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Goury
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  RE: TÖDLICHES LACHEN Datum:30.01.06 22:13 IP: gespeichert Moderator melden


XIII.

Montag Morgen. Susanne erschien mit Sonnenbrille im Büro, denn ihre Augen hatte sie heute im Spiegel kaum gefunden, so klein waren sie. Diese beiden letzten Nächte würde sie nie vergessen. Wieder war es halb fünf geworden, bevor sie endlich zum Schlafen gekommen waren. Angela hatte es tatsächlich geschafft, die ach so coole Kommissarin in ein unersättliches Sexmonster zu verwandeln. Während sie früher beim Sex immer von Gedanken an die Arbeit abgelenkt worden war, so erging es ihr nun umgekehrt. Die Konzentrationsprobleme tauchten plötzlich an ihrem Schreibtisch auf.

Schweiger schaute sie verwundert an, als sie mit einem wahren Heißhunger in einen Krapfen biß, ohne vorher das Ritual des Jammerns über die Kalorien absolviert zu haben. Junior fragte schelmisch: "Soll ich die Vorhänge zuziehen ? Es ist heute wirklich zu hell im Büro, finden Sie nicht auch ?" Susanne verschluckte sich an ihrem Krapfen, als sie lachen mußte. "Ich habe am Wochenende ein wenig über die Stränge geschlagen," gab sie zu. "Kommt in den besten Familien vor," meinte Schweiger verständnisvoll. Sein hämisches Grinsen zeigte jedoch mehr Schadenfreude als Mitgefühl.
Beiläufig meinte die Kommissarin: "Übrigens, unsere Brandschutz-Ortsbesichtigung können wir uns sparen, ich habe am Wochenende durch einen Freund Einlaß gefunden. Aber diesen Dr. Schlosser sollten wir uns vornehmen. Wir schicken ihm eine Vorladung zur Zeugenvernehmung, vielleicht lädt er uns dann in seine Villa ein. Ich spreche gleich mal mit Dr. Kirchschläger." - "So, so," meinte Schweiger vielsagend.

Der Staatsanwalt war sofort bereit, eine Vorladung zu verfügen, bis er den Namen des betreffenden Zeugen erfuhr. "Vorsicht, Frau Kommissarin," warnte er. "Sie begeben sich hier auf sehr glattes Eis. Dr. Schlosser ist absolut integer und unantastbar. Seine Weste ist so weiß, daß Sie ihre Sonnenbrille auch bei ihm aufsetzen müßten. Warum rufen Sie ihn eigentlich nicht erst mal an, bevor Sie ihn vorladen ?"

Susanne Berchthold erklärte ihm, wie oft sie schon versucht hatten, diesen ominösen Zeugen zu erreichen. Bedenklich wiegte Dr. Kirchschläger den Kopf. "Nun ja, das ist schon ein wenig seltsam. Aber vielleicht kann ich da vermitteln. Wir sind uns einigemale auf Juristenpartys begegnet, und er hat mich mal auf sein Segelboot auf dem Starnberger See eingeladen. Ich bin bis jetzt nicht dazu gekommen, dieser Einladung Folge zu leisten. Aber eine Segelpartie würde mir im Moment gut tun, glaube ich. Ich rufe ihn an. Sagen Sie mir, was Sie von ihm genau wissen wollen, und ich erledige das für Sie. So renommierte Zeugen sind oft bei einem privaten Gespräch viel aufgeschlossener als bei einem Verhör."

Er hatte natürlich recht. Die Kommissarin erklärte ihm den Zweck der Vernehmung, und der Staatsanwalt machte sich Notizen. Dieses Problem war so gut wie bewältigt. Sie ging zurück in ihr Büro und forderte Schweiger auf, mitzukommen. "Ja, ja, ich weiß," maulte er. "Harry, fahr schon mal den Wagen vor, das ist es doch, was Sie sagen wollten." Doch er schmunzelte bei seinen Worten. Susanne Berchthold konnte sich einen Widerspruch nicht verkneifen. "Nein, heute fahren wir U-Bahn. Können Sie die auch vorfahren ?" Lachend verließen sie das Büro.

In der Nähe der Uni befand sich der Fetisch-Shop, von dem Angela ihr erzählt hatte. Sie besprachen ihre Strategie, und die Kommissarin betrat zunächst alleine das Geschäft. Es roch nach Leder, und der Anblick der diversen Fesselinstrumente ließen ihre Gedanken kurz abschweifen. Der Besitzer des Ladens fragte sie höflich nach ihren Wünschen, und sie antwortete prompt: "Ich habe gehört, Sie stellen auch Latex-Artikel her. Ist das richtig ?" - "Ja, natürlich. Kleider aus Flüssig-Latex vor allem, die perfekte zweite Haut. Suchen Sie so etwas?"

Susanne wurde ein wenig verlegen, als sie sich nach den speziellen Handschuhen erkundigte. Die Augenbrauen des Fetisch-Ausstatters gingen nach oben. "Ah, Sie sind ein Kitzel-Fan ? Die Nachfrage nach diesem Artikel steigt ständig. Darf ich fragen, wer Ihnen unser Geschäft empfohlen hat ?" - "Ich habe diese Handschuhe bei einem Klub kennengelernt, und der ´Meister´ war so freundlich, mir zu verraten, wo ich solche Dinge bekommen könnte."

Der Latex-Freak schien beruhigt. "Na, wenn das so ist ... Folgen Sie mir bitte in die Werkstatt, damit ich Ihnen meine Sammlung zeigen kann." Er zeigte ihr verschiedene Größen und Ausführungen und meinte: "Sie können sie auch nach Maß bekommen. Das dauert dann etwa eine Stunde. Haben Sie Zeit ?" Sie hatte nicht, sondern wählte ein Paar fertige Handschuhe. Die Handschuhe waren gar nicht so teuer, wie sie vermutet hatte. Sie zahlte und verließ den Laden. Draußen winkte sie Schweiger zu, der gerade angestrengt die Speisekarte eines nahegelegenen Lokals studierte.

Ihr Assistent ging in das Geschäft und zeigte seine Hundemarke vor. "Nur ein paar Fragen. Sie produzieren Latex-Handschuhe, wie die Kundin eben von Ihnen gekauft hat ?" Verunsichert stammelte der Besitzer: "Ja, ist das etwa verboten ?" - "Nein, nein," beruhigte ihn Schweiger. "Nur: ebensolche Handschuhe wurden bei einem Verbrechen benutzt, und wir sollen herausfinden, wo der Täter sie erworben hat. Sagen Sie bitte, sind Sie der einzige Produzent dieser Waren im Raum München ?" - "Ich glaube schon. Aber wenn Sie hoffen, von mir Namen und Adressen der Käufer zu erfahren, muß ich Sie enttäuschen. Diese Artikel gehen einfach gegen Bargeld über den Ladentisch." - "Hmm," machte Schweiger. "Wer kauft eigentlich so etwas ?" Der Gefragte antwortete diskret: "Nun, das sind nur Anhänger einer kleinen Fetisch-Szene. Hauptsächlich Mitglieder von Klubs, in denen dieser Fetisch gepflegt wird." Auch Schweiger hatte Hemmungen, das Wort ´Kitzeln´ auszusprechen. "Können Sie mir wenigstens etwas über diese Klubs erzählen ? Adressen, Ansprechpartner ? Ich versichere Ihnen, wir werden Ihre Angaben vertraulich behandeln."

Der Angesprochene zierte sich zunächst ein wenig, rückte aber dann doch mit der Sprache heraus. Mit der Polizei wollte er nichts zu tun haben. "Nun, es gibt eigentlich nur zwei solche Klubs, von denen ich Kenntnis habe." Schweiger horchte auf. Bis jetzt hatten sie erst einen ausfindig gemacht. Er notierte sich also brav beide Adressen und bedankte sich. "Sie haben uns schon weitergeholfen."

Wieder auf der Straße, berichtete Schweiger seiner Chefin. Auch sie war erstaunt, von einem zweiten Klub zu hören. "Den sehen wir uns an, gleich heute nachmittag," beschloß sie. Juniors Erkenntnisse waren wohl eher ein Zufallsfund gewesen. Schweiger schlug vor, in dem Lokal essen zu gehen, dessen Speisekarte er studiert hatte. Nun, es war schon nach zwölf, und die Kommissarin stimmte zu. Ein wenig Abwechslung von der Kantine konnte nicht schaden, und hier in Uni-Nähe gab es Preise, die sowohl studenten- als auch polizistenfreundlich waren.
Der andere Club hatte natürlich geschlossen, an einem normalen Werktags-Nachmittag. Sie fanden jedoch den Besitzer heraus, denn auch hier gab es einen freundlichen Hausmeister. Mit einem Schlüssel zu den Clubräumen konnte er allerdings nicht dienen. Einen witzigen Namen hatte dieser Club: Erster Münchner Lachverein. Schweiger frozzelte: "Ich möchte nicht wissen, wieviele Komiker hier schon vergeblich um eine Anstellung nachgesucht haben." Die Kommissarin grinste.

Sie holten sich den Wagen aus dem Präsidium und fuhren zu der Adresse, die ihnen der Hausmeister genannt hatte, und sie staunten: Es handelte sich um ein professionelles SM-Studio mitten in der Prärie, an der S-Bahn nach Dachau, weit außerhalb des Sperrbezirks. Vielleicht war dieser komische Verein nur eine Deckadresse für Prostitution im Zentrum. Man würde sehen.

Die Komissarin schlug vor, zunächst den Kollegen von der Sitte zu befragen, ob einer der beiden neuen Adressen schon in irgendeiner Form aufgefallen war. Sie fuhren zurück ins Präsidium und riefen Schütte an, den ´Sittenbeauftragten´ ihrer Soko. Er kam gleich vorbei und brachte seine Unterlagen mit. "Ganz normaler Domina-Laden, dieses Studio. Ordnungsgemäß angemeldet, und die Mädels werden regelmäßig untersucht. Ein einziges Mal brauchten sie bisher die Streife, als ein Besoffener vor dem Haus randaliert hat, weil man ihn nicht reinließ. Von diesem Lachverein habe ich noch nie etwas gehört."

"Hmm, der muß ja nicht unbedingt etwas mit Prostitution zu tun haben," versetzte die Kommissarin. "Vielleicht ist das ja wirklich nur ein Privatclub, in dem sich die Mitglieder untereinander ..." Auch sie sprach das Wort nicht aus. Stattdessen rief sie den Staatsanwalt an, der ihr stolz mitteilte, er hätte das Treffen mit Dr. Schlosser unauffällig in die Wege geleitet. Sie bat ihn, Dr. Schlosser auch nach dem Lachverein zu fragen. Er versprach es.

Als Susanne nach Feierabend zurück in ihre Wohnung kam, lag Horsts Schlüssel auf dem Küchentisch, zusammen mit einer Notiz: "Ruf mich an." Nun, das konnte ja heiter werden. Sie hypnotisierte ihr Telefon ein paar Minuten lang, dann wählte sie seine Nummer. Eine Frau meldete sich mit ´Hallo´. Das genügte Susanne als Erklärung, sie legte auf. Komisch, normalerweise wäre sie nach einem solchen Abschied stinksauer gewesen, und anschließend tief deprimiert. Doch sie war sogar ein wenig erleichtert, daß sie Horst so einfach losgeworden war. Er hätte ihre Beziehung zu Angela gefährden können. Sie telefonierte nochmals, aber bei ihrer Freundin lief nur der Anrufbeantworter. Sie haßte diese Dinger. Trotzdem sprach sie auf Band, daß Angela sie anrufen sollte. Es gab bis Mitternacht keinen Rückruf, also ging sie ins Bett. Bestimmt war Angela auf Recherche unterwegs, beruhigte sie sich. Journalisten hatten ebenso unregelmäßige Arbeitszeiten wie Polizisten.

Junior zuckte nur mit den Schultern, als sie ihn am nächsten Morgen darauf ansprach, warum er nur einen Klub gefunden hatte. "Der eine hat sich auf meine Annonce gemeldet, der andere eben nicht." Die Kommissarin mußte das wohl akzeptieren. Aber Schweiger hatte etwas Neues herausgefunden: Der angebliche Besitzer des Lachvereins und des Domina-Studios war ein Strohmann, der nur seinen Namen für die Mietverträge hergegeben hatte. Ein windiger Rechtsanwalt, den nicht interessierte, wofür die angemieteten Räumlichkeiten benutzt wurden, Hauptsache, er bekam Geld dafür, nach außen hin als Besitzer aufzutreten. Sie rief ihn an, doch er verschanzte sich hinter dem Anwaltsgeheimnnis.

Also andersherum. Schütte bot sich an, am Abend das SM-Studio aufzusuchen und sich umzuhören. Er kannte die Geschäftsführerin schon lange, und sie würde ihm die gewünschten Auskünfte beschaffen, wenn er sie als Informantin bezahlte. Keine Daten über Kunden allerdings, da hatte sie ihren eigenen Berufsethos.

Auch Junior erhielt eine neue Aufgabe. Er sollte herausfinden, ob sich irgendwo hinter Sauerlach eine Werkstätte für SM-Möbel befand. Auch, ob an dem fraglichen Tag irgendwo in der Gegend ein Flohmarkt abgehalten worden war, wo der Täter den Pranger vielleicht gekauft hatte. Er war froh, mal nach draußen geschickt zu werden, statt ins Archiv oder zum Kaffeeholen.

Gegen Mittag rief Angela an. Sie war erst am Morgen nach Hause gekommen, da sie in einem neuen Table-Dance-Club recherchiert hatte. Susanne war erleichtert. Angela versprach, sie am Abend zu besuchen. Sie könnten ja gemeinsam ausgehen. Schweiger meinte: "Na, wieder alles in Ordnung in der Liebe ?" - "Hätte ich mir denken können, daß Sie so etwas bemerken," antwortete die Kommissarin. "Ja, es ist alles in Ordnung, wenn auch anders als bisher. Bitte fragen Sie mich nicht nach Details, ich schätze mein Privatleben sehr. Wahrscheinlich, weil ich sowieso viel zu wenig Zeit dafür habe." Schweiger entschuldigte sich wortreich und geschraubt für seine indiskrete Frage, doch sie winkte nur ab.

"Sagen Sie mal, eine ganz andere Frage:" sprach sie ihn an. "Wären Sie bereit, sich als Mitglied in diesen Lachverein aufnehmen zu lassen ?" Er protestierte energisch. "Wofür halten Sie mich ? Für einen Perversen ? Nein, schlagen Sie sich das aus dem Kopf. Außerdem bin ich überhaupt nicht kitzlig, und mit meinen müden Witzen könnte ich den Verein wohl kaum unterhalten." Jetzt mußte die Kommissarin schmunzeln. "Na, ein bißchen Lachen würde Ihnen bestimmt nicht schaden," meinte sie. Er setzte zu einer Entgegnung an, schwieg aber dann doch. Sie selbst wollte es nicht machen, obwohl sie als heimlicher Kitzelfan wohl am besten dafür geeignet gewesen wäre. Doch sie hatte Angst, die Ereignisse in ´ihrem´ Klub würden sich wiederholen, und das konnte das Angela nicht antun.

"Vielleicht sollten wir Junior schicken," überlegte sie grinsend. "Der ist auch immer viel zu ernst. Mal sehen, ob er ein brauchbares Ergebnis bringt, dann verkaufe ich ihm den Undercover-Einsatz als Belohnung." Schweiger hielt nichts davon. "So jung, wie der ist, fällt er sofort auf. Sie können dieses Greenhorn nicht in einen solchen Einsatz schicken !" Sie seufzte. "Sie haben wieder einmal recht," gab sie zu.

Abends sprach Susanne mit Angela über den anderen Club. Doch auch ihre Freundin hatte noch nie davon gehört, obwohl sie sich schon seit vier Monaten in dieser Szene bewegte. Dieser Lachverein kam Susanne immer geheimnisvoller vor. Schweiger hatte sämtliche Kontaktmagazine nochmals durchgesehen, aber nirgends wurde das Etablissement auch nur erwähnt.

Gemeinsam bereiteten sie sich einen Salade Niçoise zu, Susanne hatte auf dem Heimweg noch ein Baguette dazu besorgt, und Rotwein war genug da. Sie verbrachten einen wunderschönen Abend zusammen. Es gab noch so viel, was sie nicht voneinander wußten. In der Nacht hatten sie ganz zärtlichen Sex, ohne Hast, ohne Fesseln, ohne Kitzeln. Danach schliefen sie engumschlungen ein. Susanne hatte völig vergessen, daß sie ihrer Freundin eigentlich über die Trennung von Horst berichten wollte. Er war aber ganz einfach nicht mehr wichtig genug.
Vorsicht, freilaufende Rechtschreibfehler!!!!!!!!!
Wenn Rechtschreibfehler kommt, auf den Boden werfen und auf Hilfe hoffen,
wenn keine Hilfe kommt, viel glück
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Goury
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  RE: TÖDLICHES LACHEN Datum:30.01.06 22:14 IP: gespeichert Moderator melden


XIV.

Am Freitag traf sie Horst zufällig in der Fußgängerzone. Beide waren verlegen, doch sie einigten sich darauf, gemeinsam Mittagessen zu gehen. Susanne warf ihm seinen sang- und klanglosen Abschied vor. "Habe ich das wirklich verdient ?" Er erwiderte: "Ja und nein. Nein, weil du eigentlich immer fair zu mir gewesen bist. Du hast dich nie beschwert, wenn ich mal einen mit Freunden draufgemacht habe, und du hast viel Geduld mit mir gehabt. Und ja, weil du speziell in letzter Zeit immer zickiger geworden bist. Nichts konnte ich dir rechtmachen. Täusche ich mich, oder hat es mit der neuen Art von Sex zu tun, die du entdeckt hast ?"

"Ach, zickiger bin ich also geworden ? Gut zu wissen. Zu deiner Information: Wenn eine Frau aufhört, im Bett ständig faule Kompromisse zu schließen, ist sie noch lange nicht zickig. Du hast recht, ich habe viel Geduld mit dir gehabt. Zu viel. Bei dieser neuen Art von Sex, wie du es nennst, hast du mich zum ersten Mal überhaupt richtig befriedigt. Danach bist du wieder in deinen alten, phantasielosen Stiefel verfallen. Ich habe mehr als einmal versucht, mit dir darüber zu reden, aber du hast immer nur abgeblockt. Und dann hast du mich einfach sitzenlassen, weil ich mich ein einziges Mal geweigert habe, für dich die Beine breit zu machen und dir einen Orgasmus vorzuspielen. Ist das fair ?"
Es schwieg betroffen. Voll gekränkter Mannesehre fragte er sie schließlich: "Du willst sagen, du hast mir die ganze Zeit über etwas vorgemacht ? Das stimmt doch nicht ! Ich habe dich jedesmal gefragt, ob es dir gefallen hat, und du hast mich nur angelogen ? Warum hast die nie etwas gesagt ?" - "Du hörst schon wieder nicht zu ! Ich habe dich mehrmals darauf angesprochen, aber nicht im Bett. Es gab aber immer wieder etwas Wichtigeres im Fernsehen, oder eine Sauftour, oder du warst zu gestreßt von der Arbeit. ´Jetzt nicht, Schatz,´ hast du jedesmal gesagt. ´Laß uns ein andermal darüber reden´. Und was hättest du gesagt, wenn ich deine obligatorische Frage mit ´nein´ beantwortet hätte ? Du wärst beleidigt gewesen, so wie du es jetzt bist."

Horst war nicht so von sich selbst eingenommen, als daß er nicht erkannte, daß Susanne tatsächlich recht hatte. In Gedanken versunken stocherte er auf seinem Teller herum. Nach einer Weile sagte er: "Es hat wohl keinen Zweck, dich dafür um Verzeihung zu bitten ?" Susannes Stimme wurde etwas sanfter: "Hör´ schon auf zu betteln. Es hat keinen Sinn mehr mit uns. Ich bin kein Schulmädchen mehr, das sich weichwinseln läßt. Ich bin fast vierzig, und die Wissenschaftler sagen, das wäre die sexuell aktivste Zeit im Leben einer Frau. Ich habe nicht mehr lange Zeit bis zu den Wechseljahren, und ich will bis dahin noch etwas erleben. Du bist ein netter Kerl, kein Zweifel. Aber wir hätten uns vor zwanzig Jahren kennenlernen müssen, oder erst in zwanzig Jahren. Jetzt, genau jetzt, brauche ich jemanden, der mir auch im Bett noch etwas zeigt. Und ich glaube, ich habe diese Person gefunden, als du gerade auf dem Schmolltrip warst. Und wenn du ehrlich bist: du auch ! Oder hast du neuderdings eine Putzfrau, die ans Telefon geht ?"

"Du hast also einen Jüngeren. Na gut. Ich hätte es gerne noch einmal mit dir versucht, aber das ist wohl wirklich zwecklos. Die Frau, die ans Telefon ging, war eine Zufallsbekanntschaft. Ein One-Night-Stand, das mir meinen ´Schmolltrip´ ein wenig versüßt hat. Sonst ist da nichts. Irgendwo mußte ich mir nämlich auch meine Befriedigung holen, nachdem du den Generalstreik ausgerufen hast. Und diese Frau war durchaus mit meiner Art Sex zufrieden."

Susanne klärte ihn nicht darüber auf, daß ihre neue Errungenschaft eine Frau war. Das ging ihn nichts mehr an. Sie meinte abschließend nur: "Wir können Freunde bleiben und ab und zu ein Bier trinken gehen, wenn du willst. Ich bin dir nicht böse, ein wenig bin ich wohl auch an unserer Trennung schuld. Es hat halt nicht sein sollen mit uns beiden. Wer weiß, wofür das gut ist. Frieden ?" Er gab ihr die Hand. "Okay, Frieden. Es war trotz allem schön mit dir. Mach´s gut." - "Du auch."

Das war das Ende ihrer Beziehung. Es tat nicht halb so weh, wie Susanne befürchtet hatte. Endlich war sie all den Müll losgeworden, der ihre Seele belastet hatte, und sie fühlte sich erheblich leichter. Immerhin war es erheblich einfacher gewesen als ihre Scheidung, bei der eine Menge schmutziger Wäsche gewaschen worden war. Seine Klamotten hatte Horst schon vergangenes Wochenende geholt, als er seinen Schlüssel dagelassen hatte. Sie gehörte nun ganz und gar ihrer neuen Freundin. Eine Trennung von ihr würde ihr nicht so leicht fallen, das spürte Susanne ganz deutlich.

Der Rest des Tages verlief entsprechend. Immer noch keine neuen Erkenntnisse. Der wirkliche Betreiber des Lachvereins war immer noch unbekannt, Dr. Kirchschläger traf sich erst am Sonntag mit Dr. Schlosser, Juniors Suche war ergebnislos verlaufen, und Schüttes Domina-Bekannte hatte lediglich versprochen, sich umzuhören. Auch die vier Anrufe von Sex-Shops waren ein Flop gewesen. Mit der Beschreibung der Verkäufer konnte nicht mal ein Phantombild von den Kunden erstellt werden, die ein Kitzelvideo gekauft hatten. Es stand nur fest, daß es vier verschiedene Männer waren. Alle vier hatten bar bezahlt, also konnte man auch nicht über Scheck oder Kreditkarte die Personalien ermitteln.

Die Kommissarin war tief frustriert. Sie standen noch immer da, wo sie angefangen hatten, auch wenn sie nun die Todesart kannten. Insgeheim hoffte sie, daß der Täter vielleicht noch einmal zuschlagen würde, damit sich zumindest irgendetwas vorwärts bewegte. Gleich darauf dachte sie jedoch an das Leid der Opfer, und sie schämte sich für ihren egoistischen Wunsch.

Erst am Abend, als sie wieder mit Angela zusammen war, ging es ihr besser. Und ihre Freundin hatte eine großartige Idee: "Wir könnten doch zusammen mal zu diesem Lachverein gehen. Fast in allen Fetisch-Klubs finden die Treffen Samstag abends statt. Vielleicht kommen wir ja rein. Was hältst du davon ?" Susanne war sofort begeistert: "Mit dir zusammen gehe ich gerne dorthin. Schlimmstenfalls müssen wir uns dort ein wenig kitzeln lassen." - "Da müssen wir aber noch ein wenig trainieren, meinst du nicht ?" erwiderte Angela, und sie fiel mit allen zehn Fingern über Susanne her. Es wurde ein wilder Abend.

Wie besprochen gingen beide am nächsten Abend zu der Adresse des bewußten Klubs. Unmittelbar gegenüber befand sich ein Bistrot, wo man auch draußen sitzen konnte. Ein idealer Beobachtungsposten. Sie hatten Glück, ein Tisch wurde gerade frei, und sie bestellten sich einen Cocktail. Zuerst passierte eine Stunde lang gar nichts. Niemand betrat oder verließ das Haus. Nur ein Wagen fuhr in die Tiefgarage.

Erst gegen zehn Uhr ging das Treffen los. Mehrere einzelne Herren und Damen klingelten in Fünf-Minuten-Abständen und wurden eingelassen. Beide Freundinnen hatten Angst vor der eigenen Courage bekommen, und unschlüssig beratschlagten sie. Susanne war schon öfters in Undercover-Einsätzen tätig gewesen. Sie gab sich einen Ruck, und sie überquerten die Straße. Ein Druck auf den Klingelknopf, und der Türöffner summte automatisch. Sie traten ein. Ein Pappschild wies sie zur Kellertüre, wo ein Herr mittleren Alters sie empfing.
"Sind Sie Mitglieder ?" fragte er in dezentem Ton. Angela war schon versucht zu sagen: "Nein, Frauen sind nie mit Glied," doch im Interesse der Sache ließ sie es bleiben. Susanne erklärte: "Nein. Wir haben aber von einem Bekannten gehört, daß die Mitglieder hier nicht durch irgendwelche Witze zum Lachen gebracht werden. Wir beide sind angehende Kitzelfans, und wir würden gerne unsere Aufnahme beantragen. Oder zumindest mal einen Blick riskieren, ob uns Ihr Verein gefällt. Ist das möglich ?"

Der distinguierte Herr verbiß sich ein Lachen und antwortete: "Leider ist dies hier ein Verein, in dem nur Mitglieder Zutritt haben. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen aber einen Aufnahmeantrag mitgeben, den Sie ausfüllen und an uns zurückschicken können. Wir werden uns dann bei Ihnen schriftlich melden. Einverstanden ?"

Angela machte ein enttäuschtes Gesicht. "Wir hatten so gehofft, heute schon mal ein bißchen gucken zu dürfen. Machen Sie gar keine Ausnahme ?" - "Leider nein, wir müssen zuerst ein wenig mehr über Sie erfahren. Bitte haben Sie Verständnis dafür, es geht hier um recht intime Dinge, und unseren Mitgliedern wäre es gar nicht recht, wenn einfach jeder hier hereinspazieren könnte, um zu ´gucken´." Er gab ihnen zwei gedruckte Faltblätter und einen guten Rat mit: "Wenn Sie die Anträge gleich abschicken, können Sie vielleicht schon bei unserem nächsten Treffen dabei sein, in zwei Wochen."

Sie zogen also unverrichteter Dinge wieder ab, wieder zum Lokal gegenüber. Bei einem Capuccino gingen sie den Prospekt durch. Die ersten beiden Seiten enthielten einige dürftige Informationen. "Wir sind ein Verein von Gleichgesinnten, die sich für eine spezielle Fetisch-Variante interessieren," stand dort. "Wenn Sie ebenfalls einschlägige Neigungen haben, wagen Sie einen Versuch." Von Kitzeln war nirgends die Rede. Auf den restlichen vier Seiten befanden sich zahlreiche Fragen zur Person. Name, Vorname, Geburtsdatum, eben alles, was auf allen Fragebögen steht. Bei der Rubrik ´Beruf´ würden beide ein wenig lügen müssen. Angela gab ´Fremdsprachenkorrespondentin´ an, das lange Wort gefiel ihr. Susanne konnte beruhigt ´Beamtin´ schreiben, das war nicht geschwindelt.

Es folgten Angaben zu Größe, Gewicht, Augenfarbe, Haarfarbe, sogar die Schuhgröße war gefragt. Man wollte wissen, ob die Antragsteller an irgendwelchen Krankheiten oder Allergien litten, und wann der letzte AIDS-Test vorgenommen worden war. Angela hatte einen neueren Test aufzuweisen, da sie sich für ihre Recherchen untersuchen hatte lassen. Susanne mußte sich ohnehin einem solchen Test unterziehen, durch den Arzt des anderen Klubs.

Die interessantesten Fragen fanden sich auf der letzten Seite. Hier wurde gebeten, die ´Empfindsamkeit´ der einzelnen Körperteile zu bewerten, auf einer Skala von 1 bis 6 . "Hmm, was soll ich da hineinschreiben ?" fragte Susanne. Ich habe ja nur dich als Vergleichsmöglichkeit." Angela kicherte: "Weißt du was ? Wir testen das heute abend gegenseitig. Das macht bestimmt Spaß!" Herumalbernd gingen sie zu Angela. Zuerst ließ sich Susanne festbinden, und Angela prüfte ausgiebig, wie kitzlig sie an den einzelnen Stellen war. Dann tauschten sie die Rollen. Weil Angela schon praktischerweise gefesselt war, nutzte Susanne die Gelegenheit, sie nach allen Regeln der Kunst zu vernaschen. Wieder wurde eine richtige Orgie aus der Nacht, und Susanne seufzte: "Na, da brauche ich noch am Montag eine Sonnenbrille."

Am Sonntag machten sie es sich im Bett gemütlich. Es regnete, und so standen sie erst gegen Mittag auf, nicht ohne sich vorher ausgiebig wachzukitzeln und zu lieben. Erst heute erzählte Susanne von ihrer Trennung von Horst. Angela war taktvoll genug, um sich die dummen Bemerkungen über Männer zu sparen, die ihr auf der Zunge lagen. "Immerhin hat er dir zumindest einmal den richtigen Weg gewiesen," lächelte sie. "Ohne ihn wärst du gar nicht auf die Idee gekommen, den Klub aufzusuchen, und wir hätten uns nie getroffen." So konnte man es auch sehen. Nachmittags fuhren sie zu Susannes Wohnung, um einige ihrer Klamotten zu holen und bei Angela zu deponieren. Umgekehrt hatte auch Angela einige Kleidungsstücke mitgenommen. So hatten beide etwas Frisches anzuziehen, egal, wo sie gerade die Nacht verbracht hatten. Zusammenziehen wollten sie noch nicht, es sollte jede ihre Eigenständigkeit bewahren und sich bei Bedarf zurückziehen können. Susanne hatte es selbst erlebt, wie schnell eine Partnerschaft enden konnte, und dann stand wenigstens keine von ihnen auf der Straße.

Als sie gegen Mitternacht im Bett lagen, klingelte das Telefon. "Scheiße, Schweiger !" murmelte Susanne sofort. Sie mußte ihm unbedingt auch Angelas Nummer geben, damit er sie auch dort im Notfall erreichen konnte. Schweiger hatte unangenehme Neuigkeiten: Wieder war eine Frau tot aufgefunden worden, diesmal im Isarkanal. Nackt und gefesselt. Angela maulte ein wenig, als sich Susanne schnell anzog, um sich auf den Weg zu machen. "So ist es also, eine Polizistin zur Partnerin zu haben !"

Am Tatort erwartete sie eine Überraschung. Schütte war dort, und er war ganz aufgelöst. "Das ist meine Informantin aus dem SM-Club in Lochhausen, Sie wissen schon, die Oberdomina, die mir schon so manchen Tip gegeben hat. Sie hat mich angerufen, um mir etwas wichtiges mitzuteilen. Aber ich war nicht zuhause, so gab sie mir auf den Anrufbeantworter durch, ich sollte sie gleich im Studio aufsuchen. Dort angekommen, sagte mir eine Kollegin, daß die Chefin einen Anruf bekommen hatte und gleich weggefahren war. Zum Isarkanal, am Stauwehr. Mitten in der Nacht ! Ich fuhr hierher, und da hing sie schon tot im Wehr. Schrecklich ! Ich fühle mich schuldig, weil ich sie da hineingezogen habe." - "Na, na, beruhigen Sie sich doch erst mal. Der einzig wirkliche Schuldige ist der Täter. Und sie hätte sich ja nicht mit ihm mitten in der Nacht hier treffen müssen." Obwohl sich die Kommissarin alle Mühe gab, den verzweifelten Kollegen zu beruhigen, gelang es ihr nicht. Schweiger hatte einen Flachmann im Auto, ´für alle Fälle´, und erst nach einigen kräftigen Schlucken Cognac bekam Schüttes aschfahles Gesicht wieder etwas Farbe.

Dr. Liebermann beschwerte sich wie immer, wenn man ihn nachts aus dem Bett geholt hatte. Dann kam er zu Sache: "Liebe junge Kollegin, endlich haben Sie mal wieder einen greifbaren Mord für mich. Ich glaube, die Frau war schon tot, als sie ins Wasser gestoßen wurde. Der Hals trägt deutliche Würgemale, und das Zungenbein ist gebrochen. Sie wurde erdrosselt, und zwar ziemlich fachmännisch, soweit ich das jetzt schon sagen kann. Todeszeit vor etwa zwei bis drei Stunden. Der Rest ..." - "Wie immer, nach der Obduktion. Beeilen Sie sich bitte damit, Herr Doktor, ich habe das unbestimmte Gefühl, es könnte diesmal eine entscheidende Spur sein."

Die Kommissarin war sichtlich aufgeregt. Schweiger trat zu ihr und fragte: "Na, was halten Sie davon ? Eine beseitigte Informantin ? Hängt das mit unserem Fall zusammen, oder war das nur ein betrogener Freier ?" - "Nein, Schweiger. Dieser Mord hat mit unserem Fall zu tun. Wir haben den Täter irgendwie aufgescheucht mit unseren Ermittlungen. Er muß Wind davon bekommen haben, daß wir ihm auf der Spur sind, und daß diese Domina ihn vielleicht verraten könnte. Ich hoffe wirklich, daß der Tod dieser Frau nicht vergeblich war und der Täter diesmal einen entscheidenden Fehler begangen hat. Wir unterhalten uns morgen im Büro weiter, ich muß nachdenken." Sie fuhr nach Hause. Angela schlief schon, und sie legte sich leise dazu, um sie nicht aufzuwecken. Zum Nachdenken kam sie nicht mehr, denn auch sie wurde schnell vom Schlaf übermannt.

Krisenkonferenz im Büro. Alle waren da, auch Dr. Kirchschläger. Schütte berichtete nochmals über die Vorgänge am Vorabend. Er wollte abends nochmals in das SM-Studio fahren, das die Tote geleitet hatte, um die Kolleginnen zu befragen. Die Kommissarin brachte ihre Überlegungen vor. "Also mal angenommen, die Tote hat etwas über den Täter erfahren, womit dieser identifiziert werden könnte. Wie hat der Täter herausbekommen, daß die Domina mit uns zusammenarbeitet ?" Schütte wurde verlegen. "Vielleicht hat er mich im Studio gesehen. Ich bin in der Szene bekannt wie ein bunter Hund, und eines der Mädchen hat möglicherweise unbedacht einem Kunden gegenüber verraten, daß ich zu den Bullen gehöre. Aber das kriege ich heraus !" Die Kommissarin schüttelte den Kopf. "Ich glaube eher, daß die Domina den Täter gekannt hat, vielleicht hatte sie sogar einen Verdacht, daß er unser Täter ist. Vielleicht war sie sich nicht ganz sicher und hat auf eigene Faust nachgeforscht. Oder sie hat versucht, ihn zu erpressen. Soll ja vorkommen in diesen Kreisen." Schütte protestierte energisch: "Da täuschen sie sich aber. Eine Nutte, die ihren Freier erpreßt, lebt selten lange, das wußte auch Lady Silvia, die Tote. Sie ist schon zu lange im Geschäft, um diesen dummen Anfängerfehler zu machen. Und wenn sie ihn erpreßt hat, warum hat sie mich dann angerufen? Nein. Ich glaube, daß der Täter sie bedroht hat. Nein halt, das kann auch nicht sein, sonst hätte sie nicht eingewilligt, ihn zu treffen." Schweiger mischte sich ein. "Es könnte eine Mischung aus beiden gewesen sein. Wenn sie den Täter gekannt hat, so hat er sie auch gekannt. Vielleicht hat er sie mit einem Schweigegeld geködert, zum Treffpunkt zu kommen. Oder er hat sich am Telefon nicht zu erkennen gegeben und ihr weitere Informationen zu dem Fall versprochen. Das würde den Anruf bei Schütte erklären."

Der Staatsanwalt hatte bis jetzt geschwiegen, doch jetzt wandte er ein: "Damit wissen wir aber noch immer nicht, wie der Täter erfahren hat, daß die Domina für uns gearbeitet hat. Meine Herrschaften, so unangenehm das klingt: Wir könnten eine undichte Stelle in unseren Reihen haben. Keine wilden Verdächtigungen jetzt bitte. Mit einer Hexenjagd erreichen wir nur, daß wir uns selbst blockieren. Ab sofort werden die Ermittlungen nur noch über mein Büro laufen. Ich koordiniere das ganze, und Sie erhalten von mir ganz bestimmte, eng begrenzte Aufträge. So können wir herausfinden, wer vielleicht unwissentlich etwas ausplaudert. Ab sofort gilt strengste Geheimhaltung, ist das klar ?"

"Wie stellen Sie sich das in der Praxis vor ?" protestierte die Kommissarin. "Glauben Sie etwa, daß wir weiterkommen, wenn die linke Hand nicht weiß, was die rechte tut ? Bei allem Respekt, Herr Staatsanwalt, aber das ist nicht realisierbar. Wir sind keine Einzel-James-Bonds, wir funktionieren nur als Team. Bis zum Beweis des Gegenteils glaube ich nicht, daß einer von uns etwas verraten hat. Es gibt tausend Möglichkeiten, wie der Täter zufällig an diese Information geraten sein kann. Getratsche unter den Angestellten des Studios, was weiß ich. Wenn Sie die Ermittlungen parzellieren wollen, können sie genausogut die Soko gleich auflösen. Unser Erfolg steht und fällt mit unserem Teamwork."

Sie hatte sich in Rage geredet, doch Dr. Kirchschläger nahm ihr den Ton nicht übel, denn er konnte sich den Argumenten nicht verschließen. "Also gut," lenkte er ein. "Aber bei der nächsten Information, die nach außen dringt, kann ich nicht mehr an einen Zufall glauben. Ich würde mich dann gezwungen sehen, die Soko tatsächlich aufzulösen und andere Beamte mit dem Fall zu betrauen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich vertraue Ihnen durchaus. Aber es kann tausend Gründe geben, warum einer von uns, wenn auch nur unbewußt, in seinem Bekanntenkreis etwas verrät. Da wir nichts über den Täter wissen, könnte er durchaus zum Bekanntenkreis eines Soko-Mitglieds gehören. Ich kann auch Erpressung nicht ausschließen. Jeder von uns hatte schon mal eine schwache Stunde, mit der er sich vielleicht in die psychische Gewalt eines anderen begeben hat. Sollten Sie sich solcher Schwächen bewußt sein, stehe ich jederzeit für ein persönliches Gespräch zur Verfügung. Wenn Sie sich offenbaren, bieten Sie keinen Angriffspunkt für eine Erpressung, bedenken Sie das bitte."

Er ließ diese Worte einwirken, bevor er fortfuhr. "Also, Kommissar Schütte, Sie verfolgen wie besprochen die Spur SM-Studio. Kriegen Sie alles aus den Damen dort heraus, was auch nur entfernt mit unserem Fall zu tun haben könnte. Wenn die Tote unseren Täter gekannt hat, dann ist es sehr wahrscheinlich, daß er einer ihrer Freier war. Vielleicht hat er es auch mit anderen Mädels dort getrieben. Fragen Sie vor allem nach den Kunden, auf deren Wunschliste Kitzeln gestanden hat. Lassen Sie sich eine detaillierte Beschreibung jedes einzelnen dieser Freier geben. Er wird ja wohl nicht auch dort maskiert aufgetreten sein.

"Köhler, Sie haben mit dem letzten Mord nichts zu tun. Verwenden Sie ihre Energie darauf, festzustellen, wer bei welcher Bürobesprechung anwesend war. Vielleicht kommen wir so dem Leck auf die Spur. Und Frau Berchthold, Sie verfolgen bitte die Spur des neu in Erscheinung getretenen Kitzelvereins weiter. Ich gebe Ihnen nachher die Informationen, die ich von Dr. Schlosser erhalten habe. Dieser Teil des Falles fällt allein in Ihren Aufgabenbereich, zusammen mit Schweiger und Bieneck. Alle anderen kümmern sich um die übrigen Aufgaben. Noch Fragen ?" Keine. "Also, dann an die Arbeit. Trotz des neuerlichen Mordes habe ich das Gefühl, daß wir jetzt der Lösung des Falles ein Stück näherkommen. Außerdem ist es nun ein eindeutiger Mord, keine Körperverletzung mit Todesfolge mehr. Frau Berchthold, Sie bleiben bitte noch einen Augenblick, die anderen können gehen. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit."

Susanne Berchthold wurde es heiß. Sie war nun erpreßbar mit ihrer lesbischen Beziehung. Sollte sie es dem Staatsanwalt beichten ? Was würde er dazu sagen ? Würde er sie von dem Fall abziehen ? Oder hatte Dr. Schlosser ihm eine Beschreibung seines neuen Klubmitglieds geliefert, nach der Dr. Kirchschläger sie identifiziert hatte ?

Nun, zunächst berichtete der Staatsanwalt von seinem Segelausflug. Dr. Schlosser hatte zugegeben, was die Kommissarin schon wußte: Er war der Betreiber und Inhaber des "Klubs". Und er hatte Dr. Kirchschläger damit gedroht, seine Karriere zu ruinieren, falls jemals etwas darüber in der Öffentlichkeit bekannt werden würde. Der Staatsanwalt war niemand, der leicht einzuschüchtern war, doch er nahm diese Drohung ernst. Er schärfte der Kommissarin nochmals ein, daß diese Information unter die höchste Geheimhaltungsstufe fiel. "Sie sehen, auch ich bin erpreßbar. Wenn Sie mir nun drohen würden, damit an die Presse zu gehen, wäre ich erledigt. Ich habe einem Zeugen Sonderbehandlung gewährt, und man könnte mich sogar der Vorteilsnahme beschuldigen. Ich vertraue Ihnen." Susanne Berchthold dankte ihm dafür und sicherte ihm absolute Diskretion zu.

"Dr. Schlosser kannte diesen Lachverein allerdings. Der Inhaber ist ein gewisser Frank Scheller, Unternehmensberater. Ich habe ihn schon überprüfen lassen, er ist ein unbeschriebenes Blatt. Er war früher ein Mitglied von Dr. Schlossers Klub, doch die Action dort war ihm wohl nicht ausgefallen genug. Deshalb hat er seinen eigenen Laden aufgemacht, den Lachverein. Die Anhänger der mehr Sadomaso-orientierten Variante des Kitzelns gingen mit ihm. Und nun das Interessanteste: Er engagiert Modelle aus der Rotlicht-Szene, um sie während der Vereinstreffen foltern zu lassen. Teils Dominas, teils sogenannte Sklavinnen, teils einfache Prostituierte, die er in Bordellen aufliest. Es ist denkbar, daß auch die Tote oder eine ihrer Kolleginnen dort schon mal ´aufgetreten´ sind. Wir müßten jemand dort einschleusen, ich denke, daß auch unser Täter dort verkehrt oder verkehrt hat. Haben Sie dazu einen Vorschlag ?"

Susanne Berchthold nahm sich Zeit. Erst nach einer ganzen Weile eröffnete sie dem Staatsanwalt: "Sie werden es nicht glauben, ich habe es schon versucht, mich dort aufnehmen zu lassen. Letztes Wochenende. Ich schaffte es nicht beim ersten Anlauf, doch ich habe ein Aufnahmeformular ausgefüllt und an diesen Verein geschickt. Die werden sich wieder bei mir melden. Der Grund dafür war jedoch teilweise auch privat, und deshalb ersuche ich Sie nun meinerseits um absolutes Stillschweigen: Durch einen Zufall wurde ich selbst ein Anhänger dieses bewußten Fetisches. Ich bin auch schon Mitglied in Dr. Schlossers Klub, doch er darf auf keinen Fall erfahren, daß ich Polizistin bin."

Der Staatsanwalt bekam große Augen. "Was, Sie sind ... Ist ja unglaublich ! Sind Sie denn überhaupt noch objektiv genug, den Fall weiter zu bearbeiten ?" - "Das zu entscheiden, ist allein Ihre Angelegenheit, Herr Dr. Kirchschläger. Ich erzähle Ihnen das, weil mich Ihre Worte über Erpreßbarkeit vorhin sehr beeindruckt haben. Und ich gestehe Ihnen bei dieser Gelegenheit gleich noch etwas: In diesem Klub habe ich eine Frau kennengelernt, mit der ich nun eine lesbische Beziehung habe. Sie ist Journalistin und Schriftstellerin, doch ich habe ihr Wort, daß sie nichts davon an die Öffentlichkeit bringen wird. Ich habe ihr lediglich den Grund für mein Interesse an dieser Fetischszene genannt, keine weiteren Einzelheiten. Als Täterin fällt sie aus, da sie zumindest für den letzten Mord ein felsenfestes Alibi hat: Mich. Ich glaube, daß meine Objektivität gegenüber dem Fall nicht gefährdet ist. Mein Verständnis für die Leidenschaft des Täters nützt vielleicht sogar den Ermittlungen. Und ich bin ganz erpicht darauf, den Täter zu fassen, weil er etwas in Mißkredit bringt, was ich sehr schätze: die an und für sich harmlose Vorliebe für Kitzelsex. Nicht die Anhänger dieses Fetisches sind pervers, sondern allein der Täter, der seine Vorliebe auf kriminelle Weise Anderen aufzwingt."

Nun war es heraus. Sie fühlte sich um ein bis zwei Felsbrocken leichter. Der Staatsanwalt machte ein nachdenkliches Gesicht, und er schwieg minutenlang. Endlich hatte er seine Entscheidung getroffen: "Ihre Offenheit mir gegenüber ist richtig, Frau Berchthold. Und nur deshalb, weil Sie sich mir rückhaltlos anvertraut haben, dürfen Sie den Fall behalten. Sie sind nicht mehr damit erpreßbar, denn Offenheit ist der Todfeind jeder Erpressung. Und Ihre Neigung könnte tatsächlich zum entscheidenden Faktor in diesem Fall werden. Versuchen Sie weiter, in diesen Lachverein aufgenommen zu werden, aber seien Sie äußerst vorsichtig. Ab sofort werden Sie bei der Vernehmung von Verdächtigen nicht mehr in Erscheinung treten, um Ihrer Enttarnung vorzubeugen. Sollten Sie Hilfe benötigen, wenden Sie sich bitte nur an mich. Dies ist nun ein Geheimnis zwischen uns beiden. Weihen Sie weder Schweiger noch Bieneck ein. Einer von Ihnen könnte tatsächlich das Leck sein. Eine Bedingung habe ich noch: Sie geben mir alle Daten Ihrer neuen Gefährtin, damit ich sie auf Unbedenklichkeit untersuchen kann." Sie gab ihm die gewünschten Informationen und bat ihn, sie über das Ergebnis zu unterrichten. Der Staatsanwalt erhob sich und drückte ihre Hand fest: "Ich fühle mich ein wenig wie ein Verschwörer," gestand er. Sie lächelte und erwiderte den Händedruck.

Als die Bürotüre des Staatsanwalts sich hinter ihr schloß, atmete sie erst mal tief durch. Das war geschafft. Sie ermittelte nun in offiziellem Auftrag im Lachverein. Zum ersten Mal war ihr Dr. Kirchschläger sympathisch. Das lag daran, daß er auch seine eigenen menschlichen Schwächen zugegeben hatte. Gewiß, er war von Dr. Schlosser massiv beeinflußt worden. Doch sie war sich sicher: Wenn Dr. Schlosser irgendwann in Verdacht geraten würde, mit den Morden etwas zu tun zu haben, würde der Staatsanwalt eher seine Karriere opfern, als ihn von den Ermittlungen zu schützen.

Im Büro fand sie eine Notiz vor, daß sie Angela anrufen sollte. Ihre Freundin teilte ihr mit, daß sie kurzfristig für einen Artikel nach Hamburg fliegen müßte, für ein paar Tage. Susanne erwiderte mit ironischem Unterton: "So ist es also, eine Journalistin zum Partner zu haben," auf Angelas Reaktion auf den nächtlichen Anruf Schweigers anspielend. "Na warte, du Biest, bis ich wieder da bin," drohte Angela daraufhin scherzhaft. "Und, was wirst du dann mit mir machen ?" wollte Susanne wissen. "Dann werde ich dir zeigen, wie eine Bestrafung durch Kitzeln geht !" - "Ich kann´s kaum erwarten," lachte Susanne. "Mach´s gut, paß auf dich auf, und melde dich mal von unterwegs." Angela versprach es.

Die Kommissarin hatte immer noch ein träumerisches Schmunzeln auf den Lippen, als Schweiger in ihr Büro kam. "Na, was wollte den Dr. Kirchschläger noch von Ihnen ? Hat er Ihnen einen Orden oder eine Zigarre verpaßt ?" fragte er. Sie erklärte ihm, daß sie die Spur zu Dr. Schlosser und seinem Klub vorläufig nicht weiter verfolgen würden, es sei denn, es würden weitere Verdachtsmomente auftauchen. "Wie sollen Verdachtsmomente auftauchen, wenn wir nicht mehr in diese Richtung ermitteln ? Das gefällt mir nicht. Ganz und gar nicht. Warum schützt der Staatsanwalt diesen Dr. Schlosser ? Es sieht ihm gar nicht ähnlich, auf diese Weise in unsere Arbeit einzugreifen." Susanne Berchthold erwiderte: "Er hat mir erklärt, warum das so ist, und seine Erklärung war plausibel und in Ordnung. Es scheint tatsächlich so zu sein, daß dieser Klub nichts mit der Sache zu tun hat. Dafür sollen wir uns aber verstärkt dem Lachverein zuwenden. Dr. Kirchschläger hat von Dr. Schlosser einiges über den Inhaber erfahren, und den sollten wir wirklich näher unter die Lupe nehmen. Er heißt Frank Scheller, Unternehmensberater, und er hat nach außen hin eine reine Weste. Doch er soll angeblich Prostituierte in seinem Verein engagieren, und es könnte sein, daß unser letztes Opfer schon mal für ihn gearbeitet hat."

"Das wäre aber dann doch ein Fall für die Sitte: Prostitution im Sperrbezirk !" wandte Schweiger ein. Die Kommissarin schüttelte den Kopf: "Vergessen Sie nicht, wir suchen einen Mörder, nicht jemand, der gegen städtische Auflagen verstoßen hat. Momentan ist das unsere einzige Spur, da es Verbindungen mit dem letzten Opfer zu geben scheint. Wir dürfen diesen Informationskanal nicht zuschütten. Aber wir müssen uns zunächst um diesen Scheller kümmern. Wie verläuft sein Tag ? Wann steht er auf, was frühstückt er, wo arbeitet er, was halten seine Kollegen und Kunden von ihm, wann kommt er nach Hause, mit wem trifft er sich tagsüber und abends, wovon träumt er nachts ? Spielt er, trinkt er, kokst er ? Geht er ins Bordell oder in SM-Studios, und wenn ja, was macht er dort ? Ich will ein Dossier über ihn, in dem auch das unwichtigste Detail enthalten ist. Dr. Kirchschläger hat uns Verstärkung von der Fahndung zugesagt, die den Großteil der Observation übernehmen wird. Sie, Schweiger, leiten die Operation, und ich möchte auch, daß Sie sich selbst ein Bild von diesem Mann machen. Ich soll mich aus verschiedenen Gründen vorläufig im Hintergrund halten, das heißt, ich muß mich voll und ganz auf Sie verlassen. Klar ?"

Schweiger schluckte. Seine Chefin konnte manchmal sehr direkt sein. In solchen Momenten versprühten ihre grünen Augen eine Energie, daß er sich ihr grenzenlos unterlegen fühlte. Doch das waren auch die Augenblicke, in denen er sie am meisten verehrte. "Klar, Boss," sagte er dann, und die Kommissarin mußte über diesen Titel schmunzeln.
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Wenn Rechtschreibfehler kommt, auf den Boden werfen und auf Hilfe hoffen,
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Goury
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  RE: TÖDLICHES LACHEN Datum:30.01.06 22:15 IP: gespeichert Moderator melden


XV.

Kriminaloberkommissar Jochen Schütte kannte den Weg nach Lochhausen, und er wußte auch, wo der SM-Club zu finden war. Was seine Kollegen nicht wußten: Die ermordete Domina war über mehrere Jahre hinweg seine Lebensgefährtin gewesen. Natürlich hatte er unmöglich in seiner Dienststelle zugeben können, daß er mit einer Frau aus dem Rotlichtmilieu liiert war, das er immerhin überwachen sollte. Sie hatten sich vor zwei Jahren getrennt, in Frieden. Nun war sie tot, und Jochen Schütte fühlte sich schuldig. Er war wieder einmal nicht dagewesen, als sie ihn am nötigsten gebraucht hätte; Silvia hatte ihm das oft genug vorgeworfen. Er hatte sie immer wieder gebeten, ja sogar angefleht, sie solle ihren Job aufgeben. Er konnte es nicht ertragen, daß sie tagein tagaus andere Männer befriedigte, während er oft genug alleine in seinem Bett lag.

Anfangs hatte er versucht, sich für die SM-Spielchen zu begeistern. Doch die Behandlungen mit Kerzenwachs und Peitsche taten einfach nur weh, so liebevoll Silvia es auch machte; er konnte keine Lust dabei verspüren. Doch die körperlichen Schmerzen waren nicht das schlimmste: die Erniedrigungen, die Demütigungen durch Silvia, auch während des Spiels, waren unerträglich. Immer öfter legte sie ihren Domina-Tonfall auch zuhause nicht ab. Es war ihr zur zweiten Natur geworden, ihn herumzukommandieren. Er liebte jedoch Silvia Brecht, nicht Lady Silvia. Gegen Ende ihrer Beziehung war er regelrecht geflüchtet, wenn sie zu ihm kam. Irgendwelche Ausreden, meist die Arbeit, waren schnell gefunden. Vor zwei Jahren war es dann soweit: Während sie auf der Straße vor dem Club auf ihn wartete, weil er versprochen hatte, sie abzuholen, wurde sie von einem Freier überfallen, niedergeschlagen und vergewaltigt. Jochen hatte die Verabredung vergessen und sich mit ein paar Freunden in einer Bar besoffen. Das hatte sie ihm nie verziehen.

Er hatte versucht, sie dazu zu bringen, den Überfall anzuzeigen, doch sie hatte ihn nur ausgelacht. "Weißt du nicht, daß man eine Nutte nicht vergewaltigen kann ? Jeder Richter nimmt automatisch an, daß es sich nur um einen Freier handelt, der nicht bezahlen wollte. Was schon bei ´normalen´ Vergewaltigungen immer unterstellt wird, nämlich daß das Opfer den Täter wohl schon irgendwie sexuell provoziert hätte, das ist bei einer Nutte eine unumstößliche Tatsache. Davon lebt sie ja schließlich, nicht wahr ? Und kaum einer der Herren in der schwarzen Robe würde zugeben, wie oft er selbst schon bei einer Nutte war und sich gewünscht hatte, das Vergnügen wäre nicht so unverschämt teuer. Daß ich als Domina nie mit meinen Freiern bumse, sondern sie nur ein bißchen quäle, diesen feinen Unterschied kennt kaum jemand."

Sie hatte natürlich recht. Doch statt zuzugeben, daß sie ohne seine Unzuverlässigkeit nie in diese Situation gekommen wäre, warf er ihr wieder mal vor, wie oft er sie schon gebeten hatte, diesen Job aufzugeben. Traurig lächelnd hatte sie zu ihm gesagt: "Ich erkenne, daß du mich noch immer nicht verstehst, trotz der langen Zeit, die wir uns jetzt schon kennen. Ich glaube, Jochen, es hat keinen Sinn mehr. Gib wenigstens das zu !"

Das war ihre Trennung. Und jetzt war sie tot. Weil er wieder nicht zur Stelle war. Jochen Schütte nahm sich vor, sie zu rächen, das war alles, was er für sie nun noch tun konnte. Er mußte diesen Täter fassen und seiner gerechten Strafe zuführen. Deshalb war er jetzt auf dem Weg zum SM-Club.

Er hatte Angst davor, ihren Kolleginnen in die Augen zu sehen. Doch er mußte sie alle befragen, damit er wenigstens eine Spur des Täters finden konnte. Der Polizist in ihm gewann die Oberhand, als er auf dem Parkplatz vor dem rot beleuchteten Haus ankam. Alle Gespräche verstummten, als er die Bar betrat. In schummriges Licht getaucht, saßen dort zwei dralle Frauen in Ledermontur. An einem der Tische in den Nischen unterhielt sich eine Domina und eine Sklavin mit einem Kunden. Babsi, die Bardame, grüßte ihn unterkühlt. "Hallo, Jochen, was willst du denn noch hier ? Deine einzige Freundin kommt nicht mehr, aber das weißt du ja sicher." Er knirschte mit den Zähnen. "Hallo, Mädels. Ich komme aus zwei Gründen: Erstens möchte ich euch sagen, wie sehr mir das leid tut mit Silvia." - "Kommt ein bißchen spät, deine Reue, meinst du nicht auch ?" fragte Carola, eine der beiden Dominas an der Bar. "Ach laß´ doch, ist doch immer dasselbe mit den Männern," wandte die andere Lederbekleidete ein.

"Ihr habt ja recht," gab Jochen zu. "Aber eines muß ich noch für Silvia erledigen: den Mörder. Das ist der zweite Grund, warum ich hier bin. Ich brauche eure Hilfe, den Kerl zu fassen. Ich brauche Informationen. Tut es nicht für mich, tut es für Silvia." Babsi warf ihm einen langen, vernichtenden Blick zu, zog an ihrer schwarzen Zigarette und fragte: "Na gut, Jochen. Für euch beide. Was willst du wissen ?"

"Wir glauben, daß Silvia ihren Mörder gekannt hat, vielleicht sogar aus diesem Club. Dann müßte eine von euch ihn auch kennen. Das ganze hängt mit einem Fall zusammen, der noch viel komplizierter ist, als alles, was ich bisher erlebt habe. Ein Mann bricht nachts bei jungen Frauen ein, fesselt sie und kitzelt sie. Dabei sind schon mehrere dieser Frauen gestorben. Ich habe Silvia nun letzte Woche um Hilfe gebeten. Der Täter muß sich auch in der SM-Szene herumtreiben, denn er hat Erfahrung mit Bondage, und er holt sich wahrscheinlich auch den einen oder anderen Kick in Studios wie diesem hier. Sie sollte sich umhören, ob euch in der letzten Zeit ein Kunde aufgefallen ist, der etwas mit Kitzeln von euch verlangt hat. Hat sie mit euch darüber gesprochen ?"

Lady Carola nickte. "Sie hat uns danach gefragt. Ich hatte vor langer Zeit mal einen Kitzelfreak als Kunden, aber der war harmlos. Ist außerdem schon sehr lange her, wie gesagt. Aber Jane hatte neulich einen ganz komischen Kunden, der überhaupt nicht in diesen Laden gepaßt hat. Viel zu jung, Mitte zwanzig. Und er wollte eine Sklavin, die er nach Herzenslust kitzeln konnte. Jane, komm doch mal her."

Jane verabschiedete sich gerade von einem schweißgebadeten Kunden. Sie gab ihm noch das übliche Masturbationsverbot auf den Weg: "Und wehe, du onanierst wieder ! Wenn ich das erfahre, kannst du das nächste Mal was erleben !" Der Kunde murmelte "Ja, Herrin" und verschwand. "Was war das gerade ? Du hast ihm das Wichsen verboten ?" fragte der Kommissar. Jane lachte: "Natürlich, das mache ich immer. Jetzt onaniert er wahrscheinlich schon auf den Nachhauseweg, um es mir nächstes Mal zu beichten, damit ich ihn schön streng bestrafe. Ein alter Dominatrick, um einen Stammkunden zu halten." Jochen konnte nicht anders, er mußte grinsen. "Davon hat mir Silvia nie erzählt." Jane runzelte die Stirn. Sie war eine der jüngeren Dominas, mit blondem Pferdeschwanz und einer sagenhaften Figur. "Dann bist du bestimmt Jochen, der Bulle. Was willst du hier ?" Babsi erklärte es ihr, und Jane erzählte:

"Vorletzte Woche war so ein Typ hier, der ganz komisch war. Gar nicht der übliche Kunde. Zu jung, zu schüchtern, und zu wenig Kohle. Er hat mich erst eine halbe Stunde lang belabert, bevor er mit seinem Wunsch rausrückte. Er wollte mich kitzeln. Ich sagte ihm, daß ich als Domina dafür nicht zur Verfügung stehe, aber wenn er wollte, könnte ich ihn fesseln und kitzeln. Dieser Wunsch wird immer häufiger geäußert. Doch er wollte lieber selbst aktiv sein. Ob ich nicht eine Sklavin hätte, wollte er wissen. Wir haben hier nur ein Mädchen, das sich ab und zu als Opfer für die Kitzelfreaks hergibt, das ist Janine. Ich holte sie dazu, doch sie kannte den Typen schon und ließ ihn abblitzen. Als ich sie nach dem Grund fragte, winkte sie nur ab. Der Typ verschwand ohne weiteren Kommentar."

"Könntest du mir den Typen beschreiben ? So, daß unser Zeichner etwas damit anfangen kann?" wollte der Kommissar wissen. "Warum fragt du nicht Janine ? Sie sitzt dort drüben, bei einem Kunden, und sie kann dir bestimmt mehr erzählen, weil sie den Typen irgendwoher kannte. Aber du darfst jetzt nicht hingehen, sie ist gerade beschäftigt. Warte, bis der Kunde abgefertigt ist."

Es wurde eine schweigsame Stunde an der Bar, bis Janine zurückkam. Sie wirkte total erschöpft, doch sie lächelte Jochen an. Er hatte sie noch nie hier gesehen, sie war wohl neu. Damit sie sich ungestört unterhalten konnten, zogen sie sich in eines der ´Geschäftszimmer´ zurück, eine gut ausgestattete Folterkammer. "Babsi hat mir erzählt, wer du bist," sagte sie zur Einleitung. "Was willst du ?" Der Kommissar befragte sie nach dem bewußten Kunden, den sie abgewiesen hatte. "Kennst du ihn ? Was weißt du über ihn ?" Sie grinste breit, als sie ihn fragte: "Was kriege ich für meinen Arbeitszeitausfall, während ich hier mit dir plaudere ?" Schütte griff in die Tasche und zückte einen Blauen, hielt ihn jedoch fest: "Den kriegst du, wenn ich etwas wichtiges von dir höre. Ich könnte dich auch aufs Präsidium vorladen, wenn dir das lieber ist, doch ich würde mehr von einer freiwilligen Mitarbeit halten."

Ihr Grinsen war plötzlich verschwunden. Tiefernst sagte sie: "Laß´ dein Geld stecken, ich will es nicht. Für kein Geld der Welt kannst du Silvia wieder zum Leben erwecken. Und für kein Geld der Welt kann ich dir etwas über den Kerl erzählen. Wenn er es war, der Silvia umgebracht hat, dann bin ich die nächste auf seiner Liste, wenn ich den Bullen etwas erzähle." Schütte wurde es plötzlich heiß, als er die Wahrheit dieser Worte erkannte. Nur etwas stimmte nicht: "Janine, hör´ mir jetzt bitte genau zu: Wenn es der Kerl wirklich war, dann stehst du tatsächlich auf seiner Liste, und zwar egal, ob du mit mir sprichst oder nicht. Du bist eine Zeitbombe für ihn, die er beseitigen muß. Wenn du mir hilfst, können wir dich schützen, und wir kriegen diesen Kerl, bevor er weitere Frauen umbringen kann. Aber wenn du jetzt den Kopf in den Sand steckst, bist du vielleicht schon morgen tot. Er hat schon mehrere Morde auf dem Gewissen, auf einen mehr oder weniger kommt es ihm jetzt nicht an. Bitte, sei vernünftig!"

"Du willst mich beschützen ?" lachte Janine bitter. "So, wie du Silvia beschützt hast ? Hau bloß ab, du Klugschwätzer. Was weißt denn du ? Wo soll ich hin ? Wenn ich nicht arbeite, kann ich meine Miete nicht bezahlen und bekomme nichts zu essen. Ich habe keinen bezahlten Urlaub, den ich nehmen könnte. Nutten kriegen auch kein Arbeitslosengeld. Und ich habe nicht genug Kohle, um von hier endgültig zu verschwinden. Glaubst du, mir macht es Spaß, mich hier als Sklavin von allen möglichen perversen Schweinen foltern zu lassen ?"

Der Kommissar überlegte eine Weile. "Ich kenne einen Laden in Rosenheim, dort könntest du für eine Weile untertauchen. Kein SM-Studio, sondern ein ganz normaler Strip-Schuppen. Kannst du Striptease tanzen ?" Sie nickte unentschlossen. "Na los, überleg´ nicht lange. Pack deine Klamotten, die du jetzt bei dir hast, und ich bringe dich gleich hin. Fahr nicht vorher nach Hause, der Mörder könnte schon auf dich warten. Unterwegs erzählst du mir, woher du den Typen kennst und was du von ihm weißt. Einverstanden ?" - "Okay. Ich gebe zu, ich habe eine tierische Angst vor dem Kerl. Und mit strippen kann ich mich vielleicht eine Weile über Wasser halten, auch wenn ich dort nicht soviel verdiene wie hier. Kann ich Babsi sagen, wo du mich hinbringst ?" - "Auf keinen Fall ! Niemand darf wissen, wo du zu finden bist. Laß mich mit Babsi reden. Und ich muß ungestört telefonieren."

Er erklärte der Bardame, daß er Janine zu ihrer eigenen Sicherheit mitnahm. Nein, sie ist nicht verhaftet. Ja, er würde gut auf sie aufpassen. Er meldete Janine in Rosenheim an. Der Besitzer des Stripschuppens war ein persönlicher Bekannter aus seiner Zeit im Streifendienst. Es gab auch im Rotlichtmilieu zuverlässige Leute.

Unterwegs packte Janine aus. Sie erzählte dem Kommissar von dem Typen. "Er trug bei uns im Club einen Schnurrbart, doch ich habe ihn wiedererkannt. Weißt du, es gibt da einen Verein von Kitzelfreaks in der Hohenzollernstraße, wo ich manchmal für den Boß arbeite." Schütte unterbrach sie: "Den ´Lachverein´ ? Und dein Boß ist Frank Scheller ?" - "Donnerwetter, ihr wißt ja schon eine Menge ! Ja, der Boß ist der Vereinsvorsitzende. Er braucht manchmal Mädchen für eine der Shows, die er dort zeigt. Richtig sadistisches Kitzeln betreiben die dort. Und weil im Club fast nur Männer sind, holt sich der Boß Mädchen vom Strich oder aus Clubs dafür. Einmal kam ein Typ, den der Boß sofort wieder auf die Straße beförderte, als ich gerade auf der Bühne gefesselt war. Ich habe ihn nur kurz gesehen, aber es war derselbe Kerl wie neulich im Studio, nur daß er damals noch keinen Bart hatte. Der Boß hat mir erzählt, daß der Kerl krank sei. Er wäre früher einmal Mitglied im Lachverein gewesen, aber sie hatten ihn rausgeworfen, als er eines der anderen Klubmitglieder bis zur Bewußtlosigkeit gekitzelt hatte. Er hatte auf das vereinbarte Gefahrensignal überhaupt nicht reagiert."

Gefahrensignal war ein Begriff aus der SM-Szene. Wenn ein Masochist gequält wird, kommt es vor, daß der Schmerz auch für ihn zu heftig wird. Schreien und Betteln gehört zum normalen Spiel, doch der aktive Part muß irgendwie erfahren, wann er tatsächlich aufhören muß. Dafür wird vorher ein Gefahrensignal verabredet, ein Wort oder eine Geste, das die Tortur sofort unterbricht. SM ist vorwiegend eine Angelegenheit des gegenseitigen Vertrauens, und wer sich nicht an das Gefahrensignal hält, zerstört dieses Vertrauen. Deshalb werden solche Sadisten meist sehr schnell aus der SM-Szene ausgestoßen. Sie gelten als die wirklich Perversen und Kranken. Und dieses Verhalten paßte gut zu dem Täter, den sie suchten.

Eine wirklich brauchbare Personenbeschreibung konnte allerdings auch Janine nicht liefern. Jung, schlank, mittelgroß, Allerweltsgesicht. Sie hatte ihn auch nur zweimal kurz gesehen, einmal im Lachverein, einmal im Studio. Schütte sagte ihr, daß er sie in den nächsten Tagen mit einer Kiste Fotos besuchen würde. Vielleicht war der Täter schon anderswo im Milieu aufgefallen, und dann könnte sie ihn im Verbrecheralbum identifizieren. Schütte hatte allerdings wenig Hoffnung.

Es war alles gesagt. Sie fuhren über die nächtliche Autobahn, und Schütte vergewisserte sich immer wieder, daß sie nicht verfolgt wurden. Zweimal fuhr er auf einen Parkplatz und wartete einige Minuten, als sie trotz relativ langsamer Fahrt von dem hinter ihnen fahrenden PKW nicht überholt wurde. Doch in beiden Fällen erwies sich der Verdacht als blinder Alarm. Schütte war Profi in diesen Dingen, er hatte auch schon im Personenschutz gearbeitet.

Um die Zeit totzuschlagen, plauderten sie über alles mögliche. Schütte fragte seinen Schützling, wovon sie so erschöpft gewesen war, nach ihrem letzten Kunden. Janine lachte und meinte: "Das geht dich zwar nichts an, aber es war auch ein Kitzelkunde. Ich habe jetzt noch Bauchschmerzen vom Lachen. Aber der ist harmlos, er war schon öfter bei mir. Sehr freundlich und höflich, und er zahlt gut. Einen Riesen pro Sitzung. Manchmal muß ich ihn dann anschließend fesseln und kitzeln, dann kann ich mich richtig rächen. Dafür legt er dann noch fünf Hunderter drauf." Schütte war fasziniert: "Wofür die Leute ihr Geld rauswerfen ! Aber sag´ mal, kommt der eigentlich so richtig zum Höhepunkt davon, oder wie ?" Janine grinste: "Fast ! Aber zum Schluß muß ich ihm immer einen mit der Hand runterholen. Wenn er sich vorher richtig ausgetobt hat, geht es meist ganz schnell. Doch weißt du, was das Interessanteste daran ist ? Er hat mich schon mal zum Höhepunkt gekitzelt. Ein wenig erregt mich das Kitzeln immer, aber an diesem Abend hat er zum Schluß mit einer Feder solange meinen Kitzler bearbeitet, daß ich richtig explodiert bin. Normalerweise dürfen Freier nicht an meine Muschi, nicht in einem SM-Club. Aber das war so toll, ich habe nur ganz kurz protestiert. Und es hat mir einen Riesen zusätzlich eingebracht." Schütte schmunzelte: "Hmm, vielleicht sollte ich das auch mal probieren. Hatte Silvia eigentlich auch Kunden, die auf Kitzeln stehen ?"

Janine antwortete sofort: "Ja, sie hat auch in Schellers Lachverein ab und zu ausgeholfen. Allerdings immer in der aktiven Rolle, soviel ich weiß. Möglicherweise kannte sie den Mörder auch von dort. Mir hat sie nicht so viel darüber erzählt." Die Erwähnung Silvias brachte beide wieder zu schweigsamer Nachdenklichkeit.

In Rosenheim angekommen, brachte Schütte Janine in den Strip-Laden. Joschi, der Besitzer, wies ihr ein kleines Mansardenzimmer zu, das gerade leerstand. Er versprach dem Kommissar, sich um sie zu kümmern und ihr auch Arbeit zu geben. Schütte schärfte Janine nochmals ein, auf keinen Fall mit jemand zu telefonieren oder ihre neue Adresse zu verraten. "Wenn du etwas brauchst, rufe mich an, hier auf der Karte ist auch meine Privatnummer. Wenn ich nicht zu erreichen bin, wende dich an Kommissarin Berchthold. Gib mir deinen Hausschlüssel, wir werden deine Wohnung überwachen." Sie besprachen noch ein paar Einzelheiten, dann verabschiedete sich Schütte. Zu seiner Überraschung küßte Janine ihn kurz, aber heftig, und hauchte "Danke !"

Auf der Rückfahrt dachte er über Janine nach. Ein nettes Mädel. Sehr jung, sehr hübsch, ein bißchen naiv vielleicht. Sie war in großer Gefahr, und er hatte sie gerettet. Das klassische Ritter-beschützt-Burgfräulein-vor-bösem-Drachen-Syndrom. War er etwa gerade dabei, sich wieder in eine Nutte zu verlieben ? Unwillig schüttelte er seinen Kopf und brummte etwas vor sich hin.

Am nächsten Morgen erstatte er dem Staatsanwalt Bericht. Dr. Kirchschläger zog Susanne Berchthold hinzu. Er organisierte das Zeugenschutzprogramm und die Überwachung der Wohnung. Dann wies er die beiden an, niemand, auch nicht den Kollegen, von Janine zu erzählen. Abschließend meinte er zur Kommissarin: "Wir müssen an diesen Scheller herankommen, egal wie. Hat Schweiger schon Ergebnisse aus der Observation ?" Susanne Berchthold verneinte. "Wir haben ihn eben mal einen Tag lang beschattet, da kann eigentlich noch gar nichts Verwertbares dabei herauskommen. Ich baue immer noch auf den anderen Weg, an Scheller heranzukommen." Der Staatsanwalt schmunzelte, er wußte, wovon die Rede war. Schütte verstand dagegen nur Bahnhof.

Die Kommissarin fragte ihn: "Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mich mal mit dieser Janine unterhalte ?" Schütte zögerte etwas, ihr den Aufenthaltsort von Janine preiszugeben, doch auch Dr. Kirchschläger nickte ihm zu. "Okay," stimmte er schließlich zu. "Wir fahren morgen gemeinsam zu ihr. Aber Sie dürfen niemand verraten, wo sie versteckt ist. Auch nicht den anderen Kollegen, versprochen ?" - "Klar, Auch ich habe die Worte unseres verehrten Staatsanwalts noch im Ohr."

Plötzlich klingelte das Telefon. Dr. Kirchschläger nahm ab. "Kirchschläger. Ja, was gibt´s ? Ach nein. Ist ja interessant. Konnten Sie ihn sehen ? Schade. Haben Sie ihn wenigstens verfolgt ? Nein, Sie haben recht, die Beobachtung der Wohnung hat Vorrang. Und das Kfz-Kennzeichen ? Hmm. Also, vielen Dank, und passen Sie weiter gut auf." Er hängte ein und informierte die beiden Anwesenden: "Stellen Sie sich vor, unser Beobachtungsposten vor Janines Haus hat einen Wagen beobachtet, der mehrmals langsam an ihnen vorbeifuhr, so als ob er einen Parkplatz suchen würde. Er machte sich erst verdächtig, als gerade vor ihm ein Auto aus einer Parklücke fuhr, und er trotzdem keine Anstalten machte, einzuparken. Einer der Fahnder stieg aus, um sich diesen mysteriösen Langsamfahrer näher anzusehen. Daraufhin gab dieser plötzlich Gas und verschwand. Offenbar hat er den Braten gerochen. Wegen des gerade niedergehenden Gewitterschauers konnten die Fahnder das Gesicht im Auto nicht erkennen. Sie verfolgten ihn auch nicht, da Schweiger Anweisung gegeben hatte, die Wohnung nicht aus den Augen zu lassen. Und das hintere Nummernschild des Wagens war so stark verschmutzt, daß es unleserlich war. Wahrscheinlich sogar eine beabsichtigte Tarnung. Was halten Sie davon ?"

Schütte war kreidebleich: "Da habe ich Janine wohl wirklich im letzten Moment in Sicherheit gebracht. Stellen Sie sich vor, ich hätte sie nur nach Hause gefahren !" Auch Susanne Berchthold fühlte einen eiskalten Schauer über ihren Rücken jagen. "Zumindest diesmal waren wir dem Täter einen Schritt voraus. Hoffentlich bleibt das so !"

Später kam Dr. Liebermann ins Büro der Kommissarin. "Na, Doktor, haben Sie gute Neuigkeiten ?" - "Wie man´s nimmt. Zunächst einmal: Die Tote wurde an Land erdrosselt und erst dann ins Wasser gestoßen. Außerdem wurde sie vorher ausgiebig gefoltert. Ich habe Spuren gefunden, die auf Verbrennungen mit Zigaretten schließen lassen. An beiden Handflächen, an einer Fußsohle, an den Brustwarzen und an den Genitalien." Susanne Berchthold wurde es schlecht. "Am Mund fanden wir die gleichen Spuren von Klebeband wie bei den anderen Opfern. Zum Fesseln wurden diesmal Handschellen und Stricke verwendet, die deutliche Verletzungen hinterlassen haben. Bis auf das Klebeband gibt es keine Gemeinsamkeiten mit den anderen Todesfällen, und selbst das könnte Zufall sein. Sind Sie sicher, daß es sich um den gleichen Täter handelt ? So brutal ist er noch nie vorgegangen."

Die Kommissarin pflichtete ihm bei. "Schon. Doch diesmal ging es ihm nicht um die Befriedigung seiner Lust, sondern um die Beseitigung einer wichtigen Zeugin. Und die Folterspuren weisen darauf hin, daß er Informationen aus ihr herausbekommen wollte, die sie ihm nicht freiwillig gegeben hat. Hat die Spurensicherung vielleicht Zigarettenstummel gefunden ?" Dr. Liebermann verneinte, er hatte sich schon erkundigt. "Unser Täter weiß offenbar, daß wir anhand der Speichelreste auf den Zigaretten eine DNA-Analyse vornehmen können." Die Kommissarin entgegnete: "Das weiß wohl inzwischen jeder Fernsehzuschauer, nach dem großangelegten Speicheltest bei den Kindermorden in Norddeutschland. Aber trotzdem vielen Dank, Doktor."

Susanne Berchthold überlegte: Welche Informationen hatte der Täter aus der Domina herausfoltern wollen ? Und welche hatte sie ihm gegeben, bevor sie starb ? Eigentlich gab es dafür nur zwei mögliche Lösungen. Zum einen wollte er erfahren, wieviel die Domina über den Stand der Ermittlungen wußte. Offensichtlich zuviel, sonst hätte er sie wahrscheinlich nicht getötet. Zum anderen wollte er vielleicht Näheres über Janine herausbekommen. Ihren vollen Namen, ihre Adresse, was sie wußte. Wenn das der Fall war, dann war es wirklich dieser mysteriöse junge Mann, von dem sie erzählt hatte. Dafür sprach auch die Tatsache, daß die Fahnder heute jemand gesehen hatten, der sich der Wohnung vorsichtig näherte. Zu vorsichtig, denn er hatte die Observation bemerkt. Doch wie hatte der Täter die Fahnder erkannt ?

Die Kommissarin hatte ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Sie kannte es, es meldete sich jedesmal, wenn eine Sache oberfaul stank. Zum ersten Mal hielt sie die Theorie des Staatsanwalts für möglich, daß einer aus den eigenen Reihen der Täter war, oder ihm zumindest Informationen verschaffte. Aber wer ?

Schweiger platzte in ihre Überlegungen hinein. "Wir haben Scheller !" rief er triumphierend. "Wie, ihr habt ihn ? Habt ihr in bei einem Mordversuch ertappt ?" Schweiger verlor abrupt seinen euphorischen Gesichtsausdruck. "Nein, äh, so war das nicht gemeint !" - "Wollen Sie ein Quiz mit mir veranstalten, oder verraten Sie mir auch so, was Sie damit gemeint haben ?" Gleich darauf bedauerte die Kommissarin ihren ätzenden Sarkasmus. Sie hatte sich eigentlich vorgenommen, etwas sanfter mit Schweiger umzuspringen. Nun, Schweiger hatte sich mittlerweile an ihren Tonfall gewöhnt, so sagte er nur ein wenig unterkühlt: "Nein, Frau Kommissarin. Wir haben nur seine Spur aufgenommen. Er fuhr in ein Bordell am Stadtrand, kam aber schon nach einer Viertelstunde wieder heraus. Einer der Fahnder, die ihn observieren, ging daraufhin in das Etablissement, um sich nach dem Zweck von Schellers Besuch zu erkundigen. Der andere Fahnder verfolgte inzwischen weiter den Verdächtigen. Haben wir Kaffee ?" Er goß sich eine Tasse ein und fuhr in seinem geschraubten Ton fort: "Der Fahnder ging richtig in der Annahme, daß eine Viertelstunde überdurchschnittlich kurz für einen Bordellbesuch war. Er befragte die dort diensthabenden Damen und erfuhr, daß Scheller sich nach einem bestimmten Mädchen erkundigt hatte, das er für einen Vereinsabend engagieren wollte. Die betreffende Person hatte jedoch frei, und so versprach er, am Abend wiederzukommen."

Die Kommissarin wartete immer noch auf die Pointe. "Und weiter ?" fragte sie gespannt. Schweiger sah sie erstaunt an: "Was weiter ? Der Fahnder ließ sich von einem Streifenwagen abholen und zu seinem Kollegen bringen, der inzwischen Posten vor dem Büro von Scheller bezogen hatte. Dorthin hatte sich die Zielperson nämlich zwischenzeitlich begeben. Das ist alles. Uns ist es endlich gelungen, Kontakt mit der Zielperson aufzunehmen. Den ganzen gestrigen Tag haben wir ihn nämlich nicht zu Gesicht bekommen."

Susanne atmete tief durch und zählte langsam bis zehn. Dann sagte sie betont leise: "Ja, bin ich denn hier nur von Idioten umgeben ? Wenn Scheller bis jetzt keine Ahnung von seiner Observierung hatte, so erfährt er es spätestens heute abend, wenn er wieder ins Bordell geht. Läßt sich dieser Trottel von Fahnder von einem Streifenwagen abholen und bis vor das Büro Schellers kutschieren ! Die Mädels aus dem Bordell werden es ihm brühwarm verklickern, was da heute los war, wenn er nicht sowieso zufällig aus seinem Bürofenster gesehen hat. Und Sie feiern das auch noch als Erfolg ! Schweiger, ich hätte Ihnen mehr Grips zugetraut. Sie enttäuschen mich tief. Brechen Sie die Observierung ab, sie schadet jetzt mehr als sie nützt. Und bringen Sie mir diesen Stümper von der Fahndung, damit ich ihn erwürgen kann !"

Schweiger war total verdattert. Langsam kam ihm zu Bewußtsein, was die Fahnder angerichtet hatten. Scheller würde sich hüten, jetzt irgendetwas zu tun, was die Polizei nicht wissen durfte. Ganz untypisch vulgär sagte er "Shit" und stürmte aus dem Büro. Die Kommissarin vergrub ihr Gesicht in den Händen, sie war kurz davor, loszuheulen.

Zu allem Überfluß kam nun auch noch Junior herein und meldete sich zum Dienst. "Wieso kommen Sie erst jetzt ?" fuhr sie ihn an. Er stotterte irgendetwas von einer Autowerkstatt und vom TÜV und verzog sich wieder. Susanne Berchthold hielt es auch nicht mehr im Büro, sie brauchte dringend frische Luft. Um sich ein wenig abzulenken, unternahm sie einen Schaufensterbummel durch die nahe Sendlinger Straße. Langsam beruhigte sie sich. Es war sonst gar nicht ihre Art, so die Fassung zu verlieren, und sie fragte sich, ob es damit zu tun hatte, daß sie nun schon zwei Tage von Angela getrennt war. "Unsinn," murmelte sie. Doch ihr fehlte tatsächlich die Zärtlichkeit ihrer Freundin. Vor allem nachts.

Auf dem Rückweg über die Sonnenstraße betrat sie eines des Sex-Shops und blätterte in einigen SM-Kontaktmagazinen. Dabei fiel ihr eine Anzeige auf, die sich erbot, alle Arten von SM-Möbeln herzustellen. Und die Adresse dieser Firma überraschte sie noch mehr: Holzkirchen. Vor dieser Kleinstadt aus fuhr man, wenn man die Landstraße benutzte, direkt durch Sauerlach nach München. Wieso hatte Junior das nicht herausbekommen ? Alles mußte man selbst machen !

Sie kaufte das Magazin, um es Junior zu zeigen, wie einfach es gewesen wäre, einen SM-Ausstatter ausfindig zu machen. Der Junge mußte noch eine ganze Menge lernen. Im Büro konfrontierte sie ihn damit. "Was haben Sie eigentlich bei ihrem Ausflug letzte Woche gemacht ? Die Gegend bewundert ?" Bieneck druckste herum. "Nein, ich habe nach Flohmärkten gesucht. Und in keinem Ort in der Nähe von Sauerlach bin ich fündig geworden. Ich war auch in Holzkirchen, aber einen Laden für SM-Möbel habe ich dort nirgends gesehen." Gegen ihren Willen mußte die Kommissarin über so viel Naivität lachen. "Haben Sie etwa geglaubt, so etwas in einem normalen Laden zu finden ? Mit einer großen Aufschrift ´SM-Möbel´ über dem Eingang? Sie müßten doch wissen, daß so etwas in einer erzkatholischen Kleinstadt nur äußerst diskret existieren kann. Warum haben Sie nicht vorher besser recherchiert ? Schweiger hat eine ganze Schublade voll von diesen Magazinen, und den einen Klub haben Sie doch auch über eine Kontaktanzeige in einem SM-Magazin gefunden. Sie hätten nicht mal ein Sex-Shop betreten müssen, um das hier herauszufinden. Herr Bieneck, ich erwarte in Zukunft, daß Sie sorgfältiger arbeiten. Ist das klar ? Über ihr Zuspätkommen heute morgen unterhalten wir uns ein andermal, wenn es wieder vorkommen sollte. Hauen Sie ab !"

Sie rief die Nummer der SM-Schreinerei in Holzkirchen an, unter einem falschen Namen, und erkundigte sich, ob sie wohl am nächsten Tag mal das Angebot ansehen könnte. Sie bekam eine Wegbeschreibung und einen Termin. Da sie ohnehin mit Schütte nach Rosenheim fahren wollte, konnte sie auf dem Rückweg dort vorbeischauen.

Abends meldete sich Angela telefonisch bei ihr. Sie hatte auch in Hamburg einen Kitzel-Treff ausfindig gemacht, obwohl ihre eigentliche Recherche gar nichts damit zu tun hatte. Susanne war ein wenig eifersüchtig. "Du wirst dich doch wohl nicht von irgendjemand kitzeln lassen?" fragte sie besorgt. Angela lachte. "Warum eigentlich nicht ? Wenn mir der oder diejenige sympathisch ist ?" Susanne war sich bewußt, daß sie im Grunde genommen nichts dagegen vorbringen konnte. Doch irgendwie betrachtete sie das Kitzeln nun als sexuelle Handlung, und niemand sollte mit ihrer Geliebten Sex haben, gleich in welcher Form. Vorsichtig versuchte sie, Angela diese Ansicht zu erklären, doch die unterbrach sie: "Keine Angst, ich habe nicht vergessen, daß wir zusammengehören. Ich würde auch eifersüchtig, wenn du dich von einem anderen Menschen als mir kitzeln lassen würdest. Das bleibt aber unser kleines Geheimnis. Apropos, hast du eigentlich schon Antwort vom ´Lachverein´ ?" Susanne verneinte, erleichtert, daß Angela ihre Gefühle nachvollziehen konnte.

Am nächsten Vormittag fuhr sie mit Schütte nach Rosenheim. Er bestand darauf, selbst zu fahren. "Nur so kann ich eventuelle Verfolger identifizieren," meinte er, und sie ließ ihm seinen Willen. "Wie kommen Sie eigentlich auf die Idee, daß wir verfolgt werden könnten ? Und von wem ?" wollte Susanne Berchthold wissen. Schütte schüttelte unwillig seinen Kopf, als ob er ein lästiges Insekt verscheuchen wollte. "Alte Angewohnheit. Und mich hat es sehr nervös gemacht, daß Janines Wohnung gestern offensichtlich beobachtet wurde. Und daß die Fahnder erkannt wurden, hat mich noch viel nervöser gemacht. Ich kriege Kirchschlägers Worte einfach nicht aus meinem Kopf. Was, wenn tatsächlich einer unserer Kollegen in den Fall verstrickt ist ? Wenn er jetzt weiß, daß ich Janine irgendwo versteckt halte ? Nein, ich mache mir schon genug Vorwürfe wegen Silvias Tod, ich muß für Janines Sicherheit garantieren. Sie werden wirklich mit niemandem über das Versteck reden ?" Die Kommissarin beruhigte ihn nochmals.

Nach einer Runde Schweigen fragte sie ihn: "Woran erkennt man eigentlich, daß man verfolgt wird ? Ich kenne das zwar aus der Theorie, aber Erfahrungen damit habe ich keine." Schütte blickte in den Rückspiegel. "Drehen Sie sich mal unauffällig um, so als ob sie etwas auf dem Rücksitz suchen würden. Sehen Sie den roten Golf hinter uns ? Der fährt seit dem Autobahnbeginn in Ramersdorf hinter uns her, manchmal zwei, manchmal drei Wagen hinter uns. Er könnte ein Verfolger sein. Passen Sie auf, ich versuche jetzt, ihn abzuschütteln." Schütte beschleunigte plötzlich, wechselte auf die Überholspur und scherte nach zwei LKWs wieder rechts ein. Der Golf war nicht mehr zu sehen. "Das bleibt vermutlich so, bis wir in die Nähe der nächsten Ausfahrt kommen," prophezeite er. Tatsächlich, kurz vor der Ausfahrt Weyarn wurden sie von dem roten Golf wieder eingeholt.

"Und jetzt wollen wir einmal sehen, ob er uns wirklich verfolgt," meinte Schütte und fuhr auf die Abbiegespur. "Aber hier ist doch noch gar nicht Rosenheim !" protestierte die Kommissarin. "Richtig," grinste Schütte. An der Ausfahrt durchfuhr er eine Schleife, um gleich darauf wieder auf die Autobahn zurückzufahren. Auch der Golf hatte die Autobahn an der Ausfahrt verlassen, war dann jedoch in Richtung Miesbach weitergefahren.

"Spätestens jetzt weiß der Fahrer dieses Golf, falls er uns wirklich verfolgt hat, daß wir auf der Hut sind. Wenn er sich jetzt nochmals irgendwo zeigen sollte, ist er automatisch ein Verdächtiger. Deswegen werden professionelle Observationen immer mit mindestens zwei PKWs durchgeführt. Einer folgt der Zielperson, der andere bleibt auf der Autobahn, fährt auf den nächsten Parkplatz und wartet darauf, daß die Zielperson wieder an ihm vorbeifährt, um sich dranzuhängen."

Die Kommissarin war beeindruckt. "Haben Sie noch mehr solche Tricks auf Lager ?" wollte sie wissen. Schütte grinste wieder. "Abwarten," schmunzelte er. Kurz vor der Ausfahrt Rosenheim fuhr er auf einen Parkplatz. "Hier bleiben wir ein paar Minuten," bestimmte er. Sie waren ganz allein auf dem Parkplatz. Die Kommissarin frozzelte: "Es ist aber schon lange her, daß ich mit einem Mann alleine auf einem Parkplatz war." Schütte blieb cool. "Holen Sie sich Ihren Sexualunterricht woanders." Gleich darauf entschuldigte er sich für seine unpassende Bemerkung.

Er sah auf die Uhr und fuhr weiter. "Falls wir wirklich von einem Profi verfolgt werden sollten, wird er jetzt an der Ausfahrt Rosenheim auf uns warten. Aber diesen Gefallen werden wir ihm nicht tun." Die Kommissarin fragte ihn, wieso ein potentieller Verfolger so reagieren würde. "Nun, ganz einfach: auf der Autobahn kann man nicht einfach auf dem Seitenstreifen stehenbleiben und warten, ohne aufzufallen. Falls der Verfolger gesehen hat, daß wir auf diesen Parkplatz gefahren sind, hätte er entweder ebenfalls auf den Parkplatz einbiegen müssen. Die nächste Chance, uns abzufangen, ist erst die Ausfahrt Rosenheim. Er könnte also annehmen, wir würden diese Ausfahrt benutzen wollen. Doch wir fahren weiter bis zur nächsten Ausfahrt, Rohrdorf. Das ist nur ein kleiner Umweg, aber für die Sicherheit lohnt er sich." Susanne Berchtholds Respekt vor Schütte wuchs zusehends. "Auch wenn ich keinen Sexualunterricht bei Ihnen bekommen konnte, habe ich dennoch schon eine Menge bei Ihnen gelernt." Beide lachten.

Ein unausgeschlafener, unrasierter Joschi öffnete ihnen die Tür. Schütte bemühte sich nicht, die Kommissarin vorzustellen. "Wie geht es Janine ?" Joschi knurrte nur. "Schöne Pleite, die Kleine. Als Stripperin kann ich sie jedenfalls nicht einsetzen. Hast du schon einmal ihren Arsch und ihren Rücken gesehen ?" Schütte verneinte erstaunt. "Narben und Peitschenstriemen überall, ihre Haut sieht aus wie eine Landkarte. Wann, hast du gesagt, holst du sie wieder ab ?" Schütte packte Joschi am Kragen, drückte ihn an die Wand und sagte gefährlich leise: "Sobald ich es für richtig halte. Oder hast du schon vergessen, was ich für dich getan habe ?" Joschi beschwichtigte eilig: "Ja, ja, ist ja schon gut. Vielleicht baue ich ja eine SM-Nummer in mein Showprogramm ein." Schütte ließ ihn los und führte die Kommissarin zur Treppe. "Lassen Sie mich zuerst alleine mit ihr reden, in Ordnung ?" Susanne Berchthold nickte nur.

Zwei Minuten später stand sie vor einer Janine mit schrecklich verheultem Gesicht. "Was haben Sie mit ihr gemacht ?" fragte sie Schütte scharf. Der winkte ab. "Ich habe ihr nur erzählt, daß sich jemand bei ihrer Wohnung herumgetrieben hat. Sie hat schon geheult, als ich hereinkam. Sie hat ganz einfach tierische Angst." Susanne setzte sich zu Janine auf das Bett und strich ihr über die Haare. Sie versuchte, das verängstigte Mädchen zu beruhigen. "Janine, hören Sie mir genau zu: Wir wollen Ihnen helfen ! Das können wir aber nur, wenn Sie uns zuerst auch ein wenig behilflich sind. Können Sie den jungen Mann, den Sie wiedererkannt haben, beschreiben ?" Janine schluchzte. "Was wollen Sie denn noch ? Ich habe doch schon Ihrem Kollegen gesagt, daß ich ihn nur kurz gesehen habe. Ein Allerweltsgesicht, wie es durchschnittlicher nicht sein könnte. Die ganze Nacht habe ich mir den Kopf zerbrochen, ob es nicht wenigstens irgendein auffälliges Merkmal gibt, an das ich mich erinnere. Aber so sehr ich mir den Kopf auch zermartere, er hatte nicht einmal einen Pickel. Nur der Schnurrbart, der könnte künstlich gewesen sein. Er wirkte irgendwie angeklebt. Aber sonst weiß ich wirklich nichts mehr. Bitte, helfen Sie mir doch !" Sie vergrub ihr Gesicht in Susannes Schulter und weinte heftig.

Tief bewegt von Janines kreatürlicher Todesangst umarmte die Kommissarin sie. Sanft streichelte sie das Haar des Mädchens, und ganz unmotiviert erinnerte sie sich an Zeiten, da sie noch Berührungsängste bei Frauen gehabt hatte. "Ja," flüsterte sie beinahe zärtlich, "heul´ dich aus, dann fühlst du dich besser." Schütte sah sie ein wenig verwundert an, schwieg jedoch. Heftige Weinkrämpfe schüttelten Janine durch, doch langsam beruhigte sie sich. Schütte zog von irgenwoher ein Taschentuch ans Tageslicht, und sie wischte sich die Tränen aus den verquollenen Augen. "Behandelt Joschi dich ordentlich ?" wollte Schütte wissen, und sie nickte. "Er will mich zwar nicht als Stripperin auftreten lassen, aber das kann ich verstehen. Er hat mir in einem Spiegel meine Narben gezeigt. Ich habe es schon lange vermieden, mich von hinten zu betrachten, deshalb war ich wohl ein wenig geschockt." Sie zog ihren Männerpyjama aus. Die Kommissarin war entsetzt, als sie die Spuren der Mißhandlungen sah. "Nicht alle Freier wollen mich nur kitzeln," meinte Janine verlegen.

"Wieso läßt du das mit dir machen ?" wollte die Kommissarin von ihr wissen. "Du bist so ein hübsches Mädchen, du hast das doch nicht nötig !" Schütte verdrehte die Augen, er kannte diese Art von Gespräch auswendig. Wie er erwartet hatte, wurde Janine plötzlich feindselig: "Das geht Sie nichts an !" zischte sie Susanne Berchthold an. "Sie hören sich an wie ein x-beliebiger Freier ! Alle wollen sie mich ´da herausholen´, weil sie nicht verstehen, daß ich nur davon leben kann ! Ich habe nie etwas anderes gelernt, und soll ich Ihnen noch etwas sagen ?" Ihr Gesicht verzerrte sich zu einer höhnischen Fratze. "Manchmal macht es mir sogar Spaß ! Ja, da staunen Sie, was ? Genau wie all die anderen kleinen perversen Spießbürgerschweine ! Sie können nicht verstehen, daß auch Schläge eine Art von Zuwendung sind, die man sucht, wenn man von sonst niemand Zuwendung erhält !" Wieder fiel sie schluchzend in sich zusammen, und wieder, seltsamerweise, in Susannes Arme, die sie doch gerade eben beschimpft hatte.

Irgendwie wurde Schütte ein wenig neidisch. Er hatte sie schließlich gerettet, warum weinte sie sich nicht an seiner Schulter aus ? Blödsinn, schalt er sich gleich darauf selbst. Er zwang sich, logisch zu denken. "Hör´ mal, Janine," sagte er, "wenn du den Mann nicht beschreiben kannst, wer im Club könnte das ?" Janine hörte auf zu schluchzen. Sie schneuzte sich laut hörbar in Schüttes Taschentuch. "Hmm," machte sie, "vielleicht Jane, die hat mindestens eine halbe Stunde mit ihm geredet. Sylvia hätte es gewiß gekonnt, aber die lebt ja jetzt nicht mehr." Schüttes Herz erhielt wieder einen Stich. "Und dein Chef, Frank Scheller ?" - "Der ganz sicher. Soweit ich weiß, hat er von jedem Mitglied des Lachvereins alle Personalien. Aber an den kommt ihr nicht ran. Der genießt Protektion von ganz oben. Er ruft immer an, wenn die Polizei eine Razzia plant, damit wir gut vorbereitet sind. Deshalb konnte uns auch noch keiner etwas anhaben. Hey, Moment mal, vielleicht sollte ich ihn um Schutz bitten ? Er hat bestimmt mehr Möglichkeiten als Ihr dämlichen Bullen."

"Und was ist, wenn er mit dem Täter unter einer Decke steckt ? Oder wenn er seinerseits Angst hat, daß seine krummen Geschäfte von dir verraten werden ? Wo gehst du dann hin ?" wandte die Kommissarin ein. Janine dachte nach. "Entschuldigt bitte," meinte sie kleinlaut. "Ihr wollt mir helfen, und ich beschimpfe euch. Ich bin so durcheinander, ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich will noch nicht sterben !!!" Sie schrie den letzten Satz hinaus, und sie legte all ihre Angst in den Schrei.

Joschi riß die Türe auf: "Seid ihr verrückt ? Laßt das Mädchen in Ruhe ! Wollt ihr sie etwa umbringen ?" Schütte beruhigte ihn und beförderte ihn unsanft hinaus. Die Kommissarin wünschte sich, sie hätte Psychologie studiert. Vielleicht hätte sie Janine dann erklären können, warum sie zwar noch immer überleben wollte, obwohl sie ihr Leben, so wie es war, eigentlich satt hatte. Jetzt wäre der beste Zeitpunkt, das Mädchen auf einen anderen, besseren Weg zu führen.

Schütte hätte ihr aber erklären können, daß diese Aufgabe nahezu unlösbar war. Keine normale, bürgerliche Arbeit hätte Janine auch nur einen Bruchteil des Verdienstes eingebracht, das ihr jetzt zur Verfügung stand. Jetzt, mit Anfang zwanzig, jetzt konnte sie täglich soviel Geld ausgeben, wie ihre Altersgenossinen im ganzen Monat. Aber der Zeitfaden würde immer dünner werden. Mit achtundzwanzig, neunundzwanzig, dreißig, würde das Einkommen sinken. Das Leben im Bordell ließ Frauen verdammt schnell altern. Eine Weile würde sie sich vielleicht noch als Domina durchschlagen können, dafür wurden auch noch Frauen jenseits der vierzig akzeptiert. Wenn sie es überhaupt so lange aushielt und nicht vorher drogen- oder alkoholsüchtig wurde und schließlich als Pennerin oder als Leiche endete. Er hatte mal von einem Philosophen gelesen, der behauptete. daß Alter keine Frage der Jahre wäre, sondern der Erlebnisse. Je mehr ein Mensch erlebte, desto schneller würde seine Lebensuhr laufen. Und ablaufen.

Die Kommissarin holte ihn wieder auf den Boden zurück. "Und, was machen wir jetzt ?" Schütte meinte: "Zuerst müssen wir herausfinden, wer der ´Beschützer´ von Scheller ist. Solange wir das nicht wissen, laufen unsere Ermittlungen ins Leere. Und außerdem werde ich einen Zeichner zu Lady Jane in den Club schicken. Vielleicht kriegen wir endlich mal ein brauchbares Phantombild."

Susanne Berchthold stimmte zu. Sie verabschiedete sich von Janine und versprach ihr, sich weiter um sie zu kümmern. "Joschi will eine SM-Show in sein Programm einbauen. Hilf ihm dabei, das bringt dich auf andere Gedanken," riet Schütte ihr. Sie lächelte schon ein bißchen, als sie sich mit einem fast schüchternen "Tschüs" bedankte.

Im Auto machte Schütte keinerlei Anstalten, loszufahren. Susanne Berchthold ließ ihm Zeit, seine Gedanken zu ordnen. Ihr ging es ähnlich. Dies war ihr erster menschlicher Kontakt zu einer Frau im Rotlichtmilieu, und sie war total geschockt. Diese Welt unterschied sich so stark von allem, was sie kannte, daß sie sich absolut hilflos fühlte. Was brachte Frauen dazu, sich selbst so zu erniedrigen ? Und doch: welches Recht hatte sie, über diese Frauen ein Urteil abzugeben ? Ihnen zeigen zu wollen, daß es falsch war, so zu leben ? Es war, wie Janine gesagt hatte: sie hatte nicht die geringste Ahnung, wovon sie sprach.

Schütte zündete sich eine Zigarette an und fragte: "Wissen Sie jetzt, warum man in diesem Scheißjob nie mit dem Rauchen aufhören kann ?" Sie hatte nie geraucht, aber sie konnte sich vorstellen, was er meinte. Er fuhr los, wieder zurück auf die Autobahn, diesmal ohne seine üblichen Vorsichtsmaßnahmen. Die Kommissarin fragte ihn, warum er keinen Polizeischutz durch die Rosenheimer Polizei angefordert hatte. Er knurrte: "Haben Sie vergessen, daß der Täter unsere Fahnder erkannt hat ? Wenn dieses Haus beschattet wird, weiß er sofort, wo er suchen muß. Wenn ihm nicht irgendein naiver Kollege den Hinweis schon bei einem Anruf gibt. Denken Sie daran: es könnte auch einer von uns sein." Er hatte recht. "Scheiße !" meinte sie. Dieser Job machte schließlich den anständigsten Menschen vulgär. Außer Schweiger, aber der benutzte dieses Wort auch ab und zu.

Erst jetzt erzählte sie ihm von dem SM-Möbelladen in Holzkirchen, den sie noch aufsuchen wollte. Schütte machte ein erstauntes Gesicht. Sie berichtete ihm von dem Mord in Sauerlach, da hatte es die Soko noch nicht gegeben. "So ein perverses Schwein," war sein Kommentar. Sie waren zu früh in Holzkirchen, den Termin hatten sie erst für zwei Uhr. Also gingen sie essen. Nicht zu glauben, doch hier kostete der Schweinebraten mit Knödeln und Krautsalat noch unter zwölf Mark, und das Weißbier dazu gab es für DM 4,40 ! Beide schlugen sich den Bauch gehörig voll, denn auch die Portionen stimmten. Wieder halbwegs versöhnt mit der Welt, schmiedeten sie Pläne für ihr Auftreten in der Spezial-Schreinerei.

Sie gaben sich als Pärchen aus, das auf SM stand. Die Kommissarin sagte zu dem SM-Schreiner: "Wir haben von einem Bekannten gehört, daß er von Ihnen einen mittelalterlichen Fußpranger bekommen hat. So einen möchten wir auch. Was kostet sowas ?" Er lächelte süffisant und zeigte ihnen sein Sortiment. "Meinen Sie so einen ?" und deutete auf ein Holzgestell mit zwei Löchern. "Ja, genau." - "Der kommt auf DM 1.800,--, das ist die einfachste Ausführung. Wenn Sie die Öffnungen gepolstert haben wollen, kostet das noch 400 extra." Die Kommissarin dachte an die Holzsplitter, die man an den Fußgelenken des Sauerlacher Opfers gefunden hatte. Nein, der Täter hatte wohl die einfachere Ausführung gewählt. "Hmm," machte sie, was haben Sie denn sonst noch alles auf Lager ? Vielleicht kommen uns ja auch noch andere Ideen." Der Schreiner lachte meckernd. "Wenn Sie mir sagen, worauf genau Sie stehen, kann ich Ihnen bestimmt noch etwas Spezielles anbieten." Schütte antwortete cool: "Wenn Sie uns etwas zeigen, können wir das selbst entscheiden, ohne Ihnen unsere Vorlieben zu offenbaren." Sie sahen sich also in dem Schuppen um. Andreaskreuze und Streckbänke gab es da in allen Variationen, Stühle mit Fesselvorrichtungen, Böcke zum Auspeitschen und vieles mehr. "Verkaufen Sie eigentlich viele dieser Pranger ?" wollte die Kommissarin beiläufig erfahren. Der Schreiner wurde zurückhaltend. "Na, alleine davon könnte ich wohl nicht leben. Obwohl gerade in letzter Zeit die Nachfrage zunimmt."

Es wurde Zeit, die Flagge zu zeigen. Schütte holte seine Polizeimarke hervor, und der Schreiner erschrak. "Keine Angst," beschwichtigte ihn der Kommissar. "Solche Möbel zu verkaufen, ist nicht verboten. Wir wollen nur eine Auskunft von Ihnen: Wer hat in den letzten vier bis acht Wochen so einen Pranger bei Ihnen gekauft ?" Der Mann dachte nach. "Nun, ich glaube, ich habe zwei dieser Dinger verkauft. Einmal die Luxusausführung an einen geschäftsmäßig gekleideten Herrn, und den einfachen an einen jungen Mann. Beide kamen aus München. Dort kommen fast alle meine Kunden her." Susanne Berchthold fragte: "Können Sie die beiden Käufer beschreiben ?" - "Nun, der eine war wohl so Mitte vierzig, sehr teuer gekleidet, und er fuhr einen silbernen Jaguar. Der andere war etwa Mitte zwanzig, Blue Jeans und T-Shirt. Er fuhr einen alten Renault-Kombi. Der war aber von einer Autovermietung. Namen und Adressen habe ich nicht, so etwas wird ganz diskret bar abgewickelt." Schütte hakte nach: "Haben Sie sich die Autonummern notiert ? Oder wissen sie noch, von welcher Autovermietung der Renault war ?" Der Schreiner schüttelte den Kopf. "Wozu wollen Sie das eigentlich alles wissen ?"

Schütte meinte kurz angebunden: "Die Fragen stellen wir !" Doch die Kommissarin sah ihn strafend an und schwächte seinen schroffen Tonfall etwas ab. "Einer Ihrer Pranger ist offenbar für einen Mord benutzt worden. Können Sie uns sagen, wann der jüngere Mann den Pranger abgeholt hat ?" - "Muß ich nachsehen," brummelte der Gefragte, ein wenig beleidigt. Es war der Tag, an dem der Mord in Sauerlach passiert war, soviel ging aus dem Kassenbuch hervor. Der Täter war also hiergewesen. "Wir schicken Ihnen einen Zeichner vorbei, dem Sie bitte eine möglichst genaue Beschreibung der beiden Männer geben. Bitte helfen Sie uns, dieser Täter ist wirklich gefährlich." Susanne Berchthold gab ihm noch ihre Visitenkarte, dann gingen sie.

"Das Netz zieht sich zu !" meinte Schütte triumphierend. "Bald haben wir zwei Zeichnungen vom Täter, und dann packen wir ihn." Die Kommissarin war sich nicht so sicher. "Haben Sie vergessen, daß der Täter ein Allerweltsgesicht hat ? Wenn wir da ein nur beschränkt zuverlässiges Bild wie das eines Polizeizeichners veröffentlichen, das obendrein auf nur beschränkt zuverlässigen Zeugenaussagen basiert, haben wir ein paar hundert Verdächtige !" Schüttes Optimismus war unbeirrbar: "Immer noch besser als jetzt, wo wir noch gar keinen Verdächtigen haben. Wir überprüfen jedes Alibi, und irgendwo wird sich eine Klappe öffnen und ein einziger Verdächtiger herausfallen. Oder haben Sie einen besseren Vorschlag ?"

"Wir sollten diesen Scheller nicht außer acht lassen. Er fährt meines Wissens einen silbernen Jaguar. Und es ist irgendwie seltsam, daß dieser Mann immer öfter auftaucht, je tiefer wir bohren. Vielleicht ist er ja ein Komplize des Täters, der ihn deckt. Wenn nur Schweiger die Observation nicht vermasselt hätte !" Sie erzählte ihm von der unglaublichen Panne. Schütte wiegte nachdenklich den Kopf. "Sieht unseren Kollegen von der Zivilfahndung gar nicht ähnlich. Wenn da nur alles mit rechten Dingen zugegangen ist ..."

Beide versanken in schweigsame Nachdenklichkeit. Zurück im Präsidium bat sie Junior, den Polizeichner anzurufen und ihm die Adresse des SM-Ladens in Holzkirchen durchzugeben. Schütte wollte sich aufs Ohr legen, denn er hatte noch einen Nachteinsatz vor sich. Schweiger war nicht da, er hatte eine Nachricht hinterlassen, daß er noch etwas überprüfen wollte. Mittlerweile war es spätnachmittag geworden, und die Kommissarin beschloß, Feierabend zu machen.

In ihrem Briefkasten zuhause fand sie neben den üblichen Prospekten und Rechnungen einen Brief vom ´Ersten Münchner Lachverein´. Es wurde spannend. Sie öffnete ihn sofort. Er enthielt einen dunkelroten Mitgliedsausweis mit goldener Schrift, dazu eine Einladung zum nächsten Vereinsabend am folgenden Samstag. Auf der Einladung war handschriftlich vermerkt: "Herzlich willkommen in unserem Verein. Wir freuen uns darauf, Sie und Ihre Freundin gebührend zu empfangen. Keine Angst, wir neigen zwar zur härteren SM-Variante des Kitzelns, aber dafür haben wir spezielle ´Hilfskräfte´. Unsere Mitglieder nehmen nur freiwillig an solchen ´Foltern´ teil."

Nun, Susanne hatte dennoch ein komisches Gefühl in der Magengegend, als sie sich ein Aufnahmeritual in diesem Verein bildlich vorstellte. Hoffentlich kam Angela rechtzeitig zurück, alleine würde sie das nicht durchstehen. In ihrer Wohnung blinkte der Anrufbeantworter, sie beschloß aber, zuerst einen Happen zu essen.
Danach hörte sie das Band ab. Angela überraschte sie mit der freudigen Nachricht, daß sie schon am Donnerstag abend zurück sein würde. Susanne wollte das Band schon zurückspulen, als ein Piepsen ihr eine weitere Aufzeichnung ankündigte. Eine elektronisch vollständig verfremdete Stimme sprach emotionslos: "Hallo, Frau Berchthold. Halten Sie sich bei Ihren Ermittlungen ein wenig zurück, wenn Sie an Ihrer Gesundheit interessiert sind. Sie werden ständig beobachtet, egal wo Sie sind und was Sie tun. Denken Sie an Lady Silvia, und denken Sie an Ihre Freundin Angela !" Susanne war geschockt ! Woher wußte der Täter von Ihrem Verhältnis zu Angela ? Der einzige, dem sie davon erzählt hatte, war Dr. Kirchschläger. Sie rief ihn sofort an, gottseidank war er noch im Büro.

"Wem haben Sie von Angela erzählt, raus mit der Sprache !" fragte sie ohne Einleitung. Der Staatsanwalt reagierte verwundert. "Was ist denn los mit Ihnen, Frau Berchthold ? Sie klingen ja schrecklich !" - "Beantworten Sie meine Frage. Danach erkläre ich Ihnen, was los ist." - "Nun, ich habe lediglich Namen und Adresse Ihrer Freundin an einen mir persönlich bekannten Polizeibeamten aus der Abteilung Interne Ermittlungen zur Überprüfung gegeben. Nur einen Tag später hat er mir den Persilschein für Ihre Freundin gefaxt."

Susanne atmete tief durch. "Das verstehen Sie also unter Geheimhaltung ? Ich habe soeben einen Drohanruf erhalten, in dem auch von Angela die Rede war. Sie sind der einzige, dem ich von ihr erzählt habe, also sind Sie in diesem Fall die undichte Stelle !" - "Nun mal langsam, verehrte Frau Kommissarin. Sie unterstellen mir doch nicht etwa..." Susanne unterbrach ihn schroff: "Ich unterstelle Ihnen gar nichts, Herr Staatsanwalt. Es steht fest, daß Sie mit dem, was ich Ihnen anvertraut habe, nicht sorgfältig genug umgegangen sind. Nicht nur, daß jetzt vermutlich die ganze Abteilung Interne Ermittlungen weiß, daß Kommissarin Berchthold lesbisch ist, auch der Täter hat jetzt davon erfahren. Ich habe die Schnauze voll, geben Sie den Fall jemand anderem. Ende."

Sie war zutiefst aufgewühlt. Ihre Karriere beim Morddezernat war wohl damit zu Ende, und eine Versetzung in eine andere Stadt war das mindeste, was sie erwarten durfte. Nun gut, wenn es denn so sein sollte. Um sich selbst hatte sie keine Angst, sie würde sich ihrer Haut wehren. Aber niemand durfte Angela etwas antun ! Sie versuchte, Ihre Freundin im Hotel in Hamburg zu erreichen, doch sie war nicht auf ihrem Zimmer. Sie mußte aber mit jemand darüber reden, also rief sie Horst an. Nur der Anrufbeantworter. Verdammt ! Als letzter Ausweg fiel ihr Schütte ein. Natürlich, er hatte Erfahrung mit dem Abschütteln von Beobachtern, und er schien wirklich in Ordnung zu sein. Ihm konnte sie sich anvertrauen, denn er kannte den Fall fast so gut wie sie selbst. Und wenn er der Anrufer und damit der Täter war ? Unsinn, dann hätte er nicht Janine in Sicherheit gebracht.

Sie suchte seine private Nummer aus ihrem Notizbuch. Es dauerte neun Klingelsignale lang, bis er abhob, sie hätte schon beinahe aufgegeben. Ein verschlafenes "Ja ?" brummte aus ihrer Hörmuschel. Sie sagte ihm nur, daß sie ihn dringend sprechen müßte. Ob sie sich treffen könnten ? Wo ? Aha, in einem Schwabinger Cafe, wo er vor seinen Nachteinsätzen meist ´frühstückte´. Er nannte die Adresse. Gut sie würde es finden. In einer Stunde.

Um sich abzulenken, spülte sie das Geschirr ab und zog sich anschließend um. Nicht auf verführerisch, sondern auf harte Lady: Jeans und schwarze, abgewetzte Lederjacke. Gerade, als sie die Wohnung verlassen wollte, klingelte das Telefon. Bestimmt Schütte, dem etwas dazwischengekommen war. Oder Schweiger. Sie hob ab. Dr. Kirchschläger. "Hören Sie mir bitte zu, bevor Sie wieder auflegen. Kommen Sie morgen um neun in mein Büro, wir müssen reden. Und telefonieren Sie heute nicht mehr, schalten Sie nur den Anrufbeantworter ein. Gehen Sie nicht mehr weg, das ist zu gefährlich." Sie lachte höhnisch: "Für wen ? Aber okay, wir reden morgen. Jetzt habe ich noch eine Verabredung, aber dabei werde ich professionell beschützt. Gute Nacht, Herr Staatsanwalt." Wieder unterbrach sie das Gespräch einseitig.

Als sie das Haus verließ, schaute sie sich sorgfältig um, ob sie etwas Verdächtiges bemerken würde. In den parkenden Autos befand sich niemand, und die paar Fußgänger gingen achtlos an ihr vorbei. Sie nahm sich ein Taxi, denn sie kannte das Parkplatzproblem in Schwabing. Außerdem brauchte sie heute abend mehr als ein Bier, um sich zu beruhigen.

Schütte wartete schon auf sie. Er frühstückte tatsächlich ! Toast, Schinken, Käse, Ei, Kaffee, und das abends um acht. Mit vollem Mund winkte er ihr zu, als sie das Cafe betrat. Sie setzte sich zu ihm und bestellte ein Pils. "Na, das muß ja etwas wirklich Ernstes sein, wenn Sie mit Pils frühstücken," meinte er augenzwinkernd. Wider Willen mußte sie lachen. "Es hat eben nicht jeder Ihren Tagesrhythmus," gab sie zurück. "Aber es ist wirklich ernst, und ich muß mit Ihnen darüber reden." - "Schießen Sie los, ich bin ganz Ohr."

Sie nahm zunächst einen tiefen Schluck aus der Pilstulpe. Als sie absetzte, hatte sie einen weißen Schnurrbart, den sie eiligst mit dem Handrücken wegwischte. "Also, Herr Schütte, die Sache ist so:" - "Jochen." unterbrach Schütte sie. "Wie bitte ?" - "Sie sollen mich Jochen nennen. Sie wollen mir offenbar etwas Privates anvertrauen, und fände ich den Vornamen passender." - "Also gut, Jochen, ich heiße Susanne. Es ist etwas Privates, und ich muß Sie bitten, mit niemandem darüber zu reden." Er nickte eifrig kauend. "Ich habe heute einen Drohanruf erhalten, der mir von weiteren Ermittlungen in unserem Fall abrät." Schütte verschluckte sich. "Was ?! Dann müssen wir dem Täter aber schon gewaltig nahegekommen sein, sonst würde er diesen Fehler nicht begehen. Womit droht er Ihnen ?" - "Er sagt, daß er mich ständig beobachtet. Und er bedroht nicht nur mich." Schütte nahm einen Schluck Kaffee. "Kommt jetzt der private Teil ?" - "Richtig. Er bedroht auch meine Lebensgefährtin Angela. Und das macht mir besondere Sorgen." Schütte bekam große Augen. "Was, Sie sind ...? Das hätte ich nie vermutet. Na schön, ist Ihre Sache. Sollen wir Polizeischutz für Sie und Ihre Freundin organisieren ?"

Sie war erleichtert, daß er Ihr Bekenntnis so einfach wegsteckte. "Nein, das ist es nicht. Was mir Kopfschmerzen bereitet, ist die Tatsache, daß ich Dr. Kirchschläger als einzigem davon erzählt habe. Dieser Trottel hat Angela auf dem ganz normalen Dienstweg überprüfen lassen, und jetzt weiß der Täter von ihr. Was schließen wir daraus ?" Schütte hörte auf zu essen. "Scheiße, es ist einer von uns. Was sollen wir tun ?" Susanne erklärte ihm, daß sie Dr. Kirchschläger den Fall vor die Füße geschmissen hatte. "Ich kann nicht mehr, und ich will nicht mehr. Verstehen Sie das ?"

Schütte pulte nachdenklich Schinkenreste aus seinen Zähnen. "Schon. Aber ich halte es für einen Fehler, klein beizugeben. Viele von uns sind verheiratet, haben teilweise sogar Kinder. Wenn diese Kollegen persönlich bedroht werden, tun wir alles zum Schutz der Familien, aber die betroffenen Kollegen würden nicht im Traum daran denken, den Drohungen nachzugeben. Wenn wir damit erst mal anfangen, braucht jeder Verbrecher nur bei dem ermittelnden Beamten anrufen, und er wäre seine Sorgen los. Wo ist Ihre Freundin jetzt ?" - "In Hamburg. Sie kommt am Donnerstag zurück." - "Könnte sie nicht noch ein paar Tage länger dortbleiben?" - "Nein, wir müssen am Samstag etwas Unaufschiebbares erledigen." Schütte grinste: "Heiraten Sie etwa ? Sorry, war nicht so gemeint. Dann stellen wir eben auch Ihre Freundin unter Polizeischutz. Sie darf nicht alleine in ihrer Wohnung bleiben. Und Sie auch nicht !"

"Das wird nicht so einfach sein. Was ist, wenn unser Täter tatsächlich Polizist ist ? Dann könnte er sich leicht unter die Personenschützer mischen oder unter einem Vorwand Zugang zu ihr erhalten. Nein, haben Sie nicht ein sicheres Versteck für sie, so wie für Janine ? Nur wir beide dürfen davon erfahren." - "Hmm, solche sicheren Verstecke wachsen nicht auf Bäumen. Lassen sie mich nachdenken. Was halten Sie davon, sie in einem Bordell unterzubringen ? Nicht als Nutte natürlich. Nicht gut ? Hmm, vielleicht weiß sie selbst so ein Versteck, wir sollten sie fragen. Sie muß schließlich auch mit der Art ihrer Unterbringung einverstanden sein. Und was machen wir mit Ihnen ?" Susanne dachte nach. "Ich ziehe ins Hotel. Ich kenne da eine kleine Pension in Pasing, dort bin ich erstmal gut aufgehoben." - "Okay. Pasing liegt auf dem Weg zum SM-Club, wo ich heute abend sowieso hinwollte. Ich setze Sie dort ab. Brauchen Sie noch etwas aus Ihrer Wohnung ?"

"Halten Sie das nicht für riskant ? Wenn der Typ mich beobachtet, kann er uns anschließend nach Pasing folgen." Schütte grinste breit: "Haben Sie vergessen, daß ich Spezialist im Abschütteln von Verfolgern bin ? Vielleich können wir sogar den Spieß umdrehen !"
"Gute Idee. Also los." Sie fuhren zu ihr. Schütte begleitete sie in die Wohnung und vergewisserte sich, daß ihr niemand im Treppenhaus oder gar in der Wohnung auflauerte. Dann ging er wieder zum Auto und fuhr ein paarmal um den Block, um nach verdächtig aussehenden Fahrzeugen oder Passanten Ausschau zu halten. Auch die Fenster der gegenüberliegenden Häuser überprüfte er mit einem speziellen Feldstecher mit Restlicht-verstärker, den er für Observationen im Auto hatte. Nach etwa zehn Minuten hielt er vor dem Haus, wo die Kommissarin wohnte. Sie wartete schon mit einem kleinen Koffer am Eingang und stieg schnell zu ihm in den Wagen.

Auf dem Weg nach Pasing fuhr er zahlreiche Umwege, fuhr teilweise wieder zurück in die entgegengesetzte Richtung, parkte mehrfach ein und wartete. Dann wiederum schlich er sich an grüne Ampeln an, um dann bei Gelb plötzlich zu beschleunigen und einen eventuellen Verfolger dazu zu bringen, bei Rot über die Ampel zu fahren. Dabei behielt er ständig den Rückspiegel im Auge. Nach zwanzig Minuten gab er sich endlich zufrieden. "Wenn uns jetzt noch einer folgt, dann muß er sich unsichtbar gemacht haben." Sie lächelte ihm erleichtert zu: "Danke." Durch den Zickzack-Kurs dauerte die Fahrt nach Pasing fast eine Stunde. An der Hotelrezeption saß ein Rentner als Nachtportier. Er erkannte Susanne Berchtold gleich wieder: "Ja, guten Abend, Frau Berchthold ! Was für eine Freude, daß Sie mal wieder bei uns reinschauen !" - "Guten Abend, Herr Michel. Haben Sie ein Zimmer für mich frei ?" - "Oh je, haben Sie wieder Ärger mit Ihrem Mann ?" - "Nein, wir sind schon lange geschieden. Aber ich werde zuhause von einem Unbekannten belästigt, der ständig anruft und klingelt. Um mal richtig durchschlafen zu können, bin ich zu Ihnen geflüchtet." Herr Michel saß in seinem Buch nach, welches Zimmer frei war. "Sie haben Glück, die Nummer 5 ist gerade frei, Ihr früheres Zimmer, wissen Sie noch ?" Er schickte sich an, Frau Berchthold einzutragen, doch Schütte mischte sich ein. "Nein, nicht auf den Namen Berchthold. Nehmen Sie einen anderen Namen. Wie wollen Sie denn in Zukunft heißen, Susanne ?" Die Kommissarin überlegte: "Ach was, tragen Sie einfach Ilse Wegener ein. So heißt eine frühere Schulfreundin." Schütte fügte noch hinzu: "Und bitte verraten Sie niemand außer dem Tagportier, wer sich hinter diesem Namen verbirgt. Auch nicht, wenn ein Kollege von der Polizei anruft. Diejenigen, die es etwas angeht, werden Zimmer 5 oder Frau Wegener verlangen. Und haben Sie bitte ein Auge, wer sich hier an der Rezeption oder vor der Türe herumtreibt. Diese Belästigungen müssen endlich aufhören, sonst kommt meine Kollegin nie zum Schlafen."

Herr Michel lächelte verschmitzt: "Keine Angst, ich weiß, was ich zu tun habe. Ich war während des Krieges beim Heeresnachrichtendienst, da kriegt man schon etwas mit. Verlassen Sie sich nur auf mich. Und Kollege Steiner, der tagsüber Dienst schiebt, kennt sich auch aus. Der alte Filou hat sich zeitlebens wegen seiner Weibergeschichten vor gehörnten Ehemännern oder noch eifersüchtigeren Freundinnen verstecken müssen." Schütte und die Kommissarin lachten.
"Ich kann jetzt noch nicht schlafen," gestand sie. "Darf ich Sie in den Club begleiten ? Sie könnten mich ja danach wieder hier absetzen." Schütte brummte: "Eigentlich wollte ich mir ja die ganze Nacht dort um die Ohren schlagen. Ach, was soll´s, wir fahren zusammen. Los !"

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Goury
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  RE: TÖDLICHES LACHEN Datum:30.01.06 22:18 IP: gespeichert Moderator melden


XV Teil 2

Auf dem Weg nach Lochhausen schlug Schütte übervorsichtigerweise noch ein paar Haken. Babsi, die Bardame des Clubs, war zuerst nicht begeistert, daß Schütte eine Kollegin mitbrachte. Doch nach und nach taute sie auf, und die beiden Frauen sprachen bald wie alte Freundinnen miteinander. Es machte Susanne Berchthold richtig Spaß zu sehen, wie die Männer hereinkamen, die Geilheit sichtbar in den Augen, und wie sie dann total erschöpft, aber zufrieden, eine Stunde später den Club wieder verließen.

"Was erwarten die Freier denn so alles von euren Damen ?" wollte sie wissen. Babsi grinste. "Die meisten wollen keinen Sex. Wer zu uns kommt, braucht stärkeren Tobak, um befriedigt zu werden. Und die Wünsche sind zwar im Grunde genommen immer gleich, aber doch unterschiedlich von Kunde zu Kunde. Viele wollen bestraft werden. Das reicht von leichten, spielerischen Klapsen auf den Po bis zu regelrechten Peitschen-Orgien. Oft genug sind es aber nicht die körperlichen Schmerzen, die sie wirklich befriedigen. Es ist die Mischung aus Demütigung, Unterwerfung und das Ausgeliefertsein, das sie suchen. Lady Silvia war eine Meisterin des psychologischen Spiels mit den Männern. Vor ein paar Jahren hat sie mal tagsüber drei ihrer Kunden total nackt und an den Händen gefesselt über eine benachbarte Baustelle getrieben, selbst in eine Ledermontur gekleidet und mit einer Reitgerte bewaffnet. Am hellichten Tag, vorbei an den gaffenden Bauarbeitern. Das war ein Spaß ! Und die Kunden haben noch monatelang danach davon gesprochen, sie waren begeistert."

Susanne konnte sich ein Kichern nicht verkneifen, als sie sich die Situation bildlich vorstellte. "Und auf sowas stehen eure Kunden ? Ist ja unglaublich !" Babsi lachte mit. Sie erzählte Susanne auch von dem Masturbationsverbot, und daß sogar einige Kunden bei ihrem nächsten Besuch mit Selbstauslöser-Fotos kamen, um ihren Ungehorsam auch schlagkräftig zu dokumentieren. Umso sicherer folgte dann ihre Bestrafung.

"Außerdem führen unsere Damen mit jedem neuen Kunden ein ausführliches Vorgespräch, um herauszufinden, wie weit sie gehen sollen und dürfen. Ab und zu haben wir auch mal einen Anfänger, der nur mal in die SM-Szene hineinzuschnuppern möchte. Dann müssen wir natürlich besonders behutsam vorgehen. Viele davon werden später Stammkunden. Und wie bei Drogen benötigen die Masochisten mit der Zeit eine immer heftigere Dosis, um high zu werden. Es ist unglaublich, welche Schmerzen manche Männer gerne und lustvoll erdulden." - "Und ihr macht alles, was die Kunden wollen ?" Babsi schüttelt energisch den Kopf. "Da würden wir ständig im Knast sitzen. Jede unserer Damen hat ihre eigenen Spielregeln, aber es gibt für alle ein ungeschriebenes Gesetz: keine ernsthaften, bleibenden Verletzungen, und nie bis zur Bewußtlosigkeit. Letzteres ist vor allem bei den Erstickungs-Spielchen wichtig."

Susanne schüttelte ungläubig den Kopf. "Erstickungs-Spielchen ? Was ist das ?" Babsi merkte, daß sie es mit einer unbedarften Anfängerin zu tun hatte. Enstsprechend weit holte sie aus: "Hast du noch nie davon gelesen, daß Männer am Galgen manchmal einen Orgasmus hatten, bevor sie starben ? Irgendetwas daran sorgt dafür, daß sich der Geschlechtstrieb selbständig macht, bevor sie bewußtlos werden. Diesen Ultra-Kick suchen manche Männer. Es gibt da auch einen japanischen Erotik-Thriller, wo das eine Rolle spielt. Wir machen das meist nicht mit Würgen, dabei ist die Gefahr zu groß, daß der Kehlkopf verletzt wird. Dafür verwenden wir spezielle Gummimasken, ähnlich wie Gasmasken. An der Atemöffnung hängt statt eines Filters ein Schlauch, der sich ganz einfach mit der Handfläche abdecken läßt. Ab diesem Moment kriegt der gefesselte Patient keine Luft mehr. Dieser Vorgang wird mehrfach ein paar Sekunden lang wiederholt, und ich habe es selbst gesehen, wie die Delinquenten plötzlich mit nur halbsteifem Schwanz abspritzten, ohne daß die Domina sie auch nur in der Nähe ihrer Geschlechtsteile berührt hatten. Aber das erfordert sehr viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl, denn wenn der Mann plötzlich ohnmächtig wird, geht nichts mehr."

Susanne brauchte noch einen Drink, sie hatte einen ganz trockenen Mund. Nein, diese Berichte erregten sie nicht sexuell, aber sie waren richtig aufregend, wie ein spannender Film. "Wollen manche Männer eigentlich auch mal die Rollen tauschen ? Selbst jemand anderen quälen ?" fragte sie Babsi. "Nur manchmal. Die meisten sind entweder auf Sado oder auf Maso fixiert, und hier verkehren hauptsächlich die Masos. Aber wir haben auch zwei ´Sklavinnen´, die sich auf die Opferrolle spezialisiert haben. Ich glaube, dafür muß man selbst ein wenig masochistisch veranlagt sein, sonst hält man das nicht durch. Aber es ist immer eine Domina dabei, die einschreitet, wenn der Mann sich von seiner Lust am Quälen überwältigen läßt. Und wir haben einen Bodyguard, der allzu gewalttätige Freier in die Schranken weist. Aber das ist nur ganz selten der Fall, die meisten wissen selbst, wo die Grenze ist."

Susanne dachte an Janine und ihre ziemlich brutal aussehenden Narben. Hierfür mußten die Grenzen wohl schon recht großzügig gesteckt sein. "Kommen eigentlich auch Frauen hierher?" Babsi seufzte: "Viel zu wenige, manchmal ein lesbisches Pärchen, oder eine der wenigen masochistisch veranlagten Frauen. Die meisten Masochistinnen können ihre Lust am Schmerz und an Demütigung ganz einfach in einer Partnerschaft ausleben. Sie suchen sich irgendeinen brutalen Macho, der sie mit schöner Regelmäßigkeit verdrischt, das genügt ihnen, auch wenn sie sich ihrer Veranlagung oft gar nicht bewußt sind."

"Und was für Kunden sind das, die auf Kitzeln stehen ?" kam Susanne auf das eigentlich Thema zu sprechen. Babsi lachte auf. "Die ? Das sind meist die angenehmsten. Die wollen keine harte, schmerzhafte Behandlung, bei der man aufpassen muß, daß nichts kaputtgeht. Es sind entweder schrecklich verklemmte Typen, oder aber recht humorvolle, meist sogar attraktive Männer, die einfach durch Kitzeln besonders geil werden. Das sind auch diejenigen, die häufig nach der eigentlichen Behandlung noch eine Handentspannung oder sogar richtigen Sex wollen. Für die meisten ist das Kitzeln kein Ersatz für Sex, wie das sonst bei vielen harten Masochisten der Fall ist. Sie wollen allerdings oft die Rollen tauschen, aber unsere Dominas stehen dafür eigentlich nicht zu Verfügung. Sie geben sich bewußt unnahbar, damit ihre dominante Rolle auch echt wirkt. Ich habe aber den Verdacht, daß eine oder zwei unserer Damen sich ganz gerne solchen Spielchen hingeben, an besonders langweiligen Abenden auch untereinander. Unsere Janine ist aber zur Zeit die einzige Sklavin, die sich für so etwas hergibt. Auch dafür braucht man wohl eine echte Veranlagung."

Zwei neue, männliche Gäste setzten sich an die Bar, und Babsi bediente sie. Als sie fertig war, unterhielt sie sich weiter mit Susanne. "Weißt du, wir behandeln auch manchmal Masochisten mit Kitzeln, die nur Soft-SM wünschen. Dabei können sie voll und ganz ihre Hilflosigkeit auskosten, ohne daß dabei heftige Schmerzen entstehen. Einer hat mir mal erzählt, daß er durch unsere Behandlung erst zum Kitzelfan geworden ist. Ich habe gehört, es soll sogar richtige Clubs geben, die dieser Leidenschaft frönen." Unwillkürlich nickte Susanne. Babsi bemerkte es, und sie fragte: "Stehst du etwa auch darauf ?" Susanne errötete wie ein Schulmädchen. Das war Antwort genug für Babsi, und sie meinte: "Offensichtlich ja. Ich verrate dir jetzt ein Geheimnis: Ich mag das auch. Wenn du Lust hast, könnten wir das bei Gelegenheit mal ausprobieren." Susannes Kopf wurde noch heißer. "Hast du es schon mal in einer Folterkammer probiert ? So richtig als Rollenspiel mit Verhör und so ? Das finde ich besonders geil," hauchte Babsi.

Susanne war schrecklich erregt durch das Gespräch, doch sie hatte Skrupel. Was würde Angela dazu sagen ? War das nicht so etwas wie Untreue ? Und wenn es dabei vielleicht gar nicht zum Sex kam ? Babsi ließ ihr Zeit, sie bediente zunächst die beiden Männer an der Bar wieder, die sich aber gleich darauf mit zwei Damen vom Club in eine Nische zurückzogen, um Einzelheiten zu besprechen. Dafür kam Lady Jane an die Bar, die aufregende Blondine mit Pferdeschwanz, und Babsi flüsterte eine ganze Weile mit ihr. Sie sprachen über Susanne, soviel war ihren Blicken zu entnehmen. Schließlich stand Jane auf und sprach Susanne an.

"Babsi hat mir erzählt, daß du auch auf Kitzeln stehst. Was hältst du davon, wenn wir uns mal zu dritt in eines unserer Zimmer verziehen und ein kleines Spielchen spielen ? Keine Sorge, das alles bleibt unter uns. Dein Kollege hat sich schon mit einem Mädchen verzogen, deine Abwesenheit wird also nicht auffallen. Und Joe, unser Bodyguard, kann Babsi für ein Stündchen an der Bar vertreten. Los, sei kein Frosch, trau´ dich !"

Susanne zierte sich noch ein wenig. Doch nach einer Weile gab sie nach und meinte: "Okay, ich mache mit. Zumindest werde ich dadurch ein wenig von meinen momentanen Problemen abgelenkt. Und ein wenig Lachen könnte mir jetzt auch nicht schaden." Arm in Arm verschwanden sie in eine freie Folterkammer.

Jane schlug ein Rollenspiel vor: Susanne und Babsi sollten Spione sein, und sie selbst würde das Verhör leiten. Die Kommissarin bemerkte dazu, daß das normalerweise ihre Rolle wäre, andere auszufragen. Jane lachte nur und meinte: "Dann wirst du jetzt erfahren, wie man sich fühlt, wenn man selbst das Opfer ist." Eines der "Spielzeuge" in der Folterkammer war ein mittelalterlicher Fußpranger, wie sie ihn am Nachmittag in Holzkirchen kennengelernt hatte. Es war die Luxusausführung mit gepolsterten Öffnungen, und als zusätzliche Beigabe ragte hinter dem Sitz ein Pfahl auf, an dem Ledermanschetten zum Festbinden der Hände hingen. Susanne bat, als Erste verhört zu werden, und zwar in diesem Pranger. Sie wollte wissen, wie sich das anfühlte. Einen kleinen Hintergedanken hegte sie dabei: Es war recht wahrscheinlich, daß sie so ein Ding auch bei ihrer ´Aufnahmeprüfung´ am kommenden Samstag kennenlernen würde, und dann wußte sie schon mal, was sie dabei erwartete.

Doch Jane hatte ihre eigenen Vorstellungen: "Kommt nicht in Frage. Ihr seid beide Spione, habt ihr das vergessen ? Und deshalb werde ich euch beide gleichzeitig kitzeln. Wir machen einen kleinen Ausdauerwettbewerb daraus: Wer zuerst sein Geheimnis preisgibt, hat verloren und wird anschließend von der Gewinnerin und mir gekitzelt. Dieser Pranger hat nicht zwei, sondern vier Löcher, und ein Paar zusätzliche Fesselmanschetten gibt´s auch." Babsi war begeistert: "Und welches Geheimnis dürfen wir nicht ausplaudern ?" - "Hmm, als Spione benutzt ihr natürlich einen Decknamen, und das könnte zum Beispiel euer zweiter Vorname sein. Also los, ausziehen und hinsetzten !" befahl sie. Sie ließen sich im Pranger festschnallen und harrten mit einem mulmigen Gefühl im Bauch der Dinge, die auf sie zukommen sollten. "Tut mir bitte den Gefallen und gebt nicht zu schnell auf. Es kommt nicht so oft vor, daß ich gleich zwei Opfer gleichzeitig kitzeln darf, schon gar nicht so attraktive, und ich möchte das ein Weilchen genießen."

Sie verließ den Raum, um noch einige Dinge zu holen, die sie benötigte. Susanne und Babsi bekamen so die Gelegenheit, darüber nachzudenken, worauf sie sich eingelassen hatten. Als Jane zurückkehrte, begann das Spiel. Sie baute sich vor ihren Opfern auf und meinte: "Tja, meine Damen, euer Pech, daß ihr euch habt erwischen lassen. Ihr seid schon als Agentinnen enttarnt, doch jetzt folgt der ernste Teil. Da ihr nun schon so bequem sitzt, betrachtet euch als meine Gäste. Sicherlich macht es euch nichts aus, mir ein wenig aus eurem Leben zu erzählen. Zum Beispiel, mit welchem Code die geheimen Notizen verschlüsselt sind, die wir bei euch gefunden haben. Wer will anfangen ?" Susanne war kurz davor, loszuprusten. Jane verkörperte die Verhörleiterin sehr überzeugend, doch die Situation war zu komisch.
Jane bemerkte diese ungewollte Heiterkeit. "Soso, du findest das also witzig. Nun, über Witze sollte man eigentlich lachen, findest du nicht ? Los, lache darüber ! Wird´s bald ?" Susanne kniff ihre Lippen zusammen. "Du weigerst dich ? Dann muß ich wohl nachhelfen !" Sie umrundete den Pranger, bis sie hinter ihren Opfern stand. Mit beiden Händen griff sie an Susannes Taille und knetete die Weichteile. Die Gekitzelte kreischte laut auf und zerrte an ihren Fesseln. "Hallo, da haben wir ja eine sehr empfindliche Agentin. Ist die andere auch so kitzlig ?" Sie probierte es an Babsi aus, und deren Reaktion stand Susannes in keinster Weise nach. Jane fand das offenbar lustig, denn sie mußte laut mitlachen. "Das wird ein interessantes Verhör, genau wie ich es liebe," meinte sie.

Sie trat wieder an das Fußende des Prangers, um ihren Opfern in die Augen sehen zu können. "Und ? Was habt ihr mir über den Code zu sagen ?" Beide schwiegen, denn sie konnten naturgemäß nichts ausplaudern, was sie nicht wußten. Jane fing das recht geschickt an, die Prozedur zu verlängern. "Na, mal sehen, was eure Fußsohlen dazu sagen." Mit zwei spitzen Federn begann sie, die nackten, hochempfindlichen Sohlen zu kitzeln. Die Berührung war so sanft, daß es eine Weile dauerte, bis sie das Kitzeln fühlten. Doch dann gab es kein Halten mehr. Beide wanden sich auf ihrer Sitzbank, und Susanne wußte nun, warum die Polsterung der Beinöffnungen im Pranger so wichtig war. Reflexartig versuchte sie immer wieder, die Beine an den Körper zu ziehen und stieß dabei mit den Knöcheln auf Widerstand. Bei bloßem Holz hätte sie sich ganz schön verletzt.

An Anfang fühlte sich die Feder ja noch ganz angenehm an, doch als die Berührungen nicht aufhörten, wurde das ganze schier unerträglich, obwohl die Kitzligkeit nach ein paar Minuten etwas nachließ. Die Feder schien plötzlich elektrisch geladen zu sein, und sie schickte winzige Stromstöße durch die unzähligen Nervenenden auf der Sohle. Trotzdem konnten sie nicht aufhören zu lachen, obwohl ihnen schon der Bauch schmerzte. Babsi kullerte sogar eine Träne über die Wange.

Als Jane das sah, unterbrach sie die Tortur und fragte: "Na, meine Süße, willst du nicht vielleicht doch lieber reden ?" - "Ich weiß doch den Code nicht !" jammerte Babsi. "Bitte hör auf, meine Füße zu kitzeln, ich kann nicht mehr !" Jane grinste sadistisch: "Ich kann dich auch woanders kitzeln, wenn dir das besser gefällt." Sie griff wieder von hinten an, diesmal eine Hand an beiden Opfern. Wieselflink rasten ihre Finger die Körperseiten auf und ab, vor der Hüfte bis zu den Achselhöhlen. Susanne und Babsi flippten fast aus. Von Zeit zu Zeit bearbeitete Jane eines der Opfer mit beiden Händen, so daß jede immer wieder eine kurze Atempause erhielt, während die andere umso heftiger lachen mußte.

Bald waren Babsi und Susanne atemlos. Ihr Lachen hörte sich beinahe hysterisch an, und beide hatten stark gerötete Wangen. Jane wollte es nicht übertreiben, also gönnte sie ihnen eine Pause und begann wieder mit der Befragung. "Na, habt ihr denn gar keine Idee, wie der Code zu entschlüsseln ist ?" Susanne keuchte immer noch, als sie antwortete: "Nein, wirklich nicht. Wir sind doch nur die Kuriere, die diese Nachrichten weiterleiten. Von dem Code und dem Inhalt der Notizen haben wir nicht die geringste Ahnung !" Jane grinste anerkennend: "Guter Versuch ! Leider wurdet ihr mit einem Fernglas in eurer Wohnung beobachtet, wie ihr diese Notizen selbst verfaßt habt." Babsi schlug vor: "Probier doch einfach, die Buchstaben ein wenig durcheinander zu schütteln." Jane verneinte energisch: "Das ist kein guter Vorschlag. Wie soll ich zum Beispiel das Wort ´brmpftlks´ lesen ? Da kann ich noch so lange schütteln, etwas Vernünftiges kommt dabei nicht heraus, und das weißt du. Du versuchst also, mich zu veralbern, und das wird bestraft !" Sie stellte sich hinter Babsi und kitzelte und knetete ihr Rippen und Weichteile erbarmungslos. Das arme Mädchen mußte so heftig lachen, daß sie ernsthafte Atemprobleme bekam. Ihr Lachen wurde lautlos, sie brachte keinen Ton mehr hervor, nur ihr Körper schüttelte sich heftigst, und ihr Gesicht verkrampfte sich zu der eigenartig säuerlichen Miene, die Susanne schon kannte.

Kurz, bevor Babsi ohnmächtig wurde, stoppte Jane die Folter und wandte sich Susanne zu. "Du mußt dich schon richtig vernachlässigt fühlen ! Wo hast du denn deine kitzligste Stelle ? Du willst sie mir nicht verraten ? Na schön, dann muß ich sie eben suchen." Ihre Finger begannen, auf der empfindlichen Haut unter den Achseln spazieren zu gehen. Jane kitzelte sie nicht so heftig wie Babsi, doch es genügte, Susanne zum Schreien zu bringen. Als die Finger den Übergang von den kurzen Rippen zu den Weichteilen fanden, fuhr die Gekitzelte aus der Haut. Immer wieder krampfte ihr Körper sich reflexartig zusammen, ohne der Qual entfliehen zu können. Ihr Lachen wurde keuchend, mit einem kleinen, spitzen Ton am Ende jedes Atemzuges. Nach schier endloser Folter erlöste Jane sie endlich. Es dauerte mehrere Minuten, bis sie sich etwas beruhigt hatte.

Dieses Erlebnis machte Susanne klar, was die Opfer des Kitzelmörders durchgemacht haben mußten. Das war etwas ganz anderes, als die recht harmlosen Spielchen, die sie bisher mit Angela ausprobiert hatte. Hier ging es nicht darum, die Partnerin sanft zu erregen, sondern richtige sadistische Folter stand im Vordergrund. Nichtsdestotrotz fühlte Susanne, daß ihre Scheide feucht war. Also konnte man tatsächlich auch durch diese Art von Tortur erregt werden, so wie es Petra Meister beschrieben hatte.

Jane ließ beiden genug Zeit, um wieder zu Atem zu kommen. Erst dann begann der vorher vereinbarte Teil des Rollenspiels. "Tja, wie ihr seht, haben wir die Möglichkeit, euch zum reden zu bringen, ohne daß ihr später beweisen könnt, daß ihr gefoltert wurdet. Nun, vielleicht habt ihr ja wirlich den Code nicht im Kopf, also fangen wir klein an: Jede Agentin hat einen Decknamen, und die Buchstabengruppe unter den Nachrichten scheint so etwas wie eine Unterschrift zu sein. Wenn wir nun wüßten, wie euer Deckname lautet, hätten wir zumindest einen Ansatzpunkt, wie der Code zu entschlüsseln ist. Ihr habt jetzt die Wahl: entweder ihr verratet mir eure Decknamen, oder die Folter geht weiter. Um das ganze spannender zu machen, gibt es auch einen netten Preis zu gewinnen: Wer mir seinen Decknamen zuerst mitteilt, wird in ein normales Gefängnis verlegt und von uns in Ruhe gelassen. Die Andere bleibt noch eine Weile hier, für weitere Informationen und auch zu meinem Vergnügen. Na, wer fängt an ?"

Jane schien einige Erfahrung mit dieser Art von Verhör zu haben. Susanne war sich nicht sicher, ob sie nicht sofort ausgepackt hätte, wenn die Sache ernst gemeint gewesen wäre. Solche Methoden müßte man mal bei der Polizei einführen, dachte sie, in sich hineinkichernd. Jane faßte das falsch auf. und ermahnte beide: "Das ist zwar zum Lachen, aber überhaupt nicht witzig. Ihr werdet schon sehen !" Aus einer Schublade holte sie zwei Vibratoren, über deren Spitze je ein Präservativ mit drei Noppen gestülpt war. Sie drehte an den Enden, und die Dinger begannen, laut zu schnurren. So näherte sie sich dem Fußende des Prangers. Langsam und sachte bewegte sie die Vibratoren über die Sohlen der Delinquentinnen, erst von oben nach unten, dann im Zickzack. Sorgsam achtete sie darauf, daß jeder Vibrator gleichmäßig je ein Opfer berührte, so daß beide gleichzeitig in etwa die selbe Dosis Kitzeln empfingen.

Schon nach der ersten Berührung war es mit der Selbstbeherrschung der beiden vorbei. Sie kreischten laut und zerrten an ihren Fesseln. Die Noppen kitzelten derart heftig, daß keine von beiden sprechen konnte. Jane merkte das, und sie gönnte ihnen öfter mal eine kurze Pause. Susanne hielt es schon nach zwei Minuten nicht mehr aus, sie flehte lachend um Gnade. "Und, was höre ich ?" fragte Jane gespannt. Es dauerte noch eine Weile, bis Susanne antworten konnte, doch dann hauchte sie "Luise. Mein zweiter Vorname ist Luise, nach meiner Großmutter." Diesmal war es an Jane, zu lachen. "So genau wollte ich es gar nicht wissen. Aber um ganz sicher zu gehen, daß du nicht lügst, werde ich jetzt deinen Personalausweis aus deiner Jeans holen. Wehe, du hast nicht die Wahrheit gesagt !"

Susanne hatte nicht gelogen, doch ihr wurde siedenheiß bewußt, daß sie ihren Dienstausweis auf keinen Fall zur Aufnahme in den Lachverein mitnehmen durfte. Als Jane sich überzeugt hatte, öffnete sie den Pranger und band Susanne los. Babsi mußte noch eine Weile auf ihre Befreiung warten, denn sie hatte verloren. Sie bettelte darum, auch freigelassen zu werden und schwor, sie sei nun ausgekitzelt, sie könnte wirklich nicht mehr lachen.

Jane setzte wieder ihr sadistisches Grinsen auf: "Das wollen wir doch gleich mal testen ! Welche Körperteile willst du übernehmen, ´Luise´?" - "Am liebsten den Oberkörper, da ist sie am empfindlichsten." Gesagt, getan. Zusammen kitzelten sie das wehrlose Opfer fast bis zur Bewußtlosigkeit, und Babsi zeigte, daß sie sehr wohl noch in der Lage war, heftig und laut zu lachen. Doch endlich war die Tortur vorüber, und sie erlösten Babsi von den Fesseln.
Jane fing schon mal an, die Folterkammer ein wenig aufzuräumen, als sie bemerkte, daß ihre Opfer eifrig kichernd miteinander flüsterten. Sie ahnte Schreckliches, und ihr Ahnung bewahrheitete sich. Bevor sie noch protestieren konnte, fielen die beiden über ihre Peinigerin her und zerrten ihr die Ledermontur vom Leib. Dann wurde sie gezwungen, sich in den Pranger schnallen zu lassen. "Ihr macht einen großen Fehler !" rief sie. "Ich bin überhaupt nicht kitzlig, und wenn ihr es dennoch versucht, werde ich mich fürchterlich rächen !" Diesmal grinste Susanne: "Wenn du nicht kitzlig bist, wofür willst du dich dann rächen ?" Alle weiteren Proteste wurden ignoriert, und Jane erhielt eine kräftige Dosis ihrer eigenen Medizin. Von wegen, nicht kitzlig ! Sie war offensichtlich sogar die kitzligste der drei Frauen, und entsprechend heftig fiel auch ihre Reaktion aus. Babsi meinte: "Jetzt weiß ich auch, woher du so viel Ahnung vom Kitzeln hast, und warum du dich nie als Opfer für die Kunden zur Verfügung stellst ! Nun, wie fühlt es sich denn an, wenn man plötzlich auf der anderen Seite des Prangers sitzt ?" Mit wahrer Wonne zahlten sie der Domina die erlittenen Qualen heim, mit Zins und Zinseszins.

Als ihre Rachegelüste endlich befriedigt waren, hatten sie Jane auf ein kleines Häufchen Elend reduziert, das sich kaum mehr bewegen konnte, geschweige denn sprechen. Wieder konnte die Kommissarin nicht umhin, Parallelen zu ihrem Fall zu ziehen. Sie gestand sich selbst ein, daß ihr dieses Experiment viel Freude bereitet hatte, vor allem auch der aktive Part. Fühlte sich der Täter so ähnlich, wenn er seine Opfer quälte ? Erregte es ihn ebenso wie sie ? Wie pervers war sie eigentlich geworden ? Sie beschloß, das ganze nochmal in Ruhe zu überdenken, jetzt war sie zu aufgewühlt und gleichzeitig erschöpft. Auch die beiden anderen waren schweißgebadet. In weiser Voraussicht war in einem Nebenraum jedes Folterkellers eine großzügig dimensionierte Dusche installiert, die sie alle drei gleichzeitig benutzen konnten.

Sie wuschen sich gegenseitig, und Jane keuchte: "Ich bin so geil von dieser Kitzelorgie, ich könnte einen ganzen Fußballverein vergewaltigen. Geht es euch nicht auch so ? Ich muß es mir jetzt sofort selbst besorgen, sonst werde ich wahnsinnig. Kommt, helft mir !" Sie begann, mit beiden Händen an sich herumzuspielen. Babsi und Susanne ging es ähnlich, und so verliefen sich ihre Hände zu Janes Muschi und Brüste. Die revanchierte sich, and bald befingerten sie sich gegenseitig, bis alle drei in einen rauschenden Orgasmus rasten. Glücklicherweise war der Boden gefliest; auf einem Teppichboden hätten sie einen großen, feuchten Fleck hinterlassen, so erregt waren sie.

Später, an der Bar, begrüßte Schütte seine Kollegin mit einem süffisanten Lächeln. Da sie gleichzeitig mit Jane und Babsi den Raum betrat, konnte er sich ausrechnen, mit wem sie es getrieben hatte. "Na, wie war der flotte Dreier ?" grinste er anzüglich. Die Kommissarin boxte ihn in die Rippen und sagte: "Das geht sie gar nichts an, Sie kleines Ferkel. Wie war denn Ihr Schäferstündchen ?" Er murmelte nur: "Jaja, schon gut. Ich habe eben auch etwas Ablenkung gebraucht. Bei Ihnen alles in Ordnung ? Sie sehen so erschöpft aus." Babsi grinste: "Kein Wunder, ihr wurde gerade die Seele aus dem Leib gekitzelt." Nun war es heraus, Susannes kleinen Geheimnis. Schütte lachte laut auf und sagte: "Und da habt ihr mich nicht dazugeholt? Ich hätte zu gerne mal meine verehrte, gestrenge Kollegin dabei erlebt ! Ich bin enttäuscht, daß ihr mir das nicht gegönnt habt." Susanne boxte ihm nochmals in die Rippen, lachte aber dabei.

Sie nahmen noch einen Drink, dann brachte Schütte seine Kollegin in ihr neues Zuhause in Pasing. Er versprach, am nächsten Morgen den Staatsanwalt anzurufen und sie zu entschuldigen. Ab sofort würden alle Kontakte vom Präsidium zu Susanne Berchthold nur über Schütte laufen, nicht einmal Dr. Kirchschläger durfte erfahren, wo sie sich versteckt hielt.
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  RE: TÖDLICHES LACHEN Datum:30.01.06 22:19 IP: gespeichert Moderator melden


XVI.

Am Morgen hatte Susanne Berchthold einen Muskelkater im Bauch, der sich gewaschen hatte. Nachdem sie ausgiebig gefrühstückt hatte, fuhr sie zunächst mit der S-Bahn ins Büro. Schweiger empfing sie ganz aufgeregt. "Wo bleiben Sie denn ? Ist Ihnen etwas zugestoßen ?" Sie bat ihn, die Bürotür zu schließen, um alleine mit ihm zu sein. Dann berichtete sie von dem Drohanruf und davon, daß sie sich in ein Versteck zurückgezogen hatte, von dem niemand erfahren durfte. "Auch Sie nicht, mein lieber Schweiger, obwohl ich nicht glaube, daß Sie damit etwas zu tun haben. Ich will nur sichergehen. Falls Sie mich dort erreichen wollen, sprechen Sie mit Schütte. Er wird mich informieren, und ich rufe Sie zurück. Und jetzt seien Sie bitte so nett und holen Sie meinen Wagen von zuhause. Außerdem veranlassen Sie bitte, daß meine Wohnung überwacht wird. Wo ist Junior ?" - "Er hat sich krankgemeldet. Brechdurchfall. Muß wohl etwas Falsches gegessen haben." - "Na gut, geht auch ohne ihn. Ich verrate Ihnen jetzt noch ein Geheimnis: Der mysteriöse Anrufer hat auch meine Lebensgefährtin bedroht. Nun glotzen Sie nicht so, ab und zu bin ich auch mal lesbisch, wenn mir die Männer zu sehr auf die Nerven gehen. Davon darf natürlich niemand wissen, ist das klar ?" Schweiger nickte, immer noch total verdattert. Diese Neuigkeit mußte er zuerst verdauen. Für die Kommissarin war sein Erstaunen ein weiteres Indiz, daß er nicht der Anrufer war.

"Deshalb muß auch die Wohnung meiner Freundin überwacht werden. Hier ist die Adresse." Sie schrieb ihm Angelas Anschrift auf einen Zettel. "Lassen Sie sich einen Vorwand dafür einfallen. Zeugenschutz, Verdächtige, was immer Sie wollen. Dr. Kirchschläger ist damit einverstanden. Los, Abmarsch !" Er zog kopfschüttelnd Leine.
Das Telefon klingelte. Susanne Berchthold schrak zusammen. Ein neuer Drohanruf ? Sie hob ab und war erleichtert, Dr. Kirchschlägers Stimme zu hören. "Ja, ich komme gleich zu Ihnen," versprach sie und machte sich auf den Weg.

Im Büro des Staatsanwalts erhielt sie zuerst mal einen Anpfiff. "Sehr geehrte Frau Oberkommissarin, ich bin es nicht gewöhnt, daß man ein Telefonat mit mir so einseitig und unhöflich beendet. Diesen Stil verabscheue ich." Sie murmelte eine Entschuldigung, doch er ging nicht weiter darauf ein. "Des weiteren ist es Vorschrift, daß ein irgendwie bedrohter Beamter das seiner Dienststelle gegenüber meldet, die dann notfalls für eine sichere Unterbringung sorgt. Dafür bin in diesem Fall ich zuständig, nicht Kommissar Schütte. Sie werden mir jetzt mitteilen, wo Sie ab sofort außerhalb der Dienststunden erreichbar sind. Es geht nicht an, daß ich eine Fahndung nach Ihnen herausgeben muß, wenn ich Sie sprechen will. Und ich denke nicht daran, über einen anderen Kollegen mit Ihnen Kontakt aufzunehmen. Also ?"

Langsam keimte Wut in Susanne Berchthold auf. Sie beherrschte sich jedoch und meinte cool: "Verehrter Herr Staatsanwalt, Sie selbst sind der Grund für meine Heimlichtuerei. Wenn Sie nicht so unverantwortlich leichtsinnig meine Freundin exponiert hätten, würde ich Sie jetzt über alles informieren. So aber kann ich nicht ausschließen, daß die undichte Stelle vielleicht gar nicht bei der Polizei, sondern bei der Staatsanwaltschaft zu suchen ist. Für meine Reaktion gestern am Telefon entschuldige ich mich, sie war ein Ergebnis der Situation. Und ich halte mein Angebot aufrecht, den Fall abzugeben. Inzwischen bin aber auch bereit, ihn weiter zu bearbeiten. Ich glaube nämlich, daß wir, ohne es zu wissen, schon recht nah am Täter dran sind, sonst würde er nicht zu so verzweifelten Methoden greifen. Meinen Unterschlupf werde ich Ihnen dennoch nicht verraten. Ich nehme eines der Dienst-Handys, über das können Sie mich erreichen. Wenn Sie damit nicht einverstanden sind, beantrage ich meinen noch ausstehenden Resturlaub von letztem Jahr. Oder Sie suspendieren mich."

Dr. Kirchschläger schluckte. So war noch keine Polizistin mit ihm umgesprungen. Kommissarin Berchthold meinte es sehr ernst, das spürte er. Und er fühlte auch, daß er mit der Art von Angelas Überprüfung einen nicht wieder gutzumachenden Fehler begangen hatte. Sie hatte recht, in diesem Fall könnte das Leck sehr wohl in der Staatsanwaltschaft zu finden sein. Immerhin hatte er das Fax erst am nächsten Morgen im Körbchen gefunden, das hieß, daß schon eine Menge Menschen es gelesen haben konnte. Angefangen von der Putzfrau bis zu seiner Sekretärin oder dem Büroboten.

Seine Gedanken wurden vom Telefon unterbrochen. "Kirchschläger. Waaas ? Sagen Sie das nochmal ! Wissen Sie schon etwas Näheres ? Und wie geht es ihm ? Danke. Halten Sie mich auf dem Laufenden." Die Kommissarin hatte einen Knoten in der Bauchgegend, wie immer, wenn sie fühlte, daß etwas faul war. "Was war das ?" erkundigte sie sich. Dr. Kirchschlägers Gesicht hatte jede Farbe verloren. "Kennen Sie Memminger, unseren Polizeizeichner ? Er ist auf der Salzburger Autobahn verunglückt. Schwer verletzt, nicht ansprechbar. Ein Hubschrauber hat ihn in die Unfallklinik nach Murnau geflogen. Wohin wollte der ?" Jetzt mußte Susanne Berchthold schlucken. "Nach Holzkirchen, vermute ich. Ich selbst habe ihn dorthin geschickt. Er sollte ein Phantombild eines Mannes erstellen, der dort einen Pranger gekauft hatte, wie er bei dem Mord in Sauerlach verwendet wurde." Ihr wurde plötzlich siedendheiß. "Herr Dr. Kirchschläger, war es wirklich ein Unfall ? Ich habe einen schrecklichen Verdacht !" - "Genaueres über den Unfall weiß man noch nicht. Warum, was für einen Verdacht haben Sie ?" Die Kommissarin brauchte einen Schluck Wasser. "Herr Staatsanwalt, Sie müssen unbedingt den Unfallwagen beschlagnahmen und genauestens untersuchen lassen. Es besteht sie Möglichkeit, daß es sich um einen gezielten Anschlag auf ihn handelte. Der Täter hat möglicherweise davon erfahren, daß von ihm eine Phantom-zeichnung erstellt werden sollte. Außerdem sollten Sie sofort die Kollegen in Holzkirchen informieren, daß sie einen Schreiner unter Personenschutz stellen müssen. Hier ist die Adresse."

Dr. Kirchschläger handelte schnell, er telefonierte sofort, ohne vorher nach dem Sinn zu fragen. Dann wandte er sich wieder Susanne Berchthold zu. "Wer weiß von Ihrem Plan, den Zeichner nach Holzkirchen zu schicken ?" Die Kommissarin dachte nach. "Nun Schütte war dabei, aber es gibt Gründe, warum ich ihn nicht für den Täter halte. Den Termin mit dem Zeichner habe ich Bieneck vereinbaren lassen, aber der grüne Junge ... Nein, das traue ich ihm einfach nicht zu. Entweder hat der Zeichner selbst jemand davon erzählt, oder aber der SM-Schreiner. Auf jeden Fall schwebt der Schreiner in höchster Gefahr. Er kann vermutlich den Täter beschreiben. Haben wir noch einen Zeichner ?" Der Staatsanwalt schüttelte den Kopf. "Wäre auch nicht ratsam, noch einen aus unserem Präsidium dorthin zu schicken. Warten Sie, ich rufe einen Kollegen in Nürnberg an, das ist sicherer."

Bevor seine Hand das Telefon erreichte, klingelte es wieder. Die Kollegen aus Holzkirchen. Der Schreiner war in seiner Werkstatt tot aufgefunden worden. Erwürgt. Erschüttert legte Dr. Kirchschläger auf. "Unser Täter macht Überstunden. Langsam wird er zum Amokläufer. Verdammt, wir müssen ihn kriegen, bevor er noch weitere Menschen umbringen kann !" Er schlug mit der Faust auf seinen Schreibtisch. Susanne Berchthold krallte sich so fest an die Stuhllehne, daß ihre Finger schmerzten. Alles, was sie sagen konnte, war ein von Herzen kommendes "Scheiße !"

Der Staatsanwalt überlegte kurz und fragte dann: "Wer ist noch unmittelbar gefährdet ? Wer hat den Täter noch gesehen ? Schnell, wir dürfen keine Zeit verlieren !" Die Kommissarin antwortete sofort: "Können Sie veranlassen, daß Schellers SM-Club in Lochhausen sofort vorübergehend geschlossen wird ? Fast alle dort haben den Täter gesehen, und eine der Dominas, Lady Jane, war bereit, uns sogar eine Phantomzeichnung anfertigen zu helfen; sie hat mindestens eine halbe Stunde mit ihm persönlich gesprochen. Ich denke, wir können mittlerweile fast sicher davon ausgehen, daß der junge Mann mit dem unauffälligen Gesicht der Täter ist." Dr. Kirchschläger reagierte schnell. Er rief sofort Schütte an und gab ihm die Anweisung, mit zwei Streifenwagen und einem Kleinbus zum Club zu fahren. Er machte klar, daß es um Minuten gehen konnte, sonst wäre vielleicht gleich das nächste Mordopfer fällig. Die Damen dort sollten vorübergehend in Schutzgewahrsam genommen werden, bis sich eine geeignete Unterbringung in einem sicheren Versteck organisieren ließ.

Als nächstes rief er einen Beamten im LKA an. Er erklärte ihm nur, daß sie etwa ein Dutzend Zeugen sofort von der Bildfläche verschwinden lassen mußten. Der Beamte schien den Staatsanwalt zu kennen. Er stellte keine Rückfragen, sondern versprach, sich gleich darum zu kümmern. Dann wandte sich Dr. Kirchschläger wieder der Kommissarin zu. "Das wird vermutlich auch gleich Scheller auf den Plan rufen. Na, vielleicht lernen wir ihn ja endlich mal kennen. Mal sehen, von welcher Seite im Präsidium ich gleich Druck bekomme, dann erfahren wir auch etwas über seine Connections zur Polizei. Ich glaube, sie sollten unter diesen Umständen Ihren Undercover-Einsatz in diesem Lachverein abblasen, das ist jetzt zu gefährlich."

Susanne Berchthold widersprach: "Ich glaube nach wie vor, daß wir dort mehr erfahren können. Damit es nicht zu gefährlich wird, sollten wir ein paar Leute unauffällig vor dem Club postieren. Gibt es eine Möglichkeit, wie wir ein Gefahrensignal nach draußen senden können, ohne daß die Anwesenden etwas davon merken ?" - "Ich habe da eine Idee, muß aber zuerst nachfragen, ob wir das Gerät in diesem Fall verwenden können." Die Kommissarin schaute skeptisch: "Wir müssen aber davon ausgehen, daß ich vermutlich für eine ganze Weile nackt sein werde, so daß wir keinen Sender an mir anbringen können." Wider Willen schmunzelte der Staatsanwalt. Er versuchte sich vorzustellen, wie Susanne Berchthold wohl aussah, wenn sie nackt und gefesselt dalag und gekitzelt wurde. Doch angesichts der Situation wurde er sofort wieder ernst. "Lassen sie mich mal machen, ich glaube, das kriegen wir hin."

Angela rief an, gerade als Susanne in ihr Büro zurückkehrte. Sie war schon am Flughafen in Hamburg und wollte wissen, warum sie weder am Vorabend noch am Morgen ans Telefon gegangen war. Susanne erklärte ihr die neue Situation und stellte ihr frei, vorübergehend noch in Hamburg zu bleiben und sie alleine in den Lachverein gehen zu lassen. Angela wollte nichts davor hören. "Na hör´ mal, ich lasse dich doch nicht in so einer Situation im Stich. Zu zweit ist es allemal sicherer." Dankbar stimmte Susanne zu. "Paß´ auf, du darfst aber nicht zurück in deine Wohnung. Hast du hier in München jemanden, bei dem du dich ein Weilchen verstecken kannst ?" Angela hatte sofort eine Idee. "Bei meiner Tante in Obermenzing. Dann wäre ich ja auch gleich in Pasing bei dir, in deinem neuen Zuhause. Holst du mich vom Flughafen ab ? Ich komme um 13.20 Uhr an." - "Klar, schon um deiner Sicherheit willen. Ich kann´s kaum erwarten, dich wiederzusehen !"

Da ihr im Moment ohnehin die Hände gebunden waren, schnappte sie sich das Handy und fuhr zum Flughafen. Sie ertappte sich dabei, ebenso wie Schütte ein paar Haken zu schlagen, um eventuelle Verfolger abzuschütteln. Angelas Maschine war pünktlich, und bald lagen sich die beiden Freundinnen in den Armen. Gemeinsam fuhren sie zu Angelas Tante, die ein altes, aber sehr gemütliches Haus in Obermenzing bewohnte. Es war fast eine kleine Villa, mit einem riesigen Garten drum herum. Von der Straße aus war das Haus wegen der dichten Hecken kaum einzusehen, also ein gutes Versteck. Susanne gab ihr noch ihre Handy-Nummer und notierte sich die Telefonnummer von Angelas Tante. Dann fuhr sie sofort zurück ins Präsidium.

Dort war ein Tumult im Gange. Acht Damen aus dem SM-Club protestierten heftigst gegen ihre Festnahme. Lady Jane war nicht dabei, auch nicht Babsi. Sie sollten erst am Abend dort eintreffen. Die Kommissarin verschaffte sich mühsam Gehör und erklärte ihnen die Situation in knappen Worten. "Das ist nur zu eurer Sicherheit. Der Täter hat mittlerweile schon zwei Zeugen getötet, einer schwebt noch in Lebensgefahr, und Janine wurde von meinem Kollegen im letzten Moment in Sicherheit gebracht. Es scheint, er will jetzt jeden umbringen, der ihn identifizieren kann. Deswegen ist es auch wichtig, daß wir sofort die Adressen erfahren, wo wir eure Kolleginnen erreichen können, die jetzt frei haben."

Lady Carola zückte gleich ihr Notizbuch und gab ihnen die gewünschten Adressen. Schütte fuhr sofort zu Babsi, und Susanne Berchthold kümmerte sich um Jane. Sie nahm Schweiger mit, da sie vielleicht Verstärkung brauchte, falls der Täter schon da war. Unterwegs informierte sie den Staatsanwalt, und der hatte inzwischen die Adresse eines ´sicheren Hauses´, das für Zeugenschutzprogramme vorgesehen war. Dort würden die Damen von drei LKA-Personenschützern bewacht werden, denn es war wegen des Kontakts des Täters zur Polizei nicht ratsam, Beamte aus dem Präsidium darüber zu informieren. Er verprach, auch einen Beamten zur Bewachung von Angelas Versteck abzustellen. Die Kommissarin wußte, wie schwierig es war, das LKA in so einem Fall so stark in Anspruch zu nehmen; immerhin fiel das nicht in deren normalen Aufgabenbereich. "Haben Sie ihre Seele dem LKA verschrieben, Herr Staatsanwalt ? Oder wie haben Sie die Herren sonst dazu gebracht, Sie so schnell und unbürokratisch zu unterstützen ?" Sie hörte Dr. Kirchschläger am Telefon grinsen. "Sie müssen nicht alles wissen, verehrte Frau Berchthold. Vielleicht erkläre ich es ihnen irgendwann einmal. Jetzt beeilen Sie sich, daß Sie Ihre Zeuginnen in Sicherheit bringen. Der Nürnberger Polizeizeichner ist schon unterwegs zu mir, bringen Sie Lady Jane zuerst hierher, das ist zu wichtig. Und: seien Sie bitte vorsichtig."
Die Kommissarin versprach es. Lady Jane wohnte in einem Appartment in Nymphenburg, und sie waren schon fast dort, als Schweiger bemerkte: "Ich glaube, wir werden verfolgt. Hinter uns fährt seit einer Weile ein silbergrauer Escort Kombi. Stadthagener Kennzeichen, also vermutlich ein Mietwagen. Was soll ich tun ?" In diesem Moment klingelte ihr Handy. Schütte, der ihr berichtete, daß Babsi in Sicherheit sei. Der kam der Kommissarin wie gerufen. Sie erklärte ihm die Sachlage. Schütte empfahl ihnen, an der nächsten Kreuzung zu wenden und ein Taxi zu nehmen. "Es könnte sein, daß der Täter einen Peilsender an Ihrem Wagen angebracht hat. Er ist ja vermutlich Polizist und hat Zugang zu solchen Dingen. Dann veranlassen Sie den Taxifahrer, einige Male den Block zu umrunden und des öfteren bei Gelb über die Ampel zu fahren. Versprechen Sie ihm, alle Strafzettel zu bezahlen. Bleiben Sie auf keinen Fall vor dem Haus von Jane stehen, fahren Sie vorbei und halten Sie an der nächsten oder übernächsten Ecke. Wenn Sie dann zu Fuß zurückgehen, achten Sie darauf, daß in keinem der geparkten Wagen jemand sitzt, auch nicht unter das Lenkrad geduckt. Ich lade nur schnell Babsi ab, dann komme ich zu Ihnen."

Sie folgten seinem Rat. Schon an der dritten gelben Ampel konnte der Taxifahrer den Verfolger abhängen. Dann erst gaben sie ihm die richtige Adresse. Vor Ort untersuchten sie zunächst jeden Wagen auf beiden Straßenseiten, auch noch eine Querstraße über das Ziel hinaus. Als sie umkehrten, sah die Kommissarin Jane, die gerade einkaufen gehen wollte. Ohne Ledermontur sah sie richtig schick aus. Sie sprachen sie an und gingen mit ihr zurück in die Wohnung. Schweiger behielt das Fenster zur Straße im Auge, während Susanne Berchthold die Domina über die Lage informierte.

Jane war leichenblaß. "Ich bin normalerweise nicht so leicht zu erschüttern, aber das haut mich um. Und, was passiert jetzt ?" Schweiger unterbrach die Unterhaltung. "Da ist der graue Escort wieder. Er fährt ganz langsam die Straße hoch. Wie hat der uns gefunden ?" - "Ich nehme an, er hat die Taxizentrale angerufen und unter einem Vorwand die Adresse erfragt, zu der der Fahrer uns gebracht hat," mutmaßte die Kommissarin. Schweiger beobachtete weiter. "Da kommt Schütte. Und der Kerl dampft mit rauchenden Reifen ab !" Schütte verfolgte den Wagen nicht, sondern hielt direkt vor dem Haus und hupte kurz. Sie gingen hinunter und stiegen schnell ein. Jane hatte schon vorher ein Köfferchen mit dem allernötigsten gepackt.

"Gottseidank, dir ist nichts passiert," begrüßte Schütte Jane. "Schweiger, haben Sie die Autonummer des Verfolgers ?" Schweiger nickte beleidigt. "Natürlich, ein Sixt-Mietwagen." Er gab Schütte das Kennzeichen, und der rief sofort bei einer Kollegin an. Keine zwei Minuten später kam der Rückruf. Schütte fluchte. "Verdammt, der Kerl ist wirklich gerissen. Der Wagen wurde von der Firma Siemens gemietet, der Fahrer ein gewisser Karl Kraus. Wahrscheinlich falscher Führerschein. Clever, denn bei einer so großen Firma wie Siemens ist es praktisch unmöglich, herauszubekommen, woher der Täter die Codenummer für den Firmenrabatt hat. Wir sollten nicht ausschließen, daß er mittlerweile das Fahrzeug gewechselt hat. Frau Kommissarin, jetzt kommen noch ein paar Tricks, passen Sie gut auf."

Er fuhr aber zunächst ganz normal in die Innenstadt. In der Klenzestraße bog er in eine Einfahrt ab, die zu einem Taxiunternehmen gehörte. Dort wartete schon ein Kollege aus Schüttes Dezernat, der bisher noch nicht mit dem Fall in Berührung gekommen war. Sie tauschten schnell die Fahrzeuge. Sie bestiegen einem Kleinbus mit verdunkelten Seitenfenstern, fuhren jedoch nicht gleich los. In ihr bisheriges Fahrzeug stiegen zwei weitere Frauen und ein Mann, so daß es für einen Verfolger so aussehen mußte, als ob die ursprüngliche Besatzung an Bord wäre. Schütte erklärte: "Wenn wir wirklich von einem Profi verfolgt werden, so weiß er bestimmt, daß wir diese Einfahrt nur in der nächsten Seitenstraße verlassen können. Diese Taxizentrale ist ideal, um Verfolger abzuschütteln, und die meisten Polizisten kennen den Trick. Ich hoffe, er folgt meinen Kollegen eine Weile, bevor er bemerkt, was wirklich gespielt wird." Nach ein paar Minuten fuhr Schütte los, umrundete noch einmal den Block und bewegte sich dann zielstrebig der Staatsanwaltschaft in der Bayerstraße zu.

Dr. Kirchschläger begrüßte sie überschwenglich erleichtert. Er bat Lady Jane sehr höflich um ihre Mithilfe. Der Zeichner würde in Kürze eintreffen. Alle genossen die kleine Pause nach der aufregenden letzten Stunde. Man trank Kaffee und versuchte, über Belangloses zu plaudern. Der Staatsanwalt informierte inzwischen Susanne Berchthold in einem Nebenzimmer, daß Schellers Rechtsanwalt sich gemeldet hätte. Er wollte wissen, warum die Razzia in dem Lochhausener SM-Club vorgenommen und warum seine Angestellten verhaftet worden seien. Dr. Kirchschläger hatte sich unwissend gegeben und versprochen, sich sofort darum zu kümmern. Damit würde er jedoch warten, bis wirklich alle gefährdeten Personen in Sicherheit waren.

Noch während der Wartezeit riefen die Kollegen von der Spurensicherung an. Sie hatten den Unfallwagen von Memminger unter die Lupe genommen und sofort eine defekte Bremsleitung entdeckt. Sie war angebohrt worden, so daß sie zwar nur langsam, aber sicher Bremsflüssigkeit verlor. Irgendwann, als der Zeichner bremsen mußte, fielen dann plötzlich die Bremsen total aus. Also ein klarer Mordversuch. Memminger lag immer noch im OP, schon seit sieben Stunden. Schädelfraktur, Nasenbein und Kiefer zertrümmert, zwei angebrochene Nackenwirbel, fast zwanzig Knochenbrüche überall, dazu Milz- und Leberriß. Im Prinzip ein Fall für Dr. Frankenstein. Ein Wunder, daß er überhaupt noch lebte.

Dann traf sein Kollege aus Nürnberg ein. Behutsam und sehr geschickt befragte er Jane nach allen Einzelheiten. Gesichtsform ? Augen ? Noch weiter auseinander ? Augenbrauen dünn. Nase ? Okay, nochmal. Wie war das ? Stimmt das so ? Warten Sie, das haben wir gleich. So ? Es dauerte fast eine Stunde, bevor das Portrait fertig war. Dann erst zeigte der Zeichner das Bild den Umstehenden. Die Kommissarin fiel fast in Ohnmacht: Das war Junior, wie er leibte und lebte ! Kriminalmeister Jürgen Bieneck war der Täter ! Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.

Natürlich, dadurch hatte der Täter immer genau gewußt, wie weit die Ermittlungen fortgeschritten waren. Er wußte, das Schütte die Domina Sylvia im Club mit Nachforschungen beauftragt hatte. Er hatte sich immer gerade dann krankgemeldet, wenn wieder ein Mord passiert war. Er hatte dem Polizeizeichner die Holzkirchener Adresse gegeben. Die Adresse des Lachvereins hatte er wohlweislich verschwiegen, da er dort bekannt war, ja, man hatte ihn dort sogar hinausgeworfen. Er hatte einen Anruf von Angela angenommen, als die Kommissarin gerade nicht im Büro war. Er hatte den SM-Schreiner absichtlich nicht gefunden. Es paßte eins zum anderen.

Er hatte ein Allerweltsgesicht, das stimmte. Seine Bewegungen waren geschmeidig, so wie das eine Einbruchsopfer es geschildert hatte. Und er war ein sehr zurückhaltender, fast schüchterner Mann, so wie der Psychologe ihn beschrieben hatte. Wie hatte sie nur so lange so blind sein können ! Die ganze Zeit hatte sie die Lösung vor der Nase gehabt, und sie hatte es nicht bemerkt ! Susanne Berchthold machte sich schwere Vorwürfe.

Schweiger saß total geschockt und kopfschüttelnd auf seinem Stuhl. Immer wieder murmelte er: "Wie konnte er uns das nur antun ? Warum macht der sowas ? Ich verstehe gar nichts mehr." Der Staatsanwalt hatte seine Überraschung schneller überwunden. Er hing schon am Telefon, um eine Großfahndung herauszugeben. Jetzt gab es ein Wettrennen. Die Funkzentrale wurde informiert, daß sie sofort dem Staatsanwalt Bescheid geben sollte, falls Bieneck sich meldete. Alle Streifenwagen sollten ihre Meldungen über die Fahndung auf einer Sonderfrequenz durchgeben. Der Täter war bewaffnet, und er besaß eine Polizeimarke mit dazugehörigem Ausweis. Er benutzte vermutlich einen grauen Ford Escort mit dem Kennzeichen... oder seinen privaten Opel Corsa mit dem Kennzeichen ...

Überall auf den Ausfallstraßen wurden Kontrollstellen errichtet, mit zusätzlicher Unterstützung aller verfügbaren zivilen Fahnder. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt für Ganoven, eine Bank oder einen Geldtransport zu überfallen. Der gesamte Münchner Polizeiapparat war nur noch auf eine Person fixiert: Ein Kollege, der mehrere Morde begangen hatte. Keiner wagte daran zu denken, was die Presse aus dieser Sache machen würde.

Nur Susanne Berchthold. Sie bat den Staatsanwalt, vor der Pressestelle ihre Freundin Angela mit allen notwendigen Informationen zu versorgen. Als kleinen Lohn für die ausgestandene Angst. Dr. Kirchschläger versprach, ihr einen kleinen Vorsprung zu gewähren. Um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen.

Doch die Fahndung blieb für den Rest des Tages ergebnislos. Schütte hatte Jane inzwischen im LKA-Versteck bei den anderen Mädels abgeliefert und blieb gleich als weiterer Bewacher dort. Susanne fuhr in ihre Pension zurück; Dr. Kirchschläger hatte ihr versprochen, sich sofort zu melden, wenn Bieneck gefaßt würde. Sie rief Angela an, doch es ging niemand ans Telefon. Das war sehr merkwürdig. Sie hatten vereinbart, am Abend zu telefonieren, und Angela hatte versprochen, zuhause zu bleiben. Außerdem ging ihre Tante nie aus, also hätte zumindest sie zuhause sein müssen.

Susanne rief nochmals beim Staatsanwalt an und berichtete ihm diese Merkwürdigkeit. "Bleiben Sie kurz am Apparat," war seine Antwort. Eine halbe Minute später schrie er ins Telefon: "Schnell, da ist was faul ! Der LKA-Bewacher Angelas meldet sich nicht. Ich habe schon das Mobile Einsatzkommando informiert, sie sind in einer Viertelstunde dort. Fahren Sie auch dorthin, Schweiger ist schon auf dem Weg. Unternehmen Sie aber vorerst nichts, warten Sie auf das MEK. Bieneck ist bewaffnet, und er hat vermutlich Angela und ihre Tante als Geiseln. Und er weiß offenbar mittlerweile, daß er auf der Fahndungsliste steht, er dürfte zu allem bereit sein."

Susanne war außer sich. Sie setzte sich sofort in ihr Auto und fuhr nach Obermenzing. Schweiger erwartete sie schon. "Es ist Licht im Haus, und ich habe Stimmen gehört. Er muß noch drin sein." Die Kommissarin überprüfte ihre Dienstwaffe. Sie haßte das Ding, doch sie wußte es zu benutzen. Und wenn das Schwein Angela irgendetwas antat, dann würde sie ihn umnieten, Gesetze hin oder her.

Endlose zehn Minuten später trafen drei Kleinbusse des MEK ein. Lautlos verteilten sich die maskierten Männer im Garten. Jedes Fenster wurde abgesichert. Ein Spezial-Richtmikrophon, das Gespräche durch die Vibration der Fensterscheiben abhören konnte, wurde in Stellung gebracht. In der Einsatzzentrale, die sich in einem der Fahrzeuge befand, konnte Susanne Berchthold verfolgen, was drinnen vor sich ging. Sie hörte Juniors Stimme:

"So, so, da hat sich die Chefin ja eine süße Freundin zugelegt. Ich hätte gute Lust, ihr einen kleinen Streich zu spielen. Bist du kitzlig ?" Man hörte Angela quieken. Susanne Berchtholds ballte die Fäuste, bis sich die Fingernägel schmerzhaft in die Handflächen gruben und die Knöchel kalkweiß wurden. Dieser verdammte Hund. Doch noch konnte sie nicht eingreifen. Angelas Tante rief: "Laß das Mädel in Ruhe, sonst kastriere ich dich höchstpersönlich !" Eine sympathische Frau. Dann ein Schmerzensruf. "Halt die Klappe, alte Schachtel. Wenn du das Maul nochmal aufmachst, mache ich dich platt !" Leises Gewimmer von der Tante. Er mußte sie heftig geschlagen haben.

Aus dem Funkgerät knackte es. "Alle Posten klar," meldete der Zugführer. Der Einsatzleiter befahl: "Noch nicht eingreifen. Wir müssen warten, bis er abgelenkt ist. Zugriffs-Signal ist ´Los´. Dann alles wie besprochen. Klar ?" Der Reihe nach meldeten sich alle Gruppen. "Wie wollen Sie ihn ablenken ?" wollte die Kommissarin wissen. "Vielleicht besorgt er das gleich selbst," antwortete der Einsatzleiter. "Ich habe da einen Verdacht ..." Susanne schwante Schreckliches, und ihre Vermutung bestätigte sich.

"Los, ausziehen, Kleine," befahl Junior. Angelas Stimme klang zittrig, als sie fragte, was er vorhabe. Aus dem Lautsprecher konnte die Kommissarin Juniors Grinsen hören. "Na, was wohl ? Los, runter mit den Klamotten. Jaa, so ist´s brav. Und jetzt auf´s Bett legen. Siehst du diese Ledermanschetten ? Die ziehst du dir jetzt an, und keine Zicken ! Gut, braves Mädchen."

Der Einsatzleiter sagte: "Gleich braucht er beide Hände, um sie ans Bett zu fesseln, dann hat er die Waffe nicht mehr in der Hand. Achtung, Leute, gleich ..." Dann wieder Juniors Stimme: "Sooo, und jetzt schön brav alle Viere von dir strecken. Jaa ! Du siehst wirklich toll aus in dieser Position." Angela protestierte lahm: "Ich wette, draußen steht schon die Polizei. Sie kommen nicht weit." Junior erwiderte: "Na und ? Bevor ich im Knast lande, will ich noch einmal meinen Spaß haben. Und wenn die lieben Kollegen kommen, erschieße ich zuerst dich und dann mich. Paß auf, ich mache dich jetzt am Bettgestell fest. Beweg dich ja nicht ! Ich bin dir auch ohne Waffe überlegen."

Da rief der Einsatzleiter "Los!" in sein Mikro, und plötzlich brach die Hölle los. Mit Vorschlaghämmern gingen zwei Fenster zu Bruch, und zwei Blendgranaten flogen in das dahinterliegende Schlafzimmer. Ein greller Lichtblitz zuckte durch die Nacht, dann wurde die Eingangstüre mit einer Ramme aufgebrochen, und vier Beamte stürmten das Haus. Die Blendwirkung hielt nur einige Sekunden an, bis dahin mußten sie das Schlafzimmer erreicht haben. Durch die zersplitterten Fensterscheiben drangen laute Rufe, ein dumpfer Schlag und ein lautes Aufstöhnen, dann war plötzlich Stille. Mehrere Sekunden. Die Spannung fraß Susanne auf, sie sprang aus dem Einsatzwagen und rannte zum Haus.

An der Türe erwartete sie ein maskierter Beamter. Es bemerkte lapidar: "Alles klar, Sie können rein." Angela lag immer noch auf dem Bett und hielt sich mit der einen noch freien Hand die Augen zu, leise schluchzend. Die Tante lehnte bleich an der Wand, aus einer Platzwunde am Kopf blutend. Ein Beamter kniete bei ihr und kümmerte sich um sie. Zwei Notärzte drängelten sich vorbei. Einer versorgte die Platzwunde, den andere verabreichte Angela Augentropfen.

Susanne ließ es sich nicht nehmen, ihre Freundin selbst loszubinden. Gleich darauf lagen sich die beiden in den Armen, und die ganze Angst Angelas macht sich Luft in einem Schwall von Tränen. Susanne strich ihr zärtlich über das Haar, sie mußte einfach mitheulen. Die innere Anspannung war mit einem Moment weg, und sie fühlte, wie sehr sie Angela wirklich liebte. Erst nach ein paar Minuten war sie in der Lage, ihre Freundin loszulassen. Ihre Arme schmerzten, so fest hatten sie Angela umschlungen gehabt.

Sie bekam gerade noch mit, wie zwei Sanitäter den immer noch bewußtlosen Bieneck abtransportierten. Einer der Beamten hatte da wohl ziemlich kräftig mit dem Pistolenknauf zugeschlagen. Gut so ! Sie zitterte noch am ganzen Körper, und Schweiger legte seinen Arm um sie. "Alles in Ordnung, Frau Berchthold ?" Sie nickte nur.
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XVII.

Am nächsten Tag saßen alle im Kommissariat beisammen. Sogar Dr. Kirchschläger war vorbeigekommen, obwohl er sonst sein Büro nur für Gerichtstermine verließ. Er wollte alle Einzelheiten des Einsatzes erfahren, und Susanne Berchthold gab ihm bereitwillig alle Informationen. Man sah dem Staatsanwalt an, wie gerne er manchmal bei so einem Einsatz dabei wäre, doch er blieb eben nur ein Schreibtischhengst.

Natürlich war auch Angela da, und die Kommissarin stellte sie den Anwesenden vor. Das Versteckspiel hatte ein Ende, und Susanne Berchthold war erstaunt, wie gelassen die Kollegen ihre lesbische Neigung aufnahmen. Schweiger bemerkte sogar scherzhaft: "Haben Sie ein Glück, Frau Kommissarin, daß Sie Angela vor mir getroffen haben. Das wäre eine Frau nach meinem Geschmack !" Alle lachten, und die Angesprochene erwiderte: "Jetzt laß doch endlich die dämlichen Titel, Tom. Ich finde, wir sollte uns duzen. Du bist echt ein guter Typ, und ich bin stolz darauf, daß du in meiner Abteilung arbeitest. Ich heiße Susanne." - "Und ich Tom. Vielen Dank, Frau Komm... ich meine natürlich Susanne." Die Kommissarin grinste: "Jeder weitere Sie-Ausrutscher wird sofort mit einer Runde Krapfen geahndet, klar ?" Wieder allgemeines Gelächter.

Schütte fragte den Staatsanwalt: "Was passiert jetzt eigentlich mit Bieneck ? Wird er angeklagt, oder kommt er in die Psychiatrie ?" Dr. Kirchschläger antwortete: "Wahrscheinlich beides. Für die Todesfälle, die er bei der Ausübung seines Triebes verursacht hat, wird man ihn vermutlich für vermindert schuldfähig befinden. Aber die Morde an der Domina und an dem SM-Schreiner in Holzkirchen dienten nur der Vertuschung seiner Taten, und bei der Beseitigung von lästigen Zeugen setzen die Gerichte normalerweise die Höchststrafe an. Das waren heimtückische Morde. Übrigens werden wir ohne Geständnis Schwierigkeiten haben, ihm den Mord in Holzkirchen anzuhängen. Er hat keine Spuren hinterlassen, und außer dem Motiv können wir ihm nichts nachweisen."

"Und bei Silvia, der Domina ?" hakte Schütte nach. "Diesen Mord hat er schon gestanden. Wir bearbeiten ihn weiter. Außerdem bleibt auch noch der Mordversuch an dem Polizeizeichner. Memminger hat die Operation zwar überstanden, liegt aber weiter im Koma. Es ist ungewiß, ob er noch einmal aufwacht. Und wenn, dann erwartet ihn ein Leben im Rollstuhl. Fast wünschte ich ihm, daß er nicht mehr zu sich kommt." Betretenes Schweigen.

Ausgerechnet Schweiger heiterte die Runde wieder ein bißchen auf. "Aber das Gefängnis wird für Bieneck kein Zuckerschlecken, soviel ist sicher. Was glaubt ihr wohl, was machen die Ganoven in Straubing mit einem jungen, schnuckeligen Polizisten im Knast ? Und nach Straubing wird er ja wohl müssen, als Mörder. Ich kenne dort einen Vollzugsbeamten, und dem habe ich schon einen Tip gegeben. Der Bieneck steht doch so auf Kitzeln, und das wird die Runde in Straubing machen, dafür habe ich gesorgt. Die Jungs dort können es gar nicht erwarten, bis er ankommt..." Alle lachten wieder, und sogar der Staatsanwalt schmunzelte: "Das habe ich wohl gerade überhört."

Abends, in Angelas Wohnung, lagen die beiden Freundinnen engumschlungen im Bett. Sie hatten gerade einige sehr heftige Höhepunkte hinter sich, und sie fühlten sich, mit Verlaub gesagt, sauwohl. Susanne fragte: "Es wird wohl eine Weile dauern, bis ich dich wieder mal zum Kitzeln festbinden darf, nach deinem Erlebnis mit Junior ?" Angela lächelte versonnen: "Weißt du, was man einem Rennfahrer empfiehlt, der gerade einen Unfall hatte ? Er soll sich sobald wie möglich wieder in einen Wagen setzen, nur so läßt sich die Angst überwinden." - Soll das heißen ...?" - "Natürlich, du geiles Luder. Morgen früh probieren wir es gleich aus !" Susanne konnte es nicht erwarten, sie begann sofort, Angelas Rippen zu kitzeln. Die wehrte sich, doch plötzlich schrillte das Telefon. "Scheiße, das ist Schweiger !" rief Susanne und griff zum Hörer ...
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  RE: TÖDLICHES LACHEN Datum:30.01.06 22:21 IP: gespeichert Moderator melden


XIX.

Kitzel-Mörder verurteilt

Der gefürchtete Schwabinger Kitzelmörder Jürgen Bieneck stand gestern vor Gericht. Nach über einem halben Jahr Vorbereitungszeit und sechs Verhandlungstagen kam der Prozeß zu einem Abschluß.

Der Ex-Polizist hatte insgesamt sechs Frauen zu Tode gekitzelt, was ihm in den Medien den Spitznamen "Kille-kille-Killer" einbrachte. Doch für all diese gar nicht lachhaften Untaten konnte die Verteidigung eine verminderte Schuldfähigkeit des Angeklagten glaubhaft machen. Verurteilt wurde er für den Mord an einer Prostituierten, die als Polizei-Informantin arbeitete, sowie für einen Mordversuch und schwerer Körperverletzung an einem Polizeizeichner, dessen Wagen er sabotiert hatte, so daß es zu einem schrecklichen Unfall kam. Der Polizeizeichner überlebte zwar, muß aber den Rest seines Lebens im Rollstuhl verbringen.
Ein weiterer Mord in Holzkirchen, der mit dem Fall in unmittelbarem Zusammenhang stand, konnte ihm nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden.

Doch für Richterin Helfsleben genügten die bewiesenen Anklagepunkte, um als Urteil lebenslange Haft mit anschließender Sicherungs-verwahrung in einer geschlossenen Anstalt zu verkünden. Besonders erschwerend wurde ihm angelastet, daß er als Polizist sich über die Ungesetzlichkeit seiner Handlungen bewußt war und die wichtige Zeugin mit beispielloser Grausamkeit gefoltert und anschließend erwürgt hatte. Die beiden Verteidiger haben Berufung angekündigt, doch bis dahin bleibt der Mörder in Haft.
(Abendzeitung vom 26. Januar 1999)

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  RE: TÖDLICHES LACHEN Datum:30.01.06 22:22 IP: gespeichert Moderator melden


Tut mir wirklich leid das es so lange gedauert hat mit dem rest, hatte in lezter zeit viel streß.
Als kleine wiedergutmachung stell ich heute noch ne Kurzgeschichte ein.


Goury
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  RE: TÖDLICHES LACHEN Datum:30.01.06 22:48 IP: gespeichert Moderator melden


der abend war ja ein voller erfolg.

läßt sie sich dadurch ablenken, die morde aufzuklären ??





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  RE: TÖDLICHES LACHEN Datum:30.01.06 22:54 IP: gespeichert Moderator melden


Ähm, sorry Herrin Nadine, aber die Morde sind aufgeklährt.

Zitat: Kitzel-Mörder verurteilt

Der gefürchtete Schwabinger Kitzelmörder Jürgen Bieneck stand gestern vor Gericht. Nach über einem halben Jahr Vorbereitungszeit und sechs Verhandlungstagen kam der Prozeß zu einem Abschluß.

Der Ex-Polizist hatte insgesamt sechs Frauen zu Tode gekitzelt, was ihm in den Medien den Spitznamen "Kille-kille-Killer" einbrachte. Doch für all diese gar nicht lachhaften Untaten konnte die Verteidigung eine verminderte Schuldfähigkeit des Angeklagten glaubhaft machen. Verurteilt wurde er für den Mord an einer Prostituierten, die als Polizei-Informantin arbeitete, sowie für einen Mordversuch und schwerer Körperverletzung an einem Polizeizeichner, dessen Wagen er sabotiert hatte, so daß es zu einem schrecklichen Unfall kam. Der Polizeizeichner überlebte zwar, muß aber den Rest seines Lebens im Rollstuhl verbringen.
Ein weiterer Mord in Holzkirchen, der mit dem Fall in unmittelbarem Zusammenhang stand, konnte ihm nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden.

Doch für Richterin Helfsleben genügten die bewiesenen Anklagepunkte, um als Urteil lebenslange Haft mit anschließender Sicherungs-verwahrung in einer geschlossenen Anstalt zu verkünden. Besonders erschwerend wurde ihm angelastet, daß er als Polizist sich über die Ungesetzlichkeit seiner Handlungen bewußt war und die wichtige Zeugin mit beispielloser Grausamkeit gefoltert und anschließend erwürgt hatte. Die beiden Verteidiger haben Berufung angekündigt, doch bis dahin bleibt der Mörder in Haft.
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  RE: TÖDLICHES LACHEN Datum:31.01.06 01:01 IP: gespeichert Moderator melden


da war ich zuschnell mit meinem beitrag und habe gar nicht mitgekommen, daß du die ganze story bis zum ende gepostet hast. das war so guter lesestoff, der hat mich auf meinen stuhl vor dem bildschirm gefesselt, bis ich alles gelesen habe.

mit dem habe ich nicht gerechnet, daß ein beamter aus dem büro der kommissarin der täter war. ich dachte eher an das organisierte verbrechen und bestechung der behörden.
da machst du bald unserem roger_rabbit konkurenz. danke dir für die super story





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  RE: TÖDLICHES LACHEN Datum:06.02.06 00:58 IP: gespeichert Moderator melden


Hi Goury,

Die Geschichte ist super, aber ich habe sie schon irgendwo mal gelesen.

Ich weiss im Moment nur nicht wo.
Ich hoffe Du schmückst dich hier nicht mit fremden Federn?

Bis die Tage
Jörg
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  RE: TÖDLICHES LACHEN Datum:15.02.06 20:50 IP: gespeichert Moderator melden


Kann dir genau sagen wo die Story steht, sie steht bei sevac.com und ich glaub bei x-stories.tv ist sie auch zu finden.


Goury
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  RE: TÖDLICHES LACHEN Datum:20.06.06 20:44 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Goury,

vielen Dank für die spannende Unterhaltung. Es war nie langweilig und der Handlungsrahmen recht groß. Alle charaktere waren gut gezeichnet und hatten eine gewisse "Tiefe", was als "Liebe zum Detail" mir positiv auffiel.
Harry_W
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Gerwald
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  RE: TÖDLICHES LACHEN Datum:02.01.13 18:15 IP: gespeichert Moderator melden


DAnke für die spannende und interessante Lektüre.
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  RE: TÖDLICHES LACHEN Datum:25.01.13 23:43 IP: gespeichert Moderator melden


Hi Goury, (hoffentlich hab ich dich jetzt richtig geschriebe)
tolle Geschichte.
Sag mal hast du schon mal überlegt als Krimiautor zu arbeiten?
Ok ich kenne bisher nur die erste Seite. Was ich allerdings auf der gelesen hab gänge heutzutage genau so auch im Mainstream.
Aber ich glaub kaum das du auf der nächsten sehr viel härter bei deinen Beschreibungen wirst. Ok, falls nicht währen das vielleicht die einzigen Punkte die du ändern müsstest. Kommt eben drauf an. Außerdem glaub ich das fast nicht, bei dem was ich in Thrillern der verschiedensten Art schon an den graußigsten Beschreibungen gelesen habe. Die müssten wahrscheinlich sogar hier in die FSk 18 Abteilung.
So das war es erstmal von mir ich meld mich wieder, sobald ich den Rest gelesen habe.
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  RE: TÖDLICHES LACHEN Datum:26.01.13 01:52 IP: gespeichert Moderator melden


So nun hab ich die Geschichte fertig gelesen.
Du oder dein Autor, war das nicht Hal oder so ähnlich?
Auf jeden Fall ist eienr von euch beiden genial.
Ich als Krimifan kann nur sagen wow.
Die Geschichte ist an Spannung echt nicht zu überbieten, auch wenn es relativ schnell in den letzen Kapiteln klar ist das der Junior etwas mit den Taten zu tun haben muss.
Wenn du sowas in Zukunft mehr ausarbeiten würdest könntest du wahrscheinlich sogar Geld damit verdienen.
Was ich vorhin wegen der Sexszenen schrieb: Die sind echt nicht anders als invielen anderen Krimis auch, damit sollte es also bei einer Veröffentlichung keine Probleme geben.
Vielleicht versucht ihr ja die nächste Geschichte als Ebook zu vermarkten. Erstens kostet euch das je nach Anbieter fast nichts und ihr könnt mal antesten wie eure Krimis bei anderen so ankommen.
Was mich jetzt noch interessiert sind ein paar lose Enden:
1. Wer war der Beschützer vom Lachverein?
2. Wie hat der "Meister" des "Klubs" reagiert als er Susanne in den Medien erkannte?
4. Hat Angela ihre Reportage über die Sexclubs beendet?
5. Hat sie den "Klub" heraus gelassen?
6. Wenn sie den "Klub" nicht heraus gelassen hat wie hat dann der Meister reagiert? Durfte sie ihn vll erwähnen?

Ja wäre schön wenn ihr mir das noch beantworten könntet. Wenn nicht auch nicht schlimm.

[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von windelfreak am 26.01.13 um 01:57 geändert
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