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Gast
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Re: Weitere Gedichte (eigene oder Fundstücke)
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Datum:22.07.04 07:29 IP: gespeichert
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Es gibt ein Wesen unbegreiflich, vollkommen, vor Himmel und Erde entstanden. So still, so gestaltlos! Es allein beharrt und wandelt sich nicht. Durch alles geht es und gefährdet sich nicht. Man kann es ansehen als der Welt Mutter. Ich kenne seinen Namen nicht. Bezeichne ich es, nenne ich es:Tao.
Laotse
Viele Grüße
Thomas
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bluevelvet |
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Staff-Member
Ich kann allem widerstehen, nur nicht der Versuchung.
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Re: Weitere Gedichte (eigene oder Fundstücke)
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Datum:24.07.04 06:53 IP: gespeichert
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Jeder Ist Weise Der Die Stille Sieht
Jeder Ist Buddha Der Die Stille Wird
Aus: Chao-Hsiu Chen, Im Tempel der Stille. Das Buch von der Befreiung des Herzens (2000)
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Gast
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Re: Weitere Gedichte (eigene oder Fundstücke)
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Datum:28.07.04 23:29 IP: gespeichert
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um gross zu sein, sei ganz: entstelle und verleugne nichts, was dein ist. sei ganz in jedem ding. leg, was du bist, in dein geringstes tun. so glänzt in jedem see der ganze mond, denn er steht hoch genug.
fernando pessoa
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Gast
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Re: Weitere Gedichte (eigene oder Fundstücke)
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Datum:28.07.04 23:30 IP: gespeichert
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was ich habe, will ich nicht verlieren, aber wo ich bin will ich nicht bleiben, aber die ich liebe, will ich nicht verlassen, aber die ich kenne will ich nicht mehr sehen, aber wo ich sterbe, da will ich nicht hin; bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin
Thomas Brasch
(Diese Nachricht wurde am 28.07.04 um 23:30 von Penthesilea geändert.)
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Gast
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Re: Weitere Gedichte (eigene oder Fundstücke)
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Datum:31.07.04 07:03 IP: gespeichert
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Werde nie zornig!! Sonst könntest du an einen einzigen Tag das Holz verbrennen, das du in vielen sauren Wochen gesammelt hast.
Meng-Tse
Viele Grüße
Thomas
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Gast
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Re: Weitere Gedichte (eigene oder Fundstücke)
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Datum:04.08.04 07:30 IP: gespeichert
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Gib der Feindschaft keinen Raum in deinen Herzen, und du wirst keine Feinde haben, denn du erntest, was du gesät hast, und du sammelst, was du streutest.
George M. Lamsa
Viele Grüße
Thomas
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bluevelvet |
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Staff-Member
Ich kann allem widerstehen, nur nicht der Versuchung.
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Re: Weitere Gedichte (eigene oder Fundstücke)
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Datum:02.09.04 18:26 IP: gespeichert
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Mühsal der Besten
"Woran arbeiten Sie?" wurde Herr K. gefragt. Herr K. antwortete: "Ich habe viel Mühe, ich bereite meinen nächsten Irrtum vor."
Aus: Bertolt Brecht, Geschichten vom Herrn Keuner
(Diese Nachricht wurde am 02.09.04 um 18:26 von bluevelvet geändert.) Hier könnt ihr Bücher und Filme vorstellen!
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Gast
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Re: Weitere Gedichte (eigene oder Fundstücke)
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Datum:11.09.04 08:54 IP: gespeichert
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Wer ist blind? Der eine andere Welt nicht sehen kann. Wer ist stumm? Der zur rechten Zeit nichts Liebes sagen kann. Wer ist arm? Der von allzu heftigem Verlangen Gequälte. Wer ist reich? Dessen Herz zufrieden ist.
Aus dem Indischen
(Diese Nachricht wurde am 11.09.04 um 08:54 von Penthesilea geändert.)
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bluevelvet |
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Ich kann allem widerstehen, nur nicht der Versuchung.
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Re: Weitere Gedichte (eigene oder Fundstücke)
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Datum:27.09.04 19:52 IP: gespeichert
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Der Lernende
Erst baute ich auf Sand, dann baute ich auf Felsen. Als der Felsen einstürzte Baute ich auf nichts mehr. Dann baute ich oftmals wieder Auf Sand und Felsen, wie es kam, aber Ich hatte gelernt.
Denen ich den Brief anvertraute Die warfen ihn weg. Aber die ich nicht beachtete Brachten ihn mir zurück. Da habe ich gelernt.
Was ich auftrug, wurde nicht ausgerichtet. Als ich hinkam, sah ich Es war falsch gewesen. Das Richtige War gemacht worden. Davon habe ich gelernt.
Die Narben schmerzen In der kalten Zeit. Aber ich sagte oft: nur das Grab Lehrt mich nichts mehr.
Bertolt Brecht
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Gast
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Re: Weitere Gedichte (eigene oder Fundstücke)
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Datum:08.11.04 15:29 IP: gespeichert
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Liebe VI von Rose Ausländer [+1988]
Wir werden uns wiederfinden im See du als Wasser ich als Lotusblume
Du wirst mich tragen ich werde dich trinken Wir werden uns angehören vor allen Augen
Sogar die Sterne werden sich wundern: hier haben sich Zwei zurückverwandelt in ihren Traum der sie erwählte (1980)
Rose Ausländer schrieb dieses wunderschöne Gedicht als 79-Jährige. (Diese Nachricht wurde am 08.11.04 um 15:29 von surfi geändert.)
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bluevelvet |
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Re: Weitere Gedichte (eigene oder Fundstücke)
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Datum:08.11.04 20:08 IP: gespeichert
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Nicht alle Schmerzen sind heilbar, denn manche schleichen sich tiefer und tiefer ins Herz hinein, und während Tage und Jahre verstreichen, werden sie Stein. Du sprichst und lachst, wie wenn nichts wäre, sie scheinen zerronnen wie Schaum, doch du spürst ihre lastende Schwere bis in den Traum. Der Frühling kommt wieder mit Wärme und Helle, die Welt wird ein Blütenmeer, aber in meinem Herzen ist eine Stelle, da blüht nichts mehr.
Ricarda Huch
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danijelle |
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Forumsjuristin
Graz
es gibt viele Menschen die über mich urteilen, aber nur wenige Menschen die mich wirklich kennen (Michael Schumacher)
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Re: Weitere Gedichte (eigene oder Fundstücke)
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Datum:02.12.04 21:04 IP: gespeichert
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Aber es ist nicht so schlimm ...
Fühle mich nicht wohl, mag mich nicht besonders, finde mich zu dick, nur ein bisschen. Will mich verändern, will Anerkennung, vielleicht auch Aufmerksamkeit. Aber es ist nicht so schlimm.
Fühle mich schwach, schwindlig, die Hose rutscht, nur ein bisschen. Habe Angst zu versagen, will es beweisen, will zeigen, dass ich etwas kann. Zweifle an mir, immer. Aber es ist nicht so schlimm.
Fühle mich wertlos, alleine. Hasse meinen Körper, komme nicht mehr klar mit mir. Die Haare fallen aus, nur ein bisschen. Mir ist kalt, immer. Denke nur ans Essen, stehe täglich auf der Waage, aber wer tut das nicht. Es ist nicht so schlimm.
Fühle mich kraftlos, ausgelaugt Ertrage mich nicht mehr, kann meinen Körper nicht mehr sehen. Fühle mich fett und aufgebläht, mein Magen schmerzt von den Tabletten, die Beine von Laufen. Und mein Hals, der schmerzt auch. Aber es ist nicht so schlimm...
Fühle mich kaputt, zerrissen. Sehe in den Spiegel, und sehe nichts. Habe mich selbst verloren. Stört mich nicht, bilde es mir ja doch nur ein. Mir geht es gut, lasst mich in Ruhe. Ich schaff das schon, irgendwann. Es ist alles ok. Es ist nicht so schlimm.
Habe keine Gefühle mehr, habe sie tief versteckt. Setze meine Maske auf, jeden Tag. Schminke mir ein Lächeln ins Gesicht, Spiele mein Theaterstück, mein Leben, spiele es euch allen vor, so perfekt, so undurchschaubar. Mein Herz fest verschlossen, meine Augen ausdruckslos. Fragt nicht. Es ist nicht so schlimm.
Verliere den Verstand, werde verrückt, nur ein bisschen. Habe Angst vor mir selbst, weiß nicht mehr, wer das ist, ich. Habe mich selbst belogen, mir etwas vorgespielt, oder...bilde es mir nur ein. Und in Wirklichkeit geht es mir gut, und ich mach alles viel schlimmer als es ist. Dabei...ist es nicht so schlimm...
Mein Herz schlägt unregelmäßig, mein Körper zerbricht, und schreit, doch ich höre es nicht. Bilde es mir ja doch nur ein. Meine Lippen sind trocken, meine Finger blau. Mir wird schwarz vor Augen, ich breche zusammen, ein bisschen. Geschändeter Körper, von Narben übersäht. Alte Wunden platzen auf, und doch, ist es nicht so schlimm.
Kann meinen Körper kaum aufrecht halten, kann kaum stehen, kaum gehen. Mein Kopf pocht, Mein Herz sticht. Nein, das ist nicht wahr. Ich bilde es mir nur ein. Es geht mir gut. Es ist alles nicht so schlimm. Und ich falle um.
Schwerelos, frei, ich habe es geschafft. Blicke von oben auf die Welt hinab. Ein Sarg, ein Kreuz, ein Grabstein. Die Menschen weinen. Fragen sich nach dem Warum. Wie konnte es nur so weit kommen. Es ging ihr doch gut. Sie war doch so fröhlich, so perfekt. Sie hatte doch alles, was sie wollte. Sie hat es doch immer wieder gesagt, es war doch alles in Ordnung... Es war doch gar nicht so schlimm. Es war doch gar nicht so schlimm, sagen sie, als sie die Blumen ins Grab werfen.
L.D.L
Juristen wissen alles, nur leider selten etwas ganz genau
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Re: Weitere Gedichte (eigene oder Fundstücke)
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Datum:11.12.04 19:21 IP: gespeichert
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Diene allen Frauen und ehre sie, ihnen zu dienen, bemühe dich und arbeite; und wenn du jemanden hörst, der die Frauen verleumdet und verachtet, tadle ihn und sag ihm, er solle schweigen.
Anfangsverse aus dem Rosenroman des Guillaume de Lorris (um 1230)
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bluevelvet |
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Re: Weitere Gedichte (eigene oder Fundstücke)
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Datum:10.01.05 19:46 IP: gespeichert
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Älterwerden
Zögern mitten im Satz
Nachfragen wenn man glaubt es verstanden zu haben
Es nicht mehr eilig haben mit dem Wissenwollen
Einen Stein ein Glas eine Hand länger festhalten als nötig
Den Ärmel des Gegenüber beim Reden berühren zu spüren man ist noch da
Ein Buch einen Blick eine Haut verlieren und nicht mehr finden wollen
Erinnern statt sehnen
Den Gedanken: Das alles ist nach mir noch da trainieren wie einen Muskel
Gefühl als wäre jemand im Zimmer
Ulla Hahn
(Diese Nachricht wurde am 10.01.05 um 19:46 von bluevelvet geändert.) Hier könnt ihr Bücher und Filme vorstellen!
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Re: Weitere Gedichte (eigene oder Fundstücke)
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Datum:31.01.05 22:20 IP: gespeichert
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Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer ist die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung in stille Freude. Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich.
(Dietrich Bonhoeffer)
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bluevelvet |
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Re: Weitere Gedichte (eigene oder Fundstücke)
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Datum:19.02.05 20:36 IP: gespeichert
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Betrachtungen ohne Illusion
Glück kommt Aus dem stillen Betrachten des Unglücks, Wärme entsteht Aus dem unverrückbaren Zusammensein mit der Kälte, Das Weiche erwächst daraus, Dass wir treu dem Harten standhalten, aufmerksamkeit beginnt Im Wahrnehmen der Unaufmerksamkeit
Die Wahrheit wird sichtbar, Wenn wir das Falsche als falsch erkennen, Freiheit erblüht Aus dem Begreiefn der Angst in der Tiefe, Stille wird Aus dem ununterbrochenen Innewerden des Lärmigen geboren, Ordnung Aus dem beständigen Gewahrsein der Unordnung
Die Beobachtung des Verschlossenen Schafft die Offenheit, Gemeinschaft ergibt sich dann, Wenn wir uns der inneren Leere und Einsamkeit nicht entziehen, Das Neue, Andere Ist im Ersterben des Bekannten begründet, Liebe ist Die ewige Wahrnehmung dessen, was ist, Der Lieblosigkeit
Aus: Samuel Widmer: Du bist Schönheit
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Re: Weitere Gedichte (eigene oder Fundstücke)
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Datum:25.02.05 10:50 IP: gespeichert
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Silentium
Erziehung zur Stille, zum Schweigen begann schon sehr früh. Wir lehrten unsere Kinder, still zu sitzen und Freude daran zu haben. Wir lehrten sie, ihre Sinne zu gebrauchen, die verschiedenen Gerüche aufzunehmen, zu schauen, wenn es allem Anschein nach nichts zu sehen gab, und aufmerksam zu horchen, wenn alles ganz ruhig schien. Ein Kind, das nicht stillsitzen kann, ist in seiner Entwicklung zurückgeblieben.
Übertriebenes, auffälliges Benehmen lehnten wir als unaufrichtig ab, und ein Mensch, der pausenlos redete, galt als ungesittet und gedankenlos. Ein Gespräch wurde nie übereilt begonnen und hastig geführt. Niemand stellte vorschnell eine Frage, mochte sie auch noch so wichtig sein, und niemand wurde zu einer Antwort gezwungen. Die wahrhaft höfliche Art und Weise, ein Gespräch zu beginnen, war eine Zeit gemeinsamen stillen Nachdenkens; und auch während des Gespräches achteten wir jede Pause, in der der Partner überlegte und nachdachte. Für die Dakota war das Schweigen bedeutungsvoll. In Unglück und Leid, wenn Krankheit und Tod unser Leben überschatteten, war Schweigen ein Zeichen von Ehrfurcht und Respekt; ebenso, wenn uns Großes und Bewundernswertes in seine Bann schlug. Für die Dakota war das Schweigen von größerer Kraft als das Wort.
Luther Standing Bear
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bluevelvet |
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Re: Weitere Gedichte (eigene oder Fundstücke)
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Datum:04.04.05 22:17 IP: gespeichert
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Der Gegenstand meines morgigen D-Unterrichts:
Schöne Jugend
Der Mund eines Mädchens, das lange im Schilf gelegen hatte, sah so angeknabbert aus. Als man die Brust aufbrach, war die Speiseröhre so löcherig. Schließlich in einer Laube unter dem Zwerchfell fand man ein Nest von junge Ratten. Ein kleines Schwesterchen lag tot. Die anderen lebten von Leber und Niere, tranken das kalte Blut und hatten hier eine schöne Jugend verlebt. Und schön und schnell kam auch ihr Tod: Man war sie allesamt ins Wasser. Ach, wie die kleinen Schnauzen quietschten!
Aus: Gottfried Benn: Morgue und andere Gedichte (1912)
"Herr Bluevelvet! Mit solchem Sch** klauen Sie uns unsere Lebenszeit!"
(Diese Nachricht wurde am 04.04.05 um 22:17 von bluevelvet geändert.) Hier könnt ihr Bücher und Filme vorstellen!
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Story-Writer
nimm das Leben nicht zu ernst, denn Du überlebst es doch nicht
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Re: Weitere Gedichte (eigene oder Fundstücke)
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Datum:06.04.05 23:21 IP: gespeichert
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"Ich seh Euch, tanzende Gestalten, im sanften Licht an mir vorüberschwirren, durch unsichtbare Fäden fest verknüpft mit dieser Welt. Ihr dreht Euch, nach geheimnisvollen Regeln, gleich einem Sternennebel endlos fern. Was mag es sein für eine Kraft, die Euch bewegt und hält?"
Verfasser(in) mir unbekannt , aber es berührt mich sehr stark..... Wir haben zwar alle die gleichen Augen, aber das, was wir sehen, ruft sehr verschiedene Gedanken hervor. (Ernst R. Hauschka)
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bluevelvet |
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Staff-Member
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Re: Weitere Gedichte (eigene oder Fundstücke)
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Datum:07.04.05 16:25 IP: gespeichert
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L&L, vielleicht ist der Ursprungstext folgender:
ZUEIGNUNG
Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten, Die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt. Versuch ich wohl, euch diesmal festzuhalten? Fühl ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt? Ihr drängt euch zu! nun gut, so mögt ihr walten, Wie ihr aus Dunst und Nebel um mich steigt; Mein Busen fühlt sich jugendlich erschüttert Vom Zauberhaucch, der eutren Zug umwittert.
Ihr bringt mit euch die Bilder froher Tage, Und manche liebe Schatten steigen auf; Gleich einer alten, halb verklungnen Sage Kommt erste Lieb und Freundschaft mit herauf; Der Schmerz wird neu, es wiederholt die Klage Des Lebens labyrinthisch irren Lauf Und nennt die Guten, die, um schöne Stunden Vom Glück getäuscht, vor mir hinweggeschwunden.
Sie hören nicht die folgenden Gesänge, Die Seelen, denen ich die ersten sang; Zerstoben ist das freundliche Gedränge, Verklungen, ach, der erste Widerklang. Mein Leid ertönt der unbekannten Menge, Ihr Beifall selbst macht meinem Herzen bang, Und was sich sonst an meinem Lied erfreut, Wenn es noch lebt, irrt in der Welt zerstreut.
Und mich ergreift ein längst entwöhntes Sehnen Nach jenem stillen, ernsten Geisterreich, Es schwebet nun in unbestimmten Tönen Mein lispelnd Lied, der Äolsharfe gleich, Ein Schauer faßt mich, Träne folgt den Tränen, Das strenge Herz, es fühlt sich mild und weich; Was ich besitze, seh ich wie im Weiten, Und was entschwand, wird mir zu Wirklichkeiten.
J. W. v. Goethe, Faust. Eine Tragödie (180 (Diese Nachricht wurde am 07.04.05 um 16:25 von bluevelvet geändert.) Hier könnt ihr Bücher und Filme vorstellen!
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