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Butterfly Volljährigkeit geprüft
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  Gutes Geschäft Datum:24.11.03 14:58 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo, eine in sich abgeschlossene Geschichte, von der ich aber nicht ausschließen möchte, daß ich sie eventuell weiterschreiben werde, entsprechendes Echo vorausgesetzt.
Vielleicht wird sie dann auch mehr OnTopic... aber das werden wir dann sehen.
Ich wünsche viel Spaß beim Lesen.

Disclaimer
Diese Geschichte ist selbstverständlich frei erfunden, und Ähnlichkeiten zu vorhandenen Personen sind rein zufälliger Natur. Sie enthält erotische Phantasien, die teils im Sadomasochistischen Bereich angesiedelt sind.
Personen, die sich davon abgestoßen oder befremdet fühlen, sollten nicht weiterlesen.

Gutes Geschäft
...ich mußte es haben. Ich befühlte den rissigen Einband, roch den staubigen Geruch der Seiten, hörte das leise Singen...

Das würde ein tolles Geschäft werden, das hatte sich Sven Meier, Inhaber von Meier Antiquitäten An- und Verkauf OHG vorgenommen. Dieser Kunde schrie förmlich "Ich bin ein Opfer!" in sein Gesicht.
Er schätzte seine Kunden immer anhand ihrer Kleidung und Schuhe ein, und die sprachen dafür, daß die Kasse klingeln würde. Schurwollanzug und italienische Slipper. Er hatte ihn in Ruhe stöbern lassen. Besser, man ließ das Wild vor die Flinte wandern. Ungeduld zahlte sich in seiner Branche selten aus.
Als der einsame Kunde dann endlich nach vorne kam, wo Sven hinter dem Tresen mit den diversen Kleinteilen, Schmuck, Briefmarken, Krimskrams saß, trug er zu Svens Enttäuschung nur ein Buch in der Hand. Sven versuchte sich zu erinnern, wo es herstammte, für welchen Preis er es eingekauft hatte, aber mußte zu seiner Überraschung feststellen, daß er keine Idee hatte.
Er wollte warten, bis der Kunde nach dem Preis fragte. Aber er blieb einfach an der Theke stehen und starrte ins Nirgendwo. "Ein schönes Stück," eröffnete Sven schließlich das Handeln.
Der Mann nickte und seine Hand streichelte das Buch.
Sven mußte ein Grinsen unterdrücken. Großer Fehler, das erhöhte den Preis um mindestens fünfzig Prozent. Aber warum sagte der Mann nichts?
"So werden sie heute wirklich nicht mehr gemacht," probierte Sven eine der weiteren Plattitüden des Antiquitätenhändlerhandwerks.
Wieder ein Nicken. Sven wurde nervös. Konnte ein einzelner Mensch so dumm sein? "Darf ich mal? Ich habe da hinten soviele Bücher, da muß ich erst schauen, was es kostet."
Das war ein ganzes Stück von der Wahrheit entfernt, er hatte wenige Bücher, und er war sich eigentlich bis grade sicher gewesen, jedes davon genau zu kennen. Er streckte die Hand aus, griff nach dem Buch und schrak zurück, als der Mann das Buch mit einem leisen Zischen aus seiner Reichweite zog und es an sich preßte.
Der Kerl war irre. Das mußte es sein. Aber das würde Sven nicht daran hindern, einen tiefen Griff in sein Portemonaie zu tun... die imaginäre Kasse in seinem Kopf klingelte Sturm.
Er schoß ins Blaue hinein. "Es kostet... 800 Euro." Er hätte sich für das Stocken würgen können, aber selbst wenn es bei der Hälfte herauskäme, würde er für heute Feierabend machen können.
Der Kunde zog das Portemonaie aus der Tasche, legte eine Karte auf den Tresen. Entsetzt erkannte Sven, daß es eine American Express war. "Äh... ich nehme nur Visa und Mastercard." Verdammt. Hoffentlich ging der Kerl jetzt nicht... wenn er den Laden verließ, würde er sicher nicht wiederkommen. "Und natürlich EC und Bargeld," schob Sven schwach nach.
Schulterzuckend steckte der Kunde die Karte ein, steckte das Portemonaie wieder in die Tasche. Verdammt! Hätte er bloß 200 Euro gesagt. Die hätte so einer garantiert bar in der Tasche gehabt. Er durfte nicht gehen. Bitte. Bitte...
Aber sein Kunde machte auch keine Anstalten dazu. Er griff in die Innentasche seines Sakkos und zog eine kleine Brieftasche hervor. Dann lag die ersehnte Visacard auf dem Tresen. Still dankte Sven allen Göttern der Antiquitätenhändler. Drei Minuten später, als er alleine war, begann er lauthals zu lachen.

Dann machte er sich auf den Weg in das staubige Hinterzimmer, um nachzusehen, was das für ein Buch gewesen war. Sven war sichtlich irritiert, als er die beiden Regale betrachtete, in denen sich Buchrücken an Buchrücken reihte, ohne daß eine Lücke aufgetaucht wäre. Auch die Staubschicht, die auf den Regalen vor den Büchern lag, war unberührt.
Vielleicht hatte das Buch in irgendeinem Schrank oder einer Kiste gelegen, die er gekauft hatte. Er schaute zwar üblicherweise hinein, aber vielleicht war es irgendwie seiner Aufmerksamkeit entgangen. Er zuckte mit den Schultern. Auch das wäre nicht schlimm, denn er hatte in den letzten Monaten nichts für mehr als 300 Euro angekauft, das Geschäft lief schlecht in letzter Zeit.
Sven ging nach vorne, schloß die Kasse und drehte das Schild an der Tür um und schloß ab, löschte das Licht. Er ging durch den Laden, summte leise eine Melodie vor sich hin, die von irgendwoher in seinem Kopf war und ging die Treppe mit der Kordel und dem Schild "Privat" hinauf.
Es war schon ziemlich dunkel. Er griff nach dem Lichtschalter. Nur schade, daß er noch die alte Durchschreibmethode verwendete und keine elektronische Gutschriften. So würde es mindestens zwei Tage länger dauern, bevor das Geld auf seinem Konto war.
Sven hätte wohl die Ironie zu schätzen gewußt, wenn er noch gesehen hätte, wie der winzige Funke die Gaswolke entzündete, die aus der defekten Leitung ausgetreten war. Aber die Druckwelle der Explosion löschte sofort sein Bewußtsein aus.

... zärtlich streichelte ich das Buch. Sein Ruf, sein leises Singen hatte mich in das Geschäft gezogen, ich hatte kaum gewußt, was ich tat. Jetzt sang es fröhlich, während ich seinen Einband streichelte...
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seamaster
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  Re: Gutes Geschäft Datum:24.11.03 16:19 IP: gespeichert Moderator melden


Tut mir leid Kollege, aber dies ist eindeutig keine in sich abgeschlossene Geschichte - sie SCHREIT nach einer Fortsetzung!!!!!
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  Re: Gutes Geschäft Datum:24.11.03 17:17 IP: gespeichert Moderator melden


Na, solange nur die Geschichte schreit, und nicht der Leser, habe ich mein Ziel nicht wirklich erreicht.

Dann muß ich mir ja wirklich noch was einfallen lassen. Mal gucken... aber ich kann niemandem (selbst ChariSMa) nicht empfehlen, solange zu versuchen, die Luft anzuhalten.
Sich solange ans Bett fesseln zu lassen, das würde ich für im Rahmen des Möglichen betrachten

Da muß ich mir nur noch einige Inspirationen holen... händereibend Bela Lugosi-Filme guck, 30er Jahre schwarzweiße Laboratorien ausmal, zuckende Blitze, Toccata & Fuge in d-Moll auf einer jaulenden Orgel spiel
Butterfly

(Diese Nachricht wurde am 24.11.03 um 17:17 von Butterfly geändert.)
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  Re: Gutes Geschäft Datum:24.11.03 19:06 IP: gespeichert Moderator melden


Mein Gott, dieses Offtopic-Bord, das übersehe ich manchmal einfach ... HIER hast Du also die Non-Love-Stories versteckt! Endlich Geschichten für mein schwarzes Herzilein ... ganz wunderbar!
Ich persönlich liebe Antiquariate, nirgendwo auf der Welt findet man seltsamere Dinge als dort.

@Butterfly, Du kannst echt klasse schreiben, für diesen Genuss nehme ich es auch wieder eine Weile hin, von Dir ständig (und natürlich völlig ungerechtfertigterweise) korrigiert zu werden!  *gg




ChariSMa
(Diese Nachricht wurde am 24.11.03 um 19:06 von ChariSMa geändert.)
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  Re: Gutes Geschäft Datum:24.11.03 19:17 IP: gespeichert Moderator melden


Also ich wollte gerade bewundernd loslegen, Dich als den Abwechlungskünstler schlechthin bezeichnen, gut das kann ich mit Fug und Recht immer noch behaupten, aber leider, leider kann ich wieder Mal den Schluß so gar nicht kapieren.

Das ist doch kein Schluß, sondern eine abgebrochene Baustelle.

Natürlich könnte man jetzt zwecks Dramatik behaupten ohhhhhh, endlich kriegt er etwas Geld und dann stirbt er, aber ich glaube, des is dann sowas von wurscht
...oder ist das Buch für die Explosion verantwortlich?, sein ständiges Singen machte die Leitungen morsch?

Ahhhrgh, ich hasse dieses zwischen den Zeilen lesen, und hineininterpretieren, weil es in meinen Augen immer zu viele Interpretationsmöglichkeiten gibt.

und ich dann nie erfahre, mit welcher meiner Möglichkeiten ich richtig liege oder liegen könnte, oder auch nicht.

Da bin ich lieber und eher Schwarz- + Weiß- Maler, als in diffusen Grautönen rumzuschwimmen.
Oder am liebsten Grellbunt aber/und Eindeutig.

Mit Magenschmerzen am Boden windende Grüße
stephan



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  Re: Gutes Geschäft Datum:24.11.03 23:06 IP: gespeichert Moderator melden


tja...l&l...
und schon wieder muss ich dir zustimmen. verstanden habe ich es auch nicht.
ich hoffe mal, dass für dummies wie uns beiden noch eine erklärung geliefert wird...

wunderschön geschrieben, es war super, deine story zu lesen. aber wie gesagt...verstanden habe ich den schluss nicht. also, du genie, komm mal in die niederungen deiner "einfach" gestrickten leserschaft und erkläre mit einfachen worten und kurzen sätzen deine story...

liebe grüsse
die blonde träumerin

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  Re: Gutes Geschäft Datum:25.11.03 00:15 IP: gespeichert Moderator melden


Ein guter Anfang. (Das ist eine implizite Aufforderung!)

Und auch ich kann in dem "Ende" allenfalls eine Andeutung oder eine vage Vorbereitung für die Erklärung des Geschehens finden. Aber ich bin "guter Hoffnung", daß Butterfly uns noch mit weiteren Puzzle-Teilen versorgt, damit wir das Bild irgendwann fehlerfrei zusammensetzen können.

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  Re: Gutes Geschäft Datum:25.11.03 09:46 IP: gespeichert Moderator melden


Teil 2


Der Mann sah glücklich aus. Das war das erste, was ihr durch den Kopf ging. Irgendwie hob er sich von den anderen Leuten in der U-Bahn ab, die müde auf den Zug warteten.
Marita seufzte leise und trat von einem Fuß auf den anderen. Ein richtiger Scheisstag war es gewesen. Ein Kunde nach dem anderen war gekommen und hatte sie angemacht. Hier hatte etwas nicht gestimmt, dort hatte etwas geklappert, hier eine anzügliche Bemerkung, dort eine Delle, die angeblich vorher nicht dagewesen war.
Irgendwann am Nachmittag hatte sie den Achten oder Neunten gereizt gefragt, ob er sie für die Beschwerdestelle hielte. Sie saß schließlich nur da, machte Termine für Reaparaturen und teilte die Autoschlüssel und Rechnungen wieder aus.
Unglücklicherweise hatte das der Chef gehört. Also hatte sie noch eine rotköpfige und lautstarke Rede vor versammelter Mannschaft inklusive der Kunden im Verkaufsraum anhören dürfen. Gegenstand war, was man unter Kundenfreundlichkeit zu verstehen hatte, und die letztendliche Aussage, daß sie sich glücklich schätzen dürfte, morgen wieder zur Arbeit erscheinen zu dürfen. Ausnahmsweise.
Sowas durfte einfach nicht nochmal passieren, da stimmte sie ihrem Chef voll und ganz zu.
Meine Güte, taten ihre Füße weh. Sie ließ ihren Blick über die Umstehenden gleiten. Der Mann neben ihr hatte immer noch einen abwesenden Gesichtsausdruck, sah unbestreitbar glücklich aus. Er summte leise eine Melodie. Sie rückte etwas näher, mit dem unbewußten Gefühl, daß etwas von der Aura seines Glücks auf sie abfärben würde. Er war elegant gekleidet und unter den linken Arm geklemmt trug er ein dickes, altertümliches Buch mit einem rissigen, schwarzen Einband.

Sie sprach ihn an: "Sind sie Sammler?"
Er wandte den Kopf, sah sie mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck an, oder vielmehr nicht ganz, nur ungefähr in ihre Richtung. Er antwortete nicht. Stattdessen schien er tonlos vor sich hinzusummen. Marita sprach ihn erneut an, wunderte sich über sich selbst. Normalerweise machte sie so etwas nie, wollte nicht aufdringlich erscheinen. "Ich meine das Buch. Sie sehen glücklich aus."
Sein Blick schien sich etwas zu klären, dann schüttelte er langsam den Kopf, immer noch, ohne sie wirklich anzusehen.
Die U-Bahn fuhr ein. Marita stieg ein, verlor im Gedränge den Mann aus den Augen. Sie fuhr nach hause, summte leise vor sich hin. Als sie den Schlüssel in die Tür steckte, stellte sie leicht verwundert fest, daß ihr Arbeitstag, den sie vorher noch als Katastrophe empfunden hatte, doch irgendwie gar nicht so schlecht gewesen war. Warum auch immer.

Als sie in den Flur trat, schallte ihr die Stimme ihres Mannes entgegen. "Prima, das du kommst. Ich wollte mir gerade ein Bier holen."
Sie lächelte leise. Die Begrüßung war üblich, und er sollte eigentlich wissen, daß sie viel freundlicher war, wenn er zunächst mal einfach "Guten Abend," sagte. Aber es störte sie nicht. Nicht an diesem Abend.
Sie ging in das Schlafzimmer, wühlte kurz in einer Schublade, dann in die Küche, summte leise vor sich hin, nahm eine Bierflasche und ging in das Wohnzimmer.
Marita schaltete im vorbeigehen den Fernseher aus, was zu einem protestierenden Grunzen führte, stellte dann die Bierflasche vor ihn auf den Tisch und hockte sich über seine Beine, eine Hand hinter dem Rücken versteckt haltend.
"Hasilein, heute abend wird nicht ferngesehen. Heute wird gefeiert," sie streichelte ihn zärtlich über die Wange. Dann ließ sie die mit rosa Plüsch bezogenen Handschellen vor seinen Augen baumeln.
"Komm mit..."
Gierig schluckte er, als sie die Metallreifen um seine Handgelenke zudrückte und ihn hinter sich her zog.

Marita zog ihn zärtlich aus, legte ihn auf das Bett. Dann begann sie ihn zärtlich zu reiben, bis er sein Becken verlangend an sie drückte. Sie biß ihn ins Ohr und zischte: "Wirst du wohl ruhig liegen?" Sie griff in die Schublade, zog ein paar Nylonstrumpfhosen heraus und fesselte ihn fachgerecht an das Bett. Mit einem Paar Wollsocken knebelte sie ihn, band auch den Knebel mit einer Strumpfhose fest. Seine Augen leuchteten gierig.
Plötzlich durchlief ein Krampf ihren Körper. Sie bäumte sich mit einem fragenden Gesichtsausdruck auf. Ein dünner Blutfaden lief aus ihrem Mundwinkel, als sie schlaff über ihm zusammensackte.

Er versuchte nach ihr zu rufen, brachte aber nicht mehr als ein ersticktes Geräusch heraus. Er wand sich und zappelte, die Fesseln dehnten sich ein wenig, aber bei weitem nicht weit genug, als daß er sich hätte herauswinden können. Sie hielten ihn gnadenlos fest.

... wie war ich nach Hause gekommen? Da war ein Gesicht in der U-Bahn gewesen, die Lippen hatten sich im Nebel bewegt. Was hatte sie gesagt? Unwichtig. Zärtlich legte ich das Buch auf den Schreibtisch, setzte mich. Mit leise zitternden Fingern schlug ich die erste Seite auf...


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  Re: Gutes Geschäft Datum:25.11.03 09:59 IP: gespeichert Moderator melden


Alle Achtung - auch wenn es nicht ganz das ist, was die Fans deiner "Plüschhandschellengeschichten" erwarten... Schön, dass du auf Why-Nots "Puzzlevorschlag" eingegangen bist. Auch wenn man mit dem zweiten Teil nur ein ganz klein wenig näher an die Lösung heranrückt. Auf jeden Fall bin ich sehr gespannt darauf, wie es weitergeht!
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  Re: Gutes Geschäft Datum:25.11.03 10:22 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Horrorfly.....
...schon schlimm, was sich so alles in Deinen Gehirnwindungen verbirgt.
Genausolche Szene ist das blanke Grauen für mich.
...uuuaaaahhhhhhh.....
..unheimlich.

...fehlt nur noch der dünne Blutfaden aus dem Ohr, den habe ich nämlich schon zweimal gesehen, als ich erste Hilfe bei Leuten leistete, die mit einem Herz"kasperl" ins Krankenhaus kamen.
Bei einem weis ich noch, der war tot, beim zweiten glaub ich mich zu erinnern, daß er nochmal überlebte.
Also rein statistisch gesehen, liegen die Chancen von mir gerettet zu werden, bei 50% zu 50%.

Mann o Mann...
...echt gute Story, da wieder von Dir.

stephan


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  Re: Gutes Geschäft Datum:25.11.03 16:32 IP: gespeichert Moderator melden


Teil 3

"Sag mal, Klaus, was machst du da eigentlich? Schleichst dich hier einfach so rein, sagst nicht guten Abend, kein Laut, kein gar nichts, und verschwindest geradewegs im Büro..."
Als er nicht reagierte, trat sie näher, fragte eindringlicher: "Klaus?... Klaus?"
Angela begann sich Sorgen zu machen, trat neben ihn, sah über seine Schulter. Reglos starrte er auf eine Seite in einem altertümlichen Buch, das sie noch nie gesehen hatte. Sie fröstelte unwillkürlich. Die Zeichen wirkten wie kleine Schlangen, die in Agonie über die vergilbte Seite kriechend erstarrt waren. Das sollte eine Schrift sein? Und wieso konnte Klaus, der wahrhaftig kein Fremdsprachgenie war, sie lesen?
Angela faßte seine Schulter an, rüttelte sanft: "Klaus!"
Er schien zu erwachen, sah sich irritiert um, stand dann auf: "Hallo Angela..."
"Klaus, was ist mit dir? Und was ist das für ein Buch?"
Klaus sah ihren ausgestreckten Arm entlang, auf die Platte des Schreibtisches. Überrascht zog er die Augenbrauen zusammen. Angela erschrak, als er diese Frage mit "Keine Ahnung" beantwortete.
"Hast du irgendwas genommen? Drogen? Alkohol?" Sie schnupperte und nahm sein Kopfschütteln zur Kenntnis.

Angela zog ihn aus dem Raum. Leise eine komplizierte Melodie vor sich hinsummend folgte Klaus ihr in die Küche. "Setz dich. So, was hast du heute gemacht? Du wirst mir doch wohl zustimmen, daß du nicht gerade normal bist, im Moment."
Er zuckte die Schultern. "Ich weiß es nicht. Ich bin heute nachmittag aus dem Büro," er zerfurchte seine Stirn, schüttelte dann den Kopf, "und das nächste, was ich weiß, ist daß ich hier am Schreibtisch saß und du mich angebrüllt hast."
"Hattest du einen Unfall, oder so etwas? Ist dir irgendwas passiert? Geht s dir nicht gut? Hast du Fieber?"
Erneut schüttelte Klaus den Kopf. "Mit mir ist alles in Ordnung. Komm, laß uns was essen gehen. Ich habe Hunger wie ein Wolf. Zum Italiener?"
"Aber nur, wenn du dich morgen gründlich beim Arzt durchchecken läßt. Du hattest einen regelrechten Blackout, und mit sowas ist nicht zu spaßen. Und ich fahre."
Er nickte.

Sie aßen in ihrem Stammrestaurant. Trotz gutem Essen, Kerzenschein und leiser Musik wollte keine rechte Gemütlichkeit aufkommen.
Angela hatte Klaus untersagt, Alkohol zu trinken. "Nur für den Fall, daß du irgendeine Droge untergeschoben bekommen hast. Man weiß nie, wie sowas mit Alkohol wirkt."
Klaus protestierte: "Ich fühle mich nüchtern wie nur was... mir geht es wirklich gut. Ich habe nicht einmal Kopfschmerzen." Schließlich hatte er aber doch eingelenkt, um des lieben Friedens willen.

Wieder zuhause angekommen gingen sie bald ins Bett und liebten sich, schliefen dann eng umschlungen ein.

... es rief mich mit seinem weichen, schmeichelnden, von unzerreißbaren Stahlfäden durchsetzten Gesang. Es rief mich zu sich und es verlangte mich, es wieder in meine Hände zu nehmen, es zu streicheln, und mit ihm gemeinsam zu singen...

Etwas stimmte nicht. Verschlafen flüsterte sie: "Liebling?", tastete nach ihm, fühlte nicht die Wärme, die er hätte ausstrahlen sollen. Sie schaltete ihre Nachttischlampe ein. Seine Betthälfte war leer, kalt.
Angela schimpfte leise, stand dann auf, und begann ihn zu suchen. Es dauerte nicht lange, so groß war die Wohnung nicht. Aus dem Spalt der Bürotür sah sie einen dünnen, fahlen Lichtschein fallen.
Sie schlich auf Zehenspitzen durch den düsteren Flur, drückte vorsichtig gegen die Tür und spähte durch den Spalt. Ihr Verdacht wurde bestätigt, er saß versunken da und starrte in das Buch. Er blätterte nicht, bewegte auch seine Augen nicht. Aber seine Lippen bewegten sich, und ein vielstimmiger Gesang mit einer geistverdrehenden Harmonie schwebte durch die Luft, so leise, daß sie ihn zunächst überhaupt nicht wahrnahm.
Minutenlang regte sich überhaupt nichts, dann riß Angela sich los, machte zwei Schritte in das Büro. "Klaus?"
Sie ging noch einen Schritt weiter, stand ihm gegenüber. Angela wollte gerade ansetzen, ihn nochmal, lauter diesmal, zu rufen, da hob er den Kopf, starrte sie aus verschleierten Augen an. Sein geräuschloser Befehl explodierte in ihrem Kopf, bannte sie reglos auf die Stelle.
Als das Wesen, das einmal Klaus gewesen war, aufstand und sie berührte, umfing sie eine weiche, freundliche Ohnmacht.

Angela kam noch einmal zu sich. Sie konnte sich nicht wehren, konnte nicht einmal schreien. Sie flehte, betete, schrie in Gedanken danach, erlöst zu werden, wieder das Bewußtsein zu verlieren. Aber nicht einmal die Gnade, den Verstand zu verlieren, wurde ihr zuteil.

... leise summend verließ ich das Haus, begrüßte stumm die Morgendämmerung, die mir ihren Tribut zollte. Ein winziger Rest in mir fühlte ein leichtes Bedauern wegen des Preises, den Angela hatte zahlen müssen. Aber ich wußte, es war ein gutes Geschäft gewesen...

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  Re: Gutes Geschäft Datum:26.11.03 00:11 IP: gespeichert Moderator melden


hallo du böses raubtier,
welche abgründe tun sich denn hier auf

das grauen läuft mir kalt den rückern herunter. aber aufhören mit dem lesen kann ich auch nicht.

da alles, was du schreibst, immer ein genuss ist zu lesen, so kann ich auch hier meine augen nicht von lassen. ich bin schon jetzt sehr neugierig, wie es mit deinem gruselmann weitergeht...

liebe grüsse, ein grausiges küsschen (hört sich schlimm an, nicht wahr)
deine träumerin

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  Re: Gutes Geschäft Datum:26.11.03 08:19 IP: gespeichert Moderator melden


ja, ja...
...Butterfly!!!
Vom Kuschel- übers Krümel-
zum Gruselmonster.
Die Wege des Herrn sind unvorhersehbar.
gruselndes Grinsen oder grinsendes Gruseln
stephan


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  Re: Gutes Geschäft Datum:26.11.03 14:36 IP: gespeichert Moderator melden


Spannend!!! Auch wenn die Puzzlestücke noch ziemlich klein und weit über das Bild verteilt sind.

Why-Not
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  Re: Gutes Geschäft Datum:26.11.03 14:45 IP: gespeichert Moderator melden


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  Re: Gutes Geschäft Datum:26.11.03 14:59 IP: gespeichert Moderator melden


Danke für die Kommentare, aber was ich nicht verstehe, ist die Frage nach Fortsetzungen... muß ich wirklich schreiben, wie der üble Geist des so harmlos erscheinenden Buches, der den Protagonisten befallen hat, beginnt, die Erde zu unterjochen?
Das ist doch quasi Usus und passiert in jeder guten Horrorgeschichte... Ströme von Blut, Leid, Schmerzen, zerfetzte Körper, verhungernde Kinder, politische Reden, kurzum: die Tagesschau?

Oder glaubt ihr an ein Happy End, bei dem der Wahnsinnige, fest verschnürt in eine rosa Plüschzwangsjacke abgeführt wird, in die Institution, in der er den Rest seines unglücklichen Schicksals beschließen wird?

Ha, welch vergeblich Harren, welch irriger Ansatz!
Grüßle vom schwarzgeflügelten
Butterfly



(Diese Nachricht wurde am 26.11.03 um 14:59 von Butterfly geändert.)
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  Re: Gutes Geschäft Datum:26.11.03 15:18 IP: gespeichert Moderator melden


Netter Versuch deine Leser durch einen Verspottungsansatz von der Forderung nach weiteren Fortsetzungen abbringen zu wollen! Halten deine zarten Flügelchen etwa den Druck nicht aus?
Natürlich braucht es kein Happy-end zu geben (wobei der Gedanke an rosa Plüsch immer ein wohliges Kribbeln bei mir auslöst), aber mit der Trilogie ist es sicher noch nicht getan - wie wär s mit den 9 Pforten...?
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  Re: Gutes Geschäft Datum:26.11.03 15:35 IP: gespeichert Moderator melden


Meine schwarz gebeizten, stählernen Schwingen sollen den Druck nicht aushalten? Dies entlockt mir doch nur ein trockenes Lachen. "Ha!"
Und nochmal. "Ha!"

Allerdings muß ich sagen, was Johnny Depp angeht, ist mir sowohl Dead Man als auch der Fluch Der Karibik lieber als Die Neun Pforten, so leid es mir tut, Herr Polanski.
Allerdings war Rosemarys Baby mindestens genausogut wie Dead Man.

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  Re: Gutes Geschäft Datum:26.11.03 16:17 IP: gespeichert Moderator melden


Da hast du uneingeschränkt Recht, aber ich brauchte doch einen Titel mit Quadratzahl als Aufhänger für die gewünschte Anzahl der Puzzleteile (Das dürfte dann auch noch im Donauraum zusammengesetzt werden können)

Aber da du doch immer so um Korrektheit bemüht bist: "Gebeizter" Stahl...? Da fangen ja meine Essstäbchen an zu rotieren! Das funktioniert nur bei Holz. Oder Lachs.
Bei Stahl heißt das "brünieren". Auch wenn s dadurch ganz schwarz wird. Wird oft mit "eloxieren" verwechselt - ähnliches Verfahren bei Aluminium! Oder bist du vielleicht teflonbeschichtet?
Dann bleibt nichts an dir kleben - und wenn es auch noch so heiß ist!
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  Re: Gutes Geschäft Datum:26.11.03 16:23 IP: gespeichert Moderator melden


Hi Sea,
ohne jetzt der Maschinenbauer zu sein, aber es gibt auch für Metalle Beizen. Das ist üblicherweise eine ziemlich saure Angelegenheit.
Allerdings muß ich zu meiner Schande gestehen, daß brüniert sicher das bessere Wort gewesen wäre.

Dat mit dem Teflon ist aber sicher auch ne gute Idee, senkt den Strömungswiderstand und die Vogelsch"§$"§ bleibt nicht so auf den Flügeln haften

Butterfly
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