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Stamm-Gast
Wuerzburg
Das glück des Mannes ist es, einer Frau dienen zu dürfen
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RE: Die Puppe (reloaded)
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Datum:01.05.15 11:17 IP: gespeichert
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Und wieder ein ganz toller Teil deiner sehr spannenden Geschichte.
Ich freue mich schon auf den nächsten Teil und hoffe, dass Stephanie alles gesund übersteht .
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Einsteiger
Stuttgart
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Die Puppe (Teil 8)
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Datum:10.05.15 21:58 IP: gespeichert
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(Die Story wurde wo anders im Netz bereits veröffentlicht. Hab sie über Google gefunden. Damit sie auch hier weiterlebt, hier die Kopie)
Die Puppe (Teil
„Eine edles Geschenk“
Als Claudia die Tapetentür zu meinem Gefängnis öffnete ist es bereits nach Mitternacht. Sehr zügig befreite sie mich von meinen Fesseln, der Keuschheitsgürtel blieb wo er ist. Dann durfte ich zu Bett gehen. In meinem Zimmer angekommen, zog ich meine Unterwäsche aus und begutachte in meinem Ankleidespiegel Claudias „Werk“. Mein Po und meine hinteren Oberschenkel waren über und über mit roten Striemen bedeckt. Die wird man noch lange sehen, dachte ich mir.
Am nächsten Morgen konnte ich kaum aufstehen und mich anziehen. Miss Solange kam, um mir den Gürtel zu öffnen, den Zapfen zu entfernen und mir zwei schmerzhafte Einläufe zu verpassen, wonach der Zapfen wieder an seinen Platz geschoben und das Schrittband erneut fest verschlossen wurde. Dann sollte ich wieder das Arbeitskleid anziehen. Unterwäsche, Mieder, BH durfte ich frei wählen, die Nylons sollten hautfarben sein. Mit oder ohne Naht war egal, sagte Miss Solange. Ich wählte ein Paar ohne Naht aus, damit ich nicht in die dumme Situation käme für eventuell schiefe Nähte bestraft zu werden.
Die schwarzen Pumps von gestern kamen dazu, dann Schminken, Haare herrichten und dann fing der Tag auch schon an. Nach einem sehr kurzen Frühstück in der Küche, bei dem ich stand, da mir Sitzen unmöglich war, sah ich natürlich auch Christiane wieder. Das Personal frühstückte in der Regel zusammen.
Christiane fiel das sofort auf. „Was hast du, Stephanie?“ fragte sie. Ich schüttelte nur den Kopf und sagte: „Ich komm später zu dir, dann erzähl ich dir alles.“ Sie nickte und ich meldete mich bei Claudia zu meinem Arbeitsantritt. Dort angekommen fand ich Claudia noch im Bett sitzend vor. „Ah, Stephanie. Das passt ja prima. Würdest du bitte so nett sein und mir mein Frühstück in der Küche holen?“ flötete sie. Also wieder runter in die Küche und das Tablett mit ihrem Frühstück hochgebracht. Ich schaffte es ohne etwas fallen zulassen Claudias Zimmer zu betreten und ihr das Tablett auf das Bett zu stellen. „Dankeschön, Liebes,“ sagte sie „das machst du jetzt jeden Morgen so. Aber nächsten Sonntag bitte etwas später.“ Ich beeilte mich einen Knicks zu machen und sagte mit gesenktem Blick: „Ja, Fräulein Claudia.“ Sie lächelte und während sie an einem Brötchen kaute winkte sie mich zu sich heran. Sie bedeutete mir mich umzudrehen und ich musste den Rock hochziehen.
Sie betastete ausgiebig ihr „Werk“ unter meinem Schlüpfer und vergaß auch nicht den von Solange eingesetzten Zapfen zu überprüfen. Dann „patsch, patsch“ tätschelte sie meinen gestriemten Po, was mich zusammen zucken ließ, und trug mir meine Aufgaben für heute auf. Ich sollte ihr Zimmer aufs gründlichste reinigen, das Bad schrubben und zwar von oben bis unten. Nachmittags wollte sie gerne im Garten sitzen, da dürfte ich mich ausruhen. Es war ja auch eine anstrengende Nacht lachte sie.
Ich wagte nicht zu protestieren, dass ich an einem Sonntag putzen sollte, aus Angst wieder Schläge zu bekommen. Irgendwie muss sie das registriert haben und meinte: „Du musst halt eben heute nachholen, was du gestern versäumt hast. Wärst du gestern Morgen nicht so lange dort drüben gewesen, wäre alles schon erledigt. Und ich rate dir dich nicht zu beschweren, sonst sorge ich dafür, dass dein Mund die nächsten Tage über gut gefüllt ist.“ Mit dieser unverhohlenen Drohung im Ohr machte ich mich auf den Weg in den Waschkeller, um die Putzutensilien zu besorgen. Mit Eimer, Lappen, Wurzelbürste und Schwamm bewaffnet, machte ich mich wieder auf in Claudias Zimmer.
Die hatte sich bereits angezogen und saß an ihrem Schminktisch und kämmte ihre Haare. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie wie ich anfing in ihrem Badezimmer Spiegel und Waschbecken zu putzen. Nach einer Weile stand sie an der Türschwelle und beobachtete
mich schweigend wie ich auf dem Boden kniend den Boden schrubbte. Meine Kehrseite tat sehr weh und ich presste meine Lippen aufeinander, um nicht aufstöhnen zu müssen. Doch Claudia hatte sich schon umgedreht und die Suite verlassen. So war ich jetzt erstmal alleine.
Ich wischte und putze was die Lappen und Eimer hergaben und war schließlich gegen Mittag fertig. Meine Mittagspause verbrachte ich liegend auf meinem Bett. Ich war völlig fertig. Am Nachmittag durfte ich dann literweise Limonade, Tee und Kaffee für die Damen auf der Terrasse servieren. Irgendeine der Bestien hielt mich immer in Bewegung. Auch Gabi saß jetzt dort, denn bald sollte es soweit sein, dass die beiden die Leitung des Gutshofes, natürlich unter der Aufsicht ihrer Mutter, übernehmen sollten.
Da gab es wohl noch eine Menge zu besprechen. Vorsichtig schielte ich in Richtung Gutshof, um hinter den Hecken die Statue auszumachen, die ich mir bei nächster Gelegenheit etwas genauer ansehen wollte.
Am Abend, es war schon dunkel, kam Claudia in mein Zimmer und nahm mir tatsächlich den Zapfen aus dem Po.
Sie verschloss das Schrittband wieder und sagte: „Gute Nacht, Stephanie. Angenehme
Träume.“ An der Tür drehte sie sich noch einmal um und meinte wie zu ihrer Entschuldigung: „Den Schlüssel muss ich Mutter geben. Ich habe dort drüber keine Gewalt. Ich wollte nur das du das weißt.“ Ich nickte und begann mich auszuziehen.
Immerhin war ich das blöde Zapfen-Ding erstmal los. Als ich meine Zähne geputzt und mich abgeschminkt hatte, fiel ich todmüde ins Bett. Die nächsten zwei Tage liefen ähnlich ab: Morgens diverse Reinigungsarbeiten, waschen und Claudias Blusen bügeln. Immer schön adrett mit Dienstmädchenkleid, Schürze und Spitzendiadem. Am Nachmittag fielen allerlei persönliche Dinge an. Bedienung hier, Tür öffnen da und so weiter. Claudia hatte in mir ein williges und nicht arbeitscheues Hausmädchen gefunden.
Der Keuschheitsgürtel war nur einmal zum Baden und reinigen abgenommen worden und danach war ich gleich wieder darin verschlossen worden. Ich wusste schon gar nicht mehr wie mein Penis aussah. Am Dienstagabend endlich hatte ich auch die Möglichkeit mich mit Christiane unbeobachtet auszutauschen. Das war bislang nicht möglich gewesen, da Claudia es irgendwie immer arrangiert hatte mich von den anderen Hausangestellten fernzuhalten. Ich erzählte Christiane von meinem Wochenende und von den Ereignissen im Gutshof und was ich dort erfahren hatte. Auch meine gehörige Strafe verschwieg ich ihr nicht und hob meinen Rock, um ihr die immer noch gutsichtbaren Striemen und den Gürtel zu zeigen. „Hab ich auch immer noch,“ sagte sie und hob ihrerseits den Rock hoch.
Dort schimmerte unter ihrem Schlüpfer zwischen ihren Strumpfrändern silbernes Metall durch. „Claudia hat mir am Samstagmorgen gesagt, dass ich das Ding immer tragen muss. Da hab ich gewagt zu widersprechen und das ist das Ergebnis,“ sagte sie. Mit diesen Worten drehte sie sich um und zog ihren Schlüpfer etwas nach unten. Die Striemen von Claudias Rohrstock waren immer noch gut zu erkennen. Oh weh, die Arme! Ich versprach während der nächsten Tage irgendwie in die Nähe der Statue zu gelangen, da Christiane Wäschedienst hatte und das hieß, sie musste alle Bettwäsche abziehen, neue aufziehen und die alte in die Wäschekammer schleppen und eventuell mit Michael zur Wäscherei fahren. Das bedeutete, dass sie keine Chance hatte in den Park zu kommen. Zumindest nicht bei Tageslicht. Obwohl es noch recht spät war, setzte ich mich noch etwas auf den Balkon.
Die Luft war warm und roch herrlich nach Blumen. Aber ich war von der vielen Arbeit so müde, das ich auf dem Stuhl einnickte. Ein Klopfen an meiner Türe weckte mich auf. Erschrocken fuhr ich aus dem Liegestuhl hoch. Schnell ordnete ich mein Kleid etwas und ging zur Türe. Auf dem Weg dorthin warf ich einen Blick auf die Uhr. Es war schon fast ein
Uhr morgens! Als ich die Türe öffnete traf mich fast der Schlag! Dort stand Michael! Seine Hemdsärmel hatte er aufgerollt und er roch leicht nach Alkohol. Aha, dachte ich, das Feierabendbier hat wohl länger gedauert.
Er grinste breit und überreichte mir ein kleines, längliches Päckchen. „Was ist das?“ fragte ich, doch er zuckte nur mit den Schultern und wandte sich zum Gehen als er sich noch mal halb herumdrehte und sagte: „Herzlichen Glückwunsch!“ Ja, ich hatte ja seit einer Stunde Geburtstag! „Danke,“ antwortete ich und schloss lächelnd die Tür. Meinen Geburtstag hatte ich mir allerdings anders vorgestellt. Na ja, erstmal abwarten was morgen so wird. Dann widmete ich mich dem Päckchen. Ein Geschenk? Von wem? Ich öffnete vorsichtig das braune Packpapier und zum Vorschein kam ein längliches, schmales Mahagonikästchen, auf dessen Oberfläche zwei ineinander verschlungene Rosen in Gold eingelegt waren. Ich setzte mich auf mein Bett und öffnete langsam das Kästchen. Zum Vorschein kam ein der Länge nach gefaltetes Stück teures Büttenpapier, das sanft nach Blumen roch. Unter dem Papier jedoch, auf rotem Samt, lag an einer dünnen, goldenen Kette ein kleiner Anhänger in Form zweier ineinander verschlungener Rosen aus feinstem Gold. Mir blieb fast das Herz stehen! Mit zitternden Fingern faltete ich das Papier auseinander und las was dort geschrieben stand:
„Liebe Stephanie, ich schreibe ganz bewusst deine weibliche Namensform. Ich möchte mich bei dir für diesen wundervollen Tag und diese zauberhafte Nacht bedanken. Bitte nimm mein kleines Geschenk an.
Ich wünsche dir alles Gute zu deinem Geburtstag!
In Liebe, Francesca“
Ich konnte kaum atmen. Mir standen die Tränen in den Augen. Sie hatte es geschickt gemacht, sie hatte gewusst, dass ich dieses Geschenk nie angenommen hätte, wenn ich ihr gegenübergestanden hätte. Aber so? Wer konnte so etwas ablehnen? Ich stand auf und ging zum Spiegel und legte die Kette um meinen Hals. Passte perfekt in der Länge. Ich zog mich endlich einmal aus, schminkte mich ab, Zähne putzen und ab ins Bett. Doch ich lag noch lange wach und dachte an Francesca.
„Eine edle Dame“
Als ich an diesem Morgen erwachte, war es schon richtig hell. Oh je, ich hatte verschlafen! Ich sprang aus dem Bett und sauste ins Bad. Als ich mit der Zahnbürste im Mund aus dem Bad trat, standen alle in meinem Zimmer. Madame deMontrose, Miss Solange, Claudia, Christiane und sogar Gabi.
Und alle hatten Geschenke auf meinen Schminktisch gelegt. Von Madame und Solange gabs ein Seidennachthemd, von Claudia einen Seidenschal, von Christiane ein paar original Pariser Nylons, von Gabi, Michael und der Köchin gab es einen kleinen Korb voll Schokolade, Geleesüßigkeiten und Kaugummi. Ich wusste gar nicht was ich sagen sollte. Madame stoppte das Geschnatter im Raum und sagte: „Lasst das arme Kind doch erst mal zur Ruhe kommen.“ Und an mich gewandt: „Du hast heute natürlich frei, an seinem Geburtstag brauch hier niemand zu arbeiten. Geh ein wenig spazieren oder sieh dir die neue Dekorationen im Gutshof an, wenn du magst.“ Das war ja toll! Das war die Gelegenheit. Als die ganze Bagage aus meinem Zimmer verschwand und Christiane als letzte ging, zwinkerte ich ihr zu. Jetzt ließ ich mir erst mal Zeit. Schnell ein Bad genommen, Beine, Achseln und Gesicht perfekt rasiert. Ein weißer Schlüpfer, das weiße Korselett von Madame Cascade und die neuen Nylons von Christiane. Die waren toll! So hauchdünn, mit einer feinen Naht, aber keiner kubanischen
Hochferse, sondern spitz im französischen Stil. Ein zarter, goldfarbener Schimmer umspielte meine Beine. Ein weißes Unterkleid und eine weiße Bluse, dann kam noch ein wadenlanger schwarzer, enger Rock. Schuhe, ja was für Schuhe bloß? Ich entschied mich für die schwarzen Slingpumps mit der hübschen Zierschleife, die ich getragen hatte, als ich das Buch entdeckt hatte. Ich wollte wissen, ob ich jetzt besser darin laufen konnte. Ein paar Schritte auf und ab, ja das ging. Laufen konnte ich zwar nicht, aber gehen ging sehr gut. Die Strümpfe waren toll. Da der Rock so eng war spürte ich sie bei jedem Schritt.
Schnell frisierte ich mich und legte Make-up auf. Der blutrote Lippenstift von letzter Woche bildete einen schönen Kontrast zu meiner weißen, hochgeschlossenen Bluse. Oh, meine Fingernägel! Der Nagellack von letztem Wochenende war ja schon lange abgemacht. In einer etwas längeren Prozedur trug ich neuen auf. Leider hatte ich nur den roten, aber immerhin passte dieser zum Lippenstift. Dann machte ich mich auf den Weg in die Küche, um etwas zu frühstücken. Dort saß zu meiner Überraschung noch Christiane. Die erklärte mir, dass sie erst wieder auf Michael warten musste, bevor sie weiterarbeiten konnte. Ich zeigte auf meine Beine und sie erkannte mit einem Lächeln ihr Geschenk: „Sieht super aus, Stephanie. Bei deinen Beinen wird man echt neidisch.“ Röte schoss mir in die Wangen. Dann musste sie los und ich aß eine Scheibe Brot und trank ein Glas Milch. Während ich noch kaute blickte ich aus dem Küchenfenster, über den Kräutergarten hinweg, in den Park. Da kam mir plötzlich eine Idee. So schnell mich meine hohen Absätze trugen ging ich in die Bibliothek. Was hatte diese Frau Bauer noch gesagt? Wie hieß diese Dame noch einmal?
Ich fand einen großen Lexikonband und wurde nach einigem Suchen fündig. Dort stand: Maria Adelheid Theresa Gräfin von Rivera 1674 – 1725 stiftete 1723 das erste Erdinger
Waisenhaus. Auch bekannt unter „Mutter aller Waisen“. Da war es. War dies des Rätsels Lösung? War die Statue dort draußen die richtige? Ich machte mich auf in mein Zimmer und holte mir eine kurze graue Strickjacke und ging dann in den Garten. Fast war es schon Mittag. Es dauerte eine ganze Weile bis ich die Statue gefunden hatte, ich war den Weg ja erst einmal im Dunkeln gegangen. Außerdem waren die hohen Schuhe für diese Exkursion etwas unpraktisch und schließlich engte mich dieser verflixte Keuschheitsgürtel sehr ein. Gottseidank war wenigstens dieser eklige Zapfen heraus. Meine Gedanken kreisten einen Augenblick um Francesca und die Augenblicke wie sie mir den Zapfen eingeführt hatte und auch um den Augenblick wie sie mich genommen hatte. Das hatte natürlich Folgen in den Tiefen der Keuschheitsröhre unter dem Frontblech.
Als diese kleine Schmerzwelle vorbei war, sah ich die Statue vor mir. Sie war schon recht verwittert, auch war auf dem Sockel keinerlei Inschrift zu lesen. Ich umrundete die Figur einmal durch das feuchte Gras und trat auf etwas steinernes: Eine Marmorplatte mit einer verwitterten Inschrift. Ich kniete mich langsam hin und las. Dort stand: Maria A.T. Gräfin von Rivera. Sie war es tatsächlich! Ich blickte nach oben und sah mir die Steinfiguren an. „Geht dorthin wohin eure Mutter sieht“ schoss es mir durch den Kopf. Wohin blickte sie denn? Ich schaute wieder nach oben und die Figur der Gräfin sah mich direkt an. Sie sah nach unten!
Die Platte! Sie blickte auf die Platte!
Ich tastete die Seitenwände der Marmorplatte ab. Da war nichts. Ich versuchte die Platte anzuheben und langsam, ganz langsam bewegte sie sich. Es entstand ein Spalt an der Seite. Mit einer Hand hielt ich die Platte und mit der anderen fasste ich unter die Platte. Etwas kaltes, rundes lag dort. Ich zog es ans Licht.
Die Metallhülle einer Gasmaske kam an das Tageslicht. Verrostet und verbeult lag sie vor mir im Gras. Meine Hände zitterten als ich versuchte sie zu öffnen. Aber der Deckel saß fest. Schnellstand ich auf und ging so schnell ich konnte in die Küche. Dort angekommen war es ein Leichtes das Behältnis mit einem Messer zu öffnen, ohne meine Bluse oder Fingernägel zu zerstören. Ich griff in die Metallröhre und meine Hand förderte ein Stück Ölpapier zu Tage, in das ein weiteres Stück Papier gewickelt war. Eine der Seiten aus dem Tagebuch!
Aufgeregt faltete ich es auseinander und las was dort geschrieben stand:
„Aus dem Raum der Astrologin, ist euch der Blick auf die Wahrheit gewiss: Die Schönheit ist es nicht, das Gegenteil trägt den Preis. Es ist eins und doch zwei, wenn es steht läuft es schneller.“
Mein Gott, damit war ja überhaupt nichts anzufangen! Was sollte das denn nur bedeuten? Ich setzte mich mit dem Stück Papier an den Küchentisch und dachte nach. Die Türe ging auf und Christiane trat ein und ihr Blick fiel sofort auf die Gasmaskenhülle in der Spüle. Dann auf das Stück Papier, welches ich in der Hand hielt. „Du hast es gefunden! Oh, Stephanie du bist eine Wucht!“ Mit traurigem Gesicht reichte ich Christiane das Papier.
Sie las es und schüttelte den Kopf: „Meine Güte. Was soll das nur bedeuten?“ Bevor sie weiterreden konnte betrat die Köchin den Raum und schnell versteckte ich das Papier in meinem Ärmel. Schnell stand ich auf und ging in die große Halle und sah gerade noch wie Gabi und Claudia aus dem Garten die Küche betraten. Wahrscheinlich um herauszufinden was es zum Mittagessen gab. Ich ging in die Bibliothek, stellte mich dort ans Fenster und dachte nach. Was hatte das Rätsel zu bedeuten? Ich musste erst mal diesen Zettel in Sicherheit bringen. Da fiel mir das Versteck ein, welches Christianes Schwester für das Tagebuch benutzt hatte. Schnell hatte ich den losen Stein unter der Fensterbank gefunden und schob den Zettel hinein. Dann begab ich mich grübelnd auf mein Zimmer.
Als ich die Freitreppe erreichte, gesellte sich Claudia zu mir und als wir den ersten Absatz erreicht hatten tauchte auch Gabi an meiner Linken auf. Aufgrund meines ziemlich engen Rockes und der hohen Absätze konnte ich nur kleine Schritte machen.
Claudia sagte leise: „Ich glaube wir müssen uns einmal über deinen Fund von gerade unterhalten.“ Mit aufgerissenen Augen sah ich sieh an. „Ganz recht,“ meinte Gabi von meiner Linken. Und damit fasste Claudia meinen rechten Oberarm und Gabi meinen Linken und ich wurde sanft, aber bestimmt in Richtung von Claudias Zimmer dirigiert.
Dort angekommen setzten die beiden mich auf das schmale Bett in dem kleinen Zimmer. Bevor ich irgendetwas sagen konnte, drückte Gabi meinen Kopf nach unten und Claudia raffte ihren Rock hoch und nahm ihn zwischen ihre nylonumspannten Oberschenkel und hielt gleichzeitig meine Arme nach oben. Schon spürte ich den Strick, den Gabi um meine Gelenke wand und diese überkreuz festband. Das ging alles so schnell, dass ich nicht einmal Piep sagen konnte. Als nächstes folgte die Fesselung der Ellbogen, was auch schnell aber gründlich vonstatten ging.
Dann ließ mich Claudia los. Nachdem ich tief Luft geholt hatte, war das erste was ich sagte:
„Was soll denn das?“ „Knebele sie, Gabi,“ erwiderte Claudia nur. „Mit Vergnügen,“ kam die Antwort und schon schob Gabi mir ein Tuch in den Mund und band ein weiteres Tuch mit einem Knoten drin zwischen meine Lippen. „Augenblick noch, Stephanie,“ sagte Claudia und schlüpfte aus dem Zimmer. Nach kurzer Zeit war sie auch schon wieder da und stand lächelnd an der Tür angelehnt. Da öffnete sich die Türe zum Flur und wer trat ein: Christiane!
Ich machte richtig große Augen und ein lautes „Mmmpfff“. Christiane setzte sich neben mich und lächelte. „Hab keine Angst. Es passiert dir nichts. Ich glaube aber wir müssen dir erst mal ein paar Sachen erklären. Versprichst du uns nicht zu schreien, wenn ich dir den Knebel aus dem Mund nehme?“ Ich nickte und Christiane löste den Knoten und nahm mir das Tuch aus dem Mund. Dann setzte Christiane zu einer Erklärung an: „Wir sind alle hinter dem Vermächtnis meines Vaters her. Wir haben beschlossen es gemeinsam zu suchen. Jede zwar aus anderen Interessen, aber wir wollen im Endeffekt alle das Gleiche.“ „Und das wäre?“ fragte ich. „Hier raus,“ antwortete Claudia. Auf meinen erstaunten Blick sagte sie: „Ich will mich nicht von meiner Mutter aus finanziellen Erwägungen verheiraten lassen. Sie drängt mich immer schlimmer. Bis gestern dachte ich es geht noch, aber jetzt hat sie mir ein Ultimatum gestellt. Ich würde den Gutshof und das Chalet gerne etwas anders nutzen.“ Gabi nickte und sagte: „Ich mag nicht mehr unter der Fuchtel meiner Mutter stehen, nur weil ich die Schule nicht geschafft habe. Ich habe einen Freund, wir möchten uns verloben, aber ich darf nicht. Mutter lehnt ihn strikt ab.“ „Aha,“ sagte ich und Christiane meinte: „Sags ihr schon, Gabi.“ Und Gabi antwortete: „Es ist Michael, wir sind schon seit langem ein Paar. Mutter meint er wäre nicht standesgemäß. Sprich ein armer Schlucker.“ Die Arme, dachte ich bei mir, das hatte sie wirklich nicht verdient.
„Und du, Christiane. Was ist dein Motiv?“ fragte ich. Christiane seufzte: „Ich würde gerne Medizin studieren und Kinderärztin werden.“ „Soweit ich weiß, wäre auch das ein Wunsch deiner Adoptiveltern,“ antwortete ich misstrauisch. „Sicher, aber was kommt danach? Claudia hatte da eine Idee. Ich erzähl dir später einmal davon. Gabi hätte jemanden, der an dem Fund sehr interessiert wäre. Von dem Geld könnten wir uns all das erfüllen. Wie sieht es aus?
Machst du mit?“
Claudia war in der Zwischenzeit in ihr Zimmer gegangen und kam jetzt wieder zurück. Ich zögerte mit der Antwort. „Wir lassen dir etwas Zeit zum Überlegen. Nach unserer Mittagspause kommen wir wieder,“ sagte Claudia. Gabi verließ das Zimmer und Christiane sagte zu Claudia: „Ich mach das. Geh nur schon.“ „Aber anständig, hörst du!?“ antwortete Claudia und gab Christiane ein paar Stricke und, Nein, nur das nicht, den Gummiknebel von Madame Cascade!
Claudia ging hinaus und Christiane sagte: „Denk ein bisschen nach, Liebes. Wenn wir wiederkommen möchten wir gerne ein Antwort. Wenn du nicht mitmachst hätten wir gerne das Stück Papier. Und jetzt bitte den Mund weit auf!“
„Ach, Christiane ich weiß ni…Mmmmphhh,“ wollte ich sagen, doch weiter kam ich nicht als Christiane mir den dicken Gummipfropfen in den Mund schob. „Mein mal ja nicht, das ich das nicht kann, Kleines. Claudia und ich spielen solche Spiele schon seit unserer Schulzeit,“ sagte Christiane zu meinem Erstaunen als sie die Bänder des Knebels in meinem Nacken, um meinen Kopf und unter meinem Kinn sehr fest verschloss. Meine Augen mussten meine Verwunderung widergespiegelt haben, denn Christiane fuhr fort, während sie zwei Stricke sortierte und die Länge prüfend durch ihre Hand gleiten ließ: „Wir kennen uns aus dem Internat. Als wir herausfanden, dass Claudia dort wohnte wo ich früher lebte, war der Bann schnell gebrochen. So, wärst du bitte so nett deine Füße auf meinen Schoß zu legen?“
Was blieb mir anderes übrig? Ich war sowieso zu erstaunt um Widerstand zu leisten. Christiane zog mir die Pumps aus und band meine Füße fest zusammen. Ein zweiter Strick folgte oberhalb der Knie. „Denk in Ruhe nach, Stephanie,“ sagte Christiane und verließ auch das Zimmer, nicht ohne die Türe gut zu verschließen.
Da lag ich also wieder einmal an Händen und Füßen gefesselt mit einem Knebel im Mund.
Ich dachte an Francesca. Wenn sie das mit mir gemacht hätte, wäre ich im siebten Himmel! Was wäre, wenn ich dieses Rätsel lösen würde? Was wäre mein Motiv? Und würde ich überhaupt einen Anteil bekommen? Was würden sie mit mir anstellen, wenn ich ihnen das Blatt aus dem Tagebuch nicht geben würde? Ich versuchte mich zu bewegen, aber die Damen hatten ganze Arbeit geleistet, allen voran Christiane mit dem Knebel und der Fußfessel. Die Stunde ging schneller rum als ich dachte und als die drei zurückkamen machte ich die Zusicherung dabei zu sein. Während Gabi meine Fesseln löste, lief Christiane los und holte das Blatt Papier. Dann saßen wir noch etwas zusammen und überlegten, was als nächstes zu tun war. Uns war sofort klar, dass wir erst einmal den Raum der Astrologin finden mussten, wollten wir der Lösung des Rätsels näherkommen. Also teilten wir uns auf und beschlossen , dass jede versuchen sollte etwas über diesen Raum herauszubekommen. Gabi wollte die Vorgängerin unserer jetzigen Köchin befragen, Claudia wollte versuchen etwas aus ihrer Mutter herauszubekommen, ohne das die etwas merkte und schließlich Christiane und ich sollten uns einmal in der Bibliothek des Chalets umsehen. Vielleicht könnte man dort etwas über die Architektur des Hauses nachlesen. Ich begab mich allerdings erst einmal in mein Zimmer, um meine ruinierte Frisur und mein zerstörtes Make-up wieder aufzubessern. Den Rest des Nachmittags verbrachte ich draußen im Park.
Fast konnte ich die Terrasse des Gutshofes sehen, auf der Francesca und ich gestanden hatten. Ich dachte wieder an sie. Das tat ich eigentlich ständig. Hatte ich mich jetzt ernsthaft verliebt? Spielte sie vielleicht nur mit mir? Ich griff nach dem kleinen Anhänger unter meiner Bluse. So gedankenverloren saß ich eine Weile auf einer Steinbank und blickte auf die Blumen und Pflanzen. Wie es hier wohl an den letzten Tagen des Krieges ausgesehen hatte? Langsam stand ich auf und ging ins Haus zurück.
„Ein Nachmittag in der Stadt“
Nichts passierte über das Wochenende hinweg. Am Sonntag kam meine Tante zu Besuch, alle Mädchen mussten Madame deMontrose und Tante Vivienne bedienen. Und sie ließen uns laufen! Selbst Claudia hatte an diesem Nachmittag keine ruhige Minute, da Madame ihr ständig in den Ohren lag, dass sie endlich dem Werben diese großen Unbekannten nachgeben solle. Tante Viviennes Gesicht machte bei diesen Bemerkungen einen etwas sauertöpfischen Eindruck, aber sie sagte zu Claudia gewandt: „Ja, es wird Zeit, dass du unter die Haube kommst.“ „Mama, ich hatte eigentlich andere Pläne,“ wagte Claudia zu widersprechen. Ein böser Blick von Madame war die Folge.
Das und noch einige andere Spitzfindigkeiten wurden während des Kaffeetrinkens ausgetauscht, während Christiane und ich hin und herflitzten, um die Damen zu bedienen. Miss Solange hatte uns beide in diese lächerlichen Zofenkleidchen mit den rosafarbenen Petticoats gesteckt, nicht ohne uns beide vorher in ein rigides Korsett zu schnüren. Meins saß so eng, dass ich Schwierigkeiten hatte den Kaffee und das Gebäck auf den Tisch zu stellen. Miss Solange war auch so nett gewesen, den Keuschheitsgürtel über dem Korsett zu befestigen. Bei Christiane wars dasselbe. Sie kam auf den hohen Schuhen etwas besser klar, aber ihr Korsett war mindestens genauso eng.
Am Abend fielen wir hundemüde ins Bett, natürlich erst nachdem wir wieder sicher verschlossen waren. Miss Solange hatte mir zum Baden die Hände auf den Rücken gebunden, damit ich nicht mit meinem „Dingelchen“ spielen konnte. Als der Keuschheitsgürtel wieder eng um meine Taille saß, war ich schon frustriert. Ich wusste ja, dass ich nicht mit meinem Geschlechtsteil spielen, es sei denn mich selbst befriedigen, aber ich konnte ihn ja noch nicht einmal mehr anfassen.
Jeden Abend trafen wir uns jetzt heimlich in Claudias Zimmer, um uns auszutauschen und an dem Rätsel zu feilen. In der folgenden Woche hatten Christiane und ich die Gelegenheit uns die vielen Bücher noch einmal anzusehen, als es wieder ans Abstauben ging. Aber wir waren erfolglos. Am Mittwoch morgen holte mich Miss Solange aus der Küche, wo ich gerade dabei war Geschirr abzutrocknen. „Stephanie, du fährst heute mit den Herrschaften in die Stadt. Geh bitte auf dein Zimmer und zieh dich um,“ sagte sie nur ganz kurz. Schnell kam ich der Aufforderung nach. Eine Fahrt in die Stadt war immer interessant. In meinem Zimmer angekommen, zog ich schnell die einfache Dienstmädchenuniform aus und überlegte was ich anziehen sollte. Ich öffnete den Schrank. Na ja, viel war ja nicht drin. Von Überfüllung konnte man nicht reden. Aber, das Kleid hatte ich noch gar nicht angehabt. Ich zog ein blaues Chiffonkleid hervor. Schnell wechselte ich die Unterwäsche: einen weißen Schlüpfer, ein weißes Mieder mit acht Strumpfhaltern, einen Long-BH, die schönen Nylons mit dem rosebeigen Schimmer von Francesca und ein cremefarbenes Unterkleid. Schnell schlüpfte ich in das Kleid und fand in meinem Schrank auch ein paar cremefarbene Pumps mit einem etwa sechs Zentimeter hohen Absatz, die an der Schuhspitze etwas spitz ausgeformt waren.. Na, das war ja richtig moderat, dachte ich mir. Ich war gerade dabei mein Make-up und meine Frisur an meinem Schminktisch aufzubessern, da betrat Madame deMontrose mein Zimmer und meinte: „Oh, prima. Das passt ja. So ein Zufall.“ Und hielt ein kleines cremefarbenes Hütchen hoch, welches sie mir sofort in die Haare steckte und das vorderseitig angebrachte Netz in mein Gesicht zog, sodass es meine Stirn verdeckte. Ich legte mir noch meinen beigefarbenen Mantel um die Schultern und dann ging es nach unten, wo zu meiner Überraschung schon Claudia und meine Tante Vivienne auf uns warteten.
Alle nahmen wir dann im Wagen Platz und es ging in die Innenstadt. Michael setzte uns am Stachus ab und wir begannen einen Stadtbummel. Meine Tante Vivienne war ständig darauf bedacht mich zu korrigieren in allem was ich tat. Entweder waren ihr meine Schritte nicht klein genug, oder ich hielt meine Handtasche nicht richtig. Puh, was eine Nörgelei. Schließlich kamen wir an einem sehr teuer aussehenden Juwelier vorbei und Madame deMontrose tuschelte ganz aufgeregt mit meiner Tante, während Claudia und ich ins Schaufenster eines Modegeschäftes sahen. Dann machten die Damen auf dem Absatz kehrt und kamen auf uns zu. Madame und meine Tante nahmen mich in die Mitte, hakten mich unter und führten mich in das Juweliergeschäft. Als wir die Tür öffneten sagte meine Tante: „Wir haben noch eine hübsche Überraschung für dich, Stephanie.“ Die Verkäuferin kam auf uns zu und fragte: „Kann ich ihnen helfen meine Damen?“ Und meine Tante flötete zurück: „Oh ja. Wir sind auf der Suche nach ein paar hübschen, goldenen Ohrringen für meine Nichte.“ Oha! „Zum klippsen, oder zum stecken?“ fragte die junge Frau meine Tante. „Zum stecken natürlich,“ kam die prompte Antwort von Madame deMontrose.
Ich blickte nervös von einer zur anderen. Protest war sinnlos, das wusste ich. „Claudia, such doch schon mal ein paar hübsche Stecker für Stephanie aus,“ sagte Madame wieder als die Verkäuferin mit einem Ding zurückkam was wie eine Art Nietzange aussah, sowie ein kleines Fläschchen. Schnell war mein rechtes Ohrläppchen desinfiziert und die Zange an die richtige Position gebracht. Ein kurzer Druck, ein kleiner, stechender Schmerz und alles war vorüber. Mit geübter Geschwindigkeit war auch das zweite Loch gesetzt und die junge Dame steckte mir zwei kleine Ohrstecker hinein, die Claudia in der Zwischenzeit ausgesucht hatte. Dann gab die Verkäuferin mir noch eine antiseptische Salbe mit, die ich die ersten Tage auftragen sollte und ich durfte mir mein neues Accessoire ansehen: Kleine goldene Punkte zierten jetzt meine Ohrläppchen. Sah wirklich hübsch aus. Meine Tante zahlte und wir verließen das Geschäft. Draußen sagte sie zu mir: „Du wirst immer hübscher, bald müssen wir einen Zaun ums Chalet bauen, damit die Kerle dich nicht klauen können.“ Oh je, dachte ich, als ich mein Spiegelbild in einem Schaufenster sah. Unrecht hatte sie nicht. Sogar ich selbst hatte bemerkt wie Herren, die heute an uns vorbeigingen mir hinterher starrten. Auf die Beine, auf meine roten Lippen. Dennoch: ich dachte immerzu an Francesca. Was sie im Augenblick nur macht, dachte ich und hätte fast übersehen, dass Madame und meine Tante ein Cafe´ betraten.
Schnell ging ich hinterher und als wir saßen kam auch schon der Ober und nahm unsere
Bestellung auf. Während wir auf unseren Kaffee und Kuchen warteten, Madame und meine Tante sich angeregt über den neuesten Klatsch unterhielten, vertrieb sich Claudia die Zeit damit ihr Bein , natürlich gaaanz zufällig, an meinem entlang gleiten zu lassen. Das sorgte natürlich für Spannungen in meinem „Lustgefängnis“. Ich seufzte und blickte in den Spiegel. Tja, da saß ich nun!
Ein paar hundert Kilometer weiter südlich ging eine ungeduldige Francesca diFiore in ihrem Büro auf und ab. Ungeduldig aus dem Grunde, weil sie einen wichtigen Anruf aus dem Chalet erwartete. Endlich klingelte das Telefon! Die Comtessa nahm den Hörer ab und meldete sich: „Pronto.“ Dann hörte sie eine Weile gebannt zu und legte den Hörer wieder langsam auf die Gabel. Sie lächelte zufrieden und nickte. Ja, sie hatte sich nicht getäuscht. Bis jetzt hatte sie alles richtig gemacht. Ihr Großvater würde zufrieden sein. Dennoch…Francesca diFiore machte sich die größten Sorgen um Stephan(ie).
Ganz in Gedanken versunken setzte sie sich an den großen Mahagonischreibtisch und begann einige Papiere durchzusehen. Doch sie merkte schnell, dass sie sich nicht konzentrieren konnte und ihre Gedanken immer wieder um dem jungen Mann in Frauenkleidern kreisten. Wie konnte jemand in Kleidern, die eigentlich nicht an seinen Körper gehörten so schön sein, wie konnte jemand so liebenswert, verletzlich und doch so intelligent und anziehend zugleich sein? Die Comtessa versuchte die Trugbilder aus ihrer Vergangenheit, die sich in ihren Kopf einschleichen wollten zu verscheuchen, sie versuchte den Gedanken zu verdrängen, dass dieser junge Mann in Gefahr sein könnte.
Sie stand auf, ging ans Fenster und blickte hinaus auf den glitzernden Comer See. Die
Aussicht von hier oben war fantastisch. Doch sie nahm diese gar nicht wahr, denn ihre Gedanken glitten wieder ab. Sie biss sich auf die Unterlippe. Wenn sie sich doch nur sicher wäre….
Und nicht zum ersten Mal in ihrem Leben hatte die Comtessa Francesca diFiore Angst, nackte kalte Angst um das Leben eines Anderen….
Wer war die Person, die Francesca aus dem Chalet heraus angerufen hatte? Wer war die dunkle Gestalt, die durch die Gänge des Chalets und Gutshofes schlich? Was hatte sie vor?
Wo befand sich dieser seltsame Raum der Astrologin und was würden sie darin finden?
Und schließlich: welches dunkle Geheimnis aus der Vergangenheit umgab die Comtessa?
Kritik und Anregungen unter: [email protected]
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Herrin_nadine |
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Sklavenhalterin
Baden-Württemberg
gib jedem menschen seine würde
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RE: Die Puppe (Teil 8)
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Datum:11.05.15 14:07 IP: gespeichert
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Zitat | (Die Story wurde wo anders im Netz bereits veröffentlicht. Hab sie über Google gefunden. Damit sie auch hier weiterlebt, hier die Kopie)
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Da hab ich zwei Fragen an dich:
1. Bist du der Autor der Geschichte?
2. Falls nein hast du die Erlaubnis die Geschichte hier zu posten?
dominante grüße von
Herrin Nadine
sucht die nicht vorhandenen igel in der kondomfabrik
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Stamm-Gast
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RE: Die Puppe (reloaded)
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Datum:07.07.15 11:10 IP: gespeichert
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Eine Frage: wird denn die story nun überhaupt noch fortgesetzt?
Es war gerade so spannend.
Wo steht denn die komplette story? Für eine Info per Privatnachricht wäre ich sehr dankbar.
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RE: Die Puppe (reloaded)
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Datum:27.07.15 13:01 IP: gespeichert
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Zitat | Also Wirklich erst darum Betteln das die Geschichte hier Erscheint, und dann kommt kein Einziger Kommentar dazu. Ich Finde Geschichte immer noch Toll und hab mir Mitlerweile aus den 11 Teilen ein ganzes Dokument gemacht. Überlege nur noch ob und wie ich die Kapitelüberschriften Irgendwie Hervorhebe. |
Das hat meine Motivation die Geschichte komplett hier einzustellen doch etwas abgesenkt!
Bitte die Geschichte nicht verändern!
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RE: Die Puppe (Teil 8)
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Datum:27.07.15 13:05 IP: gespeichert
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Zitat | Zitat |
(Die Story wurde wo anders im Netz bereits veröffentlicht. Hab sie über Google gefunden. Damit sie auch hier weiterlebt, hier die Kopie)
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Da hab ich zwei Fragen an dich:
1. Bist du der Autor der Geschichte?
2. Falls nein hast du die Erlaubnis die Geschichte hier zu posten? |
Ich bin der Autor dieser Geschichte, die auf einem anderen Server als .pdf zum download stand und auch als Hardcopy in einem Fetischverlag erschienen ist.
Ich bin im Besitz der unredigierten Originaldatei. Auf Nachfrage hatte ich mich bereit erklärt, die Story hier noch einmal zu posten, aber ich hatte den Eindruck, dass es nur wenige interessiert.
Nun... und wenns nur noch 2 sind, heut Abend stell ich die restlichen Teile ein.
VG, Stephanie
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RE: Die Puppe (reloaded)
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Datum:31.07.15 23:36 IP: gespeichert
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Die Puppe (Teil 9)
„Kammer des Schreckens“
Nach einer Weile verließen wir das Cafe und begaben uns langsam in Richtung Wagen. Auf dem Weg dorthin meinte meine Tante zu mir: „Stephanie, Stephanie, du verhältst dich nicht nur wie eine Bäuerin, du gehst auch so.“ Insgeheim dachte ich einen kleinen Fluch und nur ein leises „Pff“ drang über meine Lippen. Doch nicht leise genug, denn meine Tante hatte es gehört und ging ein, zwei Schritte schneller und kam an meiner Seite an und sagte mit drohendem Unterton: „Was war das denn gerade, junge Dame?“ „Du nörgelst nur an mir herum, Tante,“ antwortete ich. Meine Tante wurde wütend und hielt mich an meinem Oberarm fest und drehte mich zu sich herum: „Undank ist der Welten Lohn. Bekommen wir das so gedankt? Wir tun alles für dich und alles was du für uns übrig hast ist Missachtung? Ich glaube es dir wohl!?“ Ich sah meine Tante gerade an und jetzt wurde ich auch wütend. „Wochenlang werde ich in Mädchenkleider gesteckt, werde gezüchtigt, muss arbeiten wie ein Pferd und schließlich werde ich meines Geschlechtes beraubt,“ rief ich und zeigte in meinen Schritt. Puterot wurde Tante Vivienne unter ihrer Schminke und zeigte wortlos auf den geöffneten Wagenschlag. Und dann machte ich einen Fehler: im Einsteigen begriffen streckte ich ihr die Zunge heraus und zeigte ihr einen Vogel. Leider sah sie das und die Strafe folgte auf dem Fuße: Patsch! Tante Vivienne verabreichte mir eine schallende Ohrfeige. „Na warte, junge Dame. Das wird dir noch leid tun. Warte nur, bis wir im Chalet sind!“ sagte sie durch zusammengepresste Zähne. Jetzt bekam ich doch Angst, meine Wange brannte wie Feuer und als ich in die versteinerten Gesichter von Elaine deMontrose und Vivienne Toller blickte, wusste ich, das ich schlimmes zu erwarten hatte.
Als wir endlich im Chalet ankamen, redete Tante Vivienne auf Elaine deMontrose ein. Die beiden gingen sofort in das Arbeitszimmer, während ich mit Claudia nach oben ging. Auf der Treppe sagte Claudia zu mir: „Oh je, Liebes. Da hast du dir aber was eingebrockt.“ Als ich sie fragend ansah fuhr sie fort: „Deine Tante hat von der Kammer gesprochen.“ Ich konnte damit nichts anfangen und als ich die Türe zu meinem Zimmer öffnete, sah ich wie Madame deMontrose und meine Tante den Flur herab kamen. Madame deMontrose hielt einen länglichen Karton in ihren Händen, meine Tante zwei kleinere. Claudia verschwand unauffällig und die beiden Frauen schoben mich in mein Zimmer. „Ausziehen, bis auf die Unterwäsche. Sofort!“ kommandierte Tante Vivienne. Langsam kam ich der Aufforderung nach und beobachtete was Madame deMontrose auf meinem Bett ausbreitete. Meine Tante bemerkt meinen Blick und drehte mich um, sodass ich nichts mehr sah. Dann stand ich nur mit meinem Mieder, BH und Strümpfen da. Meine Tante führte mich zu meinem Schminktisch und sagte: „Stütz dich da auf.“ Madame deMontrose meinte: „Willst du ihr nicht besser auch die Unterwäsche ausziehen?“ Meine Tante nickte und ruck zuck stand ich, bis auf den Keuschheitsgürtel nackt da. Madame kam mit dem Schlüssel auf uns zu und übergab diesen an meine Tante. Mit flinken Fingern öffnete sie den Gürtel und zog ihn ab. Ich seufzte ein wenig: Endlich einmal frei! Als wenn meine Tante Gedanken lesen konnte sagte sie: „Keine Sorge, Stephanie. Gleich bist du wieder verschlossen, aber anders als du dir vorstellen kannst. Ja, was ist denn das da!?“ Tante Vivienne zeigte auf den Verschluss, den mir Francesca angelegt hatte. „Tja, Viv. Das ist ein kleines Präsent unserer lieben Comtessa,“ antwortete Madame. Meine Tante wurde immer wütender. „Und das hast du dir so ohne weiteres anlegen lassen, du Flittchen?“ rief sie. Ich nickte, was hätte ich auch sonst sagen sollen, es stimmte ja auch eigentlich. Und ehrlich gesagt war mir der Schlüssel im Besitz von Francesca dreimal lieber, als wenn einer dieser Harpyien ihn gehabt hätte. „Na gut. Auch egal. Hauptsache du kannst nichts mit deinem Dingelchen anfangen. Halt sie fest, Elaine,“ sagte meine Tante und nahm etwas vom Bett auf und fuhr fort: „Jetzt wirst du gleich erleben, was man während des Krieges als Krankenschwester so alles gelernt hat.“ Sie kam mit einer dicken, schwarzen Gummihose auf mich zu, in der ich einen riesigen Kunstpenis erkennen konnte. Dieser war so groß, das mir der Schreck in die Glieder fuhr. Ich musste in diese Hose einsteigen, doch das war nicht das Schlimmste: Das kam erst, als die Hose auf meinen Oberschenkeln saß und der Kunstpenis bereits gegen meinen Anus presste. Tante Vivienne kniete sich vor mich hin und nahm eine Art Schlauch in Hand. Mit einigen geschickten Handgriffen hatte sie mir tatsächlich einen Katheder gelegt. Mit offenem Mund starrte ich an mir herab und bekomme so gar nicht richtig mit, das Elaine deMontrose meinen Anus mit zwei Fingern und viel Creme ganz sanft weitete. Doch dann drang das Ungetüm in mich ein. Ein Schmerz lief in einer Welle durch meinen Körper. Tiefer und tiefer drang er in mich ein, während meine Tante meinen Penis in einem extra Gummifach an der Innenseite der Gummimiederhose verstaute. Endlich saß auch der große in meinem Po. Ein Gefühl als wenn ich aufgespießt wäre. Ich blickte an mir herunter, doch meine Genitalien waren zwischen meinen Beinen verschwunden und nur der Schlauch des Katheders hing zwischen meinen Beinen. „So. Jetzt das Korsett!“ sagte meine Tante und Elaine deMontrose fixierte meine Handgelenke an der Spreizstange, die sie von der Decke gelassen hatte. Dann wurde ich hochgezogen bis meine Zehenspitzen gerade einmal den Boden berühtren. Tante Vivienne kam mit einem langen, schwarzen Gegenstand auf mich zu und mit Madame´s Hilfe klappten sie eine schwarze Wand um meinen Körper, die von meinem Kinn bis zu meinen Knien reichte. Unerbittlich zogen beide an der Schnürung. Langsam nahm mein Körper die Form eines Stundenglases an. Immer weiter ging die Schnürung, allerdings nur bis zu den Schulterblättern, der Hals sollte anscheinend ungeschnürt bleiben. Noch…
Ich gab keinen Mucks von mir, da ich weiß, dass dies sofort einen Knebel zur Folge gehabt hätte. Es hätte auch gar keinen Sinn gemacht. Bevor die Schnürung an den Oberschenkeln begonnen wurde, zogen mir die Damen Stiefel an. Aber was für welche! Ähnlich der Ballettstiefel aus er Dachkammer, nur reichten diese bis unter die Knie und wurden auf der Rückseite auch fest zugeschnürt. Danach verließen beide wortlos mein Zimmer und ich hing dort an der Stange.
Endlich kamen sie zurück, um sofort mit dem Nachschnüren des Korsetts zu beginnen. Endlich, endlich waren sie fertig und befreiten mich von der Stange. Da stand ich nun auf den Ballettstiefeln wie eine Bachstelze und versuchte mein Gleichgewicht zu halten „Streck deine Hände nach vorne,“ forderte Madame deMontrose. Zaghaft hielt ich meine Handgelenke hoch. Madame stülpte mir nun auf jede Hand eine Art schwarzen Gummisack, die sie an den Innenseiten der Gelenke fest zuschnürte, sodass meine Hände aussahen wie zwei schwarze glänzende Gummikugeln. Dann legte sie mir zehn Zentimeter breite Stahlmanschetten um die Handgelenke, die mit einer etwa fünf bis sechs Zentimeter langen Kette verbunden waren und schloss diese fest zu. „So, Schätzchen. Zeit dein neues Zimmer zu besichtigen,“ sagte meine Tante und von den beiden Damen gestützt, da ich kaum laufen konnte, verließen wir das Zimmer und gingen langsam in das Arbeitszimmer von Madame. Mir wurde langsam mulmig. Was hatten die nur mit mir vor? Madame ging in die hinterste Ecke ihres Arbeitszimmers und öffnete eine Tapetentüre. Oh, nein, nicht schon wieder so ein winziger Raum, dachte ich. Aber es sollte noch schlimmer kommen als ich mir vorgestellt hatte. „Diese geheime Kammer hat der Erbauer dieses Hauses anlegen lassen um seine kostbarsten Schätze zu verstecken, nämlich seine Weinflaschen. Wir haben den Raum etwas umfunktioniert und er wartet seit geraumer Zeit auf einen neuen Bewohner. Heute endlich zieht wieder jemand ein. Und dieser Jemand bist du!!“ frohlockte Madame deMontrose und kam mit wiegenden Hüften auf mich zu, um mich mit meiner Tante zu der Türe zu führen. Am Eingang angekommen, betätigte sie einen Lichtschalter und ein paar trübe Glühbirnen nahmen ihre Arbeit auf. Ich sah eine enge, steile Wendeltreppe, die hinab führt. Eine der beiden geht vor, die andere hinter mir, trotzdem dauert es fast fünf Minuten bis wir am Fuße der Treppe angelangt sind. Ein kleiner, spärlich beleuchteter Raum lag vor uns. Am hinteren Ende des Raumes erkannte ich eine dicke Holztüre. Dahin begleiteten mich die Damen jetzt. Links vor der Türe, in der auf Augenhöhe eine Klappe ein kleines Gitterfenster verdeckte, stand ein Bänkchen auf dem noch einige Utensilien lagen. Ich warf einen Blick in die Kammer hinter der Türe. Außer einem Holzblock und Eisenringen in der Wand war dort nur festes Mauerwerk zu erkennen. Das war keine einfache Kammer, dachte ich entsetzt, das war ein Kerker. Mein Kerker! „Ja, wirf nur einen Blick in dein hübsches Zimmerchen. Den gleich wirst du für die nächste Zeit weder etwas sehen, noch hören,“ sagte meine Tante. Und schon zog mir Elaine deMontrose von hinten eine dicke Gummimaske über den Kopf, die meine Augen verdeckte, meine Ohren durch eine Wattierung fast taub machte und nur meinen Mund offen ließ. Nachdem sie die Maske am Hinterkopf fest verschnürt hatte, stopft sie den Kragen unter den Halsbereich des Korsetts und begann auch diesen fest zuzuschnüren. Währendessen hatte meine Tante die Schnürung des Korsetts im Bereich der Oberschenkel schon fest zugezogen und war nun dabei mir die gleichen Ketten um die Fußgelenke zu legen wie ich schon an den Händen trug. Meinen Kopf konnte ich kaum bewegen und so konnte ich nicht sehen, wie Tante Vivienne hinter mich tritt und mir einen Knebel in Birnenform zwischen die Lippen und in meinen Mund zwängte. „Mpppffhh,“ war alles was ich von mir geben konnte. So schrecklich fest und ohne Aussicht auf Entkommen oder Gnade war ich noch nie geschnürt worden. Den Knebel befestigte meine Tante mit zwei Schallen außen an der Maske. Ich hörte und sah auch nicht, wie sie mich an den Armen nahmen und in die Zelle führten. Dort platzierten sie mich auf dem Holzblock und befestigten meine Fußfesseln daran und schnallten ein breites Lederband über meine Oberschenkel. Tante Vivienne befestigte den Schlauch des Katheders an einer Flasche, die sie neben den Block stellte und sagte lachend: „Damit unser Schätzchen auch schön zur Toilette kann, haben wir sie dir mitgebracht.“ Dabei brachen sie in schallendes Gelächter aus.
Das konnte ich auch nur hören, weil sie es ganz dicht neben meinem Ohr sagte. Madame deMontrose nahm meine Handfesseln und führte sie über meinen Kopf, wo sich ein Eisenring befand an dem sie die Ketten mit einem kleinen Schloss anschloss. Meine Tante nahm mein Kinn in ihre Hand und rief so laut, dass es durch das dicke Gummi zu mir drang: „Hier unten wirst du erst mal eine Weile bleiben. Wir werden dich füttern und dir zu trinken geben, mehr nicht. Bald wirst du deine Taten bedauern und bereuen. Doch diesmal strafen wir dich richtig. Du bleibst solange hier unten bis du erkannt hast was das Beste für dich ist. Und das ist nun mal der Weg, den ich dir vorgebe. Ich werde eine hübsche, anständige und folgsame junge Dame aus dir machen, darauf kannst du Gift nehmen.“ Dann ließ sie meinen Kopf los und ich hörte die Türe zuscheppern und ich war in der Dunkelheit alleine. Hätte ich schreien können, ich hätte nach Francesca geschrieen….
„Ewige Dunkelheit“
Ich wußte nicht mehr wie lange ich schon an der Wand hing. Ich hatte mein komplettes Raum – und Zeitgefühl verloren. Mein Gehirn gaukelte mir Trugbilder vor: Bilder von Francesca, von meinen Eltern, Bilder aus meiner Kindheit. Blind, taub und stumm bekam ich noch nicht einmal mit wie meine Blase sich über den Katheder in die Flasche entleerte. Ab und an registrierte ich, wie jemand mein Gefängnis betrat. Dann wurde mir der Knebel aus dem Mund genommen und mir wurden Löffel mit Brei in den Mund geschoben. Wasser durfte ich dann aus einem Strohhalm trinken, wonach der Knebel gleich wieder hineingeschoben und außen an der Maske fest verschlossen wurde. Zum Abschluss der Prozedur wurde noch die Urinflasche ausgetauscht und dann schloss sich auch schon wieder die Türe zu meinem Kerker. Da ich mein Zeitgefühl verloren hatte, dämmerte ich nur so dahin. Wenn ich meine Glieder bewegte, hörte ich ganz leise die kurzen Ketten klirren, ansonsten drang kein Laut an meine Ohren.
Irgendwann wurde ich befreit. Man löste meine Ketten, zog mir noch vor Ort die Stiefel aus und ich wurde halb stolpernd, halb geschliffen in mein Zimmer gebracht. Dort wurden mir das Korsett, Maske, und auch der Katheder entfernt. Arme hielten mich, als ich in die Badewanne glitt. Ich nahm nur in Trance war, wie ich aus dem Wasser gehoben, abgetrocknet und ins Bett gelegt wurde. Nach unruhigen Träumen wachte ich auf und öffnete langsam meine Augen. Neben meinem Bett saß Christiane und lächelte mich an. „Endlich bist du wach! Du hast fast vierzehn Stunden geschlafen,“ sagte sie und ich registrierte, dass es draußen hell war. Mit belegter Stimme fragte ich sie: „Wie lange war ich dort unten?“
Christianes Gesicht verdunkelte sich, als sie mir antwortete: „Vier Tage. Vier volle Tage. Claudia und ich haben gedacht, dass du das nicht überlebst.“ Vier Tage! Mein Gott, dachte ich, warum waren sie so grausam zu mir? Dann ging die Türe auf und Madame deMontrose trat ein. „Ah, die kleine Prinzessin ist ja schon erwacht. Hoffentlich hast du etwas daraus gelernt. Heute kannst du dich noch etwas erholen, aber morgen nimmst du gefälligst deinen Dienst wieder auf,“ sagte sie mit einem süffisantem Lächeln und hält zu meinem Schrecken den Keuschheitsgürtel in der Hand. Schnell bin ich wieder fest darin verschlossen und Madame wandte sich zum Gehen. An der Türe stieß sie fast mit Claudia zusammen und zischte ihr zu: „Pass ja auf deine Zofe auf, mein Schatz. Sonst könntest du auch mal in die Kammer einziehen.“ Claudia war sehr erschrocken über diese Äußerung und schloss schnell die Türe. Etwas atemlos kam sie an mein Bett und meinte mit einem flüchtigen Augenzwinkern in Richtung Christiane: „Stell dir vor: Wir haben den Raum der Astrologin gefunden!“ Und schon saß ich senkrecht im Bett: „Wo?“ rief ich erstaunt. „Es ist unsere allseits beliebte Dachkammer,“ sagte Christiane leicht ironisch. Mir klappte der Mund auf! „Wie habt ihr denn das herausgefunden,“ fragte ich erstaunt. „Ich hatte gestern das Vergnügen von Madame in den Spind gesperrt zu werden. Als Claudia mich befreite waren wir neugierig und haben hinter die grünen Samtvorhänge geschaut. Und da haben wir das merkwürdige Fenster entdeckt. Dieses erstreckt sich bis in die Decke hinein, sodass mit einem Teleskop die Sterne besser beobachtet werden konnten. In dem Holzboden fanden wir Befestigungslöcher für ein Stativ, worauf mal ein Teleskop gestanden haben muss. Den endgültigen Beweis lieferte aber eine alte Sternenkarte an der gegenüberliegenden Wand. Wer hätte das gedacht? Was sagst du dazu?“ fragte Christiane. Nachdem ich meine Sprachlosigkeit überwunden hatte, fragte ich aufgeregt: „Und? Habt ihr noch etwas gefunden?“ Christiane schüttelte den Kopf und Claudia sagte: „Wir gehen heute Abend noch einmal hoch. Dann kommst du besser mit und siehst selbst. Vielleicht sieht man ja nur etwas, wenn die Sterne zu sehen sind.“ Also beschlossen wir uns heute Abend spät bei Claudia im Zimmer zu treffen. Meine Güte war ich aufgeregt! Kurz nach dem Abendessen, welches mir Christiane auf mein Zimmer brachte, frisierte ich mich, schminkte mich etwas und zog über weiße Unterwäsche und beige Nylons einen schwarzen Rock und eine weiße Bluse an. Noch ein paar einfache schwarze Pumps und zum Abschluss noch eine Haarspange, damit mir meine Stirnlocke nicht immer in die Augen fiel und dann machte ich mich auf den Weg in Claudias Zimmer.
„Ein Sternenhimmel“
Als ich dort ankam war Christiane bereits da und Gabi kam einige Augenblicke später zur Türe herein. Leise machten wir uns auf den Weg in die Dachkammer. Madame deMontrose und Miss Solange waren in der Bibliothek und wir hatten uns ausgerechnet, dass Christiane die den abendlichen Dienst versehen musste, regelmäßig nach den beiden schauen sollte.
Als wir in der Dachkammer ankamen sah ich mir zuallererst die auffälligen Fenster hinter dem grünen Samtvorhang an. Tatsächlich! Sie gingen vom Boden bis zur Zimmerdecke und dort sogar noch ein Stück in das Dach hinein, sodass man mit einem Fernrohr auch die Sterne über einem beobachten konnte. Auch die Befestigungslöcher im Fußboden waren da. Aber sonst gab es nichts auffälliges. Wir untersuchten die Wände noch einmal ganz genau, fanden aber nichts Neues. Der Raum gab sein Geheimnis nicht preis. Wieder steckten wir fest und kamen nicht weiter. Ich trat an das Fenster und blickte hinunter in den Garten auf die schönen Blumenbeete und den Swimmingpool, der mittlerweile gefüllt, in der Abenddämmerung grünlich schimmerte. Als wir den Raum verließen, beschloss ich dem Geheimgang heute Nacht noch mal einen Besuch abzustatten.
Wir verabredeten und noch schnell für den nächsten Abend und ich trat den Weg in mein Zimmer an. Da saß ich nun und grübelte über das Rätsel. Immer wieder rief ich es mir ins Gedächtnis: Aus dem Raum der Astrologin ist euch der Blick auf die Wahrheit gewiss: Die Schönheit ist es nicht, das Gegenteil trägt den Preis. Es ist eins und doch zwei, wenn es steht läuft es schneller.
Puh, mir wollte dazu einfach nichts einfallen. Der Raum stimmte schon, da war ich mir sicher, doch sonst? Ich stand auf und ging zu meinem Schminkspiegel und angelte nach dem Schlüsselbund, den ich dort versteckt hatte. Ich wog den Bund mit den vier Schlüsseln in der Hand. Ich beschloss den Geheimgang jetzt schon aufzusuchen, entnahm meiner Nachtischschublade eine Kerze, zündete sie an und betrat mein Badezimmer. Ich holte tief Luft und öffnete die Geheimtüre. Muffige Luft schlug mir entgegen, doch diesmal hatte ich keine Angst. Ich betrat den Gang, schloss die Türe hinter mir und machte mich auf den Weg.
„Eine neuer Weg“
Mit der Kerze in der einen und dem Schlüsselbund in der anderen Hand schlich ich den Gang bis zu der Wendeltreppe entlang. Vorsichtig lauschte ich in alle Richtungen, doch es war nichts zu hören, weder aus der Bibliothek noch aus dem Zimmer von Madame. Also ging ich leise die Treppe hinunter, fand die Türe in den unteren Gang und schlüpfte hindurch. Stickige, feuchte Kellerluft umfing mich. Weiter ging es im flackernden Schein der Kerze, vorbei an den vergitterten Zellen und an einem großen Metallspind schräg gegenüber den Zellen, der mir bei unserem letzten Besuch hier unten gar nicht aufgefallen war. Dann kam der Bereich, der mit den zerstörten Ampullen übersät war. Vorsichtig stieg ich darüber, es knirschte und knackste unter meinen Pfennigabsätzen. Dann kam ich endlich an den Holzverschlag, an dem Christiane und ich bei unserem letzten Ausflug den Dr. Bernstein und die unbekannte Dame belauscht hatten. Heute jedoch war der dahinterliegende Weinkeller dunkel und still. Aber dorthin wollte ich auch gar nicht. Ich wollte wissen, wohin die Treppe hinter der zerschlissenen Hakenkreuzfahne an der gegenüberliegenden Seite des Ganges führte. Ich schob die Fahne beiseite und leuchtete die Treppe hinauf. Nach ein paar Stufen war jedoch wieder Schluss: die Gittertüre versperrte mir wieder den Weg. Ich nahm den Schlüsselbund und tatsächlich: der zweite Versuch klappte, der Schlüssel passte und quietschend schwang die Türe auf. Vorsichtig stieg ich die enge Stiege hinauf, die sich wie eine Wendeltreppe um sich selbst schlang. Dann folgte ein gerades Stück Gang an dessen Ende eine Art Holztüre mir wieder den Weg versperrte. Das merkwürdige an diese Türe war, dass es kein Schloss gab. Nur ein kleiner Metallgriff war an der linken Seite angebracht. Als ich daran zog, passierte gar nichts. Dann stemmte ich mich gegen die Türe und ich bemerkte, dass sie etwas nachgab und eine Spalt weit aufschwang. Doch was war das? Ein Lichtschimmer! Schnell blies ich die Kerze aus und lauschte in die Dunkelheit. Wispernde Stimmen kamen näher. Ich lugte durch den Spalt und erkannte den geheimen Büroraum, den ich vom Gutshaus aus gefunden hatte!
Nach ein paar Sekunden verstärkte sich der Lichtschein und die Stimmen wurden lauter. Hatte da etwa jemand den Zutritt zu dem geheimen Raum gefunden? Ich konnte hören wie die Geheimtüre mit einem Knacken geöffnet wurde. Dann konnte ich zu meinem Schrecken die Stimme erkennen: Dr. Bernstein! „Gott sei Dank hast du es gefunden, Liebes,“ sagte er. Als Antwort hörte ich nur das Wispern einer Frauenstimme, die ich nicht erkennen konnte. Beide Personen betraten das Büro. Ich hörte wie sie in dem kleinen Raum herumliefen. Dann plötzlich ein Überraschungsschrei: „Hier ist es! Wir haben es gefunden!“ rief Dr. Bernstein.
Nach einer Weile hörte ich ein enttäuschtes Seufzen. „Es ist nicht das Richtige? Was sagst du? Das darf doch nicht wahr sein. Wochenlang suchen wir nach diesem Buch und du sagst jetzt es ist nicht das Richtige,“ sagte der Doktor. Ein leises Zischen war die Antwort. „Ich weiß, dass in dem Buch die letzte Eintragung von Januar sein müsste. Sie ist aber von April. Ich weiß auch, dass hier dein Name drin steht und das es beweisen würde, dass du Mitschuld an dem Tod der Verwundeten hast. Ich weiß auch, das nur zwei Leute von dem Morphium wussten: Du und der Stabsarzt. Und das auch nur zwei Leute für das Morphium gegengezeichnet haben, zumindest im letzten Monat des Krieges. Du und der Stabsarzt. Doch der ist tot. Also bleibst nur noch du übrig. Das Buch hier sagt uns aber nichts über den Verbleib des Morphiums und was noch viel wichtiger wäre: über die eigentliche Menge und die Zulieferung während der letzten Monate des verdammten Krieges. Meine Leute in der Tschechei wollen das Zeugs bald haben. Wir müssen das bis Ende des Jahres abgewickelt haben, sonst verstreicht meine Option zum Kauf der Schweizer Klinik. Mein Traum ist genauso in Gefahr wie deiner. Wir sitzen im selben Boot!“ Ein weiteres Wispern war die Antwort. „Wo könnte das zweite Buch sein? Ja, ja ich weiß. Dein Name steht da drin. Das hier nehmen wir erst mal mit,“ sagte der Doktor. Dann wurden die Stimmen immer leiser und die Geheimtüre fiel mit einem Knacken in ihr Schloss. Puuuhh, unserer sauberer Doktor war hinter dem Morphium her. Na, da hatte er aber Pech. Das dürfte wohl dort unten im Gang herum liegen, dachte ich mir. Ich versuchte die Kerze wieder anzuzünden und fummelte mit den Streichhölzern herum. Doch ich war viel zu nervös und die Streichholzschachtel fiel mir aus der Hand und ich saß im Dunkeln. Ich ging in die Hocke und tastete den Boden ab. Nichts! Um mich herum war es stockdunkel. Ich tastete mich zur Wand und erschrak! Die war aus Metall! Ganz glatt! Eine Tür, schoss es mir durch den Kopf! Da! Endlich hatte ich die Streichhölzer wieder und schon brannte meine Kerze wieder. Ich leuchtete an der wand aus Metall hoch. Da war aber kein Türgriff. Doch, da war aber ein Schlüsselloch. Ich nahm den Schlüsselbund und begann einen nach dem anderen auszuprobieren. Der letzte meiner Wahl ließ sich schließlich drehen und ich stemmte mein Körpergewicht gegen die Stahltüre und mit einem scharrenden Geräusch schwang sie auf. Und wieder schlug mir muffiger Geruch entgegen. Ich leuchtete in den dahinterliegenden Raum und sah Unmengen von Kisten, alle mit einem Reichsadler und einem Hakenkreuz versehen an der linken Wand gestapelt. Am anderen Ende des länglichen Raumes sah ich im flackernden Licht der Kerze einen kleinen Schreibtisch. Etwas war komisch an dem Tisch. Mir gefroren die Glieder vor Schreck: dort an dem Tisch saß jemand! „Hallo!?“ rief ich mit zittriger Stimme. Keine Antwort. Langsam ging ich auf die Gestalt zu. Ich hielt die Kerze hoch und erkannte, dass es ein Mann war der mit dem Rücken zu mir auf einem Stuhl saß. Dann stand ich direkt neben ihm. Ich wurde starr vor Schreck und Angst. Dort saß eine mumifizierte Leiche in einer Wehrmachtsuniform auf dem Stuhl! Der linke Arm des Toten ruhte auf dem Schreibtisch, der rechte hing schlaff herunter. Unter seiner rechten Hand, auf dem Boden lag eine Pistole. War das die aus dem leeren Futteral in dem geheimen Büro? Der Mann hatte Selbstmord begangen. Ich leuchtete mit der Kerze auf den Schreibtisch. Da lag eine Schreibkladde, die genauso aussah wie die, die oben in dem geheimen Büro gelegen hatte. Ich nahm sie zur Hand und warf einen Blick auf den Einband. Dort stand eine große „1“.
Ohne Zweifel war dies das Buch, welches das saubere Pärchen so verzweifelt gesucht hatte. Ich beschloss es mitzunehmen. Dann leuchtete ich mit meiner Kerze auf den toten Soldaten. Seine Uniform war unter der linken Schulter verfärbt. Dort konnte ich ein Einschussloch in der Uniformjacke erkennen. Das war getrocknetes Blut! In der Uniformtasche darunter steckte ein kleines, schwarzes Soldbuch! Ich zog es vorsichtig aus der Tasche und öffnete es auf der ersten Seite. Im flackernden Schein der Kerze las ich Namen und Dienstgrad des Toten. Es war als ob eine eisige Hand nach mir griff, als ich den Namen las: Oberstabsarzt Hans Werner von Kessel. Der Vater von Christiane und Lisa von Kessel!
„Wahrheiten“
Nachdem ich den ersten Schock verdaut hatte, drehte ich mich zu den Kisten an der Wand um und hob einen Deckel leicht an. Das Morphium! In den Kisten reihte sich Ampulle an Ampulle. Alle waren unversehrt. Ich klemmte mir die Schreibkladde unter den Arm, nahm das Soldbuch mit und machte mich schleunigst auf den Rückweg ins Chalet. Hier konnte ich erst einmal nichts mehr machen.
Etwas später erreichte ich mein Zimmer. Auf dem Weg dorthin, beschloss ich Christiane vorerst nichts von meiner Entdeckung zu erzählen. Ich setzte mich auf mein Bett und begann mir diese ominöse Kladde etwas näher anzusehen. Dort waren Eingangslieferungen verzeichnet. Soweit ich das beurteilen konnte waren die Mengen immens. Der Großteil sollte wohl an die mobilen Lazarette zur Front weitergeleitet werden. Aber ein Ausgang war nicht zu verzeichnen. Das würde bedeuten, dass dort jemand eine gigantische Schieberei vorgehabt hatte. Aber warum lagerten diese Kisten noch in dem geheimen Raum? Und wer hatte das vorgehabt? Christianes Vater? Ich legte die Kladde beiseite und widmete mich dem Soldbuch. Es war auf einer Seite von einer dunklen Flüssigkeit durchtränkt worden und dadurch nur schwer leserlich. Wahrscheinlich war das Blut aus der Schulterwunde gewesen, das die Uniform getränkt und dann auch das Buch beim hineinschieben in die Tasche in Mitleidenschaft gezogen hatte.
Als ich es in meinen Händen drehte, fiel ein zusammengefaltetes Blatt heraus. Als ich es aufhob war ich wie gelähmt. Es war eine Seite aus dem Tagebuch von Christianes Schwester! Ich faltete es auseinander und machte direkt die nächste Entdeckung: An der oberen Kante des Blattes war ein Glanzbild mit einer Büroklammer befestigt. Lisas Glanzbild! Deswegen hatten zwei Seiten gefehlt. Auf einer Seite hatte Hans von Kessel die Nachricht aufgeschrieben, die er in der Gasmaskenhülle versteckte und auf der anderen hatte er noch etwas schreiben wollen. Doch beim Heraustrennen der zweiten Seite ist auch die erste, die Deckseite, des Buches mit herausgekommen. Diese Doppelseite hielt ich nun in der Hand. So musste es gewesen sein. Sie war mit einer klaren Handschrift eng beschrieben und gut lesbar, nur am unteren Rand war wieder die Verfärbung durch das Blut von der Uniform und leider war die letzte Zeile nicht mehr zu lesen.
Aufgeregt versuchte ich zu entziffern was dort geschrieben stand:
„Mein Name ist Oberstabsarzt Hans von Kessel. Ich bin, war, der leitende Arzt des Lazaretts auf Gut Moschenhof. Dieses ist Geschichte. Mir bleibt nicht viel Zeit, da ich nur eine kleine Kerze als Lichtspender an diesem dunklen Ort zu meiner Verfügung habe. Ich möchte hier aufschreiben und darüber Zeugnis ablegen unter welchen Umständen und aus welchen Gründen viele junge, verwundete Soldaten ermordet wurden. Ja, ermordet. Sie hat es wirklich getan! Dieser Teufel in Weibergestalt! Sie hat die SS Schergen wieder zurückgeholt, nachdem sie bemerkt hat, dass ich nur einen Teil des Morphiums an diese verflixten Nazis abgegeben habe. Sie haben alle Verwundeten erschossen. Ich bin in den Geheimgang geflüchtet, dessen Zugang von allen noch am Hof verbliebenen nur noch ich kenne. Doch ich hatte mich getäuscht. Diese Verbrecherin kannte den Eingang. Ich vermute sie war wohl bei den Verhören der SS anwesend. Das sieht ihr ähnlich! Ich habe einen Teil der Morphiumampullen im unteren Gang zerstört. Als ich jedoch fertig war die restlichen Kisten hier hineinzutragen, kamen die SS-Leute zusammen mit ihr durch den Zugang. Nach einem kurzen Schusswechsel musste ich mich hierhin zurückziehen. Sie haben den Aufgang hinter der Fahne wohl nicht gefunden.
Dummköpfe. Leider ist auch mir ein Fehler unterlaufen: ich habe den Schlüssel zur Stahltüre, die diesen Raum hermetisch abriegelt nicht bei mir. Aber das ist nicht mehr wichtig. Eine Kugel hat mich bei dem Schusswechsel getroffen. Mir bleibt wahrlich nicht viel Zeit. Eine Patrone ist noch in meiner Pistole. Ich werde sie zu nutzen wissen.
Meine armen Töchter. Ich werde sie nicht wiedersehen. Gott schütze sie!
Mit meinem letzten Atemzug verfluche ich ….“
Der Rest und damit auch der Name der Verräterin war nicht mehr zu lesen. Verflixt!
Mir wurde kalt vor Angst! Was war, wenn der saubere Dr. Bernstein eben mit jener Person zusammenarbeitete? Diese Frau hatte von der Kladde und den Eintragungen gewusst. Wusste sie auch von dem Geheimgang? Von Kessel hatte geschrieben, dass der Zugang aber nicht der Aufgang zum Büro und damit auch das Büro selbst gefunden worden war. Ich legte das Blatt auf mein Bett und stand auf. Ich lief im Zimmer auf und ab und dachte nach. Irgendwann musste ich Christiane von meinem schlimmen Fund berichten. Ich blieb vor meinem Bett stehen und starrte das Blatt an. Und dann machte ich eine Handbewegung. Nur eine kleine. Aber diese Bewegung veränderte alles. Mein ganzes Leben. Meine Handlungen wären anders verlaufen, wenn ich es nicht getan hätte. Genauso wie in der Wäschekammer vor einigen Wochen war dies auch so ein Augenblick, an den ich mich genau zurückerinnern kann. Alles wäre anders gewesen….aber ich berührte mit meinem Zeigefinger das Glanzbild und strich darüber. Dann hob ich es an und entdeckte die wenigen Worte darunter, die mein Leben auf den Kopf stellten. Es war die handgeschriebene Kopfzeile der Besitzerin des Tagebuchs:
„Dieses Tagebuch gehört Elisabeth Franzisca von Kessel. Tochter von Hans Werner von Kessel und Violetta Francesca diFiore“
Der Name der Mutter! Meine Knie wurden weich und ich musste mich setzen. War Francesca diFiore in Wahrheit Elisabeth von Kessel? Lebte Christianes Schwester?
Zur gleichen Zeit betritt wieder jemand den Geheimgang. Doch diesmal vom Weinkeller des Gutshofes aus. Es war die dunkle Gestalt. Leise hatte sie den Verschlag des Zugangs gelöst, nachdem sie einige Regale beiseite geschoben hatte. Das hätte sie schon viel eher machen sollen, dachte sie bei sich. Aber wie ungern ging sie in diesen Gang! Lange Zeit war sie nicht hier unten gewesen. Wäre alles nicht nötig gewesen, wenn dieser Tölpel Alexander sich bei Claudia nicht so ungeschickt angestellt hätte. Er hätte sie besser einwickeln müssen. Wenn die beiden geheiratet hätten…Ach, was wäre alles einfach gewesen. Sie hätte dann in Ruhe alles vorbereiten können. Nun, es ging auch anders. Geschickt glitt sie über die zerstörten Morphiumampullen hinweg und trauerte dem Geld nach, was man alleine damit hätte verdienen können. Aber sie wusste, dass dieses nicht alles gewesen ist. Das Buch musste herbei! Damit war immer noch ihre Mittäterschaft zu beweisen. Die dunkle Gestalt kam an die vergitterten Türen und lächelte unter ihrer Maske. Bald…ja bald würden diese Zellen wieder bewohnt sein! Sie nahm einen alten Schlüsselbund aus ihrer Jackentasche und probierte ob die Schlösser noch intakt waren. Ja, sie funktionierten. Quietschend öffnete sich die erste Türe. Ketten würde man noch brauchen, dachte sie. Und vielleicht den einen oder anderen Knebel. Aber das würde sich schon finden. Und dann würde auch der Verhörraum auf der anderen Seite des Ganges wieder benutzt werde. Und diesmal würden sie zu Ergebnissen kommen!
Mit einem teuflischen Lächeln machte sich die dunkle Gestalt wieder auf den Rückweg.
Bald war der Zeitpunkt gekommen. Sehr bald.
Was für eine Gefahr drohte wem? War Francesca diFiore wirklich die Schwester von Christiane? Welches Rätsel umgab die Dachkammer?
Lose Enden werden im zehnten Teil verknüpft….
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RE: Die Puppe (reloaded)
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Datum:31.07.15 23:37 IP: gespeichert
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Die Puppe ( Teil 10)
„Der Bote“
Lange saß ich dort auf der Bettkante, in der Hand die Seite aus dem Tagebuch. Was sollte ich bloß machen? Während ich in meinen Gedanken alles noch einmal versuchte zu ordnen, klopfte es an meiner Türe. Als ich nicht sofort reagierte klopfte es etwas lauter. Schließlich stand ich auf, ließ die Tagebuchseite unter meiner Bettdecke verschwinden und öffnete die Türe. Zu meiner Überraschung stand dort wieder Michael mit diversen, großen wie kleinen Kartons auf dem Arm. Die stellte er nun auf mein Bett ab, grinste frech und wünschte mir noch eine gute Nacht. Dann war er auch schon wieder an mir vorbei und zur Türe hinaus. Ich war jetzt völlig sprachlos. Was sollte denn das nun wieder sein?
Ganz oben auf den Kartons, die mit Paketschnur zusammengehalten wurden, klebte ein kleiner, fliederfarbener Umschlag. Mit fahrigen Fingern öffnete ich ihn und erkannte sofort Francescas Handschrift. Ich setzte mich wieder auf meine Bettkante und las:
„Liebe Stephanie,
am Wochenende, wenn du deinen freien Tag hast wird im Gutshof leider keine Festivität
stattfinden. Deshalb werde ich in der Stadt bleiben. Aber ich muss dich unbedingt sehen!
In den Schachteln wirst du bestimmt etwas finden, was dir gefällt. Ich habe den Überbringer
dieser Kartons gebeten dafür zu sorgen dich in die Stadt zu begleiten. Sei um kurz nach neun vor dem Haupteingang des Gutshofes. Ich würde dich gerne zu einem ausgiebigen späteren Frühstück im Hotel „Bayrischer Hof“ um zehn Uhr erwarten.
Wie du mich dort findest? Das, mein Schatz, wirst du schon alleine bewerkstelligen müssen.
Trau Dich einfach!
In Liebe, deine Francesca“
Das gab es doch wohl nicht! Mein Herz tat einen Sprung! Andererseits fiel mir wieder diese
geheimnisvolle Tagebuchseite ein. Was sollte ich Francesca sagen? Sollte ich sie mit meiner Entdeckung konfrontieren? Ich seufzte. Und dann war da auch noch dieser dumme Keuschheitsgürtel in den ich fest eingeschlossen war. Ich beschloss erst einmal ins Bett zu gehen. Morgen würden wir dann schon sehen.
Während ich mir die Zähne putzte, sah ich mir die Kartons etwas genauer an. An einem konnte ich den Deckel etwas anheben und einen Blick hineinwerfen. Dort drin lagen ein paar traumhafte schwarze Pumps. Ich klappte den Karton wieder zu, verstaute die ganzen Pakete erst einmal unter meinem Bett und legte mich hin. Ich konnte lange nicht einschlafen und am nächsten Morgen war ich wie gerädert.
Mein Dienst an diesem Tag war eigentlich sehr einfach. Ich hatte mich um Claudias Zimmer zu kümmern und konnte so allen anderen aus dem Wege gehen. Vor allen Dingen wurde ich von Madame deMontrose immer noch aufs schärfste kontrolliert, wenn ich in ihrer Nähe war.
Um die Mittagszeit sortierte ich Claudias frisch gewaschenen Unterwäsche in die Schubladen, als sie ihr Zimmer betrat. Ich hatte den ganzen Morgen versucht irgendwie eine Lösung zu finden. Sollte ich versuchen tatsächlich in die Stadt zu gelangen? Oder sollte ich da keinen Gedanken mehr dran verschwenden? Begab ich mich vielleicht in Gefahr? Wenn Madame es mitbekam, das ich mich mit Francesca traf, war ich wieder für eine Strafe fällig.
Claudia bemerkte sofort meine Abwesenheit. Aber anstatt mich zu schelten fragte sie mich:
„Was machst du für ein Gesicht, Stephanie. Du bist ja völlig abwesend. Was hast du?“
Ich zögerte einen Moment. Sollte ich es ihr erzählen? Bevor ich auch nur ein Wort hinausbrachte rann eine einzige Träne über meine Wange. Ich konnte nichts dagegen tun, es passierte einfach. Claudia setzte sich auf die Bettkante und bedeutete mir mich neben sie zu setzten. Ich konnte meine Tränen nicht mehr bremsen. Ich saß einfach da und heulte.
Plötzlich legte Claudia einen Arm um meine Schultern und sagte: „Na, na. Jetzt beruhig dich mal und erzähl mal was los ist. Ist es wegen Francesca diFiore?“ Ich nickte und griff unter meine Schürze, wo ich in einer kleinen Tasche meiner Uniform den Brief von gestern Abend aufbewahrt hatte. Während Claudia las, betrat Christiane das Zimmer.
Sie sagte nichts, sondern stellte sich neben Claudia, die ihr den Brief zum Lesen weitergab.
„Tja, was machen wir denn da? Verschlossen wie du bist, wird dir wenig passen. Und besonders viel Spaß wirst du auch nicht haben, denke ich mal,“ sagte Claudia. Ich saß nur stumm da. Christiane setzte sich neben mich aufs Bett und legte eine Hand auf meine Schulter. „Wir werden schon einen Weg finden, dich anständig zurechtzumachen,“ sagte sie mit ruhiger Stimme. „Und wie sollen wir das anstellen, mit diesem blöden Ding an mir,“ gab ich zurück und zeigte auf meinen Schritt.
Sprachlosigkeit machte sich breit, als plötzlich die Zimmertüre aufging und Gabi hereinschlüpfte. „Was ist denn hier los? Warum wird Trübsal geblasen? Ist was passiert?“
fragte sie. „Das da ist passiert,“ sagte Claudia und reichte Gabi den Brief. Sie las ihn und begriff sofort meine Situation: Eingesperrt in einen Keuschheitsgürtel und unfähig das Haus unbemerkt zu verlassen, was augenblicklich eine harte Strafe nach sich gezogen hätte. Doch anstatt zu feixen, wie es eigentlich ihre Art war, sagte sie gar nichts und blieb stumm.
Nach einer Weile stand Claudia auf und sagte: „Am besten du schreibst ihr zurück, dass du nicht kommst.“
Dann passierte etwas unverhofftes. Christiane blickte Claudia an und sagte: „So langsam könntest du mal von deinem hohen Ross absteigen, Liebes.“ Claudia schaute verblüfft.
Christiane nahm Claudias Hand in die ihre und sagte sanft: „Sag es ihr. Los. Steh endlich einmal zu mir.“ Einen Augenblick sah es so aus, als wenn Claudia richtig wütend werden würde. Doch nichts dergleichen geschah, stattdessen nickte Claudia und setzte sich wieder neben mich. „Christiane und ich sind seit unserer Schulzeit ein Paar. Wir sind mehr als Freundinnen. Deshalb war ich auch so böse, als sie ohne mein Wissen hier auftauchte. Wenn meine Mutter das mitbekommt fliegen wir achtkantig aus dem Haus. Im Augenblick wäre das wohl schlecht. Sie ist schon sauer auf Gabi, wegen Michael. Wenn ich jetzt ihrer Meinung nach nicht pariere…Tja, ich werde diesen Krauskopf Dr. Bernstein nicht heiraten. Das steht fest.“
Da tust du auch gut dran, dachte ich mir. Den wahren Grund behielt ich noch für mich. Ich war auch zu verblüfft von dem was ich gerade gehört hatte. Das war ja mal ein Ding: Claudia und Christiane ein Paar! „Wir müssen Stephanie helfen, Claudia,“ sagte Christiane. „Und wie meinst du sollen wir das anstellen? Wie meinst du sollen wir den Gürtel abbekommen? Meinst du nicht, dass mir deiner nicht auch auf die Nerven geht? Ich habe mit Mama schon gesprochen, aber da ist sie stur. Alle bleiben verschlossen, hat sie gesagt. Ja meinst du denn ich könnte mir nichts dir nichts so einfach in ihr Arbeitszimmer gehen und den Schlüssel stehlen?“ antwortete Claudia.
Einen Augenblick herrschte betretenes Schweigen. Dann sagte Gabi in die Stille hinein:
„Du nicht. Aber ich werde es machen!“ Völlig perplex blickte ich sie an. „Das würdest du für mich tun?“ fragte ich. Gabi nickte und sagte zu Claudia gewandt: „Wenn ich das Ding nicht bald loswerde werde ich wahnsinnig. Und das Stephanie auch darunter leidet ist nicht fair.“
Alle sahen die kleine Gabi erstaunt an. „Morgen um sieben bin ich mit dem Schlüssel in Stephanies Zimmer. Versprochen.“ Mit diesen Worten ging sie aus dem Zimmer und wir sahen uns alle erstaunt an.
„In Ordnung. Abgemacht. Morgen zetteln wir also eine Palastrevolution an. Das kann ja was geben,“ sagte Claudia und zu mir gewandt: „Wir treffen uns alle morgen früh um kurz vor sieben bei dir. Dann machen wir dich „ausgehfein“. Und glaub mir, diesmal richtig!“
Ich nickte nur und ging dann in mein Zimmer, um mein ruiniertes Make-up wieder herzurichten. Dann ging ich wieder an meine Arbeit. Am Abend fiel es mir schwer einzuschlafen. Ich war zu aufgeregt! Und zu neugierig. Also stand ich wieder auf und holte die Pakete von Francesca unter meinem Bett hervor. Ich befreite die Kartons von der Schnur und öffnete zuerst den größten. Dort drin lag in Seidenpapier eingewickelt eine kamelfarbene Kaschmirjacke mit einem abgesetztem, schwarzen Kragen und schwarzen Riegelknöpfen aus Seidenkordeln in Rosenform. Hui, sah die toll aus! Ich legte mich wieder in mein Bett und schlief endlich ein.
Am nächsten Morgen stand ich auf und war direkt unheimlich aufgeregt. Schnell ging ich ins Bad und fing an mir die Zähne zu putzen. Während ich noch dabei war, holte ich schon die Kartons unter dem Bett hervor. Kurz danach klopfte es und Claudia kam in mein Zimmer. In der Hand hielt sie ein Klistierbesteck. „Oh, Claudia. Muss das denn sein?“ fragte ich. „Sicher! Wir wollen doch, dass du schön sauber bist. Und zwar überall,“ sagte sie und Christiane, die hinter ihr ins Zimmer geschlüpft war, fügte hinzu: „Du wirst duften wie eine Blumenwiese.“ Mit diesen Worten hielt sie eine Flasche Badeschaum in die Höhe.
Während Christiane die Badewanne füllte, verpasste mir Claudia zwei Einläufe. Während diesem Prozedere fragte ich sie beiläufig: „Wie hat Gabi eigentlich die Sache mit dem Schatz herausbekommen?“ An Claudias Stelle antwortete Christiane: „Das war die Schuld von Miss Solange. Ich hatte Claudia während der Ferien, kurz bevor du kamst, einen Brief geschrieben. Doch Miss Solange hat nur Fräulein deMontrose gelesen. Irgendwie hat sie nicht auf den Vornamen geachtet. Und so ist der Brief in Gabis Hände gelandet. Dann wusste sie Bescheid.
Damit Gabi nicht hinter unsere Beziehung kommt, hat Claudia ihr vorgeflunkert, dass ich sie erpressen würde.“ „Das Schauspiel ist leider in die Hose gegangen, denn nun hat Gabi aus falsch verstandener Solidarität alles getan, um Christiane das Leben schwer zu machen,“ sagte Claudia. Aha, das erklärte den vollen Einsatz von Gabi bei diversen Bestrafungen von Christiane.
„Tja, das war vorbei, als wir die Sache mit Michael herausfanden,“ fügte Christiane noch an.
Während dieser Erklärungen schneite auch Gabi endlich herein, stand auf der Schwelle zu meinem Badezimmer und klimperte siegesgewiss mit einem Schlüsselbund. „Alle antreten zur Befreiung,“ rief sie und unter großem Gekicher entledigten wir uns gegeneinander der Keuschheitsgürtel. Ahhh, was ein Gefühl der Freiheit. Dann stieg ich in das vorbereitete Schaumbad.
„Der Prinzessin neue Kleider“
Als ich gesäubert und frisch rasiert an allen möglichen und unmöglichen Stellen aus dem Badezimmer trat, hieß mich Claudia vor meinem Frisierspiegel Platz zu nehmen und fing an meine Haare zu fönen und zu frisieren. Während sie mir dort auf meinem Kopf eine tolle „Grace Kelly Frisur“ zauberte, machte sich Christiane daran meine Fuß- und Fingernägel mit einem knallroten Nagellack zu lackieren. „Wo wart ihr eigentlich während des Krieges?“ fragte ich Claudia neugierig. „Oh, wir waren in der französischen Schweiz bei unserem Vater. Mutter hat doch hier in der Nähe als Krankenschwester gearbeitet. Aber unser Vater und Mama haben sich nicht mehr besonders gut verstanden. Nach dem Krieg ist mein Vater dort geblieben und Mutter hat uns dann hierhin geholt. Kurz danach sind wir schon ins Internat geschickt worden, “ antwortete Claudia. Oh, Madame war also während des Krieges hier in der Nähe gewesen? Vielleicht sogar auf dem Gutshof in dem Lazarett? War am Ende Madame deMontrose die Frau, die Francescas und Christianes Vater beschrieben hatte? Woher hatte sie soviel Geld gehabt, um dieses Anwesen erwerben zu können? „Ist dein Vater
wohlhabend, “ fragte ich Claudia. „Pff, nein. Der ist arm wie eine Kirchenmaus,“ kam die Antwort „warum willst du das wissen?“ „Ach, nur so, “ antwortete ich. Aha!!!
Als die beiden mit meinen Haaren und Fingernägeln fertig waren, machten sie sich daran die Kartons auszupacken. „Aber nicht umdrehen. Den Spaß musst du uns lassen, “ sagte Christiane, während Claudia bereits in dem Seidenpapier raschelte, welches die Kleidungsstücke in den Behältnissen umgab. Als erstes hielt mir Claudia einen Büstenhalter hin. Dieser war aus einem dunkelblauen, glänzenden Stoff und über und über mit kleinen, weißen Pünktchen durchsetzt. Die ziemlich spitzen Körbchen waren mit einer Masse gefüllt, die eine nicht vorhandene Oberweite vorgaukelte.
Dann kicherte Christiane und sagte: „Oh, das jetzt wird dir nicht gefallen.“ Und mit diesen Worten schlang Claudia ein Korsett um meine Taille, welches mit genau demselben gepunkteten Stoff überzogen war wie der BH, an dessen Unterkante es abschloss. Es saß schon recht eng bevor die Schnürung überhaupt zugezogen war, dann begann Claudia mich zu schnüren. Ich stöhnte ein wenig auf, als das Korsett anfing meine Taille zu formen. Dann endlich war es zu und ich blickte an mir herab. „He, “ rief ich „da sind ja gar keine Strumpfhalter dran!“ Als Antwort schlang mir Christiane einen breiten Hüftgürtel um meine
korsettierte Taille, der wiederum aus dem gleichen blauen Seidenstoff war wie der BH und das Korsett. Die Strapse baumelten an meinen Oberschenkeln als die beiden hinter mir anfingen zu kichern. „Was ist los?“ fragte ich und wollte mich schon umdrehen. „Na, na. Nicht so neugierig, “ sagte Claudia lachend und hielt mir von hinten ein Etwas aus schwarzer Spitze unter die Nase.
Das Ding entpuppte sich als eine Hülle für meinen Penis, die Claudia mir hinter meinen Hoden festband, um dann ein schwarzes Seidenband durch meinen Schritt zu ziehen und dieses am Rand des Korsetts mit einer Schleife zu befestigen. Dann kamen die Strümpfe. Claudia pfiff leise durch die Zähne, als sie die Nylons mit ihren Händen aufrollte.
„Ich zieh sie dir an, du kommst mit dem Korsett nicht mehr bis an deine Zehenspitzen,“ meinte sie und mit geübtem Griff rollte sie den ersten Strumpf über mein Bein. Ich staunte nicht schlecht, als ich sah, dass an der Fessel in das aprikotfarbene Nylongewebe eine Rose inklusive Ranke aus schwarzer Seide eingewebt war.
Eine Naht musste nicht gerade gezupft werden und so saßen die Nylons schnell fest an den Haltern. Dann kam noch ein dunkelblauer Seidenunterrock und schließlich das Kleid. Als Christiane das Kleid aus dem Karton nahm, pfiff auch sie leise durch die Zähne. In ihren Händen hielt sie ein wadenlanges Etuikleid aus schwarzer Seide. Es war kein Herstelleretikett zu entdecken. „Eine Maßanfertigung, “ meinte Claudia und begann mir das Kleid über den Kopf zu ziehen. „Da müssen wir gleich noch mal deine Frisur reparieren, wenn wir mit dem Make-up fertig sind, “ fügte sie hinzu und glättete das Kleid an meinem Körper. Anschließend zog sie zwei kleine Reißverschlüsse an der Taille zu und dann saß das Kleid wie eine zweite Haut an mir und betonte meine Körperrundungen. Es hatte einen kleinen Rollkragen, der meinen kleinen Adamsapfel bedeckte, aber keine Ärmel. Sonst war es einfach nur schlicht, aber dennoch sehr elegant.
Claudia legte mir noch einen passenden schwarzen Gürtel um meine korsettierte Taille, dann fehlten nur noch die Schuhe. Die hatte ich ja schon gestern Abend im Karton liegen sehen. Es waren schwarze, circa zehn Zentimeter hohe Pumps, mit einem sehr dünnen Absatz du einem kleinen Loch an der Schuhspitze. Als farblicher Kontrast hatten sie ein dünnes, cremefarbenes Fesselriemchen. Als sie an meinen Füßen saßen hatte ich das Gefühl sie wären extra für mich gemacht. Ich ging ein paar Schritte im Zimmer auf und ab. Hatte ich zuerst gedacht, dass ich Schwierigkeiten haben könnte in diesen Schuhen mit den bleistiftdünnen Absätzen zu laufen so merkte ich jetzt, dass dieses überhaupt kein Problem darstellte. „Du läufst wie eine Elfe auf den Schuhen. Irre, wie du das so schnell gelernt hast, “ meinte Christiane.
Dann setzte ich mich an den Schminktisch und in kürzester Zeit hatte Christiane mich geschminkt und Claudia noch einmal meine Haare nachfrisiert. Der knallrote Lippenstift brachte meine Lippen toll zur Geltung! Doch ein paar Kleinigkeiten waren noch im letzten Karton: Eine dunkle Sonnenbrille, ein paar schwarze Seidenhandschuhe und eine schwarze Samthandtasche. Ohne Henkel, sodass ich sie mir unter den Arm klemmen musste. Ich ging daran ein paar Sachen in diese Handtasche zu packen. Die obligatorischen Ersatzstrümpfe, Puderdose, Lippenstift und schließlich unbemerkt von Claudia und Christiane die zusammengefaltete Seite mit dem Glanzbild aus dem Tagebuch.
Dann zog ich die Kaschmirjacke über, steckte die Sonnenbrille ein und wir verließen das Zimmer. Draußen auf dem Flur sagte Claudia: „Ich werde sehen was Miss Solange macht, damit sie dir nicht über den Weg läuft. Geh nur schon in die Küche, da wartet Gabi auf dich.“
Dann gab sie mir schnell einen Kuss auf die Wange. Christiane begleitete mich zur Küche und wünschte mit viel Glück. Schon mit der Hand auf der Türklinke sagte ich zur ihr:
Sieh mal hinter den Spiegel an meinem Schminktisch. Das was du dort findest könntest du bei deinem nächsten Besuch im Geheimgang brauchen.“ Fragend sah sie mich an, doch ich war schon hinter der Türe.
Als ich die Küche betrat stand dort Gabi und sagte mir, dass Michael vor dem Hinterausgang auf mich warten würde. „Würdest du mir einen Gefallen tun?“ fragte mich Gabi und als ich nickte gab sie mir ein kleines Kuvert. „Gib das bitte Michael, “ sagte sie. Ich nahm den Brief an mich und machte mich dann auf den Weg durch den Park zum Gutshaus. Vorsichtig ging ich über die Kieswege bis hinter die Statue der Gräfin Rivera. Dort bog ich ab und ging über eine kleine, von Hecken eingefasste freie Fläche, die großflächig mit Kies bestreut war. Weiße Gartenbänke standen hier an den Hecken. Hier legte ich eine kleine Pause ein und drehte mich noch einmal zum Chalet um.
Eine Weile stand ich da und betrachtete die Fassade des Hauses durch das Blätterwerk der Bäume. Plötzlich fiel mir etwas ein! Wie lange hatte Hans von Kessel gebraucht um den Schmuck zu verstecken und um die Hinweise zu schaffen? Eine halbe Stunde? Nicht viel Zeit um zwischen Gutshof und Chalet hin und her zulaufen. Auch mit Hilfe des Geheimganges nicht. Was wäre wenn er den Park, wohin er ja vom Konvoi aus gelaufen war, gar nicht verlassen hatte? Die Hülle seiner Gasmaske zu verstecken und den Hinweis zu schreiben und dann noch den Schmuck sicher unterzubringen alles in dreißig Minuten, mit den langen Wegstrecken vom Chalet zum Gutshof und auch noch unentdeckt in die Dachkammer hinauf? Fast unmöglich!
Wenn er um den Raum der Astrologin gewusst hatte, hätte er gar nicht dort hinauf gemusst.
Natürlich! Wir Dummköpfe! Wir haben dort gestanden und nach oben geschaut. Nach unten hätten wir sehen müssen. Hans von Kessel war an dem Tag nie in der Dachkammer gewesen, er hatte nur hier unten im Park gestanden. Er hatte nach oben gesehen! Das war es! Langsam ging ich an einer Hecke entlang und blickte durch das Geäst der hohen Bäume auf die Fassade des Chalets. Da! Man konnte von hier aus die Dachkammer sehen!
Das war es! Früher hatte man bestimmt einen besseren Blick auf das Haus, die Bäume waren ja gewachsen und dichter geworden! Nur, von welcher Position aus hatte er nach oben geblickt? Was war hier unten im Park so unübersehbar, das man es von dort oben sehen musste? Den Pool? Nein, das ergab in Bezug auf das Rätsel wenig Sinn. Es musste irgendeine Statue oder Figur geben, welche das letzte Geheimnis barg.
Langsam ging ich gedankenverloren über die freie Fläche, unter den Bäumen hindurch zum Gutshof. Als ich den Hinterausgang erreichte stand dort Michael an einen Volkswagen gelehnt und rauchte. Als er mich sah, vergaß er an seiner Zigarette zu ziehen. Sein Mund blieb offen stehen. Er starrte mich an, als ob er einen Geist gesehen hätte. „Meine Güte, was haben sie nur aus dir gemacht. Du siehst aus wie aus einem Modemagazin, “ sagte er und pfiff durch seine Zähne. Ich errötete leicht und gab ihm den Brief von Gabi. Er bedankte sich und hielt mir die Türe des Autos auf. Als er auf der anderen Seite einstieg bemerkte er so nebenbei:
„Früher sind die feinen Leute nicht zum Rendezvous in die Stadt gefahren worden. Das wurde alles hier an Ort und Stelle erledigt.“ Fragend sah ich ihn an und er fügte hinzu: „Na, in früheren Zeiten traf man sich dazu am Brunnen dort drüben.“ Mit diesen Worten machte er eine Kopfbewegung in Richtung des kleinen Platzes über den ich gerade gekommen war.
Entgeistert sah ich ihn an! Mein Gott! Der Brunnen! Madame hatte ihn auch erwähnt, als sie die Geschichte der Erbauer des Chalets erzählt hatte. Jetzt stand er in der ersten Etage des Gutshofes. Das musste es sein! Sobald ich die Möglichkeit dazu hatte würde ich mir das Ding näher ansehen. Ich musste sowieso morgen früh wieder im Chalet sein, da konnte ich heute Nacht ruhig noch einen Abstecher durch den Gang zu dem Brunnen machen.
Davon brauchte aber niemand zu wissen, diese Entdeckung würde ich erst einmal für mich behalten.
Die Fahrt dauerte und Michael erzählte ständig Witze und brachte mich zum Lachen. Irgendwann standen wir an einer Bahnschranke und er holte den Brief von Gabi aus seiner Hemdtasche. Seine Stimmung schlug von einem auf den anderen Moment um. Er redete kaum noch und biss sich die ganze Zeit über nachdenklich auf die Unterlippe.
„Ein vornehmes Haus“
Dann endlich kamen wir vor dem Hotel an. Ein riesiger Bau. Wie sollte ich Francesca da drin nur finden? Ich verabschiedete mich von Michael, bedankte mich bei ihm für die Fahrt und er sagte bloß: „Ja, keine Ursache. Ich wünsch dir alles Gute! Ich glaube wir werden uns nicht mehr wiedersehen. Ich werde mit Gabi heute Nacht weggehen. Endlich ist sie bereit dazu! Wir treffen uns um Mitternacht am Hinterausgang des Gutshofes. Machs gut, Kleine!“ Nachdenklich überquerte ich den Bürgersteig und ging auf den Haupteingang des Hotels zu. Dann sah ich zum erstenmal meine Erscheinung als Spiegelbild in einem Schaufenster. Da stand die Zwillingsschwester von Grace Kelly! Meine Güte, was haben sie nur aus dir gemacht, dachte ich mir. Aber auf der anderen Seite war ich stolz. Eigentlich hatte ich mir so was immer erträumt. Ich setzte die Sonnenbrille auf und strebte weiter auf den Hoteleingang zu.
Als der Portier mich kommen sah, setzte er sofort die große Drehtüre in Schwung und zog seinen Hut. Erste Hürde genommen! In der riesigen Hotelhalle angekommen schaute ich mich erst einmal um, schließlich war ich noch nie in so einem vornehmen Haus gewesen. Als ich die Halle durchquerte, bemerkte ich, dass die Damen an denen ich vorbeistöckelte leise tuschelten und die Herren mir an ihren Zeitungen vorbei, verstohlen auf die Beine sahen.
Endlich erreichte ich die Rezeption. Ich hatte mir ausgemalt, dass ich einfach nach Francesca frage. Meine Stimme? Na und? Ich hatte nachgeschaut was es wohl auf italienisch heißen würde, wenn ich einfach nach Francesca fragen würde. Aber das hatte ich dann doch wieder verworfen. Also wartete ich einen Augenblick, immer noch die Sonnenbrille auf der Nase, bis der Concierge auf mich zukam und nach meinem Wunsch fragte. Ich antwortete ganz langsam: „Comtessa diFiore, bitte.“
„Sind sie Fräulein Bergmann?“ fragte mich der Concierge. Ich nickte und sofort berührte seine rechte Hand eine Klingel um einen Pagen zu rufen, der auch sogleich angeflitzt kam. Der Junge der dort kam war vielleicht genauso alt wie ich und machte Augen wie Mühlräder als er mich sah. „Der Page wird sie in den Saal geleiten, meine Dame, “ sagte der Concierge und ich folgte dem Jungen um einige Ecken durch eine große Glastüre in einen noblen Saal. Auf dem Weg dorthin zog ich die Sonnenbrille ab und schüttelte meine Haare mit einer eleganten Kopfbewegung etwas nach hinten. Ein älterer Herr, der nahe am Eingang saß starrte mich mit offenem Mund an. Was das zu bedeuten hatte konnte ich mir denken.
Dort am Fenster saß Francesca an einem großen Tisch. Mit eleganten Schritten ging ich auf sie zu. Als sie mich sah konnte auch sie eine Überraschung in ihren Augen nicht verbergen. Sie stand kurz auf um mich mit einem Kuss auf die Wange zu begrüßen, dann nahm der Page mir die Jacke ab. Schnell zog ich mir die Handschuhe aus und legte sie neben meine Handtasche auf den Tisch. Da kam auch schon der Ober und rückte mir den Stuhl zu recht. Was für ein Service!
Endlich saß ich Francesca gegenüber. Wie hatte ich diesen Augenblick herbeigesehnt!
„Du siehst hinreißend aus, Stephanie,“ sagte sie. „Danke,“ antwortete ich mit einem Lächeln „du hast ja einiges dazu beigetragen.“ Wir bestellten Kaffee und ein kleines Frühstück.
Ich zeigte auf meinen Hals und meinte: „Vielen Dank für das schöne Geschenk. Ich trage es immer. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht so etwas kostbares besessen.“
Dann musste ich ihr alles genau erzählen. Wie ich mit Madame und meiner Tante in der Stadt war, wie ich meine Ohrlöcher bekommen hatte und schließlich wie schlimm sie mich gestraft hatten. Francesca schüttelte den Kopf darüber, bestaunte aber meine Ohrringe.
Plötzlich spürte ich ganz sanft ihren bestrumpften Fuß an meinem Scheinbein. Ein Stromschlag durchfuhr mich und ich blickte sie an. Sie lächelte nur und erzählte mir dann ganz beiläufig von ihren letzten Ideen für ihr „Institut“.
Während sie so munter daherplapperte glitt ihr Fuß an meinem Bein immer höher, bis er schließlich meine Knie erreicht hatte. Sanft, aber bestimmt drückte Francesca meine Knie mit ihrem Fuß auseinander und schob ihn dann unaufhörlich zwischen meine Oberschenkel. Mein Penis spielte verrückt! Die enge Röhre hielt ihn im Zaum, aber es tat sehr sehr weh. Francesca bemerkte wie ich mich wand und brach das grausame Spiel ab. „Ich weiß, Liebes, ich quäle dich nur. Gleich hast du es geschafft, das verspreche ich dir,“ sagte sie und winkte nach dem Ober. Nachdem sie eine Unterschrift für das Frühstück geleistet hatte meinte sie aufgeräumt: „Komm. Lass und ein wenig herumgehen. Ich muss dir etwas zeigen!“ Wir erhoben uns und der Ober brachte meine Jacke, half mir hinein und wir gingen in die Halle zurück. Francesca schlug den Weg zum Aufzug ein und ich folgte ihr. Der Page im Aufzug blickte immer wieder verstohlen zur Seite, um uns aus den Augenwinkeln zu beobachten. Francesca zwinkerte mir lächelnd zu und ich schenkte dem Liftpagen ein Lächeln. Dunkelrot wurde der
junge Mann!
Am Ende des Flures erreichten wir eine große Doppeltüre, hinter der Francescas Suite lag. Wir betraten das riesige Zimmer dahinter und ich setzte mich auf ein kleines Sofa, die Knie zusammen, die Handtasche auf dem Schoß. Francesca ging zu einem großen Schreibtisch und nahm eine großen, braunen Briefumschlag, den sie mir gab. Fragend sah ich sie an. „Sieh hinein,“ sagte sie. Als ich in den Umschlag sah, erkannte ich sofort die Fotos, die meine Tante und Madame deMontrose von mir gemacht hatten. Damals im Haus meiner Tante. Jahre her so schien es mir.
„Wo... woher hast du die?“ fragte ich stotternd. „Oh, das war ganz einfach,“ entgegnete Francesca, „Ich habe deiner Tante einfach gesagt, dass wenn sie mir die Fotos und die Negative nicht gibt, ich sie am nächsten Tag aus dem Haus werfen lasse.“ Ungläubig starrte ich Francesca an! „Deine Tante ist so hoch verschuldet, dass sie ihre Miete nicht zahlen kann.
Und was meinst du wohl wem das Haus in dem sie wohnt gehört?“ sagte sie als sie sich neben mich auf das Sofa setzte. Jetzt verstand ich! Die Liste, die ich bei dem Notar abgeschrieben hatte. Da hatte auch das Haus meiner Tante draufgestanden! Francesca lächelte und sagte: „Keine Angst, das habe ich nicht vor. Ich wusste gar nicht, dass es das Haus deiner Tante ist, dies kam nur durch Zufall heraus. Elaine deMontrose hat es mir gesagt, nachdem sie mich am Telefon mit dem Notar hat sprechen hören. Ich habe es im Auftrag meines Großvaters gekauft.“
„Hast du sie gesehen?“ fragte ich und hielt den Umschlag hoch. Francesca nickte als sie ganz dicht an mich herankam und flüsterte leise: „Ich wüsste noch ganz andere Sachen, die ich mit dir machen könnte, als so ein paar simple Stricke.“
Ein wohliger Schauer überlief mich als ich an unsere letzte gemeinsame Nacht dachte.
Ich schreckte aus meinem Traum auf, als mich ihre linke Hand an der Schulter berührte. Wie gerne wäre ich jetzt in ihre Arme gesunken! Ich sah in ihre Augen und war wie hypnotisiert. Näher kamen ihr Gesicht, näher kamen ihre Lippen. Ganz nah. Ich konnte spüren wie sie durch die Nase ausatmete. Der Umschlag mit den Fotos glitt mir aus der Hand als ihre Hand sanft über meine Wange streichelte und ihre Lippen ganz zart die meinen berührten.
Ich brachte es fertig mich ihrem Zauber zu entziehen. Sofort merkte sie dieses und sah mich fragend an. „Ich…Ich muss dir etwas zeigen,“ sagte ich stotternd. Dann öffnete ich meine Handtasche und nahm das Blatt aus dem Tagebuch heraus. Der Augenblick der Wahrheit war gekommen!
Mit zitternden Fingern reichte ich Francesca das Stück Papier. Mit fragendem Gesicht nahm sie es entgegen, um im gleichen Augenblick zu Stein zu erstarren. Sie hatte ihr Glanzbild sofort wiedererkannt. Mit heiserer Stimme fragte sie: „Woher hast du das?“ „Vom toten Körper deines Vaters, Lisa,“ antwortete ich leise und sah in ihr bestürztes Gesicht, als ich ihren richtigen Namen benutzt hatte.
Mit zitternden Händen überflog sie das Blatt, sprang dann auf und ging zum Fenster. Sie starrte hinaus. Langsam stand ich auf und trat hinter sie. Ich sah, dass ihr Tränen über die Wangen liefen und berührte sie leicht an ihrem Arm. Sie drehte sich zu mir um und unter Tränen fragte sie mich: „Weißt du es schon lang?“ Ich schüttelte den Kopf. „Zwölf Jahre, zwölf lange Jahre habe ich danach gesucht. Ich habe betrogen, ich habe gelogen und ich habe zerstört. Nichts hat geholfen, ich kam der Lösung nie nahe genug. Und jetzt kommst du...und, und…“ Sie konnte nicht weiterreden. Ich versuchte sie in den Arm zu nehmen und sie drehte sich zuerst ein wenig weg, als wenn sie sich wehren wollte, doch dann schluchzte sie wieder auf und lag in meinem Arm. Nach einer Weile hatte sie sich beruhigt und wir setzten uns nebeneinander auf die Couch. Dann begann ich zu erzählen: wie ich den Kampf um das Tagebuch mitbekommen hatte, wie ich den Geheimgang entdeckt hatte und schließlich wie ich die Rätsel gelöst hatte. Zwei Dinge ließ ich aus und daran hatte ich gut getan, wie sich im Laufe des Tages noch zeigen würde: einmal die Existenz von Christiane im Chalet und meine Erkenntnis über das letzte Rätsel.
Francesca sagte kein Wort, stand auf und trat wieder an das Fenster. Nach einer mir unendlich langen Zeit sagte sie schließlich: „Ich hätte dich schon längst daraus holen müssen. Ich hätte dich schon nach deiner schlimmen Bestrafung holen müssen. Ja, ich wusste davon. Ich weiß viel was dort im Chalet vor sich geht. Ich habe halt meinen Informanten.“ Ungläubig starrte ich sie an. „Du darfst nicht mehr in das Chalet zurückkehren. Das ist viel zu gefährlich. Diese Leute,“ und damit zeigte sie auf das alte Tagebuchblatt „sind sehr gefährlich! Ich möchte nicht noch jemanden aus meinem Herzen verlieren,“ fuhr sie fort.
Und wie bei einer Eingebung sprudelte es aus mir heraus: „Deine Schwester lebt, Francesca oder Lisa oder wie immer du heißen magst.“ Jetzt war es an ihr mich ungläubig anzustarren.
„Woher weißt du das?“ fragte sie mich. „Sie hat sich unter falschen Namen im Chalet als Dienstmädchen eingeschlichen, um möglichst unentdeckt euren Familienschmuck zu finden,“
antwortete ich. Francesca stand da mit der Hand vor den Mund gepresst. Langsam setzte sie sich neben mich. „Ich habe sie gesucht! Ich habe alles getan, um sie zu finden. Vergeblich. Ich dachte sie wäre tot!“ sagte sie leise. „Nenn mich bitte weiter Francesca. Die Lisa von damals starb bei einem Fliegerangriff.“ Ich nickte. „Christiane hat mir davon erzählt. Von eurer Flucht, von eurem Vater. Sie hat herausgefunden, dass er bei einem Brand kurz nach eurer Abfahrt umgekommen wäre. Aber das ist ein Irrtum, wie wir ja jetzt wissen, “ sagte ich.
„Eine andere traurige Geschichte“
Francesca legte eine Hand auf meinen Oberschenkel und sagte traurig: „Mir ist es nach dem Angriff, bei dem ich meine Schwester aus den Augen verlor nicht sehr gut ergangen.
Ich bin den Flugzeugen entgegengelaufen, um die Stecke zu verkürzen. Ich hab mir gedacht, sie schießen halt weiter weg, nicht so nah. Aber Christiane ist mit den anderen gelaufen. Ich sah sie fallen. Ich hab mich dann am Waldrand versteckt und später nach ihr gesucht. Vergeblich. Zwei versprengte Soldaten haben mich dann mitgenommen und zu einem Bauernhof gebracht. Der Bauer dort hat mich dann in der Nacht vergewaltigt. Geschlagen und wieder vergewaltigt. Nach einer Woche, kurz nach der Kapitulation, hat er mich dann in einem Hurenhaus abgeladen. Die Frauen dort haben sich um mich gekümmert, aber wenn ich essen wollte, musste ich Männer bedienen. Ich bin eine Hure geworden, Stephanie!
Immer mehr Amerikaner kamen in das Haus. Für einige von ihnen war ich der Liebling. Ich habe dort alle Spielarten gelernt, ich habe gelernt, wie man einen Mann um den kleinen Finger wickelt, wie man alles aus ihnen herauspresst. Weißt du wie sie mich nannten? Sie riefen mich „The Rose“! Weil ich immer Rosen gemalt habe.
Eines Tages gab es ein großes Fest, ein wohlhabender Soldat, ein Offizier feierte seinen
Junggesellenabschied mit einigen Freunden. Auch ich wurde ausgewählt. In der ersten Reihe der Soldaten, die auf uns Mädchen warteten, saß ein junger Offizier italienischer Abstammung. Er sah mich an, wurde kreidebleich und fragte mich auf italienisch nach meiner Mutter. Nun, italienisch hatte ich von meiner Mutter etwas mitbekommen, nicht viel, gerade so, dass ich ihn verstand. Als ich ihm den Namen meiner Mutter sagte, sprang er auf und lief zum Telefon. Dann nahm er mich an die Hand und führte mich in eine Ecke. Dort warteten wir. Immer wenn ich etwas sagen wollte, legte er den Zeigefinger auf meinen Mund. Dann brach plötzlich die Hölle los. Maskierte, bewaffnete Männer stürmten in das Haus, nahmen mich und den jungen Offizier mit. Draußen saßen wir dann in einem Auto, welches rasch davonfuhr. Sie hatten mich einfach entführt! Im Auto erklärte mir der junge Mann, dass er mein Cousin sei. Ich war wie vom Donner gerührt! Einige Erklärungen später, wusste ich, dass ich ein Abkömmling eines der weitverzweigtesten und mächtigsten Clans Norditaliens war. Tja, mein Großvater nahm mich dann in seine Obhut. Den Rest kennst du: ich habe alles versucht um meine Schwester zu finden. Ohne Erfolg! Ich wollte mich an allen Männern rächen, die mir das angetan hatten. So kam ich auf die Idee mit meiner speziellen Schule. Durch Zufall geriet ich durch Madame Cascade an deine Tante und an Elaine deMontrose, inzwischen stolze Besitzerin des Chalets und des Gutshofes.
Ich denke, ich weiß nun auch woher sie das Geld dafür hatte.“
Damit deutete sie auf das Blatt aus ihrem Tagebuch. Ich erschrak! Sollte Elaine deMontrose die Verräterin gewesen sein? Auf meinen erschrockenen Blick hin sagte sie: „Es muss so sein! Sieh mal, sie kannte den Dr. Bernstein vor allen anderen. Sie hatte nach dem Krieg plötzlich viel Geld. Höchstwahrscheinlich durch das hier erwähnte Geschäft mit einem Teil des Morphiums. Sie versuchte Claudia mit dem Doktor zu verkuppeln, das hätte es für sie um einiges einfacher gemacht. Sie muss handeln, sie ist fast pleite! Und… sie war während des Krieges Krankenschwester im Chalet! Sie war nur für den Oberst Weber da! Wahrscheinlich nicht nur für seine Krankheiten.“
Ja, ich musste zugeben, das machte durchaus Sinn. Aber etwas anderes schoss mir durch den Kopf: „Was ist aus deinem Cousin geworden?“ Francesca lachte hell auf: „Der? Den kennst du nur zu gut! Er erzählt mir alles was im Chalet vorgeht, er ist mein Auge und Ohr dort. Aber an mein altes Tagebuch, in seinem Versteck, kam er nicht heran.“
Ungläubig sah ich sie an. „Schließlich hat er dich auch hierhin gefahren,“ fügte sie noch an.
Nein! Michael! Jetzt wurde mir einiges klar. Natürlich, wie geschickt gemacht von ihr. Ob sie das auch mit Gabi wusste?
Francesca lächelte zum ersten Male wieder. „Danke, das du mir alles erzählt hast, Stephanie,“ sagte sie und stand wieder auf, ging um Telefon und wählte eine kurze Nummer. Dann sprach sie ein, zwei knappe Sätze auf italienisch in die Muschel und nach einer Weile tauchte zu meinem Erstaunen Romana auf. Francesca trug ihr auf uns eine Tasse Cappuccino zu besorgen.
„Glaubst du wirklich, dass die Frau, die zusammen mit dem Doktor arbeitet, Madame deMontrose ist?“ fragte ich sie. Francesca nickte langsam und meinte: „Es deutet alles darauf hin.“ „Wie willst du es denn anstellen, dass sie dir die Wahrheit sagt?“ entgegnete ich. „Das lass mal meine Sorge sein. Erst muss ich sie einmal vor Zeugen entlarven, dann werde ich schon eine Möglichkeit finden sie dahin zu bekommen wohin ich sie haben will: nämlich in den Keller meines Instituts. Dort wird sie für ihren Verrat büßen!“ wütend funkelten und glühten ihre Augen, als sie das sagte und mir lief ein Schauer über den Rücken. Sie wollte sich tatsächlich rächen. Aus ihrer Sicht für das was ihr angetan worden war sicherlich verständlich, dachte ich mir. Dann kam Romana mit dem Kaffee und wir tranken schweigend ein paar Schlucke.
„Francesca, willst du einfach dorthin gehen und sie damit konfrontieren? Sie wird dich in der Luft zerreißen! Wir sollten versuchen an die zweite Kladde heranzukommen, um sie damit zu entlarven. Dort muss ihr Name drinstehen,“ sagte ich und bemerkte wie meine Zunge schwer wurde als ich die letzten Worte sprach. Was war los mit mir? Meine Hand mit der Kaffeetasse zitterte. Francesca nahm mir die Tasse aus der Hand und drückte mich sanft in die Kissen der Couch.
„Hab keine Angst, Schatz. Ist gleich vorbei,“ flüsterte sie und gab Romana, die durch die Türe des Schlafzimmers gekommen war, einen kurzen Wink. Ich versuchte etwas zu sagen, doch meine Zunge fühlte sich an wie ein Stück Stoff. Meine Hand! Ich konnte meine Hand nicht heben! Nur noch verschwommen konnte ich die Gesichtszüge von Francesca erkennen. Zart spürte ich ihre Hand auf meiner Stirn. „Schhhht,“ flüsterte sie wieder. Der Kaffee! Sie hatten mir etwas in den Kaffee getan! Dann wurde es dunkel.
Wie aus weiter Entfernung hörte ich Stimmen. Langsam versuchte ich die Augen zu öffnen, doch meine Lider waren soooo schwer. „Sie ist wach,“ hörte ich Romana sagen. Ich spürte, dass ich auf einer weichen Unterlage auf dem Bauch lag. Bevor ich wieder versuchte die Augen zu öffnen, wollte ich mich aufstützen. Doch ich konnte meine Arme nicht bewegen! Der Grund dafür war mir sofort klar: Francesca hatte mich gut verschnürt! Immer noch mit geschlossenen Augen versuchte ich herauszufinden, welche Ausmaße meine Bewegungsunfähigkeit hatte. Leider erkannte ich sofort, dass sie ganze Arbeit geleistet hatte. Meine Hände waren überkreuz fest zusammengebunden. Meine Ellbogen berührten sich fast und meine Arme wurden fest an meinen Körper gepresst. Meine Beine konnte ich zuerst gar nicht lokalisieren, doch als ich meine Finger spreizte, um die Enge der Stricke zu erkunden, fühlte ich schon das Nylon, welches meine Füße umspannte.
Sie hatte mir die Füße fest in Richtung Handgelenke gezogen und auch die Schuhe abgestreift! Auch meine Knie konnte ich nicht öffnen, da auch dort ein Strick dieses verhinderte. Rundum hatte sie mich zu einem schönen Paket zusammengebunden. Wie gemein! Ich öffnete jetzt endlich meine Augen und erkannte, dass ich auf ihrem Hotelbett lag. Ich versuchte den Kopf zu drehen. Francesca setzte sich im gleichen Augenblick neben meinen gebundenen Körper auf die Bettkante und strich mir zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie schlug ihre Beine übereinander und ihre Strümpfe zwitscherten. „Tut mir wirklich leid , Schatz. Aber irgendwie musste ich dich davon abhalten in das Chalet zurückzukehren. Du bleibst erst mal schön hier. Romana wird auf dich aufpassen, solange ich weg bin. Ach ja, deinen Verschluss habe ich dir abgenommen. Sehe ich später Flecken in deiner Unterwäsche oder gar auf der Bettdecke, werde ich dir ein schönes Muster auf deinen süßen Popo machen. Ich werde jetzt Michael abholen und dann werden wir uns diese saubere Person greifen. Das nächste was sie sehen wird ist, wenn sie aufwacht, ist eine Kellerwand in meinem Institut.“
Mit diesen Worten beugte sie sich vor und küsste mich sanft auf meine Lippen. Als ich etwas entgegnen wollte, legte sie nur einen Finger auf ihre Lippen und sagte: „Schhhhht!“ ich bemerkte, dass sie in ihrer anderen Hand noch etwas hielt: einen großen roten Ball, den sie mir augenblicklich vor die Lippen hielt. „Komm, Liebes, mach weit auf,“ kommandierte sie und ich wollte schreien, dass Michael mit Gabi durchbrennen wollte. Doch schon presste ihre zarte Hand mir den Knebel zwischen die Lippen, bis er hinter meinen Zähnen saß. Mit geschickten und geübten Handgriffen schnallte sie das breite Lederband um meinen Kopf fest und der Ball saß unverrückbar in meinem Mund. Ein zweites Lederband führte sie unter meinem Kinn durch und verschloss es mit flinken Fingern. Mmmmpf!
Sie streichelte mir noch einmal über meine Wange, stand dann auf und verließ das Zimmer. Im Nachbarraum sagte sie etwas zu Romana, die dort gewartet hatte. Dann hörte ich die Zimmertüre zuschlagen. Ich hörte Romanas Absätze und einen Augenblick später auch wie die Schlafzimmertüre geschlossen wurde. Stille! Da lag ich nun wieder gefesselt und geknebelt! Zumindest diesmal von jemandem der es gut mit mir meinte.
Es dauerte eine ganze Weile bis ich mich bewegte. Der Knebel saß zu stramm, um irgendetwas damit zu versuchen. Einzig meine Finger konnte ich noch bewegen. Zufällig fiel mein Blick auf einen Wecker auf dem Nachtisch. Schon nach zwei Uhr! Plötzlich kam Romana in das Zimmer, überprüfte kurz meine Fesseln und fragte mich dann ob ich etwas trinken wolle. Ich nickte und sie holte eine Flasche mit einem Strohalm. Dann nahm sie mir den Ball aus dem Mund und ich saugte gierig nach der Flüssigkeit. Als sie mir den Knebel wieder in den Mund schieben wollte, sagte ich: „Warte, bitte!“ Kurz hielt sie inne und ich nutzte die Gelegenheit, um weiter zu sprechen: „Francesca ist in Gefahr, Romana. Sie läuft in ihr Verderben.“ „Meine Herrin weiß was sie tut,“ kam die Antwort und Romana hält mir wieder den Ball vor die Lippen. Ich starte noch einen letzten Versuch. „Aber sie weiß nicht, dass die anderen wissen, dass sie kommt,“ log ich. „Und Michael wird sie nicht finden, denn der will mit Gabi heute weggehen,“ fügte ich schnell an.
Das hatte anscheinend gewirkt. Romana zögerte einen kurzen Augenblick, doch dann stopfte sie mir den Ball wortlos in den Mund und verschloss wieder fest die Bänder. Nein, dachte ich, die Chance war vertan. Ich musste es irgendwie schaffen ins Chalet zu gelangen, ich musste Francesca helfen. Und ich wollte das letzte Rätsel lösen.
Doch so sehr ich mich auch anstrengte, die Fesseln gaben nicht nach. Keinen Millimeter.
Hatte ich gedacht, dass die Fesseln von Gabi oder Claudia fest waren, so hatte ich diese noch nicht gekannt. Wenn ich still lag, spürte ich fast nichts, wehe ich bewegte mich auch nur ein bisschen, dann schnitten die Stricke unbarmherzig in meine Arme und Beine.
Hier war eine Meisterin am Werk gewesen. Sie hatte die Knoten so perfekt platziert, dass sie alle Stricke perfekt sicherten, doch ich konnte keinen erreichen.
Dann plötzlich öffnete sich wieder die Schlafzimmertüre und Romana trat wieder ein. Ohne ein Wort zu sagen, schnitt sie meine Fesseln durch. Ich setzte mich auf, wusste aber dass ich mich nicht bewegen konnte bis meine Blutzirkulation wieder in Gang kam. „Glaubst du, du kannst ihr helfen?“ fragte Romana ängstlich. Es hatte gewirkt. Ich nickte und sagte: „Ich muss mich schnell etwas frisch machen, dann hole ich meine Tante zu Hilfe und dann fahren wir ins Chalet. Ich werde Tante Vivienne alles erzählen.“ Romana nickte. Schnell suchte ich meine Handtasche und frischte mein Make-up wieder soweit auf, das ich unter Leute gehen konnte. Doch wie sollte ich zu meiner Tante kommen? Ich hatte kein Geld eingesteckt, als ich aus dem Chalet gegangen bin. Romana verließ die Suite und kam kurze Zeit später mit ihrem Portemonnaie wieder zurück. „Ich habe nur Lire,“ sagte sie, „aber vielleicht kann uns der Concierge weiterhelfen.“ Ich nahm die riesengroßen Scheine und zog meine Jacke an, dann verließ ich die Suite zusammen mit Romana. Auf dem Flur umarmten wir uns kurz und sie sagte: „Bring sie gesund zurück und lös das Rätsel. Ich weiß, dass du es kannst.“ Etwas verduzt sah ich drein. Woher wusste sie von dem Rätsel? Bestimmt hatte sie gelauscht!
Als ich wieder in die Hotelhalle kam ging ich direkt auf den Concierge zu und fragte ihn ohne Umschweife, wo ich Währungen tauschen konnte. Meine Stimme war mir völlig egal. Ich musste Francesca helfen! Kurze Zeit später hielt ich das gewechselte Geld in meinen Händen und verstaute es in meiner Handtasche.
Dann verließ ich das Hotel und sah mich auf der Strasse nach einem Taxi um. Dem Portier war dies nicht unbemerkt geblieben und mit einem kurzen Wink rief er ein Taxi zum Eingang und hielt mir die Türe auf. Ich nannte dem Fahrer die Adresse meiner Tante und schon fuhr er los.
„Eine Gewissheit“
Nach einer kurzen Fahrt erreichten wir die Villa meiner Tante in der Militzerstrasse. Ich stieg aus, bezahlte den Fahrer und ging schnellen Schrittes auf die Haustüre zu. Während der Fahrt hatte ich mir urechtgelegt, was ich meiner Tante erzählen würde und was ich besser für mich behalten sollte. Ich musste sie unbedingt dazu bringen mit mir ins Chalet zu fahren.
Frederic öffnete mir auf mein Läuten die Türe und war sehr erstaunt mich zu sehen. Klar, er erkannte mich gar nicht. „Frederic, fragen sie bitte jetzt nicht warum ich so aussehe. Ich muss dringend mit meiner Tante Vivienne sprechen,“ sagte ich. „Frau Toller ist nicht im Hause,“
antwortete er etwa befremdet „aber ihr könnt ja hier auf sie warten. Sie kommt gleich zurück.“ Dann geleitete er mich in den Salon und bot mir eine Tasse Tee an. dankend nahm ich an und setzte mich auf eine Couch. Lange war es her, dass ich in diesem Raum gesessen hatte.
Nachdem Frederic den Tee gebracht hatte, saß ich eine Weile da und wartete. Dann hörte ich die Eingangstüre aufgehen und meine Tante hereinkommen. Durch die offene Türe des Salons konnte ich sie gut sehen. Gut sah sie aus mit ihren pechschwarzen Haaren und eisblauen Augen. Ihr Kostüm aus dunkelblauer Seide stand ihr ausgezeichnet und ihre schlanken Waden in hautfarbenen Nylons endeten in hellgrauen hochhackigen Slingpumps.
Dann nahm Frederic ihr den Regenmantel ab und deutete auf mich. Meine Tante drehte sich um und machte ein wirklich erstauntes Gesicht, kam dann langsam auf mich zu und setzte sich neben mich. Sie trug Frederic auf noch eine Tasse zu bringen und als diese dampfend vor ihr auf dem Tisch stand begann ich endlich ihr alles zu erzählen.
Das ich entdeckt hatte, dass Chrisiane die Halbschwester von Francesca war ließ ich allerdings erst mal aus. Das würde sich schon finden.
„Gut,“ sagte Tante Vivienne „ich hab Elaine nie richtig getraut. Dieses falsche Miststück. Aber jetzt wissen wir was zu tun ist. Ich muss einmal telefonieren. Vielleicht gehst du schon einmal auf dein altes Zimmer und ziehst die etwas bequemeres an. So fein brauchst du für das was wir vorhaben nicht auszusehen.“ Mit diesen Worten griff sie zum Hörer und wartete mit dem Wählen der Nummer bis ich aufgestanden war.
Endlich! Endlich, dachte ich mir, würden wir dem Treiben im Chalet ein Ende machen. Elaine
deMontrose würde ihre gerechte Strafe bekommen und dann könnten wir in aller Ruhe das letzte Rätsel lösen. Als ich vor meinem alten Zimmer angekommen war und schon die Klinke in der Hand hielt, warf ich einen Blick den Flur hinunter. Da drüben im Arbeitszimmer meiner Tante hatte alles begonnen. Ich ging bis zur offenstehenden Türe und warf einen Blick hinein. Dort standen keine Puppen mehr und auch alle Schränke und Schubladen der Kommoden waren geöffnet. Alles sah aus wie nach einem Einbruch, als ob jemand etwas Bestimmtes gesucht hatte.
Auf dem riesigen Schreibtisch meiner Tante lagen wild verstreut einige Papiere. Ich blickte mich um und war schon Neugierigerweise im Zimmer verschwunden. Die Papiere auf dem Schreibtisch waren allesamt Rechnungen. Ich schob sie ein wenig hin und her. Doch, was war das? Unter den Papieren kam etwas zum Vorschein: Es war die Kladde aus dem Geheimraum im Gutshof!
Ich schluckte. Wie kam die denn hierher? Schnell schlug ich sie auf und warf einen Blick hinein. Ich musste mir die Kladde jetzt genauer ansehen, etwas was ich versäumt hatte, als ich sie das erste Mal in dem geheimen Büro gesehen hatte. Die Namen! Ich musste mir die Namen ansehen!
Und dann wurde mir heiß und kalt zugleich. Ein Schauer lief über meinen Nacken! Dort, dort ganz am Rande auf der zweiten Seite stand „Neuner“ und dahinter eine Unterschrift.
Mein Gott, das war der Mädchenname meiner Mutter! Aber, aber das würde bedeuten, dass Tante Vivienne….
„So! Ist die kleine Schnüffelnase endlich zufrieden?“ schreckte mich die Stimme meiner Tante auf. Da stand sie in der Türe, die Arme verschränkt und an den Türrahmen gelehnt. Genauso stand sie da, wie sie mich zum ersten Male beim Anprobieren der Kleider erwischt hatte. „Ich…ich. Du.. äh,“ stotterte ich herum und kam hinter dem Schreibtisch hervor.
Irgendwie musste es mir gelingen an ihr vorbei aus diesem Raum zu kommen. Mit meiner rechten Hand hielt ich die Kladde fest an meinen Körper gepresst. Langsam ging ich auf sie zu, während sie von der Türe wegging und nun auch langsam auf mich zu kam.
„Schätzchen, mach es uns doch nicht so schwer. Gib mir einfach das Buch und wir sehen weiter,“ sagte sie, doch ich hörte nicht auf ihre Worte, sondern machte eine schnelle Drehung und bevor meine Tante einen Schritt machen konnte, war ich schon an ihr vorbei und lief den Flur entlang. Meine Tante machte sich allerdings nicht die Mühe mir hinterherzulaufen.
Komisch, dachte ich und drehte mich nach ihr um. Sie stand nur da und sah mir nach. Als ich mich wieder nach vorne drehte, prallte ich gegen etwas. Oh, nein! Da stand Dr. Alexander Bernstein vor mir und hielt mich mit eisernem Griff am Oberarm fest. Er entwand mir mit Leichtigkeit die Kladde und rief meiner Tante zu: „Ich hab sie…äh, ihn.“ „Bring sie hier her,“
rief meine Tante zurück. Langsam zerrte er mich in das Arbeitszimmer.
Dort angekommen stand meine Tante schon bereit und hielt einen Strick in der Hand mit dem sie nun meine Handgelenke überkreuz auf meinem Rücken fest zusammenband. Ich zappelte unaufhörlich und versuchte mich loszureißen, doch der eiserne Griff des Doktors, der gut einen Kopf größer als ich war, hielt mich gefangen.
Meine Tante verpasste mir ohne Umschweife eine schallende Ohrfeige. „Wo das herkam, da gibt es noch mehr davon, also halt lieber still,“ fauchte sie mich an. Wieder nahm sie einen Strick und band meine Ellbogen fast aneinander, führte den Strick nach vorne auf meine Brust unter den BH und knotete ihn dort fest. Oh, wie war das wieder unbequem.
Ich blickte ihr ins Gesicht und sagte: „Damit kommst du nicht durch! Du wirst das Morphium
nie bekommen. Und den Schmuck auch nicht!“ „Pffff,“ antwortete sie „du wirst dich noch wundern.“ Mit diesen Worten packte sie meine Wangen und drückte sie mit einer Hand zusammen. Dann stopfte sie mir ein paar Nylonstrümpfe zwischen die Lippen und drückte sie tief in meine Mundhöhle. Damit ich sie nicht sofort wieder herausdrückte, hielt sie mir mit einer Hand den Mund zu, während sie mit der anderen ein weißes Tuch nahm und mir dieses quer durch die Lippen zog, es dann hinter meinem Kopf stramm zog, wieder nach vorne durch meine Lippen führte, um es dann endlich an meinem Hinterkopf sehr fest zu verknoten.
„Mmmpphh,“ war alles was ich noch herausbrachte. „So! Jetzt aber ab in den Keller mit dir!“ sagte meine Tante. Beide nahmen mich in die Mitte und dann gings schnellen Schrittes die Treppe runter bis in den Keller. Dort ging es einen dunklen Gang entlang, an dessen Ende eine verschlagähnliche Holztür in einen halbdunklen Raum mit einem winzigen, vergitterten
Fenster führte.
Dort hinein führten sie mich. In einer Ecke lag eine alte Matratze. Da legten sie mich drauf ab. „Geh nur schon mal hoch und pack die Sachen zusammen, dann sag Frederic Bescheid, das er heute Abend frei hat und das unserem Schätzchen hier nicht gut ist,“ sagte meine Tante und der Doktor verließ den Keller. Dann nahm sie einen weiteren Strick und fesselte meine Knie zusammen. Schnell waren auch meine Fußgelenke stramm gefesselt.
Meine Tante nickte und sagte: „Du bleibst erst mal hier. Zumindest solange bis wir mit den Damen im Chalet fertig sind. Deine kleine Comtessa werden wir ganz besonders umsorgen, da kannst du dir sicher sein. Und was deine Zukunft angeht, da habe ich ganz bestimmte Vorstellungen. Wenn du nicht die Tochter, pardon der Sohn meiner Schwester wärst, würden wir jetzt schon eine Grube im Garten schaufeln. Aber für dich habe ich etwas anderes im Sinn: Ich kenne in England ein Institut, genauso wie die Comtessa eins hat. Dorthin werden wir dich schicken, wenn alles vorbei ist. Und glaube mir, dort wird man innerhalb kürzester Zeit eine wirklich willige und folgsame Dame aus dir machen. So eine Zofe hab ich mir immer schon gewünscht!“ Mit einem Augenzwinkern stand sie auf und an der Türe drehte sie sich noch einmal um und sagte spöttisch: „Lauf nicht weg!“ Dann fiel die Holztüre zu und der Schlüssel drehte sich im Schloss.
Dort lag ich wieder einmal gefesselt und geknebelt. Doch diesmal war ich in Gefahr, genauso wie meine Freundinnen und Francesca im Chalet. Ich hatte die Situation völlig falsch eingeschätzt und die falschen Schlüsse gezogen. Nicht Madame deMontrose, sondern meine Tante war die Frau gewesen, die den Oberstabsarzt von Kessel an die SS verraten hat. Wer weiß, was sie sonst noch alles auf dem Kerbholz hatte. Ich fing an zu weinen, war so verzweifelt. Was konnte ich noch tun?
Mir fiel ein, was meine Mutter immer zu mir gesagt hatte als ich klein war: „Gib nie auf!“
Ich dachte an Francesca. Ich musste sie retten, ich musste hier raus! Denk nach, denk nach!
Zur gleichen Zeit in einem kleinen Sportwagen auf dem Weg zum Chalet:
„Wie willst du herausbekommen wo das Morphium lagert? Und wie willst du an den Schmuck kommen?“ fragte Dr. Bernstein meine Tante. „Die Comtessa weiß es, da bin ich mir sicher. Und dort unten im Keller lagern noch ganz andere Mittelchen, um Leute zum Sprechen zu bringen. Vertrau mir,“ erwiderte Vivienne Toller.
Jetzt zog sie die falschen Schlüsse, der einzige der es wirklich wusste, lag in ihrem Keller.
Wird Stephan(ie) es schaffen sich zu befreien? Wird sie ihren Freundinnen zur Seite stehen können? Was hatten der Doktor und Vivienne Toller mit den Bewohnern des Chalets vor?
Der letzte Teil schließt den Kreis……..
Fragen und Anregungen bitte an: [email protected]
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RE: Die Puppe (reloaded)
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Datum:31.07.15 23:37 IP: gespeichert
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Die Puppe ( Der letzte Akt )
„Eine Befreiung“
Da lag ich nun in dem halbdunklen Kellerverlies und überlegte wie ich mich befreien konnte.
Ich blickte mich um und sah nichts außer nackten Backsteinwänden und einer alten Kohlenschütte aus Holz. Aber da! An der Holzschütte. Der untere Teil war mit Metall überzogen und die Metallverkleidung an einer Seite aufgebogen. Dort war ein scharfer Grat entstanden. Wenn ich da hinkäme, konnte ich vielleicht meine Handfesseln an diesem Grat
aufscheuern.
Langsam schob ich mich von der alten Matratze herunter auf dem schmutzigen Kellerboden
und arbeitete mich langsam; Zentimeter für Zentimeter, auf das Holzgerüst zu. Endlich war ich dort angekommen und versuchte nun meine Handfesseln so zu platzieren, dass ich mit einer auf- und ab Bewegung den Strick durchscheuern konnte. Bald schliefen mir die Handgelenke ein und meine Oberarme schmerzten und das Korsett drückte fürchterlich, doch ich dachte an die Gefahr in der sich Francesca befand und rieb und rieb. Und endlich, endlich ging der Strick um meine Handgelenke entzwei.
Schnell löste ich den Knoten auf meiner Brust, den ich gerade noch so erreichen konnte und dann waren meine Arme frei. Ich öffnete die Knoten meiner Fußfesseln und machte mich daran die Türe zu erkunden. Sie war fest verschlossen, auch wenn es nur eine Holztüre zusammengenagelt aus alten Bohlen war. Die Türe schloss nicht bündig mit dem Boden ab, sondern da war ein etwa zehn Zentimeter hoher Spalt. Der war natürlich viel zu klein, um zu versuchen dort durchzukriechen. Dennoch war die Türe immer noch verschlossen. Wie sollte ich bloß hier herauskommen?
Ich versuchte durch das Schlüsselloch zu spähen, doch das gelang mir nicht. Der Schlüssel steckte. Da kam mir eine Idee! Sollte ich vielleicht in der Lage sein mit einem ganz banalen Trick zu entkommen? Ich musste es versuchen.
Ich zog das schöne Kleid aus und schob es unter der Türe durch, bis das es auf der anderen Seite lag. So, jetzt musste ich nur noch den Schlüssel aus dem Schloss drücken, damit er hinunter auf das Kleid fiel, dann konnte ich ihn zu mir hereinziehen. Soweit, so gut. Aber womit sollte ich ihn hinausdrücken? Einen Nagel oder etwas in der Art hatte ich nicht.
Verzweifelt schaute ich mich in dem Kellerraum um, doch da war nichts. Mein Blick glitt an mir herunter und ich sah: meine Schuhe! Der Absatz! Ja, das müsste gehen, dachte ich mir. Schnell zog ich beide Schuhe aus und versuchte mit der Absatzspitze in dem Schlüsselloch den Schlüssel zu bewegen. Langsam, ganz langsam bewegte er sich und fiel schließlich
Auf der anderen Seite hinunter auf das Kleid. Ich hätte jubeln können! Ich zog das Kleid mit dem Schlüssel zu mir heran, öffnete die Türe und war frei! Schnell raffte ich die Sachen zusammen und schlich mich nach oben. Niemand war mehr da. Gut. Aber was nun? Wie sollte ich in das Chalet kommen?
Erst mal ging ich nach oben in mein altes Zimmer. Zu meiner Überraschung lag dort mein alter Koffer auf dem Bett. Als ich ihn öffnete war ich schockiert. Alle meine Kleider waren noch da. Tante Vivienne hatte nichts weggeworfen oder verbrannt. Einen Augenblick zögerte ich. Ich könnte etwas anderes anziehen und mich einfach aus dem Staube machen, einfach alles vergessen. Und Francesca? Francesca im Stich lassen?
Nein! Ich klappte den Koffer mit Schwung zu. Dennoch, eine Hose und ein paar flache Schuhe wären höchstwahrscheinlich sehr hilfreich bei dem was ich vorhatte. Also musste erst mal das Korsett auf. Eine Schere! Ich brauchte eine Schere. Dazu ging ich wieder in das Arbeitszimmer meiner Tante und warf einen Blick auf den Schreibtisch.
Alles lag noch so da, wie ich es erst vor kurzer Zeit vorgefunden hatte. Mich traf der Schlag! Da lag immer noch die Kladde! In ihrer Hektik und in ihrer Selbstgefälligkeit mich überrumpelt zu haben, hatten die beiden Verbrecher das wichtigste Beweisstück vergessen.
Die beiden hatte sich gar nicht die Mühe gemacht, die Kladde genauer zu untersuchen! Meine Tante hatte wohl nur die vorne aufgebrachten Nummern angeschaut und ich hatte mir die Namen in der Kladde, die ich bei der Leiche von Kessels gefunden hatte nicht genau angesehen.
Aber was nützte mir das? Mein Blick schweifte durch den Raum und blieb auf einem großen und einem kleinen, in braunes Packpapier eingeschlagenen Zeichenblock haften. Die hatte meine Tante immer für ihre Zeichnungen benutzt.
Einen Augenblick stand ich da und blickte abwechselnd auf die Kladde und die Zeichenblöcke. Mir kam ein Gedanke, nein, ein Plan! Es musste klappen! Ich brauchte dafür wieder Frauenkleider! Rasch! Ich musste mich beeilen. Der Plan war gefährlich, vielleicht würde ich selber dabei zu Schaden kommen, aber wenn ich wirklich irgendetwas ausrichten wollte, musste ich das riskieren.
Ich lief in den Nachbarraum, wo die angezogenen Schaufensterpuppen standen. Ich entschied mich für ein schwarzes, schmal geschnittenes Kostüm und zog der Puppe auch gleich die Strümpfe mit aus. Das war schon eine Herausforderung mir die Nylons über die Beine zu streifen! Das Korsett behinderte mich dabei ohne Unterlass. Endlich war ich fertig angezogen und lief wieder rüber in mein altes Zimmer. Dort lagen noch meine Schuhe auf dem Boden, die ich schnell anzog.
Beiläufig warf ich einen Blick auf meinen alten Koffer. Diesmal war es endgültig vorbei, dachte ich. Jetzt gab es kein zurück mehr!
„Quid pro quo“
Schnell ging ich wieder ins Arbeitszimmer und begann hastig einige Zeilen auf ein Blatt Papier zu schreiben, dann machte ich mich an die Arbeit.
Einige Minuten später hastete ich mit zwei Paketen unter dem Arm die Treppe runter und fand im Salon tatsächlich meine Handtasche. Mit den Schminkutensilien darin, machte ich mich daran mein durch den Knebel verunstaltetes Make-up wieder herzurichten. Für das was ich vorhatte musste ich gut aussehen, sehr gut sogar!
Dann lief ich zu Frederics Zimmer, atmete tief durch und klopfte kurz an, um im gleichen Augenblick mit gespielter Atemlosigkeit hineinzuplatzen. Der erstaunte Frederic lag auf dem Bett und las in einem Buch. „Schnell, schnell,“ rief ich „wir müssen sofort ins Chalet fahren, meine Tante hat ihre Entwürfe vergessen!“ Mit diesen Worten hielt ich den großen, eingepackten Zeichenblock in die Höhe. Frederic sprang auf und rief: „Das gibt es doch gar nicht!“ Ich zuckte nur mit den Schultern und sagte: „Wir müssen ihr sofort hinterherfahren.“
„Ich dachte ihr würdet schlafen, “ sagte er etwas verstört. „Hab ich auch, aber dann hatte ich Durst und wollte mir etwas zu trinken holen, da hab ich durch Zufall den Block in ihrem Arbeitszimmer stehen sehen, “ log ich schnell.
Ein paar Minuten später saßen wir in dem großen Wagen und ich nannte die Adresse, wo es einen kurzen Zwischenstopp geben sollte.
Dort angekommen nahm ich das kleine Paket, eilte aus dem Wagen und es dauerte eine ganze Weile bis ich wieder zurückkehrte. Frederic war schon ganz ungeduldig, da das ja eigentlich seine freie Zeit war. Aber das er ständig auf meine Beine starrte war schon auffällig.
Dann ging es endlich in Richtung Chalet und Gutshof. Während der Fahrt sagte ich so gut wie nichts, sondern überlegte wie ich es anstellen sollte unbemerkt ins Chalet vorzudringen, um herauszubekommen was mit Francesca und den anderen geschehen war.
Endlich kamen wir am Chalet an. Ich nahm den großen Block, verabschiedete mich schnell von Frederic und blieb solange im Halbdunkel stehen, bis der Wagen außer Sichtweise war.
Dann schlich ich schnell um das Haus herum und machte mich auf Richtung Gutshof, weil ich
den Geheimgang nutzen wollte um unbemerkt ins Chalet zu gelangen.
Auf dem Weg durch die Hecken stellte ich den Zeichenblock an einen Baum, den hatte ich ja nur für meinen Bluff bei Frederic benötigt. Da tauchte der Gutshof vor mir aus dem Halbdunkel auf. Kein Wagen stand davor. Sicher hatten meine Tante und der saubere Doktor ihren Wagen hinter dem Chalet geparkt. Langsam steig ich die breite Treppe zur Eingangstüre hinauf. Kein Laut war aus dem Gebäude zu hören. Totenstille. Ich öffnete die Türe und schlich so leise wie es meine Pfennigabsätze zuließen die Treppe hoch in die erste Etage.
Dort angekommen wandte ich mich Richtung geheimes Büro.
Doch dann fiel mir ein, dass der Schlüsselbund noch in meinem alten Zimmer war.
Also beschloss ich den Geheimgang durch den Keller zu betreten. Auf dem Weg über die Galerie konnte ich einen Blick in den Festsaal werfen: dort stand er, der kleine Springbrunnen
mit den Figuren. Ich konnte das Wasser leise plätschern hören und der Brunnen war in ein gespenstisches Mondlicht getaucht.
Das musste warten! Zuerst musste ich wissen was mit den Anderen geschehen war. An dem Holzverschlag angekommen, der den Weinkeller vom Geheimgang trennte, stellte ich fest, dass schon jemand vor mir da gewesen sein musste: der Verschlag war beiseite geschoben worden und gab den Weg in den Geheimgang frei. Tatsächlich konnte man die alte Hakenkreuzfahne in der Wandnische nur schlecht ausmachen. Eine perfekte Tarnung für einen geheimen Aufgang! Doch noch etwas fiel mir auf: Neben dem Eingang liefen viele Kabel zusammen. Alle waren durchtrennt! Sie hatten das ganze Telefon tot gelegt.
Langsam machte ich mich auf den Weg durch den Geheimgang. Ich tastete mich an der Wand entlang, da ich kein Licht mitgenommen hatte. Dazu hatte ich viel zu viel Angst, dass man den Lichtschein eventuell sehen könnte. Eigentlich war es für das, was ich vorhatte sowieso egal, ich würde auf jeden Fall wieder meiner Tante in die Hände fallen. Aber zuerst musste ich wissen was mit Francesca und den anderen passiert war, dann erst konnte ich meinen Plan in die Tat umsetzen.
Die zerbrochenen Ampullen knirschten unter meinen Sohlen weit konnte es nicht mehr sein.
Plötzlich hörte ich aus der Richtung der Zellen ein leises Schluchzen.
Langsam näherte ich mich der ersten Gittertüre. Und tatsächlich! In der Zelle saß jemand. Auf dem Holzblock an der Wand saß eine Frauengestalt. Neben dem Block flackerte eine kleine Kerze. Ihre Hände steckten in den gleichen Breiten Eisenschellen, wie ich sie in dem Kellerverließ getragen hatte, gleiches trug sie auch um ihre Fussgelenke. Als ich näher an die Gittertüre trat hob sie den Kopf und ich erkannte sie: Es war Francesca!
Als sie meine Bewegung an der Türe bemerkte, sah sie mich an, stand langsam auf und kam auf mich zu so schnell es ihre Fussfesseln zuließen. Ihre linke Gesichtshälfte war angeschwollen. Sie hatten sie geschlagen!
„Stephanie! Meine Güte! Wo kommst du her? Du musst hier schnell wieder weg, “ flüsterte sie. Ich umfasste durch die Gitterstäbe ihre Hände. Schnell erzählte ich ihr, was ich herausgefunden hatte. Im Gegenzug erzählte mir Francesca, dass kaum war sie im Gutshof angekommen und gerade dabei war Michael zu finden, meiner Tante in die Fänge gelaufen war, die sie direkt hierher gebracht hatte Doch auch Schläge haben sie nicht zum Reden zwingen können und so hatten sie Francesca erstmal nach hier unten festgesetzt, um sich später „eingehender mit ihr zu beschäftigen“, wie meine Tante gemeint hätte.
Der Doktor verfügt schon über die geeigneten Mittelchen um auch den Verstocktesten zum reden zu bringen hatte sie gesagt. Daran hatte ich nicht den geringsten Zweifel!
Ich bemühte mich Francesca erst einmal zu beruhigen, als ich plötzlich ein Geräusch hörte und direkt danach einen schwachen Lichtschein sah. „Rasch, da kommt jemand. Versteck dich!“ flüsterte Francesca und humpelte wieder zu dem Holzblock zurück.
So schnell wie es ging tastete ich mich an der gegenüberliegenden Wand des Ganges entlang, bis ich nach ein paar Metern den ersten der Behandlungsräume fand und hinter die Türe schlüpfte. Deutlich konnte ich in eine Gestalt erkennen, die mit einer Kerze in der Hand den Gang herunterkam. Es war Christiane!
Ich trat aus der Dunkelheit und rief ihren Namen. Erschrocken sah sie mich an und sagte:
„Stephanie. Du lebst! Gott sei Dank. Deine Tante ist verrückt geworden. Sie will alle umbringen, wen ihr einer nicht das Geheimnis verrät wo angeblich viel Morphium versteckt ist. Ich bin schnell in den Gang geschlüpft, bevor sie auch mich fassen konnten.“ Ich dagegen sagte nichts, sondern nahm sie bei der Hand und führte sie zur Zellentüre.
Der Augenblick war gekommen. Das erste Mal seit mehr als zwölf Jahren standen sich die
Halbschwestern, die sich gegenseitig für tot geglaubt hatten gegenüber. Doch sie erkannten sich sofort.
Keine der beiden sprach ein Wort. Christiane presste eine Faust gegen ihren Mund, Francesca schüttelte den Kopf. Als sie sich an der Türe gegenüberstanden fingen beide an leise zu weinen und umarmten sich trotz der zwischen ihnen liegenden Gitter. Als ich dazu kam sahen sie mich an und mit mehr als trockenem Mund zeigte ich den Gang hinunter und erklärte ihnen die genauen Umstände und Geschehnisse nachdem ihr Vater sie in den Konvoi gesetzt
hatte. „Christiane muss gehen, Francesca,“ sagte ich. Francesca schaute erstaunt und ich fuhr fort: „Geh zum Hinterausgang des Gutshofes, da treffen sich um Mitternacht Gabi und Michael. Ihr müsst Hilfe holen.“ „Was willst du machen?“ fragte Christiane mit erschrockenem Blick auf Francesca. „Ich? Ich lege meiner Tante das Handwerk, befreie Francesca und finde den Familienschmuck. Das ist alles, “ antwortete ich. Francesca und Christiane klappten die Unterkiefer herunter, doch ich wartete die Antwort gar nicht erst ab, sondern ging sicheren Schrittes auf den Ausgang des Ganges zu.
Zuerst wollte ich einmal herausfinden was mit den Bewohnern des Chalets geschehen war und wo meine Tante und der Doktor waren. Lange suchen musste ich nicht. Durch den Bücherspalt in der Wand der Bibliothek konnte ich meine Tante, den Doktor und Madame deMontrose sehen. Claudia und Miss Solange waren nirgendwo zu entdecken. Elaine saß in einem Sessel gegenüber meiner Tante. Ihre Arme waren auf dem Rücken zusammengebunden und auch ihre Fußgelenke waren gefesselt und zusätzlich mit einem kurzen Strick an den Fuß eines Sessels gebunden. Ich blieb einen Augenblick lang stehen und lauschte. Deutlich konnte ich die Stimmen meiner Tante und von Madame hören.
„Tja, Elaine. Hättest du besser mal auf mich gehört und hättest mir damals schon geholfen, anstatt diesem stumpfsinnigen Oberst Weber hinterherzulaufen,“ hörte ich meine Tante sagen.
„Wenn ich gewusst hätte, was du wirklich vorhattest, hätte ich dich direkt angezeigt, du falsche Schlange,“ kam die schnippische Antwort. „Pff, aber den Schmuck der Frau des Obersten von ihrer Leiche stehlen, dazu hat es noch gereicht, was!?“ erwiderte Tante Vivienne. Madame deMontrose schwieg. Aha, dachte ich, daher war also das Geld für das Chalet gekommen. Madame hatte sich den Schmuck unter die Nägel gerissen, den die Frau
Weber während der Evakuierung bei sich getragen hatte.
Meine Tante trat nun hinter den Sessel von Madame deMontrose und versperrte mir die Sicht.
Als sie wieder beiseite trat, trug Elaine deMontrose einen hübschen Ballknebel im Mund.
Innerlich musste ich grinsen. Das tat ihr mal ganz gut.
Ich hatte gehört was ich wollte und schlich weiter in Richtung meines Zimmers. Ich musste unbedingt sehen, ob die Kladde noch in ihrem Versteck war. Als ich in der ersten Etage angekommen war, warf ich einen Blick durch den Spalt in Claudias Suite. Undeutlich konnte ich eine Bewegung auf dem Bett erkennen und beschloss nachzusehen. Was sollte passieren? Meine Tante und der Doktor waren in der Bibliothek. Also öffnete ich die Geheimtüre und trat in den Raum. Da nur die Nachtischlampe brannte konnte ich auf den ersten Blick nicht alles sehen. Doch dann erkannte ich Miss Solange die auf dem Bett lag und verzweifelt versuchte sich von den Stricken, die ihre Arme und Beine fesselten, zu befreien. In ihrem Mund steckte auch ein Ballknebel, fest um ihren Kopf geschnallt.
Doch das eigentlich interessante waren die Geräusche, die aus der kleinen Kammer hinter der Tapetentür hervorkamen, hinter der mich Claudia einmal stramm verschnürt zurückgelassen hatte.
Langsam ging ich auf diese Türe zu und öffnete sie. Auf dem Höckerchen dort drin saß Claudia nur in ihrer Unterwäsche, mit genau den gleichen Sachen gefesselt, die sie damals bei mir benutzt hatte. Der immense Knebel in ihrem Mund unterband fast jedes Geräusch. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Da schmeckte sie mal ihre eigene Medizin. Dann sah ich aber, wie ihr Po aussah: Striemen kreuz und quer lugten unter einem Gummihöschen hervor, welches mit Sicherheit auch einen oder gar zwei Dildos auf der Innenseite hatte.
„War das meine Tante?“ flüsterte ich. Claudia schüttelte den Kopf. „Bernstein?“ fragte ich erneut. Sie nickte. Aha, der gekränkte Verehrer hatte sich gerächt. So ein Ekel!
„Ich kann dich noch nicht befreien. Hier bist du erstmal in Sicherheit. Warte und halt aus, ich habe einen Plan,“ flüsterte ich erneut. Ihr Protest ging im Knebel unter als ich die Türe wieder schloß. Ich musste es alleine machen, sonst würde mir meine Tante nicht auf den Leim gehen.
Als ich wieder in Richtung Geheimtüre ging, konnte ich es mir nicht verkneifen Miss Solange ein paar derbe Klapse auf den Po zu verpassen. Diese Gelegenheit würde nie wieder kommen.
Dann war ich wieder im Gang und ging ohne weitere Pause in mein Zimmer, wo ich schnell den Schlüsselbund des Hans von Kessel an mich nahm. Den durften sie auf keinen Fall finden. Dann nahm ich die Kladde zur Hand. Ich blätterte noch einmal durch. Tatsächlich, hier war der Name meiner Tante gar nicht drin. Der stand nur in der Kladde, die sie schon hatte. Sie hatten sich die Kladde gar nicht richtig angesehen! Das Beweismittel war eigentlich schon lange in ihren Händen gewesen, aber sie hatten sich vom Einband und den darauf vermerkten Nummern täuschen lassen. Jetzt war es zu spät für sie. Jetzt war die Beweiskladde
an einem sicheren Ort und mit der, die ich in meinen Händen hielt konnte ich sie locken.
Ich versteckte die Kladde wieder hinter dem Spiegel und den Schlüsselbund in meinem BH.
Ich atmete tief durch und ging dann Richtung Bibliothek…..
Vor der Türe der Bibliothek ging ich noch einmal im Kopf meinen Plan durch, dann öffnete ich die Tür. Die Überraschung war auf meiner Seite: Meine Tante schaute mich ungläubig an, der Doktor sah immer wieder von mir zu meiner Tante und zurück. Einzig Elaine deMontrose
verzog unter ihrem Knebel keine Miene.
„Was…Wie? Egal, wie auch immer du es geschafft hast aus dem Keller hierhin zu kommen, jetzt ist definitiv Schluss, “ zischte Tante Vivienne und hielt eine kleine silberne Pistole auf mich gerichtet. „Das würde ich nicht tun, Tante, “ sagte ich. Sie hob nur beide Augenbrauen.
„Ich bin im Besitz beider Kladden. Eine befindet sich hier im Hause, die andere ist derzeit bei Dr. Kinzel, dem dir auch bekannten Notar, welcher ein Schreiben von mir und die Kladde öffnen wird, wenn ich ihn nicht bis morgen früh um zehn Uhr angerufen habe,“ antwortete ich
ganz ruhig.
Einen Augenblick stutzte meine Tante, dann lachte sie schallend auf. „Und jetzt glaubst du ich tanze nach deiner Pfeife? Dummkopf! Die Kladde, die dieser Fettsack Kinzel hat, ist völlig wertlos. Die, die du hast ist da schon anders,“ sagte sie und meinte zu Bernstein gewandt: „Hol mal das Täubchen aus seinem Käfig, dann wollen wir mal sehen.“
Schnell verließ der Doktor die Bibliothek durch den Geheimgang und kehrte kurz darauf mit der immer noch gefesselten Francesca zurück. Meine Tante stand auf und hielt Francesca die Pistole an die Schläfe und sagte: „Die Kladde gegen ihr Leben, Schätzchen!“
Ich versuchte ruhig zu bleiben, doch meine Stimme zitterte als ich sagte: „In meinem alten Zimmer, hinter dem Schminkspiegel.“ Ein Blick von meiner Tante und der Doktor sauste los.
Kurz darauf kam er wieder und hielt triumphierend die Kladde hoch. Meine Tante lachte und nahm sie entgegen, blätterte sie durch, während der Doktor die Pistole auf mich gerichtet hielt. Nach einer Weile klappte meine Tante die Kladde mit versteinertem Gesicht zu. „Und?“ fragte der Doktor. „Nichts. Keine Andeutung wo das Zeug ist. Keine Gegenzeichnung von mir. Das ist die falsche Kladde. Da stehen zwar Liefermengen, aber keine Ausgabe. Das beweist nur, dass das Morphium entweder gestohlen oder noch hier ist. Kein Wort wo es ist.“
An mich gewandt fragte sie: „Wo hast du das her?“
Ich atmete tief durch und antwortete:
„Von der Leiche des Stabsarztes. Er hat sich in einem geheimen Raum dort unten erschossen.“ Meine Tante sagte nichts. „Du hast deinen Namen in dem anderen Buch aber übersehen. Ich nicht. Du hättest halt genauer hinsehen müssen. Wo die Kladde ist, die ihr sucht weiß ich nicht. Aber mit meinen Erklärungen dazu wird Dr. Kinzel wissen was er zu tun hat, es sei denn ich rufe ihn morgen früh an und sage ihm, dass er das Paket nicht öffnen soll. Auch wenn du es schaffen solltest das Morphium bis dahin zu finden, wirst du es nicht schaffen, die Menge, die darin verzeichnet ist rechtzeitig abzutransportieren.“
Das saß! Meiner Tante wurde augenblicklich klar, dass sie das Morphium verloren hatte. Der manchmal etwas tumbe Doktor war nicht so schnell. Die Augen meiner Tante wurden zu Eiskristallen. „Und was meinst du werde ich jetzt mit euch anstellen?“ fragte sie mit eisiger
Stimme und schleuderte die Kladde vor meine Füße.
„Ich biete dir etwas anderes, “ sagte ich. Fragend sah meine Tante mich an. „Etwas was du leicht transportieren kannst und mit etwas Glück und deinen ausgezeichneten Verbindungen zu sehr viel Geld machen kannst,“ fuhr ich fort. „Und was zum Teufel soll das sein?“ fragte sie mich. „Ein Schmuckstück, welches der Stabsarzt von Kessel in letzter Sekunde vor der SS versteckt hat. Das „tränende Herz“!“ antwortete ich.
Francesca schrie entsetzt auf: „Nein! Nicht!“ Meine Tante machte einen schnellen Schritt nach vorne und versetzte ihr eine Ohrfeige. „Halt den Mund, du Hure! Mein Nichten-Neffe hat dir gerade das Leben gerettet.“ Und an mich gewandt: „Wo ist es?“ Ich atmete tief durch und sagte: „Ich werde es für dich finden. Unter einer Bedingung.“ „Und was wäre das?“
„Du lässt alle frei. Als Sicherheit werde ich mit dir gehen und auch morgenfrüh den Dr. Kinzel anrufen. Danach kannst du mit mir machen was du willst, “ sagte ich mit ruhiger Stimme. Meine Tante nickte langsam, Francesca fing an zu weinen. „Gut, das Telefon hier im Chalet funktioniert ja noch. Ich werde mal ein paar alte Freunde anrufen. Ich habe seit damals schon danach gesucht, nachdem von Kessel aus dem Weg war. Doch ich dachte immer er hätte dieses Geheimnis mit ins Grab genommen. Oft hab ich mich heimlich hier im Chalet und im Gutshof umgesehen, aber nie einen Hinweis gefunden, “ sagte Tante Vivienne.
Ich atmete durch. Das hätte ich schon mal geschafft. Jetzt musste ich nur noch Zeit gewinnen. Noch drei Stunden bis Mitternacht. Dann würden sich Gabi und Michael treffen und mit etwas Glück hatte Christiane sie dann gefunden. Die Polizei rufen würde zu lange dauern. Sie müssten ja erst in die Stadt fahren, da das Telefon nicht funktionierte.
Ich musste nachdenken, ich musste das letzte Rätsel lösen.
Meine Tante fackelte nicht lange und nahm eine schwarze Tasche vom Boden auf, welcher sie einige Stricke entnahm und mir damit meine Hände auf dem Rücken fesselte und auch meine Ellbogen zusammenband. „Ich weiß nicht, wie du aus dem Keller gekommen bist, aber diesmal versichere ich dir wird es dir nicht gelingen, “ sagte sie und steckte mir ohne viel Aufhebens auch einen Ballknebel in den Mund und schnallte ihn in meinem Nacken fest zu.
Auch Francesca bekam einen verpasst. Dann befreite sie Madame deMontrose`s Beine und führte uns in den Geheimgang. Langsam stiegen wir die Treppe hinunter und als wir vor den Zellen angekommen waren stoppte sie und bugsierte Francesca und Madame deMontrose in eine Zelle und setzte beide auf den Holzbock. Dann band sie Madames Füße mit einem Strick zusammen und Francescas Hände befestigte sie an einem Ring über ihrem Kopf.
So konnten sie sich nicht gegenseitig befreien.
Sie verschloß sorgfältig die Zellentür und kam dann wieder zu mir. Mit mir im Schlepptau ging es dann in die Zelle daneben. Auch ich wurde auf den Holzblock gesetzt und auch mir legte sie Fußfesseln an. Als letztes legte sie einen breiten Eisenring, der mit einer kurzen Kette an der Wand befestigt war, um meinen Hals und schloss diesen sicher zu.
Dann setzte sie sich kurz neben mich, fasste mein Kinn mit Daumen und Zeigefinger und drehte meinen Kopf in ihre Richtung.
„Warte nur mein Schatz. Bring mir den Schmuck. Dann werden wir in Südamerika ein schönes Leben führen. Ich bring dich erst in das schon erwähnte Institut, dann hole ich dich nach. Ein so hübsches Dienstmädchen habe ich mir schon immer gewünscht, “ sagte sie mit einem süffisanten Lächeln. Dann fasste sie ohne Umschweife unter meinen Rock, bis ihre schlanken Finger meinen Slip erreichten und meinen Penis ertasteten. „Und das hier, Liebelein, werde ich diesmal richtig unter Verschluss nehmen. Du bekommst den sichersten und besten Keuschheitsgürtel umgelegt, den es für Geld zu kaufen gibt. Glaub mir, das wird eine schöne Zeit, “ fügte sie noch an. Dann verließ sie lachend die Zelle, nicht ohne die Türe sorgfältig zu verschließen.
Jetzt hieß es warten.
„Ein Kampf“
Nach einer mir unendlich langen Zeit öffnete sich plötzlich die Zellentür und meine Tante schob zu meiner Überraschung Claudia hinein. Sie hatte immer noch nur ihre Unterwäsche an, aber die Gummihose fehlte. Auch den Armbinder und den Knebel hatten sie ihr abgenommen. Nur ihre Hände waren hinter ihrem Rücken gefesselt. Claudia wurde auf den Holzblock an der Wand gegenüber gesetzt und bekam von meiner Tante auch so ein Halseisen angelegt wie ich eines trug.
Dann verließ meine Tante wortlos den Raum. Claudia wartete bis ihre Schritte auf der Treppe nach oben verklungen waren und sagte dann: „Ich habe die beiden belauscht. Hast du ihnen tatsächlich den Schmuck versprochen?“ Ich nickte. „Bist du wahnsinnig. Du weißt doch gar nicht wo er ist,“ kam die Reaktion. Ich nickte noch einmal. „Du weißt es?“ fragte sie. Ich nickte wieder und Claudia rollte mit den Augen und ließ sich gegen die Steinwand fallen und seufzte: „Na super. Wir geben uns alle Mühe und diese Furie und Mörderin kriegt alles.“
Dann endlich nach einer Weile kamen Tante Vivienne und der Doktor zurück. An der Zellentüre stehend sagte meine Tante: „Es geht los meine Damen.“ In kürzester Zeit standen wir alle im Gang, der nun durch zwei starke Lampen, die Doktor Bernstein trug, erhellt wurde. Als erstes nahm mir meine Tante den Knebel aus dem Mund und ich drehte mich um und hielt ihr meine gefesselten Arme hin. Tante Vivienne schüttelte den Kopf und meinte:
„Wir nehmen euch nur die Fesseln an den Füßen ab, eure Hände bleiben erstmal angebunden.“ Allen wurden die Knebel abgenommen, dann fragte mich meine Tante:
„Wohin?“ „Wir müssen in die erste Etage des Gutshofes,“ antwortete ich. Alle sahen sich fragend an, aber dann setzte sich die kleine Prozession mit Doktor Bernstein und meiner Tante mit der Pistole in der Hand in Richtung Gutshof in Bewegung.
Dort angekommen gingen wir alle in die erste Etage und ich holte mir den Satz von Francescas und Christianes Vater wieder ins Gedächtnis.
Der Raum der Astrologin war mittlerweile klar. Blick auf die Wahrheit, die Schönheit ist es nicht. Was hatte das nur zu bedeuten. Ich musste es herausfinden. Ich musste einfach.
Endlich waren wir im Festsaal des Gutshofes angekommen. Der Doktor bugsierte Francesca und Madame ans Fenster, Tante Vivienne setzte sich auf einen Stuhl mitten in den Raum und wedelte ungeduldig mit der Pistole: „Nun, wo ist der Schmuck. Ich warte.“ Ich hielt ihr meine Arme entgegen und sie gab dem Doktor einen Wink. Der band meine Arme los und ich ging auf den Brunnen zu. Der Augenblick der Entscheidung war gekommen.
„Aus dem Raum der Astrologin sei euch der Blick auf die Wahrheit gewiss: Die Schönheit ist es nicht, das Gegenteil trägt den Preis. Es ist eins und doch zwei, wenn es steht läuft es schneller,“ flüsterte ich vor mich hin. Die Schönheit. Die Aphrodite, der Faun, oder der Zwerg? Das war bestimmt die Figur der Aphrodite. Doch was war das Gegenteil. Ich umrundete den Brunnen und blickte den Figuren jetzt in die Gesichter. Was war das Gegenteil von schön? Hässlichkeit! Der Zwerg, dachte ich mir. Es muss der Zwerg sein! Doch was war an der Figur besonderes? Wenn es steht läuft es schneller? Was war es bloß, denk nach, denk nach. Ich umrundete den Brunnen noch einmal. Alle starrten mich gebannt an. Meine Tante rief durch den Raum: „Nun? Was ist jetzt? Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit!“
Ich bekam Angst. Der Zwerg. Der Zwerg. Die Hässlichkeit trägt den Preis. Es ist eins und doch zwei. Was hatte von Kessel seinen Töchtern als letztes gesagt?
Die Wahrheit hat nicht nur einen Blickwinkel! Ich sah mir die Zwergenfigur noch einmal von der Rückseite an. Eine Hand hatte er auf den Rücken gedreht und hielt in dieser…
Ein Stundenglas!!
Das war es! Es ist eins und doch zwei, wenn es steht läuft es schneller. Du hast es, dachte ich und meine Knie wurden weich. Langsam ging ich auf die Figur zu und untersuchte das Stundenglas aus Stein genauer. Dort, wo das Stundenglas in die Finger überging, war auf der Innenseite eine Vertiefung. Dort steckte ich meine Finger hinein und konnte ein Loch ertasten. Ich steckte meine Hand tiefer hinein und konnte etwas greifen: Ein kleines glattes Etwas zog ich hervor. Es war die kleine alte Puppe, sorgfältig in Ölpapier gewickelt. Ich hatte es gefunden. Schnell suchten meine Finger das Loch und fanden etwas Glattes und zogen es ans Licht. Ein kleines, braunes Ledersäckchen kam zum Vorschein. Ich öffnete es und schüttete den Inhalt in meine Handfläche: Zwischen einigen losen Diamanten lag das „Tränende Herz“ der Familie diFiore!!
Fast zeitgleich kamen Francesca und der Doktor auf mich zu, während meine Tante sich langsam von ihrem Stuhl erhob. Als der Doktor bei mir war, stand auch Francesca schon neben mir und betrachtete den längst verloren geglaubten Familienschmuck.
Der Doktor streckte fordernd die Hand aus und ich hielt ihm den glänzenden Schmuck hin.
Dann…Ich weiß nicht warum, aber ich tat es einfach, ich ließ das Collier fallen und als es am Boden lag, gab ich ihm mit der Schuhspitze einen Stoß, so dass es über den Boden schlitterte
und einige Meter entfernt von uns liegenblieb. Dann geschahen mehrere Dinge zeitgleich.
Ich habe später lange gebraucht um alle Erinnerungsbruchstücke zusammenzufügen:
Doktor Bernstein drehte sich blitzschnell um die eigene Achse und wollte dem Schmuckstück hinterher, doch plötzlich streckte Francesca ein Bein aus und der Doktor fiel der Länge nach hin und versuchte nun halb rutschend, halb robbend das Collier zu erreichen.
Meine Tante sprang auf und riss die Pistole hoch. Gleichzeitig flog die große Doppeltüre auf
und Michael stürmte in den Raum, eine abgesägte Schrotflinte in den Händen, hinter ihm Gabi und Christiane, die sich mit langen Küchenmessern bewaffnet hatten. Meine Tante richtete ihre Waffe abwechselnd auf Francesca, dann auf Michael und die Neuankömmlinge.
Währenddessen liefen Claudia und ihre Mutter hinter meiner Tante vorbei und gerade als der Doktor das Collier erreicht hatte und danach greifen wollte, bohrte sich ein spitzer Pfennigabsatz in seine Hand und der Fuß von Madame traf ihn empfindlich in der Seite. Auch Gabi und Christiane stürzten sich mit Aufschrei auf den verräterischen Doktor.
Doch dann sah ich aus den Augenwinkeln meine Tante mit ihrer Pistole auf Francesca zielen.
Ein kleiner Schritt, nur ein kleiner, schneller Schritt nach rechts vor Francesca. Ein heller Knall und ein kurzer Schlag in meinem Rücken, ein stechender fieser Schmerz. Meine Beine wurden weich, ich schwankte, fiel gegen Francesca, die versuchte mich aufzufangen. Langsam rutschte ich an ihr herunter, eine unheimliche Schmerzwelle lief von meinem Rücken aus über meinen ganzen Körper. Ich sah Francescas und Christianes Gesicht über mir.
Christiane hatte eine Hand vor den Mund geschlagen, Francesca weinte.
Mein Gesichtsfeld wurde von außen immer dunkler. Ich wollte etwas sagen, wollte sagen, dass es mir leid tat, dass mein Plan nicht aufgegangen war, doch ich brachte nichts heraus. Stimmen drangen undeutlich von irgendwoher an mein Ohr und ich hörte Francesca meinen Namen sagen…
Dann wurde es dunkel.
„Una Historia da Familia“
Ich hörte Stimmen. Ich öffnete langsam meine Augen. Die unerwartete Helligkeit verursachte
sofort einen stechenden Kopfschmerz, dann nahm ich meine Umgebung genauer wahr: Ich lag in einem großen Krankenhausbett, welches in einem lichtdurchfluteten Zimmer stand.
Auf dem Nachttisch stand ein riesiger Blumenstrauß. Ich versuchte mich zu bewegen und sortierte meine Arme und Beine, aber ein stechender Schmerz aus meiner Rückengegend hinderte mich an allzu ausufernder Bewegung.
Schlagartig fiel mir alles wieder ein! Die ganze Geschichte, das Chalet, meine Tante und natürlich Francesca. Bei dem Gedanken an sie wurde mir etwas schummerig. Was war wohl mir ihr passiert nachdem ich getroffen wurde?
Dann nahm ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr. Jemand war im Raum. Es war
Christiane, die auf der anderen Seite des Bettes auf einem Stuhl gesessen hatte und die jetzt
auch bemerkt hatte, das ich wach war. Sie stand auf und ging zur Türe, öffnete diese und sagte etwas nach draußen. Einen kurzen Augenblick später kam Claudia angelaufen und beide traten an mein Bett.
Ich öffnete den Mund, aber die beiden schnitten mir sofort das Wort ab, indem sie direkt losplapperten: „Endlich! Endlich bist du aufgewacht!“ Die beiden schnatterten drauf los, dann sagte Christiane: „So geht das nicht. Die Arme versteht ja gar nichts.“ Dann bedeutete sie Claudia weiterzuerzählen. „Du willst bestimmt wissen, was alles passiert ist, nicht wahr?“ fuhr Claudia fort. Ich nickte und sie erzählte weiter: „Nach dem Schuss ist deine Tante geflüchtet, auch die später gerufene Polizei konnte sie nicht finden. Sie war wie vom Erdboden verschluckt. Du bist dann hierher gebracht worden. Das war vor vier Tagen.“
Ich schluckte. „Was ist mit Francesca?“ fragte ich mit belegter Stimme. „Der geht es soweit ganz gut. Bis auf die Tatsache, dass sie sich die Schuld dafür gibt, dass du hier liegst.
Deshalb wollte sie heute auch nicht mitkommen. Morgen ist die Beerdigung von Christianes
und ihrem Vater. Sogar ihr Großvater ist mit Gefolge angereist, “ antwortete Claudia. Auf mein erstauntes Gesicht hin fuhr sie fort: „Der Schmuck ist in Sicherheit und du hast alle Rätsel gelöst. Werde erstmal wieder gesund, dann schauen wir mal. Du kommst dann erstmal zu uns ins Chalet. Der Arzt hat mir übrigens erzählt, dass das Korsett die Kugel gebremst hätte. Ohne das Ding würdest du wohl nicht mehr leben.“
Nach einer Weile verabschiedeten sich die beiden und versprachen bald wiederzukommen.
Als ich wieder alleine war, glitten meine Gedanken hin und her und blieben schließlich immer wieder bei Francesca hängen. Dann schlief ich wieder ein.
Wieder hörte ich Stimmen. Eine mir unbekannte Frauenstimme und eine Männerstimme stritten in einer fremden Sprache miteinander. Ich öffnete wieder meine Augen und sah einen alten Mann in einem perfekt sitzenden dunklen Anzug, der vor meinem Bett auf einem Stuhl saß. Ein scharf geschnittenes Gesicht mit einem perfekt gestutzten, weißen Vollbart blickte gedankenverloren auf den Fußboden. Seine sehnige linke Hand ruhte auf einem Gehstock mit silbernem Knauf, seine rechte spielte mit einer kleinen, goldenen Kette, die auf dem Nachtisch lag. Meine Kette mit dem Rosenanhänger!
Die streitenden Stimmen verstummten und nun sah ich die dazugehörigen Gestalten: Eine Frau in den Mittvierzigern und ein ebenso alter Mann starrten mich an und begannen sofort auf mich einzureden, als sie gewahr wurden, dass ich erwacht war.
Der alte Mann pochte einmal kurz mit dem Gehstock auf den Boden und beide verstummten sofort. Langsam hob der Mann nun seinen Kopf und ich blickte in ein paar wache, grüne Augen in denen flüssiges Bernstein schwamm. Francescas Großvater, da war ich mir sicher.
Er lächelte mich an und sagte dann in einem gutturalen Deutsch: „Sie mögen meinen Sohn und seine Frau entschuldigen.“ Dann sprach er einige Sätze auf italienisch zu dem Paar und beide entfernten sich mit missbilligenden Blicken aus dem Zimmer.
„Ich darf mich vorstellen: Ich bin der Comte Fernando Giovanni diFiore, Francescas Großvater. Ich möchte mich ausdrücklich bei ihnen bedanken, “ sprach er wieder mit seiner tiefen Stimme. „Sie haben uns nicht nur unseren Familienschmuck wieder zurückgebracht, sondern auch das wertvollste gerettet was ich kenne: meine Enkelin.“
Ich sagte nichts, mir steckte bei dem Gedanken an Francesca ein dicker Kloß im Hals.
Dann fuhr er fort: „Lassen sie ihr ein wenig Zeit. Ich habe ihr nicht erlaubt euch zu sehen.
Sie muss erst begreifen, dass es nicht ihre Schuld war. Es war Schicksal.“ Er seufzte und verstummte. Seine Finger nahmen den Schmuck vom Nachttisch auf. Nach einer Weile fragte er mich: „Wisst ihr was dieses ist? Kennt ihr seine Geschichte?“ Ich schüttelte den Kopf und so fing er an zu erzählen: „Es wurde vor vielen Jahren für eine edle Dame gefertigt.
Diese Dame liebte einen jungen Adligen, der allerdings einer anderen jungen Dame versprochen war. Die beiden trafen sich heimlich und wie es nun einmal ist, kam alles ans Licht und es gab einen großen Skandal. Der älteste Bruder der verschmähten Braut schwor Rache und forderte den jungen Adligen zum Duell.“ Er unterbrach seine Erzählung und entnahm seiner Westentasche eine große, goldene Taschenuhr und öffnete sie. Eine kleine Weile blicke er scheinbar auf das Ziffernblatt, doch dann konnte ich erkennen, dass er auf ein kleines Porträt auf der anderen Seite sah. Er klappte die Uhr zu und hielt sie zusammen mit der Kette in der Hand.
„An einem eisigen, grauen Wintermorgen fand das Duell statt. Die Kombatanten standen sich
mit gezogenen Duellpistolen gegenüber, als plötzlich eine Kutsche heranfuhr. Heraus sprang jene besagte junge Dame und lief zwischen die Kontrahenten mit dem Versuch das Duell aufzuhalten. Die Sekundanten zerrten sie sofort aus der Schusslinie. Die Dame redete auf beide Männer ein und fast schien es so als ob sie Erfolg haben würde. Das Mädchen lief zu dem Bruder der Rivalin und bat um Verzeihung. Dieser senkte seine Waffe und die junge Frau lief zu ihrem Geliebten, um ihn zu umarmen. Der junge Adlige wollte sich nicht schießen und dachte nun, dass sein Kontrahent ein Einsehen gehabt hätte und feuerte seinen
Schuss seitlich in den Schnee. Doch der Bruder der Verschmähten dachte gar nicht daran das Duell zu beenden und richtete seine Waffe wieder auf den jungen Mann.
Als die junge Frau das sah, warf sie sich erneut in die Schusslinie, doch diesmal krachte der Schuss und die Kugel schleuderte sie nach vorne in die Arme ihres Geliebten. Dort sank sie zu Boden.“
Der alte Mann machte eine kurze Pause und sah mir in die Augen. Es war schwer seinem durchdringenden Blick standzuhalten. Er öffnete wieder seine Uhr, aber nur für einen kurzen Moment, dann steckte er sie wieder in seine Westentasche.
„Sie hat es überlebt. Genau wie ihr. Schicksal. Ihr seid mehr als würdig diesen Schmuck zu tragen.“
Mit diesen Worten nahm er die Kette und den Rosenanhänger und legte sie mir in meine Hand. Dann schloss er meine Hand mir seinen kräftigen Fingern. „Es wäre mir eine Ehre sie noch einmal sehen zu dürfen. Vielleicht unter anderen Umständen, “ sprach er, stand auf und ging langsam zur Türe. Ich räusperte mich und er blieb stehen den Rücken zu mir gewandt.
„Darf ich nach dem Namen der Dame fragen, Comte?“ fragte ich. Er nickte langsam ohne sich umzudrehen und antwortete:
„Ihr Name war Alessandra Violetta Francesca diFiore. Sie war meine Mutter.“
Ohne weitere Worte verließ er das Zimmer und ließ mich sprachlos zurück. Es dauerte lange bis ich meine Gedanken geordnet hatte und einschlafen konnte.
„Ein Weg ins Licht“
Unendlich erschien mir die Zeit im Krankenhaus. Claudia und Christiane kamen mich oft besuchen, eigentlich war jeden Tag entweder die eine oder die andere da. Francesca kam leider nicht. Als ich Claudia nach ihr fragte, druckste sie etwas herum und sagte dann:
„Eigentlich wollte ich es dir so nicht sagen, aber sie ist schon vor ein paar Tagen zurück nach Como gefahren.“ Claudia zuckte mit den Schultern.
Ich war schon sehr enttäuscht. Wie gerne hätte ich sie noch einmal gesehen, wie gerne noch einmal ihre Nähe gespürt. „Sie ist immer noch sehr durcheinander, “ sagte Christiane.
Ich nickte. Vielleicht konnte ich ihr ja irgendwie einen Brief schreiben, wenn ich hier entlassen war.
Und dann nach zwei Wochen war es soweit. Ich wurde von Claudia und Gabi abgeholt. Claudia hatte mir eine Hose und ein Hemd, sowie ein paar Schuhe und Unterwäsche mitgebracht. Die ersten Herrensachen seit langer Zeit! Im Chalet angekommen wurde ich von Madame deMontrose begrüßt und konnte mich erstmal auf mein altes Zimmer zurückziehen.
Bevor ich an diesem Abend ins Bett ging, stand ich lange vor dem Spiegel uns betrachtete meine mittlerweile schulterlangen Haare und den Rosenanhänger um meinen Hals. Und wieder konnte ich nicht in den Schlaf finden, dachte an Francesca, die Begegnung mit ihrem Großvater und die ganzen Geschehnisse.
Das Leben ging weiter im Chalet. Mittlerweile hatte man mir meinen Koffer aus dem Hause meiner Tante gebracht, so hatte ich etwas zum Anziehen. Sicher, in den Schränken waren noch all die Damenbekleidung und ich hatte oft vor dem offenen Schrank gestanden, aber ich war ohne Antrieb und trug meine alten Sachen.
Nach fast zwei weiteren Wochen aber stand ich morgens auf und die Sonne schien in mein
Zimmer so schön warm und golden. Ich ging in mein Badezimmer, ließ mir ein heißes Bad ein und dann rasierte ich peinlichst genau meinen ganzen Körper von den Ohren abwärts.
Ein Nylonhöschen, ein weißes Korselett mit ausgestopfter Brustpartie und ein paar beigefarbene Nylons vervollständigten meine Unterwäsche. Schnell noch einen Unterrock, dann einen schwarzen engen Rock und eine weiße Bluse angezogen, dann fehlten nur noch die Schuhe. Ich wählte ein paar nicht allzu hohe schwarze Pumps, die ich sonst immer beim Arbeiten hier im Chalet getragen hatte und band noch eine kleine weiße Schürze um meine Taille. Meine Haare band ich zu einem Pferdeschwanz zusammen und machte mich daran nach gut einem Monat wieder Make-Up aufzulegen. Als ich endlich fertig war, betrachtete ich mich in meinem hohen Spiegel und musste feststellen, dass meine Verwandlung wieder sehr gut gelungen war. Ohne weiteres hätte ich so auf die Strasse gehen können und niemand hätte erkannt, dass unter den Kleidern ein junger Mann steckte.
Als nächstes begab ich mich in die Küche, um etwas zu frühstücken. Dort traf ich auf Claudia und Christiane, die mich mehr als überrascht ansahen. „Irgendwann muss ich wieder anfangen zu arbeiten, oder?“ sagte ich in einem scherzhaften Ton und nahm mir eine Tasse Tee und eine Scheibe Brot. Die beiden nickten nur und lächelten sich an. Nach einer Weile stand ich auf und ging zum Arbeitszimmer von Madame deMontrose. Ich klopfte an und als das übliche
„Entree“ erklang, öffnete ich die Tür. Madame blieb der Mund offen stehen, als ich eintrat.
Ich trug mein Anliegen vor, doch wieder arbeiten zu dürfen. Nach Hause wollte ich noch nicht, irgendwie hatte ich das Gefühl, das dieser Ort nun mein Zuhause war.
Madame hatte dafür Verständnis und als auch noch Claudia den Raum betrat war alles recht schnell besprochen. „Hier muss eine Menge getan werden. Vor allen Dingen im Gutshof,“ sagte Claudia und zu ihrer Mutter gewandt „du wirst schon sehen, Mama. Das wird ganz toll.“
Als ich fragend dreinblickte sagte Claudia: „Komm wir gehen. Ich erklär dir mal was wir uns so gedacht hatten.“ Als wir wieder aus dem Arbeitszimmer traten sprach Claudia weiter:
„Meine Mutter ist von unserem Plan, den Gutshof in ein Kinderheim zu verwandeln noch nicht so begeistert. Aber das wird schon. Christiane fängt ihr Medizinstudium jetzt an. Da brauchen wir hier im Chalet natürlich jede Hand.“ Ich nickte, knickste und sagte: „Ja, Fräulein
Claudia.“ Claudia lachte schallend auf: „Das mit dem Fräulein lass besser mal.“ Ich lächelte und machte mich dann daran in den oberen Stockwerken die Bettwäsche auszuwechseln.
Eine Weile ging es nun so weiter bis in den Spätsommer hinein. Fast konnte man den Herbst schon riechen. An diesem Samstag Vormittag waren wir alle damit beschäftigt die Terrasse hinter dem Chalet von Blättern zu befreien und die Fenster zu putzen. Claudia half auch mit, Madame deMontrose war damit beschäftigt an ihren Rosenbüschen herumzuschneiden. Ihr Gesicht konnte man nicht sehen, da ihr Kopf unter einem großen Strohhut verborgen war.
Gabi pfiff einen Schlager vor sich hin, als sie zwei Eimer Wasser auf die Terrasse trug. Claudia und ich unterhielten uns flüsternd, ob wir Madame fragen könnten morgen Nachmittag vielleicht ins Kino gehen zu dürfen.
Die Reifen der schweren Limousine knirschten auf dem Kies in der Einfahrt zum Chalet.
Langsam rollte der schwere Wagen aus und der Chauffeur stieg aus, öffnete den Wagenschlag
und hielt die Türe auf. Aus dem Fond des Wagens stieg eine elegante Dame, ganz in weiß gekleidet, auf dem Kopf einen großen Sommerhut, der eine Flut von haselnussbraunen Haaren festhielt. Mit festem Schritt ging die Dame die Treppe zum Haupteingang des Chalets hoch, um einen Augenblick später die Türglocke zu betätigen. War sie sich sicher?
Da nicht gleich geöffnet wurde, läutete sie noch einmal. Sekunden später kam von hinter der Türe ein unwirsches „Ja, Ja“ der Hausdame Miss Solange. Als diese die Türe öffnete nahm die Dame ihre Sonnenbrille ab, verstaute sie in ihrer Handtasche und trat durch die Türe in die Eingangshalle. Die Hausdame gab nicht sogleich den Weg frei. Die elegante Dame in weiß zischte nur drei Worte: „Aus dem Weg!“
Dann setzte sie ihren Weg durch die Eingangshalle fort. Das klackern ihrer Absätze hallte wie eine Glocke bis in die hintersten Winkel der Halle. An der Türe zur Terrasse angekommen legte sie eine Hand auf die Türklinke und hielt einen Augenblick inne. War sie sich wirklich sicher?
Ja. Sie war es! Energisch stieß sie die Türe auf und trat auf die sonnen beschienene Terrasse.
Claudia und ich waren damit beschäftigt die Schwämme für die Fenster in den Wassereimern einzuweichen, hatten die Köpfe zusammengesteckt und unterhielten uns im Flüsterton.
Claudia hob den Kopf und sagte plötzlich nichts mehr. Auch ich hob den Kopf und sah ihr in die Augen, als sie lächelnd fragte: „Schreibst du mir mal?“ Verständnislos starrte ich sie an, bis ich realisierte, dass sie mich gar nicht ansah, sondern an mir vorbeiblickte. Ich drehte den Kopf und sah hinter mich.
Ich erstarrte. Meine Finger krampften sich um den Schwamm in meiner Hand. Dort stand die
Comtessa Francesca diFiore in ihrer ganzen Schönheit. Langsam drehte ich mich um und ging auf sie zu. Ich brachte keinen Ton heraus. Francesca nahm sanft den Schwamm aus meiner Hand, ließ ihn auf den Boden fallen und sagte leise: „Du putzt für niemanden mehr. Komm.“
Mit diesen Worten streckte sie eine Hand aus. Ich legte meine Hand in die Ihre sah ihr in die Augen und bemerkte gar nicht, wie wir uns Richtung Ausgang bewegten. Während der ganzen Zeit konnte ich sie nur anstarren. Kein Wort kam über unsere Lippen, wir sahen uns nur an. In kürzester Zeit saßen wir im Fond der Limousine und diese fuhr sofort los.
Draußen auf der Terrasse trat Claudia neben ihre Mutter, die unaufhörlich den Kopf schüttelte
und sagte: „Und das in meinem Hause.“ Claudia antwortete sogleich: „Ach, Mutter. Halt doch einfach deinen Mund!“
Langsam erwachte ich aus meiner Trance, sprechen konnte oder wollte ich aber nicht. Die Landschaft flog an uns vorbei: die Baumallee, die das Chalet von der Hauptstraße trennte,
die Bäume und Straßenschilder. Doch weder Francesca noch ich nahmen dieses wirklich wahr. Sie hatte ihren Hut abgenommen und die Sonne schien durch das Rückfenster und
umrahmte ihren Kopf wie einen Heiligenschein. Wir saßen stumm nebeneinander und hielten uns gegenseitig an den Händen fest. Francesca wollte etwas sagen, doch sie schaffte es nicht.
Stattdessen begann ihre Oberlippe leicht zu beben und eine Träne lief über ihr Gesicht.
Sekunden später lagen wir uns in den Armen und es dauerte nur einen kurzen Moment bis sich unsere Lippen endlich fanden.
Gleißendes warmes Sonnenlicht durchflutete das Wageninnere.
Ende
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RE: Die Puppe (reloaded)
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Datum:31.07.15 23:38 IP: gespeichert
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done!
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Hardy14812 |
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RE: Die Puppe (reloaded)
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Datum:01.08.15 10:41 IP: gespeichert
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Hallo Stephanie,
danke für die wunderschöne und spannende Geschichte........
LG
Hardy Sklavenzentrale Zentral-Nr.: 49207540
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Das glück des Mannes ist es, einer Frau dienen zu dürfen
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RE: Die Puppe (reloaded)
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Datum:01.08.15 11:53 IP: gespeichert
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Dankeschön, StephanieNylon,
für diese wunderschöne, spannende Geschichte.
Lg
Cora
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RE: Die Puppe (reloaded)
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Datum:01.08.15 18:25 IP: gespeichert
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Danke für die schöne Geschichte StephanieNylon, ich hoffe sie geht noch weiter.
LG Aaliyah
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Sklave/KG-Träger
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RE: Die Puppe (reloaded)
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Datum:01.10.15 21:57 IP: gespeichert
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tolle Geschichte. Bin noch mittendrin, aber wollte jetzt schonmal danke sagen Wirklich schön geschrieben.
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