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  DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten de
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M A G N U S
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Erlangen


Warum nur wollen immer alle frei sein!

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  RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses Datum:23.12.22 21:40 IP: gespeichert Moderator melden


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Nach der generalstabsmäßigen Besprechung ging Magda hinaus, um sich ihre Motorradsachen anzuziehen. Auch Gangolf verließ das Wohnzimmer und ging zur Scheune, in welcher er den Schlauch aufgerollt hatte, mit dem er gelegentlich die Boote abspritzte, vor allem im Inneren, wo sich Schmützlein durch den an den Fußsohlen haftenden Dreck anzusammeln pflegte.

Mit der über die Schulter geworfenen Schlauchrolle stieg Gangolf die Kellertreppe hinunter und betrat den Waschraum. Er warf den Schlauch auf den Boden und holte von dem benachbarten Kellerraum, der als Werkstatt eingerichtet war, eine Zange. Mit diesem Werkzeug löste er den Wasserschlauch der Waschmaschine und befestigte an seiner Statt den mitgebrachten Gartenschlauch. Gerade als er damit fertig war, sah er seine beiden Damen die Stiege herab kommen, beide mit Helmen unter dem Arm. Gangolfs Lederjacke flatterte an Inges schmalen Schultern, er freute sich, daß beide seine Anordnungen ohne Debatten Folge leisteten. Nichts haßte er mehr, als daß getroffene Absprachen nicht eingehalten wurden.

Gangolf zog den Schlauch in den Werkraum.
- „So, schaut `mal, ob ihr zurecht kommt, dreht den Schraubstock ganz auf und setz’ dich hinein, Inge, ich zieh’ mir derweil auch mein Arbeitsgewand an, die Funken fliegen zwar üblicherweise weg, aber man weiß ja nie.“

Nach kurzer Zeit kam Gangolf zurück und sah, wie Inge sich in den Schraubstock gestellt hatte, allerdings nach vorne, so daß ihre Beine vor der Werkbank zu stehen kamen.
- „Hast du dir das so gedacht?“, fragte Magda.
- „Nein, umgekehrt, die Inge muß mit dem Rücken nach vorn sitzen auf dem Schraubstock, sonst kann ich ja nicht an ihrem Rücken hin zum Arbeiten.“
- „Ach so, ja, ich dachte, du machst das von hinten her.“
- „Nein, das geht nicht, schau, was das für ein großes schweres Gerät ist.“

Mit diesen Worten zog Gangolf seinen großen Winkelschleifer heraus, die passende Trennscheibe war bereits montiert. Inge verzog das Gesicht, als sie sich unter Schmerzen von dem Schraubstock wand, jede Belastung auf dem Schrittband löste eine Schmerzwelle auf dem darunterliegenden geröteten Fleisch aus.

Während Gangolf nach einem geeigneten Eisenstück suchte, das er als Unterlage verwenden wollte, stieg Inge erneut auf den weit geöffneten Schraubstock, diesmal anders herum, so daß sie mit ihrem Rücken zu den Raum hin stand.

- „Halt“, rief Gangolf, „ist es nicht besser, du bringst deine Beine nach vorn auf die Tischplatte von dem Werktisch, also daß du da ganz so oben d'rauf da sitzt.“
- „Ja, ach so, ja, das ist eine gute Idee.“

Inge stützte sich erneut von dem Schraubstock ab, setzte sich neben diesen, schwang die Beine auf die Werkbank und hievte wieder ihre Pobacken zwischen die Spannbacken des Schraubstocks.
- „Meinst du so?“ richtet Inge die Frage an Gangolf.
- „Ja genau, ich glaub’, das ist besser so als überstreckt vor der Werkbank zu stehen.“


Inges Nervosität stieg in’s Unermeßliche, Magda und Gangolf bemerkten es an ihren fahrigen Bewegungen. Das Adrenalin half Inge, die Schmerzwellen zu vergessen, die das Schrittband unaufhörlich aussandte.
- „So, jetzt rück’ soweit wie möglich nach vorne, also nein, halt, nach hinten zurück, wollte ich sagen, damit du dann mit dem Zudrehen der Spannbacken auf dem Schraubstock sozusagen mitfährst nach vorne, bis du eingespannt wirst. Andernfalls würde dein Schrittband auf der Abdeckung des Gewindes schleifen, das wäre sehr schmerzhaft, kann ich mir vorstellen.“

Inge stützte sich mit den Händen von der Werkbankkante ab und hob dadurch ihr Hinterteil etwas in die Höhe und drückte sich nach hinten, so daß der rückwärtige Teil des Schrittbands an der beweglichen Spannbacke des Schraubstocks anstieß. Gangolf ergriff die Kurbelstange und begann, den Schraubstock zusammenzudrehen. Er schickte ein Stoßgebet zum Himmel, indem er im Stillen einen Psalmvers zitierte:
'O Herr, hilf, o Herr, laß' wohl gelingen!'

Es war mucksmäuschenstill, es schien, als hielte ein jeder den Atem an; millimeterweise bewegte sich Inges Rücken nach vorne, auf der Abdeckung des Schraubstockgewindes sitzend. Immer wieder beugte sich Gangolf nach vorne, um zu sehen, wie weit es noch wäre, bis der vordere Teil von Inges Schrittband an der feststehende Spannbacke angelangt wäre. Als es soweit war, betätigte er die Kurbelstange mit vorsichtigem Kraftaufwand etwa eine Viertelumdrehung weiter und griff anschließend mit den Händen links und rechts an die Seiten des Hüftbands, ob Inge nun unbeweglich in ihrem Keuschheitsgürtel eingespannt wäre. Es gelang ihm, mit Kraftaufwand Inges Hüfte leicht seitlich zu verschieben; somit war ihm klar, daß er die Spannbacken noch weiter zusammendrücken mußte. Inge ließ einen kurzen Aufschrei von sich hören und blickte leicht erschrocken nach hinten, nicht ganz ohne Sorge, was mit ihr geschähe. Gangolf kam das Lied vom Heideröslein in den Sinn, in welchem Goethe den Knaben für seine Untat bestrafen ließ, das Röslein zu brechen, obschon dieses jenen davor warnte, es würde ihn stechen:
'… half ihm doch kein Weh und Ach, mußt' es eben leiden.'

- „Ich muß dir jetzt ein bißchen wehtun“, erklärte Gangolf, „dein Gürtel muß absolut unbeweglich in dem Schraubstock festgespannt sein, damit die Trennscheibe nicht durch eine Bewegung abrutscht!“

Inge sagte nichts darauf, Gangolf kurbelte die Spannbacken noch weiter zusammen, bis er mit dem Ergebnis zufrieden war: Er drückte mit seiner ganzen Kraft an dem Keuschheitsgürtel herum, er bewegte sich nun nicht mehr im geringsten Maß. Gerade als er seine beiden Damen auffordern wollte, die Helme aufzusetzen, um ihre Häupter von dem zu erwartenden Funkenflug der Trennscheibe zu bewahren, fiel ihm auf, daß er vergessen hatte, das Eisenstück zwischen Inges Rücken und dem Hüftband einzuspannen, das verhindern sollte, daß die Trennscheibe nach dem Durchtrennen des Gürtels ungebremst in Inges Fleisch eindringen würde.

- „Ich muß noch das Eisenstück einspannen“, erklärte er den beiden und kurbelte den Schraubstock wieder soweit auf, daß Inges Schrittband nicht mehr eingespannt wurde. Diese atmete erleichtert auf, indes ahnte sie zurecht, daß die Entspannungspause nur von kurzer Dauer sein würde.

Gangolf griff nach dem Eisenstück, das er aus seinen Materialvorräten herausgesucht hatte, es maß etwa fünf Zentimeter in der Breite, zehn in der Länge und war sieben Millimeter stark. Als er das Teil mit der Schmalseite nach unten in den rückwärtigen Teil des Hüftbands schieben wollte, wo nach unten das Schrittband wegführte, bemerkte er, daß die Schnittkanten des Eisens scharfkantig waren.

- „Verdammt“, brummelte Gangolf vor sich hin und zog eine Feile aus dem Schub der Werkbank. Mit bangen Blicken verfolgte Inge sein Tun, doch sie sagte nichts. Gangolf bearbeitete das Eisenstück, indem er dieses mit der linken Hand am Rand der Werkbankkante festhielt, während er mit der rechten die Feile führte. Eigentlich würde er das Teil in dem Schraubstock einspannen, doch wollte er Inge nicht nochmals herunterbitten. Gewissenhaft rundete er alle Ecken und Kanten ab, die mit Inges Haut in Berührung kommen würden.

'Was macht der nur solange?', fragte sich Inge, Magda sah ihn dagegen interessiert von der Seite zu, doch beide verkniffen sich, eine Frage zu stellen. Als Gangolf fertig war, erklärte er:
- „So, jetzt hab' ich die Ecken abgerundet, damit die sich nicht in Inges Rücken bohren und ihre Haut aufreißen!“

Für Inge war diese Erklärung nicht sehr beruhigend, man spürte ihre wachsende Nervosität. Als dann Gangolf das bearbeitete Eisenstück nahm und es kräftig von oben zwischen den schmalen Zwischenraum zwischen Wirbelsäule und Keuschheitsgürtel hineinschob, konnte Inge es wiederum nicht verhindern, einen kurzen Aufschrei zu unterdrücken.

- „Denk an den Knaben, der das Röslein brach“, versuchte Gangolf sie zu ermuntern, indes verstand Inge seine Anspielung nicht.
- „Also, seid ihr bereit, dann setzt die Helme auf, es kann losgehen.
Inge muckte auf:
- „Muß das wirklich sein, ich hatte noch nie so ein Teil auf meinem Kopf!“

Magda fuhr ihr barsch über den Mund, Gangolf hatte sie noch nie in dieser Weise erlebt, es entspricht überhaupt nicht ihrem bislang stets gepflegten zurückhaltenden Charakter:
- „Mach' schon, wenn Gangi das sagt, wird es seinen Grund haben!“

Auf diese Worte hin ergriff Inge den Helm und stülpte ihn unbeholfen über. Die Enden des Kinnriemens schoben sich über ihre Ohren, auf welche sie schmerzhaft drückten. Inge wagte indes nicht, nochmals zu Jammern und ergab sich ihrem Schicksal. Magda war geübt, sie zog an den Enden des Kinnriemens und hatte auf diese Weise in Sekundenschnelle den Helm auf dem Kopf. Gangolf setzte eine Schutzbrille auf und stülpte sich die dicken Schweißer-Handschuhe über.
- „Also los!“, rief er aus und schob den Schiebeschalter an seinem Winkelschleifer mit der diamantbesetzten Trennscheibe vor. Das Gerät setzte sich mit ohrenbetäubendem Lärm in Gang, auf den Gehörschützer verzichtete Gangolf diesmal entgegen seiner Gewohnheit, um gegebenenfalls Inges Rufen zu hören.
- „Dreh' die Spritze auf!“, rief er Magda zu, diese hantierte wild an dem Plastikteil herum, das am Ende des Schlauchs angebracht war, doch es gelang ihr nicht, diesem Wasser zu entlocken. Gangolf kam die Ursache in den Sinn:
- „Verdammt“, rief er und schaltete die Flex aus, „hab' vergessen, den Hahn aufzudrehen!“

Im abschwellenden Lärm der Maschine verstanden weder Magda noch Inge, was er gesagt hatte; während Gangolf in den benachbarten Waschraum hinüberlief, öffnete Magda das Visier ihres Helms, um die Spritze genauer betrachten zu können. Inge blickte sich ängstlich um und fragte sich, warum es nun schon wieder eine Verzögerung, einen Zwischenfall, eine Unpäßlichkeit gäbe.

Kaum hatte Gangolf den Wasserhahn aufgedreht, an welchem er kurz zuvor den Schlauch angeschlossen hatte, vollführte dieser das charakteristische schmatzende Geräusch, das entsteht, wenn das einströmende Wasser die Luft aus dem Schlauch verdrängt. Magda hatte indes in diesen Dingen wenig Erfahrung, sie wunderte sich über das seltsame Geräusch, und eine Sekunde später sprühte die Spritze mit scharfen Strahl das kalte Wasser durch das geöffnete Visier auf ihr Gesicht.
- „Brr“, rief sie erschrocken aus und drehte die Spritze mit einer schnellen Handbewegung von ihr weg schräg noch oben. Der geballte Strahl traf nun auf die Kellerdecke, dort prallte er ab und versprühte das Wasser, das in der Hauptsache über der Werkbank niederregnete. Das kalte Wasser schreckte Inge auf, zwar wurde ihr Oberkörper durch den Helm und der Lederjacke von dem niederprasselndem Regen bewahrt, doch ihre nackten Beine bekamen die Ladung ab. Unwillkürlich versuchte sie, den Ergüssen auszuweichen und zappelte auf der Werkbank mit Armen und Beinen umher.

- „Ah, gut, daß wir das auf diese Weise vorher ausprobieren“, sagte Gangolf, als er von dem Waschraum zurückgekommen war, und er konnte sich ausmalen, was geschehen würde, wenn dann der gesammelte Strahl konzentriert mit aller Wucht als kühlendes Naß auf ihre Haut treffen würde.
- „Nein, so geht das nicht“, sagte sich Gangolf, „auch wenn der verdammte Gürtel im Schraubstock festgespannt bleibt, bringt die mich mit ihrem Gezappel vollkommen durcheinander, nein, das kann ich nicht haben.“

Magda ist es zwischenzeitlich gelungen, die Spritze zuzudrehen, nur noch einzelne Tröpfchen lösten sich aus der Düse. Sie war Gangolf dankbar um seine Forderung, komplett in Motorradmontur bekleidet zu sein, denn erst jetzt bemerkte sie, daß auch ihre Stiefel einiges an dem Wasser abbekommen hatten, das von der Decke herabgespritzt war. Ihr vollgepritztes Gesicht hatte sie bereits vergessen, jetzt bemerkte Magda, wie das Wasser sich in einzelnen dicken Tropfen seinen Weg nach unten durch die Innenseite des Helms bahnte.

Wortlos verließ Gangolf erneut den Ort des Geschehens und ließ die beiden Damen buchstäblich im Regen stehen. Er ging in den Kellerraum hinüber mit dem Regal, an welchem Magda gefesselt gestanden hatte.
'Hab' ich es nur noch mit Verrückten zu tun?', fragte sich Gangolf, 'die eine mag es, gefesselt dazustehen oder in engen Kisten eingequetscht zu werden, die andere schnallt sich gar in einen Keuschheitsgürtel ein und wirft den Schlüssel weit weg in eine Kiste auf einer einsamen Insel.'

Kopfschüttelnd griff Gangolf nach einem Seil, das in dem Regal lag, und nahm es zu der Richtstätte hinüber. Verwundert blickten Opfer und Scherge ihn an, kommentarlos zog er das Seil unter den auf der Richtbank ruhenden Beinen hindurch und verknotete es. Nun konnte sich Inge nicht mehr zurückhalten und rief:
- „Was soll das, was machst du da?“
- „Reine Vorsichtsmaßnahme, bei einer OP wirst du auch festgeschnallt, ehe der Onkel Doktor das Messer ansetzt!“
Inge war von dem Vergleich entsetzt, doch Gangolf ergriff unbeirrt erst ihre eine Hand, dann die andere, und band diese an die zuvor verknoteten Fußknöchel. Inge wurde dadurch in eine nach vorn gebückte Stellung gezwungen mit nur noch geringer Bewegungsfreiheit.

- „Hey“, wagte Inge einen Widerspruch, ohne sich nennenswert zu wehren; Gangolf erklärte sich:
- „Tut mir leid, aber es geht nicht, daß du bereits von dem bißchen Wasser da so herumzappelst, was machst du erst, wenn jetzt dann der gezielte Strahl direkt auf deinen Körper zielt. Ich tu' das wirklich nicht extra gern, aber wenn ich mit der Trennscheibe ausrutsch', dann bist du am Ende querschnittsgelähmt für den Rest deines Lebens!“

Inge wagte keinen Einspruch mehr, fassungslos betrachtete sie ihre gefesselten Hände und Beine. Gangolf beschloß, einen Vorversuch zu starten, um zu sehen, ob die Kühlung und deren Auswirkungen mit den unternommenen Vorkehrungen funktionieren werden.

- „Eigentlich müßte man Öl zum Kühlen hernehmen“, erläuterte er, „aber so viel hab' ich gar nicht, was man da braucht! Also d'rum, Magda, ziele genau da hin auf den Zwischenraum, wo die Jacke aufhört und gleich darunter fängt das Eisenstück an. Ach so, halt, zuvor muß ich noch Zudrehen, damit das Schrittband und damit der ganze Gürtel wieder fest im Stock eingespannt ist.“

Gangolf nahm wieder die Kurbelstange in die Hand und drückte gefühlvoll, aber durchaus kräftig die Stange nach rechts unten, bis er meinte, daß die Klemmung ausreichend wäre. Anschließend unternahm er auf's Neue die Rüttel-, Drück- und Ziehversuche am Hüftband und auch an Inges Schultern, um sich zu vergewissern, daß das menschliche Werkstück nun unverrückbar in dem Stock hing. Inge wagte keinen Widerspruch mehr, klaglos ließ sie ihn gewähren.

- „So, jetzt bist du d'ran“, wandte sich Gangolf an Magda, „ziele genau auf das Eisenstück oberhalb von dem Hüftband da, das Teil muß unbedingt gekühlt werden, weil es die Hitze von dem Trennen aufnimmt. So, also Wasser marsch!“

Magda drehte an der Spritze, sogleich trat das Wasser trichterförmig aus der Düse.
- „Dreh' noch weiter an dem roten Ding, bis das Wasser mit einem dünnen festen Strahl herauskommt!“
Magda tat, wie ihr befohlen. Inge bäumte sich bei dem kalten Strahl auf und wand sich in den Fesseln, dank dieser sie sich aber kaum bewegen vermochte; dem Strahl auszuweichen war ohnehin vollkommen unmöglich.
'Wie soll ich das aushalten', verfluchte sich Inge, verkniff sich indes, etwas zu sagen, 'und dann redet der von irgend einer Hitze, ich spüre nur Eiseskälte!'

Gangolf beugte sich zu Inge vor und versuchte, Blickkontakt mit ihr aufzunehmen:
- „Und du schreist sofort auf, wenn es zu heiß wird, also nicht wegen der Kälte, sondern wegen der Hitze; du wirst dich freuen, daß dich die Magda mit dem Schlauch abkühlt.“
Inge nickte, sie verkniff sich, ihm ihre Meinung zu sagen: 'O du Arschloch, du mußt die Tortur ja nicht aushalten'. Doch dann besann sie sich, daß sie allein Schuld trägt an der mißlichen Lage und daß sie froh sein mußte, diesen Gangolf hier angetroffen zu haben, der sich alle Mühe gab, ihr zu helfen. Schnell schob sie ein „Danke, werde ich machen!“ nach, ehe Gangolf wieder zurückwich und den Trennschleifer vom Boden aufhob.

Inge schlotterte am ganzen Leib, ihre Knie nutzten den begrenzten Spielraum, etwas seitlich hin- und herzuwackeln, auch ihre Schultern begannen zu zittern. Magda hielt indes unaufhörlich auf das Eisenstück zu.
Gangolf schob den Schiebeschalter vor, die Trennscheibe begann mit ohrenbetäubendem Lärm sich in Drehung zu versetzen.
- „Eham, eham, eham“, klirrte es durch den Raum, das markerschütternde Geräusch ging jedem der drei unter die Haut.

Inge bebte, die Trennscheibe ließ ihren ganzen Körper vibrieren. Tatsächlich merkte sie nach wenigen Sekunden nichts mehr von der Kälte des Wassers, ihre Nerven waren zum Zerbersten angespannt. Anstelle des kalten Wasserstrahls verspürte sie plötzlich Nadelstiche auf ihrem unbedeckten Hautstreifen, welcher in dem schmalen Bereich zwischen Hüftgürtel und dem Saum der Lederjacke verblieb. Tatsächlich sendete die Trennscheibe einen wahren Feuerstrahl aus, der zwar in der Hauptsache senkrecht nach unten seitlich an Gangolf vorbei seinen Weg zum Boden suchte, indes auch nach oben seine Funken versprühte in Richtung Inges Kopf und Rücken; die grundverschiedenen Elemente Wasser und Feuer begegneten sich hinter Inges Rücken, nach kurzer Zeit wurden die Funken in Dampfwolken verhüllt, das Zischen und Pfeifen verband sich mit dem Kreischen des Motors zu einem wahren Inferno der Gewalten.

Gangolf beruhigte seine Nerven mit den Gedanken an Schillers Glocke:
'Nehmet Holz vom Fichtenstamme, doch recht trocken laßt es sein, daß die eingepreßte Flamme schlage zu dem Schwalch hinein.'
Hochkonzentriert führte er die rotierende Scheibe in senkrechter Bewegung auf und ab, der Trennschlitz wurde in Form eines schwarzen Strichs auf dem Edelstahl sichtbar.
'Daß die Scheibe schlage in den Gürtel ein', wandelte Gangolf Schillers Reim ab und fuhr im Geiste fort: 'Kocht des Gürtels Blei, schnell Wasser herbei, daß die zähe Gürtelspeise breche nach der rechten Weise!'

Kaum hatte Gangolf diese abgeänderten Reime sich zurecht gelegt, brach tatsächlich das Hüftband nach rechts weg, es hing plötzlich einige Millimeter von der Trennstelle entfernt in der Luft. Magda stieß einen kurzen Laut aus und bewegte die Spritze mit einem kurzen Ruck nach oben. Sofort korrigierte sie die unwillkürlich gemachte Bewegung und zielte wieder auf das Eisenstück, in das sich nun die Trennscheibe hineinfraß.

Schnell zog Gangolf die Flex zurück und setzte die Trennscheibe drei Zentimeter weiter links auf den Teil des Hüftbands an, welcher noch mit dem Schrittband in Verbindung war. Wieder bellte die feuerspeiende Trennscheibe ihr „eham, eham, eham“, wieder zischte der kalte Strahl aus Magdas Spritze, während das abgetrennte Ende des Hüftgürtels heftig herumzitterte.

Nicht nur äußerlich, auch im Inneren hatte Inge das Gefühl, daß alles bebte. Enorme Hitzewallungen machten sich überall breit, die Schwellung an ihrer Stirn, die sie sich zugezogen hatte bei dem Sturz auf das Wohnzimmertischchen, brannte unter dem enganliegenden Helm. Sie wagte es nicht, sich umzublicken, sie biß die Zähne zusammen und spannte ihre Rücken- und Beinmuskulatur bis zum Zerreißen an. Dabei flogen ihr in kurzen Abständen wirre Gedanken durch den Kopf; sie malte sich aus, wie sie für den Rest ihres Lebens im Rollstuhl säße, und sie überlegte sich andererseits, ob sie sich Gangolf bei erfolgreicher Befreiung aus Dankbarkeit anerbieten sollte.
'Blöde Kuh', schalt sie sich selber, 'der hat doch seine Magda, und außerdem hatte ich erst zweimal Männererfahrung, und die gingen nicht gut aus'.
Plötzlich bemerkte sie eine Veränderung in der Geräuschentfaltung hinter ihrem Rücken. Die Trennscheibe hatte auch diese Stelle des Hüftbands durchteilt und fraß sich wieder in das Eisenstück hinein, das jetzt nur noch mittig durch das obere Ende des Schrittbands gehalten wurde. Gangolf zog die Maschine zurück und schaltete den Motor ab, Magda drehte die Düse zu.

- „Spritz' weiter, spritz' weiter“, schrie Gangolf aufgeregt Magda zu, „spritz' weiter, das Eisentrum glüht weiter!“
Kaum war die Trennscheibe ausgetrudelt, legte Gangolf die Maschine auf den Boden und ergriff die Kurbelstange des Schraubstocks, um die Klemmung zu lösen und damit Inge zu erlösen. Prompt begann diese mit dem Hinterteil herumzuwackeln; 'eine gefährliche Situation', schoß es Gangolf durch den Kopf, 'sie darf jetzt nicht umkippen, aus dem Schraubstock herauskippen und hinunterstürzen. Geschützt durch seinen Schweißerhandschuh drückte Gangolf das heiße Eisenstück von dem Schrittband heraus, klirrend fiel es zu Boden. An der Stelle, an denen es auf Inges Rücken aufgelegen hatte, traten gewaltige Brandblasen hervor; das Viereck des Eisens war unverkennbar als Brandmarkung sichtbar. Gangolf wollte sich bei Inge beklagen, daß sie nicht Wort hielt, rechtzeitig einen Schrei loszulassen, um die Sache zu beenden oder zumindest eine Abkühlpause einzulegen, doch dann beschloß er, vorerst zu schweigen und sich lieber darauf zu konzentrieren, wie er sie von dem Schraubstock herunter bekäme.
'Gleich jetzt die Fesselung lösen geht nicht', überlegte er sich, 'die würde sofort zum Gürtel greifen und sich die Pfoten daran verbrennen.
- „Jetzt kannst' das Wasser abdrehen!“, rief er Magda zu, „ja, gut so, ich werd' jetzt die Inge unter den Schultern packen und halten. Bitte kurbel' du derweil den Schraubstock weiter auf, aber komm' nicht an das heiße Eisen da dran, auf dem sie immer noch sitzt. Hoffentlich hat die Silikoninnenbeschichtung die Wärme einigermaßen abgehalten.“

Hurtig drehte Magda das Wasser ab, ließ das Schlauchende mit der Spritze auf den Boden gleiten und betätigte die Kurbelstange. Nach einer Weile meinte Gangolf:
- „So, das müßte genügen. Bitte hilf mir, sie in die Höhe zu heben, damit sie von dem blöden Schrittband herauskommt. Ich nehm' sie links, nehm' sie am rechten Arm und dann heben wie sie gemeinsam in die Höh'!“

Magda nickte, faßte Inge mit beiden Händen am Oberarm und rief:
- „Ja, ich bin soweit!“
- „Gut, also los!“
Gemeinsam hoben sie Inge aus den Klauen des Schraubstocks, wie zuvor das heiße Eisenstück, so rutschte nun das ebenfalls heiße Schrittband von ihrem Unterleib, um klirrend auf den Boden aufzuschlagen.
- „So, und jetzt über den Schraubstock hinüber nach vorn zu ihren Beinen hin!“, befehligte Gangolf. Mit einem unsanften Plumpser setzten sie Inge vor dem Schraubstock auf die Werkbank ab, ihre Beine wurden dadurch stark angewinkelt. Gangolf löste die Fesseln und meinte lapidar:
- „So das war 's dann!“

Magda schwor sich beim Anblick der tiefroten Verbrennungsstellen, die den Verlauf des Keuschheitsgürtels auf Inges Haut aufzeigten, vorsichtiger bei den Selbstfesselungsaktionen zu sein; der Gedanke an den Umstand, daß die Technik versagen kann, daß ein Schloß nicht mehr aufgeht, irgendwie etwas Unvorhersehbares dazwischen käme, weckte die Vernunft in ihr. Andererseits war ihr nur zu gut bewußt, daß sie ihre urtümlichste Grundhaltung wohl nie aufzugeben in der Lage sein würde, sie rief sich das Sprichwort vom Krug in die Erinnerung, welcher solange zum Brunnen ging, bis er bräche.
'Brunnen', dachte sie, 'Brunnen, das ist es, was soll daran gefährlich sein, fest gemauert konnte man aus ihm schöpfen, der Brunn des Lebens, heißt es doch, sie würde gleich Inge dann fragen, die muß sich doch damit auskennen, die ist doch vom Umweltamt, was ich mitgekriegt habe'.

Daß es auch Brunnen des Todes geben könnte, diesen Gedanken schob Magda ganz weit weg von sich, ein fataler Irrtum.












































































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  RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses Datum:30.12.22 21:02 IP: gespeichert Moderator melden


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'Was war das für ein verrückter Tag gestern', kam es ihm in den Sinn, als Gangolf gähnend die Augen rieb und seinen Blick auf den zugezogenen Vorhang des Schlafzimmers richtete; der Stoff schien von der aufgehenden Morgenröte zu glühen. Gangolf gab sich einen Ruck und wälzte sich aus dem Bett, er zog den Vorhang auf und betrachtete das Naturschauspiel, das sich immer dann einstellte, wenn die Wetterlage umschlägt und sich ein Tiefdruckgebiet mit Regenneigung ankündigte. Wie immer, wenn er staunend das Spektakel betrachtete, kam ihm der schaurige Gesang des Reiterlieds in den Sinn, welches das Morgenrot als todbringendes Leuchten zum Inhalt hatte: >Morgenrot, Morgenrot, leuchtest mir zum frühen Tod!<

'Und was sind das nur für verrückte Weiber, die nun schon ein halbes Jahr lang an mir herumSchw***nzeln; was wohl aus der sadistischen Martina geworden ist, zusammen mit ihrer Pfarrers-Freundin Bettina, auf engstem Raum in Quarantäne eingesperrt, ob das gut gehen wird? Und dann diese Magda, gestern gefiel sie mir ja ausnehmend gut, wie sie so konstruktiv mitarbeitete und mitdachte, aber vorher, wo sie stundenlang am Regal gefesselt stand, sollte ich mich tatsächlich vertippt haben auf der Schaltuhr, 11 Stunden statt 1 Stunde, es ist alles möglich. Und dann kommt diese Inge daher, die spinnt ja vollkommen, sperrt sich in einen Keuschheitsgürtel ein und versteckt den Schlüssel dazu in die Kiste, die sie leergeräumt hatte. Jetzt bin ich gespannt, was der Brause heut' noch von mir will, aber dann hoff' ich doch, daß endlich wieder Ruhe einkehrt in mein Leben!'

Gangolf blieb noch eine Weile an dem Fenster stehen, wieder übermannten ihn die Gedanken an die Frauen, die er beiläufig in den letzten Monaten kennengelernt hatte.
'Da waren durchaus vernünftige darunter', sinnierte er, 'aber von denen will sich keine näher einlassen, die, die für ein geregeltes Eheleben tauglich wären, für eine Familiengründung.'
Er dachte dabei an Bettina, die er sehr schätzte, welche aber wohl keinen Mann näher als mit zwei Meter Sicherheitsabstand heranließe.

Gangolf schaute auf die Uhr und stellte zufrieden fest, daß er noch gut Zeit hatte für ein gemütliches Frühstück, bevor er aufbrechen mußte, um zu Brauses Tochter zu fahren, bei welcher sie sich verabredet hatten.
'Gut, daß ich den Termin nicht gleich für gestern, den ersten Tag nach der Rückkehr aus dem Abenteuerurlaub, ausgemacht hab', überlegte er und schlappte gemächlich und leise nach unten. Die Mädels schliefen noch, 'sie werden es brauchen nach der Aufregung gestern', dachte er sich und setzte die Maschinerie des Kaffeekochens in Gang.

Auch Magda schlich sich stillheimlich aus ihrer Kammer, in welcher sie heute Nacht einen Logiergast hatte. Sie war überrascht, wie gut sie sich mit Inge unterhalten konnte, wie schnell sie sich angefreundet hatten. Sie war ihr am Abend zuvor nach der Befreiung aus dem Keuschheitsgürtel bei der Körperhygiene behilflich gewesen, in der Pofurche hatte sich im Laufe der Tage allerhand Hinterlassenschaft abgesetzt. Zunächst hatte Inge ein Duschbad nehmen wollen, doch war sie eilends der Kabine entfleucht, als das Wasser schmerzhaft auf die Brandwunden rings um ihren Unterleib aufgetroffen war. Inge hatte sich dann nur ihren Oberkörper über dem Waschbecken abgewaschen.

So sehr Inge ihre erste Nacht ohne umgeschnallten Keuschheitsgürtel genoß, so sehr verfluchte sie die gewaltigen Brandblasen, die sie in Folge der Befreiung aus diesem sich zugezogen hatte.
- „Ich hätte doch Stop rufen müssen“, sagte sie sich und rieb sich dabei den Schlaf aus den Augen, „aber dann hätte der wieder eine ewige Pause eingelegt bis alles wieder abgekühlt wäre und ich wollte doch endlich `raus aus dem Ding.“

Inge setzte sich auf und betrachtete mit Schaudern die roten Striemen an ihrer Taille. Gegenüber dem Abend waren diese an diesem Morgen noch deutlicher zu sehen, sie wand sich aus dem Bett und stellte sich mit dem Rücken vor den kleinen Wandspiegel. Mit Entsetzen gewahrte sie oberhalb von ihrem Steißbein gewaltige Schwellungen, vor allem, wo das viereckige Eisenstück auf ihren Rücken gedrückt hatte.
- „Da bin ich mein Leben lang gebrandmarkt“, begann sie zu schluchzen, „jetzt weiß ich, warum ich mich nicht hinsetzen kann, warum das dann gar so weh tut.“
Sie war Magda dankbar, daß diese ihr das Bett überlassen hatte, auf der weichen Matratze war es auszuhalten, während Magda selbstlos mit dem Bettvorläufer vorlieb genommen hatte.
- „Soll ich dem Gangolf wohl gar noch dankbar sein, daß er mich so zugerichtet hat“, fragte sie sich erzürnt; Inge spürte, wie der Groll in ihr zu Wachsen begann.
- „Jetzt bloß weg von hier, so schnell es geht“, sagte sie sich, doch ihr wurde im selben Augenblick bewußt, daß sie erst einmal auf die Hilfe des Gastgeberpaars angewiesen war. Außer ihren unpraktischen Schuhen besaß sie kein einziges Kleidungsstück mehr, nicht einmal mehr ihren Keuschheitsgürtel, dieser lag vermutlich immer noch zersägt auf dem Kellerboden, ihre Shorts hatte sie sich im Wohnzimmer zerfetzt, als sie ungestüm weglaufen wollte, die Bluse lag irgendwo auf der Insel, darin das Smartphone. Bei dem Gedanken daran, daß sie selbst im Eva-Kostüm nicht von hier wegkam, nicht Hilfe rufen konnte, völlig mittellos hier bei den beiden Fremden war, wurde sie sehr betrübt.
'Jetzt muß ich diesen Gangolf bitten, mir das Hemdchen zu suchen, worin mein Smartphone steckt', dachte sie sich mit Grausen, 'und Magda, daß sie mir derweil was zum Anziehen borgt', so abhängig zu sein, das gefiel Inge überhaupt nicht.
'Ich werde mich an diesem Gangolf rächen', schwor sie sich, 'sobald ich wieder in Lage dazu bin, mir wird `was einfallen!'

Außer altem harten Gebäck konnte Gangolf in seinem Haushalt nichts weiter zum Frühstücken auftreiben; die Wirrnisse des Vortags ließen ihn und Magda das Einkaufen von Nahrungsmittel vergessen. Somit war er dankbar, von Brauses Tochter zu dem obligatorischen Kaffee auch frische Semmeln und guten Aufstrich bekommen zu haben. Gangolf genoß es, sich mit der Frau zu unterhalten, sie war mehr Gastgeberin als Kundin. Schnell stellte sich für ihn heraus, daß der Überprüfungstermin an der Photovoltaikanlage lediglich ein Vorwand für Brause war, um einen Grund für ein ausgiebiges Gespräch zu haben. Brause kreuzte kurz nach neun Uhr auf, Gangolf war bereits seit über einer Viertel Stunde zu Gast. Pflichtbewußt marschierte er zusammen mit Brause in den Keller, um die kleine Schaltanlage zu begutachten und auch die Ladebatterien in den Augenschein zu nehmen. Gangolf überprüfte alle Einstellungen und wie er erwartet hatte, zeigte das Aufzeichnungsgerät gute Energieausbeutewerte.

- „Ach, hätten Sie noch ein wenig Zeit, Herr Stumpf?“, lautete prompt Brauses Frage, als sie die Kellertreppe wieder hinaufstiegen.
- „Aber natürlich“, antwortete Gangolf und betrat wieder das Eßzimmer, das sie nur wenige Minuten zuvor verlassen hatten. Gangolf hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, seinen Werkzeugkoffer aus dem Auto zu holen, ihm war klar, daß ein kleiner Schraubenzieher und ein Schaltschrankschlüssel als Ausrüstungsgegenstände vollkommen ausreichend sein würden.

- „Kommen Sie, gehen wir hinüber in's Wohnzimmer, da sitzt man doch bequemer“, drängte Brause, „oder wollen Sie noch `was essen?“
- „Nein, nein, danke, ich kam schon früher heute, war nett, sich mit ihrer Tochter zu unterhalten!“
- „Äh, ja, freut mich“, entgegnete Brause, indem er krampfhaft darnach suchte, das Gespräch auf sein Thema zu lenken. Gangolf bemerkte seine Absicht und ging zu Brauses Überraschung in die Offensive:
- „Nun, Herr Wachtmeister, was haben Sie auf dem Herzen, schießen Sie los!“

Brause brummelte immer noch irgendwas Unverständliches vor sich hin, Gangolf nötigte ihn:
- „Also was ist los, was bedrückt Sie, es mir freiweg zu sagen, bin ich wieder ihr Hauptverdächtiger bei dem Bankraub damals oder hat die Magda wieder `was ausgefressen oder was ist los?“
- „Sie bringen es auf den Punkt, Herr Stumpf, in der Tat ergaben sich neue Hinweise und ich würde Sie bitten, bei Gelegenheit mich mit zu der Insel zu begleiten, zu ihrer Insel, um das richtig zu stellen.“
- „Aha, das klingt ja richtig spannend, Sie machen mich neugierig. Ja, dann unternehmen wir eine Kahnfahrt. Normalerweise paddel ich mit meinem Rennkajak, aber ich hab' auch einen Ruderkahn.“
- „Nee, nee, danke, sehr liebenswürdig, aber ich denke da eher an einen Kahn mit Elektromotor, in Röthen hat ein Bootsverleiher da so einen, ich hab' mich erkundigt!“
- „Wenn Sie meinen, Röthen ist halt an der anderen Seite der Insel, da muß man um die halbe Insel herumfahren.“
- „Das ist richtig, aber wenn man nicht rast wie ein Wilder, dann sollte die Batterieladung reichen für hin und zurück.“
- „Ja, das denk' ich auch. Aber nun sagen Sie doch, was Sie da auf der trostlosen Insel vorhaben.“

Brause war froh darüber, daß Gangolf es ihm so leicht gemacht hatte, gleich auf sein Anliegen zu sprechen zu kommen.
- „Das kann ich Ihnen jetzt noch nicht sagen, bitte fragen Sie nicht weiter nach, Sie werden es dann sehen, wenn wir drüben sind. Wann hätten Sie denn bald einmal Zeit?“

Gangolf hörte heraus, daß es Brause drängte, und so entgegnete er ohne zu zögern:
- „Warum nicht gleich? Für heute hab' ich nicht mehr viel vor!“

Brause war nun doch von Gangolfs Spontanität überrascht. Gangolf fuhr fort:
- „Es war heut' früh ein gewaltiges Morgenrot, ein Schlecht-Wetter-Bot’ ist das, fahren wir lieber heut' gleich, wahrscheinlich wird’s morgen regnen. Ich müßte bloß noch schnell anrufen, wir haben nämlich heut' Nacht einen Logiergast gehabt.“
- „Ah, sind Sie so ein Naturbursche, der das Wetter hervorsagen kann, find' ich gut, daß es solche Leute noch gibt. Aber Sie haben recht, die haben heute Morgen was von Regen gemeldet in den nächsten Tagen. Aber ich will Sie wirklich nicht abhalten, wenn sie jemand zu Besuch haben.“

- „Nein, nein, kein Problem, da ist nur jemand gestrandet, sagen wir es einmal so, gestern Abend, der wird heute schon wieder wegfahren.“
Beinahe hätte sich Gangolf verplappert, nur mit Mühen gelang es ihm, Brauses instinktive Neugier abzuwehren, indem er einen Paddler erfand, der schon länger an dem Tag unterwegs gewesen war, die Orientierung in der hereinbrechenden Dämmerung verloren hatte und schließlich an dem Steg bei Gangolfs Hof gestrandet war.

Gangolf ging auf den Flur hinaus und wählte seine Festnetznummer, in der Hoffnung, daß Magda abnehmen würde. Sie tat es indes nicht.
- „Typisch“, stieß Gangolf aus und setzte sich wieder zu Brause.
- „Schlechte Nachrichten?“ fragte dieser prompt.
- „Nein, nein, gar keine Nachricht, geht keiner d'ran, nehmen wir einmal an, daß das dann eine gute Nachricht ist.“
- „Wenn Sie das so sehen.“
- „Ja, was bleibt einem schon anderes übrig, ist auch gut, nicht immer und überall erreichbar zu sein.“
- „Da ham' Se recht“, pflichtete ihn Brause bei, „also woll'n wir gleich los?“

Brause wollte ansetzen, den Bootsverleih in Röthen zu beschreiben, doch Gangolf winkte ab:
- „Kenn' ich schon, hab' dort von dem anfangs meine Boote ausgeliehen, bis ich mir selber welche gekauft hab'“.
- „Dann is' gut, ich kann Sie auch mitnehmen.“
- „Danke, aber ich fahr dann gleich von Röthen wieder hinüber nach Wesserbarg.“
- „Ja klar, versteh' ich, also bis denne.“

Als die beiden zu ihren Fahrzeugen gingen, drehte sich Brause nochmals um und rief Gangolf über die Straße zu:
- „Warten Sie noch `mal kurz, ich ruf' den Bootsmann lieber an, nicht daß der gerade nicht da ist oder daß sein Elektrokahn sonst wie nicht einsatzklar ist.“
Nachdem diese Frage geklärt worden war, schwangen sich beide in ihre Autos und fuhren los.

Der Bootsverleiher begrüßte die Ankommenden:
- „Schön, daß Sie wieder eine Bootsfahrt unternehmen wollen.“
- „Ja das mit dem Wollen ist so eine Sache“, entgegnete Brause.
- „Sind Sie wieder dienstlich unterwegs?“
- „Ja klar, wir müssen auf die Insel!“

Spätestens jetzt war sich Gangolf ganz sicher, daß Brause schon einmal auf der Insel war, doch er behielt seine Gedanken für sich. Der Bootsverleiher schickte sich an, die Einrichtungen des Boots zu erklären, und ließ auch die Ersatzbatterie nicht unerwähnt.
- „Passen Se bloß auf, nicht wieder zu verpolen, wie das ihr Kollege neulich jeschafft hat, bleibt mir zwar ein Rätsel, aber es jibt nichts, wat es nich' jibt!“

Gangolf blickte etwas verwundert, er konnte nicht glauben, was er da hörte.
- „Erzähl' ich Ihnen gleich auf der Überfahrt“, kürzte Brause ab. Der Bootsfahrer meinte abschließend:
- „Also wenn Se bloß halbe Kraft fahren, wa', dann sollte das reechen mit ehner Batterieladung, da kommen Se hin und zurück.“
- „Ja und der Müller war so doof und ist erst 'mal falsch herum um die Insel jefahren, dat war `n ries'n Umwech, zum Glück kannte sich die Bär aus und die is dann auf dem kürzeren Wech zurückgerudert.“

'Bär', grübelte Gangolf, 'Bär, wer war das bloß, hat der nicht sogar die Bär gesagt?' Kaum daß sie ihre Plätze eingenommen hatten, fiel es ihm wieder ein: 'Barbara Bär, die zweite Naturkundlerin, deren Ausweis ich in dem Zelt fand. Aha, mit dieser war er also schon `mal drüben, und mit einem doofen Müller, der es anscheinend geschafft hat, die Pole der Ersatzbatterie zu vertauschen, unglaublich.'

Innerlich schüttelte Gangolf den Kopf, ließ sich aber nichts anmerken. Sein Instinkt gab ihm recht; das zufällige Zusammentreffen beim Kaffeetrinken vorgestern auf dem Markt in Lüggen, er hatte etwas geahnt und hatte deshalb beabsichtigt, die Kiste leerräumen, das Geld an sich zu nehmen, doch da war ihm anscheinend jemand zuvorgekommen.
'Nun je, da bin ich neugierig, was mir da der Alte zeigen will, hatte er vielleicht Inges Schlüssel für den Keuschheitsgürtel entdeckt? Wie auch immer, ich werde meinen Spaß haben!'

Das gleiche dachte sich auch Brause: 'Da bin ich `mal was von jespannt, wie er reagiert, wenn er in die leere Kiste guckt! Dann hab' ich ihn, der wird austicken!'

Was beide nicht dachten war, was man sonst noch alles auf einer einsamen Insel finden konnte.








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  RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses Datum:06.01.23 14:51 IP: gespeichert Moderator melden


87

Inge verfluchte sich selber:
- „So eine verdammte Scheiße, ich brauch' jetzt mein Handy, jetzt gleich, und `was zum Anzieh'n. Und ein Brandsalbe für die Brandblasen! So eine Scheiße auch.“

Magda kam zu ihr und legte tröstend den Arm auf deren Schultern, doch Inge wehrte ab:
- „Laß' das, bring' mir lieber `was zum Anziehen und irgend eine Salbe gegen das Brennen überall!“
- „Ja, hm“, begann Magda zu stottern, ich habe mir selber soeben mein letztes T-Shirt angezogen, wir kamen erst gestern, also das heißt vorgestern, aus Italien zurück vom Urlaub und ich war noch gar nicht bei mir zuhause. Aber ich werde jetzt gleich eine Wäsche anstellen, Gangis Sachen kann ich dann gleich mitwaschen. Und ob er eine Brandsalbe hat, weiß ich nicht, schau' doch `mal selber in den kleinen Verbandskasten, der da im Kellerabgang hinter der Tür hängt!“

Inge blickte Magda verwundert an und fragte sie:
- „Äh, wohnst du nicht hier?“
- „Nein, nicht wirklich, ich war hier zwar schon häufig zu Besuch über Nacht, Gangi ist ja so gastfreundlich, du hast ja gestern ihn kennengelernt und gesehen, für ihn war das selbstverständlich, daß du dageblieben bist.“
- „Ach so ist das, und ich dachte, ihr seid ein Paar.“
- „Nein, das nicht, ich glaube, Gangi hat gar keine feste Beziehung. Also ich weiß es ziemlich sicher.“
- „Kannst du dann nicht zu deiner Wohnung fahren und mir was mitbringen, ich kann doch nicht die ganze Zeit so nackt herumlaufen, noch dazu mit den Brandstriemen.“
- „Ja, du hast recht, ich schau' gleich `mal in die Scheune, ob da ein Fahrrad steht, das ich nehmen kann. Ich hab' früher schon `mal von hier aus schöne Radfahrten gemacht.“
- „Hast du denn kein Auto?“
- „Nein. Und du?“
- „Ich hab' ein's, aber meinen Schlüssel verloren, also mein Smartphone, da ist so eine verdammte App d'rauf, die wie ein Autoschlüssel wirkt, und so kann ich jetzt nicht `mal nach Hause fahren. Kannst du nicht wenigstens diesen Gangi anrufen, daß der so eine Salbe mitbringt?“
- „Ich hab' ihn noch nie angerufen, aber ich glaub', er hat seine Nummer da irgendwo an dem Telephon aufgeschrieben.“
Erneut blickte Inge Magda an, als ob diese vom Mond käme.
- „Sag' bloß, du hast kein Handy.“

Beinahe wollte Magda ihr das bestätigen, doch dann fiel ihr gerade noch ein, daß sie sehr wohl eines hatte und daß sie sogar dazu verpflichtet wurde, dieses ständig mitzuführen. Andererseits schämte sich Magda etwas, dieses Gerät noch nie aktiv benutzt zu haben und auch fast noch nie einen Anruf bekommen hatte. Es ging ihrer devoten Natur ganz gegen den Strich, einen Menschen, gleich wen, anzurufen, eine Bitte zu äußern oder auch nur eine ganz alltägliche Frage zu stellen, beispielsweise nach dem Befinden.

- „Ich telephonier' lieber mit dem normalen Telephon“, gab Magda zur Antwort und ging in den Flur hinaus. Tatsächlich fand sie dort einen großen Zettel an der Wand hängen, auf welchen Gangolf etliche Nummern notiert hatte. Inge kam hinzu, zusammen suchten sie die Aufzeichnungen ab und kamen zum dem Schluß, daß die Nummer hinter den beiden Buchstaben >Gg< Gangolfs Handy-Nummer sein könnte.

- „Ja hallo, das ist ja eine Überraschung!“, meldete sich Gangolf, darüber erfreut, auf dem Display seine Festnetznummer als eingehenden Anruf erkannt zu haben.
- „Ja hallo Gangi!“

Schweigen.

- „Hallo Magda, wie geht’s dir und euch?“
- „Gut.“

'Telephonier' ich da mit einem Kleinkind?', fragte sich Gangolf, 'das sich nicht traut, auch nur einen Satz zu formulieren.'
- „Freut mich. Was macht ihr beiden alles, was habt ihr vor?“
- „Inge hat ein Problem.“
- „Aha. Ja, kann ich mir vorstellen, ich glaub', die hat jetzt viele Probleme.“
- „Sie fragt, ob du ihr eine Salbe für ihre Brandblasen mitbringen könntest.“
- „Könnte ich natürlich schon, wird aber noch eine Weile dauern. Ich bin gerade auf einer Bootsfahrt mit Hauptwachtmeister Brause.“
- „Ach so. Ich dachte, du wärst heute bei seiner Tochter, was machen.“
- „Ist schon erledigt.“
- „Ja dann viel Spaß. Ach so, und dann noch was.“
- „Ja was denn?“
- „Soll ich gleich eine Wäsche in die Maschine geben, daß du, also auch ich, daß wir dann wieder frische Sachen haben?“
- „Ja klar, gute Idee, danke. Und denk' bitte auch an das verschwitzte Ding da von der Inge, ihre Bluse, die ich auf der Insel gefunden habe, ich weiß jetzt gar nicht mehr, wo ich die hingeworfen habe.“
- „Und einkaufen fahren?“
- „Oh ja, das wäre sehr nett von dir, du weißt ja, wo die Räder stehen, mußt halt noch aufpumpen, aber das schaffst du sicher. Der Schlüssel für das Vorhängeschloß von dem Scheunentor hängt ganz rechts am Schlüsselbrett. Wie geht es Inge?“
- „Äh, ja gut.“
- „Na dann, ich wünsch' euch einen schönen Tag.“
- „Danke, dir auch!“

Dicht neben Magda stehend konnte Inge den größten Teil des Gesprächs mithören.
- „Hat der `was gesagt von eine Bootsfahrt mit Brause?“
- „Ja.“
- „Und wo wollen die hin?“
- „Das hat er nicht gesagt.“
- „Warum hast du ihn nicht danach gefragt?“

Magda ließ die Frage unbeantwortet. Nach einer kurzen Weile sagte sie:
- „Ich mach' jetzt erst 'mal Wäsche und dann kann ich ja mit dem Fahrrad nach Lüggen fahren, dann hol' ich dir was von mir zum Anziehen, aber viel hab' ich dort selber nicht mehr und dann kauf' ich auf dem Rückweg was ein, dann können wir ein Mittagessen kochen.“
- „Ja, aber beeil' dich bitte, ich möcht' nicht noch länger nackt da herum laufen!“

Magda nickte und ging in den Waschraum hinunter. Sie schraubte den Gartenschlauch ab, der dort immer noch an dem Hahn bei der Waschmaschine angeschlossen hing. Die kleine Rohrzange lag griffbereit auf der Waschmaschine, so daß sie problemlos deren Schlauch anschrauben konnte. Als sie wieder in die Wohnung hinauf gekommen war, sah sie Inge im Wohnzimmer vor dem Fernseher lümmeln. Sie rief ihr zu:
- „Also ich fahr' dann `mal los, hast du besondere Wünsche?“
- „Nee, so eine Salbe, denk' daran, bitte. Und beeil' dich!“
- „Ja“, entgegnete Magda knapp und blieb weiter unter der Tür stehen.
- „Is' noch wat'?“
- „Ehm, ja, würdest du mir bitte die Schuhe geben?“
- „Was, ach so, die ausgelatschten Dinger da, sag' bloß, du hast gar keine anderen?“
- „Nicht hier, und mit den Motorradstiefeln wollte ich nicht mit dem Rad fahren“

Magda verschwieg, daß sie tatsächlich keine anderen Schuhe hatte als ihre alten, ausgetretenen, teilweise schon aufgerissenen Chucks.
Inge zog die Schuhe von den Füßen und schleuderte sie Magda entgegen. Für Magda war Inges Verhalten vollkommen normal, es entsprach ganz ihrer devoten Grundhaltung, daß Menschen verächtlich mit ihr umgingen; bislang fand sie nur in Gangolf und Bettina eine Ausnahme, und auch in Wachtmeister Brause. Dennoch bemerkte sie, daß Inges Verhalten in deren mißlichen Lage unangebracht war, behielt indes ihre Meinung für sich.
'Eigentlich müßte sie doch bemerkt haben, daß ich barfuß in den kalten Keller ging, Gangi hätte mir sofort Schuhe geholt oder wenigstens Socken. Und erstaunlich, daß sie noch gar nichts zu der elektronischen Fußfessel gesagt hat, die hat sie doch sicher schon längst bemerkt.'

Magda packte eine Trinkflasche in ihren Rucksack und stopfte auch eine Kapuzenweste hinein, denn sie sah, wie sich die Wolken immer mehr zu einer geschlossenen Decke verdichteten und mit hoher Geschwindigkeit am Himmel entlang zogen. In der Scheune pumpte sie das Fahrrad auf, das sie bereits im Frühjahr benutzt hatte, schob es heraus, verschloß das Scheunentor, schulterte den Rucksack und radelte über den Hof dem schlaglochübersäten Feldweg entgegen.

'Ach, der Schlüssel noch', fiel es Magda ein, 'ich bring' ihn lieber zurück, nicht daß Gangi vor mir zurückkommt und noch eine Runde mit seinem geliebten Kajak rudern möchte, und dann kann er nicht in die Scheune.'

Inge wartete noch eine Weile, ging dann in den Flur hinaus und schlüpfte in ihre schönen Gabor-Schuhe, um sich auf Erkundigungstour durch das Haus zu begeben. In diesem Augenblick kam Magda mit dem Schlüssel zurück. Leicht erschrocken blickte Inge auf und fragte erstaunt:
- „Ah, da bist du ja schon wieder, klappt es nicht mit dem Fahrrad?“
- „Ja schon, ich wollte nur noch schnell den Schlüssel für das Scheunentor zurückhängen auf den Haken da.“
- „Ach so, ja, freilich, is' gut, gute Fahrt!“
- „Danke!“

Inge gelang es, ihre Neugier zu bändigen und verzichtete auf die Hausinspektion. Sie ging in Gangolfs Schlafzimmer, aus dessen Fenster sie beobachtete, wie Magda mit dem Fahrrad den Hof verließ und auf den Feldweg Richtung Wesserbarg einbog. Aus Gangolfs Kleiderschrank entnahm sie ein T-Shirt. Anschließend stieg sie in die Kammer hinauf, in welcher sie mit Magda die Nacht verbracht hatte. Magda war mit Shorts davongeradelt, ihre Jeans lag in der Ecke.

'Hat die nur so zerrissenes Zeug', wunderte sich Inge und begutachtete die Hose.
- „Ist jetzt auch egal“, sagte sie sich und schlüpfte vorsichtig in das Kleidungsstück, um es nicht weiter zu zerreißen. Magda war etwas größer als sie, so daß das Vorhaben problemlos gelang. Als sie sich umwandte, um die Kammer wieder zu verlassen, sah sie Inges Motorradstiefel stehen.

- „Welch ein Glück, dann brauch' ich nicht mit meinen schönen Gabors in das blöde Boot steigen“, rief Inge erfreut aus und vertauschte ihre Stiefeletten mit Magdas Stiefel.
- „Verdammt, sind die eng!“, verfluchte sie Magda kleine Füße, sie sah sich gezwungen, wie bereits bei Inges Chucks die Socken wegzulassen, um barfuß sich mit Mühen in die Motorradstiefel zu zwängen. Sie fühlte sich indes richtig wohl, endlich wieder vollständig angezogen zu sein. Beglückt stiefelte sie hinunter, schnappte sich den Schlüssel für das Tor und dachte auch daran, diesmal eine Wasserflasche mitzunehmen, die sie in eine Stofftasche steckte. Sie hielt kurz inne, kehrte nochmals zurück in das Badzimmer, zog ein Handtuch von einer Stange und steckte es in die Stofftasche zu der Flasche.
- „Damit polstere ich den harten Sitz aus,“ sagte sie sich, „sonst überstehe ich die Überfahrt nicht. Und wenn ich mein Smartphone dann wieder gefunden habe, dann hält mich hier nichts mehr, dann setz' ich mich in meine Corvette und kehre nie wieder hierher zurück! Dieser Gangi-Knacki wird sich noch wundern!“

Immerhin gestand sich Inge ein, daß sie sich seit ihrer Befreiung aus dem Keuschheitsgürtel wesentlich wohler fühlte und ihr kam es vor, daß die Brandblasen längst nicht mehr so schmerzhaft brannten als am Vortag nach dem Durchtrennen des Gürtels mit der Trennscheibe.
- „Und dann werde ich nie wieder in so eine verdammte Plastikschale kriechen“, schwor sie sich, öffnete das Scheunentor und zerrte das rote Kajak heraus.



























































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  RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses Datum:08.01.23 01:39 IP: gespeichert Moderator melden


Da wird es wohl bald auf der Insel ein überraschendes Zusammentreffen geben.

Bin auf die dann folgenden Erklärungen gespannt.
Sarah
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  RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses Datum:10.01.23 06:29 IP: gespeichert Moderator melden


Schön, daß die monotone Abfolge der Fortsetzungen wieder einmal durch eine Anmerkung unterbrochen wurde; da ich mir geschworen habe, nicht im Manuskript vorwärts zu lesen, sondern immer nur die Kapitel einzeln jede Woche hier hereinzukopieren, bleibe auch ich gespannt, wie es im Detail weitergehen wird!

Gute Unterhaltung wünscht M a g n u s .
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  RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses Datum:10.01.23 23:02 IP: gespeichert Moderator melden


Lach, dann unterbreche ich das monotone Bild erneut um Dir mitzuteilen, dass ich immer noch mitlese.
Was dann bedeutet, dass mir die Geschichte weiterhin gefällt.

Dankeschön
Ihr_joe
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Storys:
Vergewaltigt! beendet
Der Brief bendet
Die 3 Schlüsselhalterinnen und die Vanilla beendet
Mein Schatz ... eine Fm Geschichte ohne KG beendet/gekürzt
BDSM Kurzgeschichten beendet




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  RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses Datum:13.01.23 19:54 IP: gespeichert Moderator melden


Ja, schön, daß Euch beiden die Geschichte "immer noch gefällt"; eigentlich müßte das nicht unbedingt sein, denn man könnte sie ja auch als wöchentliche Pflichtlektüre betrachten ("Lach"). Und damit die Qual nicht so lang dauert, gibt es heute eine kurze Fortsetzung!

88

- „Stellen Sie sich vor“, ergriff Brause das Wort, als Gangolf das Gespräch mit Magda beendet hatte, „mein Kollege Müller war so blöd und ist mit Volldampf neulich losgepretscht, und dann noch umgekehrt um die Insel herum, und dann wunderte er sich noch, daß die Batterie auf dem Rückweg leer wurde!“
- „Ja, das sagten Sie bereits dem Bootsverleiher, als dieser uns das Elektroboot hier gab. Waren Sie also schon `mal auf der Insel?“
- „Ja, Frau Bär vom Umweltamt war auch mit dabei, zum Glück, die ist dann das ganze Stück zurückgerudert, mit uns zwei alten Säcken im Kahn, ich hab' mich so was von geschämt!“
- „Hm, gab' es ein Problem?“
- „Ja, der doofe Müller war so verpolt und verpolte die Batterieanschlüsse von der Ersatzbatterie, der Verleiher hat sich das gemerkt, haben Sie ja gehört, dem kam so was auch noch nicht unter!“

Gangolf wollte zwar wissen, ob sich ein Problem auf der Insel ergab oder aus welchem Grund er mit der Umwelt-Frau dort hingefahren war, doch ging er erst einmal auf Brauses Ausführungen ein:
- „Das ist mir auch rätselhaft, die Anschlüsse sind nämlich unterschiedlich dick, normalerweise kriegt man gar nicht die dünne Kabelschelle auf den dicken Pluspol der Batterie, und die große Schelle wird an dem dünnen Minuspol gar nicht richtig fest.“
- „Das wir auch der Grund gewesen sein, warum er gar so lange da herumgeschraubt hat, Mann, was für ein Kronleuchter. Wenn wir die starke Bär nicht gehabt hätten, trieben wir heut' noch auf dem See herum; die war echt eine starke Bärin.“

- „Da sind wir schon,“ unterbrach Gangolf das Thema und wies auf die Schneise in dem Schilfgürtel. Er verminderte die Geschwindigkeit und manoevrierte den Kahn gekonnt in die Einfahrt zu dem Inselsteg.
'Jetzt bin ich aber gespannt, was du mir zeigen willst', dachte sich Gangolf, während er den Kahn vertäute. Gangolf balancierte auf dem Stegbrett und betrat den schmalen Pfad, der in die Insel hinein führte. Brause folgte ihm schnaufend.
- „Machen Se `mal `n bißchen langsam, Herr Stumpf, meine Wampe macht da nich' mehr mit!“

Gangolf reduzierte das Marschtempo, blickte sich ab und zu um, Brause folgte ihm schwitzend. An der Stelle, wo ein noch schmalerer Pfad zu der Lichtung abzweigte, ging Gangolf indes geradeaus weiter.
'Jetzt will ich doch `mal sehen, ob er es merkt', dachte er sich und lachte sich ins Fäustchen.
- „Was erfreut Sie denn da so?“, wollte Brause wissen.
- „Ach, nichts weiter. Ich dachte gerade an `was Schönes.“
- „Das freut' mich für Sie, ich würde auch gern an was Schönes denken, zum Glück hat sich der Himmel bezogen, wenn jetzt noch die Sonne herunter stechen würde, das wäre ja nicht zum Aushalten!“
- „Auf der Insel ist es überall schattig, vielleicht nicht ganz vorne, da glaub' ich, ist eine freie Stelle ohne Bäume, das sieht man vom Wasser aus, wenn man da vorbei fährt, hinter dem Schilfgürtel. Da stürzen sich oft die Vögel hinunter, da können sie unbemerkt, also ungestört rasten, ist ja alles Naturschutzzone.“
- „Nicht ganz, irgendwo müßte da bald eine Lichtung kommen, mitten im Wald hier, vom Steg aus waren wir damals gleich da.“
- „Aha, also ich weiß nicht, wollen Sie `mal vorangehen?“
- „Nee, jeh'n Se ´mal weiter, es kann nich' mehr weeht sin.“

'Kaum kommen die Leute etwas außer Atem, verfallen sie in den Dialekt', überlegte sich Gangolf. Er freute sich, Brause in die Irre zu leiten und stellte sich ahnungslos, wo die Lichtung sei. Minutenlang stapften beide schweigend durch den dichten Wald, bis Brause stehen blieb und rief:
- „Halt, so weit war das nicht, ich glaub', wir sind da zu weit gelaufen. Drehen wir um und gehen nochmal zum Steg zurück. Die Lichtung war da nicht weit entfernt!“
- „Gut“, antwortete Gangolf, blieb stehen und drehte sich zu Brause um, „dann gehen Sie jetzt voran, ich kenn' mich hier nicht aus.“
Bei diesen Worten schmunzelte er innerlich, es freute ihn, wie locker er die Lüge herüberbrachte. Brause wendete sich gleichfalls um, nun schritt er voran auf den Weg zurück. Nachdem sie eine Weile zurückgegangen waren, entdeckte er einen schmalen Pfad, der rechts abzweigte.
- „Da könnte es gewesen sein“, rief er, „wir mußten irgendwo nach links abzweigen, als wir vom Steg gekommen sind!“
'Aber nicht hier', dachte sich Gangolf und setzte dabei ein Grinsen auf. Artig folgte er den Wachtmeister, der sich wacker durch das immer dichter werdende Gestrüpp den Weg bahnte. Als es immer beschwerlicher wurde, den Pfad weiter zu folgen, blieb er stehen und drehte sich zu Gangolf um.

- „Nee, hier war det och nich', verdammt!“
- „Rufen Sie doch `mal diese Frau Bär an, vielleicht erinnert sich die daran, wo der Weg da zu dieser Lichtung führt“, gab Gangolf ihm den Rat und freute sich diebisch, den Wachtmeister in dem Irrgarten der Insel gefangen zu sehen. Brause zog sein Handy heraus, rief die Telephonauskunft an und ließ sich mit dem Umweltamt in Lüggen vermitteln.

- „Hier Hauptwachtmeister Brause, Frau Bär bitte“, rief er in das kleine Gerät, das er mühsam mit seiner großen Hand ans Ohr hielt.
- „Wat, ham' Se nich'? Ach so, warten Sie, die ist Praktikantin bei der Frau Hm, wie hieß die gleich noch, von der Naturschutzbehörde, hat so einen ulkigen Namen. - Ja, Langohr, Sie haben recht. - Ach, die ist heute nicht da, ja, senden Sie mir eine SMS mit der Nummer von ihrem Handy, ist wichtig, danke, ja.“

Obwohl ihm klar sein mußte, daß Gangolf aus nächster Nähe das Gespräch mithören konnte, wiederholte Brause:
- „Die Kollegin im Amt schickt mir eine SMS von der Langohr, die war damals mit dabei hier auf der Insel, als sie die Vögel beobachteten, die müßte auch wissen, wo das war mit der Lichtung, die hatten ja ihr Zelt dort aufgebaut!“
Schweigend gingen sie den schmalen Pfad zurück und folgten schließlich wieder den Hauptpfad in Richtung Steg. Nach einer Weile gab Brauses Handy den typische Tonruf von sich, welcher eine eingehende SMS signalisierte. Er blieb stehen, zog das Gerät wieder hervor, tippte darauf herum und lauschte dem Rufton. Im selben Augenblick vernahm er etwas weiter weg auf der rechten Seite im Wald den typischen Rufton eines Smartphones. Überrascht zog Brause sein Handy vom Ohr und lauschte angestrengt. Auch Gangolf hörte klar die Tonfolge eines Smartphones.
- „Hören Sie das auch?“, wandte Brause sich an Gangolf, „kann das sein, daß die da im Wald ist, aber sie nimmt nicht an.“
Brause drückte die Aus-Taste und tatsächlich verstummte das aus der Ferne hergewehte Geräusch.
- „Das kam von da rechts“, meinte Brause erregt, „ja, sehen Sie, da vorne zweigt nochmal so ein Pfad ab, ja, da müssen wir hin.“

Brauses Lebensgeister erwachten, schnellen Schrittes bog er auf den besagten Pfad ab, nach wenigen Metern befanden sie sich am Rand der Lichtung. Er hielt weiterhin sein Handy in der Hand, auf der Lichtung angekommen betätigte er die Wahlwiederholung und prompt meldete sich das Anrufgeräusch zurück, diesmal wesentlich lauter. Brause lief ein paar Schritte weiter, der Signalquelle entgegen. Schließlich blieb er stehen, als die Tonfolge wieder etwas leiser wurde. In diesem Augenblick entdeckte Gangolf das Gerät, das in dem hohen Gras lag. Er wollte hinzueilen, um es zu ergreifen, doch drehte sich Brause um und war schneller, da er näher am Fundort stand.

- „Ja was haben wir da Schönes“, rief Brause genüßlich aus, betätigte die Aus-Taste, ging etwas schwerfällig in die Hocke und ergriff das Smartphone von dem Waldboden.
'Das hab' ich gestern übersehen, ich fand nur ihre Bluse da an einem Zweig hängen', dachte sich Gangolf, behielt indes seinen Gedanken für sich. Vielmehr fragte er Brause:
- „Sie ahnten also bereits, daß Langohrs Smartphone hier irgendwo liegen würde und haben mich gebraucht, daß ich Sie da auf die Insel schippere.“
- „Nein, gewiß nicht, das war jetzt reiner Zufall. Ich wollte Ihnen ganz was anderes zeigen, was Sie dazu sagen. Kommen Sie mit, es muß hier irgendwo auf der Lichtung sein.“

'Jetzt wirst du staunen', freute sich Brause insgeheim, sein kriminalistischer Spürsinn ist gänzlich erwacht, 'nur zu gern möchte ich dein Gesicht sehen, das du machst, wenn du siehst, wie die Kiste leer ist. Wo ist nur mein Geld hin verschwunden, wirst du dich wundern, na warte, gleich hab' ich dich!'

Wild entschlossen stapfte Brause weiter über die Lichtung. Langsam wurde er nervös. Allmählich wurde ihm heiß, obwohl der Himmel sich immer dichter mit Wolken zuzog.
- „Verdammt, wo war das bloß!“, begann er zu fluchen. Gangolf trat an seine Seite und fragte mit freundlicher Stimme:
- „Suchen Sie `was, kann ich Ihnen behilflich sein?“
- „Warten Sie, ich werd's gleich haben!“

Gangolf blieb am Rand der Lichtung stehen und betrachtete genüßlich, wie Brause wild hin- und hersauste, das hohe Gras mit seinen dicken kurzen Beinen niedermähte. An einer Stelle war er beinahe gestolpert, nur mit Mühe konnte er die Balance halten.
- „Hier ist es!“, rief er erfreut und lenkte seinen Blick in die Vertiefung hinab, in welcher er mit einem Bein zu stehen kam. Gangolf dachte sich:
'Da hat am Vortag auch schon die Inge herumgewühlt, noch wesentlich nervöser, als sie den Schlüssel zu ihrem Unterleibkäfig suchte, in welchem sie sich selber eingesperrt hatte.'

Brause war schockiert, er hätte schwören können, daß hier eine Aluminiumkiste eingegraben war; sekundenlang starrte er auf die Mulde, er nahm nicht wahr, als Gangolf sich ihm näherte:
- „Was ist hier?“, wollte Gangolf wissen. Brause löste sich aus seiner Schockstarre:
- „Hier war es!“
- „Was war hier?“
- „Ja die Kiste, und wenn ich sie nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, ich bin doch nicht bekloppt, hier stand eine Kiste.“
- „Aha, und was hatte es mit dieser Kiste aufsich?“
- „Da war angeblich viel Geld d'rin, sagte mir die Bär.“
- „Hm, da wird sie halt mit der Kiste und dem Geld abgehauen sein.“
- „Nein, sie war leer, als wir da waren.“
- „Und jetzt ist die leere Kiste verschwunden?“, fragte Gangolf.
- „Scheint so zu sein.“
- „Dann fragen Sie sie doch, was damit ist. Also mir scheint es so, als ob die beiden da ihre menschliche Absonderungen vergraben hatten und keine Kiste.“
- „Zweifeln Sie jetzt an meinem Verstand?“
- „Keinesfalls, aber ich denke, wir sollten jetzt langsam zurückfahren, es wird bald regnen!“













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Es war nicht einfach, den Elektrokahn von dem Inselsteg rückwärts aus der Schneise in dem Schilfgürtel herauszumanoevrieren; als sie endlich auf dem freien See heraußen waren, entdeckte Gangolf am gegenüberliegenden Ufer eine rote Spitze leuchten, ein Boot, das offensichtlich aus dem Damisch-Kanal in den See einfuhr. Gangolf wandte sich an Brause:
- „Sehen Sie `mal, da hinten kommt ein Boot aus dem Kanal heraus, ich möchte fast wetten, daß es sich dabei um den gestrandeten Passagier handelt, dem wir gestern Obdach gewähren mußten. Hätten Sie noch etwas Zeit, dann würde ich dem gern entgegenfahren.“
- „Ja klar, was sagt denn die Ladeanzeige?“

Gangolf beugte sich zu dem Kasten mit der elektronischen Anzeige hinunter:
- „Noch fast Dreiviertel voll!“
- „Na dann, fahren Sie schon!“
Mühsam wendete sich Brause um und suchte den See ab.
- „Ich seh' da nischt. Ach doch, ja, Sie haben recht, da paddelt einer.“

Als sich die beiden Boote näher kamen, erkannte Gangolf untrüglich eines seiner Lieblings-T-Shirts, das schlapperig um die viel zu schmalen Schultern eines zierlichen Oberkörpers hing. Die Gischt spritze bei jedem Paddelschlag auf, doch waren die Bewegungen wesentlich gleichmäßiger als am Vortrag. Inge dachte sich zunächst nichts weiter, es war für sie vollkommen verständlich, daß da ein Kahn in den Damisch-Kanal einbiegen wollte. Daß dieser Kahn indes so schnell herankam ohne Ruderbewegungen, das hatte sie nicht bemerkt. Sie konnte auch nicht ahnen, daß der beleibte Herr, dessen Rücken sie sah, ein ihr wohlbekannter Beamter war; Gangolf steuerte den Elektrokahn geschickt, daß er selbst meistens versteckt blieb hinter Brause, auf diese Weise erkannte Inge ihn erst, als sie bereits in Rufweite angelangt waren.

- „Hallo Inge, gut geschlafen?“ grüßte Gangolf und beugte sich aus dem Sichtschatten, den Brause bot. Inge blickte erstaunt auf und setzte mit dem Paddeln aus. Nun drehte sich Brause um und war noch erstaunter als jene:
- „Ach, Frau Langohr, also ich hätte ja mit allen gerechnet, sind Sie auch so eine begeisterte Paddlerin!“
- „Nein, nein, eigentlich nicht, aber ich muß noch `mal auf die Insel, `was suchen, das ich vermutlich dort verloren habe!“
- „Ist es etwa das da?“, fragte Brause und zog das Smartphone aus seiner Westentasche, das er kurz zuvor auf der Insel gefunden hatte, als er unbewußt das Gerät ortete. Die beiden Boote waren sich mittlerweile sehr nahe gekommen, Gangolf schaltete den Motor ab und ließ den Kahn seitlich an das Kajak herangleiten.
- „Äh, ja, das ist es!“, rief Inge verdutzt, „wie kommen Sie dazu?“
- „Haben wir gefunden“, entgegnete Brause triumphierend, lehnte sich leicht über die Bordwand zu Inge hinunter, die immer noch ganz perplex in dem Kajak saß, und übergab ihr das Gerät, nicht ohne altkluge Mahnung:
- „Passen Se besser auf auf ihre Sachen, aber wie Sie sehen, entgeht dem Auge des Gesetzes nichts!“

Inge war heilfroh, ihr Smartphone wieder in Händen zu haben, dennoch wurde sie durch Brauses Satz irritiert:
'Was heißt das, dem Auge des Gesetzes entgeht nichts, hat der eine Ahnung, daß sie das Geld aus der Kiste genommen hatte? Wahrscheinlich, denn was hätte der sonst mit dem Gangolf auf der Insel gesucht. Oder hatte der doofe Gangi dem Brause gezeigt, daß er auf der Insel in einer Kiste einen einsam deponierten Schlüssel zu einem Keuschheitsgürtel gefunden hatte, aber die Kiste war doch gestern gar nicht mehr da.'

Inge saß regungslos in Gedanken verstrickt in dem Kajak und starrte ihr Smartphone an.
- „Also wir woll'n dann `mal wieder, gute Fahrt, Frau Langohr!“
Gangolf ergänzte: „Stemm' dich von unserem Boot ab, damit du Abstand gewinnst, daß wir nicht durch unseren Wellengang dein Kajak zum Kentern bringen. Bis später dann!“

'Ein >später dann< wird es nicht geben, erst wieder im Gerichtssaal, wenn sie dich verknacken, du Sadist!', schwor sich Inge, stieß sich von dem Elektroboot ab und führte eine Wendekurve aus. Auch Gangolf vollzog eine Wendung und drehte ab. Er hob die Hand zum Gruß, welcher indes unbeantwortet blieb.
'Da sieh' einmal einer an, da kennen sich die also auch, sind per Du, wen kennt dieser Stumpf noch alles, da bleibt die Langohr offenbar sogar über Nacht bei ihm, irgendwie ein toller Typ, der mir langsam unheimlich wird.'
Beide hingen ihren Gedanken nach, Gangolf genauso wie Brause, schweigend fuhren sie in dem Boot nach Röthen zurück, die ersten Regentropfen fielen hernieder. Brause drückte sich seine Schirmmütze tiefer in's Gesicht, Gangolf stülpte sich die Kapuze über.

'Entweder ist der Stumpf eine total guter Schauspieler', sinnierte Brause, 'oder er ist tatsächlich unwissend-unschuldig, was diese Kiste anbetrifft. Das war ein Schlag in's Wasser, vielleicht besser, ich entschuldige mich gleich `mal.'
- „Herr Stumpf“, hob er an, „es tut mir wirklich schrecklich leid, daß ich Sie mit dieser Bootsfahrt aufgehalten habe, es ist mir peinlich, ich dachte und hoffte, Sie könnten mir zu dieser Kiste `was sagen, aber nun ist sie weg!“
- „Keine Ursache, das muß Ihnen doch nicht peinlich sein, aber was deuteten Sie da vorhin an, daß da Geld in der Kiste war und dann doch wieder kein's?“
- „Ich versteh' das ja auch nicht, und ich hoffte, Sie könnten mir dazu was sagen?“
- „Wieso ich, die beiden Mädels waren doch auf der Insel.“
- „Ja schon, aber Ihnen gehört sie, also hätte es doch sein können, daß Sie `was von der Kiste wußten.“

Es entstand wieder eine Gesprächspause; Gangolf grübelte darüber nach, wie er Brause etwas ärgern konnte:
- „Sagen Sie, Herr Brause, könnte es sein, daß die Kiste einfach zerfallen ist, also wenn die da Tag und Nacht dem Wind und Wetter ausgesetzt ist, da vermodert doch das Holz mit der Zeit.“
- „Es war eine Aluminiumkiste, Herr Stumpf.“
- „Ach so, ja dann natürlich nicht.“
'Der scheint ja wirklich nichts von der Kiste zu wissen', überlegte sich Brause. Nach einer Weile ergriff wieder Gangolf das Wort:
- „Also wenn die da so dastand auf der Lichtung, da könnte ja auch einmal jemand anders hingekommen sein, wenn es auch verboten ist, aber es ist doch nicht auszuschließen, so eine Aluminiumkiste glänzt doch richtig silbrig durch das Gras hindurch und man sah sie wohl schon von Weitem, könnte ich mir vorstellen.“
- „Nein, das nicht, die war tief eingegraben und immer mit so einem Gestrüpp bedeckt.“
- „Wie haben die beiden denn dann die Kiste entdeckt, wenn sie sie nicht selber mitgebracht und eingegraben hatten?“
- „Ja das ist es ja, da war ein Mann, den sie beobachtet hatten, wie der da an der Stelle herumgemacht hatte und dann hatten sie nachgesehen dort und fanden auf diese Weise die Kiste.“
- „Ach so war das, ja, ich verstehe langsam, aber wer war denn der Mann? Der konnte doch nicht so einfach von der Insel verschwinden wie ein Bauer vom Kartoffelacker?“
- „Darum geht es ja, daß wir endlich den Mann finden, es war wohl zu finster, daß die beiden den wiedererkennen würden.“
- „Ah, jetzt verstehe ich, und da galt ich als möglicher Verdächtiger?“
- „Wenn es mir auch peinlich ist, Herr Stumpf, ja, aber sehen Sie, das ist doch irgendwie naheliegend, außer Ihnen und den beiden Naturvöglerinnen kommt doch sonst wohl kaum jemand auf die Insel.“
- „Nun anscheinend doch, aber wenn Sie ein besseres Gefühl haben, kommen Sie doch zu mir auf meinen Hof nach Wesserbarg und durchwühlen Sie wieder alles, wie damals schon; ich kann Ihnen versichern, Sie werden weder Geld noch Kiste finden, Sie können auch meine Kontoauszüge einsehen, ich bin doch der gläserne Mensch überhaupt.“
- „Sie haben ja wahrscheinlich recht, Herr Stumpf, es hätte ja sein können und wir Polizisten sind angehalten, jeden noch so kleinen Verdachtsfall erst einmal nachzugehen. Gut, versprochen, ich werde Sie jetzt in Ruhe lassen, war schön, daß Sie sich Zeit genommen haben, mich hierher zu schippern, reden wir lieber über `was anders, was macht denn diese Frau Magda?“
- „Das weiß ich auch nicht so genau, diese Nacht blieb sie bei mir, sie hilft mir bei der Haushaltsführung, aber viel mehr wird sich da wohl nicht entwickeln zwischen uns.“

Das Gespräch nahm immer mehr die Form eines Plauderns an, Brause wußte nicht mehr recht, was er glauben sollte, Gangolf wiegte sich in Sicherheit, zukünftig von polizeilichen Ermittlungen verschont zu bleiben.

Wider Erwarten schaffte es Inge, das Kajak auf den Steg zu ziehen und sie nahm sich vor, keinen Grund zur Klage zu liefern, eisern biß sie die Zähen zusammen und schleppte das Boot zu Gangolfs Scheune. Sie war froh, weder Magdas Fahrrad zu entdecken, noch Gangolfs Auto, sie hatte es geschafft, als erste beim Hof zurück zu sein. Sie brachte das Kajak und das Paddel an ihre Plätze und verschloß das Scheunentor. Anschließend stapfte sie zu ihrem Auto, das treu am Waldesrand wartete, von ihr benutzt zu werden. Die Schlüssel-App funktionierte, mit einem knurrenden Geräusch entriegelten sich wie von Zauberhand die Schlösser, der Motor startete problemlos und röhrte mit dem typischen Klang eines Achtzylinders auf, um anschließend in ein Röcheln überzugehen. Sie lenkte das Gefährt in den Hof und stellte es direkt vor dem Hauseingang ab.
Im Haus entledigte sie sich der Motorradstiefel und der Jeans und schlüpfte in ihre Gabor-Schuhe mit den acht Zentimeter hohen Absätzen. Sie genoß das Gefühl, mit ihnen etwas größer geworden zu sein. Um ihre Hüfte band sie das Handtuch, Gangolfs T-Shirt behielt sie indes an. Sie warf nochmals einen Blick zurück, verließ dann das Haus und schwor sich, nie wieder zu diesen Verrückten zu fahren.

Magda horchte auf, als sie auf dem Feldweg schon von weitem ein seltsam röchelndes Geräusch vernahm, in der Ferne gewahrte sie ein Fahrzeug, das erstaunlich schnell näher kam und dabei eine im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubende Staubwolke hinter sich aufwirbelte. Der einsetzende leichte Regen reichte noch nicht aus, den Staub zu binden. Magda sprang von ihrem Fahrrad und schob es auf den Feldrain, um nicht von dem heranrollenden Ungeheuer verschluckt zu werden. Die Front des weißen Tigers schien ein gefräßiges Maul zu haben, die schmalschlitzigen Augen blitzten bösartig auf. Magda vermeinte Opfer einer Halluzination geworden zu sein, als sie Inge hinter dem Lenkrad sitzend sah.

- „Das gibt’s doch nicht“, sagte sich Inge und schüttelte den Staub von ihren Gliedern ab, als der infernalische Angriff vorüber war. Im Hof angekommen, holte sie den Schlüssel für die Scheune und stellte das Fahrrad ab. Im Haus machte sie sich sofort auf die Suche nach Inge, fand diese indes nicht.
'Also war sie das doch', sagte sie sich, 'so eine kleine Person mit so einem dicken kraftstrotzenden Auto!'
Ihre devote Grundhaltung verbat ihr, sich darüber weiter Gedanken zu machen, vielmehr sah sie es als selbstverständlich an, daß andere Reichtum hatten, Macht und Kraft, sie dagegen stets als dienendes Wesen durch den Staub schleichen mußte. Sie holte die Wäsche aus der Maschine, hing sie zum Trocknen auf die im Waschraum gespannten Leinen. Sie hängte auch Inges T-Shirt auf, das dermaßen verschwitzt gewesen war, daß sie dieses erst einmal im Handwaschbecken einer Vorwäsche unterworfen hatte.
'Da wird Gangi aber traurig sein', dachte sie sich, 'wenn er erfährt, daß Inge sein geliebtes blaues T-Shirt mit den Orgelpfeifen vorne drauf angezogen hat, das er von Bettina geschenkt bekommen hat für sein Orgelspielen in ihrer Kirche.'

Magda ahnte natürlich nicht, daß Gangolf wegen Inge noch ein Vielfaches trauriger werden würde, schließlich auch noch wegen ihr selber.

- „Der hab' ich jetzt das Fürchten gelernt“, schrie Inge gegen das auf große Lautstärke gestellte Autoradio an, und sie genoß, endlich wieder Besitz über sich ergriffen zu haben; 'war schon demütigend, Gangolfs Verhalten, wie ich mich ihm offenbaren mußte, so ein Scheißkerl, aber wenn der glaubt, er bekäme das Geld zurück, hat er sich riesig getäuscht, im Gegenteil, der wird erst einmal hinter Schwedischen Gardinen sitzen, das garantier' ich dir, meinen makellosen Körper mit den Brandflecken zu übersäen!'

Auch Gangolf gewahrte von weitem das Röhren und Dröhnen, er wußte, ohne das Fahrzeug noch gesehen zu haben, daß Inge ihm entgegenkommen wird. Tatsächlich donnerte die weiße Corvette an ihm vorbei, er konnte nicht erkennen, wer am Steuer saß, doch war er sich sehr sicher, daß sie es gewesen sein mußte.
- „Solange hätte sie aber auch noch warten können, bis ich zurück bin“, sagte er sich, „daß wir uns ordentlich voneinander verabschiedeten, nach all' dem, was wir gestern zusammen durchgemacht haben! Undank ist der Welten Lohn!“

Selbstverständlich ahnte auch Gangolf nicht im geringsten, welchen bedrohlichen Ärger er noch wegen Inge sich einhandeln würde, da würde das grußlose Verschwinden absolut lächerlich dagegen sein.

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  RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses Datum:27.01.23 19:02 IP: gespeichert Moderator melden


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Polizeiobermeister Müller lehnte gelangweilt am Türrahmen der Verbindungstür zwischen dem Flur und dem Pfortenzimmer des Lüggener Polizeireviers. Er betrachtete das emsige Handeln seiner Kollegin Katrin Mauser, welche an diesem Tag Pfortendienst hatte. Diese war damit beschäftigt, Schriftstücke in verschiedenen Mappen durchzulesen und sich dabei auf Zetteln und im Computer Notizen zu machen. In dem Augenblick, als eine junge Frau das Pfortenzimmer vom Straßeneingang her betrat, klingelte das Telephon. Mauser nahm den Hörer ab; nachdem Sie Namen und Dienststelle genannt hatte, lauschte sie angestrengt, was ihr der Gesprächspartner zu sagen hatte. Mit dem Kopf gab sie mehrfach ihrem Kollegen Müller einen Wink, an den Tresen zu gehen, um der dort wartenden Frau nach dem Grund ihres Besuchs zu fragen.

Mißmutig erhob sich Müller aus seiner lümmelnden Stellung und schritt zu dem Tresen:
- „Guten Tag, Sie wünschen?“
- „Guten Tag, mein Name ist Langohr, ich möchte eine Anzeige aufgeben.“
- „Aha. Was haben Sie gesehen?“
- „Ich hab' nichts gesehen, mir ist `was geschehen, ich wurde vergewaltigt!“
- „Aha, wann, wie, wo?“, fragte Müller und bückte sich, um aus einem Regal einen Schreibblock herauszufischen.

- „So, also wie heißen Sie?“, setzte Müller seine Frage fort, als er Stift und Papier bereitgelegt hatte.
- 'Ja rede ich chinesisch', empörte sich Inge: „Wie ich schon sagte, heiße ich Langohr. Inge Langohr.“
- „Ach ja.“

Pause.

- „Ja und weiter?“, bohrte Müller.
- „Nichts weiter, nur einfach Inge Langohr, ist das denn so schwierig?“
- „Nein, schon klar, wohnen Sie auch irgendwo?“

Polizistin Mauser bekam mit halben Ohr die Situation mit, alarmiert bat sie ihrem telephonischen Gesprächspartner um eine kurze Unterbrechung, als sie etwas von einer Vergewaltigung aufschnappte. Sie hielt die Sprechmuschel des Telephonhörers mit einer Hand zu und sagte:
- „Geht doch in den 17 nach hinten, muß doch nicht hier sein!“
Müller drehte sich kurz zu seiner Kollegin um, nickte ihr zu und sagte dann zu Inge:
- „Ja also kommen Sie!“

Müller führte Inge in das Vernehmungszimmer am Ende des Flurs.
- „Also Frau Lang, äh, Lang, wie hießen Sie nochmal?“
Inge schwieg beleidigt und zeigte stumm auf den Notizblock, den Müller vor sich auf die Tischplatte geworfen hatte.
- „Äh ja, Langohr steht da, gut, dann geb' ich das gleich `mal in den Computer ein.“

'Ist der total blöd?', dachte sich Inge im Stillen und wartete geduldig, während Müller minutenlang mit der Maus umherklickte, bis er das richtige Bildschirmformular gefunden hatte.
- „So, jetzt aber, also Langohr ganz normal mit h?“
- „Ja.“
- „Und ihr Vorname?“
- „Inge.“
- „Ach ja, stimmt, Sie haben recht, hier steht's ja, Inge, ganz einfach. Und wissen Sie auch den Namen von dem, der Sie vergewaltigt hat?“
- „Gangolf Stumpf“, entgegnete Inge einsilbig.
- „Wie?“
- „Gangolf Stumpf“, wiederholte Inge gedehnt.
- „Is' `n Ausländer, wa', wie schreibt man den?“
- „Mit G“
- „Mit G, aha, gut, wie weiter?“
- „Ja red' ich chinesisch“, platzte Inge der Kragen, sie zog den Notizblock zu sich heran und forderte den Polizisten auf:
- „Jetzt geben Sie mir schon Ihren Stift!“

Ohne Widerrede reichte Müller ihr diesen, Inge schrieb in Druckbuchstaben Gangolfs Namen auf und setzte dazu: Wohnhaft in Wesserbarg.
- „Aha, schön, gut, geben Sie her, ich geb' das gleich in den Computer ein, denn was man im Kasten hat, kann nicht mehr verloren gehen!“
Mühsam tippte Müller Namen und Wohnort von dem Zettel ab.
- „Schreibsystem Methode Columbus“ murmelte Inge leise vor sich hin und unterdrückte den Impuls, einen lauten Schrei auszustoßen. Müller spitze indes die Ohren und anstatt sich auf seinen Computer zu konzentrieren, blickte er auf:
- „Was meinen Sie mit Columbus?“
Jetzt konnte sich Inge nicht mehr an sich halten und platzte hinaus:
- „Jeder Schlag eine Neuentdeckung!“

Müller fühlte sich geehrt und antwortete zufrieden:
- „Wir arbeiten hier gründlich und decken alles auf, nicht nur Neues.“
- 'O Mann, ist der blöd', dachte sich Inge und preßte dabei die Lippen zusammen, um nicht wieder vernehmlich zu werden.
- „Und der hat Sie vergewaltigt?“
- „Ja, auf der Insel im Röthener See.“
- „Aha, jetzt verstehe ich, deshalb die Anspielung mit Columbus. Also ich schreib jetzt: Herr Stumpf hat Frau Langohr auf dem See, äh, halt, auf der Insel, äh, in welchem See?“
- „Im Röthener See.“
- „Im Rödener See, mit weichem oder harten t?“
- „Mit t-h“
- „Im Röthener See, äh, was, ach so ja, also vergewaltigt.“
- „Vorgestern Nachmittags“, ergänzte Inge.

Müller suchte die Del-Taste, löschte den Punkt und ergänzte die Zeitangabe. Als er nach einer halben Ewigkeit den Satz fertig eingetippt hatte, blickte er vom Bildschirm auf, lehnte sich zurück und begann halblaut zu grübeln:
- „Röthener See, die Insel, ach ja, da war ich neulich mit so `ner Mieze, mit dem alten Brause, wegen so `ner doofen Kiste.“

Inge wurde hellhörig und fragte:
- „Was brummeln Sie da alles?“
- „Ach, nichts weiter, ich war neulich auf der Insel. Aber sagen Sie, was haben Sie da auf der Insel gesucht, da darf doch niemand hin?“
- „Ich schon, ich bin die Leiterin vom Referat Naturschutz im Umweltamt!“
- „Aha, ach ja, jetzt erinner' ich mich wieder, die war auch irgendwas vom Naturamt oder so, glaub' ich.“
- „Und da hatten Sie eine Kiste gefunden?“
- „Ja genau, und die war leer, stellen Sie sich `mal vor, da fahren wir extra mit so `nem Schnellboot auf die Insel, um dann bloß in eine leere Kiste zu glotzen, na ja, mir kann's gleich sein, ich war nur der Kapitän, die beiden wollten da `rüber unbedingt.“
- „Und wissen Sie mehr darüber, warum nach dieser Kiste gesucht wurde?“
- „Nee, oder warten Sie mal, ja, ich glaube, die Mieze, äh, Entschuldigung, die Frau, die hatte gemeint, da läg' `ne Menge Geld in der Kiste, aber die war bis auf den Boden leer, so total von leer, das können Sie sich gar nicht vorstellen.“

'So leer wie dein Hirn', dachte sich Inge, 'wenn du in meinem Amt wärst, hätte ich dich schon längst `rausgeschmissen!'
- „Ja und dann?“
- „Nichts weiter, wir sind wieder zurück, da gab der Motor seinen Geist auf, wir mußten zurückrudern.“
'Immerhin wird es dir nie passieren, daß du deinen Geist aufgibst,' dachte sich Inge weiter, 'dazu muß man nämlich erst einmal einen haben.'
Müller fuhr fort:
- „So viel ich weiß, ist das Ganze dann eingestellt worden.“
Inge nickte zufrieden und meinte:
- „Nun drucken Sie schon das Protokoll aus, damit ich es unterschreiben kann.“
- „Ach so, ja richtig, Moment bitte, ich hol' es gleich aus dem Drucker!“

Während Müller hinausging, überlegte Inge, ob es Sinn machen würde, mit diesem Beamten weiter über die Anzeige zu sprechen. Eigentlich wollte sie ihre Bluse aufknöpfen und in die Höhe ziehen, damit er die Brandflecken zu sehen bekam, doch sie beschloß, das ihrer Ärztin zu zeigen, aber nicht diesem beschränkten Beamten. Inge setzte handschriftlich Ort und Datum unter das Protokoll, das nur aus dem einzigen Satz bestand, und unterschrieb es.
- „Vergewaltigung ist ein Offizialdelikt und muß in jedem Fall verfolgt werden“, sagte sie sich, „da brauch' ich jetzt erst `mal gar nichts weiter zu Protokoll geben. Der Stumpf wird zwar widersprechen und dann steht es eins zu eins, die beschränkte Magda wird nicht viel sagen, und die Brandflecken sprechen ihre eindeutige Sprache, das kann der Stumpf nicht wegleugnen, da kriegt er ordentlich `was d`raufgebrummt, er hätt' ja besser aufpassen können, der Blödmann!“
Inge bedankte sich bei Müller für dessen einfühlsame Aufnahme der Anzeige und verließ mit einem Siegerlächeln das Polizeigebäude.

- „Katrin“, rief Müller zu seiner Kollegin, als er wieder im Empfangsraum angekommen war, „wir müssen sofort los und die Ermittlungen aufnehmen.“
- „Hab' ich da recht gehört, hat die Frau soeben eine Vergewaltigung gemeldet?“
- „Ja genau, auf der Insel in dem See war das. Wäre gut, wenn Du mitkommst!“
- „Ich kann jetzt nicht weg hier, hab Pfortendienst.“
- „Ruf doch den Nisselpriem an, daß ich dich brauch' als Frau, ist besser, daß du da mitkommst, soll halt ein anderer sich da `runtersetzen.“
- „Ja, gut, ich versuch's `mal.“

Mauser erzählte Nisselpriem von der soeben aufgenommen Anzeige, dieser war damit einverstanden, daß sie mit Müller sofort zu Gangolf fuhr, um keine Zeit zu verlieren. Die Spuren im Fall einer Vergewaltigung sollten so schnell als möglich festgestellt werden.
- „Fahrt schon mal hinaus, ich sehe mich um, wer den Dienst für heute weiter macht!“

Müller wartete, bis er vom Hof des Reviers auf die Hauptstraße gekommen war und fuhr mit dem Streifenwagen noch einige hundert Meter in der Kolonne des Straßenverkehrs. Als er sich weit genug von dem Polizeigebäude entfernt glaubte, betätigte er den Schalter für Blaulicht und Sirene.
- „Spinnst du, wir haben doch nicht Sonderrecht!“, rief Mauser ihn zu.
- „Sei kein Spielverderber, wann dürfen wir schon `mal auf Verbrecherjagd gehen!“

Müller genoß es, an die brav an den Straßenrand ausgewichenen Autos vorbeizudonnern, in rasanter Fahrt erreichten sie in wenigen Minuten Wesserbarg.
- „Jetzt schalt endlich die beknackte Sirene aus,“, schrie Mauser, „da fallen sonst die Kühe in den Ställen tot um.“
Als sie an das Ende der Dorfstraße angelangt waren, schaltete Müller endlich das Getöse ab, das Blaulicht ließ er indes noch angeschaltet.
- „Wo müssen wir überhaupt hin?“, fragte er seine Kollegin.
- „Ja du hast doch die Anzeige aufgenommen, nicht ich.“
- „Aber die hat keine Hausnummer genannt.“
- „O Mann, bist du doof“, konnte sich Mauser nicht mehr verkneifen. Sie ergriff das Funkgerät. Im Revier erreichte sie ihren Kollegen Meier.
- „Gangolf Stumpf“, wiederholte dieser und tippte dabei den Namen in den Computer ein, „Moment, Wesserbarg Nummer 47. Diesen Stumpf kenn' ich, ich kann mich erinnern, den haben wir schon `mal `ne Nacht hier gehabt, war eine komische Sache.“
- „Ach ja,“ antwortete Mauser, „ich erinnere mich, wegen vermutetem Diebstahl in Laukuv, war dann aber nichts d`ran.“
- „Der war schon `mal im Bau?“, erkundigte sich Müller.
- „Ja, wurde fälschlicherweise verdächtigt, in einen Keller eingebrochen zu sein.“
- „Heute kriegen wir ihn!“, feixte Müller.
- „Zuerst müssen wir sein Haus finden, wenn es nach dem Navi geht, müßten wir hier noch weiter, aber das Dorf ist hier zu Ende, kehr' nochmal um, damit wir die Hausnummern suchen, wir brauchen Nummer 47.“

Als sie die Dorfstraße zurückfuhren, schien das halbe Dorf auf den Beinen zu sein, der Weg des Polizeiautos mit dem blinkenden Blaulicht war von neugierigen Einwohnern gesäumt. Angestrengt versuchten Mauser und Müller, nach den Nummernschildchen Ausschau zu halten, einige entdeckten sie, andere waren durch Hecken verdeckt oder fehlten überhaupt. Sie sahen sich genötigt, die Dorfbewohner zu fragen, Mauser öffnete das Fenster und fragte den Nächststehenden:
- „Wo ist bitte das Haus mit der Nummer 47?“
- „47? Weiß ich nicht, ich hab' hier 8, und meine Nachbarn haben 6 und 10, und der gegenüber hat 9, hier geht alles der Reihe nach! Zu wen wollen Sie denn?“
- „Zu Stumpf. Gangolf Stumpf.“
- „Stumpf? Nee, kenn' ich nicht, wie war sein Vorname?“
- „Gangolf.“
- „Nee, gibt’s hier nicht.“

Mauser fragte weitere drei Bewohner des Dorfes, doch erhielt sie von allen die gleiche Antwort.
- „Und nun?“, fragte Müller kleinlaut, sein Siegesmut ist dahingeschmolzen.
- „Ich ruf' nochmal d'rin an“, ermutigte Mauser ihn. Kollege Meier meinte, daß Brause etwas über Stumpf wüßte; tatsächlich konnte Brause Auskunft geben:
- „Durch das Dorf durch und dann immer weiter auf dem holprigen Feldweg, dann kommt ihr nach gut zwei Kilometer zu einem einsamen Hof, dort wohnt er. Aber sagt, was wollt ihr denn von dem Stumpf?“
- „Wir gehen einer Anzeige nach gegen ihn.“
- „Aha, dann viel Erfolg!“

Brause runzelte die Stirn. 'Wer hat denn den angezeigt und wegen was?', grübelte er, doch er beschloß, sich nicht weiter darüber Gedanken zu machen, für ihn war der Fall Stumpf abgeschlossen, er wollte sich nicht nochmals blamieren, ihn wegen einer verschwundenen Kiste zu konfrontieren.
- „Sollen ruhig einmal die Jungen daran,“ sagte er sich und widmete sich wieder seinen Angelegenheiten, „und ich muß nicht immer alles wissen.“

Mit dieser Erkenntnis lehnte sich Polizeihauptmeister Brause zufrieden zurück und freute sich auf seine immer näher rückende Pensionierung.
- „Eigentlich schade“, sagte er sich weiter, „daß ich den Bankraub nicht aufklären konnte, zu gern wäre ich mit diesem Erfolg in den Ruhestand gegangen, aber man kann nichts erzwingen. Ich war so überzeugt, daß der Stumpf zumindest irgendwas damit zu tun hatte, nun je, jetzt hat er irgend eine Anzeige am Hals, geht mich nichts mehr an, mach's gut, Junge, und kümmer' dich schön um die arme Armdran!“


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- „Sag' `mal, willst Du jetzt wirklich einen Achsbruch riskieren?“, rief Polizeihauptmeisterin Kerstin Mauser ihrem Kollegen am Steuer zu, der den Streifenwagen gnadenlos über den schlaglochübersäten Feldweg zu Gangolfs Haus fliegen ließ.
- „Paß' auf, da vorn kommt eine enge Kurve!“

Mauser stemmte sich am Armaturenbrett ab, Müller gelang es mit Mühe, die Kontrolle über das Fahrzeug zu behalten. Er verspürte erstmals seit langem wieder einmal Angst, doch überspielte er diese, indem er sein Gesicht zu einer dämlich grinsenden Fratze verzog. Als sie auf Gangolfs Hof einbogen, stand dieser im langärmlichen Neoprenanzug an der Scheune. Er wollte eine Kajak-Tour unternehmen, gab das Vorhaben aber auf, als er sah, wie im Westen düstere Wolken standen. Als er den Streifenwagen erblickte, dachte er sofort an Brause.
'Was will denn der schon wieder, hat der jetzt eine Tauchermannschaft auf den See hinaus gehetzt, um nach der Kiste zu tauchen?'

Müller und Mauser stiegen aus, Müller griff an sein Holster und zog die Pistole heraus.
- „Spinnst du jetzt vollkommen?“, ereiferte sich Mauser.
- „Vergewaltigung ist ein Verbrechen und wie der da einsam heraußen lebt, bin ich lieber vorsichtig!“

Mauser lief in schnellen Schritten auf Gangolf zu, um zu Müller Abstand zu gewinnen.
- „Guten Tag“, rief sie in Laufen, „sind Sie Herr Stumpf?“
- „Ja, das bin ich.“
- „Ich heiße Katrin Mauser“, stellte sich die junge Polizistin vor, „Polizeihauptmeisterin, wir möchten Ihnen ein paar Fragen stellen.“
Sie musterte Gangolf, wie dieser überrascht in seinem enganliegenden Neoprenanzug dastand und seinen Blick abwechselnd auf sie und auf Müller warf; Müller hatte mittlerweile seine Waffe wieder eingesteckt, nachdem er ärgerlich feststellte, daß sich seine Kollegin absichtlich in ein mögliches Schußfeld gestellt hatte.

- „Ja dann fragen Sie,“ ermunterte Gangolf die Herannahenden. Müller platzte ohne Umschweife heraus:
- „Wo waren Sie gestern?“
- „Gestern war ich mit Kriminalhauptrat Brause auf der Insel.“
Überrascht blickten sich die beiden Polizisten an, sie waren unfähig, auf seine Aussage zu reagieren. Gangolf fuhr weiter: - - „Ja was ist denn da so verwunderlich daran, Sie schauen ja g`rad so, als ob wir auf dem Mond gewesen wären.“
Mauser faßte sich wieder und antwortete:
- „Ach da war Brause schon bei Ihnen wegen der Sache.“
- „Ja, den halben Tag waren wir unterwegs, bis wir mit dem Elektrokahn von Röthen aus auf der Insel waren, und weil da nichts zu finden war, hatte er mir versprochen, mich jetzt endlich in Ruhe zu lassen, aber jetzt schickt er Sie her. Wollen Sie jetzt wirklich mein Haus auf den Kopf stellen wegen der blöden Kiste?“
- „Wegen was für einer Kiste?“ blaffte Müller. Mauser machte sich folgenden Reim:
'Da hat der Brause also sogleich die Initiative ergriffen und ruderte mit dem nichtsahnenden Stumpf auf die Insel, zum Tatort, und da finden sie offenbar nur eine Kiste. Und nun meint dieser Stumpf, der Brause habe sie heute nochmals hergeschickt.'

Bevor Gangolf sich zu der Kisten-Frage äußern konnte, ging Mauser in die Offensive:
- „Also viel wichtiger ist es für uns zu wissen, wo sie vorgestern waren.“
- „Ja richtig, „mischte sich Müller ein, „vorgestern hatten Sie eine Frau vergewaltigt, ob in der Kiste oder im Gras, jedenfalls auf der Insel.“
- „Was reden Sie für einen Mist daher“, ärgerte sich Gangolf und wollte sich entfernen. Müller knurrte ihn an:
- „Bleiben Sie stehen, wir reden mit Ihnen! Also wo waren Sie vorgestern?“
- „Ja, ich war auf der Insel.“
- „Und was haben Sie dort gemacht?“
- „Ich hab' ein T-Shirt geholt, das jemand dort verloren hat.“
- „Von wegen verloren hat, das Sie jemand vom Leib gerissen haben.“

Gangolfs Mine verfinsterte sich, Mauser hakte nach:
- „Und wem gehörte das T-Shirt, war das ihres oder das von der Frau?“
- „Ihres, sie zog es in der Mittagshitze aus, als sie die Kiste suchte, wegen der dann gestern Herr Brause gekommen war“, erklärte Gangolf.
- „Sie geben also zu, vorgestern auf der Insel gewesen zu sein und ein T-Shirt genommen haben, das einer Frau gehörte.“
- „Da gibt es nichts zuzugeben, ich war so freundlich, es zu holen, aber es war so durchgeschwitzt, daß sie es am Abend dann gar nicht anziehen wollte.“
- „Halten Sie uns für blöd?“, ereiferte sich Müller, als er Gangolfs Erklärung hörte, „Sie haben eine junge Frau auf der Insel vergewaltigt und haben dann ihr Shirt weggeholt, um die Spuren zu verwischen, so daß gestern der alte Brause auch nichts mehr fand!“
Gangolf starrte Müller entgeistert an.
- „Das sollte genügen, Sie sind festgenommen, Herr Stumpf!“

Gangolf schnürte es die Kehle zusammen, er war nicht fähig, ein Wort des Protestes über die Lippen zu bringen. Müller holte Handschellen hervor und ließ diese um Gangolfs Handgelenke hinter dessen Rücken zuschnappen. Die langen Ärmel der Neoprenjacke reichten weit über Gangolfs Hände fast bis zum Daumenansatz, so daß die Handschellen nicht direkt auf der Haut der Handgelenke auflagen, sondern auf dem Neoprensaum; die Schellen lagen dadurch gepolstert an.

Wortlos trotteten die drei zu dem Streifenwagen, Mauser öffnete die rechte hintere Tür, Gangolf wurde sich erstmals bewußt, wie schwer es war, mit auf den Rücken gefesselten Hände in ein Auto zu steigen. Fürsorglich hielt Mauser ihr Händchen an die Dachkante, um Gangolfs Kopf vor einem Aufschlag an dasselbe zu bewahren. Nachdem sich Gangolf auf die Rückbank fallen gelassen hatte, schlug sie die Tür zu, umrundete das Auto, stieg von der anderen Seite ein und kam auf diese Weise neben ihm zu sitzen. Müller betätigte den Türverriegelungsknopf für die hinteren Türen und ließ den Motor aufheulen. Gangolf konnte gerade noch erkennen, wie Magda besorgt aus dem Haus lief, indes konnte er ihr mit den auf den Rücken gefesselten Händen nicht winken. Mauser griff über ihn hinweg zu dem Gurt, zog das Gurtschloß über Gangolfs Bauch und steckte es in das Gegenstück, anschließend gurtete auch sie sich an.

Auf dem Feldweg angekommen raste Müller wieder durch die Schlaglöcher, als hätte er einen Off-Road-Jeep unter seinem Hintern.
- „Jetzt fahr' nicht wieder so schnell“, schrie Mauser ihren Kollegen vor ihr am Steuer an. Im selben Augenblick schlug ein Blitz aus den tiefschwarzen Wolken auf die Erde, alle drei saßen für einen Moment geblendet da. Müller trat vor Schreck mit aller Kraft auf die Bremse, im gleichen Augenblick grollte der Donnerschlag vom Himmel und ein gewaltiger Wasserstrom prasselte hernieder, als ob die himmlischen Schleusentore schlagartig geöffnet worden wäre. Unter diesen war nichts mehr zu erkennen; bevor der Scheibenwischer seinen ersten Wisch vollziehen konnte, schlingerte der Streifenwagen, kam vom Weg ab und landete im lehmig-matschigen Feldrain.

- „So, das hast du jetzt von deiner blöden Raserei“, schrie Mauser Müller an, „schon am Hinweg hatte ich dich vor der Kurve da gewarnt und jetzt stecken wir im Dreck!“
Mit einer lässigen Handbewegung legte Müller den Rückwärtsgang ein, doch nichts bewegte sich. Gleich wie er auch den Motor aufheulen ließ, die Räder rutschten in dem von Sekunde zu Sekunde anschwellenden Schlammbad; verzweifelt versuchte er es vorwärts, mit dem gleichen Ergebnis. Mauser wollte die Tür öffnen, um sich ein Bild über das Schlamassel zu verschaffen, indes saß sie genauso gefangen im Fond wie Gangolf.
- „Mach' schon die Türen hinten auf“ belverte sie nach vorn; wortlos betätigte Müller den Entriegelungsknopf, die Elektromagnete quittierten seine Bemühung mit einem leisen Knacken. Trotz des strömenden Regens sprang Mauser in das Inferno hinaus, zog sich die Schildmütze tief in's Gesicht und umrundete das Fahrzeug, während Müller immer noch versuchte, durch wechselweises Einlegen des Vorwärts- und Rückwärtsgangs den Karren aus dem Dreck zu bekommen. Die Räder gruben sich indes immer weiter in die Kuhle. Geistesgegenwärtig nutzte Gangolf die Gelegenheit, allein auf der Rückbank zu sitzen. Er beugte sich vor, so daß er mit den Fingern die Handschellen hinter seinem Rücken abtasten konnte. Müller war viel zu sehr mit seinen Bemühungen beschäftigt, den Wagen wieder flott zu kriegen, so daß diesem Gangolfs Verrenkungen nicht auffielen. Nach einigem Hin- und Herdrücken gelang es Gangolf, die Handschellen von dem Neoprenstoff herunterzuschieben, er preßte die Daumen so eng es ging unter die Finger und es gelang ihm, sich mit einem Ruck aus den Schellen zu befreien. Er schob sie schnell in die Brusttasche seines Anzugs, die gerade groß genug war, um die Eisen darin aufzubewahren.

Mauser stieg völlig durchnäßt nach vorne neben Müller in's Auto.
- „Da geht nichts mehr, laß' es bleiben“, teilte sie ihm mit, „ruf' lieber einen Abschleppdienst.“
- „Ich ruf erst `mal d'rin an, die sollen uns holen“, blaffte Müller. Er erreichte Meier, der von Niesselpriem eingeteilt worden war, Mausers Pfortendienst zu übernehmen.
- „Ich kann da hier nicht wech!“, bedauerte Kollege Meier, „soll ich den Brause fragen, sonst ist hier niemand da.“
- „Nee, laß' `mal, ich ruf' `nen Abschlepper“.
'Brause', dachte er, 'der hätte mir gerade noch gefehlt hier.'
Die Blamage von der Bootsüberfahrt zur Insel, vor allem dann wieder zurück, wo sie sich von einer Frau zurückrudern haben lassen, saß ihm noch schwer in den Knochen. Die Abschleppdienste winkten indes ab, durch das plötzlich niedergegangene Gewitter kam es zu einer Massenkarambolage auf der Autobahn, vor zwei Stunden konnte da keiner nach Wesserbarg hinausfahren.
- „Verdammt, so eine Scheiße“, fluchte Müller los. Gangolf wagte es, sich einzumischen:
- „Wir könnten meinen Golf holen, ich hab' ein Abschleppseil.“
- „Nee, nee, Sie sind unser Gefangener, schon vergessen?“
- „Jetzt halt' aber die Klappe,“ fauchte Mauser, „Herr Stumpf ist so freundlich und bietet Hilfe an, da brauchst du nicht so blöd reden!“

Müller belegte sie mit einem vielsagenden Blick und schmollte. Mauser wandte sich an Gangolf:
- „Und Sie würden das wirklich machen?“
- „Ja klar, genauso wie ich der Inge geholfen hab', als diese gestrandet ist.“
Mauser wußte zwar in dem Moment nichts mit dem Namen Inge in Verbindung zu bringen, nahm aber Gangolfs Angebot an. Müller grunzte:
- „Paß' bloß auf, daß er dich nicht auch noch vernascht!“

Wutentbrannt stürzte Mauser aus dem Auto und warf die Beifahrertür mit großer Wucht zu. Sie öffnete die hintere Tür, in ihrem Ärger über ihren Kollegen bemerkte sie nicht, wie geschmeidig ihr Gefangener sich ganz ohne Hilfe aus dem Fond herauswinden konnte. Als Gangolf ausgestiegen war, drückte er dreist mit einer Hand die Tür vorsichtig zu, so daß diese fast geräuschlos in's Schloß fiel, doch keiner der beiden Ordnungshüter bemerkte, daß sich ihr Gefangener der Handschellen entledigt hatte.

Mauser und Gangolf stapften los. Gangolf überlegte sich, daß sein Golf vermutlich noch am Brenner stand, in der Quarantäne-Burg, in welcher Martina und Bettina eingesperrt worden waren, und er konnte nur hoffen, daß Bettinas Elektrowägelchen stark genug sein würde, den Streifenwagen aus dem Dreck zu ziehen.
Augenblicklich war Gangolf bezüglich des Wetters eindeutig im Vorteil, er zog sich die Neoprenhaube über den Kopf und war damit gut gegen den Regenguß gewappnet, während Mauser in ihrem kurzärmlichen Hemd zu frieren begann. Sie mußte auch die Schirmmütze abnehmen und vor ihrer Brust halten, sonst hätte der böige Wind das Bekleidungsteil davongetragen.

Auf ihrem Marsch konnten sie sich kaum verständigen, der Wind pfiff ihnen stürmisch entgegen. Nach einer Weile bemerkte Mauser dann doch, daß es Gangolf gelungen war, aus den Handschellen zu entkommen, sie sagte indes nichts dazu. Als sie schließlich in Gangolfs Hof einbogen, war auch dieser froh, endlich angekommen zu sein, obwohl er im Vergleich zu seiner weiblichen Begleitung weitgehend trocken geblieben war.
- „Gehen wir erst einmal in's Haus“, sagte er und öffnete die Tür.
- „Magda, wir haben Besuch“, rief er sodann, „sei so gut und hol' der Dame etwas Trockenes zum Anziehen.“

Magda kam aus der Küche, erfaßte sofort die Situation, und noch ehe Mauser zu einem Protest ansetzen konnte, hatte sie schon warme Sachen aus ihrer Kammer herunter gebracht.
- „Da rechts ist das Bad, da können Sie sich umziehen“, wies Gangolf die schlotternde Beamtin an. Diese nahm dankbar Gangolfs Aufforderung an. Erst jetzt, nachdem sie in das Badezimmer verschwunden war, wagte Magda zu fragen:
- „Was ist denn passiert? Wo seid ihr so schnell da weggefahren?“
Gangolf sprach absichtlich mit lauter Stimme:
- „Ach Magda, weißt du, ich bin nämlich verhaftet!“
- „Waas?“, entgegnete Magda erstaunt, „warum denn das?“
- „Das weiß' ich auch nicht so genau, angeblich hab' ich vorgestern jemand vergewaltigt!“
- „Was redest du da?“
- „Ja, weil ich der Inge ihr T-Shirt von der Insel geholt hab, den total verschwitzten Hadern, wenn du dich erinnerst; und das ist der Grund, daß ich sie vergewaltigt haben mußte, so einfach ist die Polizeilogik.“
- „Ja und jetzt bist du wieder zurück. Seid ihr im Regen gelaufen?“
- „Ja, der Streifenwagen ist abgestreift und steckt im Matsch fest. Wir fahren jetzt mit dem Auto von der Bettina hin, daß wir den wieder herausziehen.“

- „Soll ich Kaffee machen?“ fragte Magda, ohne weiter in der befremdlichen Sache nachzubohren. In dem Augenblick kam Mauser aus dem Bad zurück.
- „Vielen herzlichen Dank, das tut so gut, was Trockenes wieder auf dem Leib zu haben, ich bring' Ihnen das gleich morgen wieder zurück, versprochen.“
- „Nur keine Eile“, entgegnete Magda, „also wie ist es jetzt mit was Warmen zu trinken?“
- „Eigentlich darf ich das nicht annehmen, ich bin im Dienst. Und dann sollten wir schnell wieder zu meinem Kollegen draußen zurückkehren.“

Gangolf bat darum, sich gleichfalls umziehen zu dürfen:
- „Im Neopren die ganze Nacht da wieder in Ihrer Zelle zu liegen, ist nicht so angenehm.“
Jetzt wurde es für Mauser zur Gewißheit, was sie schon ahnte:
‚Das war also tatsächlich der Mensch, der neulich in der Arrestzelle eine Nacht verbrachte, und den ich mit Meier aus Laukuv abholte, wo ihn Leute eines Diebstahls im Keller eines Wohnhauses beschuldigten.’
Da Mauser im Gedanken versunken schwieg, wartete Gangolf nicht länger und ging in das Schlafzimmer. Als er kurz darauf wieder in gewöhnlicher Kleidung auf den Flur trat, hörte er Mauser und Magda im angeregten Gespräch.
‚Die Magda hat sich ja wunderbar entwickelt, noch vor kurzem hätte sie den Mund nicht aufgebracht, wenn da eine Polizistin in’s Haus gekommen wäre. Aber stimmt, mit dem Brause hatte sie auch ganz normal geredet.’

Gangolf beschloß, nicht sofort in’s Wohnzimmer zu treten, sondern ging erst einmal in’s Bad. Er schloß die Tür nicht zu, sondern ließ sie einen Spalt breit offen, die Wohnzimmertür stand ganz geöffnet, so daß er das Gespräch zwischen den beiden Frauen mithören konnte:
- „Gangolf ist so ein guter Mensch, wissen Sie, er hat mich auf einen Motorradurlaub mitgenommen und auch zwei weitere Frauen waren dabei und auf dem Rückweg hat sich nochmals eine angeschlossen, er hat immer bezahlt und er hat uns immer in Ruhe gelassen, ich glaub’ fast, er ist vielleicht schwul!“

Gangolf traute seinen Ohren nicht, als er Magdas Worte vernahm, auch die Polizistin wurde hellhörig und machte sich ihren Reim darauf.
‚Die werden sich ja wohl nicht abgesprochen haben’, überlegte sie sich, ‚das kommt so ehrlich und natürlich herüber.’
- „Und Sie sind seine Frau?“, wollte Mauser wissen.
- „Nein, nein, ich heiße eigentlich Annelies Armdran, aber alle nennen mich Magda, paßt irgendwie besser, nein, Gangolf hat weder Frau noch Freundin, ich helfe ihm hier in seinem Haushalt, er ist so ein guter Mensch, wissen Sie, wie vorgestern, als diese Inge da plötzlich auf-tauchte.“

‚Jetzt redet die auch von dieser ominösen Inge’, kam es Mauser in den Sinn, doch sie ließ Magda weiter reden.
- „Ja und dann wollte die sich aus ihrem Keuschheitsgürtel befreien, fand aber ihren Schlüssel nicht, da hatte ihr Gangolf einen gegeben, aber den hat sie abgebrochen, sehen Sie, hier auf dem Fensterbrett, da liegt noch der Rest davon.“
‚Das wird ja immer verworrener’, dachte sich Mauser. Als in dem selben Moment Gangolf aus dem Badzimmer in’s Wohnzimmer zurückkam, sagte sie:
- „Ich glaube, wir sollten dann `mal aufbrechen, und wenn wir den Karren aus dem Dreck gezogen haben, unterhalten wir uns weiter, dann nehm’ ich auch gern eine Tasse Kaffee.“
- „Ja“, sprudelte es weiter aus Magda heraus, „ich kann Ihnen noch so viel erzählen, was wir mit Inge alles erlebt hatten, bis sie endlich aus ihrem Keuschheitsgürtel befreit war.“
- „Also gut, bis dann.“
Gangolf reichte Mauser seine Regenjacke, die auf der Garderobe im Flur hing.
- „Ach, Sie sind wirklich so ein aufmerksamer Mensch, vielen Dank!“

Müller saß mürrisch im Polizeiauto und hielt Zwiesprache mit seinem Smartphone. Gangolf holte den Spaten aus dem Auto, den er vorsorglich mitgenommen hatte, und schaufelte die Räder des Polizeiautos frei. Anschließend verband er die beiden Fahrzeuge mit dem Abschleppseil; es war nicht einfach, die schwere Karosse aus dem Schlamm zu ziehen, doch nach einigen Minuten war die Aktion erfolgreich beendet.

- „So jetzt aber los, stellen Sie ihren Wagen ab und dann herein mit Ihnen“, knurrte Müller.
- „Sie werden doch nicht im Ernst glauben, daß ich jetzt mein Auto auch da in den Matsch hineinfahre; ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie dann die Güte haben werden, dann umgekehrt mich mit ihrem Polizeiauto herauszuziehen, sobald Sie mich wieder freigelassen haben.“
Mauser mischte sich ein:
- „Fahr’ schon mal los, ich fahr mit Herrn Stumpf zurück und befrage gleich seine Bekannte, was da vorgestern alles abgelaufen ist. Ist vielleicht ohnehin besser, wenn ich allein mit dieser netten Frau spreche.“
- „Und wie willst du zurückkommen?“
- „Und wenn ich zu Fuß gehen muß, würde ich das lieber machen, als mit dir und deiner Fahrweise nochmals im Graben zu landen!“
Mit diesen Worten gab sie Gangolf einen Wink und schickte sich an, in dessen Auto einzusteigen. Gangolf setzte sich gleichfalls in das Fahrzeug, wortlos beobachteten beide, wie Müller den Motor des Streifenwagens aufheulen ließ, indes nun wesentlich vorsichtiger von dannen fuhr.

- „Der hat echt ein Problem“, kommentierte Mauser Müllers Verhalten, „sein Auto ist jetzt wirklich ein Streifenwagen, voll von den Dreckstreifen, sehen Sie `mal, wie der jetzt aussieht!“
Gangolf betrachtete belustigt das braungestreifte Fahrzeug, das sich Richtung Wesserbarg entfernte; er wagte es nicht, auf dem matschigen Wegesrand umzudrehen, sondern zog es vor, die gesamte Strecke im Rückwärtsgang zurück zu fahren. Nun drängte es Mauser doch, ihn zu fragen:
- „Sie müssen mir das nicht sagen, aber neugierig bin ich doch: Ist damals da noch was herausgekommen wegen des angeblichen Diebstahls in Laukuv, in dem Keller dort in dem Wohnhaus?“
- „Nein“, antwortete Gangolf und konzentrierte sich weiter auf das Rückwärtsfahren, „aber bitte reden wir dann drinnen weiter, ist gar nicht so einfach, auf dem aufgeweichten Matsch da mit den rieseigen Schlaglöchern zu fahren.“
- „Ja, das glaub’ ich, bin schon wieder still.“

Als sie in das Haus traten, waberte ihnen das starke Aroma des Kaffees entgegen.
‚Wann werde ich endlich wieder zur Ruhe kommen?’ fragte sich Gangolf, ‚eine Aufregung nach der anderen, das kann doch nicht ewig jetzt so weiter gehen!’
Er konnte sich freilich nicht im mindesten vorstellen, daß die wahren Aufregungen noch vor ihm liegen würden.


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  RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses Datum:10.02.23 20:02 IP: gespeichert Moderator melden


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- „Kundenservice Neosteel“, meldete sich Anita mit stets fröhlicher Stimme, „was kann ich für Sie tun?“
- „Hier spricht Möpsus; ich möchte mit Herrn oder Frau Lende sprechen!“
- „Hallo Frau Möpsus, schön, daß Sie anrufen, ja, also die Geschäftsleitung ist augenblicklich nicht zu sprechen, aber vielleicht kann ja auch ich Ihnen weiterhelfen, oder soll ich etwas ausrichten?“
- „Hm, nein, ich muß schon mit den Lendes selber sprechen, sagen Sie ihnen, sie sollen mich anrufen, aber möglichst bald, es geht um viel Geld.“

Als Reinhold Lende von seinem benachbarten Schreibtisch aus hörte, daß eine Frau Möpsus anrief, wurde er hellhörig; er überlegte: 'Das wird doch nicht etwa die Petra Müpsus sein, die Geschäftsführerin des kleinen, aber feinen Konkurrenten aus Hessen.'
Er stand auf und gab Anita mit einem Wink zu verstehen, ihm den Hörer zu reichen.
- „Moment, Frau Möpsus, gerade kommt Herr Lende!“
- „Reinhold Lende hier.“
- „Petra Möpsus von Neosteel, guten Tag.“
- „Ja was denn, was denn, was denn, was verschafft mir die Ehre?“
- „Mach' es nicht so theatralisch, Herr Doktor, wann hast Du `mal Zeit demnächst, wir müssen Euch dringend wo treffen.“
- „Mach's du nicht so spannend, habt ihr wohl auch einen Anruf aus Berlin gekriegt?“
- „Ja klar, also was hältst du davon, wenn wir uns in euerer Richtung wo treffen, ist Montabaur in Ordnung?“
- „Ja, jetzt wart' `mal kurz, ich schaue kurz nach, dann machen wir doch gleich einen Termin.“

Die Geschäftsführer der beiden Unternehmen hatten sich schnell auf einen Termin geeinigt; noch in der selben Woche verständigten sie sich zu einem Mittagessen.
- „Das Problem ist nur das“, fuhr Reinhold Lende fort, „hier in Rheinland-Pfalz kriegen wir nichts mehr, wir müßten nach Nordrhein-Westfalen fahren, da spinnen sie noch nicht so herum.“
- „Ja, bei uns hier in Hessen doch auch, das kam von Bayern her, die müssen dort schon mit Gasmasken herumlaufen, die Ärmsten, das ist kein Spaß, das haben die von ihrem Schnöder, den sie so himmelhochjauchzend gewählt haben. Also gut, weißt du da was in Nordrhein, ist ja nicht mehr so weit von euch weg entfernt vom Westerwald, nehm' ich an?“
- „Wart' `mal, laß mich überlegen, in Uckerath gibt es ein tolles Wirtshaus, mit bayrischer Küche, ich glaub', das liegt schon d'rüben!“

Reinhold drehte die Sprechmuschel des Telephonhörers nach hinten und wandte sich an seine Büroangestellte:
- „Anita, würdest du bitte schnell `mal nachseh'n, ob das bayrische Wirtshaus in Uckerath offen hat?“
- „Ich kann auch später nochmals anrufen“, quäkte Petra durch das Telephon, als sie hörte, daß ihr Gesprächspartner mit dessen Sekretärin sprach.
- „Nein, nein, das haben wir gleich, alles was schätzungsweise nicht länger als drei Minuten dauert, soll man sofort erledigen, sonst geht das wieder dauernd hin und her.“
- „Da hast du recht,“ antwortete Petra und überlegte, ob ihr Gesprächspartner vielleicht bald ein Geschäftspartner werden könnte.
- „Ja, wir haben Glück“, verkündete Reinhold, „machen wir übermorgen, wann paßt es euch, so gegen Eins?“
- „Ja klar, wir richten uns ganz nach euch, aber sag', wo ist denn das Ucker-Dings, wie hieß das gleich?“
- „Uckerath, das ist gleich an der Autobahnausfahrt Siebengebirge, also auf der A3 Richtung Köln.“
- „Ja, schön, danke, also bis übermorgen dann in Uckerath, bayrisches Wirtshaus, so gegen Eins.“

Kaum hatte der Geschäftsführer von Neosteel das Gespräch mit der Konkurrenz beendet, forderte er seine Bürokraft auf:
- „Anita, erkundige dich bitte gleich nach der Bilanz von den Möpsusen, ob die immer noch so im Bastlerbereich vor sich hin dümpeln.“
- „Und wie soll ich das machen, mich nach der Bilanz erkundigen?“
- „Na ganz einfach im Bundesanzeiger.“
- „Haben wir den irgendwo?“
- „Im Internet natürlich, geh' auf Bundesanzeiger.de und such' dort unter My-Steel.“
- „Und da steht das einfach so im Internet?“
- „Ja klar, als Unternehmer sind wir völlig gläsern, kann jeder einfach von jedem Ort zu jeder Zeit nachsehen, wie wer dasteht, zumindest ab einem gewissen Jahresumsatz.“

---

Zur gleichen Zeit begrüßte Bundeskanzlerin Prank-Barrenkauer in knappen Worten die Kabinettsmitglieder und kam ohne Umschweife auf das Thema des Tages, das alles beherrschte, es mutierte längst zum Thema des Jahres, das Thema Condoma-Virus. Anstelle das Wort an Gesundheitsminister Scham gegeben zu haben, wandte sie sich an dessen Staatssekretär, welcher als Sprachrohr des unter Hemmungen leidenden Scham fungierte.
- „Sie wollen also allen Ernstes an den sogenannten Keuschheitsgürteln festhalten,“ wandte sich Prank an Doktor Unwohl, „daß Infizierte so einen Gürtel zwangsweise tragen müssen?“

Umweltministerin Graumaus lachte sich im Stillen in's Fäustchen, denn diesen Vorschlag hatte sie schon vor Wochen gemacht; sie hatte sogar ihren Keuschheitsgürtel im Anschluß an eine Kabinettssitzung zur Schau gestellt, als sie auf dem Flur ihren weiten Sommermantel öffnete, unter welchem sie außer dem glänzenden Eisen nichts weiter anhatte.

- „In England hat sich das bewährt“, fuhr Unwohl fort, „alternativ werden die Infizierten an das Bett gefesselt in speziellen Krankenhaus-Isolierstationen.“
Prank wußte nicht recht, wie sie nach dieser Antwort weitermachen sollte. Die Wortmeldung der Justizministerin Juxa kam ihr sehr gelegen:
- „Das sind aber doch sehr bedeutende Einschränkungen der Freiheitsrechte, glauben Sie wirklich, daß wir die durch das Parlament kriegen?“
Innenminister Schneehoffer antwortete:
- „Ich meine schon, wie ich bereits früher sagte, daß wir nicht zögerlich vorgehen sollten, nicht wie damals, bis wir mit den Gesetzen und Verordnungen soweit waren, hat sich das Corona-Virus überall hin ausgebreitet; wenn wir also uns einig sind, daß solche strengen Maßnahmen erforderlich sind, dann müssen wir diese flächendeckend in der ganzen Bundesrepublik einführen.“
Unwohl entgegnete:
- „Aus medizinischer Sicht müßte man jedweden Geschlechtsverkehr für eine bestimmte Zeit verbieten, andererseits ist mir schon klar, daß man solch ein Verbot natürlich überhaupt nicht überwachen kann und zudem den tiefsten Einschnitt in die menschlichen Rechte überhaupt darstellten.“

Ein Raunen ging durch den Sitzungssaal.
- „Was meinen Sie, wie uns die Presse zerreißen wird, wenn die Wind kriegen von solchen Beschlußvorlagen!“, antwortete Prank.
Staatssekretär Gscheid vom Auswärtigen Amt belferte in seiner ihm typischen Art:
- „Regierung verbietet das Vögeln!“
Nun platzte es Graumaus heraus:
- „In knappen Worten auf den Punkt gebracht!“

Im Saal entstand eine allgemeine Unruhe, Prank ließ die Anwesenden gewähren, bis sie schließlich wieder das Wort ergriff:
- „Herr Unwohl, wie sieht es eigentlich aus, hatte aus ihrem Ressort schon jemand Kontakt aufgenommen mit den Herstellern von diesen Keuschheitsgürteln, ob die überhaupt auf die Schnelle liefern können und was die kosten sollen?“
- „Ja, haben wir“, entgegnete Unwohl, „das ist tatsächlich eine wichtige Frage, denn wenn wir Erfolg haben wollen mit dieser sehr einschränkenden Maßnahme, dann müssen natürlich alle Infizierten sofort mit solch einem Gerät belegt werden, denn wenn es nur wenige einzelne bekämen, ist die gesamte Aktion letzten Endes wirkungslos.“
- „Ja und, was kam dabei heraus, wieviele Hersteller gibt es denn überhaupt, was sagen die dazu?“
- „In Deutschland haben wir zwei, Moment, mir fallen die Namen jetzt nicht gleich ein, irgendwas mit >Steel<“
.- „Neosteel und My-Steel“, gab Graumaus Nachhilfe.

'Woher die als Umweltministerin das weiß?', fragten sich einige der Anwesenden und Kulturstaatsminister Professor Siebenklug fühlte sich mit Grauen bestätigt, daß die Firmenbezeichnungen in Deutschland immer englischsprachige Namen haben mußten.
- „Beide Hersteller schienen über die Menge der benötigten Einrichtungen überrascht zu sein, sie sprachen von Einzelanfertigungen, die sie bisher produzieren, in Handarbeit, und über den Preis wollten sie noch überhaupt keine Angaben machen.“
- „Da muß man den Herstellern auch etwas Zeit einräumen“, mischte sich Wirtschaftsminister Fettmeier ein, „die können nicht die Produktion in kürzester Zeit hochfahren.“

Graumaus meldete sich zu Wort; beinahe hätte sich die Kanzlerin verplappert, konnte es sich gerade noch verkneifen, diese aufzufordern mit den Worten: 'Ja bitte, Ulla.'
- „Was ist mit den Chinesen, die produzieren doch alles in Mengen!“
- „Ob die auch solche Keuschheitsgürtel herstellen?“ fragte Unwohl zurück, und er fragte sich dabei im Stillen, warum diese junge Ministerin anscheinend da Fachwissen besäße.
- „Ja klar, schauen Sie `mal in's Internet, die Chinesen stellen auch supergute und teuere Modelle her und können die sofort liefern, vermutlich aus Großproduktion.“

Gscheid wollte schon herausplatzen, warum diese sich als Umweltministerin für die Produktion von Keuschheitsgürteln befaßte, konnte seinen Impuls dann doch noch unterdrücken.
- „An welche Mengen dachten Sie eigentlich?“, ergriff Prank wieder das Wort.
- „Äh, meinen Sie mich?“, blickte Unwohl auf, und als er Pranks Nicken sah, sagte er:
- „Wir dachten daran, bis Ende des Jahres eine Million solcher Dinger zu haben.“
- „Ein strammer Zeitplan für die Produktion,“ entgegnete Fettmeier, „wie sieht es eigentlich mit der Finanzierung aus, ich könnte mir vorstellen, daß diese Teile nicht ganz billig sind, sie müßten ja wohl höchsten hygienischen Standards genügen.“
- „Kein Problem,“ konterte Finanzminister Schmollz, „wir haben Hundert Millionen Euro eingeplant für medizinische Maßnahmen.“
- „Hundert Millionen“, erwiderte Graumaus, „da werden Sie aber nicht weit kommen, „mit einem Tausender pro Stück werden Sie schon rechnen müssen, das sind dann ja keine billige Spaßdinger für Sex-Spiele, sondern ernsthafte Fesselmaterialien aus Edelstahl und Silikoneinlagen, hochwertigst hergestellt, mit Schlössern, die wasserfest sein müssen und so weiter.“

Keiner der Anwesenden wagte Graumausens Sachverstand anzuzweifeln, Prank fürchtete, daß sich Ulla entblößen könnte und einen praktischen Anschauungsunterricht vorführen würde. Diese dachte genüßlich an den Besuch von Inge, mit der sie neulich eine heiße Nacht in Keuschheitsgürteln verbrachte.
‚Die war schon ganz extrem d’rauf’, erinnerte sie sich, ‚die hat doch glatt den Schlüssel so weit entfernt versteckt, daß sie sich doch tatsächlich nicht auf die Schnelle befreien konnte.’

Unwohl meldete sich nach einer kurzen Gesprächspause zu Wort:
- „Nachdem Kollegin Graumaus sich da anscheinend bestens auskennt, möchte ich vorschlagen, daß wir ihr die Fragen rund um die Beschaffung dieser Dinger überlassen.“
Unwohls Vorschlag fand breite Zustimmung, Gscheid sprach halblaut vor sich hin:
- „Da kann sie ja gleich als Versuchsobjekt herhalten.“
Sein Sitznachbar schlug ihn mit dem Ellenbogen in die Seite. Ulla Graumaus hingegen freute sich auf die hoheitliche Beauftragung, dennoch wiegelte sie zum Schein ab:
- „Also nein, nur weil ich mich da `mal früher damit befaßt hatte, bin ich da längst nicht Expertin.“
- „Keine Ausflüchte,“ entgegnete indes Kanzlerin Prank, denn sie kannte Ullas Vorlieben nur zu gut, „lassen Sie sich von Doktor Unwohl alle Unterlagen geben, die er diesbezüglich bereits hat und dann fühlen Sie den deutschen Herstellern auf den Zahn, sonst gehen wir zu den Chinesen.“

‚Warum nicht die chinesischen’, überlegte sich Ulla, ‚die sind wirklich gut, meiner ist auch aus China’. Ulla ahnte natürlich nicht die fatalen Folgen, welche die Spezialanfertigungen aus Fernost für die infizierten Zwangsträger in Deutschland haben würden.


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  RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses Datum:17.02.23 19:46 IP: gespeichert Moderator melden


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Als die ermittelnde Polizistin, Hauptmeisterin Mauser, den letzten Schluck aus der Kaffeetasse genommen hatte, fühlte sie sich wieder richtig aufgewärmt und von dem Aroma des Kaffees innerlich gestärkt. Sie sagte zu der ihr gegenübersitzenden Magda und zu dem neben ihr sitzenden Gangolf:
- „Ich schlage vor, daß ich mir jetzt erst einmal von Ihnen, Frau äh“,
- „Armdran“, half ihr Magda darauf, „aber sagen Sie einfach Magda zu mir.“
- „Gut, Magda, also daß ich jetzt mit Ihnen allein in die Kellerwerkstatt gehe, von der Sie gesprochen haben, und da lasse ich mir von Ihnen das alles genau zeigen, was sich da vor zwei Tagen mit der ominösen Inge alles zugetragen hatte, danach frage ich dann auch Sie, Herr Stumpf, wie das aus ihrer Sicht alles gelaufen ist.“

Magda war sichtlich angetan von der Aufgabe, bei polizeilichen Ermittlungen mitzuwirken.
‚Das einzige, was schief laufen könnte’, überlegte sich Gangolf, als die zwei nach unten gingen, ‚daß sie sich verplappert mit dem Italien-Urlaub, sie darf doch nicht den Landkreis verlassen.’

Gangolf schaltete den Computer ein und besuchte die Seiten des KG-Forums.
- „Es war schon ein richtig geiler Anblick, wie die Inge dagestanden ist mit ihrem Dings da“, sagte sich Gangolf und tippte sich bei den Berichten zu den verschiedenen Typen von Keuschheitsgürteln durch.
‚Ist eigentlich schon ein Wahnsinn, was es alles gibt,’ dachte er, ‚Handschellen-Forum, Keuschheitsgürtel-Forum, gibt’s irgend `was, dazu es noch kein Forum gibt?’

Angeregt folgte Gangolf den Verweisen auf die Herstellerseiten, ‚My-steel, Neosteel’, las er staunend und klickte sich durch die reich bebilderten Angebote.
- „Puh“, rief er aus, „sind schon richtig teuer“, doch war ihm durchaus bewußt, daß maßgefertigte Qualitätsprodukte ihren Preis haben. Darüber hinaus war auch von chinesischen Keuschheitsgürteln die Rede, die über Amazon angeboten wurden.
- „Hey, die haben ja eine riesige Auswahl“, rief Gangolf aus, als er die Vielzahl von Abbildungen auf dem Bildschirm gewahrte.
‚Die schönen Modelle, wo das beste Stück richtig gut versteckt d’rinn steckt, die kosten aber auch ein’ Haufen Geld’, stellte er staunend fest und kam wieder zu dem KG-Forum zurück. Seitenweise fand er Testberichte, über Qualität, Alltagstauglichkeit und Langzeit-Trageeigenschaften, über Hygiene und Verschlußarten. Gerade als er den Mauszeiger auf das Schließen-Kreuzchen positioniert hatte, las er beiläufig die Überschrift eines Beitrags: >Latowski-Gürtel<.
Er zog die Maus zurück und klickte aus unerfindlichen Gründen auf die betreffende Bildschirmzeile. Eigentlich schwirrte ihm bereits der Kopf vor lauter Informationen zu Hüft- und Schrittbändern, Silikoneinlagen, Urinal- und Polöchern.

‚Ist die Menschheit noch zu retten?’ fragte sich Gangolf gähnend und betrachtete staunend die sich öffnende Homepage.
- „Machen Sie sich bitte frei!“, las Gangolf die fünf Worte in großen Buchstaben, die unterhalb eines Bildes geschrieben standen, auf welchem zwei Damen in weißen Kitteln und grünen Gummihandschuhen dem Lesenden einen auffordernden Blick zuwarfen. Die eine der beiden strengen Damen hielt ein seltsames Teil dem Betrachter entgegen; Gangolf gelang es erst auf dem zweiten Blick, darin einen aufgeklappten Keuschheitsgürtel zu erkennen. Verwundert mauste er herum, doch fand er keine Schaltfläche. Schließlich klickte er in das großflächige Bild, im Nu verschwanden die Dominas und ein sich drehendes hochglänzendes Edelstahlteil blinkte ihm entgegen.
- „Wow“, entfuhr es ihm, atemlos versuchte Gangolf das sich drehende Edelteil mit seinen Blicken einzufangen.
‚Das soll ein Keuschheitsgürtel sein’, fragte er sich, ‚nicht zu fassen, sieht eher nach einem Slip aus, nach einer Badehose aus Metall.’
Links und rechts fand Gangolf Buttons, die er staunend entzifferte:
>Genitalienkammer, Verschluß/Preis, Tragezeit, Im Alltag, Entwicklungsbericht, Maßnehmen, Material, Hygiene, Hüftbleche, Reizstrom<

- „Ja seh’ ich recht“, rief Gangolf verwirrt aus, „kann das denn wahr sein, les’ ich das wirklich?“
Er las weiter: >Analdildo, Wie komme ich an den KG?<
Gangolfs kleiner Mann meldete sich zwischen den Oberschenkeln und mahnte zur sofortigen Handlung, wild entschlossen klickte Gangolf auf den letzten Button und las:
>Wie komme ich an diesen KG ?
ganz einfach:
• Anruf unter der Tel.-Nr.: ... Hier kannst du einen Termin vereinbaren... <

- „Mann“, rief Gangolf erstaunt aus, „das klingt so richtig einladend und persönlich, gar nicht so steril-distanziert.“
Es folgte eine Adresse bei Dortmund, darnach gab es weitere Angaben:
>Die Wegbeschreibung kannst du dir mündlich erklären, faxen, mailen oder mit der Post zuschicken lassen  oder hier ausdrucken.
• Bei uns angekommen, ziehst du einen Sportdress über, der hier für dich bereit liegt.
• Darüber wird ein Stahlmuster zum Schnüren angelegt, in dem du schon mal das Tragegefühl spüren kannst.
• Jetzt werden Änderungen notiert und skizziert.
• Per Augenmaß wählst du die gewünschte Kammergröße aus.<

- „Das gibt’s doch nicht“, stammelte Gangolf weiter und wiederholte das Gelesene:
- „Ein Stahlmuster zum Schnüren angelegt, in dem du schon mal das Tragegefühl spüren kannst. Ist ja irre! Und was soll das heißen: >Per Augenmaß wählst du die gewünschte Kammergröße aus.<“

Gangolf kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, ‚das ist eine Homepage, wie sie sein muß, richtig fesselnd!’
Er erinnerte sich, daß er eingangs etwas von einer Kammer gelesen hatte; er klickte zurück und kam prompt wieder zu dem sich drehenden hochglanz-blitzenden Edelmetallteil, das von den verschiedenen Buttons eingerahmt wurde.
- „Da“, rief er aus, „Genitalienkammer. Was ist denn das?“
Staunend las er:
>Penis und Hoden liegen, vor Zugriffen geschützt, in einer Innenkammer aus hochwertigem Silikonkautschuk, dessen Oberfläche sich wie natürliche Haut anfühlt... Drei Kammergrößen stehen zur Auswahl, aus denen du dich nach Augenmaß für eine entscheidest. Die kleine Größe hat den geringsten Röhrendurchmesser. Willst du bei einer Erektion den Gegendruck spüren, wäre das die richtige Wahl. Für die Hoden ist eine separate zweigeteilte Kammer vorgesehen ...<

Gangolf ergötzte sich an den Bildern, er scrollte nach unten, betrachtete das aufwendig versteckte, mit Edelstahl umschlungene Schloß, dann aber auch den stolzen Preis, der darunter genannt wurde. Noch immer konnte er sich nicht richtig vorstellen, wie dieses teure edle Ding getragen werden sollte, er scrollte noch weiter abwärts und da, unter Zubehör, stand er da, der Mann mit dem v-förmigen Metall an seiner Vorderfront.

‚Ein gewaltiges Gerät’, sinnierte Gangolf begeistert, ‚nicht einfach ein Gürtel, vielmehr eine Hose!’
Atemlos scrollte Gangolf auf und ab, begeisterte sich an den Bildern, las die einfachen, klar geschriebenen Texte.
- „Anscheinend gibt es da nur das eine Modell da“, sagte er sich, „aber was für eines das ist, dieses oder sonst nichts, eigentlich die einzig wahre Einstellung, keine Kompromisse, echte edle Handarbeit nach Maß!“

Für Gangolf stand fest, daß so ein Ding her muß, er widerstand indes dem Drang, sofort zum Telephonhörer zu greifen und anzurufen.
- „Gut Ding muß Weile haben“, sagte er sich und beschloß, die Sache mindestens über einen Zeitraum von einigen Tagen reifen zu lassen, „nur nichts überstürzen, so geil das Teil auch aussieht!“
Gangolf wechselte zum KG-Forum zurück und fand einige Berichte über den Latowski. Auch außerhalb des Forums fand er im Internet erstaunlich viele Trägerberichte. Sie fielen überwiegend positiv aus, lediglich das Sitzen auf harten Sitzflächen wurde beklagt.

-„Ist ja auch verständlich“, sagte sich Gangolf und holte sich nochmals die Aufnahme des Latowskis her, die denselben von hinten zeigte, „man sitzt da total auf dem Eisen d’rauf, während die anderen Gürtel so ein Schrittband haben, das sich in die Pofurche zwängt. So ein Teil hatte die Inge, na ja, ob das wirklich bequemer ist?“
In den verschiedenen Berichten wurden die Besonderheiten des Latowski-Gürtels gepriesen: Stromstöße könnten auf den Penis gegeben werden, ferngesteuert über Funk, und dann unweigerlich ein Analdildo, der auf einer Stange über dem Poloch montiert werden könnte, ohne daß man den Gürtel dazu öffnen müßte.

- „Darauf kann ich aber wirklich verzichten“, brummelte Gangolf und kam zu der Latowski-Seite zurück.
‚Da stand doch `was von Reizstrom’, versuchte er sich zu erinnern und nach kurzem Suchen fand er die betreffende Schaltfläche.
- „Das ist ja wirklich nicht zu glauben“, sagte er sich, „dieser Latowski muß ja ein genialer Techniker sein, durch und durch, schon allein, solch ein edles dreidimensionales Teil herstellen zu können, aus Edelstahl, ist höchste Schmiedekunst, und dann jetzt auch noch mit integrierter Elektrik!“

Staunend las Gangolf, was sich da ganz einfach vor ihm zeigte:
>Mit dem Funkempfänger der Reizstromkammer hat deine Herrin, selbst über größere Reichweite, die Kontrolle über dich. Der Sender verfügt über 9 Impulsstufen ... Du kannst Kurzzeit - und Dauerimpulse empfangen. Die Impulsstärke (maximal 80 mA Gleichstrom) wird über Plus - und Minustaste geregelt. ... Die Kontaktfläche, über die der Stromimpuls auf dich übertragen wird, befindet sich in der Penisröhre. Der Empfänger verbirgt sich innerhalb der Silikonkammer und kann von deren Außenseite (die am Metall anliegt) zum Laden der Akkus herausgenommen werden. ...<

Gangolf war dermaßen mit der Lektüre vertieft, daß er nicht bemerkte, als seine beiden Damen aus dem Keller in die Wohnung heraufgestiegen waren und diese zunächst unschlüssig im Flur unter der Tür zum Wohnzimmer stehen blieben. Erst als die Polizistin den Raum betrat und ihm über die Schulter sah, fuhr Gangolf erschrocken herum und errötete unaufhaltsam, denn Mauser und Magda konnten nun ungehindert auf den Bildschirm blicken.

- „Entschuldigen Sie bitte,“ bedauerte die junge Polizistin, „ich wollte Sie nicht erschrecken; wie ich sehe, studieren Sie gerade irgend etwas Elektrisches, das ist ja auch ihr Beruf!“
Erleichtert stellte Gangolf fest, daß der gezeigte Bildschirmausschnitt der Internetseite tatsächlich keine verräterische Spur, keine Peinlichkeiten darstellte, sondern nur den Satz:
> Die Verbindung vom TENS - Gerät zur Reizstromkammer wird über einen eingelassenen Stecker, an der Außenseite der Kammer, hergestellt und kann nur im aufgeschlossenen Zustand betätigt werden.<
Auch die umgebenden Bilder zeigten lediglich das Silikongehäuse, ich welchem sich das männliche Ding einfügen mußte, während von dem eigentlichen Gürtel nichts zu sehen war. Gangolf gewann die Fassung zurück, dennoch fiel es ihm schwer, sich auf die Befragung zu konzentrieren, die Mauser nun mit ihn durchführen begann. Im Geiste war er bei dem Latowski, es ging ihm nicht aus dem Sinn, wie es diesem Mann gelang, eine solche Maßanfertigung herzustellen. Mausers Fragen interessierten ihn dagegen überhaupt nicht, mit Mühe gelang es ihm, das Aufschneiden von Inges Keuschheitsgürtel zu beschreiben, auch das Holen des Schlüssels und des T-Shirts von der Insel. Die Polizistin schien indes mit seinen Ausführungen durchaus zufrieden gewesen zu sein, anscheinend stimmten diese mit den Aussagen von Magda überein.

- „Bin ich jetzt immer noch verhaftet, muß ich wieder in die kalte Zelle?“ fragte Gangolf am Ende der Befragung.
- „Nein, das nicht, aber ich muß Sie auffordern, sich hier in der Nähe aufzuhalten die nächsten Tage, also nicht weiter weg zu verreisen.“
- „Das kann ich gut versprechen“, antwortete Gangolf, „ich will ohnehin nirgends wo hin.“
Noch beim Aussprechen dieser Worte ertappte er sich bei der Lüge, denn seit ein paar Minuten wußte er genau, wohin er sobald wie möglich wollte.











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  RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses Datum:18.02.23 22:05 IP: gespeichert Moderator melden


Was für eine unerwartete weitere Wendung. Chapeau!
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  RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses Datum:24.02.23 21:12 IP: gespeichert Moderator melden


Schauen wir weiter, ob Gangolf seinen neuen Traum ausleben wird, ob er überhaupt noch in der Lage dazu ist...
Dir, Modex, und allen Lesern wünsche ich Gute Unterhaltung!



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- „Guten Tag, Frau Langohr, hier spricht Polizeihauptmeisterin Kerstin Mauser; Sie hatten eine Anzeige erstattet wegen Vergewaltigung, wann können wir uns treffen, um darüber zu sprechen, wie sich das genau zugetragen hat?“

Inge Langohr war verdutzt, sie dachte, bereit alles auf dem Polizeirevier gesagt zu haben.
- „Hallo, sind Sie noch d’ran?“, fragte Mauser, als sie keine Antwort bekam.
- „Ja, ja, ich bin nur etwas überrascht, denn ich hatte bereits alles Ihrem Kollegen gesagt, Müller, glaub’ ich, hieß der Beamte.“
- „Das war im Grunde nur die eigentliche Anzeige, ich muß da schon noch etwas in’s Detail gehen, wann paßt es Ihnen, ich würde gern zu Ihnen kommen.“
- „Ja, also egal“, stotterte Inge, „kommen Sie morgen Nachmittag?“
- „So um drei?“
- „Ja, gut, also bis morgen dann, Frau Langohr!“

Dienststellenleiter Nisselpriem bat seine beiden jungen Ermittler in sein Dienstzimmer. Als er erfuhr, daß Gangolf der Beschuldigte war, rief er auch Brause hinzu. Dieser begrüßte die Anwesenden in seiner trockenen Art:
- „Was, der Stumpf schon wieder, was hat er denn nun ausgefressen?“
Sein Kollege, Polizeiobermeister Müller, antwortete:
- „Er hat Frau Langohr vergewaltigt!“
- „Moment, Moment, langsam“, ergriff Nisselpriem das Wort, „Frau Langohr hat ihn angezeigt, Kollege Müller hat die Anzeige entgegengenommen.“

Nun war es Müller, der Nisselpriem in’s Wort fiel:
- „Ich nahm das Protokoll auf und Frau Dings, Frau Langohr hat es unterschrieben“!
- „Ein Protokoll, das nur aus einem einzigen Satz bestand!“, konterte Mauser.
- „Aha, und der wäre?“, wollte Brause wissen.

Mauser las vor und überreichte es ihm anschließend:
- „Herr Stumpf hat Frau Langohr im Röthener See, auf der Insel, vergewaltigt, vorgestern Nachmittag.“
- „Und das ist alles?“, fragte Brause weiter.
- „Ja“, ergriff nun Müller das Wort, „steht alles da, kurz und bündig.“
- „Und was sagt der Stumpf dazu, habt ihr ihn schon befragt?“, interessierte sich Brause weiter.

Mauser antwortete:
- „Ich habe zunächst seine Bekannte befragt, ohne seinem Beisein, anschließend ihn, beide berichteten von einem, sagen wir `mal ungewöhnlichen Vorfall, den Vorwurf der Vergewaltigung stritt Stumpf vollkommen ab, auch seine Bekannte konnte sich nicht vorstellen, daß er je einer Frau etwas zu Leide tun könnte.“

Nisselpriem wollte von Müller wissen:
- „Was ist Ihr Eindruck, Kollege Müller?“
- „Äh, ja, also ich war bei der Befragung nicht dabei, ich hab’ bloß die Anzeige aufgeschrieben von Frau Nissel, äh, Frau Langohr.“
- „Ich dachte, Sie beide sind zu dem Stumpf hinausgefahren?“, setzte Nisselpriem nach.

Mauser wollte ihrem Kollegen die Peinlichkeit mit dem steckengebliebenen Polizeiauto ersparen, doch kam sie jetzt nicht umhin, von der Begebenheit zu berichten.
- „Und dann sind Sie nicht zusammen mit Ihrer Kollegin zu Stumpf zurückgekehrt?“, echauffierte sich der Dienststellenleiter. Die Polizistin entgegnete:
- „In der Situation entschied ich, daß ich lieber allein zum Stumpf-Hof zurückkehrte.“

Brause konnte sich nur zu gut vorstellen, wie sich das mit seinem Kollegen Müller zugetragen hatte, unwillkürlich kam ihm die unglückliche Kahnfahrt mit der Naturschützerin Bär in den Sinn.
Mauser fuhr fort:
- „Und ich möchte morgen auch lieber allein zu der Langohr fahren, zu der erst recht, da möchte ich eigentlich keinen männlichen Kollegen dabei haben, für morgen Nachmittag haben wir uns verabredet.“

Nisselpriem nickte und griff nochmals Müllers Mißgeschick auf, aus welchem Gangolf ihn befreit hatte:
- „Das war natürlich eine prima Gelegenheit für den Stumpf, seine Unschuld und seine Menschenfreundlichkeit unter Beweis zu stellen, das darf aber uns nicht täuschen, daß er weiterhin als Beschuldigter gilt. Noch hat er keine Beweise geliefert für seine Unschuld.“

Mauser sah sich genötigt, Gangolf in Schutz zu nehmen, obwohl sie neutral-sachlich bleiben wollte:
- „Frau Langohr hat aber auch noch keinen Beweis vorgelegt, daß er es war.“
- „Stop“, mischte sich Brause ein, „nicht Stumpf oder Langohr müssen Beweise liefern, das ist schon unsere Sache zunächst, wir ermitteln, soll dann der Staatsanwalt entscheiden, was er d’raus macht.“
- „Moment, Moment,“ mischte sich Nisselpriem wieder ein, „wir machen höchstens die allererste Befragung, und wenn es sich herausstellt, daß vermutlich eine schwere Straftat vorliegt, geben wir den Fall an die Kriminal-Kollegen in Kaiserswuselhausen ab. Das wird auch hier so sein, sollte die Langohr dabei bleiben, daß sie vergewaltigt wurde. Also bitte, Kollegin Mauser, fahren Sie zu Frau Langohr und schauen Sie einmal, was Sie von Frau zu Frau sich zu sagen haben."
- „Ja, das werde ich tun und dann geben wir die Sache ab, so oder so.“

Die Gesprächsrunde löste sich auf, Mauser und Müller erhoben sich, um das Zimmer des Chefs zu verlassen.
- „Einen Augenblick noch“, bat Brause, „eines solltet ihr noch wissen: Als ich gestern mit dem Stumpf auf der Insel war, um mit ihm nach der verdammten Kiste zu sehen, die gar nicht mehr da war, da hatte ich mitten auf der Insel das Handy von Frau Langohr gefunden, und wie es der Zufall will, kam uns diese mit einem Paddelboot entgegen. Als ich ihr ihr Handy überreichte, sagte sie jedoch keinen Ton davon, daß sie von dem Stumpf vergewaltigt wurde, sie schien ihm nicht einmal böse gewesen zu sein, im Gegenteil, ich hatte den Eindruck, sie lächelten sich einander zu. Auf jeden Fall waren sie per Du.“
- „Das ist in der Tat sehr merkwürdig“, meinte Mauser, „ich werde ihr morgen auf den Zahn fühlen und den Bericht dann den Kollegen nach Wuselhausen schicken.“
- „Ja, tu’n Sie das“, bekräftigte Nisselpriem sie, „aber vorher lassen Sie mir den lesen, bitte.“

---

- „Hallo, wie geht’s?“, begrüßte Reinhold Lende das in die Gaststube eintretende Ehepaar Möpsus, erhob sich artig und setzte ein strahlendes Lächeln auf.
‚Du falscher Hund’, dachte sich Steffen Möpsus grimmig, ‚das geht ja schon wieder gut los. Auch seine Frau Petra mochte nicht die übertriebenen Schmeicheleien, die nun Lende zum Besten gab. Sie antwortete mit einer Gegenfrage:
- „Wo ist denn Astrid?“
- „Die hatte nicht recht Zeit heute, ich hoffe, ich bin euch ein ausreichender Gesprächspartner.“

Steffen grollte innerlich, doch ihm war klar, daß der Kleinere zum Größeren bittstellend gehen muß und nicht umgekehrt. Es ärgerte ihn, daß er von Anfang an, vor über zwanzig Jahren, auf eine solide Finanzierung seines Betriebs gesetzt hatte und entsprechend auf langsames Wachstum. Sein Konkurrent indes, dem er jetzt am Mittagstisch gegenübersaß, ging risikobereiter in das Rennen, verschuldete sich kräftig, zu dessen Glück ging die Rechnung auf, dank Internet war die Vermarktung kein Problem.

- „Na, wie läuft euer neuer Premium-Gürtel?“, wollte Lende wissen und setzte dazu wieder seine abscheuliche Grins-Grimasse auf. Möpsus ließ sich nicht provozieren und konterte mit einer Gegenfrage:
- „Und wie euer neuer Masterpiece?“

Der Kellner kam mit den Getränken und rettete insofern die Situation, daß die gegenseitig gestellten Fragen nach dem Erfolg der jeweiligen Neuentwicklungen unbeantwortet in Raum stehen bleiben konnten.
- „Also dann `mal Prost“, forderte Lende seine beiden gegenübersitzenden Kontrahenten auf.
- „Ja zum Wohl“, ergriff Petra das Wort und ihr Glas, „doch sprechen wir jetzt doch lieber gleich für das Wichtigste, warum wir hier zusammensitzen.“

Steffen bemerkte sofort, daß sich seine Frau verhaspelte und damit ihre Nervosität zeigte. Deshalb fuhr er an ihrer Stelle fort:
- „So wie ich das sehe, ist das Wichtigste jetzt, daß wir uns einig werden, wie wir denen in Berlin gegenüber treten.“
- „Ja, daran hab’ ich auch schon gedacht“, entgegnete Lende und schlug in seiner Stimme den sachlichen Ton eines Geschäftsführers an.
- „Was mir Sorge bereitet“, fuhr er fort, „was sich die da alles vorstellen, der Gürtel soll absolut ausbruchsicher sein, dazu höchst hygienisch zu tragen unter Dauereinschluß, dann mit einem einheitlichen Schließsystem und zudem ganz schnell millionenfach produziert werden.“
- „Ja genau, dabei haben wir schon gesagt, daß wir auf Qualität wert legen und jedes Teil in Handarbeit in Kleinserie gefertigt wird, nicht am Fließband. Habt ihr auch über Preise gesprochen?“

Nun gelang es Lende nicht länger, seinen nichtssagenden Gesichtsausdruck zu wahren, sondern setzte wieder sein hämisches Grinsen auf:
- „Nee, nee, nichts dergleichen, müssen das erst `mal gründlich durchkalkulieren, die Preise für die Spitzenmodelle wissen die genau, können das von allen Herstellern im Internet erfahren, liegen bei euch genauso wie bei den unseren Gürteln bei die 1500 Euro, übrigens auch die guten von den Chinesen, die von den Amazonen hier unter’s Volk gebracht werden.“
- „Ja richtig“, entgegnete Möpsus, „das hat uns so ein Staatssekretär oder so ein Wichtigtuer gar damit gedroht, wenn wir nicht bis Jahresende eine Million liefern könnten, da würden sie auch bei den Chinesen anfragen.“
- „Das Schlimme ist“, antwortete Lende, „die produzieren tatsächlich in Massen, und dazu auch gute Dinger.“
- „Die sind dann aber auch richtig teuer. Also wir haben dem Menschen vom Ministerium gesagt, er soll uns die Produktionsanlage finanzieren, mit der wir die Gürtel in Großserien bauen können, so wie damals den Impfstoffherstellern, daß die ihre Produktion überhaupt erst richtig aufbauen konnten.“
- „Und geholfen hat die ganze Impferei wenig“, entgegnete Lende, „kaum hatten sie genug Stoff, hat das Virus mutiert und es ging wieder von vorne los.“
- „Stimmt schon“, pflichtete ihm Möpsus bei, „aber Reinhold, laß’ uns doch über eine Strategie reden, wie wir der Regierung entgegentreten können bei der Produktionsfrage. Immerhin sind wir gegenüber den Impfstoff-Leuten von damals im Vorteil, daß wir unsere Produkte dann nicht mehr dem Mutationsgeschehen anpassen müssen.“
- „Da hast du recht, Steffen. Wir werden -“

Möpsus hielt mitten im Satz inne, als der Kellner mit den Salaten an den Tisch trat.
- „Oh, wie schön“, begeisterte sich Petra und dankte dem Kellner, „fangen wir doch schon `mal an.“
- „Ja klar, guten Appetit“, entgegnete Lende.
- „Also ich warte für meinen Teil auf die Hauptspeise“, rechtfertigte sich Möpsus, „denn wenn ich jetzt gleich den Salat `reinhaue, dann bin ich gleich voll.“
- „Aber bitte, gerne, kannst’ uns gleich einmal deine Vorstellungen erzählen, während wir unsere Vitamine zu uns nehmen.“

Tatsächlich gelang es Möpsus, seine Überlegungen darzulegen, während seine Frau neben ihm und Lende gegenüber sich am Salat gütlich taten. Als letzterer mit dem Salat fertig war, ergriff dieser die Serviette und das Wort:
- „Wißt ihr eigentlich, wer diese Probegürtel geliefert hat, wart ihr das?“
- „Welche Probegürtel?“, fragten unisono Petra und Steffen.
- „Na die Dinger für die Notstandsübungen, die landauf landab überall gehalten wurden für die Behörden.“
- „Also ich weiß davon nichts“, entgegnete Petra und ihr Mann forderte Lende auf:
- „Erzähl’ uns was davon, ich weiß darüber nichts, Notstandsübungen sagst du, klingt ja interessant!“
- „Ja, ist wahrscheinlich geheim, aber die können das nicht durchgehend geheim halten, es ging dabei darum, daß die Behörden sich auskennen müssen, der Bevölkerung die Gasmasken auszugeben und zu erklären, wie das funktioniert. In Bayern haben die die Verordnung schon, die Ärmsten müssen mit dem Gummizeug vor der Schnauze herumlaufen überall in der Öffentlichkeit.“
- „Das haben wir auch gesehen in den Fernsehberichten, die haben natürlich viel mehr Probleme mit dem Condoma von den Urlaubsrückkehrern aus Italien und so, da muß das ganz schlimm sein. Aber was hat das mit den Keuschheitsgürteln zu tun?“
- „Ja, das ist so eine Sache“, grinste Lende bis hinter die Ohren, „aber sagt es bitte, bitte, nicht weiter.“
Vielsagend blickte er in die Runde, suchte jeden Winkel des Gastraums ab, erst als er sich eingehend überzeugt hatte, daß niemand zuhören konnte, beugte er sich über den Tisch und tuschelte zu seinen Konkurrenten:
- „Es gab bei den Notfallübungen auch eine Übung mit KGs, wie man die anlegt und so, also da ist `was Großes im Kommen, d’rum wollen die ja noch in dem Jahr eine Million haben, wahrscheinlich werden alle Infizierten dann zwangsweise in einen gesteckt.“

Petra und Steffen blickten sich erstaunt an, dann fragte Petra nach:
- „Und da haben die bereits Übungen mit Probegürteln gemacht, die brauchten dann aber doch auch etliche dafür. Wer hat die denn geliefert?“
- „Ja das wollte ich gern von euch wissen, also von uns haben die sie nicht, und von euch anscheinend auch nicht.“
- „Nein, da gab es keine Anfrage, das hätten wir mitgekriegt.“
- „Das ist der Vorteil bei euerem Laden, daß ihr da alles noch mitkriegt, was läuft. Ist bei uns leider nicht mehr so, aber so einen Großauftrag, das wär’ mir oder Astrid schon noch aufgefallen.“
‚Großspuriger Angeber’, dachte sich Steffen, ließ sich indes seinen Ärger nicht anmerken. Er fragte:
- „Also wie gehen wir vor?“
- „Wir nehmen jetzt erst `mal unseren Schweinebraten ein, oder was ihr euch bestellt habt“, antwortete Lende und vollführte mit dem Kopf eine Bewegung Richtung Küche, aus welcher der Kellner mit drei Tellern herausjonglierte.
- „Also ich krieg’ eine Schweinelende“, entgegnete Steffen.
- „Lieber `ne Schweinelende als eine Reinhold Lende, ich laß mich nicht vernaschen.“

Das Ehepaar Möpsus zwang sich zu einem Lachen, Steffen konterte:
- „Mag ja sein, daß du lieber Möpse hättest als Möpsus, aber so heißen wir nun einmal.“
Lende fiel es wesentlich leichter in ein Gelächter auszubrechen, er wünschte guten Appetit.

Am Ende der Mahlzeit waren sich die Kontrahenten einig: Sie würden vor Beginn der eigentlichen Preisverhandlungen mit der Bundesregierung den Aufbau einer automatisierten Produktionsstätte mit Finanzmitteln aus dem Staatshaushalt fordern. Dazu kämen die Entwicklungskosten für ein einheitliches Schließsystem, das für die Träger unter keinen Umständen zu überlisten wäre. Erst wenn diese Voraussetzungen geklärt sein würden, könnte man in die Preisverhandlungen für die Gürtel treten. Als Ausgangswert einigten sich Lende mit den Möpsus’ auf einen grob geschätzten Richtpreis von tausend Euro bei einem Rahmenvertrag von einer Million.

Petra Möpsus meinte zwar, ob tausend Euro nicht doch vielleicht etwas zuviel seien bei der riesigen Abnahmemenge, aber die beiden Männer wiegelten sofort ab:
- „Dann sollen sie bei den Chinesen bestellen.“
Keiner der drei ahnte, daß diese Option Wirklichkeit werden sollte, nachdem die Probegürtel bereits einwandfrei geliefert worden waren.

Daß sich der Chinese indes eine arglistige Bosheit einfallen lassen würde, geradezu ein kontraproduktives Mittel bezüglich der Eindämmung des Condoma-Virus’, das konnte sich freilich niemand auch nur im Entferntesten vorstellen.


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  RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses Datum:24.02.23 23:40 IP: gespeichert Moderator melden


Wieder einmal ein gelungener Teil mit eleganten Assoziationen zu dem, was China&Co. sonst so mit der Welt anstellen.
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  RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses Datum:03.03.23 23:07 IP: gespeichert Moderator melden


"Elegante Assoziation", danke, sehen wir weiter, was noch alles kommt!

95

Inge Langohr gestand sich ein, daß sie sich im Grunde genommen den ganzen Tag auf nichts anderes konzentrieren konnte als auf den angekündigten Besuch der Polizistin. Immer wieder ging sie im Gedanken durch, was sie jener sagen wollte, vor allem, wie sie die Vergewaltigung glaubhaft zu machen gedachte, indem sie der Polizistin die Brandblasen rings um ihre Taille zeigen wollte. Inge malte sich ein hübsches Sümmchen an Schmerzensgeld aus, das ihr zugesprochen werden würde; daß dabei dieser liebe Gangolf unschuldigerweise in das Gefängnis müßte, das bereitete ihr keine Skrupel.
- „Da hat er einfach Pech gehabt, wird nicht so schlimm werden für ihn, hätte er mich bloß nicht so gedemütigt und mit seiner Fragerei alles aus mir herausgepeßt.“

Als es endlich soweit war, daß Polizeihauptmeisterin Kerstin Mauser an der Haustür läutete, war Inge erleichtert; endlich war die Warterei zu Ende. Kaum hatte sie die Polizistin in’s Wohnzimmer hereingebeten, knöpfte sich Inge auch schon die Bluse auf und entblößte dadurch ihre Taille.
- „Sehen Sie nur, was mir der Kerl angetan hat!“, rief sie mit gestelltem Zorn der ihr gegenüberstehenden Beamtin zu.

Mauser trat einen Schritt näher, konnte indes zunächst keine Absonderlichkeiten auf Inges entblößtem Leib feststellen. Inge bemerkte den gleichgültigen Gesichtsausdruck ihres Gegenübers; sie neigte ihren Kopf, um nun auch ihrerseits die freigelegte Stelle zu betrachten. Erstaunt stellte sie fest, daß von den Brandblasen fast nichts mehr zu sehen war. Mauser bemerkte Inges Erstaunen, nach ein paar Sekunden der Stille ergriff sie das Wort:
- „Darf ich `mal das Ganze von hinten sehen?“

Inge vollzog die Körperdrehung in gleichen Moment, in welchem Mauser sich gleichfalls umwandte und um jene herumging, so daß sich beide wieder gegenüber standen. Aus der Situationskomik heraus begannen die beiden jungen Beamtinnen ein zaghaftes Lachen.
- „Also jetzt bleiben Sie steh’n und ich geh’ wieder zurück“, sagte Mauser und begab sich an den vorigen Standort.
- „Ja tatsächlich“, fuhr sie fort, „hier über dem Steißbein, das sieht ja nicht gut aus, da haben Sie eindeutig Brandblasen.“
- „Das war noch bis heut’ früh viel schlimmer, überall, auch vorne herum, überall, wo der Verrückte mich in so einen Keuschheitsgürtel gefesselt hat und beim Durchschneiden mit so einer höllisch lauten und vor allem heißen Trennmaschine hat er mich da überall verbrannt.“
'Das werden vermutlich die Druckstellen gewesen sein, verursacht durch das Einspannen in dem riesigen Schraubstock’, überlegte sich Mauser, doch sie sagte nichts dazu, sondern meinte beschwichtigend:
- „Eins nach dem anderen, jetzt setzen wir uns erst einmal, und dann fangen Sie der Reihe nach von vorne an, wie was geschah.“
Und im Gedanken fuhr sie fort: ‚Einen Kaffee könntest du mir aber schon anbieten oder wenigstens ein Glas Wasser!’

Inge redete und redete, Mauser hatte größte Mühe, ihrem Schwall zu folgen. Immer wieder machte sich die Polizistin stichwortartige Notizen. Nach einer Weile hob sie entmutigt die Hand und rief:
- „Stop, Frau Langohr, mir schwirrt schon der Kopf, darf ich jetzt `mal zusammenfassen, was ich bisher verstanden habe, ob das so stimmt: Sie sind also am Vormittag mit einem Ruderboot, also mit einem Kajak genauer, das Sie sich von Herrn Stumpf geliehen hatten, auf die Insel gerudert. Was machten Sie dort, welchen Grund gab es, dorthin zu gelangen?“
- „Das will ich aber nicht sagen und das tut auch nichts zur Sache“, konterte Inge.
- „Eigentlich schon, denn wie Sie erst recht als Beamtin des Umweltamts wissen, als Leiterin der Naturschutzbehörde, ist es normalerweise niemand gestattet, dort einen Fuß hinzusetzen. Aber gut, lassen wir das vorerst beiseite. Sie waren also zunächst allein auf der Insel, bis dann Herr Stumpf auftauchte.“
- „Ja, genau, der kam mir anscheinend mit seinem Rennkajak nachgerudert, ohne daß ich ihn bemerkt hatte. Wahrscheinlich wartete er so lange, bis ich auf der Insel an Land ging.“
- „Und auf der Lichtung mitten im Wald dort ist er plötzlich vor Ihnen aufgetaucht und hat Sie überfallen. Hat er zuvor etwas gesagt?“
- „Nein, weiß ich nicht mehr, irgend was wird er schon gesagt haben, jedenfalls nutze er schamlos aus die Einsamkeit dort, wo niemand was sehen konnte.“
- „Hm, gut, also schlimm für Sie, natürlich, wie ging es dann weiter, wann kam dann dieser ominöse Keuschheitsgürtel in’s Spiel?“
- „Ja, äh, also ich glaub’ gleich danach, da hat der den wo hergezogen.“
- „Ich kenn’ mich da überhaupt nicht aus mit so `n Zeugs, erzählen Sie mir bitte ein bißchen, wie das funktioniert.“
- „Haben Sie so ein Teil noch nie in der Hand gehabt?“
- „Nein, also erst neulich, vorgestern, als ich bei Herrn Stumpf war, da hat er mir den gegeben, so zerschnitten hingen da Metallbänder herum, ich konnte mir nicht vorstellen, wie man so ein Ding am Körper trägt.“
- „Äh, ja, das lernten wir bei der Notfallübung in der alten Kaserne da, ich weiß jetzt nicht mehr, wie das hieß, mußtet ihr da nicht auch hin als Polizeibeamten?“
- „Ja, durchaus, da sind wir Leidensgenossinnen gewesen. Was anderes, sollten wir nicht zum Du wechseln?“
- „Gerne, ich wollte das auch schon vorschlagen, Inge.“

Inge reichte die Hand, die Polizistin ergriff sie.
- „Kerstin, wie du ja wahrscheinlich schon weißt.“
Kerstin war froh, auf diese Weise einen Schritt weiter gekommen zu sein, um Inges volles Vertrauen zu gewinnen.
- „Und da habt ihr irgendwas mit Keuschheitsgürteln erfahren?“, wunderte sich Kerstin.
- „Eigentlich war das nur für die von den Gesundheitsämtern, aber ich blieb noch da und mußte dann prompt als Versuchskaninchen herhalten.“
- „Für was als Versuchskaninchen?“
- „Na für die Übungen mit dem verdammten Keuschheitsgürtel. Ich sach’ dir, da kamen alle, also zum Glück nur Frauen, ich mußte mich nackt auszieh’n und die nahmen dann diese blöden Dinger und legten die mir nacheinander alle um.“
- „Uff“, stieß Kerstin aus, „das mußtest du über dich ergehen lassen?“
- „Ja, mehr oder weniger, also wenn ich mich entschieden gewehrt hätte, wäre ich wohl schon davon gekommen, aber na ja, ich ließ sie machen.“
- „Hm, ist ja eine irre Geschichte, kaum zu glauben.“
- „Das kannst du mir aber glauben, Kerstin, das war so!“
- „Ja, ja, zweifelsohne, freilich, warum sollte ich das nicht glauben. Ich bin nur vollkommen überrascht, daß es so `was gibt. Nun, dann kanntest du ja wenigstens schon, was der Stumpf da mit dir machte mit so einem Teil.“
- „Ja, das war ganz gemein von ihm, da wollte er sein Verbrechen an mir vertuschen.“
- „Sag’ `mal, war das so ein Keuschheitsgürtel, wie du ihn bei dieser Übung hattest oder war das ein ganz anderes Modell?“
- „Äh, ach so, ja weiß ich nicht mehr, ich glaub’, die sind alle ähnlich.“
- „Gut, und dann mußtest du mit dem Keuschheitsgürtel um deinen Leib zurückrudern. Kam da der Stumpf auch mit, also hat der dich begleitet?“
- „Der ist mit seinem Schnellboot voraus und hat nur gelacht: >So, den Schlüssel hab’ ich, also kommst du schön brav zu mir vorbei, du schuldest mir noch die Leihgebühr für das Kajak.“
- „Oh, er hat dir also gedroht, daß er dich in dem Metallkäfig eingesperrt ließe, wenn du nicht bezahlst?“
- „Ja, so ist es.“
- „Und hast du dann bezahlt?“
- „Ja klar.“
- „Und dann hat er versucht, den Gürtel aufzuschließen?“
- „Ja, und da ist ihm der Schlüssel abgebrochen.“
- „Wo war das, in seinem Haus?“
- „Ja, im Wohnzimmer, und dann hat er mich gepackt und in den Keller gezerrt.“
- „Aha, und dann erfolgte die Befreiungsaktion mit der lauten Flex.“
- „Ja, ich glaub’, so nennt man diese Höllenmaschinen.“
- „Und seine Freundin war auch mit dabei?“
- „Die hat mich fortwährend mit eiskaltem Wasser abgespritzt, es war die Hölle.“
- „Warum denn das?“
- „Zur Kühlung, hat er dauernd gesagt, und ich sollte aufschreien, wenn es zu heiß wird, da flogen die Funken, kann ich dir sagen, die haben mich in eine Motorradlederjacke gesteckt und ich mußte so einen dämlichen Helm aufsetzen, zum ersten Mal in meinem Leben.“
- „Immerhin bist du dann von weiteren Brandwunden verschont geblieben mit dieser Schutzausrüstung. Und hast du dann nicht gerufen, daß er aufhören soll, als es dann offensichtlich da hinten so heiß geworden ist, daß heute noch die Brandflecken zu sehen sind?“
- „Nein, ich hab’ es mir verkniffen, ich wollte, daß es endlich schnell `rum ist, endlich `raus aus dem verdammten Eisengefängnis.“
- „Kann ich gut verstehen, du mußt Höllenqualen erlitten haben, zuerst die Vergewaltigung auf der Insel, dann mußtest du noch zurückrudern und dann auch noch das dann.“
- „Du sagst es.“
- „Aber sag’ `mal was anderes: Bei welchem Arzt oder Ärztin warst du, denn die Kriminalkollegen in Kaiserswuselhausen wollen sicher den Befund haben für ihre Akten.
- „Äh, ach, also nein, ich war da bei niemanden, was sollten die auch schon machen?“
- „Ja natürlich eine gründliche Untersuchung, daß wir anhand von den Spermaspuren den Täter überführen können.“
- „Aber das steht ja eindeutig fest, in meinem Fall, ich kannte ja diesen Stumpf, da gibt’s doch nicht die geringsten Zweifel.“

Inges Stimme wurde immer erregter.
- „Außerdem hab’ ich das alles schon zu Protokoll gegeben.“
- „Ich weiß, bei dem Kollegen Müller. Gut, dann kommen wir zum Abschluß. Du darfst gerne jetzt eine Weile für dich `was machen, ich brauch’ sicherlich eine Zeit, bis ich das jetzt hier alles aufschreibe und dann lesen wir das gemeinsam durch, ob ich das alles so richtig aufgeschrieben habe.“

Inge belegte Kerstin mit einem erstaunten Blick und fragte:
- „Mußt du das jetzt wirklich alles aufschreiben?“
- „Ja klar, das ist die Grundlage für weitergehende Ermittlungen der Kriminalpolizei dann. Vergewaltigung ist kein Kavaliersdelikt, den Fall müssen wir so oder so an die Kollegen in Wuselhausen abgeben, damit die dann in’s Detail gehen.“

Inge blickte Kerstin sprachlos an, nach einigen Sekunden der Stille ergriff sie das Wort:
- „Und ich dachte, das wäre jetzt hiermit alles geklärt, was sollen die da noch weiter ermitteln und in’s Detail gehen. Aber gut, also ich geh’, jetzt erst `mal in die Küche und mach’ mir `nen Tee. Möchtest du auch einen?“
- „Ja gerne, danke sehr aufmerksam!“ antwortete Inge.
‚Im Gegenteil, sehr unaufmerksam’, dachte sie sich, als sie ihre Worte aussprach, ‚und welchen willst du machen? Fragt man nicht zuerst den Gast?’

Als Inge mit zwei Tassen zurückkam, war Inge gerade fertig geworden, das Gehörte auf das Papier zu bringen. Ihre Handschrift wurde gegen Ende des Berichts immer unleserlicher. Sie trennte das durchschreibende Papier von dem Schreibblock und überreichte es Inge.
- „Was, das soll ich alles lesen?“
- „Ja, das wird es doch bei euch im Amt auch geben, daß ihr Berichte schreibt oder auch Aussagen eines Verfahrenbeteiligten aufnehmt.“
- „Ja, ja, immer so ein lästiges Zeug.“
- „Immerhin bringst du mit deiner Aussage hier einen Menschen mehrere Jahre hinter Gittern.“
- „Immerhin hat er mir sehr weh getan, zuerst auf der Insel, dann in seinem Keller, ich hoffe, es springt dann wenigstens eine großes Schmerzensgeld für mich dabei heraus.“

‚Aha, daher weht der Wind’, dachte sich Kerstin, ‚zum Glück kann ich den Fall einfach abgeben und muß mir keine Gedanken weiter machen, wer von den beiden jetzt seine Geschichte erfunden und erlogen hat.’

- „Muß ich das also jetzt wirklich unterschreiben?“, empörte sich Inge.
- „Allerdings“, entgegnete Kerstin leicht genervt, „andernfalls kriegst du gleich eine Vorladung nach Kaiserswuselhausen, und ich könnte mir vorstellen, daß die da nicht so viel Geduld und Verständnis aufbringen.“
- „Hey, ich bin das Opfer, schon vergessen, und nicht der Täter.“
- „Ist mir schon klar, beruhige dich bitte, ich sagte ja nur, was geschähe, wenn du da meinen Bericht nicht unterschreibst, das ist ein amtliches Protokoll, eine Aussage, im Prozeß vor Gericht wird dann Aussage gegen Aussage stehen, darum ist es wichtig, daß wir das hier möglichst genau alles niederschreiben und festhalten, und das werden dann die Kriminal-Kollegen auch noch tun.“

Ohne zu Ende gelesen zu haben, kritzelte Inge ihren Namen unter den Schriftsatz und schob den Papierbogen mit einem verächtlichen Seufzer zu Kerstin hinüber. Diese unterschieb dann ihrerseits, trennte den Durchschreibbogen ab, reichte diesen Inge und steckte das Dokument in ihre Tasche.
- „So“, sprach sie, derweil sie aus der Tasche die Folien mit der Fingerabdrucktusche herauszog, „dann können wir zum Abschluß noch zum Fingerabdruck kommen.“
- „Was?!“, schrie Inge auf, „meine Fingerabdrücke, nein, das laß’ ich nicht zu, ich laß’ doch nicht alles mit mir machen!“
- „Inge“, versuchte Kerstin mit gedämpfter Stimme zu beschwichtigen, „Inge, bitte, es muß sein, wie können die Kriminalbeamten denn sonst beweisen, daß auf dem Gürtel und auf dem abgebrochenen Schlüssel nur seine Fingerabdrücke sind und damit der als einziger als Täter in Frage kommt.“
- „Du glaubst mir also doch nicht, daß ich eindeutig den Gangolf, ah, den Stumpf, wollte ich sagen, daß der Stumpf also mich vergewaltigt hat, warum glaubst du mir das nicht“, schrie Inge hysterisch auf.“

Auch Inges Stimme wurde lauter, sie rief zurück:
- „Es geht überhaupt nicht darum, was ich glaube, sondern was der Richter glaubt.“
- „Einer Beamtin wird der doch wohl mehr glauben als so einem, so einem Bauern!“
- „Ganz so einfach wird das nicht sein, immerhin hat der Bauer einen Zeugen, eine Zeugin genauer, die alles aus nächster Nähe beobachtet hatte und das auch unabhängig von ihm übereinstimmend ausgesagt hatte.“

Inge holte ein paar Mal tief Luft und beruhigte sich etwas. Plötzlich hatte sie alle Not, gegen einen Tränenausbruch anzukämpfen. Mit belegter Stimme entgegnete sie:
- „Aber die ist doch befangen, die ist doch die Freundin oder Frau von dem Stt, Stumpf.“
- „Nicht einmal, sie verrichtet ihm zwar den Haushalt und sie sind wohl gut befreundet, aber sie hat auch ihre eigene Wohnung hier in Lüggen.“

Inge wußte darauf nichts mehr zu sagen, sie fühlte sich in die Enge gedrängt. Nach einer kurzen Pause fragte Kerstin:
- „Also was ist jetzt mit deinen Fingerabdrücken, bist du bereit?“
Inges Gesicht wurde aschfahl. Sie war zu keiner Antwort mehr fähig, sie schüttelte schluchzend den Kopf.

Kerstin wartete noch eine Weile, dann wandte sie sich wieder an ihr Gegenüber:
- „Inge?“, fragte sie im bohrenden Ton und suchte Augenkontakt mit ihr.
Schweigend saßen sie gut eine Minute da, bis Kerstin die Stille durchbrach:
- „Inge, - willst du deine Anzeige zurückziehen?“










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  RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses Datum:10.03.23 20:20 IP: gespeichert Moderator melden


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Gangolf kam nicht mehr frei von dem Gedanken, einen Keuschheitsgürtel zu besitzen. Dabei hatte er kein Problem mit der Keuschheit; wenn seine Bekannten nicht wollten, ließ er sie in Ruhe. Und umgekehrt war es seinen Damen vollkommen egal, ob er mit einer von ihnen verkehrte oder nicht, und dennoch war er fasziniert von diesen edlen Metallkäfigen, welche die intimsten Bereiche des Menschen umschlossen.
- „Aber extra bis in’s Ruhrgebiet pilgern für so was“, sagte er sich, „und dann noch einen Haufen Geld dafür ausgeben, fast 1500 Euro, das ist doch schon ein Wahnsinn.“

Uneins mit sich selber besuchte er wieder das KG-Forum und zu seiner größten Verwunderung erblickte er da eine Kategorie der Selbstbauer.
‚Was es alles gibt’, staunte Gangolf und klickte wahllos die verschiedenen Beiträge an. Die meisten von diesen waren wenig informativ, häufig berichteten sie von mißlungenen Versuchen, das Allerheiligste in irgendwelche Ringe zu quetschen und mit einfachen Vorhängeschlössern zu verriegeln. Doch einige Beschreibungen zeugten ganz im Gegensatz zu den vielen anderen von höchsten Qualitäten, welche die Hobbyschmiede zur Anwendung brachten: Da war von Edelstahlschweißen und –polieren die Rede, von diversen Penisröhren und aufwendigen Schließmechanismen. Besonders faszinierte ihn ein Bericht, in welchem ein Gürtel aus Aluminium vorgestellt worden war. Allein von der Photographie bekam Gangolf Stielaugen, immer wieder mußte er auf das Bild klicken, während er versuchte, sich auf den Text zu konzentrieren.
‚Da hat also einer einfach ein breites Alu-Flachprofil vom Baumarkt geholt, es mit der Stichsäge verschmälert, so daß das Metall nicht in seiner ganzen Breite wie ein Faßreifen um den Körper hing, sondern im Bereich der Hüftknochen höher ausgeschnitten wurde, während es nach vorn vertieft wurde, um nicht auf dem Nabel, sondern etwas darunter den Bauch zu umschlingen. Diese schwungvolle Linienführung hatte der Erbauer, wie er berichtete, von den renommierten Herstellern abgeschaut.

Jäh kam Gangolf sein Kupfergürtel in den Sinn, den er schon als Schüler gebastelt hatte, als er von irgendwo her ein Stück Flachkupfer in Händen hielt. Das Schrittband hatte er damals ebenfalls aus einem Kupferstreifen gebogen und mit einigen Kettengliedern vorne und hinten mit dem Gürtel verbunden. Allerdings war er damals nicht auf die Idee gekommen, eine Röhre für sein Glied einzugliedern, ihm kam es auch nicht auf Keuschhaltung in irgend einer Weise an, sondern er liebte es in seiner spätpubertären Phase, wenn sein Penis einfach irgendwie an das Metall gedrückt worden war.

Mit schnellen Sätzen sprang Gangolf in den Keller und suchte in seinem speziellen Regal nach dem Relikt aus der Jugendzeit. Nach kurzem Suchen zog er den leicht verstaubten Gürtel hervor, das Scharnier ließ sich leichtgängig bewegen, so daß er nach Jahren zum Selbstversuch schritt. Hurtig riß er sich das T-Shirt vom Leib und legte sich das Metall um seine Lenden.
- „Uh, ist das kalt, und eng“, stöhnte er, als er mit Kraftanstrengung das eine Ende mit dem länglichen Schlitz über den Bügel des anderen Ende drückte.
‚Mensch, war ich einmal schlank’, wunderte er sich, ‚dabei sagen alle Leute heute noch, wie dünn ich wäre. Na ja, Konfektionsgröße 48 bei fast 1,80 ist vielleicht wirklich unterdurchschnittlich, aber so wie ich damals das Kupfer gebogen hab’, da war ich wohl noch eine Handbreit schlanker im Umfang.’

Gangolf bemerkte, daß er an den Hüften jeweils Luft zum Gürtel hatte, er konnte gut seine Daumen dazwischen stecken. Kurzentschlossen befreite er sich aus dem einengenden Gürtel, spannte die beiden Hälften in den Schraubstock und schloß denselben in der Art, daß die Enden etwas weiter herausgedrückt wurden auf Kosten der Gesamtbreite.

Nach wenigen Minuten war Gangolf mit der Korrektur zufrieden; das Metall lag nun überall eng an der Haut, aber er bekam noch ausreichend Luft, der Bauch wurde im Bereich des Nabels nur wenig eingedrückt. Nach diesem erfreulichen Einstand begab er sich auf die Suche nach dem schmalen Schrittband; nach einigen Minuten brach er die Suche ab. Er verspürte keine Lust, nach diesem Teil weiter zu suchen, da er es ohnehin als nicht gut gelungen in Erinnerung hatte. Vielmehr überlegte er lange hin und her, wie er an dem Gürtel ein neues Schrittband anbringen konnte. Als er leicht zu frösteln begann, zog er sich sein T-Shirt wieder über und ging in die Wohnung hinauf. Das große Gewicht brachte beim Treppensteigen seinen Bauch leicht zum Schwabbeln, er genoß dieses neue und doch eigentlich schon uralte Gefühl, in einem Metallband fest umschlossen zu sein.

Im Internet fand Gangolf jede Menge Angebote von Kupferschienen, welche für Elektro-Installationsverteiler Verwendung fanden. Es gab etliche Flachkupferprofile der Maße 30 auf 5, auch 30 mal 10 war weit verbreitet. Schließlich fand er auch einige Angebote mit den Maßen 60 mal 5.
- „60 x 5“, las er sinnierend vom Bildschirm ab und er fragte sich, welche Maße eigentlich sein Gürtel hatte. Da er keinen Meterstab und auch kein Lineal oben hatte, stieg er nochmals in die Werkstatt hinab.
- „50 mal 4 Millimeter“, laß er halblaut von der Skala des Meterstabs ab, „ein ungewöhnliches Maß.“
Langsam schritt er wieder hinauf, im Gehen überlegte er sich, daß für das Schrittband auch eine Breite von 30 Millimetern ausreichend wäre. Als er bereits fast oben war, kam er auf die Idee, auch sein bestes Stück auszumessen, denn 30 Millimeter Durchmesser für die Röhre kam ihm zu wenig vor, nach dazu, daß die Materialstärke noch abzuziehen wäre, um auf den Innendurchmesser zu kommen.
- „Ach“, schimpfte er auf sich selber, „es stimmt schon, was die Alten sagten: Was man nicht im Kopf hat, muß man in den Beinen haben.“

Gangolf überlegte kurz, den Meterstab einfach nach oben mitzunehmen, er entschied sich dann doch dagegen; es wäre ihm sehr peinlich, wenn Magda hereinkäme und ihn sähe, wie er sein Ding ausmaß.
- „Oh“, rief er leicht erstaunt aus, „an der dicksten Stelle ziemlich vorn hat der 40 Millimeter, das hätt’ ich nicht gedacht.“
Beim Hinaufgehen entschloß er sich, das breite Kupferprofil für das Schrittband zu bestellen, damit dieses im vorderen Bereich die Röhre vollständig unsichtbar verdecken würde. Weiter nach hinten müßte er es eben, wie der Kollege mit dem Aluminium beschrieben hatte, mit der Stichsäge verschmälern.

- „Puh“, rief Gangolf aus, als er wieder vor dem Computer saß, „ganz schön teuer, für eine Zwei-Meter-Stange wollen die 140 Euro.“
Gangolf suchte weiter, bis er auf >E-bay< einen Händler fand, der auch Meterstücke anbot. Er suchte noch eine Weile herum, ob er das Kupfer nicht doch noch irgendwo günstiger bekäme, und so entdeckte er nach einer Weile einen E-Bay-Händler, der die unterschiedlichsten Profilmaße in seinem Programm hatte.
- „Wow“, entfuhr es ihm freudig, als Gangolf in der Auswahl ein 90 Millimeter breites und dazu nur 3 Millimeter dickes Profil fand. Es gab zwar noch breitere Profile, doch waren diese dann wesentlich stärker und entsprechend auch stärker im Preis. Bereits seinen 50 mal 4-Gürtel konnte er nur mit größter Gewaltanwendung im Schraubstock biegen, deshalb entschied er sich, das 90 x 3 Millimeter-Profil zu bestellen; mit fast 180 Euro kein billiges Vergnügen, immerhin hatte er dann gleich zwei Meter davon.
‚Oder sollte ich doch lieber Aluminium nehmen, gar mich in Edelstahl versuchen?’, fragte er sich, wies den Gedanken indes wieder von sich. Nach seiner Erfahrung waren die Aluminiumprofile entweder spröde und damit schlecht zu biegen, oder sie waren im Gegenteil sehr weich, so daß der Gürtel damit nicht formstabil wäre.
‚Wie hat der Typ den so schön aus Alu hingekriegt?’, fragte er sich nicht ganz ohne Neid, ‚und dann alles so sauber poliert, echt ein Meister.’

Gangolf beschloß, bei dem Kupfer zu bleiben; diese Material war weich genug, um es einfach bearbeiten zu können, andererseits ausreichend fest, um bei einer Materialstärke von 3 Millimetern einen stabilen Käfig formen zu können.
- „90 Millimeter breit“, freute er sich, „da kann ich tolle s-förmige Konturen aussägen“, und er beschloß, auch das Hüftband damit neu zu fertigen.
Schwieriger fiel ihm die Entscheidung, geeignete Scharniere auszuwählen. Es gab zwar etliche Angebote, die einen erschienen ihm zu wackelig, die anderen zu klobig. Nach langen Zaudern entschied er sich für ein englisches Modell aus Edelstahl, 40 Millimeter hoch, die Flügel waren an den Enden stark abgerundet und maßen jeweils 38 Millimeter bei 2,5 Millimeter Materialstärke.
- „Die nehm’ ich jetzt“, sagte er sich und drückte den Bestell-Button. Damit hatte er auch die Gürtelbreite auf 40 Millimeter festgelegt. Zufrieden lehnte sich Gangolf zurück und dachte über Konstruktionsdetails nach. Um die Enden der Hüftbänder und das Frontschild des Schrittbandes miteinander zu verbinden, strebte er zunächst eine Lösung an, die er im Internetforum mehrfach gefunden hatte. Er gedachte, eine große Schloßschraube als Verriegelungsbolzen zu nehmen und vorne auf der richtigen Länge derselben ein Loch zu bohren, durch welches der Bügel eines kleinen Vorhängeschlosses gefädelt werden konnte.

- „Sieht aber nicht so toll aus“, dachte sich Gangolf, als er sich im Geiste vorstellte, wie vor dem edel funkelnden Kupfer ein schnödes Schloß baumeln würde und den Gürtel damit nach vorne noch weiter abstehend machte, als es die übereinander liegenden Kupferbänder ohnehin schon taten.
Nach langem Suchen kam er auf Briefkastenschlösser.
- „Das ist es“, rief er erfreut aus, „auf das Frontschild geschraubt arretiert der leicht ovale Körper des Schlosses die Enden der Hüftbänder, ich muß nur die Kontur genau ausfeilen. Und die Verriegelung nach vorn geschieht dann durch den kleinen Hebel, dessen Kontur in der Geöffnet-Stellung ich dann auch ausfeilen muß, um das gesamte Schloß in der geöffneten Stellung durchstecken zu können.“

Die größte Schwierigkeit bildete die Röhre. Gangolf betrachtete die vielen Abbildungen mit den abgewinkelten Rohrstücken, teils aus Metall, teils aus Kunststoff gefertigt. Er lief wieder in den Keller hinunter, um in einer Kiste mit Wasserinstallationsmaterial nach geeigneten Stücken Ausschau zu halten. Es war wie oft im Leben: Das eine war zu groß, das andere zu klein. Er fand einen DN50-Winkel mit 45 Grad, welcher ihm geeignet schien, denn darin hätte er sicherlich viel Spielraum, den er mit Silikon und Gummi verkleiden wollte. Leider waren die Formstücke sehr kurz und damit für seinen Zweck untauglich. Schließlich fand er ein weißes Teil eines Siphons, welches als Verbindung zu dem Ablauf in der Wand diente. Das Endstück maß 50 Millimeter, verjüngte sich nach wenigen Zentimeter auf 40, um dann im Winkel von 45 Grad weiter zu laufen.

- „Wenn es das nur auf einer größeren Länge mit 50 Millimeter gäbe“, sagte er sich und nahm sein Musterstück mit hinauf. Schier eine halbe Ewigkeit verbrachte Gangolf damit, das gesuchte Teil im Internet zu finden. Überall gab es das Stück, das er bereits in Händen hielt, in Verbindung mit einem Komplett-Satz eines Wannensiphons, endlich fand er den Fachbegriff: >Ablaufstück<, ‚eigentlich genial-einfach’, dachte er sich. Mit diesem Fachbegriff wurde er fündig, in der Bilder-Darstellung der Suchmaschine fand er tatsächlich ein Ablaufstück, welches durchgängig 50 Millimeter aufwies, indes war es bei den Amazonen vergriffen und eine erneute Lieferbarkeit war nicht genannt. Immerhin konnte er auf diese Weise den Hersteller und die Typnummer ausfindig machen, so daß er nun erneut bei >E-bay< fündig wurde; für einen Spottpreis, der weit unterhalb der Versandkosten lag, orderte er sein zukünftiges Penisgefängnis.

Mit einem Seufzer ließ sich Gangolf zurückfallen, er streckte die Arme in die Höhe, um sich zu entspannen. Als Magda bemerkte, daß er anscheinend nicht mehr gebannt auf den Bildschirm fixiert war, wagte sie hereinzukommen.
- „Hey“, wandte sich Gangolf ihr zu, „sag’ bloß, du stehst schon länger unter dem Türrahmen und sagst nichts.“
- „Ja, ich wollte dich nicht stören, du warst ja so gebannt da vor dem Bildschirm.“
- „Ach komm’, jederzeit kannst du mich unterbrechen, ich hab’ mir so Einzelteile zusammengesucht für, ah, ja egal jetzt, aber sprich, was gibts?“

Magda entging nicht Gangolfs Innehalten im Satz, sie war indes nie neugierig und bohrte nicht nach.
‚Er wird schon seine Gründe haben, es mir nicht zu sagen’, dachte sie sich, ‚wird halt wieder was für die Photovoltaikanlagen sein.’
- „Also, lieber Gangi, weißt du, ich habe doch nächste Woche Geburtstag.“
- „Ach so, tatsächlich, freut mich, wie jung bist du denn geblieben?“
Gangolf meinte sich zu erinnern, daß sie oder Martina oder Bettina einmal `was von 24 gesagt hätten, aber er wußte es nicht mehr mit Sicherheit.
- „Ich werde 25, am Samstag!“
- „Oh, das freut mich, da muß ich mir direkt ein Geschenk für dich ausdenken, wenn ich nur wüßte, was dich so richtig freut. Ich fürchte, wenn ich dir ordentliche Schuhe bestelle, dann gefallen die dir gar nicht, wenn ich sehe, wie du immer mit deinen ausgelatschten Chucks daherkommst.“

Magdas Miene verdüsterte sich, sie hatte Mühe, Tränen zurückzuhalten.
Besorgt schaute Gangolf sie an und forderte sie auf:
- „Magda, was hast du denn, komm’ her zu mir, schnell, setz’ dich auf meinen Schoß und flüstere es mir in’s Ohr. Ich wollte dich wirklich nicht kränken wegen deinen geliebten Chucks!“
Magda kam Gangolfs Aufforderung nach und sagte mir leiser Stimme:
- „Du weißt doch, was ich haben will, du hast es mir versprochen.“

Gangolf wurde verlegen.
- „Ich habe dir ein Geschenk versprochen, bitte hilf mir, Magda, entschuldige bitte, ich weiß es nicht mehr. Haben wir wirklich über ein Geschenk gesprochen?“
- „Sagen wir es genauer so, du hast mir versprochen, daß wir es machen, sobald wir von Italien zurück sind und es im Herbst nicht mehr so heiß ist.“
Jetzt fiel bei Gangolf der Groschen:
- „Du willst einen Brunnen graben, ist es das?“
- „Jah-ja, du erinnerst dich, ach, du bist so lieb!“

Ehe sich Gangolf versah, fühlte er seinen Kopf in Magdas Handflächen eingeklemmt, so daß ihr langer sehnsüchtiger Kuß auf seine Lippen unabwendbar wurde.
- „Ehrlich gesagt, ich hab’ darauf wirklich vergessen, ich dachte nicht, daß du das so ernst meinst, daß du das wirklich haben willst, einen Brunnen, mein Gott, immerhin bin ich froh, daß wir nicht in die Wüste fahren müssen, um dort einen zu graben.“
- „Ach Gangi, bitte, bitte, ich stell’ mir das so toll vor, wenn der dann jeden Tag immer tiefer wird, bis wir dann auf Wasser stoßen.“
- „Ich hab’ das noch nie gemacht, einen Brunnen graben, wird nicht so ganz einfach sein.“
- „Du kannst doch alles. Soll ich schon das Abendessen herrichten, bis du die Brunnenringe im Internet herausgesucht hast?“
Das war eine eindeutige Ansage.
- „Äh, ja, gerne, ich schau’ dann gleich `mal, was ich finde.“
Magda verschwand in die Küche, während er erneut das Internet bemühte.

‚Brunnengraben’, dachte sich Gangolf, ‚so eine verrückte Idee, aber es muß wirklich ihr Herzenswunsch sein.’
Was ihm am meisten freute war die positive Entwicklung, welche Magda in der letzten Zeit entfaltete, die ungehemmte Gesprächsführung mit der Polizistin, aber auch jetzt, ohne Umschweife deutlich ihren Wunsch zu äußern, das erfreute Gangolf.

Was er natürlich nicht im Entferntesten ahnen konnte, war der Umstand, welches Schicksal der Brunnen für beide bereithielt.




























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  RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses Datum:17.03.23 19:48 IP: gespeichert Moderator melden


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Gangolf hatte eine unruhige Nacht hinter sich gebracht, als er sich den Ruck gab, um der Wärme des Bettes zu entfliehen. Hinter dem Vorhang mühte sich die aufgehende Sonne, sich einen ungestörten Weg durch die morgendlichen Dunststreifen am Horizont zu bahnen. Vereinzelt zwitscherten Vögel, ansonsten lagen die Felder vor Gangolfs Schlafzimmerfenster in einem tiefen herbstlichen Frieden.

Im Wohnzimmer angelangt schaltete Gangolf den Computer ein, es drängte ihn nachzusehen, ob Kupfer auf der blanken Haut getragen schädlich sein könnte, oder ob er die Gürtelinnenseiten mit irgend einem Material beziehen müßte. Er dachte daran, Silikonstreifen auf die Kupferbänder aufzutragen und mit eine Spachtel zu einer gleichmäßigen Schicht zu glätten. Zu seiner großen Freude fand er indes geradezu gegenteilige Ansichten; zwar lägen die Aufnahmen des Kupfers in die Haut im homöopathischen Bereich, doch berichteten Sportler, welche kupferne Armbänder trugen, durchwegs von positiven Eigenschaften, bis hin zu einer allgemeinen Stärkung des Immunsystems.
‚Was für tolle Nachrichten’, dachte sich Gangolf, ‚gerade jetzt, wo angeblich das Condoma so im Vormarsch ist.’

Gähnend schaute Gangolf die eingegangenen E-Mail-Nachrichten durch, erstaunt las er die Botschaft, daß bereits in den nächsten zwei Tagen die erst gestern bestellten Betonringe für Magdas Brunnen geliefert würden.
- „Ach“, seufzte er leise und überhörte dabei, daß sich auch Magda bereits aus ihrer Kammer geschlichen hatte und lautlos die Stiege herunter gekommen war, „wenn das Kupfer käme, das wäre mir viel lieber.“
- „Guten Morgen, Gangi, willst du schon aufbleiben, soll ich dir einen Kaffee machen?“, begrüßte Magda ihn. Üblicherweise war es Magda, die als erste von den beiden aufstand. Gangolf blinzelte etwas irritiert in den Flur hinaus.
- „Hast du schlechte Nachrichten?“ fragte Magda besorgt.
- „Nein, nein, im Gegenteil, ja gut, danke, frühstücken wir gleich, dann haben wir mehr vom Tag.“

Magda verschwand in die Küche, nach kurzer Zeit machte sich die Kaffeemaschine mit ihrem charakteristischem Gurgeln, Zischen und Sprotzen bemerkbar.
- „Deine Betonrohre sollen übermorgen kommen“, verkündete Gangolf, als er die Küche betrat, um an den reich gedeckten Frühstückstisch zu treten.
- „Was, uh ja, das ist toll“, feixte Magda, „dann können wir gleich anfangen.“

‚Oh, Mädchen, was bist du verrückt’, dachte sich Gangolf, doch er freute sich, daß Magda eine neue Aufgabe, wie es ihm schien, geradezu ein neues Lebensziel vor Augen hatte.
- „Gangi, wir sollten heute in die Stadt fahren, oder soll ich das lieber allein mit dem Fahrrad machen, wir brauchen wieder fast alle Sachen und dann könnte ich auch gleich wieder einmal in meine Wohnung schauen.“
- „Ja klar“, entgegnete Gangolf und schlürfte seinen ersten Schluck Kaffee in die Kehle. Das Frühstück zog sich ab da in aller Stille dahin, beide hingen ihren jeweiligen Gedanken nach; Magda malte sich aus, wie es gelänge, den Brunnen zu graben, Gangolf, wie er den Keuschheitsgürtel baute.
‚Wer von uns beiden ist jetzt der Verrücktere’, kam es Gangolf in den Sinn, und ehrlicherweise gestand er sich ein, daß es diesbezüglich wohl er wäre.

- „Schau’ `mal“, rief Magda erstaunt aus und deutete mit dem Finger auf einige Leute, als sie mit dem Auto auf den Parkplatz am Markt in Lüggen ankamen, „das ist wie in Italien!“
- „Was soll sein wie in Italien?“, fragte Gangolf und steuerte eine freie Parklücke an, ohne Magdas Fingerzeig zu folgen.
- „Na die da, schau’ doch `mal, die fassen sich dauernd an den Schritt!“

Jetzt erkannte auch Gangolf die bezeichneten Personen und starrte sie gleichfalls durch die Autoscheiben an.
- „Ja Wahnsinn“, stieß er aus, „jetzt kommt der ganze Wahnsinn auch zu uns und es wird nicht mehr lange dauern, da müssen wir dann auch mit so verdammten Gummimasken herumlaufen wie die in Bayern.“
- „Oh ja,“ ereiferte sich Magda und erinnerte sich freudevoll an den Geruch des Gummis, das sie während ihres Urlaubs begleitet hatte.
- „Und du findest das dann auch noch toll“, echauffierte sich Gangolf und öffnete die Fahrertür. Nach einer kurzen Pause gestand Magda ihre bizarren Sehnsüchte ein und sagte:
- „Ehrlich gesagt, ja.“

Das Geräusch der sich schließenden Autotür ließ Magdas zuletzt gesprochenen Worte unhörbar untergehen; Gangolf ging um das Auto herum und öffnete in alter Manier die Beifahrertür.
- „Ach Magda,“ fuhr er fort, „so zum Spaß im Urlaub oder auch bloß zum Einkaufen ist das vielleicht schon ganz lustig, aber auf der Arbeit zum Beispiel, da ist das nichts, oder willst du am Ende noch mit dem Gummi vor dem Mund deinen Brunnen graben?“

Magda zog es vor, dazu zu schweigen, am liebsten hätte sie herausgeplatzt:
‚Aber ja doch, ist doch affengeil, in Gummistiefeln im Schlamm, mit der Gummimaske vor dem Gesicht und mit den Gummihandschuhen am Schaufelstiel im Brunnenschacht zu graben.’

Als sie den Markt überquerten, deutete Magda wieder auf einen Menschen, der in der Ferne unter einem Parkverbotsschild stand und sich verstohlen umsah. Gangolf bemerkte ihn daraufhin gleichfalls, und er ahnte, was geschehen würde. Tatsächlich erging sich die arme Kreatur an der Stange des Schildes, hielt immer wieder ein, um sich umzusehen, ob ihn jemand bei seinem zwanghaften Trieb beobachtete, wandte sich dann wieder dem starren Eisen zu, bis er erschöpft vor dieser zu Boden ging und sich im Sitzen an ihr verging.
- „Komm’, gehen wir hier an der Seite entlang", mahnte Gangolf, „das ist dem sicher peinlich und ich will jetzt nicht mit dem seinen Virus infiziert werden.“

- „Hey Greti“, antwortete Ulla, als sie das Gespräch angenommen hatte. Nur wenige sehr gute Vertraute hatten ihre Nummer, auch die Kanzlerin, obschon von der anderen Partei, gehörte dazu.
- „Ulla, laß’ uns gleich zur Sache kommen“, drängte Prank-Barrenkauer, „wie kommst du voran mit deinen Gürteln?“
- „Wir werden wohl die chinesischen nehmen müssen“, meinte die Angerufene, „die beiden deutschen können nicht liefern und einen Haufen Geld wollen die auch noch dafür haben.“
- „Wieviel?“
- „Tausend Euro.“
- „Für wieviele?“
- „Für einen.“

Die Kanzlerin pfiff durch die Zähne.
- „Für einen?“
- „Für einen, da wird der Schmollz mit seinen 100 Millionen im Etat nicht weit kommen, das hatte ich aber bereits bei der letzten Sitzung gesagt.“
- „Ja, ich erinner’ mich. Und die chinesischen, taugen die auch was?“
- „Vollkommen.“
- „Klingt schon `mal gut, bei den Masken ist das das gleiche, die Dinger, die der Schießmann da in seinen Kasernen gelagert hatte, die sind großenteils Schrott, abgerissene Riemen, ausgeleiertes Gummi, angelaufene Gläser und so.“
- „Aber in Bayern haben die doch jetzt.“
- „Ja, für die haben sie die besten herausgesucht, aber für den Rest der Bevölkerung fehlen uns duzende Millionen.“
- „Klingt also nicht so gut. Und du meinst, die Chinesen könnten auch die Masken liefern?“
- „Ich hab’ das jetzt zur Chefsache erklärt und mich mit meinen ehemaligen Seilschaften abgesprochen. Wir kriegen einen Weg, richtig gute aus China zu beziehen, nicht solche mit Bändern, wie wir sie haben, sondern Vollmasken, die auch die Ohren bedecken. Ich hab’ schon einige Probemasken bekommen.“
- „Hast du heute Abend Zeit, dann komm’ doch einfach vorbei, sozusagen im Schutz der Dunkelheit.“
- „Gute Idee, also dann bis später!“

Während der Rückfahrt nach Wesserbarg schaltete Gangolf den Radio auf einen Nachrichtenkanal. Beklemmende Nachrichten über exponentiell steigende Ansteckungen drangen an die Ohren der Passagiere.
- „Jetzt kriegen wir das hier auch ab“, stöhnte Gangolf resigniert und lauschte den weiteren Ausführungen. Ein Oppositionspolitiker übte harsche Kritik an der Regierung, daß für die Bevölkerung immer noch keine speziellen Gummimasken zur Verfügung stünden, daß zwar in Bayern sich seit Wochen aufgrund der dort verteilten Masken die Ansteckungszahlen immer weiter reduziert hatten, indes für die restliche Bevölkerung in Deutschland keine weiteren Masken mehr vorhanden waren.

- „Es wird noch so weit kommen, daß Gesundheitsminister Scham wieder, wie vor zehn Jahren sein Vorgänger die albernen weißen Stoffmasken zur Pflicht machen wird“, ereiferte sich der Politiker weiter, „die nachweislich nicht das Geringste gebracht haben, im Gegenteil, in dem feuchten Stoff haben sich die damaligen Corona-Viren nach Tagen noch nachweisen lassen, während sie sonst nirgends an Kleidungsstücken oder sonstigen Oberflächen im Bereich von Infizierten nachzuweisen waren.“

- „So eine Schande, wie damals, du wirst dich nicht mehr so erinnern“, meinte Gangolf, „da hatten die zuerst auch nicht genug von diesen einfachen Masken, sie ermunterten, daß sich die Leute selber welche nähen sollten, was viele auch ideenreich machten, dann waren nur noch die blöden weißen Dinger erlaubt, die es zunächst auch nicht genug davon gab, ha, und jetzt haben sie nicht genug von den Gasmasken.“

Magda kommentierte Gangolfs Ausführungen nicht, voller Lust dachte sie daran, wie sie auf dem Strand von Caorle von Martina vergraben wurde, derart, daß nur noch die Frontpartie der Gasmaske aus dem Sand schaute.

Als der Rufton der Gegensprechanlage zur Haustür erklang, nahm Ulla Graumaus den Hörer ab und betrachtete den kleinen Bildschirm, der gleichzeitig aufleuchtete.
- „Ups“, rief sie verwundert aus und rief: „Hallo, bist du das, Greti?“
- „Tarnen und Täuschen“, quakte die ehemalige Verteidigungsministerin in das Gummi, die Umweltministerin drückte die Taste für den Türöffner und freute sich auf den Besuch der Regierungschefin.

Es kam, wie es kommen mußte: Gerade als Prank in den breiten Hausgang des alten Gebäudes eintrat, kamen ihr drei junge Männer entgegen.
- „Wie siehst denn du aus“, feixten sie sichtlich erfreut, einer von ihnen wollte sich ihr in den Weg stellen, doch die anderen beiden hielten diesen zurück.
- „Mach’ keinen Ärger, die kommt wahrscheinlich aus Bayern, die müssen dort alle so mit der Gummifo***e herumlaufen!“

Prank war es sehr unwohl, war indes froh, daß sie unerkannt und ohne weitere Komplikationen zu Graumausens Wohnung hinaufgekommen war.
- „Hui, was hast du da für ein Modell“, begrüßte Ulla sie, „ist das so ein chinesisches Modell?“
- „Ja genau“, gab Greta, nach Atem ringend, kurz zur Antwort und faßte sich an den Hals, um die Maske abzustreifen.
- „Wow, die geht ja bis weit über den Kopf hinunter und umschlingt sogar den Hals.“
- „Ja, so ist es, und siehst du, hier kann man die auch um den Hals wie mit einem Halsband zuschließen, mit einem speziellen Schloß, das ist für die Unbelehrbaren, die sich weigern, die Maske zu tragen. Die müssen die dann die ganze Zeit über aufhaben und nur die von den Gesundheitsämtern haben dann den Schlüssel. Müssen sich dann halt täglich dort melden, dann können sie sich dort rasieren und Zähneputzen.“
- „Und wie machen die das dann mit dem Essen?“
- „Ach so, ja, das kriegen sie dann auch gleich dort, einmal am Tag, das muß reichen, zum Trinken gibt es da so einen Schlauch, der durch das Gummi führt über ein spezielles Ventil, und das Ende von dem Schlauch endet dann im Mund, müssen dann halt ständig das im Mund behalten.“
- „Ist ja irre“, entgegnete Ulla, „ist ja noch verrückter als meine Gürtel.“
- „Willst du auch `mal probieren?“ fragte Greta und reichte Ulla das schwarze Ungetüm.
- „Nur, wenn du meine Gürtel ausprobierst!“, entgegnete Ulla.
- „Dafür bin ich doch viel zu dick“, versuchte sich Greta herauszureden.
- „Ich hab’ die verschiedensten Größen, im Ernstfall muß jeder in so ein Ding eingeschlossen werden.“

Während Greta den glitzernden Unterleibkäfig nahm und etwas verschämt in das geräumige Badezimmer verschwand, hatte es Ulla mit der Haube leichter, sie zog das schwere Gummiteil über den Kopf, zog es zurecht und rastete anschließend auch das Schloß des breiten Riemens ein, das den Hals umschlang und somit die Gummimaske an den Träger fixierte. Nur noch die Haare schauten unten heraus und bildeten einen hellen Kontrast zu dem schwarzen Gummi.

Nach einigen Minuten kam Greta schnaufend aus dem Bad. Die glänzenden Bänder des Keuschheitsgürtels wirkten geradezu zierlich auf dem voluminösen nackten Unterleib.
‚Schön schaut das ja nicht gerade aus’, dachte sich Ulla, während Greta überrascht ausrief:
- „Hey, du siehst richtig Klasse aus, schau’ dich im Spiegel an, ist echt toll!“

‚Hoffentlich bewahre ich mir die ewige Jugendlichkeit und Schönheit’, dachte sich Ulla und betrachtete sich in dem großen Spiegel im Flur.
- „Ist schon irre“, quakte sie in das Gummi, „und so sollen die Leute jetzt dann immer herumlaufen, zum Einkaufen, auf der Arbeit?“
- „Gibt es eine Alternative?“
- „Ja, den Gürtel natürlich.“
- „Der kommt zusätzlich dazu, zum Eigenschutz, daß sich die Ärmsten nicht totreiben.“

Ulla hatte bereits nach wenigen Minuten genug von der Maske.
- „Sperr’ mich auf“, forderte sie ihre Besucherin auf, „oder gib’ mir den Schlüssel!“
- „Erst wenn du mich aus dem blöden Gestell da befreit hast.“

Die beiden Spitzenpolitikerinnen befreiten sich aus ihren probeweise angelegten Gefängnissen und waren sich einig, daß sich die Maßnahmen zur Bekämpfung der Epidemie wohl nur schwer durchsetzen lassen würden.
- „Zum Glück haben wir Politikerinnen natürlich unsere eigenen Schlüssel für die Geräte“, erfreuten sie sich erleichtert, „darum werden uns die Menschen beneiden.“
- „Hauptsache, sie wählen uns weiter“, meinte die Umweltministerin, „dir als Kanzlerin kann das freilich egal sein, das war denn wohl ohnehin deine letzte Regentschaft.“

- „Und dann hätten wir immer noch das Instrumentarium der Notstandsgesetze,“ entgegnete die Kanzlerin, während sie ihren Rock über die dicken Oberschenkel zog, „irgend jemand muß ja einmal als erster den Mut aufbringen, sie erstmals anzuwenden!“


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Ihr_joe Volljährigkeit geprüft
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  RE: DER SCHREI AUS DEM BRUNNEN Ein erotischer Kriminalroman zu Zeiten des Condomaviruses Datum:20.03.23 19:54 IP: gespeichert Moderator melden


Ich muss auch ein Danke hier lassen.
Frech genug, dass ich lese mich köstlich erquicke und lange nichts geschrieben habe.

Ihr_joe
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M A G N U S
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  RE: Frech genug ... Datum:22.03.23 06:38 IP: gespeichert Moderator melden


Wenigstens einer, den ein bißchen schlechtes Gewissen plagt; nun je, "ego te absolvo", Melden macht frei!

... und herzlichen Glückwunsch zum 3000-sten Beitrag; eine imposante Zahl, ich werde wohl kaum 300 schaffen


[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von M A G N U S am 22.03.23 um 06:42 geändert
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