen Bewohnerin mich unterhalten hätte. Er teilte dann noch Melanies Nachnamen und ihren Therapeuten mit.

„Prof. Dr. Brinkmann scheint sehr besorgt um Dich zu sein, Natalie“ sagte er zu mir und verschwand. Wenig später gingen dann meine Mitbewohnerinnen zur Schule bzw. die Arbeit und ich blieb alleine zurück. Plötzlich kamen Felix, Louisa und Dr. Brinkmann hereingestürmt. „Deine Freundin Melanie ist auch eine ehemalige Schülerin des Mädchenpensionats.“ „Ich weiß“, entgegnete ich, „es ist alles in bester Ordnung“, füge ich noch hinzu und lächelte ihn an. „Ich habe Bedenken. Wenn Sie mit einer ehemaligen Schülerin zusammenleben, birgt dies Risiken, für Ihre weitere Entwicklung.
„Aber es kann auch eine Chance sein und was ist mit Ihren Grundsätzen: 'Der Patient bzw. in diesem Fall die Patientin entscheidet?' antwortete ich und lächelte ihn ein zweites Mal an.
Nach einer kurzen Diskussion willigte Prof. Brinkmann ein und fügte hinzu: „Wissen Sie, Natalie, dass Sie das erste Mal gesagt haben, dass etwas in Ordnung ist und das erste Mal sogar gelächelt haben, seit wir uns kennen. Ich gebe zu, dass ich in den letzten Wochen an mir bzw. Ihnen das ein oder andere Mal verzweifelt bin.“
„Glauben Sie mir, dass es sehr gut getan hat, sich mit jemanden zu unterhalten, der die Hölle selbst durchgemacht hat und daher nachvollziehen kann, was das Pensionat bedeutet. Die Probewoche ist zwar noch nicht vorbei, aber ich habe mich übrigens bereits jetzt entschieden, hier zu bleiben.“, antwortete ich und ergänzte in Richtung Felix und Louisa: „Wie viel Geld braucht Ihr für den Einbau der Zentralheizung und die Renovierung der Küche?“
Als die beiden mir entgegneten, dass sie das Geschenk bzw. die Spende nicht annehmen können, antwortete ich ihnen, dass meine Eltern mir mehr Geld überweisen, als ich jemals ausgeben kann. Im Übrigen, geht mit das Wasser holen und kochen schon jetzt auf die Nerven. Ich bat die beiden nur, meinen Mitbewohnerinnen nicht zu sagen, von wem das Geld stammt.

[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von ZdBdLa am 28.06.24 um 13:28 geändert
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  RE: Mädchenpensionat Datum:26.06.24 20:16 IP: gespeichert Moderator melden


Danke für die Fortsetzung.
Jetzt sind es bereits schon zwei Opfer, die über die Zustände und Machenschaften dieses Internats berichten können. Wäre bestimmt Interessant, wenn es dort eine Razzia geben würde.
Bin sehr gespannt wie die Geschichte weitergeht.
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  RE: Mädchenpensionat Datum:26.06.24 21:01 IP: gespeichert Moderator melden


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Danke für die Fortsetzung.
Jetzt sind es bereits schon zwei Opfer, die über die Zustände und Machenschaften dieses Internats berichten können. Wäre bestimmt Interessant, wenn es dort eine Razzia geben würde.
Bin sehr gespannt wie die Geschichte weitergeht.


Eine Razzia wird es garantiert nicht geben. Weiter oben steht doch, dass der Internatsdrachen Ducret sämtliche Behörden geschmiert hat.
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  RE: Mädchenpensionat Datum:27.06.24 07:36 IP: gespeichert Moderator melden


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Danke für die Fortsetzung.
Jetzt sind es bereits schon zwei Opfer, die über die Zustände und Machenschaften dieses Internats berichten können. Wäre bestimmt Interessant, wenn es dort eine Razzia geben würde.
Bin sehr gespannt wie die Geschichte weitergeht.

Eine Razzia wird es garantiert nicht geben. Weiter oben steht doch, dass der Internatsdrachen Ducret sämtliche Behörden geschmiert hat.


Ich wäre mir da nicht so sicher. Schließlich wäre die Polizei in Montreux zuständig. Dort gibt es zwei Polizisten, die Natalies Geschichte kennen und ihr wohlgesonnen sind. (Kapitel 14 bis 16) Auch wissen die übrigen Internatsschülerinnen, deren Namen und dass sie ihnen vertrauen können. (Kapitel 17) Es muss sich nur jemand finden, der bzw. die die Razzia anordnet.

Vielleicht hilft es Natalie ja auch, dass sie mit der Internatsuniform den Beweis für die Ungerechtigkeiten, die ihr während ihres Aufenthaltes im Internat widerfahren sind, in den Händen hält. Frau Durcet geht allerdings davon aus, dass diese aus hygienischen Gründen verbrannt werden musste. (Kapitel 22)

Als erstes muss Natalie erst einmal ihr eigenes Leben wieder in Ordnung bringen. Hierzu hat sie mit dem Umzug zum Seiberhof einen großen Schritt getan und die Aussprache mit ihren Eltern steht auch noch aus.
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  RE: Mädchenpensionat Datum:28.06.24 07:23 IP: gespeichert Moderator melden


Kapitel 25: In der Dorfschule (Teil 1)

Als ich noch in Süddeutschland lebte, hatte ein Dirndl in meinem Schrank, welches ich regelmäßig auf dem Volksfest in Stuttgart, welches zweimal im Jahr auf dem Cannstatter Wasen stattfindet, anzog. Jetzt, da ich in den Schweizer Alpen lebte, war ich der Auffassung, dass das regelmäßige Tragen eines Dirndls angebracht war. So legte ich mir mehrere Dirndl zu. Dabei war es mir wichtig, dass ich die gleiche Tracht, wie die Einheimischen und nicht den Schund, der für die Touristinnen produziert wird, trug. Meine Mitbewohnerinnen meinten, dass ich es so aussehen würde, als wäre ich hier aufgewachsen und noch nie etwas anderes getragen hätte.

Dann beschloss ich eines Tage Mel zur Schule zu begleiten. Ich ging direkt ins Zimmer der Direktorin. Diese fragte mich, wie sie mir helfen könnte. Worauf ich ihr antwortete, dass ich gerne ihre Schule besuchen möchte und nächstes Jahr gerne hier mein Abitur machen will. Der Direktorin war die Verwunderung deutlich anzusehen. Schließlich kommen nicht jeden Tag Schülerinnen zu ihr mit der Bitte, zukünftig ihre Schule besuchen zu wollen. Ich erzählte ihr noch, dass ich im Seiberhof wohnen würde und mein Vormund Prof. Dr. Brinkmann sei.
Ich weiß, dass man den Schweizern immer nachsagt, besonders schwerfällig zu sein. Auf die Direktorin traf dieses Vorurteil sicher nicht zu. Sie begrüßte mich als neue Schülerin und erklärte, dass sie mich erst in meine neue Klassen bringen und sich dann um die Formalitäten kümmern würde. So begleitete sie mich zur Klasse und erklärte der ebenfalls verwunderten Lehrerin, dass sie jetzt eine neue Schülerin habe. Es war zum Glück die Klasse von Mel und der Platz neben ihr war auch noch frei. Wenig später kam die Direktorin vorbei erklärte, dass der gesamte 'Formalkram' erledigt sei und ich jetzt auch ganz offiziell Schülerin dieser Schule sei. Sie ergänzte noch, dass sie Herr Brinkmann vorgewarnt hatte, dass ich immer für eine Überraschung gut bin. „Er sagte aber auch, dass Du ein gutes Mädchen bist, Natalie.“

Ich war zwar erst kurze Zeit im Seiberhof, jedoch fühlte ich irgendwie, dass ich dort endgültig angekommen war. Ich hatte dort neue Freundinnen gefunden, Betreuer, die sich vorbildlich um mich kümmerten und schließlich mit dem Besuch der örtlichen Schule und mit dem im nächstes Jahr anstehenden Abitur auch wieder ein festes Ziel vor Augen. Im Internat war das einzige Ziel, den Tag ohne negativ aufzufallen, zu überstehen.

Und Herr Brinkmann und sein Team waren auch noch da. Er war mit meiner Entwicklung zufrieden. Zeigte sie ihm doch, dass ich wieder meine Ziele verfolge und mein Leben wieder in die eigene Hand nahm.

Der Drill in Pensionat hatte im Nachhinein betrachtet auch sein Gutes. So fiel es Mel und mir sehr leicht, dem Unterricht zu folgen und unsere schulischen Leistungen waren durchweg sehr gut.
Einmal als wir von der Lehrerin gebeten wurden, unsere private Unterhaltung zu beenden, sprangen wir beide, wie von der Tarantel gestochen auf uns riefen „Jawohl Frau Lehrerin, es tut uns leid, den Unterricht nicht mit der erforderlichen Aufmerksamkeit gefolgt zu haben. Es wird nicht wieder vorkommen.“ Wir beide sahen uns an und konnten uns anschließend nicht mehr vor Lachen halten, während die Lehrerin und unsere Mitschüler uns nur entgeistert ansahen. Auf die Frage unserer Lehrerin, was das zu bedeuten habe, antwortete ich: „Das wollen Sie gar nicht wissen. Aber glauben Sie, es gab Zeiten, wo wir beide so hätten reagieren müssen, um drakonische Strafen zu verhindern.“ Da unserer Klassenlehrerin nicht locker ließ, versprachen wir ihr, am nächsten Tag über die Verhältnisse im Internat zu berichten.

Ich packte also am nächsten Morgen die Kleidung zusammen, die ich bei der Einlieferung ins Krankenhaus getragen hatte. Mel und ich gingen in unseren Klassenraum und stellten uns mit auf dem Rücken verschränkten Armen und leicht gesenkten Blick hinter unsere Stühle. Unsere Lehrerin betrat den Raum und wir begrüßten sie, wie es die Regeln des Internats vorsahen mit einem „Guten morgen, Frau Lehrerin“ und knicksten. Wir bleiben hinter unseren Stühlen stehen. „Wir dürfen uns erst setzen, wenn Sie uns die entsprechende Genehmigung erteilt haben.“, sagte ich schließlich. Unsere Lehrerin wollte wissen, was wir mit diesem Schauspiel bezwecken würden. „Sie wollten von uns wissen, was wir durchlebt haben und wir haben nur versucht, es Ihnen so anschaulich wie möglich, vorzuführen.“, entgegnete ich.

„Mel und ich waren im gleichem Internat in Montreux. Dort herrschen sehr strenge Regeln und jegliche auch noch so kleine Erleichterung musst Du Dir durch gute schulische Leistungen und vorbildliches Benehmen verdienen.“, begann ich meine Ausführungen. „Vorbildliches Benehmen ist dabei nur eine Umschreibung für totale Unterwürfigkeit. Und auf der anderen Seite werden dort Verfehlungen in der Regel streng bestraft. Für kleine Verfehlungen musst Du mal im Stehen essen oder Du musst hungrig zu Bett gehen. Es kann Dir aber auch passieren, dass Du kein Essen bekommst, damit Du dieses zu schätzen lernst. Allein die Bezeichnung als „Internatszöglingen“ beschreibt schon deutlich Deinen Stellenwert und welche Strafen für wirklich große Verfehlungen verhängt werden, möchtet Ihr gar nicht wissen.

Das Internat fordert von Dir sehr gute Noten. In einigen Fächern wird Dir ein gut zugestanden. Wenn Du diese Leistungen nicht erbringst, werden zusätzliche Lerneinheiten für Dich angeordnet. Dies bedeutet, dass Du stundenlang auf Deinem Zimmer sitzt und den Lernstoff in Dich hinein paukst, bis zu nicht mehr kannst. Bessern sich Deine Leistungen dann immer noch nicht, kann es Dir passieren, dass Du die 'leicht' verschärfte Internatsuniform tragen musst, um Dich zu besseren Leistungen zu motivieren.“

Ich breitete die Internatsuniform auf den Tischen vor mir aus. „Die leicht verschärfte Internatsuniform seht Ihr gerade hier ausgebreitet. Bitte bedenkt, dass ich diese im Hochsommer tragen musste. Beispielweise zwei Wochen für eine drei in Mathe.“

Unsere Mitschülerinnen und auch die Lehrerin waren vom Anblick der Internatsuniform sichtlich geschockt.

„Es hat einen Grund, dass wir beide in einer Einrichtung für junge Erwachsene mit psychischen Problemen sind.“, ergänzte Mel.

Es kam die übliche Frage, wie wir dies alles aushalten konnten. „Du funktionierst, lebst von Tag zu Tag und bist über jeden Tag, den Du ohne einen Verstoß gegen die Internatsregeln überstanden hast, dankbar.“, antwortete ich und Mel bestätigte dies.

„Ich konnte irgendwann nicht mehr. Als dann in vierten Stock ein Fenster offen stand, fragte ich mich, ob dies ein Zeichen ist. Ich bin jetzt schon seit ein paar Wochen bei Euch und Ihr habt mich, hoffe ich, als fröhliches, aufgeschlossenes Mädel erlebt. Ich war früher nicht anders. Könnt Ihr Euch vorstellen, wie es ist, wenn Du an einem Fenster sitzt und überlegst, ob es nicht besser ist einfach zu springen, weil dann im nächsten Augenblick alles vorbei ist.“ Ich konnte nicht mehr und bekam einen fürchterlichen Heulkrampf und Mel tröstete mich, so gut wie sie konnte.

Eine Schülerin sagte, dass sie uns um das Erlebte nicht beneiden und dass sie nun das ihrer Meinung nach sonderbare Verhalten von Mel in einem anderen Licht sehen würde. „Aber warum hast uns nicht einfach erzählt, was Dir widerfahren ist?“ „Hättet Ihr mir ohne die Internatsuniform die Geschichte geglaubt?“, entgegnete Mel. „Ehrlich gesagt, wahrscheinlich nicht“, war die Antwort.

„Und vergesst nicht, dass unsere Eltern horrende Summen bezahlt haben, dafür dass wir auf diesem Internat sein 'durften' und daher eine entsprechende Dankbarkeit erwartet haben.“, fügte ich an.

„Meine Eltern haben dann erkannt, dass mir das Internat nicht gut. Nicht wegen der Grausamkeiten, sondern weil ich mich so verändert habe, dass sie mich nicht wiedererkannt haben. Vorher war ich fröhliches, aufgeschlossen und unternehmenslustiges Mädel. Im Internat haben sie mich als regelrecht kalt und reserviert, quasi wie ein Roboter erlebt.
Zuerst versuchten sie, mich in mein altes Leben zu integrieren. Aber keiner hat mir die Geschichten geglaubt. Mir wurden schließlich Warnvorstellungen diagnostiziert. Ich wurde von Einrichtung zu Einrichtung weiter gereicht. Stellt Euch vor, wie das ist: Du hast die Hölle auf Erden durchlebt und keiner glaubt Dir.“ Jetzt erlitt auch Mel einen Weinanfall, sodass ich sie trösten musste.

„Natalie hat Dir gut getan“, sagte unsere Lehrerin. „Seitdem sie da ist, bist Du regelrecht aufgetaut“. „Sie wusste selber, welche Hölle man im Internat durchleben muss und hat mit der Internatsuniform zudem den Beweis geliefert, dass ich mir die Geschichten nicht ausgedacht habe.“, antwortete Mel.

Auch ich erläuterte, wie sehr mir Mel geholfen hat. „Als ich zum Seiberhof kam, war ich zwar körperlich wieder hergestellt, aber hatte noch starke psychische Probleme. Ich habe meinen Psychologen und sein Team das eine oder andere Mal zur Verzweiflung gebracht. Auch mir das es gut getan, dass ich mich mit Mel über das Erlebte austauschen konnte. Und auch unsere Mitbewohnerinnen sind auch in Ordnung. Es ist schon komisch. Eigentlich wollte ich dort erst gar nicht einziehen. Ich bin nur mitgekommen, da ich meinem Arzt, der so viel für mich getan hat, nicht vor den Kopf stoßen wollte. Dann hatte mein Arzt Bedenken, dass ich Mel zusammen lebe, aber ich wollte nicht mehr weg.“

„Und Dein Psychologe hat es einfach so akzeptiert?“, wollte meine Lehrerin wissen. Ich antwortete, dass ich einen der besten Psychologen der Welt hätte. „Er stellt mich und meine Wünsche in dem Mittelpunkt seine Therapie. Dies bedeutet auch, dass er keine Entscheidungen gegen meinen Willen durchsetzt.“

Unsere Mitschüler hatten noch eine Reihe an Fragen. Ich bat aber darum, die Diskussion zu beenden und später fortzusetzen.

Als ich später Herrn Brinkmann von den Ereignissen erzählte, antwortete dieser, dass ich mittlerweile auf einem gutem Weg sei. Die Tatsache, dass wir Witze über unsere Zeit im Internat machen können, zeigt deutlich, dass wir die traumatischen Erlebnisse - zumindest teilweise – verarbeitet hätten. Allerdings zeigen unsere emotionalen Zusammenbrüche, dass auch noch einer weiter Weg vor uns liegt.

Herr Brinkmann übernahm auch die Betreuung von Mel und was anfangs niemand für möglich gehalten hatte, trat ein. Wir machten große Fortschritte. So konnte ich immer mehr das sein, was ich immer wollte: ein ganz normaler Mädchen im Alter von inzwischen 19 Jahren.

Ich habe dann auch die Kraft gefunden, mich mit meinen Eltern auszusöhnen, nachdem diese eingesehen hatten, dass sie sich mir gegenüber sehr unfair und schädlich verhalten hatten.
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MartinII
Sklavenhalter

Norddeutschland


Versklavung einer Frau geht nur freiwillig.

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  RE: Mädchenpensionat Datum:28.06.24 10:39 IP: gespeichert Moderator melden


Es bleibt interessant!
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Latexdomino
Einsteiger





Beiträge: 14

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  RE: Mädchenpensionat Datum:28.06.24 23:17 IP: gespeichert Moderator melden


Tolle Fortsetzung, schön das es den beiden Mädchen immer besser geht.
Bin sehr gespannt was bald im Mädcheninternat passieren wird.
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ZdBdLa
Fachmann

Deutschland




Beiträge: 45

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  RE: Mädchenpensionat Datum:29.06.24 00:24 IP: gespeichert Moderator melden


Zitat
Tolle Fortsetzung, schön das es den beiden Mädchen immer besser geht.
Das freut mich sehr. Zumal ich auch den Folgen der Misshandlungen sehr großen Raum einräume.
Zitat

Bin sehr gespannt was bald im Mädcheninternat passieren wird.
Da musst Du Dich noch etwas gedulden. Der letzte Satz gibt einen Hinweis, was in den nächsten beiden Kapiteln passiert.
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