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Butterfly Volljährigkeit geprüft
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Dieser Satz ist nicht wahr.

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  Re: Versetzt Datum:02.08.04 08:47 IP: gespeichert Moderator melden


... freut mich, daß es euch gefällt. Entgegen der Ankündigung kommt hier der nächste Teil, ich hatte am Wochenende etwas Zeit, die damit anfälligen Dinge zu fixen...

Teil 11
Als sie fertig war, fragte Jens: "Aber wieso denn ein Nachtwandler? Ich dachte, das sind Raubtiere? Wenn es Tiere sind..."
"Ja. Aber sie können alle Verletzungen heilen. Wahrscheinlich, damit sie länger von ihrer Beute leben können." Sie stockte, dann fuhr sie fort, als würde sie sich nur ungern erinnern: "Tias Schwester... wir haben sie erst nach über zwei Wochen gefunden. Und das, was von ihr über war, hätte nicht mehr leben dürfen, aber es hat immer noch geatmet."
Jens schauderte. Er fragte lieber nicht weiter nach.
Einige Sekunden später seufzte Naja: "Meinst du, wenn mir eine andere Möglichkeit eingefallen wäre, hätte ich so einen Unfug getrieben? Es war Selbstmord, pure Verzweiflung. Und deshalb müssen wir möglichst weit weg sein, bevor die Nacht anbricht. Tagsüber sind die Nachtwandler inaktiv. Wir können nur hoffen, das meine Leute uns nicht erwischen."
Jens fand, dass das nicht gerade aufbauend klang.

Sie wanderten den ganzen Tag durch und noch einen guten Teil der Nacht hindurch, machten nur zweimal eine kurze Pause. Schließlich ließ Naja sich erschöpft unter einen Baum fallen. "Jetzt reicht es. Soll er uns doch haben."
Erschöpft setzte Jens sich neben sie. "So weit wird ein Nachtwandler mit seinem Jungen wohl kaum gehen, nur um sich an dir zu rächen..."
Naja zuckte die Schultern und nuschelte schon vor Müdigkeit: "Ist mir auch egal. Muß schlafen. Zu lange gelaufen. Hier... ein Messer. Du die erste Nachthälfte, ich...", dann verdrehte sie die Augen und war eingeschlafen.
Jens beschloß, daß das wohl bedeutete, daß er Wache halten sollte.
Er blieb eine Weile sitzen, das gezückte Messer in der Hand, bis er merkte, daß ihm die Augen zufielen, stand dann auf, ging leise ein paar Schritte hin und her, um seinen Kopf zu klären und setzte sich wieder hin. Er schlief sofort ein.

Das Erwachen war ziemlich ruckartig.
"Du Schlafmütze! Du kannst doch nicht einfach so auf Wache schlafen! Was wäre passiert, wenn jemand uns überfallen hätte?", schüttelte Naja ärgerlich den Kopf.
"Aber...", versuchte Jens schwach und schuldbewußt zu entgegnen, aber Naja unterbrach ihn sofort: "Das ist doch kein Spaziergang. Die Hälfte aller vernunftbegabten Wesen dieser Welt ist hinter uns her und vermutlich alle, die nicht vernunftbegabt sind."
Dann lachte sie leise: "Was soll s. So sind wir wenigstens beide ausgeschlafen. Obwohl ich wahrscheinlich weniger gut und lange geschlafen hätte, wenn ich gewußt hätte, wie aufmerksam du wachst."
Jens senkte den Kopf und entschuldigte sich kleinlaut.

Nachdem Naja einige Früchte zusammengesucht hatten, die gemeinsam mit dem letzten Rest Brot, den sie mit einem besorgten Blick aus der einen Tasche zog, ein leckeres Frühstück abgaben, ließ sie Jens an der weiteren Planung teilhaben.
Sie erklärte, daß sie kaum noch damit rechnen mußten, daß ihre Leute sie verfolgten: "Das wäre ungewöhnlich. Wir sind in einem Bereich, wo sich noch nie jemand hingewagt hat. Es ist einfach zu weit weg und lohnt nicht. Niemand geht hier hin."
Jens runzelte die Stirn: "Das bedeutet, daß du dich hier genauso gut auskennst wie ich..."
Naja nickte und zuckte die Schultern: "So kann man das auch ausdrücken."
"Und was bedeutet das jetzt für uns? Wohin gehen wir weiter? Oder lassen wir uns hier nieder, siedeln uns an..."
Sie mußte grinsen, stand auf und setzte sich mit dem Gesicht zu ihm auf seinen Schoß. "Das mit dem Siedeln, das ist eine gute Idee...", säuselte sie verführerisch.
Ebenfalls grinsend wehrte Jens ab: "Hey, was soll denn das? Ich mache hier ernsthafte Vorschläge, und du hast nur Zudringlichkeiten im Kopf!"
Sie ging auf sein Spiel ein: "Also, wenn ich zudringlich werde, dann sieht das anders aus. Dann mach ich so", sie schnürte sein Hemd halb auf, "und so", zog es über die Schultern nach unten, so daß es seine Arme an seine Seiten drückte, "und so."
Damit warf sie sich nach vorne. Entsprechend kippte Jens nach hinten um. Naja kniete über ihm und begann, ihn mit Küssen zu überschütten.

Es war beinah Mittag, bevor sie sich auf den Weg machten. Naja hielt es für eine gute Idee, noch etwas zusätzlichen Abstand zwischen sich und ihre potentiellen Verfolger zu bringen. Mit wenig Enthusiasmus pflichtete Jens ihr bei. Wenig später wanderten sie im Gänsemarsch durch das hüfthohe Gras, das sich mit dichtem Gebüsch abwechselte.
Schon nach einigen hundert Metern rief Naja plötzlich eine Warnung und zog Jens zwischen einige Büsche.
Erschreckt flüsterte er: "Was ist?"
Naja deutete nach vorne. Jens konnte einige flirrend bunte Punkte in der Luft erkennen, die über dem übernächsten Hügel tanzten.
"Und deshalb gehen wir in Deckung?"
Sie antwortete ihm nicht, sondern beobachtete die Bewegung der Punkte.
Schließlich atmete sie auf: "Sie kommen nicht in unsere Richtung. Ich denke, wir können weiter."
"Was war das?"
Naja zuckte die Schultern: "Ich habe keine Ahnung. Aber meistens ist es besser, wenn man vorsichtig an Dinge herangeht, die man nicht kennt."

Diese Binsenweisheit bestätigte sich, als sie auf der Kuppe des Hügels angekommen waren. Vor ihnen lagen die Überreste einer Katze, allerdings schien dem Tier sämtliches Fleisch abhanden gekommen zu sein. In der leeren Haut befand sich nur ein sauberes Skelett. Als Naja vorsichtig den Körper umdrehte, dann einen der lose klappernden Knochen nahm und ihn wie einen dünnen Zweig zerbrach, wendete Jens sich angeekelt ab und begann lieber, die nähere Umgebung zu inspizieren.
Das Gras auf dem Hügel war zertrampelt, teilweise war die Grasnabe beschädigt. Die Spuren waren frisch, teilweise war die Erde, die freigelegt war, noch feucht und trocknete zusehends in der Sonne.
Plötzlich blieb Jens stehen und bückte sich. Dann griff er zu, um das metallisch glänzende Objekt aufzuheben, zog allerdings mit einem leisen Schmerzensschrei seine Hand wieder zurück, als er es kaum berührt hatte.
Naja war sofort bei ihm: "Was ist das?"
"Nicht anfassen..."
Naja zückte ihr Messer, um das halb in den Boden getretene Ding herauszuholen, aber Jens fiel ihr in den Arm: "Nicht mit dem Messer, es hat mir einen Stromschlag versetzt..."
Unter Najas fragenden Blicken brach er einen trockenen Ast vom nächsten Busch. Vorsichtig wühlte er den kleinen Metallschmetterling aus der Erde.
Vorsichtig stupste er das goldglänzende Gerät, dessen einer Flügel deutlich abgeknickt war mit dem Stock an. Sirrend bewegten sich die verbliebenen zwei Flügel, kamen dann zum Stillstand. Ein winziges rotes Lichtchen flackerte kurz, verlosch dann.

"Sieht so aus, als wäre die Batterie alle...", Jens bückte sich und hob den winzigen Flugkörper an.
"Was das auch ist, es ist nicht natürlichen Ursprungs.", murmelte er, während er es in der Hand drehte. "Und wenn ich mich nicht völlig täusche, kommt es auch nicht von drüben. Allein die Energieversorgung ist ein Alptraum... Und der Schwarm hat sich völlig autonom und selbst organisiert bewegt. Mal davon abgesehen, daß wir mal unterstellen wollen, daß er für den Tod der Katze verantwortlich ist."
"Das würde heißen, daß hier irgendwo Leute leben, die uns völlig überlegen sind?", fragte Naja entsetzt.
"Vermutlich. Und daß sie nicht aus meiner Welt sind, sondern von woanders, oder daß sie hier eine High-Tech Zivilisation entwickelt haben..."
Jens steckte den Metallschmetterling in die Tasche.
Beide sahen sich an. In diesem Moment wurde ihnen erst wirklich klar was schon morgens in dem Gespräch angeklungen war, nämlich, daß sie nicht viel weiter als bis zur Flucht geplant hatten. Und die konnten sie jetzt im wesentlichen als geglückt betrachten.

Beide fragten den anderen gleichzeitig: "Und was machen wir jetzt?", brachen mitten im Satz lachend ab.
Jens sah sich um. "Von dort kommen wir... gehen wir also in die Richtung, würde ich sagen."
Naja korrigierte seine Schätzung bezüglich ihres Ursprungs um ca. sechzig Grad nach rechts, machte dann eine schwenkende Bewegung mit der Arm: "Bleibt uns alles, was in dem Halbkreis liegt."
Jens zuckte die Schultern. "Egal. Laß uns da lang gehen, da hinten kommen ein paar Berge. Wenn ich mich irgendwo ansiedeln würde, dann da."
Bald kam in einem Tal zwischen zwei Hügeln ein kleines Wäldchen in Sicht. Naja legte an Tempo zu: "Hmmmm.... das sieht gut aus. Da finden wir alles, was wir für das Abendessen brauchen, wenn ich das richtig sehe."
Sie sah es richtig. Das Wäldchen war idyllisch an einem Bach gelegen und die Bäume hingen voll mit diversen Früchten, mit denen sie ihre Taschen und ihre Mägen vollstopften.

Plötzlich griff Naja nach Jens Arm und zischte: "Siehst du das da vorne?"
Jens konnte nicht wirklich bejahen, aber das hinderte Naja nicht daran, ihn hinter einen Baum zu schieben und ihm mit Gesten klarzumachen, daß er genau dort bleiben sollte.
Vorsichtig schlich sie weiter, jede Deckung ausnutzend, bis sie einen genaueren Blick auf die Hütte hatte. Sie schien noch in gutem Zustand zu sein, allerdings machte das Gras, das direkt vor der Tür hochgewachsen war, nicht den Eindruck, als sei sie in den letzten paar Wochen betreten worden war. Naja schlich sich noch näher, schließlich spähte sie durch den Spalt eines der geschlossenen Fensterläden.
Als sie nichts sah, öffnete sie ihn vorsichtig etwas weiter.
Schließlich ging sie offen zurück. Hier war seit Monaten niemand gewesen.
Schon auf die Entfernung stellte sie fest, daß irgend etwas nicht wirklich stimmte. Jens lag halb von dem Baum verdeckt am Boden. Ihr erschreckter Aufschrei: "Jens? Was...", brach ab, als ein paar Gestalten sie packten und eine schwarze Kapuze über ihren Kopf stülpten. Sie begann sich verbissen zu wehren, konnte aber nicht verhindern, gefesselt und verschnürt zu werden.

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Nachtigall
Stamm-Gast



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  Re: Versetzt Datum:02.08.04 09:52 IP: gespeichert Moderator melden


Hui, Butterfly,

da tun sich ja Abgründe auf *mehrwill*. Bin ja gespannt, wo die Verwender von Technik herkommen - und welches Geschlecht sie haben...

Lesende Grüße
Anja
... sehr glückliche Besitzerin und KH des süßen CD Monika (Gugl-Gugl)

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RalfT
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  Re: Versetzt Datum:02.08.04 15:52 IP: gespeichert Moderator melden


Super Story.
Sehr spannend und gut geschrieben.
Wer sind die Fremden die unsere beiden da eingesackt haben?
Und die Krankenhaus-Szenen?
Sehr verwirrend, aber verlangt nach mehr.

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Nighttrain
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Tu wonach Dir ist, aber ein bißchen Stil und Niveau sollte schon sein ;-)

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  Re: Versetzt Datum:02.08.04 18:51 IP: gespeichert Moderator melden


geniale Story.....das ist mein Aufbauprogramm nach Feierabend
mach weiter so !
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träumerin
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  Re: Versetzt Datum:02.08.04 22:47 IP: gespeichert Moderator melden


Aber Butterfly!!

Wie kannst du nur!! Das ist ja schlimmer als ein coitus interruptus!!!

Schreib weiter....BITTE!!

Jammernde Grüsse
die Träumerin
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Why-Not Volljährigkeit geprüft
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  Re: Versetzt Datum:02.08.04 23:14 IP: gespeichert Moderator melden


Unser Schmetterling schreibt von künstlichen Raubschmetterlingen. Na, wenn das kein Hintersinn ist ...

Liest sich gut, die Story. <erhobener Daumen>

Why-Not
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Butterfly Volljährigkeit geprüft
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Dieser Satz ist nicht wahr.

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  Re: Versetzt Datum:04.08.04 08:52 IP: gespeichert Moderator melden


Teil 12
Der Geruch von frisch gemähtem Gras, durchsetzt von dem leichten Stechen eines Desinfektionsmittels weckte ihn. Er schlug die Augen auf und betrachtete lange die weiße Decke des Zimmers, die schwere Tür, die Bettgitter, den Nachttisch neben seinem Bett. Ein weiteres Bett stand in dem Zimmer, war aber scheinbar nicht belegt.
Er registrierte erstaunt, daß er nicht gefesselt war, ohne sich zu sicher zu sein, warum er darüber eigentlich erstaunt war. Nur die Decke war am Bett festgesteckt, damit er sich nicht freistrampelte. Er gähnte, fragte sich, wie er hier her kam. Als er die Arme unter der Decke herauszog, betrachtete er verdutzt seinen rechte Arm, der von der Mitte des Oberarms bis zu den Fingerspitzen in einem Gipsverband steckte.
Er zögerte einen Moment, dann setzte er sich auf. Es war nicht ganz leicht, über das Bettgitter zu kommen und ihm wurde spontan schwindelig. Mit unsicheren Schritten ging er erst ans Fenster, dann zur Tür, die mit seinem Handicap nicht ganz einfach zu öffnen war. Draußen sah er einen hellviolett gestrichenen Krankenhausflur.

Die Aufregung, die folgte, verblüffte ihn. Eine Schwester sah ihn an wie eine Geistererscheinung, verschwand blitzartig. Schon nach wenigen Sekunden waren mehrere Leute in weißen Kitteln im Flur, die ihn schnellstmöglich in sein Bett zurückexpedierten unter hektischem Gerede, daß er nicht aufstehen dürfe, daß er doch nicht hier einfach rumlaufen könnte und so weiter.
Widerstandslos ließ er sich abführen. Ein Arzt kam an das Bett, hob eine Spritze, sprühte filmreif etwas von dem Inhalt nach oben in die Luft. Jens protestierte: "Ich will keine Spritze... was soll das? Mir geht es wunderbar!"
Der Arzt schüttelte den Kopf: "Gleich wird es ihnen noch viel besser gehen..."
Jens wehrte erneut ab, wurde diesmal lauter: "Ich will keine Spritze!"
Auf ein Nicken des Arztes hin drückten zwei Pfleger seine Schultern und Unterarme auf die Matratze, während die Schwester sie schnell am Bettgitter festband. Jens zappelte noch immer, als der Arzt die Nadel aus seiner Vene zog.

Merkwürdigerweise war es eher die Änderung des Lichtes und des Geruchs als die seiner Fesseln oder die stechenden Schmerzen in seinen Armen, die zuerst in sein Bewußtsein drangen. Es war dunkel, mit einem trübe flackernden Licht durch geschlossene Augenlider. Jens richtete sich auf, um seine Arme zu entlasten, an denen er gehangen hatte.
Er traute sich nicht, die Augen zu öffnen, auch wenn er genauer als ihm lieb war die primitiven Eisenfesseln spürte, in denen er aufrecht an der Wand hing. Immerhin, jetzt, wo er stand, fühlten sich seine Arme nur noch an, als hätte jemand versucht, sie auszureißen, nicht mehr, als wäre gerade jemand dabei.
Aber er wußte, daß er nicht in dem Verlies war, in das Naja ihn gesteckt, und aus dem sie ihn wieder befreit hatte. Dazu roch es hier zu feucht und zu modrig.
"Jens... kannst du mich hören?", Najas Stimme klang irgendwie merkwürdig.
Jens entschied sich schließlich doch, seine Augen zu öffnen. Was er sah, war schlimmer, als was er erwartet hatte. Dieses Verlies war aus großen Steinen gemauert, die von Moos überwuchert waren. Es wurde genau so hell von einer Fackel beleuchtet, daß er und Naja, die nebeneinander mit weit gespreizten Armen an die Wand gefesselt waren, besser als ihnen lieb war ein drittes Paar Handfesseln sehen konnten, in dem ein Skelett hing.
Auch wenn er sich sagte, daß das sicher nur Show war, um die Gefangenen weich zu machen, konnte Jens nicht umhin, sich einzugestehen, daß die Show ihre Wirkung hatte. Er stöhnte leise, schaute betont in die andere Richtung zu Naja. Er selbst konnte einigermaßen bequem stehen, aber Najas Füße waren gefesselt und mit einem großen Stein beschwert, der knapp über dem Boden baumelte. Die Muskeln an ihren Armen und Schultern zeichneten sich knotig ab.
"Was haben sie mit dir gemacht?"
Naja schüttelte den Kopf und keuchte zwischen zusammengebissenen Zähnen: "Ich habe mich gewehrt. Um mich getreten. Die Belohnung war, daß sie mich höher gehängt haben. Und den Stein an die Füße gebunden haben. Aber die Fackel ist schon fast heruntergebrannt. Bald muß jemand kommen.", sie machte eine kurze Pause, schloß die Augen, dann setzte sie leise hinzu: "Hoffentlich."
Er mußte ihr zustimmen, auch seine Haltung war keineswegs bequem, aber sie mußte unglaubliche Schmerzen haben.
"Das sind nicht deine Leute, oder? Kennst du sie?"
Naja antwortete mit einem Kopfschütteln.

Das mit der Fackel war ein Fehlschluß gewesen. Vielleicht eine kleine zusätzliche Gemeinheit, um die Gefangenen zu quälen. Mit einem letzten Aufflackern ging sie aus.
Im Dunkeln war Jens seinen Gedanken ausgeliefert. Er war völlig entnervt. Er hoffte, daß er einfach nur verrückt war, sozusagen sein Verstand auf Urlaub, und daß sich jemand solange um seinen Körper kümmern würde, bis er wieder da war. Allein und im Dunkeln war es einfacher, an diese Vorstellung zu glauben...
Nach geraumer Zeit rief Naja ihn an: "Jens... hörst du mich?"
Er antwortete nicht.
Sie rief noch einmal, klang diesmal ängstlich: "Jens?"
Er antwortete, ganz langsam und betont: "Ihr seid alles Ausgeburten meines kranken Verstandes. Es gibt dich nicht. Es gibt auch diesen Kerker nicht, und die Fesseln."
Naja lachte gequält auf: "Das ist schön für dich. Hoffentlich schreibt es jemand auf deinen Grabstein. Ich wurde von einer Ausgeburt meines Verstandes getötet.", sie machte eine Pause, fuhr dann fort: "Jens, das bringt dich nicht weiter, und mich auch nicht. Ich brauche dich. Ohne dich hat das Ganze hier keinen Sinn."
Monoton antwortete er: "Mit mir auch nicht. Das Ganze hier hat keinen Sinn."
Sie schwieg. Jens meinte ein leises Schluchzen zu hören.

Als schließlich vier Wächterinnen kamen, war Naja vor Erschöpfung und Schmerzen bewußtlos. Sie machten die Fesseln los. Jens blieb taumelnd stehen, bemüht, sein Gleichgewicht zu halten. Naja sackte in sich zusammen. Beiden wurden die Hände auf den Rücken gefesselt. Zwei Wächterinnen nahmen Naja zwischen sich und schleiften sie zur Tür, die anderen beiden schubsten Jens vor sich her.
"Wo bringt ihr uns hin?"
Ein weiteres Schubsen brachte Jens beinah aus dem Gleichgewicht. Die Antwort war nur indirekt, brachte ihn aber zum verstummen: "Los jetzt! Die Großinquisitorin wartet ungerne!"
Jetzt hatte er wirklich Angst.
Im Gegensatz zu den Worten der Wachen stand die Handlung der Inquisitorin, als beide angekommen waren. Die Frau war genau wie die Wächterinnen in eine schmucklose graue Kutte gekleidet. Sie kniete mit dem Rücken zu den Gefangenen auf dem Boden vor einem Kreuz.
Die Wächterinnen zwangen Jens und Naja, die inzwischen zu sich gekommen war, sich in etwa fünf Metern Abstand hinter die Inquisitorin zu knien.
Keine Person im Raum rührte sich für einige Minuten, bis schließlich die Inquisitorin aufstand.

"Was hattet ihr im heiligen Hain verloren?"
Die mittelalte Frau hatte sich noch nicht ganz zu Ihnen umgedreht, als sie bereits die Frage stellte.
"Was heißt hier...", weiter kam Jens nicht, als die Faust einer der Wächterinnen zielsicher seine Niere traf. Er krümmte sich und hätte das Gleichgewicht verloren, hätten die beide ihn nicht festgehalten.
Die Inquisitorin fuhr fort, und Jens wurde klar, daß es sich um eine rethorische Frage gehandelt hatte: "Ihr wolltet unseren Herrn lästern, seinen Hain entweihen. Eure Schuld steht euch ins Gesicht geschrieben!"
Sie redete sich in Rage, ohne dabei irgend etwas von sich zu geben, was für Jens oder Naja aufschlußreich gewesen wäre.
Schließlich machte sie eine Pause.
Jens schüttelte den Kopf: "Ich habe keine Ahnung, was Ihr uns vorwerft."
Erneut traf ihn eine Faust, diesmal auf der anderen Seite. Dieses Mal hielten sie ihn nicht und er stürzte nach vore auf sein Gesicht. Die eine Wächterin herrschten ihn an: "Schweig, du Wurm, während die Großinquisitorin euer Urteil spricht!"
Die Inquisitorin ging zu Jens, beugte sich zu ihm herab und griff nach seinem Kinn. Sie hob seinen Kopf an und sah ihm einen Moment lang ins Gesicht. Dann lächelte sie freundlich.
Nachdenklich und leise sagte sie: "Ihr habt keine Ahnung? Vielleicht gar ein reines Gewissen? Mag sein. Wir werden sehen." Laut befahl sie: "Befragt ihn."
Sie drehte sich um und kniete sich erneut vor das Kreuz. Offenbar war die Audienz beendet.
Die Wächterinnen zogen Jens und Naja hoch. Draußen wurden sie getrennt.

Naja wurde zurück in die Kerkerzelle gebracht. Die Wächterinnen sahen davon ab, sie wieder an die Wand zu fesseln, sondern ketteten sie nur mit einem Fußeisen an. Dazu gab es die klare Drohung, daß sie die Strafe kannte, wenn sie noch einmal versuchte, jemanden zu verletzen. Sie war sicher, daß sie dazu nicht in der Verfassung war. Sie konnte den linken Arm nicht bewegen und diagnostizierte sich selbst eine ausgerenkte Schulter.
Nach einer quälend langen Zeit schubsten sie Jens wieder in die Zelle. Er taumelte ein paar Schritte, stürzte und blieb dann einfach schlaff liegen. Offenbar hielten sie es nicht für nötig, ihn in irgendeiner Form zu fesseln. Als Naja ihn vorsichtig auf den Rücken drehte und seine linke Hand sah, wußte sie, das Jens alles gestanden hatte, von dem er geglaubt hatte, daß sie es hatten hören wollen. Und bestimmt noch einiges mehr.
Sie schüttelte sich in Abscheu. Dann, solange er noch bewußtlos war, richtete sie die Knochen, so gut es ging, riß mit zusammengebissenen Zähnen sein Hemd in Streifen und bandagierte seine Verletzungen.
Schließlich wachte er auf. "Ich glaube, es ist Zeit für einen Besuch von einem Nachtwandler...", murmelte er.
Naja lachte und küßte ihn vorsichtig. Dann schüttelte sie den Kopf: "Nein, ich glaube, das ist vorbei."
Sie nahm ihn in den Arm und wiegte ihn leise hin und her.

Sie schwieg einen Moment, dann brach sie in Tränen aus: "Ich habe mir immer einen Mann gewünscht. Dich. Genauso habe ich mir dich vorgestellt. Ich wollte, daß du kommst. Ich bin allem schuld, das du hier bist."
Dann brach sie in Tränen aus.
Jens streichelte sie unbeholfen mit seiner unverletzten Hand.

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Penthesilea
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  Re: Versetzt Datum:04.08.04 09:13 IP: gespeichert Moderator melden


Lieber Butterfly,
ich warte mittlerweile wirklich auf die Forsetzungen dieser Story ... wie Jens da zwischen seinen Welten hängt, auch wie er zwischen seinen Rollen als Mann hängt ... das ist einfach nur gut!

Penthe
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  Re: Versetzt Datum:04.08.04 12:58 IP: gespeichert Moderator melden


Teil 13

Er genoß es aufzuwachen. Da war der Geruch von Desinfektionsmitteln, von sauberer Wäsche, das Gefühl, auf einer weichen Matratze zu liegen. Keine Schmerzen. Vorsichtig bewegte er seine Finger in dem harten Verband. Er schlug die Augen nicht auf. Er wußte, wie das Zimmer aussehen würde. Zuerst blieb er einfach liegen und genoß die Stille. Aber da war ein Geräusch. Er war nicht allein.
Warum nicht einen Blick riskieren? Er öffnete die Augen: eine Krankenschwester beugte sich gerade über das Nachbarbett, stellte ein Tablett ab. Bevor sie ging, fiel routinemäßig ihr Blick auf sein Bett und sie sah seine offenen Augen.
"Herr Schmidt?"
Er zwinkerte und räusperte sich: "Ja. Das bin ich."
In dem anderen Bett gellte ein spitzer Freudenschrei und eine Frau mit halb kahlgeschorenem Kopf und einem breiten Verband im Gesicht setzte sich auf. "Jens!"
Ein winziger Moment verging, bis er wirklich sicher war. "Naja. Du bist hier."
Sie lächelte. "Wo sollte ich denn sonst sein?"

Als die Krankenschwester ging, setzte er sich in seinem Bett auf. Aufgeregt erzählte er: "Naja, diese Welt... sie verwandelt Menschen. Ich habe mir gewünscht, der Janus zu sein. Der, der in beide Richtungen blickt, das Tor zwischen den Welten. Und jetzt bist ich hier, und du bist bei mir."
Er hätte schwören können, daß sie begriffen hätte. Sie lächelte verständnisvoll, dann antwortete sie: "Ich habe keine Ahnung, wovon du redest."
Er schloß kurz die Augen, horchte in sich hinein. Ja, da war sie, die Kraft, die nur darauf wartete, losgelassen zu werden. Dann lächelte er zurück: "Entschuldigung, Liebes. Was habe ich gerade gesagt? Ich muß geträumt haben. Erzähl mir, was passiert ist."

Natürlich war es ein Autounfall gewesen. Er hatte eine schwere Gehirnerschütterung erlitten und war ein paar Tage bewußtlos gewesen. Sie selbst hatte sich eine Schulter ausgerenkt und hatte sich eine tiefe Schnittwunde im Gesicht zugezogen. Nur mühsam hielt sie die Tränen zurück. "Der Arzt hat gesagt, daß eine Narbe zurückbleiben wird. Er glaubt nicht, daß man sie wegoperieren kann. Wirst du mich damit immer noch schön finden?"
Seine Antwort verwirrte sie: "Für mich hast du schon immer die Narbe gehabt. Sie gehört zu dir, und ich liebe sie."
Sie runzelte die Stirn, dann offenbarte sie ihm, daß die Ärzte festgestellt hatten, daß sie im dritten Monat schwanger war.

Als Jens im Krankenhaus seine Sachen zusammenpackte, fand er im Nachttisch einen kleinen goldglänzenden Metallschmetterling mit drei Flügeln, von denen einer abgeknickt war. Er hob ihn gut auf und erzählte niemandem etwas davon. Es war alles zu perfekt. Er hatte Naja vor vier Monaten geheiratet. Und offenbar lebte sie schon immer hier drüben. Kinderfotos, Schulzeugnisse, Studium, alles da. Sie war Steuerberaterin und gab - immerhin - Volkshochschulkurse in Selbstverteidigung. Und ihre Mutter hatte keine Ähnlichkeit mit der Seherin Irmgard.
Er hingegen konnte sich an nichts erinnern, weder wie er sie kennengelernt hatte, noch an die Hochzeit. Aber das schob der behandelnde Arzt auf die Gehirnerschütterung. Totale retrograde Amnesie, circa ein halbes Jahr vor dem Unfall. Nicht, daß das wirklich schlimm war.
Naja hatte beliebige Mengen Verständnis dafür und er hätte sich keine bessere Frau wünschen können.

Gut acht Monate nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus wurde ihre Tochter Jana geboren. Die Ärzte hatten mehrfach den Kopf geschüttelt und sich über die Ungenauigkeiten der Berechnung des Geburtstermins gewundert. Aber das schwarzhaarige Mädchen mit den wachen Augen machte nicht den Eindruck, als sei sie übertragen, eher, als sei sie drei Wochen zu früh geboren.

Das Schlimme an der ganzen Situation war allerdings, daß Jens das alles nicht wirklich glauben konnte. Er wußte einfach zu genau, daß all das eine Art "Lüge" war, so etwas wie ein Zeitparadoxon, das das Universum gebildet hatte, um Najas Anwesenheit in seiner Realität zu erklären. Und wenn der Firnis der Ordnung so dünn über dem Chaos trieb, dann konnte seine Welt jederzeit wieder zerbrechen.

Und er wußte ebenfalls sehr genau, daß seine Erlebnisse nicht auf die Gehirnerschütterung und eine lebhafte Phantasie zurückzuführen waren. Er hatte den Metallschmetterling als Beweis und er konnte genau das Tor in die andere Welt spüren konnte, das in seinem Inneren geduldig wartete, benutzt zu werden.
Wie auch immer. Es konnte lange warten, denn es war ihm nie besser gegangen.

... noch nicht das Ende...
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  Re: Versetzt Datum:04.08.04 16:50 IP: gespeichert Moderator melden


Super Schmetterling,

einfach nur Super!

Was soll ich hier viel erzählen, das eine Wort sagt alles: Super

Und das das noch nicht das Ende dieser Geschichte ist ist ebenfalls super, denn dann gehts ja bald weiter.

Gruß
Marcus

Erst ins Hexchen verschossen, dann von Ihr verschlossen! ...und total von Ihr verzaubert...und mittlerweise auch verheiratet !!!!!
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  Re: Versetzt Datum:04.08.04 23:05 IP: gespeichert Moderator melden


<sprachlos>

Why-Not

PS: Wenn ich meine Sprache wiedergefunden habe, kommt vielleicht noch ein sinnvollerer Kommentar.
Wer nichts zu verbergen hat ... ist ein Langweiler!

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  Re: Versetzt Datum:05.08.04 04:02 IP: gespeichert Moderator melden


*lach* Butterfly,

das sieht ganz klar nach einer Überdosis Scheibenwelt aus - spitze!!

Eifrig lesende Grüße
Anja
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Wenn ich die Wahl habe zwischen dem Nichts und dem Schmerz, wähle ich immer den Schmerz.

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slavelless  
  Re: Versetzt Datum:05.08.04 14:49 IP: gespeichert Moderator melden


"Sie konnte genau das Tor in die andere Welt spüren, das in seinem Inneren geduldig wartete, benutzt zu werden."

Wie auch immer.
Ich schliess mich mal der Schafherde an.

Miau.
mu

Der Tod ist auch nicht schneller als ein Flügelschlag, doch er trägt dich weiter.
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Penthesilea
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  Re: Versetzt Datum:05.08.04 16:05 IP: gespeichert Moderator melden


Schafherde nennst Du uns? Du Plüschlöwin? *gg

unverschämt!

Penthesilea
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Dieser Satz ist nicht wahr.

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  Re: Versetzt Datum:06.08.04 14:05 IP: gespeichert Moderator melden


@Nachtigall: Wieso denn jetzt Scheibenwelt? Very Strange. Da würden mich ja doch ein paar Parallelen interessieren...

@Lionesse: Wieso denn jetzt "sie"? Ich dachte ja zuerst an einen Tippfehler meinerseits....


Teil 14
Jana war spurlos verschwunden. Es war ihr achter Geburtstag. Er hatte ihr morgens versprochen, sie von der Schule abzuholen um mit ihr ins Schwimmbad zu gehen.
Sie stand nicht vor der Schule. Und die beiden Mädchen aus ihrer Klasse, die am Eingang des Schulhofes standen, sahen ihn nur merkwürdig an und ergriffen die Flucht, als er nach ihr fragte. Er wußte nicht ihre Namen, kannte aber ihre Gesichter und war sicher, beide letztes Jahr auf der Geburtstagsfeier gesehen zu haben. Er ging davon aus, daß sie dieses Jahr ebenfalls eingeladen waren.
Er parkte gegenüber ein und wartete.
Die beiden Mädchen kamen wieder heraus und blickten immer wieder zu ihm herüber. Schließlich winkte er genervt von seiner notorisch unpünktlichen Tochter zu den beiden hinüber und lächelte. Sie tuschelten wieder kurz, dann verschwanden sie in das Schulgebäude.
Verstehe das, wer will.
Zehn Minuten später fuhr ein Polizeiauto vor und Jens hatte alle Hände voll zu tun, zu erklären, wieso er vor der Schule herumlungerte und die Kinder belästigte.
"Aber ich warte doch nur auf meine Tochter", sagte er, während er dem einen Polizisten seine Papiere aushändigte, "sie geht hier auf die Schule. Sie wird heute acht. Jana Schmidt. Sehen sie, irgendwo hier ist ein Photo von ihr."
Der eine Polizist verschwand in der Schule und Jens wühlte in seinen Papieren. Er fand ein Photo von Naja und ein anderes von Janas Katze, der sie den unoriginellen Namen Muschi gegeben hatte, aber das war es. Dabei hätte er schwören können, daß auf dem Photo nicht nur die Katze gewesen war...
Dann kam der Polizist wieder: "Es gibt hier keine Jana Schmidt."
Jens Kinnlade klappte herunter. "Aber..., aber,..., das kann nicht...", dann verstummte er. Er blinzelte eine Träne weg, die ihm spontan ins Auge stieg, dann schüttelte er den Kopf. "Es tut mir leid. Ich muß mich geirrt haben... einen schönen Tag noch..."
Er fummelte nach dem Zündschlüssel.
Die beiden Polizisten sahen sich einen Moment lang unsicher an, dann nickten sie sich gegenseitig zu.

"Wir müssen sie bitten, uns zu begleiten."
Jens stöhnte auf. Kurz wägte er seine Chancen ab, zu flüchten, dann tat er sie als lächerlich ab. Schließlich glaubte er nach wie vor daran, daß sich das alles als völlig harmlos aufklären würde.
Er zog den Schlüssel ab und stieg aus, schloß das Auto ab und wollte brav in den Polizeiwagen einsteigen, als der eine Polizist den Kopf schüttelte:
"Hände auf den Rücken!"
"Nein...", Jens wich einen Schritt zurück. Der andere Polizist griff seinen Oberarm. "Herr Schmidt, das muß sein. Das ist Vorschrift für Personen, bei denen wir uns nicht sicher sein können, wie gefährlich sie sind, weil sie hinter uns sitzen."
Jens schluckte, dann ließ er sich fesseln.
Unterwegs fiel ihm die Lösung ein. "Ich muß meine Frau anrufen. Naja. Naja Schmidt. Im Büro. Sie muß an der Arbeit sein. Bitte. Ich muß telefonieren."
Der Beifahrer nickte: "Ja. Wenn wir in der Wache angekommen sind, rufen wir ihre Frau an."
Unterwegs hatten die beiden mit der Wache telefoniert und darum gebeten, den Familienstand eines Jens Schmidt, wohnhaft in der Hamburger Straße 17 zu überprüfen.

Dummerweise schien das nicht die gewünschte Aufklärung ergeben zu haben, denn nach kurzer geflüsterter Debatte mit einer Bürokraft und mehrfachem Nicken hatten ihn die beiden Polizisten in einen kleinen Raum geschoben, der abgesehen von einem mit dem Boden verschraubten Stuhl und einem Tisch bar jeder Einrichtung war. Sie hatten sich geweigert, ihm die Handschellen abzunehmen, vielmehr, nachdem sie ihn auf den Stuhl gesetzt hatten, ihn mit einer kurzen Kette festgeschlossen.
Er hatte genug Zeit, sich Gedanken zu machen. Seine Aktien standen alles andere als gut, da war er sicher.
Nach einer guten Stunde kam Naja in Begleitung der beiden Polizisten in den Raum. Jens konnte ihr ansehen, daß sie um ihre Fassung rang. Sie stürmte auf ihn zu, nahm ihn in den Arm. "Jens... was ist mit dir?"
"Mir geht es gut. Abgesehen davon, daß die mich hier behandeln wie einen Schwerverbrecher."
Der Polizist hüstelte, dann murmelte er mit einem Theaterflüstern dem anderen zu: "... eigentlich eher wie einen Geistesgestörten..."
"Jens, hör mal, die beiden freundlichen Herren hier haben gesagt, du habest vor einer Schule gestanden und auf unsere Tochter gewartet. Wir haben doch gar keine..."
...das stimmte exakt mit den schwärzesten Überlegungen überein, die er sich gemacht hatte. Er hatte beschlossen, für diesen Fall auf temporär unzurechnungsfähig und zerknirscht zu plädieren und fiel seiner Frau ins Wort: "... Tochter. Ich weiß. Naja, ich habe keine Ahnung, was los war. Ich stand einfach völlig neben mir. Ich glaube, ich muß zum Arzt."
Die Polizisten nickten sich gegenseitig zu, dann baten sie Naja aus dem Raum.
Im Stillen betete Jens, daß er sich nicht eine Zwangseinweisung eingehandelt hatte.
Jens hatte Glück, aber nur, weil Naja den Polizisten verprach, ihn gleich am nächsten Tag zum Arzt zu schleppen.

Zuhause angekommen stellte Naja ihn zur Rede. Beide hatten sich gegenüber in die Sessel gesetzt, wie es ihre Art war, Probleme zu besprechen. Nur, daß ein schneller Blick in der Wohnung umher Jens bestätigt hatte, daß diese Wohnung offenbar von nur zwei Personen bewohnt war. Keine Kindergarderobe, nicht das niedliche Bild von seiner Tochter an der Wand, keine Hinweise darauf, daß hier bis gestern ein kleines Kind gewohnt hatte.
"Jens... was sollte das? Wie kommst du auf die Idee, das wir eine Tochter hätten? Du weißt doch, daß wir es doch gerade erst aufgegeben hatten, weil wir zu alt sind."
Er schüttelte den Kopf. Es schien an der Zeit, seiner Frau reinen Wein einzuschenken.
"Warte... ich muß etwas holen.", mit diesen Worten stand er auf und ging zu seinem Schreibtisch. Hinten in der Schublade steckte nach wie vor die kleine Pappschachtel mit dem Metallschmetterling, auch der bunte Wurm aus Holz und die Rassel, die er sich aufgehoben hatte, als seine Tochter sie nicht mehr haben wollte.
Er legte die drei Gegenstände auf den Wohnzimmertisch.
"Naja... erinnerst du dich an den Unfall damals, kurz nachdem wir geheiratet hatten?..."

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Penthesilea
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  Re: Versetzt Datum:06.08.04 14:18 IP: gespeichert Moderator melden


Das kenne ich sonst nur aus den Romanen von Jeffery Deaver ... so zu tun, als ob er schon am Ende seiner Story wäre ... um dann noch einmal absolut kalt lächelnd aufs Gas zu gehen ...
Ich stelle mir das so für mich vor: nichts von meinem Alltag würde plötzlich mehr auf mich passen ... irre.
Butterfly, ich bin echt beeindruckt.

Gruß
Penthe

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Nachtigall
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fatal error in reality.sys - reboot universe (Y/N)?

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  Re: Versetzt Datum:06.08.04 16:53 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Butterfly,

wer da Papas Gabe geerbt hat, ist ja sonnenklar... beeindruckende Fortsetzung!

Zitat

@Nachtigall: Wieso denn jetzt Scheibenwelt? Very Strange. Da würden mich ja doch ein paar Parallelen interessieren...

Klar ist die Scheibenwelt strange. Ich geh mal davon aus, dass Du einige von Terry Pratchett´s Klassikern schon gelesen hast, wenn nicht, sag Bescheid, dann hole ich weiter aus. Jedenfalls, dieser spontane Wechsel der Welten erinnert mich an eine Szene, in der Rincewind der Zauberer (oder Nicht-Zauberer *gg*) in seiner gewohnten Scheibenwelt-Umgebung mal wieder böse in Bedrängnis gerät, und zwar gleich im allerersten Band, "Die Farben der Magie". Genau gesagt, er stürzt aus großer Höhe ab, weil der Drache, auf dem er gerade noch gesessen hatte, sich in Luft aufgelöst hat. Er versucht sich zu retten, indem er mit Gedankenkraft einen neuen Drachen erschafft; schließlich taucht TOD neben ihm auf und verspottet ihn:

"DAS HAT KEINEN ZWECK, lachte eine Stimme. Sie klang wie das dumpfe Läuten einer Friedhofsglocke. DU GLAUBST GAR NICHT AN SIE. (Mit "sie" sind Drachen gemeint.)
Rincewind beobachtete die schreckliche Gestalt auf dem weißen Pferd, und sein entsetztes Ich ließ die geistigen Zügel schießen.
Ein greller Blitz.
Gefolgt von völliger Finsternis.

Ein weicher Boden erstreckte sich unter Rincewinds Füßen, und er nahm rosarotes Licht wahr. In der Nähe ertönten erschrockene Schreie.
Verwirrt sah er sich um. Er befand sich nun in einer Art Tunnel, gefüllt mit Sesseln, in denen seltsam gekleidete Menschen saßen. Sie alle trugen Fesseln und starrten ihn groß an."

Rincewind hat sich in einem Flugzeug materialisiert, in der uns vertrauten, aber ihm völlig unbekannten Welt, Dimension oder wie immer man das nennen will. Er ist total desorientiert, verhindert nebenher ganz aus Versehen eine Flugzeugentführung, stellt bei näherem Hinsehen fest, dass er und sein Reisegefährte Zweiblum ebenso "seltsam gekleidet" sind wie die andern Leute, und sein Sinn für Realität verschiebt sich:

"Mal sehen, dachte Rincewind. Wir sind plötzlich in diesem Drachen materialisiert, nachdem, ich meine, wir sind plötzlich, wir sind, wir ... Und dann fiel es ihm ein. Nach dem angenehmen Gespräch im Flughafen beschlossen sie, im Flugzeug nebeneinander zu sitzen. Er hatte dem Engländer Jack Twoflower versprochen, ihm Amerika zu zeigen. Ja, genau. Und dann fiel Jack in Ohnmacht, woraufhin ich es mit der Angst zu tun bekam. Ich habe die Pilotenkanzel aufgesucht und den Flugzeugentführer überrascht. Natürlich. Ganz klar. Lieber Himmel, was bedeutete mittländisch ?
Dr. Rjincewand rieb sich die Stirn. Er konnte jetzt einen ordentlichen Drink gebrauchen."

Du siehst, er wechselt die Dimension und infolgedessen die Identität. Und daran hat mich Deine Geschichte erinnert.
Noch Fragen??

Liebe Grüße
Anja
... sehr glückliche Besitzerin und KH des süßen CD Monika (Gugl-Gugl)

***
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  Re: Versetzt Datum:06.08.04 21:05 IP: gespeichert Moderator melden


Verehrte Nachtigall,
nein, keine weiteren Fragen. In der Tat habe ich das Buch gelesen (wenn es auch in gefühlter Zeit mindestens ein Jahrhundert, praktisch etwa 10 Jahre her ist).

Stimmt, eine gewisse Parallele kann man nicht abstreiten, aber ich glaube nicht, daß ich es mal schaffen werde, ein Pratchet-mäßiges Gagfeuerwerk hinzulegen...

Mein persönliches Highlight (aus welchem Buch auch immer):
"Wo ist denn eigentlich Hunger?" (der Reiter der Apokralypse)
"Der ist mal wieder in der Küche."
Ich könnte mich heute noch totlachen...

Butterfly
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Wenn ich die Wahl habe zwischen dem Nichts und dem Schmerz, wähle ich immer den Schmerz.

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  Re: Versetzt Datum:07.08.04 16:28 IP: gespeichert Moderator melden


@Fliege: wer denn sonst ausser Ihr? Wer denn sonst ausser Dir? Wer denn sonst ausser ...?

@Penthe:
Wieso Plüsch? Das ist Edelsamt, blutgefärbt.
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  Re: Versetzt Datum:09.08.04 12:51 IP: gespeichert Moderator melden


...gottseidank hat sich die leichte Magenverstimmung, die mein Rechner sich eingefangen hatte doch nicht als so schlimm erwiesen, wie befürchtet, insofern geht es jetzt weiter...

Teil 15
Sie ließ ihn ausreden, auch wenn ihr Gesicht mehr und mehr einen undeutbaren Ausdruck annahm. Als er fertig war, sah sie ihn unglücklich an. "Du meinst also, eigentlich hast du mich nie geheiratet, wir hatten gar keinen Autounfall, sondern meine Schulter ist von irgendwelchen irren Mönchen ruiniert worden", sie ließ sich von seinem Einwurf "eher Nonnen" in keiner Weise aus dem Konzept bringen, "in einer anderen Welt. Und wir haben eine Tochter, nur daß ich mich nicht daran erinnern kann, daß es keine Bilder gibt, keine Beweise, keine Geburtsurkunde, nur diese Spielzeuge hier..."
Sie machte eine Pause, dann fragte sie: "Du glaubst das wirklich, oder?"
Jens wußte genau, daß diese Frage keine Unsicherheit ausdrückte, ob Naja seine Geschichte glauben sollte, sondern eher eine Unsicherheit bezüglich seines Geisteszustands. Trotzdem nickte er: "Ja. Ich weiß, daß das wahr ist. Gestern noch haben wir eine Tochter gehabt, die du über alles liebst..."
Naja schuckte, dann schüttelte sie den Kopf: "Jens, du bist krank. Du weißt, daß ich dich liebe, aber... Du bist krank, verstehst du? Du mußt in eine Klinik. Die Polizisten haben gesagt, daß sie denken, daß es ein Fehler ist, wenn ich dich mit nach hause nehme..."
Sie schüttelte erneut den Kopf, stand auf, beugte sich über Jens und gab ihm einen Kuß. Dann ging sie zum Telefon.
Der Dialog war nicht lang.
"Naja Schmidt hier... Ja.... Ja... Genau. Ich habe... Ja. Bitte... ja, zuhause... Gut, wir warten."
Dann legte sie auf.
Sie ging wieder zu seinem Sessel, kniete sich neben ihn und legte ihre Arme um seinen Hals.
"Du verstehst das doch, oder? Ich muß das tun. Weil ich dich liebe." Sie drückte ihren Kopf an seine Schulter und schniefte. "Versprichst du mir, daß du brav mitgehst? Es ist nur zu deinem Besten."
Jens nickte langsam.
Sie blieb noch einen Moment neben ihm knien. Dann räusperte sie sich und stand auf.
"Ich muß noch ein paar Sachen für dich packen. Versprichst du mir, daß du hier bleibst, bis der Krankenwagen kommt?"
Jens nickte wieder.

Als er allein war, kämpfte er noch einen kurzen Moment mit sich selbst, bevor er nach dem Metallschmetterling griff und ihn in seine Hosentasche steckte. Es hatte damals gleich vorgesorgt, nur für den Fall, daß er es mal benötigen sollte.
Mit wenigern Schritten war er an seinem Schreibtisch und zog leise das schwere Survivalmesser, die Campingaxt, eine große Schachtel wasserfester Zündhölzer und die kleine Gaspistole mit 50 Schuß CS-Munition aus der Schublade, die er normalerweise immer verschlossen hielt. Er packte die Bewaffnung in den Wanderrucksack, über den Naja sich immer mokiert hatte. Dann zögerte er, verschwand in der Küche und kam mit einem langen Fleischmesser in der Hand zurück. Man weiß ja nie.
Im Flur kam ihm Naja entgegen. Sie blieb stehen, sah ihn entsetzt an.
"Jens... ich... komm, bitte. Laß uns ins Wohnzimmer gehn, ja? Es ist alles in Ordnung..."
Er ging weiter auf sie zu. Erst im letzten Moment registrierte er Najas Blick, der wie festgeklebt auf dem Messer in seiner Hand ruhte. Er versuchte noch, die Messerhand zu senken, öffnete den Mund, als ein blitzschneller Tritt sein Handgelenk prellte und ihn entwaffnete.
Wenige Sekunden später fragte er sich, warum er plötzlich auf dem Bauch lag und seine Frau dabei war, ihm mit einem Mantelgürtel, den sie von der Garderobe gerissen hatte, die Hände auf den Rücken zu fesseln.
Aber das war egal. Es würde auch so gehen.
Er schloß die Augen und konzentrierte sich.
Ein stechender Schmerz durchzuckte ihn und löschte sein Bewußtsein aus.

Als er die Augen aufschlug, hatte er den Kater seines Lebens. Aber das machte nichts. Der blaue Sternennebel, der über ihm schwebte und das weiche Gras, auf dem er lag, bewiesen, daß er recht hatte. Er reckte sich, so gut es mit seinen gefesselten Händen ging, dann setzte er sich mit einem leichten Schmerz in seiner lädierten Bandscheibe auf und sah sich um. Direkt neben ihm lag der Rucksack und neben dem Rucksack lag Naja, die sich schwach bewegte.
Er zappelte einen Moment, dann hatte er den Trick raus, faltete seine Beine unter sich und stand mit einem Ruck auf. Neben ihr kniete er sich wieder hin. "Naja? Naja..."
Wenige Minuten später griff sie sich stöhnend an ihren Kopf. Dann schlug sie die Augen auf. Als sie ihn sah, kroch sie plötzlich hektisch weg. "Was... was hast du mit mir gemacht? Wo sind wir?"
"Schau dich um, Liebes. Wir sind drüben. Du wolltest mir nicht glauben, also muß ich es dir zeigen. Ich bin nicht verrückt, verstehst du?"
"Aber... das Messer..."
"Ich war gerade dabei, Bewaffnung für unsere kleine Expedition zusammenzupacken. Eigentlich für meine kleine Expedition. Aber du wolltest ja unbedingt mitkommen..."
Naja stöhnte. Dann zeigte er ihr den Inhalt seines Rucksacks.
"Meinst du wirklich, ich gehe mit einem Küchenmesser auf dich los, wenn ich eine Gaspistole habe?"

Dann erklärte er ihr alles noch einmal: "Schon damals, als ich dich mit hinüber genommen habe, hat meine Realität Wellen geschlagen. Plötzlich warst du da. Ein Fremdkörper, den niemand kannte. Und die Realität hat für dich einen Platz geschaffen, hat dir eine Geschichte geschrieben, an die du selber glaubst. Vielleicht war Jana zuviel, jedenfalls ist sie jetzt genauso vollständig verschwunden, wie du damals aufgetaucht bist. Und deshalb... deshalb muß sie einfach hier sein."
Naja schüttelte den Kopf. "Ich glaub das alles einfach nicht.", dann zögerte sie und setzte hinzu: "Ich meine, ich glaube dir, daß du das glaubst. Und ich habe keine Ahnung wo wir sind, und so einen Himmel", sie deutete nach oben, "habe ich noch nie gesehen. Was soll s. Was sagst du, hier gibt es gefährliche Tiere?"
Jens nickte. "Ja. Mehr oder weniger alles, was mir hier über den Weg gelaufen ist, hat mir nach dem Leben getrachtet. Deine Mutter... Die Seherin hat gesagt, daß diese Welt keine Menschen mag."
"Gut. Dann würde ich sagen, ich nehme das Messer. Ich nehme an, ich kann damit besser umgehen als du."
Jens hatte keine Einwände und fädelte das Holster der Gaspistole an seinen Gürtel. Unter Najas kritischem Blick übte er ein paar Mal, sie zu ziehen. Schließlich fühlte er sich nicht gerade wie John Wayne, aber doch etwas vertraut damit.
"Vergiß nicht, sie zu entsichern, bevor du damit schießen willst..."

Dann wanderten beide los. Jens ging vorneweg. Er mußte ihr ja nicht auf die Nase binden, daß er keine Ahnung hatte, wo sie wahren und wohin er gehen sollte.
Es begann hell zu werden, schließlich holte sie auf, ging neben ihm. Zuckersüß fragte sie: "Jens, Liebster, hat es einen Sinn, das wir im Kreis herum gehen?"
"Im Kreis?"
"Ähm... also, genauer gesagt, in einem großen Bogen. Aber wenn wir noch einmal die gleiche Strecke zurücklegen, sind wir wieder an unserem Ausgangspunkt angekommen."
Jens schwieg betreten.
"Du hast keine Ahnung, wo du hinwillst, stimmts?"
Er nickte und sah sehr interessiert auf eine kleine Pflanze, die direkt vor ihren Füßen wuchs.

Naja schüttelte den Kopf und warf theatralisch die Hände in die Luft: "Das darf ja wohl alles nicht wahr sein. Kannst du uns immerhin jederzeit wieder nach drüben zurückbringen?"
Jens nickte: "Ja, ich denke schon. Aber probiert habe ich es nicht, und bei den rasenden Kopfschmerzen, die ich bis eben hatte, weiß ich nicht, wie oft ich das bis zum nächsten Schlaganfall machen kann..."
"Danke. Reicht mir schon. Bitte keine wenn s und aber s, sonst werde ich nervös... was hältst du davon, wenn wir zu den Bergen da drüben gehen?"
Sie wartete nicht auf seine Antwort sondern ging vorneweg.

(Diese Nachricht wurde am 09.08.04 um 12:51 von Butterfly geändert.)
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